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No Prince(ss) in Wonderland (German Version)

Summary:

Kou ist Mangaka und freier Illustrator. Sein größter Traum ist es, sein Werk bei einem Verlag zu veröffentlichen und es irgendwann animiert über den Bildschirm flackern zu sehen. Der Weg dorthin ist lang und wäre einfacher, wenn er nicht das Opfer seiner eigenen Begierde wäre, die ihn physisch wie emotional an einen der einflussreichsten und gefährlichsten Männer der Stadt bindet. Und dann ist da noch der Zeichner und Host Tōru, der seine eigenen Geheimnisse hat, von denen Kou nichts wissen darf.

English Version in progress.

Notes:

Chapter Text

Kou schlängelte sich am Rand der geordneten Menge entlang, beide Hände voll mit zwei großen Kaffeebechern, eine Tüte mit Gebäck hatte er sich unter den Arm geklemmt. Es war kurz nach Mittag und die Comiket war wie immer gut besucht. Draußen war es schwülheiß und die Klimaanlagen im Inneren stießen an ihre Grenzen, der Schweiß rann ihm über das schmale Gesicht, während der den Weg zu einem kleinen Zeichnerstand am anderen Ende der Halle einschlug. Er trug hellblaue, niedrige Chucks, schwarze Shorts und ein weißes T-Shirt, auf das vorne eine Schwimmbrille und Wassertropfen aufgedruckt waren. Kou hatte es von einem Free!-Event, das vier Jahre zuvor stattgefunden hatte und trug es gerne zu Messen. Es bildete einen Kontrast zu seiner hellbraunen Haut, die er seinem afroamerikanischen Großvater zu verdanken hatte. Die glatten, schwarzbraunen Haare, die ihm bis unter die Schulterblätter fielen, trug er zu einem losen Knoten am Hinterkopf zusammengebunden, einzelne lose Haare klebten an seinem Nacken und seiner Stirn.

Am Stand angekommen, wartete er einen kleinen Moment, bis die junge Frau im kurzärmeligen, dunkelblauen Lolitadress, mit passenden Accessoires in den dunkelbraunen, gewellten Haaren, eine Gruppe Kunden bedient hatte, dann schob er sich zwischen zwei Tischen hindurch zu ihr.
„Es gab nur noch Melonpan, keine Anpan mehr, Aya-chan“, sagte er mit ruhiger Stimme. „Kaffee, schwarz wie deine Seele.“ Er drückte ihr Kaffee und Gebäck in die Hände.
„Schade, ich hatte ewig kein Anpan mehr“, sagte Ayane zerknirscht, dann nahm sie einen großen Schluck Kaffee. „Ich fürchte fast, wir haben diesmal zu wenige drucken lassen, die gehen weg wie warme Semmeln, Kou-chan.“
Kou blickte auf den Tisch, auf dem die Stapel seiner Manga schon dramatisch kleiner geworden waren. Die Cover waren pastellig bunt, die Geschichten handelten von starken, unabhängigen Mädchen, die allerhand Abenteuer erlebten. In der aktuellen Ausgabe befasste er sich mit dem seit Jahren populären Isekai-Thema, das hauptsächlich männliche Teenager ansprach, seine Version aber hatte eine vornehmend weibliche Zielgruppe. Da es jedoch eher unüblich war, als Mann Shoujo-Manga zu zeichnen, veröffentlichte er seine Werke unter dem Pseudonym „Satou Hana“. Seine Schwägerin Ayane begleitete ihn seit dem gemeinsamen Kunststudium auf diverse Comicmessen, um die Hefte zu verkaufen und Fragen zu beantworten.
„Diesmal hast du wohl einen Nerv getroffen“, sprach Ayane weiter, während sie von ihrem Melonenbrötchen abbiss und ihn von unten ansah. Sie reichte ihm kaum bis zur Schulter, machte ihre geringe Körpergröße durch schier unbegrenzte Energie wett.
„Ich kann versuchen, bis morgen neue nachzubestellen, aber Express kostet Aufpreis, vor allem heute“, antwortete Kou, kniff die bernsteinfarbenen Augen zusammen und runzelte die Stirn, während er Zahlen in sein Handy tippte. Mit dem Zeigefinger der anderen Hand schob er die silberfarbene, ovale Brille auf der Nase zurecht, damit er die Schrift auf dem Display erkennen konnte. Sein Budget war mehr als knapp. Er arbeitete als freier Illustrator, immer mit der Hoffnung auf eine Festanstellung oder dem Durchbruch mit seinen Manga, zuletzt war aber weder das eine noch das andere besonders erfolgreich.
„Mach dir darüber keine Gedanken, ich beteilige mich daran“, sagte sie. „Zahl es mir später zurück, wenn du kannst. Sag es nur nicht Kaoru, sonst schimpft er wieder.“ Sie grinste ihn verschwörerisch an.
Ayane war seit fünf Jahren mit Kous vier Jahre älterem Bruder Kaoru verheiratet. Sie hatten sich auf einer Geburtstagsfeier von Kommilitonen kennengelernt und sich auf den ersten Blick ineinander verliebt, geheiratet hatten sie ein Jahr bevor sie ihren Abschluss gemacht hatte. Kaoru hatte Jura studiert und arbeitete mittlerweile als Rechtsberater in einem Verlag, Ayane arbeitete dort in der Grafikabteilung, allerdings von zuhause aus, da sie nebenbei ihre dreijährige Tochter Saki hütete, wenn diese nicht im Kindergarten war. An diesem Wochenende übernahm das jedoch Kaoru, damit sie Kou aushelfen konnte.
„Danke, Aya. Du bekommst es so bald wie möglich zurück.“ Kou umarmte sie kurz und kümmerte sich dann um die Bestellung der neuen Exemplare.


Es sollte sich als richtig erweisen, denn bis zum Ende des nächsten Tages hatten sie bis auf einzelne Exemplare älterer Ausgaben alles verkauft.
„So viele sind wir noch nie losgeworden“, stellte Kou erstaunt fest und legte die übriggebliebenen Hefte ordentlich in eine Kiste.
„Warum wunderst du dich darüber? No Princess in Wonderland ist das Beste, das du bisher fabriziert hast, Kou-chan, das spricht sich rum“, sagte Ayane aufmunternd. „Ach, bevor ich es vergesse, vorhin war eine Kollegin aus unserer Manga Abteilung da und hat ihre Karte dagelassen. Sie hat wohl gestern einige Ausgaben gekauft, als ich unterwegs war.“
„Von Yayoi? Du weißt, wie oft ich dort schon vorsprechen war, es war nie gut genug.“ Kou war skeptisch, er war in den vergangenen Jahren schon oft genug von Editoren und Redakteuren abgewiesen worden.
„Versuch es doch nochmal“, ermutigte sie ihn. „Sie gibt selten ihre Karte heraus und sie ist verantwortlich für ShouCa, wo No Princess in Wonderland echt gut reinpassen würde.“
„Na gut, wenn du darauf bestehst“, seufzte er. „Ich rufe sie nächste Woche an, bevor ich mich unnötig auf den Weg mache.“
Sie bauten den Stand ab und verpackten alles ordentlich in einen Koffer, bevor sie die Halle verließen, um sich auf den Heimweg zu machen. Ayane hatte ein kleines Auto, mit dem sie Kou nach Hause brachte, der in Adachi, außerhalb des Zentrums von Tokio in einer kleinen Zweizimmerwohnung lebte.
„Melde dich, wenn du in der City bist, okay?“ sagte sie, bevor sie wieder ins Auto stieg.
Ayane war stets bemüht, Kou etwas aus seinem Schneckenhaus herauszuholen, in das er sich gern zurückzog. Sie liebte ihn wie einen Bruder, auch schon vor ihrer Ehe mit Kaoru. Das gemeinsame Studium und diverse Clubaktivitäten hatten sie zusammengeschweißt, ebenso wie die Tage und Nächte, in denen sie über alles Mögliche gesprochen hatten. Seit Ayane mit Kaoru zusammen war, trafen sie sich seltener, aber sie schrieb ihm täglich und wenn es nur ein paar Zeilen oder Fotos waren.
„In Ordnung. Lass Saki-chan und Kaoru nicht warten, sie vermissen dich bestimmt schon.“

Kou winkte ihr nach, als sie vom Parkplatz fuhr und ging dann in seine Wohnung, in der momentan das Chaos herrschte. Vor Deadlines arbeitete er Tage und Nächte durch, wobei er den Haushalt komplett vernachlässigte. Geschirr, schmutzige Wäsche und Verpackungen waren überall verstreut. Er hasste Unordnung, aber während der Arbeit lagen die Prioritäten anders, also verbrachte er den Rest des Abends damit, alles aufzuräumen, Wäsche zu waschen und Geschirr zu spülen, bevor er die ganze Wohnung putzte. Es dämmerte schon, als er erschöpft ins Bett fiel und bis zum Abend durchschlief.

In den nächsten Tagen arbeitete er an einigen Design-Aufträgen, die liegengeblieben waren, die Visitenkarte von Ayanes Kollegin fiel ihm erst eine Woche später wieder ein. Er nahm all seinen Mut zusammen und rief sie sofort an, allerdings erreichte er nur die Sekretärin der Abteilung, die einen Termin für den kommenden Dienstag mit ihm ausmachte.


Am Dienstagmorgen fuhr ein mehr als nervöser Kou eine Stunde früher als nötig in die Innenstadt. Viel erhoffte er sich nicht, online und auf der Comiket kamen seine Manga schon länger gut an, Verlage hatten ihn bisher aber immer abgelehnt. Eine Empfangsdame brachte ihn rechtzeitig zu seinem Termin in einem Großraumbüro, wo er vor eine durch Stellwände abgetrennten Schreibtisch Platz nahm. Die Wände waren mit verschiedenen Covern des Magazins ShouCa tapeziert. Er wartete einige Minuten, bis eine Frau Mitte dreißig einen Stapel Umschläge auf den Tisch knallte. Sie trug mintgrüne Turnschuhe zu ihrem schwarzen Rock und eine kurzärmelige, schwarz-weiß gestreifte Bluse, die dunkelvioletten Haare waren locker zusammengebunden.
„Entschuldigen Sie die Verspätung, ich bin Hamasaki Miho“, stellte sie sich vor. „Sie sind Satou-sensei?“ Sie schaute Kou irritiert an.
„Yukimura Kousuke. Satou Hana ist mein Alias“, antwortete er, sie aufklärend. „Entschuldigen Sie die Verwirrung, es ist für mich als Mann einfacher unter einem weiblichen Pseudonym Shoujo-Manga zu zeichnen.“
„Ich verstehe, wir haben einige Mangaka, die unter einem Pseudonym arbeiten.“ Miho rückte ihre Brille zurecht. „Deshalb begleitet Yukimura-chan Sie auf Messen?“
„Das auch. Wir sind seit der Uni befreundet“, entgegnete er.
„Machen wir es kurz“, sagte sie. „Ich habe mir Ihre Arbeiten angesehen und auch mit meinen Kollegen darüber gesprochen. Wir planen eine neue Auswahlmethode für unsere Newcomer-Reihe und ich denke, da wäre No Princess in Wonderland gut aufgehoben.“
„Ist das Ihr Ernst?“ hakte Kou nach.
„Durchaus. Es läuft so ab: Wir veröffentlichen in Sonderbeilagen der nächsten Monate einzelne Kapitel neuer Serien von Newcomern und lassen die Leserinnen abstimmen, welche wir davon in Programm nehmen. Die Plätze zwei und drei bekommen einen festen Platz in den darauffolgenden ShouCa-Ausgaben, der erste Platz überspringt das und geht sofort in Serie, sofern genug Kapitel für einen Band vorhanden sind“, führte Miho aus, „parallel erschienen aktuelle Kapitel im laufenden Magazin, also alle zwei Wochen.“

„Wow… eine Buchveröffentlichung für den ersten Platz?“ Kou schluckte, das würde alle seine Träume wahr werden lassen.
„Ja, aber fixieren Sie sich nicht darauf. Sehen Sie den Wettbewerb als Teil einer Chance, drei Kapitel werden so oder so bis zum Ende der Auslosung veröffentlicht. Dazu pro Autor eine kleine illustrierte Infoseite und eine Farbseite als Sammelpostkarte. Die genauen Bedingungen habe ich hier für Sie festgehalten“, sagte sie und schob eine Liste und einen Vertrag über den Tisch.
„Kann… ich kurz darüber nachdenken?“ fragte Kou, etwas überfordert von ihrem Tempo.
„Natürlich. Wollen Sie den Vertrag noch von einem Berater prüfen lassen?“ Sie lächelte ihn freundlich an.
„N… nein, das sollte nicht nötig sein.“ Er studierte den Vertrag für mehrere Minuten, den höchstwahrscheinlich sein Bruder Kaoru verfasst hatte. Und der war er einzige Jurist, den er kannte.
„Der Vertrag gilt erstmal nur für den Zeitraum des Wettbewerbs. Alles Weitere ergibt sich im Anschluss“, erklärte sie.
Kou nickte und unterzeichnete, ohne noch weiter Zeit zu verschwenden. Es wäre mehr als dumm, nicht anzunehmen. Miho nahm eine Ausfertigung entgegen und legte sie auf einen Stapel.
„Gut, alles Weitere entnehmen Sie aus der Liste. Da Sie hauptsächlich digital arbeiten, sind benötigte Formate zusätzlich aufgeführt. Weiter unten stehen meine Nummer und Mailadresse, unter denen Sie mich jederzeit erreichen können, sollten Sie noch Fragen haben. Ohne den Umweg über die Sekretärin.“
„Vielen Dank für die Chance, Hamasaki-san“, bedankte Kou sich, bevor er sich verabschiedete und mit der Bahn nach Hause fuhr. Vor lauter Aufregung hatte er vergessen, Ayane Bescheid zu sagen.

Chapter 2

Summary:

Er beobachtete ihn und wartete ab, während Kous bernsteinfarbene Augen das umwickelte Stück Reis genau betrachteten. Sein Blick löste sich von dem Röllchen, musterte die auf Hochglanz polierten Stäbchen, die nur eine Verlängerung von Onoderas perfekt gepflegter Hand zu sein schienen. Kou biss sich unbewusst auf die Unterlippe, ihm war heiß, was nicht besser wurde, als sein Blick den von Onodera traf, der ihn mit einem kaum verhohlenen Schmunzeln ansah. Er fühlte sich, als würde er einem Tiger gegenüber sitzen und er wäre der Hase in der Falle. Sein Herz raste und er hatte ein flaues Gefühl im Bauch.

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

In den darauffolgenden Tagen hatte Kou sich einen straffen Zeitplan zurechtgelegt. Er hatte während der vergangenen Woche einen größeren Auftrag einer Werbeagentur angenommen, für die er einige Illustrationen für die Eröffnung einer neuen Sushikette in Ginza anfertigen sollte, da die hauseigenen Grafiker den Anforderungen des Kunden nicht genügten. Eigentlich machte er ungern Großaufträge in so knapper Zeit – er hatte zwei Wochen dafür – aber die Comiket hatte mehr Kosten verursacht als geplant und er brauchte das Geld dringend. Die Veröffentlichung seiner Mangakapitel über den Zeitraum des ShouCa-Wettbewerbs wurde zwar mit einem Honorar vergütet, aber das war eher eine Aufwandsentschädigung, als dass er davon Miete oder Essen hätte zahlen können. Nebenbei wollte er die ersten Kapitel von „No Princess in Wonderland“ überarbeiten, um sie einreichen zu können. Dafür hatte er jedoch insgesamt einen Monat Zeit, genug also für hauptberufliche Aufträge und die Anfertigung mehrerer Farbillustrationen seiner Heldin Kohaku.

Für den Werbeauftrag fertigte Kou einige grobe Entwürfe an. Die Werbeagentur war vom Betreiber der Sushikette beauftragt worden, ein Konzept auszuarbeiten, das jung und modern war, um dem Stil des Restaurants zu entsprechen. Er hatte schon mehrfach mit der Agentur zusammengearbeitet, also wusste er grob, worauf er sich einließ. Mit Sushi hatte er sich aber noch nicht viel auseinandergesetzt, da er keinen Fisch aß und es auch nicht wirklich mochte.

 

Zwei Tage, nachdem er mit den Entwürfen begonnen hatte, war ein Meeting mit seinen Auftraggebern in einem der neuen Restaurants in Ginza geplant. Er packte sein iPad und einen Block in seine Umhängetasche und fuhr mit der U-Bahn zum Tokioter Hauptbahnhof und von dort aus nach Ginza. Es war später Vormittag, also waren nur vereinzelt Geschäftsleute unterwegs, die von Termin zu Termin hasteten, zwischendrin tummelten sich die unterschiedlichsten Menschen, um in den großen Luxuseinkaufshäusern shoppen zu gehen. Kou folgte der Karte in seinem Handy und kam kurz vor der vereinbarten Zeit vor dem Lokal an.

„Yukimura-san?“ Er drehte sich zu der Stimme um. Sie gehörte zu seinem Kontakt der Werbeagentur, einer dunkelhaarigen Frau um die dreißig in einem eleganten Kostüm. Sie wurde von einem Mann Anfang vierzig begleitet, der einen offensichtlich teuren, maßgeschneiderten, dunkelgrauen Anzug trug, die dunklen Haare hatte er mit Pomade in Form gebracht. Kou fühlte sich spontan underdressed mit seiner schwarzen Chinohose und dem schlichten T-Shirt, das ihm bei der drückenden Hitze schon zu warm vorkam.

„Ah, Mizuno-san“, antwortete er nach einer kurzen Pause, „es freut mich, wieder mit Ihnen arbeiten zu können.“

„Die Freude ist ganz meinerseits, Yukimura-san“, entgegnete sie lächelnd. „Darf ich Ihnen Onodera-san vorstellen? Er vertritt den Geschäftsführer der Miyamoto Company, die uns beauftragt hat.“

Kou begrüßte den Mann mit einer höflichen Verbeugung, er strahlte eine dominante Aura aus, die ihn etwas einschüchterte, aber auch neugierig machte.

„Onodera Kazuki, es freut mich, Sie kennenzulernen, Yukimura-san. Gehen wir doch rein“, schlug er vor. „Die Hitze hier draußen ist ja nicht auszuhalten.“

Die drei betraten das Lokal durch die gläserne Vordertür, es war bis auf ein paar Kleinigkeiten hier und da schon fertig eingerichtet. Die Einrichtung war schlicht und modern, wurde aber von verschiedenen Popkultur-Elementen aufgelockert, die stimmige Akzente setzten. Es war ersichtlich, dass ein jüngeres Publikum als die übliche Klientel in Ginza angesprochen werden sollte.

„Ihr Innendesigner hat gute Arbeit geleistet, Onodera-san“, sagte Mizuno anerkennend. „Das ist so viel stimmiger als die ersten Entwürfe.“

„Danke. An der Planung waren nur Leute unter dreißig beteiligt, das war eine Idee meines Vorgesetzten“, antwortete er und geleitete die beiden zu einem Tisch. „Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“

„Ein Kaffee wäre gut, vielen Dank“, sagte Kou und legte seine Arbeitsmappe auf den Tisch, nachdem er sich auf die Bank gesetzt hatte.

„Dem schließe ich mich an“, fügte Mizuno hinzu.

„In Ordnung.“ Kazuki winkte einem Angestellten, der schon gewartet hatte. „Bring uns eine Kanne Kaffee und drei Tassen.“

Kou nahm ein weiches Tuch aus einem Etui mit blauem Wellenmuster, putzte seine ovale Brille und setzte sie wieder auf, dann schaltete er sein iPad an und suchte die Entwürfe heraus, die er vorbereitet hatte.

„Da wir mit einem jungen Design-Team arbeiten, bat ich Mizuno-san das für die Werbekampagne beizubehalten“, erklärte Kazuki, während sie auf den Kaffee warteten. „Ich bin froh, dass das geklappt hat, Yukimura-san. Ich habe mir Ihre bisherigen Arbeiten angesehen und denke, dass Sie genau das erfüllen können, was wir uns vorstellen.“

„Unsere eigenen Illustratoren sind leider alle etwas angestaubt“, entschuldigte sich Mizuno, „aber mit Yukimura-san haben wir schon häufiger zusammengearbeitet.“

„Vielen Dank für Ihr Vertrauen“, sagte Kou höflich, ganz im Geschäftsmodus. Es stimmte, dass er schon häufiger für Mizuno gearbeitet hatte, allerdings hatte ihre Agentur seine Anstellungsanfragen immer ausgeschlagen, als Freelancer mussten sie ihm für dieselbe Arbeit weitaus weniger zahlen, als wenn sie ihn fest einstellen würden. Deshalb erledigte er ihre Aufträge immer so effektiv wie möglich, ohne sich zu lange damit aufzuhalten.

„Mizuno-san hat mir schon erzählt, was Sie sich ungefähr vorstellen, Onodera-san, und ich habe mir die Freiheit genommen, einige Entwürfe vorzubereiten“, sagte er und drehte das iPad zu seinem Gegenüber um, der ringförmige Anhänger an seinem goldenen Bettelarmband, das er um das linke Handgelenk trug, stieß mit leisem Klicken gegen das Display. „Zurzeit ist es besonders im Trend, Gegenstände oder Tiere als sogenannte Gijinka zu interpretieren, also zu vermenschlichen. Besonders erfolgreich war es bisher bei Kriegsschiffen und Waffen, aber auch andere Dinge erfreuen sich großer Beliebtheit“, erklärte er so einfach wie möglich.

Kazuki nickte, auch wenn sich Kou sicher war, dass er nicht wirklich folgen konnte.

„Was für Ihr Vorhaben besonders wichtig ist, ist die Überlegung in welche Richtung es gehen soll. Entweder verniedlicht im Chibi-Stil.“ Er zeigte ihm einige Skizzen von kleinen, pummeligen Figuren, die unterschiedlichen Sushisorten nachempfunden waren. „Oder eher cool und fashionlastig.“ Dazu zeigte er ihm verschiedene Figuren, für die er zum Thema passende Outfits entworfen hatte.

Kazuki schaute sich die Entwürfe an und machte sich ein Notizen. Kou wartete ab, ihm war es egal, wofür er sich letztendlich entschied, er konnte beides gut umsetzen.

„Ich bin erstaunt, dass Sie für ein Vorgespräch schon so viel vorbereitet haben, Yukimura-san“, gab er zu. Er machte eine kurze Pause, als der Angestellte von vorher den Kaffee brachte und den dreien einschenkte.

Kou entgingen die aufwändigen Tattoos nicht, die kurz unter dem Ärmel des älteren Mannes hervorschimmerten, als er die Manschette seines Hemds richtete, ebenso wenig die flachen, silbernen Manschettenknöpfe mit eingravierter Triskele, dem Symbol für Mitglieder der BDSM-Szene.

„Ich arbeite gern effizient, in diesem Fall ist die Zeit ja auch knapp bemessen“, antwortete er. „In der Regel plane ich für Aufträge in diesem Umfang das Vierfache der Zeit ein.“

Kazuki warf Mizuno einen leicht verärgerten Seitenblick zu, die entschuldigend lächelte, sonst aber schwieg. Kou konnte sich ansatzweise vorstellen, was seine Honorarforderung für die kurze Zeit an Diskussionen nach sich gezogen hatte. Er war nicht überheblich, aber er wusste, was er konnte und es keine Alternative für Mizuno gab, die sie sonst hätte fragen können.

„Wäre es prinzipiell möglich, beide Arten zu kombinieren?“ fragte Kazuki, nachdem sie eine kurze Kaffeepause gemacht hatten. „Wir planen eine Bonuskarte, die mit einer App gekoppelt werden soll, dafür wären die niedlichen Figuren wahrscheinlich besser. Zumindest könnte ich mir vorstellen, dass meiner Tochter das gefallen würde.“

„Das ist natürlich möglich, aber doppelter Aufwand, wenn ich von jedem großen Charakter eine Chibiversion anfertigen muss“, antwortete Kou. „In Anbetracht der Zeit sollten wir uns eventuell auf wenige Figuren festlegen, als die Illustration der gesamten Speisekarte, wie Mizuno-san vorgeschlagen hatte.“

Kazuki nickte verständnisvoll, dann sagte er: „Zu gegebener Zeit, sollte Ihre Arbeit gut ankommen, können wir uns über eine Erweiterung Gedanken machen.“

„Das wäre eine Möglichkeit, ja.“ Kou nickte und tippte auf dem Tablet herum. „Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte, dann wären die Basis-Angebote ein guter Start und eventuell eines Ihrer Spezialgerichte. Dazu bräuchte ich Fotos von dem, was Ihre Köche zubereiten.“

Kazuki lehnte sich zurück, überlegte kurz und lächelte dann. „Wieviel Zeit haben Sie heute, Yukimura-san?“ fragte er. „Wenn Sie wollen, rufe ich unseren Sushimeister an, dann können Sie ihm zusehen und die Fotos selbst machen.“

Mizuno blätterte hastig in ihrem vollen Terminkalender, sie hatte nur eine Stunde für das Meeting eingeplant. Kou trank etwas Kaffee und ließ sich mit der Antwort Zeit, er warf einen Blick in seinen Kalender auf dem Handy, der voll aussah, da er die täglichen Ausstrahlungszeiten der aktuellen Anime-Season eingetragen hatte, aber das musste niemand wissen.

„Es wäre auch kein Problem, das Honorar zu erhöhen, wenn Sie Termine verschieben müssten“, bot Kazuki großzügig an. „Ohne den Umweg über die Agentur.“

Kou schaute kurz zu Mizuno, die blass geworden war, da sie ihre Termine auf keinen Fall verschieben konnte, dann lehnte er sich zurück, die Tasse in der Hand.

„Das ließe sich einrichten, meine Termine kann ich nachholen“, antwortete er ruhiger, als er sich fühlte. Er wünschte Mizuno nichts Schlechtes, sie tat nur ihren Job, aber es erfüllte ihn mit etwas Genugtuung, von ihrer Fehleinschätzung zu profitieren. Er unterdrückte die aufkeimende Unsicherheit, die ihn jedes Mal befiel, wenn jemand so begeistert von seiner Arbeit und seinen Vorschlägen war. Imposter Syndrome hatte Ayane es genannt und ihn geschimpft, dass er endlich akzeptieren sollte, dass er nicht untalentiert war und jede Begeisterung anderer vollkommen gerechtfertigt.

„Sehr gut.“ Kazuki legte die Hände aneinander. „Ich werde alles weitere veranlassen. Verlassen Sie uns schon, Mizuno-san?“

Mizuno schob ihre Unterlagen in ihre Tasche. „Ja, bitte verzeihen Sie mir, aber ich habe noch einen Anschlusstermin, den ich nicht verschieben kann“, sagte sie, während sie aufstand.

„In Ordnung, das kann ich verstehen“, sagte Kazuki und stand anstandshalber auf. „Vielen Dank für Ihre Zeit, alles Weitere besprechen wir dann telefonisch. Ich bringe Sie noch raus.“

 

Kou verabschiedete sich höflich von ihr, dann wartete er, dass Kazuki zurückkam. Er schrieb einem Bekannten, mit dem er später zusammen online Anime schauen wollte, dass er es wegen der Arbeit nicht schaffen würde und wünschte ihm viel Spaß. Dann löste er seinen unordentlichen Zopf und fuhr sich mit den Fingern durch die langen, glatten Haare, die sofort im Nacken kleben blieben, da es trotz Klimaanlage warm im Raum war. Er schloss kurz die Augen und verdrängte das Stechen in der Stirn, er fand Geschäftsmeetings immer furchtbar anstrengend.

„Kann ich Ihnen statt des Kaffees etwas Kaltes zu Trinken anbieten?“ riss ihn Kazukis Stimme aus seinen Gedanken.

Kou blinzelte ihn irritiert an, er hatte ihn nicht zurückkommen gehört.

„Wir haben hausgemachten grünen Eistee, ich trinke fast nichts anderes mehr“, sprach Kazuki weiter.

Er nickte, ihm war der prüfende Blick des Geschäftsmannes nicht entgangen. „Das klingt großartig, Danke“, sagte er dann und band sich die Haare wieder zusammen, so dass sie einen etwas zerzausten Knoten am Hinterkopf bildeten, lose Strähnen strich er sich hinter die Ohren.

„Kommt sofort.“ Kazuki gab dem Angestellten von eben einen Wink. „Der Sushimeister ist unterwegs, er sollte in etwa einer halben Stunde hier sein“, sagte er, dann setzte er sich wieder Kou gegenüber.

„Stört es Sie, wenn ich solange weiter arbeite? Ich habe ein paar Ideen, die ich gerne festhalten würde“, fragte Kou und suchte in seiner Tasche nach dem Stylus für sein iPad.

„Natürlich nicht, lassen Sie sich von mir nicht stören“, antwortete Kazuki mit einem Lächeln.

Kou lehnte sich auf der gepolsterten Bank zurück, schlüpfte aus seinen Schuhen und zog die Knie an, auf denen er das Tablet platzierte, bevor er begann, verschiedene Entwürfe anzulegen. Das war nicht gesündeste Arbeitshaltung, aber so hatte das Tablet den für ihn besten Winkel zum Arbeiten. Der Stylus huschte über das Display, wo bis zum Eintreffen des Sushimeisters einige grobe Skizzen entstanden.

Kou hob den Kopf, als ein Mann mit platinblondem Haar den Raum betrat und sich neben Kazuki stellte, er trug einen gut sitzenden, aber schlichten schwarzen Anzug, die Haare waren seitlich gescheitelt und im Nacken kurz rasiert.

„Boss, der Koch ist da, ich habe ihn gleich in die Küche gebracht“, sagte er leise. Kou fiel ein fehlendes Fingerglied an seinem linken kleinen Finger auf, er versuchte aber, es zu ignorieren.

„Sehr gut, du kannst dann gehen, Tetsuo“, sagte Kazuki und an Kou gewandt: „Wollen Sie mich in die Küche begleiten, Yukimura-san?“

„Gern.“ Kou stand auf und zog seine Schuhe wieder an. „Je mehr ich sehe, desto besser.“

Er folgte Kazuki durch das Lokal in die moderne Küche, wo der Koch seinen Gehilfen anwies, Reis zu kochen. Auf einem Arbeitstisch lagen verschiedene frische Fische. Kazuki begrüßte den Sushimeister mit Handschlag und stellte Kou vor.

„Ein Künstler, sehr gut, ein Hübscher noch dazu“, scherzte der Koch und strich sich über den kahlen Kopf. „Pass gut auf ihn auf, Kazuki, bevor ihm was passiert.“

Kou hörte nicht zu, er war zu sehr damit beschäftigt, seine aufkeimende Übelkeit zu unterdrücken, die der Anblick und der leichte Geruch des Fisches bei ihm auslösten. Er bereute es fast, auf den Vorschlag eingegangen zu sein.

„Schau dir den Fisch an, Kazuki, ganz frisch heute auf dem Markt gekauft“, plapperte der Koch weiter. „Nur das Beste für dich, mal probieren?“

„Ich habe nichts anderes erwartet, Sensei“, antwortete Kazuki zufrieden. „Wollen Sie auch ein Stück, Yukimura-san?“

Der Koch filetierte die Fische geschickt und zügig, bevor er die Filets in kleine Stücke schnitt. Kou schüttelte den Kopf und nahm auf einem Hocker Platz, der etwas entfernt von der Anrichte stand. „Nein, Danke. Ich will mich nicht zu sehr ablenken lassen“, antwortete er höflich. Er hoffte, dass ihm der Ekel nicht zu sehr anzusehen war. „Ich werde einfach hier sitzen und beobachten, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“

„Natürlich, ganz wie es für Sie am besten ist.“ Kazuki war natürlich nicht entgangen, dass Kou sich absolut nicht wohl fühlte, aber er nahm es bewundernd zur Kenntnis, dass er es trotzdem aushielt und sich Notizen machte, während der Koch das beste Sushi weit und breit zubereitete. Er hatte eine gute Menschenkenntnis, ohne die er auch nicht so weit gekommen wäre, weshalb er es spontan für richtig gehalten hatte, ihm dieses Angebot zu machen, ohne Mizuno zu beteiligen, die Yukimuras Talent mehr als ausnutzte. Er konnte sich gut vorstellen, häufiger mit dem jungen Künstler zusammenzuarbeiten, sollte sich eine Gelegenheit ergeben, auch wenn es teurer werden könnte, als eine Agentur für mittelmäßige Arbeit zu bezahlen.

 

Nachdem der Koch alle möglichen Sushikreationen angerichtet hatte, überwand Kou seine Abneigung und fotografierte jeden Teller aus unterschiedlichen Winkeln mit seinem Handy, damit ihm kein Detail entging. Er würde zwar nie auf die Idee kommen, etwas von den fischigen Happen zu essen, aber er kam nicht umhin, das Talent des Kochs zu bewundern, der bei der Zubereitung nichts dem Zufall überlassen und alles bis ins Detail perfektioniert hatte.

„Sie haben sich mal wieder selbst übertroffen, Sensei“, sagte Kazuki anerkennend.

„Mit weniger als Perfektion gibst du dich doch eh nicht zufrieden, Kazuki“, entgegnete der Koch. „Es ist aber zu schade, nur angesehen zu werden, also bedien‘ dich“, fügte er hinzu, während er begann, seine Messer zu spülen.

Kazuki nahm das Tablett mit dem angerichteten Sushi und ging damit zurück in den Gastraum, wo er es auf dem Tisch abstellte. Kou folgte ihm, um seine Sachen in seiner Tasche zu verstauen. Während er das tat, knurrte sein Magen, unüberhörbar in der Stille des Raums.

„Oh... Verzeihung“, sagte er beschämt.

Kazuki konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Machen Sie sich keine Gedanken darum, wir finden sicher auch noch etwas zu essen für Sie, Yukimura-san.“ Er zog eine Metallröhre aus der Innentasche seines Jacketts, aus der er ein Paar Essstäbchen aus lackiertem Holz zog, sie waren mit einem feinen Muster aus goldenen Linien verziert. „Ich schaffe das nie allein. Fisch ist aber nicht ihr Ding, habe ich recht?“ fragte er Kou, der sich wieder auf seinen vorherigen Platz gesetzt hatte und kalten Tee in sein Glas schüttete.

„Nicht wirklich, tut mir leid“, antwortete er ruhig, außerhalb der Küche ging es ihm schon besser. Er atmete tief durch.

Kazuki sondierte die Teller auf dem Tablett, dann schaute er Kou mit seinen dunklen Augen direkt an. „Ich könnte Ihnen die mit Gurke und Avocado anbieten, die mag ich nämlich nicht sonderlich“, schlug er vor und hob ein Maki, das mit einem blumenförmigen Stück Gurke gefüllt war, mit seinen Stäbchen auf, um es dann Kou entgegenzuhalten, ohne darauf zu warten, ob er es selbst nehmen würde.

Er beobachtete ihn und wartete ab, während Kous bernsteinfarbene Augen das umwickelte Stück Reis genau betrachteten. Sein Blick löste sich von dem Röllchen, musterte die auf Hochglanz polierten Stäbchen, die nur eine Verlängerung von Kazukis perfekt gepflegter Hand zu sein schienen. Kou biss sich unbewusst auf die Unterlippe, ihm war heiß, was nicht besser wurde, als sein Blick den von Kazuki traf, der ihn mit einem kaum verhohlenen Schmunzeln ansah. Er fühlte sich, als würde er einem Tiger gegenüber sitzen und er wäre der Hase in der Falle. Sein Herz raste und er hatte ein flaues Gefühl im Bauch.

„Besser mit Sojasoße?“ hörte er Kazuki mit tiefer Stimme fragen, bevor dieser das Maki sanft in das Schälchen mit Soße tunkte und ihm wieder hinhielt.

Kous Blick klebte förmlich daran, er schluckte, dann lehnte er sich – plötzlich mutig – vor und stieß mit den Lippen an das tropfende, mit Seetang umwickelte Stück Reis. Er öffnete den Mund und ließ zu, dass Kazuki ihn damit fütterte, nachdem er etwas von der salzigen Flüssigkeit auf seinen Lippen verteilt hatte. Ein Tropfen rann über sein Kinn nach unten und zog eine feine Spur über seinen Hals, die Farbe hob sich kaum von seiner hellbraunen Haut ab. Kou schluckte das Stück fast unzerkaut herunter und keuchte auf, als Kazuki seine Unterlippe mit den Stäbchen festhielt.

„Mehr?“ fragte er mit einem bestimmten Unterton in der Stimme, der kein Nein akzeptierte.

Kou nickte zaghaft, er spürte den Griff der Stäbchen bis in die Lendengegend, wo seine Hose merklich enger wurde.

Kazuki ließ ihn los, um das nächste mit Gemüse gefüllte Stück aufzuheben und ihn langsam zu füttern, bis der Teller leer war. Kou klammerte sich am Tisch fest, bis über beide Ohren errötet, sein Atem ging stockend. Kazuki hätte nicht gedacht, dass er so sehr darauf eingehen würde, er hatte sich eigentlich nur einen Spaß erlauben wollen, um ihn etwas abzulenken, allerdings freute es ihn mir als er je zugeben würde. Der junge Künstler steckte sicher noch voller Überraschungen, wenn man einmal hinter seine höfliche, zurückhaltende Art gekommen war.

„Boss, entschuldige die Störung“, riss ihn die Stimme seines Adjutanten aus den Gedanken. „Es gibt ein Problem im Cherry, um das du dich kümmern musst“, sprach er leise weiter.

Kazuki grummelte verstimmt, dann legte er die Stäbchen beiseite. „Es tut mir wirklich leid, Yukimura-san“, sagte er aufrichtig bedauernd, „aber darum muss ich mich wohl persönlich kümmern.“

Kou schaute ihn mit glasigem Blick an und blinzelte ein paar Mal, bis er sich wieder halbwegs gefasst hatte. Er setzte sich zitternd auf und atmete tief durch. „N... natürlich“, sagte er, um Fassung bemüht, „es ist auch schon spät, ich sollte los.“ Er stand auf und schwankte etwas, da seine Beine sich wie Pudding anfühlten. Kazuki stützte ihn mit einem Griff um die Taille, bevor er umkippen konnte.

„Langsam, Yukimura-san, bevor Sie sich noch verletzen“, raunte er in Kous Ohr, dem schon wieder heiß wurde. Kazukis leichter Duft nach Zedernholz raubte ihm fast die Sinne.

„Tetsuo, ich vertraue dir Yukimura-san an, bring ihn heil nach Hause“, sagte Kazuki zu seinem Adjutanten, der still daneben stand.

„Nein, ich...“ protestierte Kou, „ich schaff das schon, Danke.“

„Nichts da“, widersprach er mit einem Ton, der keinen weiteren Widerspruch zuließ, „ich bin verantwortlich, dass Sie in diesem Zustand sind, also übernehme ich auch die Verantwortung, dass Ihnen auf dem Heimweg nichts passiert. Schließlich brauche ich Sie noch.“

Kou blieb nichts anderes übrig, als sich von ihm nach draußen zu einem schwarzen Tesla Model S geleiten zu lassen, die Hand fest auf seiner Hüfte platziert, damit er nicht nochmal stolperte. Kazuki half ihm beim Einsteigen auf den Rücksitz.

„Kommst du allein klar, Boss?“ fragte Tetsuo.

„Natürlich, die paar Meter gehe ich zu Fuß“, antwortete er bestimmt, dann beugte er sich ins Auto, um Kou zu helfen, sich anzuschnallen, da dessen zittrige Hände den richtigen Schlitz nicht fanden.

Kou hielt ihn mit einer Hand an der Krawatte fest, er spürte seinen Atem heiß auf der Haut. Kazuki legte eine Hand auf seinen Hinterkopf und leckte einen Rest Sojasoße von Kous Lippen. „Wir sehen uns, Yukimura-san... so oder so.“ Er strich mit dem Daumen über sein Kinn, stand dann auf und schloss die Autotür.

„Wenn du ihn nach Hause gebracht hast, brauche ich dich im Cherry, Tetsuo“, sagte er knapp und ging die Straße hinunter in Richtung der Straße, in der sich Nachtclub an Nachtclub reihte.

Tetsuo stieg ins Auto, die Adresse von Kous Wohnung hatte er aus den Vertragsunterlagen, und fädelte sich in den dichten Verkehr ein.

Notes:

This escalated quickly ;D

Oder auch: Wenn sich ein geplanter unwichtiger Nebencharakter so dermaßen breit macht, dass er innerhalb eines Kapitels unverzichtbar wird.

Chapter 3

Summary:

„Es hilft wohl nichts, die Arbeit muss bis morgen warten“, murmelte er zu sich, stellte das Wasser aus und trocknete sich nachlässig ab. Er kämmte sich die Haare, band sie lose zusammen, nachdem er noch etwas Wasser herausgedrückt hatte und lief dann nackt durch seine Wohnung ins kleine Schlafzimmer. Vom Balkon holte er den Futon herein, den er am Morgen zum Lüften aufgehängt hatte und warf ihn auf den Fußboden. Sein feuchtes Handtuch breitete er darauf aus, um keine Flecken zu hinterlassen, dann holte er eine flache, lackierte Holzkiste aus dem Schrank, die er darauf abstellte. Aus der Kiste entnahm er eine Flasche Gleitgel und einen transparenten, etwa zwanzig Zentimeter großen und vier Zentimeter dicken, stark geäderten Dildo, den er mit dem unten angebrachten Saugfuß auf dem Deckel der Kiste befestigte. Kou stupste ihn mit den Fingern an, so dass er leicht schwankte.

Chapter Text

Kou lehnte sich auf dem luxuriösen Ledersitz zurück, der Gurt drückte sanft auf seine Brust. Er spürte noch immer die Berührung von Kazukis Hand auf seiner Hüfte und seiner Zunge auf seinen Lippen, er legte die Finger an den Mund und roch den schwachen Geruch von Sojasoße, den das Sushi dort hinterlassen hatte. Er zog die Knie an, die Hände presste er zwischen seine Beine, spürte seine Erektion durch den dünnen Stoff seiner Hose. Kou war sich bewusst, dass alles, was er im Moment tun konnte, seine Erregung nur steigern würde, aber ihm keine Erleichterung bringen konnte. Trotzdem rieb er seine Hände an seinem Schritt, die Stirn an die Knie gestützt, unterdrückte er ein leises Stöhnen.

Draußen tauchte die untergehende Sonne die Stadt in goldfarbenes Licht, Tetsuo steuerte die Limousine routiniert durch den dichten Verkehr, die Scheiben waren getönt, so dass niemand von außen hätte hineinsehen könnten. Hin und wieder warf er einen kurzen Blick durch den Rückspiegel auf Kous schmale Gestalt auf dem Rücksitz, den die Aktion seines Bosses komplett aus der Bahn geworfen hatte. Er machte sich schon lange keine Gedanken mehr über sein Verhalten, er spielte gern und oft.

Sie ließen Ginza hinter sich, wie Kou beiläufig bemerkte. Er wäre gern geblieben, hätte sich in einer Bar oder einem Club abschleppen lassen, um diesen unsäglichen Druck abzulassen. In der Gegend, in der er lebte, war das unmöglich. Aber die Chance auf umfassende Erleichterung schwand von Minute zu Minute, die sie unterwegs waren. Sein verbliebener Anstand hinderte ihn daran, seine Hose zu öffnen und sich selbst anzufassen, so sehr er sich auch danach sehnte, musste er warten, bis er zuhause war.

 

„Yukimura-san, wir sind da“, holte Tetsuos rauchige Stimme ihn in die Realität zurück. Er hatte die Tür geöffnet und sich über ihn gebeugt, um den Gurt zu lösen.

Kou nahm seine Tasche und kletterte umständlich aus dem Auto, Tetsuos unübersehbar maskuline Präsenz versuchte er zu ignorieren. Es wäre ein Fehler, sich wie ein Ertrinkender Kazukis Adjutanten an den Hals zu werfen, auch wenn jede Faser seines Körpers gerade danach schrie, von jemandem wie ihm rücksichtslos genommen zu werden.

„Brauchen Sie meine Hilfe noch, Yukimura-san? Oder schaffen Sie es allein zu Ihrer Wohnung?“ fragte Tetsuo höflich.

„Es... es geht schon, vielen Dank für Ihre Mühe, Tetsuo-san“, brachte Kou seine Stimme wieder unter Kontrolle. Er verbeugte sich höflich und ging dann hastig zu seiner Wohnung, bevor er noch etwas Unüberlegtes tat. Tetsuo schaute ihm nach, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte und fuhr dann zurück nach Ginza.

 

In seiner Wohnung stellte Kou seine Tasche ab, schlüpfte aus den Schuhen und zog sich auf dem Weg ins Bad komplett aus. Dort angekommen, stellte er das Wasser der Dusche an und setzte sich mit dem Rücken gegen die geflieste Wand auf den Fußboden. Er legte beide Hände fest um seinen schon halb ausgelaufenen, harten Penis und streichelte sich. Er schloss die Augen und sah den durchdringenden Blick Kazukis vor sich, der ihn mit seinen dunklen Augen ansah. Kou zog das Haargummi aus seinen Haaren und wickelte es ein paar Mal um den geschwollenen Schaft, so dass es leicht einschnitt. Ihm entfuhr ein Stöhnen durch die Steigerung seiner sowieso schon kaum aushaltbaren Erregung. Er beugte sich vor, die nassen, langen Haare fielen ihm wie ein Vorhang über das Gesicht und er befingerte mit der rechten Hand den weichen Muskel seines Anus, schob dann zwei Finger hinein und rieb über die empfindlichen Schleimhäute. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er mit einem unterdrückten Stöhnen kam, dickflüssiges Sperma verteilte sich unter seiner Hand und wurde fast sofort vom Wasser weggespült. Kou lehnte sich zurück, weit davon entfernt, befriedigt zu sein. Sein Penis war noch immer hart und blieb es auch, nachdem er das Haargummi abgewickelt hatte.

Er stand auf und wusch sich den Schweiß und das restliche Sperma vom Körper, dann schaute er seufzend auf seine hartnäckige Erektion.

„Es hilft wohl nichts, die Arbeit muss bis morgen warten“, murmelte er zu sich, stellte das Wasser aus und trocknete sich nachlässig ab. Er kämmte sich die Haare, band sie lose zusammen, nachdem er noch etwas Wasser herausgedrückt hatte und lief dann nackt durch seine Wohnung ins kleine Schlafzimmer.

Vom Balkon holte er den Futon herein, den er am Morgen zum Lüften aufgehängt hatte und warf ihn auf den Fußboden. Sein feuchtes Handtuch breitete er darauf aus, um keine Flecken zu hinterlassen, dann holte er eine flache, lackierte Holzkiste aus dem Schrank, die er darauf abstellte. Aus der Kiste entnahm er eine Flasche Gleitgel und einen transparenten, etwa zwanzig Zentimeter großen und vier Zentimeter dicken, stark geäderten Dildo, den er mit dem unten angebrachten Saugfuß auf dem Deckel der Kiste befestigte. Kou stupste ihn mit den Fingern an, so dass er leicht schwankte. Er kniete sich auf den Futon, beugte sich darüber und nahm das weiche Silikon in den Mund um es etwas aufzuwärmen. Es war natürlich kein Vergleich zu einem echten Penis, allein schon vom Geruch her, aber Kou nahm es gelassen. Mit einer Hand streichelte er sich selbst, bis seine Ungeduld ihn übermannte. Er verteilte etwas Gleitgel auf dem Toy und befeuchtete mit dem Rest an seinen Fingern seinen weichen Schließmuskel, womit er sich zusätzlich lockerte.

Er ging über der Konstruktion in die Hocke und führte das glitschige Silikon langsam in sich ein. Kou hielt inne, konzentrierte sich darauf, wie der Schaft ihn dehnte, dann senkte er langsam das Becken und nahm ihn mit einem Stöhnen komplett in sich auf. Er spürte die kühle Oberfläche der Kiste an seinen Hoden, während er das Toy fast heiß in sich spürte. Kou legte kurz eine Hand auf seinen Unterleib, dann umfasste er seinen vor Lust tropfenden, harten Penis und fuhr mit den Fingerspitzen über seine Eichel. Viele seiner bisherigen Bettgeschichten waren immer begeistert davon gewesen, dass er beschnitten war, für ihn war es nichts Besonderes, außer dass es ihn weniger empfindlich machte. Er rieb mit dem Daumen darüber und begann dann, sich langsam auf und ab zu bewegen, so dass die Struktur und die detailliert geformte Eichel des Toys an seinen empfindlichsten Stellen rieben.

 

Kou ließ sich Zeit, er wollte das Gefühl so lange wie möglich auskosten, da in den nächsten Wochen wahrscheinlich kaum Gelegenheit dafür bleiben würde, es zu wiederholen. Er schloss die Augen, seine ausgeprägte Kreativität machte es ihm einfach, sich einen passenden, dominanten Partner vorzustellen, der ihn so nahm, wie es ihm gefiel. Kous Hände strichen über seinen Körper, er rollte seine Brustwarzen zwischen den Fingern und zog leicht daran, bis er einen süßen Schmerz spürte, der ihn noch mehr erregte. Die linke Hand legte er an seinen Halsansatz, dann drückte er leicht zu, so dass ihm das Atmen zwar schwerer fiel, er aber keine Gefahr lief, Spuren zu hinterlassen.

Er erhöhte das Tempo, mit dem er seine Hüften bewegte, hob sie so weit an, dass der Schaft fast aus ihm herausrutschte und senkte sie dann schnell wieder, so dass sein Hintern klatschend auf die Kiste schlug. Kou spürte, wie seine Erregung Stück für Stück zunahm, seine Stimme konnte er schon nicht mehr zurückhalten, er stöhnte jedes Mal auf, wenn der feste Schaft tief in ihn eindrang. Seine Beine brannten vor Anstrengung, es wäre einfach, dem Drang nachzugeben, seinen Penis anzufassen und den sich anbahnenden Orgasmus zu beschleunigen, aber er hielt sich eisern zurück, grub die Finger der rechten Hand in seinen Oberschenkel, wo sie rote Abdrücke hinterließen. Die linke Hand legte Kou auf seinen Mund, dämpfte damit das lusterfüllte Stöhnen, das ihm kurz darauf entfuhr, als die Eichel des Toys hart über seine Prostata rieb und das Fass zum Überlaufen brachte. Er kam intensiv, spürte den Orgasmus ihn bis in die Zehenspitzen wie einen Schauer überlaufen. Sein heißes Sperma traf ihn selbst und das Handtuch unter ihm, als seine Beine schlussendlich nachgaben und er mit einem Poltern auf den Futon fiel. Das Toy rutschte aus ihm heraus, hielt aber nass glänzend auf seiner Vorrichtung.

Kou blieb eine Weile liegen, bis er sich beruhigt hatte. Sein Kopf war wie leergefegt, seine Beine brannten, von seinem Hintern ganz zu schweigen. Er spürte, wie die Erleichterung seinen Körper erfasste, doch dazu mischte sich eine Spur Bedauern, ein Gefühl von Einsamkeit, das ihn jedes Mal überkam, wenn er es sich so ausgiebig selbst besorgt hatte. Es war ein großer Unterschied, ob er selbst sich berührte oder ein anderer es tat.

 

Kou stand langsam auf, wischte die Flecken, die er gemacht hatte, mit dem Handtuch auf und trug den Dildo ins Bad um ihn und sich selbst nochmal zu waschen. Diesmal föhnte er sich die Haare trocken, bevor er zurück ins Schlafzimmer ging, um schlafen zu gehen. Er zog Shorts an, kuschelte sich an sein Dakimakura mit Yamazaki Sousuke-Bezug, das ihm Ayane vor ein paar Jahren geschenkt hatte, und schlief kurz darauf ein.

Chapter 4

Summary:

Kou nickte zustimmend und schob sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr, bevor er einen Schluck von seinem Eiskaffee nahm. Die Sonne, die durch das nahe Fenster hereinschien, zauberte bronzefarbene Reflexe in seine Haare, fing sich in seinen Augen und brachte sie zum Strahlen. Tōru war fasziniert von der Farbe, die wie flüssiges Gold schimmerte je nach Lichteinfall.

Er schluckte, dann fasste er seinen Mut und fragte: „Das mag jetzt aufdringlich sein, aber würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Sie zeichne? Ich verbringe meine Zeit ungern mit Nichtstun und naja... ein Zeichner kann immer und überall üben.“

Kou verschluckte sich an seinem Getränk, so sehr überraschte ihn die Frage.

„Das... hat mich seit der Uni keiner mehr gefragt“, antwortete er perplex.

„Also ist das ein Ja?“ fragte Tōru grinsend.

Chapter Text

Tōru wurde davon geweckt, dass die Sonne seinen Fuß verbrannte. Er öffnete träge die graublauen Augen und fischte sein Handy vom Nachttisch. Die Uhr zeigte an, dass es kurz nach vierzehn Uhr war, was auch den Stand der Sonne erklärte, die erbarmungslos durch den Spalt in seinem Vorhang schien, dabei war es schon Mitte September. Er setzte sich auf und fuhr sich mit der Hand durch seine kupferfarbenen Haare, die in alle Richtungen von seinem Kopf abstanden. Er war erst vor sechs Stunden nach Hause gekommen, nachdem er die Nacht auf Wunsch einer Stammkundin in einem Hotel verbracht hatte. Es schüttelte ihn, wenn er daran dachte und an ihren knochigen Körper, andererseits zahlten ihm Anfragen wie diese die Miete für die geräumige Einzimmerwohnung in Innenstadtnähe und andere Annehmlichkeiten. Glücklicherweise kam er mit wenig Schlaf aus, dachte er sich, stand aus dem großen Bett auf und schlurfte ins Bad, wo er sich beim Duschen die Zähne putzte.

 

Im Kopf ging er durch, was an diesem Tag noch anstand. Er hatte von seiner Agentur ein paar Aufträge zu erledigen, bei denen er Hintergründe für Mangapanels überarbeiten sollte, dann benötigte er einige neue Zeichenutensilien und neue Spitzen für seinen Stylus. Wenn er schon dabei war, Vorräte zu besorgen, könnte er auch neue Kontaktlinsen für seinen zweiten Job als Host besorgen, um seine graublauen Augen abzudecken. Als Host Shinya hatte er grüne Augen und eine andere Frisur, um beide Leben zumindest ansatzweise voneinander zu trennen. Er war nicht der einzige im Club Lemon, der das so handhabte, einige seiner Kollegen und Kolleginnen würde er auf der Straße wahrscheinlich nicht wiedererkennen. Tōru arbeitete dort, seit er sein Kunststudium vor zwei Jahren abgeschlossen hatte und aus dem Studentenwohnheim ausziehen musste. Es war ein Job, der Abwechslung brachte und viel Spaß machte, abgesehen davon, dass er sich seine Kunden nicht immer aussuchen konnte. Dass er schwul war, verkomplizierte es manchmal, aber Tōru sah das pragmatisch. Er kam gut mit Frauen aus, wusste, was sie hören wollten und wenn es zu mehr kommen sollte, gab es Viagra, um den Schein zu wahren. Er versuchte jedoch, das so oft wie möglich gar nicht erst passieren zu lassen.

Nach dem Duschen föhnte er sich die strubbeligen Haare und brachte sie mit etwas Wachs in Form für die perfekte Bishounenfrisur. Er schlüpfte in eine kurze Hose, ein Tanktop und ersetzte die goldenen Ohrstecker mit kleinen, schwarzen Ohrringen.

 

Tōru nahm sich eine Schüssel Obstsalat aus dem Kühlschrank, dazu einen Krug kalten Tee und schaltete seinen PC an, um sich die Aufträge der Agentur anzusehen, für die er als Zeichner arbeitete. Viel war nicht zu tun, bei einigen Vorlagen waren die Perspektiven verschoben und er sollte es bis zum nächsten Tag korrigieren. Es ärgerte ihn, dass manche Mangaka sich darauf ausruhten, dass Agenturen wie die, für die er arbeitete, von den Verlagen beauftragt wurden, ihre Fehler auszubügeln und sich deshalb auch nichts besserte. Es waren immer dieselben, für die Tōru nachbessern musste. Sein eigenes Portfolio blieb dabei auf der Strecke, aber anders hatte er kaum eine Chance, genügend Kontakte zu knüpfen, um irgendwann in einem Animestudio zu arbeiten. In der Uni hatte er einige Kurse in Animationsdesign besucht und er arbeitete an seinen eigenen kleinen Animationsprojekten, soweit er Zeit dazu fand.

Er arbeitete dann doch den Rest des Tages an den Aufträgen, da er am übernächsten Tag wieder im Lemon eingeteilt war und er zwischendurch noch einen Tag für sich haben wollte. Bis er alles zu seiner Zufriedenheit fertiggestellt hatte, war es draußen schon dunkel, also schob er die geplante Shoppingtour auf den nächsten Tag und ging ausnahmsweise einmal früh schlafen. Der Versuch, vor dem Einschlafen noch zu masturbieren scheiterte daran, dass seine Gedanken immer wieder zu seinen anhänglichen Kundinnen abschweiften und sich deshalb in seiner Hose gar nichts regte. Er grunzte frustriert und zog sich die Decke über den Kopf, bevor er in einen unruhigen Schlaf fiel.

 

Am nächsten Morgen kümmerte Tōru sich zuerst um die angefallene Hausarbeit, wusch Wäsche und brachte den Müll raus, nachdem er Shorts und ein ärmelloses Shirt angezogen hatte. Aus dem Briefkasten holte er neben seiner Post einen Haufen Werbung, darunter einen Flyer für die Neueröffnung einer Sushikette in Ginza. Davon hatte er tatsächlich schon gehört, der Betreiber war dieselbe Firma, der auch der Club Lemon und andere Clubs in der Gegend gehörten. Er schaute sich trotzdem eine Weile das Design des Flyers an, die Illustrationen der humanisierten Sushikreationen waren lebhaft und gleichzeitig cool, die Figuren trugen unterschiedliche Outfits und die Darstellung des Wakame-Salats hatte Haare wie feine, quietschgrüne Algen. Er suchte auf dem Flyer den Namen des Illustrators, fand aber nur das Copyright der Werbeagentur, die mit der Kampagne beauftragt war, es schien also ein interner Designer gewesen zu sein.

Die Eröffnung war ein paar Tage zuvor gewesen, seitdem liefen die Läden offensichtlich gut, soviel hatte Tōru über den Buschfunk bei der Arbeit im Club schon mitbekommen.

Nachdem er etwas gefrühstückt hatte, schlüpfte er in ein Paar bequeme Turnschuhe und machte sich auf den Weg nach Akihabara, da er nur dort alles bekam, was er brauchte. Bewaffnet mit einer detaillierten Einkaufsliste klapperte er die Läden ab, die er üblicherweise besuchte. Die Kontaktlinsen kaufte er bei einem Optiker, der sich direkt neben einem Cosplay-Laden befand und sich auf deckende Kontaktlinsen in allen Regenbogenfarben spezialisiert hatte. Tōru kaufte gleich mehrere Packungen, damit er nicht so häufig dafür los musste. Er verstaute die Linsen in seiner Tasche und schlug den Weg zum Künstlerfachmarkt ein, bei dem er immer einkaufte.

Dort angekommen, nahm er sich einen kleinen Korb, den er nach und nach mit den benötigten Utensilien füllte, neue Marker, Tinte, Radiergummis und so weiter, die er für die klassischen Aufträge brauchte, auch wenn er selbst mittlerweile lieber digital arbeitete. Da ihm die Spitzen für seinen Stylus ausgegangen waren, ging er in den ersten Stock, wo eine Technikabteilung eingerichtet war, um die Nachfrage derer zu bedienen, die digital arbeiteten.

Tōru schlenderte kurz durch die Gänge, um sich die neuesten Tablets zum Zeichnen anzusehen, bevor er den Gang mit dem Zubehör aufsuchte. Über dem Regal mit den Ersatzspitzen prangte ein Schild auf dem „SALE“ in großen Buchstaben stand. Ein kurzer Blickt machte ihm bewusst, dass sich das stark auf die Verfügbarkeit ausgewirkt hatte, denn die meisten Fächer waren leer. Er schob sich an einem Pärchen vorbei, das direkt daneben stand und suchte am Regal nach der Bezeichnung für seine benötigten Spitzen. Seine Hand kollidierte mit der warmen Hand des Mannes neben ihm, als beide zeitgleich nach der letzten Schachtel griffen.

„Oh, Verzeihung“, hörte Tōru ihn neben sich sagen, bevor sie beide ihre Hände zurückzogen.

Eine kleine Hand in einem schwarzen Spitzenhandschuh zwängte sich dazwischen und schnappte sich die Schachtel.

„Wenn zwei sich nicht einigen können, freut sich die Dritte“, sagte die klein gewachsene Frau in einem sommerlichen Lolita-Dress triumphierend und wuselte zur nächsten Kasse.

„He! Vordrängeln ist nicht!“, entfuhr es Tōru lauter als beabsichtigt.

„Ayane, das geht echt nicht, du weißt, dass ich die heute noch brauche“, sagte der Mann, mit dem Tōru kollidiert war. Er war wenig kleiner als er selbst, hatte einen dunkleren Teint als es für Tokioter üblich war und lange, seidig glatte, schwarzbraune Haare, die er wegen der Hitze zu einem lockeren Knoten gebunden hatte, ein paar Strähnen hatten sich aber gelöst und rahmten sein schmales Gesicht ein. Er trug dunkle Shorts und ein helles T-Shirt mit Paisley-Muster.

Er drehte sich zu Tōru um, der kurz irritiert war von seinen leuchtend bernsteinfarbenen Augen, und verzog er zerknirscht das Gesicht. „Bitte entschuldigen Sie das kindische Verhalten meiner Schwägerin, die Hitze ist ihr wohl zu Kopf gestiegen“, entschuldigte er sich aufrichtig.

„Sch... schon gut, irgendwer wäre so oder so leer ausgegangen“, antwortete Tōru. „Ich bin selbst schuld, wenn ich bis zum letzten Drücker warte.“

„Der Kassierer sagte, er könnte welche aus der anderen Filiale in Shibuya liefern lassen, dauert aber etwa zwei Stunden“, sagte Ayane, die Tōru gerade einmal bis zur Schulter ging, trotz der Absätze, die sie trug. „Ihr müsst ihm nur sagen, wie viele ihr braucht.“

„Für denselben Preis?“ hakte Tōru nach.

Sie schaute ihn an, dann weiteten sich ihre Augen. „Inoue-san? Ach du meine Güte, wie peinlich“, sagte sie, ohne seine Frage zu beantworten und schlug die Hände vor das ordentlich geschminkte Gesicht.

Tōru hob eine Augenbraue und schaute ihr dann prüfend ins Gesicht. „Yukimura-chan? Ich hätte Sie fast nicht erkannt.“

„Erwischt!“ Ayane grinste verlegen.

„Ihr kennt euch?“ fragte der Dunkelhaarige neben ihnen, leichte Ungeduld in der samtigen Stimme.

„Ja, von der Arbeit. Inoue-san ist Zeichner bei einer Agentur, mit der wir oft zusammen arbeiten, um Mangaka kurz vor der Deadline den Hintern zu retten. Er ist Profi für detaillierte Hintergründe und macht super krasse Animationen“, erklärte Ayane.

„Naja...“ Tōru lächelte etwas verlegen, „noch verdiene ich mit den Animationen nichts.“

„Das kommt schon noch, aber wo bleiben meine Manieren...“ Ayane holte kurz Luft, wurde dann von dem dunkelhaarigen Mann unterbrochen.

„Deine Manieren hast du heute zuhause vergessen, Aya-chan. Ich bin Yukimura Kousuke, Illustrator und ab heute wohl arbeitslos, weil meine gierige Schwägerin nicht teilen kann“, stellte er sich mit einem schiefen Grinsen vor.

„Inoue Tōru, freut mich.“ Tōru senkte kurz den Kopf. Yukimura Kousuke war für ihn kein Unbekannter, er hatte vor vier Jahren als Ausnahmetalent die Uni abgeschlossen, da war Tōru gerade in seinem zweiten Jahr gewesen, seitdem war er für einige große Kampagnen-Illustrationen verantwortlich gewesen. Dass er mit Yukimura-chan verwandt war, hatte Tōru allerdings nicht gewusst, auch nicht, wie er eigentlich aussah. Er war bisher immer eine Art Phantom in der Künstlerszene gewesen, da er sich nie öffentlich zeigte.

„Also... bestellt der Kassierer die Spitzen zum selben Preis, wie sie hier gekostet hätten?“ wiederholte er seine Frage.

„Achso... ja, natürlich, er muss nur wissen, wie viele“, antwortete sie, dann ging sie ein paar Schritte, um einen Anruf entgegenzunehmen.

„Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig“, sagte Kou resigniert.

Tōru nickte und folgte ihm zur Kasse, wo sie ihre Bestellung aufgaben und die restlichen Einkäufe bezahlten.

Ayane hakte sich bei Kou unter, nachdem sie ihr Gespräch beendet hatte. „Kou-chan...“ begann sie zuckersüß, was ihn dazu brachte, sie irritiert anzusehen. „Du weißt, ich habe dir versprochen, dass wir noch im Café ein Eis essen gehen und du hast auch schon reserviert, aber...“

„Aber?“ fragte er.

„Saki-chans Babysitterin hat gerade abgesagt und kann sie nicht vom Kindergarten abholen und Kaoru hat heute dieses Meeting...“

„Ich dachte schon, es wäre etwas Schlimmes... wir können das auch verschieben, Aya. Saki-chan hat Vorrang“, antwortete Kou sanft.

„Aber wäre doch schade um die Reservierung“, sagte sie zerknirscht. „Ich hab’s! Da ihr sowieso warten müsst, könnt ihr zwei das doch dort machen, dann würde die Reservierung nicht verfallen.“ Sie lächelte ihn an, als hätte sie die Idee des Jahrhunderts gehabt.

„Ich weiß nicht, ob das nicht zu aufdringlich wäre...“ Kou schaute etwas unsicher zu Tōru.

Der zuckte mit den Schultern, nickte aber zustimmend. „Es wäre wohl sinnvoller, als sich sonst irgendwie die Zeit zu vertreiben.“

 

Sie verabschiedeten sich vor dem Laden von Ayane und gingen dann zusammen zu dem Café ein paar Straßen weiter. Es stellte sich heraus, dass es ein Lolita-Café war, wo die beiden Männer mit ihrem sommerlichen Streetwear-Look herausstachen wie eine Lolita auf einem Bauernmarkt. Sie setzten sich an einen Tisch am hinteren Ende, wo es etwas ruhiger war. Tōru bestellte einen ungesüßten Eistee zu seinem Früchteeisbecher, Kou Eiskaffee und eine gefüllte Waffel.

„Yukimura-chan ist schon ein ziemlicher Wirbelwind, was?“ sagte Tōru, um das peinliche Schweigen zu brechen.

„Ja, damit wickelt sie alle um den kleinen Finger“, stimmte Kou zu.

„Und trotzdem hat sie sich für Ihren Bruder entschieden?“ Tōru wusste, dass ihn das gar nichts anging, aber er ließ es auf einen Versuch ankommen.

„Aya-chan und ich waren nie mehr als Freunde, dann wurde sie meine Schwester“, antwortete sein Gegenüber. „Da wäre so oder so nichts draus geworden, auch wenn wir viel miteinander teilen.“

„Bei dem Arbeitspensum ist es auch schwierig, irgendwas haltbares zu finden“, sagte Tōru. „Da macht niemand lange mit.“

Kou nickte zustimmend und schob sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr, bevor er einen Schluck von seinem Eiskaffee nahm. Die Sonne, die durch das nahe Fenster hereinschien, zauberte bronzefarbene Reflexe in seine Haare, fing sich in seinen Augen und brachte sie zum Strahlen. Tōru war fasziniert von der Farbe, die wie flüssiges Gold schimmerte je nach Lichteinfall.

Er schluckte, dann fasste er seinen Mut und fragte: „Das mag jetzt aufdringlich sein, aber würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Sie zeichne? Ich verbringe meine Zeit ungern mit Nichtstun und naja... ein Zeichner kann immer und überall üben.“

Kou verschluckte sich an seinem Getränk, so sehr überraschte ihn die Frage.

„Das... hat mich seit der Uni keiner mehr gefragt“, antwortete er perplex.

„Also ist das ein Ja?“ fragte Tōru grinsend.

Er nickte. „Ich bin aber auch kein Fan von Nichtstun, ich würde nebenbei arbeiten, wenn es Sie nicht stört.“

„Gar nicht“, antwortete Tōru und holte sein iPad aus der Tasche.

Kou tat es ihm gleich, schob seinen leeren Teller zur Seite und legte das Tablet auf den Tisch. Er öffnete eine Datei mit einem weiteren Entwurf für Kazuki. Der Auftrag war zwar offiziell abgeschlossen, aber wie erwartet hatte er noch einen Zusatzauftrag bekommen, der bis zum nächsten Tag in den Grundzügen fertig sein sollte. Tōru warf einen kurzen Blick auf das Display.

„Die Designs sind von Ihnen?“ fragte er neugierig.

„Die hier? Ja, das war etwas Kurzfristiges. Das Endergebnis habe ich aber noch nicht gesehen“, entgegnete Kou.

„Aber ich. Ich hatte heute einen Flyer in der Post, Moment...“ Tōru kramte in seiner Tasche und zog den etwas zerknitterten Flyer heraus. „Ich habe ihn aufgehoben, weil es Rabatte gibt.“

Er gab ihn Kou, der ihn sich konzentriert ansah, sein Blick wurde immer ernster, als er nirgendwo einen Hinweis darauf fand, wer für die Illustrationen verantwortlich war, sondern nur das Copyright der Werbeagentur, was Tōru auch schon bemerkt hatte.

„So... stand das nicht im Vertrag“, murmelte der Dunkelhaarige leise.

„Sieht ganz danach aus, als hätten die Sie ausgenutzt“, bemerkte Tōru.

„Wäre nicht das erste Mal, aber in dem Umfang noch nie.“

Tōru bereute es fast, ihn darauf angesprochen zu haben, als er geknickt die Schultern hängen ließ.

„Ist der Auftrag da von derselben Agentur?“ fragte er.

„Nein. Alles Zusätzliche läuft direkt zwischen mir und dem Betreiber, der mit der Arbeit der Agentur auch nicht zufrieden war“, antwortete Kou. „Über rechtliche Konsequenzen kann ich mir immer noch Gedanken machen.“

„Ist wahrscheinlich auch besser so“, versuchte Tōru die Stimmung aufzulockern.

Kou brummte zustimmend. Er lehnte sich zurück, rückte seine Brille zurecht und platzierte das Tablet auf seinem angewinkelten Knie, um weiter an den Entwürfen zu arbeiten. Tōru beobachtete ihn. Ihm fiel auf, wie er sich beim Zeichnen entspannte und alles um sich herum zu vergessen schien. Auch ihn, also nutzte er die Gelegenheit und fertigte einige Portraitskizzen an, um die Wartezeit sinnvoll zu nutzen.

 

Kou hatte Tōru alles andere als vergessen. Seine Gegenwart erinnerte ihn an die Nachmittage im Zeichenclub der Uni, wo man sich täglich zu Eistee und Zeichnen üben getroffen hatte. Es entspannte ihn auf eine angenehme Art, die Zeit mit jemandem zu verbringen, der ähnlich dachte wie er und nicht so viel redete wie Ayane. Mit ihr zusammen wäre er auf keinen Fall zum Arbeiten gekommen. Ihm war der neugierige Blick von Tōrus graublauen Augen nicht entgangen, Kou wunderte sich aber kaum noch darüber. Es passierte ihm öfter, dass er durch sein Äußeres die Neugier anderer weckte, auch wenn er es nicht darauf anlegte. Anders als Kazuki strahlte Tōru jedoch nicht diese maskuline, dominante Aura aus, was ihn bei diesem hatte schwach werden lassen. Es war jedoch nicht auszuschließen, dass ihm die Frauen reihenweise zu Füßen lagen, er hatte etwas an sich, das ihn sofort sympathisch machte.

 

Zwei Stunden später holten Tōru und Kou die bestellten Sachen im Laden ab.

„Wollen wir vielleicht Kontaktdaten austauschen?“ fragte Tōru, bevor sie sich am Bahnhof verabschiedeten. „Völlig unverbindlich, aber vielleicht ergibt sich ja mal eine Zusammenarbeit.“

„Klar, warum nicht“, sagte Kou und zog sein Handy aus der Tasche.

„Super.“ Tōru strahlte zufrieden, nachdem sie die Daten ausgetauscht hatten. „Ich melde mich auf jeden Fall wegen der Portraits. Bis dann!“ Er winkte ihm zu und ging dann in Richtung seiner U-Bahn-Linie.

Kou schlug die entgegengesetzte Richtung ein, um mit einer anderen Bahn nach Hause zu fahren.

Chapter 5

Summary:

„Ich habe ein paar Anzüge rausgelegt, die dir passen sollten“, sagte sie. „Wenn Kaoru kommt, könnt ihr sie ja durchgehen. Bleibst du zum Abendessen?“

„Danke, wenn es keine Umstände macht...“ erwiderte er.

„Du machst nie Umstände, wir haben immer eine Portion für dich eingeplant, Kou-chan. Du bist zu bescheiden.“

„Sorry... ich weiß ja, aber ich bin so oft allein, dass ich mir manchmal komisch vorkomme, wenn ich unter Menschen bin.“ Kou legte seine Arme um Saki und schaute ihr über die Schulter. „Ihr habt euch und ich... fühle mich einsam...“

„Ach Kou-chan...“ Ayane setzte sich neben ihn. „Gibt’s denn keinen, der deine Einsamkeit etwas lindern könnte?“

„Nicht wirklich, nicht dauerhaft, ich gerate auch immer an die Falschen...“ sagte er bedrückt, dann legte er die Hände auf Sakis Ohren. „Wenn es nur um Sex gehen würde, hätte ich überhaupt kein Problem, aber mehr als das ist es auch nicht. Keine ernsthaften Zärtlichkeiten oder Gefühle, zumindest nicht auf gegenseitiger Ebene.“

Chapter Text

Kou schickte die fertigen Entwürfe am nächsten Tag an Kazukis Büro. Sollte er sein Okay geben, würde er sie beenden, damit das Designteam weiter damit arbeiten konnte. Im Anschluss widmete er sich seinem Manga. Die ersten drei Kapitel und die farbigen Artworks hatte er schon eine Woche zuvor an den Verlag geschickt, vor der vereinbarten Deadline. Ohne zu sicher zu sein, setzte er sich trotzdem an die Überarbeitung der nächsten Kapitel, bevor er sich um die Fortsetzung der Geschichte kümmerte. Die Storyboards für mindestens zehn weitere Kapitel hatte er schon fertig, damit er daran weiterarbeiten konnte, wenn er so weit war. Weitere Illustrationsaufträge hatte er zwar noch offen, aber die hatten noch Zeit und waren nicht aufwändig.

So verbrachte er die nächsten Tage in relativ stiller Einsamkeit, die erst davon unterbrochen wurde, dass sein Handy klingelte. Er nahm den Anruf entgegen, ohne aufs Display zu schauen.

„Yukimura“, meldete er sich.

„Yukimura-san, mein Name ist Honda, ich bin die Sekretärin von Onodera Kazuki-san“, hörte er eine weibliche Stimme am anderen Ende.

„Ah... guten Morgen.“ Kou setzte sich aufrecht hin, um ihr besser zuhören zu können.

„Onodera-san hat sich Ihre Entwürfe angesehen und hat keine Änderungswünsche. Er meinte, Sie wüssten am besten Bescheid und er lässt Ihnen freie Hand“, führte Honda aus.

„Das klingt zu gut, wo ist der Haken?“ Kou war skeptisch, dass es so gar keine Änderungswünsche gab.

„Das Design betreffend gibt es wirklich keinen“, antwortete sie, „aber er bat mich, Sie zu fragen, ob sie es einrichten könnten, morgen Abend an einer Feier zur erfolgreichen Eröffnung von Sakura Sushi teilzunehmen. Sie findet im Restaurant in Ginza statt, wo auch das Vorgespräch stattgefunden hatte. Im Anschluss an den offiziellen Teil würde sie in kleinerem Rahmen im Club Lemon fortgesetzt werden.“

„Bis jetzt ist mein Terminkalender frei, ich bin aber wirklich nicht das größte Partytier“, antwortete Kou ehrlich.

„Onodera-san vermutete das auch, aber er fände es nicht richtig, wenn Sie nicht teilnehmen und Mizuno-san die Lorbeeren für die gute Arbeit einheimst, die Sie eigentlich für die Kampagne geleistet haben“, entgegnete Honda. „Überlegen Sie es sich und schicken Sie mir eine kurze Mail mit der Antwort, ja?“

Kou seufzte. „In Ordnung, ich melde mich.“

Er legte das Handy wieder auf die Ladestation und stand auf, um im Kleiderschrank nach seinem Anzug zu suchen, den er so gut wie nie trug. Zuletzt wissentlich auf der Hochzeit von Ayane und Kaoru. Er fand ihn tatsächlich in der hintersten Ecke und musste mit Bedauern feststellen, dass ein Schwarm Motten sich darüber hergemacht hatte.

„Sowas blödes aber auch...“ Sein innerer Emerit war froh darüber, dass er sich drücken konnte, der Geschäftsmann war verzweifelt, weil jede Einladung dieser Art seine zukünftige Miete finanzierte.

Er ging zurück zu seinem Handy und rief Ayane an, die immer eine Lösung parat hatte.

„Ah, Kou-chan, ein Glück, dass du anrufst“, sagte seine Schwägerin erleichtert. „Vorhin war es besetzt.“

„Ich telefoniere auch hin und wieder mal mit anderen Menschen, Aya-chan“, antwortete Kou. „Was ist los?“

„Kannst du mir einen Gefallen tun? Ich warte noch immer auf die Techniker, die unsere Telefonleitung reparieren sollen und ich schaffe es nicht, Saki-chan vom Kindergarten abzuholen“, erklärte sie. „Würdest du...?“

Kou schaute auf die Uhr. Er wäre mit der Bahn eine halbe Stunde unterwegs zum Kindergarten, der  zwanzig Gehminuten von Ayanes und Kaorus Haus entfernt war.

„Ich wollte sowieso vorbeikommen, also lässt sich das kombinieren“, sagte er.

„Großartig.“ Ayane klang erleichtert. „Ich sage im Kindergarten Bescheid, dass du sie abholst.“

„Okay, bis später.“ Kou legte auf und zog sich um. Zuhause trug er meistens nur Shorts und alte Anime-Shirts, vor allem im Sommer, da es drinnen oft wärmer war als draußen, denn die alte Klimaanlage war ein stromfressendes Monster, das er selten anschaltete. Eine neue war bisher nicht im Budget gewesen.

 

Er fuhr mit der nächsten Bahn in Richtung Nerima, stieg zweimal um und erreichte den Kindergarten, in den seine kleine Nichte ging, ziemlich genau eine halbe Stunde später. Er drückte auf die Klingel und betrat den Vorraum, nachdem eine junge Erzieherin ihm geöffnet hatte.

„Ich möchte Saki-chan abholen, ich bin ihr Onkel, Yukimura Kousuke“, stellte er sich kurz vor.

Die Erzieherin kannte er noch nicht, sie starrte ihn einen Moment zu lange an, bis sie nach drinnen eilte, da sie gerufen wurde. Eine ältere Erzieherin kam mit Saki an der Hand aus dem Spielzimmer.

„Schau mal, wer dich heute abholt, Saki-chan“, sagte sie zu dem kleinen Mädchen.

„Boooah! Kouji-chan!“ Die Dreijährige riss sich los und rannte auf Kou zu, der in die Hocke ging um sie aufzufangen, als sie ihm mit einem Satz freudestrahlend in die Arme sprang.

„Na, meine Kleine, hattest du Spaß heute?“ fragte er und strich ihr über den Kopf.

„Klaaaar, ich hab sooo viele Sachen g’macht“, gluckste sie.

Kou half Saki, Schuhe und Kappe anzuziehen, da die Sonne immer noch brannte und keine Wolken in Aussicht waren.

„Wir haben alle Kinder vorhin eingecremt, damit sie keinen Sonnenbrand bekommen“, sagte die ältere Erzieherin.

„Vielen Dank, das Wetter ist auch kaum auszuhalten“, sagte Kou und stand auf. „Hast du alles, Saki-chan?“

„Tasche da, Hasi da, Saki da, alles da“, antwortete sie. „Können los!“

„Na dann.“ Kou verbeugte sich höflich vor der Erzieherin. „Danke für Ihre Arbeit, bis zum nächsten Mal. Komm, Saki-chan, deine Mama wartet schon.“ Er nahm Saki an der Hand und ging mit ihr nach draußen.

„Kouji-chan, trägst du Saki? Huckepack?“ fragte sie nach ein paar Metern.

„Dann sollten wir Hasi aber in deine Tasche packen, bevor er noch verloren geht“, antwortete er und half ihr, den hellblauen Plüschhasen in ihren kleinen Rucksack zu packen.

Er ging in die Hocke, damit Saki auf seinen Rücken klettern konnte. Sie legte die Ärmchen um seinen Hals und hielt sich fest. Während sie nach Hause liefen, erzählte sie ihm von ihrem Tag und den anderen Kindern im Kindergarten. Kou klingelte nach den zwanzig Minuten Fußweg das linke Ohr, aber er freute sich immer, Saki zu sehen, die so lebhaft war wie Ayane.

 

Ayane öffnete ihnen die Tür zur Wohnung, die eigentlich eine Doppelhaushälfte mit Garten war, die Kaoru vor etwa einem Jahr gekauft hatte.

„Willkommen zuhause, Kind eins und Kind zwei“, begrüßte sie die beiden grinsend.

„Hallo Mama“, sagten Kou und Saki zeitgleich, was alle kurz kichern ließ.

Kou setzte Saki ab und zog ihr die Schuhe aus, bevor er aus seinen eigenen schlüpfte.

„Zuerst Händewaschen, komm Kouji-chan“, befahl Saki und zog ihn am T-Shirt ins Bad, wo sie auf einen Hocker stieg, damit sie zusammen Hände waschen konnten.

Ayane wartete so lange im Wohnzimmer, sie hatte eine Wassermelone kleingeschnitten und Tee kalt gestellt. Kou und Saki setzten sich an den niedrigen Tisch auf den Fußboden, Saki auf Kous Schoß, wo sie sich schläfrig an ihn kuschelte.

„Willst du keine Wassermelone, Saki-chan?“ fragte Ayane ihre Tochter.

„Später, Saki nicht hungrig“, antwortete sie und umarmte Kous linken Arm, bevor sie eindöste.

„Sie ist wie Kaoru, der kann auch zu jeder Zeit schlafen“, sagte Ayane amüsiert. „Möchtest du etwas Melone und Gerstentee?“

Kou nickte. Er genoss die gemütliche Atmosphäre, die in Ayanes hellem Wohnzimmer herrschte.

„Weshalb wolltest du eigentlich vorbeikommen? Das passiert doch sonst nicht, außer man bittet dich darum“, fragte sie, nachdem sie sein Glas gefüllt hatte.

„Ich hatte eigentlich gehofft, Kaoru wäre auch schon da, aber dann erzähle ich es dir“, antwortete er.

Er erzählte ihr von der Einladung und dem desolaten Zustand, in dem sein einziger Anzug sich befand.

„Ich dachte, vielleicht hat Kaoru noch einen Anzug, den er nicht braucht und den ich mir leihen könnte...“ fügte er verlegen hinzu.

„Er kommt erst zum Abendessen, aber ich kann mal schauen, da ist sicher was im Schrank, das er nicht mehr braucht“, sagte sie und stand auf. „Dein Bruder hat mehr Anzüge als ich Kleider, nur um dir das Ausmaß zu beschreiben.“

„Ich komme mir trotzdem vor wie ein Bittsteller“, sagte Kou niedergeschlagen. „Ich habe für den Auftrag nicht wenig bekommen, aber ein neuer Anzug, der halbwegs gut aussieht, ist so kurzfristig nicht im Budget drin.“

„Naja, in der Regel brauchst du ja auch keinen, also mach dir keinen Kopf“, sagte Ayane und strich Kou sanft über den Scheitel. „Mir reicht es als Ausgleich, dass du dich so süß um Saki kümmerst, wenn du hier bist und Kaoru auch, das weißt du. Sie vergöttert dich, wie auch immer du das geschafft hast, wo du so selten hier bist.“

Kou senkte den Kopf, es rührte ihn, dass seine Familie so unkompliziert war, zumindest die drei, die in Tokio lebten. Zu seiner Familie in Okinawa hatte er keinen Kontakt mehr, außer gelegentlicher Telefonate mit seiner Großmutter.

„Warte hier, aufstehen kannst du jetzt eh nicht“, sagte sie und ließ ihn mit Saki allein.

Kou strich der schlafenden Dreijährigen über den Kopf, die kurz darauf aufwachte und ihn angrinste.

„Malst du mit Saki, Kouji-chan?“ fragte sie, plötzlich wieder voll Energie.

„Aber klar, holst du deine Malsachen?“ Kou half ihr beim Aufstehen. Saki wuselte davon und kam wenig später mit einer kleinen Kiste voll Stiften und Papier zurück.

„Saki fängt an und Kouji-chan malt fertig, ja?“ fragte sie, nachdem sie sich wieder auf seinen Schoß gesetzt hatte.

„Ja, wie immer, du bist der Boss“, antwortete Kou sanft.

Saki kritzelte auf dem Papier herum, das er ihr hingelegt hatte, währenddessen plapperte sie munter drauf los. Die beiden hatten einige bunte Kunstwerke fabriziert, bis Ayane eine knappe Stunde später zurück kam. Saki hatte vorgemalt und Kou ihre Figuren nach ihren Anweisungen beendet. Schön war etwas anderes, aber beide hatten Spaß daran und Ayane schon eine ganze Kiste voll von diesen Werken.

„Ich habe ein paar Anzüge rausgelegt, die dir passen sollten“, sagte sie. „Wenn Kaoru kommt, könnt ihr sie ja durchgehen. Bleibst du zum Abendessen?“

„Danke, wenn es keine Umstände macht...“ erwiderte er.

„Du machst nie Umstände, wir haben immer eine Portion für dich eingeplant, Kou-chan. Du bist zu bescheiden.“

„Sorry... ich weiß ja, aber ich bin so oft allein, dass ich mir manchmal komisch vorkomme, wenn ich unter Menschen bin.“ Kou legte seine Arme um Saki und schaute ihr über die Schulter. „Ihr habt euch und ich... fühle mich einsam...“

„Ach Kou-chan...“ Ayane setzte sich neben ihn. „Gibt’s denn keinen, der deine Einsamkeit etwas lindern könnte?“

„Nicht wirklich, nicht dauerhaft, ich gerate auch immer an die Falschen...“ sagte er bedrückt, dann legte er die Hände auf Sakis Ohren. „Wenn es nur um Sex gehen würde, hätte ich überhaupt kein Problem, aber mehr als das ist es auch nicht. Keine ernsthaften Zärtlichkeiten oder Gefühle, zumindest nicht auf gegenseitiger Ebene.“

„Was ist mit Inoue-san? Der ist schon schnuckelig... Ihr habt euch doch gut verstanden letztens, oder?“ hakte sie nach.

„Inoue, hm... ich denke nicht, dass er daran interessiert wäre, Aya, so schnuckelig er auch ist, oder ob er überhaupt mein Typ wäre“, sagte Kou. „Er wirkt doch etwas, hm... soft und wahrscheinlich schleppt er jedes Wochenende eine andere Frau ab.“

„Pff... deine Menschenkenntnis täuscht dich, Kou-chan“, prustete sie. „Inoue ist so schwul wie du, ich denke nicht, dass sich das seit der Uni groß geändert hat.“

„Du kennst ihn seit der Uni? Ich erinnere mich gar nicht“, antwortete er überrascht.

„Flüchtig. Er war manchmal im Mangazirkel, trieb sich aber meistens beim Animationszirkel rum. Im vierten Jahr warst du da ja auch kaum noch und er war im zweiten, also kein Wunder, dass er dir nichts sagt“, erzählte sie. „So richtig hab ich ihn erst über die Arbeit kennengelernt, aber da auch nur mal bei Besprechungen und Online-Meetings, ein oder zwei Firmenfeiern.“

„Hmm... er wirkte eher wie jemand, der an jedem Finger ein verfügbares Mädel hat, sich aber nicht bindet, was bei unserem Terminplan sowieso fast unmöglich ist“, dachte Kou laut. „Das hat er auch selbst gesagt, nachdem er mich nach unserer Beziehung ausgefragt hatte.“

„Ich würde das noch nicht komplett abschreiben, aber selbst wenn, hättest du mit ihm immerhin einen anderen Gleichgesinnten, mit dem du was unternehmen kannst“, schlug Ayane vor.

„Naja, mal sehen...“

 

Kou schaute Saki hinterher, die jetzt damit beschäftigt war, ihre Puppen in Holzautos zu setzen und durchs Zimmer zu schieben. Sie drehten alle drei die Köpfe, als die Haustür ging und Kaoru hereinkam. Er hatte mehrere Taschen mit Essen dabei.

„Bin wieder da“, sagte er. „Oh, seltener Besuch. Hallo Kou.“

„Hallo, Kaoru-nii“, begrüßte Kou seinen älteren Bruder.

Ayane stand auf, nahm ihm die Taschen ab und gab ihm einen Kuss. „Willkommen zuhause, Kind Nummer drei.“

„Papa! Saki auch!“ Saki zog am Hosenbein ihres Vaters, damit er sie auf den Arm nahm und ihr auch einen Kuss gab. „Kouji-chan auch?“ fragte sie.

Kaoru und Kou schauten sich an, dann lachten sie beide.

„Danke, ich verzichte“, sagte Kou und stand auf. „Hast du einen Moment, Kaoru-nii?“

„Klar.“ Kaoru setzte Saki ab, die Ayane in die Küche folgte, wo sie zusammen das Essen auspackten.

„Ich brauche für einen Empfang morgen einen Anzug, meiner ist einer Motteninvasion zum Opfer gefallen“, sagte Kou. „Aya meinte, du hättest bestimmt was, das ich mir ausleihen könnte.“

„Hab schon was rausgelegt!“ rief sie aus der Küche.

„Komm mit, wir schauen mal“, antwortete Kaoru, der Kous Zwillingsbruder hätte sein können, doch er war vier Jahre älter und trug die Haare kurz.

Kou folgte ihm in das Ankleidezimmer, das zwischen Schlafzimmer und Büro lag, es war so groß wie sein eigenes Wohnzimmer.

„Was ist das für ein Empfang?“ fragte Kaoru.

„Keine Ahnung... Ich hab die Illustrationen gemacht für diese neue Sushikette in Ginza und wurde heute eingeladen, an der Feier zum erfolgreichen Start teilzunehmen“, sagte er etwas planlos.

„Ginza... die neue Kette der Miyamoto Company? Das waren deine Artworks?“ fragte Kaoru, während er den nächsten Schrank öffnete und ein paar Anzüge herausholte.

„Ja, warum fragst du?“

„Irgendjemand im Büro hatte die Flyer mitgebracht, hat mich gewundert, dass nur die Werbeagentur drauf stand, daher dachte ich, das hätte jemand intern gemacht“, antwortete er.

„Deren Interne waren dem Auftraggeber zu alt, also hat Mizuno mich engagiert. Die fehlenden Credits stören mich aber auch.“ Kou schaute sich die Anzüge an, die Kaoru herausgesucht hatte.

„Ich kann mir den Vertrag nochmal ansehen, wenn du willst, aber erst statten wir dich aus, wenn du dich jetzt unter Profis bewegst“, bot Kaoru an. „Du musst da zwar nicht im Frack auftauchen, aber mehr als Hemd, Krawatte und Jackett sollte es schon sein. Du darfst den exzentrischen Künstler gern raushängen lassen, darauf stehen Normalos.“

„Meinst du? Du bist doch selbst ein Normalo“, sagte Kou skeptisch.

„Deshalb weiß ich auch, worauf es ankommt“, gab Kaoru grinsend zurück.

 

Bis Ayane die zwei zum Essen rief, hatte Kaoru eine große Tasche für Kou gepackt mit Anzügen, Hemden, Westen, Krawatten und sonstigen Accessoires, die er nicht mehr benutzte. Im Gegenzug rang er Kou das Versprechen ab, öfter zu Besuch zu kommen. Kou hatte zwischendurch eine Mail an Honda geschrieben und für die Feier zugesagt.

„Wie du das kombinierst, ist dir überlassen, das solltest du auch ohne Hilfe hinkriegen“, sagte Kaoru, als sie wieder im Wohnzimmer saßen.

„Du verwöhnst ihn, Kaoru“, meckerte Ayane scherzhaft.

„Du kaufst dir ja alles selbst, was du haben willst, also muss ich das irgendwie kompensieren“, antwortete Kaoru seiner Frau.

Kou sagte dazu nichts. Er war mal wieder überwältigt von der Situation und hatte Schwierigkeiten, nicht einfach loszuheulen.

„Kouji-chan traurig?“ Saki war auf seinen Schoß geklettert und strich mit ihrer kleinen Hand über seine Wange, die nun doch tränennass war. „Nicht weinen, Kouji-chan, Saki dich lieb“, sagte sie und schlang ihre kurzen Ärmchen um ihn.

„Kou-chan, was ist los?“ fragte Ayane besorgt.

„N... nichts, eigentlich... ich lebe mein Leben so, wie ich es mir vorgestellt habe, komme mit meiner Arbeit gut über die Runden, was Festes wäre zwar besser, aber ich kann nicht klagen...“ sagte er mit zitternder Stimme. „Aber trotzdem fühle ich mich leer... ich bin bei euch und doch irgendwie allein, ein Anhängsel, das man akzeptiert, aber ohne mich hättet ihr denselben Spaß wie sonst auch, wenn ich nicht da bin...“

„Das stimmt nicht, du bist kein Anhängsel und verzichtbar schon gar nicht“, widersprach Ayane. „Wir denken jeden Tag an dich und hätten dich gern öfter hier, aber das ist deine eigene Entscheidung, zu der wir dich nicht zwingen, Kou-chan.“

Kou stützte die Ellbogen auf den Tisch und vergrub das Gesicht in den Händen. „Tut mir leid, euch das Essen zu vermiesen.“

„Ach Unsinn, es ist gerade wichtiger, dass es dir nicht gut geht, das Essen kann warten und schmeckt kalt auch noch“, sagte Kaoru. Er setzte sich neben seinen kleinen Bruder. „Du bist noch mehr Beziehungsmensch als ich, ist doch klar, dass du dich einsam fühlst, mal hier und da eine Affäre hilft nicht.“

„Das sagst du so leicht. Du bist seit acht Jahren in einer festen Beziehung, verheiratet und hast ein Kind“, murmelte Kou.

„Das ist aber auch kein Selbstläufer, wir arbeiten täglich daran, weil wir beide Workaholics sind und alles irgendwie unter einen Hut kriegen müssen“, erklärte Kaoru. „Auch wenn es nach außen einfach aussieht, du weißt am besten, wie kompliziert wir sind.“

„Es ist auch gar nicht schlimm, wenn du herkommst und dich ausheulst, wenn dir das hilft, Kou-chan“, sagte Ayane sanft, legte dann einen Arm um seine Schultern. „Wir lieben dich, egal wie doof du bist, weil du von deinem eigenen Talent überfordert bist“, fügte sie leise hinzu.

Kaoru schlang die Arme um seine kleine Familie und seinen Bruder, der schon immer seinen eigenen Kopf hatte und mit sich selbst haderte. Meistens brauchte er aber nur eine liebevolle Umarmung, die er durch sein ewiges Singledasein nicht bekam. Es dauerte nicht lange, bis Kou sich entspannte, er lehnte sich an Kaoru und weinte sich aus, bis er wieder leichter atmen konnte.

 

Nach dem Essen bestand Saki darauf, dass Kou sie ins Bett brachte, was er gerne tat. Nach dem Baden las er ihr eine Geschichte vor, allerdings so spannend, dass sie eine halbe Stunde später noch hellwach war und Ayane beide schimpfte, bevor sie sich dazusetzte und eine besser geeignete Geschichte vorlas. Kou wäre fast selbst dabei eingeschlafen, was Kaoru zum Anlass nahm, ihn ausnahmsweise nach Hause zu fahren. Sonst bestand Kou immer darauf, die Bahn zu nehmen, um ihnen keine Umstände zu machen, aber so müde wie er war, wäre er wahrscheinlich bis zur Endstation durchgefahren.

Er gab Kaoru eine Kopie seines Vertrags mit der Werbeagentur mit, bevor er erschöpft zu Bett ging.

Chapter 6

Summary:

„Störe ich?“ Kou sah auf und blickte in Kazukis Gesicht. Er hatte einen Teller mit unterschiedlichem vegetarischem Sushi dabei, den er ihm reichte. „Ich dachte mir, dass Ihnen der Andrang da vorne wahrscheinlich zu viel ist und habe das für Sie zur Seite stellen lassen“, erklärte er.

„Oh... vielen Dank“, murmelte Kou und nahm den Teller an sich. Kazukis aufmerksamer Blick machte ihn nervös, auch, dass er so dicht vor ihm stand. „Wollen Sie denn nichts?“ fragte er ihn.

„Ich hatte vorhin schon etwas, ich kann solche Events nicht mit leerem Magen machen“, antwortete Kazuki lächelnd.

„Nachvollziehbar.“ Kou verdrückte den Inhalt des Tellers in Rekordtempo, er war hungriger als gedacht.

„Freut mich, dass es Ihnen schmeckt, Yukimura-san“, bemerkte Kazuki amüsiert.

Kou schluckte den letzten Bissen herunter und entgegnete: „Ich bin heute noch nicht wirklich zum Essen gekommen, also... ja, es schmeckt.“

„Sehr gut. Ich hatte schon befürchtet, Sie schlingen so, damit ich keine Gelegenheit bekomme, Ihnen dabei zu helfen.“ Er strich eine Haarsträhne von Kous Schulter zurück, dabei berührte er fast beiläufig mit den Fingerspitzen seinen Hals.

Notes:

(See the end of the chapter for notes.)

Chapter Text

Kou wurde von der Türklingel aus dem Schlaf gerissen. Er wusste nicht, wann er ins Bett gegangen war oder wie spät es jetzt war. Er zog sich etwas über und öffnete die Wohnungstür. Davor stand ein Paketbote, der ihm ungeduldig ein Päckchen in die Hand drückte und mit einem knappen Gruß davonstiefelte. Im Päckchen befand sich eine neue Hülle mit stabilerem Standfuß für sein iPad, damit er unterwegs besser arbeiten konnte. Er hatte sie ein paar Tage zuvor bestellt, es aber schon wieder vergessen. Kou schaute auf die Uhr, es war kurz nach Mittag.

Während er sich etwas zu essen machte, las er seine Mails. Honda hatte ihm geantwortet und geschrieben, dass sie ihm für 17:30 Uhr ein Taxi vorbeischicken würde, damit er nicht mit der Bahn fahren musste, die Kosten übernahm selbstverständlich die Miyamoto Company. Er beschloss, erst noch etwas zu arbeiten, bevor er damit begann, sich für den Abend fertig zu machen. Ein Outfit hatte er sich in der vergangenen Nacht schon aus dem zusammengestellt, was Kaoru ihm mitgegeben hatte, da er sowieso nicht hatte einschlafen können. Er hatte sich für einen dunkelgrauen Anzug entschieden, der etwas schimmerte, das Jackett hatte ein goldfarbenes Futter. Dazu eine mattschwarze Weste mit goldenen Details an Saum und Revers, darunter ein weißes Hemd und eine im Stil der Weste gehaltene schmale Krawatte. Je nach Temperatur würde er die aber auch weglassen. Ergänzen wollte er das Ganze noch mit passenden Accessoires, die Kaoru dazugelegt hatte. Da Kou die Business-Schuhe dazu unbequem fand, wollte er dazu – als Stilbruch – das Paar schwarze, flache Lederstiefeletten anziehen, das er sich zum 25. Geburtstag gekauft hatte.

 

Statt zu arbeiten, prokrastinierte er den halben Nachmittag, weil er sich vor Aufregung nicht konzentrieren konnte. Es war das eine, abends allein in eine Bar oder einen Club zu gehen, aber eine Feier zum Abschluss eines Auftrags, veranstaltet von einer der einflussreichsten Firmen der Stadt, war eine ganz andere Sache. Zudem die Einladung direkt von Kazuki kam. Kou nahm sich vor, nur so lange zu bleiben, wie es nötig war und danach noch woanders hinzugehen, um den Druck der letzten Wochen abzubauen. Das ginge im Lemon zwar auch, wie er aus Erfahrung wusste und schon getan hatte, aber an diesem Abend wäre das unangebracht. Andererseits fragte er sich, weshalb Kazuki dorthin wollte und nicht in einen der anderen Clubs mit weniger anzüglichem Ruf als ein Host Club. Kous Gedanken schweiften ab und sein Kopfkino machte sich selbstständig, bevor er es ausbremste, da Kazuki sicher nur die Location mochte und nicht beabsichtigte eine Orgie zu veranstalten. Oder doch? Wer war eigentlich noch eingeladen?

Das Piepen der Erinnerung riss ihn aus seinen Gedanken. Er räumte seine Kaffeetasse weg und ging ins Bad, um sich vorzubereiten. Unter der Dusche wusch und rasierte er sich gründlich, wo es bei seiner sowieso nur spärlichen Körperbehaarung überhaupt notwendig war. Die Stoppeln in seinem Gesicht schabte er mit einem Rasiermesser ab, den Umgang damit hatte er sich während des Studiums beigebracht, da es auf Dauer günstiger und umweltschonender war. Mittlerweile nutzte er es auch, um seine Achseln zu rasieren und die Schambehaarung zu trimmen. Das hatte viel Übung und etliche Schnittwunden gekostet, aber es war gründlicher als alles, was er vorher ausprobiert hatte.

Er trocknete sich ab und föhnte dann seine Haare, die so glatt waren, dass Ayane ihn regelmäßig beneidete, da sie dafür immer auf ein Glätteisen angewiesen war. Vor dem Spiegel probierte Kou verschiedene Frisuren aus, bis er sich dazu entschieden hatte, seine langen Haare nach hinten zu kämmen und zwei Strähnen am Hinterkopf zusammenzubinden. Er stülpte ein etwas breiteres, goldfarbenes Band über das Haargummi, damit es nicht zu streng aussah. Betrübt stellte er fest, dass er, anders als gedacht, keine Kontaktlinsen mehr hatte, um seine silberne Brille zu ersetzen, die er nicht tragen wollte, da sie nicht zum Outfit passte, er stellte sich also darauf ein, den Abend alles etwas verschwommen zu sehen. Präpariert mit Mundwasser und Bodyspray ging er schließlich ins Schlafzimmer und zog sich an. Er entschied sich gegen die Krawatte, da es immer noch schwülwarm war, dann schob er das aufgeladene Handy, Schlüssel und seine kompakte Geldbörse in die Innentaschen des Jacketts und wartete auf das Taxi, das pünktlich eintraf.

 

Die Fahrt durch den Feierabendverkehr nach Ginza dauerte eine Stunde. Kou bereute es, nicht noch eine Kleinigkeit gegessen zu haben, sein Magen grummelte verstimmt und die Aufregung machte es auch nicht besser. Das Taxi bog in die Straße ein, in der das Restaurant lag. Kou schaute aus dem Fenster, vor dem Lokal stand eine Traube von Menschen, Pressevertreter waren auch da. Er spürte die Panik in sich aufsteigen, die sich nur mühsam unterdrücken ließ. Seine Finger kribbelten, ihm wurde gleichzeitig heiß und kalt, doch für einen Rückzieher war es zu spät, denn der Wagen hielt vor dem Eingang und die Tür wurde geöffnet. Er bedankte sich beim Fahrer und stieg aus. Zu seiner Erleichterung beachtete ihn kaum jemand aus der Gruppe vor dem Eingang, es waren allem Anschein nach Geschäftspartner der Company mit ihren Partnerinnen, allesamt festlich gekleidet. Kou hatte schon befürchtet, overdressed zu sein, aber Kaoru hatte den richtigen Riecher gehabt.

„Yukimura-san.“ Tetsuo, Kazukis Adjutant, löste sich aus der Gruppe, Kou hatte ihn zuvor gar nicht wahrgenommen in seinem schlichten schwarzen Anzug, und kam auf ihn zu.

„Tetsuo-san, guten Abend“, begrüßte er ihn.

„Onodera-san erwartet Sie schon, folgen Sie mir bitte“, bat Tetsuo nach einem knappen Nicken auf Kous Begrüßung.

Kou folgte ihm nach drinnen. Jetzt, da Tetsuo ihn angesprochen hatte, bemerkten ihn auch die anderen Gäste vor dem Eingang. Als wäre es ein geheimes Zeichen gewesen, betraten auch sie das Restaurant. Drinnen waren die Tische umgestellt worden, um Platz für Stehtische zu machen. An der langen Theke war ein Buffet aufgebaut, das überquoll vor raffinierten Sushikreationen, Kellner schwirrten umher und verteilten Getränke.

Kazuki stand neben einem lebensgroßen Pappaufsteller einer der von Kou entworfenen Figuren und unterhielt sich mit einem älteren, grauhaarigen Mann in einem dunklen Anzug. Tetsuo wartete, bis er sein Gespräch beendet hatte, dann tippte er ihm leicht auf die Schulter.

„Yukimura-san, Boss“, sagte er leise, aber laut genug, dass Kou es noch hören konnte.

Kazuki drehte sich zu ihnen um. Er trug einen schmal geschnittenen, cremefarbenen Nadelstreifenanzug mit zweireihigem Jackett, darunter ein schwarzes Hemd mit Stehkragen. Die dunkelbraunen Haare waren ordentlich nach hinten gekämmt. Kou fiel erst jetzt auf, dass Kazuki, obwohl gut fünfzehn Jahre älter, in Topform war, was durch den gut sitzenden Anzug betont wurde.

„Wie schön, dass Sie Zeit gefunden haben, Yukimura-san“, begrüßte er Kou freundlich lächelnd.

„Honda-sans Formulierung ließ mir kaum eine andere Wahl“, antwortete Kou zurückhaltend.

„Sie hat ein großes Talent dafür, ja“, stimmte Kazuki zu. „Darf ich Ihnen meinen Vorgesetzten vorstellen?“ Er ging einen Schritt zur Seite und deutete auf den älteren Mann neben ihm. „Yukimura-san, das ist Miyamoto Hideyoshi-san, der Geschäftsführer der Miyamoto Company. Oyaji, das ist Yukimura Kousuke, der Künstler, von dem ich dir erzählt habe“, stellte er die beiden einander vor.

Kou verbeugte sich so weit, dass es noch höflich, aber nicht unterwürfig war. „Es freut mich, Sie kennenzulernen, Miyamoto-san.“

„Nicht so förmlich, Yukimura-san, ich bin hier heute nur Gast“, bat Hideyoshi mit kratziger Stimme. „Mein Name steht zwar auf den Verträgen, aber Kazuki hier ist das zu verdanken und seinem Gespür für die jungen Leute.“

„Ohne Yukimura-san wäre das aber auch nur halb so gut geworden“, warf Kazuki ein, das Lob war ihm sichtlich unangenehm.

„Ich bin froh, dass ich helfen konnte“, gab Kou bescheiden zurück. „Ich habe Mizuno-san noch nicht gesehen, ist sie nicht da?“

„Oh, doch, sie müsste irgendwo sein“, antwortete Kazuki.

„Boss, es ist Zeit für die Ansprache“, erinnerte Tetsuo ihn.

„Ach ja, kommen Sie, Yukimura-san.“ Kazuki ging vor. „Kennen Sie eigentlich schon das Designteam?“

„Flüchtig, wir hatten eine kurze Videokonferenz vor drei Wochen“, gab Kou zurück. Er hatte das Team während des Designprozesses für die Abstimmung kontaktiert.

„Sehr gut, warten Sie doch kurz dort, während ich das hinter mich bringe“, sagte Kazuki und wies auf die kleine Gruppe junger Leute, die Kou von der Konferenz her kannte, bevor er sich auf einen Treppenabsatz stellte, um die unvermeidliche Ansprache zu halten.

Kou gesellte sich zur Gruppe, die ihn freundlich begrüßte. Kurz darauf wurde klar, weshalb Kazuki ihn gebeten hatte, dort zu warten. Er verwies in seiner Ansprache mehrfach auf die kreativen Köpfe, die das Konzept entwickelt und mitgetragen hatten und stellte sich bescheiden nur als Planer für das Organisatorische vor. Die Werbeagentur und Mizuno erwähnte er mit keinem Wort, was diese dementsprechend mit angesäuertem Gesichtsausdruck zur Kenntnis nahm.

Statt des angebotenen Champagners, hatte Kou sich ein Glas vom hauseigenen Eistee bestellt, er wollte auf leeren Magen keinen Alkohol trinken. Seine Zurückhaltung brachte ihm die Bewunderung der anderen ein, die alle jünger waren als er, teilweise frisch von der Uni.

„Ich wusste gar nicht, dass es den Eistee heute Abend auch gibt“, sagte die Innenarchitektin, die schon ihr drittes Glas Champagner in der Hand hielt. Sie stützte die Ellbogen auf den Tisch und schmachtete Kou an, der so tat, als würde er es nicht merken.

Am Ende der Ansprache gab Kazuki das Buffett frei, so dass jeder sich nach Lust und Laune bedienen konnte. Kou nutzte die Gelegenheit, sich von der Gruppe abzusetzen, die geschlossen zur Theke ging. Er lehnte sich etwas abseits an eine Trennwand, der Trubel war ihm jetzt schon zu viel. Er hatte sich das Ganze kleiner vorgestellt, aber dass die halbe Geschäftswelt von Ginza anwesend sein würde, hatte er nicht erwartet. Die meisten waren wohl da, weil es so Brauch war und nahmen wenig Notiz von denen, die sie nicht kannten, aber dass Tetsuo Kou gleich nach der Ankunft zu Kazuki und Hideyoshi gebracht hatte, hatte sich herum gesprochen und der ein oder andere warf einen neugierigen Blick auf ihn.

„Störe ich?“ Kou sah auf und blickte in Kazukis Gesicht. Er hatte einen Teller mit unterschiedlichem vegetarischem Sushi dabei, den er ihm reichte. „Ich dachte mir, dass Ihnen der Andrang da vorne wahrscheinlich zu viel ist und habe das für Sie zur Seite stellen lassen“, erklärte er.

„Oh... vielen Dank“, murmelte Kou und nahm den Teller an sich. Kazukis aufmerksamer Blick machte ihn nervös, auch, dass er so dicht vor ihm stand. „Wollen Sie denn nichts?“ fragte er ihn.

„Ich hatte vorhin schon etwas, ich kann solche Events nicht mit leerem Magen machen“, antwortete Kazuki lächelnd.

„Nachvollziehbar.“ Kou verdrückte den Inhalt des Tellers in Rekordtempo, er war hungriger als gedacht.

„Freut mich, dass es Ihnen schmeckt, Yukimura-san“, bemerkte Kazuki amüsiert.

Kou schluckte den letzten Bissen herunter und entgegnete: „Ich bin heute noch nicht wirklich zum Essen gekommen, also... ja, es schmeckt.“

„Sehr gut. Ich hatte schon befürchtet, Sie schlingen so, damit ich keine Gelegenheit bekomme, Ihnen dabei zu helfen.“ Er strich eine Haarsträhne von Kous Schulter zurück, dabei berührte er fast beiläufig mit den Fingerspitzen seinen Hals.

Kou spürte seine Ohren heiß werden, er leckte einen Reiskrümel aus seinem Mundwinkel. „Daran... hatte ich gar nicht gedacht“, gab er zu. Das war zwar nur die halbe Wahrheit, aber das musste sein Gegenüber nicht unbedingt wissen. „Das letzte Mal war aus der Situation heraus entstanden, ich weiß auch nicht...“ Er drückte einem Kellner sein leeres Eisteeglas in die Hand und tauschte es gegen ein Glas Champagner ein, das er in einem Zug leerte, um seine Nervosität zu besänftigen.

Kazuki schmunzelte darüber, dass er ihn so leicht aus der Fassung bringen konnte.

„Begleiten Sie mich ein Stück?“ fragte er. „Ich habe noch ein paar Gespräche zu führen, eventuell ergeben sich dabei ein paar neue Kontakte für Sie.“

„In Ordnung“, antwortete Kou, dem spontan keine Ausrede einfiel, sich dem zu entziehen. Unterwegs nahm er sich ein neues Glas Champagner.

 

Während der nächsten Stunde begleitete er Kazuki auf seiner Runde durch das Restaurant. Er beteiligte sich nur minimal am Smalltalk, tauschte aber mehrere Visitenkarten aus, von denen er immer welche dabeihatte. Bei der Gelegenheit lernte er auch Kazukis Frau und Tochter kennen. Seine Frau war eine streng blickende, schlanke Dame, die Kou skeptisch musterte. Die Tochter löcherte ihn mit Fragen, sie war im zweiten Oberschuljahr und offensichtlich ein großer Fan seiner Illustrationen. Kou versuchte, ihr so gut wie möglich zu antworten und zeichnete ihr zum Schluss mit einem Edding, den sie in ihrer Tasche gefunden hatte, eine Chibi-Figur von ihr selbst auf die Handyhülle.

„Wir gehen dann jetzt, morgen ist wieder Schule“, sagte Kazukis Frau schließlich. „Komm, Haruka.“

„Nur noch ein bisschen, ja?“ bat das Mädchen.

„Hör auf deine Mutter, Haru-chan“, sagte Kazuki streng.

„Nagut... bis zum nächsten Mal, Yukimura-san“, verabschiedete sie sich höflich und folgte dann ihrer Mutter, die schon vorgegangen war.

„Nett, Ihre Familie“, sagte Kou, nachdem sie außer Sicht waren.

„Nett... ja, das trifft es wohl“, entgegnete Kazuki und schaute Kou von der Seite an.

Dessen Frisur saß noch immer wie zu Beginn des Abends, die langen glatten Haare fielen ihm über den oberen Rücken, nur eine einzelne Strähne hatte sich in seinem Kragen verfangen. Kazuki bemerkte kleine Schweißperlen auf Kous Hals und Schläfen, ob von der Wärme im Raum oder vor Nervosität konnte er nur raten.

„Schließen Sie sich uns nachher noch an...?“ fragte er fast beiläufig. „Ich würde verstehen, wenn das nichts für Sie ist.“

Kou legte den Kopf schief, der ihm schon etwas brummte vom Champagner und den Gesprächen. „Onodera-san, ohne unhöflich sein zu wollen, aber wenn Sie nicht vorher Ihre Hausaufgaben gemacht hätten, hätten Sie Honda-san nie beauftragt, mir das gestern schon zu erzählen. Es ist offensichtlich, dass nur ein kleiner Teil dieser... Gesellschaft den Abend noch woanders verbringen wird.“ Er fuhr sich mit der Hand über den feuchten Nacken. „Sie wissen ganz genau, dass ich schon mehr als einmal im Lemon und Ihren anderen Clubs war.“ Er schaute ihn an. „Da Sie die Rechnung übernehmen, wäre ich dumm, nicht mitzukommen, auch wenn mir schleierhaft ist, was Sie sich dadurch erhoffen. An meiner Arbeit ändert das nichts.“

„Der Rest des Abends ist rein privat, das geschäftliche lassen wir hier, wenn wir nachher gehen“, sagte Kazuki versöhnlich. „Außer Mizuno, der schulde ich tatsächlich noch einen Besuch dort, aber wegen etwas anderem. Sie müssen Sie also noch etwas ertragen, bis sie zufriedengestellt ist.“

Kou zuckte mit den Schultern. „Mizuno-san interessiert mich nicht wirklich, aber Sie sind der Gastgeber, also entscheiden Sie das.“

Notes:

Kous Outfit wurde massiv inspiriert von einem Thorns Fanart von Shiniesk. Allgemein bin ich gerade im Thorns-Simp-Modus, weshalb es durchaus optische parallelen zwischen Kou und Thorns gibt.
https://shiniesk.lofter.com/post/1f880e99_1cc8b5ea8

Chapter 7

Summary:

„Mir fällt gerade auf... der Whiskey hat fast dieselbe Farbe wie Yukimuras Augen“, sagte Sayaka etwas später, nachdem die Flasche schon gut geleert war.

„Tatsache, die Farbe ist wirklich ungewöhnlich“, schloss Shinya sich an. „Vielleicht ist er gar kein Mensch, sondern ein Yokai, der sich nur als Mensch ausgibt.“ Er beugte sich verschwörerisch zu ihr herunter.

Kou schaute verlegen in sein Glas, entspannte sich aber wieder, als Kazuki die Hand in seinen Nacken legte und über Shinyas Späße lachte. Shinya entging die Reaktion nicht, auch wenn er mittlerweile einiges getrunken hatte. Er sah die leichte Gänsehaut auf Kous Unterarmen, der das Jackett ausgezogen und die Ärmel ein Stück hochgeschoben hatte, als Kazuki weiter seinen Nacken kraulte. Es wurde ihm schlagartig klar, weshalb die anderen sich heute zurückhielten. Es war unübersehbar, dass Kazuki heute keinerlei Interesse an den Diensten der Angestellten hatte, er hatte sich seinen Nachtisch – oder sein neues Spielzeug – schon mitgebracht.

Notes:

Etwas Hetero-Smut hierbei, Tōru ist ein fleißiger Host. ;D

(See the end of the chapter for more notes.)

Chapter Text

Im Club Lemon herrschte hinter den Kulissen routinierte Hektik. Der normale Betrieb lief wie gewohnt, aber da Kazuki sich angekündigt hatte, war die Anspannung größer als sonst. Er stattete seinen Clubs zwar regelmäßig Besuche ab, diese erforderten jedoch mehr Aufmerksamkeit als die der üblichen Kundschaft. Das Lemon war nicht der teuerste Laden in der Gegend, die meisten Kunden waren Angestellte oder Banker, die dort hin und wieder ihren Feierabend verbrachten und den Service schätzten. Wenn man es darauf anlegte, konnte man auch ein durchschnittliches Monatsgehalt an einem Abend ausgeben, das kam aber selten vor.

 

„Der Inhaber hat heute niemanden direkt angefordert, also seid ihr alle potenziell abrufbar heute“, sagte Tanaka, der Manager des Clubs zu den vor ihm aufgereihten Männern und Frauen. „Es ist nicht sicher, wer ihn heute begleitet. Die üblichen Personen und eventuell Gäste“, fuhr er fort. „Seid also flexibel und aufmerksam, ihr wisst, wie anspruchsvoll er sein kann.“

„Hat er seine Suite für heute angefordert?“ fragte eine Hostess mit langen dunklen Haaren in einem tief ausgeschnittenen Kleid.

„Ja, sie ist schon vorbereitet. Honda-san hatte eine Liste mit Anweisungen geschickt“, antwortete ihr Chef.

Tōru, der sich für den Job Shinya nannte, hört nur halb zu. Kazuki hatte bisher noch nie an ihm Interesse gezeigt, was ihm tatsächlich ganz recht war, denn sie waren alles andere als kompatibel und der Yakuza schien ihm nicht wie jemand, der seine dominante Position aufgeben würde, um ihn den aktiven Part übernehmen zu lassen. Er überließ seinen Kolleginnen in dem Fall gerne das Feld, die jetzt schon vor Vorfreude schnatterten, oder seinen eher passiven männlichen Kollegen und stellte sich auf einen für ihn ruhigen Abend ein.

„Shinya, hilfst du mir kurz mit dem Verschluss? Ich glaube, da hat sich irgendwas verhakt“, bat die dunkelhaarige Hostess.

„Lass mal sehen, Megumi“, sagte er.

Sie hielt ihre Haare hoch und drehte ihm den Rücken zu. Im Reißverschluss hatte sich eine Haarsträhne verhakt und er schloss deshalb nicht komplett. Shinya öffnete ihn vorsichtig, friemelte die Haare heraus und schloss ihn dann ganz.

„Besser?“ fragte er.

„Ja, Danke. Wenn der nicht richtig zu ist, hab ich Angst, dass mir die Möpse aus dem Kleid fallen“, antwortete sie, nachdem sie sich zum ihm umgedreht hatte.

Er zog eine weitere Haarsträhne aus ihrem Ausschnitt und richtete ihn etwas, dabei berührte er unweigerlich ihre Brüste.

„Weißt du, jedem anderen hätte ich jetzt die Finger gebrochen“, sagte sie grinsend. „Aber bei dir weiß ich ja, dass du dabei gar keine Hintergedanken hast, Shinya.“

„Du bist eine brutale Frau, Megumi, das passt gar nicht zu deinem eleganten Äußeren“, entgegnete er ebenso grinsend. Megumi hatte kurz nach ihm dort angefangen, nachdem ihr der Bürojob zu langweilig geworden war. Sie hatten sich auf Anhieb gut verstanden, beschränkten ihre Freundschaft aber auf die Arbeit.

„Bis jetzt hatte ich damit immer Erfolg“, sagte sie und zwinkerte ihm zu. „Gutes Gelingen heute.“ Sie drückte ihm einen Kuss auf die Nase, dann ging sie in den Vorraum, um die Gäste zu begrüßen.

Shinya nahm seinen üblichen Platz an der Bar ein, Yagate, der Barkeeper, stellte ihm ein Glas Whiskey hin. Von dort hatte er einen guten Blick auf den Eingang.

 

Kurz vor 22 Uhr betrat Kazuki mit Anhang den Club. Der Chef begrüßte ihn persönlich, um ihn dann zu seinem Stammplatz zu bringen. Kazukis rechte Hand Tetsuo hatte eine dunkelhaarige Frau um die dreißig im teuren Cocktailkleid untergehakt, die etwas eingeschüchtert und angetrunken wirkte. Es war dem Personal des Clubs bekannt, dass vorher die Feier zum Start der neuen Sushikette stattgefunden hatte und wie Shinya die Company kannte, war dabei nicht gespart worden. Es überraschte ihn dennoch, Kou neben Kazuki zu sehen, der ihn diskret am Ellbogen zur reservierten Sitzecke leitete. In dem eleganten, verzierten Anzug, ohne Brille und den streng nach hinten gebundenen Haaren wirkte er wie ein anderer Mensch als der, den er in Akiba getroffen hatte.

„Was macht der denn hier...?“ entfuhr es ihm leise.

„Wen meinst du?“ fragte Yagate, der sich neben ihn auf den Tresen stützte. „Onodera kennst du doch.“

„Der Kerl da bei ihm, mit den langen Haaren“, erklärte Shinya.

„Ah... lass mich überlegen, das Gesicht kommt mir bekannt vor, nur der Anzug ist neu“, sagte er, während er eine Strähne seines längeren, hellbraunen Ponys um einen Finger zwirbelte. „Irgendwas mit Schnee, hmm... Yukimura, glaube ich, der war schon öfter hier, aber unregelmäßig.“

Shinya schaute ihn ungläubig an.

„Kann sein, dass es immer die Abende waren, an denen du frei hattest, der wäre dir sonst aufgefallen. Frag mal Izumi, wenn du mehr wissen willst“, antwortete der Barkeeper.

Shinya lehnte sich mit dem Rücken an den Tresen, das Glas in der einen Hand, die andere in eine Hosentasche geschoben. Er trug heute eine weiße Hose, dazu ein schwarzes Hemd mit zur Hose passender Weste und Krawatte, die etwas lockerer saß. Seine sonst über die Stirn und die Ohren fallenden, strubbeligen kupferfarbenen Haare, hatte er mit einer großen Portion Haarwachs zu einem Seitenscheitel zurückgekämmt. Ein Teil fiel ihm immer noch seitlich über die Stirn, aber zusammen mit den grünen Kontaktlinsen und dem Outfit hätte ihn nicht einmal seine Mutter erkannt. Auf ein Jackett hatte er heute verzichtet, diese Freiheit konnte er sich mittlerweile nehmen, da es zu seiner Rolle des unangepassten Rebells entsprach. Die weibliche Kundschaft flog darauf, die Männer seltener, was auch daran lag, dass die meisten männlichen Gäste sich in ihrer Freizeit nicht unterordnen wollten, da sie das während der Arbeit schon genug taten und zähmen ließ er sich nicht.

Er beobachtete das Treiben im Club und besonders die Runde um Kazuki, die mittlerweile die erste Flasche teuren Champagners auf dem Tisch stehen hatte. Dass Kou hier war, könnte problematisch werden oder interessant, je nach Standpunkt. Sie hatten zwar nur einmal etwas zusammen gegessen und seitdem keinen Kontakt gehabt, trotzdem wurmte es Shinya, dass er in Kazukis Begleitung hier war, das passte so gar nicht zusammen.


Kazukis übliche Entourage, die aus engen Geschäftspartnern bestand, verabschiedete sich, nachdem die erste Flasche Champagner geleert war, zurück blieben nur der Yakuza selbst, seine rechte Hand Tetsuo, Kou und die dunkelhaarige Frau. Shinyas Blick traf den der Frau, die neben Tetsuo saß, der wie immer relativ teilnahmslos aussah. Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln, dann stieß er sich vom Tresen ab und schlenderte zur Sitzecke. Da sich bis jetzt noch keiner seiner Kollegen bemüht hatte, ergriff er die Chance, an diesem Abend sein Punktekonto zu füllen. Innerlich verfluchte er sich – und Kou – dafür, denn er hatte darauf so gar keine Lust, andererseits überwog die Neugier, welche Verbindung sein Idol zu dem Yakuza hatte, außer dem geschäftlichen Auftrag. An der Sitzecke angekommen, verbeugte er sich lässig und begrüßte die Anwesenden.

„Wie schön, dass Sie uns heute mit Ihrer Anwesenheit beehren, Onodera-sama, wer ist Ihre hübsche Begleitung?“ spulte er seine Floskel ab, ein freches Grinsen auf den Lippen.

„Shinya, richtig?“ fragte Kazuki.

„Genau. Ich bin überrascht, dass Sie sich meinen Namen gemerkt haben.“ Shinya lächelte ihn an.

„Ich habe ein gutes Namensgedächtnis. Die junge Dame dort ist Mizuno Sayaka-san, eine gute Geschäftspartnerin von mir, die anscheinend schon ein Auge auf dich geworfen hat“, sprach Kazuki weiter, ein anerkennendes Schmunzeln auf den Lippen. „Yukimura-kun kennst du noch nicht?“

„Leider nein, wir müssen uns bisher wohl verpasst haben“, gab Shinya zu, er war froh, dass der Barkeeper ihm etwas Input gegeben hatte. „Darf ich mich setzen?“

Mizuno rutschte energisch zur Seite und deutete auf den freien Platz neben sich.

„Das ist wohl eindeutig“, sagte Kazuki lachend. Er rutschte selbst etwas zur Seite, damit Tetsuo neben ihm noch Platz zum Atmen hatte, was ihn näher an Kou brachte, der die Szene aufmerksam beobachtete.

„Was trinkst du da, Shinya?“ fragte Mizuno neugierig.

„Whiskey, ich weiß aber nicht, ob das Ihr Geschmack ist, Mizuno-sama“, antwortete er.

„Sag doch Sayaka. Mizuno-sama macht mich so alt“, kicherte sie, sie war schon sehr angeheitert.

„In Ordnung. Wollen Sie mal probieren, Sayaka-sama?“ Shinya hielt ihr sein Glas hin, das sie entgegennahm und daran nippte, ohne das Gesicht zu verziehen.

„Oh, das ist gut, das würde ich auch nehmen“, sagte sie.

Shinya hob sein Glas und signalisierte dem Barkeeper, ihm Gläser und eine Flasche vom Whiskey zu schicken. „Ich nehme an, die Herren nehmen auch etwas davon, statt dieser überteuerten Mädchenbrause?“ fragte er, während er die Gläser vom eilig gebrachten Tablett nahm und verteilte. Tetsuo nickte knapp, was Shinya schon erwartet hatte.

„Ich schließe mich an, du auch, Yukimura-kun?“ Kazuki schaute Kou an.

„Ja, aber nur eins, sonst habe ich nicht mehr viel vom Abend“, antwortete dieser mit einem sanften Lächeln.

„Das klingt vernünftig“, sagte Shinya. „Die anderen darf ich unter den Tisch trinken?“ Er füllte die Gläser mit einem breiten Grinsen.

 

„Mir fällt gerade auf... der Whiskey hat fast dieselbe Farbe wie Yukimuras Augen“, sagte Sayaka etwas später, nachdem die Flasche schon gut geleert war.

„Tatsache, die Farbe ist wirklich ungewöhnlich“, schloss Shinya sich an. „Vielleicht ist er gar kein Mensch, sondern ein Yokai, der sich nur als Mensch ausgibt.“ Er beugte sich verschwörerisch zu ihr herunter.

Kou schaute verlegen in sein Glas, entspannte sich aber wieder, als Kazuki die Hand in seinen Nacken legte und über Shinyas Späße lachte. Shinya entging die Reaktion nicht, auch wenn er mittlerweile einiges getrunken hatte. Er sah die leichte Gänsehaut auf Kous Unterarmen, der das Jackett ausgezogen und die Ärmel ein Stück hochgeschoben hatte, als Kazuki weiter seinen Nacken kraulte. Es wurde ihm schlagartig klar, weshalb die anderen sich heute zurückhielten. Es war unübersehbar, dass Kazuki heute keinerlei Interesse an den Diensten der Angestellten hatte, er hatte sich seinen Nachtisch – oder sein neues Spielzeug – schon mitgebracht.

Kou lehnte sich an Kazukis Schulter, als ihm vom Alkohol schummrig wurde. Die Hand des älteren glitt an seiner Seite hinab und legte sich fest auf seine Taille, wo er sein Hemd ein Stück hochschob und mit den Fingern über die zarte, hellbraune Haut strich, was ihn leicht schaudern ließ.

„Hey, Shinya...“ Sayaka schmiegte sich an seinen Arm. „Bist du heute noch für mehr zu haben?“ Sie legte die Hand auf seinen Oberschenkel und strich daran entlang.

„Was haben Sie sich denn vorgestellt?“ fragte er zurück, einen Arm um ihre Schulter gelegt.

„Uns fällt da sicher was ein... Onodera-san erwähnte da eine Suite...“ Sie leckte zärtlich über seinen Hals.

„Ach... hat er das, ja?“ Shinya schaute Kazuki an, der Kou mittlerweile halb auf seinen Schoß gezogen hatte, eine Hand fest auf seinem Po, die andere auf seinem Oberschenkel. Kou hatte den Kopf an seine Brust gelehnt und atmete schwer, ob vor Erregung oder weil er sturzbetrunken war, vermochte Shinya nicht zu sagen, vermutlich beides.

„Allerdings, es sollte alles vorbereitet sein“, entgegnete Kazuki mit einem vielsagenden Schmunzeln. „Du hast doch kein Problem damit, oder ist dir das Love Hotel um die Ecke lieber, Shinya?“

Shinya schüttelte den Kopf, es hätte keinen Sinn gehabt, etwas anderes zu sagen. Prinzipiell hatten sie immer die Wahl, solche Angebote auszuschlagen, aber dem Inhaber sagte man nicht ab. Oder seinen Gästen.

„Das wäre ja die reinste Verschwendung, nehmen wir den Schnaps mit?“

 

Shinya stand auf und ging vor, einen Arm um Sayakas Taille gelegt, die sich kaum noch aufrecht halten konnte. Tetsuo wartete, bis Kazuki Kou auf die Füße gestellt hatte, dann folgte er ihnen mit etwas Abstand. Unterwegs nahm Shinya die Schlüsselkarte für die Suite mit, die sich einige Stockwerke oberhalb des Clubs befand und über einen Aufzug zu erreichen war. Sie bestand aus zwei Schlafzimmern mit einem kleinen Wohnbereich dazwischen und einem luxuriösen Bad, das keine Wünsche offenließ.

Sayaka zog sich schon auf dem Weg in das kleinere Schlafzimmer das Kleid über den Kopf.

„Ich... bin gleich wieder da...“ sagte Kou und ging zielstrebig ins Bad.

Kazuki schaute ihm kurz nach, dann wandte er sich an Shinya: „Schau, dass du sie irgendwie zufriedenstellst. Es ist mir egal wie, besonders lange hält sich wahrscheinlich eh nicht durch. Kriegst du das hin?“

Shinya verschränkte die Arme und schaute ihn an. „Beleidigen Sie mich nicht, bisher waren immer alle sehr zufrieden mit mir. Ich fürchte eher, dass wir Yukimura zu sehr abgefüllt haben, als dass Sie noch Spaß mit ihm haben können.“

„Lass das mal meine Sorge sein, Junge.“ Kazuki tätschelte seine Schulter. „Viel Spaß. Tetsuo hilft dir sicher, wenn du Unterstützung brauchst.“

Kou kam aus dem Bad zurück, er legte von hinten die Arme um Kazukis Taille, die Haare fielen ihm offen ins Gesicht. „Warum stehst du hier noch herum, Ka-zu-ki...“ murmelte er leise, aber laut genug, dass die anderen es noch hören konnten.

„Ja, gute Frage... komm“, entgegnete der Ältere und schob ihn vor sich her ins andere Zimmer, die Tür zog er hinter sich zu.

 

„Ich wasch mir eben die Hände“, sagte Shinya und ging ins Bad. Er stellte das Wasser an, um sich die Hände zu waschen und ein Glas zu füllen, mit dem er eine der rautenförmigen blauen Pillen einwarf, die er aus seiner Hosentasche gezogen hatte. Er ließ sich etwas länger Zeit, bevor er ins Schlafzimmer ging, in dem Sayaka schon wartete. Sie saß auf der Bettkante und schaute Shinya mit glasigen Augen an. Tetsuo hatte es sich in einem Sessel bequem gemacht.

„Zieh dich aus“, verlangte sie, die selbst nur noch ihre sündhaft teure Spitzenunterwäsche trug.

Shinya zog Weste und Krawatte aus, dann knöpfte er langsam sein Hemd auf und entblößte seinen definierten Oberkörper. Er war nicht so muskulös wie andere, aber er war schon ein bisschen stolz darauf, dass sich seine Bauchmuskeln unter der Haut abzeichneten, obwohl er fast nur herumsaß. Sayaka zog ihn am Hosenbund zu sich, bevor er dazu kam, mehr als den Gürtel zu öffnen, und nahm ihm die Arbeit ab, indem sie ihm die Hose hastig herunterzog, nachdem sie den Verschluss geöffnet hatte.

„Oh... gefalle ich dir nicht?“ fragte sie irritiert und stricht mit den Fingern über seinen weichen Penis, der sich nicht rührte.

„Doch... natürlich“, log er. „Bei dem Alkoholpegel brauche ich immer etwas. So lange kann ich mich ja um dich kümmern.“

Er schob sie weiter aufs Bett, öffnete mit einem geübten Griff ihren BH und begann, ihre Brüste zu massieren, was sie überrascht aufstöhnen ließ. Shinya hatte nicht vor, mit ihr zu schlafen, wenn es sich vermeiden ließ. Wenn er ihren Pegel richtig einschätzte, würde sie bald schlummern wie ein Baby. Mit einer Hand befreite er sie von ihrem Höschen und streichelte dann mit den Fingern ihre Oberschenkel entlang, bis sie seine Hand von selbst an ihre heiße Pussy drückte. Er bewegte seine Finger quälend langsam, knabberte zeitgleich an ihren steifen Nippeln, bis sie sich unter ihm windete. Erst dann drang er langsam mit einem Finger in sie ein, der zweite folgte bald und er spürte, dass sie nicht mehr als das schaffen würde. Sayaka war unerfahren, der Alkohol machte sie mutig und neugierig, aber sie sollte Spaß haben, ohne dass er ihr unnötig wehtat. Höchstwahrscheinlich würde sie sich am nächsten Tag nicht mehr daran erinnern, was genau geschehen war.

„Shinya, hnnn... das ist gut...“ Sie drückte eine Hand auf ihren Mund, um ein Stöhnen zu unterdrücken.

„Lass uns ruhig deine Stimme hören, Sayaka, hier ist niemand, den du damit stören kannst...“ raunte er in ihr Ohr, was den gewünschten Effekt hatte. Sayaka entspannte sich etwas und ließ ihrer Lust freien Lauf. Sie drückte den Rücken durch, als er mit den Fingerspitzen ihren G-Punkt rieb und den Daumen auf ihre Klitoris drückte, um sie hin und her zu rollen. Es dauerte nicht lange, bis sie schreiend kam. Sie brauchte mehrere Minuten, um sich zu beruhigen, dann fielen ihr die Augen zu und sie schlief ein, wo sie gerade lag. Shinya legte sie richtig hin und deckte sie zu, dann wischte er sich die Finger an einem Tuch ab.

„Das sollte ausreichen, oder?“ fragte er Tetsuo, der immer noch auf dem Sessel saß.

„Scheint so, da sie jetzt schläft, wäre alles weitere Vergewaltigung“, stellte dieser nüchtern fest und zog eine Zigarette aus seiner Jackentasche. „Auch eine?“

„Danke, nein.“ Shinya setzte sich auf den zweiten Sessel ihm gegenüber. „Lässt dich das völlig kalt?“

„Was du mit ihr gemacht hast oder deine Latte?“ Tetsuo blies den Rauch in die Luft.

„Beides? Du sitzt da, als würde dich das alles gar nichts angehen.“ Shinya schaute auf seine nun hartnäckige Erektion.

„Beides. Wenn ich arbeite, geht mich das nichts an“, antwortete Tetsuo und auf Shinyas fragenden Blick: „Ich hätte dir ausgeholfen, wenn sie dich überfordert hätte, weil der Boss es so gesagt hat. Ja, ich hatte im Job auch schon Sex, wenn er es befohlen hat, aber...“

„Aber?“ Shinya legte die Hände zwischen seine Beine.

„Es könnte mir im Moment nichts egaler sein“, sagte der Yakuza mit einem kühlen Lächeln.

„Verstehe... es stört dich also nicht, wenn ich mir jetzt einen runterhole, damit die Misere hier schneller endet?“ fragte Shinya frech.

„Mach nur, ist ja nicht so, dass ich gerade besseres zu tun hätte...“

Shinya lehnte sich im Sessel zurück und überließ sich seinen Fingern. Aus dem Zimmer nebenan hörte er Männer stöhnen und er konzentrierte sich darauf. Ein Teil von ihm wollte dabei sein, der andere wollte es nicht so genau wissen, was Kazuki mit dem süßen Kou anstellte. Er spürte Tetsuos Blick auf sich, dem die voyeuristische Ader über Jahre hinweg ins Blut übergegangen war, wie sein absoluter Gehorsam Kazuki gegenüber. Die Absurdität der ganzen Situation erregte ihn mehr, als ihm lieb war. Shinya hielt sich mit einer Hand an der Lehne fest und erhöhte die Geschwindigkeit seiner Handbewegungen, verteile die langsam herausperlenden Lusttropfen auf dem harten Schaft mit den Fingern, was das Gefühl der Intensität verstärkte. Er legte den Kopf in den Nacken, stöhnte erst leise und dann lauter, je mehr er sich dem erlösenden Orgasmus näherte, bis er schließlich mit einem heiseren Keuchen kam, die freie Hand auf den Mund gelegt, um nicht zu schreien. Er bewegte seine Finger weiter über seine Erektion, nachdem er sein Sperma auf seinem Bauch verteilt hatte, drückte die letzten Tropfen heraus und genoss die anhaltende Überempfindlichkeit, da die Schwellung wie erwartet kein Stück nachließ. Während er sich weiter berührte, mit der nun glitschigen Hand über die empfindliche Eichel rieb, traf sein Blick den des blonden Yakuza, der den Kopf lässig auf eine Hand gestützt und die Lippen zum Hauch eines anerkennenden Lächelns verzogen hatte. Er genoss die Show anscheinend mehr, als er zugab, doch seine Beine in der schwarzen Anzughose lagen im Schatten, so dass Shinya nicht erkennen konnte, was es mit ihm machte oder ob es überhaupt irgendeine Auswirkung hatte.

„F... Fuck...“ entfuhr es ihm, während er sich dem zweiten Orgasmus näherte, seine Hüften zuckten leicht und er stieß in seine fest um sich selbst geschlossene Hand, nur um aufzuhören, kurz bevor er zum Abschluss kam. Sein von seinem eigenen Sperma klebriger Penis zuckte zwischen seinen Fingern, die ihn aufrecht hielten und ihn dem kühlen Blick der grauen Augen seines Gegenübers preisgaben. Shinya neigte den Kopf und biss sich leicht in den Zeigefinger der freien Hand, während er den Blonden ihm gegenüber ansah, der ihm seine volle Aufmerksamkeit schenkte.
„Also...“ begann er leise, die Stimme schwer und heiser vom Whiskey und der vorherigen Anstrengung, „dein Boss sagte, du hilfst mir, wenn ich Unterstützung brauche...?“

Notes:

Bonus Kapitel: https://ao3-rd-3.onrender.com/works/36269032/chapters/90414262

Chapter 8

Summary:

„Ja, gute Frage... komm“, entgegnete dieser knapp, nahm Kous Hand und schob ihn bestimmt ins zweite Schlafzimmer. Die Tür zog er fest hinter sich zu. Er hielt Kou noch immer fest, der den freien Arm um seinen Nacken schlang und mit den Zähnen sacht an seiner schmalen Unterlippe knabberte.

„Wann habe ich dir eigentlich erlaubt, mich beim Vornamen zu nennen...?“ fragte Kazuki leise, dessen Hand sich fest auf Kous Hintern legte.

„Gar nicht... mir war danach“, antwortete dieser und stöhnte leise auf, als er ihn fester packte. „Stört es dich, Kazuki...?“ Seinen Namen flüsterte er nur.

Chapter Text

Kou stützte sich am Waschbeckenrand ab, nachdem er es geschafft hatte, seine Blase trotz Erektion zu leeren. Er betrachtete sich im Spiegel, der die ganze Wand bedeckte, dann löste er den Zopf, zu dem er einen Teil seiner Haare einige Stunden zuvor gebunden hatte. Sofort ließ der Druck auf seine Kopfhaut nach, die langen Strähnen fielen ihm über die geröteten Wangen. Er hatte die Weste aufgeknöpft und das Hemd nicht wieder in die Hose gesteckt, es klebte leicht an der dünnen Schweißschicht auf seinem Rücken. Draußen hörte er Kazuki mit Shinya sprechen, einer der wenigen Hosts im Lemon, die Kou noch nie gesehen hatte. Er ahnte, wie der Rest des Abends – oder der Nacht – verlaufen würde, das beschäftigte ihn, seit er Kazuki das erste Mal getroffen hatte, und trotzdem wirkte es surreal. Er hatte das Symbol auf den Manschettenknöpfen des älteren Mannes erkannt, die dieser auch an diesem Abend wieder trug, subtil und doch eindeutig für Eingeweihte. Kou war sich jedoch nicht ganz sicher, ob er den ringförmigen Anhänger an seinem Bettelarmband erkannt hatte, das er während des Meetings an seinem linken Handgelenk getragen hatte, wie er es jeden Tag tat, doch hatte ihn der intensive und aufmerksame Blick, mit den er ihn bedacht hatte, nicht losgelassen. Das Armband war weniger auffällig als ein Fingerring, der dem Ring der O nachempfunden war, vor allem, da er Ringe ständig verlor oder sie ihn störten, wenn er arbeitete.

Er atmete tief durch und erinnerte sich daran, dass nichts schief gehen konnte, er war schließlich kein Anfänger mehr, dann trocknete er sich die Hände ab und verließ das Bad.

 

Kazuki stand mit dem Rücken zur Tür und sprach immer noch mit Shinya, der ihn frech anschaute, die Arme vor der Brust verschränkt. Kou legte von hinten die Arme um seine Taille und schmiegte sich an seinen muskulösen Rücken.

„Warum stehst du hier noch herum, Ka-zu-ki...“ fragte er leise, die Lippen an seinem Ohr. Er spürte die leichte Gänsehaut am Hals des Älteren.

„Ja, gute Frage... komm“, entgegnete dieser knapp, nahm Kous Hand und schob ihn bestimmt ins zweite Schlafzimmer. Die Tür zog er fest hinter sich zu. Er hielt Kou noch immer fest, der den freien Arm um seinen Nacken schlang und mit den Zähnen sacht an seiner schmalen Unterlippe knabberte.

„Wann habe ich dir eigentlich erlaubt, mich beim Vornamen zu nennen...?“ fragte Kazuki leise, dessen Hand sich fest auf Kous Hintern legte.

„Gar nicht... mir war danach“, antwortete dieser und stöhnte leise auf, als er ihn fester packte. „Stört es dich, Kazuki...?“ Seinen Namen flüsterte er nur.

Statt eine Antwort zu geben, verschloss Kazuki seinen Mund mit einem gierigen Kuss, er fuhr mit den Fingern durch Kous Haare und hielt seinen Kopf fest.

„Du machst mich noch wahnsinnig, Kousuke... sag Stop, wenn es dir zu viel wird“, flüsterte er in einer kurzen Atempause. Er hob ihn hoch, so dass Kou die Beine um ihn schlingen konnte und trug ihn zum Bett, wo er ihn kontrolliert auf die Matratze fallen ließ. Kou öffnete die Knöpfe von Kazukis Jackett, das er immer noch trug, doch er hielt seine Hände fest, bevor er sie darunter schieben konnte. Er richtete sich auf und zog es aus, darunter trug er noch ein Holster mit einer Pistole auf der einen und einem Hamidashi auf der anderen Seite, welches er ebenfalls auszog und ordentlich zur Seite legte.

„Du gehst bewaffnet zu deiner eigenen Party?“ fragte Kou überrascht.

„Berufskrankheit...“ Er zog das Hemd aus der Hose und kniete sich aufs Bett. „Wo waren wir?“

Kou öffnete mit flinken Fingern die kleinen Knöpfe von Kazukis schwarzem Hemd, das er ihm dann von den tätowierten Schultern streifte und auf den Boden warf. Kou strich fasziniert über die detaillierten Muster auf seiner Haut, auch wenn er sie etwas verschwommen wahrnahm, da er keine Brille trug. Wie er es geahnt hatte, zogen sich aufwändige Tattoos von der Brust bis zu den Handgelenken, auf den Seiten seines muskulösen Oberkörpers bis hinunter zum Hosenbund befanden sich noch nicht kolorierte Konturen von Chrysanthemen, die von dunklen Wolken umfasst waren. Er fragte sich, wie das Bild auf seinem Rücken weiterging.

 

Kazuki ließ ihn einen Moment gewähren, dann befreite er ihn von Hemd und Weste und stieß er den jungen Künstler nach hinten. Er bedeckte seinen Oberkörper mit Küssen, knabberte erst leicht und dann fester an seinen empfindlichen Brustwarzen, bis Kou ungeduldig stöhnte. Er zog ihm in einer fließenden Bewegung die Hose inklusive Unterhose aus, so dass er komplett nackt vor ihm lag. Kou schaute ihn an, die Erregung stand ihm ins Gesicht geschrieben, wie ein paar Wochen zuvor im Restaurant, nur konnte er sie jetzt auch an anderer Stelle sehen. Kou sah an sich herab und merkte, dass er während des Abends ausgelaufen war, leicht angetrocknete Lusttropfen hatten einen feuchten Film auf seinem unteren Bauch hinterlassen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, er fühlte sich plötzlich ausgeliefert, da Kazuki ihn mit gierigem Blick ansah. Er ließ sich nicht viel Zeit damit, ihn anzusehen, sondern fuhr fort, Kous Körper mit dem Mund und den Händen zu erkunden. Er spürte seine Zunge über seinen flachen Bauch nach unten gleiten, bevor die feuchte Wärme seines Munds seine zuckende Erektion in Empfang nahm.

„Kazuki... warte, ich...“ Kou presste die Hand auf die Lippen und ergoss sich im Mund des nicht wirklich überraschten Yakuza.

„Hmm... immer noch hart, geht dir das schon den ganzen Abend so...?“ fragte Kazuki, nachdem er sein Sperma genüsslich grummelnd geschluckt hatte, mit der Zungenspitze leckte er einen kleinen Rest von seinem Mundwinkel.

Kou nickte. „Das liegt nur an dir, du könntest schon einfach mal etwas weniger heiß sein...“ sagte er verlegen.

„Vielleicht bist du einfach verdorben, dass du den ganzen Abend nur an das eine denkst...“ Kazuki drückte mit einem Finger, den er mit etwas Gleitgel vom Schränkchen neben dem Bett befeuchtet hatte, gegen Kous Anus. „Oder etwa nicht?“

„Das sagt der Richtige... wer hat mich denn eingeladen?“ Er spreizte die Beine, so dass er mehr Platz hatte. Kazuki drang mit dem Finger in ihn ein, nahm aber sofort einen zweiten hinzu, als er merkte, dass Kou nicht unvorbereitet war. Er beugte sich vor, zog ihn am Nacken in eine halbsitzende Position und küsste ihn leidenschaftlich, während er ihn mit seinen kräftigen Fingern bearbeitete.

„Hm... mehr...“ bat Kou leise. „Ich halt das schon aus...“

Kazuki führte einen dritten Finger ein und spreizte sie etwas, dabei rieb er fest über seine Prostata, was ihn vor Lust aufstöhnen ließ. Aus dem anderen Raum war Sayakas Stöhnen zu hören, Shinya machte seinen Job wohl gut. Er entzog Kou seine Finger, der leise protestierte, ob der Leere, die sie in ihm hinterließen. Kazuki stand auf, zog den Gürtel aus der Hose und schlang ihn um Kous Handgelenke. Er wusste, dass ein Seil und andere Fesseln in der Kommode neben dem Bett lagen, aber er war ungeduldig und wollte sich nicht weiter als nötig von dem jungen Künstler entfernen, der ihn kurz überrascht ansah und sich dann auf die Unterlippe biss, als er sich von seiner Hose trennte und den Rest seines beeindruckenden Tattoos entblößte, das seine Oberschenkel bis zu den Knien bedeckte. Krallen wie von einem Vogel umschlangen sie, Kou erkannte verschwommen einige goldgelbe Federn.

 

„Hilf mir mal eben...“ Kazuki wartete nicht auf eine Antwort, sondern bog, mit einer Hand in seinen langen Haaren, seinen Kopf nach hinten, um dann mit seinem harten Penis Einlass in seinen Mund zu erzwingen. Kou lutschte gierig an ihm, bis sein Speichel sein Kinn benetzte und an ihm herabtropfte. Kazuki führte seinen Kopf und hielt ihn fest, als er genug hatte, die Lippen des Jüngeren lösten sich mit einem Schmatzen von seiner Eichel.

„Willst du ihn?“ fragte er, während er seinen Kopf noch festhielt.

„J... ja, bitte, Kazuki...“ antwortete Kou heiser.

„Was soll ich mit ihm tun, hm? Willst du ihn wieder in den Mund?“ Er fuhr mit dem Daumen über seine feuchten Lippen. „Du schwanzgeiles Stück...“

„Hnn... Sch... Schieb ihn mir in den Arsch... Fick mich endlich, Kazuki... bitte“, bettelte Kou mit Tränen in den Augen. Er hielt es kaum noch aus, sein Körper brannte vor Lust und alles, woran er denken konnte, war Kazukis großer, geäderter Penis tief in ihm.

Der Ältere schob ihn weiter aufs Bett, kniete sich zwischen Kous schamlos gespreizte Beine und stieß seinen tropfenden, stahlharten Penis auf einmal in ihn hinein, so dass er vor Lust, Überraschung und leichtem Schmerz aufschrie. Der Schrei wandelte sich in lustvolles Stöhnen, als er sich langsam, aber kraftvoll in ihm bewegte. Kou drängte sich ihm entgegen, er legte die mit dem Gürtel gefesselten Hände um seinen Nacken und zog ihn an sich. Ohne ihm nachzugeben, griff Kazuki mit einer Hand nach den Fesseln und drückte seine Hände von sich weg, hielt sie fest über Kous Kopf fixiert.

„Du... überschreitest deine Privilegien...“ sagte er und hielt in der Bewegung inne.

Kou entfuhr ein leises Wimmern, als der Yakuza seine Arme weiter nach hinten streckte und die Fesseln mit einem Hemd an einer der Querstangen am Kopfteil des Bettes festband, was ihm nur noch wenig Spielraum ließ. Ohne sich aus ihm zurückzuziehen, richtete Kazuki sich auf und schaute auf ihn herab. Er fuhr mit einer Hand über eines von Kous gespreizten Beinen und legte es sich auf die Schulter. Er glitt mit den Lippen an seinem Fuß und seinem Unterschenkel entlang, biss ihn hier und da fest in die hellbraune Haut, die Finger grub er in das weiche Fleisch seines Oberschenkels, so dass sie rote Abdrücke hinterließen.

„Du gehörst mir... nur mir...“ raunte er, bevor er die Bewegungen seiner Hüften wieder aufnahm.

Kou gab sich ihm willig hin, dass er sich kaum bewegen konnte, erregte ihn zusätzlich. Sein Penis war schmerzhaft hart und lief aus, er spürte die klebrige Flüssigkeit auf seiner heißen Haut. Kazuki schenkte ihm keine Beachtung, sondern rammte seinen großen Penis tief in seinen Darm, den Blick unter halb geschlossenen Lidern auf Kous immer weiter entgleitende Gesichtszüge fixiert.

„Kazuki... wenn... hnn... du so weitermachst...“ Kou zog an seinen Fesseln und drückte den Rücken durch, dann kam er mit einem Stöhnen, das tief in seiner Brust entsprang. Sein Sperma spritzte bis zu seiner Brust und hob sich hell von seiner Haut ab. Kazuki drückte seinen Unterleib an sich und pumpte sein heißes Sperma in ihn, als er selbst kurz darauf kam, dabei biss er ihn fest ins Bein, um ein Stöhnen zu unterdrücken. Er zog sich aus ihm zurück, Kou spürte die Leere, die er hinterließ.

„Beeindruckend...“ Kazuki strich wie beiläufig über Kous noch halb erigiertes Glied. „Dass du nur durch einen Arschfick so schnell kommen kannst... Hast du schon genug?“

„Interessiert dich das denn...?“ Kou stupste seinen immer noch harten Penis mit dem Fuß an, dann lächelte er herausfordernd. „Du sagtest doch, ich gehöre dir... benutz mich, Ka-zu-ki...“

Der Yakuza schmunzelte, packte ihn dann fest an den Hüften und drehte ihn mit Schwung auf den Bauch, dass Kou überrascht quiekte. Da seine Handgelenke nach wie vor gefesselt waren, hielt er sich an der Stange fest, an der er angebunden war, da er sich nicht auf dem Bett abstützen konnte. Kazuki hob ihn an den Hüften an, dann grub er die Finger in die Haut von Kous Pobacken und spreizte sie. Kou spürte sein Sperma über seine Hoden herablaufen.

„Dein Arsch kann es ja kaum erwarten, so unersättlich hätte ich dich nicht eingeschätzt“, sagte er und klatschte seine Hand fest auf seinen Hintern. Kou entfuhr ein leiser Schrei, dann spürte er, wie Kazukis stahlharter Penis ihn erneut ausfüllte und durch die veränderte Stellung noch tiefer in ihn vordrang als zuvor. Jetzt weniger empfindlich, waren seine Stöße fester und gröber, seine Hände hinterließen rote Striemen auf seiner Haut, während er ihn besitzergreifend an sich drückte. Er strich über seine Brust und zog dann an Kous Brustwarzen, bis er merkte, dass der Schmerz, den er ihm damit zufügte, ihn noch mehr erregte. Kazuki legte eine Hand auf seinen Hals, mit der anderen zog er ihn bei jedem Stoß an sich.

Kou spürte, wie Kazukis lange Finger sich um seinen Hals legten, ihn streichelten und der Griff sich nach und nach verstärkte. Er spürte leichte Panik in sich aufsteigen, als ihm bewusst wurde, wie gefährlich der Mann war, von dem er gerade so hart gefickt wurde und atmete geräuschvoll aus. Der Griff um seinen Hals lockerte sich etwas.

„Shhh... vertrau mir, Kousuke“, flüsterte Kazuki in sein Ohr, er hatte gemerkt, wie Kou sich verkrampfte. „Ich will schließlich noch länger etwas von dir haben...“

Kou nickte und entspannte sich etwas, dann überließ er sich ihm. Sterne tanzten vor seinen Augen, als Kazuki ihm einen Teil der Luft abdrückte und das Tempo erhöhte. Er konnte an nichts anderes mehr denken, außer Kazukis alles ausfüllende Präsenz und seinen großen Penis, den er fest und tief in ihn hineinstieß. Sein Gesicht war nass von Tränen und Speichel, er hatte völlig die Kontrolle verloren... freiwillig abgegeben.

Chapter Text

Kou wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als Kazuki mit ihm fertig war und sich mit einem Seufzen neben ihn fallen ließ, nachdem er die Fesseln um seine Handgelenke gelöst hatte.

Durch den Schleier der Erschöpfung bekam er nur halb mit, wie er kurze Zeit später nach einer leisen Diskussion hochgehoben und ins angrenzende Bad getragen wurde. Dort wurde sein schmerzender Körper mit einem nassen Handtuch von Schweiß und anderen Körperflüssigkeiten befreit, Tränen und Speichel sanft von seinem Gesicht gewischt. Ein kühles Glas wurde an seine geschwollenen Lippen gehalten, damit er etwas Wasser trank.

„Mach langsam, aber trink, bevor dein Kreislauf komplett abschmiert“, hörte er eine ruhige Stimme sagen.

Kou lehnte sich an die helle Schulter, die ihn hielt und versuchte, zumindest etwas zu trinken. Sein Hals brannte und schmerzte beim Schlucken.

„Kommt das häufiger vor, dass dein Boss sich so verausgabt, dass er sich nicht mehr um sein Spielzeug kümmern kann?“ schimpfte die Stimme halblaut.

„Nicht so häufig, wie du denkst“, antwortete Tetsuos rauchige Stimme. „Das ist wohl etwas eskaliert.“

„Etwas ist gut... Hey, mach mir jetzt nicht schlapp, Yukimura.“

Kou wurde wieder hochgehoben und zurück zum Bett getragen, er nahm den Geruch von Aftershave und kalten Zigaretten wahr.

„Ich muss den Boss in seine Wohnung bringen, kannst du dich um Yukimura und Mizuno kümmern, Shinya?“ fragte Tetsuo geschäftig.

„Ich hinterfrage das jetzt nicht“, sagte der Angesprochene mürrisch. „Das kostet aber extra.“

„Selbstverständlich. Ich vertraue auf deine Diskretion“, hörte Kou Kazukis etwas heisere Stimme antworten. Ohne ihn fühlte sich das Bett leer und kalt an.

 

Die Türen des Aufzugs öffneten und schlossen sich wieder. Shinya tapste leise durch die Suite und schaute kurz nach Sayaka, die friedlich schlief. Er schloss die Tür zum zweiten Schlafzimmer und ging zurück zu Kou, was dieser bemerkte, weil sich das Gewicht auf dem Bett verlagerte. Kou rollte sich mühsam auf die Seite und sah ihn durch halb geschlossene Lider an. Shinya hatte sich an das Kopfteil gelehnt und ein Knie angezogen, er tippte eine Nachricht auf seinem Handy. Das schwache Licht des Displays erhellte seinen nackten Oberkörper, er trug nur eng geschnittene Boxershorts.

„Du bist ja doch noch wach“, bemerkte er und schaute Kou von der Seite an. „Wie geht es dir?“

„Mir ist kalt...“ wisperte dieser zur Antwort, zog die Decke fester an sich.

„Hmm... dein Kreislauf hat sich voll verabschiedet vorhin, das dauert ein bisschen“, erklärte Shinya ruhig.

„Warum bist du noch hier...?“ fragte Kou leise.

„Wir dürften keinen Gast allein in der Suite lassen und ich hätte dich so unmöglich in ein Taxi setzen können.“ Shinya legte des Handy weg, dann rollte er sich auf die Seite, ohne Kou aus den Augen zu lassen. Er fühlte sich für ihn verantwortlich, mehr als für einen Gast, auch wenn er das nie zugeben würde.

„Versuch zu schlafen, dein Körper muss sich erholen. Ich bin jedenfalls hundemüde“, fügte er gähnend hinzu. Er bettete seinen Kopf auf das Kissen, einen Arm schob er darunter, und schloss die Augen.

Kou zog die Knie an, ihm war immer noch kalt und es tat ihm alles weh. An Schlaf war nicht zu denken, auch wenn er furchtbar erschöpft war. Shinya spürte seine Unruhe, er grummelte genervt, dann rutschte er zu ihm.

„Du bist echt viel zu passiv. Sag doch, dass du nicht schlafen kannst, weil dir kalt ist“, nörgelte er. Er entzog die Decke dem Griff seines Gegenübers, glitt mit dem Arm darunter und zog ihn sanft an sich. Die Decke steckte er hinter seinem Rücken fest, so dass sie nun beide darunterlagen.

Kou sog überrascht die Luft ein, Shinya berührte ihn nur sacht und doch breitete sich sofort die Wärme von ihm aus. Er lehnte den Kopf an seine Brust, als Shinyas Finger sanft über seine Kopfhaut streichelten, was ein angenehmes Kribbeln auslöste.

„Entspann dich etwas... ich bleibe hier, bis du wieder aufwachst“, murmelte der Host leise.

Kou merkte an seiner gleichmäßigen Atmung, dass er kurz darauf eingeschlafen war. Seine Umarmung half ihm tatsächlich, sich zu entspannen, ihm wurde wärmer und er driftete langsam in einen erschöpften Schlaf.

 

Kou lag auf dem Bauch, als er aufwachte. Die Sonne warf einzelne Strahlen durch die Lücken im dicken Vorhang, erhellte den Raum nur schwach, aber ausreichend, damit er sich orientieren konnte. Er stützte sich auf die Ellbogen und knetete seine eingeschlafenen Finger, während er sich umschaute. Shinya lag auf dem Rücken schlafend neben ihm, er hielt die Decke mit Armen und Beinen umschlungen, die kupferfarbenen Haare standen in alle Richtungen von seinem Kopf ab.

Kou setzte sich langsam auf, er war noch immer nackt und Spuren der letzten Nacht zeichneten sich schwach als dunkle Flecken auf seiner Haut ab. Sie würden in den kommenden Tagen nachdunkeln und irgendwann verblassen. Er stand auf, um ins Bad zu gehen. Die Tür zum anderen Schlafzimmer war offen, von Mizuno war nichts zu sehen, sie musste gegangen sein, während sie noch geschlafen hatten. Im Bad stellte er sich in die geräumige Dusche und genoss für eine Weile das warme Wasser auf seiner Haut. Wenig später wurde die Tür geöffnet und Shinya kam herein, vor dem Waschbecken blieb er stehen und fischte fluchend die Kontaktlinsen aus den Augen, die er dann in einen kleinen, mit Flüssigkeit gefüllten Behälter legte.

„Du solltest damit nicht schlafen“, sagte Kou, während er sich die Haare wusch.

„Das weiß ich selbst“, grummelte Shinya zur Antwort. „Aber ich konnte dich ja nicht aus den Augen lassen, um mich darum zu kümmern.“ Er raufte sich die Haare, die hoffnungslos von Haarwachs verklebt waren und zog dann seine Unterhose aus.

„Wir sollten in spätestens dreißig Minuten hier raus sein, dann kommt das Putzkommando“, fügte er hinzu, während er sich zu Kou unter die Dusche stellte, die genug Platz für mehrere Personen bot. „Du siehst übrigens furchtbar aus.“

„Danke, so fühle ich mich auch...“ Kou gab ihm das Shampoo und wartete, bis er fertig war, da er nicht an ihm vorbeikam, ohne ihn zu berühren. Er lehnte sich an die Wand und sah Shinya aus dem Augenwinkel dabei zu, wie er sich wusch. Es war etwas verschwommen, da er seine Brille nicht trug, aber was er sah, war nicht unansehnlich. Shinya war ein wenig größer als er selbst, seine Brust war heller als die Arme, die leicht gebräunt waren. Er hatte schmale Hüften, die Schultern waren etwas breiter als seine eigenen, das Wasser betonte die leicht definierten Muskeln auf seinem Oberkörper. Kous Blick glitt unausweichlich weiter nach unten.

„Wenn du mehr sehen willst, musst du Eintritt bezahlen“, riss Shinya ihn aus seiner Beobachtung und hob seinen Kopf an, indem er zwei Finger unter sein Kinn legte. „Andererseits ist das auch nur fair, von dir hab ich ja mehr als genug gesehen.“ Er grinste frech und verließ die Dusche mit einem Handtuch.

„D... das war eine Ausnahmesituation“, rechtfertigte sich Kou, rot vor Scham. „Tut mir leid, wenn du damit sonst nicht so viel zu tun hast.“

Shinya lachte trocken. „Glaub mir, ich wäre froh, wenn ich bei der Arbeit mehr davon sehen würde als das, was ich sonst zu sehen und zu tun bekomme.“ Er rubbelte sich die Haare trocken und kämmte sie zurück, während sie noch feucht waren, dann setzte er die Kontaktlinsen wieder ein.

Kou trocknete sich ab, bevor er sich daran machte, seine Kleidung zusammenzusuchen. In seiner Hosentasche fand er ein Haargummi, mit dem er seine feuchten Haare zusammenband.

„Ich rufe dir ein Taxi, schaffst du es damit allein nach Hause?“ fragte Shinya, an den Türrahmen des Schlafzimmers gelehnt. Er hatte das schwarze Hemd nur nachlässig zugeknöpft und nicht in die Hose gesteckt.

„Ich denke schon, Danke, Shinya“, antwortete Kou. Er fühlte sich zwar alles andere als fit, aber eine Taxifahrt nach Hause war keine große Herausforderung.

Sie fuhren zusammen mit dem Aufzug nach unten. Shinya brachte Kou durch den Hintereingang nach draußen, da der Haupteingang tagsüber abgeschlossen war und er dafür keinen Schlüssel hatte.

„Ruh dich ein paar Tage aus, wenn das geht“, sagte er, als Kou ins Taxi stieg. „Ich würde meine Kompetenz überschreiten, wenn ich dir meine Meinung zu ihm sagen würde, also lasse ich es. Pass einfach auf dich auf, Yukimura.“

„Ja, würdest du. Das geht dich nichts an“, entgegnete Kou abweisend, auf Kazuki angesprochen. Er hatte gehofft, Shinya würde ihn nicht erwähnen, da er selbst noch nicht wusste, wie er es einordnen sollte. Es versetzte ihm einen Stich, dass er ohne ein weiteres Wort gegangen war. „Ich danke dir für deine Hilfe heute Nacht, aber halt dich raus.“

Shinya nickte, Kou meinte, einen Hauch von Enttäuschung in seinem Gesicht zu sehen, bevor er die Tür schloss und dem Fahrer ein Zeichen zum Losfahren gab.

 

Tōru holte seine Sachen und machte sich ebenfalls auf den Heimweg. Er war frustriert, hatte aber auch nichts anderes erwartet. Es könnte ihm egal sein, wen Kazuki als sein neues Spielzeug ausgesucht hatte, aber er bewunderte Kou für seine Arbeit und sein Talent seit Jahren. Dass er diese verzweifelt aufmerksamkeitsbedürftige und unterwürfige Seite hatte, erschreckte ihn. Es war eine Sache, ob jemand im Bett mit Vorliebe unten war, aber Kou schien dabei nicht in der Lage, einem Partner Grenzen zu setzen. Bei jemandem wie Kazuki, der sich nahm, was er wollte und dabei keine Rücksicht nahm, war das höchst gefährlich und er wollte nicht glauben, dass gerade er sich im Eifer des Gefechts übernommen hatte, dafür war er nicht der Typ.

Chapter 10

Summary:

Tōru hatte reflexartig einen Arm um seine Taille gelegt, damit er nicht das Gleichgewicht verlor, machte einen halben Schritt nach hinten und stolperte dabei über seine eigenen Füße. Ohne Möglichkeit, sich festzuhalten, da er in der anderen Hand den Korb trug, fiel er mit einem überraschten „Woah!“ rückwärts auf einen zufällig dort stehenden übergroßen Sitzsack, Kou zog er dabei mit sich. Ihre Körbe fielen herab und verteilten ihren Inhalt auf dem glatten Kunststoffboden. Mit einem Rascheln der Plastikfüllung versanken sie in der weichen Sitzmöglichkeit, Kous Knie sanken links und rechts von Tōrus Beinen ein, so dass er halb auf ihm gesessen hätte, hätte Tōru ihn nicht mit dem freien Arm fest an sich gedrückt.

Chapter Text

Pünktlich zum Herbstanfang schwang das Wetter um, es wurde kalt und regnerisch. Kou war fast froh darum, bedeutete es doch, dass er nicht mehr in seiner Wohnung gekocht wurde und er konnte die Spuren des vergangenen Wochenendes unter langer Kleidung verbergen. Es waren drei Tage vergangen, aber ihm tat immer noch alles weh, als hätte er ein umfangreiches Workout hinter sich gebracht. Praktisch gesehen war es das wohl auch gewesen, doch Kou ärgerte sich über seine schwächliche Verfassung. Seine Unterarme waren mit dunklen Abdrücken übersät, seine Muskeln schmerzten so sehr, dass er kaum einen Stift halten konnte. Zudem hatte der plötzliche Temperaturabfall um 20°C dazu geführt, dass er sich eine Erkältung eingefangen hatte. Er hatte gut genug vorgearbeitet, dass er sich ein paar Tage Pause erlauben konnte, aber gegen die Erkältung musste er trotzdem etwas tun und danach unbedingt seine körperliche Fitness angehen, das viele Sitzen hatte ihn schwach werden lassen. Zugenommen hatte er zwar nicht, aber an Muskelmasse verloren. Während des Studiums war er noch regelmäßig schwimmen und ins Karate-Dōjō gegangen, seit dem Abschluss hatte er beides schleifen lassen und schließlich gar nicht mehr verfolgt.

Aufgewachsen auf Okinawa-Hontō hatte er schwimmen gelernt, kaum dass er laufen konnte. Sein Großvater väterlicherseits führte ein Karate-Dōjō in der Nachbarschaft, wo Kou und Kaoru schon früh mit anderen Kindern die Grundlagen der traditionellen Kampfkunst Okinawas gelernt hatten. Schwimmen und Surfen hatten sie von ihrem Großvater mütterlicherseits gelernt, der ein ehemaliger US-Marine gewesen und für ihre Großmutter in Okinawa geblieben war, von ihm hatten sie auch die dunklere Hautfarbe geerbt. Ein Viertel Afroamerikaner, drei Viertel Ryukyu-Japaner, dazu hellbraune Augen, die im richtigen Licht wie Bernstein schimmerten, hatte die Yukimura-Jungs schon immer auffallen lassen.

 

Kou stand vor dem Spiegel in seinem kleinen Flur und richtete seinen Schal, damit er die violett schimmernde Verfärbung an seinem Hals auch wirklich verdeckte. Die Daumen hatte er durch die dafür vorgesehenen Löcher im Bündchen der Ärmel seines Pullovers gesteckt, damit sie nicht verrutschen konnten und die Abdrücke, die Kazukis Gürtel auf seinen Handgelenken hinterlassen hatte, sicher verdeckte. Aus einer Schachtel im Regal nahm er eine weiße OP-Maske, die er aufsetzte, bevor er mit Jacke und Regenschirm die Wohnung verließ, um einkaufen zu gehen.

Im Supermarkt war nicht viel los, vormittags kauften dort in der Regel nur Senioren ein, so dass Kou sich Zeit lassen konnte. Er legte einige Mittel gegen Erkältung in seinen Korb, dazu Obst und ausreichend Ingwer- und Kurkumaknollen, um den Tee zu kochen, den seine Großmutter immer gemacht hatte, wenn er als Kind krank gewesen war. Vor dem Zeitschriftenregal blieb er etwas länger stehen. Er legte die am Vortag erschienene Ausgabe der ShouCa zu seinen Einkäufen, dann fiel sein Blick auf eine Zeitschrift, auf deren Titelseite eine Porträtaufnahme von Kazuki prangte. Er trug einen perfekt geschneiderten dunkelblauen Anzug über einem cremefarbenem Hemd mit schmalem Stehkragen, was einen Kontrast zum hellen Hintergrund der Aufnahme bildete, der Blick seiner dunkelbraunen Augen war auf den Leser gerichtet, ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen. Kou nahm die Zeitschrift in die Hand, es war eine wöchentlich erscheinende Tokioter Wirtschaftszeitschrift, die im Zuge der Eröffnung der Sushikette über die Miyamoto Company und insbesondere Kazuki berichtete. Er schlug den Artikel auf und überflog ihn. Der Artikel skizzierte grob Kazukis Werdegang vom Jungen aus einfachen Verhältnissen zu einem der einflussreichsten Unternehmer der Stadt, zu dem er sich – laut Artikel – hochgearbeitet hatte. Es fanden sich weitere Fotos von ihm mit seiner Familie, eines mit dem alten Miyamoto, den er irgendwann beerben sollte, aber auch eines vom vergangenen Wochenende, das ihn mit dem Designteam der Sushikette zeigte.

Kou war froh um die Maske, die seine Mimik versteckte, er hatte Mühe, ein breites Grinsen zu unterdrücken. Der Artikel war klug verpackte Werbung, ein Blick ins Impressum offenbarte, dass der Herausgeber Teil der Miyamoto Company war. Er legte die Zeitschrift trotzdem in seinen Korb, um sie später gründlich zu lesen, dann machte er einer Gruppe schwatzender Omis Platz.

 

Die folgenden Tage nutzte Kou dazu, seine Erkältung in den Griff zu bekommen und seine Social Media-Profile mit aktuellem Content zu füllen. Was er überhaupt noch posten durfte, nachdem der ShouCa-Wettbewerb gestartet war, hatte er vorher mit Miho in einem ausführlichen Telefonat besprochen. Neue Kapitel waren tabu, aber er durfte kleine Teaser anfertigen und sich natürlich mit den anderen Teilnehmenden vernetzen, die auch über die offiziellen Kanäle von ShouCa promotet wurden. Einen ganzen Tag verbrachte er damit, beide pixiv-Accounts neu zu strukturieren und aufzuräumen. Er hatte für Satou Hana einen eigenen Account angelegt, der nur mit Shoujo-Artworks und Ausschnitten seiner Mangaprojekte gefüllt war, der andere war der Account für seinen Illustratorenjob mit etwas mehr unterschiedlichen Designs und Stilen, er nutzte ihn auch als Portfolio für interessierte Kunden, damit sie sich einen Überblick verschaffen konnten. Die Trennung hatte er ebenfalls für Twitter und Instagram vorgenommen, auch wenn es umständlich war, mehrere Accounts gleichzeitig zu führen, wäre es – zumindest für ihn – dramatischer, wenn irgendjemand Satou Hana und Yukimura Kousuke miteinander in Verbindung bringen konnte. Er hatte während der Oberstufe damit begonnen, seine Shoujo-Artworks unter einem Pseudonym zu veröffentlichen und auch nicht in der Öffentlichkeit darüber zu sprechen, sondern nur mit Personen, denen er vertraute. Während der Schulzeit hatte seine Affinität, hübsche und niedliche Dinge zu zeichnen, nur zu Problemen geführt, was in Kombination mit seiner Homosexualität mehr als einmal eskaliert war. Während des Studiums war der Umgang damit etwas lockerer geworden, aber er war nach wie vor mehr als vorsichtig, weshalb Ayane ihn immer zu Events begleitete und er den Helfer mimte.

Für die kommende Winter-Comiket hatte Miho ihm schon angekündigt, dass die drei Bestplatzierten des Wettbewerbs einen Platz am offiziellen Verlagsstand bekämen und Kou wusste noch nicht, wie er es umsetzen sollte, denn Ayane würde er dann nicht einspannen können. Er nahm sich vor, das noch einmal mit der Editorin zu besprechen, schließlich war er nicht der einzige Mangaka, der seine Identität vor der Öffentlichkeit geheim hielt. Sofern er überhaupt zu den Glücklichen gehören sollte, die dafür ausgewählt wurden. Er hatte sich die aktuelle ShouCa-Ausgabe gekauft, um sich die Manga der anderen Teilnehmenden anzusehen und sie alle waren von höchster Qualität, in Plot sowie Ausarbeitung. Der Start des Wettbewerbs hatte ihm schon einige neue Follower beschert und auch Kommentare auf seine älteren Posts, aber das bedeutete nicht viel, wichtig war die finale Abstimmung in sechs Wochen, wenn die drei Kapitel veröffentlicht waren und bis dahin war noch viel Zeit.

 

Der September endete und der Oktober begann. In der zweiten Oktoberwoche erschien die zweite ShouCa Wettbewerbsausgabe. Kou war damit beschäftigt, Illustrationsaufträge abzuarbeiten, Kazuki hatte ihn gebeten, für Halloween zusätzliche Designs anzufertigen und den Auftrag auf Weihnachten und Neujahr ausgeweitet, den dazugehörigen Vertrag hatte seine Sekretärin Honda ihm schon geschickt. So aufgeregt Kou anfangs wegen des Wettbewerbs war, hatte er nun keine Zeit mehr, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, den Ausgang konnte er wie alle anderen nur abwarten und es so nehmen, wie es kam.

Er saß mit einem Becher Kurkumatee vor seinem PC und kolorierte einen Kürbis, als sein Handy klingelte. Es war ein Anruf über LINE von Tōru, der ihm schon ein paar Tage vorher eine kurze Nachricht geschickt hatte wegen eines anstehenden Sonderverkaufs von Zeichenzubehör in ihrem Stammladen in Akihabara. Weshalb er gerade ihm geschrieben hatte, verwunderte Kou, aber er war immer froh, wenn er etwas sparen konnte, vor allem während der Vorbereitung auf die Comiket und der zeichenintensiven Wintermonate.

„Yukimura“, meldete Kou sich.

„Inoue hier, ich störe hoffentlich nicht“, hörte er Tōrus Stimme.

„Nein, nicht wirklich. Was gibt’s, Inoue-san?“ Kou schwenkte seinen Becher, um den Rest der Honig-Kurkuma-Mischung vom Boden zu lösen.

„Ich bin gerade auf dem Weg nach Akiba, mein Bekannter im Laden hat mir geschrieben, dass die Rabattaktion heute Mittag starten soll“, antwortete Tōru. „Wir können uns in einer Stunde dort treffen, wenn es Ihnen passt.“

„Klingt gut, eine Stunde könnte etwas knapp werden, aber ich mache mich gleich auf den Weg“, sagte Kou. „Wo treffen wir uns?“

„Ich warte vor dem Bahnhof. Bis nachher, Yukimura“, verabschiedete sich Tōru und legte auf.

Kou speicherte seine Arbeit und stand auf, um sich umzuziehen. Er war spontan froh, nach dem Aufstehen geduscht zu haben, sonst hätte er das Haus nicht so schnell verlassen können. Er schlüpfte in eine schmal geschnittene, schwarze Hose und einen hellen Strickpullover, den Ayane ihm geschenkt hatte, einen Schal stopfte er in seine Umhängetasche, falls es doch noch kälter werden sollte. Nachdem er seine Jacke und die Schnürboots angezogen hatte, die er immer bei kälterem Wetter trug, machte er sich auf den Weg zum Bahnhof Toneri, um mit dem nächsten Zug von Adachi nach Akihabara zu fahren.

 

Tōru wartete wie abgemacht vor dem Bahnhof. Er hatte sich mit der Schulter an eine der Säulen vor dem Eingang gelehnt und las etwas auf seinem Handy, als Kou ins Freie trat. Er trug ein längeres grün und schwarz kariertes Hemd über einem schwarzen T-Shirt, darüber eine gefütterte hellgraue Sweatshirtjacke zu engen stonewashed Jeans und weißen Turnschuhen. Die kupferfarbenen Haare fielen ihm über Stirn und Ohren, es war aber erkennbar, dass er sie mit Wachs in Form gebracht hatte, damit sie nicht unordentlicher aussahen als nötig, aber immer noch so, als wäre er gerade aus dem Bett gefallen.

„Inoue-san“, sprach Kou ihn an.

„Ah, Yukimura.“ Tōru stecke das Handy in seine Hosentasche und lächelte ihn an. „Können wir los?“

„Ja, warten Sie schon lange?“ fragte Kou.

„Hmmm... etwa eine Stunde“, antwortete der Jüngere mit einem verlegenen Grinsen.

„Was? So lange? Dann warten Sie ja schon, seit wir telefoniert haben.“ Kou schaute ihn entsetzt von der Seite an.

„Das ist halb so wild, ich habe die Zeit sinnvoll genutzt“, beruhigte Tōru ihn.

„Das tut mir wirklich leid... Schneller ging es bei mir leider nicht“, entschuldigte Kou sich.

„Du... Sie müssen sich dafür nicht entschuldigen, es war ja meine Entscheidung, so früh loszugehen.“ Er grinste schief. „Wo wohnen Sie denn, dass Sie immer so lange unterwegs sind?“

„Im nördlichen Adachi, fast schon in Kawaguchi“, antwortete Kou. „Die Fahrt hierher dauert allein schon eine halbe Stunde.“

„Wow... okay, dann bedenke ich das, wenn wir uns das nächste Mal treffen. Ich bin es zu sehr gewohnt, überall innerhalb von maximal fünfzehn Minuten zu sein, dass ich oft vergesse, dass andere länger brauchen könnten“, sagte Tōru zerknirscht.

Vor dem Künstlerbedarf hatte sich schon eine größere Menge an Kunden eingefunden, der Laden war aber an diesem Tag nicht regulär geöffnet, sondern ließ nur eine begrenzte Anzahl an Personen herein. Kou und Tōru blieben am Rand stehen, während Tōru eine Nachricht auf seinem Handy suchte.

„Einen Moment... ich hatte die Tickets hier irgendwo... ah, ja... hier, VIP Tickets für den Herbstsale. Entschuldigung, können wir mal eben durch?“

Er bahnte sich einen Weg durch die Menge, Kou ging dicht hinter ihm und entschuldigte sich bei jedem Schritt bei den mürrisch Platz machenden Wartenden. Tōru zeigte sein Handy einem Mitarbeiter am Eingang, der sie nach kurzer telefonischer Rücksprache mit seinem Vorgesetzten einließ.

„Sie haben eine halbe Stunde, bevor wir aufmachen, Rabatt wird an der Kasse abgezogen“, teilte er ihnen mit.

„Reicht uns eine halbe Stunde, Yukimura?“ fragte Tōru den Älteren.

„Ich denke schon, ich weiß, was ich alles brauche“, antwortete Kou und nahm sich einen Korb, bevor er Tōru zwischen die Regale folgte. „Wie sind Sie an die Tickets gekommen?“

„Ich kenne den Manager zufällig durch die Arbeit, er schuldete mir noch einen Gefallen“, antwortete dieser. Dass der Manager des Ladens ein Kunde im Lemon war, behielt er besser für sich. Er war zudem keiner von Tōrus Stammkunden, sondern der eines Kollegen, für den er vor einer Weile hatte einspringen müssen, die Tickets hatte er ihm zum Dank organisiert.

„Ah stimmt... Sie haben sicher viele Kontakte durch Ihre Arbeit für die Zeichneragentur, darauf hätte ich auch selbst kommen können“, sagte Kou zerknirscht.

Er legte eine schon reduzierte Großpackung Copic-Marker in seinen Korb, dazu einige Zeichenblöcke unterschiedlicher Größe, Tinte, Radiergummis, Nachfüllpackungen für seine Druckbleistifte und Gelschreiber, die er für Highlights nutzte, wenn er auf Papier arbeitete. Tōru stand eine Weile vor einem Aquarellkasten, den er schon länger kaufen wollte, aber wegen des Preises gezögert hatte. Nach einem aufmunternden Nicken von Kou legte er ihn zu den anderen Utensilien in seinen Korb. Sie gaben ihre gefüllten Körbe an der Kasse im Erdgeschoss ab und gingen mit neuen, leeren Körben in die Technikabteilung, dort teilten sie sich auf und deckten sich mit Zubehör für ihre Tablets ein, darunter neue Stylus-Spitzen und Schutzfolien, Tōru benötigte eine neue Hülle für sein iPad, da die Alte stark abgenutzt war. Er fand Kou schließlich vor einem Regal mit großen Wacom Grafiktablets, die er sehnsüchtig betrachtete. Sein altes tat zwar nach wie vor seinen Dienst, aber nach jahrelanger täglicher Benutzung kam es an seine Grenzen und das Display reagierte nicht mehr so gut, wie es sollte, zudem entsprach die Auflösung nicht mehr den Standards. Neben dem Regal hing ein Schild, das die Kunden darauf hinwies, dass die teuren Geräte von Sonderrabatten ausgenommen waren. Er schaute auf den Preis – 340 Tausend Yen für 24 Zoll – und seufzte laut, dann drehte er sich ruckartig um, während er einen Schritt zur Seite machte, wo er mit Tōru kollidierte, der die Grafiktablets ebenso fasziniert betrachtet hatte.

„Oh... Verzeihung...“ murmelte Kou hastig.

Tōru hatte reflexartig einen Arm um seine Taille gelegt, damit er nicht das Gleichgewicht verlor, machte einen halben Schritt nach hinten und stolperte dabei über seine eigenen Füße. Ohne Möglichkeit, sich festzuhalten, da er in der anderen Hand den Korb trug, fiel er mit einem überraschten „Woah!“ rückwärts auf einen dort stehenden übergroßen Sitzsack, Kou zog er dabei mit sich. Ihre Körbe fielen herab und verteilten ihren Inhalt auf dem glatten Kunststoffboden. Mit einem Rascheln der Plastikfüllung versanken sie in der weichen Sitzmöglichkeit, Kous Knie sanken links und rechts von Tōrus Beinen ein, so dass er halb auf ihm gesessen hätte, hätte er ihn nicht mit dem freien Arm fest an sich gedrückt.

„Oh Mist... alles in Ordnung, Yukimura?“ fragte Tōru besorgt.

„Mhm... wenn du mich loslassen würdest, könnte ich besser atmen...“ murmelte Kou in den plüschigen Stoff oberhalb von Tōrus Kopf.

Tōru lockerte seinen Griff, so dass er sich aufsetzen konnte, soweit das bei dem instabilen Untergrund möglich war, er ließ seine Hand jedoch auf seinem unteren Rücken liegen, um ihn zu stützen. Kous Zopf hatte sich gelöst und die Spitzen seiner langen Haare strichen bei der Bewegung kurz über das Gesicht des Jüngeren, bevor er etwas Abstand zwischen sie gebracht hatte. Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, um sie aus dem Gesicht zu streichen, mit der anderen Hand richtete er seine verrutschte Brille, dann suchte er nach dem verlorenen Haargummi. Es lag auf Tōrus Bauch, dessen T-Shirt etwas hochgerutscht war und den Ansatz seiner Bauchmuskeln entblößte. Er hob es auf, ohne darauf zu achten, dass seine Fingerspitzen über die glatte Haut strichen und strich konzentriert die Haare nach hinten, um sie wieder zusammenbinden zu können, das Haargummi klemmte er sich währenddessen zwischen die Lippen.

 

Tōru starrte ihn für einen Moment einfach nur an, es dauerte etwas, bis er seine Stimme wiedergefunden hatte. Kous Knie waren fest an seine Oberschenkel gedrückt, damit er das Gleichgewicht halten konnte, er spürte die Wärme, die von ihm ausging und hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Seine Haut brannte dort, wo er ihn berührt hatte, als er das Haargummi aufgehoben hatte.

„Sind wir jetzt doch schon beim „Du“, Yukimura?“ fragte er und hoffte, dass seine Stimme sicherer klang als er sich gerade fühlte.

Kou hielt in der Bewegung, seine Haare zusammenzubinden, inne und schaute ihn an, dann zog er die Mundwinkel hoch zu einem Lächeln, das Tōrus Herz kurz stolpern ließ.

„Wieder auf Förmlichkeiten zu achten, wäre nach der Aktion nur seltsam, meinst du nicht auch, Inoue?“ antwortete er, nachdem er die Arbeit an seinem Zopf beendet hatte und legte die Hände auf seine Oberschenkel. „Lässt du mich los, damit ich aufstehen kann?“

„Ja, entschuldige, ich wollte nur nicht, dass du abrutschst“, sagte Tōru und zog seine Hand zurück.

Kou rutschte rückwärts von seinen Beinen und stand dann so elegant auf, wie es möglich war von einem Sitzsack aufzustehen. Tōru versank weiter in der Plastikfüllung, nachdem sich das Gewicht verlagert hatte. Er fühlte sich hilflos und fand keinen Halt, um aufzustehen. Er schaute auf und sah, wie Kou, eine Hand vor den Mund gelegt, ein Kichern unterdrückte, doch seine Augen verrieten ihn.

„Lachst du mich aus? Echt jetzt? Hilf mir lieber“, murrte er.

„Es ist einfach zu komisch... wie eine Schildkröte auf dem Rücken... sorry“, entgegnete Kou mit Lachtränen in den Augen, dann griff er nach seinem Handgelenk, um ihm aufzuhelfen. Er hatte erstaunlich viel Kraft, obwohl er so schmal aussah, zog er ihn fast allein aus seiner misslichen Position auf die Füße. Er stoppte Tōrus Schwung mit einer Hand auf seiner Brust, bevor sie wieder kollidierten, trotzdem kamen sie sich nah genug, dass er den schwachen Geruch von Kous Deo wahrnehmen konnte, mit einem Hauch von Honig und Kurkuma, der sich in den Fasern seines Pullovers verfangen hatte. Tōru riss sich zusammen, nicht zu tief einzuatmen, was die sowieso schon merkwürdige Situation nur noch merkwürdiger gemacht hätte.

Kaum, dass er etwas Abstand zwischen sich und Kou gebracht hatte, kam ein Mitarbeiter des Ladens um die Ecke, um nach dem Rechten zu sehen.

„Ist alles in Ordnung?“ fragte er.

„Ja, wir sind gleich fertig“, antwortete Tōru und hockte sich hin, um zusammen mit Kou die heruntergefallenen Dinge aufsammeln. „Brauchst du noch was?“

Ihm entging sein resignierter Blick auf die teuren Grafiktablets nicht, bevor dieser verneinend den Kopf schüttelte.

„Ich habe alles“, antwortete er dann und hob seinen Korb auf.

 

Kou ging voran zur Kasse im Erdgeschoss, wo sie zuvor ihre anderen Einkäufe abgegeben hatten. Der Mitarbeiter am Eingang öffnete kurz darauf die Eingangstür, so dass die draußen wartenden Kunden den Laden betreten konnten und schnell wich die entspannte Stille in den Gängen aufgeregtem Gemurmel. Tōru reichte seinen zweiten Korb einer weiteren Mitarbeiterin hinter dem Tresen und sie warteten, bis alles eingescannt und eingetütet war, damit sie bezahlen konnten. Währenddessen rechnete Kou im Kopf durch, wie viele Aufträge er abarbeiten musste, um abzüglich Steuern und Fixkosten genug Geld anzusparen, um sich ein neues Grafiktablet kaufen zu können und kam zu dem Schluss, dass es vor dem neuen Jahr nichts mehr werden würde, außer er bäte Kaoru um einen Kredit, was er mehr als ungern tat.

„Gehen wir noch was essen? Shoppen macht mich immer hungrig“, fragte Tōru ihn, nachdem sie bezahlt hatten und nach draußen gegangen waren.

„Klingt gut, hast du eine Idee? Solange es kein Fisch ist, bin ich für alles zu haben“, antwortete Kou und verstaute einen Teil seiner Einkäufe in seiner Umhängetasche.

„Ramen? Ist wahrscheinlich vernünftiger als Bubble-Waffeln oder Eis“, schlug der Jüngere vor.

„Erst Ramen, dann Eis? Irgendwie muss ich darüber hinwegkommen, dass ich gerade so viel Geld für Stifte ausgegeben habe...“

„Indem du noch mehr Geld für Essen ausgibst?“ fragte er, woraufhin Kou ertappt grinste. „Ich kenne einen Laden, der beides hat. Komm.“

Chapter 11

Summary:

Er schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, seine chaotischen Gefühle irgendwie unter Kontrolle zu bekommen. Prompt tauchte Kous schmales Gesicht mit den bernsteinfarbenen Augen vor ihm auf und in seinem Bauch formte sich ein heißer Knoten, als er an die Situation im Laden eine Stunde zuvor dachte, dass er wusste, wie er nackt aussah, machte es nicht besser. Seine Gedanken machten sich selbstständig.

„Fuck...“ Tōru legte eine Hand auf seinen Mund, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Es gab nur eine weitere Kabine in dem Raum, seit er dort war, war aber niemand mehr hereingekommen. Er schob die andere Hand in seine halb geöffnete Hose und legte die Finger um seine Erektion. Das war der wohl unpassendste Moment, aber er konnte unmöglich so zurückgehen.

Chapter Text

Kou staunte nicht schlecht, als der Kellner ihnen je eine gewaltige Schüssel auf den Punkt zubereitetes Ramen auf den Tisch stellte. Sie hatten keine zehn Minuten auf ihr Essen warten müssen, nachdem sie bestellt hatten. Aus dem Lautsprecher über ihnen dudelte leise Animemusik, das Restaurant war ein chaotischer Mix aus traditionellen und modernen Elementen, die meisten Gäste hatten Einkaufstüten der umliegenden Geschäfte dabei, auf einer Bank stapelten sich Kartons von Animefiguren, die eine Gruppe ausländischer Touristen dort platziert hatte, damit sie etwas essen konnten. Die beiden hatten ihre Einkäufe in Rucksack und Umhängetasche verstaut und die Taschen unter dem Tisch an die Wand geschoben. Sie saßen sich gegenüber an einem schmalen Tisch, zwischen ihnen die zwei großen Ramenschüsseln und ihre Getränke.

„Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich danach noch ein Eis schaffe...“ Kous Blick wanderte von seiner Nudelsuppe zur Anzeigetafel mit den bunten Eisbechern und wieder zurück.

Tōru brach ein Paar Einwegstäbchen mit Daumen und Zeigefinger auseinander, dann hob er damit ein Kohlblatt aus seiner Schüssel. „Wenn du später kein Eis mehr willst, ist das auch in Ordnung.“ Er verzog die Lippen zu einem Grinsen. „Du kannst mir dann ja zusehen, wie ich meins esse.“

„Iss erstmal deine Portion, bevor du solche Pläne machst“, entgegnete Kou mit Blick auf Tōrus randvolle Schüssel, er hatte sich extra Nudeln dazu bestellt.

„Jawohl, Senpai!“

Tōru beschäftigte sich in den nächsten zwanzig Minuten mit seiner XXL-Portion, nachdem er sie fotografiert hatte und war trotzdem vor Kou fertig, der sich beim Essen Zeit gelassen hatte. Er hing etwas seinen Gedanken nach, die Entscheidung, das Grafiktablet nicht einfach zu kaufen, nagte an ihm, andererseits hätte der Kauf ihn ebenso belastet, weil er ungern so viel Geld auf einmal ausgab und er dafür an seine Ersparnisse für den Notfall hätte gehen müssen. War der Kauf eines neuen Grafiktablets ein Notfall? Das alte funktionierte ja noch, wenn auch langsam. Dafür hatte er für einen guten Preis jede Menge anderer Sachen gekauft, die er für die Comiket-Vorbereitungen gut gebrauchen konnte. Miho hatte ihm davon erzählt, dass es nicht schaden würde, einige Unikate von Artworks auf Papier dabei zu haben. Sollte es doch nichts werden mit dem Wettbewerb, könnte er sie immer noch so verkaufen.

„Yukimura? Alles okay?“ Tōru stieß leicht mit dem Fuß an sein Schienbein, weil er nicht reagierte.

„Wie? J... ja, entschuldige, ich war in Gedanken.“ Kou blinzelte ihn an, es war ihm nicht aufgefallen, dass er komplett in seiner Grübelei versunken war. Sein Gegenüber schaute ihn besorgt an, die Augenbrauen leicht zusammengezogen, Kou fragte sich kurz, ob sie oberhalb der Nase eine leichte Falte bildete, doch die Stelle war von Tōrus Pony bedeckt.

„Vergiss es einfach, war nichts Wichtiges“, relativierte er. „Bist du satt?“

„Ja...“ Tōru lehnte sich zurück und rieb sich den flachen Bauch. „Aber Eis passt noch rein, denke ich...“

„Du bist kein Mensch, oder? Gib’s zu, du bist irgendein Alien, dass du nach einem halben Kilo Nudeln noch Platz für Eis hast.“ Kou fühlte sich etwas aufgedreht, die spontane Shoppingtour und Tōrus Gegenwart taten ihm gut, er war sonst eher zurückhaltend in der Öffentlichkeit, vor allem Fremden gegenüber. Ein ähnliches Gefühl hatte er, wenn er Zeit mit Ayane verbrachte, die ebenso spontan und frei heraus war.

Tōru zuckte grinsend mit den Schultern, dann nahm er die Eiskarte aus dem wackeligen Ständer am Rand des Tisches und klappte sie vor seinem Gesicht auf.

„Hm... die sind schon ziemlich groß...“ murmelte er.

„Das ist die übliche Definition für Eisbecher, ja“, entgegnete Kou, während er am Papierstrohhalm in seinem Eistee knabberte.

„Yukimura... uhm...“ Seine graublauen Augen blickten über den Rand der Karte zu Kou. „Teilen wir uns einen? Wäre schade drum, wenn ich es doch nicht schaffe.“

Kou unterdrückte ein Husten, als er sich an seinem Getränk verschluckte. Er hatte alles erwartet, nur nicht so eine Frage.

„Du musst nicht, wenn du nicht willst, ich zahle ihn auch allein“, sprach Tōru leise weiter.

„Nein, schon gut... also ja, wir können ihn uns teilen.“ Kou stellte sein Glas ab und wischte seine Hand an einer Serviette ab, über die er etwas Tee geschüttet hatte. „Nimm einfach, was du willst, bei Eis gibt es nichts, was ich nicht esse.“

„In Ordnung. Ich kümmere mich gleich drum, einen Moment.“ Der Jüngere stand auf und verließ seinen Platz in Richtung der Toiletten. Kou sah ihm nach, war er etwa rot geworden? Vielleicht war doch was dran an dem, was Ayane über ihn gesagt hatte oder es lag an der Ladung Chili, die er über sein Essen gestreut hatte.

 

Tōru verriegelte die Tür der Toilettenkabine und atmete mehrmals tief durch, um seine flatternden Nerven zu beruhigen. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht, das zu fragen? Es war schon öfter vorgekommen, dass er vor einem Eisbecher kapitulieren musste und er sich keine Gedanken darüber gemacht hatte, was mit dem Rest geschah. Aber Kou zu fragen, ob sie ihn teilen könnten... dabei kannten sie sich kaum. Er hielt in seinen Gedanken inne, um sich selbst zu korrigieren, denn er kannte ihn besser als dieser zu wissen schien. Machte es das nicht unfair? Andererseits konnte er ihm unmöglich erzählen, dass er Host im Lemon war und ihn in seinem schwächsten Moment gesehen hatte, sich um ihn gekümmert hatte. Solange Kou Tōru und Shinya für zwei verschiedene Personen hielt, konnte er ihn nicht darüber aufklären, das würde dieses zarte Band einer Freundschaft sofort zerstören, das sich heute entwickelt hatte.

Er schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, seine chaotischen Gefühle irgendwie unter Kontrolle zu bekommen. Prompt tauchte Kous schmales Gesicht mit den bernsteinfarbenen Augen vor ihm auf und in seinem Bauch formte sich ein heißer Knoten, als er an die Situation im Laden eine Stunde zuvor dachte, dass er wusste, wie er nackt aussah, machte es nicht besser. Seine Gedanken machten sich selbstständig.

„Fuck...“ Tōru legte eine Hand auf seinen Mund, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Es gab nur eine weitere Kabine in dem Raum, seit er dort war, war aber niemand mehr hereingekommen. Er schob die andere Hand in seine halb geöffnete Hose und legte die Finger um seine Erektion. Das war der wohl unpassendste Moment, aber er konnte unmöglich so zurückgehen.

Kurz darauf wurde die Tür zum Raum geöffnet, er hörte leise Schritte, die vor den Kabinen aufhörten.

„Inoue? Alles in Ordnung?“ Kous samtige Stimme löste eine Welle von Gänsehaut entlang seiner Wirbelsäule aus.

„J... ja, alles gut...“ antwortete er angestrengt. „Sorry, wenn ich dich warten lasse...“

„Ich dachte nur... dass wir nach dem Essen noch etwas Zeit verbringen könnten, Bummeln oder so, aber wenn es dir nicht gut geht...“ Sorge klang in Kous Stimme mit, der anscheinend direkt auf der anderen Seite der Trennwand stand.

„Doch... können wir machen, ich brauch nicht mehr lange...“ Tōru spürte, dass er seinem Limit rasch näher kam. Wie verrückt war es, sich auf einer Restauranttoilette einen runterzuholen, während der Grund für seine Verfassung nichtsahnend wenige Zentimeter entfernt stand, nur getrennt durch eine Holztür?

„Dann warte ich, bis gleich, Inoue“, antwortete er und ging wieder.

Tōru biss in seinen Ärmel, um jedes Geräusch zu unterdrücken, das er machen konnte, als er schließlich kam. Sein Penis zuckte in seiner Hand, die gerade so ausreichte, das Sperma aufzufangen, bevor er sich selbst traf und Flecken hinterließ.

 

Kou scrollte durch seinen Twitter-Feed, als Tōru zurückkam, unterwegs hatte er das Eis bestellt.

„Entschuldige, dass du warten musstest“, sagte er, während er sich wieder hinsetzte. „Das Eis kommt gleich.“

„Du postest wirklich viel...“ murmelte Kou und schaute ihn kurz an, bevor er den Blick seiner bernsteinfarbenen Augen wieder auf das Display richtete.

„Stalkst du mich? Das hätte ich jetzt nicht erwartet, Yukimura“, entgegnete er überrascht.

„Du hast mich in deiner Nudelsuppe verlinkt, irgendwie musste ich mir die Zeit ja vertreiben.“ Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen.

„Hab ich das? Oh,... ist mir gar nicht aufgefallen. Wenn es dich stört, lösche ich es raus“, sagte Tōru.

„Nein, ist in Ordnung. Solange mein Gesicht nicht auf einem deiner Fotos ist, kannst du das ruhig machen, wenn dir danach ist, oder du packst einen Sticker drauf.“ Kou legte das Handy weg, bevor der Kellner den großen Eisbecher auf den Tisch zwischen sie stellte und zwei Löffel dazulegte.

„Warst du deshalb nicht auf den Pressefotos der Eröffnungsfeier in Ginza?“ fragte der Jüngere.

„Mhm... Es gibt Fotos, aber da steht mein Name nicht dabei und in dem Aufzug hätte mich wahrscheinlich sowieso keiner erkannt. Um das offizielle Foto konnte ich mich drücken, Mizuno-san steht dafür ganz vorne als Vertreterin der Agentur, für die ich gearbeitet habe“, antwortete er und tauchte seinen Löffel in die Sahne-Schokosoßenmischung auf dem Eis.

Tōru erinnerte sich nur zu gut an den extravaganten Anzug, den Kou an diesem Abend getragen hatte, die langen Haare zur Abwechslung offen. Er musste sich bremsen, das nicht zu kommentieren und fragte stattdessen: „Was ist eigentlich aus der Sache mit dem Copyright geworden?“

Kou runzelte die Stirn. „Mein Bruder, er ist Anwalt für Vertragsrecht bei Yayoi, hat sich den Vertrag nochmal angesehen und sie hatten wohl eine Klausel versteckt, die ihnen das Recht einräumt, meinen Namen auf Drucksachen nicht zu erwähnen, obwohl es vorher immer anders war. Da war ich einfach nicht aufmerksam genug.“ Er steckte sich einen Löffel voll Eis in den Mund, wartete, bis es geschmolzen war und schluckte, bevor er weitersprach. „Ich werde so oder so nicht mehr mit Mizuno arbeiten. Das Auftragsvolumen, das ich direkt von Onodera bekommen habe, ist größer und besser bezahlt.“

Tōru hob eine Augenbraue, also gab es mehr als das, was er mitbekommen hatte. Weitere Aufträge bedeuteten auch mehr persönliche Kontakte mit dem attraktiven Yakuza.

„Das ist wirklich ärgerlich, aber dann weiß ich ja, von welcher Agentur ich mich fernhalten muss. Wie ist das Eis?“ wechselte er das Thema.

„Kalt und süß. Den Rest kannst du haben, ich bin satt“, antwortete Kou und lehnte sich etwas zurück, der Becher war zur Hälfte geleert.

Tōru verputzte den Rest, den er übrig gelassen hatte, dafür, dass er erst nichts wollte, hatte er doch recht viel davon gegessen.

 

Im Anschluss an das Essen schlenderten sie gemeinsam durch die Straßen rund um den Bahnhof Akihabara. Die Sonne schien und wärmte die kühle Herbstluft, es war wie immer viel los. Das Gedränge auf dem Gehweg mied Kou meistens, er kam nur hierher, wenn es sich nicht vermeiden ließ, besorgte, was er brauchte und fuhr so schnell wie möglich wieder nach Hause. Er fühlte sich nicht wohl, wenn so viele Menschen um ihn herum waren. Wie er die Comiket und ähnliche Veranstaltungen überlebte, wusste er selbst nicht. Wenn es zu eng wurde, lief Tōru vor ihm, so dass er nur dicht hinter ihm bleiben musste, ohne sich um seine Umgebung zu kümmern, den Blick auf seinen abgenutzten Rucksack gerichtet. Er schien bemerkt zu haben, dass er sich nicht wohl fühlte und passte sich den Umständen an. Wenn das Gedränge weniger wurde, ließ er sich wieder neben Kou fallen und setzte das Gespräch fort, das sie zuvor begonnen hatten. Meistens redete aber nur Tōru, Kou hatte das Gefühl, dass ihm ebenfalls hin und wieder jemand fehlte, mit dem er über sein Künstlerdasein und seine Interessen reden konnte. Er erfuhr, dass Tōru noch einen zweiten Job hatte, über den er sich aber ausschwieg, da die Arbeit für die Zeichneragentur kaum die Miete in Shinbashi zahlte. Freie Tage wie dieser waren selten, weshalb er sie effektiv nutzte, und Dinge tat, die ihm Spaß machten.

„Dinge, die dir Spaß machen? Was denn zum Beispiel?“ hakte Kou nach.

„Hmm... es ist schon der zweite freie Tag, den ich mit dir verbringe, auch wenn das erste Mal eher Zufall war. Sowas macht mir Spaß, einfach Zeit mit anderen verbringen, die ich mag“, antwortete er direkt.

Kou blieb stehen und schaute ihn an. „Du kennst mich doch kaum...“

Tōru drehte sich zu ihm um, die Hände in den Hosentaschen vergraben. „Und? Das ändert doch nichts daran, dass ich gerne Zeit mit dir verbringe. Du bist ein angenehmer Mensch, Yukimura, ich hätte nichts dagegen, wenn wir das öfter machen könnten, sofern wir beide Zeit haben.“

Er wollte gerade zu einer defensiven Antwort ansetzen, als er eine Mädchenstimme seinen Namen rufen hörte.

„Yukimura-san? Sind Sie das?“ fragte sie überrascht.

Kou drehte sich um und blickte auf das Mädchen vor sich herab, sie trug die Uniform einer privaten Oberschule für Mädchen und hatte die kinnlangen, dunklen Haare am Hinterkopf zu einem halben Zopf gebunden.

„Haruka?“ fragte er, als er Kazukis Tochter erkannte.

„Sie erinnern sich an mich! Oh wow, das freut mich jetzt aber“, antwortete sie strahlend.

„Natürlich, wir haben uns ja schon unterhalten“, sagte Kou und fragte sich in Gedanken, wie sie ihn überhaupt erkannt hatte, wo er doch komplett anders aussah als an dem Abend der Feier.

„Seit wann verkehrst du mit Oberschülerinnen, Yukimura?“ fragte Tōru neckend, was dazu führte, dass Kou ihm einen verärgerten Blick zuwarf, der ihn nur noch breiter grinsen ließ.

„Wer ist Ihr Freund, Yukimura-san?“ fragte Haruka höflich.

„Inoue Tōru, freut mich, Haruka-chan“, stellte Tōru sich selbst mit einer kleinen Verbeugung vor. „Ob wir schon Freunde sind, weiß ich gar nicht... sind wir Freunde, Yukimura?“

Kou runzelte die Stirn, er wusste nicht, was er antworten sollte und er musste sich zusammenreißen, Tōru nicht einen schnippischen Spruch an den Kopf zu werfen, der Jüngere regte ihn gerade auf mit seiner Direktheit.

„Ich glaube, wir haben Yukimura-san kaputt gemacht, er sagt gar nichts mehr...“ bemerkte Haruka.

„Ups... Erde an Yukimura, bist du noch anwesend?“ foppte Tōru ihn.

Kou rieb sich mit der Hand über das Gesicht, nachdem er seine Brille abgenommen hatte, und seufzte, dann setzte er die Brille wieder auf und lächelte Haruka an.

„Bist du allein unterwegs, Haruka?“ fragte er sie, ohne auf die Frage einzugehen.

„Wie? Nein, das würde ja keiner erlauben. Too-san müsste eigentlich irgendwo hier sein...“ antwortete sie und schaute sich um. „Da ist er. Too-san, hier drüben!“ Sie hob den Arm und winkte.

„Haru-chan, du sollst doch nicht einfach weglaufen, so unübersichtlich wie das hier ist“, sagte Kazuki, kaum dass er sie erreicht hatte. Er trug ausnahmsweise keinen Anzug, sondern Jeans und einen dunklen Feinstrickpullover mit schmalem Stehkragen, anscheinend hatte er ein Faible für Stehkrägen, darüber eine schwarze Lederjacke. Die dunkelbraunen Haare waren nach hinten gekämmt, aber nicht so streng wie sonst, es wirkte alles etwas lockerer.

„Was soll mir denn hier passieren, hm? Außerdem war ich doch bei Yukimura-san“, antwortete sie und zeigte auf Kou.

Kazuki schien Kou und Tōru erst jetzt zu bemerken, die sich beide aus unterschiedlichen Gründen anspannten, als sie ihn sahen.

„Yukimura-san, so ein Zufall, Sie hier zu sehen. Hat Honda-san sie wegen des Termins nächste Woche erreicht?“

„Ja, hat sie. Inoue und ich waren Zeichenmaterial einkaufen, es ist also wahrscheinlicher, dass man uns hier trifft, statt Sie“, antwortete Kou nervös.

„Ich brauchte noch Dinge für meinen Schulclub und irgendwer muss das ja bezahlen...“ sagte Haruka, die Hände erhoben, als wäre es das Normalste auf der Welt. „Und da ich nicht allein losziehen darf, musste sich jemand finden, der mich begleitet.“

„Wie nett von dir, dass du mich nur als Kreditkarte auf zwei Beinen siehst, Tochter“, entgegnete Kazuki unerwartet scherzhaft, ein nachsichtiges Lächeln auf den Lippen.

„Ich sehe Tetsuo-san nirgends, hat er heute frei?“ fragte Kou, da Tetsuo ihm sonst wie ein Schatten überallhin folgte.

„Er ist gut getarnt“, antwortete Haruka grinsend. „Aber ich sage Ihnen, es war ein Krampf, ihn dazu zu bringen, mal nicht diesen Anzug zu tragen, in dem er aussieht wie ein Mitglied der Men in Black.“

„Du sollst ihn nicht immer piesacken, Haru-chan“, mahnte Kazuki, was sie mit einem süßen Lächeln quittierte. Er hob die Hand auf Schulterhöhe und wenige Sekunden später tauchte Tetsuos blonder Schopf neben ihm auf. Kou hatte ihn vorher wirklich nicht bemerkt, er fügte sich mit schwarzen Cargopants, Schnürstiefeln und grauem Kapuzenpullover fast nahtlos in die bunte Menge auf dem Gehweg ein. Der übliche schwarze Anzug wäre auf jeden Fall auffälliger gewesen, auch wenn er jetzt aussah wie ein Rowdy.

„Ist was, Boss?“ fragte er, nachdem er die Zigarette aus dem Mundwinkel genommen hatte. Seine asphaltgrauen Augen verweilten kurz auf Kou und etwas länger auf Tōru, dann sondierte er wieder die Umgebung.

„Nein, bleib einfach in der Nähe, falls Haru-chan sich nochmal überlegt, davonzulaufen, weil sie jemanden sieht, den sie kennt.“

„Ich kann sie auch anleinen, das wäre auf jeden Fall effektiver“, entgegnete Tetsuo mit Blick auf Haruka, die etwas in ihr Handy tippte, die langen Nägel klackerten auf dem Display.

„Haben Sie alle Ihre Einkäufe erledigen können, Yukimura-san?“ fragte Kazuki interessiert.

„Größtenteils, ja. Das weitere eilt nicht“, antwortete er ausweichend.

„Bis dir zuhause die Technik versagt und du kurz vor der Deadline nicht weiterarbeiten kannst...“ bemerkte Tōru neben ihm. Er hatte ihm während ihrer Gespräche erzählt, wie alt sein Grafiktablet zuhause schon war. Das iPad wäre im Notfall kein akzeptabler Ersatz.

„Was meinen Sie, Inoue-san?“ Kazuki schaute ihn an, Kou hatte unvermittelt etwas die Schultern sinken lassen. Tōru hatte ja recht, aber es war einfach zu teuer, zumindest im Moment.

„Yukimura lässt sich für seine überragende Arbeit zu schlecht bezahlen, weil er zu nett ist und arbeitet mit veralteter Technik, da er deshalb kaum finanzielle Reserven hat. Für jemanden, der den Großteil seiner Arbeit digital erledigt, bedeutet das immer ein großes Risiko“, fasste Tōru die Situation treffend zusammen.

Kou fühlte sich schlecht, dass es überhaupt zur Sprache kam, schließlich war Kazuki einer der Auftraggeber, die gerade seine Miete finanzierten, auch wenn er bereitwillig mehr zahlte.

„Stimmt das, Yukimura-san?“

Kou wäre am liebsten im Erdboden versunken, als der Yakuza ihn besorgt ansah. Es war ihm bewusst, dass Tōru es nur gut meinte, aber sie standen hier vor dem Mann, der ihn über die nächsten Monate mit Arbeit versorgt hatte, ihn zudem dazu gebracht hatte, sich ihm vollkommen hinzugeben und für den 340 Tausend Yen Peanuts waren. Er senkte den Kopf und deutete ein Nicken an, unfähig, etwas zu sagen.

„Hmm... Lassen Sie uns nächste Woche darüber reden, in Ordnung? Das hier ist bei weitem nicht der beste Ort dafür“, sagte er schließlich, er hatte eine Hand auf Kous Schulter gelegt und drückte sie leicht.

„Das wäre wahrscheinlich besser, ja...“ antwortete Kou leise, die Berührung des älteren Mannes entspannte ihn etwas, auch wenn ihm das Ganze mehr als peinlich war.

„Too-san, wir müssen los, sonst komme ich zu spät zum Klavierunterricht“, unterbrach Haruka die Männer.

„Natürlich. Wir sehen uns nächste Woche, Yukimura-san. Inoue-san, einen schönen Tag noch“, verabschiedete er sich.

„Hoffentlich sehen wir uns mal wieder, Yukimura-san. Dann muss ich Ihnen unbedingt zeigen, was wir im Schulclub machen, das finden Sie sicher auch interessant“, sagte das Mädchen höflich. „Vielen Dank für das nette Gespräch, Inoue-san.“ Sie folgte ihrem Vater, der schon vorgegangen war.

Tetsuo nickte den beiden knapp zu, blieb aber nochmal kurz neben Tōru stehen. „Pass auf, dass du es nicht übertreibst, Shinya...“ raunte er so leise, dass nur er es hören konnte, dann ging er weiter.

„Yukimura, ich... das war unangebracht, tut mir leid...“ begann Tōru, doch Kou hob die Hand, um ihn zu unterbrechen.

„Du hast es nur gut gemeint... und du hast ja recht, aber...“ Er biss sich auf die Unterlippe, es war ihm anzusehen, wie unwohl er sich fühlte. „...du hast echt keinen Funken Anstand im Leib. Onodera ist nicht irgendwer. Ohne ihn müsste ich mich mit viel mehr langweiliger Arbeit für weniger Geld rumschlagen, aber er ist ein Profi und ich bin nicht in der Position, Unsicherheiten zu zeigen in Bezug auf meine Arbeit.“

„Ich denke nicht, dass er in der Hinsicht so... berechnend ist“, entgegnete Tōru. „Er weiß ganz genau, was er an dir hat und dass nur du seine Anforderung erfüllen kannst, da darfst du schon etwas selbstbewusster sein.“ Er hasste sich dafür, wie universell das klang. Kou wusste nicht, was er über die Beziehung der beiden wusste, aber es passte auf beides, das geschäftliche und das private, sofern das überhaupt getrennt zu betrachten war. Er unterdrückte das Bedürfnis, Kou zu umarmen, der immer noch so aussah, als würde er gleich zerbrechen unter der Last aus den vielen kleinen Bausteinen, die die Selbstständigkeit mit sich brachte.

„Was ist das für ein Termin nächste Woche?“ fragte er neugierig.

„Ein geschäftliches Mittagessen, wieso? Er will die fertigen Entwürfe selbst abnehmen, sonst schicke ich sie immer in sein Büro, aber das kostet mehr Zeit“, antwortete Kou.

„Nur so... wenn er schon so interessiert ist, solltest du dir wirklich keinen Kopf machen. Vielleicht ist es gut, dass er jetzt weiß, wie umständlich es sein kann, in unserer Branche über die Runden zu kommen.“ Tōru legte den Kopf schief und schaute den Älteren an, wartete auf eine Reaktion.

„Ich würde jetzt gerne nach Hause fahren... ist das in Ordnung für dich?“ sagte Kou schließlich.

„Ich würde lügen, würde ich ja sagen, aber ist vielleicht besser so... Ich bringe dich noch zum Bahnhof.“

Chapter 12

Summary:

„Es tut mir leid, Sie so früh schon zu stören, Yukimura-san...“ begann Aoyama und seufzte. Er war nicht viel älter als Kou, hatte die Wohnungen von seinem Großvater vererbt bekommen und verwaltete sie seitdem. Er lebte mit seiner kleinen Familie in einer Wohnung im Erdgeschoss. „Ich versuche, mich kurz zu fassen. Durch neue Auflagen der Stadt müssen ältere Wohnungen zwingend vor dem Jahreswechsel saniert werden, Heizungen getauscht und die Elektrik erneuert. Ich konnte durch Beziehungen zu unserem Stadtrat erwirken, dass ich nicht alles auf einmal erledigen muss, das würde mich mehr kosten, als ich ausgeben kann, aber ein Teil der Wohnungen ist zeitnah fällig.“

„Wie zeitnah?“ fragte Kou, dem das Herz in die Hose gerutscht war, seine Hände fühlten sich plötzlich kalt und feucht an.

„November, also spätestens in zwei Wochen. Ich weiß auch erst seit einer Woche, wie fix das ist, sonst hätte ich Sie schon eher aufgesucht“, antwortete Aoyama zerknirscht.

Chapter Text

Tōrus Einmischung in seine Angelegenheiten beschäftigte Kou mehrere Tage. Gleichzeitig ärgerte er sich über sich selbst, weil er nie selbst den Mut dazu fand, solche Dinge anzusprechen, mehr Geld für seine Arbeit zu verlangen oder einfach das Risiko einzugehen und seine Ersparnisse für Neuanschaffungen zu nutzen. Er hatte seitdem nicht mehr mit Tōru gesprochen, wusste aber auch nicht, was er hätte sagen sollen. Einerseits war er verärgert über seine Einmischung, aber auch dankbar, dass er sich so für ihn einsetzte, obwohl sie sich kaum kannten. Ayane wusste ausnahmsweise auch keinen Rat, sie war Tōrus Meinung und hatte ihn zum wahrscheinlich hundertsten Mal ermahnt, dass er selbstbewusster werden musste. Kou ertappte sich bei dem Gedanken, wie die letzten Jahre verlaufen wären, wenn er Tōru während des Studiums schon kennengelernt hätte, genügend Überschneidungen waren schließlich da gewesen, aber wohl nie der richtige Zeitpunkt. Als hätte der eine einen Raum betreten, nachdem der andere ihn kurz zuvor durch eine andere Tür verlassen hatte.

 

Er bearbeitete die Entwürfe für Kazuki, die er ihm während des Essens zeigen wollte. Es war nichts Aufwändiges, seit er die Sushi-Gijinka entworfen hatte, musste er für Events wie Halloween oder Weihnachten nur deren Outfits abändern und ein paar Zusatzillustrationen hinzufügen. Vor allem, nachdem der Chefkoch sich eine Kreation mit Kürbis hatte einfallen lassen, die überraschenderweise gut ankam und schmeckte, wie er bei einem Testessen hatte feststellen dürfen, bei dem das Designteam und Kazuki ebenfalls dabei gewesen waren. Die Arbeit lenkte ihn von seinen grüblerischen Gedanken ab, worüber er tatsächlich froh war.

Nebenher hatte er ein Auge auf die bisherigen Abstimmungen des ShouCa-Wettbewerbs, eine Ausgabe stand noch aus, die in der kommenden Woche erscheinen sollte, die Auswertung sollte dann in der darauffolgenden Ausgabe veröffentlicht werden, zusammen mit den Folgekapiteln der drei Bestplatzierten. Zu diesem Zeitpunkt war die Abstimmung ausgeglichen, es gab keine Serie, die nicht ankam, jede hatte eine eigene Besonderheit, die gut ins Magazin passte. Kou hielt an seinem Plan fest, sich erst gar nicht davon verrückt machen zu lassen, es kam, wie es kam und dann konnte er weiter planen. Er hatte in jedem Fall einen Platz auf der Comiket, Neudrucke seiner Kapitel bestellte er immer erst Anfang Dezember, so dass er jetzt noch keine Ausgaben hatte, die er später bereuen könnte.

 

Am Tag des Geschäftsessens mit Onodera stand er früh auf und war gerade fertig mit Frühstücken, als es an seiner Tür klingelte. Er öffnete und sah seinen Vermieter vor der Tür stehen, was in den letzten Jahren sehr selten vorgekommen war.

„Aoyama-san, was ist los?“ fragte Kou, weil sein Vermieter nicht besonders glücklich aussah.

„Kann ich reinkommen, Yukimura-san?“ fragte er.

„Natürlich, kommen Sie.“

Kou ging voran und räumte den Tisch im Wohnzimmer frei, auf dem er einige Zeichenblöcke und Stifte abgelegt hatte. Er bot Aoyama einen Platz an und setzte sich ihm dann gegenüber.

„Es tut mir leid, Sie so früh schon zu stören, Yukimura-san...“ begann Aoyama und seufzte. Er war nicht viel älter als Kou, hatte die Wohnungen von seinem Großvater geerbt und verwaltete sie seitdem. Er lebte mit seiner kleinen Familie in einer Wohnung im Erdgeschoss. „Ich versuche, mich kurz zu fassen. Durch neue Auflagen der Stadt müssen ältere Wohnungen zwingend vor dem Jahreswechsel saniert werden, Heizungen getauscht und die Elektrik erneuert. Ich konnte durch Beziehungen zu unserem Stadtrat erwirken, dass ich nicht alles auf einmal erledigen muss, das würde mich mehr kosten, als ich ausgeben kann, aber ein Teil der Wohnungen ist zeitnah fällig, vor allem die, deren Leitungen die ältesten sind, bevor es in den Wintermonaten zu Schäden kommen kann.“

„Wie zeitnah?“ fragte Kou, dem das Herz in die Hose gerutscht war, seine Hände fühlten sich plötzlich kalt und feucht an.

„November, also spätestens in zwei Wochen. Ich weiß auch erst seit einer Woche, wie fix das ist, sonst hätte ich Sie schon eher aufgesucht“, antwortete Aoyama zerknirscht.

„Verstehe... was bedeutet das für mich und die anderen Mieter?“

„Damit es so schnell wie möglich fertig wird, müssen Sie die Wohnung für den Zeitraum der Sanierung räumen und woanders unterkommen. Ihre Möbel und andere Sachen können Sie auf meine Kosten einlagern lassen, selbstverständlich erlasse ich Ihnen für den Zeitraum die Miete. Wäre ja unsinnig, Miete für etwas zu bezahlen, das man nicht nutzen kann...“ Aoyama war anzusehen, wie unangenehm ihm das war. Kou war ein unkomplizierter Mieter, zahlte immer pünktlich, war höflich und noch nie negativ aufgefallen, seit er dort wohnte.

„Uff...“ Kou stützte den Kopf auf beiden Händen ab. „Es ist Ihnen bewusst, dass es fast unmöglich ist, so kurzfristig eine Wohnung für einen Monat zu finden? Die auch bezahlbar ist.“

„Ja, ich habe schon Bekannte gefragt, aber denen hängt die Stadt auch im Nacken und sie müssen ihre Mieter irgendwie versorgen. Es tut mir wirklich leid, dass das alles so kurzfristig ist, Yukimura-san. Könnten Sie für die Zeit nicht bei Ihrem Bruder unterkommen? Sie erzählten, er hätte ein Haus gekauft?“

„Hat er, aber das ist nur eine kleine Doppelhaushälfte und ich bin mir nicht sicher, ob sich das mit meiner Arbeit verträgt. Ich werde ihn aber fragen, vielleicht hat er noch eine Idee, wo ich im November schlafen und arbeiten kann.“ Er knetete nervös seine Finger.

„Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis, Yukimura-san“, sagte Aoyama und stand auf. „Lassen Sie mich wissen, welche Ihrer Sachen Sie einlagern lassen wollen. Kartons werde ich organisieren, der Rest findet sich. Auf Wiedersehen.“ Er verbeugte sich höflich und ging.

Kous Kopf plumpste mit einem leisen „Klonk“ auf den Tisch. Er konnte Kaoru zwar fragen, aber das hätte keinen Zweck, wenn er selbst keinen ganzen Monat dort verbringen wollen würde. Mit Saki-chan und Ayane den ganzen Tag zuhause hätte er keine ruhige Minute zum Arbeiten, vor allem in Ermangelung eines Gästezimmers mit abschließbarer Tür. Nochmal auf Kaorus Sofa leben wollte er auf keinen Fall. Er erinnerte sich daran, wie er im Sommer des ersten Oberschuljahres von zuhause ausgerissen war. Mit seinen Ersparnissen und einem großen Koffer war er zum Flughafen von Naha getrampt, um einen halben Tag später vor der Tür seines großes Bruders zu stehen, der in Tokio im zweiten Jahr Jura studierte. Kaoru lebte damals in einem Studentenwohnheim, entsprechend winzig war sein Zimmer, aber er hatte ein Sofa, auf dem er Kou schlafen ließ, während er sich darum kümmerte, dass er in Tokio bleiben und zur Schule gehen konnte. Es waren anstrengende Wochen gewesen, Kaoru hatte sich nie beschwert, aber er wusste, wie sehr es ihn belastet hatte, sich so plötzlich um seinen kleinen Bruder kümmern zu müssen.

„Das geht auf keinen Fall nochmal...“ murmelte er und setzte sich auf. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er sich umziehen und auf den Weg nach Ginza machen sollte, wenn er rechtzeitig zum Termin mit Kazuki kommen wollte. Er nahm sich vor, sich später am Tag mit dem neuen Problem zu befassen.

 

„Yukimura-san, warten Sie schon lange?“ Kazuki traf etwas später als Kou ein, der vor dem Eingang des Restaurants wartete, in dem sie sich zum Mittagessen verabredet hatten. Er trug einen dunklen Anzug und darüber einen langen Mantel aus feinster grauer Wolle, wie immer nichts dem Zufall überlassen. Kou hatte sich immerhin für Hemd und Jackett entschieden, um es geschäftlich zu halten, mit Krawatten konnte er sich immer noch nicht anfreunden.

„Nur ein paar Minuten, es ist ja auch noch vor der verabredeten Zeit“, antwortete Kou, nachdem er auf seine Uhr geschaut hatte.

Kazuki ging voran und hielt ihm die Tür auf, Tetsuo war nirgends zu sehen, aber er war wie immer wahrscheinlich nicht weit.

„Ich bin gespannt auf Ihre Entwürfe, das Team hat schon danach gefragt, sie planen einige Sonderaktionen nächste und übernächste Woche“, sagte der ältere Mann, nachdem Sie an einem Tisch in einer ruhigen Ecke Platz genommen hatten. Der Kellner hatte ihre Mäntel mitgenommen, um sie zu verwahren, bis sie fertig waren.

„Ich habe versucht, sie nicht zu sehr vom ursprünglichen Design abweichen zu lassen, wenn ich zu sehr eskaliert bin mit Kürbissen und Geistern, lassen Sie es mich wissen...“ sagte Kou und schob ihm das iPad über den Tisch.

„Die Läden hängen voll mit Spinnweben und Fledermäusen, ich glaube nicht, dass man da noch mehr übertreiben kann... waren Sie mal da?“ Kazuki klickte sich durch die einzelnen Bilder.

„Seit dem Testessen nicht mehr, so oft bin ich nicht in der Gegend und bis Adachi sind Sie ja noch nicht expandiert“, antwortete er und strich mit den Fingern über das Kondenswasser auf seinem Glas. Er beobachtete, wie sein Gegenüber die Entwürfe konzentriert studierte, jedes Detail erfasste. Auch wenn Kazukis Interessen wahrscheinlich ganz woanders lagen, freute es Kou, dass er seine Arbeit so ernst nahm und sich die Zeit nahm, sich persönlich darum zu kümmern.

„In Adachi war ich auch lange nicht. Wie hat es Sie dorthin verschlagen?“ fragte er beiläufig.

„Das weiß ich gar nicht mehr, ich habe nach dem Abschluss eine Wohnung gesucht, die ich bezahlen konnte und bin dort gelandet. Die räumliche Entfernung zum Zentrum macht es etwas entspannter, finde ich, auch wenn gewisse Unternehmungen dann mehr Zeit in Anspruch nehmen“, antwortete Kou mit Gedanken an seine seltenen Besuche in Ginzas Nachtleben. „Ich bin aber nicht sicher, ob ich dort bleibe oder mir etwas anderes suche, das näher liegt.“

„Wieso das? Wenn es Ihnen dort doch gefällt, warum es ändern?“ Kazuki schaute ihn an, der bittere Ton in Kous Stimme war ihm nicht entgangen.

Kou seufzte, antwortete aber nicht, da ein Kellner das Essen brachte, das sie bei ihrer Ankunft bestellt hatten. Kazukis fragend erhobene Augenbraue ließ ihm jedoch keine Wahl, als darauf zu antworten, nachdem der Kellner gegangen war.

„Meine Wohnung soll im November kurzfristig saniert werden und ist für den Zeitraum unbewohnbar. Das... weiß ich aber auch erst seit heute und ich habe das noch nicht ganz verarbeitet, geschweige denn einen Plan, wie ich so kurzfristig für einen Monat etwas anderes finden soll“, erzählte er schließlich.

„Verstehe...“ Kazuki runzelte die Stirn, schnitt ein Stück von seinem Steak ab und aß es, weiterhin grübelnd. Kou widmete sich seiner Gemüselasagne, selbst in Gedanken versunken.

„Warum fragst du mich nicht, Kousuke?“ Seine Frage ließ Kou überrascht aufschauen, der plötzliche Wechsel der Ansprache irritierte ihn.

„D... dich?“ Er schloss hastig seinen Mund, bevor ihm das Stück Lasagne herausfiel, und starrte den Yakuza an.

„Ja, mich. Ich besitze mehr als eine Wohnung in der Stadt, für einen Monat ließe sich da sicher etwas organisieren“, antwortete er pragmatisch.

„Ich weiß nicht, Kazuki... ich arbeite für dich und wir haben... hm... wäre das nicht zu viel?“

„Kousuke... denkst du, das wäre etwas, worüber ich mir Gedanken mache? Du arbeitest für mich, ja... und du musst in der Lage sein zu arbeiten, um deinen Vertrag zu erfüllen. Je weniger du dir Sorgen darum machen musst, wo du nächsten Monat unterkommst, umso besser für dich und mich, meinst du nicht auch?“ Kazukis Blick war entwaffnend, er hatte die Hände unter dem Kinn verschränkt und schaute Kou direkt an, das übliche leichte Schmunzeln auf den Lippen, wenn er einen guten Plan im Kopf hatte. „Zu viel ist es ganz sicher nicht.“

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll...“ Kou wurde heiß. Kazuki schaffte es, ihn komplett zu verblüffen mit seiner spontan pragmatischen Art.

„Sag einfach ja, ich kümmere mich um den Rest.“

„J... ja?“ Kous Stimme war nur noch ein leises Krächzen, er war komplett überwältigt.

„Sehr gut. Iss, bevor es kalt wird“, sagte er, immer noch schmunzelnd.

Chapter Text

Kaorus 31. Geburtstag war am 27. Oktober, vorher hatte Kou etwas mehr als eine Woche, um seine Habseligkeiten in Kisten zu packen und zu überlegen, was er einlagern konnte und was er während eines Monats brauchte. Aoyama versicherte ihm, er könnte jederzeit an seine Sachen, wenn er noch etwas benötigte, er sollte ihm nur vorher Bescheid sagen. Der Vermieter schien mehr als glücklich zu sein, dass Kou so schnell eine Unterkunft gefunden hatte, auch wenn er sich über weitere Details ausschwieg. Er räumte alles, was eingelagert werden sollte, in sein Schlafzimmer und verpackte es ordentlich. Die Sachen, die er im November brauchen würde, landeten in zwei Koffern und einer großen Tasche, die mit seinen Zeichenutensilien, Festplatten und sonstiger Technik gefüllt werden würde, wenn es soweit war. Auf die Koffer stellte er die lackierte Holzkiste, die seine Sextoys enthielt, da er diese niemandem anvertrauen wollte, auch wenn er sich nicht sicher war, ob er sie überhaupt brauchen würde.

Gegen Mittag des 27. Oktober machte er sich auf den Weg zu seinem Bruder. Kaoru hatte nur ihn eingeladen, da er, Ayane und Saki-chan am nächsten Tag früh nach Okinawa fliegen wollten, um die Familie zu besuchen. Kou hatte das Angebot, sie zu begleiten, ein weiteres Mal ausgeschlagen, er war zuletzt sieben Jahre zuvor an seinem zwanzigsten Geburtstag dort gewesen und plante nicht, zurückzukehren, wenn es sich vermeiden ließ.

Ayane öffnete die Tür, nachdem er geklingelt hatte.

„Kou-chan, schön, dich zu sehen“, sagte sie strahlend und küsste ihn auf die Wange. „Kaoru telefoniert gerade mit eurer Mutter, Saki-chan ist im Wohnzimmer.“

“Hallo, Aya-chan.” Kou drückte sie kurz, bevor er aus seinen Schuhen schlüpfte und ihr ins Wohnzimmer folgte.

„Kouji-chan!“ Saki sprintete ihm entgegen und sprang ihm in die Arme, nachdem er in die Hocke gegangen war. „Hast du Saki was mitgebracht?“

„Hmmm... eigentlich hat doch dein Papa Geburtstag und nicht du...“ sagte Kou sanft lächelnd. „Aber vielleicht habe ich was in meiner Tasche, das dir gefällt, wollen wir mal schauen?“

„Au ja!“ Saki rutschte von seinem Schoß und wartete geduldig, bis er seine Tasche geöffnet hatte und verschiedene Dinge herausholte, darunter sein Handy, ein Notizbuch, verschiedene Stifte und ein längliches, eingepacktes Päckchen mit einer Schleife drum herum.

„Hmm... sieht schlecht aus, Saki-chan...“ Saki verzog traurig das Gesicht. „Warte, hier ist noch was.“ Er holte ein bunt illustriertes Buch heraus, das er in der Innentasche verborgen hatte und schlug es auf. „Hier steht Saki drin, muss also für dich sein.“

„Für mich? Wirklich?“ Sakis Augen wurden groß und strahlten, als er ihr das Buch mit einem Nicken reichte.

„Was sagen wir, wenn wir ein Geschenk bekommen, Saki-chan?“ fragte Ayane, die sich aufs Sofa gesetzt hatte.

„Ah... Danke, Kouji-chan!“ Saki schlang ihre kurzen Ärmchen um Kous Hals und drückte ihn. „Das mitnehmen morgen, Mama?“

„Aber klar, das passt sicher noch irgendwo rein“, antwortete sie. „Warts ab, Kou-chan, wenn wir zurück sind, kann sie es auswendig.“

Kaoru kam aus der Küche ins Wohnzimmer, nachdem er das Telefonat beendet hatte.

„Was wollte deine Mutter denn?“ fragte Ayane.

„Nichts eigentlich... sie ist überfürsorglich, ob wir den Flug mit Saki auch wirklich schaffen oder ob sie nicht lieber herkommen sollen“, antwortete Kaoru leicht genervt, dann setzte er sich neben Kou auf den Boden. „Es ist ja nicht so, dass wir jedes Jahr hinfliegen und Saki dabei wahrscheinlich das geringste Problem ist.“

„So langsam solltest du deine Flugangst überwunden haben, Kaoru-nii“, neckte Kou ihn. „Alles Gute zum Geburtstag übrigens.“ Er hielt ihm das kleine, längliche Päckchen hin.

„Ich schlafe einfach schon vor dem Abflug, dann wird das kein Problem“, entgegnete Kaoru und wickelte das Geschenkpapier ab. Sein leicht genervter Gesichtsausdruck wich Überraschung, als er die Schachtel öffnete und darin einen Füller aus lackiertem Holz mit einer feinen Gravur fand. „Woher wusstest du...?“

Kou zuckte mit den Schultern. „Du hattest da mal was erwähnt, dass dir die Kugelschreiber im Büro immer davonlaufen und Aya-chan erzählte mir, du würdest diesen da sehr gerne haben. Die Gravur gab’s umsonst dazu.“

„Danke, wirklich. Aber... Banzai Kaoru-nii! ? Echt jetzt?“

Kou grinste ihn an. „Zu ernst muss es ja auch nicht sein.“

Kaoru legte ihm einen Arm um die Schultern und drückte ihn an sich. „Der läuft mir sicher nicht davon, Danke, Brüderchen.“

„Ich habe keine Lust zu kochen, bestellen wir Pizza? Das wird wahrscheinlich das letzte Ungesunde für die nächsten Wochen...“ Ayane stand auf und suchte nach ihrem Handy.

„Gute Idee. Wobei es natürlich auch sein kann, dass Kaa-san dich mit Taco Reis mästet...“ sagte Kaoru. „Sie hat übrigens nach dir gefragt, Kou. Von dem Dilemma mit deiner Wohnung habe ich ihr nichts erzählt, du scheinst ja irgendwo unterzukommen, sonst, dass du nach wie vor gut zurechtkommst und es dir gut geht.“

„Hm... Danke.“ Kou strich sich ein paar lose Haare aus dem Gesicht. „Mehr gibt’s ja auch nicht zu erzählen.“

„Pizza kommt in einer halben Stunde.“ Ayane setzte sich wieder zu ihnen. „Sag mal, Kou-chan... ich weiß, du hast es mir schon irgendwann einmal erzählt, aber warum schottest du dich so von deinen Eltern ab? Ich respektiere das, aber ich wüsste gerne mehr. Wie hat es angefangen, dass ihr euch so überworfen habt?“

„Puh... Wo fange ich da am besten an...“ Kou überlegte angestrengt.

„Naja, den Höhepunkt hatte es, als du zuhause ausgerissen und bei mir in Tokio gelandet bist. Angefangen hat es in der Mittelschule, oder?“ half Kaoru ihm auf die Sprünge.

„Prinzipiell seit sie mich ständig an dir gemessen haben, aber ja... angefangen hat es wohl im zweiten Mittelschuljahr, wenn man das Ganze betrachtet.“

 

Itoman (Okinawa), April 2006, 13 Jahre zuvor

Das neue Schuljahr hatte zwei Wochen zuvor begonnen, Kou und seine Mitschüler hatten sich zur ersten Stunde in der Klasse eingefunden, die Lehrerin war jedoch noch nicht da. Es ging das Gerücht um, dass sie noch einen neuen Schüler bekommen sollten, aber keiner wusste genaueres. Er saß mit seinen Freunden Jiro und Aoi in der mittleren Reihe der Einzeltische, wo sie zu dritt auf einem Blatt Papier herumkritzelten.

„Was denkt ihr, ist das für ein neuer Schüler? Wieso kommt der erst jetzt, das Schuljahr läuft doch schon seit zwei Wochen“, murmelte Jiro.

„Kein Plan... vielleicht ist er neu in der Stadt“, antwortete Kou leise und rückte seine Brille zurecht, damit er die Linien auf dem Blatt besser sah.

„Oder er ist ein Rowdy, der voll Dreck am Stecken hat und erst jetzt wieder zur Schule darf“, fabulierte Aoi, die eine kleine Bombe auf das Blatt malte.

„Aoi... du liest zu viele Manga“, sagte Kou und malte eine kleine, fluffige Wolke um ihre Bombe.

„Aber du nicht, ja? Wie viele hast du heute in deiner Tasche, Kou?“ Aoi grinste ihn an, die kurzgeschnittenen, schwarzen Haare fielen ihr in die Augen.

Die Tür zum Klassenzimmer wurde geöffnet und die Schüler huschten an ihre Plätze, während die Klassenlehrerin eintrat, gefolgt von einem platinblonden, hellhäutigen Schüler.

„Guten Morgen, 2-C“, begrüßte sie die Klasse.

„Guten Morgen, Narukami-sensei“, grüßte die Klasse zurück.

„Wir haben ab heute einen neuen Schüler an unserer Schule. Er war bisher in einer internationalen Schule, weil seine Eltern bisher in der Kadena Air Base stationiert waren, deshalb ist sein Japanisch nicht so gut. Stell dich doch kurz vor“, erklärte Narukami-sensei und überließ dem blonden Jungen das Wort.

„Yo, ich bin Jacob West, Jake für Freunde. Vierzehn Jahre alt. Ich mag Naruto und Baseball. Nice to... freu mich, euch kennenzulernen“, sagte er in holprigem Japanisch, es war ihm anzusehen, dass er aufgeregt war.

„Sehr gut, das war sehr gut, West-kun“, lobte die Lehrerin. „Nun... Yukimura-kun.“ Sie schaute Kou an, der nur halb zugehört hatte.

„J... ja?“ Er ließ seinen Stift fallen und setzte sich gerade hin.

„Da West-kun noch nicht so gut Japanisch spricht und du als einziger hier fließend Englisch, kümmerst du dich in den nächsten Wochen um ihn, zeigst ihm alles und hilfst ihm, sich zurechtzufinden?“, fragte sie.

„W... wie? Ich? Aber...“ stammelte Kou, den die ganze Klasse ansah, was ihm mehr als unangenehm war.

„Du schaffst das schon. Dein Bruder war schon in der Siebten Pate für ausländische Schüler.“

Sie nickte ihm zu und zeigte auf den freien Platz neben Kou, nachdem sie noch ein paar kurze Worte mit Jake gewechselt hatte. Dieser nahm seinen Rucksack und setzte sich auf den zugewiesenen Platz, dann streckte er Kou die Hand hin.

„Hi, you’re Yukimura?“ Er grinste ihn fröhlich an.

„Hi... my name’s Yukimura Kousuke“, antwortete nervös und drückte zögerlich die angebotene Hand.

Während des Unterrichts schob Jacob seinen Tisch an den von Kou heran, damit er ihm besser Fragen stellen konnte, ohne die anderen zu stören. Kou übersetzte, was der Amerikaner nicht verstand und erklärte ihm die Textaufgaben. Die Lehrer waren nachsichtig genug, die beiden die Aufgaben gemeinsam lösen zu lassen, da die Sprachbarriere das einzige Hindernis für Jacob darstellte. In Mathematik löste er alle Aufgaben alleine, wenn nur kurze Texte dabeistanden.

In der Mittagspause belagerten die anderen Mitschüler Jacobs und Kous Tische und löcherten den neuen Schüler mit Fragen, Kou schwirrte bald der Kopf vom vielen Übersetzen und Reden.

„He, wie wärs, wenn ihr mal eure Englischkenntnisse selbst nutzt, um mit ihm zu sprechen“, blaffte Aoi die anderen an und scheuchte sie von Kous Tisch weg, damit er essen konnte. „Geht ja mal gar nicht...“ Sie schob ihren Stuhl heran und tätschelte seinen Kopf. „Alles okay?“

„Ja, geht schon... Können wir draußen essen? Nachher haben wir Freistunde, dann könnten wir eigentlich auch gleich rüber gehen...“ Er räumte seine Sachen in seine Tasche.

„Nichts lieber als das, viel zu laut hier“, stimmte sie zu und stand auf. „Jiro! Komm bei, wir gehen raus.“

„Jawohl, Aoi-sama!“ Jiro folgte den beiden zur Tür.

„Ah, Yukimura, wait!“ rief Jacob und löste sich aus dem Pulk der Schüler um ihn herum. „Can I join you?“ Er hielt seinen Rucksack in der Hand.

Kou schaute seine Freunde an, die nur mit den Schultern zuckten, dann nickte er Jacob zu. „Sure. Let’s go.“

Die vier gingen nach draußen und überquerten den Schulhof zu den Clubräumen. Einen davon betraten sie, nachdem sie die klemmende Schiebetür geöffnet hatten. Er war schmal, gegenüber der Tür war ein Fenster, an das jemand bunte Bilder gehängt hatte, so dass das Licht etwas gedämpft war, direkt unter dem Fenster stand ein zerknautschtes Sofa, auf dem einige Ausgaben der Shonen Jump lagen. In der Mitte des Raums stand ein länglicher Tisch mit mehreren Stühlen, die Wände auf beiden Seiten waren bis unter die Decke mit Regalen vollgestellt, in denen Manga aller möglichen Genre und einige günstige Sammelfiguren standen.

Aoi warf ihre Tasche auf einen Stuhl am Tisch und fläzte sich auf das Sofa, wo sie sofort eines der Magazine aufschlug, Jiro packte erstmal sein Bento aus, um sein Mittagessen fortzusetzen.

„Wow... we had schoolclubs in Kadena but not something like this”, sagte Jacob staunend, während er sich im Raum umsah. „This is awesome.”

„Welcome to the Manga Club of Itoman Junior High, but you don’t need to join if you don’t want to, West-kun“, sagte Kou, der auf einem der Stühle Platz nahm .

„I’ll join. My dad surely wants me to join a sports club, but I’d rather have friends than competitors“, antwortete der Blonde grinsend . „You can call me Jake, Yukimura.“

 

Jake wurde schnell ein festes Mitglied des Mangaclubs und von Kous kleinem Freundeskreis. Die vier verbrachten fast jede freie Minute miteinander, in der Schule, im Club und an den Wochenenden. Jake lernte schnell Japanisch, auch wenn er hin und wieder noch Verständigungsprobleme hatte, Englisch sprach er nur noch mit Kou, manchmal wechselten sie mitten im Satz die Sprache, ohne es zu merken. Es waren dann Aoi oder Jiro, die sie darauf hinwiesen, dass ihre Freunde Schwierigkeiten hatten, ihnen zu folgen.

Während den Stunden im Club las Kou weniger, sondern verbrachte die Zeit damit, unzählige Blätter mit Mangafiguren vollzuzeichnen. Er konnte zwar auch viel erzählen, wenn er mit seinen Freunden zusammen war, aber eigentlich war er eher schweigsam und hörte zu, seine Gedanken und Gefühle konnte er besser in seinen Zeichnungen ausdrücken.

 

Dezember 2006

„You should make that into a manga, Kou...“ Jake lümmelte auf dem kleinen Sofa und blätterte durch Kous Zeichenmappe, draußen regnete es, es war mittlerweile Dezember, im Radio lief ein Lied von Orange Range, dass er leise mitsummte. „You have the skills for it and that girl here is super cute.“

„I’d like to... but I think my parents have different plans for my future...“ antwortete Kou ruhig. Er konnte sich nichts Besseres vorstellen, nach der Schule Kunst zu studieren oder etwas ähnliches und mit seinen Zeichnungen Geld zu verdienen, doch seine Eltern waren der Meinung, dass dies nicht der richtige Weg für ihn wäre, sie dachten an etwas mit mehr Prestige.

„Your brother’s going to law school in Tokyo after graduation, right?“

„Yeah... Looks like they want me to do something similar. They talked about sending me to the same boys’ highschool in Naha he goes to when I finished junior.“ Kou saß auf einem Sitzkissen auf dem Boden, mit dem Rücken ans Sofa gelehnt, Aoi und Jiro waren unterwegs, um etwas zu essen zu organisieren.

„That’s bullshit... and still over a year from now, you could convince them of your plans. If you have plans at all.“ Jake zupfte an einer längeren Haarsträhne in Kous Nacken, er ließ sich die Haare aus einer Laune heraus wachsen, sehr zum Unmut seiner Eltern, die viel Wert auf den äußeren Eindruck und Konformität legten.

„They’ll say I’m only a fourteen-year-old kid and don’t know anything. Gramps supports me but he’s sick and I’m not sure if he has the strength to help me with that“, antwortete Kou, dann legte er den Kopf zurück und schaute Jake an, dessen Hand nun zwischen Sofa und seinem Nacken eingeklemmt war, ihn aber weiter dort kraulte.

„What the heck’re you doing there?“ fragte er frech, jedoch irritiert darüber, dass es ihm trotzdem gefiel. Jake hatte anders als die japanischen Kids kaum Hemmungen, andere zu berühren, er umarmte jeden, den er für umarmungswürdig hielt. Aber das war anders , sehr viel anders.

„Dunno... you don’t like it?“ Jake strich mit den Fingerspitzen über Kous fühlbare Halswirbel, was eine Gänsehaut bei diesem auslöste.

„No... I mean...“ begann er und setzte sich dann ruckartig auf, als Aoi und Jiro hereinkamen, gefolgt von zwei Siebtklässlern, die während des Sommers zum Club dazugestoßen waren.

„Da sind wir wieder. Wir haben Futter organisiert“, sagte Aoi und leerte die Tüte auf dem Tisch aus, hauptsächlich Junk-Food und Snacks. „Unterwegs haben wir die zwei Schirmträger getroffen, deshalb sind wir nicht nass geworden.“ Sie deutete auf die beiden Jüngeren, die anders als Aoi und Jiro etwas durchgeweicht waren.

„Die Klassen sind noch auf, zieht euch um, bevor ihr euch erkältet“, sagte Kou und stand auf, um sich ein Melonenbrötchen zu nehmen.

„Was habt ihr gemacht, während wir weg waren? Ihr wart doch brav?“ scherzte Jiro, der in den letzten Monaten ordentlich gewachsen war und sich viel darauf einbildete.

„Jirooo... was sollen denn zwei Jungs allein machen, he? Du liest echt zu viel Schund“, schimpfte Aoi. Sie hatte die Schuluniform nach Schulschluss gegen Pullover und Jogginghose getauscht, weil sie Röcke hasste wie die Pest. Sie legte sich regelmäßig mit den Lehrern an, weil sie dafür war, dass auch Mädchen Hosen tragen dürfen sollten. Mit ihren kurzen Haaren und der schlaksigen Statur hätte man sie auch fast für einen etwas kleineren Jungen halten können.

„Jaa... was hätten wir denn machen sollen, Jiro, hm?“ fragte Jake, der einen Arm um Kous Schultern legte und ihm das Melonenbrötchen aus der Hand zog, in das er gerade hineinbeißen wollte.

„He!“ protestierte Kou, denn es war das einzige Melonenbrötchen, das Aoi und Jiro mitgebracht hatten und er liebte sie, wie kaum etwas anderes.

„Hm...“ Jake teilte das Brötchen in der Mitte und schob eine Hälfte in Kous zum Protest geöffneten Mund. „You can have a half, Bro.“

„Ach... das meinst du...“ Aoi schaute die beiden stirnrunzelnd an, bevor sie in ein XXL-Onigiri biss. „Nehmt euch ein Zimmer, echt mal...“

„Waf?“ Kou kaute angestrengt und schluckte das trockene Gebäck herunter. „Wovon sprecht ihr?“

„Passt schon“, Jiro winkte ab. „Willst du Tee oder Cola, Kou?“

„Tee. Aber... wovon sprecht ihr bitte?“ Er schaute seine Freunde verwirrt an.

„Kou... wenn du es selbst nicht checkst, bringt es nichts, wenn wir es dir sagen. Wäre ja auch dumm und peinlich, wenn wir völlig daneben liegen“, antwortete Aoi schulterzuckend.

Die Siebtklässler kamen umgezogen zurück und sie verbrachten den Rest des Nachmittags mit Manga lesen und quatschen.

 

März 2007

Im Februar legte Kaoru die Aufnahmeprüfung für die Universität Tokio ab, um dort Jura studieren zu können. Er hatte das ganze vergangene Jahr dafür gelernt und zur Freude der ganzen Familie schaffte er es, die Prüfung mit einem sehr guten Ergebnis zu bestehen. Es bedeutete aber auch, dass er Okinawa verlassen musste, was an Kou nagte. Kaoru war sein Fels in der Brandung, wenn er Probleme hatte oder sich zum wiederholten Mal mit ihren Eltern gestritten hatte, was seit Beginn der Mittelschule häufiger vorkam.

„Was soll ich denn ohne dich machen, Kaoru-nii?“ fragte er ihn, während sie zusammen auf Kaorus Bett saßen. Sein kleines Zimmer war vollgestellt mit Koffern und Kartons, die die Sachen enthielten, die er mit nach Tokio nehmen würde.

„Du kommst schon zurecht, Brüderchen. Deine Freunde sind doch auch noch da, die halten dir doch immer den Rücken frei, oder?“ Kaoru hatte den Arm um ihn gelegt und streichelte mit der Hand über seinen Kopf. Sie standen sich schon immer nah, trotz des Altersunterschieds von vier Jahren. Er litt ebenso darunter wie Kou, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, um ihn nicht noch mehr zu verunsichern.

„Schon... aber hier zuhause... und ich mache mir Sorgen um Gramps, er sieht echt nicht gut aus. Was soll ich denn machen, wenn er... wenn er auch nicht mehr da ist...“ Das Satzende verlor sich in einem Flüstern, als hätte Kou zu viel Angst, auszusprechen, dass sein geliebter Großvater sterben könnte.

„Shhh... dann komme ich sofort zurück und bin für dich da, Brüderchen, versprochen.“

„Und... und wenn nicht? Dein Studium darf doch nicht darunter leiden, Kaoru-nii...“

„Ich weiß es nicht... ich finde einen Weg, mich um dich zu kümmern, egal wie. Und wenn du es gar nicht mehr aushältst, kommst du zu mir“, antwortete Kaoru sicherer, als er sich fühlte. Er war gerade einmal achtzehn Jahre alt und würde von zuhause wegziehen, mehrere Flugstunden entfernt. Er hatte keine Ahnung, wie er sich über die Distanz um Kou kümmern sollte, sollte es nötig sein.

„Das würde Ma nie erlauben...“ murmelte Kou matt. Er war müde und bei Kaoru war es immer so angenehm entspannend, dass ihm die Augen zufielen und er zum vorerst letzten Mal im Arm seines großen Bruders einnickte.

 

Wenige Tage darauf reiste Kaoru ab, damit er pünktlich zum Semesterstart in Tokio war und sich einrichten konnte. Die Eltern begleiteten ihn und ließen Kou in der Obhut der Eltern seiner Mutter, die einige Fahrradminuten entfernt in einem Haus mit Blick aufs Meer lebten.

„Was macht die Schule, Kou?“ fragte sein Großvater, der, obwohl er schon fünfzig Jahre in Japan lebte, seinen amerikanischen Akzent nicht verloren hatte.

„Es sind noch Ferien, Gramps... also noch zwei Tage“, antwortete Kou, der in Shorts und Oversize T-Shirt auf der Veranda saß und zeichnete.

„Achja, stimmt... wie geht’s deinen Freunden?“

„Denke mal gut, sie sind alle irgendwo mit ihren Familien unterwegs. Jake sollte heute aus New York zurückkommen, glaube ich.“

„Du magst ihn sehr, hm?“ fragte seine Großmutter, die im Garten etwas Unkraut zupfte.

„Er ist mein Freund, wie Aoi und Jiro. Natürlich mag ich ihn“, antwortete er. „Komische Frage, Baa-chan. Du magst deine Freundinnen doch auch sehr.“

„Haha, ja, das stimmt.“ Sie lächelte ihn an. „Willst du dir vor dem Schulstart noch die Haare schneiden? Sie sind doch etwas lang über den Ohren.“

„Hmm... nö, ich mag es so.“ Er fuhr sich durch die ihm mittlerweile bis in den Nacken reichenden Haare, das Pony fiel ihm über die Augen und er hatte es zurückgebunden, damit es ihn beim Zeichnen nicht störte. „Dafür hat Aoi die Haare kurz, wir gleichen uns aus. Sollten die Lehrer also meckern, ist die Durchschnittshaarlänge in der Klasse immer noch dieselbe.“

Chapter Text

April 2007

„Was ist das für ein Wischmopp auf deinem Kopf, Yukimura? Hattest du in den Ferien nicht einen Tag Zeit, zum Frisör zu gehen?“ schimpfte Narukami-sensei, die auch in diesem Jahr ihre Klassenlehrerin war. Kou zog den Kopf ein, die Augen der umstehenden Schüler waren auf ihn gerichtet. Es war gerade mal der erste Schultag nach den Ferien und er stand ungewollt im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Seine Freunde waren noch nicht da, da der Unterricht noch nicht begonnen hatte.

„M... mir gefällt es so besser, Narukami-sensei...“ murmelte er.

„Du siehst aus wie eins der Mädchen, willst du noch bunte Haarspangen dazu?“ redete sie weiter. Narukami-sensei war streng und konnte hin und wieder gemein zu ihren Schülern sein, sie war Ende Fünfzig und träumte immer noch von einer Welt, in der alle Schüler brav und adrett den Regeln entsprachen.

„Ohayo~“ Aoi kam, gefolgt von Jiro und Jake, in die Klasse und die Lehrerin wurde blass. Kou drehte sich zu seinen Freunden um, erleichtert sie zu sehen. Jakes strubbelige, platinblonde Haare berührten mittlerweile den Stehkragen seiner Uniformjacke, die er offen trug, ebenso wie die obersten Knöpfe des weißen Hemds darunter, das keinen wirklichen Kontrast zu seiner hellen Haut bildete. Sie hatten sich seit Beginn der Ferien nicht gesehen und er stellte fest, dass sein Freund ein ganzes Stück gewachsen war und selbst Jiro überragte. Jiro sah aus wie immer, die schwarzen Haare waren auf wenige Millimeter kurz geschoren, diesmal hatte ihm seine Mutter zusätzlich noch ein Wellenmuster seitlich in den Kopf rasiert. Da ihm immer zu warm war, hatte er die schwarze Jacke lässig über die Schulter geworfen. Der Grund für den Schock der Lehrerin war aber Aoi, die statt der Schuluniform für Mädchen die schwarzen Hosen der Jungen trug. Die schwarze Jacke hatte sie ordentlich zugeknöpft, ihre Haare waren wie gewohnt strubbelig kurz, diesmal ergänzt mit einem kleinen Undercut über den Ohren und im Nacken.

„Was ist denn in dich gefahren, Iwata-chan?“ entfuhr es Narukami-sensei.

„Iwata-kun. Es reicht, dass es Mädchen von der Schule vorgeschrieben wird, Röcke zu tragen und die Lehrer die Verniedlichungsform nutzen“, antwortete Aoi selbstsicher. „Eventuell hat sie die Info nicht erreicht, aber meine Eltern haben das mit dem Rektor geklärt, ich kann tragen, was ich will, solange es den für alle gültigen Vorschriften entspricht, die anderen Mädchen übrigens auch.“

Die Lehrerin starrte Aoi fassungslos an, dann stürmte sie aus dem Raum, was das Mädchen mit einem Schulterzucken quittierte, bevor die anderen Schüler zu grölen begannen.

„Aoi... wow... steht dir gut“, sagte Kou verblüfft.

„Ach, naja... ich bin zu klein, als dass es wirklich gut aussieht. Nicht so wie bei euch“, antwortete Aoi verlegen.

„Du... ähm...“ Er druckste etwas herum.

„Ich bin immer noch deine Freundin Aoi, keine Sorge, Kou“, sagte sie und piekte ihn in die Brust. „Nur etwas aufgewertet durch coolere Klamotten.“

„Wusstest du von ihrem Plan, Jiro?“ fragte er.

„Nö, weiß es auch erst, seit sie mir vorhin auf den Rücken gesprungen ist. Ich dachte schon, es wäre ein frecher Siebtklässler und wollte ihr eine verpassen, aber ne... es war nur Aoi“, antwortete Jiro grinsend.

„Can I sit next to you again, Kou?“ fragte Jake, der sich bisher rausgehalten hatte.

„Sure. How was your flight?“ fragte er interessiert.

„Too long, I’m so jetlagged I could sleep right away.“ Er gähnte herzhaft und setzte sich auf seinen Platz, wo er den Kopf auf dem Tisch ablegte.

„Der Flug hatte wohl Verspätung und sie sind erst gestern Abend angekommen“, erklärte Jiro, nachdem auch er sich gesetzt hatte.

„Verstehe...“ Kou warf dem blonden Jungen einen besorgten Blick zu.

Da Narukami-sensei die ganze Stunde nicht zurückkam, nutzte Jake die Chance, noch etwas Schlaf nachzuholen.

„Man könnte euch für eine Bande Rowdys halten, so wie ihr ausseht“, sagte eine Mitschülerin, die immer bis in die Fingerspitzen perfekt aussah, im Vorbeigehen. „Aber dann seid ihr doch nur ein Haufen Loser-Nerds“, fügte sie hinzu, ihre Freundinnen kicherten darüber.

„Naja, dafür haben wir innere Werte, die so Püppchen wie dir fehlen“, antwortete Jiro grinsend, was sie giftige Blicke in seine Richtung werfen ließ.

Kurz darauf kam ein Lehrer in den Klassenraum, um sie zu informieren, dass Narukami-sensei für heute nicht wieder käme und sie den Rest des Tages frei hatten, da es sowieso der erste Schultag nach den Ferien war. Sie sollten sich aber wie gut erzogene Schüler verhalten und niemanden stören.

„Na dann... gehen wir rüber? Meine Eltern wären sicher nicht begeistert, wenn ich jetzt schon wieder auf der Matte stehe“, sagte Jiro, während er seine Tasche schulterte.

„Jauu... ich hab‘ die neue Jump dabei, ich muss dir unbedingt was zeigen“, stimmte Aoi zu.

Kou berührte Jake leicht an der Schulter, um ihn zu wecken. „Jake? Wake up, we’re going over to the club.“

Jake grummelte leise, setzte sich auf und strich sich die Haare aus der Stirn. „I’m awake... let’s go.“

 

Die vier verbrachten den Rest des Schultages im Clubraum und tauschten sich über ihre Ferien aus. Jake zeigte ihnen Fotos von seiner Sightseeingtour in New York, wo er seine Großeltern besucht hatte.

„Nächstes Mal kommt ihr mit, okay?“ fragte er grinsend.

„Ich fang schonmal an zu sparen“, lachte Jiro.

„Ist auf jeden Fall besser, als hier rumzuhocken in den Ferien...“ sagte Kou, der sich mit dem Rücken an den von Jake gelehnt hatte und auf einem Block auf seinem Schoß zeichnete.

„Glaube nicht, dass das so kurzfristig klappt, aber ich hab ne Idee“, sagte Aoi. „Mein Onkel hat ein Haus auf Tokashiki, das er immer mal vermietet. Wir könnten in der Golden Week oder den Sommerferien mit der Fähre hinfahren und ein Clubcamp machen, was meint ihr? Zur Stärkung des Gemeinschaftssinns oder so.“

„Tokashiki? Echt jetzt? Das wäre super...“ Kou dachte sehnsüchtig an das kristallklare Wasser und die Korallenriffe, die der Insel vorgelagert waren.

„Muss da kein Lehrer mit?“ fragte Jake.

„Nicht, solange wir einen Erwachsenen finden, der die Aufsicht übernimmt. Fragst du deine Schwester, Jiro?“ fragte Aoi.

„Kann ich machen, die hat bestimmt Zeit und Lust drauf. Ist ja nicht so, dass wir die größten Partytiere wären, auf die man aufpassen muss“, antwortete der Angesprochene.

 

Juli 2007

Da Jiros Schwester während der Golden Week etwas anderes vor hatte, mussten sie ihren Ausflug auf die Sommerferien verlegen. Nicht alle aus dem Club durften mit, da sie zu jung waren oder andere Pläne hatten, somit blieben nur Kou und seine Freunde, die mit Jiros Schwester Nanami die einstündige Fährenfahrt nach Tokashiki auf sich nahmen. Kou hatte Ende Juni seinen fünfzehnten Geburtstag gefeiert, nur mit seinen Freunden, da Kaoru nicht für ein Wochenende nach Hause kommen konnte. Sie hatten den Tag in Naha verbracht, waren essen, shoppen und hatten die Burg Shuri besichtigt. Dass er jetzt noch eine Woche mit seinen Freunden in ihrem letzten Mittelschuljahr ohne Eltern verbringen konnte, war das Beste, was er sich für diesen Sommer vorstellen konnte.

Die Sonne funkelte auf dem türkisblauen Wasser, während die Fähre die kurze Strecke überwand, weg von der Großstadt hin zur grünen Insel, die Erholung und Abenteuer versprach.

„Ich will unbedingt schnorcheln! Ich hab gelesen, dass es hier Schildkröten gibt“, rief Aoi euphorisch, kaum dass sie vom Schiff gestiegen waren. „Sooooooo große Schildkröten!“ Sie streckte die Arme aus.

„Das klingt mega, bin dabei, Aoi“, sagte Jiro und ging mit ihr voran.

„Das Haus ist auf der anderen Seite der Insel...“ informierte Nanami sie, eine kleine Faltkarte in der Hand. „Wir müssen noch ein Stück mit dem Bus fahren, bis wir da sind. In der Nähe ist ein 7/11, in dem wir einkaufen können.“

Sie fuhren fünfzehn Minuten mit einem Shuttlebus, bis sie das Haus erreicht hatten. Es lag auf einer Anhöhe mit Blick auf die Bucht und Amuro Island am Horizont. Es gab zwei Schlafräume, ein großes Wohnzimmer mit offener Küche und ein Bad mit im Boden eingelassener Badewanne, die Platz für mehrere Personen bot. Vor dem Wohnzimmer befand sich eine Terrasse mit Grill.

„Aoi und ich nehmen den kleineren Schlafraum, ihr drei teilt euch den anderen. Futons sollten ausreichend vorhanden sein“, erklärte Nanami. „Da ich euch kenne, braucht ihr sonst keine weiteren Anweisungen, bei euch muss ich mir keine Gedanken machen, dass ihr betrunken ins Meer fallt.“ Nanami begleitete öfter Jugendgruppen zu Ausflügen und hatte entsprechend Erfahrung, weshalb die Eltern von Aoi, Kou und Jake keine Einwände gehabt hatten, als sie den Vorschlag machten.

„Es sind unter deiner Aufsicht schon Leute betrunken ins Meer gefallen?“ Jiro schaute seine Schwester mit großen Augen an. „Wie?“

„Das, mein Lieber, ist eine Geschichte, die ich dir erzähle, wenn du älter bist“, antwortete sie und tätschelte seinen geschorenen Kopf.

 

Die Zeit bis zum Abend verbrachten die vier damit, die Gegend zu erkunden. Sie fanden eine Abkürzung zum Strand und einen alten Bunker im Wald, der den Graffitis nach zu urteilen, häufiger von Teenagern aufgesucht wurde.

Nach dem Abendessen saßen sie auf der Terrasse und erzählten sich Gruselgeschichten.

„...sie drehte sich um und sah das bleiche Kindergesicht im Spiegel... es schien, als würden die trüben Augen ihr direkt in die Seele schauen... und dann...“ Aoi hielt eine Taschenlampe unter ihr Gesicht, während sie erzählte.

Kou wollte nicht zuhören, aber er hing gebannt an ihren Lippen, auch wenn er nicht wissen wollte, wie die Geschichte weiterging, weil Aoi eine gute Erzählerin war. Er hasste Gruselgeschichten und alles, was irgendwie unheimlich war, aber seine Freunde nahmen keine Rücksicht und nötigten ihn bei jeder Übernachtungsparty dazu, Gruselgeschichten anzuhören oder Horrorfilme zu schauen, die sie eigentlich noch nicht sehen durften. Seine Schulter berührte die von Jake, der neben ihm auf dem großen Kissen saß, das sie aus dem Wohnzimmer mit nach draußen genommen hatten, und Kou zuckte unweigerlich zusammen, als es im Wald um sie herum knackte. Jake legte die Arme um ihn und zog ihn an sich, so dass er schlussendlich zwischen seinen Beinen saß, den Rücken an seine Brust gelehnt.

„You okay...?“ wisperte Jake in sein Ohr, Kou nickte leicht. Es war jetzt tatsächlich besser, auch wenn sein Herz weiterhin raste, diesmal aus einem gänzlich anderen Grund.

Aoi quiekte laut auf, als in der Küche ein Besen umfiel und mit lautem Scheppern auf den Fliesen landete, danach fiel ihr das Ende ihrer Geschichte nicht mehr ein.

„Ach menno, Aoi... es war gerade so spannend...“ jammerte Jiro, der sich auf einer Liege in eine grüne Decke gewickelt hatte und aussah, wie eine Raupe.

„Sorry... morgen weiß ich es bestimmt wieder“, entschuldigte sie sich zerknirscht.

„Es ist spät, wenn ihr morgen noch was unternehmen wollt, solltet ihr schlafen gehen“, sagte Nanami.

„Kann ich hier draußen schlafen? Es ist gerade so gemütlich...“ Jiro gähnte, was seine Schwester nur mit dem Kopf schütteln ließ.

„Mach, was du willst, du Quatschkopf. Kommst du, Aoi?“ Sie ging vor.

„Gute Nacht, Jiro. Pass auf, dass dich die Mücken nicht fressen“, sagte Kou und stand ungelenk auf, ihm war plötzlich kalt, nachdem Jake ihn nicht mehr umarmte.

„Jaja... gute Nacht, ihr Trottel, ihr wisst gar nicht, was euch entgeht“, murmelte Jiro in seinen Deckenkokon.

„Bath?“ fragte Jake leise, der schon vorgegangen war.

„Bath.“

Kou holte schnell die Handtücher und folgte Jake ins Bad. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich Dusche und Bad teilten, es war auch mehr als genug Platz, ähnlich wie in dem Badehaus, in dem sie im Winter mit Jiro gewesen waren. Trotzdem hatte Kou einen Kloß im Hals, als Jake sich auszog und abduschte. Er wartete, bis er fertig war und in der Wanne saß, bevor er sich selbst hastig auszog und den Schweiß und Sand von seiner hellbraunen Haut abwusch, der seit dem Mittag überall klebte. Dann stieg er, mit einem Handtuch um die Hüften, zu seinem Freund in die Wanne.

„You’re still scared, Kou?“ fragte Jake besorgt und rutschte etwas näher.

„No... the broom saved me from being scared to death by Aoi’s story“, antwortete Kou scherzhaft, darum bemüht, sein klopfendes Herz zu beruhigen.

„Your hair got longer again...“ sagte Jake und schaute ihn von der Seite an, er hatte den Kopf auf den Wannenrand gelegt und die Beine ausgestreckt.

„Kinda... Gramps cut off a bit that got stuck in some chewing gum“, antwortete er und griff sich unweigerlich in den Nacken, der von seinen nassen Haaren bedeckt war.

„Chewing gum? How?“ Er lachte.

„Fell asleep on it and it tangled everything, do not recommend.“ Kou grinste bei der Erinnerung daran.

„I like it, when it’s long like this“, sagte Jake und strich über Kous Finger, die immer noch in seinem Nacken lagen, dann legte er die Hand auf seine und zog ihn näher. „I like you, Kou... very much.“

„You... what?“ Kou wurde rot, er spürte Jakes Atem auf seiner Wange, als er den anderen Arm um seine Taille schlang und ihn an sich zog, so dass er quer auf seinem Schoß saß. Er war spontan froh über das nasse Handtuch zwischen ihnen.

Jake strich ihm über die Wange, bevor er sein Gesicht sacht in seine Richtung drehte, um ihm in die Augen zu sehen. „I think... I’ve fallen completely for you. What do you say in Japanese... daisuki da yo, Kou...“

Er überwand die letzten Zentimeter und drückte seine Lippen sanft auf die von Kou, berührte sie kaum, unsicher, wie sein Freund reagieren würde. Kou entfuhr ein leises Seufzen, schlang die Arme um Jakes Nacken und erwiderte den Kuss zärtlich.

„I... I like you too, Jake... so much...“ flüsterte Kou zwischen zwei unbeholfenen Küssen, sie hatten beide keine Erfahrung damit, was es umso aufregender machte.

„Hmmm... you should... move a bit...“ sagte Jake und schob Kou etwas von seinem Schritt weg. „Let’s get out of here, it’s getting cold...“ Er stand auf und griff im selben Moment nach einem Handtuch, das er sich umschlang, während er Kou den Rücken zudrehte.

„S... sure...“

Kou war die körperliche Reaktion seines Freundes nicht entgangen, ihm ging es nicht viel anders. Er trocknete sich schnell ab und schlüpfte in seine Jogginghose, bevor er Jake in den Schlafraum der Jungs folgte. Jiro schnarchte auf der Terrasse, er würde bis zum Morgen nicht aufwachen.

Jake setzte sich auf seinen Futon und schaute zu Kou, der die Tür verriegelte, damit Nanami nicht einfach hereinplatzen konnte und sich dann zu ihm setzte. Er beugte sich vor und küsste ihn erneut, der ihm entgegenkam, indem er wieder die Arme um seinen Nacken legte. Sie kuschelten sich unter eine der Decken, wo sie sich weiter küssten, bis sie vor Erschöpfung einschliefen, dicht aneinandergeschmiegt.

 

„Hm... was machen wir jetzt mit ihnen?“ fragte Nanami.

„Keine Ahnung... einen Eimer kaltes Wasser vielleicht?“ schlug Aoi vor.

„Wir haben vielleicht auch noch Eiswürfel, um das Wasser kälter zu machen“, fügte Jiro hinzu.

„Das wäre gemein, Jiro. Und dann müssten wir den Futon ja auch wieder trocken kriegen...“ Nanami überlegte angestrengt.

„Yo, ihr Trottel, aufwachen!“ Aoi sprang auf das Menschenknäuel unter der Bettdecke, was Kou und Jake mit einem Schmerzschrei aufwachen ließ.

„Au! Aoi! Spinnst du?!“ Kou rollte sich unter ihr heraus und rieb sich den Rücken.

„Sie sind wach...“ stellte sie knapp fest, bevor sie wieder aufstand.

„Aww... Du bist ein brutales Mädchen, Aoi...“ Jake zwickte sie in den Fuß, bevor er sich aufsetzte. „Was macht ihr hier drin? Alle drei?“ Er schaute sie fragend an.

„Naja... die Tür war nur halbherzig verriegelt, ein bisschen Gewalt und sie ließ sich problemlos öffnen, wir haben uns Sorgen gemacht, weil ihr nicht geantwortet habt und dann... finden wir euch hier selig schlummernd vor“, antwortete Nanami.

„Oh... fuck...“ Entfuhr es Jake, er schaute panisch zu Kou, der blass geworden war.

„Alter... du schaust wie ein Auto“, kicherte Jiro. „Als ob ihr was Verbotenes getan hättet. Habt ihr nicht, alles gut.“

„Ich... muss mal an die frische Luft, entschuldigt mich...“ Kou stand hastig auf und eilte aus dem Raum, unterwegs zog er sich ein T-Shirt über.

„Kou! Wait!“ Jake lief ihm nach, die anderen drei schauten ihnen irritiert hinterher.

„Nun... Frühstück? Ich verhungere...“ sagte Aoi achselzuckend und rieb sich dann den Bauch.

„Ja, essen wir erstmal. Die kriegen sich schon wieder ein“, antwortete Nanami und ging in die Küche, um Pfannkuchen zu machen.

Kou lief den Trampelpfad zum Strand herab, sein Herz schlug hart in seiner Brust und Tränen brannten in seinen Augen. Wie konnte das nur passieren, Jake seine Liebe zu gestehen war das eine, aber dass die anderen sie ausgerechnet zusammen schlafend erwischen mussten? So hatte er sich das nicht vorgestellt... wenn er überhaupt darüber nachgedacht hatte, sich zu outen. Dass er Jungs mochte, wusste er schon länger, aber dass seine Freunde und Jiros Schwester es jetzt auch wussten, war etwas völlig anderes.

„Kou! Just wait, you jerk!“ Jake holte ihn ein und hielt ihn am Arm fest. „Dammit... there’s no reason to run away.“

„Jake... but they... they saw us...“ stammelte Kou völlig überfordert.

„So what? Oh... they didn’t know you’re into guys?“ Jake umarmte ihn, als er aufgelöst den Kopf schüttelte. „Sorry... I didn’t mean to bring you into this situation... I thought they knew, they’re your best friends after all, and Nanami, who’s kinda cool with everything.“ Er strich Kou über den Rücken.

„Can’t undo it now... Sorry for running away...“ Kou lehnte die Stirn an seine Schulter.

„It’s okay... I can totally relate...“ murmelte Jake, hob seinen Kopf am Kinn an und küsste ihn sanft. „We’re in this together now, no need to cry.“

„Hach... süß ist das ja schon...“ sagte Nanami, die einen Arm auf das Geländer der Terrasse gestützt hatte und die beiden aus der Entfernung beobachtete.

„Ob sie wissen, dass wir sie sehen können?“ fragte Aoi und biss ein Stück von ihrem Pfannkuchen ab.

„Ist doch egal... geben wir ihnen etwas Zeit, ist sicher nicht einfach“, antwortete die Ältere.

„Bis dahin hat Jiro alles aufgegessen, wir sollten ihn aufhalten.“

„Waf? Kein Plan wovon ihr fpreft“, sagte Jiro, den Mund voll mit Pfannkuchen.

Als Kou und Jake Hand in Hand zurückkamen, hockte Aoi auf Jiros Rücken und hielt den Teller mit den Pfannkuchen weit von ihm entfernt. Nanami stand in der Küche und machte noch eine Portion, während die beiden sich balgten.

„Was macht ihr da?“ fragte Kou.

„Jiro ist ein verfressenes Monster, ich habe die Pfannkuchen für euch vor ihm gerettet“, antwortete Aoi.

„Ahja... warum sitzt du auf ihm drauf?“ Jake legte den Kopf schief. „Ist ja nichts neues für euch, aber Jiro kriegt gar keine Luft.“

Aoi sprang hastig auf und stellte den Teller auf den Tisch, bevor sie Jiro auf die Füße half und ihm den Kopf tätschelte, als würde das ihre Attacke wieder gut machen.

„Aoi... das kriegst du zurück, irgendwann... du weißt nicht wann, aber mach dich drauf gefasst...“ drohte er und kniff sie in die Wange.

Kou und Jake ließen die beiden stehen und gingen frühstücken, beide etwas perplex, dass ihre Freunde ihr ungeplantes Outing so gar nicht kommentierten. Es war alles beim Alten.

Den Rest der Woche erkundeten sie den Rest der Insel, Aoi und Jiro organisierten eine Schnorcheltour, die Jake einen krebsroten Rücken bescherte, weil er vergessen hatte, sich ordentlich einzucremen. Kou wurde einfach dunkler, Sonnenbrand bekam er nie, worüber er sich jeden Sommer freute, wenn er denn mal draußen war.

 

Die weiteren Sommerferien vergingen ähnlich wie die davor, außer dass Kou und Jake häufiger Zeit allein verbrachten. Wenn sie nicht in der Stadt unterwegs waren, saßen sie im Clubraum, der auch während der Ferien offen war. Ihre Eltern wussten noch nichts von ihrer Beziehung und sie zögerten es heraus, weil sie nicht wussten, wie sie reagieren würden. Jakes Eltern waren selten beide zuhause, sie pendelten schichtweise zwischen Camp Kinser und Itoman, aber Jake war sich sicher, dass sie es akzeptieren würden. Kous Eltern waren weniger gut einzuschätzen, andererseits hoffte Kou, dass sie es hinnehmen würden, solange seine Noten gut blieben. In der Schule wollten sie es auf keinen Fall an die große Glocke hängen. Es war sowieso bekannt, dass sie ständig Zeit miteinander verbrachten, da würde etwas mehr auch keinen Unterschied machen, die meisten dachten, dass sie einfach nur sehr gute Freunde waren.

Chapter Text

September 2007

„Can I come over to your place next weekend?“ fragte Jake während einer Pause Ende September, der Unterricht lief schon wieder seit einigen Wochen. „I need some help with preps for that exam next week.“

„Hmm... what’s wrong with your place?“ fragte Kou zurück, er lag mit dem Kopf auf Jakes Schoß und las in einem Manga, sie hatten sich in den leeren Clubraum zurückgezogen.

„My parents have friends over, they are too noisy then“, erklärte er.

„Should be okay, my parents don’t mind if I bring friends home when it’s for studying...“ Kou legte den Manga zur Seite und schaute ihn an. „You’ll be staying overnight then?“

„If you want me to...“ Jake beugte sich über ihn und küsste ihn sanft.

„O... of course...“ Kou hielt ihn am Kragen fest und schaute ihm in die Augen, sie waren hellgrün wie Jade und er bekam gar nicht genug davon, jedes Detail zu studieren, das seinen Freund ausmachte. Er ließ ihn erst los, als es zum Ende der Pause läutete und sie sich auf den Weg zurück zur Klasse machten.

 

Kou kündigte seinen Eltern im Laufe der Woche an, dass Jake zum Lernen vorbeikommen würde. Sie waren froh, dass er sich um den amerikanischen Schüler kümmerte, seit er vor über einem Jahr nach Itoman gezogen war und sie sogar Freunde geworden waren. Für sie war Jake normaler als die burschikose Aoi und Jiro, der immer Späße machte und den ganzen Tag über seine Lieblingsanime reden konnte. Jake begleitete Kou am Freitag nach der Schule nach Hause, vorher schauten sie kurz bei Jake vorbei, damit er sich umziehen und Übernachtungssachen einpacken konnte.

„Have fun, Jacob. Be nice and friendly, okay?“ Jakes Mutter zerzauste ihm das Haar, bevor sie sich verabschiedeten.

„Aye, mom. See ya!“ Er richtete seine Frisur, dann folgte Kou die zehn Minuten Fußweg nach zu ihm nach Hause.

„Kaa-san, wir sind da“, rief Kou durch den Flur, nachdem sie das Haus betreten hatten.

„Bin in der Küche, wollt ihr was essen?“ rief sie zurück.

„Wir nehmen was mit hoch, wenn’s okay ist.“ Kou schlurfte auf Socken über den Flur in die Küche, Jake folgte ihm.

„Hi, ich bin Jacob, freut mich, Yukimura-san“, stellte er sich höflich vor.

„Es kommt selten vor, dass Kousuke Freunde mitbringt. Freut mich, dich kennenzulernen“. Sie lächelte ihn freundlich an. „Ich habe Onigiri gemacht, die könnt ihr essen, wenn ihr hungrig seid.“

„Danke, Kaa-san... Can you take the tray with the drinks, Jake? I’ll take the food then.”

„Sure thing, Bro.“ Er nahm das Tablett, Kou die Box mit dem Essen.

„Ihr sprecht Englisch miteinander?“ Kous Mutter hob eine Augenbraue, da Jakes Japanisch gut genug war für eine normale Unterhaltung.

„It’s a habit...“ Kou unterbrach sich. „Eine Angewohnheit, weil ich ja von Anfang an Englisch mit ihm gesprochen habe. Manchmal wechseln wir aber auch mitten im Gespräch, keine Ahnung...“

„Naja... es hält deine Fähigkeiten auf jeden Fall frisch, Kousuke“, sagte sie. „Dein Vater und ich sind nachher noch unterwegs, kann später werden. Kommt ihr zurecht?“

„Klar, was soll schon passieren? Wir lernen und gehen dann schlafen, um morgen weiter zu lernen...“

Kou nickte Jake zu und ging voran in sein Zimmer, das im Obergeschoss am Ende des Flurs lag. Unterwegs erklärte er ihm, wo das Bad war – direkt neben der Treppe – und dass noch zwei weitere Räume zwischen seinem Zimmer und dem Schlafzimmer seiner Eltern lagen. Kous Zimmer war mittelgroß, in den Regalen standen Manga, Zeichenbücher und einzelne Sammelfiguren, die er von seinem Taschengeld gekauft hatte. Unterschiedliche Poster von Bands und Anime hingen an den Wänden. Auf seinem Schreibtisch stand ein Laptop, der für einen Stapel Papier und Stifte zur Seite geschoben war, halb fertige Zeichnungen lagen überall verstreut.

„Sorry... forgot to clean up...“ murmelte Kou entschuldigend und sammelte die Blätter ein, bevor er sie auf den Stapel auf dem Schreibtisch legte.

„You’re quite chaotic when you’re drawing, right?“ Jake grinste ihn an.

„A bit... soo... tell me what you don’t understand, and I’ll try to explain it“, sagte er und setzte sich auf den Fußboden.

Jake setzte sich ihm gegenüber und tatsächlich lernten sie, bis Kous Eltern sich für den Abend verabschiedeten.

„Finally... did you understand what I just explained?“ Kou schaute ihn an.

„Yeah... it was more difficult when I tried it on my own... you’re a genius in explaning things, Kou“, antwortete Jake erleichtert. „Will you come over? You’re so far away right now.“

Kou rutschte um den Tisch herum und lehnte sich an seine Schulter. „Better now?“

„Much better...“ Er legte die Arme um ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Nase. „I love you, you’re so sweet and beautiful.“ Er küsste seine Wange und dann sein Ohr, bevor er ihm in die Augen sah. „And I fucking love your golden eyes, like ambers in the sun.“

„You’re exaggerating… I’m not that beautiful…” Kou schaute zur Seite, eine feine Röte auf dem Gesicht.

„Most beautiful guy I know”, sagte Jake, bevor er die Lippen sanft auf seine drückte. „Can we... move to your bed? I just want to hold you closer, Kou.“

Kou nickte und kurz darauf lagen sie eng umschlungen auf seinem Bett zwischen den vielen Kissen, die er darauf drapiert hatte. So viel Zeit sie auch miteinander verbrachten, mehr als Küssen und sich umarmen hatten sie in den zwei Monaten ihrer Beziehung noch nicht getan, ihre Hände blieben immer oberhalb des Hosenbunds. Es war ihnen sehr wohl bewusst, wie der jeweils andere darauf reagierte, mehr als einmal hatte ein Bein den ausgebeulten Schritt des anderen berührt, ohne weiter darauf einzugehen. Doch diesmal war es anders, fühlte es sich anders an.

Kou entfuhr ein überraschtes Stöhnen, als Jakes Hand über seinen Rücken nach unten strich und auf seinem Hintern liegen blieb. Er spürte seine Finger durch den weichen Stoff seiner Jogginghose, die er zwischendurch angezogen hatte, die ihn sanft streichelten und dann etwas fester zupackten, weil Kou sich an ihn drängte. Er schob ein Bein zwischen die seines Freundes, rieb leicht an seinem Schritt, was ihn leise aufstöhnen ließ. Jake zog ihn fester an sich und folgte mit den Lippen der Kontur seines Kiefers, um dann kleine Küsse auf seinen Hals zu hauchen, was eine Gänsehaut bei Kou auslöste.

„Is it okay, if we take off our shirts...?“ fragte Kou leise, er hatte Schwierigkeiten, einen klaren Gedanken zu fassen.

„Yeah... just the shirts, there’s enough time for other stuff another time“, antwortete Jake heiser und sprach damit Kous eigene Gedanken aus. Alles zu seiner Zeit, es war schon aufregend genug, was sie gerade taten. Jake zog sein T-Shirt über den Kopf und warf es auf den Boden, dann schob er seine Hände unter Kous T-Shirt und half ihm, es ebenfalls auszuziehen. Die unerwartete Berührung kribbelte bis in die Fingerspitzen, er schaute Jake an, der halb über ihm kniete und ihn ebenfalls ansah. Dieser beugte sich vor und setzte seine Küsse auf Kous Hals fort, bedeckte sein Schlüsselbein damit und legte seine Hände wieder unter seinen Po, womit er ihn an sich zog. Kou stöhnte auf unter der Kollision ihrer durch Stoff voneinander getrennten Erektionen.

„Jake... don’t... don’t stop...“ Kou wimmerte leise, als Jakes Lippen eine heiße Spur auf seiner Haut hinterließen und ihn schließlich wieder gierig küssten. Sie rieben sich unbeholfen aneinander, ohne weiter darüber nachzudenken, außer, dass es sich gut anfühlte. Es dauerte nicht lang, bis Kou ihn fest an sich zog und sich zitternd und stöhnend in seine Hose ergoss. Jake kam kurz darauf ebenfalls. Sie hielten einander umschlungen, bis sie sich wieder halbwegs beruhigt hatten.

„Shit... that was intense... you okay, Kou?“ Jake malte mit dem Finger Kringel auf Kous schweißbedeckter Brust.

„I’m okay... better than jerking off alone...“ antwortete Kou matt, ein seliges Grinsen auf den Lippen.

„Absolutely... And more exhausting, I’m tired and my pants are sticky. Change and then get some sleep, Kou?“ Er setzte sich auf und gähnte herzhaft.

„Sounds like a plan.“

 

Kou schaffte es, in den folgenden Monaten die Beziehung zu Jake weiterhin vor seinen Eltern geheim zu halten, auch wenn seine Mutter ihn öfter darauf ansprach, dass er Jake so nahestand. Sie trafen sich in unregelmäßigen Abständen zum Lernen, vor allem da die Aufnahmeprüfungen für die Oberschule anstanden und Kou sich mit Händen und Füßen dagegen wehrte, auf eine Paukschule zu gehen, was ihm noch weniger Zeit mit seinen Freunden und Jake ermöglicht hätte. Hin und wieder waren Aoi und Jiro beim Lernen dabei, aber da sie beide auf die örtliche Oberschule gehen würden, musste ihr Ergebnis nicht so gut sein, wie das, was von Kou erwartet wurde.

 

Januar 2008

Anfang Januar saßen sie zu dritt im Clubraum und lernten, als Jake mit betrübtem Gesichtsausdruck hereinkam und sich auf einen der Stühle fallen ließ.

„Was ist los, Yankee-boy?“ fragte Aoi, die ihre Freunde hin und wieder mit Spitznamen versah. Kou bekam aktuell den Namen Löckchen, weil er seine Haare immer noch nicht hatte schneiden lassen und er sie mittlerweile zu einem losen Knoten am Hinterkopf gebunden hatte.

„Du siehst ja gar nicht gut aus, Jake, was ist los?“ Jiro schaute ihn besorgt an, dass Jake nicht gut drauf war, kam überaus selten vor.

„Fuck it...“ Er strich sich die hellen Haare aus der Stirn.

„Spill it out, Jake, how bad can it possibly be?“ Kou setzte sich zu ihm und nahm seine Hand.

„As bad as it could be... Nach dem Ende des Schuljahres verlasse ich Japan... das heißt, meine Eltern werden wieder zurück in die Staaten versetzt und ich kann ja nicht alleine hier bleiben...“

„Ach du kacke...“ Aoi, sonst nicht emotional, traten Tränen in die Augen, bei der Vorstellung, dass Jake nur noch knapp zwei Monate da sein würde.

„You... what? Stop kidding, Jake, that’s not funny“, sagte Kou verärgert.

„No joke, Kou... I wish it could be one“, antwortete er betrübt und drückte seine Hand, die anfing zu zittern.

„Was... ist denn das für eine Scheiße?“ entfuhr es Jiro. „Warum wissen die das erst so spät? Ich meine... es gibt doch Pläne für sowas, oder?“

Jake zuckte mit den Schultern, er wusste selbst nicht mehr.

„You... you can’t leave me...“ Kou konnte die Tränen ebenfalls nicht mehr zurückhalten, er schmiegte sich an Jakes Brust und weinte bitterlich.

„Hey... we’ll still have some weeks together, Kou... Don’t cry, please. I’ll cry too if you don’t stop...“ Er drückte seinen schluchzenden Freund an sich und vergrub das Gesicht an seiner Schulter.

Aoi schloss sich dem Schluchzen an, sie konnte es kaum mit ansehen, wie die Nachricht ihren besten Freunden das Herz brach. Jiro drückte sie sanft an sich und versuchte, sie zumindest etwas zu trösten, ohne selbst anzufangen zu weinen.

„I... ich musste meinen Eltern von Kou und mir erzählen, weil ich zuhause etwas eskaliert bin... jetzt fühlen sie sich schlecht, weil sie uns trennen...“ erzählte Jake leise.

„Es hätte aber auch nichts geändert, wenn sie es eher gewusst hätten, oder?“ fragte Jiro, der Aoi ein Taschentuch reichte.

„Ne... die Navy interessiert das sicher nicht, für die bin ich nur Anhängsel, das mit untergebracht werden muss, wenn sie meine Eltern irgendwohin schicken...“ antwortete er grimmig. „Kou, can we meet later at your place? I’m only here because my parents had to discuss stuff with the principal, they’re waiting outside.“ Er hob sein tränennasses Gesicht an und küsste ihn sanft. „I want to have as much time with you as I can until we leave.“

„...okay. But I won’t make this... planned break-up easy for you, Jake“, antwortete Kou heiser.

„I didn’t expect less...“ Jake stand auf und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. „Wir sehen uns morgen im Unterricht, Aoi, Jiro.“ Er strich Kou kurz über die Wange und ging wieder mit hängenden Schultern.

„Kou...“ Aoi legte eine Hand auf Kous Arm und drückte ihn sanft. „Sollen wir dich nach Hause bringen? Du siehst nicht aus, als könntest du jetzt Fahrrad fahren.“

„Das wäre lieb... Danke, Aoi... was wäre ich nur ohne euch...“ antwortete er leise und räumte seine Sachen zusammen.

Aoi bugsierte Kou auf Jiros Gepäckträger, auf dem sie sonst mitfuhr, und fuhr selbst Kous Fahrrad bis zu ihm nach Hause. Kous Mutter kam ihnen überrascht im Flur entgegen, nachdem sie angekommen waren.

„Was ist denn los? Kousuke? Was hast du denn?“ Sie setzte sich besorgt neben ihren Sohn, der sich auf die erste Stufe der Treppe gehockt hatte und bitterlich weinte.

„Kaa-san... Jake... Jake wird...“ schluchzte Kou, konnte aber keinen vernünftigen Satz bilden, so dass sie Aoi und Jiro ansah.

„Jake wird uns zum Ende des Schuljahres verlassen und wieder in die Staaten gehen, weil seine Eltern versetzt werden...“ erklärte Jiro, um Fassung bemüht.

„Oh... aber das war doch abzusehen, dass das passiert...“ Sie tätschelte Kous Schulter. „Du wirst neue Freunde finden, Kousuke, ganz bestimmt.“

„Das... Yukimura-san... ist nicht das Problem“, begann Aoi und da sie keiner aufhielt, sprach sie weiter: „Kou und Jake sind seit dem Sommer ein Paar, sie lieben sich, ganz ehrlich, ich kenne sonst kein Pärchen in unserem Alter, das so aneinander hängt wie die beiden. Sie sind wie Yin und Yang, das hat von Anfang an gepasst wie zwei Puzzlestücke. Und das jetzt... das ist jetzt... als hätte man Kou den Boden unter den Füßen weggezogen...“

Die Augen von Kous Mutter wurden groß, sie schaute ihn an und dann wieder Aoi, die selbst schon wieder Tränen in den Augen hatte.

„Stimmt das, Kousuke? Bist du... mit einem Jungen zusammen?“

„Ja... ich liebe ihn so sehr, dass es wehtut, Kaa-san... es tut so weh... ich will nicht, dass er geht...“ Kou zog die Knie an und stützte den Kopf darauf.

„Aber Kousuke... zwei Jungs, das hätte doch so oder so keine Zukunft... was sollen denn die Nachbarn sagen oder die Familie?“ fragte sie.

„Das... das ist doch völlig egal, ob sie Jungs sind oder nicht! Wichtig ist doch nur, dass sie sich lieben und nicht, was die Nachbarn oder sonst wer denkt!“ Jiro musste Aoi festhalten, die wütend und verletzt zur Verteidigung ihrer Freunde ansetzte.

Kou hob den Kopf und schaute seine irritiert Mutter an. „Was...?“

„Hör doch, Kousuke... ich kann ja verstehen, dass du nicht willst, dass dein Freund geht, aber... spätestens ab dem neuen Schuljahr hättet ihr euch doch sowieso kaum noch sehen können, wenn du nach Naha auf die Oberschule gehst und er hier bleibt...“ Sie strich ihm fürsorglich über den Kopf.

Es klopfte leise an der Tür und Jake streckte wie verabredet den blonden Kopf herein. „Die Tür war offen... oh... Kou?“

„Jake... she knows... Aoi spilled it...“ Kou zog ihn an der Hand zu sich auf die Treppe und schmiegte sich an ihn, sobald er saß.

„Sorry... war notwendig...“ entschuldigte Aoi sich.

„Tut mir leid, dass wir nicht eher was gesagt haben, Yukimura-san. Wir wussten nicht, ob sie damit klar kommen...“ erklärte Jake, während er Kous Rücken kraulte.

„Hast du ihn dazu gebracht?“ fragte sie streng.

„Wozu?“ Er schaute sie irritiert an.

„Dieser... Abart einer Beziehung... kommst hierher mit deiner offenen Art und verdrehst meinem Kousuke den Kopf. Sieh ihn dir doch an, wie soll er denn jetzt die Prüfung schaffen? Hast du denn keinen Funken Anstand?“ Kous Mutter schaute Jake grimmig an. „Was habt ihr gemacht, wenn ihr alleine wart? Habt ihr überhaupt gelernt oder habt ihr... habt ihr miteinander geschlafen?“

„Jetzt übertreiben Sie, Yukimura-san... Wir sind jung genug, um uns damit Zeit lassen zu können“, entgegnete Jake verärgert und bevor sie noch etwas erwidern konnte: „Noch bin ich hier und wer weiß, vielleicht tun wir es doch noch bis dahin, nur um ihr dummes Gesicht zu sehen, wenn sie die Gummis im Mülleimer finden.“

Kous Mutter schnappte nach Luft.

„Looks like we can’t stay here today, how about we run away and have some fun, Babe?“ sagte er leise zu Kou, der ihn mit verquollenen Augen ansah und dann nickte.

„Wir werden uns wahrscheinlich noch ein paar Mal sehen, Yukimura-san... Aber jetzt entführe ich Ihren Sohn, damit er noch etwas Freude im Leben haben kann, bevor ich ihn bei Ihnen zurücklasse.“ Jake stand auf und zog Kou an der Hand hinter sich her nach draußen. Aoi und Jiro folgten sprachlos.

 

Gegenwart (Oktober 2019)

„Oh wow, dieser Jake muss ja ein guter Fang gewesen sein, Kou-chan“, sagte Ayane und trank einen Schluck Wein aus ihrem Glas. Es war mittlerweile Abend und Saki schlummerte schon friedlich in ihrem Bett.

„Naja... für mein fünfzehnjähriges Ich bestimmt“, antwortete Kou nostalgisch.

„Ich will ja nicht zu neugierig sein, aber... hattet ihr noch Sex, bis er abreisen musste?“ Sie rutschte auf ihrem Platz vor.

„Nein... wir kamen zu dem Schluss, dass wir dafür einfach noch nicht bereit waren und rückblickend war das auch der Fall. Wir haben genug andere Dinge gemacht, die ich nicht erzählt habe“, sagte er zwinkernd.

„Aber sag... weshalb hast du in den Sommerferien danach die Reißleine gezogen und bist ausgerissen? Wie deine Mutter zu deiner Sexualität steht, ist ja klar... aber was ist passiert?“

„Ich habe mich zusammengerissen, die Prüfung geschrieben und bin auf die Jungenoberschule nach Naha. Aoi und Jiro sind in Itoman geblieben, wir haben uns aber nur hin und wieder am Wochenende sehen können, weil beide angefangen haben, neben der Schule zu jobben. Kaoru kennt die Schule und weiß wie versnobt und seltsam die Schüler dort sind. Kurzgesagt... irgendwer hat rumerzählt, dass ich in der Mittelschule eine Beziehung mit einem Gaijin hatte, stockschwul bin, dazu meine längeren Haare und meine Zeichnungen, das wurde ich nicht mehr los. Die Älteren haben mich regelmäßig rausgepickt, um mich zu piesacken, es eskalierte so sehr, dass sie meinten, sie könnten mich darauf prüfen, wie schwul ich wirklich bin und... wäre der Sportlehrer nicht zufällig aufgekreuzt, weiß ich nicht, was noch passiert wäre. Ich hatte bis zu dem Zeitpunkt schon mindestens zwei von ihren mickrigen Schwänzen im Mund gehabt, weil sie mich festhielten“, erzählte Kou trocken und legte den Kopf auf die Kante des Sofas, er hatte während seiner Erzählung mehrere Gläser Wein geleert. „Und da ich damals schon ein unverbesserlicher Masochist war, konnte ich gegen meine eigene Erektion auch nichts tun. Das blieb hängen... ich habe es natürlich meinen Eltern erzählt, aber sie wie der Rektor taten es als Jungsspäße ab und nahmen mich nicht ernst. Es war nicht abzusehen, dass es nach den Ferien besser wird, also bin ich weggelaufen, damit sie ihre Experimente nicht doch noch zu Ende bringen können. Den Rest kennst du.“

„Ach du Kacke...“ Ayane strich ihm eine Strähne aus der Stirn. „Du scheinst das aber recht gut weggesteckt zu haben...“

„Es ist über elf Jahre her, Aya-chan... ich hatte seitdem genug Spaß, um das zu vergessen. Den Kontakt zu Jake habe ich übrigens irgendwann verloren, keine Ahnung, was er jetzt macht. Ich hoffe, du verstehst jetzt, warum ich keinen Kontakt zu meinen Eltern will, ich telefoniere nur hin und wieder mit Baa-chan, vor allem seit Gramps gestorben ist.“ Kou warf einen Blick auf Kaoru, der es so im Detail auch noch nicht wusste und etwas bleich über seinem Weinglas saß. „Du weißt, dass sie den Rektor vor ein paar Jahren verhaftet und die Schule geschlossen haben, Kaoru-nii? Wegen genau sowas? Nur war da der Betroffene kein Gaijin-Abkömmling aus der Pampa, sondern der Sohn eines Stadtrats...“

„Ja, ich hatte es gehört. Trotzdem... das hast du mir nie erzählt“, antwortete Kaoru schockiert.

„Was hätte es gebracht? Ich hab selbst eine Weile gebraucht, um das zu verarbeiten. Hier in Tokio war es um Längen besser, auch wenn es anfangs nicht einfach war. Aber das Sharehouse der Schule war toll, war eine lustige Zeit“, sagte Kou heiter.

„Hast du ein Foto von diesem Jake?“ fragte Ayane, nach wie vor neugierig.

„Ja... das ist auf jedes Handy mit umgezogen...“ Kou scrollte durch die Bilder auf seinem Handy, einige der letzten hatte Tōru ihm geschickt, es waren Selfies mit ihm im Hintergrund, bis er ein Foto von sich und Jake fand, das im Clubraum entstanden war. Sie grinsten beide in die Kamera, Jake hatte den Arm um Kous Schultern gelegt. „Hier... das war glaube ich seine Abschiedsfeier. Aoi bestand darauf, so viele Fotos wie möglich zu machen. Und das war, bevor ich ein heulendes Häuflein Elend war, weil ich ihn nicht gehen lassen wollte. Ich hab so ein Drama am Flughafen gemacht, das war filmreif.“

„Haha, kann ich mir bei dir gar nicht vorstellen... So ein hübscher Kerl, schade, dass es so auseinander ging“, sagte Ayane und gab ihm das Handy zurück. „Du warst mit Inoue unterwegs?“

„Du... bist eindeutig viel zu neugierig“, antwortete er und stand schwankend auf. „Ich... mach mich jetzt auf den Heimweg und ihr geht schlafen, wenn ihr morgen nicht euren Flug verpassen wollt. Grüßt Baa-chan von mir, ja?“ Er drückte die beiden und machte sich auf den Heimweg, froh über die kühle Herbstluft, die ihm half, seine Gedanken etwas aufzuräumen.

Chapter Text

Kou wachte mit einem Brummschädel auf. Er vertrug normalerweise einiges, aber Wein verursachte bei ihm immer Kopfschmerzen. Er schaute auf sein Handydisplay und las eine Nachricht eines unbekannten Kontakts, indem er das Gerät etwas von sich weghielt, um ohne Brille etwas erkennen zu können.

„Komme um 11 Uhr, um Sie abzuholen. Shiro.“ Kou blinzelte verwirrt, dann erinnerte er sich, dass Kazuki einen Mitarbeiter vorbeischicken wollte, um ihn mit seinen Sachen abzuholen und zur Wohnung zu fahren, in der er für den nächsten Monat unterkommen sollte. Die Uhr zeigte 10:55 Uhr an.

„Scheiße...“ Er stand auf und schlüpfte in Hose und Pullover, frische Socken zog er aus einer schon gepackten Tasche, dann eilte er ins Bad, um sich die Zähne zu putzen und die restlichen Sachen einzupacken, die dort noch herumstanden. Er hatte die Zahnbürste noch im Mund, als es an der Tür klingelte und er sie hastig öffnete. Davor stand ein junger Mann mit dunklen, welligen Haaren und Sidecut rechts, er trug schwarze Cargopants, Schnürstiefel und eine dunkelrote, bestickte Bomberjacke mit einem Phönix darauf, darunter ein einfaches weißes T-Shirt.

„Yukimura-san? Ich bin Shiro, der B... Onodera bat mich, sie abzuholen. Haben Sie meine Nachricht bekommen?“ stellte er sich vor, er hatte einen leichten Kansai-Dialekt.

„J... ja... ich habe verschlafen, kommen Sie rein“, antwortete Kou und ging vor.

„Ist es in Ordnung, wenn ich die Schuhe anlasse, um die Sachen rauszutragen?“ fragte Shiro höflich.

„Ja, ich brauche nur ein paar Minuten. Alles, was ich mitnehme, steht dort, die Holzkiste und die Umhängetasche trage ich selbst.“ Er zeigte auf die zwei Koffer und eine große Tasche, die er schon ein paar Tage zuvor gepackt hatte, dann ging er wieder ins Bad, um sich fertig zu machen. Shiro trug derweil das Gepäck nach draußen und verstaute es in einem kleinen Transporter, dann wartete er auf Kou, der noch einmal durch die Wohnung ging, um zu schauen, dass er auch nichts vergessen hatte, bevor er sich die Kiste unter den Arm klemmte und die Tür hinter sich zuzog. Auf dem Weg nach draußen klingelte er kurz bei Aoyama, um ihm mitzuteilen, dass er die restlichen Sachen aus der Wohnung einlagern konnte.

„Es freut mich sehr, dass sie so schnell etwas gefunden haben. Ich begleite sie noch raus“, sagte Aoyama und ging neben Kou nach draußen zur Straße.

„Haben Sie alles, Yukimura-san?“ fragte Shiro, der sich an das Auto gelehnt hatte und auf einem Zahnstocher kaute. Im hellen Tageslicht war das bunte Drachentattoo, das sich aus seinem Kragen bis hinauf zur glattrasierten, rechten Kopfseite zog, besser zu sehen und Aoyama neben ihm sog scharf die Luft ein.

„Sie haben... interessante Bekannte, Yukimura-san...“ stammelte der Vermieter.

„Ich weiß wirklich nicht, was sie damit meinen, Aoyama-san. Wir sehen uns im Dezember, rufen Sie mich an, wenn sich etwas verzögern sollte, ja?“ Kou verabschiedete sich von ihm und ging zu Shiro, der ihm die Beifahrertür des Transporters öffnete und dann selbst auf der Fahrerseite einstieg.

Kou verstaute die Holzkiste in seiner Umhängetasche, die er sich zwischen die Beine stellte, bevor er sich anschnallte.

„Ich glaube, Ihr Vermieter denkt jetzt nur das Schlimmste von Ihnen, Yukimura-san“, sagte Shiro mit einem Grinsen, als er den Transporter in den Verkehr einfädelte.

„Er ist viel zu naiv und schaut zu viele Filme... er hält jeden mit Tattoos für einen Yakuza“, antwortete Kou und schaute aus dem Fenster, seine Kopfschmerzen ließen langsam nach.

„In dem Fall... liegt er gar nicht so falsch, oder komplett daneben, je nachdem, wen man fragt“, entgegnete Shiro amüsiert, der Kou aus dem Augenwinkel beobachtete.

„Und was wäre meine Rolle in der Geschichte?“ Er strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.

„Da bin ich überfragt... Das ist eine Sache zwischen dem Boss und Ihnen“, antwortete er. „Waren Sie schonmal in Asakusa?“ Er lenkte den Wagen auf die Stadtautobahn in Richtung Taitō.

„Nur zu Neujahr im Senso-ji Tempel, sonst habe ich noch nicht viel davon gesehen.“ Kou betrachtete die vorbeiziehenden Häuser.

„Ich leb da ja echt gern, viel entspannter als in anderen Stadteilen, aber trotzdem ist immer was los und man kommt schnell überall hin“, erzählte Shiro.

„Ich wusste gar nicht, dass Onodera Wohnungen in Asakusa hat.“

„Ich glaube, das ganze Gebäude gehört ihm, so wie einige andere im Viertel.“ Shiro fuhr von der Autobahn ab und folgte einer Straße in Richtung des großen Tempels, bevor er den Transporter in eine Tiefgarage lenkte, die in einer Seitenstraße lag, unterhalb eines kleinen Hochhauses, dann parkte er es auf einem Parkplatz neben dem Aufzug. Kou stieg aus und sah den schwarzen Tesla Model S, den Tetsuo fuhr, auf dem gegenüberliegenden Parkplatz stehen.

„Tetsuo-san ist auch da?“ fragte er überrascht.

„Ja, er wohnt hier, aber er ist meistens da, wo der Boss auch ist“, antwortete Shiro, während er Kous Gepäck in den Aufzug räumte. „Sie haben hoffentlich keine Höhenangst, die Wohnung ist im obersten Stockwerk.“

„Nein, gar nicht. Danke für Ihre Hilfe, Shiro-san“, sagte Kou und betrat nach ihm den Aufzug, bepackt mit seiner vollen Tasche und einer Menge Gedanken. Wenn Tetsuo hier war, hieß das, dass Kazuki auch da war? Oder gab es Tage, an denen er frei hatte? Während der kurzen Fahrt nach oben, bekam Kou kurz Zweifel, ob das alles eine so gute Idee war und ob es nicht besser gewesen wäre, sich doch einfach bei Kaoru einzuquartieren.

Mit einem „Pling“ hielt der Aufzug im obersten Stockwerk, dessen Knopf Shiro zuvor mit einer Schlüsselkarte entsperrt hatte, und die Türen öffneten sich.

„Da wären wir...“ Er blockierte die Türen des Aufzugs, damit er noch ausräumen konnte, führte Kou aber erst über einen kurzen Flur zu einer Tür, die er mit derselben Schlüsselkarte öffnete. Er sah noch eine weitere Tür auf dem Flur, die etwas schlichter aussah, als die schwere, mit Mahagoniholz verkleidete Wohnungstür, die Shiro jetzt öffnete.

 

Kou kniff kurz die Augen zusammen, da sie noch an das Halbdunkel in der Tiefgarage gewöhnt waren, bevor er seine Umgebung richtig wahrnehmen konnte. Sie standen in einem kleinen Eingangsbereich, in dem Shiro seine Stiefel auszog und Kou es ihm gleichtat. Wenige Schritte weiter kam man in ein großzügiges Wohnzimmer, die des Eingangs gegenüberliegende Wand war voll verglast und eine gläserne Schiebetür führte in einen künstlich angelegten, traditionell japanischen Garten, der zwischen zwei weiteren Flügeln der Wohnung lag. Der Himmel strahlte in einem blassen Blau, und Kou war sich sicher, dass die Aussicht vom Garten aus fantastisch sein musste. Etwas zurückgesetzt auf der rechten Seite vom Eingang aus war eine offene Küche, die auf Hochglanz poliert war, Kou hörte das leise Summen des Kühlschranks, also war zumindest etwas in Betrieb. Quer zum Fenster standen ein hellgraues, großes Sofa und mehrere Sessel, an der gegenüberliegenden Wand hing ein für Kous Verhältnisse viel zu großer Fernseher, obwohl es sicher nicht übel wäre, darauf Filme zu schauen, dachte er sich. Auf einem Sideboard darunter stand eine Halterung, auf der drei Schwerter unterschiedlicher Größe in dunkelblau lackierten Scheiden lagen, insgesamt waren die wenigen Dekorationen eher traditionell gehalten, was einen Kontrast zur modernen Möblierung bildete. An den hell verputzten Seitenwänden befanden sich mehrere verschlossene Türen, der komplette Boden des Raums war mit glatten, dunklen Holzdielen ausgelegt.

„Ich schau mal eben, wo alle sind, einen Moment“, sagte Shiro und ließ den staunenden Kou stehen, um durch eine Tür zu ihrer Linken zu verschwinden.

Kou ging in Socken quer durch den Raum und schaute aus dem Fenster in den Garten. Der Boden unter seinen Füßen war angenehm warm, sein Atem beschlug etwas die Scheibe vor sich, während er den Blick über den Garten schweifen ließ, durch den ein kleiner Kiesweg führte, der die Abschnitte der Wohnung miteinander verband, ebenso wie die umlaufende Veranda. Neben dem Weg war ein kleiner Teich angelegt, ein knorriger Baum, der im Sommer Schatten spendete, hatte seine Blätter abgeworfen und Teich, Weg und das kleine Rasenstück unter ihm mit orangen Sprenkeln versehen.

Er zuckte erschrocken zusammen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte, dann drehte er sich hastig um. Vor ihm stand Kazuki, in hellgrauer Anzughose und ordentlich zugeknöpftem Hemd, allerdings ohne Krawatte und Jackett darüber.

„Schön, dass Sie endlich da sind und Shiro Ihnen unterwegs wohl kein Ohr abgekaut hat, Yukimura-san“, sagte er lächelnd.

„Shiro-san und ich haben uns nett unterhalten auf der Fahrt hierher, er ist sehr höflich. Danke, dass ich hier unterkommen darf, Onodera-san“, antwortete Kou mit einer angedeuteten Verbeugung, nachdem er sich von seinem Schreck erholt hatte.

„Ich geh mal den Aufzug ausräumen“, sagte Shiro und verschwand in Richtung Tür.

„Sie sehen etwas blass aus, ist alles in Ordnung?“ Kazuki schaute ihm prüfend ins Gesicht.

„Nur etwas verkatert, das gibt sich wieder.“ Er lächelte schief.

„Brauchst du mich heute noch, Boss?“ fragte Tetsuo, der halb auf der Armlehne des Sofas saß und eine Zigarette in den Fingern drehte.

„Nein, ich denke nicht. Ich melde mich, sollte sich doch noch was ergeben. Nimmst du die Jungs auf dem Weg mit raus, Tetsuo?“ antwortete Kazuki ihm.

„Ja. Beeil dich, Shiro, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, bis du mal fertig bist mit trödeln“, rief Tetsuo dem Jüngeren zu, der hastig Kous Gepäck in ein angrenzendes Zimmer trug.

„Jawohl, Aniki. Ich hab’s gleich“, antwortete dieser und hastete dann durch die Tür, durch die er zuvor gegangen war, um Kazuki und Tetsuo zu holen. Er kam mit drei weiteren jungen Männern in seinem Alter zurück, die sich höflich vor Kazuki verbeugten, bevor sie Tetsuo nach draußen folgten.

Kou schaute ihnen nach und seine Verwirrung musste ihm anzusehen sein, da dem Älteren ein leises Lachen entfuhr.

„Sie haben ein paar Dinge für mich erledigt, waren einkaufen und haben dann gewartet, bis Shiro wieder zurückkommt“, erklärte er.

„Verstehe... wieso bist du hier? Und dann so... hm... locker gekleidet, du trägst nicht mal Socken, Kazuki“, fragte Kou, in die persönlichere Anrede wechselnd, da sie allein waren.

„Das nennst du locker?“ Er öffnete die oberen zwei Knöpfe seines Hemds und zog es etwas aus dem Hosenbund heraus.

„Naja... für deine Verhältnisse, von dem was ich weiß... Wobei der Pullover und die Jeans letztens in Akiba auch was neues waren.“ Kou schaute ihn an, den Kopf leicht in den Nacken gelegt. Er selbst war bei einer Größe von 176cm für japanische Verhältnisse nicht klein, aber Kazuki überragte ihn um fast eine Handlänge.

„Soll ich dir die Wohnung zeigen? Es ist nicht viel, aber dann findest du dich besser zurecht“, fragte Kazuki und ging einen Schritt zurück, damit Kou nicht weiter zwischen ihm und der Scheibe gefangen war.

„Nicht viel... allein das Wohnzimmer ist größer als meine gesamte Wohnung“, sagte er, folgte dem Älteren aber bereitwillig.

Kazuki zeigte ihm die Küche, deren Kühlschrank gut gefüllt war, damit er nicht gleich wieder einkaufen musste, danach führte er ihn ins Gästezimmer, das auf einer der Schmalseiten des Gartens lag und von dem auch eine Tür hinausführte. Ein breites Himmelbett ohne Vorhänge dominierte den Raum, aber Kou erkannte auch einen großzügigen Schreibtisch, auf dem eine bunt bedruckte Schachtel lag. Shiro hatte seine Koffer vor dem Kleiderschrank abgestellt, die Tasche mit den Zeichenutensilien aber schon zum Tisch gebracht.

„Ich wusste nicht, wie du am besten arbeitest, falls du sonst noch etwas brauchst, sag einfach Bescheid.“ Kazuki blieb an der Tür stehen, während Kou sich umsah.

Er ging zum Schreibtisch und schaute sich die Schachtel an. „Ist das...“ Er las den Aufdruck, auch wenn er es vom Schachteldesign schon hätte erahnen können, denn er hatte sie zuvor schon in Akihabara sehnsüchtig betrachtet.

„Sieh es als Bonus zu deinem Honorar...“ Kazuki lehnte sich an den Türrahmen und wartete, bis Kou das Grafiktablett ausgepackt hatte, das ihm vor wenigen Wochen noch Bauchschmerzen bereitet hatte.

„Aber das... wäre wirklich nicht nötig gewesen, Kazuki...“ Er wusste nicht, was er sagen sollte, so sehr berührte ihn die Geste, auch wenn ein kleiner Teil in ihm sagte, dass es ein viel zu teures Geschenk war. Kou drehte sich zu ihm um, überwand die Distanz mit wenigen Schritten und legte die Arme um seine Taille. „Danke...“ Er drückte ihn leicht, ließ aber sofort wieder los, als Kazuki zusammenzuckte. „Was ist? Tut dir was weh?“

„Nichts Schlimmes... Es freut mich, dass es dir gefällt, Kousuke. Willst du den Rest auch noch sehen? Es gibt noch ein Bad, mein Schlafzimmer, das Büro interessiert dich wahrscheinlich weniger...“ führte er aus.

„Dein... Schlafzimmer?“ Kou schaute ihn mit großen Augen an.

„Ja. Die Wohnung hier ist eine, die ich häufiger nutze. Du hast damit doch kein Problem, oder?“ Kazukis Hände lagen auf Kous Armen und hielten ihn sanft fest.

„Also... uhm... ist vielleicht etwas anders, als ich es mir vorgestellt hatte, aber... wer bin ich, mich zu beschweren...“

Der Ältere schien amüsiert über seine Verlegenheit und ging vor, um ihm die anderen Zimmer zu zeigen. Das Bad lag direkt neben dem Gästezimmer, es war großzügig geschnitten und erinnerte etwas an ein Badehaus mit großer, in den Boden eingelassener Wanne.

„Das... ist aber unüblich für eine Wohnung“, bemerkte Kou.

Kazuki zuckte mit den Schultern. „Ich hatte freie Hand bei der Gestaltung und da ich nicht wirklich in ein öffentliches Badehaus gehen kann, außer zu bestimmten Anlässen, wollte ich mein eigenes.“

Kou summte zustimmend, das klang nachvollziehbar.

„Du hast ein Büro hier? Ich dachte immer, du arbeitest meistens in der Firmenzentrale in Ginza oder Shinjuku.“

„Je nachdem, in der Zentrale bin ich gar nicht so häufig, da erledigen meine Mitarbeiter alles, was anfällt und Honda schickt es mir zur Überprüfung. Hin und wieder ist es jedoch notwendig, etwas persönlicher mit Geschäftspartnern zu sprechen, daher habe ich ein kleines Büro hier, das auch über den Flur zugänglich ist“, erklärte der Yakuza, während sie wieder ins Wohnzimmer gingen. „Du bekommst noch eine Schlüsselkarte, mit der du jederzeit in die Wohnung kommst und den Aufzug bedienen kannst. Ich werde tagsüber nicht oft da sein, du hast also deine Ruhe. Eine Haushälterin kommt mehrmals pro Woche und macht sauber, sie geht aber auch einkaufen, wenn du ihr sagst, was du brauchst.“

„Verstehe... wie war das mit deinem Schlafzimmer?“ Kou schaute ihn von der Seite an.

„Das... zeige ich dir später. Hast du schon gegessen?“ Kazuki ging die wenigen Schritte zur Küche und öffnete den Kühlschrank.

„Nein, ich bin erst aufgewacht, fünf Minuten bevor Shiro-san geklingelt hat“, antwortete Kou ehrlich.

„Was hast du gestern gemacht, dass du so verkatert bist?“ Er holte Gemüse und Fleisch heraus und begann, es kleinzuschneiden.

Kou stützte sich auf der Anrichte neben ihm ab und schaute ihm zu. „Mein Bruder hatte Geburtstag. Meine Schwägerin hat mich über meine Mittelschulzeit ausgefragt und naja... wir haben mehrere Flaschen Wein dabei vernichtet. Ich hätte nicht gedacht, dass du kochen kannst.“

„Ich koche gern, ich finde es entspannend, auch wenn mir meistens die Zeit dazu fehlt...“ Er füllte einen Topf mit Wasser und stellte ihn neben den Wok auf den Herd. Wenige Minuten später hatte er eine große Portion gebratene Nudeln mit Gemüse und Hühnchen zubereitet, die sie sich teilten.

Chapter 17

Summary:

Kazuki umfasste seine Handgelenke und zog sie von seinem Kopf weg, nachdem er alles geschluckt hatte. Er richtete sich auf und schaute auf Kou herab, der schwer atmend auf dem Rücken lag, die langen Haare unordentlich auf dem Bett ausgebreitet.

„Du bist ungeduldig heute, Kousuke...“ Er zog ihn an den Handgelenken hoch, so dass er saß und ihn mit glasigen Augen ansah, dann fuhr er mit den Fingern über seinen Mund. „Und frech... Habe ich dir erlaubt, mich anzufassen?“ Er schob Zeige- und Mittelfinger in Kous Mund und zog seine Zunge heraus, die er dann zwischen den beiden Fingern einklemmte, so dass sie halb auf seinem Handrücken lag. Kou schüttelte den Kopf, soweit es ihm möglich war, schaute ihn aber weiter ununterbrochen an. Es dauerte nicht lange, bis sein Speichel unkontrolliert über sein Kinn und Kazukis Hand lief.

Chapter Text

„Zeigst du mir jetzt dein Schlafzimmer? Sonst suche ich es selbst...“ Es waren nur noch zwei Türen übrig, hinter denen es sich befinden konnte, aber Kou hatte schon eine Ahnung, wenn er sich den Grundriss der Wohnung richtig vorstellte.

„Du bist viel zu neugierig“, antwortete Kazuki schmunzelnd, erhob sich aber vom Sofa, auf dem sie es sich nach dem Essen bequem gemacht hatten, und streckte sich.

„Erzähl mir nicht, dass du nicht darauf abgezielt hast, als du es erwähntest, Kazuki“, entgegnete er und stand ebenfalls auf.

„Etwas... ich war mir aber nicht sicher, wie du dazu stehst.“ Er ging vor zur Tür, die der des Gästezimmers gegenüber lag, Kou folgte ihm.

Kazukis Schlafzimmer war schlicht, aber geschmackvoll eingerichtet. Eine Seite bedeckte ein verspiegelter Schrank, das stabile Bett aus dunkel lackierten Metallpfosten stand parallel dazu, vor der Glastür zum Garten war ein größerer Freiraum, wo der Holzboden von einer Tatamimatte bedeckt wurde. Darauf stand ein Sessel aus geschnitztem Holz mit schwarzer Lederpolsterung, von dem aus man freien Blick in den Garten hatte.

„Wie ich dazu stehe? Was meinst du?“ Kou setzte sich auf die Kante des Bettes, die Matratze war fest und bewegte sich kaum unter seinem Gewicht.

„Ich... habe mich in dieser Nacht im Lemon nicht richtig verhalten“, sagte Kazuki, der vor dem Bett stehenblieb. „Ich hätte vorsichtiger sein müssen, aufhören sollen, bevor du ohnmächtig geworden bist und vor allem... hätte ich nicht gehen und dich Shinyas Obhut überlassen dürfen. Ich habe so ziemlich alles falsch gemacht, was ich hätte falsch machen können. Verzeihst du mir?“

„Ach... das meinst du. Da gibt es nichts, was ich dir verzeihen müsste... gut, ich konnte die Tage danach keinen Stift halten, aber... Ich habe mich eher über mich selbst geärgert, dass ich so schwächlich war...“ Kou schaute ihn von unten an.

„Ich hätte dich ernsthaft verletzen können, Kousuke...“ Er beugte sich zu ihm herab und strich mit den Fingern über seine Wange, die leichte Berührung löste ein wohliges Gefühl in Kous Magengegend aus.

„Hast du aber nicht...“ Er schmiegte sich an seine Hand. „In Zukunft halten wir uns an die Spielregeln, dann passiert das nicht mehr, außer ich will es... Ich halte mehr aus, als du vielleicht denkst, an dem Abend war ich nicht in Form.“ Seine Augen wanderten über Kazukis Schulter zur Decke über dem freien Platz vor dem Fenster. „Wozu dienen eigentlich die Haken an der Decke?“

„Das zeige ich dir ein anderes Mal.“ Er stellte ein Knie auf dem Bett ab und drückte Kou auf den Rücken, dann küsste er seinen Hals und den Ansatz seines Schlüsselbeins. Seine andere Hand glitt unter seinen Pullover und schob ihn hoch, während er seinen Oberkörper streichelte, um ihn ihm schlussendlich auszuziehen. „Hast du abgenommen?“ fragte er leise und fuhr mit der Hand über seinen flachen Bauch.

„Nein... nur wieder mit Karate angefangen, damit ich länger durchhalte...“ Kou drängte sich seiner Hand entgegen, hungrig nach weiteren Berührungen.

Kazuki quittierte es mit einem anerkennenden Grummeln, dann leckte er mit der Zunge über Kous empfindliche Brustwarzen, was ihn leise aufstöhnen ließ und dann lauter, als er mit den Zähnen daran zog. Er strich mit der Hand weiter nach unten, öffnete den Verschluss von Kous Hose, um sie herunterzuschieben zu können, dann umfasste er seinen schon tropfenden Penis.

„Du läufst aus... dabei habe ich doch noch gar nicht richtig angefangen...“ Mit dem Daumen strich er fest über die Spitze, was Kou dazu brachte, ihn ungeduldig an der Schulter weiter nach unten zu drücken.

„Kazuki... bitte... ich will dich spüren...“

Er kniete sich vor das Bett zwischen Kous Beine und zog ihn ein Stück zu sich, bevor er mit der Zunge die Tropfen aufleckte. Er ließ sich Zeit, erkundete sein geschwollenes Glied mit den Lippen und stülpte sie dann darüber, was Kou ein weiteres Stöhnen entlockte. Mit den Fingern strich er zärtlich über den weichen Muskel seines Anus, beließ es aber dabei, was Kou ungeduldig zucken ließ. Er spürte die heiße Nässe von Kazukis Mund und Zunge, seinen Speichel, der an ihm herab nach unten lief und er wollte mehr, so viel mehr.

„Kazuki... wenn du so weiter machst... hnnn...“ Kou legte die Hände auf den Kopf des Älteren und ergoss sich laut stöhnend in seinen Mund.

Kazuki umfasste seine Handgelenke und zog sie von seinem Kopf weg, nachdem er alles geschluckt hatte. Er richtete sich auf und schaute auf Kou herab, der schwer atmend auf dem Rücken lag, die langen Haare unordentlich auf dem Bett ausgebreitet.

„Du bist ungeduldig heute, Kousuke...“ Er zog ihn an den Handgelenken hoch, so dass er saß und ihn mit glasigen Augen ansah, dann fuhr er mit den Fingern über seinen Mund. „Und frech... Habe ich dir erlaubt, mich anzufassen?“ Er schob Zeige- und Mittelfinger in Kous Mund und zog seine Zunge heraus, die er dann zwischen den beiden Fingern einklemmte, so dass sie halb auf seinem Handrücken lag. Er schüttelte den Kopf, soweit es ihm möglich war, schaute ihn aber weiter ununterbrochen an, es dauerte nicht lange, bis sein Speichel unkontrolliert über sein Kinn und Kazukis Hand lief.

Der Ältere ließ sein Handgelenk los. „Hilf mir mit meiner Hose, Kousuke... mehr als das erlaube ich dir nicht, anzufassen.“

Kou öffnete gehorsam seine Hose und zog sie ihm zusammen mit der Unterhose bis zu den Knien herunter, Kazuki schob sie schließlich selbst mit den Füßen nach unten und kickte sie zur Seite, er trug aber nach wie vor sein Hemd.

„Brav... schau mich an, meine Augen sind hier oben...“ verlangte er, da Kou den Blick auf seine beeindruckende Erektion geheftet hatte.

Er hatte Mühe, seiner Aufforderung zu folgen, er konnte an kaum etwas anderes denken, als daran, wie es sich anfühlte, ihn in sich zu haben, seine eigene Erektion zuckte bei dem Gedanken daran. Sein Blick traf schließlich doch den von Kazuki, dem es nicht viel anders ging. Er zog die Finger aus Kous Mund, hielt seine Zunge aber immer noch fest.

„Lass deine Zunge so... Mund auf...“ Kou gehorchte, kurz darauf spürte er das Gewicht von Kazukis hartem Penis auf seiner Zunge. Kazuki legte eine Hand auf Kous Hinterkopf, zog ihm mit der anderen die Brille aus, die er immer noch trug, und schob den glatten Schaft langsam in seinen Mund. Kou schloss die Lippen darum und drückte mit der Zunge dagegen, um den Druck zu erhöhen, während der Ältere langsam seine Hüften bewegte.

„Gut machst du das... deine Hände bleiben, wo sie sind...“ Er fuhr mit den Fingern über Kous Kopfhaut, die anfing zu kribbeln, seinen Penis mit jedem Stoß tiefer in seinen Mund versenkend, bis Kous Augen begannen, zu tränen. Er bewegte sich etwas schneller, drang aber nicht weiter vor, Kou spürte kurz darauf sein heißes Sperma in seinen Mund schießen, als er mit einem unterdrückten Stöhnen kam und sich aus ihm zurückzog, damit er schlucken konnte. Etwas lief aus Kous Mundwinkel heraus, das Kazuki mit einem Lächeln abwischte und von seinem Finger leckte.

„Willst du mehr?“ fragte er.

„J... ja... bitte... ich will dich in mir spüren, Ka-zu-ki...“ flüsterte Kou heiser. „Kannst du... dein Hemd ausziehen?“

„Natürlich...“ Er öffnete die restlichen Knöpfe und zog das Hemd aus, das er auf den Boden fallen ließ. Die zuvor farblosen Chrysanthemen an seinen Seiten waren mittlerweile mit Farbe gefüllt, in dunklem Rot und Violett, weitere Wolken und einzelne Federn waren hinzugefügt worden, die Haut war leicht geschwollen und gerötet, kein Wunder, dass Kou ihm mit seiner Umarmung Schmerzen bereitet hatte.

„Das ist... wunderschön geworden...“ Kou streckte die Finger danach aus, hielt aber einen Millimeter davor an, da er ihm immer noch nicht erlaubt hatte, ihn zu berühren.

„Danke...“ Kazuki beugte sich vor und leckte etwas Speichel von seinen Lippen. „Hast du dir schonmal dabei zugesehen, wie du gefickt wirst...?“ fragte er leise, Kou spürte sein Schmunzeln auf seiner Wange.

„Was...? Ich weiß nicht mehr... vielleicht...“ stammelte Kou, ihm wurde heiß bei der Vorstellung daran, was Kazuki meinen könnte.

„Dann erinnerst du dich hoffentlich daran, wenn ich mit dir fertig bin...“ Er zog Kou auf die Füße, der dabei seine Hose komplett ausziehen konnte, und führte ihn einmal ums Bett herum, wo er sich auf die Kante setzte, mit Blick zum verspiegelten Schrank.

„Setz dich“, verlangte er und Kou setzte sich mit dem Rücken zu ihm zwischen seine Beine. „So ist gut... schau gut hin...“ Er rutschte ein Stück zurück, damit er sich besser an ihn lehnen konnte, und drückte seine Beine auseinander, um dann mit zwei angefeuchteten Fingern in ihn einzudringen. Kou legte die Beine über Kazukis Oberschenkel und stellte seine Füße auf die Bettkante, damit er mehr Platz hatte und mehr sehen konnte.

„Siehst du genug, ohne die Brille?“ fragte Kazuki, dem wieder eingefallen war, dass er die vielleicht brauchen könnte.

„J... ja... auf die Entfernung sehe ich gut...“ antwortete Kou mit einem Wimmern, er drängte sich seinen Fingern entgegen, die er leicht gespreizt hatte, um Platz für einen dritten zu schaffen. Er sah im Spiegel, wie er seine Hand bewegte, um die drei Finger so tief wie möglich in ihn hineinzustoßen, sie waren lang und kräftig, Kou war sich sicher, dass er allein davon kommen könnte, wenn er in dieser Intensität weiter machte. Sein Gesicht war gerötet, seine Brust schweißbedeckt. Sein Blick traf den von Kazuki, der ihn ebenfalls im Spiegel betrachtete, das Kinn auf seine Schulter gelegt.

„Ich glaube... das ist genug...“ hörte er Kazukis Stimme an seinem Ohr. „Du sollst schließlich nicht von meinen Fingern kommen...“ Er biss ihn leicht in den Hals und zog die Finger aus ihm heraus, dann rutschte er wieder ein Stück vor, damit er mit den Füßen einen festen Stand auf dem Boden hatte und hob Kou hoch, indem er die Arme unter seine Knie legte, als würde er nichts wiegen. Kou sah Kazukis harten, tropfenden Penis im Spiegel, bevor er ihn langsam darauf herabließ. Er sah und spürte, wie er in ihn eindrang und ihn weiter dehnte, als es seine Finger vermochten.

„Hnnn... ich... hatte ganz vergessen... wie groß dein Schwanz ist, Kazuki...“ Kou stöhnte mehr als er sprach. Er sah, dass er noch nicht ganz in ihm war, dabei fühlte er sich schon so ausgefüllt, dass er kaum noch klar denken konnte.

Kazuki wurde ungeduldig und stieß die letzten Zentimeter tief in Kou hinein, was diesen fast an den Rand des nächsten Orgasmus brachte. Er hob ihn immer ein Stück an und ließ ihn dann in seine Stöße fallen, langsam, aber so intensiv, dass Kou sich bald hilflos an ihn klammerte, die Arme nach hinten um seinen Nacken gelegt und außer unkontrolliertem Stöhnen keinen Ton mehr herausbrachte. Er kam und ergoss sich über seinen Bauch, aber da Kazuki nicht aufhörte, fühlte es sich an, als würde er innerlich verbrennen. Kou spürte Kazukis Zähne an seinem Hals, wo er kleine Liebesbisse verteilte, fester, je näher er dem eigenen Höhepunkt kam. Kazuki schlang die Arme um Kous Oberkörper und drückte ihn fest an sich, als er schließlich kam und sein Sperma in ihn hineinpumpte.

„Kazuki... nicht so fest... ich kriege keine Luft...“ protestierte Kou leise, nachdem er seine Worte wiedergefunden hatte.

Er lockerte seinen Griff sofort und hauchte einen Kuss auf seinen Halsansatz, zusammen mit einem leisen „Verzeih...“ Dann hob er ihn von seinem Penis herunter und drehte ihn so auf seinem Schoß, dass er ihn ansehen konnte.

Kou schlang die Arme um ihn und küsste ihn zärtlich. „Das war... unbeschreiblich...“ hauchte er zwischen zwei Küssen. „Lass uns das irgendwann wiederholen... ja?“

„Du kannst dich wahrscheinlich kaum auf den Beinen halten und denkst schon über das nächste Mal nach...?“ Kazuki schaute ihn amüsiert an und kraulte seinen Nacken. „Du bist verdorben bis ins Mark, Kousuke...“

„Sag Kou... wenn wir unter uns sind. Kousuke sagen nur meine Eltern...“ Er lehnte den Kopf an seine Schulter.

„In Ordnung, Kou... wir sollten uns waschen, du tropfst auf den Boden...“ Kazuki legte die Hände unter Kous Beine und stand mit ihm zusammen auf. „Bleib einfach so, ich trage dich ins Bad.“

„Mhmm...“

Chapter 18

Summary:

„Der Anzug... ist verdammt heiß... und du riechst gut...“ Er schnupperte leicht an ihm.

„Danke für das Kompliment.“ Er beugte sich zu ihm herab, legte die Hand auf seinen Hinterkopf und zog ihn an sich für einen für Kou viel zu heißen Kuss. „Ich muss los, bevor Tetsuo mich suchen kommt. Shiro schicke ich dir morgen vorbei. Bis dann, Kou...“

„J... ja... pass auf dich auf.“ Kou sah ihm nach, bis er die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte, dann setzte er sich schwer atmend aufs Bett. „Verdammt... Konzentrier dich, Kou.“ Er raufte sich die Haare und blieb einige Minuten sitzen, um sich zu sammeln und das Kribbeln in seinem Bauch zu unterdrücken. Kazuki war der letzte, in den er sich verlieben durfte. Sex, absolut fantastischer Sex, ja, auch ein gewisses Maß an Zuneigung, weil sie, aus welchem Grund auch immer, auf einer Wellenlänge lagen, aber alles darüber hinaus wäre sinnlos. Und trotzdem... er konnte nicht leugnen, dass Kazuki mit seiner Ehrlichkeit an diesem Tag einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen hatte und es sich gut anfühlte, in seiner Nähe zu sein.

Chapter Text

„Pass auf, dass du nicht einschläfst und ertrinkst“, sagte Kazuki, der im Bad auf einem Hocker saß, während Kou es sich in der Wanne bequem gemacht hatte. Kazuki hatte ihn fürsorglich gewaschen und ihm dann geholfen, in die Wanne zu steigen, er war doch etwas schwach auf den Beinen gewesen. Da die Tattoos noch zu frisch waren, zog der Yakuza es vor, sich nur abzuduschen und sich nicht zu ihm ins warme Wasser zu setzen.

„Hmmm... könnte passieren, aber ich muss noch auspacken und arbeiten, zumindest ein bisschen“, murmelte Kou mit geschlossenen Augen. Er hatte die Arme auf dem Rand verschränkt und den Kopf daraufgelegt. „Und testen, ob das Grafiktablett auch funktioniert... es einrichten... Makros einstellen... ugh... das wird eine lange Nacht.“

Draußen wurde es langsam dunkel, soweit man es durch das bodentiefe Milchglasfenster erkennen konnte, das sich in einer Ecke des Raums befand.

„Ich muss später nochmal weg, Geschäftliches. Du kommst allein zurecht?“ fragte Kazuki. Er stand auf und holte zwei Handtücher aus einem Regal.

„Ja, wenn ich arbeite, kriege ich sowieso nicht viel von meiner Umgebung mit“, antwortete er und kletterte aus dem Wasser, Kazuki reichte ihm ein Handtuch. Vor dem Spiegel betrachtete Kou die Flecken auf seinem Hals und seiner Schulter, die trotz seines dunklen Teints gut zu erkennen waren. Andere würde es vielleicht stören, aber ihm gefiel es auf eine merkwürdige Art. Er schämte sich nicht im Geringsten dafür, dass er es gerne härter hatte und die Markierungen, die Kazukis Mund auf ihm hinterlassen hatten, zeigten ihm, dass es ihm ebenso gefallen hatte. Er wickelte sich das Handtuch um die Hüften, nachdem er sich nachlässig abgetrocknet hatte und folgte dem Älteren zurück ins Wohnzimmer, wo sie sich trennten, um in ihre Schlafzimmer zu gehen.

Kou öffnete einen Koffer, zog sich Unterhose, Jogginghose und ein Sweatshirt an, dann füllte er den Schrank mit seinen Sachen. Er hatte nicht vor, einen Monat aus dem Koffer zu leben und wenn er schon einen ganzen Schrank für sich zur Verfügung hatte, wollte er diesen auch nutzen. Im Anschluss kümmerte er sich um den Schreibtisch. Zuhause saß er in der Regel auf einem großen Kissen auf dem Fußboden vor einem niedrigen Zeichentisch am Fenster, er hatte dort zwar auch einen Schreibtisch, den er aber eher zum Lagern verschiedener Dinge nutzte, die er nicht so oft brauchte, da er in einer dunklen Ecke stand. Er schob den Schreibtisch durch das Zimmer, so dass er quer zur Schiebetür stand, die in den Garten hinaus ging. Das führte dazu, dass zwischen Bett und Schreibtisch nur noch wenige Zentimeter Platz waren, er nahm sich vor, Kazuki zu fragen, ob Shiro oder einer der anderen ihm in den nächsten Tagen dabei helfen könnte, das Bett ein Stück zu verschieben, damit er mehr Platz hatte. Auf dem Schreibtisch baute Kou das neue Grafiktablett auf und stellte sein Macbook daneben, dann verkabelte er alles bis zur nächsten Steckdose, wofür er mehrmals über das Bett und zurück klettern musste.

„Kazuki? Bist du noch da?“ rief er, den Kopf aus der Tür streckend.

„Nur noch ein paar Minuten, wieso?“ Kazuki kam, gekleidet in einen dunkelroten Anzug mit schwarzem Hemd und farblich zum Anzug passender Krawatte, aus seinem Schlafzimmer. Die Haare hatte er wieder glatt nach hinten gekämmt.

„WLAN-Passwort?“ Kou hielt sein Handy hoch, was Kazuki grinsen ließ. „Was? Lachst du mich aus?“

„Nein... verzeih, ich hatte das komplett vergessen“, antwortete er, dann zog er einen Kugelschreiber aus seiner Jackentasche und schrieb etwas auf einen Zettel, der auf der Anrichte lag und den er Kou in die Hand drückte. „Hast du das Zimmer umgeräumt?“ Er schaute über seine Schulter in den Raum.

„Etwas... ich arbeite gerne bei Tageslicht. Kann ich mir Shiro-san morgen nochmal ausleihen? Das Bett muss ein Stück weg.“

„Ich sage ihm Bescheid“, antwortete Kazuki. „Was ist?“ Er hielt inne, weil Kou ihn eindringlich anschaute.

„Der Anzug... ist verdammt heiß... und du riechst gut...“ Er schnupperte leicht an ihm.

„Danke für das Kompliment.“ Er beugte sich zu ihm herab, legte die Hand auf seinen Hinterkopf und zog ihn an sich für einen für Kou viel zu heißen Kuss. „Ich muss los, bevor Tetsuo mich suchen kommt. Shiro schicke ich dir morgen vorbei. Bis dann, Kou...“

„J... ja... pass auf dich auf.“ Kou sah ihm nach, bis er die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte, dann setzte er sich schwer atmend aufs Bett. „Verdammt... Konzentrier dich, Kou.“ Er raufte sich die Haare und blieb einige Minuten sitzen, um sich zu sammeln und das Kribbeln in seinem Bauch zu unterdrücken. Kazuki war der letzte, in den er sich verlieben durfte. Sex, absolut fantastischer Sex, ja, auch ein gewisses Maß an Zuneigung, weil sie, aus welchem Grund auch immer, auf einer Wellenlänge lagen, aber alles darüber hinaus wäre sinnlos. Und trotzdem... er konnte nicht leugnen, dass Kazuki mit seiner Ehrlichkeit an diesem Tag einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen hatte und es sich gut anfühlte, in seiner Nähe zu sein.

Um sich von seinen verwirrenden Gefühlen abzulenken, setzte er sich an den Schreibtisch und tippte das komplizierte WLAN-Passwort in Handy und Macbook, um sich bis spät in die Nacht mit der Einrichtung des Grafiktabletts und der liegengebliebenen Arbeit zu beschäftigen.

 

Kou wurde von der Sonne geweckt, die früh den kleinen Garten erhellte und somit auch die angrenzenden Zimmer. Er hatte vor dem Schlafengehen die Vorhänge nicht zugezogen und rieb sich verschlafen die Augen, als er aufwachte. Es war noch keine neun Uhr und er erinnerte sich grob daran, dass er irgendwann gegen vier Uhr ins Bett gefallen war.

Er stand trotzdem auf und verließ nur mit locker sitzender Jogginghose das Zimmer, um ins Bad zu gehen. Shiro lümmelte auf einem der Sessel, zwei der jungen Männer vom Vortag waren auch da, sie trugen ähnliche bestickte Jacken wie der Schwarzhaarige.

„Guten Morgen, Yukimura-san“, begrüße Shiro ihn, eine Spur zu gut gelaunt für Kous Geschmack und die Uhrzeit.

„Oh... Shiro-san, so früh habe ich gar nicht mit Ihnen gerechnet. Guten Morgen“, antwortete er und hielt dann inne, als ihm einfiel, dass er nur eine Hose trug, die ihm zu weit war und viel zu tief saß, und sonst nichts.

„Tetsuo hat uns heute schon früh aus dem Bett gescheucht, wir sind seit gut einer Stunde hier, wollten Sie aber nicht wecken“, sagte der junge Yakuza und stand auf.

„Das tut mir leid, ich bin erst spät ins Bett und habe mir keinen Wecker gestellt. Sie haben heute sicher noch anderes zu tun, als mir bei so einer Kleinigkeit zu helfen“, sagte Kou verlegen. Ihm waren die prüfenden Blicke der anderen nicht entgangen, die Spuren, die Kazuki auf seinem Körper hinterlassen hatte, waren wahrscheinlich gut zu sehen.

„Machen Sie sich darum keinen Kopf, Yukimura-san. Sagen Sie uns, wo das Bett hingeschoben werden soll? Dann erledigen wir das und Sie können in der Zeit ins Bad. Das sind übrigens Yuuta und Ren“, stellte Shiro die anderen vor, die ihm kurz zunickten.

Kou erklärte Shiro, dass sie das Bett bis an die Wand schieben konnten, an der der Schreibtisch zuvor gestanden hatte. Es machte ihm nichts aus, wenn er nur von einer Seite aufs Bett konnte, er nutzte den restlichen Platz lieber für andere Dinge. Während die drei sich mit dem massiven Bett abmühten, verschwand er ins Bad, um sich zu waschen und seine Haare in Ordnung zu bringen. Danach ging er zurück und fand die drei vor, wie sie mit Staubsauger und Wischmopp im Raum standen, um den Staub vom Boden zu entfernen, der sich unter dem großen Bett angesammelt hatte. Shiro koordinierte seine zwei Kollegen.

„In zwei Stunden kommt doch sowieso die Haushälterin, Aniki, warum müssen wir das jetzt machen?“ jammerte Ren, der die Haare kurz geschoren hatte und etwas rundlicher war. Er erinnerte Kou an einen buddhistischen Mönch.

„Der Boss hat eindeutige Anweisungen hinterlassen, dass seinem Gast durch uns keine Unannehmlichkeiten entstehen sollen, dazu gehört auch ein staubiger Fußboden“, entgegnete Shiro und verpasste ihm einen Klaps auf den Hinterkopf.

„Ich hasse putzen...“ fiel Yuuta ins Klagen ein. Er hatte eine Narbe am Kinn und die gelblich blondierten Haare waren zu einer strubbeligen Tolle frisiert.

„Ihr seid so nutzlos... warum habe ich euch eigentlich mitgenommen?“ Shiro rieb sich genervt den Nasenrücken und schaute überrascht auf, als Kou mit Schwung die Schranktür aufschob, um sich etwas zum Anziehen herauszuholen. „Wir sind hier gleich fertig, Yukimura-san.“

„Ist schon gut, ich bin in der Küche, wenn Sie mich suchen“, antwortete Kou und zog sich nur ein Shirt über, die Hose konnte er auch später noch wechseln, dann ging er in die Küche, um sich Kaffee und Frühstück zu machen.

Er hörte die drei noch einige Minuten diskutieren, bis sie aus dem Zimmer kamen. Ren und Yuuta rieben sich die Hinterköpfe, Shiro versuchte, seinen genervten Gesichtsausdruck zu unterdrücken.

„Wir sind fertig. Entschuldigen Sie den Aufruhr, die zwei hatten heute zu viel Zucker. Brauchen Sie sonst noch etwas?“ Er lehnte sich an den Tresen in der Küche, etwas entfernt von Kou, der auf einem Barhocker saß, eine große Tasse schwarzen Kaffees vor sich.

„Nein, vielen Dank, Shiro-san. Das sollte fürs erste ausreichen.“

„Gut. Im Badschrank liegt eine Salbe gegen Blutergüsse, falls Sie Bedarf haben. Die wirkt Wunder“, entgegnete Shiro mit Blick auf Kous gefleckten Hals. „Sie haben ja meine Nummer, wenn sonst noch was sein sollte. Wir lassen Sie dann in Ruhe, einen schönen Tag noch, Yukimura-san.“ Er verbeugte sich höflich und scheuchte dann Ren und Yuuta nach draußen.

 

Kou trank seinen Kaffee und suchte nach der Salbe, um sie zumindest einmal zu testen. Er trug sie großzügig auf, zog sich dann eine frische Hose an und setzte sich wieder an seine Arbeit. Die Halloween-Designs kamen gut an, während er wegen der kommenden weihnachtlichen Designs auf Rückmeldung des Sushi-Designteams wartete, fertigte er eine zur Saison passende Illustration seiner Heldin Kohaku an. Auch wenn in seinem Manga wenig Magie vorkam, steckte er sie in ein Hexenkostüm in orange und schwarz, statt eines bauschigen Rocks verpasste er ihr gestreifte Pumphosen und einen verspielten Frack. Auf den Kopf setzte er ihr einen Hut mit breiter Krempe, ihre dunkelbraunen Haare kringelten sich unordentlich darunter hervor, in der Hand trug sie einen zerzausten Straßenbesen, auf den sie sich leicht gelangweilt abstützte. Neben ihr stand ein großer Kessel über einem Gaskocher, darin schwammen Chibis der Nebencharaktere, mit denen sie sich rumschlug, als säßen sie in einem Onsen, ihr Sidekick Shion rührte ihn mit einem überdimensioniertem Holzlöffel um. Die zweite Hauptfigur verwandelte er in eine kleinere Ausgabe seiner selbst und setzte ihn Kohaku auf die Schulter, er trug ein kleines Krönchen auf dem Kopf und hatte mechanische Fledermausflügel, er hielt sich an einer Haarsträhne fest, damit er nicht herunterfiel. Kou verbrachte fast zwei Stunden damit, hier und da kleine Details hinzuzufügen, bevor er mir der Koloration begann, die nochmal einige Stunden in Anspruch nahm. Da er aber noch rechtzeitig fertig werden wollte, es waren schließlich nur noch zwei Tage bis Halloween, vorher war er nicht dazu gekommen, arbeitete er den ganzen Tag daran.

Er schreckte auf, als das Licht im Raum angeschaltet wurde. Er hatte nicht bemerkt, dass es schon dunkel geworden war, so sehr war er in seine Arbeit vertieft gewesen. Gegessen hatte er seit dem Frühstück auch nichts mehr, seine Wasserflasche stand halb gefüllt neben ihm. Er trank schuldbewusst einen Schluck und drehte sich mit dem Stuhl zur Tür. Kazuki lehnte am Türrahmen und schaute ihn an.

„Ich habe dich gerufen, aber du hast nicht reagiert“, sagte er ruhig.

Kou nahm die Airpods, die bei seinem Handyvertrag dabei gewesen waren, aus den Ohren. „Hast du was gesagt?“

„Ich dachte schon, du schläfst, weil du nicht antwortest. Shiro erwähnte, du hättest kaum geschlafen letzte Nacht.“

„Du hast Shiro heute getroffen?“ Kou neigte fragend den Kopf.

„Nur kurz heute Nachmittag unten in der Tiefgarage. Du hast ja schon gemerkt, wie gesprächig er sein kann.“ Kazuki trug eine wadenlange, schwarze Stoffhose und eine ebenso schwarze Uwagi-Jacke, allerdings offen und ohne Gürtel. Er war wie am Tag zuvor barfuß, die Haare, die ihm bis zu den Ohren reichten, wenn er sie nicht zurückgekämmt hatte, fielen ihm in einzelnen Strähnen über die Stirn und den seitlichen Kopf.

„Ja, er hat viel Energie.“ Kou trank noch einen Schluck. „Ich revidiere meine Aussage von gestern... im Gegensatz zu jetzt, warst du gestern höchst formell gekleidet. Bist du schon seit heute Nachmittag da und ich habe nichts gemerkt?“

Kazuki lächelte und schüttelte dann den Kopf. „Ich war nur kurz da, weil Tetsuo etwas holen musste. Zurückgekommen sind wir vor zwei Stunden, waren aber bis eben unten trainieren.“

„Unten?“

„Im dritten Stock befindet sich ein Dōjō, in dem wir einen Raum zur Verfügung haben, damit wir nicht mit den Kursen kollidieren. Tetsuo besteht darauf, dass wir dort regelmäßig trainieren, sofern Zeit dazu ist“, antwortete er. „Es gibt auch einen Kraftraum, aber da findet man eher Shiro und seine Jungs.“

Kou stand von seinem Stuhl auf und schwankte kurz, da seine Beine eingeschlafen waren. Kazuki war mit zwei Schritten bei ihm und hielt ihn fest, dabei warf er einen Blick auf das Display des Grafiktabletts.

„Geht schon... ich war so im Flow, dass ich seit drei Stunden in derselben Position gesessen habe“, sagte Kou, lehnte das Gesicht aber trotzdem an Kazukis schweißfeuchten Hals.

„Hast du das an einem Tag gezeichnet?“ fragte er, sichtlich beeindruckt.

„Ja... das musste rechtzeitig fertig werden. Du kannst mich loslassen, ich spüre meine Beine wieder.“ Kou wand sich aus seinem Griff, damit sein Verstand nicht gänzlich aussetzte.

„Das ist so ganz anders als deine üblichen Illustrationen. Du bist wirklich vielseitig begabt, Kou.“

„Mehr Übung als Begabung.“ Kous Magen knurrte laut, ihm wurde wieder bewusst, dass er seit dem Frühstück nichts gegessen hatte, Kazuki quittierte es mit einem Schmunzeln.

„Schau nicht so“, sagte er. „Ich vergesse alles, wenn ich arbeite. Es ist noch Reis da von heute Morgen, ich mache etwas und du... gehst duschen.“

Kou ließ ihn stehen, um aus dem Reis vom Frühstück etwas Essbares zu machen. Er fand Hühnchen und Gurken im Kühlschrank, den Thunfisch ignorierte er gekonnt, dann produzierte er eine ordentliche Menge Onigiri, während Kazuki im Bad war. Er nahm sich vor, die Reste am nächsten Tag zu essen.

 

„Hast du Lust und Zeit, mich am Donnerstagabend in einen Club zu begleiten?“ fragte Kazuki, nachdem sie gegessen hatten. Kou saß in einer Ecke des Sofas, die Augen auf das Handydisplay fixiert, Kazuki saß etwas entfernt, hatte den Fernseher angeschaltet und schaute Nachrichten.

„Einen Club? Geht das auch genauer?“ Er schaute auf und ging im Kopf durch, welchem Club er meinen könnte.

„Keinen von meinen. Ein Bekannter hat mich gefragt, ob ich Interesse daran hätte, mir seine neue Show anzusehen. Ich gehe so oder so hin, Tetsuo würde auch dabei sein. Rein privat“, antwortete Kazuki, ohne ihn anzusehen.

„Tetsuo arbeitet für dich, was ist daran privat?“ Kou hob eine Augenbraue.

„Tetsuo würde auch für mich arbeiten, wenn ich ihn nicht bezahlen würde. Aber das ist eine längere Geschichte.“

„Ich arbeite auch für dich... temporär.“ Er stupste ihn mit dem Fuß an.

„Hin und wieder überschneiden sich geschäftliches und privates...“ Er hielt seinen Fuß fest und strich mit dem Daumen über seine Fußsohle.

„Was... ist das für eine Show?“ Kou schaute ihn skeptisch an. Er hatte mehrere Szenarien im Kopf, was alles an Halloween stattfinden konnte.

Kazuki zögerte, was unüblich für ihn war. „Wenn... du kein Interesse daran hast, wäre das auch in Ordnung. Fühl dich also nicht von mir unter Druck gesetzt, nur weil ich dich hier wohnen lasse.“

„Tu ich nicht. Sag schon, Kazuki...“ Er entzog ihm seinen Fuß und setzte sich auf.

„Mein Bekannter ist ein Nawashi, ich kenne ihn schon seit bestimmt zwanzig Jahren, er veranstaltet in unregelmäßigen Abständen Shibari-Shows in einem Varieté-Theater in Roppongi“, antwortete Kazuki, dabei schaute er Kou direkt an. „Und er ist mein Sensei in allem, was das betrifft.“

Kous Augen wurden groß, das Handy fiel ihm aus der Hand und er starrte Kazuki an, während ihm heiß wurde. Sein Gesicht musste außerdem rot angelaufen sein, denn Kazukis Gesichtsausdruck wurde fast besorgt über seine Reaktion. Kou legte eine Hand auf den Mund und unterdrückte ein Seufzen.

„Wie gesagt... wenn dir das zu viel ist...“ begann Kazuki.

„Nein! Also... uhm... ich... ich würde schon...“ druckste er zur Antwort. „Was... soll ich denn anziehen...?“

Kazuki stütze das Kinn auf die Hand, erleichtert, dass er so positiv reagierte. „Was immer du willst, es gibt keinen Dresscode.“

„Was ziehst du denn an?“ Kou zog die Knie an und legte die Arme um seine Unterschenkel, seine plötzliche Erregung verbergend.

„Ich weiß noch nicht... den roten Anzug von gestern, der dir so gut gefällt?“ Er schaute den Jüngeren eindringlich an, dessen Gesicht glühte.

„Dann... fühle ich mich mit allem, was ich habe, maximal underdressed...“ flüsterte Kou, die Stirn an seine Knie gelegt.

„Unsinn... egal was du anziehst, du wirst gut aussehen. Bisher hast du das doch auch geschafft.“ Kazuki stand auf. „Ich gehe schlafen, meine Nacht war wahrscheinlich genauso kurz wie deine.“

Kou schaute ihm sehnsüchtig nach, während er in sein Schlafzimmer ging. Sein Herz klopfte aufgeregt in seiner Brust, erstrecht, als er im Kopf einige Dinge miteinander verknüpfte. Seine Gedanken sprangen zu den Haken im massiven Balken in Kazukis Schlafzimmer, die Matte darunter... ihm entfuhr ein euphorisches Stöhnen, das Gesicht immer noch an seine Knie gelegt. Masochistisch veranlagt, wie er war, hatte er in den letzten Jahren mehr als einmal Bondage-Erfahrungen sammeln können, es wurde nur nie etwas Langfristiges daraus. Dass Kazuki so rücksichtsvoll mit seiner Frage gewesen war, ließ Kou zu dem Schluss kommen, dass er es zu einem gewissen Grad ernst meinte. Das war nichts, was man mal einfach so machte, dafür war es zu... aufwändig und intim.

Er nahm sich vor, am nächsten Tag einkaufen zu gehen, damit er sich nicht zu unwohl fühlte, was seine Kleidungswahl betraf, dann schlurfte er ins Gästezimmer und fiel erschöpft ins Bett.

Chapter 19

Summary:

„Versuchen wir es mal...“ sagte Megumi, die Hände auf die Hüften gestützt.

Die vier stellten sich versetzt auf, Akira startete die Musik und schaute nur zu. Es war schnell klar, dass Tōru die Führung übernahm und die anderen sich an ihm orientierten, auch wenn sie nicht unbedingt schlechter waren als er. Es dauerte einige Durchläufe, bis sie sich soweit aufeinander abgestimmt hatten, dass ihre Bewegungen halbwegs synchron waren, miteinander kollidiert waren sie kein einziges Mal.

„Ach du Kacke...“ entfuhr es einem Kellner aus dem Cherry. „Die... schaffen das so schnell, wofür wir über eine Woche gebraucht haben. Seid ihr sicher, dass das nur Hosts sind und keine Profis?“

„Und wenn... passt mir gar nicht, dass wir uns auf die verlassen müssen, die für das richtige Geld mit jedem ins Bett springen“, murrte ein Kollege. „Nichts als überteuerte Stricher.“ Den letzten Satz hörte jeder im Raum, weil Akira just in diesem Moment für eine Pause die Musik ausgeschaltet hatte. Schlagartig kehrte eine unangenehme Stille ein.

Chapter Text

„Ich weiß, du hast diese Woche frei, Shinya, aber mir fällt echt keiner mehr ein, den ich noch fragen könnte.“

Tōru saß in seiner Wohnung vor dem PC und arbeitete seit dem Frühstück an einer Animation. Sein Zirkel, der sich im Laufe der letzten Jahre nach und nach zusammengefunden hatte, plante für die Comiket im Dezember ein kurzes Animationsvideo, das sie an ihrem Stand vorführen wollten, neben ihren anderen Arbeiten. Sein iPad stand hochkant auf einer Halterung neben dem Monitor und darauf sah er das zerknirschte Gesicht von Yagate, dem Barkeeper aus dem Lemon. Damit auch untereinander die Privatsphäre halbwegs gewahrt wurde, beließen die Hosts und das Personal des Clubs es dabei, sich auch außerhalb der Arbeitszeiten bei ihren Pseudonymen zu nennen.

„Ja... ich habe frei, Yagate, und einen Berg Arbeit vor mir liegen, der nicht warten kann“, antwortete er und schaute mit gerunzelter Stirn auf seinen Monitor, dann löschte er die letzten zehn Schritte, die er angelegt hatte. „Aber erzähl, worum geht es?“

„Das Cherry hat angefragt, ob einige unserer Leute bei der Show auf ihrer Halloweenparty aushelfen könnten, es sind wohl welche krank geworden und sie haben sonst keinen Ersatz“, erzählte Yagate, nervös an einer Zigarette ziehend. Tōru erkannte die Tür des Hintereingangs hinter ihm, er saß wohl davor auf der Treppe. Das Cherry war eine Diskothek nicht weit entfernt vom Lemon und gehörte ebenfalls Kazuki.

„Das ist in zwei Tagen“, stellte Tōru fest. „Was ist das für eine Show?“

„Izumi meinte, sie würden jedes Jahr ihre Leute in Idol Kostüme stecken, passend zum Motto und auf der großen Bühne eine entsprechende Tanzshow veranstalten. Dieses Jahr ist das Thema wohl Märchen oder sowas in der Art, sie haben die Kostüme schon alle fertig und brauchen Leute, die da auch reinpassen“, führte der Barkeeper aus.

„Eine Tanzshow, in zwei Tagen, mit wahrscheinlich komplizierter Choreografie und die kümmern sich erst jetzt um Ersatz? Ist nicht deren Ernst, oder?“

„Leider ja, keine Ahnung, was da im Management schief läuft. Onodera war im August wohl schonmal da, um zu schauen, warum die ständig verkacken, aber hat anscheinend nichts gebracht. Nichtsdestotrotz... würdest du deine heiligen freien Tage opfern und aushelfen? Sonst sind von uns noch Izumi und Megumi am Start, ach und ich“, fügte Yagate mit einem Augenzwinkern hinzu, der Pony seiner in der Mitte gescheitelten, kinnlangen braunen Haare rahmte sein ebenmäßiges Gesicht ein. Die meerblauen Augen waren durch eine graue, eckige Brille eingerahmt, während der Arbeit trug er in der Regel Kontaktlinsen.

„Das geht aber auch nur, weil die wissen, dass wir an Halloween zu haben, oder?“ Tōru seufzte, wenn selbst Izumi als Nummer zwei der Hosts teilnahm, konnte er sich kaum drücken. „Wie kommst du auf mich? Ich habe im Lemon bisher noch nie getanzt, vielleicht kann ich das gar nicht.“

„Ich kenne deine TikTok Videos, InuTooru, verarsch mich nicht.“ Yagate nahm den Zigarettenstummel aus dem Mund und drückte ihn außerhalb des Bilds aus, wahrscheinlich im Blecheimer, der dort für die Raucher stand.

„Du kennst... oh fuck... echt jetzt?“ Tōru lief rot an. Es wusste kaum jemand in seinem Umfeld von seinem halbwegs erfolgreichem TikTok Account, den er mit allerlei Videos fütterte. Neben Animationsteasern und Zeichenvideos eben auch Tanzvideos, weil es ihm viel Spaß machte, Choreografien einzuüben. Er nutzte einen Teil davon auch als Animationsvorlagen, es war billiger, wenn er es selbst aufzeichnen konnte, als wenn er dafür andere fragen musste.

Die Tür hinter Yagate ging auf und er rückte ein Stück zur Seite, um Platz zu machen. Zwei Beine in schwarzen Anzughosen erschienen hinter ihm, dann schob sich Izumis Gesicht in die Kamera, indem er von hinten die Arme um Yagate legte und ihm über die Schulter schaute. Er hatte die schwarzen Haare seitlich gescheitelt, ein Teil fiel ihm in leichten Wellen über die linke Stirn, den Rest hatte er nach hinten gegelt. Er richtete den Blick seiner zimtbraunen Augen auf das Handydisplay und grinste breit, als er Tōrus Gesichtsausdruck sah, die dichten, akkurat in Form gebrachten Augenbrauen bildeten zwei symmetrische Bögen.

„Hast du ihn schon gefragt, Yagate?“ fragte er.

„Ja... deshalb guckt er ja so dämlich aus der Wäsche“, antwortete dieser, während er versuchte, Izumis Gewicht auf seinem Rücken besser zu verlagern.

„Was sagst du, Shinya? Bist du dabei?“ Izumi lächelte entwaffnend, Tōru fiel wieder ein, weshalb der Schwarzhaarige so gut bei der Kundschaft ankam, unabhängig vom Geschlecht.

„Ich habe noch nicht ja gesagt, auch wenn Yagate versucht hat, mich mit meinen TikTok Videos zu erpressen“, entgegnete Tōru schmollend.

„Das war ein fieser Zug, Yagate, so verzweifelt sind wir noch nicht, nur fast“, neckte er den Barkeeper und piekte ihn mit dem Zeigefinger in die Wange, dann schaute er wieder aufs Handy. „Ich mache dir ein Angebot, Shinya. Ich übernehme deine Schicht am Valentinstag, weil ich weiß, wie sehr du diesen Tag hasst, die Hälfte meiner Einnahmen an dem Tag lasse ich auf dein Konto schreiben und du hilfst uns im Gegenzug aus.“

„Lass mich eben darüber nachdenken, ja?“ Tōru wägte ab. Am Valentinstag konnte er zwar gut verdienen, aber in der Regel kam größtenteils weibliche Kundschaft und es war frustrierend für ihn.

„Bis dahin bin ich Nummer eins, weil Hiro zum Jahresende aufhört und mir einen Teil seiner Kunden überlässt, du bekommst also mindestens das raus, was du sonst sowieso verdienst an einem Abend, wahrscheinlich mehr“, fügte Izumi mit einem selbstzufriedenen Lächeln hinzu.

„Hattest du an dem Tag nicht was anderes vor?“ hakte Tōru nach, da er an dem Tag ursprünglich frei genommen hatte.

„Hat sich erledigt, sie kam nicht klar damit, dass ich wegen des Jobs nur eine offene Beziehung führen kann und hat Schluss gemacht“, antwortete er lässig. „Aber mach dir keinen Kopf deswegen, Yagate hat mich ausgiebig getröstet.“ Er tätschelte Yagates Kopf.

„Okaaay...“ sagte Tōru gedehnt. „Ich nehme mal an, wir müssten die Choreografie so bald wie möglich einstudieren?“ Izumis Angebot war unschlagbar und er überlegte, ob er vom Training Aufnahmen machen konnte und diese für seine Projekte nutzen.

„Ja, wir gehen rüber, sobald du hier bist. Megumi ist auch schon da“, antwortete Yagate. „Bring Sportsachen oder was ähnliches mit. Bis nachher dann.“

Tōru lehnte sich in seinem Stuhl zurück und raufte sich die Haare, nachdem Yagate aufgelegt hatte. Er speicherte seine Arbeit, schrieb den anderen Zirkelmitgliedern in der LINE Gruppe, dass er beim Zweitjob einspringen musste und stopfte Sportkleidung in seinen Rucksack. Von einem Regal im Eingangsbereich nahm er einen Helm und Schlüssel, dann fuhr er mit dem Aufzug bis in die Tiefgarage, wo sein Motorrad auf einem Stellplatz stand. Er hätte den Weg auch laufen können, aber ihm war danach, seine rot-weiße Yamaha YZF-R6 mal wieder zu fahren und wenn es nur für wenige Minuten war.

 

Yagate, Izumi und Megumi warteten vor dem Hintereingang des Lemon, als er ankam, alle drei hatten Sporttaschen dabei. Megumi trug Jeans und einen Kapuzenpullover unter ihrer Jacke, die langen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie war ungeschminkt, was Tōru kurz irritierte, weil er sie sonst nur mit perfektem Beauty-Makeup kannte.

„Wenn ich nicht wüsste, dass du nur auf Kerle stehst, würde ich dich allein wegen der Maschine flachlegen, Shinya“, sagte sie grinsend, als sie ihn mit einer Umarmung begrüßte.

„Ich nehme das mal als Kompliment, Meg“, antwortete er, amüsiert von ihrer Direktheit. „Hallo Izumi, Yagate.“

„He... ich hab auch ein Motorrad, zu mir sagt sie das nie“, beschwerte Yagate sich, gespielt beleidigt.

„Dann machst du was falsch, dass du nicht so gut darauf aussiehst“, neckte sie ihn.

„Lasst uns los. Die Leute vom Cherry haben schon angefangen und wir müssen noch genug nachholen. Generalprobe ist übermorgen um fünfzehn Uhr“, sagte Izumi und ging vor.

 

Die Proben fanden in einem Tanzstudio im selben Gebäude statt, in dem auch das Cherry untergebracht war. Es war schon Mittag und die ausgewählten Angestellten des Clubs probten seit dem Vormittag ihren Auftritt. Tōru, Izumi, Yagate und Megumi platzten mitten in eine Ansprache des Choreografen, der eine junge Frau runter machte, die aufgelöst vor ihm stand.

„Du hast doch irgendwann laufen gelernt, also warum ist es so schwierig für dich, nicht über deine eigenen Füße zu stolpern, he?“ blaffte er sie an. Er trug eine tief sitzende, weite Hose und ein eng anliegendes Croptop, die Haare waren kurz und weißblond.

„Guten Tag allerseits, die Rettung naht“, flötete Izumi und verbeugte sich formvollendet. „Team Lemon ist vollzählig.“

Alle im Raum drehten die Köpfe zum Eingang, erleichtert über die Auflösung der angespannten Situation. Der Choreograf musterte die vier skeptisch.

„Wie? Nur vier? Uns fehlen mindestens fünf Leute“, meckerte er und schob die Hände in die Hosentaschen.

Yagate schaute ihn ernst an. „Mehr war nicht drin, wir haben auch Dienstpläne und die meisten von uns haben frei. Sei froh, dass ich dir uns vier bringe und deine Show nicht platzt, Akira.“

„Ja ja... geht euch umziehen, nebenan liegen Sachen für euch. Ihr bildet ein Team, aber keine Ahnung ob das Kostüm dem Mädel da passt, das müssen wir nachher nochmal schauen“, antwortete er zerknirscht.

Megumi wollte schon protestieren, aber Tōru drehte sie an den Schultern um und schob sie aus dem Raum, sie leise beruhigend.

„Izumi, kommst du...?“ Yagate blieb im Türrahmen stehen und wartete auf die Nummer zwei des Lemon. Dieser hatte sich zu der weinenden jungen Frau gehockt und wischte ihr mit einem Stofftaschentuch die Tränen aus dem Gesicht.

„Na, nicht weinen. Du schaffst das bis übermorgen ganz bestimmt und im Notfall bin immer noch ich da, um dich aufzufangen, bevor du fällst...“ Er legte die Finger unter ihr Kinn und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen.

„Ich glaub’s ja nicht! Jetzt komm bei, du alter Aufreißer!“ Yagate zog ihn am Kragen hinter sich her aus dem Raum. Die Frau schaute den beiden verdutzt nach.

„Was denn? Ich kann sie doch nicht da weinend sitzen lassen...! Lass mich los, Yagate!“ protestierte er, während sie zusammen den Nebenraum betraten.

„Was ist denn bei euch kaputt?“ fragte Megumi, die in Unterwäsche im Raum stand, einen Sport-BH in der einen Hand und eine schwarze Leggings in der anderen.

„Bei mir gar nichts, aber Izumi bespringt schon wieder alles“, antwortete Yagate und warf seine Tasche auf den Boden.

„Alles? Lass deine Finger von Akira, Izumi, der ist offensichtlich ein Arschloch“, sagte Tōru, dann beäugte er skeptisch die schwarze Nylonleggings, die sie fürs Proben anziehen sollten.

„Ich hab doch gar nicht... ne du, der ist nun wirklich nicht mein Typ. Ich verkauf mich nicht unter Wert“, entgegnete der Schwarzhaarige empört und schlüpfte aus Hemd und Hose.

„Hier, wir sollen das hier anziehen“, sagte Megumi und drückte den beiden Nachzüglern je eine Leggings und ein dunkelrotes, kurzes T-Shirt in die Hand, dann zog sie ihren Spitzen-BH aus, um den Sport-BH anzuziehen.

„Das macht der doch mit Absicht...“ Yagate stand vor einem Spiegel und beäugte das Trainingsoutfit, die enge Hose versteckte nichts und das T-Shirt reichte ihm gerade mal bis zum unteren Rippenbogen, wenn er sich streckte, rutschte es noch weiter hoch.

„Was... hast du für ein Verhältnis zu diesem Akira, Yagate?“ fragte Izumi beiläufig.

„Wie? Ich hab mal in nem Club gearbeitet, wo er für die Bühnenshow zuständig war, da war er aber noch nicht so... fies. Lief nicht gut, der Club musste dicht machen und naja... er hat Ahnung von Tanz und so, aber keine Ahnung von Planung“, antwortete Yagate achselzuckend. „Ich helfe nicht aus, weil ich ihn kenne, sondern weil der Chef mich darum gebeten hat. Dass ich ihn kenne, ist nebensächlich.“

„Verstehe... seid ihr fertig? Noch länger sollten wir ihn wahrscheinlich nicht warten lassen, bevor er noch denkt, er könnte uns auch so anbrüllen“, sagte Izumi an Tōru und Megumi gerichtet.

„Ja, bringen wir das hinter uns“, stimmte Tōru ihm zu, dann gingen sie zurück in den großen Raum.

Akira stand vor der verspiegelten Wand, im hinteren Teil des Raums übte die Gruppe ihre Choreografie. Tōru, Izumi, Megumi und Yagate stellten sich in einer Reihe vor ihm auf.

„Okay, legen wir los. Da Yagate euch ausgesucht hat, gehe ich einfach mal davon aus, dass ihr nicht komplett untalentiert seid“, sagte er. „Ich zeige euch zuerst das, was ich mit denen, die ausgefallen sind, einstudiert habe, damit ihr wisst, was ungefähr auf euch zukommt.“ Er tippte auf seinem Handy herum und startete ein Video, das auf einem der Fernseher an der Wand angezeigt wurde. „Ich hatte das für fünf geplant, aber vier sollten auch ausreichen.“

„Was ist das Thema?“ fragte Tōru, die Augen auf das Video gerichtet.

„Horror Fairy Tales, der Manager vom Club hat ein Konzept entwickelt und die Kostüme organisiert. Es ist lose an europäischen Märchen und Geschichten orientiert, mit etwas düsterer Ausrichtung im Styling“, erklärte Akira. „Eure Kategorie ist Alice im Wunderland, da aber keiner von euch in das Alice-Kostüm passt, bleiben nur Herzkönigin, Herzbube, Hutmacher und Grinsekatze. Wer was ist, könnt ihr unter euch ausmachen.“

„Die Herzkönigin kann nur unsere einzig wahre Megumi sein. Zumindest ist sie genauso brutal“, scherzte Izumi und zwickte Megumi in die Wange, die ihm daraufhin eine Kopfnuss verpasste. „Au... sag ich doch.“

„Kann ich die Stelle nochmal sehen?“ fragte Tōru und Akira spulte das Video ein Stück zurück. Tōru imitierte die komplizierte Schrittabfolge, zählte dabei leise im Takt mit. „Okay, sieht komplizierter aus als es ist.“

 

Sie schauten sich das Video noch ein paar Mal an, Akira zeigte ihnen die Bewegungsabläufe im Anschluss im Detail und nahm Korrekturen an der Aufstellung vor.

„Der Großteil ist gleich zu dem, was die anderen machen. Jedes Team hat jeweils noch einen eigenen Part und innerhalb davon jeder nochmal einzeln. Wie ihr das im Detail ausführt, ist euch überlassen, so weit war ich mit den anderen noch nicht. Wichtig ist, dass ihr halbwegs synchron seid“, führte Akira geduldig aus, komplett ausgetauscht im Vergleich zu vorher. Wahrscheinlich verlor er erst die Geduld, wenn jemand wiederholt Fehler machte, dachte Tōru.

„Versuchen wir es mal...“ sagte Megumi, die Hände auf die Hüften gestützt.

Die vier stellten sich versetzt auf, Akira startete die Musik und schaute nur zu. Es war schnell klar, dass Tōru die Führung übernahm und die anderen sich an ihm orientierten, auch wenn sie nicht unbedingt schlechter waren als er. Es dauerte einige Durchläufe, bis sie sich soweit aufeinander abgestimmt hatten, dass ihre Bewegungen halbwegs synchron waren, miteinander kollidiert waren sie kein einziges Mal.

„Ach du Kacke...“ entfuhr es einem Kellner aus dem Cherry. „Die... schaffen das so schnell, wofür wir über eine Woche gebraucht haben. Seid ihr sicher, dass das nur Hosts sind und keine Profis?“

„Und wenn... passt mir gar nicht, dass wir uns auf die verlassen müssen, die für das richtige Geld mit jedem ins Bett springen“, murrte ein Kollege. „Nichts als überteuerte Stricher.“ Den letzten Satz hörte jeder im Raum, weil Akira just in diesem Moment für eine Pause die Musik ausgeschaltet hatte. Schlagartig kehrte eine unangenehme Stille ein.

„Tut mir ja leid, dass dein Trinkgeld nicht ausreicht, dir einen Abend im Lemon leisten zu können, dabei sind wir gar nicht so teuer. Aber ich bevorzuge den Begriff Edelhure, Stricher klingt so abwertend“, entgegnete Izumi überheblich lächelnd, während er sich den verschwitzten Pony aus der Stirn strich. „Andererseits kommt nicht jeder bei uns rein, weshalb deine Annahme schlicht falsch ist. Sonst müssten wir uns dort ja mit Abschaum wie dir rumschlagen, der seine eigene Inkompetenz durch Beleidigungen zu überspielen versucht. Wirklich armselig. Sei lieber froh, dass wir unsere Goldärsche hierher bewegt haben, statt unsere Freizeit zu genießen, für umsonst übrigens, weil der Chef uns nett drum gebeten hat, damit du und deine Kollegen ihre Jobs behalten können und Onodera das Cherry nicht dichtmacht, weil es keinen Gewinn einfährt.“

Der andere starrte ihn verärgert an, sagte aber nichts mehr.

„Kommt mal wieder runter, in zwei Tagen ist alles vorbei und ihr müsst euch die Luft auch nicht mehr teilen, wenn ihr nicht wollt. Macht Pause, in einer Stunde geht’s weiter“, sagte Akira streng, die Arme vor der Brust verschränkt. „Ihr vier kommt eben mit, wir müssen noch nach den Kostümen schauen“, sagte er zu Tōru, Megumi, Izumi und Yagate, dann ging er voraus in einen weiteren Nebenraum.

„Der hat echt gesessen, Izumi. Nicht, dass er noch weint, nach der Abfertigung“, sagte Megumi und hakte sich bei ihm unter.

„Soll er doch. Die sind doch nur neidisch, weil sie selbst nicht das Talent oder den Arsch in der Hose dazu haben, das zu machen, was wir machen“, murmelte er. „Außerdem haben wir genug, die bisher mit keinem Kunden ins Bett gestiegen sind. Du oder Yagate hier zum Beispiel, aber der mixt auch nur die Drinks.“

„Du kannst dir deine Drinks demnächst selbst mixen, Herr Goldarsch“, entgegnete Yagate spöttisch.

Tōru schüttelte nur den Kopf über das Gespräch. Er hatte selten so viel mit den anderen zu tun und war überrascht, wie locker vor allem Izumi war, der während der Arbeit sonst immer den kühlen, eleganten Host gab.

An einer Garderobe im nächsten Raum hingen mehrere Kostüme in unterschiedlichen Farben. Rot und schwarz waren die dominierenden Farben für Tōrus Team, wie sie schon von ihrem Trainingsoutfit herleiten konnten, auch die Kostüme für den Hutmacher und den Grinsekatze waren vornehmlich rot und schwarz, mit charaktertypischen Elementen.

„Oh... schick...“ sagte Megumi und fuhr mit den Fingern über die Stoffe. „Wer von euch trägt das Kleid?“

„Ich glaube, das füllt keiner von uns aus, Meg“, antwortete Tōru.

„Willst du sagen, ich bin fetter als ihr?“ Sie drohte ihm mit dem Finger.

„Nur obenrum.“ Er zwinkerte ihr zu.

„Nagut!“ Sie warf theatralisch den Pferdeschwanz zurück. „Aber nur, wenn du mein Herzbube bist, Shinya.“

„Meinetwegen... mir ist das vollkommen egal“, sagte er.

„Bleiben nur noch zwei...“ Megumi schaute zu Izumi und Yagate, der dem Schwarzhaarigen gerade zwei Plüschohren in die Haare steckte. „Okay, hat sich erledigt. Wir haben uns wohl entschieden, Akira.“

„Sehr gut!“ Er drückte jedem ein Kostüm in die Hand. „Zieht die an und schaut, ob sie passen oder ob noch was geändert werden muss. Viele Änderungen sind in der Zeit aber nicht mehr drin, also nur, wenn es wirklich gar nicht anders geht.“

„Oh, mein Kostüm hat Hosen! Wie cool!“ Megumi hielt ein Paar rote Highwaist-Hotpants hoch, die sie sofort anprobierte. „Etwas Luft am Bauch, aber okay... damit kann ich leben.“ Sie wühlte sich durch Rüschen und Spitze, bis sie das Kostüm ganz angelegt hatte. Über die kurzen Hosen kam ein Gürtel, an den ein halber Rock befestigt war, der ihr über den Hintern bis zu den Knien fiel und mit Dornen und Rosen bestickt war. Dornen fanden sich auch auf der kurzen Jacke mit langen Ärmeln, die gerade so unter ihrer Brust schloss. Darunter trug sie ein geschnürtes Oberteil, das bis zum Hals reichte und dort in einem kleinen Spitzenkragen endete. Dazu gab es von Schnallen gehaltene Strümpfe mit Schachbrettmuster und Schuhe in rot und schwarz.

„Die Schuhe sind mir zu klein, ich habe aber welche, die dazu passen könnten“, sagte sie schließlich.

Die Kostüme der Männer bestanden primär aus Hosen und kurzen Jacken. Die Hosen waren aus stretchigem Kunstleder und einfarbig schwarz für Hutmacher und Grinsekatze, rot für den Herzbuben, an den Taschen und den Seitennähten waren goldfarbene Details angebracht. Die Jacken waren rot für alle, hatten schwarz-weiß karierte Ärmel, ein schwarzes, asymmetrisches Revers und weitere goldfarbene Details und Fransen, sowie zum Charakter passende Accessoires. Der Hutmacher hatte kleine Garnrollen angeheftet, einen kleinen Zylinder zum Aufsetzen, Grinsekatze bekam plüschige schwarzrote Katzenohren zum Anstecken und einen Schweif, der hinten an der Jacke befestigt war. Dem Herzbuben war ein Herz-As auf die vordere linke Seite genäht. Unter den Jacken trug jeder eine kurze schwarze Weste und ein weißes T-Shirt. Die Westen waren mit Teetassen und Hüten für den Hutmacher, grinsenden Katzenköpfen für die Grinsekatze und Herzen für den Herzbuben bedruckt. Dazu gab es Schnürstiefel.

„Der Designer hatte sich das hier für Make-up überlegt.“ Akira reichte jedem ein Blatt mit Fotos. „Bekommt ihr das allein hin?“

„Ja, natürlich. Bis übermorgen auf jeden Fall...“ Megumi schaute sich das Dornengeflecht an, das sie sich aufs Gesicht malen musste.

„Bring deinen Koffer mit, Meg, ich male dir das auf“, bot Tōru an.

„Ach stimmt... du bist ja auch Zeichner“, erinnerte sie sich.

„Was kannst du eigentlich nicht, Shinya?“ fragte Yagate amüsiert. „Sag nicht, du kannst auch noch singen.“

Tōru grinste schief. „Ich kann Töne treffen, ja, aber nur, wenn ich genug getrunken habe, sonst hört mich nie im Leben jemand singen, viel zu peinlich.“ Er schaute auf das Blatt vor sich. „Die Frisur mach ich aber anders, das hier sieht viel zu nett aus...“

„Also so wie du jetzt?“ Izumi spielte mit dem Plüschschweif, der an seiner Jacke befestigt war.

„Ja... so ungefähr. Das soll ja Shinya auf der Bühne sein und nicht Tōru“, antwortete er zwinkernd.

„Oh da fällt mir ein, wir sollten ein Foto machen und es hochladen“, sagte Izumi. „Ich hol eben mein Handy.“ Er flitzte aus dem Raum.

„Uff... die Trennung hat ihm nicht gut getan, so aufgedreht ist er sonst nicht“, bemerkte Megumi leicht besorgt.

„Das gibt sich wieder. Ich glaube eher, er ist froh, nicht allein in seiner Wohnung zu sitzen. Das Mädel hat wohl die halbe Einrichtung mitgenommen, als sie ausgezogen ist“, erklärte Yagate.

„Die haben zusammen gewohnt? Das wusste ich gar nicht.“ Megumi runzelte die Stirn.

„Noch nicht lange, ein paar Wochen vielleicht.“

Tōru strich sich vor dem Spiegel die schweißfeuchten Haare nach hinten und steckte sie mit ein paar Haarnadeln fest, die er in der Garderobe gefunden hatte. Er konnte unmöglich zulassen, dass ein Foto von Shinya mit Tōru-Frisur existierte. Izumi kam zurück und sie posierten mit ihren halb angezogenen Kostümen für ein paar Fotos, die er auf den offiziellen Kanälen des Lemon posten wollte und die Accounts der anderen verlinkte, die sie für ihre Arbeitsrollen nutzten.

„Ach du je... so ohne eine halbe Palette Make-up im Gesicht erkennt mich ja keiner“, jammerte Megumi. „Haust du da noch nen Filter drüber, Izumi?“

„Klar doch“, antwortete Izumi und bearbeitete die Fotos, bevor er sie hochlud.

 

Sie verbrachten den Rest des Tages und den ganzen folgenden Tag damit, die Choreografie zu trainieren. Am zweiten Tag übten sie auch auf der Bühne im Cherry, damit sie sich dort zurechtfanden. Tōru trug währenddessen ständig die grünen Kontaktlinsen und Shinyas Frisur, damit er nicht immer daran denken musste, wenn jemand Fotos machte. Er kam sogar dazu, einen Teil der Choreografie zu filmen, Megumi erklärte sich gern bereit dazu, die Handykamera für ihn zu bedienen, nachdem er Akira um Erlaubnis gebeten hatte. Dem war das gleichgültig, er wollte nur verlinkt werden, wenn er es irgendwo postete, um seine eigene Reichweite zu erhöhen.

„Das Outfit kommt bei deinen Fans aber auch gut an, Shinya...“ Izumi saß neben ihm auf dem Boden, während sie eine kurze Pause machten, und scrollte durch die Kommentare unter den Videos auf TikTok, die Tōru dort gepostet hatte.

„So nackt war ich da noch nie, denen gehen die Hormone durch“, antwortete er und zupfte an dem kurzen T-Shirt, das seinen Bauch freiließ.

„Warum nicht öfter? Ist ja nicht so, dass du nicht den Körper dazu hättest“, sagte der Schwarzhaarige und schaute ihn von der Seite an.

„In meinem Kleiderschrank findet sich nichts in der Richtung. Gib mir Jeans und Lagenlook und ich bin dabei, oder einen Anzug, aber nicht... bauchfrei und Leggings.“ Tōru verzog das Gesicht.

„Lasst uns die Kostüme für morgen noch ändern. Was soll das T-Shirt drunter? Die Weste reicht doch aus... je mehr Futter wir den Leuten hinwerfen, umso mehr geben sie aus und machen Party“, schlug Yagate vor, Izumi nickte zustimmend. „Natürlich nur, wer will.“ Er schaute in die Runde, es saßen noch ein paar andere Tänzer dabei, einige stimmten ihm zu, andere wirkten etwas unsicher.

„Okay, weiter geht’s“, scheuchte Akira die Truppe wieder auf die Bühne. „Ein bisschen Feinschliff noch, dann seid ihr fit für die Probe morgen. Wenn nicht wieder jemand über seine eigenen Füße stolpert.“

 

Unruhe kam auf, als der Manager des Cherry aus seinem Büro kam, das gegenüber der Bühne lag, begleitet vom Manager des Lemon und Kazuki. Die drei schlugen den Weg zur Bühne ein und sprachen dort mit Akira, der die Personen auf der Bühne koordinierte.

„Was macht der denn hier?“ murmelte ein Mitarbeiter des Cherry, schräg hinter Tōru.

„Keine Ahnung, aber das kann nichts Gutes heißen, wenn der Inhaber persönlich vorbeikommt“, antwortete ein anderer.

Der Manager des Lemon schaute auf und winkte dann Yagate zu sich.

„Yagate, wie läuft es?“ fragte er.

„Ehrliche Antwort, Tanaka-san?“ Der Barkeeper verschränkte die Arme.

„Ich bitte darum.“

„Wenn uns niemand gefragt hätte, wäre die ganze Aktion ins Wasser gefallen. Nichts gegen dich, Akira, aber es wäre wahrscheinlich effektiver gewesen, einfach Profis zu engagieren und nicht irgendwelche Kellner zu nehmen, die nur einmal im Jahr tanzen und selbst nach zwei Wochen Training nicht die einfachste Choreografie auf die Kette kriegen“, antwortete Yagate nüchtern. „Und dass nur wir vier die Show allein retten konnten, spricht für die ganze... nicht vorhandene Organisation. Die Jungs und Mädels sind sicher alle gut ihn ihrem üblichen Job, aber für das Geplante ungeeignet. Jetzt müssen wir das aber irgendwie hinter uns bringen, weil absagen wäre teurer, als es unperfekt durchzuziehen. Wir geben unser Bestes, auch wenn wir nur überteuerte Stricher sind“, fügte er zynisch hinzu. Mittlerweile hatten sie herausgefunden, woher die Abneigung der Cherry-Mitarbeiter gegenüber den Lemon-Hosts kam, von der Cherry-Clubleitung selbst.

Dem Manager des Cherry, Nakano, stand die Panik ins Gesicht geschrieben, nachdem Yagate seine Einschätzung beendet hatte.

„Verstehe. Wer hat euch so bezeichnet?“ Tanaka runzelte verärgert die Stirn, er ließ auf seine Mitarbeiter nichts kommen.

„Unwichtig, sagen wir, es gab nicht besonders viel Freude über unsere Unterstützung. Mir soll es egal sein, wir machen das, weil wir Bock drauf haben.“ Yagate schob sich die Haare aus dem Gesicht und band seinen kurzen Zopf neu.

Kazuki zog ein Handy aus der Hosentasche seines dunklen Anzugs und schaute aufs Display, was ihn kurz schmunzeln ließ, bevor er es zurücksteckte und sich sein Gesichtsausdruck wieder verfinsterte.

„Ich entnehme Yagates Ausführungen, dass sich seit unserem Gespräch im August nicht viel geändert hat, Nakano-san“, schloss er mit schneidender Stimme. „Sie kennen die Konsequenzen. Tanaka-san, übernehmen Sie übergangsweise die Leitung des Cherry, bis wir einen kompetenten Nachfolger für Nakano gefunden haben.“

Nakano öffnete den Mund zum Protest, doch ein strenger Blick von Kazuki ließ ihn bleich verstummen. Yagate hätte nicht gedacht, dass er noch blasser werden konnte, aber seine Gesichtsfarbe nahm fast das Weiß seines Hemds an, als Tetsuo sich auf ein Zeichen von Kazuki dazu stellte.

„Soll ich ihn rausbringen, Boss?“ fragte er, die schmalen Augenbrauen mürrisch zusammengezogen, seine asphaltgrauen Augen musterten Nakano abschätzig.

„Sei so nett, damit wir den Rest besprechen können“, antwortete der Yakuza ruhig.

Tetsuo warf Nakano einen auffordernden Blick zu und er folgte dem platinblonden Adjutanten unter den Blicken aller Anwesenden widerstandslos zur Tür.

„Akira, zeigst du uns einmal das Programm? Wir können beide morgen nicht da sein“, sagte Tanaka.

„Natürlich.“ Akira drehte sich zur Bühne um und klatschte in die Hände. „Na los, noch einmal für heute, dann könnt ihr Schluss machen!“

Yagate ging zu seinen Kollegen zurück, die Aufstellung nahmen. Akira startete die Musik und die erschöpfte Truppe spielte zum wiederholten Mal an diesem Tag das Trainingsprogramm ab. Es lief nicht ganz rund, aber Tanaka und Kazuki nickten zufrieden, als sie fertig waren und verabschiedeten sich dann.

 

„Wir sehen uns morgen! Seht zu, dass ihr genug Schlaf bekommt“, sagte Izumi, der Tōru und Megumi zuwinkte und dann zusammen mit Yagate ging.

„Fährst du mich zum Bahnhof, Shinya?“ fragte Megumi. „Meine Beine sind total im Eimer.“

„Frag mich mal... zum Glück morgen nur zweimal und dann ist es rum“, sagte Tōru und streckte sich, bevor er ihr seinen Helm in die Hand drückte. „Ich hab aber nur den einen Helm.“

„Fahr einfach langsam, ist ja nicht weit“, antwortete sie und kletterte hinter ihm auf den Sozius, nachdem sie den Helm aufgesetzt hatte.

„Wenn es nicht weit ist, kannst du ja auch laufen, Meg“, neckte er sie und startete den Motor.

„Dafür ist es dann doch zu weit, das kannst du mir nicht antun, Shinya.“ Sie schlang die Arme um seine Taille und hielt sich fest, damit er losfahren konnte. Sie waren nur wenige Minuten unterwegs, bevor er sie vor dem Bahnhof wieder absetzte.

„Morgen komme ich aber zu Fuß, wenn ich mir schon für lau die Füße wundtanze, will ich mich danach wenigstens abschießen können“, sagte Tōru, nachdem sie abgestiegen war.

„Nachvollziehbar. Dann sehen wir uns morgen in aller Frische. Bis dann!“ Megumi zerzauste ihm das Haar und ging dann winkend davon.

Chapter 20

Summary:

„Du hast doch immer noch ein oder zwei Tipps parat, Nao...“ antwortete er und strich sich verlegen eine Strähne hinters Ohr, das Kompliment schmeichelte ihm. „Ich bin tatsächlich zum Einkaufen hergekommen, nicht nur zum Reden.“

„Mach Sachen, du willst dein hart verdientes Geld endlich mal wieder bei mir lassen?“ Nao verschränkte die Hände unter dem Kinn und strahlte ihn an. „Was ist der Anlass? Offensichtlich hast du ja schon genug gekauft heute.“

„Es ist so... es gibt da jemanden... er hat mich morgen eingeladen und...“ Kou seufzte. „Er ist immer so verdammt gut angezogen, dass ich mir schäbig vorkomme mit allem, was ich habe. Die Anzüge, die ich habe, habe ich von meinem Bruder bekommen, aber du weißt, dass ich nicht gerne Anzüge trage... das ist eher eine Verkleidung für mich.“ Er rollte den Saum seines Cardigans zwischen den Fingern zusammen.

„Ein jemand... soso...“ Nao hob eine perfekt gezupfte Augenbraue. „Erzähl... wenn eine Einladung dich dazu bringt, nach Shibuya zu kommen und einzukaufen, muss das ja ein toller Kerl sein. Wo soll es denn hingehen?“

Chapter Text

Kou wurde am Tag vor Halloween nicht von der Sonne geweckt, da er diesmal daran gedacht hatte, die Vorhänge zu schließen. Es war stattdessen das Piepen seines Handys, das ihn kurz vor Mittag die Augen öffnen ließ. Eine Nachricht von Ayane mit einem Foto, das sie, Saki und Kaoru zusammen mit seiner Großmutter zeigte, sie saßen auf der Terrasse des alten Hauses, in dem sie wohnte. Saki-chan saß auf ihrem Schoß und grinste breit, ein Stück Wassermelone in den kleinen Händen.

 

Aya [11:42]: Wir vermissen dich, Kou-chan ♡ (⇀ 3 ↼)

Aya [11:43]: Nächstes Mal kommst du mit, keine Widerrede!

Kou [11:45]: Ich vermisse euch auch (づ ̄ ³ ̄)づ

 

Er sendete ihr ein Selfie von sich vor seinem Arbeitsplatz, zu dem er sich mittlerweile bewegt hatte, mit der Aussicht auf den Skytree im Hintergrund. Im Anschluss machte er noch ein Foto davon ohne sich und postete es auf seinem Twitter Account.

Er verließ das Zimmer und stellte fest, dass Kazuki schon unterwegs war. Eine benutzte Teetasse stand in der Spüle in der Küche, wo Kou sich Kaffee kochte und etwas frühstückte. Er lehnte sich an den Tresen und las die Kommentare unter Satou Hanas neuem Bild, das er am Tag zuvor hochgeladen hatte. Die Social-Media-Kanäle der ShouCa hatten es auch geteilt, ebenso wie die Halloweenkreationen der anderen Teilnehmenden am Wettbewerb. Tōru hatte am Tag zuvor ein Foto seines Motorrads gepostet mit einem bedauernden Smiley dabei, weil er nicht so oft damit fahren konnte, wie er gerne tun würde und während des Vormittags den Ausschnitt eines TikTok-Videos, auf dem er eine Choreografie übte. Im Hintergrund waren die Fenster dunkel, es musste also abends entstanden sein, die Haare klebten feucht an seiner Stirn. Kou wusste schon, dass Tōru öfter unterschiedliche Videos aufnahm und schenkte dem keine weitere Beachtung, sonst würde er noch mehr Zeit damit verbringen, sein Handy anzustarren und gar nicht mehr zum Arbeiten kommen. Er legte das Gerät zur Seite und ging sich anziehen, da er wie geplant einkaufen gehen wollte. Aus dem Schrank zog er eine schmale, schwarze Jeans, einen ebenso schwarzen Rollkragenpullover, der die Flecken an seinem Hals verbarg und einen petrolfarbenen Cardigan, der ihm bis zum Knie reichte. Er zog alles an, band die Haare locker im Nacken zusammen und setzte die Brille auf, bevor er mit seiner treuen Umhängetasche und seinem hellbraunen, oversized Herbstmantel zur Tür ging, wo er ein Paar geschnürte, schwarze Boots anzog, die er gerne im Herbst trug. Handy und Schlüsselkarte für die Wohnung verstaute er in einer Innentasche seiner Jacke.

 

Kou fuhr zum Einkaufen nach Shibuya, da er dort für seinen Geschmack die meiste Auswahl hatte. Dafür war er mit der U-Bahn zwar eine Dreiviertelstunde unterwegs, aber das war immer noch kein Vergleich zu der Zeit, die er von Adachi aus gebraucht hätte, weshalb er sich vornahm, es effektiv auszunutzen und den ganzen Tag dort zu verbringen, um seine Kleidungsauswahl zu erweitern. Da Aoyama ihm die Miete für den November erlassen hatte, hatte er dafür ein größeres Budget verfügbar, als es sonst der Fall gewesen wäre.

Kou bummelte durch Geschäfte und Einkaufszentren, es war wie immer voll, was ihn etwas überforderte, aber die Mission, noch etwas passendes zu finden, das er am nächsten Tag anziehen konnte, motivierte ihn. Er versuchte nicht aktiv daran zu denken, dass es prinzipiell ein Date war, doch der Gedanke schlich sich im Laufe des Tages immer wieder in seine Gedanken und ließ ihn unbewusst lächeln. Damit verwirrte er den Barista im Starbucks, der fast seinen Becher mit Pumpkin Spice Latte fallen ließ, als er ihm ein strahlendes Lächeln schenkte, bevor er sich besann und sich wieder etwas zurückhielt, nachdem er den Becher entgegengenommen hatte. Während er seinen Kaffee trank, suchte er auf seinem Handy nach der Adresse eines Geschäfts, in dem er zuvor schon Kleidung für seine seltenen Clubbesuche gekauft hatte. Es war umgezogen und er seitdem nicht mehr dort gewesen. Dann postete er ein paar der Bilder, die er in den vergangenen Stunden gemacht hatte, auf seinem eigenen Twitter-Account, dazu eines, das seine Füße inmitten der Einkaufstaschen zeigte, die er mittlerweile gefüllt hatte.

Nachdem er seine Kaffeepause beendet hatte, machte er sich auf den Weg, die letzten benötigten Sachen zu kaufen. Das Geschäft lag in einer Seitenstraße, die trotz der Lage rege besucht war. Es wirkte unscheinbar von außen, die Schaufenster waren schlicht dekoriert, die Puppen trugen schicke Männerkleidung aus verschiedenen Materialien. Kou betrat das Geschäft durch eine automatische Tür.

„Ah, Kundschaft!“ hörte er eine hohe Männerstimme aus dem hinteren Bereich des vollgepackten Raumes, dann näherten sich klackernde Schritte.

Kou betrachtete einen Kleiderständer mit Hemden in der Nähe des Eingangs, bis die Person näher gekommen war und vor ihm stehen blieb.

„Kou? So eine Überraschung, dich habe ich ja lange nicht hier gesehen“, sagte der Mann überrascht. Er trug eine limettengrüne, weite Hose, einen weißen, eng anliegenden Pullover mit Lochmuster und schwarze Highheels. Seine Haare waren zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden und hellrosa, der Lidstrich doppelte die Farbe der Hose.

„Hallo Nao.“ Kou lächelte ihm zu. „Ich habe es wegen der Arbeit leider nicht geschafft, eher vorbeizukommen, der Laden sieht toll aus.“

„Komm doch rein, willst du einen Tee? Kaffee? Warst du shoppen?“ fragte Nao und nahm ihm einen Teil der Tüten ab, nachdem er die Eingangstür verriegelt hatte, damit niemand stören konnte.

„Ich hatte gerade einen Kaffee, danke. Ja, es hat sich so ergeben, dass ich meinen Jahreseinkauf vorziehen konnte.“ Kou folgte ihm zwischen den Ständern hindurch in den hinteren Bereich, wo sich die Kasse befand. Nao stellte die Taschen auf einem Sofa ab und setzte sich dann auf einen Hocker, nachdem er ihm einen Platz angeboten hatte. Kou setzte sich neben seine Einkäufe und zog seinen Mantel aus, es war warm im Vergleich zu draußen.

„Was führt dich her, Kou? Modetipps brauche ich dir ja keine mehr geben, aus welchem Katalog bist du denn gesprungen, hm?“ Nao grinste ihn an und deutete auf Kous Kombination aus schwarzer Hose, schmalem Rollkragenpullover und dem langen Cardigan zu den Schnürboots, was seine Größe und schlanke Figur betonte. Die Ärmel des Pullovers waren etwas länger und bedeckten seine Hände bis zu den Knöcheln.

„Du hast doch immer noch ein oder zwei Tipps parat, Nao...“ antwortete er und strich sich verlegen eine Strähne hinters Ohr, das Kompliment schmeichelte ihm. „Ich bin tatsächlich zum Einkaufen hergekommen, nicht nur zum Reden.“

„Mach Sachen, du willst dein hart verdientes Geld endlich mal wieder bei mir lassen?“ Nao verschränkte die Hände unter dem Kinn und strahlte ihn an. „Was ist der Anlass? Offensichtlich hast du ja schon genug gekauft heute.“

„Es ist so... es gibt da jemanden... er hat mich morgen eingeladen und...“ Kou seufzte. „Er ist immer so verdammt gut angezogen, dass ich mir schäbig vorkomme mit allem, was ich habe. Die Anzüge, die ich habe, habe ich von meinem Bruder bekommen, aber du weißt, dass ich nicht gerne Anzüge trage... das ist eher eine Verkleidung für mich.“ Er rollte den Saum seines Cardigans zwischen den Fingern zusammen.

„Ein jemand... soso...“ Nao hob eine perfekt gezupfte Augenbraue. „Erzähl... wenn eine Einladung dich dazu bringt, nach Shibuya zu kommen und einzukaufen, muss das ja ein toller Kerl sein. Wo soll es denn hingehen?“

„...zu einer Shibari-Show in Roppongi morgen Abend...“ antwortete Kou kleinlaut. „Der Nawashi ist sein Sensei und hmm... ich hab echt keine Ahnung, was ich anziehen soll...“

Nao schaute ihn mit großen Augen an. „Morgen findet nur eine Shibari-Show in Roppongi statt, so unglaublich das auch sein mag. Dein... Date ist ein Schüler von Shimizu-sensei?“

„Er hat mir den Namen nicht genannt. Er war... etwas unsicher, ob ich überhaupt mitkomme, wir kennen uns erst seit August...“

„Jetzt bin ich neidisch... Was trägt dein Date denn so?“ Nao schlug die Beine übereinander.

„Hauptsächlich maßgeschneiderte Anzüge, Hemden mit Stehkragen, seltener Krawatten... er hat einen so unfassbar gut aussehenden dunkelroten Anzug, ich glaube, den wollte er morgen anziehen, weil ich ihn so toll fand“, antwortete Kou. „Aber ich sollte anziehen, worin ich mich wohlfühle, ich glaube nicht, dass ich mich ihm anpassen muss...“

„Hmm... ja, denke ich auch. Auch wenn du in einem guten Anzug wahrscheinlich rattenscharf aussehen würdest, aber du musst dich wohlfühlen. Schwebt dir was vor? Oder lässt du mich machen?“

„Etwas... dass weniger langweilig ist als das hier?“ Kou hob etwas die Arme und deutete auf seine Alltagskleidung. „Ich trage das gerne, aber dafür fände ich es unpassend. Es sollte mehr... hm...“

„Dem Kou entsprechen, der sich in Schwulenbars von heißen, dominanten Typen im Anzug abschleppen lässt? Du warst länger nicht aus, oder? Sonst hätten wir uns sicher da irgendwo gesehen...“ Nao rutschte von seinem Hocker, als Kou zur Antwort nickte.

„Nicht so häufig, eher in Ginza als Roppongi oder Shinjuku“, fügte er hinzu.

„Ist deine Größe noch dieselbe?“ fragte Nao geschäftstüchtig.

„Ja, da hat sich nichts geändert.“

„Ich habe eventuell das Richtige für dich. Du nimmst sicher gleich mehr mit für weitere Gelegenheiten, oder?“ Er verschwand mit klackenden Absätzen zwischen den Kleiderständern.

„Ich denke schon, wenn es mir gefällt.“ Kou folgte ihm mit etwas Abstand, ließ die Finger über verschiedene Kleidungsstücke gleiten.

„Hast du noch die Holzkiste?“ fragte Nao beiläufig, während er hier und da etwas aus den Regalen zog.

„Natürlich, gut gefüllt mit den Dingen, die du mir empfohlen hast, Nao.“

„Kennt er sie?“ Er schaute Kou über die Schulter an, schmunzelnd.

„N... nein, noch nicht. Ich habe sie zwar mitgenommen... aber ich bin ja erst den dritten Tag in der Wohnung“, antwortete er zögerlich.

Nao blieb stehen und drehte sich zu ihm um. „Du wohnst bei ihm?“

„Temporär für den November, meine Wohnung in Adachi wird saniert und er hat mir angeboten, bei ihm unterzukommen... Ich habe mein eigenes Schlafzimmer, in dem ich arbeiten kann, damit ich mich auf seinen Auftrag konzentrieren kann. Dass er sich dort häufiger aufhält, weiß ich auch erst, seit ich dort bin...“ Kou nagte an seiner Unterlippe, wie immer, wenn er nervös war.

„Du... bist manchmal echt ein Naivchen, Kou. Du arbeitest für ihn?“

Kou nickte still.

„Und er lässt dich bei sich wohnen, ohne sonstige Verpflichtungen?“

Kou bestätigte es mit einem weiteren Nicken.

„Sex nur, wenn du es auch willst?“

„Ja... aber wie könnte ich nicht wollen, mir hat schon das Hirn ausgesetzt, als ich ihn das erste Mal getroffen habe... ich weiß selbst, dass das nicht besonders klug ist und komplett ohne Zukunft, aber... es fühlt sich einfach gut an, verstehst du?“

Nao lächelte verständnisvoll. „Und wie ich das verstehe, Kou. Pass trotzdem auf dich auf, ja? Und jetzt probiere das hier mal an, das sollte dir passen.“ Er drückte ihm einen Stapel Kleidungsstücke in die Arme und dirigierte ihn zur Umkleide.

Die Umkleiden waren so angeordnet, dass sie vom vorderen Bereich des Ladens nicht einsehbar waren und da Nao sowieso die Vordertür abgeschlossen hatte, ließ Kou den Vorhang offen, damit er mehr Platz hatte, bevor er sich bis auf die tief sitzende Unterhose auszog. Nao kannte er, seit er im dritten Oberstufenjahr, im Sommer kurz nach seinem 18. Geburtstag, von seinem damaligen Freund in einem Club sitzen gelassen wurde und der damals schon immer auffällig gekleidete Nao ihn anschließend vor einem viel zu aufdringlichen, älteren Mann beschützt hatte. Danach hatte sich eine Freundschaft entwickelt, Nao nahm Kou an den Wochenenden mit auf Partys und lehrte ihn alles, was er über Sex und Partnerschaft wissen musste, vor allem Kous Masochismus im Hinterkopf. Kou hatte vorher auch schon einige Erfahrungen gesammelt, aber da seine Partner immer so grün hinter den Ohren gewesen waren wie er, war er in Naos Augen absolut unwissend gewesen. Nao arbeitete damals schon als Verkäufer in einem Herrenausstatter, bevor er sich selbstständig machte, um das zu verkaufen, was ihm selbst gefiel. Ausgefallenes, Elegantes, immer mit dem gewissen Extra, das Konzept kam gut an, weshalb er zu Beginn des Jahres in größere Räumlichkeiten hatte umziehen können.

„Sag mal Nao... warum gibst du mir immer die transparenten Oberteile?“ Kou hielt eine schwarze, durchscheinende Bluse mit weiten Ärmeln hoch, die vorne neben der Knopfleiste Biesen hatte und am Kragen zwei längere Bänder, die man zu einer Schleife binden konnte. In der anderen Hand hielt er ein enges Oberteil mit Stehkragen, das ebenso transparent war, aber mit Rankenstickereien versehen, an den Ärmelsäumen war Spitze angebracht.

„Weil du es tragen kannst, ohne dass es zu sehr auffällt, dass es transparent ist“, antwortete der Angesprochene zwinkernd. „Ich hab das auch noch in weiß da, wenn dir das besser gefällt.“

Kou rollte mit den Augen und legte die Oberteile auf einen Stapel, um sich die nächsten anzusehen. Die waren auch transparent, aber schlichter, entsprachen mehr seinem üblichen Oversized-Look. Eines hatte kurze Ärmel, einen weiteren Rundhalsausschnitt und war seitlich geschlitzt, das zweite hatte einen lockeren Rollkragen, ging ihm bis über die Hüfte und die Ärmel reichten ihm bis zu den Fingerspitzen.

„Das ist süß... dazu kannst du fast jede Hose kombinieren, je nachdem, worauf du gerade Lust hast“, sagte Nao und gab ihm einen Stapel Hosen.

„Meinst du nicht, es ist ähnelt zu sehr dem, was ich sonst trage? Außer dem Material...“ Kou hielt eine Satinhose mit hohem, breitem Bund und eine schmale, tief sitzende Lederhose mit goldfarbenen Schnallen an den Oberschenkeln vor sich, beides in schwarz.

„Wenn du es mit einer von denen kombinierst, nicht. Die Satinhose passt auch gut zu der Bluse, die du dort abgelegt hast. Ist dann etwas schicker, aber vielleicht auch nicht verkehrt für ein Date.“ Er zwinkerte ihm zu. „Wenn du noch was drüber ziehen willst, hätte ich noch einen Blazer mit Schalkragen oder eine kurze Lederjacke, die dazu passen würden. Die Bluse hab ich auch noch in dunkelgrün und weiß da, wenn du nicht immer schwarz tragen willst.“

„Du willst unbedingt, dass ich sie anziehe, oder?“ Kou lächelte seinen alten Freund an.

„Natürlich! Ich würde dich ja in alles stopfen, was ich hier habe, aber dafür hast du nicht genug Platz in deiner Wohnung.“ Nao verschwand zwischen den Regalen und kam mit Oberteilen in anderen Farben zurück. „Zieh mal das... und das hier an...“ Er gab ihm die Bluse in dunkelgrün und die schwarze Satinhose, die Kou zuvor schon in der Hand hatte.

Kou zog beides an und steckte die Bluse in den Hosenbund. Nao band die zwei Bänder zu einer lockeren Schleife, dann ging er einen Schritt zurück und schaute Kou an, das Kinn auf die Hand gestützt.

„Hat mit dem Grün etwas Weihnachtliches... so gut es dir steht, irgendwie nicht das, woran ich gedacht habe. Also nur die schwarzen, die Hosen, nimmst du beide Jacken mit?“ Kou nickte. „Und... das hier leg ich dir oben drauf, es ist das letzte, das ich habe und es ist dir viel zu groß, aber da du es zum Arbeiten gerne bequem hast, findest du sicher eine Verwendung dafür.“ Nao hielt ein bunt bedrucktes T-Shirt hoch, das Kou wirklich mehrere Nummern zu groß war, aber es gefiel ihm auf Anhieb, was auch daran lag, dass Nao es ausgesucht hatte.

„Du... schenkst mir das einfach so?“ Kou hatte das Preisschild gesehen und für den Preis hätte er es niemals gekauft. „Ist das nicht etwas viel, Nao?“

„Papperlapapp... mein Laden, meine Entscheidung. Ich habe dir schon genug aufgequatscht, das du bezahlen musst.“ Er winkte ab und strich Kou eine Haarsträhne hinters Ohr, nachdem er sich wieder ausgezogen hatte. Mit den Fingerspitzen fuhr er über die Blutergüsse an Kous Hals und Schulter. „Du siehst immer noch so zerbrechlich aus wie damals und dabei bist du verdorbener als viele, die ich kenne. Wie alt sind die?“

„Die sind von vorgestern...“ Kou zog seine Hose an. „Was wirst du denn sagen, wenn er... naja...“

„Dich einschnürt wie ein Paket? Das würde ich zu gerne sehen.“ Nao hob die Kleidungsstücke auf und zwinkerte ihm zu, als er rot anlief.

„Wie verbringst du den Abend morgen?“ Kou zog sich fertig an und folgte Nao zur Kasse.

„Ein Freund wollte zu der Halloween-Show ins Cherry nach Ginza, aber ich weiß nicht... da sind so viele Heteros unterwegs, dass das sicher nicht viel Spaß macht“, antwortete Nao, während er die Etiketten scannte. „Ich kenne aber jemanden, der wie du morgen in dem Club in Roppongi ist, ich glaube, er hatte noch eine Karte übrig. Würde es dich stören, wenn ich auch da bin?“

Kou schüttelte den Kopf. „Ganz und gar nicht. Du bist doch maßgeblich daran beteiligt, dass ich so... breit gefächerte Interessen habe. Ich würde mich freuen, dich zu sehen.“ Er kramte sein Handy aus der Jackentasche, damit er bezahlen konnte und hielt es an den Scanner.

„Sehr gut, dann sehen wir uns da.“ Nao packte seine Sachen in eine große, bedruckte Stofftasche und stellte sie auf die Couch zu Kous anderen Einkäufen. „Kriegst du das alles allein zurück nach Asakusa?“

„Ja, ich muss unterwegs nicht umsteigen. Danke für deine Hilfe, Nao.“ Er umarmte ihn.

„Doch nicht dafür. Es ist mein Job, zu wissen, was meine Kunden suchen. Und bei dir ist das wirklich nicht schwer.“ Nao erwiderte die Umarmung und gab ihm einen freundschaftlichen Kuss auf den Mund. „Lass dir das nächste Mal aber nicht wieder ein Jahr Zeit, bis du herkommst. Du kannst auch einfach nur zum Quatschen kommen, wenn du einen Rat brauchst oder dir die Decke auf den Kopf fällt.“

„Gern.“ Kou zog seine Jacke an und verteilte die Taschen in seinen Händen. „Dann bis morgen, Nao.“

Nao brachte ihn zur Tür, um ihn rauszulassen und wieder für weitere Kundschaft zu öffnen, die schon vor dem Eingang stand.

 

Kou fuhr mit der Ginza-Linie zurück nach Asakusa. Unterwegs machte er noch ein Foto von seiner Ausbeute und schickte es Kazuki.

 

Kou [17:38]: Eventuell habe ich etwas übertrieben... (⁄ ⁄•⁄ω⁄•⁄ ⁄)

 

Von Kazuki kam kurz darauf eine Lesebestätigung, aber keine Antwort, was er auch nicht erwartet hatte.

Chapter 21

Summary:

„Naja... ich würde dir gerne zeigen, was ich mit dem Cintiq gezeichnet habe, aber... hm... es ist Teil dessen, was niemand mit Yukimura Kousuke in Verbindung bringen darf...“ antwortete Kou und strich sich nervös die Haare nach hinten.

„Was meinst du damit? Zeichnest du heimlich Hentai, der deinen Ruf gefährden könnte?“ scherzte Tōru.

„Ha... nein, das ist es nicht. Ich weiß nicht, ob das schlimmer wäre, oder ob es überhaupt schlimm ist. Es ist nur... ich trenne das schon so lange, dass es mir schwer fällt, Kou und das andere miteinander in Verbindung zu bringen gegenüber anderen. Es ist manchmal... als würde ich zwei Leben leben, zumindest nach außen hin, gedeckt durch die Anonymität des Internets“, erklärte er zögernd, er spürte ein flaues Gefühl im Magen, Aufregung, als würde er sich ein weiteres Mal outen, nur betraf es diesmal seine Arbeitsidentität und nicht seine sexuelle Orientierung.

Tōru konnte das so sehr nachvollziehen, dass es wehtat. Er versuchte jedoch, sich nichts anmerken zu lassen. „Yukimura, ich glaube, es gibt nichts, weshalb du dich mir gegenüber schämen müsstest. Mich schockt so schnell nichts“, versuchte er ihn zu motivieren, was Kou trocken lachen ließ.

Chapter Text

Er hatte kaum den Bahnhof in Asakusa verlassen, um die zehn Minuten Fußweg zur Wohnung anzutreten, als ein kleiner Transporter neben ihm hielt und das Fenster der Beifahrerseite herunterließ. Am Steuer saß Shiro, neben ihm der pummelige Ren.

„Sollen wir Sie das Stück mitnehmen, Yukimura-san?“ fragte Ren mit Blick auf Kous Taschen.

„Oh... gerne doch“, antwortete Kou, woraufhin Ren ausstieg und die hintere Tür öffnete, um ihm zu helfen, die Taschen dort zu verstauen. Er überließ ihm seinen Platz auf dem Beifahrersitz und stieg hinten bei Yuuta ein.

„Waren Sie den ganzen Tag unterwegs?“ fragte Shiro, nachdem Kou eingestiegen war.

„Seit heute Mittag.“

„Haben Sie schon was gegessen? Wir wollten an der Ecke Ramen essen, wäre kein Problem, wenn Sie uns begleiten“, antwortete er fast fürsorglich.

„Ramen klingt nach einer guten Idee.“ Kou merkte erst jetzt, wie durchgefroren er von der Bahnfahrt war.

Der Ramenstand war in einer Ecke des Hauses untergebracht und bot entlang der Theke Platz für etwa fünfzehn Personen. Kou lauschte den Gesprächen der anderen, während er aß. Er war erschöpft vom Tag und froh, dass er nichts erzählen musste, dafür erfuhr er etwas über die Hierarchie in Kazukis Zweig des Clans. Shiro war dreiundzwanzig und leitete eine kleine Gruppe, die in der Nachbarschaft für Ordnung sorgte, wenn er keine direkten Aufträge von Tetsuo erledigte, dem er direkt unterstand. Ren und Yuuta waren noch nicht lange dabei, sie waren noch keine zwanzig, aber Shiro kümmerte sich persönlich um ihre Ausbildung, da Tetsuo es ihm so beigebracht hatte. Der Phönix auf ihren Jacken war eine Anspielung auf Kazukis Tattoo und das Zeichen, dass sie seinem Zweig des Clans angehörten, der aus seiner alten Gang entstanden war. Die dunkelrote Farbe entsprach dem Blutschwur, den sie ihm geleistet hatten, wobei Kou sich fast sicher war, dass sie dabei in der Beschreibung übertrieben, allerdings war dunkelrot eine häufig vorkommende Farbe in Kazukis Umfeld. Tetsuo hatte die Jacken laut Shiro vor vielen Jahren eingeführt, nachdem er Kazukis rechte Hand geworden war und bevor er anfing, wie die meisten Yakuza hauptsächlich schwarze Anzüge zu tragen.

Nach dem Essen bezahlte Shiro für alle und deklarierte es als Geschäftsausgaben, als Kou protestierte. Sie verabschiedeten sich und Kou räumte anschließend seine neuen Einkäufe aus, indem er die Taschen auf dem Bett ausschüttete. Er ging duschen, zog das neue, übergroße T-Shirt an, das Nao ihm geschenkt hatte und setzte sich an den Schreibtisch, um noch etwas zu arbeiten. Seine Editorin Miho hatte ihm eine Mail geschrieben, dass die Abstimmung noch bis Mitternacht des folgenden Tages laufen würde, am ersten November würde sie ausgewertet werden und sie würde sich dann nochmal bei ihm melden. Er arbeitete schon einige Zeit an dem Coverbild eines neuen Kapitels, als sein Handy mit einer Benachrichtigung piepte, beendete jedoch erst den Arbeitsschritt, bevor er die Nachricht las.

 

Tōru [22:49]: Was machst du in Asakusa? (・・ ) ?

Kou [22:55]: Musste kurzfristig für einen Monat aus meiner Wohnung raus. Sanierungsarbeiten (⇀‸↼‶)

Tōru [22:56]: Und dann ausgerechnet Asakusa?

 

Kou zögerte und überlegte, was er antworten sollte.

 

Kou [22:58]: Hat sich so ergeben.

Tōru [22:59]: Ist das Tablet auf dem Bild das Cintiq pro 24? Was du dir nicht kaufen wolltest?

 

Er war froh, dass er nicht weiter nachhakte. So wie er Tōru kannte, hätte er sicher eine Meinung dazu und er war sich nicht sicher, ob er sie hören wollte. Er musste auch nicht alles im Detail wissen, nicht bevor Kou sich selbst sicher war, was es überhaupt war zwischen ihm und Kazuki.

 

Kou [23:00]: Ja. Bonus zum Vertrag, da hast du ihm einen schönen Floh ins Ohr gesetzt ( ̄ω ̄;)

Tōru [23:01]: Tut mir gar nicht leid ┐( ˘ 、 ˘ )┌ 

Tōru [23:01]: Wie ist es?

Kou [23:02]: Wahnsinnig gut o(≧▽≦)o

 

Kou schaute auf die Zeichnung vor sich, die ihn vom 4k Display des Grafiktabletts aus anstrahlte. Er spürte das Bedürfnis, seine Begeisterung über das neue Gerät mit Tōru zu teilen, aber er hatte bisher nur Zeichnungen für seinen Manga darauf angefertigt und das war etwas, womit er vorsichtig war gegenüber denen, die er nicht so gut kannte. Andererseits war Tōru selbst Zeichner, er kannte sich in der Szene aus und war offen und tolerant für vieles. Und sie waren so etwas wie Freunde, es gab also keinen Grund, weshalb er sich ihm gegenüber nicht öffnen sollte. Kous Daumen schwebte eine Weile über dem Sprachanrufsymbol im Chatfenster, bevor er es drückte.

Tōru meldete sich kurz darauf schläfrig. „Hmmm...? Was gibt’s denn, Yukimura?“ murmelte er.

„Entschuldige... hab ich dich geweckt?“ fragte Kou, besorgt, ihn geweckt zu haben, da es schon spät war.

„Ne... nur halb... Du rufst doch nie an, ist was?“ fragte Tōru. Er hörte, wie es etwas raschelte, als würde er seine Position im Bett ändern.

„Inoue, hm... das fällt mir gerade schwer, aber... ich kann dir doch vertrauen, oder? So als Freund...“ druckste Kou herum. Er wusste plötzlich nicht mehr, wie er es ihm sagen sollte, ohne dass es dämlich klang. Würden sie sich in einem Raum befinden, hätte er es ihm einfach zeigen können, aber nur sprechen...

„Natürlich kannst du das. Warte...“ Er hörte Tōrus Matratze knarzen und das leise Klicken eines Lichtschalters. „Kannst du die Kamera anmachen? Hab irgendwie das Gefühl, dass es besser ist, wenn wir uns sehen können, Yukimura.“

Kou wurde heiß, weil Tōru gespürt zu haben schien, dass es ihm ernst war, und es war ihm peinlich, dass er selbst nicht darauf gekommen war. Er schob seinen Stuhl zurück und setzte sich auf das große Sitzkissen, das vor dem Fenster auf dem Fußboden lag. Das kühle Fenster im Rücken, sendete er eine Videochat-Anfrage, die Tōru sofort annahm. Seine Haare schienen noch etwas feucht und waren zerzaust, er saß oberkörperfrei an ein Kissen gelehnt, soweit Kou das im Ausschnitt der Kamera sehen konnte.

Tōru brauchte einen Moment, um seine Stimme wiederzufinden, als er ihn im Display sah. Hinter ihm beleuchteten kleine Lampen den Garten, im Raum war nur die Schreibtischlampe angeschaltet, deren Licht sich in seinen bernsteinfarbenen Augen spiegelte. Er trug ein bedrucktes T-Shirt, das ihm mehrere Nummern zu groß war und halb seine linke Schulter entblößte, die langen Haare waren offen.
„Hey... also, was ist los?“ fragte der Jüngere schließlich mit einem Lächeln.

„Naja... ich würde dir gerne zeigen, was ich mit dem Cintiq gezeichnet habe, aber... hm... es ist Teil dessen, was niemand mit Yukimura Kousuke in Verbindung bringen darf...“ antwortete Kou und strich sich nervös die Haare nach hinten.

„Was meinst du damit? Zeichnest du heimlich Hentai, der deinen Ruf gefährden könnte?“ scherzte Tōru.

„Ha... nein, das ist es nicht. Ich weiß nicht, ob das schlimmer wäre, oder ob es überhaupt schlimm ist. Es ist nur... ich trenne das schon so lange, dass es mir schwer fällt, Kou und das andere miteinander in Verbindung zu bringen gegenüber anderen. Es ist manchmal... als würde ich zwei Leben leben, zumindest nach außen hin, gedeckt durch die Anonymität des Internets“, erklärte er zögernd, er spürte ein flaues Gefühl im Magen, Aufregung, als würde er sich ein weiteres Mal outen, nur betraf es diesmal seine Arbeitsidentität und nicht seine sexuelle Orientierung.

Tōru konnte das so sehr nachvollziehen, dass es wehtat. Er versuchte jedoch, sich nichts anmerken zu lassen. „Yukimura, ich glaube, es gibt nichts, weshalb du dich mir gegenüber schämen müsstest. Mich schockt so schnell nichts“, versuchte er ihn zu motivieren, was Kou trocken lachen ließ.

„Mir würden da Dinge einfallen... aber das hat damit nichts zu tun.“ Er atmete tief durch. „Seit der Mittelschule... zeichne ich Shoujo-Manga, seit ich sie veröffentliche unter einem Pseudonym, weil ich deshalb in der Schule nur Probleme hatte. Zur Comiket begleitet mich immer meine Schwägerin, damit niemand mich direkt damit in Verbindung bringt, so sehr... fürchte ich die möglichen, negativen Reaktionen. Ich weiß, das ist vollkommen dämlich... aber ich kann das jetzt auch nicht einfach ändern, nicht, nachdem ich bei dem Wettbewerb mitgemacht habe.“

„Was für einen Wettbewerb meinst du?“

„Den Newcomer-Wettbewerb der ShouCa, der letzte Woche zu Ende gegangen ist... die Votings sehen gut danach aus, dass ich zumindest unter den Top 3 bin und das ist toll, aber es macht mir auch Sorgen, weil es mehr Aufmerksamkeit für mich bedeutet...“ Kou biss sich auf die Unterlippe, der Gedanke an mehr Aufmerksamkeit machte ihn mehr als nervös.

„Der... Newcomer-Wettbewerb der ShouCa... Warte... ich lese das zwar nicht, aber da ich regelmäßig für Yayoi arbeite, kenn ich die Zeitschrift natürlich. Die nehmen dafür nur die Besten...“ Tōrus graublaue Augen funkelten interessiert, er war nun mehr als neugierig.

„Ich weiß... jedenfalls... ist das erste Werk, das ich auf dem Cintiq gezeichnet habe, ein Halloween-Bild meiner Protagonistin und ich kann es dir ja nicht zeigen, wenn du nicht die Zusammenhänge kennst“, antwortete Kou.

„Ist klar. Du hast mir immer noch nicht gesagt, wer dein Alter Ego ist, Yukimura“, erinnerte er ihn schmunzelnd und Kou spürte das Blut in sein Gesicht schießen. Er hatte schon wieder um den heißen Brei herumgeredet.

„Satou Hana... mein aktuelles Projekt ist No Princess in Wonderland“, antwortete er leise und ihm war, als würde eine kleine Last von seinen Schultern genommen werden. Es einem Freund gegenüber auszusprechen, tat besser, als er gedacht hatte.

„Wow... das bist du? Das hätte ich nie gedacht. Ich kenne ein bisschen was davon und hab immer gedacht, Satou-sensei sei ein süßes, nettes Mädel, das Pumpkin Spice Latte mag und ein gutes Gespür für Details hat. Und dann... ich weiß gerade nicht, ob ich dich noch mehr bewundern kann, als ich es bis eben schon getan habe, Yukimura. Das ist doch großartig.“

„Das... trifft doch trotzdem zu, außer dass ich eben kein Mädel bin...“ entgegnete Kou leicht schmollend, Tōrus offensichtliche Bewunderung war ihm unangenehm.

„Hmm... süß und nett auf jeden Fall“, zog Tōru ihn auf. „Über den Rest können wir erst reden, wenn du mir das Bild gezeigt hast und ich dich auf einen Kaffee eingeladen habe.“

„Findest du das gar nicht schlimm?“

„Nö, wieso denn? Jeder von uns hat doch irgendwas, das er nicht gerne mit allen teilt und es ist ja nicht so, dass es in unserer Branche selten wäre, dass unter Pseudonym oder anderem Geschlecht veröffentlicht wird. Es ist aber auch vollkommen deine...“ Tōru gähnte. „...Entscheidung, wie und mit wem du das teilst. Ich glaube auch nicht, dass sich das unbedingt auf deine Arbeit als Illustrator auswirken würde, es zeigt nur, wie vielseitig du bist.“

„Entschuldige, ich halte dich wach...“ Kou stand von seinem Kissen auf und setzte sich auf den Bürostuhl vor dem Schreibtisch, dort klemmte er das Handy in die Halterung, die er über dem Grafiktablett angebracht hatte, bevor er das Halloweenbild von Kohaku öffnete. „Ich schicke dir später noch den Link, aber wenn du noch kurz Zeit hast, zeige ich es dir jetzt schon.“

„Klar, mach nur, ein paar Minuten mehr machen jetzt auch nichts mehr aus.“

Kou wechselte auf die andere Kamera seines Handys und filmte das Display des Grafiktabletts ab, das die lebhaften Farben seines Bilds perfekt wiedergab.

„Wow... das ist wirklich klasse. Da braucht man ja ewig, um alle Details zu erfassen. Wie lange hast du daran gesessen?“ fragte Tōru staunend.

„Gestern den ganzen Tag... Ich habe sogar vergessen, etwas zu essen und zu trinken und mir waren die Beine eingeschlafen, bis... mein Mitbewohner nach Hause kam und mich geschimpft hat“, antwortete Kou nach kurzem Zögern, er hätte fast „Kazuki“ gesagt. „Aber ich war einfach so im Flow... das Teil ist echt der Wahnsinn.“ Er wechselte wieder auf die Frontkamera, die ihn auf seinem Stuhl erfasste und einen kleinen Teil des Raums hinter ihm. Tōru konnte die Begeisterung in seinen Augen funkeln sehen.

„Das passiert mir auch immer, wenn ich voll fokussiert bin. Ich... würde gern noch stundenlang weiter reden, aber verzeih mir, ich bin voll im Arsch... ich habe zwei Tage Tanztraining für ein Spontanprojekt in den Knochen“, sagte Tōru, dem es schwer fiel, die Augen offen zu halten.

„Oh, natürlich...“ Kou drehte sich halb um, als die Tür zu seinem Zimmer geöffnet wurde und Kazuki hereinkam.

„Du bist noch wach?“ fragte dieser leise und kam näher. Er hatte das Hemd halb aufgeknöpft und aus dem Hosenbund gezogen. Tōru runzelte die Stirn, als er die ihm bekannte Stimme hörte.

„Ja, aber nicht mehr lang. Bist du jetzt erst zurück?“ fragte er ihn besorgt, da ihm aufgefallen war, wie müde der Ältere aussah nach dem langen Tag.

„War viel zu tun. Telefonierst du? Lass dich nicht stören, ich wollte nur schauen, ob du nicht über deiner Arbeit eingeschlafen bist, Kou“, antwortete er ruhig, strich mit der Hand über Kous nackte Schulter, die der weite Kragen des übergroßen T-Shirts entblößt hatte, wie er jetzt erst feststellte, und ging wieder.

„Entschuldige. Du wolltest schlafen gehen?“ Kou richtete seinen Blick wieder auf sein Handy.

„J... ja. Wir reden ein anderes Mal weiter, okay? Gute Nacht, Yukimura.“ Tōru versuchte, normal zu klingen und sich das plötzliche Gefühlschaos, in das ihn diese wenigen Sätze gestürzt hatten, nicht anmerken zu lassen.

„In Ordnung. Schlaf gut, Inoue.“ Kou lächelte ihn an, bevor er auflegte und das Gesicht in die Hände stützte. Er hatte Tōru nicht sagen wollen, dass er bei Kazuki war und nun wusste er es wohl trotzdem, wenn er eins und eins zusammenzählte, er war schließlich kein Dummkopf. „So ein Chaos... ugh...“

Tōru ließ sein Handy neben sich aufs Bett fallen. Kou war bei Kazuki, darauf hätte er auch selbst kommen können, nachdem er die Fotos und das Grafiktablett gesehen hatte. Er wusste, dass Kazuki in Asakusa wohnte, das war kein Geheimnis, vor allem nicht für die, die schon länger in seinen Clubs arbeiteten. Er hatte versucht, nicht zu viel hineinzuinterpretieren, nachdem Kazuki sich drei Wochen zuvor in Akiba so besorgt gegenüber Kou gezeigt hatte, aber das war jetzt wohl offensichtlich...

„Mitbewohner, am Arsch... Ich hatte noch keinen Mitbewohner, der mich nach so kurzer Zeit beim Vornamen genannt hat. Scheiße... was bist du doch für ein Idiot, Tōru“, murmelte er leise und zog sich frustriert die Decke über den Kopf.

Chapter 22

Summary:

Er fuhr mit der Fußsohle über Kazukis härter werdenden Penis, was ihn dazu brachte, sich nach hinten zu lehnen und den Kopf auf seinen Schoß zu legen. Kou beugte sich vor und küsste ihn zärtlich, während er die Füße um ihn legte und ihn so streichelte. Kazuki hob einen Arm und löste den lockeren Zopf, zu dem der Jüngere seine Haare gebunden hatte, so dass sie weich nach vorne fielen. Kou spürte seine Fingerspitzen auf der Kopfhaut, wie sie ihn zärtlich kraulten und seine Erektion unter seinen Füßen zucken.

„Kou...“ Der Klang von Kazukis ruhiger, etwas heiserer Stimme löste eine Gänsehaut entlang seiner Wirbelsäule aus. „Ich weiß... du willst mich schonen, aber ich brauche mehr... mehr von dir...“

„Was soll ich denn tun...?“ Er knabberte an seinen Lippen. „Sag es mir, Ka-zu-ki...“

„Setz dich auf meinen Schoß, ich kann mir gerade nichts Besseres vorstellen... als meinen Schwanz in deinem süßen Arsch...“ Er ließ ihn los, damit er aufstehen konnte.

„Ein bisschen Vorbereitung brauche ich schon noch...“ antwortete Kou, die Flasche mit dem Massageöl in der Hand.

„Zeig es mir...“

Chapter Text

Kou schaltete die Geräte aus und verließ das Zimmer, um nach Kazuki zu sehen. Dieser saß auf dem Sofa und hatte den Kopf zurückgelegt, ein Glas mit Wasser und Eiswürfeln in der Hand, das er an seine Stirn hielt.

„Langer Tag?“ Kou stellte sich hinter ihn und wischte mit dem Finger etwas Kondenswasser von seiner Haut.

„Mhm...“ grummelte er und öffnete die Augen, um ihn anzusehen. „Habe ich dich gestört?“

„Nein... nicht wirklich. Ich habe Inoue nur das Bild zeigen wollen, das ich gestern gezeichnet habe, und da ich ihm etwas dazu erklären musste, haben wir telefoniert“, antwortete Kou.

„Verstehe... das Shirt ist etwas groß, oder?“ Er hob den freien Arm und zupfte an dem bunten Stoff.

„Es war das letzte und Nao bestand darauf, es mir zu schenken“, erklärte er und auf Kazukis fragenden Blick fügte er hinzu: „Nao ist der Besitzer eines Ladens, in dem ich heute war und wir kennen uns seit neun Jahren. Er ist ein Freund und mein... Mentor in vielen Dingen.“ Er strich mit den Fingern an Kazukis Schläfen herab und über seinen Hals zu seinem Nacken. „Du bist ganz verspannt, kein Wunder, dass du Kopfschmerzen hast. Nimm ein Bad und geh schlafen.“

„Kommst du mit...? Oder hast du noch zu tun?“ Kazuki hielt Kous Hand fest, strich mit dem Daumen über die Druckstellen an seinen Fingern, die er immer vom Zeichnen bekam.

„Ich habe immer zu tun“, antwortete er mit einem Lächeln. „Ich war schon duschen, aber wenn du darauf bestehst, komme ich mit und leiste dir Gesellschaft.“

„Dann...“ Der Ältere stand auf und stellte das Glas auf den Tisch. „Bestehe ich auf deine Gesellschaft, Kou.“

Kou folgte ihm ins Bad. Er setzte sich auf die kleine Holzbank, die dort stand und beobachtete ihn dabei, wie er sich auszog und wusch.

„Bist du dir sicher, dass du da sitzen bleiben willst?“ Kazuki warf ihm einen amüsierten Blick zu.

„Ja. Du sollst dich entspannen und dafür ist es notwendig, dass ich hier sitzen bleibe“, entgegnete Kou, sich mühsam beherrschend, wirklich sitzen zu bleiben.

„Ich kann meine Finger bei mir behalten, wenn es dir darum geht.“ Er stellte sich, nackt und nass, dicht vor Kou und beugte sich zu ihm herab. „Du nicht?“

Kou lief dunkelrot an und schlug die Hände vors Gesicht. „Ich bleibe ja... wegen mir hier sitzen, nicht wegen dir, Kazuki...“

„Es...“ Er nahm Kous Hände in seine und zog sie von seinem Gesicht weg, um ihn anzusehen. „Es ist noch zu früh, dass ich dich anbinde, damit du deine Finger von mir lässt, Kou...“ Er drückte die Lippen an seine Fingerspitzen. „Aber... könnte ich dich dazu überreden, mir den Nacken zu massieren? Sonst macht das Tetsuo, der schläft aber schon. Soll ich ihn wecken?“

„N... Nagut... Tetsuo braucht auch seinen Schlaf, das sollte ich hinkriegen...“ antwortete er schmollend. „S... setz dich schonmal ins Wasser.“

Kou zog sich aus und wickelte sich ein Handtuch um die Hüften, während Kazuki schmunzelnd in die im Boden eingelassene Wanne stieg, wo er sich hinsetzte und die Arme auf dem Rand ablegte. Der Jüngere setzte sich hinter ihn auf den warmen Fußboden, die Unterschenkel ließ er links und rechts von ihm ins Wasser hängen, so dass er die Arme auf seine Oberschenkel legen musste. Er zog das Handtuch auf seinem Schoß fest, dann strich er mit den Fingerspitzen über Kazukis Nacken nach unten bis zu der Stelle, an der das Tattoo auf dem Rücken begann, etwa auf Höhe des ersten Brustwirbels. Er verteilte etwas duftendes Massageöl auf seinen Händen und legte sie flach auf die Muskelstränge, die zu seinen Schultern führten, um sie dann ausgiebig durchzukneten, soweit es ihm möglich war.

„Das machst du gut, Kou...“ Kazuki hatte die Augen geschlossen und seufzte leise, als die Verspannung sich nach und nach löste.

„Was war so anstrengend heute, dass du diese Probleme bekommst?“ Kous Finger drückten auf eine Verhärtung in seinem Nacken.

„Hmm... ich musste Konsequenzen ziehen, weil jemand die Chance nicht genutzt hat, die ich ihm gegeben hatte. Sowas ist immer bedauerlich und macht eine Menge Arbeit, es muss ein Plan B her, bis Ersatz gefunden wurde... und der Ersatz will für die zusätzliche Arbeit einen Bonus, wofür Verträge angepasst werden müssen, damit niemand auf dumme Gedanken kommt...“ erklärte er leicht resigniert.

„Der Person geht es aber noch gut, oder?“ fragte Kou, mit zu vielen Bildern aus Yakuza-Filmen im Kopf.

„Er wusste, was auf ihn zukommt, wenn er es nicht hinkriegt...“ Kazuki schaute ihn von unten an und runzelte die Stirn. „Ich habe ihm kein Haar gekrümmt, Tetsuo auch nicht. Das wäre vielleicht notwendig gewesen, wenn er es nicht eingesehen hätte, aber so war es nicht. Gewalt ist immer das letzte Mittel.“

„Verstehe...“ Er schlang die Beine um ihn, rutschte etwas näher und strich mit den Händen über den vorderen Teil seiner Schultern. „Ich hätte nicht gedacht, dass dich das so mitnimmt.“

„Mitnehmen eher weniger... es macht die Arbeit nur unnötig kompliziert“, antwortete er. „Es interessiert mich herzlich wenig, was aus ihm wird oder wie er jetzt zurechtkommt, aber lass uns nicht mehr davon reden. Was machst du da mit deinen Füßen?“

„Hmm...? Ich lasse meine Finger von dir, wie gesagt... von der Massage deines Nackens abgesehen...“ antwortete Kou leise. „Von anderen Körperteilen haben wir nicht gesprochen.“

Er fuhr mit der Fußsohle über Kazukis härter werdenden Penis, was ihn dazu brachte, sich nach hinten zu lehnen und den Kopf auf seinen Schoß zu legen. Kou beugte sich vor und küsste ihn zärtlich, während er die Füße um ihn legte und ihn so streichelte. Kazuki hob einen Arm und löste den lockeren Zopf, zu dem der Jüngere seine Haare gebunden hatte, so dass sie weich nach vorne fielen. Kou spürte seine Fingerspitzen auf der Kopfhaut, wie sie ihn zärtlich kraulten und seine Erektion unter seinen Füßen zucken.

„Kou...“ Der Klang von Kazukis ruhiger, etwas heiserer Stimme löste eine Gänsehaut entlang seiner Wirbelsäule aus. „Ich weiß... du willst mich schonen, aber ich brauche mehr... mehr von dir...“

„Was soll ich denn tun...?“ Er knabberte an seinen Lippen. „Sag es mir, Ka-zu-ki...“

„Setz dich auf meinen Schoß, ich kann mir gerade nichts Besseres vorstellen... als meinen Schwanz in deinem süßen Arsch...“ Er ließ ihn los, damit er aufstehen konnte.

„Ein bisschen Vorbereitung brauche ich schon noch...“ antwortete Kou, die Flasche mit dem Massageöl in der Hand.

„Zeig es mir...“

Kou ließ das Handtuch auf den Boden fallen, das er sich zuvor umgewickelt hatte, dann stieg er, mit etwas Abstand, in das Becken. Er stellte sich vor ihn, der ihn aufmerksam beobachtete, goss etwas vom Öl über seine Finger, bevor er ihm den Rücken zudrehte, sich vorbeugte, die Beine leicht gespreizt. Mit der sauberen Hand stützte er sich an der gegenüberliegenden Wand ab, die glitschigen Finger der anderen rieb er langsam über die Haut um seinen Anus. Besonders viel Vorbereitung brauchte er nicht, aber er wollte Kazuki nicht zu schnell das geben, was er wollte, also ließ er sich Zeit. Er schaute ihn über die Schulter hinweg an und schob den Mittelfinger Stück für Stück hinein, bewegte ihn leicht und ließ den Zeigefinger folgen. Ein erster Tropfen verließ seinen harten Penis und lief an ihm herab, was Kazuki mit einem Schmunzeln registrierte.

„Wag es nicht... dich anzufassen, Kazuki... Dein Schwanz gehört mir, wenn ich soweit bin...“ sagte Kou und spreizte seine Finger, dehnte den Muskel und zeigte ihm, worauf er sich freuen konnte. Kazukis Schmunzeln wurde breiter und er legte demonstrativ die Arme auf den Rand. „Brav...“

Er schob den Ringfinger zu den beiden anderen Fingern und stöhnte auf, als er sie tiefer hineinschob und mit den Fingerspitzen über seine Prostata rieb. Das war nicht beabsichtigt gewesen, aber Kazukis aufmerksamer Blick brachte ihn etwas aus dem Konzept, es erregte ihn, dass er ihn so gründlich beobachtete und geduldig auf ihn wartete. Kou zog langsam die Hand zurück, bevor er es übertrieb und so empfindlich wurde, dass er nicht lange durchhielt, drehte sich zu ihm um und schaute auf ihn herab. Er strich mit den verschmierten Fingern über seine Lippen, die er bereitwillig öffnete, um an ihnen zu lutschen, den bitteren Geschmack des Massageöls ignorierend. Die Berührung seiner Zunge war fast so intensiv, als hätte er statt der Finger seinen Penis im Mund. Kou entzog sie ihm wieder und kniete sich über seinen Schoß auf die im Becken eingelassene Sitzbank, seine Erektion an die des Yakuza drückend.

„Willst du mich...?“ Seine Frage war nur ein Flüstern.

„Ja... lass mich nicht länger warten, Kou...“ Kazukis Lippen strichen über seinen Hals und sein Schlüsselbein.

Kou hob sein Becken etwas an, legte die Hand um Kazukis stahlhartes, heißes Glied und führte es zielstrebig in sich ein. Er hatte sich genug Zeit gelassen und wollte sich selbst nicht unnötig quälen, also drückte er die Hüften zügig nach unten und nahm ihn mit einem Stöhnen in sich auf. Er stützte sich auf Kazukis Knien ab und bewegte sich langsam auf ihm. Kazuki beugte sich etwas vor, um an Kous empfindlichen Brustwarzen zu lecken und zu knabbern, die Hände legte er auf seinen Hintern und massierte diesen, ohne ihn in seiner Bewegung einzuschränken. Kou vergrub eine Hand in seinen feuchten Haaren und drehte seinen Kopf nach oben, um ihn gierig zu küssen. Der Griff von Kazukis Händen auf seinem Hintern wurde fester und er passte sich seinen Bewegungen mit leichten Stößen an, was Kou schnell an den Rand des Höhepunkts brachte.

„Das... ist so gut... Kazuki, ich... ich halte das nicht mehr lange aus...“

Kou schlang die Arme um ihn und rieb seinen Penis an seinem muskulösen Bauch, während er seine Bewegungen intensivierte und schließlich laut stöhnend kam. Kazukis Atem an seinem Ohr beschleunigte sich und mündete in einem tiefen Knurren, er spürte, wie sein heißes Sperma sich in ihm ausbreitete.

Kou ließ ihn los und stützte sich schwer atmend am Wannenrand ab, die langen, schwarzbraunen Haare fielen feucht in sein Gesicht, bildeten einen Vorhang, der nur sie beide umschloss. Kazuki schaute ihm in die Augen, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Kous Herz schlug hart in seiner Brust, er wusste nicht, was stärker war, das oder das unfassbare Kribbeln in seinem Bauch, das dieser Blick in ihm auslöste.

„Kazuki... ich...“ begann er, doch er legte ihm einen Finger auf den Mund, bevor er weitersprechen konnte.

„Sag nichts... ich weiß...“ sagte er leise, nahm eine von Kous Händen und legte sie flach auf seine tätowierte Brust, so dass er seinen nicht weniger schnellen Herzschlag spüren konnte. Dann beugte er sich ein Stück vor und küsste ihn zärtlich.

Ein Räuspern ließ sie aufschrecken und überrascht zur Tür schauen. Tetsuo stand im Eingangsbereich des Badezimmers, barfuß, in eine dunkle Stoffhose und ein weißes T-Shirt gekleidet, und schaute sie ernst an.

„Entschuldigt die Störung“, sagte er mit Bedauern in der rauchigen Stimme.

„Was gibt es, Tetsu?“ Kazuki ließ Kous Hand los, nachdem er noch einmal mit dem Daumen darüber gestrichen hatte.

„Kannst du kurz mitkommen, Kazuki? Es geht um das Problem mit Nakano“, antwortete der Blonde.

„Verstehe. Geh schon schlafen, Kou, eventuell dauert das länger“, sagte er und stand auf, nachdem Kou von seinem Schoß gerutscht war. Er stieg aus der Wanne, trocknete sich ab und zog eine Stoffhose über die noch leicht feuchte Haut. Er warf ihm noch einen entschuldigenden Blick zu und folgte dann Tetsuo nach draußen.

Kou seufzte, bevor er sich wusch und das Wasser abließ, das nicht mehr so sauber war, wie zuvor. Er zog das übergroße T-Shirt wieder an, trocknete seine Haare und ging in sein Zimmer, wo er erschöpft, aber zufrieden ins Bett fiel.

Chapter 23

Summary:

„Du hast da Glitzer im Gesicht“, stellte Shinya fest und strich mit dem Finger über seine Wange.

„Du hast noch viel mehr Glitzer im Gesicht, sieh zu, dass du das bis morgen abkriegst“, entgegnete er.

„Hm... ich versuch’s...“ Er wischte die Hand an Izumis Hemd ab, ließ sie dann auf seiner Taille liegen.

„Du siehst nicht so aus, als hättest du besonders viel Spaß gerade.“ Izumi schaute ihn an, etwas besorgt, die Wangen gerötet von Anstrengung und Alkohol.

Shinya lachte trocken. „Bis du hier warst, nicht so viel. Gerade wird’s besser.“ Er legte die Stirn an seinen Hals, zog ihn fester an sich, ein Bein zwischen seine Beine geschoben. Die anderen Hand legte er auf seinen Hintern, an dem die enge Hose klebte wie eine zweite Haut.

Chapter Text

Tōru wurde am späten Vormittag unsanft vom Weckton seines Handys aus dem Schlaf gerissen. Es kam ihm zwar nicht so vor, dass er überhaupt geschlafen hätte, aber dass er vor Schreck fast aus dem Bett fiel, bewies das Gegenteil. Er hatte eine Nachricht von Kousuke mit einem Link zu seinem zweiten Pixiv-Account. Er antwortete mit einem Sticker eines grinsenden Kürbis und unterdrückte das schlechte Gefühl, das ihn überkam, die nagende Eifersucht auf Onodera und darauf, dass Kousuke anscheinend mehr als zufrieden war mit der Situation. Tōru ging ins Bad, duschte kurz und stylte dann seine Haare. Er kämmte sie zurück, versuchte in den vorderen Teil etwas mehr Volumen hineinzubekommen und statt sie im Nacken und am Hinterkopf glatt zu streichen, zupfte er die Enden so, dass sie stachelig abstanden. Aus einer Dose nahm er die grünen Kontaktlinsen und setzte sie auf seine graublauen Augen. Bevor er sich fertig anzog, machte er ein oberkörperfreies Selfie und postete es auf Shinyas Twitter-Account, mit einem Hinweis auf die Show im Cherry am Abend.

 

Izumi und Yagate traf er eine Stunde später vor dem Cherry. Yagate trug ebenfalls Kontaktlinsen, weil seine Brille sonst nur stören würde, Izumis Frisur lag wie immer perfekt bis ins letzte Detail. Akira hatte am Abend zuvor angedeutet, dass die Generalprobe nur eine leichte Trockenübung sein würde, damit sie sich nicht verausgabten, weshalb auch keiner erwartete, dabei groß ins Schwitzen zu kommen.

„Was ist dir denn über die Leber gelaufen? Die letzten Tage warst du der nette Tōru von nebenan, heute 100% Bad Boy Shinya“, fragte Izumi neugierig mit Blick auf die dunkle Jeans und das schwarze Hemd, das er unter seiner Jacke trug.

„Tōru hat heute nichts zu melden, Shinya steht schließlich nachher auf der Bühne“, antwortete er. „Ist Meg schon da?“

„Ja, sie ist schon drinnen und schminkt sich. Sie hatte einen riesigen Koffer voll Make-up dabei und meinte, wir sollten sobald wie möglich bei ihr vorbeischauen“, sagte Yagate und schauderte.

„Dann lassen wir sie besser nicht warten.“ Shinya ging vor zur großen Garderobe hinter der Bühne, in der sich einige andere schon fertig machten. Die Kostüme hingen an einer langen Stange, sie würden sie nach der Probe anziehen, damit vorher nichts schmutzig wurde. Megumi saß vor einem Spiegel und tupfte mit einem Schwämmchen Make-up in ihr Gesicht.

„Da sind wir, Megumi-chan“, sagte Izumi und ließ sich neben sie auf einen Schemel fallen, die langen Beine schlug er elegant übereinander.

„Hallo Jungs, ausgeschlafen?“ Sie legte das Schwämmchen zur Seite und drehte sich zu ihnen um. „Meine Güte, seht ihr jetzt schon heiß aus. Wie wollt ihr das denn bis heute Abend noch steigern?“

„Du kennst uns, da geht immer noch was oben drauf“, antwortete Shinya mit einem Grinsen.

„Akira meinte, wir müssen nicht in den Sachen der letzten Tage proben, Hauptsache wir haben was an, in dem wir uns bewegen können. Hat er vorhin gesagt, als ich angekommen bin“, erklärte sie. Sie trug ein Sporttop mit Reißverschluss vorne und eine Jogginghose.

„Gut.“ Yagate schaute auf seine Uhr. „Wie lange schätzt du für das Make-up ein, Megumi?“

„Wenn die Probe eine Stunde dauert und wir zwischendurch noch was essen wollen... werden wir auf jeden Fall rechtzeitig fertig. Start ist ja erst gegen 20 Uhr heute Abend. Genug Zeit für was auch immer, Make-up, Futter, ein Quickie auf dem Klo...“ Sie lehnte sich zurück und schaute die drei an. „Also ihr, nicht ich. Ich bin brav heute, mein Mann holt mich später ab, wenn wir fertig sind.“

„Du bist verheiratet?“ Die drei schauten Megumi überrascht an.

„Jaa? Hab ich das noch nicht erzählt? Was glaubt ihr eigentlich, wer der Kerl war, der mich vorhin hergebracht hat?“ Sie schaute zu Yagate und Izumi.

„Keine Ahnung... dein Bruder? Onkel? Vater?“ Yagate zuckte mit den Schultern.

„Er ist nur zehn Jahre älter als ich, also wirklich... Aber gut, Akira wartet schon, gehen wir.“ Megumi stand auf und die drei folgten ihr zur Bühne.

 

Die abgespeckte Generalprobe dauerte tatsächlich nur eine Stunde, die gesamte Show würde mit mehreren Wiederholungen über den Abend verteilt länger dauern. Tanaka hatte für der Verpflegung der Tänzer einen externen Caterer beauftragt, denn das war etwas, das Nakano schlicht vergessen hatte. So musste sich keiner noch darum sorgen, vor dem anstrengenden Abend nicht genug Energie zu haben. Das Team Lemon zog sich in eine ruhige Ecke der Garderobe zurück, während die meisten anderen sich die Füße vertraten, um die Zeit totzuschlagen. Megumi hatte die Make-up Vorlagen für die vier auf einem Tisch ausgebreitet und ihren Koffer geöffnet.

„Lass mich erstmal ein Gefühl dafür bekommen...“ Shinya pinselte mit flüssigem Eyeliner auf seinem Unterarm herum, bis er wusste, wie er sich verhielt, bevor er damit die Dornen in Megumis Gesicht zeichnete. Sie hatte sich vorher um den Rest ihres aufwändigen Make-ups gekümmert, ihre Lider schimmerten in dunklem Rot und Schwarz, die vollen Lippen wiederholten das Farbschema. Shinya legte die Finger unter ihr Kinn, um ihr Gesicht so drehen zu können, wie er es brauchte. Da sie die langen Haare streng nach hinten gebunden hatte, störte zumindest davon nichts. Yagate und Izumi schauten gebannt zu, wie die Dornen auf ihrer rechten Gesichtshälfte wuchsen und über den Hals nach unten in ihrem Kragen verschwanden, den sie noch nicht geschlossen hatte, nachdem sie das Kostüm angezogen hatte.

„Ein hoch konzentrierter Shinya... cooler geht’s nicht“, neckte Izumi ihn.

„Tse... du kommst auch noch dran“, warnte Shinya ihn und fügte mit einem roten Eyeliner, den er in den Tiefen des Koffers gefunden hatte, hier und da winzige rote Tropfen hinzu. „So... fertig. Ich habe es etwas erweitert, so sieht es besser aus.“

„Wow...“ Megumi schaute in den Spiegel. „Das sieht so cool aus. Jetzt nur nicht reinfassen.“ Sie puderte die Fläche großzügig ab, damit sein Werk den Abend überlebte.

Shinya kümmerte sich anschließend um die Umsetzung des weniger aufwändigen Make-ups von Izumi und Yagate. Megumi beriet ihn, wenn er nicht weiter wusste, was er zu welchem Zweck nutzen sollte. Bei Izumi lag der Fokus darauf, die Augen etwas katzenhafter wirken zu lassen, hauptsächlich in dunklem violett gehalten als leichter Kontrast zum Rot und Schwarz des Kostüms. Yagates Make-up wurde etwas unordentlicher, um dem Konzept des Hutmachers zu entsprechen, der nie besonders gepflegt schien. Es wurde farbenfroh, biss sich etwas mit dem Outfit, aber hatte dafür einen beeindruckenden Effekt.

„Fehlst nur noch du. Lass mich machen, das sollte ich auch hinbekommen, Shinya“, bot Megumi an.

Sie setzte sich ihm gegenüber und begann, mit rotem Lipliner ein Herz zu zeichnen, das sich seitlich über sein linkes Auge zog.

„Warte... mach es schwarz, sonst ist das zu sehr Valentinstag“, schlug er vor.

„Natürlich... lass mich nur machen und sei nicht so ungeduldig“, antwortete sie. Sie pinselte fröhlich weiter, bedeckte seine Lider mit einem roten Lidschatten, den sie über die Augenwinkel hinaus länger zog, bevor sie seine Augen mit schwarzem Eyeliner umrahmte, um sie schmäler wirken zu lassen. Das Herz hatte sie schwarz ausgemalt, tupfte aber etwas roten Glitzerlidschatten darauf und malte damit noch eine glitzernde rote Träne unterhalb des Herzens.

„Zieh dein Hemd aus, das brauchst du eh nicht mehr, Herzbube“, verlangte sie. Shinya gehorchte und legte sein Hemd auf den Stapel mit ihrer Kleidung. „Und aufstehen.“ Er stellte sich vor sie, Megumi fuhr mit den Fingerspitzen über seine Bauchmuskeln und begann dann, weitere schwarze Herzen auf seine Haut zu malen.

„Was... wird das denn, Meg?“ fragte er, mühsam das Kitzeln unterdrückend, das der Pinsel auslöste.

„Eine Erweiterung... der Part ist doch nachher sowieso frei, weshalb also nicht nutzen, hm?“ Sie öffnete seine Hose, zog sie ein Stück herab und malte dort noch ein kleines Herz hin, wo zuvor der Bund gewesen war.

„Hat was... wie tief sitzt die Hose vom Kostüm bei dir, Shinya?“ Izumi schaute Megumi gebannt zu.

„Auf der Hüfte, wieso?“ fragte er und ging einen Schritt zurück, als Megumi sich aufrichtete und den Pinsel zur Seite legte.

„Dann ist das ganz gut so, soll das Publikum sich fragen, wo die Herzchen aufhören“, antwortete der Schwarzhaarige schmunzelnd.

Da seine Hose jetzt sowieso offen war, zog er sie ganz aus und schlüpfte in die Hose des Kostüms. Er hatte zuhause noch einen passenden schwarzen Gürtel gefunden, den er durch die Schlaufen zog, da sie etwas locker saß und er sie nicht verlieren wollte. Er hielt inne, da ihm bewusst wurde, dass durch den entstandenen Kontrast erstrecht der Blick auf seinen nackten Bauch gelenkt wurde, den Megumi so fleißig verziert hatte. Yagate und Izumi waren schon fertig angezogen, bis er sich dazu durchrang, den Rest auch noch anzulegen. Es war ein harter Bruch zu ihrem sonst so eleganten Auftreten. Izumi trug hauptsächlich dunkle, maßgefertigte Anzüge, die seine langen Beine betonten, Yagate hinter der Bar meist nur eine Weste über dem Hemd und eine dunkle Hose. Von den dreien war Shinya der mit der meisten Abwechslung in seiner Host-Garderobe, aber Idol Outfits waren eine ganz andere Kategorie. Er fühlte sich nicht ganz wohl damit, aber da alle ähnliche Sachen trugen, fühlte er sich nicht ganz so exponiert.

„Was sehen wir albern aus...“ stellte Yagate trocken fest, während er in einen Spiegel sah. „Alkohol gibt’s erst später, oder? Ich muss mir das irgendwie schön trinken.“

„Erst später, damit keiner seine Schritte vergisst“, sagte Izumi. „Ich finde ja, wir sehen immer noch am besten aus. Stellt euch mal vor, wir hätten rosa oder hellblau erwischt, dann wäre es das gewesen mit sexy Team Lemon.“

Shinya stellte sich Izumi und Yagate in babyrosa vor und fing an zu lachen. „Du... bist schon niedlich genug mit deinen Plüschohren, Izumi, und dem Schweif.“

„Pff... ich kann eben niedlich UND sexy. Mach mir das erstmal nach, du Anfänger“, antwortete er schmollend.

 

Der Club öffnete für das Halloween Event schon um 18 Uhr, bis eine halbe Stunde vor Start der Show war er restlos voll und Akira bat alle, im Backstagebereich zu bleiben, damit keiner im Gedränge verloren ging. Shinya hatte seine Airpods in den Ohren und hörte sich die Musik noch einmal an, um sich mental vorzubereiten. Es legte wahrscheinlich kaum jemand Wert darauf, ob alles perfekt war, aber er hatte das Bedürfnis, mit seinem Team Eindruck zu hinterlassen und sich voll darauf einzulassen, auch um die negativen Gefühle zu unterdrücken, die seit dem vergangenen Abend an ihm nagten. Izumi beugte sich zu ihm herab und stupste ihn an der Schulter an, um ihn auf sich aufmerksam zu machen.

„Es geht los, bist du bereit, denen da draußen so richtig einzuheizen, Shinya?“ fragte er grinsend.

„Absolut. Zeigen wir es ihnen und schießen uns nachher komplett ab, okay?“ Er stand auf und schob das Handy zusammen mit den Airpods in seinen Rucksack.

„Gute Idee, Drinks gehen auf mich“, stimmte Izumi zu und hakte sich bei ihm unter, als sie zusammen zur dunklen Bühne gingen, wo die anderen schon warteten.

Die gesamte Truppe nahm ihre Positionen auf der Bühne ein, sie waren über die gesamte Breite verteilt, was einige Laufwege im Verlauf des Abends bedeutete, wenn jedes Team einmal im Zentrum stehen sollte. Es wurde still im Saal, als der DJ die Musik langsam herunterfuhr, die er zuvor gespielt hatte, damit das Publikum sich einstimmen konnte. Viele im Publikum trugen gruselige oder bunte Kostüme, soweit das im wenigen Licht zu sehen war. Die Halloween-Shows im Cherry waren bekannt und beliebt, vom Chaos davor bekamen die Gäste nie etwas mit. Die Stille wurde von einem Murmeln verdrängt, das in anfeuernden Rufen des Wortes „Cherry“ mündete, bis der DJ die Lautstärke mit neuer Musik hochdrehte und die Scheinwerfer auf der Bühne angingen. Mit dem ersten Takt machte die gesamte Truppe einen Sprung nach vorn, um in den ersten Part der Choreografie einzusteigen. Das Publikum jubelte mitgerissen von Musik und Show, umso lauter als Team Lemon im Zentrum war. Shinya, Izumi und Yagate waren die einzigen der Männer, die schlussendlich die T-Shirts unter den Westen weggelassen hatten und das angeheizte Publikum honorierte das lautstark. Der nächste Track im Programm war ein Remix von MIYAVIs Other Side, da irgendjemand in der Planung dachte, der Song würde gut zu ihrem Thema passen. Die Choreografie war um Megumi als Herzkönigin herum aufgebaut, sie erzählte in den wenigen Minuten eine kurze Geschichte von Liebe und Verlust, passend zum Text des Lieds. Shinya ergänzte Megumi als Herzbube, der auf verlorenem Posten stand mit seiner Zuneigung zu ihr, Izumi und Yagate trugen ihren Teil als tragische Figuren der Geschichte bei. Dennoch ließen sie keine Gelegenheit aus, dem Publikum durch ihre Performance einzuheizen, die kleinen Herzchen auf Shinyas Bauch kamen besonders gut an.

 

Die Show ging über zwei Stunden ohne wirkliche Pause zwischen den einzelnen Parts. Am Ende waren alle nass geschwitzt und erschöpft, aber euphorisch durch die gute Arbeit.

„Ich glaube, morgen kann ich mich nicht mehr rühren... krieg ich morgen frei, Yagate?“ jammerte Megumi.

„Nichts da... der Chef macht heute die Abrechnung, du musst morgen da sein“, antwortete er, ebenso erschöpft.

„Dann schläfst du heute gut, Megumi-chan“, sagte Izumi und tupfte ihr einige Schweißtropfen von der Stirn. „Und morgen gibst du einfach weiter Feuer, das kommt sicher gut an.“

„Ha... da reden wir nochmal drüber.“ Sie zog sich das Kostüm aus und schlüpfte in Hose und Pullover. „Feiert noch schön, aber nicht zu wild, ihr müsst morgen auch wieder fit sein, Jungs.“ Sie gab jedem einen Kuss auf die Wange, dann ging sie mit ihrem Koffer zum Ausgang, wo ihr Mann sie abholen wollte.

„Erstmal... raus aus dieser Weste.“ Shinya warf die verzierte Jacke auf eine Bank und knöpfte dann die Weste auf, die an seiner Brust klebte. Die Herzchen auf seinem Bauch waren trotz Schweiß noch halbwegs ordentlich und nicht verlaufen.

„Ein Foto, Shinya?“ Izumi, der ebenfalls schon halb ausgezogen war, lehnte sich an seine Schulter, zog Yagate dazu und schoss ein Selfie mit seinem Handy. „Füttern wir die Fans...“

„Akira meinte, wir könnten die Kostüme behalten, wenn wir wollen. Aus der Hose komme ich heute ohne Gewalt eh nicht mehr raus, die klebt überall...“ sagte Yagate, bevor er das schlichte T-Shirt anzog, das zum Kostüm gehörte.

„Da sagst du was... Drinks gehen auf dich, Izumi?“ Shinya zog das schwarze Hemd an, das er für den Weg zum Club getragen hatte und stopfte es in den Bund der roten Hose.

„Ja, schießt euch auf meine Kosten ab, ich habe schließlich darauf bestanden, dass wir mitmachen, auch wenn Tanaka zuerst Yagate gefragt hat“, bestätigte Izumi. „Solltet ihr was abschleppen, könnt ihr das Love Hotel aber aus eigener Tasche zahlen, meine Großzügigkeit ist nicht endlos.“

Sie ließen ihre Jacken und Taschen in der Garderobe, dann schlossen sie sich den anderen an, die noch feiern wollten und gingen zielstrebig zur Bar für eine erste Runde Drinks. Durch das auffällige Make-up, das sie noch nicht entfernt hatten, fielen sie sofort auf und waren schnellstens von genügend interessierten Frauen umgeben, um sich ausreichend die Zeit zu vertreiben. Shinya tanzte eine Weile mit Izumi, Yagate und den Fans, die sie anzogen wie Magnete, dann zog er sich zur Bar zurück, um seinem Frust mit Alkohol entgegenzuwirken. Izumi fand ihn dort etwas später und nahm das Whiskeyglas aus seiner Hand, bevor er zum Trinken ansetzen konnte.

„He... das war meins, Izumi“, protestierte er.

„Ich zahle, also meins...“ antwortete er und leerte es in einem Zug, dann stellte er es fest auf dem Tresen ab. Dazu musste er sich an ihn lehnen, um einen freien Platz zu finden.

„Du hast da Glitzer im Gesicht“, stellte Shinya fest und strich mit dem Finger über seine Wange.

„Du hast noch viel mehr Glitzer im Gesicht, sieh zu, dass du das bis morgen abkriegst“, entgegnete er.

„Hm... ich versuch’s...“ Er wischte die Hand an Izumis Hemd ab, ließ sie dann auf seiner Taille liegen.

„Du siehst nicht so aus, als hättest du besonders viel Spaß gerade.“ Izumi schaute ihn an, etwas besorgt, die Wangen gerötet von Anstrengung und Alkohol.

Shinya lachte trocken. „Bis du hier warst, nicht so viel. Gerade wird’s besser.“ Er legte die Stirn an seinen Hals, zog ihn fester an sich, ein Bein zwischen seine Beine geschoben. Die anderen Hand legte er auf seinen Hintern, an dem die enge Hose klebte wie eine zweite Haut.

„Du... wohnst nur ein paar Minuten entfernt, oder?“ fragte Izumi heiser, überrascht von seinem Annäherungsversuch.

„Mhm... zehn Minuten, wenn wir schnell sind...“ Er knabberte leicht an seinem Hals.

„Was fummelt ihr da? Ohne mich?“ Yagate lehnte sich neben die beiden an die Bar, das T-Shirt klebte ihm an der Brust.

„Wir haben gerade beschlossen, den Abend bei Shinya weiterzuführen... bevor er sich noch aus Frust so sehr die Kante gibt, dass er morgen zu nichts zu gebrauchen ist“, antwortete Izumi mit einem vielsagenden Grinsen.

„Okay, ich hole unsere Sachen, wartet draußen auf mich.“ Yagate stieß sich schwungvoll ab, stolperte ein paar Schritte und verschwand dann in Richtung Backstagebereich, während Izumi und Shinya zum Ausgang gingen, nachdem Izumi die Bezahlung der Drinks geklärt hatte.

Yagate kam bald danach und reichte ihnen ihre Jacken und Taschen, die Kostüme hatte er auch eingepackt.

„Danke, Yagate.“ Izumi zog den Reißverschluss seines Mantels zu und hakte sich dann bei Shinya und Yagate unter. „Auf geht’s. Zeig uns den Weg, Shinya.“

Chapter 24

Summary:

Izumis Blick wanderte von Tōrus gerötetem Gesicht nach unten zu seiner Erektion, dann grinste er lüstern. „Komm, Tōru, bevor wir noch aufweichen.“

Er strich mit den Fingern über den harten Schaft und ging vor, unterwegs ein Handtuch von einem Regal nehmend. Tōru folgte ihm mehr als willig, trocknete sich auf dem Weg nach draußen nur nachlässig ab, den Blick auf Izumis festen Po gerichtet, der zielstrebig auf das große Bett zuging und sich darauf niederließ. Tōru war mit zwei Schritten bei ihm, kniete sich über ihn und küsste ihn gierig.

„Izumi... du bist unglaublich... heiß...“ murmelte er in einer kurzen Atempause, seine Finger erforschten die muskulöse Brust des Schwarzhaarigen, streichelten über die harten Brustwarzen und hinterließen kleine Kratzspuren auf der hellen Haut.

„Das Kompliment kann ich nur zurückgeben, Tōru... eine Schande, dass du so selten dazu kommst, dieses Prachtstück einzusetzen...“ Izumis Hand legte sich um seinen harten Penis und drückte leicht zu, was Tōru ein Stöhnen entlockte. Er merkte, wie er etwas auslief, was Izumi ein Kichern entlockte.

Chapter Text

Tōru kramte die Schlüssel aus seiner Tasche und schloss die Wohnungstür auf, die er dann offen hielt, damit Izumi und Yagate eintreten konnten.

„Schick... Ich finde Wohnungen von anderen ja immer superspannend“, sagte Izumi fröhlich und schaute sich um. Er ging zielstrebig zu Tōrus Arbeitstisch und beäugte neugierig die Zeichnungen, die darauf lagen. „Ist das alles von dir? Ich bin beeindruckt. Darf ich?“ Seine Finger schwebten wenige Zentimeter über einem Papierstapel.

„Mach nur, das sind nur Skizzen...“ Tōru schenkte sich ein Glas Wasser ein, das er in einem Zug leerte. „Das Bad ist da drüben, Yagate.“ Er zeigte dem Barkeeper die Richtung, bevor er die Kontaktlinsen aus seinen Augen fischte und in den Mülleimer warf.

„Hmmm... was ist das? Oder eher... wer?“ Izumi hielt eine nur teilweise kolorierte Zeichnung auf festem Papier hoch, nachdem er den Stapel durchgesehen hatte.

„Das ist... uhm...“

„Yukimura?“ Yagate kam aus dem Bad zurück. „Wie kommst du denn dazu, ihn zu zeichnen?“

„Das war... absoluter Zufall, wir haben eine gemeinsame Bekannte und sind uns in Akiba über den Weg gelaufen, bevor ich wusste, dass er ein Kunde von uns ist...“ antwortete Tōru und nahm Izumi das Bild ab.

„Eher unregelmäßig, ja... aber das verbietet ja keinen Kontakt außerhalb der Arbeit, wäre ja dämlich, wenn wir jeden meiden müssten, den wir während der Arbeit treffen“, sagte Izumi schulterzuckend.

„Wir waren auf derselben Uni und da er auch Künstler ist, kamen wir ins Gespräch“, erklärte Tōru.

„Und dann warst du mehr als geschockt, als er mit Onodera im Club aufgekreuzt ist. Vollkommen klar, wenn du ihn aus nem anderen Kontext kennst“, sagte Yagate verständnisvoll.

„War ich an dem Abend nicht da?“ Izumi überlegte angestrengt.

„Nein, du hattest frei. Vorher war die Eröffnungsparty von Onoderas Sushikette, im Anschluss sind sie bei uns aufgeschlagen. Er, die üblichen Verdächtigen, Yukimura und so eine Schnitte, die Shinya schöne Augen gemacht hat“, erklärte er und setzte sich aufs Sofa. „Allen außer Shinya hier war klar, dass das eine ganz heikle Sache war und was macht er? Stiefelt schnurstracks hin und füllt den halben Tisch ab, um dann mit Onodera, seinem Wachhund, Yukimura und der Lady in die Suite zu verschwinden.“

Tōru runzelte die Stirn. Er erinnerte sich, als sei es nur wenige Tage zuvor gewesen, dabei war schon mehr als ein Monat vergangen.

„Du bist... mit Onodera... Hut ab“, bemerkte Izumi anerkennend.

„Nein. Mit dem lief nichts, ich war nur Mittel zum Zweck, damit seine Geschäftspartnerin ein bisschen Spaß hat. Und das war wirklich nicht viel, aber sie war wohl zufrieden.“ Tōru setzte sich zu den beiden aufs Sofa. „Onodera hat an dem Abend keinen von uns gebraucht, dafür hatte er Yukimura...“ fügte er mit bitterem Ton hinzu, was Izumi fragend eine Augenbraue heben ließ, aber Tōru schüttelte den Kopf. „Ich wurde um Diskretion gebeten, respektiert das bitte.“

„Verstehe... aber da ist noch mehr, oder? Ich bin nicht in der Position, dich zu verurteilen, ich bin nur unheimlich neugierig.“ Izumi legte einen Arm um seine Schulter und zog ihn an sich.

„Hm... wir haben mehr oder weniger regelmäßig Kontakt, vor drei Wochen waren wir shoppen und was essen. Yukimura weiß nicht, dass Tōru und Shinya ein und dieselbe Person sind und ich weiß auch nicht, wie er darauf reagieren würde, wenn er es herausfindet. Ich will es auch ehrlich gesagt gar nicht wissen...“ Tōru lehnte sich an Izumi. „Er sieht mich als Freund und vertraut mir... ich fühle mich so schäbig.“

„Meine Güte... du bist ja sowas von verknallt, Shinya“, sagte Yagate schmunzelnd, der sich am Ende des Sofas breit gemacht hatte. „Was ist passiert, dass du von gut drauf gestern zu grumpy heute geworden bist?“

„Die Erkenntnis, dass ich in absehbarer Zeit aus der Friendzone nicht herauskommen werde... und jeder Versuch dagegen würde bedeuten, dass ich meinen Job und meine Wohnung aufs Spiel setze, denn mein Rivale um Yukimuras Herz hat die Macht darüber, mich komplett zu ruinieren“, antwortete Tōru niedergeschlagen.

„Du wirst ausschweifend, wenn du getrunken hast... sprich Klartext“, verlange Yagate. „Um wen geht es?“

„Onodera selbst...“

„Oh... ja... das schlag dir lieber aus dem Kopf“, sagte Izumi und rutschte auf Tōrus Schoß, die Knie links und rechts von seinen Oberschenkeln. „Es tut mir leid, dass dein Herz gebrochen ist, Tōru...“ Er strich mit den Fingern über seine Wange und küsste ihn dann sanft auf den Mund. „Dafür bekommst du das Izumi-Spezial, um dich davon abzulenken... du bist nämlich maximal untervögelt. Wenn... wir duschen waren, wir stinken und kleben und glitzern und das... ist nur bedingt sexy.“ Er stand auf und zog die beiden anderen ohne weitere Umschweife an den Händen hinter sich her ins Bad.

 

Sie halfen sich gegenseitig aus den engen Hosen und stolperten dann nackt in Tōrus Duschbereich, der gerade so Platz für drei Personen bot. Mit dem Ellbogen schaltete Tōru das Wasser an, zu viel mehr kam er nicht, denn Izumi drängte sich ungeduldig an ihn und schob ihm die Zunge in den Mund. Seine Hände waren überall gleichzeitig, verteilten eine große Portion Duschgel auf seinem Körper und befreiten ihn von Schweiß und Make-up. Izumi stöhnte auf, als Yagate sich von hinten an ihn schmiegte und mit beiden Händen seinen Po massierte. Er knabberte zärtlich an seinen empfindlichen Ohren, was ihn schaudern ließ, dann fasste er mit einer Hand um Izumi herum und legte sie um die harten, vom Seifenschaum glitschigen Penisse der beiden jüngeren Männer. Die andere Hand ließ er auf seinem Hintern, streichelte immer wieder zärtlich über seinen Eingang, ohne weiter vorzudringen. Tōru lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und legte die Arme um Izumi, der sich haltsuchend an ihn klammerte. Er ließ sie über seinen festen Po nach unten gleiten und fand Yagates Erektion, die er geschickt streichelte, was den Älteren überrascht keuchen ließ.

Izumi entfuhr ein heiseres Stöhnen, als Yagate mit zwei glitschigen Fingern in seinen Po eindrang und ihn dehnte, indem er sie langsam spreizte. Mit den Fingerspitzen strich er geschickt über seine Prostata und Tōru musste den Schwarzhaarigen mit einem Arm festhalten, damit seine Beine nicht nachgaben.

„Oh... fuck... das ist zu gut...“ Murmelte er, bevor er seine Lippen wieder auf Tōrus presste und ihm mit weiteren Küssen den Atem raubte.

Tōru ließ seinen Hintern los und vergrub die Finger der nun freien Hand in Izumis Haaren. Er bog seinen Kopf ein Stück zurück und leckte fest über seinen Hals, kratzte mit den Zähnen darüber, immer darauf bedacht, keine Spuren zu hinterlassen, die länger als ein paar Stunden anhielten. Er warf Yagate über Izumis Schulter einen auffordernden Blick zu, ließ ihm den Vortritt, auch wenn Izumi das wahrscheinlich anders geplant hatte. Yagate ließ sich nicht zweimal bitten, nickte ihm dankend zu und tauschte seine Finger in Izumi gegen seinen tropfenden, harten Penis aus. Er drang mit einer Bewegung komplett in ihn ein, Tōru spürte den Stoß, als Izumi fester an ihn gedrückt wurde. Yagates Hand umfasste immer noch ihre Penisse und rieb sie aneinander, nun im Takt seiner langsamen, kraftvollen Stöße. Izumi klammerte sich an Tōru, den Kopf an seine Schulter gelehnt, unfähig die Laute zu kontrollieren, die seiner Kehle entsprangen. Tōru keuchte, er spürte, wie er sich schnell dem Höhepunkt näherte, er war zu ausgehungert, es noch weiter hinauszuzögern und kam schließlich zitternd. Sein Sperma vermischte sich mit dem Seifenschaum, der zwischen ihm und Izumi klebte. Izumi knabberte mit einem Grinsen an seiner Unterlippe, drückte seinen Unterleib fester an Yagate, der die Aufforderung verstand und das Tempo seiner Stöße erhöhte, indem er nun beide Hände auf seine Hüften legte und ihn bei jedem Stoß an sich zog. Izumi kam laut stöhnend kurz darauf, er hatte nicht mehr viel gebraucht nach Yagates doppelter Bearbeitung. Yagate zog sich aus ihm zurück und ergoss sich über die helle Haut seines unteren Rückens.

Einige Augenblicke war nichts weiter zu hören als das Prasseln des Wassers und das atemlose Keuchen der drei, bis Izumi sich aufrichtete und mit der Hand das Seife-Sperma-Gemisch von seinem und Tōrus Bauch wusch.

„Du musst dich auch noch waschen, Yagate...“ sagte er mit einem Blick über die Schulter. „Soll ich dir dabei helfen?“

„Das schaffe ich selbst“, antwortete er schmunzelnd. „Kümmere du dich um unseren Rotschopf, er sieht nicht so aus, als hätte er schon genug.“

Izumis Blick wanderte von Tōrus gerötetem Gesicht nach unten zu seiner Erektion, dann grinste er lüstern. „Komm, Tōru, bevor wir noch aufweichen.“

Er strich mit den Fingern über den harten Schaft und ging vor, unterwegs ein Handtuch von einem Regal nehmend. Tōru folgte ihm mehr als willig, trocknete sich auf dem Weg nach draußen nur nachlässig ab, den Blick auf Izumis festen Po gerichtet, der zielstrebig auf das große Bett zuging und sich darauf niederließ. Tōru war mit zwei Schritten bei ihm, kniete sich über ihn und küsste ihn gierig.

„Izumi... du bist unglaublich... heiß...“ murmelte er in einer kurzen Atempause, seine Finger erforschten die muskulöse Brust des Schwarzhaarigen, streichelten über die harten Brustwarzen und hinterließen kleine Kratzspuren auf der hellen Haut.

„Das Kompliment kann ich nur zurückgeben, Tōru... eine Schande, dass du so selten dazu kommst, dieses Prachtstück einzusetzen...“ Izumis Hand legte sich um seinen harten Penis und drückte leicht zu, was Tōru ein Stöhnen entlockte. Er merkte, wie er etwas auslief, was Izumi ein Kichern entlockte.

„Dann... kannst du dich ja darum kümmern, bevor er noch vergisst, wie es sich anfühlt...“ Tōru strich mit den Fingern über Izumis Lippen, die dieser öffnete, um an ihnen zu lutschen, bevor er sie ihm wieder entzog. Tōru richtete sich auf und stieß mit der Spitze seines Penis gegen seinen Mund, begehrte Einlass in die feuchte Wärme, die seine zu einem Lächeln geformten Lippen versprachen.

Izumi legte eine Hand um die Basis, dann leckte er mit der Zunge die gesamte Länge entlang, probierte ihn zärtlich, fast vorsichtig, was Tōru ungeduldig seinen Namen flüstern ließ. Er quälte ihn noch ein bisschen, um dann doch die Lippen um ihn zu legen und ihn tief in seinen Mund aufzunehmen. Tōru legte reflexartig eine Hand auf seinen eigenen Mund, als er Izumis Nasenspitze an seinem Bauch spürte und mit seiner Eichel an seine Kehle stieß. Der Schwarzhaarige gab keinen Ton von sich außer ein zufriedenes Brummen über Tōrus Reaktion, er zog seine freie Hand auf seinen Hinterkopf und tippte ihn an, gab ihm damit die Erlaubnis, seine Hüften zu bewegen und in seinen Mund zu stoßen, was er ohne Zögern tat. Tōru vergrub die zweite Hand in Izumis gewellten, feuchten Haaren und stieß langsam in seinen Mund, das Gefühl auskostend, das er länger nicht mehr gespürt hatte.

Yagate kam aus dem Bad und setzte sich mit etwas Abstand dazu, beobachtete seine Kollegen dabei, eine Hand um seinen ebenfalls wieder harten Penis gelegt.

Izumis Augen tränten durch die Reibung in seinem Mund, er schaute zu Tōru auf, soweit es ihm möglich war, was dessen Erregung nur steigerte. Seine Finger strichen über Izumis Kopfhaut, er war froh, dass er in der Dusche schon gekommen war, sonst hätte er das keine zehn Sekunden ausgehalten. Izumis Fingernägel gruben sich in seine Oberschenkel, an denen er sich festhielt, er schloss die Augen und tippte ihn dann dreimal an, um ihm zu signalisieren, dass er ihn loslassen sollte. Die Signale hatte er ihm vor längerer Zeit einmal erklärt, als sie sich nach einer langen Schicht hinter der Bar abgeschossen hatten und Izumi ihm die Finessen seiner eigenen Techniken gezeigt hatte. Tōru zog seine Hände zurück und Izumi löste seine Lippen von seinem nun vor Nässe tropfenden Penis. Er atmete schwer und strich sich mit dem Handballen eine Träne aus dem Augenwinkel.

„Nicht, dass du zu schnell kommst, Tōru...“ sagte er heiser und grinste ihn an.

„Überschätz dich nicht, Izumi... und unterschätze nicht meine Selbstbeherrschung“, entgegnete Tōru schmunzelnd, auch wenn er wahrscheinlich wirklich nicht mehr lange durchgehalten hätte. Seine Selbstbeherrschung hing zuletzt auch nur an einem seidenen Faden, wenn er sich daran erinnerte, wie sehr ihn das Missgeschick mit Kousuke in Akiba aus der Bahn geworfen hatte.

„Wie frech...“ Izumi rutschte unter ihm heraus und stand auf, Tōru warf ihm einen überraschten Blick zu. „Was soll ich mit ihm machen, Yagate? Er ist aufmüpfig.“

„Das fragst du mich? Du bist doch der Profi, lass dir was einfallen“, entgegnete der Angesprochene grinsend.

Izumi legte den Kopf schief, als würde er überlegen, die gewellten Haare fielen ihm dabei ins Gesicht, dann schmunzelte er hinterhältig, gab Tōru einen Stoß, der ihn rückwärts aufs Bett fallen ließ. Er folgte ihm mit hungrigem Blick und Tōru rutschte vor ihm weg, bis er mit dem Rücken an das Kopfteil des Bettes stieß, Izumi stützte die Hände links und rechts neben seinem Kopf ab und lehnte sich über ihn, ihre Nasen berührten sich leicht.

„Ich... fick dich jetzt, bis du nicht mehr weißt, wo oben und unten ist...“ drohte er mit tiefer Stimme, was Tōru eine Gänsehaut bescherte.

„Und das... ist meine Strafe fürs frech sein? Wie gnädig von dir...“ Er zog mit den Zähnen an Izumis Unterlippe.

„Ja... du wirst noch betteln, dass ich aufhöre...“ Izumi streckte die Hand in Richtung Yagate aus, der ein verstellbares Silikonband hineinlegte. Tōru schaute Izumi mit großen Augen an, er dachte nicht darüber nach, wo Yagate das so plötzlich her hatte, erinnerte sich aber, dass der Schwarzhaarige sein Izumi-Spezial erwähnt hatte und es dämmerte ihm langsam, dass er seine Drohung mehr als wahr machen würde. Seine Erektion zuckte beim Gedanken daran. Der weiche Kunststoff fühlte sich kühl an auf seiner Haut, als Izumi das Band um die Basis seines harten Schafts legte und es zuzog, so dass es leicht einschnitt. Er schaute ihm prüfend ins Gesicht, um zu schauen, wie viel er aushielt, bevor es zu unangenehm wurde. Tōru nickte ihm zu, sein Mund war plötzlich trocken, seine Hände lagen auf Izumis Oberschenkeln.

Izumi rutschte ein Stück zurück, beugte sich vor und lutschte einmal ausgiebig an seinem Penis, um ihn wieder nass zu machen, dann hockte er sich über ihn und ließ sich in quälender Langsamkeit auf ihm nieder. Tōru spürte, wie er Zentimeter um Zentimeter in ihn eindrang, seine Finger zuckten, doch Izumi hielt seine Hände fest und drückte sie oberhalb seines Kopfes an die Wand.

„Wag es nicht... Ich kümmere mich um dich, bis du diesen Kerl vergessen hast... zumindest für heute...“ Izumi verschloss seine Lippen mit einem Kuss und drückte seine Hüften nach unten, stöhnte auf, als sein Penis dabei über seine Prostata rieb und ihn ausfüllte.

„Bitte... ich will dich anfassen, Izumi... sei so lieb...“ bat Tōru, sein Herz schlug ihm bis zum Hals, er wollte ihn spüren und wenn es nur dazu war, seinen Schmerz zu überdecken. Er spürte seine Augen heiß werden und legte den Kopf in den Nacken.

„Ohh... natürlich... entschuldige, war das zu grob?“ Izumi legte Tōrus Arme um sich und schmiegte sich an ihn, als er merkte, wie nah es ihm ging, auch wenn ein Teil wahrscheinlich dem Alkohol geschuldet war, den er den Abend über in sich hineingeschüttet hatte.

„Etwas... alles gut, mach weiter...“ Er drückte ihn an sich und stieß leicht in ihn, um ihm zu signalisieren, dass er mit seinem Plan fortfahren durfte.

Izumi lehnte sich zurück, er stützte sich mit den Händen neben Tōrus Knien ab und ließ die Hüften kreisen. Tōru strich mit den Fingern über seinen zuckenden Penis, der feuchte Flecken auf Izumis Bauch hinterlassen hatte, während er ihn gekonnt ritt. Er ließ den Schwarzhaarigen nicht aus den Augen, es war zu schön anzusehen, wie er sich bewegte und ihm nach und nach den Verstand raubte. Tōru meinte jedes Detail von Izumis Innerem spüren zu können, seine Erregung nahm schmerzhaft zu, doch das Band verhinderte, dass er kam. Yagate kniete sich neben die beiden und drehte Tōrus Kopf in seine Richtung, um ihn zu küssen. Er küsste anders als der stürmische Izumi, Tōru spürte die Berührung seiner Zunge bis in die Fingerspitzen, die sich in Izumis Oberschenkel gruben. Ein Speichelfaden bildete sich zwischen ihnen, als sie sich wieder voneinander lösten. Yagate lächelte ihn an, richtete sich auf und rieb mit der Spitze seines Penis über seine feuchten Lippen.

„Hilfst du mir...?“ fragte er sanft.

„Hmm... natürlich doch...“ Tōru öffnete den Mund und leckte zärtlich an ihm, es lenkte ihn etwas ab von dem Gefühl, dass Izumi seiner eigenen Erektion vermittelte, auch wenn in seinem Kopf schon die Sterne tanzten, aufgrund der aufregenden Konstellation.

Yagate legte eine Hand in seinen Nacken, während er ihm einen blies. Es war schon eine Weile her, dass Tōru jemandes Penis im Mund gehabt hatte, der so attraktiv war wie der Barkeeper des Lemon. Er ließ sich Zeit dabei, was dieser mit einem wohligen Grummeln dankbar quittierte. So wild sie auch in der Dusche übereinander hergefallen waren, nahmen sie jetzt das Tempo heraus und genossen die langsame Steigerung ihrer Erregung, was es umso intensiver machte.

„Tōru... ich... würdest du...?“ Yagates Finger verkrampften sich in Tōrus Nacken, als er dem Orgasmus näher kam.

„Mhm... komm, Yagate...“ Er schloss die Lippen fest um ihn und erhöhte den Druck seiner Zunge, schluckte alles, als der Ältere sich mit einem Seufzen in seinem Mund ergoss.

„Gott... das ist so heiß...“ Izumi hatte die beiden beobachtet, er lehnte sich vor und leckte einen Rest Sperma von Tōrus Mundwinkel, was in einen gierigen Kuss mündete.

Yagate, von Izumi beiseitegeschoben, griff unter ihn und löste mit einem hinterhältigen Grinsen das Band um Tōrus Erektion. Tōru bemerkte, wie er sich etwas entspannte und eine Welle aus Hitze ihn überrollte. Er schlang die Arme fest um den überraschten Izumi und kam mit einem tiefen Stöhnen, das höchstwahrscheinlich noch drei Wohnungen weiter zu hören gewesen war. Sein Sperma schoss heiß in ihn hinein, Izumi keuchte auf, ob der plötzlichen Bewegung und besudelte sich selbst und den Rothaarigen, als er von seinem eigenen Orgasmus überrascht wurde.

„Tōru... lass uns das... irgendwann wiederholen...“ flüsterte er heiser, den Kopf an Tōrus Schulter gelehnt, der ihn immer noch hielt. „Du schuldest mir noch so einen göttlichen Blowjob, wie du ihn Yagate verpasst hast...“

„Mhm... jederzeit...“

Tōru kraulte seinen Nacken, bis er soweit wieder bei Kräften war, um aufzustehen. Sie gingen anschließend zu zweit ins Bad, während Yagate es sich auf dem Bett bequem machte, bis sie sauber und abgetrocknet wieder zurückkamen.

„Es macht dir doch nichts aus, wenn wir heute hier übernachten, oder?“ fragte Izumi und ließ sich auf ein Kissen fallen.

„Doch, absolut... ich werfe meine One-Night-Stands immer raus, wenn ich fertig mit ihnen bin“, antwortete Tōru bitterernst, konnte das Grinsen aber nicht lange unterdrücken, als Izumi ihn neben sich zog und sich an ihn kuschelte.

„Du bist ein Idiot, Tōru... mach mir doch nicht so eine Angst, es ist kalt draußen“, murmelte er schläfrig.

Yagate schmiegte sich von der anderen Seite an ihn und zog die Decke über sie, einen Arm unter seinen Kopf, den anderen um Tōrus Bauch gelegt. „Gute Nacht...“ flüsterte er, die Nase an Tōrus Nacken gelehnt.

Tōru legte die Arme um Izumi, der den Kopf an seine Brust gebettet hatte und schon eingeschlafen war und dämmerte selbst langsam weg, erschöpft von drei Tagen Tanzen, Alkohol und dem Sex obendrauf.

Chapter 25

Summary:

„Willst du so bleiben heute?“ fragte der Ältere und musterte ihn, sein Blick wanderte über seinen nackten Oberkörper zum tief sitzenden Hosenbund der schmal geschnittenen Hose.

„Nein... das wäre etwas zu kühl für meinen Geschmack“, antwortete er lächelnd. „Ich lebe zwar schon seit elf Jahren in Tokio, aber ich bin in einem Klima aufgewachsen, in dem es im Winter selten kälter war als 20 Grad. Um Ende Oktober oberkörperfrei nach draußen zu gehen, ist es mir hier eindeutig zu kalt.“

„Mir würden da Dinge einfallen, um dich warmzuhalten...“ Kazukis Hand glitt an Kous Oberschenkel nach oben.

„Mir auch, aber darum kannst du dich kümmern, wenn wir wieder zurück sind“, sagte er und stand hastig auf, die Hose wurde ihm zu schnell zu eng im Schritt.

Chapter Text

Nach dem Aufstehen ließ Kou sein neues T-Shirt an, schlurfte erst barfuß ins Bad um zu duschen und dann in die Küche, um sich Frühstück zu machen. Er hatte gut geschlafen, fühlte sich aber vom vergangenen Tag noch etwas erschöpft, was er mit einer großen Tasse Kaffee und einer ebenso großen Tasse Kurkumatee bekämpfen wollte, dazu machte er sich Soufflé-Pfannkuchen mit Obstsalat. Er richtete es aus einer Laune heraus auf einem Teller an und fotografierte es, um es Ayane zu schicken und dann auf dem Twitter-Account von Satou-sensei zu posten, weil er dachte, dass es dort besser aufgehoben war als auf seinem anderen. Ayane konterte mit einem ähnlichen Bild, nur hatte sie einen See Sirup auf ihrem Teller und ein kleines Stück Butter auf dem Pfannkuchenberg.

 

Aya [10:03]: Wenn das so weitergeht, wiege ich fünf Kilo mehr, wenn wir wieder zuhause sind
( ̄(ω) ̄)

Kou [10:43]: Baa-chan ist dir sicher nicht böse, wenn du weniger Sirup nimmst, Aya-chan (^.~)

Aya [10:44]: Aber es schmeckt so gut! w(°o°)w

Kou [10:45]: Dann beschwer dich auch nicht. Grüß alle von mir, ja?

Aya [10:45]: Klaro. Happy Halloween, Kou-chan (ノω)ノ :。・:*:・゚’★,。・:*:・゚’☆

 

Kou ging mit seiner Kaffeetasse zu Kazukis Schlafzimmer, klopfte an und öffnete kurz darauf die Tür. Das Bett war leer, aber die zurückgeschlagene Decke und das zerdrückte Kopfkissen zeugten davon, dass er zum Schlafen da gewesen war. Sein Blick wanderte zur Tür des Büros, das er noch nicht von innen gesehen hatte, aber er wollte ihn nicht stören, wenn er arbeitete, andererseits hatte er noch Teig für mehrere Pfannkuchen zur Verfügung und mehr Kaffee gekocht, als er allein trinken konnte. Er nahm sein Handy in die Hand, dann schrieb er Kazuki eine Nachricht.

 

Kou [10:51]: Hast du schon gefrühstückt?

 

Während er wartete, skizzierte er auf einem Block ein paar Ideen für weitere Outfits von Kohaku, außerdem wollte er nicht wieder so spät mit dem saisonalen Bild anfangen wie zuletzt. Ein kleines „gelesen“ erschien neben seiner Nachricht, kurz darauf wurde die Tür zum Büro geöffnet und Kazuki kam heraus, dicht gefolgt von Shiro, den Kou in weißem Hemd, schwarzer Hose und Weste kaum wiedererkannt hätte, wären nicht seine auffällige Frisur und das Tattoo auf seiner rechten Kopfseite gewesen. Kazuki trug einen schlichten, dunkelgrauen Anzug mit einem weißen Stehkragenhemd darunter, das bis zum letzten Knopf geschlossen war. Er lächelte, als er Kou sah, der außer seinem übergroßen T-Shirt nur eine Unterhose trug, was durch die Länge des T-Shirts nicht zu sehen war.

„Guten Morgen, bist du schon lange wach?“ fragte er ihn, während er zur Küchenzeile ging.

„Eine Stunde etwa. Guten Morgen, Shiro-san.“ Kou rutschte vom Barhocker und schob die Zettel zur Seite, die er vollgekritzelt hatte.

„Guten Morgen, Yukimura-san“, antwortete Shiro gewohnt gut gelaunt.

„Hast du schon gefrühstückt?“ Kou schaute Kazuki an. „Ich wusste nicht, ob du nicht doch weg bist, und habe schon gegessen, aber ich kann noch was machen, wenn du magst...“ Er fühlte sich spontan albern, dass er so plapperte und wurde rot.

„Gern. Ich hatte nur eine Tasse Tee heute. Also vor...“ Kazuki schaute auf seine Uhr und verzog das Gesicht. „Vier Stunden...“

„Hast du überhaupt geschlafen?“ Kou stellte sich an den Herd und erhitzte die Pfanne, um neue Pfannkuchen zu machen.

„Etwas. Ich komme mit wenig Schlaf aus, mach dir keine Gedanken“, antwortete er. „Setz dich, Shiro, das hält ja niemand aus, so wie du rumzappelst“, sprach er den jungen Mann ungeduldig an, der sich hastig auf einen der Barhocker setzte.

Kou stellte zwei Teller neben den Herd und schichtete die fluffigen Pfannkuchen darauf, sobald sie fertig waren, dazu jeweils eine große Portion Obstsalat und einen Hauch Puderzucker. Er reichte einen Kazuki und den anderen Shiro, dessen Magen unverhältnismäßig laut geknurrt hatte.

„Oh... wie aufmerksam, vielen Dank, Yukimura-san“, bedankte er sich überrascht.

„Als Ausgleich für die Einladung gestern.“ Kou lächelte ihn an. „Ich kann noch mehr machen, wenn es nicht reicht.“ Er nahm seinen Becher mit dem goldfarbenen Kurkumatee in die Hände und lehnte sich dann an den Kühlschrank hinter ihm, während die beiden frühstückten.

„Boss, steht der Lexus in der Zentrale in Ginza oder in Shinjuku?“ fragte Shiro, in die Kansai-typische Betonung der Worte wechselnd, nachdem er seinen Teller geleert hatte.

„Er müsste in Ginza sein, wenn er nicht hier ist. Hat Tetsuo dir nichts gesagt?“ Kazuki füllte Kaffee in seine Tasse und trank einen Schluck.

„Er wusste es nicht, aber er hatte gestern Abend auch anderes im Kopf, als wo welches Auto steht“, antwortete Shiro schulterzuckend. „Ich fahre mit Yuuta rüber und schaue nach. Wenn er da nicht ist, müssen wir eben nochmal nach Shinjuku. Das wäre um einiges einfacher, wenn Tetsuo mich den Tesla fahren lassen würde, Boss.“

„Den lässt er nicht einmal mich fahren und ich habe ihm das Fahren beigebracht“, antwortete er amüsiert, Kou bemerkte einen Hauch Kansai-Dialekt in seinen Worten, der sonst nicht auffiel.

„Wo ist Tetsuo denn, dass Shiro-san fahren muss?“ fragte Kou besorgt.

„Gar nicht weit, er ist in seiner Wohnung und schläft – hoffentlich“, entgegnete Kazuki. „Aber da er heute frei hat, will er nicht fahren.“

„Er verbringt seine Freizeit trotzdem mit dir?“ Kou grinste ihn frech an.

„Nicht immer. Wenn sich unsere Pläne nicht zufällig überschneiden, weiß ich tatsächlich nicht, was er in seiner Freizeit treibt.“

„Wenn es sonst nichts mehr zu besprechen gibt, Boss, mache ich mich jetzt auf die Suche nach dem Lexus“, sagte Shiro und stand auf. „Ich hole euch um halb acht ab.“

„In Ordnung. Melde dich, sollte es Probleme geben.“

Shiro nickte, verabschiedete sich von Kou und ging. Kazuki öffnete die oberen Knöpfe seines Hemds und stützte den Kopf auf die Hand, ein Gähnen unterdrückend.

„Kazuki... wie lange hast du wirklich geschlafen?“ Kou schaute ihn verstimmt an, er machte sich Vorwürfe, dass er ihn am Abend zuvor doch noch so lange aufgehalten hatte, auch wenn es immer noch in seinem Bauch kribbelte, wenn er daran dachte.

„Zwei, vielleicht drei Stunden“, antwortete der Yakuza ehrlich. „Es gab einige Telefonate zu erledigen, dann sind wir doch nochmal los, bis Shiro mich abgeholt hat war es drei Uhr, wenn ich mich richtig erinnere. Um halb sieben kam Tetsuo zurück und hat mich wieder geweckt...“ Er gähnte noch einmal.

„Leg dich hin und schlaf dich aus. Ich will dich fit und wach, wenn du mich schon darum bittest, dich zu begleiten“, verlangte Kou und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sonst überlege ich mir das nochmal... und gehe allein irgendwo anders hin, wenn ich schon extra einkaufen war.“

„Erpresst du mich?“ Kazuki schaute ihn amüsiert an. „Das hätte ich jetzt nicht erwartet.“

„Vielleicht...“ Er konnte ein Lächeln nicht verhindern. „Nao erwähnte etwas von der Halloweenparty im Cherry, da war ich bisher noch nie...“

„Ist ja gut...“ Kazuki gab überraschend schnell auf. „Kannst du mich spätestens um fünf wecken? Ich stelle mir einen Wecker, aber nur für den Fall, dass ich ihn nicht höre...“

„Ja. Ich werde arbeiten, also störe ich dich auch nicht. Träum süß.“ Kou warf ihm eine Kusshand zu und schaute ihm nach, bis er die Tür zum Schlafzimmer geschlossen hatte, dann räumte er in der Küche etwas auf, bevor er sich für die nächsten Stunden mit seiner Arbeit beschäftigte.

 

Um halb fünf speicherte Kou seine Arbeit ab, schaltete alles aus und suchte sich aus seinen neuen Sachen etwas zum Anziehen heraus. Er entschied sich für die Lederhose mit den goldfarbenen Schnallen an den Beinen und zog einen fest anliegenden String darunter, dessen Bund knapp unter seinen Hüftknochen endete, da die Hose kaum höher saß. Bevor er sich weiter anzog, ging er in Kazukis Schlafzimmer um zu schauen, ob er schon wach war.

Er lag, nur mit einer kurzen Stoffhose bekleidet, auf dem Bauch und schien noch zu schlafen, die dünne Decke bedeckte seinen unteren Rücken, der Rest war auf den Boden gerutscht. Kou schluckte die Worte herunter, die er sagen wollte, um ihn zu wecken und blieb vor dem Bett stehen. Er hatte Kazuki bisher noch nie schlafend gesehen, da sie in den letzten Tagen immer getrennt schlafen gegangen waren. Das schwindende Tageslicht im Raum war ausreichend, die Farben des Tattoos auf seinem Rücken leuchten zu lassen. Kou hatte es sich bisher noch nie genauer ansehen können, so oft hatte er ihn nicht von hinten gesehen und wenn, hatte er keine Brille getragen, weshalb er sich jetzt die Zeit dafür nahm, solange er noch schlief. Der hauptsächlich in Rot und Goldgelb gehaltene Phönix, spannte sich über die gesamte Länge seines Rückens, der Kopf befand sich auf seinem rechten Schulterblatt, die Spitzen der Flügel zogen sich bis über die Schultern nach vorne, um unterhalb des Schlüsselbeins auf seiner Brust zu enden, wie Kou schon wusste. Er zog vorsichtig den Rest der Decke zur Seite und sein Blick folgte dem Bild des Vogels, dessen Beine und gefiederter, regenbogenfarbiger Schweif im Hosenbund verschwanden. Er erinnerte sich, dass beides in relativer Symmetrie seine Oberschenkel umfasste. Einzelne Reihen von Unterfedern des Vogels waren türkis und violett, die Freiflächen waren mit Wolken und einzelnen, verstreuten Kirschblüten gefüllt. An den Seiten wuchsen die roten und violetten Chrysanthemen nach vorne zu seinem Bauch. Um den rechten Arm wand sich ein rot-schwarzer Drache bis zum Handgelenk, dazwischen befanden sich kleine Daruma-Figuren. Es war etwas blasser als der Rest, also schloss Kou, dass es schon älter war, zudem sich der Stil von dem des Phönix auf den Rücken unterschied. Der linke Arm war farbenfroher, zeigte eine Geisha in einem aufwändig verzierten, hellblauen Kimono auf dem Oberarm und einen grimmig schauenden Samurai in einer roten Rüstung auf dem Unterarm, dazwischen sprudelnde Wellen und eine rote Pfingstrose.

Kou streckte die Hand aus und strich mit den Fingerspitzen über die Windungen des Drachenkörpers auf Kazukis muskulösem Oberarm.

„Kazuki...? Bist du wach?“ fragte er leise, um ihn nicht zu erschrecken.

„Mhm...“ grummelte er zur Antwort und rollte sich auf den Rücken, Kou an der Hand mit sich ziehend, so dass er sich mit dem Knie auf der Bettkante abstützen musste, um nicht umzufallen.

„Es ist gleich fünf... du wolltest, dass ich dich wecke“, sagte Kou und strich sich mit der freien Hand die Haare hinters Ohr, damit er etwas sehen konnte. „Hast du gut geschlafen?“

Kazuki ließ ihn los und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht, bevor er die Augen öffnete, um ihn anzusehen. „Das Aufwachen war besser... Aber ich fühle mich erholt“, sagte er dann.

„Das ist das Ziel von Schlafen, scheinst du vergessen zu haben“, entgegnete Kou und verlagerte das Gewicht, so dass er auf seinen Fersen und Kazukis linkem Bein saß.

„Willst du so bleiben heute?“ fragte der Ältere und musterte ihn, sein Blick wanderte über seinen nackten Oberkörper zum tief sitzenden Hosenbund der schmal geschnittenen Hose.

„Nein... das wäre etwas zu kühl für meinen Geschmack“, antwortete er lächelnd. „Ich lebe zwar schon seit elf Jahren in Tokio, aber ich bin in einem Klima aufgewachsen, in dem es im Winter selten kälter war als 20 Grad. Um Ende Oktober oberkörperfrei nach draußen zu gehen, ist es mir hier eindeutig zu kalt.“

„Mir würden da Dinge einfallen, um dich warmzuhalten...“ Kazukis Hand glitt an Kous Oberschenkel nach oben.

„Mir auch, aber darum kannst du dich kümmern, wenn wir wieder zurück sind“, sagte er und stand hastig auf, die Hose wurde ihm zu schnell zu eng im Schritt.

Kazuki schwang die Beine aus dem Bett und streckte sich, dann schaute er auf das Display seines Handys, das auf dem Schränkchen daneben lag. Shiro hatte ihm eine Nachricht geschrieben, dass er den Lexus in Ginza gefunden hatte und er sie pünktlich abholen kommen würde, vorher würde er das Auto noch waschen.

„Willst du noch etwas essen, bevor wir später fahren?“ fragte er Kou, der schon zur Tür gegangen war.

„Es ist noch Obstsalat vom Frühstück da, den würde ich noch essen. Soll ich dir was machen, während du im Bad bist?“

„Würdest du? Ich will dich nicht mehr als nötig beanspruchen, du hast heute schon Frühstück gemacht.“

„Es macht mir nichts aus, Kazuki, sonst würde ich es nicht anbieten. Geh duschen, bis du fertig bist, ist dein Abendessen auch fertig“, sagte Kou und verließ den Raum.

Er war nervös, er hatte es während des Tages geschafft, den anstehenden Abend zu verdrängen, aber nun da sein Kopf nicht mehr mit Zeichnen beschäftigt war, kreisten seine Gedanken um die vor ihm liegenden Stunden. Während Kazuki im Bad war, schnitt er Gemüse und Fleisch klein und warf alles mit einer Portion gekochter Nudeln in eine Pfanne, wo er es anbriet und anschließend auf einem Teller anrichtete. Kazuki kam kurz darauf aus dem Bad, in Unterhose und seitlich gescheitelten Haaren. Kou schaute ihn überrascht an, er hatte erwartet, dass er seine Haare wie sonst auch zurück kämmen würde.

„Das... sieht interessant aus“, sagte er, weil ihm nichts Besseres einfiel und deutete auf Kazukis Kopf.

„Danke.“ Kazuki setzte sich auf die andere Seite des Küchentresens und nahm den Teller entgegen, den Kou ihm hinhielt.

„Ich gehe mich fertig anziehen, bis später.“ Kou stellte die leere Obstsalatschüssel in die Spüle, ging kurz ins Bad und dann in sein Zimmer, wo er die Tür hinter sich zuzog.

 

Er setzte sich auf die Bettkante und atmete ein paar Mal tief durch, um sich zu sammeln, dann sondierte er die Oberteile, die Nao ausgewählt hatte und entschied sich schließlich für das transparente, kurzärmelige Shirt, weil es etwas kürzer war und nicht wie das Längere den interessanten Teil der Hose verdeckte. Er zog es über und stellte sich vor den Spiegel, leicht unzufrieden.

„Das... ist zu langweilig...“ murmelte er, zog das Oberteil wieder aus und kippte dann den Inhalt eines kleinen Kartons auf das Bett. Zum Vorschein kam eine wilde Ansammlung unterschiedlicher Accessoires, die er vor seinem kleinen Umzug dort hineingeworfen hatte, normalerweise lag alles ordentlich sortiert in einer Schublade. Kou legte verschiedene schwarze Halsbänder auf einen Haufen, dann sortierte er Ohrclips auf einen anderen Stapel, Ketten und Ringe wanderten auf ihre eigenen kleinen Häufchen.

„Wenn ich das... und das... damit kombiniere... hm...“ Er nahm einige Dinge an sich, stellte sich vor den Spiegel und legte sie nach und nach an. An seine linke Ohrmuschel klemmte er zwei längliche, goldfarbene Earcuffs, die mit einer dünnen Kette verbunden waren, das rechte Ohr schmückte er mit drei kleinen, goldenen Ringen, die er in Ermangelung von Ohrlöchern ebenfalls an die Helix klemmte.  Aus dem Kettenstapel hatte er eine Körperkette gezogen, die aus feinen, ebenfalls goldenen Kettchen bestand. Er schloss sie locker im Nacken, legte die mit weißen Kristallen bestückte vordere Kette flach über seine Brust nach unten und zog die jeweils auf beiden Seiten davon abgehenden drei feinen Kettchen unterhalb seines Brustkorbs nach hinten, um sie auf Höhe seiner Taille zu schließen. Er hatte sie vor Jahren aus einer Laune heraus online gekauft und mochte sie, auch wenn sie laut Shop für Frauen gedacht war. Darüber zog er wieder das transparente Shirt, aus dessen Kragen nun die dünne Kette kam. An seine schlanken Finger steckte er eine Auswahl schmaler Ringe. Zum Schluss legte er ein etwa daumenbreites, schwarzes Halsband aus dünnem Leder an, das er im Nacken mit einer Schnalle schloss. Kou zog zu Testzwecken den schmalen Blazer darüber, da er davon überzeugt war, dass die neue Lederjacke zu viel des Guten war und machte in einem Anflug plötzlicher Unsicherheit ein Selfie von seiner Zusammenstellung, das er Nao schickte.

 

Kou [18:45]: Zuviel? Ich bin mir unsicher...

Nao [18:47]: Hello there... Zu viel gibt’s nicht, Prinzessin. Lass die Haare offen und steck sie links zurück.

Nao [18:47]: Und wenn du noch weißt, wie man einen Kajal benutzt, mach irgendwas mit deinen Augen.

Nao [18:48]: Dir fällt schon was ein (^_<)〜☆

 

Kou suchte in seinen Sachen nach den Haarnadeln, nahm drei heraus und flocht zwei schmale Zöpfe dicht an seiner linken Kopfseite von der Schläfe bis knapp hinter das Ohr, wo er sie ordentlich feststeckte. So lag sein linkes Ohr komplett frei und die Kette dort konnte sich nicht mit seinen Haaren verknoten. Die noch offenen Haare fielen ihm über den Rücken und die rechte Schulter. Mit einem dunkelbraunen Kajal zog er konzentriert einen Lidstrich und verlängerte seine Augenwinkel ein Stück, es war nicht viel, reichte aber aus, um seine Augen mehr zu betonen. Anschließend setzte er Kontaktlinsen ein, weil seine silberne Brille das Konzept zerstört hätte.

Da ihm nichts mehr einfiel, was er noch verbessern konnte, räumte er etwas auf, nahm Handy und das kompakte Kartenetui, in dem sich Ausweis und Zahlkarten befanden, und verließ dann das Zimmer. Schuhe und Jacke befanden sich an der Garderobe im Eingangsbereich der Wohnung.

 

„Ich weiß wirklich nicht, warum niemand wusste, wo der Wagen war, Kazuki. Du benutzt ihn zu selten“, hörte Kou Tetsuo amüsiert sagen, nachdem er die Zimmertür hinter sich zugezogen hatte.

„Ich würde ja, aber du bestehst in den meisten Fällen darauf, mich in deinem Auto durch die Gegend zu fahren, Tetsu“, antwortete Kazuki mit einem Schmunzeln, dann schaute er auf und sah Kou an, er saß halb auf der Rückenlehne des Sofas. Tetsuo saß auf dem Sofa und hatte den Kopf zurückgelegt, um sich mit ihm unterhalten zu können. „Kou, du siehst großartig aus. Deine Sorge, nichts Passendes zu finden, war völlig unbegründet, wie mir scheint“, sagte er bewundernd.

„Hm... Danke, Kazuki“, murmelte Kou, versuchte, seine Nervosität zu unterdrücken. Er schaute auf seine Uhr und entspannte sich etwas, als er sah, dass Shiro sie erst in einer halben Stunde abholen würde. Er hatte schon befürchtet, er hätte sich zu viel Zeit gelassen.

„Ihr habt ohne mich angefangen zu trinken?“ fragte er, nachdem er sich etwas gefasst hatte, und deutete mit einem Kopfnicken auf das Whiskeyglas, das Kazuki in der Hand hielt.

„Ich wollte dich nicht stören, willst du auch etwas?“ Kazuki stand auf und ging zu dem Sideboard, auf dem Gläser und verschiedene Sorten Whiskey und Gin standen. Er trug wie versprochen den dunkelroten Anzug, den Kou so mochte, hatte die Krawatte weggelassen und die oberen beiden Knöpfe des schwarzen, schimmernden Hemds darunter offen gelassen.

„Ja, bitte“, antwortete er und löste sich von seinem Platz an der Tür um sich auf einen der Sessel zu setzen, die dem Sofa gegenüber standen. „Guten Abend, Tetsuo-san.“

„Tetsuo reicht aus, du bist viel zu förmlich, Yukimura“, entgegnete der Blonde mit einem Zwinkern. „Guten Abend.“ Er trug eine hellgraue, schmal geschnittene Hose und ein dazu passendes Jackett, das er geöffnet hatte, um besser sitzen zu können. Was er darunter trug, verwunderte Kou tatsächlich, er hatte erwartet, dass Tetsuo ein normales Hemd tragen würde. Stattdessen trug er ein eng anliegendes, schwarzes Shirt, das ebenso transparent war wie Kous, aber durch den Schnitt und Tetsuos muskulöse Statur komplett anders aussah, darüber ein ledernes Schultergeschirr, das einen Hemdkragen hatte und vorne mit zwei Druckknöpfen geschlossen wurde. Durch den Stoff des Shirts war das Tattoo auf seinem Oberkörper teilweise sichtbar, die Hände steckten in kurzen, dünnen Lederhandschuhen.

Kazuki reichte Kou einen Drink und blieb neben ihm stehen, folgte seinem erstaunten Blick zu Tetsuo, der amüsiert in sein eigenes Glas grinste.

„Ist das so unerwartet?“ fragte er den Jüngeren.

„Ja? Ich meine... Haruka-chan hatte schon recht, mit dem was sie sagte, dass er sonst immer rumläuft wie einer der Men in Black, inklusive futuristischem Auto. Das ist... uhm... nicht, was ich erwartet habe“, antwortete Kou und trank einen großen Schluck aus seinem Glas.

„Verstehe... ich kenne es nicht anders von ihm.“ Kazuki zuckte mit den Schultern.

„Einer von uns muss das Image doch aufrechterhalten, Kazuki“, sagte Tetsuo. „Während der Arbeitszeit.“ Er strich sich die hellen Haare zurück und schlug die Beine übereinander.

„Aha...“ Kou schaute Kazuki an, der mit den Fingern über das schmale Halsband strich, das er trug. „Wenn du der einzig normal gekleidete hier bist, Kazuki... was sind dann wir? Wachhund und Schoßhund?“

„Siehst du dich so...?“ Er schob den Zeigefinger unter das Leder und zog ihn damit ein Stück an sich heran. „Bist du mein Schoßhund, Kou?“

„Wenn du das willst... als Wachhund eigne ich mich nicht, ich bin froh, wenn ich mich selbst verteidigen kann...“ entgegnete er mit einem frechen Grinsen auf den Lippen.

„Hebt euch das für später auf“, sagte Tetsuo und warf Kazuki ein Sofakissen an den Arm. „Shiro wartet unten, wir sollten ihn nicht warten lassen, bevor er vor lauter Nervosität noch hoch kommt.“ Er leerte sein Glas und stand auf. Kazuki ließ Kou los, damit er auch aufstehen konnte, dann zogen sie ihre Schuhe an und fuhren mit dem Aufzug in die Tiefgarage.

Chapter 26

Summary:

Kou hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt und beobachtete das Schauspiel auf der Bühne mit höchster Aufmerksamkeit. Kazukis Hand lag unter seinem Shirt auf seiner Seite, die Finger strichen immer mal wieder über die feine Kette, die er trug.

„Weißt du, was er noch geplant hat...?“ fragte Tetsuo leise, der näher gerückt war und sich über Kous gebeugten Rücken zu Kazuki gelehnt hatte.

„Hmm... ich habe eine Ahnung... Kommt darauf an, wie viel sie noch schafft...“ antwortete dieser ebenso leise.

Kou atmete tief ein und bereute es sofort, Kazukis schwerer Duft nach Zedernholz, der schon für sich allein ausreichte, ihn durcheinander zu bringen, mischte sich mit dem von Tetsuo, der leicht nach Bergamotte und Leder roch. Die erotisch angehauchte Atmosphäre im Saal tat dazu ihr übriges, er spürte fast schmerzhaft, dass seine Hose nicht dafür gemacht war, eine Erektion zu haben, was es noch verstärkte.

Tetsuo behielt die Nähe bei, als es auf der Bühne weiterging.

Chapter Text

Shiro hatte die Weste gegen eine Krawatte und ein schwarzes Jackett getauscht, das dem, das Tetsuo sonst trug, nicht unähnlich war. Die welligen, schwarzen Haare hatte er am Hinterkopf zu einem kurzen Zopf gebunden, der Sidecut auf der rechten Seite seines Kopfs war frisch rasiert. Kou und Kazuki nahmen auf den Rücksitzen Platz, Tetsuo stieg auf der Beifahrerseite ein.

„Du kennst den Weg?“ fragte er den Jüngeren, der sich ans Steuer des dunkelgrauen Lexus LS 500 setzte.

„Natürlich, Aniki. Überlass das einfach mir, du hast frei heute“, antwortete Shiro zwinkernd und lenkte das Auto aus der Tiefgarage heraus auf die Straße.

Kou schaute während der Fahrt auf das Display seines Handys, um sich abzulenken. Ihm fiel auf, dass Tōru den ganzen Tag über nichts gepostet hatte, was unüblich für ihn war, dafür gab es mehrere Posts mit Bildern auf dem offiziellen Twitter-Account des Lemon, wie auch schon in den vergangenen Tagen. Izumi, mit dem Kou bei seinen seltenen Besuchen dort schon zu tun gehabt hatte, machte Werbung für die Halloween-Show des Cherry, da er und drei andere dort wohl eingesprungen waren. Er schaute sich die Bilder an, die ihn, den Barkeeper Yagate, die hübsche Megumi und Shinya in den aufwändigen Kostümen zeigten, die die Männer noch etwas aufgebessert hatten, indem sie die Oberteile unter den Westen weggelassen hatten. Shinya lümmelte mit gelangweiltem Blick auf einem Sessel, die rötlich blonden Haare unordentlich nach hinten gelegt, rot-schwarzes Make-up im Gesicht, das seine grünen Augen betonte. Kou wusste, dass er farbige Kontaktlinsen trug, und hatte sich schon gefragt, was seine natürliche Augenfarbe war. Auf Shinyas trainiertem Bauch waren schwarze Herzen aufgemalt, die im niedrigen Bund der engen, roten Hose verschwanden. Es folgte ein Bild von Izumis beringter Hand auf Yagates wohlgeformtem Hintern, zumindest, wenn man dem Text glaubte.

Eine LINE-Benachrichtigung ploppte auf.

 

Nao [19:48]: Wir sind angekommen. Freu mich, dich nachher zu sehen.

 

Angehängt war ein Foto von Nao und seiner Begleitung, einem Mann um die dreißig mit blondierten, kurzen Haaren in einem Nadelstreifenanzug, unter dem er einen Harness aus silbernen Ketten trug. Nao hatte die Haare blau gefärbt, am Tag zuvor waren sie noch rosa gewesen, und trug einen Blazer aus dünnem, weißen Leder, wahrscheinlich eine passende Hose dazu, wie er ihn kannte. Um den Hals trug er ein Metallhalsband mit einer Kette daran. Passend zu seiner neuen Haarfarbe, hatte er sich mit Lidschatten und Eyeliner an seinen Augen ausgetobt, auf den Lippen trug er einen matten, dunkelroten Lippenstift.

 

Kou schob das Handy in die Innentasche seines Blazers, als Shiro den Wagen vor dem Club hielt, in dem das Varieté-Theater untergebracht war. Der schwarzhaarige Kobun stieg aus, lief um das Auto herum und öffnete Tetsuo die Beifahrertür, bevor er die hinteren Türen öffnete, um Kazuki und Kou aussteigen zu lassen.

„Ich warte auf einem Parkplatz in der Nähe, sagt mir Bescheid, wenn ich euch wieder einsammeln soll“, sagte Shiro pflichtbewusst.

„In Ordnung. Keine Nutten in meinem Auto, verstanden, Shiro?“ sagte Kazuki ernst, aber mit einem Schmunzeln auf den Lippen.

„N... natürlich nicht, Boss!“ Shiro verbeugte sich hastig mit rotem Kopf. „Bis später dann.“ Er stieg wieder ein und fuhr davon.

„Das machst du jetzt nicht jedes Mal, wenn er fährt, oder?“ Tetsuo schaute ihn amüsiert von der Seite an.

„Vielleicht... dir habe ich es nie gesagt und was hatte ich davon, Tetsu? Flecken auf den Ledersitzen“, antwortete er, ebenso amüsiert. „Gehen wir?“

„Hm... du hast sie damals bezahlt und was anderes als deine Karre war nicht verfügbar gewesen“, murrte Tetsuo zur Antwort und folgte ihm und Kou zum Eingang.

 

Kou hielt sich dicht hinter Kazuki, der sie am Einlass anmeldete, bevor ein Angestellter sie nach drinnen brachte. Am Ende des lang gezogenen Zuschauerraumes war eine Bühne, die sich anderthalb Meter vom Boden davor erhob. Im Raum waren gemütlich aussehende Sofas und Sessel um runde Tische herum verteilt, so dass man von jedem Platz aus einen guten Blick hatte. Direkt neben dem Eingang befand sich eine Bar, die in einem Halbkreis in den Raum gebaut war, um den Platz besser auszunutzen. Kleine Lampen an den Wänden und auf den Tischen erhellten den Raum, das Licht wurde von etwas kitschiger Dekoration reflektiert, die ohne wirkliches Konzept verteilt war. Da es noch früh war, war es noch nicht besonders voll. Kou sah Personen in unterschiedlicher Garderobe, von Abendgarderobe bis Fetischkleidung war alles dabei, der Kontrast schien niemanden zu stören.

„Was wollt ihr trinken? Dann organisiere ich das schonmal“, bot Tetsuo an, nachdem sie an einem Tisch im vorderen Bereich angekommen waren.

„Das übliche. Danke, Tetsu“, antwortete Kazuki.

„Yukimura?“ Tetsuo schaute Kou an, der sich neugierig im Raum umsah.

„Gin Tonic, bitte“, entgegnete er.

„In Ordnung.“ Tetsuo drehte sich um und schlug den Weg zur Bar ein, unterwegs kramte er eine Zigarettenschachtel aus seinem Jackett und schob sich eine Zigarette in den Mund. An der Bar standen schon mehrere Raucher, anscheinend war dort eine Lüftungsanlage eingebaut, damit der Rauch nicht im ganzen Raum verteilt wurde, aber man trotzdem drinnen rauchen konnte, ohne etwas zu verpassen.

„Er ist... so ganz anders, als ich es erwartet habe“, sagte Kou, während er ihm nachsah. „Im Arbeitsmodus hat er so einen Stock im Arsch, dass ich gedacht habe, dass er privat auch so ist.“

Kazuki ließ ein kleines Lachen hören. „Tetsu weiß ganz genau, welches Verhalten wann angebracht ist. Früher wusste er es nicht und ist mehr als einmal damit angeeckt, was nicht nur ihn, sondern auch andere in Schwierigkeiten gebracht hat.“

„Hm... mit dem Alter wird man auch weiser...“ Kou stellte sich einen aufmüpfigen Tetsuo vor, der maulte wie Ren und Yuuta vor ein paar Tagen.

„Tetsu ist viereinhalb Jahre jünger als ich, was macht mich das dann?“ Er hob fragend eine Augenbraue und amüsierte sich dann über Kous verdattertes Gesicht.

„Najaaa... erfahrener?“ versuchte er sich zu retten.

„Gerade nochmal Glück gehabt, Kou...“ Er schaute sich um und lächelte, als er die Person gefunden hatte, die er gesucht hatte. „Shimizu-sensei ist dort drüben, stört es dich, wenn ich dich kurz allein lasse? Oder willst du mitkommen?“ fragte er.

„Geh nur... du hast ihn sicher länger nicht gesehen, da will ich nicht alle Aufmerksamkeit auf mich ziehen“, antwortete Kou und setzte sich auf das weich gepolsterte Sofa.

„Die hast du sowieso... und meine erstrecht“, entgegnete Kazuki und kraulte kurz seinen Nacken, was Kou leise schnurren ließ. „Ich bin gleich wieder da.“

Er ließ ihn allein, um sich mit dem in einen schwarzen Hakama und eine schwarze Jacke gekleideten Mann in seinem Alter zu unterhalten. Unter der Jacke erspähte Kou ein kunstvoll auf seiner Brust verknotetes und verzweigtes schwarzes Seil. Er fragte Kazuki etwas und schaute dann herüber zu Kou, der hastig den Blick abwendete, als er bemerkt hatte, dass er unhöflich starrte.

 

„Ganz allein, Prinzessin?“ Nao lehnte sich grinsend an die Lehne des Sofas, auf dem Kou saß.

„Hallo Nao, dich hört man auch schon aus zehn Metern Entfernung“, entgegnete er gelassen, da er das Klackern von Naos Absätzen schon gehört hatte, bevor er etwas sagen konnte.

„Rutsch mal ein Stück“, sagte er und schob sich zu Kou auf das Polster. „Die Schuhe sind neu und höllisch unbequem, mehr zum Sitzen als zum Stehen gemacht.“

„Warum ziehst du sie dann an?“ fragte er, der die schwarzen Schnürboots trug, die er am Tag zuvor schon beim Einkaufen getragen hatte.

„Weil sie... gut aussehen? Ich bin ohne sie so klein, so fühle ich mich wohler“, entgegnete Nao.

„Verstehe... wer ist dein Begleiter?“ fragte Kou neugierig.

„Nur ein Bekannter, der öfter mal im Laden ist. Wir haben ähnliche Interessen, aber das war es auch schon, ich treffe mich später noch mit meinem Partner in Shinjuku“, antwortete er. „Aber mal zu dir...“ Nao stützte das Kinn auf die Hand und schaute ihn an. „Wer von den beiden ist es, hm? Die sind ja beide absolut zum Anbeißen und warum lassen sie dich Lämmchen hier allein?“

„Nenn mich nicht Lämmchen, Nao... die Zeiten sind wirklich vorbei“, murrte Kou, dann schaute er sehnsüchtig zu Kazuki, der sich immer noch mit Shimizu unterhielt.

„Mhm... gut gebaut, kräftige, schöne Hände... ein Mann mit Stil...“ murmelte Nao neben ihm.

Kazuki schaute über die Schulter zu Kou und neigte entschuldigend den Kopf, da es länger dauerte.

„Dieser Blick... ich erinnere mich gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal so angesehen wurde, Kou, da hast du ja einen gute Fang gemacht“, sagte er anerkennend. „Ist er viel älter als du?“

„Fünfzehn Jahre...“ Kou hob den Kopf, als Tetsuo drei Gläser auf den Tisch stellte und sich setzte. „Du warst aber lange weg, Tetsuo.“

„Ich wurde aufgehalten von Leuten, die zu viel reden“, antwortete er und musterte Nao. „Wer ist dein Freund?“

„Das ist Nao, wir kennen uns schon ewig. Nao, das ist Tetsuo, Kazukis... uhm...“ Er wusste nicht, wie er Tetsuo vorstellen sollte.

„Mädchen für alles“, übernahm Tetsuo für ihn und trank einen Schluck aus seinem Glas. „Ich wusste nicht, dass du Freunde in der Szene hast, Yukimura.“

„Es gibt wahrscheinlich einiges, das du nicht über Kou weißt, Tetsuo“, entgegnete Nao grinsend und legte einen Arm um Kou, der sich darauf gefasst machte, dass Nao aus dem Nähkästchen plauderte, wie er es oft tat.

„Da bin ich aber gespannt...“ sagte Kazuki, den Kou nicht hatte zurückkommen hören. Er setzte sich neben Tetsuo und legte die Finger um das Glas Whiskey, das er ihm mitgebracht hatte.

„Das sind Geschichten für ein anderes Mal... Kazuki, richtig?“ Nao schaute ihn ernst an.

„Richtig, Onodera Kazuki. Kou hat mir schon von dir erzählt, Nao“, entgegnete er ebenso ernst.

„Ähm... Nao ist ein Bottom wie ich, da lief nie was außer Training. Hört auf, euch so anzustarren, das ist ja peinlich...“ sagte Kou augenrollend und kniff Nao in die Wange, um die unangenehme Situation aufzulösen.

„Au... du hast ja recht, entschuldige, Prinzessin“, jammerte Nao.

„Training, hm?“ Kazuki schaute die zwei neugierig an.

Kou schob die Zunge in seine Wange, um einen Blowjob anzudeuten, während er seinen Blick erwiderte.

„Du hast ihm die Kiste immer noch nicht gezeigt, oder, Kou?“ fragte Nao leise.

„Wie denn seit gestern? Du bist viel zu ungeduldig“, antwortete er.

„Auch wieder wahr... Es geht gleich los, ich sollte zurück zu meiner Begleitung“, sagte Nao und stand auf. „Es war mir eine Freude, euch kennenzulernen. Wir sehen uns, Kou.“ Er gab ihm wie immer einen freundschaftlichen Kuss auf den Mund und ging zu seinem Platz.

Kazuki schob sein Glas über den Tisch und setzte sich auf den frei gewordenen Platz neben Kou, wo er besitzergreifend einen Arm um seine Hüfte legte, die Hand auf die Seite seines Oberschenkels.

„Du lässt dich in meiner Gegenwart von anderen Männern küssen...?“ raunte er in sein Ohr. „Wie ungezogen.“

„Ja... und? Bist du etwa eifersüchtig? Gestern hat er mich fast nackt gesehen und er kennt meinen Körper ebenso gut wie du, wahrscheinlich sogar besser...“ neckte Kou ihn.

„Furchtbar eifersüchtig“, entgegnete der Ältere und rieb mit dem Daumen der freien Hand über seine Lippen, wo Naos Lippenstift Spuren hinterlassen hatte, bevor er ihm einen kurzen Kuss darauf drückte.

 

Das Licht im Saal wurde abgedunkelt, bis nur noch die kleinen Lampen auf den Tischen brannten und die Scheinwerfer die Bühne beleuchteten. Auf der Bühne stand eine Frau in einem lose gebundenen Kimono, die dunklen Haare waren zu einem kunstvollen Knoten hochgebunden. Musik begann zu spielen, Drum’n’Bass, was Kou in dem Ambiente nicht erwartet hatte. Shimizu betrat die Bühne von der Seite und legte einige Bündel ordentlich aufgerollte, neongrüne Seile auf den Boden, bevor er sich kurz vor dem Publikum verbeugte, um es zu begrüßen. Er ging zu der Frau und strich ihr sanft über die Wange, bevor er den Gürtel des Kimonos öffnete, sich hinter sie stellte und ihn über ihre Schultern nach unten zog. Darunter trug sie einen tief ausgeschnittenen, engen Latexbody, Beine und Arme waren nackt. Er nahm das erste Seilbündel, zeigte es ihr, dann rollte er es auseinander und begann, ein sternförmiges Muster über ihrer Brust zu binden. Ihre Brüste wurden etwas angehoben, als er das Seil unterhalb festzog und sie biss sich leicht auf die schmalen Lippen, die rot geschminkt waren. Von der Brust arbeitete er sich mit dem nächsten Seilbündel nach unten, umschloss damit ihre Hüften und führte schließlich ein mehrfach an den richtigen Stellen geknotetes Stück zwischen ihren Beinen hindurch und befestigte es auf ihrem Rücken. Sie hatte die Beine leicht gespreizt und jeder im Saal konnte sehen, wie das Seil sich in die weiche Haut unter dem Latex drückte. Um ihre Arme auf dem Rücken zu fixieren, drehte er sie mit dem Rücken zum Publikum um und ließ sie die Unterarme U-förmig unter ihren Schulterblättern verschränken. Statt sie nur zusammenzubinden, flocht er von ihren Schultern bis zu den Handgelenken ein aufwendiges Muster, das er dann an der Seilkonstruktion fixierte, die er schon auf ihrem Rücken angelegt hatte. Shimizu drehte sie wieder um und legte einen Arm um ihre schmale Taille, die Lippen an ihr Ohr und flüsterte ihr etwas zu, das nur sie hören konnte. Sie nickte leicht, woraufhin er sie auf die Knie drückte, die Beine gespreizt, so dass sie das Gleichgewicht besser halten konnte. Er schlüpfte aus den Ärmeln seiner Jacke und entblößte die rautenförmige Schnürung auf seiner verschwitzten Brust, bevor er von der Decke einen stabilen Haken zog, an den er ein weiteres Seil knotete, das er zuvor an ihrem Rücken befestigt hatte. Er zog etwas daran, so dass sie sich weiter aufrichtete und vom Seil gehalten wurde, sollte sie das Gleichgewicht verlieren.

Anschließend umschloss er ihre Beine mit demselben Muster wie ihre Arme, langsam und sorgfältig legte er das leuchtend grüne Seil um ihre helle Haut, um dann den Unterschenkel an den Oberschenkel zu ziehen und sie miteinander zu verbinden, so dass sie links nur noch auf dem Knie balancierte, das rechte Schienbein berührte noch immer den Boden. Er ließ ihr etwas Zeit, sich daran zu gewöhnen, die zitternden Muskeln in den Beinen zu entspannen und dem Halteseil zu vertrauen. Ein Seufzen kam durch ihre halb geöffneten Lippen, als sie locker ließ und der Druck des Seils sich durch ihr eigenes Gewicht erhöhte. Die Haut zwischen ihren Oberschenkeln war sichtbar feucht und ihre Nippel drückten sich durch das dünne Latex, das ihre Brüste bedeckte.

 

Kou hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt und beobachtete das Schauspiel auf der Bühne mit höchster Aufmerksamkeit. Kazukis Hand lag unter seinem Shirt auf seiner Seite, die Finger strichen immer mal wieder über die feine Kette, die er trug.

„Weißt du, was er noch geplant hat...?“ fragte Tetsuo leise, der näher gerückt war und sich über Kous gebeugten Rücken zu Kazuki gelehnt hatte.

„Hmm... ich habe eine Ahnung... Kommt darauf an, wie viel sie noch schafft...“ antwortete dieser ebenso leise.

Kou atmete tief ein und bereute es sofort, Kazukis schwerer Duft nach Zedernholz, der schon für sich allein ausreichte, ihn durcheinander zu bringen, mischte sich mit dem von Tetsuo, der leicht nach Bergamotte und Leder roch. Die erotisch angehauchte Atmosphäre im Saal tat dazu ihr übriges, er spürte fast schmerzhaft, dass seine Hose nicht dafür gemacht war, eine Erektion zu haben, was es noch verstärkte.

Tetsuo behielt die Nähe bei, als es auf der Bühne weiterging.

 

Shimizu knotete aus einem dünneren Seil einen Knebel, den er um ihren Kopf schlang und sie so zwang, den Mund offen zu halten. Er ging um sie herum und verband den rechten Fuß mit dem Seil an ihrer Hüfte, so dass sie ihre Beine nun gar nicht mehr bewegen konnte und allein vom Seil gehalten wurde. Er hockte sich hinter sie, sprach leise mit ihr und wartete auf Zustimmung oder Ablehnung. Speichel lief über ihr Kinn nach unten und tropfte in ihren Ausschnitt, als sie die Mundwinkel zu einem halben Lächeln verzog und dann nickte. Shimizu stand auf, holte das letzte Seilbündel, befestigte es mit stabilen Knoten an einem zweiten Haken und dann an ihr. Die Muskeln an seinen Armen spannten sich, als er fest an der Haltekonstruktion zog und die Frau stöhnte auf, eine Mischung aus Überraschung und Lust, als sie vom Boden abhob und mit dem gesamten Gewicht in der Fesselung hing, die Beine asymmetrisch nach hinten gebunden. Shimizu befestigte die Seile, so dass er sie nicht mehr halten musste und sie schwang leicht auf Hüfthöhe über dem Boden. Ein leises Raunen ging durch den Saal. Shimizu lächelte, dann setzte er seiner Partnerin einen Haarreif mit grünen Katzenohren auf, nachdem er ihr über den Kopf gestreichelt hatte. Aus dem Hosenbund zog er einen Katzenschweif in derselben Farbe, der an einem handlichen Analplug befestigt war. Er strich damit an ihrem Körper entlang, stellte sich dann zwischen ihre fixierten Beine, wo er mit einer Hand nach der Öffnung im Schritt ihres Bodys suchte, vorbei am Seil, das er dort hingelegt hatte, während er sie mit der anderen festhielt, damit sie sich nicht in der Schwebe bewegte. Er nutzt ihre eigene Nässe, um den Plug zu befeuchten und ihn dann mit Leichtigkeit in ihrem Po zu versenken, was sie laut aufstöhnen ließ, soweit es ihr mit dem Knebel im Mund möglich war.

 

Kou war heiß, sein Unterleib kribbelte und er stellte sich vor, wie es sich anfühlen würde, so verschnürt und ausgeliefert zu sein. Er schaute zu Kazuki, der rechts neben ihm saß und den Blick auf die Bühne gerichtet hatte, ihn aber ansah, als er sich bewegte.

„Alles in Ordnung...?“ fragte er leise, die Mundwinkel zu einem leichten Lächeln verzogen.

„Mhm...“ Kou rutschte auf seinem Platz herum, um seine Hose etwas auszurichten, ohne dass er die Hände vom Tisch nehmen musste.

„Gefällt es dir? Ich würde es verstehen, wenn sie... nicht so dein Fall ist“, sprach er leise weiter, seine Hand an Kous Seite wanderte nach vorne zu seinem Bauch.

„D... doch, alles gut... sie ist wirklich hübsch und... es ist aufregend...“ entgegnete er, die Stimme nur ein Flüstern.

 

Das Licht auf der Bühne ging aus und mit einem Klicken wurden Schwarzlichtlampen angeschaltet, in deren Licht die neongrünen Seile, die Katzenohren und der Schweif leuchteten. Shimizu war nur ein Schatten, ebenso der Körper seiner Partnerin, die zitternd in der Fesselung hing. Dies schien das vorläufige Ende der Show zu bedeuten, denn das Publikum applaudierte, bis kurz darauf das Licht wieder anging und Shimizu sich daran machte, seine Partnerin herunterzulassen und mit wenigen Handgriffen die Seile zu lösen. Sie lag selig lächelnd in seinen Armen, während er auf dem Boden hockte und die Fesseln abstreifte, die rote Spuren auf ihrer Haut hinterlassen hatten, dann hob er sie hoch, als würde sie kaum etwas wiegen und trug sie von der Bühne.

Mit dem Applaus wich auch die Anspannung im Saal. Es waren fast zwei Stunden vergangen seit Beginn, Kou war so gebannt gewesen, dass er vergessen hatte, etwas zu trinken. Er schaute irritiert auf sein halbvolles Glas.

„Oh...“ machte er und leerte es in einem Zug, sein Hals fühlte sich trocken an.

Links neben ihm unterdrückte Tetsuo ein Lachen, er und Kazuki hatten sich während der Show eine halbe Flasche japanischen Whiskey geteilt, damit nicht dauernd jemand nachbestellen musste. Kou hatte es nur am Rande mitbekommen.

„Es ist faszinierend... wie du alles um dich herum vergisst, wenn du dich auf etwas konzentrierst, Kou...“ sagte Kazuki grinsend. „Willst du noch etwas trinken?“

„Gern... nochmal dasselbe.“

Kou lehnte sich zurück, um seine Muskulatur zu entspannen, nachdem Kazuki aufgestanden war, um zur Bar zu gehen. Tetsuo hatte den Kopf auf die Hand gestützt und beobachtete ihn von der Seite.

„Ich weiß nicht, was interessanter war... die Show oder du, wie du von Minute zu Minute geiler wurdest, ohne dir etwas anmerken zu lassen oder es zumindest zu versuchen, dir nichts anmerken zu lassen“, sagte er amüsiert.

„Du hast es gemerkt, also ist der Versuch fehlgeschlagen...“ entgegnete Kou verstimmt.

„Nicht nur ich... aber Kazuki und ich haben ein Gespür für sowas. Wenn man weiß, worauf man achten muss, merkt man es“, erklärte er und schenkte sich nach.

„Hmm... was hättest du gemacht, wenn... ich mir auf der Rückbank deines Autos einen runtergeholt hätte, als du mich nach dem ersten Meeting nach Hause gefahren hast, Tetsuo?“ fragte er neugierig.

„Gar nichts. Dich nach Hause gefahren und gegebenenfalls hinter dir sauber gemacht“, antwortete er kühl. „Dir zugesehen, soweit es möglich gewesen wäre bei dem Verkehr an dem Abend. Aber sonst... Kazuki hätte mich am Schwanz aufgehängt, wenn ich dich angefasst hätte, ohne dass er es mir erlaubt hat.“

„Du übertreibst, Tetsu.“ Kazuki kam mit Kous Drink zurück und setzte sich wieder neben ihn. „Das würde ich nie tun.“

„Ich weiß, aber es ist zu niedlich, wenn er immer so ein überraschtes Gesicht macht“, entgegnete Tetsuo grinsend. „Oder er stellt sich vor, wie es ist, am Schwanz aufgehängt zu werden...“ Er hob eine Augenbraue und schaute Kou prüfend an, der rot anlief.

„V... vielleicht ein bisschen...“ murmelte er in sein Glas, es war ihm peinlich, dass Tetsuo ihn so durchschauen konnte.

„Hör auf, ihn aufzuziehen, Tetsu. Du hast dich wirklich gut gehalten heute, Kou... Ich habe zwischendurch schon erwartet, du springst mir auf den Schoß und bettelst um meine Aufmerksamkeit“, sagte Kazuki anerkennend.

„Ich hatte deine Aufmerksamkeit die ganze Zeit... warum also noch betteln?“ Kou legte den Kopf schief und schaute ihn an, der Alkohol machte ihn etwas mutiger, wo er sich sonst in der Öffentlichkeit zurückhielt. „Oder hast du dir gewünscht, dass ich das tue? So... vor allen Leuten? Vor Nao, der von seinem Platz aus alles gesehen hätte?“ Er lächelte, als Kazukis Gesicht sich leicht anspannte, als er Nao erwähnte, dann beugte er sich vor und brachte seine Lippen dicht an sein Ohr, ohne ihn zu berühren. „Wärst du denn dann noch stolz auf mich gewesen, wenn ich mich nicht zurückgehalten hätte...? Nur um dein eigenes Ego zu befriedigen, Ka-zu-ki?“

„Soll ich Shiro Bescheid sagen? Er wäre in ein paar Minuten da. Bevor ihr hier übereinander herfallt, was... sicher interessant wäre, aber morgen die halbe Stadt wüsste“, sagte Tetsuo, das Handy schon in der Hand.

„Ja, wäre wohl besser“, sagte Kazuki knapp, einen Arm um Kou gelegt, der hastig sein Glas leerte, um sich irgendwie zu beschäftigen.

Chapter 27

Summary:

„Wenn ich dir einen Befehl gebe, antwortest du mit „Ja, Meister“. Sofern du in der Lage bist, zu sprechen“, fügte er kühl hinzu.

„J... ja, Meister.“ Kou hob den Saum seines Shirts an und zog es sich langsam über den Kopf, dann ließ er es mit einem leisen Rascheln neben sich auf den Boden fallen. Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, um sie zu ordnen und öffnete anschließend den Verschluss seiner Hose. Er schob die Daumen in den Bund, um sie Stück für Stück nach unten zu schieben, viel schneller hätte er es auch ohne Kazukis Befehl nicht tun können, denn sie war eng und klebte an seiner Haut. Er zog sie mitsamt Socken von den Füßen und kickte sie zur Seite, so dass er nur noch den im vorderen Bereich durchweichten, knappen String trug.

Es klackte leise, als Tetsuo sein Glas auf dem Holzfußboden abstelle, um beide Hände freizuhaben. Kou warf einen kurzen Blick über die Schulter, da er ihm den Rücken zugedreht hatte.

„Ignorier ihn, deine Aufmerksamkeit gehört mir“, erinnerte Kazuki ihn ernst.

„Ja, Meister.“ Er richtete seinen Blick wieder nach vorne und legte die Finger auf den Bund seiner Unterhose, um sie auch auszuziehen und schlussendlich nackt vor ihm zu stehen.

Chapter Text

Kazuki ließ Kou keine Möglichkeit, auf der anderen Seite des Autos einzusteigen, nachdem Shiro angehalten hatte. Er zog ihn einfach mit sich auf den breiten Rücksitz auf der Beifahrerseite. Shiro zuckte mit den Schultern und fuhr los, nachdem Tetsuo die hintere Tür geschlossen hatte und selbst eingestiegen war.

Den linken Arm legte Kazuki um Kous Hüfte, um ihn festzuhalten, die rechte Hand legte er auf seinen Nacken, mit den Fingern strich er über seinen Haaransatz und die Haut darunter. Er küsste ihn gierig, kaum dass Shiro den Vorplatz des Clubs verlassen hatte.

„Kazuki... f... fass mich an... ich halte es kaum noch aus...“ flüsterte Kou zwischen zwei Küssen, seinen Unterleib an ihm reibend.

„So dringend...?“ Er knabberte an seiner Unterlippe.

Kou nickte und öffnete mit zitternden Fingern den Verschluss seiner Hose.

„Wie wäre es... du fasst dich selbst an, sonst müsste ich dich loslassen und wenn Shiro sich da vorne zu sehr ablenken lässt, rutschst du mir am Ende noch vom Schoß und tust dir weh...“ Kazuki verstärkte den Griff um Kous Hüfte und legte beide Hände fest auf seinen Po.

„Hnn... klingt plausibel... aber... schau mich an, ja?“ Er lehnte sich so weit zurück, bis er mit den Schultern an den Beifahrersitz stieß, den Blazer zog er aus, damit er nicht störte und warf ihn auf den freien Sitz. Da Kazuki ihn festhielt, hatte er beide Hände frei, um den Rest des Reißverschlusses seiner Hose zu öffnen und sie ein Stück herunterzuschieben. Der dünne Stoff seiner mehr als knappen Unterhose war nass von Lusttropfen und klebte an seinem harten Penis, der darin kaum Platz fand. Die Haut darunter war ebenso feucht, so sehr war er durch die Erregung der vergangenen Stunden ausgelaufen. Kou biss sich auf die Unterlippe, als er mit den Fingern über den Stoff strich und ihn dann einfach zur Seite zog, um seine Erektion aus ihrem Gefängnis zu befreien. Kazuki ließ ihn nicht aus den Augen und beobachtete ihn dabei, wie er sich selbst berührte.

Kou legte die rechte Hand fest um die Wurzel und verteilte die ausgelaufene Flüssigkeit mit den Fingerspitzen auf dem ganzen Schaft, bis er nass glänzte. Er war so erregt, dass er nicht lange brauchen würde, wenn er einmal angefangen hatte, weshalb er versuchte, sich zumindest ein bisschen Zeit zu lassen. Mit der linken Hand schob er sein Oberteil hoch und klemmte sich den Saum zwischen die Lippen, damit es keine Flecken bekam, Speichel war in Ordnung, Sperma ging schlechter auszuwaschen. Er ließ die Hand oben und massierte mit Daumen und Zeigefinger seine linke Brustwarze, zog etwas daran, während er den Druck um seinen Penis erhöhte, den er langsam streichelte. Der Stoff des Shirts in seinem Mund hielt ihn davon ab, so laut zu stöhnen, wie er es sonst tat, aber so geil er auch war, er wollte Shiro nicht unnötig vom Fahren ablenken, die Show, die er bot, war mehr als genug. Sein Blick traf den von Kazuki, der ihn fasziniert beobachtete. Dass er selbst die Hände still halten musste und nichts tun konnte, außer zuzusehen, war etwas, das selten vorkam und es schien ihn zu erregen. Kou nahm die Wölbung in seinem Schritt zufrieden zur Kenntnis, lächelte, soweit es ihm möglich war und erhöhte das Tempo seiner Handbewegungen. Er drückte den Rücken durch, als er sich schneller als geplant dem Höhepunkt näherte und mit einem erstickten Stöhnen in seine Hand ergoss.

Kazuki beugte sich etwas vor und lutschte Kous Finger sauber, die er ihm hinhielt, bevor sie auf seinen Anzug tropfen konnten. Das tat er mehr als gründlich, Kou spürte die Berührung seiner Zunge bis in die Lendengegend, wo seine Erregung kein Stück nachgelassen hatte.

„Kazuki... das reicht mir nicht... ich brauche mehr...“ sagte er leise und rutschte unruhig auf seinem Schoß herum.

Der Ältere zog ihn ein Stück näher, schob eine Hand seinen Rücken entlang nach oben und drückte ihn an sich für einen leidenschaftlichen Kuss, der nach Sperma und Whiskey schmeckte.

„Mehr...? Für mehr musst du dich noch etwas gedulden, Kou... und dann lasse ich dich die ganze Nacht nicht mehr los...“ Er schob die Hand auf seinem Hintern in die gelockerte Hose und strich mit Zeige- und Mittelfinger über die Haut rund um seinen Schließmuskel, um dann in ihn einzudringen. Kou klammerte sich an ihn, die Arme um seinen Nacken gelegt und die Hüften seiner Hand entgegengedrückt.

„Das... ist doch schon mehr... mehr von dir... als wenn ich mich nur selbst anfasse...“ flüsterte er, stöhnte leise, als Kazuki seine Finger in ihm bewegte. „Deine Selbstbeherrschung ist heiß, Kazuki... es ist dir anzusehen, wie schwer es dir fällt...“ Er knabberte an seinem Ohr. „Ich... ich will sie bröckeln sehen... zerbrechen... zeig mir den unbeherrschten Krieger, der du wirklich bist...“

„Wie lange noch, Shiro?“ fragte Tetsuo den Schwarzhaarigen am Steuer.

„Vielleicht fünf Minuten... Maximal... hoffe ich...“ antwortete er, rot bis über beide Ohren, Schweiß stand ihm auf der Stirn.

„Habt ihr gehört? Reißt euch etwas zusammen da hinten... wenn ihr wollt, dass wir heil ankommen“, sagte Tetsuo und drehte sich halb zu ihnen um.

„Ich glaube, Tetsuo ist böse auf uns... nicht, dass wir Shiro noch verderben...“ murmelte Kou an Kazukis Hals, was diesen leise lachen ließ.

„So einfach wird er nicht böse, aber wir sollten ihn nicht zu sehr ärgern“, sagte Kazuki leise, während er Kous Hose richtete, nachdem er die Finger aus ihm herausgezogen hatte.

 

Der Wagen holperte über den Bordstein der Einfahrt zur Tiefgarage und Shiro hielt mit quietschenden Reifen auf dem Parkplatz vor dem Aufzug an.

„Wir sind da... raus mit euch, ich hab‘ erst heute Mittag alles geputzt...“ sagte er, den Kopf ans Lenkrad gelehnt.

„Danke fürs Fahren, Shiro“, sagte Tetsuo und tätschelte die Schulter des jungen Kobun, bevor er ausstieg und die hintere Tür öffnete. Er half Kou auszusteigen, der etwas wackelig auf den Beinen war, damit Kazuki ihm folgen konnte, der Kous Blazer mitnahm, bevor er im Auto liegen blieb.

Kou lehnte sich im Aufzug an die kühle Metallverkleidung, dann musterte er Kazuki und Tetsuo, die nach ihm eintraten.

„Ist etwas, Kou?“ fragte Kazuki besorgt.

„Ist es in Ordnung... dass wir wegen mir den Ausflug so früh beendet haben? Ich meine... Tetsuo hatte noch nicht so viel davon und ich weiß ja nicht, wie ihr das sonst so handhabt...“ antwortete er etwas bedrückt. So erregt er auch immer noch war, machte er sich Gedanken über das Chaos, das er damit veranstaltete.

„Deine Sorge um meine Unterhaltung ehrt dich, Yukimura, aber mach dir darum keine Gedanken“, sagte Tetsuo mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. „Ich bin bisher voll auf meine Kosten gekommen, im Gegensatz zu euch muss ich aber auch nicht alles bespringen.“

„Verstehe... tut mir trotzdem leid...“ entgegnete er etwas geknickt. „Was machst du dann den Rest des Abends?“

Tetsuo zuckte mit den Schultern. „Mir einen Porno ansehen und mir einen runterholen, bevor ich schlafen gehe. Ich bin ja kein gefühlloser Eisklotz, in der Regel bin ich mir aber selbst genug.“

„Willst du zusehen, Tetsu? Wir haben ja schon festgestellt, dass Kou... kein Problem mit Publikum hat“, sagte Kazuki grinsend, was Kou dunkelrot anlaufen ließ.

„Naja... wäre mal was Neues, bisher durfte ich euch ja nur hören“, antwortete er gedehnt. „Natürlich nur, wenn Yukimura nichts dagegen hat.“ Er drückte auf den Knopf, der die Türen wieder schloss, nachdem sie sich auf dem Stockwerk geöffnet hatten, auf dem er wohnte und der Aufzug setzte seinen Weg nach oben fort.

Da Kou nicht antwortete, griff Kazuki nach dem schmalen Halsband und zog ihn ein Stück zu sich, um ihm ins Gesicht zu sehen. „Also... was sagst du, Kou?“ Sein Atem strich über Kous Lippen.

„Ich denke nicht... dass der Schoßhund dabei eine Wahl hat... er tut, was sein Herr von ihm verlangt...“ antwortete Kou heiser. „Außer... er möchte Tacoreis, dann hat er genug.“

„Brav... Dein Safeword?“ Er küsste ihn, nachdem Kou bestätigend genickt hatte, und ließ ihn wieder los, als der Aufzug anhielt und die Türen sich öffneten.

 

In der Wohnung angekommen, ging Kou ins Bad, während Kazuki und Tetsuo es sich mit Drinks auf dem Sofa bequem machten, bis er zurückkam. Kou tauschte die Kontaktlinsen gegen seine Brille, weil seine Augen es nicht gewohnt waren, die Linsen über längere Zeit zu tragen. Sie waren etwas gerötet, als er zurück ins Wohnzimmer ging.

„Alles in Ordnung?“ fragte Kazuki, dem die geröteten Augen aufgefallen waren.

„Alles gut... Nur trockene Augen.“ Kou blieb stehen und schaute die beiden an.

Sie hatten die Jacketts ausgezogen, Kazuki das schwarze Hemd geöffnet. Das enge, transparente Shirt, das Tetsuo trug, hatte keine Ärmel und ermöglichte so den Blick auf die Tattoos auf seinen Armen. Analog zu dem roten Drachen mit den Daruma-Figuren auf Kazukis rechtem Arm, zierte seinen linken Arm dasselbe Motiv in grün, die roten Darumas bildeten einen Kontrast zu den grünen Schuppen des Drachen, einer saß grimmig auf seiner linken Brust. Um den rechten Arm schlang sich ein rot-goldener Phönix, der dem auf Kazukis Rücken ähnelte. Der Kopf zog sich bis auf seine rechte Brust, der Schnabel war weit geöffnet und umfasste die gepiercte Brustwarze.

„Wir gehen rüber“, beschloss Kazuki, stand auf und schob Kou vor sich her in sein Schlafzimmer. Tetsuo folgte ihnen und setzte sich auf den geschnitzten Holzsessel vor dem Fenster, von dem aus er einen guten Blick auf den Rest des Raumes hatte, nachdem er ihn etwas gedreht hatte. Kazuki setzte sich auf die Bettkante und hielt Kou mit ernstem Blick auf Abstand.

„Zieh dich aus, Kou. Langsam“, befahl er. „Den Schmuck und die Brille kannst du anlassen.“

Kou nickte.

„Wenn ich dir einen Befehl gebe, antwortest du mit „Ja, Meister“. Sofern du in der Lage bist, zu sprechen“, fügte er kühl hinzu.

„J... ja, Meister.“ Kou hob den Saum seines Shirts an und zog es sich langsam über den Kopf, dann ließ er es mit einem leisen Rascheln neben sich auf den Boden fallen. Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, um sie zu ordnen und öffnete anschließend den Verschluss seiner Hose. Er schob die Daumen in den Bund, um sie Stück für Stück nach unten zu schieben, viel schneller hätte er es auch ohne Kazukis Befehl nicht tun können, denn sie war eng und klebte an seiner Haut. Er zog sie mitsamt Socken von den Füßen und kickte sie zur Seite, so dass er nur noch den im vorderen Bereich durchweichten, knappen String trug.

Es klackte leise, als Tetsuo sein Glas auf dem Holzfußboden abstelle, um beide Hände freizuhaben. Kou warf einen kurzen Blick über die Schulter, da er ihm den Rücken zugedreht hatte.

„Ignorier ihn, deine Aufmerksamkeit gehört mir“, erinnerte Kazuki ihn ernst.

„Ja, Meister.“ Er richtete seinen Blick wieder nach vorne und legte die Finger auf den Bund seiner Unterhose, um sie auch auszuziehen und schlussendlich nackt vor ihm zu stehen. Die kühlere Luft im Raum bereitete ihm eine leichte Gänsehaut.

Kazuki zog sein Hemd aus und legte es zur Seite.

„Komm her.“ Er deutete auf den Boden vor sich.

„Ja, Meister.“ Kou machte zwei kurze Schritte und blieb vor ihm stehen, so dicht, dass er Kazukis Körperwärme spüren konnte. Kazuki fuhr mit den Fingerspitzen über seine Brust nach unten, spielte kurz mit den feinen goldfarbenen Kettchen, die seinen Oberkörper umfassten, um dann auf Höhe seines Bauchnabels anzuhalten. Kous Erektion zuckte leicht unter der Berührung.

„Auf die Knie, Kou. Dein Platz ist der Fußboden, wie es sich für einen braven Schoßhund gehört.“

Kou zögerte kurz und sank dann auf die Knie, der harte Holzfußboden war von der Fußbodenheizung leicht erwärmt. „Ja, Meister.“

Kazuki legte die Finger um sein Kinn und hob seinen Kopf an. „Du hast heute versucht, mich eifersüchtig zu machen, dich von einem anderen küssen lassen. Das war nicht nett. Wie planst du, das wieder gut zu machen?“

„Ich... ich hab doch nur... er macht das immer so... bei jedem, den er mag...“ versuchte Kou die Situation zu erklären.

„Das ist mir vollkommen egal. Du gehörst mir und niemand sonst hat dich anzufassen, wenn ich es nicht erlaubt habe, hast du mich verstanden, Kou?“ Sein Griff um Kous Kinn wurde fester, die Finger bohrten sich in seine Haut.

„J... ja, Meister... verzeih mir bitte...“ Kou legte die Hände auf Kazukis Oberschenkel und hielt sich an ihm fest.

Kazuki ließ ihn los, öffnete seine Hose und zog sie nach kurzer Bedenkzeit komplett aus. Dafür musste er aufstehen, wobei er mit seinem halbharten Penis Kous Gesicht streifte.

„Meister... lass... lass es mich wiedergutmachen...“ Er leckte mit der Zungenspitze über die weiche Haut, soweit er sie erreichen konnte, da Kazuki sich ihm kurz darauf entzog und eine Hand in den Haaren an seinem Hinterkopf vergrub, um seinen Kopf nach hinten zu beugen.

„Bitte... ich habe mich vorhin schon zurückgehalten...“ Er öffnete den Mund und streckte die Zunge aus, die Kazuki daraufhin mit der anderen Hand festhielt.

„Du bist gierig und ungeduldig... du bekommst meinen Schwanz, wenn ich es für richtig halte und nicht, weil du es so sehr willst.“

Kou fuhr mit den Händen an seinen tätowierten Oberschenkeln nach oben, hungrig danach, ihn zu berühren.

„Ich habe dir nicht erlaubt, mich zu berühren, Kou. Lass – mich – los“, verlangte Kazuki und zog fester an seinen Haaren, dass es Kou die Tränen in die Augen trieb. Er ließ ihn sofort los, Speichel rann über sein Kinn, da seine Zunge immer noch zwischen seinen Fingern fixiert war.

„Wenn du deine Hände nicht stillhalten kannst, müssen wir das anders lösen, bis du es gelernt hast.“ Er ließ ihn los und stieß ihn von sich, so dass er unsanft rückwärts auf den Hintern fiel und sich mit den Händen auffangen musste. Er schaute den Älteren von unten an, abwartend und aufgeregt.

„Bleib da. Augen geradeaus.“ Er ging zu einer Kommode hinter ihm, öffnete die oberste Schublade und holte etwas heraus, das Kou nicht sehen konnte.

„Ja, Meister...“ Er kniete sich wieder hin und schaute zum Bett vor sich.

„Dein eigenes, Kazuki...?“ fragte Tetsuo überrascht.

„In der Not... seins habe ich noch nicht angefangen“, antwortete er. „Wäre ja schade um den Aufwand, wenn er nicht drauf stehen würde.“

Tetsuo grummelte zustimmend. Kou spürte, wie Kazuki sich dicht hinter ihm niederließ und das Kinn auf seine Schulter legte, die Brust an seinen Rücken gelehnt. Er fühlte den schnellen Herzschlag des Älteren und war nach wie vor fasziniert davon, wie gut er sich beherrschen konnte.

„Da du deine Hände trotz Befehl nicht stillhalten kannst...“ begann er und zog Kous Hände von seinem Schritt, auf den er sie unbewusst gelegt hatte, um sich sacht zu streicheln, „muss ich wohl zu anderen Mitteln greifen.“

Er rückte ein Stück zurück und bog Kous Arme auf den Rücken, so dass sie unterhalb seiner Schulterblätter übereinanderlagen. Er hielt seine Handgelenke mit einer Hand fixiert und löste den Knoten des kleinen Seilbündels mit der anderen Hand, dann wickelte er das Seil lose um Kous Unterarme, bevor er sie so arrangierte, dass er mit den Händen seine Ellbogen umfassen konnte und den Knoten festzog. Kou entfuhr ein überraschter Laut, als das Seil leicht in die Haut schnitt, der Druck auf drei Reihen nebeneinander verteilt. Das restliche Seil schlang er mehrfach um Kous Oberkörper, fixierte so die Oberarme an seinen Seiten, so dass er sie nicht einmal mehr nach hinten strecken konnte um sich gegebenenfalls abstützen zu können. Kazuki achtete darauf, die Bodychain, die er trug, nicht mit festzubinden, um ihm damit nicht wehzutun, sondern fädelte das Seil darunter hindurch, so dass die Schmucksteine daran auf den Seil um Kous Brust lagen. Kou wagte einen Blick nach unten, das Seil war dunkelrot wie der Anzug, den Kazuki getragen hatte, und schimmerte leicht im Licht. Es verlief ober- und unterhalb seiner Brust, er spürte den leichten Druck, der ihn etwas flacher atmen ließ, während Kazuki es nach und nach fester zog und auf seinem Rücken verknotete.

„Hältst du jetzt still, Kou?“ fragte er leise, seine Lippen an seinem Ohr. Kou spürte seine nun mehr als harte Erektion an seinem unteren Rücken.

„Ja, Meister...“ Er benötigte einen Moment, sich an die Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit zu gewöhnen.

„Sehr gut.“ Kazuki stand auf und stellte sich vor ihn, schob seine langen Haare zur Seite, damit Tetsuo einen besseren Blick auf die Fesselung auf seinem Rücken hatte. „Mach den Mund auf. Wenn dein... Freund dir so viel beigebracht hat, solltest du in der Lage sein, mir einen zu blasen ohne deine Hände zu benutzen.“

„Ja, Meister.“ Kou gehorchte und er schob seinen harten Penis in seinen geöffneten Mund. Er lutschte gierig an ihm, strich mit der Zunge über die empfindliche Unterseite und gab sich Mühe, ihn zufrieden zu stellen. Er rutschte aus seinem Mund heraus und Kou nutzte das, um sanft an seinen Hoden zu saugen, bevor er seine Lippen über die gesamte Länge des Schafts gleiten ließ. Er schaute Kazuki von unten an, der ihn nicht aus den Augen ließ und mühsam seine eiserne Selbstbeherrschung aufrecht hielt. Es war ihm anzusehen, wie schwer es ihm fiel, der bisherige Abend hatte seine Wirkung auf ihn, zusätzlich zu Kous Wunsch, diese Selbstbeherrschung aufzubrechen.

„Das... machst du gut, Kou... du bist ein nützlicher Schoßhund...“ Kazuki stöhnte auf, weil Kou es geschafft hatte, seinen Penis wieder in den Mund zu nehmen und die Lippen fest um ihn schloss, dann den Kopf vorschob und mit der Nasenspitze seinen Bauch berührte. Er streckte den Arm zur Seite und hielt sich hastig am Bettpfosten fest, da seine Knie unter Kous Bemühungen nachzugeben drohten, die andere Hand legte er auf seinen Kopf und hielt ihn fest. Seine Zunge drückte auffordernd von unten gegen ihn, dann begann Kazuki, langsam in seinen Mund zu stoßen. Es dauerte nicht mehr lange, bis er sich stöhnend in Kous Mund ergoss. Er zog sich aus ihm zurück, damit er schlucken konnte und setzte sich schwer atmend auf die Bettkante.

„Hmmnn...“ Kou leckte sich die Lippen, nachdem er alles geschluckt hatte, und legte den Kopf auf Kazukis Schoß. „Ich liebe... deinen Schwanz, Meister. Gibst du mir mehr davon?“

„Du bist ein schwanzgeiles Luder, nicht wahr, Kou?“ Er legte zwei Finger unter das Halsband, das er noch trug und zog ihn daran ein Stück hoch. „Solange du einen Schwanz bekommst, mit dem du spielen kannst, bist du glücklich... Warum sollte ich dir geben, was du willst?“

„Weil... du meinen Arsch ebenso liebst, wie ich deinen Schwanz, Meister... Du quälst dich selbst, wenn du dich so zurückhältst.“ Kou schaute ihn frech an.

„Du redest zu viel.“ Kazuki griff in das Seil auf Kous Brust und zog ihn mit einem Ruck auf seinen Schoß. „Vielleicht solltest du Tetsu zeigen, wie sehr dein Arsch auf Schwänze steht... hin und wieder verschmäht er das auch nicht...“ Er biss Kou in den Hals, während er zwei zuvor angefeuchtete Finger in ihn einführte.

Kou klemmte die Füße hinter Kazukis Unterschenkel und drängte seinen Po stöhnend seinen Fingern entgegen. Er fügte einen weiteren Finger hinzu und dehnte ihn weiter, indem er sie spreizte, was ihn laut aufstöhnen ließ.

„Kazuki... bitte... fick mich endlich... ich will dich... so sehr...“ flehte er. Er war so erregt, dass er auslief und auf ihn tropfte. „Tetsuo will ich nicht... nur dich. Zeig mir... den Krieger hinter der beherrschten Fassade, Ka-zu-ki...“

„Wie du willst...“ Er entfernte die Finger aus ihm, zog ihm die Brille aus und legte sie ordentlich auf das Schränkchen neben dem Bett, an das er gerade noch so herankam, dann hob er Kou hoch und warf ihn aufs Bett, wo er unsanft auf der Seite landete. Kazuki kniete sich hinter hin, legte die Hände auf seine Oberschenkel und drehte ihn mit Schwung auf den Bauch, bevor er seine Hüften anhob und ohne Zögern mit seinem tropfenden, harten Penis in ihn eindrang. Kou kam laut stöhnend, als er dabei mit seiner Eichel fest über seine Prostata rieb. Mit einer Hand drückte er Kous Schultern in das Kissen unter ihm und stieß hart und tief in ihn hinein, mit der anderen Hand zog er ihn an der Hüfte bei jedem Stoß an sich. Der Raum war erfüllt von Kous unkontrolliertem Stöhnen, Kazukis angestrengtem Keuchen und dem Aufeinandertreffen schweißfeuchter Haut.

„K... Kazuki... so gut... so tief...“

Die Hand auf Kous Rücken wanderte nach vorne und legte sich sanft um seinen Hals, so zog er seinen Oberkörper hoch und drückte ihn an seine Brust, während er weiter in ihn stieß. Kou spürte Kazukis Zähne an seiner Schulter, die Finger um seinen Hals erschwerten ihm die Atmung, aber nicht so sehr, dass es unangenehm wurde. Er versuchte, den Kopf zu drehen, um ihn anzusehen, doch er hielt ihn so fest, dass es nicht möglich war. Die Spitzen von Kazukis schweißnassen Haaren strichen über seine Haut, als er die Stirn an seine Schulter drückte und ihn fest an sich zog, sein Atem ging stoßweise. Kou spürte es feucht an seinen Schenkeln herablaufen, er hatte nicht mitbekommen, dass der Yakuza schon einmal in ihm gekommen war, da er im Rhythmus seiner Stöße kaum nachgelassen hatte.

„Kou... du fühlst dich so gut an... komm noch einmal für mich...“ Kazukis rechte Hand fuhr über seine Hüfte nach vorne und legte sich um seine schmerzhaft harte Erektion. Er streichelte ihn zärtlich, im Kontrast zu seinen nach wie vor harten Stößen, raubte es Kou fast den Verstand. Sein Körper brannte, jede kleine Berührung löste ein Feuerwerk in seinem Kopf aus, er wusste kaum, worauf er sich konzentrieren sollte.

„Kazuki... ich... ich komme...!“ Er drückte den Rücken durch und ergoss sich zitternd über Kazukis Hand und seinen eigenen Bauch.

Kazuki stöhnte auf, als seine Muskeln sich zusammenzogen und mit einem weiteren festen Stoß pumpte er eine weitere Ladung heißes Sperma in ihn. Er ließ Kou los, der mit dem Gesicht voran in ein Kissen fiel und zog sich aus ihm zurück. Das Sperma lief aus ihm heraus und tropfte auf das Laken. Er rutschte neben ihn, nachdem er ein paar Mal tief durchgeatmet hatte, und drehte den leicht benommenen Kou auf die Seite, damit er atmen konnte, eine Hand unter seinem Kopf. Mit der freien Hand löste er die Knoten auf seinem Rücken und lockerte das Seil, um es schließlich ganz zu entfernen und auf den Boden zu werfen. Er zog Kou halb auf seinen Schoß und legte die Arme um ihn, massierte zärtlich die Abdrücke, die es hinterlassen hatte und regte die Durchblutung an.

 

Kou bekam nicht mit, dass Tetsuo den Raum verließ, nachdem er die Balkontür ein Stück geöffnet hatte. Sein Kopf war leer und leicht, er spürte Kazukis Hände auf seinen Armen, seine breite Brust an seinem Rücken, frische Luft flutete seine Lungen.

„Das hast du gut gemacht, Kou... ich bin stolz auf dich“, flüsterte Kazuki. „Geht’s dir gut? Kann ich etwas für dich tun?“

„Mhm... alles gut“, antwortete er matt. „Halt mich einfach. Ich mag es, wenn du mich umarmst, Kazuki...“

„Ich hole ein Handtuch, um dich sauber zu machen, dann umarme ich dich, solange du möchtest“, sagte er, legte ihn vorsichtig ab und stieg aus dem Bett, um kurz den Raum zu verlassen. Er war schneller wieder da, als Kou erwartet hatte, dann wischte er mit einem feuchten Tuch Schweiß und Sperma von seinem Körper, trocknete ihn ab und legte ein trockenes Handtuch auf die feuchten Flecken auf dem Laken. Er legte sich neben Kou, nachdem er ihn noch von seinem Schmuck befreit hatte, zog ihn an seine Brust und drückte einen Kuss auf seine Stirn.

„Du... hast dich trotz allem zurückgehalten... ich merke sowas...“ murmelte Kou, den Kopf an seine Brust geschmiegt.

„Ich halte mich zurück, weil ich dir nicht wehtun will, Kou... ich habe in meinem Leben genug Menschen verletzt, dich ebenfalls, weil ich mich nicht zurückhalten konnte, das will ich nicht mehr“, sagte er und zog die dünne Decke über sich und Kou.

„Verstehe... ich muss wohl noch einiges über dich lernen. Wenn du mich lässt...“

„Mhm... wirst du, mit Sicherheit... lass uns schlafen, ich bin komplett erledigt.“ Kazuki zog das Kissen näher an sich heran und stopfte es sich unter den Kopf.

„Kazuki...?“ Kou hob den Kopf und schaute ihn an.

„Was ist noch?“ Er öffnete die Augen einen Spalt, um seinen Blick zu erwidern.

„Bekomme ich noch einen Kuss?“

Kazuki schmunzelte, dann beugte er den Kopf und küsste ihn zärtlich. „Du bist großartig, Kou... schlaf gut.“

„Hmm... gute Nacht, Kazuki.“

Chapter 28

Summary:

„Sayuri ist deine Frau?“

„In Ordnung. Ja, Sayuri ist meine Frau, ihr habt euch auf der Feier gesehen“, antwortete er.

„Verlangt sie deine eheliche Aufmerksamkeit?“ Kou schmierte das nächste Brot, um sich zu beschäftigen und der aufkommenden Unsicherheit entgegenzuwirken.

„Nicht wirklich, eher meine väterliche Aufmerksamkeit. Haruka hat morgen Geburtstag und wir haben uns darauf geeinigt, den Tag immer gemeinsam mit ihr zu verbringen“, erklärte Kazuki. „Sayuri und ich leben schon lange nicht mehr zusammen, die Ehe existiert seit Beginn nur auf dem Papier, um die Aktionäre nicht zu verunsichern, da Miyamoto keine männlichen Nachkommen hat, nur Neffen, die aber alle untaugliche Schmarotzer sind.“

„Und wie passt Haruka da rein?“

Chapter Text

„Nein, Sayuri, natürlich habe ich daran gedacht. Ich komme heute Abend, wie besprochen, und bleibe das ganze Wochenende im Anwesen, wahrscheinlich auch länger, je nachdem wie viel dein Vater noch besprechen will, da er dafür nicht in die Zentrale kommt.“ Kazuki lief, angezogen mit Hemd und schwarzer Anzughose, aber barfuß, durch das Wohnzimmer und telefonierte. Er hatte ein kleines Headset am Ohr klemmen, damit er die Hände freihatte. Die Tür zum Schlafzimmer stand offen, deshalb konnte Kou ihn hören und sehen, als er mit steifen Schultern aufwachte.

Kou schaute auf das Display des Weckers, der auf dem Nachttisch stand, es war kurz nach halb zwölf, erster November. Es dauerte einige Sekunden, bis er realisierte, dass Miho ihn anrufen wollte, um ihm die Ergebnisse der Abstimmung mitzuteilen und er sich hastig aufsetzte.

„Au...“ Sein Nacken und seine Schultern protestierten schmerzhaft unter der ruckartigen Bewegung und er hielt kurz inne, bevor er langsam die Beine aus dem Bett schwang und aufstand, die dünne Decke um sich geschlungen. Ein Blick in die verspiegelten Türen von Kazukis Kleiderschrank verriet ihm, dass er so fertig aussah, wie er sich fühlte. Seine Arme zierten dunkelrote, horizontale Seilabdrücke, die sich auch in zwei parallelen Linien über seine Brust zogen. Er stellte sich seitlich davor, hob die Haare in seinem Nacken an und sah eine dunkel verfärbte, zwei Zentimeter breite Linie auf seiner Haut, mit einem exakten Abdruck der Schnalle des Halsbands, das er am Abend zuvor getragen hatte.

„Oh... also erstmal nur Rollkragen, Kou...“ Er drückte etwas darauf herum und verließ dann das Zimmer, um ins Bad zu gehen, da Kazuki immer noch telefonierte. Dort angekommen, zupfte er die Haarnadeln aus seinen verknoteten Haaren, bevor er sie mit einem Kamm entwirrte und sich dann unter die Dusche stellte. Obwohl Kazuki ihn vor dem Schlafengehen gesäubert hatte, klebte seine Haut überall. Er kratzte etwas angetrocknetes Sperma von seinem Bauch, während er wartete, dass das Wasser seine langen Haare durchnässte, damit er sie und sich selbst waschen konnte. Anschließend wickelte er sich in ein großes Handtuch und ging in sein Zimmer, um sich eine bequeme Hose und einen Pullover anzuziehen. Auf dem Sofa im Wohnzimmer fand er seinen Blazer, den er am Abend zuvor getragen hatte und kramte sein Handy aus der Innentasche. Es ging aus, sobald er das Display angeschaltete, der Akku war erwartungsgemäß leer.

„Ladekabel... Ladekabel...“ Kou schlurfte in sein Zimmer, holte Kabel und Stecker und stöpselte es in der Steckdose am Küchentresen ein, bevor er die Kaffeemaschine betätigte und eine große Tasse mit starkem, schwarzem Kaffee füllte.

Er hatte nicht bemerkt, dass Kazuki sein Gespräch beendet hatte und sein geschäftiges Umherwuseln beobachtete, das tat er erst, als der Ältere sich hinter ihn stellte und sanft die Hände auf seine Hüften legte.

„Guten Morgen, Kou... wie geht es dir?“ fragte er leise, sein Atem strich über Kous Ohr, was eine Gänsehaut bei ihm auslöste.

„Guten Morgen... mir tut alles weh, ich habe einen Kater und... furchtbaren Hunger“, antwortete er stockend, weil die Nähe ihre Wirkung nicht verfehlte, er aber keine Energie dafür übrighatte. „Bist du schon lange wach?“ Er legte die Hände um seine Tasse, um sie irgendwie zu beschäftigen.

Kazuki machte einen Schritt zurück und lehnte sich dann an den Tresen neben ihn. „Drei Stunden etwa, ich habe dir ja schon gesagt, dass ich nicht viel Schlaf brauche, aber du hast so friedlich geschlafen, da wollte ich dich nicht wecken.“

Kou schob zwei Toastscheiben in den Toaster und holte Butter und Marmelade aus dem Kühlschrank. „Kazuki... wenn ich das schmale Halsband das nächste Mal trage, zieh bitte nicht so fest daran, dafür ist es einfach nicht geeignet“, sagte er, ein Luftbläschen auf seinem Kaffee betrachtend.

Kazuki lehnte sich zu ihm, schob die Haare aus dem Nacken zur Seite und verzog das Gesicht, als er die Abdrücke sah. „Verzeih mir... ich werde darauf achten.“ Er drückte einen zärtlichen Kuss darauf. „Wie sieht der Rest aus? Zeigst du es mir?“

„Lass mich erst etwas essen, ja? Du bist... viel zu fürsorglich, ich sage dir schon, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Ich bin kein Anfänger, Kazuki“, entgegnete Kou und fischte die heißen Brote aus dem Toaster, um Butter und Marmelade darauf zu verteilen. Er stellte eine weitere Portion an, bevor er sich die Hälfte einer zusammengeklappten Scheibe in den Mund stopfte. „Es ist einfach nur eine Weile her, dass ich einen... Partner hatte, mit dem ich das ausleben konnte“, fügte er hinzu, nachdem er das Brot heruntergeschluckt hatte.

„Du wirkst nur so zerbrechlich im Vergleich zu den Männern, mit denen ich sonst zu tun habe, dass ich ständig befürchte, es zu übertreiben“, gestand Kazuki besorgt.

Kou legte den Kopf schief. „Ich bin größer als der Durchschnitt, Kazuki, und mache Kampfsport, seit ich laufen kann, auch wenn das zuletzt etwas kurz kam. Ich bin nur schlank, das ist alles. Du musst mich nicht in Watte packen, auch wenn sich das hin und wieder ganz schön anfühlt“, sagte er selbstbewusst. „Sayuri ist deine Frau?“

„In Ordnung. Ja, Sayuri ist meine Frau, ihr habt euch auf der Feier gesehen“, antwortete er.

„Verlangt sie deine eheliche Aufmerksamkeit?“ Kou schmierte das nächste Brot, um sich zu beschäftigen und der aufkommenden Unsicherheit entgegenzuwirken.

„Nicht wirklich, eher meine väterliche Aufmerksamkeit. Haruka hat morgen Geburtstag und wir haben uns darauf geeinigt, den Tag immer gemeinsam mit ihr zu verbringen“, erklärte Kazuki. „Sayuri und ich leben schon lange nicht mehr zusammen, die Ehe existiert seit Beginn nur auf dem Papier, um die Aktionäre nicht zu verunsichern, da mein Schwiegervater keine männlichen Nachkommen hat, nur Neffen, die aber alle untaugliche Schmarotzer sind.“

„Und wie passt Haruka da rein?“

„Es gab immer eine gewisse Zuneigung zwischen uns, dass wir miteinander schliefen, war keine Seltenheit. Sayuri war auch lange meine Shibari-Partnerin, durch sie habe ich Shimizu kennengelernt. Es war ihr Vorschlag, dass wir heiraten, damit ihre Cousins Ruhe geben und da der Oyaji mich damals schon mochte, sprach nichts dagegen. Haruka war zwar nicht unbedingt geplant, aber auch nicht unwillkommen.“ Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. „Nur reicht einfache Zuneigung auf Dauer nicht aus, um gemeinsam glücklich zu werden. Ich respektiere und achte Sayuri, sie ist die wahre Erbin des Clans und ich bin nur ihr Mittel zum Zweck, aber ich liebe sie nicht und habe es nie getan. Haruka ist das Einzige, was uns emotional verbindet. Wahrscheinlich verwöhnen wir sie deshalb zu sehr, aber sie soll nicht darunter leiden, dass ihre Eltern nicht so sind, wie die ihrer Freundinnen.“ Kazuki runzelte die Stirn. „Die Situation verhindert aber auch, dass wir beide die Beziehungen führen können, die wir wollen, darunter leidet sie mehr als ich. Ich umgebe mich ständig mit den unterschiedlichsten Menschen, es interessiert niemanden, mit wem ich essen oder in einen Club gehe, seien es nun Männer oder Frauen. Sind es meine Clubs, dann erstrecht nicht, ich habe die Freiheiten, die sie nicht hat. Trifft sie sich mit einem anderen Mann außerhalb der üblichen Zeiten für Geschäftsessen, strickt irgendwer einen Skandal daraus, der dem Unternehmen schaden könnte.“

„Das klingt traurig... Aber es hat wohl jeder seine Seiten, die er vor der Öffentlichkeit verbergen muss“, murmelte Kou in seine Tasse, die er wieder gefüllt hatte.

„Ihr Vater akzeptiert unser Arrangement, er will nur, dass das Unternehmen in guten Händen ist, sollte er es nicht mehr führen können. Und wenn die Traditionalisten nur dann keinen Ärger machen, wenn wir dieses Spiel spielen, ordnen wir uns zum Wohl der Familie unter“, sagte Kazuki mit einem Hauch Resignation in der Stimme. „Was meinst du? Was verbirgst du denn noch, außer deiner Verdorbenheit?“ fragte er neckend.

Kous Handy vibrierte aufgeregt.

„Ich... oh, da muss ich rangehen, einen Moment.“

 

Kou nahm den Anruf entgegen. „Yukimura. Guten Tag, Hamasaki-san. Ja, der Akku war leer und gestern ist es etwas spät geworden, sonst hätte ich Sie schon zurückgerufen.“ Er setzte sich auf einen der Barhocker, klemmte sich das Handy zwischen Schulter und Ohr, bis er schmerzhaft das Gesicht verzog. Er legte das Gerät auf den Tresen und aktivierte die Freisprechfunktion, damit er sich auf einem Zettel Notizen machen konnte. Es gab keinen Grund mehr für ihn, dass Kazuki nicht mithören konnte, nachdem er ihm gerade so viel Persönliches erzählt hatte.

„Also, hören Sie zu, Yukimura“, klang ihre Stimme aus dem Lautsprecher, im Hintergrund war geschäftiges Treiben aus dem Großraumbüro zu hören. „Wir haben die Abstimmung ausgewertet, es war wirklich, wirklich knapp, das haben wir selbst nicht erwartet nach dem Start, aber Kapitel drei scheint bei jedem von Ihnen nochmal richtig eingeschlagen zu haben... Sie liegen mit No Princess in Wonderland auf dem zweiten Platz, allerdings beträgt der Abstand zwischen den drei Bestplatzierten wenige Stimmen, etwa einhundert, was bei der Auflagenstärke gefühlt nichts ist.“

„Mhm... also bin ich ganz knapp an der Buchveröffentlichung vorbeigerutscht?“ fragte Kou, der vor Nervosität an der Unterlippe kaute und mit dem Stift Kringel auf das Blatt malte.

„Jein... also, es ist noch nicht offiziell, aber das Management bespricht sich gerade und da die Ergebnisse so nah beieinanderliegen, ist es möglich, dass Sie alle drei in die Buchveröffentlichung gehen, sobald wir die Kapitel im Magazin veröffentlicht haben. Das war so nicht geplant, die Investoren müssen auch mitspielen und die Verträge müssen nochmal angepasst werden, was erst passiert, wenn Ihr Bruder aus dem Urlaub zurück ist, da er das absegnen muss als unser Chefjurist...“

„Moment... Seit wann ist Kaoru Yayois Chefjurist? Das hat er gar nicht erzählt...“ hakte Kou nach.

„Seit einem Monat, der Senior ist in den Ruhestand gegangen und hat ihn vorgeschlagen, da konnte die Chefetage das auch nur abnicken. Nichtsdestotrotz... Die ursprüngliche Abmachung läuft auf jeden Fall, dafür liegt der Vertrag hier und Sie müssten nur einmal vorbeikommen und ihn unterzeichnen, wenn Sie noch Interesse haben“, sagte Miho.

„J... ja, natürlich. Sie erwähnten bei unserem letzten Gespräch den Verlagsstand auf der Comiket nächsten Monat... Sie wissen ja, wie ich es bisher gehandhabt habe, damit niemand eine Verbindung herstellen kann zwischen mir und Satou-sensei“, druckste er, etwas überwältigt von den Neuigkeiten.

„Ich mache mir noch Gedanken darüber und spreche auch nochmal mit dem Planungsteam, aber wenn Sie meine ehrliche Meinung dazu hören wollen, Yukimura...“ antwortete sie.

„Nur zu, wir werden wohl noch länger zusammenarbeiten, also bringt es nichts, wenn Sie nicht ehrlich zu mir sind“, forderte er sie auf.

„Scheißen sie drauf, auf dieses doppelte Spiel. Ich habe genug Künstler daran scheitern sehen, zwei Leben zu führen, alles zu trennen, denn irgendwann kommt es doch raus, weil irgendwer plaudert. Wir beginnen in zwei Monaten ein neues Jahrzehnt, wir verkaufen mit der ShouCa jungen Menschen Geschichten von mutigen Heldinnen und Helden, die zu sich selbst stehen, egal mit welcher Situation sie umgehen müssen... wäre es da nicht irgendwie falsch, wenn unsere Mangaka das nicht ebenso tun?“ antwortete sie bestimmt. „Und es sollte mittlerweile nicht mehr seltsam sein, als Mann niedliche Geschichten für ein weibliches Publikum zu schreiben. Schließlich gibt es genug weibliche Mangaka, die es umgekehrt auch tun, sogar erfolgreich Hentai zeichnen, der sich an Männer richtet. Sie sind unglaublich talentiert, Yukimura, ich habe mir die Illustrationen angesehen, die Sie unter Ihrem Namen veröffentlichen. Es wäre für Sie als Künstler wahrscheinlich eher förderlich, wenn sie alles unter einem Namen zusammenführen, aber das ist nur meine bescheidene Meinung als Editorin mit zehn Jahren Erfahrung“, schloss sie schließlich.

„Danke dafür, Hamasaki-san... ich mache mir Gedanken darüber und komme darauf zurück“, antwortete Kou.

„Der Verlag wäre Ihnen auch behilflich, das in einem entsprechenden Rahmen über die Bühne zu bringen, damit es keine negativen Auswirkungen hat“, bot sie an. „Je nachdem wie Sie sich entscheiden, natürlich. Aber, persönlich gesprochen, würden unsere Leserinnen Ihnen wahrscheinlich zu Füßen liegen, wenn Sie sich dazu entscheiden, auch öffentlich aufzutreten, Interviews zu geben und so weiter.“

„Wie kommen Sie darauf?“ fragte Kou irritiert.

Miho lachte kurz. „Schauen Sie gelegentlich mal in einen Spiegel? Ich kenne ja Kaoru, der ist schon eine Nummer für sich, aber Sie haben nochmal das gewisse Extra, das bei unseren Mädels gut ankommt, optisch wie charakterlich.“

„Oh... meinen Sie?“

„Yukimura... meine Kollegin ist über ihren Stuhl gefallen, als Sie letztens die Zeichnungen für die Verlosung vorbeigebracht haben, weil Sie sie so aus dem Konzept gebracht haben. Das passiert normalerweise nicht. Machen Sie sich Ihre Gedanken dazu, noch ist genug Zeit, meinetwegen deichseln wir das auch noch drei Tage vorher, wenn es sein muss. Sie wissen, wie Sie mich erreichen“, antwortete sie direkt. „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag und ein schönes Wochenende.“

„Danke, Hamasaki-san, das wünsche ich Ihnen auch.“ Kou legte auf und stützte das Gesicht auf die Hände, völlig überwältigt von den Neuigkeiten und ihrem Input. „Verdammt...“ Dicke Tränen quollen aus seinen Augen, die er nicht zurückhalten konnte, so sehr er sich auch bemühte. Er spürte, wie Kazuki die Arme um ihn legte und ihn sanft an sich drückte, eine Hand strich zärtlich über seinen Kopf, die andere lag auf seiner Taille.

„Hey... das klang doch sehr positiv, warum weinst du?“ fragte er mit ruhiger Stimme.

„Ich... ich weiß auch nicht... ich freue mich ja, aber... die letzten Wochen war ich deshalb so angespannt und habe jeden Tag darüber nachgedacht... und jetzt ist es rum, aber auch irgendwie nicht, weil es weitergeht, womit ich nicht gerechnet habe... nicht rechnen wollte... verstehst du?“ plapperte Kou. „Ich wollte nicht darauf hoffen, dass es klappt, damit ich nicht enttäuscht werde...“

„Du... bist wirklich viel zu bescheiden, was dein Talent angeht, Kou...“ Er hörte Kazukis Schmunzeln aus seiner Stimme. „Aber dass du mir nicht gesagt hast, dass du noch unter einem anderen Namen veröffentlichst und an diesem Wettbewerb teilnimmst, verletzt mich jetzt schon...“

„Wann... hätte ich das denn tun sollen, hm? Außerdem hat es meine Arbeit für dich nie beeinflusst...“ entgegnete Kou, der sich wieder etwas gefasst hatte und mit dem Ärmel sein Gesicht trocknete.

„Ich ziehe dich nur auf, es war dein gutes Recht es nicht zu tun. Außerdem... hast du dich vorhin dazu entschieden, es mir auf diesem Weg mitzuteilen, dafür danke ich dir.“ Kazuki legte die Lippen auf seinen Scheitel. „Haruka liest dieses Magazin übrigens auch, sie hat mir davon erzählt, wie toll sie die Geschichten darin findet.“

„Hm... Danke, dass du nicht sauer bist, Kazuki...“ murmelte Kou.

„Dazu gibt es keinen Grund. Wie du deine Arbeit gestaltest, ist vollkommen deine Sache. Ich bin nicht in der Position, dazu eine Meinung zu haben oder dich dafür zu verurteilen. Ich würde es nur bedauern, wenn du keine Zeit mehr für meine Aufträge hast, weil du mit deinem Manga ausgelastet bist“, antwortete er. „Ohne deine Designs würde die Kette nur halb so gut laufen. Du siehst also, ich brauche dich nach wie vor, um noch mehr Autos kaufen zu können, die ich nicht fahre, weil Tetsuo mich ständig mit seinem durch die Gegend fährt.“ Er lachte leise, als er Kou damit ein Lächeln entlockte.

„Du solltest dir überlegen, dein Geld sinnvoller anzulegen. Mit steigender Popularität steigt auch mein Preis, Kazuki... kannst du dir das leisten?“ Kou piekte ihn mit dem Finger in den Arm.

„Mir fällt schon was ein. Notfalls zahle ich in Naturalien, das scheint dir ja auch nichts auszumachen“, entgegnete er, drehte ihn zu sich um und küsste ihn. „Aber bevor wir weiter über Geschäftliches reden, zeig mir bitte die Abdrücke. Ich kann nicht gehen, bevor ich sie nicht gesehen habe und wenn ich nicht gehe, schleift Tetsuo mich von dir weg oder Sayuri kommt mich persönlich holen und glaub mir, das wollen wir beide nicht.“

Kou seufzte, befreite sich aus seiner Umarmung und zog den Pullover über den Kopf, unter dem er sonst nichts trug. Kazuki ging einen halben Schritt zurück und betrachtete die Seilabdrücke auf seinem Oberkörper und den Armen, fuhr mit den Fingern darüber und massierte sie etwas.

„Spürst du irgendwelche Einschränkungen?“ fragte er beiläufig.

„Nein... meine Schultern sind etwas steif, aber das war zu erwarten und ist auch schon besser geworden, seit ich duschen war“, antwortete er.

Kazuki zog die Hamamelis-Salbe, die Kou aus dem Bad kannte, aus seiner Hosentasche und öffnete die Tube, um dann eine kleine Portion auf Kous Nacken zu verteilen und leicht einzumassieren. „Ich werde einige Tage nicht hier sein, die Spuren auf den Armen sollten bis Übermorgen verblassen, aber das hier am Nacken könnte länger dauern“, sagte er.

„Mhm...“ Kou schmiegte sich an seine Hand. „Shiro hat mir die Salbe schon gezeigt, ich werde sie benutzen. Verzeih mir, dass ich nicht gleich etwas gesagt habe, wegen des Halsbands... ich habe wirklich nicht daran gedacht. Weißt du schon, wann du wiederkommst?“

„Schon gut, ich hätte selbst dran denken können. Nein, weiß ich nicht. Ich versuche, dass es nicht zu lange dauert, aber es müssen einige Dinge geklärt werden, die länger dauern könnten, je nachdem wie viele vom Vorstand dabei mitreden wollen“, antwortete Kazuki. „Du kommst sicher auch gut allein zurecht und du kannst in Ruhe arbeiten, ohne dass du dauergeil bist, weil ich in der Nähe bin.“

„Kazuki... du übertreibst maßlos. Ich denke gar nicht an dich, wenn ich arbeite“, entgegnete Kou schmollend, dann stand er auf und zog seinen Pullover wieder an. „Wann gehst du?“

„Ich muss noch ein paar Sachen im Büro erledigen, die ich nicht machen wollte, solange du nicht wach warst. Sayuri erwartet mich zum Abendessen, also fahre ich kurz vorher los“, antwortete er.

„Okay... dann will ich dich nicht von der Arbeit abhalten, sag mir nur Bescheid, bevor du gehst.“

 

Kou nahm Handy und Kaffeetasse und ging in sein Zimmer, wo er sich an den Schreibtisch setzte, um einige Dinge zu sortieren. Allen voran seine überquellenden Benachrichtigungen, da die offiziellen Kanäle der ShouCa die Ergebnisse schon verbreitet hatten und einige Glückwünsche seiner Follower und der anderen Teilnehmenden eingegangen waren. Er zeichnete eine kleine Dankesskizze mit Kohaku und den Protagonistinnen der anderen beiden Platzierten und lud sie hoch, bevor er sich mit den weiteren Benachrichtigungen beschäftigte. Ayane hatte ihm eine Nachricht geschickt.

 

Aya [09:44]: Dein Handy war wohl aus, daher so. Herzlichen Glückwunsch zum zweiten Platz, Kou-chan!

Aya [09:44]: Wir haben dir alle die Daumen gedrückt – und natürlich für dich abgestimmt (^_<)〜☆

Aya [09:45]: Kaoru gratuliert dir auch. Wir müssen das feiern, wenn wir wieder zurück sind.

Kou [12:51]: Der Akku war leer und ich habe verschlafen. Das machen wir unbedingt.

Kou [12:51]: Ich vermisse euch (づ◡﹏◡)づ

 

Bis zum späten Nachmittag arbeitete er an einer Zeichnung auf dem dicken Papier, das er zusammen mit Tōru gekauft hatte. Er war sich nicht sicher, ob es zu viel war, aber er mochte Kazukis Tochter, auch wenn er sie erst zweimal gesehen hatte, also fertigte er für ihren Geburtstag eine Zeichnung für sie an, auf der er sie zusammen mit seiner Heldin Kohaku abbildete. Da er nicht wusste, was Haruka sonst so trug, übernahm er ihre Schuluniform und passte sie etwas dem Stil seines Mangas an. Er kolorierte alles zügig mit den neuen Stiften, so dass es gerade so trocken war, bis Kazuki den Raum betrat.

„Kou? Ich breche dann auf, melde dich bei Shiro oder Tetsuo, wenn du etwas brauchst, das du nicht allein erledigen kannst“, sagte er, während er an der Tür stehen blieb.

„Warte...“ Kou stand auf und schob die Zeichnung in einen Umschlag, nachdem er sie signiert hatte mit der kleinen Chibiversion seiner selbst, die er für Satou-sensei benutzte, ohne einen Namen dazu schreiben zu müssen. „Ich habe noch etwas für Haruka-chan. Ich weiß nicht, ob das nicht zu viel ist, aber sie wird sich bestimmt darüber freuen. Du musst ihr auch nicht sagen, dass es von mir ist... oder dass Satou-sensei und ich dieselbe Person sind, das überlasse ich dir“, sagte er und gab Kazuki den Umschlag.

„Ich darf es ihr sagen, wenn sie mich danach fragt?“ hakte er nach.

„Ich vertraue dir. Wenn du ihr vertraust, dann wirst du die richtige Entscheidung treffen“, antwortete Kou und drückte ihn kurz. „Darf ich... mit deinem Seil üben, während du weg bist? Ich passe auch auf, dass ich mir nicht dabei wehtue.“

„Die Frage habe ich jetzt nicht erwartet... du weißt, worauf du zu achten hast?“ Kazuki schaute ihn ernst an.

„Ja. Ich würde das nie zulassen, wenn ich es nicht wüsste... bevor ich an jemanden gerate, der gar keine Ahnung hat und mich unabsichtlich verletzt“, antwortete Kou bestimmt. „Ich bin nur aus der Übung und nicht so erfahren wie du...“

„In Ordnung. Die Schere liegt in derselben Schublade wie die Seile und solltest du irgendetwas Kompliziertes versuchen wollen, mach das nicht, während du allein bist. Tetsuo ist die ganze Woche hier, ich brauche ihn nicht, wenn ich im Anwesen bin, du kannst ihn jederzeit fragen, er... urteilt nicht, du kannst ihm vertrauen“, erklärte er.

„Okay... ich denke darüber nach, sonst warte ich einfach, bis du wieder da bist.“ Kou ließ ihn los und ging einen Schritt zurück. „Fahr vorsichtig, Kazuki, und grüß Haruka-chan von mir.“

„Mache ich. Bis dann, Kou.“ Kazuki zögerte kurz, als würde er noch etwas sagen wollen, dann überlegte er es sich anders und ging.

Chapter Text

Nach der turbulenten, aufregenden Woche genoss Kou es, die Zeit allein zu verbringen. Die Haushälterin schaute kurz vorbei und machte sauber, sonst sah er das ganze Wochenende niemanden und versank in seiner Arbeit. Motiviert durch die Chance, die sich ihm jetzt bot und unabhängig davon, wie der Verlag sich letztendlich entscheiden würde, kramte er die schon fertigen Storyboards heraus und begann, sie zu überarbeiten, da er auch noch genug abgeschlossene Kapitel hatte, die bereit zur Veröffentlichung waren, so dass er Zeit dafür hatte.

Samstagabend piepte sein Handy mit einer LINE-Benachrichtigung von einem unbekannten Kontakt.

 

Haru-chan [19:23]: Vielen, vielen Dank für das Bild, Yukimura-san ☆*:.。.o(≧▽≦)o.。.:*☆

Haru-chan [19:24]: Too-san hat es mir gerade gegeben und Ihre Daten, damit ich mich bedanken kann. Ich werde keinem etwas von Ihrem Geheimnis erzählen, bis Sie sich dazu entscheiden. Ich glaube, sonst ist Too-san auch echt böse auf mich 〜(><)〜

Haru-chan [19:25]: Ist es ok, wenn ich Sie meinen Kontakten hinzufüge? ~Haruka

 

Kou nahm ihre Anfrage an, weil nichts dagegen sprach und antwortete ihr, er freute sich über ihre Euphorie.

 

Kou [19:27]: Freut mich, dass es dir gefällt, Haruka-chan. Richte deinem Vater meinen Dank aus für die Überbringung des Geschenks, ja?

Haru-chan [19:28]: Mache ich. Ich werde es einrahmen und mir übers Bett hängen, es ist so schööööööön! (♡°▽°♡)

Kou [19:30]: Happy Birthday, Haruka-chan, feire noch schön heute :)

 

Es wurde Mittwoch, bis Kou außer der Haushälterin wieder jemanden sah. Da genug Lebensmittel vorhanden waren, musste er nicht einkaufen und konnte still vor sich hin arbeiten, nur unterbrochen von Essens- und Badpausen, einer halben Stunde Karatetraining am Tag, zu dem er sich seit September zwang, und Schlaf. Er hatte für den nächsten Tag einen Termin mit seiner Editorin im Verlag ausgemacht, um den neuen Vertrag zu unterschreiben, der die weitere Veröffentlichung in der ShouCa festlegte. Wie er die Sache mit seinem Pseudonym angehen sollte, wusste er immer noch nicht. Er wollte es zuvor mit irgendjemandem besprechen, der ihn verstand, aber Ayane war noch die ganze Woche mit Kaoru und Saki in Okinawa und Tōru ignorierte seine Nachrichten.

„Ach man... Nao kann ich auch nicht fragen, der sagt eh, dass ich es machen soll, wie ich will...“ seufzte er laut und legte den Kopf in den Nacken. Er saß auf dem Sofa im Wohnzimmer, um zur Abwechslung aus seinem Zimmer herauszukommen und schaute Musikvideos auf dem großen Fernseher, während er durch seine Social-Media-Feeds scrollte. Es wurmte ihn, dass Tōru nicht reagierte, aber er wusste, dass er mit zwei Jobs mehr als ausgelastet war und wahrscheinlich keine Zeit hatte, auch wenn er in üblicher Regelmäßigkeit twitterte. Er erschrak, als er den Kopf drehte und Tetsuo durch die Bürotür hereinkam, er hatte ihn nicht gehört.

„Du lebst ja tatsächlich noch, Yukimura“, sagte er mit einem Grinsen.

„Du hast mich vielleicht erschreckt...“ Kou hob das Handy wieder auf, das er fallen gelassen hatte. „Ist was?“

„Ich wollte nur schauen, ob bei dir alles in Ordnung ist, da dich seit Freitag niemand mehr gesehen hat“, antwortete der Blonde, wie üblich in einen schwarzen Anzug gekleidet.

„Ich habe gearbeitet... da ich dazu das Haus nicht verlassen muss, passiert es, dass mich tagelang niemand zu Gesicht bekommt, außer man kommt zu mir.“ Er streckte sich. „Bist nur du da?“

„Kazuki ist noch im Anwesen, es dauert wohl doch länger. Wie geht’s deinem Nacken?“ Er lehnte sich an die Rückenlehne des Sofas, auf dem Kou saß.

„Gut.“ Kou fuhr sich mit der Hand über den gelb werdenden Bluterguss. „Ich wollte warten, bis es ganz weg ist, bevor ich rausgehe oder übe.“

Tetsuo grummelte zustimmend. „Kazuki hat mir erzählt, dass du vorhast, zu üben. Ich bin kein Experte darin, wäre also nur deine Notsicherung, wenn du Mist baust. Aber du scheinst genug Verstand zu besitzen, deinen Körper nicht zu überfordern. Und besser du fragst mich als Shiro, der verdaut immer noch deine Show vom Donnerstag.“

„Ohje... er denkt doch jetzt nicht schlecht von mir, oder?“ Kou schaute ihn von unten an.

„Nein, ich glaube nicht“, beruhigte er ihn. „Er ist nur... in manchen Dingen etwas naiv und unerfahren. Das gibt sich wieder, er hat schon ganz andere Sachen gesehen.“

„Was machst du eigentlich, wenn du Kazuki nicht wie ein Schatten folgst? Hast du dann überhaupt etwas zu tun?“ fragte Kou neugierig.

„Ja, habe ich, auch wenn ich viel Shiro übertragen konnte, was die Jungs betrifft“, antwortete Tetsuo. „Wenn Kazuki nicht verfügbar ist, übernehme ich die Aufsicht über seine Clubs und was ihm sonst noch gehört. Die laufen aber größtenteils von allein, es gibt kaum Probleme, um die wir uns kümmern müssen.“

„Darfst du mir das überhaupt erzählen?“ Er schaute ihn überrascht an.

„Ja. Da ist nichts Geheimes dran, ich plaudere ja keine Geschäftsgeheimnisse aus. Es ist allgemein bekannt, wie die Organisation der Company aufgebaut ist.“ Tetsuo erwiderte seinen Blick. „Was hast du erwartet? Dass ich dir das erzähle und du dann einen Unfall hast, bei dem du auf der Straße unter uns landest?“

„Nein... das wäre nicht dein Stil. Wer soll das denn sauber machen? Wenn du mich loswerden wollen würdest, würde dir sicher was Besseres einfallen“, sagte Kou trocken.

„Selbst wenn ich es wollen würde, was ich nicht tue, könnte ich anschließend mein Testament machen.“ Er rieb mit dem Daumen über den vernarbten Stumpf des linken kleinen Fingers, dem ein Fingerglied fehlte und stand dann auf. „Brauchst du noch etwas? Sonst mache ich jetzt Feierabend und gehe trainieren.“

„Hmm... zeigst du mir das Dōjō, von dem Kazuki erzählt hat? Ich finde es frustrierend, immer nur mit meinem Schatten zu trainieren“, fragte Kou.

„Du... was?“ Er schaute Kou etwas mitleidig an, weil er sich nicht vorstellen konnte, was ihm ein Besuch dort nützen sollte. „Na meinetwegen... zieh dir was an, in dem du dich bewegen kannst und komm mit.“

Kou war Tetsuos Reaktion aufgefallen und es ärgerte ihn, dass er ihn unterschätzte. Er zog den weißen Karate-Gi aus dem Kleidungsstapel auf dem Bett, wo er ihn am Morgen hingeworfen hatte, zog ihn an und tauschte die Brille gegen Kontaktlinsen. Er hätte beim Training für sich allein auch normale Kleidung tragen können, aber sein Großvater hatte ihm als Kind eingebläut, dass er ihn zu tragen hätte, wenn er trainierte und es ernst meinte. Er knotete die Jacke zu, legte den festen, schwarzen Gürtel an und band die Haare zu einem Zopf, damit sie ihn nicht störten, dann ging er zurück zu Tetsuo, der im Wohnzimmer wartete.

„Ich bin soweit, entschuldige, dass du warten musstest“, sagte er. „Du hättest mir auch den Weg erklären können, dann hätten wir uns unten treffen können.“

Tetsuo musterte ihn, sichtlich überrascht. „Komm mit, ich muss erst noch bei mir vorbei.“

 

Kou folgte ihm. Sie fuhren mit dem Aufzug ein Stockwerk nach unten und Tetsuo öffnete die Tür zu seiner Wohnung mit einer Chipkarte.

„Soll ich hier draußen warten?“ fragte Kou höflich.

„Du kannst auch mit reinkommen, wäre vielleicht seltsam, wenn jemand vorbeikommt und du hier rumstehst, wie bestellt und nicht abgeholt“, entgegnete er amüsiert und betrat die Wohnung, dicht gefolgt von Kou.

Tetsuo zog die Schuhe aus und stellte sie ordentlich auf ein Regal neben der Tür, auf dem weitere, hauptsächlich schwarze Schuhe standen, auch die Schnürstiefel, die er vor ein paar Wochen getragen hatte, als sie sich zufällig in Akiba getroffen hatten. Er ging vor und lockerte dabei die Krawatte. Die Wohnung war ein geräumiges Vier-Zimmer-Appartement, kleiner als Kazukis Wohnung, aber mit besserer Aussicht vom Wohnzimmer aus, da kein Zaun im Weg war, sondern das große Fenster den Blick auf einen Teil des Asakusa-Schreins und den Skytree im Hintergrund ermöglichte. Auf einer stabilen, niedrigen Bank vor dem Fenster standen mehrere knorrige Bonsais in flachen Töpfen, weitere Pflanzen waren im Wohnzimmer verteilt. Das L-förmige, dunkelgraue Sofa war in Richtung des Fensters und des Fernsehers an der Wand ausgerichtet, auf dem kleinen Tisch davor war der Inhalt eines kleinen Metallkastens auf einem Tuch ausgebreitet, ein Ölfläschchen und kleine Bürsten, daneben stand eine Schachtel mit Pistolenmunition. Die Küche war durch eine Wand abgetrennt und durch einen offenen Durchgang zu betreten. Durch den Spalt einer halb geöffneten Tür an der linken Seite des Wohnzimmers sah Kou einen mit Technik beladenen Schreibtisch. Tetsuo ging in einen Raum auf der rechten Seite, offensichtlich sein Schlafzimmer, und ließ die Tür offen, während er sich aus dem Anzug schälte und ihn aufs Bett warf. Ein protestierendes Maunzen erklang und kurz darauf huschte eine hellgraue, plüschige Katze ins Wohnzimmer, bis sie auf dem glatten Holzboden rutschend zum Stehen kam und Kou skeptisch beäugte.

„Na du...“ Kou ging in die Hocke und hielt ihr seine Finger entgegen, die sie nach kurzem Zögern neugierig beschnupperte, um dann den Kopf an seiner Hand zu reiben.

„Entschuldige, sie ist etwas biestig manchmal...“ Tetsuo richtete die schwarze Stoffhose, die er angezogen hatte und zog die Jacke des Gi darüber, während er aus dem Zimmer kam.

„Hm? Was meinst du?“ Kou hatte die Katze hochgehoben, die sich schnurrend an ihn schmiegte und sich von ihm kraulen ließ. „Sie ist doch superlieb...“

Tetsuo stellte sich dicht vor ihn und schaute ihn an, die Stirn gerunzelt. „Hast du diese Wirkung auf alle Lebewesen? Ich habe... Monate gebraucht, bis sie sich von mir streicheln ließ und von dir lässt sie sich hochheben, als wäre es das Normalste auf der Welt.“

„Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst, Tetsuo. Ich kann gut mit Tieren und kleinen Kindern umgehen, das ist alles“, entgegnete Kou und hielt die Katze etwas von sich weg, die begonnen hatte, an seiner Wange zu lecken. „Die lieben mich sofort, warum auch immer.“

„Nicht nur die... wie auch immer, gehen wir. Ich denke mal, du trägst den Gürtel nicht umsonst.“ Tetsuo nahm ihm die Katze ab, um sie aufs Sofa zu setzen, wo sie sich sofort auf einem Kissen einrollte.

„Geschenkt gibt’s den nicht, ich bin nur etwas eingerostet“, entgegnete Kou und folgte ihm.

 

Diesmal nahmen sie die Treppe nach unten, weil der Aufzug in der Tiefgarage blockiert war. Tetsuo führte ihn durch den hellen Flur der Kampfsportschule, die das halbe Stockwerk einnahm. Es begegneten ihnen einige Schüler im Teenageralter, die von einer Trainingsstunde kamen und ihr aufgeregtes Geplapper unterbrachen, als sie die beiden sahen. Tetsuo war größer als Kou und wirkte durch die breiten Schultern massiver, die Tattoos auf seinen Armen schauten unter den Ärmeln hervor, der Blick seiner grauen Augen war ernst, wie immer, wenn er sich in der Öffentlichkeit aufhielt. Mit den platinblonden, seitlich gescheitelten Haaren und dem schwarzen Gi bildete er einen Kontrast zu Kou in Weiß, der dunklen Haut und schwarzen, langen Haaren, die er zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Zudem lächelte Kou die Schüler freundlich an, was diese wohl noch mehr verwirrte als die Präsenz der beiden. Tetsuo hielt vor einer Tür am Ende des Flurs und schob sie mit Schwung auf, dahinter befand sich ein Trainingsraum mit unterschiedlichen Geräten, auf denen einige junge Kobun herumlungerten, Kou erkannte unter ihnen Ren und Yuuta. Die jungen Männer sprangen hastig auf, als sie Tetsuo eintreten sahen und verbeugten sich höflich.

„Guten Abend, Aniki Tetsuo“, begrüßten sie ihn im Chor, was dieser mit einem Nicken zur Kenntnis nahm.

„Sollen wir den Raum räumen?“ fragte Ren.

„Nein, wir sind nebenan. Aber wenn ihr schon hier seid, solltet ihr die Teile auch nutzen und nicht nur darauf herumsitzen“, antwortete Tetsuo streng mit Blick auf Rens Bauch.

„Selbstverständlich, du hast vollkommen recht, Aniki“, sagte er beschämt.

Kou nickte den jungen Männern zu und folgte Tetsuo in den nächsten Raum. Er war mit abgenutzten, aber sauberen Holzdielen ausgelegt, in einer Ecke stapelten sich dunkelblaue Judomatten. An den Wänden erspähte Kou verschiedene Übungswaffen, Stäbe, Holzschwerter und Nunchakus. Vor einer anderen Wand waren mehrere mit Strohseilen umwickelte Schlagpfosten im Boden verankert, sie waren alle unterschiedlich stark abgenutzt.

„Wie kommt es eigentlich, dass ihr so oft in Asakusa seid?“ fragte Kou neugierig, während er den Raum betrachtete.

„Du meinst, außer, dass ich hier wohne?“ hakte Tetsuo nach.

„Ja, du könntest schließlich auch woanders wohnen, Ginza, Shinjuku, in der Nähe des Anwesens, wo auch immer das steht...“ Kou tippte einen Schlagpfosten mit der Faust an, so dass er etwas nachgab.

„Das hat Kazuki dir nicht erzählt? Ich bin mir nicht sicher, ob es meine Aufgabe ist, dir diese Frage zu beantworten.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust.

„Wir haben nicht viel darüber gesprochen, ehrlich gesagt... also?“ Kou schaute ihn an.

„Er... wir sind hier aufgewachsen, wenn man es so beschreiben will“, antwortete er.

„Aber Kazuki kommt aus Nara, das stand zumindest in dieser Biografie, die mir vor einer Weile in die Hände gefallen ist“, sagte Kou.

„Jein... seine Eltern kommen aus Nara und er hat noch Verwandte dort, aber sie sind nach Tokio gezogen, als er in der Grundschule war, deshalb merkt man von seinem Kansai-Dialekt nicht viel, außer er ist betrunken oder wirklich sauer.“

„Und du?“

„Ich bin ein normales Tokioter Straßenkind“, antwortete Tetsuo grinsend. „Kazuki hat damals die Gangs in Asakusa übernommen und aufgeräumt, dadurch ist er Miyamoto aufgefallen, der schon länger Ärger mit den Jungs hier hatte und der Rest ist Geschichte. Seitdem halten wir uns häufiger hier auf als anderswo. Ich bin auch nicht täglich in meiner Wohnung, wenn ich für ihn arbeite.“

„Wer füttert dann deine Katze und gießt die Blumen?“ hakte Kou nach.

„Shiro oder einer der Jungs, es findet sich immer jemand. Willst du reden oder trainieren? Zum Reden hätten wir uns nicht umziehen müssen, Yukimura.“ Er legte den Kopf schief und schaute ihn auffordernd an.

„Trainieren. Entschuldige, wenn ich so neugierig bin“, entgegnete er zurückhaltend. „Es ist nur... ich weiß so wenig und ihr wisst wahrscheinlich alles über mich.“

„Alles nicht, aber vieles, das gehört einfach zum Job, weil wir mit niemandem zusammenarbeiten, den wir nicht vorher überprüft haben“, erklärte Tetsuo. „Dass du einen schwarzen Gürtel in Karate hast, wusste ich zum Beispiel nicht, das stand nirgends.“

„Die Prüfungen habe ich in Okinawa gemacht, kann natürlich sein, dass das nur auf Papier dort existiert“, antwortete Kou.

„Wie viele?“

„Zwei. Ich war seit meinem zwanzigsten Geburtstag nicht mehr dort, hier in Tokio bin ich nicht oft dazu gekommen, mich weiter darum zu kümmern. Es reicht aus, damit ich zurechtkomme, auch wenn mein Großvater das wahrscheinlich anders sieht“, sagte er zerknirscht.

„Na dann... legen wir los.“

 

Sie wärmten sich auf und absolvierten einige Standardübungen, um einander besser einschätzen zu können. Tetsuo hatte Kenntnisse in unterschiedlichen Kampfsportarten, weshalb sie es freier gestalteten, als es üblich war. Körperlich war er Kou um Längen überlegen, in einem ernsten Kampf hätte der Jüngere keine realistische Chance gehabt, zum Training passten sie sich jedoch einander an, so dass die dumpfen Schläge und Tritte gepaart mit kurzen Kampfschreien im Raum wiederhallten, Angriff folgte Verteidigung wie in einer Choreografie. Tetsuos Kobun wurden bald neugierig und setzten sich an den Rand des Raumes auf den Fußboden, um ihnen zuzusehen, statt weiter im Kraftraum zu herumzusitzen. Da außer Tetsuo und Kazuki selten jemand das Dōjō nutzte, war es eine willkommene Abwechslung. Shiro traf wenig später ein auf der Suche nach Ren und Yuuta und setzte sich ebenfalls dazu.

„Wie lange sind die beiden schon hier...?“ fragte er leise seinen Sitznachbarn.

„Eine Stunde vielleicht... das machen sie jetzt seit knapp zwanzig Minuten, Yuuta filmt es“, antwortete Ren ebenso leise.

Tetsuo und Kou hatten in einer kurzen Pause die Jacken ausgezogen, da sie nass geschwitzt waren, ihre Oberkörper glänzten feucht im hellen Licht des Raums. Sie waren so konzentriert, dass sie ihre Zuschauer nicht wahrnahmen, auch nicht das leise Getuschel.

„Hm...“ Shiro schaute auf sein Handy, da es leise vibriert hatte, dann tippte er ein kurzes „Dōjō“ als Antwort, bevor er es wieder wegsteckte.

Kurz darauf betrat Kazuki den Raum, was die jungen Männer am Rand dazu brachte, zur Begrüßung synchron die Stirn auf den Boden zu drücken, bis er sich neben Shiro gesetzt hatte. Da niemand Tetsuo und Kou aus dem Konzept bringen wollte, blieb der gesprochene Gruß aus. Shiro informierte ihn leise darüber, was er selbst wusste, dann schauten sie weiter zu.

Kou merkte, wie seine Ausdauer nachließ, er hatte es zuletzt gut geschafft, es auszugleichen, aber seine Reaktion wurde träge und er konnte mehrfach nur knapp Tetsuos Angriffen ausweichen. Er nutzte eine Ausweichbewegung für einen eigenen Angriff, den sein Gegner mühelos blockte, ihn am Arm festhielt und ihn in einer halben Drehung die Füße wegzog, so dass er das Gleichgewicht verlor und rückwärts stolperte. Da Tetsuo ihn nach wie vor festhielt, war die Landung auf dem harten Holzboden beinahe sanft, so dass der Sturz ihn eher überraschte, als dass er ihn spürte. Mit der freien Hand schlug er dreimal auf den Boden, Tetsuo ließ ihn sofort los und ging einen Schritt zurück, damit er sich aufsetzen konnte. Kou stand elegant auf, ohne dabei die Arme zu Hilfe zu nehmen, legte die Hände aneinander und verbeugte sich vor ihm, was dieser erwiderte. Die Geste nahm die Spannung aus der Luft, Kou ließ sich auf den Hintern fallen und blieb schwer atmend sitzen, mit dem Unterarm wischte er sich den Schweiß aus dem Gesicht.

„Wir hatten wohl Publikum“, bemerkte Tetsuo knapp. „Guten Abend, Boss.“ Er verbeugte sich in Kazukis Richtung, Kou war erneut erstaunt darüber, wie unterschiedlich er sich in verschiedenen Situationen verhielt. Von seiner Position am Boden erhaschte er einen Blick auf Tetsuos tätowierten Rücken, der zur Hälfte von einer rot-weißen Hannya-Maske bedeckt wurde, die Konturen eines noch nicht kolorierten Fuchsgeistes bedeckten die andere Hälfte unterhalb davon. Auf seinem rechten Schulterblatt oberhalb der Maske befand sich eine wulstige, runde Narbe wie von einer Schussverletzung, Kou erinnerte sich, dass er das Pendant auf der Vorderseite gesehen hatte, dazu mehrere längliche Narben von Schnittwunden auf seinem Oberkörper und seinen Armen.

„Da wollte ich nur einige Unterlagen holen und finde euch hier beim Training“, sagte Kazuki amüsiert, nachdem er aufgestanden war. „Gehst du mir etwa fremd, Tetsuo?“

„Natürlich nicht, allein trainiert es sich nur schlecht“, entgegnete der Blonde. „Du hättest anrufen können, dann hätte ich dir die Sachen gebracht.“

„Damit du am Ende auch im Anwesen festsitzt? Es reicht, wenn das einer von uns tut.“ Kazuki schaute zu Kou, der wieder aufgestanden war und die weiße Jacke überzog, da ihm nun doch kalt wurde. „Tetsuo hat Sie hoffentlich nicht zu grob behandelt, Yukimura“, sagte er zu ihm, die Ansprache so gewählt, dass keiner der unwissenden Anwesenden auf irgendetwas schließen konnte.

Kou schüttelte den Kopf. „Nein, alles im Rahmen, er hat sich wohl eher zurückgehalten, um mich nicht zu blamieren.“ Er grinste schief. „Es war eine willkommene Abwechslung, vielen Dank für die Möglichkeit, den Raum nutzen zu dürfen.“

„Habt ihr sonst nichts zu tun, als anderen beim Training zuzusehen?“ fragte Tetsuo die aufgereihten jungen Männer. „Trollt euch und nutzt eure Zeit sinnvoll.“ Er scheuchte sie aus dem Raum und wartete dann darauf, dass Kazuki und Kou ihm folgten, damit sie zusammen mit dem Aufzug nach oben in die Wohnung fahren konnten.

 

„Ich finde die Sachen schon allein, Tetsu, du musst nicht mitkommen“, sagte Kazuki irritiert, weil Tetsuo nicht auf seinem Stockwerk ausstieg.

„Das ist mir bewusst, aber wenn ich nicht drauf achte, dass du gleich wieder fährst, lässt der Oyabun nach dir fahnden und darauf habe ich wirklich keine Lust“, entgegnete er kühl.

Kazuki warf Kou einen kurzen Blick zu und schaute dann Tetsuo wieder an. „Du spielst freiwillig Kindermädchen, damit wir uns benehmen?“

Tetsuo rollte mit den Augen. „Euch zwei kann man doch nicht allein lassen, ohne dass ihr übereinander herfallt. Also ja... ich bin wahrscheinlich der einzige Vernünftige hier.“ Er öffnete die Tür zur Wohnung und ließ die beiden eintreten.

„Ich bin dann mal duschen...“ Kou ließ die beiden stehen und verschwand im Bad.

„Was hat er?“ Kazuki schaute ihm nach.

„Mehr Verstand als du, wie es scheint. Warum wusste ich nicht, dass er Karate kann, Kazuki?“ Tetsuo ging vor ins Büro.

„Das fragst du mich? Er hat es letzte Woche erwähnt, aber ich hielt es nicht für nötig, dir das mitzuteilen“, antwortete er. „Yuuta hat euch gefilmt, wahrscheinlich schickt er dir das Video noch.“

„Er hat was? Dieser... Taugenichts. Hoffentlich lädt er es nicht irgendwo hoch.“ Der Blonde lehnte sich an den Schreibtisch. „Hast du eine Idee, wie lange du noch im Anwesen beschäftigt sein wirst?“

„Bis Freitag, viel länger wird er mich rein aus Höflichkeit nicht da behalten wollen.“ Kazuki holte eine kleine Festplatte aus einem Safe in einer Schublade. „So angenehm es auch ist, Haru-chan täglich zu sehen, der Anhang dieser Familie ist unterster Abschaum, verwöhnt vom Erfolg ihrer Vorfahren, aber selbst zu dumm, irgendetwas auf die Reihe zu kriegen.“

„Lass sie das nicht hören, sonst machen sie nur Ärger und pochen wieder darauf, dass du keiner von ihnen bist, sondern nur ein Arbeiterkind aus Nara“, sagte Tetsuo.

„Das letzte Mal, als sie das versucht haben, hat Sayuri sie so lautstark zusammengefaltet, dass ich nicht glaube, dass sie das nochmal tun. Da hatte sogar ich Angst vor ihr.“ Er schob die Festplatte in seine Jackentasche. „Darf ich mich noch von Kou verabschieden, bevor ich wieder gehe?“

„Wenn ihr dabei beide angezogen seid...“ Tetsuo grinste ihn an und ließ ihm dann den Vortritt durch die Tür.

Kou saß auf einem der Barhocker, knabberte an einem Stück Gurke und hatte das Handy in der Hand. Die feuchten Haare hatte er locker zusammengebunden, er trug einen hellbraunen Pullover und eine schwarze Jogginghose. Er sah auf, als die beiden das Wohnzimmer betraten und lächelte.

„Du musst wieder los, Kazuki?“ fragte er.

„Ja, es dauert länger als gedacht“, antwortete er leicht zerknirscht und strich Kou eine Strähne aus dem Gesicht. „Kommst du zurecht?“

„Natürlich. Ich lebe mehr oder weniger allein, seit ich sechzehn bin, mach dir darum keine Gedanken. Im Herzen bin ich Einsiedler und überfordert, wenn ich mit zu vielen Menschen zu tun habe.“ Kou schmiegte die Wange an seine Hand. „Morgen muss ich aber raus nach Ikebukuro, den neuen Vertrag bei Yayoi unterschreiben und ein paar Sachen abgeben.“

„Soll dich jemand hinbringen?“ Er strich mit den Fingern über Kous Schläfe.

„Nein, ich kann mit der Bahn fahren. Wie sieht das denn aus, wenn ich von so Schlägertypen wie Tetsuo oder Shiro dort abgeladen und wieder eingesammelt werde? Am Ende ruft noch jemand die Polizei“, antwortete er grinsend.

„Stimmt... ist vielleicht besser so.“ Kazuki warf Tetsuo einen kurzen Blick über die Schulter zu, dann beugte er sich zu ihm herab und küsste ihn sanft. „Mehr erlaubt Tetsuo mir nicht, wir hören besser auf ihn, bevor er noch sauer wird.“

„O... okay... Schau einfach, dass du bald wieder hier sein kannst, ja?“

„Ich bemühe mich. Schlaf gut später.“ Er drückte seine Hand und folgte Tetsuo dann nach draußen.

Chapter Text

Es regnete in Strömen, als Kou vom Weckton seines Handys aus dem Schlaf gerissen wurde. Er hatte Muskelkater vom Training mit Tetsuo und wäre am liebsten einfach liegen geblieben, aber da er einen Termin mit seiner Editorin ausgemacht hatte, stand er träge auf. Er zog eine schmale, ausgewaschene Jeans an, darüber ein etwas längeres T-Shirt und einen Oversize-Strickpullover in dunkelgrün, dessen Ärmel ihm locker über die Hände fielen. Die Haare flocht er auf der linken Seite zurück und band alles in einem lockeren Knoten auf dem Hinterkopf zusammen, rechts fielen ihm einige kürzere Strähnen über die Wange, die einfach nicht länger wachsen wollten und sich daher aus jedem Zopf lösten. Aus einer Laune heraus befestigte er die goldenen Earcuffs an seinem linken Ohr, die er an Halloween getragen hatte, um das Outfit damit abzurunden. Mit zwei Toasts und einer Tasse Kaffee im Magen, machte er sich kurz darauf mit Schnürstiefeln, Mantel und Schirm auf den Weg zur nächsten U-Bahn-Haltestelle. Die Fahrt nach Ikebukuro dauerte mit einem Umstieg in Ueno etwas mehr als eine halbe Stunde, die er damit verbrachte, Musik zu hören und verschiedene Dinge auf seinem Handy zu lesen, um sich abzulenken. Er mochte volle Züge nicht besonders, es waren ihm zu viele Menschen auf zu wenig Raum.

 

Das Gebäude, in dem sich der Verlag befand, war nur wenige Gehminuten vom Bahnhof Ikebukuro entfernt, daher kam Kou halbwegs trocken dort an. Er konnte Schirm und Mantel an der Rezeption abgeben, damit er sie nicht mit sich herumtragen musste, dann brachte ihn eine Angestellte in die Etage, in der sich das Großraumbüro der ShouCa befand. Es herrschte hektisches Treiben, Angestellte liefen mit Manuskriptstapeln herum, irgendwo klingelte ein Telefon, leises Stimmengewirr und das Klacken von schnellem Tippen auf Tastaturen erfüllten den vollgestellten, hellen Raum.

Kou staunte nicht schlecht, als er Kaoru neben Miho stehen sah, sie unterhielten sich, beide jeweils einen Stapel Papier in der Hand. Sein älterer Bruder trug einen dunkelgrauen, dreiteiligen Anzug mit einer violetten, fein gemusterten Krawatte über dem weißen Hemd, die wahrscheinlich Ayane ausgesucht hatte. Der Pony seiner kurzgeschnittenen, seitlich gescheitelten Haare fiel ihm über die linke Stirn, auf der rechten Seite waren sie ordentlich zurück gekämmt, im Nacken kringelten sie sich jedoch etwas.

„Ah, Yukimura-sensei, guten Morgen“, begrüßte Miho ihn lächelnd. Sie trug wieder Turnschuhe zu ihrem Businesskostüm und die violetten Haare zu einem Zopf gebunden. „Wie schön, dass Sie so schnell Zeit gefunden haben.“

„Guten Morgen, Hamasaki-san. Ich dachte du bist in Itoman, Kaoru-nii, seid ihr doch früher zurück gekommen?“ Kou schaute seinen Bruder an, dessen Haut einen dunkleren Braunton angenommen hatte, als sie üblicherweise hatte.

„Nur ich. Aya kommt mit Saki am Sonntag zurück. Die Entscheidungen hier erforderten doch meine Anwesenheit, ich bin aber auch erst heute Früh gelandet, sonst hätte ich dir Bescheid gesagt“, antwortete er zerknirscht.

„Wie hast du den Flug allein mit deiner Flugangst geschafft?“

„Frag nicht... es war furchtbar.“ Kaoru verzog das Gesicht, dann lächelte er und umarmte ihn fest. „Ich bin so froh, dass du es geschafft hast, Kou. Ich bin stolz auf dich, kleiner Bruder“, sagte er leise. „Wir alle.“

„Kaoru-nii... nicht so fest, es schauen schon alle“, protestierte Kou. „Noch habe ich den Vertrag nicht unterschrieben, wenn du mich vorher erdrückst, wird das auch nichts mehr.“

Kaoru entließ ihn aus der Umarmung, legte ihm stattdessen den Arm um die Schultern. Miho lächelte nachsichtig, dann ließ sie sich auf ihren Bürostuhl fallen.

„Nehmt doch Platz, sowas erledigt sich schlecht im Stehen und wenn wir die anderen noch mehr ablenken, kriege ich noch auf den Deckel“, sagte sie zwinkernd.

Kou setzte sich, Kaoru blieb in Ermangelung eines weiteren Stuhls neben ihm stehen. Miho kramte eine Mappe mit Unterlagen aus einem Stapel auf ihrem Tisch und schlug sie auf.

„Wie kannst du die schon so weit untergegraben haben, wenn ich sie dir erst vor einer Stunde gebracht habe, Miho?“ fragte Kaoru schockiert.

„Indem ich arbeite, Kaoru. Seitdem kamen drei Manuskripte rein und die Tagespost“, antwortete sie knapp. „Es ist doch alles da, also beruhige dich.“

Kou ließ den Blick über das geordnete Chaos auf dem Tisch schweifen und lächelte still. Kaoru hatte einen schlimmeren Ordnungsfimmel als er, bei ihm lag immer alles an seinem Platz und er geriet in Stress, wenn es nicht so war.

„Also, Yukimura-sensei...“ begann sie. „Anknüpfend an unser Gespräch vom Freitag, kann ich Ihnen mitteilen, dass das Management sich dazu entschieden hat, ab nächstem Jahr den drei Wettbewerbssiegern unter dem ShouCa Newcomer-Label eine Buchveröffentlichung zu ermöglichen. Der genaue Termin steht noch aus, zweites oder drittes Quartal, aber wir werden es zur Comiket ankündigen. Dem folgen regelmäßige Wettbewerbe, um neue Talente zu gewinnen, aber das ist dann eher unsere Arbeit als Ihre.“

Kou schaute sie mit großen Augen an.

„Bis dahin...“ Sie blätterte in einem Notizblock. „Haben Sie drei ab Januar einen festen Platz im Magazin, alle zwei Wochen ein neues Kapitel, sofern Sie die Deadline einhalten können. Ich weiß, dass Sie mit ihrem Manga schon weiter sind und er theoretisch fertig für eine Buchveröffentlichung ist, aber um es fair zu halten, starten wir im Januar zeitgleich nochmal mit Kapitel 1, dann passt es auch mit dem Fortschritt der anderen und dem Inhaltswechsel im Magazin.“

„Verstehe... das klingt logisch“, sagte er, immer noch etwas perplex. Er schaute auf, als Kaoru ihm eine Hand auf die Schulter legte und sie sanft drückte.

„Atmen nicht vergessen, Brüderchen“, sagte er lächelnd. Kou atmete tief ein und wieder aus, um seine flatternden Nerven zu beruhigen.

„Was nur noch fehlt, ist Ihre Zustimmung und eine Unterschrift. Um den Rest kümmern wir uns dann, auch das, worüber wir noch gesprochen haben, sollten Sie sich dazu entscheiden, das Pseudonym aufzugeben“, erklärte Miho geduldig.

„Uhm... ja? Ich meine, ich wäre ja vollkommen bescheuert, wenn ich nicht zustimmen würde, oder?“ fragte Kou, der Schwierigkeiten hatte, seine Freude im Zaum zu halten.

„Dazu kann ich nichts sagen, da bin ich vorbelastet“, entgegnete sie grinsend. „Sie können sich den Vertrag natürlich auch nochmal in Ruhe durchlesen, bevor Sie ihn unterzeichnen.“

Kou schaute seinen Bruder fragend an, der den Vertrag wahrscheinlich auswendig kannte.

„Was schaust du mich so an? Denkst du, ich juble dir einen Vertrag unter, der fehlerhaft ist? Also wirklich, das verletzt mich, Kou“, entgegnete Kaoru pikiert.

„Nein, ich wollte nur deine Bestätigung, dass ich mir keine Sorgen machen muss. Sollte etwas schief gehen, mache ich dich persönlich verantwortlich, Kaoru-nii“, antwortete Kou trocken, dann kramte er seinen Namensstempel aus einem Etui in seiner Tasche und legte ihn auf den Tisch. „Ich lese ihn mir trotzdem nochmal durch, Hamasaki-san.“

„Natürlich, lassen Sie sich Zeit. Kann ich Ihnen in der Zeit einen Kaffee oder Tee anbieten?“ Sie stand auf, ihren eigenen Kaffeebecher in der Hand.

„Ein Kaffee wäre gut, vielen Dank“, antwortete er und vertiefte sich in das Studium des Vertrags.

„Willst du auch einen Kaffee, Kaoru?“ fragte sie ihn.

„Nein, Danke. Wenn ich heute noch mehr Kaffee trinke, kann ich später keinen Stift mehr halten“, antwortete er und schob die Hände in die Hosentaschen.

Miho nickte und ging zur kleinen Teeküche, die am anderen Ende des Raums lag.

 

„Wer ist der hübsche Kerl da bei dir, Miho?“ fragte eine jüngere Editorin, die gerade heißes Wasser für einen Tee zapfte.

„Yukimura?“ Miho holte eine saubere Tasse aus dem Schrank und stellte sie unter die Kaffeemaschine.

„Yukimura-san kenne ich. Der mit den langen Beinen und dem Zopf, den meine ich“, sagte sie.

„Sag ich doch. Yukimura-sensei ist Kaorus jüngerer Bruder, die Ähnlichkeit müsste selbst dir aufgefallen sein, Iori.“

„Schon... ich wusste nicht, dass er noch einen Bruder hat. Für welches Projekt betreust du ihn?“ fragte sie neugierig.

„Newcomer-Label. Er ist einer der drei Gewinner des Wettbewerbs“, antwortete sie gelassen und kippte einen großen Löffel Zucker in ihren Kaffee. „Plapper es nicht rum, er veröffentlicht noch unter Pseudonym und bis er sich anders entscheidet, wissen nur wenige davon.“

„Natürlich nicht, das Büro verlässt nichts, was es nicht verlassen darf“, versicherte Iori ihr.

Miho nickte ihr zu und ging mit dem Kaffee zurück zu ihrem Tisch.

 

„Ich habe gar nicht gefragt, ob Sie Milch und Zucker dazu wollen“, sagte sie und setzte sich Kou gegenüber.

„Weder noch, Danke.“ Kou nahm die Tasse entgegen und trank einen Schluck. „Bis wann müssen Sie wissen, wie ich mich wegen des Pseudonyms entscheide, Hamasaki-san?“

„Allerspätestens...“ Sie blätterte in ihrem Kalender. „Weihnachten. Aber das ist wirklich der letzte Zeitpunkt, sonst können wir nichts mehr ändern, weil dann der Druck läuft. Wir können es natürlich auch hinterher noch ändern, aber das führt am Ende nur zu Verwirrung bei den Leserinnen, ich hoffe, Sie verstehen das.“

Kou nickte. „Ich sage Ihnen rechtzeitig Bescheid, aber bis jetzt bin ich mir einfach noch unsicher, ich konnte aber auch noch nicht mit vielen Personen darüber reden. Eigentlich nur einer seit unserem Gespräch am Freitag, aber er ist niemand, der meine Bedenken nachvollziehen könnte oder von der Thematik Ahnung hat.“

„Mehr kann ich nicht verlangen. Sind Sie zufrieden mit dem Vertrag? Sie können auch nach wie vor als freier Illustrator arbeiten, solange Sie die Deadlines einhalten, wie Sie das organisieren, ist ihre Sache“, sagte sie.

„Ja, ich glaube nicht, dass es noch etwas anzupassen gibt. Ich unterschreibe“, sagte er und suchte nach einem Stift in seiner Tasche. Da Miho auch keinen Kugelschreiber fand, zog Kaoru den Füller aus der Tasche, den Kou ihm zum Geburtstag geschenkt hatte.

„Hier, Kou, nimm den“, sagte er grinsend.

„Das ist doch... Danke, Kaoru-nii.“ Er nahm den Stift, drehte die Kappe ab und setzte seine Unterschrift auf die dafür vorgesehene Linie, bevor er noch seinen roten Siegelstempel danebensetzte.

„Wunderbar.“ Sie nahm den Vertrag an sich und legte ihn wieder in die Mappe, eine Ausfertigung überließ sie Kou. „Ich mache das fertig und leite es dann wieder an dich zurück, Kaoru.“

„Tu das, aber bitte ohne Kaffeeflecken, Miho“, antwortete er zwinkernd.

„Selbstverständlich! Ich sende Ihnen in den nächsten Tagen einen Zeitplan mit dem, was wir geplant haben und was wann ansteht. Nutzen Sie die Zeit für Vorbereitungen, Yukimura-sensei.“ Sie stand auf. „Wenn irgendwelche Probleme auftauchen sollten, können Sie sich jederzeit bei mir melden.“

„Vielen Dank für Ihre Mühe, Hamasaki-san“, sagte Kou und verbeugte sich höflich.

„Ich bringe ihn raus, mach dir keine Umstände, Miho“, bot Kaoru an, woraufhin sie sich dankbar wieder hinsetzte.

 

Kou folgte Kaoru zurück zum Eingangsbereich des Gebäudes, wo er Schirm und Mantel abholte.

„Du hättest trotzdem Bescheid sagen können, dass du eher zurück kommst, Kaoru-nii.“

„Sorry, das hat sich erst gestern Abend entschieden und ich war froh, dass ich heute Morgen noch einen Flug bekommen habe. Aya und Saki sind bei Baa-chan gut aufgehoben, denke ich. Sie verstehen sich wie immer prima“, erklärte Kaoru.

„Das kann ich mir vorstellen... Wenn die beiden zurück sind, komme ich vorbei und ihr erzählt mir alles, ja?“ Kou zog seinen Mantel an.

„Wo bist du jetzt eigentlich untergekommen? Ich habe die Fotos gesehen, aber ich wusste nicht, dass du Bekannte in Asakusa hast mit so toller Aussicht.“ Kaoru hob fragend eine Augenbraue, er schien besorgt.

„Sonst interessiert es dich doch auch kaum, mit wem ich meine Zeit verbringe, Kaoru-nii...“ Er erwiderte seinen Blick. Er liebte seinen älteren Bruder, aber sie hatten noch nie viel über Kous Beziehungen gesprochen, wenn Ayane nicht dabei war.

„Es interessiert mich immer, ich denke aber auch, dass mich dein Privatleben nicht viel angeht, außer du willst mir davon erzählen, dann höre ich gerne zu“, antwortete er. „Ich will nur, dass du glücklich bist, Kou. Bist du es?“

„Hm...“ Kou dachte nach. „Ich denke schon, ja. Auch wenn ich nicht weiß, wohin das noch führt, bin ich im Moment sehr glücklich, Kaoru-nii. Es ist aber nichts, worüber ich in der Lobby eines Bürogebäudes spreche, wir können gern bei euch zuhause darüber reden, wenn Aya und Saki-chan wieder da sind.“

„In Ordnung, das reicht mir.“ Kaoru umarmte ihn noch einmal. „Du weißt, du kannst jederzeit zu uns kommen, wenn irgendwas nicht in Ordnung ist. Ich räume dir auch das Büro frei, damit du ungestört arbeiten kannst, Brüderchen.“

„Danke, Kaoru-nii, aber ich komme zurecht. Sag mir Bescheid, wenn ihr Zeit habt, dass ich vorbeikommen kann, ja?“ Er drückte ihn und befreite sich dann aus seiner Umarmung.

„Natürlich, wenn es nach Aya geht wahrscheinlich früher als später, mach dich also auf Anfang der Woche gefasst“, antwortete Kaoru. „Pass auf dich auf, Kou.“

„Mach ich immer, bis dann, Kaoru-nii.“ Kou sah ihm nach, bis sich die Türen des Aufzugs geschlossen hatten, dann zog er die Kapuze seines Mantels hoch und drehte sich um, um das Gebäude zu verlassen.

Chapter 31

Summary:

Kou schaute ihn an, die Stirn gerunzelt. „Das ist es nicht, sowas kann passieren. Aber... hast du meine Nachrichten seit letzter Woche absichtlich ignoriert oder hattest du nur viel zu tun?“ fragte er besorgt. „Habe ich... irgendwas Falsches gesagt bei unserem letzten Gespräch?“

„Nein, ganz und gar nicht...! Es tut mir leid, wenn es so rüberkam, Yukimura, das war wirklich nicht meine Absicht.“ Die Frage hatte ihn kalt erwischt. Er hatte versucht, sich etwas zu distanzieren und ihm deshalb nicht geantwortet, viel zu tun hatte er immer. Aber das konnte er ihm unmöglich sagen.

„Was war es dann?“ Kou legte die Hände um seinen Becher, um sie zu wärmen. „Ich hätte deinen Rat gut gebrauchen können...“

„Ich... hatte viel um die Ohren, die ganze letzte Woche war anstrengend gewesen, weil ich trotz freier Tage in meinem Zweitjob einspringen musste und dann musste ich die liegengebliebene Arbeit noch machen“, erklärte Tōru, das war zumindest nicht gelogen. „Und ich musste über ein paar Dinge nachdenken, hat aber wirklich nicht viel mit dir zu tun.“

„Aber ein bisschen?“ hakte Kou nach.

Chapter Text

„Was ein Mistwetter“, fluchte Tōru und zog den Kragen seiner Motorradjacke höher. In einer Hand hielt er einen transparenten Schirm, mit der anderen drückte er seinen Rucksack an seine Brust, dessen Gurte kurz zuvor den Dienst quittiert hatten. „Erst mir kurzfristig so einen Berg Arbeit zuschieben und dann nicht dafür sorgen, dass es rechtzeitig abgeholt wird, so ein Saftladen...“ Er schaute nach unten, um sicher zu gehen, dass der Rucksack nicht noch nasser wurde und schlug den Weg zum Eingang des Bürogebäudes ein, das sein Ziel war. Die automatischen Schiebetüren öffneten sich und er ging hindurch, ohne aufzusehen. So sah er nicht sofort, dass ihm jemand im Weg stand, der gerade im Begriff war, sich zum Ausgang umzudrehen. Ein gerufenes „Vorsicht!“ der Rezeptionistin kam zu spät und Tōru lief krachend in einen hellbraunen Oversize-Mantel, der vertraut nach Kurkuma und Honig roch, mit einem Hauch Zedernholz, der ihm neu war. Sein Rucksack rutschte über den glatten Boden, der Schirm in eine andere Richtung, und er landete mit der Nase in einem weichen, tannengrünen Pullover, als sie beide polternd auf dem Boden aufschlugen.

„Oh... verdammt... tut mir leid, ich...“ Tōru versuchte, sich aufzusetzen, doch der andere hatte einen Arm um ihn gelegt, damit er sich beim Sturz nicht verletzte.

„Scheiße... ist alles in Ordnung...?“ Er zog den Arm zurück, damit Tōru sich aufsetzen konnte. „Inoue?“

„Yukimura? Was... machst du denn hier? Hast du dir wehgetan?“ Er stand auf und reichte ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen.

„Ich glaube nicht...“ Kou zog sich an der angebotenen Hand hoch und richtete die Brille, die bei ihrer Kollision verrutscht war.

Die Rezeptionistin kam herübergeeilt, um zu schauen, dass es ihnen auch gut ging.

„Es ist alles in Ordnung, machen Sie sich keine Sorgen“, beruhigte Kou sie mit der für ihn typischen, weichen Stimme.

„Das tut mir wirklich leid, Yukimura, keine Ahnung, wo ich mit meinem Kopf war“, sagte Tōru zerknirscht.

„Ist doch nichts passiert.“ Er schaute zu Tōrus Rucksack. „War in deinem Rucksack was Zerbrechliches?“

„Oh! Fuck! Warte kurz, ja? Ich erledige das eben.“ Er hastete zu seinem Rucksack und hob ihn auf, trug ihn zur Rezeption und holte einen in mehrere Plastiktüten eingepackten Stapel Papier heraus. „Das muss so schnell wie möglich in die Shounen-Redaktion, also noch vor dem Ende der Deadline heute“, sagte er bestimmt. „Der zuständige Editor weiß Bescheid, er wartet schon.“

„In Ordnung, ich bringe es sofort hoch. Vielen Dank für Ihre Mühe, Inoue-san“, sagte eine Angestellte, die dort für solche Fälle stand, und eilte mit dem Stapel zum Aufzug.

Tōru zog den Reißverschluss des Rucksacks zu und klemmte ihn sich unter den Arm, dann hob er den Schirm auf und faltete ihn unordentlich zusammen.

„Wird es jetzt eigentlich zur Gewohnheit, dass wir übereinander stolpern, Inoue?“ Kou schmunzelte, das Haargummi zwischen den Zähnen, während er seinen Zopf neu fasste, der sich beim Sturz gelockert hatte. Er hatte eine Strähne an der linken Seite am Kopf entlang geflochten und trug goldene Earcuffs am linken Ohr, die mit einer dünnen Kette verbunden waren. Tōru musste sich zusammenreißen, ihn nicht anzustarren.

„Scheint so, ist wohl unser Markenzeichen“, entgegnete er grinsend. „Kaffee? Ich muss das ja irgendwie wieder gut machen.“

Kou schaute auf das regnerische Wetter vor der Tür, der nächste Starbucks war jedoch nicht weit.

„In Ordnung“, sagte er schließlich. „Ich habe heute sonst nichts mehr vor.“

Sie spannten ihre Schirme auf und liefen die wenigen Meter durch den Regen, im Starbucks war nicht viel los, Tōru sondierte die freien Plätze, während sie anstanden, um ihren Kaffee zu bestellen.

„Du kannst dich auch schon setzen, wenn du magst. Sag mir einfach, was du willst, Yukimura“, schlug er vor.

„Pumpkin Spice Latte“, antwortete Kou knapp. „Ich warte dort drüben.“ Er zeigte auf zwei Plätze am Fenster.

„Hätte ich mir auch fast denken können...“ Er sah ihm nach und kümmerte sich dann um die Bestellung, für sich selbst nahm er noch einen Muffin mit, da er noch keine Zeit zum Essen gehabt hatte.

Kou tippte etwas auf seinem Handy, als er zum Tisch kam und die Becher abstellte. Mit einem knappen Danke nahm er sein Getränk entgegen und trank einen Schluck, bevor er das Handy auf den Tisch legte.

„Bist du... irgendwie sauer auf mich? Es tut mir wirklich leid, dass ich dich – mal wieder – umgerannt habe, Yukimura“, sagte Tōru zerknirscht.

Kou schaute ihn an, die Stirn gerunzelt. „Das ist es nicht, sowas kann passieren. Aber... hast du meine Nachrichten seit letzter Woche absichtlich ignoriert oder hattest du nur viel zu tun?“ fragte er besorgt. „Habe ich... irgendwas Falsches gesagt bei unserem letzten Gespräch?“

„Nein, ganz und gar nicht...! Es tut mir leid, wenn es so rüberkam, Yukimura, das war wirklich nicht meine Absicht.“ Die Frage hatte ihn kalt erwischt. Er hatte versucht, sich etwas zu distanzieren und ihm deshalb nicht geantwortet, viel zu tun hatte er immer. Aber das konnte er ihm unmöglich sagen.

„Was war es dann?“ Kou legte die Hände um seinen Becher, um sie zu wärmen. „Ich hätte deinen Rat gut gebrauchen können...“

„Ich... hatte viel um die Ohren, die ganze letzte Woche war anstrengend gewesen, weil ich trotz freier Tage in meinem Zweitjob einspringen musste und dann musste ich die liegengebliebene Arbeit noch machen“, erklärte Tōru, das war zumindest nicht gelogen. „Und ich musste über ein paar Dinge nachdenken, hat aber wirklich nicht viel mit dir zu tun.“

„Aber ein bisschen?“ hakte Kou nach.

„Am Rande... es hat mehr mit mir zu tun und damit, wie ich mein Leben gestalte, zwei Jobs und wenig Zeit zwischendurch für anderes.“ Tōru brach ein Stück von seinem Muffin ab und steckte es sich in den Mund.

„Verstehe... es ist nicht einfach, sich zu strukturieren, wenn das Arbeitspensum so variiert“, sagte sein Gegenüber. „Ich schaffe es gerade ganz gut, aber mal sehen, wie es wird, wenn die Veröffentlichung los geht.“

„Die... warte, du warst bei Yayoi, um den Vertrag zu unterzeichnen?“ Tōru hielt überrascht inne, das nächste Muffinstück auf halben Weg in seinen Mund.

„Ja. Die drei Sieger des Wettbewerbs bekommen ab nächstem Jahr eine Buchveröffentlichung und fortlaufende Serie in der ShouCa ab Januar. Die offizielle Ankündigung erfolgt aber erst zur Comiket“, antwortete Kou.

„Wow... Glückwunsch, Yukimura. Das freut mich für dich“, sagte er mit einem breiten Lächeln.

„Danke... Jetzt heißt es, die Comiket vorzubereiten und Storyboards zu überarbeiten, auch wenn ich genug Material für mehrere Monate habe. Und mir Gedanken darüber zu machen, wie ich weiter verfahre mit meinem Pseudonym.“

„Warum? Machen doch viele so.“ Tōru lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.

„Ja... aber es belastet mich, ich muss ständig aufpassen, wo ich was poste, und mögliche öffentliche Auftritte macht es kompliziert, ich kann nicht immer Ayane zurückgreifen. Hamasaki-san ist der Meinung, ich sollte es aufgeben und unter meinem Namen veröffentlichen, oder zumindest einem einzigen“, erklärte er. „Ich bin mir unsicher... ich habe mir diesen Schutzschild vor Jahren aufgebaut, aber ich bin nicht mehr der kleine Junge, der ich damals war.“

„Das ist das Problem dabei, wenn alle erwarten, dass man überall präsent ist... Kunden auf der einen Seite, Fans auf der anderen und man selbst steckt irgendwo dazwischen und darf sich keine Fehler erlauben, weil sonst alles kaputt geht“, fasste Tōru zusammen, er klang etwas bitter.

„Mhm... Ich weiß einfach nicht, ob ich nicht die, die Satou-sensei mögen, damit enttäusche, weil ich eben keine Frau bin. Kazuki meinte allerdings, wie Hamasaki-san auch, dass ich durch eine Zusammenführung auf beruflicher Ebene keine Probleme bekommen würde, da es meine Vielseitigkeit einem größeren Kreis verfügbar macht, was nur Vorteile mit sich bringt...“ Kou nippte an seinem Kaffee und schaute Tōru über den Rand des Bechers hinweg an. „Was meinst du? Soll ich es einfach tun und mein Pseudonym über Bord werfen, bevor es unnötig kompliziert wird?“

Tōru schaute ihn irritiert an. „Kazuki? Du... nennst Onodera beim Vornamen? Das habe ich jetzt nicht erwartet...“ Es war nichts Neues für ihn, aber um Kou nicht auf falsche Gedanken zu bringen, spielte er das Spiel wie automatisch weiter.

„Oh... habe ich das? Sorry, die Macht der Gewohnheit... Also? Deine Meinung dazu?“ Kou war leicht rot geworden, als ihm sein Fehler auffiel.

„Schlussendlich musst du es selbst entscheiden, Yukimura, aber da du mit beiden Jobs Kunst produzierst, spricht dem eigentlich nichts entgegen, Satou-sensei abzulösen. Sie hat ihren Job getan, um dir die Möglichkeit zu geben, deiner Passion nachzugehen und es ist nicht der Name, der zeichnet, sondern du“, antwortete Tōru direkt. „Und was spricht dagegen, wenn du weniger Sorgen haben musst und einfach du selbst sein kannst? Mit Pumpkin Spice Latte, Shoujo-Manga und deinem ganzen, absolut faszinierenden Charakter, und was dich sonst noch ausmacht.“

„Du... findest mich faszinierend?“ Er schaute ihn irritiert an.

„Absolut. Ich umgebe mich nur mit Menschen, die ich faszinierend finde, und du gehörst dazu. Du bist unkompliziert, aufmerksam, freundlich, weißt in der Regel, was du willst, auch wenn du das anscheinend gerne zurückstellst, um anderen den Vortritt zu lassen... ein begnadeter Künstler, vielseitig, siehst umwerfend aus, egal, was du trägst...“ Tōru stoppte sich, bevor er zu sehr ins Schwärmen geriet. Er hätte noch weiter ausführen können, wie sehr er seine Stimme und seine Augen mochte, beließ es aber dabei, um ihn nicht noch mehr zu verwirren.

„Wow... das habe ich länger nicht gehört, also in der Kombination. Danke, Inoue...“ Kou schenkte ihm ein dankbares Lächeln, das ein Kribbeln in seinem Bauch auslöste. Tōru hoffte, dass er seine Mimik irgendwie unter Kontrolle hatte, sonst wäre er in diesem Moment ein offenes Buch für seinen Gegenüber gewesen.

„Gern geschehen... dann muss ich dir das wohl noch öfter sagen, damit du es nicht vergisst“, entgegnete er mit einem Schmunzeln. „Dafür sind Freunde schließlich da.“

„Hmm... was ist eigentlich mit deinem Rucksack passiert?“ wechselte Kou das Thema.

„Altersschwäche, ich muss mir wohl einen neuen besorgen. Da ich heute frei habe, mache ich das wohl einfach gleich noch, dann habe ich es hinter mir“, antwortete Tōru.

„Wenn du magst... begleite ich dich. Ich war zwar erst mehr als ausgiebig shoppen, aber vielleicht brauchst du Beratung und mit dir finde ich Menschenmengen auch nicht ganz so schlimm.“ Er begutachtete den restlichen Milchschaum in seinem Becher, während er auf eine Antwort wartete.

„Gerne.“ Es wäre ihm nicht im Traum eingefallen, das Angebot abzulehnen, je mehr Zeit er mit Kou verbringen konnte, umso besser.

Nachdem sie ihre Becher geleert hatten, gingen sie zum Einkaufszentrum in der Nähe des Bahnhofs.

 

„Was für einen Rucksack suchst du?“ fragte Kou und betrachtete eine Wand voll verschiedener Taschen in einem Taschengeschäft, das dritte, das sie in der vergangenen Stunde besucht hatten.

„Er sollte genügend Platz haben, stabil sein, wasserabweisend, vielleicht schaden reflektierende Details auch nichts, wenn ich ihn beim Motorradfahren dabei habe...“ antwortete Tōru.

„Hm... Farbe?“

„Keine Ahnung, weiß ich, wenn ich es sehe... was ist denn das?“ Tōru schaute Kous irritiert an, der ihm einen quietschbunten, großen Pokémon-Rucksack hinhielt.

„Naja... er ist groß, relativ stabil, wasserabweisend und hat Reflektoren...“ entgegnete er mit immer breiter werdendem Grinsen.

„Du bist doch echt bescheuert, Yukimura.“ Tōru konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

„Was? Magst du Evoli nicht? Ist doch niedlich...“ Er hing den Rucksack wieder an einen Haken.

„Mhm...“ ‚So niedlich wie du‘, dachte Tōru und presste die Lippen aufeinander, damit er es nicht doch noch laut sagte.

„Dann lieber etwas Neutraleres? Schwarz? Grau?“ Kou ging weiter und sondierte das Angebot.

„Etwas Farbe darf es schon sein“, entgegnete er und schaute selbst nach einem Rucksack, der ihm zusagte.

„Welche Farbe ist deine Lieblingsfarbe?“ fragte Kou.

„Keine so richtig, Rot vielleicht und warmes Gelb“, antwortete er, ohne weiter darüber nachzudenken.

„Warmes Gelb? Eher Curry oder Bernstein? Oder Senf?“ Kou drehte sich zu ihm um und wartete auf eine Antwort.

„Bernstein.“ Tōru hielt inne. „Also... meine Oma hatte einen faustgroßen Bernstein, der lag bei ihr auf dem Fensterbrett und immer, wenn die Sonne schien, hat er geleuchtet wie flüssiges... Gold.“ Seine Stimme versagte, weil Kou bis auf einen halben Schritt nähergekommen war, um einigen Schülerinnen Platz zu machen, die nach Schultaschen schauten.

„Der hier sieht gut aus.“ Kou streckte sich, griff an ihm vorbei und nahm einen dunkelroten Rucksack von einem Haken über ihnen, der goldgelbe Details und ein geometrisches Muster aus reflektierender Folie hatte, die nur leuchtete, wenn sie angestrahlt wurde.

„Du hast echt keine Berührungsängste, was?“ Tōrus Finger strichen über den Stoff seines Mantels.

„Bei Freunden nicht so... stört es dich?“ Er ging einen Schritt zurück und schaute ihn unsicher an. „Entschuldige... ich bin immer so, wenn ich mich bei jemandem wohlfühle.“

„Nein, ist okay, ich muss mich nur noch daran gewöhnen“, antwortete er leise, bemüht, seine Stimme zu kontrollieren und das Brennen in seiner Brust zu ignorieren. „Zeig mal den Rucksack.“

Er nahm den Rucksack entgegen und stellte ihn auf einen Sitzwürfel in der Nähe, um ihn genauer zu betrachten. Er öffnete jedes Fach, es waren viele Fächer mit viel Stauraum, den man noch mit einem Reißverschluss erweitern konnte, das Material war glatt und robust. Innen war ein gepolstertes Fach, in das ein Laptop passte, einen Einschub für ein Tablet gab es auch.

„Sieht gut aus, den nehme ich. Danke, Yukimura, du hast ein gutes Auge für sowas“, sagte er schließlich.

„Auf den Preis habe ich aber nicht geschaut... uff...“ Kou nahm das Preisschild in die Hand und runzelte die Stirn.

„Der ist nicht so wichtig, solange die Qualität stimmt.“ Tōru ging vor zur Kasse, um den Rucksack zu bezahlen, der Ältere folgte ihm mit etwas Abstand.

Nachdem er bezahlt hatte, setzte Tōru sich vor dem Geschäft auf eine Bank und sortierte die Sachen aus seinem alten Rucksack in den neuen. Den alten konnte er zur Entsorgung im Geschäft abgeben, das hatte er während des Kaufs organisiert.

„Das dauert eine Weile. Ich habe einfach zu viel Zeug, das ich mit mir herumschleppe, sorry“, sagte er zerknirscht und sortierte Stifte, Kabel, eine Ansammlung unterschiedlicher Visitenkarten und anderer Dinge in den neuen Rucksack ein.

„Passt schon, ich bin kurz da drüben“, sagte Kou und ging ein paar Meter zu einer Reihe Gacha-Automaten.

Er kam zurück, nachdem Tōru den alten Rucksack im Geschäft abgegeben hatte und vorher nochmal geprüft hatte, dass er auch nichts vergessen hatte, auszuräumen. Den neuen hatte er sich mit einem Gurt über eine Schulter gehängt.

„Was hast du gemacht?“ fragte er neugierig.

„Nur ein bisschen mein Glück versucht...“ Kou befestigte etwas an einem Ring, der an Tōrus neuem Rucksack für solche Zwecke angebracht war. „Den schenke ich dir, als Glücksbringer.“

„Hm?“ Er nahm den Rucksack herunter und schaute nach, was er meinte. Es war ein Schlüsselanhänger mit einem glücklich grinsenden Evoli, das eine rosa Blume am Ohr stecken hatte. „Ein Evoli?“

„Ja. Den Rucksack wolltest du ja nicht“, entgegnete er lächelnd. „Ich mag Evoli, es ist etwas unscheinbar und nicht besonders stark, dafür niedlich... und es kann sich zu dem entwickeln, was es sein möchte, mehr oder weniger jedenfalls, und sein Potential ausschöpfen. Also das, was jeder von uns tun sollte. Ist doch inspirierend, oder?“ Kou fuhr mit den Fingerspitzen über den Plastikanhänger.

Tōru ließ den Rucksack auf den Boden fallen und umarmte ihn stürmisch, was ihm einen überraschten Laut entlockte.

„Danke... das ist wirklich ein tolles Geschenk, Yukimura“, sagte er leise. „Aber verflucht... wenn du weiter so großartig bist, verliebe ich mich noch in dich...“ ‚und ich weiß nicht, ob ich das nicht schon längst getan habe...‘, dachte er still.

„Du... übertreibst, Inoue. Die Leute gucken schon...“ Kou drückte ihn leicht und befreite sich dann aus seiner Umarmung.

„Ja, vielleicht. Entschuldige...“ Er schaute auf seine Uhr. „Ich sollte wohl langsam los, muss noch was fertig machen. Gehen wir zusammen zum Bahnhof?“

 

„Arbeitest du am Wochenende?“ fragte Kou, nachdem sie vor dem Bahnhof angekommen waren. Tōru hatte sein Motorrad auf einem überdachten Parkplatz dort abgestellt, den Helm hatte er aus einem Schließfach in der Nähe geholt.

„Ja, ich habe eher unter der Woche frei als am Wochenende, außer ich tausche eine Schicht. Hast du was vor?“ Tōru schaute ihn an.

„Weiß noch nicht, ich würde den Vertrag gerne feiern, aber wenn du nicht kannst... und Ayane kommt erst am Sonntag wieder, nur mit Kaoru allein wäre das wohl langweilig“, entgegnete er.

„Tut mir echt leid, wir holen das nach, okay? Auch wenn es bis zur Comiket wahrscheinlich eher schlecht aussieht... dann machen wir das spätestens an meinem Geburtstag“, schlug Tōru vor.

„An deinem Geburtstag? Wann ist der denn?“

„Am 5. Januar, also in zwei Monaten. Ich wollte den mit den Leuten aus meinem Zirkel feiern, die so ungefähr meine einzigen Freunde sind, die ähnlich denken wie ich... also, wenn du magst, bist du herzlich eingeladen“, antwortete er. „Ich weiß aber noch nicht, was wir machen, das entscheide ich kurz vorher.“

„Klingt gut. Lass uns aber nochmal drüber reden, ich weiß nicht, wie mein Terminkalender im Januar aussieht“, sagte Kou und kramte sein Kartenetui aus der Tasche, in dem sich auch seine Fahrkarte befand. „Ich muss los, sonst warte ich eine halbe Ewigkeit auf die nächste Bahn. Bis dann, Inoue.“

„Bis dann...“ Tōru schaute ihm nach, wie er zum Eingang lief und ihm winkte, bevor er um eine Ecke verschwand. „Fuck! Viel dümmer geht’s echt nicht, Tōru... Ich foltere mich mal wieder selbst…“ Er setzte den Helm auf und startete den Motor, bevor er das Motorrad schwungvoll wendete und sich in den dichten Verkehr einfädelte, um die gut zehn Kilometer durch die Stadt zurück nach Shinbashi zu fahren, wo er wohnte.

Chapter 32

Summary:

„Warum haben wir das nicht eher schon gemacht…?“ Er schmunzelte, als er die Erregung in Kous Gesicht sah.

„Keine Ahnung… wir waren wohl beide zu beschäftigt…“ antwortete er und biss sich auf die Unterlippe.

„Fasst du dich gerade an, Kou?“

„Was denkst du…? Die ganze Zeit schon.“ Kou lächelte ihn lüstern an.

„Zeig mir, was du machst, wenn du kannst“, verlangte er.

„Mhm… ich versuch’s…“ Kou streckte den Arm, in dem er das Handy hielt, etwas aus und schwenkte die Kamera so, dass sie seinen Unterkörper erfasste.

„Oh… Das hast du gut gemacht, Kou… wie fühlst du dich?“ fragte Kazuki anerkennend.

„G… gut… geil… Ich hätte dich gerne hier, Kazuki…“

Chapter Text

Zurück in Asakusa machte Kou sich etwas zu essen, nahm ein Bad, um sich aufzuwärmen und verfasste dabei einen kurzen Tweet auf Satou-senseis Profil, um den Followern mitzuteilen, dass „sie“ den Vertrag bei Yayoi unterschrieben hatte und sich alle auf mehr Veröffentlichungen und Ankündigungen freuen konnten.

Er dümpelte eine Weile in der Wanne herum, die Arme auf den Rand gelegt und das Handy in der ausgestreckten Hand, während er durch seine Feeds scrollte. Das zufällige Treffen mit Tōru war angenehm gewesen, er war froh, dass sich diese Freundschaft entwickelte und der Jüngere das anscheinend ebenso empfand. Er öffnete LINE und tippte Tōrus Icon an, woraufhin sich der Chatverlauf entfaltete.

 

Kou [21:03]: War schön heute. Danke nochmal für den Kaffee und den Rat („• ᴗ •„)

Tōru [21:05]: Immer gerne, das nächste Mal hoffentlich ohne Unfälle (×_×)⌒☆

Tōru [21:05]: Ich habe noch etwas für dich… erinnerst du dich an das Porträt, um das ich dich im September gebeten habe?

Kou [21:06]: Ja. Wollte nicht danach fragen, um dich nicht unter Druck zu setzen…

Tōru [21:06]: Es ist fertig. Bringe ich dir mit, wenn wir uns das nächste Mal sehen. Vorschau gibt’s aber keine (^_~)

Kou [21:07]: Gemein (个_个)

Kou [21:09]: Was machst du gerade?

Tōru [21:10]: Sitze an einer Animation, zum wahrscheinlich hundertsten Mal, bin unzufrieden (¬_¬)

Kou [21:11]: Du schaffst das schon ٩(。•́‿•̀。)۶

Tōru [21:11]: Und du? Fleißig am Arbeiten?

Kou [21:12]: Nö… ich bade, bis ich aufgeweicht bin. So schön warm (─‿‿─)

Kou [21:12]: Das Bad werde ich wohl am meisten vermissen, wenn ich wieder in meiner Wohnung bin…

Kou [21:13]: In meiner Wanne kann ich gerade so sitzen.

Tōru [21:13]: So gut? Er hat wahrscheinlich an keinen Annehmlichkeiten gespart, was?

 

Kou überlegte einen Moment, dann öffnete er die Kamera-App, strich sich die Haare zurück und schoss ein Selfie, das im Hintergrund einen kleinen Teil des Badehaus-ähnlichen Badezimmers zeigte. Daran, dass er quasi nackt war, dachte er in dem Moment nicht, unterhalb des Wassers war vom Winkel der Aufnahme aus sowieso nichts zu sehen. Er sendete es Tōru mit der nächsten Nachricht.

 

Kou [21:16]: So gut (^_<)〜☆

 

Es dauerte eine Weile, bis er antwortete.

 

Tōru [21:20]: Evtl. bin ich gerade vom Stuhl gefallen… (*/ω\)

Tōru [21:20]: Das ist ja purer Luxus. Jetzt bin ich neidisch.

 

Tōru schickte ihm zum Ausgleich ein Selfie von sich an seinem Schreibtisch, er trug eine Bildschirmbrille mit schwarzem Rahmen und hatte das Pony mit einer Haarspange zurückgebunden, damit es nicht störte. Er schmollte übertrieben, was ihn fast niedlich aussehen ließ, fand Kou.

 

Kou [21:22]: Ich lass dich mal weiterarbeiten und gehe ins Bett. Gute Nacht (∪。∪)。。。zzZ

Tōru [21:22]: Gute Nacht

 

Kou kletterte aus dem Wasser, trocknete sich ab und zog eine Unterhose an. Auf dem Weg in sein Zimmer hielt er inne und ging stattdessen in Kazukis Schlafzimmer. Dort öffnete er die Schublade der Kommode, in der er die Seile und anderes Bondage-Zubehör aufbewahrte und nahm ein Seilbündel und die Sicherheitsschere heraus, die daneben lag. Er nahm alles mit in sein Zimmer und setzte sich damit aufs Bett. Er löste den lockeren Knoten, der das Bündel zusammenhielt und rollte es auseinander, ließ das weiche, sorgfältig bearbeitete, dunkelrot gefärbte Hanfseil durch die Finger gleiten. Allein die Vorstellung, was Kazuki damit noch tun könnte, ihm damit antun könnte, erregte ihn. Kou stand auf und tauschte die die Unterhose gegen einen String, dann holte er die Holzkiste aus dem Schrank und nahm sie mit aufs Bett. Er faltete das Seil in der Hälfte und begann, es langsam und sorgfältig um seine Taille und seine Hüfte zu binden. Im vorderen Bereich teilte er es und legte es fest um die Wölbung unter dem Stoff, direkt hinter seinen Hoden machte er einen Knoten, bevor er das Seil straff nach hinten zog und in seinem Rücken fixierte. Da noch einiges übrig war, zog er es hinab zu seinem linken Oberschenkel und wickelte es dekorativ darum herum, dann verknotete er das Ende zu einer kleinen Schleife. Er strich mit den Fingerspitzen über das Seil, dann legte er die Hand auf seine Erektion und streichelte sich etwas.

Aus einer Laune heraus nahm er sein Handy vom Nachttisch und schrieb Kazuki eine Nachricht, während er sich weiter anfasste.

 

Kou [22:39]: Schläfst du schon? Ich vermisse dich…

 

Er schaute überrascht auf das Display, als er tatsächlich antwortete, was er sonst nie tat.

 

Onodera K. [22:41]: Nein. Bade noch, Meeting bis vor einer Stunde. Morgen komme ich wieder.

Kou [22:41]: Kommst du oder kommst du? (¬‿¬ )

Onodera K. [22:42]: Ganz wie du willst. Gehst du jetzt schon schlafen?

Kou [22:43]: Noch nicht… bin noch beschäftigt

Onodera K. [22:43]: Arbeit?

Kou [22:45]: Üben… und damit, dich zu vermissen. Sehr.

Onodera K. [22:46]: Zeigst du es mir?

Kou [22:46]: Bist du allein?

 

Kou nahm den Anruf in der Sekunde entgegen, in der Kazuki ihn tätigte. Auf dem Display erschien sein Gesicht, es war etwas gerötet von der Wärme des Bads, die Haare klebten feucht an seiner Stirn. Er lächelte, als er Kou sah.

„Warum haben wir das nicht eher schon gemacht…?“ Er schmunzelte, als er die Erregung in Kous Gesicht sah.

„Keine Ahnung… wir waren wohl beide zu beschäftigt…“ antwortete er und biss sich auf die Unterlippe.

„Fasst du dich gerade an, Kou?“

„Was denkst du…? Die ganze Zeit schon.“ Kou lächelte ihn lüstern an.

„Zeig mir, was du machst, wenn du kannst“, verlangte er.

„Mhm… ich versuch’s…“ Kou streckte den Arm, in dem er das Handy hielt, etwas aus und schwenkte die Kamera so, dass sie seinen Unterkörper erfasste.

„Oh… Das hast du gut gemacht, Kou… wie fühlst du dich?“ fragte Kazuki anerkennend.

„G… gut… geil… Ich hätte dich gerne hier, Kazuki…“ Er ließ seinen Penis los, streckte den Arm aus und öffnete seine Kiste mit der Hand. Ohne hinzusehen, holte er einen schwarzen, länglichen Analplug und das Fläschchen mit dem Gleitgel heraus.

„Was würdest du tun, wenn ich dir nicht zusehen könnte…?“

„Das… was ich jetzt auch tue, es macht keinen Unterschied… außer, dass es sich besser anfühlt, wenn du zusiehst“, antwortete er. „Und… ich nur eine Hand freihabe… Warte kurz.“

Kou rutschte aus dem Bett, nahm seine Utensilien mit, ging zum Schreibtisch und setzte sich dort auf den Stuhl, dann klemmte er das Handy in die flexible Halterung und richtete es aus, dass die Frontkamera ihn erfasste.

„Du lässt mich also weiter zusehen, Kou…?“ Kazukis Blick wurde intensiv, er setzte sich etwas bequemer hin und lehnte sich in der Wanne zurück, in der er saß.

„Natürlich… du darfst dich auch anfassen, wenn dir danach ist, Kazuki…“ Er stellte die Lehne des Stuhls etwas zurück, damit er bequemer saß, stützte die Füße an die Tischkante und strich mit den Fingern über seine Erektion nach unten. Er folgte der Linie des Seils, schob die Finger dazwischen und dabei auch das bisschen Stoff zur Seite, das sich dort noch befand, um etwas Platz zu machen für das, was er noch vorhatte. Mit der anderen Hand öffnete er das Fläschchen mit dem Gleitgel und verteilte etwas davon auf den Fingerspitzen und dem Analplug, den er auf seinem Bauch abgelegt hatte.

„Der ist aber nicht besonders groß, Kou… ich habe mehr erwartet“, bemerkte Kazuki mit einem Grinsen.

„Mhm… ich muss ja nicht immer die schweren Geschütze auffahren, umso mehr… kann ich mich auf deinen Schwanz freuen… morgen?“ Er führte zwei Finger in sich ein und stöhnte leise, als er sie etwas spreizte, um sich zu dehnen.

„Morgen... ich versuche, nicht zu spät da zu sein...“ Kou merkte an Kazukis Tonfall, dass er sich selbst ebenfalls berührte.

Er nahm den Plug in die freie Hand und schob ihn langsam in sich hinein, nachdem er die Finger herausgezogen hatte. Er füllte ihn mehr aus als seine Finger zuvor, aber nicht so sehr wie Kazuki oder der große Dildo, den er sonst hin und wieder benutzte. Er schob ihn soweit hinein, dass er nicht von allein herausrutschte, die Verdickung am Ende drückte leicht gegen seine Prostata. Nun beide Hände frei, zog er den Stoff über seinem Penis zur Seite und legte die Finger der linken fest um die Wurzel und seine Hoden. Mit den Fingern der rechten Hand verteilte er die Flüssigkeit, die ausgelaufen war, bis alles nass glänzte und er weniger Widerstand fühlte, bevor er sich langsam streichelte.

„Du bist so schön, wenn du erregt bist, Kou...“ sagte Kazuki leise, ihn aufmerksam beobachtend.

Kou nickte, während er sich darauf konzentrierte, was er fühlte, während er sich einen runterholte. Er versuchte, sich Zeit zu lassen, die Situation voll auszukosten, aber da er in den vergangenen Tagen nicht viel Zeit dazu hatte, war der angestaute Druck umso größer. Unter halb geschlossenen Lidern erwiderte er Kazukis Blick, dem die Erregung ins Gesicht geschrieben stand, trotz aller Erfahrung, war die Situation etwas Neues, etwas anderes, als sie sonst taten.

„Komm für mich, Kou...“ forderte er mit heiserer Stimme, selbst kurz davor, zum Abschluss zu kommen.

„Kazuki... ich... hnnngh...!“ Er warf den Kopf in den Nacken und ergoss sich über seine Hand und seinen Bauch. An Kazukis unterdrücktem Stöhnen hörte er, dass er ebenfalls kam.

„Wow... das war viel...“ Er schaute an sich herab und hielt die tropfende Hand hoch, damit sein Gesprächspartner es sehen konnte. „Ich sollte vielleicht nicht mehrere Tage gar nichts tun... kontraproduktiv“, sagte er grinsend. Er zog den Plug aus sich heraus und ließ ihn auf den Boden fallen.

„Wie man es nimmt... vielleicht lasse ich dich demnächst einfach gar nicht mehr kommen und verbiete dir, es dir selbst zu machen... bis du darum flehst, dass ich es dir besorge, Kou...“ sagte Kazuki mit einem fast diabolischen Lächeln auf den Lippen. „Bring mich nicht auf dumme Ideen.“

„Uhm... was wäre daran dumm? Du weißt... dass ich da kaum Nein sagen kann, wenn du es mir befiehlst...“ entgegnete Kou nervös. „Es sollte sich nur nicht auf meine Arbeit auswirken, wenn ich vor Geilheit nicht mehr denken kann.“

„Selbstverständlich... ich mache die Kamera aus, du kannst dich aber gerne weiter mit mir unterhalten“, sagte Kazuki, schaltete auf nur Ton um, bevor er das Handy ablegte um aus der Wanne zu steigen.

Kou nutzte die Gelegenheit, um sich zu säubern und vom Seil zu befreien.

„Was hast du heute gemacht?“ klang Kazukis Stimme fragend aus dem Lautsprecher.

„Ich war in Ikebukuro und habe den Vertrag bei Yayoi unterzeichnet. Mein Bruder Kaoru war auch da, er ist heute früh von Okinawa zurückgekommen, um sich um die neuen Verträge zu kümmern“, antwortete Kou und setzte sich wieder aufs Bett, nachdem er eine trockene Unterhose angezogen hatte.

„Verstehe... und danach bist du direkt wieder zurück?“

„Nein... Inoue ist in mich reingelaufen, als ich gerade gehen wollte und er hat mich auf einen Kaffee eingeladen. Danach waren wir noch im Einkaufszentrum, er brauchte einen neuen Rucksack und da ich sonst nicht viel zu tun hatte, bin ich mit...“ Kou legte sich hin und deckte sich zu.

„Ihr versteht euch gut? Du und dieser Inoue...“ Es klapperte, als Kazuki das Handy wieder in die Hand nahm und das Bad verließ.

„Wir sind befreundet, nichts weiter. Wir ticken ähnlich und es ist schön, jemanden zu haben, mit dem ich über die Arbeit reden kann und der weiß, wovon ich rede. Und der nicht meine Schwägerin ist, die genug mit ihrem eigenen Leben zu tun hat“, antwortete er, plötzlich schläfrig. „Du musst nicht... eifersüchtig sein, Kazuki, dazu gibt es keinen Grund.“

„Ich mache mir deinetwegen auch keine Gedanken...“ sagte Kazuki und unterbrach sich, Kou hörte eine leise Stimme im Hintergrund. „Entschuldige, ich muss Schluss machen. Wir sehen uns morgen, gute Nacht.“

„Gute Nacht...“ Er schaute sein Handy an, bis das Display ausging und es dunkel im Raum wurde. „Ach man... es wäre so viel einfacher, wenn du mal sagen würdest, was du fühlst, Kazuki...“ Kou zog sich die Decke über den Kopf und fiel bald in einen unruhigen Schlaf.

Chapter 33

Summary:

Kurz darauf wurde die Wohnungstür geöffnet und Kazuki kam herein.

„Kou, entschuldige, dass es so lange... gedauert hat.“ Kazuki blieb wie angewurzelt stehen. „Was machst du denn hier, Haru-chan?“

Kou hätte nicht gedacht, ihn jemals fassungslos zu sehen, aber der Anblick seiner Tochter wie sie seiner Affäre die Haare flocht, schien es möglich zu machen.

„Too-san!“ Haruka lächelte ihn fröhlich an. „Wir wollten den Garten für unser Projekt nutzen, du hast gar nicht erzählt, dass Yukimura-san diesen Monat hier wohnt.“

Chapter Text

Kou stolperte am nächsten Morgen über das Seil, das er am Abend auf dem Fußboden liegen gelassen hatte. Er hatte nicht gut geschlafen, wollte aber noch ein Bild fertig zeichnen, weshalb er sich einen Wecker gestellt hatte. Er hob das Seil auf und betrachtete es eine Weile, dann legte er es ordentlich aufs Bett und machte sich für den Tag fertig. Er frühstückte Reis und Misosuppe, weil ihm nicht danach war, etwas Süßes zu essen und er so schon Reis für das Mittagessen mitkochen konnte. Satt und mit einem großen Becher Kurkumatee setzte er sich an den Schreibtisch und zeichnete den Rest des Vormittags an einer Farbillustration seiner Heldin Kohaku und ihrem Sidekick Shion, einem Fuchsjungen mit einem mechanischen Arm, den sie kurz nach ihrer Ankunft im Wunderland aufgegabelt hatte und der sie seitdem auf ihren Abenteuern begleitete, wenn er sich nicht mit dem zweiten Hauptcharakter Miraj zankte. Miraj war eine Art Prinz, oder hielt sich dafür, und unabsichtlich dafür verantwortlich, dass Kohaku im Wunderland gelandet war. Er hatte in einem alten Buch gelesen, dass es zur Rettung der Welt eine Prinzessin und einen Prinzen brauchte, eine Maschine gebaut und durch eine Fehlfunktion Kohaku, die eine unauffällig normale Oberschülerin war, in seine futuristische Fantasywelt geholt. Kohaku hatte ihm mit ihrer pragmatischen Art schnell klar gemacht, dass seine Welt keine Prinzessin brauchte, sondern jemanden, der aufräumte und sich um die vorherrschenden Probleme kümmerte. Da sie sich dort aber erst einmal zurechtfinden musste, um herauszufinden, was überhaupt schief lief, schnappte sie sich Shion und erkundete mit ihm die Welt, erlebte Abenteuer und brachte dem Prinzen bei, was wirklich wichtig war. Soweit sie es mit ihren siebzehn Jahren erfassen konnte. Einige Follower, die die Geschichte schon länger kannten, hatten ihn gefragt, ob sich zwischen Kohaku und Miraj eine Romanze entwickeln würde, aber darüber hatte er sich noch keine Gedanken gemacht, es war ihm zu vorhersehbar, weshalb er es sich genau überlegen wollte.

 

Während einer kleinen Mittagspause fiel ihm das Seil wieder ein und das Gefühl, das es auf seiner Haut ausgelöst hatte. Kou zog sich komplett aus, suchte nach einer Anleitung im Internet und verbrachte die nächste halbe Stunde damit, mit dem Seil ein diamantförmiges Muster um seinen Oberkörper zu binden. Damit es nicht verrutschen konnte, führte er es auch zwischen seinen Beinen hindurch und befestigte es ordentlich. Er zog es nicht zu fest, da er noch arbeiten wollte, hoffte aber, dass er Kazuki damit überraschen konnte, wenn er später am Tag zurückkam, trotzdem spürte er den Druck und die Reibung des Seils auf seiner Haut. Er machte ein Foto davon und schickte es ihm ohne weiteren Text dazu, bevor er sich wieder anzog. Er trug eine Stoffhose und einen locker sitzenden Rollkragenpullover, so dass nichts davon zu sehen war. Anschließend setzte er sich wieder an den Schreibtisch, um an der Illustration weiterzuarbeiten, bis er am Nachmittag hörte, wie die Wohnungstür geöffnet wurde. Er stand hastig auf und lief ins Wohnzimmer, um dann wie angewurzelt stehen zu bleiben, glücklicherweise, bevor ihm eine Begrüßung über die Lippen gerutscht war. Im Eingangsbereich stand Haruka in Begleitung zweier dunkelhaariger Mädchen in ihrem Alter und derselben Schuluniform. Kazukis Tochter starrte ihn ungefähr genauso entgeistert an wie er sie, sie fand allerdings zuerst ihre Stimme wieder.

„Yukimura-san? Was... machen Sie denn hier?“ fragte sie, zugleich verwirrt und neugierig.

„Haruka-chan, also... dein Vater hat mir das Zimmer angeboten, damit ich ungestört arbeiten kann, während meine Wohnung saniert wird, was ungefähr den ganzen November dauern soll“, antwortete er ehrlich. „Solange bin ich hier.“

„Ach... hat er das? Davon hat er mir gar nichts erzählt“, entgegnete sie, die Arme vor der Brust verschränkt.

„Heißt das, wir können das Projekt jetzt nicht hier fertig machen, Haru-chan?“ fragte eines der Mädchen.

„Keine Ahnung... bei mir zuhause können wir es auf keinen Fall machen und bei euch auch nicht“, sagte Haruka, dann schaute sie Kou an. „Stört es Sie, wenn wir ein paar Stunden hierbleiben, Yukimura-san? Wir versuchen auch, leise zu sein.“

„Du hast wahrscheinlich mehr Ansprüche hier zu sein als ich, also... lass dich nicht aufhalten“, antwortete er und ging zur Küchenzeile, um sich eine Tasse Kaffee zu holen.

Die Mädchen stellten ihre vollen Taschen neben dem Sofa ab und setzten sich, während Haruka für alle Tassen aus dem Schrank holte.

„Yukimura-san, es ist nicht so, dass es mich stört, dass Sie hier sind... wirklich nicht, Too-san wird schon seine Gründe haben“, sagte sie zerknirscht. „Ich bin nur überrascht, das ist alles. Er hat nichts davon erwähnt, allerdings habe ich ihn auch nicht gefragt, ob wir herkommen dürfen, weil er mal meinte, dass ich immer herkommen kann, wann ich mag.“

„Ist euer Projekt von eurem Schulclub?“ fragte Kou interessiert.

„Ja, aber ich weiß gar nicht, ob es klappt, so mies wie das Wetter ist... wir brauchen den Garten dafür und hier stört uns keiner“, antwortete sie und füllte Kaffee in die Tassen.

„Was für ein Club ist es denn?“ Er trug die Tassen mit ihr zum Tisch im Wohnzimmer und setzte sich dann auf einen der Sessel, während die Mädchen es sich auf dem Sofa bequem machten.

„Yui-chan und ich sind im Fotografie-Club und Maki-chan hier im Handarbeits-Club, sie näht unglaublich tolle Sachen und will auf eine Modeschule gehen nach dem Abschluss. In unserer Schule machen die Clubs immer Jahresprojekte, die sie dann in einer Ausstellung vorstellen, die besten Beiträge bekommen Bonuspunkte für die Zusatzbeurteilungen im Zeugnis. Wir dürfen auch miteinander arbeiten, um unsere Ideen umzusetzen“, erklärte Haruka. „Deshalb sind wir hier, weil wir den Garten als Kulisse brauchen für das, was wir uns ausgedacht haben.“

„Das ist wirklich eine schöne Idee, Haruka-chan“, sagte Kou und schaute raus, wo es immer noch regnete. „Ab morgen soll die Sonne scheinen.“

„Haru-chan... du vergisst das Wesentliche...“ sagte Maki schüchtern. „Ich nähe kein Sachen für Mädchen...“

„Achja... stimmt... wir gehen auf eine Mädchenschule, aber Maki entwirft und näht Sachen für Jungs, also kann sie keine von uns als Model nutzen... natürlich kennen wir Jungs, aber die können wir ja nicht einfach in die Schule schleppen oder zu einer von uns nach Hause, um Fotos zu machen“, führte Haruka weiter aus.

„Es gibt dutzende Mietstudios mit passenden Sets in der Stadt, warum nicht eines davon?“ fragte Kou, die Wange auf die Hand gestützt.

„Yukimura-san, ich darf nicht mal allein in den Buchladen gehen, dann sicher auch nicht in eines dieser Studios, bei den anderen sieht es nicht besser aus.“ Haruka seufzte.

„Aber in die Wohnung deines Vaters kannst du Jungs mitbringen?“ Kou hob eine Augenbraue.

„Hm... ja? Ich meine... hier ist doch nie jemand und meine Aufpasser sind auch nicht hier, weil es ja Too-sans Wohnung ist und mir hier nichts passieren kann“, antwortete sie selbstsicher. „Zumindest haben wir vom Eingang bis zur Wohnungstür niemanden gesehen.“

„Ich bin hier nur Gast, du kannst also machen, was du magst... Ich will euren Plänen nicht im Weg stehen“, sagte er und stand auf. „Ich muss noch etwas weiterarbeiten.“

„In Ordnung, wir sind leise, um Sie nicht zu stören, Yukimura-san.“ Haruka schenkte ihm ein Lächeln und er ging zurück in sein Zimmer, wo er die Tür hinter sich zuzog.

 

Kou konnte zwei Stunden ungestört weiterarbeiten. Er sah die Mädchen durch das Fenster im Wohnzimmer, wie sie diskutierten, die Taschen auspackten und verschiedene Stoffstücke auf den Möbeln verteilten, wenn er den Kopf drehte. Es war schon dunkel, als es an seiner Tür klopfte und Haruka den Kopf hereinstreckte.

„Yukimura-san? Wir wollen Pizza bestellen, wollen Sie auch was? Rechnung geht auf Too-san“, fragte sie.

„Ist er denn schon da?“ Kou drehte sich mit seinem Stuhl um.

„Nein, aber ich habe seine Kreditkarte mit der App verknüpft, über die ich bestelle“, antwortete sie grinsend. „Also? Wir würden dann einfach eine größere Pizza für uns alle nehmen, gibt es etwas, das Sie nicht essen?“

Kou seufzte, dann nickte er. „Ich esse keinen Fisch, sonst eigentlich alles.“

„Fisch auf Pizza ist auch eklig...“ Haruka verzog das Gesicht. „Darf ich... mir das Bild ansehen?“

„Es ist noch nicht ganz fertig, ich zeige es dir, wenn ich soweit bin“, antwortete er und stand auf, um ihr ins Wohnzimmer zu folgen.

„Das verstehe ich, ich zeige meine Fotos auch nur anderen, wenn sie fertig sind und ich zufrieden bin“, sagte sie, zog das Handy aus der Tasche und bestellte die Pizza, während sie sich aufs Sofa fallen ließ.

„Haru-chan... mein Bruder kann am Wochenende doch nicht, ich habe ihn gerade angerufen“, sagte Yui zerknirscht. „Was machen wir jetzt?“

„Ugh... Maki-chan, hast du noch einen Ersatz?“ fragte Haruka.

„Nein... mein Ersatz liegt mit Grippe im Bett“, antwortete sie kopfschüttelnd.

Da die Sessel belegt waren, pflanzte Kou sich in die Ecke des Sofas, in der er die letzten zwei Wochen immer gesessen hatte und schaute auf sein Handy. Er drehte geistesabwesend eine Haarsträhne um den Zeigefinger, während er durch seine Feeds scrollte und schaute erst auf, als die drei Mädchen still wurden. Sie schauten ihn alle an, Haruka hatte ein Schmunzeln auf den Lippen, das dem Kazukis ähnelte, wenn er eine Idee hatte.

„Ist was?“ fragte er irritiert.

„Yukimura-san...“ Sie stand auf, lief um das Sofa herum und stellte sich hinter ihn, wo sie die Hände auf seine Schultern stützte, und ihn ansah, nachdem er den Kopf in den Nacken gelegt hatte. „Würden Sie uns aushelfen? Sie sind schon hier, also müssen wir niemanden reinschmuggeln und die Sachen passen Ihnen bestimmt auch... die sind variabel“, fragte sie zuckersüß.

„Bitte, Yukimura-san, Sie sind unsere letzte Hoffnung“, sagte Maki. „Sie... würden sogar besser passen als alle anderen, die ich gefragt habe.“

„Ich denke darüber nach, okay? Das kommt etwas plötzlich...“ sagte er. „Und Haruka-chan... bitte nimm deine Brüste von meinem Kopf, das zieht bei mir nicht.“

„Oh... oh! Verzeihung, Yukimura-san!“ Sie wurde rot und ging hastig einen Schritt zurück. „Das... ist eine dumme Angewohnheit, unter uns Mädchen ist das so normal, dass ich gar nicht mehr darauf achte.“

Kou löste seinen nun unordentlichen Zopf und fuhr sich mit den Händen durch die langen, glatten Haare, um sie zu ordnen. „Ist okay, pass einfach auf, wenn du nicht mit Mädchen zusammen bist... nicht jeden lässt das so kalt wie mich.“

„Natürlich... darf ich Ihnen den Zopf wieder richten? Ich habe ihn schließlich durcheinander gebracht...“ Haruka nahm ihm das Haargummi aus der Hand, das er ihr resigniert hinhielt und begann, seine Haare am Kopf entlangzuflechten.

Kou ließ es über sich ergehen, er konnte sich kaum noch konzentrieren, denn er spürte mittlerweile jeden Millimeter des Seils, das um seinen Körper gebunden war. Er hatte nicht vorgehabt, es so lange zu tragen, da er gehofft hatte, dass Kazuki früher zurückkam. Es würde auch eine Weile dauern, es zu lösen und nun konnte er nicht unauffällig dafür verschwinden, vor allem seit Haruka die Pizza bestellt hatte. Er setzte seine ganze Konzentration dazu ein, von dem Gefühl keine Erektion zu bekommen, denn das wäre in Gegenwart der drei Oberschülerinnen mehr als unangebracht gewesen.

 

Kurz darauf wurde die Wohnungstür geöffnet und Kazuki kam herein.

„Kou, entschuldige, dass es so lange... gedauert hat.“ Kazuki blieb wie angewurzelt stehen. „Was machst du denn hier, Haru-chan?“

Kou hätte nicht gedacht, ihn jemals fassungslos zu sehen, aber der Anblick seiner Tochter wie sie seiner Affäre die Haare flocht, schien es möglich zu machen.

„Too-san!“ Haruka lächelte ihn fröhlich an. „Wir wollten den Garten für unser Projekt nutzen, du hast gar nicht erzählt, dass Yukimura-san diesen Monat hier wohnt.“

„Guten Abend, Onodera-san“, begrüßten Yui und Maki ihn freundlich.

„Ja, das war auch nicht notwendig, da du seit Monaten nicht hier warst, Haru-chan“, antwortete er streng. „Wir haben uns heute früh gesehen, warum hast du nicht gesagt, dass ihr plant, hier einzufallen und ein... Chaos zu veranstalten?“

„Hab ich... wohl vergessen...“ antwortete sie kleinlaut. „Sorry...“

Kou nahm Harukas Hände von seinem Kopf und stand auf, sein Herz raste. Er ging zur Schiebetür, die zum Garten führte und öffnete sie, um frische Luft hereinzulassen und sein Gesicht zu kühlen.

„Wir gehen mal die Pizza unten abholen, komm, Maki-chan“, sagte Yui und zog ihre Freundin an der Hand mit sich auf den Flur. „Wir klingeln, wenn wir wieder zurück sind.“

Kou atmete tief ein, soweit es ihm möglich war, seine Brust fühlte sich eng an und der Rand seines Sichtfelds flimmerte.

„Too-san... warum sprichst du Yukimura-san mit kurzem Vornamen an?“ fragte Haruka neugierig, nachdem ihre Freundinnen außer Hörweite waren.

„Kou? Ist alles in Ordnung?“ Kazuki antwortete ihr nicht, sondern schlängelte sich zwischen den Möbeln und Kleidungsstücken im Wohnzimmer hindurch und hielt ihn fest, als seine Knie zitternd nachgaben.

„Kazuki... du bist spät...“ sagte er leise, seine Finger verkrampften sich in seinem Hemd.

„Ich weiß, tut mir leid...“ Seine Hand strich durch Kous Pullover über das Seil. „Haruka, du bist alt genug, um deine eigenen Schlüsse zu ziehen. Entschuldige uns kurz, ja?“ Er hob Kou ohne Umschweife hoch und trug ihn in sein Schlafzimmer, die Tür schob er mit dem Fuß zu. Er setzte ihn auf dem Bett ab, zog ihm den Pullover und die Hose aus und löste die Knoten des Seils, um ihn dann davon zu befreien.

„Ich bin so dämlich... ich wollte dich überraschen und dann standen plötzlich die Mädels im Wohnzimmer...“ Kou legte sich auf den Rücken und drückte die Hände aufs Gesicht. „Dass du so lange brauchst, habe ich nicht erwartet...“

„Es kam noch etwas dazwischen, ich wollte schon heute Nachmittag hier sein...“ Kazuki setzte sich neben ihn und fuhr mit dem Finger die Abdrücke des Seils auf seinem Bauch nach. „Du hast es nicht sehr fest gezogen, die Spuren sollten bis morgen weg sein, besonders dämlich bist du also nicht...“

„Mhm... so viel zu unserer Abendplanung... Die drei bleiben mindestens bis morgen...“ murmelte Kou in seine Hände. „Das ist so peinlich, Kazuki... aber dein Gesicht vorhin war Gold wert.“ Er kicherte, drehte sich auf die Seite und schmiegte sich an ihn.

„Ich rede mit Haruka, aber sie ist nicht dumm und weiß mehr, als man ihr zutraut. Schließlich lebt sie mit ihrer Mutter zusammen, die ihren Lover zu ihrem Assistenten gemacht hat, damit sie in der Öffentlichkeit Zeit mit ihm verbringen kann...“ Kou meinte, etwas Anerkennung für seine Frau in Kazukis Stimme zu hören.

„Also... muss ich mich nicht komplett von dir fern halten, bis die drei wieder gehen? Wo sollen sie überhaupt schlafen?“ Er schaute ihn an.

„Musst du nicht, außer du willst es. Ich überlasse ihnen das Zimmer hier und schlafe auf dem Sofa oder drüben im Büro...“ antwortete er.

Kou setzte sich auf, um Hose und Pullover anzuziehen. „Ich... ziehe mir noch eine Unterhose an, die Pizza ist bestimmt schon da, außer Yui und Maki lassen sich extra viel Zeit.“ Er stand auf und ging zur Tür, um den Anflug von Enttäuschung zu überspielen, der ihn überkommen hatte, weil Kazuki nicht in Betracht gezogen hatte, bei ihm zu schlafen. „Bis gleich.“

Er durchquerte das Wohnzimmer und zog dann die Tür des Gästezimmers hinter sich zu, davor hörte er noch, wie Kazuki Haruka zu sich rief. Yui und Maki hatten die Pizza schon auf den Tresen der Küchenzeile gestellt und klapperten geschäftig mit Tellern. Er zog sich aus und schlüpfte in Unterhose und T-Shirt, bevor er die Stoffhose und den Pullover wieder anzog. Socken benötigte er wegen der Fußbodenheizung nicht. Anschließend ging er zurück ins Wohnzimmer, auch wenn er das große Bedürfnis hatte, sich zurückzuziehen und den Abend in seinem Zimmer auszusitzen, der Hunger war größer.

„Yukimura-san, was möchten Sie trinken? Wir haben Cola und Eistee“, fragte Yui, zwei Flaschen in den Händen.

„Eistee ist gut, Danke, Yui“, antwortete er und nahm sich einen Teller und ein Stück Pizza, bevor er sich auf den Fußboden vor dem Tisch im Wohnzimmer setzte. Die Mädchen hatten die Kleidungsstücke zusammengeräumt, damit nichts schmutzig wurde und mehr Platz war.

Kazuki und Haruka kamen aus dem Schlafzimmer.

„Habe ich einen Hunger...“ sagte sie und ging zielstrebig zur Anrichte, um sich das größte Stück Pizza auf einen Teller zu laden, das sie finden konnte. „Too-san lässt uns hier übernachten, damit wir morgen die Fotos machen können, ohne nochmal herkommen zu müssen.“ Sie setzte sich zu ihren Freundinnen aufs Sofa. „Wenn du auch noch was essen willst, nimm dir ruhig was, Too-san.“

„Danke, ich bin satt“, antwortete er und setzte sich auf den Sessel, der hinter Kou stand.

„Tut uns leid, wenn wir Ihre Abendplanung sabotiert haben“, sagte Maki. „Ich hoffe, Sie nehmen uns das nicht übel.“

„Sie können sich uns ja anschließen, wir wollten uns noch einen Film ansehen, bevor wir schlafen gehen“, sagte Yui grinsend.

Kazuki lehnte sich vor und umarmte den überraschten Kou von hinten, das Kinn legte er auf seinem Kopf ab. „Was meinst du, Kou, schließen wir uns ihnen an? Irgendwer muss schließlich sicherstellen, dass sie auch rechtzeitig schlafen gehen und nicht die ganze Nacht durchmachen...“

„So wie du das in ihrem Alter getan hättest?“ fragte Kou zurück. „Du warst sicher nicht so höflich und zuvorkommend.“

„Bei Weitem nicht... du etwa?“

„Ich war schon immer höflich und zuvorkommend, so wurde ich erzogen“, entgegnete er mit gespielter Empörung. „Was nicht heißt, dass ich mit siebzehn keine Nächte durchgemacht habe... eigentlich habe ich an den Wochenenden tagsüber geschlafen und war nachts unterwegs, um Party zu machen, sonst hätte ich Nao nie kennengelernt.“

„War das so...? Dann bist du ja sehr zurückhaltend geworden, was deine Feiertätigkeit betrifft“, stellte Kazuki fest.

„Nur wählerischer, außerdem arbeite ich an sieben Tagen in der Woche, da käme ich nicht weit, wenn ich das immer noch so machen würde...“ Kou lehnte sich zurück und nutzte Kazukis Beine als Rückenlehne, nachdem dieser sich wieder aufgerichtet hatte. „Aber gut... schauen wir mit. Was wollt ihr euch denn ansehen?“

„Ju-on“, antwortete Haruka. „Wir schauen immer Horrorfilme, wenn wir irgendwo übernachten.“

„Aber vorher ziehen wir uns um, die Uniformen haben wir heute lange genug getragen“, sagte Maki. Die anderen beiden stimmten zu und sie zogen sich mit ihren Taschen in Kazukis Schlafzimmer zurück, um sich umzuziehen.

Kou stand auf und räumte die Teller zusammen. „Willst du dich auch noch umziehen?“ fragte er Kazuki, während er weiter aufräumte.

„Wenn die Mädchen fertig sind. Du magst keine Horrorfilme, oder?“ Er schaute ihm zu, wie er durch das Zimmer lief.

„Überhaupt nicht. Ich weiß wirklich nicht, was daran so toll sein soll. Meine Freunde in der Mittelschule haben auch jede Gelegenheit genutzt, sich Gruselgeschichten zu erzählen und ich bin immer halb gestorben vor Angst“, antwortete er.

„Dann ist es ja gut, dass ich da bin. Mich lassen die ziemlich kalt...“ Kazuki stand auf, als die Mädchen plappernd aus dem Schlafzimmer kamen, in Jogginghosen, Sweatshirts und dicke Socken gekleidet, dazu brachten sie Decken und Kissen mit, die sie auf dem Sofa verteilten. Er nutzte die Gelegenheit, sich ebenfalls umzuziehen und das Hemd und die Anzughose gegen ein T-Shirt und eine bequeme Stoffhose zu tauschen.

„Brauchen wir noch etwas?“ fragte Haruka. „Wir haben Getränke, Snacks, Decken, den Film...“ Sie zählte an den Fingern ab.

„Nö, alles da“, antwortete Maki und setzte sich neben Haruka und Yui auf die lange Seite des Sofas.

Kazuki setzte sich in die Ecke des Sofas, in der Kou sonst saß, bevor er ihn vor sich zog, damit er sich an ihn lehnen konnte. Haruka dimmte das Licht und startete den Film.

Chapter 34

Summary:

„Oh... Gott... Kazuki...“ Kou drängte sich ihm zitternd entgegen. „Das ist zu gut...“ Es dauerte nicht lange, bis er mit einem unterdrückten Stöhnen kam, Tränen in den Augen, weil er sich zurückhalten musste. Es fühlte sich an, als würde die letzte Energie aus seinem Körper weichen, sein Kopf war leer und dumpf.

„Dein Arsch ist so locker... du brauchst wahrscheinlich kaum Vorbereitung, wenn man dich ficken will, oder Kou...?“ Kazuki zog die Finger aus ihm heraus und beugte sich über ihn, der Blick gierig, ein lüsternes Lächeln auf den Lippen.

„Wenig... ich bin echt erledigt, du bist einfach zu gut...“ Kou küsste ihn zärtlich. „Ich will mich wirklich nicht nochmal waschen gehen...“

„Das... ist mir gerade sowas von egal...“ entgegnete er heiser. „Du kannst mich jetzt nicht so lassen, übernimm die Verantwortung dafür, dass du mich so anmachst, Kou...“

Chapter Text

Kou war froh um die Ruhe, die Kazuki ausstrahlte, denn der Film ängstigte ihn nach wie vor, obwohl er ihn schon kannte. Die drei Mädchen hatten sich unter einer Decke zusammengekuschelt und starrten gebannt auf den großen Fernseher an der Wand. Er drückte Kazukis tätowierten, linken Arm an seine Brust und drehte den Kopf zur Seite, damit er nicht alles sehen musste, hören war schlimm genug.

„Ich glaube nicht... dass ich heute allein schlafen kann...“ murmelte er so leise, dass nur der Ältere es hören konnte, was diesen tonlos lachen ließ. „Wahrscheinlich schlafe ich gar nicht...“

„Dabei bist du alt genug, um zu wissen, dass es keine Geister gibt...“ sagte Kazuki, die Lippen dicht an seinem Ohr. „Du willst also, dass ich bei dir schlafe und nicht hier auf dem Sofa...?“

„Mhm... mir egal, wo... Hauptsache, du bist bei mir und hältst mir gemeine Geister vom Leib...“ Kou drückte das Gesicht an seinen Arm.

„Wie soll ich das denn tun, Kou...? Sollte es Geister geben, bin ich da auch machtlos... oder hast du eine Idee?“ Er schob seine rechte Hand unter Kous Pullover und streichelte seinen Bauch dicht über dem Hosenbund, was ihn einen überraschten Laut von sich geben ließ, bevor er die Hand auf den Mund drückte und hastig den Kopf schüttelte.

„Nicht...? Mir würden da Dinge einfallen... du musst dabei aber leise sein, damit wir die Geister nicht stören“, murmelte Kazuki, ihn mit den Fingern reizend, dass er sich beherrschen musste, sich nicht ungeduldig an ihn zu drücken.

„Du... bist gemein, Kazuki... du weißt, dass ich nicht leise sein kann...“ Kou warf einen Blick auf die Mädchen neben ihnen, die vom Film so gefesselt waren, dass sie nichts um sie herum mitbekamen.

„Ich bin sogar sehr gemein... du vergisst, wer ich bin und Leute schon Angst vor mir bekommen, wenn ich nur ernst schaue... wahrscheinlich bin ich schlimmer als deine Geister...“ sprach er weiter, ließ die Hand an Kous Brustkorb nach oben wandern und legte Daumen und Zeigefinger fest um eine seiner Brustwarzen, an der er dann zog.

Er hatte ein Bein aufgestellt, das etwas den Blick auf Kou versperrte, der sich zitternd an ihn klammerte und sich mit Mühe und Not beherrschte, seine Hände von seinem Schritt fernzuhalten, wo die Wölbung in seiner Hose vom Pullover verdeckt wurde. Er zerfloss förmlich unter Kazukis Ablenkung, bis der Film zu Ende war, hatte er sich fast lautlos in seine Hose ergossen ohne sich selbst berührt zu haben, sein unterdrücktes Stöhnen dabei ging in einer lauten Szene des Films unter, bei der die Mädchen erschrocken quiekten, so dass niemand etwas davon mitbekam, außer den beiden Beteiligten. Kou hatte sich auf Kazukis Schoß zusammengerollt und den Kopf unter seinen Arm geklemmt, als der Abspann lief und Haruka das Licht wieder heller drehte.

„Oh... war es so schlimm, Yukimura-san?“ fragte sie besorgt. „Sie hätten ruhig etwas sagen können, dann hätten wir einen anderen Film geschaut.“

„Sch... schon gut... ich hatte vergessen, wie schlimm er ist“, murmelte Kou in seinen Ärmel.

„Too-san, vielleicht... solltest du bei Yukimura-san bleiben, bis er eingeschlafen ist. So wie bei mir früher, wenn ich Angst hatte“, schlug sie vor.

„Wenn er das will, kann ich das tun. Ihr solltet jetzt aber schlafen gehen, wenn ihr morgen fit sein wollt“, antwortete Kazuki und setzte sich auf, nachdem Kou von seinem Schoß gerutscht war.

„Ja, gute Idee, ich bin hundemüde...“ Yui gähnte herzhaft.

Die Mädchen machten noch einen Abstecher ins Bad, bevor sie sich in Kazukis Schlafzimmer zurückzogen um schlafen zu gehen. Kou zog auf dem Weg ins Bad seinen Pullover und sein T-Shirt aus, nachdem er sicher war, dass die drei nicht mehr aus dem Zimmer herauskamen und wagte einen Blick in seine Hose, die feucht an seiner Haut klebte. Er zog auch sie aus und wusch sich das klebrige Sperma vom Körper.

„War... das wirklich nötig, Kazuki...?“ fragte er den Yakuza, der sich die Zähne putzte.

„Vom Film hast du nicht mehr viel mitbekommen, oder?“ fragte er grinsend.

„Gar nichts... aber das war wirklich riskant.“

Kou wickelte sich ein Handtuch um die Hüften und putzte sich ebenfalls die Zähne, bevor er ihn stehenließ und in sein Zimmer ging, wo er sich erschöpft aufs Bett fallen ließ, nachdem er sich eine frische Unterhose angezogen hatte. Kazuki folgte ihm wenige Minuten später, schloss die Tür und die Vorhänge zum Garten, das Licht dimmte er auf die kleinste Stufe, dann kniete er sich über ihn aufs Bett.

„Lass mich nicht einfach so stehen, Kou...“ Er beugte sich herab und presste die Lippen auf seinen Nacken. „Du bist doch nicht etwa sauer?“

„Nein... nur müde, es war ein anstrengender Tag“, antwortete Kou schläfrig. „Deine Behandlung vorhin hat mir den Rest gegeben.“

„Hmm... ich bin aber noch nicht fertig mit dir“, murmelte er, schob eine Hand in Kous Unterhose und legte die Hand auf seinen Penis.

„Kazuki... du weißt, wie schwer ich Nein sagen kann, wenn du das machst, aber ich will mich nicht nochmal waschen müssen“, sagte er leise. „Also bitte... lass mich einfach schlafen...“ Er fuhr mit den Fingern durch Kazukis Haare.

„Du... hast damit angefangen, Kou...“ Er rutschte auf dem Bett zurück, entledigte Kou dabei der Unterhose und ließ die Lippen über seinen halb erigierten Penis gleiten, bevor er ihn in den Mund nahm. Seine Zunge strich über Kous empfindlichste Stellen, was diesen leise aufstöhnen ließ. „Ich habe die ganze Woche darauf gewartet, noch länger will ich nicht warten, nicht nach gestern und heute...“ erklärte er in einer kurzen Atempause, die er ebenfalls dazu nutzte, zwei Finger zu befeuchten, mit denen er Kous Anus massierte, was ihn dazu brachte, beide Hände auf den Mund zu pressen, um nicht noch lauter zu sein. Er drang gleichzeitig mit beiden Fingern in ihn ein, bis er an seine Prostata stieß, mit dem Daumen drückte er von außen gegen das Perineum, während er weiter an seinem nun harten Penis leckte.

„Oh... Gott... Kazuki...“ Kou drängte sich ihm zitternd entgegen. „Das ist zu gut...“ Es dauerte nicht lange, bis er mit einem unterdrückten Stöhnen kam, Tränen in den Augen, weil er sich zurückhalten musste. Es fühlte sich an, als würde die letzte Energie aus seinem Körper weichen, sein Kopf war leer und dumpf.

„Dein Arsch ist so locker... du brauchst wahrscheinlich kaum Vorbereitung, wenn man dich ficken will, oder Kou...?“ Kazuki zog die Finger aus ihm heraus und beugte sich über ihn, der Blick gierig, ein lüsternes Lächeln auf den Lippen.

„Wenig... ich bin echt erledigt, du bist einfach zu gut...“ Kou küsste ihn zärtlich. „Ich will mich wirklich nicht nochmal waschen gehen...“

„Das... ist mir gerade sowas von egal...“ entgegnete er heiser. „Du kannst mich jetzt nicht so lassen, übernimm die Verantwortung dafür, dass du mich so anmachst, Kou...“

Er richtete sich auf, drückte Kous Beine auseinander und drang langsam, aber zielstrebig in ihn ein, nachdem er seine Hose heruntergezogen hatte. Er legte eine Hand auf Kous Mund, damit er still war, mit der anderen Hand zog er ihn an der Hüfte bei jedem Stoß an sich, seine Finger gruben sich in die weiche Haut an seiner Seite. Kou krallte die Hände in die Decke unter ihm, drückte den Rücken durch, als Kazuki rücksichtslos in ihn hineinstieß. Er war durch die zwei Orgasmen zuvor so empfindlich, dass es fast wehtat, allerdings weit davon entfernt, noch einmal zu kommen. Er konnte nicht viel tun, außer es über sich ergehen zu lassen, Kazuki schaute ihn mit einem Blick an, der keinen Widerstand zuließ. Er ließ sich Zeit, reduzierte das Tempo, wenn er kurz davor war zu kommen und zögerte das Ende damit soweit wie möglich hinaus. Tränen quollen aus Kous Augenwinkeln, die Erschöpfung und Kazukis grobe Behandlung forderten ihren Tribut. Leichte Panik kam in ihm auf, als die Kante seiner Hand von unten an seine Nase drückte und ihm das Atmen erschwerte. Kou versuchte, den Kopf zu drehen und sich zu befreien, damit er wenigstens atmen konnte, er legte die Hände um Kazukis Unterarm und zog daran. Er war nicht schwach, aber da der Ältere mehr Gewicht auf seinen Arm legen konnte, richtete er kaum etwas aus. Kazuki zog dennoch die Hand von seinem Gesicht, um ihn für zwei feste, letzte Stöße an sich zu ziehen und mit einem tiefen Knurren in ihm zu kommen. Kou spürte seinen Penis in sich zucken, als er ihn mit seinem Sperma füllte, bevor er schwer atmend auf ihm niedersank.

„Verzeih mir... ich... ich liebe dich, Kou...“ flüsterte er, die Stirn an seinen Hals gedrückt. „So sehr...“

Kou legte den Unterarm über die Augen und schluchzte leise. Er spürte das Sperma aus sich herauslaufen, als Kazuki sich etwas bewegte und sich aus ihm zurückzog, um sich dann neben ihn zu rollen und ihn an seine Brust zu drücken. Seine Finger strichen zärtlich über seinen Kopf, er drückte sanfte Küsse auf Kous nasses Gesicht.

„Sei mir bitte nicht böse...“ Kazuki schaute ihn an und wischte mit einem Zipfel seines T-Shirts die Tränen von Kous Gesicht.

„Wie... warum sagst du es jetzt...? Ich... mir hast du es nicht erlaubt... und jetzt sagst du es... warum, Kazuki?“ Sein Herz raste und er verstand die Welt nicht mehr, es war alles, was er hatte hören wollen und doch verstand er es nicht, klang es doch fast wie eine Entschuldigung.

„Wäre es dir lieber, ich würde es nicht sagen...?“ Er schaute ihm in die Augen.

„Nein... das nicht... es verwirrt mich... Kazuki, du... du hast mir gerade wirklich Angst gemacht...“ Kou erwiderte seinen Blick besorgt.

„Ich passe in Zukunft besser auf... bitte vergib mir, Kou.“ Das Bedauern in Kazukis Gesicht schien aufrichtig. „Was empfindest du für mich? Liebst du mich?“

„Ja... sehr sogar, aber...“, antwortete er leise, dann lehnte er den Kopf an seine Brust. „...ich bin furchtbar erledigt, es war ein anstrengender Tag...“

„Hmm... du bist viel zu gut für mich...“ murmelte der Ältere. „Ich mache dich noch sauber, schlaf ruhig.“

Chapter Text

„Unsere Idee ist, eine kleine Bilderstrecke zu erstellen, die eine Geschichte erzählt“, erklärte Haruka, „zwischen einer wunderschönen Jungfrau und ihrem Angebeteten, einem edlen Mitglied der Shinsengumi. Also... maßgeblich geht’s dabei nur um ihn, weil Maki-chan so viele Outfits für ihn gemacht hat und die Jungfrau nur einen Kimono hat.“ Sie zuckte mit den Schultern und zog eine Schnute, was im Kontrast stand zu dem teuren Kimono, den sie trug, die schulterlangen Haare hatte sie hochgesteckt.

„Aha... und ihr wolltet das mit irgendeinem Jungen machen...“ Kazuki stand mit verschränkten Armen daneben und schaute die Mädchen skeptisch an.

„Meinem Bruder“, konkretisierte Yui. „Er ist schon zwanzig.“

„Deinem... zwanzigjährigen Bruder, den ich nicht kenne, verstehe... und wie sollen diese Fotos schlussendlich aussehen?“ hakte er nach.

Yui zog eine Mappe aus einer Tasche und schlug sie auf, sie hatten eine Art Storyboard erstellt. „Alles harmlos, das dichteste... wäre ein wirklich nur absolut angedeuteter Kuss am Ende gewesen, aber alles vollkommen jugendfrei, ist ja schließlich ein Schulprojekt“, erklärte sie. „Also abgesehen vom eventuell zur Hälfte freien Oberkörper des männlichen Parts...“ fügte sie kleinlaut hinzu auf Kazukis immer noch ernsten Blick.

„Too-san... kannst du meine Freundin bitte nicht so ernst anschauen? Sie bekommt noch Angst...“ sagte Haruka und piekte ihn in die Seite. „Die meisten Ideen sind von mir, deshalb mache ich auch die schöne Jungfrau.“

„Das würde passen, wenn du noch Jungfrau wärst, Haru-chan“, warf Maki ein, die hinter Kou saß und seine Haare am Hinterkopf zusammenband.

„Haruka...?“ Kazuki zog die Augenbrauen zusammen und schaute seine Tochter an.

„Äääh... Jungfräulichkeit ist ein soziales Konstrukt ohne irgendeine Bedeutung, das von Männern erfunden wurde, um Frauen zu unterdrücken, Too-san. Sieh das doch nicht so eng“, argumentierte sie.

„Wer?“ fragte er streng.

Haruka zeigte hastig auf Yui. „Sie. Du denkst doch nicht, ich steige mit irgendeinem dahergelaufenen Kerl ins Bett? Also echt mal... was denkst du von mir?“

Kazuki schaute von Haruka zu Yui und wieder zurück, dann entspannte er sich etwas.

„Kazuki... du machst sie nervös, hast du nicht irgendwas zu tun?“ fragte Kou, der nur mit einer kurzen Stoffhose bekleidet auf dem Fußboden vor Maki saß. „Da ich jetzt für die Jungs, die du nicht kennst, einspringe, gibt es doch überhaupt keinen Grund mehr für deine Bedenken... ist ja nicht so, als würde ich irgendeine Situation ausnutzen wollen, wenn mir Haruka-chan zu nahe kommt.“ Er zuckte mit den Schultern. „Falls du ihr aber nicht traust, müssen wir wohl Tetsuo fragen, ob er meine Rolle übernimmt, aber ich befürchte, das passt nicht zu dem, was die drei sich überlegt haben...“

„Natürlich traue ich ihr... ich bin im Büro, wenn ihr mich braucht“, entgegnete der Ältere resigniert und ließ die vier allein.

„Oh Gott... ich dachte echt, er reißt uns die Köpfe ab...“ sagte Yui erleichtert. „Dein Vater kann echt furchteinflößend sein, Haru-chan.“

„Hm... das war nichts, er hat sich nur Sorgen gemacht, die Hälfte seiner Ernsthaftigkeit war gespielt, um uns zu testen“, antwortete sie schulterzuckend. „Wie kalt ist es draußen eigentlich?“ Sie ging zur Glastür und schob sie auf. Die Sonne schien, aber es war frisch, es ging ein leichter Wind, vor dem der Garten aber durch die Wände rundherum gut geschützt war.

„Sehr kalt?“ fragte Maki, die eine Kimonojacke um Kous Schultern drapierte.

„Geht... wir können uns ja zwischendurch aufwärmen. Wie kälteempfindlich bist du, Yukimura?“ Haruka setzte sich aufs Sofa und schaute Kou an, der den dreien am Morgen das Du angeboten hatte, um es weniger förmlich zu machen.

„Es geht so... setzt mich später einfach in einen Kochtopf, um mich wieder aufzutauen“, antwortete er.

„Tut das da eigentlich weh...? Sieht unangenehm aus...“ Yui hockte vor ihm und deutete auf die bläulich verfärbten Stellen auf der rechten Hüfte knapp oberhalb seines Hosenbunds, die Kazukis Fingernägel am Abend zuvor dort hinterlassen hatten.

„Sieht nur so aus, mach dir keine Gedanken darüber.“ Er lächelte sie an.

Sie schauten alle vier zur Wohnungstür, als sie geöffnet wurde und Tetsuo in Trainingskleidung hereinkam.

„Guten Morgen... was wird das denn für ein Zirkus?“ fragte er irritiert, dann band er hastig die Jacke zu, die noch offen gewesen war.

„Guten Morgen, Tetsuo. Too-san ist im Büro, wenn du ihn suchst“, sagte Haruka.

„Ich weiß, er hat mich gerade angerufen. Wir sind dann unten, wenn ihr etwas braucht, Yukimura weiß wo“, sagte er und ging ins Büro, nachdem er ihnen noch einen etwas ungläubigen Blick zugeworfen hatte.

„Oh man... Tetsuo ist so cool und so heiß...“ schwärmte Maki.

„Du weißt schon, dass er vom Alter her dein Vater sein könnte?“ Yui hob skeptisch eine Augenbraue. „Es ist auch eher unwahrscheinlich, dass er dich überhaupt zur Kenntnis nimmt, Maki-chan.“

„Ja, weiß ich doch, aber ich werde doch wohl ein bisschen schwärmen dürfen“, entgegnete sie. „So, fertig. Wir können anfangen, damit wir Yukimura nicht den ganzen Tag in Beschlag nehmen.“ Sie stand auf, damit Kou auch aufstehen konnte.

 

Kou musste kaum etwas machen, außer den Anweisungen der Mädchen zu folgen, die ihn auf der Veranda und anderen Stellen im Garten platzierten, ihn in der von Maki entworfenen Kleidung posieren ließen und fleißig fotografierten, während Maki sich um seine Kleidung kümmerte. Es fühlte sich etwas an wie ein Cosplay-Shoot, zu dem er Ayane vor Jahren begleitet hatte, die von ihr entworfenen Outfits waren zwar traditioneller, aber nicht unbedingt historisch korrekt, einschließlich des Shinsengumi-Mantels, den sie ihm schlussendlich überwarf, um die letzten Fotos zusammen mit Haruka machen zu können. Diese hatte zwischenzeitlich eines der mehr als scharfen Katana von der Halterung im Wohnzimmer geholt und Kou in die Hand gedrückt, um das Ganze etwas interessanter zu machen. Kou versuchte, die ihm angedachte Rolle zumindest halbwegs zu erfüllen, er hielt sich für nicht besonders edel oder kriegerisch, aber die Mädchen hatten ihren Spaß und lobten ihn für seine Haltung.

„Also... die Idee hinter der gemeinsamen Szene ist die, dass es ein Abschied ist, Yukimura muss sie verlassen, um sich seinen Kameraden anzuschließen, aber er verabschiedet sich natürlich ordentlich von ihr, nicht so ein „Auf Wiedersehen, Geliebte, ich muss los“, ihr dürft da gerne etwas, ähm... auf Tuchfühlung gehen, schließlich wird er wahrscheinlich nicht lebend zurückkommen“, erklärte Yui Kou und Haruka das Storyboard. „Schaut einfach, was euch einfällt.“

„Hm... ist es in Ordnung, wenn ich dich anfasse, Haruka-chan?“ fragte Kou höflich.

„Wie... äh... ja, natürlich... Mach, wie du denkst“, antwortete sie. Sie kniete neben ihm auf dem polierten Holz der Veranda und sah erwachsener aus als sie war in ihrem Kimono, dem Make-up und der ordentlichen Frisur.

„Ich bin soweit, legt los, wenn ihr wollt“, sagte Yui, die Kamera im Anschlag.

Kou atmete tief durch, setzte eine ernste, aber traurige Miene auf, dann nahm er Harukas Hand und zog sie an seine Brust. „Liebste... der Shogun ruft zur entscheidenden Schlacht gegen den Kaiser, ich... ich muss gehen und meinen Brüdern beistehen“, sagte er pathetisch, mit den Fingern der freien Hand strich er zärtlich über ihre Wange, ohne Yui den Blick auf Harukas Gesicht zu versperren. „Bitte verzeih mir, dass ich dich verlassen muss, doch mein Eid bindet mich.“

Haruka erwiderte seinen Blick schmerzerfüllt, sie öffnete die rot geschminkten Lippen, um etwas zu sagen, doch er legte ihr einen Finger auf den Mund.

„Sag nichts... ich weiß... du schenktest mir dein Herz und ich halte es bis zu meinem Ende in Ehren.“

„Ich... schenke dir noch so viel mehr, wenn du mich nur ließest, Liebster...“ flüsterte Haruka, in ihrer Rolle aufgehend, gegen seinen Finger.

Kou rutschte auf Knien näher zu ihr, legte die der Kamera abgewandte Hand auf ihre Taille und zog sie mit einem Ruck zu sich, was sie ihn überrascht ansehen ließ, leicht zurückgebeugt, da er sich über sie lehnte und die Lippen ihren näherte, mit der Hand hob er dabei ihr Kinn etwas an. Er stoppte wenige Millimeter, bevor sie sich berührten, während er ihr in die halb geschlossenen Augen sah, die denselben Braunton hatten wie Kazukis, wie er dabei feststellte. Haruka hatte die Hand in seinem Mantel vergraben und hielt sich an ihm fest.

„O... okay... das wars dann wohl...“ sagte Yui, die sich auf einem Stein niederließ, etwas rosa um die schmale Nase.

Kou löste Harukas Finger von seinem Mantel und setzte sich wieder auf, dann lächelte er sie an. Sie blinzelte irritiert, bevor sie sich wieder fing und die Füße von der Veranda schob, um aufzustehen.

„Das war... ähm... du warst ja voll drin, Yukimura. Das hätte ich dir fast abgekauft“, sagte sie grinsend.

„Nur fast?“ Er lachte kurz, stand ebenfalls auf und legte sich das Schwert, das in einer lackierten Scheide steckte, auf die Schulter, um es wieder mit hineinzunehmen.

„Jaa... wenn ich nicht gewusst hätte, dass das wirklich nur gespielt war, wäre ich wahrscheinlich völlig flüssig geworden“, entgegnete sie, während sie in Socken über die Dielen rutschte, um vor ihm an der Tür anzukommen. „Mädels, kommt ihr? Es ist echt kalt hier draußen.“

„Äh... ja, natürlich!“ Maki sammelte Yui ein, die sich an ihrer Kamera festhielt und die beiden folgten ihnen nach drinnen.

Kou legte das Schwert wieder auf die Halterung unter dem Fernseher und zog dann das Kostüm aus. Seine kurze Stoffhose hatte er die ganze Zeit darunter getragen, damit er nicht in Unterhose vor den dreien herumlaufen musste, wenn er sich umzog.

„Das war... echt heiß, Yukimura. Hoffentlich nicht zu sehr, sonst können wir das gar nicht verwenden“, sagte Yui und klickte sich durch die Bilder auf dem Display.

„Ach was... schauen wir sie uns erstmal an, bevor wir das schon entscheiden und deine Hormone sind kein guter Indikator, Yui-chan“, sagte Maki und legte die Sachen ordentlich zusammen, bevor sie sie wieder in ihrer Tasche verstaute.

„Uhm... danke? Ich habe mir einfach nur Mühe gegeben, damit ihr euer Projekt fertigbekommt“, sagte er und zog sich ein Sweatshirt über, bevor er zur Küche ging und vier Tassen mit heißem Tee füllte.

„Wenn wir sie ausgewählt haben und sie fertig bearbeitet sind, schicke ich dir die ganze Reihe per Mail, ja? Wir haben dich schließlich von der Arbeit abgehalten und außer unserem ewigen Dank können wir dir sonst nichts anbieten“, sagte Haruka und schälte sich aus den Stoffschichten, aus denen ihr Kimono bestand, darunter trug sie ein Top und eine warme Strumpfhose.

„Klingt gut und macht euch keine Gedanken wegen meiner Arbeit, wenn ich die Zeit nicht gehabt hätte, hätte ich nicht zugestimmt. Ich habe gerade keine akute Deadline, daher kann ich etwas lockerer mit meiner Zeit umgehen“, antwortete er und stellte den Tee auf den Tisch.

„Ich bin froh, dass du uns ausgeholfen hast, Yukimura“, sagte Yui erleichtert. „Ich glaube, mit meinem Bruder wäre das nicht halb so stressfrei und gut geworden. Er ist da doch etwas zu schwanzgesteuert. Dir merkt man die größere Lebenserfahrung an, du bist da viel entspannter.“

„In Yui-chans Sprache heißt das Danke“, erklärte Maki teeschlürfend.

„Ich bin noch nicht mal dreißig und du hast es gerade geschafft, dass ich mich alt fühle… danke Yui“, sagte Kou schmollend, dann grinste er in seine Tasse über ihr verdattertes Gesicht.

„Nein… ich wollte nicht… tut mir leid, Yukimura“, entgegnete sie mit rotem Kopf.

„Schon gut… mit siebzehn fand ich auch jeden furchtbar alt, der über zwanzig war“, beruhigte er sie. „Das ändert sich irgendwann und dann sind zehn Jahre plötzlich nichts mehr.“

„Oder fünfzehn?“ fragte Haruka, während sie ihn ansah. Sie hatte sich in eine Decke gewickelt und sich mit ihrer Tasse aufs Sofa gesetzt.

„Oder fünfzehn, ja. Wenn man sich versteht, spielt das Alter kaum eine Rolle“, antwortete er ruhig. „Solange beide volljährig sind, versteht sich.“

„Ich weiß nicht… ich kann mir das nicht vorstellen, jemand, der so viel älter ist und schon fast in der Oberstufe war, als ich geboren wurde… das ist voll schräg“, sagte sie, während sie ihn weiter ansah.

„Aus dem Blickwinkel ist es wirklich voll schräg, da hast du recht… aber wenn man andere Gemeinsamkeiten findet, hebelt es das vollkommen aus, auch wenn es auf lange Sicht wahrscheinlich vorteilhafter ist, jemanden zu finden, der im selben Alter wie man selbst ist“, erklärte Kou mit sanftem Lächeln.

„Hm… verstehe… naja… immerhin bist du um einiges netter als Kaa-sans Partner, der versucht immer, mich zu erziehen“, sagte Haruka schließlich. „Du bist… eher wie ein großer Bruder.“

„Ich bin gar nicht in der Position, dich zu erziehen, das ist die Aufgabe deiner Eltern und das haben sie bisher ganz gut gemacht, trotz aller Umstände“, entgegnete Kou. „Ich bin eher erstaunt, dass du so cool damit umgehst… oder eher ihr drei, als wäre das normal für euch.“

„Ist es ja auch irgendwie. Wir haben uns schon früh damit auseinandersetzen müssen, dass unsere Eltern die Dinge in der Hinsicht etwas lockerer sehen, auch wenn sie versuchen, uns in Watte zu packen, weil wir als ihre Kinder ihre Schwachstellen sind“, antwortete Yui gelassen. „Nur dass weder meine noch Maki-chans Eltern so offen damit umgehen wie Haru-chans Eltern, deshalb tun wir immer so, als wüssten wir von nichts.“

Kou schaute Haruka an, die den Tee in ihrer Tasse betrachtete. „Haruka-chan, es wird nicht so sein, dass ich länger als die geplante Zeit hier in der Wohnung bleibe. Wenn die Sanierungen abgeschlossen sind, ziehe ich wieder in meine Wohnung in Adachi. Anders als deine Mutter ihren Partner, hat Kazuki nicht vor, mich fest anzustellen, damit er mich ständig um sich haben kann, zumindest nicht, dass ich wüsste. Ich will auch gar nicht mehr in seine Geschäfte involviert sein, als es bisher der Fall war. Ich bin Künstler, ich nehme die Aufträge an, die mir zusagen und meine Miete zahlen, was auch weniger werden wird, wenn ich Vollzeit-Mangaka bin. Diese… Beziehung bleibt rein privat, solange sie besteht, zumindest von meiner Seite aus, falls dich das beruhigt.“

„Ja… danke, Yukimura“, antwortete sie leise. „Du bist in Ordnung, ich will einfach nicht, dass dir was passiert, weil irgendwer auf dumme Gedanken kommt…“

„Deine Sorge ehrt dich, aber das ist nichts, worüber du dir Gedanken machen musst“, beruhigte er sie und stand auf. „Ich bin viel zu unwichtig, um überhaupt für sowas in Betracht zu kommen.“

Maki schaute auf ihr Handy und stöhnte genervt. „Mein Taxi holt mich in einer Viertelstunde ab, wollt ihr mitfahren?“

„Jaa… denke schon, bevor meine Eltern sich noch Sorgen machen, weil ich zu lange weg bin“, stimmte Yui zu und stand auf, um ihre Sachen zusammenzusuchen.

„Kann ich mit zu dir kommen, Yui-chan? Kaa-san ist nicht zuhause und ich will da nicht alleine rumsitzen“, fragte Haruka, die sich umständlich aus der Decke herausschälte.

„Klar doch, für dich ist bei uns immer Platz“, antwortete Yui grinsend.

Die Mädchen verabschiedeten sich bald darauf und ließen Kou allein in der Wohnung. Er räumte etwas auf und setzte sich dann zum Arbeiten an seinen Schreibtisch.

Chapter Text

Die neue Woche hatte begonnen und Kazuki steckte bis über beide Ohren in Arbeit, die sich angesammelt hatte, während er im Anwesen der Familie gewesen war. Wenn er nicht mit Tetsuo unterwegs war, saß er den ganzen Tag im Büro neben der Wohnung, telefonierte oder nahm an Videokonferenzen teil. Kou sah ihn nur zwischendurch oder abends, da er in der Regel vor ihm aufstand. Es gab ihm jedoch die Möglichkeit, ungestört zu arbeiten und auch wenn er es gerne abstritt, lenkte ihn die Gegenwart des Älteren durchaus ab und führte dazu, dass seine Gedanken abschweiften und er ihn am liebsten angesprungen hätte, um den ganzen Tag das Bett nicht mehr zu verlassen.

Kou saß an den weihnachtlichen Designs für die Sushikette, während er dem Designteam zuhörte, mit dem er in einer Videokonferenz saß. Er hatte seine Kamera ausgeschaltet, um sich besser konzentrieren zu können, die anderen sahen ihm per Screenshare zu, wie er ihre Ideen skizzierte, die sie noch hatten. Die App, die das Bonusprogramm enthielt, kam bei den Kunden gut an und die Möglichkeit, die einzelnen Charaktere zu sammeln, indem man regelmäßig dort essen ging, hielt die Umsätze konstant hoch. Die Idee, saisonal neue Designs hinzuzufügen, die nur begrenzt erhältlich waren, fand viel Anklang, es bedeutete für Kou aber auf lange Sicht mehr Arbeit, da er der einzige Illustrator war und es nicht so aussah, als würde Kazuki das irgendwann ändern wollen.

„Das sieht so gut aus, Yukimura. Wenn der Chef es absegnet, können wir das bis Ende der Woche noch fertig machen und live schalten“, sagte die junge Frau, die für die Organisation der App zuständig war.

„Wenn er denn mal erreichbar wäre… ich kriege seit einer Woche nur Honda ran und die vertröstet mich ständig“, jammerte die Innendesignerin, die Kou beim Empfang im September schöne Augen gemacht hatte. „Keine Ahnung, ob er die neuen Entwürfe schon gesehen hat.“

„Hm… soll ich es mal versuchen? Wahrscheinlich hat er einfach viel zu tun und ist noch nicht dazu gekommen“, schlug Kou beiläufig vor und beendete die Zeichnung, an der er gerade gearbeitet hatte. „Es ist ja soweit alles fertig.“

„Wenn Sie denken, dass Sie da mehr Glück haben, Yukimura…“ gähnte der Eventmanager ins Mikrofon.

„Ein Versuch ist es wert, ich melde mich, wenn ich was erreicht habe“, antwortete er. „Wenn sonst nichts mehr ist, klinke ich mich jetzt aus.“

„Passt schon, wir machen einfach mit unserem Kram weiter, bis wir was hören. Danke, Yukimura“, sagte die Innendesignerin, bevor Kou das Gespräch beendete.

 

Er speicherte seine Arbeit ab, nahm das iPad aus der Halterung am Tisch und stand auf. Er streckte sich und massierte seinen Nacken mit der freien Hand, bevor er sein Zimmer verließ und zielstrebig zum Büro ging. Vor der Tür hielt er inne, er hatte Kazuki bisher noch nicht bei der Arbeit stören müssen, er wusste nicht einmal, wie das Büro von innen aussah, dann atmete er tief durch und klopfte. Er hörte keinen Ton durch die schallgedämmte Tür dringen und befürchtete schon, es sei niemand da. Er wollte schon wieder umdrehen, dann wurde sie geöffnet und er stand Tetsuo gegenüber. Er hatte das Jackett ausgezogen und die Ärmel bis zu den Ellbogen hochgerollt, in einer Hand trug er ein Paar schwarze Lederhandschuhe.

„Kann ich etwas für dich tun, Yukimura?“ fragte er kühl, der Tonfall ließ Kou darauf schließen, dass sie nicht allein im Büro waren.

„Ich bin im Auftrag des Sakura Sushi-Designteams hier, wir brauchen noch heute das Okay für die Weihnachtskampagne“, antwortete Kou bestimmt. Er war spontan froh, dass er am Morgen eine Jeans angezogen hatte und nicht im üblichen Schlabberlook herumlief, den er sonst zum Arbeiten trug. „Unsere Deadline war letzte Woche, aber bisher kam noch keine Freigabe bei uns an.“

„Einen Moment.“ Tetsuo drehte sich um, schloss die Tür ein Stück, aber nicht komplett. „Boss, Yukimura fragt nach der Freigabe für die Sushi-Designs.“ Kazukis Antwort konnte Kou nicht verstehen, dafür sprach er zu leise. Tetsuo öffnete die Tür wieder und schaute ihn an. „Er kam noch nicht dazu, sie sich anzusehen. Du sollst trotzdem reinkommen, es gibt noch etwas anderes zu besprechen.“

„In Ordnung.“

Tetsuo ging einen Schritt zur Seite, um ihn einzulassen, dann schloss er die Tür wieder. Der Zugang zum Büro befand sich in dessen hinterem Drittel, wenige Schritte davon entfernt stand ein massiver Schreibtisch, auf dem sich einige Akten stapelten, dazwischen ein aufgeklapptes Macbook. Gegenüber der Tür war ein bodentiefes Fenster eingelassen, das den Blick auf das Viertel unter ihnen freigab, es war das einzige Fenster im Raum, der sonst von LED-Panels in der Decke gleichmäßig beleuchtet wurde. Die Wand neben der Tür zur Wohnung war mit deckenhohen Bücherregalen bedeckt, hinter dem Schreibtisch befand sich nur ein breites Sideboard, auf dem sich ähnlich wie im Wohnzimmer ein Ständer mit drei in glänzende Scheiden gehüllten Schwertern befand. An der Wand darüber hing eine etwas abgenutzte dunkelrote Flagge, die mit einem goldgelben Phönix bestickt war, hier und da war sie geflickt oder hatte kleine Brandlöcher. Im Raum befand sich noch ein niedriger Tisch vor einer schlichten, dunklen Ledercouch, die an der gegenüberliegenden Wand stand, rundherum mehrere passende Sessel, die zur Seite geschoben waren. Shiro stand mit hinter dem Rücken verschränkten Armen vor der Eingangstür, hinter ihm einige der jungen Männer, die Kou in der Woche zuvor im Dōjō gesehen hatte, in derselben angespannten Haltung.

Kazuki lehnte an der vorderen Kante des Schreibtischs und hatte die Arme verschränkt, er trug einen dunkelblauen, zweireihigen Anzug mit elfenbeinfarbenem Stehkragenhemd darunter. Er schaute zu Tetsuo und Kou, die Stirn leicht gerunzelt, jedoch lächelte er kurz, als er Kou sah.

„Kou, bitte entschuldige die Verzögerung wegen der Designs, ich kümmere mich heute noch darum“, sagte er.

„Mehr brauche ich auch nicht. Was gibt es denn sonst noch?“ fragte Kou leicht irritiert.

„Ich hatte nicht unbedingt geplant, dich damit zu belästigen, aber da du jetzt hier bist... es betrifft dich ebenso wie Tetsuo“, antwortete er. „Kommst du kurz her?“

Kou warf Tetsuo einen kurzen Blick zu, der ihm knapp zunickte, und ging dann um den Schreibtisch herum zu Kazuki. Er hielt inne, als er Yuuta auf dem Boden vor ihm knien sah, die blondierten Haare lagen in kleinen Büscheln um ihn herum, sein Kopf war kahl geschoren, die Handgelenke mit einem Seil an die Fußknöchel gebunden, damit er nicht aufstehen oder davonkriechen konnte.

„Kazuki, was...“ begann er, doch der Ältere zog ihn neben sich auf die Tischkante, das iPad nahm er ihm aus der Hand und legte es hinter sich ab.

„Nur eine kleine Disziplinierung. Yuuta war indiskret und hat gewisse interne Informationen ohne Absprache oder Erlaubnis veröffentlicht“, sagte Kazuki kühl. „Es ist eine Sache, wenn Aufnahmen für die private oder interne Nutzung gemacht werden, oder wenn du für deine eigenen Accounts Fotos von dir oder deinem Arbeitsplatz machst, etwas ganz anderes ist es jedoch, wenn diese Aufnahmen ohne Wissen und Einverständnis der Beteiligten auf unterschiedlichen Plattformen hochgeladen werden, inklusive Informationen, die außerhalb niemanden etwas angehen.“

Kou hatte einen kalten Kloß im Bauch, die leichte Panik musste ihm anzusehen sein, denn Kazuki schenkte ihm ein sanftes Lächeln.

„Du hast absolut nichts falsch gemacht, keine Sorge. Es geht hier nur um Yuuta und das Video, das er während deines Trainings mit Tetsuo aufgezeichnet und anschließend veröffentlicht hat“, beruhigte er ihn. „Ich weiß, dass die Jungs sowas in ihren Gruppen teilen, das ist auch vollkommen in Ordnung, solange es intern bleibt. Allerdings... geht es die breite Öffentlichkeit nichts an, wer mit wem und wann in unserem Dōjō trainiert und hier wohnt“, erklärte er weiter, es schien aber mehr an Yuuta als an Kou gerichtet zu sein.

„Kann ich das Video sehen?“ fragte Kou tonlos.

„Natürlich. Tetsuo, gibst du mir eben... Danke.“ Kazuki nahm das Macbook entgegen, das Tetsuo ihm reichte, nachdem er sich ein paar blonde Haare von der schwarzen Hose gewischt hatte. Er öffnete ein Browserfenster und reichte das Gerät dann Kou, der sich damit auf die Couch setzte und sich das Video ansah. Es war gekürzt und geschnitten auf die Momente, in denen Tetsuo ihn in die Defensive gedrängt hatte und endete damit, als er das Gleichgewicht verlor und auf den Rücken fiel, seine Aufgabe und die respektvolle Verbeugung zum Schluss waren nicht dabei. Untertitelt war es sinngemäß damit, dass Aniki Tetsuo das neue Haustier vom Boss zurechtwies, der Text war so voller Rechtschreibfehler, dass man nur raten konnte, was gemeint war, allerdings fand sich sein Name – mit falschen Schriftzeichen – in den Hashtags. Kou scrollte herab zu den Kommentaren und ihm wurde schlecht, sie waren hasserfüllt und homophob, einige wünschten sich, dass Tetsuo nochmal nachgetreten hätte, als er schon am Boden lag. Er las sie nur quer, aber was er sah, reichte, um ihm den Tag gründlich zu verderben. Er fühlte sich an seine Schulzeit erinnert, die wenigen Monate, die er in Naha auf der Jungenoberschule verbracht hatte, die wegen seiner Homosexualität eine einzige Tortur gewesen waren, bis er davongelaufen war, um nach Tokio zu gehen, wo es zwar auch nicht einfach, aber um einiges besser wurde. Er wunderte sich tatsächlich, dass von den Kommentatoren noch keiner den Weg zu seinem Twitter-Account gefunden hatte, den er unter seinem Namen führte, bevor das Video auf privat gestellt worden war, so dass es zumindest dort nicht mehr auffindbar war. Aber Kazuki hatte von unterschiedlichen Plattformen gesprochen.

Kou klappte das Macbook so fest zu, dass ein lautes Knacken durch die Stille des Raums hallte, als das Display sprang.

„Das ist unvollständig. Was... habt ihr jetzt mit ihm vor?“ fragte er, mühsam gefasst. Er war verletzt und wütend über Yuutas Verhalten, nachdem er angenommen hatte, sie würden sich gut verstehen.

„Das kommt ganz darauf an... ich weiß, wie sehr du deine Privatsphäre schätzt, Kou, deshalb hatte ich eigentlich vor, das ohne dich zu regeln, damit du dich nicht aufregst“, antwortete Kazuki ruhig. „Aber nun scheint es mir besser so.“

„Es... wundert mich, dass du mich vor der versammelten Gang beim Vornamen nennst, aber du scheinst sie über uns aufgeklärt zu haben“, bemerkte Kou.

„Es war notwendig, um die Ernsthaftigkeit der Situation darzustellen. Sie wissen jetzt, dass du niemand bist, über den man solchen Unsinn verbreiten darf.“ Kazuki richtete sich auf, was Yuuta erschrocken zurückzucken ließ, dann schob er die Hände in die Hosentaschen.

„Habt ihr ihn geschlagen?“ fragte Kou, der sich wieder neben ihn stellte und an den Schreibtisch lehnte, die Hände legte er um die Tischkante, um sie zu beschäftigen.

Kazuki schaute kurz zu Tetsuo, der die Lederhandschuhe anzog und trocken antwortete: „Etwas... eher getätschelt, sonst würde er nicht mehr so hübsch aussehen. Ich hatte gedacht, ihn besser erzogen zu haben, bitte verzeih mir, Yukimura.“ Er verbeugte sich in Kous Richtung, der ihn irritiert ansah.

„Nein, dich trifft keine Schuld“, entgegnete er, dann schaute er zu Shiro und den anderen, die sich bisher keinen Millimeter gerührt hatten. „Wie alt bist du, Yuuta?“ fragte er schließlich.

„Antworte ihm“, befahl Tetsuo dem vor ihnen kauernden jungen Mann.

„N... neunzehn...“ antwortete dieser mit zittriger Stimme.

„Alt genug, um selbst die Verantwortung zu übernehmen für seine Taten... in anderen Staaten wärst du schon seit über einem Jahr volljährig, Yuuta“, sagte Kou gefasst.

„I... ich weiß... es tut mir leid, Yukimura-san...“ Er wimmerte ängstlich, als Kou sich vor ihn hockte und ihm ins Gesicht sah, die Stirn gerunzelt.

„Deine... Entschuldigung interessiert mich nicht, Yuuta, nicht im Geringsten“, sagte er unversöhnlich und ungewohnt verärgert. „Ich habe in meinem Leben unzählige dieser Entschuldigungen gehört, weil andere mich vor Typen wie dir verteidigt hatten. Beteuerungen ohne Aufrichtigkeit, weil alle dachten, ich sei schwach und hilflos... und dann ging es von vorne los, sobald Gras drüber gewachsen war. Schau mich an“, verlangte er, als Yuuta beschämt auf seine Knie sah.

„Du hast ihn gehört, Yuuta“, sagte Tetsuo streng, als er nicht reagierte. Seine rauchige Stimme schnitt durch die Stille. „Wenn Yukimura mit dir spricht, gehorchst du ihm. Er mag kein Teil des Clans sein, aber er steht als Gast höher als du, hast du verstanden?“

„J... ja, selbstverständlich, Aniki...“ stammelte Yuuta und erwiderte den Blick von Kous bernsteinfarbenen Augen, die er leicht zusammengekniffen hatte.

„Ist dir... eigentlich bewusst, welche Folgen sowas haben kann? Ich weiß nicht, was die übliche Art ist, wie Kazuki mit so einer Beleidigung umgeht, aber du scheinst es zu wissen“, sagte er fast sanft, er hockte so dicht vor ihm, dass Yuuta seinen Atem im Gesicht spürte. „Dieser Hass tötet, Yuuta, das, was du ausgelöst hast, tötet täglich Menschen. Überall auf der Welt und in deiner Nachbarschaft. Du bist dafür verantwortlich, wenn jemand wie ich... jemand wie meine besten Freunde, getötet wird, sich das Leben nimmt, weil ein... kleines Arschloch wie du so eine Scheiße postet und anderen kleinen Arschlöchern ein Ventil gibt, ihren Hass zu kultivieren, ihn aus dem Internet nach draußen zu tragen und wer weiß... vielleicht auch jemandem, den du kennst, den du magst, die Fresse zu polieren oder ihn gleich totzuschlagen, weil er nicht der Norm entspricht. Weil er nicht auf Titten steht, sondern auf Schwänze.“

Yuuta starrte ihn mit aufgerissenen Augen an, er war bei jedem von Kou hart betontem „töten“ zusammengezuckt, als erwartete er schon sein eigenes Ende. Er öffnete und schloss den Mund still, unfähig, die richtigen Worte zu finden, da es die richtigen Worte dafür in seinem begrenzten Wortschatz auch nicht gab.

„Oder...“ Kou lehnte den Kopf leicht zur Seite, ohne ihn aus den Augen zu lassen. „Stehst du selbst auf Schwänze und willst es dir nicht eingestehen...? Verbreitest deshalb sowas...? Etwas, das deinen so maskulinen Aniki im besten Licht dastehen lässt, während er mich kleine Schwuchtel fertig macht, hm?“

Kleine Schweißtropfen traten auf Yuutas Stirn und frisch geschorenem Kopf.

Kou legte eine Hand fest um sein Kinn und brachte die Lippen dicht an sein Ohr, sprach aber nicht leiser, die samtweiche Stimme bildete einen Kontrast zu seinen harten Worten: „Dein Aniki... würde deinen kleinen Schwanz nicht mal mit der Kneifzange anpacken, du ehrloses Stück Dreck. Sei froh, dass du noch lebst. Wäre ich nicht so nett, könnte deine Familie dich wahrscheinlich irgendwo von der Straße kratzen, falls man dich überhaupt findet... ich bin mir sicher, dass Kazuki und Tetsuo genug Erfahrung haben, einen wie dich aus dem Weg zu schaffen.“

Er ließ ihn ruckartig los und stand elegant auf. Yuuta kniete blass und zitternd vor ihm, das dunkle T-Shirt klebte an seinem schweißnassen Oberkörper. Kou atmete tief durch, dann schaute er Kazuki über die Schulter an, der sich nicht anmerken ließ, was er davon hielt, er schaute nach wie vor ernst.

„Kazuki, er hat das Video geschnitten und die guten Szenen entfernt, um mich in schlechtem Licht dastehen zu lassen, als... schwach und unmännlich gegenüber Tetsuo“, sagte Kou verärgert, aber ruhig. „Ich weiß, ihr würdet eine Menge tun, wenn ich darauf bestehen würde, aber ich will meine Ehre selbst verteidigen. Schließlich war ich das Ziel und nicht ihr.“

„Was schwebt dir vor?“ fragte Kazuki ebenso ruhig. „Er heult ja jetzt schon fast.“

„Vollkontakt Kumite“, entgegnete Kou selbstbewusst. „Wenn es möglich ist. Sonst erzähle ich ihm einfach weiter Geschichten von schwulen Jungs, die sich umgebracht haben. Detailliert. Aber das finde ich nicht besonders ehrenhaft denen gegenüber, die keine Geschichten mehr erzählen können.“

„Du willst ihn also selbst verprügeln?“ hakte Tetsuo nach.

„Nach Regeln, ja.“ Kou nickte zustimmend. „Das ist wahrscheinlich fairer als unser Trainingskampf, bei dem du dich zurückgehalten hast, sonst hättest du mich innerhalb von Sekunden auf die Bretter geschickt.“ Er sah Tetsuo an, der nur mit Mühe seine Mundwinkel kontrollierte.

„In Ordnung. Das ist deine Chance, deine Ehre wiederherzustellen, Yuuta. Du bist kein Phönix mehr, bis ich es anders entscheide. Du arbeitest weiterhin für Shiro, damit du deine Miete bezahlen kannst, behältst aber keine deiner sonstigen Vorteile“, beschloss Kazuki. Er stellte sich vor ihn, bevor er weitersprach: „Nur ein Fehler, egal wie klein, und du bist komplett raus. Du kennst Tetsuos kleinen Finger? Das war sein Opfer dafür, dass er mich nicht zur Geburt meiner Tochter fahren konnte, stell dir vor, was dir passiert, wenn du nach der Aktion noch einmal die Regeln nicht befolgst...“

„Mach ihn los und bring ihn ins Dōjō, wir kommen nach, wenn wir soweit sind“, befahl Tetsuo Shiro, dann öffnete er die Tür zur Wohnung und hielt sie auf, bis Kazuki und Kou den Raum verlassen hatten. Kous iPad nahm er mit, bevor er ihnen folgte.

 

„Ich ziehe mich um...“ Kou ließ sich keine Zeit, sich mehr als notwendig zu entspannen und ging zielstrebig in sein Zimmer, um sich umzuziehen. Er tauschte Brille gegen weiche Kontaktlinsen, band die Haare fest zusammen und zog den weißen Karate-Gi an, bevor er zurück ins Wohnzimmer ging, wo Kazuki und Tetsuo warteten. Kazuki schaute sich die Entwürfe auf Kous iPad an, um die Zeit effektiv zu nutzen. Tetsuo hatte sein Jackett wieder angezogen und zugeknöpft.

„Bist du soweit?“ fragte Kazuki, woraufhin Kou nickte. „Tetsuo hat Yuuta ausgebildet, unterschätze ihn also nicht zu sehr, auch wenn du ihm einige Jahre Training voraus hast.“

„Ich unterschätze ihn nicht, aber ich habe ein Ziel, ein völlig egoistisches dazu“, antwortete Kou ruhig. „Es ist... die erste Chance seit Jahren, dass ich zumindest teilweise für mich selbst einstehen kann. Es ist mir bewusst, dass das ohne euch überhaupt nicht möglich wäre, aber ohne euch wäre ich auch gar nicht in der Situation. Yuuta hat nicht vor mir Angst, er hat vor euch Angst. Mich verachtet er nach wie vor und diese Verachtung soll er selbst schlucken, ich habe keine Lust mehr darauf, dass Typen wie er auf mir herumtrampeln. Außerdem geht es gar nicht, dass er mir erst beim Essen Witze erzählt und dann so einen Mist abzieht.“

Sie nahmen den Aufzug nach unten, Kazuki ging vor, Tetsuo bildete den Abschluss. Im Flur der Kampfschule war niemand zu sehen, leise Stimmen klangen aus den anderen Räumen, in denen trainiert wurde. Vor dem Kraftraum zogen sie Schuhe und Socken aus, bevor sie schließlich den Trainingsraum betraten.

„Sei gegrüßt, Oyabun!“ riefen die anwesenden Mitglieder der Gang, perfekt synchron mit rechtwinkliger Verbeugung, die sie beibehielten, bis Kazuki sich ans Ende des Raumes gesetzt hatte, dann setzten sie sich ebenfalls, aufgereiht an der Wand neben dem Eingang. Nur Shiro blieb stehen und führte Yuuta mit einem Kopfnicken in die Mitte des Raumes. Dieser trug nur eine Stoffhose, der schmale, aber muskulöse Oberkörper war frei. Tetsuo begleitete Kou und nahm seine Jacke entgegen, da dieser für ausgeglichene Verhältnisse sorgen wollte. Kou band den Gürtel neu um den Bund seiner Hose, dann wärmte er sich kurz auf, um sich nicht unnötig zu verletzen. Shiro setzte sich währenddessen wieder.

„Die Regeln lauten wie folgt: Keine Angriffe mit Hand oder Ellenbogen gegen den Kopf des Gegners, keine Schläge oder Tritte gegen Kniegelenke, Wirbelsäule oder Genitalien. Ihr kämpft ohne Schutzkleidung. Kämpft fair und vermeidet unnötige Verletzungen. Der Kampf ist vorbei, wenn einer von euch aufgibt, nicht mehr weiterkämpfen kann oder der Oyabun den Kampf für beendet erklärt“, führte Tetsuo mit ernster Stimme aus, bevor er an Kazukis rechter Seite Platz nahm.

Die Kontrahenten nahmen Aufstellung, nachdem sie sich begrüßt hatten. Kou atmete tief durch und blendete alles außer seinen Gegner aus, er spürte die Aufregung in seiner Brust, konzentrierte sich jedoch darauf, entspannt zu bleiben und sich nicht davon leiten zu lassen. Er wusste, was er zu tun hatte, seine Muskeln wussten es, die einzig unbekannte Variable war Yuuta selbst, dem die Nervosität ins Gesicht geschrieben stand. Was auch immer ihm vor Kous Anwesenheit im Büro angetan oder gesagt wurde, es hatte seine Spuren bei dem Neunzehnjährigen hinterlassen.

Kou änderte die Stellung seiner Füße, da er erwartet hatte, dass Yuuta zuerst angreifen würde, und führte den ersten Angriff aus, den sein Gegner blockte. Es dauerte eine Weile, bis Yuuta sich soweit gefasst hatte, dass sie eine Reihe von Angriffen austauschen konnten, er schlug hart, aber unkoordiniert zu, was Kou dazu brachte, ihm eher auszuweichen als jeden seiner Schläge und Tritte abzufangen. Die Taktik ärgerte Yuuta sichtlich, seine Angriffe verliefen häufig ins Leere, er streifte Kou höchstens, konnte aber keinen richtigen Treffer landen, musste dafür aber selbst einstecken.

„Lauf nicht vor mir weg!“ rief er frustriert, änderte seine Haltung und führte einen schnellen Faustschlag aus, der viel zu hoch angesetzt war und Kou höchstwahrscheinlich die Nase gebrochen hätte, wenn er ihn nicht geistesgegenwärtig mit dem linken Arm geblockt hätte, er spürte den Schlag trotzdem bis in die Schulter. Da Yuuta viel Kraft hineingelegt hatte, nutzte Kou seinen Schwung, griff seinen Schlagarm mit beiden Händen und warf ihn über seine Schulter, so dass er krachend auf den glatten Holzboden aufschlug.

Yuuta fluchte laut und sprang auf die Füße, um den nächsten Angriff zu starten, doch Kou ließ ihn gar nicht erst dazu kommen. Er zwang ihn mit einer Reihe von schnellen Schlägen und Tritten in die Defensive, trieb ihn rückwärts, bis er über seine eigenen Füße stolperte und gegen die seitliche Wand stieß. Er riss panisch die Augen auf, als Kous Fuß auf seinen Kopf zuraste, um dann wenige Zentimeter davor kontrolliert zu stoppen. Kou stupste ihn leicht mit den Zehen an und Yuutas Knie gaben nach, er rutschte an der Wand nach unten und vergrub das Gesicht in den Händen.

„Ich gebe auf... ich kann nicht mehr...“ jammerte er. „Bitte... tu mir nichts, Yukimura... es tut mir leid, so sehr, wirklich...“

Kou senkte das Bein und ging ein paar Schritte zurück, bevor er sich höflich vor ihm verneigte und dann noch einmal vor Kazuki und Tetsuo, die daraufhin aufstanden.

„Was an keine Schläge mit der Hand gegen den Kopf hast du nicht verstanden, du Hitzkopf, he?!“ maulte Tetsuo Yuuta an und zog ihn unsanft am Arm auf die Füße. „Und bedanke dich gefälligst bei deinem Gegner für den Kampf, statt hier zu heulen wie ein Kleinkind!“ Er stieß ihn in Kous Richtung, wo er sich hastig verbeugte, bevor er sich mit dem Unterarm über die Augen rieb.

„Du kannst froh sein, dass dein Kopf noch auf deinem Hals sitzt, du undankbares Aas, ich hätte ihn nicht aufgehalten, wenn er ihn dir runtergetreten hätte! Verdient hättest du es“, schimpfte Tetsuo ihn weiter, woraufhin Kou Kazuki einen überraschten Blick zuwarf. Der zuckte zur Antwort aber nur mit den Schultern.

„Nimm diesen Nichtsnutz mit, Shiro, bevor ich mich vergesse und ihm noch eine Tracht Prügel erteile fürs Regeln brechen“, sagte der Blonde in Shiros Richtung und ging dann zu Kou.

„Jawohl, Aniki. Komm, Yuuta und beeil dich gefälligst.“ Shiro scheuchte den Rest der Gang vor sich her, nachdem Yuuta sich ihnen mit hängenden Schultern angeschlossen hatte.

„Ist dein Arm in Ordnung, Yukimura?“ fragte Tetsuo besorgt und schaute sich Kous linken Unterarm an.

„Ja, ich denke schon. Wird wahrscheinlich blau und eine Weile wehtun, aber mehr ist es nicht, reiht sich einfach zu den anderen blauen Flecken ein, die ich ab morgen überall haben werde“, entgegnete er und entzog ihm seinen Arm. „Ich gehe nicht so schnell kaputt.“

„Ich war kurz davor, den Kampf nach der Aktion abzubrechen, du hast es aber gut gelöst“, sagte Kazuki anerkennend. „Kann es sein, dass du dich gegen Tetsu letzte Woche ebenfalls zurückgehalten hast?“

„Vielleicht... er hatte mich doch eh schon unterschätzt, ich wollte ihm keine Angst machen“, antwortete Kou schulterzuckend. Er fühlte sich plötzlich wie erschlagen. „Tetsuo ist mir trotzdem noch haushoch überlegen.“ Er lehnte sich an Kazukis Brust, der einen Arm um seine Taille legte und ihn festhielt. „Kannst du dir dann endlich die Entwürfe ansehen und dein Okay geben...? Die anderen warten schon. Ich sollte ihnen erzählen, dass ich mich prügeln musste, um deine Aufmerksamkeit dafür zu bekommen, dann finden sie mich noch cooler als so schon.“

Chapter Text

Während Kazuki sich die Entwürfe ansah, war Kou baden gegangen und anschließend auf dem Sofa im Wohnzimmer eingeschlafen. Er wusste nicht, wie er ins Bett gekommen war, doch als er aufwachte, wurde der Raum, in dem er sich befand, von der sich nähernden Morgendämmerung schwach erhellt. Dem Geruch und dem Gefühl der Laken nach zu urteilen, befand er sich in Kazukis Bett, viel mehr erkannte er nicht, da seine Nasenspitze sich nur wenige Millimeter vor der bunt tätowierten Brust des Yakuza befand, der einen Arm um ihn gelegt hatte und ihn im Schlaf an sich drückte. Mühsam schob er den rechten Arm, auf dem er lag, zwischen ihnen hindurch, um sich die juckenden Augen zu reiben, seine Wangen fühlten sich etwas klebrig an, als hätte er geweint, sich danach aber nicht das Gesicht gewaschen. Er konnte sich aber nicht erinnern, weshalb er geweint haben sollte. Kazukis Hand glitt über seinen Rücken nach unten und blieb auf seinem Po liegen, was Kou etwas mehr Bewegungsfreiheit verschaffte. Er rutschte mit dem Oberkörper ein Stück zurück, damit er besser atmen konnte.

„Hmm... bist du schon wach...?“ murmelte Kazuki schläfrig, seine Finger drückten leicht in den Stoff von Kous dünner Hose.

„So halb... wie lange habe ich geschlafen...?“ Kou betrachtete sein Gesicht, soweit es ihm im dämmrigen Licht und ohne Brille möglich war.

Kazuki ließ ihn los und drehte sich auf den Rücken, nachdem die Uhr, die er trug, leise zu vibrieren begonnen hatte. Er hob den linken Arm etwas an und tippte auf das Display, um den Alarm auszuschalten. Es war sechs Uhr.

„Zehn oder elf Stunden, abzüglich deinem Albtraum und dem darauffolgenden Nervenzusammenbruch...“ antwortete er.

„Albtraum? Nervenzusammenbruch?“ Kou stützte den Kopf auf die Hand. „Ich erinnere mich an nichts... ich habe gut geschlafen...“

„Dann ist es gut... es waren wohl die Nachwirkungen deiner Anspannung. Nachdem sie nachgelassen hatte, schien alles über dich hereingebrochen zu sein und du hast weinend und zitternd im Bett gesessen.“ Kazuki setzte sich auf und strich ihm zärtlich über den Kopf. „Es hat eine Weile gedauert, bis du dich soweit beruhigt hattest, dass du weiterschlafen konntest. Es tut mir leid, dass ich dich in diese Situation gebracht habe... ich hätte es wie üblich allein regeln sollen, statt dich da hineinzuziehen, Kou...“

„Nein... entschuldige dich nicht, Kazuki“, widersprach er. „Ich bin dir dankbar, dass du dich so entschieden hast, da es mich betrifft und es wäre viel schlimmer gewesen, wenn ich es irgendwann durch Zufall gesehen hätte und niemand dagewesen wäre, um mir zu helfen...“

„Es war ein Grund, weshalb ich die letzten Tage so beschäftigt war“, sagte Kazuki. „Shiro hat mir schon am Montagabend davon berichtet, aber es war nicht ganz so einfach, alle Spuren zu verfolgen. Die Videos auf den Plattformen, die wir aus Yuuta herausbekamen, konnten gelöscht werden, aber ob und wie weit es noch verbreitet wurde, kann ich dir nicht sagen. Ich habe die IT-Experten der Firma darauf angesetzt, sie halten die Augen offen und werden tätig, falls es nötig sein sollte.“

„Du hast... zwei Tage damit verbracht, das zu koordinieren?“ hakte Kou erstaunt nach.

„Neben der Arbeit, die ich sonst noch zu erledigen hatte, ja.“

„Wow... ich dachte, du delegierst sowas sofort, weil du für dafür Angestellte hast...“ Er hielt Kazukis Hand fest und drückte sie.

„Dafür war es etwas zu... persönlich. Und da auch Tetsuo betroffen war, blieb mir nichts anderes übrig. Außerdem überlasse ich Dinge, die Asakusa Phönixe betreffen, niemandem, der mir nicht direkt untersteht“, erklärte er.

„Hmm... war er deshalb so verängstigt? Weil sein Kumicho sich selbst drum gekümmert hat?“ Kou fuhr die Linien auf seiner Hand mit dem Zeigefinger nach.

„Ich habe ihn nicht angerührt, sondern ihm nur die Ernsthaftigkeit der Lage erklärt. Das andere waren Tetsuo und Shiro, die sich übrigens furchtbar schämen, dass es überhaupt dazu gekommen ist. Jeder wusste, dass Yuuta gerne filmt, deshalb hat ihn auch niemand davon abgehalten, sie fühlen sich verantwortlich für sein Fehlverhalten“, sprach Kazuki weiter. „Wundere dich also nicht, wenn sie in den nächsten Tagen höflicher sind als sonst.“

„Eins verstehe ich nicht, Kazuki... warum sagen alle Boss, wenn sie dich ansprechen, aber gestern haben sie dich mit Kumicho begrüßt, selbst Tetsuo hat dich so genannt?“ fragte Kou neugierig.

„Hmm...“ Er schmunzelte. „Weil ich es nicht mag. Der Oyabun ist Hideyoshi, mein Oyaji, seit ich Sayuri geheiratet habe, aber die Treue habe ich ihm davor schon geschworen. Wenn wir über ihn sprechen, ist die Begrifflichkeit klar, allerdings unterstehen Tetsuo und die Jungs nur mir, ihm gegenüber sind sie zu nichts verpflichtet, außer ich weise sie an. Dass sie mich Boss nennen, kommt noch aus der Zeit, als ich noch ein kleiner Fisch hier in Asakusa war, mir gefällt es besser und es ist kürzer. Außerdem muss außerhalb niemand wissen, dass ich ihr Kumicho bin.“

„Ich weiß es jetzt...“ Kou schaute ihn an.

„Wenn ich dir nicht vertrauen würde, würde ich dir nichts erzählen, Kou...“ Er verschränkte seine Finger mit Kous und strich mit dem Daumen über seinen Handrücken. „Du hast mich gestern beeindruckt. Und nicht nur mich... Tetsuo würde dich vom Fleck weg einstellen, wenn du Interesse hättest. Es hätte wahrscheinlich nicht mehr viel gefehlt und Yuuta hätte wimmernd am Boden gelegen, du hättest ihn also gar nicht noch verprügeln müssen, wobei das auch... mehr als beeindruckend war.“

„Hmm... ich war einfach so wütend und enttäuscht von ihm, dass das wohl irgendwie rausmusste. Ich mag diese Seite von mir nicht, ich bin nicht gerne gemein oder so direkt...“ sagte er leise. „Auch wenn es sich in dem Moment unbeschreiblich gut angefühlt hat, diesen Ärger rauszulassen.“

„Ich... wahrscheinlich die anderen auch, habe erwartet, dass du weinst und schimpfst, weil du in anderen Situationen so leidenschaftlich bist. Man neigt dazu, dich zu unterschätzen, weil du so sanft wirkst, dabei bist du stärker als so mancher Yakuza, emotional wie körperlich“, gab Kazuki zu, während er weiter seine Hand streichelte. „Und gerade diese Ruhe, die du vor den anderen gezeigt hast, hat jeden beeindruckt. Was danach war, muss niemand wissen... ich kann mir kaum vorstellen, wie es für dich sein muss, plötzlich damit konfrontiert zu sein.“

„Kazuki... es ist in Ordnung. Ich bin kein dummes Lämmchen, es ist mir bewusst, wer du bist... was du bist und was es bedeutet“, entgegnete Kou bestimmt.

Kazuki drückte seine Finger an die Lippen. „Manchmal weiß ich gar nicht, womit ich dich verdient habe, Kou... du bist nicht mal drei Wochen hier und hast schon alles auf den Kopf gestellt. Das hast du von Anfang an getan, deine unterdrückte Schadenfreude, weil Mizuno bei unserem Termin nicht länger bleiben konnte, deine Spontaneität, bei der Zubereitung des Sushis zuzusehen, obwohl du am liebsten vor dem toten Fisch geflohen wärst... wie du darauf angesprungen bist, als ich dich gefüttert habe...“ Er schmunzelte bei der Erinnerung daran. „Ich dachte, ich könnte in dir Lesen wie in einem offenen Buch, dabei war es nur der aufwändig gestaltete Einband...“

Kou fühlte sein Gesicht heiß werden. „Kazuki... komm auf den Punkt, es ist ja schön, dass du so gesprächig bist, aber... ich bin so früh nicht aufnahmefähig für so viele Worte...“ sagte er etwas überfordert, setzte sich auf und schob sich die Haare aus dem Gesicht, bis er mit den Fingern in einem Knoten hängen blieb. „Oder lass mich wenigstens kurz ins Bad gehen und etwas trinken, bevor du weitersprichst.“

„Natürlich, ich warte...“ antwortete er lächelnd, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich an sein Kissen.

Kou seufzte, stand auf und schlurfte durch die dämmrige Wohnung ins Bad, um seine übervolle Blase zu leeren. Auf dem Rückweg holte er eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank, die er mit zum Bett nahm, auf dem Kazuki unverändert wartete. Er trank einen großen Schluck und setzte sich auf die Bettkante.

„Okay... was wolltest du noch sagen?“ fragte er neugierig.

„Jetzt bin ich raus...“ entgegnete Kazuki amüsiert.

„Wie? Wie viel wolltest du denn noch reden?“ Kou schaute ihn irritiert an.

„Keine Ahnung... deine Blase hat meiner geplanten überschwänglichen Liebeserklärung den Gar ausgemacht...“ Er rutschte auf die Knie und legte von hinten die Arme um ihn. „Mir ist gestern bewusst geworden, wie sehr ich dich verehre, Kou... ich liebe dich...“ murmelte er leise in sein Ohr. „Und es war auf eine gewisse Art heiß, mit welcher Ruhe du ihn zurechtgewiesen hast, es hat nicht viel gefehlt und ich hätte alle rausgeworfen und dich über den Schreibtisch gelegt...“

„Kazuki... es war so schön und du denkst wieder nur mit deinem Schwanz...“ jammerte Kou, lehnte sich aber an ihn und strich mit der Hand über seine Wange. „Ich liebe dich auch...“ Er hielt inne, als ihm bewusst wurde, dass er es bisher noch gar nicht so ausgesprochen hatte und Kazukis Umarmung fester wurde. „Wie viel Zeit hast du noch, bis du dich fertig machen musst...?“ fragte er.

„So viel ich mir nehme, ich habe heute keine wichtigen Termine“, antwortete Kazuki, dessen Hände über Kous Oberkörper nach unten strichen, um schließlich in seinem Hosenbund zu verschwinden.

„Hmmm... können wir... es heute ruhiger angehen lassen? Mir tut alles weh...“ Er warf einen Blick auf seinen dunkel verfärbten, linken Unterarm und die weiteren Blutergüsse auf seiner Haut.

„Ganz wie du willst.“

Kazuki schob Kous Hose herunter, während er ihn ein Stück nach hinten zog, weiter auf das breite Bett. Er ließ einen Arm um seine Brust geschlungen, mit der Hand umfasste er seinen härter werdenden Penis und streichelte ihn sanft. Kou schmiegte sich an ihn und genoss die Berührung mit leisem Stöhnen.

„Lass mich... auch was tun, bitte...“ sagte er leise, sich halb zu ihm umdrehend. „Sag mir nicht, dass dir das so reicht, Ka-zu-ki...“

„Auf keinen Fall... du wolltest es ruhig“, entgegnete er schmunzelnd.

„Ruhiger, nicht ruhig... es ist schön, aber ich will mehr... ich will dich.“ Kou drehte sich auf seinem Schoß um und küsste ihn hungrig. Ihm entfuhr ein überraschter Laut, als Kazuki sich mit ihm auf den Rücken fallen ließ, so dass er auf ihm lag, die Knie links und rechts von ihm. Er küsste seinen Hals entlang, strich mit den Lippen über sein Schlüsselbein und wanderte dann langsam weiter über seine Brust nach unten, biss hier und da zärtlich in die bunte Haut. Seine Zunge hinterließ eine feuchte Spur auf seinen Bauchmuskeln. Er rutschte weiter zurück und zog am Stoff von Kazukis Hose, die er ihm auszog, nachdem der Ältere das Becken kurz angehoben hatte. Er warf sie in hohem Bogen auf den Fußboden hinter sich, bevor er den Weg mit seiner Zunge fortsetzte. Kou erkundete die helle, nicht tätowierte Haut mit dem Mund, er wollte sich mehr Zeit lassen, aber es dauerte nicht lange, bis er die Lippen um Kazukis harten Penis legte und ihn in den Mund nahm. Er lutschte gierig an ihm, bald glänzte er nass von seinem Speichel.

„Kou... leg dich über mich, bevor du weitermachst...“ bat Kazuki heiser.

„Über dich...?“ Er schaute ihn an und grinste, als er verstand, was er von ihm wollte. Kou drehte sich über ihm um, positionierte seine Unterschenkel seitlich von Kazukis Kopf und beugte sich dann vor, um sich weiter um ihn zu kümmern.

„Sehr gut... das machst du gut...“ Kazukis Zunge fühlte sich heiß an, als er damit über die Haut seiner Hoden leckte. Seine Hände legte er auf seine Pobacken und knetete sie, die Daumen dicht an seinem Anus. Er richtete sich ein Stück auf, um mit seiner Zunge höher zu kommen und sie schließlich über Kous weichen Eingang gleiten zu lassen.

„Kazuki... was...“

Er stützte sich auf seinem Bein ab und stöhnte auf, als er seine Zunge heiß und nass in sich eindringen fühlte. Er hatte Mühe, sich darauf zu konzentrieren, was er mit Kazukis Penis anstellen wollte, der sich feucht und hart neben seinem Gesicht befand. Seine Zunge und kurz darauf seine Daumen in ihm, die ihn vorbereiteten und spreizten, fühlten sich zu gut an. Mit einem zufriedenen Grummeln löste Kazuki seinen Mund von ihm, die Daumen ließ er, wo sie waren, und zog sie ein Stück auseinander.

„Dein Arsch kann es ja kaum erwarten... Ich habe nicht viel gemacht und du bist so locker, unglaublich...“ sagte er leise und biss ihn leicht in den Oberschenkel. „Du hast die Wahl heute, wie willst du es?“

„Hnn... fick mich einfach... und ich will dich dabei ansehen, Kazuki...“ Seine Stimme war nur noch ein Wimmern, wenn er weitergemacht hätte, hätte es nicht mehr viel gebraucht, bis er allein davon gekommen wäre. Er spürte, wie sich unter ihm eine kleine Pfütze auf Kazukis Brust gebildet hatte, als dieser sich aufrichtete und ihn von sich herunterhob. Er drückte ihn mit dem Rücken in die Kissen und kniete sich zwischen seine einladend gespreizten Beine.

„Dafür, dass du kein Morgenmensch bist, bist du jetzt aber sehr wach...“ sagte Kazuki amüsiert und beugte sich vor, um ihn zu küssen. „Du bist so schön und heiß... halt dich nicht zurück, es ist niemand da, der dich hören könnte, Kou.“ Er griff zwischen sie, um seinen Penis in die richtige Position zu bringen und drang dann in einer fließenden Bewegung in ihn ein.

Kou stöhnte laut unter dem Gefühl, das er in ihm auslöste, während er langsam und kraftvoll in ihn stieß. Es war anders als sonst, wo Kazuki sich nur mit Mühe zurückhalten konnte und es nur tat, um Kou um mehr betteln zu lassen. Er hatte sich dicht über ihn gebeugt und die Finger seiner rechten Hand mit denen von Kous linker verschränkt. Die linke Hand lag federleicht auf seiner Hüfte und streichelte sanft über die weiche Haut. Kou legte die freie Hand auf seinen Nacken und zog ihn an sich, um ihn zu küssen.

„Du kannst ja doch... zärtlich sein, Kazuki...“ murmelte er atemlos zwischen zwei Küssen. „Das fühlt sich gut an... aber...“ Er zog mit den Zähnen an seiner Unterlippe. „Wenn du nicht langsam an Tempo zulegst, liegen wir heute Mittag noch hier... du kannst mir nicht erzählen, dass du davon kommst...“

„Du meinst... ich habe dir jetzt genug gezeigt, wie sehr ich dich liebe...?“ flüsterte er zur Antwort, Kou spürte, wie seine Lippen sich zu einem Lächeln verzogen.

„Noch mehr und du rutschst auf deiner eigenen Schleimspur aus...“ Er legte Kazukis Hand auf seinen tropfenden, harten Penis, schlang beide Arme um seinen Nacken und verschränkte die Füße hinter seinem Rücken. „Besorgs mir... Geliebter...“

Kazuki ließ ein kurzes Lachen hören, dann umfasste er seine Erektion fester und erhöhte das Tempo seiner Stöße. Die Bewegungen seiner Hand passte er daran an, so dass es nicht lange dauerte, bis Kou lautstark kam und sein Sperma bis zu seiner Brust über seinen Bauch verteilte. Er kam kurz darauf keuchend in ihm, verharrte einen Moment in der Position, um ihm in die glasig feuchten Augen zu sehen.

„Dein... Gesicht ist großartig, wenn du kommst, Kou... so viele Emotionen auf einmal“, bemerkte er flüsternd und küsste seine feuchten Wangen. „Ich kriege nicht genug davon... von dir... wenn ich nicht wüsste, dass dir das zu viel wäre, würde ich dich bitten, hier zu bleiben... bei mir.“

„Kazuki... sag das doch nicht, während du noch in mir drinsteckst...“ sagte Kou heiser, er hatte Mühe, ein Schluchzen zu unterdrücken, denn es war etwas, das er sich wünschte und zugleich war es unmöglich. „Du hast mich noch zwei Wochen ganz für dich allein... wer weiß, ob du mich dann noch erträgst und dir nicht doch wünschst, dass ich dich in Ruhe lasse.“

„So sehr kannst du mich gar nicht nerven... Aber ich verstehe, dass du deinen Freiraum brauchst“, entgegnete er verständnisvoll und setzte sich auf seine Fersen. „Stehst du mit mir auf? Zumindest duschen sollten wir beide...“ sagte er mit Blick auf die Sauerei, die Kou auf ihren Oberkörpern veranstaltet hatte.

„Hmm... ja... immerhin bin ich jetzt wach.“ Kou lächelte gequält, es war ihm immer noch viel zu früh, aber liegenbleiben war auch keine Option.

Chapter Text

Er war froh, dass er Rechtshänder war, denn sein linker Arm war auch am dritten Tag nach seiner Auseinandersetzung mit Yuuta noch schmerzhaft eingeschränkt. Kazuki hatte ihn ausreichend mit der Hamamelis-Salbe eingerieben, so dass Kou schon seit zwei Tagen den Geruch davon in der Nase hatte. Insgesamt war er aufmerksamer und fürsorglicher gewesen als in den drei Wochen zuvor, schaute mehrmals am Tag bei ihm vorbei und wenn es nur dafür war, ihn zu fragen, wie es ihm ging. Kou hatte ihm versichert, dass es ihm mehr als gut ging, die Fürsorglichkeit war anstrengend, aber er wusste, dass Kazuki und auch Tetsuo sich dafür verantwortlich fühlten und er akzeptierte es, auch wenn er nicht gern in Watte gepackt wurde.

Kou begann damit, seine Storyboards zu sortieren und für einige größere Szenen schon Entwürfe anzulegen. Er liebte es, detailreiche Doppelseiten zu zeichnen, die die Welt zeigten, die er entworfen hatte, ebenso wie sich neue Outfits für Kohaku und ihre Freunde auszudenken. Er war sich bewusst, dass es viel Zeit fraß, die er für anderes nutzen konnte, aber solange er sie noch hatte, wollte er es zumindest vorbereiten.

Der Stylus huschte über das hochauflösende Display, ließ nach und nach einige Gebäude entstehen, ein Mix aus hochmodern und traditionell, davor stand Kohaku ratlos herum, während Shion ihr etwas wild gestikulierend erklärte. Kou schaute auf die Uhr, es war kurz nach Mittag. Später am Tag wollte er Kaoru und Ayane in ihrem Haus in Nerima besuchen, da sie sich seit ihrer Rückkehr aus Okinawa noch nicht gesehen hatten. Ayane hatte darauf bestanden, dass er sie sobald wie möglich besuchen sollte und er konnte es ihr nicht abschlagen. Da Kaoru vormittags noch im Büro war, obwohl Samstag war, hatten sie sich für den Nachmittag verabredet. Vorher wollte er jedoch noch den Entwurf beenden und brauchte dafür eine zweite Meinung. Er öffnete LINE und tippte auf Tōrus Namen, statt dem Icon für den Chat erwischte er jedoch das für den Sprachanruf.

„Hmm... was gibt’s denn, Yukimura?“ hörte er Tōrus Stimme aus dem Lautsprecher, bevor er den Anruf abbrechen konnte.

„Entschuldige, ich habe mich vertippt“, antwortete er. „Ich wollte dir eigentlich schreiben, aber... hast du kurz Zeit, Inoue?“

„Wie spät ist es... schon Mittag? Ach du Kacke... ja, einen Moment“, sagte Tōru und Kou hörte es rascheln und ihn leise fluchen, bevor es nochmal raschelte und er ihm eine Videochatanfrage sendete, die er annahm. Tōrus etwas verschlafenes Gesicht erschien auf dem Display, er trug ein einfaches dunkelblaues T-Shirt und die Haare schien er nur mit den Fingern geordnet zu haben.

„Habe ich dich geweckt? Ich kann auch später nochmal anrufen...“ sagte Kou verlegen.

„Ja, aber mach dir darum keine Gedanken. Ich musste lange arbeiten und habe vergessen, mir einen Wecker zu stellen, daher passt das ganz gut“, antwortete der Rothaarige und lächelte. „Was kann ich für dich tun?“

„Nicht viel, ich habe einen Entwurf für eine größere Szene gezeichnet und bin mir unsicher, ob das alles so passt, irgendwie wirkt es nicht rund... und da du der Experte für Perspektiven und Hintergründe bist...“ Er kam sich spontan schlecht vor, dass er Tōru darum bat, er hatte wahrscheinlich genug eigene Arbeit zu tun.

„Der große Yukimura Kousuke bittet mich um eine Korrektur? Ich fühle mich geehrt“, scherzte er, die graublauen Augen funkelten amüsiert. „Klar, schick es mir und ich schaue, was ich tun kann.“

Kou speicherte eine Kopie und sendete sie ihm im Anhang einer Mail. „Hast du demnächst Zeit? Ich bin wirklich neugierig auf das Bild, das du von mir gezeichnet hast...“ sagte er, während Tōru konzentriert auf den Monitor seines PCs schaute, der neben der Handyhalterung stand.

„Wenig... ich bin tagsüber mit den Aufträgen für Yayoi beschäftigt, abends außer dienstags und donnerstags arbeite ich in meinem anderen Job und die Zeit dazwischen geht für die Arbeit an unserem Zirkelprojekt für die Comiket drauf...“ antwortete er ruhig. „Du?“

„Ich habe etwas Luft, da ich den aktuellen Auftrag für Sakura Sushi soweit fertig habe, es fehlen nur noch Kleinigkeiten, aber sonst... Ich habe immer irgendetwas zu tun und wenn ich Unikate für die Comiket zeichne, Hamasaki-san meinte, das wäre eine gute Idee. Das habe ich bisher nur selten gemacht“, erklärte Kou und trank einen Schluck Tee. „Der halbe Tag heute geht für einen Besuch bei meinem Bruder in Nerima drauf, aber wenn ich da nicht vorbeischaue, kreuzt Ayane am Ende noch hier auf...“

„Hmm... wissen sie von... in welchem Verhältnis stehst du eigentlich zu Onodera? Ist ungewöhnlich, jemanden wie ihn beim Vornamen zu nennen...“ fragte Tōru beiläufig. „Natürlich nur, wenn du darauf antworten willst.“

Kou zögerte, seine Ohren wurden heiß, während er nachdachte, wie er es benennen sollte.

„Schlaft ihr miteinander?“ fragte der Jüngere, den Blick weiter geradeaus gerichtet.

„J... ja... schon... Ist das so offensichtlich?“ fragte Kou überrascht.

„Nein, aber dein Gesicht wird weicher, wenn du über ihn sprichst. Ist mir zumindest beim letzten Mal aufgefallen...“ sagte er. „Mach dir keine Gedanken darum, ich bin der letzte, der dich dafür verurteilen würde. Er ist zwar so gar nicht mein Typ, aber ich kann verstehen, weshalb man sich von ihm angezogen fühlen kann.“

„Wenn es nur Anziehung wäre...“ Kou nagte an seiner Unterlippe. „Ich... kann kaum klar denken in seiner Gegenwart, ich fühle mich wie ein Meteorit, der von seiner Gravitation angezogen wird, um dann zu verglühen... oder zu brennen und einzuschlagen...“

„Das... ist die beste Erklärung, die ich bisher gehört habe, um auszudrücken, wie verknallt man ist“, bemerkte Tōru und schaute ihn an. „Auf mich wirkt er aalglatt, was findest du an ihm? Das Geld kann es doch nicht sein, oder?“

Kou zog die Knie an und verschränkte die Arme darauf. „Das Geld ist es sicher nicht... auch wenn es seine Vorteile hat, hmm... es ist so vieles, ich will dir aber nicht das Ohr abkauen mit meinen Gefühlsdingen, Inoue.“

„Ich bin hier noch eine Weile beschäftigt, also kann ich dir auch zuhören“, antwortete er mit einem leichten Grinsen. „Ich bin ein sehr neugieriger Mensch.“

„Das ist mir auch schon aufgefallen“, entgegnete Kou amüsiert. „Kazuki ist... unheimlich aufmerksam, ihm entgeht nichts, und er kümmert sich, wenn es irgendwo hakt. Gerade ist er etwas überfürsorglich, weil ich mich beim... Training verletzt habe und er sich verantwortlich fühlt, aber das zeigt mir nur, wie wichtig ich ihm bin. Dazu ist er leidenschaftlich und unerwartet aufrichtig, ich mag sowas, auch wenn jeder irgendwo seine Geheimnisse hat. Ich weiß auch nicht... es passt einfach, es ist schwer in Worte zu fassen... verstehst du?“

„Mhm... du hast dich verletzt? Wie das?“ fragte Tōru besorgt.

„Ich habe leichtsinnig auf einen Übungskampf bestanden und mein Gegner hat die Nerven verloren, dabei habe ich mir den linken Arm geprellt“, antwortete er gefasst. „Die Alternative wäre eine gebrochene Nase gewesen oder Schlimmeres...“

„Klingt unangenehm... ich hoffe, du hast den Kampf für dich entschieden.“

„Ja, das schon, ich hätte ihn lieber vermieden, aber egal... du bist so beschäftigt und kommentierst meine Zeichnung mit keinem Wort, langsam fühle ich mich wie ein Anfänger, Inoue“, sagte Kou, das Thema wechselnd.

„Entschuldige... ich habe dir eingezeichnet, wo du nachbessern kannst. Man sieht, dass du gerne viele Details zeichnest, aber an einigen Stellen geht dir die Perspektive flöten und deshalb wirkt es nicht rund“, antwortete er. „Du bist aber auf einem guten Weg, ich helfe dir auch gerne in Zukunft damit, wenn du Bedarf hast, irgendwo kann ich das immer einschieben.“

„Das ist wirklich nett von dir, Inoue, vielen Dank“, sagte er erleichtert. „Sag mir aber bitte, wenn du keine Zeit dafür hast, bevor ich auf eine Antwort warte.“

„Klar, abends erreichst du mich eher schlecht, außer dienstags und donnerstags, versuch es also besser tagsüber, wenn du eine zeitnahe Antwort brauchst.“ Tōru lehnte sich in seinem Stuhl zurück, nachdem er ihm die Korrektur zurückgesendet hatte, und schob sich mit einer Hand das Pony aus dem Gesicht. „Und vielleicht nicht gerade morgens um acht...“

„Da bin ich selbst in der Regel noch nicht wach.“ Kou lächelte ihn an. „In Ordnung, dann lasse ich dich für heute in Ruhe. Danke, dass du dir Zeit genommen hast, Inoue.“

„Für dich immer, Yukimura. Mach’s gut.“

 

Kou beendete das Gespräch und lehnte sich zurück. Er war sich plötzlich unsicher, ob es in Ordnung war, mit Tōru darüber zu reden, andererseits wusste er es seit ihren letzten Gesprächen sowieso. Mit anderen konnte er nicht darüber reden, was er für Kazuki empfand, schon gar nicht mit Ayane oder Kaoru, sie würden es nicht verstehen, weil sie sich ständig Sorgen um ihn machten. Ihm entfuhr ein trockenes Lachen, als er sich ihre Reaktion vorstellte, wenn er ihnen sagen würde, dass er eine Affäre mit seinem wohlhabenden Auftraggeber eingegangen war und sich in ihn verliebt hatte wie ein Schulmädchen. Dass die Miyamoto Company Yakuza-Strukturen hatte, die sie zu ihrem Erfolg geführt hatten, war ein offenes Geheimnis, über das niemand sprach. Und wenn Ayane und Kaoru den Altersunterschied und die Tatsache, dass Kazuki verheiratet war, akzeptieren könnten, würden sie damit ihre Probleme haben. Es war besser, er würde ihnen nichts davon erzählen.

„Worüber lachst du, Kou?“ hörte er Kazukis Stimme hinter sich und er drehte sich mit dem Stuhl um.

„Über die Vorstellung, was mein Bruder zu unserer... Beziehung sagen würde“, antwortete Kou ehrlich. „Ich erzähle ihm besser nicht alle Details.“

„Dein Bruder scheint so seine Prinzipien zu haben... ist wohl ein Juristending.“ Er betrat das Zimmer und blieb vor Kou stehen. „Aber bei Inoue machst du dir diese Gedanken nicht?“

„Inoue ist kein Dummkopf, er ist von selbst drauf gekommen, nachdem wir euch in Akihabara getroffen haben und unserem Telefonat letztens. Wer wäre ich, es dann zu leugnen?“ Kou schaute ihn von unten an. „Oder hast du ein Problem damit?“

„Nein, das ist deine Entscheidung. Wenn du ihm vertraust, sprich mit ihm darüber, er wird es nicht an die große Glocke hängen, davon hätte er nichts“, entgegnete er, dann strich er ihm mit der Hand über die Wange. „Ich muss nochmal weg, Shiro fährt mich heute. Wann willst du zu deiner Familie?“

Kou schaute auf die Uhr auf seinem Handy. „In einer Stunde sollte ich los, bis Nerima bin ich eine Weile unterwegs. Kann spät werden, eventuell bleibe ich über Nacht, wenn keine Züge mehr fahren.“

„Tetsuo kann dich mitnehmen und dort absetzen, bevor er nach Shinjuku fährt, er wollte da heute etwas erledigen“, schlug er vor.

„Das wäre aber ein Umweg... das kann ich nicht von ihm verlangen, Kazuki“, protestierte Kou.

„Er hat es vorhin selbst vorgeschlagen. Du musst es wohl noch etwas ertragen, dass wir dich in Watte packen, nach allem, was passiert ist.“ Er verschloss seine Lippen mit einem Kuss, bevor er weiter protestieren konnte. „Du sparst dabei mindestens die Hälfte der Zeit und könntest noch etwas länger arbeiten, überleg es dir.“

„Das ist gemein, Kazuki... du weißt, wie ungern ich angefangene Arbeit liegen lasse.“ Kou hielt ihn am Kragen fest. „Ab morgen seid ihr bitte wieder normal, sonst rede ich nicht mehr mit dir... und wenn du mir nicht bald zeigst, was du mit deinem Seil kannst, muss ich es mir in Zukunft wieder selbst besorgen, Meister.“ Er ließ ihn los und schob ihn mit dem Fuß von sich, den er dann an seinem Oberkörper nach unten gleiten ließ, bevor er ihn gegen seinen Schritt drückte. „Können wir uns darauf einigen?“

Kazuki verzog keine Miene, doch Kou spürte, wie er unter seinem Fuß hart wurde. „Ganz wie du willst, Kou. Soll ich Tetsuo dann Bescheid sagen?“

„Ja, wenn er darauf besteht, nehme ich das Angebot an... ich gehe bei ihm vorbei, wenn ich soweit bin, in Ordnung?“ Er zog seinen Fuß zurück und setzte sich aufrecht hin.

„Ich richte es ihm aus. Ich wünsche dir einen schönen Tag bei deiner Familie, wir sehen uns morgen“, sagte er und gab ihm noch einen Kuss, bevor er ging.

 

Kou studierte in der nächsten Stunde Tōrus Korrekturen und wendete sie zum Teil auf seine Zeichnung an. Er beschloss, sich über den Rest davon noch Gedanken zu machen, packte einige Dinge in seine Tasche, zog sich um und machte sich dann auf den Weg zu Tetsuo. In Ermangelung einer Klingel klopfte er fest an die massive Tür. Er wartete eine Weile und wollte schon ein zweites Mal klopfen, als Tetsuo die Tür öffnete, oberkörperfrei und nur mit einer Unterhose bekleidet, die Haare feucht.

„Du bist früher da, als ich erwartet habe“, sagte er gewohnt knapp. „Komm rein.“

„Entschuldige... hätte ich vorher anrufen sollen?“ Kou folgte ihm und zog die Schuhe aus, bevor er das Wohnzimmer betrat.

„Nein, ich wurde im Dōjō aufgehalten, sonst wäre ich schon fertig. Warte kurz“, antwortete er und ging ins Bad.

Kou setzte sich auf das Sofa, es dauert nicht lange, bis Tetsuos hellgraue Katze sich zu ihm gesellte und es sich schnurrend auf seinem Schoß bequem machte, wo sie sich von ihm streicheln ließ, sogar am Bauch.

„Dieses... treulose Vieh...“ Tetsuo kam angezogen zurück, er trug ein dunkelblaues Hemd ohne Krawatte unter einem Anzug, der die Farbe von nassem Sand hatte, die platinblonden Haare hatte er ordentlich seitlich gescheitelt.

„Du hast also nicht nur schwarze Anzüge?“ Kou schaute ihn an.

„Natürlich nicht, es ist ein Gerücht, dass ich nur schwarze Anzüge trage und nichts anderes“, entgegnete er amüsiert. „Ich glaube, Aoi hat dich adoptiert.“

„Aoi? Deine Katze heißt Aoi?“ fragte er, woraufhin Tetsuo nickte. „Meine beste Freundin in Okinawa hieß Aoi“, sagte er dann. „Sie war aber ganz anders als deine Katze, wobei... kratzbürstig konnte sie auch sein.“

„Sie heißt so, weil ihre Augen grün und blau sind, keine größere Bedeutung dahinter“, entgegnete der Ältere. „Können wir los?“

„Ja, natürlich.“ Kou hob die protestierende Katze von sich herunter und setzte sie auf dem von ihm vorgewärmten Platz wieder ab, wo sie sich zufrieden zusammenrollte. „Du wirkst nicht wirklich wie jemand, der ein Haustier hat, Tetsuo.“

„Ich habe tatsächlich lieber Tiere und Pflanzen um mich als Menschen“, sagte er, während sie mit dem Aufzug in die Tiefgarage fuhren. „Tiere sind nicht böswillig oder hinterhältig, Menschen schon und mit der Sorte habe ich mehr als genug zu tun, dass selbst ich hin und wieder Abstand davon brauche.“

„Hm... verstehe... fährt Shiro Kazuki deshalb heute?“ fragte Kou neugierig.

„Nein, ich bin tatsächlich in Kazukis Auftrag unterwegs, aber zeitlich nicht gebunden, es muss nur erledigt werden, weshalb ich dich vorher nach Nerima fahren kann.“ Tetsuo öffnete ihm die Beifahrertür seines Tesla, dann stöpselte er das Ladekabel aus, bevor er auf der Fahrerseite einstieg.

Kou nahm auf dem ledernen Beifahrersitz Platz und verstaute seine Tasche zwischen den Füßen. Während der Fahrt bestaunte er die Innenausstattung, bis sein Blick auf Tetsuos linker Hand hängen blieb, die locker auf dem Lenkrad lag.

„Kazuki erwähnte am Mittwoch, du hättest dein Fingerglied geopfert, weil du ihn nicht zu Haruka-chans Geburt fahren konntest... ist das nicht etwas dramatisch?“ fragte er, es hatte ihn schon länger beschäftigt.

„Die Geschichte ist nur halb wahr... wir erzählen sie aber seitdem, weil es Eindruck schindet, dass ich bereit war, den Finger für eine Lappalie zu opfern. Je nachdem, wem wir sie erzählen, hat er es von mir verlangt oder ich habe es angeboten. Meistens reicht es, um Jungs wie Yuuta oder andere Querschläger wieder auf Linie zu bringen“, antwortete der blonde Yakuza.

„Und was ist die Wahrheit?“ hakte Kou nach.

„Ich konnte ihn wegen des Fingers tatsächlich nicht selbst fahren, die Reihenfolge ist nur eine andere“, sagte er und beobachtete Kou aus dem Augenwinkel. „Es ist passiert, weil ich sturzbetrunken dumme Messerspiele mit anderen Gangmitgliedern gespielt habe, was man mit zwanzig eben so macht, wenn man sich allen anderen überlegen fühlt. Am Ende musste Kazuki mich in die Notaufnahme fahren, weil er als einziger nüchtern war und er hat Harukas Geburt verpasst. Wenn es nach Sayuri gegangen wäre, hätte ich mir dafür gleich die Hand abschlagen können, aber er konnte die Wogen irgendwie glätten, auch wenn er es nicht hätte tun müssen. Seitdem... bin ich ihm gefolgt, wie ein Schatten, seine rechte Hand geworden, weil ich es ihm schuldig war.“

„Also war es ein Unfall, weshalb du jetzt tust, was du tust?“

„Es wäre sowieso passiert, nur hat es unsere Verbindung gefestigt... ich kenne Kazuki, seit ich zwölf bin, habe immer zu ihm aufgesehen, bis er mich zu seinem Partner gemacht hat“, antwortete er ruhig und auf Kous verwirrten Blick fügte er hinzu: „Nicht in diesem Sinne, auf freundschaftlicher und geschäftlicher Ebene. Reicht dir das an alten Geschichten?“

„Ja... danke, Tetsuo.“ Kou schaute auf, als Tetsuo das Auto vor der Doppelhaushälfte anhielt, in der Ayane und Kaoru wohnten, die Zeit war wie im Flug vergangen.

„Wenn du später für den Rückweg nicht die Bahn nehmen willst, kann ich dich auch wieder abholen, sag einfach Bescheid“, bot Tetsuo an.

„Ich denke darüber nach. Danke, dass du mich mitgenommen hast“, entgegnete er und stieg aus. Er winkte kurz, als Tetsuo davonfuhr, dann ging er zum Eingang, an dem Ayane schon wartete.

Chapter Text

„Ich würde ja sagen, ich habe ein Auto gehört, aber... ich geb’s zu, ich habe seit einer halben Stunde am Fenster gestanden und gewartet, dass du ankommst“, begrüßte Ayane ihn, bevor sie ihn umarmte.

„Hallo Aya-chan, du siehst erholt aus“, sagte Kou, erleichtert, sie zu sehen. „Sind Kaoru und Saki-chan drinnen?“

„Ja, im Wohnzimmer. Wer war der heiße Typ, der dich abgesetzt hat?“ fragte sie, während er seine Stiefel auszog.

„Tetsuo? Nur ein Bekannter, der mir angeboten hat, mich mitzunehmen, weil er sowieso in die Richtung musste“, entgegnete er.

„Nur ein Bekannter und du nennst ihn trotzdem beim Vornamen?“ Ayane hob skeptisch eine Augenbraue. „Das ist sehr unüblich für dich, Kou-chan.“

„Uhm...“ Er schaute sie perplex an. „Ich weiß seinen Nachnamen tatsächlich nicht, alle nennen ihn so, weshalb ich mir gar keine Gedanken darüber gemacht habe.“

„Ich zieh dich nur auf, ist mir eigentlich voll egal, wie du deine Bekannten und Freunde ansprichst“, sagte sie mit breitem Grinsen. „Ich hab dich einfach so vermisst in den letzten drei Wochen.“

„Wir sehen uns doch sonst auch nicht so oft, Aya-chan“, antwortete er und folgte ihr ins Wohnzimmer.

„Schon, aber dann bist du nicht tausendfünfhundert Kilometer entfernt, sondern nur fünfzehn!“ jammerte sie und ließ sich auf das Sofa fallen.

„Kouji-chan!“ Saki sprang von ihrem Platz auf und stürmte freudestrahlend auf ihn zu. „Guck, Saki-chan neues Kleid von Baa-chan b’komm.“ Sie klammerte sich allerdings an seinem Hals fest, nachdem er in die Hocke gegangen war, um sie aufzufangen.

„Du musst mich loslassen, damit ich es mir ansehen kann, Saki-chan.“ Kou löste ihre Ärmchen von seinem Hals und schob sie ein Stück von sich weg, um ihr bunt bedrucktes Kleid zu bestaunen.

„Das sieht wirklich danach aus, als hätte Baa-chan es ausgesucht“, sagte er amüsiert.

„Sie hat es selbst genäht. Baa-chan hat eins aus demselben Stoff und Saki-chan fand es so toll, dass sie ein zweites gekauft hat und daraus eines für sie genäht hat“, erklärte Kaoru, der die Füße unter den Kotatsu gestreckt hatte und deshalb nicht aufstand. „Wir konnten sie nicht davon abhalten.“

„Ich kann es mir bildlich vorstellen...“ sagte Kou schmunzelnd, dann stand er auf, um sich neben seinem Bruder auf dem Fußboden niederzulassen und die Beine neben ihm auszustrecken.

„Tee, Kou-chan?“ fragte Ayane, die schon halb auf dem Weg in die Küche war.

„Danke, gern. Sag mal Kaoru-nii... Aya-chan ist doch sonst nicht so emotional, stimmt was nicht?“ fragte er leise. Saki hatte sich auf ihr Kissen gesetzt und malte auf einem Blatt Papier herum.

„Das... hast du gemerkt?“ Kaoru schaute ihn ertappt an, woraufhin Kou den Kopf neigte und seinen Blick erwiderte, auf eine Antwort wartend. „Vielleicht erzählt sie dir das lieber selbst...“

„Aya-chan, was meint Kaoru-nii, das du mir selbst erzählen sollst?“ fragte er, nachdem sie die Tassen auf den Tisch gestellt hatte.

„Ich danke dir für deine Rücksicht auf meine weiblichen Gefühle, werter Ehemann, aber das hättest du ihm ruhig sagen können“, sagte sie fast schnippisch, was Kou die Stirn runzeln ließ. „Ich bin schwanger, nicht krank, keine Eheprobleme, nur noch ein Yukimura-Spross, der hoffentlich ebenso süß wird wie Saki-chan.“ Sie strahlte ihn an, nachdem sie Saki auf den Schoß genommen hatte.

„Oh... wow... also... Herzlichen Glückwunsch ihr beiden.“ Kou freute sich aufrichtig für sie, er wusste, wie lange sie darauf gewartet hatten.

„Den Riecher hatte Baa-chan... irgendwann während unseres Besuchs hat sie Aya ausgefragt wegen ihrer Stimmungsschwankungen und sie dann zum Arzt geschleift. Kaa-san freut sich auch sehr, sie hofft ja auf einen männlichen Enkel...“ erklärte Kaoru augenrollend.

„Das hat sie sich bei Saki-chan ja schon gewünscht... keine Ahnung, woher ihre Fixierung darauf kommt, Hauptsache es ist gesund“, sagte Kou. „Wie geht es Baa-chan?“

„Also... eure Oma hat eine Energie, das macht einen echt fertig. Nachdem Kaoru früher weg ist, hat sie mich zum Karaoke mit ihren Freundinnen geschleift und ich durfte nur Tee trinken, während die alten Damen sich die Kante gegeben haben“, erzählte Ayane. „Und trotzdem steht sie jeden Tag um sechs Uhr auf, macht Frühstück für alle, hantiert im Garten und hat dafür gesorgt, dass Saki-chan mit den kleinen Kindern aus der Nachbarschaft spielen konnte. Wenn ich mit Mitte achtzig nur halb so fit bin, mach ich drei Kreuze im Kalender.“

„Das... fasst es in etwa zusammen“, bestätigte Kaoru. „Baa-chan hat darauf bestanden, dass wir bei ihr wohnen während unseres Urlaubs statt bei Too-san und Kaa-san. Sie hatte sogar angeboten, uns hierher zu begleiten, damit sie dich auch mal wieder sehen kann und Ayane im Haushalt helfen kann, aber das konnten wir ihr ausreden.“

„Puh... das klingt sehr nach ihr, ja“, sagte Kou, etwas nostalgisch. „Und Too-san und Kaa-san? Wie geht es ihnen und Too-sans Teil der Familie?“

„Wie immer, würde ich sagen... es hat sich nicht viel geändert, Ojii-san hat die Leitung des Dōjō an unseren Onkel abgegeben, weil es ihm zu viel Arbeit wurde, aber mischt sich natürlich immer noch überall ein“, antwortete Kaoru. „Er hat mir übrigens deine Prüfungszertifikate mitgegeben, die hatte er noch, nachdem du das letzte Mal so überstürzt abgereist bist.“

„Er hätte sie auch mit der Post schicken können... vor sieben Jahren schon.“ Er pustete in seine Tasse, obwohl der Tee schon abgekühlt war und trank einen Schluck, um sich von seinem Ärger abzulenken.

„Du weißt, wie er ist... Mach dir keine Gedanken darum, ich habe sie oben und kann sie dir später mitgeben, wenn du willst.“ Kaoru drückte sanft seinen linken Arm, weil er wusste, wie sehr es ihn immer noch verletzte, dass seine Familie in Okinawa ihn nicht so akzeptierte, wie er war. Kou sog scharf die Luft ein und entzog ihm den Arm, er hatte genau auf die Prellung gedrückt.

„Alles in Ordnung, Kou?“ Ayane schaute ihn besorgt an.

„J... ja, nur eine leichte Verletzung vom Training, alles gut... he!“ Er protestierte, weil Kaoru seinen Ärmel zurückgeschoben hatte und den lockeren Verband abwickelte, den Kazuki angelegt hatte, damit die Hamamelis-Salbe keine Flecken auf seiner Kleidung hinterließ. Die Haut darunter war immer noch leicht geschwollen und dunkel verfärbt, auch wenn es am Rand schon heller wurde.

„Was zum... wer war das, Kousuke?“ fragte er, die Stirn gefurcht. Er nannte ihn selten beim vollen Vornamen, außer es war ihm ernst. „Warst du damit beim Arzt?“

„Nein... es ist nur geschwollen und tut nur weh, wenn man wie ein Irrer drauf rumdrückt, Kaoru-nii“, entgegnete er verärgert. „Du kannst mir nicht sagen, dass du dich noch nie beim Karate verletzt hast.“

„Natürlich habe ich das, aber... jedem anderen hätte so ein Schlag den Arm gebrochen. Was würdest du tun, wenn es dein rechter Arm gewesen wäre? Dann hättest du nicht arbeiten können, weißt du eigentlich, wie dumm das ist?“ Kaoru merkte, dass er laut geworden war, weil Saki anfing zu quengeln und senkte seine Stimme mitten im Satz.

„Es ist aber nicht mein rechter Arm, Kaoru-nii und du weißt, dass ich starke Knochen habe. Ojii-san hat ja früh genug damit angefangen, uns dafür abzurichten...“ sagte Kou ärgerlich. „Außerdem blocke ich niemals mit meinem rechten Arm, eher kassiere ich den Schlag, als mein Arbeitswerkzeug zu riskieren...“

„Und warum hast du den dann nicht auch kassiert?“ Kaoru schaute ihn besorgt an, ihr Großvater hatte ihnen früh beigebracht, Schmerzen auszuhalten, so hart die Schläge auch waren.

„Weil er mir sonst das Gesicht zertrümmert hätte...“ Kou hörte, wie Ayane schockiert einatmete und die Hand vor den Mund schlug. „Es war meine Schuld, ich habe auf das Vollkontakt Kumite bestanden und mein Gegner hat die Kontrolle verloren, dabei hätte ich es besser wissen müssen... er war viel zu aufgewühlt und fühlte sich gedemütigt, danach war er es noch mehr...“ Er senkte den Kopf und wünschte sich, er hätte einfach klein bei gegeben, so wie er es immer getan hatte, wenn er wegen seiner Sexualität beleidigt worden war.

„Du hast... auf ein Vollkontakt Kumite bestanden? Bist du total bescheuert, Kou?“ Kaoru seufzte und legte einen Arm um ihn. „Das hätte komplett schief gehen können, das weißt du, oder?“

„Ja... aber es waren mindestens drei andere im Raum, die hätten eingreifen können, bevor es schief gegangen wäre, sowas mache ich nicht ohne Regeln und Absicherung, Kaoru-nii... mach dir nicht immer so viele Sorgen um mich, ich bin alt genug, um auf mich selbst aufzupassen“, antwortete er.

„Manchmal bin ich mir da nicht so sicher... Gestern hat mich ein Mitarbeiter der IT-Sicherheitsabteilung der Miyamoto Company angerufen und mir versichert, dass sie sich um alles kümmern werden, was ein gewisses Video betrifft und Yayoi sich damit nicht befassen muss“, sagte Kaoru, nachdem Ayane mit Saki den Raum verlassen hatte, um ins Bad zu gehen. „Was für ein Video, Kou?“

Kou stöhnte auf und ließ den Kopf auf den Tisch sinken. „Nicht, was du denkst... das betreffende Video war an sich harmlos, außer dass es zu meinen Ungunsten zusammengeschnitten wurde, mit dem Ziel mich fertig zu machen. Es hat eine Menge homophober Kommentare produziert, aber keiner davon ist auf einem meiner Profile gelandet, weil der Ersteller nicht der Hellste ist... Ka... Onodera hat sich darum gekümmert, es wurde gelöscht und sein Büro kümmert sich um den Rest, es ist alles geklärt“, erklärte er. „Wahrscheinlich haben sie dich nur angerufen, damit du vorbereitet bist, falls doch irgendwas durchsickern sollte.“

„Und wenn du mir noch erklärst, was Onodera überhaupt damit zu tun hat, wäre ich wunschlos glücklich, Brüderchen...“ Kaoru hatte das Kinn auf die Hand gestützt und schaute ihn von der Seite an.

„Reicht es dir nicht, zu wissen, dass es geregelt ist?“ Kou zog sich die Kapuze seines Pullovers über den Kopf.

„Nein, in dem Fall nicht. Ich sehe dich über eine Woche nicht und du kommst her, bist verletzt und irgendwer wollte dich fertig machen, weil du schwul bist. Was zum Geier ist passiert seit letzter Woche?“ Er legte die Hand auf seinen Rücken und strich darüber.

„Die Wohnung in Asakusa... in der ich untergekommen bin für den Monat... sie gehört Onodera. Er hat... mir angeboten, dort zu wohnen, damit ich ungestört arbeiten kann, als Bonus zu meinem Honorar“, erzählte Kou, die Kapuze immer noch über dem Kopf. „Weil ich es zufällig bei einem Geschäftsessen im Oktober erwähnt habe. Das Dōjō, in dem das Video entstanden ist, befindet sich im selben Gebäude, das ihm auch gehört. Ich habe mit Tetsuo trainiert und einer der anwesenden Jungs hat es gefilmt, ohne dass wir es mitbekommen haben, es anschließend geschnitten und hochgeladen... ich habe keine Ahnung, was für ein Problem er mit mir hat, er hat irgendwas überinterpretiert. Es ist geklärt, können wir bitte nicht mehr darüber reden? Ich bekomme immer noch Bauchschmerzen, wenn ich daran denke...“

„Nur eines noch. Wie kommst du dazu, mit Onoderas Schoßhund zu trainieren? Er war es nicht, der dich verletzt hat, oder?“ hakte Kaoru nach.

„Wachhund, nicht Schoßhund, und nein, er war es nicht. Er wohnt dort und mir war es zu langweilig, immer alleine zu trainieren, also kam eins zum anderen...“ antwortete er. „Oh man... Fußbodenheizung ist ja toll, aber über einen Kotatsu geht echt nichts, wenn es kalt ist.“ Er steckte die Decke unter seinen Oberschenkeln fest.

„Hmm... Wann soll die Sanierung abgeschlossen sein?“ fragte Kaoru.

„Aoyama meinte, es hätte noch einen Wasserrohrbruch gegeben und es würde auf jeden Fall bis Ende des Monats dauern, also noch zwei Wochen. Dieses Haus ist so eine Bruchbude... ich wundere mich ja, dass das nicht schon eher passiert ist“, sagte er.

„Warum suchst du dir nicht eine andere Wohnung? Mit dem Vertrag sollte eine drin sein, die näher ist und moderner“, schlug Ayane vor, die wieder zurückgekommen war.

„Ich mag es in Adachi und Aoyama ist ein netter Vermieter. Ich will mich nicht mehr umstellen müssen als nötig. Ein Umzug ist mir viel zu anstrengend, vor allem jetzt, ich bin ja schon froh, dass ich mich nicht selbst um die Einlagerung meiner Sachen und die Unterkunft in Asakusa kümmern musste“, antwortete er träge. „Es gibt viel Wichtigeres, zum Beispiel, ob ich Satou-sensei aufgebe und No Princess in Wonderland unter meinem eigenen Namen veröffentliche. Ihr kennt mich am besten, wie ist eure Meinung dazu?“

„Hmm... du meinst, weil wir wissen, wie sehr du dich davor fürchtest, dass jemand es dir wie in der Schule negativ auslegen könnte, dass du als Mann Shoujo-Manga zeichnest?“ fragte Ayane mitfühlend.

„Ja... alle sagen, ich soll es einfach tun, Hamasaki-san, Inoue, selbst Onodera, aber... keiner von denen weiß, wie sehr ich früher darunter gelitten habe, wenn es irgendjemand herausgefunden hat“, antwortete er.

„Ich stimme den anderen zu, es ist nicht mehr wie früher in der Schule, wo du der Willkür deiner Mitschüler ausgesetzt warst. Es gibt keinen Grund, weshalb du dich verstecken musst, schließlich ist dein Talent als Illustrator schon bekannt, du fügst dem einfach noch ein Puzzlestück hinzu, das schon immer da war“, sagte Kaoru. „Aus Verlagssicht würde die PR-Abteilung wahrscheinlich Freudentänze aufführen, wenn du zusagst, weil uns ständig vorgeworfen wird, wir wären nicht divers genug... aber keine Sorge, ich passe schon auf, dass sie dich nicht als Aushängeschild benutzen.“

„Weißt du, Kou-chan... ich fand es immer schade, dass du dich deshalb zurückgenommen hast, eben weil du so tolle Kunst machst und unheimlich gut mit Menschen umgehen kannst, wenn du deine Scheu mal überwunden hast“, sagte Ayane aufmunternd. „Du kannst dabei nur gewinnen und wenn irgendwer sich beschwert, schick ihn zu mir, ich falte ihn für dich zusammen.“

„Ihr seid viel zu lieb...“ murmelte Kou leise. „Ich will doch nicht immer heulen, wenn ich bei euch bin.“

„Baa-chan sagt, weinen gut für Seele, Kouji-chan“, plapperte Saki dazwischen und tätschelte ungelenk seinen Kopf.

„Oh man...“ Er setzte sich auf, damit das kleine Mädchen auf seinen Schoß klettern und ihn umarmen konnte. „Danke, Saki-chan...“ Dann rieb er sich mit dem Ärmel über die Augen.

„Spielen auch gut für Seele! Und malen!“ rief sie fröhlich, nachdem er sich etwas beruhigt hatte.

 

Kou verbrachte den Rest des Tages und den Abend bei seiner Familie, Saki nahm ihn bis zum Abendessen in Beschlag und ihre überbordende Fröhlichkeit lenkte ihn von seinen Sorgen ab. Nachdem er sie, wie immer, wenn er zu Besuch war, ins Bett gebracht hatte, saß er zusammen mit Ayane und Kaoru im Wohnzimmer und ließ sich noch mehr von ihrem Urlaub in Okinawa erzählen, den sie aktiv gefüllt hatten mit Schnorcheln, Ausflügen und jeder Menge Essen.

„Wenn du heute noch zurück willst, fährt die letzte Bahn in zehn Minuten, Kou“, stellte Ayane später am Abend fest.

„Ich glaube nicht, dass ich das schaffe... mein Glas ist auch noch voll“, antwortete er mit Blick auf sein Weinglas. „Ich will euch aber nicht mehr als nötig belästigen. Ich kann mich abholen lassen, das wurde mir heute Nachmittag schon angeboten...“

„Dieser Tetsuo muss dir ja echt was schuldig sein, wenn er quer durch die Stadt fährt um dich erst herzubringen und dann wieder abzuholen“, sagte sie überrascht.

„Ab morgen hoffentlich nicht mehr... es ist ein bisschen anstrengend. Er ist einfach nicht der Typ dafür, so furchtbar zuvorkommend zu sein“, sagte Kou und schrieb Tetsuo eine kurze Nachricht. „Mir ist es lieber, wenn er kühl und distanziert ist, wie sonst auch. Es reicht schon, dass Kazuki mich seit Mittwoch in Watte packt, als wäre ich ein rohes Ei, das kaputt geht, sobald man es etwas härter anpackt...“ Er riss die Augen auf und legte die Hand auf den Mund, als ihm bewusst wurde, was er gerade gesagt hatte.

„Kazuki...? Sag mal, Kou...“ Kaoru beugte sich vor und schaute ihm prüfend ins Gesicht, er war selbst schon gut angetrunken, weshalb er etwas Mühe hatte, das Gleichgewicht zu halten. „Was... läuft da zwischen Onodera und dir?“

„G... gar nichts... was dich etwas angehen würde, Kaoru-nii...“ entgegnete er.

„Kaoru... Kou-chan ist siebenundzwanzig und nicht mehr siebzehn, er kann treffen und vögeln, wen er will, ohne dass es dich zu interessieren hat“, intervenierte Ayane und zog ihren Mann am Ohr zurück.

„Aber... das ist nicht irgendwer, sondern... ich mache mir doch nur Sorgen, Aya“, protestierte Kaoru, während er sein Ohr rieb.

„Du kannst auch einfach seinem Urteil vertrauen, statt ihn zu bemuttern, er bringt sich schon nicht in unnötige Schwierigkeiten, weil er nur mit dem Schwanz denkt“, entgegnete sie. „Er ist ja nicht du.“

„Das saß... sei nicht so gemein zu Kaoru-nii, Aya-chan“, sagte Kou und stand auf, nachdem er sein Glas geleert hatte. „Macht euch keine Sorgen, ich komme zurecht und weiß, was ich tue. Meistens jedenfalls...“

„Ich bringe dich noch raus“, sagte Ayane und hakte sich bei ihm unter, nachdem er sich von Kaoru verabschiedet hatte.

Kou schlüpfte in seine Stiefel und zog sie nur halb zu, er hatte nicht vor, noch besonders weit zu laufen, dann zog er seinen Mantel an.

„Weißt du... du wirkst viel entspannter als im Sommer, ausgeglichener...“ bemerkte sie. „Es tut dir gut, dass es mit dem Verlag geklappt hat und du mehr Kontakte hast als nur mich und Kaoru. Empfindest du viel für ihn?“

„Hmm...“ Er strich sich etwas verlegen eine Strähne hinters Ohr. „Schon... und ich will es genießen, solange es anhält, verstehst du?“

„Natürlich... wir wollen nur, dass du glücklich bist, aber Kaoru ist nicht immer in der Lage, es so auszudrücken, dafür hat er mich. Pass trotzdem auf dich auf, ja?“ Sie drückte ihn kurz und küsste ihn auf die Wange, bevor sie ihm die Haustür öffnete.

„Danke, Aya-chan. Ich melde mich, schlaft gut.“

Er ging raus und zog das Handy aus der Tasche um zu schauen, ob Tetsuo ihm geantwortet hatte, kam aber nicht dazu, die Nachricht zu öffnen, bis der schwarze Tesla vor der Einfahrt hielt. Tetsuo ließ das Fenster auf der Fahrerseite herunter.

„Du kannst hinten einsteigen. Hast du lange gewartet?“ fragte er.

„Nein, ich bin etwas überrascht, dass du schon da bist... warst du bis jetzt in Shinjuku?“ fragte Kou, dann öffnete er die hintere Tür und stieg ins warme Auto ein. Er zog die Tür hastig hinter sich zu, als er Kazuki auf der Rückbank sitzen sah, der ihn amüsiert anlächelte. „Kazuki... ich dachte, du bist mit Shiro unterwegs.“

„War ich“, entgegnete er. „Bis wir Tetsu in Shinjuku getroffen haben. Wir waren etwas essen, dabei hat er mir erzählt, dass er dich auch wieder abholen würde, wenn du dich meldest und da es keinen großen Unterschied macht, ob ich mit ihm oder Shiro nach Hause fahre...“

„Keinen großen Unterschied... hmpf... für mich macht es einen Unterschied, Kazuki“, widersprach Kou und schmiegte sich an ihn. „Ich bin froh, dich zu sehen...“

„Hast du getrunken?“ Er legte einen Arm um ihn.

„Etwas... Aya-chan hat uns abgefüllt, da sie nichts trinken darf. Sie ist wieder schwanger, das mussten wir feiern“, antwortete er schläfrig. „Kann ich meinen Kopf auf deinen Schoß legen?“ Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern rollte sich auf dem Sitz zusammen, den Kopf bettete er auf seinen Oberschenkel. Der Tag war anstrengend gewesen und der Wein machte ihn müde. Es dauerte nicht lange, bis er eingeschlafen war.

Chapter Text

Am darauffolgenden Montag rief Kou im Verlag an, um seiner Editorin seine Entscheidung mitzuteilen.

„Das freut mich zu hören, Yukimura-sensei. Wir erarbeiten einen Zeitplan, damit Sie auch parallel ihre Social Media Konten fusionieren können, das könnte für Sie noch etwas zusätzliche Arbeit bedeuten, aber unser PR-Team unterstützt Sie dabei gerne“, sagte sie motiviert.

„Danke, ich komme bei Bedarf darauf zurück. Aktuell habe ich genug Zeit, mich selbst darum zu kümmern“, antwortete er höflich.

„Unter welchem Namen wollen Sie dann veröffentlichen? Yukimura Kousuke? Oder einem anderen? Manche nehmen ja auch lateinische Großbuchstaben, damit es cooler aussieht...“

„Oh, hm... darüber habe ich tatsächlich nachgedacht und es wieder verworfen, Yukimura Kou reicht völlig, ich mag meinen ganzen Vornamen nicht wirklich...“ sagte er. „Also so, wie ich es schon seit einer Weile für meine Illustratorenarbeit mache, das macht es insgesamt einfacher, denke ich.“

„Verstehe... Ich habe Ihre Unterlagen gerade nicht hier, mit welchem Schriftzeichen schreiben Sie Ihren Vornamen?“ fragte Miho.

„Mit dem Zeichen für gerecht oder Prinz, meine Eltern hatten eigentlich ein komplizierteres Zeichen geplant, aber die Hebamme hat es so auf der Geburtsurkunde eingetragen und dann war es erstmal fest“, antwortete er fast amüsiert.

„Oh, spannend. Welches hatten Ihre Eltern denn vorgesehen?“ hakte sie nach.

„Das für Gehorsam. Meine Eltern sind konservativer als meine Großeltern, die die Wahl der Hebamme sehr gut fanden, aber naja... ich will Sie nicht mit meinen Familiengeschichten langweilen, Hamasaki-san“, sagte er schließlich. „Brauchen Sie sonst noch etwas von mir?“

„Nein, da wir die Möglichkeit ja schon im Vertrag festgehalten hatten, reicht mir Ihre mündliche Zusage. Achja... ich habe beim Planungsteam für die Comiket nachgefragt wegen ihrer bisher gedruckten Exemplare von NoPriWo und anderer Veröffentlichungen. Die von NoPriWo können Sie irgendwann einmal verlosen, bei den anderen müssen Sie schauen, ob Sie sie eventuell online oder über befreundete Zirkel verkaufen können, bei uns am Stand geht es leider nicht, so schade es ist“, informierte sie ihn.

„Das ist nachvollziehbar, so viele habe ich auch nicht mehr. Ich habe schon eine Idee, wen ich fragen könnte, vielen Dank trotzdem, dass Sie für mich nachgefragt haben, Hamasaki-san“, bedankte er sich.

„In Ordnung, melden Sie sich, wenn es irgendwo hakt, ich bin jederzeit erreichbar. Bis dann“, verabschiedete sie sich und legte auf.

Kou schaute auf die Uhr, es war kurz nach 14 Uhr. Er überlegte kurz und rief dann Tōru an, um seine Idee zu besprechen.

„Inoue“, meldete Tōru sich knapp.

„Yukimura hier, störe ich?“ fragte er.

„Ah, nein... entschuldige, ich habe gar nicht aufs Display geschaut. Was gibt’s, dass du innerhalb von drei Tagen zweimal anrufst?“ fragte er.

„Ich will dich nicht lange stören, Inoue. Ich wollte dir nur mitteilen, dass ich nach intensiver Überlegung und nach eurer Beratung, zu dem Schluss gekommen bin, Satou-sensei aufzugeben und ausschließlich unter meinem Namen zu veröffentlichen“, erklärte Kou. „Ich danke dir, dass du aufrichtig zu mir warst und mir deine Meinung dazu gesagt hast, Inoue.“

„Dafür doch nicht, Yukimura... Dafür sind Freunde schließlich da“, antwortete Tōru sanft. Kou hörte eine leise Stimme im Hintergrund, der Tōru etwas unwirsch antwortete.

„Und... hm... ich habe eine Bitte an dich, aber wenn es nicht geht, ist es auch in Ordnung...“

„Schieß los.“

„Dein Zirkel hat doch auch einen Stand auf der Comiket, oder?“ fragte er.

„Ja, jedes Mal seit ein paar Jahren, wieso? Warte kurz, Yukimura...“ Er sprach leise mit der anderen Person. „Izumi, kannst du das bitte lassen...? Lass mich erst fertig telefonieren...“ Dann wendete er sich wieder Kou zu. „So, entschuldige, ich höre dir zu.“

„Es ist so... wegen des Vertrags mit Yayoi kann ich meine alten gedruckten Exemplare nicht vor Ort verkaufen und online funktioniert nur umständlich... wäre es in Ordnung, wenn ich sie bei euch lasse und ihr schaut, ob ihr sie losbekommt? Natürlich nur, wenn es keine Umstände macht...“ Er wurde gegen Ende seines Satzes immer leiser, weil er das Gefühl hatte, er würde zu viel verlangen.

„Ich muss die anderen erst fragen, aber ich denke mal, das geht klar. Shizuru ist sowieso ein Fan von dir, die ist wahrscheinlich voll aus dem Häuschen, wenn ich es ihr sage“, antwortete Tōru. „Du musst sie uns nur zum Aufbau vorbeibringen und eventuell ein Schild, damit die Leute auch wissen, dass es bei uns Krempel von dir gibt, wenn du bei den Profis unterkommst.“

„Das klingt großartig, vielen Dank, Inoue“, sagte Kou erleichtert. „Ich störe dich dann nicht weiter, du hast Besuch, da will ich dich nicht unnötig aufhalten.“

„Du störst nicht... und der Besuch kann warten. Au! Hast du mich gerade in die Hand gebissen, Izumi? Also... ich muss mich doch um ihn kümmern, sorry, Yukimura. Wir hören voneinander.“ Tōru legte auf, nachdem Kou ein kurzes „Bye“ gemurmelt hatte, etwas perplex.

 

 ~

Tōru warf sein Handy neben sich und zog Izumi am Hosenbund zu sich, bevor er davonlaufen konnte.

„Bist du völlig von Sinnen, Izumi? Du kannst mich doch nicht Shinya nennen, wenn ich Yukimura am Telefon habe...“ grummelte er. „Und warum hast du mich gebissen?“

„Du hast mir den Mund zugehalten und das Atmen fiel mir schwer, was hätte ich denn sonst tun sollen, hm?“ Izumi ließ sich rittlings auf Tōrus Schoß fallen, der auf dem Teppich vor dem Bett saß, und legte die Arme um seinen Nacken. Sie waren in der Suite des Lemon, da ein Gast sie mit seiner Begleitung bis in die Morgenstunden beschäftigt hatte und sie der Einfachheit halber dort geblieben waren, statt nach Hause zu gehen, nachdem sie ihn in ein Taxi gesetzt hatten.

„Keine Ahnung... dir wäre sicher was Besseres eingefallen, wenn du dein Hirn etwas mehr angestrengt hättest“, entgegnete er schmollend.

„Denkst du, meinem Hirn entspringt etwas, das für ein Telefonat mit Yukimura angemessen gewesen wäre?“ fragte er leise, während er an Tōrus gepierctem Ohrläppchen knabberte. „Ich hätte dir natürlich auch einfach einen blasen können, Shinya... hätte dir das gefallen? Es wäre auch vollkommen in Ordnung gewesen, wenn du dabei an ihn gedacht hättest, mir macht das nichts aus...“

„Izumi... du bist... völlig verdorben...“ Tōru fuhr mit einer Hand über Izumis nackte Brust und legte sie schließlich auf seinen Nacken, die andere Hand legte er auf seinen unteren Rücken und drückte seine Hüften an sich. „Dabei sollte man meinen, du hattest letzte Nacht genug Spaß.“

„Mit alten Männern? Sicher nicht... du hast sie doch gesehen, das war erbärmlich und langweilig... oder stehst du drauf, dein Prachtstück in faltige Ärsche zu stecken?“ Izumi rieb sich an ihm, während er sacht mit den Lippen an seinem Nacken saugte. „Ich nicht...“

„Nicht wirklich, aber besser als irgendwelche mittelalten Frauen, die meine Mutter sein könnten... nur mit mehr Geld auf dem Konto.“ Er legte eine Hand auf Izumis festen Po. „Was ist also dein Vorschlag? Bevor ich mich doch auf den Heimweg mache, um in ein paar Stunden wieder herzukommen.“

„Du schuldest mir noch einen Blowjob... ich hoffe, er ist so gut, dass ich mich nicht so anstrengen muss, Spaß daran zu haben, wie bei dem, was ich letzte Nacht bekommen habe“, sagte der Schwarzhaarige und stand auf, die Hände legte er auf Tōrus Kopf und drückte sein Gesicht an die Beule in seiner Hose.

„Lass meinen Kopf los, sonst fange ich nicht an...“ Tōru biss ihn durch den Stoff und hinterließ einen feuchten Fleck.

„Dann lass dir nicht zu viel Zeit...“

Izumi ließ ihn los und Tōru erhob sich, um sich auf die Bettkante zu setzen. Er zog ihn an sich, glitt mit den Lippen über seine Bauchmuskeln und öffnete beiläufig seinen Gürtel und den obersten Knopf der Hose. Die Hände legte er dann auf seine Hüften, während er mit der Zunge eine feuchte Spur bis zu seinem Hosenbund malte. Er schob ihn ein Stück weg, beugte sich vor und öffnete den Reißverschluss mit den Zähnen, mit der Nasenspitze rieb er dabei über Izumis Erektion in seiner Unterhose. Tōru klemmte die Daumen unter seinen Hosenbund, um ihm die Hose inklusive allem darunter, herunterzuziehen.

„Dein... Schwanz ist wunderschön, Izumi...“ flüsterte er und maß die Länge mit seiner Zungenspitze, die er langsam von unten nach oben gleiten ließ.

„Das klingt... bescheuert... was ist dann deiner?“ Izumi stützte sich mit einer Hand auf seiner Schulter ab.

„Schöner...“ Tōru schmunzelte, dann schob er mit der Zunge die dünne Vorhaut zurück und widmete sich der Spitze, bis Izumi sich ungeduldig gegen seine Lippen drängte. Er nahm ihn zärtlich in den Mund, die Hände legte er fest auf seinen Hintern, um etwas Kontrolle über seine Bewegungen zu haben.

„Fuck... Shinya... das ist gut...“

Izumis Finger bohrten sich in seine Schulter, als er mit seiner Zunge fest über die Unterseite des harten Schafts strich und zugleich leicht an ihm saugte. Er hatte seinen Schwachpunkt schnell gefunden, konzentrierte sich aber nicht darauf, noch nicht. Tōru ließ kurz von ihm ab, um zwei Finger gründlich zu befeuchten und damit dann über den Rand seines Anus zu streicheln, während er sein Glied wieder in den Mund nahm. Izumi entspannte sich etwas, als er erst mit einem und dann dem zweiten Finger in ihn eindrang. Es war erst wenige Stunden her, dass der Schwarzhaarige zwischen zwei Männern gelegen hatte, einer in ihm und er selbst in dem zweiten versunken, weshalb die Muskulatur immer noch locker war.

Tōru hatte sich zwischenzeitlich gefragt, weshalb Izumi darauf bestanden hatte, dass er mitkam, aber da die Gäste immer experimentierfreudiger wurden, je weiter die Nacht voranschritt, war er Izumis Absicherung gewesen, allein wäre er mit ihnen kaum fertig geworden. Damit hatten sie allerdings auch dafür gesorgt, dass sie bis auf Weiteres nur noch Drinks bekamen und keinen anderen Service mehr, sollten sie den Club das nächste Mal besuchen. Der Manager war diesbezüglich mehr als deutlich geworden.

„Dein Arsch ist immer noch so locker, Izumi, als würde er es ohne Schwanz darin nicht aushalten...“ murmelte er leise, nachdem er die Lippen von ihm gelöst hatte und ihn weiter nur mit der Zunge bearbeitete, zeitgleich zu seinen Fingern, mit denen er über die empfindlichen Schleimhäute rieb, was Izumi leise stöhnen ließ.

„Hnn... Shinya... ich halte das nicht mehr lange aus...“ flüsterte er, das Gesicht bis über beide Ohren gerötet.

„Mhm... komm, wann du magst... du musst dich nicht zurückhalten...“

Tōru nahm ihn wieder in den Mund und leckte über die zuvor ausgekundschafteten Schwachstellen, was Izumis Knie zittern ließ. Er hielt sich mit beiden Händen an seinen Schultern fest und kam schließlich mit einem unterdrückten Stöhnen. Tōru verschluckte sich, weil es mehr war, als er erwartet hatte und fiel hustend rückwärts aufs Bett. Izumi ließ sich auf seinen Oberschenkeln nieder, da seine Knie sich wie Pudding anfühlten. Er stützte sich schwer atmend auf ihm ab.

„Scheiße... saugst du alle so aus?“ fragte er, überrascht von der Heftigkeit seines eigenen Orgasmus.

„Nein... nur die, die die Mühe wert sind...“ Tōru räusperte sich und wischte sich Sperma und Speichel von den Lippen. „Steht da irgendwo noch Wasser?“

„Hmm... ja... ich kann nur gerade nicht aufstehen... du musst kurz warten“, antwortete Izumi stockend.

Tōru setzte sich auf, hielt ihn mit einem Arm fest und rutschte einen halben Meter zur Seite, um nach der Wasserflasche zu greifen, die dort stand. Er öffnete sie und trank einen großen Schluck, dann reichte er sie Izumi.

„Ich bin total erledigt... ich glaube, morgen schlafe ich einfach den ganzen Tag und mache sonst nichts...“ Tōru lehnte die Stirn an Izumis Brust, der ihm über den Kopf strich.

„Immer noch nichts passiert in Bezug auf Yukimura?“ fragte er. „Also außer, dass er dich anruft und um nerdige Gefallen bittet.“

„Wie kommst du jetzt darauf? Ich habe einfach zu viel gearbeitet und zu wenig geschlafen...“ antwortete er. „Ich mache mich auf den Heimweg und schlaf noch ne Runde. Wir sehen uns später, Izumi.“

Izumi rutschte von seinem Schoß, damit er aufstehen konnte, und zog seine Hose wieder an. „Heute ist Montag, so viel wird nicht los sein nach dem Wochenende, nimm dir frei und ruh dich aus. Ich regle das mit dem Chef.“

„Was...? Das geht nicht einfach so, Izumi...“ protestierte er.

„Doch, das geht. Wenn du dich überarbeitest, wirst du nur krank und fällst länger aus. Kaum einer von uns hat zwei Jobs und du... hast irgendwie drei bis Ende Dezember. Mach ein bisschen langsamer, ja?“ Er drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Und du hast genug Punkte diesen Monat, dass du einen Abend aussetzen kannst, ohne Nachteile zu haben.“

„Aber auch nur, weil der Chef uns allen Extrapunkte gegeben hat für unseren Einsatz im Cherry...“ Tōru zog sich fertig an.

„Zurecht, es war schließlich Arbeit.“ Izumi sammelte die Einzelteile seines Anzugs ein. „Wenn es dir so missfällt, nimm es als Bezahlung für diesen göttlichen Blowjob gerade. Ich verspreche dir, dass du absolut keinen Nachteil haben wirst, wenn du dich mal ausschläfst.“

„Nagut... dann sehen wir uns am Freitag. Nimm aber nicht wieder solche Gäste mit, wenn ich nicht da bin, irgendwer muss ja auf dich aufpassen, seit Hiro wegen seiner Verlobten kürzer tritt“, sagte er schließlich und ging zur Tür.

„Bis dann, Shinya. Schlaf gut.“ Izumi verbeugte sich elegant, bevor Tōru die Suite verließ, um nach Hause zu gehen.

 

                                                                                                   ~

Kou war überrascht, Kazuki im Wohnzimmer sitzen zu sehen, als er eine Stunde nach seinem Gespräch mit Tōru aus dem Bad kam. Er saß breitbeinig auf einem der Sessel, die Arme links und rechts auf die Lehne gelegt und schaute ihn direkt an. Der Blick, mit dem er seinen Bewegungen folgte, hatte etwas raubtierhaftes.

„Kazuki... du bist schon da? Ich habe nicht vor heute Abend mit dir gerechnet“, sagte Kou und ging einen halben Schritt auf ihn zu, bevor er unsicher stehenblieb. In seinem Kopf ratterte es, ob er etwas falsch gemacht hatte und er deshalb schon früher von seinem Termin zurück war.

„Hast du gerade etwas Dringendes zu tun, Kou?“ fragte er kühl.

„N... nicht direkt, ich habe alles erledigt, was ich heute erledigen wollte... ist was?“

„Komm her“, befahl er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch zuließ.

Kou gehorchte und blieb direkt vor ihm stehen. „Hab ich was f...“

„Auf die Knie“, unterbrach er ihn.

„J... ja, Meister.“ Er schluckte, seine Ohren wurden heiß und seine Kopfhaut begann zu kribbeln, dann sank er langsam auf den polierten, warmen Holzfußboden, bevor er zu Kazuki aufschaute, der ihn nach wie vor mit seinen dunklen Augen fixierte. Die Hände legte er auf seinen Oberschenkeln ab, nachdem er auf seinen Fersen Platz genommen hatte.

„So ist gut... zieh deinen Pullover aus, den brauchst du nicht“, sagte Kazuki und wartete, bis er seiner Aufforderung gefolgt war und mit nacktem Oberkörper vor ihm kniete. „Ich habe etwas für dich, Kou.“

„Ein Geschenk?“ Er versuchte, seine Aufregung zu unterdrücken, doch sie musste ihm trotzdem anzusehen gewesen sein, denn der Ältere lachte kurz, bevor er weitersprach.

„So kann man es nennen. Schließ deine Augen, wenn du es haben willst.“

Kou schloss gehorsam die Augen. Kazuki raschelte mit etwas, dann schob er mit warmen Fingern einige Haare an Kous Hals zur Seite, bevor er den sanften Druck von etwas Kühlerem spürte, das er mit dem Klicken einer Schnalle in seinem Nacken schloss. Er musste es nicht sehen, um zu wissen, was es war. Kazuki öffnete Kous Zopf und verteilte seine langen Haare auf seinen Schultern.

„Du kannst deine Augen wieder öffnen.“ Er lehnte sich im Sessel zurück.

„Darf ich... es anfassen?“ fragte er leise.

„Natürlich. Solange du deine Hände noch frei hast, darfst du es anfassen, so viel du willst.“

Kou hob die Hände und fuhr mit den Fingern über das Halsband, es war etwa fünf Zentimeter breit und aus festem, geprägten Leder, innen war es etwas gepolstert, um Verletzungen zu vermeiden, trotzdem spürte er den gleichmäßigen Druck auf seinem Hals. An der Vorderseite befand sich ein Ring, der groß genug war, dass problemlos zwei Finger hindurchpassten. Er senkte die Hände und legte sie wieder auf seinen Oberschenkeln ab. Es war noch nicht viel passiert, doch ihm war jetzt schon heiß und in seinem Schritt wurde es eng, als er darüber nachdachte, was Kazuki noch mit ihm vorhaben könnte.

„Du bist so verdorben, dass du nur davon schon erregt wirst, Kou...“ Er beugte sich vor und zog ihn am Ring des Halsbands ein Stück hoch, so dass er halb aufgerichtet vor ihm kniete. „Deine Hose hält ja kaum auf deinen Hüften, machst du das mit Absicht?“ Er tippte Kous Erektion, die die locker sitzende Hose fast allein zu halten schien, mit einem Finger an.

„Nein... so ist es einfach bequemer, wenn ich den ganzen Tag sitze...“ antwortete er, mit Mühe seine Stimme beherrschend. Ihm entfuhr ein überraschter Laut, als Kazuki aufstand und ihn so dazu zwang, ebenfalls aufzustehen, da er das Halsband nicht losgelassen hatte.

„Glaub nicht, dass ich es dir heute einfach mache“, sagte Kazuki dicht an seinem Ohr. „Du warst es, der es sich lieber selbst machen wollte, statt zu warten. Aber... ich komme dir entgegen und erfülle deinen Wunsch, ich verspreche dir aber, dass du noch darum betteln wirst, kommen zu dürfen, denn das... liegt absolut nicht in deiner Hand, Kou...“

Sein Atem strich heiß über seine Haut und Kou spürte ein wohliges Kribbeln in seinem Bauch. Wie schlimm könnte es schon werden, selbst Kazuki konnte sich nicht unendlich lange beherrschen?

Kazuki schob ihn ohne ein weiteres Wort vor sich her ins Schlafzimmer, die Hand in seinem Nacken. Kou ließ kurz den Blick schweifen und sah eine Reihe heller, fast weißer Seilbündel auf dem Bett liegen. Zu seinem Erstaunen stand seine eigene Holzkiste, in der er seine Toys aufbewahrte, daneben.

„Zieh deine Hose aus. Die Unterhose kannst du anlassen, nicht, dass einer von uns noch unnötig abgelenkt wird“, sagte Kazuki, bevor er ihn nach der Kiste fragen konnte.

„Ja, Meister...“ Er schlüpfte aus seiner Jogginghose und schob sie zur Seite. „Du meinst... nicht, dass du abgelenkt wirst von meinem... hmph!“ Er konnte seinen Satz nicht beenden, denn der Ältere verschloss seinen Mund mit einer Hand und zwang ihn mit etwas Druck, wieder auf die Knie zu gehen.

„Du redest nur, wenn ich es dir erlaube, verstanden? Das Einzige, das du zu sagen hast, ist „Ja, Meister“, wenn ich dir einen Befehl gebe, sonst nichts.“ Seine Stimme und sein Blick waren kühl und absolut beherrscht. Kou nickte, soweit es ihm möglich war und er ließ ihn los. Kazuki ließ ihn, wo er war, ging zum Bett und hob eines der Seilbündel auf. Er nahm es mit und ging hinter Kou in die Hocke, wo er den Knoten löste und es langsam abwickelte.

„Ich weiß, du wartest schon seit drei Wochen darauf...“ Kazuki sprach leise, während er das doppelt gelegte Seil über Kous Brust gleiten ließ. „Aber Vorbereitung braucht Zeit und ich musste mir erst sicher sein, dass du die Mühe wert bist.“

Kou zuckte leicht, als das Seil über seine empfindlichen Brustwarzen rieb, es war zugleich weich und fest. Er spürte, wie Kazuki hinter ihm sein Gewicht verlagerte, das Seil durch die Hände gleiten ließ und dann begann, Kous Arme zu fixieren, indem er es horizontal über seinen Oberkörper und die Oberarme legte und im Rücken verknotete. Er arbeitete langsam und gründlich, so dass es etwas dauerte, bis Kous Oberkörper von drei horizontalen Reihen geziert wurde, die vorne mit einem verknoteten vertikalen Strang miteinander verbunden waren, den er zusätzlich durch den Ring am Halsband gezogen hatte. Seine Unterarme band er hinter seinem Rücken parallel übereinanderliegend an der unteren Reihe fest, aus Rücksicht auf die Prellung zog er es jedoch nicht so fest wie das erste Mal, Kou hätte seine Hände trotzdem nicht selbst befreien können, daran hinderte ihn das Seil um seine Oberarme, die fest an seine Seiten gebunden waren.

Kazuki ließ Kou etwas Zeit, sich daran zu gewöhnen, dann stand er auf und zog ihn an der Konstruktion auf seinem Rücken auf die Füße, als wäre er eine Puppe. Der plötzliche Druck auf seiner Brust presste ihm die Luft aus den Lungen, so dass er einen Moment brauchte, um wieder gleichmäßig zu atmen.

„Sieh dich an... kaum angefangen und du läufst schon aus“, sagte Kazuki und schob ihn durch den Raum vor den verspiegelten Schrank. Er blieb hinter ihm stehen, legte eine Hand unter sein Kinn und zwang ihn, sich im Spiegel zu betrachten, nachdem er ihm die Haare über die Schultern nach hinten gestrichen hatte. Das weiße Seil bildete einen leuchtenden Kontrast auf seiner dunklen Haut, das breite Halsband war dunkelrot mit einem feinen, eingeprägten Muster, das Kou auf die Entfernung nicht erkennen konnte. Sein Blick folgte Kazukis Arm, den er locker um seine Taille gelegt hatte, die Hand schwebte dicht über dem Bund seiner Unterhose, die unübersehbar einen feuchten Fleck aufwies. Sein Penis zuckte leicht, als wäre er sich der Aufmerksamkeit bewusst.

„Es gefällt dir wohl, dich so zu sehen... Willst du mehr oder reicht dir das schon?“ fragte er schmunzelnd. „Du darfst antworten.“

„M... mehr, Meister... bitte...“ antwortete Kou heiser und lehnte sich an seine Brust.

 

Kazuki brachte ihn wieder auf die andere Seite des Raumes. Während er noch stand, führte er ein zweites Seil von seiner Brust abwärts, schlang es um seine Taille, dann führte er es zwischen seinen Beinen hindurch, fixierte es auf der Rückseite und bildete mit dem vorderen Teil eine Raute, indem er die zwei Stränge mit den um seine Hüfte gelegten Enden des Seils auseinanderzog, bevor er sie wieder nach hinten führte. Die so gebildete Lücke im Seil rahmte Kous Erektion in seiner Unterhose ein, die er nach wie vor trug. Anschließend führte er ihn zum stabilen Holzsessel, der in der Nähe des Fensters stand und ließ ihn darauf platznehmen, seine Unterarme wurden von seinem eigenen Körpergewicht an die Rückenlehne gedrückt. Mit ruhiger Präzision band er Kous Unterschenkel an die Oberschenkel, was ihn dazu zwang, mit gespreizten Beinen auf dem Sessel zu sitzen, erstrecht, als er sie auf beiden Seiten an den Armlehnen befestigte, damit er nicht herunterrutschen konnte. Er stand auf und begutachtete sein Werk. Kou lag mehr als er saß, verschnürt wie ein hübsches Päckchen und schwer atmend, auf dem glatten Holz. Der feuchte Stoff seiner Unterhose klebte an seiner Erektion, seine Brustwarzen waren ebenso hart und leicht geschwollen von der vorherigen Berührung, den Mund hatte er leicht geöffnet, während er seinen Blick mit seinen bernsteinfarbenen Augen erwiderte. Er beugte sich zu ihm herab und gab dem Drang nach, seine weichen Lippen zu küssen, erst sanft, dann fester, je mehr Kou sich ihm entgegen drängte und ihm zeigte, wie sehr er ihn wollte. Ein Speichelfaden zog sich zwischen ihren Zungen, als er sich wieder von ihm löste und ihn zurück an die Lehne drückte. Kou schaute ihn mit feuchten Augen an, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, bevor er sich besann und schwieg.

„Du willst etwas sagen?“ fragte Kazuki kühl.

„Wenn ich darf, Meister...“

„Sprich.“

„Wie willst du... jetzt meine Unterhose ausziehen? Du hast sie festgebunden...“ Er schaute an sich herab, soweit es ihm möglich war, das steife Halsband schränkte ihn in der Bewegung ein.

„Ich schneide dich heraus... was dachtest du?“ Kazuki strich mit den Fingern neben der Wölbung in seiner Hose entlang. „Einen Schnitt hier...“ Er wechselte die Seite. „Und einen hier... dann bist du sie los.“

Kous Augen wurden groß, da seine Beine komplett fixiert waren, konnte er nicht einmal seine Hüften mehr als wenige Zentimeter nach vorn oder hinten bewegen, um ihm zu entgehen. Sein Blick wanderte durch das Zimmer und blieb auf der Kommode neben dem Fenster hängen, auf der eines der Katana aus dem Büro lag, mehr konnte er aus seiner niedrigen Position nicht erkennen. Kazuki verzog die Lippen zu einem fast überheblichen Grinsen, als er die leise Furcht in seinem Gesicht sah.

„Das... ist dafür doch ein bisschen zu groß.“ Er ging einen Schritt zurück und knöpfte langsam sein Hemd auf, darunter trug er ein unter der Brust geschlossenes Holster – Kou kannte es von ihrer ersten gemeinsamen Nacht – allerdings ohne die Pistolenhalterung. Das kurze Hamidashi steckte in einer schmalen Halterung auf seiner linken Seite, die er löste, um es abzunehmen.

„Unter dem Hemd... nützt dir das doch gar nichts, oder?“ entfuhr es Kou. Er biss sich auf die Unterlippe, weil er ohne Erlaubnis gesprochen hatte.

„Es ist genau da, wo es sein soll, und dir sollte ich den Mund stopfen, da du nicht still sein kannst“, antwortete er knapp, bevor er sich umdrehte und etwas vom Bett aufhob. Er steckte das Hamidashi in seinen Gürtel, stützte sich mit einem Knie zwischen Kous Beinen auf dem Stuhl ab und zwang ihn mit einem geübten Griff um den Kiefer, den Mund zu öffnen, bevor er einen aus einem dünnen Seil gewickelten Knebel zwischen seine Lippen schob, den er in seinem Nacken verknotete. Mit den Fingern strich er zärtlich über Kous Wange, dann stand er auf und zog das Messer aus der glatten, aber abgenutzten Scheide.

Kou entfuhr ein gedämpftes Wimmern. Sein Blick folgte Kazukis Bewegungen, der sich vorbeugte und den dünnen Stoff seiner Unterhose rechts unter seinem Hüftknochen zwischen die Finger nahm, bevor er die scharfe Klinge ansetzte, die ihn mühelos durchtrennte, darauf bedacht, nicht das Seil zu zerschneiden. Kou spürte den kalten Stahl auf seiner erhitzten Haut, als die stumpfe Seite leicht darüber strich. Er war sich sicher, dass Kazuki das mit Absicht tat, er hätte ihn nicht damit berühren müssen, um den Stoff zu zerschneiden. Er wiederholte die Prozedur auf der anderen Seite, seine Hand glitt dabei über seine zuckende Erektion, dann zog er die störenden Fetzen zwischen den Fesseln heraus und Kou spürte die kühle Luft auf seiner feuchten Haut. Kazuki schob das Messer wieder in seine Behausung und legte es auf der Kommode ab.

Kou beobachtete ihn dabei, wie er die Holzkiste öffnete und den Inhalt begutachtete, bevor er hineingriff und einen etwa zehn Zentimeter langen Analplug herausholte, der aus mehreren übereinandergestapelten und unterschiedlich dicken Kugeln bestand. Auf eine absurde Art war es ihm peinlich, dass Kazuki den Inhalt nun kannte. Absurd, weil er im selben Moment nackt und gefesselt war, was ihn nicht im Geringsten störte, im Gegenteil, es erregte ihn von Minute zu Minute mehr, vor allem da er nicht wusste, was sein Partner noch mit ihm vorhatte.

Kazuki hockte sich vor Kou und schaute ihm prüfend ins gerötete Gesicht, in einer Hand hielt er den Plug, in der anderen Kous teures Gleitgel. „Geht es dir gut?“ fragte er fürsorglich, woraufhin Kou nickte. „Sehr gut...“ Er fuhr mit dem Plug über seinen Bauch nach unten, bis er an seinen tropfend, harten Penis stieß, rieb ihn leicht darüber und setzte seinen Weg schließlich weiter nach unten fort. Bevor er seinen Anus erreichte, zog er ihn zurück und verteilte eine großzügige Menge des Gleitgels auf dem weichen Silikon, dann drückte er ihn an die Außenseite des ringförmigen Muskels.

Kou stöhnte leise auf, soweit es ihm mit dem Knebel im Mund möglich war, er drückte den Rücken durch, als Kazuki den Plug Stück für Stück in ihn hineinschob, bis der flache Fuß sich an seine Haut schmiegte. Er war nicht lang, doch er spürte die unterschiedlich dicken Kugeln in sich, erstrecht, als Kazuki den Fuß mit den Fingern antippte und damit eine leichte Vibration auslöste.

 

„Schau dich an... kaum hast du was in deinem Arsch stecken, läufst du noch mehr aus als sonst schon...“ Er strich mit den Fingern über Kous Eichel, die vor Lusttropfen nass glänzte, was ihm ein weiteres Stöhnen entlockte, dabei zog er etwas an dem Plug und schob ihn wieder in ihn hinein.

Kou wand sich, soweit das Seil es zuließ. Kazuki wusste, wie empfindlich er für gewisse Berührungen war und wo er ihn anfassen musste, um seine Erregung weiter zu steigern, auch wenn er zu diesem Zeitpunkt schon erstaunt darüber war, wie sehr er darauf ansprang. Es hatte ihn überrascht, wie schnell er umgeschaltet hatte, als er ihn zu sich gerufen und ihm befohlen hatte, sich vor ihn zu knien, andererseits freute es ihn mehr, als er je zugeben würde, wie kompromisslos Kou sich ihm hingab. Aus seiner Hosentasche zog er ein dünneres, weißes Seil, als er für die Fesselung benutzt hatte. Er fuhr damit über Kous zuckende Erektion, während er ihm aufmerksam ins Gesicht schaute. Kous Augen weiteten sich etwas, als ihm dämmerte, was er damit vorhatte, umso mehr, als er begann, das Seil um die Wurzel des harten Schafts zu wickeln, fest genug, um jegliche Ejakulation und ein Abschwellen zu verhindern. Er schloss es mit einer kleinen Schleife, die er notfalls schnell öffnen konnte, von komplizierteren Knoten sah er an dieser Stelle ab. Kazuki begutachtete sein Werk, Kou lag eingeschnürt wie ein Paket vor ihm, zitternd vor Erregung und Anstrengung, ahnungslos darüber, was er noch für ihn geplant hatte. Wunderschön.

„Du glaubst doch nicht, dass ich dich heute einfach so kommen lasse, Kou...“ sagte er, richtete sich auf und beugte sich über ihn. „Nicht, bevor ich mich durch deine Kiste gearbeitet habe... du wolltest es dir ja lieber damit selbst machen, also kannst du es haben...“ Er rieb mit den Fingern über seine empfindlichen Brustwarzen, bevor er sie dazwischen einklemmte und daran zog. „Alles... ich habe Zeit heute und wenn ich mit dir fertig bin, wirst du kein Bedürfnis mehr danach haben, es dir ohne mich zu besorgen, mein kleiner Kou.“

Kazuki ging zurück zum Bett, um die Kiste zu holen. Er stellte sie neben dem Sessel auf den Fußboden, dann holte er das nächste Toy, einen etwa handlangen, schmalen Dildo heraus, der mickrig aussah neben dem transparenten, glänzenden Silikonpenis mit dem Saugfuß, der oben auf der Sammlung gelegen hatte. Kazuki hatte nicht wirklich vor, alles zu benutzen, was er darin gefunden hatte, aber das musste Kou nicht wissen, vor allem, da er sich nicht ganz sicher war, wie lange er es selbst aushalten würde, ihn so zu sehen.

 

Kou hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Er war hin und hergerissen, Kazuki dabei zuzusehen, was er mit ihm anstellte oder die Augen zu schließen und sich darauf zu konzentrieren, was er fühlte. Ihm war heiß, er spürte jede noch so kleine Berührung wie ein Feuerwerk, das Seil um seine Brust erschwerte ihm die Atmung, was es noch aufregender machte. Er biss leicht auf den Knebel, um seinen Kiefer etwas zu entspannen, das Seil war nass von seinem Speichel, der ihm aus den Mundwinkeln über das Kinn lief und auf seine Brust tropfte. Er spürte ein wohliges Kribbeln im Bauch, weil Kazuki seine scherzhaft gemeinte Forderung so ernst genommen hatte und nun alles dafür tat, ihm den vorgebrachten Wunsch zu erfüllen, auf seine eigene Weise.

Ein dumpfes Keuchen entfuhr ihm, als Kazuki den kugeligen Plug in einer Bewegung aus ihm herauszog und mit einem Finger über den leicht gedehnten Muskel strich, bevor er etwas größeres in ihn einführte, das er dann in ihm bewegte. Kou wusste, was es war, auch wenn er ihn länger nicht benutzt hatte, er fragte sich, was Kazuki sagen würde, wenn er ihm erzählte, dass er alle seine Toys am Gefühl erkennen konnte. Das Kribbeln in seinem Bauch nahm zu, als ihm dämmerte, wohin seine Taktik führen würde, seine schmerzhaft harte Erektion zuckte beim Gedanken daran, dass es nicht allzu lange dauern würde, bis Kazuki sich zu seinem größten Dildo vorgearbeitet hatte.

Nachdem er das Toy wieder aus ihm herausgezogen hatte, öffnete Kou seine Augen einen Spalt und beobachtete seinen Partner, wie er vor ihm auf dem Boden hockte und konzentriert den Blick über den Inhalt der Kiste schweifen ließ. Sein nackter Oberkörper war von einer feinen Schweißschicht bedeckt, er hatte die Stirn leicht gerunzelt, seine Ohren waren etwas gerötet. Es faszinierte ihn, wie gut er sich beherrschen konnte, während er vor ihm vor Erregung fast zerfloss.

 

Kazuki ließ die Finger über die unterschiedlichen Dinge in der Kiste gleiten, er hatte Schwierigkeiten, seine Selbstbeherrschung aufrecht zu erhalten. Er schaute kurz auf und begegnete Kous Blick, der ihn unter halb gesenkten Lidern beobachtete, seine Pupillen waren geweitet und die Iris schimmerte wie flüssiges Gold im warmen Licht der Lampen im Raum. Er hielt inne, dann griff er nach dem nächsten Gegenstand in der Kiste, fühlte glattes, kühles Silikon unter seinen Fingern, eine spürbare Äderung überzog die gesamte Länge. Nicht das, was er ursprünglich geplant hatte, aber auch nicht das falsche. Kazuki öffnete die Flasche mit dem Gleitgel mit einer Hand und ließ die glitschige Flüssigkeit darauf laufen, verteilte sie mit den Fingern, mit denen er dann Kous Eingang weiter dehnte, indem er erst drei und dann vier in ihn einführte. Sein Innerstes war heiß und pulsierte im Rhythmus seines Herzschlags, Kou drückte sich stöhnend seiner Hand entgegen, wehrte sich ungeduldig gegen seine Fesseln. Bevor er die Finger wieder aus ihm herauszog, strich er fest über seine Prostata. Kou kam zitternd mit einem durch den Knebel unterdrückten Stöhnen, unfähig den aufgestauten Druck abzulassen, das Stöhnen zog sich in die Länge, als Kazuki die Spitze des großen Dildos ansetzte und ihn langsam in ihn schob. Er spürte den Widerstand, überwand ihn mit einer kleineren Kraftanstrengung und versenkte die zwanzig Zentimeter bis zum Saugfuß im Darm seines vor Erregung wimmernden Partners.

„Kou... du bist so wunderschön...“ Er legte eine Hand auf seinen nackten Oberschenkel, die Haut war feucht, aber warm, dann beugte er sich vor und fuhr mit der Zunge die Länge seines geschwollenen Glieds entlang, bevor er ihn schließlich in den Mund nahm.

 

Sterne tanzten vor Kous Augen und in seinem Kopf, er war kaum in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen und fühlte sich, als wäre er mitten im Orgasmus gefangen. Der große Dildo in seinem Po füllte ihn so sehr aus, dass er Mühe hatte, das Gefühl von Kazukis heißem Mund um seinen Penis richtig wahrzunehmen, dazu hatte dieser eine Hand auf die Basis des Toys gelegt und stieß ihn langsam in ihn hinein, während er ihm einen blies. Und doch wollte er mehr... mehr spüren... mehr von Kazuki, der sich eisern zurückhielt, um ihn zu einem sabbernden und zitternden Etwas zu machen. Da er nicht sprechen konnte, nutzte er den Rest seiner Konzentration dazu, die Muskeln seines Oberschenkels anzuspannen, auf dem Kazukis Hand lag, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Es dauerte etwas, bis der Yakuza die Lippen von seinem geschwollenen Glied löste und ihn ansah, der Blick beherrscht, doch Kou erkannte die mühsam unterdrückte Gier darin.

„Ist etwas nicht in Ordnung...?“ fragte er sanft und Kou wusste nicht, ob er den Kopf schütteln oder nicken sollte, denn beides wäre die richtige Antwort gewesen, also bestand seine Reaktion aus einer Mischung aus beidem, was Kazuki dazu brachte, sich aufzurichten und den Knoten des Knebels in seinem Nacken zu lösen. Er zog ihn vorsichtig zwischen seinen Zähnen heraus und wischte mit dem Handrücken etwas Speichel von seinem Kinn.

Kou benötigte einen Moment, seine Zunge anzuweisen, zu sprechen. „Kazuki...“ flüsterte er heiser.

„Was ist, Kou...?“ Er wartete geduldig auf eine Antwort.

„F... fick mich endlich... ich will deinen Schwanz... in mir... sonst nichts...“ flehte er stockend. „Bitte... lass mich... lass mich richtig kommen... ich halte es nicht mehr aus... es tut weh...“

Kou sah Kazukis Selbstbeherrschung langsam bröckeln, sein etwas angespannter Gesichtsausdruck wich Erregung und... Zuneigung? Sein Herz machte einen Sprung, als er seine Forderung mit einem zärtlichen Lächeln quittierte und aufstand, um seine Hose auszuziehen. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und heftete den Blick auf Kazukis beeindruckende, feucht glänzende Erektion.

Kazuki legte die Finger auf die Basis des Toys und zog es in einer fließenden Bewegung aus Kou heraus, der wimmernd in den nächsten trockenen Orgasmus rutschte. Er spürte seine Finger auf seinen Beinen, wo sie das Seil lösten, das ihn am Sessel fixierte. Bevor er herunterrutschen konnte, legte er die Hände unter seine Hüfte und hob ihn hoch. Kou blieb nichts anderes übrig, als ihm zu vertrauen, dass er ihn nicht fallen ließ, da er sich unmöglich hätte auffangen können mit den hinter dem Rücken fixierten Armen und war abermals erstaunt darüber, wie stark Kazuki war, dass er ihn so problemlos hochheben konnte. Er trug ihn zum Bett, wo er ihn so absetzte, dass er mit dem Rücken von den Kopfkissen gestützt wurde und in einer ähnlichen Position wie zuvor auf dem Sessel saß.

 

Bevor Kou etwas sagen konnte, verschloss Kazuki seine Lippen mit einem gierigen Kuss, während er in fast derselben Bewegung vor ihm kniend in ihn eindrang. Er war so heiß, dass es ihm fast den Verstand raubte, seine mühsam aufrechterhaltene Zurückhaltung verabschiedete sich völlig und machte Lust und unbeschreiblicher Zuneigung Platz, eine Kombination, die er lange nicht mehr gespürt hatte. Er stieß tief in ihn hinein, drückte ihn an sich und ergoss sich stöhnend in ihm, ohne in der Bewegung innezuhalten.

„Kazuki... Meister... bitte... erlöse mich endlich...“ bettelte Kou atemlos zwischen zwei Küssen. Kazuki fuhr mit einer Hand über seinen zitternden Körper nach unten und öffnete die kleine Schleife, die das Seil um seine Erektion hielt. Kou drängte sich ihm laut stöhnend entgegen, drückte seinen Unterleib an ihn, was dazu führte, dass er seinen harten Penis an seiner Hand rieb, die er zärtlich um ihn gelegt hatte. Er hielt ihn fest, als er eruptionsartig kam, unfähig, mehr zu sagen als stöhnend seinen Namen zu wiederholen, sein Sperma vermischte sich mit dem Schweiß auf ihren Oberkörpern.

Kazuki strich ihm eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht und lehnte die Stirn an Kous, nachdem dieser sich etwas beruhigt hatte. „Ich... liebe dich, Kou, so sehr... du bist unglaublich...“ flüsterte er leise, sein Herz hämmerte in seiner Brust und verstärkte das flaue Gefühl in seinem Bauch.

„Ich liebe dich... aber Tacoreis wäre jetzt nicht schlecht...“ murmelte Kou matt.

Kazuki spürte, wie seine schweißfeuchte Haut kühl wurde, zog sich hastig aus ihm zurück und löste mit flinken Fingern die Knoten des Seils, zuerst die hinter seinem Rücken, dann die, die seine Beine fixierten, damit er sie ausstrecken konnte. Er legte die zusammengerollte Decke unter seine Knie, bis er das restliche Seil und das Halsband entfernt hatte, was etwas dauerte, und alles schließlich auf den Boden warf.

„Besser?“ fragte er besorgt.

Kazuki setzte sich hinter Kou, nachdem dieser sacht genickt hatte und drückte seinen Rücken an seine Brust, bevor er damit begann, seine Arme zu massieren, um die Durchblutung anzuregen. Er setzte die Behandlung an seinem Oberkörper fort, Kou lehnte erschöpft den Kopf an seine Schulter und schnurrte leise unter seinen Berührungen, kurz darauf war er eingenickt, was er mit stiller Verwunderung zur Kenntnis nahm. Er stopfte ein Kissen in Kous Rücken und ließ ihn kurz allein, um ein feuchtes Handtuch aus dem Bad zu holen, mit dem er erst ihn und dann sich selbst säuberte. Draußen war es dunkel geworden, er legte sich neben Kou aufs Bett, deckte ihn zu und beobachtete ihn aufmerksam. Das gedimmte Licht zauberte bronzefarbene Reflexe auf seine seidig glänzenden Haare, die leicht über sein Gesicht fielen, nachdem er sich auf die Seite gedreht hatte, seine Haut schimmerte in einem ähnlichen Ton. Kazuki strich sie sanft hinter sein Ohr, um sein Gesicht betrachten zu können, das er schon bei ihrer ersten Begegnung wunderschön und interessant gefunden hatte, schmal, mit klar definiertem Unterkiefer, sein Kinn war gerade, aber nicht zu breit. Er folgte der Kontur mit den Fingern zu seinem leicht geöffneten Mund, er war weder klein noch groß, fast durchschnittlich, die weichen Lippen voll. Kou neigte dazu, an seiner Unterlippe zu nagen, wenn er nervös war oder sich konzentrierte, sie war auch jetzt etwas geschwollen durch die vorherige Reibung des Knebels in seinem Mund. Kazuki widerstand dem Drang, ihn zu küssen, er wollte ihn nicht wecken. Er küsste ihn gern, manchmal ertappte er sich dabei, wie er während der Arbeit daran dachte. Wie Kou sich entspannte, wenn ihre Lippen sich berührten, sich an ihm festhielt, als würde er jedes Mal weiche Knie bekommen, machte eindeutig süchtig. Wenn es das Einzige wäre, was seine Gedanken hinsichtlich des jüngeren Künstlers beschäftigen würde, wäre das kein Problem, aber Kou war als Gesamtpaket so einnehmend, dass er ab der ersten Minute sein Interesse geweckt und ihn mit jeder weiteren in ein feines Netz aus Zuneigung eingesponnen hatte, trotz aller damit verbundenen Risiken. Zu Beginn wollte er ihn besitzen, wie eine Trophäe, dass er dafür kaum Mühe aufbringen musste, hatte ihn jedoch überrascht. Kou hatte sich ihm kompromisslos hingegeben und er hatte es ausgenutzt, weil er es so gewohnt war. Dass es ihn im Nachhinein so schmerzhaft beschäftigen würde, ihn einfach so in der Obhut dieses Hosts zurückgelassen zu haben, hatte er nicht kommen sehen, selbst Tetsuo war irritiert darüber gewesen, dass er deshalb tagelang Trübsal blies und gereizt war. Kazuki hatte versucht, es auszublenden, zu verdrängen, gehofft, dass Kou ihn deshalb meiden würde und es sich von selbst löste, stattdessen hatte er ihm verziehen und ihm sein Herz geschenkt, bevor Kazuki es selbst in Worte fassen konnte oder wollte, um es dann im denkbar unmöglichsten Moment zu tun, nachdem er aus purem Egoismus seine Grenzen überschritten hatte. Er seufzte leise, während er daran dachte, dass Kou viel zu gut für ihn war, rein und fast unschuldig trotz seiner Verdorbenheit in sexuellen Dingen.

„...Kazuki? Stimmt etwas nicht...?“ Kou sprach leise, er hatte die bernsteinfarbenen, mandelförmigen Augen leicht geöffnet, kniff sie wegen seiner Weitsichtigkeit etwas zusammen, während er ihn besorgt ansah.

„Nein... ich war nur in Gedanken“, antwortete er.

„Hmm...“ Kou ergriff seine warme Hand, die noch auf seiner Wange lag und schmiegte sich an sie. „Ich habe Hunger... soll ich uns Tacoreis machen?“ fragte er grinsend, was Kazuki leise lachen ließ.

Chapter Text

„Tōru? He, Tōru, pennst du?“

Ein Schnippen gegen die Stirn ließ Tōru aufschrecken und rückwärts von dem Sitzkissen fallen, auf dem er saß. Er rieb sich die Stirn und schaute auf, blickte in die amüsierten Gesichter der anderen Mitglieder seines Zirkels, mit denen er sich an einem seiner wenigen freien Abende Mitte November für eine Besprechung getroffen hatte.

„In welchen Gefilden bist du denn unterwegs, hm? Du warst komplett abwesend seit ein paar Minuten“, sagte Shizuru grinsend, sie hatte das Kinn auf die Hand gestützt, die hellbraunen Haare mit den rosa Spitzen hatte sie zu einem Knoten auf dem Kopf gebunden, der gerade geschnittene Pony fiel ihr über die Augenbrauen. In der anderen Hand hielt sie einen Stift, mit dem sie eine Skizze auf einen Block vor ihr gezeichnet hatte.

„Ich… keine Ahnung, hast du was wichtiges gesagt?“ fragte Tōru und setzte sich wieder auf das Kissen.

„Was ich sage, ist immer wichtig, du Dödel“, antwortete sie und warf einen Radiergummi nach ihm, dem er geschickt auswich.

„Wir haben noch einen Monat bis zur Comiket, etwas mehr Konzentration wäre schon gut“, sagte Shouhei, den alle nur Sho nannten, mit gerunzelter Stirn und schob seine Brille zurecht. Er war mit dreißig der Älteste in der Gruppe und arbeitete als Angestellter in einem Büro, weshalb er immer die Planung übernahm, und alles koordinierte.

„Was Shizu schon sagte, wir sollten uns nochmal an den Ton setzen, irgendwie ist das noch nicht stimmig und passt von den Übergängen nicht“, erklärte Ryosuke, der vierte im Bunde der Anwesenden. Er war seit der Uni Shizurus Mitbewohner, weshalb sie sich meistens auch für ihre Besprechungen bei den beiden trafen, wenn sie nicht digital stattfanden.

„Der Ton ist aber hauptsächlich deine Aufgabe, Ryo“, klang Ioris Stimme aus dem Lautsprecher von Shizurus Tablet. Sie arbeitete im Verlag Yayoi und hatte sich für die Besprechung dazugeschaltet, weil sie länger arbeiten musste. „Wir können nur nochmal reinhören und dir sagen, was uns auffällt, aber ehrlich gesagt, träume ich schon davon und höre echt keine Fehler mehr raus…“

„Meinst du? Vielleicht bin ich da auch zu kritisch, aber irgendwie fühlt es sich nicht rund an“, entgegnete er.

„Hast du noch eine Idee, Tōru? Dir fällt doch sonst immer alles auf, was nicht passt“, fragte Shizuru ihn.

„Hmm…“ Tōru tippte auf seinem Tablet herum und startete das Video, das er schon auswendig kannte, erneut. „Wenn ich… hier noch einen Frame oder zwei mehr einfüge, sollte es wieder synchron sein. Ist wahrscheinlich weniger Arbeit, als wenn wir jetzt nochmal am Ton schneiden“, murmelte er konzentriert. „Wenn das Standbild hier ein bisschen länger zu sehen ist, sollte das kaum auffallen.“

„Darauf bin ich gar nicht gekommen“, sagte Ryosuke. „Passt das denn noch in deinen Zeitplan rein, Tōru?“

„Ja, mach dir darum keinen Kopf. Ich erledige das, wenn ich zuhause bin und schicke euch die neue Version“, antwortete er und füllte noch etwas Cider in sein Glas.

„Wenn das erledigt ist, braucht ihr mich noch? Hier ist gerade die Hölle los, die Deadline lässt mal wieder alle in Panik ausbrechen“, fragte Iori.

„Nein, ich glaube nicht. Danke für deinen Input, Iori“, sagte Shizuru. „Halt die Ohren steif, das Wochenende ist in Reichweite.“ Sie winkte ihr und beendete dann das Gespräch.

„Was bin ich froh, wenn das rum ist und wir vier Tage lang einfach nur Fragen beantworten und Sachen verkaufen können…“ stöhnte Sho und rieb sich die Stirn. „Habt ihr noch Bier da oder muss ich nochmal los?“

„Wir waren heute Mittag einkaufen, es ist genug Bier da“, antwortete Ryosuke, bevor er aufstand und zwei Sixpacks Bier aus dem Kühlschrank holte. „Bedient euch.“

Tōru nahm eine Dose und öffnete sie mit einer Hand, während er eine LINE-Benachrichtigung auf seinem Tablet antippte. Kou hatte ihm den Entwurf einer Doppelseite geschickt, die er in ein späteres Kapitel seines Mangas einfügen wollte und fragte ihn nach seiner Meinung.

Seine Protagonistin Kohaku saß auf einem vorragenden Stahlträger und schaute auf die unter ihr liegende Stadt, in der ein großer Teil der Geschichte spielte. Er runzelte die Stirn, öffnete das Bild im Bearbeitungsprogramm und markierte mit farbigen Linien einige Perspektivfehler, die ihm unterlaufen waren, während die anderen sich unterhielten. Dazu fehlte Kohaku ein Fuß, der hinter dem Träger herunterhängen sollte. Er speicherte es ab und schickte es ihm kurz darauf zurück.

 

Tōru [19:27]: Hast du getrunken oder warum amputierst du deiner Hauptfigur schon Gliedmaßen?

Kou [19:30]: Ach du je… ich habe ihren Fuß auf die falsche Ebene gemalt und diese dann gelöscht (*μ_μ)

 

Tōru lächelte bei der Vorstellung von Kous zerknirschtem Gesichtsausdruck, weil ihm dieser Fehler unterlaufen war.

„Das sieht ja krass aus… von wem ist das?“ fragte Shizuru neugierig, die ihm gegenübersaß.

„Einem Freund, den ich vor ein paar Monaten kennengelernt habe“, antwortete er und öffnete die nächste Dose, da er die erste schon leer hatte.

„Du hast noch andere Freunde außer uns?“ Sho prostete ihm zu.

„Ja, stell dir vor, sogar mehr als einen.“ Tōru tippte auf seinem Tablet herum und öffnete Kous pixiv-Account, den er für seine Illustratorenarbeit angelegt hatte. Es war zwar mittlerweile geplant, dass er sein Pseudonym aufgeben würde, aber das wäre erst zur Comiket der Fall und vorher hatte er Tōru um Stillschweigen gebeten, nur Iori wusste außer ihm noch davon, aber da es Verlagsinterna waren, würde sie es auch nicht ausplaudern. Er drehte das Gerät um und schob es den anderen über den Tisch zu.

„Yukimura? Du kennst… wow… jetzt bin ich neidisch, Tōru. Ich steh ja voll auf die Sachen, die er für Sakura Sushi in Ginza gemacht hat“, sagte Shizuru begeistert und klickte sich durch die Bilder. „Stellst du ihn uns vor?“

„Sicher... er hat mich vor ein paar Tagen gefragt, ob wir seine alten Drucksachen an unserem Stand ausstellen können, da er sie wegen eines Vertrags nicht selbst während der Comiket verkaufen kann“, antwortete er. „Wenn ihr nichts dagegen habt, natürlich. Er würde die Sachen zum Aufbau vorbeibringen und dann sehen wir ihn wahrscheinlich den ganzen Tag nicht mehr. Ich habe ihn aber auch zu meinem Geburtstag eingeladen, wenn er keine anderen Termine hat, will er mitkommen.“

„Oh, das wäre prima, wenn das klappt mit deinem Geburtstag. Das andere geht auch klar, wir haben noch Platz, für Yukimuras Sachen sowieso, das bringt uns nur Vorteile.“ Shizuru hielt mit dem Swipen inne, als eine erneute LINE-Benachrichtigung aufpoppte mit einem Bildanhang. „Er hat dir noch ein Bild geschickt, darf ich es öffnen?“

„Mach nur… er fragt selten nach Tipps und wenn, dann setzt er meine Vorschläge innerhalb von Minuten um, nachdem ich sie ihm geschickt habe“, antwortete Tōru gelassen.

In den vergangenen zwei Wochen, seit sie sich zufällig im Verlag getroffen hatten, hatten sie mehr Nachrichten ausgetauscht als zuvor. Kou war im Arbeitsmodus und sah in ihm jemanden, den er um ehrlichen Rat fragen konnte, was seine Zeichnungen betraf. In der Regel hatte Tōru kaum etwas zu kritisieren, es waren meist nur kleine Dinge, wie verschobene Perspektiven, wenn es in die weitere Tiefe ging, aber Kou setzte seine Kritik in seinem eigenen Stil um und verbesserte sich, statt sich auf seine Hilfestellung zu verlassen. Da er selbst bis über beide Ohren in Arbeit steckte, hatten sie seitdem keine Möglichkeit gefunden, sich noch einmal zu treffen und Tōru befürchtete schon, dass er ihm das Porträt vor dem neuen Jahr nicht mehr geben konnte.

„Wow… darf ich mir den Rest auch ansehen, den er dir geschickt hat? Ich bin neugierig“, fragte sie und Tōru seufzte, bevor er nickte.

Der Alkohol machte ihn etwas langsam im Kopf, es dauerte eine Weile, bis ihm einfiel, was Kou ihm noch geschickt hatte, während Shizuru sich die Mediathek des Chatverlaufs ansah. Bevor er sie aufhalten konnte, hatte sie das Foto geöffnet, das er ihm zwei Wochen zuvor aus dem Bad geschickt hatte, Tōru hatte es nicht gelöscht und es sich wahrscheinlich viel zu oft angesehen, als gut gewesen wäre.

„Ach du… heilige Scheiße…“ entfuhr es ihr, bevor sie die Hand auf den Mund legte, weil Ryosuke sie mit erhobener Augenbraue ansah. „Ist er das? Im Bad? Nackt? Und sowas schickt er dir?“

Tōru nahm das Tablet an sich und schaltete das Display aus. „Man sieht doch gar nichts…“ entgegnete er mit roten Ohren. „Da sind Fliesen und eine Spiegelung und… er wollte mir nur das Bad zeigen, das sein… keine Ahnung was die beiden für eine Beziehung führen… in seine Wohnung hat einbauen lassen.“

„Tōru… siebzig Prozent des Bilds nimmt er ein, als ob er dir nur das Bad zeigen wollte, verarsch mich nicht“, sagte Sho, der neben Shizuru saß. „Dann hätte er es auch anders fotografieren können, ohne sich selbst.“

„Ugh…“ Tōru ließ sich nach hinten fallen und legte sich das zugeklappte Tablet aufs Gesicht. „Darüber denke ich seit zwei Wochen nach… aber andererseits ist er einfach so unbedarft in manchen Dingen, dass ich eher glaube, dass er da gar nicht drüber nachgedacht hat. Er hat so gar keine Berührungsängste, wenn er jemandem vertraut und er riecht so gut… er ist so verdammt niedlich, ich bin schon froh, wenn ich in seiner Gegenwart überhaupt ein vernünftiges Wort sprechen kann, statt ihn einfach nur wie ein verliebter Trottel anzustarren…“

„Dich hats ja schwer erwischt…“ Ryosuke hatte das Kinn auf die Hand gestützt und schaute ihn amüsiert an. „Weiß er davon?“

„Himmel, nein… er sieht mich als Freund und er ist über beide Ohren in diesen… Multimilliardär verschossen, gegen den habe ich keine Chance“, antwortete er gequält. Er rollte sich auf die Seite und stupste mit den Fingern den Evolianhänger an seinem Rucksack an, der neben ihm stand. „Auch wenn ich nicht weiß, wie das langfristig funktionieren soll, schließlich ist er verheiratet und steht in der Öffentlichkeit…“

„Uff… das klingt wirklich aussichtslos… aber du solltest ehrlich zu ihm sein, wenn er dir so viel bedeutet“, sagte Shizuru. „Sonst geht das irgendwann nach hinten los.“

„Wenn es das einzige Geheimnis wäre, das ich vor ihm habe… ja, dann würde ich darüber nachdenken, aber er weiß nicht, dass ich abends und am Wochenende als Host in Ginza arbeite und das muss er auch nicht wissen“, erklärte Tōru, er fühlte sich elend.

„Dann tust du das eben, na und? Jeder muss sich irgendwie seine Miete und andere Annehmlichkeiten verdienen“, sagte Sho gelassen.

„Hm…“ Tōru lachte trocken. „Ja… sicher hätte er damit an sich gar kein Problem, er hat ja oft genug Geld bei uns gelassen, aber ob er es so cool findet, dass ich ihn eiskalt angelogen habe und ihm nicht gesagt habe, wer ich bin, nachdem wir dort miteinander gesprochen haben, bezweifle ich.“

„Also lügst du weiter? Um ihn nicht als Freund zu verlieren?“ Shizurus Stimme klang ernst. „Bist du völlig bescheuert? Das kann doch nur schief gehen…“

„Ich werde sicher nicht zu ihm gehen und es ihm einfach so erzählen… vielleicht ergibt es sich irgendwann, aber jetzt kann ich ihm das nicht antun, es ist der falsche Zeitpunkt, Shizu“, entgegnete er ärgerlich, nachdem er sich aufgesetzt hatte.

„Oder willst du warten, bis der andere genug von ihm hat und dann die starke Schulter sein, an der er sich ausheulen kann?“ fragte Ryosuke etwas besorgt.

„Naja... eventuell habe ich darüber nachgedacht...“ Tōru ordnete mit einer Hand seine Haare. „Ich weiß doch auch nicht, was das Richtige ist, Leute... So kompliziert war es noch nie, es lief immer irgendwie, dauerte dann aber nicht besonders lange, bis es nicht mehr lief...“

„Kaum muss unser Tōru mal für was arbeiten, in dem er kein Profi ist, versagt er auf ganzer Linie“, amüsierte sich Sho. „Dabei sollte man denken, dass gerade du Ahnung davon hast, jemanden aufzureißen.“

„Vielleicht tut dir das mal ganz gut, Tōru... du bist es so gewohnt, nur mit den Fingern zu schnippen, damit dir alle zu Füßen liegen, dass du Gefahr läufst, überheblich zu werden“, sagte Shizuru und tätschelte seinen Kopf. „Dabei bist du so ein lieber Kerl, wenn er nicht ganz dumm ist, wird er das auch irgendwann erkennen. Du musst durch das Drama, das du herbeirufst, aber allein durch, wir kratzen deine Überreste dann vom Boden auf.“

Tōru schluckte trocken beim Gedanken daran, was Kazuki mit ihm anstellen würde, käme er Kou zu nah. Im Lemon wurden genug Geschichten über die alles andere als friedvolle Vergangenheit des Inhabers erzählt, der sich nicht zu schade gewesen sein soll, sich selbst die Hände schmutzig zu machen, wenn es notwendig gewesen war. Tetsuo war nur die bedrohliche Fassade, Kazuki selbst machte ihm sehr viel mehr Angst, weil er ihn nicht einschätzen konnte. Ryosuke reichte ihm noch ein Bier, das er hastig zur Hälfte leerte, um sich von seinen düsteren Gedanken abzulenken. Die einzige Möglichkeit, dem Risiko, zu entgehen, irgendwo einbetoniert zu werden,  wäre gewesen, sich komplett von Kou fernzuhalten, aber das konnte Tōru auch nicht tun.

 

„Ich verabschiede mich für heute, muss morgen früh ins Büro“, sagte Sho, nachdem sie noch einige Dosen geleert hatten, und stand schwankend auf. „Soll ich dich mitnehmen, Tōru? Bevor du dich hier noch komplett abschießt und den beiden bis morgen auf die Nerven gehst“, fragte er.

„Du willst jetzt noch fahren?“ Er schaute zu ihm hoch.

„Im Taxi natürlich, du Trottel... als ob ich jetzt noch fahren würde.“ Sho rollte mit den Augen. „Na komm, bei dir vorbei ist ja kein Umweg.“

„Nagut...“ Tōru stand mühsam auf und räumte seine Sachen in seinen Rucksack. „Ich melde mich, wenn ich die Änderungen gemacht habe.“

„Tu das. Kommt gut nach Hause.“ Shizuru stand ebenfalls auf und brachte die beiden zur Tür.

Sie mussten nicht lange auf ein Taxi warten, das sie sich teilten. Tōru lehnte den Kopf an die Scheibe und schaute während der etwa zehnminütigen Fahrt nach draußen. Sho blieb ebenfalls still, er wusste, dass es keinen Sinn gehabt hätte, noch etwas dazu zu sagen, Tōru musste es selbst lösen. Das Taxi hielt vor dem Gebäude, in dem er wohnte und Tōru stieg aus.

„Bis demnächst, Sho, komm gut heim“, sagte er.

„Schlaf gut. Melde dich, wenn du Redebedarf hast“, antwortete er, bevor Tōru die Tür schloss und das Taxi weiterfuhr.

„Dabei kann mir keiner von euch helfen...“ seufzte er, dann ging er hinein und fuhr mit dem Aufzug in das Stockwerk, in dem sich seine Wohnung befand. Er streifte im Flur die Schuhe ab, warf die Jacke in eine Ecke und ließ sich angezogen aufs Bett fallen. Ihm fiel ein, dass er Kous letzte Nachricht noch nicht beantwortet hatte, da Shizuru die Bilder ansehen wollte, also zog er das Handy aus der Hosentasche und entsperrte es. Kou hatte noch weitere Nachrichten geschrieben, weil seine Korrektur zwar als gelesen markiert war, aber er nicht weiter reagiert hatte.

 

Kou [20:38]: Bist du beschäftigt? Eine Antwort wäre gut gewesen (¬_¬;)

Tōru [22:24]: Sorry, war beim Zirkeltreffen (⇀‸↼‶)

Tōru [22:24]: Shizuru hatte mein Tablet gekapert.

 

Tōru rechnete nicht mit einer Antwort, da schon fast zwei Stunden seit seiner letzten Nachricht vergangen waren, also stand er auf, zog Jeans und Hemd aus, und ging zur kleinen Bar, die er im Regal im Wohnbereich eingerichtet hatte. Er war nicht müde, also konnte er genauso gut weiter trinken, bis er schlafen konnte. Sein Vorrat war allerdings schon sehr zur Neige gegangen, er entschied sich für einen Wodka, der noch zu einem Drittel gefüllt war und setzte sich damit wieder aufs Bett, auf ein Glas verzichtete er. Er hatte die Flasche kaum an die Lippen gesetzt, als sein Handy piepte, Kous Name erschien auf dem Display neben seinem knuffigen Avatar.

 

Kou [22:36]: Wer ist Shizuru? Deine Freundin?

 

Tōru trank einen Schluck, bevor er das Handy in die Hand nahm und ihn mit klopfendem Herzen anrief. Es dauerte etwas, bis Kou annahm.

„Ja? Du hättest auch schreiben können...“ hörte er seine weiche Stimme. Im Hintergrund lief ein Fernseher mit Nachrichten, eine tiefe Männerstimme stellte eine Frage, die Kou leise beantwortete: „Ein Freund, geh ruhig schon ins Bett, Kazuki.“ Tōru hörte, wie eine Tür geschlossen wurde und Kou leise seufzte. „Inoue? Was ist? War das eine falsche Frage?“

„Nein... Shizuru ist nur eine Freundin, nicht meine Freundin, das kann sie gar nicht werden...“ Tōru lehnte sich an das Kopfteil des Bettes.

„Warum denn nicht...?“

„Du stellst blöde Fragen heute, Yukimura... ich steh nicht auf Frauen, absolut nicht, selbst wenn sie mich anspringen, regt sich nix bei mir“, antwortete er.

„Verstehe... bist du betrunken?“ Kou klang besorgt.

„Mhm... kannst du mir einen Gefallen tun...?“ fragte er leise.

„Bestimmt. Worum geht es denn? Brauchst du irgendwas?“

„Dich...“ flüsterte Tōru und dann etwas lauter: „Kannst du... mich beim Vornamen nennen ab jetzt? Ich... mag meinen Nachnamen nicht besonders und es klingt so förmlich und distanziert, wenn meine Freunde das tun...“

„Hmm... dann ist es aber nur fair, wenn du mich auch beim Vornamen nennst, aber sag bitte niemals Kousuke, Kou reicht völlig...“ bot er an.

„Okay... Kou... das klingt schön...“

„Tōru... wie dicht bist du?“ fragte Kou amüsiert.

Wie er die Silben betonte und das R leicht rollte, als er seinen Namen aussprach, ließ Tōru einen Schauer über den Rücken laufen. Es klang besser, als er es sich vorgestellt hatte.

„Hackedicht... Ich weiß, es ist echt voll... dumm... jemanden betrunken anzurufen, noch schlimmer als Nachrichten zu schreiben, aber... ich wollte deine Stimme hören, Kou... ich mag deine Stimme“, murmelte er.

„Du solltest schlafen gehen, Tōru... bevor du noch was Dummes sagst, das du bereust, falls du dich morgen noch daran erinnerst“, antwortete er leise.

„Was man sagt, wenn man... betrunken ist, zählt eh nicht...“ widersprach Tōru. „Du bist süß, wenn du so vernünftig bist, Kou...“

„Tōru, du bist ein Idiot, weißt du das?“ Kou seufzte resigniert.

„Mhm... er kann sich wirklich glücklich schätzen, dich für sich allein zu haben... ich bin froh, dass du mein Freund bist, Kou.“ Tōru hatte Mühe, die Augen offen zu halten, so schnell kroch die Müdigkeit in seinen Kopf.

„Geh schlafen... ich verzeihe dir, dass du ein betrunkener Idiot bist“, sagte er mit ruhiger Stimme. „Gute Nacht, Tōru.“

Kou legte auf und Tōru rutschte das Handy aus der Hand, die Flasche konnte er gerade noch so abstellen, bevor sie vom Bett kippte, dann fielen ihm die Augen zu.

Chapter Text

Der Umzug zurück in seine Wohnung lag fünf Tage zurück, es war Anfang Dezember und Kou war nach Asakusa gekommen, um noch etwas abzuholen, das er vergessen hatte. Spontan, da er immer noch die Schlüsselkarte besaß, um Kazukis Wohnung zu betreten, wann immer ihm danach war. Er hatte nicht erwartet, irgendjemanden am späten Freitagnachmittag dort anzutreffen, zumal Kazuki ihm gesagt hatte, er hätte geschäftlich in anderen Teilen der Stadt zu tun, und dann lief er schon am Eingang Shiro in die Arme. Einem mehr als angeheiterten Shiro, der Tetsuos Katze gefüttert hatte und deshalb im Gebäude unterwegs war. Mit einem breiten Grinsen hatte er Kou begrüßt und ihn dann ohne weitere Erklärung in ein Badehaus zwei Straßen weiter geschleppt, das für den Abend reserviert worden war. Höflich wie Kou war, hatte er keine Fragen gestellt und war dem jungen Yakuza gefolgt, der die Erklärung kurz darauf selbst lieferte. Es war Tetsuos achtunddreißigster Geburtstag und da Shiro am Tag zuvor ihn und Kazuki darüber reden gehört hatte, dass Kou wahrscheinlich keine Zeit haben würde, um dabei zu sein, hatte er die Gelegenheit beim Schopf gepackt und ihn eingesammelt, als er ihm über den Weg lief. Tetsuo und Kazuki waren mehr als überrascht über seine Ankunft, aber da Shiro sich so freute, Kou gefunden zu haben – durchaus dem Alkohol geschuldet, den er offensichtlich nicht vertrug – hatten sie nur lachend mit den Schultern gezuckt und ihn willkommen geheißen. Im Laufe des Abends hatte er herausgefunden, dass Tetsuo es vorzog, seinen Geburtstag mit den Mitgliedern der Gang zu feiern, die Kazuki gegründet hatte, diesmal eben im altertümlichen Badehaus mit Ryokan um die Ecke.

 

Er fühlte sich wie ein Hummer im Kochtopf. Und nackt, mehr noch, da die Männer um ihn herum alle auf die ein oder andere Art tätowiert waren und das einzige, das seine dunkle Haut zierte, waren die schwachen Seilabdrücke und Bissspuren, die Kazuki vor ein paar Tagen auf ihm hinterlassen hatte. Wenn er sich daran erinnerte, spürte er immer noch den Druck, den das Seil ausgeübt hatte, als er den Boden unter den Füßen verlor und mit seinem gesamten Gewicht in der schlichten und doch stabilen Fesselung hing, die Kazuki an dem massiven Haken in seinem Schlafzimmer befestigt hatte. Kou hatte darauf bestanden, es zu probieren, bevor er wieder in seine Wohnung ziehen sollte, die rechtzeitig fertig geworden war und sein Partner hatte ihm den Wunsch nur zu gern erfüllt.

Während der mehr als ausgiebigen Nachsorge im Anschluss, hatte Kazuki ihm zu allem Überfluss noch ein weiteres Geschenk gemacht, mit den Worten, dass er so nicht vergessen würde, wem er gehörte, wenn sie sich nicht mehr täglich sahen. Es war ein massiver Armreif aus flachem, vergoldetem Edelstahl, der mit einem Spezialschloss versehen war, zu dem nur Kazuki den Schlüssel hatte, den er ihm schließlich ums linke Handgelenk gelegt hatte. Nicht zu eng, aber eng genug, dass er ihn nicht einfach so abstreifen konnte, oval, damit er sich bequem um seinen Arm legte, ohne zu stören. Die Oberfläche war graviert mit demselben Muster, das auch das lederne Halsband zierte, das er ihm zuvor schon geschenkt hatte, einem filigranen Phönix, der sich auf dem knapp daumenbreiten Metall ausbreitete. Auf der Unterseite befanden sich drei Kanji: 公 für Kou und auf der anderen Seite des Schlosses 和希 für Kazuki.

 

Kou lehnte den Kopf an die Wand hinter sich, er saß auf dem breiten Rand des gefliesten Badebeckens, ein kleines Handtuch über seinem Schoß, und fragte sich immer noch, wo er da hineingeraten war. Er fühlte sich seltsam fehl am Platz, auch wenn alle freundlich waren und sich nicht über seine Anwesenheit wunderten. Seit Kazukis Ansprache wegen Yuutas Fehlverhalten schienen die Kobun ihn zu akzeptieren als jemanden, der irgendwie dazugehörte, obwohl er kein Teil des Clans war. Vielleicht lag es auch daran, dass er Yuuta im Dōjō so vorgeführt hatte, das hatte die Männer wohl beeindruckt.

„Deen Becher is‘ leer, Yukimura“, bemerkte Shiro in breitem Kansai-Dialekt, der links neben seinen Beinen im Wasser saß, eine Sakeflasche in der Hand.

„Hmm... passt ja auch nicht viel rein in so einen Becher.“ Kou hielt ihm den Becher entgegen, den er ihm wieder füllte. Er hatte nicht gezählt, wie oft bisher, aber er vertrug Sake im Gegensatz zu Shiro relativ gut, die Hitze im Raum machte ihm eher zu schaffen und das war etwas, das ihn ärgerte.

Kazuki hatte die Arme auf den Rand des Beckens gelegt, unterhielt sich mit Tetsuo und einem anderen Mann in ihrem Alter, der sich als Gorou vorgestellt hatte. Mit den Fingerspitzen strich er leicht über die Haut an Kous Oberschenkel, hielt den Körperkontakt aufrecht, damit er sich nicht gänzlich verloren vorkam. Die jüngeren Yakuza hatten sich im Raum verteilt, spielten Trinkspiele und amüsierten sich lautstark.

„Wie kommt es, dass du hier in Tokio lebst und nicht in Osaka, Shiro?“ Kou beugte sich vor und stellte seinen Becher in dem kleinen Wännchen ab, das im Wasser trieb.

„Hmm... Ick bin aus Nara wie der Boss, nich‘ Osaka.“ Der Schwarzhaarige legte den Kopf zurück und schaute ihn von unten an. „Meene Ollen hamm‘ sich verschuldet un‘ bevor’s Ärger gab, hamse mir zu meen Onkel nach Tokio jeschickt. Ärger gab’s, aba ick war außer Gefahr.“

„Verstehe...“ Kou war spontan froh um seine Sprachbegabung, sonst hätte er kaum ein Wort verstanden von dem, was Shiro gesagt hatte. „Deinem Onkel geht es aber gut?“

„Dit weeßt du besser als ick, Yukimura.“

„Ich? Wieso sollte ich...“ Er hielt inne und schaute zu Kazuki, der im selben Moment den Kopf drehte und ihn ansah.

„Ist was, Kou? Dein Gesicht ist ganz rot. Ist dir zu warm?“ Er lächelte ihn an.

„Es ist sehr warm, ja...“ Kou war sich nicht sicher, was er sagen sollte und er überlegte kurz. „Du bist Shiros Onkel?“

„Ugh... darüber machst du dir Gedanken?“ Er rieb sich die Nasenwurzel mit zwei Fingern, nachdem Kou genickt hatte. „Ich habe keine Geschwister, ich bin nicht sein Onkel im herkömmlichen Sinne, eher... im übertragenen. Seine Eltern sind entfernte Verwandte von mir und haben sich mit den falschen Leuten eingelassen. Shiro kenne ich seit seiner Geburt, vor elf Jahren haben sie ihn allein mit dem Zug hierher geschickt und seitdem gehört er zu uns.“

„Wie tragisch...“ Kou schaute kurz zu Shiro, der sich weggedreht hatte und sich fröhlich mit Ren unterhielt, der auf einem Hocker saß und sich ein Handtuch auf den stoppeligen Kopf gelegt hatte. „Was ist mit seinen Eltern passiert?“

„Nichts. Sie haben sich ins Ausland abgesetzt, bevor die Situation eskalieren konnte.“

„Und die Schulden? Ich kann mir kaum vorstellen, dass die sich einfach so in Luft aufgelöst haben...“

„Darum habe ich mich gekümmert, bevor es für Shiro zum Problem werden konnte. Mit ein Grund, weshalb sie nicht zurückkommen, denn dann müssten sie sich unweigerlich mit mir und ihm auseinandersetzen und dazu sind sie zu feige“, erklärte er ruhig. „Es ist besser so, für alle Beteiligten.“

Kou rieb sich mit der Hand über das feuchte Gesicht. „Warum bin ich eigentlich hier, Kazuki... ich wollte doch nur meine Mappe holen und dann weiterarbeiten, stattdessen sitze ich hier und betrinke mich mit einer Horde Yakuza, weil Shiro dachte, er würde euch damit eine Freude machen.“

„Du hättest jederzeit ablehnen können, das weißt du, oder?“

„Als ob... wie hätte das denn ausgesehen, wenn ich auf dem Absatz wieder kehrt gemacht hätte, sobald ich euch gesehen hatte?“ Er schaute ihn durch seine Finger hindurch an. „Vor allem in Unterhose.“

Kazuki antwortete nicht, er lächelte ihn an, amüsierte sich darüber, wie offen und direkt Kou war, wenn er getrunken hatte, wo er sonst in der Gegenwart anderer ruhig und zurückhaltend war.

„Du hättest mir sagen können, dass Tetsuo Geburtstag hat... dann wäre ich nicht mit leeren Händen gekommen.“  

„Wir hatten dich nicht eingeplant. Tetsu sieht das auch nicht so eng, mach dir keine Gedanken darüber, Kou.“ Kazuki stellte seinen Becher ebenfalls in die kleine Wanne, bevor er aufstand und sich streckte, die Haut gerötet vom heißen Wasser.

„Was sehe ich nicht so eng?“ Tetsuo hatte sein Gespräch mit Gorou beendet und wandte ihnen den Kopf zu.

„Ob dir jemand aus Höflichkeit ein Geburtstagsgeschenk mitbringt oder nicht. Du bist der erste, der sowas vergisst, also kannst du es auch keinem anderen vorwerfen.“ Kazuki bedachte ihn mit einem Grinsen, bevor er geschickt aus dem Wasser stieg. Kou versuchte, seinen Blick woanders hinzulenken, bevor der Anblick des nackten Körpers seines Partners ihn zu sehr beeinflusste.

„Aber ich liebe Geschenke, sag das doch nicht einfach so, Kazuki.“ Der blonde Yakuza hob sich auf den freien Platz neben Kou und lehnte sich zu ihm. „Dir nehme ich es nicht übel, du konntest es nicht wissen. Dass er mir allerdings nichts geschenkt hat, nehme ich ihm übel, und sowas will mein Kumicho und bester Freund sein.“

„Er hat dir nichts geschenkt?“ Kou schaute ihn überrascht an, dann wich er ein Stück zurück, als er fast mit der Nase an Tetsuos Wange stieß, kam allerdings nicht weit, da dieser einen Arm um seine Schultern gelegt hatte.

„Yo, Aniki, könn‘ wa schon rüber gehn? Die Jungs hamm‘ Hunger“, fragte Shiro, der sich ein Handtuch um die Hüften geschlungen hatte, nachdem er ebenfalls aus dem Wasser gestiegen war.

„Ihr kennt den Weg. Lasst uns aber was übrig“, antwortete Tetsuo großzügig.

Die jüngeren Männer sammelten die Flaschen ein und verließen schwatzend das Bad, schlagartig kehrte Ruhe ein.

„Gar nichts hat er mir geschenkt, dieser Geizkragen.“ Seine Finger fuhren die Kontur von Kous Schulter nach. „Dabei sollte man ja denken, er wäre etwas dankbarer, wo ich täglich mein Leben für ihn aufs Spiel setze, meinst du nicht auch, Yukimura...?“

Er sprach klar und deutlich, trotzdem merkte Kou, dass der Alkohol und die Hitze Tetsuo etwas zu Kopf gestiegen waren. Er bekam trotz der Wärme im Raum eine Gänsehaut, als er mit den Fingernägeln über die empfindliche Haut seines Nackens fuhr, die Lippen nah an seinem Ohr. Kou schaute zu Kazuki, der die beiden ansah, einen undefinierbaren Ausdruck im Gesicht.

„Sch... schon... was hättest du dir denn gewünscht, Tetsuo?“ Er hatte Mühe, seine Gedanken zu fokussieren.

„Etwas persönliches...“ Tetsuo lehnte den Kopf an Kous Schläfe und folgte seinem Blick. „Was würdest du sagen, wenn ich mir mein Geschenk einfach selbst aussuche, Kazuki? Oder lässt dein Ego das nicht zu?“

„Du weißt schon, was du da verlangst, Tetsu?“ Kazuki verschränkte die Arme und erwiderte seinen Blick ernst.

„Kazuki... wir kennen uns seit sechsundzwanzig Jahren, natürlich weiß ich das“, antwortete der Blonde amüsiert. „Also...?“

 

Er wurde einer Antwort enthoben, als ein Angestellter der Anlage hereinkam und sie höflich bat, sich den anderen anzuschließen, damit sie im Bad sauber machen konnten. Die drei verließen den Badebereich, um sich abzutrocknen und bequeme, dunkelblaue Yukata anzuziehen, die für sie bereit lagen.

„Du hast nach wie vor die Möglichkeit, nach Hause zu fahren, Kou.“ Kazuki legte von hinten die Arme um ihn, während Kou dabei war, seine Sachen aus dem offenen Spind in seine Tasche zu räumen, Tetsuo war schon vorgegangen.

„Ich weiß, aber ich bin nicht mehr nüchtern genug, um noch effizient arbeiten zu können. Zuhause würde ich also nur schlafen gehen und dich vermissen, welchen Sinn hätte das?“ Er schmiegte sich an ihn und lehnte den Kopf zurück, um ihn anzusehen. „Denkst du über eine Antwort auf Tetsuos Frage nach?“

„Es fällt mir schwer, was denkst du darüber?“ Er ließ ihn los und nahm ihm die Tasche ab, um sie sich über die Schulter zu hängen, bevor sie den Umkleidebereich verließen und über einen Flur in Richtung des angemieteten Aufenthaltsraums gingen.

„Dazu müsste ich wissen, worauf er hinauswollte...“

„Er würde dich als Geschenk wählen, das persönlichste, um das er mich bitten kann.“

Kou blieb stehen und schaute ihn an, er nagte an seiner Unterlippe, während er versuchte, seine Gedanken zu ordnen, zu verstehen, was er mit diesem Satz meinte.

„M... mich?“ Kou spürte seine Ohren heiß werden, noch mehr, als sie es sowieso schon waren, nachdem Tetsuo ihm kurz zuvor so nah gewesen war und seine Anspielungen gemacht hatte. Aus dem Raum vor ihnen drangen Stimmen und Gelächter.

Kazuki nickte, dann verzogen sich seine Mundwinkel zu einem fast schelmischen Lächeln über die sichtbare Reaktion des Jüngeren. „Für einen Abend oder eine Nacht, nicht mehr. Er würde dich nie anrühren, wenn ich es ihm nicht erlaube, aber wenn er mich auf seine Weise darum bittet, dich ihm auszuleihen... was würdest du denken, wenn ich ja sage?“

Kou öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ihm fielen keine Worte ein. Sein Kopf war leer und alles, woran er spontan denken konnte, war Tetsuos muskulöser Körper ganz für ihn allein. Er würde es nicht leugnen, dass er den blonden Yakuza attraktiv fand, wenn jemand ihn danach fragen würde. Er hatte oft genug daran gedacht, wie es wäre, Sex mit ihm zu haben, aber den Gedanken nicht weiterverfolgt, da er mit Kazuki mehr als ausgelastet und auch nicht sicher war, wie sein Partner dazu stand. Er zuckte zusammen, als die Tür zur Seite gezogen wurde und der Grund für ihr Gespräch sie mit fragend erhobener Augenbraue ansah, lässig an den Türrahmen gelehnt.

„Wenn ihr noch weiter hier rumsteht, haben die Jungs alles aufgegessen und ihr müsst hungrig schlafen gehen, Nachschub bestelle ich nicht. Bin ja nicht Krösus.“ Tetsuo ließ den Blick von Kazuki zu Kou wandern, dem die Erregung ins Gesicht geschrieben stand, er konnte sich denken, worüber sie gesprochen hatten.

„Wer von uns ist hier der Geizkragen, Tetsu? Ich zahle dir schließlich genug, dass du deinen Boss nicht hungern lassen musst“, erwiderte Kazuki grinsend. Er drückte seine Schulter und ging an ihm vorbei in den Raum, wo ihn die Kobun herzlich begrüßten.

Chapter Text

„Du bittest mich also, dir meinen Kou zum Geburtstag zu schenken?“ Kazukis Stimme erfüllte kühl den leeren Raum, obwohl er nicht besonders laut sprach. Sie befanden sich in einem Gästezimmer des Ryokan, das Tetsuo angemietet hatte, in das sie sich gegen Ende der Party zurückgezogen hatten. Er saß auf einem niedrigen Sessel, Kou auf seinem Schoß. Dieser hatte den Hinterkopf an seine Schulter gelehnt, sein dünner Yukata war unordentlich und entblößte seinen schweißbedeckten Oberkörper, die Haare fielen ihm offen über die schmalen Schultern, klebten an seiner Haut, ein Bein hatte er über die Armlehne gelegt, Kazukis rechte Hand ruhte auf seinem nackten Oberschenkel.

„Ja, bitte erfülle mir diesen Wunsch, Oyabun.“ Tetsuo kniete auf dem Tatamiboden vor ihnen, er war bis auf einen weißen Fundoshi nackt, unter dem dünnen Stoff zeichnete sich unübersehbar seine Erektion ab.

„Weshalb sollte ich das tun...? Ich teile mein Eigentum nicht, wie du weißt.“ Er strich mit der Hand an Kous Oberschenkel entlang und schob sie zwischen seine Beine, der derangierte Yukata verhüllte nichts mehr, Tetsuo konnte von seiner Position aus sehen, wie er zwei Finger in seinen spermaverschmierten Anus einführte, was Kou ein Stöhnen entlockte.

Tetsuo schluckte. „Ich... ich bin ebenfalls dein Eigentum, wäre es dann wirklich teilen? Ich bitte dich nie um etwas... mein Leben gehört dir, Oyabun.“

„Ich soll also das, was mir gehört, miteinander spielen lassen? Ist es das, was du willst, Tetsu?“

Der Blonde nickte zur Antwort, die asphaltgrauen Augen auf die Szene vor sich gerichtet.

Kazuki löste den Knoten des Gürtels, der den Stoff um Kous Bauch zusammenhielt und warf ihn auf den Boden neben sich. Mit der linken Hand hob er Kous linkes Bein über die andere Armlehne, bevor er sie fest auf den Ansatz seines Oberschenkels legte, dicht neben seinen harten Penis.

„Komm her, Tetsu, sei ein braver Wachhund.“

Er griff mit der Linken in Tetsuos seitlich gescheitelte, platinblonde Haare, nachdem er sich bis auf wenige Zentimeter genähert hatte und bog seinen Kopf zurück. Die Finger der rechten zog er aus Kou heraus und fuhr damit über die Lippen des blonden Yakuza, verteilte das Sperma darauf, das er zuvor in seinem Partner hinterlassen hatte, während er ihn hatte zusehen lassen. Tetsuo öffnete den Mund, lutschte gierig an seinen Fingern, bis er sie wieder zurückzog.

„Bevor ich euch miteinander spielen lasse, solltest du ihn sauber machen... und dir überlegen, was du von ihm haben willst. Seinen Arsch oder seinen Schwanz und ihn dann darum bitten, vielleicht erlaubt er dir auch beides.“

Kazuki hob Kou ein Stück hoch, damit Tetsuo besser an ihn herankam, der sofort damit begann, das restliche Sperma aus ihm herauszulecken. Kou schlang einen Arm nach hinten um Kazukis Nacken, die freie Hand legte er auf Tetsuos Kopf, der mit seiner Zunge tief in ihn eindrang und mit ihr dann eine heiße Spur über seine Hoden hinauf zur tropfenden Spitze seines Penis malte. Er erkundete ihn damit ausgiebig, küsste ihn sanft, um im nächsten Moment an ihm zu knabbern und wieder von ihm abzulassen. Er richtete sich ein Stück auf und beseitigte die Spuren, die Kou selbst zuvor auf seinem Bauch hinterlassen hatte, entfernte jeden Tropfen, um sich dann wieder seiner zuckenden Erektion zuzuwenden.

„Ohh... verdammt... Tetsuo...“ Kous Brust hob und senkte sich sichtbar, er keuchte auf, als sein Penis zu einem Großteil im Mund des anderen verschwand. Er drehte den Kopf, um über Kazukis Lippen zu lecken, ihn gierig zu küssen, während Tetsuo ihm einen blies, dass sein Verstand sich fast gänzlich verabschiedete. Sterne tanzten vor seinen Augen, als er ihn mit dem gezielten Einsatz seiner Zunge über die Schwelle stieß und er stöhnend in seinem Mund kam, die Geräusche gedämpft durch den leidenschaftlichen Kuss, in dem Kazuki ihn hielt.

Tetsuo lehnte den Kopf an Kous Oberschenkel und schaute sie von unten an, fasziniert davon, wie schnell Kou wieder hart wurde, nur durch die Situation. Seine eigene Erektion zuckte unter dem Stoff, der sie bedeckte.

„Du hast jetzt beides probiert, Tetsu...“ Kazuki strich ihm über den Kopf. „Wofür entscheidest du dich?“

Tetsuo fuhr mit den Fingerspitzen über Kous Penis, der schlank, lang und unwahrscheinlich schön vor seinem Gesicht lag. Er war etwas dunkler als die braune, glatt rasierte Haut rundherum, ein kleiner Tropfen perlte von der Spitze. Er schluckte, leckte sich über die schmalen Lippen, bevor er sich dazu durchrang, auf die Frage zu antworten.

„Ich will ihn... in mir. Sein Arsch gehört dir, Kazuki, überlass mir heute seinen Schwanz... bitte.“

„Das musst du ihn selbst fragen.“

„Yu...“ Er unterbrach sich, schaute zu ihm hoch. „Kou... bitte fick mich... ich will dich spüren.“

„Uhm... du weißt schon... dass ich das normalerweise nicht tue...?“ Kou nagte an seiner Unterlippe, dann schaute er Kazuki an, unsicher.

„Es ist deine Entscheidung. Ich würde nichts sagen, wenn du ihn lieber in dir haben willst, aber... sieh ihn dir an, wie er bettelt... vielleicht sollte der Schoßhund dem Wachhund zeigen, wie die Rangfolge aussieht.“ Er knabberte an Kous Ohr, umfasste dann seine Erektion. „Ich schließe es auch nicht aus, dass ich mich beteilige, wie gefällt dir die Vorstellung zwischen uns zu sein, Kou...?“

„Hnn... das ist unfair... meinetwegen...“ Kou setzte sich etwas auf, wobei er gegen Tetsuos Gesicht stieß. „Aber nicht auf dem Fußboden.“

 

Er stand auf, ließ den Yukata von seinen Armen gleiten, ging durch den Raum und zog die zwei Futons über den Boden, um sie dann in Kazukis Nähe dicht nebeneinander wieder auszubreiten. Decken und Kissen stapelte er daneben, bevor er zurück zu Tetsuo ging, der immer noch auf dem Boden kniete und ihn aufmerksam beobachtete. Er legte die Hand auf seinen Kopf, strich kurz darüber und grub dann die Finger in seine Haare, bog seinen Kopf leicht nach hinten, um ihn anzusehen.

„Du willst also... dass ich dich ficke...? Ständig tust du so cool und jetzt schau dich an, du kannst es ja kaum erwarten, Tetsuo“, sagte er leise, das Gesicht dicht an seinem, so dass er seinen Atmen auf seinen Lippen spürte. Mit dem Fuß drückte er leicht gegen Tetsuos Erektion unter dem Stoff des Fundoshi, was ihm ein heiseres Stöhnen entlockte. „Hat es dir so gefallen, zuzusehen, wie unser Herr mich gefickt hat? Während du untätig dabei sitzen musstest und dich nicht mal anfassen durftest?“

„Ah... ja... ich schaue gerne zu...“ Tetsuo rutschte auf Knien hinter Kou her, der ihn, die Hand immer noch in seinen Haaren, zu den dünnen Matratzen führte.

Kou ließ sich vor ihm auf die Knie fallen und legte die Hände auf seine Wangen, seinen Oberschenkel drückte er zwischen die Beine des Älteren. „So hart... du musst es ja kaum noch aushalten... aber ein bisschen musst du noch warten.“

Er küsste ihn zärtlich, dann fordernder, er schmeckte nach Zigaretten und Sake mit einem Hauch Minze, dabei ließ er seine Hände über seinen Hals und seine Schultern nach unten gleiten, strich mit den Fingernägeln über seine breite Brust. Er berührte das Piercing in seiner rechten Brustwarze, fuhr mit dem Finger um es herum, um schließlich leicht daran zu ziehen. Tetsuo stöhnte gegen seine Lippen, dann ließ er sich nach hinten fallen, wobei er Kou mit sich zog, der sich mit einer Hand neben seinem Kopf abstützen musste, um nicht auf ihm zu landen. Die Hände des Blonden erkundeten seinen Oberkörper, eine Hand kraulte schließlich seinen empfindlichen Nacken, während er an seiner Unterlippe knabberte. Kou wand sich aus seinem Griff, um seine Lippen und seine Zunge über sein kantiges Kinn und den Hals nach unten gleiten zu lassen. Er lächelte zufrieden, als Tetsuo davon eine leichte Gänsehaut bekam, seine Berührungen waren federleicht, während er mit der linken Hand fest mit dem Piercing spielte. Er löste die Finger mit seinem Mund ab, leckte über die geschwollene Spitze und zog mit den Zähnen an dem kleinen Ring, zeitgleich ließ er die Fingernägel über die Haut seiner linken Brust gleiten, hinterließ kleine Kratzer auf dem mürrischen Gesicht der roten, tätowierten Daruma-Figur. Tetsuo umfasste Kous Arme, schob ihn ungeduldig weiter nach unten, doch er ließ sich Zeit auf dem Weg zu seinem Ziel. Kou war froh darum, dass er schon zweimal gekommen war, so war sein Drang nicht ganz so stark wie sonst und er konnte sich darauf konzentrieren, seinen Teil des Geschenks zu erfüllen.

Er rutschte ein Stück zurück, um zwischen seinen Beinen mehr Platz zu haben, dann legte er die Hand auf die Wölbung unter dem weißen Stoff, was ihn dazu brachte, sich ihm entgegenzudrängen. Tetsuo griff an seine Hüfte und zog an dem umeinandergewickelten Stoff, um die Fixierung zu lösen, Kou half ihm dabei und zog ihn schließlich ganz aus. Sein Blick heftete sich auf seinen prallen, geäderten Penis, der nun auf seinem Bauch lag und leicht zuckte. Auf der Unterseite erhoben sich direkt unterhalb der Eichel zwei etwa fünf Millimeter dicke Kugeln eines Piercings, der Abstand dazwischen so groß, dass zwei schmale Finger dazwischen passten. Er legte die Hand um den harten Schaft, bog ihn in eine aufrechte Position und befühlte ihn neugierig. Auf der Oberseite befanden sich zwei symmetrisch angeordnete Dydoe-Piercings und Kou hasste sich für einen Moment, dass er nicht darauf bestanden hatte, seine Rolle als Bottom zu erfüllen. Er strich mit den Fingern darüber, beobachtete Tetsuos Reaktion, der eine Hand auf seinen Mund gelegt hatte, die andere in dem Laken unter sich verkrampft. Kou senkte den Kopf, leckte zärtlich über die empfindliche Haut und umschloss sie dann mit den Lippen, darauf bedacht, nicht mit den Zähnen an das Metall zu stoßen. Es brauchte nicht viel, bis der platinblonde Yakuza unter ihm stöhnend den Rücken durchdrückte und kam, sein heißes Sperma schoss in seinen Mund und ihm blieb nichts anderes übrig, als es zu schlucken.

„Geht es dir jetzt besser, Tetsuo...?“ fragte er, nachdem sein Hals wieder frei war.

„Hnn... etwas... lass mich nicht zu lange warten, bitte...“ Tetsuos Gesicht war gerötet, er fühlte sich ungewohnt verletzlich wie Kou so zwischen seinen Beinen kniete und ihn neugierig mit seinen bernsteinfarbenen Augen betrachtete.

„Meister, wo hast du... danke...“

Kazuki reichte ihm ein handliches Fläschchen Gleitgel, das sie zuvor schon benutzt hatten. Kou verteilte etwas davon auf seinen Fingern, mit denen er dann zielstrebig begann, Tetsuo vorzubereiten und zu weiten, er fühlte sich so viel anders an als er selbst. Er ließ sich Zeit, beugte sich über ihn und küsste seine muskulöse Brust, um ihm dabei zu helfen, sich weiter zu entspannen, während er nach und nach weitere Finger hinzufügte, bis er bei drei angekommen war und diese leicht spreizen konnte. Tetsuo drängte sich seinen Fingern entgegen, er stöhne leise, etwas lauter, als er über seine Prostata rieb.

„Kou... bitte... du quälst mich... fick mich endlich“, verlangte er ungeduldig.

„Hmm... wie willst du es denn? Willst du so liegen bleiben... oder auf alle viere, wie der Hund, der du bist, Tetsuo?“ Kou zog die Finger aus ihm heraus und verteilte etwas der glitschigen Flüssigkeit auf seiner Erektion, während er auf eine Antwort wartete.

„So wie jetzt... ich schaue lieber dich an als den Fußboden.“ Tetsuo legte einen Unterschenkel hinter Kous Beine und drückte ihn so an sich.

„Das ist ein valides Argument...“ Er strich sich die Haare hinter die Ohren und schenkte ihm ein Lächeln, dann drang er langsam in ihn ein, Zentimeter um Zentimeter. Er erinnerte sich nicht daran, wann er zuletzt in so einer Position war, weshalb er Mühe hatte, nicht überwältigt zu sein vom Gefühl der ihn umschließenden Muskulatur. „Oh verdammt... du bist so heiß, Tetsuo...“ Er hielt inne, nachdem er komplett in ihm drin war und atmete tief durch, um sich zu sammeln. „Geht’s?“

Tetsuo nickte, er erwiderte seinen Blick unter halb geschlossenen Lidern, bevor er sich etwas an ihn drückte. Kou stützte sich links und rechts neben ihm ab und begann damit, langsam in ihn zu stoßen, bis sie ihren Rhythmus gefunden hatten, dann richtete er sich wieder etwas auf und umfasste mit einer Hand den gepiercten Penis vor ihm. Er erhöhte nach und nach das Tempo seiner Stöße, passte seine Handbewegungen daran an und beobachtete, wie der sonst so beherrschte platinblonde Mann unter ihm die Kontrolle über seine Mimik verlor.

„Kou... so gut...“ Er wand sich unter ihm, spannte die Muskeln in seinem Bauch und seinem Unterleib an und kam schließlich mit einem gedämpften Stöhnen, da er seinen Unterarm auf seinen Mund gedrückt hatte, sonst wäre er wahrscheinlich noch zwei Zimmer weiter gehört worden.

Kou wischte etwas Sperma von seinem Bauch, dann lutschte er es von seinen Fingern, ohne in der Bewegung seiner Hüften innezuhalten, er wurde nur etwas langsamer, um es für sich selbst noch etwas hinauszuzögern.

„Hnn... du bist so niedlich und doch... absolut verdorben, Kou...“ sagte Tetsuo grinsend. Er drehte den Kopf, um zu Kazuki zu schauen, der nach wie vor auf dem Sessel saß und sie beobachtete, allerdings hatte er sich ebenfalls von dem Yukata getrennt und eine Hand um seinen großen, harten Penis gelegt. Das Kinn stützte er auf einer Hand ab, ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen.

„Willst du... da wirklich nur sitzen und zusehen...? Du könntest mehr haben, Kazuki.“ Er richtete sich halb auf, legte die Arme um Kou und zog ihn an sich für einen heißen Kuss. Kou biss ihn in die Unterlippe und drückte ihn wieder in das Laken. Er kratzte mit den Zähnen über seinen Hals, während er tief in ihn hineinstieß, bei jedem Stoß leise stöhnend.

„Gut machst du das, Kou... zeig ihm, dass er ganz dir gehört.“ Kazuki verließ seinen Platz, stellte sich neben ihn und strich ihm über den Kopf, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte.

„Ahh... Tetsuos Arsch ist so heiß, Meister... willst du wirklich nur zusehen...?“ Kou schmiegte sich an seine Hand, dann fuhr er mit der Zunge über seine vor ihm aufragende Erektion. „Ich will mehr... gibst du mir mehr? War ich ein braver Schoßhund?“

„Sehr brav... du hast dir eine Belohnung verdient“, entgegnete er. „Halt still.“

Kou hielt sofort in der Bewegung inne, was Tetsuo ein ungeduldiges Grunzen entlockte. Kazuki ließ sich hinter ihm nieder, strich seine Haare aus dem Nacken und biss ihn leicht in die vor Anstrengung gerötete Haut. Er hörte das leise Klicken des Verschluss der Flasche mit dem Gleitgel, kurz darauf spürte er den heißen, nun glitschigen Penis seines Partners in ihn eindringen. Die doppelte Sensation ließ ihn hörbar keuchen, er legte den Kopf in den Nacken, bis er Kazukis Wange an seiner eigenen spürte. Dieser schlang die Arme um seinen Oberkörper und drang mit einem festen Stoß komplett in ihn ein, was ihn selbst tiefer in Tetsuo trieb. Kou kippte vornüber, konnte sich gerade so neben Tetsuos Brust abstützen, während Kazuki mit schnellen, festen Stößen einen neuen Rhythmus vorgab. Der platinblonde Yakuza legte eine Hand auf Kous Schulter, um ihn zu stützen, die andere Hand nutzte er wieder, um sein eigenes Stöhnen zu dämpfen, das seiner Kehle entsprang. Kou hatte es aufgegeben, seine Stimme zu kontrollieren, Kazukis Beteiligung raubte ihm den Verstand, er hatte wieder die volle Kontrolle übernommen und fickte sie – mit Kou als Bindeglied – beide, bis sie sich haltsuchend aneinanderklammerten.

 

Heißes Sperma lief über seine Hoden, als Kazuki sich schließlich schwer atmend aus ihm zurückzog und es Kou ermöglichte, seinerseits seine Verbindung zu Tetsuo zu lösen, der einen Arm um ihn geschlungen und ihn an seine breite Brust gedrückt hatte. Sein Partner tätschelte seinen Po, was Kou leise wimmern ließ.

„Ich bleibe einfach liegen... okay?“ murmelte er gegen die feuchte Haut des Mannes unter ihm.

„Guter Plan... ich glaube auch nicht, dass ich jetzt irgendwohin könnte...“ entgegnete Tetsuo trocken. „Tut mir leid, Kazuki... du musst dich erstmal selbst beschützen.“

„Ihr solltet euch wenigstens waschen, bevor ihr euch erkältet.“ Kazuki stand auf und wischte Sperma und Gleitgel von seinem Penis.

„Das nehme ich in Kauf... du klebst, Tetsuo...“ Kou rutschte etwas umher und löste seinen Bauch mit einem feuchten Schmatzen von Tetsuos spermaverschmierter Haut.

„Ugh... vielleicht sollten wir uns doch waschen gehen...“

Kou richtete sich mühsam auf und setzte sich auf seine Fersen, bevor er schwankend aufstand. Seine Beine fühlten sich an wie Pudding, er reichte seine Hand trotzdem Tetsuo und half ihm so auf die Füße. Kazuki drückte ihnen die Yukata in die Hand, damit sie nicht noch nackt über den Flur zum Bad gingen, das hätte er ihnen in dieser Situation durchaus zugetraut, dann wartete er auf ihre Rückkehr, mehr als zufrieden über den Ausgang des Abends.

Zurück im Zimmer, schob Tetsuo die Futons auseinander und setzte sich auf seine Decke. Kou streckte sich auf dem anderen aus, auf dem Kazuki es sich schon bequem gemacht hatte, und schlief fast sofort ein.

„Danke für das Geschenk“, sagte er Blonde leise, ein leichtes Lächeln auf den Lippen.

„Wer wäre ich, dir gar nichts zu deinem Geburtstag zu schenken?“ Kazuki erwiderte sein Lächeln, er spielte mit einer von Kous Haarsträhnen.

„Was... wäre es denn gewesen, wenn er nicht zufällig aufgekreuzt wäre?“

„Nichts, das besser gewesen wäre oder hättest du lieber einen weiteren Bonsai für deine Sammlung?“

„Den kann ich mir selbst kaufen. Gute Nacht.“ Tetsuo ließ sich auf den Rücken fallen, legte einen Arm unter seinem Kopf und schloss die Augen.

Chapter Text

„Hier ist der Zeitplan für die Comiket. Es läuft so ab, dass wir zwar jetzt schon kleine Teaser geschaltet haben, aber am Freitag geben wir eine Pressekonferenz, während der wir die wichtigsten Pläne für nächstes Jahr vorstellen. Das Management hätte Sie drei gerne dabei, denn es ist bisher noch nie vorgekommen, dass wir einen Wettbewerb hatten, der so knapp ausgegangen ist. Andererseits ist es der perfekte Start für das Newcomer-Label.“ Miho tippte sich mit dem hinteren Ende ihres Kugelschreibers gegen das Kinn. „Natürlich nur, wenn Sie sich dazu bereiterklären, daran teilzunehmen, gezwungen wird niemand, es kann jedoch sein, dass trotz Absprachen die Pressefutzis persönlichere Fragen stellen. Die müssen Sie nicht beantworten, wenn Sie nicht wollen.“

Sie schaute die drei mit ihr am Besprechungstisch sitzenden Personen an. Kou hatte sich auf seinem Tablet einige Notizen gemacht, neben ihm saßen Yoshino und Tsubaki, die beiden anderen Gewinnerinnen des Wettbewerbs. Es war der Montag vor der Comiket und sie trafen sich, um die letzten Dinge zu besprechen.

„Ich weiß nicht...“ murmelte Yoshino leise. Sie knetete nervös den Saum ihres fliederfarbenen Pullovers, die hellbraunen Haare mit dem dunklen Ansatz hatte sie zu einem losen Dutt auf dem Kopf gebunden. „Ich war bisher eigentlich ganz zufrieden damit, nicht so präsent zu sein... ich bin gerne während der Comiket am Stand, aber eine Pressekonferenz kann ich mir gerade nicht vorstellen, sorry.“

„Gibt es eine Auswahl an möglichen Fragen, die gestellt werden könnten, damit man sich vorbereiten kann?“ Tsubaki hatte das Kinn auf die Hand gestützt und schaute die anderen von der Seite an, sie trug eine schwarze Kapuzenjacke über einem bunt bedruckten T-Shirt, dazu eine wie Öl glänzende Leggings und Plateausneaker. Die schwarzen Haare waren kinnlang mit einem fransigen Pony.

„Sicher. In der Regel werden belanglose Standardfragen gestellt, zu Ihrer Motivation, der Familie, Vorlieben. Die Leute stehen drauf, persönliche Dinge zu erfahren, auch wenn Sie die vielleicht schon irgendwo anders mal gepostet haben.“ Miho notierte sich etwas. „Es wird Sie keiner fressen, wenn unangenehme Fragen gestellt werden, bin auch ich noch da, um die Situation zu retten. Sehen Sie es als Chance, den Fans etwas zurückzugeben, was sie sonst nicht so bekommen, vor allem denen, die nicht vorbeikommen können.“

„Wir sollen also ein bisschen über uns erzählen, um etwas mehr Transparenz zu schaffen?“ hakte Kou nach. „Damit wir nicht nur Namen auf einem Cover sind, sondern als Personen eng mit unseren Geschichten verbunden?“

„So kann man es auch ausdrücken, ja. Da wir dabei auch Ihren Namenswechsel ankündigen werden, Yukimura-sensei, wäre es von Vorteil, wenn zumindest Sie teilnehmen. Sofern das kein allzu großes Problem darstellt.“ Sie sah ihn direkt an.

Kou seufzte leise. „Ich komme wohl nicht drumherum, aber ich will die Aufmerksamkeit mehr als nötig auf mich ziehen. Yoshino-sensei und Tsubaki-sensei sind genauso wichtig wie ich, deshalb wäre es gut, wenn die ganze Sache mit meinem alten Pseudonym nicht zu sehr aufgeblasen wird. Es ist schon schlimm genug, dass ich meine Accounts irgendwie zusammenführen muss, ohne dabei allzu großen Schaden anzurichten.“ Er verschränkte die Hände vor sich, der goldene Armreif an seinem linken Handgelenk verursachte ein leises Klacken auf dem Holz des Tischs. Seinen dunkelgrünen Cardigan hatte er ausgezogen, da es warm im Raum war und er vorher schon durch das halbe Gebäude laufen musste, um etwas mit Kaoru zu besprechen, darunter trug er ein hellgraues, schmal geschnittenes Langarmshirt, dessen Ärmel er ein Stück hochgeschoben hatte und eine bequeme, schwarze Hose.

„Ich habe ein Auge darauf, dass es im Rahmen bleibt. Das wird auch nicht lange gehen, maximal eine halbe Stunde. Im Anschluss findet unsere jährliche Jahresabschlussparty in dem Hotel statt, in dem wir für alle Zimmer gemietet haben, damit niemand während des Wochenendes lange pendeln muss. Zum Aufbau brauchen wir Sie nicht, es reicht, wenn sie am Samstag irgendwann im Laufe des Vormittags eintrudeln, ebenso an den anderen Tagen.“ Miho schob den dreien je einen Zettel zu. „Ich habe hier Plan mit Zeiten, an denen es gut wäre, wenn Sie vor Ort sind, Sie können das natürlich auch noch ausweiten, wenn Ihnen danach ist. Als Newcomer ist Präsenz alles, aber weitere Verpflichtungen gibt es diesmal nicht, Sie können den Rest der Zeit frei einteilen, arbeiten, Freunde aufsuchen oder was auch immer...“

„Müssen wir bei der Party anwesend sein?“ fragte Tsubaki. „Ich arbeite lieber, als mich aus reiner Höflichkeit mit anderen zu betrinken.“

„Es wäre schön, wenn sie zumindest kurz mal Hallo sagen, aber dann können Sie auch gehen, das würde jeder verstehen“, antwortete die Editorin verständnisvoll, woraufhin Tsubaki zustimmend nickte. „Das wäre soweit alles. Die Infos wegen der Unterkunft schicke ich Ihnen noch per Mail. Haben Sie sonst noch Fragen?“

Die drei Mangaka verneinten, dann verabschiedeten sie sich von ihr und fuhren zusammen mit dem Aufzug in die Lobby.

 

„Yukimura, uhm... warum hast du dich dazu entschieden, dein Pseudonym aufzugeben?“ Yoshino sprach leise, während sie zu ihm hochsah. Sie reichte ihm gerade so bis zur Brust, da er Boots mit dicken Sohlen trug, die ihn nochmal größer machten.

„Es hätte mehr Stress bedeutet, daran festzuhalten, vor allem bei Events wie der Comiket. Es ist mir in den letzten Wochen aufgefallen, wie umständlich es doch ist, zwei unterschiedliche Accounts zu führen, einen für die Illustrationen und den anderen für den Manga.“ Er schob die Hände in die tiefen Taschen seines Wintermantels. „Ich bin seit zwei Wochen damit beschäftigt, alles umzustellen, Hanas Content auf meinen Illustratoren-Account zu verschieben, die Website umzugestalten und nebenher noch meine Aufträge zu erfüllen. Es ist mir mehr als einmal passiert, dass ich etwas auf dem falschen Account gepostet habe, private Dinge auf dem von Hana, die meine Tarnung fast hätten auffliegen lassen und umgekehrt. Meistens ist es mir aufgefallen, bevor es jemand sehen konnte, aber es kostet Nerven und Zeit, jedes Mal daran zu denken.“

„Oh... ja, daran habe ich gar nicht gedacht. Wie willst du das deinen Followern erklären, vor allem denen von Satou-sensei, die ja bisher immer dachten, du seist weiblich?“ hakte sie nach.

„Offen und ehrlich, viel mehr bleibt mir nicht übrig. Ich habe einen Text vorbereitet, der meine Beweggründe erklärt, weshalb ich überhaupt damit angefangen habe, es ist mir aber bewusst, dass ich einige damit enttäuschen werde“, antwortete er zerknirscht.

„Ach naja... du musst sie nur wieder neu von dir überzeugen, schließlich folgen sie dir wegen deiner Arbeit und nicht weil sie denken, dass du ein süßes Mädel bist wie deine Schwägerin“, warf Tsubaki ein. „Auch wenn es mich überrascht hat, als Hamasaki uns letzte Woche einander vorgestellt hat. Ich hab mich schon auf eine Mädelsrunde am Wochenende gefreut und was kriege ich? Irgend so einen Fine Boy’s Coverboy!“ Sie gestikulierte in Kous Richtung.

„Du hast mich noch nicht beim Arbeiten gesehen, dann würdest du dir das Argument nochmal überlegen, Tsubaki.“ Kou musste trotzdem lächeln über ihren Ausbruch.

„Pff... das musst du mir erst beweisen, vorher glaube ich dir einfach nicht.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

„Tsubaki... sei doch nicht so unhöflich.“ Yoshino zupfte an ihrem Ärmel.

„Schon in Ordnung, ich habe Erfahrung mit Menschen wie ihr. Du willst einen Beweis?“ Er zog sein Handy aus der Tasche, öffnete die Bildergalerie und suchte nach einem Selfie, das er in den letzten Wochen gemacht hatte, nachdem er seine Wohnung wieder eingerichtet und alles aufgebaut hatte. „Hier. Ich glaube, da hatte ich mich drei Tage in der Wohnung eingeschlossen um das abzuarbeiten, was liegengeblieben war, weil ich nach der Sanierung erst wieder alles einräumen musste.“ Auf dem Foto hatte trug er ein ausgeblichenes T-Shirt, eine seiner weiten Jogginghosen und einen alten übergroßen, orangen Naruto-Hoodie mit Fuchsohren an der Kapuze. Die Haare hatte er zu einem losen Zopf gebunden, der ihm über die Schulter fiel, auf der Brille waren fettige Fingerabdrücke.

„Oh... ja... okay... das ist wirklich schlimm, Yukimura. Also, dass du nicht mal Augenringe hast, wie machst du das?“ Tsubaki gab ihm das Handy zurück.

„Uhm... da habe ich noch nie drauf geachtet...“

Mit eine Pling öffneten sich die Aufzugtüren erneut und die drei machten einen Schritt zur Seite, um Platz zu machen, da sie in der Nähe stehengeblieben waren.

„Ah, er ist ja doch noch da.“ Tanemura Iori, die jüngere Editorin aus Mihos Büro, lächelte freundlich, als sie aus dem Aufzug trat. Sie trug ein wollweißes Strickkleid und braune Stiefel, die dunklen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Neben ihr stand Tōru, der den drei Mangaka kurz zunickte, bevor sein Blick auf Kou hängen blieb.

„Tanemura-san, ich habe dich vorhin gar nicht im Büro gesehen“, sagte Kou, nachdem sie vor ihnen stehengeblieben war.

„Ich war in einer Besprechung, dann ist mir Tōru über den Weg gelaufen und wir haben noch etwas für den Zirkel geklärt“, antwortete sie.

„Hallo Tōru“, begrüßte er seinen Freund, der ungewohnt schweigsam war. „Schön, dich zu sehen.“ Er freute sich wirklich, sie hatten zwar Nachrichten ausgetauscht und miteinander telefoniert, aber zuletzt hatten sie sich Anfang November gesehen, es kam Kou vor wie eine Ewigkeit.

„Hallooo? Erde an Tōru?“ Iori stieß ihm den Ellbogen in die Rippen. „Du wolltest ihm doch sowieso was mitteilen, das ist die Gelegenheit.“

„Hä? Was meinst du, Iori?“ Tōru schaute sie an, als hätte sie ihn bei irgendetwas ertappt.

„Comiket? Unser Stand? Schon vergessen? Entschuldige das Verhalten dieses Trottels, Yukimura, er steht heute irgendwie neben sich.“

„Also... wir gehen dann mal, bis Freitag, Yukimura.“ Tsubaki zog Yoshino am Ärmel hinter sich her, nachdem diese sich auch mit einer leichten Verbeugung verabschiedet hatte.

„Ist alles in Ordnung, Tōru? Du siehst müde aus.“

„Nur zu viel gearbeitet und zu wenig geschlafen, mach dir keine Sorgen, Kou“, sagte er mit einem schiefen Grinsen. „Wegen deiner Sachen an unserem Stand... du kannst sie am Freitagabend oder Samstagfrüh Iori hier geben und sie nimmt sie mit. Sie ist sowieso früh zum Aufbau da, dann musst du dich nicht deshalb auch noch stressen. Ihr seid ja eh im selben Hotel.“

„Geht das auch wirklich in Ordnung? Ich dachte, es wäre vielleicht nicht schlecht, den anderen Mitgliedern eures Zirkels wenigstens kurz Hallo zu sagen.“

„Du kannst auch am Samstagvormittag mitkommen, wenn dir das lieber ist oder du besuchst uns irgendwann im Laufe des Tages, genug Zeit sollte sich zwischendrin finden. Miho hat euren Zeitplan sehr großzügig gestaltet“, schlug Iori vor.

„Hmm... wenn ich mich nach Freitag noch in der Öffentlichkeit zeigen kann, ja...“

„Das wird schon, mach dir darum keine Gedanken.“ Sie lächelte ihn aufmunternd an. „Ich muss wieder hoch. Arbeite die Woche nicht zu hart, Tōru, wir brauchen dich am Wochenende. Bis dann!“ Sie verschwand wieder im Aufzug.

„Hast du Zeit für einen Kaffee, Tōru? Oder ein spätes Mittagessen?“

„Hm... schon, oh man...“ Tōru schob sich nervös den Pony aus dem Gesicht. „Ich wollte nicht, dass das so komisch wird, Kou... Es ist nur... es ist mir verdammt peinlich, dass ich dich neulich so hackedicht angerufen und dummes Zeug geredet habe.“ Er schaute auf seine Schuhspitzen.

„Du erinnerst dich also doch daran?“ Kou legte den Kopf schief und schaute ihn an. „Ich hatte schon gehofft, du hättest es vergessen.“

„So dicht war ich dann auch wieder nicht... tut mir leid, das war unangemessen.“

„Dann solltest du dich aber auch daran erinnern, was ich sagte, bevor ich aufgelegt habe, Tōru.“

„Du... hast mir verziehen, dass ich ein betrunkener Idiot war... du hast gehofft, ich hätte es vergessen?“ fragte er.

Kou nickte. „Einfach, damit es nicht so komisch wird, wie es jetzt ist. Ich trage dir das wirklich nicht nach, mach dich deshalb nicht verrückt. Es ist ja nicht so, dass ich nicht auch schonmal dummes Zeug geredet oder gemacht hätte, als ich betrunken war. Also? Essen? Ich verhungere.“

„Wie viel Zeit hast du?“ Tōru zog den Reißverschluss seiner Daunenjacke zu.

„Ich habe heute nichts mehr vor, also viel Zeit.“ Kou schulterte seine Umhängetasche und drehte sich halb zum Ausgang um. „Warum?“

„Würdest du mit zu mir kommen, Kou? Wir könnten unterwegs was zu essen holen... ich muss dir das Bild noch geben und das will ich nicht in dem ganzen Trubel am Wochenende tun.“

„Zu dir? Klar, warum nicht?“

Sie gingen zusammen zum Bahnhof und stiegen in die nächste Bahn der Yamanote-Linie, um nach Shinbashi zu fahren.

„Musst du heute nicht noch arbeiten?“ fragte Kou, nachdem sie einen freien Platz gefunden hatten.

„Nein, heute nicht. Dafür ab übermorgen bis Silvester jeden Abend, zum Glück sind die Sachen für den Zirkel soweit fertig.“ Tōru gähnte, dann legte er die Arme um seinen Rucksack. „Was bin ich froh, dass ich danach eine Woche Urlaub habe...“

„Klingt hart... du bist am Wochenende tagsüber am Stand und arbeitest abends noch? Wann schläfst du dann?“

„Keine Ahnung, ich hoffe, dass ich irgendwie jeden Tag sechs Stunden Schlaf reinstopfen kann, das sollte ausreichen“, antwortete er, den Kopf an die Scheibe hinter sich gelehnt. „Morgen schlafe ich einfach schonmal vor.“

„Du weißt aber, dass vorschlafen völliger Unsinn ist, oder?“ Kou klang besorgt.

„Mhm... Weckst du mich, wenn wir am Bahnhof Shimbashi sind? Bahnfahren macht mich immer besonders müde.“ Tōru schloss die Augen, es dauerte nicht lange, bis er eingeschlafen war und mit dem Kopf gegen seine Schulter rutschte.

 

Kou verbrachte die Zeit damit, seinen Gedanken nachzuhängen. Kazuki war seit dem Wochenende im Anwesen des Miyamoto-Clans, um dort Weihnachten und den Jahreswechsel zu verbringen, sie würden sich mindestens zwei Wochen nicht sehen können. Da Kou selbst bis zu diesem Tag über beide Ohren in Arbeit gesteckt hatte, war seit ihrem letzten Treffen auch schon über eine Woche vergangen und das war nur ein Geschäftstreffen in Kazukis Büro gewesen. Nao hatte ihn einige Tage danach für einen Abend auf eine Party geschleppt, damit ihm vor lauter Arbeit nicht die Decke auf den Kopf fiel. Kazuki hatte ihm dafür viel Spaß gewünscht, nachdem er seine Eifersucht auf Nao überwunden und sie einige Dinge hinsichtlich bedeutungslosem Sex geklärt hatten. Kou wusste, dass sein Partner kein Unschuldslamm war, wenn er in seinen Clubs nach dem Rechten sah oder sich mit Geschäftspartnern traf und er hatte dieselben Optionen für sich selbst gefordert, sollte er allein feiern gehen. Kazuki hatte zähneknirschend eingewilligt, nachdem er ihm versichert hatte, dass er trotz allem ihm gehörte und nur ihn liebte, er würde auch nach wie vor der einzige bleiben, dem er sich so hemmungslos hingab. Dennoch hatte Kou sich den ganzen Abend über seltsam gefühlt, er tanzte, flirtete, hatte Spaß, aber er war sich nicht sicher, ob es an ihm lag oder den anderen, dass die meisten seiner Bekanntschaften an diesem Abend sich trotz anfänglichem Interesse wieder relativ schnell zurückzogen und ihn mieden. Nao war irgendwann mit einer Eroberung in ein Hotel verschwunden, um dort seinen Partner Saburo zu treffen, und hatte ihn allein zurückgelassen. Nicht, dass es ihm etwas ausgemacht hätte, er wünschte Nao jeden Spaß, aber für ihn war der Abend unbefriedigend gewesen.

 

Er schaute auf die Anzeigetafel und tippte Tōru neben ihm sacht an, als der Zug in Yūrakuchō hielt und wieder anfuhr.

„Tōru? Wir müssen an der nächsten Station aussteigen, wach auf.“ Er sprach leise, um die anderen Fahrgäste nicht zu stören.

Der Angesprochene schlug die graublauen Augen auf und blinzelte ihn an, bevor er sich hastig aufsetzte. „Bin wach...! Da bin ich wohl komplett weg gewesen.“ Er lächelte verlegen, stand auf und hing sich einen Gurt seines Rucksacks über die Schulter, bevor er sich an der Haltestange über Kou festhielt. „Hast du auf irgendwas bestimmtes Lust? Essenstechnisch.“

„Hm... Burger? Hatte ich ewig nicht... aber wenn du da keine Lust drauf hast, richte ich mich nach dir.“

„Burger klingt gut. Ich hab einen guten Laden in der Nähe meiner Wohnung, wo es nicht so amerikanischen Billigfraß gibt, sondern ordentliches Fleisch.“ Tōru machte ihm Platz, damit er aufstehen konnte, als die Bahn erneut hielt und sie ausstiegen.

Tōru ließ es sich nicht nehmen, Kou einzuladen, auch wenn er protestierte. Er begründete es damit, dass er ihn ständig in unangenehme Situationen brachte und er es ihm deshalb schuldig war. Seine Wohnung lag nur wenige Gehminuten entfernt im fünften Stock eines Wohngebäudes.

„Ist vielleicht etwas unordentlich, ich komme gerade kaum zum Aufräumen“, sagte Tōru entschuldigend, während sie durch die Tür gingen. „Aber fühl dich ganz wie zuhause, das Bad ist links.“

„Du willst meine Wohnung nicht sehen, pures Chaos“, erwiderte Kou amüsiert und ging in die Hocke, um die Reißverschlüsse seiner Stiefel zu öffnen und sie auszuziehen.

Tōrus Wohnung war ein geräumiges Ein-Zimmer-Appartement, der Schlafbereich befand sich links, mit einem hellen Vorhang abgetrennt, der zur Seite geschoben war, an der Wand stand ein breites Bett, auf dem einige Kleidungsstücke lagen, parallel dazu ein großer Kleiderschrank, der die Wand neben der Tür zum Bad einnahm. Die rechte Hälfte des Raums war Wohn- und Arbeitsbereich. Quer zum Fenster stand ein Schreibtisch, auf dem zwei Monitore und ein Macbook aufgebaut waren, daneben ein weiterer, kleinerer Tisch mit allerlei Zeichenutensilien. In der Mitte stand ein Sofa, auf das bequem drei Personen nebeneinander passten, vor einem Fernseher, der auf einer freistehenden TV-Bank stand. Davor lag ein Stapel Anime-Blurays auf einem niedrigen Tisch. Die Wand neben dem Schreibtisch nahm ein bis unter die Decke reichendes Regal ein, das voll mit Büchern, CDs und weiteren Blurays war. Rechts des Eingangs befand sich eine kleine Küchenzeile, in der sich Geschirr und Verpackungen stapelten, die restliche Unordnung beschränkte sich auf im Raum herumliegende Kleidungsstücke und zerknülltes Zeichenpapier.

„Das nennst du unordentlich?“ Kou schaute ihn amüsiert an.

„Ja? Richtig schlimm.“ Tōru stellte die Tüte mit ihrem Essen auf dem Wohnzimmertisch ab und sammelte die herumliegende Kleidung ein, die er dann aufs Bett warf und den Vorhang zuzog.

Kou ging derweil ins Bad, um sich die Hände zu waschen, bei der Gelegenheit band er seinen Zopf neu, der seit dem Morgen doch etwas durcheinander geraten war. Dabei fiel sein Blick auf einen Stapel neuwertiger, farbiger Kontaktlinsen und Tabletten in einem Regal neben dem Waschbecken, er kam aber nicht dazu, sie sich näher anzusehen, da Tōru ihn daran erinnerte, dass ihr Essen kalt wurde.

„Guten Appetit.“ Tōru hatte die Blurays an den Rand des Tisches geschoben, um Platz zu machen, er selbst saß auf dem Fußboden daneben, während sie aßen. Kou hatte auf dem Sofa Platz genommen.

„Du trägst Kontaktlinsen? Wusste ich gar nicht...“ fragte er zwischen zwei Bissen.

„Uhm... hin und wieder, wenn ich ausgehe. Ein bisschen Abwechslung schadet nicht“, antwortete der Jüngere. „Du trägst doch auch nicht immer deine Brille, oder?“

„Nein, tatsächlich nie, wenn ich feiern gehe. Dabei sind mir schon zu viele Brillen kaputt gegangen, aber farbige Kontaktlinsen habe ich noch nie ausprobiert, außer irgendwas Verrücktes wie rot oder weiß für eine Mottoparty.“

„Bei deinen Augen wäre es eine Schande, wenn du da irgendeine andere Farbe drüber legst... ich kann mir vorstellen, dass du damit allein schon genug Aufmerksamkeit auf dich ziehst, oder?“ Tōru knabberte an einer Pommes.

„Manchmal mehr als mir lieb ist oder ich werde einfach nur wie ein Alien angestarrt und dann ignoriert.“ Kou legte die leeren Verpackungen seines Essens in die Papiertüte, mit der sie es transportiert hatten, dann ging er sich nochmal kurz die Hände waschen.

„Wenn du noch was anderes trinken willst außer diesem Flüssigzucker hier, ich habe noch kalten Tee im Kühlschrank“, sagte Tōru, der dabei war, seinen zweiten Burger zu verdrücken.

„Danke, später vielleicht.“ Er wollte sich gerade setzen, als sein Blick auf ein großes, braunes Plüschtier fiel, das auf dem Fußboden vor dem Fenster lag. „Ist das... Makkachin?“ Er lief um Tōru herum zum Fenster und hockte sich davor, um es aufzuheben.

„Hm... ja. Ich bin direkt morgens nach der Arbeit nach Akiba gefahren, um ihn zu kaufen, sobald der Laden geöffnet hatte. Ich war der erste in der Schlange“, antwortete Tōru.

„Wow... aber warum liegt er auf dem Fußboden?“ Kou stand mit dem Plüschpudel in den Armen auf und trug ihn zurück zum Sofa, wo er sich setzte.

„Bin nicht zum Aufräumen gekommen.“ Tōru stützte das Kinn auf die Hand und schaute Kou grinsend von unten an. „Du magst also Yuri on Ice?“

„Ich... bin ein Riesenfan... es steht auf einer Stufe mit Free, das geht immer“, antwortete er, etwas rosa um die Nase, die er in den Stoff des Plüschhundes drückte.

„Ich habe alle Episoden in Bluray-Qualität da, also wenn du magst... du sagtest ja, du hättest heute sonst nichts mehr vor.“

Kous Blick wanderte zu Tōrus modernem Fernseher, gegen den der kleine Bildschirm seines Laptops zuhause ein Witz war, dann zurück zu ihm. „Wolltest du mir nicht was geben? Oder war das nur eine Ausrede, um mich herzulocken und mit mir Anime zu schauen?“

„Achja... das... ich weiß nicht, am Ende läufst du weg, weil es dir nicht gefällt...“ Tōru stand auf und ging zu dem Tisch, auf dem die Zeichensachen lagen, dort nahm er einen Bogen Papier von einem Stapel. „Es ist nur... ich weiß nicht, ob ich es nicht übertrieben habe, ich hätte das auch digital machen können und dir schicken, aber irgendwie hat mich die Motivation gepackt und naja...“ Er drehte sich um und hielt inne, weil Kou ebenfalls aufgestanden war und nur einen halben Schritt von ihm entfernt stand.

„Jetzt zier dich nicht so, wie schlimm kann es schon sein, hm? Immerhin lässt du mich schon seit September darauf warten, das ist lange genug“, sagte er mit einem Hauch Ungeduld in der weichen Stimme.

Tōru reichte ihm das feste Papier, Kous Finger strichen federleicht über seine, als er es entgegennahm und schließlich umdrehte. Darauf befand sich die lange versprochene Zeichnung von ihm, die er während ihres ersten Treffens begonnen hatte. Tōru hatte ihn gezeichnet, wie er während des Arbeitens das Kinn auf die Hand gestützt hatte und in Gedanken versunken war, etwas ins Leere blickend, aber den Betrachter auf indirekte Weise beobachtend. Er hatte es mit Aquarellfarben koloriert und geschickt Lichtreflexe eingearbeitet, die die Sonne an dem Tag auf seine Haare gezaubert hatte, die Farbe seiner Augen hatte er exakt getroffen. Kou schluckte trocken, es war mit Abstand das Schönste und Persönlichste, das er jemals geschenkt bekommen hatte.

„Das ist... wow... ich weiß nicht, was ich sagen soll... das ist wunderschön geworden, Tōru“, sagte er schließlich, nachdem er seine Stimme wiedergefunden hatte. „Also nicht, weil ich das bin, sondern... uhm... du bist ein begnadeter Künstler. Ich danke dir dafür...“

„Ich habe zu danken...“ erwiderte Tōru leise. „Weil ich dich zeichnen durfte und... weil du mein Freund bist, Kou. Das macht mich wirklich glücklich.“

Kou legte das Papier auf den Tisch hinter Tōru und schlang die Arme um ihn. Es dauerte einen Augenblick, bis er die Umarmung erwiderte und den Kopf an seine Schulter schmiegte.

„Ich bin auch sehr froh, dass du mein Freund bist, Tōru... Auch wenn du ein großer Idiot sein kannst, du darfst mich trotzdem jederzeit anrufen, auch wenn du betrunken bist.“

Der Jüngere lachte kurz. „Du bist doof... du wolltest es doch nicht mehr erwähnen.“

„Sorry, du sahst so aus, als würdest du gleich anfangen zu weinen, das musste ich irgendwie verhindern...“ murmelte Kou. „Geht’s wieder?“

„Mhm...“ Er ließ ihn los. „Also... mach es dir doch schonmal bequem, ich geh eben ins Bad und ziehe mir was anderes an.“

„Okay. Makkachin und ich warten, bis du zurückkommst.“ Kou grinste ihn an, dann setzte er sich wieder aufs Sofa, wo er den großen Plüschhund umarmte.

 

Ihm schlug das Herz bis zum Hals. Er lehnte sich an die Badtür, nachdem er sie hinter sich geschlossen hatte, eine Jogginghose, die er aus dem Stapel auf seinem Bett gezogen hatte, in der linken Hand. Tōru schloss die Augen und atmete tief durch, es hatte ihn seine ganze Selbstbeherrschung gekostet, Kou nicht zu küssen, mehrfach, und er war sich nicht sicher, wie er das den restlichen Tag durchhalten sollte. Es war ein Tag vor Heiligabend, was ihm bisher immer völlig egal gewesen war, soweit er nicht im Lemon arbeiten musste, weil er kein Interesse an der kitschigen Atmosphäre dabei hatte. Aber nun hatte er den in seinen Augen faszinierendsten und heißesten Mann auf seinem Sofa sitzen, der dieselben Sachen mochte wie er selbst, die perfekte Ausgangslage für ein Date und er war nur ein Freund für ihn. Tōru verließ den Platz an der Tür, zog die Jeans aus, die er in den Wäschekorb warf, bevor er die weite Jogginghose anzog. Er wartete etwas, bis seine Nerven sich wieder beruhigt hatten, dann ging er zurück ins Wohnzimmer, wo Kou es sich mit Makkachin auf dem Sofa bequem gemacht hatte. Er hatte die Beine untergeschlagen und den Plüschhund auf dem Schoß.

Tōru holte einen Krug kalten Tee aus dem Kühlschrank und zwei Gläser, die er auf den niedrigen Tisch vor dem Sofa stellte.

„Sag, wenn dir kalt wird, ich habe noch mehr Decken im Schrank.“ Er setzte sich neben ihn, nachdem er die Playlist auf der angeschlossenen Festplatte gestartet hatte, das Licht dimmte er über eine App auf seinem Handy, damit sie nicht komplett im Dunkeln saßen, sobald die Sonne unterging.

„Okay, gerade ist es angenehm, Danke.“

Tōru beobachtete mehr Kou, als dass er der Animation auf dem Fernseher folgte. Er kannte die Serie auswendig, hatte die aufwendigen Animationen schon Frame für Frame studiert und hätte den Text wahrscheinlich mitsprechen können. Sein Sitznachbar war daher sehr viel interessanter. Er summte leise die Musik mit und es war ihm anzusehen, wie sehr er mitfieberte, obwohl er wusste, was passieren würde. Tōru merkte allerdings auch, wie ihm selbst die Müdigkeit in den Kopf kroch. Er lehnte sich an Kous Schulter und schloss die Augen, genoss die Nähe, die ihn ebenfalls nicht zu stören schien, bis er schließlich einschlief.

 

Makkachins Zottelplüsch kitzelte ihn in der Nase, dann öffnete er langsam die Augen. Der Fernseher war aus, das zuvor gedimmte Licht erhellte den Raum nur schwach. Ihm war warm, er bewegte sich etwas und merkte, dass ihn jemand mit der dünnen Decke, die sonst über der Lehne lag, zugedeckt hatte. Den Plüschhund hatte er an sich gedrückt und mit dem Kopf lag er... worauf eigentlich? Tōru schob eine Hand aus der Decke heraus und befühlte den dunklen Stoff neben seinem Gesicht, drückte leicht die Finger hinein, was einen überraschten Laut provozierte, es war angenehm warm und fest. Ein Oberschenkel. Er hielt inne und blickte irritiert auf seine Hand, es dauerte einen quälend langen Moment, bis sein Hirn wach genug war, zu verstehen, wessen Oberschenkel er da gerade betatschte, auf dem sein Kopf lag.

„Tōru...? Bist du wach?“ Kous samtweiche Stimme drang leise durch den Sumpf in seinem Kopf, ein Überrest seines tiefen Schlafs.

„Hmm... wie spät ist es?“ Er schob Makkachin und die Decke von sich, dann drehte er sich auf den Rücken.

„Etwa halb elf.“ Kou beugte sich vor, um das Tablet und den Stylus auf dem Tisch abzulegen, dabei streifte er mit dem Arm Tōrus Kopf. „Oh, entschuldige.“

„Sch... schon gut...“ Tōru hielt die Luft an, um nicht den Fehler zu begehen, zu tief einzuatmen. „Halb elf? So spät schon?“

„Du bist irgendwann bei Onsen on Ice eingeschlafen und dann hast du dich hier breit gemacht, während ich im Bad war.“ Er legte den linken Arm auf die Rückenlehne, stützte den Kopf auf die Hand, unter der ein daumenbreiter, goldener Armreif sein Handgelenk umfasste, und schaute auf ihn herab, ein leichtes Lächeln auf den Lippen.

„Sorry... ich hab echt fünf Stunden durchgeschlafen?“ Tōru spürte sein Gesicht heiß werden, es war ihm peinlich, dass er so lange geschlafen und ihn dabei sich selbst überlassen hatte. „Verzeih mir, ich bin ein schlechter Gastgeber.“

Kou schüttelte den Kopf, die Finger seiner rechten Hand strichen wie beiläufig durch Tōrus Haarspitzen, was seine Kopfhaut kribbeln ließ. „Es ist in Ordnung, du hast ja gesagt, dass du zu viel gearbeitet und zu wenig geschlafen hast. Ich hätte gehen sollen, nachdem du mir das Bild gegeben hast und dich schlafen lassen, statt mich davon hinreißen zu lassen, mal wieder mit jemandem Anime zu schauen. Schließlich bin ich der Ältere von uns beiden und sollte vernünftiger sein.“

„Du hast mich zugedeckt... vernünftig genug, würde ich sagen.“

„Wäre ja dumm, wenn du jetzt krank werden würdest. Ich hatte sogar Zeit, etwas zu essen zu machen mit den Resten, die du in deiner Küche hattest.“ Er rutschte etwas auf seinem Platz umher. „Es wäre aber großartig, wenn du aufstehen würdest, bevor mein Bein einschläft.“

„Oh... oh! Natürlich, sorry.“ Tōru setzt sich hastig auf und stellte die Füße auf den Boden. Sein Blick fiel auf den Tisch, auf dem ein großer Teller mit einem Stapel Sandwiches stand, alle ordentlich belegt und in der Mitte durchgeschnitten. „Du hättest mich wecken können, Kou...“

„Hätte ich, aber du hast so friedlich geschlafen, das wollte ich nicht unterbrechen. Und es war sehr niedlich, wie du Makkachin an dich gedrückt hast.“ Kou stand auf und streckte sich. „Hat mich an jemanden erinnert, den ich vor ein paar Monaten kurz getroffen hatte. Ihr habt dieselbe Haarfarbe.“

Tōru spürte einen Kloß im Hals, er schluckte trocken, trank einen Schluck Tee aus seinem Glas und fuhr sich nervös mit der Hand durch die zerzausten Haare.

„Naja... ist jetzt nichts ungewöhnliches, dunkelbraune Haare werden orange, wenn man sie bleicht“, hörte er sich sagen.

„Und dazu passen grüne Kontaktlinsen sehr gut... Hast du eine Mappe, in die ich das Bild legen kann, damit es nicht zerknickt?“

„So ein Zufall, wo hast du den Kerl getroffen?“ Er stand auf und suchte im geordneten Chaos auf seinem Schreibtisch eine dünne Mappe heraus, die er ihm gab, nachdem er sie geleert hatte.

„Ginza. Im Lemon. Es war an dem Abend aber alles recht unscharf, ich hatte keine Kontaktlinsen mehr und habe die Brille zuhause gelassen. Mehr als das habe ich mir auch nicht gemerkt, er war aber ähnlich direkt wie du und sehr... fürsorglich.“

„Du gibst dein Geld in Hostclubs in Ginza aus? Wie lange sparst du dafür?“ Tōru lehnte sich an seinen Schreibtisch und legte die Finger um die Kante.

„Ich kann ganz gut mit meinem Geld wirtschaften, der Abend hat mich allerdings nichts gekostet. Zumindest kein Geld. Wundert es dich so?“

„Nicht so sehr, aber warum Ginza und nicht Roppongi oder Shinjuku? Das wäre auf jeden Fall günstiger...“

Kou zuckte mit den Schultern. „Es muss nicht immer laut und bunt sein, das ist mir oft zu anstrengend. In Ginza fühle ich mich wohler. Du hast von hier aus ja die freie Wahl mit bester Lage und Anbindung. Wenn es nach Nao geht, werde ich aber wieder öfter in Shinjuku sein, sofern ich Zeit habe.“

„Ist vielleicht auch besser so... Onodera hat nichts dagegen, wenn du dich mit anderen Männern in Clubs rumtreibst?“ Tōru neigte den Kopf und schaute ihn an.

Kou strich mit den Fingern über den Armreif, dessen Goldton perfekt mit seiner Hautfarbe harmonierte.

„Er ist zu besitzergreifend, als dass er kein Problem damit hätte. Solange er selbst die Hose aber nicht anbehalten kann, wenn wir uns nicht sehen, darf er sich nicht beschweren. Er ist zu sehr daran gewöhnt, das zu tun, was er will, dass er gerne mal vergisst, dass sein... Eigentum auch einen Anspruch darauf hat“, antwortete er, seinen Blick erwidernd.

„Sein Eigentum? Das klingt schon... etwas schräg, Kou. Aber gut, wer bin ich, den Fetisch anderer zu beurteilen, du wirst schon wissen, was du tust.“ Er verließ seinen Platz, bemüht, sich seine Nervosität und Sorge um seinen Freund nicht anmerken zu lassen. Er war nicht so unbedarft, dass er nicht wusste, was der Armreif bedeutete, hatte die feine Gravur darauf erkannt, sobald er ihn gesehen hatte. Ein Halsband mit Hundemarke wäre auffälliger gewesen, aber auf seine Art war der Armreif nichts anderes und Kou damit eindeutig markiert als Kazukis Besitz. Tōru verkniff sich zu fragen, ob er wusste, was es bedeutete, Kou war nicht dumm und alles andere als unerfahren, er musste es wissen. Das hoffte er zumindest. Wenn Kazuki ihm aber trotzdem freie Hand ließ, musste er ihm mehr vertrauen, als es den Anschein hatte und dann wäre es auch völlig im Rahmen, wenn er mit anderen schlief, oder?

„Tōru? Ich unterbreche dein Kopfkino nur ungern, aber wenn ich noch mit der Bahn nach Hause kommen will, sollte ich jetzt los“, riss Kou ihn aus seinen Gedanken.

„Achso, ja, natürlich.“ Er brachte ihn zur Tür. „Komm gut nach Hause, Kou. Wir... sehen uns am Samstag?“

„Danke. Ja, ich komme am Samstag bei euch vorbei.“ Kou schlüpfte in seine Stiefel und zog den Verschluss zu. „Schlaf gut, Tōru und überarbeite dich bitte nicht. Kein Job ist es wert, dass man davon krank wird, egal wie gut bezahlt.“

„Ich versuche, darauf zu achten, mach dir keine Sorgen. Sagst du... kurz Bescheid, wenn du zuhause angekommen bist?“

„Mache ich, auch wenn du dann wahrscheinlich schon schläfst und es erst morgen früh siehst. Bis dann.“ Er lächelte ihn an mit diesem Lächeln, das Tōru immer flau im Magen werden ließ, und machte sich auf den Heimweg.

Tōru stellte die Sandwiches in den Kühlschrank, zog sich aus und ließ sich in sein unordentliches Bett fallen, Makkachin hatte er mitgenommen, damit er etwas hatte, das er an sich drücken konnte. Er war froh, dass er so erschöpft war, denn so kam er nicht dazu, seine aufgewühlten Gedanken und Gefühle zu verfolgen, sondern fiel rasch in einen tiefen Schlaf.

Chapter Text

„Pass auf, dass du nicht festfrierst.“ Megumis schlanke Hände legten sich um seine Taille, dann spürte er ihre Brüste an seinem Rücken. Sie trug einen flauschigen Pelzmantel über ihrem Abendkleid, der die Kälte auf der überdachten Terrasse des Lemon fernhalten sollte. Die für Shinya dritte Bōnenkai-Feier in dieser Woche, die im Lemon für die Kunden veranstaltet wurde, und der allgegenwärtige Vor-Comiket-Schlafmangel zehrten an seiner Ausdauer und er hatte sich nach draußen zurückgezogen, um frische Luft zu schnappen.

„Bist du hier, um mich zu wärmen, Meg?“ Er stellte sein Glas mit einem alkoholfreien Cocktail – Yagate hatte ihn deshalb sehr verwirrt gemustert – auf das breite Geländer, bevor er seine Hände auf ihre legte.

„Ich glaube nicht, dass du unter meinen Mantel passt, mein Lieber.“

Sie waren nicht allein, ein paar Gäste standen in der Nähe und rauchten, weshalb es keine nennenswerte Pause war, aber er war froh um etwas Ruhe, denn drinnen war es trotz des edlen Ambientes laut und heiß. Dazu gab es ein ausgesprochenes Sexverbot von ihrem Chef Tanaka, der nicht wollte, dass seine Hosts und Hostessen sich unnötig verausgabten. Die Woche vor dem Jahreswechsel war immer die anstrengendste des ganzen Jahres, aber auch die lukrativste, zumal Hiro, die bisherige Nummer eins der Hosts, zum Jahresende aufhörte und alle seine Stammkunden, die er sich über die letzten fünf Jahre angelacht hatte, noch einmal mit ihm feiern wollten. Bei der Gelegenheit stellte er ihnen auch gleich Izumi vor, der ihn aller Voraussicht nach beerben sollte, auch wenn es einige gab, die darauf hofften, an die Spitze aufzusteigen.

„Wieso bist du dann in die Kälte geflüchtet? So viel Sehnsucht nach mir kannst du wirklich nicht haben.“ Er drehte sich um, schob die kalten Hände unter ihren Mantel und legte sie auf ihren unteren Rücken, was sie erschrocken quieken ließ.

„Du nach mir wahrscheinlich noch weniger.“ Sie zwinkerte ihm zu, bevor sie sich an seine Brust schmiegte. „Ich bin geflohen... Miyamura-san wurde mir etwas zu aufdringlich, er lässt einfach nicht locker und als er aufs Klo ist, hab ich mich verdünnisiert.“

„Wie unprofessionell von dir. Soll ich mit ihm reden? Er muss sich auch an die Regeln von Tanaka halten und wenn er das nicht einsieht, muss er gehen, egal, wieviel Geld er hierlässt.“

„Hm... er ist aber auch ein Shatei der Miyamoto-kai, ein enger Bekannter von Onodera und denkt, er hätte da Sonderrechte...“ murmelte Megumi in den Stoff seiner verzierten Weste, die er unter dem Jackett trug.

„Selbst der Inhaber würde sich an Tanakas Regeln halten, das ist kein Argument.“

„Der ist eben selbst gekommen, war aber noch im Gespräch mit dem Chef, als ich raus bin.“

„Onodera ist hier? Ungewöhnlich.“ Shinya sah durch die gläsernen Türen in den hell erleuchteten Innenbereich des Lemon. Kou hatte ihm erzählt, dass sein Partner bis nach dem Jahreswechsel beim Familienoberhaupt sein würde, das sein Schwiegervater war. Andererseits war er niemand, der zwei Wochen untätig herumsaß, sondern unabhängig von Tag oder Uhrzeit arbeitete, wenn es nötig war oder er es für nötig erachtete. In den Clubs ging das Gerücht um, dass Nakano, der ehemalige Manager des Cherry, nachdem er von Kazuki rausgeworfen wurde, in einem Bordell in Shinjuku ausgerastet war und es so eskalierte, dass er sich noch in der Nacht persönlich darum gekümmert hätte. Von Nakano hatte seitdem niemand mehr etwas gehört oder gesehen.

„Kommst du wieder mit rein? Sonst frier ich nämlich fest.“ Sie schaute ihn von unten an.

Shinya nickte, dann hielt er ihr die Tür zum Innenraum auf, bevor er den Arm um ihre Taille legte und sich mit ihr auf den Weg zur Bar machte.

„Ah, Megumi-chan, da bist du ja wieder!“ Eine raue Hand legte sich um ihren Arm und zog sie an einen, in einen schwarzen Anzug gekleideten, stämmigen Körper. Shinya musste seinen Griff um ihre Taille lösen, um ihr nicht wehzutun.

„Oh, Miyamura-sama.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln, während sie unauffällig versuchte, ihr Handgelenk aus seinem Griff zu lösen.

„Läufst du etwa vor mir weg, hm? Magst du mich nicht mehr?“ Miyamura legte die Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf an, die andere Hand legte er auf ihren Po. Shinya konnte den Alkohol in seinem Atem riechen, obwohl er nicht direkt vor ihm stand.

„Doch, natürlich... ich mag Sie sehr, das wissen Sie doch.“ Megumi legte eine Hand auf die an ihrem Kinn und streichelte leicht darüber. „Lassen Sie uns zusammen zurück zu Ihrem Tisch gehen, ja? Und einen Kaffee trinken? Man mag es ihm nicht ansehen, aber unser Yagate kann nicht nur großartige Drinks mixen, sondern hat auch noch ein Händchen für Kaffee.“

„Kaffee? Willst du mich verarschen, he? Du da, bring uns noch eine Flasche von eurem besten Sake“, befahl der Yakuza Shinya, der aufmerksam danebenstand, bevor er Megumi hinter sich herzog.

„Ich denke, Sie hatten heute genug Sake, Miyamura-sama“, antwortete Shinya kühl und etwas lauter, als er es sonst tun würde. „Ich bringe Ihnen aber gerne einen Kaffee.“ Kaffee war ein Codewort, das verwendet wurde, wenn ein Gast mehr als zu viel getrunken hatte und Ärger machte.

„Was? Du... wagst es, mir zu widersprechen, du Knirps? Ich bin ein zahlender Kunde und euer Job ist es, mich zufriedenzustellen, also beweg deinen Arsch und tu, was ich gesagt habe!“ Miyamura setzte seinen Weg fort und bugsierte Megumi mit einem unsanften Stoß auf die gepolsterte Bank, die er in den vergangenen Stunden zusammen mit einer Handvoll seiner Kobun besetzt hatte.

Shinya folgte ihm, der Aufruhr war nicht unbemerkt geblieben.

„Wenn Sie sich nicht an die Regeln halten können, muss ich Sie bitten zu gehen, Miyamura-sama. Mit Ihrem Verhalten stören Sie die anderen Gäste“, sagte er höflich, aber bestimmt. „Megumi hat Sie zudem schon darüber aufgeklärt, dass zusätzlicher Service heute nicht erlaubt ist, bitte respektieren Sie das.“ Er bemühte sich, seine Stimme ruhig klingen zu lassen, doch innerlich kochte er, seine Geduld war überstrapaziert und er hatte überhaupt keine Lust, sich mit aufmüpfigen Gästen herumzuschlagen. Die waren zwar sehr selten, aber es kam immer mal wieder vor, dass sich jemand danebenbenahm, am häufigsten irgendwelche Yakuza, die sich profilieren wollten, wenn sie schon sonst nichts zu melden hatten.

„Wir gehen, wenn wir gehen wollen und nicht, weil du uns das sagst, Shinya.“ Einer von Miyamuras Kobun war aufgestanden und packte ihn am Kragen. „Verstanden?“

„Du verspielst gerade dein Guthaben, Hideki... lass los, sonst kannst du dir demnächst einen anderen Host suchen, von dem du dich ficken lassen kannst... Kannst du dir das leisten?“ Er legte die Finger um das Handgelenk des jungen Mannes, der rot geworden war, ob vor Wut oder Scham, war nicht eindeutig. Hideki ließ ihn ruckartig los und stieß ihn dabei ein Stück nach hinten, doch eine Hand an seiner Schulter hielt ihn fest, bevor er stolpern konnte.

„Gibt es ein Problem?“ Kazukis tiefe Stimme dicht hinter ihm ließ ihm die Nackenhaare zu Berge stehen, die Yakuza vor ihm wurden blass, außer Miyamura, der immer noch dabei war, Megumi zu betatschen und nichts mitbekam.

In Shinyas Kopf ratterte es, wen hatte er gefragt? Ihn oder die Männer am Tisch? Gab es in den Augen des Inhabers überhaupt ein Problem oder ließ er seine Untergebenen gewähren?

„Nimm die Finger von ihr, Miyamura, du hast sie gehört“, sagte Kazuki streng, nachdem keiner geantwortet hatte.

Miyamura schaute auf, seine Augen weiteten sich und er zog die Hände von Megumi, die hastig aufstand und sich neben Shinya stellte.

„B... Boss! Sie hier? So eine Überraschung...“ stammelte der stämmige Mann.

„Ich denke nicht, dass ich dir erklären muss, dass du dich in meinen Clubs an die Regeln zu halten hast, unabhängig davon, ob sie letzte Woche anders lauteten oder du deinen Schwanz nicht unter Kontrolle hast, Miyamura.“ Kazukis Hand lag immer noch auf Shinyas Schulter, der etwas steif zwischen ihm und dem Tisch stand. „Du solltest dich für dein Verhalten entschuldigen, das ist das Mindeste, das du dem Personal schuldest. Und dann geh, bevor du die anderen Gäste weiter störst.“

Miyamura und seine Kobun stammelten eine Entschuldigung, dann standen sie eilig auf, bezahlten die Rechnung und verließen den Club.

„Ist alles in Ordnung, Megumi-san?“ fragte er die dunkelhaarige Hostess, die das Gesicht an Shinyas Brust gedrückt hatte.

„Ja... vielen Dank, Onodera-sama. Bitte entschuldigen Sie den Aufruhr, ich hätte das schon viel eher lösen sollen.“ Sie schaute ihn an und lächelte entschuldigend.

„Das hättest du mit Shinyas Hilfe sicher auch geschafft. Leistet ihr zwei mir etwas Gesellschaft?“

„Ich... gehe mich nur kurz frischmachen. Geht doch schonmal vor.“ Megumi löste sich von Shinya und eilte zum Mitarbeiterbereich.

Mit einer ruckartigen Bewegung löste Shinya sich von Kazukis Hand und drehte sich, um ihn anzusehen. „Vielen Dank für Ihre Hilfe. Sind Sie allein heute?“

„Ich habe keine Gäste mitgebracht, wenn du das meinst.“ Er ließ Shinya keine Wahl als ihm zu seinem üblichen Tisch zu folgen, wo Tetsuo schon saß, einen bunten Cocktail vor sich. „Du trinkst schon, Tetsuo? Wer fährt dann?“

„Alkoholfrei. Guten Abend, Shinya.“ Über Tetsuos Mundwinkel huschte der Hauch eines Lächelns.

„Guten Abend, Tetsuo-san. Sake für Sie, Onodera-sama?“ Er blieb stehen, während der Ältere sich zu seinem Wachhund setzte.

„Ja, trinkst du mit?“

„Ich kann Sie ja nicht allein trinken lassen, wenn Tetsuo-san sich für die Kindervariante entschieden hat“, entgegnete er mit einem Grinsen, nachdem er die Aufregung der vergangenen Minuten abgeschüttelt hatte. „Ich bin gleich wieder da.“

 

Megumi hatte sich mit einer Entschuldigung doch komplett zurückgezogen und Shinya allein gelassen. Er nahm es ihr nicht übel, sie war kaum weniger überarbeitet als er selbst und brauchte eine Pause, bevor es am nächsten Abend weiterging.

„Wie kommt es, dass Sie heute hier sind?“ fragte er, das kleine Sakeglas zwischen seinen Fingern drehend. Die große Flasche auf dem Tisch war zur Hälfte geleert. „Es gibt doch sicher spannenderes, als sich spätabends an einem Freitag Ende Dezember mit jemandem wie mir die Kante zu geben.“

„Wir sind ausgebüxt.“ Kazuki grinste in sein Glas, während Tetsuo neben ihm die Augen verdrehte.

„Wie? Ich glaube, das müssen Sie mir erklären, Onodera-sama.“ Er stützte das Kinn auf die Hand und schaute ihn an. Dieser Mann, der sein Rivale um Kous Herz war, saß ihm gegenüber und grinste wie ein Schuljunge, der jemandem einen Streich gespielt hatte. Es irritierte ihn, dass er sich so verhielt, so vollkommen anders als der beeindruckend coole Geschäftsmann, der er sonst war, aber offensichtlich bewirkte Alkohol bei ihm auch, dass er sich entspannte.

„Wir sind seit einer Woche im Miyamoto-Anwesen, rund um die Uhr Gesellschaft, dünne Wände, ein Haufen Speichellecker, die einen zu jeder Tageszeit um irgendetwas bitten, um sich selbst besser zu stellen... heute Abend war noch irgendeine furchtbar langweilige Besprechung angesetzt, also habe ich Shiro angewiesen, mich anzurufen und mir einen Grund zu geben, dass ich mich darum drücken kann.“ Er hatte sich zurückgelehnt und die Beine übereinandergeschlagen. „Wenn die Arbeit ruft und sich sonst niemand darum kümmern kann, erhebt keiner Einspruch, wenn ich nicht teilnehmen kann. Es muss niemand wissen, dass die Arbeit in fünf Minuten erledigt war und wir uns seitdem in meinen Clubs verstecken und nur noch so tun, als würden wir arbeiten.“

Shinya war so überrascht, dass er darüber lachen musste. „Und ich dachte schon, Sie wären klammheimlich über die Mauer geklettert und hätten sich davongeschlichen.“

„Naja... so hatte es auf jeden Fall mehr Stil, über Mauern muss ich nicht mehr klettern.“

„Tetsuo-san scheint mir aber immer zu arbeiten.“ Er schaute auf den alkoholfreien Drink, der vor dem Blonden auf dem Tisch stand.

„Er besteht darauf, mich zurückzufahren, wenn wir genug haben. Immer darauf bedacht, dass ich mir keinen Ärger einhandle.“

„Gab es sonst keinen Ort, an dem Sie sich verstecken konnten? In Asakusa?“ Shinya füllte sein Glas erneut.

„Da suchen sie mich als erstes, keine gute Idee. Wenn man mich hier findet, kann ich immer noch die Ausrede mit der Arbeit erzählen.“

„Es gibt doch sicher Orte, an denen Sie keiner sucht. Personen, von denen sonst niemand weiß.“ Er schaute ihn direkt an.

„Worauf willst du hinaus? Ich bringe ihn nicht in Gefahr, um mich vor meiner Familie zu verstecken, er muss da nicht involviert werden. Außerdem hat er andere Termine, von denen du wahrscheinlich mehr weißt als ich, Shinya.“ Kazuki stellte sein Glas auf den Tisch, das er ihm wieder füllte.

„Wie rücksichtsvoll. Ich würde ihn ja morgen von Ihnen grüßen, aber dann müsste ich erklären, wo ich Sie getroffen habe und das... ist wahrscheinlich keine gute Idee. Es ist besser, wenn er nicht mehr als nötig weiß, andererseits ist es ihm ja bewusst, wo Sie sich rumtreiben, wenn er nicht bei Ihnen ist.“ Er legte sein Jackett zur Seite, da ihm vom Alkohol warm geworden war. „Ich habe übrigens die Nummer von seinem Hotelzimmer in Odaiba.“

Kazuki runzelte die Stirn, kam aber nicht dazu, etwas zu erwidern, da Izumi sich neben Shinya auf die Bank fallen ließ.

„Guten Abend, die Herren“, flötete er grinsend. „Was sollen die ernsten Gesichter? Also wirklich... war mein Kohai etwa frech, Onodera-sama?“ Er piekte Shinya in die Wange.

„Guten Abend, Izumi. Nein, wir haben uns nur über etwas unterhalten, das uns wohl beiden sehr wichtig ist. Auch ein Glas?“

„Izumi... du bist jünger als ich, wenn, dann bin ich dein Senpai“, erwiderte er schmollend. Er war froh über die Unterbrechung, Izumi schaffte es immer, angespannte Situationen mit seiner unbeschwerten Art aufzulockern.

„Ohh... gerne doch.“ Izumi nahm Shinya das Glas aus der Hand und füllte es, bevor er mit Kazuki anstieß. „Ich arbeite länger hier, also bin ich dein Senpai, Shinya, auch wenn du ein Jahr älter bist.“

Shinya stöhnte resigniert. Der Schwarzhaarige leistete ihnen Gesellschaft, bis die letzten Gäste gegangen waren und sie Feierabend machen konnten. Tanaka brachte Kazuki und seinen Wachhund persönlich nach draußen, während die Hosts noch etwas aufräumten und sich dann verabschiedeten.

 

„Danke für deine Unterstützung, Izumi, ich hatte kurz befürchtet, er zieht mir die Haut ab, weil ich meine Klappe nicht halten konnte...“

Sie hatten das Lemon zusammen verlassen und gingen zu Fuß zur Hauptstraße, wo Izumi sich in der Regel ein Taxi nach Hause nahm.

„Kein Ding, es war ein anstrengender Abend heute, da kann es mal passieren, dass einem die Nerven durchgehen“, beschwichtigte Izumi. „Ich glaube auch nicht, dass er dir deshalb grollt. Immerhin hat er ein großzügiges Trinkgeld für dich dagelassen.“

„Hm... auch wenn ich nicht weiß, was er damit bezweckt.“ Er schob die Hände in die Taschen seiner Daunenjacke.

„Das weiß er nur selbst. Wer weiß, vielleicht springt ein Bonus dabei raus, wenn Tanaka die Regeln wieder lockert.“

„Danke, ich verzichte. Da müsste ich schon sehr untervögelt sein, dass ich mit ihm ins Bett steige.“

„Ist dein Arsch eigentlich noch Jungfrau, Shinya?“ Er hörte Izumis Grinsen aus seinen Worten heraus, ohne ihn ansehen zu müssen.

„Gottverdammt, Izumi...! Natürlich nicht. Aber ich mag es nicht genug, als dass ich ausgerechnet ihn an meinen Arsch lasse und andersrum wird er da sicher nicht mitspielen.“

„Würdest du mich ranlassen?“ Izumi war stehengeblieben.

„Nicht heute, nicht diese Woche. Fahr nach Hause, Izumi, du bist betrunken und ich auch und ich muss in viel zu wenigen Stunden in Odaiba sein und will vorher wenigstens noch ein bisschen schlafen.“

„Also ein halbes Ja?“ Er hob den Arm und winkte sich ein Taxi heran.

„Fick dich, Izumi. Darüber reden wir nochmal. Gute Nacht.“ Er wartete bis der Schwarzhaarige ins Taxi gestiegen war, bevor er sich auf den kurzen Fußweg nach Hause machte.

Chapter Text

Es herrschte geschäftiges Gewusel in den Ausstellungshallen des Tokyo Big Sight, während die letzten Aufbauarbeiten erledigt wurden. Draußen vor dem Eingang hatte sich schon eine lange Schlange gebildet, die Besucher harrten geduldig in der winterlichen Kälte aus, die die schwache Morgensonne kaum erwärmen konnte. Kou erinnerte sich etwas nostalgisch daran, wie er dort auch schon gestanden hatte, bis er es irgendwann geschafft hatte, regelmäßig einen eigenen kleinen Stand zu haben und den Ausstellereingang nutzen zu dürfen. Durch diesen folgte er jetzt Iori, die ihn auf dem Flur im Hotel abgefangen hatte, nachdem er vom Frühstück zurückgekommen war. Er trug einen mittelgroßen Karton, in dem sich seine im Sommer übriggebliebenen Drucke befanden und das kleine Plakat, das er kurzfristig noch angefertigt hatte. Den vergangenen Abend hatte er damit verbracht, jedes Exemplar mit einem Sticker zu versehen, auf dem sein Name stand, damit es offensichtlich war, dass Satou-sensei und er dieselbe Person waren. Er war nicht lange bei der Feier geblieben, die der Verlag veranstaltet hatte, und sich stattdessen um die Beantwortung von Nachrichten seiner Follower und die restliche Vorbereitung gekümmert. Die Pressekonferenz war gut verlaufen, er war nicht vor Nervosität im Erdboden versunken und konnte die wenigen Fragen der Reporter flüssig beantworten. Ihre Editorin strahlte vor Stolz, dass sogar Yoshino sich bereiterklärt hatte, daran teilzunehmen. Seine vorbereiteten Social Media Profile hatte er direkt davor wieder zugänglich gemacht, er hatte sie eingeschränkt, um in Ruhe alles umzustellen. Danach hatte er eine Flut an Nachrichten zu lesen und zu beantworten, wofür er sich gerne Zeit genommen hatte.

„Soll ich dir wirklich nichts abnehmen, Yukimura?“ fragte Iori, die nun neben ihm durch die Halle lief.

„Nein, so schwer ist es nicht. Wie lange wart ihr gestern noch unten?“

„Puh... keine Ahnung, ich war um eins im Bett, glaube ich.“ Sie hob einen Arm und winkte einer jungen Frau mit hellbraunen Haaren und einem Fairy Kei-Outfit, die mit verschränkten Armen vor einem Tisch stand und zwei Männer koordinierte, die ein Schild aufhängten. „Huhu, Shizu-chan!“

„Ah, endlich jemand mit Hirn und einem Auge für Symmetrie. Guten Morgen, Iori“, begrüßte sie sie, dann fiel ihr Blick auf Kou.

„Ach, stimmt ja, ihr kennt euch ja noch nicht. Yukimura Kou, Nanase Shizuru, bei uns im Zirkel für das Character-Design zuständig. Die zwei da hinten sind Minami Ryosuke und Hanyu Shouhei, kurz Sho, zuständig für Sound und allgemeine Planung.“ Sie zeigte auf die betreffenden Personen. Ryosuke trug einen roten Kapuzenpullover und Jeans, die kurzen, schwarzen Haare standen strubbelig von seinem Kopf ab. Shouhei trug ein Love Live-T-Shirt unter seiner violetten Sweatshirtjacke, dazu eine graue Cargohose, die dunkelbraunen Haare hatten einen ordentlichen Fasson-Schnitt.

„Guten Morgen. Nochmal Danke, dass ich meinen Kram bei euch lassen darf.“ Kou begrüßte sie mit einer kleinen Verbeugung, nachdem er die weiße Maske unter das Kinn geschoben hatte.

„Ist das jetzt gerade, Shizu?“ fragte Sho, der immer noch das Schild festhielt.

„Äh... ja, hängt es einfach so auf, passt schon.“ Shizuru nahm Kou den Karton ab und stellte ihn auf den Tisch. „Es... freut mich riesig, dich kennenzulernen, Yukimura. Ich bin ein großer Fan“, sagte sie schließlich, ein Strahlen im Gesicht.

„Uhm... Danke.“ Kou wurde rot, er konnte damit nicht wirklich gut umgehen.

„Ist Tōru noch nicht da?“ Iori schaute sich suchend um.

„Nein, keine Ahnung, wo der steckt. Ich habe ihn angerufen, aber er geht nicht ran.“ Ryosuke stellte sich dazu und begrüßte Kou mit einem freundlichen Nicken.

„Wäre ja nicht das erste Mal, dass unser Playboy sich verspätet, weil er die Nacht durchgefeiert hat.“ Shizuru verschränkte die Arme und schmollte. „Wenn er die Festplatte vergisst, darf ich ihn dann in Scheiben schneiden, Iori?“

„Ja, du hast meine Erlaubnis. Ich habe aber ein Backup dabei, also selbst wenn er sie vergessen sollte... sind wir nicht am Arsch.“ Iori grinste breit. „Ist es für dich in Ordnung, wenn wir deine Sachen hier auf die Seite legen, Yukimura? Direkt neben Shizurus Zeichnungen?“

„Natürlich, wo es für euch am besten ist.“ Er zog das Handy aus der Tasche seiner schmalgeschnittenen, schwarzen Hose aus Stretchstoff. „Soll ich nochmal versuchen, Tōru zu erreichen?“

„Wenn du meinst, dass er bei dir eher rangeht... klar, versuch es“, sagte Ryosuke, dann half er Iori dabei, den Tisch fertig zu dekorieren, weil Shizuru Kou immer noch anhimmelte.

Kou tippte auf das Anrufsymbol unter Tōrus Profilbild und hielt sich das Telefon ans Ohr.

„Ja?“ Der Angerufene meldete sich nach wenigen Sekunden, im Hintergrund war Stimmengewirr zu hören.

„Tōru? Geht’s dir gut? Dein Zirkel macht sich Sorgen, weil du noch nicht da bist.“

Etwas stieß leicht an seinen Rücken und blieb dort.

„Ich bin da... sorry, dass ich zu spät bin“, murmelte Tōru, die Stirn an die Kapuze von Kous Sweatshirt gelehnt. „Musste erst einen Parkplatz suchen.“

„Hast du an die Festplatte gedacht, Tōru?“ fragte Shizuru, dezent verstimmt.

„Ja... natürlich, die vergesse ich nicht.“ Er kramte die Festplatte aus seinem Rucksack und reichte sie ihr.

„Ist irgendwas...? Oder warum klebst du an meinem Rücken, Tōru?“ Kou schaute über die Schulter auf seinen Kopf, über den er die Kapuze seines schwarzen Pullovers gezogen hatte, die rötlichen Haare schauten strubbelig darunter hervor.

„Ich hab Angst... dass Shizu mich haut, weil ich zu spät bin. Oder mit Dingen nach mir wirft. Wenn du dazwischen bist, macht sie das sicher nicht“, entgegnete er.

„Als ob ich das tun würde, in aller Öffentlichkeit.“ Shizuru grinste, dann steckte sie die Festplatte unter dem Tisch an einen Mini-PC.

„Ich hole uns mal Kaffee. Nimmst du auch einen, Yukimura?“ Sho wartete kurz, bis er zustimmend genickt hatte und verschwand dann zwischen den Tischreihen.

„Wie lange warst du gestern noch arbeiten, Tōru?“ Iori stellte sich neben ihn und lugte besorgt unter seine Kapuze.

„Weiß nicht... Ich habe vielleicht drei Stunden geschlafen, konnte erst Feierabend machen, als der Chef abgeschlossen hat, weil dieser... Typ unbedingt noch quatschen wollte. Bei einer großen Flasche teurem Sake.“

„Oh man... und Nein sagen ging nicht?“

„War niemand, dem man absagt...“

Kou hörte besorgt zu. Tōru hatte ihm bisher noch nie etwas über seinen Zweitjob erzählt, aber Iori und die anderen schienen zu wissen, was er arbeitete, weshalb er mit ihnen darüber reden konnte. Sie kannten sich aber auch schon länger, weshalb das nur normal war, trotzdem spürte er eine leise Enttäuschung, dass sein Freund es ihm noch nicht erzählt hatte, obwohl sie so viel gemeinsam hatten.

„Setz dich erstmal, ich hab auch irgendwo noch Aspirin.“ Iori zog Tōru von Kous Rücken weg und bugsierte ihn auf einen Klappstuhl hinter dem Tisch. Kou bot sie einen Sitzplatz auf einer vollen Bücherkiste an, dann kramte sie in ihrer Tasche nach den Tabletten.

Sho kam mit dem Kaffee zurück, den sie dankend annahmen, dann hockte er sich vor Tōru und schaute ihn an.

„Ich weiß ja nicht, was du alles gesoffen hast, Kleiner, aber so bist du völlig unbrauchbar. Es ist erst acht Uhr, sieh zu, dass du noch eine Runde Schlaf bekommst“, sagte er dann, als der Älteste der Gruppe fühlte er sich für seine Kohais verantwortlich.

„Aber... der Aufbau? Systemcheck?“ Tōru hielt sich an seinem Kaffeebecher fest.

„Kriegen wir auch ohne dich fertig, aber wir brauchen dich heute Mittag wenigstens halbwegs wach. Ist klasse, dass du dich trotzdem herbemüht hast, um uns nicht hängen zu lassen.“

Tōru ließ die Schultern sinken, es war ihm anzusehen, wie mies er sich fühlte.

„Kann aber nicht sein, dass du jetzt nach Hause fährst, nicht in dem Zustand. Es war schon riskant genug, dass du so Motorrad gefahren bist, Tōru“, sagte Shizuru besorgt. „Aber wenn du dich hier aufs Ohr haust, wirst du nur krank.“ Sie schaute zu Kou und Iori, die beide Zimmer in einem nahegelegenen Hotel hatten.

„Ich teile mir das Zimmer mit einer Kollegin, wäre ungut, wenn ich Tōru da absetze“, beantwortete Iori ihre unausgesprochene Frage.

Kou stand von seinem Kistensitzplatz auf und zupfte am Stoff von Tōrus Jacke. „Komm. Ich wollte sowieso wieder zurück, ich muss vor heute Mittag nirgendwo sein. Ich bringe ihn euch nachher wieder, ausgeschlafen.“ Er nahm seine Hand, weil er keine Anstalten machte, aufzustehen und zog ihn auf die Füße. Tōru schaute ihn irritiert an, sein Blick wanderte von seiner Hand zu seinem Gesicht und wieder zurück.

„Sorry, Leute... wir sehen uns später“, sagte er schließlich, schob seinen Motorradhelm unter den Tisch und folgte Kou, der immer noch seine Hand hielt.

 

Er lotste ihn am Rand der Halle entlang zum Ausgang, Tōrus Hand war kühl, und er hatte seinen Freund damit wohl völlig aus dem Konzept gebracht, da er kein Wort sprach während ihres kurzen Fußwegs. Tōru war nicht auf den Mund gefallen, im Gegenteil, er hatte immer etwas zu sagen oder schimpfte über etwas, dass er gar nichts sagte, bereitete Kou Sorgen. Dazu dachte er darüber nach, was Tōru arbeitete, dass er abends und nachts unterwegs war und sich dazu die Miete für die Wohnung leisten konnte. Bis sie sein Hotelzimmer erreichten, war er zu keiner zufriedenstellenden Antwort gekommen, er wollte sich aber auch nicht vorstellen, dass sein Freund in einem zwielichtigen Club arbeitete. Er schloss die Tür hinter ihnen, Tōru stand etwas unschlüssig im Raum.

„Du kannst das Bett haben, ich arbeite noch etwas.“ Kou lächelte ihn aufmunternd an. War Tōru gerade rot geworden?

Der Jüngere schälte sich aus seiner Jacke und dem Pullover, dann legte er die Hände an den Gürtel seiner Hose und hielt inne. „Uhm... würde es dich stören, wenn ich die Hose ausziehe, Kou?“

„Nein, wenn du dann besser schlafen kannst. Wir sind ja unter uns.“

Tōru legte die Jeans auf den Fußboden zu Jacke und Pullover, dann ließ er sich aufs ungemachte Bett fallen, der Zimmerservice war noch nicht da gewesen und Kou hatte das „Nicht stören“-Schild an die Tür gehängt. Er kam nicht umhin, kurz den Blick über Tōrus Unterkörper schweifen zu lassen, die schlanken Beine, unter denen sich leicht die Muskeln abzeichneten, er trainierte wohl regelmäßig, die in die leichte Wölbung seines Hinterns mündeten, der von einer engen Unterhose bedeckt wurde.

„Hm... riecht nach dir...“ Er schlüpfte unter die Decke und verhinderte so, dass Kou ihn weiter ansehen konnte.

„Schlaf gut, Tōru. Ich wecke dich nachher.“

 

Er war umgeben von Kous Geruch und es machte ihn halb wahnsinnig. Würde es zumindest, wenn er nicht so verdammt müde wäre. Die Müdigkeit verhinderte glücklicherweise auch, dass er hart wurde, denn das wäre über alle Maße unpraktisch gewesen. Wie hätte er ihm denn erklären sollen, dass er einen Ständer hatte, nur weil er seine Hand gehalten hat? Unmöglich. Aber er war wohl selbst schuld, es hatte schon damit angefangen, dass er es für eine gute Idee hielt, seinen Kopf an seinen Rücken zu lehnen, als er ihn bei seinen Freunden hatte stehen sehen. Kou war kleiner als er, zumindest ein bisschen, aber in dem Moment wirkte er wie ein unerschütterlicher Fels mit seiner geraden Haltung und den festen Schultern, dass er nicht anders konnte, als sich an ihn zu lehnen, Halt zu suchen. Tōru hatte nicht erwartet, dass er ihm sein Hotelzimmer anbieten würde, um sich auszuruhen, auch wenn Shizuru ihm wahrscheinlich keine andere Option gelassen hätte, sie konnte da hartnäckig sein. Sie wusste ganz genau, was sie ihm damit antat, dass seine Gefühle für ihn in keiner Weise nachgelassen hatten und es pure Folter war, ihn mit Kou allein in einem Raum zu lassen, halbnackt in seinem Bett! Wie konnte es eigentlich sein, dass er ihm nur nahe sein konnte, wenn er in ihn hineinrannte oder so müde war, dass er sonst nichts mehr auf die Reihe bekam? Tōru raufte sich die Haare und stöhnte frustriert unter der Bettdecke, die er sich über den Kopf gezogen hatte.

„Tōru? Alles in Ordnung?“ Er spürte, wie die Matratze sich neben ihm absenkte und Kou ihn leicht an der Schulter berührte. „Ich stelle dir eine Flasche Wasser hier hin, falls du Durst hast. Hilft auch gegen die Kopfschmerzen.“

„Ich habe keine Kopfschmerzen... ich bin nur müde, aber ich komme nicht zur Ruhe, Kou...“ antwortete er leise.

„Wieso nicht? Was beschäftigt dich?“ Er setzte sich neben ihn aufs Bett und lehnte sich an das zweite Kissen.

„Alles... und nichts... ich denke nicht, dass ich es jetzt sinnvoll in Worte packen kann...“

„Dann konzentriere dich darauf, erstmal nur zu schlafen und über das andere kannst du dir später noch Gedanken machen. Oder darüber reden, wie du magst...“

„Bleibst...“ Tōru schluckte trocken, sein Mund klebte und er zog sich die Decke vom Kopf, um nach der Wasserflasche zu schauen, die Kou ihm reichte. „Wolltest du nicht arbeiten?“

Er tippte auf das iPad, das auf seinem Schoß lag. „Kann ich auch hier. Außer... es stört dich, wenn ich hier sitze.“

„N... nein, gar nicht... Das Bett ist auch breit genug, also lass dich nicht aufhalten...“ Er schraubte die Flasche zu und legte sich wieder hin. Kous Gegenwart beruhigte ihn tatsächlich, auch wenn sie ihn gleichzeitig aufwühlte.

 

Das Licht im Raum hatte sich verändert, war heller geworden, als er wach wurde. Er erinnerte sich daran, dass Kou ihn wecken wollte, was aber nicht geschehen war. Tōru schlug die Augen auf und hielt überrascht die Luft an. Kou lag schlafend neben ihm, eine Hand unter seine Wange geschoben, das Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. Fasziniert betrachtete er die langen, schwarzen Wimpern, die auf der Haut unter seinen Augen ruhten, zart und weich, wie Federn sahen sie aus. Sein Blick folgte der geraden Nase und blieb auf seinen leicht geöffneten Lippen hängen, die zu küssen er schon seit Wochen träumte. Er beugte sich ein Stück vor, näherte sich langsam, um schließlich einen einzelnen, zärtlichen Kuss zu stehlen.

Kou kräuselte die Nase, dann biss er sich leicht auf die Unterlippe. „Kazuki...“ flüsterte er heiser im Schlaf.

Tōru setzte sich auf und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Er wusste nicht, was mehr wehtat... dass Kou ernsthafte Gefühle für diesen schmierigen Yakuza hatte oder dass seine eigenen Gefühle trotzdem nicht schwächer wurden. Er war niemand, der sich aufdrängte, aber er konnte genauso wenig von ihm lassen. Da er ihn nicht als Freund verlieren wollte, musste er wohl weiter damit leben, nicht den größten Platz in seinem Herzen einzunehmen.

Chapter Text

Der zweite Comiket-Tag verlief für Kou ebenso entspannt, wie der erste. Da er erst am späten Vormittag anwesend sein musste, hatte er den vorherigen Abend zum Arbeiten genutzt. Tōru hatte er tags zuvor, wie versprochen, wieder bei seinem Zirkel abgesetzt, nachdem sie sich ausgeschlafen hatten. Er hatte zwar selbst nicht vorgehabt, sich nochmal hinzulegen, aber kaum, dass Tōru eingeschlafen war, wurde er selbst müde und hatte dann länger geschlafen als sein Freund, der ihn dadurch geweckt hatte, dass er aus dem Bett gestiegen und ins Bad gegangen war. Was ihn bedrückte, hatte er danach nicht mehr angesprochen, Kou hatte seine Anspannung jedoch gespürt und fragte sich, ob er etwas falsch gemacht hatte, dass Tōru den Rest des Tages so kurz angebunden gewesen war.

Er hatte gerade eine kleine Zeichnung für eine nervöse Besucherin angefertigt und sie ihr lächelnd überreicht, als sein Handy in seiner Hosentasche vibrierte. Er entschuldigte sich kurz bei Yoshino, die neben ihm saß, und ging in den hinteren Bereich des Verlagstands, um den Anruf entgegenzunehmen.

„Hallo Nao, was gibt es denn?“

„Kou, mein Süßer, hast du heute Abend schon was vor?“ hörte er Naos unverwechselbares Säuseln durch den Lautsprecher.

„Heute? Uhm... Kommt drauf an, ich bin noch bis Dienstag in Odaiba.“

„Meine Begleitung hat mich hängen lassen und ich habe eine Karte übrig für die Party des Jahres im Velvet, kommst du mit?“

Kou strich sich die Haare aus der Stirn, die sich aus seinem lockeren Zopf gelöst hatten und dachte nach.

„Das Velvet in Nichō? Da gibt’s doch nie Karten, wie bist du da rangekommen?“ Er lehnte sich an eine freie Wand.

„Ich musste einer Menge Leute einen blasen.“ Nao kicherte. „Nein, Quark, einer meiner Kunden arbeitet dort und hat sie mir besorgt.“

„Ich würde schon... aber ich habe für das Wochenende nur normale Klamotten eingepackt und nichts, das sich für eine Party im Velvet eignet“, entgegnete er leicht frustriert mit dem Gedanken an die schlichten Hosen, Pullover und Anime-Shirts in seinem Koffer. „Vorher nochmal nach Adachi fahren will ich eigentlich nicht.“

„Mach dir darum keine Gedanken, komm einfach vorher bei mir vorbei. Irgendwas habe ich sicher in meinem Schrank, das dir passt. Du kannst auch bei mir schlafen und morgen früh mit der ersten Bahn zurück nach Odaiba, dann kannst du dir das Taxi sparen, Sabu stört das nicht“, bot Nao großzügig an. „Also, sofern du nicht abgeschleppt wirst und in einem Hotel landest.“

„Hmm... das letzte Mal sah es ja nicht danach aus, dass das passiert, das kann ich dir später aber auch noch erzählen. Ich komme bei dir vorbei, sobald ich hier weg kann, Nao.“

 

Nao lebte mit seinem Partner Saburo, einem DJ und Musikproduzenten, in einem Loft westlich des Yoyogi-Parks in Shibuya. Während der kurzen Fahrt mit dem Aufzug nach oben, grübelte Kou darüber nach, dass seine Freunde auf die ein oder andere Weise erfolgreicher waren als er, da sie in der Nähe des Zentrums wohnen konnten und er immer noch in seiner günstigen, kleinen Wohnung in Adachi mit all ihren Fehlern festsaß, trotz der Sanierung. Er war etwas neidisch, auch wenn er es Nao und Tōru gönnte, sie arbeiteten hart dafür und in Tōrus Fall eventuell etwas zu sehr. Er hatte ihn tagsüber nur kurz gesehen, er sah besser aus als am Tag zuvor, aber dennoch war ihm die Erschöpfung anzusehen gewesen, auch wenn er es gekonnt überspielte. Kou nahm sich vor, ihn nach der Comiket zu fragen, wo er noch arbeitete, bevor er sich unnötige Sorgen um ihn machte.

Nao erwartete ihn an der Tür und begrüßte ihn überschwänglich, auch wenn sie sich erst anderthalb Wochen zuvor gesehen hatten.

„Kommt Saburo heute nicht mit?“ Kou saß mit einem Drink, den Nao ihm kurzerhand in die Finger gedrückt hatte, auf einem Sessel und beobachtete, wie sein Mentor seinen Schrank durchwühlte, auf der Suche nach etwas, das er ihm anziehen konnte. Es war klar, dass Kou diesmal kaum Mitspracherecht hatte, Nao nutzte es nur zu gern aus, ihn ausstaffieren zu können wie eine seiner Schaufensterpuppen.

„Nein, er legt in irgendeinem großen Club auf und da wollte ich heute nicht mit.“ Er legte einige Kleidungsstücke auf einen Stapel und warf Kou eine violette Versace Pappschachtel zu. „Für drunter. War ein Werbegeschenk, ist aber nicht mein Stil. Also, Kou... runter mit den Klamotten, wir müssen dich anziehen.“ Er lehnte sich an das Sideboard, auf dem er seinen Drink abgestellt hatte und grinste breit.

„Du hast da wirklich Spaß dran, was?“ Er stand auf und schälte sich aus seiner Kleidung, Pullover, T-Shirt und Jeans landeten auf dem Sessel, Unterhose und Socken folgten kurz darauf, bevor er den schwarzen Jockstrap mit goldenem Muster auf dem Gummiband aus der Schachtel zog und anzog.

„Oh, natürlich. Was glaubst du, warum ich Klamotten verkaufe? Aus dem einzigen Grund, dass ich ständig halbnackte Typen im Laden habe, denen ich beim Anziehen helfen darf.“ Nao zwinkerte ihm zu und half ihm dann mit geübtem Griff in seinen Schritt, den Stoff zu richten. „Scheiße... bist du immer noch so empfindlich, Kou?“ Er strich mit einem manikürten Fingernagel über Kous halbe Erektion, die seine fachmännische Berührung ausgelöst hatte.

„M... mach sowas doch nicht... ohne Vorwarnung, Nao...“ Er lehnte die Stirn an die Schulter seines Gegenübers und stöhnte auf, als er neugierig fester zupackte. „Vor allem nicht, nachdem ich über zwei Wochen keinen Sex hatte oder viel Zeit für anderes...“ Er kam nicht umhin, sich ihm leicht entgegenzudrängen, damit er seinen Griff verstärkte.

„Du hattest vorher schon längere Pausen... so schlimm?“ Da Nao wusste, wie schnell sein Schützling auslief, zog er den Stoff kurzerhand zur Seite und legte die Hand um den harten Schaft.

„Mhm... Kazuki war beschäftigt und ich auch... und seit letztem Wochenende ist er bei seiner Familie, wo er nicht einfach mal so weg kann... unser Ausflug letztens war auch furchtbar unbefriedigend...“ Er vergrub die Finger in Naos Hemd und hielt sich an ihm fest. „Es ist nur... während ich im November bei ihm war, konnten wir die Finger nicht voneinander lassen und seitdem... fehlt es mir... er fehlt mir, Nao...“

„Und dann lässt er die Leine auch noch sehr lang... Ich habe ewig gebraucht, bis Sabu mich allein losziehen ließ, nicht nur ein paar Wochen, Monate.“ Seine Finger strichen geschickt über die empfindliche Stelle unterhalb seiner Eichel, dann zog er den Jüngeren für einen zärtlichen Kuss an sich. „So... kann ich dich unmöglich auf die Jungs im Club loslassen, da müssen wir erst was tun“, murmelte er in einer Atempause. Er legte den freien Arm um Kous Hüfte, grub die Finger in die Haut seines nackten Hinterns, dann küsste er ihn weiter, während er ihn streichelte.

„Nao... n... nicht... es wird noch alles schmutzig...“

„Nur du...“ Er biss ihn in die Unterlippe und drückte ihn auf den Sessel, wo er sich über ihn kniete und seine eigene Hose herunterzog. Kou spürte den harten Penis seines Freundes gegen seinen eigenen drücken, mit einer Hand hielt er sich an der Armlehne fest, die andere legte er um Naos Hand, mit der er sie beide umfasst hatte.

„Fuck... es... eskalier doch nicht immer so...“ Kou stöhnte auf, als er begann, seine Hand zu bewegen und zeitgleich an seinen empfindlichen Brustwarzen zu knabbern, er wusste ganz genau, dass ihn das wahnsinnig machte. So dauerte es keine Minute, bis er laut stöhnend kam und sein Sperma auf seinem Bauch verteilte. Nao bewegte seine Hand weiter, seinen Orgasmus begleitend und an seinem eigenen arbeitend. Kurz darauf vermischte sich sein Sperma mit dem von Kou, der schwer atmend die Hand auf seinen zurückgelehnten Kopf gelegt hatte.

„Ich hasse dich, Nao... du bist ein Monster...“ murmelte er leise.

„Nein... du liebst mich, Kou.“ Nao küsste ihn auf die Nasenspitze, bevor er aufstand. „Wo ist dein Handy?“

„Auf dem Tisch... was hast du vor?“

„Ach... nichts... nur ein bisschen Spaß.“ Nao drückte Kous Daumen auf den Sensor, um das Display zu entsperren, dann hörte er das Klicken der Kamera. „Du siehst so... heiß und fertig aus und dabei wärmen wir uns gerade mal auf. Du hast doch nichts dagegen, wenn ich das deinem Partner schicke, oder?“

„Nao...! Das muss am Ende nur ich ausbaden, also...“ Er hielt inne und überlegte kurz, ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen. „Mach... Ich gehe duschen.“

„Ich weiß gar nicht, wer dich so verdorben hat, Prinzessin...!“ rief Nao ihm nach, dann beschäftigte er sich mit Kous Handy.

 

Die teure Smartwatch an Kazukis Handgelenk vibrierte leise, teilte ihm mit, dass er eine Nachricht erhalten hatte. Er hielt inne, der kleine Sakebecher auf halbem Weg zu seinem Mund, nachdem ein Kobun ihn erneut gefüllt hatte. Es gab nicht viele Personen, die ihm Nachrichten schrieben, ohne dass er vorher selbst etwas gefragt hatte. Shiro rief in der Regel an, wenn es etwas gab, Sayuri hatte vor fünf Minuten den Raum verlassen, sie hatte keinen Grund, ihm eine Nachricht zu schreiben. Tetsuo saß mit schwarzem Anzug und zurückgegelten Haaren an der Wand schräg hinter ihm neben den Leibwächtern der anderen hochrangigen Familienmitglieder, mit denen er seit dem Abendessen in lockerer Runde zusammensaß. Blieb nur noch... Kou.

„...und dann habe ich ihn den ganzen Weg zu Fuß laufen lassen, weil er frech geworden war“, erzählte der zweite Berater Miyamotos, der zu dessen Linken saß. Kazuki hörte nur halb zu, es interessierte ihn herzlich wenig, wie die älteren Männer ihre Kobun und leiblichen Söhne erzogen, die sich trotz ihres Alters immer noch benahmen wie aufmüpfige Prinzen. Er hielt aber auch nicht viel davon, dass sein Schwiegervater seine kaum jüngeren Brüder zu seinen engsten Beratern gemacht hatte, statt ihn oder einen der anderen jüngeren loyalen Unterbosse, die moderne Ideen mit in die Company brachten statt immer wieder die alte Leier der Tradition zu befolgen. Kazuki war ein pragmatischer Mensch, er hatte sich die Traditionen angeeignet, weil es von ihm verlangt wurde, hielt die meisten davon aber für überholt. Er war sich bewusst, dass seine Einstellung bei vielen Familienmitgliedern Anstoß erregte, vor allem, da er nicht aus einer Yakuza-Familie kam wie sie, sondern durch seine eigene Arbeit aufgenommen wurde. Dass Miyamoto ausgerechnet ihn zu seinem Nachfolger und Waka-gashira bestimmt hatte, bewies jedoch, dass der Oyabun durchaus wusste, wie verkommen seine eigene Familie war und er keinem von ihnen die Führung anvertrauen konnte, nicht einmal seinen leiblichen Brüdern. Es erforderte, dass er Zeremonien, unendlich lange Besprechungen über Nonsens und mehrere Wochen im Jahr im Anwesen über sich ergehen lassen musste, um sich mit den wichtigsten Familienmitgliedern gut zu stellen und auf dem Laufenden zu bleiben. Hideyoshi verließ den Gebäudekomplex nur selten, weshalb Kazuki und Sayuri die meiste Verantwortung in der Company übernommen hatten, der Oyabun kümmerte sich um diplomatische Beziehungen zu anderen Familien und steuerte aus dem Hintergrund.

Er leerte seinen Becher und schielte in der Bewegung auf das Display seiner Uhr. Kou hatte ihm eine Nachricht mit einem Bildanhang geschickt. Der Text zur Nachricht war abgekürzt, er begann mit „Ich war...“ Die Männer am Tisch schauten ihn kurz an, als er den Becher etwas zu fest wieder zurückstellte.

„Alles in Ordnung, Kazuki?“ Hideyoshi grinste amüsiert. „Steigt dir der Sake zu Kopf?“

„Nein, das Bisschen sicher nicht. Entschuldigt mich kurz.“ Kazuki stand auf und verließ eilig den Raum, Tetsuo folgte ihm auf dem Fuß. Das Lachen der älteren Männer drang durch die dünne Tür, nachdem sie wieder geschlossen war. Er lief um einige Ecken und brachte etwas Abstand zwischen sich und den Raum, bevor er das Handy aus der Tasche zog und die Nachricht öffnete.

„Was ist? Musst du doch nicht ins Bad?“ Tetsuo stand dicht hinter ihm, wie er es immer tat, wenn sie im Anwesen unterwegs waren, da er niemandem traute, wenn sich so viele Familienmitglieder dort aufhielten.

„Da geh ich gleich noch hin...“

 

Kou [18:57]: Ich war unartig...

 

Er öffnete das angehängte Bild und schluckte, in seiner Hose wurde es spürbar enger. Kou lag sichtbar aufgelöst auf einem Ledersessel, unter ihm ein Kleidungsstapel, der schwarze Stoff des teuren Versace-Jockstraps war zur Seite gezogen und entblößte seinen noch halbharten Penis, auf seinem Bauch war eine große Menge Sperma verteilt. Zu viel für nur ihn allein. Am Rand des Bilds lag eine bunt manikürte, helle Männerhand auf seinem nackten Oberschenkel, die er Nao zuordnete durch das kleine Muttermal, das sich auf dessen Handrücken befand.

 

Onodera K. [19:05]: Sehr unartig. Was machst du heute Abend?

 

Er spürte Tetsuos Brust an seinem Arm, als er um ihn herumlugte, um auf das Display zu schauen. Sein Adjutant pfiff leise beim Anblick des Fotos.

„Zu dumm, dass du hier eingesperrt bist. Sieht aus, als hätte er auch ohne dich mehr als genug Spaß“, feixte der Blonde mit gedämpfter Stimme.

Zur Antwort sendete Kou den Standort eines Szene-Nachtclubs in Shinjuku ni-chōme, den Kazuki tatsächlich kannte, auch wenn er länger nicht dort gewesen war.

„Nichō? Da wirkt dein Bannkreis nicht wirklich, Kazuki... und ob die Kerle im Velvet sich von dem Armband abschrecken lassen, wage ich zu bezweifeln, die stachelt das eher noch an, wenn dein... kleiner Schoßhund da allein rumläuft.“ Tetsuo sprach leise, er amüsierte sich köstlich über sein Dilemma.

„Das weiß ich auch... wir können aber nicht schon wieder abhauen, um feiern zu gehen“, entgegnete er, in seinem Kopf arbeitete es, wie er die Situation am besten löste und Kou daran erinnern könnte, wo sein Platz war. Dass er es ihm erlaubt hatte, ohne ihn auszugehen, wurmte ihn. Er wollte ihn nicht teilen, mit niemandem, und hatte nur zugestimmt, weil Kou damit argumentiert hatte, dass er dieses Privileg für sich selbst in Anspruch nahm und es unfair wäre. Er konnte es ihm nicht abschlagen, vor allem nicht, weil er dabei schmollend auf seinem Schoß gesessen und ihm mehrfach zugeflüstert hatte, wie sehr er seinen Meister liebte.

„Ihr seid abgehauen, um feiern zu gehen? Wie alt seid ihr, zwanzig?“

Kazuki blickte vom Handydisplay auf, vor ihnen stand Sayuri, die vom Bad zurückgekommen war. Er hatte vergessen, wie leise sie sich bewegen konnte und jede knarzende Diele in diesem Haus im Schlaf fand. Sie trug einen verzierten, dunkelblauen Kimono, die langen, fast schwarzen Haare hatte sie kunstvoll hochgesteckt, die schmalen Lippen zu einem verschmitzten Lächeln verzogen. Mit ihren neununddreißig Jahren war sie nach wie vor das, was man als klassische Schönheit bezeichnen würde, keine noch so kleine Falte war in ihrem schmalen Gesicht zu finden.

„Sayuri, schleich dich doch nicht so an.“ Er schenkte ihr ein kurzes Lächeln.

„Das liegt mir im Blut. Also? Wart ihr unartig wie zwei unreife Kobun?“ Sie stellte sich dicht vor die beiden Männer und grinste verschwörerisch.

„Da Kazuki nur noch mit seinem Schwanz denkt, werden wir das wahrscheinlich häufiger sein, Sayuri-nee-san“, antwortete Tetsuo trocken.

„Tetsu...! Red doch nicht so ein dummes...“ Er unterbrach sich, weil zwei Kobun vorbeiliefen und sie höflich grüßten, bevor sie ihren Weg fortsetzten.

Sayuri bedeutete ihnen mit einer anmutigen Kopfbewegung, ihr zu folgen, damit sie ungestört waren, soweit das in diesem Haus möglich war. Schlussendlich landeten sie in einem Abstellraum, in dem sich gefaltete Futons stapelten und den Schall dämpften.

„Darf ich mal sehen?“ Es war keine Frage, sie erwartete, dass er ihr sein Handy gab, die Formulierung war ihre eigene, höfliche Art, Forderungen zu stellen. Kazuki entsperrte es und reichte es ihr. Sayuri war neben Tetsuo die einzige erwachsene Person in diesem Haus, der er kompromisslos trauen konnte, unabhängig davon, dass sie seine Frau und Geschäftspartnerin war. Sie öffnete die App und biss sich leicht auf die Unterlippe, ihr Finger strich über das Display, während sie den bisherigen Nachrichtenverlauf durchsah, der ein Mix aus privater und geschäftlicher Konversation war.

„Der ist ja süß... und furchtbar verdorben...“ Sie gab ihm das Handy zurück. „Du liebst deinen Sub? Das überrascht mich jetzt wirklich, Kazuki.“

„Frag mich mal... ich habe auch nicht damit gerechnet, dass es so kommt.“ Er schob das Gerät wieder in seine Tasche. „Vielleicht, weil er menschlich so unverdorben ist und sich nicht im Geringsten dafür interessiert, was ich arbeite. Die vor ihm standen alle auf die Gefahr, die sie sich erhofften, weniger auf mich als Person.“

„Du lässt ihm die Aktion durchgehen?“ Sayuri verschränkte die Arme und hob eine schmale, perfekt gezupfte Augenbraue.

„Ich sollte es ihm nicht durchgehen lassen, aber du weißt selbst, dass ich hier jetzt nicht weg kann und die ganze Woche auch nicht.“

„Wer weiß, was er in den nächsten Tagen noch treibt, eine Woche ist lang, vor allem, wenn er mit diesem Paradiesvogel Nao unterwegs ist. Das ist seine Hand auf dem Bild, oder?“ Tetsuo hatte sich neben der Tür an die Wand gelehnt.

„Was wollt ihr eigentlich von mir?“ fragte Kazuki ärgerlich. „Dass ich den Oyabun und die anderen sitzen lasse, um meinen...“

„Geliebten?“ schlug Sayuri vor, als er zögerte.

„Um ihn zur Ordnung zu rufen, weil ich den Fehler gemacht habe, die Leine zu lang zu lassen? Wie soll ich das denen denn erklären?“

„Sie müssen es ja nicht wissen, außerdem sind sie auch nicht die Unschuldigsten in der Angelegenheit.“ Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Soll ich mir eine Ausrede einfallen lassen, wieso ihr verschwunden seid? Mir glauben die doch eh alles, ich könnte wahrscheinlich auch erzählen, ihr wärt von Aliens entführt worden und sie würden es mir abkaufen.“

„Würdest du das tun, Sayuri? Deinen Vater anlügen?“ Kazuki runzelte die Stirn.

„Es ist erst dann eine Lüge, wenn er den wahren Grund herausfindet und das... wird er nicht. Er vertraut dir und schickt dir niemanden hinterher, egal wie oft du wegen der Arbeit wegmusst und die anderen werden sich hüten, das zu tun.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. „Also los, erziehe dein neues Haustier, ehrenwerter Ehemann, überlass mir den Rest.“

Chapter Text

Kou zupfte an dem kurzen, engen Shirt aus dünnem, schwarzen Leder, in das Nao ihn gesteckt hatte. Es hatte zwar lange Ärmel, ließ jedoch den Bauch frei, am Rücken war es bis hoch zum Hals wie eine Corsage geschnürt, vorne war der Kragen geteilt und bildete einen Rundhalsausschnitt mit darüberliegendem Halsband. Darunter trug er einen am Hosenbund befestigten Harness aus schmalen Lederbändern, der mehr Schmuck war, als dass er irgendeinen anderen Zweck erfüllte. Die mit Schnallen besetzte Lederhose saß tief und schmiegte sich an seine Haut, ein langer Zweiwege-Reißverschluss zog sich vom vorderen Bund zwischen seinem Schritt entlang zum hinteren Bund und ersetzte die Naht dort. Die langen Haare hatte er zurückgeflochten und zu einem hohen Zopf gebunden, der den Blick auf seinen Rücken freigab.

„Du weißt schon, dass es draußen saukalt ist?“ Er schaute zu Nao, der sich in einen schwarzen Harness-Body gezwängt hatte und gerade die enge Hose aus schwarzem Lackstoff schloss, die nichts der Fantasie überließ, denn sein Mentor hatte wieder einmal auf jegliche Unterwäsche verzichtet. Neben ihm stand ein Paar Stiefel aus demselben Material mit hohen Absätzen. Um den Hals legte er das metallene Halsband, das er immer trug, wenn sie unterwegs waren, es war ein Geschenk von Saburo gewesen. Die Piercings in seinen Brustwarzen und seinem Bauchnabel funkelten schwach im Licht des Ankleidezimmers.

„Ich gebe dir eine Jacke von mir, ich lasse dich doch nicht frieren, Prinzessin.“ Nao zwinkerte ihm zu, dann zog er einen kurzen Blazer an. „Bei deinem Körper wäre es aber zu schade, dich komplett zu verhüllen, das regelmäßige Training macht sich echt bezahlt.“ Er strich mit den Fingerspitzen über die Haut von Kous Bauch, unter der sich mittlerweile schwach die Muskeln abzeichneten. Kou entzog sich ihm, da es kitzelte und betrachtete sein Gesicht vor dem Spiegel. Nao hatte tief in seinen Make-up Koffer gegriffen und ihm Smokey Eyes mit goldenen Akzenten verpasst, der Lidstrich schimmerte leicht und hatte fast dieselbe Farbe wie seine Augen. Er hatte ihn davon abhalten können, den Rest seines Gesichts auch noch anzumalen und trug nur etwas Lipbalm auf seinen im Winter immer trockenen Lippen. Auf seinem eigenen Gesicht war Nao wie immer eskaliert, auch wenn er die Farben dezenter gehalten hatte, um nicht zu sehr von seinem Outfit abzulenken, die Haare hatte er mittlerweile silbrig blondiert und am Hinterkopf zu einem kleinen Knoten gebunden. Während Nao in seinem Schrank nach besagter Jacke suchte, schaute Kou auf sein Handy. Kazuki hatte nicht nochmal geschrieben, nachdem Nao ihm den Standort des Clubs geschickt hatte.

„Hier ist sie, die hält dich warm.“ Er drückte ihm eine dunkelgraue hüftlange Kunstpelzjacke in die Hand, selbst zog er eine identische an, nur in schwarz. Kou hinterfragte Naos Entscheidungen schon lange nicht mehr, er schlüpfte in die Jacke, schob Handy und Kartenetui in die Hosentasche, dann ging er zum Eingang um seine knöchelhohen Boots mit Plateausohle und kleinen Metalldetails anzuziehen. Nao zwängte sich neben ihm in seine hohen Stiefel, mit denen er schlussendlich immer noch kleiner war als Kou.

„Du kannst doch nicht ständig größer sein als ich, das beschädigt mein Ego“, jammerte Nao scherzhaft, während sie sich auf den Weg zur nächsten Bahnstation machten. Dass Nao in Shibuya wohnte, machte es unkompliziert, in völlig überzogenen Outfits durch die Gegend zu laufen. In Adachi hätte Kou sich so nicht auf die Straße gewagt, auch nicht abends.

 

Sie erreichten den Club eine halbe Stunde später. Das Velvet war einer der etwas größeren Szene-Clubs in Tokios Schwulenviertel, allerdings mit einer Kapazität von maximal einhundert Gästen immer noch kein Vergleich zu anderen Nachtclubs in Shinjuku oder Roppongi. Mit dem Unterschied, dass fast nur Männer dort waren und hin und wieder wenige lesbische Pärchen. Der Einlass ging zügig vonstatten, die zwei hatten keine Probleme, mit ihren Outfits dem prüfenden Blick des grimmigen Türstehers standzuhalten. An der Garderobe gaben sie ihre flauschigen Jacken ab und betraten den Innenraum, der umgestaltet worden war, seit Kou das letzte Mal dort gewesen war. Abgenutztes, etwas verruchtes Mobiliar war einem modernen, cyberpunkigen Design gewichen, das trotzdem die dem Club seinen Namen gebenden Samtbezüge auf Bänken und Stühlen involvierte, die sich an den Wänden verteilten. Die Bar befand sich an der Wand seitlich des Eingangs, im hinteren Bereich war eine Tanzfläche vor einer kleinen Bühne, auf der ein DJ Bass lastige Musik auflegte, zu der schon einige tanzten.

Nao zog Kou, der wieder einmal etwas von seiner Menschenscheu überfordert war, an der Hand hinter sich her zur Bar und orderte zwei verrückt klingende Drinks, deren Namen sich Kou nicht merkte. Sie waren bunt und süß, wie Nao es mochte, und der Alkoholgehalt reduzierte seine Anspannung. Nachdem sie jeweils zwei davon getrunken hatten, verschlug es sie auf die Tanzfläche, zum Flirten war später noch Zeit. Es war ihre übliche Routine, seit sie sich kannten, der eigene Spaß stand im Vordergrund, was sich sonst noch ergab, war Bonus obendrauf. Nicht jeder kam mit einem Partner, viele waren dort, um neue Partner zu finden oder für eine Nacht etwas Spaß zu haben. Lange dauerte es nicht, bis er die erste Hand an seinem Hintern hatte, dann einen spürbar ausgebeulten Schritt, der sich an ihn drängte, die Hände wanderten zu seiner Vorderseite und erkundeten seinen Oberkörper über der Kleidung, stoppten aber immer knapp über seinem Hosenbund, solange er nicht das Okay dazu gab. Er passte sich den Bewegungen des Mannes hinter ihm an, bis dieser genug hatte und von ihm abließ.

Kou gab Nao ein Zeichen, dann machte er einen kurzen Umweg über die Toilette, bevor er wieder die Bar aufsuchte und sich einen weniger süßen Drink bestellte.

„Ganz allein, Süßer?“ Ein dunkelhaariger Mann in einem gut sitzenden Anzug, kaum älter als Kou, hatte sich neben ihn an die Bar gestellt.

„Nur halb, meine Begleitung ist auf der Tanzfläche verschollen, glaube ich“, entgegnete er und lächelte in seine Richtung. „Du hattest vorhin doch nicht genug?“ Mit einem Blick auf die nur scheinbar teure Uhr an seinem Handgelenk hatte er ihn als einen derjenigen erkannt, die ihn zuvor von hinten angetanzt hatten, sein Gesicht verbarg er wie viele Doms hinter einer Maske, die schlicht und schwarz war.

„Dein Arsch scheint mir der passendste hier zu sein.“ Er legte erneut eine Hand ungeniert auf Kous Po.

„Passend für was?“ Er hob eine Augenbraue und nippte ungerührt an seinem Glas.

Sein Gesprächspartner verstärkte seinen Griff und strich mit den Fingerspitzen über den Reißverschluss auf der Rückseite der Hose. „Meinen Schwanz. Nachdem wir etwas gespielt haben.“

„Sorry, das ist mir zu plump. Vielleicht gehst du erst nochmal üben, so ganz hast du das noch nicht drauf und die Uhr... beeindruckt niemanden.“ Kou drehte sich aus seinem Griff und ließ ihn stehen, sein Glas nahm er mit.

„Hey! Lass mich hier nicht einfach so stehen!“ Der Mann folgte ihm und hielt ihn am linken Handgelenk fest.

Kou drehte sich zu ihm um und schaute ihn unbeeindruckt an, er drehte das Handgelenk und löste sich so aus dem halbherzigen Griff.

„Sie sollten lernen, ein Nein zu akzeptieren.“ Die vertraut tiefe Stimme hinter ihm jagte Kou einen Schauer über den Rücken. „Wenn ein Sub kein Interesse hat, ist das zu akzeptieren. Er ist schließlich kein Stück Fleisch, das man einfach so benutzen kann... außer er will es.“

Eine große, warme Hand in einem schwarzen Lederhandschuh legte sich auf Kous Schulter, die andere strich seinen linken Arm entlang und umfasste seinen Unterarm, den sie etwas anhob, so dass der goldene Armreif im Licht funkelte.

„Und wenn der Sub einem anderen gehört, dann erstrecht.“

Der Mann funkelte die zwei grimmig an und machte dann auf dem Absatz kehrt. Der Griff um Kous Unterarm verstärkte sich und er wurde herumgedreht, sein Glas konnte er gerade noch so festhalten, dass nichts verschüttet wurde, bevor sein Gegenüber es ihm aus der Hand nahm und einem anderen Mann schräg hinter ihm in die Hand drückte. Kou ließ den Blick über ihn gleiten, er trug ein schwarzes, perfekt sitzendes Jackett in Krokoleder-Optik, das seine breiten Schultern betonte, darunter ein dunkelrotes Hemd und eine schwarze Krawatte im Stil des Jacketts zu einer ebenfalls schwarzen Anzughose. Die Schuhe waren auf Hochglanz poliert. Er schaute hoch, wobei der Größenunterschied durch seine dicken Sohlen nicht mehr so groß war, und sah in sein halb von einer goldglänzenden, metallenen Maske verdecktes Gesicht. Feine Muster waren aus dem Blech geschnitten worden, Kou erkannte einen angedeuteten Phönix, der die Schwingen zur Seite hin ausbreitete. Er sah über seine Schulter und erkannte den platinblonden Schatten, der die Haare in bester Yakuza-Manier streng zurückgegelt hatte und einen schwarzen Anzug aus Leder trug, im Gesicht ebenfalls eine Maske, dunkelgrau und schlicht.

„Was... machst du denn hier...?“ fragte er ihn perplex.

„Du hast deinen Platz vergessen, Kou“, antwortete er kühl, die dunklen Augen hinter der Maske funkelten ungeduldig. „Auf die Knie.“

Kou atmete tief durch, sie waren mitten im Club, mehr Publikum ging nicht. „Ja, Meister.“ Er sank langsam auf die Knie, setzte sich aber nicht wie sonst auf seine Fersen, dann schaute er ihn von unten an.

„Was soll der Blick? Glaubst du, ich lobe dich dafür, dass du das tust?“ Er umfasste Kous Zopf mit einer Hand und bog seinen Kopf nach hinten. „Du hast kein Lob verdient für deine Unartigkeit.“

„Ich... ich war nicht ungehorsam, ich habe nichts...“ Kous Kopf flog zur Seite, seine Wange brannte, wo Kazuki ihn überraschend geohrfeigt hatte. Nicht unbedingt fest, aber eindringlich.

„Du sprichst nur, wenn ich es dir erlaube.“

Er nickte.

„Ich dachte, du wärst in deinem Hotelzimmer in Odaiba, stattdessen lässt du dich von anderen Männern anspritzen und anfassen, treibst dich in Clubs wie diesem rum... und machst davon auch noch Fotos, die du mir schickst.“ Kazuki hielt immer noch seinen Zopf fest, hatte sich aber über ihn gebeugt und schaute ihm ins Gesicht. „Du bist ein verdorbenes, ungezogenes Miststück. Stehst du so sehr auf Schwänze, dass dir der deines Meisters nicht reicht?“

Kou schüttelte den Kopf, soweit es ihm möglich war, er öffnete reflexartig den Mund, um etwas zu sagen, doch der Ältere schob die behandschuhten Finger zwischen seine Lippen und hielt seine Zunge fest, so dass nur ein unartikulierter Laut herauskam.

„Dein Mund ist nur für zwei Sachen da, zum Blasen und Schlucken, nicht zum Reden.“

Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass es rundherum mittlerweile ungezügelter zuging, das in Latex gekleidete Paar neben ihnen rieb sich ungeniert aneinander, irgendwo stöhnte jemand lustvoll. Er rutschte etwas auf seinem Platz umher, um das Gewicht auf seinen Knien zu verlagern, der Boden war hart und unbequem, dennoch hatten die Atmosphäre im Club und Kazukis Zurechtweisung ihre Wirkung auf ihn. Er hob den Kopf und schaute ihn an. Er erwiderte den Blick still, doch war er kaum zu deuten, die aufwändige Maske verhinderte es.

„Willst du was?“ fragte er schließlich und ließ ihn los.

Kou nickte, er ließ den Mund geöffnet und legte die Zunge auf seiner Unterlippe ab, sein Kinn war nass von Speichel, sein Blick heftete sich auf Kazukis Schritt.

„So verdorben... vor allen Leuten? Antworte.“

„Ja, Meister. Lass mich... tun, wozu mein Mund da ist...“ Er leckte sich über die feuchten Lippen und schaute ihn erwartungsvoll an.

Kazuki zog Kou unsanft auf die Füße und stieß ihn dann vor sich her zu einer freien, gepolsterten Couch am Rand. Dort angekommen, bog er seine Unterarme auf den Rücken und fixierte sie mit einem kurzen Seil, das er wo auch immer herhatte, Kou konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, erstrecht nicht, als er den Druck des Seils durch die Ärmel seines Oberteils auf seiner Haut spürte. Auf einen knappen Befehl von ihm sank er wieder auf die Knie, langsam dämmerte ihm, dass er es wohl übertrieben hatte. Kazuki schien wirklich sauer... oder er war ein sehr guter Schauspieler. Er schaute auf die Schuhspitzen vor ihm, nachdem sein Partner sich gesetzt hatte.

„Holst du uns was zu trinken, Tetsu?“

„Für ihn auch?“

„Nur für dich und mich.“

Tetsuo nickte, machte auf dem Absatz kehrt und marschierte zur Bar, um einige Minuten später mit zwei Drinks für sich und Kazuki zurückzukommen. Er setzte sich neben seinen Boss und schlug die Beine übereinander.

Kou biss sich auf die Unterlippe, dann hob er erneut den Kopf und wiederholte die Geste von zuvor. Kazuki zog ihn am Kopf vor und drückte sein Gesicht an seinen Schritt.

„Willst du ihn? So sehr, dass du das in aller Öffentlichkeit tun würdest?“

„Ja, Meister... bitte... dein Schwanz ist der einzige, den ich will...“ Kou presste die Lippen auf die harte Wölbung in seiner Hose, dann zog er den Reißverschluss mit den Zähnen auf.

„Kou...“ Er griff in seine Hose und holte seinen harten Penis heraus, stöhnte leise auf, als Kou sich gierig darauf stürzte. Seine Zunge schien überall gleichzeitig zu sein, da er seine Hände nicht nutzen konnte, gab er sich umso mehr Mühe, es ihm nur mit dem Mund zu besorgen. Kazuki nutzte die Hand auf seinem Kopf und führte ihn, er wurde ungeduldig und wollte unter keinen Umständen die Kontrolle darüber verlieren, was Kou tat.

„Du darfst nicht schlucken, Kou... auf keinen Fall...“ Er spürte, wie er an sein Limit kam, dann spritzte er in seinem Mund ab. Kou zog den Kopf zurück, schwer durch die Nase atmend. Kazuki legte die Hand unter sein Kinn. „Zeig es mir.“ Sein Sub öffnete den Mund und zeigte ihm sein Sperma auf seiner Zunge, es war viel gewesen und sofort lief etwas aus seinem Mundwinkel heraus und tropfte von seinem Kinn. „Teilst du es mit Tetsu?“

Der Erwähnte beugte sich zu Kou herab und leckte die angebotene Flüssigkeit von seiner Zunge, dann bedankte er sich mit einem heißen Kuss, der ihn auf den Knien wanken ließ. Tetsuo richtete sich wieder auf, nachdem er das Sperma von Kous Kinn geleckt hatte.

Kou hatte Mühe, sich weiter auf den Knien zu halten. Er lehnte sich an Kazukis Bein und rutschte in eine halb sitzende Position auf dem Fußboden. Der Reißverschluss seiner Hose drückte erbarmungslos an seine Erektion und rieb über die empfindliche, schweißfeuchte Haut zwischen seinen Pobacken.

„Gibst du schon auf?“ Kazuki strich zärtlich über seinen Kopf, den er sacht schüttelte. „Was dann? Du darfst antworten.“

„Ich gehöre dir... benutz mich, Meister, so wie du willst“, antwortete er heiser. „Ich würde nur gerne vorher etwas trinken, bitte...“

Tetsuo reichte Kazuki ein großes Glas mit Strohhalm, den dieser Kou an die Lippen hielt. Kou hatte alles erwartet, aber keinen Gin Tonic, den in der Regel nur er trank, also musste Tetsuo ihm doch etwas mitgebracht haben, ohne dass er es mitbekommen hatte. Er schenkte ihm ein dankbares Lächeln, nachdem er für den Moment genug getrunken hatte und Kazuki das Glas auf dem Tisch abstellte.

„Steh auf“, verlangte er schließlich.

Kou arbeitete sich langsam auf die Füße, der Alkohol arbeitete in seinem Kopf, dazu kamen die stickige Luft im Club und die laute Musik, die ihm die Sinne vernebelten. Er stand schließlich aufrecht vor ihm, durch die Position seiner Arme hatte er den Rücken durchgedrückt und die Hose drückte noch mehr auf ihren Inhalt. Er spürte Kazukis Finger durch das dünne Leder der Hose, wie sie über seinen Oberschenkel nach oben fuhren, um dann die Wölbung zu umkreisen. Kou atmete geräuschvoll aus, unterdrückte ein Stöhnen. Er hatte gedacht, es würde helfen, dass er bei Nao zuhause schon gekommen war, aber der Druck, der sich jetzt wieder aufgebaut hatte, war vergleichbar drängend mit der Einschränkung, dass er nicht mehr nüchtern war und sich noch weniger beherrschen konnte als sonst schon. Er biss sich auf die Unterlippe, um Kazuki nicht anzubetteln, ihn zu erlösen.

„Du hältst dich gut... Du bekommst mehr, weil du so schnell gelernt hast heute.“ Kazuki zog ihn auf seinen Schoß, so dass er rittlings auf ihm saß. Er legte eine Hand auf seine Wange, strich sanft darüber und zog ihn dann an sich für einen zärtlichen Kuss. „Aber nicht hier, zu viel Publikum mag ich nämlich nicht.“

Tetsuo stand auf. „Hotel oder Wohnung?“

„Hotel... ich will nicht so lange warten“, sagte Kou leise, dann rutschte er rückwärts von Kazukis Schoß.

„Ich sage deinem Freund Bescheid, gehst du mit ihm vor, Tetsu?“ Kazuki stand auf und richtete seine Hose, um dann Nao zu suchen, nachdem Tetsuo genickt hatte.

Tetsuo legte einen Arm um Kous Taille, der etwas schwankte, nachdem er sein Glas noch mithilfe des Strohhalms geleert hatte, und ging mit ihm zum Ausgang, wo sie ihre Mäntel holten. Er bedachte die plüschige Jacke, die Nao Kou gegeben hatte, mit einer skeptisch hochgezogenen Augenbraue, dann legte er sie ihm um die Schultern, da Kous Unterarme immer noch gefesselt waren.

 

Kou schluckte trocken, nachdem sie das Zimmer in einem Love Hotel in der Nähe des Clubs betreten hatten, das Tetsuo spontan ausgesucht hatte. Es war in Schwarz und dunklem Rot gehalten, an den Ecken des stabilen, großen Betts waren Halterungen für Fesseln angebracht, wie auch der Rest des Raumes mit allerlei Bondage Utensilien ausgestattet war. Kazuki zog Mantel, Jackett und Krawatte aus, die Maske legte er auf einen kleinen Tisch, dann ging er ins Bad. Kou kniete sich auf den dunklen, abgenutzten Teppich, nachdem Tetsuo ihm aus der Plüschjacke geholfen hatte, und wartete. Kazuki kam wortlos zurück, kniete sich hinter Kou und legte ihm ein kühles Seidentuch über die Augen, das er an seinem Hinterkopf unter dem Zopf festknotete, dann löste er das Seil um seine Unterarme. Er strich mit den Lippen sanft über Kous Ohr.

„Du riechst gut... anders als sonst...“ Unter seinen Fingern, die er auf seine nackte Taille gelegt hatte, spürte er die Gänsehaut, die Kou von seinen leisen Worten bekam. Er reagierte immer so unmittelbar, dass es eine Freude war, ihn anzusehen und zu berühren, allerdings antwortete er nicht, wie er es ihm zuvor befohlen hatte. Kou war gehorsam, bis er ungeduldig wurde, dann bröckelte seine Unterwürfigkeit und er wurde fordernd, ein Punkt, an dem er ihn hinhalten konnte und er schließlich bettelte. Er fuhr mit den Händen über seine vom Schweiß leicht klebrige Haut nach oben, schob sie unter das enge Oberteil und strich über seine empfindlichen Brustwarzen, was ihm ein leises Stöhnen entlockte.

„Wie kommt es, dass du keine Piercings hast, Kou? Du darfst antworten.“

„Ich... bin zu empfindlich, das wäre nur kontraproduktiv, Meister...“ Er lehnte sich an seine Brust, den Kopf in den Nacken gelegt. „Ich bin nicht so... resistent wie Tetsuo.“

Kazuki warf einen Blick auf seinen Adjutanten, der scheinbar ungerührt auf der Bettkante saß und die zwei beobachtete. Er hatte die Maske ebenfalls abgelegt und das Jackett geöffnet, er kannte seinen Freund allerdings besser als jeder andere und merkte, wie sehr es in ihm brodelte.

Er legte eine Hand in Kous Rücken und drückte ihn nach vorne, so dass er mit dem Bauch auf seinen Oberschenkeln ruhte, dann schnürte er das Oberteil auf, bevor er es ihm über den Kopf zog. Dieser Nao hatte ihn durchdacht ausgestattet, der Harness, den er darunter trug, schmiegte sich sanft um seinen schlanken Oberkörper und betonte die schmale Taille, er war mit Clips an der Hose befestigt, die sich eng um die Rundung seines Hinterns gelegt hatte. Er müsste sie ihm nicht einmal ausziehen, der lange Reißverschluss im Schritt erübrigte das, was mehr als interessant war. Kazuki löste den Blick von Kous unterem Rücken, der einladend dicht vor ihm war, legte die Arme um ihn und schlang ein Paar Handfesseln um seine schmalen Handgelenke, die er aus dem Fundus des Zimmers genommen hatte. Nicht die Qualität, die er üblicherweise bevorzugte, aber für den Moment ausreichend. Er stand auf, ging um ihn herum und zog ihn an der dünnen, stabilen Kette, die daran befestigt war, die wenigen Schritte zum Bett. Kou entfuhr ein überraschter Laut, da er nichts sehen konnte und rutschte auf Knien über den Teppich, bis er gegen die Bettkante stieß, wo Kazuki ihn mit einem Griff um die Taille aufs Bett warf. Er stieg selbst hinauf und befestigte die Kette an einem Haken, der von der Zimmerdecke für diesen Zweck herabhing, zog sie so straff, dass seine Arme nach oben gezogen wurden und er den Rücken leicht durchstreckte.

„Du hast doch so gern Dinge im Mund... willst du etwas? Einen Schwanz?“ Er stand dicht vor ihm auf der festen Matratze. Kou nickte hastig. „Meinen? Oder... Tetsus?“ Kou nickte, hielt inne und biss sich auf die Unterlippe, während er überlegte. Kazuki wusste, wie interessant er Tetsuo auf rein sexueller Ebene fand, die Piercings hatten ihn tatsächlich länger beschäftigt, so dass er ihn danach ausgefragt hatte.

„E... entscheide du, Meister...“ flüsterte er schließlich ergeben, die Kette klirrte leise, als er die Hände darum legte, um sein Gewicht besser zu verteilen.

„Nun... Mund auf.“ Er strich sanft mit der weichen Spitze über Kous feuchte Lippen, dann schob er sie langsam hinein, bis der etwa vier Zentimeter dicke Silikonball an seine Zähne stieß und der kurze Dildo seinen Mund ausfüllte. Er griff um seinen Kopf herum und schloss den Knebel mit einem Klicken der Schnalle. Ein gedämpftes Stöhnen entfuhr Kous Kehle, der naiv darauf gehofft hatte, einem der beiden einen blasen zu dürfen und nun in leichter Panik an der Kette zog, doch Kazuki hielt ihn im Nacken fest, bis er sich beruhigt hatte.

„So ist gut... du hast doch nicht gedacht, ich erfülle dir deinen Wunsch einfach so?“ Er strich mit den Zähnen an seinem Hals entlang und biss ihn in die Schulter, was ihn leise wimmern ließ. „Wir haben die ganze Nacht Zeit und du wirst lernen, wo dein Platz ist. Wenn du dich gut anstellst, wirst du bekommen, wonach du dich sehnst und kein Bedürfnis mehr nach anderen Männern außer mir haben, Kou.“

Mit einem Seil, das seinen eigenen Ansprüchen noch weniger genügte als die Handfesseln, band er Kous Knöchel an die Oberschenkel, was ihn dazu zwang, mit weit gespreizten Beinen auf dem Bett zu knien, dazu ließ er die Kette etwas locker, damit er sich dabei nicht die Schultern überdehnte, auch wenn es das einzige war, das ihn aufrecht hielt.

Kazuki setzte sich vor ihn und betrachtete ihn eine Weile still. Tetsuo legte von hinten den Kopf auf seine Schulter und folgte seinem Blick.

„Da fehlt was...“ Die leise gesprochene Feststellung ließ Kou schaudern. „Du kannst seine Nippel doch nicht so nackt lassen, das ist verschwendetes Potential.“

„Der Wachhund macht Verbesserungsvorschläge?“ Er schaute ihn von der Seite an. „Du hast eindeutig zu viel Spaß daran.“

Tetsuo stand auf, um eine Schublade aufzuziehen und darin herumzukramen. Er fluchte leise, dann kam er mit einigen Dingen zurück, die er vor sich auf dem Bett ausbreitete. Kazuki schaute ihm zu, wie er eine Kette an zwei Nippelklemmen befestigte und danach mit einem kleinen Karabinerhaken eine weitere befestigte, an der ein verstellbarer Penisgurt befestigt war. Es gehörte zwar gar nicht zusammen, aber Kazuki nahm die Konstruktion anerkennend entgegen, als er sie ihm reichte, bevor er wieder hinter ihm auf der Bettkante Platz nahm.

„Das ist ein Geschenk von Tetsu.“ Er strich über Kous Brustwarzen, zog leicht daran, um schließlich die Klemmen daran zu befestigen. Kou stöhnte gegen den Knebel und drückte den Rücken durch aufgrund der leichten Schmerzen, die sie ihm zufügten und seine Erregung steigerten, das Gewicht des losen Gurts zog zusätzlich daran. „Hilf ihm damit“, wies er den Blonden mit Blick auf den Gurt und Kous unübersehbar ausgebeulte, enge Hose.

Tetsuo kniete sich vor Kou, strich mit rauen Fingern über seinen gestreckten Bauch nach unten, dann öffnete er die silberne Klickschnalle, die die Hose vorne verschloss und zog den vorderen Zipper des Reißverschlusses bis hinter seine Hoden. Der Stoff seiner knappen Unterwäsche war wie zu erwarten nass von Lusttropfen. Tetsuo ließ die Fingerspitzen über den verzierten Bund gleiten, klemmte sie dann seitlich unter den Stoff, um ihn zur Seite zu schieben und seine dunkle Erektion zu befreien, die ihm entgegensprang, sobald der Stoff sie nicht mehr festhielt. Er öffnete den Gurt und legte ihn um die Wurzel, wo er ihn fest zuzog.

Kou atmete geräuschvoll durch die Nase aus, die Kette zwischen Klemmen und Gurt war gerade lang genug, dass er sich in seiner gestreckten Haltung nicht wehtat und trotzdem daran zog, jede Bewegung löste bittersüße Schmerzen aus, die ihn halb wahnsinnig machten und der Druck des Gurts würde verhindern, dass er richtig kam, bis Kazuki sich dazu entschied, ihn zu erlösen. Er war sich nicht sicher, ob er sich darüber freuen sollte, dass die Hose nicht mehr auf seinen Penis drückte, er fühlte sich verletzlich und ausgeliefert. Und furchtbar erregt.

Er hatte aufgegeben, sich auf die Geräusche zu konzentrieren, die die beiden machten. Das Blut rauschte ihm in den Ohren und ihm war heiß, sein Kopf war leer bis auf den Gedanken, dass er mehr wollte. Er vertraute Kazuki, er würde ein Auge auf sein Wohlbefinden haben, erstrecht, da er nicht sprechen konnte, also wartete er ab, was als nächstes passieren würde.

Kou zuckte leicht zusammen, als er Hände auf seinem Oberkörper spürte, die oberhalb seiner Hüfte liegen blieben. Kazukis Hände. Er war fasziniert davon, wie er ihn gleichzeitig sehr fest und zu einem gewissen Grad behutsam anfasste. Die Wärme, die vom nackten Oberkörper seines Partners ausging, war kaum auszuhalten, er presste sich von hinten an ihn, seine Erektion stieß an seinen Po, der noch von der Hose bedeckt war. Seine Lippen hinterließen eine heiße Spur aus Küssen entlang seines Nackens, er biss ihn hier und da, fest, es tat weh und seine Zunge, mit der er über die Stellen strich, bildete einen zärtlichen Kontrast dazu.

Eine Hand löste sich von seiner Hüfte, griff von hinten zwischen seine Beine und öffnete den restlichen Reißverschluss, der seinen Po freilegte. Er befeuchtete seine Finger an Kous tropfendem Penis und schob zwei am weichen Muskel vorbei in ihn hinein. In seinem Kopf explodierte ein Feuerwerk. Er drängte sich an die Finger und wurde hinweggespült von der Welle an Erregung, die der trockene Orgasmus mit sich brachte. Kazuki hielt ihn aufrecht, da seine Bauchmuskeln kurzfristig den Dienst versagten, trieb seine Finger aber weiter gnadenlos in ihn hinein, nahm einen dritten und kurz darauf einen vierten hinzu. Er ließ ihn kurz los, Kou hörte das leise Klicken eines Tubenverschlusses, dann spürte er kaltes Gleitgel, das er auf seinen Fingern verteilte, um sie mehr als glitschig weiter in ihn hineinzustoßen. Sein Arm umfasste erneut seine Taille und Kou entfuhr ein gepresster Laut, als Kazukis Daumen sich zu den restlichen Fingern schob und er seine Hand kurz darauf bis zum Handgelenk in ihn einführte. Seine Augen tränten, es fühlte sich unbeschreiblich an, er hätte es nicht in Worte fassen können, selbst wenn er hätte sprechen können. Er merkte, wie seine Nase zu laufen begann und er schlechter Luft bekam, selbst wenn er sie hochzog.

„Tetsu...“ Kazukis Stimme war ein leiser Befehl, der Kous Ohr streichelte. Er spürte, wie sich die Matratze vor ihm absenkte, Tetsuos Geruch drang selbst durch seine verstopften Nasenlöcher, als dieser mit den Händen um seinen Kopf griff und den Knebel löste. Er zog ihn vorsichtig aus seinem Mund heraus und legte ihn zur Seite. Kou schluckte, holte zitternd Luft, seine Atmung unterbrochen von unkontrolliertem Stöhnen, zu mehr war er nicht mehr fähig. Sein Gesicht sank an Tetsuos Brust, der immer noch vor ihm kniete, während sein Partner die Hand in ihm zu einer Faust ballte, was ihn vor Lust schreien ließ.

Der blonde Yakuza löste auf ein Nicken von Kazuki die Fesseln von Kous Handgelenken und hielt ihn an den Schultern fest, bevor er nach vorne sacken konnte, dann ließ er ihn vorsichtig herunter, bis er mit dem Kopf auf seinem Schoß lag, den Po durch die Position seiner Beine einladend angehoben. Kou wimmerte, als Kazuki seine Hand aus ihm herauszog und ihm einen leichten Klaps gab.

„Wie geht es dir?“ fragte er ihn.

„...gut... ich bin so geil...“ Kou rieb mit der Nase über Tetsuos gepiercten Penis direkt vor seinem Gesicht. „F... fick mich bitte, Meister... war ich ein braver Schoßhund?“

„Sehr brav...“

Er spürte Kazukis Daumen am Rand seines gedehnten Eingangs, dann seinen harten, großen Penis in ihn eindringen, den er sofort tief in ihn hineinstieß. Er zog ihn am Becken an sich, seine Finger gruben sich in die Haut oberhalb des niedrigen Hosenbunds. Kou stützte sich mühsam auf den Händen ab, um mehr Platz zu haben, was Tetsuo zum Anlass nahm, sich etwas vor ihm aufzurichten, eine Hand auf seinen Kopf zu legen und seinen gepiercten Penis in Kous Mund zu schieben. Er machte sonst nicht viel, da Kazukis feste Stöße Kou jedes Mal an ihn drückten und somit ihn tief in seinen Mund, korrigierte nur nach, wenn es dem Jüngeren zu viel wurde. Kazukis Griff verstärkte sich, er erhöhte das Tempo seiner Stöße, dann kam er mit einem tiefen Stöhnen und pumpte sein Sperma tief in ihn hinein, zog sich jedoch nicht aus ihm zurück.

Tetsuo nahm die Ruhe zum Anlass, seinerseits die Hüften zu bewegen und langsam in Kous Mund hineinzustoßen. Mit den Daumen schob er die Augenbinde hoch, so dass er ihn ansehen konnte. Die bernsteinfarbenen Augen waren feucht, es war süß, wie seine Augen sich mit Tränen füllten, wenn er so erregt war, dass er fast vor Geilheit platzte. Kous Zunge drückte gegen das Piercing auf der Unterseite seines Penis, es war so viel besser, als es sich nur selbst zu machen und das eigene Kopfkino anzuschalten. Der Jüngere legte die Hände auf seine Oberschenkel und hielt sich so an ihm fest, er kam seinen Bewegungen etwas entgegen, da Kazuki ihn nicht mehr so stark festhielt, dass er sich nicht selbst bewegen konnte.

„F... Fuck, Kou... nicht so... fest...“ Ehe er ihn von sich ziehen konnte, weil er begonnen hatte, fest an ihm zu saugen, stürzte er schon über die Schwelle und kam laut stöhnend. Er spritzte halb in seinem Mund ab, der Rest landete in seinem Gesicht, weil er sich zu schnell aus ihm zurückgezogen hatte.

„Oh...“ machte er, nachdem er einen Teil geschluckt hatte, er kam aber nicht dazu, sein Gesicht zu säubern, da Kazuki ihn am Hals hochzog und an seine Brust drückte.

„Du gieriges Stück... willst du auch noch kommen oder reicht es dir?“ Er zog mit den Zähnen an seinem Ohrläppchen.

„Hnn... lass mich... lass mich auch kommen, bitte... ich platze sonst...“

Kou stöhnte laut, als Kazuki eine Hand um seine Erektion legte und dabei an der Kette mit den Nippelklemmen zog. Er streichelte den geschwollenen Schaft, während er langsam in ihn hineinstieß, um ihn an den Rand der Ekstase zu treiben, denn wirklich kommen konnte er nach wie vor nicht.

„Bettle darum...“

Kou legte die Arme rückwärts um Kazukis Nacken, um sich an ihn zu schmiegen. „Ich flehe dich an... erlöse mich, Meister... ich gehöre dir... ich liebe nur dich...“ Seine Stimme war nur ein Flüstern, doch löste sie ein wohliges Gefühl in Kazukis Bauch aus.

Er löste den Verschluss des Gurts mit einer Hand, dann zog er ihn ab, um ihm anschließend einen runterzuholen. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Kou sich aufbäumte und laut stöhnend kam, eine große Menge Sperma auf sich, Kazukis Hand und Tetsuos Oberschenkeln verteilend, da der Blonde immer noch vor ihm kniete. Er streichelte ihn durch den Orgasmus und hielt ihn fest, bis er schwer atmend in seiner Umarmung hing, unfähig seine eigenen Muskeln zu benutzen, dann zog er sich aus ihm zurück. Die Fesseln an seinen Beinen löste er mit wenigen Handgriffen, sie waren nicht kompliziert, sondern sollten nur ihren Zweck erfüllen. Er setzte sich, zog Kou auf seinen Schoß und befreite ihn von den Nippelklemmen, um anschließend seine Handgelenke und Schultern zu massieren, die der größten Belastung ausgesetzt gewesen waren. Tetsuo erhob sich und ging ins Bad, um zu duschen.

„Das hast du gut gemacht... Ich bin stolz auf dich, Kou...“ sprach er leise an sein Ohr.

„Hmm... sag, dass du mich liebst, Kazuki...“

„Ich liebe dich...“ Er küsste ihn sanft. „Du gehörst mir, vergiss das nicht...“

„Dann solltest du mich regelmäßig markieren, damit ich es nicht vergessen kann...“ Kou grinste gegen seine Lippen. „Du gehörst ebenso mir, wie ich dir gehöre... einseitig geht das nicht, Kazuki...“

„Mhm... wir sollten duschen und irgendwie deine Hose sauber kriegen“, sagte er schmunzelnd, dann hob er ihn hoch und trug ihn ins Bad, wo Tetsuo sich gerade abtrocknete.

 

Nachdem sie sich sehr viel Zeit im Bad gelassen hatten, um Zärtlichkeiten auszutauschen und Kous Hose halbwegs von Flecken zu befreien, damit er sie wieder anziehen konnte, verließen die drei das Hotel. Tetsuos Tesla stand nicht weit entfernt auf einem Parkplatz.

„Meine Sachen sind noch bei Nao... da müssen wir zuerst hin.“ Kou kuschelte sich an den Pelzkragen von Kazukis Mantel. „Hier ist die Adresse.“ Er reichte Tetsuo sein Handy, Nao hatte ihm zuvor geschrieben, dass er nach Hause gegangen war und nicht schlafen würde, bis er bei ihm war.

„Dein Freund lässt es sich aber auch gut gehen, was?“ fragte Tetsuo, während er die Adresse ins Navi eingab.

„Sein Partner... ich glaube nicht, dass der Laden so viel abwirft, sich die Wohnung leisten zu können...“ Kou hatte Schwierigkeiten, die Augen offen zu halten und lag bald mit dem Kopf auf Kazukis Schoß, während Tetsuo das Auto durch die Stadt fuhr.

Nao erwartete ihn an der Wohnungstür, seine Augen wurden groß, als Kazuki hinter Kou aus dem Aufzug kam.

„Jetzt schau nicht so, du bist eine größere Glucke als meine Mutter“, sagte Kou und begrüßte ihn mit einer Umarmung.

„Ich darf schauen, wie ich will, erstrecht nach dem Auftritt im Club.“

Nao zog ihn an der Hand in die Wohnung, Kazuki folgte schulterzuckend und schloss die Tür hinter sich, er war zu müde, um sich jetzt noch mit Kous Mentor anzulegen, der der Auslöser für die ganze Aktion gewesen war.

„Du darfst gar nicht meckern, Nao, du wusstest ganz genau, worauf das hinausläuft.“ Kou schälte sich aus der geliehenen Kleidung und schlüpfte in seine eigene Unterhose.

„Ich mache mir trotzdem permanent Sorgen um dich, lass mich...“ Er begutachtete Kous gerötete Handgelenke und die überaus sichtbaren Bissspuren auf Schulter und Hals.

Saburo, Naos Partner, kam aus dem Bad, ein Handtuch um die Schultern gelegt, sonst trug er nur eine Jogginghose. „Nao? Wieso steht Onodera in unserem Wohnzimmer?“ Er nickte Kazuki kurz zu und wartete auf eine Antwort.

„Er ist Kous Partner. Sie sind auch gleich wieder weg, Liebling“, antwortete er. „Kou übernachtet heute doch nicht hier.“

„So viel ist von der Nacht auch nicht mehr übrig...“ Saburo schaute auf die Uhr, die mittlerweile vier Uhr früh anzeigte.

„Du darfst dir keine Sorgen machen, wenn du mich erst in solche Situationen bringst.“ Kou piekte Nao in die Wange. „Ist ja nicht so, dass mir bei Kazuki irgendwas passieren könnte. Gibst du mir jetzt mein T-Shirt?“

„Ja ja... immerhin war er so rücksichtsvoll und hat mir Bescheid gesagt, bevor er dich entführt hat. Mit hinter dem Rücken gefesselten Armen.“ Er drückte ihm das T-Shirt in die Hand. „Wie weit seid ihr denn gekommen?“

„Einen Block“, antwortete Kazuki an Kous Stelle, ein leichtes Grinsen auf den Lippen. „Weil er nicht warten wollte, bis wir irgendetwas weniger schäbiges gefunden hatten.“

„Die Auswahl war Hotel oder Wohnung und Tetsuo hat es ausgesucht, nicht ich“, protestierte Kou, der sich fertig anzog. „Ich weiß aber ehrlich nicht, wie weit ich so noch hätte laufen können...“

„Ein bisschen fertig siehst du ja schon aus... seit ihr aus dem Club weg seid, sind vier Stunden vergangen.“ Nao setzte sich neben Kou auf die Rückenlehne des Sofas.

„Vier?“ Er schaute mit großen Augen zu Kazuki. „Kam mir gar nicht so lange vor... du bist wirklich grausam, Kazuki.“

„Dir hat es offensichtlich gefallen, für Beschwerden ist die Zeit abgelaufen.“ Sein Grinsen wurde breiter und Kou lief rot an.

„Was... habt ihr gemacht? Oder eher... er mit dir?“ fragte Nao flüsternd.

„Also... das war so...“ Kou lehnte sich zu Nao und erzählte ihm leise, was in den vergangenen Stunden passiert war.

Saburo ging zur Bar, füllte Whiskey in zwei Gläser und reichte eines davon Kazuki, der es dankend annahm.

„Ich muss für Nao um Entschuldigung bitten, er hat da eine Grenze überschritten.“ Er nippte an seinem Glas, während er Kazuki aus dem Augenwinkel betrachtete und zeitgleich Nao nicht aus den Augen ließ, den Kous Schilderungen offensichtlich nicht kalt ließen.

„Hat er. Kou hat mir erklärt, wie nahe sie sich stehen, aber er hat seine Lektion gelernt, so oder so“, entgegnete Kazuki ruhig.

Saburo nickte verständnisvoll. „Ich werde Nao auch noch einmal darauf hinweisen. So gut sie sich auch kennen, gewisse Dinge gehen nicht ohne Erlaubnis und einen Freifahrtschein will ich ihm nicht ausstellen.“

„Mehr kann ich nicht verlangen. Kou, du musst nicht halb auf seinem Schoß sitzen um ihm das zu erzählen.“ Er leerte sein Glas und stellte es auf dem kleinen Tisch neben der Bar ab, auf dem schon mehrere benutzte Gläser standen. „Wenn du fertig bist, gehen wir.“

„Ich erzähle dir den Rest ein anderes Mal, Nao.“ Kou stand auf und verabschiedete sich von ihm und Saburo, dann schlüpfte er in seinen Mantel.

„J... ja, tu das. Schlaft gut.“

Chapter Text

Das Piepen einer Benachrichtigung wecke ihn. Kou rollte sich im breiten Hotelbett herum und fischte sein Handy vom Nachttisch. Er hielt es am ausgestreckten Arm von sich, um die Nachricht lesen zu können, wenn sie ihn schon geweckt hatte.

 

Tsubaki [08:45]: Frühstück?

 

Er stöhnte frustriert. Es war fünf Uhr gewesen, bis er schließlich ins Bett gefallen war.

 

Kou [08:47]: Sorry, war spät gestern. Esse später etwas.

Tsubaki [08:48]: Oder früh? Mein Zimmer ist direkt neben deinem. (^_-)

Kou [08:48]: Alles eine Frage des Standpunkts. Wir sehen uns später (x . x) ~~zzZ

 

Er zog sich das Kissen über den Kopf und versuchte, noch etwas Schlaf zu bekommen, bis sein Wecker klingelte.

 

„Guten Morgen, Schlafmütze“, begrüßte Tsubaki ihn strahlend, als er kurz nach halb eins am Verlagsstand eintrudelte, kurz zuvor hatte er sich eine Portion gebratene Nudeln organisiert, damit er nicht mit leerem Magen dort saß.

„Du bist ein Monster, dass du um fünf Uhr früh schon wach bist, Tsubaki“, entgegnete er und ließ sich auf den Klappstuhl neben ihr fallen. Er hatte sich für das bequemste und zeitgleich noch vorzeigbarste in seinem Koffer entschieden, denn ihm tat alles weh. Eine locker sitzende Jeans, T-Shirt mit Rollkragen und die orange Kyuubi-Jacke, seine Hände wurden halb von einem Paar kurzer Stulpen bedeckt, die er zwischen seinen Socken gefunden hatte. Sie waren lang genug, die Abdrücke auf seinen Handgelenken zu bedecken, sollte er die Jacke ausziehen oder die Ärmel hochschieben. Seine Knie waren blau, an Knöcheln und Oberschenkeln hatte das Seil trotz der Hose dazwischen seine Spuren hinterlassen, er hatte sogar Abdrücke des Reißverschlusses an seinem Penis und er würde Nao davon abraten, diese Hose jemals wieder auszupacken, so praktisch sie auch war. Nacken und Schultern sahen aus, als wäre er von einem Tier angefallen worden, Kazuki hatte sein Vorhaben, ihn zu disziplinieren, mehr als gründlich ausgeführt. An seine geschwollenen Brustwarzen wollte er gar nicht erst denken, er hatte Pflaster draufgeklebt, damit nichts daran reiben konnte, nicht einmal ein Lufthauch. Die Haare trug er offen, weil seine Kopfhaut wehtat, sobald er sie anfasste.

„Ich bin eine Lerche“, flötete sie grinsend. „Warst du gestern noch aus? Ich habe eine heiße Männerstimme gehört, die dich auf dein Zimmer gebracht hat.“

Kou schaute sie an, die Stirn gerunzelt. Er hatte nicht gewollt, dass Kazuki ihn zu seinem Zimmer brachte, aber er hatte darauf bestanden um sicher zu gehen, dass er dort heil ankam.

„Ja, hat sich spontan ergeben...“ Er schob einige Hefte vor sich umher und ordnete die Stapel. „Nicht, dass du mich für unprofessionell hältst, weil ich während der Messe nachts verschwinde um feiern zu gehen.“

„Gar nicht.“ Tsubaki winkte ab. „Ich bin eher überrascht, dass du tatsächlich sowas machst, hab dich eher für den Typ Stubenhocker gehalten.“

Kou lachte leise. „Der bin ich in der Regel auch, es passiert wirklich selten, dass ich ausgehe und dann überlege ich es mir dreimal, ob es sich lohnt.“

„Gestern hat es sich gelohnt?“

„Absolut... auch wenn ein paar Stunden Schlaf mehr besser gewesen wären.“

Er schaute auf, als ihm jemand einen großen Becher Kaffee von Starbucks auf den Tisch stellte. Es war Tōru.

„Iori meinte vorhin, du hättest das Frühstück verschlafen und hat mich Kaffee holen geschickt“, sagte er. „Ich hoffe, du magst Gingerbread Latte ebenso wie diese Pumpkin Spice Abartigkeit. Mit doppeltem Espresso.“

„Tōru... uhm... vielen Dank.“ Er legte die Hände um den Becher, wusste kurz nicht, was er sagen sollte, vor allem, da Tōru in den vergangenen beiden Tagen so kurz angebunden gewesen war.

Der Jüngere ging vor dem Tisch in die Hocke und schaute ihn ernst an.

„Also, Kou... wie unprofessionell, einfach die ganze Nacht unterwegs zu sein und dann auch noch zu verschlafen. Das Frühstück ist schließlich die wichtigste Mahlzeit des Tages.“ Das amüsierte Funkeln seiner graublauen Augen passte nicht zu seiner ernsten Miene.

„Ich hatte Nudeln und nun einen vierhundert Kilokalorien Kaffee... das sollte Frühstück und Mittagessen kombinieren“, konterte Kou, am Becher nippend. „Wobei da weniger Kaffee als Zucker und Fett drin ist...“

„Höchst ungesund, nicht, dass du noch zunimmst, wenn du dich so schlecht ernährst“, feixte Tōru, er war unerwartet gut drauf.

Kou hob eine Augenbraue und schaute ihn skeptisch an. „Ich glaube nicht, dazu habe ich zu viel körperlichen Ausgleich. Und du? Schlafmangel ist auch nicht unbedingt gesund.“

„Alles so, wie es sein soll. Ich hatte gestern Abend spontan frei und bin tatsächlich ausgeschlafen.“ Er stützte die Ellbogen auf den Tisch. „Deine Sachen sind übrigens alle weg, schon seit gestern Mittag. Die haben uns die Bude eingerannt, nachdem du gepostet hattest, dass deine alten Sachen bei uns liegen. Shizus Vorrat ist auch sehr zur Neige gegangen, sie will dir nochmal persönlich danken.“

„Nein, wieso denn? Ich habe zu danken, dass ihr mir den Gefallen getan habt, Tōru.“

„Ich habe es auch nicht erwartet, aber wir haben da wohl etwas von deinem Ruhm abbekommen.“

„Oh... ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ Kou war tatsächlich baff, er hatte nicht damit gerechnet, dass es irgendeine Auswirkung haben würde.

„Mach dir keine Gedanken. An meinem Geburtstag gibt es Yakiniku, weil du ja keinen Fisch isst, fällt das übliche Sushi flach, danach Karaoke. Passt dir das?“ Er hatte ihn die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen.

„Klingt gut. Am Sonntag?“

„Genau. Adresse und Uhrzeit schicke ich dir noch.“ Tōru stand auf und schob die Hände in die Hosentaschen. „Mach dich aber darauf gefasst, dass du mindestens einmal singen musst. Das ist mein Wunsch zu meinem Geburtstag.“

„Ugh... meinetwegen...“

„Yukimura?“ Yoshino zupfte ihn am Ärmel, sie saß links von ihm. „Du kannst doch Englisch... würdest du eben dolmetschen? Ich verstehe leider kein Wort...“

„Wir sehen uns später oder morgen. Bis dann, Tsubaki-chan, Yoshino-chan.“ Tōru zwinkerte den beiden zu und ging mit einem kurzen Winken, einen Papphalter mit weiteren Kaffeebechern in der anderen Hand.

„Dieser... Playboy...“ Tsubaki verschränkte die Arme und schmollte.

„Er... ja... worum geht es denn, Yoshino?“

Kou drehte sich zu ihr um, vor ihrem Tisch standen drei Europäerinnen, wie er nach einem kurzen Gespräch herausfand, also verbrachte er die nächsten Minuten damit, zu übersetzen und Yoshino auszuhelfen, bis die drei weitergingen.

„Du kennst Inoue-san näher, Yukimura?“ Yoshino zupfte am Bündchen ihres Pullovers, wie immer mied sie Blickkontakt.

„Ja, wir sind befreundet. Wieso?“ Kou trank den Rest seines kalt gewordenen Kaffees.

„Sie findet ihn ja soo toll“, rief Tsubaki dazwischen und Yoshino wurde rot.

„Er... er ist eben furchtbar cool... und hat’s echt drauf“, entgegnete sie nervös.

„Hmm... tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber das wird wahrscheinlich nichts, Yoshino“, sagte Kou ehrlich.

„Was? Wieso? Bin ich nicht sein Typ?“

„Er ist ein Workaholic, der kaum Zeit hat und... ja, du bist nicht das, wofür er sich interessiert.“ Er bedauerte sie etwas, denn sie schien sich wirklich Hoffnungen gemacht zu haben.

„Bin ich zu... langweilig? Schüchtern?“ Sie schaute zu ihm auf. „Worauf steht er denn?“

Kou zeigte mit dem Finger auf sich selbst und Yoshino riss die Augen auf.

„Oh... ich wusste nicht, dass ihr...“

„Was? Nein! Ich meinte nicht mich, sondern Männer im Allgemeinen“, protestierte er leise. „Ich wollte es nur nicht so herausposaunen.“ Er schaute nach rechts, weil Tsubaki einen Fuß auf die Kante seines Stuhl gestellt hatte.

„Ich will dich ja nur ungern aus deiner Filterblase herausholen, Yukimura, aber dass Inoue auf dich steht, ist ja wohl mehr als offensichtlich.“ Sie machte eine Blase mit ihrem Kaugummi. „So wie er dich angestarrt hat letztens im Verlag, hatte ich schon befürchtet, er verschluckt sich an seiner eigenen Zunge.“

„Nein, das verstehst du falsch. Wir hatten davor ein... Missverständnis und er fühlte sich deshalb schlecht.“ Er schaute sie an und sie erwiderte seinen Blick völlig unbeeindruckt.

„Und wie erklärst du dir den Kaffee? Jeder andere hätte die günstige Standardvariante genommen und er... hat sich Gedanken gemacht, das mache ich nicht mal für meine Schwester und wir stehen uns sehr nah.“

„Er ist eben aufmerksam...“ In Kous Kopf begann es zu arbeiten.

„Seinem Zirkel hat er nur die günstigeren mitgebracht.“

„Woher weißt du das, Tsubaki? Die Becher sehen doch alle gleich aus.“ Yoshino stützte den Ellbogen auf den Tisch, um an Kou vorbeizusehen.

„Hab da mal gearbeitet, man lernt irgendwann, auf solche Details zu achten, also... wo seid ihr eigentlich am Samstag zusammen hin? Ich habe euch im Hotel gesehen, als ich frühstücken war.“

„In mein Zimmer... es war Nanase-sans Idee, weil er komplett übermüdet war und Tanemura-san sich ein Zimmer mit einer Kollegin teilt“, antwortete er tonlos. „Da war nichts, er hat sich hingelegt und ich habe gearbeitet. Eventuell habe ich auch noch eine Runde geschlafen, aber was ist schon dabei...?“ Tsubaki verdrehte die Augen, woraufhin Kou sie stirnrunzelnd ansah. „Du interpretierst da etwas rein, das nicht da ist.“

„Yukimura, ich zeichne und schreibe Romance-Manga, wenn ich kein Auge für solche Details hätte, könnte ich das gar nicht so erfolgreich tun.“ Sie beugte sich vor und schaute ihn an, die Ellbogen auf die Knie gestützt. „Und wenn mich ein Kerl, mit dem ich mich so gut verstehe, dass ich ihm teuren Kaffee kaufe, an der Hand in sein Hotelzimmer mitnimmt und dann nichts läuft, würde ich auch so ein Gesicht ziehen wie Inoue die letzten beiden Tage. Merkste selbst, ne?“

„Ich... da ist nicht... wir sind nur Freunde... außerdem habe ich einen Partner und Tōru weiß das...“ In seinem Kopf ließ er Treffen mit Tōru in den vergangenen Monaten Revue passieren, die Telefonate und Tōrus betrunkener Anruf Ende November, das Porträt...

„Der mit der sexy Stimme? Naja... ein Grund vielleicht, aber kein Hindernis und Gefühle tun sowieso was sie wollen, Vernunft nützt da nicht viel.“ Tsubaki lehnte sich wieder in ihrem Stuhl zurück. „Sollte ich mich tatsächlich irren, lade ich dich zum Essen ein.“

„Und wenn du dich nicht irrst?“

„Dann hast du ganz andere Sorgen.“ Sie wand sich einem Besucher zu, der zögerlich näher getreten war und beantwortete einige Fragen.

 

Kou war froh, dass er sich bis zum Ende der Veranstaltung an diesem Tag damit ablenken konnte, tatsächlich seiner Arbeit nachzugehen, zu zeichnen und sich mit Besuchern zu unterhalten. Tōru sah er den ganzen Tag nicht mehr, am darauffolgenden Tag auch nur kurz, als er zum Stand seines Zirkels ging, um sich zu bedanken und sein Schild abzuholen. Sie hatten schon abgebaut und Tōru war halb auf dem Sprung.

„Schafft ihr den Rest ohne mich? Ich muss los.“ Er hielt den Motorradhelm in einer Hand, in der anderen seinen roten Rucksack mit dem Evoli-Anhänger, den Kou ihm aus einer Laune heraus geschenkt hatte.

„Ja, ist nicht mehr viel. Das bisschen kriegen wir auch ohne dich in Shos Auto gepackt.“ Shizuru legte die übrigen Reste ihrer Drucke in einen Karton.

„Okay. Dann bis Sonntag!“ Tōru winkte zum Abschied, dann machte er sich auf den Weg zum Ausgang.

Kou hatte kurz den Drang, ihm nachzulaufen, auch wenn er nicht wusste, was er hätte sagen sollen.

„Yukimura? Hilfst du uns tragen? Du wolltest dich hiernach auch auf den Heimweg machen, oder?“ fragte Iori.

„Uhm... ja, natürlich. Hab ja nicht viel.“ Er nahm die Kiste entgegen, die sie ihm reichte, als er sich umdrehte, war Tōru schon in der Menge verschwunden.

„Wie verbringst du den Rest des Tages?“ Iori ging neben ihm, die anderen drei hatten sich schwer bepackt angeschlossen.

„Aya und Kaoru-nii verbringen den Abend und die Nacht bei ihren Eltern in Katsushika, ich wahrscheinlich dann auch, besser als alleine zuhause rumsitzen“, antwortete er. „Letztes Jahr war ich auch mit, Ayas Eltern sind in Ordnung.“

„Hm... ich fahre auch zu meinen Eltern, ich sehe sie wegen der Arbeit sonst kaum“, sagte sie. „Der Rest deiner Familie ist in Okinawa? Kaoru erwähnte das mal.“

„Ja. Wir haben nicht das beste Verhältnis, positiv ausgedrückt. Es ist auch zu weit, um für Silvester und Neujahr hinzufliegen.“

Sho übernahm die Führung und ging vor zum Parkplatz, auf dem er sein Auto abgestellt hatte, in das sie kurz darauf die Kartons luden.

„Oh cool, jetzt ist ja noch Platz. Nimmst du uns mit, Sho?“ Shizuru setzte sich auf die Rückbank.

„Aber klar. Wollt ihr auch mit?“ Er wandte sich zu Kou und Iori.

„Danke, aber nein. Ich muss noch mein Gepäck im Hotel holen und bis Adachi wäre das ein zu großer Umweg für dich“, entgegnete Kou höflich.

„Ich hab auch noch was zu tun, wir sehen uns dann spätestens am Sonntag.“ Iori drückte Shizuru und winkte Ryosuke und Sho zum Abschied, dann folgte sie Kou Richtung Hotel.

Chapter Text

Kou fuhr mit der Bahn nach Hause, wo er sich duschte und umzog. Er klebte neue Pflaster auf seine Brustwarzen, zog eine schwarze Jeans und ein Tanktop an und schichtete einen dünnen, hellgrauen Rollkragenpullover und den langen, petrolfarbenen Cardigan darüber. Anschließend machte er sich auf den Weg zu Ayanes Eltern. Kaoru hatte ihm angeboten, ihn abzuholen, aber da er nicht gewusst hatte, wann er zuhause sein würde, hatte er abgelehnt. Er war froh, zumindest für eine Weile allein zu sein und seine Gedanken ordnen zu können. Den vergangenen Abend hatte er zusammen mit Tsubaki und Yoshino verbracht, die unbedingt ihren Mädelsabend mit Anime und Knabberkram machen wollten und sie hatten ihn kurzerhand dazu geholt. Er war seitdem nicht mehr dazu gekommen, darüber nachzudenken, was Tsubaki wegen Tōru gesagt hatte, sie hatte es auch nicht mehr angesprochen, für sie war das Thema vorerst erledigt gewesen.

Während er in der Bahn saß, schaute er gedankenverloren auf sein Handy, scrollte durch seine Social Media Feeds und schaute sich die Posts mit verfrühten Neujahrswünschen an. Einige derer, denen er folgte, besuchten ihre Familien, andere verbrachten den Abend auf irgendwelchen Partys. Im Lemon, dessen Account er immer noch folgte, stand die jährliche Silvesterfeier an, die den Abschluss zu einer Woche Bōnenkai-Feiern bilden sollte, zum Jahresanfang war der Club für eine Woche geschlossen. Jemand hatte einen rührenden Abschiedspost verfasst, da Hiro, die bisherige Nummer eins, aufhören würde, darunter fanden sich einige Kommentare, die es ebenfalls bedauerten. Kou dachte kurz nach, er hatte Hiro bei seinen wenigen Besuchen zwar wahrgenommen, aber er war weit über seinem Budget gewesen und auch nicht wirklich sein Typ, dafür war er ihm zu sehr schnöseliger Playboy. Er tippte auf einen Link zum Instagram-Account des Clubs, den meistens Izumi mit Inhalt füllte, wie er festgestellt hatte. Die Party hatte noch nicht begonnen, deshalb hatte der schwarzhaarige Host, der noch die Nummer zwei war, ein Livevideo gestartet und lief mit dem Handy in der Hand durch die Räumlichkeiten, in denen alles auf Hochglanz poliert war. Kou hatte den Ton auf seine Airpods gelegt, damit er in der Bahn niemanden störte und sah ihm dabei zu, wie er in seiner eigenen entspannten, ruhigen Art, Fragen aus dem Chat beantwortete und seine Kollegen befragte, sofern sie nicht vor ihm davonliefen. Er platzte in die Garderobe der Damen und wurde von einer sehr bestimmten Megumi wieder hinausgeworfen, um dann in die Männergarderobe zu fliehen. Die Herzchen im Chat fluteten Kous Display, als Reaktion auf die zum Teil noch nicht fertig angekleideten Hosts, ein Großteil der Zuschauer schien weiblich oder zumindest an Männern interessiert. Die meisten von ihnen bedachten Izumi nur mit einem Kopfschütteln und ignorierten ihn, während sie in ihre Anzüge schlüpften, einen Prozess, den er mehr aus ausgiebig filmte. Die Kamera folgte zwei schlanken Händen, die ein weißes Hemd zuknöpften, vom noch nicht geschlossenen Hosenbund nach oben. Sie ließen die oberen Knöpfe offen und entblößten ein markantes Schlüsselbein über leicht definierter Brustmuskulatur. Kou schaute sich kurz um und stellte beruhigt fest, dass sich niemand in seiner Nähe befand, der mitbekommen könnte, was er sich ansah. Die Kamera schwenkte wieder nach unten und nahm auf, wie die Hände das Hemd in den Bund der schwarzen Hose steckten, nur kurz war ein Schimmer von einer feinen Linie dunkler Haare zu sehen, die vom Bauchnabel abwärts in der Unterhose verschwand. Der gefilmte Host drehte sich um, um etwas vom Stuhl neben sich zu nehmen und Izumis Kamera erhaschte seinen Hinterkopf mit den rötlichen ordentlich nach hinten gegelten Haaren.

„Shinya, unsere Zuschauer wüssten gerne, was deine Vorsätze für das neue Jahr sind“, sagte Izumi. „Hast du welche?“ Bevor der Angesprochene antworten konnte, war eine Stimme aus dem Hintergrund zu hören, dass er endlich den Stream ausschalten und sich fertig machen sollte, also drehte Izumi das Handy wieder und lächelte entschuldigend in die Kamera. „Ich notiere mir eure Fragen und beantworte sie das nächste Mal. Habt noch einen wundervollen Abend, wir sehen uns.“ Dann beendete er die Übertragung.

 

Kou folgte der Wegbeschreibung in seinem Handy zur Wohnung von Ayanes Eltern. Er war zwar während des Studiums häufiger dort gewesen, hatte die Details der Route jedoch größtenteils vergessen und bevor er sich verlief, verließ er sich lieber auf die Navigation. Er klingelte und Kaoru öffnete die Tür.

„Kou, schön dich zu sehen“, begrüßte sein Bruder ihn, bevor er ihn einließ. „Warst du noch lange in Odaiba?“

„Nein, ich bin pünktlich weggekommen, nachdem ich Tanemuras Zirkel beim Tragen geholfen hatte.“ Kou zog Schuhe und Mantel aus, dann folgte er ihm durch den Flur ins Wohnzimmer.

„Achso. Du hast in den letzten Wochen mehr freundschaftliche Kontakte geknüpft als in den letzten Jahren seit deinem Abschluss“, stellte Kaoru fest. „Du glaubst gar nicht, wie sehr es mich freut, dass du in der Gegenwart anderer etwas entspannter sein kannst.“

„Naja... die haben aber auch irgendwie alle mit der Arbeit zu tun, Kaoru-nii.“

„Schon, aber meine Freunde habe ich auch fast alle über die Arbeit kennengelernt, bei Aya ist es ähnlich. Es ist also nichts Schlechtes daran, außerdem hast du seit über drei Monaten nicht mehr vor Verzweiflung in meinem Wohnzimmer geheult, ich sehe das als Verbesserung.“ Kaoru grinste ihn an.

„Du... bist so ein Blödmann, Kaoru-nii. Hallo zusammen.“ Er begrüßte die Anwesenden im Wohnzimmer, neben Ayanes Eltern war noch ihre ältere Schwester Arisa da. Ayane saß mit ihr auf dem Sofa, Saki stapelte Bauklötze auf dem Teppich vor dem Fernseher, auf dem der jährliche Gesangswettstreit lief.

„Hallo Kou, wir haben dir noch gar nicht zu deinem Vertrag gratulieren können“, sagte Mariko, Ayanes Mutter. „Willst du noch was essen? Wir haben noch eine Portion Soba übrig.“

„Das wäre großartig, Mariko-san. Ich hatte seit dem Frühstück keine Zeit zum Essen.“ Kou stellte seine Tasche neben dem Sofa ab, nickte Arisa und Ayanes Vater Hajime zu, dann folgte er ihr zur offenen Küche. Saki stand von ihrem Platz auf und folgte ihm, bevor sie sich an sein Bein klammerte.

„Kouji-chan! Drücken!“ verlangte sie ungeduldig, so dass Kou in die Hocke ging, um sie hochzuheben.

„Du weißt schon, dass du eigentlich Bitte sagen sollst, wenn du etwas möchtest, Saki-chan?“ Er stupste ihre Nase mit dem Finger an.

„Ja. Hab dich vermisst, Kouji-chan.“ Sie legte ihre Arme um seinen Hals und kuschelte sich an ihn, während sie auf seinem linken Arm saß.

„Ich dich auch, Saki-chan. Du bist noch größer geworden.“ Er tätschelte ihren Rücken, die sechseinhalb Wochen, seit er Kaoru und Ayane besucht hatte, waren für ihn wie im Flug vergangen, dabei hatte er sich vorgenommen, sie regelmäßiger zu besuchen.

„Kannst du mit einer Hand essen?“ Mariko stellte ihm eine große Schüssel mit Sobanudeln auf den Tisch, dazu ein Glas Tee.

„Ja, das geht schon, ist das alles für mich?“ Er setzte sich mit Saki auf dem Arm an den Tisch.

„Ja, du brauchst von uns allen wohl am meisten Glück, hau rein. Und wehe, da bleibt nur eine Nudel übrig!“ rief Ayane vom Sofa aus und drohte ihm mit dem Finger.

„Uhm... vielen Dank.“

Das Essen mit Saki auf dem Arm gestaltete sich etwas schwieriger als gedacht, so dass er sie irgendwann dazu brachte, sich auf seinen Schoß zu setzen, bevor er die Schüssel restlos leerte. Kaum dass er damit fertig war, stellte Kaoru ihm eine Dose Bier hin, er und Hajime setzten sich zu ihm an den Tisch. Die Frauen blieben auf dem Sofa und besprachen Dinge, die Ayanes Schwangerschaft betrafen. Hajime befragte Kou nach seiner Arbeit, meistens redeten jedoch er und Kaoru und Kou hörte zu, zwischendurch plapperte Saki dazwischen und erzählte spannende Geschichten aus dem Kindergarten.

„Was macht die Liebe, Kou? Gibt’s da wen?“ Hajime klopfte ihm väterlich auf den Rücken, er hatte schon einiges getrunken. „Oder verdrehst du nur allen den Kopf, ohne dich entscheiden zu können?“

„Hajime! Stell doch nicht solche Fragen“, meckerte Mariko vom Sofa aus.

„Naja, da gibt’s schon jemanden, den ich liebe...“ Kou drehte die Dose vor sich in den Händen.

„Aber beruht nicht auf Gegenseitigkeit?“

„Doch, schon, sehr sogar. Es ist nur etwas komplizierter die Gesamtsituation betreffend, wir können uns nicht immer sehen, wenn uns danach ist.“

„Warum das? Lebt er außerhalb?“

„Nein, gar nicht so weit entfernt. Er ist nur sehr beschäftigt und ich arbeite auch viel, da fehlte zuletzt die Zeit für mehr als kurze Treffen, außerdem... ist er verheiratet, auch wenn er und seine Frau schon lange nicht mehr zusammenleben.“

Kaoru, der ihm gegenüber saß, runzelte die Stirn und sah ihn fragend an.

„Es ist in Ordnung, wie es aktuell ist. Ich bin nur etwas erledigt, tut mir leid, wenn es so rüberkam, als wäre ich nicht zufrieden oder glücklich. Das bin ich.“ Er schenkte seinem Bruder ein Lächeln.

„Da triffst du ewig niemanden und dann schleppst du einen verheirateten Mann ab, Kou? So ein Glück hätte ich gerne mal, ich finde nicht einmal unverheiratete, die ich nur halbwegs interessant finde“, sagte Arisa jammernd.

„Du fällst ja auch immer mit der Tür ins Haus, Arisa, so klappt das halt nicht“, erwiderte Ayane und stand auf. „Ich bringe Saki ins Bett, bevor sie noch auf Kous Schoß einschläft.“

„Ich kann das auch machen, Aya-chan. Bleib ruhig sitzen.“ Kou stand auf und hob die schon halb dösende Saki hoch. „Das Gästezimmer?“

„Ja, die letzte Tür links“, antwortete Mariko, die die leeren Dosen vom Tisch räumte und in den Mülleimer warf.

Auf dem Weg ins Gästezimmer machte er mit Saki einen Abstecher ins Bad, dann half er ihr dabei, ihren Schlafanzug anzuziehen. Auch wenn ihr schon fast von allein die Augen zufielen, bestand sie darauf, dass er ihr noch eine Geschichte erzählte, also setzte er sich neben ihr auf den Futon und sog sich eine kindgerechte Gutenachtgeschichte aus den Fingern.

 

„Hmm... Kou bleibt aber lange weg“, bemerkte Hajime nach einer Weile.

„Ich schau mal nach, muss sowieso mal ins Bad.“ Ayane stand auf und öffnete leise die Tür zum Gästezimmer. Kou lag gleichmäßig atmend neben Saki auf dem Futon, die sich im Schlaf an seinen Arm gekuschelt hatte. Ayane legte die Decke über die beiden und schlich leise wieder hinaus, ging ins Bad und dann wieder ins Wohnzimmer.

„Meine Kinder schlafen tief und fest, wir stören sie besser nicht.“ Sie setzte sich zu Kaoru und schmiegte sich an seinen Arm.

„Plural?“ Arisa schaute ihre Schwester fragend an.

„Ja. Ich habe drei Kinder, weißt du doch. Saki, Kou und Kaoru. Zumindest komme ich mir oft so vor, wenn ich daran denke, wie sehr ich mich um sie kümmern muss“, entgegnete sie grinsend.

 

Ayane weckte Kou und Saki vor dem Morgengrauen, damit sie sich alle zusammen vom Dach des hohen Wohnhauses den ersten Sonnenaufgang des neuen Jahres ansehen konnten. Dort hatten sich auch schon die Nachbarn versammelt und wünschten einander leise ein frohes und glückvolles neues Jahr. Kou unterdrückte ein Gähnen, während er neben Arisa stand, die nicht wacher aussah als er.

„Nach dem Frühstück wollen wir zusammen zum Schrein nach Asakusa, schließt du dich uns an?“ fragte sie leise.

„Hmm... ich komme mit, fahre danach aber nach Hause. Ich brauche etwas Ruhe nach dem Wochenende, auch wenn es schön ist, euch mal wieder zu sehen“, antwortete er.

„Mama packt dir dein Bento sicher ein, damit du heute nichts kochen musst. Wäre ja sonst schade drum, es ist riesig.“

„Wenn es so groß ist, wie das, was sie letztes Jahr gemacht hat, kann ich drei Tage davon essen.“ Er dachte an die Unmengen an Essen, die Mariko ihm ein Jahr zuvor eingepackt hatte.

„Mindestens.“ Arisa grinste breit.

Das Frühstück fiel für Kous Verhältnisse schon reichhaltig genug aus, er wunderte sich, wo Mariko das ganze Essen gelagert hatte, das sie ihnen auftischte. Nachdem sie alle mehr als satt waren, machten sie sich auf den Weg nach Asakusa.

Kou hatte in den letzten zwölf Monaten vergessen, dass eine große Menge an Menschen am Neujahrsmorgen dieselbe Idee hatte, also war es mehr als voll, die Luft erfüllt von Stimmengewirr und Neujahrswünschen, erstrecht nachdem sie das Kanimarimon Tor passiert und die lange von kleinen Geschäften gesäumte Straße dahinter betreten hatten. Kaoru hatte einen Arm um Ayane gelegt und Saki auf dem Arm, während sie sich einen Weg durch die Menge bahnten. Kou folgte ihm dichtauf. Mariko, Hajime und Arisa waren zu einem der Läden verschwunden, die Glücksbringer verkauften, ihnen machten die vielen Menschen nichts aus, deshalb hatten sie besprochen, dass sie sich weiter vorne wieder trafen, wo etwas mehr Platz war.

 

„Ich habe für alle Glücksbringer gekauft.“ Mariko drückte jedem ein kleines Täschchen in die Hand, sie hatten Kou, Kaoru und Ayane zweihundert Meter später eingeholt, die am Rand der kleinen Kreuzung standen, bevor der Weg zum Hōzōmon Tor weiterging.

Alle drehten die Köpfe, als drei Luxusautos, zwei schwarze S-Klasse Mercedes und ein dunkelgrauer Lexus LS 500, die Querstraße hinaufkamen und kurz vor der Kreuzung anhielten. Kou sank das Herz, das wegen der vielen Menschen schon schnell genug schlug, in die Hose, als er Kazukis Auto erkannte. Natürlich, er hielt sich so oft in Asakusa auf und das Anwesen des Miyamoto-Clans befand sich wahrscheinlich auch irgendwo im östlichen Teil der Stadt, so dass es nur logisch war, dass sie den ersten Tempelbesuch des Jahres dort absolvierten und nicht im Meiji-Schrein auf der anderen Seite des Zentrums.

Männer in schwarzen Anzügen und blank polierten Schuhen stiegen auf der Fahrerseite aus, um anschließend die restlichen Türen zu öffnen. Kou erkannte Shiro, der die widerspenstigen, welligen Haare über seinen tätowierten Sidecut gekämmt und im Nacken zu einem kleinen Zopf gebunden hatte. Aus dem ersten Mercedes stiegen zwei grauhaarige, ältere Männer in schwarz-weißem Hakama und schwarzem Kimono und Haori aus, fünf Familiensiegel prangten sichtbar auf der Jacke, Hideyoshi und ein anderer, den Kou nicht kannte, es herrschte jedoch eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den beiden, ein grimmig aussehender Mann im schwarzen Anzug blieb dicht in ihrer Nähe stehen. Aus dem zweiten Mercedes, der am Ende der Reihe stand, stiegen zwei Frauen in schwarzem Kurotomesode und dunkelrotem, aufwändig verzierten Furisode aus, kleine Stolen aus weißem Pelz hielten die Kälte an den Schultern fern, sie wurden ebenfalls von einem Anzugträger begleitet. Es dauerte etwas, bis Kou Haruka erkannte, die in gerader Haltung neben ihrer Mutter stand, sie trug in beiden Händen einen kleinen, zu ihrem Furisode passenden Beutel, die dunkelbraunen Haare kunstvoll waren hochgesteckt.

Aus dem Lexus stiegen Kazuki und Tetsuo. Der Hakama, den Kous Partner trug, war vom selben Dunkelgrau wie die Lackierung seines Autos, darüber trug er einen knielangen, schwarzen Haori, das Familiensiegel war etwas anders als das der älteren Männer im ersten Auto. Die dunkelbraunen Haare waren so ordentlich nach hinten gegelt, dass es Kou in den Fingern kribbelte, sie durcheinander zu bringen. Tetsuo sah nicht viel anders aus als sonst, außer dass er einen Wintermantel über dem schwarzen Anzug trug und seine Schuhe die schwache Wintersonne reflektierten, so ordentlich waren sie geputzt, von seinem Ohr wand sich ein transparentes, gedrehtes Kabel in den Kragen seines Hemds. Sayuri und Haruka schlossen mit kleinen Schritten zu den Männern auf und Kazuki bot seiner Frau den Arm an, den sie mit einem zarten Lächeln annahm. Die Gruppe setzte sich in Bewegung und die neugierige Starre der Menge löste sich langsam.

„Kouji-chan!“ Saki streckte ihre Arme nach Kou aus und riss ihn so aus seiner Starre. Er nahm sie Kaoru ab, der ihn besorgt ansah.

Auf Sakis Quaken hin drehte Kazuki den Kopf und sein Blick traf Kous. Die Straße war nicht breit und da sie nicht direkt vor einem der Läden standen, musste die Gruppe unweigerlich dicht an ihnen vorbei. Er neigte kurz den Kopf in Richtung des Jüngeren, ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen und Kou spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Da Hideyoshi schon weitergegangen war, folgte Kazuki etwas langsamer, damit Sayuri und Haruka in ihren Kimonos mithalten konnten. Haruka war dem Blick ihres Vaters aufmerksam gefolgt und hatte Kou ein strahlendes Lächeln geschenkt, als sie ihn erkannte. Sie beherrschte sich jedoch vorbildlich und folgte ihren Eltern mit etwas Abstand.

Kou starrte ihnen nach, bis sie durch das zweite Tor verschwunden waren.

„Kou? Geht’s dir gut?“ Kaoru zupfte an seinem Ärmel.

Er drehte den Kopf, seine und Ayanes Familie schauten ihn besorgt an.

„Oh... ja, alles gut. Das war schon... beeindruckend, nicht? Kommt nicht häufig vor, dass man Miyamoto-san und seine Familie in der Öffentlichkeit sieht.“ Er presste die Lippen zusammen, als er merkte, dass er plapperte.

„Naja, du hast immer noch einen Vertrag mit Onodera, nicht? Dann hast du ihn sicher schon mehr als einmal getroffen“, sagte Mariko. „Aya-chan erwähnte vor einer Weile, dass du für diese Sushikette von ihm Illustrationen anfertigst.“

„Hachja... er wirkt schon beeindruckend, so groß und... männlich wie ein Samurai, da würde ich auch nicht Nein sagen“, schwärmte Arisa, die sich einen Ellbogenstoß von Ayane einfing.

„Also echt mal, Arisa. Er ist hier gerade mit Frau und Tochter vorbeigelaufen und du denkst nur an das eine“, meckerte sie.

„Also... Arisa ist mit der Meinung nicht allein“, feixte Kou zwinkernd, nachdem er sich wieder etwas gefangen hatte und versuchte, sich der Stimmung der anderen anzupassen, auch wenn sein Herz immer noch hart in seiner Brust schlug.

„Siehst du, Aya. Er sieht das auch so.“ Arisa hakte sich bei Kou unter. „Teilen wir? Du kennst ihn ja schon.“ Ayane stöhnte frustriert.

„Geschäftlich, ja. Man trifft ihn aber selten allein, deshalb glaube ich nicht, dass das funktioniert, Arisa“, entgegnete er lächelnd.

 

Sie setzten ihren Weg fort, um doch noch im Laufe des Vormittags ihre Gebete für das neue Jahr zu sprechen und eine kleine Spende im Tempel zu lassen. Kou betete bescheiden darum, dass er den Anforderungen des Verlags genügte und es bei der Arbeit keine Schwierigkeiten gab, alles andere war zu diffus, als dass er um Glück, Erfolg oder Liebe beten würde, wie viele andere es taten. Er fragte sich jedoch kurz, wofür Kazuki oder Tōru beteten, sofern sie dem irgendeine Bedeutung beimaßen.

Sein Handy vibrierte leise in seiner Hosentasche, während er darauf wartete, dass die anderen fertig wurden.

 

Onodera K. [10:32]: Ich erwarte dich am Samstag.

 

Kou ließ den Blick über die Menge schweifen, an deren Rand er sich mit Arisa zurückgezogen hatte. Er erspähte Kazuki gar nicht so weit entfernt, er hatte die Hände in die Ärmel seines Haori geschoben, neben ihm stand Sayuri und unterhielt sich mit einer älteren Frau in einem ebenfalls schwarzen, gemusterten Kimono.

 

Kou [10:35]: Wo? Unter dir oder auf dir? (^_<)〜☆

 

Er tippte auf Senden und schaute wieder in seine Richtung. Arisa neben ihm war so klein wie Ayane, sie konnte nicht sehen, wohin er seinen Blick wendete. Kazuki zog das Handy aus dem Ärmel, drehte sich halb zur Seite und schaute aufs Display. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte. Er hob den Kopf, um in Kous Richtung zu sehen, der Blick, mit dem er ihn bedachte, trieb ihm das Blut in südlichere Regionen.

 

Onodera K. [10:37]: Beides. Ich gebe mich nicht mit weniger zufrieden.

 

Kou ließ fast das Handy fallen. Seine Reaktion darauf musste Kazuki gesehen haben, denn das schelmische Grinsen wich erst wieder aus seinem Gesicht, als Sayuri ihn etwas fragte.

„Alles okay, Kou?“ Arisa schaute zu ihm auf.

„J... ja, alles bestens. Mir ist es hier zu voll, entschuldigst du mich bei den anderen?“ Er strich sich nervös die Haare zurück, um seinen Zopf neu zu binden.

„Natürlich. Kommst du zurecht?“ fragte sie besorgt.

„Geht schon, ich brauche einfach etwas Abstand und Ruhe von der Reizüberflutung der letzten Tage. War schön, dich mal wieder gesehen zu haben, Arisa.“

Er umarmte sie kurz und schlug dann den kürzesten Weg zum Ausgang des Tempelareals ein.

„Yukimura!“ Harukas Stimme ließ ihn stehenbleiben und herumfahren, sie kam fröhlich grinsend auf ihn zu. „Ein frohes neues Jahr wünsche ich.“

„Haruka-chan, dir auch ein frohes neues Jahr.“ Er senkte kurz anerkennend den Kopf. „Ich habe dich kaum erkannt, du siehst großartig aus.“

„Haha, Danke.“ Sie strich mit den Fingern über den Stoff ihres langen Ärmels. „Ich komme mir etwas verkleidet vor, ehrlich gesagt... aber Kaa-san hat darauf bestanden. Bist du mit deiner Familie hier?“

„Ja, war ich. Ich wollte mich gerade auf den Heimweg machen, die letzten Tage waren doch etwas turbulent“, antwortete er.

„Gnädiges Fräulein, Sie sollen doch in der Nähe bleiben“, sagte der Anzugträger, der sie und ihre Mutter begleitet hatte, verstimmt. Haruka verdrehte genervt die Augen.

„Ich bin in der Nähe, Asoda, es sind nicht mal zehn Meter“, entgegnete sie und verschränkte die Arme.

„Zu weit bei dem Trubel. Wer ist das?“ Er schaute Kou grimmig an, der ihn um wenige Zentimeter überragte.

„Yukimura Kousuke“, stellte Kou sich mit einer leichten Verbeugung vor. „Ich bin...“

„Ein Geschäftspartner von mir.“ Kazukis kühler Tonfall ließ Asoda zusammenzucken und sich hastig umdrehen. „Sie sollten Haruka mittlerweile zutrauen können, dass sie sich nicht unnötig in Gefahr begibt, Asoda.“

„Selbstverständlich, ich bitte um Verzeihung, Onodera-sama.“ Asoda zog sich ein paar Schritte zurück, blieb aber in Hörweite.

„Asoda ist so eine Glucke“, meckerte Haruka genervt.

„Er macht nur seinen Job, aber ja... er ist übereifrig. Ich rede mit ihm“, stimmte Kazuki ihr zu. „Guten Morgen, Yukimura, ich wünsche Ihnen ein frohes neues Jahr. Sind Sie gut durch den Jahreswechsel gekommen?“

„Guten Morgen, das wünsche ich Ihnen auch. Ich habe ihn tatsächlich verschlafen, meine Schwägerin hat mich kurz vor Sonnenaufgang geweckt.“ Er neigte kurz beschämt den Kopf.

„Dann war der erste Traum hoffentlich umso besser.“ Kazukis dunkle Augen ruhten auf ihm.

„Ich erinnere mich nicht, aber sicher heute Nacht oder später, wenn ich den fehlenden Schlaf der letzten Tage nachhole. Ich wollte mich gerade auf den Heimweg machen“, antwortete er, die Hände in den Jackentaschen vergraben, er umfasste dort sein Handy, um sie irgendwie zu beschäftigen und nicht die Gelegenheit zu bekommen, Kazuki anzufassen.

„Dann wollen wir Sie nicht länger aufhalten, Yukimura. Kommen Sie gut nach Hause, wir sehen uns, wenn die nächsten Besprechungen anstehen“, sagte der Ältere. „Komm, Haruka.“

„Auf Wiedersehen, Yukimura.“ Sie verbeugte sich höflich.

„Ja, auf Wiedersehen.“ Er sah ihnen nach, wie sie zurück zur Familie gingen, bevor er sich eilig auf den Heimweg machte.

Chapter Text

Er hatte es tatsächlich noch geschafft, Kazuki danach zu fragen, zu welcher Uhrzeit er ihn erwartete, sonst hätte er sich wahrscheinlich schon früh morgens auf den Weg gemacht... oder kurz nach Mitternacht, denn Samstag war Samstag, oder? So saß er bis zum Mittag auf glühenden Kohlen, nachdem er schlecht geschlafen hatte und dann erfolglos versuchte, etwas zu arbeiten. Kou stopfte Kleidung zum Wechseln in seine treue Umhängetasche, nachdem er ausgiebig geduscht hatte, und machte sich schließlich auf den Weg nach Asakusa. Er brauchte eine Weile, seine Nerven zu beruhigen, die sich aufführten, als würde er zu einem ersten Date fahren und nicht seinen Partner besuchen, den er vor einer knappen Woche zuletzt im privaten Rahmen gesehen hatte. Jeder Gedanke an die zurückliegende Disziplinierung jagte einen wohligen Schauer durch seinen Körper, der immer noch leichte Spuren davon trug. Es war schon über zwei Monate her, dass er das erste Mal in der Wohnung in Asakusa gewesen war, ihr erstes Treffen im geschäftlichen Rahmen viereinhalb. Rückblickend hätte Kou sich schon dabei von Kazuki erobern lassen, er hätte nicht abgelehnt, wenn er es darauf angelegt hätte, das Essen auszuweiten. Stattdessen verzögerte es sich um einen weiteren Monat, bis sie zueinander fanden. Kou strich mit den Fingerspitzen über den vergoldeten Armreif, der ihn seit fast sechs Wochen als sein Eigentum markierte, eine Vereinbarung, die wohl kaum jemand verstehen würde, den er kannte, sollte er es erwähnen.

 

Er betrat das Gebäude durch den Haupteingang und schlug den Weg zum Aufzug ein, der sich laut Anzeigetafel noch in der darunterliegenden Tiefgarage befand. Er überlegte kurz, ob er die Treppe nehmen sollte, als ein leises Surren andeutete, dass der Aufzug sich in Bewegung gesetzt hatte. Die Türen öffneten sich, er hob einen Fuß über die Schwelle und wurde im nächsten Moment hineingezogen, seine Tasche fiel mit einem dumpfen Geräusch auf den grauen Kunststoffboden des Aufzugs. Sein Gesicht wurde an eine muskulöse Brust in einem weißen Hemd gedrückt, unter seinen Fingern fühlte er das Fischgrätmuster eines Jacketts aus feinster, dunkelgrauer Merinowolle, ein unverwechselbarer Geruch nach Zedernholz stieg ihm in die Nase und vernebelte ihm die Sinne.

„Kazuki...“ Er hob den Kopf und sah in die dunkelbraunen Augen seines Partners. „Perfektes Timing.“

„Darin bin ich Profi.“ Er legte eine Hand auf Kous unteren Rücken, mit der er ihn an sich drückte, mit der anderen hob er sein Kinn an und küsste ihn zärtlich. „Das waren lange zwei Wochen...“

„Du zählst das am Sonntag nicht mit...?“ Kou knabberte an seiner Unterlippe.

„Das war etwas anderes und zu kurz. Wenn wir beide keine Verpflichtungen gehabt hätten, hätte ich dich am Sonntag nicht gehen lassen.“ Kazukis Finger strichen über den Haaransatz in seinem Nacken, was eine Gänsehaut an seiner Wirbelsäule auslöste. „Ich war kurz davor, dich an Neujahr einfach einzupacken und mitzunehmen, du sahst so... zerbrechlich aus. War etwas nicht in Ordnung?“ Seine Stimme war leise und besorgt.

„Reizüberflutung... ich fühle mich nicht wohl unter so vielen Menschen und das war der fünfte Tag in Folge, an dem ich das ertragen musste.“

Die Aufzugtüren öffneten sich auf dem obersten Stockwerk, Kazuki ließ den Arm um seine Taille, hob Kous Tasche auf und führte ihn zur Wohnungstür, die er über den Fingerabdrucksensor öffnete.

„Ist der neu?“ Kou deutete auf den Sensor.

„Ja. Einer der Jungs hat eine Schlüsselkarte verloren und bevor wir alles neu programmieren, haben wir das Upgrade vorgenommen, auch im Aufzug. Du wärst also nur bis Tetsuos Wohnung gekommen und er hätte dich hergebracht, wenn wir uns verpasst hätten.“ Er ließ Kou den Vortritt.

„Du sperrst also alle aus, die bisher Zugang hatten?“ Er versuchte, den kalten Kloß in seinem Hals zu ignorieren, aber seine Stimme stockte leicht.

„Kou... was redest du denn? Das ist erst seit einer Woche installiert, ich habe versäumt, es dir zu sagen. Wie könnte ich dich aussperren? Damit würde ich mir nur selbst schaden“, sagte er und zog ihn an sich. „Wenn es nach mir ginge, würde ich nur dir den Zutritt ermöglichen und alle anderen aussperren, damit niemand stören kann.“ Seine Lippen strichen sanft über Kous Wange.

„Nach dir oder deinem Schwanz?“ fragte er amüsiert, er entspannte sich wieder etwas.

 

Ein zärtlicher Biss in Kous Ohrläppchen ließ ihn schaudern. Er schlang die Arme um Kazukis Nacken, genoss die Nähe und die zur Abwechslung sanften Berührungen, die er ihm zuteilwerden ließ. Nach und nach fiel ihre Kleidung auf den polierten Holzfußboden, hinterließ einen unordentlichen Pfad zu Kazukis Schlafzimmer, wo er ihn auf das breite Bett drückte. Der Ältere strich mit den Fingern über die noch sichtbaren Bissspuren auf Kous Hals und Schulter, die sich als dunkle Flecken von seiner hellbraunen Haut abhoben, dann drückte er leichte Küsse darauf.

„Du bist so schön... Ich habe dich am Sonntag beobachtet, wie du allen auf der Tanzfläche den Kopf verdreht hast.“ Seine Finger glitten über seine Brust nach unten, streiften seine Brustwarzen, fuhren die Konturen seiner leichten Bauchmuskeln nach und umkreisten schließlich seinen Bauchnabel. „Mit Genugtuung, dass du sie kaum beachtet hast, weil keiner besser ist als ich und ich wusste, dass du mir allein gehörst.“ Er schob die Hand zwischen Kous leicht gespreizte Beine, was ihm ein leises Stöhnen entlockte, die Haut war wie immer glatt rasiert.

„Du... hast mich beobachtet?“ Kou biss sich leicht in den Zeigefinger, der Gedanke, dass er während des Abends ein Auge auf ihn gehabt hatte, erregte ihn.

„Mhm... Ich musste mir schließlich erst ein Bild machen, bevor ich entscheide, wie deine Strafe ausfällt...“ Er drang mit zwei angefeuchteten Fingern in ihn ein, Kou schlang die Arme um seinen Nacken, um ihn für einen Kuss an sich zu ziehen.

„Warst du... zufrieden mit deiner Wahl? V... verdammt, Kazuki... du machst mich ganz wahnsinnig mit deinen Fingern...“ Er hob leicht sein Becken an. „Zu gut...“

„Sehr zufrieden. Du hast deine Lektion gelernt“, entgegnete er, einen weiteren Finger hinzufügend, um ihn weiter zu dehnen.

„Du meintest... ich dürfte oben sein?“ Kou fuhr mit den Fingern durch Kazukis Haare, brachte die ordentliche Frisur durcheinander, wie er es schon einige Tage zuvor tun wollte. „Du musst ja sehr zufrieden mit mir sein...“

„Sag nicht, du freust dich schon die halbe Woche darauf?“ Er grinste gegen Kous Hals.

„Seit Mittwoch, zehn Uhr siebenunddreißig...“ Er schlang ein Bein um ihn und nutzte seine Überraschung, sich mit ihm herumzurollen und auf seinen Oberschenkeln sitzen zu bleiben. „Du kannst mir sowas doch nicht anbieten und dann erwarten, dass ich es vergesse... Ka-zu-ki...“

Kou beugte sich vor, um an seinem Hals zu knabbern, seine Hände wanderten über den Oberkörper seines Partners, während er kleine Liebesbisse auf der hellen Haut verteilte. Mit den Lippen folgte er der Linie seines Schlüsselbeins, küsste die Enden der goldenen Flügel darunter, um schließlich seinen Weg auf dem nicht tätowierten Korridor nach unten fortzusetzen.

Kazuki hatte die Augen halb geschlossen, um sich besser auf Kous Berührungen konzentrieren zu können. An den Fingern seiner rechten Hand hatte er leichte Schwielen vom Zeichnen, dagegen war die Haut an der linken weich und zart, seine Fingernägel gruben sich leicht in seine Seiten, während seine Zunge heiß über seine Erektion glitt. Kou war ruhig und geduldig, wo es ihm sonst nicht schnell genug gehen konnte, nur ein leichtes Zittern in seiner Atmung verriet, wie viel Mühe er sich gab, sich zurückzuhalten. Ohne es abgesprochen zu haben, waren sie sich einig, dass sie sich den ganzen Tag Zeit lassen konnten und die Nähe des anderen in vollen Zügen zu genießen. Andererseits... ließ er sich etwas zu viel Zeit.

„Kou...? Das fühlt sich gut an, aber... gibst du mir jetzt deinen Arsch? Sonst nehm ich ihn mir und dann war es das, dass du oben sein darfst...“ Kazuki stützte sich auf die Ellbogen und schaute ihn ungeduldig an.

„Bittest du etwa darum...? Du?“ Er schaute auf, ein lüsternes Grinsen auf den Lippen.

„Ja? Du quälst mich... bitte, Kou, setz dich auf meinen Schwanz.“

Kou rutschte auf seinen Oberschenkeln vor, bis ihre Penisse miteinander kollidierten, er umfasste sie beide mit einer Hand und drückte sacht zu.

„Geht... geht das auch genauer? Sitzen ist so universell... Sag mir, was ich tun soll, Kazuki...“

Kazuki unterdrückte ein Stöhnen, es war wohl nur fair, wenn er ihm einmal die Führung überließ, er war sich aber nicht sicher, ob das häufiger vorkommen würde.

„Ich will dich spüren... ich will in dir sein, Kou, mit meinem Schwanz in deinem süßen Arsch...“ Er strich mit den Fingern über Kous feste Oberschenkel.

„Geht doch...“ Kou küsste ihn zärtlich, rutschte weiter vor, um ihn dann langsam in sich einzuführen, quälend langsam.

„Kou... verdammt...“ Seine Hände legten sich um den Ansatz seiner Oberschenkel und drückten ihn nach unten, doch er hielt mit einem lüsternen Grinsen dagegen.

„Lass los... du darfst nachher wieder das Steuer übernehmen, aber jetzt... bin ich dran.“ Er wartete, bis er seine Hände locker auf ihm ablegte und ihn sanft streichelte, dann senkte er seine Hüften, bis er komplett in ihm war. „Siehst du, geht doch...“

Kou hielt inne und genoss für einen Moment das Gefühl, wie er ihn ausfüllte, bevor er die Hände auf Kazukis Oberschenkeln abstützte und seine Hüften bewegte, erst langsam, dann schneller. Der Yakuza zog ihn an sich für Serie leidenschaftlicher Küsse, während derer er seinen Bewegungen mit leichten Stößen nach oben entgegenkam. Er setzte sich halb auf, die Hände glitten an seinem Rücken nach unten, um schließlich auf seinem Hintern liegen zu bleiben und ihn bei jeder Abwärtsbewegung an sich zu drücken. Kou schlang die Arme um ihn, laut stöhnend und mit jeder Bewegung mehr zerfließend, während er ihm atemlos zuflüsterte, wie sehr er ihn liebte. Kazuki drückte die Stirn an seinen Hals, biss ihn erst sanft und dann fester, während er sich schnell dem Höhepunkt näherte. Die Schmerzen, die er Kou damit zufügte, ließen diesen zittern und schließlich lautstark kommen. Er wurde so eng, dass er kurz darauf selbst kam und sein Sperma in ihn pumpte.

 

„Vielleicht sollte ich etwas Kleidung zum Wechseln hierlassen...“ Kou saß zwischen Kazukis Beinen auf dem Sofa und nutzt seine Brust als Kissen. Es war später Abend, sie hatten gebadet und etwas gegessen, nachdem sie den ganzen Tag miteinander beschäftigt gewesen waren.

„Wenn du das willst... Platz ist ja genug.“ Er strich mit den Fingerspitzen über einen Abdruck seiner Zähne auf Kous Schulter, die das ihm zu große T-Shirt freiließ, das er sich von ihm geborgt hatte. Nachdem er Kou seinen Spaß, auch einmal das Sagen zu haben, gelassen hatte, hatte er schnell wieder die Führung übernommen und den Jüngeren einmal mehr auf seinen Platz verwiesen. Nun zierten Abdrücke seines Seils und neue Spuren seiner Hände und Zähne die zarte, hellbraune Haut. Kou hatte das Handy in den Händen und scrollte durch seine Social Media Feeds, im Fernseher liefen Nachrichten, denen er jedoch nur halb folgte. Kous Finger stoppte auf einem Tweet, der einen kurzen Videoausschnitt zeigte von einem Mann, der sein Hemd zuknöpfte. Der Text dazu war ein Statement, dass es wohl kaum einen anderen gäbe, der sich heißer anziehen würde als Shinya. Er öffnete die Antworteten darauf, die dem größtenteils zustimmen, andere schrieben, dass er sich auch einfach wieder ausziehen könnte, mit weiteren die Aussagen unterstreichenden Screenshots von älteren Postings.

„Du folgst dem Lemon?“ fragte er mit leicht amüsiertem Tonfall. „Warst du denn seit September nochmal da?“

„Hmm... nein, aber warum sollte ich nicht folgen? Sie geben sich wirklich Mühe, die Einnahmen zu erhöhen, Izumi hat ein Händchen dafür...“ Kou legte den Kopf in den Nacken und sah ihn an. „Warst du denn seit September dort?“

„Mehrfach. Mindestens einmal im Monat, Tanaka ist ein zuverlässiger Geschäftspartner, der sich immer über etwas Aufmerksamkeit freut. Zuletzt letzte Woche Freitag“, antwortete er.

„Oh... so oft?“ Er runzelte die Stirn.

„Denk nicht, dass ich mich dafür rechtfertige, in meinen Clubs nach dem Rechten zu sehen, Kou...“ mahnte er. „Letzte Woche waren wir aber auch nur da, weil wir uns verstecken mussten und ein Alibi brauchten“, fügte er schmunzelnd hinzu.

„Das verstehe ich nicht. Erklärst du es mir?“

„Tetsuo und ich haben uns eine Ausrede einfallen lassen, weshalb wir den Abend nicht im Anwesen verbringen können und haben so getan, als würden wir arbeiten, stattdessen haben wir uns betrunken. Also ich, er bestand darauf, mich noch zurückzufahren.“

„Ihr habt euch davongeschlichen? Wie alt bist du nochmal?“ Kou grinste ihn an. „Und im Lemon sucht dich niemand?“

„In der Regel nicht.“

„Mit wem hast du dich dann betrunken, wenn Tetsuo sich benommen hat?“

„Shinya. Er hatte nichts zu tun und ist trinkfest, er kann mich nur absolut nicht ausstehen.“ Kazuki tippte auf einen der Screenshots auf Kous Display, der hellen, gut trainierten Bauch über einem tief sitzenden Hosenbund zeigte, ein schmaler Streifen dunkler Haare zog sich vom Bauchnabel abwärts.

„Wieso das denn?“

„Da müsste ich raten, wahrscheinlich nimmt er mir nach wie vor übel, dass ich dich damals mit ihm allein gelassen habe, statt mich um dich zu kümmern“, antwortete er, auch wenn er genau wusste, weshalb.

Eine LINE-Benachrichtigung ploppte auf, die Kou ohne Zögern öffnete.

 

Tōru [22:47]: Wir treffen uns morgen um 18:00, Standort folgt gleich.

Tōru [22:47]: Du kommst doch, oder?

 

„Was ist morgen?“ Kazuki legte einen Arm um Kous Taille und sortierte seine Beine neu, bevor seine Füße einschliefen.

„Inoue hat Geburtstag. Er lädt seinen Zirkel und mich ein, Yakiniku und Karaoke“, entgegnete Kou. „Ich würde von hier aus hinfahren.“

„Hm... er und wie viele andere?“ fragte er.

„Sein Zirkel besteht aus fünf Leuten, wir wären also zu sechst.“ Kous Finger schwebte über dem Display des Handys.

„Mir gefällt es nicht, dass du so viel Zeit mit ihm verbringst...“ gestand Kazuki zerknirscht.

„Wie? Warum denn? Tōru ist ein Freund, du weißt, dass ich davon nicht allzu viele habe, die ähnlich denken wie ich.“

„Ich weiß... ich traue ihm nicht, das ist alles.“ Er drückte Kou sacht an sich.

„Hast du ihn überprüfen lassen, Kazuki?“ Seine Stimme war ernst, er hatte die Stirn gerunzelt.

„Und wenn...? Er weiß von uns, da muss ich auf Nummer sicher gehen. Er hat zu viele Geheimnisse, als dass ich ihm trauen könnte“, antwortete er.

„Aber ich traue ihm. Jeder hat Geheimnisse, du, ich, er eben auch, was ist dabei? Oder weißt du etwa, was er noch arbeitet und traust ihm deshalb nicht?“ Kou hob die Hand und fuhr mit den Fingern durch Kazukis Haare, der auf die Frage nicht antwortete.

„Und du bist furchtbar eifersüchtig. Denkst du etwa auch, dass er auf mich steht? Ich will ja nicht abstreiten, dass er attraktiv ist und wir eine gute Chemie haben, aber ich liebe dich und ich gehöre dir, niemandem sonst.“ Er richtete sich ein Stück auf und küsste ihn zärtlich.

„Wieso auch? Wer denkt das denn noch?“

„Tsubaki, sie ist eine der anderen Gewinnerinnen des Wettbewerbs, sie kennt Inoue von verschiedenen Gelegenheiten im Verlag und wir haben das letzte Wochenende jeden Tag nebeneinandergesessen“, antwortete er. „Ich denke aber, dass sie da etwas überinterpretiert. Inoue weiß, dass ich nicht verfügbar bin.“

„Es wäre mir lieber, du würdest nicht hingehen.“ Kazuki spannte den Kiefer an, weil er sich sicher war, dass Tōru mehr für Kou empfand, als er zugab. „Aber ich kann es dir nicht verbieten, ohne dass du sauer auf mich bist.“

„Ja, das wäre ich tatsächlich. Ich lasse mir nicht vorschreiben, wen ich treffen darf und wen nicht, auch von dir nicht. Die Regeln sind klar, außerdem will ich ja nicht mit ihm ins Bett, sondern nur essen und etwas trinken.“ Er schaute ihn ernst an, lächelte dann aber, weil er es süß fand, wie eifersüchtig sein Partner war. „Mach dir keine Sorgen, ich kann auf mich aufpassen.“

„Aber du findest ihn attraktiv?“ hakte Kazuki nach.

„Kazuki... ich finde eine Menge Männer attraktiv, ohne dass ich mit ihnen ins Bett steigen muss, das ist doch nur natürlich. Ich will das nur mit dir... und vielleicht Tetsuo, wenn du es uns erlaubst.“ Sein Lächeln wurde breiter.

„Du solltest ihm antworten“, sagte er, nachdem er ihn noch einmal geküsst hatte.

 

Kou [23:02]: Klar. Wir sehen uns morgen. Ich bringe Hunger mit (¬‿¬ )

 

~

 

„Kazuki?“ Kou pustete sacht auf den heißen Kaffee in seiner Tasse, Kazuki saß neben ihm auf einem der Barhocker am Küchentresen und las etwas auf einem Tablet.

„Hm? Was ist?“

„Du hast mich letztens gefragt, weshalb ich keine Piercings habe... warum?“

„Das fragst du jetzt?“ Er schaute vom Display auf. „Es wundert mich, ich kenne nur wenige Subs, die nicht mindestens ein Piercing haben und du hast nicht mal Ohrlöcher. So empfindlich bist du nicht, dass du Nachteile davon hättest, Kou.“

„Ich weiß nicht... um die Schmerzen geht es mir nicht, es ist nur... wenn ich dadurch noch empfindlicher werde? Dann bin ich ja dauergeil“, murmelte er in seine Tasse, was Kazuki ein leises Lachen entlockte.

„Du könntest mit etwas Unverfänglichem anfangen und es nicht gleich so übertreiben wie Tetsuo“, schlug er vor, mit den Fingerspitzen strich er leicht über Kous Ohrmuschel, an der ein goldener Earcuff klemmte. „Du trägst schließlich häufiger Schmuck.“

„Warst du dabei, als Tetsuo...“ Kou schmiegte sich leicht an seine Hand.

„Als er auf die grandios dumme Idee kam, seinen Schwanz piercen zu lassen?“

Kou nickte.

„Ja, jedes Mal.“ Kazuki verzog das Gesicht. „Er meinte, es hätte nicht so sehr wehgetan, es sah jedoch sehr schmerzhaft aus. Zu den Details befragst du ihn besser selbst, ich bin froh, wenn ich nicht daran denken muss.“

„Ist er denn da?“ Er rutschte halb von seinem Hocker.

„Jetzt? Wenn er nicht unterwegs ist, müsste er in seiner Wohnung oder im Dōjō sein. Kou?“

Kou war aufgesprungen, küsste ihn kurz, um dann mit einem „Bis gleich!“ aus der Wohnung zu eilen. Der Ältere schaute ihm nach, schüttelte den Kopf und trank in aller Ruhe seinen Tee, während er den Artikel zu Ende las, anschließend führte er einige geschäftliche Telefonate. Da Kou sein Handy nicht mitgenommen hatte, erwartete er nicht, dass er lange fortbleiben würde. Anderthalb Stunden später rief er schließlich Tetsuo an, um ihn zu fragen, was er mit ihm gemacht hatte, dass er noch nicht zurück war.

„Was kann ich für dich tun, Boss?“ Tetsuo meldete sich mit dem geschäftsmäßig, kühlen Ton, den er immer hatte, wenn er unterwegs war.

„Ist Kou bei dir?“

„Ja. Ich kann dir aber nicht versprechen, dass er im selben Zustand zu dir zurückkommt, wie er aufgebrochen ist“, antwortete er trocken.

„Bitte was? Wo seid ihr?“ Er furchte die Stirn und konzentrierte sich auf die Geräusche im Hintergrund, gedämpfte Rockmusik und das leise Summen von Tätowiermaschinen.

„Es würde nichts ändern, wenn ich es dir jetzt sage. Wir sind in einer halben Stunde zurück.“

Kazuki starrte irritiert auf das Display seines Handys, weil Tetsuo ohne ein weiteres Wort aufgelegt hatte. Er machte sich Gedanken, ob es so klug gewesen war, Kou wegen der Piercings so ehrlich zu antworten, aber wer hätte denn ahnen können, dass er gleich aufsprang und mit Tetsuo irgendwohin verschwand? Während er wartete, las er dieselbe E-Mail mehrfach, ohne sich auf den Inhalt konzentrieren zu können, da seine Gedanken immer wieder abschweiften. Tetsuo würde schon auf Kou aufpassen, dass er nichts Dummes anstellte, andererseits war er es, der die Idee gehabt hatte, sich einen fast fünf Zentimeter langen Metallstab durch den Penis stechen zu lassen...

 

Die Wohnungstür wurde geöffnet und er verschränkte die Arme, die zwei Ausreißer mit ernstem Blick erwartend.

„Willst du wirklich nichts, Tetsuo?“ Kou kickte seine Stiefel von den Füßen und ging die wenigen Schritte ins Wohnzimmer, der platinblonde Yakuza folgte ihm.

„Nein, lass mal. Dein Kreislauf braucht den Zucker nötiger als ich.“

Die beiden hielten inne, als Kazuki sich räusperte. Kou hatte ein XXL-Taiyaki in den Händen, von dem er schon den Kopf abgebissen hatte, dem Geruch nach war es mit Schokoladencreme gefüllt. Tetsuo stand halb hinter ihm, er trug Cargopants und zu Kazukis Überraschung die dunkelrote Gangjacke über einem schwarzen Shirt.

„Da sind wir wieder.“ Kou grinste breit. „Tut mir leid, dass es länger gedauert hat.“

Kazuki überwand die wenigen Schritte, bis er direkt vor Kou stand und ihm zugleich verstimmt und besorgt ins Gesicht sah. Die Wangen des Jüngeren waren leicht gerötet, die Augen hinter der ovalen Brille etwas feuchter als sonst. Er hob eine Hand an sein Kinn, um seinen Kopf erst nach links und dann nach rechts zu drehen und die Haare über seinem linken Ohr zurückzustreichen. Kou verzog das Gesicht, als er es dabei mit den Fingerspitzen berührte. Oberhalb des länglichen, goldenen Earcuffs, der sich an die mittlere Helix schmiegte, befanden sich zwei kleine, ebenfalls goldene Ringe durch die obere Helix gestochen. Das Ohrläppchen zierten drei unterschiedlich große Stecker, passend zur kleinen Kugel, die auf dem Tragus saß.

„Ist das alles?“ fragte er streng.

„Ja, Daddy.“ Kou erwiderte seinen Blick. „Mehr hat Tetsuo mit Sorge um meinen Kreislauf nicht zugelassen, der Piercer hätte sicher noch andere Stellen gefunden.“ Er biss in sein Gebäck.

„Es tut mir leid, ich konnte ihn dir leider nicht heil zurückbringen, aber er war so verbissen, dass mir nichts anderes übrig blieb, als ihn zu Ely zu bringen in der Hoffnung, dass er einen Rückzieher macht“, erklärte Tetsuo, amüsiert über Kazukis Gesichtsausdruck. „Die beiden haben sich auf Anhieb verstanden, da war ich wirklich machtlos.“

„So verrückt es klingt, ich kann euch nicht mal böse sein, da ich das wohl selbst heraufbeschworen habe.“ Kazuki strich mit dem Daumen etwas Schokolade von Kous Mundwinkel, dann sah er Tetsuo an. „Aber du legst nicht noch einmal einfach so auf, wenn ich mit dir spreche.“

„Selbstverständlich, bitte verzeih mir.“ Der Angesprochene neigte kurz den Kopf, auch wenn das amüsierte Funkeln in seinen Augen nicht nachließ.

„Gefällt es dir?“ Kou schaute ihn voller Erwartung an.

„Sehr sogar, das nächste Mal sag aber Bescheid und stürme nicht einfach so drauf los. Ich habe mir Sorgen gemacht, auch wenn du mit Tetsuo unterwegs warst.“ Er bedachte ihn mit einem zärtlichen Blick.

„Du kannst das nächste Mal gerne mitkommen, Ely-san meinte, ich kann jederzeit vorbeikommen, wenn ich mehr will.“ Er schaute kurz zu Tetsuo. „Das Geld schicke ich dir gleich noch, Danke fürs Vorlegen.“

„Wenn du mehr willst?“ Kazuki hob eine Augenbraue. „Du bist wirklich unverbesserlich, Kou.“

„Mir fällt sicher noch was ein... ich habe ja noch ein jungfräuliches Ohr.“ Er ging an ihm vorbei und setzte sich auf seinen Platz am Küchentresen, wo er sein Handy in die Hand nahm und ein Foto von sich machte, mit Taiyaki zwischen den Lippen und dem frisch gepiercten Ohr.

„Ruh dich besser aus, wenn du später noch auf den Geburtstag willst, Kou. Unterschätze das nicht“, sagte Tetsuo besorgt. „Wenn du noch Fragen hast, weißt du ja, wie du mich erreichst. Können wir noch etwas wegen der Jungs besprechen, Kazuki?“

Der Angesprochene nickte, dann gingen sie zusammen ins Büro nebenan.  

Chapter Text

„Alles Gute zum Geburtstag, Tōru, auch von deiner Mutter.“

„Danke, Paps.“ Tōru saß auf seinem Schreibtischstuhl und drehte sich etwas hin und her, einen Fuß an den Tisch gestützt. „Habt ihr viel Schnee?“

„Ōdate ist halb eingeschneit, wir hatten heute früh unsere liebe Not, die Wege zur Straße freizukriegen, damit die Gäste abreisen können“, antwortete sein Vater, der ein Ryokan mit Onsen im Norden Honshūs führte. „Ich habe aber eine neue Schneefräse gekauft, die macht richtig Spaß. Wann kommst du uns mal wieder besuchen?“

„Ich habe keine Ahnung. Ich muss zwar erst Freitag wieder arbeiten, aber es stehen trotzdem noch ein paar Sachen für die Agentur an, die ich fertig machen muss“, entgegnete er und tippte sich nebenher durch seinen Kalender. „Iori erzählte, es gäbe Gerüchte, dass Yayoi die Agentur eingliedern will, weil wir fast nur noch für den Verlag arbeiten und es dann einfacher wäre, alles zu koordinieren, sie übernehmen aber nicht alle...“

„Ich habe keine Zweifel, dass sie dich übernehmen, bei dem was du kannst und den Kontakten, die du schon hast, Tōru. Das würde auch etwas mehr Stabilität reinbringen und du könntest deine Arbeitszeiten in dem anderen Job reduzieren.“ Tōrus Vater war nicht begeistert davon, dass er in einem Host Club arbeitete, um seine Miete zu bezahlen, auch wenn er es zähneknirschend akzeptierte. „Dann hättest du sicher auch mehr Zeit, eine Freundin zu finden, statt dieses ewige Singleleben zu führen.“

Tōru verdrehte die Augen und rieb sich mit der freien Hand über seinen ausrasierten Nacken. Er war zwei Tage zuvor beim Frisör gewesen und hatte seine ewige Bishonen-Frisur ein ganzes Stück kürzen und um einen Undercut erweitern lassen, zusätzlich zum Auffrischen seines Ansatzes, so dass seine Haare weiterhin kupferfarben waren. Sie fielen ihm nach wie vor in die Stirn, an den Seiten reichten sie ihm allerdings kaum bis zu den Ohren.

„Ich glaube nicht, dass ich dann viel mehr Zeit hätte als jetzt, Paps. Ich nutze meine Freizeit für meine eigenen Projekte, die sind wichtiger als eine Beziehung...“ Sein Blick fiel auf eine Benachrichtigung auf seinem Tablet, Kou hatte etwas gepostet. Er hatte die Einstellungen so angepasst, dass er immer über Postings seiner Freunde benachrichtigt wurde, damit er nichts verpasste. „Auch wenn es da jemanden gibt, den ich mag.“

„So? Und wie soll das funktionieren, wenn du die Arbeit vor alles andere stellst?“ fragte er.

„Keine Ahnung, es ist momentan sowieso aussichtslos, die Person ist in einer Beziehung mit jemandem, mit dem ich kaum mithalten kann... ich kann das aber auch nicht einfach so abstellen, verstehst du?“ Er tippte die Benachrichtigung an und öffnete den Tweet. Kou hatte ein seltenes Selfie gepostet, auf dem er in ein XXL-Taiyaki biss und eine Reihe frischer Piercings in seinem linken Ohr zeigte. Tōru fiel fast von seinem Stuhl, als er sich in seiner Jogginghose verhedderte, beim Versuch, sich gerade hinzusetzen.

„Das klingt kompliziert. Du findest sicher eine Lösung, Tōru.“ Am Tonfall merkte er, dass sein Vater schon wieder mit dem halben Kopf bei der Versorgung der Gäste war. „Ich will dich auch nicht länger stören, melde dich doch, wenn du weißt, wann du Zeit hast. Wir würden dich gerne mal wieder in Person sehen und nicht nur virtuell.“

„Klar, mach ich. Grüß die anderen von mir, ja? Bis dann, Paps.“

Tōru trennte die Verbindung, dann öffnete er den Bildanhang des Tweets, um es sich genauer anzusehen. Kous Wangen waren leicht gerötet, ebenso wie sein Ohr, das einige Tage zuvor auf jeden Fall noch komplett frei von Ohrlöchern gewesen war, gleich sechs auf einmal war eine beeindruckende Leistung. Sein Blick fiel auf seine Lippen, in denen der Teigfisch verschwand.

„Oh man... wie kann man gleichzeitig so süß und so heiß sein...“ Er drückte beide Hände auf sein Gesicht und stöhnte frustriert. „Keine Ahnung, wie ich das heute überleben soll...“

 

Tōru verbrachte den Rest des Nachmittags damit, seine Wohnung aufzuräumen, damit der kleine Staubsaugerroboter, den er sich gegönnt hatte, seine Arbeit verrichten konnte, während er duschen war. Er trocknete seine Haare und verteilte eine ausreichende Menge Wachs darin, um sie gepflegt strubbelig aussehen zu lassen, dann kramte er in einer kleinen Schachtel, bis er den schwarzen Ohrring gefunden hatte, den er in das Loch der Helix seines rechten Ohrs fummelte, das er meistens nicht nutzte. Es war dieselbe Art von schmalem Ring, wie er auch in beiden Ohrläppchen trug, wenn er nicht im Club arbeitete. Anschließend ging er nackt zum Kleiderschrank, der in der Wand neben der Badtür eingebaut war, parallel zum Bett. Er zog sich eine Unterhose an, die er aus einer Schublade geholt hatte, dann schob er die linke Schranktür auf, hinter der sich zwei übereinander hängende Reihen Anzüge und ordentlich gebügelter Hemden befanden. Tōru entschied sich für ein schwarzes Hemd, dann holte er aus der rechten Schrankseite eine ausgeblichene, tief sitzende Jeans und eine dunkelrote, lockere Sweatshirtjacke. Auf dem Weg zur Wohnungstür legte er seine Uhr an, steckte Handy, Kartenetui und Schlüssel ein, bevor er in ein Paar schwarzer Hightop Ledersneaker schlüpfte und seine Daunenjacke mit grauem Farbverlauf anzog. Er entschied sich dagegen, trotz der Kälte eine Mütze aufzusetzen, um seine Frisur nicht zu zerstören, dann machte er sich auf den Weg zum Yakiniku Restaurant, in dem er sich mit seinen Freunden treffen wollte.

 

„Tōru!“ rief Shizuru und sprang ihm auf den Rücken. „Alles Gute zum Geburtstag, Karottenkopf!“

Tōru machte einen Ausfallschritt, um nicht zusammen mit ihr umzufallen. „Shizu! Ein Glück für dich, dass du so klein und leicht bist, sonst wäre das jetzt gewaltig schiefgegangen“, maulte er und setzte die in eine voluminöse, rosa Daunenjacke gehüllte Freundin auf dem Gehweg ab. „Du gleichst den Schreck hoffentlich mit einem Geschenk aus.“ Er legte ihr einen Arm um die Schultern.

„Das bringe ich dir im Laufe der Woche vorbei, ist zu groß, um es heute Abend mit uns herumzutragen“, antwortete sie grinsend.

Ryosuke und Sho gratulierten ihm ebenfalls herzlich, während sie den Rest des Weges zum Restaurant zurücklegten.

„Eine Reservierung für Inoue?“ Die Mitarbeiterin am Empfang scrollte durch eine Liste auf ihrem Handy. „Ah, ja... zwei Personen sind schon da, folgen Sie mir bitte.“ Sie führte die vier Neuankömmlinge durch den Raum zu einem abgetrennten Tisch, an dem schon Kou und Iori saßen.

„Hallo Tōru.“ Kou stand auf, um Iori herauszulassen, die Tōru herzlich umarmte und ihm gratulierte, bevor sie sich mit Shizuru auf die Bank setzte.

„Alles Gute zum Geburtstag.“ Er drückte ihn kurz und Tōru musste sich zusammenreißen, ihn nicht zu lange festzuhalten. „Dein Geschenk habe ich leider bei mir zuhause liegen lassen, ich gebe es dir ein anderes Mal, okay?“

„Du musst mir nichts schenken, Kou. Es reicht mir schon, dass du da bist und mit mir diese Chaoten erträgst.“ Tōru setzte sich ihm gegenüber und neben Sho und Ryosuke auf die Bank.

„Von welchen Chaoten sprichst du bitte? Wir benehmen uns immer vorbildlich, Tōru.“ Shizuru drohte ihm mit dem Finger.

„Wer von uns springt einfach so Leute auf der Straße an? Sowas machst nur du, Shizu“, entgegnete er grinsend. „Das Chaos in Person.“ Er bestellte Fleisch und Getränke über ein Tablet, das auf dem Tisch lag.

„Du bespringst auch genug, mein Lieber, nur nicht in der Öffentlichkeit.“ Sie streckte ihm die Zunge raus, dann lehnte sie sich zu Kou und flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraufhin er Tōru einen erstaunten Blick zuwarf.

„Glaub ihr kein Wort, was auch immer sie dir erzählt, es kann unmöglich stimmen.“

Eine Kellnerin brachte die Getränke, Geschirr und die erste Runde Fleisch.

„Du magst also doch keine Katzenbabys?“ Kou schaute ihn mit gespieltem Entsetzen an. „Du Unmensch, ich weiß nicht, ob wir jetzt noch befreundet sein können, Tōru.“

„Ihr seid gemein... und das an meinem Geburtstag“, jammerte er, obwohl er sein Grinsen kaum unterdrücken konnte. „Dabei habe ich das teuerste Menü für euch bestellt. Ich glaube, ich esse alles allein mit Sho und Ryosuke, ihr bekommt die verbrannten Reste.“

„Redet ihr mal...“ Iori legte eine Reihe dünner Fleischstücke vor sich auf den Grill. „Wer nicht redet, kann mehr essen.“ Sho und Ryosuke stimmten ihr grinsend zu.

 

„Willst du bei dem Eistee bleiben, Kou?“ Tōru schenkte sich Bier aus dem Krug auf dem Tisch nach.

„Erstmal. Ich trinke nicht gern auf halbleeren Magen, vor allem nicht, wenn ich nicht weiß, wie lang der Abend noch wird“, antwortete er lächelnd. „Du warst beim Frisör? Sieht gut aus.“

„Mhm... ich wollte mal was anderes, bei dem mir nicht ständig die Haare in die Augen fallen, wenn ich arbeite. Auch wenn es wahrscheinlich keine so gute Idee war, mitten im Winter alles so kurz zu schneiden, ist ziemlich frisch.“

„Wenn du auch ohne Schal und Kopfbedeckung vor die Tür gehst...“ Kou schob die überlangen Ärmel seines mintgrünen Pullovers ein Stück hoch, er hatte einen weiten Kragen, der ihm auf einer Seite über die Schulter rutschte, darunter trug er ein dünnes, schwarzes Rollkragenshirt, auf der Bank neben ihm lag ein flauschiger Schal.

„Das hätte nur mein Outfit und meine Frisur ruiniert, das geht gar nicht.“ Tōru dachte an seinen einzigen Schal zuhause, der hellblau war, seit er ihn einmal mit einem Stapel dunkelblauer Jeans und Pullover gewaschen hatte. Seitdem hatte er keinen neuen gekauft, weil er ihn sowieso nur selten benutzte.

 

Tōru schluckte, als er die Rechnung für das Essen beglich, während die anderen vor der Tür auf ihn warteten. Er wusste, dass Yakiniku teuer werden konnte, aber seine Freunde hatten sich anscheinend den Hunger der ganzen Woche dafür aufgehoben, so dass es ein kleines Loch in sein monatliches Budget riss.

„Ich glaube, ich ernähre mich den Rest des Monats nur noch von Reis und Nudeln...“ sagte er, als er sich ihnen anschloss.

„Es war deine Idee, stell dich nicht so an.“ Shizuru hakte sich bei Ryosuke unter. „Außerdem ist der Abend ja noch nicht um, sondern hat gerade erst angefangen.“

„Ich weiß jetzt, warum ich zwei Jobs habe...“ Tōru warf Shizuru einen amüsierten Blick zu. „Nur um euch einzuladen.“

„Du bietest es auch einfach zu oft an, Herr Großverdiener“, entgegnete Sho. „Aber wer bin ich, mich darüber zu beschweren, da bleibt mir selbst mehr, das ich für andere Dinge ausgeben kann.“

„Mhm... Idol-Anime-Merch.“ Iori sah ihn leicht angewidert von der Seite an. „Wie alt bist du nochmal?“

„Alt genug, um mir keine Gedanken mehr darüber machen zu müssen, was Kids wie du darüber denken.“ Er legte ihr freundschaftlich einen Arm um die Schultern. „Du hast nur noch nicht die Erfahrung, zu erkennen, wie superior Idol-Anime sind, Iori, das kommt schon noch.“

„Danke, ich verzichte.“

Wenig später erreichten sie die Karaoke-Bar, wo sie es sich mit Snacks und weiteren, hauptsächlich alkoholischen, Getränken im reservierten Raum bequem machten.

„Yukimura, jetzt wo wir alle wissen, wie sehr Sho Idol-Anime liebt, was schaust du gern? Hast du einen All Time-Favoriten oder pickst du dir jede Season etwas raus?“ fragte Ryosuke neugierig.

„Hmm...“ Kou legte einen schmalen Finger an sein Kinn und überlegte angestrengt. „Ich kann Shos Faible für Idol-Anime schon nachvollziehen, ich halte es dann aber eher mit den Jungs“, antwortete er mit einem kleinen Lächeln. „Nur für dauerhaft wäre mir das auch nichts. Was ich mir jederzeit ansehen könnte sind Free! und Yuri on Ice... oh und Naruto, weil ich das mit meinen Freunden in der Mittelschule immer geschaut habe, wir hatten kein anderes Thema damals. Letztes Jahr mochte ich Carole & Tuesday sehr gerne.“

„Also... kann man es zusammenfassen mit heißen Typen, die sich ständig ausziehen, Sport, Musik und actiongeladenem Shonen?“ Iori schaute ihn fragend an. „Das ist eine interessante Mischung.“

„Grob zusammengefasst, ja, irgendwo muss ich ja auch meine eigenen Bedürfnisse befriedigen“, entgegnete Kou, während er in sein Bierglas grinste.

„Nach Action oder den Jungs?“ hakte Shizuru nach.

„Beidem? Kann man ja auch kombinieren, auf die eine oder andere Weise.“

„Oookay... jetzt frage ich mich wirklich, wie groß deine Bibliothek an heißen, animierten Jungs ist. Teilst du sie mit mir?“ Shizuru lehnte sich mit großen Augen über den Tisch.

„Du kannst dir deinen Porn selbst zeichnen, hör auf, ihn so zu bedrängen, Shizu.“ Tōru zog sie am Kragen zurück auf ihren Platz.

„Animierst du ihn mir?“

„Damit foltere ich mich selbst, bin doch nicht bescheuert.“

Kou füllte sein Glas erneut. „Ich teile ihn mit dir, wenn du mir deinen schickst, Nanase.“

Tōru verschluckte sich an seinem Bier, doch seine Freundinnen waren nun Feuer und Flamme.

„Ist gebongt!“ Shizuru rutschte halb über den Tisch und tauschte Kontaktdaten mit Kou aus.

„Wusstest du, dass Tōru auch ein riesiger Yuri on Ice-Fan ist, Yukimura? Er hat sich sogar den großen Makkachin gekauft, als er rauskam“, fragte Iori, die einen Cocktail schlürfte.

„Zufällig weiß ich das, ja. Makkachin habe ich auch schon kennengelernt.“ Kou schaute kurz zu Tōru, dem plötzlich heiß wurde, also zog er seine Sweatshirtjacke aus und legte sie neben sich auf die Bank.

„Wie, das weißt du schon? Seit wann?“ Sie schaute von Kou zu Tōru und wieder zurück.

„Er hat mich zu sich eingeladen, nachdem wir uns vor Weihnachten im Verlag getroffen haben, um mir noch etwas zu geben, das er mir schon seit September versprochen hatte“, antwortete er. „Und dann haben wir den restlichen Tag damit verbracht, Yuri on Ice zu schauen, also ich, Tōru ist bei Onsen on Ice eingeschlafen und hat mich mir selbst überlassen.“ Er schmollte gespielt, lächelte dann aber wieder. Tōru wäre am liebsten im Erdboden versunken, als er daran dachte, was ihm an diesem Tag alles entgangen war, weil er es verschlafen hatte.

„Es tut mir immer noch leid, Kou, ich war ein schlechter Gastgeber.“

„Quatsch, ich hatte meinen Spaß, alles gut.“

„Sag... so als Mann vom Fach... wer ist dein Yuri on Ice Husbando?“ Shizuru war auf Kous Seite gerutscht und lehnte sich verschwörerisch zu ihm.

„Otabek“, antwortete er ohne zu zögern. „Warum?“

Sie schaute ihn an, als hätte sie diese Antwort nicht erwartet. „Also... stehst du auf pragmatische Kerle mit Undercut und Motorrad? Ich hab jetzt erwartet, du magst Viktor oder vielleicht Yuuri.“

„Viktor ist hübsch, aber anstrengend und Yuuri ist mir selbst zu ähnlich, als dass ich ihn auf dieses Podest stellen würde. Ich habe es da lieber unkompliziert und ja, Undercut und Motorrad sind zwei große Pluspunkte bei ihm“, erklärte er grinsend.

Shizuru warf Tōru einen unauffälligen Blick zu, der gedankenverloren an Kous Lippen geklebt hatte und nun mit roten Ohren in sein Glas schaute, das hatte er tatsächlich nicht gewusst. Er hatte ihn selbst danach fragen wollen, aber im Trubel der vergangenen zwei Wochen hatte er es einfach vergessen.

„Sagt mal Leute...“ begann Sho, „soweit ich mich erinnere, sind wir nicht nur zum Quatschen hier.“

„Oh! Stimmt ja! Komm Iori, testen wir die Auswahl.“ Shizuru kletterte über Kous Schoß zu Iori und die beiden tippten sich kichernd durch die Musikauswahl, bis sie sich für etwas entschieden hatten. Kurz darauf dröhnte die Musik zu Don’t say „Lazy“ aus K-On! aus den Lautsprechern und die beiden sangen es abwechselnd mit, während sie dazu auf der kleinen Freifläche im Raum herumalberten.

„Wer will als nächstes? Tōru?“ Iori drückte ihm das Mikrofon in die Hand. „Überlass das uns, wir suchen dir was aus.“

„Äh... na wegen mir.“ Er leerte sein Glas und stand auf. Er brauchte etwas, bis es sich in seinem Kopf nicht mehr drehte, dann stellte er sich hinter den kleinen Monitor und wartete, bis die zwei sich entschieden hatten.

„Okay! Leg los!“

Tōrus Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, als die ersten Takte des Songs zu spielen begannen. Seine Füße bewegten sich fast von selbst, als er den wenigen Raum ausnutzte, um der Musik zu folgen, was Iori und Shizuru freudig quieken ließ. Er kannte den Text zu Dance Tonight aus Carole & Tuesday auswendig, das erste, was er getan hatte, als er die Folge mit Pyotr gesehen hatte, war seinen Tanz dazu einzustudieren und es auf TikTok zu posten. Aus Animatorensicht hätte er es so oder so studiert, so konnte er zwei seiner Leidenschaften kombinieren. Er zwinkerte seinen Freunden zu, die im Takt der Musik mitklatschten, Kou lächelte anerkennend und etwas erstaunt darüber, wie viel Mühe er sich dabei gab, ließ ihn jedoch auch nicht aus den Augen, was Tōru mehr als nur ein bisschen verwirrte.

Er verbeugte sich tief, nachdem er geendet hatte, Iori und Shizuru jubelten laut, Ryosuke und Sho schüttelten peinlich berührt die Köpfe, dann ließ er sich wieder auf seinen Platz fallen.

„Für alles weitere muss ich mehr trinken, weil je mehr ihr trinkt, umso peinlicher wird eure Auswahl.“ Er zeigte mit dem Finger auf Shizuru und Iori, die schon dabei waren, das nächste auszusuchen.

Kou beugte sich zu Iori und sprach leise mit ihr, Tōru konnte nicht verstehen, was er sagte, aber Iori begann, wissend zu grinsen und auf dem Tablet herumzutippen. Ihr Blick hellte sich auf, als sie gefunden hatte, was sie suchte, woraufhin Kou aufstand.

„Also, Tōru...“ Seine weiche Stimme jagte dem Angesprochenen einen Schauer den Rücken, er war sich sicher, dass jeder sehen konnte, wie sehr ihn dieser Kerl aus der Fassung brachte. „Das war ja ganz nett... aber ich glaube, ich kann das besser.“ Er grinste schelmisch, eindeutig angetrunken und Tōru würde nur zu gern gegen ihn verlieren, wenn seine Stimme beim Singen auch so toll klang.

„Z... zeig erstmal, was du kannst, bevor du hier große Töne spuckst. Wir lassen die anderen entscheiden“, entgegnete er, nachdem er seine Zunge wieder unter Kontrolle hatte.

Kou zog seinen Pullover aus, das Rollkragenshirt darunter schmiegte sich eng an seinen Oberkörper, die Ärmel reichten bis zu den Fingerknöcheln, dann band er sich die Haare neu zusammen. Im Vorbeigehen zerzauste er Tōru die Frisur, dann stellte er sich hinter den Monitor.

Tōru starrte ihn einfach nur noch an, wie er sich zur Musik bewegte und fehler- wie akzentfrei den Text von Love Yourself sang, als würde er seine eigene Geschichte erzählen und nicht nur einen Song aus einem wenige Monate alten Anime singen, um ein spaßig gemeintes Karaoke-Duell zu gewinnen. So zurückhaltend und höflich Kou sonst war, gute Gesellschaft und etwas Alkohol ließen ihn auftauen und sich entspannen, wobei Tōru sich sicher war, dass es mehr an der Gesellschaft lag als am Alkohol, da er sich bei ihren bisherigen Treffen zu zweit auch immer mehr entspannt hatte, je besser sie sich kannten. Allerdings hatte er nicht erwartet, dass er sich so gut bewegen konnte, er machte ihm, was Tanzen betraf, ernsthaft Konkurrenz und es gefiel ihm zu gut, wie er seinen Körper von der Musik leiten ließ. Ein Schnippen gegen seine Stirn riss Tōru aus seinem halben Tagtraum, er blinzelte und sah direkt in Kous Gesicht, dicht vor seinem eigenen.

„Es ist unhöflich, so zu starren, Tōru“, sagte er, die weichen Lippen zu einem Lächeln verzogen, dann setzte er sich neben ihn und verschränkte die Hände unter dem Kinn. „Also... wer hat gewonnen?“

„Wir stimmen ab“, sagte Shizuru. „Wer für Tōru ist, hebt die Hand.“ Nur Sho meldete sich. „Okay...?“ Sie warf Tōru einen fragenden Blick zu. „Wer ist für Yukimura?“ Iori, Shizuru, Kou selbst und Tōru hoben die Hand, Ryosuke enthielt sich. „Warum stimmst du für ihn ab und nicht für dich, Tōru?“

„Weil... uhm...“ Er suchte nach den richtigen Worten.

„Ja, Tōru, warum?“ Kou schaute ihn von der Seite an.

„Du... du bist... einfach so viel besser gewesen... warum kannst du dich so bewegen, das ist ja fast kriminell gut“, antwortete er schließlich und nahm einen großen Schluck aus seinem Glas, um seine Nervosität zu ertränken, dann füllte er seines und das von Kou erneut aus dem großen Krug auf dem Tisch. „Ich gebe mich geschlagen, heute gewinne ich nicht mehr gegen dich. Ich will aber eine Revanche.“

„In Ordnung, aber bist du dir sicher, dass du dann eine Chance hast? Es wäre nicht fair, wenn ich dich zweimal hintereinander fertig mache“, entgegnete er mit einem Zwinkern, dann stieß er mit ihm an.

„...das machst du sowieso ständig...“ entfuhr es Tōru leise, doch Shizurus hysterisches Quieken übertönte die Worte, so dass Kou sie nicht gehört zu haben schien.

„Ich habe noch einen Song für dich, Tōru, um dich aufzuheitern.“ Sie schob ihm das Mikrofon und das Tablet über den Tisch. „Ihr könnt euch das aber auch teilen, wir feuern euch an.“

Theme of King JJ? Shizu... das kannst du mir nicht antun.“ Tōru stöhnte frustriert.

„Wird sicher lustig, zier dich nicht so, Tōrulein“, entgegnete sie mit breitem Grinsen und ließ ein leises „JJ, JJ, JJ!“ folgen.

„Das mach ich nicht allein.“ Tōru stand auf und zog Kou, der immer noch neben ihm saß, am Ärmel mit sich, so dass er genötigt war, den in seinen Augen absolut furchtbaren Song des ätzenden Charakters mit ihm zusammen zu singen. Es dauerte nicht lange, bis Iori und Shizuru lautstark mitgrölten, sie hatten beide ein für ihn unverständliches Faible für diesen Kanadier, musste wohl so ein Frauending sein, von dem er keine Ahnung hatte.

 

Der Abend wurde feuchtfröhlich, irgendwann sangen alle jeden Song mit, unabhängig davon, wer dran war. Sie hatten Spaß und Tōru freute sich, dass seine Freunde so ausgelassen waren und Kou sich so gut in die Gruppe einfügte. Kou blieb die ganze Zeit neben ihm sitzen, da Iori und Shizuru ständig aufsprangen und er so nicht jedes Mal aufstehen musste. Tōru war es nur recht, auch wenn es etwas eng auf der Bank wurde, da Sho und Ryosuke auch noch dort saßen. Er spürte Kous Oberschenkel an seinem eigenen, damit sie nicht ständig mit den Armen kollidierten, hatte er den linken Arm hinter ihm auf der Rückenlehne abgelegt, völlig unverfänglich, da Kou sich meistens vorbeugte, wenn er sich mit den anderen unterhielt. Zumindest, bis der Ältere sich zurücklehnte und den Kopf auf Tōrus Arm ablegte, sein unordentlicher Zopf strich über die Haut seines Unterarms, da er wegen der Wärme im Raum die Ärmel hochgeschoben hatte.

„Alles okay...?“ fragte er ihn, da Kou die Augen geschlossen hatte und sich den Nasenrücken rieb.

„Mhm... nur etwas platt... war wohl keine so brillante Idee, nach gestern heute Vormittag wie ein Teenager mit zu viel Energie in einem Piercingstudio einzufallen, mir sechs Löcher ins Ohr stechen zu lassen und mir dann noch die Kante zu geben“, antwortete er mit einem Schmunzeln.

„Das hätte ich zu gern gesehen... dein Ohr muss sich anfühlen wie ein Stück Kohle, ich lag ja nach zwei Löchern schon den halben Tag jammernd im Bett.“ Tōru schaute ihn von der Seite an.

„Ich bin gut darin, Schmerzen auszuhalten... oder ich steh‘ drauf, je nachdem, wen man fragt“, sagte er leise und drehte den Kopf in seine Richtung.

„Du stehst drauf...? So... richtig oder ist das nur ein Spruch?“ Er justierte seinen Arm hinter Kous Kopf und strich ihm vorsichtig mit den Fingerspitzen eine Haarsträhne zurück, die sich in einem Stecker verfangen hatte.

Kou sah ihn mit seinen bernsteinfarbenen Augen an, das leichte Lächeln auf seinen Lippen, das schon seit einiger Zeit dort war, wurde etwas breiter, fast herausfordernd. „Bis zu einem gewissen Grad... steh ich drauf, ich habe eine hohe Schmerztoleranz. Schockiert dich das?“

Tōru verlor sich fast in seinem Blick, bis er sich dazu durchrang, zu antworten. „Nein, nicht wirklich. Es ist nur noch ein weiterer Baustein, der dich interessant macht...“

„Dich schockiert wirklich nichts so leicht, hm?“

„Nicht wirklich, dazu habe ich schon zu viele schräge Menschen getroffen.“ Tōru hatte während der vergangenen zweieinhalb Jahre, die er als Host arbeitete, schon so viel gesehen, dass er sich nichts vorstellen konnte, womit Kou ihn noch schocken könnte, zumal er mittlerweile eins und eins zusammengezählt hatte und wusste, dass er nicht auf Blümchensex stand.

„Sehr gut... stört es dich, wenn ich kurz die Augen zumache? Die Zeit ist ja noch nicht um und wir müssen das nicht wegen mir abkürzen.“

„Mach nur, wenn dir mein Arm als Kissen reicht.“

Kou summte zustimmend, die Augen schon geschlossen.

„Bestellst du noch eine Runde, Tōru? Wir müssen die Zeit schließlich bis zur letzten Minute ausnutzen“, sagte Shizuru, seine Aufmerksamkeit auf sich lenkend.

„Ja, eine sollte noch drin sein.“

Chapter Text

Eine Stunde später wies sie ein Mitarbeiter des Karaoke-Ladens freundlich darauf hin, dass ihre Zeit abgelaufen war. Kou war auf Tōrus Schulter eingeschlafen, was diesen nicht gestört hatte, im Gegenteil, doch die anderen hatten ihm hin und wieder amüsiert fragende Blicke zugeworfen.

„Kou...? Hey, wir müssen los, wach auf...“ Er drückte seinen Arm, woraufhin er leicht zusammenzuckte und die Augen aufschlug.

„Oh... bin ich eingeschlafen? Sorry...“ Kou rückte ein Stück von ihm ab und schob sich beschämt eine Haarsträhne hinter das rechte Ohr, er war etwas rosa um die Nase.

„Meine letzte Bahn ist weg, deine übrigens auch, Yukimura, können wir bei dir übernachten, Tōru?“ fragte Iori und schlang sich ihren langen Schal um den Hals.

„Ja, wie immer also. Was ist mit euch?“ Tōru schaute zu Shizuru, Sho und Ryosuke.

„Ich hab morgen nicht frei bekommen, also nein, ich laufe nach Hause, ist ja nicht weit“, sagte Sho.

„Ryo und ich schließen uns euch an, Makkachin vermisst mich bestimmt schon“, antwortete Shizuru grinsend, sie hakte sich beim Rausgehen bei Ryosuke unter, der grinsend den Kopf schüttelte über seine Freundin, wobei Tōru sich nicht sicher war, was die beiden für eine Beziehung führten, denn sie definierten sich als Mitbewohner, hingen aber ständig aneinander.

„Ist das auch wirklich in Ordnung, Tōru?“ Kou ging dicht hinter ihm, während sie sich nach draußen schlängelten.

„Ja, ich habe schon damit gerechnet, mach dir keinen Kopf.“

Nachdem sie die vergangenen Stunden in der Wärme der Bar verbracht hatten, wirkte die eiskalte Januarluft wie ein Vorschlaghammer, als sie ins Freie traten. Der Alkohol tat sein Übriges.

„Uff... können wir wieder reingehen? Es ist ja scheiße kalt hier draußen“, jammerte Shizuru und schlang die Arme um ihren Oberkörper.

„Ich glaube nicht. Also, ich bin dann weg, treibts nicht zu wild.“ Sho verabschiedete sich mit einem Winken und machte sich auf den Heimweg.

„Alles in Ordnung, Yukimura? Du bist ganz blass, willst du dich kurz setzen?“ Iori drehte sich zu Kou um, dann führte sie ihn an der Hand zu einer Bank, auf die er sich mit weichen Knien setzte.

„Tut mir leid, dass ich euch aufhalte... war wohl etwas viel gestern und heute“, murmelte er mit gesenktem Kopf. „Die Bank ist noch kälter als die Luft.“

„Mach dir keine Gedanken darum, wir frieren einfach fest, bis du soweit bist“, sagte Shizuru grinsend und tätschelte seinen Kopf.

Ryosuke hob irritiert den Kopf, keine fünf Sekunden später fing es an zu regnen, beißend kalte Tropfen prasselten ohne Vorwarnung auf sie nieder.

„Scheiße! Also warten will ich so nicht.“ Tōru stellte sich vor Kou, der immer noch so aussah, als würde er keine fünf Meter weit kommen, drehte sich um und ging in die Hocke. „Ich trag dich, steig auf. Ihr könnt schonmal vorgehen, den Weg kennt ihr ja.“ Er warf Iori seinen Schlüsselbund zu.

„Schaffst du das wirklich?“ Ryosuke warf ihm einen skeptischen Blick zu.

„Ja! Jetzt macht schon, wir kommen nach.“

Die drei eilten durch den Regen davon, um nicht gänzlich durchzufrieren, bis sie bei Tōru angekommen waren.

„Tōru... das... das kann ich nicht von dir verlangen...“ Kou rührte sich nicht.

„Unsinn. Ich verlange von dir, dass du jetzt auf meinen Rücken steigst, damit ich dich zu mir tragen kann“, schimpfte er. „Ich bin nicht so stark wie Onodera oder dieser Blondschopf, dass ich dich einfach hochheben kann, also geht es nur so.“

Tōru spürte Kous Gewicht auf seinem Rücken, als er die Arme um seinen Nacken schlang, die Hände legte er unter seine Beine, dann stand er langsam auf. Er stolperte ein paar Schritte, bis er das Gleichgewicht gefunden hatte, dann lief er los. Nicht so schnell, wie er sich erhofft hatte, aber Kou wog trotz seiner Größe nicht viel und er gab sich Mühe, sein Gewicht gleichmäßig auf seinem Rücken und seinen Händen zu verteilen.

„Oh man... ich lasse nie wieder ein Training ausfallen...“ murrte Tōru, als er Kou zwanzig Minuten später im Aufzug des Wohnhauses absetzte und sich neben ihn auf den Boden fallen ließ, nachdem er auf den Knopf seines Stockwerks gedrückt hatte.

„Tut mir leid, dass ich dir solche Umstände mache, Tōru...“ Er hatte die Beine angezogen und die Arme darum geschlungen.

„Ist dir noch schlecht?“ fragte er besorgt.

„Nein... die Kälte ist schlimmer...“

„Wir kriegen dich auch wieder warm und mach dir keine Gedanken, du machst mir keine Umstände. Ich trage dich auch noch weiter, wenn es sein muss... aber nicht unbedingt bei Eisregen.“ Tōru stand auf und zog Kou auf die Füße, er legte einen Arm um seine Taille, damit er nicht vom Schwung umfiel, kurz darauf öffneten sich die Türen des Aufzugs.

„Da seid ihr ja.“ Shizuru erwartete sie an der Wohnungstür, sie trug eine Jogginghose und ein T-Shirt von Tōru, die ihr beide viel zu groß waren. „Wir haben ein Bad eingelassen, war doch in Ordnung, dass wir uns was von dir leihen, oder?“

„Ja, klar. Nicht, dass noch jemand krank wird.“

„Wir haben euch auch schon was rausgelegt, Iori ist noch im Bad.“ Ryosuke rubbelte sich die Haare trocken.

Tōru zog seine durchnässte Jacke aus, warf die feuchte Sweatshirtjacke und sein Hemd auf denselben Stapel, dann half er Kou dabei, den Reißverschluss seines Parkas zu öffnen, da er so zitterte, dass er seine Finger nicht um den Zipper legen konnte.

„Bad ist frei.“ Iori kam heraus, eine Dampfwolke hinter sich.

„Komm, Kou, wärmen wir dich erstmal auf“, sagte Tōru und schob ihn voran ins warme Bad, dann zog er die Tür zu.

„Ich... schaff das auch alleine, Tōru“, protestierte er halbherzig, als er ihm die Brille abnahm und ihm schließlich durchweichten Pullover und Rollkragenshirt über den Kopf zog.

„Ich weiß, aber mir ist auch kalt und so geht es... schneller...“

Kous Zopf hatte sich gelöst, die langen Haare, die seit dem Sommer noch etwas gewachsen waren, fielen im feucht über den nun nackten, von Gänsehaut überzogenen Oberkörper und klebten an seiner bronzefarbenen Haut. Tōrus Mund wurde trocken, als ihm bewusst wurde, was er da gerade getan hatte. Die bernsteinfarbenen Augen seines Gegenübers funkelten halb überrascht, halb verärgert über seine Ungeduld. Sein Blick wanderte über Kous leicht geöffnete Lippen – ob sie so weich waren, wie sie aussahen? – nach unten, den schlanken Hals, der halb von seinen Haaren verdeckt wurde, um schließlich an einem horizontalen, auf der leicht unterkühlten Haut dunkelrot aussehenden Abdruck auf seiner Brust hängen zu bleiben, der sich auch seitlich über die Arme zog. Kou hob eine Hand, um seine klebrigen Haare nach hinten zu schieben und aus dem Gesicht zu streichen, was den Blick auf weitere Abdrücke auf seinen Unterarmen freigab und eine Reihe sehr dunkel verfärbter Flecken auf Hals und Schultern.

„Tōru, ihr habt die Klamotten vergessen...“ Shizuru streckte den Kopf zur Tür herein. „Ich leg sie hier hin, ja?“

„Danke, Nanase“, antwortete Kou ihr an Tōrus Stelle, der immer noch auf der Suche nach Worten war, es waren nur wenige Sekunden vergangen, die ihm wie eine halbe Ewigkeit vorkamen.

„Benehmt euch und verhaltet euch wie anständige Erwachsene!“ rief sie, den Finger drohend erhoben, dann schloss sie die Tür hinter sich.

Kou grinste kurz, dann drehte er sich um und zog seine nasse Hose aus. „Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber mir ist zu kalt, um rumzustehen.“ Er leerte die Hosentaschen, zog den Gürtel aus den Schlaufen und warf Jeans, Socken und Unterhose in den Trockner, in dem schon die Sachen der anderen lagen. Vom Stapel seiner Habseligkeiten nahm er ein Haargummi und wickelte die langen Haare zu einem unordentlichen Dutt, was den Blick auf seinen Rücken freigab, der von weiteren Abdrücken übersäht war, dann betrat er den hinteren Bereich des Bads, in dem sich Dusche und die randvolle Badewanne befanden. „Tōru?“

Tōru war froh gewesen, dass es draußen so kalt und nass gewesen war, während er Kou getragen hatte, das hatte ihn davon abgelenkt, dass er ihm so nah war und verhinderte, dass es in seiner Hose so eng wurde, wie in den Stunden davor, in denen Kou dicht neben ihm gesessen hatte. Doch nun wurde ihm warm und er stand vollkommen nackt vor ihm, übersäht mit Seilabdrücken und Bissspuren, die nur von einem kommen konnten und sein Herz schlug ihm bis zum Hals, pumpte Blut durch seinen Körper und in Regionen, in denen er es in diesem Moment überhaupt nicht gebrauchen konnte.

„Mach nur, ich kann warten...“ Er lehnte sich an das Waschbecken und versuchte, sich zu beruhigen.

„Zierst du dich?“ Kou stellte das Wasser der Dusche an, auch wenn er ihn nicht ansah, konnte er das Grinsen aus seinen Worten heraushören. Er war eindeutig immer noch angetrunken.

„Und wenn...? Nicht jeder ist so schamlos wie du.“

„Ich erinnere dich daran, dass du dich schon im Flur ausgezogen hast, während alle anderen dabei waren...“

Tōru biss sich ertappt auf die Unterlippe. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Kou das Wasser wieder abstellte und ungeschickt in die kleine Wanne stieg, wo er sich setzte, um bis zur Brust darin zu versinken.

„Soll ich wegschauen? Wenn du dich schämst, meine ich...“

„Was? Nein... mach wie du magst, es ist nur...“ Er raufte sich die kurzen Haare, bevor er zumindest Gürtel und obersten Knopf seiner Jeans öffnete. „Im Gegensatz zu dir bin ich furchtbar untervögelt und wenn... wenn du so... so vor mir stehst, dann macht das... Dinge mit mir...“

„So...? Was denn?“ Kou platzierte die Arme auf dem Rand der Wanne, legte den Kopf darauf und schaute ihn an.

„Das fragst du jetzt nicht ernsthaft, oder...?“ Tōru schaute ihn an, sein Gesicht fühlte sich heiß an und noch mehr, als er wissend grinste.

„Ich ärgere dich nur... wenn du nicht willst, dass ich deinen Ständer sehe, dann schau ich weg und du kannst dich aufwärmen, bevor du noch krank wirst“, sagte er schließlich. „Das würde ich mir nämlich nicht verzeihen... wenn du krank wirst, meine ich.“

„Du... du machst mich noch wahnsinnig, Kou... das ist wirklich nicht witzig...“ Er rang sich trotzdem dazu durch, sich von seiner nassen Hose zu trennen, die er auf den Fußboden vor dem Trockner warf, Unterhose und Socken direkt hinterher, bevor er sich mit hochrotem Kopf unter die Dusche stellte, Kou den Rücken zugewandt.

„Du bist viel zu verkrampft... sieh es wie ein Besuch im Badehaus...“

„Dazu ist es hier drin zu eng...“ Tōrus Gedanken schweiften ab, wie er an Halloween mit Izumi und Yagate zusammen in seinem engen Bad gewesen war und er stöhnte frustriert, als es seine Misere nur verschlimmerte.

Er hörte Kou leise kichern, während er sich in der Wanne neu positionierte.

„Wieso... stört es dich nicht, dass ich dich so sehe, Kou...?“ fragte er neugierig, weiter die Wand anstarrend.

„Wieso sollte es? Es ist nichts, wofür ich mich schäme. Ich achte nur in der Öffentlichkeit darauf, dass es niemand sieht. Bist du nun doch schockiert...?“

„Schockiert ist das falsche Wort... ich weiß nicht... eher überrascht und erstaunt? Es scheint ja nicht so zu sein, dass er dich schlägt und du es toll findest, oder?“

„Nicht mehr als einen Klaps hier und da... machst du dir etwa Sorgen, dass er mich misshandelt?“ fragte Kou überrascht.

„Nein, ich schätze dich so ein, dass du das nicht mit dir tun lässt... aber ich traue ihm nicht“, antwortete er und drehte sich nun doch um.

„Das beruht wohl auf Gegenseitigkeit... aber ich traue euch beiden, also gibt es keinen Grund dafür...“ Er stockte, da Tōrus Erektion trotz aller Bemühungen nicht nachgelassen hatte. „...gewöhnt euch einfach aneinander...“ Er drehte den Kopf weg, etwas rot um die Nase.

Tōru stützte sich am Rand der Wanne ab, dann hielt er es für eine unwahrscheinlich gute Idee, ebenfalls hineinzusteigen und sich vor Kou niederzulassen.

„Dafür ist es etwas eng, oder? Wir sind zu groß für deine Wanne, Tōru...“

„Das passt schon...“ Er schob seine Füße unter Kous Beinen hindurch, die er an den Knöcheln anhob und über seinen Oberschenkeln ablegte. „Die einzig andere Möglichkeit wäre, dass du dich vor mich setzt und das... würde mich umbringen.“

„So...? Und was ist daran jetzt besser?“ Kou legte die Arme auf dem Wannenrand ab, um das Gleichgewicht halten zu können und nicht mit gespreizten Beinen zwischen Tōrus Beine zu rutschen, mit den Zehen piekte er ihn in die Seite. „Ich... sollte dich vielleicht besser allein lassen, damit du dich darum kümmern kannst... Ich weiß nur nicht, wie ich jetzt aufstehen soll.“

„Hmm... die effektivste Methode wäre, wenn du zuerst auf die Knie gehst...“ Tōrus Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen, als Kou ihn mit großen Augen ansah. „Nicht, woran du jetzt denkst... wobei...“ Er grinste noch breiter, dann wurde er von einer Welle warmen Wassers ins Gesicht getroffen.

„Tōru...! Du Arsch...“

Kou verschränkte schmollend die Arme und trat ihn leicht gegen die Brust, woraufhin er ihn am Knöchel festhielt und zu sich zog, so dass er sich das Bein auf die Schulter legen konnte, das andere legte er um seine Hüfte, nicht wirklich überrascht über seine Flexibilität. Er schlang den freien Arm um seinen Rücken und hielt ihn so fest, damit er nicht umkippte, unter Wasser trennten sie nur wenige Zentimeter.

„Du trittst mich...? Wie ungezogen...“ Seine Finger strichen über die Abdrücke an seinem Knöchel.

„Tōru... uhm...“ Kou unterbrach sich, strich Tōrus klatschnasse Haare mit beiden Händen nach hinten, dann lehnte er sich ein Stück zurück, um ihm mit zusammengekniffenen Augen ins Gesicht zu sehen.

Ein festes Klopfen an die Badtür ließ sie aufschrecken.

„Seid ihr bald fertig? Ich muss mal...“ hörten sie Shizurus Stimme von draußen.

„Natürlich! Einen Moment, Shizu!“ Tōru zerzauste seine Haare wieder, nachdem Kou die Hände von seinem Kopf genommen hatte und ließ seine Beine los.

Kou setzte sich auf die Knie, richtete sich halb auf und stützte die Hände links und rechts von ihm auf dem Wannenrand ab, dann beugte er sich ein Stück vor, so dass sein Atem über seine Lippen strich.

„Tōru... ich bin betrunken, du bist betrunken... du spielst mit dem Feuer, wenn du sowas machst, verbrenn dich nicht...“

Er stand auf und Tōru blieb nichts anderes übrig, als ihn anzustarren, wie er nass und halb erregt vor ihm aufragte, bevor er ungelenk aus der Wanne stieg und sich abtrocknete, dann zog er sich an und ließ ihn allein. Shizuru eilte ins Bad, kaum dass er hinausgegangen war, hielt kurz inne und setzte sich dann schulterzuckend auf die Toilette.

„Shizu... du hättest ruhig noch fünf Minuten warten können...“ Tōru rutschte in der Wanne nach unten und schlug sich die Hände vors Gesicht.

„Dann hätte ich mir in die Hose gemacht, Tōrulein“, antwortete sie lapidar. „Ist alles in Ordnung? Steigt dir der Alkohol zu Kopf?“

„Nichts ist in Ordnung...“ murmelte er in seine Handflächen.

„Oh... oh! Hab ich euch gestört? Sorry...“

„Nein... oder doch... keine Ahnung... wahrscheinlich hast du mich gerettet, bevor ich etwas total Dummes gemacht hätte... oder er...“

„Also... ich geh dann wieder, pass auf, dass du dich nicht auflöst... ob nun im Wasser oder vor Selbstmitleid, musst du entscheiden.“

 

Als Tōru aus dem Bad kam, saßen seine Freunde im Wohnbereich, Iori und Shizuru auf dem Sofa, Ryosuke und Kou auf dem Fußboden.

„Wir wollten nicht schlafen gehen, bis wir geklärt haben, wer wo schläft...“ Iori legte den Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen.

„Uff... gute Frage... Ich habe noch einen alten Futon im Schrank...“ Er zählte an den Fingern durch.

„Tōru... überlass uns Mädels das Bett, du und Ryo könnt euch hier auf Sofa und Futon verteilen“, schlug Shizuru gähnend vor.

„Euch... Mädels?“ Er schaute von Shizuru zur Iori und wieder zurück. „Und wo soll Kou schlafen?“

„Ihn meinte ich doch auch. Als ob wir ihn in eurer Nähe lassen könnten, also echt mal. Bei uns ist er sicher.“ Sie zwinkerte grinsend.

Kou stand auf und streckte sich. „Mir ist das egal... Hauptsache ich kann irgendwo schlafen, bevor ich im Sitzen einschlafe.“

„Ich bin zwar davon überzeugt, dass ihr vor ihm sicher seid, aber ob das umgekehrt auch so ist...“ Ryosuke duckte sich vor einem Kissen, dass Shizuru nach ihm geworfen hatte.

„Dann ist das geklärt...“ Iori stand auf, Shizuru und Kou folgten ihr zum Bett. „Gute Nacht, Jungs.“ Sie zog grinsend den Vorhang zu, der das Bett vom Rest des Raumes abtrennte.

Tōru und Ryosuke arrangierten sich im Wohnzimmer mit Sofa und Futon, während die Mädels und Kou sich das Bett teilten.

 

Iori, Shizuru und Ryosuke verabschiedeten sich früh am nächsten Morgen, sie weckten Tōru, um ihm Bescheid zu sagen. Er nutzte die Gelegenheit, um kurz ins Bad zu gehen und dann schlaftrunken nicht zurück zum Sofa zu gehen, sondern sich wie gewohnt in sein Bett fallen zu lassen, in dem Kou noch schlief. Kou lag in der Mitte auf der rechten Seite. Er öffnete kurz die Augen, als Tōru neben ihm auf der Matratze landete und sich die vorgewärmte Decke über die Schultern zog.

„...ist dir das Sofa zu unbequem...?“ fragte er flüsternd.

„Mhm... hier ist es besser... wärmer...“

Kou rückte ein Stück näher und steckte die Decke unter seinem Rücken fest, damit Tōru sie ihm nicht wegziehen konnte. Er hatte das T-Shirt ausgezogen und trug nur die geliehene Jogginghose.

„Mir wird kalt, wenn du mir die Decke klaust, Tōru...“ Seine Stimme war nach wie vor nur ein Flüstern.

„Dafür... kann ich nichts...“ Ihre Füße kollidierten unter der Decke.

„Ich... könnte mich umdrehen, dann würde es besser passen... aber ich will dich nicht unnötig quälen.“

Tōru biss sich auf die Unterlippe, dann presste er das Gesicht ins Kissen, was Kou leise lachen ließ. „Du bist... unglaublich, Kou... ich kann dich aber nicht frieren lassen... dreh dich um, ich versuche, mich nicht zu blamieren...“ sagte er schließlich.

Sein Gegenüber summte zustimmend, bevor er sich auf die andere Seite drehte. Tōru rutschte bis auf wenige Zentimeter heran, darauf bedacht, sich nicht wie ein schwanzgesteuerter Trottel an ihn zu drücken, auch wenn er kurz davor war, genau das zu werden. Es war mehr dunkel als hell im Raum, weshalb er kaum etwas sah, aber er musste ihn nicht sehen, um erneut völlig fasziniert zu sein. Er lehnte die Stirn an seine Schulter, den rechten Arm legte er vorsichtig über ihn, das war unverfänglicher, als ihn zwischen ihnen in gefährlicher Nähe zu Kous absolut perfektem Hintern zu lassen. Seine Haut war warm und weich, es erinnerte ihn an die Nacht im Lemon im September, nur dass er es war, der völlig fertig war und Kou die Ruhe in Person und dem Unterschied, dass er überhaupt keine Kontrolle mehr über die Blutzufuhr zwischen seinen Beinen hatte. Tōru hielt die Luft an, als Kou seinen Arm nahm und ihn an seine Brust drückte, ihn dabei näher an sich zog.

„So... ist es bequemer, dein Arm ist schwer...“ murmelte er leise, er rutschte etwas hin und her, sein Po stieß dabei an seinen Schritt. „Oh... ist schön, dass du doch keine Erektionsstörung zu haben scheinst...“ Er klang amüsiert.

„...wie kommst du darauf...?“ fragte er leise, flach atmend, um nicht doch noch die Beherrschung zu verlieren. Er war hundemüde, aber schlafen konnte er so auch nicht...

„...wegen der Tabletten im Bad... sie liegen neben den Kontaktlinsen... tut mir leid, wenn ich zu neugierig bin, Tōru...“

„Die brauche ich für die Arbeit...“ antwortete er, bevor sein Hirn in der Lage war, zu verstehen, was er da gerade gesagt hatte. Kou drückte seine Hand.

„Verstehe... Wenn du darüber reden magst, höre ich gerne zu...“ Kou klang mehr besorgt als ärgerlich. „Ich finde es nur... unfair, dass ich als einziger deiner Freunde nichts darüber weiß...“

Tōru biss sich auf die Unterlippe, seine Fähigkeit, rational zu denken, war auf ein Minimum reduziert durch Müdigkeit, den Restalkohol in seinem Blutkreislauf und Kous verbotenem Körper dicht vor ihm.

„...ich... ich habe Angst, dass du mich dafür hasst...“ presste er hervor, unfähig, sich eine weitere Lüge auszudenken, das Herz schlug ihm bis zum Hals.

„Warum...? Ich könnte dich nie hassen, Tōru...“ sagte er leise. „...ich mag es nicht, wenn man mich bevormundet... lass mich bitte selbst entscheiden, was ich deshalb fühle und nimm es mir nicht ab, indem du es mir nicht sagst...“ Er strich mit den Fingern über Tōrus Unterarm.

„...aber ich war nicht ehrlich zu dir und habe dir Dinge verschwiegen...“

„Tōru... ich will gar nicht wissen, wie oft andere mir Dinge nicht erzählen... ich weiß nicht einmal ansatzweise, was Kazuki macht, wenn er arbeitet und er ist nicht immer ehrlich... und gerade du solltest wissen, dass ich es verstehe, wenn man etwas nicht sagt, um sich selbst oder andere zu schützen...“ entgegnete er ruhig. „Irgendwo sind wir alle Lügner...“

„...warum bist du nur so perfekt... hör auf damit, Kou...“ Tōru entzog ihm seinen Arm und rollte sich auf den Rücken, wo er die Hände auf sein heißes Gesicht presste. Kou drehte sich zu ihm um und stütze den Kopf auf die Hand.

„...ich bin alles andere als perfekt...“

„...ich weiß nicht, was ich sagen soll... mein Hirn ist weichgekocht“, murmelte er, die Hände immer noch auf seinem Gesicht.

„Tōru...?“

„Hmm...?“

„Ich mag ohne Brille halb blind sein... aber ich bin nicht dumm...“ Kou kniete sich neben ihn und zog die Hände von seinem Gesicht, dann schob er ihm wie schon im Bad die Haare aus der Stirn. Graues Dämmerlicht kroch in den Raum und ermöglichte es, dass sie einander ansehen konnten. „Du... bist Shinya, oder?“

Tōru ballte die Hände zu Fäusten, da sie begonnen hatten, zu zittern, Kou hielt sie immer noch fest.

„J… ja…“ antwortete er tonlos. „Bitte verzeih mir, dass ich es dir nicht schon eher gesagt habe… aber ich wusste nicht… es war nie der richtige Zeitpunkt…“ Sein Herz schlug so laut, dass er sicher war, dass Kou es hören musste.

„Es… wussten alle, außer mir… oder?“ fragte er leise, das Gesicht halb von seinen Haaren verdeckt.

„Nicht alle… Iori und die anderen wissen keine Details…“

„Die meine ich nicht…!“ Kous Griff um seine Hände wurde fester. „Sondern… Kazuki und Tetsuo… die drei, mit denen du im Cherry ausgeholfen hast… Izumi und…“

„Yagate und Megumi?“

Kou nickte.

„Onodera weiß es, weil er alles weiß, was in seinen Clubs läuft, Tetsuo ebenfalls“, antwortete Tōru, „Izumi, Yagate und Meg wissen nur meinen Namen und was ich sonst noch arbeite, wir haben außerhalb der Arbeit nichts miteinander zu tun, auch wenn Izumi und Yagate an Halloween einmal hier gewesen sind. Warum er dir es also nicht erzählt hat, musst du ihn fragen… aber du hast eben selbst gesagt, dass du nichts über seine Arbeit weißt, er wird es strikt trennen.“ Er nagte an seiner Unterlippe. „Oder er hat es dir absichtlich nicht gesagt, um mich in genau diese Situation zu bringen…“

„Ich… kann ihn das nicht fragen…“

Tōru setzte sich auf, woraufhin Kou seine Hände losließ. „Warum nicht?“

„Dann… müsste ich ihm erzählen, wie ich darauf gekommen bin…“ Er schaute auf seine Hände. „Ich kann ihm nicht sagen… dass ich darauf gekommen bin, weil ich dich nackt gesehen habe… Er war der Grund, weshalb du letzte Woche zu spät zum Aufbau warst, oder?“

„Ja… ohne Izumi hätte ich ihn an dem Abend wahrscheinlich irgendwann beleidigt, stattdessen ist er erst gegangen, als wir um drei Uhr zugemacht haben…“

„Ihn beleidigt? Wie das?“ Kou strich sich die Haare aus dem Gesicht.

„Es… ging um dich… und ich war so dicht, dass ich ihn provozieren wollte, weil ich von Iori wusste, in welchem Hotel ihr seid… das war so dämlich.“ Tōru schaute beschämt zur Seite.

„Das war wirklich dämlich… er weiß übrigens nicht, dass du in meinem Zimmer warst und das hier… erzähle ich ihm besser auch nicht oder alles, was seit gestern Abend passiert ist…“

„Ist er so eifersüchtig…?“

„Furchtbar… er war nicht begeistert, dass ich zu deiner Geburtstagsfeier gehe.“ Kou drehte leicht den goldenen Armreif an seinem Handgelenk. „Wärst du ein Bottom wie Nao, wäre es kein Problem, aber…“ Er legte den Kopf schief und schaute ihn an. „Das bist du nicht, absolut nicht.“

„Ein bisschen schmeichelt es mir ja, dass jemand wie er mich als Konkurrenz sieht…“

„Das schadet ihm nicht.“ Kou zog an der Decke und legte sie sich über die Schultern, was Tōru ohne Decke ließ. „Sag mal… bist du einfach dauergeil, seit du dich ins Bett gelegt hast…?“ Sein Blick hing an seinem Schritt, der ohne Decke und mit heller werdendem Licht sichtbar ausgebeult war.

Tōru wurde rot. „Was… was ist denn das für ein Themenwechsel, Kou…?!“

„Naja… ich hatte gehofft, es kühlt dich etwas ab, wenn wir über Kazuki reden… scheint nicht so zu sein…“ Er zog die Decke fester um sich.

„…das ist so, seit du beim Karaoke neben mir gesessen hast…“ antwortete er leise. „Nur unterbrochen vom Heimweg und dem Bisschen Schlaf vorhin. Ich hab‘ doch gesagt, ich bin völlig untervögelt… und wenn du dann auch noch so schamlos bist, hilft mir das nicht wirklich…“

„Armer Tōru…“ Er beugte sich auf den Knien vor und tätschelte seinen Kopf, die geliehene Jogginghose war ihm zu weit und hielt gerade so auf seinen Hüften, der vordere Bund stand durch seine Position etwas ab und ermöglichte ihm einen viel zu tiefen Blick, als es für seinen Zustand gut gewesen wäre.

„Wo wir gerade bei schamlos waren…“ Tōru hielt die Hand auf seinem Kopf fest, mit den Fingern der anderen strich er über Kous lockeren Hosenbund, berührte sacht die Haut darüber. Er spürte das leichte Zittern, das sein Gegenüber durchfuhr und die plötzlich einsetzende Gänsehaut unter seinen Fingerspitzen. „Kou…?“

„Du bist gemein…“ murmelte er leise, seine Hand glitt an Tōrus Kopf herab, um in seinem Nacken liegen zu bleiben, dann lehnte er die Stirn an seine. „Du… bringst mich echt in Schwierigkeiten…“

„Nur damit…?“ Er zupfte am Hosenbund und grinste, als er merkte, wie sich das Gewicht darin verlagerte. „Wie sensibel bist du…?“

„Zu sehr… aber wer von uns hatte dauerhaft einen Steifen, nur weil ich neben ihm gesessen habe…?“

„Erwischt… was machen wir da jetzt?“

„Wir… müssen das irgendwie lösen, bevor wir weiterschlafen… ich bin nämlich nach wie vor müde… aber so kann ich nicht schlafen und du auch nicht“, murmelte Kou, sein Atem strich über Tōrus Wange.

„Kou… ich…“ Was auch immer er sagen wollte, wurde dadurch unterbrochen, dass ihre Lippen sich federleicht berührten und Kou schließlich aufstand, den Hosenbund festhaltend, auch wenn das seine Erektion darin nur noch mehr betonte.

„Ich gehe ins Bad… du bleibst hier und kümmerst dich darum…“ beschloss er, dann stieg er vom Bett, die Decke rutschte ihm dabei von den Schultern.

Tōru sah ihm nach, bis er die Badtür hinter sich geschlossen hatte, keine zwei Sekunden später hatte er die Hand in der Hose.

Chapter Text

Irgendwo piepte ein Handy. Ein nervtötender Ton, penetrant und... Tōru rollte sich in die gewohnte Richtung, in der er sein Handy in der Regel platzierte, wenn er schlief, um den Wecker auszuschalten, der noch von der vorherigen Woche programmiert war. Er kam allerdings nicht weit, sondern kollidierte mit einer warmen Barriere aus bronzefarbener Haut und schwarzbraunen Haaren. Kou.

„Hmm... ist das dein Wecker, Tōru...?“ fragte er schläfrig.

„Ja, sorry... hab vergessen, ihn auszuschalten.“

Er setzte sich auf und ließ den Blick durch den Raum schweifen, auf der Suche nach seinem Handy. Es lag auf dem Wohnzimmertisch, wo er es in der Nacht abgelegt hatte, bevor er auf dem Sofa eingeschlafen war. Tōru stand auf und schlurfte durch den Raum, um den Weckton auszuschalten und den Wecker gleich für den Rest der Woche zu deaktivieren. Aus der Küche holte er zwei Flaschen Wasser, bevor er zurück zum Bett ging und sich auf die Kante setzte, eine Flasche reichte er Kou, der sich verschlafen die Augen rieb.

„Danke.“ Er kramte sein Handy vom Stapel seiner Sachen auf der Ablage neben dem Bett und entsperrte es, während er neben Tōru an die Bettkante rutschte. Tōru erhaschte einen Blick auf mehrere LINE-Benachrichtigungen und entgangene Anrufe eines einzigen Kontakts. Kou runzelte die Stirn. „Er ist doch sonst nicht so anhänglich...“

„Onodera?“ Tōru trank einen großen Schluck, als Kou nickte. „Er traut mir wohl wirklich nicht...“

„Ja... kein Stück.“ Er strich sich die Haare zurück. „Ich sollte mich auf den Weg machen, bevor er noch jemanden vorbeischickt, um mich abzuholen.“

„Du fährst nicht direkt zu dir?“

„Nein, meine Sachen liegen noch in Asakusa, wo ich seit Samstag war, aber liegt ja mehr oder weniger auf dem Weg“, antwortete er und stand auf, um seine Kleidung zusammenzusuchen und sich anzuziehen.

Seine Unterhose hatte Kou schon am Morgen aus dem Trockner gefischt, während er im Bad gewesen war und es Tōrus Fantasie überließ, was er dort in der Zeit getan hatte, in der er sich auf seinen Vorschlag hin selbst befriedigte. Allein der Gedanke daran löste ein leichtes Kribbeln in seinem Bauch aus, das Tōru angestrengt unterdrückte, bevor es die übliche Reaktion auslöste, die er nicht gebrauchen konnte, bis Kou gegangen war.

„Kou, sag mal... wieso bist du erst auf die Idee gekommen, ich könnte Shinya sein, nachdem du mich nackt gesehen hast?“ fragte er, da es ihn beschäftigte, seit er es erwähnt hatte.

Der Angesprochene zog sein Rollkragenshirt an und zupfte es zurecht, bevor er antwortete. „Weil ich dich damals auch ohne Brille nackt in der Dusche gesehen habe... und...“ Er stellte sich vor ihn, dann schaute er auf ihn herab. „Den Pleasure Trail habe ich zuletzt am Dienstag gesehen, bedanke dich bei Izumi.“

Tōru folgte seinem Blick auf seinen unteren Bauch und wurde rot. „Dieser... Idiot und seine ständige Filmerei...“

„Ich mochte das Foto von Halloween, das er gemacht hat...“ Er zog sich den mintgrünen Pullover an.

„Welches...? Er hat gefühlt den ganzen Tag fotografiert, wenn er nicht damit beschäftigt war, mit allem zu flirten, was nicht schnell genug weglaufen konnte.“

Kou zog sein Handy aus der Hosentasche, in die er es schon gesteckt hatte, öffnete die Galerie und scrollte eine Weile, bis er gefunden hatte, was er suchte. Er drehte es zu Tōru um und zeigte ihm das Foto, auf dem er gelangweilt auf dem Sessel lümmelte, schon fertig geschminkt und angezogen.

„Das...? Du hast es gespeichert?“ Das überraschte ihn tatsächlich. „Ich wusste nicht, dass du den offiziellen Accounts des Clubs folgst...“

„Ja, ich speichere oft Bilder ab, die mir gefallen. Auf irgendwas muss ich mir schließlich einen runterholen, wenn meine Fantasie mal nicht ausreicht.“ Er grinste breit, dann schnippte er Tōru gegen die Stirn, der ihn mit offenem Mund anstarrte, weil er mit so einer Aussage nicht gerechnet hatte. Kou nutzte Fotos von ihm – und anderen – aber auch von ihm, zum Masturbieren...

„Heißt das... du findest mich attraktiv...?“ fragte er, während sein Herz in seiner Brust Tango tanzte.

„Tōru...“ Seine Stimme war leicht ungeduldig. „Du bist attraktiv, das hat gar nichts mit mir zu tun, sondern ist eine Tatsache. Nur weiß ich jetzt ehrlich gesagt nicht, was ich mit den Bildern machen soll... Wenn Kazuki herausfindet, und das wird er, dass ich dein Geheimnis kenne, habe ich keine Begründung für solche Fotos von dir auf meinem Handy oder das, wozu ich sie hin und wieder benutzt habe.“

„Hmm... wieso? Es sind doch nur Fotos, die öffentlich zugänglich sind und keine, die ich dir privat geschickt habe... also so wie das, das du mir im November aus dem Bad geschickt hast.“

„Es ist ein Unterschied, ob ich Shinya nur als einen Host von vielen sehe oder meinen Freund Tōru... das ist zwei Monate her, das hast du noch?“ Nun war Kou an der Reihe, rot zu werden. Er ging einen Schritt zurück und band seine Haare zusammen.

„Ja? Ich hebe alles auf, was du mir schickst... und das konnte ich unmöglich löschen...“ Tōru nagte an seiner Unterlippe, er hoffte, dass Kou nicht fragen würde, warum es ihm so im Gedächtnis war.

„Hast du dir...“ Er unterbrach sich, als sein Handy klingelte und nahm den Anruf an. „Jaa? Ich bin noch bei Tōru, war spät gestern... ja, ich weiß, wie spät es ist, Kazuki, aber wir hatten keinen Termin, den ich vergessen haben könnte, oder? Nein, natürlich nicht, was denkst du?“ Er seufzte resigniert. „Lass uns später darüber reden, nicht am Telefon. Da mein Schirm bei dir liegt und es immer noch regnet, nehme ich dein fürsorgliches Angebot an, bis nachher. Ich liebe dich auch...“ Er legte auf und stopfte das Handy zurück in seine Hosentasche. „Tut mir leid, Tōru, ich erspare dir meine Frage und gehe davon aus, dass wir quitt sind, was das betrifft.“

„Uhm... ja, wahrscheinlich... ist er immer so?“ Tōru stand auf, nahm einen Pullover von einem Stapel und zog ihn sich über den Kopf. Er war doch etwas froh darum, dass er die im Raum stehende Frage nicht stellte, auch wenn es keinen Unterschied mehr gemacht hätte nach der Offenheit, die Kou an den Tag legte.

„Nein, nicht in der Form, muss an dir liegen.“ Kou grinste kurz, während er seinen getrockneten Parka anzog und den langen Schal umlegte. „Ich muss dann los, wir sehen uns.“

Tōru hielt ihn am Ärmel fest, bevor er ihn in eine Umarmung zog. „Danke, dass du da warst und für alles andere…“ sagte er leise. „Ich bin ein furchtbarer Trottel und bin so froh, dass du mich immer noch magst, obwohl ich nicht ehrlich zu dir war und mein Schwanz in deiner Gegenwart ein Eigenleben geführt hat…“

Kous Finger strichen sanft über seine Kopfhaut, während er ihm die strubbeligen Haare noch mehr zerzauste. „Tōru, du bist kein Trottel, nur manchmal etwas dämlich. Ich bin enttäuscht, aber das ist meine Sache, mach dir darum keine Gedanken, das ändert nichts an unserer Freundschaft, okay?“

„Mhm… Geh lieber, bevor ich dich doch nicht gehen lasse, weil sich das zu gut anfühlt, was du da gerade machst…“ Es kostete seine gesamte Willenskraft, ihn aus der Umarmung zu entlassen und ihm die Wohnungstür zu öffnen. „Wir sehen uns.“

„Ja, bis dann, Tōru.“

 

Er ließ sich auf der Innenseite der Tür herabgleiten, nachdem er sie geschlossen hatte, und vergrub das Gesicht in den Händen. Kou machte ihn fertig. Sie verstanden sich gut, hatten gemeinsame Interessen und waren sich so nah und doch gehörten sein Herz und sein Körper einem anderen, dem Tōru unter keinen Umständen das Wasser reichen konnte. Zudem müsste Kazuki nur eine Anweisung geben und er wäre seinen Job als Host los, der ihm die Miete und andere Annehmlichkeiten zahlte, wenn er wirklich so eifersüchtig war, wie Kou gesagt hatte. Und wenn er Kou zu irgendetwas drängen würde, müssten sie es beide ausbaden, auf die eine oder andere Weise. Tōru wollte nicht derjenige sein, der Kou unglücklich machte, indem er seine Beziehung zerstörte, nur weil er egoistisch seine Bedürfnisse durchsetzte, also blieb ihm nichts anderes übrig, als es auszuhalten und darauf zu hoffen, seine Gefühle zugunsten ihrer Freundschaft nachließen.

„So eine Scheiße… es könnte so einfach sein, aber ich suche mir mal wieder einen Härtefall…“ Er raufte sich die Haare, bevor er sich aufraffte, um etwas zu frühstücken, auch wenn es langsam schon wieder dämmerte und dunkel wurde. Mit einem Becher Instantnudeln setzte er sich aufs Sofa, wickelte sich in die Decke dort und schaltete sein Handy an.

 

Shizu [15:39]: Geht’s dir gut? Du warst den ganzen Tag noch nirgendwo online.

Tōru [16:32]: Wir haben geschlafen, bis mein Wecker um 16 Uhr geklingelt hat, sorry.

Shizu [16:35]: Du hast einen Wecker für 16 Uhr?

Tōru [16:35]: Ja, für die Arbeit im Club, damit ich nicht komplett verschlafe, wenn‘s spät geworden war.

Shizu [16:37]: Ist Yukimura immer noch bei dir? Du hast doch hoffentlich nichts mit ihm angestellt!

Tōru [16:38]: Ist gerade weg, sein Partner hatte angerufen, weil er sich noch nicht gemeldet hatte. Ich habe mich benommen, bin ja nicht komplett dämlich.

Shizu [16:41]: Geht’s ihm gut? Ich habe seine Schulter und seine Arme gesehen… sah übel aus.

Tōru [16:42]: Es geht ihm gut, mach dir darum keine Gedanken. Er wird nicht von ihm misshandelt oder so.

Shizu [16:43]: Und geht es dir gut? Wir wissen von deinen Gefühlen für ihn, war auch unübersehbar gestern.

Tōru [16:46]: Ich komme zurecht, mach dir keine Sorgen, Shizu.

Tōru [16:47]: Die Katze ist übrigens aus dem Sack, er ist von selbst draufgekommen, dass ich im Lemon arbeite…

Shizu [16:48]: Oh… Drama?

Tōru [16:50]]: Kein Drama, er hat es erstaunlich gelassen aufgefasst. Ich glaube, er ist eher geneigt, seinen Partner zu Rede zu stellen, der wusste es nämlich auch schon und hat ihm nichts gesagt…

Shizu [16:51]: Yukimura ist mit nem Kerl zusammen, der dich aus dem Host Club kennt?

Tōru [16:51]: Jepp. Komischer Zufall, was?

Shizu [16:54]: Wenn‘s dir doch nicht gut geht, kannst du jederzeit anrufen oder vorbeikommen, ja? Quäl dich nicht allein damit rum, ich weiß, wie schwer das sein kann.

Tōru [16:55]: Danke, Shizu.

 

Tōru raffte sich auf, um aufzuräumen, das Bett frisch zu beziehen und Wäsche zu waschen. Es wäre nicht hilfreich gewesen, das Bett so zu lassen, das so verboten gut nach Kou roch, er ertappte sich trotzdem dabei, kurz am Laken zu schnuppern, bevor er es in die Waschmaschine stopfte.

Chapter 55

Summary:

Bevor Kou etwas darauf erwidern konnte, stieg Shiro aus und öffnete die hintere Tür auf der Fahrerseite, um Kazuki einsteigen zu lassen, der einen grauen Mantel mit etwas dunklerem Pelzbesatz am Kragen über einem dunkelblauen Nadelstreifenanzug trug. Er sah angespannt aus, eine kleine Falte hatte sich zwischen seinen Augenbrauen auf der sonst so glatten Stirn gebildet.

„Bring uns hier weg, Shiro“, befahl er knapp. „Es ist gerade mal Montag und diese nutzlosen Speichellecker haben nichts Besseres zu tun, als einem den Tag zu verderben.“

„In Ordnung, Boss.“

Kou biss sich auf die Unterlippe und verkniff sich die drängende Frage, die er stellen wollte, um seine Laune nicht noch weiter zu verschlechtern, er konnte sie später noch stellen, stattdessen beugte er sich über die mittlere Armlehne und drückte Kazuki einen Kuss auf die Wange.

„So schlimm?“ fragte er leise.

„Nichts neues, aber anstrengend, sich ständig darum kümmern zu müssen...“ Er verschränkte die Finger mit denen von Kou und drückte seine Hand an seine Lippen. „Wie war dein Abend?“

Chapter Text

Der dunkelgraue Lexus LS 500 stand vor dem Eingang, als er aus dem Gebäude trat. Ein Schirm wurde über ihn gehalten, damit er nicht nass wurde. Kou drehte den Kopf und sah Shiro, der eine schwarze Anzughose und ein weißes Hemd unter einer gesteppten Jacke trug.

„Bist du allein?“ fragte er ihn, ohne weiterzugehen.

„Ja, der Boss ist noch in der Zentrale. Wir sammeln ihn unterwegs ein, bevor wir zurückfahren“, antwortete er und öffnete die hintere Tür, nachdem Kou zum Verständnis genickt hatte.

Er ließ sich auf den breiten Sitz fallen, Shiro ging um das Auto herum und setzte sich ans Steuer, nachdem er den Schirm eingeklappt hatte.

„Ist alles in Ordnung, Yukimura?“ fragte er besorgt.

„Ich habe einen Kater und heute noch nichts gegessen und wenig getrunken, also eher nein... sag, Shiro, warst du mal im Lemon?“

„Nicht als Gast, ist nicht unbedingt meine bevorzugte Art, einen Abend zu verbringen, warum?“ Der Lexus glitt fast geräuschlos durch die dämmrigen Straßen.

„Nur so...“

Kou schaute aus dem Fenster, die Strecke nach Ginza war nicht weit, so dass Shiro wenige Minuten nach ihrer Abfahrt in einer hell erleuchteten Tiefgarage unter einem Bürogebäude parkte. Er nahm ein Handy aus der Ablage in der Mittelkonsole und wählte eine Nummer, bevor er es sich ans Ohr hielt.

„Ich habe Yukimura eingesammelt, Boss, wir sind in der Tiefgarage. Hm...“ Er warf einen kurzen Blick zu Kou, der die Knie angezogen und den Kopf daraufgelegt hatte. „Ich verstehe... es ist nur so, er hat noch nichts gegessen, ich hab‘ auch nur noch eine halbe Flasche Wasser im Auto. Sollen wir warten, bis du fertig bist oder soll ich ihn erst zurückfahren und dich später abholen?“

„Shiro...? Gibst du mir das Handy, bitte?“ Er streckte die Hand aus.

„Yukimura will dich sprechen.“ Der Schwarzhaarige reichte ihm das Telefon nach hinten.

„Kazuki, ich weiß ja nicht, was heute los ist, aber du kannst nicht erst so ein Drama machen und dann zu spät sein“, sagte Kou verstimmt, mittlerweile hing ihm der Magen in den Kniekehlen und er bereute es, nicht wenigstens eine Kleinigkeit bei Tōru gegessen zu haben, aber da hatten ihn ganz andere Dinge beschäftigt.

„Kou, verzeih mir, aber manchmal kommen Dinge dazwischen, die ich auch nicht planen kann.“ Kazuki klang aufrichtig frustriert.

„Da sind wir schon zwei... jedenfalls, bin ich am Verhungern und ich habe weder Zeit noch Lust, auf unbestimmte Zeit hier rumzusitzen und darauf zu warten, bis du fertig bist mit was auch immer du gerade tust.

„Du warst bis nachmittags bei Inoue und hast nichts gegessen? Wie das?“ fragte er.

„Weil wir geschlafen haben, bis sein Wecker um 16 Uhr geklingelt hat. Es gab... einige Dinge zu besprechen, weshalb wir erst wieder schlafen gegangen sind, als es schon hell wurde“, antwortete Kou. „Also...? Beeilst du dich oder muss ich Shiro zwingen, mir etwas zu essen zu organisieren? Ich kann auch ihn essen, er hat sicher irgendwas, das er erübrigen kann...“

„Gib mir zehn Minuten, hältst du so lange durch?“

„Das weiß ich nicht... Shiro sieht lecker aus, vielleicht knabbere ich ihn an, während ich warte.“ Er schaute zu Shiro, dessen Ohren rot glühten.

„Versuch es. Du bekommst eine Belohnung, wenn du dich benimmst, Kou. Bis gleich.“ Er legte auf und Kou gab dem jungen Yakuza auf dem Fahrersitz das Handy zurück.

„Teilst du dein Wasser mit mir, Shiro?“ Kou rutschte auf dem Sitz vor, bis er nur noch auf der Kante saß.

„Ich habe eine bessere Idee. In der Lobby steht ein Getränkeautomat, ich hol dir was“, entgegnete er hastig und stieg aus. „Irgendwas bestimmtes?“

„Überrasch mich.“ Er rutschte wieder zurück und zog das Handy aus der Jackentasche.

Shiro ließ ihn allein und verschwand durch die Tür zum Treppenhaus.

 

Kou öffnete die Bildergalerie, scrollte durch die unzähligen Bilder, die er gespeichert hatte, bis er bei dem von Shinya, nein, Tōru, ankam, das er ihm zuvor gezeigt hatte. Er tippte es an, um es zu vergrößern und es sich ein weiteres Mal anzusehen, nur mit anderem Wissen. Er ärgerte sich über sich selbst, dass er nicht eher darauf gekommen war, er hatte in den letzten Monaten viel Zeit mit Tōru verbracht und so viel mit ihm geredet, trotzdem hatte er nie die Verbindung hergestellt. Er war zwar enttäuscht, dass er ihm nicht genug Vertrauen entgegengebracht hatte, es von sich aus zu erzählen, dass er gelogen hatte, aber er konnte es ihm auch nicht wirklich übel nehmen. Als Host zu arbeiten war nichts, was man unbedingt an die große Glocke hing.

„Oh man... was hast du eigentlich für dummes Zeug geredet, Kou...?“ Er rieb sich die Stirn, weil ihm bewusst wurde, dass es wohl keine so gute Idee gewesen war, Tōru auf die Nase zu binden, dass er zu Fotos von ihm – unter anderem – masturbiert hatte. Es war nach dem vergangenen Abend mehr als offensichtlich, dass er auf ihn stand und nicht nur einfach untervögelt war, sofern er das bei seinem Zweitjob überhaupt sein konnte. Er mochte Tōru, sehr sogar, und fühlte sich wohl in seiner Nähe, aber auf rein freundschaftlicher Ebene. Auch wenn er unbestreitbar gut aussah, war er nicht unbedingt der Typ Mann, auf den er in der Regel sein Auge warf – ausgenommen der Fotos auf seinem Handy, bei denen er noch dachte, Shinya sei jemand anderes. Trotzdem schweiften seine Gedanken ab zur Situation in der Badewanne und Tōrus Händen an seinem Bein und Rücken, nachdem er ihn näher gezogen hatte und er war sich absolut nicht sicher, was passiert wäre, hätte Shizuru nicht an die Tür geklopft. Sie waren beide betrunken gewesen, Kou machte Alkohol immer noch empfindlicher als er so schon war, weshalb er das gar nicht erst hätte zulassen sollen, aber das Rumalbern mit Tōru hatte sich gut angefühlt und würde er nicht Kazuki gehören, hätte er für nichts garantieren können, spätestens dann nicht mehr, als Tōru sich zu ihm ins Bett gelegt hatte, nachdem die anderen gegangen waren. Völlig egal, wie es sich auf ihre Freundschaft ausgewirkt hätte, darüber hätte er sich hinterher Gedanken gemacht.

 

Er schaute auf, als Shiro die Fahrertür öffnete und sich auf den Sitz fallen ließ.

„Sorry, hat länger gedauert. Eistee oder Melonenlimo? Die Kleine an der Rezeption hatte noch Gurken-Onigiri von ihrem Mittagessen übrig, die sie mir gegeben hat“, sagte er, während er sich halb zu Kou umdrehte.

„Eistee. Sag mir nicht, du hast mit der Rezeptionistin geflirtet, während ich hier gewartet habe?“ Kou nahm eine Flasche und zwei abgepackte Onigiri entgegen.

„Wenn, dann hat sie mit mir geflirtet“, entgegnete der Jüngere. „Wir waren wohl auf derselben Oberschule und seit ich offiziell für den Boss arbeite, findet sie mich besonders interessant. In der Schule hat sie kein Wort mit mir gesprochen und das ist jetzt auch schon über fünf Jahre her. Keine Ahnung... sie ist mir etwas zu aufdringlich.“ Er schob sich die Haare aus dem Gesicht und rieb sich über die rasierte Kopfseite mit dem Tattoo.

„Vielleicht liegt’s auch an deinem unübersehbaren Tattoo und sie steht auf Bad Boys oder das, was sie dafür hält“, sagte Kou und biss in ein Reisbällchen.

Shiro lachte leise. „Ja, wahrscheinlich. Dass ich hauptsächlich Botengänge und die Koordination und Ausbildung der Phönixe übernehme, wenn ich nicht für Aniki Tetsuo einspringe, sagen wir ihr besser nicht, bevor es noch ihr Bild von mir zerstört.“

„Also stört dich die Aufmerksamkeit doch nicht so sehr...?“

„Es ist nett, aber da wird halt nie das passieren, was sie sich vorstellt, was auch immer das sein mag“, antwortete er etwas zerknirscht.

„Warum? Hast du schon eine Freundin oder wegen der Arbeit?“ Kou war froh um die Ablenkung von seinen eigenen, verwirrenden Gedanken.

„Es gibt da jemanden, den ich mag, aber das ist aussichtslos, sie ist viel zu gut für jemanden wie mich und ja, die Arbeit lässt mir nicht wirklich Zeit für eine Beziehung. Wie Aniki Tetsuo muss ich auf Abruf bereit sein, völlig unabhängig von der Uhrzeit oder wo ich mich gerade aufhalte, das macht niemand lange mit und ich will meine wenigen freien Tage nicht für eine einzige Person nutzen“, erklärte er.

„Shiro, kann ich dich etwas fragen? Du musst nicht antworten, wenn es zu persönlich ist...“ Kou wickelte das zweite Reisbällchen aus.

„Wegen meinen Eltern und meiner Verbindung zum Boss?“ Shiro lehnte den Kopf an den Sitz und schaute Kou an.

„Ja, wie hast du das jetzt erraten?“

„Es schien dich an Aniki Tetsuos Geburtstag sehr beschäftigt zu haben, ich war zwar hackedicht, aber sowas merke ich mir... muss wohl an der Erziehung liegen.“ Er verzog die Lippen zu einem Grinsen.

„Wenn deine Eltern dich hierher geschickt und sich ins Ausland abgesetzt haben, wie ist die rechtliche Regelung seitdem? Du warst ja noch ein Kind...“

„Offiziell sind sie tot, es gibt Sterbeurkunden, die mich zur Waise gemacht haben, da sie beteuert haben, nicht wieder zurückzukommen, wenn der Boss die Schulden übernimmt. Wir hatten nie das beste Verhältnis zueinander, ich stand ihnen immer im Weg, weshalb es für mich nicht so schwer war, wie man meinen könnte“, erklärte er. „Klar, sie sind meine biologischen Eltern, aber ich bin meistens allein gewesen oder habe mich auf der Straße rumgetrieben.“

„Und wer war nach deiner Ankunft in Tokio für dich verantwortlich? Waisen landen doch in der Regel in der Obhut des Jugendamts, wenn es keine weiteren Verwandten gibt und gute Bekannte zählen da nicht, soweit ich weiß“, hakte Kou nach.

„Der Boss konnte mich aus den offensichtlichen Gründen nicht adoptieren, das hätte alles verkompliziert und nur Ärger provoziert. Mich zu adoptieren hätte bedeutet, dass Haruka alle ihre Ansprüche verliert, weil der Oyabun der Ansicht ist, dass Adoptivkinder dieselben Rechte innerhalb der Familie haben, wie leibliche Kinder und da ich älter und männlich bin, war Sayuri-nee-san kategorisch dagegen.“ Shiro reichte Kou ein eingepacktes Taschentuch, damit er sich die Finger säubern konnte. „Also hat der Boss Aniki Tetsuo überredet, das für ihn zu übernehmen, da er sowieso für die Erziehung verantwortlich war. Er war nicht begeistert, plötzlich die Verantwortung für zwei Zwölfjährige zu übernehmen, hat es aber trotzdem getan, weil die Alternativen nicht viel besser waren.“

„Zwei Zwölfjährige? Ich dachte, du wärst allein nach Tokio gekommen, zumindest formulierte Kazuki es so.“

„Ich habe einen Zwillingsbruder, anders als ich ist er jedoch ständig mit Aniki Tetsuo aneinander geraten und hat sich nicht in die Familie einfügen können. Er musste es auch nicht, das stand uns von vorneherein frei, nur weil unsere Eltern sich mit den falschen Leuten eingelassen haben, war der Weg für uns nicht automatisch auch so vorgesehen. Er ist ausgezogen, sobald wir achtzehn waren und macht sein eigenes Ding“, antwortete er mit einem Lächeln. „Wir haben hin und wieder Kontakt, er wohnt auch nicht weit von hier und arbeitet absurderweise seit drei Jahren doch für uns, wenn auch mit einem stinknormalen Arbeitsvertrag als Host. Er war da schon immer sehr viel... offener als ich.“

„Halt... dein Zwillingsbruder arbeitet als Host in einem von Kazukis Clubs?“ Kou verschluckte sich fast an seinem Getränk, als er sich hastig vorbeugte und Shiro prüfend ins Gesicht sah. „Sag nicht... Izumi ist dein Bruder?“

„So nennt Masaru sich im Club, ja. Du kennst ihn?“

Kou wurde rot und nickte, was Shiro sein typisches leises Lachen entlockte.

„Beantwortet das deine Fragen, Yukimura?“

„Ja, vielen Dank. Ich bin immer wieder erstaunt, wie pflichtbewusst ihr alle seid... auch wenn ich mich frage, ob ich wirklich so viel wissen sollte.“

„Mach dir darüber keine Gedanken, wir wissen alle, wie viel wir preisgeben dürfen und du bist sowieso nochmal eine besondere Ausnahme“, sagte Shiro, um ihn zu beruhigen. „Der Boss vertraut dir kompromisslos, auch wenn das nicht jedem passt, aber wir vertrauen seinem Urteil und du bist zu rein, als dass du mit dem Wissen, das du hast, irgendeine Gefahr darstellen könntest.“

Bevor Kou etwas darauf erwidern konnte, stieg Shiro aus und öffnete die hintere Tür auf der Fahrerseite, um Kazuki einsteigen zu lassen, der einen grauen Mantel mit etwas dunklerem Pelzbesatz am Kragen über einem dunkelblauen Nadelstreifenanzug trug. Er sah angespannt aus, eine kleine Falte hatte sich zwischen seinen Augenbrauen auf der sonst so glatten Stirn gebildet.

„Bring uns hier weg, Shiro“, befahl er knapp. „Es ist gerade mal Montag und diese nutzlosen Speichellecker haben nichts Besseres zu tun, als einem den Tag zu verderben.“

„In Ordnung, Boss.“

Kou biss sich auf die Unterlippe und verkniff sich die drängende Frage, die er stellen wollte, um seine Laune nicht noch weiter zu verschlechtern, er konnte sie später noch stellen, stattdessen beugte er sich über die mittlere Armlehne und drückte Kazuki einen Kuss auf die Wange.

„So schlimm?“ fragte er leise.

„Nichts neues, aber anstrengend, sich ständig darum kümmern zu müssen...“ Er verschränkte die Finger mit denen von Kou und drückte seine Hand an seine Lippen. „Wie war dein Abend?“

„Hmm... Ich hatte viel Spaß, bis die Zeit beim Karaoke um war. Ich hatte wohl etwas zu viel getrunken, die Kälte danach hat mir nicht gut getan...“ Er bettete den Kopf an Kazukis Schulter. „Zu allem Überfluss hat es noch angefangen zu regnen, wir waren ziemlich durchgefroren, bis wir bei Tōru ankamen.“

„Wer ist „wir“?“ Der Griff seiner Hand wurde etwas fester.

„Tōru, ich, Nanase-chan, Tanemura-chan und Hanyu-san. Die drei sind seine Freunde, sie haben auch bei ihm übernachtet, weil keine Züge mehr fuhren“, antwortete Kou. „Sie sind heute früh schon los, weil sie arbeiten mussten.“

„Du warst seitdem allein mit ihm...?“ Kazuki hatte den Kopf leicht weggedreht, Kou konnte die Spiegelung seines Gesichts im Seitenfenster sehen, er beherrschte sich nur mit Mühe.

„Kazuki... ich war schon öfter allein mit ihm, ohne dass er über mich hergefallen ist, du überinterpretierst“, sagte Kou und setzte sich auf. „Deine Eifersucht ist nicht notwendig, ich war nur zu müde, um auch so früh aufzustehen und zu dir zu fahren, weshalb ich länger geblieben bin.“

„Du hättest nur Bescheid sagen müssen und ich hätte dich abgeholt“, entgegnete er leise. „Egal, wie spät, du musst nirgendwo übernachten, weil keine Züge mehr fahren.“

„Ich habe nicht darüber nachgedacht… und ich wollte auch nicht im Eisregen warten, bis mich jemand einsammelt. Ich konnte tatsächlich nicht mehr viel denken gestern Abend, mir war nur kalt und übel.“ Er schaute seinerseits aus dem Fenster, Kazukis schlechte Laune war anstrengend. „Tōru hat mir auch nicht wirklich die Wahl gelassen…“

 

Sie sprachen kein Wort, bis sie zehn Minuten später in Asakusa angekommen waren. Kazuki ging zum Aufzug, doch Kou blieb neben dem Auto stehen, bis er sich umdrehte und ihn fragend ansah.

„Ich habe immer noch Hunger und ich kenne den Inhalt deines Kühlschranks. Gehen wir Ramen essen?“ fragte er, in der Hoffnung, seinen Partner damit etwas versöhnlicher zu stimmen.

„Meinetwegen…“ sagte er nach kurzem Zögern und ging an Kou vorbei in Richtung Ausgang der Tiefgarage.

„Kazuki…“ Kou rührte sich nicht vom Fleck.

„Was?“

„Komm her“, verlangte er, mit Mühe ein Grinsen unterdrückend.

„Bitte…?“ Der Ältere runzelte die Stirn, folgte aber seiner Forderung und stellte sich dicht vor ihn.

„Du bist ein eifersüchtiger Grummelkopf, stell dir das Drama vor, wenn ich nur halb so eifersüchtig wäre wie du, so oft, wie du dich sonst wo rumtreibst.“ Kou vergrub die Hände im weichen Stoff seines Mantels. „Ich liebe nur dich und es tut rein gar nichts zur Sache, ob ich Tōru attraktiv finde oder er mich oder wir uns nahe stehen. Ich gehöre dir und das wird sich so schnell nicht ändern. Du vertraust mir doch, oder?“ Er schaute ihn an, suchte seinen Blick, den er zerknirscht abgewandt hatte, bis er sich ihm doch zuwandte.

„Selbstverständlich vertraue ich dir, Kou…“ Kazuki hob die Hand und strich Kou eine lose Strähne aus dem Gesicht.

„Aber…?“

„Die vergangenen Wochen waren hart für mich“, gestand er leise, den Kiefer angespannt. „Dich kaum sehen zu können, aber dafür jeden Tag Sayuri und ihrem Partner zu begegnen, die glücklich zusammen mit Haru-chan einen Teil des Anwesens bewohnen. So sehr ich ihn nicht ausstehen kann… bin ich eifersüchtig auf ihr Glück, auf das, was sie haben und ich nicht. Und dann hatte ich dich für mich allein und musste dich wieder gehen lassen, damit du im Bett eines anderen übernachtest, der zu allem Überfluss auch noch auf dich steht, statt zu mir zurückzukommen.“

„Sag nicht… du warst die ganze Nacht wach und hast gewartet, dass ich mich melde, Kazuki?“ Er schmiegte die Wange an seine Hand.

„Irgendwann bin ich eingeschlafen, aber das tut nichts zur Sache…“ Er zog den Jüngeren näher zu sich, um ihn zärtlich zu küssen. „Ich will nicht von dir getrennt sein und gleichzeitig habe ich Angst, dich an einen anderen zu verlieren, weil ich dich zu sehr einenge. Ich weiß, wie wichtig dir deine Unabhängigkeit ist…“

„Darüber machst du dir Gedanken…?“ Kou schob die Arme unter dem Mantel um seine Taille und verschränkte die Hände in seinem Rücken, um sich an seine Brust zu schmiegen. „Du… bist ja wirklich süß, Kazuki, aber deine Sorgen sind völlig unbegründet, auch wenn ich es zu schätzen weiß, dass du so viel Rücksicht auf mich nimmst.“

„Ich mache mir ständig Gedanken um dich, Kou und heute so sehr, dass es mich während der Arbeit völlig aus dem Konzept gebracht hat, nachdem ich dich nicht erreichen konnte. Ich habe mir Sorgen gemacht…“ Er strich mit dem Daumen über seine Wange, während er einen weiteren Kuss auf seine Lippen hauchte. „Verzeih mir, dass ich so eifersüchtig bin.“ Er löste sich aus Kous Griff und trat einen Schritt zurück, als ein Auto in die Tiefgarage und an ihnen vorbei fuhr.

Kou rieb sich mit dem Ärmel über das Gesicht, Kazukis aufrichtiges und unerwartetes Geständnis trieb ihm die Tränen in die Augen und ließ im das Herz bis zum Hals schlagen. Er hatte nicht gedacht, dass er ihn noch mehr lieben könnte, doch er tat es mit jedem Tag mehr, vor allem, wenn er sich ihm so öffnete.

„Ich verzeihe dir… und ich danke dir, dass du so aufrichtig bist, Kazuki.“ Er schob die Hände in die Taschen seines Parkas. „Ich denke darüber nach, während wir essen, okay? Vielleicht findet sich eine Lösung… ich würde auch gerne mehr Zeit mit dir verbringen.“

„Mehr kann ich nicht verlangen.“ Das sanfte Lächeln, das er ihm schenkte, trieb Kou das Blut in den Kopf, bevor sie sich gemeinsam auf den Weg zum Ramenrestaurant an der Ecke des Gebäudes machten.

 

Kurz nachdem sie mit dem Essen angefangen hatten, trudelten Shiro und Ren ein, gefolgt von Yuuta, der erstarrte und dem alles Blut aus dem Gesicht wich, als er sie sah.

„Vielleicht… esse ich doch woanders heute…“ murmelte er.

„Nix da, du bleibst“, widersprach Ren und zog seinen Freund auf den Platz neben sich.

Kou sah von seiner Schüssel auf und begrüßte die drei mit einem freundlichen Lächeln, bevor er sich wieder seiner großen Portion Nudelsuppe widmete. Kazuki bedachte sie mit einem schwer zu deutenden Blick und einen kurzen Nicken, dann führte er sein Gespräch mit dem Koch fort, den er schon ewig zu kennen schien, eine Hand auf Kous Oberschenkel, während er die andere zum Essen nutzte.

„Noch einen Nachschlag?“ fragte der Koch Kou, nachdem er seine Schüssel restlos geleert hatte.

„Danke, aber ich bin satt“, antwortete er zufrieden grinsend. „Das war sehr gut.“

„Das freut mich. Stimmt es, dass Hanemiya-san aus dem vierten Stock ausgezogen ist, Kazuki-kun?“ führte er das zuvor unterbrochene Gespräch weiter.

„Ja, sie hat geheiratet und ist mit ihrem Mann nach Chiba gezogen, ich habe sie vor ein paar Tagen getroffen“, antwortete der Angesprochene.

„So… gibt es schon einen möglichen Nachmieter? Auch wenn du die Auswahl in der Regel der Verwaltung überlässt, muss es ja doch irgendwie in die Nachbarschaft passen“, sprach er weiter.

„Noch nicht, es wissen auch noch nicht viele, dass die Wohnung frei wird.“ Er warf einen kurzen Blick zu Kou, der sein Handy in der Hand hielt und etwas las, ohne die beiden zu beachten.

„Ich bin mir sicher, du wählst richtig. Ohne dich wäre es hier immer noch so chaotisch wie damals, bevor du mit den Rowdys aufgeräumt hast, das wünscht sich niemand zurück.“ Der Koch wandte sich kurz einem Mitarbeiter zu und gab ihm einige Anweisungen.

„Du vergisst, dass ich auch einer von ihnen war, bevor es sich änderte“, erinnerte Kazuki ihn.

„In unserer Jugend waren wir alle andere Menschen als wir es jetzt sind, wichtig ist nur, was wir daraus gemacht haben“, entgegnete er grinsend. „Lass dein Geld stecken, Kazuki-kun, du bist so selten hier, das geht aufs Haus.“

„Unsinn, ich zahle mein Essen immer“, widersprach er und legte einige Münzen auf den Tresen, die er aus seiner Manteltasche gezogen hatte und stand auf. Das Restaurant hatte zwar auch einen Automaten, an dem man sein Essen vorher bezahlen konnte, doch der Koch hatte sie gleich nach ihrer Ankunft auf die beiden Plätze gelotst, bevor sie dazu gekommen waren, dort etwas auszuwählen. „Kommst du, Kou?“

„Ja.“ Kou rutschte von seinem Hocker. „Bis zum nächsten Mal, Wada-san.“

„Bis dann, passt auf euch auf.“ Der Koch winkte ihnen zum Abschied.

Chapter Text

„Was ist das für eine Wohnung, die frei geworden ist?“ Kou hakte sich für die kurze Strecke zum Haupteingang des Gebäudes bei Kazuki unter, es war nach dem Regen etwas rutschig auf dem Gehweg und niemand sonst unterwegs.

„Nichts Besonderes, eine kleine Drei-Zimmer-Wohnung, etwas größer als deine Wohnung in Adachi“, antwortete er.

„Wie klein? Deine und meine Definition davon unterscheiden sich.“

„Es müssten um die sechzig Quadratmeter sein... plus Balkon.“ Er ließ ihm den Vortritt in den Eingangsbereich des Gebäudes.

„Das ist ein Drittel mehr, als meine Wohnung jetzt hat... etwas ist maßlos untertrieben, Kazuki.“ Kou drückte auf den Knopf des Aufzugs.

„Es ist ja auch ein Zimmer mehr“, entgegnete er grinsend. „Willst du sie sehen oder warum hast du gefragt?“

„Ich habe meine Überlegungen noch nicht beendet, aber du hattest sicher einen Grund, weshalb du mich angesehen hast, während du Wada-sans Frage beantwortet hast.“ Er lehnte sich an die Wand des Aufzugs, er war immer noch etwas müde und erschöpft, obwohl er mehr als genug geschlafen hatte.

„Das hast du gemerkt?“

„Natürlich, der Griff deiner Hand hat sich dabei verändert“, antwortete er und zog ihn an sich, nachdem sich die Türen des Aufzugs geschlossen hatten. „Dein Pokerface funktioniert bei mir nicht, Liebling.“ Er biss ihn leicht in die Unterlippe. „Willst du denn, dass ich sie mir ansehe?“

„Ja. Wir können das morgen machen, wenn du solange bleiben möchtest...“ Kazuki legte die Hände auf Kous Hintern unter dem Parka, dann küsste er ihn gierig.

„Mhm... bist du dir denn sicher, dass das eine gute Idee ist...?“ Er stöhnte auf, als er ihn fester packte und seinen Unterleib an sich drückte, ihn dabei etwas anhob.

„Ich habe nur gute Ideen...“

 

Im obersten Stockwerk angekommen, stolperten sie aus dem Aufzug, Kou hatte die Beine um Kazukis Hüften geschlungen, so dass er ihn zur Wohnungstür tragen musste, die er hastig öffnete. Im Eingangsbereich schob er die Schuhe von seinen Füßen, bevor er Kou weiter hineintrug und ihn auf einem der Sessel absetzte. Er zog Mantel und Jackett aus, warf beides unachtsam auf den Boden, dann kniete er sich vor ihn und befreite ihn von seinen Stiefeln, die in hohem Bogen in Richtung Eingangstür flogen, bevor er sich Kous restlicher Kleidung widmete, bis er nackt vor ihm saß. Kazuki betrachtete ihn, die zwei Tage alten Seilabdrücke waren auf der hellbraunen Haut noch schwach erkennbar, die Bissspuren auf seiner Schulter dafür umso mehr. Er fuhr mit beiden Händen über seine Beine nach oben, die er dabei auseinanderdrückte, so dass sie links und rechts auf den Armlehnen des Sessels lagen, dann strich er fest über die glatte Haut seiner Oberschenkel, bis kurz vor seine ungeduldig zuckende Erektion. Seit er ihn im September das erste Mal nackt gesehen hatte, hatte Kou zu Kazukis Erstaunen viel Aufwand investiert, um fitter zu werden. Für ihn, um mit ihm mithalten zu können und seinen Ansprüchen zu genügen. Er beugte sich vor und küsste sanft über seinen flachen Bauch, unter dem er die Muskeln spürbar angespannt hatte, nach oben, um an seinen empfindlichen Brustwarzen zu knabbern, was Kou ein leises Stöhnen entlockte. Dieser legte die Hände auf seinen Kopf und brachte seine ordentliche Frisur durcheinander, löste die mit Pomade nach hinten gekämmten Strähnen und vergrub die Finger darin, je ungeduldiger er wurde. Kazuki ließ von seinen Brustwarzen ab, die nun feucht und gerötet glänzten, rutschte wieder nach unten und glitt mit der Zunge die gesamte Länge seines harten Penis entlang, mit den Händen umfasste er weiterhin seine Oberschenkel.

„Oh Gott... Kazuki... du bist ein... Monster...“ Kou ließ eine Hand auf seinem Kopf liegen, mit der anderen hielt er sich an der Rückenlehne des Sessels fest, während er sich seiner Zunge und seinem Mund hingab.

„Gott oder Monster... entscheide dich, Kou...“ Er knabberte an der empfindlichen Haut seiner Eichel, leckte die ersten Tropfen auf, die wie immer früh herausperlten.

„K... kann ich nicht... göttliches Monster...?“ Ihm entfuhr ein heiseres Stöhnen, als Kazuki die Lippen um seinen Penis schloss, ihn tief in seinen Mund aufnahm und zeitgleich mit zwei angefeuchteten Fingern in ihn eindrang. Es dauerte nicht lange, bis er unter der doppelten Behandlung kam und sich zitternd in seinem Mund ergoss.

Kou zog ihn am Hemdkragen ein Stück hoch, beugte sich vor und küsste ihn gierig, leckte sein eigenes Sperma von seiner Zunge, bevor er alles schlucken konnte. „Fick mich... zeig mir, wie sehr du mich liebst, Ka-zu-ki...“ hauchte er zwischen zwei Küssen, mit geschickten Fingern öffnete er die schimmernden Knöpfe seines Hemds.

Kazuki stand auf und kam kaum dazu, die Hose richtig auszuziehen, bevor Kou die Lippen um seinen harten Penis legte, um an ihm zu lutschen und ihn gründlich zu befeuchten. Er legte die Hände auf seine Wangen und schob ihn sacht, aber bestimmt von sich, bevor er es übertrieb, dann küsste er ihn zärtlich und zog ihn auf die Füße. Er dirigierte ihn aufs Sofa, drückte ihn mit dem Oberkörper gegen die Rückenlehne und hob seinen Po ein Stück an, die Knie konnte er so auf der Sitzfläche abstützen. Kou drehte irritiert den Kopf, als er ihn kurz allein ließ, um eine Tube Gleitgel aus dem Schlafzimmer zu holen.

„So sehr ich deine Bemühungen auch schätze...“ Er stellte sich hinter ihn und tätschelte seinen Po. „Damit ist es besser.“ Er öffnete die Tube um eine großzügige Menge der glitschigen, kühlen Flüssigkeit auf seinem Penis und Kous leicht gedehntem Anus zu verteilen.

„Kalt...“ Dem Jüngeren entfuhr ein leises Wimmern, das in ein Stöhnen überging, als er langsam in ihn eindrang. Er war nicht so ausgiebig vorbereitet wie sonst, was den Widerstand erhöhte, daher ließ Kazuki sich und ihm Zeit.

„Ich... steh drauf, wenn du so eng bist, Kou...“ Er beugte sich vor und knabberte an seinem rechten Ohr. „Geht’s?“

„J... ja... dein Schwanz ist so heiß... und groß...“ Kou drängte sich ihm ungeduldig entgegen, so dass er schneller als beabsichtigt komplett in ihn stieß. Kazuki hielt kurz inne und atmete tief durch, dann legte er eine Hand um seine Hüfte, mit dem anderen Arm umfasste er seine Brust und legte die Hand auf seinen Halsansatz, um ihn an sich zu ziehen, so dass er aufrecht vor ihm kniete, bevor er begann, fest in ihn zu stoßen. Kou bohrte die Finger der rechten Hand in seinen Arm, klammerte sich so an ihm fest, die linke legte er um seine tropfende Erektion, die kurz darauf von Kazuki umfasst wurde, der so verhinderte, dass er sich selbst streichelte und zu früh kam.

Kou legte den Kopf in den Nacken, bis er an seine Schulter stieß, die Hand auf seinem Hals erschwerte ihm die Atmung und ließ sein Sichtfeld flimmern, dennoch fühlte sich sein Körper an wie eine einzige erogene Zone, jede noch so kleine Berührung ließ ihn dem Höhepunkt näher kommen, den sein Partner durch den festen Griff um seinen Penis zu verhindern wusste. Er befreite seine Hand und überließ sich ihm völlig, spürte seine Lippen und seine Zähne an seinem Nacken, seinen perfekten, stahlharten Penis, der ihn so sehr ausfüllte, dass ihm jedes Mal Hören und Sehen verging und ihn süchtig machte nach diesem Mann, der ihm schon bei ihrem ersten Treffen um den Verstand gebracht hatte. Er merkte an Kazukis Atmung und schneller werdenden Stößen, dass er kurz davor war, zu kommen, sein Partner lockerte etwas den Griff um Kous Penis und begann, ihn zu streicheln und so das letzte Stück zu seinem Orgasmus beizutragen, der nicht lange auf sich warten ließ. Kou drückte den Rücken durch und kam laut stöhnend, Kazuki drückte ihn an sich, er spürte sein heißes Sperma in sich schießen und das leichte Zittern, das seinen Körper dabei durchfuhr.

„Ich liebe dich...“ Kazukis Stimme war nur ein Flüstern, die ein wohliges Gefühl in Kous Bauch auslöste.

„Hmmm... ich dich auch...“ Er drehte sich halb zu ihm um und gab ihm einen Kuss. „Gehen wir baden?“

 

Kou lehnte sich mit dem Rücken an Kazukis Brust, er saß zwischen seinen Beinen im heißen Wasser, nachdem sie sich gewaschen hatten. Der Ältere hatte die Arme um ihn gelegt und das Kinn auf seiner Schulter abgestützt, die Augen geschlossen.

„Kazuki...? Warum hast du mir nicht gesagt, dass Tōru Shinya ist?“ fragte er leise, mit den Fingern strich er sanft durch seine kurzen Haare.

„Du weißt es also...?“ murmelte er.

„Ja... ich habe eins und eins zusammengezählt und ihn darauf angesprochen, er hat es zugegeben.“

„Was hätte es gebracht, wenn ich es dir gesagt hätte? Er hatte sich dazu entschieden, es dir nicht zu sagen, obwohl es genügend Möglichkeiten gab... wenn ich es vorweg genommen hätte, hättest du mir entweder nicht geglaubt oder am Ende noch gedacht, ich würde es aus Eifersucht tun“, antwortete er matt, er war erschöpft und hatte nicht wirklich Lust, darüber zu reden.

„Also war es in deinen Augen besser, mich als einzigen unwissend zu lassen...? Du weißt schon, welche Bilder ich für was auf meinem Handy habe?“

„Das weiß ich erst seit vorgestern... und da hätte ich es dir schlecht sagen können, ohne dich zu verärgern, wo du ihn so vehement verteidigt hast“, sagte er leise. „Ich habe mehrfach darüber nachgedacht, es dir zu sagen und mich dagegen entschieden, weil ich unsere Beziehung nicht damit belasten wollte... Bist du sauer deswegen?“

„Nein... enttäuscht von euch beiden, weil ihr mich im Unklaren gehalten habt, aber am meisten ärgere ich mich über mich selbst, weil es mir nicht eher aufgefallen ist und dann erst, als er nackt vor mir stand und ich ähnlich blind war, wie an dem Morgen im Lemon damals...“

Kazuki öffnete die Augen und sah ihn von der Seite an. „Er war nackt?“

„Das ist man in der Regel, wenn man duschen oder baden will...“ Kou betrachtete die Wasseroberfläche vor sich, mehr als rosa um die Nase.

„Wie kommt er dazu... sich vor dir auszuziehen?“ Seine Stimme war mühsam beherrscht.

„Im Lemon oder gestern?“

„Beides? Ich erwarte eine Erklärung, Kou.“

„Die Dusche in der Suite ist groß und er ist reingestolpert, nachdem er aufgewacht war und ich war eben schon drin, da hat sich keiner von uns viele Gedanken darüber gemacht, ich war froh, dass ich überhaupt aufrecht stehen konnte...“

Kazuki zog ihn fester an sich, hin und wieder beschäftigte es ihn immer noch, dass er ihn einfach so zurückgelassen hatte. Ohne diese Entscheidung wäre das Shinya-Tōru-Dilemma wahrscheinlich nur halb so groß.

„Und gestern?“

„Bis wir bei ihm angekommen waren, waren wir wegen des Regens komplett nass und durchgefroren, um Zeit zu sparen, sind wir zusammen ins Bad...“ Kou überlegte kurz und entschied sich, die Details auszulassen. „Es war nicht viel anders, als wären wir im Badehaus, nur mit weniger Platz und kleinerer Wanne, aber das war in dem Moment nebensächlich, aufwärmen war wichtiger.“ Er zupfte an Kazukis Ohr. „Ich habe vor einem Monat die halbe Gang, Tetsuo und Gorou-san nackt gesehen, da ist wirklich nichts dabei, Kazuki...“

„Von denen will dich aber keiner flachlegen, zumindest nicht, dass ich wüsste... und Tetsu zählt nicht“, entgegnete er grummelig.

„Warum zählt Tetsuo nicht? Er hat an dem Abend seine Absicht klar kommuniziert und durchgezogen...“

„Weil er dich nicht liebt... zumindest nicht auf diese Weise, er achtet und mag dich, aber er ist nicht der Typ für romantische Gefühle, das war er noch nie“, erklärte Kazuki. „Er würde dich auch nie ohne meine Erlaubnis anfassen.“

„Meinst du nicht, du interpretierst da zu viel rein? Tōru und ich verstehen uns gut, aber das ist auch alles... du musst wirklich nicht eifersüchtig sein, außerdem kann ich gut auf mich aufpassen.“ Kou drehte den Kopf und drückte ihm einen Kuss auf die Nasenspitze.

„Da ist nicht viel Spielraum für Interpretation, Kou... Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, weil ich weiß, wie sehr du ihn als Freund schätzt, aber ich bin mir sicher, dass er in dir mehr als nur einen Freund sieht und das ist etwas, das mir Sorgen bereitet.“ Er erwiderte seinen Blick, die Stirn leicht gerunzelt. „Du bist alt genug, dir deine Freunde selbst auszusuchen und wenn du ihn als Freund magst, kann ich damit leben und akzeptiere ihn, wie ich Nao akzeptiere, aber besonders glücklich bin ich damit nicht.“

„Du... denkst doch nicht, ich würde einfach so mit ihm rummachen...?“

„Einfach so sicher nicht, aber ich weiß, wie kurz deine Zündschnur ist“, sagte Kazuki mit einem leichten Schmunzeln. „Sonst wäre das mit Nao nicht passiert. Ich muss dich wohl noch mehr trainieren, damit dir das nicht mehr passiert und du nur bei mir so bist, denn dein Herz und dein Körper gehören mir...“

Kou nagte an seiner Unterlippe, er wusste ganz genau, was er meinte und dass wirklich nicht viel gefehlt hätte, bis genau das eingetreten wäre. Er wünschte sich spontan, dass Tōru weniger attraktiv und nett wäre, um ihn nicht noch einmal in diese Situation zu bringen.

Kazuki legte eine Hand auf seine Wange und drehte seinen Kopf, um ihn zu küssen. „Eben weil ich das weiß, wäre ich weniger dir böse als demjenigen, der das ausnutzt, obwohl er weiß, dass du mir gehörst... auch wenn ich dich trotzdem dafür bestrafen würde, ich habe schließlich einen Ruf zu verlieren...“ Er zog leicht mit den Zähnen leicht an Kous Unterlippe. „Verstehst du das?“

„Ja... ich versuche, mich zu beherrschen, wenn du nicht dabei bist... ich gehöre nur dir“, antwortete Kou leise, dann drehte er sich komplett um und setzte sich auf seinen Schoß, die Arme schlang er um seinen Nacken. „Ich liebe dich... mach dir bitte nicht zu viele Sorgen, wenn ich allein unterwegs bin, deine Arbeit soll nicht drunter leiden.“ Er lehnte die Stirn an seine.

„Ich gebe mir Mühe, vielleicht ändert es sich, wenn wir uns häufiger sehen können und ich nicht jeden Abend alleine schlafen gehen muss...“

„Du hast das komplett durchgeplant, oder?“ Kou konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

„Vielleicht habe ich Hanemiya-san und ihrem Mann die Wohnung in Chiba organisiert, die für eine kleine Familie besser geeignet ist...“ gab Kazuki zu, ohne mit der Wimper zu zucken.

„Du bist wirklich ein unverbesserlicher Kontrollfreak, Kazuki... Hast du auch daran gedacht, dass sie mir zu teuer sein könnte?“ Er ließ die Finger über die kurzen Haare an seinem Hinterkopf gleiten.

„Selbstverständlich... ist sie nicht, ich weiß schließlich, was du verdienst und was du für deine aktuelle Wohnung zahlst, die zum Jahreswechsel wegen der Sanierung teurer geworden ist“, antwortete er selbstbewusst. „Und was du bereit bist, auszugeben... wenn du nicht überzeugt bist, kann ich dir auch durchrechnen, was du an Fahrtkosten und Zeit sparst, wenn du von hier aus irgendwohin fährst und nicht vom Ende der Welt in Adachi. Bei mir bist du kostenfrei in unter zwei Minuten... und du kannst das Dōjō jederzeit nutzen, wenn dir danach ist.“

Kou stöhnte resigniert. „Du lässt mir keine Wahl, oder...?“

„Die Wahl hast du immer, ich sage dir nur, dass es eine schlechte Wahl wäre, es so zu lassen, wie es ist...“

„Du bist gemein, Kazuki... lass sie mich morgen erst sehen, bevor ich mich entscheide, ja? Ich will diese Berechnung, auf den Yen genau.“ Er rutschte von seinem Schoß und stand auf. „Und jetzt will ich schlafen gehen, ich bin hundemüde...“

„Natürlich, alles was du willst.“

Kazukis Grinsen war zu breit, als dass Kou diese Aussage ernst genommen hätte. Er stieg aus dem Wasser, trocknete sich ab und wartete nicht, dass er ihm folgte, bevor er nackt durch die Wohnung lief und sich auf das große Bett im Schlafzimmer fallen ließ. Er rollte sich unter der Decke zusammen und war eingeschlafen, bevor Kazuki ihn eingeholt hatte.

Chapter Text

Der Flur vor dem Besprechungsraum war voll, als Tōru aus dem Aufzug stieg. Er zog sich die Kapuze seines Sweatshirts vom Kopf und fuhr sich mit der freien Hand durch die kurzen, strubbeligen Haare, bevor er sich einen Weg zwischen den wartenden Personen hindurchbahnte. Es waren noch zehn Minuten bis zur angesetzten Besprechung, die die Übernahme der Zeichneragentur, für die er arbeitete, durch den Verlag Yayoi besiegeln sollte und während der sich entschied, wie viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen übernommen wurden. Jeder sollte sein Portfolio mitbringen, damit die Entscheidungsträger des Verlags es in einem kurzen Gespräch entscheiden konnten, auch wenn es natürlich schon eine Vorauswahl gab, hatte jeder an diesem Tag noch einmal eine Chance, von sich zu überzeugen.

Er zog das Handy aus der Hosentasche, da es leise vibriert hatte und öffnete eine LINE-Benachrichtigung.

 

Kou [8:51]: Viel Glück, Tōru. Ich drücke dir die Daumen ٩(◕‿◕)۶

 

Ein Grinsen schlich sich in sein Gesicht, weil Kou daran gedacht hatte. Seit seinem Geburtstag waren keine zwei Wochen vergangen, in denen sie sich nicht gesehen hatten, dafür hatten sie ihren regelmäßigen Austausch über LINE wieder aufgenommen, nachdem vor der Comiket kaum Zeit dafür gewesen war. Kou bat ihn nach wie vor um Rat, auch wenn er sich seit November nochmal verbessert hatte und nicht unbedingt darauf angewiesen war, dafür lernte Tōru etwas von ihm über Charakterdesign und Storytelling. Wenn sie sich nicht über die Arbeit austauschten, unterhielten sie sich über andere Dinge, wie die neueste Anime-Season oder Kou berichtete ihm von seinem Umzug nach Asakusa, auch wenn Tōru es nicht unbedingt behagte, dass er quasi bei Kazuki eingezogen war. Andererseits wohnte er dadurch nicht mehr ganz so weit entfernt und spontane Treffen waren nun eher möglich als zuvor.

 

„Naa? Wer schreibt dir denn, dass du so grinst, Tōru?“ Iori zog ihm am Ärmel, bis er sie ansah. Sie hatte als Junior-Editorin zwar nichts mit der Auswahl der neuen Kollegen zu tun, war aber für die Koordination im Vorfeld der Besprechung zuständig.

„Kou hat mir viel Glück gewünscht“, antwortete er ehrlich.

„Na dann sollte dem heute ja nichts mehr im Wege stehen“, entgegnete sie strahlend. „Ich bin so froh, wenn der Tag um ist, ihr seid alle so talentiert, dass es echt schade ist, dass sie nicht jeden nehmen...“ Sie ließ den Blick über den Flur schweifen, nicht alle waren so entspannt wie Tōru, einige seiner bisherigen Kollegen und Kolleginnen sahen sehr blass und angespannt aus.

„Ja, schon ärgerlich, aber es gibt eigentlich niemanden, der nicht einen Plan B hat.“ Er lehnte sich neben ihr an die Wand.

„Du hast einen Plan B?“

„Für die Miete bin ich nicht auf den Job hier angewiesen, wie du weißt, ich kann problemlos überbrücken, aber persönlich bringt mich das nicht weiter, deshalb muss es klappen“, sagte er. „Ich will ja nicht ewig meine Abende damit verbringen, irgendwelche Geschäftsleute zu bespaßen, nur weil ich das zufällig gut kann.“

„Das wäre auch Verschwendung von Talent...“ Iori drückte seinen Arm, als ein Mitarbeiter die Tür des Besprechungsraumes öffnete und die Wartenden hereinbat. „Viel Erfolg, Tōru. Komm später noch vorbei, okay?“

„Ja, Danke, Iori.“ Er schulterte seinen Rucksack und folgte den anderen in den großen Raum.

 

Die verantwortlichen Mitarbeiter des Verlags erklärten den Anwesenden das Prozedere, bei dem jedem ein kurzes Einzelgespräch zugesichert wurde, um sich nochmal vorzustellen, auch wenn ihnen die meisten schon bekannt waren. Anschließend würden sie sich beraten und verkünden, wer übernommen wurde und ab dem ersten Februar fest für den Verlag arbeiten würde.

Tōru wusste, dass dieses Verfahren reine Schikane war. Der Verlag brauchte nicht noch weitere Gespräche mit den Mitarbeitern der Agentur, da bekannt war, wer was konnte und welche Talente hatte, es ging nur darum, die Belastbarkeit zu testen, indem sie so lange wie möglich im Unklaren gelassen wurde, höchstwahrscheinlich waren sogar die Verträge schon längst fertig und warteten nur auf eine Unterschrift. Er zog die Mappe mit seinem Portfolio aus dem Rucksack und strich mit den Fingern darüber. Aus einer Laune heraus hatte er die Zeichnung von Kou noch einmal digital angefertigt und drucken lassen, um sie ebenfalls hineinzulegen und seine Vielseitigkeit darzustellen. Sie war zwar nicht so lebendig wie die, die er Kou geschenkt hatte, aber gut genug.

Die Mitarbeiter der Agentur wurden einzeln aufgerufen, Tōru klemmte sich die Mappe unter den Arm, als er an der Reihe war und ging in den benachbarten, kleineren Besprechungsraum. Hinter einem Tisch saßen zwei ältere Editoren, jemand aus der Geschäftsführung und Kous Bruder Kaoru für die Rechtsabteilung, vor ihm lag ein Stapel Vertragsunterlagen.

„Schön, Sie zu sehen, Inoue-san, nehmen Sie doch Platz.“ Der dienstälteste Editor, Ono, wies auf einen Stuhl ihnen gegenüber, nachdem Tōru seine Mappe auf dem Tisch abgelegt hatte.

„Guten Morgen.“ Tōru begrüßte die Anwesenden, bevor er sich setzte.

„Ihre Arbeiten sind uns ja schon bekannt, Sie arbeiten gründlich und zügig“, sagte Ono und schlug die Mappe auf. „Könnten Sie sich vorstellen, nach einer Einarbeitungszeit als Springer, also nicht viel anders als bisher, fest als Assistent an einem einzigen Projekt zu arbeiten? Wir haben einige neue Mangaka, die potenziell dauerhaft Unterstützung brauchen könnten, sobald wir absehen können, ob sich die Fortführung lohnt.“

„Heißt das, ich muss mich jetzt nicht groß verkaufen, damit Sie mich übernehmen?“ hakte Tōru nach. „Ich will nicht überheblich klingen, aber ich habe mir das heute tatsächlich etwas anders vorgestellt.“

„Inoue-san, selbst wenn wir die Agentur nicht übernommen hätten, hätte es nicht mehr lange gedauert und Sie hätten ein direktes Angebot von uns bekommen“, sagte Fukui, der Vertreter der Geschäftsführung. „Jemand mit Ihrem Talent für detaillierte Arbeiten und Perspektiven, zusätzlich zum Wissen über Animation, ist für einen reinen Springerjob überqualifiziert. Sie haben sich seit Ihrem hervorragenden Abschluss an der Geidai weit unter Wert verkauft, vor allem bei Ihrer Entwicklung, wenn ich das so sagen darf. Beantworten Sie mir nur eine Frage...“

„Ja?“ Tōrus Mund wurde trocken, das Lob fühlte sich an wie ein Tadel und er konnte spontan nicht damit umgehen.

„Weshalb haben Sie sich nicht für das Graduiertenprogramm der Geidai beworben und weiter Animation studiert, wo es doch Ihr Steckenpferd ist?“

„Ich habe darüber nachgedacht und dann fehlte mir das nötige Kapital, für ein Stipendium kam ich nicht infrage, jetzt hätte ich das Geld, aber nicht die Zeit dafür“, antwortete er zerknirscht. „Was ich seit dem Abschluss gelernt habe, habe ich mir in meiner Freizeit selbst beigebracht.“

„Erstaunlich... ich habe Absolventen des Studienganges gesehen, die waren nicht halb so gut“, sagte Ono sichtlich überrascht.

„Vielen Dank...“ Tōru spürte seine Ohren heiß werden.

„Das hier ist auch von Ihnen? Digital?“ Ono tippte mit dem Zeigefinger auf das Porträt von Kou, woraufhin Kaoru kurz den Kopf neigte und es sich ansah, er saß direkt neben dem Editor.

Tōru nickte. „Es ist die zweite Version, die erste habe ich auf Papier gezeichnet und mit Aquarell koloriert, es befindet sich aber nicht mehr in meinem Besitz, weshalb ich nur noch Fotos davon habe.“

„Kann ich die mal sehen? Nur zum Vergleich.“

„Natürlich.“ Tōru holte sein iPad aus dem Rucksack, entsperrte es und suchte in der Galerie nach dem Ordner mit den Fotos, die er vom Originalbild angefertigt hatte, bevor er es Kou gegeben hatte. Als er ihn gefunden hatte, reichte er es an Ono weiter, der sich konzentriert durch die Bilder tippte.

„Das ist Yukimura-sensei, richtig?“ fragte er. „Dein Bruder, Kaoru?“

„Ja, er und Inoue-san sind befreundet“, antwortete der Angesprochene, er hatte die Stirn leicht gerunzelt und Tōru einen kurzen, fragenden Blick zugeworfen.

„Das... hatte sich aus der Situation heraus ergeben, als wir im September etwas Zeit totschlagen mussten“, erklärte Tōru. „Ich dachte nur, es schadet nicht, wenn ich eine Version davon im Portfolio habe, auch wenn es anders ist als das, was ich sonst mache.“

„Ich will nicht zu weit vorweggreifen, weil noch nicht abzusehen ist, wie es sich entwickelt, da Yukimura-sensei schon Material für die nächsten sechs Monate angefertigt und bei Hamasaki-chan eingereicht hat“, begann Ono, „aber könnten Sie sich vorstellen, mit ihm zusammenzuarbeiten, sollte es notwendig werden?“

„Da greifen Sie wirklich weit vor, Ono-san“, sagte der zweite Editor tadelnd. „Das ist wahrscheinlich frühestens in einem Jahr notwendig, aktuell kommt er ja gut allein zurecht.“

„Schlussendlich muss Yukimura-sensei mit mir zusammenarbeiten wollen, oder? Wie ich dazu stehe, ist erstmal nebensächlich, solange ich noch keinen Vertrag unterschrieben habe“, beantwortete Tōru die Frage so ruhig wie möglich, obwohl ihm der Gedanke durchaus gefiel und es eine Möglichkeit wäre, mehr Zeit mit Kou zu verbringen, auch wenn es nur für die Arbeit war.

„Der Vertrag, natürlich. Yukimura-kun?“ Fukui schaute zu Kaoru, der eine dünne Mappe von dem Stapel vor sich nahm und sie ihm reichte, bevor dieser sie an Tōru weitergab. „Lesen Sie sich ihn in Ruhe durch, wenn Sie noch Fragen haben, zögern Sie nicht, sie zu stellen, Inoue-san.“

Er setzte sich wieder auf den Stuhl, nachdem er aufgestanden war, um ihn entgegenzunehmen und studierte die Unterlagen. Es war ein mehrseitiger Vertrag, ähnlich dem, den er bisher bei der Agentur gehabt hatte, der jeden möglichen Assistenten- und Springereinsatz auflistete, dem er zugeteilt werden könnte, allerdings mit besseren Arbeitszeiten und stabilem Gehalt, das nicht an die Auftragslage gekoppelt war. Tōru rechnete es im Kopf durch und kam zu dem Schluss, dass er so seine Stunden im Lemon reduzieren und sich trotzdem weiter die Miete in Shinbashi leisten könnte. Auch wenn Izumi ihn zu gerne als Nummer zwei im Club gehabt hätte, lag ihm selbst nichts daran. Der jüngere Host ging in dem Job komplett auf und er gönnte es ihm, aber für ihn selbst war es nur ein Mittel zum Zweck, auch wenn es Spaß machte und etwas komplett anderes war als seine Zeichnertätigkeit.

„Kann ich weiterhin von zuhause aus arbeiten oder muss ich das hier tun?“ fragte er, nachdem er alles gelesen hatte.

„Unterschiedlich, wir platzen aber aus allen Nähten, weshalb Sie häufiger zuhause sein werden als hier“, sagte Fukui. „Bei einer festen Assistentenstelle kommt es auf die Gegebenheiten des Mangaka an, ob Sie dort arbeiten oder woanders. Sie sollten bei Ihrer Erfahrung jedoch die nötige Flexibilität mitbringen, sich darauf einzustellen, Inoue-san.“

„Verstehe, das ist nachvollziehbar. Ich habe sonst keine Fragen.“ Tōru kramte einen Stift aus seinem Rucksack und setzte seine Unterschrift auf das vorgesehene Feld, bevor er alles Fukui zurückgab.

„Wunderbar. Dann begrüße ich Sie ganz herzlich als neues Mitglied des Yayoi Verlags, auf gute Zusammenarbeit, Inoue-san.“

 

„Ich freu mich ja so, Tōru!“ Iori drückte ihn unerwartet stürmisch, nachdem sie von ihrem vollen Schreibtisch aufgesprungen war.

„Danke, Iori, aber sei nicht so laut, du störst die anderen“, sagte er grinsend und schob sie etwas von sich weg, dann setzte er sich auf den Besucherstuhl neben dem Tisch. „Ich muss sagen, ich hatte kurz Angst, dass sie es sich doch noch anders überlegen oder Yukimura Einspruch erhebt, nachdem sie das Bild von Kou in meiner Mappe gesehen hatten.“

„Wieso sollten sie?“ Iori nippte an ihrem Kaffee. „Es ist ein tolles Bild, das zeigt, dass du mehr kannst als nur perspektivisch richtige Hintergründe. Du warst wegen deines Talents auf der Geidai, um dort japanische Kunst zu studieren, nicht, weil du sonst nichts zu tun hattest.“

„Schon... es ist aber ein sehr persönliches Bild und ich hätte es nicht hineingetan, wenn Kou etwas dagegen gehabt hätte. Aber es war tatsächlich seine Idee, er hätte mir auch das Original gegeben, nur damit ich es heute mitnehmen kann“, erklärte Tōru zurückhaltend. „Ich muss das erstmal verdauen, Ono-san fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, mit ihm zu arbeiten, sollte es notwendig sein. In einem Jahr vielleicht, er ist mit seinem Manga ja schon so weit, dass er in den nächsten Monaten keine Hilfe braucht.“

„Das... ist doch gut, oder? Du kennst Yukimuras Stil ja schon und ihr tauscht euch regelmäßig aus, bis in einem Jahr ist aber noch viel Zeit, da haben sie dich wahrscheinlich schon einem anderen zugeteilt, weil Ono es wieder vergessen hat.“ Sie beobachtete ihn aufmerksam.

„Natürlich ist es gut, weil wir uns gut verstehen, aber ich weiß nicht... ob es insgesamt so gut wäre. Ich weiß nicht, was in den nächsten Monaten ist oder einem Jahr, aber jetzt im Moment könnte ich nicht jeden Tag mit ihm arbeiten, das würde mich wahnsinnig machen.“ Er stützte den Kopf auf die Hände. „Er macht mich wahnsinnig, Iori... und das Verrückte daran ist, es macht mir nichts aus, ich ertrage es, solange ich in seiner Nähe sein kann.“

„Ach Tōru...“ Sie tätschelte seinen Kopf. „Du solltest es ihm sagen, das bringt doch so nichts.“

„Das ist unmöglich... ich will ihn nicht in Schwierigkeiten bringen, was würde es helfen, wenn er es wüsste? Im schlimmsten Fall will er nichts mehr mit mir zu tun haben oder jedes unserer Treffen wird mehr als seltsam, solange er noch mit diesem Kerl zusammen ist, den er jetzt wohl täglich sieht, seit er umgezogen ist.“

„So werden eure Treffen nur für dich seltsam und du folterst dich selbst... du bist kein Protagonist in einem Romance-Manga, du musst dich nicht so aufopfern, sei etwas egoistischer, Tōru.“ Iori kniff ihn sanft in die Wange, bis er sich wieder aufrichtete.

„Ich hoffe einfach darauf, dass es sich von selbst löst“, sagte er leise. „Vielleicht treffe ich ja jemanden, der besser ist als er, damit ich mich ablenken kann.“

„Du weißt ja, wo du mich findest, wenn du dich ausheulen musst, weil es nicht klappt“, entgegnete sie grinsend, dann drehte sie sich um, weil ihr Telefon klingelte. „Ich muss da eben ran.“

„Ich will dich nicht weiter stören.“ Tōru stand auf. „Wir sehen uns, Iori.“

 

Tōru fuhr mit der Bahn nach Hause. Unterwegs schrieb er Tanaka, seinem Chef im Lemon, eine Mail, dass er ab Februar wegen eines neuen Jobs nur noch an drei Abenden in der Woche im Club arbeiten wollte, bisher waren es vier bis fünf, je nach Bedarf. Tanaka wusste, dass er den Job als Host nur machte, um nicht jeden Yen umdrehen zu müssen, er war ein fairer Mensch, der auf das Wohlergehen seiner Mitarbeitenden achtete, auch wenn man es in der Branche nicht erwartete, weshalb Tōru sicher war, dass es mit seiner Bitte keine Probleme geben würde. Ganz damit aufhören wollte er nicht, es machte ihm trotz aller Schwierigkeiten wegen seiner Homosexualität unwahrscheinlich viel Spaß, er schätzte seine Kollegen und kam gut mit ihnen aus, dazu war es eine Abwechslung zu seinem recht einsamen Zeichnerjob, in dem er stundenlang nichts anderes sah als seinen PC Monitor oder bergeweise Papier und Zeichenmaterialien, weniger andere Menschen. Als jemand, der sich gerne mit Menschen umgab und mit ihnen interagierte, war einsames Arbeiten zuhause auf Dauer deprimierend, weshalb er bisher oft seine Aufträge persönlich in den Verlagen abgegeben hatte, um vor die Tür zu kommen und Kontakte zu knüpfen. Im Lemon bekam er mehr als genug soziale Interaktion, um seine Batterien für die Tage zu füllen, an denen er niemanden sah, weil er bis über beide Ohren in Arbeit steckte. Die Woche Urlaub vom Club nach Neujahr hatte ihm deshalb nicht gut getan, er hatte zu viel Zeit für sich gehabt, um sein Dilemma mit Kou zu zerdenken, erstrecht nach den Dingen, die an seinem Geburtstag passiert waren. Tōru hatte ihn nicht mehr darauf angesprochen, er wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen, aber er war sich sicher, dass ohne Shizurus Störung und Kous Beziehung zu Kazuki auf jeden Fall etwas passiert wäre. Wenn es nicht von ihm selbst ausgegangen wäre, dann von Kou, der sich offensichtlich nur mit Mühe hatte zurückhalten können. Tōru war nicht blind, die Arbeit im Lemon hatte ihm genug beigebracht, die Zeichen zu deuten, wenn jemand sexuelles Verlangen hatte und er wusste, was er hätte tun müssen, um Kous Selbstbeherrschung zu brechen. Einzig seine Gefühle ihm gegenüber und die Angst vor Kazukis Reaktion hatten ihn davon abgehalten, das zu tun, was sie beide in diesen Momenten gewollt hatten.

 

Kou [12:27]: Wie lief’s? |д・)

 

Tōru musste kurz grinsen über das Kaomoji, das Kou um eine Mauer linsen ließ.

 

Tōru [12:28]: (* ̄▽ ̄)b

Tōru [12:28]: Spaziergang, wir sind jetzt wohl Kollegen.

Kou [12:29]: °˖✧◝(⁰▿⁰)◜✧˖°

Kou [12:29]: Das freut mich sehr für dich, Tōru. Wir sollten das feiern, wenn du Zeit hast.

Tōru [12:30]: Ich schau mal, was mein Terminkalender sagt und melde mich bei dir.

Kou [12:32]: Meine Wohnung ist jetzt fertig eingeräumt, ich habe sogar Platz für Gäste, den ich vorher nicht hatte (¬‿¬ )

 

Tōrus Daumen schwebte über dem Display seines Handys, weil Kou ihm einige Fotos geschickt hatte von Wohnzimmer und separatem Arbeitszimmer, danach ein Selfie von ihm an seinem Schreibtisch mit Blick auf den kleinen Balkon davor. Er trug wieder das bunte, viel zu große T-Shirt, das eine Schulter freiließ, was Tōru furchtbar niedlich an ihm fand. Kou war ihm gegenüber so unbedarft, wenn sie Nachrichten oder Fotos austauschten, ganz im Kontrast zu der ruhigen, zurückhaltenden, aber trotzdem pragmatischen Art, die er in der Öffentlichkeit an den Tag legte. Es bewies ihm, dass er ihn zumindest mochte und ihm vertraute, wenn auch sein Herz einem anderen gehörte.

 

Tōru [12:36]: Ich komme darauf zurück. Fahre erstmal nach Hause und warte auf eine Antwort von meinem Chef im Lemon.

 

Tanaka war erwartungsgemäß betrübt, dass er die Tage reduzieren wollte, hatte aber Verständnis dafür, damit er seine Karriere verfolgen konnte. Sie einigten sich in einem ausführlichen Telefonat darauf, dass er ab Februar von Freitag bis Sonntag im Club arbeitete, da an diesen Tagen der meiste Betrieb war. Tōru hielt es sich jedoch offen, spontan unter der Woche einspringen zu können, sollte jemand ausfallen und er Zeit haben.

Izumi hingegen sendete ihm eine Flut trauriger Emojis, weil er damit seine Pläne durchkreuzte, ihn zu seiner Nummer zwei zu machen. Tōru war sich nicht sicher, wieso, aber Izumi schien seit Halloween einen Narren an ihm gefressen zu haben und schleppte ihn regelmäßig mit zu seinen Stammkunden, die größtenteils männlich waren und nicht weiblich wie die, die Tōru hatte. Der schwarzhaarige Host wechselte seine Partner außerhalb der Arbeit wie andere ihre Unterwäsche, war unfähig sich zu binden, innerhalb des Clubs verhielt es sich anders und er hatte nur eine Handvoll enger Vertrauter, mit denen er sich verstand. Was auch darauf zurückzuführen war, dass er trotz seines Alters innerhalb kürzester Zeit in der internen Hierarchie in die Top 3 aufgestiegen war und seine Position eifrig verteidigte. Seit Hiro aufgehört hatte, war Izumi unschlagbar auf Platz eins und dabei war der Club erst seit zwei Wochen wieder geöffnet. Die meisten Hosts waren schlicht eifersüchtig auf ihn, er konnte jeden noch so störrischen Gast mit Leichtigkeit um den kleinen Finger wickeln und dazu bringen, eine Menge Geld auszugeben, seine Offenheit in sexuellen Dingen tat ihr übriges. Izumi war ein pansexueller Vorzeige-Versatile, der sich jeder Situation anpasste und deshalb selten in Schwierigkeiten geriet, dazu sah er unwahrscheinlich gut aus, war groß, schlank und durchtrainiert, mehr als Tōru, der froh war, überhaupt regelmäßiges Training in seinen vollen Zeitplan stopfen zu können. Er war hauptberuflich Host, arbeitete fünf bis sechs Tage pro Woche, Mittwoch war sein fester freier Tag, er war der erste, der da war und der letzte, der Feierabend machte. Obwohl sie sich schon seit zweieinhalb Jahren kannten, wusste Tōru dennoch nicht viel über ihn. Wenn er mal nicht über seine schon wieder zerbrochenen Beziehungen jammerte, erzählte Izumi nichts über sein Privatleben, seine Familie oder was ihn sonst interessierte, nicht einmal seinen richtigen Namen kannte irgendjemand, mit dem Tōru über ihn gesprochen hatte, auch Yagate nicht. Er war ein Mysterium durch und durch und der beste Host, den er je kennengelernt hatte.

 

Tōru [14:36]: Sorry ^^; Dafür habe ich an den Tagen, an denen ich da bin, volle Konzentration, weil ich den Rest der Woche für die Arbeit nutzen kann und nicht noch am Wochenende ran muss

Izumi [14:37]: Ich bin trotzdem traurig, deinen Knackarsch nicht viermal die Woche sehen zu können!

Tōru [14:37]: Das gilt auch erst ab nächstem Monat, wir sehen uns also heute :x

Izumi [14:38]: Das will ich auch hoffen!

 

Tōru verschluckte sich an seinem Tee, als Izumi ein Selfie mit Schmollgesicht schickte, auf dem er absolut nichts trug, eine dünne Decke bedeckte gerade so das nötigste in seinem Schritt, damit es kein Dickpick war, aber nah dran. Es war nicht das erste Foto dieser Art, das er von ihm bekommen hatte, er wusste spätestens seit ihrem nächtlichen Gespräch vor der Comiket, dass der Jüngere auf ihn stand, dennoch hatte er bisher verhindern können, dass bis auf einmal irgendetwas zwischen ihnen lief, was über den zusätzlichen Service für die Gäste hinausging. Tōrus Gedanken schweiften ab, als er sich an sein Gespräch mit Iori wenige Stunden zuvor erinnerte. Es würde sicherlich nicht schaden, sich jemanden zu suchen, der ihn von Kou ablenkte, damit er zumindest sexuell ausgelastet war und sein Penis nicht ständig ein Eigenleben führte, wenn er in seiner Nähe war. Andererseits wollte er Izumi nicht dafür ausnutzen, ohne mit ihm darüber gesprochen zu haben. Auch wenn der Schwarzhaarige frei heraus war und sicher nicht abgeneigt, hatte auch er Gefühle und war in der Lage sich zu verlieben, und Tōru wollte nicht derjenige sein, der ihm das Herz brach, weil er sich mehr darauf einbildete als da war.

 

Tōru [14:40]: Wir sehen uns später. Bist du wieder früher da?

Izumi [14:41]: Ich bin ab 18 Uhr da, soll ich auf dich warten?

Tōru [14:42]: Ja.

Chapter Text

Das Lemon öffnete unter der Woche in der Regel um 20 Uhr, die Hosts und Hostessen trafen meist ab 19 Uhr ein, um sich fertig zu machen und letzte Dinge zu klären. Eher waren meistens nur Tanaka, Yagate als Barkeeper, das Küchenpersonal und Izumi da, auch wenn letztgenannter in der Zeit nichts zu tun hatte. An diesem Montag aber auch Tōru, der an der Hintertür von Izumi erwartet wurde.

„Der Chef sagte, er will dich kurz sehen, wenn du ankommst, um den Vertrag anzupassen“, sagte Izumi, nachdem sie die schwere Metalltür hinter sich geschlossen hatten.

„Dann gehe ich eben bei ihm vorbei. Hast du danach ein paar Minuten?“ Tōru schaute ihn von der Seite an, der Schwarzhaarige trug ein weißes Hemd und schwarze Jeans unter seinem dicken Wintermantel.

„Natürlich, für dich immer. Ist ja nicht so, dass ich Besseres zu tun hätte, bis die Kundschaft kommt“, erwiderte er mit einem Zwinkern.

Tōru ging an den Garderoben und Mitarbeitertoiletten vorbei zu Tanakas Büro, das im hinteren Bereich lag. Der Manager des Clubs saß an seinem Schreibtisch, an der Wand neben der Tür hingen einige Monitore, die unterschiedliche Winkel der Überwachungskameras im Club anzeigten, außer den Garderoben und den Toiletten der Mitarbeiter hatte er alles im Blick, auch die Toiletten für die Gäste, was diese besser nicht wussten. Er sortierte Geldscheine auf Stapel, als Tōru eintrat.

„Sie wollten mich sprechen, Chef?“

„Ah, Shinya, komm rein.“ Mit einer knappen Handbewegung bot er ihm einen Sitzplatz vor dem Schreibtisch an. „Ich habe die Anpassung deines Vertrags schon fertig, der Inhaber besteht ja darauf, dass alles ordentlich abläuft und wir alles schriftlich haben, was zwischen euch und dem Club ausgehandelt wurde.“

„Das ist mehr als sinnvoll, vielen Dank.“ Er las sich die Änderung kurz durch und unterzeichnete sie dann.

„Du hast ein Händchen für die Gäste, es ist wirklich schade, dass du nun seltener zur Verfügung stehst“, sagte Tanaka. „Achte darauf, dass du deine Stammgäste nicht zu sehr vernachlässigst, wenn du seltener da bist, es bringt dem Club schließlich auch etwas, wenn ihr gute Arbeit leistet.“

„Selbstverständlich, Chef. Da ich mich jetzt unter der Woche rein auf meine andere Arbeit konzentrieren kann, kann ich am Wochenende hier umso fleißiger sein. Zuletzt war meine Performance nicht die beste“, antwortete Tōru offen.

„Gut, dass du es selbst gemerkt hast, dann besteht noch Hoffnung auf Besserung.“ Der Manager verschränkte die Hände unter dem Kinn und schaute ihn direkt an. „Ich zähle auf dich, der Inhaber hat nach Weihnachten ein mehr als großzügiges Trinkgeld für dich dagelassen, ohne dass er mehr verlangen musste, als dass du ihm Gesellschaft leistest. Ich weiß nicht, wieso, das ist ein Ding zwischen euch, aber halte daran fest, es schadet nicht, wenn er einem wohlgesonnen ist.“

Tōru biss sich unbewusst auf die Unterlippe, er wollte Kazuki nicht unbedingt als Kunden haben, es war ihm zu riskant, aber das konnte er Tanaka unmöglich sagen.

„Ist etwas? Ist es dir unangenehm, Shinya?“ Sein Chef hob fragend eine Augenbraue.

„Nein, das ist es nicht… Der Inhaber und ich sind nur nicht unbedingt kompatibel, sollte er jemals mehr verlangen, das wissen Sie. Ich zweifle auch stark daran, dass ich sein Typ bin, weshalb mich sein Interesse schon sehr verwundert“, erklärte er. „Ich will mich nicht beschweren, im Gegenteil, das Geld kann ich gut gebrauchen.“

„Dann mach dir nicht weiter Gedanken darüber, so oft ist er nicht hier, zuletzt sogar weniger als er es vor dem Herbst noch war. Ich sehe es als gutes Zeichen, so sehr behagt es mir nämlich auch nicht, wenn er zu häufig nach dem Rechten sieht, auch wenn wir uns gut verstehen.“ Tanaka verzog die schmalen Lippen zu einem Grinsen. „Ich will dich nicht weiter aufhalten, viel Spaß heute Abend.“

„Danke, Chef, den habe ich immer.“ Tōru stand auf und verließ das Büro mit einem unguten Gefühl im Magen. Wenn Tanaka darauf bestand, dass er sich um Kazuki kümmerte, sollte er den Club besuchen, konnte er nichts dagegen tun und er wollte nicht darüber nachdenken, wo das hinführen könnte.

 

Izumi lehnte an der Wand neben der Männergarderobe und las etwas auf seinem Handy, sein Daumen wischte in regelmäßigen Abständen über das Display. Er hob den Kopf, als Tōru neben ihm stehenblieb.

„Na, kaufst du dich nach und nach frei, Shinya?“

„Du nimmst mir das wirklich übel, oder?“ Er legte den Kopf schief und runzelte die Stirn.

„Ein bisschen. Ich arbeite gern mit dir zusammen, du bist mein starkes Backup, wenn ich Unterstützung brauche, die anderen kannst du alle in der Pfeife rauchen“, sagte er und stieß sich von der Wand ab, dann ging er vor in die Garderobe, sodass Tōru ihm folgen musste.

„Ich bin ja noch an den besten Tagen da, unter der Woche ist doch eh kaum was los, Izumi.“

„Dann erwarte ich an denen deine allerbeste Leistung, mein Lieber.“ Er piekte ihn in die Brust. „Auf jede nur erdenkliche Weise.“

Tōru hielt seine Hand fest. „Kannst du das präzisieren?“

„Vielleicht… du wolltest noch mit mir reden? Klang zumindest vorhin so.“

„Schon, ich weiß nur nicht, wie ich es formulieren soll…“

„Spucks einfach aus, bei mir kannst du ruhig direkt sein.“ Izumi schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.

„Du stehst auf mich, oder?“ fragte er, während er ihn ansah.

Der Schwarzhaarige erwiderte seinen Blick perplex und fing dann an zu lachen. „Das… habe ich jetzt nicht erwartet. Ich stehe auf viele und viele stehen auf dich, was ist daran so verwerflich?“

„Du weißt, wie ich es meine, Izumi, weich nicht aus.“ Tōru hielt seine Hand weiterhin fest. „Oder schickst du anderen auch solche Fotos wie mir heute Mittag?“

„Aktuell nicht, Yagate spricht tagelang nicht mit mir, wenn ich das bei ihm tue, er ist da total verklemmt, nicht so wie du…“ Eine feine Röte überzog die helle Haut seiner Wangen.

„Yagate hinterfragt ständig seine Sexualität, das checkt er einfach nicht.“ Er schaute ihn direkt an. „Erhoffst du dir mehr davon oder nur Sex? Sei ehrlich, ich will nichts Dummes tun.“

„Du weißt gut genug, dass ich keine Beziehungen führen kann, Sex ist vollkommen ausreichend“, antwortete Izumi leise. „Hast du Yukimura abgeschrieben oder woher kommt dein Sinneswandel?“

„Ihn liebe ich, aber ich kann ihn nicht flachlegen ohne mein Leben zu riskieren. Bei dir sieht das anders aus und ich habe festgestellt, dass ich einfach mehr Sex brauche, um nicht das zu tun, was ich nicht darf“, entgegnete Tōru.

„Also… wäre ich nur dein billiger Ersatz? Das ist hart, Shinya, selbst von dir…“

„Du bist du, kein Ersatz. Ich mag dich und ich arbeite gerne mit dir, ich will dich aber daran erinnern, dass du es bist, der seine Finger nicht von mir lassen kann, nicht umgekehrt. Ich komme dir da nur entgegen und wir haben beide etwas davon“, sagte er und drückte ihn an die nächste Wand. „Dreh das nicht um, um mir ein schlechtes Gewissen zu machen, wenn du allein von der Vorstellung schon hart wirst, Izumi… du wartest seit Wochen darauf, ohne den Mund aufzumachen.“ Er legte eine Hand auf die Wölbung in seinem Schritt, was Izumi leise aufstöhnen ließ.

„Du warst es doch, der mich an Halloween angegraben hat…“ Izumi lehnte den Kopf an die Wand hinter sich und schaute ihn unter halb geschlossenen Lidern an.

„Halloween war ich so dicht, ich hätte wahrscheinlich alles angegraben, was männlich und heiß war, du warst nur zufällig als erstes zur Stelle und so… süß, wie du dir Sorgen um mich gemacht hast“, murmelte Tōru, die Lippen dicht an seinem Ohr. „Also…? Du denkst doch ständig daran, dass ich dich nochmal ficke, seit ich dir letztens einen geblasen habe…“

„Fuck… Ich würde dich hassen, wenn du nicht so verdammt heiß wärst, Shinya…“ Er legte die Arme um seinen Nacken. „Steht dein Arsch auch zur Debatte…?“

„Irgendwann vielleicht… wenn du nett fragst…“ Tōru knabberte sacht an seinem Ohr, was eine Gänsehaut bei ihm auslöste.

„Das ist immerhin kein Nein…“

Izumi zog seinen Kopf an den Haaren zurück und presste die Lippen auf seine, seine Zunge suchte sich gierig einen Weg in seinen Mund, forderte mehr. Tōru legte beide Hände auf seinen Hintern, er drückte ein Bein zwischen seine, an dem der Schwarzhaarige sich ungeduldig rieb. Er fuhr mit den Fingern an seinem Hosenbund nach vorn, öffnete Gürtel und Knöpfe, bevor er sein Hemd hochschob, die andere Hand glitt in seine Unterhose und umfasste seinen harten Penis. Izumi lehnte stöhnend den Kopf zurück, entließ Tōrus Lippen, mit denen dieser die Kontur seines Kiefers entlangglitt, sich kurz seinem Hals widmete und dann seinem Schlüsselbein zur definierten Brust folgte. Der Schwarzhaarige zog ungeduldig an seinem Hemd, das Tōru ihm kurzerhand über den Kopf zog, bevor er mit der Zunge seine steifen Brustwarzen erkundete.

„Da ist… irgendwo ein Gummi in meiner Hosentasche…“ flüsterte Izumi atemlos, woraufhin er hastig seine Taschen durchsuchte, um das Gesuchte schließlich Tōru vor die Nase zu halten. „Viel Zeit haben wir nicht, aber wenn du mich jetzt nicht fickst, überlebe ich den Abend nicht…“

„Du bist viel zu ungeduldig…“ Er schob zwei Finger in seinen Mund und ließ ihn daran lutschen, bis sie tropften, um anschließend damit über seinen Anus zu streicheln. „Izumi… sag nicht… du bist vorbereitet?“ Ein Grinsen huschte über seine Lippen, bevor er ihn zärtlich küsste.

„Immer… und da du unbedingt auch früher da sein wolltest… wollte ich extra vorbereitet sein, schadet ja nicht…“ Izumi drehte den Kopf zur Seite, rot bis zu den Ohren.

„Du kriegst immer, was du willst, nicht…?“ Tōru öffnete seine eigene Hose, befreite seinen harten Penis aus seinem Stoffgefängnis und stülpte das zuvor ausgepackte Kondom darüber.

„Selbstverständlich… was denkst du, warum ich so gut bin…?“ Er grinste lüstern, quiekte dann aber überrascht auf, als der Rothaarige ihm die Hose herunterzog, damit er herausschlüpfen konnte und ihn hochhob, so dass er die Beine um seine Hüften schlingen konnte, mit dem Rücken an die Wand hinter sich gepresst, dann ließ er ihn langsam auf sich herab. „Verdammt… so groß…“

Tōru verschloss seine Lippen mit einem weiteren, atemlosen Kuss, positionierte ihn stabil auf seinen Armen, bevor er tief in ihn hineinstieß. Izumi umfing ihn heiß und eng, er stöhnte heiser gegen seine Lippen, als er über seine Prostata rieb, um dann weiter in ihn vorzudringen. Er hatte die Arme um seinen Nacken geschlungen, hielt sich an ihm fest und passte sich seinen Stößen an, während er von ihm an die Wand gedrückt wurde. Tōrus Knie gaben unter der ungewohnten Anstrengung nach, er ließ sich mit ihm auf den Boden sinken, legte sich seine Beine auf die Schultern und stützte sich links und rechts neben seinem Kopf an der Wand ab, wobei er das Tempo seiner Stöße erhöhte, um seinem Höhepunkt schnell näher zu kommen. Izumi legte eine Hand um seinen eigenen Penis, um sich selbst zu streicheln, die andere presste er auf seinen Mund, um nicht zu laut zu stöhnen und die wenigen bisher im Club Anwesenden auf sie aufmerksam zu machen.

„…du fühlst dich so gut an, Izumi… ich brauch nicht mehr viel…“ flüsterte Tōru heiser, ein Schweißtropfen rann über seine Nase und tropfte auf Izumis nackte Brust, die ebenfalls schweißbedeckt war.

„So gut… ja, komm nur… gib mir alles…“

Der jüngere Host biss sich in die Hand, als er mit einem unterdrückten Stöhnen kam. Sein Innerstes zog sich dabei so heftig zusammen, dass Tōru innerhalb von Sekundenbruchteilen selbst zitternd den Höhepunkt erreichte, ein heiseres Knurren entsprang seiner Kehle, als er die Zähne zusammenbiss, um nicht noch drei Räume weiter gehört zu werden. Er zog sich aus ihm zurück und ließ sich schwer atmend auf den Hintern fallen, das Kondom streifte er vorsichtig ab und knotete es ordentlich zu, dann verpackte er wieder alles ordentlich in seiner Jeans. Izumi lag keuchend und sichtbar aufgelöst vor ihm, seine Brust hob und senkte sich schnell, die zimtbraunen Augen funkelnden feucht.

„Du Tier… du kannst mich bei nem Quickie doch nicht so fertig machen…“ meckerte er und strich sich zittrig die welligen Haare aus der Stirn.

„Ich dich…?“ Tōru lachte leise. „Wer kam denn zur Arbeit mit einem Arsch perfekt bereit dafür, hm?“

„Fick dich…“ Er lachte ebenfalls, rutschte auf die Knie und beugte sich über ihn, um ihn einen sanften Kuss auf die Lippen zu drücken. „Freunde mit Privilegien?“

„Mhm… du weißt, wem mein Herz gehört, sag mir bitte Bescheid, wenn sich bei dir etwas ändert, ich will dir nicht wehtun…“ Tōru knabberte an seiner weichen Unterlippe, er kam nicht umhin, zuzugeben, dass er das gern tat oder er küsste einfach gern.

„So einfach kannst du mir nicht wehtun, aber Danke für deine Rücksicht auf meine Gefühle. Du bist ein guter Mensch… Tōru…“ Izumi stand auf und sammelte Hemd und Hose ein. „Ich gehe duschen, kommst du mit?“

„Wenn du dich benehmen kannst.“ Er grinste breit, dann folgte er ihm zu den Duschen der Mitarbeiter. „Nur eines noch… du kennst meinen richtigen Namen, ich deinen aber nicht. Nennst du ihn mir?“

„Masaru, aber Izumi mag ich lieber“, antwortete er, bevor er sich unter eine der Duschen stellte und sein Sperma von seinem Bauch wusch. „Du darfst dir aussuchen, wie du mich nennst, wenn wir unter uns sind, das ist nur fair.“

„Du bevorzugst einen femininen Namen?“ Tōru schaute ihn von der Seite an.

„Ja, ich mag die Bedeutung und ich bin kein Siegertyp, auch wenn es viele denken. Lieber eine Quelle der Inspiration als ewiger Sieger, davon habe ich mehr und ich muss nicht ständig an meine Vergangenheit denken“, erklärte er ruhig, ohne ihn anzusehen.

„Verstehe… dann bleibe ich bei Izumi, gefällt mir auch besser und passt viel besser zu deinem süßen Arsch.“ Er lachte über sein verdattertes Gesicht, tätschelte besagten Hintern und ging sich abtrocknen und anziehen.

Tōru fühlte sich ein gewisses Maß erleichtert, dass er sich dazu entschlossen hatte, Izumi darauf anzusprechen und dem nachzugeben, was der Jüngere seit Wochen schon beabsichtigte. Er hoffte, es würde ihm selbst etwas den Druck nehmen, wenn er in Kous Nähe war, so dass er sich nicht ständig selbst folterte, weil er an nichts anderes denken konnte, als ihm körperlich nahe zu sein.

Die anderen Hosts trudelten nach und nach ein, während Tōru und Izumi noch die letzten Details an ihren Frisuren richteten. Tōrus nun kürzere Haare waren trotzdem noch lang genug, dass er sie wie gewohnt nach hinten gelen konnte, der Undercut wurde dabei extra betont und seine Frisur kam sogar besser an als vorher. Es kam seitdem häufiger vor, dass seine Kundschaft ihm über die kurzen Haare im ausrasierten Nacken strich, wenn alle im Laufe des Abends etwas lockerer geworden waren und es gefiel ihm. Ihm wurde bewusst, wie sehr er sich nach solchen sanften Berührungen sehnte, solche, wie Kou sie nur zu gern an die verteilte, die er mochte. Tōru war lange nicht so hungrig danach gewesen, seit er ihn kennengelernt hatte, war er regelrecht süchtig danach und das machte ihm etwas Angst.

 

„Wo bist du schon wieder mit deinen Gedanken, Shinya?“ Die amüsierte Stimme seines Kunden riss ihn aus seinem Tagtraum, es war Hideki, einer der Kobun von Miyamura, der ein paar Wochen zuvor Ärger im Club gemacht hatte, bis Kazuki ihn höflich vor die Tür gesetzt hatte. Hideki gehörte zu seinen wenigen männlichen Stammkunden, er ließ oft den harten Yakuza raushängen, war insgeheim jedoch ein Softie, der sich beim Sex wie eine schüchterne Milchmagd verhielt, einfach zufriedenzustellen und dabei spendabel.

„Entschuldige, deine Hand hat mich abgelenkt“, antwortete Shinya und strich mit den Fingern über seine Hand in seinem Nacken. „Wie sieht deine restliche Abendplanung aus, Hideki?“

„Hmm... der Boss wollte später noch irgendwohin, aber ehrlich gesagt, reichts mir für heute...“ Er unterdrückte ein Gähnen. „Ich bin seit sechs Uhr auf den Beinen und freue mich nur noch auf ein Bett.“

„Dein Bett oder nur ein Bett?“ Shinya stützte das Kinn auf die Hand und sah ihn grinsend von der Seite an, das Grinsen wurde breiter, als Hideki leicht rot wurde.

„Stimmt es, dass du ab nächsten Monat nur noch am Wochenende hier bist?“ fragte der junge Yakuza und trank hastig einen Schluck Sake.

„Ja, deshalb solltest du deine Chancen ergreifen, wenn sie sich bieten... so viele wie bisher gibt es dann nicht mehr“, antwortete er weiterhin grinsend.

„Du machst mich noch arm... ich muss das ja kompensieren, wenn du nicht mehr so häufig da bist“, entgegnete er trocken, seine Mundwinkel zuckten jedoch leicht.

„Das ist dir überlassen, wie du weißt, aber es wäre eine Möglichkeit, den Plänen von deinem Boss zu entkommen... du kannst auch einfach schlafen, wenn du nicht mehr willst.“ Shinya legte die freie Hand auf sein Bein und fuhr seinen Oberschenkel nach oben.

„Das glaubst auch nur du, dass ich dich bezahle um dann schlafen zu können.“ Hidekis Griff in seinem Nacken verstärkte sich, doch es war nur vermeintlich cooles Gehabe, um seine Begleiter zu beeindrucken. „Gehen wir.“ Er schob den Host vor sich her von der Bank und stand dann ebenfalls auf.

„Du gehst schon, Hideki?“ Miyamura schaute auf, die Augen glasig vom Alkohol.

„Irgendjemand muss ihm ja Manieren beibringen und wenn ich so noch etwas Spaß haben kann...“ Er grinste breit, was die anderen laut lachen ließ.

„Na dann viel Spaß.“ Der Yakuza-Boss entließ ihn mit einem Winken, bevor er sich wieder der Hostess neben ihm widmete.

„Ich hole eben meine Jacke, wir treffen uns draußen“, sagte Shinya leise. Hideki nickte und kümmerte sich um die Bezahlung seiner Rechnung.

 

Hidekis bevorzugtes Love Hotel befand sich einen Block weiter, er buchte wie immer ein Zimmer für den Rest der Nacht. Das schwarze Jackett und die Krawatte zog er aus, kaum dass sie im Zimmer waren.

„Kommst du mit duschen, Shinya?“ fragte er fast unhörbar, während er langsam sein Hemd aufknöpfte.

„Möchtest du das? Soll ich dir beim Waschen helfen?“ Shinya stellte sich dicht vor ihn und half ihm geschickt mit den Knöpfen, zog ihm das Hemd von den tätowierten Schultern, bevor er mit flinken Fingern seine Hose öffnete.

Hideki wurde rot und drehte den Kopf zur Seite, die Hände in Shinyas Jackettsaum vergraben, dann nickte er langsam.

„Sag bitte... du weißt, das kostet extra“, flüsterte er in sein Ohr.

„B... bitte... ich will mit dir zusammen duschen...“ Er folgte ihm mit dem Blick, als Shinya einen Schritt zurücktrat und begann, sich aus seinem Anzug zu schälen.

„So ist gut, kein Grund, so zurückhaltend zu sein, Hideki.“ Shinya half ihm aus seiner Hose und dirigierte ihn dann ins kleine Bad. „Setz dich.“ Er deutete auf einen Schemel, bevor er kleine Flaschen Duschgel und Shampoo vom Waschbeckenrand einsammelte.

Hideki setzte sich und drehte ihm den Rücken zu, die Ohren nach wie vor gerötet. Shinya hockte sich hinter ihn, nachdem er das Wasser der Dusche angestellt hatte und strich mit den Fingern über die Tattoos auf seinen Schultern.

„Ist das neu...?“ Er fuhr die Kontur der Schlange nach, die sich über seinen Arm nach unten wickelte.
„Ja... Ich habe mich bewährt und es als Belohnung vom Oyabun erlaubt bekommen... gar nicht mal übel, dafür, dass ich erst vierundzwanzig bin, was?“ antwortete der Yakuza.

„Beeindruckend... hat es sehr wehgetan?“ Shinya verteilte etwas Shampoo auf seinen Händen und dann in Hidekis Haaren, massierte es sanft ein, was ihm ein leises Schnurren entlockte.

„Es ging... in meinem Job muss man das aushalten können...“

Er summte zum Verständnis, hielt ihm eine Hand über die Augen, bevor er das Shampoo gründlich ausspülte, anschließend wusch er ihn fürsorglich. Shinya hatte irgendwann herausgefunden, dass Hideki das ganz besonders gerne mochte, es war zwar etwas unüblich, aber wer war er, sich darüber zu beschweren? Er schob eine Hand voll Seifenschaum zwischen seine Beine und umfasste seinen schon harten Penis, was ihn aufstöhnen ließ, mit dem Daumen strich er geschickt über seine Eichel.

„Shinya... das ist gut...“

Hideki lehnte sich an ihn und überließ sich seinen Berührungen. Er nahm sich Zeit, ihn gründlich vorzubereiten, der Yakuza brauchte immer eine Weile, bis er sich entspannte und bereit war, mehr als zwei schmale Finger in sich aufzunehmen. Bevor sie aufweichten, trocknete er ihn und sich gründlich ab, strich ihm die dunklen Haare aus dem Gesicht und führte ihn zum Bett. Der junge Yakuza war kleiner als er selbst, schlaksig gebaut, mit Narben am ganzen Körper, dass er keine frischen Verletzungen hatte, war mehr eine Ausnahme als die Regel. Shinya fischte eine Handvoll Kondome, eine Flasche Gleitgel und zwei Analplugs vom Tisch daneben, damit setzte er sich zwischen seine Beine.

„Hast du einen besonderen Wunsch heute?“ Er beugte sich über ihn, um zärtliche Küsse auf sein Schlüsselbein zu drücken. „Oder lässt du mich machen?“

„Keinen besonderen, nein... lass mich einfach für einen Moment mein verficktes Scheißleben vergessen, ja...?“ Hideki legte den Unterarm über seine Augen, mit der freien Hand fuhr er durch Shinyas strubbelige Haare.

„Aber sicher doch... überlass das nur mir...“ Shinya rutschte ein Stück zurück, befeuchtete den kleineren Plug, um ihn langsam in ihn einzuführen, damit er sich daran gewöhnte, anschließend rollte er eines der Kondome über den harten Penis seines Kunden. Er beugte sich darüber und legte die Lippen darum, ein Blowjob mit Kondom war zwar nicht unbedingt das, was er am liebsten tat, aber die einzige Möglichkeit, sich nicht irgendwas einzufangen, das er nicht haben wollte. So waren auch die Vorgaben des Clubs, Hosts und Hostessen mussten sich regelmäßig auf Geschlechtskrankheiten testen lassen, weshalb sich kaum einer von ihnen Gedanken darüber machte, wenn untereinander etwas lief. Hideki wand sich unter ihm, als er seinen fast niedlichen Penis komplett in seinen Mund nahm und dabei den Plug etwas bewegte, seine Hände strichen fahrig über seinen Kopf, hastiger, je näher er dem Höhepunkt kam. Shinya ließ kurz davor von ihm ab, was dem jungen Mann unter ihm ein frustriertes Stöhnen entlockte, das er nur mit einem lüsternen Grinsen quittierte.

„Du bist gemein, Shinya...“ Sein Jammern mündete in leises Stöhnen, als er den Plug herauszog und durch seine Finger ersetzte, die er in ihm spreizte.

„Das wusstest du vorher, Hideki...“ Er stützte sich mit der freien Hand neben ihm ab und sah ihn an, während er einen weiteren Finger hinzufügte. „Willst du so bleiben? Oder soll ich deinen geilen Arsch von hinten nehmen?“

„V... von hinten... dann kommst du tiefer...“

„Dreh dich um“, verlangte er, die Finger zog er langsam aus ihm heraus. Während Hideki sich auf allen vieren vor ihm positionierte, stülpte Shinya ein weiteres Kondom über seinen eigenen Penis, nachdem er ihn mit ein paar geschickten Handbewegungen hart genug gemacht hatte. Er drückte den Oberkörper des Jüngeren nach unten, so dass sein Hintern einladend in die Luft ragte, dann verteilte er eine großzügige Portion Gleitgel auf seinem entspannten Anus, das er sanft einmassierte.

„Dein Arsch kann es ja kaum erwarten, Hideki... hast du meinen Schwanz so sehr vermisst?“ Er setzte die Spitze an, drang aber nur ein kleines Stück in ihn ein.

„Hnn... dein Schwanz ist eben der beste, Shinya... fick mich... bitte...“

Shinya fuhr mit dem Fingernagel seine Wirbelsäule entlang, was eine Gänsehaut bei ihm auslöste. „Wie hart darf es sein? Soll ich nett sein... oder dir das Hirn rausficken, bis du schreist, mein harter Krieger?“

„Sag... das doch nicht immer so...“ Hidekis Ohren wurden noch röter. „Du weißt, dass ich... aaahhh...!“

Shinya hatte nicht auf seine Antwort gewartet, sondern war mit einem Stoß bis zum Anschlag in ihn eingedrungen, dann hielt er inne. Hidekis Hintern war eng und heiß, er musste sich konzentrieren, dass es nicht zu schnell vorbei war und war froh, dass er mit Izumi schon etwas Druck hatte abbauen können, sonst wäre es peinlich geworden.

„Also... wenn du dein Scheißleben zumindest für einen Moment vergessen willst... sollte ich dir tatsächlich das Hirn rausficken, dein süßer Arsch fühlt sich zumindest danach an, dass er genau das will...“ Er beugte sich über Hideki und leckte über sein gerötetes Ohr. „Sag einfach ja und überlass mir den Rest...“

„Ja... ja, bitte... fick mich, bis ich nicht mehr denken kann...“ Er drückte das Gesicht in das Kissen vor sich, peinlich berührt über die Worte, die er in dieser Situation nur selten über die Lippen brachte, auch wenn er im Alltag den Mund sehr weit aufriss.

Shinya entfuhr ein leises Lachen. Er legte die Hände fest auf seine Hüften und erfüllte ihm seinen Wunsch.

Chapter 59

Summary:

„Wir spielen später weiter und machen genau da weiter, wo wir aufgehört haben, mein unersättliches Kätzchen...“ Seine Zunge glitt sanft über sein mehrfach gepierctes linkes Ohr. „Wir sollten sie nicht zu lange warten lassen, brauchst du Hilfe mit deiner Hose?“

Kou drehte sich zu ihm um und küsste ihn zärtlich. „Ich kann meine Hose allein anziehen, Daddy... aber sagst du mir, wie ich jetzt sitzen soll?“

„Dir fällt schon was ein... und wenn es dir gefällt, machen wir das öfter.“

„Öfter?“ Er zog seine Hose hoch und sortierte seine Erektion im Stoff in eine bequeme Position.

„Hmhm... wir könnten ausgehen und vorher bekommst du einen Plug meiner Wahl in deinen süßen Arsch.“ Er tätschelte besagtes Körperteil, was eine kleine Welle der Erregung durch seine Nervenbahnen jagte.

„Ich... ich denk drüber nach...“ Er gab ihm noch einen Kuss und zog sich dann mit seinen Geräten auf die Couch im Büro zurück, kniete sich jedoch auf den Teppich davor, nachdem er gemerkt hatte, dass er unmöglich auf dem festen Leder sitzen konnte.

Chapter Text

Kou schlurfte auf Socken durch seine neue Wohnung, eine XXL-Kaffeetasse in der einen Hand, sein Handy in der anderen, damit beschäftigt, sich eine Playlist für den Tag auszusuchen. Er hatte sich vorgenommen, das Bild zum Valentinstag von Kohaku und Miraj, seiner beiden Hauptcharaktere, noch fertigzustellen, bevor er sich mit Kazuki und dem Sushi-Designteam zu einer Besprechung traf, um die nächsten Monate zu planen. Kurz darauf dudelte seine Lieblingsplaylist aus einem Lautsprecher, ein Mix aus internationalem Pop und Dance, dazu einige Animesongs, die er gerne hörte. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und verbrachte die Stunden bis zum Mittag damit, Kohaku und Miraj in einen Berg Pralinen und andere Schokolade zu setzen. Auch wenn er bisher nicht angedeutet hatte, dass sich zwischen den beiden eine Romanze entwickelte, ließ er Miraj seine Heldin mehr als offensichtlich anschmachten, ihr Sidekick Shion pinselte kleine Herzen auf seinen metallenen Arm und ignorierte die beiden Menschen.

Nachdem Kou mit allen Details zufrieden war, speicherte er es ab und sendete es an der Verlag, damit es rechtzeitig für die Valentinstagsausgabe der Shouca in der kommenden Woche ankam, dann nahm er iPad und Macbook aus der Halterung auf dem Tisch, um beides ins obere Stockwerk des Gebäudes zu tragen. Die Besprechung sollte digital stattfinden und er hätte auch von seiner Wohnung aus teilnehmen können, aber er hatte Kazuki seit drei Tagen nicht gesehen, weil sie beide mit Arbeiten beschäftigt gewesen waren und sein Partner oft erst spät zurück gewesen war, weshalb er sich dazu entschieden hatte, sich mit seinen Geräten in sein Büro zu setzen. Kou nahm den Weg durch Kazukis Wohnung, die wie immer perfekt aufgeräumt war. Das Wohnzimmer würde auch in einen Lifestyle-Katalog passen, dachte er sich, während er kurz den leicht verschneiten Steingarten betrachtete, das persönlichste darin waren Kazukis sehr gut sortierte, kleine Bar mit unterschiedlichen Whiskey und Gin Sorten und die Schwerter auf dem Sideboard unter dem Fernseher, die er von seinem Schwiegervater geschenkt bekommen hatte. Der auffälligste Farbklecks auf dem grauen Sofa war eine petrolfarbene, dünne Decke, die Kou gehörte, weil er so leicht fror. Während Kazuki selbst im Winter in dünner Stoffhose und T-Shirt in der Wohnung herumlief, wenn sie beide Feierabend hatten, bekam Kou schon eine Gänsehaut, wenn er nur daran dachte.

Er klopfte kurz an die Tür zum Büro, öffnete sie aber direkt danach, weil er wusste, dass Kazuki ihn schon erwartete.

„Kazuki? Ich bin früher fertig geworden, soll ich im Wohnzimmer warten, bis du soweit bist?“ fragte er leise, weil sein Partner telefonierte.

Kazuki schüttelte den Kopf und winkte ihn zu sich, zog ihn auf seinen Schoß, nachdem Kou seine Geräte auf den großen Schreibtisch gelegt hatte.

„Das ist eine lange Liste, Sayuri. Ich muss ihn erst fragen, ob er erstens Zeit hat und zweitens überhaupt mit will“, sagte der Yakuza, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. „Ich frage ihn und sage dir nochmal Bescheid. Shiro kannst du aber einplanen, wenn du keinen von deinen Kobun dafür mitnehmen willst, Haruka kennt ihn und sie sollten sich verstehen, allemal besser als mit Asoda.“ Er legte den freien Arm um Kous Taille und strich mit den Fingerspitzen über seinen Handrücken. „In Ordnung, grüß Itsuki von mir und danke ihm für den Vorschlag, das war sehr aufmerksam von ihm. Bis dann, Sayuri.“

Kou lehnte den Hinterkopf an Kazukis Schulter und sah ihn von der Seite an, nachdem er aufgelegt hatte. „Was wollte Sayuri?“

„Erzähle ich dir später.“ Er schlang den anderen Arm ebenfalls um ihn und drückte ihn an sich, das Gesicht an seine Halsbeuge geschmiegt. „Verzeih mir, dass ich in den letzten Tagen kaum Zeit für dich hatte, Kou...“

„Du kannst doch nichts dafür, wenn viel zu tun ist und ich war auch beschäftigt“, antwortete er leise. „Ich nehme dir nur übel, dass du mich noch nicht in meiner Wohnung besucht hast, seit ich fertig mit einrichten bin.“

„Das hole ich später nach, schlafen wir dann heute bei dir?“ Kazuki drückte leichte Küsse auf die empfindliche Haut an seinem Hals. „Wir können das Meeting auch verschieben, wie ich dich kenne, bist du sowieso mit allem fertig.“

„Kazuki, dein Schwanz übernimmt schon wieder das Denken. Erst die Arbeit, dann der Rest.“ Kou drehte sich auf seinem Schoß um, kniete sich links und rechts neben seine Oberschenkel und schlang die Arme um seinen Nacken, um ihn zu küssen.

„Wenn du das Arbeit nennst...“ Er legte die Hände auf seinen Po, um ihn näher zu ziehen.

„Mhm... Klausel Nummer Eins des geheimen Kou-Kazuki-Vertrags: Küssen geht immer“, flüsterte er gegen seine Lippen. „Klausel Nummer Zwei: Kou braucht viele davon, sonst kann er nicht arbeiten.“

„Was ist Klausel Nummer Drei?“ Kazuki knabberte an seiner Unterlippe. „Falls es die gibt...“

„Klausel Nummer Drei: Blowjobs sind auch Küssen...“

„Wann hast du dir das denn ausgedacht?“ Er lachte leise.

„Gerade eben... ich gehe ein, wenn ich dich nicht berühren kann, Kazuki.“ Kou fuhr mit den Fingern durch seine ordentliche Frisur und sah ihm in die Augen. „Verzeih mir, wenn ich klinge, wie ein hormongesteuerter Teenager, aber ich merke immer, was ich an dir habe, wenn du nicht bei mir bist...“

„Wer von uns überlässt seinem Schwanz also das Denken?“ Er grinste breit, während er seinen Po massierte, dass er leise stöhnte. „Du klingst nicht wie ein Teenager, mach dir deshalb keine Gedanken, mir geht es nicht anders. Also...? Klausel Nummer Drei...“ Er klemmte die Daumen unter den Gummibund von Kous bequemer Hose und schob sie ihm bis zu den Oberschenkeln herunter, dann drückte er ihn zurück, so dass er auf der Tischkante Platz nehmen und er ihm die Hose komplett ausziehen konnte.

„Kazuki... das war doch nur ein Witz... wir haben nicht viel Zeit und du kommst nie zu spät zu einem Mee... ting...“ Kou legte den Kopf in den Nacken und krallte die Hände um die Tischkante, als sein Partner die Lippen um seinen Penis schloss, der in seinem Mund schnell komplett hart wurde. „Oh... verdammt...“

„Das Meeting beginnt, wenn ich da bin... und wenn mein Kätzchen zufrieden ist...“

Er befeuchtete einen Finger, mit dem er in ihn eindrang, während er ihm einen blies, was Kou dazu brachte, sich mit einer Hand an ihm festzuhalten, damit er nicht nach hinten umkippte und den halben Schreibtisch abräumte. Er verschränkte die Finger mit seinen, was es zwar insgesamt schwieriger machte, aber er sehnte sich ebenfalls nach seiner Berührung. Kazuki hielt kurz inne, als Kou zitternd die Finger der freien Hand fest um die Wurzel seines Penis legte und so verhinderte, dass er kam.
„Kou...? Was tust du?“ fragte er überrascht.

„Ich will mehr, aber... wenn ich jetzt schon komme, ist es vorbei...“ antwortete er stockend. „Ich meine... nur dein Mund und ein Finger reichen mir nicht, Daddy...“ Er biss sich auf die Unterlippe und sah ihn von oben an, das Gesicht rot bis zu den Ohren.

Kazuki fügte grinsend einen zweiten Finger hinzu, nachdem er etwas Gleitgel darauf verteilt hatte. „Also... zwei Finger, Kätzchen?“

Kou schüttelte heftig den Kopf, er traute seiner eigenen Stimme nicht mehr.

„Drei?“ Ein dritter Finger folgte, was ihn gefährlich nah an die Tischkante rutschen ließ, als er sich ihm entgegendrängte.

Der Ton eines eingehenden Skype-Calls ließ sie innehalten, Kazukis Macbook stand aufgeklappt hinter Kou, der einen Blick über die Schulter wagte, um zu sehen, wer anrief.

„Fukui vom Designteam... die ist immer so überpünktlich...“ sagte er, als er den Namen der App-Entwicklerin las.

„Sie kann warten. Steh auf.“ Kazuki zog die Finger aus ihm heraus und rollte ein Stück mit seinem Bürostuhl zurück, bevor Kou von der Tischkante rutschte und vor ihm stehenblieb. „Umdrehen.“

Er gehorchte und stützte sich auf dem Tisch ab, als er sich dabei etwas vorbeugte, um ihm einen besseren Blick zu bieten. Kazuki holte etwas aus einer Schublade, bevor er seine Pobacken mit beiden Händen auseinanderzog und seinen Anus mit den Daumen spreizte. Kou spürte seinen Atem auf der feuchten Haut, dann seine Zunge, mit der er am Rand des Muskels entlangfuhr, um schließlich damit in ihn einzudringen. Er leckte und saugte an ihm, bis sein Speichel nass glänzend über seine Hoden lief. So wenig Kou sonst brauchte, um zu kommen, reichte ihm das alleine nie, es erregte ihn nur so sehr, dass seine Hüften zuckten und er alles andere als leise stöhnte.

Ein weiterer Anruf ertönte.

„Sie ist ungeduldig, wir haben noch drei Minuten.“ Kazuki stand auf, um seine Hose zu öffnen und seinen harten Penis herauszuholen, den er mit dem Rest Gleitgel an seinen Fingern bestrich, bevor er ohne weitere Warnung in ihn eindrang.

Kou streckte in einem Anflug von Vernunft die Hand aus und klappte das Macbook vor ihm zu, damit er nicht aus Versehen einen Videoanruf annahm und sie für den Skandal des Jahres sorgten, bevor er sich ihm laut stöhnend hingab. Viel Bewegungsspielraum hatte er nicht, Kazuki hatte eine Hand in seinen Nacken gelegt und drückte ihn so nach unten, mit der anderen zog er ihn an der Hüfte bei jedem festen Stoß an sich. Sein tropfender Penis war zwischen ihm und der Tischplatte gefangen, er rieb über das polierte Holz, ohne eine Möglichkeit, heranzukommen. Kurz bevor Kou kommen konnte – und eine halbe Minute vor der Zeit des Meetings – zog Kazuki sich aus ihm zurück, ersetzte seinen Penis mit einem mittelgroßen Analplug und zog ihn am Nacken in eine aufrechte Position.

„Wir spielen später weiter und machen genau da weiter, wo wir aufgehört haben, mein unersättliches Kätzchen...“ Seine Zunge glitt sanft über sein mehrfach gepierctes linkes Ohr. „Wir sollten sie nicht zu lange warten lassen, brauchst du Hilfe mit deiner Hose?“

Kou drehte sich zu ihm um und küsste ihn zärtlich. „Ich kann meine Hose allein anziehen, Daddy... aber sagst du mir, wie ich jetzt sitzen soll?“

„Dir fällt schon was ein... und wenn es dir gefällt, machen wir das öfter.“

„Öfter?“ Er zog seine Hose hoch und sortierte seine Erektion im Stoff in eine bequeme Position.

„Hmhm... wir könnten ausgehen und vorher bekommst du einen Plug meiner Wahl in deinen süßen Arsch.“ Er tätschelte besagtes Körperteil, was eine kleine Welle der Erregung durch seine Nervenbahnen jagte.

„Ich... ich denk drüber nach...“ Er gab ihm noch einen Kuss und zog sich dann mit seinen Geräten auf die Couch im Büro zurück, kniete sich jedoch auf den Teppich davor, nachdem er gemerkt hatte, dass er unmöglich auf dem festen Leder sitzen konnte.

 

Kazuki richtete seine eigene Erscheinung, wischte die Tischplatte mit einem Tuch ab, bevor er das Macbook wieder öffnete, sich das kleine Headset ans Ohr klemmte und die Besprechung etwas später als geplant eröffnete. Kou stieß kurz danach hinzu, nachdem er sich halbwegs beruhigt hatte. Da er nur zu Beginn die Kamera anschaltete und dann auf die Bildschirmübertragung umstieg, bekam niemand mit, wie er seinem Partner immer wieder sehnsüchtige Blicke zuwarf, der sich interessiert die Vorschläge des Teams anhörte, um die nächsten Monate zu planen.

„Behalten wir die monatlichen Meetings so bei, Onodera-san?“ fragte Fukui, nachdem sie soweit durch waren. „Immer der erste Mittwoch im Monat?“

„Das sollte ausreichend sein. Sie wissen, ich lasse Ihnen weitestgehend freie Hand, aber ein kurzes Update einmal im Monat scheint mir angemessen“, antwortete Kazuki. „So kann jeder von uns den Termin blocken und wir müssen nicht jedes Mal einen für alle passenden Termin suchen.“

„Das klingt machbar, ja. Dann füge ich die Änderungen noch ins Update hinzu, so dass es spätestens übermorgen live gehen kann“, sprach sie weiter. „Ich sage Ihnen dann kurz Bescheid. Yukimura?“

„...ja?“ Kou hatte nur halb zugehört, den Rücken an die Kante der Couch hinter sich gelehnt, während er angestrengt versuchte, sich seinen Zustand nicht anmerken zu lassen, da er die Kamera aus Höflichkeitsgründen doch wieder eingeschaltet hatte.

„Laden Sie mir die neuen Designs bitte gleich noch in die Cloud und... ist alles in Ordnung? Sie sehen erschöpft aus.“ Fukui runzelte die Stirn, während sie das Bild seiner Übertragung betrachtete.

„Mache ich sofort. Mir geht es gut, keine Sorge, Fukui-san, ich habe nur zu wenig geschlafen.“ Er lächelte sanft und schimpfte sich innerlich, dass er solche Schwierigkeiten hatte, sich zusammenzureißen.

„Gut, nicht, dass Sie sich noch erkälten bei dem wechselhaften Wetter.“ Sie schien zufrieden mit seiner Antwort.

„Gibt es sonst noch etwas zu besprechen?“ fragte Kazuki geschäftig. „Sonst würde ich das Meeting jetzt beenden und Ihnen eine schöne Restwoche wünschen. Der nächste Termin steht schon vor der Tür.“

Die anderen verneinten und verabschiedeten sich höflich, klinkten sich nacheinander aus. Kou klappte sein Macbook zu und atmete geräuschvoll aus, das Meeting hatte fast zwei Stunden gedauert und er hatte die ganze Zeit auf dem Teppich gekniet, ohne seine Position großartig zu ändern. Wenn er sich bewegt hatte, hatte er den nicht gerade kleinen Plug in seinem Hintern gespürt und musste sich beherrschen, keinen Ton von sich zu geben, der ihn hätte verraten können.

„Meine Beine sind eingeschlafen...“ Er lehnte den Kopf zurück auf das Polster der Couch, nachdem er das Haargummi aus seinen Haaren gezogen hatte.

„Wie schlimm ist es?“ Kazuki verließ seinen Platz und blieb neben ihm stehen.

„Ich bin gerade froh, dass meine Hose schwarz ist... reicht dir das als Antwort?“

„Nein. Zeig es mir.“

Kou drückte den Rücken durch, um seine Hüften anzuheben, dann schob er seine Hose herunter, die nass an seiner Haut klebte.

„Du bist gekommen?“ Er beugte sich vor und strich mit dem Zeigefinger durch die klebrige Flüssigkeit auf seinem Bauch. „Wann?“

„Vor einer halben Stunde... während ich euch die Vordesigns für Ostern gezeigt habe“, antwortete er leise. „Aber wie du siehst... hat das rein gar nichts geholfen.“ Er stupste seine Erektion mit einem Finger an.

„Dann hast du noch nicht genug?“ Kazuki strich mit der Hand über seinen Kopf, was Kou dazu brachte, sich trotz seiner eingeschlafenen Beine aufzurichten und sich an sein Bein zu lehnen.

„Natürlich nicht... wir haben drei Tage nachzuholen und wie du schon sagtest, bin ich dein unersättliches Kätzchen, Daddy...“ Er öffnete Kazukis Hose mit einer Hand und griff hinein. „Oder soll ich lieber dein braver Schoßhund sein...? Ganz, wie du willst...“ Mit der Zunge glitt er an Kazukis Penis entlang, den er aus der Hose gezogen hatte.

„Ich muss zugeben... das hat was“, entgegnete er schmunzelnd. „Ich habe aber nicht erwartet, dass gerade du einen Daddy Kink hast, Kou.“

„Muss an dir liegen... bisher konnte ich den nicht wirklich ausleben, aber deine Daddy Vibes sind ja unübersehbar, Kazuki“, sagte er, während er ihn von unten anschaute. „Du solltest dein Gesicht sehen... du stehst mehr drauf, als du zugibst.“

Kazuki räusperte sich, dann zog er ihn an den Armen auf die Füße und hielt ihn fest. „Wir haben noch was vor, schon vergessen?“

„Deinen Anschlusstermin?“ Kou legte die Arme um seinen Nacken, während ihm die Hose bis zu den Knien rutschte und er sie schließlich abstreifte.

„Mhm...“ Er hob ihn hoch, so dass er die Beine um seine Hüften schlingen konnte und trug ihn zum Schreibtisch, wo er ihn auf der freigeräumten Tischplatte absetzte. Er zog das Jackett aus und warf es auf den Stuhl hinter sich, Kou küsste ihn gierig, während er mit flinken Fingern seine Hemdknöpfe öffnete.

„Ich nehme an... du hast keine weiteren Termine später, Daddy?“ Das Hemd landete auf dem Fußboden, ebenso wie Kous Pullover und Socken.

„Du bist mein einziger Termin für heute, Kätzchen... also sei brav und zeig mir, was du willst.“ Er strich mit den Händen an Kous schlanken, langen Beinen nach oben, legte sie auf seine Oberschenkel und drückte sie auseinander, bis er die Fersen auf der Kante abstellen konnte.

„Ich... ich will, dass wir da weitermachen... wo wir vor dem Meeting aufgehört haben...“ antwortete er stockend, seine Finger strichen fahrig über den Fuß des Plugs, der ihn immer noch ausfüllte. „Das heißt... deinen Schwanz in meinem Arsch... und ich auf dem Tisch...“

„Da ist aber noch was im Weg.“ Kazuki schob zwei Finger unter den Fuß des Plugs und zog leicht daran, bevor er ihn wieder in ihn hineinschob, das wiederholte er ein paar Mal, bis Kou sich an seine Arme klammerte, seine Fingernägel hinterließen kleine Halbmonde auf seiner tätowierten Haut.

„Bitte... zieh ihn raus und fick mich endlich, Daddy... ich war die ganze Zeit brav... und habe mich nicht angefasst, seit wir uns am Wochenende gesehen haben...“ flehte er. „Das vorhin... konnte ich wirklich nicht steuern, ohne dass es aufgefallen wäre...“ Er beugte sich vor und streckte die Zunge aus, schaffte es aber nur, seine Lippen mit der Zungenspitze zu berühren.

„Es ist süß, wie du dich dafür rechtfertigst... dabei war es deine Entscheidung, nicht zu kommen“, entgegnete der Ältere sanft lächelnd. „Ich will mal nicht so sein und erfülle dir deinen Wunsch, Kätzchen.“ Er zog den Plug langsam aus Kou heraus und warf ihn auf ihren Kleidungsstapel auf dem Fußboden, bevor er mit den Fingern über den Rand des gedehnten Muskels strich, was seinem Partner ein heiseres Wimmern entlockte. „Du bist so heiß da drin... Mehr als perfekt für Daddys Schwanz, meinst du nicht auch?“

Kazuki schob seinen harten Penis in die einladende Öffnung, ohne auf eine Antwort zu warten, da Kou auch kaum dazu in der Lage war. Er schlang die Arme um seinen Hals und die Beine um seine Hüften, während er fest in ihn hineinstieß, eine Hand auf seiner Hüfte, die andere in seinem Nacken. Ihre Lippen trafen sich zu einem hungrigen Kuss, die Zungen ohne Anfang und Ende, wenn es nach Kou gegangen wäre, hätte um sie herum auch das Haus einstürzen können, für ihn gab es in diesem Moment nur Kazuki. Sie trennten sich schwer atmend.

Kazuki bewegte sich etwas langsamer, mit den Lippen fuhr er die Kontur von Kous Kiefer nach, küsste seinen Hals und biss ihn schließlich in die zarte Haut seiner Halsbeuge, was ihn nur noch mehr erregte. Er merkte, wie er sich schnell dem Höhepunkt näherte, das Warten und ihm zuzusehen, wie er sich während des Meetings mühsam beherrschte, waren selbst für ihn unerträglich gewesen. Da Kou sich jedoch seit dem Wochenende freiwillig jeden Orgasmus verwehrt hatte, wollte er ihm jedoch den Vortritt lassen, nicht ohne Eigennutz, denn es fühlte sich einfach zu gut an, wenn er kam und so eng wurde, dass ihm dabei fast die Luft wegblieb. Er löste den Griff von seinem Nacken, glitt mit den Fingern fest über seinen Brustkorb nach unten, nicht, ohne sich kurz seinen empfindlichen Brustwarzen zu widmen, was sein Innerstes zucken ließ, bevor er die Hand um Kous tropfenden Penis schloss, den er viel zu lange ignoriert hatte. Kou flüsterte seinen Namen, nur unterbrochen von seinem heiseren Stöhnen, das seine feuchten Lippen verließ, lauter, je mehr er sich dem ersehnten Höhepunkt näherte.

„Kazu... Kazu... ich...“ Der Orgasmus überrollte ihn wie eine Flutwelle, er legte den Kopf in den Nacken und kam so hart, dass er Sterne sah. Kazuki grub die Finger in die weiche Haut an seiner Hüfte, als er den Bruchteil einer Sekunde später selbst kam und eine große Ladung Sperma in ihn hineinpumpte. Er musste Kou festhalten, der sonst kraftlos nach hinten gekippt wäre, als seine Muskeln sich schließlich entspannten und die Erregung einer angenehmen Mattheit wich.

„Kou... du bist...“ Er lehnte die Stirn an seine Schulter und versuchte, seine Atmung zu kontrollieren. „Du bist einfach unglaublich... ich hätte nie gedacht, dass ich jemanden nach so kurzer Zeit so sehr lieben könnte, aber bei dir wird es von Tag zu Tag mehr.“

Kou legte die Arme um ihn und drückte ihn an sich. „Manchmal frage ich mich... ob es nicht vollkommen dumm ist, so viel für dich zu empfinden, aber ich habe mich lange nicht so sicher gefühlt bei dem, was ich fühle...“ sagte er leise. „Ich... wollte nie jemand sein, der einfach zu haben ist und schon gar nicht wollte ich, dass du es so siehst... und dann hätte ich schon am ersten Tag alle Vorsicht fahren lassen, wenn du es gewollt hättest...“

„Du bist nicht leicht zu haben, das denke ich auch nicht, sonst wärst du bei anderen ganz anders. Von der Sorte kenne ich genug, so bist du nicht.“ Er küsste ihn zärtlich auf den Mund. „Und natürlich ist es vollkommen dumm... das ist Liebe immer, logisch nicht erklärbar.“

„Ich bin total verschmiert... gehen wir zwei Dummköpfe ins Bad und reden dort weiter?“ Er rutschte vom Tisch, nahm ihn an der Hand und zog ihn hinter sich her in die Wohnung nebenan, direkt ins Bad, wo sie sich gegenseitig wuschen, um dann zusammen zu baden.

 

„Was wollte Sayuri eigentlich?“ fragte Kou nach einer Weile, die sie schweigend verbracht hatten, nur die Gegenwart des anderen genießend.

„Sie wollte etwas wegen unseres jährlichen Winterurlaubs besprechen und mich bitten, ihr Shiro auszuleihen, um währenddessen ein Auge auf Haru-chan zu haben, da sie ständig mit ihrem Bodyguard Asoda aneinandergerät“, erklärte Kazuki ruhig. „Asoda ist gut in seinem Job, aber für einen Teenager wie Haru-chan viel zu alt, sie kommen nicht wirklich miteinander aus.“

„Ist das der von Neujahr?“ Kou legte den Kopf zurück und schaute ihn von der Seite an, sie saßen nebeneinander, er hatte ein Bein über seinen Oberschenkel gelegt.

„Ja, er führt seine Aufgaben oft zu korrekt aus und Haru-chan... hasst es, so in Watte gepackt zu werden. Da seid ihr euch ähnlich.“ Er fuhr mit den Fingern über Kous Schulter. „Deshalb braucht sie für die Dauer des Urlaubs einen anderen, Asoda macht auch nicht die beste Figur auf Skiern.“

„Und weshalb Shiro? Er ist ein Phönix und gehört nicht zur Miyamoto-kai... so viel weiß ich mittlerweile.“

„Sayuri will keinem ihrer Kobun Haru-chans Leben anvertrauen, aber Shiro kennt sie, seit er damals zu uns gekommen ist. Er, Masaru und Haru-chan sind einige Zeit zusammen aufgewachsen und er ist mehr als fähig, den Job zu übernehmen. Für ihn wäre es auch eine nette Abwechslung zu dem, was er sonst tut, ich glaube, er langweilt sich manchmal, wenn er nur Papierkram erledigt, während Tetsuo den ganzen Spaß hat“, führte er weiter aus.

„Sag mal... warum hast du mir nicht gleich gesagt, dass er einen Bruder hat? Einen Zwillingsbruder sogar...“ hakte Kou nach, er war seit seinem Gespräch mit Shiro Anfang Januar noch nicht dazu gekommen, Kazuki danach zu fragen.

„Weil es Masarus Wunsch war, dass wir es nicht an die große Glocke hängen, sobald Shiro mehr Verantwortung übernimmt. Er wollte nicht, dass er sein Schwachpunkt sein könnte, so friedlich wie es zurzeit ist, war es nicht immer und irgendwer gräbt immer Probleme aus, wenn es jemand drauf anlegt.“

„Und dann arbeitet er als Host in deinem Club... Shiro hat es mir erzählt, als wir im Januar auf dich gewartet haben“, fügte er hinzu. „War das alles, was sie wollte?“

Kazuki legte den Kopf in den Nacken und betrachtete die Fliesen an der Decke. „Nein... Itsuki, ihr Partner, hat vorgeschlagen, dass du uns begleitest. Er meinte, es wäre nicht fair, wenn sie ihre Pärchendinge machen und ich das fünfte Rad am Wagen bin, weil mein Partner nicht für mich arbeitet und einfach so mitgenommen werden kann, ohne dass jemand Fragen stellt... dabei sind wir nur unter uns, Tetsuo kommt noch mit, weil er das schon immer tut und eben Haru-chan und Shiro.“

„Willst du denn, dass ich euch begleite?“ fragte Kou leise.

„Ja, ich wäre überglücklich, wenn ich nicht schon wieder mehrere Tage auf dich verzichten müsste... aber ich würde es verstehen, wenn dir das zu viel ist oder zu früh oder du einfach Angst vor Sayuri hast.“

„Ich muss arbeiten, aber da bin ich nicht örtlich gebunden, solange ich Strom und Internet habe...“ antwortete er ausweichend. „Es ist nur... ich bin wirklich kein Freund von Schnee und Kälte.“

„Es gibt eine heiße Quelle direkt am Haus... Fußbodenheizung, einen großen Kamin... und zur Not bin ich da, wenn dir immer noch kalt sein sollte.“

„Kazu...“ Kou fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Du lässt mir doch gar keine Wahl... Ich kann wahrscheinlich noch schlechter Ski fahren als Asoda und ich habe nichts anzuziehen. Wann soll es losgehen?“

„Übermorgen für anderthalb Wochen“, antwortete er grinsend. „Du kannst dir was von Shiro leihen, wenn du dir so kurzfristig keine neuen Sachen kaufen willst und Ski fahren musst du nicht, wenn du nicht willst. Mir liegt das auch nicht, ich fahre lieber Snowboard.“

„Ja, genau... mach dich noch heißer, als du so schon bist, Kazu...“

„Hmmm... kannst du das nochmal sagen?“ Er schaute ihn an.

„Was? Dass du heiß bist, weißt du doch...“

„Das... ja... das andere, meinen abgekürzten Namen...“

Kou schaute ihn überrascht an, noch mehr, weil sein Partner tatsächlich unsicher wirkte und weicher als sonst. „Kazu...? Wieso geht dir das so nah?“

„So wurde ich lange nicht genannt... es weckt schöne Erinnerungen und es gefällt mir, wenn du mich so nennst, solange wir unter uns sind...“ Kazuki zog ihn näher zu sich und drückte die Lippen an seine Schläfe. „Ich liebe dich, Kou.“

Chapter 60

Summary:

„Kou-chan...“ Ayane setzte sich neben ihn. „Du hast mir deinen Partner immer noch nicht vorgestellt, Kaoru auch nicht, auch wenn er wohl eine Ahnung hat, ohne darüber zu reden. Ich kann dir keinen Rat geben, wenn ich ihn nicht kenne. Bis jetzt weiß ich nur, dass er verheiratet ist und eine Tochter hat, das ist etwas zu dürftig, meinst du nicht auch?“

„Ich weiß... aber es wissen nicht viele von uns, von meinen Freunden nur Nao und Tōru und der auch nur, weil er ihn aus anderen Situationen kennt und seine Schlüsse gezogen hat“, antwortete er. „Ich habe euch da bisher rausgehalten, weil ich nicht wollte, dass ihr mir grollt, besonders Kaoru-nii meint ja immer, mich vor mir selbst beschützen zu müssen.“

„Kou-chan, ich bin deine beste Freundin und deine Schwester, du weißt, ich urteile nicht über dich und Kaoru überlass mir, den kriege ich schon gefügig.“ Sie tätschelte seinen Arm. „Also... entweder du rufst ihn jetzt an oder du bringst mich zu ihm. Ich will den Kerl kennenlernen, der meinen Kou-chan so aus der Bahn wirft. Vorher gehen wir nicht nach Hause und ich erlaube dir nicht, wegzufahren.“

Chapter Text

Kou wartete in der Tiefgarage auf Ayane, die ihn spontan in seiner neuen Wohnung besuchen wollte und ihm dabei einige Unterlagen vom Verlag mitbringen sollte, damit er nicht nur dafür nach Ikebukuro fahren musste. Er hatte ihr die Adresse gegeben mit einer Erklärung, wo sie die Einfahrt zur Tiefgarage fand, weil es rundherum sonst keine Parkmöglichkeiten gab und zu seiner Wohnung ein Parkplatz gehörte, den er mangels eines eigenen Autos nicht nutzte. Er hatte nicht einmal ein Fahrrad, das er dort hätte abstellen können, zumal es dafür einen abschließbaren Bereich gab. Er löste sich von seinem Platz an der Wand neben der Einfahrt, als sie mit ihrem kleinen Toyota Aygo vorfuhr und öffnete ihr die Schranke mit dem Transponder, den Kazuki ihm gegeben hatte.

„Du fährst vor bis zum Aufzug und dann rechts, der Parkplatz für 4-E ist der Einzige, der noch frei ist, Aya-chan“, erklärte er ihr, nachdem sie hindurch gefahren war.

„Okay, bis gleich.“ Sie hob den Daumen und fuhr langsam weiter, während er ihr zu Fuß folgte. Es war kalt und er war froh, doch eine Jacke angezogen zu haben.

Es hatte ihn überrascht, dass sie ihn am Morgen angerufen hatte, um ihren Besuch anzukündigen, aber er freute sich darüber, auch wenn er mittendrin war, für den für ihn sehr spontanen Urlaub zu packen. Ayane umarmte ihn kurz, nachdem sie ausgestiegen war, dann öffnete sie die hintere Tür und schnallte Saki ab, die zappelig in ihrem Kindersitz saß.

„Es stört dich hoffentlich nicht, dass ich Saki-chan mitgebracht habe. Der Kindergarten hat heute früher zugemacht, weil eine Erzieherin krank geworden ist und ihre Babysitterin ist im Prüfungsstress“, sagte sie, während sie ihre Tasche schulterte.

„Nein, gar nicht. Ich freue mich doch immer, Saki-chan zu sehen.“ Kou hob das kleine Mädchen hoch, das sich wie immer sofort an sein Bein gekuschelt hatte, sobald es die Gelegenheit dazu hatte.

„Kouji-chan! Alles gut?“ Saki schlang die Arme um seinen Hals und strahlte ihn an.

„Alles sehr gut, Saki-chan. Bei dir auch?“

„Jau!“

Kou ging vor zum Aufzug und entriegelte ihn, Saki bestaunte ihr Spiegelbild in der polierten Wandverkleidung.

„Wofür ist der Fingerabdruck-Sensor, Kou-chan?“ fragte Ayane neugierig.

„Für das obere Stockwerk, bis Weihnachten gab es noch einen Scanner für Chipkarten...“ erklärte er und hielt inne, als sie ihn fragend ansah.

Der Aufzug hielt im dritten Stock, in dem die Kampfsportschule untergebracht war und die Türen öffneten sich. Kou verschluckte fast seine Zunge, als Kazuki und Tetsuo in verschwitzter, schwarzer Kampfkleidung davorstanden, die Jacken halb geöffnet, die halblangen Ärmel boten einen guten Blick auf ihre tätowierten Unterarme. Ayane machte einen Schritt zur Seite, um ihnen Platz zu machen, sie war mindestens so perplex wie er, nur aus anderen Gründen. Kou drehte sich mit Saki auf dem Arm so, dass Kazuki um ihn herumgreifen und den Sensor betätigen konnte, er schenkte ihm ein kurzes Lächeln.

„Shiro bringt dir später die Sachen vorbei, wenn er zurück ist, Yukimura“, sagte Tetsuo, nachdem er Ayane kritisch beäugt hatte.

„G... gut, ich bin da.“ Er verlagerte Saki auf den anderen Arm, die daraufhin eine Hand ausstreckte um neugierig die rote Daruma-Figur auf der Brust des Blonden zu berühren. „Saki-chan, du sollst nicht einfach andere Menschen anfassen, ohne um Erlaubnis zu fragen.“ Er zog ihre Hand von ihm weg.

„Sieht wütend aus, warum?“ fragte sie neugierig.

Bevor ihr jemand die Frage beantworten konnte, hielt der Aufzug im vierten Stockwerk, wo sich seine Wohnung befand, und er schob Ayane vor sich her nach draußen. Während sich die Türen wieder schlossen, sah er Kazuki und Tetsuo breit grinsen über die absurde Situation.

„Entschuldige, Saki-chan ist immer so neugierig... du kriegst doch jetzt keine Probleme, oder?“ fragte Ayane, nachdem er die Wohnungstür entriegelt hatte.

„Was? Nein, ich glaube nicht...“ Er setzte Saki ab und schlüpfte aus Mantel und Schuhen.

„Ich wusste nicht... dass du mit Yakuza im selben Haus wohnst, Kou-chan. Willst du dir das nicht nochmal überlegen?“ Sie folgte ihm ins Wohnzimmer. „Der Blonde... war das der, der dich im November zu uns gefahren hat?“

„Ja. Und nein, ich will mir das nicht nochmal überlegen. Schau dir die Wohnung doch an, sie ist um Längen besser als die, die ich in Adachi hatte und kaum teurer“, antwortete er. „Du wolltest doch, dass ich mir eine neue Wohnung suche, wenn der Vertrag steht.“

„Schon... und es freut mich auch, dass du so schnell was gefunden hast, aber es ist nicht unbedingt das, was ich mir vorgestellt habe...“ Sie ließ sich auf das kleine Sofa fallen und legte die Hände auf ihren Bauch, der sich schon leicht wölbte.

„Möchtest du etwas trinken? Tee?“ Er ging zur Küchenzeile und füllte den Wasserkocher.

„Ja, bitte. Ist es in Ordnung, wenn Saki-chan hier rumläuft? Nicht, dass sie noch was kaputt macht.“ Ayane sah ihrer Tochter nach, die sich neugierig im Raum umsah.

„Das Arbeitszimmer ist abgeschlossen, sonst liegt nichts rum, das sie kaputt machen oder an dem sie sich verletzen könnte.“ Kou goss den Tee auf und trug die Kanne und zwei Becher zum kleinen Tisch im Wohnzimmer, dann setzte er sich auf den Fußboden.

„Die Wohnung ist wirklich hübsch und es ist ruhig, dafür dass sie so zentral liegt. Wer hat dir beim Umzug geholfen?“

„Das meiste, was neu ist, habe ich bestellt, für den Transport meiner Sachen habe ich tatsächlich ganz klassisch ein Umzugsunternehmen beauftragt, sonst hätte mich das Tage gekostet, alles herzuschaffen...“ antwortete er und erwähnte bewusst nicht, dass das Umzugsunternehmen Kazuki gehörte und er dafür keinen Yen hatte zahlen müssen. „Schau nicht so, ich wollte euch nicht fragen, ihr habt genug um die Ohren und ein bisschen Wände streichen kann ich selbst.“

„Hast du im November auch hier im Gebäude gewohnt?“ fragte sie neugierig und goss sich etwas Tee ein. „In derselben Wohnung?“

„Ja und nein... in einer anderen Wohnung, weiter oben. Wieso wolltest du heute so spontan herkommen, stimmt irgendwas nicht?“ wechselte Kou das Thema.

„Ach, nur so... du kommst ja nicht von selbst und Saki-chan redet seit Neujahr ständig davon, dich zu besuchen, heute passte es dann ganz gut in meinen Zeitplan. Nur Kaoru konnte nicht mit, er sitzt noch im Büro“, entgegnete sie. „Ich darf dich doch auch mal vermissen, oder?“

„Natürlich. Es tut mir leid, dass ich so beschäftigt bin und mein Versprechen, euch öfter zu besuchen, nicht halten konnte... es wird auch nicht wirklich weniger Arbeit werden, wie es aussieht, eher mehr.“ Er lächelte zerknirscht. „Ihr könnt aber immer vorbeikommen, wenn es euch passt. Jetzt habe ich ja Platz für Besuch.“

„Nicht, dass du das Angebot noch bereust.“ Sie zwinkerte ihm zu und schaute dann auf. „Ich glaube, Saki-chan erkundet gerade dein Schlafzimmer...“

Kou überlegte kurz, was dort gerade herumlag: Kleidung, sein großer Koffer, den er zur Hälfte gefüllt hatte, die Kiste mit seinen Toys stand daneben, weil er sich noch nicht entschieden hatte, was er mitnehmen sollte, falls er überhaupt irgendetwas mitnahm... Er sprang auf die Füße und eilte ins Schlafzimmer, kurz darauf hastete Saki heraus, je einen bonbonfarbenen Analdildo in den kleinen Händen. Kou holte sie mit wenigen langen Schritten ein und hob sie mitten im Lauf hoch, um ihr die Beute aus den Fingern zu winden.

„Saki-chan will aber spielen!“ Sie zappelte und drückte die Hände an ihre Brust.

„Du kannst mit anderen Sachen spielen, aber damit nicht, Saki-chan“, widersprach er ernst. „Gibst du mir das bitte? Deine Mama hat dir bestimmt dein Lieblingsspielzeug eingepackt.“

„Nein! Meins!“

Ayane stand auf und stellte sich vor die beiden, die Stirn gerunzelt. „Saki-chan? Du weißt doch, dass du erst fragen sollst, wenn du das Spielzeug von anderen benutzen möchtest. Das gilt für Kou-chan genauso wie im Kindergarten.“

„Aber... so hübsch, wie Bonbons. Darf ich bitte?“ Sie schaute Ayane mit großen Augen an, dann Kou.

„Nein, damit... auf keinen Fall.“ Er schüttelte den Kopf.

„Saki-chan... tauschen wir? Du bekommst dafür Hasi, der wartet schon darauf, dass du mit ihm spielst“, bot ihre Mutter an und streckte eine Hand aus, in der anderen hielt sie ihren hellblauen Plüschhasen.

Saki setzte das verdrießlichste Schmollen auf, zu dem sie imstande war, legte ihre Beute jedoch brav in ihre Hand, bevor sie ungeduldig nach dem Hasen griff und ihn an sich drückte. Ayane betrachtete die beiden etwa handlangen, gedrehten Silikongegenstände und sah Kou dann amüsiert an.

„Was? Sie sind desinfiziert und erzähl mir nicht, dass du sowas nicht besitzt, Aya-chan“, entgegnete er, nachdem er Saki abgesetzt hatte, die sich auf ein Kissen neben dem Tisch setzte und begann, ihrem Hasen eine Geschichte zu erzählen.

„Ich... hätte nicht gedacht, dass du etwas besitzt, das bonbonrosa ist, Kou-chan...“ Sie verkniff sich das Lachen, prustete dann aber doch los.

„Schwarz war ausverkauft.“ Er nahm ihr die Toys ab und schob sie sich in die Hosentasche. „Du bist ein Biest, ich dachte, du schlachtest mich, weil Saki-chan das finden konnte...“

„Ach du...“ Sie tätschelte seine Brust. „Sie weiß ja gar nicht, was das ist und außerdem hat sie meine Schublade auch schon mehrfach ausgeräumt und ist mit dem Inhalt durchs Haus gelaufen, mach dir nichts draus.“

„Da hätte ich gerne Kaoru-niis Gesicht gesehen.“ Kou ging zurück ins Schlafzimmer, um die beiden Analdildos und das, was Saki ausgeräumt hatte, wieder in der Kiste zu verstauen, Ayane folgte ihm.

„Ich habe wirklich erwartet, dass du dir endlich mal ein normales Bett kaufst, stattdessen schläfst du immer noch auf einem Futon, Kou-chan“, bemerkte sie überrascht.

„Ich konnte mich nicht entscheiden und Betten sind teuer, wenn man alles neu anschaffen muss. Ich... schlafe auch nicht besonders häufig hier, daher ist das ausreichend“, antwortete er.

Sie deutete auf den halb gepackten Koffer. „Fährst du weg? Du hast gar nichts gesagt.“

„Morgen und ich weiß es auch erst seit gestern, es war sehr spontan und ich bin mir nicht sicher, ob es so eine gute Idee war, zuzustimmen...“ Er fuhr sich mit den Händen durch die Haare und band seinen lockeren Zopf neu, der sich bei der Rangelei mit Saki gelöst hatte.

„Wieso nicht? Ich würde sofort Ja sagen, wenn mir jemand einen Spontanurlaub anbietet und ich nicht arbeiten müsste. Kannst du dir denn frei nehmen?“

„Ich arbeite von dort aus, das habe ich heute Morgen mit Hamasaki-san geklärt, sie hat kein Problem damit, weil der Content für meine Deadline sowieso schon fertig ist und bei ihr liegt“, entgegnete er. „Aber... ich weiß nicht, ob es besonders klug ist, nach etwas mehr als drei Monaten schon zusammen in den Urlaub zu fahren, auch wenn es sich anfühlt, als würde das schon viel länger gehen...“ Er wischte sich die Brille mit dem Saum seines Pullovers ab und setzte sie wieder auf.

„Kou-chan... Kaoru und ich waren keine drei Monate zusammen, als er mich das erste Mal gefragt hat, ob ich ihn heirate, was zerbrichst du dir den Kopf über einen Urlaub, hm?“ Sie kniff ihn in die Wange.

„Da war er betrunken... ich weiß nicht, ob das zählt.“

„Betrunkene sagen immer die Wahrheit, nur erinnern sie sich hinterher oft nicht daran.“ Sie ging zurück ins Wohnzimmer, um nach Saki zu sehen. „Also, wo drückt der Schuh eigentlich?“

„Es... ist der jährliche Familien-Skiurlaub...“ Kou nagte an seiner Unterlippe. „Mit Frau, ihrem Partner und seiner Tochter... und zu allem Überfluss war es die Idee des Partners seiner Frau.“

Ayane klappte die Kinnlade herunter und sie sah ihn nun wirklich überrascht an. „Bitte was? Ist nicht dein Ernst, oder?“

„Wenn ich es doch sage... Ich kenne Haruka-chan, seine Tochter, aber...“ Er drehte den Kopf, als die Wohnungstür geöffnet wurde und Shiro hereinkam mit einer Tasche voll Winterkleidung in der Hand.

„Oh... ich wusste nicht, dass du Besuch hast, Yukimura.“ Shiro blieb kurz im Eingangsbereich stehen und streifte die Sneaker von den Füßen, bevor er ins Wohnzimmer kam. „Akiyama Shiro, freut mich sehr, Sie kennenzulernen, junge Frau.“ Er verbeugte sich höflich vor Ayane, die Tasche hatte er abgestellt.

„Tetsuo sagte mir vorhin schon, dass du noch vorbeikommst, ich habe nur nicht so schnell mit dir gerechnet“, sagte Kou zu ihm. „Aya-chan, das ist Shiro, mein bester Umzugshelfer. Shiro, das ist Yukimura Ayane, meine Schwägerin, das kleine Mädchen dort ist Saki, meine Nichte.“

„Oh, Hallo... kein Grund, so höflich zu sein, ich bin jünger als Kou-chan, wenn auch nur ein paar Monate.“ Sie erwiderte seine Begrüßung.

„Immer noch älter als ich, Yukimura-san.“ Shiro lächelte freundlich. „Ich habe dir meine alten Sachen rausgesucht, da ich mir sowieso neue gekauft habe. Müsste dir passen und du gefrierst nicht zu einem Eiswürfel, Yukimura.“

„Danke, Shiro. Bist du sonst schon fertig mit allem?“

„Mit den Nerven, ja. Mit Packen, nein.“ Er schob sich die Haare aus dem Gesicht. „Ich weiß seit gestern Abend, dass ich für über eine Woche wegfahre und irgendwer muss in der Zeit auf den Sauhaufen aufpassen, ohne dass sie sich gegenseitig umbringen oder sonstigen Unsinn anstellen. Es hat wahrscheinlich keinen Sinn, einen Babysitter für sie zu engagieren, oder?“

„Wenn du einen Babysitter für deine Gang findest, knackst du wahrscheinlich auch den Jackpot im Lotto“, antwortete Kou trocken.

„Ich werde wohl Gorou-san fragen, ob er mich vertritt... und wahrscheinlich lacht er mich erstmal aus, aber da Aniki Tetsuo auch nicht da ist, bleibt mir keine andere Wahl“, entgegnete er zerknirscht. „Dafür stecke ich Haruka-chan kopfüber in eine Schneewehe, das war sicher ihr Vorschlag und nicht der ihrer Mutter.“

Ayane blickte aufmerksam von Shiro zu Kou, der entschuldigend mit den Schultern zuckte.

„Ich will euch aber nicht weiter stören. War schön, Sie kennengelernt zu haben, Yukimura-san. Auf Wiedersehen.“ Er zwinkerte Saki zu, die ihn neugierig beobachtet hatte und ließ sie allein.

 

„So ein Trubel!“ schimpfte das kleine Mädchen. „Tee, Mama?“

„Aber natürlich doch, mein Engel.“ Sie holte Sakis Becher aus ihrer Tasche und füllte ihn mit etwas Früchtetee aus einer Thermoskanne.

Kou ließ sich aufs Sofa fallen und rieb sich seufzend die Nasenwurzel. „Wie du siehst, rechnen alle mit meiner Teilnahme... ich kann nicht absagen.“

„Kou-chan...“ Ayane setzte sich neben ihn. „Du hast mir deinen Partner immer noch nicht vorgestellt, Kaoru auch nicht, auch wenn er wohl eine Ahnung hat, ohne darüber zu reden. Ich kann dir keinen Rat geben, wenn ich ihn nicht kenne. Bis jetzt weiß ich nur, dass er verheiratet ist und eine Tochter hat, das ist etwas zu dürftig, meinst du nicht auch?“

„Ich weiß... aber es wissen nicht viele von uns, von meinen Freunden nur Nao und Tōru und der auch nur, weil er ihn aus anderen Situationen kennt und seine Schlüsse gezogen hat“, antwortete er. „Ich habe euch da bisher rausgehalten, weil ich nicht wollte, dass ihr mir grollt, besonders Kaoru-nii meint ja immer, mich vor mir selbst beschützen zu müssen.“

„Kou-chan, ich bin deine beste Freundin und deine Schwester, du weißt, ich urteile nicht über dich und Kaoru überlass mir, den kriege ich schon gefügig.“ Sie tätschelte seinen Arm. „Also... entweder du rufst ihn jetzt an oder du bringst mich zu ihm. Ich will den Kerl kennenlernen, der meinen Kou-chan so aus der Bahn wirft. Vorher gehen wir nicht nach Hause und ich erlaube dir nicht, wegzufahren.“

Kou zog das Handy aus der Hosentasche und drückte auf das Anrufsymbol unter Kazukis Kontakt. Es klingelte nur kurz, dann wurde der Anruf abgebrochen und wenige Sekunden später ploppte eine Nachricht auf.

 

Onodera K. [16:47]: Gleich da. Hat sie dich leben lassen?

Kou [16:47]: Ja, gerade so.

 

„Du sagst ihm nicht, dass wir noch da sind?“ Ayane schaute ihm über die Schulter. „Woher weiß er das überhaupt und was bedeutet gleich bei ihm?“

Kou sagte nichts und tippte mit dem Zeigefinger auf sein Knie, bei Zwanzig angekommen, wurde die Wohnungstür geöffnet und Kazuki kam herein. Geduscht und angezogen mit hellgrauer Anzughose und weißem Stehkragenhemd, die Haare locker zurückgekämmt.

„Kou, du hättest ruhig Bescheid sagen können, dass du Besuch bekommst, dann hätten wir das vorhin besser timen können...“ Er hielt inne und schaute Ayane an. „Guten Tag, Yukimura-san.“ Er neigte höflich den Kopf.

„Du hättest mir auch sagen können, dass ihr mittags trainieren wollt, Kazuki“, entgegnete er schmollend. „Ich dachte, mir bleibt das Herz stehen, das war wirklich nicht lustig.“

„Doch, sehr lustig. Tetsuo hat zehn Minuten nicht aufgehört zu lachen, ich dachte schon, er erstickt.“ Er blieb mit etwas Abstand vor dem Sofa stehen, sein typisches Schmunzeln auf den Lippen. „Ich wollte nicht unhöflich sein, Yukimura-san, aber ich glaube nicht, dass der Aufzug der beste Ort für eine Vorstellungsrunde war. Onodera Kazuki, es freut mich, Sie kennenzulernen, Kou hat mir schon viel von Ihnen erzählt.“

„Und er kein Wort...“ Ayane hatte Mühe, ihre Mimik zu kontrollieren. Ihr Blick wanderte von Kazuki zu Kou, dem das ganze sichtlich unangenehm war. „Jetzt verstehe ich so einiges.“ Sie stand auf und schaute ihn ernst an, dazu musste sie den Kopf in den Nacken legen, denn sie reichte ihm nur bis zur Brust. „Wenn Sie Kou-chan wehtun, häute ich Sie persönlich bei lebendigem Leib. Haben wir uns verstanden?“

„Das würde mir im Traum nicht einfallen“, antwortete er ruhig, dann schaute er kurz zu Kou. „Außer er will es.“

„Ugh... erschießt mich bitte jemand, das ist ja nicht auszuhalten...“ Kou drückte sich ein Sofakissen ins Gesicht.

„Peng!“ Saki zielte mit ausgestrecktem Daumen und Zeigefinger auf Kou.

„Danke, Saki-chan, immerhin eine, die auf meiner Seite ist.“ Er rutschte auf die Seite und blieb liegen, das Kissen immer noch auf seinem Gesicht.

„Bleiben Sie zum Essen?“ fragte Kazuki, nachdem die Fronten geklärt waren. „Ich muss den Kühlschrank noch leer kriegen, bevor wir morgen fahren.“

„Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich Kou-chan mit Ihnen mitfahren lasse, nach... wo geht es eigentlich hin?“

„Nagano, Shiga-Hochebene. Ich habe dort ein kleines Haus, in das wir jeden Winter fahren“, antwortete er. „Er wäre in knapp vier Stunden wieder hier, wenn es ihm zu viel wird. Es ist mir bewusst, dass es nicht die einfachste Situation ist und ich hätte den Vorschlag selbst auch nicht gemacht, wenn ich nicht wüsste, dass die anderen Beteiligten es befürworten.“

„Habe ich da Ihr Wort drauf? Dass Sie ihn mir nach Hause bringen, wenn er Panik bekommt?“ Ayane runzelte besorgt die Stirn.

„Selbstverständlich.“ Kazuki nickte. „Sobald er mir sagt, dass er es nicht aushält, fahre ich ihn persönlich zurück. Kou... ist mir wichtiger als ein jederzeit wiederholbarer Skiurlaub.“

„Wenn das so ist... bleiben wir gerne zum Essen“, beantwortete sie die zuvor gestellte Frage. „Ich sage nur meinem Mann Bescheid, dass er sich heute selbst etwas organisieren muss und wir später kommen.“

„Willst du da so liegen bleiben, Kou?“ Er setzte sich auf die Armlehne des Sofas und strich ihm mit den Fingerspitzen über den Kopf, während Ayane telefonieren war.

„Ja... bis ich aufgehört habe, zu weinen, weil ihr so furchtbar seid...“ entgegnete er, seine Stimme durch das Kissen gedämpft.

„In Ordnung. Hast du in deinem Kühlschrank noch Sachen, die gegessen werden müssen?“

„Einige, ich war vorgestern erst einkaufen... Bedien dich.“

Kazuki sondierte Kous kleinen Kühlschrank und räumte alles, was nicht länger haltbar war, in eine Tasche. Saki tätschelte Kous Hand, bis er sich wieder aufsetzte und mit dem Ärmel über seine Augen rieb.

„Du bist so eine Heulsuse, Kou-chan“, neckte Ayane ihn, während sie die Sachen ihrer Tochter zusammensuchte und in ihre Tasche stopfte.

„Sagt die Richtige...“ Er hob Saki auf seinen Schoß und knuddelte sie, bis sie kicherte. „Ich habe euch alle furchtbar lieb.“

„Kommt ihr mit hoch? Deine Küche ist mir eindeutig zu klein, Kou.“ Kazuki schulterte die Stofftasche und ging in Richtung Eingangsbereich, um seine Schuhe anzuziehen.

„Ja, aber auch nur, weil du dich über fünf Quadratmeter ausbreitest, wenn du kochst.“ Kou stand mit Saki auf dem Arm auf und folgte ihm zusammen mit Ayane. „Das Arbeitszimmer zeige ich dir das nächste Mal, Aya-chan, okay?“

„Das interessiert mich gerade herzlich wenig, mein Lieber.“

 

Sie war dezent baff, als sie kurz darauf den Flur im oberen Stockwerk betraten, von dem nur zwei Türen abgingen, von denen Kazuki eine öffnete und ihnen offen hielt, bis sie eingetreten waren.

„Heiliger... die ist ja riesig...“ Sie ging staunend ins Wohnzimmer und blieb vor dem Fenster stehen, hinter dem sich der Garten befand, der in der Dämmerung von kleinen Lichtern erhellt wurde, Saki folgte ihr ebenso staunend.

„Für wie viele Personen willst du kochen? Das reicht ja für eine ganze Fußballmannschaft...“ Kou lehnte sich an den Küchentresen und bestaunte die Zutaten, die sein Partner auf der Arbeitsplatte ausgebreitet hatte. „Du wusstest doch, dass du wegfährst, warum hast du so viel da?“

Kazuki zog ihn am Kragen zu sich und küsste ihn. „Weil ich damit gerechnet habe, dass du absagst und ohne dich wollte ich nicht fahren. Wir nehmen einen Teil davon mit, ich mache nur so viel, wie wir schaffen und vielleicht Tetsuo noch isst, wenn er wieder da ist.“

„Soll ich dir helfen? Nicht, dass du dein Hemd noch schmutzig machst... deine Schürze ist noch in der Wäsche.“

Ayane kletterte auf einen der Barhocker, damit sie ungefähr auf einer Höhe mit Kou war, dann schaute sie Kazuki direkt an. „Ich will ja nicht wählerisch sein, aber schaffen Sie es, etwas für Kleinkinder und Schwangere zu kochen?“

„Das ist schon länger her, ich bin aber immer offen für Ratschläge“, antwortete er, nachdem er Kous Kragen losgelassen hatte.

„Ich schau mal nach Saki...“ Er machte sich auf die Suche nach seiner Nichte, die sich die Nase an der Scheibe zum Garten plattdrückte.

Wenig später gesellte sich Kazuki zu ihm.

„Wolltest du nicht kochen?“ Kou hockte mit Saki auf dem Fußboden und flocht ihr die Haare.

„Deine Schwägerin hat mich aus meiner eigenen Küche geworfen.“ Er ging in die Hocke und betrachtete ihn bei seinem Tun. „Wir können also nur warten und das Beste hoffen, nicht dass sie mich doch noch vergiftet.“

„Das würde sie nicht, damit würde sie mir ja wehtun“, sagte er leise. „So, Saki-chan, deine Frisur ist fertig. Bist du zufrieden?“

Saki betrachtete ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe. „Jau, sehr gut, Kouji-chan! Darf ich... darf ich da raus? Ist so hübsch.“

„Es ist kalt draußen, nicht, dass deine Mama uns noch schimpft.“ Er strich ihr über die Wange, bevor sie davonlief und die petrolfarbene Decke vom Sofa holte, in die Kou sich immer einrollte, wenn ihm kalt war.

„Man merkt wirklich, dass ihr verwandt seid. Darf ich?“ Kazuki nahm die Decke aus ihren kleinen Händen, nachdem sie genickt hatte, und wickelte sie darin ein, bis sie aussah wie eine kleine Raupe, dann hob er sie hoch. Er öffnete die Tür einen Spalt und schlüpfte mit ihr heraus, da er wusste, dass es Kou viel zu kalt war, um ohne Jacke nach draußen zu gehen. Kou blieb dort sitzen, wo er war und beobachtete, wie er mit ihr durch den schwach erhellten Garten ging, hier und da stehenblieb, um ihr etwas zu zeigen oder zu erklären, und sein Herz lief über vor Zuneigung. Er wollte keine eigenen Kinder, dessen war er sich sicher, aber es berührte ihn, wie einfach Kazuki sich auf Saki einließ und sie beschäftigte, sie ernst nahm, obwohl sie erst vier war. Ihr Geburtstag lag zwei Wochen zurück und er hatte sie nicht besuchen können, weil er den ganzen Tag in einem Meeting mit Miho, Tsubaki und Yoshino gesessen hatte, was ihm immer noch leidtat, auch wenn sie der Bedeutung wahrscheinlich noch nichts beimessen konnte. Es war aber nicht dasselbe, das Geschenk einige Tage später vorbeizubringen, wenn der ganze Trubel verflogen war und fühlte sich falsch an, auch wenn weder Ayane noch Kaoru ihm einen Vorwurf machten. Er hob den Kopf, als Ayane sich neben ihn stellte.

„Du zerfleischst dich doch nicht noch selbst, weil du nicht zu ihrem Geburtstag kommen konntest, Kou-chan?“ fragte sie leise.

„Ein wenig... es wird besser“, antwortete er ehrlich.

„Du bist ein Dummie, weißt du das?“ Sie zog ihn sanft am Ohr. „Er ist anders, als ich es erwartet habe... in der Presse wirkt er immer so unnahbar, kalt und berechnend. Ich bin tatsächlich positiv überrascht, er scheint ein guter Mensch zu sein, auf seine Art. Er ist wahrscheinlich eine Granate im Bett, was?“

„Aya-chan...“ protestierte Kou und drehte den Kopf weg, sein Gesicht war knallrot angelaufen. „Ich bin nicht deshalb mit ihm zusammen... also nicht nur...“

Ayane hockte sich neben ihn und lehnte sich grinsend an seine Schulter. „Wir erzählen es besser nicht Kaoru, aber wie viele deiner Fetische kannst du mit ihm ausleben?“

Er schlug die Hände vors Gesicht und seufzte frustriert. „Alle? Keine Ahnung... wir sind noch nicht durch...“

In der Küche piepte etwas. „Oh, das Essen ist fertig. Rufst du sie rein?“ Sie stand auf und ging zurück, um nach dem Essen zu sehen.

Kou klopfte an die Scheibe, um Kazuki auf sich aufmerksam zu machen, der daraufhin zurückkam und Saki auf dem Sofa absetzte, die fröhlich plapperte, während er sie aus der Decke befreite. Ayane stellte drei gut gefüllte Teller auf den Tisch und einen kleineren für Saki, dann setzte sie sich neben sie.

„Wenn es euch zu schwach gewürzt ist, nehme ich es euch nicht übel, das noch nachzuholen“, sagte sie und drückte ihrer Tochter einen Löffel in die Hand.

„Vielen Dank fürs Kochen, Yukimura-san.“ Kazuki neigte anerkennend den Kopf und widmete sich seiner Portion, Kou tat es ihm gleich.

„Es ist noch eine Portion übrig für Tetsuo-san, Sie erwähnten ihn vorhin. Mach langsam, Saki-chan, sonst kleckerst du alles voll.“

„Tetsuo wird deine Kochkünste nicht zu schätzen wissen, Aya-chan, er vergewaltigt sein Essen immer mit einer riesigen Ladung Chili.“

„Hmm... ich denke schon, dass er das tut, wenn sie ihm vorher androht, ihn an den Füßen vom Balkon zu hängen.“

„Sowas mache ich nicht, ich bin sanft, wie ein Lamm... und er ist ja nicht der, mit dem mein Kou-chan ins Bett steigt.“ Sie schob den kleineren Teller unter Sakis Kinn, um Schlimmeres zu verhindern, während sie die beiden Männer ihr gegenüber ansah, die sich spontan verdächtige Blicke zuwarfen. „Was...? Sag nicht... Kou-chan?“

„Wie? Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst, Aya-chan, du bildest dir da etwas ein...“ Kou trank hastig einen Schluck Wasser und verschluckte sich, als Tetsuo polternd hereinkam, ein Snowboard unter den Arm geklemmt.

„Kazuki, hast du den Schlüssel für den RX hier, dann räume ich dir das noch ein... oh, störe ich?“ Er stellte das Board an die Wand und zog die Schuhe aus, er trug Jeans und eine dunkle Sweatshirtjacke unter der dunkelroten Gangjacke, die er an einen Haken an der Garderobe hing. „Alles in Ordnung, Kou?“

„Alles... gut...“ Er holte tief Luft, nachdem seine Luftröhre wieder frei von Flüssigkeit war.

„Ach... er nennt dich also doch beim Vornamen?“ Ayane stützte das Kinn auf die Hand und schaute Kou ernst an.

„In der Küche ist noch Essen, wenn du hungrig bist, Tetsu“, sagte Kazuki, der Kou fürsorglich über den Rücken strich. „Ich rate dir, es klaglos zu essen, sonst schneidet sie dich in Scheibchen und verfüttert sie an deine Katze.“

„Wie? Als ob Aoi mich essen würde, die ist wählerischer als jede Prinzessin.“ Er holte sich den Teller aus der Küche und setzte sich dazu.

„Ihr macht mich fertig...“ Kou legte den Kopf auf den Tisch. „Aya-chan... mit wem ich ins Bett steige, ist allein meine Sache, es gibt nur einen, der außer mir noch Mitspracherecht hat und der sitzt neben mir.“

„Tut mir leid, Kou-chan... ich mache mir nur ständig Sorgen um dich“, sagte sie bedrückt.

„Schon gut, ich weiß... mir ist das nur gerade etwas zu viel Trubel um mich selbst.“ Er richtete sich auf und lehnte sich an Kazukis Schulter. „Es gibt keinen Grund zur Sorge, Aya-chan. Ich kann deine Bedenken vollkommen nachvollziehen, aber ich bin in guten Händen und ich bin schon groß und kein Teenager mehr, wie du vor einiger Zeit selbst gesagt hast.“

„Ich weiß, welcher Ruf uns nachgesagt wird und zum Teil ist da durchaus etwas dran, aber auch wenn es deshalb nicht so wirkt, ist es Kou völlig frei, zu gehen, wann immer ihm danach ist“, sagte Kazuki, der sich bisher zurückgehalten hatte. „Er gehört mir, solange er das will und es war ein Kompromiss für seine Unabhängigkeit, eine eigene Wohnung zu beziehen, statt hier einzuziehen. Abgesehen von seiner mit mir vertraglich geregelten Arbeit, halte ich ihn komplett aus dem raus, was ich sonst tue und es wird keine Überschneidungen geben, die seine Sicherheit gefährden könnten, solange ich es verhindern kann.“

„Ihr liebt euch wirklich, was?“ Sie schaute die beiden an, besänftigt durch Kazukis Ausführungen.

„Da passt kein Blatt Papier dazwischen...“ sagte Tetsuo stattdessen, weil Kou sich an seinen Partner kuschelte und seine volle Aufmerksamkeit auf sich lenkte. „Yukimura-san, ich kenne Kazuki seit meinem zwölften Geburtstag, und es bräuchte wahrscheinlich sehr viel mehr als die Yakuza, um die beiden wieder auseinanderzubringen. Kou ist auch der erste seiner Partner seit... sehr langer Zeit, den Sayuri-nee-san kennenlernen will und sie ist noch wählerischer als meine Katze. Die Kou übrigens auch ab der ersten Sekunde adoptiert hat“, fügte er trocken hinzu.

„Hmm... ich denke, wir sollten uns auf den Heimweg machen“, sagte sie, da Saki anfing zu quengeln. „Soll ich Kaoru irgendetwas ausrichten, Kou-chan? Also, außer, dass du sehr gut aufgehoben und glücklich bist?“

„Du kannst ihm sagen, dass ich ihn liebe, er ist der beste Bruder, den man sich wünschen kann“, antwortete er grinsend.

„Das freut ihn sicher, das nächste Mal sagst du es ihm aber selbst, sonst nehme ich Gebühren für die Übermittlung.“

„Natürlich. Ich bringe euch noch zu deinem Auto.“

Er erhob sich, nachdem er Kazukis Hand gedrückt hatte und half ihr mit Saki, die schon halb schlief, nun da sie satt und ausreichend beschäftigt gewesen war. Kazuki und Tetsuo blieben allein in der Wohnung zurück.

„Ich habe nicht erwartet, dass du sie gleich mit hier hochnimmst.“ Tetsuo lehnte sich auf die Ellbogen zurück und schaute ihn amüsiert an.

„Kou hat mich in eine Falle gelockt und ich musste improvisieren.“ Er räumte die Teller zusammen, blieb aber sitzen.

„Manchmal erinnert er mich an...“ begann der Blonde.

„Sag es nicht, sie sind vollkommen unterschiedliche Menschen und Kou ist alles andere als ein Ersatz für ihn“, unterbrach Kazuki ihn. „Und komm nicht auf die Idee, ihm das zu erzählen. Er muss nichts wissen über meine Verflossenen oder meinen ersten Freund, noch nicht, dafür ist es viel zu früh.“

„Du wirst schon wissen, was du tust, großer Samurai.“ Tetsuo stand auf, um zur Tür zu gehen. „Ich gehe den Kram in dein Auto räumen. Shiro fährt morgen bei mir mit. Sayuri-nee-san meinte, es reicht aus, wenn wir uns dort treffen, unterwegs sollte nichts passieren, was sie oder Hayashi-san nicht selbst regeln können und ihr zwei kommt allein auch mehr als gut zurecht.“

„Tu das. Wir sehen uns morgen, Tetsu.“

Chapter 61

Summary:

„Ich dachte, du wärst noch so müde.“ Kazuki strich ihm sanft über den Kopf. „Bist du jetzt wach?“

„Nein, ganz und gar nicht, aber sowas von... geil, das war nicht nett von dir, weißt du?“ Kou schmiegte sich an seine Hand.

„Ich bin eben nicht nett.“ Er beugte sich zu ihm herab und zog ihn zu sich für einen heißen Kuss, der ihn leise wimmern ließ. „Du vergisst zu oft, wo dein Platz ist, Kätzchen. Du kriegst nichts mehr, bis wir heute Abend allein sind und wie ich Sayuri kenne, kann das spät werden. Ich kann dir aber nicht versprechen, dass du dann besonders viel Schlaf bekommst, ich werde mir Zeit lassen... viel Zeit...“

„Aber... was ist... wenn uns jemand hört?“

„Es ist mir vollkommen egal, ob dich jemand schreien hört oder nicht“, entgegnete er kühl und stand auf, Kou zog er am Arm auf die Füße. „Und du wirst schreien, dessen bin ich mir sicher.“

Chapter Text

Kou saß rittlings auf seinem großen Koffer und wartete auf Kazuki, der noch im Büro war und telefonierte. Er hatte ursprünglich nur etwas holen wollen, doch waren nun schon zwanzig Minuten vergangen. Er war hundemüde, da er vor Aufregung nicht hatte schlafen können, obwohl sein Partner ihm versichert hatte, dass er sich keine Sorgen machen musste – bevor er selbst eingeschlafen war, einen Arm um Kou gelegt, der Löcher in die Dunkelheit des Schlafzimmers gestarrt hatte, während er versuchte, seine Nerven zu beruhigen. Haruka hatte ihm am Abend zuvor eine Nachricht geschrieben, mit der Bitte, Kleidung einzupacken, die partytauglich war, was ihn ratlos vor seinem Schrank sitzen ließ, da sie wahrscheinlich eine andere Definition für partytauglich hatte als er. Er hatte daher mehrere Sachen eingepackt, die er für passend erachtete, Hemden, T-Shirts und Hosen, zusätzlich zu dem, was er an normaler, warmer Kleidung eingepackt hatte, weshalb er seinen Koffer nur mit größerer Kraftanstrengung hatte schließen können. Die Technik zum Arbeiten hatte er in einem Rucksack und einer gepolsterten Tasche für das Grafiktablet untergebracht.

Kou erhob sich von seinem Platz und schlurfte zur Zwischentür, die ins Büro nebenan führte. Sie stand halb offen, Kazuki saß an seinem Schreibtisch, hatte das kleine Headset Ohr und das Macbook vor sich aufgeklappt, offensichtlich war aus dem Telefonat eine spontane Videokonferenz geworden. Er lauschte konzentriert den Ausführungen seines Gesprächspartners, nur das leichte Tippen mit dem Zeigefinger auf sein Knie ließ seine Ungeduld erahnen. Der Blick seiner dunkelbraunen Augen huschte für einen kurzen Moment zu Kou, der leise hereingekommen und außerhalb des Kamerawinkels stehengeblieben war, bevor er ihn wieder auf den Monitor richtete. Ihm entging dadurch das verschmitzte Grinsen des Jüngeren, der lautlos auf die Knie sank und an seinen Beinen vorbei unter den Tisch kroch, bis er gemütlich darunter Platz nehmen konnte. Die Rückwand des Tisches verhinderte jeden Blick auf das, was sich darunter befand, Kou fielen spontan mehrere Dinge ein, die man dadurch tun könnte. Fürs Erste beschränkte er sich jedoch darauf, Kazuki die Socken auszuziehen und seine Füße zu massieren, die er auf seinen überkreuzten Beinen abgelegt hatte. Mit den Daumen strich er über seine Fußsohle, gerade fest genug, dass er ihn nicht kitzelte. Er hatte nicht die größte Erfahrung darin, sondern tat das, was er selbst gerne mochte und ihm richtig erschien, da Kazuki sie ihm nicht entzog, machte er zumindest nichts falsch. Kou weitete die kleine Massage auf seine Knöchel und Waden aus, soweit er herankam, nachdem er den weichen Wollstoff der obligatorischen Anzughose hochgeschoben hatte, froh darüber, dass er seine Finger beschäftigen konnte, da er immer noch mehr als nervös aufgrund des bevorstehenden Urlaubs war. Kazuki rutschte ein Stück mit seinem Stuhl vor, nachdem er mit den Fingernägeln über sein Schienbein gestrichen hatte, so dass er besser herankam, dachte er jedenfalls. Kou unterdrückte ein Stöhnen, weil er einen seiner Füße gegen seinen Schritt drückte und die Zehen um seinen wie erwartet schnell hart werdenden Penis legte, den er durch den elastischen Stoff seiner Hose leicht fand.

„...selbstverständlich, Suzuki-san, schicken Sie die Unterlagen zur Prüfung an mein Büro und ich kümmere mich persönlich darum, sobald ich wieder zurück bin“, hörte er seine Stimme, leicht gedämpft durch die massive Tischplatte. „Oh, wirklich? Das klingt interessant.“

Kou lehnte die Stirn an Kazukis Knie, während er sich an seinem Fuß rieb. Er spürte seine Finger an seinem Kopf, die fest über seine Kopfhaut strichen und sich dann in seinen Haaren vergruben. Ein leichtes Ziehen daran ließ ihn aufschauen, Kazuki hatte die linke Hand auf seinem Oberschenkel abgelegt, auf den er sacht klopfte, um ihm mitzuteilen, dass er näher kommen sollte. Kou rutschte von seiner sitzenden Position auf die Knie, kurz bedauerte er, dass er so auf die Behandlung durch seinen Fuß verzichten musste, dann kroch er ein Stück vor, bis er mit der Nase kurz vor Kazukis Schritt angekommen war, der breitbeinig auf dem bequemen Lederstuhl saß. Er drückte einen Kuss auf die Finger seiner linken Hand, unschlüssig, ob er das tun sollte, was ihm schon zu Beginn in den Kopf gekommen war, auch wenn die unübersehbare Erektion seines Partners kaum einen anderen Schluss zuließ. Es gefiel ihm und Kou wusste, dass er sein Gespräch fortführen würde, ohne eine Miene zu verziehen.

Kazuki hörte nur noch halb zu. Suzuki, ein alter Geschäftspartner seines Schwiegervaters, plauderte aus dem Nähkästchen und hielt ihn im Gespräch, obwohl der geschäftliche Teil längst erledigt war. Er war vor Kurzem ein weiteres Mal Großvater geworden und schwärmte nun von seiner kleinen Enkelin. Kazuki wusste nur grob, wie viele Kinder und Enkel er hatte, mehr als einmal hatte er ihm einen seiner männlichen Nachkommen als potenziellen Ehemann für Haruka angeboten, was er immer geschickt und höflich ablehnen konnte. Was Kou unter dem Tisch tat, war um ein Vielfaches interessanter, auch wenn er jetzt zögerte. Ohne nach unten zu sehen, strich er mit den Fingern der Linken über seine Wange, seine weichen Lippen, die er leicht geöffnet hatte. Er wartete auf eine Anweisung von ihm, ganz der gehorsame Sub, der er war. Kazuki schob Zeige- und Mittelfinger in seinen Mund, an denen er gierig lutschte, seine Zunge rieb über die Unterseite seiner Fingerglieder, drängte sich dazwischen und erkundete jeden Millimeter von dem, was er ihm gab. Mehr als das würde er nicht bekommen. Kou hatte ihn mit seiner sanften, süßen Art in den vergangenen Wochen zu oft dazu gebracht, ihm genau das zu geben, was er wollte, ohne ihn daran zu erinnern, wo sein Platz war. Dass er jetzt unter dem Tisch zu seinen Füßen saß wie ein treuer Schoßhund, kam ihm gerade recht, auch wenn er sein Bestes gab, ihn aus dem Konzept zu bringen. Er lutschte an seinen Fingern als wären sie sein Penis und allein der Gedanke daran, ließ eben diesen in seiner Hose zucken.

„Oh, verzeihen Sie mein Geschwafel, Onodera-san“, hörte er Suzuki schließlich sagen. „Sie erwähnten, Sie wollten heute noch nach Nagano fahren?“

„Ganz recht, ich hatte geplant zum Mittag dort zu sein“, antwortete er und schaute kurz auf seine Uhr. „Jetzt wird es wohl ein etwas späteres Mittagessen.“

„Dann will ich Sie nicht länger als nötig aufhalten.“

„Vielen Dank, Suzuki-san. Wir sprechen uns wieder, sobald ich die Unterlagen durchgesehen habe. Ich melde mich bei Ihnen.“

Kazuki beendete das Gespräch, sobald die üblichen Abschiedsfloskeln ausgetauscht waren und klappte das Macbook zu. Er schaute nach unten zu Kou, der den Kopf an seinen rechten Oberschenkel gelehnt hatte, das Kinn nass von Speichel, die Augen feucht vor Erregung. Sein Atem ging schwer, nachdem er die Finger aus seinem Mund herausgezogen hatte. Er schaute ihn an mit diesem Blick, der bedeutete, dass er alles mit ihm machen konnte, was er wollte. Ihn wie zwei Tage zuvor auf dem Schreibtisch nehmen oder ihn einschnüren, wie ein Paket, solange er irgendwann kommen durfte. Der Blick ähnelte dem, den er bei ihrem ersten Treffen hatte, während er ihn mit dem vegetarischen Sushi gefüttert hatte, nur dass er ihm jetzt bedingungslos vertraute und wusste, dass er ihn nicht ausnutzen würde, so wie er es einige Monate zuvor höchstwahrscheinlich getan hätte.

„Ich dachte, du wärst noch so müde.“ Kazuki strich ihm sanft über den Kopf. „Bist du jetzt wach?“

„Nein, ganz und gar nicht, aber sowas von... geil, das war nicht nett von dir, weißt du?“ Kou schmiegte sich an seine Hand.

„Ich bin eben nicht nett.“ Er beugte sich zu ihm herab und zog ihn zu sich für einen heißen Kuss, der ihn leise wimmern ließ. „Du vergisst zu oft, wo dein Platz ist, Kätzchen. Du kriegst nichts mehr, bis wir heute Abend allein sind und wie ich Sayuri kenne, kann das spät werden. Ich kann dir aber nicht versprechen, dass du dann besonders viel Schlaf bekommst, ich werde mir Zeit lassen... viel Zeit...“

„Aber... was ist... wenn uns jemand hört?“

„Es ist mir vollkommen egal, ob dich jemand schreien hört oder nicht“, entgegnete er kühl und stand auf, Kou zog er am Arm auf die Füße. „Und du wirst schreien, dessen bin ich mir sicher.“

 

Kou stand staunend neben dem dunkelroten Lexus RX 450h, den er bisher noch nicht gesehen hatte, während Kazuki seinen Koffer einlud. Ein Drittel der Rücksitzbank des SUVs war umgelegt und mit einer Decke abgedeckt, darauf lagen zwei Snowboards, die ordentlich festgezurrt waren, damit sie bei der Fahrt nicht verrutschen konnten. Eine verschlossene Kiste mit Klappdeckel stand neben den Koffern, er vermutete, dass sich dort weiteres Zubehör befand. Kous Technikrucksack und die Tasche mit seinem Grafiktablett deponierte Kazuki hinter dem Fahrersitz auf dem Boden, eine Kühlbox mit dem restlichen Inhalt des Kühlschranks stand hinter dem Beifahrersitz, ihre Jacken legten sie auf die noch freie Rücksitzbank.

„Sag mal... dunkelrot ist wirklich deine absolute Lieblingsfarbe, oder?“ Kou strich mit den Fingern über das rote Leder der Sportsitze, bevor er auf der Beifahrerseite einstieg.

„Schon seit ich denken kann“, antwortete Kazuki und stieg ebenfalls ein. „Es beruhigt mich, so seltsam es klingt. Für die Stadt ist das Auto zu sperrig, sonst würde ich es öfter fahren.“

„Dann musst du eben öfter aus der Stadt raus...“ Er schaute ihn grinsend von der Seite an. „So wie jetzt. Wie oft bist du im Jahr in dem Haus in Nagano?“

„Nicht so oft, wie ich es sein sollte, so teuer wie es war. Im Sommer ist es auch angenehm dort, wenn man gerne wandert.“ Er tippte die Route im Display an, bevor er das Auto startete und flüsterleise aus der Tiefgarage herausfuhr.

Kou schlüpfte aus seinen Stiefeln und zog ein Bein an, bevor er sich entspannt zurücklehnte und die Augen schloss. Autofahren machte ihn immer müde, so gern er auch wach geblieben wäre, um die Zeit mit Kazuki zu genießen, zehrte der Schlafmangel der vergangenen Nacht an ihm und er war eingeschlafen, bevor sie Tokio hinter sich gelassen hatten.

Eine sanfte Berührung an seiner Wange ließ ihn aufwachen und verschlafen blinzeln. Vor dem Auto befand sich ein Schneehaufen, dahinter erkannte er die Gebäude eines Rasthofs. Kazuki hatte sich abgeschnallt und sich halb zu ihm umgewandt, einen Arm auf der Rückenlehne seines Sitzes abgelegt.

„Hmm... sind wir schon da?“ fragte Kou gähnend, mühsam gegen die nachklingende Müdigkeit ankämpfend.

„Noch nicht. Du hast drei Stunden durchgeschlafen und den Stau verpasst“, antwortete der Ältere. „Wir haben noch zwei Stunden vor uns, wenn der Verkehr weiter so kriecht, irgendwo ist noch eine Straßensperrung und ich brauche ein Pause.“

„...gib mir einen Moment. Mein Bein ist eingeschlafen.“ Kou streckte vorsichtig seine Beine aus und wackelte mit den Zehen, bis alles kribbelte.

„Hast du Hunger? Da wir sowieso zu spät ankommen für Sayuris geplantes Mittagessen, können wir auch jetzt etwas essen“, fragte Kazuki. „Du hast nicht viel gefrühstückt.“

„Mhm... weil ich so früh morgens selten viel essen kann.“ Er nahm die Wasserflasche entgegen, die er ihm reichte und trank einen Schluck. „Ich glaube aber nicht, dass ich jetzt trotzdem viel essen kann... ich bin immer noch furchtbar nervös, Kazuki.“ Er legte die Hände um die Flasche und betrachtete den Schnee vor sich. „Was ist... wenn Sayuri mich überhaupt nicht leiden kann?“

Kazuki hatte Mühe, seine Belustigung über Kous Sorgen zu unterdrücken. Er nahm es durchaus ernst, dass es ihn nervös machte, aber es gab keinen Grund dazu. Er beugte sich zu ihm, legte den Arm um seine Schultern und drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe. „Du musst dir überhaupt keine Sorgen machen, okay? Es ist vollkommen unerheblich, ob sie dich mag oder nicht, ich liebe dich und das ist das Wichtigste.“

„Aber... bei der Party damals sah sie nicht besonders begeistert aus über meine... Anwesenheit“, erinnerte er ihn.

„Kou... das ist Monate her, seitdem hat sich viel geändert und ehrlich gesagt, galt ihr Unmut mir und nicht dir.“ Er kraulte seinen Nacken.

„Dir? Wieso das?“ Kou wandte den Kopf zu ihm, so dass ihre Nasen sich fast berührten.

„Sie kennt mich wie sonst kaum jemand, sie wusste ganz genau, was mein Ziel an diesem Abend war und hielt es für einen schlechten Zeitpunkt, mir einen neuen Toyboy anzulachen, den ich zu leicht kaputt machen könnte“, erklärte er aufrichtig.

„Verstehe... trotzdem, eben, weil sie dich so gut kennt...“ Kous sorgenvoller Protest wurde von einem Kuss beendet, mit dem Kazuki seine Lippen verschloss.

„Vertrau mir, es wird alles gut werden und ich bin ja auch noch da, um dich zu beschützen“, murmelte er gegen seine Lippen. „Und jetzt lass uns etwas essen und Kaffee trinken, bevor ich dich aufesse, weil du so süß bist, wenn du dir Sorgen machst.“ Er gab ihm noch einen Kuss, bevor er ihn losließ, um auszusteigen und ihre Jacken vom Rücksitz zu holen.

Kou lief hastig voraus zum Eingang des Restaurants, um die Restwärme des Autos und der Sitzheizung nicht an den kalt blasenden Wind zu verlieren, der über den Parkplatz fegte. Kazuki folgte ihm langsamer, während er eine Nachricht in sein Handy tippte, um Sayuri Bescheid zu sagen, dass sie sich verspäten würden.

Sie einigten sich auf eine große Portion Karaage mit zwei Schälchen Reis, da Kou sich immer noch unsicher war, wie viel er schaffen würde. Schlussendlich musste Kazuki sich eine zweite Portion holen, da Kous Appetit doch größer war und er das frittierte Hühnchen fast allein aufaß.

Kou lehnte sich auf seinem Platz zurück, nachdem er aufgegessen hatte und zog das Handy aus seiner Tasche, das er auf lautlos gestellt hatte, damit er schlafen konnte. Er hatte einige Twitter-Benachrichtigungen, die er ungelesen wegwischte, weil er sich jetzt nicht darum kümmern wollte. Ayane wünschte ihm per LINE-Nachricht viel Spaß und bat ihn, ihr wenigstens ein Souvenir mitzubringen, wenn er schon so spontan in den Urlaub fuhr. Während er an seinem Kaffee nippte, ploppte eine Nachricht von Tōru auf.

 

Tōru [12:34]: Hast du kommende Woche irgendwann Zeit?

Kou [12:35]: Tut mir leid, ich bin bis zum 16. nicht in Tokio. Worum geht’s denn?

Tōru [12:35]: Du wolltest mir deine Wohnung zeigen, schon vergessen (・・ ) ?

Kou [12:36]: Vergessen habe ich es nicht, mir ist nur was dazwischen gekommen... spontan.

Kou [12:36]: Ich weiß es auch erst seit vorgestern Abend. (⁄ ⁄•⁄ω⁄•⁄ ⁄)

Tōru [12:37]: Wo bist du denn? Und dann noch über den Valentinstag...

 

Kou schaute auf, als ihm bewusst wurde, welches Datum in einer Woche sein würde. Er wusste es natürlich, weil er extra ein Bild dafür angefertigt hatte, aber da er lange keine Beziehung mehr hatte, die länger als wenige Wochen gehalten hatte, hatte er dem Valentinstag keine große Bedeutung beigemessen oder auf sich selbst bezogen.

„Ist was? Wer hat dir geschrieben?“ Kazuki beobachtete ihn über den Rand seiner Tasse hinweg, die er sich an die Lippen hielt, nachdem er einen Schluck getrunken hatte.

„Tōru... er fragte, ob er mich nächste Woche besuchen könnte, aber ich bin ja nicht da“, antwortete er. „Kann ich ihm sagen, wo ich bin?“

„Natürlich.“ Er stellte die Tasse ab und stützte schmunzelnd das Kinn auf die Hand. „Vielleicht kühlt es ihm ein bisschen den Kopf, wenn du ihm sagst, dass ich dich für einen romantischen Winterurlaub in die Berge entführt habe.“

Kou starrte ihn an und fühlte seine Wangen heiß werden. Offensichtlich war es ihm auch anzusehen, denn sein Partner grinste ihn nun an.

„Kazuki... sag doch sowas nicht...“ murmelte er verlegen. „Und das kann ich unmöglich schreiben.“

„Dann schreibe ich es. Gib her.“ Kazuki griff über den Tisch und zog ihm das Handy aus der Hand. „Solange er nicht Klartext mit dir spricht, muss er das aushalten.“

 

Kou [12:40]: Daddy Kazuki hat mich für einen romantischen Winterurlaub in die Berge entführt (//ω//) (//ω//) (//ω//)

 

„Bitte sehr, Kätzchen.“ Er reichte ihm das Handy zurück und widmete sich dem Rest seines Kaffees.

Kou schaute ungläubig auf das Display, ein kleines „gelesen“ erschien neben der Nachricht, so dass er sie auch nicht mehr zurückziehen konnte.

„Du... du... oh Gott, wie peinlich...“ Er zog sich die Kapuze seines Hoodies tief ins Gesicht.

 

Tōru [12:42]: „Daddy“??? ლ(¯ロ¯"ლ) Ich will dich ja nicht kinkshamen... nein... doch... geht’s noch, Kou? Das ist wirklich weird.

Kou [12:43] Die Nachricht geht auf Kazukis Kappe, er hat mir das Handy geklaut und für mich geantwortet.

Tōru [12:44]: Also war das nur ein Witz von ihm? (¬_¬ )

Kou [12:44]: Hatten wir nicht vereinbart, uns nicht für unsere Kinks zu verurteilen, Tōru? Deine kenne ich nicht einmal (^_<)〜☆

Tōru [12:45]: Darüber können wir gern ein anderes Mal reden, wenn er nicht mitliest oder hört

Kou [12:45]: Da bin ich gespannt, ich melde mich bei dir, wenn ich wieder zurück bin (.❛ ᴗ ❛.)

 

Kou leerte seinen Kaffee und stand auf. „Du bist furchtbar, Kazu... ich gehe nochmal zur Toilette, bevor wir weiterfahren.“ Er warf ihm das Handy zu und ließ ihn allein.

Kazuki wartete geduldig, nachdem er die Nachrichten mit größter Genugtuung gelesen hatte. Sollte Tōru sich ruhig ärgern, je mehr und je eher er merkte, dass er Kou auf keinen Fall als Partner zufriedenstellen konnte, desto besser.

Sein eigenes Handy klingelte und er zog es aus der Tasche.

„Was gibt es, Tetsu?“

„Ihr seid seit einer Stunde an derselben Stelle, ist alles in Ordnung?“ fragte Tetsuo besorgt.

„Ja, alles in Ordnung. Wir machen eine Pause, Kou hatte Hunger, nachdem er seinen Schlaf nachgeholt hatte“, antwortete er ruhig und schaute auf seine Uhr. „Wir fahren gleich weiter und sollten in circa zwei Stunden da sein, wenn nicht noch ein Stau dazwischen kommt.“

„Okay, dann bereiten wir soweit alles vor. Es soll heute Nachmittag noch schneien, sieh zu, dass du vorher hier bist“, entgegnete sein Adjutant. „Bis später, Boss.“

 

„Bist du dir sicher, dass du da hochfahren kannst?“ Kou hielt sich mit den Händen seitlich am Sitz fest und schaute mehr als besorgt auf die verschneite, schmale Straße – mehr ein Feldweg als eine Straße – die sich steil vor ihnen den Berg hochwand. Links und rechts war sie durch aufgeschobenen Schnee begrenzt, was aber auch dazu führte, das ein Ausweichen unmöglich war, sollte ein anderes Fahrzeug entgegenkommen. Ein Schild wies darauf hin, dass es sich um Privatgelände handelte.

„Natürlich bin ich mir sicher und es ist der einzige Weg. Die Alternative wäre, wir parken hier und tragen alles zu Fuß hoch“, antwortete Kazuki selbstsicher. „Zwei Kilometer.“

„Uhm... dann müssen wir aber mehr als einmal laufen.“ Er schaute über die Schulter auf ihr Gepäck.

„Dann musst du mir vertrauen, Kou. Es ist nicht das erste Mal, dass ich da hochfahre.“ Kazuki legte beide Hände ums Lenkrad und fuhr an. Er war schon bei schlechterem Wetter dort hochgefahren, allerdings machte es nicht unbedingt Spaß, wenn Neuschnee auf dem sonst festgefahrenen Weg lag, denn natürlich hatte es früher als angekündigt angefangen zu schneien.

Kou presste die Lippen zusammen, um nicht ängstlich zu jammern und ihn abzulenken. Er beobachtete ihn von der Seite, das war um einiges besser für seine Nerven, als in das weiße Nichts vor ihnen zu schauen, das sich Straße nannte. Obwohl hoch konzentriert, strahle sein Partner eine routinierte Gelassenheit aus, die sich zumindest ein kleines Bisschen auf ihn übertrug, so dass er sich in den nächsten fünfzehn Minuten ein wenig entspannen konnte. Es kam ihm jedoch vor, als wären nur wenige Minuten vergangen, bis Kazuki den roten Lexus zwischen einem perlweißen Mercedes GLE 350 und einem schwarzen Tesla Model X in einer überdimensionierten Garage neben dem Haus parkte. Er stieg aus und öffnete Kou die Tür, der etwas steif von seinem Sitz rutschte und sich von ihm fürsorglich die Jacke über die Schultern legen ließ.

„Geht’s?“ Kazuki hielt ihn fest und schaute ihm besorgt ins Gesicht.

„Ja, alles gut. Das war sehr... abenteuerlich.“ Er streckte sich ein Stück und küsste ihn kurz. „Sollte ich jemals an deinen Fahrkünsten zweifeln, erinnere mich einfach daran.“

„Ich merke es mir.“ Er drehte sich ein Stück mit ihm und fing den auf sie gerichteten Schneeball mit dem Rücken ab. „Das machst du auch nur einmal, Tetsuo! Geh doch schon rein, ich muss mich erst um diesen Holzkopf kümmern.“

„Okay...“

Kou holte seinen Rucksack und die Tasche mit dem Grafiktablett aus dem Auto und warf Kazuki einen fragenden Blick zu, der über den Hof eilte und Tetsuo in eine Schneewehe stieß, bevor dieser davonlaufen konnte, dann stieg er die wenigen Stufen zum Eingang hoch, dessen Tür offen stand. Im geräumigen Eingangsbereich blieb er stehen, eine breite Holztreppe verband das Erdgeschoss mit den beiden oberen Stockwerken, links führte eine Tür in ein großes Esszimmer mit offener Küche, auf der rechten Seite erweiterte sich der Eingangsbereich in ein lichtdurchflutetes Wohnzimmer, das sich bis hinter die Treppe auszuweiten schien und nicht komplett einsehbar war. Eine große Fensterfront führte auf eine Terrasse und hätte einen atemberaubenden Blick auf das Tal unter ihnen geboten, wenn es nicht von Wolken verhangen gewesen wäre. Eine schmalere Treppe, die mit flachen Steinen gefliest zu sein schien, führte ins Untergeschoss.

„Ist doch immer das gleiche mit diesen Kindsköpfen, wenn sie wenigstens die Tür schließen würden... oh, guten Tag, Yukimura-san.“ Sayuri kam aus der Küche, die ein Fenster zum Hof vor dem Haus hatte und blieb stehen, als sie Kou sah. Sie trug eine bequem aussehende, violette Thermoleggins und einen wollweißen Strickpullover, der eine tätowierte Schulter freiließ, weil er ihr zu weit war, Kou erkannte Kirschblüten, Wolken und einen Teil einer grünen Schlange. Die langen schwarzbraunen Haare hatte sie zu einem lockeren Zopf geflochten und am Hinterkopf hochgesteckt.

„G... guten Tag, ich... die Tür stand offen, also bin ich...“ Er war mehr als eingeschüchtert von ihrer autoritären Ausstrahlung trotz ihrer lässigen Kleidung, zumindest hing der Gedanke nach wie vor in seinem Kopf fest und sie war schließlich Kazukis Ehefrau und nicht irgendwer.

Sie hob fragend eine Augenbraue, dann entspannten sich ihre Gesichtszüge und sie lächelte ihn freundlich an. „Einen Moment, ja?“ Sie ging an ihm vorbei zur Haustür, um sie zu schließen, dann nahm sie seine Hand und zog ihn hinter sich her in die Küche.

„Tee? Du siehst ein bisschen blass aus, Kou, richtig?“ Sie dirigierte ihn auf einen Hocker an einem kleinen Tisch am Fenster, dann füllte sie zwei Tassen mit Teeblättern und heißem Wasser aus einem Spender, bevor sie sich zu ihm setzte. „Machen wir es unkompliziert, auch wenn wir uns noch nicht kennen, ich habe in meinem Urlaub keine Lust auf Förmlichkeiten, du kannst mich Sayuri nennen, wenn ich dich wie Kazuki und Tetsuo Kou nennen darf.“

„Okay... das ist ungewohnt, aber in Ordnung, denke ich...“ Er legte die Hände um die Tasse, nachdem er die Jacke ausgezogen hatte.

Sayuri stützte das Kinn auf eine schmale Hand und schaute ihn an, ihren braunen Augen hatten einen Grünschimmer. „Wahrscheinlich hat Kazuki dir das schon gesagt, aber du hast keinen Grund, nervös zu sein. Zwischen uns ist schon vor Jahren alles geklärt worden, Itsuki ist seit über zehn Jahren mein Partner und wir sind nur noch verheiratet, weil die Tradition es so verlangt. Glaub mir, ich wäre die Erste, die es ändern würde, wenn es möglich wäre.“

„Ich weiß, es ist nur...“ Kou atmete geräuschvoll aus. „Es fühlt sich komisch an und es war ein langer Tag, obwohl er noch nicht einmal um ist. Je näher wir diesem Ort heute gekommen sind, umso gelassener und entspannter wurde Kazuki, das kenne ich so noch nicht von ihm...“

Sie verzog die Lippen zu einem Grinsen. „Er hat heute Morgen noch gearbeitet, oder?“

Kou nickte. „Er hatte ein spontanes Meeting mit einem gewissen Suzuki-san...“

„Verständlich, dass du überfordert bist. Ihn an einem Tag von „Ich blase den Geschäftspartnern meines Schwiegervaters Zucker in den Arsch“-Kazuki zu diesem Kindskopf da draußen zu erleben, der mit Anfang Vierzig mit seinem besten Freund im Schnee herumtollt, als wären sie junge Hunde, ist wirklich viel dafür, dass ihr euch erst ein paar Monate kennt.“ Sie nippte an ihrem Tee.

„Das beschreibt es ganz gut.“ Er rieb sich mit den Fingern über die Nasenwurzel. „Für diese emotionale Achterbahnfahrt habe ich eindeutig zu wenig geschlafen.“

„Ich zeige dir alles und du kannst dich ausruhen, bis es Abendessen gibt. Kazuki vergisst gerne, dass nicht jeder mit seiner Ausdauer gesegnet ist... in jeglicher Hinsicht.“

Sie tranken ihren Tee, dann führte Sayuri Kou durch das Haus. Das längliche Esszimmer schloss sich direkt an die geräumige Küche an, abgetrennt war es nur mit einer halben Wand, die einen leichten Sichtschutz bot. Große Fenster gaben den Blick auf den Berghang frei. Am Ende gab es einen Durchgang zum L-förmigen Wohnzimmer, an dessen kurzer Seite sich ein großer Kamin befand, vor dem einige Sessel auf einem flauschigen Teppich standen. Der gesamte Raum war in dunklen, gemütlichen Tönen gehalten, dunkles Holz und Leder, nur mit einzelnen, hellen Details aufgelockert. Der ursprüngliche traditionelle japanische Stil war durch die Modernisierung von Fußböden und Fenstern aufgebrochen worden, nur von außen ähnelte das Haus noch denen, die Kou im Tal gesehen hatte, nur ein gutes Stück größer. Die Langseite mit der großen Fensterfront, die Kou schon vom Eingang aus bestaunt hatte, war auf der gegenüberliegenden Wand von einem Bücherregal bedeckt, das zum Stöbern einlud, vor das Fenster hatte jemand zwei bequem aussehende Sitzsäcke geschoben, um im einfallenden Licht lesen zu können. Zwei große, dunkelbraune Ledersofas befanden sich in dem Bereich, der an den Eingang grenzte, ein großer Fernseher hing an der Kopfseite der Wand, darunter eine teuer aussehende Musikanlage und ein volles CD-Regal. Auf dem niedrigen Glastisch lag ein Stapel ShouCa-Magazine, daneben ein Paar roséfarbene Kopfhörer.

„Haruka ist noch mit Itsuki und Shiro draußen“, sagte Sayuri, als sie Kous fragenden Blick bemerkte. „Sie freut sich sicher, dich zu sehen.“

„Haruka-chan hat überhaupt kein Problem mit eurer... Familienkonstellation?“ fragte er, während er ihr nach oben folgte.

„Sie kennt es nicht anders und wir waren von Beginn an ehrlich zu ihr“, antwortete sie. „Wichtig ist nur, dass sie sich immer an einen von uns wenden kann, wenn sie uns braucht und wir für sie da sind.“

„Das ist sehr modern...“

„Sehr modern für Yakuza?“ Sayuri grinste ihn über die Schulter an.

„Sehr modern für Japaner im Allgemeinen, ich kenne mich nicht gut genug aus, um es einschätzen zu können, wie es bei Yakuza-Familien in der Regel ist“, gab er zu.

Im ersten Obergeschoss gab es zwei große und ein kleineres Schlafzimmer, die sich an den U-förmigen Flur anschlossen, jeweils mit einem eigenen Bad ausgestattet, so dass sich niemand in die Quere kam. An den Türen hingen selbst gebastelte Schilder, sie waren schon etwas verblichen und zeigten Tiere, statt Namen. Auf der linken Seite hing ein gelbes Huhn, das Kou erst auf den zweiten Blick als Phönix erkannte – weil es jemand mit Bleistift draufgeschrieben hatte – auf der linken Seite eine dickliche, grüne Schlange, die Tür des mittleren, kleineren Schlafzimmers zierte ein oranger Hund.

„Das... soll übrigens ein Fuchs sein“, erklärte Sayuri trocken. „Frag nicht, meine Tochter war nie das größte Bastelgenie, aber sie hatte so viel Freude daran, dass es bisher niemand abgehängt hat. Oben sind noch Harukas Zimmer und zwei Gästezimmer.“

Sie öffnete die Tür mit dem gelben Vogel und ging hinein, Kou folgte ihr. Das erwartete Schlafzimmer war kein einfaches Zimmer, sondern ähnelte einer Suite mit Arbeits- und Schlafbereich, von dem eine Glastür in ein geräumiges Badezimmer führte. Ein filigranes Gitter mit dunkelrotem Vorhang auf der Schlafzimmerseite diente als räumliche Trennung der beiden Bereiche und gleichzeitig als Rückwand für den großen Schreibtisch, der Fußboden war mit dunklem, glatt polierten Parkett ausgelegt, unter dem gemütlichen Sessel vor dem großen Fenster lag ein kleiner Teppich, ein größerer, flauschiger Teppich lag vor dem offenen Kamin an der Stirnseite des Raums. Kou ging um den Raumtrenner herum und sah an der Wand neben dem Bad ein großes Bett aus dunkel lackiertem Stahl stehen, es ähnelte dem in Kazukis Schlafzimmer in Asakusa, hatte nur ein etwas anderes Design an Kopf- und Fußende und zusätzliche, längere Balken mit Ösen am hinteren Ende des Betthimmelgestells. Am Fußende befand sich eine stabile, gepolsterte Bank aus demselben Material wie das Bett. In die Wand neben der Tür war ein Schrank eingelassen, der teilweise verspiegelt war.

„Das Zimmer ist übrigens fast schalldicht...“ merkte Sayuri mit einem wissenden Lächeln an. „Ursprünglich, damit niemand Telefonate mithören kann, aber es hat seine Vorteile.“

„Alle Zimmer?“ fragte Kou neugierig.

„Nur dieses und meines auf der anderen Seite. Das Untergeschoss siehst du spätestens heute Abend. Wir sollten schauen, ob Kazuki und Tetsuo nicht mittlerweile selbst zu Schneemännern geworden sind“, sagte sie und ging wieder nach unten.

Kou stellte seine Taschen neben dem Schreibtisch ab und folgte ihr zur Haustür, die sie geöffnet hatte. Der leichte Wind wirbelte einzelne Schneeflocken herein, so dass er nur hinter ihr herauslugte, um nicht tiefgekühlt zu werden. Kazuki und Tetsuo hatten tatsächlich damit aufgehört, sich mit Schnee zu bewerfen und waren dabei, das Auto auszuladen. Die Snowboards und die Kiste mit dem Klappdeckel verstaute der Blonde im seitlichen Bereich der Garage, während Kazuki ihre Koffer zum Eingang trug, zum Schluss holte Tetsuo noch die Kühlbox hinter dem Fahrersitz, um sie in die Küche zu bringen. Sayuri hatte die Arme verschränkt und schaute die beiden ernst an, bis sie vor ihr stehenblieben.

„Wie alt seid ihr nochmal?“ fragte sie kühl.

„Für immer zwölf und sechzehn, Sa-chan“, antwortete Kazuki mit einem Lächeln, bevor er ihr einen Kuss auf die Wange drückte und sich an ihr vorbeischob. „Du kannst uns gleich schimpfen, lass mich das erst hochbringen.“

„Wenn du dann auch den Schnee wegwischst, den du gerade verlierst...“ Sie verdrehte die Augen, als ein dicker Schneeklumpen von seiner Hose bröckelte und über die Stufen der Treppe nach unten kullerte, während er die schweren Koffer nach oben trug. „Du klopfst dich gefälligst erst draußen ab, Tetsuo!“

„Jawohl, Sayuri-nee.“ Tetsuo drückte ihr die Kühlbox in die Hände und klopfte sich grinsend den Schnee von der durchnässten Kleidung, bevor er nach drinnen ging und die Tür hinter sich schloss. „Du hättest dich beteiligen können, statt immer nur zu meckern.“

„Irgendwer muss hier ja die Verantwortung tragen, wenn ihr es nicht tut, und um Kou musste sich auch jemand kümmern.“ Sayuri stellte die Box in der Küche ab und räumte den Inhalt in den Kühlschrank.

„Entschuldige, Kou.“ Er neigte kurz den Kopf in die Richtung des Jüngeren. „Sie hat dich also nicht gefressen?“

„Nein...? Das stand auch nie zur Option, glaube ich...“ Kou schaute zur Treppe, als Kazuki wieder herunterkam. Er hatte die nassen Sachen ausgezogen und trug nur eine Stoffhose, die feuchten Haare hingen ihm über die Stirn und die Ohren, eine leichte Gänsehaut überzog seinen nackten Oberkörper.

„Sayuri, hast du daran gedacht, das warme Wasser oben anzustellen?“ fragte er.

„Nein, tatsächlich nicht. Wir waren gestern und heute nur unten, da habe ich es wohl vergessen“, entgegnete sie. „Das könnte erklären, weshalb Haruka heute Morgen so ein Theater gemacht hat...“

„Ich kümmere mich darum“, bot Tetsuo an. „Wollte sowieso runter. Du nicht?“

„Später.“ Kazuki ging zu Kou, der zurückwich, bis er an den Türrahmen des Durchgangs zur Küche stieß. „Was ist?“

„Du... bist eiskalt und nass, geh weg...!“ Er hob schützend die Hände vor sich. „Ich habe mich gerade aufgewärmt, wenn... wenn du jetzt...“ Sein Protest wurde unterbrochen, weil Kazuki ihn an den Armen an sich zog und ihn küsste, wobei er seine Hände fest an seine Brust drückte.

„Dann kannst du mir ja beim Aufwärmen helfen, Kou...“ Er zog mit den Zähnen an seiner Unterlippe.

„Dann erfrieren wird beide...“ jammerte er.

„Kazuki... deine unendlich große Libido in allen Ehren, aber du solltest ihm eine Pause gönnen und dich wie immer mit Tetsuo unten garkochen lassen“, unterbrach Sayuri sie amüsiert. „Für das andere ist später noch Zeit und ich erinnere dich nur ungern daran, aber du wolltest heute das Abendessen machen.“

Kazuki gab Kou noch einen Kuss, bevor er ihn losließ. „Du hast Recht, wir haben schließlich noch die ganze Woche Zeit. Entschuldige, Kou, soll ich dich hochbringen?“

„Ich... finde den Weg allein, Danke. Ihr habt sicher noch einiges zu besprechen und ich brauche eine Mütze Schlaf, wenn du mit hochkommst, kommst du so schnell nicht wieder runter...“ Er zupfte kurz an seinem Hosenbund, bevor er sich an ihm vorbeischlängelte und nach oben ging, geschickt den Pfützen auf der Treppe ausweichend.

„Okay... ihr seid beide gleich schlimm...“ Sayuri schüttelte resigniert den Kopf.

„Was ist mit ihm? Warst du gemein zu ihm?“ fragte Kazuki, nachdem Kou die Tür zu seinem Schlafzimmer hinter sich zugezogen hatte.

„Ich habe gar keinen Grund, gemein zu ihm zu sein, Kazuki“, entgegnete sie. „Du bist vor lauter Vorfreude auf diesen Urlaub so ein Holzkopf. Ich sehe dir an, wie sehr es dich glücklich macht, hier zu sein, mit ihm, aber denk zwischendrin mal nicht nur an dich. Wenn du heute früh mit Suzuki telefoniert hast, während er dabei war und einen halben Tag später machst du mit Tetsuo eine ausgelassene Schneeballschlacht, und wer weiß, was während der Fahrt hierher noch war, sollte selbst dir klar sein, dass du jeden, der dich nicht halb so gut kennt wie Tetsuo oder ich, damit überforderst.“ Sie piekte ihn in die Seite. „Dein Kou ist sensibel, er hat kein gerades Wort herausbekommen, als er mich gesehen hat. Nimm ein bisschen Rücksicht, bis er sich eingelebt hat.“

„Wirklich? Ich wusste, dass er sich Gedanken macht, aber er wirkte entspannt, als wir angekommen sind und sonst ist er auch gut in der Lage, sich zurechtzufinden.“ Er schaute zur Treppe.

„Ich will das jetzt gar nicht so sehr aufblasen, geh dich aufwärmen, später sieht das wahrscheinlich wieder anders aus und dann ist es mir auch egal, ob ihr die Finger nicht voneinander lassen könnt“, sagte sie versöhnlich.

Chapter Text

Kazuki verbrachte die nächste Stunde mit Tetsuo in der heißen Quelle, um sich aufzuwärmen und von der langen Autofahrt zu entspannen. Sie war über das Untergeschoss zu erreichen und befand sich unterhalb der Terrasse halb im Freien, da das Haus an einen kleinen Hang gebaut worden war, der von der Vorderseite aus nicht sichtbar war, im Winter sowieso nicht.

Kou hatte sich die Decke bis zur Nasenspitze hochgezogen und schlief tief und fest, als er im Anschluss daran ins Zimmer kam, um sich anzuziehen. Seine Kleidung lag auf der Bank am Fußende des Betts, sein Handy lag oben auf dem Stapel. Kazuki öffnete den Rucksack, in dem der Jüngere Macbook und iPad verstaut hatte und suche nach dem Ladekabel, um das Handy aufzuladen, da er mittags schon gesehen hatte, dass der Akku nicht mehr wirklich voll war, die anderen Geräte legte er ordentlich auf den Schreibtisch. Er entschied sich dagegen, seinen Koffer auszuräumen, sondern zog nur einen Satz bequemer Kleidung heraus, die für den Abend ausreichend war.

Bevor er wieder nach unten gehen wollte, um das Abendessen vorzubereiten, wie Sayuri ihn gebeten hatte, beugte er sich über das Bett und strich Kou eine Haarsträhne aus dem Gesicht, dann küsste er ihn sanft auf die Schläfe.

„Hmm... Kazu...?“ Er öffnete träge ein Auge und schaute ihn durch den Schleier seiner langen Wimpern an. „Ist schon Zeit fürs Essen...?“

„Nein, verzeih, ich wollte dich nicht wecken, Honey. Ich bin nur hier, um mich anzuziehen und gehe gleich wieder. Du hast noch zwei Stunden Zeit, dich auszuruhen“, antwortete er leise.

„Okay... tut mir leid, dass ich... manchmal so leicht überfordert bin...“ flüsterte der Jüngere.

„Das stimmt gar nicht.“ Kazuki lächelte ihn an, er ging vor dem Bett in die Hocke, um ihn besser anzusehen zu können. „Du bist erst überfordert, wenn viele Dinge zusammenkommen, das ist vollkommen in Ordnung, entschuldige dich nicht dafür.“

„Sayuri scheint nett zu sein...“ Kou hielt seine Hand fest und drückte sie sacht an seine Wange. „Liebst du sie?“

„Ja, so wie ich Tetsuo liebe“, antwortete er. „Sie ist meine beste Freundin und einer der wenigen Menschen, denen ich kompromisslos vertraue, aber ich hatte nie romantische Gefühle für sie, falls du daran denkst.“ Er erhob sich, stützte sich mit einem Knie auf dem Bett ab und drückte Kou sanft auf den Rücken, um ihn zu küssen. „Die habe ich nur für dich, Kou... ich liebe dich, mein kleines Nervenbündel.“

„Ich liebe dich auch, Kazu...“ Er schlang die Arme um seinen Nacken und hielt ihn fest. „Wie sieht die Abendplanung heute aus? Damit ich mich gedanklich darauf vorbereiten kann...“

„Erstmal ruhst du dich noch etwas aus, ich wecke dich, wenn das Essen fertig ist, was davon abhängig ist, wann ich damit anfange... Dann essen wir, anschließend verbringen wir den Abend höchstwahrscheinlich bei viel zu viel Sake in der heißen Quelle und danach... gehen wir schlafen, wie verantwortungsvolle Erwachsene das tun, wenn Minderjährige anwesend sind“, führte Kazuki aus, die Lippen dicht an seinem Ohr.

„Das heißt... wir sind verantwortungsvoll, bis wir die Tür hinter uns geschlossen haben...?“

„Ganz recht, glaub nicht, dass du auch nur eine Minute Ruhe hast, bis ich mit dir fertig bin, Kätzchen.“ Er biss ihn leicht in die Halsbeuge, was ihm ein ersticktes Wimmern entlockte, dann richtete er sich wieder auf und strich seinen Pullover glatt. „Deine Hände bleiben über der Decke. Schlaf gut, Kou.“ Er wich grinsend einem Kissen aus, das Kou nach ihm warf und ließ ihn dann allein.

 

„Sind da jetzt genug Zwiebeln, Too-san?“ schniefte Haruka und wischte sich mit dem Ärmel ihres weißen Pullovers über die Augen. Neben ihr türmte sich ein Berg in kleine Würfel geschnittene rote und weiße Zwiebeln.

„...du hast alle geschnitten, Haru-chan? Ich brauche eigentlich nur drei.“ Kazuki unterdrückte ein Grinsen über die schockierte Miene seiner Tochter, die ihm in der Küche half.

„Du hast nur gesagt, dass ich Zwiebeln schneiden soll, nicht wie viele...! Was machen wir denn jetzt damit?“ Sie betrachtete nicht minder schockiert den schwarzen Fleck auf ihrem Ärmel, den ihr Augenmakeup dort hinterlassen hatte.

„Dann essen wir heute wohl nur Zwiebeln“, bemerkte Tetsuo trocken, der rauchend am geöffneten Küchenfenster saß.

„Wir können doch nicht nur Reis mit Zwiebeln essen, das wäre echt nicht lecker.“ Haruka schob ein kleines Zwiebelstück über die Arbeitsplatte, dann schaute sie ihren Vater mit geröteten Augen an.

Kazuki warf zwei Handvoll davon in einen Topf, dann suchte er im Schrank nach einer Plastikbox, die er ihr reichte. „Mach den Rest da rein und stell es in den Kühlschrank, wir benutzen sie in den nächsten Tagen. Danke für deine Hilfe, Haru-chan, immerhin eine, die sich hier irgendwie beteiligt.“

Haruka füllte die Zwiebeln bis auf das letzte kleine Stückchen in die Box und stellte sie weg. „Kann ich dir noch etwas helfen? Anderes Gemüse schneiden?“

„Erstmal nicht. Du kannst zusehen und lernen.“ Er briet die Zwiebeln an, um damit und weiteren Zutaten, darunter dem Rest der Marinade für das Fleisch, eine Soße anzusetzen.

Shiro kam kurz darauf vom Wohnzimmer in die Küche, er trug tief sitzende Jeans und ein graues T-Shirt unter einer dunkelgrünen Sweatshirtjacke, deren Ärmel er hochgeschoben hatte. Um seine Unterarme schlangen sich jeweils drei unterschiedlich breite, durchgehend tätowierte Streifen.

„Sayuri-nee-san fragt, wie lange es noch dauert, Onkel.“ Er blieb knapp hinter Haruka stehen und schaute ihr über die Schulter, während sie Kazuki dabei zusah, wie er das Fleisch panierte.

„Eine halbe Stunde. Bist du jetzt ihr Botenjunge, Shiro?“ Er hob den Kopf und schaute ihn an, dann fiel sein Blick auf die Tattoos auf seinen Unterarmen. „Sind die neu?“

„Wie? Die?“ Er winkelte die Arme vor seinem Oberkörper an. „Nö, die hab ich schon seit Mitte Dezember. Cool, oder?“

„Es sind schwarze Balken... etwas Besseres ist dir nicht eingefallen? Du hättest mich fragen können, ich habe einen ganzen Stapel mit Ideen für dich“, antwortete er leicht verstimmt.

„Du hast... ehrlich? Du sagtest doch, ich bekomme keins mehr nach der Aktion mit dem Drachen...“ Der junge Mann zog beschämt die Ärmel nach unten.

„Das ist sechs Jahre her, da warst du noch so grün hinter den Ohren wie die Jungs, um die du dich jetzt kümmerst.“ Er wusch sich die Hände, nachdem er das Fleisch fertig paniert hatte. „Dann muss der Horishi sich etwas einfallen lassen, wie er diese Modeerscheinung irgendwie integriert.“

„Wow... vielen Dank, Onkel, das freut mich sehr.“ Shiro verbeugte sich leicht und schaute dann kurz zu Tetsuo, der aufgestanden war, um das Fenster zu schließen.

„Ist was? Das war seine Idee, wenn’s nach mir gegangen wäre, hättest du seit diesem Zustand da Hausverbot bei jedem Tätowierer in Tokio“, sagte Tetsuo und zerzauste ihm auf dem Weg zum Kühlschrank die Haare. „Und dem Rest des Landes.“

Haruka drehte sich zu Shiro um und ordnete mit einigen geschickten Handgriffen seine durcheinandergeratene Frisur. „Also, mir gefällt es, das an den Armen auch. Muss ja nicht immer alles so verstaubt und altbacken sein.“

„Soll ich das da fertig braten und du holst Kou, Kazuki?“ fragte Tetsuo, die beiden gekonnt ignorierend.

„Ja, ist wahrscheinlich besser so, sonst dauert es noch länger. Danke, Tetsu. Ihr zwei könnt euch nützlich machen und den Tisch decken“, sagte Kazuki an Haruka und Shiro gerichtet, bevor er den Raum verließ, um nach oben zu gehen.

 

Kou hockte angezogen vor seinem geöffneten Koffer und sortierte seine Kleidung auf unterschiedliche Stapel, als er leise ins Zimmer kam.

„Du bist schon wach?“

„Mhm... seit einer halben Stunde, ich bin aufgewacht, weil ich Durst hatte. Ist das Essen fertig?“ Er richtete sich auf, die langen Haare fielen ihm lose über die Schultern.

„Fast. Tetsuo kümmert sich um den Rest.“ Kazuki zog ihn an den Hüften an sich und sah ihm in die bernsteinfarbenen Augen. „Geht’s dir besser?“

„Ja, sehr viel besser. Was gibt es denn zu essen? Dich? Du riechst gut...“ Kou schlang die Arme locker um seine Taille, das Gesicht schmiegte er an seine Schulter und schnupperte am Stoff des Pullovers.

„Ich reiche wahrscheinlich nicht aus, dass alle satt werden. Es gibt Katsudon, Haruka hat es sich gewünscht, sie wählt immer aus, was wir am ersten Tag hier essen und ich darf es dann kochen.“

„Hmm... ich liebe Katsudon. Das ist eine schöne Tradition, die ihr da habt. Sayuri hat mir erzählt, dass Haruka die Türschilder gebastelt hat und sie seitdem dort hängen, das ist so süß, davon bekommt man echt Karies, Kazu... Mit so tollen Familientraditionen kann ich leider nicht dienen, ich habe keine, außer mich an Silvester von Aya-chans Mutter mit Soba mästen zu lassen, aber das ist nicht meine Familie, sondern ihre und die meines Bruders.“ Er schob die kühlen Hände unter den Pullover seines Partners, um sie an seinem Rücken zu wärmen.

„Erzählst du mir irgendwann davon...?“ Kazuki legte eine Hand auf seinen Nacken und kraulte ihn sanft, weil er wusste, dass es ihn entspannte.

„Von Marikos Soba? Die sind wirklich keinen Bericht wert...“

Er lachte leise. „Nein... von deiner Familie, weshalb ihr euch distanziert habt. Du hast in Tokio nur deinen Bruder und seine kleine Familie, richtig?“

„Mhm... irgendwann erzähle ich es dir im Detail, aber es reicht auch aus, dass du weißt, dass meine Familie in Okinawa – bis auf Baa-chan – traditionsbewusst und homophob ist und mich nie unterstützt hat, außer es ging um meine Schulnoten. Meine Mutter ist besessen davon, dass man sich der Gesellschaft anzupassen hat, erstrecht, wenn man wie wir anders aussieht. Bloß nicht auffallen, mit dem Strom schwimmen und an das Ansehen bei den Nachbarn denken. Kaoru konnte das schon immer gut, ich... weniger. Meine Familientraditionen habe ich dort gelassen, als ich Okinawa mit sechzehn verlassen habe, ich bin nur noch nicht dazu gekommen, neue zu finden.“

Der Ältere drückte ihn fester an sich, was Kou dazu brachte, die Finger in die Haut an seinem Rücken zu bohren.
„Kazu... lass uns essen gehen, bevor uns noch jemand sucht... und schau nicht so, ich bin nicht unglücklich, weil es so ist, wie es ist.“ Er küsste ihn sanft. „Ich habe doch dich... da kann ich gar nicht unglücklich sein, Liebster.“

 

„Kann ich noch einen Nachschlag haben, bitte? Das ist viel zu gut.“ Haruka lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und rieb sich über den Bauch.

„Du kannst meinen Rest haben, Haru.“ Sayuri schob ihre Schüssel über den Tisch. „Ich glaube nicht, dass ich noch einen Bissen schaffe.“

„Damit ist eindeutig, dass sie ihre Verfressenheit nicht von dir hat, Liebling, zumindest nicht ganz.“ Itsuki, Sayuris Partner, grinste breit, als beide ihm einen grimmigen Blick zuwarfen. Er hatte die etwas längeren, graumelierten Haare am Hinterkopf zu einem kleinen Knoten gebunden, der Nacken war ausrasiert. Kazuki hatte ihn Kou vor dem Essen kurz vorgestellt, er hatte eine Zeit lang als Rechtsberater für Miyamoto gearbeitet und so Sayuri kennengelernt, die ihn mit dem inoffiziellen Segen ihres Vaters zu ihrem Assistenten gemacht hatte, damit niemand Fragen stellte, wenn er sich im Anwesen aufhielt oder Zeit mit ihr verbrachte.

„Mehr als eine große Portion für jeden habe ich nicht gemacht, Haru-chan. Es ist noch Reis und Soße da, wenn dir das reicht“, sagte Kazuki, der die leeren Schüsseln aufeinanderstapelte.

„Hmm... schade, du musst das öfter machen, Too-san“, antwortete sie, während sie die Reste verputzte.

„Lass, Onkel, wir machen das, du hast schon gekocht.“ Shiro stand auf und sammelte das schmutzige Geschirr ein. „Ihr könnt schon runter gehen, Haruka und ich kommen nach, wenn wir fertig aufgeräumt haben.“

„Was ein Service... kann ich den Shiro-Leihvertrag über diesen Urlaub hinaus verlängern, Kazuki? Er ist jetzt schon nützlicher als Asoda.“ Sayuri erhob sich von ihrem Platz und streckte sich, während sie auf die Treppe zum Untergeschoss zusteuerte, die anderen folgten ihr gemächlich.

„Auf keinen Fall, ich brauche ihn. Er ist der Einzige, der Tetsuo vertreten kann“, widersprach der Angesprochene grinsend, einen Arm um Kous Taille gelegt.

 

Das Untergeschoss war unterteilt in einen Lagerkeller, der sich bis unter den Hof zu strecken schien, einen Fitnessraum und den Badebereich mit geräumiger, offener Dusche, von der aus eine Schiebetür mit Milchglasscheiben in den Außenbereich mit der überdachten, heißen Quelle führte. Dahinter befand sich ein Zaun, der das Gelände begrenzte und zusätzlich verhinderte, dass man den Abhang hinunterstürzen konnte, den Kou vom Wohnzimmer aus nicht wahrgenommen hatte. Ein Sichtschutz aus geflochtenem Bambus war davor befestigt, damit es nicht zog. Die Quelle selbst war ein ovales, mit Steinen eingefasstes Becken von fünf Metern Durchmesser, in dem problemlos mehrere Personen Platz fanden, ohne dass es zu eng wurde.

Tetsuo bog am Ende der Treppe in den Lagerraum ab, um eine Holzkiste mit mehreren Flaschen Sake und kleinen Bechern zu holen. Sayuri zog sich den Pullover und das Top, das sie darunter trug, über den Kopf, kaum dass sie im trockenen Bereich der Dusche angekommen war. Vor einem Spiegel hielt sie an und steckte sich ihren Zopf wieder fest, damit er nicht nass wurde, bevor sie aus ihrer Leggings schlüpfte. Über ihren Rücken zog sich ein großflächiges Tattoo einer Frau in einem bunten Kimono, unter dem der Körper einer grünen Schlange herauskam, der sich über ihre rechte Schulter bis zu ihrem Ellbogen schlängelte, eine Kiyohime. Der linke Arm war bis zum Handgelenk mit denselben Motiven bedeckt, wie Kazukis linker Arm, nur dass die Geisha sich auf dem Unterarm befand und der Samurai in der roten Rüstung auf dem Oberarm, getrennt durch einen Fluss und eine rote Pfingstrose. Um ihr linkes Bein rankte sich bis zur Wade ein schwarzes Wolkenmuster, das mit einzelnen orangen Ahornblättern und Lilien gespickt war. Auf Brust und Bauch befanden sich keine Tattoos, stattdessen hatte sie Piercings in beiden Brustwarzen und dem Bauchnabel.

Auf Itsukis Rücken prangten zwei sich zueinander drehende gefleckte Koi-Karpfen, das Muster der sie umgebenden Wellen und Lotusblüten zog sich bis zu seinen Oberarmen und den Knien. Auf Brust und Bauch waren Orihime und Hikoboshi abgebildet, getrennt durch einen quer von der Hüfte zur Schulter verlaufenden weißen Fluss, in dem vereinzelt Sterne trieben.

Kou zog sich ebenfalls aus, nachdem er etwas gezögert hatte, aber da Sayuri sich anscheinend keine Gedanken um die Männer machte, entspannte er sich etwas. Kazuki wartete, bis er fertig war, ein schmales Handtuch auf die Schulter gelegt.

„Das scheint mir fast wie die Wiederholung von Tetsuos Geburtstag“, bemerkte Kou, nachdem er sich gewaschen hatte und sie zusammen nach draußen gingen. „Nur mit weniger Personen und höherem Frauenanteil.“ Er hielt inne, weil die Luft eiskalt war, auch wenn Wasserdampf vom Becken vor ihm aufstieg. „Und viel viel kälter.“

„Du bist eine Frostbeule, Kou. Geh einfach ins Wasser und stell dich nicht so an.“

Tetsuo kam hinter ihm nach draußen und beförderte ihn mit einem sanften Stoß ins Wasser, Kazuki fing ihn auf, bevor er kopfüber hineinfallen konnte.

„Tetsuo hat heute irgendwie schlechte Laune, oder?“ fragte Kou seinen Partner leise, der die Stirn gerunzelt hatte und sich erst entspannte, als er neben ihm saß, bis zu den Schultern im heißen Wasser.

Der Blonde ließ sich ihnen gegenüber auf die Sitzfläche unter der Wasseroberfläche fallen und legte seufzend den Kopf in den Nacken.

„Anscheinend. Man lässt ihn besser in Ruhe, wenn er so ist und ignoriert es, dann hört es am ehesten wieder auf.“ Kazuki legte einen Arm um seine Schultern und strich mit den Fingerspitzen über seinen Oberarm.

„Du hast Kou zu deinem Geburtstag eingeladen, Tetsuo? Wie das?“ Sayuri öffnete den vorgewärmten Sake und verteilte ihn in fünf kleine Becher, von denen sie jedem einen in die Hand drückte.

„Das war... Zufall, Shiro hatte ihn eingesammelt und mitgebracht, er dachte, er macht mir damit eine Freude“, entgegnete Tetsuo, leerte seinen Becher und füllte ihn gleich wieder. Von einer Ablage hinter sich nahm er eine Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug.

„Und? Hat er dir damit eine Freude gemacht?“ Sie lehnte sich an Itsukis Brust zwischen dessen Beinen sie saß und schaute den Jüngeren an, der sich mit seiner Antwort Zeit ließ.

„Kommt drauf an, ob man es Shiro zuschreiben möchte, dass ich Grund zur Freude hatte oder anderen...“ Er nahm einen tiefen Zug seiner Zigarette und blies den Rauch in die Luft über sich.

„Ohne Shiro wäre ich nicht dabei gewesen, also... ist es schon irgendwie sein Verdienst, dass du nicht nur einen Bonsai als Geschenk bekommen hast“, fügte Kou an, mutig durch den Alkohol und das heiße Wasser – und Kazukis Hand auf seinem Oberschenkel, den er leicht drückte, nachdem er sein linkes Bein über sein rechtes gezogen hatte.

„Weißt du, Kou... Tetsuo hadert furchtbar damit, zu viele väterliche Gefühle für seine Jungs zuzulassen. Gib ihm noch zwei Flaschen Zeit, dann schwärmt er uns vor, wie toll sie sind“, erklärte Itsuki amüsiert.

„Was hat er denn dann geschenkt bekommen?“ hakte Sayuri nach. „Man kann ihn doch mit sonst nichts glücklich machen, außer Pflanzen oder Katzenspielzeug.“

Kou hob, sehr zu Tetsuos Entsetzen, die Hand und zeigte grinsend auf sich selbst, Kazuki neben ihm prustete in seinen Becher, weil Sayuri überrascht die Augen aufriss.

„Nein... echt jetzt? Das habe ich jetzt nicht erwartet, Kazuki, du verleihst doch sonst nichts ohne Gegenleistung.“ Sie füllte die Becher erneut.

„Ich habe ihn auch nicht verliehen, sondern temporär verschenkt, nachdem Tetsu mich auf Knien darum gebeten hat.“ Er trank einen Schluck und erwiderte Sayuris Blick. „Außerdem... hatte ich auch meinen Spaß dabei, ich bin doch nicht so blöd und schau nur zu, wenn mein Schoßhund meinen Wachhund fickt. Da gibt es viel zu viele Möglichkeiten, sich zu beteiligen.“

„Erzähl ihr das nicht auch noch, Kazuki... Dafür bin ich noch zu nüchtern.“ Der Blonde strich sich die Haare aus dem Gesicht und stöhnte frustriert.

„Ach was, Tetsuo, ist doch nichts dabei. Ich kann vollkommen nachvollziehen, warum du dir das gewünscht hast.“ Sie verzog die Lippen zu einem anzüglichen Grinsen, dann schaute sie zu Kou. „Er ist schon süß und heiß, eine Schande, dass er nur in eine Richtung gepolt ist.“

„Das war eine Ausnahme, weil Tetsuo Geburtstag hatte. Glaub nicht, dass das regelmäßig vorkommt...“ Kazuki zog Kou besitzergreifend an sich, der den Kopf an seine Schulter lehnte. „Warum so schlecht gelaunt, Tetsu?“

„Frag mich was Leichteres... Ich bin völlig unfähig als Vaterfigur, egal für wen.“

„Was ist passiert, Füchschen?“ Sayuri rutschte zu ihm und piekte ihn in die Wange.

„Nichts eigentlich, aber das ist auch das Problem. Ich habe zwei hoffnungslos verknallte... Söhne und kann ihnen keinen Rat geben, weil ich keinen Schimmer davon habe, wie sie sich fühlen“, antwortete Tetsuo. „Ich kann sie nicht einmal zu euch schicken, weil ihr in dem Fall wirklich die falschen Ansprechpartner seid.“

„Wieso das? Wäre ja nicht das erste Mal, dass wir einem von ihnen einen Rat erteilen... wobei es mich wundert, dass Masaru dafür zu dir kommt, gerade er sollte da doch keine Schwierigkeiten haben.“ Kazuki runzelte die Stirn.

„Izumi ist auch nicht persönlich zu mir gekommen, ich habe es von Shiro, der auch nicht weiterweiß, weil er sein eigenes Gefühlspaket mit sich herumschleppt. Ich würde es auch nicht ansprechen, wenn ich nicht wüsste, dass er noch eine Weile braucht, aber ich brauche wohl selbst einen Rat.“ Der Blonde zündete sich die nächste Zigarette an.

„Du nennst ihn Izumi?“, fragte er.

„Ja, er will es so, fühlt sich wohler damit als mit Masaru. Ist ja nicht so, dass er noch einen Job hätte, vor dem er seine Host-Identität irgendwie geheim halten müsste“, erklärte er schulterzuckend.

„Und was haben Izumis romantische Gefühle mit uns zu tun?“ Itsuki lehnte sich zurück und legte die Arme auf den Beckenrand.

„In diesem Fall nur mit Kazuki und Kou.“

„Huh? Ich hatte ewig nichts mit Izumi, das ist sicher schon fast ein Jahr her...“ Kou schaute ihn verwirrt an und überlegte angestrengt, wann er das letzte Mal mit ihm gesprochen hatte.

„Ich habe ihn zuletzt Ende Dezember im Lemon gesehen, aber da warst du dabei und...“ Kazuki hielt inne. „Shinya?“

Tetsuo nickte mit einem bitteren Grinsen auf den Lippen. „Schon bescheuert, was?“

„Ich kann nicht folgen...“ Kou schaute von Kazuki zu Tetsuo und wieder zurück. „Was hat Tōru damit zu tun?“

„Wir hatten doch darüber gesprochen, dass er mit aller Wahrscheinlichkeit mehr für dich empfindet als nur Freundschaft, erinnerst du dich?“ Sein Partner schaute ihn von der Seite an.

„Ja, schon... aber... sofern das stimmt, warum sagt er dann nicht einfach was? Ich meine... wir sind Freunde, das ist doch pure Folter, wenn er so fühlt und es ständig mit sich herumträgt.“ Er erwiderte seinen Blick. „Nicht, dass es irgendetwas bei mir ändern würde, aber es würde Klarheit schaffen.“

Sie schauten auf, als Shiro die Glastür öffnete, herauskam und sie gleich wieder hinter sich zuzog. Er hielt inne, weil ihn alle ansahen.

„Du hast es ihnen erzählt, oder?“ fragte er, nachdem er in die unerwartet ernsten Gesichter der Älteren geblickt hatte. „Welchen Part?“

„Nur Izumi.“ Tetsuo legte den Kopf in den Nacken und schaute ihn an. „Über das andere reden wir nochmal in Ruhe, okay?“

Shiro seufzte, dann setzte er sich neben ihn und zog eine Zigarette aus Tetsuos Schachtel, die er sich anzündete. „Wie viel habe ich verpasst?“

„Oh, noch nicht so viel... wusstest du, dass Kazuki Tetsuo ein furchtbar tolles Ge...“ begann Sayuri, doch Tetsuo hielt ihr die Hand vor den Mund, bevor sie weitersprechen konnte.

„Das Thema ist schon abgehakt“, sagte er bestimmt. „Vielleicht erzählst du Kou, was Izumi dir wegen diesem Rotschopf erzählt hat und warum das hier überhaupt relevant ist, bisher ist er ja auch gut allein zurecht gekommen.“

„Was soll ich da erzählen...“ Shiro raufte sich die Haare.

„Kou zweifelt noch, dass da mehr ist als Freundschaft und eine gewisse sexuelle Anziehung...“ half Kazuki ihm auf die Sprünge.

„Tsk... Unsinn. Yukimura, bei allem Respekt, aber in der Hinsicht bist du naiver als ein Schulmädchen“, sagte er. „Inoue ist, und da glaube ich meinem Bruder mehr als deinem Empfinden, über beide Ohren in dich verschossen und das nicht wenig. Was mir ja vollkommen egal wäre, weil es euer Problem ist, aber Izumi... empfindet anscheinend für ihn wie er für dich und er ist nichts weiter als ein Kollege mit Privilegien für ihn, wenn ich es richtig verstanden habe. Izumi war etwas aufgebracht bei unserem letzten Gespräch...“

„Oh... das ist... er spricht also mit Izumi über seine Gefühle für... mich?“ Kou neigte den Kopf.

„Anscheinend, keine Ahnung... Mein Bruder denkt aber, dass Inoue sich da in etwas reingesteigert hat, eben weil er nichts sagt und anscheinend eine riesige Angst vor Kazuki hat, dass er ihm was antut, wenn er den Mund aufmacht oder dich anfasst.“ Shiro zuckte ratlos mit den Schultern.

„Kazu...? Du würdest meinem Freund doch nichts antun, oder?“ Er schaute ihn ernst an.

„Kommt drauf an, was er macht. Du weißt, wie die Strafe aussieht, wenn dich jemand ohne meine Erlaubnis bespringt und wenn er weiß, wie kurz deine Zündschnur ist... selbstverständlich tue ich deinen Freunden nichts an, was denkst du von mir? Ich will doch nicht, dass du mir grollst“, antwortete er und zog ihn an sich.

„Ist ja fast widerlich, wie süß ihr seid...“ Sayuri verzog angewidert das Gesicht. „Da wir nun wissen, dass Kazuki ihn nicht im Hafen versenkt, wenn der Junge Kou antatscht... braucht ihr immer noch eine Lösung für das Problem.“

„Wieso ist Izumi sich so sicher, dass er bessere Chancen hat?“ fragte Kazuki, nachdem er Kou zwischen seinen Beinen platziert hatte und ihn besitzergreifend von hinten umarmte, das Kinn auf einer Schulter abgestützt.

„Er ist sich ganz und gar nicht sicher, er will nur nicht, dass Inoue sich weiter quält, weil er sich da in etwas verrennt... was Yukimura wahrscheinlich auch nicht will“, antwortete Shiro bedrückt. „Er scheint okay zu sein, Izumi kam noch nie wegen sowas zu mir, sonst war das umgekehrt. Er hat da viel mehr Erfahrung als ich, aber wenn selbst er nicht weiter weiß...“

„Also... bittet Izumi um Hilfestellung, dass Inoue sich Kou aus dem Kopf schlägt, damit er freie Bahn hat?“ fragte Tetsuo. „Wie stellt er sich das vor, wenn wir ihm nicht wehtun dürfen? Wir können ihn doch nicht einfach über ihn drüber rutschen lassen, damit er weiß, wie es ist und dann merkt, dass man die zwei da so schnell nicht auseinanderkriegt?“

„Warum nicht? Wir reden hier von Shinya, richtig?“ Sayuri legte den Zeigefinger ans Kinn und dachte nach. „Er ist schon ein Leckerbissen, erzähl mir nicht, dass du ihn nicht selbst heiß findest, Kou, Freund hin oder her.“

„Naja... leugnen würde ich das jetzt nicht...“ gab Kou ertappt zu, da Kazuki darüber schon Bescheid wusste.

„Tja dann...“ Sie lehnte sich zurück, trank einen Schluck Sake, bevor sie weitersprach. „Muss Daddy Kazuki seinem Kätzchen wohl ein Geschenk machen... ein Grund dafür fällt euch sicher ein, wenn ihr nicht bis Kous Geburtstag im Juni warten wollt. Das hübsche Armband da war teurer als eine Nacht mit einem Host im Lemon, falls du dir Gedanken um Kosten machst, Kou...“

„Darum mache ich mir keine Gedanken... ich weiß nur nicht, wie sich das auf unsere Freundschaft auswirkt, wenn wir...“

„Wird es nicht, nicht negativ jedenfalls. Er ist Host, wenn es in diesem Rahmen passiert und er Profi ist, macht er sich seine eigenen Gedanken dazu und wird sich allerhöchstens bei dir entschuldigen, weil er dir ein schlechter Freund war. Irgendwas scheint ja dran zu sein an eurer Freundschaft, dass du selbst daran festhältst, auch wenn du das alles weißt...“ erklärte sie. „Und wenn es schief geht... hattest du immerhin guten Sex.“

 

„Wo ist eigentlich Haruka? Wolltet ihr nicht zusammen runterkommen, Shiro?“ fragte Itsuki nach einer Weile, die sie schweigend und trinkend verbracht hatten.

„Sie... war müde und wollte sich hinlegen“, antwortete der Angesprochene. „Hätte ich vor ihrer Tür sitzen bleiben sollen und aufpassen, dass sie nicht ausbüxt, Hayashi-san?“

„Nein, ich glaube nicht, dass das nötig ist. Selbst Haruka weiß, dass sie bei dem Wetter nirgends hinkommt, zu Fuß schon gar nicht.“ Er legte unter Wasser einen Arm um Sayuris Taille.

„Was habt ihr noch so lange gemacht? Das bisschen Geschirr wegräumen dauert nun wirklich keine halbe Stunde...“ hakte diese nach.

„Ich habe noch die Pfannen gespült, hat das echt eine halbe Stunde gedauert? Ist mir nicht aufgefallen, aber ihr wisst ja, wie das ist, wenn Haruka einmal anfängt zu reden, hört sie so schnell nicht auf und ich konnte sie schlecht einfach so abwürgen, oder? Ist ja nicht so, als ob ihr mich vermisst hättet...“ Er fischte eine neue Zigarette aus Tetsuos Vorrat und klemmte sie sich zwischen die Lippen, um sie anzuzünden.

„Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn eine ihrer Freundinnen mitgekommen wäre, dann hätte sie nicht nur erwachsene Männer und ihre Mutter als Gesprächspartner.“ Sayuri furchte die Stirn.

„Ich glaube nicht, dass sie das so problematisch findet, so war es die letzten Jahre schließlich auch und es ist ja nur für eine Woche“, sagte Kazuki ruhig. „Sie scheint sich aber sehr darüber zu freuen, dass Shiro und Kou dabei sind, habe ich da irgendwas verpasst?“

Shiro verschluckte sich an seinem Sake und hustete angestrengt, während er darauf achtete, die Zigarette nicht ins Wasser fallen zu lassen.

„Vielleicht... ist es für sie einfach eine schöne Abwechslung, mal Personen dabeizuhaben, die nicht mindestens zwanzig Jahre älter sind als sie, Kazu. Sayuri hat da schon recht, in ihrem Alter ist es wichtig, sich auch mit Personen austauschen zu können, die nicht ihre Eltern sind, egal über was.“ Kou hatte die Augen geschlossen und den Kopf an seine Schulter gelehnt. „Also erfüllen Shiro und ich in den nächsten Tagen die Große-Brüder-Funktion, wenn sie das möchte.“

„Aber beschwert euch später nicht, wenn euch die Ohren bluten, weil sie so viel redet.“ Sayuri kicherte in ihren Becher, für sie war die Angelegenheit geklärt.

Chapter 63

Summary:

Das Gefühl von kühlen, kräftigen Händen, die fest seinen nackten Hintern gepackt hatten, ließ Kou aufwachen. Er spürte, wie sie ihn spreizten und einen Daumen, der über den Rand seines Anus rieb, hörte ein tiefes, zufriedenes „Hmm...“, bevor der Daumen einer nassen, heißen Zunge Platz machte. Kou stöhnte überrascht in das Kissen, auf dem er lag und schlug die Augen auf, nur sah er nichts, es war dunkel und er fühlte den leichten Druck einer Augenbinde auf seinem Gesicht und den Knoten am Hinterkopf. Er stützte sich auf den Ellbogen ab, seine Unterarme waren aneinandergefesselt und zusätzlich irgendwo am Bett befestigt, wie er überrascht feststellte, da er sie nicht näher ziehen konnte, beim Versuch spürte er den Widerstand eines Seils.

Chapter Text

„Ich... geh dann auch mal schlafen, fühl mich schon wie ein Shrimp...“ Shiro erhob sich schwerfällig aus dem Wasser, nachdem sie noch eine weitere Flasche geleert hatten, die Haut bis zur Brust gerötet. „Gute Nacht.“

„Gute Nacht, Shirolein, träum süß...“ Sayuri drehte sich halb zu ihm um und winkte ihm nach, bis Itsuki wieder fest an sich zog und gierig küsste.

„Okay... ich schließe mich an, macht ihr mal... was auch immer ihr noch vorhabt“, sagte Tetsuo amüsiert, als sie leise in den Kuss stöhnte, stand ebenfalls auf und folgte Shiro nach drinnen.

Kazuki hatte die Arme auf den Rand des Beckens gelegt, während er Sayuri und Itsuki unter halb geschlossenen Lidern beobachtete. Es war nichts Neues, dass sie Sex in der heißen Quelle hatten, er hatte nur nicht erwartet, dass sie sich so wenig Zeit ließen und nicht warteten, bis sie unter sich waren. Kein Wunder, dass Shiro fast fluchtartig das gemütliche Beisammensein verlassen hatte, er war kein Fan von so viel öffentlich zur Schau gestellter Zuneigung. Er spürte Kous Finger auf seinem Oberschenkel, als er sich darauf abstützte und sich zu ihm beugte.

„Kazu...? Mir bringt es absolut nichts, ihnen zuzusehen...“ flüsterte er in sein Ohr. „Wenn du noch bleiben willst, würde ich schon vorgehen... und mich vorbereiten...“ Er zog mit den Zähnen an seinem Ohrläppchen. „Außer, du willst doch schon schlafen gehen, du bist schließlich schon seit sechs Uhr wach.“

„Schlafen kann ich später auch noch, aber geh ruhig schon vor, ich komme gleich nach... wenn das in Ordnung für dich ist.“ Er drehte den Kopf und schaute ihm in die vom Alkohol und der Wärme leicht glänzenden, bernsteinfarbenen Augen.

„Solange du nur zuschaust... nicht, dass ich noch eifersüchtig werden muss.“ Kou legte die Hände auf seine Wangen und zog ihn an sich für einen feuchten Kuss, bevor er aufstand, zum Rand auf der anderen Seite watete und dort herausstieg. „Aber lass dir nicht zu lange Zeit, ja? Sonst musst du mich wecken...“

Er streckte sich und gähnte herzhaft, dann ging er nach drinnen, wo er sich abtrocknete und in seine Hose schlüpfte, den Rest seiner Kleidung legte er sich über den Arm und ging damit nach oben, unterwegs nahm er zwei Flaschen Wasser aus dem Kühlschrank in der Küche. In Kazukis Zimmer angekommen, holte er die Tasche mit seinen Hygieneartikeln aus dem Schrank, in den er sie zuvor gestellt hatte und ging durch die Glastür ins angrenzende Bad. Kou putzte sich die Zähne, während er auf der Toilette saß und sortierte mit der freien Hand den Inhalt der kleinen Tasche, die er neben sich auf den Rand des Waschbeckens gestellt hatte. Duschgel, Shampoo und Spülung, damit seine Haare sich nicht doch noch kräuselten, stellte er nebeneinander auf die breite Ablage, daneben legte er Rasiermesser, Rasierseife und -pinsel in Reisegröße. Nachdem er mit allem fertig war, kramte er die handliche Analdusche aus den Tiefen des Täschchens, füllte sie mit lauwarmem Wasser und nahm sie mit unter die Dusche. Er beschloss, sich noch einmal komplett zu waschen, weil er den etwas schwefligen Geruch des Wassers aus der heißen Quelle nicht an sich mochte, nur die Haare band er hoch, damit sie nicht nass wurden. Kou ließ sich Zeit mit der mehr als gründlichen Reinigung. Er wusste nicht, was Kazuki noch mit ihm vorhatte und ob er überhaupt so lange durchhielt, wie er angedroht hatte, aber es schadete nicht, wenn er sich so gut wie möglich vorbereitete.

Nachdem er damit fertig war, trocknete er sich gründlich ab, säuberte das Silikon und ging zurück ins Schlafzimmer, wo er sich aufs Bett fallen ließ. Kazuki war noch nicht da und er hatte jeglichen Überblick über die Zeit verloren, da er seit Stunden nicht auf eine Uhr geschaut hatte, also wusste er nicht, wie lange es her war, dass er nach oben gegangen war. Kou rollte sich über die kühlen Laken, stand auf und holte sein Handy vom Tisch, mit dem er sich wieder aufs Bett warf, ein Kissen unter dem Oberkörper, damit er bequem auf dem Bauch liegen konnte. Er scrollte wahllos durch seine Social Media Feeds, Izumi hatte wie jeden Abend auf seinem eigenen Account ein kleines Video und Fotos aus der Garderobe des Lemon gepostet. Da Freitag war, hatte er sich Tōru geschnappt und einige unverfängliche Selfies mit ihm zusammen gemacht, Kou klickte sich durch und hielt an bei einem Bild von Izumis beringter, rechter Hand auf einem muskulösen Bauch, die Fingerspitzen verschwanden im halb geöffneten Bund einer schwarzen Hose. Tōrus Bauch und Hosenbund, Kou hatte ihn sich oft genug angesehen, um ihn zu erkennen und die vorherigen Bilder ließen den Schluss ebenfalls zu, auch wenn sich die Personen in der Kommentarspalte noch uneins waren. Er grinste kurz und freute sich darüber, dass sein Freund offenbar Spaß hatte, dann legte er das Handy zur Seite und schloss die Augen, die brannten, da er seit dem Bad in der Quelle seine Brille nicht getragen hatte. Er zog sich einen Teil der Bettdecke über den Unterkörper, damit er nicht fror und es dauerte nicht lange, bis er in der Stille des Zimmers eingedöst war.

 

Das Gefühl von kühlen, kräftigen Händen, die fest seinen nackten Hintern gepackt hatten, ließ Kou aufwachen. Er spürte, wie sie ihn spreizten und einen Daumen, der über den Rand seines Anus rieb, hörte ein tiefes, zufriedenes „Hmm...“, bevor der Daumen einer nassen, heißen Zunge Platz machte. Kou stöhnte überrascht in das Kissen, auf dem er lag und schlug die Augen auf, nur sah er nichts, es war dunkel und er fühlte den leichten Druck einer Augenbinde auf seinem Gesicht und den Knoten am Hinterkopf. Er stützte sich auf den Ellbogen ab, seine Unterarme waren aneinandergefesselt und zusätzlich irgendwo am Bett befestigt, wie er überrascht feststellte, da er sie nicht näher ziehen konnte, beim Versuch spürte er den Widerstand eines Seils.

„Hnn... Kazu...? Das meinte ich eigentlich nicht mit... wecken...“ Kou stöhnte lauter, als die Zunge in ihn eindrang, er war hin und hergerissen zwischen der Freude darüber, dass er sich die Mühe mit der Vorbereitung gemacht hatte und der leichten Panik, die ihn immer überkam, wenn er so plötzlich nichts sehen konnte.

„Für dich immer noch Meister...“ sagte Kazuki mit tiefer Stimme, nachdem er sich leise schmatzend von ihm gelöst hatte, sein Atem strich über die feuchte Haut und ließ Kou schaudern.

„M... Meister... darf ich sprechen heute?“ fragte er unterwürfig.

„Vorerst, ja...“ Er biss ihn in den Po, was ihn leise quieken ließ, die Spitzen seiner feuchten Haare strichen dabei über seine Haut.

„Du... hättest mich auch anders wecken können, Meister...“

„Hätte ich, aber wenn du deinen Arsch schon so präsentierst... das war zu einladend, du hast dir doch nicht die ganze Mühe gemacht, nur damit wir kuscheln, kleiner Kou...“

Kazuki fuhr mit den Händen an seinen Oberschenkeln nach unten, um die er jeweils ein Seil gewickelt hatte, wie Kou erst in diesem Moment merkte und er fragte sich, wie lange und fest er geschlafen hatte oder ob sein Partner einfach nur sehr schnell und vorsichtig dabei gewesen war, ihn zu fesseln. Er bewegte leicht seine Beine, da er mit dem Knie auf einer Falte lag und stellte fest, dass um seine Fußgelenke ebenfalls ein Seil gewickelt war, um die Kazuki jetzt seine Hände legte.

„Liegst du bequem?“ fragte er, während er Kou betrachtete, der vor ihm kniete, ein Kissen unter dem Bauch, so dass sein hübscher Hintern einladend vor ihm aufragte. Kazuki war sich selbst nicht sicher, wie lange er noch durchhalten würde, Müdigkeit und Alkohol machten sich bemerkbar, aber er konnte seine Drohung vom Vormittag nicht einfach so auf sich beruhen lassen.

„Ja, Meister, auch wenn es mir lieber wäre, ich würde etwas sehen...“ antwortete er ehrlich.

„Etwas musst du es noch aushalten...“ Er fädelte das Endstück des Seils an seinem rechten Bein durch eine Schlaufe und zog daran, um seinen Unterschenkel an den Oberschenkel zu ziehen. Dasselbe wiederholte er auf der linken Seite. „Du sagst, wenn es dir zu viel wird.“

Kou wimmerte leise, als er etwas den Halt verlor und weiter auf dem Kissen nach vorn rutschte, das Kazuki ihm schließlich unter dem Bauch herauszog, damit es keine Flecken bekam. Der Ältere beugte sich vor und machte damit weiter, womit er ihn geweckt hatte, leckte ihn gierig und ausgiebig, bis er sich ungeduldig stöhnend vor ihm wand. Da er nichts sehen konnte, konzentrierte er sich umso mehr darauf, was er hörte und fühlte. Kazukis Hände waren kühl, nachdem er anscheinend noch einmal geduscht hatte, die Haare fielen ihm feucht in die Stirn und streiften seine erhitzte Haut, seine Zunge war im Kontrast dazu so heiß, dass es fast brannte, wenn er ihn damit berührte.

„Ist dir warm genug?“ fragte er heiser, strich mit den Händen über seine mittlerweile schweißfeuchte Haut.

„Ja, Meister... mir ist so heiß...“ Kou lehnte die Stirn an seine Unterarme und konzentrierte sich auf seine Atmung, damit er nicht allein von seiner Zunge in seinem Hintern kam.

„Gut... dann hast du sicher nichts gegen etwas Abkühlung...“ Den fast hämischen Unterton in Kazukis Stimme hatte er kaum wahrgenommen, er spürte seine Lippen über seinem von seinen Daumen gedehnt gehaltenen Anus, dann einen eiskalten Tropfen, der ihn erschreckte, gefolgt von etwas viel Kälterem, das er hineingleiten ließ. Er hielt ihn in einem eisernen Griff und sah zu, wie der ovale Eiswürfel langsam schmolz, während Kou vor Überraschung und Erregung stöhnte.

„Mehr...?“ fragte er leise, griff aber schon in die kleine Schale neben sich, in der er die Eiswürfel aus der Küche mit nach oben genommen hatte, diesmal schob er gleich zwei hintereinander an dem zuckenden Muskel vorbei, so dass Kou leise gegen das Seil an seinen Unterarmen schrie, als er davon kam.

„Meister... bitte... hör auf, Dinge in mich reinzustecken... und fick mich endlich...“ bettelte er atemlos.

„Das widerspricht sich, meinst du nicht auch?“ Kazuki richtete sich hinter ihm auf und legte seinen harten Penis auf der nun nassen Haut zwischen seinen Pobacken ab. „Wie soll ich dich ficken, wenn ich dir nichts reinstecken darf?“

Kou stöhnte frustriert und drückte seinen Unterleib an ihn. „Dein... dein Schwanz ist auch kein Ding... Gegenstand...“ Er konnte kaum noch klar denken, fühlte immer noch die Kälte der Eiswürfel in sich, dazu seinen heißen Penis auf seiner Haut. „Bitte... gib ihn mir... ich warte schon seit heute früh...“

Kazuki verteilte etwas wärmendes Gleitgel auf sich, das er im Schrank gefunden hatte, prüfte den Sitz des flexiblen Silikonrings, den er um die Wurzel gelegt hatte, damit er länger durchhielt, und schob ihn dann in einer zielstrebigen Bewegung in ihn hinein. Der plötzliche, erneute Temperaturwechsel ließ Kou laut stöhnen, da er ihn an den Hüften festhielt, konnte er sich weder vor noch zurück bewegen, es war Kazuki, der die Richtung vorgab und die Kontrolle darüber behielt, wie viel er bekam und wann. Er stieß in einem quälend langsamen Rhythmus fest in ihn hinein, die Finger in die Haut an seinen Hüften gebohrt, so dass sie rote Striemen hinterließen. Kou fühlte sich so gut an, dass er selbst Schwierigkeiten hatte, die Kontrolle zu behalten und nicht dem Drang nachzugeben, ihn härter zu nehmen, denn dann wäre es umso schneller vorbei und er wollte es auskosten, solange es ging. Kazuki erhöhte trotzdem nach und nach die Geschwindigkeit, was Kou mit jedem Stoß lauter werden ließ, das Geräusch von aufeinandertreffender, feuchter Haut und Kous Stöhnen erfüllten den Raum, von dem kein Ton nach außen drang. Er beugte sich über ihn und legte eine Hand auf seine zusammengebundenen Hände, verschränkte die Finger mit seinen, als er schließlich doch nachgab und ungeduldig auf seinen eigenen Orgasmus hinarbeitete.

Kou spürte Kazukis Zähne auf der Haut an seiner Schulter, mit denen er schmerzhafte Spuren hinterließ, je näher er seinem Limit kam und sich schließlich mit einem gedämpften, tiefen Stöhnen in ihm ergoss. Er bewegte sich weiter in ihm, sein heißer Atem strich stockend über sein Ohr, in das er heiser seinen Namen flüsterte, während er mit der freien Hand seinen tropfenden Penis umschloss und ihn streichelte, bis er ein weiteres Mal schreiend kam und die Pfütze auf dem Laken unter ihm vergrößerte.

 

Kazuki löste die Knoten der Seile und der Augenbinde, nachdem er sich schwer atmend aus ihm zurückgezogen hatte, eine weitere Pfütze aus Sperma und Wasser unter Kou hinterlassend, der sich zitternd auf die Seite fallen ließ, nachdem er sich wieder bewegen konnte. Er rollte ihn auf den Rücken, setzte sich zwischen seine Beine und massierte seine Knöchel und Oberschenkel, bevor er sich ausgiebig darum kümmerte, die Durchblutung in seinen Unterarmen anzuregen, wozu er ihn seitlich auf seinen Schoß zog und mit einem Arm an seine Brust drückte. Kazuki fühlte sich am Rand der Erschöpfung, aber er hatte sich nach dem Desaster im Lemon geschworen, Kou nie wieder ohne ausreichende Nachsorge zu lassen, erstrecht, wenn er ihn ohne ausdrückliche Zustimmung gefesselt hatte. Er wusste zwar mittlerweile, wie weit er gehen konnte, und es hatte seinen Reiz, ihn schlafend vorzufinden und sich die kleine Überraschung auszudenken, dennoch hätte es auch komplett nach hinten losgehen können, je nachdem wie erschöpft Kou nach dem langen Tag war.

„Geht’s?“ fragte er ihn leise.

„Mhm... das nächste Mal verbinde mir aber bitte nicht die Augen, wenn ich schlafe... das war unheimlich...“ Kou schmiegte sich an ihn, die Stimme nur ein Flüstern.

„In Ordnung, verzeih mir bitte...“ Er drückte ihn mit beiden Armen an sich und küsste ihn sanft. „Ich habe vergessen, wie ängstlich du sein kannst, Kou...“

„Ich will mich nochmal waschen, lässt du mich los?“ Er rutschte von seinem Schoß, nachdem er ihn aus der Umarmung entlassen hatte, stieg ungelenk vom Bett und verschwand im Bad.
Kazuki nutzte die Zeit, das Laken zu wechseln und die Kissen aufzuschütteln, so dass Kou sich nach seiner Rückkehr neben ihm zusammenrollen und mit dem Rücken an seine Brust kuscheln konnte, nachdem er ihn noch einmal ausgiebig geküsst hatte.

„Hmm... sag deinem unersättlichen Gefährten bitte, dass er für diese Nacht Pause hat, Kazu... ich bin völlig erschlagen...“ murmelte er, während er seinen Hintern an seine halbe Erektion drückte.

„Ich versuche es... du bist einfach zu heiß, Honey“, entgegnete er mit einem leisen Lachen. „Ich bin aber auch viel zu müde für mehr. Schlaf gut. Ich liebe dich, Kou...“
„Mhmmm... ich liebe dich auch, liebster Kazu..."

Chapter 64

Summary:

„Shiroo… was ist denn? Ich seh nichts…“ nörgelte sie, bis er ihre Kleidung hastig nach unten zog und sie an der Hüfte festhielt, damit sie nicht von der Lehne kippte. „Ist was…?“ Sie folgte seinem Blick und riss die Augen auf, als sie Kou wenige Meter entfernt vor dem Fenster sitzen sah, der sie mit hochgezogener Augenbraue beobachtete. „Ach… du… Kacke…“ Sie schlug eine Hand vor den Mund.

„Y… Yukimura, das ist nicht…“ begann Shiro, doch Kou unterbrach ihn mit einer knappen Geste.

„Sag nichts Falsches, Shiro, bevor du ihr noch wehtust, weil du dich reflexartig verteidigen willst.“ Er stand auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Euren Gesichtern nach zu urteilen, ist es genau das, wonach es aussieht. Wie lange geht das schon?“

Chapter Text

Die Wintersonne sendete grelles Licht durch den Spalt im Vorhang, als Kazuki davon aufwachte, dass er nur schwer atmen konnte. Er lag auf dem Rücken und öffnete träge die Augen, das Licht brannte auf der Netzhaut, weil es direkt auf sein Kopfkissen schien, und entlockte ihm ein verstimmtes Grummeln. Der Grund für seine eingeschränkte Atmung lag längs auf ihm, den Kopf auf seine linke Schulter gebettet und die langen, schwarzbraunen Haare neben sich ausgebreitet, damit sie ihn nicht störten. Kazuki strich mit den Händen über Kous Rücken und kraulte seinen Nacken, bis er sich langsam rührte, wohlig schnurrend, die weichen Lippen an seinen Hals gepresst. Ein leises Stöhnen entfuhr ihm, als er seinen festen Po ergriff und ihn sanft knetete.

„Kazu... es ist viel zu früh...“ murmelte der Jüngere in sein Ohr, seine vom Schlaf raue Samtstimme weckte ihn ein ganzes Stück weiter unten ebenfalls.

„Zu früh für was...? Weißt du überhaupt, wie spät es ist, Kou?“ Er strich mit zwei Fingern über seinen Anus, was ihn schaudern ließ.

„Nein... ich bin noch müde, also... zu früh...“ Kou rieb sich an ihm, bevor er seine Knie links und rechts neben ihm auf der Matratze abstützte und sich halb aufrichtete, die Hände auf dem Kissen neben seinem Kopf. „Guten Morgen...“ Er lächelte ihn an und beugte sich sein Stück vor um ihn zu küssen, während er seine Hüften an seine Hand drückte.

„Guten Morgen... daran könnte ich mich gewöhnen...“ Kazuki knabberte an seiner Unterlippe, bis er sich von ihm löste und sich auf seine Oberschenkel setzte. Er kniff die Augen zusammen, als der Lichtstrahl wieder auf sein Gesicht fiel.

„Oh... das ist ja sehr ungünstig.“ Kou stand auf und lugte aus dem Fenster, bevor er den Vorhang komplett schloss. „Da wird man ja blind draußen... bist du dir sicher, dass du dir das antun willst?“

„Du kannst mitkommen, dann leiden wir gemeinsam.“ Er drehte sich auf die Seite und sah ihn an, wie er nackt im Raum stand und stirnrunzelnd seinen Blick erwiderte.

„Danke, ich verzichte“, entgegnete er, bevor er sich auf die Bettkante kniete und sich streckte, indem er sich an einem der Griffe des Betthimmels festhielt. Kazuki betrachtete fasziniert das Spiel seiner leichten Bauchmuskeln unter der zarten, hellbraunen Haut. „Sag mal, Kazu... Warum hast du fast das gleiche Bett hier wie in deiner Wohnung?“

„Wieso nicht? Es ist stabil und überaus... praktisch.“ Er streckte seinen Arm aus, um mit der Hand über die Innenseite von Kous Oberschenkel zu streichen.

„Aber... wenn du sonst noch nie jemanden, mit dem du zusammen warst, mit hierher genommen hast, warum stellst du dir ein Dungeon Bed hier rein? Ein Bett aus Holz tut es doch auch...“ Er hielt seine Hand fest.

„Nicht für den Urlaub mit Sayuri und Haruka, aber ich war auch schon im Sommer hier und zu anderen Jahreszeiten...“ Kazuki setzte sich auf und zog Kou auf seinen Schoß. „Machst du dir etwa Gedanken darüber, wie ausgiebig ich es schon mit anderen genutzt habe?“

„Nein, es ist mir bewusst, dass es da andere gab. Es ist nur...  ich komme noch nicht ganz darauf klar, dass du ausgerechnet mich mitnehmen wolltest, aber andere bisher nicht.“ Er lehnte seine Stirn an seine. „Entschuldige, ich bin überhaupt kein Morgenmensch und bin immer so unsicher... ich frage mich nur manchmal, womit ich das verdient habe... dich.“

Der Yakuza legte die Finger unter sein Kinn, um sein Gesicht etwas anzuheben und ihn sanft auf den Mund zu küssen. „So überzogen das jetzt klingt, und sag es sonst niemandem, aber du bist das Beste, das mir seit zwanzig Jahren passiert ist, Kou. Du hast überhaupt keinen Grund, unsicher zu sein, eher sollte ich das sein, weil ich so ungeduldig bin und dich damit überfordere.“ Er strich ihm mit dem Daumen über die Wange und fing die einzelne Träne auf, die sich aus Kous Auge gestohlen hatte. „So lange habe ich beide Betten auch noch nicht, das hier wurde gestern das erste Mal benutzt, seit es hier steht.“

„Wann hast du sie bestellt...?“ Kou wusste, dass es einige Zeit dauerte, bis ein solches Bett angefertigt und aus den USA geliefert war, er hatte sich vor einiger Zeit einmal durch die Website geklickt und sich ausgemalt, was man mit dem richtigen Partner alles in so einem Bett veranstalten konnte. „Sag, ich urteile nicht, mittlerweile weiß ich ja, wie... zielstrebig du bist, wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast.“

Kazuki zögerte und sah ihm schließlich in die bernsteinfarbenen Augen. „Im September, Expressbestellung... ich glaube, die Luftfracht hat mehr gekostet als beide Betten zusammen, aber ich hatte schon immer vor, mir eines zuzulegen und hielt es für eine gute Gelegenheit.“

„Du hast... im September zwei Dungeon Beds bestellt, per Express, damit du was damit tun kannst...?“ Kou beobachtete seine Reaktion, er schlug kurz die Augen nieder und eine sehr seltene, feine Röte überzog seine Wangen. Er fand ihn furchtbar süß, wenn er so rücksichtsvoll war und meinte, sich rechtfertigen zu müssen, was er sonst nie tat.

„Ich will mich nicht dafür entschuldigen, aber...“ Er drehte eine von Kous Haarsträhnen um seinen Zeigefinger. „Du hast mir damals schon völlig den Kopf verdreht, weil du einfach du warst. Dir war es egal, wer ich bin, was ich bin und hast dich einfach auf mich eingelassen, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Das hat mich beeindruckt und da ich sowieso ein neues Bett kaufen wollte, dachte ich mir, ich nehme eines, das ich mit dir ausgiebig benutzen kann, sofern du das auch willst.“

„Oder eben zwei davon...“ Der Jüngere schlang die Arme um ihn und legte den Kopf auf seine Schulter. „Du kriegst immer, was du willst, oder?“

„Nicht unbedingt, ich musste auf viel verzichten um an den Punkt zu gelangen, an dem ich jetzt bin und wenn du mich nicht gewollt hättest, hätte ich dich auch nicht zwingen können.“

Er hielt ihn noch etwas fest und genoss seine Gegenwart, ohne etwas zu sagen und ohne Zeitdruck, dass irgendjemand außer Kou seine Aufmerksamkeit forderte. Kous Finger malten kleine Kringel auf der Haut seines oberen Rückens, er konnte kaum die Hände von ihm lassen, wenn sie unter sich waren oder zumindest im privaten Rahmen zusammen, selbst wenn sie nur nebeneinander saßen, füllten sie so ihre Akkus wieder auf, um die Zeit zu überbrücken, die sie sich nicht sehen konnten.

„Kazu, gehen wir frühstücken? Ich habe Hunger und du sicher auch...“ Er regte sich langsam und rutschte rückwärts von seinem Schoß, um aufzustehen, nachdem er ihn losgelassen hatte.

„Hmm... klingt nach einem guten Plan“, stimmte er zu und sah ihm nach, während er seine Kleidung für den Tag zusammensuchte. „Bevor ich dich aufesse, weil du so furchtbar süß bist.“

„Hör auf, sonst kommen wir hier heute nicht mehr raus.“ Kou wurde rot und drohte ihm mit dem Finger, dann zog er sich hastig an und hüllte seinen Körper, der Kazuki ständig aus dem Konzept brachte, in eine bequeme Hose und einen weiten Pullover.

„Du hast recht. Ich esse dich einfach heute Abend...“ Er stellte sich zu ihm vor den Schrank, um sich ebenfalls anzuziehen. „Und morgen, übermorgen, den Tag danach...“ Er drückte einzelne Küsse auf sein gerötetes Ohr, bis Kou ihn schnaubend stehenließ, um sich die Zähne zu putzen.

 

Sayuri stand mit Itsuki im Eingangsbereich, als sie zusammen nach unten gingen. Beide trugen Skihosen und hatten ihre Jacken in der Hand, während Sayuri auf ihre Armbanduhr schaute und Kazuki einen mehr als zweifelnden Blick zuwarf.

„Du hast ja massiv ausgeschlafen, wirst du alt, Kazuki? Guten Morgen, Kou.“

„Dir auch einen guten Morgen, liebste Gattin, wer sagt, dass wir jetzt erst aufgestanden sind?“ konterte er grinsend und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. „Wollt ihr schon los?“

„Ja, wir wollten eigentlich auf dich warten, aber du bist ja heute im Rentnertempo unterwegs, da gehen wir wohl besser ohne dich“, antwortete sie frech. „Haru und Shiro sind schon vor einer Stunde aufgebrochen, die hatten es ganz besonders eilig.“

„Dein Partner ist älter als ich, was ist er dann? Kurz vor Tod?“ neckte Kazuki zurück und schaute kurz zu Itsuki, der resigniert den Kopf schüttelte. „Denk dran, dass du in etwas mehr als einem halben Jahr selbst vierzig wirst, dann gehörst du auch zum Club, Sa-chan.“

Sayuri schnaubte empört und erinnerte Kou für einen Moment an Haruka, die ein ähnliches Gesicht zog, wenn sie sich übertrieben über etwas aufregte. Mutter und Tochter waren sich wohl ähnlicher, als er gedacht hatte.

„Du weißt doch, ich bin für immer neunundzwanzig.“ Sie tätschelte seine Brust, zwinkerte Kou zu und stolzierte dann zur Haustür. „Du kannst ja später nachkommen, Tetsuo wartet im Wohnzimmer und wollte mit dir zusammen los, damit du nicht unterwegs geklaut wirst, Waka. Bis später und dir einen schönen Tag, Kou, lass das Haus stehen, ja?“

„Selbstverständlich, euch auch einen schönen Tag und passt auf euch auf.“ Kou neigte kurz den Kopf und wartete, bis die beiden die Tür hinter sich geschlossen hatten, bevor er in die Küche ging und sich und Kazuki je einen großen Becher Kaffee einschenkte. „Wolltest du lieber Tee, Kazu?“

„Nein, Kaffee ist gut genug, Danke.“ Er nahm den Becher entgegen und lehnte sich an die Kücheninsel, während Kou Frühstück zubereitete. „Ist es in Ordnung für dich, wenn du heute den ganzen Tag allein bist? Du kannst auch mitkommen.“

„Ich habe noch Arbeit zu erledigen, Fukui hat mich gestern noch um eine kurzfristige Änderung gebeten, sie wollte dir deshalb noch eine Mail schreiben und für meinen Manga muss ich noch etwas überarbeiten, das mir noch nicht so recht gefällt“, entgegnete er geschäftig. „Ich habe also mehr als genug zu tun, damit mir nicht langweilig wird.“

Kazuki zog sein Arbeitshandy aus der Hosentasche und schaltete es an, eine Flut von E-Mail Benachrichtigungen ließ ihn verstimmt die Stirn runzeln, es dauerte eine Weile, bis er besagte Mail von Fukui gefunden hatte, um sie zu lesen. Er nickte kurz, schaltete das Gerät aus und schob es wieder in die Hosentasche.

„Schaffst du das an einem Tag? Es sieht doch sehr speziell aus, was sie da will“, fragte er.

„Das ist nicht so viel Arbeit, bis zum Nachmittag sollte ich damit durch sein. Willst du es dann sehen, oder soll ich es ihr einfach schicken, wenn ich fertig bin?“ Kou schichtete Pfannkuchen auf zwei Teller.

„Du kannst das selbst entscheiden, ich habe schließlich Urlaub.“ Er schmunzelte kurz, dann widmete er sich seinem Frühstück.

 

Kazuki und Tetsuo machten sich eine halbe Stunde später auf den Weg zur nächsten Piste, die Snowboards unter den Arm geklemmt. Kou sah ihnen vom Küchenfenster aus nach, bis sie aus dem Blickfeld verschwunden waren, dann kümmerte er sich zuerst um die Änderungswünsche von Fukui, damit er sie abhaken konnte und sich seiner restlichen Arbeit widmen. Er schloss seine Geräte an und breitete sich auf dem Schreibtisch im Schlafzimmer aus, legte sich eine dünne Decke über die Schultern und arbeitete konzentriert, bis er wie geplant am frühen Nachmittag damit fertig war und es Fukui geschickt hatte.

„So und jetzt...“ Er streckte sich und stand auf, um nach unten ins Wohnzimmer zu gehen, da dort mehr Platz war um seine täglichen Karateübungen zu machen, die er am Tag zuvor versäumt hatte. Er zog den Pullover aus, da ihm dabei immer warm wurde und strich kurz über die Seilabdrücke auf seinen Unterarmen, die Kazuki in der vergangenen Nacht hinterlassen hatte, bevor er sich vor das große Fenster vor der Terrasse stellte, um im hellen Tageslicht seine Übungen zu absolvieren. Anschließend ließ er sich auf einen der gemütlichen Sitzsäcke fallen und entsperrte sein Handy, um einige Nachrichten zu lesen und Fotos zu machen, von der verschneiten Landschaft vor dem Fenster und Selfies von sich selbst, bis er zufrieden genug war, eines davon auf seinem Twitter-Profil zu posten. Es war vielleicht etwas ungewöhnlich für ihn, denn sein T-Shirt klebte ihm leicht an der Brust, ebenso hatten sich einige lose Haare in seinen Ohrringen und der Brille verfangen, die er mit der linken Hand herausfummelte, während er auf den Auslöser gekommen war. Die Seilabdrücke und der goldene Armreif auf seinem schlanken Unterarm waren darauf gut zu sehen, dennoch gefiel ihm der Schnappschuss so gut, dass er ihn mit einem kurzen Text postete: „Spontanurlaub mit Daddy in Nagano (^.~)☆“

Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die Benachrichtigungen über Likes, Retweets und Antworten die Anzeige fluteten, da er die App noch offen hatte. Kou war für einen Moment überfordert, wie zahlreich die Reaktionen in der kurzen Zeit waren, seine anderen Fotos lösten zwar auch etwas Resonanz aus, aber das, was in den folgenden zehn Minuten geschah, überraschte ihn so sehr, dass er das Handy zur Seite legte und die Stirn an die kühle Scheibe des Fensters neben ihm drückte. Er atmete tief durch und überlegte kurz, den Post einfach wieder zu löschen, weil er damit nicht umgehen konnte, andererseits war es harmloser als das, was Tōru, Izumi und selbst Haruka den ganzen Tag so posteten und es fühlte sich schon irgendwie gut an, die Katze so spontan aus dem Sack zu lassen, ohne groß darüber nachzudenken.

Ein unverwechselbarer Klingelton ließ ihn sein Handy wieder in die Hand nehmen und den Videoanruf ohne Zögern annehmen.

„Hallo Nao...“ Er rutschte tiefer in die weiche Füllung des Sitzsacks und rieb sich mit der Hand über das Gesicht, als er das amüsiert besorgte Gesicht seines besten Freundes im Display sah.

„Was war denn das, Prinzessin? Geht’s dir gut?“ Nao saß auf dem Sofa in seinem Laden, seine Augen funkelten neugierig, was nicht nur an dem glitzernden Eyeliner lag, mit dem er seine Augen umrandet hatte.

„Vielleicht zu gut... ich bereue schon, es überhaupt gepostet zu haben, aber es wieder zu löschen fühlt sich auch falsch an... Gott, was bin ich bescheuert“, sagte er leise.

„Würde ich jetzt nicht sagen...“ Nao verzog die Lippen zu einem breiten Grinsen. „Erinnert mich an den Kou, der sein Grindr Profil mit ähnlichen Fotos gefüllt hat, um ältere Typen im Anzug anzulocken.“

„Erinner mich nicht daran... das ist Jahre her und die habe ich alle gelöscht, sie liegen aber noch in der Cloud.“

„Du solltest sie ihm zeigen. Nur so eine Idee... oder denkst du, er hat ein Problem damit?“ Er stützte das Kinn auf die Hand mit den langen, bunten Fingernägeln und schaute ihn an.

Kou schüttelte den Kopf. „Nein, er...“ Seine Augen weiteten sich kurz, bevor er etwas auf dem Display seines iPads studierte, das auf seinem Schoß lag. „Er hat es gerade retweetet, mit dem ganz privaten Profil. Ich arbeite wohl morgen auf dem Bauch liegend im Bett... sitzen und laufen wird nicht mehr möglich sein.“

„Wie? Hat er was dazu geschrieben?“

„Ja... „Naughty Kitten“ und ein schief grinsendes Emoji dazu“, antwortete er. „Nao... er hat ein Dungeon Bed in seinem Schlafzimmer hier stehen, mit fast allen möglichen Extras. Viel Schlaf werde ich während diesem Ausflug nicht bekommen.“

„Und? Dafür ist Urlaub doch da... oder arbeitest du auch dort?“ Er legte den Kopf schief und hob eine Augenbraue, nachdem er aufgehört hatte zu lachen.

„Im Gegensatz zu ihm habe ich keine Büroleitung, die meine Anfragen bearbeitet und priorisiert, ich habe gestern spontan eine Änderung reinbekommen für das Sushizeug und das eine Kapitel wollte ich auch nochmal überarbeiten, bevor ich es Hamasaki-san schicke...“

„Hast du nicht geschrieben, die abschließende Besprechung wäre am Mittwoch gewesen? Warum kam da gestern nochmal was, vor allem hat dein... Boss in dem Fall ja selbst seit gestern Urlaub“, hakte Nao nach.

„Ja... keine Ahnung, die App Entwicklerin ist so überkorrekt, sie will alles perfekt und ist da sehr nachdrücklich, also habe ich es vorhin fertig gemacht und ihr geschickt. Kazuki sagte, dass er es nicht nochmal sehen will, also ist er gar nicht involviert.“ Kou rieb sich die Stirn.

„Natürlich, er hat ja auch Urlaub, arbeitsfreie Zeit. Und du? Wann hast du zuletzt wirklich frei gehabt, ohne über die Arbeit nachdenken zu müssen, Prinzessin? Und nein, die Tage, an denen du krank warst, weil er dich gefickt hat, bis dir Hören und Sehen vergangen ist, zählen nicht.“ Er nippte an einer kitschigen Teetasse.

„Ich denke immer über die Arbeit nach. Du weißt doch selbst, wie das ist, wenn man selbstständig ist. Selbst wenn man es nicht will, lauert der Gedanke an das, was man noch erledigen muss, immer irgendwo im Hinterkopf“, antwortete er zerknirscht.

„Nö, das lasse ich gar nicht erst zu. Klar, ich habe Bestellungen, die ich rechtzeitig erledigen muss, aber wenn ich Urlaub habe, mache ich das alles vorher fertig und kümmere mich erst wieder darum, wenn ich zurück im Laden bin.“

„Mein Hirn kann das nicht… ich bin ständig am Zeichnen und Denken, wie ich etwas umsetzen kann und…“

„Beim Sex auch?“ unterbrach Nao ihn mit einem sanften Lächeln.

„Nein… natürlich nicht, das geht bei Kazuki auch nicht.“ Kou wurde rosa um die Nase. „Er macht sich so breit, dass er mich dabei komplett ausfüllt, auch im Kopf.“

„Also brauchst du einfach mehr davon, verstehe…“ Nao lachte über seinen entsetzten Gesichtsausdruck. „Hör zu, Prinzessin. Der Urlaub war jetzt zwar sehr spontan und ich weiß, wie sehr du es hasst, wenn du nicht wochenlang im Voraus planen kannst, aber du bist der beststrukturierte Künstler, den ich kenne, oft weit vor der Deadline fertig. Du kannst mir nicht sagen, dass du aktuell nicht für eine Woche die Arbeit liegen lassen kannst, um einen romantischen Winterurlaub mit deinem Partner zu verbringen, ohne dass es dich in Schwierigkeiten bringt. Wo ist er eigentlich gerade?“

„Snowboardfahren mit Tetsuo… Nao, du weißt auch, wie sehr ich Kälte und Schnee verabscheue, es ist kalt und nass und einfach nicht mein Ding. Ich bin nur mitgefahren, weil ich nicht so lange von ihm getrennt sein wollte und außerdem sind seine Frau mit Partner und seine Tochter auch dabei, das ist schon anstrengend genug.“ Kou setzte sich bequemer hin und stütze den Arm, mit dem er das Handy hielt, auf sein Knie.

„Uff… du weißt schon, dass es ein ziemlich großes Ding ist, dass er dich nach so kurzer Zeit mit zu seinem Familienurlaub schleppt? Wann ist die Hochzeit? Damit ich mir freinehmen kann.“ Er zwinkerte ihm zu.

„Hör auf, mich aufzuziehen… Wie soll das denn funktionieren? Er ist schon verheiratet und es gibt in unserem Land kein Gesetz, das Mehrfachehen oder eine zwischen zwei Männern zulässt, er kann sich auch nicht so einfach scheiden lassen, sonst hätte er das schon längst getan…“ Er nagte an seiner Unterlippe. „Außerdem ist es für solche Gedanken viel zu früh, Nao.“

„Jaja, du hast schon recht. Ich will doch nur, dass du glücklich bist, mein Lieber, und versorgt, eingepackt in Liebe und Geborgenheit, die du brauchst, weil du sonst eingehst wie meine Topfpflanzen. Wie ist sie so? Seine Frau, meine ich“, fragte Nao, nach wie vor neugierig und froh darüber, wieder mehr Kontakt zu seinem jüngeren Freund zu haben.

Kou fasste ihm knapp den vergangenen Tag zusammen, erzählte ihm vom Morgen in Kazukis Büro, der Fahrt, der Ankunft im Ferienhaus in Nagano und davon, was Kazuki später im Bett mit ihm gemacht hatte, da sie sowas hin und wieder miteinander austauschten. „Seine Frau ist… hm… völlig offen und sich der Situation bewusst, dass sie das Privileg hat, ihr Leben fast normal mit ihrem Partner zu verbringen, was Kazuki nicht kann“, fügte er hinzu, immer noch fasziniert von Sayuris Verhalten. „Sie haben ein fast geschwisterliches, freundschaftliches Verhältnis zueinander, das ist wirklich beeindruckend, komplett auf Augenhöhe. Oh… und sie hat absolut keine Hemmungen und hatte trotz der Anwesenheit anderer mit ihrem Partner Sex in der heißen Quelle…“

„Ziemlich viel für einen Tag, da verstehe ich, dass du überfordert bist, Prinzessin. Es gibt eine heiße Quelle? Ist das ein offener Kamin, den ich da im Hintergrund sehe?“ Kou nickte sacht. „Und du machst dir Gedanken, dass du frieren könntest? Im Urlaub mit einem der heißesten Anzugträger, die Tokio zu bieten hat? Süßer, du wirst wahrscheinlich eher Probleme haben, dass dir zu heiß wird, als dass du frierst.“ Naos Grinsen zog sich nun fast bis zu seinen gepiercten Ohren. „Ich habe gleich noch einen Termin, versprichst du mir etwas?“

„Kommt drauf an…“ Kou runzelte die Stirn und wartete darauf, dass sein Freund weitersprach.

„Heute bist du sowieso allein, also arbeite ruhig noch etwas, um deine Nerven zu beruhigen. Ab morgen hast du Urlaub, du darfst zeichnen, weil du das neben Sex wie die Luft zum Atmen brauchst, aber Arbeit ist tabu. Richte dir eine automatische Antwort für dein Arbeitspostfach ein, sollen sie warten, bis du wieder Zeit für sie hast, denn deine Zeit gehört deinem Partner“, sagte er ernst. „Ich schätze ihn so ein, dass er für alles gesorgt hat, du nicht frieren wirst, wenn du das Haus verlässt und du dir auch nichts brichst, wenn du dich dazu überwindest, deinen Knackarsch auf ein Snowboard zu stellen. Hab‘ Spaß, Kou, mach bei dem mit, was ihm Spaß macht und genießt die Zeit miteinander. Und sieh zu, dass ihr an Valentinstag kein Doppeldate habt, das wäre absolut furchtbar. Warte nicht darauf, dass er einen Vorschlag macht, sondern sprich es selbst an und wenn er schon was geplant hat, umso besser, aber er wird sich freuen, dass du mitdenkst.“

„Das ist ziemlich viel, Nao… ich kann dir nicht versprechen, dass alles klappt, aber ich versuche es, okay?“ Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, um sie sich aus dem Gesicht zu schieben.

„Mehr kann ich nicht verlangen, Prinzessin. Melde dich, wenn du noch einen Rat brauchst oder komm mal wieder vorbei, wenn ihr zurück seid, ich habe neue Ware, die ich dir unbedingt zeigen muss.“ Nao sendete ihm eine Kusshand durch die Kamera und legte auf, nachdem Kou sich ebenfalls verabschiedet hatte.

 

Kou beschloss, dass der Rest seines Arbeitstages darin bestehen sollte, sich um seine Social Media Profile zu kümmern, das konnte er auf dem iPad erledigen und somit im Wohnzimmer vor dem Fenster sitzen bleiben, während er Tageslicht tankte. Er holte sich etwas zu essen und zu trinken aus der Küche und machte es sich wieder auf dem Sitzsack bequem, der vom Eingang aus nicht einsehbar war. Er kam nicht weit und antwortete gerade auf einen Kommentar von Ayane, der nur aus errötenden Emojis bestand, nachdem er sich durch die schiere Flut an Reaktionen geforstet hatte, als die Haustür geöffnet wurde und er leise Stimmen hörte, da er nur einen seiner Airpods zum Musikhören in den Ohren stecken hatte.

„Siehst du, sie sind alle noch unterwegs… du bist viel zu pflichtbewusst, Shi…“ hörte er Harukas helle Stimme, der Rest des Satzes ging in einem überraschten, gedämpften Laut unter, gefolgt vom Poltern schwerer Schuhe auf dem Steinboden im Eingangsbereich.

Kou hob neugierig den Kopf, als Haruka und Shiro ins Wohnzimmer gestolpert kamen, wobei eher Shiro stolperte, denn Haruka hatte die Beine um seine Hüften geschlungen und hielt sich mit beiden Armen an seinem Nacken fest, während sie sich gierig küssten. Er hatte die Hände auf ihrem Po, der in einer dicken Skileggings steckte, und hielt sie so fest, bevor er sie auf der Sofalehne absetzte und seine Hände unter ihrem Pullover nach oben schob, ohne seine Lippen von ihren zu trennen. Haruka löste ihre Arme von seinem Nacken und öffnete mit der Abwärtsbewegung den Reißverschluss seiner Sweatshirtjacke, um schließlich die Finger im Stoff seines leicht verschwitzten T-Shirts zu vergraben.

„Ist dir so warm…?“ murmelte sie gegen seine Lippen, was ihn dazu veranlasste, sich hastig von der Jacke zu trennen und sie auf den Boden zu werfen, dann zog er den Saum ihres Pullovers inklusive des Tops darunter nach oben, nur um eine Sekunde darauf mit einem fast panischen Fluchen innezuhalten, während Harukas Kopf im Stoff feststeckte.

„Shiroo… was ist denn? Ich seh nichts…“ nörgelte sie, bis er ihre Kleidung hastig nach unten zog und sie an der Hüfte festhielt, damit sie nicht von der Lehne kippte. „Ist was…?“ Sie folgte seinem Blick und riss die Augen auf, als sie Kou wenige Meter entfernt vor dem Fenster sitzen sah, der sie mit hochgezogener Augenbraue beobachtete. „Ach… du… Kacke…“ Sie schlug eine Hand vor den Mund.

„Y… Yukimura, das ist nicht…“ begann Shiro, doch Kou unterbrach ihn mit einer knappen Geste.

„Sag nichts Falsches, Shiro, bevor du ihr noch wehtust, weil du dich reflexartig verteidigen willst.“ Er stand auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Euren Gesichtern nach zu urteilen, ist es genau das, wonach es aussieht. Wie lange geht das schon?“

„Naja… also…“ Haruka zupfte nervös am Bündchen ihres Pullovers. „Seit Weihnachten… ungefähr…“

„Shiro, als wir uns im Januar im Auto unterhalten haben, meintest du Haru-chan mit dem Mädchen, das viel zu gut für dich ist?“ Kou schaute ihn an, als er nickte, rot bis über beide Ohren.

„Versteh das nicht falsch, Yukimura, es ist nicht so, dass ich vorgeschlagen habe, dass Shiro an Asodas Stelle mitkommt, damit wir Zeit miteinander verbringen können. Das hat Kaa-san sich ausgedacht, weil sie weiß, dass wir uns gut verstehen“, sagte sie hastig. „Also, nicht das, davon weiß sie nichts, aber wir kennen uns eben schon so lange, dass sie wohl dachte, es wäre eine gute Idee…“

„Wenn deine Eltern davon wüssten, wäre Shiro nicht hier und sie würden dich auch nicht mit ihm allein lassen, Haruka-chan“, bemerkte Kou treffend. Er wollte die beiden gar nicht so in Bedrängnis bringen, sondern sie nur darauf vorbereiten, was passieren würde, würden Kazuki und Sayuri es herausfinden, auch wenn er das gar nicht so genau wissen wollte.

„Irgendwann finden sie es heraus, aber dann können sie es auch nicht mehr ändern“, sagte Shiro und strich mit dem Daumen über Harukas Finger.

„Und was? Wenn du sie unbeabsichtigt schwängerst, zieht Kazuki dir wahrscheinlich die Haut ab und versenkt dich im Hafen“, mutmaßte er ins Blaue hinein, doch die Reaktion des Jüngeren sprach Bände.

„Das hat Tetsuo auch gesagt, als ich es ihm erzählt habe und das wird nicht passieren, wir sind ja nicht völlig bescheuert“, entgegnete er trotzig.

„Wir haben gar nicht vor, miteinander zu schlafen, bevor ich achtzehn bin“, fügte sie hinzu.

„Ihr wart gerade dabei, euch gegenseitig auszuziehen... erzählt doch keine Märchen.“ Kou rieb sich den Nasenrücken. „Hört zu, ich will hier gar nicht der Spielverderber sein, ich bin wirklich der Letzte, der euch für irgendetwas kritisieren sollte und werde euch nicht verraten. Aber wenn Kazuki mich danach fragt, werde ich ihn auch nicht anlügen, verstanden?“

„Naja, dann musst du ihn eben so sehr ablenken, dass er gar nicht daran denken kann.“ Haruka zwinkerte ihm verschwörerisch zu, was Shiro und Kou resigniert stöhnen ließ.

„Es wäre wahrscheinlich hilfreicher, ihr würdet nicht schon im Eingangsbereich übereinander herfallen und euch das aufsparen, bis euch wirklich niemand erwischen kann, wenn ihr es weiter für euch behalten wollt.“ Er sammelte sein Geschirr ein und trug es in die gegenüberliegende Küche.

„Shiro... jetzt wo Yukimura es weiß, könnte er doch... also, wenn er sich dafür ausspricht, müssten wir sicher nicht jeden Abend mit den alten Leuten im Kochtopf sitzen und uns langweilen...“ sagte Haruka leise, während sie die Finger mit seinen verschränkte.

„Wir können ihn fragen, aber schlussendlich haben deine Eltern das letzte Wort, ob sie uns das überhaupt erlauben oder uns hier einsperren“, antwortete er, bevor er mit ihr an der Hand ebenfalls in die Küche ging. „Können wir dich was fragen, Yukimura?“

„Klar, jederzeit.“ Kou füllte Tee in drei Becher und lehnte sich an die Anrichte. „Worum geht’s?“

„Haru-chan würde gerne in einen Club unten im Tal gehen, ich kriege sie da auch problemlos rein, nur wissen wir echt nicht, ob ihre Eltern das erlauben, aber wenn du sagst, dass du uns begleitest, damit noch jemand ein Auge auf sie hat, wäre das sicher hilfreich“, bat er.

„Haruka-chan... hast du mir deshalb geschrieben, dass ich partytaugliche Klamotten einpacken soll?“

„Vielleicht...“ Sie schaute ertappt zur Seite. „Wenn du absolut nicht willst, könnte ich das verstehen, aber wenn du mitkommst, müssen wir nicht ständig aufpassen und wenn ich schon feiern gehe, muss echt niemand über dreißig dabei sein.“

„Ich glaube, ihr überschätzt meinen Einfluss und meine Fähigkeit, auf mich und andere aufzupassen...“ warf Kou ein.

„Yukimura, ich war dabei, als du Yuuta innerhalb von zwei Stunden zweimal zum Heulen gebracht hast, er hat immer noch Angst vor dir, also erzähl mir nicht, du wärst komplett wehrlos“, erinnerte Shiro ihn ernst. „Onkel Kazuki und Tetsuo wissen das ebenfalls, wem würden sie Haru-chan sonst anvertrauen, als mir und dir, der sie nie anrühren würde und für sie eher wie ein großer Bruder ist als der Partner ihres Vaters?“

Kou schnaubte ertappt, er erinnerte sich ungern daran, aber Shiro war von Anfang an dabei gewesen, als er Yuuta vorgeführt hatte und Haruka hatte ihre Sicht schon im November deutlich gemacht, anscheinend hatte sich das nicht geändert.

„Aber auch nur, weil sie nach wie vor denken, dass du sie auch nie anrühren würdest, weil dir deine Finger und dein Schwanz wichtig sind.“ Er grinste in seinen Becher, als Shiro die erwartete, nervöse Reaktion zeigte. „Ich denke darüber nach, okay? Muss es heute sein oder geht das auch morgen oder einem anderen Tag? Ich glaube kaum, dass Kazuki mich heute irgendwohin gehen lässt...“

„Wir können das auch verschieben, wenn du denkst, dass wir mehr Zeit brauchen, sie zu überzeugen“, sagte Haruka versöhnlich, während sie Shiros Hand drückte. „Wieso denkst du, dass er dich heute nicht gehen lässt?“

„Ach... nur so...“ Kou warf einen Blick auf sein Handy, dessen Display immer noch aufleuchtete, wenn eine neue Twitter Benachrichtigung einging.

Haruka zog ihr eigenes Handy aus der Beintasche ihrer Leggings, öffnete die App und scrollte ein wenig nach unten, dann weiteten sich ihre Augen, sie schaute zu Kou, wieder auf ihr Display und zurück zu ihm. „Yukimura... okay... ich... verstehe völlig, warum du das denkst.“ Sie tippte auf dem Display herum, bevor ihre Augen noch größer wurden und sie rot wurde. „Uhm...“

„Haru-chan... zu deinem eigenen Seelenheil solltest du dem Privataccount deines Vaters besser nicht folgen, glaub mir“, sagte Shiro und nahm ihr das Gerät aus der Hand.

„Aber... dann bin ich ja die Einzige, die nichts weiß“, jammerte sie und versuchte, das Handy zurückzuerobern, doch Shiro hielt es aus ihrer Reichweite, bis er Kazukis Account entfolgt war.

„Das ist auch gut so“, antworteten Kou und Shiro gleichzeitig, bevor der Jüngere weitersprach. „Haru-chan, du willst wirklich nicht wissen, was die beiden in ihrer Freizeit so treiben. Es ist schon schlimm genug, dass ich es weiß.“

Kou nickte zustimmend, selbst nicht weniger rot als die beiden, er hatte sich fast an seinem Tee verschluckt.

„Ich... gehe duschen und mich umziehen, bis später“, beschloss Haruka, nachdem sie Shiro ihr Handy entwendet hatte, gab ihm einen Kuss und eilte die Treppe nach oben in den zweiten Stock.

„Ich schulde dir wahrscheinlich mein Leben, wenn du uns nicht verpfeifst, Yukimura“, sagte Shiro, sobald sie außer Hörweite war.

„Ich habe keinen Grund, euch zu verraten, aber ich kann ihn auch nicht anlügen. Ihr seid alt genug, das für euch zu entscheiden, mit allen Konsequenzen, die ihr besser kennt als ich“, antwortete er bestimmt. „Ihr solltet euch aber einen vernünftigen Plan zurechtlegen, wie ihr es ihren Eltern vermittelt, sollte es euch ernst sein. Geheimniskrämerei führt nur zu unnötigem Ärger und du bist zu verantwortungsbewusst, als dass du alles dafür riskierst, heimlich mit ihr zusammen zu sein, Shiro.“

„Du hast recht, ich... sollte darüber auch noch einmal mit meinem Va... Tetsuo reden, er weiß wahrscheinlich am besten, wie wir das anstellen sollen, ohne dass irgendwer Körperteile verliert. Wir sehen uns später. Danke, Yukimura.“ Er neigte kurz den Kopf und ging ebenfalls nach oben, um sich umzuziehen.

Chapter 65

Summary:

„Too-san… ich will ja wirklich nicht allzu neugierig sein…“ Sie drehte eine lose Haarsträhne um ihren Zeigefinger. „Aber wieso nennt Yukimura dich in seinem Tweet von heute Nachmittag Daddy?“

Kazuki verschluckte sich an seinem Getränk, Kou lief dunkelrot an und Shiro schaute beschämt zur Seite, was Tetsuo dazu brachte, in schallendes Gelächter auszubrechen.

„Ja, Too-san, erklär ihr das mal“, sagte der Blonde lachend.

„Das ist...“ Er dachte angestrengt nach und überlegte, wie er ihr das am klügsten erklärte, ohne sie zu sehr zu schockieren.

„Haruka-chan...“ Kou lehnte sich an seine Brust, nachdem er sich etwas beruhigt hatte, und schaute sie an, indem er den Kopf leicht zu ihr neigte, die langen Haare fielen ihm locker über die Schulter. „Du weißt doch ganz genau Bescheid und es ist nicht nett, andere so in Bedrängnis zu bringen, meinst du nicht auch?“

Chapter Text

Kazuki streckte sich auf der Bank aus, die neben dem Tisch in der Sonne stand, den sie in dem Restaurant belegt hatten, in dem sie ihre verspätete Mittagspause verbringen wollten. Sayuri und Itsuki verspäteten sich, sie hatten irgendeinen neu zugelassenen Abhang entdeckt und wollten diesen erst erkunden – wahrscheinlich eher Sayuri als ihr Partner – also war er allein mit Tetsuo, wie sonst auch. Der Blonde saß neben ihm und hatte die Unterschenkel auf die Ecke des niedrigen Tisches gelegt und sich eine Zigarette angezündet, während sie auf ihr Essen warteten.

„Du siehst nicht aus, als hättest du viel Schlaf bekommen, Boss“, bemerkte Tetsuo, während seine grauen Augen die Umgebung sondierten und misstrauisch die anderen Gäste beobachteten. Er sprach ihn immer so an, wenn sie in Hörweite anderer waren, die nicht zum engsten Familienkreis gehörten.

„Du weißt...“

„Du brauchst nicht viel Schlaf, ich weiß. Aber nach dem Gelage, das Sayuri-nee-san gestern veranstaltet hat, brauchst selbst du mehr Schlaf als nur ein paar Stunden.“ Er warf ihm einen besorgten Blick zu.

„Ich habe die Woche über mehr gearbeitet, damit sich nicht alles auftürmt, bis wir zurück sind, das stresst mehr als etwas wenig Schlaf nach zu viel Sake“, antwortete er und gähnte, die Sonne machte ihn träge.

„Wenn ich ja wüsste, dass du gleich schlafen gegangen bist, nachdem du oben warst... War es wenigstens gut?“

„Hervorragend, wie immer. Neidisch?“ Er schmunzelte kurz über Tetsuos irritierten Gesichtsausdruck, bevor er sich wieder fing und ernst drein schaute, wie es sich für einen guten Bodyguard und fuku-honbucho gehörte. Kazuki setzte sich auf, als eine Kellnerin Essen und neue Getränke brachte, der Jüngere nahm brav die Beine vom Tisch, um nicht mehr Anstoß zu erregen als so schon.

„Vielleicht ein bisschen“, gestand er grinsend. „Ich hätte mir auch irgendein Betthäschen mitnehmen sollen, das mir das Bett wärmt, damit ich mich nicht so einsam fühle, wenn ihr eure Pärchendinge macht.“

„Hast du denn gerade jemanden für sowas verfügbar?“

„Nö, viel zu anstrengend.“ Er legte den Kopf in den Nacken und pustete etwas Rauch in die kühle Luft. „Es läuft ja immer gleich, man einigt sich auf etwas rein körperliches und irgendwann kommen doch wieder einseitige Gefühle ins Spiel. So ein Unmensch, dass ich das dann weiter ausnutze, bin ich wirklich nicht.“

„Dann musst du wohl mit Shiro Vorlieb nehmen und tiefgründige Vater-Sohn-Gespräche führen“, feixte Kazuki, dem Tetsuos zerknirschter Gesichtsausdruck entging, weil er das Handy aus der Tasche gezogen hatte und eine Benachrichtigung antippte, um Twitter zu öffnen. Kou hatte etwas gepostet, das tat er täglich, aber er hatte sich dennoch die Benachrichtigungen dafür aktiviert, weil er es spannend fand, was sein Partner mit seinen Fans teilte. Er hatte Urlaub, also war er nur mit seinen privaten Konten eingeloggt und auch nur für die erreichbar, die diese Kontaktdaten hatten. Nicht ständig für Arbeitsdinge abrufbar zu sein, hatte er erst lernen müssen, mit vielen hitzigen Diskussionen mit Tetsuo, der ständig auf sein Wohlergehen achtete und ihn bremste, wenn er es mal wieder übertrieb. Kazuki biss sich kurz auf die Unterlippe und sog hörbar die Luft ein, als er das Foto sah, das Kou gepostet hatte. Tetsuo schaute ihm neugierig über die Schulter und ließ einen leisen Pfiff hören.

„Was hat der denn heute Morgen gefrühstückt, dass er sich das traut?“ fragte der Blonde anerkennend.

„Eine extra Portion Bestätigung, um seiner aufkeimenden Unsicherheit entgegenzuwirken.“ Kazuki tippte auf zitieren und gab zwei Wörter und ein Emoji ein, bevor er es absendete.

„Das schadet nie. Wollen wir noch auf die beiden warten oder machen wir uns auf den Rückweg?“ Er schaute auf seine Uhr, nachdem sie aufgegessen hatten.

„Wer weiß, wann die auftauchen, du kennst Sayuri, wenn sie irgendwas gefunden hat, bei dem sie sich potenziell den Hals brechen könnte, ist sie Feuer und Flamme. Lass uns gehen, nehmen wir die Abkürzung?“ Kazuki stand auf und zog seine Jacke an, dabei zwinkerte er einem jungen Mann zu, der die beiden attraktiven Männer etwas zu lange angestarrt hatte und nun mit rotem Kopf angestrengt wegschaute.

„Ja, ich muss unterwegs noch was mit dir besprechen“, stimmte Tetsuo zu.

„Etwas, das nicht warten kann, bis wir zurück sind?“ Er klemmte sich sein Snowboard unter dem Arm und wartete, bis sein Schatten sein eigenes unter den Boards gefunden hatte, die an der Wand lehnten.

„Absolut nicht. Je eher wir darüber reden, umso weniger läuft jemand Gefahr, sein Leben zu verlieren, weil er nicht warten kann.“

 

„Er hat was?!“ Kazuki schaute seinen Adjutanten verärgert an und unterdrückte den Drang, ihm stellvertretend für seinen Ziehsohn eine zu verpassen. „Seit wann weißt du das?“ Er lehnte sich stattdessen an den Baum hinter sich und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie befanden sich oberhalb des Ferienhauses am Rand eines kleinen Waldstücks, das das Grundstück von einer etwas unbekannteren Piste trennte, die besagte Abkürzung darstellte, wenn man vom Skigebiet aus zurückwollte.

„Seit gestern Vormittag, er hat es mir auf der Fahrt hierher gebeichtet.“ Tetsuo erwiderte zerknirscht seinen Blick. „Ich hätte da unmöglich umdrehen und ihn wieder nach Hause bringen können, wir waren schon fast hier. Es gab auch keine Ausrede, die ich Sayuri hätte auftischen können, die sie mir glaubt, ohne zu sehr nachzuhaken.“

„Du hättest es mir gestern schon sagen können, als wir allein in der Quelle waren, Tetsu. Warum hast du noch einen Tag gewartet? Die beiden sind heute Morgen allein los, wer weiß, was sie...“ Er bremste sich selbst, bevor er völlig übertrieb. Haruka war kein kleines Mädchen mehr und nicht dumm, sie würde nichts tun, das sie irgendwie in Schwierigkeiten brachte, andererseits war sie ihrer Mutter ähnlicher, als er sich manchmal wünschte.

„Hätte ich, habe ich aber nicht, weil ich erst noch einmal mit ihm sprechen wollte und ihm deutlich machen, dass er mehr als nur mit dem Feuer spielt, wenn er das ohne euer Einverständnis durchzieht“, entgegnete er, es war ihm anzusehen, wie schwer es ihm fiel, sich überhaupt erst darum kümmern zu müssen.

„Und die Geschichte mit Izumi? War die nur Ablenkung, damit wir nicht wegen Shiro nachhaken?“

„Nein, ich habe keinen Grund, euch etwas aufzutischen und Izumi damit reinzuziehen, um davon abzulenken, du solltest mich besser kennen, Aniki.“ Tetsuo verschränkte ebenfalls die Arme und runzelte ärgerlich die Stirn.

„Natürlich, entschuldige. Also... was ist dein Vorschlag? Shiro ist nicht irgendwer, er weiß was er tut und er ist mehr als fähig, umso mehr überrascht es mich, dass er so dumm ist, alles aufs Spiel zu setzen, um...“ Kazuki unterbrach sich, weil er sich tatsächlich nicht sicher war, wie er es nennen sollte, es ging schließlich um seine Tochter.

„Um blind vor Liebe eine verbotene Beziehung einzugehen?“ Der Blonde hob fragend eine Augenbraue, dann lachte er kurz. „Du bist wahrscheinlich der letzte, der darüber urteilen sollte, meinst du nicht auch?“

„Mach dich nicht darüber lustig, das ist eine ernste Sache. Sayuri wird ihn vierteilen, du weißt, wie sie ist, wenn es um Haruka geht.“

„Deshalb erzähle ich es ja auch dir und nicht ihr. Shiro ist dein Kobun, noch hat er keinen Unsinn angestellt, sie sind beide überraschend vernünftig, wo auch immer, sie das herhaben... Jedenfalls, was soll ich ihm sagen, das er tun soll?“ Er schob die Hände in die Taschen seiner Jacke, da ihm kalt wurde. „Ich war nie in so einer Situation, wie hast du damals Rins Eltern überzeugt? Beim Oyabun hat das ja Sayuri für dich erledigt.“

„Du weißt wie... nicht weniger verlange ich von ihm, wenn er nicht will, dass ich ihn nach Hause schicke und ihm alle seine Aufgaben entziehe“, beschloss er streng. „Er sollte sich nicht zu viel Zeit lassen, wenn Sayuri es herausfindet, bevor er bei mir war, kann ich nichts für ihn tun, offiziell weiß ich von nichts.“

„Ich verstehe, vielen Dank für deine Güte, Boss.“ Tetsuo verbeugte sich vor ihm und sah überrascht auf, als Kazuki leise lachte. „Was ist?“

„Es ist immer wieder erstaunlich, wie du in deiner Rolle aufgehst, Tetsu. Du bist mein Bruder, selbstverständlich sorge ich dafür, dass deinen Jungs nichts passiert, egal wie dämlich sie sich anstellen.“ Er drückte seine Schulter. „Du beschützt mich schließlich auch vor meiner eigenen Dämlichkeit.“

Der Jüngere verzog die Lippen zu einem schiefen Grinsen und schob sich die Haare aus der Stirn, die sich aus seiner Frisur gelöst hatten. „Ich bin mir manchmal nicht so sicher, ob ich damit so erfolgreich bin, deine Dämlichkeit in Liebesdingen übersteigt meinen Horizont. Ein Wunder, dass wir beide noch leben, was?“

„Pures Glück, mein Lieber, pures Glück und eine Prise Schicksal. Wer weiß, ob Sayuri uns leben lässt, wenn sie das herausfindet oder ob die Familie plötzlich drei Mitglieder weniger hat und ihr Vater sich einen neuen Plan zurechtlegen muss, wem er die Führung überlässt.“ Kazuki klickte den rechten Fuß in die vordere Bindung seines Snowboards. „Aber was wäre unser Leben ohne ein bisschen Risiko?“

Er stieg in die hintere Bindung, nachdem er die vordere Hälfte des Boards über die Kante des steilen Abhangs geschoben hatte und ließ sich grinsend nach vorn fallen. Tetsuo folgte ihm dichtauf, der Hang war halsbrecherisch steil mit vereinzelten Felsen dazwischen, die nur von einer dünnen Schneeschicht bedeckt waren, um die sie sich mit hoher Geschwindigkeit herumschlängelten. Er war einmal über einen solchen Felsen gefahren und danach unkontrolliert den halben Hang hinuntergepurzelt, ohne sich glücklicherweise mehr als ein Sammelsurium blauer Flecken zu holen, seitdem hatte er die Position eines jeden auswendig gelernt. Kazuki hingegen glich solche Kollisionen mit völliger Körperkontrolle aus, er rechnete einfach damit, auf ein Hindernis zu stoßen und damit umzugehen, wenn es soweit war, so wie er sein Leben bestritt, seit sie sich kannten.

 

Haruka flitzte mit einer großen Schüssel Gemüsesticks durch die Eingangshalle ins Wohnzimmer, als die beiden etwas später das Haus betraten, nachdem sie ihre Boards gereinigt und in der Garage an die Wand gestellt hatten. Sie kletterte freihändig über die Sofalehne und ließ sich neben Kou nieder, der die Augen auf den Fernseher an der Wand gerichtet hatte und sich durch die Auswahlmöglichkeiten für sein Gefährt in Mario Kart klickte. Shiro blieb wie angewurzelt stehen, als er ebenfalls aus der Küche kam, einen Krug Tee und drei Gläser in den Händen, und sie hereinkommen sah. Im privaten Rahmen war er nie gut darin gewesen, seine Gefühle zu verbergen und in diesem Moment stand ihm die Panik ins Gesicht geschrieben, erstrecht, als Tetsuo ihm mit einem Blick deutlich machte, dass Kazuki Bescheid wusste.

„Shiro.“ Kazuki schaute ihn mit einem freundlichen Lächeln an. „Holst du uns auch zwei Gläser, wenn du die abgestellt hast?“

„S… Selbstverständlich, Onkel.“ Er brachte seine Last ins Wohnzimmer, warf Haruka einen kurzen Blick zu, da sie neugierig über die Sofalehne schaute und ging wieder zurück in die Küche.

Die beiden älteren Männer zogen ihre Schuhe und die dicke Kleidung aus, darunter trugen sie eine wärmende Baselayer, und betraten das Wohnzimmer. Kou legte den Kopf in den Nacken und schenkte Kazuki ein Lächeln, das ihn kurz aus dem Konzept brachte, bevor Haruka seine Aufmerksamkeit auf sich zog.

„Too-san, spielt ihr mit?“ Sie hatte zwei Joycons ihrer Konsole in der Hand, die sie mitgenommen hatte, um sich die Zeit zu vertreiben, und sich damit zu ihnen umgedreht. Die schulterlangen braunen Haare hatte sie am Hinterkopf zu einem voluminösen Knoten gebunden, dazu verschwand sie fast in einem übergroßen schwarzen Pullover mit einem aufgedruckten Tiger, der ihr bis zu den Oberschenkeln reichte.

Ihr Vater verzog das Gesicht zu einem abwehrenden Lächeln. „Lieber nicht, ehe ich mein komplettes Ansehen verliere. Macht ihr mal, wir verzichten besser.“ Er stellte sich hinter Kou und legte ihm die Hände auf die Schultern.

„Du kannst ja für dich sprechen, aber nicht für mich, Kazuki“, sagte Tetsuo amüsiert. „Ich kann doch nicht darauf verzichten, die Kinder komplett vorzuführen. Was bekommt der Gewinner?“ Er warf sich längs auf die andere Hälfte des Sofas und nahm einen der kleinen Controller entgegen, Shiro zog er neben sich, nachdem er mit den Gläsern zurückgekommen war, damit er sich nicht auf den freien Platz neben Haruka setzen konnte.

„Darüber haben wir noch nicht gesprochen, wir wollten uns eigentlich nur die Zeit vertreiben, bis ihr wieder da seid“, sagte Kou, der kurz aufstand, damit Kazuki sich setzen konnte und er auf seinem Schoß Platz nehmen.

Tetsuo grummelte zustimmend und sie spielten einige Runden, bis Haruka Kazuki von der Seite mit dem Fuß anstupste, so dass er sie ansehen musste. Sie hatte sich mit dem Rücken an die Armlehne gestützt und die Beine angewinkelt, weil sie sonst auf Kous Schoß gelegen hätten.

„Too-san… ich will ja wirklich nicht allzu neugierig sein…“ Sie drehte eine lose Haarsträhne um ihren Zeigefinger. „Aber wieso nennt Yukimura dich in seinem Tweet von heute Nachmittag Daddy?“

Kazuki verschluckte sich an seinem Getränk, Kou lief dunkelrot an und Shiro schaute beschämt zur Seite, was Tetsuo dazu brachte, in schallendes Gelächter auszubrechen.

„Ja, Too-san, erklär ihr das mal“, sagte der Blonde lachend.

„Das ist...“ Er dachte angestrengt nach und überlegte, wie er ihr das am klügsten erklärte, ohne sie zu sehr zu schockieren.

„Haruka-chan...“ Kou lehnte sich an seine Brust, nachdem er sich etwas beruhigt hatte, und schaute sie an, indem er den Kopf leicht zu ihr neigte, die langen Haare fielen ihm locker über die Schulter. „Du weißt doch ganz genau Bescheid und es ist nicht nett, andere so in Bedrängnis zu bringen, meinst du nicht auch?“

„Najaaa...“ Sie erwiderte eisern seinen Blick. „Wenn ich es ja schon weiß, dann spricht doch nichts dagegen, es auszusprechen, oder?“

Kou lachte leise, dann zog er Kazukis Arm fester an sich und knabberte an seinem Zeigefinger, während er ihr ein verschmitztes Lächeln schenkte. „Was willst du hören? Wenn wir jetzt im Detail alle Fetische deines Vaters durchgehen, sitzen wir morgen früh noch hier und ich glaube Daddy hat ein Problem damit, wenn ich meine Zeit damit verbringe, dir das alles zu erläutern.“

Haruka lief nun ihrerseits rot an und zog sich den Kragen des Pullovers bis zur Stirn hoch, bevor sie jammernd das Gesicht an ihre Knie drückte. Kou musste sich zusammenreißen, nicht zu sehr zu grinsen, wäre sie eine Figur in einem Manga, könnte man die Rauchwölkchen über ihrem Kopf aufsteigen sehen. Er war sich kurz unsicher, ob er sich damit zu weit aus dem Fenster gelehnt hätte, aber eine steife Erklärung von Kazuki hätte die Situation nur noch schräger gemacht, so sehr er auch sonst Klartext sprach, bei seiner Tochter fand er nicht immer die richtigen Worte und sie wusste ganz genau, wie sie ihn zu so etwas provozieren konnte. Shiro grunzte in das Kissen, das er sich vors Gesicht hielt, Kou war sich nicht sicher, ob er lachte oder ebenso beschämt war wie Haruka, was süß war, da er über sechs Jahre älter war als sie und trotzdem völlig unbedarft in allem, was über Blümchensex hinausging. Tetsuo hatte aufgehört zu lachen und das Kinn auf die verschränkten Hände gestützt, er nickte ihm anerkennend zu, Haruka stellte man am besten ruhig, indem man eine Provokation direkt konterte und es gar nicht erst ausdiskutierte.

Kou drehte halb den Kopf, da Kazuki ungewöhnlich still war. Er begegnete dem Blick seines Partners, der ihn sprachlos ansah, aber mit einer Intensität, dass seine kurze Unsicherheit wie weggeblasen war, es war genau richtig gewesen, dass er die Antwort übernommen hatte. Da er auf seinem Schoß saß, entging ihm seine körperliche Reaktion nicht und er sah ihn fragend an, ein leichtes Lächeln auf den Lippen und Kazuki knickte völlig ein.

„Steh auf...“ raunte er in sein Ohr, die Finger fest im Stoff seines Pullovers vergraben.

Seine leicht heisere Stimme jagte Kou einen Schauer über den Rücken, so dass er hastig die untergeschlagenen Beine auseinanderknotete und die Füße auf den Boden stellte. Er hatte sich noch nicht ganz aufgerichtet, als sein Partner hinter ihm aufstand, ihn an den Hüften umdrehte, ihn hochhob und sich über die Schulter warf, als wäre er ein Sack Reis. Der überraschte Laut, der ihm entfuhr, ließ Haruka fragend aus ihrem Kragen herausschauen und ihre Augen weiteten sich, bevor sie die Hände vor das Gesicht schlug, nachdem sie gesehen hatte, was sie nie hatte sehen wollen, aber die enge Kleidung, die Kazuki trug, überließ nichts der Fantasie.

„Wir gehen“, beschloss er knapp und trug Kou aus dem Raum und die Treppe nach oben.

 

„Hab ich... was falsches gesagt?“ fragte Haruka nach einer Weile angespannter Stille. Sie hob den Kopf und schaute zu Shiro und Tetsuo, die auf der anderen Hälfte des L-förmigen Sofas saßen.

„Nicht unbedingt...“ Der Blonde lehnte sich zurück und legte die Füße auf den Tisch. „Du hast Talent dafür, deine Eltern so zu provozieren, dass ihnen nichts mehr einfällt. Was hast du erwartet, dass er dir geduldig erklärt, was es damit auf sich hat und dass er Kou halb Tokio kaufen würde, wenn er ihn darum bittet?“

„Das würde Yukimura nie tun, er legt so gar keinen Wert auf sowas“, widersprach sie.

„Absolut nicht, deshalb funktioniert das ja auch.“ Er rieb sich die Stirn und seufzte angestrengt. „Ich kann dir nicht erklären, warum das so ist, aber dein Vater war einfach schon immer der Typ genau dafür, sich zu kümmern und sich schwanzwedelnd anhimmeln zu lassen, wobei er das nicht dafür tut, es passiert einfach. Seit er die Finanzen hat, diejenigen, die er dafür auserkoren hat, in Gold und Seide zu hüllen, ist das einfach nur noch schlimmer geworden.“

„Sicher ist, dass wir die beiden nicht zum Abendessen sehen werden... falls wir sie heute überhaupt nochmal sehen“, murmelte Shiro in das Kissen, das er immer noch umarmte.

„Dein Glück, sonst würde Kazuki den Abend damit verbringen, darauf zu warten, dass du bei ihm angekrochen kommst, ihn um Verzeihung bittest und ihm glaubhaft darlegst, warum du Haruka anfassen dürfen solltest, ohne dabei beide Hände und deinen Schwanz zu verlieren“, murrte Tetsuo und zerzauste ihm die schwarzen Haare, was Shiro resigniert ins Kissen grunzen ließ.

„Warum... werde ich bei der Sache eigentlich nicht gefragt?“ Haruka verschränkte die Arme vor der Brust. „Es geht ja schließlich auch um mich, es ist ja nicht so, dass Shiro sich mir aufgedrängt hätte oder so... das ist halt einfach passiert, gegenseitig.“

„Das ist mir völlig klar, du bist schließlich die Tochter deiner Mutter. Es geht hier ums Prinzip, um Rangfolge und Etikette. Wenn Sayuri das herausfindet, ohne dass Kazuki offiziell davon weiß, kann er den nachfolgenden Ärger auch nicht mehr verhindern, es bedeutet nicht, dass er dagegen ist“, erklärte er leicht ungeduldig. „Sieh es als Sicherheitsmaßnahme, nichts weiter. Es verbietet dir auch niemand, Shiro zu begleiten, wenn er irgendwann den Mut fasst, das durchzuziehen. Nur heute besser nicht mehr.“ Er stand auf und kramte seine Zigaretten aus der Tasche seines Pullovers. „Lasst ihn sich mit seinem Toyboy austoben, dann ist er morgen tiefenentspannt. Ich gehe davon aus, Kou weiß über euch Bescheid?“

„Mhm... er hat uns schon eine Standpauke gehalten, sofern das bei ihm überhaupt vorstellbar ist.“ Shiro rieb sich über das Tattoo auf seinem Kopf, wie er es immer tat, wenn er nervös war. „Danke für deinen Rat, Aniki.“

„Das ist mein Job, also nichts zu danken, Knirps.“

Chapter 66

Summary:

IronFox [20:16]: Machen wir es kurz, ich bin kein Fan davon, haufenweise Nachrichten auszutauschen. Ich schicke dir ein Bild und einen Standort, wenn du Interesse hast, warte ich.

AraAraTa [20:16]: Sehr direkt, gefällt mir (^_−)☆

AraAraTa [20:24]: Ich komme, wenn ich meine Freunde losgeworden bin. Nicht weglaufen.

IronFox [20:25]: Und wie du kommen wirst.

Chapter Text

Sayuri und Itsuki kamen kurz darauf zurück, durchgefroren und etwas angeschlagen.

„Oh man... das war keine ganz so kluge Idee, glaube ich“, sagte sie und zerrte träge an ihren Stiefeln, bis ihr Partner ihr dabei half und sie sich rückwärts auf den Fußboden im Eingangsbereich fallen ließ.

„Ich habe es dir gesagt, aber du wolltest nicht hören.“ Er stellte die Schuhe auf das Gitter neben der Tür und zog seine Jacke aus.

„Morgen... machen wir einfach Pause, ich werde alt, Itsuki.“ Sayuri legte sich die Hände auf das Gesicht und blieb liegen, wo sie war.

Haruka kam aus dem Wohnzimmer und hockte sich neben ihre Mutter auf den Boden, dann piekte sie sie in die Seite. „Kaa-san... du wirst noch krank, wenn du hier auf dem Boden liegen bleibst. Shiro und ich machen das Essen, ihr alten Leute könnt euch aufwärmen und ausruhen gehen. Und was immer Too-san und Yukimura oben machen... wir heben ihnen einfach was auf.“ Sie zog den quietschgrünen Lolli aus ihrem Mund und hielt ihn sich an die Lippen, während sie auf eine Antwort wartete.

„Warum nennst du ihn eigentlich nicht Kou, wie alle anderen auch...?“ Sayuri setzte sich stöhnend auf und rieb sich den Rücken.

„Weil er älter ist und wir uns noch nicht so gut kennen. Das nennt man Höflichkeit, hast du mir beigebracht“, antwortete sie brav. „Bis er es nicht anbietet, ihn beim Vornamen zu nennen, behalten Shiro und ich das so bei.“

Sayuri stand langsam auf und strich dem Mädchen lächelnd über die Wange, dann schaute sie zu Tetsuo, der mit Kous iPad und Handy in den Händen aus dem Wohnzimmer kam.

„Haben wir was verpasst?“ fragte sie ihn.

„Nicht wirklich. Da du jetzt hier bist, kannst du deiner Tochter ja nochmal ausführlich erklären, was ein Daddy Kink ist und weshalb man das seinen Vater nicht fragt, während er seinen Toyboy auf dem Schoß hat“, entgegnete er trocken, was Haruka mit hochrotem Kopf in die Küche stürmen ließ.

Sayuri schaute ihr verblüfft nach, bevor sie sich wieder dem Blonden zuwendete. „Nicht dein Ernst, oder?“

„Mein völliger Ernst, Shiro kann das bezeugen. Kou hat so gut gekontert, dass Kazuki... naja, du weißt selbst, wie er ist, wenn ihm die Sicherungen durchbrennen.“ Er lächelte schief, als sie wissend nickte. „Ich bringe Kous Sachen hoch, denke aber nicht, dass wir die beiden heute noch sehen oder er morgen mehr als kriechen kann.“

„Verstehe... dann machen wir wohl alle morgen einen entspannten Tag oder hast du was vor?“

„Ich habe mich noch nicht entschieden, ich sage dir Bescheid, wenn ich es genauer weiß.“

 

Tetsuo ging mit großen Schritten die Treppe hoch, bog links ab und öffnete leise die Tür zu Kazukis Zimmer. Er trat ein und schloss sie hinter sich, damit kein Ton nach außen dringen konnte, Kous Geräte legte er auf den Schreibtisch. Kazuki und Kou waren im Bad, das Wasser der Dusche war nur ein leises Rauschen im Hintergrund, da Kous heiseres Wimmern und Stöhnen es fast übertönte, ebenso wie Kazukis Worte, die er zu ihm sagte. Tetsuo hörte nur seine Stimme, konnte aber nicht ausmachen, was es war, es schien den Jüngeren aber nur noch mehr zu erregen, da er anfing, darum zu betteln, kommen zu dürfen, was Kazuki mit Genugtuung verneinte. Er merkte, wie es ihn selbst nicht kalt ließ, während er ihnen zuhörte und das Blut abwärts wanderte, um seine Hose merklich enger werden zu lassen. Bevor er es nicht mehr aushielt, verließ er den Raum und ging in sein eigenes Zimmer. Kaum dort angekommen, entledigte er sich der vom Tag verschwitzten Kleidung und lief nackt ins kleine Bad, das dazugehörte. Auch wenn ein Bad in der heißen Quelle um einiges angenehmer gewesen wäre, hätte er in diesem Zustand unmöglich dorthin gehen können. Tetsuo stellte das Wasser der Dusche an und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, während er mit einer Hand seinen harten Penis umfasste und mit den Fingern über die gepiercte Spitze rieb. Er ließ sich auf dem Fußboden nieder, nahm die zweite Hand dazu, um mit einem Finger über seinen Anus zu streicheln und schließlich in sich einzudringen. Er legte den Kopf in den Nacken und stöhnte auf, als er mit dem Finger den kleinen Nervenknoten ertastete und dagegen drückte, danach dauerte es nicht mehr lange, bis er kam. Da er nur den überschüssigen Druck ablassen wollte, konzentrierte er sich genau auf das, was ihn schnell zum Höhepunkt brachte. Anschließend wusch er sich gründlich, trocknete sich ab und brachte seine noch feuchten Haare mit einer Portion Pomade in Form. Tetsuo hatte beschlossen, den Abend und die Nacht nicht im Haus zu verbringen, sondern auszugehen, bevor er sich von der geballten Pärchenpower die Laune verderben ließ. Aus seinem Schrank holte er Unterwäsche, eine gut sitzende schwarze Hose und ein grau-weißes, fein gemustertes Hemd, zog alles an und legte zum Schluss seine Armbanduhr an, ein Paar schwarze Lederschuhe klemmte er sich unter den Arm, als er nach unten ging.

Sayuri ließ einen leisen Pfiff hören, als er in die Küche kam und sich eines des Sandwiches nahm, die Haruka und Shiro gemacht hatten.

„Wen willst du denn damit aufreißen, Füchschen?“ fragte sie neugierig.

„Keinen der Anwesenden. Ich fahre ins Tal, ihr braucht mich ja bis morgen nicht mehr“, antwortete er mit einem Zwinkern. „Ich bin erreichbar, sollte irgendwas sein.“

„Natürlich. Viel Spaß, bring nichts mit, was du nicht auch wieder loswirst.“ Sie tätschelte seinen Po und folgte ihm in den Eingangsbereich, wo er sich Jacke und Winterstiefel anzog. „Weiß Kazuki Bescheid?“

„Ich habe ihm eine Nachricht hinterlassen, nur dafür wollte ich ihn nicht stören. Bis morgen, Sayuri-nee, pass auf, dass niemand stirbt, bis ich wieder da bin.“

 

Tetsuo zog die Eingangstür hinter sich zu und ging über den Hof zur Garage, die sich auf Knopfdruck öffnete. Während er darauf wartete, dass der Autopilot das Tesla Model X herausfuhr, öffnete er Grindr auf seinem Handy und aktualisierte sein Profil. Er hätte auch nach Frauen Ausschau halten können, aber ihm war nicht danach. Ständig mit Männern zu tun zu haben, die nur andere Männer im Kopf hatten, färbte wohl ab, dachte er grinsend. Im Auto legte er das Gerät in die Ablage, das große Display am Armaturenbrett spiegelte die Anzeige, während er sich auf den Weg nach Nagano machte, so konnte er mit einem Auge die eingehenden Benachrichtigungen im Blick behalten und die ließen nicht lange auf sich warten. Es war Samstagabend, die meisten Touristen wollten den nicht nur im Hotel verbringen und für etwas Spaß war immer jemand zu finden.

Tetsuo parkte das Auto auf einem Parkplatz, wechselte die Schuhe und machte sich auf den Weg in eine Straße, in der sich Restaurants und Bars aneinanderreihten. Er wollte sich nicht besonders lange damit aufhalten, erst umständlich zu flirten und dann eventuell in ein Hotel zu gehen, weshalb er die App schätzte, da lagen die Dinge von vorneherein klar. Gegen ein oder zwei Drinks hatte er trotzdem nichts einzuwenden, so dass er nach wenigen Minuten die Bar betrat, die er und Kazuki vor einigen Jahren entdeckt hatten. Sie lag etwas abseits und unterschied sich optisch kaum von den anderen Bars in der Gegend, abgesehen von der kleinen Regenbogenflagge am Eingang und der hauptsächlich männlichen Kundschaft.

Tetsuo steckte Autoschlüssel, Kartenetui und Handy in seine Hosentasche, bevor er seine Jacke an der Garderobe zurückließ. Die Plätze an der gemütlichen Bar waren fast komplett belegt, also bestellte er sich einen Whiskey und nahm auf einem Sofa an einem Tisch an der Wand Platz, von dem aus er einen guten Überblick hatte. Da es noch früh war, tippte er sich durch die App und sortierte die Benachrichtigungen aus, die Fotos von einem Teil seiner Tattoos und Piercings durch ein halbtransparentes Shirt auf seinem Profil in Kombination mit den blonden Haaren lockten die wildesten Gestalten an, die selten in sein Beuteschema passten. Der Kellner brachte ihm einen Aschenbecher zu seinem Whiskey, den er dankend annahm und sich dann eine Zigarette anzündete. Wenn er den ganzen Tag mit Kazuki unterwegs war, kam er nicht so viel zum Rauchen, wie er es sonst tun würde. Seit dieser damit aufgehört hatte, herrschte in seinen Büros und Wohnungen absolutes Rauchverbot und Tetsuo machte es halb wahnsinnig, da er sich auch nicht einfach so zum Rauchen verkrümeln konnte, ohne dass Kazuki ihn tadelte. Er ließ ihn nicht einmal in seinem eigenen Auto rauchen, wenn er dabei war, weshalb sie schon häufig hitzige Diskussionen hatten, die sein Boss damit beendete, es ihm zu befehlen und dem konnte er sich nicht widersetzen, erstrecht nicht wegen einer Lappalie wie einer Zigarette.

Er schlug die Beine übereinander und lehnte sich zurück, während er ein Profil antippte, das seine Aufmerksamkeit erregte. Das Gesicht und die hellbraunen, wuscheligen Haare kamen ihm bekannt vor, er hatte ihn am Nachmittag auf der Terrasse des Restaurants gesehen, in dem er mit Kazuki gegessen hatte. Er wäre ihm wahrscheinlich nicht aufgefallen, wenn er nicht während ihres gesamten Aufenthalts immer mal wieder zu ihnen herübergesehen hätte, statt dem Gespräch seiner Freunde zu folgen. Tetsuo bestätigte das Match und wartete geduldig auf eine Reaktion.

 

AraAraTa [20:11]: Guten Abend, Großer. Habe nicht damit gerechnet, dich hier zu finden

IronFox [20:12]: Guten Abend, Kleiner.

AraAraTa [20:14]: Liege ich richtig und du warst heute in Terakoya? Mit dem schwarzen Board mit dem Fuchs drauf?

IronFox [20:15]: Du warst ja sehr aufmerksam, dafür, dass dir vor lauter Starren das Essen kalt geworden ist. Ja, das ist meins.

IronFox [20:16]: Machen wir es kurz, ich bin kein Fan davon, haufenweise Nachrichten auszutauschen. Ich schicke dir ein Bild und einen Standort, wenn du Interesse hast, warte ich.

AraAraTa [20:16]: Sehr direkt, gefällt mir (^_−)☆

 

Tetsuo öffnete die Bildergalerie auf seinem Handy, die er mit Fingerabdruck entsperren musste, und suchte ein Foto von sich heraus, oberkörperfrei mit eng anliegender, weißer Unterhose, auf dem das Dolphin-Piercing als zwei kleine Knubbel auf der Unterseite seiner halben Erektion zu sehen war ebenso die Tattoos auf seiner Brust und seinem rechten Arm. Sein Gesicht war nicht darauf, er hatte es irgendwann gemacht, als er im Bett lag und Langeweile hatte, weshalb Aois plüschiger Schweif am Rand zu sehen war, da sie immer dort schlief, wenn er da war. Er tippte auf Senden und bestellte sich einen weiteren Drink, während er auf eine Reaktion wartete.

 

AraAraTa [20:24]: Ich komme, wenn ich meine Freunde losgeworden bin. Nicht weglaufen.

IronFox [20:25]: Und wie du kommen wirst.

 

Kurz nach einundzwanzig Uhr wurde die Tür zur Bar geöffnet und der hellbraune, wuschelige Kopf erschien unter einer gestrickten Pudelmütze, auf der einzelne Schneeflocken lagen. Er sortierte seine Sachen und gab alles an der Garderobe ab, bevor er in den warmen Schankraum trat und sich umsah. Er hielt kurz inne, als er Tetsuo an dem Tisch sitzen sah, dann verzogen sich seine Mundwinkel zu einem lüsternen Lächeln und er schlängelte sich zwischen den anderen Gästen hindurch, bis er vor ihm stehenblieb. Er trug eine tief sitzende Jeans, in der ein eisblaues Hemd steckte, dessen obere Knöpfe offen waren und den Blick freigaben auf einen schlanken Hals und den Ansatz seiner Brust, die einen Tick heller war als sein von der Wintersonne gebräuntes Gesicht. Dunkelbraune Augen funkelten verwegen unter seinem langen Pony.

„Du... bist es tatsächlich, kaum zu glauben. Bist du allein?“ fragte er mit heller Stimme.

„Du bist jetzt hier, also bin ich nicht mehr allein. Setz dich doch.“ Tetsuo rutschte ein Stück zur Seite, so dass er sich neben ihn setzen konnte.

„Arata-kun, das Übliche?“ fragte der Kellner im Vorbeigehen.

„Ja, Danke.“ Arata setzte sich neben ihn, nahm ihm die Zigarette aus der Hand und zog daran.

„Du bist öfter hier...?“ Er legte einen Arm um seine Schultern und holte sich seine Zigarette zurück, die er ihm so frech entwendet hatte.

„Ich wohne hier und da das die schwulste Bar in der ganzen Stadt ist, bin ich häufiger hier“, entgegnete er grinsend. „Und du? Reicher Hauptstädter im Urlaub und auf der Suche nach unverbindlichem Spaß, während deine Süße zuhause wartet?“

„Richtig, nur ohne Süße, die zuhause wartet. Ich bin völlig frei, zu ficken wen und wann ich will...“ raunte er mit rauchiger Stimme in sein Ohr, er fühlte die leichte Gänsehaut unter seinen Fingerspitzen an seinem Hals. „Da du hergekommen bist, gehe ich davon aus, dass du nicht abgeneigt bist, Arata-kun...“

„Ganz im Gegenteil... ich will mindestens herausfinden, was du in deiner Hose versteckt hast, wobei der Rest auch vielversprechend aussah.“ Er strich mit den Fingern über seine Brust nach unten und beugte sich dann vor, um seinen Drink entgegenzunehmen, den der Kellner ihm brachte. „Lädst du mich ein?“

„Sicher... wobei du nicht dazu kommen wirst, viel zu trinken, ich will nicht ewig hier rumsitzen.“

„Ein bisschen Zeit zum Warmwerden musst du mir geben, Süßer“, sagte Arata bestimmt. „Zwei Drinks, dann können wir darüber reden, wo wir hingehen. Zu dir, zu mir, irgendein Hotel, das ist mir völlig egal.“

„Einverstanden.“ Tetsuo hob amüsiert eine Augenbraue, als er mit einem Handzeichen einen zweiten Drink bestellte, bevor er den ersten zur Hälfte geleert hatte.

 

Es dauerte keine halbe Stunde, bis sie in der Gasse vor der Bar standen und Tetsuo sich zusammenreißen musste, den Jüngeren nicht einfach an die nächstbeste Wand zu drücken. Arata hatte kaum die Finger von ihm gelassen und ihn innerhalb kürzester Zeit mehr als scharf gemacht, die kalte Luft half etwas dagegen, doch nicht besonders viel, dass er seit Dezember keinen Sex mehr gehabt hatte, tat sein Übriges und den Blowjob von Kou zählte er nicht wirklich dazu, auch wenn es gut gewesen war.

„Also... zu dir...?“ Arata schmiegte sich an seinen Arm, er spürte seinen Atem auf seiner Wange.

„Zu mir geht schlecht, weil ich jetzt unmöglich noch irgendwohin fahren kann... irgendein Hotelzimmer ist mehr als ausreichend.“ Er lotste ihn durch die Straßen bis zu einem Hotel, in dem er in den vergangenen Jahren häufiger für genau diesen Zweck gewesen war.

„Eine Frage...“ begann der Braunhaarige, während sie mit dem Aufzug nach oben fuhren. „Wie stehst du zu Küssen bei One Night Stands?“

„Macht es nur besser, sofern der andere es auch will.“

Mit einer Hand auf seinem festen Hintern, schob Tetsuo ihn in das gebuchte Zimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Er hatte kaum seine Jacke ausgezogen, als Arata die Arme um seinen Nacken schlang und ihn in einen brennend heißen Zungenkuss zog, der ihm die Luft raubte. Er hob ihn an den Oberschenkeln an, so dass er die Beine um seine Hüften legen konnte und trug ihn zum Bett, ohne mehr Licht anzuschalten als das, das direkt an der Tür brannte. Flinke Finger öffneten ungeduldig die Knöpfe seines Hemds und zogen es ihm aus dem Hosenbund, während er dasselbe mit Aratas Hemd tat. Ihre Kleidung flog in hohem Bogen auf den Fußboden, bis sie nur noch ihre Unterwäsche trugen.

„Willst du... erst nochmal duschen gehen?“ fragte Tetsuo leise, während er an seinem Ohr knabberte und ihm etwas Zeit zum Luftholen ließ.

„N... Nein... habe erst, bevor ich zuhause los bin... ich bin mehr als sauber...“ antwortete er leise stöhnend.

„Sehr gut... ich weiß nämlich nicht, ob ich so lange hätte warten können... du bist so verdammt heiß, Arata, ich will dich ficken, bis wir beide nicht mehr wissen, wo oben und unten ist... Einverstanden?“ Er strich mit einer Hand an seinem Oberkörper nach unten und schob sie in seine Boxershorts, wo er seinen harten Penis umfasste.

„Ohh... fuck... ja... bis uns die Gummis ausgehen...“ Arata drückte sich an seine Hand und hob die Hüften an, damit er ihn komplett ausziehen konnte, während er am Bund von Tetsuos Unterhose zog, bis er sich ebenfalls davon trennte. „Ach du... wow... hat das sehr wehgetan?“ Er hockte sich zwischen seine Beine und strich neugierig mit den Fingern über die Piercings.

„Höllisch... du darfst ihn ruhig fester anfassen, so schnell geht da nichts... kaputt...“ Tetsuo legte den Kopf in den Nacken und genoss für einen Moment die Berührungen, die so viel besser waren, als wenn er es sich nur selbst machte. Er wusste, dass mit einem Kerl, den er seit weniger als zwei Stunden kannte, kein Blowjob ohne Gummi drin war, aber es war schon fast unerträglich, nur seine Hände und gelegentlich seine Zunge an dem harten Schaft zu spüren.

Arata setzte sich auf seine Oberschenkel und rutschte soweit vor, dass er ihrer beider Erektionen mit den Händen umfassen konnte. Er stöhnte leise, als er das kühle Metall an seiner eigenen Haut spürte. Tetsuo setzte sich auf und zog ihn näher, indem er eine Hand auf seinen Po legte, mit der anderen zog er ihn am Nacken in einen weiteren heißen Kuss.

„Scheiße... wir haben noch nichtmal richtig angefangen... und ich komm‘ schon gleich...“ murmelte der Jüngere gegen seine Lippen. „Kannst du... deine Finger... ja genau... schieb sie mir rein, Tetsu...“

Arata bewegte seine Hände schneller, rieb seinen Penis an Tetsuos, während er ihn mit seinen Fingern dehnte und kam mit einem erleichterten Seufzen, das Tetsuo unwahrscheinlich niedlich fand. Er hielt ihn fest, bis er nicht mehr zitterte und hob dann sein Gesicht an, um ihm in die Augen zu sehen, die feucht glänzten. „Erlaubst du mir, deinen süßen Arsch zu ficken?“

„Himmel... ja... fick mich, gib mir deinen stählernen Schwanz, Bad Boy...!“

Tetsuo schob ihn etwas gröber als nötig von seinem Schoß, wischte sich das Sperma von Bauch und Penis, bevor er hastig ein Kondom darüber rollte. Er drückte Arata auf den Rücken, verteilte etwas Gleitgel auf seinen Fingern und drang damit in ihn ein, um ihn gründlich vorzubereiten, da er selbst wusste, wie unangenehm es sein konnte, wenn es nicht getan wurde, erstrecht bei seinem Umfang. Während er das tat, knabberte an seinen Brustwarzen, bis er sich ungeduldig an ihn drückte, er hörte erst auf, als drei seiner Finger bequem Platz in ihm fanden. Er zog sie aus ihm heraus und ersetzte sie mit seinem harten Penis, der fast gierig von ihm eingesogen wurde. Er wartete nicht darauf, dass Arata sich an ihn gewöhnte, sondern stieß gleich tief in ihn, nachdem er seine Beine auf seine Schultern gelegt und sein Becken angehoben hatte. Der Jüngere schob sich geistesgegenwärtig ein Kissen unter den Rücken, dann gab er sich ihm laut stöhnend hin, eine Hand gegen seine Stirn gepresst, mit der anderen umfasste er seinen tropfenden Penis und hielt ihn in einem eisernen Griff.

 

Arata sank schwer atmend auf Tetsuos breiter Brust zusammen, als er zum wiederholten Male gekommen war, er fühlte sich völlig ausgelaugt und erschlagen. Tetsuos Penis rutschte mit einem feuchten Geräusch aus ihm heraus, als er ein Stück nach vorne rutschte, um ihm ins Gesicht zu sehen. Der Blonde hatte die Augen halb geschlossen, ein seliges Lächeln auf den Lippen, die Haare standen ihm wirr vom Kopf ab.

„Gehen wir duschen...?“ fragte er ihn leise. „Ich weiß aber nicht, ob ich noch laufen kann... trägst du mich?“

„Sicher nicht... du kannst kriechen...“ entgegnete er grinsend.

„Ugh... auf deine Verantwortung...“ Arata rollte sich träge von ihm herunter, wobei er darauf achtete, nicht noch mehr Sperma irgendwo zu verteilen und stand schwankend auf.

Tetsuo setzte sich auf und zog das Kondom ab, das er ordentlich zuknotete und zu den anderen im Mülleimer warf. Er stützte den Jüngeren auf dem Weg ins kleine Bad und half ihm schließlich dabei, sich zu waschen und abzutrocknen.

„Bleibst du...? Also über Nacht, du kommst wahrscheinlich nicht weit, wenn du jetzt gehst...“ fragte er, während er sich selbst wusch.

„Mhm... ich bin kein Fan davon, gleich danach abzuhauen und du hast schließlich für das Zimmer bezahlt, dann kann man es auch nutzen...“ Arata gähnte herzhaft. „Wären wir bei mir, hätte ich dich auch nicht rausgeworfen, bin ja kein Unmensch.“

Tetsuo nickte zum Verständnis, trocknete sich ab und nahm ein trockenes Handtuch mit zum Bett, um es auf die unvermeidlichen Flecken zu legen, die sie hinterlassen hatten.

„Ich schlafe in der Regel nackt, ist das in Ordnung für dich?“ fragte er höflich.

„Hör mal... du hast mir das halbe Hirn rausgefickt, da stört es mich sicher nicht, wenn du weiterhin nackt bleibst. Ich tue das auch.“ Arata zog ihn neben sich auf das bequeme Kissen. „Außerdem habe ich nichts dagegen, noch ein bisschen mehr von deinem heißen Körper für mich zu haben... ist wirklich süß, wie rücksichtsvoll du bist... für einen fiesen Yakuza.“

„Tsehe... Höflichkeit ist unumgänglich, wenn man etwas haben will...“ Tetsuo legte einen Arm um ihn und drückte ihn an sich, nachdem er die Decke über ihnen ausgebreitet hatte. „Danke für die Gelegenheit, Arata, das war großartig.“

„Mhm... gerne wieder, wenn du mal wieder in der Gegend bist... wie lange geht dein Urlaub noch...?“

„Eine Woche... ich muss aber immer erst hier runter fahren, daher habe ich keine Ahnung, ob es vorher nochmal klappt... sofern du willst“, entgegnete er schläfrig.

„Guten Sex will ich immer... wir schauen einfach, ob’s passt und wenn nicht, ist es so...“ Arata kuschelte sich an seine Brust und war kurz darauf eingeschlafen.

 

Das Bett war leer, als Tetsuos Handywecker um acht Uhr piepte. Er fischte das Gerät vom Nachttisch, schaltete den Wecker aus und tippte auf eine Grindr Benachrichtigung.

 

AraAraTa [06:47]: Musste spontan zur Frühschicht. Du bist süß, wenn du schläfst, wollte dich nicht wecken. Meine Nummer liegt auf dem Tisch, falls du sie noch nicht gefunden hast. ( ̄З ̄)

 

Tetsuo setzte sich auf und entdeckte den kleinen Zettel neben der Lampe, auf dem nur eine Nummer stand. Er fügte sie seinen Kontakten hinzu und schickte eine kurze Nachricht, um sicherzugehen, dass es auch die richtige Nummer war. Arata antwortete mit einem Daumen hoch-Emoji und einer kleinen Schneeflocke.

Er suchte seine Sachen zusammen, zog sich an und machte sich ohne weitere Verzögerung auf den fast einstündigen Rückweg zum Ferienhaus. Frühstücken konnte er später auch noch und er fühlte sich unwohl, wenn er Kazuki zu lange allein ließ, auch wenn er dort mehr als sicher war. Er war es nur so sehr gewohnt, auf ihn aufzupassen, dass er sich schlecht fühlte, wenn er etwas allein unternahm, erstrecht, wenn sie nicht in Tokio waren und er keine kleine Armee hatte, die auf ihren Boss aufpassen konnte.

Chapter 67: BONUS Kazuki x Kou

Summary:

Kou atmete geräuschvoll durch die Nase ein, als er das noch kühle Leder auf seiner Haut spürte, das er mit der Schnalle im Nacken schloss, so dass es dicht anlag. Kazuki hakte einen Karabiner in einen schmalen Ring auf der Rückseite des Halsbands ein und ließ das daran befestigte Band über Kous Rücken gleiten. Mit routinierten Handgriffen umschloss er seine Fußgelenke mit zum Halsband passenden Fesseln, an denen ebenfalls Metallringe befestigt waren.

„Deine Hände.“ Der leise Befehlston ließ Kou innehalten, da seine Hände wie so oft den Weg zwischen seine Beine gesucht hatten, wo sein Penis hart und tropfend um Aufmerksamkeit bettelte. Da er nicht sofort reagierte, zog er fest an dem am Halsband befestigten Band, woraufhin er den Rücken durchdrückte und überrascht aufstöhnte. „Du hast mich gehört. Ich sollte das hier...“ Er zog noch einmal nachdrücklich an dem Band. „...an deinen Fußfesseln befestigen, so dass du dich gar nicht mehr bewegen kannst, Puppy, würde dir das gefallen?“

„Hnngh... wenn das dein Wunsch ist, Meister...“

Chapter Text

Kazuki schob die Tür zu seinem Schlafzimmer mit dem Fuß auf, damit er Kou nicht loslassen musste, beide Hände um seine festen Oberschenkel gelegt und fixierte ihn so auf seiner Schulter. Ein Stoß mit der Ferse schloss die Tür wieder, nachdem er den Raum betreten hatte und zügig zum kleinen Bad ging. Dort setzte er ihn auf dem Waschbeckenschrank ab und zog ihn in einen gierigen Kuss, Kou schlang Arme und Beine um ihn und hielt ihn dicht an sich gepresst, während ihre Zungen sich umeinanderwanden. Pullover und T-Shirt flogen in hohem Bogen auf den Fußboden, als sie sich für eine kurze Atempause trennten, dann erkundete Kazuki seinen Hals und seine Brust mit dem Mund, seine Lippen und Zähne hinterließen eine heiße Spur auf der hellbraunen Haut.

„Kazu...“

Kou stöhnte leise seinen Namen, als er fest über seine Brustwarzen leckte, daran knabberte und zog, bis er vor Erregung zuckte. Er war so empfindlich, dass es ihm Freude bereitete, ihn allein durch die Stimulation dort so scharf zu machen, dass er wie Wachs in seinen Händen war und alles mit sich machen ließ. Mit einem leisen Schmatzen löste er seine Lippen von ihm, um sich aufzurichten und sich von seinem Oberteil zu trennen, das von der Anstrengung des Tages an seiner leicht verschwitzten Haut klebte. Kou biss sich auf die Unterlippe, als er das Spiel seiner Muskeln unter der tätowierten Haut betrachtete, die Beine immer noch um seine Hüften geschlungen, so dass ihre Erektionen aneinanderdrückten und leicht aneinanderrieben. Kazuki ließ ihn für einen Moment gewähren, dann hob er die Brille von seiner Nase und legte sie sorgfältig zur Seite, damit sie nicht beschädigt werden konnte. Er hakte die Finger unter Kous Hosenbund und zog sie herunter, was der Jüngere ihm erleichterte, indem er sich mit den Händen auf der Ablage abstützte und die Hüften anhob. Nach einem auffordernden Blick löste er die Umklammerung seiner Beine und ließ ihn frei, damit er ihn komplett von seiner Hose befreien konnte, die zu Pullover und T-Shirt auf den Boden wanderte. Wie erwartet, hatte sich auf Kous Bauch schon ein kleiner feuchter Fleck unter seinem harten Penis gebildet, der erwartungsvoll zuckte, als er den Blick darüber gleiten ließ. Die schwach definierten Bauchmuskeln zogen sich zusammen, während er mit den Fingernägeln darüberstrich, sofort überzog eine leichte Gänsehaut die zarte Haut seines Geliebten, der sich ungeduldig an seine Berührung drückte.

Kazuki ließ die Hand an seinem Oberkörper nach oben gleiten und legte sie schließlich auf seine Wange, mit dem Daumen strich er über die leicht geöffneten Lippen, die sich sofort gierig um ihn schlossen, um daran zu lutschen.

„Du kannst auch etwas Besseres haben, an dem du lutschen kannst, mein unartiges Kätzchen...“ Seine Stimme war ein leises Grollen, er musste sich darauf konzentrieren, ihn nicht einfach so zu nehmen, wie er vor ihm saß. So wenig Vorbereitung wie Kou brauchte, wäre es viel zu schnell zu Ende gewesen und das wollte er auf keinen Fall, zumal er vom Vorabend noch etwas nachzuholen hatte. Kous bernsteinfarbene Augen leuchteten auf und hefteten sich auf seinen Schritt, der noch von der engen Thermohose bedeckt war, die er unter der Snowboardkleidung getragen hatte. Seine Erektion drückte sich deutlich sichtbar unter dem dünnen Stoff ab, der sie festhielt.

„Genau das... komm, hilf mir damit, Kleiner.“

Kazuki ging einen Schritt zurück, so dass Kou von seinem Sitzplatz rutschen konnte, dann zog er ihn am Handgelenk in den Duschbereich, wo er das Wasser anstellte und ihn an der Schulter auf die Knie drückte. Seine schlanken Finger schoben sich unter den Hosenbund, um die nun feuchte Hose langsam nach unten zu ziehen und seinen stahlharten Penis aus seinem Stoffgefängnis zu befreien. Seine Lippen lagen auf ihm, kaum dass er zugänglich war, so dass er Kous Kopf zurückziehen musste, damit er ihm die Hose ganz auszog, bevor er ihm erlaubte, sich weiter um ihn zu kümmern.

Kou summte zufrieden, seine geschickte Zunge strich zärtlich über die gesamte Länge, verharrte für einen Moment an der empfindlichen Stelle unterhalb der Eichel, um dann die Lippen darüberzustülpen und ihn in die warme Nässe seines Munds aufzunehmen. Kazuki gab ihm einen Moment, um sich an ihn zu gewöhnen, dann legte er beide Hände auf seinen Hinterkopf und begann, langsam in ihn hineinzustoßen. Kous Finger gruben sich in seine Oberschenkel, als er sich an ihm festhielt, während er ihn unter halb geschlossenen Lidern ansah, die bernsteinfarbenen Augen glänzten feucht und eine feine Röte überzog seine Wangen. Kazuki strich ihm mit den Daumen eine Haarsträhne aus der Stirn, das warme Wasser prasselte auf seinen Rücken, so dass Kou kein Wasser ins Gesicht bekam außer dem, das über seine Arme nach unten lief. Sobald er sicher war, dass Kou auch mehr aushielt, erhöhte er das Tempo und rieb seinen Penis an seinen fest um ihn geschlossenen Lippen und der Zunge, die von unten gegen ihn drückte. Ein tiefes Grollen entsprang seiner Brust, als er den ersehnten Gipfel erreichte und sich in seinem Mund ergoss. Kous Augen weiteten sich, da es mehr war, als er erwartet hatte und er zog sich zügig aus ihm zurück, einen kleinen Rest auf seinem Kinn verteilend. Der Jüngere hielt die offenen Hände vor den Mund und ließ das Sperma-Speichel-Gemisch darauf laufen, bevor er zitternd einatmete.

„Entschuldige...“ flüsterte er und sah ihn mit feuchten Augen von unten an.

„Dafür nicht...“ Kazuki hockte sich vor ihn und küsste ihn zärtlich. „Du musst nicht schlucken, wenn es dir zu viel ist, Honey. Willst du weiter machen?“

Er schmiegte sich an ihn, nachdem er seine Hände abgewaschen hatte. „Ja, lass uns weiter machen... Daddy.“

Er konnte kaum verhindern, dass allein die Ansprache das Blut wieder in südliche Regionen trieb. Er zog Kou an den Handgelenken auf die Füße, drückte ihn an sich und grub die Zähne in seine Halsbeuge, was ihm ein heiseres Wimmern entlockte. Kazuki griff blind nach dem Duschgel, öffnete die Flasche mit dem Daumen und ließ eine großzügige Portion auf seine breite Brust laufen, die Kou eifrig mit den Händen verteilte. Es war genug für sie beide, so dass sie die nächsten Minuten damit verbrachten, sich gegenseitig zu waschen. Er legte beide Hände auf Kous süßen Po, winkelte sein Bein an und zog ihn ein Stück darauf, bevor er sich daranmachte, ihn überaus gründlich zu waschen.

Kou hatte die Arme um seinen Nacken geschlungen und lehnte stöhnend den Kopf an seine Brust, während er sich an seine Finger drückte, die er stetig in ihn trieb, um ihn zu weiten und vorzubereiten für das, was er noch geplant hatte. Er strich absichtlich unregelmäßig über seine Prostata, was ihn jedes Mal zucken ließ und ihn sehr viel langsamer dem ersehnten Orgasmus näherbrachte, als er es gewohnt war.

Kou wimmerte heiser, als er die Finger aus ihm herauszog und sacht mit den Fingerspitzen über den Rand des gedehnten Muskels strich, kurz bevor sein Geliebter allein davon kam.

„Daddy, bitte...“ bat er.

„Noch nicht, Kätzchen... du warst frech heute, einfach so dieses Foto hochzuladen, ohne mich um Erlaubnis zu bitten...“ raunte er in sein Ohr. „Dafür muss ich dich ein ein bisschen bestrafen.“

Kazuki griff zur Ablage und nahm den verstellbaren Silikonring, der dort lag, um ihn um Kous Peniswurzel zu legen und straff zu ziehen. Die kleine Kugel daran drückte so auf ihn, dass er auf keinen Fall richtig kommen konnte, unabhängig davon, wie weit er es trieb. Kou stöhnte tief, als das Band in seine Haut schnitt und ihn noch härter werden ließ, als er sowieso schon war.

„Dreh dich um“, befahl er leise und tätschelte seinen Po, nachdem er ergeben gehorcht hatte. „Braves Kätzchen... willst du Daddys Schwanz?“ Er verteilte eine kleine Portion öliges Gleitgel auf seinem Penis, während er auf eine Antwort wartete.

„J... Ja! Bitte... gib mir deinen Schwanz, Daddy... da rein...“ Kou griff mit beiden Händen nach hinten und spreizte seine Pobacken selbst, bot ihm den besten Ort an, an dem sein Penis je gewesen war.

Kazuki setzte die Spitze an und schob ihn nur wenige Zentimeter hinein, um sich dann wieder zurückzuziehen, das wiederholte er ein paar Mal, bis Kou laut darum bettelte, mehr zu bekommen und endlich kommen zu dürfen. Er beugte sich über ihn und drang dabei komplett in ihn ein, zog mit den Zähnen an seiner Ohrmuschel, mit den Fingerspitzen rieb er über seine geschwollenen Brustwarzen.

„Nein... du kommst, wenn ich es für richtig halte, kleines Kätzchen. Bis dahin habe ich noch etwas Spaß mit dir.“

Kazuki zog sich aus ihm zurück und drehte ihn zu sich um, küsste hungrig seine feuchten Lippen, bevor er einen Schritt zurückging und ihn an den Schultern festhielt, damit er sich beruhigte. Als er sicher war, dass er nicht allein durch den nachlassenden Druck kam, löste er die Kugel des flexiblen Bands um seinen Penis und stellte das Wasser der Dusche ab.

„Trockne dich ab, gründlich. Ich will nicht, dass du dich erkältest.“ Er drückte ihm einen Kuss auf den Scheitel, dann reichte er ihm ein flauschiges Handtuch, während er sich selbst abtrocknete.

„Habe ich... was falsch gemacht?“ Kou drückte das Handtuch an sich und schaute ihn unsicher an, verwirrt über die plötzliche Änderung der Richtung.

„Im Gegenteil... ich will nur nicht aufweichen, wenn wir länger hier drin bleiben. Wir spielen im Bett weiter“, antwortete er und schenkte ihm ein sanftes Lächeln, das ihn beruhigte.

„Okay...“

 

Er spürte Kous Blick auf sich, als er ihn im Bad allein ließ, um sich eine Hose anzuziehen. Aus einer Schublade neben dem Bett kramte er ein Feuerzeug, dann stieg er auf die Matratze und zündete die Kerzen in den Gläsern an, die er auf die breiten Streben des Kopfteils gestellt hatte, so dass sie ein warmes Licht verbreiteten. Zwei weitere Kerzen stellte er auf das Schränkchen neben dem Bett, bevor er kurz den Raum verließ, um etwas aus der Küche zu holen.

In der Küche traf er nur Sayuri, die mit einer Tasse Tee zwischen den Händen am Küchentresen lehnte und ihn mit erhobener Augenbraue ansah, als er hineinkam.

„Schon fertig? Ich bin enttäuscht, Phönix...“ spottete sie.

„Bei weitem nicht.“ Er grinste vielsagend, dann klemmte er einen kleinen Champagnerkühler unter den Eiswürfelbereiter des Kühlschranks und füllte ihn, während er eine große Flasche Wasser aus der anderen Seite holte.

„Hattest du die nicht gestern schon?“ Sie lehnte sich an seinen Arm und schaute ihn amüsiert an.

„Ja, aber das verbietet mir nicht, es zu wiederholen, nicht? Mit... Bonus.“ Kazuki stellte sich vor sie, um zwei Gläser aus dem Schrank über ihr zu holen, da sie nicht zur Seite ging, musste er sich unweigerlich an sie lehnen.

„Du hast auch überhaupt kein Schamgefühl...! Nimm deinen übergroßen Penis da weg, Ferkel!“ Sayuri stellte ihren Becher zur Seite und piekte ihn in die nackte Brust, bis er gefunden hatte, was er suchte und einen Schritt zurück ging.

„Du hättest auch zur Seite gehen können, Sa-chan.“ Er stellte die beiden Flaschen in das Eis, dann fischte er einen Eiswürfel heraus und ließ ihn grinsend in ihren Ausschnitt fallen.

„Kyah! Kazuki!“ Sie sprang zur Seite und zog hastig ihr Oberteil aus dem Hosenbund, um den Eiswürfel herauszuholen. „Das ist kalt!“

„Tatsächlich?“ Er klemmte sich, immer noch grinsend, den Eimer unter den Arm, nahm die Gläser und einen Teller mit Sandwiches, auf dem ein Zettel mit „Kazuki & Kou“ lag und ging wieder nach oben.

Kou stand mit feuchten Haaren in der Tür zum Bad, als er zurückkam und schaute ihn mit großen Augen an.

„Kazu... uhm...“ druckste er.

„Was ist? Ist der Föhn kaputt?“ Er stellte seine Fracht ab, dann ging er zu ihm.

„Nein... also... ich bin... zu horny, um den Föhn zu halten...“ Er senkte schuldbewusst den Kopf, die Ohren rot.

„Komm, ich helfe dir, mit nassen Haaren kommst du nicht ins Bett...“ Kazuki drehte ihn an den Schultern um, schob ihn sacht ins Bad und ließ ihn auf der kleinen Bank dort platznehmen. Er stellte sich hinter hin, nahm Föhn und Kous Haarbürste und trocknete ihm fürsorglich die Haare, bis sie glänzten und locker über den Rücken fielen. Von der Ablage nahm er ein Haargummi und band sie zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen, um seinen Nacken freizulegen, auf den er zärtliche Küsse drückte, bevor er ihn zum Bett führte.

„Kerzen...? Du trägst aber dick auf, dafür, dass du mich bestrafen willst, Daddy“, feixte Kou, nachdem er auf der Bettkante Platz genommen hatte.

Kazuki legte die Hand auf seine Wange und strich mit dem Daumen über seine Lippen. „Wer sagt, dass ich nicht beides tun kann, Kätzchen? Dreh dich um und knie dich hin.“

Er ließ ihn los und beobachtete ihn dabei, wie er grazil auf die Matratze kletterte und sich mit geradem Rücken in die Mitte des Betts kniete, die Hände legte er auf den Oberschenkeln ab. Er öffnete eine Schublade der kleinen Kommode neben dem Bett, um einige Dinge herauszuholen, die er außerhalb von Kous Blickwinkel auf dem Laken ablegte. Aus dem Augenwinkel sah er jedoch, wie sein Partner die Ohren spitzte und sich anstrengte, nicht den Kopf zu drehen um zu sehen, was die leisen, metallischen Geräusche verursachte. Nachdem er alles in Reichweite platziert hatte, entledigte Kazuki sich seiner Hose und stieg hinter Kou aufs Bett, rutschte auf Knien dicht hinter ihn, um ihn mit beiden Armen an sich zu ziehen.

„Ich will etwas Neues ausprobieren“, raunte er in sein gerötetes Ohr. „Es hat dir gestern so gut gefallen, was ich mit dem Eis gemacht habe... lass mich das noch etwas erweitern...“ Er strich mit den Fingern über seine Brustwarzen und zog leicht daran, was ihm ein leises Wimmern entlockte.

„Verbindest du mir wieder die Augen...?“ fragte Kou mit seiner weichen Samtstimme, die er so gerne hörte.

„Nein, es ist zu schön, wie sich das Kerzenlicht in deinen Augen verfängt... es wäre eine Schande, wenn ich das nicht sehen könnte...“

Er griff neben sich und fühlte das geprägte Leder des Halsbands unter seinen Fingern, das er für ihn im Herbst hatte anfertigen lassen. Es war durch die Benutzung etwas weicher geworden, so dass es sich leichter um seinen schlanken Hals legte als zu Beginn. Kou atmete geräuschvoll durch die Nase ein, als er das noch kühle Leder auf seiner Haut spürte, das er mit der Schnalle im Nacken schloss, so dass es dicht anlag. Kazuki hakte einen Karabiner in einen schmalen Ring auf der Rückseite des Halsbands ein und ließ das daran befestigte Band über Kous Rücken gleiten. Mit routinierten Handgriffen umschloss er seine Fußgelenke mit zum Halsband passenden Fesseln, an denen ebenfalls Metallringe befestigt waren.

„Deine Hände.“ Der leise Befehlston ließ Kou innehalten, da seine Hände wie so oft den Weg zwischen seine Beine gesucht hatten, wo sein Penis hart und tropfend um Aufmerksamkeit bettelte. Da er nicht sofort reagierte, zog er fest an dem am Halsband befestigten Band, woraufhin er den Rücken durchdrückte und überrascht aufstöhnte. „Du hast mich gehört. Ich sollte das hier...“ Er zog noch einmal nachdrücklich an dem Band. „...an deinen Fußfesseln befestigen, so dass du dich gar nicht mehr bewegen kannst, Puppy, würde dir das gefallen?“

„Hnngh... wenn das dein Wunsch ist, Meister...“

Kazuki drückte ihn grob nach vorn, zog seine Arme auf den Rücken und umschloss seine Handgelenke mit den übrigen Fesseln, die er mit einem kürzeren Band miteinander verband, so dass er sie noch leicht bewegen konnte. Seine ursprüngliche Idee war eine andere gewesen, aber diese war auch nicht verkehrt. Er zog Kous Knie nach hinten, so dass er auf dem Bauch lag und genoss für einen Moment den Anblick seiner hinter dem Rücken gefesselten Hände, bevor er sich daranmachte, die stabilen Karabiner des Hogtie, den er glücklicherweise eingepackt hatte, an den Ösen der Handgelenksfesseln zu befestigen. Er strich mit der linken Hand fest über Kous Po und Oberschenkel nach unten, bis er sie um seinen Fuß legen konnte und das Bein anwinkelte. Sobald er realisiert hatte, was er mit ihm vorhatte, ließ der leichte Widerstand seines Subs nach und er ließ es willig zu, dass er die Fußfesseln an dem gekreuzten Band fixierte.

Kazuki beugte sich vor, um den Haken des Bands am Halsband zu lösen, das er vorerst nicht mehr brauchte und legte es zur Seite. Mit der flachen Hand strich er über die Haut zwischen Kous Schulterblättern, er konnte seinen aufgeregten Herzschlag spüren, kräftig und schnell, gespannt darauf, was er noch mit ihm vorhatte.

„Kaum legt man dir dein Halsband um, bist du brav wie der kleine Schoßhund, der du bist...“ Er lehnte sich über ihn und biss ihn in die weiche Haut seiner Halsbeuge. „Du bist wirklich verdorben bis ins Mark, Kou... wissen deine Fans das? Vielleicht solltest du es ihnen zeigen... wie leicht du dich mir unterwirfst.“

Er griff in den kleinen Eimer mit den Eiswürfeln, holte einen heraus und strich damit über Kous Wirbelsäule nach unten, was ihn scharf einatmen ließ. Seine Haut war warm, umso kälter musste sich das Eis anfühlen, das er bis zu seinen gefesselten Handgelenken führte, um es anschließend über sein Bein gleiten zu lassen.

„Ich... hnnn... das kann ich nicht, Meister...“ Kou hatte den Kopf zur Seite gedreht und schaute ihn über die Schulter hinweg an, die Augen feucht vor Erregung, das Gesicht gerötet.

„Heute Nachmittag sah das aber anders aus“, entgegnete Kazuki mit einem leisen Grollen in der Stimme, es fiel ihm immer schwerer, sich zu beherrschen und ihn nicht so zu nehmen, wie er vor ihm lag, hilflos und ergeben. Er schob die Hände unter Kous Achseln und zog ihn hoch, um ihn auf den Rücken zu drehen, sein eigenes Körpergewicht würde seine Bewegungsfreiheit noch weiter einschränken. Ein angestrengtes Seufzen entwich seinen weichen Lippen, als er ihn auf Armen und Beinen ablegte. Er nahm einen neuen Eiswürfel zwischen die Finger, um damit über eben diese Lippen zu streichen, die er leicht geöffnet hatte, bevor er den Weg über seinen Hals nach unten fortsetzte bis zu seinen harten Brustwarzen. Eine Gänsehaut überzog die zarte, hellbraune Haut, kaum dass er sein Ziel erreicht hatte. Kou stöhnte auf, als das Eis die empfindliche Stelle kribbeln ließ, während Kazukis Mund die andere heiß und fest umschloss. Er spielte ein wenig damit, bevor er die Lippen von ihm löste und den Weg nach unten fortsetzte, ein dünnes Rinnsal lief dem Eiswürfel voran und sammelte sich kalt in seinem Bauchnabel. Den Rest des Eiswürfels hielt er knapp über Kous zuckenden, harten Penis. Sein Stöhnen wurde lauter, sobald der erste kalte Tropfen auf ihm landete, unfähig, sich ihm zu entziehen, drückte er den Rücken durch und stieß so von selbst gegen das Eis. Kazuki schloss die Finger der freien Hand fest um die Wurzel, damit er nicht allein davon kam und Kous frustriertes Grollen bestätigte ihm, dass er sehr kurz davor gewesen war.

„Unartig... du kommst erst, wenn ich mit dir fertig bin.“

„M... Meister... bitte... ich platze sonst...“ wimmerte er mit Tränen in den Augen. „Ich bin so horny... ich... will kommen, bitte...“

„Etwas musst du dich noch gedulden, mein Kleiner...“ Er lehnte sich vor und küsste die Tränen von seiner Schläfe. „Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen. Vertraust du mir?“

„J... Ja... ich vertraue dir, Meister...“ Kou blinzelte die Tränen weg und folgte seinen Bewegungen mit den Augen, die im Kerzenlicht golden schimmerten. Sie weiteten sich, als er sah, wie er eines der Kerzengläser vom Nachttisch nahm, sich damit zwischen seine Beine kniete und über ihn beugte, mit der freien Hand stützte er sich neben ihm ab.

Kazuki begegnete seinem Blick, dann kippte er das Glas leicht und ließ etwas Wachs auf seine Brust tropfen. Der Laut, den Kou machte, als die Hitze seine vom Eis gekühlte Haut traf, war eine Mischung aus schmerzerfülltem Wimmern und Stöhnen, er zerrte reflexartig an seinen Fesseln. Weitere Wachstropfen fielen auf seine Brust, bei jedem wurde sein Stöhnen heiserer, als wäre er kurz davor, allein von dem süßen Schmerz zu kommen, den er spürte.

„Sieh dich an... du bist so schön, mein kleiner Kou...“ Kazuki stellte das Kerzenglas zur Seite, bevor er mit den Fingerspitzen über die weißen Wachsflecken strich, die seine Brust bedeckten. „Willst du es sehen?“

Es war keine Frage, die eine Antwort erwartete, da Kou kaum noch in der Lage war, sie zu verstehen, so erregt wie er war. Er nahm sein Handy vom Querbalken des Fußteils und schoss mit einem Gefühl der Genugtuung einige Fotos von seinem Werk, mit Kous völlig aufgelöstem Gesicht darauf und ohne. Nachdem er es wieder zur Seite gelegt hatte, griff er unter ihn, löste die Fixierung seiner Fußgelenke und zog seine Beine unter ihm heraus. Kou seufzte leise, als die Spannung nachließ und ließ es mit einem lüsternen Grinsen auf den Lippen zu, dass er sich einen Unterschenkel auf die Schulter legte, um mit den Knien unter ihn rutschen zu können und mit einem festen Stoß in ihn einzudringen. Der Jüngere bäumte sich auf, als er dabei über seine empfindlichste Stelle rieb und kam schreiend, sein Sperma mischte sich zwischen die Wachsflecken auf seiner Brust. Kazuki grub die Finger in seine Oberschenkel und hielt ihn fest, während er das Tempo erhöhte, um seinem eigenen Orgasmus nachzujagen und Kou in seiner Erregung festzuhalten. Er wand sich unter ihm vor Überempfindlichkeit, sein Penis nach wie vor hart und zuckend, so dass er eine Hand darum schloss und ihn im Rhythmus seiner Stöße streichelte, bis er sich selbst mit einem tiefen Stöhnen in ihm ergoss. Kous zweiter Orgasmus folgte kurz darauf, er drehte den Kopf und erstickte seinen Schrei mit einem Biss ins Kissen neben sich, während sein Körper vor Erregung zitterte.

Kazuki lehnte den Kopf an seinen Unterschenkel und schaute ihn mit einem zufriedenen Lächeln an, schwer atmend, verschwitzt und befriedigt. Kou erwiderte seinen Blick selig grinsend.

„Machst du mich los...?“ fragte er heiser.

„Mhm...“ Er zog ihn in eine sitzende Position, griff um ihn herum und löste die Fesseln und das Halsband, bevor er ihn zärtlich küsste. „Ich liebe dich, Honey...“

„Ich liebe dich auch, liebster Kazu... jetzt müssen wir wohl nochmal duschen.“

Chapter 68

Summary:

Sayuri lehnte sich zu Kazuki und flüsterte etwas in sein Ohr, er runzelte die Stirn, dann nickte er.

„Shiro, du gehörst seit fast sechs Jahren zu meinem Clan und bist ein wichtiges Mitglied in der Organisation der Gang, mein Sohn wie alle anderen der Jungs“, sagte er schließlich. „Was bietest du uns für diese Verfehlung? Deine Worte ehren dich, aber gesagt wird vieles und oft ist es nur heiße Luft, um sich aus der Affäre zu ziehen.“

Shiro spannte sich an, sein Kiefer knackte hörbar, als er seinen Mund öffnete, um zu antworten: „Yubitsume. Meine Schuld ist nicht mit Worten zu begleichen, Oyabun, und niemand in deinem oder Sayuri-nee-sans Clan wird es glauben, wenn es nicht sichtbar ist, wie ernst es mir ist.“

Tetsuo hielt die Luft an, um ihn nicht zu schütteln, weil er diesen Vorschlag machte. Er war alt genug, diese Entscheidung zu treffen, egal, ob er sie gut fand oder nicht. Sayuris Gesicht war fast ausdruckslos, doch in ihren Augen spiegelte sich leise Bewunderung.

Chapter Text

Haruka hockte auf der Treppe vor dem Eingang und häufelte Schnee neben sich, um ihn zu kleinen, unförmigen Figuren zu pressen, als Tetsuo auf den Hof fuhr und den Tesla in der Garage parkte. Er stöpselte das Kabel in die Ladebuchse, holte seine Schuhe aus dem Kofferraum und ließ das Tor herunter, nachdem er sicher war, nichts im Auto liegengelassen zu haben. Er blieb vor dem Mädchen stehen, das die Treppe blockierte.

„Haruka? Was machst du hier draußen?“ fragte er überrascht, die Sonne schien zwar, aber es war trotzdem nicht warm, auch wenn sie dick angezogen war.

„...sie haben mich rausgeworfen...“ entgegnete sie schmollend.

„Wieso das? Hast du dein Frühstück nicht essen wollen?“ Er grinste über ihr sauertöpfisches Gesicht.

„Nein, das war großartig, aber dann hat Shiro den Mund aufgemacht und naja... sie wollten allein mit ihm sprechen. Oh man... Too-san war so sauer, er tut ihm doch nicht weh, oder?“ Sie schaute mit großen Augen zu Tetsuo hoch und zupfte an seiner Hose.

„Wolltest... du nicht bei ihm bleiben, wenn er mit deinen Eltern spricht?“ Er bemühte sich um Fassung, so hatte er das nicht geplant.

„Wollte ich, aber sie haben es nicht zugelassen, sagten etwas von Clan-Interna und dass ich dabei nichts zu suchen habe, weil ich zwar ihre Tochter bin, aber kein Mitglied des Clans...“ Sie zog eine Grimasse, es war ihr anzusehen, wie sehr es sie ärgerte. „Immer diese Traditionen, das nervt, es geht hier schließlich um mich und nicht den Clan.“

„Es geht immer um den Clan, Haruka. Erstrecht, weil es Shiro ist und nicht irgendein Kerl, den du sonstwo kennengelernt hat.“ Tetsuo raufte sich die Haare. „Du weißt, wie es ist, ich muss es dir nicht erklären.“

Haruka schnaubte ärgerlich und köpfte den kleinen Schneemann, den sie gerade gebaut hatte, dann stand sie auf, um sich den Schnee von der Hose zu klopfen. „Mir reichts. Ich habe keine Lust darauf, mich ständig bevormunden zu lassen, nur weil ihr Erwachsenen immer denkt, ihr wüsstet alles besser.“

„Du solltest in diesem Fall auf deine Eltern hören, junge Dame. Aber lass uns wenigstens reingehen, hier draußen ist es viel zu kalt.“ Der Blonde öffnete die Tür und hielt sie ihr auf, bis sie an ihm vorbeigestiefelt war, dann folgte er ihr.

Haruka schlurfte ins Wohnzimmer, nachdem Itsuki ihr einen strengen Blick zugeworfen hatte und ließ sich schmollend aufs Sofa fallen. Sayuris Partner lehnte am Treppengeländer und hatte die Arme verschränkt. Er sah alles andere als begeistert aus, dass er ebenfalls warten musste.

„Du bist spät“, sagte er, als Tetsuo seine Schuhe ausgezogen und den Bereich zwischen Küche und Wohnzimmer betreten hatte.

„Es ist noch nichtmal zehn Uhr, seit wann seid ihr bitte wach?“ Er stellte sich dicht vor ihn, da er ihm den Weg nach oben versperrte. „Lass mich durch, ich will mich umziehen.“

„Du kommst wieder runter, wenn du das erledigt hast.“ Itsuki trat einen Schritt zur Seite und ließ ihn durch.

„Sicher nicht, du kannst mir keine Befehle erteilen, Itsuki“, entgegnete er kühl und ging nach oben. Auf dem ersten Treppenabsatz blieb er stehen, da Kou nervös im Flur auf und ab lief und direkt in ihn hineinstolperte. „...Kou?“

„Tetsuo... ich wollte sie bitten, zu warten, bis du wieder da bist, aber Shiro dachte wohl, es wäre besser das zu erledigen, solange du noch nicht da bist...“ sagte er aufgeregt.

„Was für eine Schnapsidee... warum sollte das besser sein?“ Er hielt Kous Hände fest, die nervös an seinen Ärmeln zupften.

„Er meinte, er will nicht, dass Kazuki und du euch deshalb streitet...“

„War vorher irgendwas, dass er es so überstürzt hat? Haruka sagte, Kazuki wäre sauer gewesen, gestern kam es mir aber nicht so vor, dass er deshalb wirklich sauer werden würde, er wusste es schließlich schon von mir“, fragte Tetsuo besorgt.

„Ich weiß nicht... sie waren schon unten, als wir zum Frühstück gegangen sind und Shiro hat die Karten auf den Tisch gelegt, als alle anwesend waren. War sicherlich nicht die beste Taktik.“

„Er hat es völlig überstürzt. Ich wollte das beste Vorgehen eigentlich heute mit ihm besprechen, dieser Hitzkopf.“ Er ließ sich auf den Stufen der Treppe in den zweiten Stock nieder. „Kazuki erwartete eine ganz bestimmte Vorgehensweise, von der Shiro natürlich nichts wissen konnte. Ich sollte es ihm sagen, damit es zumindest formell richtig abläuft, aber so lernt er es auf die harte Tour... schadet ihm wahrscheinlich auch nicht, aber trotzdem unnötig.“

Kou setzte sich neben ihn und zog die Knie an, um mit ihm gemeinsam zu warten. Sein Blick ruhte auf der Tür zu Sayuris Zimmer, in das sich die drei zurückgezogen hatten, oder vielmehr hatte Kazuki Shiro am Kragen dorthin gezerrt, Sayuri war ihnen gefolgt, nachdem sie Haruka bestimmt vor die Tür gesetzt hatte, damit sie sich nicht einmischen konnte. Es war selbst in Kous Augen unangebracht von Shiro gewesen, während des Frühstücks zu offenbaren, dass er und Haruka eine Beziehung führten, so sehr ihm seine Nervosität anzusehen gewesen war. Ihm war Harukas auffordernder Ellbogenstoß aber auch nicht entgangen, der ihn wahrscheinlich erst dazu gebracht hatte, den Mund aufzumachen. Er himmelte sie an, das war mehr als offensichtlich, und Kazukis Tochter wusste, wie sie bekam, was sie wollte, ohne zu lange über Konsequenzen nachzudenken. Dass Shiro in diesem Moment der Leidtragende war, war sicher nicht ihre Absicht gewesen, andererseits kannte sie die Traditionen und Sitten ihrer Familie besser, als Kou es wahrscheinlich jemals lernen würde.

„Du riechst anders als sonst...“ bemerkte Kou, als er den ungewohnten Duft an Tetsuos Hemd wahrnahm.

„Hmm... deshalb wollte ich mich eigentlich umziehen.“ Er zupfte an seinem Hemdkragen, dann stand er auf. „Ich bin gleich wieder da.“

Tetsuo ging in sein Zimmer und warf seine Kleidung aufs Bett, die nach Zigaretten, Sex und Aratas Bodyspray roch. Nicht, dass es ihn sonst gestört hätte, aber so wollte er Kazuki nicht unter die Augen treten, wenn er damit fertig war, was auch immer er gerade mit Shiro tat. Sein Ziehsohn wusste ganz genau um die Konsequenzen, die es mit sich brachte, sich mit Haruka einzulassen. Er war hitzköpfig und ungeduldig, obwohl er immer einen guten Überblick behielt und seine Aufgaben gewissenhaft erledigte, wenn es um Gefühle ging, war er heillos überfordert. So wenig Tetsuo selbst mit romantischen Gefühlen anfangen konnte, so sehr sprudelten sie aus Shiro und Izumi heraus, als müssten sie das ausgleichen, was er ihnen nicht hatte beibringen können. Er rechnete es Shiro jedoch hoch an, dass er es geschafft hatte, es so lange für sich zu behalten und nicht aufzufliegen, es wäre wahrscheinlich auch noch länger so gegangen, wenn Sayuri ihn nicht explizit als Harukas Bodyguard angefordert hätte... Tetsuo schlug die Schranktür zu, als ihm dämmerte, weshalb Sayuri ihn angefordert hatte, obwohl sie mehr als einen jungen Kobun zur Verfügung hatte, der das hätte übernehmen können. Ihm fielen gleich mehrere ein, die dafür in Frage kamen und die Haruka kannte, bei denen es keine Probleme gegeben hätte, weil sie entweder verheiratet oder schwul waren.

Kou schaute ihm überrascht nach, als er aus seinem Zimmer gestürmt kam und ohne zu Zögern die Tür zu Sayuris Zimmer aufzog.

 

„Willst du mich eigentlich verarschen, Sayuri?“ schimpfte der Blonde ärgerlich, alle Etikette fallen lassend, die in diesem Moment vielleicht angebracht gewesen wäre. Die Tür zog er hinter sich zu.

„Bitte?“ Sayuri saß auf einem Sessel und hatte die Beine übereinandergeschlagen, die Stirn gerunzelt über Tetsuos Ausbruch. Kazuki saß neben ihr, die Ellbogen auf die Knie gestützt und die Hände unter dem Kinn verschränkt, er richtete den Blick von Shiro auf seinen blonden Adjutanten, der wie angewurzelt stehenblieb, als ihm bewusst wurde, dass er sich völlig daneben benahm.

Tetsuo sank neben Shiro auf die Knie, da er nicht stehenbleiben konnte, während die beiden saßen, drückte jedoch den Rücken durch und sah Sayuri direkt an. „Du hast mich schon verstanden. Was soll diese Scharade, wenn ihr beide schon darüber Bescheid wusstet?“

Shiro spannte sich sichtlich an, er kniete halbwegs bequem auf dem Boden, obwohl Tetsuo erwartet hatte, dass er mittlerweile mit der Stirn die Dielen geputzt haben musste.

„Was fällt dir eigentlich ein, so mit mir zu reden, Tetsuo?“ fragte sie ärgerlich. „Du bist doch sonst nicht so aufbrausend, entspann dich, wir tun deinem Söhnchen schon nichts, was er nicht auch will.“

„Bekomme ich eine Antwort? Boss?“ Tetsuo sah Kazuki an.

Dieser richtete sich auf und stützte die Hände auf die Oberschenkel, seine Stimme war ernst, als er schließlich sprach: „Es ist keine Scharade, Tetsuo, sondern ein Test. Shiro hat durch sein Verhalten nicht nur Haruka in Schwierigkeiten gebracht, sondern ebenfalls Sayuri und mich beleidigt und sein eigenes Ansehen innerhalb seines Clans beschädigt.“ Kazuki überlegte seine Worte genau, jeder andere hätte von Schande gesprochen, aber das war ein Wort, das er überaus selten benutzte. „Dass er nicht warten konnte um das Gespräch mit uns zu suchen, sondern in Gegenwart von Unbeteiligten darüber gesprochen hat, war unüberlegt und seiner Position nicht angemessen.“

Tetsuo senkte zum Verständnis den Kopf, er hätte sich denken können, dass Itsuki nicht eingeweiht war und entsprechend seiner Art als Harukas Stiefvater sicher auch seine Meinung dazu hatte, die er im privaten Rahmen selten für sich behielt.

„Wie lange wusstest du schon davon, Sayuri-nee-san?“ fragte er ruhig.

„Seit Neujahr, es war unübersehbar, wie sie sich angeschmachtet haben, bevor wir zum Tempel gefahren sind“, antwortete sie amüsiert. „Aber da es da wohl noch frisch war, wollte ich abwarten, bevor ich irgendetwas unternehme.“

„Du hast ihn also nicht nur angefordert, weil Asoda völlig ungeeignet ist, auf eine junge Frau wie Haruka aufzupassen?“ hakte er nach.

„Nein. Asoda wird das auch in Zukunft nicht mehr tun, aber Shiro auch nicht, das ist nicht seine Aufgabe, wenn wir wieder zurück sind.“ Sie setzte sich gerade hin und legte die Hände in den Schoß. „Ich wollte sehen, wie Shiro sich schlägt, wenn er rund um die Uhr mit Haruka zusammen ist und ob ich sie ihm in jeder Hinsicht anvertrauen kann...“

Shiro atmete geräuschvoll aus, er schien nicht überrascht über Sayuris Erklärung, anscheinend hatte sie ihm das in den vergangenen Minuten schon gesagt. Aus dem Augenwinkel nahm Tetsuo die feinen Schweißperlen auf der Stirn des Jüngeren wahr, obwohl es nicht besonders warm im Raum war.

„Bevor du uns unterbrochen hast, wollte Shiro seine Entschuldigung beenden“, sagte Kazuki ruhig. „Fahr fort, Shiro.“

„Vielen Dank, Boss. Bitte entschuldige das Verhalten meines Ziehvaters, er macht sich wahrscheinlich nur Sorgen um mich.“ Der Schwarzhaarige beugte sich vor, legte die Hände flach auf den dunklen Holzboden und senkte den Oberkörper, bis er fast mit der Stirn den Boden berührte. „Boss, Sayuri-nee-san, ich bitte erneut förmlichst um Verzeihung, Haruka hinter eurem Rücken getroffen zu haben, mit der Absicht, es vor euch geheim zu halten, weil ich fürchtete, ihr würdet mir verbieten, sie zu treffen. Ich liebe sie, mehr, als ich je eine Frau zuvor geliebt habe und ich kann mir nicht vorstellen, ohne sie zu leben.“ Er hielt kurz inne, als legte er sich seine Worte zurecht, dann sprach er weiter, das Zittern in seiner Stimme war kaum wahrnehmbar, aber Tetsuo war sich sicher, dass Kazuki und Sayuri es bemerkten. „Mir ist bewusst, wie kritisch es ist, dass ausgerechnet ich es bin, mit dem sie zusammen sein will, deshalb bin ich bereit, jede Konsequenz zu tragen, die mein Ansehen wiederherstellt und beweist, dass es mir ernst mit ihr ist.“

Sayuri lehnte sich zu Kazuki und flüsterte etwas in sein Ohr, er runzelte die Stirn, dann nickte er.

„Shiro, du gehörst seit fast sechs Jahren zu meinem Clan und bist ein wichtiges Mitglied in der Organisation der Gang, mein Sohn wie alle anderen der Jungs“, sagte er schließlich. „Was bietest du uns für diese Verfehlung? Deine Worte ehren dich, aber gesagt wird vieles und oft ist es nur heiße Luft, um sich aus der Affäre zu ziehen.“

Shiro spannte sich an, sein Kiefer knackte hörbar, als er seinen Mund öffnete, um zu antworten: „Yubitsume. Meine Schuld ist nicht mit Worten zu begleichen, Oyabun, und niemand in deinem oder Sayuri-nee-sans Clan wird es glauben, wenn es nicht sichtbar ist, wie ernst es mir ist.“

Tetsuo hielt die Luft an, um ihn nicht zu schütteln, weil er diesen Vorschlag machte. Er war alt genug, diese Entscheidung zu treffen, egal, ob er sie gut fand oder nicht. Sayuris Gesicht war fast ausdruckslos, doch in ihren Augen spiegelte sich leise Bewunderung.

„Ist das dein letztes Wort? Du weißt, die Entscheidung ist nicht rückgängig zu machen“, fragte Kazuki ernst.

„Die Alternative wäre, Haruka nicht mehr zu sehen und das... kann ich nicht, denn ich habe mir geschworen, ihr niemals wehzutun und sie nicht mehr zu sehen, würde ihr wehtun“, antwortete der Schwarzhaarige entschlossen.

„Dann ist es so, ein Fingerglied sollte ausreichen.“ Sayuri erhob sich, ging zu einem Sideboard, um aus der oberen Schublade eine kleine Holzkiste herauszuholen, aus der sie ein Tantō mit fliederfarbener Scheide und aufgemalten weißen Lilien und ein weißes Stofftuch entnahm, bevor sie alles vor Shiro auf den Boden legte. Der lackierte Deckel der kleinen Kiste zeigte mehrere längliche Kratzer auf.

„Tetsuo, du bist Zeuge und assistierst ihm, du weißt, was du zu tun hast“, befahl Kazuki, bevor er seinen Blick wieder auf Shiro richtete.

„Selbstverständlich, Oyabun.“ Tetsuo stand auf, um ein kleines Handtuch und den Verbandskasten aus Sayuris Bad zu holen, dann kniete er sich wieder neben seinen Ziehsohn.

Shiro atmete tief durch, dann zog er das Messer aus der Scheide, der polierte Stahl reflektierte kurz das Licht, das durchs Fenster fiel. Er legte die linke Hand auf den Deckel der Kiste, spreizte den kleinen Finger ab und schnitt ohne zu zögern oder das Gesicht zu verziehen, das erste Fingerglied ab. Er legte das Messer zur Seite, um das kleine Handtuch von Tetsuo entgegenzunehmen und auf die Wunde zu drücken. Der Blonde hob das Fingerglied auf, um es auf das weiße Tuch zu legen. Bevor er es an Shiros Stelle Kazuki reichen konnte, wickelte der Jüngere das Handtuch um seine linke Hand und tat es selbst, wobei er auf Knien über den Boden rutschte und seinem Boss das Tuch auf der Rechten präsentierte. Kazuki faltete das Tuch darüber und nahm es ihm ab, dann reichte er es an Sayuri weiter, die Shiro durch sein Verhalten mehr beleidigt hatte als ihn, da Haruka in ihrem Haushalt lebte.

„Shiro, wir verbieten dir nicht, Haruka weiterhin zu treffen, sie wird das auch kaum zulassen ohne ein riesiges Theater zu veranstalten“, sagte Sayuri schließlich. „Es liegt in deiner Verantwortung, dass keine unerwünschten Ereignisse passieren, wie du das umsetzt, ist dir überlassen.“

„Vielen Dank... ich werde ihr und euch keine Schande bereiten“, entgegnete der Schwarzhaarige tonlos.

Sayuri stand auf, reinigte die Kiste und die Klinge mit einem feuchten Tuch, bevor sie alles wieder wegräumte und den Raum verließ. Tetsuo öffnete den Verbandskasten, zog Shiros linke Hand zu sich, um den Finger fest zu verbinden, während er leise fluchte.

„Du bist doch vollkommen bekloppt geworden, Shiro... Du hättest einfach warten können, bis ich da war und es ordentlich durchziehen, statt so ein Theater zu veranstalten, Hitzkopf“, sagte er ärgerlich.

„Ich habe es ordentlich durchgezogen, Aniki“, widersprach er. „Aber du hättest mir ruhig sagen können, dass das so scheiße wehtut...“ Er lehnte die Stirn an Tetsuos Schulter.

Kazuki erhob sich von seinem Platz und legte eine Hand auf Shiros Kopf, bevor er sich neben ihn hockte und ihn an sich drückte, während der Blonde den Verband anlegte.

„Ich bin stolz auf dich... Du bist der beste Sohn, den ich mir wünschen kann, auf die eine oder andere Weise“, murmelte er anerkennend.

„Onkel...“ Er zog geräuschvoll die Nase hoch, als ihm die Tränen in die Augen stiegen. „Das bedeutet mir viel...“

„Du solltest dich heute ausruhen und die Hand ruhig halten. Es dauert eine Weile, bis das heilt. Ich zeige dir übermorgen, wie du den Verband selbst wechseln kannst“, sagte Tetsuo betont ruhig, es war nicht die richtige Situation, ihm mitzuteilen, wie nah es ihm ging.

„In Ordnung... Ich Danke dir, Tetsuo. Entschuldige bitte, dass ich nicht auf dich gewartet habe...“ sagte er leise und setzte sich auf seine Fersen.

„Schon gut, es ist mein Versäumnis, dass ich es dir nicht schon gestern erklärt habe und stattdessen in die Stadt gefahren bin.“ Der Blonde räumte alles zusammen und brachte den Verbandskasten zurück ins Bad.

„Was hast du da eigentlich gemacht?“ fragte Kazuki, nachdem er ebenfalls aufgestanden war und Shiro auf die Füße geholfen hatte.

„Das erzähle ich dir später, wenn wir nicht im Schlafzimmer deiner Frau sind, Kazuki. Du bist auch noch nicht fertig, Kou sitzt auf der Treppe und macht sich Sorgen. Du solltest es ihm wenigstens erklären, ich nehme an, Sayuri wollte auch ihn testen?“ Er legte den Kopf schief und hob fragend eine Augenbraue.

„Sayuri tut nichts ohne Grund, wie du weißt. Ich rede mit ihm, falls das überhaupt notwendig ist, er ist kein naives Kind und ich hätte ihn gar nicht erst mitgenommen, wenn ich mir unsicher wäre, ob er mit Sayuris Spielchen zurechtkommt oder nicht“, erklärte er und öffnete die angelehnte Tür, damit Shiro und Tetsuo vor ihm den Raum verlassen konnten.

 

Kou saß nicht auf der Treppe, sondern lehnte an der gegenüberliegenden Wand, die Arme vor der Brust verschränkt, so dass sie fast in ihn hineinliefen. Er senkte den Blick auf Shiros verbundene Hand und runzelte die Stirn, bevor er die drei ansah, einen ernsten Ausdruck im schmalen Gesicht.

„Hast du deinen Standpunkt deutlich gemacht, Shiro?“ fragte er den Jüngeren.

„Habe ich. Entschuldige bitte, dass ich dir Sorgen bereitet habe, Yukimura.“ Shiro sah ihn zerknirscht an.

„Sag Kou, ihr sprecht euch alle mit Vornamen an, ich komme mir komisch vor, wenn ich der Einzige bin, den du beim Nachnamen nennst. Immerhin scheine ich ja auch ein Teil dieser mehr als komplizierten Familie zu sein...“ Er schob sich eine lose Haarsträhne hinter das linke Ohr. „Entschuldigung angenommen. Mir musst du aber keine Körperteile opfern, ich lege da nicht ganz so viel Wert drauf.“

„Na dann ist ja gut... ich suche Haru-chan und haue mich dann aufs Ohr, bis später.“ Shiro grinste kurz, dann ging er nach unten. Sie hörten Haruka kurz überrascht quieken, bevor er beruhigend auf sie einredete und sie ins Wohnzimmer oder die Küche gingen.

„Kou, ich...“ begann Kazuki, doch der Jüngere hob die Hand, um ihn zu unterbrechen.

„Ich brauche keine Erklärung, Kazuki. Du hast recht, ich bin kein naives Kind, ich habe in den vergangenen Monaten genug mitbekommen und es ist nicht so, dass eure Strukturen ein gut behütetes Geheimnis wären“, sagte Kou gefasst. „Ich habe dir schon einmal gesagt, ich weiß wer du bist, was du bist und was es bedeutet. Würde es mich stören, wäre ich nicht hier und auch nicht nach Asakusa gezogen. Ich bin mit dir zusammen, weil ich dich liebe, nicht weil ich scharf auf die ständig lauernde Gefahr bin, die das mit sich bringt.“

Kazuki schluckte trocken. „Was schlussfolgerst du daraus?“ fragte er leise.

„Was meinst du? Es ändert nichts zwischen uns, ob Shiro es für eine gute Idee hält, sich selbst zu verstümmeln, weil er Haruka liebt oder nicht. Das hat nichts mit uns beiden zu tun, es ist eine Sache zwischen ihm, dir und Sayuri und zu einem gewissen Grad kann ich es nachvollziehen, für die Liebe tut man ziemlich dumme Dinge.“ Er stellte sich dicht vor ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich schlussfolgere jedoch, dass ich Sayuris Test bestanden habe, was auch immer sie sich dadurch erhofft.“

„Sie hat wahrscheinlich erwartet, dass du eine Szene machst und darauf bestehst, abzureisen, weil du mit dieser Demonstration der Tradition nicht zurechtkommst...“ mutmaßte Tetsuo.

Kou lehnte den Kopf an Kazukis Schulter, der einen Arm um seine Taille legte und ihn an sich drückte. „Ihre Familie ist nicht die einzige, die traditionsbewusst ist und seltsame Rituale hat... und solange ich mir nicht ansehen muss, wie sich jemand etwas abschneidet, könnt ihr meinetwegen machen, was ihr wollt.“

„Du bist einfach großartig, Kou... Verzeih mir, sollte ich dich vorhin mit meiner Reaktion erschreckt haben.“ Kazuki grub die Finger in Kous weichen Pullover.

„Ein bisschen, diese Heftigkeit habe ich so früh am Morgen vor meinem zweiten Kaffee nicht erwartet. Hast du schon gefrühstückt, Tetsuo?“

„Nein, das wollte ich hier tun, aber es waren ja alle viel zu ungeduldig... Vielleicht gar nicht so verkehrt, ich sehe Blut lieber auf leeren Magen, als auf vollen.“ Er fuhr sich mit der Hand durch die hellen Haare, als sein Magen zur Antwort laut knurrte. „Ich hole das besser mal nach...“

„Willst du Pfannkuchen? Ich habe nichts gegen ein zweites Frühstück nach dem ganzen Stress...“ Kou folgte ihm nach unten, während er Kazuki an der Hand hinter sich herzog, der immer noch völlig baff war, von seiner abgeklärten Reaktion.

Haruka und Shiro saßen in der Küche, sie auf seinem Schoß, Arme und Beine um ihn geschlungen, den Kopf auf seiner Schulter abgelegt. Seine linke Hand ruhte auf ihrem Oberschenkel, mit dem rechten Arm drückte er sie an sich.

„Pfannkuchen klingen großartig.“ Tetsuo stellte die Kaffeemaschine an und füllte gleich mehrere Tassen. „Wollt ihr auch noch was?“

„Hmmm... zeigst du mir, wie du die Soufflé-Pfannkuchen machst, Kou?“ fragte Haruka neugierig, dabei rutschte sie von Shiros Schoß und ging zu ihm.

„Ich wollte eigentlich normale machen, weil die anderen so lange dauern... ein anderes Mal, okay?“ Er rührte die Zutaten in der Schüssel zusammen, Haruka lugte um seinen Arm herum und bewunderte seine Rührtechnik.

„Nagut... ich nagel dich drauf fest, ich weiß schließlich, wo du wohnst“, drohte sie ihm grinsend.

Kazuki setzte sich neben Tetsuo an den Tisch in der Küche und rieb sich die Nasenwurzel, es war noch nicht einmal Mittag, der dritte Tag ihres Urlaubs und es war schon völlig eskaliert. Er musste noch ein klärendes Gespräch mit Haruka führen und eines mit Itsuki, der sich nicht von seiner besten Seite gezeigt hatte, beschloss aber, beides auf die Woche nach dem Urlaub zu verschieben, damit die Laune nicht gänzlich in den Keller fiel.

„Also... was hast du in der Stadt gemacht, Tetsu?“ Er trank einen Schluck von seinem Kaffee.

„Einen süßen Skilehrer aufgerissen und flachgelegt“, antwortete er trocken. „Mehrfach.“

Kazuki klopfte mit zwei Fingern auf den Tisch, bis Tetsuo sein Handy herausholte, Grindr öffnete und Aratas Profil antippte, um es ihm zu zeigen.

„Hm... süß. Er hat dir seine Nummer gegeben?“

„Ja, ich weiß aber nicht, ob ich ihn die Tage nochmal sehe, kommt drauf an, wie du mich brauchst“, entgegnete er und steckte das Handy wieder weg. „Und wie er Zeit hat.“

„So gut?“ Kazuki schaute ihn fragend von der Seite an.

„Auch, ich hatte es aber so nötig, dass mir das fast egal war...“

„Ich sehe, was ich tun kann, damit du auch was von dem Urlaub hast und nicht nur arbeitest, Tetsu.“

Kou stellte zwei Teller mit Pfannkuchen auf den Tisch, schob einen zu Tetsuo und setzte sich dann auf Kazukis Schoß, um sich seiner eigenen Portion zu widmen. Shiro verabschiedete sich, um sich hinzulegen, während Haruka ins Wohnzimmer schlurfte, um sich dort mit ihrem Tablet aufs Sofa zu setzen. Sayuri und Itsuki machten sich kurz darauf zu einen Ausflug ins Tal auf, so dass etwas Ruhe einkehrte und Sayuri eine Konfrontation ihrer Männer verhinderte, die selten einer Meinung waren, erstrecht wenn es um ihre Tochter ging. Kou schenkte sie ein bewunderndes Lächeln, da er so reagiert hatte, wie sie es gehofft hatte, ohne es noch einmal anzusprechen. Für sie war es für den Moment erledigt.

Chapter 69

Summary:

Kou schrie überrascht auf, als Kazuki ihn quer über seinen Schoß legte und die flache Hand mit lautem Klatschen auf seinem nackten Po landete. Den nächsten Schlag spürte er bis in die Zehenspitzen und er presste eine Hand auf den Mund, um nicht laut zu stöhnen, die Genugtuung wollte er ihm nicht geben, noch nicht.

„Du bist frech, Kätzchen... und viel zu neugierig.“ Kazuki zog die Hand von seinem Mund und ließ seine flache Hand ein weiteres Mal auf seinen Po niederfahren, Kou entfuhr ein gepresstes Stöhnen, da er die Zähne fest zusammenpresste. „Gib mir deinen anderen Arm.“

Er gehorchte und legte den freien Arm auf seinen Rücken, so dass Kazuki beide mit einem Griff um seine Handgelenke festhalten konnte. Er tätschelte die gerötete Haut, bevor er noch einmal zuschlug und Kou die Tränen in die Augen traten.

„Bitte, Daddy... ich habe doch nur Spaß gemacht... tut mir leid...“ wimmerte er, seine roten Ohren und die Erektion, die gegen Kazukis Oberschenkel drückte, widersprachen ihm jedoch.

Kazuki beugte sich zu ihm herunter und zog mit den Zähnen an seiner gepiercten Ohrmuschel. „Stöhn für mich, Kou... dann höre ich vielleicht auf...“

Chapter Text

Kou hielt sich an die Absprache mit Nao und ließ seine Arbeit liegen, er richtete sogar eine automatische Antwort für sein E-Mail-Postfach ein, damit niemand auf eine Reaktion von ihm wartete. Mehr Probleme hatte er allerdings damit, seinen inneren, kältehassenden Schweinehund zu überwinden und Kazuki zu bitten, ihm Snowboardfahren beizubringen, so dass er es erst einmal vor sich herschob und die gemeinsame Zeit im Haus genoss, da weder Kazuki noch Tetsuo in den nächsten beiden Tagen Anstalten machten, dieses zu verlassen. Täglich unterwegs waren nur Sayuri und Itsuki, die sich den Spaß nicht verderben ließen und da Shiro zu Kazukis Clan gehörte, oblag es ihm, dafür zu sorgen, dass er sich schonte und nicht noch mehr Unsinn anstellte. Haruka wich nicht von Shiros Seite und kümmerte sich rührend um ihn, sie schaute sogar zu, wie Tetsuo den Verband wechselte und ließ es sich von ihm erklären, damit sie das übernehmen konnte, sollte er nicht da sein. Kou hätte nicht gesagt, die Stimmung wäre schlecht oder angespannt gewesen, im Gegenteil schien sich irgendein Knoten gelöst zu haben und es war sehr harmonisch, abgesehen davon, dass Kazuki und Itsuki es kaum schafften, mehr als das Nötigste miteinander zu sprechen und sie sich, soweit möglich, aus dem Weg gingen.

Am Mittwochmorgen wachte Kou wie jeden Tag ihres Urlaubs neben Kazuki auf, so wie er jede Nacht in seinen Armen eingeschlafen war. Diesmal kollidierte er jedoch mit dem harten Gehäuse eines Laptops, als er sich mit dem Kopf auf seinen Schoß kuscheln wollte, da sein Partner schon wach war und an ein Kissen gelehnt im Bett saß.

„Au... Kazu...?“ Kou rieb sich die Stirn und öffnete die Augen, um ihn anzusehen. „Was machst du?“

„Ich arbeite. Habe ich dich geweckt?“ Kazuki strich ihm sanft über den Kopf, dann beugte er sich zu ihm, um ihn zu küssen.

„Nein, aber dein Schoß ist belegt... da gehört mein Kopf hin, nicht dein Laptop“, antwortete er und knabberte an seinen Lippen. „Wieso arbeitest du? Du hast Urlaub, schon vergessen?“

„Du weißt, dass ich unmöglich länger als ein paar Tage nicht arbeiten kann, Kou... wenn ich mich zu lange ausklinke, ist irgendwer beleidigt oder stellt dummes Zeug an.“

„Hmm... wie lange bist du schon wach?“ Kou setzte sich auf und streckte sich gähnend.

„Seit sieben. Du hast so friedlich geschlafen, ich wollte dich so früh nicht wecken, nur damit du mir Gesellschaft leistest.“ Er klappte den Laptop zu und stellte ihn neben sich, bevor er sich mit den Fingern die Stirn rieb.

„Das sind über drei Stunden, hast du wenigstens etwas gegessen?“ Kou rutschte rittlings auf seinen Schoß, nachdem er seine Brille angezogen hatte, Kazuki trug eine dünne Stoffhose und ein T-Shirt, also war er zumindest auf gewesen, um sich anzuziehen.

„Nein, ich habe mir einen Tee gemacht und das Essen über der Arbeit vergessen.“ Er schloss die Augen und lehnte den Kopf zurück, sein Kopf pochte unerträglich, es war nicht besonders klug gewesen, sich nicht zumindest eine Kleinigkeit aus der Küche mitgenommen zu haben. Kous kühle Finger strichen über seine Stirn und seine Schläfen nach unten, um dann seine Nackenmuskulatur zu kneten, soweit es ihm aus seiner Position auf seinem Schoß möglich war. Er legte die Hände entspannt auf seinen Po und überließ sich wohlig grummelnd seiner Behandlung.

„Du solltest mittlerweile klüger sein als das...“

„Ich hatte auch nur vor, zwei oder drei Mails zu beantworten und dann saß ich mitten in einer Kalkulation“, rechtfertigte er sich halbherzig. „Bist du dir sicher, dass du keine magischen Kräfte hast? Du machst nicht viel und meine Kopfschmerzen verschwinden einfach...“

Kou schnaubte amüsiert, dann drückte er ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. „Du brauchst auch einfach nur Entspannung, um die loszuwerden. Ich bin froh, wenn ich dir dabei helfen kann, Liebster.“ Er fuhr damit fort, mit den Fingerspitzen über sein Gesicht zu streichen, drückte sanft auf seine Schläfen und die Stirn. Mit dem Zeigefinger fuhr er über seine Augenbrauen und hielt irritiert inne, als er eine schmale Verhärtung über der linken spürte.

„Was ist...?“ Kazuki öffnete die Augen und sah ihn an, Kou hatte die Stirn gerunzelt und inspizierte die Haut seiner linken Stirnhälfte.

„Das fühlt sich komisch an... hast du da eine Narbe?“ fragte er neugierig.

„Hmm... ja, ein Relikt aus meiner Jugend“, antwortete er mit einem Schmunzeln. „Ich habe sie vor Jahren behandeln lassen, weil sie mich gestört hat.“

„Wieso? War sie so hässlich?“ Kou drückte einen Kuss auf die Stelle.

„Nicht unbedingt, aber die Verletzung war nicht professionell genäht worden und so sah sie auch aus. Sie passte nicht zum Image, das ich mir damals aufgebaut habe, also musste sie weg“, erklärte er. „Soweit es möglich war.“

„Verstehe... war das passiert, während du in einer Gang warst?“ Er hatte die bernsteinfarbenen Augen leicht zusammengekniffen, obwohl er seine Brille trug, und studierte jedes Detail in seinem ebenmäßigen Gesicht.

„Ja, an meinem siebzehnten Geburtstag, wenn ich mich richtig erinnere...“ Er runzelte kurz die Stirn und verdrängte die lange zurückliegenden Erinnerungen, er war alles andere als sentimental, doch wusste er, dass dies einer der Tage gewesen war, die ihn dem Punkt näher gebracht hatten, an dem er sich mittlerweile befand.

„Hast du noch andere Dinge korrigieren lassen? Ich glaube kaum, dass das die einzige Verletzung war, die du hattest...“

„Wird das ein Verhör, Kou?“ Er zwinkerte amüsiert. „Meine Nase, sie war mehr als einmal gebrochen und nicht immer so hübsch wie jetzt...“ Er kräuselte sie, als Kou mit dem Finger daran entlang strich.

„Du bist wirklich furchtbar eitel, was...?“ Kous Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, als er daraufhin fragend eine Augenbraue hob.

„Das musst du gerade sagen...“ Kazuki zog ihn an sich, indem er seine Hände fester auf seinen Po legte und die Finger in die weiche Haut grub. „Du kriegst doch schon die Krise, wenn irgendwo ein Härchen wächst, das du nicht haben willst, Süßer. Einigen wir uns darauf, dass wir beide furchtbar eitel sind?“ Er knabberte an seinem Ohrläppchen.

„Niemals... sehe ich da ein graues Haar?“ Er kicherte und fuhr mit den Fingern durch seine Haare an den Schläfen.

Kou schrie überrascht auf, als Kazuki ihn quer über seinen Schoß legte und die flache Hand mit lautem Klatschen auf seinem nackten Po landete. Den nächsten Schlag spürte er bis in die Zehenspitzen und er presste eine Hand auf den Mund, um nicht laut zu stöhnen, die Genugtuung wollte er ihm nicht geben, noch nicht.

„Du bist frech, Kätzchen... und viel zu neugierig.“ Kazuki zog die Hand von seinem Mund und ließ seine flache Hand ein weiteres Mal auf seinen Po niederfahren, Kou entfuhr ein gepresstes Stöhnen, da er die Zähne fest zusammenpresste. „Gib mir deinen anderen Arm.“

Er gehorchte und legte den freien Arm auf seinen Rücken, so dass Kazuki beide mit einem Griff um seine Handgelenke festhalten konnte. Er tätschelte die gerötete Haut, bevor er noch einmal zuschlug und Kou die Tränen in die Augen traten.

„Bitte, Daddy... ich habe doch nur Spaß gemacht... tut mir leid...“ wimmerte er, seine roten Ohren und die Erektion, die gegen Kazukis Oberschenkel drückte, widersprachen ihm jedoch.

Kazuki beugte sich zu ihm herunter und zog mit den Zähnen an seiner gepiercten Ohrmuschel. „Stöhn für mich, Kou... dann höre ich vielleicht auf...“

Das Klatschen seiner Hand auf die glatte Haut hallte durch die Stille des Raums, es dauerte nicht lange, bis sich Kous lauter werdendes Stöhnen dazugesellte. Er konnte sich nicht rühren, da Kazuki seine Arme in einem eisernen Griff hielt, mit seinen Knien fand er ebenfalls keinen Halt, da sie an der Bettkante abrutschten, sobald er es versuchte. Sein harter Penis rieb bei jedem Schlag über den Stoff von Kazukis Hose, die mittlerweile einen feuchten Fleck aufwies, da er vor Erregung auslief. Kou war ihm völlig ausgeliefert, die Schmerzen waren nicht so schlimm, wie es sich anhörte, Kazuki wusste, wo er ihn treffen musste, um den richtigen Effekt zu erzielen. Er spürte, wie sich die Erregung weiter aufbaute und kurz, bevor es so viel wurde, dass er allein davon kam, hörte sein Partner auf.

„Sieh dich an...“ Seine Stimme war ein leises Grollen, es erregte ihn kaum weniger, so mit ihm umzugehen. „Du stehst so sehr auf darauf, dass du allein davon kommen würdest, Kätzchen...“ Sein Finger hinterließ eine helle Spur auf der geröteten Haut seines Pos. „So verdorben...“

„Daddy... verzeih mir bitte... ich liebe dich...“ Kou ließ den Kopf hängen, er konnte ihn nicht auf der Matratze ablegen, da Kazuki seine Schultern nach hinten zog, seine Nasenspitze berührte gerade so eine Falte im glatten Stoff des Lakens.

„Ich liebe dich auch, Kleiner.“ Kazuki beugte sich zur Seite, um die Tube Gleitgel vom Nachttisch zu holen, ohne ihn loszulassen. Er öffnete sie mit einer Hand, drückte einen Klecks heraus, der kühl über die erhitzte Haut von Kous Po rann, während er zwei Finger damit benetzte und schließlich damit über die perfekt haarlose Haut zwischen seinen Pobacken strich. „Sag, Kätzchen... ich kenne ja deinen Terminkalender, wann findest du die Zeit für die ganze Haarentfernung...?“ Seine Finger rieben über seinen Anus nach unten bis zu seinen Hoden.

„Gar nicht... alles, was ich nicht effektiv rasieren kann... ist gelasert...“ Kou atmete geräuschvoll durch die Nase aus, das kühle Gel kribbelte auf seiner heißen Haut.

Kazuki lachte leise. „Wer von uns ist eitler?“ Er drang mit beiden Fingern in ihn ein und drückte gegen seine Prostata, was ihn zitternd einatmen ließ.

„Dein... dein Kätzchen, Daddy... außer...“ Er spannte die Bauchmuskeln an und drückte sich gegen seine Hand.

„Außer...?“ Kazuki hielt inne.

„Außer... ich arbeite... dann ist mir das alles egal...“ Kou drehte den Kopf zur Seite und schaute zu ihm hoch. Die Muskeln seines linken Arms spannten sich unter der tätowierten Haut, während er ihn nach wie vor festhielt und stabilisierte, damit er ihm nicht vom Schoß rutschte. „Fick mich... bitte... ich brauche nicht noch mehr Vorbereitung, ich will deinen Schwanz, Daddy...“

Kazukis Kehle entsprang ein zustimmendes Grummeln, er ließ seine Arme los und packte ihn an den Hüften, bevor er rückwärts vom Bett rutschen konnte, um ihn von seinem Schoß zu heben und vor sich auf allen vieren zu platzieren. Kou stöhnte leise, als er seinen harten Penis über das restliche Gleitgel rieb, nachdem er seine Hose heruntergezogen hatte, er drang jedoch nur mit der Spitze in ihn ein, was Kou ungeduldig seufzen ließ.

„Deine Arme, Kou...“ Kazuki strich mit den Fingerspitzen an seiner Wirbelsäule entlang, bis er die Arme wieder auf dem Rücken verschränkte und er sie mit einer Hand umfassen konnte. „So ist gut, du bist ein gut erzogenes Haustier, Kleiner.“

Er hielt ihn an der Hüfte, zog seinen Oberkörper an den Armen halb hoch und stieß so fest in ihn hinein, dass Kou kurz die Luft wegblieb. Seine Stöße waren schnell und hart, Kou kam laut stöhnend, kaum, dass er angefangen hatte und brachte ihn dazu, die Intensität nochmals zu erhöhen. Kazuki ließ seine Arme los, schlang den Arm um ihn herum und zog ihn mit der Hand an seinem Hals zu sich hoch, dann grub er die Zähne in die zarte Haut an seiner Halsbeuge, fügte den Markierungen dort eine weitere hinzu. Er hob kurz den Blick, als die Tür zum Zimmer geöffnet wurde und Tetsuo hereinkam, ein Tablet in der Hand.

„Kazuki, wegen der Reservierung am Freitag...“ begann der Blonde, hielt jedoch inne, als er die beiden auf dem Bett sah. „Uhm... vergiss es, wir reden später.“ Er drehte sich um und verließ breit grinsend den Raum.

„Du fühlst dich so gut an, Kou... Ich brauche nicht mehr lange, mein Süßer...“ flüsterte er in Kous gerötetes Ohr. Seine Atmung beschleunigte sich und nach wenigen schnellen Stößen ergoss er sich mit einem tiefen Stöhnen in ihm, wobei er ihn fest an sich drückte. Kou hielt sich mit einer Hand an seinem Arm fest, die andere hatte er um seinen Penis geschlossen und kam so ein weiteres Mal zitternd.

Chapter 70

Summary:

„Jetzt habe ich diesen Plan gefasst und gar nicht daran gedacht, dass du deinen kleinen Urlaubsflirt nochmal wiedersehen wolltest, Tetsu...“ merkte Kazuki zerknirscht an.

„Das ist nicht so wichtig, mir ist es lieber, du gehst Itsuki nicht an die Gurgel, weil er ein überhebliches Arschloch ist, Kazuki“, entgegnete Tetsuo und tippte auf seinem iPad herum. „Oder ich.“

„Tetsuo hat einen Urlaubsflirt?“ Kou stützte sich auf die Ellbogen und lehnte sich neugierig über den Tisch. „Erzähl. Ist das der, den du am Samstag aufgerissen hast?“

Der Angesprochene hob Kous geflochtenen Zopf von seinem leeren Teller, stopfte ihn ihm in den Kragen, dann runzelte er die Stirn und überlegte, was er antworten sollte.

„Ja, er hat ihm sogar seine Nummer gegeben, stell dir vor.“ Kazuki stützte das Kinn auf die Hand und grinste wissend.

„Ist er süß? Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, Tetsuo...“

Chapter Text

„Was meinte Tetsuo vorhin?“ Kou kam aus dem Bad und drückte mit einem Handtuch das Wasser aus seinen Haaren, nachdem er geduscht hatte.

„Das hast du mitbekommen?“ Kazuki warf ein frisches, zusammengefaltetes Laken auf das Bett, um sich später darum zu kümmern, es neu zu beziehen.

„Ja, was ist am Freitag?“ Natürlich wusste er, welches Datum zwei Tage später war, dennoch hielt er sich selbst für so unromantisch, dass er bisher auch Naos Vorschlag, von sich aus anzusprechen, etwas allein zu unternehmen, nicht hatte umsetzen können, ohne sich zu blamieren.

"Ich habe keine Lust, ausgerechnet den Valentinstag mit Sayuri und Itsuki in einem Haus zu verbringen, deshalb habe ich Tetsuo gebeten, für zwei Nächte ein Hotel in Nagano zu buchen“, antwortete er. Er blieb vor Kou stehen und zog eine schmale, feuchte Haarsträhne aus einem Ohrring. „Für dich und mich... ist das in Ordnung für dich, Honey?“

„Schon... aber du musst für mich nicht so einen... naja, Aufwand betreiben, Kazu...“ Er senkte den Kopf und spielte nervös an seinem Armreif. „Ich bin so furchtbar unromantisch, dass ich ewig keinen Gedanken mehr an sowas verschwendet habe...“

„Ich will den Aufwand für dich betreiben, Kou. Ich will den ganzen Tag mit dir verbringen, dich ausführen und mit dir Essen gehen, ins Kino, wenn wir uns auf einen Film einigen können, alles... was ich seit einer gefühlten Ewigkeit nicht machen konnte.“ Kazuki legte die Finger unter sein Kinn und hob seinen Kopf an, um ihm einen kleinen Kuss zu stehlen. „Wenn es dir absolut nicht behagt, können wir das auch abblasen und wir fliehen vor Sayuris Valentinstagswahn in den Schnee.“

„Ich fliehe lieber in die Stadt als in den Schnee...“ Kou zupfte an Kazukis T-Shirt, er schlug beschämt die Augen nieder, bevor er weitersprach. „Du... also... jetzt hast du mich hierher geschleift und ich habe mich erfolgreich darum gedrückt, einen Fuß vor die Tür zu setzen... irgendwie ist es aber nicht fair, wenn du schon alles organisiert hast... das zweite Board im Auto war für mich, oder?“

„Ja, ich habe es mitgenommen, für die sehr geringe Wahrscheinlichkeit, dass du dich überwindest, mich zu begleiten und etwas Neues zu lernen. Du musst dir aber keine Gedanken darum machen, ich zwinge dich nicht dazu, wenn du absolut nicht willst, Kou.“

„Doch! Also...“ Er nagte an seiner Unterlippe. „Ich sollte es wenigstens einmal versuchen, vielleicht habe ich ja Spaß daran und dann...“ Seine Stimme wurde leiser. „Hätten wir etwas, das wir gemeinsam machen können...“

Kazuki musste sich anstrengen, seine Gesichtszüge zu kontrollieren, so sehr überraschte ihn Kous Aussage, denn so gut sie sich verstanden und harmonierten, hatten sie wenig, das sie wirklich miteinander teilen konnten. Seine Überraschung musste ihm trotzdem anzusehen gewesen sein, denn Kous bernsteinfarbene Augen weiteten sich in leichter Panik und er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch der Ältere legte ihm lächelnd einen Finger auf die Lippen.

„Das ist ein wunderbarer Vorschlag, Honey. Soll ich es dir beibringen?“

„Ja, bitte... Ich will die wenigen Tage, die wir hier haben, effektiv nutzen, bevor uns der Alltag wieder einholt und die Zeit für sowas fehlt.“ Kou lehnte die Stirn an seine Schulter. „Und das Date nehme ich gerne an, liebster Kazu. Wenn wir wieder in Tokio sind, sollten wir uns öfter Zeit für Dates nehmen, wenn das in Ordnung für dich ist.“

„Sehr sogar, das kriegen wir schon irgendwie organisiert, ohne dass zu viele Fragen gestellt werden.“ Kazuki drückte ihm einen Kuss auf den Scheitel. „Zieh dich an, die Sachen, die Shiro dir gegeben hat, sollten dir passen. Nach dem Frühstück zeige ich dir, wie du dich dehnst, damit du dir nicht wehtust.“

 

Das Frühstück wurde zu einem leichten Mittagessen, das Tetsuo vorausschauend zubereitet hatte. Haruka und Shiro verkrümelten sich mit ihren Portionen ins Wohnzimmer, wo sie zusammen eine Serie auf dem großen Fernseher schauten. Während sie zu dritt im Esszimmer aßen, besprachen die beiden Älteren die Organisation des Wochenendes. Der Blonde würde sie begleiten, um wie immer für die Sicherheit zu sorgen, auch wenn keiner damit rechnete, dass Kazuki und Kou in Nagano Gefahr drohen könnte, und fertigte eine Liste mit Orten an, die sie besuchen könnten, um sich die Zeit zu vertreiben.

„Jetzt habe ich diesen Plan gefasst und gar nicht daran gedacht, dass du deinen kleinen Urlaubsflirt nochmal wiedersehen wolltest, Tetsu...“ merkte Kazuki zerknirscht an.

„Das ist nicht so wichtig, mir ist es lieber, du gehst Itsuki nicht an die Gurgel, weil er ein überhebliches Arschloch ist, Kazuki“, entgegnete Tetsuo und tippte auf seinem iPad herum. „Oder ich.“

„Tetsuo hat einen Urlaubsflirt?“ Kou stützte sich auf die Ellbogen und lehnte sich neugierig über den Tisch. „Erzähl. Ist das der, den du am Samstag aufgerissen hast?“

Der Angesprochene hob Kous geflochtenen Zopf von seinem leeren Teller, stopfte ihn ihm in den Kragen, dann runzelte er die Stirn und überlegte, was er antworten sollte.

„Ja, er hat ihm sogar seine Nummer gegeben, stell dir vor.“ Kazuki stützte das Kinn auf die Hand und grinste wissend.

„Ist er süß? Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, Tetsuo...“ hakte der Jüngere beharrlich nach, bis Tetsuo sein Handy entsperrte, etwas antippte und es ihm wortlos auf den Tisch legte. Er und Arata hatten in den vergangenen Tagen hin und wieder Nachrichten ausgetauscht, es wäre ein Leichtes gewesen, ihn zu einer weiteren Nacht zu überreden, aber er hatte sich nicht überwinden können, seine Schutzbefohlenen noch einmal allein zu lassen. Kou wischte sich durch die Fotos und Nachrichten, er biss sich leicht auf die Zungenspitze, wie immer, wenn ihm etwas gefiel, auf das er sich konzentrierte, erstrecht, wenn es heiße Fotos noch heißerer Männer waren.

„Du kannst dir doch nicht ernsthaft entgegen lassen, ihn nochmal zu treffen, bevor wir abreisen, Tetsuo“, sagte er schließlich. „Das ist doch pure Verschwendung, wer weiß, wann du wieder die Gelegenheit dazu bekommst. Er ist versatile wie du?“ Tetsuo nickte knapp. „Umso schlimmer, wenn du die Arbeit vor das Vergnügen stellst.“

„Ich kann euch aber nicht einfach so allein lassen, um in der Gegend rumzuvögeln“, entgegnete er zerknirscht.

„Musst du nicht, also nicht für lange.“ Kazuki zog das Tablet an sich heran und tippte darauf herum. „Unser Hotel liegt in Obuse, du bist in weniger als zwanzig Minuten in Nagano und kannst ihn abholen, ihn in eine der umliegenden Bars schleppen oder gleich auf dein Zimmer, wie du das umsetzt, siehst du dann selbst...“

Tetsuo raufte sich frustriert die Haare. „Das sagst du so leicht. Wie blöd kommt das denn, wenn ich ihn frage, ob er an Valentinstag mit mir ausgehen will? Ich will ihn doch nur flachlegen und nicht daten...“

Kou zupfte an Kazukis Ärmel, bis er ihn anschaute. „Obuse? Können wir... ins Hokusai-Museum, wenn wir da sind? Und... Süßigkeiten kaufen? Haben wir genug Platz im Auto?“

„Alles, was du willst, Süßer.“ Er schenkte ihm ein Lächeln, dann sah er Tetsuo wieder an. „Unsinn. Sag ihm das einfach, er scheint mir nicht der Typ zu sein, der da so viel hineininterpretiert. Du hast wie lange gebraucht, um ihn zu überzeugen? Fünfzehn Minuten?“

„Wahrscheinlich nur fünf. Was machst du da, Kou?“ Der Blonde sah ihn mit panischem Blick an, da Kou sein Handy in beiden Händen hielt und grinsend etwas tippte.

„Ich mache dir ein Date für Valentinstag klar, was denkst du? Wenn du ihn nicht willst, finden Kazuki und ich sicher eine Verwendung für ihn.“ Er zwinkerte ihm zu.

„Kazuki... du färbst auf ihn ab und das meine ich nicht positiv...! Sowas machst sonst nur du und das gefällt mir schon nicht“, meckerte er.

„Stell dich nicht so an, du wirst auf deine Kosten kommen, Tetsu. So oder so.“ Kazuki stand auf und trug die leeren Teller in die Küche. „Wenn du fertig bist, gehen wir raus, Kou.“

„Jawohl! Oh... er tippt...“

„Jetzt gib schon her.“ Tetsuo nahm ihm das Handy aus der Hand und rutschte mit seinem Stuhl zurück, um zu lesen, was Arata schrieb. Seine Mundwinkel zuckten nur leicht, aber genug, um Kou zu signalisieren, dass seine Aktion erfolgreich war. Der junge Künstler stand grinsend auf und folgte Kazuki in die Eingangshalle, um sich fertig anzuziehen.

 

Kazuki zeigte ihm geduldig, wie er sich zu dehnen hatte, Tetsuo gesellte sich kurz darauf hinzu, um sich ebenfalls aufzuwärmen und dann rauchend zuzusehen, wie er mit ihm Trockenübungen auf dem Hof machte, damit er ein Gefühl für das Snowboard bekam. Shiros alte Schuhe passten Kou glücklicherweise, so dass es damit keine Probleme gab.

„Wenn du fällst, versuch auf den Knien zu landen, sonst tust du dir unnötig weh“, erklärte er.

„Okay... ich versuche lieber, gar nicht erst zu fallen.“

„Naja, immerhin sind deine Knie es ja gewohnt, den Boden zu berühren, Kou“, feixte Tetsuo von seinem Zuschauerplatz.

„Ruhe, da hinten! Ignorier ihn einfach, er hat anfangs immer mit dem Gesicht gebremst, das mit dem knien kann er nicht so gut.“ Kazuki zog Kou über den Hof bis zur Einfahrt, die etwas abschüssiger war und in die schmale, schneebedeckte Straße mündete, sein eigenes Board lehnte an der Mauer daneben. „Wenn du dir sicher bist, könnten wir langsam aufbrechen. Es lernt sich schneller, wenn man richtig fährt.“

„Hmm... fühlt sich nicht viel anders an als ein Surfboard, außer dass der Aufprall weniger nass ist und meine Füße am Board hängen.“ Kou zuckte mit den Schultern. „Wird schon schief gehen. Ich kann auch nicht zulassen, dass Tetsuo noch einen Grund bekommt, mich auszulachen.“ Er setzte die Skibrille auf, die Kazuki ihm gegeben hatte und lächelte schief.

„Genau das will ich hören. Wenn es gar nicht geht, fahr einfach in einer der Schneewehen, die sind etwas weicher als der Boden. Ich bin direkt hinter dir.“ Er drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, dann stieg er auf sein eigenes Board. „Tetsu! Trödel nicht, wir wollen noch was vom Tag haben, bevor es dunkel wird!“

„Ich weiß gar nicht, was du meinst. Ich warte unten auf euch und mache das Tor auf.“ Der Blonde glitt grinsend an ihnen vorbei und verschwand kurz darauf um die erste Kurve.

Das Gefälle der Straße war nicht besonders steil, sie wand sich knapp zwei Kilometer den Berg hinab und war an den schmalsten Stellen etwa drei Meter breit, der Schnee an den Seiten schulterhoch aufgetürmt. Der festgefahrene Schnee knirschte unter den Snowboards, sonst herrschte eine Stille, die Kous aufgeregte Nerven innerhalb kürzester Zeit beruhigte. Er konzentrierte sich darauf, was seine Beine machten, um das Board in den flachen Kurven nicht zu verkanten, brauchte jedoch weniger Zeit als er gedacht hatte, um den Dreh herauszukriegen und sogar an Geschwindigkeit zuzulegen.

Kazuki beobachtete ihn aufmerksam, ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen, da sein jüngerer Partner sich wie erwartet komplett auf die neue Herausforderung einließ. So zurückhaltend und unsicher er oft wirkte, war Kou unwahrscheinlich stur, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte und zog es durch oder versuchte es zumindest, ohne Angst vor dem Scheitern zu haben. Er hatte vor einiger Zeit durch Zufall gelesen, wie hart und fordernd die Vorbereitungen und Aufnahmeprüfungen für die Kunsthochschulen in Tokio waren, erstrecht für die günstigere öffentliche Tokyo Geidai. Dass Kou die Prüfer mit gerade einmal achtzehn Jahren von sich hatte überzeugen können, sprach für sein Talent und Durchsetzungsvermögen. Kazuki selbst hatte für seine schulische und akademische Laufbahn wenig tun müssen, außer fleißig zu lernen. Das Studium, das er erst mit Anfang zwanzig begonnen hatte, hatte ihm Hideyoshi organisiert, ebenso die Möglichkeit, vorher seinen Schulabschluss zu machen, ohne, dass er ihn darum hatte bitten müssen. Kämpfen musste er damals für andere Dinge, doch war er dabei nie allein gewesen, auch wenn ihm das erst Jahre später bewusst geworden war. Kou hatte in Tokio nur seinen älteren Bruder, der sicher alles in seiner Macht Stehende für ihn getan hatte und immer noch tat, doch war es ein Unterschied, ob man andere an seiner Seite hatte, die in dieselbe Richtung gingen oder nur jemanden, der hinter einem stand, man den Weg aber allein gehen musste. Er verlagerte sein Gewicht ein wenig nach vorne, um zu ihm aufzuschließen und das letzte Drittel der nun breiteren Strecke neben ihm zu fahren. Völlig egal, was andere sagten oder was passierte, er würde ihm den Rücken freihalten und an seiner Seite bleiben, solange er es zuließ.

 

„Mir tut alles weh, Kazu… lass mich einfach hier, ich warte, bis ich mich aufgelöst habe und mir nichts mehr wehtut…“ Kou hatte die Arme auf dem Rand der heißen Quelle verschränkt, ein Handtuch darunter, damit sie nicht auf den kühlen Steinen lagen, und den Kopf darauf abgelegt. Anderthalb Tage und unzählige Abfahrten auf dem Snowboard hatten ihre Spuren hinterlassen an Muskeln, die er sonst anscheinend nicht nutzte. „Wie kann dir das so gar nichts ausmachen?“

Kazuki lachte leise in seinen Sakebecher. „Niemand sagt, dass es mir nichts ausmacht, Honey. Anscheinend bin ich nur besser in Form als du.“

Kou stöhnte frustriert. Da Shiro und Haruka nur noch zum Spazierengehen draußen gewesen waren, war er der Jüngste von denen, die ihre Zeit damit verbracht hatten, auf Brettern verschneite Abhänge herunterzurutschen und der Einzige, der irgendetwas davon spürte. Sayuri und Itsuki zeigten auch nach einer knappen Woche keine Ermüdungserscheinungen, Tetsuo grinste überlegen vor sich hin, er amüsierte sich anscheinend köstlich über seinen Muskelkater. Kou bereute es schon fast, ihm das Date mit Arata organisiert zu haben, so viel Aufmerksamkeit hatte der Blonde gar nicht mehr verdient, andererseits zeigte ihm sein Verhalten ihm gegenüber, dass er ihn wohl mochte, auf seine eigene, verschrobene, schräge Art.

„Du musst das einfach häufiger machen, Kou, dann gewöhnen sich deine Muskeln daran“, sagte Haruka, die neben ihm bis zu den schmalen Schultern im Wasser versunken war.

„Das lässt mein Terminkalender nicht zu…“ Er griff nach seinem Handy, das er mitgenommen hatte, entsperrte es und wählte einige der Fotos aus, die er während der vergangenen beiden Tage gemacht hatte, um sie zu posten.

„Wir fahren bestimmt nochmal in die Skihalle nach Yokohama, meine Freundinnen und ich, du kannst uns begleiten, wenn du doch Zeit findest“, schlug sie vor.

„Ich überlege es mir. Ich will gar nicht daran denken, wie viel Arbeit nächste Woche auf mich wartet…“

„Dann denk auch nicht dran, bis nächste Woche.“ Kazuki kraulte seinen Nacken, bis er wohlig schnurrte. „Ich rede auch nochmal mit Fukui bezüglich kurzfristiger Änderungen nach abgeschlossenen Besprechungen. Die müssen dann bis zum nächsten Update warten, sie kann dich nicht nach Lust und Laune dafür benutzen und dir deine freien Tage belegen.“

„Hmmm… hat wahrscheinlich einen größeren Effekt, wenn du ihr das sagst, als wenn ich es tue“, stimmte Kou zu. „Ich will aber nicht, dass sie denkt, ich hätte sie bei dir verpetzt…“

„Wird sie nicht, sie hat mir die Mail ja auch geschickt, und jetzt genug davon, noch haben wir drei Tage Urlaub...“ Er füllte seinen Becher und stellte Kou ebenfalls einen auf den Rand.

„Wann wollt ihr morgen los?“ fragte Sayuri, die sich von Itsuki die Schultern massieren ließ.

„Nach dem Frühstück.“ Tetsuo schaute in seine leere Zigarettenschachtel, dann zu Shiro, der die letzte Zigarette genommen hatte und legte sie seufzend wieder hinter sich. „Wir fahren mit zwei Autos, ich hole Shiro am Sonntag ab, dann habt ihr mehr Platz bei euch und müsst nicht extra nach Asakusa, um ihn dort abzusetzen. Kazuki und Kou fahren dann von Nagano aus zurück, ohne nochmal herzukommen.“

Kou hörte nur halb zu und scrollte durch seine Social Media Feeds, er hatte einige Nachrichten von seinen Freunden wegen seiner Snowboardfotos. Ayane war furchtbar neidisch, sie war während ihrer Urlaube immer auf Achse und hätte ihn schon am ersten Tag dazu genötigt, nach draußen zu gehen. Stattdessen saß sie wohlbehütet zuhause in Tokio und brütete ihr zweites Kind aus, wie sie selbst sagte. Sein Bruder Kaoru hingegen hatte mehrere Nachrichten geschrieben, weil er sich ständig um seine Gesundheit sorgte und ihn am liebsten in Watte gepackt hätte, damit er sich auf keinen Fall die Hände oder Arme verletzte, da er ohne sie nicht arbeiten konnte. Kou antwortete ihm kurz, um ihm zu versichern, dass es ihm gut ging und Kazuki ebenfalls darauf achtete, dass er sich nichts tat, was nicht innerhalb weniger Tage wieder ausheilte. Normalerweise telefonierten sie, aber Kou war froh, wenn er nicht reden musste. So sehr er den Urlaub bisher genossen hatte, war es anstrengend, sich täglich mit so vielen unterschiedlichen Menschen auseinanderzusetzen, auch wenn sie nur zu siebt waren, war es mehr, als er für diese Dauer gewohnt war.

Er seufzte leise, leerte seinen Becher und stand auf. „Entschuldigt mich, ich bin völlig erschlagen.“

„Willst du schon schlafen gehen?“ Kazuki schaute zu ihm hoch, die Stirn besorgt gerunzelt.

„Vielleicht, das sehe ich, wenn ich oben bin.“ Kou wickelte sich das Handtuch um die Hüften, um Haruka nicht zu viel zuzumuten, obwohl sie in diesem Moment mit ihrem Handy beschäftigt war. „Ich... brauche gerade einfach etwas Ruhe, das ist alles.“

„In Ordnung. Ich komme später nach, okay?“ Der Ältere drückte sanft seine Hand, es war Kou anzusehen, wie strapaziert seine Nerven plötzlich waren.

Er nickte knapp, murmelte noch eine Entschuldigung, stieg aus dem Becken und sammelte seine Sachen ein. Das Haus war still, nachdem er den Keller hinter sich gelassen hatte. Draußen rieselten kleine Flocken, die er in der überdachten Quelle nicht wahrgenommen hatte. Kou blieb kurz vor dem Küchenfenster stehen und schaute nach draußen, bis ihm die Dunkelheit außerhalb des Lichtkegels auf dem Hof zu drückend vorkam und er seinen Weg nach oben fortsetzte. Das Licht im Flur ließ er an, in Kazukis Zimmer schaltete er die kleinen Lampen auf dem Schreibtisch und neben dem Bett an, bevor er die Vorhänge zuzog und die kalte Dunkelheit aussperrte. Es war nicht so, dass er Angst im Dunkeln hatte, aber in diesem Moment brauchte er eine warme Höhle, in die er sich verkriechen konnte, mit ein bisschen Licht, das es gemütlich machte, aber nicht zu hell. Er schlüpfte in ein ihm zu großes T-Shirt, das er von Kazukis Wäschestapel gemopst hatte und das nach ihm roch, dann kroch er unter die Bettdecke und zog sie sich über den Kopf. Im Halbdunkel, das sein Handydisplay neben seinem Gesicht machte, steckte er sich seine treuen Airpods in die Ohren und suchte nach seiner Entspannungsplaylist mit Lofi-Musik und Meeresklängen, die ihn seit Jahren begleitete. Er brauchte sie nur noch selten, aber in Momenten wie diesem war er froh darum, sie zu haben. Er schloss die Augen und entschied sich dagegen, weiter sein Handy anzustarren, nachdem er die Musik gestartet hatte, sog Kazukis unverwechselbaren Geruch ein, der am T-Shirt und dem ganzen Bett hing, bevor er schließlich eindöste.

 

Kou schlief tief und fest, als Kazuki später am Abend leise ins Zimmer kam. Die Bettdecke hatte er bis zu den Schultern hochgezogen, sein Handy lag in seiner geöffneten Hand neben seinem Kopf. Der Yakuza hob es auf, um es an das Ladekabel auf dem Schreibtisch zu stecken, dann zog er ihm vorsichtig die Airpods aus den Ohren, damit er sie nicht verlor, bevor er in eine dünne Hose schlüpfte und sich neben seinen jungen Partner ins Bett legte. Die kleinen Lampen ließ er an, es machte ihm nicht viel aus, bei Licht zu schlafen und wenn Kou sich für den Moment so wohler fühlte, nahm er es gerne in Kauf. Kazuki strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, drückte einen zärtlichen Kuss auf seine Stirn und legte einen Arm um ihn. Ohne aufzuwachen, schmiegte Kou sich mit einem leisen Seufzen an seine Brust, die kleine, angespannte Falte zwischen seinen Augenbrauen verschwand völlig, kaum dass er die Nähe seines Geliebten spürte. Es waren Augenblicke wie dieser, die sein Herz vor Zuneigung fast überlaufen ließen und er war froh darum, dass er schlief und er sich nicht völlig blamierte, weil er die Augen nicht von ihm abwenden konnte. Die Ruhe im Raum und die Nachwirkungen der vergangenen Tage, weniger der Alkohol, der in seinem Blutkreislauf zirkulierte, führten jedoch dazu, dass er den Anblick seines schlafenden Kous nicht länger genießen konnte und er innerhalb kürzester Zeit tief eingeschlafen war.

Chapter 71

Summary:

„Ich... muss doch noch was erledigen. Ist es in Ordnung, wenn ich das mache, während ihr esst?“

„Ist es weit?“ fragte Tetsuo knapp.

„Nein, ich bleibe im Gebäude. Sollte was sein, habe ich dich auf der Kurzwahl, Tetsuo. Meinen Standort habe ich dir am Mittwoch schon freigegeben.“

„Dann habe ich keine Einwände. Kazuki?“

„Geh nur. Wenn wir hier fertig sind, fahren wir zum Hotel und essen dort zu Abend.“

Kou strahlte ihn dankbar an, er wusste, dass er nicht unbedingt seine Erlaubnis brauchte, um sich allein etwas anzusehen, aber da Tetsuo für ihrer beider Sicherheit sorgte, wollte er zumindest gefragt haben, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Er ließ die Einkäufe, die er in einer der Buchhandlungen gemacht hatte, bei den beiden und ging zurück zum Juweliergeschäft. Der Juwelier schenkte ihm zur Begrüßung ein wissendes Lächeln und ging voran zur Vitrine, die er sich zuvor angesehen hatte, ohne dass er viel sagen musste.

Chapter Text

Kou war unwahrscheinlich erleichtert, dass Kazuki und Tetsuo nach dem Frühstück darauf drängten, so bald wie möglich aufzubrechen. Sayuri und Haruka hatten es zubereitet und es quoll über vor kitschigen Ideen, herzförmigen Waffeln mit Puderzucker und Schokolade. Er bekam kaum einen Bissen herunter, obwohl er Waffeln mochte, aber die geballte Romantikpower, die die beiden verströmten, schnürte ihm die Kehle zu. Er hatte sich nur knapp verabschiedet, da sie sich so oder so bald wieder sehen würden und wartete in Kazukis Auto, bis er und sein blonder Adjutant das Gepäck eingeladen hatten. Da Tetsuo am Sonntag noch einmal zum Haus fahren würde, um Shiro abzuholen, lud er nur seinen Koffer mit Kleidung in den Tesla, bevor er nach einer kurzen Rücksprache mit Kazuki vorausfuhr. Sie würden sich in Obuse am Hotel treffen, um dann mit nur einem Auto nach Nagano zu fahren.

„Kazu... wie viele Teslas hat Tetsuo?“ Kou hatte sich im Beifahrersitz zurückgelehnt und schaute aus dem Fenster, während sein Partner den dunkelroten Lexus die abschüssige Straße hinunterlenkte.

„Nur einen. Das Model X gehört der Firma, er nutzt ihn leihweise, weil er mit seinem nicht den Berg hochkommt“, antwortete er schmunzelnd. „Er ist trotz Allradantrieb nicht wirklich geländefähig, dafür fährt er sich auf der Autobahn großartig.“

„Ich dachte, er lässt dich nicht damit fahren...?“ Der Jüngere schaute ihn von der Seite an.

„Ich durfte ihn ein oder zweimal fahren, weil wir uns aus den Augen verloren hatten und ich ihn einsammeln musste.“ Kazuki unterbrach sich, er wollte Kou nicht zu viele Details seiner Arbeit erzählen. „Keine Sorge, Tetsuo lässt mich nicht aus den Augen, wenn ich sonst allein wäre.“

„Hmm... du wirst schon wissen, was du tust, vielleicht... will ich es irgendwann wissen, aber das hat noch Zeit. Ich finde es schon interessant genug, dass du nicht ständig von einer Handvoll Kobun umgeben bist, wie es in den Filmen immer gezeigt wird.“

„Bin ich, wenn ich arbeite. Du bekommst das nur nicht mit, weil sie durch die andere Tür ins Büro kommen oder im Vorraum herumsitzen, in Asakusa wie in Ginza.“

„Oh... das Büro hat einen Vorraum?“

„Ja. Er ist nicht groß, wenn sie da nicht sind, sind sie trotzdem nie weit.“ Er legte seine linke Hand auf Kous rechte auf seinem Oberschenkel, nachdem sie die Hauptstraße erreicht hatten und nicht mehr beide Hände am Lenkrad brauchte. „Was willst du heute essen? So wenig, wie du von diesem... Frühstück hattest, hast du sicher noch Hunger, oder?“

„Ich bin zufrieden mit Street Food oder dem nächsten Starbucks.“ Er verschränkte kurz die Finger mit seinen, dann entzog er ihm seine Hand, um sein Handy aus der Beintasche seiner schmalgeschnittenen Cargohose zu ziehen. „Gibt es andere Einschränkungen als die letzten Tage bei dem, was ich posten darf?“

Kazuki überlegte eine Weile und schüttelte dann leicht den Kopf. „Nein, du kannst es machen, wie du es für richtig hältst. Sollte irgendjemand Fragen stellen, überlegen wir uns etwas. Hat sich deine Editorin wegen deines Tweets vom Samstag gemeldet?“

„Nur kurz. Sie will mit mir sprechen, wenn wir wieder zurück sind, aber eher wegen anderer Dinge. Sie schrieb, dass es meine Privatsache ist, wen ich treffe, freut sich aber für mich und hat mir einen schönen Urlaub gewünscht“, antwortete er, während er etwas auf seinem Handy las. „Der Vertrag lässt mir ja relativ viel Spielraum bei dem, was ich poste, aber vielleicht... hm... sollte ich für privatere Dinge doch noch einen extra anlegen.“

„Wieso? Du hast doch erst alles zusammengelegt, um weniger Arbeit damit zu haben.“ Der Yakuza schaute ihn kurz an, bevor er den Blick wieder auf die Straße richtete.

„Meine Zielgruppe besteht hauptsächlich aus minderjährigen Mädchen... denen sollte ich meine Kinks vielleicht nicht so sehr unter die Nase reiben, bevor sich noch jemand beschwert.“ Kou zwinkerte ihm zu und strich mit den Fingerspitzen über seine linke Hand am Lenkrad.

„Daran habe ich nicht gedacht. Was hast du denn noch vor zu posten, wenn du nach einem Foto schon darüber nachdenkst?“

„Mal sehen, es war auch nur so ein Gedanke.“ Er hob das Handy vor sich, um ein Foto von sich selbst zu machen, dann schoss er eines von Kazukis Händen auf dem Lenkrad und weitere von der Landschaft um sie herum.

 

Tetsuo wartete eine Dreiviertelstunde später auf dem Parkplatz in der Nähe des Hotels auf sie. Kou machte es sich auf der Rückbank des Tesla bequem, während Kazuki und sein Adjutant ihre Koffer zum Hotel brachten und sich um das Check-in kümmerten, anschließend fuhr Tetsuo sie weiter nach Nagano, wo sie bei Sonnenschein und strahlend blauem Himmel den Tag verbringen wollten.

Kazuki überließ wie immer nichts dem Zufall, auch wenn sie keinen engen Zeitplan hatten, hielt er sich an die mit Tetsuo ausgearbeitete Liste für ihre Sightseeing-Tour, spontane Einfälle von Kou waren eingeplant. Der Blonde parkte das Auto auf einem Parkplatz des Zenkō-ji Tempels, den sein Boss jedes Jahr besuchte, wenn er in Nagano war. Kou bestaunte die großen, geschnitzten Statuen am Eingang und die ausgestellten Schriftrollen, nachdem sie ihr Frühstück in einem Restaurant nachgeholt hatten. Was ihn umso mehr erstaunte, war Kazukis umfangreiches Wissen über die Sengoku-Ära, das er mit ihm teilte, während sie über die Anlage spazierten, Tetsuo mit etwas Abstand hinter ihnen, auch wenn der schwarze Anzug, den er unter seinem Wintermantel trug, und die distanzierte Haltung ihn eindeutig als Bodyguard auswiesen. Kazuki war nicht wie sonst im Arbeitsmodus, aber da er nicht allein mit Kou unterwegs sein konnte, ohne dass sein Adjutant vor Sorgen einging, ließ er ihn seinen Job tun, selbst wenn es bedeutete, dass sie dadurch erstrecht Aufmerksamkeit auf sich zogen. Da Tetsuo ein Auge auf ihre Umgebung hatte, konnte er sich ganz Kou widmen, soweit es in der Öffentlichkeit möglich war, aber da der Jüngere selbst niemand war, der außerhalb des privaten Raums übermäßig Zärtlichkeiten austauschte, beließen sie es bei Blicken und beiläufigen Berührungen. Aufmerksamen Beobachtern wäre ihre Verbindung zwar kaum entgangen, aber da sich selten jemand dafür interessierte, was andere taten, solange sie es nicht übertrieben, mussten sie sich nicht mehr als nötig verstellen.

Kou lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich, indem er leicht am Ärmel seines Mantels zupfte. Er hatte ein Schälchen mit Mitarashi Dango-Spießen in der Hand, das er sich an einem Stand geholt hatte, nachdem sie am frühen Nachmittag ihre Runde über das Tempelgelände beendet hatten.

„Kazuki... ich glaube nicht, dass ich die alle schaffe, willst du auch was?“ Er nahm einen Spieß zwischen die Finger und knabberte an einem etwas zu groß geratenen, glasierten Bällchen, das Schälchen drückte er seinem Partner in die Hand, um ein Selfie von sich beim Essen machen zu können.

„Wieso hast du so viele geholt?“ Kazuki nahm ebenfalls einen Spieß und zog eines der Bällchen mit den Zähnen ab, bevor er angestrengt darauf herumkaute.

„Die Verkäuferin fand mich wohl süß und hat mir die ganzen Reste gegeben...“ Er schlug beschämt die Augen nieder. „Meinst du, Tetsuo will auch was?“

„Er isst zurzeit keinen Zucker, wenn er es vermeiden kann. Außer es sind deine Pfannkuchen.“ Er zwinkerte ihm zu und wischte mit dem Daumen etwas Soße von Kous Kinn, der kurz den Kopf neigte, um sich an seine Hand zu schmiegen, bevor er einen halben Schritt zurücktrat, um etwas Abstand zwischen sie zu bringen. „Verzeih, ich halte mich nicht an meine eigenen Regeln.“

„Es... ist auch nicht einfach, Kazu...“ Kou sprach leise, obwohl sie kaum jemand hätte hören können. „Ich unterdrücke schon den ganzen Tag den Drang, einfach deine Hand zu halten.“

Kazuki stellte das Schälchen mit dem Essen auf der niedrigen Mauer neben sich ab, ohne wirklich zu wissen, was er mit seinen nun freien Händen tun sollte, aber gerade rechtzeitig, um Kou zur Seite zu schieben, als eine laut schwatzende Reisegruppe an ihnen vorbeimarschierte. Er schlang einen Arm um seine Taille und zog ihn in eine Umarmung, mit der anderen Hand bog er seinen Kopf ein Stück nach hinten, um ihn zärtlich zu küssen, den Blick auf ihn mit seinem eigenen Körper verdeckend, so dass aus der Entfernung nicht zu erkennen gewesen wäre, wen er da gerade küsste. Kou vergrub die Hände im weichen Fellkragen seines Mantels und seufzte erleichtert in den Kuss, sie hatten zuletzt nicht so viele Stunden miteinander verbracht, ohne sich anzufassen oder zu küssen, weshalb der Drang danach umso schlimmer war, wenn sie es nicht tun konnten, ohne unnötig Anstoß zu erregen. Kazuki war es in diesem Moment egal, es war der verdammte Valentinstag und wenn er 2020 während seines Urlaubs nicht einmal seinen Partner in der Öffentlichkeit umarmen und küssen konnte, hatte diese verstaubte Gesellschaft noch einen sehr langen Weg vor sich. Es war auch nicht so, dass irgendjemand in diesem Moment auf sie achtete, außer Tetsuo, der sich ungeduldig zwischen den Touristen hindurchdrängelte, um die beiden nicht aus den Augen zu verlieren.

„Wird ein bisschen voll hier, Boss...“ sprach er leise, als er neben ihm stehenblieb. „Soll ich euch gleich ins Hotel bringen oder wollt ihr doch noch shoppen gehen?“

Kou drückte das Gesicht an Kazukis Schulter, die Ohren, die zwischen seinen losen Haarsträhnen hervorblitzten, dunkelrot. „Shoppen klingt gut... und ich brauche einen Kaffee...“ murmelte er in den dunklen Stoff.

„Du hast ihn gehört. Wir halten uns an den Plan, Tetsuo, später ist noch genug Zeit für andere Dinge.“ Er drückte noch einen Kuss auf die schwarzbraunen, seidigen Haare, dann entließ er seinen Partner aus der Umarmung.

 

Kou nippte selig an seinem großen Caramel Macchiato, während sie durch das Einkaufszentrum spazierten. Ursprünglich hatten Kazuki und Tetsuo geplant, in der breiten Einkaufsstraße bummeln zu gehen, aber da das Wetter sich verschlechtert hatte und ein kalter Wind pfiff, hatten sie umgeplant und es nach drinnen verlagert, damit Kou nicht fror.

„Brauchst du irgendwas bestimmtes, da du shoppen gehen wolltest, Kazuki?“ Der Künstler sah den Älteren von der Seite an und wich dabei einem Kleinkind aus, das mit seinem Geschwisterchen Fangen spielte, sehr zum Leidwesen der Mutter, die die beiden leicht verzweifelt zur Ordnung rief.

„Nicht unbedingt, aber mein Schwiegervater erwartet jedes Jahr ein Souvenir von mir und es findet sich bestimmt auch das ein oder andere Buch für meine Sammlung“, antwortete er schmunzelnd.

„Er erwähnte vor einer Weile, dass er länger keine neuen Manschettenknöpfe mehr gekauft hat“, bemerkte Tetsuo. „Wozu er die braucht, ist mir allerdings ein Rätsel, er trägt seit Jahren kaum noch Anzüge.“

„Er sammelt sie. Das ist eine gute Idee, Tetsu, Danke. Jetzt müssen wir nur noch einen Juwelier finden, der seinen Ansprüchen genügt...“

„Seinen oder deinen? Du bist da noch wählerischer als er.“ Der Blonde grinste kurz, dann setzte er wieder seine ausdruckslose Bodyguard-Miene auf, nachdem Kazuki ihm einen ärgerlichen Blick zugeworfen hatte.

Kou zog das Handy aus der Hosentasche, machte ein Selfie mit seinem Kaffee, das er mit einem kurzen Text postete, während die beiden sich beratschlagten, dann tippte er sich durch die ausführliche Stockwerkansicht des Einkaufszentrums in Maps. Er markierte Juweliere und Buchhandlungen, die interessant aussahen und schickte die Liste dann an Kazuki und Tetsuo, die beide zeitgleich auf ihre Smartwatches schauten, als sie vibrierten.

„Ich war hier noch nie, wenn ihr wisst, welche davon einen Besuch wert sind, geht vor und ich folge wie der brave Schoßhund, der ich bin.“ Er grinste gegen den Deckel seines Bechers, die bernsteinfarbenen Augen funkelten herausfordernd. Kou fühlte sich besser, seit sie nicht mehr auf dem Tempelgelände waren, das zwar wunderschön gewesen war, aber er hatte Kazukis Anspannung währenddessen aufgesaugt wie ein Schwamm einen Eimer Wasser. Sie hatte schlagartig nachgelassen, als sein Partner sich dazu durchgerungen hatte, ihn zu küssen, obwohl sehr viele Menschen um sie herum gewesen waren. Kazuki bewegte sich ständig an Orten, an denen er darauf achten musste, wie er sich verhielt, damit ihm niemand etwas anlasten konnte oder beleidigt war, anders als Kou, der zwar ebenfalls sein Verhalten der Situation anpasste, aber sich sonst natürlich verhielt. Da der Ältere sehr viel mehr zu verlieren hatte, wenn er einen Fehler machte, versuchte er, sich ihm anzupassen, wenn sie nicht unter sich waren, auch wenn er zu gern den ganzen Tag mit ihm Händchen gehalten hätte. Der Kuss und die Umarmung hatten ihm jedoch gezeigt, dass Kazuki sich nicht unbedingt an seine eigenen Regeln halten wollte und es hatte ihnen beiden etwas den Druck genommen. Kou fragte sich jedoch kurz, ob er es in Tokio auch gemacht hätte, wo die Gefahr, dass ihn jemand erkannte, um ein Vielfaches höher war als im 250 Kilometer entfernten Nagano.

„Da sind ein paar dabei, die man auslassen kann, die anderen können wir uns ansehen. Brauchst du noch etwas, Kou?“ fragte Kazuki, nachdem er die Liste durchgesehen hatte.

„Nein, ich gebe meine Ersparnisse morgen in Obuse aus. Für Süßigkeiten.“

 

Er irrte sich vollkommen. Kou bestaunte die Auslagen des Juweliergeschäfts, in dem sie eine Stunde später gelandet waren, während Kazuki sich eine umfangreiche Auswahl Manschettenknöpfe zeigen ließ. Seinem Verhalten nach schien er den Juwelier zu kennen, sie plauderten dabei über verschiedene Dinge. Tetsuo stand mit den Händen in den Hosentaschen in der Nähe der Tür und hielt Wache. Der Jüngere streifte durch den verwinkelten Laden und blieb schließlich vor einer etwas dunkleren Ecke stehen, in der in einer Vitrine auf schwarzem Satin unterschiedliche Schmuckstücke lagen. Kou waren die fein gravierten Manschettenknöpfe des Juweliers aufgefallen, die ähnlich wie Kazukis bei ihrem ersten Treffen, eine Triskele abbildeten, so verwunderte es ihn nicht völlig, den hochklassigen BDSM-Schmuck vor sich zu sehen, dennoch fragte er sich, ob andere Kunden deshalb keine Fragen stellten oder ob sie von dem sonstigen Gefunkel so abgelenkt waren, dass es ihnen nicht auffiel. Kou interessierte sich wenig für diamantbesetzte Schmuckstücke, er mochte es schlichter. Einfaches Gold oder dunkleres Metall mit interessantem, doch subtilem Design war eher das, was sein Interesse weckte. Im Kopf überschlug er, wie viel seiner Ersparnisse er für ein Geschenk für Kazuki aufbrauchen könnte, ohne dass er sich schlecht fühlte. Er sparte schon viel an Nebenkosten und Ausgaben für Essen, da er sich trotz eigener Wohnung häufiger bei Kazuki aufhielt und sich das auch so schnell nicht ändern würde, dennoch...

„Kou?“ Kazukis Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen und er verließ seinen Platz vor der interessanten Vitrine, um zu ihm zu gehen.

„Ich bin hier. Bist du fertig?“

„Ja. Hast du doch etwas gefunden, das dich interessiert? Du weißt, du musst nur...“

„Etwas sagen und du kaufst es mir, ich weiß.“ Er neigte kurz den Kopf. „Ich muss noch darüber nachdenken, aber wenn ich mich entschieden habe, kaufe ich es selbst.“

„Ich lasse Ihre Bestellung dann wie besprochen in Ihr Hotel liefern. Wenn ich meinen Boten heute noch erwische, sogar heute noch, sonst morgen Vormittag“, sagte der Juwelier, nachdem er die beiden kurz neugierig beobachtet hatte.

„Vielen Dank, Ogawa-san. Wir sind noch bis Sonntagvormittag dort, also reicht es, wenn es morgen im Laufe des Tages ankommt, machen Sie sich keine Umstände.“ Kazuki strich kurz mit der Hand über Kous Rücken, bevor er sich verabschiedete und sie den Laden verließen.

„Ich könnte einen Happen vertragen“, sagte Tetsuo, nachdem sie ein paar Schritte gegangen waren. „Wie sieht’s bei euch aus?“

„Ich bin nicht hungrig, aber wenn ihr wollt, könnt ihr gerne was essen gehen.“ Kou schaute auf seine Uhr. „Für Abendessen ist es ja noch etwas früh.“

„Eine Kleinigkeit. Du wählst aus, Tetsu, wir essen später wahrscheinlich noch genug.“

Der Blonde nickte, dann ging er vor zu einem kleinen, gemütlichen Ramenstand. Auch wenn Kazuki und Kou später noch essen gehen würden, er würde davon nichts haben und nicht mehr zum Essen kommen, bis die beiden ihn nicht mehr brauchten, also bestellte er sich eine große Schüssel Ramen mit extra Fleisch und Nudeln. Kazuki begnügte sich mit einer Portion Edamame und einem Tee.

„Willst du wirklich nichts, Kou?“ Der dunkelhaarige Yakuza drehte sich halb zu ihm um, da er stehengeblieben war, um keinen Platz zu belegen.

„Nein, mein Magen ist voll mit Dango und Milchkaffee.“ Er nagte an seiner Unterlippe und überlegte angestrengt. „Ich... muss doch noch was erledigen. Ist es in Ordnung, wenn ich das mache, während ihr esst?“

„Ist es weit?“ fragte Tetsuo knapp.

„Nein, ich bleibe im Gebäude. Sollte was sein, habe ich dich auf der Kurzwahl, Tetsuo. Meinen Standort habe ich dir am Mittwoch schon freigegeben.“

„Dann habe ich keine Einwände. Kazuki?“

„Geh nur. Wenn wir hier fertig sind, fahren wir zum Hotel und essen dort zu Abend.“

Kou strahlte ihn dankbar an, er wusste, dass er nicht unbedingt seine Erlaubnis brauchte, um sich allein etwas anzusehen, aber da Tetsuo für ihrer beider Sicherheit sorgte, wollte er zumindest gefragt haben, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Er ließ die Einkäufe, die er in einer der Buchhandlungen gemacht hatte, bei den beiden und ging zurück zum Juweliergeschäft. Der Juwelier schenkte ihm zur Begrüßung ein wissendes Lächeln und ging voran zur Vitrine, die er sich zuvor angesehen hatte, ohne dass er viel sagen musste.

„Ist es möglich, das mit den Dingen liefern zu lassen, die Onodera-san bestellt hat, Ogawa-san?“ fragte Kou, nachdem er ihm ausführlich erklärt hatte, was er sich überlegt hatte. Er hatte sich die Nachfrage gespart, weshalb der Juwelier die Maße von Kazukis Fingern kannte, anscheinend war sein Partner dort Stammkunde, obwohl er nicht häufig in Nagano war.

„Selbstverständlich. Ich setze mich gleich dran und mache alles fertig, so dass es heute Abend noch ankommt.“ Ogawa lächelte zuvorkommend.

„Oh, das... ist wirklich sehr freundlich von Ihnen, vielen Dank.“ Er verbeugte sich leicht und hoffte, dass sein Partner sich über das Geschenk freuen würde und es nicht zu viel war. Sein geplündertes Konto schrie hingegen laut, dass es zu viel war, aber Kou ignorierte das ungute Gefühl, das er immer hatte, wenn er viel Geld ausgab. Er verabschiedete sich höflich, ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass er fast eine Stunde in dem Laden verbracht hatte, und eilte zum Ramenstand, vor dem Tetsuo und Kazuki leicht angespannt warteten.

„Entschuldigt, es... hat länger gedauert.“ Er lächelte schief.

„Da Tetsuo mich nicht hat nachsehen lassen, wo du dich rumtreibst, hoffe ich, dass es sich gelohnt hat, Kou.“ Kazuki hob die Tüten mit Kous Einkäufen auf, er schien etwas verärgert, dass er so lange weg gewesen war.

Kou schnaubte kurz, dann schmiegte er sich für einen Moment an seinen Arm. „Hat es. Du wirst es sehen, wenn es soweit ist, Liebster“, flüsterte er in sein Ohr. „Wenn Tetsuo es dir verraten hätte, würde es ja die ganze Überraschung verderben.“

 

„Tetsu, wenn du uns am Hotel abgesetzt hast, hast du den Rest des Abends frei“, sagte Kazuki während der Fahrt zurück nach Obuse.

„Wolltet ihr nicht essen gehen?“ Der Blonde begegnete seinem Blick im Rückspiegel.

„Gehen wir, aber in direkter Nachbarschaft des Hotels. Ich glaube nicht, dass mir dort besonders viel Gefahr droht und du solltest dein Date nicht zu lange warten lassen.“ Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und öffnete den obersten Knopf seines Hemds. „Ein bisschen kann ich auch auf mich selbst aufpassen, weißt du?“

„Ganz wie du willst, großer Samurai“, feixte Tetsuo. „Auch wenn ich nicht begeistert davon bin, euch allein zu lassen.“

„Du musst uns nicht lange allein lassen. Wir können uns später in der Sake-Bar treffen, wenn er vertrauenswürdig ist... und wenn du damit einverstanden bist, Kou“, schlug Kazuki vor.

„Nao meinte zwar am Samstag, ich sollte mich auf kein Doppeldate einlassen, aber ich glaube, er meinte damit Sayuri und Itsuki und nicht Tetsuos heißen Flirt...“ Kou drehte eine Haarsträhne um seinen Finger, während er etwas auf seinem Handy las. „Ich habe nichts dagegen.“

„Meinetwegen, ich frage ihn, was er davon hält. Wenn er dagegen ist, könnt ihr euch allein betrinken gehen und ich habe meinen Spaß woanders.“

Tetsuo parkte das Auto neben dem Hotel und stieg aus, um seinen Passagieren die Türen zu öffnen. Sie gingen zusammen hinein, um ihre Einkäufe in die Zimmer zu bringen. Der Blonde nutzte die nun freie Zeit, um kurz zu duschen und sich umzuziehen, bevor er Arata eine Nachricht schreiben wollte.

Chapter 72

Summary:

„Was machst du da, Kou?“ Kazuki schaute fragend auf die beiden herab.

„Ich sitze hier und leiste Arata Gesellschaft, da du sein Date mit Belanglosigkeiten blockierst... Daddy.“ Er schaute ihn herausfordernd an und strich mit den Fingerspitzen über Aratas Arm nach oben. „Vielleicht unterhalten wir uns noch eine Weile über Tetsuos Schwanz, der scheint es ihm wirklich angetan zu haben.“

„Und dann, Kätzchen? Du tust nichts ohne meine Erlaubnis.“ Er stellte sich vor das Bett und zog Kou an dem schmalen Halsband zu sich, so dass ihre Lippen sich fast berührten. „Willst du mit ihm spielen?“

„Wenn ich darf... sonst musst du mit mir spielen...“ Kou zog mit den Zähnen an Kazukis Unterlippe, bis er ihn losließ.

„Tetsu, was meinst du...? Teilst du ihn?“

Chapter Text

„Wieso hast du so viele Hemden und Oberteile dabei, Kou?“ Kazuki runzelte die Stirn, nachdem er geduscht und ein dunkelrotes Seidenhemd zu seiner schwarzen Hose angezogen hatte, das passende Jackett lag auf einem der beiden Betten.

„Willst du das wirklich wissen...?“ Kou hockte oberkörperfrei in einem Wäscheberg, den er aus seinem Koffer geholt hatte.

„Ja...?“ Er friemelte die Manschettenknöpfe in die dafür vorgesehenen Ösen in seinen Ärmeln, dann hockte er sich hinter ihn und strich mit den Fingerspitzen über die Haut an seinem Rücken, was ihn leicht schaudern ließ.

„Haruka ist schuld. Sie wollte unbedingt feiern gehen, mit Shiro und mir, weil sie dachte, ihr würdet es eher erlauben, wenn ich auch dabei bin. Das hatte sich am Sonntag dann ja erledigt, aber da ich nicht wusste, was sie unter partytauglich versteht, habe ich mehr eingepackt als nötig...“ antwortete er mit einem Seufzen und hielt zwei Hemden in den Händen, ohne sich entscheiden zu können.
Kazuki beugte sich vor und deutete auf ein weißes Hemd mit asymmetrischer Knopfleiste und feinem, eingewebtem Muster, das im Licht etwas schimmerte. „Nimm das. Ich sollte wohl wirklich noch ein ernstes Wort mit ihr reden, wenn sie schon auf die Idee kommt, dich in ihre Pläne mit einzubeziehen.“

„Um es ihr zu verbieten?“ Kou legte das Hemd zur Seite und hob mit beiden Händen seine Haare hoch. Kazuki begann, wie kurz zuvor besprochen, ein weißes Seil kunstvoll um seine Brust zu binden, das unter dem Hemd nicht zu sehen wäre, aber er sah es als Vorbereitung für den Rest des Abends.

„Nein, ich will es ihr erklären. Weder Sayuri noch ich haben in ihrem Alter brav zuhause gesessen und alles getan, was unsere Eltern von uns verlangt haben, es ihr zu verbieten wäre dann doch etwas heuchlerisch.“ Er zupfte ein loses Haar von Kous Schulter, bevor er damit fortfuhr, das Seil zu verknoten. „Es ist mir lieber, sie sagt mir oder ihrer Mutter vorher Bescheid, damit wir wissen, wo sie ist und ihr jemand passenden mitgeben können, der auf sie aufpasst.“

„Shiro ist nicht mehr der richtige?“

„Auf keinen Fall. Nicht, weil er per se ungeeignet ist, aber seine Gefühle machen ihn unpassend, auf sie aufzupassen. Er kann sie begleiten, als ihr Freund, nicht als Bodyguard.“

Kou stand auf und zog sich fertig an. Das Hemd stopfte er in den Bund seiner engen Anzughose, darüber zog er den schlichten Blazer, den er bei Nao gekauft hatte, bevor er sich vor den Spiegel stellte und seine Haare von links nach rechts am Hinterkopf entlangflocht, um sie seitlich unter dem Ohr zu einem Zopf zu binden. Bevor er das Hemd komplett zuknöpfte, legte er das schmale Lederhalsband an, das er so gerne trug.

„Das ist nachvollziehbar. Ich bin fertig, lass uns essen gehen, ich bin am Verhungern...“

 

~

 

„Hattest du Spaß heute?“ fragte Kazuki Kou, als sie nach ihrem Abendessen in einem extravaganten Restaurant in der Nähe an einem Tisch in der Sake-Bar neben dem Hotel saßen.  

„Hmm... ja, sehr sogar. Haben wir heute noch mehr Spaß?“ Er stützte das Kinn auf eine Hand und strich mit den Fingern der anderen an Kazukis Oberschenkel nach oben. „Wieso hast du Tetsuo eigentlich angeboten, sein... Sexdate hierher einzuladen?“

Der dunkelhaarige Yakuza zögerte kurz, da Kous Finger ihn aus dem Konzept brachten. „Es war der Kompromiss für ihn, damit er uns nicht zu lange allein lassen muss. Tetsuo würde rund um die Uhr auf mich aufpassen, wenn ich ihn lassen würde, aber er ist auch nur ein Mensch mit Bedürfnissen. Manchmal muss man ihn daran erinnern, dass er die ebenfalls befriedigen darf, sonst wird er unleidlich und hat schlechte Laune.“

„Verstehe... du hattest also sonst keine Hintergedanken, Kazu?“

Kazuki wurde einer Antwort enthoben, da Tetsuo zusammen mit Arata die Bar betrat. Der Blonde trug wieder seinen schwarzen Anzug, hatte aber das übliche weiße Hemd gegen ein schwarzes ausgetauscht und die Krawatte weggelassen, die Haare waren nur lose in Form gebracht. Sein Date trug eine dunkle Jeans zu seinem fliederfarbenen V-Neck-Shirt, darüber eine kurze Lederjacke.

Tetsuo erspähte die beiden sofort und lotste Arata durch den Raum, bis sie am Tisch angekommen waren.

„Wartet ihr schon lange?“ fragte er höflich, bevor er alle einander mit Vornamen vorstellte.

„Eine halbe Stunde, was hat euch aufgehalten?“ Kazuki wies mit einer Hand auf die beiden freien Plätze am Tisch.

„Nun...“ Arata grinste breit und knuffte Tetsuo in den Arm, der die Nase in die Getränkekarte steckte und sie gründlich studierte.

„Du bezahlst, Kazuki?“ fragte er, nachdem er Arata zurückgeknufft hatte, damit er nicht gleich schon alles ausplauderte, was sie auf dem Parkplatz im Auto getan hatten.

„Es war meine Idee, also zahle ich, nehmt, was ihr wollt.“

Tetsuo nickte, dann bestellte er den teuersten Sake, den er auf der Karte finden konnte, was Kazuki ein resigniertes Stöhnen entlockte.

„Was? Du weißt ganz genau, was dabei herauskommt, wenn du mir sowas sagst.“ Er grinste ihn an und legte dann einen Arm um Aratas Schultern.

„Du bist Skilehrer, Arata?“ fragte Kou neugierig, nachdem alle mit Getränken versorgt waren.

„Ja, im Winter gebe ich Kurse für Anfänger und Kinder“, antwortete er. „In den Monaten ohne Schnee bin ich Führer für Bergtouren, ich bin also ständig draußen unterwegs.“

„Du wirkst nicht, wie... hm...“

„Der übliche Naturbursche?“ Arata zwinkerte fröhlich. „Sunblocker, viel davon, und gute Gene, sonst würde ich wie meine Kollegen mit dreißig aussehen wie eine runzlige Kartoffel, bis dahin habe ich zum Glück noch ein bisschen Zeit. Und du? Du scheinst auch nicht das zu sein, was deine bunt bedruckte Begleitung vermuten lässt.“

Kou lachte leise über seine Wortwahl, er warf Kazuki einen kurzen Blick zu, der sich mit Tetsuo über den Sake unterhielt, den sie tranken, sein Gespräch aber unterbrach und ihn ansah, als er seine Pause bemerkte.

„Ich bin Zeichner und arbeite für meine bunt bedruckte Begleitung in einem umfangreichen Knebelvertrag“, antwortete er schließlich mit einem leichten Schmunzeln. „So schnell komme ich da auch nicht wieder raus, glaube ich.“

„Willst du es denn?“ Arata ging auf seine Ausführung ein und hob fragend die Augenbrauen.

„Auf keinen Fall. Dafür stecke ich schon viel zu tief drin... oder er in mir, wie man es nimmt.“ Kou grinste in sein Glas, als sein Gegenüber über seinen Witz lachte.

„Zu meiner Frage von vorhin... was habt ihr noch so lange gemacht, dass ihr so spät wart?“ Kazuki schaute von Arata zu Tetsuo und wieder zurück, während er eine Hand auf Kous Nacken legte und ihn sanft kraulte.

Arata lehnte sich zurück und wartete kurz darauf, ob der Blonde antworten würde, der zuckte auf seinen fragenden Blick jedoch nur mit den Schultern und überließ es ihm. „Nachdem wir uns gegenseitig bewiesen haben, dass wir frei von fiesen, ansteckenden Krankheiten sind, habe ich die Chance ergriffen und Tetsuo einen geblasen. Ich glaube... das hat er sich am Samstag schon gewünscht.“

„Du machst das auch nur in Autos, die nicht dir gehören, oder Tetsu?“ fragte Kazuki, nachdem er aufgehört hatte zu lachen.

„Die Karre gehört nicht dir? Jetzt bin ich aber enttäuscht, Tetsuo...“ Arata lehnte sich an seinen Arm.

„Es gehört der Firma, also gehört es entsprechend meiner Anteile zu einem Teil mir“, entgegnete Tetsuo amüsiert. „Ich würde ja gerne sagen, dass mein Boss das ähnlich hält, aber der macht tatsächlich nur in seinen eigenen Autos rum, die andere für ihn sauber machen.“

Kou lehnte sich zu seinem Partner und flüsterte etwas in sein Ohr, ihm waren die etwas irritierten Blicke der anderen Gäste ebenfalls nicht entgangen.

„Ich schlage vor, wir verlegen unsere kleine Runde. Wenn du einverstanden bist, Tetsu.“ Kazuki stand auf und zog sein Kartenetui aus der Hosentasche, nachdem Tetsuo genickt hatte. Er kümmerte sich um die Bezahlung ihrer Rechnung, während die anderen drei sich zum Gehen fertig machten.

 

Im Hotelzimmer klappte Kou seinen Koffer zu und schob ihn in eine Ecke, damit niemand darüber stolpern konnte. Kazuki stellte die Schachtel mit der Lieferung vom Juwelier auf ein Sideboard, ohne sich weiter damit zu beschäftigen, bevor er den Inhalt der Minibar überprüfte und Tetsuo entriegelte die Zwischentür, die sein Zimmer nebenan mit dem von Kazuki verband, damit keiner mehr über den Flur musste. Arata saß etwas eingeschüchtert auf einem Bett und beobachtete die drei, bis Kou sich neben ihn fallen ließ, da Kazuki und Tetsuo noch etwas besprachen.

„War es so, dass Tetsuo sich den Blowjob gewünscht hat oder... hast du die ganze Woche daran denken müssen, es trotz aller Risiken zu tun?“ fragte er ihn, den Kopf leicht geneigt, so dass ihm die langen Haare über die Schulter fielen, nachdem er seinen Zopf gelöst hatte.

„Uhm... also...“ Arata zupfte am Saum seines Shirts, die Jacke hatte er ausgezogen, da es warm im Raum war, und überlegte, was er antworten sollte. Er konnte nur ahnen, worauf Kou hinauswollte, aber er könnte auch völlig daneben liegen.

„Sein Schwanz ist schon beeindruckend mit den Piercings, nicht...?“

„Ertappt... hast du denn schon...? Ich dachte, du bist mit Kazuki zusammen, Kou...“

„Zweimal, das eine Mal habe ich aber nichts sehen können.“ Kou lehnte den Kopf an Aratas Schulter, er hatte zuvor mit Kazuki die Möglichkeiten für den Abend besprochen, ohne dass sie sich auf etwas festgelegt hatten. Jetzt schweifte sein Blick zu den beiden älteren Männern, die ihre Jacketts ausgezogen und die oberen Knöpfe ihrer Hemden und Ärmel gelöst hatten, bunt tätowierte Haut blitzte hervor, als sie sich zu ihnen umdrehten.

„Was machst du da, Kou?“ Kazuki schaute fragend auf die beiden herab.

„Ich sitze hier und leiste Arata Gesellschaft, da du sein Date mit Belanglosigkeiten blockierst... Daddy.“ Er schaute ihn herausfordernd an und strich mit den Fingerspitzen über Aratas Arm nach oben. „Vielleicht unterhalten wir uns noch eine Weile über Tetsuos Schwanz, der scheint es ihm wirklich angetan zu haben.“

„Und dann, Kätzchen? Du tust nichts ohne meine Erlaubnis.“ Er stellte sich vor das Bett und zog Kou an dem schmalen Halsband zu sich, so dass ihre Lippen sich fast berührten. „Willst du mit ihm spielen?“

„Wenn ich darf... sonst musst du mit mir spielen...“ Kou zog mit den Zähnen an Kazukis Unterlippe, bis er ihn losließ.

„Tetsu, was meinst du...? Teilst du ihn?“

Der Blonde stellte sich neben ihn und runzelte die Stirn, die Konstellation hatten sie lange nicht.

„Arata, du entscheidest. Wenn du Lust auf mehr hast als nur mich, ist das jetzt die Gelegenheit. Wenn nicht, ist das auch in Ordnung und wir gehen rüber und überlassen die beiden einander, die haben auch so genug Spaß.“

Arata schaute sie mit großen Augen an. Kous Hand lag mittlerweile auf seinem Oberschenkel, sein Atem strich heiß über seinen Hals. Er schluckte trocken, dann nickte er grinsend. „Warum nicht? Es ist schließlich fucking Valentinstag, nicht?“

„Da hast du deine Antwort.“ Tetsuo zog das Hemd aus seiner Hose, knöpfte es auf und warf es hinter sich.

Kou schaute Kazuki abwartend an, er hielt sich daran, dass er nicht mehr tat, als er ihm erlaubte, auch wenn es ihm in den Fingern kribbelte, Arata noch ein bisschen besser kennenzulernen.

„Über deine Bestrafung für dein Verhalten mache ich mir später Gedanken, Kätzchen. Vorerst darfst du mit ihm spielen“, beschloss Kazuki nach einer kurzen Pause, in der er sich ebenfalls von seinem Hemd befreit hatte. Der Anblick der Tattoos auf dem muskulösen Oberkörper entlockte ihrem Gast ein leises, anerkennendes Knurren.

Kou legte die Hände auf Aratas Wangen und küsste ihn gierig, wobei er halb auf seinen Schoß rutschte, ein Bein an seinen Schritt gedrückt. Der Skilehrer legte eine Hand auf seinen Po, mit der anderen öffnete er die Knöpfe seines Hemds, während ihre Zungen sich umeinanderwanden. Kazuki übernahm es, Kou das Hemd komplett auszuziehen, dabei kniete er sich hinter ihn und strich mit den Lippen über sein Ohr.

„Spielen, nicht ficken. Dein Arsch gehört mir allein, Kou...“

„Mhmm... selbstverständlich...“ Er löste sich kurz von seinem neuen Spielzeug und zog ihm das Shirt über den Kopf, so dass sie alle nur noch ihre Hosen trugen. Arata drückte Kous Oberkörper ein Stück zurück und begutachtete das kunstvoll verknotete Seil auf seiner Brust, dann beugte er sich vor, um die Haut dazwischen mit den Lippen und seiner Zunge zu erkunden.

Es dauerte nicht lange, bis ihre Hosen den Hemden auf den Fußboden folgten. Kazuki behielt seinen Platz hinter Kou bei und hielt ihn an den Hüften fest, während Arata dicht vor ihm kniete, eine Hand um ihre harten Penisse gelegt, um sie aneinander zu reiben. Die Zungen der beiden waren mit Tetsuos Erektion zwischen ihnen beschäftigt, der kurzerhand auf das Bett gestiegen war und sie ihnen angeboten hatte, da sie sich zuvor so intensiv darüber unterhalten hatten. Mit einer Hand stützte er sich auf Kazukis Schulter ab, da Kou und Arata ihn nicht schonten, sondern so geschickt abwechselnd an ihm leckten und lutschten, dass er weiche Knie bekam. Als hätten sie sich abgesprochen, legten sie eine Hand auf seinen festen Po und massierten ihn, bevor sie mit den Fingerspitzen über seinen Anus strichen, sie aber in Ermangelung eines Gleitmittels wieder zurückzogen.

Kazuki beobachtete die drei aufmerksam über Kous Schulter hinweg. Er griff neben sich, um die Tube Gleitgel zu öffnen, die er dort deponiert hatte und flüsterte Kou ein leises „Finger.“ ins Ohr, so dass sein Sub Aratas rechte Hand ergriff und sie ihm zusammen mit seiner linken entgegenhielt, damit er das Gleitmittel darauf verteilen konnte. Tetsuo bohrte seine Fingernägel in die Haut an seiner Schulter, als die beiden sich mit ihren nun glitschigen Fingern wieder seinem Eingang widmeten, ein heiseres Stöhnen entfuhr ihm bei dem Gefühl von zwei sich unabhängig voneinander bewegenden Fingern in ihm.

„Fuck... das ist zu gut...“ Der Blonde legte die andere Hand auf seinen Mund und biss sich auf den Handballen, als er so intensiv kam, dass die Sterne hinter seinen Augen explodierten. Hätte Kazuki ihn nicht geistesgegenwärtig gestützt, wäre er wahrscheinlich auf die drei gefallen und hätte sich wehgetan, stattdessen bedeckte er die Gesichter von Kou und Arata mit einer Ladung Sperma, das sie zu seiner Verwunderung miteinander teilten, nachdem sie es sich gegenseitig von den Wangen geleckt hatten. Arata zog Kou die Brille aus, die er immer noch trug und legte sie in sicherer Entfernung aufs Bett, dann küsste er ihn hungrig, umso mehr, als Kazuki um Kou herumgriff und seine Hand fest um ihre Penisse legte, die sie etwas vernachlässigt hatten, während sie sich um Tetsuo kümmerten. Der Schwarzhaarige schlang die Arme um ihn und stöhnte atemlos gegen seine Lippen, weil sein Partner sie fast rücksichtslos streichelte. Arata erging es ähnlich, er war sich nicht mehr sicher, wo sein Körper endete und der von Kou begann, durch Kazukis Griff fest aneinandergeschweißt, es war auch unerheblich, er schwamm nur zu gern mit und gab sich seiner eigenen Erregung hin. Es war Kou, der zuerst kam, sein Sperma benetzte die Haut auf ihren Bäuchen und diente als Gleitmittel für Kazukis Bewegungen, der weitermachte, bis Arata sich ebenfalls zitternd über seine Hand ergoss.

„Sag mal, Kou... was ist das hier...?“ Der dunkelhaarige Yakuza tippte fest mit den Fingerspitzen gegen etwas, das unter seinen Fingernägeln metallen klickte und Kou ein leises Wimmern entlockte.

„N... nichts... im Vergleich zu deinem Schwanz, Meister...“ Er lehnte die Stirn an Aratas Schulter und konzentrierte sich auf das Gefühl des Plugs in seinem Po, den er in einer unbeobachteten Minute vor ihrem Aufbruch ins Restaurant dort platziert hatte, ohne sich darüber Gedanken zu machen, dass sie den Abend nicht allein verbringen würden. Er hatte ihn während der vergangenen Stunden nur leicht wahrgenommen, dass Kazuki sich nun aber ausführlich damit beschäftigte, sendete kleine Schockwellen durch seine Nervenenden.

„Du bist heute ganz besonders ungezogen...“ Er bog seinen Oberkörper mit einem Griff in den Knoten auf seinem Rücken nach hinten und biss ihn fest in die Halsbeuge, dass er leise schrie. „Lässt du deine Hände von dir aus außer Reichweite von allem, was du anfassen kannst, oder muss ich sie festbinden?“

„...Festbinden... bitte...“

Kou fiel auf Aratas Schoß, der noch vor ihm saß und die beiden neugierig beobachtete, während er zwei Finger in Tetsuos Hintern versenkte, der sich unerwartet zahm an ihn lehnte, nachdem er sich von seinem zweiten Orgasmus an diesem Abend erholt hatte. Er grub eine Hand in seine langen Haare und hielt sie an seinem Hinterkopf zurück, während Kazuki ihm die Arme auf dem Rücken fesselte, so dass sie ein U bildeten. Fasziniert davon, wie geschickt er mit dem Seil umging, war er überrascht, als Kou die Lippen um seinen nach wie vor spermaverschmierten Penis legte und ihn fast komplett in den Mund nahm. Er stöhnte auf und drückte reflexartig seinen Kopf noch ein Stück nach unten, bis er seine Nasenspitze auf den sorgfältig gestutzten Haaren an seinem unteren Bauch spürte, ließ aber locker, als Kou sich gegen seinen Griff drückte und Kazuki die Stirn runzelte.

Der dunkelhaarige Yakuza neigte kurz den Kopf und lächelte Arata aufmunternd zu. „Erfüllen wir ihm den Wunsch, dass du seinen Mund fickst. Zumindest solange, bis Tetsu zu ungeduldig wird und deinen Schwanz für sich allein will...“

„Und du...? Du hattest noch gar nichts...“ Arata strich über Kous Kopfhaut und begann damit, langsam in seinen Mund zu stoßen.

„Ich nehme mir noch, was ich will, bis dahin habe ich mehr als genug Spaß, euch zuzusehen...“

„Wie lange hältst du es noch aus...?“ Der Braunhaarige beugte sich zu Tetsuo und knabberte an seinen Lippen, während er einen dritten Finger in ihn einführte.

„Etwas... da ich Kazuki aber kenne, weiß ich, dass wir eine grandiose Show bekommen, je eher du ihm Kou überlässt und mir deinen Schwanz gibst, Kleiner...“

„Eine Show...? Erzähl mir mehr...“ Er schaute kurz nach unten zu Kou, der seinen Penis mühelos schluckte und ihn mit seiner Zunge bearbeitete, bevor er sich wieder dem Blonden zuwendete.

„Es ist besser, wenn du es siehst... du kannst aber davon ausgehen, dass er ihn fickt, bis er schreit und komplett flüssig wird... ein gut gefülltes Spermatörtchen“, entgegnete er mit einem leisen Lachen. „Auch wenn er es nie zugeben würde... er steht auf ein bisschen Publikum.“

„Scheiße... ihr seid echt völlig verdorben...“ Arata zog sich aus Kous Mund zurück, sein harter Penis tropfte und glänzte nass. „Das sollte reichen...“

Tetsuo zog ihn kurz zu sich für einen feuchten Kuss. „Fick mich, Kleiner... und genieß die Show.“

Sie wechselten auf das zweite Bett, um mehr Platz zu haben, Arata platzierte den Blonden auf allen Vieren vor sich, damit er einen guten Ausblick auf das Tattoo auf seinem Rücken hatte, auf dem sich rote Hannya-Maske und grau eingefärbter Fuchsgeist ausbreiteten, und drang zügig in ihn ein. Tetsuo schob sich eines der Kissen unter die Brust, damit er bequemer lag und drückte sich bei jedem von seinen langsamen Stößen an ihn.

Kazuki zog Kou grob zurück, drehte ihn zu sich um und drückte ihn an seine Brust, bevor er ihn mit gespreizten Beinen auf seinen Oberschenkeln platzierte, so dass die beiden einen guten Ausblick auf den metallenen Plug in seinem süßen Po hatten. Er klemmte die Finger unter den Fuß und zog ihn quälend langsam aus ihm heraus, was ihm ein Wimmern entlockte, denn er war nicht der kleinste aus seiner Sammlung. Kazuki legte ihn zur Seite und strich mit den Fingerspitzen über den Rand des gedehnten Muskels, beide Hände auf seinen Pobacken, um ihn noch etwas zu spreizen. Er biss ihn in die Schulter, dann schob er mühelos vier Finger seiner rechten Hand in ihn hinein. Kou stöhnte gegen seinen Hals, er wäre wahrscheinlich nur davon gekommen, wenn er den Druck nicht schon vorher abgelassen hatte, stattdessen drückte er sich ungeduldig seiner Hand entgegen.

„M... Meister... bitte... ich liebe deine Hände, aber... gib mir bitte deinen Schwanz...“ bettelte er atemlos.

„Hmm... vielleicht will ich dich heute mit meiner Hand ficken, Süßer... was meinst du...? Meine ganze Hand in deinem Arsch, du hast so geschrien das letzte Mal...“ Er rieb mit dem Daumen über den Rand und entlockte ihm ein weiteres Stöhnen. „Und dann... ficke ich Arata, er hat meinen Schwanz heute viel eher verdient als du...“

„Nein... bitte... ich... ich habe mich nur für dich so... hnn... vorbereitet...“ Kou drückte feuchte Küsse auf die helle Haut an seinem Hals. „Für deinen Schwanz... Arata kann mit Tetsuo spielen...“

„Warum sollte ich...?“ Kazuki zog seine Finger aus ihm heraus und die plötzliche Leere ließ den Jüngeren leise schluchzen.

„Weil... weil du... meinen Arsch mehr liebst als alles andere... und mein Arsch deinen Schwanz...?“

„Falsch...“ Er hob ihn an den Hüften an und drang mit der Spitze seines harten Penis in ihn ein. „Dich... liebe ich mehr als alles andere, dein Arsch kommt erst danach... liebst du mich, Kou...?“

„Ja, Meister... so sehr... gib ihn mir... bitte...“

 

Arata war erstaunt, wie hart und gleichzeitig liebevoll Kazuki Kou fickte. Er zog ihn in jeden seiner kraftvollen Stöße und brachte ihn in kürzester Zeit an den Rand der Ekstase, während seine Zähne sichtbare Spuren auf der zarten, hellbraunen Haut hinterließen. Bevor Kou kommen konnte, reduzierte er die Intensität, drückte ihn mit dem Rücken aufs Bett, eine Hand auf seinem Hals und änderte den Rhythmus, bis der Jüngere heiser nach mehr bettelte. Da er die tränenden Augen dabei fast durchgängig geschlossen hatte, entging ihm Kazukis aufmerksamer und zärtlicher Blick, den Arata kaum für möglich gehalten hatte. Er merkte, wie Tetsuo sich unter ihm windete, die grauen Augen fest auf das Schauspiel vor ihnen gerichtet, und griff um ihn herum, um eine Hand um seinen gepiercten Penis zu legen, den er kaum weniger spannend fand. Sein Hintern sog ihn bei jedem Stoß ein und ließ ihn kaum los, wenn er sich zurückzog. Arata merkte, wie seine Erregung sich exponentiell aufbaute, er beschleunigte seine Stöße und katapultierte sich schneller über die Kante, als ihm lieb war. Er kam kaum dazu, sich aus dem Blonden zurückzuziehen und hinterließ eine Spermaspur von seinem Anus bis zu seinem unteren Rücken, als er mit einem heiseren Stöhnen kam. Da er ihn nicht so lassen wollte, ersetzte er seinen Penis mit zwei Fingern, während er ihn streichelte und fingerte ihn, bis er sich mit einem Knurren über seine Hand ergoss.

„Sorry...“ Arata lehnte schwer atmend die Stirn an seine Schulter, nachdem er seine Spuren mit einem Taschentuch abgewischt hatte und der Blonde vor ihm saß.

„Kein Ding... solange du deinen Spaß hattest. Gehen wir rüber? Die beiden... brauchen noch eine Weile, Schlaf finden wir heute alle erstmal nicht.“

„Mhm... ich brauche eine Dusche und was zu trinken... wenn wir eh nicht schlafen können, kannst du mir dann ja erzählen, was ihr bisher sonst so gemacht habt...“ Er zwinkerte ihm zu, nachdem er aufgestanden war und ging mit schwingenden Hüften ins Nachbarzimmer. Tetsuo folgte ihm hastig, schob die Zwischentür hinter sich zu und bereitete sich darauf vor, vor dem Morgengrauen keinen Schlaf zu finden.

Chapter 73

Summary:

Kou lief purpurrot an und drückte die linke Hand auf sein Gesicht, bevor er die Worte zum Antworten fand. „Nein, das ist nicht...“

Kazuki schmunzelte und verschränkte die Finger mit seinen, bevor er sie kurz an seine Lippen drückte. „Wäre ich nicht in einer strategisch wichtigen Ehe gefangen, wäre es das sicher.“

Kou schaute ihn mit großen Augen an, dann zog er sich den Kragen seines Cardigans über das Gesicht und stöhnte verzweifelt in den Stoff. „Sag das doch nicht einfach so...“

Chapter Text

Etwas vibrierte leise unter Kous Kopf und weckte ihn. Er schlug träge die Augen auf, ohne zu wissen, wie spät es war oder wann sie schlafen gegangen waren. Er erinnerte sich nicht einmal daran, schlafen gegangen zu sein, aber da er zugedeckt war und mit dem Kopf auf Kazukis Arm lag, mussten sie es irgendwann getan haben. Er schob die Hand aus der Decke heraus und tippte auf das Display von Kazukis Uhr, um den Wecker auszuschalten, der sie beide erfolgreich aus dem Land der Träume geholt hatte.

„Guten Morgen...“ Der Ältere drückte die Nase in seinen Nacken und drückte einen Kuss auf die Flecken, die er dort hinterlassen hatte.

„Hmm... das kitzelt, Kazu...“ Kou setzte sich auf und streckte sich ausgiebig, bis es in seinen Schultern knackte.

„Was war das...? War es etwas zu viel gestern?“ Kazuki drückte mit den Fingern auf die verspannten Muskeln.

„Nein... eher der ganze Tag insgesamt oder die ganze Woche, so viel Bewegung habe ich in der Regel nicht...“ Er richtete den Blick auf die geschlossene Zwischentür, als er ein nur mühsam unterdrücktes Stöhnen hörte. „Bekommen wir jetzt noch Frühstück? Ich bin völlig ausgehungert...“

„Hmm... ja, noch zwei Stunden. Wir können auch hier essen, wenn du dich jetzt nicht anziehen möchtest.“

„Ich kann nichts essen, wenn die beiden es da drüben treiben... das lenkt mich zu sehr ab“, entgegnete er und stand auf, um etwas zum Anziehen aus seinem Koffer zu ziehen.

Kazuki rollte sich ebenfalls aus dem Bett und zog sich an. Während Kou noch im Bad war, setzte er sich mit der Tüte vom Juwelier auf die Bettkante und holte den Inhalt heraus, um ihn zu überprüfen. Er war mehr als erstaunt, als er ein weiteres Schmuckschächtelchen darin fand und vermutete schon einen Fehler, weshalb er es stirnrunzelnd öffnete. Ihm wurde gleichzeitig heiß und kalt, als er zwei Ringe aus dunkelgrauem Edelstahl darin fand, beide hatten eine silbern schimmernde Triskele eingraviert, sie unterschieden sich nur durch ihre Größe und die links und rechts davon eingravierten Schriftzeichen. Ein leises Wimmern aus Kous Mund ließ ihn aufschauen. Sein jüngerer Partner stand in der Tür zum Bad, einen erschrockenen Ausdruck im geröteten Gesicht, die Hand hatte er hastig vor den Mund gelegt.

„Kou... komm her...“ Er streckte eine Hand nach ihm aus und zog ihn schließlich auf seinen Schoß, nachdem er zögerlich seinen Platz an der Tür verlassen hatte.

„Ich... ich wollte nicht... wenn ich gewusst hätte, dass du...“ Ein panisches Hicksen entfuhr ihm.

„Hey... alles gut...“ Kazuki strich ihm eine Strähne hinters Ohr und drückte ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. „Das hast du dir wahrscheinlich etwas anders vorgestellt, verzeih mir, dass ich so neugierig war.“

„Nein... ich... ich hatte das... kaum zu Ende gedacht...“ Eine kleine Träne stahl sich aus seinem Auge und rollte über seine Wange, von seinen Gefühlen überwältigt. „Ich dachte nur... du hast mir den Armreif geschenkt, um zu zeigen, dass ich dir gehöre... aber...“ Er holte tief Luft, um sich zu sammeln. „Du gehörst ebenso mir und... ich wollte dir auch etwas schenken...“

„Honey... Warst du deshalb gestern so lange weg?“

Kou nickte still. „Ich hatte sie gesehen, aber... ich konnte sie unmöglich bestellen, während du dabei warst, ohne die Überraschung zu verderben...“

„Das ist wirklich eine Überraschung und du hast Recht... es war nicht ganz durchdacht von mir, nur dir etwas zu schenken und im Gegenzug nichts zu haben, das mich an dich bindet.“ Er wischte die Träne von seiner Wange und küsste ihn zärtlich. „Ich nehme an, der zweite ist für dich?“

„Ja... ich weiß, es... ist furchtbar mit Bedeutung aufgeladen, Ringe zu verschenken, aber du hast schon Manschettenknöpfe und ein Armband konnte ich mir bei dir auch nicht vorstellen...“ Kou zupfte nervös an Kazukis Hemd. „Bitte... interpretier da nicht zu viel rein, ja...?“

„Gegen meine Interpretation kannst du gar nichts tun.“ Er lächelte gegen seine Wange. „Ich liebe dich, Kou... und ich werde ihn jeden Tag tragen.“

„Du machst mich fertig.“ Kou lehnte den Kopf an seine Schulter. „Ich liebe dich auch, liebster Kazu...“

Er nahm ihm die Schachtel ab und holte den größeren Ring heraus, neben der Triskele befanden sich die Schriftzeichen 主人 – shujin, was Meister bedeutete, und schob ihn auf Kazukis linken Daumen, den kleineren Ring, neben der Triskele graviert mit 奴隷 – dorei, Sklave, schob er auf seinen eigenen rechten Daumen.

„Ogawa-san hatte auch angeboten, die Innenseite zu gravieren, aber ich habe mich dagegen entschieden... wir können das aber jederzeit nachholen, wenn du magst“, sagte er leise und verschränkte die Finger seiner Rechten mit Kazukis linker Hand.

„Ein anderes Mal... du wolltest frühstücken. Wir sollten das tun, bevor du noch verhungerst, weil ich dich nach diesem wunderbaren Geschenk nun noch weniger gehen lassen werde.“

„Für alles andere haben wir später alle Zeit der Welt...“ Kou stand auf und schlüpfte in einen knielangen, flauschigen Cardigan, damit er nicht fror, dann gingen sie zusammen in den Frühstücksraum des Hotels.

 

„Ich wusste nicht, dass du Chinesisch sprichst, Kou.“ Kazuki hob anerkennend eine Augenbraue. Sie saßen an einem Tisch in einer Ecke des Frühstücksraumes. Kou hatte kurz zuvor auf dem Rückweg vom Kaffeeautomaten zwei etwas überforderten jungen chinesischen Touristinnen geholfen, sich mit der Karte auseinanderzusetzen und ihr Frühstück zu bestellen.

„Es steht in meinem Lebenslauf, fließend und Wort und Schrift, den solltest du kennen.“ Er lächelte über sein erstauntes Gesicht und nippte an seinem Kaffee. „Sag nicht, das Detail hast du überlesen?“

„Deine Sprachkenntnisse waren für deinen Job nicht ausschlaggebend. Welche versteckten Talente sind mir noch entgangen?“

„Ich spreche neben Japanisch fließend Ryūkyū, Englisch und Chinesisch, Koreanisch so viel, dass ich mir zumindest einen Kaffee bestellen und etwas Smalltalk halten kann. Das ist kein Talent, Kazu, ich bin damit aufgewachsen“, antwortete er ernst. „Rückblickend kann ich dir nicht sagen, wie ich Zeit für meine Freunde gefunden habe, denn meine Eltern haben Kaoru und mich früh zum Sprachunterricht geschickt, dazu Karatetraining bei Ojii-san, kaum dass wir im Kindergarten waren. Gramps hat uns Schwimmen, Tauchen und Surfen beigebracht, wenn es mal genügend Wellengang dafür gab und wir nicht für die Schule lernen mussten, er hat auch fast nur Englisch mit uns gesprochen.“

„Wollten deine Eltern irgendwas damit kompensieren, dass sie euch so früh dazu erzogen haben?“ Kazuki strich mit den Fingern über Kous Hand auf dem Tisch.

„Hmm... Die Familie meines Vaters ist sehr traditionsbewusst, sie hält viel von ihren Ryūkyū-Wurzeln und dem Dōjō, das sie seit Generationen führt. Mein Vater... ist nicht unbedingt der Sohn, den sich Ojii-san gewünscht hatte, er arbeitet in der Verwaltung von Itoman, meine Onkel sind eher grob und arbeiten im Dōjō und in der Landwirtschaft, trotzdem hat er seine eigene strenge Erziehung an seine Kinder weitergegeben, weil seine Familie das so verlangte. Meine Mutter hadert schon immer mit ihrer Herkunft, auch wenn Mischlingskinder in Okinawa völlig normal sind.“ Er seufzte leise. „Ich weiß nicht, was sie in ihrer Kindheit erlebt hat, aber sie war immer die treibende Kraft, dass wir uns anpassen und nicht negativ auffallen, mein Vater folgte nur ihren Vorschlägen. Ihre Eltern, Gramps und Baa-chan, sie waren nie so, sie haben uns immer machen lassen, worauf wir Lust hatten, und haben mich sehr in meiner Kreativität unterstützt. Baa-chan wusste relativ früh, dass ich mich für Jungs interessiere, sie hat es bis zu meinem unfreiwilligen Outing nur nie von sich aus angesprochen. Wir telefonieren regelmäßig.“

„Dein Outing war unfreiwillig? Wie das?“

Kou erzählte ihm in wenigen Sätzen von seinem ersten Freund in der Mittelschule und wie verzweifelt er gewesen war, als klar wurde, dass Jake nach dem Ende des Schuljahres wieder in die Staaten gehen würde. Um seiner Mutter die Verbindung der beiden zu verdeutlichen, hatte seine beste Freundin Aoi ihn geoutet, weil sie seine Verzweiflung nicht hatte mitansehen können.

„Und dieser Jake? Er ist mit seinen Eltern zurück in die USA?“

„Mhm... als alle aufhörten, Myspace zu benutzen, habe ich den Kontakt zu ihm verloren. Wir waren kein Jahr zusammen, es war schön, aber nichts, dem ich hinterhertrauere.“ Kou schaute ihn amüsiert an. „Ich glaube auch nicht, dass er mit meiner masochistischen Ader zurechtgekommen wäre, wenn wir irgendwann mal mehr getan hätten, als uns gegenseitig einen runterzuholen.“

Er schaute auf, als eine der Chinesinnen neben ihrem Tisch zum Stehen kam und ihn höflich etwas fragte, das er bejahte. Das euphorische Quieken, das ihr entfuhr, trieb Kou die Schamesröte ins Gesicht, und er versuchte leise, sie zu beschwichtigen, nachdem sie ihm etwas auf ihrem Handy gezeigt hatte. Die junge Frau winkte ihrer Freundin und die beiden überredeten ihn zu einem gemeinsamen Foto, das einer der Angestellten für sie machte. Kazuki verließ derweil seinen Platz, um sich ebenfalls einen Kaffee zu holen und zu verhindern, dass er irgendwie auf diesem Foto zu sehen war. Zu einem Teil war er dankbar um die Störung, da er so darum herumgekommen war, eine mögliche Frage nach seinem ersten Freund zu beantworten, die Kou sicherlich gestellt hätte. Er würde ihm irgendwann von Rin erzählen, aber nicht während dem Frühstück in einem Hotel, bei dem allerhand Personen mithören konnten. Bis er zurück am Tisch war, hatten sich Tetsuo und Arata dazugesellt und Kou löffelte den Milchschaum aus seiner Tasse.

„Könnt ihr mit euren Plänen heute warten, bis ich Arata zu seiner Wohnung gefahren habe?“ fragte Tetsuo, kaum dass er sich gesetzt hatte.

„Natürlich. Wir wollten es heute sowieso etwas ruhiger angehen lassen, Kou wollte ins Museum nebenan und Süßigkeiten kaufen.“

„Vielleicht nur das Museum...“ Kou knabberte an einem Apfelstück, er hatte absolut kein Geld mehr übrig, um die versprochenen Souvenirs für seine Freunde zu kaufen.

„Ich kann auch mit dem Bus zurückfahren, wenn du arbeiten musst. Mach dir keine Umstände deswegen, es ist schon mehr als genug, dass du mich zum Frühstück einlädst, Tetsu...“ Er nippte an seinem Tee. „So viel Aufmerksamkeit bin ich wirklich nicht gewohnt.“

Tetsuo nickte zum Verständnis. „Du hast Recht, das ist wahrscheinlich besser so.“

„Darf man euch gratulieren? Die Ringe sind ja süß...“ Arata deutete auf ihre Hände, die nebeneinander auf dem Tisch lagen.

Kou lief purpurrot an und drückte die linke Hand auf sein Gesicht, bevor er die Worte zum Antworten fand. „Nein, das ist nicht...“

Kazuki schmunzelte und verschränkte die Finger mit seinen, bevor er sie kurz an seine Lippen drückte. „Wäre ich nicht in einer strategisch wichtigen Ehe gefangen, wäre es das sicher.“

Kou schaute ihn mit großen Augen an, dann zog er sich den Kragen seines Cardigans über das Gesicht und stöhnte verzweifelt in den Stoff. „Sag das doch nicht einfach so...“

 

Arata verabschiedete sich nach ihrem ausgiebigen Frühstück und ersparte Tetsuo die Fahrt nach Nagano. Stattdessen schlenderte der Blonde völlig tiefenentspannt und doch aufmerksam hinter Kou und Kazuki her, während sie sich das benachbarte Hokusai-Museum ansahen. Kou schien sich während seines Studiums ausführlich mit dem Ukiyo-e Meister auseinandergesetzt zu haben, er wusste so viel, dass selbst die ehrenamtlichen Mitarbeiter sprachlos an seinen Lippen klebten, während er seinem Partner etwas erklärte, der ihm aufmerksam zuhörte. Es wurde Nachmittag, bis sie es wieder verließen und in einem Café einkehrten, um dort etwas zu essen und eine Pause zu machen. Kou betrachtete gedankenverloren einen Schlüsselanhänger, den er im Museumsshop gekauft hatte und den er Ayane schenken wollte statt der ursprünglich geplanten teuren Süßigkeiten, bis Kazuki ihn sanft am Arm berührte.

„Willst du noch einen Kaffee?“ fragte er höflich, ihm war Kous gedankliche Abwesenheit nicht entgangen.

„Hmm… einen Kakao. Wenn ich jetzt noch mehr Kaffee trinke, bin ich später viel zu aufgedreht…“ Er hielt den durchscheinenden Anhänger ins Licht und betrachtete ihn eindringlich, draußen hatte es angefangen zu schneien.

„Ich hole schon.“ Tetsuo stand auf. „Für dich noch einen Tee, Kazuki?“

„Ja, bitte. Stimmt irgendetwas nicht, Kou?“ Kazuki legte unter dem Tisch eine Hand auf seinen Oberschenkel.

„Nein…“ Kou seufzte leise. „Es ist nur… ich zerfleische mich immer selbst, wenn ich spontan so viel Geld ausgebe, das ich eigentlich für anderes benutzen wollte, umso schlimmer, wenn ich deshalb ein Versprechen nicht halten kann…“ Er legte den Anhänger wieder in die kleine Schachtel und schob sie in seine Tasche.

„Wegen der Ringe?“

„Ja… ich bereue nicht, sie gekauft zu haben, aber… ich weiß nicht, ob du das irgendwie nachvollziehen kannst, du musstest dir wahrscheinlich lange keine Gedanken um sowas machen, falls überhaupt jemals. Ich wollte Aya-chan etwas Besseres mitbringen als nur so einen nutzlosen Schlüsselanhänger, aber wenn ich am Ende des Monats noch meine Miete zahlen möchte, ist das einfach nicht mehr drin.“

„Macht es denn einen Unterschied, ob du die Souvenirs für deine Schwägerin selbst bezahlst, solange du sie aussuchst? So wie ich sie einschätze, freut sie sich über alles, was du ihr mitbringst.“ Kazuki beobachtete ihn aufmerksam. „Bis ich mit sechzehn mein richtiges eigenes Geld verdient habe, mussten wir in meiner Familie gründlich rechnen, damit das Geld bis zum Monatsende reicht und wir den Kredit für das Haus bezahlen konnten. Ich weiß also, wie du dich fühlst, auch wenn es schon lange her ist und es seitdem ganz und gar nicht mehr so war.“

Kou drehte sich überrascht zu ihm um. „Wieso?“

„Hmm… nachdem wir von Nara nach Tokio gezogen waren, kauften meine Eltern ein Haus mit Ladenfläche, in dem meine Mutter einen kleinen Gemischtwarenladen betrieb. Es war im Nachhinein viel zu teuer gewesen, aber durch die weiterhin steigenden Immobilienpreise schien es gleichzeitig eine gute Wertanlage. Zumindest bis zum Platzen der Economy Bubble wenig später und wir hätten den Kredit nicht ansatzweise bezahlen können, wenn wir es wieder verkauft hätten, also mussten wir sparen. Neben der Schule gearbeitet habe ich, seit ich zwölf war, damit ich Taschengeld hatte, mein Vater hatte dafür nichts übrig, weil aller Überschuss ins Haus floss.“ Er nahm den Tee entgegen, den Tetsuo ihm brachte, bevor er weitersprach. „Schlussendlich habe ich den Kredit abbezahlt, weil mein Vater es aus unterschiedlichen Gründen nicht konnte, aber das fiel dann auch nicht mehr ins Gewicht.“

Der Blonde schnaubte leise. „Dein Vater hatte die Verantwortung ja auch auf dich abgewälzt, indem er sich grandios aus der Affäre gezogen hat, nachdem er sein Gehalt für billige Nutten wie meine Mutter verbraten hatte…“ Er senkte den Blick, als Kazuki ihn ernst ansah. „Entschuldige, ist ewig her.“

„…was ist denn passiert?“ fragte Kou leise, obwohl sie fast allein im Café waren und niemand mithören konnte.

„Offiziell ist er bei einem Baustellenunfall ums Leben gekommen.“ Kazukis Gesichtszüge waren entspannt, als hätte er schon vor Jahren damit abgeschlossen. „In Wahrheit hat er sich selbst nicht mehr ertragen und die Schande, die ich ihm in seinen Augen bereitet habe.“

„Oh… das… tut mir leid…“

„Mach dir keine Gedanken deshalb, er hasste alles an mir, das wurde mit den Jahren nur schlimmer und er hat dadurch nur bewiesen, dass ich allen Grund hatte, nicht so zu werden wie er.“ Er nahm einen Schluck von seinem Tee. „Ich denke, das habe ich ganz gut geschafft, was meinst du, Tetsu?“

„Wärst du jemals Gefahr gelaufen, so zu werden wie er, hätten Rin und ich dich drauf hingewiesen. Deutlich. Mit einem Baseballschläger oder so.“ Tetsuo lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und grinste leicht.

„Wer ist Rin?“ Kou schaute aufmerksam von einem zum anderen und runzelte die Stirn, als sie beide kurz die Fassung verloren. Tetsuo, weil er den Namen unabsichtlich erwähnt hatte, Kazuki, weil er spontan nicht wusste, wie er das erklären sollte, ohne zu weit auszuholen.

„Entschuldige, Kazuki, ich… das war unklug von mir…“ sprach der Blonde als erster.

„War es. Rin war… mein erster Freund, nachdem wir schon beste Freunde seit dem letzten Grundschuljahr gewesen waren“, antwortete er schließlich nach kurzem Zögern. „Er war ein Grund, weshalb mein Vater mich hasste.“

„Oh… ich… verstehe… ich wollte damit keine alten Wunden aufreißen, Kazu…“ Kou drückte seine Hand und lächelte versöhnlich, er merkte, dass es ihm nah ging und wollte nicht weiter nachhaken. „Wolltest du mir anbieten, die Souvenirs zu bezahlen, bevor wir in deine Vergangenheit gereist sind?“

„Wenn du das möchtest, tue ich es gern, auch wenn du es nicht möchtest, weil ich nicht will, dass du deshalb traurig bist.“ Kazukis ernster Gesichtsausdruck wich seinem üblichen Schmunzeln. „Wegen solchen Kleinigkeiten sollst du dich nicht schlecht fühlen.“

„Hmm… aber nicht, dass das zur Gewohnheit wird. Ich will mich nicht von dir aushalten lassen, nur weil du die Finanzen dazu hast und ich nicht. Ich bin nämlich sehr stolz darauf, dass ich von meiner Kunst leben kann, weißt du… das nächste Geschenk für dich wird dann aus einem Gacha-Automaten sein, das ist eher meine Preisklasse.“ Er schob sich den Keks, der bei seinem Kakao dabei war, in den Mund und zwinkerte seinem Partner zu.

 

„Was möchtest du heute Abend noch machen?“ Kazuki lehnte an der Wand neben dem Fenster in ihrem Hotelzimmer, nachdem Kou ausgiebig in den umliegenden Souvenir- und Süßigkeitengeschäften geshoppt hatte. Er hatte etwas gebraucht, bis er sich überwinden konnte, Kazuki seine Einkäufe zahlen zu lassen, um schließlich beide Hände voll mit Tüten zu haben und einen Teil davon schuldbewusst Tetsuo zu überlassen, der angeboten hatte, sie für ihn zu tragen. Jetzt saß Kou auf dem zweiten Bett und sortierte die Schachteln um sich herum auf verschiedene Stapel.

„Nichts Aufregendes...“ Er nagte an seiner Unterlippe. „Können wir... einfach hierbleiben und uns einen Film ansehen? Ich glaube, Tetsuo tut es leid, dass er heute Nachmittag so geplappert und dich damit an Rin erinnert hat, ich würde mich schlecht fühlen, ihn heute noch mehr zu beanspruchen, vor allem, da der Tag so gut angefangen hat.“

„Es tut ihm weniger wegen Rin leid, als dass er sich immer noch über meinen Vater aufregt, obwohl er seit fünfundzwanzig Jahren tot ist“, entgegnete er und setzte sich auf die Bettkante zu ihm. „Das Verhältnis meiner Eltern war zu dieser Zeit nicht das Beste, mein Vater hat meine Mutter jahrelang hintergangen, obwohl sie immer alles getan hat, um unsere kleine Familie zusammenzuhalten. Tetsuo... war wie die streunenden Katzen, die er damals schon aufgesammelt hat und er war regelmäßig bei uns zuhause, hat Kaa-san im Laden geholfen...“ Er strich Kou über die Wange, als er sich an seine Schulter lehnte und zu ihm hochsah. „Er ist in mein altes Zimmer gezogen, nachdem seine Mutter gestorben war, das war ein halbes Jahr, nachdem mein Vater mich rausgeworfen hatte. Kaa-san hat ihn aufgenommen, als wäre er ihr eigener Sohn, was meinem Vater so gar nicht in den Kram passte. Ich weiß nicht alles, aber besonders nett war er zu ihm wahrscheinlich nicht und was Tetsuo von ihm kannte, war der abweisende, homophobe und nie anwesende ehemalige Freier seiner Mutter, der seine Ziehmutter durch sein Verhalten verletzte.“

„Ist es in Ordnung, dass du mir das erzählst...? Tetsuo hat mir im November nur ein bisschen erzählt und ich wollte nicht darauf drängen... ihr steht euch näher, als ich erwartet habe.“

„Hmm... er ist mir sicherlich nicht böse, wenn ich es dir erzähle, weil er es dir selbst erzählen würde, wenn du ihn danach fragst, nur würde er dabei mehr schimpfen und sich aufregen“, sagte er mit einem kleinen Lächeln. „Er betet meine Mutter an für das, was sie für ihn getan hat, umso mehr Groll hegt er gegen alle, die ihr schaden oder geschadet haben.“

„Und... hm... mochte er Rin ebenso?“ wagte Kou die Frage nach Kazukis erstem Freund, was seinem Partner ein leises Seufzen entlockte.

„Er mag ihn, wie einen großen Bruder. Verzeih, wenn ich dir mit meinen Worten heute das Gefühl gegeben habe, Rin sei tot, es war dir anzusehen, dass du daran gedacht hast...“ Er legte einen Arm um ihn und drückte ihn sanft an sich. „Soweit ich weiß, erfreut er sich bester Gesundheit.“

„Du... möchtest nicht darüber reden, oder? Du hast es nicht so abschließen können wie ich meine Beziehung zu Jake oder allen anderen, mit denen ich danach zusammen war...“

„Ein anderes Mal... ich verspreche dir, dass ich dir irgendwann alles erzähle, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Ist das in Ordnung für dich?“ Kazuki zog Kou quer auf seinen Schoß und legte beide Arme um ihn, er hatte plötzlich das Bedürfnis, ihn festzuhalten.

„Natürlich... ich würde dich nie dazu zwingen, mir alles zu erzählen, wenn du es nicht willst. Auch wenn es mir ein wenig Sorgen bereitet, dass du immer noch so darunter leidest, Liebster.“ Er legte beide Hände auf seine Wangen und küsste ihn zärtlich. „Ich liebe dich, trotz deiner vielen Geheimnisse, vergiss das nicht. Und ich bin ebenfalls für dich da, wenn du nicht wie sonst so stark sein kannst, ich kann das aushalten, Kazu. Wir ergänzen uns... und so oft, wie ich mich schon bei dir ausgeheult habe, hast du ein großes Guthabenkonto, das ebenfalls zu tun, wenn dir danach ist.“

„Das bedeutet mir sehr viel, Honey.“ Kazuki schmiegte das Gesicht an seinen Hals und sog seinen Geruch ein, er roch immer ein wenig nach Honig und Gewürzen, gemischt mit dem Hibiskus-Duft seines Shampoos. „Welchen Film möchtest du schauen? Hast du eine Idee?“

„Nein... such du aus, während ich uns Essen bestelle und aufräume.“ Kou rutschte von seinem Schoß, um die Schachteln wieder in Tüten zu räumen und dann mit dem Tablet durchs Zimmer zu laufen, um ihr Abendessen beim Zimmerservice zu bestellen. Er klopfte leise an die Zwischentür und schob sie einen Spalt auf. „Tetsuo? Wir bestellen uns was beim Zimmerservice, willst du...“ Er unterbrach sich, da der Blonde auf seinem Bett saß, das Handy in der einen Hand, während er die andere um seine Erektion gelegt hatte. „Ohh... vergiss es, entschuldige...!“ Kou schob die Tür hastig wieder zu und lehnte sich grinsend dagegen.

„Was ist?“ Kazuki hob fragend eine Augenbraue.

„Er... es geht ihm gut, er ist beschäftigt. Mit sich selbst und dem Liveporno auf seinem Handy.“ Er ließ sich neben ihn fallen und bestellte Tetsuo eine Portion Sushi, da er wusste, dass er es ebenso gerne aß, wie Kazuki, bevor sie es sich für ihren Filmabend bequem machten.

 

„Fuck...“ Tetsuo lehnte den Kopf zurück und unterdrückte ein Lachen.

„Was ist?“ klang Aratas Stimme aus dem Lautsprecher seines Handys, auch wenn er im Display nur den unteren Teil seines Oberkörpers sah.

„Kou ist reingeplatzt... ich glaube, den Anblick hat er nicht erwartet.“ Er ließ seinen Penis kurz los und schob sich die blonden Haare aus der Stirn. „Gib mir einen Moment...“

„Tetsuuu...“ flötete der Jüngere, der seine Anfrage für einen kurzen Videochat nur zu gern angenommen hatte. „Denk einfach dran, wie sich dein Schwanz in seinem und meinem Mund angefühlt hat... also mich... wird das noch eine Weile bei Laune halten...“

„Was davon...?“ Er beobachtete, was er vor seiner eigenen Handykamera mit sich selbst tat und fasste sich dann selbst wieder an.

„Alles... dein Schwanz, sein Mund und... dein Arsch... das Angebot steht wie mein kleiner Freund hier, du kannst jederzeit Bescheid sagen, wenn du wieder in der Gegend bist...“

Chapter 74

Summary:

Das leise Klingeln eben jenes Handys weckte ihn mitten in der Nacht. Tōru griff reflexartig auf den Nachttisch, wo er es normalerweise ablegte, und warf stattdessen den Wecker herunter, der dort stand. Mit einem leisen Fluchen setzte er sich auf, gähnte und schlurfte zum Wohnzimmertisch, während er den Bund seiner ausgeleierten Jogginghose festhielt, die er zum Schlafen trug.

„...ja?“ Er schaute noch einmal prüfend auf das Display, weil keine Antwort kam. „Izumi? Ist irgendwas?“

„...kannst du die Tür aufmachen, tora? Unten, meine ich... ohne Schlüssel geht die so spät nicht auf...“ Izumi sprach leise, seine Stimme nur ein zaghaftes Flüstern.

Chapter Text

„Dass der echt drauf reingefallen ist und uns den Pärchenrabatt gegeben hat, das passiert auch nur einmal im Jahr.“ Shizuru biss genüsslich in ihre gefüllte Waffel, die auf dem Sahnetopping noch rosa Zuckerherzen hatte.

„Was hätte er auch sonst denken sollen, so wie du an Tōrus Arm hingst, Shizu? Dass du seine kleine Schwester bist?“ Iori nippte an ihrem Kaffee, den sie sich für ihre Mittagspause geholt hatte, in der sie sich mit ihren Freunden am Bahnhof in Ikebukuro traf. „Ein Wunder, dass du ihn nicht mit deinen Brüsten erschlagen hast.“

„Hee... so groß sind die gar nicht...!“ schnaubte die kleine Zeichnerin und schaute nach unten auf ihren herzförmigen Ausschnitt. „Du hast heute ja beste Laune, Iori.“

„Entschuldige, die letzten Tage waren purer Stress... ein Wunder, dass ich für die Pause raus konnte und nicht am Schreibtisch esse.“ Sie lehnte sich zurück und rieb sich die Stirn. „Deadline freitags ist auch nur ein Einfall von Wahnsinnigen.“

Tōru brütete nicht weniger schlecht gelaunt auf der Bank zwischen ihnen über seiner Waffel, aus der Bananenscheiben in Herzform herausschauten, das Handy in der Hand, dessen Display aufleuchtete, als eine Twitter-Benachrichtigung von Kou aufploppte. Er fühlte sich elend vor Herzschmerz, den er seit einer Woche kultivierte, nachdem Kous Partner für ihn geantwortet hatte, umso mehr nach dem Posting mit einem mehr als glücklichen und von Seilen markierten Kou vergangenen Samstag. Es wäre gesünder für sein Seelenheil gewesen, er hätte alle Benachrichtigungen für die Woche deaktiviert, aber er konnte sich auch nicht dazu überwinden, weil er trotz allem neugierig war, was sein Freund in seinem wohlverdienten Urlaub so tat, außer sich von Kazuki nach Strich und Faden verwöhnen zu lassen. Die Mitglieder seines Zirkels hatten seit Jahren die Tradition, am Valentinstag etwas gemeinsam zu unternehmen, wenn sie immer noch Single waren, also hatte Shizuru ihn mit nach Ikebukuro geschleift, um dort Iori zu treffen, Sho und Ryosuke hatten sich nicht freinehmen können, weshalb sie nur zu dritt waren. So hatte er nicht einmal die Möglichkeit, sich an seinem freien Tag in seiner Wohnung zu verkriechen und den ganzen Valentinstagszirkus auszublenden, der in seinen Augen alle komplett durchdrehen ließ. Er war Izumi bis an sein Lebensende dankbar, dass er die Schicht im Lemon für ihn übernahm, auch wenn er noch nicht so recht wusste, was er mit seinem freien Abend anfangen sollte.

Shizuru beugte sich zu ihm und tippte die Benachrichtigung auf seinem Display an, woraufhin sich ein Tweet von Kou öffnete, der anscheinend in Nagano unterwegs war. Er schrieb etwas von Valentinstagsdate und Sightseeing, vermied aber, seinen Partner in irgendeinem seiner Fotos zu zeigen, abgesehen von dem Foto seiner fast schon perfekten Hände am Lenkrad seines Lexus am Vormittag, von dem man auch nichts erschließen konnte, außer dass er nicht arm war. Tōru war sich sicher, dass Kazuki seine Hände hatte behandeln lassen, kein Yakuza mit seiner Vergangenheit – von der er auch nur Gerüchte kannte – konnte so makellose Haut haben, selbst er hatte an seinen Fingerknöcheln eine kleine Narbe von einer Schlägerei in der Oberstufe. Seufzend biss er in seine Waffel und konnte sein Handy gerade so aus dem Weg halten, bevor ein Bananenstück darauf fiel, das stattdessen auf seinem Knie landete.

„Ach verdammt…“

„Du stehst heute auch irgendwie neben dir, Tōrulein“, bemerkte Shizuru, die als einzige gute Laune zu haben schien und wischte die Sahnereste mit einem Taschentuch von seiner Hose, nachdem sie sich die Bananenscheibe in den Mund gesteckt hatte.

„Sag bloß…“ Er verkniff sich eine weitere Bemerkung, sie hatte es nicht verdient, seine schlechte Laune abzubekommen, sondern befasste sich in den nächsten Minuten damit, schweigend seine Waffel zu essen, bevor das Eis schmolz.

„Yukimura ist immer noch im Urlaub? Da kann man ja echt neidisch werden…“ Iori leerte ihren Kaffeebecher. „Ich brauche auch so einen stinkreichen Typen, der mich einfach in den Urlaub mitnimmt und mir alles kauft, was ich will.“

„Kou legt so gar keinen Wert drauf, wie viel Geld er hat“, widersprach Tōru leise. „Er zahlt weiterhin seine Miete selbst und wie ich ihn kenne, fühlt er sich schlecht, wenn er ihn mit Geschenken überhäuft.“

„Ich weiß ja nicht… ich würde das schon ausnutzen, wenn mein Freund, den ich nicht habe, so viel mehr Geld verdient als ich“, sprach Iori weiter.

„Das unterscheidet dich eben von ihm, Iori. Kou ist der letzte, der irgendwen ausnutzen würde, dazu ist er zu… gut.“

„Wann sagst du ihm, dass du auf ihn stehst? Denn so nutzt er dich aus, ohne es zu wissen, weil du Schafskopf blind vor Liebe alles für ihn tun würdest“, fragte Shizuru besorgt. „Das geht jetzt schon seit Monaten so, Tōru, das kann doch nicht gesund sein oder das, was du willst.“

„Natürlich nicht…! Aber ich kann doch nicht einfach zu ihm stiefeln und ihm sagen, dass…“ Er raufte sich die strubbeligen, rotblond gebleichten Haare. „Ich hab‘ einfach Angst, dass sein Partner damit ein Riesenproblem hat und ich danach mit den Fischen im Hafen zu Abend esse.“

„Verstehe… du übertreibst maßlos, Tōru.“ Iori tippte ihn auf den Kopf. „Yukimura hätte damit sicher ein Problem, immerhin seid ihr befreundet und wie schlimm kann es sein, wenn sein Partner sich daran stört? Er ist ja kein fieser Yakuza aus einem Klischeefilm, der aus Eifersucht Leute verschwinden lässt.“

Tōru schnaubte. „Ob er das aus Eifersucht tut, weiß ich wirklich nicht, aber ich kann es mir vorstellen, so ungern er ihn allein irgendwohin gehen lässt.“

„Du meinst also, Yukimuras Partner ist ein schwerreicher, eifersüchtiger Yakuza, der einen kleinen Künstler wie dich aus dem Weg räumt, weil er sich in seinen Freund verliebt hat?“ Iori hob fragend eine Augenbraue und runzelte die Stirn, als Tōru nickte. „Du spinnst ja völlig. Sho ist nicht hier, um dir einen guten Senpai-Rat zu geben, also tu ich das, auch wenn ich jünger bin als du. Sieh zu, dass du das zügig geregelt kriegst, du weißt es noch nicht offiziell, aber der Verlag will euch beide in der Golden Week für eine Convention nach Okinawa schicken, zusammen mit Tsubaki und Yoshino. Du kannst es dir nicht leisten, das zu versemmeln, weil du in Yukimuras Nähe nicht klar denken kannst.“

„Du hast ja recht, Iori… aber ich hab‘ einfach Angst, dass er mich dann gar nicht mehr sehen will.“

„Quark.“ Shizuru lehnte sich an seine Schulter. „Wenn er so gutmütig ist, wie du meinst, dann nimmt er dir das nicht übel. Ihr versteht euch doch gut, das war an deinem Geburtstag offensichtlich, aber die Verantwortung liegt bei dir, dass es nicht komisch wird, weil du in seiner Nähe deinem Schwanz das Denken überlässt.“

„Ich hab’s einfach so satt Single zu sein und einfach nichts richtig machen zu können, während andere einfach nur... existieren und alles kriegen, was sie wollen“, jammerte Tōru, woraufhin seine beiden Freundinnen ihm zustimmten.

„Sag Bescheid, wenn du Unterstützung brauchst, Tōru.“ Iori stand auf und streckte sich. „Wir finden schon irgendwann unseren passenden Partner, zur Not fangen Shizu und ich was miteinander an und du bist unser Haustier. Ich muss wieder zurück, bevor noch irgendwas Feuer fängt.“ Sie grinste breit und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie eilig zurück zum Verlag lief.

 

„Datingapps helfen dir bei deinem Problem wahrscheinlich auch nicht, oder?“ fragte Shizuru, nachdem sie in seiner Wohnung angekommen waren, um den Rest des Nachmittags damit zu verbringen, Anime zu schauen und sich selbst zu bemitleiden.

„Auf keinen Fall... 90% wollen nur Sex und die restlichen 10% sind einfach nur seltsam. Sex kriege ich ja mehr als genug, aber... es fehlt einfach was, verstehst du?“

„Natürlich verstehe ich das, Tōrulein. Sex allein reicht halt nicht, wenn sonst nicht viel da ist. Versteh mich nicht falsch, ich liebe Ryo, er ist mein bester Freund und Mitbewohner, aber das war’s dann auch und wir sind da völlig offen, es hat nie zwischen uns gefunkt.“ Sie zuckte mit den Schultern und drückte den großen Plüsch-Makkachin. „Es stellt halt nur niemand Fragen, wenn Nachbarn und Vermieter denken, wir wären ein Paar.“

Tōru legte einen Arm um ihre Schulter und drückte sie an sich. Er mochte Shizuru, seit sie sich das erste Mal auf der Comiket getroffen hatten, auch wenn sie ihn ständig beleidigte und sie sich in den Haaren hatten, hatte sie immer ein offenes Ohr für seine Sorgen und urteilte nie negativ, egal was er tat. Sie war außer Kou die Einzige von seinen Freunden, die wusste, dass er als Host den Gästen nicht nur ein paar Stunden Gesellschaft leistete und sie dazu brachte, überteuerte Drinks zu kaufen, sondern auch sich selbst anbot, um sich seine Miete und Hobbys zu finanzieren. Shizuru hatte Fragen gestellt, da sie sich aufrichtig um ihn sorgte und war erst zufrieden gewesen, als er ihr glaubwürdig versicherte, dass dies in dem Club, in dem er arbeitete, auf vollkommen freiwilliger Basis geschah und niemand musste, wenn er nicht wollte.

„Ach Mist, mein Akku ist leer... kann ich mit deinem Handy ein Foto von uns traurigen Singles machen?“ fragte Shizuru schließlich, nachdem sie sich etwas gesammelt hatte.

Tōru zog sein Handy aus der Tasche, entsperrte es und drückte es ihr in die Hand. Sie schmiegte die Wange an seine, verzog die Lippen zu einem Schmollmund und schoss ein Selfie, das sie sich selbst per LINE schickte. Sie hob eine Augenbraue, als eine Nachricht einging, die sie neugierig öffnete, da sie nicht wirklich Geheimnisse voreinander hatten. Ihre Augen weiteten sich, als sie das Foto sah, das Izumi ihm geschickt hatte, der breit grinsend über einen transparenten Analplug leckte, die tropfnassen, gescheitelten Haare fielen ihm über die linke Stirnhälfte, er war nackt bis zu den schmalen Hüften und befand sich offensichtlich in seinem Badezimmer.

 

Izumi [15:42]: Ich mach mich dann mal fertig für deine Schicht (¬‿¬ )

 

„Tōru... wer ist das?“ Shizuru hielt ihm das Handy dicht vors Gesicht, so dass er etwas zurückweichen musste, bis er an die Sofalehne stieß.

„Izumi ist... ein Kollege... aus dem Club... mitdemichseiteinPaarWocheneineFickbeziehunghabe...“ antwortete er hastig und drehte das nun dunkelrote Gesicht zur Seite, eine Hand auf seinen Mund gepresst.

„Ein Kollege? Willst du mich verarschen? Kein Kollege schickt einem solche Bilder, Tōru!“ Sie folgte ihm, bis sie zwischen seinen Beinen saß und er nicht mehr ausweichen konnte.

„Er... er ist eben so, er schickt sowas ja nicht nur mir... also... bis vor ein paar Wochen, seitdem wohl... nur noch mir...“ Tōru legte den Kopf zurück und stöhnte frustriert, eine Hand auf seinem Gesicht.

„Also... also...“ Shizuru holte tief Luft, während sie durch den Nachrichtenverlauf scrollte. „Sowas habe ich noch nichtmal Ryo geschickt und... wir haben schließlich auch sowas wie eine Fickbeziehung und sind alles andere als verklemmt.“ Sie hielt ihm das Handy vor die Nase, das Display zeigte das fast-Dickpick, das Izumi ihm am Tag des Vorstellungsgesprächs geschickt hatte, bevor sie ihr rein sexuelles Arrangement getroffen hatten. „Sowas verschickt man nur, wenn man jemanden unbedingt rumkriegen will, Holzkopf und du bist ihm komplett in die Falle gelaufen.“ Sie rutschte wieder ein Stück zurück und schaute ihn an, den Kopf leicht zur Seite geneigt. „Deinen Schwanz hat er jetzt... was ist mit deinem Herz?“

Tōru wich ihrem Blick aus, wenn er sich bisher schlecht gefühlt hatte, fühlte er sich nun vollends schäbig. „Ich mag ihn, aber... Kou mag ich mehr, sehr viel mehr. Wir haben darüber gesprochen, Izumi weiß Bescheid und es ist in Ordnung für ihn, er ist kein Beziehungsmensch, sagt er selbst.“

„Aber du bist ein Beziehungsmensch, Tōru, du leidest doch nur so sehr darunter, weil du dieses Bedürfnis nicht erfüllen kannst, mit allem, was du tust“, stellte sie treffend fest.

„...und was soll ich deiner Meinung nach tun?“ fragte er tonlos, er spürte, wie seine Augen heiß wurden und Shizurus besorgten Blick auf sich ruhen.

„Da... bin ich völlig überfragt, du bist ein Härtefall. Soll ich meine Follower mal fragen? Die haben sicher Tipps für meinen hoffnungslos romantischen und verliebten schwulen besten Freund.“

„Deine Follower sind alles Fujoshi, Shizu... schreib denen das und die feiern es wie blöd und schreiben Fics dazu, aber helfen wird es mir wahrscheinlich nicht...“ Er lehnte sich an ihre Schulter, während sie fleißig auf ihrem Handy tippte, das sie an ein Ladekabel gesteckt hatte. Sie klopfte auf ihren Schoß, damit er seinen Kopf dort ablegen und sie seinen Kopf kraulen konnte, dann gab sie ihm sein eigenes Handy zurück.

„Selbstverständlich werden sie das und sie werden furchtbar Mitleid mit dir haben... vor allem, weil du so süß bist in deinem Versuch, endlich glücklich zu werden. Meinst du... es macht ihm etwas aus, wenn du mir die Fotos als Referenzen in die Cloud legst?“

Tōru schnaubte, ein Geräusch zwischen Lachen und Frustration. „Wahrscheinlich nicht... ich frage ihn aber erst.“ Er entsperrte das Display und öffnete den Chat mit Izumi.

 

Izumi [16:06]: Holst du dir einen runter oder warum lässt du mich auf eine Antwort warten, Tora?

Tōru [16:10]: Sorry, ich wurde geschimpft und liege nun auf dem knochigsten Schoß, den ich kenne...

Izumi [16:11]: Gehst du mir fremd? (¯ . ¯;)

 

Tōru stöhnte frustriert und kam auf den Button für Videocall, statt die Zeile zum Tippen.

„Das ging ja fix, mein Lieber. Vermisst du... du liegst ja wirklich auf einem Schoß, sehr rosa und rüschig“, klang Izumis warme Stimme aus dem Lautsprecher. Er war mittlerweile abgetrocknet und trug zumindest eine Hose, wie Tōru aus dem Kamerawinkel erkennen konnte. „Hast du irgendwelche Fetische, von denen du mir noch nichts erzählt hast, Tora?“

„Du bist ja echt blöd, Tōrulein... warum rufst du ihn denn an?“ Shizuru piekte ihn mit einem bunten Fingernagel in die Wange.

„Ich habe mich vertippt, weil du mich abgelenkt hast, Nervensäge...! Nein, so komische Fetische habe ich nicht, das wäre ja noch schöner...“ Er kippte das Handy und richtete die Kamera so aus, dass sie Shizurus feixendes Gesicht erfasste. „Das ist Shizuru, meine furchtbar nervige, beste Fujoshi-Freundin.“

„Süß. Single?“ Izumi zwinkerte ihr zu und grinste dann breit, als Tōru die Kamera wieder auf sich richtete, die Stirn gefurcht.

„Finger weg, sie ist viel zu gut für dich. Du musst auch nicht alles anflirten, was nicht schnell genug vor dir weglaufen kann, Izumi.“

„Och... bist du etwa eifersüchtig? Oder vermisst du mich schon, weil es der erste Freitag seit Wochen ist, an dem wir uns nicht sehen?“ Er stützte das Kinn auf die Hand und schenkte ihm ein anzügliches Lächeln, das Tōru noch ganz woanders spürte.

„Ich bin froh, mal einen Freitagabend zu haben, an dem ich dich nicht sehen muss, wobei sich das ja jetzt auch erledigt hat...“ Er rieb sich die Stirn. „Ich wollte dich eigentlich nur was fragen.“

„Schieß los, Tora, ich habe noch etwas Zeit.“

Tōru schluckte und legte sich die Worte zurecht, wusste Izumi eigentlich, welche Wirkung er auf andere hatte? Er schaute kurz nach oben und Shizuru stierte knallrot auf ihre Fingerspitzen, der schwarzhaarige Host hatte sie völlig aus dem Konzept gebracht.

„Shizuru... hat durch Zufall die Fotos gesehen, die du mir geschickt hast, weil sie sich mein Handy ausgeliehen hatte...“

„Haben sie dir gefallen, Shizuru-chan?“

Sie quiekte, weil sie kaum ein Wort herausbrachte und hielt sich dann die Hand vor den Mund.

„Izumi, lass sie in Ruhe... sie zeichnet wie ich, also nicht das gleiche, was sie zeichnet würde ich nie... niemals tun, jedenfalls... bat sie mich, dich zu fragen, ob sie deine Fotos als Referenz nutzen dürfte. Ja, schau nicht so, sowas zeichnet sie, sie hat auch schon welche von mir dafür benutzt und gibt sie nicht weiter“, führte Tōru aus.

„Puuh... ich sollte in Zukunft wohl mein Geld mit sexy Fotos verdienen, statt meinen Körper alten Leuten zu verkaufen...“ Izumi überlegte grinsend. „Lieb von dir, dass du fragst, Tōru, andere haben das nicht getan und dann habe ich meine Fotos auf sonst welchen Seiten gefunden, auch die, auf denen man mehr sieht. Ich... habe kein Problem damit, wenn du sie deiner Freundin gibst...“

„Aber...?“

„Ich will was dafür, dass du zugelassen hast, dass jemand anderes sie sieht.“

„Und das wäre...?“ Er setzte sich auf und fuhr sich mit der Hand durch die zerzausten Haare.

„Darüber reden wir, wenn sonst niemand zuhört, Tora. Ich muss mich fertig machen und Geld für dich verdienen. Halbehalbe wie abgesprochen?“

„Ja. Gib dir Mühe, ich will kein Minus machen.“ Tōru zwinkerte ihm zu, bevor Izumi das Gespräch mit einem kurzen Winken beendete.

„Oh mein Gott...“ Shizuru drückte die Hände auf ihr Gesicht. „Sind deine Kollegen alle so heiß, Tōru?“

„Willst du damit sagen, ich bin nicht heiß? Das enttäuscht mich jetzt aber, Shizu...“

„Natürlich nicht, aber... das... ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

Tōru lachte leise. „Izumi ist da ganz speziell... er ist anders heiß, er macht das aber auch hauptberuflich und nicht wie die meisten anderen nebenher.“

„Er ist... hauptberuflich Host? Aber er ist noch so jung...“

„Er wird in einem Monat vierundzwanzig, er ist nur ein Jahr jünger als wir. Er hat damit angefangen, kurz nachdem er zwanzig geworden ist, soweit ich weiß.“ Er stand auf und suchte nach dem Ladekabel für sein Handy, um die Fotos störungsfrei in ihre geteilte Cloud zu laden. „Willst du heute hierbleiben?“

„Nö... Ryo wollte nach der Arbeit lecker Futter mitbringen, also geh ich wohl bald. Kommst du klar?“

„Ich komme klar, Shizu. Ich ziehe mir mit Makkachin noch eine Serie rein, esse was und gehe dann früh schlafen, mach dir keine Sorgen.“

„Ich mache mir immer Sorgen, Tōrulein. Vorhin hast du fast geheult und glaub nicht, dass ich das nicht gesehen habe.“ Sie drohte ihm mit dem Finger, während sie den Inhalt ihrer Handtasche zusammensuchte, den sie immer überall verstreute, kaum dass sie da war. „Allein geheult wird nicht, verstanden?“

„Das kannst du gar nicht verhindern und du wirst es nie erfahren, wenn ich es dir nicht erzähle.“ Tōru umarmte sie zum Abschied. „Ich hab dich lieb, Shizu. Grüß Ryo von mir, ja?“

„Ich liebe dich, Holzkopf. Ruf an, wenn du heulen willst, dann bist du nicht ganz so allein.“ Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange und verabschiedete sich, in ihren übergroßen, rosafarbenen Wintermantel gehüllt.

 

Tōru wärmte sich etwas zu Essen auf, das er irgendwann einmal eingefroren hatte, setzte sich wie geplant mit Makkachin in den Armen aufs Sofa und inhalierte die halbe erste Staffel von Haikyuu, da er immer Sportanime schaute, wenn es ihm wegen seinem eigenen Herzschmerz schlecht ging. Es lenkte ihn genug ab, dass er nicht doch noch heulen musste und er ließ sein Handy auf dem Tisch liegen, als er schließlich weit vor seiner üblichen Uhrzeit schlafen ging.

Das leise Klingeln eben jenes Handys weckte ihn mitten in der Nacht. Tōru griff reflexartig auf den Nachttisch, wo er es normalerweise ablegte, und warf stattdessen den Wecker herunter, der dort stand. Mit einem leisen Fluchen setzte er sich auf, gähnte und schlurfte zum Wohnzimmertisch, während er den Bund seiner ausgeleierten Jogginghose festhielt, die er zum Schlafen trug.

„...ja?“ Er schaute noch einmal prüfend auf das Display, weil keine Antwort kam. „Izumi? Ist irgendwas?“

„...kannst du die Tür aufmachen, Tora? Unten, meine ich... ohne Schlüssel geht die so spät nicht auf...“ Izumi sprach leise, seine Stimme nur ein zaghaftes Flüstern.

Chapter 75

Summary:

„Ich... habe bisher nie am Valentinstag gearbeitet, weil ich seit Jahren immer irgendeine Beziehung hatte, für die ich mir freinehmen konnte...“ sagte er schließlich. „Aber heute... da... war alles noch mehr Fake als sonst schon... versteh mich nicht falsch, ich liebe meinen Job, aber ich fühle mich so einsam und unbefriedigt, dass ich schreien könnte.“

„Unbefriedigt? Du? Wie viele Gäste hattest du heute?“ Tōru strich mit einer Hand über seinen Kopf, ohne zu wissen, weshalb er es tat, aber Izumi entspannte sich etwas, was er als Erfolg verbuchte.

„Weiß nicht mehr... ich weiß nur, dass mein Arsch zu viel aushalten musste, dafür, dass ich nicht einmal gekommen bin. Weil ich nicht einfach so komme, ohne dass man mich anfasst oder ich meinen Schwanz irgendwo reinstecke...“

„Also bist du hier, weil dir deine eigene Hand nicht reicht...?“

Chapter Text

„Weißt du eigentlich, wie spät es ist...?“ Tōru schaute noch einmal auf das Display, es war kurz nach drei Uhr, klemmte sich das Handy dann aber zwischen Ohr und Schulter, um das Band seiner Hose festzuzurren, damit er sie nicht doch noch verlor, während er zur Wohnungstür ging, unterwegs nahm er eine Sweatshirtjacke von einem Haken und zog sie sich über.

„Natürlich weiß ich das... also...?“

„Ich bin gleich unten... sagst du mir dann, warum du hier bist, statt nach Hause zu fahren?“ Er tippte ungeduldig auf den Knopf am Aufzug, der vom Erdgeschoss bis in den fünften Stock schlich, bevor er damit wieder nach unten fahren konnte. „Ich habe im Aufzug keinen Empfang, bis gleich.“ Das Handy verschwand in seiner Hosentasche, während er fest auf die Knöpfe drückte, die ihn nach unten bringen sollten.

Die Eingangstür entriegelte er mit seinem Schlüssel, bevor er Izumi hereinließ, der die Kapuze seines Mantels über den Kopf gezogen hatte, damit der Nieselregen draußen ihn nicht komplett durchnässte.

„Kann ich... heute bei dir schlafen?“ fragte der Schwarzhaarige leise und lehnte sich an ihn. „Bitte...?“

„He... du bist ganz feucht und kalt, wie lange hast du da draußen gestanden?“ Er zog ihn am Ärmel in den Aufzug.

„Weiß nicht... bin hergelaufen, weil ich die Adresse vergessen habe, aber den Weg noch wusste...“ antwortete er leise, nachdem er sich die Kapuze vom Kopf geschoben hatte. Seine sonst immer akkurat sitzende Frisur war unordentlich, die welligen Haare durcheinandergeraten. Er fuhr mit einer Hand hindurch und schob sich die längere Seite hinter das linke Ohr, um sie irgendwie zu bändigen, nachdem er in der verspiegelten Wand des Aufzugs gesehen hatte, wie zerzaust er aussah.

„Willst du einen Tee? Kaffee?“ Tōru ging zu seiner kleinen Küchenzeile, nachdem sie in seiner Wohnung angekommen waren und schaltete dort das Licht an. „Ist dir kalt? Ich kann dir... was trockenes leihen... von mir...“ Er hielt in der Bewegung, den Wasserkocher zu füllen, inne und starrte Izumi an, der sich von seiner Kleidung trennte, nachdem er seinen Mantel an einen Haken der Garderobe gehängt hatte.

Eine feine Gänsehaut überzog seine milchige Haut, die einen Kontrast zu dem sorgfältig getrimmten Pleasure Trail bildete, der sich von seinem Bauchnabel abwärts in den Bund seiner tiefsitzenden Unterhose zog. Seine Wangen waren leicht gerötet, die zimtbraunen Augen etwas glasig, wie immer, wenn er Alkohol getrunken hatte, was bei ihrem Job irgendwie dazugehörte. Es war nicht sehr warm in Tōrus Wohnung, weshalb Izumi schauderte und einen Arm vor seine Brust legte, mit der Hand hielt er sich an seinem eigenen Oberarm fest.

„Warum... ist es so scheiße kalt bei dir, Tora?“ fragte er fast ärgerlich.

„Weil ich nicht so viel heize, wenn ich schlafe. Dir wäre nicht kalt, wenn du dich nicht ausgezogen hättest...“ Tōru stellte den Wasserkocher zur Seite und ging zu ihm. „Ich habe Fragen. Warum bist du hier, Izumi? Und weshalb ziehst du dich aus?“

Der Schwarzhaarige seufzte und lehnte die Stirn an seine Schulter. „Ich... wollte nicht nach Hause in meine leere Wohnung, wo niemand auf mich wartet... und du... du bist mein einziger Freund...“ Er hielt kurz inne, bevor er weitersprach. „Von dem ich weiß, wo er wohnt...“

„Das erklärt noch nicht, warum du dich ohne ein Wort ausgezogen hast...“ Er rieb mit den Händen über seine kühlen Arme.

„Ich weiß es auch nicht, ich habe heute viel zu viel getrunken und... viel zu viel zugelassen, weil du nicht da warst, um auf mich aufzupassen...“ murmelte er in den dicken Stoff von Tōrus Sweatshirtjacke.

„Du arbeitest sonst auch allein, Izumi und es war dein Vorschlag, heute für mich zu übernehmen, um mir diesen Wahnsinn zu ersparen.“ Tōru lotste ihn durch das Zimmer, bis er rückwärts gegen das Bett stieß und sich darauf niederließ. „Du solltest was Trockenes anziehen, bevor du dich erkältest.“

Er kam nicht dazu, in seinem Schrank nach einem T-Shirt für ihn zu suchen, denn Izumi hielt ihn fest und zog ihn neben sich auf das Bett, dann rutschte er rittlings auf seinen Schoß.

„Wärmst du mich?“ Er legte die Arme um seinen Nacken. Tōrus Hände hatten sich fast von selbst auf seinen unteren Rücken gelegt und drückten ihn sanft an sich.

„Du bist doch sonst nicht so anhänglich... was ist los?“

Izumi seufzte tief, es war spürbar, dass ihn irgendetwas belastete, aber Tōru konnte sich kaum ausmalen, was es sein könnte.

„Ich... habe bisher nie am Valentinstag gearbeitet, weil ich seit Jahren immer irgendeine Beziehung hatte, für die ich mir freinehmen konnte...“ sagte er schließlich. „Aber heute... da... war alles noch mehr Fake als sonst schon... versteh mich nicht falsch, ich liebe meinen Job, aber ich fühle mich so einsam und unbefriedigt, dass ich schreien könnte.“

„Unbefriedigt? Du? Wie viele Gäste hattest du heute?“ Tōru strich mit einer Hand über seinen Kopf, ohne zu wissen, weshalb er es tat, aber Izumi entspannte sich etwas, was er als Erfolg verbuchte.

„Weiß nicht mehr... ich weiß nur, dass mein Arsch zu viel aushalten musste, dafür, dass ich nicht einmal gekommen bin. Weil ich nicht einfach so komme, ohne dass man mich anfasst oder ich meinen Schwanz irgendwo reinstecke...“

„Also bist du hier, weil dir deine eigene Hand nicht reicht...?“

„Nein... ich bin hier, weil... weil ich mich einsam fühle, Tōru... und ich weiß, dass du mindestens genauso einsam bist, wie ich, mit dem Unterschied, dass du Freunde hast, die dich auf ihrem Schoß liegen lassen ohne irgendwelche Hintergedanken...“ Izumi lehnte die Stirn an seine und begegnete seinem Blick im Halbdunkel des Zimmers. „Ich... kann auch wieder gehen, wenn dir das jetzt zu viel ist, ich weiß, unsere Vereinbarung...“

„Als ob ich dich so gehen lassen könnte“, unterbrach Tōru ihn. „Du kannst bleiben. Kann ich irgendwas für dich tun, damit du dich weniger einsam fühlst...?“

Der Schwarzhaarige schaute ihn an wie ein Reh ein Auto, völlig überrascht von seiner Frage, auf die ihm mehrere Antworten einfielen und von denen nur wenige angebracht waren, bevor Tōru nicht selbst wusste, was er fühlte. Er verwarf einen Großteil davon, soweit sein vom Alkohol beeinträchtigter Verstand dazu in der Lage war und holte tief Luft, bevor er schließlich sprach: „Kannst du... mich einfach umarmen und festhalten? Unter der Decke, damit wir nicht erfrieren?“

Tōru brauchte einen Moment, um seine Verwirrung über diese Antwort zu verarbeiten, da er tatsächlich davon ausgegangen war, dass Izumi wie sonst auch von ihm verlangen würde, ihn auf die eine oder andere Weise zu befriedigen. Kuscheln war ungefähr das Letzte, was er erwartet hatte, aber er erfüllte ihm den Wunsch nur zu gern. Er nickte, zog die Sweatshirtjacke wieder aus, um sie irgendwo in den Raum zu werfen, um dann mit ihm unter die vorgewärmte Bettdecke zu rutschen. Sie brauchten etwas, um sich zu sortieren, mehr, weil Izumi damit überfordert war, wohin er mit seinen Armen und Beinen sollte, bis Tōru ihm dabei half und ihn schließlich an seine Brust drückte. Mit den Fingerspitzen strich er sanft über seinen Kopf und den Nacken bis hinab zu seinem unteren Rippenbogen, um den Weg dann wieder nach oben zu gehen. Er hatte nicht vor, Izumi zu verführen, das hätte er einfacher haben können, es entging ihm aber nicht, wie der Jüngere sich unter seinen zärtlichen Berührungen fast verflüssigte. Ein leises Seufzen war von ihm zu hören, als er sich weiter entspannte, seine Finger hinterließen jedoch hellrote Spuren auf seiner Brust, als er versuchte, die aufkommende Erregung zu unterdrücken.

„Tora...“ flüsterte er den Kosenamen, den er ihm vor einer Weile aufgedrückt hatte, Tiger, obwohl Tōru sich häufig wie ein treudoofer Hund fühlte. Izumis Atem ging schneller, während er seine Erektion an sein Bein drückte, unbewusst. Tōru wusste, wie es sich anfühlte, wenn er es drauf anlegte, ihn scharf zu machen nur mit dem Einsatz des Inhalts seiner Hose, diesmal war es nicht so.

Er hielt mit den Bewegungen seiner Hand inne und legte sie stattdessen auf seinen Rücken unterhalb seiner Schulterblätter, wo er schwach seinen schnellen Herzschlag spürte, der fast seinem eigenen entsprach. Izumis Lippen auf seinen eigenen überraschten ihn nicht, es passte perfekt zu der Nähe, die sie teilten. Der Kuss war ruhig und sanft, nicht so stürmisch und ungeduldig wie sonst, wenn sie sich schon gegenseitig die Klamotten vom Leib rissen, um an den unmöglichsten Orten Sex zu haben. Der Schwarzhaarige seufzte leise gegen seine Lippen, als hätte sich ein Knoten gelöst und er genau das bekommen, was er vermisst hatte. Ohne sich von ihm zu lösen, drehte Tōru sich mit ihm, so dass er halb auf ihm lag und er ihn bequemer küssen konnte. Er stützte sich neben seinem Kopf auf den Unterarm, mit den Fingerspitzen strich er zärtlich über seine Kopfhaut, die andere Hand verschränkte er mit seiner rechten, die sich haltsuchend an ihn klammerte. Izumi schlang den freien Arm um seine Taille und hielt ihn an sich gedrückt.

Tōru hatte erwartet, dass er seine gesamte Konzentration benötigte, seine Lippen nicht weiter nach unten wandern zu lassen, doch er konnte sich in diesem Moment nichts Besseres vorstellen, als ihn weiter zu küssen. Es fühlte sich so gut, so richtig an und er spürte das sanfte Kribbeln bis in die Zehen, das der Kuss in ihm auslöste. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sich ihre Lippen atemlos voneinander trennten, es war ihm auch völlig egal, dass es mitten in der Nacht war und sie beiden den Schlaf mehr als nötig hatten. Izumis zimtbraune Augen schimmerten feucht, als er im schwachen Licht der kleinen Lampe neben dem Bett seinen Blick suchte, eine kleine Träne stahl sich aus seinem Augenwinkel und rann über seine Schläfe, bis Tōru sie mit dem Daumen auffing.

„Tōru, ich l…“ Er unterbrach sich und sein Blick huschte kurz zur Seite. „Schläfst du mit mir?“

„Nein…“ Der Rothaarige strich ihm zärtlich über den Kopf, als er ihn überrascht ansah. „Nicht jetzt, Izumi… du wolltest etwas anderes sagen, oder?“ Seine Stimme war nur ein Flüstern, das Herz schlug ihm bis zum Hals und er war komplett verwirrt über das, was er fühlte und was er bisher dachte, was er fühlte, er konnte es nicht einordnen, wollte die Situation aber nicht mit schnellem Sex lösen wie sonst.

„Ich kann nicht… ich habe Angst, dass es alles kaputt macht, wie sonst auch…“ Izumi klang unsicher und zerbrechlich, also zog Tōru die Hand, die er immer noch hielt, an seine Brust und drückte sie an sich, nachdem er einen Kuss auf seine Fingerspitzen gedrückt hatte.

„Wenn es dich beruhigt… du hast gerade meine gesamte Gefühlswelt auf den Kopf gestellt, Izumi, und es macht mir ebenso Angst wie dir…“

„…ich verliebe mich immer so schnell und dann… geht es ebenso schnell in die Brüche, weil ich bin, wie ich bin… mit jedem Mal bricht ein Stück aus mir heraus…“ gestand er, die Finger seiner Hand auf Tōrus Rücken bohrten sich leicht in seine Haut. „Also… habe ich Sex, viel davon, um mich davon abzulenken… aber die Leere bleibt, als… als würde man Tee in eine Tasse gießen, die undicht ist.“

„Ich wusste nicht, dass du dich so einsam fühlst…“ Er ließ seine Hand los, um sich wieder mit ihm auf die Seite zu rollen, damit er ihn umarmen konnte, Izumi schmiegte sich an ihn, ließ ihn aber nicht aus den Augen.

„Es tut mir leid… ich liebe dich, Tora…“ Er setzte an, um noch etwas zu sagen, doch Tōru legte die Hand in seinen Nacken und zog ihn die letzten Zentimeter an sich, um ihn fast verzweifelt erneut zu küssen. Er konnte nicht in Worte fassen, wie viel er für ihn empfand, da Kou nach wie vor in seinem Kopf spukte, dennoch wollte er ihn nie wieder loslassen. Er spürte die Tränen auf seinen Wangen, die seit Stunden schon darauf warteten, herauszukommen, nicht aus Verzweiflung, sondern Erleichterung darüber, nicht völlig allein zu sein mit seinem Gefühlschaos.

„…entschuldige dich nicht dafür… du weißt, wie es bisher um mich stand, aber ich… ich bin unwahrscheinlich glücklich darüber, dass du so empfindest, Izumi…“ flüsterte er gegen seine Lippen, unterbrochen von sanften Küssen. „Eher müsste ich mich entschuldigen… weil ich nicht in Worte fassen kann, wie viel du mir bedeutest… gibst du mir etwas Zeit, um die richtigen Worte zu finden, damit ich der Kitt für deine undichte Tasse sein kann…?“

„Tōru…“ flüsterte er, ein wenig überwältigt von der unerwarteten Wendung. „Natürlich… so viel Zeit, wie du brauchst, um ihn dir aus dem Kopf zu schlagen… und Platz für mich zu schaffen…“

Chapter 76

Summary:

Während Tsubaki und Yoshino noch ein wenig plauderten, sammelte Kou seine Sachen zusammen und verließ nach einer kurzen Verabschiedung hastig den Raum. Tōru folgte ihm und holte ihn am Aufzug ein, dessen Knopf er ungeduldig drückte. Seine Panik hatte sich kaum gebessert, auch wenn Tōrus Gegenwart ihn etwas beruhigt hatte, wollte er fürs Erste einfach nur weg, bevor ihm noch jemand Fragen über Okinawa stellen konnte. Die Aufzugtüren öffneten sich, er war glücklicherweise leer und Kou zog den Jüngeren am Ärmel mit sich hinein, bevor er mit der flachen Hand auf die Buttons für Türen schließen und das Erdgeschoss schlug. Er sprach kein Wort, ließ seinen Ärmel aber auch nicht los, bis sie wenige Minuten später vor der Eingangstür des Gebäudes standen.

„Kou… hey, ich bin ja da…“ Tōru drückte seine Hand und strich ihm über den Kopf, als er sich an ihn lehnte und nur ein zittriges Schluchzen über die Lippen brachte. Es war ihm in diesem Moment völlig egal, was er selbst für ihn empfand, Kou brauchte ihn und er bot ihm die nötige Unterstützung, um die Panikattacke durchzustehen. Tōru lotste ihn jedoch etwas vom Eingang weg, damit sie nicht gestört werden konnten.

Chapter Text

„Was machst du da, Kou? Wolltest du nicht arbeiten?“ Kazuki lehnte sich an den Küchentresen in seiner Wohnung, nachdem er einen Abstecher ins Bad gemacht hatte. Sie waren seit einer Woche wieder zurück aus Nagano und steckten bis über beide Ohren in liegengebliebener Arbeit. Er war erst seit dem Morgen mit allen Mails durch, die während der freien Woche eingegangen waren, auch wenn Tetsuo und Honda in der Zentrale ihn tatkräftig dabei unterstützt hatten. Kou hatte drei Tage gebraucht, um seinen Plan neu zu strukturieren, um das fertig zu bekommen, was kurzfristige Deadlines hatte und saß seitdem vom Vormittag bis spät in die Nacht vor seinem Grafiktablet.

„Wollte ich... ich war einkaufen und bis ich wieder zurückgekommen bin, hat mein Kühlschrank beschlossen, nicht mehr zu funktionieren.“ Kou stand vor Kazukis großem Kühlschrank und sortierte den Inhalt zweier Taschen ein. „Ist es in Ordnung, wenn ich meine Sachen hier lagere, bis ich das Problem gelöst habe?“

„Natürlich. Der Kühlschrank gehört zur Grundausstattung deiner Wohnung, soll ich...“

„Nein, sollst du nicht.“ Er schloss die Tür und faltete seine Einkaufstaschen ordentlich zusammen, bevor er seinen gelösten Zopf neu band. „Solange ich meinen eigenen Haushalt führe und mein eigenes Geld verdiene, kann ich mich auch um einen kaputten Kühlschrank kümmern. Ich muss nur... bis nächste Woche warten, alle Rechnungen bezahlen und je nachdem was dann noch übrig ist, kann ich mir einen neuen Kühlschrank kaufen, Kazu.“ Er zog das Handy aus der Hosentasche und runzelte die Stirn. „Ich muss los, sonst komme ich zu spät zu meinem Termin mit Hamasaki-san.“

Kazukis Smartwatch vibrierte auch schon wieder aufgeregt, sein Handy lag im Büro, durch die dicke Tür drang kein Laut. Er ließ es klingeln und hielt Kou an der Hüfte fest, bevor er ihm entfliehen konnte. „Warte. Ich habe dich seit Tagen kaum gesehen, du warst nur zum Schlafen hier und dann so spät, dass ich fast schon wieder wach war.“ Er zog ihn an sich und küsste ihn sanft. „Ich bekomme noch Kou-Entzug, wenn du dich so rar machst...“

„Kazu... ich muss... wirklich los“, jammerte er leise. „Ich vermisse dich doch auch, aber ich habe gerade so viel zu tun, weil ich noch Dinge überarbeiten muss, bevor das Buch in den Druck geht... und du hast auch nicht wenig Arbeit. Urlaub ist blöd, wenn man selbst für alles verantwortlich ist...“ Er lehnte sich an ihn und presste die Nase an seine Brust, sein Hemd roch so gut nach seinem gewohnten Zedernholz-Duft, dass er am liebsten den Rest des Tages dort verbracht hätte.

„Wir müssen das anders lösen. Ich habe dich nun schon hier und wir können uns innerhalb weniger Minuten sehen, aber gemeinsame Zeit finden wir zwei Workaholics trotzdem nicht“, sagte Kazuki ungewohnt zerknirscht.

„Ich... mache eben alles allein und kann nichts delegieren. Wenn sich Dinge so ansammeln, kann ich es nicht einfach liegenlassen... das wird auch wieder besser, wenn ich den aktuellen Stapel fertig und abgegeben habe.“

„Wann ist deine Deadline dafür?“ Er legte das Kinn auf seinem Kopf ab und hielt ihn in einer lockeren Umarmung.

„Am Freitag... deshalb muss ich jetzt los, weil Hamasaki-san uns noch irgendwas erklären wollte, da kann ich mich nicht verspäten.“ Kou versuchte, sich von ihm zu lösen, doch der Ältere hielt ihn immer noch fest. „Kazu...!“

„Shiro fährt dich, das geht schneller, dann haben wir noch ein paar Minuten“, beschloss er, was Kou ein resigniertes Seufzen entlockte. „Lass uns... einen festen Termin ausmachen, an dem wir uns Zeit für uns nehmen. Einen Tag, einen Abend, ein Wochenende, wenn es sich einrichten lässt. Ich will dich nicht in deiner Arbeit einschränken, nur weil ich dich sehen will, das wäre absurd, aber ich brauche mehr von dir...“

„Kazu... das ist eine großartige Idee, aber dann musst du auch zu einer vernünftigen Uhrzeit Feierabend machen...“ Er piekte ihn in die Brust, woraufhin er leise lachte.

„Das versteht sich von selbst. Passt es dir am Freitag? Abendessen, ich reserviere uns was und danach nehmen wir uns Zeit für uns… viel Zeit…“ Er zog sacht mit den Zähnen an seinem gepiercten Ohrläppchen. „Am Samstag schlafen wir aus, ich verschiebe die Termine auf den Nachmittag, dann haben wir noch den ganzen Morgen für uns.“

„K… klingt gut… ich weiß nicht, ob ich am Freitag nochmal in den Verlag muss, aber das wird spätestens mittags sein“, sagte Kou, ein wohliger Schauer rann über seinen Rücken, als er sich kurz vorstellte, was sie machen könnten. „Deine Markierungen verblassen viel zu sehr, wenn wir so wenig Zeit füreinander haben, Liebster.“

„Das darf natürlich nicht sein, wie sollen andere dann wissen, dass du mir gehörst?“ Kazuki zog den Kragen von Kous Pullover zur Seite, um ihn in die Halsbeuge zu beißen. Der Jüngere klammerte sich an ihn und stöhnte leise, während er an seiner Haut knabberte und saugte, bis er zufrieden war. „Ich verspreche dir, dass du von den nächsten länger etwas hast…“

„Ja, bitte… du solltest mich loslassen, wenn wir beide heute noch unsere Termine wahrnehmen wollen.“ Kous Atem ging schnell und der Stoff seiner engen Hose drückte unangenehm auf seine Erektion, die sein Partner ihm damit beschert hatte. „…sonst musst du mich hier und jetzt ficken und wir müssen uns Ausreden einfallen lassen, wieso wir uns verspäten.“

„Du kannst deine Editorin nicht warten lassen und ich…“ Er warf einen kurzen Blick auf seine Uhr. „…muss unbedingt jemanden zurückrufen, bevor er beleidigt ist. Verzeih mir, dass nicht mehr Zeit ist, Honey…“

„Dafür kannst du doch nichts. Ich versuche, heute Abend etwas früher Schluss zu machen.“ Er löste sich von ihm, nachdem er ihn noch einmal kurz geküsst hatte.

„Das klingt großartig. Shiro ist drüben, ich schicke ihn dir gleich, damit er dich fahren kann.“

Kou schenkte ihm ein dankbares Lächeln, dann ging er zurück in seine Wohnung, um die Dinge einzupacken, die er für das Meeting brauchte und seine Jacke zu holen.

Shiro kam ihm auf dem Flur entgegen, einen Motorradhelm und eine Lederjacke in einer Hand, einen zweiten Helm hatte er sich über den Unterarm gehängt. Er trug eine schwarze Jeans und eine dunkelblaue Motorradjacke mit weißen Kontrastdetails.

„Der Boss sagte, du hast einen Termin mit deiner Editorin?“ fragte er mit seinem üblichen freundlichen Lächeln.

„Ja. Schaffen wir es bis in einer halben Stunde nach Ikebukuro?“

„Ich bringe dich auch in fünfzehn Minuten dorthin, aber ich glaube, dann reißt der Boss mir den Kopf ab, weil ich dich in Gefahr gebracht habe. Mit dem Auto schaffen wir es nicht, wir nehmen mein Motorrad. Das ist für dich.“ Er drückte ihm Helm und Jacke in die Hand, warf einen kurzen Blick auf seine stabilen Schnürstiefel und nickte zufrieden. „Es ist warm genug, dass du dabei nicht erfrierst.“

Kou öffnete seine Wohnungstür und warf seinen Mantel in den Flur, dann zog er die schwere Jacke an, die ihm an den Schultern ein wenig zu weit war, bevor er Shiro zum Aufzug folgte.

„Ich habe gar keine Motorräder unten gesehen, außer den Roller vom Meister des Dōjō“, bemerkte er, während er seine Haare zu einem Zopf flocht und ihn sich in den Kragen der Jacke steckte.

Shiro grinste nur still vor sich hin. Er ging den Fußweg am Rand der Tiefgarage entlang zu einem Rolltor, das Kou bisher nicht wirklich aufgefallen war, da es sich in das Grau der Betonwand einfügte. Dort hielt er einen Transponder an einen Sensor und drückte einen Knopf, der das Tor entriegelte und langsam hochfuhr. Kou schnappte hörbar nach Luft, als er die etwa zwanzig Motorräder sah, die ordentlich in zwei Reihen nebeneinanderstanden mit einem freien Gang in der Mitte. Am Ende des Raums befanden sich einige Schränke, eine Werkbank und eine kleine Hebebühne. Shiro ging zu einer schwarzen BMW R 1250 R direkt neben dem Eingang, legte seinen Helm auf dem Sitz ab und strich sich mit beiden Händen durch die Haare, um sie sich aus dem Gesicht zu schieben.

„Die linke Seite gehört dem Boss, die anderen Tetsuo, mir und welchen von den Jungs, die oben sind. Wir parken nur hier, damit sie nicht plötzlich weg sind… Kou?“ Er tippte ihn auf die Schulter, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. „Er wird sie dir sicher noch mal ausführlich zeigen, wenn du ihn danach fragst, ich meine… er ist doch ziemlich verrückt nach den Dingern und hat sogar noch seine erste Maschine, die er als Teenager in der Gang gefahren hat.“ Er deutete auf den hinteren Bereich, in dem drei Motorräder mit Schutzplanen abgedeckt waren.

„Entschuldige…“ Kou lächelte verlegen. „Ich bin nur so überrascht, weil ich ihn bisher nicht einmal davon habe reden hören.“

„Sobald es wärmer wird, wird er sich wieder mit Tetsuo darüber streiten, dass er ihn damit fahren lässt, statt ihn überall mit dem Auto hinzufahren. Wir sollten los, sonst muss ich wirklich alle Verkehrsregeln brechen, um dich rechtzeitig abzuliefern.“ Shiro setzte seinen Helm auf und schob sein Motorrad aus der Garage heraus, bevor er das Tor wieder schloss. Kou stieg hinter ihm auf, nachdem er den geliehenen Helm auf seinem Kopf fixiert hatte, prüfte den Sitz seiner Umhängetasche und hielt sich dann an ihm fest.

 

Fünf Minuten vor der verabredeten Zeit hielt Shiro vor dem Eingang des Verlags an. Kou war überrascht, wie vorausschauend er fuhr, obwohl er sich zwischen stehenden Autos hindurchgeschlängelt hatte, wo es möglich gewesen war, hatte er sich völlig sicher gefühlt. Er stieg geschickt ab und zog den Helm aus, Shiro klappte das dunkel getönte Visier hoch.

„Wenn ich dich später wieder abholen soll, sag Bescheid. Du musst nicht mit der überfüllten Bahn fahren, wenn du nicht möchtest“, bot er an. „Ich erledige noch einen Auftrag für den Boss, bin aber nicht weit weg und in ein paar Minuten hier.“

„Das ist lieb von dir, Shiro, Danke. Ich melde mich, wenn ich weiß, wann ich fertig bin.“ Er drehte den Kopf, als er Tsubakis Stimme hörte, die ihn rief. Sie kam mit Yoshino im Schlepptau vom Starbucks in der Nähe und winkte ihm freudig zu.

„Okay, bis dann.“ Shiro klappte das Visier wieder herunter und fuhr los, bevor die beiden sie erreicht hatten.

„Wer war dein heißes Taxi, Yukimura? Dein Freund?“ Tsubaki grinste ihn an, sie hatten sich seit der Comiket nicht gesehen.

„Dir auch einen guten Tag, Tsubaki. Hallo Yoshino“, begrüßte Kou die beiden. „Nein, er arbeitet für ihn und hat mich hergefahren, weil ich mich sonst hoffnungslos verspätet hätte.“

„Verstehe. Hamasaki hat den Termin um eine halbe Stunde nach hinten verschoben, aber vorhin erst, weshalb wir dir auch einen Kaffee mitgebracht haben“, sagte sie und drückte ihm einen großen Becher Kaffee in die Hand. „Wie ich dich kenne, lebst du gerade auch nur von Kaffee und Energy Riegeln.“

„Fast. Vielen Dank.“

„Umso besser, so haben wir etwas Zeit und du kannst uns ausführlich erzählen, wie es zu diesem Tweet vor zwei Wochen gekommen ist…“ Tsubaki hakte sich bei ihm unter und zog ihn in Richtung Eingang, während Yoshino resigniert mit den Augen rollte. Sie hatte es aufgegeben, ihre Kollegin wegen ihrer Indiskretion zu ermahnen.

In der Eingangshalle trafen sie auf Tōru, der auf einer der gepolsterten Bänke im Aufenthaltsbereich saß, seinen Rucksack und den Motorradhelm neben seinen Füßen auf dem Boden. Die Editorin hatte ihn zwar in einer kurzen Mail darüber informiert, dass an dem Meeting auch Kou und die beiden Zeichnerinnen teilnehmen würden, da es um die erste Planung der Reise nach Okinawa ging, dennoch blieben dem Rothaarigen kurz die Worte im Hals stecken, als er ihn sah.

„Hallo Tōru.“ Kou lächelte ihn zur Begrüßung an. „Entschuldige bitte, dass ich immer noch keine Zeit gefunden habe, dich einzuladen.“

„Was… nein, entschuldige dich doch nicht dafür. Ich weiß ja selbst, wie das ist, wenn man wegen einer Deadline nur noch arbeitet und schläft und für sonst nichts Zeit hat“, beschwichtigte er ihn. Er hatte überhaupt nicht mehr daran gedacht, dass er ihn besuchen wollte, was wegen des Urlaubs nicht funktioniert hatte und in der vergangenen Woche hatte er selbst viel gearbeitet oder sich über seine Gefühle den Kopf zerbrochen, ohne zu einer zufriedenstellenden Lösung gekommen zu sein. Dass Izumi seit seinem Liebesgeständnis mehr als einmal bei ihm übernachtet hatte, hatte es nicht unbedingt einfacher gemacht.

„Dann bin ich erleichtert.“ Er sortierte sein Gepäck auf seinen Armen um, damit er etwas von seinem Kaffee trinken konnte.

„Seit wann fährst du Motorrad?“ Tōru deutete auf den Helm und die Jacke.

„Tue ich nicht. Ich bin mitgefahren, weil ich mit der Bahn nicht rechtzeitig gewesen wäre. Shiro hat mich damit ausgestattet, damit Kazuki nicht meckern kann“, antwortete er schulterzuckend, da Tōru Bescheid wusste, konnte er mit ihm offen reden und solange sie nur Vornamen verwendeten, konnten Tsubaki und Yoshino auch auf nichts schließen und selbst wenn, würden sie nichts ausplaudern. Die beiden Zeichnerinnen standen in der Nähe, schlürften ihren Kaffee und beäugten die beiden neugierig, ohne sich am Gespräch zu beteiligen.

„Ist der Fahrdienst in deiner Miete inbegriffen?“ scherzte Tōru, er entspannte sich etwas, als er merkte, dass Kou sich nicht anders verhielt als sonst.

„Im Gesamtpaket des anderen Teils, nicht der Miete.“ Er setzte sich neben ihn und lehnte sich leicht an seine Schulter. „Ich bin so müde, du glaubst gar nicht, wie oft ich diesen Urlaub in der letzten Woche verflucht habe und dass ich nicht dort so viel gearbeitet habe, wie ich mir vorgenommen hatte…“

„Schlaf wird völlig überbewertet… ich bin mir nicht sicher, ob ich seit Valentinstag in irgendeiner Nacht mehr als sechs Stunden Schlaf hatte.“ Tōru gähnte und rieb sich mit der Hand über das Gesicht. „Ich bin erst heute Morgen um vier zuhause gewesen.“

„Von deinem Zweitjob, Inoue?“ fragte Yoshino zaghaft.

„Mhm… Ich glaube, jeder beneidet dich um diesen Urlaub, Kou. Solange du Freude daran hattest, kann es ja nicht so schlimm gewesen sein“, sagte er aufmunternd.

„Ja, schon… es war… uhm… turbulent? Mir fällt sonst kein Wort ein, um diese Woche zusammenzufassen.“

„Was ist das, Yukimura?“ Tsubaki lehnte sich vor und nahm seine rechte Hand in ihre, drehte sie so, dass der Ring an seinem Daumen gut sichtbar war. Sie drehte ihn etwas hin und her, las die eingravierten Zeichen darauf und runzelte fragend die Stirn. „Das ist... schon etwas seltsam. Herzlichen Glückwunsch?“

„Äh… das… nein…“ Kou entzog ihr seine Hand und lächelte verlegen. „Das war eine spontane Idee von mir am Valentinstag, mein Partner hat das Gegenstück, aber nicht für das, was du jetzt denkst, so weit sind wir noch lange nicht, falls überhaupt jemals“, erklärte er hastig und drehte die gravierte Seite des Rings nach innen.

„Wir sollten uns auf den Weg nach oben machen. Wenn Hamasaki-san den Termin schon verschiebt, sollten wir uns besser nicht noch verspäten“, sagte Yoshino und löste damit die etwas angespannte Situation. Während dem Weg zum Aufzug und im Stockwerk der Shoujo-Abteilung zum Besprechungsraum, erklärte sie Tsubaki in wenigen Sätzen leise, was es mit der Triskele auf sich hatte. Kou und Tōru hörten es trotzdem und schauten sich verwirrt an, weil niemand der stillen Yoshino zugetraut hätte, dass sie damit vertraut war.

„Stille Wasser sind tief, was...?“ unkte Tōru, der dicht neben ihm lief.

„Offensichtlich...“ entgegnete er, ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen.

 

Während des Meetings informierte die Editorin sie über die im Jahr anstehenden Termine für die Promotion der Newcomer-Serie auf verschiedenen Manga-Conventions im Inland. Tōru war dabei, da die Editoren sich darauf geeinigt hatten, ihn als flexiblen Assistenten der Shoujo-Abteilung zuzuweisen und die Koordination vor Ort zu überlassen, damit die drei sich nicht darum kümmern mussten. Sie wollte Kou auch nicht allein mit den beiden Frauen losschicken und hatte seine Freundschaft zu Tōru im Hinterkopf, als sie den Jüngeren dafür vorgeschlagen hatte.

„Da der Release der ersten Bände im April ist, wird der erste Pflichttermin Anfang Mai sein“, führte sie aus. „Nicht hier in Tokio, auch wenn mir das lieber gewesen wäre, aber das Management will Sie nach Naha schicken für eine Convention am ersten Golden Week Wochenende. Ich weiß, dass Termine an Wochenenden mit Ihrem Zweitjob kollidieren, Inoue-san, kriegen sie das trotzdem geregelt?“

„Ja, wenn ich es weit genug im Voraus weiß, kann ich umplanen, mein Chef ist da nicht ganz so streng. Er weiß, wie wichtig mir das hier ist“, antwortete Tōru und notierte sich die Daten auf seinem iPad.

„Wie lange wird der Aufenthalt dort sein, Hamasaki-san?“ fragte Kou, darum bemüht, gelassen zu sein. Er war seit fast acht Jahren nicht in Okinawa gewesen und Naha lag nur zwanzig Kilometer von seinem Heimatort entfernt.

„Das steht noch nicht ganz fest, aber da Golden Week ist, werden es sicher ein paar Tage mehr sein als nur das Wochenende. Genug Zeit für Sightseeing und ein oder zwei Trips zum Strand.“ Die Editorin verzog etwas das Gesicht. „Ein bisschen neidisch bin ich ja schon, dass ich nicht mitfahren kann. Sie sind von dort, richtig, Yukimura-sensei?“

Kou nickte. „Aus einem Ort in der Nähe, ich war aber ewig nicht da.“

„Dann haben Sie ja Ortskenntnis und können Ihre Kollegen ein bisschen herumführen, wenn sich die Zeit dazu findet. Okay, zur weiteren Planung…“

Er lächelte schief und versuchte, die aufkeimende Panik zu unterdrücken. Es wäre unprofessionell gewesen, seine Abneigung gegen eine Reise nach Okinawa auszudrücken und damit zu begründen, dass er sich nie wieder so nah an seiner Familie aufhalten wollte, außer zu einem einzigen Anlass, der die hoffentlich noch lange auf sich wartende Beerdigung seiner Baa-chan wäre. Tōru saß dicht neben ihm und spürte mehr als er es sah, wie er sich anspannte, die Finger fest im Stoff seines Pullovers vergraben. Er streckte unter dem Tisch die Hand aus und legte sie auf Kous verkrampfte Finger, um sanft darüber zu streicheln, bis er sie entspannte und seine Hand ergriff. Sein Griff war fest, auch wenn er leicht zitterte. Kou schaute ihn kurz an und sein Blick war so voller Dankbarkeit, dass Tōru fast das Herz aus der Brust sprang und er rote Ohren bekam. Die Frauen bekamen es glücklicherweise nicht mit, da Miho immer noch redete und sie sich fleißig Notizen machten.

Tōru hielt seine Hand bis zum Ende des Meetings, da sie sich eigentlich keine Notizen machen mussten, weil die Editorin ihnen die Infos noch einmal per Mail schicken würde.

 

„Das wäre alles für heute. Denken Sie daran, ich brauche die Überarbeitung bis Freitagnachmittag, damit alles rechtzeitig fertig wird“, schloss Miho die Besprechung.

Während Tsubaki und Yoshino noch ein wenig plauderten, sammelte Kou seine Sachen zusammen und verließ nach einer kurzen Verabschiedung hastig den Raum. Tōru folgte ihm und holte ihn am Aufzug ein, dessen Knopf er ungeduldig drückte. Seine Panik hatte sich kaum gebessert, auch wenn Tōrus Gegenwart ihn etwas beruhigt hatte, wollte er fürs Erste einfach nur weg, bevor ihm noch jemand Fragen über Okinawa stellen konnte. Die Aufzugtüren öffneten sich, er war glücklicherweise leer und Kou zog den Jüngeren am Ärmel mit sich hinein, bevor er mit der flachen Hand auf die Buttons für Türen schließen und das Erdgeschoss schlug. Er sprach kein Wort, ließ seinen Ärmel aber auch nicht los, bis sie wenige Minuten später vor der Eingangstür des Gebäudes standen.

„Kou… hey, ich bin ja da…“ Tōru drückte seine Hand und strich ihm über den Kopf, als er sich an ihn lehnte und nur ein zittriges Schluchzen über die Lippen brachte. Es war ihm in diesem Moment völlig egal, was er selbst für ihn empfand, Kou brauchte ihn und er bot ihm die nötige Unterstützung, um die Panikattacke durchzustehen. Tōru lotste ihn jedoch etwas vom Eingang weg, damit sie nicht gestört werden konnten.

Kou traute sich nicht zu, zu sprechen, ohne zu weinen anzufangen und wollte es auf keinen Fall dazu kommen lassen, solange sie sich in der Öffentlichkeit befanden. Er grub die Finger in Tōrus Jacke, nachdem er geistesgegenwärtig den Helm und seine Tasche auf den Boden gelegt hatte und hielt sich an ihm fest, sein Atem ging hastig und schnell. Der Jüngere umfasste seine Handgelenke, schon ihn ein Stück von sich weg und gab ihm leise Anweisungen, tief ein- und auszuatmen, während er seine Arme dabei unterstützend auf und ab führte, bis er die Bewegung selbstständig machte, als er merkte, dass es ihm tatsächlich half, sich zu entspannen.

„…Danke…“ flüsterte Kou nach einigen Minuten, als er Zunge und Puls wieder unter Kontrolle hatte, die Stirn an Tōrus Schulter gelehnt.

„Dafür nicht. Willst du jemanden anrufen, der dich abholt? Oder soll ich das für dich tun?“ bot er leise an.

„Nein… kannst du mich nach Hause fahren, Tōru…?“ Er schaute ihn mit feuchten Bernsteinaugen an.

„Was… uhm… ja klar“, antwortete er hastig. „Einen Helm hast du ja schon dabei, dann bietet sich das an… fühlst du dich fit genug, gleich aufzubrechen?“

„Ja… dank dir. Du bist ein wunderbarer Freund, Tōru.“ Kou hob seine Sachen auf und hing sich seine Tasche um. „Aber nicht… dass es dich zu sehr ablenkt, wenn ich so dicht hinter dir sitze.“

Tōrus Gesichtsfarbe ähnelte fast dem Rot seines Rucksacks, als der Dunkelhaarige ihm ein freches Lächeln schenkte und ein paar Schritte in Richtung Parkplatz ging, auf dem er die rot-weiße Yamaha YZF-R6 schon erspäht hatte.

Chapter 77

Summary:

„Ja... bist du verärgert, Kou...? Weil ich nichts gesagt habe?“ Er zupfte am Stoff seines Ärmels.

„Natürlich bin ich verärgert, Tōru! Wir haben so viel telefoniert und geschrieben, ich habe dich in meinem Hotelbett schlafen lassen und an deinem Geburtstag... bist du eigentlich komplett bescheuert?“ Tōru ließ geknickt die Schultern hängen und zog den Kopf ein, aufgrund Kous Ausbruch. „Warum tust du dir das an? Obwohl du weißt, dass ich ihn liebe? Wenn... wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich mich an deinem Geburtstag noch viel mehr zurückgehalten, um dir nicht wehzutun.“

„Du... was? Das... nennst du Zurückhaltung? Was passiert denn, wenn du dich nicht zurückhältst?“ Er sah ihn überrascht an und überging seine Frage nach dem Warum.

Chapter Text

Kou lotste Tōru zur Einfahrt der Tiefgarage und öffnete das Rollgitter mit seinem Transponder, damit er das Motorrad auf dem Stellplatz neben dem Aufzug parken konnte. Kazukis grauer Lexus stand auf seinem Parkplatz, Tetsuos schwarzer Tesla daneben.

„Bist du dir sicher, dass ich nicht wieder fahren soll, Kou?“ fragte der Jüngere, nachdem er einen neugierigen Blick auf die Autos geworfen hatte. „Du hast sicher noch eine Menge zu tun.“

„Ich kriege heute sowieso nichts mehr auf die Reihe, also… ja, ich bin mir sicher. Du wolltest doch meine Wohnung sehen, oder?“ Kou entsperrte fast aus Reflex den Aufzug für die oberen Stockwerke, bevor er auf den Knopf für den vierten Stock drückte, in dem er wohnte. „Ich habe auch sicher noch irgendwas zu Essen da, das ich uns machen kann… das ist das Mindeste für das, was du für mich getan hast, Tōru.“

„Das war wirklich keine große Sache…“ Er fuhr sich mit der Hand durch die kurzen Haare in seinem Nacken. „Meine kleine Schwester hatte als Kind oft Panikattacken, daher weiß ich einfach, wie man damit umgeht. Ich bin froh, dass ich dir helfen konnte.“

„Trotzdem…“ Kou schloss seine Tür auf und sie gingen hinein. „Ich bin dir wirklich dankbar dafür.“ Er runzelte die Stirn, als er ein Paar dunkelbraune Lederschuhe im Eingangsbereich stehen sah, zog seine Schuhe aus und betrat den Flur. Kazuki hockte mit hochgerollten Ärmeln in der kleinen Küche, die sich davon abzweigte, bevor es ins Wohnzimmer überging. Der kaputte Kühlschrank war aus seiner Nische gezogen worden, Kühlaggregat, Schrauben und Kabel lagen daneben auf dem Fußboden, während Kazuki ein verschmortes Kabelstück betrachtete.

„Kazuki? Was… machst du denn da?“ Wenn er bisher noch nicht verwirrt gewesen war, war er es spätestens jetzt.

„Ich repariere deinen Kühlschrank, wonach sieht es denn aus?“ Er schaute auf, ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen, das schnell wich, als er Tōrus rotblonden Schopf neben Kou auftauchen sah, der sich bei seinem Anblick sichtbar versteifte. „Guten Abend, Inoue-san.“

Tōru neigte leicht den Kopf. „Guten Abend, Onodera-san.“

„Seit wann kannst du Kühlschränke reparieren?“ Kou legte den Kopf schief, der Zweifel in seinem Gesicht unübersehbar.

„Ich war der kostengünstige Elektriker meiner Mutter. Kühlschränke sind kein Hexenwerk, Kou, und ein defektes Kühlaggregat kann ich selbst tauschen“, antwortete er und stand auf, die Hände wischte er sich an seiner Jeans ab.

„Also bist du jetzt mein kostengünstiger Elektriker, damit ich mir keinen neuen Kühlschrank kaufen muss?“

„Du musst keinen neuen kaufen, wenn man ihn reparieren kann.“ Er stellte sich vor ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ist alles in Ordnung, Honey? Du bist etwas blass…“

Kou schmiegte die Wange an seine Hand. „Langer Tag und zu wenig Schlaf… ich erzähle dir später alles. Lässt du das jetzt so?“ Er deutete auf das Chaos auf dem Fußboden.

„Ich habe einen der Jungs losgeschickt, ein Ersatzteil zu organisieren, bis das da ist, lasse ich es so.“

„Hm... bist du mit Instantnudeln einverstanden, Tōru? Mehr kann ich gerade nicht kochen bei dem Chaos“, fragte er seinen Freund.

„Klar, also... ich will dir wirklich keine Umstände machen.“ Tōru war völlig baff, den Yakuza so menschlich und normal zu sehen. Dass er Kou gegenüber fürsorglich war, hatte er schon geahnt, aber so sehr, dass er seinen Kühlschrank reparierte, statt ihm aus der Portokasse einen neuen zu kaufen, überraschte ihn.

„Tust du nicht. Willst du auch einen Tee? Ich bin durchgefroren...“ Kou schob sich an seinem Partner vorbei, nicht ohne ihm kurz mit den Fingern über den nackten Unterarm zu streichen, und füllte den Wasserkocher.

„Klingt gut.“ Er ging vom Flur ins Wohnzimmer, das durch einen brusthohen Tresen von der Küche abgetrennt war, um etwas Raum zwischen sich und Kazuki zu bringen. „Was dagegen, wenn ich mich ein bisschen umsehe?“

„Nö, mach nur. Das Arbeitszimmer ist da drüben.“ Er deutete auf eine offenstehende Tür und holte Tassen und Cup Noodles aus einem Schrank. „Tee, Kazu?“

„Was du in deiner Küche Tee nennst, ist ein Zustand, aber kein Tee, Kou“, entgegnete der Ältere und stellte sich hinter ihn, um die Arme um ihn zu legen. „Ich verzichte, Danke.“

Kou schnaubte. „Du kannst dir deinen Tee in Zukunft wieder selbst kochen.“

Tōru ging nach nebenan in das Arbeitszimmer und schaute sich an, wie Kou arbeitete. Vor dem Fenster stand ein niedriger Tisch, auf dem er Grafiktablet und Macbook aufgebaut hatte, Halterungen für iPad und Handy klemmten seitlich an der Tischplatte. An den Wänden befanden sich Regale, die mit Zeichenbüchern und Manga gefüllt waren, auf einem Schreibtisch stapelten sich Papier, Stifte und andere Zeichenutensilien. Der Bürostuhl stand in einer Ecke und war beladen mit leeren Kartons, die Kou noch nicht entsorgt hatte. Aus der Küche hörte er Kou kichern und leise schimpfen, weil sein Partner ihn anscheinend nicht losließ, während er versuchte, Tee aufzugießen und ihr Abendessen zuzubereiten. Tōru kam sich unwahrscheinlich überflüssig und dämlich vor, es tat weh, die beiden zusammen zu sehen und zuzuhören, wie sie sich über Belanglosigkeiten unterhielten. Wie jedes glückliche Paar es tat. Er lehnte frustriert den Kopf an ein Regalbrett und wusste nicht mehr, weshalb er überhaupt mitgegangen war. Weil Kou ihn darum gebeten hatte, weil sie Freunde waren und er nicht wusste, wie viel er für ihn empfand, weil er nie etwas gesagt hatte, nur angedeutet, als die beide müde waren und eingeschränkt vom Restalkohol in ihrem Blut.

 

„Tōru? Alles in Ordnung?“

Er drehte sich hastig um, als Kou ihn besorgt ansprach. Der Dunkelhaarige stand in der Tür, die Stirn sorgenvoll gerunzelt.

„Kou, ich...“ Tōru schaute über seine Schulter hinweg, konnte Kazuki jedoch nirgends entdecken.

„Kazuki ist gegangen, um uns nicht zu stören. Er repariert den Kühlschrank morgen fertig“, beantwortete er seine unausgesprochene Frage. „Komm, das Essen ist fertig. Oder liegt dir etwas auf dem Herzen, das nicht warten kann? Ich habe kein Problem damit, kalte Nudeln zu essen, wenn du reden willst.“

„Was... wie kommst du darauf...?“

Kou stellte sich dicht vor ihn, so dicht, dass er seinen unverwechselbaren Geruch nach Honig und Gewürzen wahrnehmen konnte. „Tōru... wir sind Freunde, richtig?“ Der Jüngere nickte. „Dann sag, was dich bedrückt. Warum hast du Angst vor meinem Partner?“

„Er ist ein Yakuza, Kou, warum sollte ich keine Angst vor ihm haben...?“

„Er tut dir nichts... dann wäre ich ihm böse und das ist das Letzte, was er will. Und da du das jetzt weißt, kannst du offen mit mir reden. Spuck’s aus, Tōru.“ Kous bernsteinfarbene Augen schauten ihn abwartend an.

Tōru schluckte trocken und legte er die Hände auf Kous Oberarme, bevor er sich überwand, endlich zu reden: „Kou... ich liebe dich. Schon... schon seit wir in Akiba waren...“

„Das war im Oktober...“ Zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine kleine Falte.

„Ich weiß... es tut mir leid, dass ich nichts gesagt habe, aber... ich war mir nicht sicher, bis zu dem Tag, als wir uns im Verlag getroffen haben, aber da hast du schon bei ihm gewohnt...“ Er hätte nicht gedacht, dass er sich noch elender fühlen konnte, aber Kous Gesichtsausdruck schwankte zwischen Ärger, Unglauben und... Mitleid?

„Als ich dich fragte, ob es an mir liegt, dass du mir nach Halloween nicht geantwortet hast... war es deshalb? Weil du über deine Gefühle für mich nachgedacht hast?“

„Ja... bist du verärgert, Kou...? Weil ich nichts gesagt habe?“ Er zupfte am Stoff seines Ärmels.

„Natürlich bin ich verärgert, Tōru! Wir haben so viel telefoniert und geschrieben, ich habe dich in meinem Hotelbett schlafen lassen und an deinem Geburtstag... bist du eigentlich komplett bescheuert?“ Tōru ließ geknickt die Schultern hängen und zog den Kopf ein, aufgrund Kous Ausbruch. „Warum tust du dir das an? Obwohl du weißt, dass ich ihn liebe? Wenn... wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich mich an deinem Geburtstag noch viel mehr zurückgehalten, um dir nicht wehzutun.“

„Du... was? Das... nennst du Zurückhaltung? Was passiert denn, wenn du dich nicht zurückhältst?“ Er sah ihn überrascht an und überging seine Frage nach dem Warum.

„Dann hätten wir Sex in der Badewanne gehabt. Vorausgesetzt, wir wären allein gewesen, also spätestens... am Morgen, als wir uns beide einen runtergeholt haben“, antwortete Kou ehrlich, was Tōru für einen Moment die Sprache verschlug.

„Also hättest du... mit mir... obwohl du mit ihm...“

„Nein. Ich habe mich wegen ihm zurückgehalten. Weil er es mir nicht erlaubt hat, mehr zu tun. Wäre ich nicht in einer Beziehung gewesen, hätte ich keinen Grund gehabt, mich zurückzuhalten. Aber dann hättest du mir deine Gefühle auch schon eher gestanden, richtig?“

„Wahrscheinlich... ich habe nichts gesagt, weil ich Angst hatte... vor deiner Reaktion, vor ihm... Ihm gehört der Club, in dem ich arbeite, er bräuchte nicht viel zu tun und ich bin meinen Job los und wer weiß, was sonst noch...“ Tōru biss sich auf die Unterlippe. „Verdammt, Kou... ich habe gesehen, was er mit dir gemacht hat im Lemon, und dich einfach dort zurückgelassen in meiner Obhut, ohne... ohne mit der Wimper zu zucken. Er ist gefährlich, ich habe ebenso Angst um dich wie um mich, wenn ich dich in seiner Nähe lasse...“

„Und du denkst, du wärst der bessere Partner für mich? Wieso? Weil wir gleiche Interessen haben und dasselbe arbeiten? Weil ich Fotos von Shinya als Wichsvorlage nutze? Du hast mich mehr als einmal nackt gesehen... du weißt, worauf ich stehe.“ Kou legte eine Hand auf seine Wange und strich sanft darüber. „Ich mag dich Tōru, sehr, du bist einer meiner besten Freunde, deshalb bin ich so ehrlich zu dir... aber das hätte nie lange funktioniert, glaub mir.“

„Wieso nicht...? Was hat er, was ich nicht habe? Außer Geld... aber das ist dir nicht wichtig, soviel weiß ich mittlerweile...“ Er hatte Schwierigkeiten, nicht aus reiner Verzweiflung loszuheulen. Kous Mitleid und Ehrlichkeit taten weh, fast mehr als die Erkenntnis, dass er von Anfang an auf verlorenem Posten stand.

„Warum ist es wichtig, was euch unterscheidet? Ich führe keine Pro- und Contra-Liste und entscheide danach, wer besser zu mir passt, das ist kein Wettbewerb und das war es auch nie“, antwortete er ernst. „Ich weiß, was du an mir magst, Tōru. Ich bin höflich, nett, aufrichtig, talentiert und sehe überdurchschnittlich gut aus, aber ich bin auch ein hoffnungsloser Masochist, das bin ich schon immer gewesen und daran lässt sich nichts ändern.“

„Ich... ich hätte es lernen können... für dich...“ sagte Tōru leise, klammerte sich an den letzten kleinen Funken, der ihm noch blieb.

„Nein, hättest du nicht. Du bist ein sehr guter Host, Tōru, erfahren und sicher nicht verklemmt, aber du bist kein Dom, der jemanden wie mich unterwirft, oder könntest du mir wehtun, wenn ich dich darum bitte?“

„Aber du hättest trotzdem mit mir geschlafen?“

„Das eine hat mit dem anderen nicht viel zu tun.“ Kou zuckte mit den Schultern. „Ich finde dich attraktiv, ich kann mir Sex mit dir vorstellen, aber keine langfristige Beziehung, wie du es dir wünschst.“

„Weil ich nicht das Zeug dazu habe wie er?“ Tōru merkte, wie Kous Gesichtszüge sich entspannten, als er offensichtlich an seinen Partner dachte.

„Es hat etwas mit der Persönlichkeit zu tun, dem Charakter. Ich wusste es schon bei unserem ersten Treffen, er hätte nur einen Befehl geben müssen und ich hätte auf Knien vor ihm gelegen, ohne mehr zu wissen als seinen Namen und dass er mich für einen Designauftrag braucht.“ Er fuhr sich mit beiden Händen durch die offenen Haare, schob sie zurück und entblößte dabei seinen gefleckten Hals, den Tōru an diesem Tag noch nicht so wahrgenommen hatte, weil er durch seinen Schal verborgen gewesen war. „Dass ich mich in ihn verliebe und er sich in mich, haben wir beide nicht erwartet.“

„Du... stehst also auf die Gefahr, die er mit sich bringt?“ fragte er. Er wollte es wirklich besser verstehen, auch wenn ihm immer klarer wurde, dass er so schnell keinen Platz an Kous Seite finden würde.

„Weil er Yakuza ist? Nein, ich will nicht sagen, dass es mir egal ist, aber das ist nicht der Grund. Es war nie ausschlaggebend für mich...“ Kou schnaubte leise. „Tōru, du kannst Liebe und Zuneigung sicher nicht besser erklären als ich, also frag nicht danach. Manchmal lassen sich Gefühle nicht erklären, sie sind einfach da und man muss sie nehmen, wie sie kommen. Deshalb bin ich dir nicht böse, dass du so fühlst, weil ich weiß, wie es ist. Du solltest dich nur fragen, ob es das wert ist, dass du dich so sehr selbst zerfleischst für etwas, das aussichtslos ist.“

„Aber... hm... hast du keine Angst, dass er dir, naja... zu sehr wehtut?“

Tōrus zaghafte Frage ließ Kou leise lachen. Er hob seinen Pullover am Saum an und zog ihn zusammen mit dem T-Shirt darunter aus, so dass er mit nacktem Oberkörper vor ihm stand. Seine hellbraune Haut zeigte leicht verblasste Seilabdrücke und war gesprenkelt mit Knutschflecken, Handabdrücken und Bisspuren in unterschiedlichen Heilungsphasen. Er drehte ihm den Rücken zu und strich mit den Fingerspitzen über einen dunklen Fleck auf seinem Schulterblatt, auf dem der Abdruck der Zähne, die ihn hinterlassen hatten, durch Schorfreste gut sichtbar war.

„Kazuki hat mich so fest gebissen, als er gekommen ist, dass es geblutet hat und ich... habe mich gefühlt, als hätte ich zwei Orgasmen gleichzeitig.“ Er schaute ihn über die Schulter an. „Könntest du das?“

„Nein... ich könnte dir nie so wehtun, Kou...“ Tōru strich sanft darüber. „Du bist wirklich einverstanden damit und er zwingt dich nicht dazu?“

Er drehte sich wieder zu ihm um und drückte seine Hand. „Er zwingt mich dazu, weil ich es so will. Würde ich es nicht wollen, würde er es nicht tun. Er ist niemand, der sich einem aufzwängt, weil er seinen Kopf durchsetzen will, nicht in dieser Beziehung. Es beruht auf Gegenseitigkeit und Kommunikation, dass er mich so gebissen hat, war allerdings nicht beabsichtigt gewesen und er hat sich anschließend stundenlang bei mir entschuldigt.“

„Ich verstehe... er kann mich nicht ausstehen, oder?“

„Absolut nicht. Er vertraut dir nicht, weil er weiß, was du fühlst.“ Kou sah ihm ins Gesicht. „Er hat es mir gesagt, aber... ich wollte es von dir selbst hören. Es tut mir leid, dass ich dich dazu gezwungen habe, Tōru... ich wollte dir nicht mehr wehtun als nötig.“

„Du wusstest es? Ugh... jetzt fühle ich mich noch mieser...“

Der Dunkelhaarige zog ihn in eine Umarmung und streichelte ihm sanft über den Hinterkopf. „Ich bin überrascht, dass du nicht weinst, obwohl das sicher nicht einfach für dich ist...“

„Das überrascht mich selbst... ich habe mehr geheult, wenn ich allein war und über dich nachgedacht habe...“ Tōru schlang die Arme um ihn, er war irgendwie erleichtert, auch wenn sein Herz sich anfühlte, als wäre es in tausend Teile zersprungen.

„Wann hast du das letzte Mal geweint? Ich habe kein Problem damit, wenn dir danach ist, ich bin da... weil du mein Freund bist, Tōru.“ Kous samtweiche Stimme war ruhig und leise, beruhigend wie seine Fingerspitzen auf seiner Kopfhaut.

Der Jüngere drückte die Stirn an seine Schulter und atmete tief ein, bevor er antwortete: „Als Izumi mir gesagt hat, dass er mich liebt... nachdem er wie ein begossener Pudel nachts um drei vor meiner Haustür stand.“

„Wie...? Izumi? Oh... wann war das denn?“ Kou war ehrlich überrascht.

„Valentinstag... wobei, war ja schon der fünfzehnte, aber... ich weiß auch nicht...“ Jetzt, wo sie sich ausgesprochen hatten, hatte Tōru das Gefühl, dass er ihm alles anvertrauen konnte, so seltsam es war, schließlich war er wenige Minuten vorher noch davon überzeugt gewesen, ihn mehr zu lieben als nur einen Freund.

„Kann es sein, dass du ihn auch sehr gern hast?“ fragte er, amüsiert über seine offensichtliche Verwirrung. „Ich kenne ihn ja nur flüchtig, aber... weinst du?“

Kous Frage hatte seine mühsam errichteten Dämme zum Einsturz gebracht und er konnte die Tränen nun doch nicht mehr zurückhalten, als er von seinen eigenen Gefühlen überrollt wurde. Der Ältere ließ sich mit ihm auf dem Boden nieder und strich ihm beruhigend über den Rücken, während er sich schluchzend auf seinem Schoß ausweinte. Tōru flüsterte mit tränenerstickter Stimme Entschuldigungen, er fühlte sich schuldig, da er offensichtlich allen wehgetan hatte, denen er hatte wehtun können, sich selbst eingeschlossen, weil er sich wegen Kou so verrannt hatte. Wenn er nicht so blind gewesen wäre, hätte er Izumis Zuneigung und seine eigene schon eher erkannt.

„Gott... was bin ich für ein massiver Vollidiot...“ murmelte er, als seine Tränendrüsen nichts mehr produzierten.

„Willst du darauf eine ehrliche Antwort...?“ Kou zog ihn leicht am Ohr. „Du bist der größte Vollidiot, den ich kenne... nein, nur der zweitgrößte, Shiro übertrifft dich da noch, aber das hat andere Gründe. Du bist ein sehr, sehr großer Vollidiot, Tōru.“

„Danke... nicht der größte Vollidiot zu sein, ist wirklich ein Kompliment... was soll ich jetzt tun?“

„Puh... wenn du dir sicher bist, dass du in Wahrheit ihn liebst und das für mich nur eine fehlinterpretierte Schwärmerei war, dann solltest du dich bei ihm entschuldigen für deine Vollidiotigkeit und dafür, dass du ihn ausgenutzt hast“, schlug er vor.

„Vollidiotigkeit ist kein Wort, Kou...“ Tōru setzte sich auf und rieb sich mit den Ärmeln über die Augen, während Kou seinen Pullover wieder anzog. „Und dann...? Izumi ist... ich weiß nicht, er hat sich als undichte Tasse beschrieben, die er mit Sex füllt, aber nichts bleibt drin.“

„Das ist sehr bildlich. Womit willst du die Tasse füllen? Sex oder Liebe?“

„Ich will die Tasse nicht füllen, ich will die Risse füllen, die sie undicht machen...“ Er legte eine Hand auf den Mund, als ihm bewusst wurde, was er da gerade gesagt hatte. Etwas zu reparieren, das kaputt war und die nicht vorhandene Perfektion zuzulassen, statt nach dieser Perfektion zu streben, war nicht weniger, als Kazuki mit dem Kühlschrank getan hatte. Er schaute Kou an, der wissend lächelte und für ihn der Inbegriff der Perfektion gewesen war, bis er ihn näher kennengelernt hatte.

„Ich ziehe mir eine trockene Hose an und dann essen wir etwas, auch wenn die Nudeln jetzt sicher kalt und eklig sind... das war es wert.“ Kou stand auf und zerzauste ihm das Haar. „Das Bad ist hinter der Tür vor der Küche, wenn du dir das Gesicht waschen möchtest.“

Tōru nahm das Angebot an und verbrachte etwas mehr Zeit im Bad, als es vielleicht nötig gewesen wäre, aber er brauchte ein paar Minuten für sich selbst, um seine Gedanken zu ordnen. Als er zurückkam, saß Kou auf seinem Sofa im Wohnzimmer, vor sich zwei Schüsseln Yakisoba und eine Takeaway Tüte daneben.

„Wir haben eine unerwartete Essenslieferung bekommen. Manchmal frage ich mich, ob die Wohnung verwanzt ist oder ob die anderen Personen, die hier leben, nur über eine unmenschliche Intuition verfügen...“

„Naja... Essen ist Essen, oder?“ Er ließ sich neben ihm nieder und sie aßen schweigend, beide erschöpft vom Tag und ihrer Aussprache.

 

Tōru verabschiedete sich, nachdem sie aufgegessen hatten.

„Sagst du mir Bescheid, wie es ausgegangen ist?“ fragte Kou, der ihn in die Tiefgarage zu seinem Motorrad begleitet hatte.

„Ja, sobald ich es selbst weiß. Kou, ich... Danke dir. Für alles... und dafür, dass du mich nicht hasst...“ Er zupfte am Futter seines Helms.

„Das hast du schon einmal gesagt. Man muss mir mehr antun als mich zu lieben, damit ich jemand hasse...“ Er legte die Arme um seinen Nacken und drückte ihn. „Du bist ein guter Mensch, Izumi weiß das auch. Hol ihn dir, Tiger, er ist es sicher wert.“ Er küsste ihn kurz auf den Mund, wie Nao es immer bei ihm tat zum Ausdruck seiner Freundschaft.

„Bring mich nicht auf Ideen, wenn du mich einfach so küsst, Kou...!“ drohte Tōru grinsend und fügte leise hinzu: „Ich liebe dich, als Freund.“

„Ich dich auch, Tōru. Komm gut nach Hause, ja?“

„Ich melde mich, wenn ich angekommen bin. Sag ihm... dass er sich sehr glücklich schätzen kann, dich für sich allein zu haben.“

Er stieg auf sein Motorrad und setzte den Helm auf. Kou wartete, bis er außer Sicht war und fuhr dann mit dem Aufzug bis ins oberste Stockwerk.

 

Kazuki saß auf dem Sofa in seiner Wohnung und las etwas auf seinem Tablet. Er schaute auf, als Kou hereinkam, die Schuhe von den Füßen kickte und sich der Länge nach neben ihn fallen ließ.

„Alles geklärt?“ Er legte eine Hand auf seinen Nacken und kraulte ihn sanft.

„Woher... weißt du das?“

„Es gibt eine Überwachungskamera in der Tiefgarage.“ Er deutete auf sein Tablet. „Du küsst niemanden einfach so, mit dem du nicht alle Fronten geklärt hast, vor allem nicht, wenn du weißt, was der andere für dich empfindet.“

„Hmm... es war, wie Izumi vermutet hat... er hat sich da komplett reingesteigert und mich auf ein Podest gehoben, von dem ich mich selbst herunterstoßen musste, damit er es versteht“, murmelte Kou erschöpft. Er zog sich seine petrolfarbene Kuscheldecke über die Schultern und bettete seinen Kopf auf Kazukis Schoß.

„Hätte ich besser bleiben sollen?“

„Nein, es war gut, dass du gegangen bist... er hätte in deiner Gegenwart nichts gesagt, weil er befürchtete, dass du ihn häutest oder im Hafen versenkst... Stattdessen soll ich dir ausrichten, dass du dich glücklich schätzen kannst, mich für dich allein zu haben.“ Er gähnte, während sein Partner sich auf die Mitteilung hin anerkennend räusperte. „Es ist alles gut zwischen uns, er ist nun, wie Nao, ein enger Freund, den ich ohne Hintergedanken küsse, umarme und antatsche...“

„Mit Nao hast du noch ein bisschen mehr gemacht, wenn ich dich daran erinnern darf...“ Kazuki klang amüsiert, obwohl er versuchte, seine Stimme streng klingen zu lassen.

„Nao ist mein allerbester Freund und Mentor, natürlich haben wir mehr gemacht... trotzdem gehören mein Herz und mein Arsch nur dir, liebster Kazu...“ Kou schloss die Augen und genoss die Nähe. „Nimmst du mich mit ins Bett, wenn du schlafen gehst?“

„Selbstverständlich. Ohne dich kann ich schließlich nicht schlafen.“ Er beugte sich über ihn und küsste ihn auf die Schläfe, bevor er sich wieder seiner Lektüre widmete.

Chapter 78

Summary:

„Verzeihst du mir...?“

„Es gibt nichts, das ich dir nicht schon längst verziehen habe, Tora.“ Izumi verzog die Lippen zu einem leichten Grinsen. „Immerhin hast du mir meine Lieblingszimtschnecken mitgebracht. Das hat noch nie jemand für mich getan...“

„Heißt das, ich muss die Erdbeertörtchen alleine essen?“ Tōru legte sich seine Arme auf die Schultern und zog ihn an sich, die Hände auf seiner Taille.

„Wenn du lieb fragst, teile ich mit dir.“ Er lachte leise. „Küss mich endlich, du Holzkopf, sonst überlege ich mir das nochmal...“

Chapter Text

Tōru nahm sein Handy von der Halterung am Lenker seines Motorrads, das er auf einem Parkplatz in Hamachō abgestellt hatte, wo Izumi wohnte. Er hatte sich den ganzen vergangenen Tag den Kopf zerbrochen, wie er sich vernünftig bei Izumi entschuldigen könnte und alles verworfen, was irgendwie kitschig war. Er würde ihn eher auslachen, als ihm verzeihen, wenn er mit Blumen und Schokolade aufkreuzen würde, vor allem, da das so gar nicht sein Stil war. Den Blick auf sein Handydisplay gerichtet, folgte er der Wegbeschreibung zu einer Bäckerei, die Izumi irgendwann in der vergangenen Woche erwähnt hatte, wie ihm nach Stunden angestrengten Grübelns wieder eingefallen war. Er kaufte dort einige Zimtschnecken und Erdbeertörtchen, dazu zwei große Kaffee, dann machte er sich auf den Weg zu seiner Wohnung. Tōru kannte die Adresse nur, weil er ihn nach einer Schicht nach Hause gefahren hatte, in der er ausnahmsweise nichts getrunken hatte, mehr als die Nummer seiner Wohnung kannte er jedoch nicht. Sie befand sich im achten Stock eines modernen Wohngebäudes, das in Flussnähe stand.

Er blieb vor der dunkelblau lackierten Tür stehen und drückte auf die Klingel, auf deren Schild Akiyama Masaru in ordentlicher Schrift stand, es war nicht gedruckt, sondern mit der Hand geschrieben, wie er überrascht feststellte.

„Tōru?“ klang Izumis Stimme wenig später aus der Gegensprechanlage, die wie alle moderneren eine integrierte Kamera besaß.

„Ja. Ich habe dir was mitgebracht, lässt du mich rein?“

„Warte kurz.“

Durch die Tür drang kein Laut, bis er das Klicken mehrerer Schlösser hörte, die entriegelt wurden und sie schließlich nach außen geöffnet wurde. Izumi hielt sich mit einer Hand am Türrahmen fest und sah ihn verwundert durch eine schwarzgerahmte, eckige Brille an, die welligen, schwarzen Haare fielen ihm locker über die Ohren und die Stirn. Er trug ein blassblaues, schmalgeschnittenes T-Shirt und eine weite, dunkelgraue Jogginghose, die nackten Füße steckten in plüschigen Panda-Pantoffeln.

„Mit dir habe ich heute nicht gerechnet, musst du nicht arbeiten?“ fragte er und machte ihm Platz, damit er eintreten konnte.

„Nichts, was sich nicht nachholen lässt.“ Tōru drückte ihm Gebäck und Kaffee in die Hände, damit er seine Schuhe ausziehen konnte. „Ich wusste nicht, was du lieber magst, also habe ich Zimtschnecken und Erdbeertörtchen gekauft.“

Izumi warf einen Blick auf den Aufdruck der Schachtel und seine Augen wurden groß. „Was ist der Anlass, dass du mich so verwöhnst, Tora? Mein Geburtstag ist erst in zweieinhalb Wochen.“ Er ging voran ins geräumige Wohnzimmer und stellte alles auf dem niedrigen Tisch vor dem Sofa ab. Spätestens in diesem Moment wusste Tōru, was er mit leerer Wohnung gemeint hatte. Die wenigen Möbel im Raum waren kaum ausreichend, ihn zufriedenstellend zu füllen, es wirkte, als würde etwas fehlen, tatsächlich waren die gut gepflegten Pflanzen vor dem langgezogenen Balkon das einzige, das ihn mit etwas Leben erfüllte.

„Du. Also... wir...“ antwortete er unsicher auf seine Frage. „Ich habe dich gebeten, mir noch etwas Zeit zu geben, bis ich mir selbst über alles im Klaren bin und... nun... es ging schneller, als ich selbst dachte.“

„Weshalb so plötzlich...?“ Izumi klang nicht weniger unsicher, als er vor ihm stehenblieb und ihn fragend ansah. In seinem Kopf ratterte es, hatte sein Bruder irgendetwas verraten? Tōru schien noch an einem Stück und unverletzt, also war er nicht mit Kazuki aneinandergeraten, dann wäre er auch nicht zu ihm gekommen. Shiro hatte ihm zwar mitgeteilt, dass sie sich etwas einfallen lassen würden, damit Tōru sich Kou aus dem Kopf schlug, aber dass es so schnell gehen würde, hatte er nicht erwartet. Oder wollte er ihm doch eine Absage erteilen? Er spürte, wie sich ein kalter Kloß in seiner Brust formte, als er daran dachte, dass Tōru nur aus Höflichkeit da war, um ihm mitzuteilen, dass er weiter an seinen Gefühlen für Kou festhalten würde.

„...Izumi? Hey... alles in Ordnung?“ Tōru legte eine Hand auf seine Wange und lenkte seine Aufmerksamkeit so wieder auf sich. „Geht’s dir nicht gut?“

„Doch... also... ja, aber nicht wegen dir... nur zur Hälfte jedenfalls...“ Er neigte leicht den Kopf und schmiegte sich an seine Hand.

„Zu deiner Frage... ich hatte am Montag ein klärendes Gespräch mit Kou. Es war lang und anstrengend und ich habe mich wie der letzte Versager gefühlt, aber, so blöd es klingt, es hat gut getan und mir ist einiges bewusst geworden...“ erklärte er aufrichtig.

„So...?“ Izumi biss sich auf die Unterlippe, als er merkte, wie dünn seine Stimme vor Sorge klang.

„Ich... muss mich bei dir entschuldigen, Izumi... ich war so blind und habe mich aus purer Schwärmerei in etwas hineingesteigert, das keine Grundlage und keine Zukunft hatte. Ich habe nicht gesehen, wie es dir in meiner Nähe ging und ich habe dich ausgenutzt, um zumindest hin und wieder sehr guten Sex zu haben, weil ich den woanders nicht so einfach bekommen hätte...“ Tōru nahm seine Hände in seine und drückte sie an seine Brust. „Dabei habe ich auch nicht gemerkt, wie wichtig du mir bist und... wie glücklich ich bin, wenn ich dich sehen kann, wir miteinander reden oder ich weiß, dass ich dich jedes Wochenende im Club treffe.“

„Tōru... worauf willst du hinaus?“

„Ich bin mir mittlerweile sicher, dass ich dich ebenfalls liebe, Izumi...“ Er hob seine Hände an seine Lippen und drückte einen sanften Kuss darauf, während er ihn mit seinen blaugrauen Augen ansah. „Verzeihst du mir...?“

„Es gibt nichts, das ich dir nicht schon längst verziehen habe, Tora.“ Izumi verzog die Lippen zu einem leichten Grinsen. „Immerhin hast du mir meine Lieblingszimtschnecken mitgebracht. Das hat noch nie jemand für mich getan...“

„Heißt das, ich muss die Erdbeertörtchen alleine essen?“ Tōru legte sich seine Arme auf die Schultern und zog ihn an sich, die Hände auf seiner Taille.

„Wenn du lieb fragst, teile ich mit dir.“ Er lachte leise. „Küss mich endlich, du Holzkopf, sonst überlege ich mir das nochmal...“

Der Ältere beugte sich vor und berührte seine Lippen sanft mit der Zungenspitze, lockte ihn ein wenig, bis er den Kuss ungeduldig selbst einforderte, die Arme in seinem Nacken verschränkt, um ihn an sich zu ziehen. Tōru hielt ihn fest an sich gedrückt, während ihre Zungen sich innig umeinander wanden, er war unendlich erleichtert, dass endlich Klarheit herrschte und Izumi ihm nicht grollte. Ihn zu küssen, fühlte sich jedes Mal so gut und richtig an, dass er gar nicht genug davon bekam. Er schob ihn rückwärts, bis er an die Rückenlehne des Sofas stieß, das mitten im Raum stand, ließ ihn darauf Platz nehmen und strich mit den Händen über seine Oberschenkel, bis er die Beine um seine Hüften schlang. Izumi stöhnte leise gegen seine Lippen, als er die Finger in den weichen Stoff seiner Hose grub.

„Wenn... du mich eben duschen lässt... können wir noch mehr machen, als nur küssen...“ Er zog sacht an Tōrus strubbeligen Haaren. „Du kannst auch mitkommen...“

„Und dann...? Zeigst du mir nur dein Bad oder auch dein Schlafzimmer? Meins kennst du ja schon...“

„Du hast kein Schlafzimmer, du hast ein Bett in einer Ecke deiner Wohnung mit einem Vorhang davor... Komm.“ Izumi rutschte von der Sofalehne und zog ihn an der Hand hinter sich her ins Bad, dessen anthrazitfarbene Großformatfliesen hier und da eine silberfarbene Marmorierung aufwiesen, die im Licht leicht schimmerte. Im hinteren Bereich befand sich eine geräumige Badewanne, der Duschbereich war mit einer Glaswand von der vorderen Hälfte abgetrennt.

„Du sparst an nichts, oder?“ Tōru warf seine Kleidung auf den Fußboden und zog Izumi das T-Shirt über den Kopf, nachdem er ihm die Brille ausgezogen hatte, von seiner Jogginghose befreite er sich auf dem Weg zur Dusche.

„Wieso...? Das war schon so, als ich hier eingezogen bin.“ Er stellte das Wasser an und zog ihn an sich, um ihn zu küssen.

„Gib’s zu...“ Tōru zog mit den Zähnen an seiner Unterlippe, während er seine Hände über seinen Körper gleiten ließ. „Du arbeitest nur so viel, um dir die Miete hier leisten zu können und damit anzugeben...“

„Ich bin ja nicht du... ich habe sie gekauft, ich zahle keine Miete.“

Izumi schob ihm die Zunge in den Mund und drückte seinen Unterleib an ihn, damit er nicht weiterreden konnte. Tōru verschränkte die Hände mit seinen und drückte ihn so an die geflieste Wand, während er sich an ihm rieb, ließ dann aber eine los, um nach der Flasche mit dem Duschgel zu greifen und eine großzügige Portion davon auf Izumis Brust zu verteilen. Der Schwarzhaarige stöhnte leise, als das kühle Gel über seine erhitzte Haut lief, bevor Tōru damit begann, es gründlich zu verteilen. Er hielt die freie Hand über seinen Kopf, damit er sie ebenfalls festhalten konnte und gab sich seinen Berührungen hin, mit denen er ihn wusch.

„...hilfst du mir... mich überall zu waschen, Tora?“ fragte er leise stöhnend.

„Überall...? Hier?“ Er umfasste seine Erektion mit seiner vom Duschgel glitschigen Hand und strich ein paar Mal darüber, dass Izumi die Knie weich wurden, umso mehr, als er sie beide umfasste und gleichzeitig streichelte.

Izumi lehnte den Kopf an die Wand hinter sich, was Tōru dazu veranlasste, seinen Hals zu küssen und an der zarten Haut zu knabbern. Er wusste, dass er keine Spuren hinterlassen durfte, die Fragen aufwerfen konnten, doch sah er die blassen Flecken, die andere dort hinterlassen hatten und spürte einen Hauch von Trotz, als er mit den Zähnen über sein Schlüsselbein kratzte. Izumis Becken zuckte vor und er stieß leicht ungeduldig in seine geschlossene Hand.

„Willst du kommen, Shinamon...? Sag ja... ich steh drauf, dich kommen zu sehen...“ Tōru lehnte die Stirn an seine und beschleunigte seine Handbewegungen, um sie beide zum ersehnten Höhepunkt zu bringen.

„Oh... Gott... ja... das ist so gut, Tōru...“ Izumis Stöhnen wurde lauter und abgehackter, je näher er dem Orgasmus kam. Er hielt sich an der Hand über seinem Kopf fest, als er schließlich zitternd kam. Tōru streichelte ihn und sich weiter, half ihm durch die Wellen der Erregung und küsste ihn gierig, als er selbst über die Kante fiel und sein Sperma sich mit dem seines Geliebten vermischte.

„Ich liebe dich...“ flüsterte er gegen seine Lippen. „Kann ich dir noch mit etwas anderem helfen oder willst du das selbst machen?“

Izumi lachte leise. „Ich liebe dich auch, Tora... Ganz der fürsorgliche Top, was?“ Er schob ihm die nassen Haare zurück und schaute ihm in die Augen. „Du darfst das tun, wenn du damit kein Problem hast... sonst mache ich es selbst.“

„Wenn ich damit ein Problem hätte, würde ich es nicht anbieten... dreh dich um.“

Tōru öffnete die Flasche mit dem Duschgel erneut, diesmal gab er jedoch einen Klecks auf seine Hand und wärmte es erst an, bevor er damit über seinen Rücken strich, nachdem er sich umgedreht und vorgebeugt hatte. Er kannte Izumi gut genug, dass er sicher sein konnte, dass er zuletzt nach seiner Schicht im Lemon in der vergangenen Nacht geduscht hatte und das tat er immer gründlich, besonders schmutzig konnte er also nicht sein, aber er wenn es sein Wunsch war, folgte er ihm nur zu gern. Mit der seifigen Hand strich er zwischen seinen Pobacken entlang nach unten bis zu seinen Hoden, umfasste sie kurz, was ihn leise stöhnen ließ, dann rieb er mit dem Daumen über seinen Anus. Er drang mit dem ersten Fingerglied in ihn ein, zog etwas an dem weichen Muskel und schob ihn dann komplett hinein.

„Tōru... wenn du das so machst... beschwer dich nachher nicht, wenn ich Seifenblasen pupse...“ meckerte Izumi, stöhnte jedoch gleich wieder, als er den Daumen mit Zeige- und Mittelfinger ersetzte und damit über die weichen Schleimhäute rieb.

„Das wäre sicher niedlich...“ Er beugte sich über ihn und küsste seinen Nacken. „Wir können das auch wieder aus dir herausspülen, damit das nicht passiert.“

„Verdammt...“ Er lehnte die Stirn an die Wand und drückte sich an seine Hand.

„Was ist...?“ Er leckte zärtlich über sein Ohr.

„Ich liebe dich immer mehr... wenn du sowas anbietest... sonst mache ich das immer allein“, antwortete er leise.

Tōru lachte leise, schnaubte aber, weil ihm Wasser in die Nase lief. „Ich mache den Job jetzt auch schon seit fast drei Jahren, Izumi... ich weiß gewisse Sachen einfach. Soll ich?“

„Ich... wollte eigentlich nur mit dir schlafen und nicht das volle Shinya Programm... aber wenn du es schon so anbietest...“ Er wackelte etwas mit den Hüften. „Tu dir keinen Zwang an...“

„Das will ich auch, aber wenn es dich so beschäftigt, dass du Seifenblasen pupsen könntest, muss ich das als dein Freund natürlich verhindern...“

Tōru ließ von ihm ab, sah sich in der Dusche um und entdeckte, wonach er gesucht hatte direkt neben der Handbrause. Er nahm den zusätzlichen Schlauch und den schlanken, transparenten Aufsatz, den Izumi zuvor auf einem seiner Fotos gezeigt hatte, schraubte ihn auf das Gewinde und verteilte einen kleinen Klecks Gleitgel darauf, das für diesen Zweck auf der Ablage stand. Izumi schaute ihn mit großen Rehaugen über die Schulter an, als er sich ihm wieder zuwendete.

„...als mein Freund?“ fragte er leise.

„Mhm...“ Er beugte sich über ihn, dann schob er das Silikon langsam in ihn hinein, bevor er das Wasser umstellte. „Dein Freund... Partner... Geliebter... starke Schulter zum Anlehnen... Zimtschneckenlieferant... was immer du möchtest, Izumi...“

Das Stöhnen, das Izumi hören ließ, als das warme Wasser in ihn hineinlief, kannte Tōru noch nicht von ihm. Er konnte nicht leugnen, dass es ihm gefiel, wie er sich an seine Hand drückte, die ihn an der Hüfte festhielt, während die andere den Aufsatz noch etwas tiefer in ihn hineinschob. Das Wasser plätscherte nur, um ihn nicht zu überfordern, aber die Stimulation war spürbar und ließ ihn zittern.

„Tōru... ich... ich kann nicht mehr...“ sagte er leise. „Ich bin genug gefüllt... sauberer muss ich nicht werden...“

Tōru stellte das Wasser ab, zog den Aufsatz aber noch nicht aus ihm heraus, stattdessen schob er ihn kurz ein bisschen weiter hinein, was Izumis Erektion sichtbar zucken ließ. Er stöhnte gegen seine Hände, mit denen er sich an der Wand abstützte.

„Kannst du... hmm... es einhalten, bis ich dich festhalte?“ fragte er ihn, die Stimme rau vor Erregung und Aufregung.

„Ich versuch’s... erlöse mich endlich, ich will deinen Schwanz...“

Izumi fühlte die Kraft aus seinen Knien weichen, als Tōru den Plug schnell aus ihm herauszog. Er hatte Mühe, seine Muskeln anzuspannen, dass nicht alles sofort aus ihm herauslief. Der Rothaarige legte die Arme um ihn und ließ sich mit ihm auf den Boden nieder, so dass er mit dem Rücken zu ihm hockte und sich an seine Brust lehnen konnte.

„Ich hab dich... ich bezweifle zwar, dass eine so gründliche Reinigung notwendig war, aber du scheinst ja sehr drauf zu stehen, Shinamon...“ Tōru knabberte an der geröteten Haut seines Nackens und legte eine Hand um seinen prallen Penis. „Mach, wie du es für richtig hältst...“

Der Schwarzhaarige presste beide Hände auf seinen Mund, das Gefühl von Wasser war so viel anders als das eines Plugs oder Penis, dass es ihn tatsächlich Überwindung kostete, seine Muskulatur locker zu lassen. Es war etwas völlig anderes, wenn er allein war, aber in Tōrus Armen zu liegen, der ihn sicher genau beobachtete, aktivierte den letzten Rest seines Schamgefühls, das er irgendwo noch besaß. Dennoch brachte ihn das Gefühl, das ihn überkam, als das Wasser schließlich aus ihm herauslief, fast an den Rand des nächsten Orgasmus, Tōrus Hand um seinen Penis trug ihren Teil dazu bei. Seine Hände dämpften sein Stöhnen, doch seine Körpersprache und Mimik zeugten davon, wie sehr es ihn erregte.

„Wenn... du mich jetzt nicht fickst, Tora, muss ich wohl dich ficken...“ Izumi drehte sich zu ihm um, nachdem er sicher war, alle Flüssigkeit losgeworden zu sein. „Ich zeige dir mein Schlafzimmer... bevor wir noch aufweichen.“

 

Sie trockneten sich hastig ab, Izumi zog Tōru an der Hand bis zu seinem Schlafzimmer. Gedimmtes Licht erhellte den Raum nur schwach, als er auf einen Schalter neben der Tür drückte und zum breiten Bett vorging. Er ließ sich rückwärts darauf fallen, Tōru kniete sich über ihn und küsste ihn gierig. Seine Lippen und seine Zunge hinterließen eine brennende Spur auf seiner Haut, als er über seine Brust nach unten wanderte. Er umkreiste seinen Bauchnabel mit der Zungenspitze und leckte dann über die gesamte Länge seines harten Penis weiter nach unten, bevor er rückwärts vom Bett rutschte, um sich davor zu knien. Er legte beide Hände unter Izumis Po und hob ihn leicht an, damit seine Zunge ihren Weg fortsetzen konnte und sich der Stelle widmen, die er so ausgiebig gesäubert hatte. Izumi fluchte vor Überraschung, als er damit in ihn eindrang und über die Innenseite des ringförmigen Muskels strich, er wimmerte mehr, als er stöhnte, während er sich an ihn drückte. Tōru spreizte ihn mit den Daumen und intensivierte seine Bemühungen, bis er nass und völlig entspannt vor ihm lag.

„Hast du... Danke...“ Er fing das Gleitgel mit einer Hand, das Izumi nach ihm warf, als er aufgehört hatte und aufgestanden war. Der Blick seiner graublauen Augen folgte ihm, als er auf dem Bett rückwärts rutschte, bis er sich bequem an das gepolsterte Kopfteil lehnen konnte, die Beine schamlos gespreizt. Tōru stieg wieder aufs Bett, rutschte vor, bis er dicht vor ihm kniete, sein harter Penis tropfend und vom Gleitgel glänzend zwischen ihnen.

„Darf ich...?“ Er beugte sich über ihn, küsste ihn sanft und wartete auf eine Antwort, die der Schwarzhaarige ihm gab, indem er die Beine um ihn schlang und seinen Penis nach unten drückte, bis er gegen seinen Anus stieß. Er hauchte ein leises Ja gegen seine Lippen und ergriff seine Hände, als er mühelos in ihn eindrang.

Ihre Lippen trennten sich kaum voneinander, ebenso ihre Hände, die miteinander verschlungen auf dem Kissen neben Izumis Kopf lagen, während sie sich liebten. Die Luft war erfüllt von ihrem Stöhnen und dem Geräusch von aufeinandertreffender, feuchter Haut. Tōru löste nach einer Weile seinen Griff, um seine Hände auf seine Hüften zu legen und ihn bei jedem seiner schneller werdenden Stöße an sich zu ziehen, sein Partner schlang die Arme um seinen Nacken und drückte sich an ihn, so dass sein Penis an seinem Bauch rieb. Es war genug Stimulation für ihn, um nach dem ausgiebigen Vorspiel zu kommen, ohne dass er sich noch mehr anfassen musste.

„Tora... ich... hnnngh...!“ Sterne explodierten in seinem Kopf, als er lautstark kam und sein Sperma sich bis zu seiner Brust ausbreitete. Tōrus Stöhnen war kaum weniger leise, er hielt ihn fest an sich gedrückt und ergoss sich in ihm, da er ihn so sehr umschlang, dass er sich unmöglich aus ihm hätte zurückziehen können.

„...ich liebe dich, Izumi...“ murmelte er schwer atmend gegen seinen Hals und wiederholte es noch ein paar Mal flüsternd.

„Ich liebe dich auch, Tōru...“ Er strich mit den Fingern durch seine feuchten Haare. „...jetzt ist der Kaffee bestimmt kalt...“

Tōru lachte leise und schmiegte sich an ihn, nachdem er sie mit einem Handtuch von den gröbsten Flecken befreit hatte. „Wir hatten besseres als Kaffee... was meintest du damit, du hast die Wohnung gekauft?“

„Allerdings... Ich hatte keine Lust darauf, Miete zu zahlen und habe gespart, um sie mir kaufen zu können“, antwortete er, seine Fingerspitzen malten kleine Kreise auf Tōrus Oberarm. „Was heißt... ich hatte das Geld noch nicht komplett und habe mir den Rest geliehen, es ist aber schon komplett zurückgezahlt.“

„Die war doch bestimmt sackteuer...“

„Ja, völlig überteuert dazu, deswegen hat mein Geld auch nicht ganz ausgereicht und ich musste meinen Ziehvater bitten, mir den Rest vorzuschießen, nachdem ich ihm einen ausführlichen Rückzahlungsplan vorgelegt hatte. Er ist da etwas eigen...“

„Ist dein Ziehvater so reich oder einfach nur gut im Sparen?“ Tōru stützte sich auf den Ellbogen und schaute ihn an.

„Beides. Er verleiht auch nicht gerne Geld, weil er meint, dass man sich erst etwas kaufen soll, wenn man das Geld selbst auch hat, statt auf Pump zu leben... ich hatte aber selbst schon zwei Drittel zusammen, also ließ er sich mit etwas Betteln überzeugen“, erklärte er ruhig.

„Hmm... mein Vater würde mich fragen, ob ich den Verstand verloren habe, wenn ich ihn auch nur um zehntausend Yen bäte. Er ist knausrig... und wir haben uns nie wirklich gut verstanden, auch wenn er immer noch hofft, dass ich sein Ryokan übernehme, wenn ich mir die Kunst aus dem Kopf geschlagen habe...“ murmelte Tōru zerknirscht. „Er weiß auch nicht, dass ich schwul bin.“

„Nicht? Hast du nie mit deinen Eltern darüber gesprochen?“ Izumi war sichtlich überrascht.

„Doch, habe ich. Aber sobald ich das Gespräch darauf lenke, was ich fühle, wechselt mein Vater das Thema und erzählt irgendwas davon, was er noch für die Gäste tun muss und hört mir nicht zu. Von meiner Familie weiß es nur meine kleine Schwester, aber die lebt in Sapporo und nicht bei unseren Eltern in Ōdate...“

„Oh... das... verzeih mir, wenn ich das so sage, aber dein Vater ist ein Arschloch. Wie kann er dir denn nicht zuhören, wenn du über deine Gefühle sprichst? Das ist doch superwichtig.“ Der Schwarzhaarige zog ihn in eine zärtliche Umarmung und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich verspreche dir, dass ich dir immer zuhöre, wenn du reden möchtest. Egal über was... auch wenn ich dich nerve oder dich sonst was stört, du kannst es mir sagen.“

„Das ist lieb von dir, Izumi.“

„Wie verlief eigentlich dein Gespräch mit Yukimura?“ fragte er neugierig.

„Uff... er war schonungslos ehrlich zu mir, nachdem ich ihm meine Gefühle offenbart habe, hat mir das Herz aus der Brust gerissen, es zerfleddert und dann wieder zusammengeklebt, indem er mir verziehen hat. Zwischendurch hat er sich halb ausgezogen, um mir zu beweisen, dass ich ihn sexuell nie zufriedenstellen könnte... Onodera schont ihn nicht wirklich und er steht voll drauf“, führte Tōru aus. „Er war in seiner Wohnung, als wir ankamen und hat seinen Kühlschrank repariert. So komplett anders, als wenn er im Club ist oder in der Öffentlichkeit, irgendwie weicher. Und die zwei... beneidenswert harmonisch. Kou strahlt vor Glück, wenn er bei ihm ist oder nur über ihn redet.“

„Hmmm...“ Izumi lächelte, er wusste, wie Kazuki sein konnte, wenn er sich wohlfühlte. „Wie seid ihr verblieben? Du und Yukimura.“

„Wir sind Freunde, die sich... uhm... platonisch lieben. Ich glaube, das war es, was ich überinterpretiert habe, weil man Kou nur mögen kann, wenn man ihn näher kennt“, antwortete er.

„Ich verstehe... du musst ihn mir bei Gelegenheit mal vorstellen, also richtig, als Gast kenne ich ihn, aber da spielt jeder seine Rolle und... nimm’s mir nicht übel, aber ich bin dann wohl der einzige von uns beiden, der mit ihm im Bett war.“ Er tätschelte grinsend seinen Kopf, als er ihn verblüfft ansah. „Gehen wir was essen? Ich verhungere... und ich muss meine Soap noch fertig schauen, du hast mich unterbrochen.“

„Deine... ja... was immer du willst, Izumi.“

Den Rest des Abends verbrachten sie kuschelnd auf dem Sofa vor dem Fernseher. Da Izumis Kühlschrank bis auf Feuchtigkeitsmasken und etwas Obst leer war und sie sich nicht nur von Gebäck ernähren wollten, bestellten sie sich eine große Pizza, die sie sich teilten, während sie sich über die verkorksten Beziehungen der Charaktere in den Soaps amüsierten, mit denen der Schwarzhaarige seinen freien Tag füllte. Nachdem sie spät am Abend ins Bett gegangen waren, unterhielten sie sich noch lange über die unterschiedlichsten Dinge, Tōru erzählte ihm von seiner Arbeit als Zeichner und dem neuen Projekt, das sein Zirkel bis zum Sommer umsetzen wollten, Izumi lästerte über seine nervigsten Kunden und erzählte ihm ein wenig von sich selbst, dass er noch einen Zwillingsbruder hatte, mit dem er mit zwölf Jahren als Waise nach Tokio gekommen war. Über weitere Details sprach er nicht, weil er dabei schon mehr gähnte, als redete und schließlich mit dem Kopf auf Tōrus Brust einschlief, der die Arme um ihn gelegt hatte. Er selbst betrachtete ihn noch eine Weile, bevor er das gedimmte Licht ausschaltete und selbst wenig später einschlief.

 

Der Duft frischen Kaffees kitzelte in Tōrus Nase. Er schlug die Augen auf und brauchte einen Moment, um sich zu orientieren und dann erinnerte er sich, in wessen Bett er lag, drückte den Zipfel der Bettdecke an sein Gesicht und brummte wohlig vor verliebter Freude. Izumi schaute zur Schlafzimmertür herein, nachdem er sich aufgesetzt hatte und grinste mindestens genauso breit wie er.

„Gut geschlafen, Tora?“ fragte er und überwand die kurze Distanz, um sich kurzerhand auf seinen Schoß zu setzen und ihn zu küssen. „Guten Morgen...“

„Mhm... und noch besser aufgewacht...“ Tōru legte die Hände auf seinen Po und schnupperte an seinem Hals. „Hast du die letzte Zimtschnecke gegessen? Ohne mich?“

„Natürlich. Ich habe dir etwas übrig gelassen, aber ich hatte solchen Hunger, dass ich nicht warten konnte“, antwortete er.

„Bist du schon lange wach...?“ Er schielte auf den Wecker, der neben dem Bett stand, es war halb zehn.

„Seit acht. Du hast so süß geschlafen, ich wollte dich nicht wecken, nach dem Stress, den du die letzten Tage hattest.“ Izumi strich ihm mit beiden Händen durch die zerzausten, aufgehellten Haare und ließ sie dann in seinem Nacken liegen. „Ich war laufen und habe auf dem Rückweg Frühstück mitgebracht.“

„Das ist lieb von dir. Dein Bett ist so bequem, ich glaube, ich schlafe nur noch hier“, flüsterte er mit einem leisen Lachen und küsste die zarte Haut an seinem Hals.

„Nicht, dass ich was dagegen hätte, aber... hm... du musst nicht halb hier einziehen, nur weil wir jetzt... also...“ druckste er ein wenig überfordert.

„Hey... interpretier nicht zu viel da rein, das war nur ein Scherz. Ich weiß doch, wie viel Ärger du deshalb schon hattest, wir gehen das ganz langsam an, okay?“ Tōru drückte ihn an sich. „Ich bin nur so verdammt glücklich, dass ich es immer noch nicht fassen kann. Sag ruhig, wenn ich dir zu anhänglich bin...“

„Das könntest du nie. Danke, dass du Rücksicht nimmst, ich... muss das auch erstmal verarbeiten und aufpassen, dass ich nicht den ganzen Abend wie ein Trottel grinse.“ Er lehnte die Stirn an seine. „Arbeiten wir wie bisher weiter? Ich will das geklärt haben, bevor ich heute Abend in den Club gehe.“

„Wie bisher, daran ändert sich nichts. Ich schränke dich nicht ein, du kannst tun und lassen was du willst, wir sind beide Profis genug, dass wir das trennen können“, sagte er bestimmt. „Wenn es einem von uns zu viel wird, finden wir eine Lösung, aber ich glaube nicht, dass es dazu kommt.“

„Okay... Yukimura hat dir vorhin eine Nachricht geschickt, ich habe es zufällig gesehen, weil dein Handy noch im Wohnzimmer liegt“, informierte Izumi ihn, nachdem sie eine Reihe kleiner Küsse ausgetauscht hatten.

„Ohh... er wollte wissen, wie es gelaufen ist“, gestand Tōru. „Wahrscheinlich macht er sich Sorgen, ob du mich leben gelassen hast.“

„Ich bin zahm wie ein Lämmchen, ich tue niemandem was, außer er bittet darum.“ Er grinste schelmisch und rutschte rückwärts von seinem Schoß. „Kaffee?“

Tōru zog sich etwas an und sie frühstückten, bevor der Kaffee kalt werden konnte, anschließend nahm er sein Handy in die Hand und las die seit dem vergangenen Abend eingegangenen Nachrichten. Kou hatte besorgt nachgefragt, ob alles in Ordnung war, die letzte Nachricht war von diesem Morgen.

„Er macht sich ja wirklich Sorgen um dich... wie süß.“ Izumi saß zwischen seinen Beinen auf dem Sofa und las auf seinem Handy mit. „Lass uns ein Foto machen, das kannst du ihm und deinen überaus neugierigen Zirkelfreundinnen schicken.“

„Hmm... mach du das, Selfie-König, dann sieht es auch nach was aus.“ Tōru gab ihm das Handy, dann legte er die Arme um seine Brust und drückte ihn an sich, so dass sie Wange an Wange saßen.

Izumi machte mehrere Fotos aus verschiedenen Winkeln, bis sein Freund ungeduldig wurde und ihn erst auf die Wange küsste, um dann seinen Kopf am Kinn zu sich zu drehen und ihn auf den Mund zu küssen. Der Kuss wurde inniger und heißer, als sie es geplant hatten, bis sie sich schließlich atemlos voneinander trennten.

„Ups... davon habe ich ein Video gemacht... bin wohl abgerutscht“, bemerkte der Schwarzhaarige amüsiert. „Willst du es sehen?“

„Ich schau es mir später an... sonst komme ich nicht weg, bevor du los musst und ich muss heute auch noch Arbeit erledigen, Shinamon.“ Tōru sendete die Fotos und das Video an Izumi, bevor er eines auswählte, das er Kou und Shizuru schickte.

 

Tōru [10:12]: Jackpot Σ>―(〃°ω°〃)♡→

 

Izumi nahm sein eigenes Handy in die Hand, wählte ein paar der Fotos aus und lud sie als kleine Fotoreihe, die damit endete, dass Tōru ihn auf die Wange küsste, auf seinen persönlichen Instagram-Account hoch, nachdem er ihm mit einem Nicken die Erlaubnis dazu gegeben hatte. Es gab zwar Überschneidungen an Followern, die seinem Host-Account folgten, aber das waren keine Kunden, sondern nur User, die das mochten, was er postete.

„Soll ich dich verlinken?“ Er war etwas auf seinem Schoß nach unten gerutscht und schaute ihn von unten an. „InuTooru? Vielleicht solltest du ihn umbenennen in ToraTooru...“

„Das klingt aber nicht halb so gut wie InuTooru. Ja, mach einfach mal, ich nehme gerne einen Teil deiner Follower bei mir auf“, entgegnete er grinsend. „Klaust du etwa meinen Text?“

„Ja. Ist doch sehr passend und für mich... fühlt es sich ebenso an...“ Izumi setzte eine Reihe von Hashtags unter den Text und tippte auf den kleinen Haken, um den Beitrag zu posten.

„Wie gut, dass keiner deiner Kunden weiß, wie niedlich du sein kannst... das würde dein Image komplett zerstören.“ Tōru beugte sich zu ihm herab und küsste ihn zärtlich. „Ich liebe dich, Shinamon.“

Chapter 79

Summary:

„Hallo Prinzessin, du bist ja schwerer zu erreichen als der Kaiser“, flötete Nao.

„Gar nicht, ich hatte das Handy stummgeschaltet, weil ich im Verlag war. Wolltest du was?“ Er schaute auf der Anzeigetafel nach dem nächsten Zug.

„Ja, dich, in meinem Laden, heute noch. Du bist sowieso schon in Ikebukuro, da kannst du auch noch nach Shibuya kommen, statt dich wieder in deinem Traumschloss zu verkriechen.“

„Gibt es einen Anlass?“ Kou lenkte seine Schritte zum Gleis, von dem die Bahn nach Shibuya abfuhr.

„Nö, außer diese Lieferung rattenscharfer Klamotten, die dir perfekt stehen würden… und ich glaube, du musst mal was anderes sehen, als nur deine Arbeit, Süßer“, antwortete er. „Kommst du vorbei für das Nao-rundum-sorglos-Paket?“

Chapter Text

Kou öffnete die Nachricht, die Tōru ihm geschickt hatte und spuckte fast seinen Kaffee auf sein iPad, das er sich herangezogen hatte, um besser lesen zu können. Ein leiser Schmerzenslaut entsprang seiner Kehle, als der Kaffee ihm in die Nase stieg, weil er die Hand auf den Mund gepresst hatte, damit das nicht passierte.

„Alles in Ordnung?“ Shiro streckte den Kopf zur Tür herein. Er hatte sich dazu bereit erklärt, Kous Kühlschrank wieder einzuräumen und für ihn einzukaufen, damit er ungestört arbeiten konnte und dabei nicht verhungerte.

„...ja“, krächzte er und drehte sich von seinem Tisch weg, um die Flüssigkeit aus seinen Atemwegen zu husten. „Sieht so aus... als hätte sich das Problem gelöst, ohne dass ich mit Tōru ins Bett muss.“

„Welches Prob... oh, das meinst du.“ Der junge Yakuza stellte sich hinter ihn und schaute auf das geöffnete Foto. „Hättest du es denn wirklich durchgezogen, wenn es nötig gewesen wäre?“

Kou schüttelte den Kopf. „Nein... an dem Abend klang es nach einer halbwegs guten Idee, die zu viel Sake hervorbringt, aber nach der ganzen Woche in Nagano... auf keinen Fall. Ich glaube auch nicht, dass Kazuki es zugelassen hätte, wenn es so weit gekommen wäre.“

„Ich verstehe... ich muss zugeben, besonders gefallen hat mir die Idee auch nicht, aber Sayuri-nee-san denkt sehr pragmatisch, wenn es um Sex und all das geht. Sie ist ziemlich berechnend in allem, was sie tut und hätte das ohne mit der Wimper zu zucken durchgezogen, wenn es sie selbst betroffen hätte“, erklärte Shiro aufrichtig. „Ich bin froh, dass du es auf deine Weise regeln konntest, Kou. Für meinen Bruder und den, den er liebt. Er scheint ein toller Mensch zu sein, wenn ihr euch beide so ins Zeug legt und du ihn immer noch magst.“

„Tōru ist der beste Partner, den ich Izumi wünschen kann.“ Kou legte den Kopf in den Nacken und schaute Shiro an, da er immer noch auf dem Fußboden saß. „Ich hoffe, Tetsuo ist nicht so sehr der Ziehvater, der sich jeden Partner seiner Söhne zu genau ansieht und ihm Angst macht.“

Der Jüngere lachte kurz und schüttelte dann den Kopf. „Zum einen kennt er Tōrus Host-Identität, zum anderen würde Izumi ihm was husten, wenn er nur davon anfängt, dass er Bedenken deshalb hat. Er hat sie nicht, soviel weiß ich. Ich glaube, er ist eher froh, dass Onkel Kazuki sich nicht weiter darum sorgen muss, dass er dich klaut, weil er dich für sich alleine haben will.“

„Oh man...“ Kou öffnete Instagram, weil Shizuru ihm einen Link geschickt hatte, nachdem Tōru sie ebenfalls informiert hatte. „Wenn dein Bruder das so postet, ist es wirklich offiziell. Die beiden sind wirklich süß zusammen.“ Er lächelte über die passend ausgewählten Bilder der Reihe, hinterließ einen Like und einen kurzen Kommentar, bevor er die App wieder schloss.

„Brauchst du noch was? Sonst würde ich wieder gehen und nach den Jungs schauen, die machen nur Unsinn, wenn man sie zu lange allein lässt.“ Shiro schob die Hände in die Taschen seiner Jeans.

„Nein, geh nur. Danke für deine Hilfe, du hast mir wirklich den Tag gerettet. Wenn ich das auch noch hätte machen müssen, würde ich nicht rechtzeitig fertig werden.“

Der junge Yakuza verbeugte sich kurz, murmelte eine Verabschiedung und ließ ihn allein mit dem Hinweis, dass eine Schachtel Onigiri im Kühlschrank stand, falls er Hunger hatte. Kou stürzte sich wieder in die Arbeit, nachdem er sich mit einer weiteren Tasse Kaffee versorgt hatte und arbeitete bis spät in die Nacht an den letzten Feinheiten seiner Überarbeitung der ersten sieben Kapitel. Bevor er erschöpft schlafen ging, schrieb er eine kleine Dankesseite, auf der er sich kurz vorstellte, seiner Editorin und dem Verlag für die Chance dankte und seinem Bruder und seinen Freunden für die Unterstützung. Er war zu müde, um noch zu Kazuki zu gehen und sich mit irgendetwas auseinanderzusetzen, also schlurfte er gähnend in sein eigenes Schlafzimmer, wo er sich auf seinem Futon zusammenrollte und nach Langem sein Yamazaki Sousuke-Dakimakura an sich drückte, nachdem er sich einen Wecker für den späten Vormittag gestellt hatte, um die Dateien rechtzeitig an den Verlag zu schicken.

 

Kou wurde vom Klingeln seines Handys geweckt, das neben ihm auf der Ladestation lag. Er rollte sich träge über sein Kissen und nahm den Anruf entgegen.

„Ja...?“ gähnte er.

„Yukimura-sensei, ein Glück, dass ich Sie erreiche.“ Seine Editorin Miho klang gestresst. „Habe ich Sie geweckt?“

„Mhm... wie spät ist es?“ Er setzte sich auf und rieb sich mit dem Handballen über die Augen, da seine Brille im Arbeitszimmer lag, konnte er die Uhrzeit in der Statusleiste des Handys nicht erkennen.

„Kurz nach zehn. Ich weiß, dass es nach der üblichen Vorgehensweise völlig ausreichend ist, wenn Sie mir ihre Überarbeitung kurz vor der Deadline in die Cloud laden, aber wir hatten hier heute Morgen einen Serverausfall und ich habe immer noch keinen Zugriff auf die Cloud, nur das Backup von gestern Abend“, erklärte sie. „Können Sie es irgendwie einrichten, mir die Überarbeitung heute noch auf einem USB-Stick ins Büro zu bringen? Ich gebe Ihnen auch etwas mehr Zeit, Sie haben sicher die halbe Nacht noch gearbeitet...“

„Ich müsste erst einen USB-Stick organisieren, der groß genug ist“, antwortete er, stand auf und ging eilig in sein Arbeitszimmer, um seine Brille zu holen. „Da ich cloudbasiert arbeite, hab ich nur noch veraltete Sticks herumliegen, auf die nicht einmal ein Zehntel der Dateien passt.“

„Das verstehe ich. Es tut mir unendlich leid, Ihnen diese zusätzliche Arbeit zu machen, Yukimura-sensei. Ich kann Ihnen nichtmal einen Fahrer vorbeischicken, weil die alle außerhalb der Stadt unterwegs sind, um alles einzusammeln, was wir heute brauchen.“ Es war zu hören, wie sehr sie es ärgerte, dass die Technik streikte.

„Machen Sie sich keine Gedanken darum, Hamasaki-san. Ich bin soweit mit allem fertig und mache mich gleich auf den Weg, einen Stick zu organisieren.“ Kou stellte das Handy auf Lautsprecher und zog sich an. „Vielleicht hat mein Partner oder einer seiner Mitarbeiter einen übrig, dann muss ich nichts kaufen. Ich melde mich, wenn ich mehr weiß oder andere Probleme auftauchen.“

Er legte auf, flitzte für einen kurzen Stop ins Bad, trank einen großen Schluck Wasser und fuhr dann mit dem Aufzug nach oben, um Kazuki zu fragen, ob er einen USB-Stick hatte. Die Wohnung war leer, auf sein Klopfen an die Bürotür meldete sich niemand, der Raum war ebenso menschenleer wie die Wohnung, offensichtlich war er unterwegs. Wenn Kazuki nicht da war, war Tetsuo in der Regel auch nicht greifbar, also wählte Kou Shiros Nummer.

„Kou? Ist was?“ Shiros Stimme klang gedämpft.

„Entschuldige, wenn ich dich störe, aber du weißt nicht zufällig, ob es im Haus irgendwo ungenutzte USB-Sticks mit viel Speicherplatz gibt? Ich muss meine Sachen so zum Verlag bringen, weil deren Server nicht funktionieren. Kazuki und Tetsuo sind unterwegs.“

„Uff... keine Ahnung, am besten schaust du im 7-Eleven, ob die was haben. Ich muss auflegen, tut mir echt leid, aber Arbeit und so...“

Er beendete das kurze Gespräch und Kou schaute irritiert auf sein Handydisplay, bevor er in seiner Wohnung Schuhe, Mantel und Tasche holte, um sich im nächsten Convenience Store auf die Suche nach einem USB-Stick zu machen. Im dritten Geschäft wurde er tatsächlich fündig und er war für einen Moment froh darüber, in einer Großstadt zu leben, in der er nur wenige Minuten bis zum nächsten Geschäft hatte und nicht stundenlang für einfache Einkäufe unterwegs sein musste. Bis er wieder in seiner Wohnung war, war es trotzdem schon nach halb zwölf und er beeilte sich, den nagelneuen USB-Stick aus seiner Verpackung zu schneiden und an sein Macbook zu stöpseln. Da er penibel darauf achtete, eine übersichtliche Ordner- und Dateistruktur zu führen, hatte er die benötigten Dateien kurz darauf ausgewählt und kopierte sie auf den Stick. Da es durch die Größe der Dateien etwas dauern würde, nutzte er die Zeit, um schnell zu duschen, sich etwas vorzeigbares anzuziehen, das nicht aus Jogginghose und altem Pullover bestand und eine Kleinigkeit zu frühstücken. Er spülte seinen Buttertoast mit einer Tasse Kaffee herunter und fixierte seinen Blick auf den kleinen Ladebalken, der den Speicherfortschritt anzeigte. Kou war alles andere als ein ungeduldiger Mensch, aber er wollte seine Editorin länger als nötig warten lassen, weshalb er nervös mit dem Finger auf seinem Handydisplay herumtippte. Er merkte dabei nicht, dass er eine Terminbenachrichtung löschte, die er sich zu Beginn der Woche eingerichtet hatte. Sobald die Dateiübertragung beendet war, trennte er den Stick ordnungsgemäß, steckte ihn in das Innenfach seiner Umhängetasche und machte sich auf den Weg zum U-Bahnhof.

 

In der Lobby des Verlags herrschte erwartbares Chaos, als er ankam. Die Mitarbeiterinnen am Empfang, gaben ihr Möglichstes, dass alle noch vor der Deadline ihre Projekte abgeben konnten. Kou ärgerte sich ein wenig über sich selbst, dass er nicht schon eher fertig geworden war, damit er den Stress hatte umgehen können. Kaoru erspähte ihn, nachdem er durch das Treppenhaus nach unten gekommen war, weil die Aufzüge sich selbst für Mitarbeiter nicht entsperren ließen. Er bahnte sich einen Weg durch eine Gruppe aufgelöster Zeichner und lenkte Kous Aufmerksamkeit auf sich, indem er ihn am Ärmel zog.

„Komm mit, ich bringe dich nach oben“, sagte er bestimmt, da ihm der gestresste Ausdruck im Gesicht seines kleinen Bruders nicht entgangen war.

„Kaoru-nii, Hamasaki-san sagte, die Server wären gecrasht?“ fragte Kou, während er ihm folgte, den Blick auf seinen Rücken im dunkelblauen Jackett gerichtet.

„Wenn es nur das wäre... irgendwer hatte wohl Spaß daran, unsere Server mit einer DdoS-Attacke lahmzulegen, ein reiner Servercrash wäre durch einen Neustart gelöst, aber das...“ Er knallte ungeduldig seine Chipkarte gegen einen Sensor, der nach wie vor rot leuchtete, bis er die Tür zum Treppenhaus manuell mit einem Schlüssel entriegelte. „Ich bin kein IT-Experte, aber ich habe noch keinen von unseren Technikern frustriert fluchen hören. Bis heute. Aktuell sind wir offline, das heißt, wir können auch nichts an die Kollegen im Homeoffice schicken, womit sie arbeiten können, die Kuriere bringen einen Teil des Backups von gestern persönlich hin.“

„Das klingt übel... wird sich das irgendwie auf den Release auswirken?“

„Ich hoffe nicht, aber es werden wohl alle das ganze Wochenende arbeiten, um das wieder auszugleichen. Bist du mit allem fertig geworden?“ Kaoru schaute ihn an, während sie nebeneinander die Treppe nach oben eilten.

„Ja, wäre ich nicht so ein Perfektionist, wäre ich am Anfang der Woche schon fertig gewesen, aber so erst heute Nacht um vier.“ Er grinste beschämt, weil sein Bruder ihm einen tadelnden Blick zuwarf.

„Du änderst dich wahrscheinlich nie, Brüderchen.“ Er blieb vor einer Tür stehen und schloss sie auf. Dahinter befand sich der Flur zur Shoujo-Redaktion, in der die Spannung in der Luft greifbar war, die Handys der Editoren klingelten unaufhörlich, während diese versuchten, irgendwie den Überblick zu behalten.

„Uff...“ Kou blieb neben der Tür stehen und kramte den USB-Stick aus seiner Tasche.

„Yukimura-sensei...! Ein Glück, dass Sie es so schnell geschafft haben.“ Miho zwängte sich zwischen zwei Kolleginnen hindurch und kam ihm entgegen, damit er nicht in das Großraumbüro musste. „Haben Sie alles dabei?“

„Ja... Kaoru-nii hat mich hergebracht, damit es schneller geht. Unten ist ein ziemliches Chaos...“ Er gab ihr den Stick, den sie dankbar entgegennahm.

„Du bist ein Engel, Kaoru, Danke. Kannst du ihn wieder runterbringen, bevor der Chef noch schimpft?“

 

„Ich würde dich ja auf einen Kaffee einladen, aber ich befürchte, dass mir irgendjemand den Kopf abreißt, wenn ich das Gebäude in dieser Situation verlasse, auch wenn ich gerade nicht viel tun kann“, sagte Kaoru, nachdem er Kou ins Erdgeschoss und dort zu einem Seiteneingang gebracht hatte. „Geht’s dir gut?“

„Das kann ich verstehen... Ja, mir geht es gut. Müde, aber das ist normal vor Deadlines.“ Kou unterdrückte ein Gähnen. „Macht die Pressestelle Ärger, wenn ich zu viel Privates auf meinem Künstleraccount poste?“

„Nein, im Gegenteil. Solange du dich nicht ausziehst...“ Er grinste kurz, als Kou ihn entsetzt ansah. „Du bist alt genug, um zu wissen, was du deinen Fans zumuten kannst und was nicht. Reglementiert ist nur deine Arbeit an NoPriWo, was du darüber hinaus machst, ist uns relativ egal. Diese Details musst du dann eher mit deinem Partner besprechen, den du mir übrigens immer noch nicht vorgestellt hast, Brüderchen.“

„Es war noch keine Zeit dafür, Kaoru-nii.“ Er zog das vibrierende Handy aus der Jackentasche und schaute aufs Display, ein Anruf von Nao. „Ich muss da rangehen. Ich melde mich bei dir, wenn wir etwas mehr Luft im Kalender haben, aktuell ist einfach so viel los... ich glaube, ich schlafe das Wochenende einfach durch.“

„Mach das. Ich will nur, dass du weißt...“ Er zögerte kurz, da er Kous Beziehungen bisher nie kommentiert hatte. „Wenn du ihn liebst und er dich, ist das alles, was ich mir für dich wünschen kann, Brüderchen. Ich war das letzte Mal etwas unfair dir gegenüber, du bist niemand, der sich unüberlegt in sowas stürzt, das tut mir leid.“

„Ich weiß, Kaoru-nii.“ Kou umarmte ihn. „Ich hab dich lieb, auch wenn du immer noch versuchst, auf mich aufzupassen. Ihr seid jederzeit in meiner neuen Wohnung willkommen, wenn ihr vorbeikommen wollt. Der Vorteil, wenn man von zuhause aus arbeitet.“ Er grinste breit, dann ließ er ihn los. „Bis dann.“

Kou rief Nao zurück, während er zum Bahnhof lief, um nach Hause zu fahren. Er stellte frustriert fest, dass sein Handy über Nacht nicht geladen hatte und der Akkustand nur noch zehn Prozent betrug.

„Hallo Prinzessin, du bist ja schwerer zu erreichen als der Kaiser“, flötete Nao.

„Gar nicht, ich hatte das Handy stummgeschaltet, weil ich im Verlag war. Wolltest du was?“ Er schaute auf der Anzeigetafel nach dem nächsten Zug.

„Ja, dich, in meinem Laden, heute noch. Du bist sowieso schon in Ikebukuro, da kannst du auch noch nach Shibuya kommen, statt dich wieder in deinem Traumschloss zu verkriechen.“

„Gibt es einen Anlass?“ Kou lenkte seine Schritte zum Gleis, von dem die Bahn nach Shibuya abfuhr.

„Nö, außer diese Lieferung rattenscharfer Klamotten, die dir perfekt stehen würden… und ich glaube, du musst mal was anderes sehen, als nur deine Arbeit, Süßer“, antwortete er. „Kommst du vorbei für das Nao-rundum-sorglos-Paket?“

 

Kazuki schaute auf seine Uhr, als er in Kous leerer Wohnung stand, es war weit nach sechzehn Uhr und er hatte es tatsächlich geschafft, pünktlich Feierabend zu machen, obwohl er seit dem Vormittag mit Tetsuo unterwegs gewesen war, um dringende Angelegenheiten zu erledigen. Shiro hatte sie begleitet, zusammen mit einigen anderen Kobun, um einem Geschäftspartner mit etwas mehr Deutlichkeit klarzumachen, dass man ihn nicht warten ließ. Von Shiro wusste er, dass sein Partner ungeplant zum Verlag fahren musste, aber es war nicht weit und er hätte schon längst wieder zurück sein müssen. Er warf noch einmal einen Blick in das Schlafzimmer mit dem zerwühlten Futon, um dann zurück in seine Wohnung zu gehen und zu schauen, ob Kou mittlerweile dort eingetroffen war. Tetsuo stand am Küchentresen und trank einen Kaffee, während er einen Bericht tippte.

„Hast du etwas von Kou gehört, Tetsu?“ fragte er ihn, leicht besorgt, da er auch keine Nachricht hinterlassen hatte, dass er länger wegblieb.

„Nein. Er hat das Gebäude heute um halb eins verlassen, um zum Verlag zu fahren.“ Er öffnete die „Wo ist?“-App auf seinem iPhone. „Der letzte Standort war um kurz nach zwei im Bahnhof Ikebukuro, seitdem ist das Handy aus oder offline. Hast du keine Standortfreigabe von ihm, oder warum fragst du mich?“

„Nein, tatsächlich nicht. Wir haben nicht darüber gesprochen und ich wollte ihn nicht zu sehr kontrollieren, indem ich danach frage.“ Kazuki lehnte sich neben ihn an den Tresen und legte den Kopf in den Nacken. „Denkst du, es wissen doch noch andere von uns, als die von denen wir wissen?“

„Auf jeden Fall. An meinem Geburtstag haben ihn die Jungs in seiner ganzen Pracht sehen dürfen. Er wohnt hier, dass wir hier wohnen, weiß auch jeder in der Nachbarschaft, er war mehrfach mit einem von uns bei Wadas Ramenstand, sogar mit dir allein.“ Tetsuo hob tadelnd eine Augenbraue, da er immer um seine Sicherheit besorgt war, wenn er nicht in der Nähe war.

„Tetsu, Wadas Ramenstand befindet sich an der Ecke des Gebäudes, so viel Auslauf kannst du mir ruhig lassen, außerdem waren Shiro, Ren und Yuuta ebenfalls dort.“

„Yuuta? Hmm… ich weiß, du hast ihm eine zweite Chance gegeben, aber er ist nicht Kous größter Fan, wenn ich das so ausdrücken darf.“

„Es ist trotzdem schon fast zwei Monate her, dass wir ihn dort getroffen haben. Noch andere, die dir Sorgen bereiten?“ Er entsperrte sein Handy und öffnete seinen Kalender. Kou hatte ihm nach ihrem Gespräch am vergangenen Montag eine Termineinladung für ihr Date geschickt, damit sie es beide nicht vergaßen. Mit Erinnerung um zwölf Uhr mittags.

„Innerhalb deines Clans? Nein. Innerhalb der Miyamoto-kai? Zu viele, als dass ich sie aufzählen kann, ich traue nichtmal Itsuki weiter, als ich ihn werfen könnte… aber der würde euch nicht verraten, er ist froh, wenn er Sayuri für sich hat und du dich nicht so häufig dort blicken lässt“, führte der Blonde aus. „Du denkst doch nicht, dass ihm was passiert ist? Wir reden hier von Kou, er ist kein kleines Kind, das nicht auf sich aufpassen kann.“

„Er kann sich aber auch nicht gegen mehr als eine Person verteidigen, wenn es sein muss und die, die mir schaden könnten, weil sie ihm etwas antun, schicken nicht nur einen…“ Kazuki raufte sich die Haare. „Ich gehe duschen, wenn er danach noch nicht da ist, überlegen wir uns was.“

 

„Ich glaube ja, er hat die Zeit vergessen und bummelt irgendwo, so schön wie das Wetter ist…“ Tetsuo tippte sich durch Kous Standortverlauf, der für den Bereich des Bahnhofs in Ikebukuro aber nicht besonders genau war, während Kazuki sein Hemd zuknöpfte, das er nach dem Duschen angezogen hatte.

„Kou hat zwei Wochen durchgearbeitet, ich bezweifle, dass er fit genug zum Bummeln ist oder sonst irgendwas… außerdem wird es schon dunkel.“

„Es war deine Idee, für heute ein Date mit ihm auszumachen und das nicht auf einen Tag zu verschieben, an dem ihr beide ausgeschlafen habt.“ Er wählte noch einmal Shiros Nummer, der einige Minuten zu vor nicht rangegangen war. „Shiro? Wo steckst du, Hitzkopf? Achso… nein, er ist noch nicht aufgetaucht. Seine Freunde? Gute Idee, kannst du Izumi anrufen und ihn fragen? Es hilft wahrscheinlich niemandem, wenn wir Inoue anrufen und ihn fragen, ob er weiß, wo… Danke.“ Er legte auf und öffnete die Suchmaschine, um nach Standort und Nummer von Naos Laden zu suchen.

„Was sagt Shiro?“ Kazuki brach den Anruf ab, mit dem er erneut versucht hatte, Kou zu erreichen, der immer noch kein Lebenszeichen von sich gegeben hatte.

„Er vermutet, dass Kou nicht bummelt, sondern bei irgendeinem seiner Freunde sitzt, damit ihm nicht die Decke auf den Kopf fällt. Damit niemand unbeteiligtes in Panik gerät, will er Izumi fragen, weil der seit vorgestern irgendwie mit Inoue zusammen ist… habe ich da was verpasst?“ Tetsuo schaute ihn fragend an.

„Unwichtig“, entgegnete er ungeduldig, die Stirn gerunzelt. „Ist das der Laden von diesem Nao?“

„Willst du selbst anrufen?“ Der Blonde reichte ihm sein Handy, die Nummer hatte er schon eingegeben. Kazuki nahm es entgegen und wählte, dann aktivierte er die Freisprechfunktion, damit Tetsuo mithören konnte.

 

„Style Nao, wie kann ich behilflich sein?“ Nao klemmte sich das Handy zwischen Ohr und Schulter und zog aus Routine einen Zettel und einen Stift an sich heran, bevor er das Gerät wieder in die Hand nahm. „Kou? Ja, der ist hier.“

Kou hob träge den Kopf, nachdem er seinen Namen vernommen hatte. Er lag halb auf dem weichen Sofa, das neben der Kasse in Naos Laden stand und nuckelte am Edelstahlstrohhalm in seinem Drink.

Sein Freund schaute kurz zu ihm, bevor er weitersprach. „Ihr hattet ein Date? Heute? Ohje… wenn ich das gewusst hätte… Ja, es geht ihm gut, er ist vielleicht nicht mehr ganz so nüchtern, dafür entspannt. Die Adresse haben Sie? Sehr gut, dann bis später.“

„Wer war das?“ fragte Kou, bis ihm dämmerte, dass Nao ein Date erwähnte und er sich hastig aufsetzte. Zu hastig, denn es drehte sich alles nach dem dritten Drink, den Nao ihm gemixt hatte und er musste sich kurz an der Armlehne festhalten, damit er nicht von seinem eigenen Schwung zur Seite kippte. „Oh verdammt… Kazuki?“ Er kramte sein Handy aus seiner Jackentasche und stellte fest, dass es ausgegangen war.

„Eben der.“ Nao stützte das Kinn auf die Hand und trommelte mit seinen langen, bunten Fingernägeln auf die Glasplatte des Tresens. „Hast du irgendwas vergessen, Prinzessin?“

„Ja, wir… oh Gott… wir hatten ein Date für heute ausgemacht, weil wir seit dem Urlaub so wenig Zeit füreinander hatten…“ Er stöpselte das Handy an seine Powerbank, die noch etwas Restladung besaß, damit er es anschalten konnte, dann sprach er tonlos weiter. „Das habe ich total vergessen…“

Kous Augen wurden groß, als er sah, dass Kazuki mehrfach versucht hatte ihn zu erreichen, seit er um vor anderthalb Stunden Feierabend gemacht hatte. Er sank mit einem frustrierten Stöhnen nach vorne auf seine Oberschenkel und verschränkte die Arme über dem Kopf.

„Ich bin sowas von geliefert… klang er sehr sauer?“ Er lugte unter seinem Ellbogen hervor und sah Nao an.

„Schon…“ Die Antwort entlockte ihm ein weiteres Grummeln. „Du musst ja völlig überarbeitet sein, dass du sowas vergisst, Kou.“

„Ich hatte mir doch extra…“ Er hielt das Handy vor sich und öffnete seinen Kalender. „Da, schau, ich habe sogar einen Termin eingetragen, die Erinnerung war… heute Mittag…“

Kou rollte sich auf dem Sofa zusammen und zog die Knie an. Er fühlte sich elend, für den Alkohol in Naos leckeren Drinks hatte er zu wenig gegessen, auch wenn er sich unterwegs eine Kleinigkeit gekauft hatte, reichte das bei weitem nicht aus. Dass er durch das ganze Chaos wegen der Abgabe im Verlag ihr Date vergessen hatte, beschämte ihn mehr, als er erwartet hatte. Kazuki hatte sich so sehr darauf gefreut, Zeit mit ihm zu verbringen und was machte er? Saß schwatzend bei Nao und betrank sich, weil er bis zu seiner Ankunft nicht gemerkt hatte, wie angespannt und überarbeitet er war.

Sein älterer Freund setzte sich neben ihn und strich ihm fürsorglich über den Kopf. „Entschuldige dich bei ihm und dann wird es schon wieder, sowas kann jedem mal passieren, Prinzessin.“

„Kann ich eben bei dir ins Bad?“ Er stand langsam auf, da seine Blase doch unangenehm drückte.

„Klar, du kennst den Weg.“

Bis Kou zurückkam, parkte Tetsuos schwarzer Tesla vor der Tür und Kazuki stand neben Nao an der Kasse, der ihm lächelnd die Kreditkarte zurückgab und Tetsuo die große Tüte mit seinen Einkäufen in die Hand drückte. Weder Kazuki noch sein blonder Bodyguard lächelten mehr, als es die Höflichkeit zuließ, als sie Kou bemerkten, wurde der Gesichtsausdruck seines Partners ernst, während Tetsuo zur Eingangstür vorging.

„Wir gehen, Kou“, sagte der dunkelhaarige Yakuza streng. Eine kleine Falte hatte sich auf der sonst so glatten Haut zwischen seinen Augenbrauen gebildet, er war nicht nur verstimmt, er war wohl wirklich sauer, wie Kou feststellte.

„Ja.“ Er nahm seine Sachen, verabschiedete sich kurz von Nao und ging dann mit hängenden Schultern zu Kazuki. „Entschuldige, ich…“

Sein Partner sagte nichts, sondern legte die Hand um seinen Oberarm und schob ihn bestimmt zur Eingangstür, durch die der Abendwind kühl hereinwehte.

Chapter 80

Summary:

„Vertraust du mir Kou?“

Ohne zu zögern, antwortete er: „Ja, Kazu, ich vertraue dir, ich gehöre dir.“

Das Lächeln auf Kazukis Gesicht war so offen und voller Liebe für ihn, dass sein Herz einen Sprung machte.

„Wie steht es mit deiner Angst vor Nadeln?“

Kou grinste etwas schief und seine Augen blitzen vor Begierde. „Ich glaube, seit dem letzten Ausflug mit Tetsuo zum Piercer habe ich sie überwunden.“

Ein zufriedenes Knurren entsprang Kazukis Kehle, der Kou nun ähnlich hungrig ansah.
„Dann habe ich heute Abend ein Geschenk für dich, du musst mir aber etwas dafür geben. Blutest du für mich Kou?“

Sie hatten die Stirn aneinandergelegt, sahen sich aber immer noch an.

„Für dich, nur für dich, jederzeit!“

Notes:

Credits für das Kapitel gehen an meinen Beta/Co-Autor. Wer dumme Ideen vorschlägt, darf auch liefern. <3

Chapter Text

Mit der frischen, kalten Luft auf dem Weg zum Auto schlug der Alkohol doch etwas mehr zu, als Kou erwartet hatte. Kazuki half ihm beim Anschnallen und ging dann um das Auto herum, um seinerseits einzusteigen. Er hatte erwartet, dass sein Partner wirklich wütend sein würde, aber die Ruhe machte ihn nervöser als er zugeben wollte.

Die Fahrt war still und angespannt, Kazuki wischte und tippte etwas auf seinem Handy herum, woraufhin eine Benachrichtigung auf dem Display von Tetsuos Smartwatch aufleuchtete. Der Blonde nickte kurz und schaute bestätigend in den Rückspiegel. Er hielt kurz an einem luxuriös wirkenden Restaurant und eilte hinein, um wenig später mit einigen Boxen und Tüten bepackt wieder zurückzukommen. Der Rest der Fahrt gestaltete sich nicht anders als der Anfang.

In der Tiefgarage angekommen stiegen die drei Männer aus, Tetsuo trug die Takeaways und Kous Einkäufe in die Wohnung und verabschiedete sich für den Abend. Kazuki brachte Kou zum Tisch vor dem Sofa und verschwand dann hinter der Küchenzeile, um das Essen anzurichten. Der Jüngere spielte nervös mit seinen Ärmeln, eine Angewohnheit, die er sich bisher nicht abgewöhnen konnte. Er fühlte sich immer noch grässlich, nicht wegen dem Alkohol, sondern weil er diesen Termin vergessen hatte. Es passierte so selten, dass Kazuki und er wirkliche Dates ausmachten und gerade dieses zu vergessen, tat ihm furchtbar leid. Kurze Zeit später kam Kazuki mit zwei Schüsseln und Tellern an den niedrigen Tisch und reichte ihm je eines davon.

„Iss Kou, du musst hungrig sein.“ Seine Stimme war beherrscht und zuvorkommend und genau das gefiel Kou nicht, es klang mehr als würde er mit einem Geschäftspartner reden als mit seinem Geliebten.

„Bist du sehr wütend, Kazu? Es tut mir schrecklich leid...“

Der Ältere sah von seinem Essen auf, einen kühlen Ausdruck auf dem Gesicht. „Ich weiß. Du weißt aber auch, dass ich das nicht so auf mir sitzen lassen kann und jetzt iss, du wirst die Energie brauchen.“

„Kazuki, bitte, ich möchte das nicht so stehen lassen, du bist wirklich sauer.“

Mit einem letzten tiefen Schluck leerte Kazuki die Schüssel, die vor ihm gestanden hatte und stellte sie auf den Tisch, eh er sich wieder Kou widmete, der inzwischen wirklich verzweifelt klang. 

„Kou, hör zu, ich bin nicht wütend, ich bin einfach nur ein wenig enttäuscht und habe mit Sorgen gemacht. Wir sind beide heute auch nicht mehr in der Lage ein ernsthaftes Gespräch zu führen oder wichtige Entscheidungen zu treffen. Ich habe mir den morgigen Tag frei genommen, da haben wir Zeit. Jetzt iss endlich auf, es ist wirklich gut.“
Kou kaute an seiner Unterlippe und überlegte, was Kazuki damit meinen könnte.

Nachdem alles aufgegessen war und Kou die Spülmaschine einräumte, ging Kazuki schon ins Schlafzimmer. Zu seiner Überraschung saß er im Bett und las. Er hatte erwartet, dass er ihn auf dem geschnitzten Stuhl sitzend erwarten würde, aber alles sah danach aus als würde das nicht passieren. Er lächelte ihn an und schlug die Decke neben sich auf, damit er darunter schlüpfen konnte, dann legte er den Arm um ihn und drückte ihn an sich. Kous Hand wanderte auf seinen Bauch und begann langsam an seinem Tattoo nach unten zu wandern. Auf Höhe des Bunds seiner Schlafhose wurde sie mit einem Griff um sein Handgelenk aufgehalten. Der Ältere legte sie wieder dahin, wo sie ihren Weg begonnen hatte, und küsste Kou auf den Scheitel, während er ihm den Nacken kraulte.

„Heute nicht, ich bin nicht in Stimmung. Ruh dich aus.“

Er legte die Wange an die Stelle, wo er ihn kurz zuvor geküsst hatte, dann las er weiter. Kou schluckte trocken, dass Kazuki „nicht in Stimmung“ war, war so noch nicht vorgekommen. Der Alkohol, die Wärme und die Zuneigung, die ihm gerade zu Teil wurden und die Tatsache, dass er wirklich gut gegessen hatte, ließen ihn bald in den Schlaf gleiten.

 

Die Sonne war schon aufgegangen als Kou wach wurde. Die Vorhänge hielten zwar das meiste ab, aber es reichte, um in den Augen zu schmerzen. Langsam richtete er sich auf und sah ein Glas Wasser und eine verschweißte Tablette neben sich auf dem Nachttisch. Auch wenn er sauer war, wollte Kazuki offensichtlich nicht, dass er an einem Kater einging.

Nach dem Wasser, der Tablette und einem Gang ins Bad, wo er sehr ausgiebig duschte, fühlte er sich eindeutig besser. Wo hatte er am vergangenen Tag nur seinen Kopf gehabt? Noch ein prüfender Blick in den Spiegel, bevor er sich eine Stoffhose und eines seiner Oversized Shirts anzog und den Mut fasste, Kazuki in die Augen zu sehen.

Der Duft nach grünem Jasmin Tee und Kaffee stieg ihm in die Nase, während er vom Bad ins Wohnzimmer ging. Kazuki stand mit dem Rücken zu ihm an einem der Fenster und schaute in den Garten. Die ersten Frühlingsboten zeigten sich in Form kleiner Knospen an den Ästen und die Tristesse des späten Winters begann, dem Frühling zu weichen. Kou ging an ihn heran und kuschelte sich an seinen Rücken, die Arme um seine Taille gelegt. Kazuki legte eine Hand auf seine und den Kopf etwas zurück.

„Guten Morgen, Kazu.“

„Hmm, guten Morgen Honey, ich hoffe, du konntest gut schlafen. Schlimmer Kater?“
Kazuki nahm seine rechte Hand in seine und führte sie zu seinen Lippen, küsste die Handinnenfläche und drückte sie dann an seine Brust.

„Nein, eigentlich alles gut, nur etwas Kopfweh.“

Kou legte den Kopf an seine Schulter und genoss die Wärme und Ruhe, die von ihm ausgingen. Der Duft von Zeder und der Tee waren so unverwechselbar Kazuki am Morgen. Sie standen einige Zeit so, eine zärtliche Nähe füreinander, nur einander atmen und den Duft des Tees. Beide hatten die Augen geschlossen, auch wenn keiner den anderen sehen konnte, war es ein perfekter Moment. Irgendwann löste Kazuki sich vorsichtig aus seiner Umarmung und drehte sich zu ihm. Er küsste ihn sanft auf die Stirn und ging dann in Richtung Küchenzeile.

„Dein Kaffee wird kalt.“ Er lächelte ihn warm an und schenkte ihm eine Tasse ein, dann folgte der Zucker und er reichte sie Kou, der ihm gefolgt war.

Kou nahm den Kaffee dankbar entgegen und wollte sich auf einen der Barhocker am Küchentresen setzen, aber Kazuki deutete ihm, sich in einen der Sessel zu setzen und folgte ihm mit einer frischen Tasse Tee. Er schob die Sessel so, dass sie sich ansahen und ihre Knie sich fast berührten. Kazuki stellte seine Tasse neben sich auf den Wohnzimmertisch und faltete die Hände unter dem Kinn, seine Ellbogen hatte er auf die Oberschenkel gestützt.

„Kou hör zu. Ich habe mich gestern unangemessen verhalten und es tut mir leid, aber es war nicht unbegründet. Eh ich weiter spreche, ich merke, du bist deswegen furchtbar angespannt, es liegt nicht an dir!“

„Es tut mir le…“

Bevor er weitersprechen konnte, hob Kazuki zwei Finger, um ihn zu unterbrechen. „Ich sagte gerade, du kannst nichts dafür, das gestern war ein unglücklicher Zufall, es hat nur einige Dinge aufgeworfen, die wir besprechen müssen. Fühlst du dich trotz deinem Kater in der Lage dazu?“ Kazuki lehnte sich im Sessel zurück und schaute ihm in die Augen, die Hände ruhten nun entspannt auf seinem Schoß.

„Ja, das tue ich, ich habe wirklich nur leichte Kopfschmerzen, Nao hat mit dem Alkohol wohl doch nicht so übertrieben, wie ich dachte und mit der Tablette und dem Kaffee werden die schon viel besser.“

Der dunkelhaarige Mann sah Kou an und nickte leicht. „Gut. Seit dem Urlaub ist es mehr oder weniger offiziell, dass du mir etwas bedeutest und mir nahestehst. Das bringt einige Gefahren mit sich, die ich vorher nicht unbedingt bedacht hatte. Im Clan ist nicht alles immer nur sonnig und wenn mir jemand schaden will, dann weiß er jetzt: das geht über dich.“

Mit diesen Worten wurde Kou einiges klar, das Verhalten von gestern war wirkliche Anspannung gewesen. Kazuki hatte gedacht, ihm könnte etwas passiert sein. Er fühlte sich gleich noch schlechter als ohnehin schon, wegen dem vergessenen Date, rutschte im Sessel nach unten und fummelte an seinen Ärmeln herum.

Kazuki atmete tief ein und sprach ruhig und beschwichtigend weiter: „Ich weiß, du möchtest keinen Bodyguard im Anzug, der dir hinterherläuft und das ist völlig in Ordnung, ich bitte dich aber, das hier zu tragen.“ Er legte einen schwarzen Schlüsselanhänger von der Größe einer Autofernbedienung auf den Tisch. „Das ist ein GPS-Sender mit einem Notfallknopf. Sollte irgendetwas passieren, drückst du den Knopf. Tetsuo wird dir erklären, wie es genau funktioniert.“

„Hmm, in Ordnung, war das alles?“ Kou runzelte ein wenig die Stirn, er war doch überrascht, wie unsicher sein Partner wirkte. Wenn er sonst unsicher sein sollte, ließ er sich das eigentlich nicht anmerken.

„Was das angeht, ja.“

Jetzt war es Kou, der sich zu ihm lehnte und die Hände auf seine legte, die auf seinen Knien lagen. „Was ist los, Kazu?“

Kazuki griff mit der linken Hand in Kous Finger, um sie miteinander zu verschränken, die Rechte legte er an Kous Wange, die er gleich in seine Hand schmiegte, mit den Daumen streichelte er den Wangenknochen seines Geliebten entlang. „Mir ist gestern nur bewusst geworden, wie sehr ich dich liebe. Du kamst vor sechs Monaten in mein Leben, hast alles auf den Kopf gestellt und einen Teil von mir für dich eingenommen, von dem ich lange dachte, ich könnte ihn nie wieder jemandem geben.“

„Ach Kazu!“ Kou musste schwer schlucken und hatte wegen der unerwarteten Liebeserklärung glasige Augen. Er wollte den Kopf wegdrehen, aber Kazukis Hand hielt ihn an der Stelle und so war er gezwungen, ihm in die Augen zu sehen.

„Vertraust du mir Kou?“

Ohne zu zögern, antwortete er: „Ja, Kazu, ich vertraue dir, ich gehöre dir.“

Das Lächeln auf Kazukis Gesicht war so offen und voller Liebe für ihn, dass sein Herz einen Sprung machte.

„Wie steht es mit deiner Angst vor Nadeln?“

Kou grinste etwas schief und seine Augen blitzen vor Begierde. „Ich glaube, seit dem letzten Ausflug mit Tetsuo zum Piercer habe ich sie überwunden.“

Ein zufriedenes Knurren entsprang Kazukis Kehle, der Kou nun ähnlich hungrig ansah.
„Dann habe ich heute Abend ein Geschenk für dich, du musst mir aber etwas dafür geben. Blutest du für mich Kou?“

Sie hatten die Stirn aneinandergelegt, sahen sich aber immer noch an.

„Für dich, nur für dich, jederzeit!“

Der Kuss, der folgte, war hungrig und leidenschaftlich. Niemand wusste mehr, wo die Zunge des einen anfing und die des anderen aufhörte. Kou rutschte zu ihm auf seinen Sessel und auf seinen Schoß. Schwer atmend und verschwitzt trennten sie sich nach einer Weile. „Ka-ah-zu...“

Auch wenn es Kazuki jeden Funken Beherrschung kostete, seinen Geliebten nicht gleich hier und jetzt zu nehmen, beschloss er, sich bis zum Abend Zeit zu lassen. „Honey, ich will dich heute Abend, dann aber ganz. Du wirst deine Energie brauchen.“

Frustriert seufzte Kou und stand dann etwas wacklig von seinem Schoß auf. „Das ist gemein.“ Ein Schmollen auf den Lippen, aber etwas Verspieltes in der Stimme, machte er sich auf den Weg an die Küchentheke, um sich Kaffee nachzuschenken.

„Ich werde dich heute Abend daran erinnern, wie gemein ich sein kann.“

 

Sie konnten den Tag in Ruhe allein verbringen. Zwar kam hin und wieder eine E-Mail oder Nachricht auf Kazukis Handy, Tetsuo war kurz da um zwei Einkaufstüten abzustellen und dann wieder zu verschwinden, aber der Rest bestand aus Kuscheln, Lesen und Zärtlichkeit. Einige Stunden vor der Dämmerung wechselten sie in das Badezimmer, um sich selbst und den anderen ausgiebig zu waschen und im heißen Wasser zu entspannen. Immer wenn Kou etwas zu fordernd wurde, unterbrach Kazuki den Kontakt und ließ ihn sich abkühlen. Er konnte das Schmunzeln nicht unterdrücken als er daran dachte, was er noch vorhatte.

Kazuki ging vor ins Schlafzimmer und fing an, alles herzurichten, er wusste, dass Kou lieber allein war, wenn er gewisse Regionen für eine heiße Liebes- und Spielnacht vorbereitete, und die würde er ihm bieten – und bleibende Spuren hinterlassen. Tetsuo hatte wie immer alles zuverlässig besorgt und er betrachtete ein wenig stolz die angefertigten Schmuckstücke. Er hatte sie schon vor Wochen in Auftrag gegeben und sie waren vor einiger Zeit geliefert worden, aber er hatte auf eine gute Gelegenheit gewartet. Er freute sich sehr darauf, sie an diesem Abend einsetzen zu können. Die anderen Dinge, die zum Einsatz kommen würden, legte er ordentlich in ein Holzkästchen, das auf der Kommode stand, das Schmuckkästchen stellte er daneben. Er schlüpfte in einen schwarzen Hakama, der die Farben seiner Tätowierungen noch mehr hervorstechen ließ und fädelte ein Seil in einen der Deckenhaken, die Enden hingen lose in den Raum bis auf den Boden. Er betrachtete es mit einem kurzen Nicken, zog sein Holster mit dem Hamidashi an und wartete auf dem Bett sitzend, bis Kou hereinkam.

Kou betrat den Raum, er hatte komplett darauf verzichtet, sich wieder etwas anzuziehen, es hätte sowieso keinen Sinn gehabt, da die Kleidung nie lange an ihm blieb. Die Haare hatte er zu einem einfachen Zopf zusammengebunden, gehalten von einem schlichten Haarband.

Kazuki stand auf und dem Jüngeren blieb bei seinem Anblick fast die Luft weg. Er wusste, sein Partner konnte eindrucksvoll aussehen, aber das war jenseits von dem, was er kannte. Er ließ sich keine Zeit zum Weiterschauen, da der Ältere ihn mit einem Zeigefinger zu sich winkte und direkt auf den Boden vor sich deutete. Sofort setzte Kou sich in Bewegung und kniete sich elegant vor ihn. Kazuki schaute von oben auf ihn herab, begann um ihn herumzugehen, seine Haltung im Rücken leicht zu korrigieren und ließ ein zufriedenes Grollen hören, als er alles begutachtet hatte.

„Bist du zufrieden, Meister?“

„Bis du angefangen hast ungefragt zu sprechen, war ich es, sehr sogar.“

„Entschuldige, Meister.“

Kazuki ging vor ihm in die Hocke, dass sie nahezu auf Augenhöhe waren, und hob sein Kinn an, damit er ihm direkt in die Augen sah. Mit ernster Miene sagte er ihm: „Ich will heute, dass du mir, ohne zu zögern und ohne deinen Drang etwas unbedingt auszuhalten sagst, sobald es dir nicht gut geht, hast du verstanden?“

Kou nickte.

„Sag es mir.“

„Ja, Meister, das werde ich.“

Kazuki nickte langsam und sprach weiter: „Wenn dir schwindlig wird oder schlecht, dann sagst du dein Safeword oder Stopp, ist das klar?“
Kou sah ihn mit seinen Bernsteinaugen an und antwortete: „Ja, Meister, es ist klar.“

Kazuki ließ sein Kinn los, nachdem er sein Gesicht noch einmal ausgiebig gemustert hatte und sich die Mundwinkel leicht zu einem Lächeln formten. „Sehr gut.“

 

Der Yakuza stand auf und deutete Kou, ebenfalls aufzustehen, indem er die Hand nach oben drehte.  Als er vor ihm stand, strich Kazuki mit seinen warmen Händen über seine Schultern die Oberarme hinab und wieder zurück. Als er das nächste Mal Kous Arme hinab gefahren war, hob er sie an und legte sie auf seine eigenen Schultern, dann schlang er seinen linken Arm um seine Taille und zog ihn mit einem Ruck an sich heran, der Kou kurz die Luft aus den Lungen presste. Der kurze Laut der Überraschung wandelte sich in ein wohliges leises Stöhnen, als er seine heiße Haut an seiner eigenen spürte. Ihre Becken drückten aneinander und Kou merkte, wie sehr es seinem Partner gefiel, ihn so an sich gepresst zu haben. Er selbst war nicht besser dran, nur war es bei ihm deutlicher sichtbar als in dem schwarzen Hakama.

Kazuki schmunzelte leicht, als er Kous Reaktion fühlte, genau das hatte er beabsichtigt. Mit der rechten Hand strich er von seinem Steißbein über die Wirbelsäule nach oben, an seinem linken Arm entlang, den er in der Bewegung etwas härter am Handgelenk packte und weiter nach oben führte. Kous rechter Arm blieb vorerst auf seiner Schulter liegen, er nutzte aber nun beide Hände, um sein Handgelenk mit schnellen Bewegungen über seinem Kopf zu fesseln, dass sein Arm zwar ausgestreckt, aber nicht durchgestreckt war und ihm so etwas Bewegungsfreiheit blieb. Er testete, ob die Fesselung straff, aber nicht zu straff war, indem er einen Finger zwischen Handgelenk und Seil schob. Als er damit zufrieden war, wiederholte er das Spiel auf Kous rechter Seite. Er trat einen Schritt zurück, nachdem er seine Hände noch einmal vom Nacken zu Steißbein und zurück über Kous Rücken hatte gleiten lassen. Mit den Fingerspitzen wiederholte er die Bewegung an seinen empfindlichen Seiten, so dass Kou zum ersten Mal versuchte, sich hin und her zu winden. Er war zwar nicht sonderlich kitzlig, aber die leichte Berührung tat ihre Wirkung. Jetzt wurde Kou schlagartig klar, warum die Fesseln ihm so viel Spielraum ließen, Kazuki wollte sehen, wie er sich unter seinen Berührungen winden würde. Diese Erkenntnis ließ einen wohligen Schauer durch seinen Körper rinnen.
Kazuki entging das selbstverständlich nicht. Er legte die linke Hand an die Wange seines Subs, blieb mit den Lippen aber weit genug weg, dass er beim Versuch, ihn zu küssen, nicht erreichte. Als Kazuki begann, mit den Fingern seiner rechten Hand seine linke Brustwarze zu streicheln und sie zu umkreisen, drückte Kou seine Wange in seine Hand und wimmerte leise. Die andere Hand folgte und bald spielte er mit beiden Brustwarzen, kniff sie leicht, um sie dann wieder nur federleicht zu umkreisen. Kous Wimmern war inzwischen leisem Stöhnen gewichen.

„Meinst du, du könntest heute so kommen? Nur mit deinen gefesselten Händen und mit deinen Nippeln in meinen Fingern?“

„Ich weiß es nicht, Meister.“

„Hmm, ich bin versucht, es zu probieren.“ Damit kniff er Kou einmal fester als vorher in beide Brustwarzen, was ihn lustvoll aufstöhnen ließ, ließ dann aber von ihnen ab. „Aber das ist etwas für ein anderes Mal.“

Heute hatte er mit ihnen noch etwas anderes vor. Vom Bett nahm Kazuki eine weinrote Seidenbandage, die ihnen öfter als Augenbinde diente, und legte sie Kou um den Kopf. Er verknotete sie so, dass er noch etwas sehen konnte, da sie über seinen Augenbrauen in Falten lag und er beobachten konnte, wie Kazuki mit einer kleinen Holzkiste vor ihn trat.

Mit einer rauchig dunklen Tonlage in seiner Stimme, die seine Begierde ausdrückte, wenn sie so spielten, sagte er mit fast nur einem Flüstern: „Mein Kätzchen hat im Urlaub hier und da seine Krallen gezeigt und war nicht ganz artig, ich denke, heute zeige ich ihm meine.“

Kous Augen weiteten sich, als er sah, wie Kazuki sich Ringe aus Metall, die tatsächlich wie Krallen geformt waren, auf die Fingerspitzen steckte. Die leere Holzkiste stellte er auf das Sideboard und schob ihm dann mit einem Lächeln im Gesicht mit dem Handrücken die Augenbinde über die Augen.

Der leicht erhöhte Puls des jüngeren Mannes dachte gar nicht daran sich zu beruhigen, als er das erste kühle Metall auf seiner Haut spürte. Kazuki war anscheinend um ihn herum gegangen, seine barfüßigen Schritte waren auf dem glatten Holzboden nicht zu hören. Kou keuchte, als die Klauen langsam von seinem Nacken an ihm herab wanderten, er war hin und her gerissen, sich weg zu bewegen oder sich näher in die Berührung zu drücken. Er lehnte sich nach vorne in die Fesseln, die Arme nun über dem Kopf nach hinten gestreckt, und stöhnte leise auf, als dem Pfad der Krallen Kazukis heiße Zunge folgte. Tiefer und tiefer, über sein Steißbein nach unten. Er spürte, wie Kazukis Hände seine Pobacken sanft drückten und auseinanderzogen, aber er konnte auch die Spitzen der Ringe in seine Haut drücken fühlen. Er wimmerte leise, als die Zunge ihren Weg weiterführte und begann mit seinem Anus zu spielen, sie umkreiste ihn und drang leicht mit der Spitze in ihn. Es machte ihn fast wahnsinnig, es war nichts im Vergleich zu dem, wie seine Nerven in Flammen standen, als sein Geliebter seinen Po losließ, die Ringe unter seinen Achseln ansetzte und langsam über seine Seiten nach unten zog. Er stoppte an den Knien, um an den Oberschenkeln wieder hinaufzufahren. Kou hatte Fingernägel schon immer anregend gefunden, aber das war unbeschreiblich. Das tiefe Grollen, das Kazuki von sich gab, steigerte die Aufregung nur noch mehr.

„Willst du mehr?“ fragte er, die Stimme lustverhangen.

„Ja, bitte, Meister“, stöhnte er mehr als er sprach. Der logische Teil seines Gehirns hatte sich schon lange in einer Suppe aus Adrenalin und Endorphinen aufgelöst.

„Hmm... ich bin versucht, dir meinen Namen in den Rücken zu schneiden, damit jeder für immer sehen kann, wem du gehörst.“ Kazuki war aufgestanden und strich mit den Silbernägeln über den sich windenden Rücken, um die Drohung etwas nachdrücklicher zu gestalten und es verfehlte den Effekt nicht. Kous Atmen kam in zwei, drei heftigen Stößen, die je in einem Wimmern endeten. Mit der flachen Hand streichelte er ihn zwischen den Schulterblättern, um ihn zu beruhigen. „Aber das wäre schade um deine perfekte Haut“, flüsterte er an seinen Hals, auf dem er direkt im Anschluss einige zärtliche Bisse verteilte. „Würdest du mir das erlauben? Dich zu markieren, damit niemand je bezweifelt, wem du gehörst?“

„Bitte!“

Kazuki war froh, schon mit Kou gesprochen zu haben, bevor sie angefangen hatten, denn er bezweifelte, dass er noch in der Lage war, wirklich zu fassen, was er da fragte und damit sein Einverständnis zu geben. Als er wieder vor ihm stand, legte er die linke Hand an seine Wange und Kou drückte das Gesicht gegen die Handfläche, leckte gierig an ihr. Mit der rechten Hand zog Kazuki sich den Ring vom Daumen und strich über die mehr als willigen Lippen. Kou saugte an ihm und wand die Zunge darum.

„Braves Kätzchen. So zahm und anschmiegsam auf einmal.“

Kou schauderte, als die Hand seines Partners über seine Leiste strich, das Gefühl des kalten Metalls auf der Haut, ließ ihn atemlos keuchen und seine Bemühungen mit dem Mund verstärken. 
„Meinst du, du hast dir das schon verdient?“ Kous Nicken war nur leicht, aber merklich. „Bleib genauso.“ Der Ältere zog den Finger aus seinem Mund, streichelte ihm zärtlich über die Wange und ließ dann die Klauen darüber gleiten. Die Ringe an der rechten Hand legte er auf das Sideboard, er würde seine Hand jetzt für andere Dinge brauchen.

Kou war heiß und kalt, er wusste nicht, was er zuerst wollte oder wann er das letzte Mal so schamlos geil war. Gerade wünschte er sich, er hätte sich nicht so gründlich vorbereitet. Er hätte nichts dagegen, wenn sein Partner ihn jetzt ohne diese Vorbereitung ficken würde, manchmal wollte er es einfach schonungslos hart und heute war einer dieser Abende. Ein wenig nervös tapste er auf der Stelle hin und her, sein Partner war barfuß nicht zu hören und er konnte nicht ausmachen, wo er war.

Kazuki bemerkte die leichte Unruhe und beruhigte ihn mit einem: „Shhh, Ich bin direkt neben dir, etwa einen Meter entfernt“, und begann zu summen, damit Kou wusste, dass er noch in seiner direkten Nähe und sofort da war, wenn etwas sein sollte. Es tat seine Wirkung und Kou entspannte sich, besonders als er die warme Hand seines Doms an sich spürte. Kazuki stand wieder ganz nah vor ihm und er konnte sich an seine Brust lehnen. 

„Shhh, ich würde dich nie allein lassen.“

Kou nickte an seiner Brust, leise flüsterte er: „Ich weiß, Meister...! Ich vertraue dir“.

Kazuki streichelte ihm sanft über die Haare. „Ich glaube, du hast dir eine Belohnung verdient.“ Er küsste ihn auf den Scheitel und machte wieder einen Schritt zurück, um Platz zu haben.

Kou roch etwas, das ihm bekannt vorkam, er aber nicht richtig einordnen konnte, Alkohol vielleicht, kurz danach wurden seine Brustwarzen mit einem kalten Tuch abgerieben. Desinfektionsmittel. Er stöhnte leise auf, als er daran dachte, was jetzt folgen könnte. Der Gedanke machte ihn mehr als heiß und nervös zu gleich, er biss sich auf die Unterlippe und kaute etwas daran rum. Kazuki beobachtete ihn dabei, wie er anscheinend ahnte, was ihm bevorstand, seine Mundwinkel verzogen sich zu einem leichten Lächeln. Er riss die erste Verpackung auf, die eine Metallklammer beinhaltete und ließ sie an Kous linker Brustwarze einrasten, nachdem er sorgfältig geprüft hatte, ob sie gerade saß. Das wiederholte er an der rechten und nickte zufrieden, dann zog er Kou und einen tiefen Kuss, den dieser bis in die Zehen fühlte und in seinen Armen schmolz. Er ließ ihn sich an seine rechte Hand schmiegen und damit beginnen, genauso gierig an seinem Daumen zu saugen wie an dem linken vorher.

„Das machst du gut“, raunte Kazuki ihm zu. Die linke Hand, die noch ihre Klauen trug, wanderte langsam an seinem Bauch herab, wo sie vorhin an seiner Leiste gestoppt hatten, machten sie jetzt weiter. Kou stellte die Beine ein wenig weiter auseinander und stöhnte laut auf, weil die Spitzen der Ringe sich ihren Weg über seine steinharte Erektion nach oben arbeiteten, bis zu seiner Eichel und dann wieder an seiner Peniswurzel ansetzten, um ihren Weg zu wiederholen. Es lag kein Druck auf ihnen, die bloße Berührung reichte völlig aus, dass er sich auf die Fußballen stellte. Da er nun den Mund permanent geöffnet hatte, um zu stöhnen, übte Kazuki mit seinem Daumen leichten Druck auf seine Zunge aus, massierte sie in kreisenden Bewegungen. Kou hatte nicht gewusst, dass seine Zunge so empfindlich war. Speichel rann ihm über das Kinn und tropfte auf den Boden vor ihm.

„Wenn du dich sehen könntest, du bist zu schön, so ergeben. Du gehörst ganz mir, vergiss das niemals!“

Kou stöhnte zustimmend auf, er war so nah an seinem Höhepunkt, nur noch ein wenig mehr...

„Ah na na, nicht so schnell!“ Beide Hände ließen sofort von ihm ab, dafür leckte Kazuki den Speichel von seinem Kinn und küsste ihn ähnlich tief wie vorher. „Noch nicht“, raunte er, aber Kou entging das leichte Zittern in der Stimme nicht, er war ebenso angeturnt wie er.

Kazuki hätte seinem Sub so gerne in die Augen gesehen, lustverhangen und feucht glänzend vor Begierde, aber er wusste, dass Kou seine Nadelphobie noch nicht ganz überwunden hatte, also war es besser, er würde die Augenbinde noch eine wenig länger aufbehalten. Er packte ihn etwas kräftiger um das Kinn. „Sag mir Kätzchen, willst du mir gehören?“

Zwischen zwei tiefen Atemzügen sagte Kou klarer, als er selbst es erwartet hatte: „Ja Kazuki, ich will nur dir alleine gehören. Mach mich zu deinem Besitz!“

Kazuki zog die erste Nadel, die er unter den Gurt des Holsters an seinem Oberkörper geklemmt hatte aus ihrer Hülle. Er fixierte die Zange in der linken Hand und setzte die Nadel an. „Atmen“

Kou atmete tief ein. Der Schmerz war weniger schlimm als er befürchtet hatte, es war mehr ein scharfer Stich und ein unangenehmer Druck, aber auszuhalten. Er versuchte gleichmäßig ein- und auszuatmen, was bei dem Schmerz und seiner Erregung leichter gesagt war als getan, aber es klappte.

„Guter Junge, meinst du, du schaffst das noch mal?“ Kou nickte. „Ich will es hören.“

„J... Ja, ich schaffe das noch mal.“ Kou atmete tief ein und kaum war die Nadel durch seine Brustwarze gedrungen, löste Kazuki die Klammern auf beiden Seiten. Es ziepte noch kurz als er die Nadeln herauszog und sie gleichzeitig mit den Piercings ersetzte und diese verschraubte.

„Ich bin so stolz auf dich, ich liebe dich.“ Kou stöhnte wieder auf, als er Kazukis Zunge spürte, wie sie unter seinen Brustwarzen entlang leckte, diese aber nicht berührte. Seine Hände strichen langsam und zärtlich über seine Seiten, als er seinen Mund mit einem Kuss eroberte, der deutlich nach Blut schmeckte. Er hatte es also getan, er hatte für ihn geblutet.

„Willst du kommen, mein Kätzchen?“ fragte Kazuki.

„Ja bitte, Meister, war ich brav?“ fragte Kou ihn flehend.

„Sehr brav, was wünscht du dir?“

„Bitte fick mich, Kazu...! Ich halte es nicht mehr aus...“ Kou hörte Stoff fallen und spürte, wie er hinter ihn trat. Der Klippverschluss einer Gleitgelflasche klickte und Kou spürte zwei Finger vorsichtig in sich eindringen. Da er locker und mehr als willig war und sich den Fingern keuchend entgegendrückte, erfüllte Kazuki ihm seinen Wunsch umgehend, packte ihn mit beiden Händen an der Hüfte und drang mit seiner nicht weniger harten Erektion in ihn ein. Beide stöhnten laut auf, als er in voller Länge in ihn stieß.

„Hmm... mach ruhig weiter, ich helfe dir gleich.“ Kazuki nahm die Hände von seiner Hüfte und löste den Knoten an der Augenbinde, dann fasste er um Kous linken Oberschenkel und zog ihn hoch. Er stabilisierte ihn, dass er nicht umkippen konnte, auch wenn das Seil um seine Handgelenke locker hing. Kou blinzelte, doch seine Augen gewöhnten sich schnell an das gedimmte Licht. Der Anblick hatte er nicht erwartet. Er stand etwas entfernt vom großen Spiegelschrank und sah sich selbst. Seine Nippel waren verziert mit goldenen Piercing-Hanteln, die jeweils auf der Kugel einen dunkelroten Stein trugen. Durch das erhobene Bein konnte er sehen, wie Kazuki sich langsam ihn ihm bewegte. Der Anblick und die tiefen Stöße waren zu viel und er kam mit einem erstickten Stöhnen. Kazuki ließ sein Bein herunter, damit er einen stabileren Stand hatte und stieß noch einige Male in ihn, eh er sich in ihn ergoss.

„Kazu, meine Hände kribbeln“, keuchte er, als Kazuki sich aus ihm zurückgezogen hatte.

Ohne zu zögern, zog der Yakuza sein Hamidashi und trennte die Seile durch. Er hielt Kou um den Bauch gestützt und setzte ihn langsam auf dem Boden ab, dann löste er schnell die Knoten an seinen Handgelenken und fing an, seine Hände zu massieren.

„Alles in Ordnung, Honey? Ist dir schwindlig?“ fragte er mit Besorgnis in der Stimme.

„Nein, alles bestens, Kazu, es hat sich nur gerade komisch angefühlt.“

Nachdem er sicher war, dass mit seinen Händen alles in Ordnung war, hob er Kou hoch und trug ihn zum Bett, setzte ihn in die Mitte und legte ihm eine Decke um die Schultern, dann öffnete er die Tür zum Garten, um frische Luft hereinzulassen und noch einige Dinge vom Sideboard zu holen. Er legte ein Desinfektionsspray und zwei Pflaster auf das Bett und zog einen Champagnerkühler voller Eiswürfel darunter hervor. In dessen Mitte stand eine Flasche mit Eistee, die er Kou reichte.

„Austrinken, ich lasse dich vorher nicht aufstehen“, sagte er streng, lächelte Kou aber liebevoll an.

Kou öffnete die Flasche und trank einen tiefen Schluck, dann schaute er grinsend an sich runter. „Wann hast du das alles geplant?“ fragte er neugierig.

„Etwa eine Woche bevor wir in den Urlaub gefahren sind. Der Juwelier, bei dem wir in Nagano waren, hat den Schmuck gemacht, er hat sich besonders viel Mühe gegeben als er erfahren hat, für wen sie sind. Er mag dich anscheinend.“

Nachdem er den Müll vom Sideboard weggeworfen hatte, die Balkontür geschlossen war und die Vorhänge zugezogen, setzte Kazuki sich aufs Bett. Kou hatte sich Mühe gegeben und die Flasche schon fast vollständig geleert.

„So, lass mal sehen.“ Aufmerksam sah er sich die frischen Piercings an, sprühte dann etwas von dem Desinfektionsmittel darauf und klebte jeweils ein Pflaster darüber. „Damit du im Schlaf nicht irgendwo hängen bleibst. Tetsuo kommt morgen hoch und schaut sich das an, er erklärt dir dann auch die Pflege.“ Er nahm sein Handy vom Nachtisch und tippte schnell eine Nachricht.

„Wem schreibst du?“ Kou lehnte sich an ihn.

„Tetsuo, er wartet auf die Nachricht, er war auf Abruf, falls was schiefgegangen wäre.“ Kou schaute ihn verdutzt an. „Was hast du gedacht? Ich würde sowas nicht ohne Absicherung machen.“

Kou musste lachen. Kazuki schaute ihm tief in die Augen und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich liebe dich.“

„Ich liebe dich auch, Kazu...“

Kazuki stand noch einmal kurz auf, um ein feuchtes Handtuch zu holen und Kou sauber zu machen, dann schlüpften beide unter die Decke. Er zog den Jüngeren mit dem Rücken an seine Brust und verteilte leichte Küsse in seinem Nacken, bis sie einschliefen.

Chapter 81

Summary:

„Ich hätte ihn wahrscheinlich selbst danach gefragt, bevor das passiert wäre und hätte ihm dann dasselbe erzählt. Sei Shiro aber bitte nicht böse, dass er es Tetsuo erzählt hat und er dann uns, damit wir eine Lösung finden. Er hat es nur gut gemeint.“

„Bin ich nicht. Wenn ich meinem Bruder etwas erzähle, gehe ich fast schon davon aus, dass er es zumindest ihm irgendwann erzählt. Ich bin ein bisschen neidisch, dass Tōru so großartige Freunde hat, die ehrlich zu ihm sind und ihn nicht schonen. Shizuru durfte ich auch schon kennenlernen.“ Der Schwarzhaarige verschränkte die Finger und stützte die Ellbogen auf seine Oberschenkel.

„Tōru hat sicher kein Problem damit, seine Freunde mit dir zu teilen. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach ist, bei deinem Job wirkliche Freundschaften aufzubauen, ohne dass irgendwer auf komische Ideen kommt.“ Kou strich ihm sanft über den Rücken. „Zu mir kannst du jedenfalls immer kommen, wenn etwas sein sollte.“

„Das ist lieb. Ich brauche wohl noch eine Weile, um das sacken zu lassen. Tōru ist... einfach großartig, so ganz anders als alle, mit denen ich bisher zusammen war.“

Chapter Text

Nach der Abgabe der überarbeiteten Kapitel für den ersten Sammelband seines Manga, konnte Kou wieder in seinem üblichen Tempo arbeiten und sich zusätzlich um die liegengebliebenen Illustrationsaufträge kümmern. Es dauerte jedoch einige Tage, bis das Ziepen in seinen Brustwarzen soweit nachgelassen hatte, dass er sich komplett auf seine Arbeit konzentrieren konnte. Bis dahin saß er häufiger als sonst in seine Kuscheldecke gewickelt auf Kazukis Sofa und ließ sich zwischendurch von ihm verwöhnen, da es schließlich seine Idee gewesen war, ihn so eindrücklich als sein Eigentum zu markieren. Tetsuo hatte ihm geduldig erklärt und gezeigt, wie er sich um die Piercings zu kümmern hatte, damit sie gut abheilten und sich zu seiner Verwunderung kein einziges Mal darüber amüsiert, wie sehr er anfangs damit haderte. Die Schmerzen waren dabei nicht einmal das Problem, aber Kou merkte in den Tagen nach der Session, wie empfindlich seine Brustwarzen eigentlich waren und fühlte sich zu einem gewissen Grad dauergeil. Dass er sie nicht mehr als nötig anfassen sollte und Kazuki ebenfalls rücksichtsvoll die Finger und alles andere davon ließ, machte es nicht besser, es fehlte etwas und er konnte es kaum erwarten, dass es abgeheilt war.

 

Mitte März verbrachte Kazuki einige Tage im Anwesen, um die regelmäßige Rücksprache mit der restlichen Clanführung zu halten. Tetsuo und Shiro begleiteten ihn, so dass Kou außer der Haushälterin und Wada am Ramenstand, bei dem er zweimal in der Woche aß, damit er nicht nur drinnen herumsaß, niemanden zu Gesicht bekam. Kazuki hatte ihm eine Woche im Voraus mitgeteilt, dass er über das zweite Märzwochenende hinaus nicht da sein würde, so dass keiner von ihnen etwas übermäßig Romantisches für den White Day geplant hatte. Kou war sich sicher, dass er auch kaum etwas Besseres als ihr Valentinstagsdate hätte planen können, außer sich von oben bis unten mit weißer Schokolade zu bepinseln, was er jedoch verwarf, weil er nicht sicher war, ob die Piercings nach zwei Wochen genug abgeheilt waren für einen ganzen Tag im Bett. Stattdessen hatten sie am Abend lang und ausgiebig telefoniert, nachdem sein Partner sich in seine eigenen Räumlichkeiten hatte zurückziehen können. Im Anschluss ging Kou früh, für seine Verhältnisse als Nachteule, ins Bett. Da Kazuki nicht da war, hatte er sein Dakimakura aus seiner Wohnung mit ins große Bett genommen, damit er sich nicht zu allein fühlte, auch wenn es kein wirklicher Ersatz war. Das Bett war groß genug, dass das Kissen sonst auch Platz gehabt hätte, er hatte nur noch nie darüber nachgedacht, irgendetwas von seinen persönlichen Otaku-Dingen in Kazukis Wohnung zu bringen. Er schlang Arme und Beine darum, nachdem er sich die Bettdecke bis zur Nasenspitze hochgezogen hatte und schlief, bis er am frühen Vormittag von einer Benachrichtigung geweckt wurde.

„Was zum...“ grummelte er, unsanft aus seinem Traum gerissen, und fischte das Handy vom Ladepad auf dem Nachttisch, wo er es am Abend abgelegt hatte.

 

Onodera K. [9:01]: Guten Morgen. Bist du schon wach?

Kou: [9:03]: Jetzt bin ich wach... ( ̄~ ̄;)

 

Kou fiel das Handy fast ins Gesicht, als es keine zehn Sekunden später klingelte, so sehr erschreckte er sich.

„Stimmt was nicht, Kazu...?“ fragte er besorgt, nachdem er den Anruf angenommen hatte und setzte sich im Bett auf.

„Verzeih mir, wenn ich dich geweckt habe. Hast du gut geschlafen?“

„Hmmm... relativ.“ Kou gähnte herzhaft. „Du rufst doch sonst nicht so früh an, ist was?“

„Ehrlich gesagt...“ Kazuki zögerte, was ihn fragend die Stirn runzeln ließ. „Ich habe es gestern Abend nicht gesagt, weil es mir nicht so sehr bewusst gewesen ist, aber ich fühle mich schlecht, weil ich dich so lange allein lasse und es sich noch bis Mitte der Woche verzögern wird, bis wir wieder zurück sind.“

„Kazu... das ist wirklich süß von dir, aber mach dir darum keine Gedanken. Ich komme zurecht.“ Er schwang die Beine aus dem Bett und entwirrte seine Haare mit der freien Hand. „Sag nicht, du vermisst mich mehr als ich dich“, scherzte er mit einem Lächeln.

„Ich denke nicht, dass man das gegeneinander messen kann.“ Kazuki ließ ein leises Seufzen hören. „Mir behagt es nicht, dich komplett ohne Ansprechpartner zu lassen, aber es war wichtig, dass Tetsuo und Shiro mich diesmal begleiten. Und ja, ich vermisse dich furchtbar.“ Er lachte leise.

„Es ist in Ordnung. Wäre ich noch in Adachi, wäre dort auch niemand, der auf mich aufpasst, Kazu“, entgegnete Kou, während er in die Küche ging, um sich einen Kaffee zu kochen.

„Ich weiß... Was machst du heute?“

„Hmm...“ Er nippte an seinem dampfenden Kaffee, den der neue Vollautomat in seine Tasse gefüllt hatte. „Das Wetter soll schön werden, vielleicht gehe ich ein bisschen bummeln, auch wenn wahrscheinlich alles überlaufen sein wird... mir fällt die Decke auf den Kopf, wenn ich nur drinnen sitze und arbeite.“

„Shibuya?“

„Vielleicht... keine Sorge, ich werde mich nicht wieder von Nao abfüllen lassen, damit du mich einsammeln musst, Liebster, auch wenn ich nicht nach Shibuya fahren kann, ohne bei ihm vorbeizuschauen, sonst ist er mir böse.“

„Diesmal sind wir nicht verabredet, also kannst du tun und lassen, was du möchtest, Honey“, antwortete er ruhig. „Du weißt, wie weit du gehen kannst und kennst die Konsequenzen, wenn du es übertreibst.“

„Das heißt... wenn ich es ganz sehr übertreibe, kommst du vorbei und holst mich persönlich ab, Daddy...?“ raunte Kou ins Handy. Kazukis gedämpftes Grollen ließ ihn breit grinsen. „Ich benehme mich. Ich will nicht, dass du Ärger bekommst, weil du mich zur Ordnung rufen musst und deinen Pflichten nicht nachkommen kannst.“

„Braves Kätzchen. Ich muss auflegen, mach dir einen schönen Tag, ja?“

„Ich gebe mir Mühe. Mit dir wäre der sicher schöner, aber wir holen das nach. Ich liebe dich, liebster Kazu.“

„Ich liebe dich auch.“

 

Kou legte auf und seufzte lächelnd in seine Tasse, bevor er ausgiebig frühstückte und sich anschließend für den Tag fertig machte. Zu einer seiner geliebten schwarzen Skinny-Jeans zog er ein asymmetrisch geteiltes, schwarz-weißes T-Shirt an, das ihm bis über den Po reichte. Damit es nicht zu frisch wurde, zog er eine weiße Sweatshirtjacke mit mintfarbenem Farbverlauf an Ärmeln und Saum darüber, bevor er in Stiefel und Jacke schlüpfte. Bevor er sich auf den Weg machte, ging er in Tetsuos Wohnung vorbei, um seine Katze Aoi zu füttern und ihr ein paar Streicheleinheiten zukommen zu lassen, damit sie sich nicht zu einsam fühlte. Er hatte sich gerne dazu bereit erklärt, sich während der Abwesenheit der anderen um sie zu kümmern, und hatte in den vergangenen Tagen mehrere Stunden mit seinem iPad auf Tetsuos Sofa verbracht, um ihr Gesellschaft zu leisten. Mit in seine Wohnung hatte er sie nicht nehmen wollen, um sie nicht unnötig zu stressen.

Aoi sprang auf seinen Schoß, kaum dass sie die Hälfte ihres Frühstücks verputzt hatte und ließ sich von ihm den Bauch kraulen. Wie Kou mittlerweile herausgefunden hatte, ließ sie das nur bei ihm wirklich zu. Von Tetsuo ließ sie sich zwar auch streicheln, bis sie ihn irgendwann anfauchte, wenn sie genug hatte, weshalb das so war, wusste nur Aoi selbst.

„Du bist so eine Diva, Aoi...“ sprach er leise und hob sie hoch, um ihr in die verschiedenfarbigen Augen zu sehen. „Eine flauschige Diva.“

Die Katze quittierte seine Aussage mit einem Maunzen und schmiegte sich an seinen Hals, als er sie mit einer Hand an seine Brust hielt, um mit der anderen Hand ein völlig unnötiges Selfie zu schießen. Anschließend setzte er sie auf ihrem zerknautschten Kissen auf dem Sofa ab und machte sich auf den Weg nach Shibuya. Das Foto schickte er Tetsuo und postete es ebenfalls auf seinem persönlichen Twitter-Account mit einem kurzen Text: „Pet sitting für die viel zu süße Katze von Daddys Wachhund.  (=^・ェ・^=)“

 

Bis er in Shibuya ankam, war es dort entsprechend voll für einen sonnigen Frühlingstag. Kou bummelte ein wenig durch die Straßen und genoss das angenehme Wetter. Er wollte nichts einkaufen, betrachtete aber hier und da ein Schaufenster, wenn ihm etwas ins Auge stach. Seine Füße trugen ihn nach einer Weile zum nächstgelegenen Starbucks, damit er seine Energiereserven auffüllen konnte, die sich immer schnell leerten, wenn er sich unter vielen Menschen bewegte. Er bestellte sich einen großen Caramel Macchiato und einen Schokoladenmuffin und setzte sich damit an einen Platz am Fenster, um eine Pause einzulegen, während er seine Twitter Benachrichtigungen durchsah. Seine Follower waren mehr als interessiert daran, dass er mehr von sich selbst teilte. Kou hatte sich nach dem Urlaub in Nagano darauf festgelegt, seine privaten Dinge nur sporadisch auf seinem offiziellen Künstleraccount zu teilen, dafür mehr auf dem persönlichen Account, mit dem er auch seinen Freunden folgte. Mit dem Künstleraccount retweetete er jedoch hin und wieder seine privaten Posts, wenn er meinte, dass es dorthin passte. Nichtsdestotrotz hatten nicht wenige seiner Follower von dort den Weg zu seinem Zweitaccount gefunden und kommentierten fleißig, wenn er eins der häufiger gewordenen Selfies postete, von denen er vor seiner Anstellung bei Yayoi nie eines gepostet hatte. Seit der Pressekonferenz vor der Comiket war die Katze so oder so aus dem Sack, also fand er keinen wirklichen Grund mehr, sich damit zurückzuhalten. Ganz besonders gut war ein Foto zwei Wochen zuvor angekommen, zu dem er Kazuki aus einer Laune heraus überredet hatte, ursprünglich mit dem Gedanken, es als Vorlage zum Zeichnen zu verwenden. Es zeigte ihre ineinander verschränkten Hände, die Ringe an den Daumen im Fokus. Kou hatte darauf geachtet, dass kein noch so kleiner Hauch des Tattoos an Kazukis linkem Arm zu sehen gewesen war, so dass sein eigener halb entblößter Unterarm, mit den leicht verblassten Seilabdrücken der Piercing-Session, mit dem Weiß seines Hemds kontrastierte. Bis er zufrieden gewesen war, hatte er eine größere Auswahl Fotos zusammen und die Erlaubnis seines Partners bekommen, eines davon zu posten. Es gefiel ihm so gut, dass es seitdem als Hintergrund seines Homescreens diente.

Ein Klopfen an die Scheibe neben sich ließ Kou den Kopf heben. Tōru stand mit einem strahlenden Lächeln auf der anderen Seite, neben ihm Izumi, der seine Hand hielt. Kou erwiderte das Lächeln und deutete auf die freien Plätze an seinem Tisch, was seinen rotblonden Freund bestätigend nicken ließ. Er ging zielstrebig auf den Eingang zu und zog Izumi an der Hand hinter sich her.

 

„Setz dich doch schon, Tora“, schlug der Schwarzhaarige vor. „Ich kümmere mich um den Kaffee. Das Übliche für dich?“

„Du bist der Beste. Ja, das übliche.“ Tōru strich ihm kurz mit dem Daumen über den Handrücken, bevor er ihn losließ und zu Kou ging, der die beiden aufmerksam beobachtete. „Dich habe ich hier am wenigsten erwartet, Kou, was treibt dich an so einem Tag nach Shibuya?“

„Das Wetter und die mich erdrückenden Wände und Decken zuhause.“ Der Ältere stand auf und begrüßte ihn mit einer kurzen Umarmung, die Tōru immer noch leicht verwirrte, aber da er mittlerweile wusste, dass Kou zum Teil von seinem amerikanischen Großvater erzogen wurde, wunderte es ihn kaum noch, dass er diese Art Nähe eher zuließ als andere.

„Dabei hast du so plüschig niedliche Gesellschaft, da kann man ja neidisch werden.“ Er setzte sich ihm gegenüber.

„Aoi spricht aber nicht und ich bin nur ihr Futterlieferant und Streichelsklave, während die anderen unterwegs sind“, entgegnete er. „Manchmal muss ich einfach raus, ich kann nicht nur arbeiten und schlafen. Und da ich mich in Asakusa immer noch nicht wirklich auskenne... bin ich hierher gefahren.“

„Okay, das ist nachvollziehbar.“ Tōru rutschte auf der Bank ein Stück zur Seite, um Izumi Platz zu machen, der mit zwei Kaffeebechern dazukam.

„Iced Latte für dich, Tora“, sagte der Schwarzhaarige, bevor er sich setzte und Kou mit einem Lächeln ansah. „Freut mich sehr, Yukimura-san.“

Kou blinzelte perplex, dann lachte er leise. „Ich glaube nicht, dass wir diese Förmlichkeiten noch brauchen. Sag Kou, das ist völlig ausreichend, sonst verwirren wir Tōru noch mehr.“

„Warum sollte mich das verwirren...?“ Tōru schaute die beiden an.

Izumi atmete geräuschvoll aus. „Weil ich mit seinem Arsch schon per Du war, ich war mir nur nicht sicher, ob... das immer noch angemessen ist.“

„Oh... oh! Du hattest da was erwähnt, ja...“ Der Rothaarige nippte ertappt an seinem Kaffee.

„Du kannst mich weiterhin Izumi nennen, Kou. Gefällt mir besser als der Name, der in meinem Ausweis steht“, erklärte er, woraufhin Kou bestätigend nickte.

„Weshalb ich hier bin, haben wir ja jetzt geklärt. Was bringt euch an einem Sonntag nach Shibuya? Du bist doch selten vor dem Nachmittag wach, wenn du am Wochenende arbeitest, Tōru“, fragte der Ältere.

„Wir haben uns das Wochenende freigenommen. Izumi wollte an seinem Geburtstag nicht arbeiten und wir haben den Tag gestern zusammen verbracht. Und da das Wetter heute so schön ist, kann man es auch nutzen und shoppen gehen“, antwortete er.

„Oh, alles Gute nachträglich, Izumi. Ich hoffe, ihr habt den Tag effektiv genutzt.“ Kou grinste in seinen Becher, als die beiden jüngeren Männer sich vielsagend ansahen.

„Danke. Haben wir, ausgiebig. Du bist allein unterwegs?“ Izumi verschränkte seine Finger mit Tōrus auf dem Tisch.

„Ja. Ich wollte im Anschluss noch einen Freund in seinem Laden besuchen, wollt ihr mitkommen? Außer ihr habt noch etwas anderes geplant“, antwortete er und tippte eine Nachricht an Nao, um sich anzukündigen.

„Einen festen Plan hatten wir heute nicht, also können wir dich genauso gut begleiten.“ Tōru schaute zu Izumi. „Wenn du einverstanden bist, Shinamon.“

„Hmmm... ja. Ich kann aber nicht versprechen, dass wir dich nicht in Dankbarkeit baden, Kou, also ich...“ Izumi schlug für einen Moment die Augen nieder. „Dass es mit uns geklappt hat, haben wir dir zu verdanken, weil du Tōru so effektiv den Kopf gewaschen hast. Danke dafür.“

„Nicht dafür, das war lange überfällig und wenn ich nicht selbst den Kopf so in den Wolken gehabt hätte, wäre es mir schon viel eher aufgefallen. Wahrscheinlich haben wir das eher Kazuki zu verdanken als mir, weil Tōru es nicht verstanden hätte, hätte er ihn nicht in meiner Wohnung getroffen“, entgegnete Kou beschwichtigend. „Es freut mich, dass ihr zueinander gefunden habt.“

„Hat er den Kühlschrank eigentlich fertig repariert oder doch einen neuen gekauft?“ hakte Tōru nach.

„Am nächsten Tag, ja. Was? Traust du ihm das nicht zu?“ Er schaute ihn amüsiert an.

„Um ehrlich zu sein... absolut nicht, er wirkt nicht wie jemand, der Kühlschränke repariert. Eher reparieren lässt, wenn er schon keinen kaufen will.“

„Er ist da eigen und ich glaube, es macht ihm Spaß, wenn er zur Abwechslung etwas mit den Händen reparieren kann. Er ist auch nur ein Mensch mit Angewohnheiten und Macken.“ Kou stützte das Kinn auf die Hand und lächelte. „Auch wenn ich bisher noch nicht viele entdecken konnte.“

 

Nach ihrer Kaffeepause führte Kou die beiden zu Naos Laden einige Straßen weiter.

„Oh, hier war ich tatsächlich noch nie...“ sagte Izumi und bestaunte das Schaufenster. „Bist du öfter hier, Kou?“

„Ich glaube, die Hälfte meines Kleiderschrankinhalts hat Nao mir angedreht, also... ja.“ Er ging vor durch die automatische Tür, die sich hinter ihnen wieder schloss.

„Du verwöhnst mich noch, wenn du alle zwei Wochen hier aufkreuzt, Prinzessin“, sagte Nao, kaum dass er Kou erspäht hatte. Er kam ihm auf halbem Weg entgegen und begrüßte ihn wie immer mit einem Kuss. „Du bist nicht allein heute?“

„Ich werde heute keinen Yen ausgeben, ich habe immer noch keinen Platz für das gefunden, das du mir das letzte Mal untergejubelt hast, Nao.“ Kou drehte sich halb zu seinen beiden Begleitern um. „Das sind Tōru und Izumi, Freunde von mir.“

„Freunde, hm? Du kannst gerne öfter Freunde mitbringen, wenn die alle so schnuckelig heiß sind, Prinzessin. Schaut euch um, fühlt euch ganz wie zuhause. Ich bin da hinten, wenn ihr Hilfe braucht.“ Nao schenkte ihnen ein strahlendes Lächeln und hakte sich bei Kou unter, den er mit zur Couch neben der Kasse zog. „Willst du was trinken?“

„Wenn es keinen Alkohol hat, gern. Kazuki kann mich heute nicht abholen, weil du mich abfüllst.“

„Kann er nicht? Ist er nicht in der Stadt?“ Er holte Gläser aus einem Schrank und stellte sie auf ein kleines Tablett.

„Doch, aber beschäftigt. Familiendinge, schon seit Mitte der Woche und es dauert wohl doch noch länger...“ Kou ließ sich auf das Polster fallen. Tōru und Izumi erkundeten währenddessen den Laden. „Er soll nicht wegen mir seine Pflichten vernachlässigen.“

„Verständlich. Aber sag... war er so sauer, wie er aussah, weil du euer Date vergessen hast?“ Nao reichte ihm ein gefülltes Glas und setzte sich halb auf die Armlehne der Couch.

„Jein... eher besorgt als wirklich sauer.“ Er strich sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr. „Er dachte, mir wäre was passiert und war kurz davor, die halbe Stadt auf den Kopf zu stellen, um mich zu finden. Dass ich dann hier saß, hat ihn verstimmt, aber wenn er sauer ist, ist er anders.“ Kou erzählte ihm knapp, wie sie den Abend und den folgenden Tag verbracht hatten, ließ jedoch einige Details aus.

„Kannst du das präzisieren? Wie hat er dich markiert? Und dann noch selbst... so viel fällt mir da nicht ein oder zu viel, je nach Standpunkt“, hakte der Ältere nach.

„Naja...“ Er zögerte und schaute kurz zu Tōru und Izumi, die sich in der Nähe einige Hemden ansahen. „Ich wollte mich jetzt eigentlich nicht ausziehen...“

„Runter damit, Kou. Wir sind unter uns und die beiden scheinen mir nicht zimperlich zu sein...“

„Die beiden haben mich auch schon nackt gesehen, das ist nicht das Problem...“

„Haben sie?“ Nao schaute zu den beiden. „Ihr habt ihn beide nackt gesehen? Wie?“

Tōru und Izumi warfen sich einen Blick zu und gingen dann zu ihnen.

„Nicht gleichzeitig“, präzisierte Tōru.

„Das wird ja immer interessanter...“ Seine Mundwinkel zogen sich neugierig nach oben.

„Naooo... bitte...“ Kou stöhnte frustriert und zog sich die Kapuze seiner Sweatshirtjacke über den Kopf.

„Kou kam als Gast in den Club und hat seine Ersparnisse auf meinem Punktekonto gelassen, den Sex gab’s also Bonus obendrauf, weil er so niedlich war“, erklärte Izumi schmunzelnd.

„Der war Bonus? Dafür hast du mich aber ordentlich ausgenommen...“

„Das ist mein Job.“ Er setzte sich neben ihn und tätschelte seine Hand.

„Du bist Host?“ fragte Nao, woraufhin Izumi nickte. „Und wann hast du unsere Prinzessin nackt gesehen, Tōru?“

„Zu mehreren Gelegenheiten, so schamlos wie er ist“, entgegnete der Angesprochene grinsend, was Kou im Polster weiter nach unten rutschen ließ. „Im Gegensatz zu meinem Freund durfte ich ihn aber nur aufpäppeln und mit ihm baden. Einmal im Job und einmal bei mir zuhause.“

Nao schaute ihn mit großen Augen an. „Jetzt wird mir einiges klar. Und ihr zwei seid jetzt fest?“

„Ja. Dank Kou, der mir sehr effektiv die Augen geöffnet hat. Auch wenn’s wehgetan hat, es war notwendig.“ Tōru zog Kou die Kapuze vom Kopf und ordnete seine Haare. „Ich war lange nicht mehr so glücklich wie in den letzten Wochen.“

„Zweieinhalb Wochen und du bist wie ausgewechselt, Tōru.“ Kou piekte ihn in die Brust.

„Wir haben die ganze Kennenlernphase einfach übersprungen und machen einfach da weiter, wo wir vorher aufgehört haben. Nur mit Gefühlen und Zärtlichkeiten und Küssen...“ führte Izumi aus. „Oh man... er küsst so dermaßen gut, ein Glück, dass das nicht zum Job gehört, sonst würde er mich einfach überholen, weil alle nur dafür bezahlen.“

Tōru wurde rot und fuhr sich nervös mit der Hand durch die Haare. „Du übertreibst, Shinamon. Du bist nicht schlechter als ich.“

„Aber auch nicht besser, Tora. Wir erzählen das besser niemandem, bevor noch jemand an meiner Kompetenz zweifelt.“ Izumi zog ihn zwischen sich und Kou aufs Sofa und schmiegte sich an seinen Arm.

Nao stützte die Wange auf eine Hand und grinste breit.

„Woran denkst du schon wieder, Nao?“ Kou schaute ihn über den Rand seines Glases hinweg an. „Stell deine Fragen einfach, du kannst nichts verkehrt machen.“

„Dass ich das bei dir nicht kann, weiß ich ja, aber die zwei kenne ich noch nicht lange“, entgegnete Nao, zuckte dann aber mit den Schultern. „Seid ihr beide versatile?“

Tōru verschluckte sich an seinem Getränk, Izumi lachte laut über die Frage, bevor er sie beantwortete: „Ich ja. Tōru nicht, dafür Shinya... hin und wieder, richtig?“

„Selten... zuletzt...“ Tōru hielt inne und schaute kurz zu Kou, der ihm einen fragenden Blick zuwarf. „Shinya zieht nicht unbedingt die Kunden an, die toppen wollen, also kommt das nicht oft vor. Das letzte Mal war im September und auch kein Kunde im eigentlich Sinne.“

„Du musst nicht drüber reden, wenn du nicht willst, Tōru...“ Kou legte die Hand auf seinen Arm.

„Es ist nicht das, was du denkst... es war der Wachhund deines Partners, während ihr miteinander beschäftigt wart...“ Er zog den Kopf ein, als Kou und Izumi ein ungläubiger Laut entfuhr und sie sich überrascht ansahen.

„Ja... also... gut...“ Kou suchte für einen Moment die richtigen Worte, während er sich darum bemühte, ein Grinsen zu unterdrücken. „Bei dem Schwanz hätte ich auch nicht Nein gesagt.“ Er grinste nun doch bei dem Gedanken an Tetsuos Piercings.

„Woher weißt du das, Kou?“ fragte Tōru.

Kou lehnte sich an ihn. „Weil ich ihn schon mehrfach gesehen habe, anfassen durfte und andere Dinge mit ihm anstellen... während Kazuki dabei war, sowas passiert nicht ohne seine Erlaubnis.“

„Wow... das hätte ich nicht gedacht...“

„Da... hast du mir tatsächlich etwas voraus, Tora, sagte Izumi überrascht. „Worüber habt ihr eigentlich vorhin gesprochen, dass du gefragt hast, ob wir Kou nackt gesehen haben, Nao?“

„Achja... genau. Ziehst du dich jetzt aus, Prinzessin?“ Nao tippte abwartend mit den langen Nägeln auf die Glasplatte des Tresens, bis Kou resigniert aufstand.

Er schlüpfte aus der Sweatshirtjacke und legte sie zu seinen Sachen auf den Hocker neben dem Sofa, dann hob er sein T-Shirt am Saum an und zog es sich über den Kopf. Er hatte es kaum fertig ausgezogen, da entfuhr Nao ein leiser Pfiff, als er die Piercings sah.

„Zufrieden...?“ Kou strich sich die Haare zurück und band sie locker zusammen, damit sie sich nicht irgendwo verhakten. „Er hatte das wohl schon geplant, bevor wir nach Nagano gefahren sind...“

„Die sind... wow... dafür, dass du Angst vor Nadeln hast, hast du mittlerweile nicht wenige Löcher in deiner Haut, Prinzessin.“

„Ich glaube, die ist mittlerweile geheilt... ich bin jetzt abgehärtet.“ Er verschränkte in einem Anflug von Unsicherheit die Arme vor dem Oberkörper und schauderte, als er an die Videos dachte, die er sich im Nachhinein angesehen hatte, wie solche Piercings durchgeführt wurden, da er selbst nichts hatte sehen können.

„Darf ich...?“ Nao war aufgestanden und hatte sich vor ihn gestellt, also ließ Kou die Arme sinken und überließ sich seiner genauen Begutachtung. Tōru und Izumi beobachteten sie neugierig.

„Da hat er aber an nichts gespart... sind die extra angefertigt?“ fragte er und tippte einen der dunkelroten Steine mit dem Fingernagel an.

„Ja. Er hat Kontakt zu einem Juwelier in Nagano, der sich offensichtlich auf sowas spezialisiert hat, neben dem üblichen Bling-Bling“, antwortete Kou. „Ich habe die Ringe dort gekauft, als wir da waren, wusste aber nicht im Ansatz, wie gut Kazuki ihn kennt.“

Sein älterer Freund hob seine rechte Hand an und betrachtete den Ring am Daumen, den er zwar schon kannte, aber nun unter neuen Gesichtspunkten begutachtete.

„Kou... bist du dir sicher, dass er rein zufällig in dem Laden war, um Manschettenknöpfe für seinen Schwiegervater zu kaufen oder war das volle Absicht, damit du auf Ideen kommst?“ fragte er breit grinsend.

„Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Kazuki macht nichts zufällig, er hat immer irgendeinen Plan oder eine Absicht, weshalb er etwas tut.“ Er zog das T-Shirt wieder an und ließ sich auf den Platz neben Tōru fallen. „Ich bezweifle aber, dass er geplant hatte, dass ich mein Geld für ein Geschenk ausgebe, statt ihn darum zu bitten...“

Nao kicherte. „Ja, du sparst eher eisern, als du jemanden darum bittest, dir etwas zu kaufen und gegen Geschenke wehrst du dich mit Händen und Füßen. Anscheinend muss man dich fesseln und zwingen, wenn man dir etwas Gutes tun will.“ Er deutete mit einer Handbewegung auf seine Brust.

Kou schnaubte. „Meinen letzten Einkauf hier hat er bezahlt, weil du mich einfach übergangen hast, Nao.“

„Sag ich doch.“ Er grinste über sein schmollendes Gesicht, dann wendete er sich an Tōru und Izumi. „Für Freunde gibt es übrigens Rabatt. Falls ihr irgendwas findet, das euch gefällt, lasst es mich wissen.“

„Wie großzügig, vielen Dank.“ Izumi schob eine Hand unter Tōrus Arm hindurch, legte das Kinn auf seine Schulter und schaute ihn an. „Schauen wir uns weiter um, Tora?“

„Mein Kleiderschrank platzt schon aus allen Nähten, aber ich könnte das zum Anlass nehmen, auszumisten“, entgegnete er.

„In meinem ist noch Platz, du kannst auch einen Teil dort unterbringen, wenn du dich von nichts trennen willst.“

„Damit ich noch öfter bei dir bin, als so schon?“ Tōru tippte ihn auf die Nasenspitze. „Du kriegst mich nicht dazu, nach kaum drei Wochen bei dir einzuziehen, Shinamon, brems dich ein bisschen.“ Er küsste ihn sanft. „Frag mich in einem Monat nochmal, okay?“

„Du machst mich fertig...“ Izumi legte die freie Hand auf sein gerötetes Gesicht.

Tōru zog ihn an der Hand hinter sich her, um sich den Rest des Ladens anzusehen.

„Da bekommt man ja Karies und Diabetes gleichzeitig...“ merkte Nao an und schaute ihnen nach.

„Ja... ich dachte, Kazuki und ich wären schlimm, aber das ist ein ganz anderes Level“, stimmte Kou ihm zu. „Ich freue mich für sie, so entspannt habe ich Tōru seit Monaten nicht gesehen, aber gut, da dachte er ja auch noch, er würde mich lieben und Kazuki würde ihn dafür im Hafen versenken...“

„Das ist definitiv der bessere Ausgang.“ Nao stand auf. „Entschuldige mich kurz, ich gehe den beiden eben helfen.“

 

Kou füllte sein Glas erneut und nahm sich einen Keks aus der Schale auf dem kleinen Tisch neben dem Sofa, dann verbrachte er die nächste halbe Stunde damit, ein paar Skizzen auf seinem iPad anzufertigen, das er mitgenommen hatte, falls er spontane Ideen hatte. Izumi ließ sich irgendwann neben ihn fallen, während Tōru und Nao noch beschäftigt waren.

„Ehrlich gesagt...“ begann er, so dass Kou ihn ansah. „Bin ich froh, dass der Plan, von dem mein Bruder mir erzählt hat, nicht stattfinden musste. Das hätte Tōru sehr viel mehr verletzt als deine Erklärung.“

„Ja. Ich hätte das so auch nicht durchgezogen, die Idee klang anfangs plausibel, aber dabei war zu viel Alkohol im Spiel und Sayuris Pragmatismus“, antwortete er. „Ich hätte ihn wahrscheinlich selbst danach gefragt, bevor das passiert wäre und hätte ihm dann dasselbe erzählt. Sei Shiro aber bitte nicht böse, dass er es Tetsuo erzählt hat und er dann uns, damit wir eine Lösung finden. Er hat es nur gut gemeint.“

„Bin ich nicht. Wenn ich meinem Bruder etwas erzähle, gehe ich fast schon davon aus, dass er es zumindest ihm irgendwann erzählt. Ich bin ein bisschen neidisch, dass Tōru so großartige Freunde hat, die ehrlich zu ihm sind und ihn nicht schonen. Shizuru durfte ich auch schon kennenlernen.“ Der Schwarzhaarige verschränkte die Finger und stützte die Ellbogen auf seine Oberschenkel.

„Tōru hat sicher kein Problem damit, seine Freunde mit dir zu teilen. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach ist, bei deinem Job wirkliche Freundschaften aufzubauen, ohne dass irgendwer auf komische Ideen kommt.“ Kou strich ihm sanft über den Rücken. „Zu mir kannst du jedenfalls immer kommen, wenn etwas sein sollte.“

„Das ist lieb. Ich brauche wohl noch eine Weile, um das sacken zu lassen. Tōru ist... einfach großartig, so ganz anders als alle, mit denen ich bisher zusammen war.“

Kou runzelte die Stirn, als er Tetsuos schwarzen Tesla vor dem Eingang anhalten sah und stand auf, als Shiro ausstieg und nicht sein blonder Ziehvater.

„Nao, machst du eben die Tür auf, bitte?“ rief er dem Älteren zu.

„Wie? Ja, klar, einen Moment!“ Er kam aus Richtung der Umkleiden und entriegelte die automatischen Türen mit einem Knopf unter der Kasse.

Kou schaute auf sein Handydisplay, hatte jedoch keine Nachricht oder Anruf von Kazuki, der Shiros Erscheinen erklären würde. Der ernste Ausdruck in seinem Gesicht ließ ihm jedoch das Herz in die Hose rutschen und er hielt sich spontan an Izumis Ärmel fest, der neben ihm aufgestanden war.

„Kou, ein Glück, dass du doch noch hier bist“, sagte Shiro, kaum dass er den Laden betreten und zu ihnen gegangen war. Er trug einen schwarzen Anzug und hatte die Haare glatt nach hinten gegelt und am Hinterkopf zu einem kurzen Zopf gebunden. Sein Blick erfasste Izumi und er hielt irritiert inne.

„Ich habe Kazuki gesagt, dass ich heute wahrscheinlich hier bin und ich nicht abgeholt werden muss. Ist irgendetwas passiert?“

„Das weiß ich, ich muss dich aber trotzdem bitten, mit mir zu kommen. Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, entgegnete er.

„Wohin? Wo sind Kazuki und Tetsuo?“ Kou drückte Tōrus Hand, der sich besorgt dazu gestellt hatte und ihn auf der anderen Seite flankierte.

Shiro atmete geräuschvoll aus. „Im Krankenhaus. Es ist alles in Ordnung. Ich bringe dich nach Hause, so lautet mein Auftrag.“ Er zuckte zusammen, als Izumi ihn in die Wange kniff.

„Du glaubst doch nicht, dass du ihn jetzt einfach so einsammeln und nach Hause bringen kannst, Shiro-nii!“ schimpfte er. „Wegen mir nimm ihn mit, aber bring ihn gefälligst ins Krankenhaus zu den anderen, wenn du nicht willst, dass er zuhause die Wände hochgeht, weil er nicht weiß, was los ist.“

„...Danke, Izumi, aber ich hätte da auch selbst drauf bestanden.“ Kou löste Izumis Finger von Shiros Wange, dann ging er zu Nao, um ihn kurz zu umarmen. „Sorry, ich wäre gern länger geblieben, aber es ist wohl wirklich wichtig.“

„Kein Ding... melde dich bitte, wenn du mehr weißt, Prinzessin.“

Tōru schaute verwirrt von einem zum anderen, bis Izumi ihn an sich zog und ihm etwas ins Ohr flüsterte, was ihn offensichtlich beruhigte. Kou drückte die beiden ebenfalls kurz.

„Ich erkläre dir alles später, Tōru, wenn Izumi es bis dahin nicht schon getan hat“, versprach er, dann nahm er Tasche und Jacke und folgte Shiro nach draußen, aufgewühlt und besorgt, aber das mussten die anderen nicht wissen, damit sie sich nicht übermäßig sorgten.

Chapter 82

Summary:

Sie aßen schweigend, es war eine angespannte Stille, während der Kazuki seine Frau aufmerksam beobachtete. Sie war etwas blasser als sonst und sah müde aus, andererseits hatten sich ihre Besprechungen in den letzten Tagen immer bis spät abends gezogen und sie hatten alle nicht viel Schlaf bekommen. Übelkeit war aber nichts, was durch Stress bei ihr ausgelöst wurde.

Er legte seine Stäbchen zur Seite, nachdem er aufgegessen hatte und setzte sich etwas bequemer hin. „Haruka hat mir vorhin davon berichtet, dass Itsuki unterstellte Kobun sich noch spät abends hier im privaten Bereich herumtreiben. Gibt es dafür eine Erklärung?“ fragte er ernst.

„Wann soll das gewesen sein?“ hakte Itsuki nach.

„Donnerstag. Ich frage mich sowieso, weshalb sie hier sind, wenn es hier keine Arbeit für sie zu erledigen gibt. Und vor Harukas Zimmertür hat erstrecht niemand etwas verloren, der nicht dazu befugt ist.“ Er schaute seinen Gegenüber an.

„Sie fantasiert, am Donnerstag war niemand hier, erstrecht nicht abends.“ Itsuki verschränkte die Arme vor der Brust. „Erzähl keine Märchen, Haruka, nur um dich aufzuspielen.“

Chapter Text

Kazuki schob das Handy in die Innentasche seines Jacketts, nachdem er sein Gespräch mit Kou beendet hatte. Es stimmte, er fühlte sich schlecht, wenn er ihn allein ließ und tagelang im Anwesen festsaß, ohne wirklich zu wissen, wann er wieder zurück war. Es war ihm bewusst, dass sein Partner gut allein zurechtkam und die Einsamkeit schätzte, dennoch hatte er sich so an seine Gegenwart gewöhnt, dass etwas fehlte, wenn er ihn nicht sehen konnte. Erstrecht, wenn er täglich damit konfrontiert war, dass Sayuri und Itsuki Zeit miteinander verbrachten, miteinander arbeiteten und lebten, gebilligt von ihrem Vater, weil er wusste, dass sein vormaliger Rechtsberater sie glücklich machte. Innerhalb des Clans war Itsukis Stellung nach wie vor die eines Shingiin, nur dass er ebenfalls als Sayuris Assistent arbeitete und sie in ihrer alltäglichen Arbeit in der Company begleitete, bei der sie die Aufsicht über diverse kleinere Firmen in der Unterhaltungsbranche hatte. Die Kyodai und Shatei, denen sie die Arbeit vor Ort übertrug, unterstanden zwar der Hierarchie nach Kazuki und ihrem Onkel Daichi, der als Shateigashira fungierte, aber niemand widersetzte sich ihren Anordnungen, so dass sie ihre eigenen, loyalen Untergebenen hatte.

Er schaute auf das Display seiner Uhr und überlegte kurz, ob er bis zum sonntäglichen sehr späten Frühstück noch Zeit für ein oder zwei Telefonate hatte, als Tetsuo die dünne Tür zu seinem Raum aufschob und eintrat.

„Hier laufen mir eindeutig zu viele von Itsukis Schlägern rum...“ murmelte der Blonde, nachdem er die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte.

„Das ist doch nichts Neues, Tetsu. Solange Sayuri kein Problem mit ihnen hat, werde ich sie sicher nicht rauswerfen“, entgegnete er und überprüfte den Sitz seiner Frisur in einem Spiegel an der Wand.

„Shiro wartet draußen, wir waren kurz frühstücken, während du im Dōjō warst. Bist du nicht hungrig?“

„Nein, ich habe mir nach dem Aufstehen in der Küche etwas geholt. Ich bin wirklich kein Mensch dafür, sonntags lange zu schlafen und spät zu frühstücken, es ist ein Tag wie jeder andere, also kann ich auch wie jeden Tag morgens meinen Tee trinken und etwas essen.“ Er schmunzelte kurz über Tetsuos ernstes Gesicht. „Schau nicht so. Wäre die Situation eine andere, wäre das hier mein Zuhause, in dem ich mich sicher fühlen sollte, auch wenn du nicht da bist.“

„Es war lange genug dein Zuhause, Kazuki, und auf dem Papier ist es das nach wie vor. Umso weniger haben diese Nichtsnutze hier etwas verloren“, widersprach Tetsuo leise. „In Asakusa lässt du auch keinen Kobun in deinen privaten Räumen ein und ausgehen, wie es ihm beliebt, du lässt sie nicht einmal ins Büro, wenn es nicht unbedingt notwendig ist.“

„Ich rede mit Sayuri und teile ihr deine Bedenken mit. Mir sind hier auch zu viele Ohren, die hier nicht hingehören“, fügte er leise hinzu. Die Wände waren dünn und es war durchaus möglich, ein Gespräch zwei Räume weiter zu belauschen, wenn lauter gesprochen wurde.

„Mehr kann ich nicht verlangen, Boss.“

Tetsuo folgte ihm auf den Flur, auf dem Shiro sich ihnen mit einem knappen Nicken anschloss. Der junge Yakuza hatte am Tag zuvor Geburtstag gehabt, sich aber bis auf eine kurze Auszeit am Abend mit Haruka, die sie im weitläufigen Garten verbracht hatten, an seine Pflicht gehalten und gearbeitet wie sonst auch. Kazuki wusste, dass er seine Geburtstagsfeier nachholen würde, wenn sie wieder in Asakusa waren und er seine Freunde treffen konnte. Jetzt folgte er ihnen aufmerksam, wie Tetsuo in einen schwarzen Anzug gekleidet und die etwas längeren schwarzen Haare am Hinterkopf zusammengebunden, so dass das Tattoo auf der rasierten rechten Seite noch prominenter hervorstach. Er hatte damit schon am ersten Tag ihrer Anwesenheit Eindruck bei den Kobun hinterlassen, das fehlende Fingerglied tat sein Übriges. Kazuki hätte Shiro nicht mitnehmen müssen, in der Regel reichte es aus, wenn Tetsuo ihn begleitete, falls es überhaupt notwendig war, da ihm im Anwesen nichts passieren konnte, aber da seit ihrem Urlaub die Dinge etwas anders lagen, musste er zeigen, dass er ihm mehr zutraute als sich nur um die Jungs in der Gang zu kümmern.

 

Haruka saß auf einem Sitzsack in dem Raum, der als Wohn- und Esszimmer der Familie diente und tippte auf ihrem Handy herum. Die Türen zum Garten standen offen und ließen die für Mitte März sehr warme Luft und etwas Sonne herein. Kazuki betrat den Raum, während Tetsuo und Shiro in einen Nebenraum gingen, da sie laut Sayuri nichts im Wohnzimmer verloren hatten, wenn es nicht notwendig war, so nah Tetsuo ihnen stand, war er kein Mitglied ihrer Familie. Sie hatten sich vor Jahren deshalb gestritten, da der Blonde für Kazuki sehr wohl zur Familie gehörte, aber er hatte nachgegeben, da er sich kaum noch dort aufhielt und es ihm daher egal sein konnte. Bevor Sayuri die Beziehung zu Itsuki eingegangen war und er noch dort wohnte, hatten sie es anders gehandhabt, doch der ältere Yakuza pochte fast mehr noch auf Tradition als die Clanführung selbst, so dass sie ihm schließlich nachgegeben hatte. Mit ein Grund, weshalb Kazuki ihn nicht besonders schätzte. Er tolerierte ihn als den Partner seiner Frau, weil es ihr Wunsch war, und beließ es bei der nötigsten Konversation, die die Höflichkeit erforderte. Allerdings hatte sich das ebenfalls abgekühlt, seit Itsuki seine Grenzen überschritten und sich eingemischt hatte, nachdem Shiro so taktisch unklug offenbart hatte, dass er und Haruka ein Paar waren. Das spätere Gespräch, bei dem Kazuki ihn deutlich auf seine Stellung hingewiesen hatte und darauf, dass er kein Recht besaß, weder Haruka noch Shiro in irgendeiner Form zu disziplinieren, war anstrengend gewesen, auch wenn Sayuri ihm in diesem Fall zustimmte. Er und Itsuki würden nie beste Freunde werden, also versuchte er, sich irgendwie mit ihm zu arrangieren, solange er im Anwesen war.

„Guten Morgen, Too-san. Hast du gut geschlafen?” begrüßte Haruka ihn.

„Guten Morgen, Haru-chan. Relativ gut, ja. Ist deine Mutter noch nicht da?“ Er stellte sich neben sie und schaute nach draußen.

„Nö... ihr war nicht gut und sie ist nochmal ins Bad. Hat sich wohl den Magen verdorben, so viel wie sie gestern Abend gegessen hat.“ Sie schob das Handy in die Bauchtasche ihres Pullovers, dann stand sie auf und stellte sich zu ihm. „Es ist viel angenehmer hier, wenn du da bist, weißt du...“

„So? Du bist doch die meiste Zeit in deinem Zimmer und telefonierst mit deinen Freundinnen, wo ist der Unterschied zu sonst?“ Kazuki legte einen Arm um ihre Schulter, als sie sich an ihn lehnte.

„Wenn du da bist, ist Itsuki nicht so pampig zu mir, weil ich so viel telefoniere und Spaß habe. Ich kann ja nicht einfach raus und mit Yui und Maki shoppen gehen, ohne dass die Sicherheitslage geprüft werden muss und... du weißt, was ich meine“, führte sie seufzend aus. „Ich weiß einfach nicht, was ich falsch mache. Ich will ja mit ihm auskommen, aber... es klappt einfach nicht. Und letztens bin ich spät abends nochmal aufs Klo und da lümmelte doch tatsächlich einer seiner Kobun im Flur rum, kannst du dir das vorstellen...?“

„Wann war das?“ Er runzelte die Stirn und sah sie besorgt an.

„Vor ein paar Tagen, am Donnerstag, nachdem ihr von Ojii-san zurückgekommen seid. Ich dachte ja, es schlafen alle, und habe mich furchtbar erschrocken...“

„Wo war Takuya? Er sollte doch in deiner Nähe bleiben“, fragte er nach ihrem neuen Bodyguard, der Asoda ersetzt hatte.

„Der kam mir vom Klo entgegen, aber da war der Kobun schon weg. Ich hab’s ihm gesagt und er wollte sich drum kümmern, aber so viel hat es wohl nicht gebracht.“ Sie schlang die Arme um seine Taille und schmiegte sich an ihn. „Kann ich nicht bei dir wohnen? Hier fällt mir sowas von die Decke auf den Kopf, das ist kaum auszuhalten...“

„Du weißt, dass wir das schon besprochen hatten und du wolltest deine Mutter nicht allein lassen. Bei mir würdest du Shiro auch nicht öfter zu Gesicht bekommen, so viel ist sicher.“ Er strich ihr über den Kopf und umarmte sie still, bis die Tür geöffnet wurde und Sayuri mit Itsuki hereinkam.

„Entschuldigt die Verspätung. Guten Morgen, Kazuki“, sagte sie mit einem Lächeln. „Ihr seid hoffentlich noch nicht verhungert.“

„Ich hatte vor drei Stunden schon eine Kleinigkeit, noch bin ich weit entfernt vom Hungertod. Geht es dir besser?“ Kazuki drehte sich zu ihnen um, begrüßte Itsuki mit einem knappen Nicken und setzte sich dann mit dem Rücken zum Fenster an den Tisch, sein Jackett legte er neben sich auf den Fußboden. Haruka schob ihr Sitzkissen neben ihn und ließ sich darauf fallen.

Bevor Sayuri antworten konnte, brachten zwei ihrer Kobun das Frühstück auf zwei Tabletts herein und zogen sich dann wieder zurück.

„Es geht mir etwas besser, ja.“ Sie beugte sich über den Tisch und verteilte die Schälchen und Teller, ihren Fisch schob sie jedoch mit gerümpfter Nase zu Itsuki. „Ich bleibe lieber bei Reis und Suppe.“

Sie aßen schweigend, es war eine angespannte Stille, während der Kazuki seine Frau aufmerksam beobachtete. Sie war etwas blasser als sonst und sah müde aus, andererseits hatten sich ihre Besprechungen in den letzten Tagen immer bis spät abends gezogen und sie hatten alle nicht viel Schlaf bekommen. Übelkeit war aber nichts, was durch Stress bei ihr ausgelöst wurde.

Er legte seine Stäbchen zur Seite, nachdem er aufgegessen hatte und setzte sich etwas bequemer hin. „Haruka hat mir vorhin davon berichtet, dass Itsuki unterstellte Kobun sich noch spät abends hier im privaten Bereich herumtreiben. Gibt es dafür eine Erklärung?“ fragte er ernst.

„Wann soll das gewesen sein?“ hakte Itsuki nach.

„Donnerstag. Ich frage mich sowieso, weshalb sie hier sind, wenn es hier keine Arbeit für sie zu erledigen gibt. Und vor Harukas Zimmertür hat erstrecht niemand etwas verloren, der nicht dazu befugt ist.“ Er schaute seinen Gegenüber an.

„Sie fantasiert, am Donnerstag war niemand hier, erstrecht nicht abends.“ Itsuki verschränkte die Arme vor der Brust. „Erzähl keine Märchen, Haruka, nur um dich aufzuspielen.“

Haruka schnaubte empört und setzte zu einer Erwiderung an, doch Kazuki bedeutete ihr mit einer Geste, still zu sein. „Meine Tochter hat keinen Grund, mir irgendwelche Märchen zu erzählen, Itsuki. Ich will nicht, dass deine Männer sich hier aufhalten und ihr Angst machen. In der Wohnung hat niemand etwas verloren, der nicht von mir oder Sayuri dazu befugt wurde und ich kann mir kaum vorstellen, dass sie es explizit erlaubt hat“, sagte er streng, dann schaute er zu Sayuri.

„Hmm... es ist anscheinend etwas aus dem Ruder gelaufen“, stimmte sie zu, sie klang erschöpft. „Du hast ihn gehört, Itsuki. Sag deinen Männern, dass sie ihre Zeit woanders totschlagen sollen, ja?“

„Meinetwegen. Jetzt gleich, Waka?“ Itsuki straffte sich und erwiderte Kazukis Blick.

„Das hat Zeit bis nachher, iss erst auf.“

„Ich bin fertig.“ Er legte seine Stäbchen fest auf den Tisch.

„Sehr gut, dann kannst du mir sicher erklären, wie es sein kann, dass meine Ehefrau schwanger ist und ich bisher nichts davon wusste.“ Kazuki wurde nicht laut, doch sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass er verärgert war.

Itsuki warf Sayuri einen kurzen Blick zu, als fühlte er sich ertappt, sie senkte nur den Kopf und starrte still in ihren Teebecher.

„Du solltest wissen, wie sowas passiert, Kazuki“, entgegnete er schließlich mit einem leichten Grinsen auf den Lippen.

„Wie lange weißt du es schon, Sayuri?“ Der Dunkelhaarige ignorierte seine Antwort und wendete sich ihr zu.

„Etwa vier Wochen... ich wollte abwarten, wie es sich entwickelt, bevor ich dir etwas sage...“ Sie fasste ihren Becher fester. „Verzeih mir bitte, dass ich nicht gleich etwas gesagt habe, Kazuki...“

„Du schuldest mir keine Entschuldigung. Mich wundert eher, wie das passieren konnte, wenn eine Bedingung unseres Arrangements war, dass du eine Vasektomie durchführen lässt, Itsuki, damit Sayuri nicht noch einmal schwanger wird.“

„Müssen wir das vor Haruka besprechen?“ Der Angesprochene ruckte mit dem Kinn zu dem Mädchen.

„Haruka ist alt genug, um dabei zu sein.“ Kazuki stützte die Hände auf die Oberschenkel. „Also? Die Wahrscheinlichkeit, jemanden nach einer Vasektomie zu schwängern, geht gegen Null. Ich verlange eine Antwort.“

Itsuki lehnte sich ein Stück zurück und verzog die Lippen zu einem Grinsen. „Es hat nie jemand überprüft, also warum hätte ich es tun sollen? Nur damit du deinen Willen bekommst, Kazuki?“

Sayuri schaute ihren Partner entsetzt an. So elend sie sich fühlte, weil ihr Magen immer noch Purzelbäume schlug, fühlte sie Ärger in sich aufwallen. „Du... was? Wir haben die ganze Zeit...?“

„Du bist in zehn Jahren nicht einmal schwanger geworden, Sayuri, anscheinend hatte ich wohl Glück oder unbeschreibliches Pech“, entgegnete er herablassend.

„Das hatte nichts mit meinem Willen zu tun, Itsuki, sondern einzig und allein mit Sayuris Gesundheit, die du mit deiner Entscheidung in Gefahr gebracht hast“, stellte Kazuki knapp fest.

„Unsinn, die Medizin ist mittlerweile viel weiter als vor achtzehn Jahren. Du weißt, dass ich keine eigenen Kinder habe und du hast entschieden, dass ich darauf verzichten muss, wenn ich mit Sayuri zusammen sein möchte, während du dein Kind ja schon hattest.“ Itsuki beugte sich etwas vor. „Du bist ein grausamer Mensch, dass du mir das verwehrst, Kazuki.“

Kazuki atmete tief durch, bevor er sprach: „Raus! Du hast in diesem Haushalt nichts mehr verloren, Itsuki. Du hast mutwillig Sayuris Gesundheit gefährdet, der Tochter deines Oyabun, um dein Ego durchzusetzen. Du wirst dich dafür verantworten müssen.“

„Das kannst du nicht tun. Sie liebt mich, ich bleibe an ihrer Seite, wie bisher auch.“ Itsuki drückte Sayuris Hand, die auf dem Tisch lag und schaute sie an.

„Du bist doch völlig übergeschnappt...! Du hast mich angelogen, Itsuki, die ganze Zeit.“ Sie entzog ihm ihre Hand. „Du weißt, wie schwer ich es mit Haru-chan hatte und danach... ich wollte nie nur ein Kind, aber mein Körper hatte da andere Pläne.“

„Umso besser ist es doch, dass es jetzt geklappt hat, Liebling, nicht?“ Er zog sie an sich und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe.

Kazuki stand auf und ging um den Tisch herum. „Muss ich dich selbst rauswerfen oder gehst du freiwillig? Nimm deine Finger von ihr, Itsuki.“

Er erhob sich tatsächlich und baute sich vor ihm auf. „Wie wäre es, wenn stattdessen du gehst? Du warst nie der Partner, den Sayuri braucht, du konntest sie nie glücklich machen, weshalb wir diese ganze Farce überhaupt erst spielen.“ Er bohrte einen Finger in Kazukis Brust. „Geh zurück zu deinem süßen Toyboy, Waka, sein kleiner Arsch wartet sicher schon auf dich.“

Kazuki neigte den Kopf und schaute kurz auf seinen Finger, bevor er die Hand darum schloss. „Ich wiederhole mich nur ungern, du ehrloses Stück Dreck. Verschwinde, bevor ich wirklich schlechte Laune bekomme und glaub mir, das will keiner von uns.“

 

Tetsuo war auf den Füßen und aus der Tür des Aufenthaltsraums gestürzt, kaum dass er das Scheppern und Harukas erschrockenen Schrei gehört hatte. Shiro und Takuya eilten hinter ihm her, als er auf Socken über die Dielen des Flurs rutschte und die Tür zum Wohnzimmer aufriss, aus dem der Lärm kam. Der niedrige Esstisch war verschoben und Schüsseln und Becher lagen überall verstreut. Haruka war rückwärts bis zu ihrem Sitzsack an der Seite des Raums gerutscht und hatte die Hände auf den Mund gelegt, die Augen vor Schreck weit geöffnet. Sayuri hatte sich von ihrem Sitzplatz erhoben und lief zur Veranda. Der Blonde folgte ihr und überholte sie mit langen Schritten, nur um zu sehen, wie Kazuki Itsuki mit einem gut gezielten Faustschlag von den Füßen riss und er im kleinen Kiesbett des Zengartens landete, den Sayuri dort angelegt hatte. Der ältere Mann rappelte sich schnell wieder auf und ging zum Gegenangriff über, den Kazuki gekonnt abwehrte, trotzdem sprang Tetsuo von der Veranda, um ihm zu Hilfe zu kommen, nachdem er sich sicher war, dass Shiro und Takuya sich um die Frauen kümmerten.

„Es reicht!“ Er stieß Itsuki grob an der Schulter zurück und hielt ihn fest. „Bist du komplett bescheuert geworden?“

„Nimm deine Finger da weg, Tetsuo!“ blaffte er ihn an, riss sich los und stieß ihn mit unerwartet viel Kraft zur Seite, so dass er kurz gegen Kazuki stolperte, der hinter ihm stand und sie beide aus dem Gleichgewicht brachte. Itsuki stürzte sich auf den Dunkelhaarigen und brachte ihn zu Fall. Kazuki riss reflexartig die Arme hoch, um einen eventuellen Schlag gegen seinen Kopf abzuwehren, so dass er das Messer nicht sah, das sein Gegner gezogen hatte. Der stechende Schmerz in seinem Oberschenkel wurde kurz darauf für einen Moment von Itsukis Gewicht auf seinem Brustkorb überlagert, den Schuss, der ihn zu Fall gebracht hatte, hatte er nur am Rande wahrgenommen.

„Boss!“ Tetsuo zog den leblosen Körper von ihm herab und der Schmerz in seinem Bein ließ sein Sichtfeld flimmern, da die hektische Bewegung das Messer noch tiefer in den Muskel trieb.

„Pass doch auf!“ blaffte er ihn an und presste sich dann den Unterarm auf den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken, als er unbewusst das Bein bewegte und es wie Feuer brannte.

Schritte und hektische Stimmen erfüllten kurz darauf den Garten, während Tetsuo sich laut fluchend und so behutsam wie möglich um die Verletzung kümmerte. Jemand blieb neben ihnen stehen und ging in die Hocke, um Kazuki anzusehen, es war Daichi, Sayuris zweiter Onkel.

„Was ist passiert, Waka?“ fragte er knapp, sein Blick huschte nur kurz zu Tetsuo, der seinen Gürtel um Kazukis Oberschenkel geschlungen hatte und festzog, um die Blutung einzudämmen.

„Itsuki... hat den Vertrag gebrochen und uns angelogen“, entgegnete er ärgerlich. „Ich wollte ihn rauswerfen, aber er... Scheiße, geht das auch weniger grob, Tetsu?!“

„Wenn du nicht verbluten willst, musst du das jetzt aushalten.“ Tetsuo wickelte eine feste Bandage um sein Bein, das Messer ließ er, wo es war, und sicherte es so, dass es nicht von selbst herausrutschen konnte.

„Der Krankenwagen ist unterwegs, Aniki“, informierte Shiro ihn, dann warf er einen Blick auf Itsuki. „Hayashi-san braucht anscheinend keinen Krankenwagen mehr.“

„Darum kümmere ich mich.“ Daichi stand auf und gab den Kobun, die ihn begleitet hatten, ein paar Anweisungen, woraufhin sie den Körper in ein Tuch wickelten und davontrugen, während er zu Sayuri ging, die auf der Veranda saß, eine Pistole auf dem Schoß.

„Onkel...“ Sie sah mit geröteten Augen zu ihm auf und schmiegte dann das Gesicht an seine Brust, als er einen Arm um sie legte.

„Es wird schon wieder, Sa-chan... wir klären das später, wenn Hideyoshi wieder da ist. Kümmere dich um deine Tochter, sei so gut“, sagte er ruhig und strich ihr über den Rücken.

 

Der Krankenwagen kam wenige Minuten später, um Kazuki ins Krankenhaus zu bringen. Tetsuo fuhr mit, nachdem er einige von Sayuris Kobun angewiesen hatte, ihnen zu folgen und im Krankenhaus für die Sicherheit zu sorgen, die anderen beauftragte er damit, Itsukis Untergebene zu suchen und festzusetzen, damit sich um sie gekümmert werden konnte.

In der Notaufnahme wurde Kazuki sofort in den OP gebracht, um das Messer zu entfernen und die Wunde zu versorgen. Währenddessen führte Tetsuo mehrere Telefonate, um sich zum einen selbst zu beruhigen, weil er sich Sorgen machte, und zum anderen die Sicherheitsabteilung der Firma, die ihm unterstand, anzuweisen, alle Verbindungen von Itsuki zu untersuchen und wenn nötig auf den Kopf zu stellen. Zum Schluss rief er Shiro an, der im Anwesen geblieben war, um sich dort nützlich zu machen.

„Aniki? Wie geht es...“ fragte der Jüngere, kaum dass er abgehoben hatte.

„Er ist noch im OP“, unterbrach Tetsuo ihn. „Ich habe einen Auftrag für dich. Kou ist in Shibuya, nimm mein Auto, sammle ihn dort ein und bring ihn nach Hause. Ich weiß nicht, wie weit Itsukis Verbindungen reichen oder ob da überhaupt was ist, aber momentan ist die Situation zu undurchsichtig, als dass er ohne Schutz in der Stadt herumlaufen kann.“

„Wie finde ich ihn? Shibuya ist nicht gerade klein...“

„Ich schicke dir einen Standort. Er wird höchstwahrscheinlich bei Nao sein. Nimm Kazukis Handy mit, es ist in seiner Jackentasche im Wohnzimmer, den Code zum Entsperren kennst du, damit kannst du Kou auch orten, er hat einen GPS-Sender bei sich“, führte er aus. „Ruf mich an, sollte es Probleme geben und Shiro... sag Haruka, dass sie sich keine Sorgen machen soll, so ein kleines Messer bringt ihn nicht um.“

„Du hast es gehört, Haru... Ich mache mich sofort auf den Weg, Aniki. Bis später.“

Shiro legte auf und Tetsuo richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Türen des OP-Bereichs.

 

„Fahr ruhig, wir kommen zurecht.“ Sayuri drückte Shiro Kazukis Handy in die Hand. Sie hatte ebenso mitgehört wie Haruka, die mit angezogenen Knien neben ihm auf dem Boden saß und sich mit dem Ärmel über die Augen wischte, um ihre Tränen zu trocknen, auch wenn immer wieder neue hinzukamen.

„Ich melde mich, wenn ich neue Infos habe.“ Er stand auf und verstaute das Handy in seiner Tasche. „Sayuri-nee-san, es... es tut mir leid, dass es so gekommen ist.“

„Danke, Shiro. Sieh zu, dass du Kou findest, ja?“ Sayuri hockte sich neben Haruka und drückte sie an sich. „Wir haben später noch genug Zeit für alles andere.“

„Natürlich. Auf Wiedersehen.“ Er machte einen Abstecher in das Zimmer, das er sich mit Tetsuo teilte und holte den Schlüssel für den Tesla, seine Schuhe und eine Tasche mit etwas Ausrüstung und Wechselkleidung, bevor er durch das Haus zum Eingang eilte, um nach Shibuya zu fahren und Kou zu finden.

Chapter 83

Summary:

„Wenn ich... wie ein Phönix aussehe, sollte keiner unnötige Fragen stellen, oder?“

„Zumindest weniger Fragen. Das ist gar keine so schlechte Idee, du solltest nur darauf achten, die Nerven zu behalten, sonst geht das nach hinten los.“

Shiro parkte den Wagen auf einem Stellplatz in der Tiefgarage des Krankenhauses, wo sie beide ausstiegen. Er öffnete die Tasche im Kofferraum, die neben Wechselkleidung Waffen und Munition enthielt, und reichte Kou ein T-Shirt und die Jacke. Dieser zog sich kurzerhand auf dem Parkplatz um, da niemand in Sichtweite war und band seine langen Haare zu einem hohen Pferdeschwanz, bevor er die dunkelrote Jacke mit dem aufgestickten Phönix überzog. Seine Sachen warf er in den Kofferraum und steckte nur sein Handy ein.

„Geht das so?“

Shiro nickte und schloss den Kofferraum, nachdem er die Tasche herausgeholt hatte. „Haru hat mir erzählt, wie gut du schauspielern kannst. Ich habe keine Ahnung, was uns erwartet, aber ein Phönix bewahrt Haltung, unabhängig davon, wie es dem Boss geht. Schaffst du das?“

„Ich versuche es. Es geht schließlich um seine Sicherheit... und meine, irgendwie.“ Kou schob die Hände in die Hosentaschen und straffte die Schultern. „Gehen wir, Aniki.“

Chapter Text

Kou stieg auf der Beifahrerseite des Autos ein, ohne darauf zu warten, dass Shiro ihm eine der hinteren Türen öffnete. Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern und stieg ebenfalls ein, um das Auto von der kleinen Seitenstraße auf die Hauptstraße zu fahren.

„Was ist passiert, Shiro?“ fragte er, bevor seine Gedanken sich selbstständig machten.

„Ich weiß nicht alle Details, wir waren nicht im selben Raum wie der Boss und die anderen, aber er hatte eine Auseinandersetzung mit Hayashi-san und er wurde dabei verletzt, weil Hayashi-san...“ Er unterbrach sich, weil er nicht sicher war, ob er es ihm erzählen sollte.

„Spucks aus, Shiro, ich erfahre es so oder so... mir wäre es aber lieber, ich wüsste es jetzt schon und nicht erst später.“ Kou zupfte an den Bündchen seiner Ärmel.

„Hayashi-san hatte ein Messer und hat damit auf ihn eingestochen. Er hat nur seinen Oberschenkel getroffen, weil Sayuri-nee-san ihn unschädlich gemacht hat, bevor noch mehr passieren konnte, aber er hat nicht wenig Blut verloren...“ Shiro warf einen kurzen Blick zu ihm, bevor er wieder auf den dichten Verkehr vor sich schaute.

„Verstehe...“ Er schloss kurz die Augen und konzentrierte sich auf seine Atmung, um der aufkeimenden Panik entgegenzuwirken, bevor sie überhandnahm. Dass Shiro so routiniert gelassen war, gab ihm etwas Hoffnung, dass es nicht so schlimm sein konnte, wie sein Kopf ihm gerade einreden wollte. „Ist es nicht zu auffällig, wenn du mich jetzt zu ihm bringst?“

„Doch, komplett, aber Izumi hat recht. Es ist für dich besser, bei ihm zu sein und für ihn auch. Die Konsequenzen trage ich, weil Tetsuo mir einen eindeutigen Befehl gegeben hat“, entgegnete er ernst.

„Du... hast nicht zufällig deine Gangjacke und ein einfaches T-Shirt dabei?“ Kou schaute ihn an, weil ihm eine Idee gekommen war, wie sein Erscheinen nicht ganz so auffällig werden konnte, nachdem er eine Weile nachgedacht hatte.

„In der Tasche im Kofferraum. Woran denkst du?“

„Wenn ich... wie ein Phönix aussehe, sollte keiner unnötige Fragen stellen, oder?“

„Zumindest weniger Fragen. Das ist gar keine so schlechte Idee, du solltest nur darauf achten, die Nerven zu behalten, sonst geht das nach hinten los.“

Shiro parkte den Wagen auf einem Stellplatz in der Tiefgarage des Krankenhauses, wo sie beide ausstiegen. Er öffnete die Tasche im Kofferraum, die neben Wechselkleidung Waffen und Munition enthielt, und reichte Kou ein T-Shirt und die Jacke. Dieser zog sich kurzerhand auf dem Parkplatz um, da niemand in Sichtweite war und band seine langen Haare zu einem hohen Pferdeschwanz, bevor er die dunkelrote Jacke mit dem aufgestickten Phönix überzog. Seine Sachen warf er in den Kofferraum und steckte nur sein Handy ein.

„Geht das so?“

Shiro nickte und schloss den Kofferraum, nachdem er die Tasche herausgeholt hatte. „Haru hat mir erzählt, wie gut du schauspielern kannst. Ich habe keine Ahnung, was uns erwartet, aber ein Phönix bewahrt Haltung, unabhängig davon, wie es dem Boss geht. Schaffst du das?“

„Ich versuche es. Es geht schließlich um seine Sicherheit... und meine, irgendwie.“ Kou schob die Hände in die Hosentaschen und straffte die Schultern. „Gehen wir, Aniki.“

 

Shiro ging vor und führte ihn durch die Korridore der Universitätsklinik, nachdem er mit Tetsuo Rücksprache gehalten hatte, wo sie ihn finden würden. Vor dem Eingang zur Privatstation saßen einige von Sayuris Kobun in schwarzen Anzügen auf einer Wartebank, von denen einer aufsprang und die Tür öffnete, sobald er die beiden sah, auch wenn er Kou einen etwas irritierten Blick zuwarf. Neben der Tür zum Krankenzimmer standen zwei Phönixe, die Kou bisher nur vom Sehen kannte und mit denen Shiro kurz sprach, bevor sie das Zimmer betraten.

Tetsuo saß auf einem Sessel neben dem Bett und hatte den Kopf auf eine Hand gestützt, er sah etwas blass aus, ein dicker Verband war um seine linke Ellenbeuge gewickelt, der Ärmel seines blutfleckigen Hemds hochgerollt. Er furchte die Stirn, als er Kou nach Shiro eintreten sah.

„Du solltest ihn nach Hause bringen und nicht hierher, Shiro“, sagte er streng.

„Damit er mir da ausbüxt und sich auf eigene Faust hierher macht? Ich kann ihn ja schlecht anbinden, Aniki“, entgegnete der Schwarzhaarige. „Izumi hätte mich an den Füßen aufgehängt, wenn ich es nur versucht hätte.“

„Izumi...?“

„Ich habe Izumi und Tōru in Shibuya getroffen, wir waren zusammen bei Nao“, klärte Kou ihn auf, woraufhin der Blonde resigniert seufzte.

„Ihr macht mich fertig...“ Er erhob sich schwerfällig, so dass der Platz neben dem Bett nun frei war. „Sie haben die beschädigten Gefäße wieder geflickt, es wird aber ein paar Tage dauern, bis er wieder auf den Beinen ist. Wir sind auch erst vor zehn Minuten hergekommen, der Arzt wollte, dass die Narkose von allein nachlässt.“

Kazuki lag schlafend auf dem Bett, die Decke bis zum Bauch hochgezogen, zwei dünne Schläuche führten von seinem rechten Arm zu einem Infusionsständer, an dem zwei Beutel hingen, weitere Kabel führten von seiner Brust und dem linken Arm zu einem Überwachungsmonitor.

Kou hielt sich an sein Versprechen, keine Szene zu machen, auch wenn er spürte, wie seine Augen heiß wurden, schluckte er das Schluchzen herunter, das sich in seiner Kehle ankündigte. Tetsuo bot ihm den Platz auf dem Sessel an und zog sein Hemd aus, als Shiro ihm ein frisches, sauberes aus der Tasche gab, die er mitgenommen hatte, bevor er sich auf die gepolsterte Bank unter dem Fenster fallen ließ. Die Erleichterung, dass Shiro da war, war ihm anzusehen, ebenso die Erschöpfung.

Kou nahm auf dem Sessel Platz, drehte ihn etwas zum Bett und legte seine Hände um Kazukis Rechte, deren Knöchel mit einem dünnen Verband umwickelt waren. Aus der Nähe sah er, dass er eine Schramme im Gesicht hatte, wie auch an den Unterarmen Schrammen und Kratzer zu sehen waren, das Jod zur Desinfektion leuchtete fast grell auf seiner hellen Haut.

„Wieso hat Itsuki ihn angegriffen?“ fragte er leise.

„Ich weiß es nicht... ich konnte noch nicht mit Sayuri sprechen, es war alles etwas überstürzt.“ Tetsuo lehnte den Hinterkopf an die Fensterbank und schloss die Augen. „Sie kamen aber seit dem Urlaub nicht besonders gut miteinander aus, es war nur eine Frage der Zeit, bis sie es klären, aber dass... dieser Saftsack ihn so gehasst hat, habe ich nicht erwartet.“

„...gehasst hat?“ wiederholte Kou seine Wortwahl und schaute zu ihm.

„Sayuri hat ihn erschossen. Ich wusste nicht, dass sie eine Pistole im Wohnzimmer hat, es ging alles so furchtbar schnell...“

„Sayuri-nee-san hat sie im Ärmel ihres Kimonos, den sie zuhause immer trägt“, erklärte Shiro. „Hat Haru mir erzählt. Das weiß sonst niemand.“

„...oh“, machte Kou nur, er war überrascht und sprachlos, dass sie ohne zu zögern auf ihren Partner geschossen hatte, mit dem sie seit zehn Jahren zusammen gewesen war, um Kazuki zu beschützen. Er streichelte sanft über die verbundene Hand.

„Du solltest dich ebenfalls ausruhen, Tetsuo“, sagte Shiro leise. „Du bist nicht einsatzfähig, wenn du ihm auch noch Blut gespendet hast. Ich übernehme so lange.“

„Du bist viel zu pflichtbewusst, Hitzkopf“, meckerte der Blonde, legte sich aber auf die Bank und zog die Knie an, damit er draufpasste.

„Hab ich wohl von dir.“

 

Kou spürte am Zucken von Kazukis Fingern, dass er langsam aufwachte. Er erwiderte den Druck seiner Hand und richtete sich etwas auf, um ihn anzusehen, als er schließlich die Augen öffnete. Es dauerte einige Minuten, bis er die Dämmerung in seinem Kopf durchbrochen und weggeblinzelt hatte und den Blick fokussieren konnte. Ein schwaches Lächeln formte sich auf seinen Lippen, als er Kou erkannte, dem sich nun doch ein paar kleine Tränen aus den Augen stahlen.

„Kazu...“ Er wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. „Wie geht es dir?“

„Blendend...“

Shiro verließ seinen Platz und ging zur Tür, um dort auf den roten Knopf zu drücken und eine Pflegekraft zu rufen. Tetsuo schlief tief und fest auf seinem unbequemen Liegeplatz, das Jackett über die Schultern gelegt, damit er nicht fror.

„Das glaube ich dir nicht. Kann ich...“ begann Kou, doch er unterbrach sich und stand auf, als ein Arzt mit zwei Pflegern im Schlepptau das Zimmer betrat. Er stellte sich neben die Bank ans Fenster und schob die Hände in die Hosentaschen, damit er nicht vor lauter Nervosität an den Ärmeln zupfen konnte.

„Sehr schön, Sie sind wach, Onodera-san“, sagte der Arzt freundlich. „Wie geht es Ihnen?“ Er las die Werte auf dem Display des Überwachungsmonitor ab und notierte sich etwas.

Kazuki atmete tief ein und aus, bevor er antwortete: „Etwas matt.“

„Schmerzen? Der Kollege im OP sagte, Sie hatten Glück, dass keine große Arterie getroffen wurde und Ihr Mitarbeiter so schnell gehandelt hat“, plauderte er weiter.

„Erträglich. Wäre es möglich... die Schmerzmittel zu reduzieren?“ Er warf einen kurzen Blick auf die Infusion mit dem Schmerzmittel und runzelte die Stirn. „Ich brauche kein Morphium für eine Stichverletzung...“

„Selbstverständlich, auf Ihre Verantwortung. Sie bekommen etwas anderes, sollte es doch nicht auszuhalten sein.“ Der Arzt gab einem Pfleger einen Wink und dieser stöpselte den Schlauch ab, ließ aber die Infusion für die Flüssigkeit dran.

„Wann können wir ihn mitnehmen?“ fragte Shiro ernst.

„Ich würde ihn auf jeden Fall zur Beobachtung eine Nacht hierbehalten wollen, alleine wegen des Blutverlusts. Sollten die Werte morgen gut sein, was ich bei Ihren übrigen Vitalwerten erwarte, Onodera-san, können Sie morgen nach Hause“, antwortete er. „Es wird trotzdem eine Weile dauern, bis Sie wieder fit sind.“

Kazuki nickte zum Verständnis. „Könnten wir ein zweites Bett bekommen, damit mein kleiner Bruder nicht auf der Bank dort schlafen muss?“

„Ich kümmere mich sofort darum. Darf ich mir kurz die Naht ansehen?“

„Tun Sie sich keinen Zwang an...“

Kazuki hob die linke Hand und rieb sich mit den Fingerknöcheln über die Augen, während der Arzt die Decke zur Seite schlug und das große Pflaster auf seinem Oberschenkel abzog, um sich die Wunde anzusehen. Er brummte zufrieden und überließ den Pflegern, ein neues Pflaster anzubringen und es zusätzlich mit einem Verband zu fixieren. Er verabschiedete sich knapp und wünschte allen eine gute Nacht, bevor er den Raum wieder verließ.

Das zweite Bett wurde eine Viertelstunde später von den zwei Pflegern in den Raum gerollt und etwas entfernt aufgestellt. Sie brachten ebenfalls ein Tablett mit Getränken und etwas zu Essen und ließen sie dann allein.

„Tetsu.“ Kazukis Stimme ließ den Blonden aus dem Schlaf aufschrecken und sich hastig aufsetzen.

„Ist was, Kazuki?“ Er fing sein Jackett auf, bevor es auf den Boden fallen konnte, dann stand er auf und ging zu ihm.

„Leg dich schlafen, ja? Shiro ist auch noch da und wie ich dich kenne, kommt hier sowieso niemand rein, der es nicht soll.“ Er drückte seinen Unterarm.

„Okay... was ist mit Kou? Soll er hierbleiben?“

„Ich bleibe“, beantwortete dieser die Frage selbst und setzte sich wieder auf den Sessel neben dem Bett. „Du bist nicht in der Lage, mich nach Hause zu fahren, Tetsuo, und Shiro kann das auch nicht tun. Wir sollten nur irgendwem Bescheid sagen, Aoi zu füttern, sie hatte heute nur Frühstück.“

„Ren macht das, ich habe ihm das vorhin schon geschrieben. Jetzt leg dich hin, Aniki, es wird schon nichts passieren, weil du ein paar Stunden schläfst.“ Shiro zog Tetsuo am Ärmel zum anderen Bett und schob ihn darauf.

„Ist ja gut... weck mich, wenn was sein sollte.“ Er zog die Schuhe aus und legte sich schließlich hin, er war nach weniger als zwei Minuten eingeschlafen. Shiro nahm seinen Platz neben der Tür wieder ein und schrieb Haruka eine Nachricht, dass alles in Ordnung war und sie beruhigt schlafen gehen konnte.

„Bist du nicht müde, Kou?“ Kazuki strich ihm mit der Hand über den Kopf, den er auf der Bettkante abgelegt hatte.

„Nein, nicht wirklich. Willst du etwas trinken oder essen? Der Pudding sieht lecker aus...“

„Etwas trinken. Nimm dir den Pudding, wenn du ihn möchtest.“

Kou setzte sich auf und reichte ihm einen Becher mit Tee, dann leerte er zwei Puddingbecher hintereinander, der Hunger doch größer als gedacht. Das Essen beruhigte ihn etwas, ebenso Kazukis entspannte Art, als würde er kaum einen Gedanken daran verschwenden, dass er ebenso hätte sterben können.

„Erzählst du mir, was du heute gemacht hast? Lenk mich ein bisschen ab...“ bat Kazuki, die Stirn leicht gerunzelt, als das fehlende Schmerzmittel sich bemerkbar machte. „Und... kannst du näherkommen? Es sollte niemand reinkommen, der irgendetwas ausplaudert.“

„Hmmm... gern.“ Er umrundete das Bett, zog die Schuhe und die Jacke aus und rutschte neben ihn auf die Matratze, wo er sich an ihn kuschelte, nachdem Kazuki den linken Arm um ihn gelegt hatte. Kou erzählte ihm leise von seinem Tag in Shibuya, von Tōru und Izumi, die er zufällig getroffen hatte und ihrem Besuch bei Nao, bis er erschöpft einschlief, beruhigt durch seine sanfte Stimme.

 

Tetsuo weckte sie früh am nächsten Morgen, bevor die Pfleger auf der morgendlichen Runde vorbeikamen. Shiro schlief auf dem zweiten Bett. Kou stand auf, nachdem er Kazuki einen zärtlichen Kuss gegeben hatte und ging kurz ins kleine Bad. Bis er zurückkam, saß sein Partner auf der Bettkante, ein aufmerksam und gleichzeitig verärgert dreinschauender Tetsuo stand daneben.

„Du bist ein sturer Esel, Kazuki“, meckerte er. „Du hättest auch warten können, bis die Pfleger hier sind und dir dabei helfen.“

„Unsinn. Ich habe keine Lust, vor Publikum in eine Flasche zu pinkeln, nur weil ich ein bisschen eingeschränkt bin“, widersprach der Ältere.

„Das nächste Mal bestehe ich drauf, dass sie dir einen Katheter legen, meinetwegen auch, während du wach bist.“ Tetsuo verschränkte die Arme vor der Brust.

„Untersteh dich.“

„Kazu...? Wie wäre es, wenn zumindest jemand kommt, der dich ab stöpselt? Weil so kommst du nicht weit.“ Kou deutete auf die Kabel des EKG, die ihn immer noch an den Monitor fesselten.

Kazuki schnaubte leise. „Das wäre von Vorteil, ja...“

Nachdem er von Kabeln und dem Infusionsschlauch befreit war und der Pfleger wieder gegangen war, half Tetsuo ihm ins Bad, da er sich strikt weigerte, den verfügbaren Rollstuhl für die kurze Strecke zu benutzen. Kou wartete geduldig. Da im Bad nicht genug Platz für drei Personen war, wollte er nicht im Weg herumstehen und suchte stattdessen in Shiros Tasche nach sauberer Kleidung für Kazuki, die er herauslegte.

Der Arzt entließ ihn tatsächlich noch am selben Tag, mit dem dringenden Appell, sich zu schonen und das Bein nicht mehr als nötig zu belasten, bis es verheilt und die Fäden gezogen worden waren. Da der Weg in die Tiefgarage um einiges weiter war als bis zum Bad, gab Kazuki zähneknirschend nach und ließ sich von Tetsuo im Rollstuhl dorthin fahren, nachdem er sich halbwegs präsentabel angezogen hatte. Shiro koordinierte die Kobun, die die ganze Nacht ausgeharrt hatten und schickte sie zurück zum Anwesen, bevor sie sich auf den Weg zur Wohnung in Asakusa machten, wo sich die Phönixe wieder um die Sicherheit kümmerten.

 

„Kann ich euch eine Weile allein lassen? Ich brauche eine Dusche und eine ausgiebige Raucherpause...“ fragte Tetsuo, nachdem er Kazuki mit Kous Hilfe in die Wohnung gebracht und auf dem Sofa abgesetzt hatte.

„Du kannst uns auch länger allein lassen, Tetsu. Besonders schnell weglaufen kann ich ja nicht...“ entgegnete Kazuki trocken, kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn.

„Ruf mich an, wenn er sich danebenbenimmt, Kou, oder binde ihn ans Bett, damit er sich auch wirklich schont, du weißt ja, wie das geht.“ Der Blonde grinste schief, dann ließ er die beiden allein.

„Muss ich dich anbinden?“ Kou hockte sich neben seinen Partner aufs Sofa und tupfte ihm den Schweiß von der Stirn.

„Nein... hilfst du mir nach drüben? Ich sollte mich wahrscheinlich doch besser hinlegen, ich wollte nur nicht, dass Tetsu...“

„Dass er sich zu viele Sorgen macht, ich verstehe schon.“ Er strich mit den Fingerspitzen über die Schramme auf seiner Wange, dann stützte er ihm auf dem Weg ins Schlafzimmer zum Bett, half ihm, sich umzuziehen und legte sich neben ihn, nachdem er sich bis auf T-Shirt und Unterhose ausgezogen hatte. „Ich gebe dir so viel Zeit, wie du brauchst, um halbwegs fit zu werden, dann will ich, dass du mir erzählst, was passiert ist. Ich weiß, du willst mich aus allem raushalten, aber das lässt sich nicht trennen, Kazu... nicht, wenn du verletzt wirst und ich nicht weiß, was los ist.“

„In Ordnung, das ist nur fair... verzeih mir, wenn ich dir Sorgen bereitet habe, Honey.“ Kazukis Stimme war nur ein erschöpftes Flüstern. Er lehnte den Kopf an Kous Brust, nachdem er eine bequeme Liegeposition gefunden hatte und schlief schließlich ein, um sich von den Strapazen des vergangenen Tages zu erholen.

 

Shiro schloss die Tür zu Tetsuos Wohnung auf und ließ den Wäschesack im Flur stehen, bevor er weiter hineinging und kurz Aoi begrüßte, die ihn neugierig vom Sofa aus beobachtete. Das Plätschern der Dusche war zu hören, da die Tür zum Bad nicht zugezogen war, eine Angewohnheit seines Ziehvaters, damit er immer hörte, wenn jemand hineinkam oder sein Handy klingelte, das auf dem Tisch im Wohnzimmer lag. Der schwarzhaarige Yakuza schob die Badtür auf und streckte den Kopf hinein.

„Entschuldige die Störung, Tetsuo, hast du noch Wäsche für die Reinigung?“ fragte er leise. Er hielt beschämt inne, als er den Blonden auf dem Boden der Dusche sitzen sah, die Arme auf den angezogenen Knien verschränkt, während ein leises Schluchzen seine Schultern beben ließ.

„...im Schlafzimmer...“ antwortete er gepresst.

Shiro zog seine Jacke aus und legte sie auf ein Regal neben der Tür, dann hockte er sich angezogen, wie er war, vor ihn und legte die Arme um ihn, als Tetsuo den Kopf an seine Brust lehnte und den Tränen nachgab, die seine Angst zum Ausdruck brachten. Die Angst, Kazuki zu verlieren, wegen einer Fehleinschätzung oder eines dummen Zufalls, den er nicht verhindern konnte.

Chapter 84

Summary:

„Kazu... ich liebe dich, ganz egal, was noch passiert... wir finden irgendeinen Weg, wie das für uns beide funktioniert...“ flüsterte er gegen seine Lippen.

Kazuki legte beide Arme um ihn und zog ihn an sich, erwiderte den Kuss gierig. Ihn erst allein lassen zu müssen und dann nur bekleidet in seiner Nähe zu haben, während ihm selbst jede übermäßige Bewegung Schmerzen bereitete, hatte an seiner Geduld gezehrt. Er war ausgehungert, erstrecht, da sie in der Zeit davor auch nicht wie sonst übereinander herfallen konnten, damit Kous Piercings abheilen konnten. Er spürte, wie er innerhalb von Sekunden hart wurde und Kou erging es kaum anders. Der Jüngere stützte sich an der Wand hinter ihm ab, damit er nicht das Gleichgewicht verlor und rieb sich leise stöhnend an ihm.

„Kazu... ich... muss dich noch fertig waschen...“

Kazuki biss ihn zärtlich in die Halsbeuge und knurrte ungeduldig, ließ ihn aber los, damit er ein Stück zurückrutschen konnte. Eine feine Röte überzog Kous Gesicht bis zur Brust, als er ihn ansah und eine großzügige Menge Duschgel auf seine Hand gab, die er schließlich um seinen Penis legte.

Chapter Text

„Kannst du mir mal sagen, was das werden soll?“ Tetsuo stand im Türrahmen zum Schlafzimmer und runzelte verärgert die Stirn. „Was ist an „Du sollst dich ein paar Tage schonen“ so schwer zu verstehen, Kazuki?“

„Ich kann nicht die ganze Zeit nur herumsitzen und Däumchen drehen... außerdem belaste ich das Bein nicht“, entgegnete er und schob seine Hände ein Stück nach außen, um seine Position auf dem Fußboden zu stabilisieren und mit seinen Liegestützen fortzufahren. Den Fuß des rechten Beins hatte er auf der linken Ferse abgelegt, um es so wenig wie möglich zu belasten.

„Drei Tage, Kazuki, drei Tage bist du zuhause und schon machst du dummes Zeug. Ich habe dir nicht den Arsch gerettet, nur damit du jetzt riskierst, dass das trotz Naht wieder aufgeht“, meckerte der Blonde. „Wo ist eigentlich Kou?“

„In seiner Wohnung, arbeiten. Er hatte angeboten, alles hochzutragen und hier zu arbeiten, damit er mir Gesellschaft leisten kann, aber... das ist wirklich nicht nötig.“ Er stützte sich auf dem linken Knie ab, wischte sich den Schweiß von der Stirn und zog sich aufs Bett, wo er etwas außer Atem sitzen blieb.

„Wenn er hier wäre, würdest du immerhin keine Dummheiten anstellen, weil er dir dann mit Sexentzug droht.“ Er reichte ihm ein kleines Handtuch, die Stirn immer noch gefurcht.

Kazuki lachte leise. „Du glaubst mir wahrscheinlich nicht, wenn ich dir sage, dass er das schon getan hat und wir außer Kuscheln und Küssen rein gar nichts getan haben, seit wir wieder hier sind.“

„Sehr vernünftig. Mir wäre es lieber, du würdest deine Tage in Ruhe auf dem Sofa verbringen, meinetwegen bringe ich dir alles, was du zum Arbeiten brauchst, aber halt dein Bein still, Aniki.“ Er lehnte sich an den Bettpfosten und schaute ihn besorgt an.

„Das würde mich wahrscheinlich ebenso ablenken, ja...“ Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Ich fasse es einfach nicht, dass ich Itsuki so falsch eingeschätzt habe... Sayuri ebenfalls. Er hat uns beide getäuscht, alle, über so lange Zeit. Sie sagt es nicht, aber sie ist am Boden zerstört und versteckt sich hinter ihrer Arbeit, damit sie nicht daran zerbricht.“

„Ich kann mir nicht im Ansatz vorstellen, wie sie sich fühlen muss... nicht, weil ich ihre Gefühle zu ihm nachvollziehen kann, aber wenn man so lange mit jemandem zusammenlebt und dann so hintergangen wird, weil er ohne Rücksicht auf Verluste sein Ego durchsetzen wollte. Wie geht es ihr bezüglich der Schwangerschaft?“

„Das wollte sie mir nicht sagen. Sie braucht Zeit, das zu verarbeiten und sich zu überlegen, was sie will. Ich gehe aber davon aus, dass ihr Arzt sie nun regelmäßig untersucht, um alle Risiken auszuschließen und sie wird es mir mitteilen, wenn sie selbst mehr weiß.“ Kazuki stand auf und griff nach den Krücken, die Tetsuo ihm vorbeigebracht hatte, damit er das verletzte Bein nicht mehr als nötig belastete und humpelte zum Kleiderschrank, um sich etwas Frisches zum Anziehen herauszusuchen.

„Kannst du dich um die Außentermine kümmern, die wir angesetzt hatten? Nimm Shiro mit und welche von den Jungs, damit sie es lernen“, bat er, nachdem er die Sachen aufs Bett gelegt hatte.

„Natürlich, das hatte ich sowieso vor. Kommst du allein zurecht?“

„Ich bin kein Pflegefall, Tetsu, nur etwas eingeschränkt und Kou schaut regelmäßig nach mir, ich bin bestens versorgt. Er sah gut aus in Shiros Jacke, nicht?“ Kazuki grinste leicht, als er an Kous Auftritt im Krankenhaus dachte.

Tetsuo lachte leise. „Absolut. Ich bezweifle aber, dass er sein kurzfristiges Praktikum ausweiten wird und sie öfter trägt. Ich habe irgendwo noch eine übrig, falls du sie ihm schenken möchtest, weil sie ihm so gut steht.“

„Du wärst damit einverstanden? Es war nur eine spontane Idee, aber es würde ihn eventuell etwas mehr schützen, wenn er mit einem von uns draußen unterwegs ist...“ Er legte die Finger ans Kinn und überlegte.

„Solange uns nichts Besseres einfällt, warum nicht? Die Jungs wissen, dass er kein Phönix ist, aber es wird sich auch niemand beschweren, wenn er die Jacke trägt. Schlussendlich ist es nur ein Stück Stoff“, entgegnete der Blonde. „Ich mache mir trotzdem Gedanken darüber, wie wir ihn besser schützen können, falls notwendig. Noch haben wir nicht alle von Itsukis Verbindungen ausgegraben und wissen auch nicht, wem er von Kou erzählt haben könnte. Es gibt genug andere im Clan, die nicht deine größten Fans sind und nur einen Grund suchen, dir zu schaden, auch wenn sie es nie so direkt tun würden wie dieser Saftsack.“

„Dir fällt schon was ein. Ich würde nur gern vermeiden, ihm einen Bodyguard zur Seite zu stellen, das wird er nicht wollen und wäre übertrieben, erstrecht, da seine Freunde alle nichts mit uns zu tun haben und die sich nur unnötige Sorgen machen würden...“

Tetsuo nickte. „Das wäre das letzte Mittel. Andererseits haben zumindest einige seiner Freunde Verbindung zu uns, erstrecht, seitdem Izumi mit Inoue zusammen ist. Ich gehe davon aus, dass er es ihm erklärt hat, nachdem Shiro Kou eingesammelt hat und Nao... ist Nao, der ist klüger, als er aussieht und hat es faustdick hinter den Ohren. Im positiven Sinne.“

„Du hast ihn überprüft?“ Kazuki schaute ihn überrascht an.

„Selbstverständlich. Nao ist wie die Schweiz, er kennt viele Leute und viele kennen ihn, aber hat seine eigenen Regeln. Bei ihm ist Kou wahrscheinlich am sichersten, wenn er außerhalb von Asakusa unterwegs ist.“

 

Tetsuo verabschiedete sich kurz darauf, nachdem er Kazukis Macbook und einige Unterlagen aus dem Büro ins Wohnzimmer getragen hatte, damit er vom Sofa aus arbeiten konnte. Der dunkelhaarige Yakuza setzte sich aufs Sofa und legte das rechte Bein hoch, während er E-Mails bearbeitete, bis Kou am frühen Abend in die Wohnung kam.

Er stellte sich hinter das Sofa und legte die Arme um ihn. „Willst du etwas essen? Oder... hm... baden?“

„Ich bin noch nicht hungrig, du? Ich glaube kaum, dass ich baden kann...“ Kazuki legte den Kopf zurück und schaute ihn an.

„Ich habe mir vorhin Obstsalat gemacht, ich bin satt. Baden war vielleicht das falsche Wort, aber du hast dich seit Sonntag erfolgreich darum gedrückt, mehr als nur Katzenwäsche zu machen und...“ Er drückte die Nase an seinen Hals. „Du riechst nicht unbedingt nach Rosen, Kazu... was hast du gemacht, dass du geschwitzt hast?“

„Ein bisschen trainiert... Tetsuo hat mich schon geschimpft, du musst das nicht auch noch tun. Ich kann nur einfach nicht den ganzen Tag still herumsitzen“, gestand er.

„Hmm... lass uns zusammen duschen gehen, ich helfe dir... ich will dich anfassen, es reicht mir nicht, nur zu kuscheln, Kazu...“ raunte Kou in sein Ohr.

Kazuki schob die Unterlagen auf seinem Schoß neben sich und stand so hastig auf, dass Kou fast vorwärts über die Sofalehne fiel. Allerdings hatte er in seiner Hast unterschätzt, wie angeschlagen sein rechtes Bein war und er hielt mit einem unterdrückten Schmerzlaut inne, als der Schmerz in seinem Oberschenkel explodierte. Kou stieg schnell über die Lehne und stützte ihn, bevor das Bein nachgeben konnte.

„Langsam... es freut mich ja, dass du so voller Elan bis, aber so eilig habe ich es auch nicht...“ Er legte sich seinen Arm auf die Schulter und dirigierte ihn zum Bad. „Ich wasche dich trotzdem, sonst kannst du allein schlafen und das wollen wir beide nicht.“

Kazuki setzte an, um zu widersprechen, hielt sich dann doch zurück. Er wollte nicht undankbar erscheinen, weil Kou sich so bemühte, obwohl er ihm immer noch nicht erzählt hatte, was passiert war. Er schob es hinaus, da er befürchtete, dass Kou seine eigene Sicherheit über ihre Beziehung stellen würde, und das würde er ihm nicht einmal verübeln. Andererseits... sein Blick begegnete seinen bernsteinfarbenen Augen, die ihn besorgt, aber voll Wärme und Zuneigung ansahen.

„Kannst du dich kurz festhalten, damit ich dir mit der Hose helfen kann?“ Kou zwinkerte ihm zu, als er ihn perplex anstarrte.

„Ja, natürlich... verzeih, ich war in Gedanken...“ Kazuki stützte sich am Waschbecken ab, während Kou vorsichtig seine dünne Stoffhose nach unten schob und darauf achtete, nicht am Verband hängen zu bleiben. Er schaute fragend nach unten, als er damit begann, den Verband abzuwickeln und anschließend ein großes Duschpflaster auf die Naht klebte, bevor er einen leichten Kuss darauf drückte.

„So kannst du duschen, ohne dass es nass wird. Habe ich heute Vormittag in der Apotheke geholt“, erklärte er und stand auf, um sich selbst auszuziehen. Er warf alles in den Wäschekorb, den benutzten Verband in einen kleinen Mülleimer, dann führte er den Älteren in die Dusche, wo er sich mit ihm auf dem Boden niederließ, weil er den Hocker zu wackelig fand und die Umrandung des Badebeckens zu weit entfernt war.

„Wie bist du darauf gekommen?“ fragte Kazuki und strich ihm eine der kürzeren Haarsträhnen hinters Ohr, die sich immer aus seinem Zopf lösten.

„Ich habe den Apotheker gefragt, er hat mir eine ganze Auswahl mitgegeben, du musst also nicht aufs Duschen verzichten, nur weil der Arzt gesagt hat, dass die Naht nicht übermäßig nass werden sollte“, erklärte Kou, während er Duschgel, Shampoo und seinen Schwamm zusammensuchte und neben sich auf den Fußboden stellte, dann nahm er die Handbrause und schaltete das Wasser an, hielt es jedoch ein Stück von ihm weg, bis es die richtige Temperatur hatte.

Kazuki brummte zufrieden und lehnte den Kopf an die Wand hinter sich, während er ihn vorsichtig wusch. Er nutzte für das meiste den weichen Schwamm, schrubbte damit sorgfältig das Jod von seinem rechten Bein, damit es nicht mehr orange leuchtete. Bevor er ihn an den delikateren Stellen wusch, gab Kou einen Klecks Shampoo auf seine Hand und rutschte näher an ihn heran, um ihm die Haare zu waschen. Kazuki hätte das auch selbst machen können, aber er genoss es, für einen Moment nichts tun zu müssen und sich seinen geschickten Händen zu überlassen. Kou schob ihm die nassen Haare aus der Stirn, nachdem er allen Schaum ausgespült hatte und küsste ihn zärtlich.

„Kazu... ich liebe dich, ganz egal, was noch passiert... wir finden irgendeinen Weg, wie das für uns beide funktioniert...“ flüsterte er gegen seine Lippen.

Kazuki legte beide Arme um ihn und zog ihn an sich, erwiderte den Kuss gierig. Ihn erst allein lassen zu müssen und dann nur bekleidet in seiner Nähe zu haben, während ihm selbst jede übermäßige Bewegung Schmerzen bereitete, hatte an seiner Geduld gezehrt. Er war ausgehungert, erstrecht, da sie in der Zeit davor auch nicht wie sonst übereinander herfallen konnten, damit Kous Piercings abheilen konnten. Er spürte, wie er innerhalb von Sekunden hart wurde und Kou erging es kaum anders. Der Jüngere stützte sich an der Wand hinter ihm ab, damit er nicht das Gleichgewicht verlor und rieb sich leise stöhnend an ihm.

„Kazu... ich... muss dich noch fertig waschen...“

Kazuki biss ihn zärtlich in die Halsbeuge und knurrte ungeduldig, ließ ihn aber los, damit er ein Stück zurückrutschen konnte. Eine feine Röte überzog Kous Gesicht bis zur Brust, als er ihn ansah und eine großzügige Menge Duschgel auf seine Hand gab, die er schließlich um seinen Penis legte.

„...gründlich waschen...“ gurrte er leise, nahm die zweite Hand hinzu und verteilte Gel und Schaum großzügig zwischen seinen Beinen. Seine Finger glitten über seine Erektion und Kazuki blieb nicht viel übrig, als sich ihm zu überlassen. Es war etwas völlig neues, ihn einfach machen zu lassen und es erforderte ein gutes Stück Willenskraft, nicht wie sonst die Führung zu übernehmen, da er das kaum hätte zu Ende bringen können. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, wie Kou ihn geschickt und zärtlich zum längst überfälligen Orgasmus streichelte. Ein schlanker Finger, der mehr als neugierig über seinen Anus strich, ließ ihn überrascht aufstöhnen. Kou hielt inne und schaute ihm prüfend ins Gesicht, fragend, bis er ihm mit einem Nicken die Erlaubnis gab, fortzufahren, da er seiner eigenen Stimme nicht vertraute. Sein Kopf war vor Erregung völlig leer, es gab nur noch Kou und ihn und die sanften Hände seines Geliebten, die ihn an Stellen anfassten, die er lange vernachlässigt hatte.

Kous weiche Lippen trafen seine, seine Zunge forderte ungeduldig Einlass in seinen Mund, den er ihm nur zu gern gewährte, während sein Finger vorsichtig in ihn eindrang, mit der anderen Hand hielt er nach wie vor seinen harten Penis umschlossen und streichelte ihn. Kazuki legte eine Hand in Kous Nacken, mit der anderen stabilisierte er sich auf dem Boden, nachdem er ein Stück nach unten gerutscht war, damit Kou mehr Bewegungsfreiheit hatte. Er lehnte den Kopf an die Fliesen hinter sich und unterdrückte ein Stöhnen, als er mit der Fingerspitze über seine Prostata rieb.

Kou strich mit den Lippen über sein Ohr. „Stöhn ruhig... du musst dich nicht immer so beherrschen... dein Kätzchen will dich hören, Daddy...“

Er bog seinen Finger etwas und drückte exakt auf die Stelle, die Kazuki den letzten Rest gab und ihn mit einem tiefen Stöhnen kommen ließ. Kou streichelte ihn zärtlich durch den Orgasmus, der einen Schauer durch seinen Körper jagte und wusch anschließend Seifenschaum und Sperma gründlich von ihm ab. Er stellte das Wasser aus, setzte sich auf seine Fersen und schaute ihn mit einem kecken Lächeln auf den Lippen an.

„Geht es dir jetzt besser?“

Kazuki nickte. „Das war... mal was anderes. Was ist mit dir?“

„Ich kann warten. Ich helfe dir erst, bevor wir hier drin noch aufweichen... oder das Pflaster.“ Kou stand elegant auf und holte zwei Handtücher vom Regal, trocknete erst sich ab und ging mit dem zweiten Handtuch zu Kazuki, den er grob abtrocknete, während er noch saß. Anschließend half er ihm beim Aufstehen und dabei, sich ganz abzutrocknen. Er legte ihm einen Bademantel um die Schultern, damit er nicht fror und ließ ihn auf der Bank im vorderen Bereich des Bads Platz nehmen. Aus einer Box, die Tetsuo mit Verbandsmaterial gefüllt hatte, holte er ein frisches Pflaster und eine neue Verbandrolle heraus, legte alles neben ihn auf die Bank, dann friemelte er das Duschpflaster mit den Fingernägeln von seiner Haut.

„Kou... ich kann das auch selbst machen, dann kannst du dich ganz abtrocknen und deine Haare föhnen.“ Kazuki hielt seine Hand fest und führte sie an seine Lippen. „Nicht, dass du dich noch erkältest.“

„Aber... ich... ich will auch was tun und dir helfen, Kazu...“ widersprach er.

„Seit drei Tagen kochst du für mich, machst das Bett, bringst mir Essen und Trinken, du hast mich gerade mehr als gründlich gewaschen und es mir so effizient besorgt, dass ich immer noch Sterne sehe... du hilfst mir mehr als genug, Honey.“ Er drückte einen Kuss auf jeden seiner Finger. „Du musst mich nicht auch noch verarzten. Du müsstest gar nichts von alldem tun, mir reicht es, wenn du bei mir bist und mir Gesellschaft leistest.“

„Mir aber nicht... ich... hatte furchtbar Angst um dich, als Shiro so plötzlich mit Tetsuos Auto aufgetaucht ist. Alleine, dass er ihn damit hat fahren lassen, war aussagekräftig genug, dass irgendetwas Schlimmes passiert war...“ Kou lehnte den Kopf an sein Knie, da er immer noch neben ihm auf dem Boden hockte. „Ich kann dich nicht beschützen, wie sie es tun... lass mich dich wenigstens pflegen, solange du noch nicht fit bist...“

„Das kannst du aber nicht tun, wenn du dich erkältest.“ Kazuki strich ihm eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. „Lass es mich diesmal selbst tun, morgen darfst du wieder, in Ordnung?“

„Mhm... meinst du... es wäre möglich, dass wir miteinander schlafen...? Ich passe auch auf, dass du dein Bein nicht überanstrengst...“ Kou schaute zu ihm auf, die bernsteinfarbenen Augen feucht. „Dazu müsste ich aber oben sein...“

„Wir können es versuchen, das ist allemal besser, als es gar nicht zu tun“, entgegnete er schmunzelnd und gab ihm einen Kuss, bevor er ihn auf die Füße zog und ihm einen Klaps auf den Po gab, damit er sich endlich die Haare föhnte.

Kazuki versorgte die Wunde selbst, während Kou seine Haare gründlich trocknete und kämmte, bis sie glänzten. Für den Weg ins Schlafzimmer stützte er sich wieder auf seiner Schulter ab, Kou war zwar zehn Zentimeter kleiner und um einiges schmaler als er, aber kräftig genug, ihn zu unterstützen oder beim Aufstehen zu helfen.

Kou stapelte die Kissen vor dem Kopfteil, so dass Kazuki sich bequem dagegen lehnen konnte, dann holte er die Tube mit dem Gleitgel aus der Schublade im Nachttisch und kniete sich damit zwischen seine Beine.

„Willst du dich selbst vorbereiten?“ fragte der Ältere schmunzelnd. Er strich mit den Fingern durch die langen, seidig glänzenden schwarzbraunen Haare und ließ die Hand schließlich auf seinem Hinterkopf liegen.

„Nein... das sollst du machen, bevor du noch vergisst, wie das geht.“

Kou setzte sich rittlings auf sein linkes Bein und rutschte so weit vor, bis er mit dem Oberschenkel gegen seinen Penis drückte. Er gab eine großzügige Menge Gleitgel auf Kazukis Finger, dann lehnte er sich an seine Schulter, so dass er mit beiden Armen um ihn herumgreifen konnte.

„Du bist frech heute...“ Er legte beide Hände auf seinen Po und zog die Backen auseinander, bevor er mit den glitschigen Fingern über seinen Anus strich und kurz darauf in ihn eindrang. „Ich lasse es dir ausnahmsweise durchgehen, Kätzchen... weil du dich so gut um mich kümmerst...“ Er neigte den Kopf zu ihm für einen leidenschaftlichen Kuss, der ihn dazu brachte, sich ungeduldig an seine Finger zu drängen.

„Daddy... mir reicht das... ich will dich jetzt...“ hauchte Kou gegen seine Lippen. „Lass mich, bitte...“

„Ganz wie du willst...“

Kazuki zog die Finger aus ihm heraus und half ihm, über ihm in die Hocke zu gehen, so dass er nicht aus Versehen mit dem Fuß an seinen Oberschenkel stoßen konnte, und verteilte einen Klecks Gleitgel auf seinem harten Penis. Kou hielt sich am Gitter des Kopfteils fest, dann ließ er sich langsam auf ihn herabsinken, bis er komplett in ihm war. Das Stöhnen, das ihm entfuhr, kam tief aus seiner Brust und Kazuki legte die Hände auf seinen unteren Rücken, um ihn zu stabilisieren, bevor der Jüngere damit begann, langsam seine Hüften zu bewegen.

„So tief... ich liebe deinen Schwanz einfach...“ Kou beugte sich vor und küsste ihn gierig, seine Bewegungen beschleunigend.

Kazuki unterstützte ihn etwas, konnte aber nicht viel tun, ohne dass er Schmerzen hatte, weshalb er sich darauf konzentrierte, dass Kou seinen Spaß hatte. Er bog seinen Oberkörper ein Stück zurück, indem er ihn im Nacken führte und beugte sich vor, um mit der Zungenspitze und den Lippen seine Brust zu erkunden. Kou schlang die Arme um ihn und stöhnte auf, als er abwechselnd fest über die gepiercten Brustwarzen leckte, die empfindlicher waren als zuvor.

„Hnn... Kazu... zu gut...“ wimmerte er, seine Fingernägel hinterließen rote Striemen auf dem Phönix auf seinem Rücken, je näher er dem Höhepunkt kam, der nicht lange auf sich warten ließ.

Kou kam laut stöhnend, als der aufgestaute Druck sich entlud und sich zwischen ihnen verteilte.

Kazuki hielt ihn fest, bis er sich beruhigt hatte und sich schwer atmend an ihn schmiegte.

„Ich liebe dich, Honey... du bist großartig.“ Er strich ihm sanft über den Kopf.

„Ich liebe dich auch, Kazu... hast du genug?“

„Fürs Erste... verzeih, dass ich nicht so fit bin, wie du es gewohnt bist...“

„Unsinn...“ Kou küsste ihn auf die Stirn. „Wir holen das einfach nach, wenn du wieder gesund bist. Ruh dich noch etwas aus, ich organisiere uns etwas zu essen.“

Er kletterte von seinem Schoß und benutzte sein feuchtes Handtuch, um sich und ihn zu säubern, dann zog er sich etwas an und verschwand in die Küche. Kazuki zog sich selbst an, soviel schaffte er ohne größere Probleme und lehnte sich in die Kissen zurück, um ein wenig die Augen zu schließen.

 

Kou bereitete ein leichtes Abendessen zu, richtete alles in zwei Schüsseln an und stellte sie auf den Wohnzimmertisch, bevor er Kazuki weckte. Er bugsierte ihn aufs Sofa, setzte sich neben ihn, breitete seine petrolfarbene Kuscheldecke über ihnen aus und stellte die Schüsseln auf ihrem Schoß ab, dann schaltete er den Fernseher an und startete irgendeinen Netflix-Film, den sie beide noch nicht gesehen hatten. Eigentlich hatte Kou sich für den Abend vorgenommen, Kazuki nach den Ereignissen am vergangenen Sonntag zu fragen, aber das konnte warten. Er wollte nicht, dass er sich überanstrengte, wenn er auch noch darüber reden musste, was ihm offensichtlich mehr zu schaffen machte, als er zugab, zumal er sich aus den Bruchstücken, die er bisher erfahren hatte, selbst zusammenreimen konnte, was ungefähr passiert war.

Kou räumte die leeren Schüsseln weg, nachdem sie fertig gegessen hatten, und kuschelte sich wieder unter die Decke an Kazukis Schulter, wo sie die Hände miteinander verschränkten. Tetsuo fand sie wenig später aneinander gelehnt schlafend vor, schaltete den Fernseher und das Licht aus und ging wieder, ein leichtes Lächeln auf den Lippen.

Chapter 85

Summary:

„Oh... dann werdet ihr nicht meine Brüder?“ Haruka schaute mit geschürzten Lippen zu den beiden älteren Jungen hoch.

„Pssst... wenn sie uns hören, kriegen wir so viel Ärger, dass wir tagelang nicht sitzen können...“ Shiro legte ihr einen Finger auf den Mund und drückte sein Ohr wieder an die dünne Zwischentür.

Ein Räuspern ließ die drei aufschrecken und übereinander purzeln. Masaru und Shiro schoben Haruka hastig hinter sich, um sie vor Ärger zu bewahren. Vor ihnen stand Tetsuo, der fragend die schmalen Augenbrauen erhoben hatte. Sie hatten erwartet, er wäre mit im Raum, da er selten von Kazukis Seite wich, dass er sie im kleinen Nebenraum fand, in dem sich normalerweise die Kobun aufhielten, überraschte sie.

„Könnt ihr mir sagen, was das wird? Ihr habt hier nichts verloren“, brummte er ärgerlich.

„Das war meine Idee!“ plärrte Haruka dazwischen, bevor einer der Jungen etwas sagen konnte.

Die Kinder drehten sich erschrocken um, als die Tür hinter ihnen aufgeschoben wurde und Hideyoshi streng auf sie herabblickte.

Chapter Text

„Ich will ehrlich zu dir sein, Tora“, sagte Izumi zerknirscht, während sie sich auf seinem Sofa gegenüber saßen. Tōru hatte die Arme vor der Brust verschränkt und die Stirn gerunzelt. Er wartete seit vier Tagen auf eine ausführliche Erklärung, die er noch nicht bekommen hatte, da sie beide wegen ihrer Arbeit komplett ausgelastet gewesen waren. Izumi hatte sich zusätzlich zu seinem freien Mittwoch den Donnerstag freigenommen, damit er das hinter sich bringen konnte, was er schon länger vor sich herschob: Tōru über seine Familienverhältnisse aufzuklären.

„Dann schieß los.“ Der Rothaarige schaute ihn ernst an. Er war nicht einmal sauer, eher enttäuscht und verwirrt über die ganzen Verflechtungen, dass Kou so hastig aufgebrochen war, als Shiro in Naos Laden auftauchte, bereitete ihm Sorgen, auch wenn er ihm mittlerweile geschrieben hatte, dass alles in Ordnung war.

Izumi atmete tief durch und zog sich den Saum seines Pullovers über die angezogenen Knie. „Es ist so...“

 

November 2008

Masaru drückte die Hand seines älteren Zwillingsbruders Shiro, als sie mit einer Traube von Menschen aus dem Zug gespült wurden. Zur Rush Hour herrschte hektisches Treiben am Tokioter Hauptbahnhof, Menschen schoben sich auf dem Weg in den Feierabend aneinander vorbei und nahmen kaum Notiz von den beiden Mittelschülern, die sich unsicher umsicher umsahen, jeder einen großen Rucksack auf dem Rücken und eine prall gefüllte Reisetasche in der Hand.

„Was... was hat Tante Hinako aufgeschrieben, wo wir hinmüssen, Shiro-nii...?“ fragte er mit leiser Stimme. Er war müde, hungrig und ihm war kalt, die dreieinhalbstündige Zugfahrt von Nara mit Umstieg in Kyoto war anstrengend gewesen, nicht zu vergessen, dass sie Hals über Kopf ihre Habseligkeiten in zwei Taschen packen mussten und innerhalb von Stunden von Verwandten in Sicherheit gebracht worden waren. Zuerst zu einem Onkel, bei dem sie für eine Nacht ausharrten, bis seine Schwägerin Hinako eine Lösung organisiert hatte, wie sie den Gläubigern ihrer Eltern entgehen konnten. Masaru hätte schreien können beim Gedanken an ihre Eltern, die sich einfach ohne ein weiteres Wort abgesetzt hatten, als klar wurde, dass sie die immens hohen Schulden, die sie für weiß der Teufel was aufgenommen hatten, nicht zurückzahlen konnten. Ihrer aufmerksamen Nachbarin war es zu verdanken, dass sie beide nicht zuhause gewesen waren, als die Schläger die Wohnung auf den Kopf gestellt hatten, um Geld oder sonstige Wertgegenstände zu finden. Die nicht da waren, ihre Familie besaß nichts von Wert, das zur Begleichung von Schulden geeignet gewesen wäre, nur alten Plunder und Bücher, von denen er nicht wenige in seinen Rucksack gestopft hatte, weil sie ihm immer treue Begleiter gewesen waren und er sie nicht zurücklassen wollte.

„Hier steht... mit der roten Marunouchi Linie Richtung Ikebukuro bis Korakuen und von dort aus sind es wohl noch zehn Minuten Fußweg nach Norden...“ las Shiro vom Zettel, den er in den Fingern hielt.

„Und... da sind wir sicher?“ Masarus große, zimtbraune Augen schauten sich eingeschüchtert in der großen Bahnhofshalle um.

Sein Bruder zuckte mit den Schultern. „Wir müssen Tante Hinako vertrauen. Wer blind wie ein Maulwurf ist und trotzdem wie die größte Spinnenkönigin alle Fäden in der Hand hält, wird schon wissen, was er tut.“

„Hmm... wir kennen Tante Hinako aber auch erst seit drei Tagen, Shiro-nii... Was ist, wenn man uns wegschickt?“ Er ließ seine Hand los und rieb sich mit dem Ärmel über die Augen, seine rabenschwarzen Haare standen strubbelig von seinem Kopf ab.

„Dann rufen wir Tante Hinako an.“ Er kramte das Klapphandy aus seiner Hosentasche, das sie ihnen mitgegeben hatte und zeigte es ihm. „Damit. Und jetzt komm, so weit ist es nicht mehr.“

 

Sie folgten der Beschilderung im Bahnhof zu den U-Bahnlinien, zahlten ihr Ticket mit dem restlichen Kleingeld, das sie für ihre Reise bekommen hatten und fuhren mit der vollen U-Bahn nach Bunykō, wo sich ihr Ziel befand. Ein kalter Wind pfiff durch die von Straßenlaternen beleuchtete Straße, der sie zu einem von einer hohen Mauer umgebenen Grundstück folgten, nachdem sie einen hilfsbereiten Polizisten nach dem Weg gefragt hatten. Die Zwillinge waren mit ihren dünnen Jacken halb durchgefroren, bis sie vor dem verschlossenen Tor ankamen, das hinter den stabilen Gitterstäben mit rautenförmigen Holzstreben bedeckt war, so dass man sich anstrengen musste, einen Blick auf den Hof zu erhaschen.

Shiro lief zielstrebig zum gemauerten Pfeiler, an dem das Tor befestigt war und drückte auf den Knopf, der sich neben einer Sprechanlage befand. Direkt daneben war eine kleine Pforte in der Mauer, die kurz darauf geöffnet wurde, nachdem eine Reihe von Schlössern entriegelt worden war. Ein junger Mann mit zurückgegeltem dunklem Haar und schwarzem Anzug trat heraus und warf den beiden Jungen einen fragenden Blick zu.

„Was wollt ihr, he? Ist ein bisschen kalt für Klingelstreiche, Jungs“, sagte er gedehnt, beide Hände in den Hosentaschen vergraben.

Masaru drückte sich an Shiros Arm, der fest seine Hand hielt und den Blick des Mannes erwiderte.

„Wir... wir... woll’n zu...“ Er schaute auf seinen Zettel, damit er sich auch nicht versprach. „Onodera-san. Meen Bruder un‘ ick sin‘ aus Nara und... und...“ Der Rest seines Satzes ging in einem Schluchzen unter, weil er mit seinen zwölf Jahren nach der Reise und den vergangenen Tagen völlig überfordert war. Masaru kamen ebenfalls die Tränen.

„Woah, hey...! Jetzt heult doch nicht“, versuchte er sie zu beruhigen. „Kann ich deinen Zettel mal sehen?“ Er nahm den Zettel von ihm entgegen und las ihn im Licht der Laterne, dann zog er ein Handy aus der Jackentasche und wählte eine Nummer. „Aniki, hier sind zwei Jungs vor dem Tor, die sagen, sie wären aus Nara und wollen zum Waka. Sie haben einen Zettel dabei, von... lass mich kurz schauen... einer gewissen Himura Hinako, darunter ist ein Stempel mit einem Phönix-mon, das Ähnlichkeit mit dem vom Waka hat. Achso, das wusste ich nicht. Natürlich, ich bringe sie rein, ist auch verflucht kalt hier draußen.“ Er schob das Handy wieder in seine Tasche, nachdem er aufgelegt hatte und lächelte freundlich. „Kommt, ich bringe euch ins Warme. Ist das alles, was ihr an Gepäck habt?“

Der Kobun schulterte ihre Rucksäcke und nahm die beiden Reisetaschen an sich, dann führte er die Zwillinge über den weitläufigen Hof, auf dem mehrere ausländische Oberklasseautos geparkt waren, zum hell erleuchteten Eingang des traditionellen Gebäudes. Masaru und Shiro staunten nicht schlecht, als sie den großzügigen Eingangsbereich betraten, in dem dutzende auf Hochglanz polierte Schuhe standen, alle ordentlich aufgereiht auf einem Regal mit kleinen Nummern darunter, damit jeder seine Schuhe auch wiederfand. Sie schlüpften aus ihren Turnschuhen und nahmen die Gästehausschuhe entgegen, die der junge Mann ihnen reichte, dann folgten sie ihm mit großen Augen durch den schier endlosen Korridor, von dem Papierschiebetüren abgingen in mit Tatamimatten ausgelegte Räume. Unterwegs begegneten ihnen vereinzelt weitere junge und ältere Männer in ebenso schwarzen Anzügen, die ihn freundlich grüßten und die beiden Jungen neugierig beäugten, bevor sie weitergingen. Über eine Veranda gelangten sie in ein weiteres Gebäude im hinteren Bereich des Grundstücks, an dessen Eingang sie von einem grimmig dreinschauenenden, hellblonden Mann Mitte Zwanzig in Empfang genommen wurden, der eine dunkelrote Jacke über dem weißen Hemd trug, dazu eine schwarze Anzughose.

„Sind sie das, Noriaki?“ fragte er mit rauchiger Stimme.

„Ja, Aniki Tetsuo. Kann ich sie bei dir lassen? Ich muss wieder zurück auf meinen Posten.“ Noriaki neigte leicht den Kopf, nachdem er genickt hatte, zwinkerte den beiden Jungen aufmunternd zu und eilte davon.

Tetsuo beugte sich zu den Zwillingen herab, die maximal eingeschüchtert im Flur standen und sich an den Händen hielten. In ihren Augen war er riesig, die breiten Schultern ebenso bedrohlich wie der stechende Blick seiner grauen Augen, die er leicht zusammengekniffen hatte, um ihnen ins Gesicht zu sehen. Er seufzte resigniert, dann richtete er sich wieder auf und bedeutete ihnen, ihm zu folgen.

Shiro zog Masaru an der Hand hinter sich her, dessen Füße ihn lieber wieder nach draußen tragen wollten, er hatte genug Bücher gelesen und Filme gesehen, um genau zu wissen, wo sie sich befanden und das behagte ihm ganz und gar nicht. Sein Bruder ließ ihm aber keine Wahl und so standen sie kurz darauf in einem gemütlich eingerichteten Wohnzimmer, das um einiges wärmer war als der kühle Korridor davor. In der Mitte des Raums stand ein großer Kotatsu auf dem mit Tatami ausgelegten Fußboden, sehr viel größer als der, den sie in ihrer kleinen Wohnung in Nara gehabt hatten, darauf stand eine Geburtstagstorte mit einer rosafarbenen sechs darauf und ebensovielen Kerzen, es fehlten jedoch schon ein paar Stücke. Das Geburtstagskind, ein Mädchen mit dunkelbraunen Haaren, das mit dicken, rosa Glitzerhaargummis zu zwei Knubbeln auf ihrem Kopf gebunden war, schaute die beiden Neuankömmlinge neugierig an.

„Entschuldigt die Störung, aber Noriaki hat die beiden am Tor aufgesammelt und sie haben einen Brief von Hinako dabei“, sagte der Blonde höflich zu den anwesenden Erwachsenen im Raum.

Masaru ließ den Blick schweifen, am Tisch neben dem neugierigen Mädchen saß eine schlanke Frau im dunkelblauen Kimono, Ende Zwanzig mit fast schwarzen Haaren, die sie ordentlich hochgesteckt hatte. Ihr gegenüber ein älterer Mann, nach seiner Schätzung schon fast sechzig oder älter, den grauen Haaren nach zu urteilen, der einen dunkelgrauen Hakama mit hellem Oberteil trug. Beide hatten dieselben Augen, sie waren wohl verwandt. Mit dem Rücken zum Fenster und somit der Tür zugewandt saß ein Mann um die Dreißig, der als einziges auf Tetsuos Aussage reagierte und aufstand. Er war ein winziges Stück größer als der Blonde, hatte die dunkelbraunen Haare locker zurückgegelt und trug ein ordentlich zugeknöpftes, weißes Stehkragenhemd zu seiner hellgrauen Hose. Der ernste Ausdruck in seinem Gesicht wich bei Hinakos Erwähnung einem kleinen Schmunzeln. Er hockte sich vor die eingeschüchteren Jungen, damit sie nicht zu ihm aufsehen mussten.

„Darf ich den Brief mal sehen?“ fragte er mit tiefer Stimme und hielt die Hand auf, in die Shiro den mittlerweile etwas zerknitterten Zettel legte. Er faltete das Papier auseinander und erfasste den kurzen Text mit seinen dunkelbraunen Augen, furchte leicht die ebenmäßige Stirn, die eine schmale, hellrote Narbe oberhalb der linken Augenbraue aufwies.

„Meine Mutter – Hinako – bittet mich, mich um euch zu kümmern, da eure Eltern euch sitzengelassen haben. Ich schlage vor, wir reden morgen in Ruhe, wenn ihr euch ausgeruht habt. Ihr seid sicher hungrig und müde, setzt euch, Haru-chan teilt ihren Kuchen gerne mit euch. Ich bin übrigens Onodera Kazuki.“ Er strich beiden über den Kopf, stand auf und schob sie sanft zum Tisch, wo sie sich zögerlich hinsetzten.

„Oh wie toll, noch mehr Gäste!“ rief das Mädchen fröhlich und sprang auf, um zwei Teller und Gabeln von einem Tablett zu holen, das auf einem Sideboard stand. Sie stellte sie vor ihnen auf den Tisch und bugsierte je ein großes Stück Torte darauf, wobei sie hoch konzentriert die Zunge zwischen die Lippen steckte, damit nichts daneben ging.

Sie ließ sich neben sie auf ein Sitzkissen fallen und grinste breit. „Ich bin Haruka, ich bin heute sechs Jahre alt geworden. Wie heißt ihr?“

„Ick... ich bin Kamiya Shiro, das ist Masaru“, stellte Shiro sie beide vor, er gab sich Mühe, den Kansai-Dialekt zu unterdrücken, damit sie ihn verstand. „Wir sind zwölf.“

„Ihr seht euch ja voll ähnlich, seid ihr Zwillinge?“ fragte sie neugierig.

„Ja. Ich bin ganze fünf Minuten älter“, entgegnete er mit einem kleinen Grinsen, während Masaru still seinen Kuchen aß und sich zusammenriss, nicht wieder loszuheulen.

Der grauhaarige Mann erhob sich von seinem Platz. „Es ist spät, ich lasse euch für heute allein. Wir sehen uns morgen, Kazuki.“

„Selbstverständlich. Gute Nacht, Oyaji.“ Kazuki neigte höflich den Kopf.

„Otoo-san, willst du Kuchen mitnehmen?“ fragte die dunkelhaarige Frau im Kimono.

„Danke, ich verzichte, Sayuri. Der wird jetzt wahrscheinlich auch leer, ohne dass ich etwas davon mitnehme“, antwortete er mit einem Blick auf die beiden Jungen. „Gute Nacht.“

Tetsuo verbeugte sich tief mit einem leisen „Gute Nacht, Oyabun.“ als der ältere Mann den Raum verließ und schloss die Tür hinter ihm, dann ließ er sich mit einem Seufzen neben Kazuki am Tisch nieder.

„Kuchen, Tetsu?“ Er schob ihm einen Teller hin.

„Herrlich, ich bin am Verhungern. Ich dachte schon, er geht gar nicht mehr“, entgegnete der Blonde und schob sich ein großes Stück vom Kuchen in den Mund, was Kazuki leise lachen ließ.

Sayuri setzte sich ebenfalls bequemer hin und räumte etwas Geschenkpapier zusammen, das sie in einen Karton warf. „Tut mir leid, Füchschen. Wenn ich gewusst hätte, dass er so lange bleibt, hätte ich dir vorher schon etwas rausgestellt.“

„Konntest du ja nicht wissen, Sayuri-nee.“

„Kaa-san, können die beiden bei mir schlafen? Mein Zimmer ist groß genug“, fragte Haruka.

„Wir haben ein Gästezimmer, Haru-chan, da können sie schlafen“, antwortete Sayuri.

„Aber... wenn sie sich da einsam fühlen? Ich bin gut im Trösten, weißt du?“ Das Mädchen tätschelte den beiden Jungen den Rücken, nachdem es sich zwischen sie gequetscht hatte.

„Du solltest es sie selbst entscheiden lassen, Haru-chan. Wo wollt ihr schlafen? Im Gästezimmer oder bei Haruka? Da könnte es aber passieren, dass ihr in einem Berg Plüschtiere aufwacht...“ Kazuki hatte den Kopf auf die Hand gestützt und schaute die beiden freundlich an.

„Uhm... wir... wir dürfen hierbleiben?“ fragte Masaru ungläubig.

„Bis ich eine Lösung für eure Situation gefunden habe, ja. Aber keine Sorge, niemand, der mir anvertraut wird, landet in einem Heim oder in der Obhut des Jugendamts“, fügte er ernst hinzu. „Ich muss nur erst im Detail wissen, was passiert ist, mit Hinako sprechen und selbstverständlich euch beiden, wenn ihr euch ausgeruht habt.“

„Wow, das ist... vielen Dank...“ Er drückte sich den Unterarm auf die Augen, als er vor Erleichterung zu weinen begann, Shiro neben ihm erging es nicht viel besser.

„Ohje...“ Sayuri rutschte um den Tisch herum und drückte die beiden weinenden Jungen an sich. „Wie wäre es, wenn ihr jetzt erstmal baden geht und euch dann ordentlich ausschlaft, hm? Morgen sieht alles schon wieder besser aus.“

Sie zeigte ihnen das geräumige Bad und ließ Wasser in die Wanne, wo sie mit einem Zwinkern hinzufügte, dass sie sich geehrt fühlen können, als erste baden zu dürfen, da dies sonst Kazuki als Oberhaupt ihrer kleinen Familie zustand. In ihren Taschen fand sie frische Kleidung, die sie ihnen herauslegte, damit sie sich nach ihrem Bad anziehen konnten. Währenddessen sorgte sie dafür, dass zwei Futons in Harukas Zimmer ausgebreitet wurden, da sie ebenfalls dachte, dass es für die beiden wahrscheinlich besser war, nicht ganz allein zu sein, auch wenn es bedeutete, dass Haruka kein Auge zu machen würde, um auf sie aufzupassen.

Masaru und Shiro waren nach dem Kuchen und dem Bad so erschöpft, dass sie kaum einen weiteren Gedanken daran verschwendeten, in welchem Zimmer sie übernachteten, sie krochen unter die Bettdecken, kuschelten sich aneinander und waren innerhalb weniger Minuten eingeschlafen.

 

Januar 2009

„Es ist mir völlig egal, wie es dazu gekommen ist, dass Sie sich verschuldet haben, Kamiya-san. Tatsache ist, dass Sie aus purem Egoismus Ihre Söhne im Stich gelassen und riskiert haben, dass ihnen etwas zustößt...!“

Kazukis Stimme war noch zwei Räume weiter zu hören, als er in seinem Arbeitszimmer auf und ab ging und mit dem Vater von Masaru und Shiro telefonierte, den er nach zwei Monaten endlich hatte ausfindig machen können. Der Kansai-Dialekt kam in der Betonung der Worte deutlich zum Vorschein, auch wenn er sonst darauf achtete, ihn nicht zu verwenden. Die Zwillinge hatten in der Zwischenzeit das Gästezimmer der Wohnung bezogen und sich ein wenig eingelebt, da er sie unbedingt vor möglichen Nachwirkungen der Handlungen ihrer Eltern schützen wollte. Deshalb gingen sie auch noch nicht zur Schule, sondern verbrachten ihre Vormittage mit einem Privatlehrer, der ihnen den nötigen Schulstoff beibrachte.

Mit der Hilfe seiner Mitarbeiter und den Informationen, die er von Hinako und den Jungen hatte, konnte er die Gläubiger der Kamiyas in Nara kontaktieren und hatte großzügig die Schulden beglichen, damit sie nicht versuchten, den beiden zu schaden, nachdem sich ihre Eltern ins Ausland abgesetzt hatten. Diese dort zu finden, war nicht einfach gewesen, aber er hatte es tatsächlich geschafft, ihren Vater ans Telefon zu kriegen und wusch ihm jetzt lautstark den Kopf.

„Die Schulden? In Nara droht Ihnen deshalb keine Gefahr mehr, Sie haben sie mir zurückzuzahlen, sollten Sie jemals wieder japanischen Boden betreten und sollten Sie sich darum drücken, ziehe ich Sie persönlich zur Rechenschaft. Die Jungs haben damit rein gar nichts zu tun, Sie haben ihr Recht verwirkt, sich ihre Eltern zu nennen, seit Sie sie allein zurückgelassen haben!“

Masaru zog sich die Kapuze seines Pullovers über den Kopf und zog sie an den Bändchen zu, soweit es ging, dann drückte er sich die Hände auf die Ohren. Shiro saß mit versteinerter Miene neben ihm im Wohnzimmer, wo sie ihre Hausaufgaben machen wollten, doch Kazukis Ärger hatte sie aus dem Konzept gebracht. Sayuri war in der Stadt unterwegs, ebenso Tetsuo, der etwas für seinen Boss erledigte. Einzig Haruka schien es nicht zu stören, sie saß am Tisch und malte hochkonzentriert mit Buntstiften ein Bild.

Es hatte eine Weile gedauert, bis sie sich soweit wohlgefühlt hatten, dass sie Kazuki alle Details erzählen konnten, von denen sie wussten, von ihrem Leben in Nara und ihren Eltern, die selten zuhause gewesen waren und stattdessen die Tage mit Glückspiel und Shopping verbracht hatten. Ihr Vater hatte seinen Job als Hafenarbeiter in Osaka wegen Streitigkeiten mit Kollegen verloren, seitdem hatte er versucht, sich und die Familie damit über Wasser zu halten, sein Glück in den unterschiedlichsten Spielhallen der Stadt zu versuchen. Während Masaru nach der Schule zuhause gesessen und sich mit Lesen und dem Erfinden eigener Geschichten beschäftigt hatte, war Shiro immer in der Nachbarschaft unterwegs gewesen, hatte ausgeholfen, wo es nötig war oder im Park herumgelungert, da ihm zuhause sehr schnell die Decke auf den Kopf fiel. Waren ihre Eltern einmal zuhause gewesen und der ältere kam später nach Hause, schimpften sie ihn und maßen ihn an seinem stillen, braven Bruder, der nie etwas anstellte und nie zu spät kam, was immer in lautem Geschrei endete und damit, dass beide mit einer Ohrfeige ins Bett geschickt wurden, da Masaru Shiro immer bei hielt, wenn er geschimpft wurde.

„Ist das Ihr letztes Wort? Sie geben Sie einfach so auf?“ Kazuki schnaubte. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Verwandten meines Vaters so ein ehrloser Haufen sind. Ich will es schriftlich von Ihnen, Kamiya-san. Schicken Sie es an mein Büro, dass Sie das Sorgerecht für die beiden aufgeben, so dass sich hier um sie gekümmert werden kann. Ihr Söhne sollen nicht unter der Ehrlosigkeit ihrer Eltern leiden. Alternativ akzeptiere ich Sterbeurkunden, danach will ich nie wieder etwas von Ihnen hören. Und sollte ich erfahren, dass Sie doch wieder in Japan sind, werde ich Sie finden.“

 

Februar 2009

„Nein, Kazuki, ich bin dagegen.“ Sayuri verschränkte die Arme vor der Brust und furchte die Stirn. „Du kennst die Erbfolge meiner Familie, das älteste Kind erbt die Führung und alles, was dazugehört, das schließt auch Adoptivkinder ein.“

„Das ist mir bewusst, Sa-chan.“ Kazuki legte die Fingerspitzen aneinander und dachte nach. Sie saßen im Besprechungsraum des Clans, außer ihnen waren noch der Oyabun Hideyoshi und sein jüngerer Bruder Isamu anwesend, der sein engster Berater war.

„Nach jetzigem Stand kann Haruka die Führung nicht übernehmen so wie ich es nicht kann, aber bis es soweit ist, vergeht noch Zeit und wir finden eine Lösung. Aber nicht, wenn du wegen deinem Pflichtgefühl gegenüber deiner Mutter zwei wildfremde Jungs aus Nara adoptierst, die älter sind als sie“, erklärte sie ärgerlich.

„Sie sind nicht wildfremd... ihre Eltern sind entfernte Verwandte meines Vaters, ich habe sie bei seiner Beerdigung gesehen, da war ihre Mutter schon schwanger mit ihnen“, führte er ruhig aus.

„Oh, großartig. Dein Vater, der dich rausgeworfen hat und sich kein Jahr später von einem Baugerüst geworfen hat, weil er sich selbst nicht mehr ertragen hat.“ Sie warf die Hände in die Luft und schnaubte. „Die Eltern der beiden können selbst nicht so viel Ehre im Leib haben, wenn sie sich einfach absetzen und ihre Kinder zurücklassen. Und dann willst du ihnen alle Türen hier öffnen, die sie als deine Adoptivkinder hätten?“

„Was soll ich denn sonst tun, Sa-chan? Meine Mutter hat sie mir anvertraut, weil ich der Einzige bin, der ihnen helfen kann. Ich kann sie doch nicht einfach wieder vor die Tür setzen und dem Jugendamt überlassen, das geht nicht... und für Phönixe sind sie zu jung.“ Er rieb sich genervt den Nasenrücken, Sayuri hatte recht, doch ihm fiel keine bessere Lösung ein, die im Sinne der Zwillinge war.

„Hast du sonst niemanden, der das für dich übernehmen könnte, Kazuki? Dem du vertraust und bei dem sie gut aufgehoben wären?“ fragte Isamu dazwischen. „Nicht wenige deiner Kobun hier sind verheiratet und kinderlos.“

Kazuki schüttelte den Kopf. „Ich habe einige gefragt, aber selbst wenn sie es tun würden, waren ihre Frauen dagegen. Kaum jemand will sich von heute auf morgen um zwei traumatisierte Teenager kümmern und das will ich ihnen ganz sicher nicht befehlen.“

 

„Oh... dann werdet ihr nicht meine Brüder?“ Haruka schaute mit geschürzten Lippen zu den beiden älteren Jungen hoch.

„Pssst... wenn sie uns hören, kriegen wir so viel Ärger, dass wir tagelang nicht sitzen können...“ Shiro legte ihr einen Finger auf den Mund und drückte sein Ohr wieder an die dünne Zwischentür.

Ein Räuspern ließ die drei aufschrecken und übereinander purzeln. Masaru und Shiro schoben Haruka hastig hinter sich, um sie vor Ärger zu bewahren. Vor ihnen stand Tetsuo, der fragend die schmalen Augenbrauen erhoben hatte. Sie hatten erwartet, er wäre mit im Raum, da er selten von Kazukis Seite wich, dass er sie im kleinen Nebenraum fand, in dem sich normalerweise die Kobun aufhielten, überraschte sie.

„Könnt ihr mir sagen, was das wird? Ihr habt hier nichts verloren“, brummte er ärgerlich.

„Das war meine Idee!“ plärrte Haruka dazwischen, bevor einer der Jungen etwas sagen konnte.

Die Kinder drehten sich erschrocken um, als die Tür hinter ihnen aufgeschoben wurde und Hideyoshi streng auf sie herabblickte.

„Anscheinend haben wir hier drei neugierige Vögelchen, was machen wir mit ihnen, Tetsuo?“ fragte er amüsiert.

„Ich bringe sie sofort raus, Oyabun. Entschuldigt die Störung.“ Tetsuo verbeugte sich tief.

„Nichts da, ihr kommt mit rein, es geht schließlich um euch. Du auch, Tetsuo.“ Er ging zurück in den Raum und ließ die Tür offen, so dass sie ihm folgen konnten.

Haruka kletterte auf den Schoß ihrer Mutter, die Zwillinge setzten sich an den Rand, eingeschüchtert, dass das Clanoberhaupt sie erwischt hatte und nun auch noch dabei haben wollte. Tetsuo nahm seinen üblichen Platz schräg hinter Kazuki ein.

„Tetsuo, du kümmerst dich neben deinen anderen Aufgaben um die Ausbildung von Kazukis Phönixen in Asakusa?“ fragte Hideyoshi, obwohl er die Antwort schon wusste.

„Ja, Oyabun, das tue ich, zusammen mit Gorou-san.“ Der Blonde neigte den Kopf.

„Das heißt, du kennst dich aus mit störrischen Teenagern?“

„Zu einem gewissen Grad, ja“, antwortete er, dann weiteten sich seine Augen, als ihm klar wurde, worauf er hinauswollte. Kazuki erging es nicht anders, er setzte zu einem Einspruch an, doch der Oyabun hieß ihn mit einer knappen Geste zu schweigen.

„Sobald die Formalitäten geklärt sind, wirst du die beiden adoptieren und dich um sie kümmern, Tetsuo. Du bist wie ein Bruder für Kazuki, der Einzige, der seine Werte ebenso gut kennt und lebt wie er selbst, also wirst du die Zwillinge so erziehen, wie er es tun würde“, beschloss der ältere Mann. „Wie du es regelst, ob du mit ihnen hierbleibst oder nach Asakusa ziehst, überlasse ich dir. Da ihr beide sowieso den halben Tag im dortigen Büro seid, schadet es sicher nicht, wenn du die Jungs mit dorthin nimmst. Waren in dem Gebäude, das du hast neu bauen lassen, nicht noch Wohnungen frei, Kazuki?“

„Einige, ja. Die beiden oberen Stockwerke stehen leer, ich war mir noch nicht sicher, was ich damit mache. Aktuell befindet sich nur das Phönix-Büro dort, es ist aber noch etwas trostlos“, antwortete der Angesprochene.

„Aber, Oyabun, ich... bin gerade einmal siebenundzwanzig, ich weiß nicht, ob ich wirklich die Verantwortung für sie übernehmen kann“, warf Tetsuo ein, er hatte die Fäuste auf den Oberschenkeln geballt.

„Du kannst und du wirst. Diskutiere nicht mit mir, Junge. Wenn das alles war, seid ihr entlassen. Berichtet mir, wenn es erledigt ist.“ Er wendete sich Isamu zu, um etwas anderes mit ihm zu besprechen, so dass die anderen gezwungen waren, zu gehen.

Sayuri schob die Kinder vor sich her nach draußen, Kazuki und Tetsuo folgten gleichermaßen verblüfft.

 

August 2011

Das Scheppern eines Blumentopfs und lautes Geschrei ließen Tetsuo im Bett aufschrecken, in das er erst in den frühen Morgenstunden gefallen war, nachdem er die ganze Nacht mit Kazuki unterwegs gewesen war, der seit Anfang des Jahres nicht mehr im Anwesen wohnte, sondern abwechselnd in diversen Wohnungen, die er in der Stadt besaß. Das bedeutete, dass er als sein Bodyguard und Adjutant ständig quer durch die Stadt fuhr, um ihn irgendwo einzusammeln und auf ihn aufzupassen, und nach Feierabend – wie auch immer er das definierte – wieder nach Asakusa zu fahren, damit die Zwillinge nicht zu häufig allein waren. Diesmal hatte er Kazuki jedoch überreden können, die Nacht in der Wohnung zu verbringen, die er sich im obersten Stockwerk des Gebäudes hatte einrichten lassen und die nach Tetsuos Meinung eine der schönsten war, die er besaß, auch wenn der kleine Garten auf der Dachterrasse noch etwas Arbeit und Zeit benötigte.

Er schlurfte gähnend aus seinem Schlafzimmer und blieb stehen, als die kleine graue Katze, die er vor einigen Wochen während eines Außendienstes aufgesammelt hatte, panisch an ihm vorbeihuschte und sich unter seinem Bett verkroch. Im Wohnzimmer herrschte – vorsichtig ausgedrückt – das reinste Chaos.

„Du bist so ein Volldepp, Shiro! Kannst du nicht einmal deine Hohlbirne einschalten und aufpassen, wo du deinen Müll ablädst?!“ schrie Masaru seinen Bruder an, der ihn ebenso ärgerlich anschaute.

„Ich?! Das ist doch dein Zeug, das überall im Weg rumliegt!“ brüllte Shiro zurück.

Sie warfen sich noch weitere Beleidigungen und Beschuldigungen an den Kopf, bis Tetsuo der Kragen platzte: „Schnauze, alle beide!“ Er wartete einen Moment, bis er ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hatte, dann sprach er weiter: „Könnt ihr Chaoten mir erklären, wie es sein kann, dass es hier innerhalb weniger Stunden aussieht, als wäre der dritte Weltkrieg ausgebrochen? Als ich heute Früh nach Hause gekommen bin, sah es hier noch nicht so aus.“

„Masaru hat...“ begann Shiro.

„Shiro hat...“ begann sein Zwillingsbruder gleichzeitig.

Tetsuo stöhnte frustriert. „Das hatten wir doch schon. Es ist mir völlig egal, was der jeweils andere getan hat, ihr seid für euer Handeln selbst verantwortlich.“ Er ging zum Regal vor dem Fenster, auf dem mehrere Bonsais und andere Pflanzen standen und deutete fragend auf einen gesprungenen Blumentopf. „Kann mir das einer von euch erklären?“

Shiro senkte beschämt den Kopf, so dass Masaru an seiner Stelle patzig antwortete: „Shiro kam auf die glorreiche Idee, seine neuen Fußballtricks im Wohnzimmer zu üben, statt dafür nach draußen zu gehen.“

„Das hätte auch funktioniert, wenn du mich nicht geschubst hättest, Blödmann“, blaffte Shiro ihn an.

„Wenn du dabei nicht auf meinem Buch gestanden hättest, wäre das überhaupt nicht nötig gewesen!“

„Du und deine blöden Bücher! Heirate die doch, weil bei Menschen kannst du dich ja nicht festlegen, Freak!“

Masaru schaute seinen Bruder wie vom Donner gerührt an, dann gab er ihm einen Stoß, so dass er ein paar Schritte nach hinten gegen Tetsuo stolperte, bevor er sich umdrehte und mit überquellenden Augen in sein Zimmer verschwand. Die Tür warf er fest hinter sich zu.

„Shiro.“ Tetsuo hielt ihn im Nacken fest, damit er nicht auch davonlaufen konnte, um sich vor der Verantwortung zu drücken. „Was hatten wir ausgemacht zu Fußbällen in der Wohnung?“

„Festhalten, vorsichtig auf den Boden legen, nicht herumkicken oder werfen“, antwortete der Teenager gepresst.

„Richtig. Was davon erlaubt das Üben von Tricks?“

„Nichts. Es tut mir leid, Tetsuo, ich... mir war langweilig, weil meine Freunde alle im Urlaub sind und Masaru geht ja nicht mit mir kicken.“ Er senkte schuldbewusst den Kopf.

„Das rechtfertigt trotzdem nicht, dass du so mit ihm sprichst.“ Der Blonde verschränkte die Arme vor der Brust. „Was ist passiert?“

Shiro schnaubte und begann, die Scherben des Blumentopfs aufzulesen und die Erde zusammenzukehren. „Da ist ein Mädchen in unserer Parallelklasse... sie ist voll süß und echt cool. Ich mag sie wirklich, aber sie... hm... Masaru war da wohl schneller.“

„Das ist ärgerlich, mag er sie denn auch?“

„Keine Ahnung... gestern Abend... ich weiß nicht, wie ich das sagen soll...“ Er druckste etwas herum. „Ich war noch Katzenfutter holen, weil Aoi so wählerisch ist und sonst ja keine Ruhe gibt. Jedenfalls... als ich zurückgekommen bin, stand Masarus Tür ein bisschen auf und er saß mit seinem Laptop auf dem Bett und hat... sich nen Porno angeschaut...“

„Aha... und was davon irritiert dich jetzt so? Du bist da ja selbst nicht das größte Unschuldslamm, Shiro“, fragte Tetsuo amüsiert.

„Es... war ein Porno nur mit Männern... und er hat, also...“ Shiro lief dunkelrot an. „Seine Finger in seinem...“

„Okay, ich verstehe.“ Er tätschelte seinen Kopf. „Und nun machst du dir Gedanken, ob er das Mädchen wirklich mag?“

„Mhm...“ Er nickte beschämt.

„Gefragt hast du ihn nicht, oder?“ Tetsuo zog eine Zigarette aus einer Schachtel auf dem Wohnzimmertisch und zündete sie sich an.

„Natürlich nicht! Dann müsste ich ihm ja erklären, warum ich daran zweifle.“

„Shiro... du bist vielleicht ein Hitzkopf, aber kein Vollidiot. Ihr lebt seit über zwei Jahren bei mir, du weißt, dass ich bisexuell bin und Kazuki ebenfalls, das ist nichts Neues für dich.“ Er setzte sich auf die Sofalehne und beobachtete ihn dabei, wie er den Dreck aufräumte, den er gemacht hatte.

„Ja, schon, aber... ich weiß auch nicht...“ Shiro setzte sich neben ihn und lehnte den Kopf an seine Schulter. „Ich mag das Mädchen echt gern und ich will nicht schon wieder mit ihm teilen müssen...“

„Sag ihm das. Redet miteinander, statt euch dummes Zeug an den Kopf zu werfen und ich will nie wieder hören, dass du ihn oder sonst wen wegen seiner Sexualität Freak nennst, klar?“ Tetsuo zerzauste ihm die welligen, schwarzen Haare. „Sonst schicke ich dich zu Kazuki und der verpasst dir die Standpauke deines Lebens, bevor er dich das Bad oben mit der Zahnbürste putzen lässt.“

„Das ist eine Phönix-Strafe, Tetsuo, das lässt er mich nicht machen, bevor ich dazugehöre“, widersprach der Teenager. „Ich verspreche es dir, dass ich das nicht mehr sage.“

„Gut. Ich rede mit Masaru, später entschuldigst du dich bei ihm für deine Worte.“ Er drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und ging zu Masarus Zimmertür, um anzuklopfen. „Kann ich reinkommen?“

„Wenn’s sein muss...“ kam die Stimme des Fünfzehnjährigen leise durch die Tür.

Tetsuo schlüpfte hinein und zog die Tür hinter sich wieder zu. Masaru lag bäuchlings auf seinem Bett und hatte das Kissen über seinen Kopf gelegt, wie immer, wenn er weinte und nicht wollte, dass ihn jemand sah. Er setzte sich zu ihm auf die Bettkante und schwieg einen Moment.

„Shiro hat mir erklärt, warum der Blumentopf kaputt gegangen ist. Trotzdem ist es nicht in Ordnung, dass du ihn schubst, egal, wie sehr er dich nervt. Du weißt, dass du das auch anders lösen kannst, Masaru“, sagte er schließlich ruhig.

„Ja... sorry...“ murmelte er zur Antwort.

Der Blonde seufzte leise, wenn Masaru nicht reden wollte, bekam man ihn auch kaum dazu, dennoch war es selbst für ihn unüblich, so aus der Haut zu fahren und sich dann wegen einer Beleidigung seines Bruders zurückzuziehen, statt weiter Feuer zu geben.

„Willst du darüber reden...? Shiro erwähnte ein Mädchen in der Schule...“

Masaru schnaubte ärgerlich. „Ist süß, kann er haben... ich will sie nicht... auch wenn sie das anders sieht...“

„Wie das?“

„Hmm... sie findet mich wohl cooler, keine Ahnung... aber sie weiß auch nicht, was für ein Freak ich bin...“ Er rollte sich auf die Seite und schaute zur Wand.

„Wieso denkst du, dass du ein Freak bist?“ Tetsuo rutschte ans Fußende und lehnte sich dort an die Wand, um ihn ansehen zu können.

„Na weil... Shiro das sagt und... ich mich nicht entscheiden kann...“ Masaru fuhr mit dem Zeigefinger über die Naht der Tapete an der Wand. „Ich... sitze in der Schule und denke darüber nach, wie es ist, mit dem Mädchen vor mir rumzumachen und... im Literaturclub ist da dieser ältere Schüler, der... oh man... das ist mir echt peinlich, Tetsuo...“

„Vor mir muss dir nichts peinlich sein, ich höre zu und bin der Letzte, der darüber urteilt.“ Er strich sanft über seinen Fuß.

„Shiro... hat mich gestern Abend erwischt, oder?“

„Mhm... er ist etwas verwirrt, aber das legt sich.“

„Ich... also... ich schau mir das an und... egal was, ob hetero oder homo, ich... je nachdem, wie ich drauf bin, stelle ich mir vor, mal die eine oder die andere... uhm... Rolle einzunehmen...“ erklärte er schließlich leise. „Aber... ist es nicht üblich, dass... naja... man sich auf eins festlegt?“

„Üblich ist gar nichts. Es ist vollkommen okay, wenn du mal das eine und mal das andere machen willst, das variiert je nach Partner und Tagesform“, antwortete Tetsuo schmunzelnd.

Masaru setzte sich auf und schaute ihn mit großen Augen an, die sich kurz darauf wieder mit Tränen füllten.

„Du bist wirklich ein Quell ewiger Tränen, Masaru...“ Er streckte den Arm aus, damit er sich an ihn lehnen und bei ihm ausweinen konnte, während er ihm über den Rücken strich. „Hör zu... ich dachte damals ganz genauso, dass ich mich auf eine Rolle festlegen muss, weil das so von mir erwartet wird, weil Kazuki es tut und sein damaliger Partner ebenfalls. Ich habe... Jahre gebraucht, um das herauszufinden, was ich dir gerade gesagt habe, weil ich zu stur und zu stolz war, andere danach zu fragen.“

„Wirklich...? Du... uhm... so viele Details will ich glaube ich gar nicht wissen...“ Er schmiegte den Kopf an seine Brust und wurde rot.

Tetsuo lachte leise. „Wichtig ist nur, dass du dich wohlfühlst bei dem, was du tust und es ist in Ordnung, es zu sagen, wenn es nicht so ist, egal wann und dass du weißt, worauf du achten musst, aber ehrlich gesagt... wäre es mir lieber, du lässt dir damit noch etwas Zeit.“

„Was? Sex?“

„Ja, aber das ist nur meine Meinung dazu, davon abhalten kann ich dich nicht.“ Er lehnte den Kopf an die Wand und sah sich in dem mit Postern zugepflasterten Zimmer um. „Komm vorher einfach zu mir, okay? Dann erkläre ich dir alles Notwendige.“

„Danke... tut mir leid, dass wir dich geweckt haben...“

„Schon gut. Sprecht euch aus, wenn ihr euch beruhigt habt und räumt euren Saustall auf. Ich gehe wieder ins Bett.“

 

Oktober 2013

Masaru piekte Shiro zweifelnd gegen den Kopf, so dass er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht wegdrehte. Er folgte ihm mit dem Finger, bis sein Bruder ihn festhielt und von sich schob.

„Lass das, Masaru, das tut weh...“ Er rutschte ans andere Ende des Sofas und legte die Füße auf den Tisch.

„Wie weh wird es tun, wenn Tetsuo und Onkel Kazuki dir die Haut abziehen, weil du zum Tätowierer gerannt bist und dir ohne Erlaubnis einen verdammten Drachen auf den Rücken und den Kopf hast tätowieren lassen, während sie die ganze Woche im Anwesen sind und keine Ahnung was besprechen?“ fragte er grinsend.

„Sie besprechen wichtige Clan-Angelegenheiten. Würdest du wissen, wenn du auch ein Phönix wärst“, entgegnete er und zog das Handy aus der Hosentasche, um grinsend eine Nachricht seiner Freundin zu lesen.

„Will ich aber nicht. Ich... habe schon mit Tetsuo darüber gesprochen, es ist mir zu gefährlich und ich will mit alldem nichts zu tun haben“, erklärte Masaru. „Ich ziehe aus, sobald wir achtzehn sind, und suche mir was eigenes.“

„Du... was?“ Shiro schaute ihn verblüfft an und schloss den Mund, als ihm auffiel, dass er offenstand.

„Ich will studieren, Shiro-nii, Literatur, irgendwas in der Richtung, ein eigenes Leben aufbauen, ohne... ohne, dass ich mich ständig mit Tradition und Etikette herumschlagen muss. Außerdem ist die Wohnung hier zu klein für drei Erwachsene, ich will nicht jeden One-Night-Stand an dir oder Tetsuo vorbeischmuggeln müssen, damit ich mir keine dummen Fragen anhören muss“, fügte er mit einem Schmunzeln hinzu.

„Das ist nur ein einziges Mal passiert.“

„Einmal zu viel. Ich will nicht, dass du denkst, ich wäre undankbar... aber Onkel Kazuki hat es uns immer offengelassen, ob wir dem Clan beitreten oder nicht. Du hast dich dafür entschieden und... es bricht mir das Herz, Shiro-nii, weil ich Angst um dich habe, aber ich respektiere deine Entscheidung.“ Er rutschte zu ihm und drückte seine Hand. „Für mich... ist das einfach nichts. Wir sind vor fünf Jahren nach Tokio gekommen und wurden herzlicher aufgenommen, als wir es erwartet haben, als es wohl jeder erwarten würde bei dieser Art von Familie... Ich habe genug gesehen, um zu entscheiden, dass ich kein Teil davon sein möchte, aber ich würde ein Teil davon bleiben, wenn ich weiter hier wohne. Verstehst du das?“

„Ja. Aber wenn du ausziehst... wer passt dann auf dich auf? Ich kann das dann nicht mehr tun, Masaru.“ Shiro legte einen Arm um ihn und drückte ihn an sich.

„Ich bin alt genug, um auf mich selbst aufzupassen. Du hast genug damit zu tun, auf dich aufzupassen, so gut bist du darin nämlich nicht, Hitzkopf.“ Er strich mit den Fingern über einen Verband an Shiros Hand. „Ich komme schon zurecht, ich bin ja schon hier ständig alleine, weil ihr so viel unterwegs seid, und schmeiße den Haushalt. Und bis März ist ja noch ein bisschen hin, bis dahin lernst du noch, wie man kocht und die Spülmaschine bedient.“

 

Gegenwart, März 2020

Tōru drückte einen Kuss auf Izumis Scheitel, der zwischenzeitlich zwischen seine Beine gerutscht war und sich mit dem Rücken an seine Brust lehnte, die Arme hatte er um ihn geschlungen und hielt ihn fest.

„Du hast also nach dem Schulabschluss die Brücken abgebrochen, um nicht in die Geschäfte hineingezogen zu werden?“ fragte er zum besseren Verständnis.

„Ja. Ich wollte in Ruhe studieren, ohne wegen meiner Verbindung zur Miyamoto-kai anzuecken. Zumindest war das der Plan, angeeckt bin ich wegen anderen Dingen...“ Izumi schaute ihn zwinkernd von unten an. „Ich bin einfach zu heiß, da wurden einige Höschen nass und andere eng.“

„Haha... sehr witzig, Shinamon. Wie bist du mit diesem Plan im Lemon gelandet, das deinem... Quasi-Onkel gehört?“

„Ich war jung und brauchte das Geld... nein, genau wie du, Tora. Mir hat jemand einen Flyer in die Hand gedrückt, es klang nach Spaß und gutem Geld, mein Studium war teuer und ich hatte keine Lust mehr auf meinen Aushilfsjob in der Buchhandlung“, antwortete er ehrlich. „Dass der Club Onkel Kazuki gehört... ist mir erst bewusst geworden, als ich den Vertrag unterschrieben habe, aber da war es zu spät, dass ich mich noch umentscheide. Das wäre kein guter Grund gewesen, das Angebot auszuschlagen. Der Chef weiß es bis heute nicht und es ist auch besser, er erfährt nie davon.“

„Mhm... du trennst es nach wie vor? Soweit möglich, immerhin ist Kou ein sehr guter Freund und sein Partner, da wird es ab jetzt immer Überschneidungen geben.“ Tōru spielte mit einem Ring an Izumis Finger, während er auf eine Antwort wartete.

„Ich versuche es, aber ich bezweifle, dass es ewig funktioniert. Es ist... hmm... als wäre Onkel Kazuki die Sonne und wir kreisen alle um ihn herum wie Planeten und Kometen, angezogen von seiner Gravitation“, führte Izumi aus. „Ich habe versucht, mich zu lösen, aber wie du siehst, zieht es mich irgendwie wieder zurück.“

„Und wo bin ich in diesem Sonnensystem?“

„Du... bist mein Mond, der mich umkreist und mich im Gleichgewicht hält, Tora, nachdem du endlich deine richtige Umlaufbahn gefunden hast.“ Er zog ihn zu sich herunter und küsste ihn zärtlich. „Danke, dass du mir nicht böse bist, weil ich nicht eher was gesagt habe...“

„Ich wundere mich über nichts mehr... und du hattest deine Gründe, die sehr nachvollziehbar sind. Ich habe dir zu danken, dass du es mir so ausführlich erzählt hast, Shinamon. An meinen Gefühlen zu dir ändert sich deshalb nichts.“

Chapter 86

Summary:

„Trotzdem... sie hat ihren Partner getötet, Kazu, das ist furchtbar.“ Ein Schluchzen hob sich aus seiner Kehle und er konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. „Die ganze Sache ist furchtbar, dass es überhaupt erst so weit kommen musste, weil er... seinen Stolz über ihr Wohl gestellt hat...“

Der dunkelhaarige Yakuza legte die Arme um ihn und zog ihn quer auf seinen Schoß, um ihn festzuhalten, während er schluchzend das Gesicht an seine Brust drückte. Zu einem gewissen Grad war er froh, dass Kou so reagierte, dass er es schlimm fand, während er selbst kaum einen Gedanken daran verschwendet hatte, dass ein weiterer Mensch gestorben war, um sein Leben zu retten. Es war so normal für ihn geworden, dass es ihm mehr wehtat, dass sein Partner so herzzerreißend um das verlorene Leben und Sayuris Verlust weinte, obwohl er nichts damit zu tun hatte. Es dauerte mehrere Minuten, bis Kou sich beruhigte und sich gründlich mit einem Taschentuch die Nase putzte, bevor er ihn mit geröteten Augen ansah.

„Verzeih mir, dass ich nicht verhindern konnte, dass es so eskaliert, Kou...“ Kazuki lehnte die Stirn an seine.

Chapter Text

Zwei Wochen nach Kazukis Auseinandersetzung mit Itsuki konnten die Fäden in seinem Bein gezogen werden, da es gut genug verheilt war. Unter Tetsuos und Kous wachsamen Augen hatte er sich zähneknirschend daran gehalten, das Bein nicht zu überfordern und zehn Tage lang die Krücken benutzt, bis es ihm zu lästig wurde und er es stattdessen wieder daran gewöhnte, belastet zu werden. Sein Arzt kam in der Wohnung vorbei und zog die Fäden geschickt, nachdem er die Wunde lobend begutachtet hatte, erlaubte ihm sogar schon wieder leichte Bewegung, damit die Muskeln nicht zu sehr abbauten, was Kazuki mehr freute, als er zugab.

Kou steckte, wie sonst auch, über beide Ohren in Arbeit, um sich auf die anstehende Veröffentlichung seines ersten Mangabandes und die einen Monat später stattfindende Reise nach Okinawa vorzubereiten, so dass er nicht dabei gewesen war. Viel hatte er mit Kazuki nicht darüber gesprochen, sondern ihm nur verstimmt mitgeteilt, dass er in der Golden Week nicht da sein würde, weil der Verlag ihn, Tōru und die beiden anderen Mangaka nach Okinawa schickte, um nach dem Start des neuen Newcomer-Labels Präsenz zu zeigen.

Zwischenzeitlich hatten sie kaum Zeit gefunden, doch noch einmal darüber zu reden, was passiert war, Kazuki konnte sich selbst nicht allzu viel Auszeit von seinen Pflichten in der Firma geben, ohne dass er nervös wurde, auch wenn Tetsuo ihn wie gewohnt unterstützte und einen großen Teil übernahm. Er hatte Kou nur kurz umrissen, dass Itsuki sie alle hintergangen und Sayuris Gesundheit gefährdet hatte, ohne weiter darauf einzugehen und dass sie deshalb aneinandergeraten waren. Die Eifersucht des Mannes, der zehn Jahre Sayuris Partner gewesen war, bis sie ihn eigenhändig erschossen hatte, um ihren Ehemann zu beschützen, hatte er mit keinem Wort erwähnt, zu sehr ärgerte er sich über sich selbst, dass er es nicht eher bemerkt hatte und auch sonst niemand. Sayuri hatte ihn im Büro besucht und ihm versichert, dass es ihr gut ging und sie schon darüber hinwegkommen würde, aber er kannte sie lange genug, um zu wissen, dass sie nur ihre Fassade aufrechterhielt, um anderen keine Sorgen zu bereiten. Haruka berichtete ihm ganz andere Dinge, dass es ihrer Mutter alles andere als gut ging und sie litt, andererseits war es auch nicht anders zu erwarten, nach allem, was geschehen war. Itsuki war länger ihr Partner gewesen als er selbst und sie hatten sich geliebt, das war kaum zu übersehen gewesen.

 

Kazuki verschob seine rechte Hand am Schwertgriff um wenige Millimeter, um einen besseren Halt zu haben, dann verscheuchte er die kreisenden Gedanken in seinem Kopf, um sich auf die korrekte Ausführung der Bewegungsabläufe des Kata zu konzentrieren. Er fühlte sich unausgeglichen, wenn er das morgendliche Training nicht in irgendeiner Form absolvieren konnte, und er hatte es zwei Wochen ausfallen lassen müssen, um sich um seine Genesung zu kümmern. Es half ihm, sich auf den Tag vorzubereiten und gelassener zu sein, unabhängig davon, mit was er sich schließlich herumschlagen musste, anstrengende Geschäftspartner oder ewige, ineffiziente Telefonkonferenzen mit verstaubten Führungskräften, die mit ihrer Tradition verheiratet waren. Kazuki mochte Tradition, das würde er nie leugnen, doch war er davon überzeugt, dass niemand weiterkam, wenn er sich nur auf das berief, was schon immer war, statt die Erfahrung zu nutzen, um Dinge zum Besseren zu verändern und effizienter zu machen.

Der Kies knirschte unter seinen Füßen, als er zu einer Drehung ansetzte und die frühe Morgensonne ihn für einen Moment blendete, bis er ihr den Rücken zuwendete, um fortzufahren. Der scharfe Stahl der Klinge zerteilte die Luft und seinen imaginären Gegner, ein kleines Kirschblütenblatt, das sich aus einer Blüte am knorrigen Baum im Garten gelöst hatte, der seit dem Vortag komplett aufgeblüht war. Kazuki beendete seine Übung, indem er das Katana mit einer kontrolliert fließenden Bewegung zurück in die Scheide schob und tief durchatmete, sich noch einmal hinknien wollte er mit Rücksicht auf seinen leicht schmerzenden Oberschenkel nicht.

Er wendete sich der Veranda vor dem Wohnzimmer zu und hielt überrascht inne, als er Kou dort sitzen sah, der ihn voller Faszination beobachtete, einen Zeichenblock und eine Auswahl Bleistifte auf dem Schoß. Sein großer Kaffeebecher stand neben ihm, den dunkelroten Haori mit dem weißen Kragen, den Kazuki auf der Veranda liegengelassen hatte, hatte er sich um die Schultern gelegt, damit er in der kühlen Luft nicht fror.

„Guten Morgen“, begrüßte er ihn mit einem Lächeln. „Seit wann sitzt du da schon?“

„Uhm... zwanzig Minuten? Du warst so fokussiert, ich wollte dich nicht stören...“ Kou erwiderte sein Lächeln, was ihm nach wie vor flau im Magen werden ließ.

Kazuki ließ sich neben ihm nieder, um ihn zärtlich zu küssen. „Wie kommt es, dass du schon wach bist? Oder hast du gar nicht geschlafen?“

„Hmm... doch, habe ich, aber unten. Ich wollte dich nicht wecken, wenn ich so spät noch hochkomme, du brauchst deinen Schlaf“, entgegnete er und lehnte sich an ihn. „Ich habe schlecht geträumt, deshalb bin ich schon wach.“

„Willst du darüber reden?“

Kou schüttelte den Kopf. „Es war nichts, nur wirres Zeug, weil ich zu viel gearbeitet habe. Ich ruhe mich heute aus und mache nichts. Kazu?“

„Was ist, Honey?“ Er legte den Arm um seine Schulter und drückte ihn sacht an sich.

„Du hast angespannt ausgesehen... hast du Schmerzen oder bedrückt dich etwas?“

Kazuki spannte leicht den Kiefer an, woraufhin Kou eine Hand auf seine Wange legte und seinen Kopf in seine Richtung drehte.

„Rede mit mir, ich mag es nicht, wenn du alles mit dir selbst ausmachst. Ich weiß, wir hatten in den vergangenen zwei Wochen kaum Zeit, uns über alles zu unterhalten, aber die sollten wir uns nehmen“, sagte er besorgt. „Lass mich teilhaben.“

„Lass uns nach drinnen gehen, hier draußen ist es zu kühl, um länger herumzusitzen.“ Kazuki stand auf und reichte ihm die Hand, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Auch wenn Kou das wahrscheinlich problemlos selbst hinbekam, bereitete es ihm Freude, dass er die helfende Hand annahm und ihm ein dankbares Lächeln schenkte.

 

Sie gingen nach drinnen und setzten sich aufs Sofa, nachdem er sich mit einem Handtuch den Schweiß von Gesicht und Oberkörper gewischt und das kurze Kimono-Oberteil wieder angezogen hatte, das er immer zum morgendlichen Training trug, ebenso wie den dunkelroten Hakama. Kou setzte sich im Schneidersitz neben ihn, den frisch gefüllten Kaffeebecher auf dem Schoß und den Haori nach wie vor um die Schultern gelegt, darunter trug er nur ein graues T-Shirt und eine seiner üblichen schwarzen Jogginghosen. Kou rutschte so dicht an ihn heran, dass seine Knie seinen Oberschenkel berührten und wartete geduldig, bis er sich dazu durchgerungen hatte, die Karten auf den Tisch zu legen.

„Ich habe dir nicht alle Details erzählt, weshalb Itsuki es anscheinend für eine gute Idee hielt, uns alle zu hintergehen und was es mit Sayuris Gesundheit auf sich hat“, begann er, seine Worte sorgfältig zurechtlegend. „Sayuri wird nicht froh sein, dass ich dir das erzähle, aber du musst es wissen, um es zu verstehen. Ich weiß auch nicht alle medizinischen Details, weil sie mir die nie gesagt hat, aber es gab bei Haru-chans Geburt Komplikationen und sie ist anschließend nicht mehr schwanger geworden, egal, wie oft wir es versucht haben. Und wenn doch, hielt es nicht lange an.“ Er legte die Fingerspitzen aneinander. „Vielleicht haben wir uns zu sehr unter Druck gesetzt, wir haben auch beide viel gearbeitet in dieser Zeit, aber es hat unsere Beziehung belastet. Ich habe dir gesagt, dass ich sie nie auf romantische Weise geliebt habe, aber wir stehen uns nah und haben dieselben Ziele. Wir wollten beide nie nur ein Kind, aber es sollte nicht sein.“

Kou legte eine Hand auf Kazukis linken Unterarm, bis er die Rechte darauflegte und sie sanft drückte. „Das tut mir leid, Kazu...“

„Wir haben uns damit abgefunden und ich habe für mich beschlossen, dass ich auch keine Kinder mit anderen Frauen will, ob nun gewollt oder nicht, so dass ich mit dreißig eine Vasektomie habe machen lassen. Das war kurz nachdem ich zum Waka-gashira ernannt wurde,“ führte er weiter aus.

„Oh... ich dachte, du wärst schon Waka, seit du mit ihr verheiratet bist.“ Kou war ehrlich überrascht, aber sein Wissen über Yakuza-Traditionen reichte über etwas Film-Bildung nicht hinaus.

Kazuki lachte leise. „Nein. Ich musste mich erst beweisen, es gab mehr als genug geeignete Kandidaten für den Posten, ich wollte ihn nicht einmal unbedingt, aber das ist alles auf Sayuris Mist gewachsen, so dass es unweigerlich dazu kam. Wäre es so früh passiert, hätte es Streit innerhalb des Clans gegeben und sowas muss auf jeden Fall vermieden werden.“

„Wie passt Itsuki da rein?“

„Itsuki war ein Rechtsberater des Oyabun, wodurch er uns natürlich kannte und häufiger mit uns zusammengearbeitet hat. Irgendwann hat es zwischen ihm und Sayuri gefunkt und ich konnte ihr nie geben, was sie brauchte, jemanden, der sie mehr liebt als eine sehr gute Freundin oder kleine Schwester. Nachdem klar war, dass es tatsächlich ernst zwischen ihnen ist, bin ich aus dem Anwesen ausgezogen, damit sie zusammenleben konnten. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt sowieso schon getrennte Schlafzimmer, aber besonders angenehm war es für keinen von uns, dem jeweils anderen morgens im Bad oder im Flur zu begegnen.“ Er grinste schief bei der Erinnerung an die mehr als seltsamen morgendlichen Begegnungen mit dem Geliebten seiner Ehefrau. „Es war nicht so, dass ich nicht in den Jahren davor auch andere Partner hatte, wir waren diesbezüglich mehr als offen zueinander, nur war von denen nie einer im Anwesen.“

„Ich verstehe... aber da Itsuki sowieso schon Teil des Clans war, war es für ihn normal, sich dort aufzuhalten?“ hakte Kou nach.

„Ja. Sayuris Arzt meinte damals, dass es fraglich sei, ob eine erneute Schwangerschaft nicht doch wieder zu Komplikationen bei der Geburt führt und es mit großem Risiko verbunden wäre, sollte es noch einmal dazu kommen. Deshalb war eine Bedingung, dass ich und auch der Oyabun ihrer Beziehung zu Itsuki zustimmen, dass er ebenfalls eine Vasektomie durchführen lässt, eine Sterilisation hatte sie für sich selbst ausgeschlossen. Er war einverstanden, gab es uns schriftlich, dass er sie hat durchführen lassen und wir haben nie wieder darüber gesprochen.“

„Du weißt schon, wie... verstaubt es klingt, dass ihr beide zustimmen musstet, dass sie die Liebesbeziehung führen durfte, die sie wollte?“ Er legte den Kopf schief und runzelte die Stirn.

Kazuki raufte sich die Haare. „Ich weiß. Tatsächlich hätten wir auch nicht viel daran ändern können, wenn wir dagegen gewesen wären. Es war eine Protokollfrage, da ich nach wie vor das Oberhaupt unserer kleinen Familie bin und der Oyabun jeden genehmigen muss, der im Anwesen wohnen will. Es klingt schlimmer, als es ist.“

„Okay. Und weshalb habt ihr euch gestritten?“

„Weil er uns bezüglich seines Eingriffs angelogen und Sayuri geschwängert hat, wissentlich und mit vollster Absicht“, antwortete er ernst. „Er war... so selbstgefällig und hat in den vergangenen Jahren so viel geändert, so viel wieder rückgängig gemacht, was ich an Regeln aufgestellt hatte, indem er sie beeinflusst hat. Sie wusste schon kurz nach dem Urlaub, dass sie schwanger ist und hat nichts gesagt, was auch ihm zu verdanken war.“

Kou stellte seinen mittlerweile leeren Becher zur Seite und rutschte auf die Knie, um sich an seine Schulter zu lehnen. Kazuki legte eine Hand auf seinen Hinterkopf und kraulte ihn sanft, mehr um sich selbst zu beruhigen als ihn.

„Wieso hat er das getan? Er wusste doch, wie riskant es ist.“

„Laut seiner Aussage, einzig und allein, weil ich es ihm verwehrt habe, Kinder zu haben, während ich meines ja schon hatte. Er war eifersüchtig auf mich, auf meine Beziehung zu Sayuri, die schon immer von Aufrichtigkeit geprägt war und mein gutes Verhältnis zu Haru-chan, obwohl ich sie so selten sehe. Vielleicht auch auf meine Stellung, aber so weit kamen wir nicht... Ich wollte ihn rauswerfen, weil er jedes Recht verwirkt hatte, sich dort aufzuhalten, aber er hat mich stattdessen angegriffen.“

„Und Sayuri hat... ihn erschossen? Weil er dich angegriffen hat?“

„Ja. Sie hat als Einzige das Messer gesehen und gehandelt, Tetsuo hatte er völlig überrumpelt, so dass er nicht schnell genug gewesen wäre, um mir zu helfen.“

„Uff... wie schwer es für sie sein muss... sie tut mir leid.“ Kou rieb sich mit dem Ärmel über die Augen, bevor die Tränen sie von selbst verlassen konnten.

„Sie hat in diesem Moment als Clanmitglied gehandelt und den Waka beschützt“, erklärte Kazuki ruhig. „Sayuri ist kein kalter Mensch, sie ist unwahrscheinlich leidenschaftlich, aber rational, wenn es um den Clan geht. Sie hätte dasselbe getan, wenn ein anderer in meiner Position wäre.“

„Trotzdem... sie hat ihren Partner getötet, Kazu, das ist furchtbar.“ Ein Schluchzen hob sich aus seiner Kehle und er konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. „Die ganze Sache ist furchtbar, dass es überhaupt erst so weit kommen musste, weil er... seinen Stolz über ihr Wohl gestellt hat...“

Der dunkelhaarige Yakuza legte die Arme um ihn und zog ihn quer auf seinen Schoß, um ihn festzuhalten, während er schluchzend das Gesicht an seine Brust drückte. Zu einem gewissen Grad war er froh, dass Kou so reagierte, dass er es schlimm fand, während er selbst kaum einen Gedanken daran verschwendet hatte, dass ein weiterer Mensch gestorben war, um sein Leben zu retten. Es war so normal für ihn geworden, dass es ihm mehr wehtat, dass sein Partner so herzzerreißend um das verlorene Leben und Sayuris Verlust weinte, obwohl er nichts damit zu tun hatte. Es dauerte mehrere Minuten, bis Kou sich beruhigte und sich gründlich mit einem Taschentuch die Nase putzte, bevor er ihn mit geröteten Augen ansah.

„Verzeih mir, dass ich nicht verhindern konnte, dass es so eskaliert, Kou...“ Kazuki lehnte die Stirn an seine.

„Es gibt nichts, das ich dir verzeihen müsste. Du hast es nicht ahnen können, dass er so ein... nein, ich rede nicht schlecht von Toten, das ist unhöflich“, sagte er leise. „Ich... wie soll ich es formulieren... ich habe es dir schon mehrfach gesagt, es ist mir bewusst, dass dein Leben nicht ungefährlich ist und es mich ebenfalls betrifft, weil ich mit dir zusammen sein will. Daran ändert sich nichts, weder an deinem Leben noch an meinen Gefühlen für dich.“

„Auch wenn es bedeutet, dass sich für dich vieles ändern wird? Nicht sofort, nicht bald, aber spätestens, wenn ich dem Oyabun nachfolge, werden wir kaum noch hier wohnen können und das Anwesen ist... ein goldener Käfig. Zwar mit viel Platz und einem großen Garten, aber völlig anders als hier, wo du rausgehen oder deine Freunde einladen kannst, wie es dir beliebt...“

„Hmm... es ist ja nicht so, dass ich zurzeit ständig unterwegs bin. Ob ich hier oder dort oder sonst wo arbeiten und meine Zeit mit dir verbringen kann, macht dann wohl kaum einen Unterschied, außerdem war ich in den letzten beiden Wochen auch kaum alleine draußen. Da war immer irgendwo ein kleiner Phönix in der Nähe, der ein Auge auf mich hatte... war das deine Idee?“ Kou schlang die Arme um seinen Nacken und grinste leicht.

„Tatsächlich nicht... das müssen Tetsuo und Shiro organisiert haben, ohne es mit mir abzusprechen. Ich wollte dir keinen Bodyguard an die Fersen kleben.“ Kazuki runzelte die Stirn, er würde einen der beiden danach fragen müssen. „Geht es dir jetzt etwas besser?“

„Mhm... wie geht es Sayuri?“

„Sie sagt, dass sie zurechtkommt, aber ich glaube es nicht wirklich. Es ist nur schwer nachzufühlen, was sie gerade durchmacht, dazu die ungeplante Schwangerschaft und Haru-chan braucht ebenfalls ihre Aufmerksamkeit, sie hat alles mitansehen müssen...“ Er lehnte den Kopf zurück und rieb sich die Stirn. „Ich fühle mich so nutzlos, dass ich seit zwei Wochen hier tatenlos herumsitze und mich schonen muss.“

„Du hast viel gearbeitet und Sayuri wie Haruka waren hier, um dich zu besuchen. Tatenlos würde ich das nicht nennen, Kazu“, entgegnete Kou, während er die Fingerspitzen über seine Kopfhaut gleiten ließ. „Du bist es so gewohnt, dich um andere zu kümmern, dass du nur schwer zulassen kannst, dass andere den Job für dich machen.“

„Hmm... schuldig im Sinne der Anklage. Sag, was hat es mit dieser Reise nach Okinawa auf sich? Du hast nicht viel erzählt und dich stattdessen auf deine Arbeit gestürzt.“ Kazuki legte die Hände locker auf Kous Oberschenkel und strich leicht darüber.

„Du meinst, wenn wir sowieso gerade alle Karten auf den Tisch legen, können wir auch darüber sprechen...?“ Er zog die Hände von seinem Kopf zurück und schlüpfte mit den Armen in die langen Ärmel des Haori, die ihm zu lang waren, so dass sie seine Hände bis zu den Fingerspitzen bedeckten, die er in den festen Stoff grub.

„Ja. Es bedrückt dich, also sprich mit mir darüber, Honey...“

Kou seufzte leise. „An sich ist es nichts anderes als das, was ich auf der Comiket auch gemacht habe und ich freue mich darauf, ehrlich... zusammen mit Tsubaki, Yoshino und Tōru wird das sicher eine lustige Woche, aber...“ Er biss sich auf die Unterlippe, weil er nicht wusste, wie er weitersprechen sollte.

„Das Problem ist Okinawa selbst? Wegen deiner Familie?“ fragte Kazuki und traf damit genau ins Schwarze.

Der Jüngere nickte sacht. „Es... Ich... habe, nachdem ich das letzte Mal zu meinem zwanzigsten Geburtstag dort gewesen bin... nicht vorgehabt, jemals wieder dorthin zurückzukehren. Jede andere Insel der Präfektur, aber nicht Okinawa-Hontō oder Naha oder irgendeinen Ort, der weniger als eine Stunde Autofahrt von meiner Familie entfernt ist. Der einzige Anlass wäre die Beerdigung meiner Baa-chan, die sich aber bester Gesundheit erfreut und wahrscheinlich hundert wird...“ Er rieb mit dem Daumen über den Ärmelsaum des Haori. „Aber es ist wichtig für meine Arbeit, dass ich hinfliege und mehrere Tage dort verbringe, ich kann mich nicht drücken.“

„Du hast mir nie erzählt, weshalb du so auf Kriegsfuß mit deiner Familie dort stehst...“ Er nahm seine Hände in seine und hielt sie fest, damit er nicht weiter an dem Stoff zupfte. „Sagst du es mir?“

„Das wäre nur fair...“ Kou atmete tief ein. „Ich habe dir von Jake erzählt und meinem Outing durch meine beste Freundin vor meiner Mutter, aber nicht, wie sie reagiert hat. Sie war... mehr als schockiert darüber, penibel darauf bedacht, was die Nachbarn oder die Verwandten sagen und ein schwuler Sohn, das ging gar nicht. Es führte so weit, dass sie Jake vorwarf, er hätte mich dazu gedrängt und sonst welche Dinge mit mir angestellt, dabei... waren wir beide weit davon entfernt, mehr zu tun als Küssen und ein bisschen Fummeln. Er reiste nach dem Ende des Schuljahres ab und ich ging auf die Jungenoberschule nach Naha. Zurückhaltend, ständig am Zeichnen von niedlichen Dingen, meine Haare reicht mir ungefähr bis zum Kragen und... irgendwer bekam heraus, dass ich schwul war und in der Mittelschule was mit einem Gaijin hatte...“ Er grub die Fingernägel in Kazukis Handflächen. „Jungenspäße nannten meine Eltern und der Rektor es, dass sie mich in der Umkleide der Sporthalle testen wollten, wie schwul ich wirklich bin und ob ich so gut blasen könnte, wie es irgendein Gerücht besagte... Der Sportlehrer ist reingeplatzt, bevor noch mehr passieren konnte, aber ich... du weißt, wie ich darauf anspringe, wenn man mich erniedrigt, das war damals schon so, nur nicht so kontrolliert wie jetzt... Jedenfalls hat niemand meine Beschwerden und meine Ängste ernstgenommen, dass es nach den Sommerferien so weitergehen würde, also habe ich meine Sachen gepackt und bin von zuhause weggelaufen, um zu Kaoru nach Tokio zu gehen. Da war ich sechzehn.“

„Kou...“ Kazuki legte die Arme um ihn und drückte ihn an sich, eine Hand legte er auf seinen Nacken und streichelte sanft darüber.

„Kaoru hat alles dafür getan, dass ich bei ihm bleiben konnte. Er war immer ihr Vorzeigesohn, der Jura studiert und einmal wichtige Dinge tut und ich... der Fehlschlag, der sich lieber mit seiner Kunst beschäftigt, als ein nützliches Mitglied der Gesellschaft zu sein“, sprach Kou leise weiter. „Kaoru hat mich überredet, es zu meinem zwanzigsten Geburtstag noch einmal zu versuchen, die Brücken wieder aufzubauen. Ich habe hart gearbeitet, um den Studienplatz direkt nach dem Schulabschluss zu bekommen und irgendetwas vorweisen zu können, damit sie mich akzeptieren... wenn schon nicht wegen meiner Sexualität, dann für meinen Fleiß. Ich habe weiter Karate trainiert, um meinem Großvater zu beweisen, dass ich die Prüfungen auch ohne sein Training bestehen kann. Nur... um mir vier Jahre nach meiner Flucht dieselben Dinge anhören zu müssen, dass ich endlich von meinen Träumereien wegkommen sollte, raus aus dieser Phase, ein vernünftiges Leben führen, wie Kaoru eine Verlobte finden... es war so furchtbar, dass ich wieder Hals über Kopf abgereist bin, obwohl ich noch die dritte Prüfung im Dōjō hätte machen sollen. Und seitdem war ich nicht mehr da und wollte auch nicht mehr hin.“

„Ich verstehe... das tut mir so leid, Honey...“ Kazuki küsste ihn auf die Stirn. „Meinem... Rin ist damals in der Schule etwas ähnliches passiert, nur ging die Sache für ihn ganz anders aus, seine Eltern haben ihn immer unterstützt. Aber deshalb kann ich nachvollziehen, wie du dich gefühlt haben musst. Sowas als Jungenspäße abzutun ist furchtbar, die haben dich missbraucht und sich keinen Spaß erlaubt.“

„Mhm... deinem Rin, hm?“ Kou zwinkerte, als dem Älteren bewusst wurde, wie sein Satz klang. „Im Gegensatz zu dir musste mich niemand rauswerfen, weil ich auf Schwänze stehe, ich bin von selbst gegangen...“

„Hmmm... ein weiterer Grund, weshalb mein Vater mich rausgeworfen hat, war, dass ich den Schüler, der den Übergriff auf Rin und unser Outing vor der gesamten Schule verursacht hat, so schwer zusammengeschlagen habe, dass er einige Tage im Koma lag“, gestand er ruhig. „Meine Selbstbeherrschung war damals bei Weitem nicht so ausgeprägt wie jetzt.“

„Oh... aber er hat deinen Freund angefasst, das ist doch selbstverständlich, dass du ihn verteidigen wolltest, auch wenn... es wahrscheinlich klüger gewesen wäre, ihm nicht ganz so sehr wehzutun“, entgegnete er sanft. „War es das, was du damals meintest, dass du zu viele verletzt hast, weil du dich nicht beherrschen konntest?“

„Unter anderem, ja... ich bin nicht auf jede Provokation angesprungen, aber meine Zündschnur war sehr kurz, wenn es um Personen ging, die mir nahestanden. Was nicht heißt, dass ich sofort zugeschlagen habe, aber doch relativ schnell... andererseits war Diplomatie nicht unbedingt etwas, das in der Gang gebraucht wurde, da wurden Dinge kurz und meistens schmerzvoll gelöst“, erklärte er ausführlicher, als Kou es erwartet hatte.

„Du, Kazu... hast du Fotos von damals? Meine ganzen Fotos habe ich zurückgelassen, wenn sie nicht digital waren, also... hm... habe ich nur die, die hier entstanden sind, aber... ich würde unwahrscheinlich gerne sehen, wie du damals ausgesehen hast und deine Freunde“, sagte Kou zögerlich.

„Du willst Fotos ansehen? Von mir als Teenager?“ Kazuki musste sich zusammenreißen, nicht zu lachen, fing dann aber doch an, weil der Jüngere ihn schmollend in die Seite piekte. „Ich muss schauen, wo sie sind. Durch meinen Auszug damals und das Leben in mehreren Wohnungen danach, sind meine Sachen immer noch überall verstreut, aber es gibt Fotoalben. Tetsuo hat sicher auch welche, aber bitte frag ihn nicht, sonst erzählt er nur peinliche Geschichten und das muss wirklich nicht sein.“

„Es muss ja nicht sofort sein, aber irgendwann... ja? Ich kann dir zum Ausgleich leider nur seltsame Myspace-Fotos und meine geheime Datenbank aller je erstellten Fotos für Grindr und Co. anbieten.“ Kou platzierte seine Arme wieder um seinen Nacken und küsste ihn zärtlich. „Danke, dass wir uns aussprechen konnten, Kazuki. Das bedeutet mir viel.“

„Nicht dafür... das sollte selbstverständlich sein. Ich muss dir danken, dass du darauf bestanden hast, sonst hätte ich es weiter vor mir hergeschoben, um dich nicht damit zu belasten.“

„Was mich belastet und was nicht, ist allein mein Problem, nicht deins. Ich sage dir, wenn mir etwas zu viel wird. Und jetzt...“ Er gähnte herzhaft. „Hole ich noch etwas Schlaf nach. Fühlst du dich fit genug für eine umfangreichere Session heute Abend? Die Haken an deiner Decke haben lange keine Aufmerksamkeit mehr bekommen...“ Er grinste gegen seine Lippen, nachdem er ihn noch einmal geküsst hatte, dann stand er auf.

„Bis heute Abend bin ich fit genug für alles, was du möchtest, Kou.“

Chapter 87

Summary:

„Willst du mehr...?“ raunte er in sein Ohr. „Soll ich dich einschnüren wie ein hübsches Paket und aufhängen, bis du nicht mehr weißt, wo oben und unten ist, kleiner Kou?“

„J... ja... bitte, Meister... schnür mich fest ein...“ Er lehnte sich an ihn und drehte den Kopf, um seine Lippen zu suchen, die er ihm für einen kurzen, leidenschaftlichen Kuss zur Verfügung stellte.

Kazuki ging um ihn herum, nahm das nächste Seilbündel vom Sessel und band das Seil sternförmig um seinen Oberkörper, um seine Arme nicht zu sehr zu belasten, fädelte er es darunter hindurch und zog es fest.

„Fester... bitte... ein bisschen mehr als sonst...“ bat Kou heiser.

Chapter Text

Eine feine Gänsehaut überzog Kous Haut, als Kazuki das nächste Seilbündel entrollte und damit begann, es kunstvoll um sein linkes Bein zu knoten. Arme und Hände waren hinter seinem Rücken zusammengebunden und an einer Seilkonstruktion befestigt, die er durch den Haken an der Decke gezogen hatte, das Seil war so straff gespannt, dass er Schwierigkeiten hatte, die Füße ganz auf den Boden zu stellen, aber stabil genug, ihn zu halten, sollte er das Gleichgewicht verlieren. Kazuki ging um ihn herum und kniete sich hinter ihn, der feste Stoff des Hakama raschelte leise bei der Bewegung, mit den Händen fuhr er über seinen unteren Rücken, um den er das nächste Seil schlang, es zwischen seinen Beinen hindurchführte und durch eine geschickte Drehung so legte, dass es Kous Penis und Hoden fest einspannte. Der Jüngere ließ ein leises Wimmern hören, als er das Seil straff zog und in seinem Rücken verknotete, nachdem er es mehrfach um den Ansatz seiner Oberschenkel gewickelt hatte. Er legte beide Hände auf seinen nun vom weißen Seil eingerahmten Po und grub die Fingerspitzen in die weiche Haut, um sie auseinanderzuziehen und für einen Moment den Anblick zu genießen, bevor er sich vorbeugte und die Zunge über den weichen Muskel gleiten zu lassen.

„M... Meister... ah...“

Kou stöhnte auf, als er fest über die Innenseiten leckte und ihn leicht spreizte. Seine Beine fingen an zu zittern und die Knie wurden schwach, der Druck, den das Seil auf seine Arme auswirkte, als er das Gleichgewicht verlor, erregte ihn nur noch mehr. Kazuki ersetzte seine heiße Zunge mit einem gläsernen Analplug, den er zuvor etwas angefeuchtet hatte. Das Toy war zuerst kühl, wärmte sich jedoch schnell auf und füllte ihn für die kurze Vorbereitung mehr als genug aus.

Kazuki stellte sich hinter ihn und zog ihn an sich, seine eigene Erektion, die noch in den Falten verborgen war, drückte er fest an ihn, mit den Händen strich er über seine noch unbedeckte Brust, um schließlich über die gepiercten Brustwarzen zu reiben.

„Willst du mehr...?“ raunte er in sein Ohr. „Soll ich dich einschnüren wie ein hübsches Paket und aufhängen, bis du nicht mehr weißt, wo oben und unten ist, kleiner Kou?“

„J... ja... bitte, Meister... schnür mich fest ein...“ Er lehnte sich an ihn und drehte den Kopf, um seine Lippen zu suchen, die er ihm für einen kurzen, leidenschaftlichen Kuss zur Verfügung stellte.

Kazuki ging um ihn herum, nahm das nächste Seilbündel vom Sessel und band das Seil sternförmig um seinen Oberkörper, um seine Arme nicht zu sehr zu belasten, fädelte er es darunter hindurch und zog es fest.

„Fester... bitte... ein bisschen mehr als sonst...“ bat Kou heiser.

„Du weißt, dass dein Körpergewicht es noch fester an deine Brust drücken wird, Kou... gedulde dich noch etwas...“ Er fixierte es an der Knotenkonstruktion auf seinem Rücken, die zur Decke ging, um das Gewicht besser zu verteilen, dann stellte er sich wieder hinter ihn. „Gib mir dein linkes Bein, Kou.“

Er brauchte einen Moment, sich an den Druck auf seiner Brust zu gewöhnen und sich zu überwinden, der Haltekonstruktion genug zu vertrauen, um, wie befohlen, sein linkes Bein anzuwinkeln und nach hinten anzuheben. Kazuki schloss die Hand fest um sein Fußgelenk und hielt es fest, bis er das Seilende durch die Schnürung an seinem unteren Rücken gezogen und verknotet hatte, so dass das Bein nach oben gezogen wurde. Kou drehte sich leicht auf dem rechten Fußballen, da er keinen Halt mehr fand, bis er mit dem angewinkelten Knie an Kazuki stieß, der nach wie vor hinter ihm stand.

„Lass los...“ befahl der Ältere leise.

„Ja, Meister...“ Kou atmete geräuschvoll durch die Nase aus, dann hob er das rechte Bein ebenfalls vom Boden ab, so dass Kazuki es festhalten und ihn daran in eine stabile Position ziehen konnte. Er spürte, wie er ein Seil um das Fußgelenk wickelte, festknotete und nach einem Moment an der anderen Hälfte zog, so dass sein Fuß in Richtung des Hakens an der Decke gezogen wurde. Er quiekte überrascht, als der Boden ein Stück näher kam und sein Gewicht ihn in die Schnürung auf seiner Brust drückte. Da er die Haare zusammengebunden hatte, fielen sie ihm nicht ins Gesicht, während Kazuki ihn in einer steilen Diagonalen fixierte. Sein Atem auf der Haut seines Penis machte ihm schlagartig bewusst, wie sehr er ihm ausgeliefert war und er schloss die Augen, um das Gefühl der gewollten Hilflosigkeit auszukosten. Er spürte Kazukis Lippen und Zunge auf seiner nackten Haut, mit den Fingerspitzen zog er fest an seinen Brustwarzen, bevor er erneut von ihm abließ und sich vor ihn hockte.

„Ich habe noch etwas für dich...“ Kou konnte das Schmunzeln in seiner Stimme hören, doch er wartete geduldig, bis Kazuki seine Überraschung mit festen Klammern an seinen Brustwarzen befestigt hatte. Es zwickte leicht, als die Haut zusammengedrückt wurde, doch das war kein Vergleich zu dem ziehenden Schmerz, den er spürte, als er seine Hände wegnahm und das Gewicht der Anhänger daran von der Schwerkraft nach unten gezogen wurde. Kou stöhnte gepresst und dann lauter, weil Kazuki leicht mit den Fingern dagegen stieß.

 

Die unverwechselbare Melodie von Kazukis Handyklingelton ließ ihn hastig aufstehen und das Telefon vom Sideboard nehmen. Es gab nicht viele Personen, die ihn trotz Stummschaltung erreichen konnten, erstrecht abends, also war es in der Regel wichtig, wenn es klingelte. Kazuki hockte sich jedoch wieder vor Kou und entfernte die Nippelklemmen, bevor er den Anruf entgegennahm.

„Haru-chan? Was ist los? Du rufst doch nie an“, fragte er besorgt.

„Too-san, es geht um Mama. Sie... sie hat sich im Bad eingeschlossen und lässt niemanden rein“, klang Harukas Stimme aus dem Lautsprecher, nachdem er die Freisprechfunktion eingeschaltet hatte, um beide Hände freizuhaben.

„Dann geh ins andere Bad. Wieso rufst du mich deshalb an?“ Er runzelte verärgert die Stirn.

„Weil sie schon seit über einer Stunde da drin ist und... es klingt, als hätte sie Schmerzen, aber sie hat allen befohlen, auf keinen Fall hereinzukommen und ich kriege das Schloss nicht auf. Sie weint, Too-san, kannst du herkommen? Ojii-san ist auch nicht da...“ Haruka klang verzweifelt, sie weinte zwar nicht, aber die Sorge um ihre Mutter war herauszuhören.

„Ich komme, so schnell ich kann, Haru-chan. Sag deiner Mutter, dass sie keinen Unsinn anstellen soll und ich bald da bin, tust du das für mich? Und ruf ihren Arzt an, wenn du die Nummer hast.“ Kazuki stand auf und begann, die Knoten der Seile zu lösen, die Kou in seiner Position hielten. Er schlang einen Arm um seine Taille und löste den Sicherungsknoten, der ihn komplett von der Halterung löste und er ihn auf dem Boden absetzen konnte.

„Ja... Danke, Too-san. Bis später.” Haruka legte auf.

„Verzeih mir, Honey... wir müssen das ein anderes Mal wiederholen.“ Mit flinken Fingern löste er die Seile um Kous Körper und drückte ihm dann einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.

„Nein, ist schon gut... ich verstehe das. Auch wenn wir es nicht beenden konnten, war es sehr schön. Es geht mir schon sehr viel besser, liebster Kazu.“ Kou massierte seine Handgelenke, während sein Partner aus seinem Hakama schlüpfte und sich etwas anzog. Er hob fragend eine Augenbraue, weil er sich für Jeans entschied und dem Jüngeren dann ebenfalls Unterwäsche und Kleidung aufs Bett legte.

„Fühlst du dich in der Lage, mich zu begleiten, Kou?“ fragte er, während er den Gürtel schloss.

„Hmm... ich denke schon.“ Er stand mühsam auf und stieg aus dem Seilhaufen heraus, der um ihn herum auf dem Fußboden lag. „Wieso?“

„Ich will dich nicht mehr ausschließen, nicht nachdem, was passiert ist. Und ich würde mich schlecht fühlen, wenn ich dich jetzt alleine lasse, um zu ihr zu fahren...“ Kazuki stellte sich vor ihn und strich mit der Hand über seine Wange. „Du gehörst zu mir, also kannst du mich auch begleiten. Wenn du willst.“

„Naja... irgendwer sollte Haruka Gesellschaft leisten, während du dich um Sayuri kümmerst und das kann ich wahrscheinlich besser, als irgendein Kobun“, entgegnete Kou pragmatisch, die Wange schmiegte er an seine Hand. „Ich wäre dir aber auch nicht böse gewesen, wenn du mich nicht gefragt hättest, ich weiß, wie wichtig sie dir sind.“

„Du bist viel zu gut für mich, so verständnisvoll wie du bist.“ Er küsste ihn erneut, bevor er sich fertig anzog und eine schwarze Motorradjacke aus dem Schrank holte. „Sind der Helm und die Jacke, die Shiro dir gegeben hat, noch bei dir?“

„Ja. Fährt Tetsuo uns nicht?“ Kou stieg steif in seine Hose und schloss die Knöpfe, bevor er T-Shirt und Pullover überzog.

„Tetsuo ist mit Shiro unterwegs, ich weiß nicht, wann sie zurück sind und ich will auch nicht warten, bis sie hier sind, wenn ich sie anrufe“, antwortete er, während er sein Holster über das T-Shirt zog, das er angezogen hatte und Hamidashi sowie die Pistole, die er in einem Safe in der Kommode aufbewahrte, in die Halterungen schob, dann zog er die Jacke darüber.

Kou nickte zum Verständnis, richtete die Socken und folgte ihm durch die Wohnung zur Tür, wo er in seine Turnschuhe schlüpfte, die er im Haus immer trug, wenn er zwischen ihren Wohnungen unterwegs war. „Dann treffen wir uns unten, ich hole meine Sachen und komme gleich nach.“

 

Bis Kou so weit war und mit dem Aufzug in die Tiefgarage gefahren war, hatte Kazuki schon das Rolltor zur Motorradgarage geöffnet und eines seiner Motorräder herausgeschoben. Der Jüngere blieb neben der schwarzen Kawasaki Z800 stehen, die dunkelrote Details hatte und wartete, bis er Helm und Handschuhe aus dem Schrank neben der Werkbank geholt hatte.

„Du hast mir nie gesagt, dass du so viele Motorräder hast, Kazu...“ Kou stopfte sich den Zopf in den Kragen der Jacke, bevor er den Reißverschluss schloss.

„Es war auch noch nicht das richtige Wetter, um sie zu fahren und da Tetsuo mich kaum lässt, habe ich noch nicht darüber nachgedacht. Verzeih, ich habe nicht damit gerechnet, dass du dich dafür interessierst.“ Er stieg auf und wartete, bis Kou hinter ihm Platz genommen hatte.

„Oh... ich stehe voll auf Motorräder... und Männer, die Motorrad fahren. Was glaubst du, warum ich Tōru so heiß finde?“ Er schlang die Arme um seine Taille. „Dich finde ich aber noch viel heißer, Kazu. Kann losgehen.“ Er klappte das Visier des Helms herunter.

Kazuki lachte leise, er war froh, dass Kou sich so spontan bereit erklärt hatte, ihn zu begleiten, auch wenn die nötige Nachsorge ausgefallen war.

Nachdem er aus der Tiefgarage herausgefahren war, fädelte er sich in den nicht mehr ganz so dichten Verkehr ein und fuhr die fünf Kilometer zum Anwesen in Bunkyō in etwas weniger als den üblichen fünfzehn Minuten. Das verschlossene Tor zum Hof wurde geöffnet, kaum dass er davor angehalten hatte, da er schon vor der Abfahrt Bescheid gesagt hatte, dass er vorbeikommen würde. Auf dem Hof sah er die S-Klasse des Oyabun stehen, also war er doch anwesend oder kurz zuvor eingetroffen. Kazuki parkte neben dem hell erleuchteten Haupteingang, Kou rutschte hinter ihm vom Sitz, damit er absteigen konnte. Er zog den Helm aus und ordnete seine Haare mit einer Hand, während Kou staunend neben ihm stand, den eigenen Helm in den Händen. Es war schon dunkel, aber der Eingang des alten Gebäudes vor ihnen hell erleuchtet, so dass die geschnitzten Pfosten, die das Vordach trugen, gut zur Geltung kamen, ebenso die traditionelle Schiebetür, hinter der sich jedoch noch eine abschließbare Tür aus Sicherheitsglas befand, die nicht so einfach zu überwinden war wie eine Tür aus Holz und Papier. Der Hof war groß genug, dass mehrere Autos an den Seiten parken konnten, ohne im Weg zu sein, Kazuki hatte ihn aber auch schon komplett zugeparkt gesehen, wenn wichtige Veranstaltungen stattfanden. Ein Kobun kam ihnen vom Eingang entgegen und verbeugte sich höflich vor ihm.

„Soll ich dem Oyabun ausrichten, dass Sie da sind, Waka?“ fragte er beflissen.

„Nein, ich will nicht zu ihm, sondern zu meiner Frau. Der musst du mich aber nicht ankündigen“, entgegnete er zwinkernd, als der Kobun rot anlief und hastig Platz machte. Kazuki nahm Kous Hand und zog ihn hinter sich her, nachdem sie die Schuhe ausgezogen hatten, um ihn durch den langen Korridor zu führen, der vom Haupthaus zu dem Nebengebäude führte, in dem sich Sayuris Wohnung befand. Mehr als einer der wenigen Männer, die ihnen unterwegs begegneten, schauten ihnen verwundert nach, nachdem sie Kazuki entsprechend der Etikette gegrüßt hatten.

Takuya, Harukas Bodyguard, stand mit verschränkten Armen im Flur und entspannte sich sichtlich, als Kazuki hastig die Wohnungstür aufzog und eintrat, auch wenn er nicht weniger verwirrt über Kous Anwesenheit war, wie alle anderen vor ihm.

„Ist sie immer noch im Bad?“ fragte Kazuki knapp.

„Ja, Waka. Haruka hat den Arzt angerufen, er müsste bald hier sein“, antwortete er. „Wer ist Ihre Begleitung?“

„Mein Partner Kou. Bring ihn bitte ins Wohnzimmer, damit er dort warten kann, Takuya.“ Er drückte einen Kuss auf Kous Finger, bevor er seine Hand losließ und dem Flur zu Sayuris Badezimmer folgte.

„Yukimura Kou, freut mich, Sie kennenzulernen, Takuya-san“, stellte Kou sich höflich vor und ließ sich von dem jungen Yakuza mit den schwarzen, kurzen Haaren ins geräumige Wohnzimmer bringen.

 

„Sa-chan, ich bin es. Mach bitte die Tür auf.“ Kazuki stand vor der verriegelten Badtür, nachdem er Haruka zu Kou ins Wohnzimmer geschickt hatte und versuchte, Sayuri mit sanfter Stimme dazu zu überreden, die Tür zu öffnen. „Ich will sie nicht aufbrechen müssen.“

Es dauerte einige Minuten, bis es im Schloss knackte und er die Tür zur Seite schieben konnte. Sayuri schmiegte sich an ihn, kaum dass er den Raum betreten hatte, sie trug nur den kurzen Unterkimono, in einem Wäschekorb lag der gemusterte blaue Kimono, den sie zuhause oft statt normaler Kleidung trug. Er legte die Arme um sie und strich ihr beruhigend über den Rücken, während sie verzweifelt schluchzte und das Gesicht an seine Brust drückte. Kazuki ließ den Blick schweifen und sah ein Bündel blutiger Handtücher in der Dusche liegen, der weiße Stoff, den sie trug, war ebenfalls feucht und an Ärmeln und Saum rot verfärbt.

„Es tut mir so leid, Sa-chan...“

„Kazuki... warum... warum bin ich wie meine Mutter damit gestraft, nur ein Kind zu haben...?“ murmelte sie in den Stoff seines T-Shirts. „Es tut so weh... ich habe ihn geliebt... so sehr... ich dachte, ich könnte wenigstens sein Kind behalten...“

„Ich weiß... du hättest mich anrufen können, als du gemerkt hast, was los ist... Haruka hatte wirklich Angst um dich, Liebes.“ Kazuki hob ihren Kopf am Kinn an und wischte die Tränen aus ihrem Gesicht.

„Du hättest es auch nicht verhindern können...“ Sie wich seinem Blick aus.

„Nein, aber ich hätte dir beistehen können. Du musst nicht immer alles mit dir selbst ausmachen.“

„Sagt der Richtige...“ Sayuri grub die schlanken Finger in sein T-Shirt. „Ich... fühle mich wie eine Versagerin, Kazuki...“

„Unsinn, du weißt, dass das nicht stimmt“, widersprach er ruhig. „Du bist die stärkste Frau, die ich kenne und das schließt meine Mutter mit ein. Dass Haru-chan so gut geraten ist, liegt mehr an dir als an mir und du hast mehr Überblick und mehr Fäden in den Händen als ich, wahrscheinlich sogar mehr als dein Vater.“

„Aber ich schaffe es nicht, glücklich zu werden...“ Tränen füllten ihre Augen erneut, so dass er ihr sanft über den Kopf strich, nachdem er ihre durcheinandergeratene Hochsteckfrisur gelöst hatte und die langen, fast schwarzen Haare ihr bis zur Hüfte fielen.

„Ich kann verstehen, dass du dich so fühlst... das ist in Ordnung, glaub mir. Trauere um ihn, es ist dein gutes Recht und niemand wird dir einen Vorwurf machen, ich schon gar nicht.“ Er drückte ihr einen sanften Kuss auf den Scheitel. „Es würde mir jedoch einen Stein vom Herzen nehmen, wenn du dich von deinem Arzt untersuchen lässt. Ich sage Haruka, was passiert ist.“

„In Ordnung... bleibst du heute hier?“ Sie schaute ihn mit geröteten Augen an.

„Ja. Kou ist mit Haruka im Wohnzimmer, das... ist hoffentlich in Ordnung für dich.“

„Kou...? Oh... doch, klar... das überrascht mich jetzt, aber wenn du es für richtig hältst, werde ich mich nicht beschweren...“

Sayuri löste sich aus seiner Umarmung und zog den kurzen Kimono aus, bevor sie sich abtrocknete und in einen flauschigen Bademantel schlüpfte. Da sie noch etwas schwach auf den Beinen war, hob er sie kurzerhand hoch und trug sie in ihr Schlafzimmer, wo er sie auf dem Bett absetzte. Der Arzt kam kurz darauf und wartete an der Tür.

Bevor Kazuki sie für die Untersuchung allein lassen konnte, hielt sie ihn am Jackenzipfel fest. „Kannst du dich darum kümmern...? Ich glaube nicht, dass ich es kann.“

„Natürlich. Unter die Sakura wie die anderen beiden?“ Er drückte ihre Hand und schenkte ihr ein sanftes Lächeln, nachdem sie genickt hatte, dann ließ er sie allein.

 

„Wie geht es Mama?“ fragte Haruka, kaum dass er das Wohnzimmer betreten hatte.

„Furchtbar. Sie... hat das Kind verloren und wollte niemanden von uns damit belasten“, antwortete er ehrlich. „Der Arzt ist bei ihr.“ Er hatte das in ein sauberes Handtuch gewickelte Bündel in der Hand, der Inhalt nur wenige Zentimeter groß.

„Oh nein... sie hat sich so darauf gefreut.“ Haruka zog die Knie an und stützte das Kinn darauf, dann deutete sie auf seine Hand. „Was hast du damit vor?“

„Es begraben. Ich bin gleich wieder da.“ Kazuki zog die Tür zur Veranda auf und trat hinaus.

„Ich komme mit“, beschloss sie und sprang auf, um ihm zu folgen.

„Uhm... Können Sie mir zeigen, wo die Küche ist, Takuya-san? Dann würde ich für alle Tee kochen, damit ich mir nicht ganz so nutzlos vorkomme“, bat Kou, nachdem die beiden im Garten verschwunden waren.

Bis Haruka und Kazuki zurückkamen, hatte Kou eine große Kanne Tee gekocht und zurück ins Wohnzimmer getragen. Er hatte sogar Kekse gefunden, die das Mädchen gebacken hatte, laut Takuya, der die ganze Zeit ein wachsames Auge auf ihn gehabt hatte.

„Ist es okay für euch, wenn ich mir was mit in mein Zimmer nehme? Ich bin total erledigt...“ fragte sie gähnend, während sie Kekse auf einen kleinen Teller stapelte.

„Tu das. Gute Nacht, Haru-chan.“ Kazuki drückte sie kurz, bevor sie die beiden allein ließ. Takuya stand für einen Moment etwas verwirrt in der Tür, da er ihr nicht von der Seite weichen sollte, aber Kou kannte er nicht und schätzte ihn als potenzielles Sicherheitsrisiko ein.

„Du kennst deinen Job, Takuya. Kou ist mein Partner und ein Gast, wäre er ein Sicherheitsrisiko, hätte ich ihn nicht mitgebracht“, sagte der dunkelhaarige Yakuza streng und sah ihn ernst an, bis er sich trollte.

„Er nimmt seinen Job sehr ernst“, stellte Kou bewundernd fest. Er trank einen Schluck Tee und lehnte sich an seine Schulter.

„Er ist gut, deshalb hat Sayuri ihn ausgesucht.“ Er schaute auf, als ein Kobun hereinkam, um mitzuteilen, dass der Arzt fertig sei und er ihn wieder nach draußen bringen würde. „Tu das.“

„Wir sollten Sayuri auch etwas vom Tee und den Keksen bringen“, schlug Kou vor. „Oder willst du das allein machen?“

„Nein, du kannst mitkommen. Ich will mich nur erst umziehen. Wie ich Sayuri kenne, lässt sie uns nicht gehen und ich will sie jetzt nicht unbedingt allein mit ihren Gedanken lassen, verstehst du?“

Der Jüngere nickte. „Natürlich. Ich weiß mittlerweile, wie nah ihr euch steht und... für Ayane würde ich dasselbe tun, weil sie wie eine Schwester für mich ist und ich glaube, du empfindest ähnlich für Sayuri, richtig?“

„Ich bin jedes Mal aufs Neue erstaunt, wie gut du Menschen einschätzen kannst, Kou... Da bist du fast besser als ich.“ Kazuki grinste kurz, dann stand er auf und zog ihn auf die Füße.

„Das ist es nicht... ich habe ein gutes Gefühl für Beziehungen, wenn ich von außen draufsehe, aber wenn es mich selbst betrifft, tappe ich oft im Dunkeln, sonst wären mir Tōrus Gefühle nicht so entgangen. Und für alle anderen war es glasklar“, entgegnete er zerknirscht.

„Jeder von uns irrt sich, ärgere dich nicht deshalb, Honey.“ Er gab ihm einen Kuss. „Komm, ziehen wir uns um und leisten Sayuri dann Gesellschaft.“

 

Sayuri war überrascht, als Kazuki und Kou mit Tee und Keksen in ihr Schlafzimmer kamen. Kazuki hatte seine Jeans gegen eine bequeme Stoffhose getauscht, wie er sie üblicherweise zum Schlafen trug, Kous schmale Schultern versanken etwas in dem dunkelblauen Jinbei mit der knielangen Hose, den Kazuki in seinem Schrank gefunden hatte. Sie setzten sich zu ihr aufs große Bett und sie konnte kaum verhindern, vor Rührung zu weinen, weil sie sich schlagartig geborgen fühlte. Kazuki legte ihr einen Arm um die Schultern und drückte sie an sich, während Kou ihre Hand hielt.

„Ihr seid so lieb... Danke...“ Ihr Blick fiel auf die dunkel verfärbten Seilabdrücke auf Kous Unterarmen und Unterschenkeln. „Das sieht aber nicht gut aus... Kazuki?“ Sie schaute ihren Ehemann ernst an.

„Was? Es war vorhin nicht wirklich Zeit für eine ausgiebige Nachsorge, Haruka war sehr drängend, als sie angerufen hat“, verteidigte er sich.

„Es ist in Ordnung, Sayuri. Es war meine Entscheidung, dass ich mitkomme und darauf verzichte“, entgegnete Kou ruhig und schob sich einen Keks in den Mund. „Das sieht morgen schon besser aus und in ein paar Tagen ist es sowieso weg.“

Sie legte die Hände um sein Handgelenk und massierte es sorgfältig. „Jetzt fühle ich mich noch schlechter, dass ihr wegen mir unterbrochen wurdet...“

„Sa-chan... du warst in dem Moment wichtiger, wir werden das einfach wiederholen.“ Kazuki lehnte sich an das Kopfteil des Betts zurück und gähnte. „Du solltest dich ausruhen, Liebes. Wir bleiben hier und passen auf dich auf.“

„Ihr beide?“ Sayuri schaute überrascht von ihm zu Kou und wieder zurück.

„Natürlich. Ich gehe sicher nicht alleine schlafen, während er dir hier Gesellschaft leistet“, antwortete Kou grinsend. „Nicht, dass du noch auf dumme Ideen kommst.“

„Wa... Nie im Leben, mit dem doch nicht...!“ Sayuri verschränkte die Arme vor der Brust und schmollte, dann lachte sie leise. „Danke.“

Kou stieg aus dem Bett, um das Geschirr zur Seite zu räumen, währenddessen sortierte Kazuki die Kissen so, dass sie alle Platz fanden. Der Jüngere beugte sich zu seinem Partner und küsste ihn zärtlich, dann legte sich auf Sayuris andere Seite, so dass er ihn immer noch mit der Hand erreichen konnte und sie in der Mitte lag.

Kazuki beobachtete die beiden, bis sie eingeschlafen waren. Sayuri hatte sich an seine Brust gekuschelt, Kou schmiegte sich an ihren Rücken, sein Kinn ruhte oberhalb ihres Kopfs auf dem Kissen, einen Arm hatte er locker um ihre Taille gelegt, die Hand auf ihrem Bauch. Der Ältere schaltete das Licht komplett aus und legte einen Arm um die beiden, bevor er selbst einschlief.

Chapter 88

Summary:

„Dir liegt Kous Sicherheit am Herzen?“ Kazuki schaute ihn überrascht an.

„Nur insoweit, wie es deine Stabilität gefährdet, wenn ihm etwas zustößt. Es ist mir bewusst, dass er kein Kandidat für den Clan ist, er ist Künstler und braucht seine Freiheiten, aber der Clan braucht dich in einer zuverlässigen Verfassung, Kazuki.“

„Er trägt seit vier Wochen einen GPS-Sender mit Notfallknopf bei sich, dazu hat er den Standort seines Handys für mich und Tetsuo freigegeben. In der Regel hält er sich zuhause auf, wenn er in den letzten beiden Wochen das Haus verlassen hat, war immer ein Phönix da, der ihn unauffällig begleitet hat, davor hat Shiro ihn zum Verlag gefahren und er kam mit einem Freund wieder zurück“, erklärte er. „Über weitere Maßnahmen haben wir nachgedacht, aber sind noch zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis gekommen, zumal ich ihm ungern einen Bodyguard an die Fersen kleben möchte. Er hat Schwierigkeiten, wenn zu viele Menschen um ihn herum sind.“

Hideyoshi nickte zum Verständnis. „Tetsuo kann nicht euch beide schützen. Sollte es brenzlig werden, wird er immer deiner Sicherheit Vorrang geben und für den jungen Shiro hast du andere Aufgaben, die besser zu ihm passen.“

Chapter Text

„Hmm... Kazu...“ Kou bettete seinen Kopf auf Kazukis Schulter und murmelte im Schlaf. Kazuki lag wach im Bett, während sein Partner und Sayuri sich an seine Seiten kuschelten und noch fest schliefen. Dem Lichteinfall nach zu urteilen, war es früh am Morgen, seine übliche Zeit, aufzustehen und den Tag zu beginnen. Allerdings gestaltete es sich nicht wirklich einfach, überhaupt aufzustehen, ohne die beiden zu wecken. Wie Sayuri auf seine linke Seite gelangt war, war ihm ebenfalls ein Rätsel, entweder hatte sie sich über ihn drübergerollt oder sie war in der Nacht auf gewesen und hatte sich der Einfachheit halber dort hingelegt.

Tetsuos ärgerlicher Tonfall, mit dem er Takuya durch die Gegend scheuchte, ließ ihn frustriert seufzen. Er zog vorsichtig die Arme unter den beiden heraus und rutschte ans Fußende des Bettes, um aufzustehen, ohne sie zu wecken. Normalerweise war Sayuri ähnlich früh wach wie er, dass seine Bewegung sie nicht geweckt hatte, bewies, wie erschöpft sie war. Ihrer Wärmflasche beraubt, rutschte sie im Schlaf vor und kuschelte sich an Kou, der ihn mit seinem Einfühlungsvermögen am Abend zuvor mehr als überrascht hatte. Er hätte allen Grund, sich seltsam zu fühlen, da es immerhin um Kazukis Ehefrau ging, aber er hatte erkannt und akzeptiert, dass sie ihre Fürsorge brauchte und sich kompromisslos dazu bereit erklärt, seinen Teil beizutragen. Und Sayuri schien Kou auf ihre Weise ins Herz geschlossen zu haben.

Kazuki richtete seine Hose und warf einen kurzen Blick in den Spiegel auf Sayuris Schminktisch, bevor er den Raum verließ um nachzusehen, weshalb sein Adjutant so einen Radau veranstaltete. Auf dem Flur begegnete ihm eine herzhaft gähnende Haruka, die ein „Guten Morgen, Too-san“ in seine Richtung murmelte und wieder in ihrem Zimmer verschwand, um noch etwas Schlaf nachzuholen. Tetsuo stand mit verschränkten Armen im Wohnzimmer und schaute in den Garten, der so früh am Tag im Schatten lag.

„Guten Morgen, Tetsu. Was hat Takuya dir getan, dass du ihn so früh am Tag so anblaffst?“ Kazuki stellte sich neben ihn und sah ihn von der Seite an.

„Gar nichts, dumme Fragen gestellt.“ Der Blonde spannte den Kiefer an. „Es wäre schön, du würdest wenigstens dein Handy angeschaltet lassen, wenn du schon meinst, auf eigene Faust aufzubrechen.“

„Tetsu, es war an, ich habe es nur nicht über Nacht aufgeladen, weil ich wirklich anderes im Kopf hatte. Wäre es nicht so dringend gewesen, hätten wir auf euch gewartet, aber ich bin dir keine Rechenschaft schuldig“, entgegnete er kühl.

„Natürlich bist du das nicht, Boss, aber ich habe mir Sorgen gemacht. Und dann nimmst du auch noch Kou mit hierher...“ Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und raufte sich die Haare. „Weißt du eigentlich, was für einen Aufruhr das bedeutet?“

„Selbstverständlich weiß ich das.“ Kazuki schmunzelte. „Es war richtig und wichtig, dass ich ihn mitnehme, für Haruka und Sayuri wie für mich.“

„Was ist eigentlich passiert?“

Bevor Kazuki antworten konnte, wurde die Tür zum Wohnzimmer erneut geöffnet und Sayuri trat ein, in einen leichten Yukata gekleidet und die langen Haare zu einem Zopf geflochten.

„Da will man einmal ausschlafen und dann brüllt der Fuchs das ganze Haus zusammen...“ meckerte sie leise. Sie war etwas blass im Gesicht, lächelte aber.

„Verzeih mir, wenn ich dich geweckt habe, Sayuri-nee.“ Tetsuo neigte leicht den Kopf. „Ich war auf der Suche nach zwei Ausreißern.“

„Die hast du wohl gefunden. Kou ist noch im Bad, ist der immer so ein Morgenmuffel?“ fragte sie und hakte sich bei den beiden Männern unter.

„Kou lässt man morgens am besten in Ruhe bis er seinen zweiten Kaffee in der Hand hat. Und vor neun Uhr, sonst könnte es passieren, dass er einem irgendwas an den Kopf wirft, das weh tut“, antwortete Kazuki.

„Ja, Stifte, sein Handy, einmal hat er Shiro mit einer Mandarine abgeworfen, weil er fröhlich plappernd in die Wohnung gekommen ist... du weißt, wie Shiro ist“, fügte Tetsuo grinsend hinzu.

„Oh ja, Shiro ist morgens wirklich anstrengend... du solltest seinen Zuckerkonsum reduzieren, Tetsuo.“ Sayuri lehnte sich an Kazukis Arm.

„Er ist vierundzwanzig, wenn ich ihm etwas zu seiner Ernährung erzähle, lacht er mich aus und geht. Der Zug ist abgefahren“, entgegnete der Blonde zerknirscht.

„...Morgen...“ Kou ließ sich mit einem Seufzen auf Harukas Sitzsack fallen und rieb sich mit der Hand über das Gesicht, er hatte sich Hose und T-Shirt angezogen und trug nicht mehr den Jinbei, den er zum Schlafen getragen hatte. „Wie könnt ihr nur so früh... ach nein, vergesst es, was frage ich überhaupt.“

„Frühstück?“ Sayuri zupfte leicht an Tetsuos Ärmel, damit er ihr zur Küche folgte und sie die beiden für einen Moment allein lassen konnten.

„Habe ich euch geweckt, als ich aufgestanden bin?“ Kazuki hockte sich neben Kou und strich ihm sanft über die Wange.

„Sayuri, mich nicht. Sie hat mich geweckt, weil sie mit dem Kopf an mein Kinn gestoßen ist...“ Er rieb sich besagtes Kinn. „Sie hat einen harten Schädel.“

„Umso dickköpfiger ist sie. Wir fahren nach dem Frühstück nach Hause, dann kannst du dich noch einmal hinlegen.“

„Nein, ich habe genug geschlafen, meine innere Uhr streikt nur, wenn es so früh ist. Ich sollte lieber arbeiten, statt schlafen.“

Kazuki drückte seine Hand und küsste ihn sanft, dann öffnete er die Tür zum Garten, um frische Luft hereinzulassen. Sayuri und Tetsuo kamen kurz darauf mit Kaffee, Tee und verschiedenem Frühstücksgebäck zurück. Kou erhob sich von seinem Platz, ließ sich neben Kazuki am Tisch nieder und schaufelte drei Löffel Zucker in seinen Kaffee, bevor er wohlig seufzend einen Schluck trank. Haruka gesellte sich wenige Minuten später dazu, angelockt vom Duft nach Kaffee und frischen Croissants. Sie drückte ihre Mutter kurz, nachdem sie sich neben sie gesetzt hatte und goss Milch und Zucker in ihren Kaffee, ihr Croissant bestrich sie dick mit Marmelade.

„Ist es in Ordnung für dich, wenn ich mir ein paar Tage frei nehme, Kazuki?“ fragte Sayuri, nachdem sie einige Minuten schweigend gegessen hatten.

„Nimm dir solange frei, wie du brauchst. Ich übernehme die Koordination deines Büros, dann musst du dich nicht noch damit rumschlagen“, antwortete er.

„Danke... Ich lasse es dich wissen, wenn ich wieder arbeiten möchte.“ Sie nickte bestätigend und nippte an ihrem Tee.

 

Kazuki drehte sich hastig um, weil er das Geräusch von raschelndem Stoff von der Veranda kommend gehört hatte, einen Arm schützend um Kou gelegt, der mit Mühe seine Kaffeetasse in der Waage halten konnte, damit nichts verschüttet wurde, mit der anderen Hand griff er nach dem scharfen Brotmesser auf dem Tisch. Tetsuo erhob sich halb aufgrund seiner Reaktion, entspannte sich aber sofort, als er Oyabun Hideyoshi auf der Veranda sah, der anscheinend den Weg durch den Garten genommen hatte, statt über den Korridor im Haus.

„Deine Ohren sind scharf wie eh und je, Kazuki. Kann ich eintreten oder wirfst du dann das Messer nach mir?“ Er schmunzelte leicht und wartete, bis der Angesprochene das Messer losgelassen und genickt hatte, bevor er den Raum betrat. Tetsuo rutschte von seinem Platz nach hinten und verneigte sich tief.

„Guten Morgen, Oyaji. So früh habe ich nicht mit dir gerechnet“, sagte Kazuki erleichtert. Er ließ Kou los, der seine Tasse auf dem Tisch abstellte und sich die feuchte Hand an einer Serviette abwischte, bevor er dem älteren Mann einen neugierigen Blick zuwarf.

„Otoo-san, guten Morgen. Einen Tee?“ Sayuri erhob sich elegant und holte einen weiteren Teebecher aus einem Sideboard.

„Guten Morgen allerseits. Gerne doch, Sayuri.“ Hideyoshi ließ sich auf einem Sitzkissen am Kopfende nieder. „Entspann dich, Tetsuo und fahre mit deinem Frühstück fort, du beleidigst mich nicht damit, indem du isst.“

„Jawohl, Oyabun.“ Der Blonde rutschte wieder auf seinen Platz und fuhr damit fort, das Ei auf seinem Teller zu schälen.

„Ich bin erfreut, Sie wiederzusehen, Yukimura-san.“ Der grauhaarige Mann nahm den Tee von Sayuri entgegen und stellte den Becher vor sich ab, bevor er seinen Blick wieder auf Kou richtete. „Ich habe so einiges gehört in den letzten Monaten, meine Gratulation zur anstehenden Buchveröffentlichung. Die ist morgen, richtig?“

„Die Freude ist ganz meinerseits, Miyamoto-san. Vielen Dank, ganz richtig, die Veröffentlichung ist morgen. Es überrascht mich, dass Sie davon wissen“, entgegnete Kou höflich.

„Das bringt meine Stellung so mit sich, erstrecht, wenn es um den Partner meines Nachfolgers geht, sollte ich informiert sein.“ Er verzog die Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln.

Kou neigte leicht den Kopf. „Dann sind Sie sicher erfreut darüber, dass ich keine Bedrohung für die Anwesenden darstelle und kein Interesse an Machtpositionen oder Reichtümern habe.“

„Ich sehe, Sie sind nicht auf den Mund gefallen, Yukimura-san. Sehr gut.“ Hideyoshi schaute die anderen am Tisch an. „Ihr dürft wieder atmen, ich wäre nicht hier, wenn ich in irgendeiner Weise ein Problem mit eurer Konstellation hätte.“

„Ich hätte es vorher mit dir absprechen sollen, entschuldige bitte, Oyaji“, sagte Kazuki und drückte Kous Hand unter dem Tisch.

„Du kannst selbst entscheiden, wen du mit hierher bringst, dafür musst du mich nicht fragen, Waka. Und wenn Haruka-chan ihre Freundinnen herbringen darf, darfst du erstrecht denjenigen mitbringen, mit dem du dein Leben teilst“, sagte er sanft, dann schaute er zu Sayuri. „Du siehst blass aus, Kind, wie geht es dir?“

Sayuri seufzte leise. „Ich brauche Zeit, um den Verlust zu verarbeiten, Otoo-san...“

„Natürlich, nimm dir die Zeit, jeder wird es verstehen.“ Er trank seinen Tee, während die anderen ihr Frühstück beendeten.

„Kou, kannst du mir das Rezept für deine Soufflé-Pfannkuchen aufschreiben? Ich will die am Wochenende ausprobieren“, fragte Haruka, nachdem sie die Teller und Tassen auf ein Tablett gestapelt hatte.

„Kann ich tun, geh aber nicht davon aus, dass es beim ersten Mal klappt“, antwortete er grinsend und stand auf, um ihr zur Hand zugehen.

„Du hast gerade gegessen und denkst schon wieder an Essen, Haru-chan?“ Sayuri stöhnte resigniert. „Du wirst noch pummelig, wenn du soviel futterst.“

„Auch gut. Ein bisschen Reserve schadet nie“, entgegnete das Mädchen grinsend, bevor sie das Tablett aus dem Raum trug, blieb jedoch kurz an der Tür stehen. „Shiro hat auch gern etwas mehr zum Anfassen...!“

Bevor sie noch mehr provozieren konnte, schob Kou sie vor sich her in den Flur, nachdem er sich mit einem kurzen Nicken von Hideyoshi verabschiedet hatte, und schloss die Tür hinter sich.

„Sie versteht sich gut mit ihm“, bemerkte der Oyabun überrascht. „Haruka ist wirklich ein bemerkenswertes Kind.“

„Sie wird dieses Jahr achtzehn, Otoo-san, sie ist längst kein Kind mehr. Und ja... anscheinend hat sie Kou wie einen großen Bruder ins Herz geschlossen“, sagte Sayuri seufzend.

„Für mich bleibt sie immer das kleine Mädchen mit den rosa Haarbändern. Hast du einen Moment, Kazuki? Wir müssen einige Dinge besprechen“, fragte er seinen Nachfolger, hielt Sayuri jedoch mit einer Geste auf, bevor sie aufstehen konnte, um sie allein zu lassen. „Wir gehen nach draußen, kein Grund für deine Mühe, Sayuri.“

„Selbstverständlich, Oyaji. Ich ziehe mir nur etwas anderes an, ich bin gleich wieder da.“

 

Kazuki stand auf, um sich umziehen zu gehen, da er immer noch seine Schlafsachen trug, machte einen kurzen Abstecher ins Bad und war wenige Minuten später zurück im Wohnzimmer.

Hideyoshi wartete auf der Veranda, bis er sich ihm angeschlossen hatte, Tetsuo folgte ihnen mit etwas Abstand, ebenso wie die zwei Bodyguards des Oyabun, die außerhalb des Wohnzimmers auf der Veranda gewartet hatten.

„Wie geht es deinem Bein, Kazuki?“ fragte Hideyoshi, nachdem sie schon einige Meter durch den Garten gelaufen waren.

„Der Arzt hat die Fäden am Wochenende gezogen, es heilt gut. Ich habe gestern wieder mit dem Training angefangen“, antwortete er.

„Deine Disziplin in Bezug auf dein Training ist ungeschlagen, wie lange hast du wirklich gewartet, bis du wieder Sport gemacht hast?“ Der Ältere lachte leise über Kazukis zerknirschten Gesichtsausdruck.

„Vier Tage. Ich konnte nicht laufen, aber Liegestützen und Klimmzüge gehen auch, ohne mehr als ein Bein zu sehr zu belasten... Du wolltest sicher nicht über meinen Gesundheitszustand sprechen, Oyaji, worum geht es wirklich?“

„Da du Yukimura mit hierher gebracht hast, scheint es dir wirklich ernst mit ihm zu sein. Vor ihm war nur Fujiwara-kun hier und das war noch vor deiner Ehe mit meiner Tochter. Wie sorgst du für seine Sicherheit?“ Er blieb neben einer Steinlaterne stehen und wischte einige Blütenblätter herunter.

„Dir liegt Kous Sicherheit am Herzen?“ Kazuki schaute ihn überrascht an.

„Nur insoweit, wie es deine Stabilität gefährdet, wenn ihm etwas zustößt. Es ist mir bewusst, dass er kein Kandidat für den Clan ist, er ist Künstler und braucht seine Freiheiten, aber der Clan braucht dich in einer zuverlässigen Verfassung, Kazuki.“

„Er trägt seit vier Wochen einen GPS-Sender mit Notfallknopf bei sich, dazu hat er den Standort seines Handys für mich und Tetsuo freigegeben. In der Regel hält er sich zuhause auf, wenn er in den letzten beiden Wochen das Haus verlassen hat, war immer ein Phönix da, der ihn unauffällig begleitet hat, davor hat Shiro ihn zum Verlag gefahren und er kam mit einem Freund wieder zurück“, erklärte er. „Über weitere Maßnahmen haben wir nachgedacht, aber sind noch zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis gekommen, zumal ich ihm ungern einen Bodyguard an die Fersen kleben möchte. Er hat Schwierigkeiten, wenn zu viele Menschen um ihn herum sind.“

Hideyoshi nickte zum Verständnis. „Tetsuo kann nicht euch beide schützen. Sollte es brenzlig werden, wird er immer deiner Sicherheit Vorrang geben und für den jungen Shiro hast du andere Aufgaben, die besser zu ihm passen.“

„Du gehst davon aus, dass es brenzlig werden könnte? Kou ist zu unwichtig für die Feinde des Clans, dass er ihnen überhaupt auffallen könnte...“

„Von denen wir glücklicherweise sehr wenige haben, aber ja, ich gehe davon aus, dass es zu Problemen kommt, wenn du meine Nachfolge antrittst. Die meisten stehen hinter dir, aber wie Hayashi gezeigt hat, gibt es genügend, denen du nach wie vor ein Dorn im Auge bist und Yukimura ist deine Schwäche, noch mehr als Sayuri und Haruka, die niemand anrühren wird“, führte er aus.

„Oyaji... bis dahin sind es wahrscheinlich noch Jahre, warum sprichst du es jetzt an?“ Kazuki runzelte verwirrt die Stirn.

„Du weißt selbst, wie schnell einer von uns sein Leben verlieren kann, auch wenn wir gut geschützt sind. In diesem Fall erwarte ich jedoch keine Gefahr von außerhalb, die lauert in mir selbst. Die Ärzte konnten selbst keine wirkliche Prognose abgeben, es kann ein Jahr dauern oder fünf, das wissen anscheinend nur die Götter.“ Hideyoshi schob die Hände in die Ärmel seines Haori und schaute ihn ernst an.

„Ich verstehe... weiß Sayuri davon?“

„Noch nicht. Es gibt wichtigeres als das. Ich überstelle dir einen meiner Männer, der auf Yukimura aufpassen wird, weil es in deinen Reihen niemanden zu geben scheint, der der Aufgabe gewachsen ist. Sieh zu, dass du bis morgen eine Bleibe in dem Gebäude in Asakusa organisierst, je eher er anfangen kann, desto besser. Er wird offiziell in deinem Teil der Firma angestellt sein, du findest sicher noch weitere Aufgaben, die er für dich erledigen kann“, sagte er entschlossen.

„Einen... deiner Männer? Wen?“ Kazuki ging im Kopf die Yakuza durch, die für den Oyabun arbeiteten und in Frage kommen könnten.

„Taniguchi Hotaru. Er war in den vergangenen fünf Jahren mein persönlicher Assistent für die Onlinekorrespondenz und fungierte ebenfalls als Bodyguard für mich, wenn ich nicht hier war“, antwortete Hideyoshi.

„Taniguchi?“ Kazuki dachte scharf nach, bis ihm der schmal gebaute, junge Mann mit den dunkelrot gefärbten Haaren und dem unverwechselbaren Stil einfiel, der sich bei jedem Treffen so geschickt im Hintergrund hielt, dass man ihn nach wenigen Minuten vergessen hatte, als wäre er überhaupt nicht anwesend. „Du willst mir diesen Ex-Cop aufdrücken? Willst du ihn so dringend loswerden?“

„Ungern, ehrlich gesagt, er ist einer meiner besten“, gestand er unerwartet offen. „Anders als die Kobun und Clan-Mitglieder, die von den Fähigkeiten her in Frage kämen, passt er am besten zu Yukimura, er wird ihn nicht einmal bemerken, wenn er in der Öffentlichkeit unterwegs ist und das ist genau das, was nötig ist, nicht?“

„Ist das dein letztes Wort, Oyabun?“ Kazuki war alles andere als begeistert, dass sein Schwiegervater ihm die Wahl eines geeigneten Bodyguards für Kou abnahm und ihm einen seiner Männer andrehte, den er offensichtlich loswerden wollte.

„In diesem Fall, ja. Er ist Profi, du musst dich nicht mit ihm anfreunden, er soll für dich arbeiten, sonst nichts. Wenn er sich als völlig ungeeignet entpuppen sollte, findest du sicher eine andere Aufgabe in der Firma für ihn.“ Hideyoshi drückte leicht seine Schulter, was eine seltene Geste der Zuneigung von ihm war und verabschiedete sich, seine beiden Bodyguards folgten ihm mit etwas Abstand.

Kazuki schob die Hände in die Hosentaschen und drehte sich zu Tetsuo um, dessen Gesichtszüge seinen Gemütszustand widerspiegelten, sobald die drei außer Sicht waren.

„Das... kann er nicht einfach so beschließen, Kazuki. Du hast genug fähige Männer dafür“, brach es ärgerlich aus dem Blonden heraus.

„Sag bloß, das weiß ich selbst. Aber wenn er damit rechnet, innerhalb der nächsten zwei Jahre aus dem Leben zu scheiden, muss Kou mit allen Mitteln beschützt werden“, entgegnete er zerknirscht. „Mir passt das auch nicht.“

„Er hat mit einem Satz deine und meine Kompetenz, für seinen Schutz zu sorgen, in Frage gestellt.“ Tetsuo schnaubte. „Was hätte ich denn mit Itsuki tun sollen? Es sah in dem Moment ja noch danach aus, dass er einfach aufgebracht ist und nicht, dass er dich...“

„Reiß dich zusammen, Tetsu, wir haben schon darüber gesprochen. Da gab es nichts, das du hättest tun können, du hast dich wie immer vollkommen richtig verhalten.“

„Es ist keine Wohnung im Gebäude frei, Kou hat die letzte bezogen und da zieht er sicher nicht bis morgen aus, um für seinen neuen Bodyguard Platz zu machen“, sagte Tetsuo, während er mühsam versuchte, seinen Ärger zu unterdrücken.

„Ich habe auch nicht vor, ihn länger zu behalten als nötig. Auch wenn Hideyoshi ihn ausgewählt hat, traue ich keinem seiner Männer weiter, als ich muss, und ihm Kous Leben anzuvertrauen ist etwas, das mir absolut nicht behagt“, gestand Kazuki. „Räum eines der Kinderzimmer bei dir frei, die Sachen kannst du solange bei mir im Gästezimmer unterbringen. Ich glaube nicht, dass er länger als ein paar Wochen durchhält.“

Chapter 89

Summary:

„Taniguchi Hotaru, ab morgen arbeitest du für den Waka in Asakusa“, sagte er ernst.

„Du leihst mich aus? Ich bin davon überzeugt, er hat genug Männer, die...“

„Nein. Du wirst hier nicht mehr gebraucht, Taniguchi-kun. Deine Aufgabe wird es sein, Yukimura-san mit deinem Leben zu beschützen, dafür bist du perfekt geeignet. Morgen Mittag meldest du dich in seinem Büro in Asakusa, er schickt jemanden vorbei, um deine Sachen abzuholen.“

„...du wirfst mich raus?“ Hotaru blinzelte irritiert, ihm wurde gleichzeitig heiß und kalt.

„Deine Ausbildung ist beendet. Geh packen, Taniguchi-kun.“

Chapter Text

Kou hatte sich ein wenig gewundert, dass Kazuki und Tetsuo mehr als angespannt gewesen waren, als sie gegen Mittag zurück nach Asakusa fuhren. Tetsuo hatte nicht lange mit Kazuki herumdiskutiert, sondern ihm den Schlüssel für den Tesla zugeworfen und nur knapp gemurmelt, dass er das Motorrad zurückfuhr und sie das Auto nehmen sollten, da es angefangen hatte zu nieseln. Auf Kous fragenden Blick hatte Kazuki nur leicht den Kopf geschüttelt und ihm die Beifahrertür der schwarzen Limousine offengehalten. Tetsuo folgte ihnen mit dem Motorrad, so dass sie zeitgleich in der Tiefgarage ankamen. Der Blonde war ungewohnt schweigsam und zerknirscht, während er sich um die Fahrzeuge kümmerte, bevor sie gemeinsam mit dem Aufzug nach oben fuhren.

„Lief das Gespräch mit Miyamoto-san nicht gut?“ fragte Kou sanft in die drückende Stille, von Tetsuo kam nur ein verärgertes Schnauben, bevor er auf dem Stockwerk seiner Wohnung ausstieg.

„Ich gehe duschen, komme dann zu dir, Boss“, sagte er knapp und ließ sie allein.

„Kazu...?“ Er schaute den Dunkelhaarigen unsicher an. „Was ist los?“

„Ich erkläre dir später alles, ich muss mich erst um ein paar Dinge kümmern, Honey“, antwortete er ausweichend, eine kleine Falte zwischen den Augenbrauen. „Jetzt habe ich dich mit hochgenommen, willst du lieber in deine Wohnung und arbeiten?“

„Mein iPad liegt noch bei dir, das muss ich sowieso erst holen.“ Kou streckte sich, dass seine Schultern leicht knackten, während sie zur Wohnungstür gingen. „Ich bin so verspannt, wirklich arbeiten kann ich heute wahrscheinlich sowieso nicht.“

„Nimm ein Bad, wenn es nicht besser wird. Ich bin fürs Erste im Büro.“

Kazuki küsste ihn auf die Schläfe und ließ ihn im Wohnzimmer allein. Er schaute ihm verwundert nach, dass irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war, war offensichtlich, aber Kou konnte sich kaum vorstellen, was es war.

Mit einem Teller Sandwiches, die er sich schnell belegt hatte und seinem treuen iPad in wasserdichter Hülle machte er es sich im Bad bequem. Wenn er schon nicht zeichnen konnte, weil ihm alles wehtat, mehr als nur seine verspannten Schultern, aber das wollte er Kazuki nicht auch noch aufbürden, konnte er wenigstens seine Mails und andere Nachrichten beantworten, die seit dem Vortag liegengeblieben waren. Kou stellte das Gerät auf ein Handtuch am Rand des Beckens, den Teller mit dem Essen daneben, bevor er sich mit den Unterarmen davor abstützte, den Rest seines Körpers ließ er entspannt im heißen Wasser treiben. Mit einer Hand essend und mit der anderen den Stylus führend, um auf dem Display zu navigieren, verbrachte er über eine Stunde im Bad, bis ihm die Wärme zu viel wurde. Anschließend machte er es sich auf dem Sofa im Wohnzimmer bequem, um dort den Rest des Tages weiterzuarbeiten, irgendetwas sträubte sich in ihm, in seine Wohnung zu gehen und sich zu weit von Kazuki zu entfernen, der bis auf einen kurzen Abstecher ins Bad den ganzen Tag im Büro verbrachte.

Am Abend, nachdem er allein etwas gegessen hatte, streckte Kou besorgt den Kopf durch einen Spalt der Bürotür. Kazuki telefonierte mit angespanntem Gesichtsausdruck, Tetsuo saß, zu seiner größten Verwunderung, mit einer Zigarette im Mundwinkel auf dem Sofa und tippte nicht weniger angespannt auf der Tastatur des Macbooks auf seinem Schoß.

„Wenn ihr Hunger habt“, sagte Kou leise, „in der Küche steht Essen. Ich gehe schlafen.“

„Einen Moment...“ Kazuki tippte auf das Display seines Handys und stellte es stumm, bevor er aufstand, es Tetsuo in die Hand drückte. „Übernimm du eben, Honda braucht nur noch ein paar Infos.“

„‘kay...“ Der Blonde führte das Gespräch weiter, während der Dunkelhaarige zu Kou ging und ihn zurück in die Wohnung lotste.

„Ist es schon so spät?“ fragte er verwundert.

„Nein, nicht so spät, aber ich bin müde.“ Kou schob die Hände unter sein Hemd und legte sie auf die glatte Haut seines unteren Rückens, während er sich an ihn schmiegte. „Du bist ganz verspannt... hier...“ Er drückte mit den Fingerspitzen neben seiner Wirbelsäule entlang. „Was ist los?“

Kazuki entfuhr ein angestrengtes Seufzen, er legte eine Hand auf Kous Hinterkopf und schmiegte die Wange an seine Schläfe, mit dem anderen Arm umfasste er sanft seine Hüfte. „Hideyoshi hat Tetsuo und auch mich heute als unfähig hingestellt, angemessen für deine Sicherheit sorgen zu können...“

„Oh... aber das lief doch bisher ganz gut, oder?“

„Er ist anderer Meinung, dabei geht es ihm weniger um dich als um mich. Sollte dir... etwas zustoßen, wäre ich in seinen Augen angreifbar und nicht in der Lage, meine Pflichten zu erfüllen“, antwortete er leise.

„Du meinst... so wie Sayuri eine Auszeit braucht, weil sie Itsukis Verlust verarbeiten muss?“ hakte Kou nach.

„Nein. In meinem Fall ginge es um die Zukunft und die Führung der Miyamoto-kai und Itsuki hat gezeigt, dass es genug andere gibt, die nur darauf warten, dass ich Schwäche zeige und sie übernehmen können.“

„Also... bin ich deine Schwachstelle?“ Er schluckte angestrengt und atmete kontrolliert durch die Nase aus, um seine aufkommende Panik zu unterdrücken.

„Ja und nein. In den Augen anderer bist du das vielleicht, für mich nicht, Kou. Nur ohne dich...“ Kazuki hob sein Gesicht am Kinn an und küsste ihn zärtlich. „Wenn dir etwas zustößt, weiß ich tatsächlich nicht, ob ich das so gut überstehen würde... du komplettierst mich und ohne dich fühle ich mich leer“, gestand er leise.

„Kazu... was ist... die Lösung für das Problem?“ Kou nagte an seiner Unterlippe und lenkte das Gespräch in eine andere Richtung, um seiner Panik weiter entgegenzuwirken. Er wollte nicht darüber nachdenken, was mit seinem Partner passieren würde, sollte ihm selbst wirklich etwas zustoßen und auch nicht, was mit ihm sein würde, würde Kazuki mehr passieren als Itsukis Angriff, der schon schlimm genug gewesen war.

„Hideyoshi überstellt mir einen seiner Männer, der ab morgen dein Bodyguard sein wird“, entgegnete der Ältere zerknirscht. „Er ist der Ansicht, dass es in meinem Clan keine geeigneten Personen gibt, um angemessen auf dich aufzupassen.“

Kou schnaubte leise. „Das glaube ich kaum. Du lässt das einfach so zu? Immerhin hast du zu mir gesagt, dass ein Bodyguard übertrieben wäre und viel auffälliger als alles, was ihr euch bisher schon überlegt habt, um für meine Sicherheit zu sorgen.“

„So sehr es mich ärgert, lässt er mir keine andere Wahl. Ich würde ihn beleidigen, wenn ich mich seinem Befehl widersetze. Er ist zwar mein Schwiegervater, aber zuallererst ist er mein Oyabun, auch wenn ich in meiner Position mehr Freiheiten habe für mich selbst zu entscheiden, als andere. Seine Entscheidung war eindeutig und wir fügen uns... vorerst.“

„Aber Kazu... ich verlasse doch kaum das Haus, arbeite in meiner Wohnung und wenn ich bisher draußen war, klebte mir immer ein Phönix an den Fersen oder Shiro... reicht das nicht? Damit könnte ich mich arrangieren, aber nicht... nicht mit jemandem, den ich nicht kenne und der mir den ganzen Tag auf Schritt und Tritt folgt...“ Kou schaute ihn ärgerlich an, die leichte Panik ließ sein Herz weiterhin rasen und war ihm wohl anzusehen, denn Kazuki runzelte besorgt die Stirn und strich mit den Fingerspitzen über seinen Nacken.

„Weder ich noch Tetsuo sind davon überzeugt, dass er es lange hier aushalten wird. Wenn du absolut nicht mit ihm zurechtkommst, finde ich eine andere Aufgabe für ihn und finde bis dahin einen Phönix, der den Job übernimmt. Vertrau mir...“ Er drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich lasse nicht zu, dass dir etwas zustößt und wenn es sich vermeiden lässt, musst du deine Zeit auch nicht mit jemandem verbringen, den du nicht ausstehen kannst.“

„Was... soll er denn den ganzen Tag tun? Mir die Haare flechten? Meine Wohnung aufräumen? Er wird sich zu Tode langweilen und er kann mir nichtmal beim Arbeiten helfen, so wie Tetsuo dir hilft. Da wäre es wahrscheinlich sinnvoller, ihr bildet Tōru zum Bodyguard aus“, meckerte der Jüngere.

„Inoue hat genug mit seinen zwei Jobs und Izumi zu tun, da braucht er nicht noch einen dritten“, entgegnete Kazuki amüsiert. „Tetsuo und ich planen schon den ganzen Tag, wie wir ihn anderweitig beschäftigen können, damit er sich für sein Geld nicht den Hintern plattsitzt. Auch, wenn er einer von Hideyoshis Männern ist, vertraue ich ihm nicht weiter, als ich ihn werfen könnte und wir werden ihn ganz genau im Auge behalten.“

Kou schmiegte das Gesicht an seine Brust und seufzte leise. „Das ist mir gerade alles zu viel, Kazu... verzeih mir, dass ich nicht so stark bin, dass ich das einfach klaglos über mich ergehen lasse...“

„Das stimmt nicht... du bist viel stärker, als du gerade denkst.“ Er legte die Lippen auf seinen Scheitel. „Die letzten Wochen waren anstrengend, für dich noch mehr als für mich. Ich bin es gewohnt, mich täglich mit so etwas herumzuschlagen, für dich ist das neu, zusätzlich zu allem anderen. Es ist in Ordnung, wenn du dich überwältigt fühlst, Honey... ich sorge dafür, dass alles geklärt wird, damit du den Kopf freihast für deine Arbeit.“

„Mhm... ich liebe dich trotzdem, Kazu... bringst du mich ins Bett, bevor du weiterarbeitest?“

„Liebend gern...“

 

~

 

Hotarus Finger flogen über die Tastatur, um in aller Höflichkeit eine E-Mail im Namen der Clanführung zu beantworten. Die zwölfte, seit er nach dem Frühstück mit Hideyoshi mit der Arbeit begonnen hatte. Der Oyabun war kurz darauf gegangen, um nach seiner Tochter zu sehen und anscheinend etwas mit dem Waka zu besprechen, der spät am Abend angekommen war, in Begleitung seines aktuellen Partners… Toyboys? Die Kobun und anderen Clan-Mitglieder, die sich täglich im Anwesen aufhielt redeten seit dem frühen Morgen darüber, wie er mit gewohnt ernster Miene den jungen Mann an der Hand quer durch das Gebäude gelotst hatte, um nach seiner Ehefrau zu sehen. Hotaru kannte das dünne Dossier, das Hideyoshi über Yukimura Kousuke angefordert hatte, es gab aber nicht viel her über seine Beziehung zum Waka, der sich bezüglich seiner außerehelichen Beziehungen mehr als bedeckt hielt. Seit dem Auftritt am Vorabend, an dem der Waka ohne seinen Bodyguard Tetsuo, aber in Begleitung des Künstlers, im Anwesen aufgetaucht war, wusste der halbe Clan darüber Bescheid, denn so verschwiegen alle nach außen hin waren, intern waren die meisten furchtbare Tratschtanten, erstrecht wenn es um wichtige Personen der Clanführung ging. Mit ein Grund, weshalb Hideyoshi am Morgen keine Zeit verloren hatte, um seinem Nachfolger auf den Zahn zu fühlen. Hotaru hatte ihn seitdem nicht mehr gesehen, er war aber genug mit seiner Arbeit beschäftigt, bei der er sich um die Onlinekorrespondenz des Oyabun und seiner engsten Berater kümmerte, da die älteren Männer wenig Sinn für die Tücken der Technik hatten.

Der junge Mann mit den dunkelrot gefärbten, kinnlangen Haaren, die er der Bequemlichkeit halber zu einem kurzen Zopf im Nacken gebunden hatte, grinste leicht vor sich hin, als er daran dachte, wie die Kobun sich in den verschiedenen LINE-Gruppen darüber austauschten, welchen Wirbel der Waka mit seinem unerwarteten Mitbringsel gemacht hatte, dass sein Adjutant Tetsuo am frühen Morgen sichtbar schlecht gelaunt aufgekreuzt war, weil sein Schützling ohne ihn unterwegs war, befeuerte die Tratscherei nur noch mehr. Dabei war es bekannt, dass die Nummer Zwei des Clans seinen eigenen Kopf hatte und diesen nur zu oft durchsetzte, er war sicherlich auch fähig genug, auf sich selbst aufzupassen. Hotaru fragte sich für einen kurzen Moment, was die anderen Clanmitglieder über ihn sagen würden, wenn sie wüssten, wie nah er ihrem Oyabun wirklich stand, seit er ihn fünf Jahre zuvor aufgelesen hatte, um ihn auszubilden. Da allerdings niemand es wagte, sich öffentlich abfällig über irgendetwas zu äußern, das Hideyoshi betraf, blieben diese Informationen höchstwahrscheinlich hinter verschlossenen Türen, sofern überhaupt jemand darüber nachdachte, was Hotaru in seinem Haushalt zu suchen hatte. Dafür war er wiederum zu unwichtig und unauffällig, er hielt sich stets im Hintergrund, um seinem Lehrer den Rücken freizuhalten, ohne so präsent zu sein wie seine beiden Bodyguards, die stets unübersehbar in seiner Nähe waren. Niemand, nicht einmal Hideyoshis Brüder, wusste von ihrem mehr als traditionellem Arrangement, auch wenn sie sehr selten das Bett teilten, waren Hotaru und der Oyabun über den Treueschwur der Yakuza hinaus verbunden.

Er machte eine kurze Pause und legte die rechte Hand auf seine linke Armbeuge, auf der sich unter seinem Ärmel der weiße Lotus befand, der ihre Verbindung besiegelt hatte, Hideyoshi hatte ihn in das aufwändige Kunstwerk, zu dem sein Ganzkörpertattoo über die vergangenen Jahrzehnte angewachsen war, von seinem Horishi integrieren lassen, so dass er sich harmonisch einfügte. Shudō, Hotaru hatte vorher nur am Rande davon gehört und sich erst näher damit beschäftigt, nachdem Hideyoshi ihm eine Ausgabe des Hagakure, des Ehrenkodex der Samurai, geschenkt hatte. Ein Wink mit dem Zaunpfahl, der Samurai von Ginza wusste, dass die Initiation der Verbindung vom jüngeren Part auszugehen hatte, und indem er ihn die wichtigsten Dinge lehrte, die er zu wissen hatte, hatte er ihn Schritt für Schritt dorthin geführt. Andere würden es als veraltet abtun, doch es war genau das, was Hotaru nach seiner jahrelangen Suche nach Stabilität und bedingungslosem Rückhalt gebraucht hatte, einen verlässlichen Partner und Lehrer, eine Familie, die ihn so akzeptierte, wie er war, mit all seinen Schrulligkeiten und seiner Sexualität.

 

Leise Schritte auf den polierten Dielen im Flur ließen ihn aufhorchen. Um diese Uhrzeit, kurz vor Mittag, befanden sich nur wenige Personen in der Wohnung des Oyabun, in dessen privatem Arbeitszimmer Hotaru seinen Schreibtisch bezogen hatte, um in Ruhe arbeiten zu können. Er lehnte sich ein Stück zurück und lugte um den uralten Bonsai herum, der mitten im Raum stand, um zur Tür zu schauen, die kurz darauf aufgeschoben wurde.

„Du bist schon zurück?“ fragte er grinsend, die olivgrünen Augen auf den älteren Mann gerichtet, der mit ernster Miene den Raum betrat und die Tür wieder hinter sich zuzog. „Verlief dein Gespräch mit dem Waka zu deiner Zufriedenheit, Hide-sensei?“

„Bist du fertig mit dem, das du tun wolltest?“ fragte Hideyoshi knapp.

„Ja, alles beantwortet und für den Rest der Woche geplant.“ Hotaru erhob sich von seinem Sitzkissen und strich sich die Hose glatt, dann warf er ihm einen fragenden Blick zu. „Stimmt etwas nicht? Geht es Sayuri-nee-san gut?“

„Den Umständen entsprechend, sie kommt darüber hinweg.“

Der Oyabun durchquerte den Raum und blieb neben ihm stehen, den Blick in den Garten gerichtet, der sich hinter der offen stehenden Schiebetür zur Veranda hin erstreckte, so dass der Jüngere den Kopf drehen und anheben musste, um ihn anzusehen. Hideyoshi war für einen Japaner groß gewachsen, so dass er Hotaru um fast einen Kopf überragte, der mit 1,70m kleiner als der Durchschnitt war.

„Taniguchi Hotaru, ab morgen arbeitest du für den Waka in Asakusa“, sagte er ernst.

„Du leihst mich aus? Ich bin davon überzeugt, er hat genug Männer, die...“

„Nein. Du wirst hier nicht mehr gebraucht, Taniguchi-kun. Deine Aufgabe wird es sein, Yukimura-san mit deinem Leben zu beschützen, dafür bist du perfekt geeignet. Morgen Mittag meldest du dich in seinem Büro in Asakusa, er schickt jemanden vorbei, um deine Sachen abzuholen.“

„...du wirfst mich raus?“ Hotaru blinzelte irritiert, ihm wurde gleichzeitig heiß und kalt.

„Deine Ausbildung ist beendet. Geh packen, Taniguchi-kun.“

Der Jüngere griff nach seinem Arm, so dass er ihn von oben herab ansah. Sein Gesicht war ernst, die braunen Augen mit den grünen Sprenkeln leicht zusammengekniffen, was ihn älter erschienen ließ, als man ihn sonst einschätzen würde, dabei war er schon siebzig.

„Hide-sensei... du... kannst das nicht einfach so tun...“ protestierte er leise, die Verwirrung über die plötzliche Veränderung war ihm anzusehen.

„Du vergisst deine Stellung, Taniguchi.“ Hideyoshi entzog ihm seinen Arm, die Stimme noch kühler, abweisender als zuvor. „Zwing mich nicht, mich zu wiederholen. In vierundzwanzig Stunden meldest du dich im Phönix-Büro. Nun geh.“

„J... Jawohl, Oyabun. Ganz wie Ihr befehlt.“ Hotaru senkte ergeben den Kopf und ließ die schmalen Schultern hängen. Er sammelte die wenigen persönlichen Dinge ein, die er auf seinem Schreibtisch stehen hatte, den Arbeitslaptop ließ er, wo er war, dann ging er zur Tür und verbeugte sich tief, bevor er hastig den Raum verließ.

 

Heiße Tränen quollen aus Hotarus Augen, kaum dass er die Tür zu seinem Zimmer hinter sich geschlossen hatte. Stifte und anderer Kleinkram fielen klappernd auf den Tatamiboden, als er in die Knie ging und die Hände auf seinen Mund presste, um das Wimmern zu dämpfen, das seiner Kehle entsprang. Er weinte still und bitterlich, sein gebrochenes Herz fühlte sich an wie ein kalter Knoten in seiner Brust, passend zu dem kalten Kloß, der sich in seinem Magen festsetzte. Hideyoshi hatte ihm das Leben gerettet und ihn aufgenommen, nur um ihn wegzustoßen, als wäre er ihm überdrüssig geworden, als wären die vergangenen fünf Jahre nie geschehen. Es fühlte sich nicht richtig an, dass er ihre Verbindung einfach so löste, auf diese Art, indem er ihn ohne eine Erklärung rauswarf, damit er für einen anderen arbeiten konnte. Es tat weh. Hotaru zog die Knie an und presste die Stirn daran, seine Tränen durchnässten den Stoff seiner dunklen Hose, bis ihn ein leises Klopfen an den Türrahmen aufschrecken ließ.

„Taniguchi-san?“ hörte er eine leise Stimme vom Flur, einer der jüngeren Kobun, die hin und wieder Botentätigkeiten erledigten.

„Was...?“ entgegnete er gepresst.

„Man sagte mir, Sie benötigen Umzugskartons. Ich... lasse sie hier im Flur stehen, sagen Sie bescheid, wenn Sie Hilfe brauchen“, sagte der Kobun höflich.

Einer der ganz besonders schleimigen jungen Männer aus dem Gefolge des saiko-komon Miyamoto Isamu, Hideyoshis jüngerem Bruder und engstem Berater, dachte Hotaru kurz, bevor er anstandshalber ein Danke murmelte und sich von seinem Platz auf dem Fußboden erhob. Mit dem Ärmel seines schwarzen Jacketts trocknete er sich ärgerlich das Gesicht, dann schaute er sich in dem hellen Raum um, den er bewohnte, seit der Oyabun ihn vor fünf Jahren in seinen Haushalt aufgenommen hatte. Die Aussicht war nicht die Beste, zwei Meter hinter der Veranda erhob sich die Außenmauer des Geländes, ordentlich gepflegte Büsche säumten den Kiesweg, der davor entlangführte, dafür war es ruhig. Der weiße Putz der Mauer reflektierte das Licht und erhellte den Raum, wenn er die Papiertüren zur Seite schob, Wind und Wetter wurden von zusätzlichen Glastüren abgehalten. Sein Bett stand an einer Seitenwand, da ihn selten jemand besuchte, war es mit regenbogenfarbigen Kissen dekoriert, die mit der schwarzen Bettwäsche kontrastierten. Ein etwas ausgeblichener, plüschiger Sitzsack stand vor dem Fenster, daneben ein Stapel Bücher, die er noch nicht gelesen hatte. Über die Jahre hatte er das Zimmer mit den unterschiedlichsten Dingen dekoriert, auf dem Schreibtisch stapelten sich Flyer für einen Blog, den er seit seiner Zeit bei der Polizei betrieb, daneben handschriftliche Listen mit Adressen von Safe Spaces für queere Kids in der ganzen Stadt. Der Wandschrank, der ihm als Kleiderschrank diente, platzte aus allen Nähten. Neben den Anzügen und unzähligen Accessoires, die er dazu trug, um das eintönige Schwarz aufzulockern, befand sich dort seine Privatkleidung, die von punkigen Jeans bis pastellfarbigen Oversizeshirts alles enthielt. Seine umfangreiche Schuhsammlung hatte er auf einem Regal daneben geparkt, da sie unmöglich noch in den Schrank passte, dessen Türen sich so schon kaum schließen ließen.

Hotaru schlurfte zur Wand neben dem Bett und hockte sich vor das Aquarium, das dort stand. Er legte seufzend einen Zeigefinger auf die Scheibe und sofort erwiderte der dunkelgraue Axolotl dahinter die Geste, schaute ihn fröhlich grinsend mit seinen schwarzen Knopfaugen an. Sein rosafarbener Gefährte trieb neugierig daneben.

„Ihr seid die einzigen, die mir treu sind, was...?“ flüsterte er mit zittriger Stimme, er hatte Mühe, dem Schmerz nicht wieder nachzugeben und sich heulend unter seiner Bettdecke zusammenzurollen. Es half nichts, er musste packen, ob es ihm passte oder nicht. Hideyoshis Befehl war eindeutig und er würde gehen müssen, unabhängig davon, wie viel er bis dahin gepackt hatte.

Hotaru füllte Karton um Karton mit seinen Sachen, es dauerte länger, als er gedacht hatte, da er zwischendurch noch in anderen Räumen nach Dingen suchen musste, die er dort liegengelassen hatte. Außer dem üblichen Personal war niemand da und das hielt sich wie immer im Hintergrund, die Köchin brachte ihm etwas zerknirscht einen Teller voll Onigiri und ein paar selbstgebackene Kekse zum Abendessen, da Hideyoshi für einen Geschäftstermin auswärts essen war. Ohne ihn, der ihn sonst immer begleitet hatte, wenn der Oyabun in der Öffentlichkeit unterwegs war. Bevor er spät nachts schlafen ging, die Kartons mit seinen Sachen ordentlich an einer Wand gestapelt, legte er sich seinen besten Anzug heraus, um ihn am nächsten Tag zu tragen. Es mochte zwar sein, dass er verschachert worden war, um auf das Spielzeug des Waka aufzupassen, das bedeutete jedoch nicht, dass er sich nicht von seiner besten Seite zeigen konnte. Soweit es die Umstände zuließen. Allerdings hatte er sich seinen dreißigsten Geburstag anders vorgestellt.

Chapter 90

Summary:

„FFFFUUUUCK!“ Mit einem dumpfen Schlag knallte sein Fuß gegen den hinteren Reifen, als er seinem Ärger Luft machte und dagegentrat, es ging wirklich alles schief, was schief gehen konnte.

„Alles in Ordnung, Taniguchi-san?“ hörte er Shiros Stimme aus der entgegengesetzten Richtung.

„JA! ALLES ABSOLUT BESTENS! Verfluchte Scheiße aber auch...!“ Er entriegelte den Kofferraum und holte die Box mit seinen Axolotl heraus, die, ebenso fröhlich grinsend wie der junge Yakuza, in ihren Plastikbeuteln trieben, dann knallte er den Deckel wieder zu und stapfte zwischen den parkenden Autos hindurch zum Aufzug, den er auf seinem Weg schon gesehen hatte.

Chapter Text

Der nächste Tag begann nicht besser, als der vorherige geendet hatte. Hotaru stand wie immer im Morgengrauen auf, um noch vor dem Frühstück sein übliches Stretching zu machen, allerdings hielt er mitten in der Bewegung, das Bett zu verlassen, inne, als ihm bewusst wurde, dass er im Dōjō des Anwesens wahrscheinlich nicht mehr erwünscht war. Er hatte auch schon alle Kleidung bis auf das, was er am Tag tragen wollte, in Kisten verpackt und er konnte schließlich nicht im Anzug dort aufkreuzen. Mit einem ärgerlichen Schnauben stand er auf, schlurfte ins Bad, das etwas weiter den Flur herunter lag und sprang unter die kalte Dusche, weil er sich nicht länger als nötig dort aufhalten wollte. Es war Hideyoshis Badezimmer, der höchstwahrscheinlich schon wach war und im Dōjō seine morgendlichen Kata ausführte, in den vergangenen fünf Jahren hatte es keinen Tag gegeben, an dem der Oyabun das versäumt hatte, es gehörte zu seinen Ritualen wie für andere das tägliche Zähneputzen. Diese eiserne Disziplin war etwas, das Hotaru schon immer an ihm geschätzt hatte, er war geradlinig und wusste immer, was zu tun war, egal wie kompliziert die Situation war, dafür bewunderte er ihn und dennoch... Hideyoshi hatte ihn ohne mit der Wimper zu zucken rausgeworfen, anders konnte man es nicht formulieren. Er hatte sein von ihm selbst geflicktes Herz aus Hotarus Brust gerissen und weggeworfen, allein der Gedanke an die abweisende Haltung trieb seinen Puls in die Höhe. Es war unfair und gemein von ihm, so mit ihm umzugehen, auf der anderen Seite hatte er ihm bei seinem Leben die Treue geschworen, was einschloss, dass der Oyabun über ihn verfügen konnte, wie ihm der Sinn stand. Und wenn er ihn nicht mehr um sich haben wollte, gab es keinen Grund für Hotaru, länger als nötig zu bleiben und stattdessen seinen Befehl auszuführen.

Er öffnete die Badtür auf ein leises Klopfen hin, die noch feuchten Haare zu einem kurzen Zopf gebunden, aber schon in Hemd und schwarze Hose gekleidet.

„Was?!“ blaffte er den jungen Kobun an, der eingeschüchtert einen Schritt zurücktrat, obwohl er einige Zentimeter größer war als er selbst.

„Das Frühstück ist fertig, Taniguchi-san“, sagte er hastig und fügte dann hinzu: „Im Esszimmer. Der Oyabun wartet.“

„Warum stehst du mir dann im Weg rum, he?“

Hotaru schob ihn zur Seite und stapfte zurück in sein Zimmer. Erst warf er ihn raus und dann wollte er mit ihm frühstücken? Wie zynisch! Er band sich die gemusterte, violette Krawatte um und zog die dazu passende Weste über das Hemd, bevor er in das schwarze Jackett schlüpfte. Er fluchte leise, weil er das dazugehörige Einstecktuch nicht fand, höchstwahrscheinlich war es in irgendeiner der Kisten verschwunden. Murrend schob er sein Handy in die Innentasche des Jacketts, dann ging er über den Flur zum einige Räume entfernten Esszimmer.

Hideyoshi saß an seinem Platz und hatte die Tageszeitung vor sich aufgeschlagen, neben sich ein Stapel weiterer Zeitungen und Unterlagen. Er las den Artikel zu Ende, bevor er den Blick auf Hotaru richtete, der in der Tür stehengeblieben war und keinen Ton herausbekam.

„Setz dich, dein Reis wird kalt.“ Der ältere Mann wies auf den Platz seitlich am Tisch, an dem er in den vergangenen Jahren immer gesessen hatte, ein Frühstücksgedeck mit Reis, gebratenem Fisch und Misosuppe stand auf einem lackierten Holztablett.

„Guten Morgen, Hi... Oyabun...“ murmelte er leise und ließ sich auf dem Sitzkissen nieder. Unter seinen Stäbchen lag ein kleiner Umschlag, der mit einem Regenbogensticker verschlossen war, sein Name war in ordentlichen Schriftzeichen auf die Vorderseite geschrieben, die Handschrift der Köchin, der er nicht wenige Stunden in der großen Küche Gesellschaft geleistet hatte. Er schob ihn in seine Hosentasche und starrte auf sein Essen, sein Hals fühlte sich wie zugeschnürt an, er konnte unmöglich auch nur einen Bissen essen und so tun, als wäre nichts, als wäre es ein Morgen wie jeder andere.

Ein leises Räuspern ließ Hotaru aufsehen, Hideyoshi sah ihn abwartend an, den leeren Teebecher vor sich, also löste der junge Mann sich aus seiner Starre, griff nach der lackierten Teekanne und goss dem Oyabun Tee ein, bevor er die Hände wieder in den Schoß legte.

„Iss, Taniguchi-kun, die Köchin würde es bedauern, wenn du ihr Frühstück verschmähst“, sagte Hideyoshi tadelnd.

Hotaru schnaubte leise. „Gestern war es noch Hotaru“, entfuhr es ihm, während er mürrisch nach seinen Stäbchen griff und abwechselnd Reis und Fisch in sich hineinstopfte, was er zwischendurch mit der Suppe herunterspülte. Das Essen war großartig, wie immer, und er musste sich zusammenreißen, nicht allein deshalb zu weinen, weil er es vermissen würde. Alles, woran er sich gewöhnt hatte, was er in den letzten Jahren seine Familie genannt hatte.

„Benimm dich nicht wie ein trotziges Kind. Du wirst es verstehen, wenn es soweit ist.“

Den Rest ihres Frühstücks verbrachten sie schweigend. Nachdem er den letzten Reiskrümel aus der Schale gefischt hatte, bedankte er sich leise für das Essen, knallte jedoch seine Stäbchen mit der flachen Hand auf das Tablett. Bevor Hideyoshi etwas dazu sagen konnte, lugte Haruka um die teilweise geöffnete Verandatür herum.

„Guten Morgen, Ojii-san, Taniguchi-san”, flötete sie fröhlich, bevor sie die Tür etwas weiter öffnete und den Raum betrat.

„Guten Morgen, Haru-chan, so eine Überraschung. So früh sieht man dich in der Regel nicht, du hast doch noch Ferien, oder?“ Hideyoshis Gesichtsausdruck wurde sanft, als er seine Enkelin begrüßte. Hotaru fand das Mädchen nett, aber auch anstrengend, sie war ein verwöhntes Einzelkind, das von allen verhätschelt wurde und er war bisher froh gewesen, wenn er sie nicht zu lange am Stück hatte ertragen müssen, denn sie konnte ununterbrochen reden.

„Es ist so schönes Wetter, nachdem es gestern geregnet hat, da dachte ich, ich nutze den Tag. Ich bin auch nicht allein, ich bringe Taniguchi-sans Umzugshelfer mit“, entgegnete sie und zog den jungen Mann am Ärmel, der höflich auf der Veranda gewartet hatte. „Kommst du, Shiro?“

„Du bist viel zu ungeduldig, Haru.“ Shiro richtete den Ärmel seiner dunkelroten Jacke mit der Phönixstickerei auf dem Rücken und verbeugte sich tief vor Hideyoshi. „Guten Morgen, Oyabun. Entschuldigt die frühe Störung. Ihnen auch einen guten Morgen, Taniguchi-san. Ich bin...“

„Akiyama Shiro, ich weiß“, unterbrach Hotaru ihn knapp.

„Ganz recht. Phönix-Umzugsservice, der Boss schickt mich, um Ihre Sachen nach Asakusa zu bringen, damit Sie rechtzeitig dort ankommen“, antwortete er mit einem Lächeln und einem Zwinkern, dann warf er einen kurzen Blick auf seine Uhr. „Ich frage nur ungern, Oyabun, aber kann ich mir einige Eurer Kobun ausleihen, um Taniguchi-sans Gepäck in meinen Transporter zu tragen? Das geht wahrscheinlich schneller, als wenn ich warte, bis die Kleinen Phönixe durch den Verkehr hier sind.“

„Selbstverständlich. Kazuki hat dir die Leitung über die Gang übertragen, Shiro-kun? Wie alt bist du jetzt?“ Hideyoshi bot ihm mit einer Handbewegung einen Platz an und der Schwarzhaarige mit dem Drachentattoo auf der rechten Kopfseite setzte sich neben Haruka.

„Vierundzwanzig, seit zwei Wochen. Ja, das hat er. Aniki Tetsuo war der Ansicht, dass ich das übernehmen kann und hat dem Boss geraten, mir die Leitung zu übertragen. Ich mache das jetzt seit Anfang des Jahres, Oyabun.“ Er senkte etwas verlegen den Kopf, bis Haruka ihn in den Arm kniff und den Kopf an seine Schulter lehnte, er bedachte sie kurz mit einem zärtlichen Blick und richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf das Clanoberhaupt.

„Beeindruckend, aber du hattest einen guten Lehrer. Kazuki hat ein gutes Auge für seine Männer, ich bin überzeugt, er hat die richtige Entscheidung getroffen, dich zum Shatei zu befördern und dir mehr Verantwortung zu übertragen“, sagte der ältere Mann lächelnd, runzelte jedoch die Stirn, als Hotaru ruckartig aufstand.

„Entschuldigt mich, ich muss noch ein paar Dinge einpacken. Das Zimmer ist am Ende des Flurs, Akiyama-san, nicht zu verfehlen.“ Er verbeugte sich artig, seinen Ärger nur mühsam unterdrückend. Er fühlte sich mit jeder fortschreitenden Minute mehr verarscht und musste raus aus diesem Raum, bevor er irgendwen beschimpfte. Hideyoshi anzuschreien, ihm seinen Frust entgegenzuwerfen, wäre nur eine kurze Erleichterung gewesen, die unweigerlich eine harte Strafe nach sich gezogen hätte, also trat er den Rückzug an, damit er nichts absolut Dummes tun konnte.

 

Zurück in seinem Zimmer, zog Hotaru die Plastikbox unter dem Aquarium heraus, in der er seine beiden Axolotl unterbrachte, wenn er es reinigte. Die nächsten zwanzig Minuten verbrachte er damit, alles vorzubereiten, um sie von ihrem Zuhause in zwei mit Wasser gefüllte Transportbeutel umzusetzen und legte diese dann in die Box, damit er sie selbst in seinem Auto transportieren konnte. Er würde Pocky und Oreo nie einem anderen überlassen, schon gar nicht irgendwelchen unreifen Kobun oder dem dümmlich grinsenden Shiro, der sicher alles andere als geeignet war, sich um irgendein Tier zu kümmern. Während er damit beschäftigt war, war der Schwarzhaarige höflich hereingekommen und hatte den Transport seiner Umzugskartons organisiert, so dass der Raum innerhalb einer halben Stunde bis auf das Aquarium leer war. Als niemand mehr ständig durch das Zimmer lief, entrollte Hotaru den Schlauch, den er beim Zubehör aufbewahrte, legte ein Ende ins immer noch gefüllte Becken und zog das andere bis nach draußen vor die Veranda, wo sich ein Regenabfluss befand, so dass es nicht lange dauerte, bis es sich selbst entleerte. Er hatte keine Lust, die gut 180 Liter mit einem Eimer zu leeren, die Taktik hatte sich bewährt.

„Macht es Ihnen etwas aus, einen kleinen Teil Ihrer Sachen in Ihrem Auto zu transportieren, Taniguchi-san? Sonst wird es etwas knapp im Transporter, wenn das Aquarium auch noch reinpassen soll“, fragte Shiro, nachdem er zurückgekommen war.

„Nein, das Aquarium hat Priorität. Passen Sie bloß auf, dass es nicht beschädigt wird“, entgegnete Hotaru ernst.

„Selbstverständlich. Welches ist Ihr Auto? Dann stellen wir die Sachen schonmal raus.“

„Der graue Honda Civic R, steht links neben dem Tor.“ Er hob die Plastikbox mit den beiden Axolotl hoch, um sie aus dem Weg zu räumen, während die von Shiro rekrutierten Kobun sich mit dem Aquarium abmühten und es aus dem Raum trugen.

„Die sind ja niedlich, Axolotl, richtig?“ fragte der Schwarzhaarige neugierig. „Haru hat mir letztens ein Video geschickt, legen die echt die Pfote an die Scheibe, wenn man den Finger dranhält?“

„Ja. Haben Sie nichts besseres zu tun, als mich hier vollzuquatschen, Akiyama-san?“ Hotaru brachte etwas Abstand zwischen ihn und sich, dann schulterte er seine Arbeitstasche und stiefelte mitsamt Box aus dem Raum.

„Na das kann ja heiter werden...“ murmelte er augenrollend und hob die Kiste mit dem Aquariumzubehör hoch, die die letzte im Raum war.

Um es einfacher zu machen, schickte Shiro ihm eine Mail mit der Adresse und einer kurzen Beschreibung zur Zufahrt der Tiefgarage, bot ihm aber höflich an, ihm einfach zu folgen, damit er nicht vor dem verschlossenen Rolltor stand.

„Ich finde den Weg schon, Danke“, murrte Hotaru und stieg in seinen rauchgrauen Honda Civic R, nachdem er alles darin verstaut hatte, er musste trotzdem warten, bis Shiro vorgefahren war, da der kleine Transporter seinen Weg zum Tor versperrte. Während er wartete, trommelte er mit den Fingern auf das Lenkrad, eine Zigarette zwischen den Lippen. Hideyoshi hatte es nicht einmal für nötig gehalten, ihn zu verabschieden, sondern war wortlos mit seinen beiden Beratern im Besprechungsraum verschwunden, kaum dass Hotaru das Zimmer verlassen hatte.

 

Der Verkehr floss zäh, es war noch früh genug, dass sie die Ausläufer des morgendlichen Berufsverkehrs zu spüren bekamen und irgendwann hatte der rothaarige Yakuza Shiros dunkelblauen Transporter aus den Augen verloren. Er fuhr fast den gesamten Weg nach Asakusa hinter einem im Schneckentempo kriechenden, klapprigen LKW her, an dem er unmöglich vorbeikam. Seiner sowieso schon miesen Laune setzte das noch einen drauf. Im Kopf rechnete er durch, wie lange er brauchen würde, um das Aquarium wieder aufzubauen und zu befüllen, um noch rechtzeitig beim Waka zu sein, so dass er fast die Seitengasse verpasste, in der sich die Zufahrt zur Tiefgarage befand. Er bremste gerade noch rechtzeitig ab, um mit quietschenden Reifen abzubiegen und mit einem Schlenker über den niedrigen Bordstein vor der Einfahrt zu holpern. Shiro stand mit einem leichten Grinsen auf den Lippen neben der Einfahrt, ein Schlüssel steckte im Terminal, das das Rolltor steuerte und hielt es so geöffnet, bis er hindurchgefahren war.

„Tut mir leid, Taniguchi-san, der einzige freie Parkplatz ist ganz hinten links. Dafür können Sie direkt gerade hineinfahren, ist nur etwas eng, aber Sie schaffen das schon“, sagte der Schwarzhaarige, nachdem Hotaru kurz angehalten hatte, um sich zu orientieren.

Immerhin war die Tiefgarage gut ausgeleuchtet, was ihm die Wegfindung erleichterte. Die Abstandssensoren seines Autos piepten aufgeregt, als er sich in die Parklücke zwängte, die sich direkt neben einer Betonwand befand. Zwischen besagte Wand und seinen linken Außenspiegel passte nicht einmal mehr ein kleiner Finger, so dicht musste er an der Wand stehenbleiben, um noch irgendwie aussteigen zu können. Der Parkplatznachbar war ein auf Hochglanz polierter, dunkelroter Lexus RX 450h, so dass Hotaru die Fahrertür bewusst vorsichtig öffnete und sich durch den entstandenen Spalt quetschte, um auszusteigen. Er musste sich seitlich zwischen den Autos entlangschängeln, mit dem Rücken zu seinem eigenen Auto, um nicht aus Versehen an den SUV daneben zu stoßen. Er war froh darüber, so klein und schmal zu sein, aber nur für den Moment, denn das laut quietschende Kratzen, das während der Bewegung entstand, ließ die kurze Freude in einer Wolke aus Ärger verpuffen. Kaum, dass er etwas mehr Platz hatte, drehte er sich hastig um und sah einen langen Kratzer entlang der hinteren Tür und des Kotflügels seines Autos, exakt auf der Höhe des kurzen Tantō, das er quer an seinem Gürtel befestigt hatte und so daran gewöhnt war, dass er es schlichtweg vergessen hatte.

„FFFFUUUUCK!“ Mit einem dumpfen Schlag knallte sein Fuß gegen den hinteren Reifen, als er seinem Ärger Luft machte und dagegentrat, es ging wirklich alles schief, was schief gehen konnte.

„Alles in Ordnung, Taniguchi-san?“ hörte er Shiros Stimme aus der entgegengesetzten Richtung.

„JA! ALLES ABSOLUT BESTENS! Verfluchte Scheiße aber auch...!“ Er entriegelte den Kofferraum und holte die Box mit seinen Axolotl heraus, die, ebenso fröhlich grinsend wie der junge Yakuza, in ihren Plastikbeuteln trieben, dann knallte er den Deckel wieder zu und stapfte zwischen den parkenden Autos hindurch zum Aufzug, den er auf seinem Weg schon gesehen hatte.

Shiros Transporter stand in einer Ladezone, die Parkplätze direkt neben dem Aufzug schienen dem Waka und seinem Adjutanten vorbehalten zu sein, denn er erkannte den dunkelgrauen Lexus LS 500, den der Nachfolger des Oyabun fuhr und mit dem er sich von der restlichen Clanführung abhob, da diese nur ausländische Autos fuhren. Hotaru hielt kurz inne, warf einen Blick zurück in die Richtung, aus der er gekommen war und fühlte, seine Hände feucht werden. Gehörte der dunkelrote Lexus neben seinem Honda auch dem Waka? Hatte er ihn wirklich nicht berührt oder war dort nun auch ein Kratzer im Lack? Welche Strafe stand eigentlich darauf, am ersten Tag das Auto seines neuen Vorgesetzten zu beschädigen?

Ein paar jüngere Phönixe wuselten umher und verfrachteten Hotarus Habseligkeiten in den geräumigen Aufzug, das Aquarium hatten sie schon ausgeladen und auch dort platziert.

Shiro winkte Hotaru, ihm zu folgen und hielt ihm die Tür zum Treppenhaus auf, bevor er vorging, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Kiste mit dem Zubehör des Aquariums unter den Arm geklemmt.

Hotaru war fit genug, ihm ohne Probleme zu folgen, aber trotzdem erleichtert, als sie an der Tür zum elften Stockwerk ankamen und den Flur dahinter betraten. Der Schwarzhaarige entriegelte eine schlichte Wohnungstür an einem Fingerabdrucksensor und schob sie dann mit dem Fuß auf.

„Bis zu Ihrem Termin mit dem Boss ist ja noch etwas Zeit, soll ich Ihnen mit dem Aquarium helfen, wenn die Jungs es reingetragen haben? Dann können die beiden wieder einziehen.“

Hotaru folgte dem Jüngeren in die geräumige Wohnung, vor der dem Eingang gegenüberliegenden Fensterfront im Wohnzimmer befanden sich allerhand unterschiedliche Bonsais und andere Pflanzen auf einem Regal, frei war nur der Bereich vor der Balkontür, damit man nach draußen gehen konnte. Die Tür zu einem Zimmer zu ihrer Linken stand offen und Shiro trug die Kiste hinein, so dass der Rothaarige ihm unweigerlich folgen musste. Im Zimmer standen ein einfaches Bett und ein abgenutzter Schreibtisch, auf den Türen des Wandschranks befanden sich einige halbherzig abgekratzte, bunte Sticker, die Poster verschiedener Rockbands an den Wänden waren nicht entfernt worden und hingen wohl schon eine Weile dort, was die dünne Staubschicht darauf vermuten ließ.

Hotaru platzierte die Box mit seinen Haustieren auf dem Schreibtisch und drehte sich mit verschränkten Armen um. „Was ist das hier?“

„Wir konnten auf die Schnelle keine freie Wohnung für Sie finden, Taniguchi-san, deshalb müssen Sie leider vorerst hiermit Vorlieb nehmen“, antwortete Shiro gewohnt höflich, er verzog keine Miene über seine sichtbar schlechte Laune. „Aniki Tetsuo war der einzige von uns, der genug Platz hatte, um Sie unterzubringen, bis wir etwas Angemesseneres gefunden haben. Wir haben den ganzen Abend damit verbracht, das Zimmer auszuräumen, sind aber leider nicht mehr dazu gekommen, es richtig sauberzumachen.“

„T... Tetsuo...?!“ Er starrte ihn entgeistert an. Er sollte sich die Wohnung mit diesem zugeknöpften, sturköpfigen Langweiler teilen, der nur das Nötigste sprach und zu allem Überfluss noch der Fuku-honbucho des Waka war? Na, das konnte ja heiter werden. Nicht.

Shiro nickte, dann ging er einen Schritt zur Seite, um den Kobun Platz zu machen, die das Aquarium in den Raum schleppten und es vor der einzigen freien Wand abstellten. Hotaru wartete mit verschränkten Armen, bis sie fertig waren und den Raum verlassen hatten.

„Ich schaffe den Rest allein. Zeigen Sie mir später einfach den Weg zum Waka, damit ich nicht zu spät komme, Akiyama-san“, sagte er schließlich. Die gute Laune, die alle verströmten, nervte ihn und wenn er nicht etwas Zeit für sich hatte, bevor er sich mit dem Waka und seinem Toyboy auseinandersetzen musste, würde er wahrscheinlich einfach platzen.

„Geht klar. Wir räumen die Kisten aber noch ins Wohnzimmer, damit sie nicht auf dem Flur herumstehen und ich die Tür schließen kann, bevor Aoi ausbüxt.“ Shiro drehte sich auf dem Absatz um, machte zwei schnelle Schritte vor und schnappte sich die graue, plüschige Katze, bevor sie nach draußen flitzen konnte. „Hiergeblieben! H... He! Au!“ Er klemmte sich das fauchende Tier unter den Arm, durchquerte die Wohnung und sperrte es schließlich im Schlafzimmer ein. „Im Abstellraum neben dem Bad müssten Eimer sein, damit können Sie das Aquarium wieder füllen. Bis später dann.“

Hotaru schlängelte sich zwischen den Kisten und Taschen hindurch, die die Kobun im Wohnzimmer abgestellt hatten und nutzte die Gelegenheit, sich einen Eindruck von der Wohnung zu verschaffen, die viel zu groß war für eine einzige Person. So wie das ihm zugeteilte Zimmer aussah, hatte dort zuvor ein Teenager gewohnt, also musste Tetsuo irgendwann wohl mit Partnerin und Kind zusammengelebt haben. Bevor er sich um das Aquarium kümmerte, öffnete er die von Shiro geschlossene Schlafzimmertür einen Spalt, damit die Katze wieder herauskommen konnte, wenn ihr danach war. Sie hatte eine Weile ärgerlich miaut und sich dann wohl beleidigt auf dem großen Bett zusammengerollt, wie er durch den Spalt hatte sehen können.

Das Befüllen des Aquariums und Anschließen aller Schläuche, Filter und des Durchlaufkühlers, um die Wassertemperatur konstant kalt zu halten, hielt Hotaru die nächste Stunde beschäftigt und lenkte ihn von seinem Ärger ab. Die Versorgung seiner Axolotl musste er abgeschlossen haben, bevor er sich mittags beim Waka melden sollte, da er nicht wusste, wie lang der Tag schlussendlich werden würde. Während die beiden Lurche sich in ihrem neuen alten Heim vom Transport erholten, begann er, die Kisten ins Zimmer zu schaffen und zumindest etwas auszuräumen, soweit der begrenzte Platz es zuließ. Der Wandschrank reichte bei Weitem nicht aus, um seine ganze Kleidung aufzunehmen, also ließ er das meiste in den Kartons, die er neben dem Schreibtisch aufeinanderstapelte, damit sie etwas weniger Platz wegnahmen. Gemütlich war etwas anderes, aber solange seine Unterkunft nur von kurzer Dauer war, konnte er sich damit arrangieren.

Chapter 91

Summary:

„Keinen Grund zur Sorge, Yukimura geht es blendend. Ich habe ihn bei Onodera-sama abgeliefert, wie es sein Wunsch war“, maulte Hotaru ihn an, bevor er etwas sagen konnte. „Ich weiß was ich tue, sonst wäre ich nicht hier.“

„Ach? So gut kann das ja auch nicht sein, wenn der Oyabun dich unbedingt loswerden wollte“, meckerte Tetsuo zurück. „Oder wie kann es sein, dass er einen seiner Besten, wie er es sagte, so schnell vor die Tür setzt?“

„Was weiß ich?! Ich befolge Befehle und hinterfrage seine Beweggründe nicht.“ Hotaru verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihn grimmig an.

„Wir können hier keine spitzelnden Ex-Cops gebrauchen.“ Er beugte sich zu ihm herab, die Hände in den Hosentaschen vergraben. „Ein Fehler und der Boss zeigt dir sicher gerne, wie gut er mit seinem Schwert umgehen kann.“

„Ich bin Yakuza, kein Cop mehr. Du kannst mich nicht einschüchtern, ohne mich habt ihr keinen, der auf Yukimura aufpassen kann, sonst hättet ihr doch schon längst jemanden innerhalb eurer Abteilung gefunden, oder?“ Er rempelte ihn im Vorbeigehen an. „Geh mir aus dem Weg, ich habe echt keinen Bock, mich mit deinen Minderwertigkeitskomplexen auseinanderzusetzen, Arschloch.“

„Wie war das?!“

Chapter Text

Shiro holte ihn fünf Minuten vor dem verabredeten Termin ab, um ihn ins nächste Stockwerk zu bringen. Hotaru nahm beiläufig wahr, dass offensichtlich niemand dort Zugang hatte, der nicht dafür berechtigt war, Aufzug und Türen von Wohnung und dem danebenliegenden Büro waren durch hochmoderne biometrische Sensoren gesichert. Im kleinen Aufenthaltsraum vor dem Büro saßen einige Kobun in schwarzen Anzügen und dunkelroten Phönixjacken, die ihn skeptisch beäugten, zumindest das war nicht anders als im Anwesen, wenn auch im kleineren Maßstab. Pünktlich auf die Minute öffnete der Schwarzhaarige die Tür zum Büro und ließ Hotaru den Vortritt, bevor er nach ihm eintrat und die Tür wieder schloss.

„Ich bringe Taniguchi-san, Boss“, sagte er knapp und blieb nach einer kurzen Verbeugung mit hinter dem Rücken verschränkten Armen neben der Tür stehen.

Kazuki lehnte am massiven Mahagonischreibtisch, Tetsuo saß halb auf der Kante und warf Hotaru einen kühlen Blick zu.

„Guten Tag, Waka, es ist mir eine Ehre, für Euch arbeiten zu dürfen“, begrüßte Hotaru ihn mit einer tiefen Verbeugung.

„Übertreiben Sie es nicht mit der Höflichkeit, Taniguchi“, entgegnete Kazuki ernst. „Wenn Sie sich noch tiefer verbeugen, können Sie wahrscheinlich die Knoten im Teppich zählen.“

Die Gesichtsfarbe des Jüngeren näherte sich für einen Moment seiner Haarfarbe, bevor er sich fasste, aufrichtete und wie Shiro die Arme hinter dem Rücken verschränkte.

„Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Waka, der Oyabun legte Wert auf die korrekte Anrede.“

„Haben Sie einen Parkplatz finden können? Die Tiefgarage ist dienstags etwas voller als sonst“, fragte er bemüht freundlich.

„Ja, das habe ich, Waka.“

„Neben deenem RX war noch en Plätzchen frei, Boss“, informierte Shiro ihn mit hörbarem Kansai-Dialekt, den Hotaru vorher kaum wahrgenommen hatte.

Kazuki hob fragend eine Augenbraue, die Stirn leicht gerunzelt, Hotaru spürte, wie seine Hände feucht wurden.

„Mir war nicht bewusst, dass auf den Parkplatz daneben mehr als zwei Motorräder passen. Was für ein Auto fahren Sie, Taniguchi?“

Der junge Mann schluckte trocken, bevor er antwortete: „Einen 2018er Honda Civic, Waka. Es war... knapp, aber es passte dann doch.“ Seine olivgrünen Augen huschten kurz zu Tetsuo, der nur mühsam ein Grinsen unterdrückte, nachdem er sein Auto erwähnt hatte. Dass sein rauchgrauer Schatz den langweiligen Tesla des Blonden höchstwahrscheinlich mühelos abhängen würde, erwähnte er besser nicht, auch wenn ihm der Satz schon auf der Zunge lag.

Kazuki beugte sich zu seinem Adjutanten und sprach leise mit ihm: „Sieh zu, dass er einen eigenen Parkplatz bekommt. Mir egal wo, Hauptsache nicht in der Nähe eines meiner Autos.“

Tetsuo nickte nur knapp und stand auf, die Arme vor der breiten Brust verschränkt.

„Bevor Sie anfangen, gibt es einige Dinge zu klären, Taniguchi“, sprach er streng. „Der Boss verlangt uneingeschränkte Loyalität von allen, die für ihn arbeiten. Jeder von uns ist zuallererst ihm verpflichtet, nur Oyabun Hideyoshi würde im Ausnahmefall Priorität haben. Sie haben bisher für den Oyabun gearbeitet, deshalb sind Sie mit den Regeln vertraut, dennoch sind wir in Asakusa weitestgehend eigenständig. Jeder Phönix ist nur dem Boss verpflichtet, Oyabun Hideyoshi weiß das und duldet es, kein anderer im Clan ist berechtigt, das zu wissen und da Sie ab sofort hier arbeiten werden, ist es wichtig, dass Sie darüber Stillschweigen wahren.“

Hotaru nickte zum Verständnis, es war nichts Neues, dass einzelne Unterbosse ihre eigenen Männer hatten, die nur für sie arbeiteten, also auch kein Grund dafür, dass der Blondschopf sich so aufplusterte.

„Wir werden Ihnen heute und in den nächsten Tagen weitere Aufgaben zuteilen, die Sie für Onodera Real Estate erledigen werden, statt nur den Bodyguard für Yukimura-sensei zu spielen.“ Tetsuo schnalzte leicht mit der Zunge, seine Laune hatte sich seit dem Vortag ebenfalls nicht gebessert und er hätte den Knirps mit den herausgewachsenen, rotgefärbten Haaren am liebsten wieder vor die Tür gesetzt. „Sie bekommen einen Vertrauensvorschuss, da der Oyabun Sie persönlich an uns überstellt hat, aber der ist nicht unendlich. Die Wohnung vom Boss ist tabu für Sie, außer Yukimura-sensei nimmt Sie selbst mit dorthin oder Sie werden eingeladen. Für sicherheitsrelevante Dinge werden Sie zwar einen Zugang bekommen, aber Sie werden ihn nur in Ausnahmefällen nutzen. Darüber hinaus bekommen Sie einen Schlüssel für Yukimura-senseis Wohnung und Freigaben für meine Wohnung, den Aufzug und die Tiefgarage. Das Büro betreten Sie nur in meiner oder Shiros Begleitung, bis der Boss es anders entscheidet.“

Also konnte er sich nur in zwei Wohnungen frei bewegen, dachte Hotaru für sich. Großartig, und sein Schützling war ungeschützt, wenn er sich in der Wohnung des Waka aufhielt, nur weil man ihm nicht vertraute. Er hatte fünf Jahre für den Oyabun gearbeitet und sich mehr als einmal als würdig erwiesen, aber die Ablehnung seiner neuen Vorgesetzten war spürbar, nur Shiro schien komplett unvoreingenommen zu sein.

„Ich verstehe. Es war in den letzten Jahren eine meiner Aufgaben, das Leben des Oyabun und seinen Haushalt mit allen Mitteln zu schützen, bitte beleidigen Sie mich nicht, indem Sie meine Integrität in Frage stellen, Tetsuo-san“, entgegnete Hotaru ärgerlich. „Mein Leben gehört dem Clan, es wäre sinnlos, würde ich das mir entgegengebrachte Vertrauen missbrauchen.“

„Damit werden Sie leben müssen, Taniguchi.“ Tetsuo schaute kurz auf seine Smartwatch. „Lässt du Honda-san bitte rein, Shiro?“

„Sie ist schon da? Die Frau ist immer so früh dran...“ Shiro raufte sich die Haare, verbeugte sich kurz und verließ den Raum.

„Honda-san wird Sie mit den nötigen Infos bezüglich Ihrer Arbeit für meine Firma versorgen und Ihren Arbeitsvertrag mitbringen, Taniguchi. Je nachdem, wie viel Zeit sie hat, erklärt sie Ihnen einige Abläufe und weitere Regeln. Kou verlässt nur selten das Haus, da er in seiner Wohnung arbeitet, Sie werden also genug Zeit haben, andere Aufgaben zu übernehmen“, erklärte Kazuki in geschäftsmäßigem Ton.

Tetsuo ging an Hotaru vorbei zur Bürotür und lehnte sich dagegen, die Arme verschränkt. Die Atmosphäre im Raum wurde um einiges kühler, als Kazuki sich zu seiner vollen Größe aufrichtete, so dass der Rothaarige zu ihm aufsehen musste, als er sich so dicht vor ihn stellte, wie es der Höflichkeit gerade noch angemessen war. Er schaute ernst auf ihn herab, die Augenbrauen leicht zusammengezogen, während er ihn musterte.

„Welche Befehle haben Sie bezüglich Ihrer Versetzung? Sie haben lange genug im Anwesen gelebt, um zu wissen, dass ich mehr Feinde innerhalb des Clans habe als außerhalb“, sagte er kühl. „Ich schätze meinen Schwiegervater sehr, dennoch ist es für ihn unüblich, ohne vorherige Absprache so zu handeln. Für wen arbeiten Sie sonst noch?“

Hotaru drückte den Rücken durch und erwiderte den Blick seiner dunkelbraunen Augen. „Ab heute arbeite ich für Euch, Waka und nur für Euch. Der Oyabun hat mir vor vierundzwanzig Stunden den Befehl gegeben, auszuziehen und mich hier zu melden, um Yukimura-sensei mit meinem Leben zu schützen. Ich schulde ihm nicht mehr Loyalität als jedes andere Clanmitglied und habe keinerlei Ambitionen meine Versetzung für unehrenhaften Verrat zu nutzen. Weitere Befehle habe ich nicht erhalten, über seine Beweggründe bin ich nicht informiert.“ Er spürte Tetsuos abschätzigen Blick auf seinem Hinterkopf und erwartete fast, dass sie ihn doch noch rauswerfen würden, also schluckte er seinen Ärger für den Moment herunter. „Verzeiht, wenn ich meine Kompetenz überschreite, Waka, es ist mir bewusst, wie angespannt die Lage seit dem Vorfall mit Hayashi-san vor zwei Wochen ist. Ich kann Euch versichern, dass der Oyabun und alle, die direkt für ihn arbeiten, ebenso überrascht davon waren, wie Ihr. Während Eurer Genesungszeit haben wir alles darangesetzt, die Hintergründe aufzuklären und die Informationen an Eure Sicherheitsabteilung weiterzuleiten, das solltet Ihr bereits wissen. Hayashi-san scheint aus rein persönlichen Motiven gehandelt zu haben, dennoch ist es klar, dass im Fall weiterer Verstrickungen die Sicherheit erhöht werden muss. Deshalb bin ich hier. Ihr habt alle Informationen, die Ihr braucht, um mich einschätzen zu können, meine Qualifikationen sind mehr als ausreichend, um Yukimura-senseis Leben zu schützen. Ich werde meine Pflicht erfüllen, wie ich es geschworen habe, Waka.“ Hotaru senkte abschließend ergeben den Kopf. Kazuki hatte während seiner Ansprache keine Miene verzogen, er hatte den Ruf, absolut beherrscht zu sein und damit jeden zu verunsichern, weil es unmöglich war zu erraten, was er wirklich dachte.

Das leise Klicken der Klinke der Zwischentür zur Wohnung erschien laut in der eingetretenen Stille. Sie wurde einen Spalt aufgeschoben, es kam aber niemand herein.

„Kazuki...? Ich störe ja nur ungern, aber... kannst du mir kurz helfen?“ ertönte Kous samtige Stimme aus dem Nebenraum, er klang etwas nervös.

Der Angesprochene ging einen Schritt zurück, Hotaru beobachtete fasziniert, wie sich seine strengen Gesichtszüge sichtlich entspannten, als er seine Stimme hörte.

„Was gibt es denn, Kou?“ Er drehte sich um und ging zur Tür, um sie etwas weiter zu öffnen, dann grinste er breit.

„...Ich hab mich verheddert... am Ohr und naja... du siehst es selbst...“ Kou steckte etwas hilflos in seinem mintgrünen Strickpullover, der sich mit einer Reihe Maschen am Stab des neuen Industrial-Piercings in seinem rechten Ohr festgehakt hatte, was darin resultierte, dass er ihn nur zur Hälfte angezogen hatte, damit er nicht zu sehr daran zog.

„Tetsu, kommst du mal eben?“ Kazuki winkte seinen Adjutanten zu sich, während er Kou in den Raum führte und ihn auf der Schreibtischkante Platz nehmen ließ.

„Das ist mir so peinlich...“ murmelte Kou, während die beiden feixend vor ihm standen und sich über sein Dilemma amüsierten. „Helft ihr mir jetzt oder nicht?“ Sein Blick wanderte durch den Raum und blieb auf Hotaru haften, der nach wie vor steif, aber neugierig, im Raum stand, auch wenn die Atmosphäre sich schlagartig gelockert hatte, dann duckte er sich vor Tetsuos Fingern weg, der konzentriert versuchte, die Fäden aus dem Piercing herauszuziehen. „Sei vorsichtiger, das tut weh, Tetsuo...!“

„Dann halt still, sonst schneide ich dich da raus.“

„Das ist mein Lieblingspullover, untersteh dich, ihm auch nur mit irgendetwas Scharfem nahe zu kommen“, entgegnete er ärgerlich. Er war immer noch angespannt, da er kaum geschlafen hatte und einige Phönixe schon früh am Morgen Sachen aus Tetsuos Wohnung in Kazukis Gästezimmer geräumt hatten, so dass er wach geworden war.

Kazuki zog ihm den Pullover kurzerhand über den Kopf, so dass er besser schauen konnte, welche Fäden sich verhakt hatten und friemelte sie schließlich heraus, während Tetsuo das Kleidungsstück festhielt, damit er beide Hände freihatte. Kou hatte die Stirn gerunzelt und war froh darüber, dass er noch ein ärmelloses Top daruntertrug, damit er nicht oberkörperfrei dort sitzen musste.

„So... was hast du gemacht, dass sich das so verknotet hat?“ Kazuki half ihm, den Pullover richtig anzuziehen und strich ihm fürsorglich die Haare glatt.

Kou zuckte mit den Schultern. „Ich muss mich noch an das Piercing gewöhnen, das ist alles. Wer ist das?“

„Taniguchi Hotaru, er ist der Bodyguard, von dem ich dir erzählt habe“, antwortete der Ältere.

Kou bernsteinfarbene Augen weiteten sich vor Überraschung. Er hatte jemanden von Tetsuos Kaliber erwartet, groß, ernst, angespannt, und keine 1,70 m kleine Personifikation absoluter, männlicher Niedlichkeit. Er rutschte von der Tischkante, zwängte sich zwischen Kazuki und Tetsuo hindurch, die ihn aus einem ihm unerfindlichen Grund abschirmten und ging schnurstraks zu ihm.

„Guten Tag, Taniguchi-san. Yukimura Kou, freut mich sehr, Sie kennenzulernen“, stellte er sich fröhlich lächelnd vor und verbeugte sich leicht. Als er sich wieder aufrichtete, schob er eine Haarsträhne hinter sein Ohr, die sich aus seinem locker gebundenen Zopf gelöst hatte.

Hotaru erwiderte seine Begrüßung mit einem kleinen Lächeln, der tollpatschige Auftritt seines neuen Schützlings hatte ihn überrascht, umso mehr die Reaktion seiner beiden Vorgesetzten.

„Ich hoffe, Sie leben sich trotz der Umstände schnell ein, Taniguchi-san. Das kam für uns alle sehr überraschend, jetzt müssen wir das Beste daraus machen“, sprach Kou freundlich weiter, ihm war die Anspannung aller Anwesenden nicht entgangen. „Wie sieht der Plan für heute aus, Kazuki?“

„Honda kommt vorbei, um Taniguchi seine weiteren Aufgaben zu erklären, das wird eine Weile dauern“, antwortete der Angesprochene. „Du kannst hierbleiben oder dich um deine Arbeit kümmern, wie du willst.“

„Honda-san?“ Kou wurde hellhörig. Er hatte bisher nur mit Kazukis Büroleiterin telefoniert, sie aber noch nie persönlich getroffen. „Ich bleibe noch ein Weilchen.“ Er grinste kurz in Hotarus Richtung, dann zog er ihn überraschend am Ärmel mit sich zum Sofa an der Wand und ließ sich mit ihm darauf nieder.

Auf einen strengen Blick von Tetsuo hin, stand Hotaru wieder auf und blieb stattdessen neben dem Sofa stehen. Kou schaute fragend von dem Blonden zu ihm und wieder zurück.

„Ihr wart doch nett zu ihm?“ fragte er die beiden Yakuza, die vor dem Schreibtisch standen und deren Anspannung immer noch greifbar war.

„Wir haben geschäftliches besprochen und ihm die Regeln erklärt. Keine Ahnung, was du mit nett meinst, Kou“, sagte Tetsuo grummelig. „Wir sind nicht nett.“

 

Sie warteten einige Minuten, für Kou unangenehm schweigend, er wusste aber auch nicht, wie er die Situation retten konnte, da Kazuki und Tetsuo nach wie vor alles andere als begeistert über Hotarus Anwesenheit schienen. Die Bürotür wurde geöffnet und Shiro kam herein, gefolgt von einer etwas kräftigeren Frau Mitte Vierzig, die die Haare modisch kurz geschnitten und grau gefärbt hatte, der leichte, dunkle Ansatz zeigte, dass die Farbe nicht ihre Naturhaarfarbe war. Sie trug einen hellen Hosenanzug mit weit geschnittener Hose, dazu offene Sandalen und dunkelgrün lackierte Fuß- und Fingernägel. Die warmen, hellbraunen Augen funkelten freundlich hinter einer runden, randlosen Brille.

„Du solltest vorsichtiger sein, wenn du dich mit Katzen prügelst, Shiro-kun. Das kann sich böse entzünden“, sagte sie, während der junge Yakuza die Tür schloss.

„Ich weiß, Honda-san. Meine Tetanus-Impfung ist erst ein paar Wochen alt, alles gut“, beschwichtigte er sie. „Ich musste noch zehn Minuten unten auf sie warten, Aniki Tetsuo, ist deine Uhr kaputt?“

„Du kannst gehen, Shiro. Ich sage dir Bescheid, wenn ich dich heute nochmal brauche“, befahl Tetsuo, ohne auf seine Frage einzugehen.

„Selbstverständlich. Auf Wiedersehen, Honda-san, bis zum nächsten Mal.“ Shiro verbeugte sich höflich, winkte Kou kurz und verließ den Raum wieder.

„Hier ist ja eine Grabesstimmung, ist jemand gestorben, Kazuki?“ fragte sie und stellte ihre offensichtlich schwere Tasche auf dem Tisch vor dem Sofa ab. „Oh, Yukimura-san, mit Ihnen habe ich heute gar nicht gerechnet.“

„Ich gehe gleich wieder, aber da wir bisher nur telefoniert haben, dachte ich, ich warte kurz, damit wir uns zumindest einmal persönlich gesehen haben, Honda-san“, antwortete Kou höflich.

„Das war eine gute Idee.“ Sie schaute zu Kazuki und Tetsuo, nachdem sie Hotaru mit einem Nicken begrüßt hatte. „Seid ihr beide heute irgendwie mit dem falschen Fuß aufgestanden?“

„Nein, verzeih, Akiko, willst du einen Tee?“ Kazuki löste sich von seinem Platz vor dem Schreibtisch.

„Später. Weich mir nicht aus, nachdem ich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt habe, um sinnvolle Aufgaben für Taniguchi-san zu finden. Meine Männer zuhause waren nicht begeistert, dass ich bis spät nachts im Büro war“, tadelte sie ihn.

„Wir haben alle wenig geschlafen, unsere Planung hat das ebenso durcheinander geworfen wie deine. Danke, dass du extra hergekommen bist“, sagte er versöhnlich.

Kou stand auf und strich sich die Hose glatt. „Ich mache Tee oder will jemand lieber Kaffee?“

Hotaru horchte auf bei dem Angebot von Kaffee, wollte aber keine Umstände machen, da sonst niemand Kaffee zu trinken schien und schüttelte schließlich den Kopf, nachdem er sichtbar gezögert hatte. „Nein, Danke.“

„Wirklich nicht? Ich koche sowieso welchen für mich, das fällt nicht ins Gewicht“, hakte Kou nach.

Hotaru rang mit sich, ohne Kaffee konnte er selten arbeiten, aber die prüfenden Blicke von Kazuki und Tetsuo waren spürbar.

„Schwarz, Milch, Zucker?“

„Sch... schwarz, Danke...“ murmelte er leise, da seine Hartnäckigkeit und die Missachtung des gesamten Protokolls ihn komplett überraschten.

Kou quittierte seine Antwort mit einem Lächeln, drehte sich um, drückte Kazuki einen Kuss auf die Wange und ließ die vier allein, um sich um die Getränke zu kümmern.

„Na, zumindest einer scheint sich über Ihre Anwesenheit zu freuen, Taniguchi-san“, bemerkte Akiko amüsiert. „Setzen Sie sich, wir haben eine Menge Dinge zu besprechen und zu organisieren.“

Hotaru setzte sich also wieder auf das Sofa, die Büroleiterin setzte sich neben ihn und sortierte den Inhalt ihrer Tasche auf den Tisch, während sie ihm knapp erläuterte, welche Aufgaben sie ihm fürs Erste übertrug.

Kou kam etwas später mit einem Tablett zurück, auf dem eine Teekanne, mehrere Tassen und eine Schale mit Keksen standen. Er verteilte die Teetassen und goss jedem etwas aus Kazukis gusseiserner, verzierter Teekanne ein, bevor er Hotaru einen großen, bis zum Rand gefüllten Kaffeebecher reichte.

„Bitte sehr, Taniguchi-san. Falls Sie doch noch Milch oder Zucker möchten, steht etwas auf dem Tablett.“

Hotaru umfasste den Kaffeebecher mit beiden Händen und schaute dankbar zu ihm hoch. So unerwünscht er sich bisher gefühlt hatte, ließ Kous warme Herzlichkeit etwas Zuversicht aufkommen, dass es vielleicht nicht ganz so furchtbar werden würde, wie er es sich ausgemalt hatte.

„Woher sind die Kekse?“ fragte Tetsuo.

„Die hat Shiro vorhin gebracht, hat Haruka-chan gebacken, meinte er, aber da er gerade kaum Zucker isst, hat er sie mir gegeben. Wieso?“

„Nur so...“ Er nahm sich einen Keks und aß ihn schweigend.

„Ich bin dann unten, wenn noch etwas sein sollte.“

„Hast du noch ein paar Minuten?“ Kazuki legte eine Hand auf Kous unteren Rücken und lotste ihn zur Zwischentür.

„Ja, aber nicht ewig, mir fehlen zwei Tage, Kazu...“

„Nur kurz.“ Er zog die Tür hinter sich zu, nachdem sie in der Wohnung angekommen waren und drehte Kou zu sich um. „Wie ist dein Eindruck?“

„Wovon? Taniguchi?“ Kou stützte das Kinn auf die Hand und überlegte einen Moment, als Kazuki genickt hatte. „Schwierig. Ihr habt ihn dermaßen eingeschüchtert, dass ich mir kein Bild machen kann, Kazu. Ich kann ja verstehen, dass ihr euch Sorgen macht wegen allem, was passiert ist, aber... wir sitzen jetzt alle im selben Boot und müssen irgendwie durch. Wie ist seine fachliche Kompetenz? Du wirst doch sicher alle Informationen haben, die du brauchst.“

„Überragend...“ Kazuki verzog das Gesicht. In jeder anderen Situation hätte er Hotaru ohne Zögern eingestellt, aber es ging um Kous Sicherheit und er ließ sich ungern irgendwen aufzwängen, nur weil der Oyabun es für eine gute Idee hielt.

„Dann überlass den Rest deiner Erfahrung. Du magst dich bei Itsuki geirrt haben, aber er hat auch Sayuri getäuscht und für sie ist es sehr viel schlimmer als für dich.“ Er schlang die Arme um seine Taille, den Kopf lehnte er an seine Schulter und genoss für einen Moment das Gefühl des grauen Kammgarns, aus dem sein Anzug war, an seiner Wange. „Ich will nicht nach weniger als einer halben Stunde eine Entscheidung treffen, ich habe noch nichteinmal richtig mit ihm gesprochen. Ich weiß also nicht, ob das funktioniert oder ob wir uns nicht ausstehen können, ich weiß nur, dass er mir leidtut und zumindest eine Chance verdient hat.“

„Hmm... es beruhigt mich, dass deine Befürchtung sich nicht bewahrheitet hat. Geht es dir etwas besser?“ Kazuki strich mit einer Hand über seinen Hinterkopf und ließ sie dann in seinem Nacken liegen.

„Mhm... ich bin froh, dass er nicht Asoda 2.0 ist oder so wie Tetsuo, als ich ihn kennengelernt habe. Also... hmm...“ Kou fuhr mit dem Zeigefinger über seine Brust. „Ich werde nett zu ihm sein, damit er sich wohlfühlt, wenn ihr schon nicht nett seid.“

 

~

 

„Danke, Tetsuo. Du kannst Taniguchi-san hierlassen, wir kommen schon zurecht, ohne, dass du auch noch hier herumsitzen musst“, sagte Kou höflich und schmunzelte kurz über Tetsuos nach wie vor angesäuerten Gesichtsausdruck. „Schließlich soll er ab heute auf mich aufpassen. Geh rauchen, bevor du wieder zu Kazu gehst, du bist ja noch angespannter als sonst schon.“

„Du meldest dich, wenn irgendwas sein sollte, ja?“ Tetsuo kramte in seiner Jackentasche nach seinen Zigaretten und seinem Feuerzeug.

„Aber klar. Besonders lange arbeite ich heute auch nicht mehr, ich komme also später wieder hoch und erstatte dir Bericht über jeden Patzer, den Taniguchi-san sich geleistet hat, Herr Sicherheitschef.“ Er schob Tetsuo bestimmt aus der Tür und schloss sie hinter ihm, dann drehte er sich mit einem Seufzen zu Hotaru um, der mit gerunzelter Stirn in seinem Wohnzimmer stand. „Kaffee? Ich habe auch irgendwo noch Kuchen...“

„Danke, ich will wirklich keine Umstände machen, Yukimura-sensei...“

„Unsinn. Wir werden ab sofort wohl viele Stunden miteinander verbringen, Sie machen mir keine Umstände, eher tut es mir leid, dass wegen mir alles so durcheinander ist.“ Kou wuselte in seine kleine Küche, holte Tassen und Teller aus dem Schrank und suchte in einem anderen nach den kleinen, abgepackten Küchlein, die er für Notfälle dort deponiert hatte. „Welche Arbeit sollen Sie für Honda-san erledigen?“

Hotaru zupfte nervös am Saum seines Jacketts, dass Kou Tetsuo rauchen geschickt hatte, erinnerte ihn daran, dass er seit dem Morgen selbst nicht mehr geraucht hatte und neben Koffein und Zucker dringend Nikotin brauchte, aber darum konnte er Kou kaum bitten.

„Datenabgleich und Eingabe in eine neue Datenbank. Es existieren wohl noch veraltete Excel-Tabellen, mit denen sich sonst niemand beschäftigen wollte“, antwortete er schließlich.

„Klingt mir nach Beschäftigungstherapie. Ich habe leider nichts, bei dem Sie mir helfen könnten, ich räume aber gerne meinen zweiten Schreibtisch frei, dann haben Sie zumindest einen Arbeitsplatz und müssen das nicht am Wohnzimmertisch machen.“ Er beobachtete ihn neugierig, während er darauf wartete, dass die Kaffeemaschine die Tassen füllte. Kazuki hatte ihm einen viel zu teuren Vollautomaten in die Küche gestellt, weil seine kleine Padmaschine den Geist aufgegeben hatte, es hatte aber keinen Sinn gehabt, sich darüber zu beschweren und der Kaffee schmeckte auch sehr viel besser. Ihm fiel auf, wie gekonnt Hotaru seinen schwarzen Anzug mit ungewöhnlichen Accessoires aufgepeppt hatte, die violette Krawatte und die passende Weste stachen sofort ins Auge, Gürtel, Manschettenknöpfe und die silberne Kragenkette waren darauf abgestimmt und gaben seiner Erscheinung das gewisse Extra. Ihm fiel aber auch auf, wie angespannt und nervös er war, auch wenn er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.

„Trinken wir den Kaffee auf dem Balkon, solange dort die Sonne noch scheint? Er ist nicht groß, aber wir können beide wahrscheinlich etwas frische Luft vertragen“, bot Kou an und drückte ihm einen bunt gemusterten Kaffeebecher in die schlanke Hand, den Teller mit den Küchlein stellte er auf seinem eigenen Becher ab und ging vor.

„Ganz wie es Ihnen am besten passt“, sagte Hotaru höflich, folgte ihm nach draußen und lehnte sich in Ermangelung einer weiteren Sitzgelegenheit an das Geländer. Er schloss die Augen und genoss den bitteren Geschmack des Kaffees mit einem leisen Seufzen. Ihm war immer noch zum Heulen zumute, Hideyoshis Verhalten hatte ihn verletzt, mehr noch, als er Shiro nach dem Frühstück in seiner Gegenwart so gelobt hatte, als hätte er schon ein Auge auf den nächsten Shudō-Kandidaten geworfen.

„Es stört mich nicht, wenn Sie rauchen. Sie müssen sich in meiner Gegenwart nicht so zurückhalten, ich lege nicht viel Wert auf diese übertriebene Etikette“, unterbrach Kou seine kreisenden Gedanken. „Ich bin Kazukis Partner, aber kein Clanmitglied, mich beleidigt man nicht, indem man sich nicht an veraltete Regeln hält.“ Er schaute ihn mit amüsiert funkelnden Bernsteinaugen über den Rand seiner Tasse hinweg an.

Hotaru atmete geräuschvoll aus und ließ die Schultern ein Stück sinken. „Gott... das ist das Netteste, das ich seit Tagen gehört habe. Könnte ich... doch noch etwas Milch und Zucker haben?“

„Klar.“ Er stellte seine Tasse auf dem Hocker ab und ging nach drinnen, um beides zu holen, während sein Bodyguard die Zigaretten aus der Innentasche seines Jacketts zog und sich erleichtert eine davon anzündete.

Sie tranken einträchtig schweigend ihren Kaffee und genossen die letzten Sonnenstrahlen des ersten Apriltages. Kou zwang Hotaru im Anschluss eines der Küchlein auf, damit er wenigstens etwas gegessen hatte und empfahl ihm den Wadas Ramenstand an der Ecke des Gebäudes, wenn er einmal nicht dazu kam, sich etwas zu kochen. Er erkundigte sich, ob Tetsuo mit ihm besprochen hatte, wie sie ihr temporäres Zusammenleben regelten und kräuselte die Stirn, als er ihm antwortete, dass der Blonde nicht viel dazu gesagt hatte, außer, dass er sich am Kühlschrank bedienen konnte und sonst auch alles nutzen konnte, wie er wollte.

„Es ist nicht einfach, so kurzfristig sein gewohntes Umfeld verlassen zu müssen. Ich weiß, es ist ihr Job, auf mich aufzupassen, aber wenn Sie jemanden zum reden brauchen oder sonst irgendwas loswerden wollen, höre ich gerne zu. Ich erzähle davon auch nichts weiter, was in meiner Wohnung besprochen wird, bleibt in meiner Wohnung“, sagte Kou fürsorglich, nachdem er Hotaru seinen Schreibtisch freigeräumt hatte. Die Zeichenutensilien, die er darauf gelagert hatte, räumte er in den Schrank, wo sie eigentlich hingehörten und die leeren Kartons, die immer noch auf dem Bürostuhl lagen, warf er kurzerhand ins ungenutzte Schlafzimmer, um sich später darum zu kümmern.

„Das ist sehr freundlich, ich denke aber nicht, dass das notwendig sein wird, Yukimura-sensei.“ Er legte seine Arbeitstasche auf dem Schreibtisch ab. Er hatte nicht vor, sich mehr als nötig mit seinem Schützling zu arrangieren oder gar anzufreunden, das würde nur seine Arbeit erschweren, wenn er zu viel Sympathie empfand, auch wenn er zugeben musste, dass Kou das komplette Gegenteil von dem war, was er erwartet hatte. Toyboys anderer Yakuza-Bosse waren oft affektiert und überheblich, lebten dafür, sich von ihren Daddys aushalten und verhätscheln zu lassen und hatten für einen Bodyguard kaum ein nettes Wort übrig. Andererseits hatte er auch noch nicht erlebt, dass einer der Bosse so auf die Stimme seines Partners reagiert hatte wie Kazuki, er war innerhalb von Sekundenbruchteilen wie ausgewechselt und entspannt gewesen, fürsorglich gegenüber dem Jüngeren, der sich tollpatschig in seinem Pullover verheddert hatte. Kou war mehr als ein Spielzeug für ihn, das war offensichtlich, wenn man die beiden zusammen sah. Er schien sich seiner Position durchaus bewusst zu sein und den Konsequenzen, die seine Beziehung zu Kazuki hatte, bewahrte sich jedoch seine berufliche und finanzielle Unabhängigkeit. Dass er die Wohnung selbst finanzierte und hart dafür arbeitete, sich seine eigenen Träume zu erfüllen, beeindruckte Hotaru ebenso wie seine ehrliche Herzlichkeit.

 

Kou streckte sich und gähnte herzhaft. „Ich schlage vor, wir machen für heute Feierabend. Ich habe Hunger und wenn ich jetzt mit der nächsten Seite anfange, arbeite ich bis morgen früh durch. Sie haben sicher auch noch Sachen auszupacken, wir können alles weitere ja morgen oder in den nächsten Tagen klären. Kommen Sie erstmal an und gewöhnen sich an alles, der Rest findet sich.“

Hotaru nickte zustimmend und wartete, bis er seine Utensilien zusammengesucht hatte, um ihn bis zu Kazukis Wohnung zu bringen. Sein Schützling wünschte ihm einen schönen Restabend und eine gute Nacht, woran er selbst noch nicht so richtig glaubte, wenn er an das Chaos in dem kleinen Zimmer dachte, das dort immer noch herrschte. Er verabschiedete sich höflich und ging ein Stockwerk nach unten zu Tetsuos Wohnung, die vorerst sein neues Zuhause war.

Tetsuo saß missmutig auf dem Sofa und klebte ein Pflaster auf einen Kratzer auf seiner Hand, die Katze, Aoi, wenn Hotaru sich richtig erinnerte, hockte in einer Ecke und schaute ihr Herrchen angesäuert an. Der Blonde warf ihm einen kurzen Blick zu, als er hereinkam, dann stand er ruckartig auf und baute sich vor ihm auf.

„Keinen Grund zur Sorge, Yukimura geht es blendend. Ich habe ihn bei Onodera-sama abgeliefert, wie es sein Wunsch war“, maulte Hotaru ihn an, bevor er etwas sagen konnte. „Ich weiß was ich tue, sonst wäre ich nicht hier.“

„Ach? So gut kann das ja auch nicht sein, wenn der Oyabun dich unbedingt loswerden wollte“, meckerte Tetsuo zurück. „Oder wie kann es sein, dass er einen seiner Besten, wie er es sagte, so schnell vor die Tür setzt?“

„Was weiß ich?! Ich befolge Befehle und hinterfrage seine Beweggründe nicht.“ Hotaru verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihn grimmig an.

„Wir können hier keine spitzelnden Ex-Cops gebrauchen.“ Er beugte sich zu ihm herab, die Hände in den Hosentaschen vergraben. „Ein Fehler und der Boss zeigt dir sicher gerne, wie gut er mit seinem Schwert umgehen kann.“

„Ich bin Yakuza, kein Cop mehr. Du kannst mich nicht einschüchtern, ohne mich habt ihr keinen, der auf Yukimura aufpassen kann, sonst hättet ihr doch schon längst jemanden innerhalb eurer Abteilung gefunden, oder?“ Er rempelte ihn im Vorbeigehen an. „Geh mir aus dem Weg, ich habe echt keinen Bock, mich mit deinen Minderwertigkeitskomplexen auseinanderzusetzen, Arschloch.“

„Wie war das?!“

Hotaru stiefelte in sein Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu, nachdem er ihm abschließend noch den Mittelfinger gezeigt hatte. Der Blondschopf nervte ihn dermaßen mit seinem aufgeblasenen Gehabe, das vollkommen unnötig war. Er hatte es sich schließlich nicht ausgesucht, hier zu sein, warum musste er dann auch noch auf sich herumtrampeln lassen? Das Geräusch der heftig zugezogenen Wohnungstür signalisierte ihm einige Minuten später, dass Tetsuo wohl gegangen war. Wohin auch immer, es war ihm egal und er war froh, wenn er ihn an diesem Tag nicht mehr sehen musste. Sein Magen meldete sich grummelnd zu Wort und Hotaru ging in die Küche, um sich etwas zu essen zu machen, setzte sich damit aber wieder in sein Zimmer und brütete missmutig vor sich hin. Pocky und Oreo schwammen in ihrem Aquarium herum und schienen sich im Gegensatz zu ihm pudelwohl zu fühlen. Als er sein Jackett auszog, fiel der kleine Umschlag heraus, den die Köchin ihn am Morgen zu seinem Frühstück gelegt hatte. Er legte ihn aufs Bett, zog sich um und machte sich bettfertig, nachdem er das Geschirr in die Spülmaschine gestellt hatte. In eines seiner bunten Oversize-Shirts und ein Paar kurze Sweatshorts gekleidet, setzte er sich aufs Bett und öffnete den Umschlag vorsichtig, ohne den Regenbogensticker zu beschädigen, den er schließlich ganz ablöste und zu einem verblassten Regenbogen auf dem Bettpfosten klebte, damit er nicht so allein war. Im Umschlag fand er eine Karte, einen zusammengefalteten Zettel und eine kleine Münze, durch die ein rotes Band gefädelt war. Hotaru konnte die Tränen nicht zurückhalten, als er die lieben Geburtstagswünsche und aufmunternden Worte auf der Karte las, die von allen Angestellten des Haushalts unterschrieben war, dabei lag ein Gutschein für einen Ticketshop mit den Worten, dass er sich auch mal eine kleine Auszeit gönnen durfte, die Münze sollte er als Andenken und Glücksbringer behalten. Er schluchzte laut, als er den Zettel auffaltete und darauf das Curry-Rezept der Köchin fand, das sie ihm in akkurater Handschrift aufgeschrieben hatte, nachdem sie sich jahrelang geweigert hatte, es ihm mitzuteilen.

„Scheiße... Happy Birthday, Hotaru...“ Er rollte sich auf dem Bett zusammen, drückte die Sachen an sich und weinte bitterlich, weil er keine Zeit gehabt hatte, sich von allen zu verabschieden und sie schrecklich vermisste, seine Familie, die ihn so freundlich aufgenommen hatte. Hotaru fühlte sich verlassen und einsam, erstrecht, da er den ganzen Tag gezeigt bekommen hatte, wie unerwünscht er war. Es machte ihn traurig und wütend zugleich, er drückte das Gesicht ins Kissen und schrie seinen Schmerz heraus, den so niemand hören konnte und weinte sich schließlich in den Schlaf.

Chapter 92

Summary:

„Du hast zugelassen, dass der waka gefährlich verletzt wird, weil du Hayashi nicht sofort unschädlich gemacht hast, als du die Gelegenheit dazu hattest! Scheißegal, ob Waffe oder nicht, seine Hände waren Waffen genug!“

„Bullshit! Ich lasse mir von dir kleinem, dreckigen Wiesel nicht sagen, was ich falsch gemacht habe! Wenn du für nichts verantwortlich bist, wieso bist du dann hier, außer um zu spionieren?!“

„Ich weiß es nicht!! Zum verfickt eintausendsten Mal, du scheiß Hurensohn, ich weiß es nicht! Ich habe nur einen Befehl von ihm bekommen, das wars! Nichtmal eine Verabschiedung!“

„Wer sagt, dass das stimmt? Du kannst ja alles erzählen, solange das keiner nachprüfen kann!“

„Dann frag IHN doch! Oder traust du dich nicht, den Oyabun zu fragen, ob er euch einen Spitzel geschickt hat, Feigling?!“

Chapter Text

Die Abneigung und das Misstrauen, die vor allem Tetsuo Hotaru entgegenbrachte, waren spürbar vom ersten Tag an. Tagsüber saß er den größten Teil der Zeit an Kous Schreibtisch und erledigte die Aufgaben, die ihm von Kazukis Büroleiterin übertragen worden waren. Es war stumpfsinnig und nicht besonders abwechslungsreich, aber er hatte schon nach wenigen Stunden festgestellt, dass es einfach etwas war, das erledigt werden musste, damit das Unternehmen effizienter arbeiten konnte. Bisher hatte sich nur noch kein Dummer gefunden, den man dafür hätte einspannen können. Und es lenkte Hotaru ab. Solange er Daten von einer Datei in die nächste übertrug und still vor sich hinarbeiten konnte, musste er nicht über seinen Ärger und seine Situation nachdenken. Kou summte während seiner eigenen Arbeit leise die Musik mit, die er über seine Airpods hörte, um seinen Bodyguard nicht damit zu stören, der selbst einen kabellosen Kopfhörer in einem Ohr stecken hatte und etwas Musik hörte, nachdem der Künstler im angeboten hatte, dass er das ruhig tun dürfte. Alles in allem war der Dunkelhaarige sehr zuvorkommend ihm gegenüber und versuchte, ihm die Arbeit so leicht zu machen wie möglich, da er wohl spürte, dass er nicht gut drauf war. Um zumindest etwas vor die Tür zu kommen, bot er ihm an, einige Einkäufe für ihn zu erledigen, damit er seine Arbeit nicht unterbrechen musste. Meistens ging Hotaru also allein für ihn einkaufen, es kam nur einmal vor, dass Kou ihn begleiten wollte, um sich die Beine zu vertreten.

Hätte er sich nur mit ihm auseinandersetzen müssen, wäre alles auch gar kein Problem gewesen. Kazuki und Tetsuo hielten sich von Kous Wohnung fern, um ihn nicht zu stören, so dass er selbst den Waka nur selten zu Gesicht bekam. Tetsuo begegnete er unausweichlich morgens und abends in ihrer nun gemeinsamen Wohnung, da sie beide Frühaufsteher waren und wenn sie sich nicht schon vor der Badtür über den Weg liefen, taten sie es spätestens in der Küche für den ersten Kaffee. Hotaru sah es jedoch nicht ein, in seinem Zimmer zu warten, bis der Blonde die Wohnung verlassen hatte, auch wenn er erst später anfing, da Kou selten vor neun oder zehn Uhr aufstand, aber auch nach dem Abendessen oft noch bis spät in die Nacht weiterarbeitete. Das Einzige, das er aufschob, war sein morgendliches Stretching und die erste Zigarette, wobei er die schon durch eine e-Zigarette mit Erdbeergeschmack ersetzt hatte, weil er sich nicht traute, in der Wohnung zu rauchen. Tetsuo tat es zwar, aber es war immer noch seine Wohnung und solange er ihm nicht die Erlaubnis dazu gab, würde er es nicht tun. Und darauf würde er wohl lange warten können, denn außer misstrauischen Blicken und schnippischen Fragen und Vorwürfen kam keine Kommunikation zustande.

Wo sie sich morgens nur angrummelten, gerieten sie spätestens am Abend aneinander. In der Regel saß Tetsuo auf dem Sofa und las etwas oder brütete vor sich hin, wenn Hotaru nach Feierabend zurückkam. Völlig egal, wie seine Laune zu diesem Zeitpunkt war, sobald beide in einem Raum waren, sank sie auf den absoluten Nullpunkt.

 

An einem Abend, zwei Wochen nach seinem unfreiwilligen Umzug, war es tatsächlich der rothaarige Bodyguard, der als erster zurück in der Wohnung war. Kou hatte sich mit leichten Kopfschmerzen in Kazukis Wohnung zurückgezogen, ihm setzte die schlechte Laune der anderen sichtlich zu und er hatte zwischendurch mehrfach angedroht, zu seinem Freund Tōru zu ziehen, um dort zu arbeiten, weil er viel zu tun hatte und sich wegen ihnen nicht konzentrieren konnte. Hotaru konnte es ihm nicht verübeln, es tat ihm selbst leid, aber so sehr er sich auch bemühte, seine Laune besserte sich kein Stück und wurde von Tag zu Tag schlechter. Er fühlte sich so unerwünscht wie schon lange nicht mehr, Tetsuo ließ aber auch keine Gelegenheit aus, es ihm unter die Nase zu reiben.

Mit einem Seufzen ließ Hotaru sich aufs Sofa fallen, eine Dose quietschbuntes, süßes Chūhai in der einen Hand, in der anderen seine rosaglänzende e-Zigarette. Er lockerte die Krawatte, die er schon den ganzen Tag trug und trank einen langen Schluck. Aoi kletterte neben ihn und stupste ihn mit der Nase an, bis er ihr etwas Platz machte und sie sich auf seinen Schoß setzen konnte. Die graue Katze schien sich mittlerweile an ihn gewöhnt zu haben und mochte ihn offensichtlich, was Tetsuo auch nicht zu passen schien.

Es war schon dunkel, bis die Wohnungstür aufgestoßen wurde und Tetsuo hereinkam, das schwarze Jackett in einer Hand und der Hemdkragen gelockert. Seine sonst immer akkurat sitzende Frisur war etwas durcheinandergeraten und glänzte feucht, allerdings regnete es seit einiger Zeit und er war wohl draußen unterwegs gewesen, was auch die nassen Schuhe erklärte, die er auf das Schuhregal neben der Tür fallen ließ, bevor er ins Wohnzimmer kam.

„Du bist ja immer noch da“, sagte er schnippisch, als er Hotaru auf dem Sofa sitzen sah. „Hast du es immer noch nicht eingesehen, dass wir dich hier nicht gebrauchen können?“

Der Rothaarige verdrehte die Augen und leerte seine Dose, die er geschickt in den Mülleimer warf, der direkt neben dem Blonden stand, dann schob er die Katze von seinem Schoß, um aufstehen zu können.

„Na offensichtlich braucht ihr mich, oder willst du dich in der Mitte durchschneiden, um auf Yukimura aufzupassen?“ Er lief an ihm vorbei, um sich noch etwas zu trinken aus dem Kühlschrank zu holen. „Mir ist jedenfalls nicht aufgefallen, dass ihr in den letzten zwei Wochen versucht habt, einen Ersatz für mich zu finden, Arschloch.“

„Das kannst du gar nicht wissen, oder spionierst du uns nach?“ Tetsuo folgte ihm in die Küche, nachdem er sein Jackett auf einen Stuhl geworfen hatte.

„Oh, wann sollte ich das denn tun, he? Ich habe nichtmal Zugriff aufs Firmennetzwerk, wie du ja so schön verlangt hast, damit ich ja nichts anstellen kann, Herr Sicherheitschef!“ Hotaru drehte sich schwungvoll zu ihm um und piekte ihm mit dem Finger in die Brust. „Mehr als das kannst du nicht, was? So toll kannst du als Bodyguard und Rechte Hand vom Waka ja nicht sein, wenn du solche Tricks brauchst, um andere in ihrer Arbeit einzuschränken!“

„Bitte?! Das wäre auch nicht notwendig, wenn die Männer im Anwesen ihre Arbeit besser gemacht hätten, statt einen Verräter zu hofieren und zuzulassen, dass er sich da so breitmachen konnte!“ blaffte der Blonde zurück.

„Hayashi war Sayuri-nee-sans Partner, also war es wohl eher deine Aufgabe, ihn richtig zu überprüfen, statt jedes Jahr mit ihm lustige Urlaube zu verbringen! Da hast du ja völlig versagt!“

„SO? Davor hat er direkt für den Oyabun gearbeitet, genau wie du, da hätte schon auffallen können, was für eine hinterhältige Ratte er ist! Anscheinend sind Hideyoshis Männer doch nicht so gut, wie immer alle sagen, dass sowas passieren konnte!“

„Ich war nur fünf Jahre dort, also schieb das nicht mir in die Schuhe, was vorher nicht lief, Blödmann! Ich war nicht der Sicherheitsbeauftragte des Oyabun, nur sein Assistent! Er selbst hat auch nicht erwartet, dass Hayashi sowas abzieht!“

„Dann hätte er ihn besser überprüfen müssen! Immerhin hat er ihm die Treue geschworen und nicht Kazuki!“ Tetsuo schob ihn ein Stück von sich weg und kramte eine zerknickte Zigarette aus seiner Hosentasche, die er kurz mit gerunzelter Stirn ansah, bevor er sie in den Mülleimer warf.

„Ich weiß doch auch nicht, was da schiefgelaufen ist! Es gab keine Anzeichen! Was hätte ich denn tun sollen? Ich kannte ihn nichtmal, im Gegensatz zu dir!“ Hotaru fühlte sich ungerecht behandelt, seine Stimme passte sich Tetsuos Lautstärke an. „Du hast doch direkt daneben gestanden und hättest es verhindern können! DU, nicht ich, nicht der Oyabun oder sonst wer! Es ist schließlich dein Job, auf den Waka aufzupassen und ihn mit deinem Leben zu beschützen, aber da hast du grandios versagt!“

„Ich habe auch keine übermenschlichen Kräfte! Woher hätte ich denn wissen sollen, dass er ein Messer dabei hat, he?! Während dem Frühstück mit seiner Familie trägt man keine Waffen!“ Seine Faust landete krachend auf der Tischplatte neben sich, dass die Tassen und Gläser darauf klirrten.

„Du hast zugelassen, dass der Waka gefährlich verletzt wird, weil du Hayashi nicht sofort unschädlich gemacht hast, als du die Gelegenheit dazu hattest! Scheißegal, ob Waffe oder nicht, seine Hände waren Waffen genug!“

„Bullshit! Ich lasse mir von dir kleinem, dreckigen Wiesel nicht sagen, was ich falsch gemacht habe! Wenn du für nichts verantwortlich bist, wieso bist du dann hier, außer um zu spionieren?!“

„Ich weiß es nicht!! Zum verfickt eintausendsten Mal, du scheiß Hurensohn, ich weiß es nicht! Ich habe nur einen Befehl von ihm bekommen, das wars! Nichtmal eine Verabschiedung!“

„Wer sagt, dass das stimmt? Du kannst ja alles erzählen, solange das keiner nachprüfen kann!“

„Dann frag IHN doch! Oder traust du dich nicht, den Oyabun zu fragen, ob er euch einen Spitzel geschickt hat, Feigling?!“

Tetsuos Bewegung war so schnell, dass Hotaru nicht reagieren konnte. Er packte ihn am Kragen und stieß ihn rückwärts gegen die Wand neben dem Küchentisch, das kleine Tassenregal auf den Anrichte daneben wackelte bedrohlich durch den Aufprall. Mit der anderen Hand stützte er sich über seinem Kopf ab und schaute dann wütend auf ihn herab. Die olivgrünen Augen des Rothaarigen waren weit aufgerissen und starrten ihn perplex an, dann schlug er sie nieder und ließ ein leises Seufzen hören, das ihn selbst überraschte, bevor er die Stirn furchte und ihn ärgerlich ansah. Der Blonde öffnete den Mund, um ihn weiter zu beschimpfen, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. Seine Finger verkrampften sich für einen Moment in seinem Hemd, dann ließ er ihn los und machte einen großen Schritt zurück, um einen angemessenen Abstand zwischen ihn und sich zu bringen. Sein übergriffiger Ausbruch erschütterte ihn für den Moment, so dass er die Tasse, die Hotaru im Affekt nach ihm warf, zu spät sah und sie schmerzhaft gegen seine Stirn prallte, um dann durch den Durchgang zum Wohnzimmer zu fliegen und auf dem Holzboden mit einem lauten Klirren zu zerbrechen.

„Au! Scheiße! Sag mal, hast du sie nicht mehr alle?!“

Hotaru drückte sich mit dem Rücken an die Wand und starrte ihn verängstigt und schuldbewusst an, die Hände drückte er an seine Brust, als könnte er selbst nicht glauben, dass er gerade eine Tasse nach ihm geworfen hatte. Worte, Kissen, einen Muffin, aber nichts, was ihn ernsthaft hätte verletzen können. Nur wenige Zentimeter weiter unten und Tetsuo hätte ein Auge verlieren können. Er blinzelte und bemerkte das dünne Rinnsal Blut, das von dem Kratzer herablief und seine dunkelblonde Augenbraue rot färbte. Mit einem schmerzhaft klingenden Wimmern löste er sich aus seiner Starre, zwängte sich an dem Größeren vorbei und floh vor ihm in die schützende Zuflucht seines Zimmers. Die Tür schlug er hinter sich zu und verriegelte sie von innen.

Tetsuo fluchte lautstark, bevor er ins Bad stapfte, um sich das Ergebnis von Hotarus Volltreffer anzusehen. Er desinfizierte den Kratzer und klebte ein Pflaster darauf, dann kehrte er die Scherben zusammen, die sich im halben Wohnzimmer verteilt hatten, damit Aoi sich nicht verletzen konnte. Für einen Moment überlegte er, ob er ihm folgen und ihn zur Rede stellen sollte, aber sein Kopf tat weh und außer, dass sie sich weiter anschrien, würden sie zu keinem Ergebnis kommen. Das leise Schluchzen, das aus der geschlossenen Tür drang, war ihm Antwort genug, so dass er beschloss, sich bettfertig zu machen und sich hinzulegen, um irgendwie zu schlafen. Nicht, dass er zuletzt besonders viel Schlaf bekommen hatte, aber einen Versuch war es wert. Aoi folgte ihm zögerlich und kroch auf seine Brust, nachdem er sich hingelegt hatte. So sehr sie ihn mied, wenn er schlechte Laune hatte, sobald er im Bett lag, war sie bei ihm und leistete ihm Gesellschaft oder bestand auf ihren angestammten Schlafplatz, was wahrscheinlich eher der Fall war. Er legte den Unterarm über seine Augen, die vor Ärger brannten, mit den Fingern der freien Hand strich er durch Aois weiches Fell, bis er in einen unruhigen Schlaf fiel.

Chapter 93: Das Glühwürmchen im Tal

Summary:

„Was ist das denn?“ Und schon stand er davor. Die kleinen Pfötchen legten sich an die Scheibe und er kniete sich hin, um besser sehen zu können. Einer war fast komplett schwarz, einer weiß mit rosa Akzenten. Vor lauter Schauen bemerkte er nicht, dass Hotaru sich neben ihn kniete und seinen Zeigefinger an die Scheibe legte. Der schwarze kleine Lurch legte seine Pfote genau da hin und schaute den Finger an.

„Das sind Pocky und Oreo, meine Axolotl.“ Er stand auf und warf mit einer Pinzette einige Mehlwürmer in den Tank, die sie sich glücklich schnappten und auffraßen. „Ich hoffe Sie erlauben mir sie zu behalten, sie sind meine besten Freunde.“ Etwas Trauriges schwang in seiner Stimme mit, hatte er wirklich die Befürchtung, Kou würde ihm seine Haustiere verbieten?

„Was? Natürlich, die sind zu niedlich, um sie wegzugeben. Tetsuo hat ja auch seine Katze.“

Etwas Spannung schien aus Hotarus Schultern zu weichen.

„Haben Sie wirklich gedacht, man erlaubt die Ihnen nicht?“

Chapter Text

Das Scheppern und das Geschrei waren bis in das eigentlich gut isolierte Schlafzimmer von Kazuki zu hören. Genervt rollte Kazuki die Augen, Kou lag neben ihm auf der Seite und hatte sich ein Kissen auf die Ohren gepresst. Die Streits der beiden wurden lauter und heftiger, von Abend zu Abend. Bis dahin hatte Kou bezweifelt, dass Tetsuo überhaupt jemals wirklich schreien würde. Ja, er hatte mehr Temperament als Kazuki, aber das was nun da unten stattfand, hätte jedes verkrachte alte Ehepaar neidisch werden lassen.

„Kazuuu, das geht so nicht weiter!“
„Ja, ich weiß. Ich rede morgen mit Tetsuo, redest du mit Taniguchi?“

„Können wir sie nicht einfach in irgendeinem Wald aussetzen?“

„Ja, die Idee hatte ich auch schon, aber die haben Handys mit GPS, die finden zurück…“

Das Geräusch, das Kou von sich gab, war etwas zwischen Quengeln und Seufzen.
„Dreh dich um, in deinem Nachttisch, zweite Schublade.“ Kou folgte den Anweisungen und sah ihn verdattert an, als er eine Packung Ohropax in der Hand hielt.
„Frag nicht, Tetsuo und die Zwillinge hatten sich ständig in den Haaren.“

 

Am späten Nachmittag des nächsten Tages betrat Kou eine erschreckend blank polierte Wohnung für das, was man am Vorabend gehört hatte. Tetsuo war den ganzen Tag schon oben bei Kazuki gewesen, er hatte also nicht geputzt. Aoi lag zusammengerollt auf einem wirklich hässlichen bunten Flokati Sitzsack, dessen Farbe irgendwann mal alle möglichen Sorten Zuckerwatte gewesen sein musste. Er klopfte kurz an der Tür des ehemaligen Arbeitszimmers von Tetsuo, zu dem er Izumis Kinderzimmer umfunktioniert hatte, und öffnete langsam die Tür, als er keine Antwort bekam.

Der rothaarige Bodyguard saß am offenen Fenster auf der Fensterbank, hatte Kopfhörer auf und blies kleine Rauchkringel in die Luft. Den Kopf hatte er an den Fensterrahmen gelegt. Es war ungewohnt, ihn so still sitzen zu sehen, sonst war er immer in Bewegung oder tat irgendwas. Er wollte Hotaru nicht erschrecken, also schickte er ihm eine Nachricht aufs Handy, er sollte bitte die Kopfhörer abnehmen. Das Handy piepte, der Rothaarige schaute drauf und fiel vor lauter Überraschung, Kou im Türrahmen zu sehen, fast kopfüber in den Raum. Er fing sich fast augenblicklich wieder und verbeugte sich vor Kou, während er die Kopfhörer abnahm.

 „Entschuldigung, Yukimura-sensei! Das war sehr nachlässig von mir!“

Er richtete seine komplett schwarze Kleidung, die im Gegensatz zu dem, was er teilweise unter dem Anzug trug, nahezu trist wirkte. Ein XXL-Shirt das ihm etwas über eine Schulter gerutscht war und eine glänzend schwarze Leggings mit einem matten Leopardenmuster. Der Farbklecks in Form von Pastellrosa fand sich dann aber doch an seinen überflauschigen Socken. Kou konnte sich nicht helfen, aber er sah in dem Oversized Shirt irgendwie verloren aus.

„Bitte kommen Sie rein! Entschuldigen Sie die Unordnung, aber hier ist nicht viel Platz!“

Kou setzte sich in den ihm angebotenen Bürostuhl, auf dem eine flauschige Decke zusammengelegt war, um den Stuhl bequemer zu machen, Hotaru selbst setzte sich ihm gegenüber im Schneidersitz auf das Bett, nachdem er das Fenster geschlossen hatte. Nun kam Kou auch dazu, sich in Zimmer umzusehen. Es stimmte, um wirklich Ordnung zu schaffen, fehlte der Platz. Kisten und Kartons waren zwar ordentlich gestapelt, aber es gab nichts, wo man sie hätte hin sortieren können. Auf dem Bett lagen zwei Tüten, die aus einem Kiosk und einem Einrichtungshaus stammten und eine weitere Tüte mit dem Aufdruck „Zooworld“. Das war der gleiche Laden in dem Tetsuo das Futter für Aoi kaufte. Als sein Blick weiter durch den Raum streifte, war er nicht mehr auf seinem Platz zu halten. In einem großzügigen Aquarium sah er zwei etwa eine Handspanne große Tierchen, die ihn neugierig beobachteten.

„Was ist das denn?“ Und schon stand er davor. Die kleinen Pfötchen legten sich an die Scheibe und er kniete sich hin, um besser sehen zu können. Einer war fast komplett schwarz, einer weiß mit rosa Akzenten. Vor lauter Schauen bemerkte er nicht, dass Hotaru sich neben ihn kniete und seinen Zeigefinger an die Scheibe legte. Der schwarze kleine Lurch legte seine Pfote genau da hin und schaute den Finger an.

„Das sind Pocky und Oreo, meine Axolotl.“ Er stand auf und warf mit einer Pinzette einige Mehlwürmer in den Tank, die sie sich glücklich schnappten und auffraßen. „Ich hoffe Sie erlauben mir sie zu behalten, sie sind meine besten Freunde.“ Etwas Trauriges schwang in seiner Stimme mit, hatte er wirklich die Befürchtung, Kou würde ihm seine Haustiere verbieten?

„Was? Natürlich, die sind zu niedlich, um sie wegzugeben. Tetsuo hat ja auch seine Katze.“

Etwas Spannung schien aus Hotarus Schultern zu weichen.

„Haben Sie wirklich gedacht, man erlaubt die Ihnen nicht?“

Seine olivfarbenen Augen wanderten zwischen dem Aquarium und ihm hin und her, Kou merkte, wie unangenehm es ihm war. Er stand auf und setzte sich wieder auf den Stuhl, Hotaru kehrte ebenfalls auf seinen Platz zurück. Die Stimmung war nicht mehr ganz so angespannt wie zuvor, aber auch noch weit entfernt von entspannt. Der rothaarige Mann strich sich eine Strähne aus dem Gesicht hinter ein gepierctes Ohr mit einem mattschwarzen Ring und Kou sah einen frisch nachrasierten Undercut unter seinen nun wangenlangen Deckhaaren. In der Hand drehte er einen kleinen rosa Metallriegel hin und her, den Kou schon einmal auf einer Werbetafel gesehen hatte. Eine e-Zigarette mit dem Geschmack Erdbeere. Er kam heute das erste Mal dazu, sich seinen Bodyguard genauer anzuschauen. Er war für einen Yakuza schon sehr unkonventionell und Kou musste zugeben, dass er das mochte. Das Rot in seinen Haaren wirkte auch lange nicht mehr so fleckig und ausgewaschen, wie zuvor und der Ansatz war nicht mehr rausgewachsen. Allem Anschein nach hatte er seinen freien Tag genutzt, um sich vorzeigbar zu machen.

„Hören Sie zu Taniguchi-san, Tetsuo und Sie, ihr müsst euch zusammenraufen. Ich schlafe sehr gerne und würde das auch weiterhin gerne können.“ Kou sah die Farbe erst aus seinem Gesicht weichen, um dann durch ein Rot ersetzt zu werden. Er beugte sich sofort über das Bett, mit den Händen und der Stirn auf der Decke.

„Verzeihung, Yukimura-sensei!“

„Machen Sie sich darüber keine Sorgen, aber wir müssen einfach reden.“

Wenn Hotarus Schultern vorher entspannt gewesen waren, war die Spannung jetzt eindeutig zurück. Er setzte sich wieder aufrecht hin und schaute vor sich auf die Bettdecke.

„Akiyama und ich, wir vertragen uns nicht besonders gut.“

„Wirklich? Das wäre mir gar nicht aufgefallen.“ Kou musste etwas lachen, so unkonventionell er aussah, so klassisch versuchte er ein Problem vor jemand anderem runterzuspielen.

„Akiyama ist wohl der Meinung, ich bin ein kleines dreckiges Wiesel, das zum Spionieren hergeschickt wurde und ich wollte das nicht so auf mir sitzen lassen.“

„Woher wissen sie das, dass er Sie dafür hält?“

„Weil er das sehr deutlich genauso gesagt hat.“

Kou rollte die Augen, er konnte sich schon vorstellen, dass Tetsuo ihm sowas um die Ohren gehauen hatte. „Nun, stimmt es?“

Hotarus Augen weiteten sich und das Entsetzen war ihm anzusehen. „Nein!“ sagte er laut und deutlich, man könnte meinen, er hätte es am liebsten geschrien. „Der Oyabun würde sowas nie von mir verlangen! Er schätzt Onodera-sama sehr, er sorgt sich nur um seine und Ihre Sicherheit, Yukimura-sensei.“

Das verwirrte Kou ein wenig, warum scherte es den Oyabun, dass er geschützt wurde? Er gehörte weder zum Clan noch zur Familie, aber seit dem Urlaub mit Kazuki war vieles irgendwie schräg, als hätte sich etwas verschoben und der Notfallpieper, den er trug schien dem Oyabun nicht zu genügen. „Warum schickt Miyamoto-san Sie her? Sie scheinen ihm ja nahe zu stehen.“

Hotaru legte den Kopf leicht schräg und zog die Augenbrauen zusammen. „Ich weiß es nicht und ich habe das nicht hinterfragt. Ich schulde ihm mein Leben und deutlich mehr, also tue ich, was er verlangt, ob mir das nun passt oder nicht.“

Kou lehnte sich in dem Stuhl zurück, Hotaru drehte zwar nach wie vor die e-Zigarette in den Fingern, aber er war weit nicht so hibbelig wie sonst. „Ich befürchte, das müssen Sie mir genauer erklären, ich kenne mich mit den Gepflogenheiten und der Hierarchie nur so weit aus, wie ich es muss. Würden Sie mir den Gefallen tun?“

Hotaru stand auf, machte das Fenster wieder auf und nahm einen tiefen Zug aus der e-Zigarette. Ein penetrant künstlicher Erdbeergeruch flutete den Raum, Kou wusste sofort, dass dies der *in meiner Bude stinkt es wie in einem 100Yen Puff*-Geruch war, über den Tetsuo vor zwei Tagen lautstark geschimpft hatte. „Ich denke, das schulde ich Ihnen Yukimura-sensei. Ich hoffe Sie haben Zeit, ich mache noch schnell einen Tee oder möchten Sie lieber Kaffee?“

„Tee ist prima, vielen Dank.“

Kurze Zeit später balancierte Hotaru ein kleines Tablet auf der rechten Hand in den Raum und stellte es auf einen freien Platz neben Kou. Eine Tasse und eine Teekanne waren darauf, genau wie mehrere bunte Reiskekse. Wieder im Schneidersitz auf dem Bett öffnete der Bodyguard sich selbst eine Flasche Pflaumenlimonade. Er hatte also den Tee nur für Kou gemacht.

„Also ich war vierundzwanzig und sollte gerade in die Spezialeinheit zur Bekämpfung der Gangkriminalität wechseln…“

 

Shibuya, Februar 2015

Erschöpft nach einer viel zu langen Schicht, ließ Hotaru sich aufs Sofa fallen. Er hatte die Nase so voll von dem Streifendienst und dem ganzen Papierkram. Er hatte die Nase voll von seinen wunderbaren Kollegen, die es unglaublich komisch fanden, dass Shibuya jetzt Ehezertifikate für Homosexuelle ausstellte und nicht müde wurden zu fragen, wann er denn einen seiner One-Night-Stands heiraten würde. Er hatte genug von diversen Bildern an seinem Spint, die nackte Männer in vulgären Posen zeigten und er hatte das Benehmen der Kollegen gegenüber queeren Personen so satt, die nach Übergriffen oder Belästigungen hilfesuchend zur Polizei kamen, um dann da noch einmal ausgelacht zu werden. Offen schwul in Tokio zu sein war auch 2015 noch keine Normalität und Hotaru befürchtete, es würde noch sehr lange dauern, auch nur davon träumen zu können, völlig gleichberechtigt zu sein. Nur noch eine Woche sagte er sich, nur noch eine Woche und er würde in die Spezialeinheit zur Bekämpfung der Gangkriminalität wechseln. Den Antrag hatte er schon vor einiger Zeit gestellt, aber nun war er bewilligt worden, seine Leistungen an Waffen und Nahkampf ließen auch keine andere Möglichkeit zu, schwul hin oder her, seine Leistungen waren herausragend. Er freute sich schon jetzt unheimlich auf das Abschiedsgeschenk der Kollegen, er rechnete mit einem regenbogenfarbenen Dildo oder etwas ähnlich Geschmackvollem. Der Witz würde aber auf die gehen, er brauchte sowieso einen neuen und sich einen ordentlichen Orgasmus auf Kosten seiner homophoben Kollegen zu gönnen, war genau sein Ding. Innerlich verfluchte er seine Eltern, die ihn zu einem guten, gerechten Menschen erzogen hatten, um ihn dann wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen, als er sich vor der Familie geoutet hatte. Wegen ihnen war er zur Polizei gegangen und jetzt hatte er den Salat. Mit einem Schwung raffte er sich auf, um in die Dusche zu gehen und den Schmutz des Tages von sich abzuwaschen. Der eine oder andere Kollege im alten Revier würde ihn noch kennenlernen, wenn er erst mal in der Einheit war. Es war nicht unüblich, dass gewisse Anzeigen verschwanden, nachdem ein Umschlag auf ihren Schreibtischen lag, aber er war laut seinen Kollegen der gesellschaftliche Schmutz, schon klar.

Frisch geduscht und umgezogen fühlte er sich schon deutlich besser. Er machte sich eine quietschbunte Spielshow an und checkte seine Grindr App, es bestand deutliches Interesse an Hot-Aru, leider von niemandem, der sein Interesse weckte, also begnügte er sich mit der Show und ein, zwei Pornos und ging ins Bett.

 

Endlich, nach einer viel zu langen Woche war der letzte Tag im Revier in Shibuya gekommen. Er hatte eigentlich nicht viel zu tun, außer seinen Spint auszuräumen und seinen Kollegen ein freundliches „Fickt euch“ zu wünschen. Natürlich würde er ihnen das so nicht sagen, auch wenn alles in ihm danach schrie, er war ja höflich, aber es sich zu denken, konnte ihm ja niemand verbieten. Er ging durch den Wartebereich des Reviers und schaute sich um, ein einsamer junger Mann, etwa sechzehn, saß auf einem Stuhl, er war verheult und auf seinem Shirt war Blut zu sehen, an der Nase verklebte Reste, das Auge würde schön blau werden.

„Können Sie mir helfen? Ich weiß nicht, wo ich hin soll“, fragte er ihn mit leiser Verzweiflung in der Stimme.

„Was ist passiert?“ Hotaru ging zu ihm und beugte sich zu ihm herab.

„Mein Vater ist ausgerastet und hat mich rausgeworfen.“

„Warum?“

Der Junge griff in seine Tasche und zog einen Schlüsselbund mit einem Pride Anhänger heraus. Hotarus Herz setzte einen Moment aus, dann zwang er sich zu einem freundlichen Lächeln.

„Ich verstehe, keine Sorge, einer meiner Kollegen kommt gleich.“ Er wusste genau, egal welcher Kollege sich darum kümmern würde, er würde ihm nicht helfen wollen oder können. Er schluckte zweimal trocken und ging dann zu seinem Schreibtisch, um dort seine Sachen in einen Karton zu packen. Es war nicht das erste oder das letzte Mal, dass so ein Jugendlicher dort saß. Die Polizei konnte die Jugendlichen auch nur an das Jugendamt verweisen und die waren restlos überfordert, es gab in den offiziellen Heimen einfach nicht genug Plätze, also würde der Junge wahrscheinlich auf der Straße landen. Ein weiterer Grund, warum er dort dringend wegmusste. Das Versagen der Behörden, die diese Jugendlichen schützen sollten, machte ihn krank. Das Grinsen seiner Kollegen war nicht zu übersehen, er hatte also Recht damit, dass sie irgendwas geplant hatten, um sich krank zu lachen. Nach dem Schreibtisch war nur noch der Spint dran und vor dem graute ihm am meisten. Da es aber nichts half, machte er sich auf den Weg dorthin.
Jemand hatte mit einem roten Lippenstift liebevoll „Bye Bye Fag“ darauf geschrieben, dass einer der Kollegen so gut Englisch beherrschte, beeindruckte ihn dabei am meisten. Er öffnete die Tür. Oh, wie aufmerksam, darin stand eine Kiste. Er nahm sie heraus und stellte sie vorerst neben sich auf die Sitzbank. Er zog die Uniform des Reviers ein letztes Mal aus und hängte die ordentlich auf den Bügel, auch wenn ihm danach war sie einfach reinzuknüllen und die Tür zuzuschlagen. Jetzt trug er eine einfache schwarze Adidas Sporthose und ein passendes Shirt. In der Zeit, in der er sich umgezogen hatte, standen schon einige feixende Kollegen in der Tür. Sie wollten eine Show, also würden sie sie bekommen, langsam öffnete er die Kiste und starrte auf das roteste Paar Lack Highheels, das er je gesehen hatte. „Anziehen, anziehen“-Rufe drangen zu ihm und er wünschte sich nichts mehr, als im Boden zu versinken. Sie hatten sich übertroffen, das musste man ihnen lassen. Er sog die Wangen in seinen Mund, um nicht anzufangen zu schreien oder, noch schlimmer, zu heulen, schlüpfte in die Heels und stopfte seine Sportschuhe in seinen Rucksack.

„Sehr schick, die hatte ich noch nicht, vielen Dank!“ brachte er ihnen durch die zusammengepressten Zähne entgegen mit dem heitersten Lächeln auf den Lippen, dass er zustande brachte. Er schwang sich den Rucksack über die Schulter und wollte sich auf den Weg nach draußen machen, um den Walk of Shame hinter sich bringen, aber einer seiner Kollegen kam ihm entgegen, nicht weniger grinsend als der Rest.

„Kobayashi! Warte“ Er drückte ihm einen Zettel in die Hand. „Die Nummer von dem kleinen Stricher, mit dem du dich vorhin unterhalten hast, ich dachte eventuell rufst du ihn mal an und ihr schiebt...“ Weiter kam er nicht, da Hotaru ihn schon am Kragen gepackt und gegen die Wand befördert hatte. Er hatte schon den Arm erhoben, um ihm genauso die Nase zu brechen, wie der Junge das hatte mitmachen müssen, aber dann hielt er inne.

„Was los Schwuchtel? Traust du dich nicht? Schlag mich und deine Versetzung dürfte sich erledigt haben!“ zischte der Mann.

„Hmm, an dir breche ich mir keinen Nagel ab, ich hab eine bessere Idee.“ Er legte ihm die erhobene Hand fast zärtlich an die Wange und leckte ihm langsam über die Lippen, dann flüsterte er ihm ins Ohr: „Das ist ansteckend!“ drehte sich schwungvoll um, zog sich das Haargummi aus den langen Haaren und verließ unter Johlen stöckelnd die Wache.

 

Zuhause angekommen schaute er sich im Spiegel an. Seine Haare waren schon etwas über schulterlang und hingen ihm nach dem Duschen in Strähnen ins Gesicht. Er fühlte sich langweilig.

In einer Zeitschrift, in der der er geblättert hatte, hatte er einmal gelesen, dass Menschen bei einem Neubeginn eine optische Veränderung half, also schlüpfte er in schliche schwarze Jeans, ein babyblaues T-Shirt mit einem Einhorn darauf, das einen Regenbogen pupste und schwarze Sneaker. Der Frisör, zu dem er immer ging, war begeistert davon, dass er sich endlich mal etwas trauen wollte.
Zwei Stunden später musste er zweimal in den Spiegel sehen, um sich selbst zu erkennen. Seine langen glatten dunkelbraunen Haare waren einem dunkelroten, kurzen Stufenbob gewichen, die Seiten und der Nacken einem ordentlich ausrasierten Undercut zum Opfer gefallen. Sein Selbstbewusstsein schlug Purzelbäume, als der mittelalte Frisör ihn anlächelte und mit einem Zwinkern sagte: „Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, würde ich mein Glück versuchen, Süßer!“

Bei nächster Gelegenheit knipste er ein Selfie und lud es auf sein Grindr- Profil. „Hot-Aru now Hot-Red. Party! So let´s shake it off!“

 

Nach zwei durchfeierten Tagen und Nächten, und genau so vielen Eroberungen, war er wieder zuhause. Der Kick, den ihm die „New Me“ Phase beschert hatte, war zwar nicht mehr ganz so stark, aber noch vorhanden und er merkte, das kam durchaus an. Er fütterte Oreo und Pocky, die er vor drei Jahren angeschafft hatte, eine halbe Stunde später ließ er sich frisch geduscht, in einem flauschigen Bademantel in neonblau mit Katzenohren an der Kapuze, aufs Sofa fallen. Auf dem Tisch lag ein gefaltetes Stück Papier, er klappte es auf und starrte die Nummer des Teenagers von Freitagvormittag an. Er musste zumindest wissen, ob es ihm gut ging. Er tippte die Nummer in sein LINE, aber er konnte ja nicht einfach seine Nummer und Gesicht zeigen. Er stellte seinen Regenbogen Schirm auf den Boden und machte ein Foto davon, dann leerte er seine Kontakte. Bis auf wenige Leute brauchte er die Nummern sowieso nicht und die konnte er dann später auf eine neue übertragen. „Niji“ Nicht einfallsreich, aber fürs Erste würde es das tun.


Niji [14:26]: Hey, wir kennen uns nicht, ich habe deine Nummer von einem Kollegen. Ich wollte nur wissen, ob du eine Unterkunft gefunden hast.


Er erwartete eigentlich keine Antwort, er war schließlich ein Wildfremder, umso überraschter war er, als das Handy sich meldete und er eine neue Nachricht hatte.

Yamato [14:30]: Hi! Ja Danke, ich habe was!
Niji [14:31]: Darf ich fragen, wie du was gefunden hast? Hat ein Amt dir weitergeholfen?
Yamato [14:32]: Pff... nein, die haben weder Platz noch Lust gehabt. Ich bin in einen Klamottenladen gestolpert und der Besitzer kannte wen, der wen kennt.
Niji [14:32]: Welcher Laden?

Yamato [14:34]: Ich weiß nicht, ob ich das weitersagen soll, aber der Besitzer heißt Nao.
Niji [14:35]: Ok, Danke. Gut zu hören, dass du was hast, das wars auch schon.

 
Den Laden würde er sich bei der nächsten Gelegenheit ansehen müssen, auch wenn er erstmal froh war, dass der junge Mann nicht auf der Straße saß, konnte man nicht sicher genug gehen und Perverse, die seine Situation ausnutzen würden, gab es genug.

 

Die ersten Tage im neuen Dienst verliefen wie erwartet, man beschnüffelte sich und er wurde in die Abläufe eingewiesen. Der Papierkram war mehr oder weniger der gleiche wie vorher, der Umfang aber weit geringer. Der Leiter der Abteilung, Abe, hatte ihn freundlich begrüßt und den Einsatzleiter Yamada angewiesen, ihm alles zu zeigen. Der hatte ihn aber bei nächster Gelegenheit einem anderen Kollegen aufgedrückt und war verschwunden. Gut, sie würden wohl keine Freunde werden.

 

~

 

Der Schlag saß, das musste man ihm lassen. Auch wenn er sich mit Händen und Füßen gewehrt hatte, gegen drei gut trainierte Polizisten einer Sondereinheit hatte er keine Chance. Seine beiden Speichellecker hielten ihn zwischen sich aufrecht, während Yamada ihm wiederholt ins Gesicht schlug.

„Du hättest auf mich hören sollen, du kleine Schwuchtel! Jetzt musst du die Konsequenzen tragen!“

Hotaru schmeckte Blut und fühlte es das Kinn herab laufen.

„Ich wusste, dass man sowas wie dir nicht trauen kann, jemandem, der seine Kameraden verrät und ihre Arbeit behindert.“

„Du nennst es Arbeit, Leute zu drangsalieren, die nie etwas Falsches getan haben, nur um deinen Hass auszuleben? Du bist so ein ehrloser Hund!“ keuchte Hotaru und spuckte ihm das im Mund angesammelte Blut ins Gesicht.

Yamada wischte es sich mit der flachen Hand ab und schlug ihm mit der Hand direkt wieder ins Gesicht. Er griff sich in den hinteren Hosenbund und zog eine schlichte schwarze Pistole hervor. „Weißt du was das ist? Das ist die Waffe, mit der vor einigen Jahren mein Partner erschossen wurde, von einem kleinen Yakuza-Emporkömmling und es wird dich freuen, dass DU als Märtyrer dafür sorgen wirst, dass wir wieder härter vorgehen können. Zwei tote Polizisten, einer davon die Vorzeigeschwuchtel von Abe.“

Das war also der Plan.

„Du willst mich erschießen und es so aussehen lassen, als wäre es die Yakuza gewesen?“

„Hmm, eigentlich schade drum, du bist ein schlauer kleiner Penner, wenn du nur auf der richtigen Seite stehen würdest.“

Mit dem Mut der Verzweiflung versuchte Hotaru, sich aus dem Griff der beiden Handlanger zu lösen, auch wenn es hoffnungslos war, er musste es versuchen. Zwei Schüsse schallten durch die Gasse. Die beiden Männer, die ihm an den Armen festgehalten hatten, gingen zu Boden und zogen ihn mit sich. Drei Silhouetten standen am Anfang der Gasse, als sie näher kamen, konnte Hotaru ihre Gesichter im Licht der schwachen Straßenlaterne erkennen. Die beiden an den Seiten kannte er flüchtig von zwei Akten aus dem Dezernat, aber den Mann in der Mitte, den erkannte er sofort. Oyabun Miyamoto Hideyoshi persönlich, der "Samurai von Ginza".

Yamada drehte sich zitternd um. Noch hatte er nicht gesehen, wer da hinter ihm stand. Er schluckte hörbar, als er realisierte, wer es war. Hotaru nutzte die Zeit, um sich aus dem Griff der toten Männer zu befreien und sich das Blut aus dem Gesicht zu wischen. Er war gerade Zeuge eines Doppelmordes an zwei Polizisten geworden. Sein Gehirn versuchte, alles irgendwie zu verarbeiten, scheiterte aber kläglich. Das Oberhaupt der Miyamoto-kai und damit einer der mächtigsten Männer in Tokio stand vor ihm und schien reges Interesse daran zu haben, seine Angreifer unschädlich zu machen. Hotaru rutschte weiter an die Wand, bis er mit dem Rücken dagegen stieß. Sein Atem ging in schnellen Stößen und das Herz schlug ihm bis zum Hals. Was für ein Schlag es dem Clan versetzen würde, wenn er ausgeschaltet werden würde.

„Fallen lassen!“ blaffte einer der beiden Bodyguards.
Yamada ließ tatsächlich die Waffe fallen, man sah, wie er am ganzen Körper zitterte.

„Auf die Knie!“
Langsam begann er, sich hinzuknieen. Irgendwas stimmte nicht. Dann fiel es Hotaru ein, die Waffe im Stiefel. Alles und Nichts ging ihm gleichzeitig durch den Kopf, jeder korrupte Polizist, jede Demütigung von Yamada und seinen nun toten Kumpels, jede Ungerechtigkeit, die von Seiten der Polizei begangen wurde und dann traf sein Tritt Yamada schon in die Rippen, kaum dass er die Waffe in der Hand hatte. Hotaru hatte ihn so schnell in einem Haltegriff und trat die Waffe zur Seite, dass die Bodyguards nahezu keine Möglichkeit hatten zu reagieren.

„Verräter!“ keuchte der am Boden liegende.

„Interessant“, sagte der Oyabun und rieb sich das Kinn. „Kobayashi Hotaru, es freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen und auch, dass wir früh genug hier waren. Sie haben Freunde im Revier.“

Er nickte den beiden Männern in den schwarzen Anzügen zu, die Yamada übernahmen und ihn wieder auf die Knie zogen.

Oyabun Miyamoto winkte Hotaru zu sich, nun flankiert von zwei weiteren Männern, die sofort aus ihrer verborgenen Position zur Stelle geeilt waren, um den Platz der anderen einzunehmen. Der an seiner rechten Seite reichte ihm eine Waffe, der ältere Mann kontrollierte sie kurz selbst und gab sie dann Hotaru.

„Ich stelle Sie vor die Wahl, weil Sie eingegriffen und eindeutig Mut haben. Sie können wieder zurück in Ihr Revier, wir spielen weiter Hase und Igel und alles geht weiter, wie bisher, nur dass Sie das nächste Mal nicht so viel Glück haben werden, oder Sie schalten ihn aus und ich gebe Ihnen die Gelegenheit, wirklich etwas für die Menschen zu tun.“

Hotaru schaute fassungslos zwischen der Waffe in seinen Händen, Miyamoto und Yamada hin und her. Jetzt war er es, der am ganzen Körper zitterte. Alles brach wieder auf ihn ein, er konnte die Tränen in seinen Augen nicht mehr zurückhalten, er drehte sich mit einem Ruck um, zielte dabei auf Yamadas Kopf, drückte ab und... Klick. Sie war nicht geladen. Er drehte sich wieder zurück und sah Miyamoto überrascht und verwirrt an.

„Man tötet niemals aus persönlichen Gründen, auch nicht aus Rache.“

Er legte dem jungen Mann die Hand auf die Schulter und drückte sie, ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen, das Hotaru trotz seines angeschlagenen und angespannten Zustands nur erwidern konnte.

„Packt ihn ein und findet heraus, was er weiß, wer uns sowas unterschieben will und Sie kommen mit mir.“ Er wusste in dem Moment, als er sah, wie dieser stolze und ehrenhafte Mann ihm den Rücken zudrehte, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Mit einem letzten Blick auf Yamada, der sich inzwischen nass gemacht hatte und schluchzte, folgte Hotaru Miyamoto in sein neues Leben.

Asakusa, April 2020

„Damals ist Kobayashi Hotaru gestorben, einige Tage später hat man Yamada zusammen mit einer zweiten Leiche, mit roten Haaren und meinem Dienstausweis und Handy aus dem Fluss gefischt. Das ist fünf Jahre her und seitdem war ich immer an der Seite des Oyabun. Ich würde alles für ihn tun. Er hat mein Leben gerettet und ich schulde ihm das Leben jedes Teenagers, den ich irgendwo unterbringen konnte.“ Hotaru strich sich über den Unterarm des linken Armes, dessen Armbeuge ein weißer Lotus zierte, auf den Kou vorher nicht geachtet hatte.

„Aber wer hat den Oyabun verständigt?“

„Abes Sekretärin, sie und ihre Freundin sind ein ganz bezauberndes Paar, sie haben inzwischen sogar zwei Kinder“

„Was ist nicht verstehe... wie konnte das so eskalieren? Sie wollten doch unbedingt in die Spezialeinheit, warum hasste Yamada Sie so sehr?“ Kou hatte die Knie angezogen und das Kinn darauf abgelegt, er sah Hotaru mit seinen bernsteinfarbenen Augen aufmerksam an.

„Yamada... war ein homophobes Arschloch, wie ein großer Teil der ganzen Einheit. Unter dem Deckmantel der Bekämpfung von organisiertem Verbrechen haben sie priorisiert Razzien in queeren Underground Clubs organisiert, die zwar vielleicht von Gangs und Yakuza betrieben wurden, aber im Gegensatz zu den illegalen Puffs und Drogenhöhlen kleine Fische waren“, antwortete Hotaru trocken. „Da gab es nie was zu holen, aber meine Kollegen haben das genutzt, um ihre Homophobie auszuleben und unschuldige Leute zu drangsalieren.“

„Hmm... und dann?“

„Ich habe es gemeldet. Über Monate hinweg Beschwerden geschrieben über ihr Verhalten und alle sind entweder verschwunden oder wurden abgewiesen, mein Vorgesetzter Abe hat es immer heruntergespielt, Yamada war sein bestes Pferd im Stall und er ließ ihm alles durchgehen...“ Er lehnte den Kopf zurück und ließ die e-Zigarette durch die Finger gleiten. „Also habe ich Informationen gestreut, wenn Razzien anstanden... Ich hatte ein Netz an Informanten, die ich kennengelernt habe, als ich versucht habe, die Teens ordentlich unterzubringen, die zuhause rausgeflogen waren, weil sie die falsche Sexualität für ihre Eltern hatten. Es kam immer häufiger vor, dass die Clubs wie leergefegt waren, wenn wir ankamen, niemand konnte sich das erklären. Ich war der Einzige in der Einheit, der offen schwul war, also hatte Yamada mich sowieso schon auf der Abschussliste und war schnell dabei, mich zu beschuldigen, nur konnte mir niemand etwas nachweisen.“

Kou erinnerte sich vage daran, dass es in der Zeit seines letzten Studienjahres und den Monaten danach häufiger Razzien in den Gay-Clubs gab, in denen er ebenfalls unterwegs gewesen war, mit Nao und anderen, zu denen er kaum noch Kontakt hatte. Die hatten irgendwann schlagartig aufgehört und es war etwas Ruhe in der queeren Community eingekehrt.

„Also ist ihm irgendwann der Kragen geplatzt und er wollte Sie selbst aus dem Weg räumen, weil er wusste, dass Sie dahintersteckten, es Ihnen aber nicht nachweisen konnte?“

„So ungefähr, ja. Wäre Oyabun Hideyoshi nicht aufgetaucht, wäre es das gewesen, es war wirklich knapp...“

Kou stand auf, stieg aufs Bett und kniete sich vor den überraschten Hotaru, der kurz den Kopf einzog, als er die Hand ausstreckte und sie sanft auf seinen Kopf legte, um darüber zu streichen.

„Da ist noch mehr, oder? Zwischen Ihnen und Miyamoto-san...“

Hotaru biss sich auf die Unterlippe, sein Blick wich zur Seite und er atmete zittrig ein paar Mal ein und aus. Er spürte die Tränen in seine Augen steigen, als er den Schmerz fühlte, der in den vergangenen Tagen kaum nachgelassen hatte. Unfähig, etwas zu sagen, nickte er nur stumm. Kous Blick war voller Anteilnahme, er legte die Arme um seinen Bodyguard und zog ihn sanft an seine Brust, während er ihm weiter über den Kopf strich. Hotaru krallte die Finger in seinen Pullover, schmiegte das Gesicht in den weichen, nach Honig und Zeder duftenden Stoff und weinte still. Er war noch nicht bereit, irgendwem davon zu erzählen, wie nahe sie sich über die Jahre gekommen waren, dass er sich hatte vorstellen können, noch länger mit ihm zusammenzuleben, seinem Lehrmeister und Gefährten, der ihm eine Familie gegeben hatte, als er keine hatte.

„Ich verstehe... das erklärt alles...“ sagte Kou leise. „Ich kann mir kaum vorstellen, wie schlimm es sein muss, wenn einem das Herz gebrochen wird und man Hals über Kopf umziehen muss in eine nicht wirklich freundliche Umgebung... Es tut mir leid, dass du das durchmachen musstest. Kazuki und Tetsuo haben sich auch nicht von ihrer besten Seite gezeigt, soll ich mit ihnen reden?“

„Ich... habe mich auch nicht von meiner besten Seite gezeigt...“ murmelte Hotaru mit tränenerstickter Stimme.

„Absolut nicht. Mit Tassen nach anderen werfen ist gefährlich, das hätte ins Auge gehen können.“

Der Rothaarige machte ein Geräusch zwischen einem Wimmern und einem trockenen Lachen. „Das tut mir auch furchtbar leid, aber er hat mich so wahnsinnig gemacht, dieser... aufgeblasene Sturkopf.“

„Und dann wirfst du ausgerechnet seine Lieblingstasse, seine Laune ist wirklich im Keller. Unterirdisch.“ Kou wischte die Wangen seines Bodyguards mit dem Zipfel seines Ärmels trocken. Dieser verzog reuevoll das Gesicht.

„Ich habe eine neue gekauft... aber ich habe Angst, dass er sie nicht nimmt, wenn ich sie ihm gebe. Würdest du...?“

Er schaute ihn überrascht an, dann lächelte er verschmitzt. „Ich würde im Moment auch gerne mit irgendwas nach Tetsuo werfen, aber ich glaube, ich nehme dafür etwas, das nicht kaputt gehen kann.“ Er rutschte rückwärts vom Bett und stand auf. „Ich wollte nie Kinder, seit zwei Wochen fühle ich mich, als hätte ich drei und wäre der einzige vernünftige Mensch in diesem Haus. Was hast du eigentlich gemacht, wenn du Feierabend hattest?“

„Wie? In den letzten beiden Wochen?“ Hotaru schaute mit geröteten Augen zu ihm auf, bis er nickte. „Uhm... nichts? Ausgepackt, soweit es ging, ein Auge auf das Postfach meines Blogs gehabt, aber sonst... was hätte ich hier denn tun sollen?“

Er hätte nicht gedacht, dass Kou in der Lage war, so verärgert dreinzuschauen, wie er es in diesem Moment tat. Das frustrierte Stöhnen, das ihm entfuhr, brachte seinen Ärger nur noch mehr zum Ausdruck.

„Dieser... argh... hat er dir eigentlich überhaupt was gesagt? Sag nicht, du hast dieses Ding da, weil du dachtest, du dürftest in der Wohnung nicht rauchen? Tetsuo raucht ständig, wenn er nicht in Kazukis Nähe ist, sogar in der Badewanne. Hat er dir vom Dōjō erzählt, das jeder nutzen kann, der für Kazuki arbeitet? Du hast die ganze Zeit allein hier rumgesessen?“ Der Dunkelhaarige hatte die Arme vor der Brust verschränkt und trippelte ärgerlich mit den Fingern der Rechten auf seinen linken Unterarm.

„Dōjō? Es gibt hier ein... oh... davon wusste ich nichts und ich dachte... naja... es ist eben seine Wohnung, ich wollte ihn nicht noch mehr reizen als so schon...“ Hotaru rollte den Saum seines T-Shirts zwischen den Fingern zusammen.

„Ich glaube, der Erdbeergestank hat ihn mehr gereizt...“ Kou rieb sich den Nasenrücken mit den Fingerspitzen. „Ich rede mit ihm, aber ihr müsst euch aussprechen und die Fronten klären. Je eher, desto besser und umso früher kann ich wieder schlafen. Kazuki sagte, ihr sollt euch ein paar Tage freinehmen und runterkommen, bevor es eskaliert. Wir bleiben hier, so dass wir keinen von euch brauchen, sonst muss Shiro einspringen.“

Der Rothaarige stand vom Bett auf und holte einen würfelförmigen Pappkarton aus einer Schreibtischschublade, den er Kou in die Hand drückte. „Die Tasse. Ich danke dir, Yukimura, dass du Verständnis für alles hast.“

„Sag Kou, wie alle anderen auch. Wir sitzen so viel aufeinander, da sind Höflichkeiten nur überflüssig. Darf ich Hotaru sagen?“

Der Angesprochene zögerte kurz, dann nickte er mit einem breiten Grinsen. Für den Moment waren seine Sorgen vergessen und das schlechte Gewissen, das er hatte, weil er Tetsuo wirklich hässliche Dinge an den Kopf geworfen hatte – und seine Tasse.

Chapter 94

Summary:

Kazuki und Tetsuo sahen ihm nach, bis er die Schlafzimmertür hinter sich geschlossen hatte.

„Er ist wirklich sauer, oder?“ fragte der Blonde fast zaghaft.

Kazuki lachte trocken. „Aber so richtig. Diese Ruhe macht mir mehr Angst als Sayuris Schimpftiraden, die man im ganzen Anwesen hört. Wir haben das wohl komplett verbockt.“

„Meinst du? Und wenn er sich irrt? Wir wissen beide, wie vertrauensselig Kou sein kann in seinem Harmoniebedürfnis...“

Der Dunkelhaarige schaute ihn an und hob skeptisch eine Augenbraue. „Seit ich ihn kenne, hat Kou sich noch nie bei denen geirrt, denen er vertraut. Bei Itsuki hatte er kein gutes Gefühl, hat es uns aber nicht gesagt, weil er nicht gegen Sayuris Partner sein wollte...“

„Er vertraut uns, das ist je nach Standpunkt schon fragwürdig genug...“ Tetsuo verzog das Gesicht.

Chapter Text

Der würfelförmige Karton flog in Tetsuos Schoß, dem vor Schreck fast das Whiskeyglas aus der Hand fiel. Er und Kazuki saßen auf den Sesseln im Wohnzimmer und gönnten sich ihren Feierabendwhiskey, als Kou mit sturmumwölkter Miene zurückkam. Er hatte seine Schuhe nachlässig von den Füßen gekickt und sie nicht wie sonst ordentlich auf das Regal im Eingangsbereich gestellt, war auf Socken ins Wohnzimmer gelaufen und hatte ihm die verpackte Tasse mit Schwung in den Schoß geworfen.

„He...! Pass doch auf, Kou“, meckerte der Blonde und wischte sich den verschütteten Alkohol von der Hand.

„Sagt mal, geht’s eigentlich noch?“ Kou blieb vor ihnen stehen, die Hände in die Hüften gestützt. „Seit wann gehören Mobbing und Einzelhaft zu eurem Umgang mit Untergebenen?“

„Wovon sprichst du, Kou?“ Kazuki stellte sein Glas auf dem Tisch neben sich ab und stützte das Kinn auf eine Hand.

„Wusstest du, dass Tetsuo Taniguchi weder gesagt hat, dass er das Dōjō nutzen darf, noch dass es existiert und dass er auch in der Wohnung unten rauchen darf? Stattdessen hat er jeden Abend allein in seinem Zimmer verbracht, weil er nicht wusste, was er sonst tun kann, wenn ich ihn nicht brauche“, fragte er, sichtlich sauer, seine samtige Stimme jedoch angestrengt ruhig.

Der Ältere schaute fragend zu Tetsuo, der nur mit den Schultern zuckte.

„Anscheinend... ist mir das entfallen, als ich ihn herumgeführt habe“, entgegnete der Blonde ausweichend. „Was hat er getan, sich bei dir ausgeheult?“

„Auch, aber das steht hier gar nicht zur Debatte.“ Kou schnalzte ärgerlich mit der Zunge. „Miyamoto-san hat ihn hergeschickt, weil er ihm mehr vertraut als sonst wem, damit er auf mich aufpasst. Und alles, was euch dazu einfällt, ist zu überlegen, wie ihr ihn so schnell wie möglich wieder rausekelt.“

„Der Oyabun hat Kazuki und mich beleidigt, indem er unsere Kompetenz in Frage gestellt und ihn uns aufgedrückt hat, als wären wir nicht in der Lage...“ rechtfertigte Tetsuo sich aufgebracht, bis Kazuki ihn mit einer Geste unterbrach.

„Kou, nach allem, was passiert ist, gab es genügend Gründe, ihm nicht zu trauen, eben weil es so schnell ging.“

„Kazuki, Taniguchi war Mitglied des Haushalts deines Schwiegervaters, er ist nicht irgendein Clanmitglied, er war einer seiner engsten Vertrauten, das solltest du besser wissen als ich. Ein gewisses Maß an Misstrauen ist verständlich, aber das... nein, das war wirklich schäbig.“ Er ließ sich auf dem Sofa nieder und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich bin enttäuscht, von euch beiden, aber von dir am meisten, Tetsuo.“

„Aha... es ist ja nicht so, dass er mich nicht auch gleich schon am ersten Abend beschimpft hat. Er ist hitzköpfig und aufmüpfig“, antwortete Tetsuo mürrisch. „Wir brauchen ihn nicht, er ist überflüssig und eigentlich haben wir auch gar keinen Platz.“

„Und was denkst du, wie er sich fühlt, dass du so denkst und es ihm wahrscheinlich mehr als einmal gesagt hast? Miyamoto-san hat ihn ohne Erklärung vor die Tür gesetzt, als wäre er irgendein Gegenstand, den er nicht mehr braucht. Und mit Hitzköpfen solltest du doch klarkommen, immerhin hast du zwei davon erzogen und die Phönixe sind auch nicht alle brav und folgsam.“ Kou kniff die Augen zusammen, sein Tonfall war ungewohnt scharf, was die beiden älteren Männer etwas irritierte. Sie hatten ihn noch nie so sauer erlebt und nicht erwartet, dass er dazu überhaupt fähig war.

Tetsuo schnaubte ärgerlich. Er fühlte sich in seiner Ehre gekränkt, dass der Oyabun ihn so unfähig einschätzte und es nagte nach wie vor an ihm.

„Tetsuo, ich verstehe ja, dass es für dich auch nicht leicht ist und du dich übergangen fühlst, aber außer, dass dein Ego angekratzt ist, hat sich für dich doch nichts geändert“, sagte Kou versöhnlich, es half nichts, wenn er ihm noch mehr Schuldgefühle machte, als er wahrscheinlich schon hatte, egal, wie hart er tat. „Taniguchi hatte nichts, bis Miyamoto-san ihn aufgenommen und ihm eine Perspektive gegeben hat. Und jetzt hat er wieder nichts, weil seine Familie dieser Haushalt war, zu dem er nicht mehr gehört und hier ist er auch nicht willkommen...“ Er zupfte an den Bündchen seiner Ärmel. „Das ist doch schrecklich... über mich hattet ihr viel weniger Informationen und habt Dinge mit mir geteilt, die euch in Schwierigkeiten bringen würden, wenn ich sie den falschen Leuten erzähle. Nicht, dass ich das je tun würde, aber ihr habt mich aufgenommen und mir so etwas wie eine Familie gegeben, gerade ihr solltet doch wissen, wie wichtig das ist... und wie schlimm es ist, wenn man von denen verstoßen wird, die man liebt...“

Kazuki stand auf und hockte sich dann vor Kou, dem nun dicke Tränen über die Wangen rollten. Er hatte gemerkt, dass sein Partner emotionaler wurde, wenn er wenig geschlafen hatte und gestresst war, was nach den zurückliegenden Wochen mehr als verständlich war. Der Jüngere lehnte die Stirn an seine Schulter und ließ sich von ihm den Nacken kraulen, während er leise schluchzte.

„Wir... haben ihn wohl völlig falsch eingeschätzt und uns wirklich schäbig verhalten“, sagte er leise. „Ich will nicht sagen, dass ich ihm kompromisslos vertraue, er muss sich beweisen, aber das müsste jeder andere auch, wenn es um deine Sicherheit geht, Honey...“

„Aber ich vertraue ihm...“ widersprach Kou. „Es ist mir egal, wie ihr darüber denkt.“

Tetsuo strich mit den Händen über das Gesicht und fuhr sich schließlich mit den Fingern durch die Haare. Wenn man Kous Argumentation folgte, hatte er komplett übertrieben und sich selbst keinen Gefallen getan. Bevor er aufstand, fiel ihm der Karton in seinem Schoß wieder ein und er beäugte ihn fragend.

„Was ist das hier eigentlich?“

„Taniguchi hat dir eine neue Tasse gekauft, weil er deine kaputt gemacht hat... Er hat sich aber nicht getraut, sie dir selbst zu geben, weil er Angst hatte, dass du sie dann nicht nimmst“, erklärte Kou aufrichtig. Tetsuo sollte ruhig wissen, in welchem Zustand Hotaru sich befand. „Er hatte sogar Angst, dass ihm seine Haustiere verboten werden...“

„Was... das ist doch Unsinn, warum sollten wir das tun?“ entfuhr es dem Blonden.

„Denk mal drüber nach, wie dein Verhalten bei ihm ankam... und du auch.“ Er piekte Kazuki in die Brust und löste sich aus seiner Umarmung. „Ich lege dir dein Kissen raus, dir macht es sicher nichts aus, heute auf dem Sofa zu schlafen, das Bett im Gästezimmer ist ja mit Tetsuos Sachen belegt.“ Er stand auf und ließ die beiden verdutzten Männer stehen.

„Kou...? Du wirfst mich aus meinem eigenen Schlafzimmer?“ Kazuki stand auf und folgte ihm, bis der Jüngere ihn mit dem Kissen in der Tür bremste.

„Ganz genau. Ich bin wirklich sauer auf dich, Kazuki. Du hättest das von Anfang an unterbinden können und hast es nicht getan. Und es war dein Vorschlag, dass wir mit Tetsuo und Taniguchi reden, aber anscheinend habt ihr euch in schöner Alphamännchen-Manier gegenseitig auf die Schulter geklopft, statt wirklich darüber zu reden, was schief gelaufen ist.“

Der Ältere blinzelte irritiert, diese Seite von Kou war neu. Es verwirrte ihn jedoch umso mehr, dass seine Zuneigung nur noch mehr wuchs, weil sein Partner offensichtlich der Einzige von ihnen war, der in den vergangenen beiden Wochen rational gedacht hatte und ihnen jetzt die Quittung für ihr Verhalten präsentierte. Er seufzte resigniert, nahm das Kissen entgegen und nickte zum Verständnis.

„Ich liebe dich trotzdem. Und dich auch, Tetsuo, nur damit du es weißt! Geh dich bei ihm entschuldigen und sprecht euch aus. Wenn das noch länger so geht, ziehe ich zu Tōru, bis wir nach Okinawa müssen, ich kann nicht arbeiten, wenn alle so angespannt sind.“ Kou drohte ihm mit dem Finger, dann streckte er sich und küsste Kazuki auf den Mund. „Gute Nacht, Kazu. Wenn dir das Sofa zu unbequem ist, habe ich unten noch einen Futon.“

Kazuki und Tetsuo sahen ihm nach, bis er die Schlafzimmertür hinter sich geschlossen hatte.

„Er ist wirklich sauer, oder?“ fragte der Blonde fast zaghaft.

Kazuki lachte trocken. „Aber so richtig. Diese Ruhe macht mir mehr Angst als Sayuris Schimpftiraden, die man im ganzen Anwesen hört. Wir haben das wohl komplett verbockt.“

„Meinst du? Und wenn er sich irrt? Wir wissen beide, wie vertrauensselig Kou sein kann in seinem Harmoniebedürfnis...“

Der Dunkelhaarige schaute ihn an und hob skeptisch eine Augenbraue. „Seit ich ihn kenne, hat Kou sich noch nie bei denen geirrt, denen er vertraut. Bei Itsuki hatte er kein gutes Gefühl, hat es uns aber nicht gesagt, weil er nicht gegen Sayuris Partner sein wollte...“

„Er vertraut uns, das ist je nach Standpunkt schon fragwürdig genug...“ Tetsuo verzog das Gesicht.

„Wir haben beide noch nie jemanden hintergangen, das macht uns in seinen Augen vertrauenswürdig genug. Nichtsdestotrotz sollte ich Hideyoshi danach fragen, weshalb er Taniguchi so dringend loswerden wollte. Ich habe eine Ahnung, aber ich will es von ihm selbst hören und du gehst ihn um Verzeihung bitten. Ich weiß, er hat sich auch nicht korrekt verhalten, aber du bist der Ältere und stehst über ihm, dann solltest du auch zuerst einlenken. Sprecht euch aus, Kou zuliebe, ihr müsst nicht die besten Freunde werden, aber sieh zu, dass ihr miteinander auskommt, Tetsu“, führte Kazuki aus.

„Meinetwegen...“ Er stand auf und trank den Rest aus seinem Glas. „Brauchst du mich morgen?“

„Nein, nimm dir zwei Tage frei, wir bleiben hier und wenn ich doch irgendwohin muss, nehme ich Shiro mit. Kou hat das Taniguchi wahrscheinlich auch schon mitgeteilt. Gute Nacht, Tetsu.“

 

Der Geruch von Putzmittel stieg Tetsuo in die Nase, kaum dass er die Wohnung betreten hatte, die perfekt aufgeräumt und geputzt war. Der einzige Fehler im Bild war ein Fellbüschel von Aoi, das auf dem Läufer im Flur lag, aber um das zu verhindern, hätte man die Katze rasieren müssen. Da er wusste, dass die Haushälterin im Urlaub war, konnte nur Hotaru das übernommen haben, der Kou am Morgen um einen freien Tag gebeten hatte, um einige Dinge zu erledigen. Tetsuo wusste auch nur davon, weil Kou Kazuki kurz darüber informiert hatte, bevor er sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen hatte, um den ganzen Tag still vor sich hin zu arbeiten oder Schlaf nachzuholen, da er unter Stress noch geräuschempfindlicher war als sonst. Es tat ihm tatsächlich leid, dass er sich so gar nicht mit Hotaru verstand und andere darunter litten, dass sie sich seit zwei Wochen permanent in der Wolle hatten. Die Kobun waren allerdings schon lange nicht mehr so folgsam und fleißig gewesen, er hatte sie nicht einmal Karten oder am Handy spielen sehen, während sie im Vorraum saßen.

Tetsuo ging in die Küche, um den Karton mit der Tasse zu öffnen und sie auszupacken. Was er fand, überraschte ihn. Es war eine hellblaue, große Tasse, die sich nach oben hin etwas verjüngte und mit einem Holzdeckel verschlossen wurde, der eine Aussparung für einen Löffel hatte. Der Griff des Deckels war ein niedlicher, weißer Katzenkopf, die Tasse selbst war bedruckt mit einer ebenfalls weißen Katze, darüber stand „Good Time“, am oberen Ende des Griffs befand sich ein kleiner Fisch. Das war nicht einfach nur eine Tasse, die er als Ersatz gekauft hatte, er schien sich wirklich Gedanken gemacht zu haben. Er stellte sie neben die Spüle, warf den Karton in den Müll und ging dann durch die Wohnung zur einzigen verschlossenen Tür, an die er vorsichtig anklopfte, um Hotaru nicht zu erschrecken.

Die Tür wurde von innen geöffnet. „Hast du was vergessen, Kou...?“ Hotarus olivgrüne Augen weiteten sich vor Schreck, als er Tetsuo sah, wich zurück und stolperte über den Gurt einer Tasche, die auf dem Boden lag, so dass er rückwärts auf den Schreibtischstuhl fiel und damit gegen den Tisch stieß. Er zog die Beine an, die in einer schwarzen Leggings steckten, das übergroße T-Shirt entblößte eine schmale Schulter und er versank förmlich darin, die Arme schlang er um seine Unterschenkel und schaute den Blonden mit großen Augen an, als erwartete er die nächste Schimpftirade, während er sich klein machte.

Tetsuo war für den Moment alles entfallen, was er hatte sagen wollen. Ihm wurde schlagartig bewusst, wie sehr er Kous Bodyguard zugesetzt hatte, der nach der Eskalation des vergangenen Abends nicht einmal mehr auf Konfrontationskurs ging wie sonst. Hotaru schaute ihn an, wie ein verängstigtes Kaninchen den Fuchs und ihn überkam der bittere Gedanke, dass das gar nicht so weit von der Realität entfernt war. Er entspannte seine Hände, die er unbewusst zu Fäusten geballt hatte und atmete geräuschvoll aus.

„Ich... möchte dich um Verzeihung bitten, Taniguchi“, sagte er schließlich, zerknirscht, es fiel ihm alles andere als leicht, aber Kazuki hatte recht, dass er den ersten Schritt tun musste, um die Situation zu lösen. „Ich habe mich vollkommen daneben benommen, für das Ausmaß gibt es keine Rechtfertigung. Es tut mir leid, wenn ich dich damit verletzt habe...“

Der Rothaarige öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch wieder und wandte den Blick ab. Seine Nerven lagen blank, das war ihm anzusehen und Tetsuo konnte es ihm nicht verübeln, dass er ihm wohl nicht so schnell verzeihen würde. Hotaru schob die Füße vom Stuhl und stand schließlich auf, um mit etwas Abstand vor ihm stehenzubleiben und ihn dann doch direkt anzusehen, zweifelnd.

„Sagst du das nur, weil Kou dich geschimpft hat?“ fragte er mit einem leichten Zittern in der Stimme.

„Ich bitte nicht um Entschuldigung, wenn ich es nicht ernst meine. Kou ist furchtbar sauer auf mich, zurecht... ich... hätte nicht so mit dir umgehen dürfen, nur weil der Oyabun mich beleidigt hat“, entgegnete er ruhig, aber ernst.

Die Erwähnung von Hideyoshi schien irgendetwas in Hotaru auszulösen und Tetsuo sah, wie sich seine großen Augen mit Tränen füllten, die er mühsam zurückzuhalten versuchte. Er sah so klein und verletzlich aus, dass er völlig anders wirkte als der stolze, aufmüpfige Yakuza im schicken Anzug, der er während des Tages war. Einer Eingebung folgend, streckte er die Arme aus und zog ihn behutsam an sich, es war völlig klar, dass sehr viel mehr dahintersteckte, als er bisher wusste und wissen wollte. Hotaru erinnerte ihn in diesem Moment an eine der vielen streunenden, verlassenen Katzen, die er in den vergangenen Jahren aufgelesen und aufgepäppelt hatte, ohne Familie und ohne Zuhause.

Hotaru lehnte den Kopf an seine Brust und weinte still, zum wiederholten Mal an diesem Tag. Er konnte nicht mehr, es war ihm alles zu viel, er fühlte sich verlassen und einsam, ungeliebt, unerwünscht und überflüssig. Er wusste nicht, weshalb Hideyoshi ihn wirklich hierher geschickt hatte, es kam ihm vor, wie eine Strafe, nur dass er nicht wusste, was er falsch gemacht hatte. Er hatte kein Problem damit, Kous Bodyguard zu sein, doch war er überfordert damit, wie alles abgelaufen war. Tetsuos rechte Hand strich leicht über seinen oberen Rücken, die linke ruhte sanft auf seinem Hinterkopf. Er berührte ihn kaum, doch tat die Nähe gut, trotz aller Differenzen, die sie hatten und ebenso wie Kou kurz zuvor für ihn dagewesen war, war er es jetzt auch. Er sagte nichts, sondern hielt ihn, bis er sich beruhigt und sein Hemd mit seinen Tränen durchnässt hatte.

Tetsuo ließ ihn los, als er sich gegen seinen Griff drückte und einen halben Schritt zurückging. Mit einem Zipfel seines T-Shirts wischte er sich über das nasse und gerötete Gesicht.

„Danke...“ murmelte der Kleinere leise.

„Wofür...?“

„...dass du mich nicht aufziehst, weil ich heule wie ein Grundschüler...“ Hotaru zog eine Grimasse, er schämte sich, dass er gerade vor ihm so weinerlich war. Er warf ihm einen überraschten Blick zu, als sein Gegenüber leise lachte und ihm mit der Hand die dunkelrot gefärbten Haare zerzauste.

„Niemand weint ohne Grund. Wir sollten reden. Wir haben wohl beide unsere Gründe, warum wir gerade die absolut beschissenste Laune haben... Kaffee?“ bot Tetsuo versöhnlich an.

„Wäre wohl das beste... ich gehe kurz ins Bad.“ Er schob sich an ihm vorbei und verschwand im Badezimmer um die Ecke.

Der Blonde schaute ihm kurz nach, dann warf er einen neugierigen Blick auf die beiden Lurche in ihrem Aquarium, die ebenso neugierig zurückschauten. Er schob den Gedanken zur Seite, dass er nun wohl mit vier sehr niedlichen Lebewesen zusammenwohnte, denn Hotaru als niedlich zu bezeichnen, stand ihm absolut nicht zu.

 

Tetsuo spülte seine neue Tasse, als Hotaru aus dem Bad zurückkam, wo er sich gründlich das Gesicht gewaschen und die Haare wieder geordnet hatte, die völlig durcheinandergeraten waren. Die Kaffeemaschine war eingeschaltet und frischer, duftender Kaffee tröpfelte langsam in die Glaskanne darunter. Zu seiner Überraschung hockte Aoi auf der Schulter des Blonden, der das Hemd ausgezogen hatte und nun ein weißes T-Shirt zu seiner schwarzen Hose trug, und beäugte kritisch, was er in der Spüle tat. Ihr plüschiger Schweif klopfte entspannt gegen seinen breiten Rücken.

„Geht’s dir besser?“ fragte Tetsuo und griff nach dem Geschirrtuch, um die Tasse abzutrocknen. Auf dem Tisch stand schon eine Tasse für Hotaru neben einem Teller mit Reisbällchen, die Kou im Laufe des Tages vorbeigebracht hatte, weil er immer zu viele machte.

„Mhm...“ machte der Rothaarige und setzte sich an den Küchentisch, wo er nach einem der ordentlich geformten Dreiecke griff und herzhaft hineinbiss. Ihm war nicht aufgefallen, wie hungrig er war, in seinem Ärger hatte er kaum an Essen gedacht.

„Du hättest nicht aufräumen müssen, die Haushälterin, die das normalerweise erledigt, sollte übermorgen wieder da sein.“ Der Blonde stellte seine neue Tasse auf den Tisch und setzte sich ebenfalls, da der Kaffee noch eine Weile brauchte, Aoi streckte sich wie ein schnurrender Kragen auf seinen Schultern aus. Er zog eine Zigarette aus der Schachtel, die im Regal neben dem Tisch lag und zündete sie sich an.

„Ich... wollte nicht, dass du in eine Scherbe trittst... immerhin war es meine Schuld, dass deine Tasse kaputt gegangen ist“, entgegnete er bedrückt. „Das tut mir wirklich leid, Tetsuo...“

„Hmm... ja... ich dachte schon, Kou ist gut darin, mit Dingen nach anderen zu werfen, aber das war wirklich ein Volltreffer.“ Tetsuo rieb sich mit den Fingerspitzen über den Kratzer und die leicht verfärbte Beule an seiner Stirn, lächelte aber. „Mach dir nichts draus, es war nur eine Tasse und es ist nichts passiert. Ich hätte dich nicht an die Wand stoßen dürfen, das war unangebracht...“

„Aber... die Tasse war alt, oder?“ Hotaru schaute ihn mit hängenden Schultern an.

„Ich hatte sie seit meinem vierzehnten Geburtstag, also... ja, sie war alt.“

„Ugh...“ Er stützte den Kopf auf die Hand und verzog das Gesicht. „Sorry... wie kann ich das wiedergutmachen?“

„Du hast mir schon eine neue Tasse gekauft, die ist wirklich hübsch. Das ist ausreichend, vielen Dank dafür, Taniguchi.“ Tetsuo stand auf, um den Kaffee zu holen, Milch und Zucker nahm er in die andere Hand und stellte alles zwischen sie auf den Tisch. Er füllte ihre Tassen, goss einen kleinen Schluck Milch in seine eigene und schob Zigarettenschachtel, Milchtüte und Zuckerdose in Hotarus Richtung.

Der Rothaarige kippte drei Löffel Zucker in seine Tasse, nachdem er sie fast bis zum Rand mit Milch aufgefüllt hatte und legte dann beide Hände darum, um mit einem wohligen Seufzen einen Schluck zu trinken, bevor er dankbar eine Zigarette nahm und sie sich mit dem dabei liegenden Feuerzeug anzündete.

„Also...“ Tetsuo strich über Aois Schweif, der über seine Brust nach unten hing. „Ich will ehrlich sein, damit du verstehst, weshalb ich mich so verhalten habe. Ich will es nicht rechtfertigen, aber ich bin normalerweise nicht so, es kam nur einfach sehr viel zusammen in letzter Zeit...“

Er atmete tief durch und erzählte ihm, was während des Urlaubs in Nagano passiert war, weil Shiro nicht hatte warten können, seine Fehleinschätzung von Itsuki und seine Angst um Kazuki, der deshalb schwer verletzt worden war. Er erwähnte auch, dass sie durchaus überlegt hatten, Kou einen Bodyguard zur Seite zu stellen, sich aber bewusst dagegen entschieden hatten, weil er selten das Haus verließ und nicht so sehr gefährdet schien, wie Hideyoshi es wohl dachte. Die Wortwahl des Oyabun zitierte er ihm, es hatte sich in sein Hirn eingebrannt und er ärgerte sich auch nach zwei Wochen noch darüber, weil er sich ungerecht behandelt fühlte. Tetsuo hatte sich gefühlt, als würde ihm alles entgleiten, er hatte Shiro nicht davor bewahren können, ein Fingerglied zu opfern und Kazuki hatte er auch nicht beschützen können, wie es seine Aufgabe war, stattdessen wurde ihm ein mehr oder weniger Fremder in die Wohnung gesteckt, der ihm durch seine Anwesenheit jeden Tag seine eigene Unfähigkeit vor Augen führte.

„Oh... ich wusste nicht, dass er es so direkt formuliert hat“, sagte Hotaru, als er seine Ausführung beendet hatte. „Jeder weiß, dass du es nicht hättest verhindern können... nicht so, wie Hayashi-san seine eigenen Regeln über Sayuri-nee-san durchgesetzt hat. Niemand hat damit gerechnet, dass er den Waka so sehr hasst.“

„Ich weiß das auch, aber ich fühle mich trotzdem nutzlos...“ Tetsuo rieb sich mit der Hand über das Gesicht. „Das gibt sich wieder, ich brauche einfach ein paar Tage, um den Kopf freizubekommen.“

Hotaru nickte. „Ich habe Kou erzählt, wie ich bei der Miyamoto-kai und im Haushalt des Oyabun gelandet bin... du weißt, dass ich vorher Polizist war und die Seiten gewechselt habe.“ Er schnaubte leise. „Meine Kollegen wollten mich aus dem Weg schaffen, weil ich sie sabotiert habe. Ich war in einer Spezialeinheit gegen Bandenkriminalität, es war unsere Aufgabe das zu unterbinden, womit der Clan sein Geld verdient. Doch mein Einsatzleiter nutzte seine Macht, um seine Homophobie auszuleben und nahm hauptsächlich die kleinen und unwichtigen queeren Clubs hoch, nie die großen Fische, obwohl wir genug Informationen dafür hatten. Meine Beschwerden wurden alle abgewiesen oder verschwanden einfach... also habe ich das ganze selbst in die Hand genommen und meine eigenen Informanten mit Infos über die anstehenden Razzien gefüttert.“ Er schaute ihn über den Rand seiner Tasse hinweg an. „Ich habe das nicht aus Eigennutz getan, ich hatte nichts davon und war als Quotenschwuchtel im Team sowieso ständig den dummen Sprüchen meiner Kollegen ausgesetzt, im Revier in Shibuya davor auch schon.“

Der Blonde kniff leicht die Augen zusammen und beobachtete ihn, dann neigte er leicht den Kopf. „Du wolltest nur das Richtige tun, deine Kollegen waren die Schweine, die ihre Position ausgenutzt haben. Wie haben sie dich drangekriegt?“

„Hmm... sie konnten mir nichts nachweisen, aber da er mich sowieso nur für meine Sexualität und meinen Idealismus gehasst hat, meinte er, er könnte mich aus dem Weg räumen und es der Yakuza anhängen, um einen größeren Einsatz zu provozieren... Ich hatte aber Freunde im Revier, die Kontakte zur Clanführung hatten und kurz bevor sie mir die Lichter auspusten konnten, wurde ich gerettet. Vom Oyabun persönlich...“ Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen bei der Erinnerung. „Seitdem schulde ich ihm mein Leben und ich würde einen Teufel tun, ihn oder den Clan irgendwie zu hintergehen.“

„Und trotzdem hat es dich enttäuscht, dass er dich hergeschickt hat, richtig?“ hakte Tetsuo nach.

Hotaru lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und legte den Kopf in den Nacken. „Ich war bis Montagmittag sein persönlicher Assistent, natürlich hat es mich enttäuscht, dass er mich so mir nichts, dir nichts vor die Tür gesetzt hat, als wäre ich nur irgendein Kobun. Dir würde es nicht anders gehen, wenn der Waka das tun würde.“

„Würde er nicht, eher hackt er sich eine Hand ab“, widersprach der Blonde trocken.

„Tja... das dachte ich von ihm auch...“ Er rieb sich mit der Hand über das Gesicht. „Es macht mich wütend und tut weh... es tut mir wirklich leid, alles, was ich zu dir gesagt habe. Du konntest ja nichts dafür, wobei, ein bisschen vielleicht, bei dem Auftritt im Büro.“ Er schaute ihn unter halb geschlossenen Lidern an, ein freches Grinsen auf den Lippen.

„Touché. Wie verbleiben wir jetzt, da wir die Ursachen für unsere Scheißlaune ergründet haben?“

„Wir müssen wohl irgendwie miteinander auskommen, sonst geht Kou die Wände hoch... oder wir bringen uns gegenseitig um“, sagte Hotaru schulterzuckend. „Wir haben jetzt noch zwei Tage frei?“

„Ja, damit wir uns zusammenraufen.“

„Großartig... aber immerhin keinen Hausarrest.“ Er hob eine Augenbraue, weil Tetsuo zerknirscht das Gesicht verzog. „Achja... zeigst du mir morgen, wie ich zu diesem ominösen Dōjō komme, von dem Kou mir berichtet hat?“

Der Blonde zog eine Grimasse, es tat ihm wirklich leid, dass er es ihm nicht gesagt hatte. „Ja, gleich nach dem Frühstück oder gehörst du zu den Leuten, die vor dem Frühstück Sport machen?“

„Vorher. Gegen einen Kaffee direkt nach dem Aufstehen habe ich aber auch nichts.“

„In Ordnung, dann gehen wir zusammen. So früh nervt da auch keiner...“

Chapter 95

Summary:

„Tetsuo? Bist du fertig?“ fragte er nach einer Weile.

„Vielleicht“, kam es durch die Tür zurück.

„Ich höre die Dusche nicht mehr und du bist schon seit über einer halben Stunde da drin, ich will mich auch fertig machen.“

Stille. Leises Plätschern.

„Ehhh... rieche ich Rauch? Sitzt du etwa in der Badewanne und rauchst? Echt jetzt?“ Hotaru trat leicht gegen die verschlossene Tür. „Beeil dich gefälligst, ich habe heute auch Dinge vor.“

„Die Tür ist offen und die Dusche ist frei, du kannst auch einfach reinkommen, Quälgeist.“

Hotaru riss die Tür auf und stapfte schnaubend hinein, seine Sachen legte er auf der Ablage neben dem Waschbecken ab, dann zog er sich aus und stellte sich unter die Dusche, die sich im Bereich vor der Badewanne befand. Tetsuo lag grinsend im Wasser, den Kopf zurückgelegt und eine Zigarette zwischen den Lippen, an der er mit halb geschlossenen Augen zog. Die feuchten Haare hatte er sich nach hinten gestrichen.

Chapter Text

„Hast du es verstanden? Das Teil ist etwas moderner als die, die im Anwesen sind.“

Tetsuo lehnte mit dem Arm am Haltegriff des Laufbands und sah Hotaru an, dem er gerade eine Einweisung gegeben hatte. Da es seit dem vergangenen Abend in Strömen regnete, konnte er nicht draußen laufen gehen und nahm daher mit dem Laufband im Kraftraum des Dōjō Vorlieb. Der Rothaarige trug kurze Sportshorts und ein locker fallendes T-Shirt, die frisch geschnittenen Haare hatte er mit einem Haargummi aus dem Gesicht gebunden. Es kribbelte ihn in den Fingern, sich vor dem Frühstück einfach auszupowern und die Anspannung der vergangenen Wochen abzubauen, er fühlte sich so fit und ausgeruht wie schon länger nicht mehr. Die ehrliche Aussprache hatte ihm gut getan und Tetsuos entspannter Haltung nach zu urteilen, diesem ebenfalls.

„Jaja, so kompliziert ist das auch wieder nicht. Keine Raketenwissenschaft“, wiegelte er ab und tippte sich durch die verschiedenen Laufprogramme auf dem Display.

„Ich heb dich nicht auf, wenn du über deine eigenen Füße fällst, weil du es übertreibst. Guten Morgen, Kazuki.“ Der Blonde lugte um Hotaru herum und begrüßte seinen Boss mit einem Nicken.

Kazuki war etwas irritiert in der Tür stehengeblieben, sein Katana in einer Hand, das Handy in der anderen.

„Guten Morgen. Ihr habt euch leben lassen, sehr schön.“ Er tippte etwas und schob das Gerät dann in den Bund seines Hakamas.

„Guten Morgen, Waka!“ Hotaru verbeugte sich so hastig, dass er sich fast den Kopf an einem der Haltegriffe stieß, er hielt jedoch rechtzeitig an, bevor er sich blamierte.

„Was soll das denn heißen? Wir sind nie Gefahr gelaufen, uns gegenseitig umzubringen“, entgegnete Tetsuo übertrieben empört.

Kazuki schaute skeptisch von einem zum anderen, dann schüttelte er den Kopf und setzte seinen Weg in den Raum nebenan fort, um dort seine morgendlichen Übungen zu absolvieren. Seine Schultern waren steif, weil er auf dem Sofa geschlafen hatte und Kou irgendwann zu ihm gekommen war, um ihn als Matratze und Kissen zu benutzen. Sein Partner war mit ihm wach geworden, aber dann wieder ins Bett gekrochen, als er gemerkt hatte, dass es noch viel zu früh für ihn war. Er gönnte es ihm, die vergangenen Wochen hatten ihm zugesetzt und dagegen half bei Kou in der Regel eine ausreichende Menge Schlaf.

Hotarus Füße trabten über das gummierte Band, während der Blonde sich noch etwas weiter aufwärmte, um die nächste Stunde damit zu verbringen Gewichte zu stemmen. Jeder hatte einen Kopfhörer im Ohr stecken und hörte seine eigene Musik, um Kazuki nebenan nicht zu stören, sonst lief in der Regel irgendetwas auf der Anlage, die in einer Ecke stand. Als Hotaru merkte, dass seine Beine schwerer wurden und er die Strecke zurückgelegt hatte, die er normalerweise morgens lief, stoppte er das Gerät und streckte sich ausgiebig. Der Rothaarige ging zu einem freien Bereich und machte sich daran, jeden einzelnen Muskel ausgiebig zu dehnen, da er das ebenso vernachlässtigt hatte wie das Laufen, weil er in der Wohnung einfach keine Ruhe dazu fand. Er stützte die Hände flach auf die Matte und spreizte die Beine, so weit er konnte. Hotaru grunzte frustriert, da er nicht so weit kam, wie er es gewohnt war und fiel fast vornüber, als er Tetsuos feixendes Grinsen hinter sich sah.

„Brauchst du Hilfe?“ fragte er amüsiert.

„Als ob du mir dabei helfen könntest, Angeber. Du kommst wahrscheinlich nichtmal mit den Händen auf den Boden“, gab Hotaru zurück und schob seine Füße noch ein Stück weiter zur Seite, kämpfte aber damit, die Fersen auf dem Boden zu lassen.

Der Blonde hockte sich hinter ihn, umfasste seine Fußgelenke und drückte sie nach unten, so dass er geräuschvoll durch die Nase ausatmete, da es kurzzeitig leicht in seinem Oberschenkel zog.

„Zu viel rumgesessen, was? Das wird schon wieder, entspann dich...“

Tetsuos Atem strich über die leicht feuchte Haut seines Oberschenkels, warum nochmal wollte er heute die kurze Hose anziehen? Hotaru stützte die Stirn auf den Boden und ließ ein leises Grunzen hören, als seine Knie schließlich nachgaben und auf die Matte fielen. Wobei man kaum von fallen sprechen konnte, da der Blonde seine Beine festgehalten und schließlich sanft abgesetzt hatte, damit er sich nicht wehtat.

„Krampf...“ jammerte der Rothaarige und rollte sich auf den Hintern, bevor er seinen linken Oberschenkel massierte. Wie peinlich, ausgerechnet vor diesem überaus fitten Muskelprotz so eine schwächliche Figur abzugeben.

„War vielleicht etwas viel für vor dem Frühstück.“ Er hob besorgt eine Augenbraue, dann zog er sein linkes Bein in seine Richtung und strich fest über die verhärteten Muskeln seiner linken Wade, entlang des dort tätowierten Kirschblütenbaums. „Sorry, wenn ich...“

„Quark. Den Krampf hab ich vorher schon gemerkt, ich wollte nur schauen, wie weit ich komme“, unterbrach Hotaru ihn, stützte sich auf den Händen ab und überließ ihm sein Bein. „Kann ja nicht sein, dass du hier voll die Show abziehst und ich nur ein bisschen auf der Stelle laufe.“

Tetsuo lachte leise. „Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, das ist mein übliches Programm zweimal wöchentlich. Nicht, dass du dich jetzt eingeschüchtert fühlst, Nervensäge.“

„Pfffffff...“ machte der Rothaarige und entzog ihm sein Bein wieder, nachdem der Krampf nachgelassen hatte. „Sind noch Bananen da?“

„Ja. Frühstück?“ Er zog ihn beim Aufstehen auf die Füße.

„Frühstück. Ich verhungere.“

 

Tetsuo zündete sich eine Zigarette an, nachdem er seine neue Kaffeetasse das zweite Mal gefüllt hatte und ließ sich wieder auf seinen Stuhl am Küchentisch fallen. Hotaru löffelte das nicht aufgelöste Zucker-Kaffee-Gemisch vom Boden seiner quietschbunten Tasse mit dickem Einhorn auf dem Griff.

„Kann sein, dass ich heute Abend noch ausgehe. Nur damit du dich nicht wunderst, hat nichts mit dir zu tun“, sagte der Blonde und hob Aoi mit der freien Hand vom Tisch, die dort nichts zu suchen hatte, es aber immer wieder versuchte.

„Danke für die Info, ich bin voraussichtlich auch nicht da.“ Er hob Aoi auf seinen Schoß und ließ sie einige Tropfen Milch von seinen Fingern lecken, was Tetsuo resigniert den Kopf schütteln ließ. „Druck ablassen?“

„Druck ablassen. Das kam zuletzt doch etwas kurz...“

„Hmm... ja, bei mir auch.“

Tetsuo schaute auf seine Uhr, es war kurz vor zehn. „Vorher sind aber noch ein paar Dinge zu erledigen. Zuerst sollten wir das Aquarium aus deinem Zimmer ins Wohnzimmer räumen, dann hast du mehr Platz und Pocky und Oreo sehen mehr als Kartons und alte Möbel.“

„Du... hast dir ihre Namen gemerkt?“ Hotaru sah ihn mit großen Augen an.

„Natürlich. Nicht zu warm, richtig?“

Der Angesprochene nickte. Er hätte nicht in Worte fassen können, wie überrascht und dankbar er war, dass Tetsuo trotz aller Differenzen mehr mitbekommen hatte, als er bisher dachte. Da er seiner Stimme für den Moment nicht traute, er fühlte sich immer noch etwas angeschlagen, wenn auch sehr viel besser als am Tag zuvor, strahlte er ihn über den Rand seiner Tasse hinweg an, was mit einem leichten Schmunzeln beantwortet wurde.

In einer gemeinsamen Anstrengung schoben sie das Aquarium von Hotarus Zimmer ins Wohnzimmer an seinen neuen Platz zwischen Küche und Durchgang zum Flur, so dass die beiden Bewohner den ganzen Raum im Blick hatten, wenn ihnen danach war. Hotaru brauchte eine Weile, alle Filter und den Durchlaufkühler wieder zu verkabeln, währenddessen zog Tetsuo sich um und telefonierte mit seiner Stammfrisörin.

„Du hast nicht zufällig heute spontan noch einen Platz frei, Shion?“ Er hatte das Handy auf dem Wohnzimmertisch abgelegt, um beide Hände freizuhaben und sein Hemd zu schließen.

„Es ist Samstagvormittag, was erwartest du von mir, Süßer?“ klang die Stimme einer Frau aus dem Lautsprecher.

„Nur das beste. Du weißt, wie voll mein Terminkalender ist, also...? Bitte?“

Hotaru warf dem Blonden einen überraschten Blick zu, während er immer noch auf dem Boden hockte und die Utensilien wieder aufräumte, die in dem Stauraum unter dem Aquarium untergebracht waren.

Die Frisörin summte zufrieden. „Du weißt doch, dass du immer vorbeikommen kannst, Tetsu. Ich sage Kei Bescheid, er sollte sich ein paar Minuten für dich freischaufeln können, bei mir selbst ist es heute eng.“

„Dann bis gleich.“ Er beendete das Gespräch und ließ das Handy in seine Hosentasche gleiten. „Ich bin eben weg. Kommst du zurecht?“

„Ich bin schon groß, weißt du? Krümel dich, bevor ich mich noch daran gewöhne, dass du so viel Rücksicht auf mich nimmst“, antwortete der Rothaarige und streckte ihm die Zunge heraus, wobei er ihm die kleine schwarze Kugel seines Zungenpiercings präsentierte.

Während Tetsuo beim Frisör war, räumte Hotaru in seinem Zimmer etwas auf und um. Sehr viel mehr Stauraum hatte er ohne das Aquarium zwar nicht, aber er konnte die Kartons besser sortieren und leerte zwei, die seine Ausgehkleidung enthielten, auf dem Bett aus, um sich ein Outfit für den Abend herauszusuchen. Er war froh, dass er am Vortag spontan noch in einem Kosmetikstudio gewesen war, um sich einmal rundherum enthaaren zu lassen, so dass die größte Vorbereitung für sein abendliches Abenteuer abgeschlossen war. Nur noch duschen und sich überlegen, was er anziehen sollte, wofür er glücklicherweise noch den halben Tag Zeit hatte. Mit kurzen Shorts und übergroßem T-Shirt bekleidet, fläzte er sich aufs Sofa und verbrachte die restliche Zeit bis Tetsuos Rückkehr damit, sein Grindr-Profil auf Vordermann zu bringen. Er hatte es lange nicht genutzt und es war dringend nötig, dass er seine Fotos und Daten aktualisierte, um seine Chancen zu erhöhen, am Abend irgendwen abzuschleppen.

 

Tetsuo brachte auf dem Rückweg vom Frisör Mittagessen für sie beide mit, da er nicht wirklich Lust hatte, etwas zu kochen und er sich immer noch schlecht fühlte, dass er so gemein zu Hotaru gewesen war. Dieser döste auf dem Bauch liegend auf dem Sofa, als er zurückkam, also stellte er das Essen für ihn in die Küche und aß allein, da er ihn nicht wecken wollte. Anschließend kümmerte er sich um die Pflanzen, die er etwas vernachlässtigt hatte und entfernte überflüssige und verwelkte Triebe, bis sie wieder Platz zum Atmen hatten. Einige von ihnen besaß er seit über zwanzig Jahren und er war mehr als stolz auf sich, dass sie trotz aller Widrigkeiten so lange überlebt hatten.

„Uaah... Bin ich echt eingeschlafen?“ Hotaru setzte sich auf, die Beine untergeschlagen, und streckte sich gähnend.

„War wohl nötig. Essen steht in der Küche, ich bin duschen.“

Der Kleinere bestätigte seine Aussage mit einem erhobenen Daumen und rieb sich den Schlaf aus den Augen, bevor er in die Küche schlurfte und sich über die große Portion Donburi hermachte, die Tetsuo ihm mitgebracht hatte. Den Rest stellte er in den Kühlschrank, um ihn später oder am nächsten Tag zu essen. Da er das Plätschern der Dusche nicht mehr hörte, nahm er an, dass der Blonde bald fertig sein würde, also wuselte er in sein Zimmer, um Unterwäsche, Handtuch und was er sonst noch brauchte, zu holen und wartete dann geduldig vor der Badtür, in seinen neonblauen Plüschbademantel mit Öhrchen an der Kapuze gekleidet, da er seine getragene Kleidung schon in den Wäschesack in seinem Zimmer geworfen hatte.

„Tetsuo? Bist du fertig?“ fragte er nach einer Weile.

„Vielleicht“, kam es durch die Tür zurück.

„Ich höre die Dusche nicht mehr und du bist schon seit über einer halben Stunde da drin, ich will mich auch fertig machen.“

Stille. Leises Plätschern.

„Ehhh... rieche ich Rauch? Sitzt du etwa in der Badewanne und rauchst? Echt jetzt?“ Hotaru trat leicht gegen die verschlossene Tür. „Beeil dich gefälligst, ich habe heute auch Dinge vor.“

„Die Tür ist offen und die Dusche ist frei, du kannst auch einfach reinkommen, Quälgeist.“

Hotaru riss die Tür auf und stapfte schnaubend hinein, seine Sachen legte er auf der Ablage neben dem Waschbecken ab, dann zog er sich aus und stellte sich unter die Dusche, die sich im Bereich vor der Badewanne befand. Tetsuo lag grinsend im Wasser, den Kopf zurückgelegt und eine Zigarette zwischen den Lippen, an der er mit halb geschlossenen Augen zog. Die feuchten Haare hatte er sich nach hinten gestrichen.

„Entspann dich doch einfach, so spät ist es auch noch nicht oder hast du Angst, dass die gute Auswahl schon weg ist, wenn du zu spät fertig wirst?“ fragte er amüsiert und ließ den Blick über seinen schlanken, aber definierten Körper gleiten. Hotaru war zwar kleiner als der Durchschnitt, aber überaus fit, wie er am Morgen schon festgestellt hatte, wenn auch ein wenig eingerostet durch die fehlende Bewegung der vergangenen Wochen. Auf dem Rücken, den er ihm so freimütig präsentierte, prangte ein großflächiges schwarz-weißes Tattoo einer geteilten Hannya-Maske mit roten Hörnern. Der Spalt zwischen beiden Hälften war gefüllt mit weißen Pfingstrosen, dahinter reichte ein Katana mit roten Details von seinem Nacken bis zur Taille, wo es in einem Berg steckte, darunter schlängelte sich auf Hüfthöhe ein ruhiger Fluss von links nach rechts. Die Freiflächen runderherum waren mit dunklen Sturmwolken gefüllt, die sich bis zu seinen Schultern zogen, auf seiner linken Taille befand sich eine Narbe von einem Messerstich. Auf dem linken Oberarm hatte er einen shishi, einen Löwenhund, um den herum ebenfalls Pfingstrosen wuchsen, wie es üblich war, diesmal in Rot. In der linken Ellbeuge erspähte Tetsuo einen einzelnen, weißen Lotus, der nicht ganz dorthin zu passen schien, aber aufgrund der Position wohl eine tiefere Bedeutung hatte. Auf dem rechten Oberarm wand sich ein gefleckter Koi zwischen sprudelnden Wellen nach oben, auf denen Kirschblüten trieben. Der schlanke Kirschblütenbaum auf seinem linken Unterschenkel stach etwas heraus, da er nicht in das Konzept passte und sich höchstens mit dem floralen Frühlingsthema verband. Von der Art und Weise, wie er gestaltet war, hatte ihn kein Horishi gestochen, sondern ein Tätowierer, der im westlichen Stil mit Maschinen arbeitete.

Da er ihm den Rücken zudrehte, genoss er für eine Weile den Ausblick auf seinen wohlgeformten, nackten Hintern, was ihn tatsächlich alles andere als kalt ließ, aber das erwähnte er für sein Seelenheil besser nicht.

„Pfff... du weißt ja gar nicht, wie lange ich brauche, um mich gründlich auf so einen Abend vorzubereiten“, entgegnete der Kleinere schnippisch und seifte sich von oben bis unten ein, um sich dann überall zu waschen.

Dass Tetsuo prinzipiell sehen konnte, wie gründlich er sich wusch, war ihm in diesem Moment egal, damit musste er jetzt leben, wenn er ihn schon so aufzog. Er biss sich jedoch auf die Unterlippe, um ein leises Stöhnen zu unterdrücken, als er mit zwei Fingern in seinen Anus eindrang, um sich auch dort zu waschen. Anschließend befreite er sich von allem Schaum, spülte seine Haare gründlich aus und rubbelte sich mit seinem flauschigen Handtuch trocken, bevor er sich mit seiner Mandel- und Reismilch Bodybutter eincremte, die seine Haut so furchtbar weich machte, dass er jedesmal begeistert war. Er hielt inne, als er bemerkte, dass der Blonde ihn unter halb geschlossenen Lidern beobachtete.

„Was? Ich hab doch gesagt, ich brauche länger. Pass lieber auf, dass du dich nicht in der Wanne auflöst und schrumpelig wirst, alter Mann.“

„Lass das mal meine Sorge sein.“ Tetsuo drückte die Zigarette in dem kleinen Aschenbecher aus, der hinter ihm auf der Ablage stand, dann setzte er sich auf um sich die Schultern zu massieren. „Du riechst wie ein Süßigkeitenladen, Shampoo, Duschgel und dann cremst du dich auch noch ein mit...“ Er beugte sich halb aus der Wanne und nahm den Tiegel in die Hand, den Hotaru auf dem Hocker abgestellt hatte. „...du sparst an nichts, was?“

„Absolut nicht. Ich habe schließlich vor, mich heute noch vernaschen zu lassen“, sagte er frech und schlüpfte in eine tief sitzende, enge Unterhose aus schwarzem, halb transparentem Spitzenstoff, eine seiner Lieblinge, die er nur zu besonderen Anlässen anzog, dann stellte er sich vor das Waschbecken, um sich die Zähne zu putzen. Er verschluckte sich fast an seiner Zahnbürste, als Tetsuo in der Wanne aufstand und herausstieg, was er durch den beheizten, nicht beschlagenen Spiegel mehr als deutlich sehen konnte. Sein Blick glitt unweigerlich von seiner breiten, tätowierten Brust nach unten über seine nass glänzenden Bauchmuskeln, von denen sich ein ordentlich gestutzer, dunkelblonder Pleasuretrail nach unten zog zu seinem gepiercten Penis, den er schon mehr als einmal gesehen hatte, weil der Blonde innerhalb der Wohnung kein Schamgefühl besaß und in den vergangenen zwei Wochen öfter nackt vom Bad in sein Schlafzimmer gelaufen war. Mit dem Unterschied, dass er jetzt halbhart war und Hotaru für den Moment vergaß, wie man sich die Zähne putzte.

„Gefällt dir, was du siehst?“ Tetsuo hob grinsend eine Augenbraue, bevor er sich ein Handtuch um die Hüften schlang.

Der Rothaarige befreite seine Luftröhre von Zahnpasta, bevor er sprach: „Wow, ich schein’s ja echt nötig zu haben, wenn ich dich scharf finde...“

„Könnte schlimmer sein, Kleiner.“ Er beugte sich halb über ihn, um seine eigene Zahnbürste zu nehmen, dabei stieß er unweigerlich gegen seinen Hintern und tropfte auf ihn, da er sich nicht abgetrocknet hatte.

„He...! Warte doch, bis ich fertig bin und... das zählt sicher als sexuelle Belästigung, am Arbeitsplatz!“ Hotaru stieß ihm den Ellbogen in die Rippen, bis er einen Schritt zur Seite machte.

„Wenn du alles blockierst, hättest ja zur Seite gehen können.“

Ein „Pling!“ war zu hören und Hotaru nahm sein Handy in die Hand, das er mitgebracht hatte.

„Aha! Endlich, mein STD-Test! Fällt dir dazu auch was schlaues ein?“

„Brauchst du was aus der Apotheke oder reicht es, wenn ich das Bad mit Bleiche desinfiziere?“ Tetsuos Tonfall war so trocken, dass Hotaru kurz darauf wartete, ob ihm Sand aus dem Mund rieselte, bevor er empört schnaubte.

„Das nennt sich Verantwortungsbewusstsein! Solltest du auch mal versuchen und laut dem Test hier, hatte ich noch NIE Sex, ha!“ Er stapelte triumphierend seine Sachen auf seinen Arm, nachdem er seine Frisur bis ins letzte Detail perfektioniert hatte und ließ ihn stehen.

„Dein Schwanz oder dein Arsch?!“ rief der Blonde ihm nach.

„BEIDES!“ Hotaru blieb überrascht stehen, als er fast in Kazuki hineinrannte, der mit fragend erhobener Augenbraue und vor der Brust verschränkten Armen im Flur vor dem Bad stand. „G... Guten Abend, Waka.“ Er verbeugte sich knapp und hatte Mühe, seine Fracht nicht zu verlieren.

„If waf?“ Tetsuo kam aus dem Bad, die Zahnbürste noch im Mund.

„Ich dachte, ihr hättet das geklärt, wieso zankt ihr euch schon wieder?“ Seine Finger trommelten ungeduldig auf seinen Unterarm.

„Waf? Allef gut.“ Er nahm die Zahnbürste aus dem Mund. „Das bisschen musst du uns lassen, das ist wohl sein Fetisch, ohne den er nicht leben kann.“

„Hmm? Ja, alles okay, Waka“, bestätigte Hotaru. „Tetsuo braucht das, sonst wird er übermütig.“

Kazuki seufzte resigniert und rieb sich mit der Hand über das Gesicht.

„Ich erziehe ihn schon noch. Er ist zwar fast doppelt so alt wie die, mit denen ich mich sonst rumschlage, aber gut...“ Der Blonde legte seine Hand auf Hotarus Kopf und zerzauste ihm die rot gefärbten Haare, wobei er seine Frisur komplett durcheinanderbrachte.

Dieser schnaubte empört, warf die Sachen, die er trug, auf die kleine Bank im Flur und stürmte ins Bad, um sich den Unfall auf seinem Kopf anzusehen und ihn wieder zu richten.

„Mir egal, wie ihr das klärt, aber seht zu, dass ihr miteinander auskommt. Noch eine Nacht will ich nicht auf dem Sofa schlafen, weil Kou wegen euch schlechte Laune hat“, sagte Kazuki und ging wieder.

Tetsuo ging zurück ins Bad, um sich den Mund auszuspülen.

„Blödarsch! Mir die Frisur zerwühlen darf nur einer!“ meckerte Hotaru und versuchte zu retten, was zu retten war.

„Wer denn?“

„Der, von dem ich mich heute Abend flachlegen lasse und das bist ganz bestimmt nicht du!“ Er verließ das Bad, als er zufrieden war und verschwand in seinem Zimmer, um sich etwas überzuziehen, sich auf die freie Fläche zwischen den Klamottenbergen auf seinem Bett zu werfen und auf Grindr nach einem passenden Date für sein heutiges Abenteuer zu suchen. Während er im Anwesen gewohnt hatte, war er kaum dazu gekommen, außerdem hatte es die Verbindung zu Hideyoshi sowieso kaum zugelassen, auch wenn dieser kein Problem damit gehabt hätte, wenn er hin und wieder mit anderen schlief. Partys, ja, aber kein aktives Suchen über die Datingapp.

 

Tetsuo grinste kurz über seinen Ausbruch, damit kam er zurecht, es war mehr niedlich als bedrohlich, dass er so leicht aus der Fassung geriet. Er kümmerte sich um die hellen Stoppeln in seinem Gesicht, präparierte sich mit Aftershave, Deo und einem Hauch Eau de Toilette, bevor er sich ebenfalls in sein Schlafzimmer zurückzog, unterwegs nahm er sich ein Glas Whiskey mit, um sich etwas auf den Abend einzustimmen. Aoi schob er mit dem Fuß zurück ins Wohnzimmer, damit sie ihm nicht folgte, was sie mit einem beleidigten Maunzen quittierte, sie würde vorerst auf dem Sofa schlafen müssen. Er kramte eine gut sitzende Unterhose aus einer Schublade, seine Haare sortierte er mit den Fingern vor dem Spiegel. Shions Sohn Kei hatte sie so gut geschnitten, dass er sie an diesem Abend nicht wirklich stylen musste, es würde so oder so nicht lange halten, denn er hatte nicht vor, es ruhig angehen zu lassen, wenn er jemand passendes gefunden hatte. Mit dem Handy in der einen und dem Glas in der anderen Hand lehnte er sich im Bett an das Kopfteil und öffnete Grindr.

Chapter 96

Summary:

„Warum hast du nicht gesagt, dass du bi bist?“ fragte er empört.

„Was...?“ Der Blonde blinzelte ihn irritiert an, erfasste ihn schließlich ganz und seine Augen weiteten sich. „Du... hast nicht gefragt, wann hätte ich das denn sonst tun sollen?“

Notes:

Kurzes, alternatives Smut-Bonuskapitelchen zum vorherigen Kapitel: Tetsaru Bonus

Chapter Text

Tetsuo scrollte entspannt durch seine Favoriten, mit denen er in der Vergangenheit häufiger Kontakt gehabt hatte. Die meisten waren offline oder in einem anderen Teil der Stadt unterwegs, höchstwahrscheinlich nicht allein, denn es war Samstagabend und in der Regel traf sich die halbe schwule Community in Shinjuku, um dort zu feiern. Auf Feiern hatte er an diesem Abend aber keine Lust, es würde zu lange dauern, bis er dort war und die Chance, irgendwen abzuschleppen, sank, je mehr los war. Außerdem regnete es immer noch und er hatte nicht viel Muße, vor die Tür zu gehen, solange es nicht notwendig war. Er klärte Dinge lieber im Voraus, machte sich dann auf den Weg um jemanden zu treffen, in einer Bar oder gleich in einem Hotel, um die Dinge abzukürzen. In der Regel war klar, worauf es hinauslief, weshalb also mit weiterem Smalltalk aufhalten?

„Hmm... nein, der nicht... der war anstrengend...“

Er entfernte einen jungen Mann aus seinen Favoriten und dann gleich noch ein paar weitere, die er höchstwahrscheinlich nicht mehr treffen wollen würde. Sein Glas war schon fast geleert, als er wieder auf der Startseite landete und die Anzeige aktualisierte, um zu sehen, was er in der Nähe finden konnte. Taitō war groß genug, dass er seinen Sexdates in der Regel nicht tagsüber über den Weg lief und selbst wenn, machte es ihm auch nichts aus, wenn er arbeitete sowieso nicht. Er scrollte kurz nach unten, um dann wieder nach oben zu gehen und das Profilbild anzuklicken, das ihm als erstes in der Reihe angezeigt wurde. Es zeigte nicht viel, nur eine herausgestreckte Zunge mit einem Piercing auf dem „Fuck me“ stand, simpel, aber eindeutig. Tetsuo hielt für einen Moment inne und grinste über sich selbst, da er schon wieder in sein übliches Muster fiel: frecher Twink, der ihn herausforderte, von ihm gezähmt zu werden. Bevor er sich die weiteren Bilder ansehen konnte, las er sich die kurzen Infos durch, die der andere in seinem Profil aufgelistet hatte: dreißig, fast einen Kopf kleiner, tätowiert und offensichtlich gepierct, wobei er sich wie Tetsuo selbst in seinem Profil über die Motive der Tattoos ausschwieg. Versatile. Der Blonde tippte auf „Match“ und wartete auf eine Reaktion, während er kurz aufstand um sein Glas in die Küche zu tragen.

Hotarus Zimmertür war immer noch verschlossen, leise Musik klang hindurch, also war er noch da und schien sich noch zu überlegen, wie er seinen Abend schlussendlich gestaltete. Er hoffte für ihn, dass er Erfolg hatte, damit die ganze Vorarbeit nicht umsonst gewesen war und er sich etwas austoben konnte. Ihn beschlich eine leise Ahnung, dass er im Anwesen nicht wirklich die Möglichkeit dazu gehabt hatte, sei es wegen der sehr dünnen Wände oder der hohen Sicherheitsbeschränkungen.

Tetsuo ließ sich wieder auf sein Bett fallen und nahm das Handy in die Hand, auf dem eine Benachrichtigung aufgeploppt war, dass sein Match bestätigt wurde.

 

Hot-Aru: Heeey, Großer (¬‿¬ )

IronFox: Guten Abend, Kleiner. Interessantes Piercing ; )

Hot-Aru: Danke. In deinem Profil steht, du hast auch welche? :3

IronFox: Ja, du kannst sie dir später ansehen, wenn wir uns verstehen.

Hot-Aru: Nur wenn? Oder wann? Ich weiß ja nicht, wie du das sonst so handhabst, aber ich bin heute durchaus bereit für Abenteuer...

IronFox: Sehr direkt. Was steht denn heute auf dem Menü bei dir? Bis jetzt habe ich nur... deine Zunge und ein bisschen von deinem süßen Arsch gesehen.

 

Tetsuo öffnete die kleine Bildergalerie des Profils und tippte auf ein Foto, das einen Teil von Hot-Arus Po in knappen Shorts zeigte, die zudem teilweise von einem schwarzen T-Shirt verdeckt waren, darunter einige Zentimeter seiner schlanken, trainierten Oberschenkel.

 

Hot-Aru: Ich kann ja nicht gleich alles offenbaren, wo wäre denn da der Spaß? Mein Arsch verdient etwas Aufmerksamkeit, die hatte er zu lange nicht.

IronFox: Wie kommt’s? Bist du neu in der Gegend oder warst du länger einfach nicht verfügbar? Sonst wärst du mir sicher schon aufgefallen.

Hot-Aru: Beides. Bin erst umgezogen und ich dachte, ich versuche mal mein Glück. Offensichtlich ist die Auswahl hier ja gar nicht so übel (^_<)〜☆

IronFox: Normalerweise bin ich an meinen freien Abenden unterwegs, aber das Wetter lädt nicht unbedingt dazu ein, weshalb ich gerade recht bequem auf meinem Bett sitze... da wäre noch Platz ; )

Hot-Aru: Viel Platz?

IronFox: Auf jeden Fall für dich und dein Abenteuer.

Hot-Aru: Hmmm... wenn du dich in die Mitte legst und die Arme ausstreckst, kommst du an beiden Seiten bis zum Rand?

IronFox: Nein.

Hot-Aru: Das ist wirklich viel Platz... Ich will ehrlich sein, ich bin ein bisschen aus der Übung, also hab Nachsicht mit mir. Ich brauche etwas mehr, bevor ich zusage, irgendeinen wildfremden, heißen Kerl zuhause zu besuchen.

IronFox: Nachvollziehbar. Ich hätte auch kein Problem, zu dir zu kommen oder uns ein Hotel zu suchen, wenn dir das lieber ist.

 

Tetsuo runzelte die Stirn, als eine Nachricht von Hotaru in seinem LINE aufpoppte. Nicht, dass es ihn störte, während er die Grundlagen klärte, aber es überraschte ihn.

 

Taniguchi [19:43]: Hab vergessen zu fragen... wie ist das mit Dates in der Wohnung?

Tetsuo [19:43]: Prinzipiell möglich. Heute?

Taniguchi [19:44]: Neee! In meinem Zimmer herrscht das pure Chaos, wollt’s nur wissen für den Fall. Danke ٩٩(°‿‿°)۶۶

 

Der Blonde schickte ihm ein „Daumen hoch“-Emoji und widmete sich wieder seinem anderen Chatpartner.

 

IronFox: Mein Mitbewohner sondiert gerade noch seine Abendplanung, bevor er weg ist, hätte ich ungern jemanden hier. Vertreiben wir uns etwas die Zeit?

Hot-Aru: Mhm... schickst du mir ein Bild, auf dem du etwas weniger trägst als das auf deinem Profilbild? Damit ich eine Vorstellung habe...

 

Tetsuo grinste vor sich hin, während er aus seinem Bilderalbum ein Bild heraussuchte, das genug zeigte, ohne zu viel zu zeigen und weder Tattoos noch zu viel der Piercings abbildete. Er entschied sich für das, mit dem er im Februar Arata innerhalb kürzester Zeit überzeugt hatte, da er es mochte. Aufgenommen aus seinem eigenen Blickwinkel, zeigte es seinen nicht-tätowierten, trainierten Bauch, die tief sitzende, enge weiße Unterhose, die sich fest um seine halbe Erektion gelegt hatte, die zwei Kugeln seines Dolphin-Piercings waren gut zu sehen – der einzige Grund, weshalb er sich für weiß entschieden hatte. Er fügte es in den Chat ein und wartete geduldig, auch wenn er merkte, dass ihn allein das Warten auf eine Reaktion seines Chatpartners schon leicht erregte, er war einfach zu ausgehungert.

 

Hot-Aru: Fuck... ist das, was ich denke, das es ist?

IronFox: Möglich, ob es das ist, kannst du gerne selbst herausfinden. Schickst du mir auch eins? So zum Ausgleich...

Hot-Aru: Was willst du sehen?

IronFox: Überrasch mich...

 

Tetsuo richtete das Kissen in seinem Rücken und lehnte sich zurück, während er sich durch die weiteren Fotos auf dem Profil klickte. Es waren nicht viele, einige älter, auf keinem zeigte er sein Gesicht oder seine Tattoos, aber umso häufiger seinen süßen Hintern und den definierten, flachen Bauch. Er biss sich leicht auf die Unterlippe und sog hörbar die Luft ein, als er ein neues Bild bekam. Sein Chatpartner kniete auf seinem Bett, mit einer Hand zog er am Bund seiner knappen Shorts, so dass sie zwischen seine Pobacken gerutscht waren und den Blick freigaben auf die feste, aber trotzdem weich aussehenden Rundungen. Unter dem Saum der Shorts blitzte schwarze Spitzenunterwäsche hervor. Sein T-Shirt war am Rücken ein Stück hochgerutscht entblößte den Hauch eines Tattoos, durch den Winkel war das Motiv aber schwer zu erkennen und Tetsuo war es in diesem Moment auch völlig egal, sein Blick ruhte auf dem Hauptmotiv und das war sein Hintern.

 

IronFox: Hast du das extra für mich gemacht?

Hot-Aru: Mhm... deins war nicht aktuell, oder? Also nicht so neu.

IronFox: Ein paar Monate alt, aber geändert hat sich da nichts.

Hot-Aru: Gefällt’s dir denn?

IronFox: Sehr... ich kann mir gerade nichts Besseres vorstellen, als meine Hände auf deinem süßen Arsch.

Hot-Aru: Hmm... und dann? Was würdest du tun?

IronFox: Du könntest so bleiben, wie gerade und ich helfe dir aus deiner Hose, die stört nur... bevor ich mir deinen Arsch ganz genau ansehe.

Hot-Aru: Du darfst ihn auch mehr anfassen... wenn du irgendwann deinen Schwanz reinstecken willst...

IronFox: Nur zu gern ; ) Bis dahin muss ich wohl mit meiner Hand Vorlieb nehmen und der Vorstellung davon, wie gut du dich wahrscheinlich anfühlst...

Hot-Aru: Die Vorstellung gefällt mir. Zeigst du mir mehr...? Es stört dich hoffentlich nicht, wenn ich mich anfasse, während ich warte (⁄ ⁄•⁄ω⁄•⁄ ⁄)

IronFox: Ganz und gar nicht... sagst du mir, wo?

 

Tetsuo rutschte auf die Bettkante und zog kurzerhand seine Unterhose aus, die brauchte er vorerst nicht mehr und konnte sie später wieder anziehen, wenn er sich auf den Weg machte. Er machte ein paar Fotos von seiner Erektion, das Handy in der linken Hand, mit der rechten hielt er seinen Penis in Position, bis er zufrieden war. Bevor er eines auswählen konnte, schickte Hot-Aru ihm ein weiteres Bild, statt zu schreiben. Er hatte seine Hose heruntergeschoben, Daumen und Zeigefinger um die Wurzel seines harten Penis gelegt, Mittel- und kleinen Finger nutzte er, um Platz zu schaffen und einen mehr als guten Blick auf seinen Anus preiszugeben, in den er seinen Ringfinger geschoben hatte. Dem Blonden fiel fast das Handy aus der Hand, so ein direktes Foto hatte er nicht erwartet, aber dem Kleinen schien es ebenso zu gefallen wie ihm. Er konnte sich gut vorstellen, wie er sich selbst streichelte, während er ihn warten ließ, weil er sich auf Teufel komm raus nicht entscheiden konnte, was er ihm schickte, also nahm er das erstbeste Bild und drückte auf „senden“, bevor er die freie Hand um seinen Penis legte und sich aufs Bett zurückfallen ließ. Es lief ein bisschen zu gut und er war sich nicht sicher, ob er überhaupt klar genug denken konnte, um sich anzuziehen und ihn aufzusuchen, ein Teil seines Gehirns sagte ihm, dass Kleidung völlig überflüssig war und er einfach so losgehen sollte, wo auch immer er wohnte, um ihn flachzulegen.

 

Hot-Aru: Du bist so groß... verdammt... das war ja voll die Mogelpackung auf dem anderen Bild. Im besten Sinne w(°o°)w

IronFox: Danke... Ich würde ihn so gerne dahinstecken, wo du deine Finger hast... tief...

Hot-Aru: Oh bitte... das wäre genau das, was ich jetzt brauche...

IronFox: Und dabei weiß ich noch nichtmal, wie du aussiehst... am Ende erkenne ich dich gar nicht

Hot-Aru: Dito... wer sagt mir, dass du nicht superhässlich bist...? ;D

IronFox: Das ist immer subjektiv... gib mir einen Moment, ich suche dir was raus, es ist zu dunkel hier für was Neues und ich will jetzt nicht aufstehen...

Hot-Aru: Mhm... du kriegst auch eins von mir, aber du zuerst... bis dahin habe ich noch etwas Spaß mit mir selbst.

 

Tetsuo schnaufte ungeduldig, er setzte sich auf, scrollte durch seine Bildergalerie und wählte ein Foto aus, das er vor dem Spiegel gemacht hatte, nachdem der Fuchs auf seinem Rücken abgeheilt war. Er war nass, trug nur ein Handtuch und es war alles gut drauf zu sehen, Tattoo auf dem Rücken, der Phönix auf seinem rechten Arm, die hellen Haare fielen ihm etwas ins Gesicht. Er schickte es ab und strich mit dem Daumen über die beiden Piercings am Rand seiner Eichel, während er überlegte, was er anziehen sollte, wenn er sich gleich auf den Weg machte. Ein Poltern in der Wohnung ließ ihn reflexartig die dünne Decke über seinen Schoß ziehen. Aus dem Augenwinkel nahm er ein neues Bild in seinem Chatverlauf wahr von einem halbnackten, süßen Kerl mit dunkelrot gefärbten Haaren, als Hotaru seine Schlafzimmertür aufstieß und schnaufend im Türrahmen stehenblieb, das Handy in der Hand.

„Warum hast du nicht gesagt, dass du bi bist?“ fragte er empört.

„Was...?“ Der Blonde blinzelte ihn irritiert an, erfasste ihn schließlich ganz und seine Augen weiteten sich. „Du... hast nicht gefragt, wann hätte ich das denn sonst tun sollen?“

Hotaru zuckte ratlos mit den Schultern. „Wie auch immer... steht das Angebot noch?“ Er hob sein Handy hoch, dessen Display ihren Chatverlauf zeigte.

Tetsuo lachte leise über die absurde Situation, legte sein eigenes Handy auf das Schränkchen neben dem Bett und schaute ihn auffordernd an. „Warum stehst du da noch? Komm her.“

Der Kleinere stieß die Tür mit dem Fuß zu, legte sein Handy ebenfalls ab und blieb etwas zögerlich vor ihm stehen, er trug wieder sein übergroßes T-Shirt, das ihm bis zu den Oberschenkeln reichte. Tetsuo klopfte leicht auf seinen Oberschenkel, bis er sich rittlings auf seinem Schoß niederließ und ihn abwartend ansah.

„Wir hätten das auch einfacher haben können, weißt du...?“ sagte er leise, die olivgrünen Augen leicht zusammengekniffen.

„Hätten wir...? Ich erinnere dich daran, dass du vor nicht einmal zwei Stunden lauthals verkündet hast, dass ich nicht der sein werde, der dich flachlegt...“ Er legte beide Hände auf seinen festen Po und zog ihn ein Stück näher, er fühlte sich besser an, als er sich vorgestellt hatte.

„Vielleicht... war das ein wenig übereilt...“ Hotaru entfuhr ein leises Stöhnen, als er ihn fester packte und mit den Fingerspitzen unter den Stoff seiner Spitzenpanty fuhr. „Aber... ich bin wirklich etwas aus der Übung... und du bist größer, als ich es gewohnt bin...“

„Wir tun nichts, bis du nicht bereit bist... ich will dir nicht wehtun und wir haben Zeit.“ Tetsuo strich mit der Nasenspitze über die Haut an seinem Hals und sog leicht seinen Duft ein, er roch unwahrscheinlich gut, noch besser als direkt nach dem Duschen. Mit einem Schmunzeln fügte er hinzu: "Ich bin froh, dass ich bei dem Mistwetter nicht vor die Tür muss... du riechst gut, Kleiner...“

„Stimmt ja... wir haben morgen frei...“

Der Blonde strich mit den Händen über seinen Po nach oben und schob sie unter sein T-Shirt, berührte mit den Fingerspitzen die Narbe an der Taille, bevor er sie weiter nach oben gleiten ließ und ihm das Kleidungsstück schließlich über den Kopf zog.

„Das brauchst du nicht...“ Mit den Lippen strich er von seinem Hals über sein Schlüsselbein nach unten. „Wie soll ich dich nennen...? Hotaru... Aru? Kleines Glühwürmchen...?“

„...Aru ist okay... aber nur, wenn das sonst niemand mitbekommt...“

„Okay, dann bleibt das unter uns...“

Tetsuo legte eine Hand wieder auf seinen Po, um ihn leicht zu massieren, mit der anderen Hand stabilisierte er ihn unterhalb der Schulterblätter, während er mit seinem Mund seine Brust erkundete, hier und da leicht an seiner Haut knabberte und saugte und sich schließlich ausgiebig seinen Brustwarzen widmete, bis sie feucht glänzten und hart waren. Hotaru grub die Finger in seinen Oberarm und legte die andere Hand auf seinen Mund, um sein leises Stöhnen zu dämpfen. Der Blonde zog sie von seinem Mund weg und hielt sie sanft am Handgelenk fest, mit den Lippen strich er zärtlich über die Haut an seinem Hals und seinem Kiefer.

„Dich kann hier keiner hören, du musst dich nicht zurückhalten... und selbst wenn, die beiden oben stört das sicher nicht...“ flüsterte er leise in sein Ohr, bevor er mit den Zähnen an seinem gepiercten Ohrläppchen zog, was kleine Stromstöße durch Hotarus Nervenenden schickte.

Hotaru entzog ihm seine Hand und begann, die Finger über seine Schultern und seine Brust gleiten zu lassen, berührte leicht die Piercings in seinen Brustwarzen, bevor er testweise an den kleinen Ringen zog. Das wohlige Brummen, das Tetsuo daraufhin hören ließ, machte ihn etwas mutiger, er strich mit seinen Händen über seinen Hals nach oben und vergrub die Finger schließlich in den hellblonden Haaren. Dadurch bog er seinen Kopf ein Stück nach hinten, er schaute ihn unter halb geschlossenen Lidern an, die Lippen leicht geöffnet und feucht von den Erkundungen auf seiner Haut. Hotaru beugte sich vor und verschloss sie mit einem hungrigen Kuss, er rutschte auf seinem Schoß vor und stieß gegen seine Erektion unter der dünnen Decke, die die davon ausgehende Hitze kaum abschwächte. Tetsuo drückte seinen Unterleib an sich, ließ ihm aber genug Bewegungsfreiheit, sich an ihm zu reiben, während sie sich küssten, feucht und gierig, als wäre es das, was sie beide gebraucht hatten. Nähe und kompromisslose Leidenschaft.

„Aru... du bist so heiß...“ hauchte der Blonde in einer kurzen Atempause. „Ich will dich... lässt du mich...?“

„Mhm... ich brauche aber noch...“

„So schnell muss es auch nicht gehen... außerdem würde ich gerne machen, was ich dir geschrieben habe“, antwortete er schmunzelnd. Er rutschte mit ihm auf dem Bett zurück und hob ihn von seinem Schoß herunter, dann platzierte er ihn auf allen Vieren vor sich.

„Oh man... das ist mir jetzt peinlich...“ Hotaru schob sich das Kissen unter die Brust und schlang die Arme darum.

„Muss es nicht... du hast es schon fotografiert, was ist dir da jetzt peinlich, hm?“ Tetsuo schob die Finger unter den Bund seiner Unterhose und zog sie langsam bis zu seinen Knien herunter, um sie ihm schließlich ganz auszuziehen.

„Na weil... ich jetzt weiß, dass du es bist...“ Er atmete hörbar durch die Nase aus, bis über beide Ohren errötet. Das Rot seiner Ohren näherte sich seiner Haarfarbe, als der Blonde beide Hände auf seinen Po legte und über die glatte Haut nach unten strich, über seine Oberschenkel bis zu seinen Knien und wieder nach oben.

„Weißt du... heute früh... was hattest du eigentlich unter deinen Shorts...?“ Er näherte sich ihm, so dass er seinen Atem auf seiner Haut spürte.

„N... nicht viel... sag nicht... du Ferkel, Tetsuo...!“ Hotaru wackelte leicht mit den Hüften, bis er seine Zunge spürte, die eine nasse Spur über die Rundung seines Po zog.

„Mhm... du hättest mich wahrscheinlich getreten, aber ich war so kurz davor...“ Tetsuos Finger gruben sich in seine Haut und er zog seine Pobacken leicht auseinander, den Kopf zog er ein Stück zurück, um ihn genau zu betrachten. „...dich einfach anzufassen, hier...“ Mit den Daumen strich er über seine Haut, um sie dann links und rechts von seinem Anus liegen zu lassen.

„Und dann...? Wir waren nicht allein...“

„Das stört ihn nicht... er hält sich da auch nicht zurück...“ Er zog den ringförmigen Muskel leicht mit den Daumen auseinander, die Haut glänzte feucht von dem Gleitgel, das Hotaru zuvor wohl verwendet hatte. Der Kleinere ließ ein leises Stöhnen hören, das lauter wurde, als er etwas Speichel darauf tropfen ließ. „Darf ich...?“

„Hnnn... du weißt, laut dem Test...“

„...hattest du noch nie Sex, ja... also?“

„...mach endlich...! Aber lass dir nicht zu viel Zeit...!“

„Hmmm... wir haben die ganze Nacht, ich lasse mir so viel Zeit, wie du brauchst...“

Hotaru umklammerte das Kissen, das nach Tetsuo roch, während dieser sich so ausgiebig mit Mund und Zunge seinem Eingang widmete, dass sein Speichel bald über seine Hoden und seinen harten Penis lief und auf das Laken tropfte. Der Rothaarige stöhnte heiser, lauter, je tiefer er mit seiner Zunge in ihn vordrang, bis er schließlich mit einem gepressten Wimmern kam und den feuchten Flecken auf dem Laken weitere hinzufügte. Tetsuo ließ mit einem zufriedenen Schmatzen von ihm ab und strich zärtlich über seine Wirbelsäule, bis die Wellen der Erregung, die sein Orgasmus ausgelöst hatte, abflachten und er tief durchatmete. Er schaute ihn mit schweißfeuchten Wangen über die Schulter an, wie er ihn aufmerksam und abwartend beobachtete.

„Sorry, ich... das war einfach zu gut...“

„Entschuldige dich doch nicht dafür...“

Tetsuo strich mit einem feuchten Finger zwischen seinen Pobacken entlang nach unten bis zu seinem Penis, der allein von der Vorstellung, was er noch mit ihm vorhatte, wieder hart wurde. Seine Finger umkreisten schließlich seinen Eingang, bis zwei davon sich langsam einen Weg hineinbahnten. Er hatte ihn mit seiner Zunge schon soweit vorbereitet, dass zwei Finger kaum ein Problem bereiteten, auch wenn sie ihn schon mehr ausfüllten als seine Zunge vorher. Der dritte entlockte ihm ein süßes Stöhnen, als er kurz darauf leicht gegen seine Prostata stieß. Hotaru war froh, dass er schon kniete, spätestens jetzt hätte ihn alle Kraft in den Beinen verlassen, so sank er einfach noch mehr auf das weiche Kissen unter ihm und hob dabei seine Hüften etwas an, die Beine rutschten ein Stück seitwärts, so dass der Blonde hinter ihm mehr Platz hatte.

„Tetsu...“ hauchte er gepresst hervor, „ich will mehr... gib ihn mir, gib mir deinen Schwanz... fick mich endlich, bevor ich noch wahnsinnig werde...!“

Tetsuo beugte sich über ihn, so dass sein harter Penis gegen ihn stieß und fischte eine Kondompackung und eine Flasche Gleitgel aus der Schublade des Nachttischs. Er legte die Schachtel neben sich ab, nachdem er ein glänzendes Tütchen herausgeholt hatte und befasste sich für Hotarus Zeitgefühl quälend langsam damit, das glitschige Latex überzustreifen und es mit dem Gleitgel noch glitschiger zu machen. Als der Kleinere begann, ungeduldig mit den Hüften zu wackeln, hielt er ihn mit beiden Händen fest und setzte die Spitze an.

„Es ist okay, wenn es dir zu viel ist... das nehme ich dir nicht übel“, sagte er leise.

„Jaja... ich bin nicht so zerbrechlich, ich melde mich, wenn...“ Hotaru vergaß, was er sagen wollte, kaum dass er ein Stück in ihn eingedrungen war. Drei Finger hatten ihn nicht darauf vorbereitet, er atmete geräuschvoll durch die Nase aus und Tetsuo wartete, bis er sich daran gewöhnt hatte, bevor er tiefer in ihn drang. Das leichte Zittern seiner Hände verriet dem Rothaarigen, wie schwer es ihm fiel, sich für ihn zurückzuhalten.

„Tetsu... warte... kann ich... mich auf den Rücken legen? Ich glaube, das geht besser...“

„Ganz, wie du willst...“ Er zog sich aus ihm zurück und wartete, bis er sich umgedreht hatte, die Beine gespreizt.

„So...! Leg los.“ Hotaru grinste ihn herausfordernd an und quiekte überrascht, als Tetsuo ihn an den Hüften anhob, um einen besseren Winkel zu haben und seinen harten Penis in ihn schob. Diesmal fiel es ihm leichter, es dauerte trotzdem einige Minuten mit kurzen Pausen, bis er komplett in ihm war, dicht über ihn gebeugt und schwer atmend.

„Du bist so heiß... und eng...“ Tetsuo stützte sich mit dem Unterarm neben seinem Kopf ab und fuhr mit der Hand durch seine Haare, seine Fingerspitzen auf seiner Kopfhaut lösten ein wohliges Kribbeln in Hotarus Bauch aus und halfen ihm, sich zu entspannen. Mit der linken Hand hielt der Blonde ihn an der Hüfte fest.

„Ahhn... Fuck... ich glaube... ich weiß noch, wie es geht...“ Er brachte ebenfalls seine Frisur mit den Händen durcheinander und schlang dann die Arme um seinen Nacken. „Du darfst dich bewegen... Fick mich, Boss...“

Tetsuo leckte zärtlich über seine Lippen, fordernder, als er schließlich begann, langsam in ihn hineinzustoßen. Hotaru stöhnte in den Kuss, mit dem er ihm den Atem raubte und drängte sich seinen Stößen entgegen. Er drückte den Rücken durch und schlang die Beine um ihn, während der Blonde sich halb aufrichtete und die Intensität erhöhte, beide Hände auf seine Hüften gelegt, um ihn im Rhythmus seiner Bewegungen an sich zu ziehen. Ihm war so furchtbar heiß, dass seine Haut bald schweißbedeckt war, dass Tetsuo ihn unter halb geschlossenen Lidern beobachtete, wie er unter ihm in die Matratze schmolz, machte es nicht besser.

„T... Tetsu... so gut... egal was... hör nicht auf...“ bat er zwischen lauter werdendem Stöhnen, mit den Händen krallte er sich in das Kissen unter seinem Kopf, um sich irgendwo festzuhalten, da er das Gefühl hatte, sonst davonzutreiben. Was natürlich kaum möglich war, da Tetsuo ihn hielt, selbst schwer atmend und stöhnend.

„Egal was...? Du willst, dass ich weitermache, wenn du kommst, Aru...?“ hakte er nach, dann zog er eines seiner Beine hoch um seinen Fuß auf seiner Schulter abzulegen und seine Stirn an seinen Unterschenkel zu drücken.

„J... ja... verdammt...“ Hotaru rieb sich mit einer Hand über das Gesicht und schob sich dann die Haare aus der Stirn, um seinen Blick zu erwidern. „Fick mich, bis ich nicht mehr kann... ich... ich hab so viel nachzuholen...“

„Ganz wie du willst...“ Tetsuo knabberte an seiner Wade. „...du fühlst dich unwahrscheinlich gut an... ich glaube nicht, dass ich aufhören würde, bevor ich genug habe und ich bin... ausdauernd...“

„Gib’s mir...!“ verlangte er ungeduldig und stöhnte laut, als er fest in ihn stieß und er seine Piercings über seine empfindlichsten Stellen reiben fühlte. „Genau so...“

Der Blonde erfüllte ihm nur zu gern seinen Wunsch, er hatte selbst nicht wenig Druck abzubauen und spürte, dass er sich unaufhaltsam seinem eigenen Orgasmus näherte. Hotaru keuchte überrascht auf, als er die Geschwindigkeit erhöhte und sich kurz darauf über die Kante katapultierte. Er zog ihn an den Hüften an sich, beugte sich über ihn und stöhnte gegen seinen Hals, als er so intensiv kam, dass er kurz Sterne sah.

„Aru...“ flüsterte er rau, als er sich wieder erinnerte, wie Sprechen funktionierte, auch wenn sein Hirn alle Rationalität abgeschaltet hatte. Er fühlte sich high vor Erregung, seine Erektion hatte kein Stück nachgelassen, auch wenn ein kleiner Funken Verstand ihn daran erinnerte, dass er zumindest das Kondom wechseln sollte, um eine Sauerei zu verhindern. „Du... bist so heiß... und sowas von mein Typ...“ Seine rauchige Stimme kribbelte in Hotarus Ohr, als er mit den Lippen über seine Ohrmuschel strich. „Lass mich dich ficken... bis dir Hören und Sehen vergeht...“

Hotaru fehlten die Worte, er konnte nur zustimmend nicken und ein leises „Ja bitte“ von sich geben, bevor der Blonde sich von ihm löste, um sich aus ihm zurückzuziehen und das Kondom zu wechseln. Er rollte sich auf den Bauch, hob die Hüften an und präsentierte ihm herausfordernd grinsend seinen Hintern, damit er da weitermachen konnte, wo er aufgehört hatte. Tetsuo ließ sich nicht lange bitten und stieß ohne Verzögerung in ihn hinein, um gar nicht erst zuzulassen, dass er seinen Penis vermissen konnte.

 

Hotaru plumpste erschöpft auf das frische Laken, nachdem sie kurz geduscht hatten und Tetsuo das Bett neu bezogen hatte, das nicht wenige Flecken aufwies, die allesamt von Hotaru stammten. Da sein eigenes Bett immer noch von seinen Klamotten belegt war und das Bett des Blonden groß genug für zwei, hatte er kein zweites Mal darüber nachgedacht, zudem war der Weg vom Bad dorthin kürzer. Tetsuo sank mit einem zufriedenen Grummeln neben ihn und schob das Kissen unter seinem Kopf zurecht. Zu Hotarus Überraschung legte er einen Arm um ihn und zog ihn näher, so dass sie beide Platz unter der dünnen Bettdecke fanden und er schließlich mit der Nase fast an seine Brust stieß. Leichte Panik stieg in ihm auf, er konnte unmöglich noch eine Runde durchhalten, nach den drei, die sie hinter sich hatten. Tetsuos Hand strich zärtlich über seine Wirbelsäule nach unten und wieder hoch, kraulte leicht seinen Nacken, bis er sich etwas entspannte.

„...das war großartig. Danke dafür, Aru...“ murmelte er schläfrig und drückte einen Kuss auf seinen Scheitel.

„Mhm...“ Hotaru hob leicht den Kopf und sah ihm ins Gesicht. Er hatte die grauen Augen geschlossen, öffnete sie aber, um seinen Blick zu erwidern.

„Was ist...?“

„Oh, hm... ich hatte für einen Moment Angst, du willst nochmal... oder wirfst mich raus...“ gestand er beschämt.

Tetsuo lächelte, dann zog er ihn etwas näher an seine Brust. „Unsinn... ich will dich ja nicht kaputt machen und rauswerfen werde ich dich sicher nicht... nicht danach, das wäre herzlos. Außerdem herrscht in deinem Zimmer das pure Chaos, da kannst du nicht schlafen...“

Hotaru schob zaghaft einen Arm um seine Taille, was der Blonde mit einem Grinsen quittierte, bevor er ebenfalls die Augen schloss und sich entspannte. Seine Gedanken kreisten für einen Moment darum, wann er sich das letzte Mal so zufrieden und entspannt gefühlt hatte, konnte sich aber nicht erinnern, bevor er schließlich erschöpft in seinen Armen einschlief.

Chapter 97

Summary:

„Kou...! Na warte!“ Tetsuo sprang aus dem Bett und verfolgte den Dunkelhaarigen nackt durch die Wohnung, bis dieser über eines von Aois Katzenspielzeugen stolperte und der Länge nach im Wohnzimmer auf den Boden fiel. Mit einem Satz landete der Blonde auf seinem Rücken und beugte sich vor, um ihm das Handy zu entreißen, mit dem er sie fotografiert hatte.

„Neien! Meins! Das werde ich nicht löschen, Tetsuo!“

Kou streckte die Hände aus und hielt das Gerät aus seiner Reichweite, soweit es ihm möglich war, aber der Blonde war größer und stärker, so dass er ihn am Handgelenk fasste und seinen Arm festhielt. Er kam jedoch nicht dazu, es ihm abzunehmen, da Kazuki es vor ihm aus Kous Fingern zog und das Display mit gerunzeltert Stirn entsperrte, um sich die Fotos anzusehen, die sein Partner von den beiden gemacht hatte.

„Gib das her, Kazuki“, verlangte Tetsuo, immer noch auf Kous Rücken sitzend, dessen T-Shirt hochgerutscht war, so dass er seine weiche Haut unter sich spürte.

„Warum sollte ich? Es ist schließlich Kous Handy“, fragte Kazuki zurück, seine Mundwinkel zuckten amüsiert über die Situation.

Chapter Text

Hotaru wachte auf, da sich etwas Plüschiges gegen seinen Kopf kuschelte und leise schnurrte. Aoi. Die graue Katze machte sich auf seinem Kissen breit, so dass er etwas nach unten rutschte und stattdessen Tetsuos Brust als Ablage für seinen Kopf nutzte. Er lauschte für einen Moment seinem ruhigen Herzschlag und der gleichmäßigen Atmung, als sein Blick auf die Wölbung unter der dünnen Decke fiel, die ihn nur mit einem Zipfel bedeckte, da der Kleinere sie während der Nacht an sich gezogen hatte. Es war hell im Raum, die Vorhänge hielten zwar das meiste Licht ab, sorgten aber für eine gleichmäßige graue Helligkeit, die ausreichend war, um alles zu erkennen, was er erkennen musste. Langsam, ohne ihn zu wecken – er war für einen Moment erstaunt, wie tief er schlief – rutschte Hotaru weiter nach unten und zog neugierig die Decke weg. Auch wenn Tetsuo noch schlief, war zumindest ein Teil von ihm schon wach, dachte er grinsend, dann strich er vorsichtig mit den Fingerspitzen über die kleinen Kugeln auf der Unterseite seiner Morgenlatte. Er schluckte, als er daran dachte, dass das alles in ihn reingepasst hatte. Die Erektion zuckte leicht unter der zaghaften Berührung, die Haut war glatt und warm. Der Rothaarige nagte an seiner Unterlippe, da Tetsuo am vergangenen Abend seiner Rolle als Top alle Ehre gemacht hatte, war er kaum dazu gekommen, ihm etwas zurückzugeben und nun schlief er nichtsahnend neben ihm, während er überlegte, wie er sich dafür bedanken konnte, dass er ihn nicht hochkant aus dem Zimmer geworfen hatte, sei es bevor oder nachdem sie unwahrscheinlich guten Sex hatten.

Hotaru rutschte weiter nach unten, stieg vorsichtig zwischen seine Beine, die Decke zog er sich über die Schultern, da es doch etwas frisch war, dann beugte er sich über ihn und leckte zaghaft über die gesamte Länge. Da Tetsuo davon offensichtlich nicht wach wurde, wurde er schnell mutiger und setzte mehr von seiner Zunge ein, das Piercing darin rieb er etwas fester über den Rand seiner Eichel, bevor er seinen Penis mit einem Griff um die Wurzel aufrichtete, um seine Lippen darumlegen zu können. Er summte leise, die Augen geschlossen, um sich auf das Gefühl zu konzentrieren, die Kugel an seiner Zunge klickte leise gegen die auf der Unterseite von Tetsuos Penis, als er darüber leckte und ihn tiefer in den Mund nahm. Seine Kopfhaut kribbelte, umso mehr als er seine Hand auf seinem Kopf spürte, die sich leicht in seine Haare grub, jetzt war er wohl doch wach.

„Fuck... Aru...“ stöhnte er leise und hielt seinen Kopf fest, bevor er ihn ein Stück zurückzog.

Hotarus Lippen lösten sich mit einem wohligen Schmatzen von ihm, er öffnete die olivgrünen Augen einen Spalt und sah ihn herausfordernd an. „Guten Morgen...“ gurrte er und streckte die Zunge heraus, um leicht über die nass glänzende Spitze zu lecken.

Der Blonde erwiderte seinen Blick, die Wangen vor Erregung gerötet, die Haare vom Schlaf zerzaust, dann lehnte er den Kopf zurück und lachte leise. „Daran könnte ich mich fast gewöhnen...“ Er ließ die Hand locker auf seinem Kopf liegen, so dass er sich weiter ausgiebig um seinen tropfenden Penis kümmern konnte. Tetsuos Reaktionen auf das, was er tat, waren direkt und spornten Hotaru zusätzlich an, sich Mühe zu geben, um ihm ein Stöhnen nach dem anderen zu entlocken. Er legte eine Hand auf seine Hüfte, um ihn daran zu hindern, unkontrolliert in seinen Mund zu stoßen, je näher er dem Orgasmus kam, diesmal wollte er die Kontrolle behalten und ihn verwöhnen, bis er Sterne sah.

„Aru... warte... hnnn... du musst nicht...“

Was auch immer der Blonde noch sagen wollte, ging in einem tiefen Stöhnen unter, als er den Rücken durchdrückte und zitternd kam. Sein heißes Sperma schoss in Schüben in Hotarus Mund, dem nichts anderes übrig blieb, als einen Teil davon zu schlucken, wenn er nicht wollte, dass es ihm aus dem Mund lief. Er zog den Kopf zurück, atmete hörbar durch die Nase ein und wieder aus, bevor er den Mund öffnete und ihm den Rest der Flüssigkeit auf der Zunge präsentierte, ohne darüber nachzudenken, was er damit beabsichtigte. Es überraschte ihn, als Tetsuo sich hastig aufsetzte, ihn näher zog, beide Hände auf seine Wangen gelegt und ihm das Sperma von der Zunge und den Lippen leckte, bevor er ihn gierig küsste. Er legte einen Arm um Hotarus Hüften und zog ihn auf seinen Schoß, so dass er die Beine um ihn schlingen konnte, während er ihm mit weiteren Küssen den Atem raubte.

„...wie kann ich mich dafür revangieren?“ fragte Tetsuo atemlos, nachdem sich ihre Zungen feucht voneinander getrennt hatten.

„Nein, das... war mein Dank für gestern...“ entgegnete Hotaru leise, in seinem Kopf drehte sich alles und sein Penis rieb empfindlich an seinem Bauch, er würde wahrscheinlich selbst nicht viel brauchen, um zu kommen, wenn er es darauf anlegte. Der Blonde runzelte überrascht die Stirn, dann lächelte er, dass das einsame Herz des Kleineren kurz stolperte.

„Ich kann dich aber nicht so lassen... oder?“ Er legte die Hand um Hotarus tropfenden Penis und streichelte ihn sanft. „Gestern habe ich mich so ausgiebig um deinen süßen Hintern gekümmert, dass ich den hier wohl vernachlässigt habe...“ Er knabberte an seinen Lippen, leckte darüber und forderte weitere brennende Küsse ein, während er ihm zärtlich, aber zielstrebig einen runterholte.

„Tetsu... zu gut...“ Hotaru legte den Kopf in den Nacken, sein heiseres Stöhnen erfüllte den Raum, Tetsuos Lippen hinterließen eine heiße Spur auf seinem Hals und brachten ihn im Einklang mit seinen Handbewegungen kurz darauf zum Höhepunkt. Er ergoss sich laut stöhnend über seine Hand und seinen Bauch, während er ihn durch die Wellen der Erregung streichelte.

„Du bist so... heiß und süß, wenn du kommst, Aru...“ Er strich ihm mit der sauberen Hand eine kleine Träne von der Wange, drückte einen Kuss auf seine Nasenspitze, bevor er einige Taschentücher aus der Box neben dem Bett zog, um die Flecken zu beseitigen.

Hotaru lehnte den Kopf an seine Schulter und atmete schwer. „Ich könnte gerade einfach weiterschlafen...“

„Mhm... es ist noch früh, wieso bist du eigentlich wach?“ Tetsuo lehnte sich zurück in sein Kissen und zog ihn einfach mit, so dass er auf ihm lag, mit den Fingern kraulte er sanft seinen Kopf.

„Aoi... sie hielt es für eine gute Idee, sich auf meinen Kopf zu legen...“

„Oh...“ Er schaute zur Seite und schien die Katze erst jetzt zu bemerken, die sich auf dem zweiten Kissen zusammengerollt hatte und selig schlief. „Tut mir leid, ich hätte die Tür richtig schließen sollen.“

„Es ist ihr Schlafplatz, ich bin der Eindringling...“

„Von ihrem Standpunkt aus, ja, aber eigentlich ist dein Platz gerade ihr Schlafplatz, nicht das Kissen.“

„Hmm... sie schläft auf deiner Brust? Du bist ja wirklich voll der Softie, Tetsuo“, feixte Hotaru, kuschelte sich aber weiter an ihn und genoss die sanften Berührungen. Er wollte nicht darüber nachdenken, wie es weiterging, wenn sie irgendwann aufstanden und in den Tag starteten, wie die nächsten Tage verlaufen würden, in diesem Moment fühlte er sich so geborgen, dass er einfach für immer dort bleiben wollte.

„Ich bin der Sklave meiner Haustiere, schon immer. Ich adoptiere aber auch immer die niedlichen, eigensinnigen Wesen, die sich dann von mir verhätscheln lassen“, gestand er schmunzelnd.

Hotaru verschränkte die Arme unter dem Kinn und schaute ihn überrascht an. Der Blick, mit dem Tetsuo ihn ansah, hätte alles bedeuten können, er schwieg sich jedoch darüber aus, wie er seine Aussage meinte. Er rutschte ein Stück vor, um ihm noch einen Kuss zu stehlen, kam aber nicht dazu, da Tetsuo ihn von sich herunterschob und aufsprang. Das leise Klicken einer Handykamera hatte er kaum wahrgenommen, dafür war das erleichterte Kichern von Kou umso hörbarer, ebenso wie das hastige Entfernen nackter Füße. Der Rothaarige schlang die dünne Decke um sich, um nicht nackt im Bett zu sitzen, während er den beiden mehr als überrascht nachsah.

„Kou...! Na warte!“ Tetsuo sprang aus dem Bett und verfolgte den Dunkelhaarigen nackt durch die Wohnung, bis dieser über eines von Aois Katzenspielzeugen stolperte und der Länge nach im Wohnzimmer auf den Boden fiel. Mit einem Satz landete der Blonde auf seinem Rücken und beugte sich vor, um ihm das Handy zu entreißen, mit dem er sie fotografiert hatte.

„Neien! Meins! Das werde ich nicht löschen, Tetsuo!“

Kou streckte die Hände aus und hielt das Gerät aus seiner Reichweite, soweit es ihm möglich war, aber der Blonde war größer und stärker, so dass er ihn am Handgelenk fasste und seinen Arm festhielt. Er kam jedoch nicht dazu, es ihm abzunehmen, da Kazuki es vor ihm aus Kous Fingern zog und das Display mit gerunzeltert Stirn entsperrte, um sich die Fotos anzusehen, die sein Partner von den beiden gemacht hatte.

„Gib das her, Kazuki“, verlangte Tetsuo, immer noch auf Kous Rücken sitzend, dessen T-Shirt hochgerutscht war, so dass er seine weiche Haut unter sich spürte.

„Warum sollte ich? Es ist schließlich Kous Handy“, fragte Kazuki zurück, seine Mundwinkel zuckten amüsiert über die Situation.

Kou lag mit den Füßen strampelnd auf dem Boden, er trat Tetsuo leicht in den Rücken, da er sich nicht bewegen konnte, dieser rührte sich jedoch nicht vom Fleck, während er ärgerlich zu dem Älteren hochsah. Dieser schob das Handy in seine Hosentasche und erwiderte seinen Blick, dann schaute er zur Schlafzimmertür, aus der Hotaru vorsichtig herausgeschlurft kam. Er hatte sich das erstbeste Hemd angezogen, das er gefunden hatte, es war eines von Tetsuos, viel zu groß, aber er konnte unmöglich nur in die Decke gewickelt an allen vorbei in sein Zimmer gehen.

„Guten Morgen, Waka...“ flüsterte er beschämt, als er an ihnen vorbeischlich und in seinem Zimmer verschwand, um sich etwas anzuziehen.

Tetsuo stand auf und half Kou auf die Füße, der ihn wissend angrinste. Er war so überrascht über die Störung, dass er gar nicht hinterfragte, weshalb Kou so früh wach war.

„Was tut ihr beide hier? Braucht ihr uns doch?“ fragte er, die Arme vor der Brust verschränkt.

„Ich habe Pfannkuchen gemacht und es waren welche übrig, die wollte ich euch bringen“, erklärte Kou, dann deutete er auf den gut gefüllten Teller, der auf der Ecke der Arbeitsplatte stand, die vom Wohnzimmer aus einsehbar war. „Deine Tür stand auf, da dachte ich, ich sage dir kurz bescheid, aber das war so viel besser.“ Er hatte Mühe, das breite Grinsen aus seinem Gesicht fernzuhalten.

Tetsuo grunzte frustriert, er konnte ihm nicht einmal böse sein, wenn er sich so freute, dass offensichtlich alles geklärt war. Er schaute zu Hotaru, der angezogen mit Leggings und T-Shirt aus seinem Zimmer kam und etwas unschlüssig stehenblieb. Kou schien nicht das Problem zu sein, doch er warf Kazuki unsichere Blicke zu, als erwartete er sein Todesurteil.

Kazuki hatte die Stirn gerunzelt, während er ernst von einem zum anderen sah, aber Tetsuo erkannte in seinen Augen, dass er nur so ernst tat, seine Mundwinkel zuckten leicht und es dauerte keine Minute, bis er anfing über die Absurdität des Ganzen zu lachen. Er knuffte ihn gegen die Schulter und fragte schließlich: „Deshalb war es die letzten beiden Abende so ruhig, ihr vögelt es aus. Sind die Fronten jetzt geklärt? Oder sollen wir euch allein lassen, damit ihr das noch einmal prüfen könnt?“

„Gooott... wie peinlich...“ entfuhr es Hotaru, er verschwand mit hochrotem Kopf in der Küche und stellte Kaffee an, während er überlegte, wie er am schnellsten im Erdboden versinken konnte.

Tetsuo schnaubte amüsiert, dann fischte er eine Jogginghose vom Wäschestapel neben dem Sofa und zog sie an, damit er nicht als einziger nackt war. „Sind die Fronten geklärt, Aru?!“ rief er.

„Niemals, wenn du mich so vor allen anderen nennst, Arschloch!“ schimpfte er zurück, sein breites Grinsen konnte aber niemand sehen.

„Weshalb Kou hier ist, habe ich jetzt verstanden. Was machst du hier, Kazuki?“ hakte der Blonde nach.

„Kou hat so lange gebraucht, dass ich dachte, er wäre in irgendein Loch gefallen. Wir wollten trainieren gehen, also habe ich ihn gesucht. Dass ich ihn aber finde, wie du nackt auf ihm sitzt... darüber reden wir noch“, antwortete Kazuki übertrieben ernst, seine Gesichtszüge wurden aber sofort wieder weich, als Kou die Arme um ihn schlang und das Gesicht an seine Schulter schmiegte.

„Lass uns trainieren gehen, Kazu, du musst dein Bein wieder fit kriegen, das ist dünner als das andere und das sieht komisch aus“, sagte er leise. „Wenn euch die Pfannkuchen nicht reichen, kann ich später noch welche machen, Tetsuo.“

„Die sollten genug für uns sein.“ Er legte kurz die Hand auf seinen Kopf und drückte ihm einen Kuss auf den Scheitel, woraufhin beide ihn überrascht ansahen. „Danke für deine Mühe, Kou. Tut mir leid, dass wir dir solche Sorgen bereitet haben. Das nächste Mal wirf mir einfach was an den Kopf, das wirkt offensichtlich Wunder...“

„Ich habe dich auch lieb, Tetsuo. Meine Rache wird grausam sein, wenn das nochmal passiert.“ Kou löste sich kurz von Kazuki, um ihn zu umarmen. „Die Bilder werde ich nicht löschen, die kommen in meine persönlichen Feel-Good-Ordner.“

„Wenn du sie jemand anderem zeigst, weißt du, was dir blüht...“ Er drückte ihn fest, er hätte nie gedacht, dass er noch einmal einen von Kazukis Partnern so mögen würde, aber Kou machte es einem einfach. Er würde sich eher die Hand abhacken, als ihm noch einmal solche Sorgen zu bereiten, weil er sich in seinem Stolz verletzt fühlte, vor allem, da er nichts dafür konnte.

„Das kannst du gar nicht verhindern...“ foppte Kou ihn, bevor er ihn losließ. „Wir lassen euch jetzt allein, frühstückt erstmal und macht euch einen schönen Tag.“ Er hakte sich bei Kazuki unter und zog ihn mit sich. „Ach... wenn ihr noch Platz braucht, Hotaru kann gern einige seiner Sachen in meinem Schlafzimmer unterbringen, das brauche ich ja eh nicht. Meine Klamotten räume ich in Kazukis Gästezimmer.“

 

Tetsuo nickte zum Verständnis und sah den beiden nach, bis sie die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatten. Hotaru lehnte in der Küche an der Arbeitsplatte, die Hände um seine volle Kaffeetasse gelegt, als er den Raum betrat.

„Ich... habe für einen Moment erwartet, dass er uns schimpft...“ gestand er und pustete leicht auf die heiße Flüssigkeit.

„Wieso?“ Er füllte seine eigene Tasse.

„Na... der Waka ist immer so ernst und angespannt, ich habe erwartet, dass er so verklemmt ist, wie er immer wirkt, wenn er im Anwesen ist...“

Tetsuo unterdrückte ein Lachen. „Fast alles, was ich weiß und kann, habe ich von ihm gelernt. In jeglicher Hinsicht. Wenn jemand nicht verklemmt ist, dann ist es Kazuki und solange es unsere Arbeit nicht negativ beeinflusst, wird er sich nicht beschweren.“

„Naja... wir haben heute frei, wieso sollte ein One Night Stand unsere Arbeit beeinflussen?“ Hotaru schlürfte etwas Kaffee und sah ihn über den Rand seiner Tasse hinweg an.

„Wenn es dabei bleibt. Du hast gehört, was Kou gesagt hat, du kannst also aufräumen. Sein Schrank unten ist größer als der in deinem Zimmer, Izumi hatte nicht ansatzweise so viele Klamotten wie du, als er noch hier gewohnt hat.“ Er zog eine Haarsträhne aus einem Ring in Hotarus Ohr. „Das überlasse ich aber dir, du kannst das handhaben, wie du magst.“

„Und wenn... ich mein Chaos behalten will...?“ Er spürte seine Wangen heiß werden.

„Dann weißt du, wo du schlafen kannst.“ Tetsuo lächelte über seine Verlegenheit. „Ich will dich nicht zu irgendetwas drängen, wenn es eine einmalige Sache bleibt, dann ist das in Ordnung für mich. Lass dich nicht durcheinanderbringen, ich bin nach so gutem Sex immer etwas anhänglich. Das ist weg, wenn ich richtig wach bin.“ Er stieß sich von seinem Platz ab und nahm die Zigaretten vom Küchentisch. „Frühstück?“

„Mhm... setz dich, ich mache alles fertig.“ Hotaru drehte sich schwungvoll um, damit er nicht sah, wie sehr er ihn aus dem Konzept brachte, dann suchte er Obst und andere Dinge zusammen, um Kous Pfannkuchen noch etwas aufzupeppen, indem er sie füllte und hübsch anrichtete. Soviel Aufmerksamkeit um seiner selbst willen war er nicht gewohnt. Der Sex war gut gewesen? Absolut! Sein Magen machte Purzelbäume, dass Tetsuo ebenso dachte, in seiner Unsicherheit hatte er befürchtet, dass es ihm nicht gefallen hatte, weil er so viel erfahrener war und er selbst so aus der Übung. Unabhängig davon, dass sie die halbe Nacht Sex gehabt hatten, ein kleiner Teil seines Hirns sagte ihm, dass es auch nur deshalb gewesen sein konnte, weil der Blonde ebenso ausgehungert gewesen war wie er selbst.

„Tetsuo, uhm... wann war eigentlich... naja... dein letztes Date?“ fragte er zögerlich, nachdem sie die Pfannkuchen gegessen hatten und wie am Tag zuvor nach dem Frühstück gemeinsam am Küchentisch saßen und rauchten.

„Hmm... Valentinstag“, entgegnete er knapp. „Nein, nicht was du denkst, das war rein körperlich, ein Urlaubsflirt, während wir in Nagano waren.“

„Das ist auch schon wieder über zwei Monate her... ich hätte echt gedacht, du hast häufiger was laufen...“ gestand er leise.

„Mir fehlt die Zeit. Dieses Wochenende ist das erste seit Wochen, das ich wirklich frei habe. An den meisten Abenden war ich einfach froh, wenn ich schlafen konnte und über nichts nachdenken oder mich mit anderen rumschlagen musste...“ gestand er zerknirscht. „Aoi und ich, sonst niemand und das seit... puh... seit Shiro vor vier Jahren ausgezogen ist.“

„Moment...“ Hotaru hob die Hand, um ihn zu unterbrechen. „Es ist offensichtlich, dass mein Zimmer mal ein Kinderzimmer war und ich habe angenommen, dass... naja... das mit der Mutter nicht geklappt hat und ihr euch getrennt habt und sie das Sorgerecht hat. Was hat Shiro damit zu tun...? Ihr habt denselben Nachnamen...“

Tetsuo fuhr sich mit der Hand durch die Haare und grinste leicht. „Der Oyabun hat mir befohlen, Shiro und seinen Zwillingsbruder zu adoptieren als sie mit zwölf allein nach Tokio kamen. Sie sind entfernt mit Kazuki verwandt. Das ist etwas mehr als elf Jahre her, wir sind danach hierher gezogen, weil in meiner alten Bude nicht genug Platz für drei Personen war, die alle ihren Freiraum brauchten. Izumi ist nach der Oberschule ausgezogen, er wohnt jetzt in Hamachō, Shiro mit zwanzig, weil er seinen eigenen Haushalt führen wollte, statt sich ständig mit mir anzulegen.“

„Also... warst du nie verheiratet und hast keine eigenen Kinder?“

„Ich hatte noch nie eine romantische Beziehung oder romantische Gefühle für andere, umso mehr eskalieren alle um mich herum damit oder es kommt mir nur so vor, weil ich das nicht nachvollziehen kann... Und eigene Kinder habe ich keine, von denen ich weiß“, gestand er offen, dann schob er sich den Rest seines Pfannkuchens in den Mund. „Also... wenn du mir immer Frühstück machst, wenn wir Sex hatten, können wir das gerne wiederholen.“

Hotaru prustete in seine Tasse. „Wegen dem Frühstück oder dem Sex?“

„Dem Frühstück natürlich...“ Tetsuo grinste breit über sein verdattertes Gesicht. „Was denkst du? Ich nehme den Sex auch ohne Frühstück, aber mit ist es sehr viel besser.“

„...wenn Zeit dafür ist, mal sehen...“ druckste er, dass sein Gegenüber offensichtlich nichts gegen eine Wiederholung hatte, brachte ihn etwas aus dem Konzept.

 

Sie verbrachten ihren freien Tag damit, auszumisten und aufzuräumen. Tetsuo fuhrwerkte in Shiros altem Zimmer herum, das er in den vergangenen Jahren als Abstellkammer benutzt hatte und das heillos vollgestellt war mit Dingen, die er aus welchen Gründen auch immer nie entsorgt hatte. Hotaru sortierte seine Kleidung wieder in die Kartons, um Kous Angebot anzunehmen, sie in seinem Schlafzimmer, das er sowieso nicht nutzte, unterzubringen, ebenso einige andere Dinge, die er nicht häufig brauchte. Nachdem er das meiste davon in Kous Wohnung getragen und dort platziert hatte, um es zu einem späteren Zeitpunkt in Ruhe auszupacken, lehnte er sich an den Türrahmen des Zimmers, in dem Tetsuo zwischenzeitlich fast alles aufgeräumt hatte und gerade dabei war, seinen eigenen Schreibtisch wieder zusammenzuschrauben, um dort sein Arbeitszimmer einzurichten.

„Das Zimmer hat ja tatsächlich einen Fußboden...“ bemerkte Hotaru feixend. „Du bist auch nicht der ordentlichste Mensch, was?“

„Ich habe keine Zeit zum Aufräumen. In den anderen Räumen ist es nur so ordentlich, weil Aoi sonst alles zerlegt“, antwortete er ruhig. „Bist du fertig mit deinen Sachen?“

„Vorerst. Mir fehlt gerade die Muße, meine Sachen in Kous Schrank zu räumen, das kann ich in den nächsten Tagen noch machen.“ Er streckte sich und hielt sich mit den Fingerspitzen am Türrahmen über ihm fest. „Ich habe Hunger, hast du auf irgendwas bestimmtes Lust?“

„Hmm... gebratene Nudeln?“ Tetsuo hievte den Tisch auf die Beine und schob ihn an die Wand, dann wischte er sich die Hände an der Hose ab. „Ich kann...“
„Ich mach schon, du hast genug getan. Irgendwas, das du gar nicht isst?“

„Ich esse alles, was man für mich kocht. Solange es scharf ist.“

„Scharf? Wie scharf?“

„Brennend. So scharf wie ich.“ Er grinste breit.

„Ich weiß nicht, ob genug Chili in der Küche ist, um das hinzukriegen... kann ich es einfach anzünden?“ konterte Hotaru ebenso grinsend.

„Versuch es. Ich bin eben duschen.“ Tetsuo ging an ihm vorbei und verschwand im Bad, so dass er ihn mit seinen sich im Kreis drehenden Gedanken allein ließ.

„Fuck...“ Er raufte sich die Haare, dann ging er in die Küche, um ihr Abendessen zu machen.

 

Mit zwei großen Portionen gebratenen Nudeln, extra scharf für Tetsuo, setzten sich sich aufs Sofa, um dort den Abend ausklingen zu lassen. Den Vorschlag hatte der Blonde gemacht, da Aoi jammernd um Aufmerksamkeit bettelte und nun schnurrend auf seinem Schoß lag, während er sein Abendessen verdrückte. Auf dem Fernseher lief irgendein Film, den er noch auf seiner Watchlist hatte. Hotaru hatte keine Einwände gegen die Auswahl, er war froh um die Ablenkung und mehr damit beschäftigt, seine Gedanken zu zähmen, da er von dem Chaos der letzten Wochen völlig durcheinander war. Es war so viel anders als die entspannte Ruhe im Anwesen, die etwas eintönigen Tage mit den festen Abläufen, dass er den kleinen Kulturschock noch immer verdauen musste. Tetsuos 180-Grad-Wendung verwirrte ihn ebenso, wie sie ihn freute.

Nachdem sie gegessen hatten, legte der Blonde die Füße hoch, so dass er eine Hälfte des L-förmigen Sofas belegte, und kraulte Aoi, die immer noch auf seinem Schoß lag. Hotaru saß etwas angespannt auf der anderen Seite, mit einem halben Meter Abstand und fixierte den Fernseher vor ihm. Er zuckte leicht zusammen, als Tetsuo am Ärmel seines T-Shirts zupfte und seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.

„Sorry, wenn dich das überfordert...“ sagte er leise, als er seine Reaktion bemerkte. „Kommst du ein bisschen näher? Irgendwie... brauche ich das gerade, nach allem, was passiert ist...“

„Was denn alles?“ Hotaru rutschte näher, seine Verletzlichkeit wunderte ihn, aber er hatte in den vergangenen zwei Tagen so viel über ihn gelernt, dass die Verwunderung nicht lange anhielt.

„Ich mag Harmonie wie alle anderen auch... es war so viel Chaos, seit Itsuki Kazuki verletzt hat. Ich hatte solche Angst um ihn und ich fühle mich schuldig, weil ich es nicht verhindert habe...“ gestand er, eine kleine Falte hatte sich zwischen seinen Augenbrauen gebildet.

„Ich verstehe.“ Der Rothaarige lehnte sich an seine Schulter und kuschelte sich an ihn, als er den Arm um ihn legte. „Ich bin da, wenn du reden willst...“

„Danke.“ Tetsuo drückte ihn an sich, sagte aber nichts weiter.

Chapter 98

Summary:

„Was ist das...?“

„Werbung für meinen Blog. Naja, was davon noch übrig ist, ich wollte neue machen, aber bin noch nicht dazu gekommen“, antwortete er, bevor er den Karton kurzerhand auf dem Boden auskippte.

Kou griff nach seinem Handy und fotografierte neugierig den QR-Code ab, dann weiteten sich seine Augen. „Du... betreibst das Rainbow Shelter? Ich habe davon gehört, weil Nao die Flyer mal im Laden hatte und letztes Jahr zum Rainbow Pride lagen sie überall herum.“

„Hmm... ja, ich habe damit angefangen, als ich zur Spezialeinheit gewechselt bin um... das auszugleichen, was meine geschätzten Kollegen nicht auf die Reihe bekommen haben.“ Hotaru drehte einen Regenbogenradiergummi zwischen seinen Fingern. „Dieses Jahr wird das wohl nichts, mir fehlte die Zeit für die Vorbereitung und mehr als das habe ich gerade auch nicht.“

Kou schaute von den Flyern in seiner Hand zu seinem Bodyguard und überlegte angestrengt. Er konnte seine Arbeit einen Tag liegen lassen, die Vorbereitungen für Okinawa waren größtenteils abgeschlossen, um den Rest kümmerte sich der Verlag, solange er alles rechtzeitig abschickte.

Chapter Text

„Du hast wirklich viel Zeug, Hotaru...“ sagte Kou verblüfft, als er am Montagvormittag nach dem Frühstück in seine Wohnung heruntergekommen war. Sein Schlafzimmer stand voll mit Kartons, die Hotaru dort vorerst nur abgestellt hatte, da der Künstler noch nicht alles aus seinem Schrank ausgeräumt hatte.

„Was sich eben so ansammelt... es ist wirklich nett von dir, dass du mir das Zimmer anbietest, bis ich etwas anderes gefunden habe.“ Der rothaarige Bodyguard stand etwas verloren zwischen den Kartons und war unschlüssig, womit er zuerst anfangen sollte.

„Ich kann meine Arbeit heute ein bisschen schieben, wollen wir das zusammen machen? Den Futon kann ich auch im Flurschrank unterbringen, dann liegt der nicht im Weg, bis ihn jemand braucht“, bot er mit einem Lächeln an. „Und deine Tabellen können sicher auch einen Tag warten.“

Hotaru ließ die Schultern locker und seufzte ergeben, dann zog er Jackett, Krawatte und Weste aus, damit er etwas mehr Bewegungsfreiheit hatte. „Packen wir es an, bei der Gelegenheit kann ich auch gleich ausmisten.“

Kou schlurfte zurück in sein Arbeitszimmer, holte den Bluetooth-Lautsprecher, der dort stand und stellte ihn neben der Tür zum Schlafzimmer auf ein Sideboard. Auf seinem Handy suchte er nach seiner Gute-Laune-Playlist, die perfekt zum Aufräumen geeignet war, kurz darauf schallte Lady Gaga durch die Wohnung, was selbst Hotaru ein Grinsen ins Gesicht zauberte.

Sie räumten zuerst Kous restliche Sachen aus dem großen Wandschrank und deponierten sie in einer Tasche im Wohnzimmer, bevor sie sich daranmachten, Hotarus Kartons auszupacken. Der Dunkelhaarige hockte sich auf den Boden und faltete einen Berg T-Shirts in allen Regenbogenfarben ordentlich zusammen, die er nach Farben sortiert neben sich aufstapelte, während sein Bodyguard Schuhe und Accessoires in ein Regal sortierte.

„Oh... das hier habe ich auch“, sagte er überrascht und hielt ein pastelliges, bedrucktes T-Shirt hoch, das etwas kleiner war, als das, das Nao ihm gegeben hatte, aber es war offensichtlich dasselbe.

„Das? Ist aber nicht unbedingt dein Stil, oder?“ Hotaru drehte sich zu ihm um.

„Nicht wirklich, aber Nao hat es mir geschenkt und seine Geschenke kann ich unmöglich ablehnen. Ich ziehe es gern zum Arbeiten an, weil es bequem ist.“ Er faltete es zusammen und legte es auf den Pastellstapel.

„Du kennst Nao?“ Nun war der Rothaarige wirklich überrascht und hockte sich zu ihm, um den leeren Karton zusammenzuklappen.

„Nao ist einer meiner besten Freunde. Und mein Mentor in allem... was ich über mich selbst und meine Kinks gelernt habe, seit ich achtzehn bin.“ Kou legte leicht den Kopf schief und beobachtete ihn aufmerksam. „Wer weiß, vor welchen Fehlern er mich bewahrt hat, die ich ohne seine Führung sicher begangen hätte. Woher kennst du Nao?“

„Hmm... das erste Mal habe ich vor etwas mehr als fünf Jahren von ihm gehört, über einen schwulen Teen, der von seinen Eltern rausgeworfen wurde und in seinem Laden gelandet ist, nachdem ihm bei der Polizei niemand helfen wollte...“ antwortete er nachdenklich.

„Das hast du erwähnt, ja.“

„Ich war skeptisch und bin hingefahren, um ihn zu überprüfen. Er hätte ja sonst was für ein Perverser sein können, der kleine Jungs anlockt und Dinge mit ihnen macht, weil sie in einer Notlage sind... okay, pervers ist er wahrscheinlich in den Augen der Gesellschaft, aber...“ Hotaru fuhr sich mit den Fingern durch die Haare.

„Statt komischen Dingen mit ihnen anzustellen, kocht er ihnen Tee, gibt ihnen Kekse und organisiert ihnen einen sicheren Schlafplatz, weil er durch seine Arbeit so viele Leute kennt“, vervollständigte Kou seinen Satz.

„Ja, so ungefähr.“

Er zog den nächsten Karton näher und öffnete ihn. Darin lagen allerhand verschiedener bunter Dinge, es war der Inhalt seines Schreibtischs, den er unachtsam in den Karton geschoben hatte. Kou griff hinein und zog einen Stapel zerknitterter Flyer heraus, auf denen ein regenbogenfarbiger Regenschirm prangte mit einem QR-Code und einer Webadresse darunter.

„Was ist das...?“

„Werbung für meinen Blog. Naja, was davon noch übrig ist, ich wollte neue machen, aber bin noch nicht dazu gekommen“, antwortete er, bevor er den Karton kurzerhand auf dem Boden auskippte.

Kou griff nach seinem Handy und fotografierte neugierig den QR-Code ab, dann weiteten sich seine Augen. „Du... betreibst das Rainbow Shelter? Ich habe davon gehört, weil Nao die Flyer mal im Laden hatte und letztes Jahr zum Rainbow Pride lagen sie überall herum.“

„Hmm... ja, ich habe damit angefangen, als ich zur Spezialeinheit gewechselt bin um... das auszugleichen, was meine geschätzten Kollegen nicht auf die Reihe bekommen haben.“ Hotaru drehte einen Regenbogenradiergummi zwischen seinen Fingern. „Dieses Jahr wird das wohl nichts, mir fehlte die Zeit für die Vorbereitung und mehr als das habe ich gerade auch nicht.“

Kou schaute von den Flyern in seiner Hand zu seinem Bodyguard und überlegte angestrengt. Er konnte seine Arbeit einen Tag liegen lassen, die Vorbereitungen für Okinawa waren größtenteils abgeschlossen, um den Rest kümmerte sich der Verlag, solange er alles rechtzeitig abschickte.

"Ich hatte niemanden, bis ich Nao getroffen habe. Was du tust ist unfassbar wichtig und ich hatte sehr viel mehr Glück als die Kids, denen du hilfst, deshalb... möchte ich etwas zurückgeben. Lässt du mich dir helfen, Hotaru?"

„Wie...? Was meinst du?“

„Ich bin eines der Kids, die von zuhause ausgerissen sind. Meine Familie in Okinawa besteht aus homophoben Traditionalisten“, antwortete er etwas wehmütig. „Mein Bruder hat mich unterstützt, aber er konnte mir auch keine Tipps geben, worauf ich beim Daten und Sex zu achten habe, ich habe so viel Mist gebaut, bis Nao mich in einem Club aufgelesen hat... Ich hatte unwahrscheinlich viel Glück, das weiß ich mittlerweile.“

Hotaru sah ihn überrascht an, Kou war sich seiner eigenen Sexualität und seinen Kinks so sicher, dass er nicht erwartet hatte, dass er ebenfalls seine nicht ganz so rosige Vergangenheit hatte.

„Aber... Rainbow Pride ist schon Ende der Woche, das ist viel zu knapp für... Kou?“

Der Künstler war aufgesprungen, drückte die Flyer und verschiedene kleine Dinge aus dem unordentlichen Haufen auf dem Boden an sich und grinste breit. „Überlass das mir, Niji. Ich habe Kazukis gesamte Sushi-Kampagne in zwei Wochen erstellt, bis heute Abend hast du deine Flyer. Mit Bonus.“ Er zwinkerte ihm aufmunternd zu.

„Aber Kou, das ist zu viel... ich weiß, was du normalerweise für sowas berechnest“, widersprach er und stand ebenfalls auf.

„Dafür berechne ich nie etwas, ich bestehe nicht einmal auf mein Copyright. Für die Community mache ich das ohne Honorar, daran will ich nichts verdienen, ich gebe nur zurück, was mir selbst zuteilwurde“, stellte Kou klar. „Kazukis Firma stellt einen Teil der diesjährigen Location zur Verfügung und ist Sponsor, das Logo habe ich für einen Honorarvertrag gemacht, bei dem ich exakt einen Yen bekommen habe. Er hätte mir meine übliche Rate gezahlt, aber ich wollte nicht.“ Er zuckte mit den Schultern.

„Onodera-sama hat... mit dem Rainbow Pride zu tun?“ Hotaru wusste nun wirklich nicht mehr, wohin mit seinen Gefühlen.

„Schon... ich weiß nicht, was er am Wochenende geplant hat, wir haben tatsächlich nicht mehr darüber gesprochen, weil alles etwas durcheinandergeraten ist. Tetsuo weiß das wahrscheinlich eher als ich... Nao schleppt mich sicher für einen Tag hin, aber diesmal müssen wir das wohl vorher noch absprechen, damit es keine Probleme gibt“, überlegte Kou laut.

„Wir gehen! Auch ohne Flyer, wenn es sein muss, aber Niji sitzt an diesem Wochenende nicht zuhause rum und dreht Däumchen“, beschloss der Rothaarige. „Also... wenn du willst, sonst bleiben wir hier.“

Kous Lächeln war voller Wärme und seine Bernsteinaugen funkelten motiviert. „Wir gehen. Mit Flyern, Stickern und was mir sonst noch einfällt. Du... kümmerst dich um das Chaos hier, ich mache den Rest.“ Er drehte sich um und ging in sein Arbeitszimmer, wo er sich an seinen Tisch setzte, eine neue Datei öffnete und fleißig Skizzen anfertigte, wie immer, wenn er sich ein neues Design überlegte. Nebenher tippte er sich durch Hotarus Blog, machte sich Notizen und notierte sich ebenfalls einige Verbesserungsvorschläge für das Layout, die ihm auffielen. Mit einem Auge hielt er die Uhr im Blick, damit er rechtzeitig fertig wurde, um eine Expressbestellung beim Druckservice seines Vertrauens aufzugeben, die am nächsten Tag fertig war.

 

Hotaru brauchte einen Moment, um sich zu sammeln und nicht einfach nur perplex die Tür anzustarren. Er schaffte es tatsächlich, bis zum Abend das gröbste Chaos zu beseitigen und seine Sachen in den Schrank zu sortieren, so dass man auch etwas fand und nicht nur alles hineingestopft war. Da er Kou seit dem Vormittag nicht aus seinem Arbeitszimmer hatte kommen sehen, lugte er zur Abendessenszeit neugierig hinein, kam aber nicht dazu, mehr zu tun. Er ging einen Schritt zur Seite, als Kazuki mit Tetsuo im Schlepptau die Wohnung betrat, und verbeugte sich höflich.

„Guten Abend, Waka. Yukimura-sensei arbeitet noch“, informierte er ihn.

„Kou?“ Kazuki klopfte sacht an den Türrahmen und trat dann ein, da er nicht reagierte. Er berührte ihn leicht an der Schulter, so dass Kou einen Airpod aus dem Ohr zog und den Kopf in den Nacken legte, um ihn anzusehen.

„Kazu... was gibt es?“ Er lächelte ihn an.

„Ich hatte dich angerufen, aber du bist nicht rangegangen“, antwortete er, erwiderte sein Lächeln jedoch, als er sah, woran er arbeitete.

„Entschuldige, ich war so fokussiert, dass ich es nicht gehört habe. War es etwas wichtiges?“

„Nein, ich habe allein entschieden, was wir zu Abend essen. Was ist das?“

„Oh, das... eine Last Minute Idee, die ich hatte. Für einen Freund. Ich muss das noch fertig machen, bevor wir essen können, damit ich es rechtzeitig abschicken kann. Ist das in Ordnung für dich, Kazu?“ Kou lehnte sich an sein Knie.

„Mhm...“ Er warf einen Blick zur Tür, vor der Tetsuo und Hotaru standen, beide wie ausgewechselt nach ihrem freien Wochenende. „Du zählst Taniguchi schon zu deinen Freunden?“

„Ein wenig... wir haben viel gemeinsam und er braucht einen Freund, oder mehrere.“ Er malte weiter auf dem Display herum. „Ich weiß, du brauchst noch etwas Zeit, das ist in Ordnung. Tetsuo und ich werden dich schon noch davon überzeugen, dass du ihm vertrauen kannst, Liebster.“

Kazuki hob skeptisch eine Augenbraue. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich Tetsuos Urteilsvermögen in diesem Fall trauen kann. Deinem, ja, aber seinem? Er war den ganzen Tag so gut drauf, das war unheimlich, Kou... die Kobun hatten mehr Angst vor ihm als in den vergangenen zwei Wochen.“ Er hockte sich hinter ihn und strich ihm sanft über den Rücken, bis er leise schnurrte.

„Ist doch schön, dass sie sich so gut verstehen, nach all dem Streit... und das nur, weil sie aneinander vorbeigeredet haben.“ Er zuckte mit den Schultern. „Manchmal muss man das eben ausvögeln, damit es geklärt ist und du weißt am besten, wie Tetsuo ist, wenn er zu lange keinen Sex hatte.“

Der Ältere lachte leise. „Allerdings. Begleitest du mich am Wochenende zu einem... geschäftlichen Termin?“ Er tippte mit dem Finger auf den Regenbogen-Radiergummi, den Kou als Referenz auf dem Tisch liegen hatte.

„Rein geschäftlich? Als... dein Haus- und Hof-Illustrator, Boss?“ Kou grinste über seine leichte Irritation wegen seiner Wortwahl. "Gern. Solange das die sicherste Möglichkeit ist, in der Öffentlichkeit Zeit mit dir zu verbringen, warum nicht? Was ist der Plan?“

„Da wir einer der Hauptsponsoren des diesjährigen TRP sind, wurden wir eingeladen, über unsere Motivation für das Sponsoring zu sprechen, eben auch, weil der Hauptfirmensitz in Shinjuku ist“, erklärte Kazuki und schaute ihm dabei zu, wie er einen Regenbogen kolorierte.

„Wer ist „wir“?“ hakte Kou nach.

„Sayuri und ich. Hideyoshi hat uns weitestgehend die Führung überlassen, er ist nur noch Aufsichtsratsvorsitzender, das hat er in den letzten Wochen eingefädelt, ohne groß Wind darum zu machen. Die Aktionäre werden im Sommer darüber unterrichtet, wenn alles abgeschlossen ist.“

„Oh... davon hast du noch gar nichts erzählt, es war aber auch viel los. Seid ihr dann am Samstag bei der Fragerunde auf der Hauptbühne, die live gestreamt wird?“ Er lehnte sich an ihn, nachdem er seine Datei abgespeichert hatte. „Das ist wirklich cool, Kazu.“

Der Ältere verzog leicht das Gesicht. „Wir haben in den letzten zwanzig Jahren so viele Kampagnen für mehr Diversität und weniger Diskriminierung gemacht und trotzdem habe ich noch das Gefühl, dass die meisten eher denken, dass wir das nur für die PR tun.“

„Du überzeugst sie schon, bisher haben sie dich noch nicht live erlebt. Danach werden sie dich lieben und dir alles glauben“, munterte Kou ihn auf. „Da willst du mich mitnehmen?“

„Du hattest sowieso vor, hinzugehen, oder? Mit Nao. Und Taniguchi jetzt wohl auch.“

„Hm, ja... aber...“ Er seufzte leise. „Kazu... Ist es so gut, wenn wir ausgerechnet dort zusammen hingehen? Immerhin bist du es, der unsere Beziehung bisher aus der Öffentlichkeit heraushalten wollte und ich verstehe das, wirklich.“

„Ich weiß. Ich würde mir jedoch seltsam vorkommen, wenn ich ohne dich hingehe, Honey. Überleg es dir, es ergeben sich bestimmt auch einige Kontakte für dich, immerhin bist du mein Haus- und Hof-Illustrator.“ Kazuki legte von hinten die Arme um ihn und küsste ihn auf die Wange. „Ich mache dir auch keine Vorschriften, was du anziehst, wegen mir so bunt und verrückt wie möglich.“

„Irgendwann... kaufe ich dir bei Nao ein Regenbogenshirt, das du dann anziehen darfst, das ist vielleicht glaubwürdiger als einer deiner Anzüge, Liebster“, drohte Kou scherzhaft.

„Ich habe eins. Es ist nur etwas eng.“

Der Jüngere hob überrascht die Augenbrauen. „Du kannst es mir ja bei Gelegenheit zeigen, Kazu. Ich mache das hier noch fertig, dann komme ich hoch. Ich beeile mich, genieße du deinen Feierabend.“

Kazuki verabschiedete sich von ihm mit einem Kuss, dann ließ er ihn allein. Tetsuo und Hotaru standen in Kous Schlafzimmer, der Blonde breit grinsend, der Kleinere mit einem leicht genervten Ausdruck im Gesicht.

„Meine Güte, du hast wirklich furchtbar viele Klamotten. Wie hast du die im Anwesen untergekriegt?“ bemerkte Tetsuo amüsiert.

„Mit Gewalt. Es war immer ein Abenteuer, den Schrank zu öffnen und nicht von irgendwas erschlagen zu werden“, entgegnete er und schob die Schranktür zu. In Kous Schrank war tatsächlich mehr Platz, als er zuvor gehabt hatte.

„Wie oft ist das passiert?“

„Mindestens einmal in der Woche“, gestand Hotaru zerknirscht. Er ging besser nicht ins Detail, wie oft er in einem Berg Kleidung gesessen hatte, weil seine geschickte Sortierung nicht funktioniert hatte.

„Tetsu.“ Kazukis Stimme ließ den Blonden wieder Haltung annehmen.

„Ja, Boss?“

„Du kannst für heute Schluss machen, wegen dem Wochenende klären wir morgen die letzten Details, damit du alles vorbereiten kannst.“

„In Ordnung. Training morgen Früh?“

„Ja, wie immer. Ich glaube nicht, dass Kou sich da jetzt regelmäßig anschließt. Taniguchi?“ Er schaute Hotaru an, der unbeteiligt im Raum gestanden hatte.

„Ja, Waka?“

„Schließen Sie sich uns beim Training an? Offensichtlich sind Sie ebenso ein Frühaufsteher wie Tetsuo, dann können Sie die Zeit nutzen, bis Kou aufsteht“, fragte er.

„Oh, hmm... wenn es Euch nichts ausmacht, Waka“, entgegnete Hotaru zurückhaltend.

„Dann hätte ich nicht gefragt.“ Kazuki schob die Hände in die Hosentaschen. „Eins noch, Taniguchi.“

„Ja, Waka?“

„Hören Sie auf damit, mich ständig Waka zu nennen und so höflich anzureden, solange wir nicht im Anwesen sind. Boss, wie alle anderen auch. Sie sind kein Kobun, sondern haben den Rang eines Hisho, dann verhalten Sie sich auch entsprechend.“

„J... Jawohl, wa... Boss!“ Der Rothaarige verbeugte sich leicht.

Tetsuo seufzte frustriert. „Das dauert eine Weile, bis er sich das abgewöhnt hat, Kazuki. Hideyoshi hat ihn gut gedrillt.“ Er tätschelte Hotarus Kopf, woraufhin dieser empört schnaubte.

„Offensichtlich. Sie müssen sich hier nicht so steif verhalten, in Gegenwart der Kobun etwas mehr, um ihnen ein Vorbild zu sein, aber nicht ständig, Taniguchi“, erklärte Kazuki ruhig.

„Ich verstehe... ich werde an mir arbeiten, Onodera-san.“

„Mehr verlange ich auch nicht.“ Er neigte den Kopf zum Abschied und ließ sie allein, um sich um das Abendessen zu kümmern.

„Puuh... er mag mich immer noch nicht, oder?“ Hotaru beugte sich vor den Spiegel an der Wand und richtete seine Frisur wieder, die Tetsuo durcheinandergebracht hatte.

„Das hat mit mögen nichts zu tun, er vertraut dir nicht. Gib ihm etwas Zeit, dass er dich zum Training eingeladen hat, ist ein erster Schritt“, erklärte der Blonde und lehnte sich an den Türrahmen, nachdem er seine Krawatte gelockert hatte. „Was ist das für ein Projekt, an dem Kou so spontan arbeitet?“

„Das war seine Idee, nachdem er meine alten Flyer gefunden hat...“ Er seufzte leise, dann fasste er ihm kurz zusammen, wie er den Blog gestartet hatte, um queere Teenager, die Hilfe suchten oder von zuhause ausgerissen waren, zu beraten und ihnen eine sichere Unterkunft zu organisieren. „Ich hatte in den letzten Wochen nur so viel zu tun, dass ich nicht dazu gekommen bin, neue Flyer zu organisieren. Den Blog betreibe ich in meiner Freizeit.“

„Und darüber kennst du Kous Nao? Die Welt ist wirklich klein...“

„Haha... ja. Ich kenne ihn aber nur flüchtig, weil ich hin und wieder bei ihm im Laden war, um Informationen auszutauschen oder einzukaufen. Kou bin ich vorher aber nie begegnet.“

„Du steckst voller Überraschungen, Hotaru. Ich bin mir sicher, dass Kazuki dich auch irgendwann akzeptiert, wenn du dich weiter so gut anstellst. Dass Kou dich mag, ist ein großer Pluspunkt.“ Tetsuo schmunzelte.

„Deine... uhm... Meinung über mich wird Onodera-san aber auch wichtig sein, oder?“ Hotaru zupfte an seiner Manschette, um sie gerade zu ziehen.

„Ich bin noch nicht fertig damit, mir eine Meinung über dich zu bilden. Aber ja, die ist ihm sehr wichtig.“

„Sagst du mir, wenn du damit fertig bist?“ bat er leise.

„Du wirst es merken. Heute koche ich. Wenn du morgen noch lebst, ist meine Meinung von dir nicht allzu schlecht.“ Er zwinkerte ihm zu und ließ ihn allein.

„Ugh...“ Hotaru kramte seine Zigaretten aus seinem Jackett, das im Wohnzimmer auf dem Sofa lag und setzte sich damit auf Kous kleinen Balkon. Solange er noch arbeitete, musste er wohl oder übel warten, dann konnte er dabei auch seinen Gedanken nachhängen und seinen Nikotinspiegel wieder auffüllen.

 

„Hotaru?“ Kou kam nach draußen, nachdem er mit seiner Arbeit zufrieden war. „Ich wollte dir das fertige Design eigentlich erst zeigen, aber ich war so knapp in der Zeit, dass ich es einfach zum Druck abgeschickt habe, ohne dich vorher zu fragen. Tut mir leid!“ Er verbeugte sich tief.

„Ich bin mir sicher, du hast es passend gemacht, Kou“, beschwichtigte Hotaru ihn. „Ich freue mich wirklich, dass du es mir angeboten hast... naja, eher hast du das einfach so entschieden, aber... Danke, Kou, unabhängig davon, wie es aussieht. Du bist der Profi, das alte Design habe ich irgendwann nachts aus einer Laune heraus zusammengestellt und so sah es auch aus.“

„So hätte ich es jetzt nicht ausgedrückt, aber... ja... dafür war es aber wirklich hübsch.“ Er setzte sich zu ihm auf den Fußboden. „Geht’s dir gut?“

Der Bodyguard lehnte den Kopf an das Balkongeländer und schaute ihn an. „Ja, sehr gut. Es ist vieles anders als im Anwesen, aber so langsam gewöhne ich mich an alles.“

„Auch an Tetsuo?“ Kou stützte die Arme auf seine Knie und schaute ihn von der Seite an, grinsend.

„Kann man sich an den überhaupt gewöhnen...? Er ist so... wie soll ich sagen...“ Hotaru raufte sich die Haare.

„Gut darin, einen von seinen Sorgen abzulenken? Fürsorglich? Aufmerksam? Heiß?“ Kou grinste immer breiter, je mehr Hotarus Gesichtszüge entgleisten und er rot bis zu den Ohren wurde.

„Auch...? Ich habe ihn schon zwei Wochen lang gehasst... und er mich wohl auch...“ Er zupfte an einer Haarsträhne über seinem Ohr. „Er ist wie ausgewechselt, seit wir uns ausgesprochen haben. Dank dir...“

„Er hat wohl seine eigenen Sorgen, die Kazuki so nicht erkennt. Es ist schön, dass ihr euch aussprechen konntet und euch versteht. Das freut mich für dich und für ihn, er kam mir zuletzt etwas einsam vor, weil Kazuki nicht mehr so viel Zeit mit ihm verbracht hat, wie vor unserer Beziehung...“

„Die beiden stehen sich schon sehr nah, oder?“ fragte Hotaru neugierig.

„Mhm... alles weiß ich auch nicht, aber sie kennen sich, seit sie Teenager waren und sind wie Brüder füreinander, auch wenn das nicht immer so offensichtlich ist oder so... dogmatisch. Mit meinem Bruder würde ich keinen Dreier haben wollen...“ antwortete er mit einem frechen Grinsen.

„Das erklärt einiges... wenn du fertig bist, solltest du Onodera-san nicht warten lassen, immerhin ist er extra hergekommen, um nach dir zu sehen.“ Hotaru stand auf und hielt ihm die Hand hin, um ihm beim Aufstehen zu helfen. „Ich bin auch halb verhungert.“

„Dann sollten wir für heute Schluss machen und etwas essen. Morgen räumen wir den Rest deiner Sachen ein, okay?“

„Gern.“

 

~

 

Ein Kurier klingelte spät am nächsten Nachmittag und übergab Kou ein großes, schweres Paket von der Druckerei, in der er die Flyer bestellt hatte.

„Vielen Dank! Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag“, verabschiedete Kou ihn fröhlich grinsend, dann zog er die Tür hinter sich zu und ging mit seiner Bestellung zurück in seine Wohnung. „Hotaru?“

„Entschuldige, ich hätte dich zur Tür begleiten sollen...“ sagte der Bodyguard, während er aus dem Bad kam.

„Dein Pflichtgefühl in allen Ehren, aber ich glaube kaum, dass mich jemand in meiner Wohnung überfällt.“ Er stellte den Karton auf dem Wohnzimmertisch ab, ging in sein Arbeitszimmer, um eine Schere zu holen und machte sich daran, das Klebeband abzulösen, das ihn verschloss.

„Was ist das?“ Hotaru stellte sich neben ihn. Sie hatten den halben Tag damit verbracht, einen Großteil seiner Kleidung in den Schrank zu sortieren, es waren nur noch ein paar Schachteln mit traditioneller Kleidung übrig, die er so hineingestapelt hatte, weil er wusste, was sich darin befand.

„Die neue Werbeausstattung für Nijis Rainbow Shelter“, antwortete der Künstler breit grinsend und klappte den Karton auf.

Unter etwas Füllpapier befanden sich ordentlich zusammengebundene Stapel bunter Flyer, auf denen auf der Vorderseite ein regenbogenfarbiger Regenschirm prangte, auf der Rückseite befanden sich kurze Infos und ein QR-Code, der zu Hotarus Blog führte. Kou räumte alles aus und sortierte die Flyer auf zwei Stapel, die Flyer auf dem zweiten Stapel waren etwas anders, darauf befand sich nicht nur der Regenschirm, sondern dieser wurde von einer kleinen Chibi-Figur mit dunkelroten Haaren gehalten, die den Betrachter keck angrinste. Sie trug eine enge Hose und ein weites T-Shirt mit einem kleinen Regenbogen auf der Brust. In einer Tüte befanden sich Sticker mit Regenschirm, dem QR-Code und dem neuen Maskottchen.

„Ah, wo war denn...“ Kou versank halb im Karton, als er sich hineinbeugte und einen Stapel T-Shirts herausholte, die vom Design dem entsprachen, das die Figur trug, zusätzlich waren der Name des Blogs und der QR-Code auf dem Rücken aufgedruckt. „Das sollte alles sein... Hotaru?“

Hotaru presste die Hände auf den Mund, um sein Schluchzen zu unterdrücken, seine Augen quollen jedoch über mit Tränen, so gerührt war er, dass Kou sich so viele Gedanken gemacht und alles bestellt hatte. Er hatte einen kurzen Blick auf die im Paket liegende Rechnung geworfen und fühlte sich spontan schlecht, dass er so viel Geld ausgegeben hatte, um ihm eine Freude zu machen.

„Oh nein... gefällt es dir nicht?“ Kou runzelte besorgt die Stirn. „Tut mir leid, ich...“

„Nein, doch es gefällt mir, Kou. Sehr sogar. Es ist nur... das ist so lieb...“ Er rieb sich mit dem Ärmel über das Gesicht. „Du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet... Ich... ich hatte schon befürchtet, ich könnte gar nicht mehr zum Pride und jetzt... machst du das einfach so möglich. Danke...“

Der Dunkelhaarige drehte sich zu ihm um und drückte ihn an sich, dann strich er ihm beruhigend über den Rücken.

„Du... bist ja eine noch schlimmere Heulsuse als ich, Hotaru“, bemerkte er kichernd. „Es ist dir wichtig, das war mir gestern sofort klar und ich helfe gern. Mehr als das kann ich nicht, also nutze ich meine Fähigkeiten, soweit ich kann. Die meiste Arbeit hast du und jetzt musst du dich auch noch mit mir rumschlagen, statt deine Freizeit zu genießen.“

Hotaru zog lautstark die Nase hoch. „Wir kennen uns gerade mal drei Wochen und... ich könnte mir keinen besseren Job vorstellen, als mich mit dir rumzuschlagen, Kou... Ich zahle es dir aber zurück, ich kann nicht zu dem Design noch annehmen, dass du die ganzen Kosten übernimmst.“

„Hmmm... ich verrate dir was, aber sag es sonst niemandem...“ Kou legte die Lippen an sein Ohr. „Kazuki hat es bezahlt. Ich habe ihm davon erzählt und hatte heute Morgen eine Überweisung von ihm auf meinem Konto.“

„O... Onodera-san hat...? Wieso?“ Er schaute ihn mehr als überrascht an.

„Das weiß nur er selbst. Vielleicht zieht er es dir noch vom Gehalt ab, ich denke aber nicht.“ Er runzelte kurz die Stirn. „Das war für ihn nicht wirklich ein Betrag, der ins Gewicht fällt. Wahrscheinlich hat er es schon wieder vergessen. Wie war euer Training heute?“

„Anstrengend... aber gut. Hast du die beiden schon einmal beim Training gesehen? Ich meine... Krafttraining?“ Hotaru ließ sich erleichtert aufs Sofa fallen, Kou setzte sich neben ihn.

„Nein. Das machen sie in der Regel allein, ich habe nur Karate mit ihnen trainiert.“

„...oberkörperfrei... ich wusste gar nicht, wo ich hinsehen soll und bin fast vom Laufband gefallen. Tetsuo alleine ist ja schon schlimm, aber der hatte neulich immerhin noch ein Shirt an...“ Er rieb sich die juckenden Augen. „Anscheinend haben sie so viel Spaß daran, dass sie dann auch noch versuchen, sich gegenseitig zu überbieten... im Rahmen natürlich, aber... uff... Entschuldige, immerhin geht es um deinen Partner und ich sollte nicht...“

Hotaru sah Kou überrascht an, der mit funkelnden Augen an seinen Lippen hing.

„Erzähl ruhig mehr“, bat er ihn. „Ich bin nicht eifersüchtig, außerdem guckst du ja nur, das würde ich auch tun und jeder, der nicht völlig langweilig ist.“

„Ich hab was Besseres...“ Er rutschte näher zu ihm, zog sein Handy aus der Hosentasche und zeigte ihm die Bilder und Videos, die er während des morgendlichen Trainings gemacht hatte. Ursprünglich, um seinen eigenen Fortschritt aufzuzeichnen, es waren aber auch einige dabei, die eindeutig Tetsuo und Kazuki im Fokus hatten. Kou knabberte an seiner Unterlippe, als er den Anblick verschwitzter Muskeln auf sich wirken ließ.

„Also... uhm... Feierabend, oder? Ich... sollte mal Kazuki suchen... dringend.“ Er stand auf und richtete hastig den Saum seines längeren T-Shirts. „Vielleicht ergibt es sich ja, dass ich... mal mitkomme, wenn wir aus Okinawa zurück sind. Vorher habe ich zu viel zu tun, um morgens auch noch so ausgiebig zu... trainieren.“

Hotaru grinste breit über seine Reaktion, bevor er zustimmend nickte. „Sie hören ja nicht einfach auf damit. Bis dahin genieße ich das einfach für mich allein.“ Er zwinkerte ihm zu. „Feierabend klingt gut. Ich muss Pocky und Oreo noch füttern, bevor ich mich selbst füttere. Danke nochmal für alles, Kou... Tragen wir die T-Shirts an Wochenende?“

„Und wie wir das tun werden.“ Kou drückte ihn kurz. „Bis morgen, bester Bodyguard, den ich mir wünschen kann.“

Sie fuhren gemeinsam mit dem Aufzug nach oben, Hotaru brachte ihn bis zu Kazukis Wohnungstür, um dann selbst Feierabend zu machen und sich in einer einsamen Minute überschwänglich zu freuen, indem er jubelnd durch die Wohnung hüpfte, was Aoi ihn anschauen ließ, als hätte er den Verstand verloren. Er hob sie hoch und wirbelte kichernd mit ihr durch das Wohnzimmer. Für den Moment konnte es kaum besser für ihn laufen und er war glücklich, dass er doch akzeptiert wurde und willkommen war, auch wenn nicht alle es so direkt ausdrückten wie Kou.

Chapter 99

Summary:

„Du... bist so heiß, Tora...“ flüsterte er, bevor er das Handy wieder in die Hand nahm. „Also... hast du irgendwelche speziellen Wünsche für heute Abend, Bai-san?“

„Hmmm... ich kenne dich jetzt schon seit drei Jahren, Izumi-kun... ist dein Freund der, von dem ich denke, der er ist?“ fragte Bai amüsiert. „Gebleichte Haare, grüne Kontaktlinsen, sieht unwahrscheinlich heiß aus in weißen Anzügen?“

„Awww... du kennst mich zu gut“, gurrte Izumi grinsend. „Zufälligerweise arbeitet er heute Abend auch...“ Er schaute Tōru von unten an und strich mit dem Zeigefinger über seine schweißbedeckte Brust. „Soweit ich weiß, hat er keine festen Termine.“

„Es wird mein vorerst letzter Besuch sein, kannst du mir die Suite reservieren und... euch beide? Ich will nicht nur zuhören, lass mich zusehen und mitmachen.“

„Für dich immer. Danke, dass du nicht so besitzergreifend bist, Bai-san...“

„Wie könnte ich? Es macht mehr Spaß, je mehr Personen beteiligt sind und dein süßer Arsch verdient jede Aufmerksamkeit, die er bekommen kann, Izumi-kun. Dann sehen wir uns heute Abend.“

Chapter Text

Izumi verteilte den Inhalt des Mixers in zwei große Becher, drückte die Deckel darauf und schob je einen dicken Edelstahlstrohhalm durch die Öffnung, dann ging er mit den farbenfrohen Smoothies in sein Wohnzimmer, in dem Tōru das halbe Sofa in Beschlag genommen hatte. Auf dem Couchtisch stand sein aufgeklapptes Macbook, ein Zeichentablet hatte er auf dem Schoß und arbeitete seit dem Morgen konzentriert an einem Auftrag, wenn er nicht mit seiner Editorin telefoniert hatte, um die letzten Details wegen Okinawa zu klären. Um ihn herum lagen unterschiedliche Notizzettel, Stifte und ein Zeichenblock, auf dem er einige Skizzen angefertigt hatte, die er irgendwann noch ausarbeiten wollte. Der Schwarzhaarige war erst nach dem Mittag aufgestanden, da er am Vorabend lange im Club gearbeitet hatte, Tōru war abends mit seinen Arbeitsutensilien vorbeigekommen, damit sie ihre wenige freie Zeit miteinander verbringen konnten. So hielten sie es seit dem Beginn ihrer Beziehung, es gab keinen Tag, den sie nicht in irgendeiner Weise miteinander verbrachten, sei es in Izumis Wohnung oder in Tōrus. Izumi beugte sich über die Sofalehne und drückte seinem Freund einen Kuss in den Nacken, da er so in seine Arbeit vertieft war, dass er nicht gemerkt hatte, dass er schon wieder aus der Küche zurück war.

„Hmmm...“ Tōru lehnte den Kopf zurück und schaute ihn mit einem Lächeln an. „Bist du so schnell oder ich so verplant, Shinamon?“

„Beides?“ Er schlang beide Arme um ihn und drückte ihm seinen Becher in die Hand. „Kannst du Feierabend machen, Tora? Das Wochenende wird anstrengend, du solltest nicht noch arbeiten, bis wir uns fertig machen müssen.“

„Ich brauche nicht mehr lange, das hier muss ich heute noch abschicken.“ Er zeigte auf das Display. „Gib mir fünfzehn Minuten, ja?“

„Das schaffst du auch in zehn...“ Izumis Zungenspitze glitt auffordernd über die gepiercte Helix seines rechten Ohrs. „Du bekommst eine Belohnung, wenn du schneller bist.“

„Shinamon... du bist nicht fair, wie soll ich mich denn jetzt noch konzentrieren?“ jammerte Tōru, trank einen Schluck des dickflüssigen Getränks und beeilte sich, die letzten Korrekturen vorzunehmen.

Izumi ließ sich grinsend auf dem gegenüberliegenden Sessel nieder, er trug nur ein ärmelloses Top und eine tief sitzende Jogginghose, nichts darunter, wie Tōru mit einem kurzen Blick zu ihm feststellte. Der Schwarzhaarige nuckelte an seinem Strohhalm, während er ihm bei der Arbeit zusah, er fand seinen Freund unwahrscheinlich sexy, wenn er so konzentriert zeichnete, die Augenbrauen leicht zusammengezogen, während er das Bild auf seinem Tablet hin und her drehte, bis er zufrieden war und es abspeicherte. Er stellte seinen leeren Becher auf den Tisch vor sich und drückte die Unterarme zwischen seine angezogenen Beine, in Gedanken schimpfte er sich selbst, dass er in Tōrus Gegenwart so leicht die Beherrschung verlor und ohne Vorwarnung wie ein Teenager hart wurde, dabei war er Host, ein Profi, wenn es darum ging, seine eigene Libido in Zaum zu halten. Bei Tōru versagte das jedoch komplett.

Tora?“ fragte Izumi, was seinen mittlerweile rotblonden Freund fragend von seiner Arbeit aufschauen ließ. „Es ist sicher schon längst perfekt. Was machst du noch?“

Tōru grinste kurz über seine Ungeduld, drehte das Tablet zu ihm um und zeigte ihm eine grobe Skizze, die ihn auf dem Sessel sitzend zeigte, eine von vielen, die er hin und wieder von ihm anfertigte.

„Wie horny bist du, Shinamon?“ Er legte das Gerät zur Seite und stand auf, um zu ihm zu gehen.

„Sehr... ich weiß auch nicht, du löst das bei mir aus, einfach, indem du existierst...“ Izumi zupfte an seinem T-Shirt und zog ihn zu sich herunter, um ihn zu küssen. „Kümmerst du dich darum?“

„Was soll ich tun, hm?“ Tōru knabberte an seinen Lippen. „Du hast doch selbst gesagt, dass wir uns nicht überarbeiten sollten...“

„Gott... gib mir deinen Mund, Tora, bitte...“ Er schob ihn zwischen seine Beine, bis er vor ihm kniete und ihn von unten ansah. „Blas mir einen.“

Tōru strich mit den Fingern über die sichtbare Ausbuchtung in seiner Hose, dann zog er am Gummibund und befreite seine Erektion. Izumi hob sein Becken leicht an, damit er ihm die Hose ganz ausziehen konnte und sie nicht im Weg war. Tōrus Atem auf seiner Haut ließ ihn wohlig schaudern, mit einer Hand strich er zärtlich über seinen Kopf, mit der anderen schob er sein Oberteil ein Stück hoch und hielt es fest. Sein Freund drückte kleine Küsse auf seinen Bauch und die Innenseiten seiner Oberschenkel, bis er die Finger ungeduldig in seinen strubbeligen Haaren vergrub und ihn in die gewünschte Richtung lenkte. Seine Zunge fühlte sich heiß an, als er damit seine gesamte Länge entlangfuhr, von der Spitze zur Wurzel und wieder zurück, um schließlich leise grummelnd die Lippen darum zu schließen.

„Ahh... so ist gut... ich liebe deinen Mund, Tora... und dich...“ Izumi lehnte den Kopf zurück und überließ sich ihm, ein überraschtes Stöhnen verließ seine Lippen, als Tōru mit zwei gründlich angefeuchteten Fingern in ihn eindrang und ihn zusätzlich stimulierte.

„Hnnmmm...“ Er löste für einen Moment die Lippen von ihm und schaute ihn von unten an. „Ich weiß nicht, ob mir das reicht, Shinamon... du stöhnst so süß, ich will mehr davon hören...“

„A... Alles was du willst...“ Der Schwarzhaarige erwiderte seinen Blick unter halb geschlossenen Lidern. „Lass mich bitte erst... hnn... kommen und dann duschen...“

„Wenn ich mit dir fertig bin, musst du nochmal duschen... verschieb das...“ Tōru hielt den Blickkontakt aufrecht, während er seinen Penis wieder in den Mund nahm und sich ausgiebig um ihn kümmerte, bis die Hüften des Jüngeren ungeduldig zuckten und er sich laut stöhnend in seinem Mund ergoss.

„Tora...“ Izumi schlang die Arme um seinen Nacken, als er sich zwischen seine Beine auf den Sessel kniete und ihn gierig küsste. „Das Gleitgel ist im Schlafzimmer... holst du es?“

„Mhm... nicht weglaufen... bleib genauso.“

Tōru stand auf, auf dem Weg ins Schlafzimmer zog er sein T-Shirt aus und warf es aufs Bett, bevor er sich auf die Suche nach der Flasche mit dem Gleitgel machte, die Izumi in seiner Ungeduld immer irgendwohin warf. Er brauchte einige Minuten, um sie schließlich unter dem Bett zu finden und damit zurück ins Wohnzimmer zu gehen. Der Schwarzhaarige saß noch immer auf dem Sessel, wie er ihn zurückgelassen hatte, er hatte jedoch das Handy in der Hand, das er für die Arbeit nutzte und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu, während er über die Freisprechfunktion telefonierte.

„Ich hoffe, ich störe dich nicht in deiner Freizeit, Izumi-kun“, kam die Stimme eines seiner langjährigen Stammkunden aus dem Lautsprecher.

„Vielleicht ein bisschen, aber du weißt, dass ich mir für meine liebsten Kunden immer Zeit nehme, Bai-san“, antwortete er höflich, er sprach seine Stammkunden immer mit Vornamen an, an den er ein -san anhängte. Mit den Augen folgte er Tōrus Bewegungen, der nur für einen Moment irritiert vor ihm stehengeblieben war, bevor er sich wieder zu ihm auf den Sessel kniete. „Was kann ich für dich tun?“

„Ich wusste es bei meinem letzten Besuch noch nicht, aber meine Firma versetzt mich Anfang Mai zurück nach Hongkong...“

„Oh, das ist aber schade... wie lange weißt du das schon?“ Izumi unterdrückte ein Stöhnen, als Tōru mit einem hinterhältigen Grinsen zwei mit Gleitgel befeuchtete Finger in ihn hineinschob, um ihn weiter vorzubereiten. Er stützte sich mit der anderen Hand an der Lehne neben seinem Kopf ab und verteilte brennende Küsse auf seinem Hals.

„Seit einer Woche. Ich weiß, das ist kurzfristig, aber hättest du heute Abend noch Zeit für mich? Ich würde meinen süßen Lieblings-Host vor meiner Abreise gerne noch einmal sehen.“ Er zögerte für einen Moment. „Bist du dir sicher, dass ich dich gerade nicht störe?“

„Ich... bin mir sicher, aber eventuell hat mein süßer Freund ein Problem damit...“ Da Tōru mit einem ungeduldigen Stoß komplett in ihn eindrang, gelang es ihm nicht, völlig leise zu sein und ein gepresstes Stöhnen entfuhr seinen Lippen. „Fuck... Tora... Für dich habe ich... immer Zeit, Bai-san.“

Izumis Kunde wusste, dass der schwarzhaarige Host in einer Beziehung war, Tōru kannte den attraktiven Chinesen von dessen regelmäßigen Besuchen im Lemon ebenfalls, daher sah er keinen Grund, weshalb er sich zurückhalten sollte. Ein leises, anerkennendes Grummeln kam aus dem Lautsprecher des Handys.

„Ich bin gerade allein im Büro... habt ihr etwas dagegen, wenn ich euch ein bisschen zuhöre? Als Vorbereitung auf heute Abend, Izumi-kun...“

Tōru schob beide Hände unter Izumis Hüften und hob ihn so etwas an, bevor er die Intensität seiner Stöße erhöhte, der Jüngere schlang die Beine um ihn und hielt sich mit beiden Händen an der Rückenlehne des Sessels fest, nachdem er das Handy neben sich gelegt hatte.

„Hnnn... das berechne ich dir extra...“ Sein Gesprächspartner lachte zustimmend, gefolgt von leisem Stöhnen und der Bitte, ihm zu beschreiben, was sie taten.

„...beschreib es ihm, Shinamon, ich weiß, wie sehr du drauf stehst, beobachtet zu werden...“ murmelte Tōru in sein Ohr. „Oder belauscht...“ Er stieß langsam, aber fest in ihn, da er wusste, wie wahnsinnig es Izumi machte, wenn er sich Zeit ließ und die hatten sie, bis sie sich für den Abend fertig machen mussten.

Izumi hatte Schwierigkeiten, Worte zu finden, je weiter Tōru ihn an den Rand der Ekstase brachte. Da er kurz zuvor schon einmal gekommen war, hielt er länger durch, was es umso intensiver machte. Er tat sein Bestes, seinem Kunden zu beschreiben, wie sein Freund ihn auf dem Sessel nahm, nachdem er ihm schon einen geblasen hatte, wie gut er sich anfühlte, bis er außer abgehacktem Stöhnen keinen Ton mehr herausbrachte. Bai spornte sie mit lobenden Worten an, während er ihnen lauschte und ihnen im Gegenzug beschrieb, wie hart er selbst war.

Tōru beschleunigte seine Stöße, um zielstrebig auf seinen eigenen Orgasmus hinzuarbeiten, der nicht lange auf sich warten ließ. Er zog ihn fest an sich, als er mit einem tiefen Stöhnen in ihm kam, sich anschließend aber weiter bewegte, um die Überstimulation auszukosten und Izumi zu seinem zweiten Höhepunkt zu bringen, der eine schlanke Hand um seine tropfende Erektion gelegt hatte und sich im Rhythmus seiner Bewegungen selbst zu streicheln. Der Rotblonde verschloss seine feuchten Lippen mit einem Kuss, als er merkte, wie sich seine Muskeln zusammenzogen und er schließlich zitternd kam. Izumi stöhnte in den Kuss, hörbar für jeden, der es hören sollte. Ein dünner Speichelfaden zog sich zwischen ihren Zungen, als sich sich schwer atmend voneinander trennten.

„Du... bist so heiß, Tora...“ flüsterte er, bevor er das Handy wieder in die Hand nahm. „Also... hast du irgendwelche speziellen Wünsche für heute Abend, Bai-san?“

„Hmmm... ich kenne dich jetzt schon seit drei Jahren, Izumi-kun... ist dein Freund der, von dem ich denke, der er ist?“ fragte Bai amüsiert. „Gebleichte Haare, grüne Kontaktlinsen, sieht unwahrscheinlich heiß aus in weißen Anzügen?“

„Awww... du kennst mich zu gut“, gurrte Izumi grinsend. „Zufälligerweise arbeitet er heute Abend auch...“ Er schaute Tōru von unten an und strich mit dem Zeigefinger über seine schweißbedeckte Brust. „Soweit ich weiß, hat er keine festen Termine.“

„Es wird mein vorerst letzter Besuch sein, kannst du mir die Suite reservieren und... euch beide? Ich will nicht nur zuhören, lass mich zusehen und mitmachen.“

„Für dich immer. Danke, dass du nicht so besitzergreifend bist, Bai-san...“

„Wie könnte ich? Es macht mehr Spaß, je mehr Personen beteiligt sind und dein süßer Arsch verdient jede Aufmerksamkeit, die er bekommen kann, Izumi-kun. Dann sehen wir uns heute Abend.“

Izumi schob sich die feuchten Haare aus der Stirn und hielt dann inne, da er das mit seiner spermaverschmierten Hand getan hatte. Er legte das Handy zur Seite und begegnete Tōrus amüsiertem Blick.

„Du bist so verpeilt manchmal, Shinamon. Machst du jetzt schon meine Termine?“ Er wischte etwas der klebrigen Flüssigkeit mit einem Taschentuch von seiner Stirn.

„Sorry, ich...“

Der Rotblonde lächelte sanft und küsste ihn, bevor er weitersprechen konnte. „Das ist in Ordnung. Ich weiß, wie wichtig dir deine Stammkunden sind, von denen du mir nicht wenige vorgestellt hast. Bei ihm weiß ich immerhin, worauf ich mich einlasse und er ist... heiß, zu schade, dass er das Land verlässt.“

„Womit habe ich dich nur verdient... in Bezug auf unsere Arbeit bist du alles andere als eifersüchtig und das... das ist so unwahrscheinlich großartig, dass ich gar nicht weiß, wie ich das kompensieren soll, Tora.“ Izumi verschränkte die Hände in seinem Nacken und erwiderte seinen Kuss. „Ich liebe dich... so sehr...“

„Ich weiß einfach, dass dein Herz mir gehört... ich teile dich nicht gern, aber Arbeit ist Arbeit und du gibst mir so viel mehr als nur Sex, dass ich keinen Grund für Eifersucht habe.“

„Tōru... wann ziehst du hier ein, hm? Ich will dich jede freie Minute um mich haben... Ich weiß, es sind erst zwei Monate und ich bin ungeduldig, aber es kommt mir vor, als wäre es schon viel länger. Du komplettierst mich wie sonst niemand, ich kann einfach nicht ohne dich...“

Tōru lehnte die Stirn an seine und lachte leise. „Weil ich sowieso schon zur Hälfte hier wohne? Gib mir noch den Monat, Süßer... nächste Woche fliege ich mit Kou nach Okinawa, danach wird nicht wenig zu tun sein und ich muss erst schauen, wie ich am günstigsten aus meiner Wohnung rauskomme, ohne unnötig viel Miete zu zahlen. Mein Vermieter ist den ganzen Monat nicht da, ich kann ihn erst im Juni fragen.“

„So lange... das wird schwer für mich, sehr schwer.“ Izumi schmollte leicht. „Ich weiß nichtmal, wie ich die ganze Woche ohne dich überleben soll, in der Golden Week kann ich nichtmal arbeiten. Ich werde eingehen vor Langweile, wie eine Blume ohne Wasser und Sonne.“

„Was bin ich davon? Das Wasser oder die Sonne?“

„Das Wasser, die Sonne, der Dünger und die Erde, in der ich wurzeln kann... alles, was ich zum Wachsen und Leben brauche“, antwortete er zärtlich. „Ich werde dich jeden Tag anrufen... und dir Bilder schicken...“

„Du bist zu süß. Ein paar Tage haben wir ja noch, die wir zusammen verbringen können... und arbeiten, während unsere Freunde das Wochenende auf dem Rainbow Pride verbringen. Ohne uns. Nächstes Jahr nehmen wir uns das Pride Wochenende frei, ich will mit dir dorthin gehen und jedem zeigen, was für einen tollen, süßen, heißen Freund ich habe“, sagte Tōru leise.

 

~

 

Izumi füllte die Gläser erneut mit dem teuren Champagner, den Bai bestellt hatte und lehnte sich dann wohlig seufzend auf der weich gepolsterten Couch zurück, sein Glas in der Hand. Shinya saß auf Bais anderer Seite, der ihn in ein kurzweiliges Gespräch verwickelt hatte, den Ellbogen lässig auf der Lehne abgestützt und ihm halb zugewandt. Der Schwarzhaarige strich mit den Fingerspitzen über den Oberschenkel seines Stammkunden nach oben, fühlte die festen Muskeln unter dem teuren Stoff seines Anzugs und lenkte so seine Aufmerksamkeit auf sich. Sie hatten sich gleich zu Beginn schon in die Suite zurückgezogen, um mehr Privatsphäre zu haben für die Dinge, die sie im Vorfeld abgesprochen hatten.

„Bai-san... ich fürchte, ich werde dich vermissen, wenn du mich nicht mehr besuchst...“ gurrte er, an seine Schulter gelehnt. „Kann ich... können wir etwas für dich tun, um dir den Abschied zu erleichtern?“

„Da fällt euch sicher etwas ein, Izumi-kun... Das heute Mittag war ja schon ein wunderbarer Einstieg, meinst du nicht auch?“

Bai legte die Fingerspitzen unter sein Kinn und hob es leicht an, um ihm einen Kuss zu stehlen. Küsse gehörten in der Regel nicht zum Service, aber Izumi ließ bei seinen besten Kunden mehr zu als bei anderen. Er erwiderte den Kuss mit Zungeneinsatz, rutschte dabei halb auf seinen Schoß, so dass Bai einen Arm um ihn legen konnte, die Hand auf seinem Po. Shinya räusperte sich, stellte sein Glas auf dem niedrigen Tisch vor ihnen ab und zog den älteren Mann mit einem festen Griff um seine aufwändig geknotete Krawatte von Izumis Lippen weg, um ihn seinerseits zu küssen. Ungeduldig, wie es seiner Rolle entsprach, da Shinya nichts mehr hasste, als keine Aufmerksamkeit zu bekommen.

„Hnnmm... du bist doch nicht etwa eifersüchtig, Shinya?“ Bai legte die Hand auf den Hinterkopf des Rotblonden und zog mit den Zähnen an seiner Unterlippe, woraufhin dieser amüsiert schnaubte. „Ich sehe schon, ich werde eine Menge Spaß mit euch beiden haben.“

„Und wir mit dir...“ Izumi löste den Knoten der Krawatte, zog sie ihm aus und beschäftigte sich anschließend mit den oberen Knöpfen seines Hemds. „Hast du einen aktuellen Test dabei...? Ich will, dass du den Abend auf keinen Fall vergisst und dich daran erinnerst, wenn du in Hongkong einsam sein solltest, Bai-san...“

„Mhm...“ Er zog sein Handy aus der Innentasche seines Jacketts, bevor er es auszog und zur Seite warf, öffnete eine App und zeigte ihm den nur wenige Tage alten, negativen STD-Test. „Reicht dir das?“

„Oh ja... du bist so vorbildlich, der beste Kunde überhaupt“, gurrte Izumi zufrieden, während er sich selbst von seinem Jackett und der Weste darunter befreite, Shinya neben ihnen tat es ihm gleich und rutschte dann auf Bais anderes Bein.

Gemeinsam zogen sie ihn und sich gegenseitig aus, bis sie nur noch ihre Hosen trugen, ihre Hände strichen anerkennend über Bais definierten Oberkörper, den ein detailreiches Schlangen Tattoo zierte. Er war Anfang Dreißig, überaus fit für jemanden, der den Großteil seines Arbeitstages in einem Büro verbrachte, in dem er den Aufsichtsrat eines chinesischen Unternehmens in juristischen Fragen beriet, was er Izumi im Laufe der vergangenen Jahre anvertraut hatte. Der schwarzhaarige Host war erfahren genug, um zu wissen, dass sein Kunde kein braver Rechtsberater war, die Tattoos und sein mehr als selbstbewusstes Auftreten waren offensichtlich genug, um ihn der chinesischen Mafia zuzuordnen, die sich schon länger in Tokio breit machte. Die Miyamoto-kai hatte sich mit ihr arrangiert, auch wenn es hin und wieder Reibereien gab, in seine Clubs ließ Kazuki jeden rein, der sich benehmen und zahlen konnte. Izumi machte sich darüber weniger Gedanken, er wählte seine Kunden nach seinen persönlichen Vorlieben aus, ohne darauf zu achten, welchem Milieu sie angehörten.

„Ihr seid beide so verdammt heiß... zeigt ihr mir ein bisschen was?“ bat Bai, seine Hände schob er in ihre Hosen, nachdem sie die Gürtel und Knöpfe geöffnet hatten, und massierte ihre wohlgeformten Hintern.

„Lasst uns nach drüben gehen, da ist mehr Platz...“ schlug Shinya vor und rutschte rückwärts von seinem Schoß, Izumi zog er an der Hand mit sich, bevor er Bai die andere Hand entgegenstreckte, die dieser grinsend annahm.

Der Chinese blieb vor dem Bett im großen Schlafzimmer stehen, während die beiden Hosts sich darauf niederließen, nachdem sie sich unterwegs von ihren Hosen getrennt hatten. Shinya zog ihn am Gürtel näher, öffnete diesen mit flinken Fingern, ebenso wie den Verschluss der Hose und schob sie dann mitsamt seiner Unterhose nach unten. Er leckte sich über die Lippen, als er sah, dass das Tattoo bis zu seinem prall vor ihnen aufragenden Penis weiterführte und warf Izumi einen kurzen Seitenblick zu, der das Detail sicherlich schon kannte und seinen Stammkunden mit leuchtenden Augen ansah. Sie beugten sich zeitgleich vor, um ihn mit ihren Zungen und Lippen zu erkunden, Izumi verschränkte die Finger seiner Hand mit Shinyas, mit der er sich auf der Matratze abstützte, während sie sich ausgiebig Bai kümmerten, der die Behandlung wohlig grummelnd genoss. Währenddessen tauschten sie einige heiße Küsse miteinander, was ihren Gast offensichtlich zu erregen schien, er hatte die Hände locker auf ihren Köpfen abgelegt und führte sie sacht, ohne sie zu sehr einzuschränken.

„Das... ist so gut... ihr macht das großartig...“ murmelte er gepresst. „Ich brauche nicht mehr lange... hnnnn...!“

Izumi schloss die freie Hand fest um ihn, als er schließlich kam, damit keiner von ihnen etwas ins Gesicht bekam. Aus einer Taschentuchbox, die auf dem Nachttisch stand, zupfte er einige Tücher und wischte seine Hand daran ab. Bai beugte sich zu ihnen herab und bedankte sich mit intensiven Küssen bei ihnen, dann setzte er sich zu ihnen aufs Bett, mit dem Rücken lehnte er sich an das breite Kopfteil, eine Hand schloss er um seinen langsam wieder hart werdenden Penis.

Shinya zog am Bund von Izumis Unterhose, bis er sich schnurrend davon trennte und ihm aus seiner half, dann zog er ihn auf seinen Schoß und küsste ihn gierig. Es war offensichtlich, dass Bai für den Moment nur zusehen wollte, also verlor er keine Zeit, sich zu nehmen, was er wollte. Er schlang die Arme um ihn und massierte seinen Po, so dass Bai einen guten Blick hatte, der ihm aufmerksam ein Tütchen mit Gleitgel und Kondome reichte. Izumi rutschte auf den Knien ein Stück seitwärts und hob seine Hüften an, damit er besser an ihn herankam, mit den Lippen fuhr er seufzend die Kontur seines Kiefers nach und knabberte an der Haut an seinem Hals. Er stöhnte leise, als Shinya mit glitschigen Fingern in ihn eindrang und seine Pobacken mit den Händen spreizte, um mehr Platz zu haben und Bai zu zeigen, worauf er sich freuen konnte.

„Shinya, bitte... quäl mich nicht so...“ Izumi zog mit den Lippen an seinem Ohrläppchen, die Stimme rau vor Erregung. „Hnngh...“

Der Schwarzhaarige klammerte sich an ihn, als er weitere Hände auf seinem Hintern und unteren Rücken spürte, feuchte Finger, die Shinyas Gesellschaft leisteten, ihn streichelten und dehnten, bis er kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte. Bais Zunge hinterließ eine heiße Spur entlang seiner Wirbelsäule, er biss ihn leicht in den Nacken, während er quälend langsam in ihn eindrang, nur zusehen reichte ihm offensichtlich nicht, wenn Shinya ihm seinen Hintern schon so auf dem Präsentierteller servierte. Was Izumi fast den Verstand verlieren ließ, waren Shinyas Finger, die nach wie vor über den Rand seines Anus geschoben waren und zusätzlich Platz einnahmen, während Bai seinen prallen Penis tief in ihn trieb.

„Sieh dich an, mein liebster Izumi...“ gurrte Shinya in sein Ohr. „Ein sabberndes, schwanzgeiles Fickstück...“ Er schob seine Finger tiefer in ihn hinein, ohne Bai zu sehr zu behindern, dabei spreizte er ihn noch ein bisschen mehr, was Izumi einen lustvollen Schrei entlockte, den er bisher noch nicht von ihm kannte. „Willst du mehr, Süßer...? Bai hat sicher nichts dagegen, wenn dein heißer Arsch noch ein bisschen enger wird...“

Izumis zimtbraune Augen wurden groß, er schaute seinen Freund an, der ihn lüstern angrinste und völlig in seiner Rolle aufging, die er sich für den Club zurechtgelegt hatte. Er bereute es für einen Moment, dass er ihn nicht schon eher seinen Stammkunden vorgestellt hatte, die ihre unterschiedliche Dynamik sehr zu mögen schienen.

„Sag ja... Auch wenn ich weiß, dass du es willst, will ich es von dir hören, I-zu-mi-kun...“ Shinya beugte sich vor und küsste ihn, fordernd und stürmisch.

„Hnnn... J... Ja... Bitte... gib mir mehr, Shinya...“ flehte er, auch wenn er kaum noch wusste, wo oben und unten war. Er schrie überrascht auf, als Bai ihn von Shinyas Schoß nach hinten zog und sich mit ihm an das Kopfteil des Bettes lehnte, so dass er mit weit gespreizten Beinen auf seinem Schoß saß, den Rücken an seine breite Brust gelehnt. „H... Habt ihr das abgesprochen...?“ fragte er zögerlich. „Wann?“

Shinya rutschte auf Knien vor, bis er zwischen seinen Beinen angekommen war, er lehnte sich über ihn und tauschte einen heißen Kuss mit Bai aus, bevor er Izumis Kinn umfasste und ihm ein fast zärtliches Lächeln schenkte, auch wenn es in seinen Augen frech funkelte.

„Als du vorhin im Bad warst, mein süßes Zimtschneckchen... Bai fand die Idee mehr als gut. Ein völlig durchgefickter, sabbernder Izumi als Abschiedsgeschenk für die schöne Zeit, die du ihm beschert hast...“ Er leckte über seine Lippen, griff mit beiden Händen nach seinen Hüften und schob seinen tropfend glitschigen Penis ebenfalls in ihn hinein, langsam, um ihn nicht zu überfordern. Für einen Moment war er froh, dass Bai nicht ganz so massiv ausgestattet war wie andere, Tetsuo oder auch Kazuki, sonst hätte er kaum noch dazu gepasst.

Izumi klammerte sich haltsuchend an ihn, unfähig, nur ein klares Wort zu formen oder überhaupt mehr zu denken, als dass er den beiden völlig ausgeliefert war und es ihm gefiel. Nicht, weil er so sehr darauf stand, benutzt zu werden, aber Shinya vertraute er seine Sicherheit nur zu gerne an und überließ sich ihm laut stöhnend. Es kostete seine ganze Konzentration, nicht sofort zu kommen, als beide ihren Rhythmus fanden und synchron in ihn hineinstießen. Shinyas angespannter Gesichtsausdruck ließ ihn darauf schließen, dass er ebenfalls seine Schwierigkeiten hatte, seinen Orgasmus zu bremsen, der ihn kurz darauf übermannte und er tief in ihm kam. Da sie selten miteinander Kondome benutzten, hatte er diesmal auch darauf verzichtet, anders als Bai, der sich als Gast an die Vorschriften hielt, aber auch nicht beschwerte, weil die beiden Hosts es nicht taten. Shinyas Erektion ließ kaum nach, so dass er weiter in ihn stieß, die Überstimulation erregte ihn umso mehr, ebenso wie Izumis völlig aufgelöste Mimik, als er sich immer mehr zwischen ihnen verflüssigte.

 

Izumi klammerte sich zitternd an Shinya, der ihn fürsorglich ins angrenzende Bad gebracht hatte. Bai folgte ihnen in die Dusche und stabilisierte ihn von der anderen Seite, damit sie ihn gemeinsam waschen konnten, nachdem er wieder Boden unter den Füßen hatte. Er hielt sich trotzdem haltsuchend an Shinya fest, der ihm zärtliche Küsse auf die Lippen und die Wangen drückte, während er Sperma und Gleitgel aus ihm herausspülte.

„Du bist großartig, Izumi... ihr beide...“ Bai schmiegte sich von hinten an ihn, sein Atem strich heiß über sein Ohr. „Danke für alles, ich werde das auf keinen Fall vergessen und dich sicher wieder besuchen, sollte ich wieder nach Japan kommen.“

„Mhmm... jederzeit, Bai-san...“ gurrte er zufrieden. „Wenn mein Shinya nichts dagegen hat, nehmen wir uns gerne Zeit für dich...“

„Das hoffe ich doch“, entgegnete er amüsiert. Er schaute über Izumis Schulter zu dem Rotblonden, der die Augen geschlossen und die Wange an seine Schläfe geschmiegt hatte, ihn aber schmunzelnd ansah, als er merkte, dass er auf eine Reaktion von ihm wartete.

„Sollte sich einrichten lassen... Du weißt, wie du uns erreichst, Bai“, sagte er matt. „Willst du hier übernachten oder soll ich dir ein Taxi rufen?“

„Ich nehme das Taxi, ich habe vormittags noch einige Termine und ihr zwei solltet euch ausruhen, ohne euch noch um mich kümmern zu müssen“, antwortete er, tätschelte Izumis Po und verließ vor ihnen die Dusche, um sich abzutrocknen und anzuziehen.

Shinya wickelte Izumi in einen flauschigen Bademantel, schlang sich selbst ein Handtuch um die Hüften, bevor er kurz mit dem Sicherheitsdienst der Nachtschicht telefonierte, dass ein Taxi für ihren Gast bestellt und er zum Ausgang gebracht wurde. Bai verabschiedete sich kurz darauf mit je einem Kuss von ihnen, Izumi ließ sich erschöpft auf das saubere Bett im kleineren Schlafzimmer fallen und zog seinen Freund neben sich, um sich an ihn zu kuscheln.

„Ich liebe dich, Tora... Danke, das war großartig...“ murmelte er gegen seine Brust.

„Ich liebe dich auch, Shinamon... Es war nicht zu viel?“ Er strich mit den Fingern über seinen Hinterkopf, was ihn leise schnurren ließ.

„Nein... alles gut, ich halte das aus...“ Er döste langsam weg, nachdem der Rotblonde die Decke über sie beide gezogen hatte, völlig verausgabt und befriedigt.

Chapter 100: Rainbow Pride

Summary:

„Boah, kann ich neue Eltern haben? Die sind ja sowas von peinlich…“ Haruka lehnte sich an einen Stehtisch vor dem Bubble Tea Stand und knabberte an ihrem Strohhalm. „Brennen wir durch, Shiro? Ich sollte ganz viel Abstand zwischen die und mich bringen, die sind vollkommen verrückt geworden.“

„Das wäre mein Todesurteil, wir müssen das wohl aushalten“, entgegnete ihr Freund grinsend.

„Oh man…“ Sie beugte sich nach unten und richtete ihre Pink, Gelb und Blau gestreiften Strümpfe, die sie zu Jeansrock und rosa T-Shirt mit Schmetterlingsprint trug. Die dunkelbraunen Haare hatte sie zu zwei Knödeln am Hinterkopf gebunden. Auf dem Tisch lagen einige Stifte und leere Postkarten, von denen sie eine nahm und darauf herummalte, bevor sie sie zu Shiro umdrehte: „Eltern und Freund zu verschenken. Contact me.“

„Haru… du übertreibst.“ Er legte einen Arm um ihre Schultern und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich finde es echt stark, dass Onkel Kazuki sich das getraut hat, das hätte auch nach hinten losgehen können.“

„Also… so wie, dass Kou gerade einen Nervenzusammenbruch hat?“ Sie deutete zu Kou, der zwischen Hotaru und Nao auf einer Bank saß und dem alle Farbe aus dem Gesicht gewichen war.

Chapter Text

Kou stellte den Karton mit den Flyern in den Kofferraum von Hotarus Auto. Es war Samstagvormittag, viel zu früh für die wenigen Stunden, die er geschlafen hatte, da Nao sie beide überredet hatte, ihn am Vorabend auf eine Party zu begleiten, die am Rande des Tokyo Rainbow Pride stattgefunden hatte. Da Hotaru ihn begleitete, hatte Kazuki keine Einwände, dass sie sich die Nacht um die Ohren schlugen und Spaß hatten, erstrecht, da Kou seit Dezember nicht mehr mit Nao unterwegs gewesen war und es ihm schon irgendwie fehlte, sich einfach die Füße wund zu tanzen.

„Nao fragt, ob wir ihn in Shibuya abholen“, informierte Hotaru ihn.

„Bei ihm zuhause oder im Laden?“ Kou klappte den Kofferraum zu und streckte sich. Er trug eine enge, schwarze Jeans und eines der T-Shirts, die er hatte bedrucken lassen, darüber einen locker sitzenden Lederharness und eines seiner schmalen Halsbänder, die langen Haare hatte er mit einem bunten Haargummi zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden, so dass der Aufdruck auf dem Shirt gut sichtbar war, sobald er seine Sweatshirtjacke ausgezogen hatte.

„Im Laden, er will noch irgendwas von dort mitnehmen.“ Hotaru schob sein Handy in die Tasche seiner schwarzen Hotpants, das T-Shirt hatte er locker in den Bund gesteckt, ein dünnes Langarmshirt in schwarz darunter, um seine Tattoos zu verdecken, dazu trug er regenbogenfarbige Kniestrümpfe und schwarze Sneaker.

Kou nickte und sendete eine kurze Nachricht an Nao in ihre gemeinsame Chatgruppe, damit sie sich besser organisieren konnten. Sein Freund und Mentor war hin und weg gewesen, als er mit Hotaru bei ihm aufgetaucht war und ihn als seinen Bodyguard vorgestellt hatte. Der Rothaarige hatte den Älteren bremsen müssen, um nicht das komplette Tratsch-Nähkästchen an einem Abend auszukippen, das aus nicht wenigen abenteuerlichen Geschichten bestand, Kou und ihn selbst betreffend. Nao hatte Kou deshalb wortreich erzählt, wie Hotaru ihn anfangs für irgendeinen Groomer gehalten hatte, bis er ihn überzeugt hatte, dass er sich ernsthaft um die verlorenen Teens sorgte und kümmerte, soweit es ihm möglich war, und wie er dann verschwunden und für tot erklärt worden war, ebenso wie von seiner Überraschung, als er etwas mehr als ein Jahr darauf wieder in seinem Laden stand, um ihn um Unterstützung zu bitten. Seitdem hatten sie unregelmäßig Kontakt, da Nao sich aber Hotarus Lage bewusst war, hatte er ihn Kou gegenüber nie erwähnt.

„Wie ist der Zeitplan der anderen?“ fragte Kou ihn, nachdem sie im Auto saßen und Hotaru einen Weg durch den dichten Verkehr nach Shibuya suchte.

„Sie sind nach dem Frühstück ins Anwesen gefahren, um dort noch ein paar Dinge zu klären und Sayuri-nee-san abzuholen. Wenn ich es richtig verstanden habe, wollte Haruka unbedingt mit und Takuya sowie Shiro sollen ein Auge auf sie haben“, führte der Bodyguard aus. „Die Talkrunde ist für heute Nachmittag um drei angesetzt und dauert etwa eine Stunde, es sind noch andere Sponsoren und Persönlichkeiten da, es wird wohl eine lockere Runde aus Wirtschaftsmenschen und irgendwelchen Szenesternchen. Heute Abend muss Onodera-san sich bei der Sponsoren-Party blicken lassen, die Sayuri-nee-sans Abteilung organisiert hat, sie wird also nicht so steif sein, wie sie klingt.“

„Hmm... ich erinnere mich an das Format, es wird live übertragen, soweit ich weiß.“ Kou tippte nebenher einen Post für seinen Twitter-Account, auf dem er die ganze Woche über schon etwas Werbung für Hotarus Blog gemacht hatte, ohne weiter auf seine Verbindung zu ihm einzugehen.

„Für Onodera-san und Sayuri-nee-san ist das ein Routinetermin. Da Miyamoto-san sich kaum noch in der Öffentlichkeit zeigt, in seiner Funktion als Geschäftsführer oder jetzt Aufsichtsratsvorsitzender, übernehmen sie ja schon seit Jahren alle öffentlichen Auftritte.“ Er schaute aufmunternd zu Kou, der sich wie immer etwas Sorgen machte, auch wenn er neugierig war, wie sein Partner sich bei so einer Veranstaltung schlug. „Sie sind Profis, wenn sie etwas können, dann ist es reden und in jeder Situation einen kühlen Kopf behalten, egal wie seltsam die Fragen sind.“

„Hmm... du hast gar nicht Oyabun gesagt“, bemerkte der Jüngere.

„Es ist... auch ein geschäftliches Ding, das hat nichts mit dem Clan zu tun, daher wäre der Titel in dem Kontext unangebracht“, redete Hotaru sich heraus.

„Verstehe. Das ist wirklich kompliziert...“

Kou lehnte sich im Sitz zurück und schloss für ein paar Minuten die Augen, bis sein Bodyguard das Auto auf der Ladezone vor Naos Laden parkte. Sie stiegen beide aus und gingen hinein, nachdem er ihnen geöffnet hatte.

„Guten Morgen, meine Süßen“, begrüßte Nao sie gewohnt fröhlich. Er trug eine dunkle Bundfaltenhose mit Cut-Outs an der Hüfte, dazu ein dunkelgrünes, offenes Hemd, das seine Brust entblößte, darunter blitzte ein schlichter Harness aus schmalen Kettengliedern hervor, der mit einem Spezialschloss an seinem obligatorischen Halsband befestigt war. Seine Füße steckten wie immer in hohen Absätzen, diesmal hatten seine Stiefeletten zusätzlich eine Plateausohle, damit er etwas größer war. Die Haare hatte er fliederfarben gefärbt und zu einem kurzen Zopf gebunden, zwei Strähnen rahmten trotzdem sein schmales Gesicht ein, das wie immer passend zum Outfit geschminkt war.

„Du siehst großartig aus, Nao. Da fühle ich mich jetzt wirklich...“ begann Kou.

„Underdressed? Bist du, Prinzessin, bist du! Du kannst doch nicht zum Pride gehen und so langweilig aussehen!“ schimpfte Nao. „Was hat es mit euren Shirts auf sich?“

Kou drehte sich um und zeigte ihm den Aufdruck auf dem Rücken. „Für Hotarus Blog, ich habe sie mitbestellt, als ich die Flyer in Auftrag gegeben habe.“

„Ah, verstehe... du weißt, wo du den Stapel hinlegen kannst, Hotaru. Und wir beide gehen dich jetzt umziehen, so wie du aussiehst kann ich mich doch nicht mit dir sehen lassen, Kou...!“ Nao zwinkerte Hotaru zu und zog Kou meckernd hinter sich her zu den Umkleiden.

„Naoooo...! Kazuki wird da sein, da kann ich doch nicht...“ protestierte dieser halbherzig, da er wusste, dass er seinen Freund kaum würde umstimmen können.

„Umso wichtiger, dass du nicht aussiehst wie der nette Kou von nebenan. SO kannst du shoppen gehen, aber nicht zum Pride. Zieh das hier an und das... das hier auch, deinen Harness kannst du wieder anziehen, der ist süß, passt zu dir.“

Hotaru kramte seine e-Zigarette aus der kleinen Bauchtasche und schaltete sie ein, während er auf Naos Sofa saß und wartete. Da Nao selbst hin und wieder rauchte, war der Bereich um die Kasse herum die offizielle Raucherzone in seinem Laden, dafür hatte er es in allen anderen Bereichen verboten.

„Nao, es ist immer noch April, ich kann doch nicht... oberkörperfrei...“

„Das ist nicht frei, das ist Netz!“

„Zu kalt! Außerdem sieht man da doch alles“, jammerte Kou.

„Also, wir können dir die Nippel auch abkleben, ich hab irgendwo noch...“

„Untersteh dich! Das hat das letzte Mal schon furchtbar wehgetan, bei mir klebt alles superfest, auch wenn es Bondage Tape ist. Oder Pflaster... Lass mir wenigstens mein T-Shirt.“

„Jaja, aber nicht so, das ist viel zu langweilig. Bei Hotaru passt das, da ist der Rest gut genug für seinen Stil, aber du verkaufst dich mal wieder unter Wert, Prinzessin.“

Nao trippelte mit Kous T-Shirt in der Hand zum Kassentresen und legte es flach auf die Glasplatte, bevor er in einer der Schubladen nach einer Schere suchte. Der Dunkelhaarige kam ihm nach, die Arme vor der Brust verschränkt, die nur von seinem Harness aus den dünnen Lederriemen und einem langärmeligen Netzshirt bedeckt war, das ihm bis zum unteren Rippenbogen reichte. Seine neue Hose war aus glänzendem, engen Leder, die Beine waren sehr kurz, so dass die Hälfte seiner Oberschenkel herausschaute, die restlichen Hosenbeine wurden von einem Beingurt gehalten, der leicht in die hellbraune Haut einschnitt. Er hatte seine Schnürstiefel mit den Metalldetails wieder angezogen, um nicht auf Socken durch den Laden laufen zu müssen.

„Was hast du vor?“ fragte er skeptisch.

„Ich passe es an...“ Er drehte das T-Shirt etwas hin und her, schaute, wo der Print auf der Rückseite endete, und schnitt es kurzerhand unterhalb davon ab, die kurzen Ärmel rollte er auf und wickelte auf jeder Seite einen bunten Schnürsenkel durch kleine Löcher, die er dicht neben der Naht hineinschnitt, so dass die Ärmel oben gehalten wurden, links Regenbogen, rechts in den Farben der Gay Men Pride Flag. Den Kragen schnitt er etwas weiter, so dass Kous Halsband auf jeden Fall sichtbar war. Zum Schluss pinnte er einen Anstecker mit der BDSM Fetish Flag neben den Regenbogenprint auf der Brust, bevor er es Kou wiedergab.

„Nao... das ist... Danke. Jetzt fühle ich mich nicht mehr ganz so nackt... das ist echt hübsch geworden.“ Er stellte sich vor einen Spiegel und begutachtete das neu gestaltete Oberteil aus allen Richtungen.

„Ich kann dich ja nicht rauslassen, wenn du dich unwohl fühlst, auch wenn du ohne das Shirt in jedem Club das Highlight wärst“, entgegnete er lächelnd. „Ich hoffe, das zerstört nicht deine ursprüngliche Idee, Hotaru.“

„Wegen dem Blog? Nö, das neue Design hat Kou gemacht. Am Montag. Wenn, dann war es seine Idee, vorher hatte ich keine T-Shirts oder Sticker, sondern nur Flyer, die ich selbst gemacht hatte. Aber das ist jetzt viel besser.“ Hotaru stand auf und stellte sich neben sie. „Deine Schuhe sind übrigens unfair, Nao. Ich kann doch nicht immer der Kleinste sein.“

„Oh, tut mir nicht leid. Es gibt sicher einige, für die du genau die richtige Größe hast.“ Nao grinste ihn an, dann schnappte er sich seine Tasche und sein Jackett. „Meinetwegen können wir los.“

„Wolltest du nicht noch was mitnehmen?“ fragte Kou irritiert.

„Ja, dich in heiß. Ich kenne dich zu gut, dass ich weiß, wie du dich zurückhältst, wenn man dich nicht tritt.“ Er hakte sich bei ihm unter und küsste ihn auf die Wange. „Du darfst deinen Partner auch bei sowas zeigen, was er an dir hat, nicht nur, wenn ihr unter euch seid.“

Der Dunkelhaarige rollte resigniert mit den Augen und sie folgten Hotaru nach draußen, der schon vorgegangen war.

 

„Stellt eure Sachen einfach hier ab, Jungs, wir machen noch etwas Platz auf dem Tisch für die Flyer“, bot die junge Frau an, die neben einem Tisch unter einem kleinen Pavillon stand, der mit bunten Luftballons geschmückt war. „Ich bin übrigens Miyu. Ihr seid Freunde von Nao?“ Sie schob sich das Pony ihrer asymmetrisch geschnittenen, hellrosa getönten Haare zurück und lächelte sie freundlich an. Sie trug eine kurze Jeans und ein einfaches T-Shirt, auf das ihr Name gedruckt war, an ihrer Hüfte baumelte eine pink-weiß-orange gestreifte Tasche.

„Ja. Ich bin Kou, das ist Hotaru“, stellte Kou sie beide vor, Nao war hinter dem Pavillon verschwunden, um Bekannte zu begrüßen.

Auf dem abgetrennten Gelände des Toyama Parks waren einige Stände aufgebaut, die den Rand säumten, auf der anderen Seite des Platzes war eine große Bühne aufgebaut, auf der den ganzen Tag über Veranstaltungen stattfanden, Music Acts, Talkrunden und Info-Panels zu verschiedenen Themen. Noch war nicht viel los, da die kleine, jährliche Parade noch durch Shinjuku zog, aber da Nao diesmal mit einigen anderen queeren Ladenbesitzern einen Infostand hatte, hatten sie dieses Jahr darauf verzichtet, daran teilzunehmen.

„Ach, du bist Kou? Nao hat schon so viel von dir erzählt, freut mich, dich kennenzulernen.“ Miyu strahlte über das ganze Gesicht.

„Hoffentlich nur Gutes“, gab er zurück und half Hotaru, die Flyer auf ordentliche Stapel zu sortieren.

„Über dich gibt es nichts Schlechtes zu erzählen, Prinzessin.“ Nao drückte jedem von ihnen eine Dose Traubenlimonade in die Hand. „Bildet euch einfach ein, da wäre Alkohol drin, auf dem ganzen Gelände herrscht Alkoholverbot, damit niemand randaliert.“

Hotaru öffnete die Dose und trank wohlig seufzend einen Schluck seiner Lieblingslimonade.

„Deine Haare sind lang geworden, Kou. Warst du im letzten Jahr eigentlich beim Frisör?“ Nao begutachtete Kous Zopf, der trotz der hohen Position auf seinem Kopf bis zum unteren Rand seiner Schulterblätter reichte.

„Nein, ich hatte keine Zeit und in Asakusa habe ich mich noch nicht umgesehen, mir gefällt es so.“

„Deine Spitzen sind eine Katastrophe, obwohl ich weiß, wie du deine Haare pflegst. Am besten schauen wir uns das nicht so genau an.“ Er schlang einen Arm um seine Taille und lehnte den Kopf an seine Schulter. „Schauen wir uns um? Irgendwo sollte es auch was zu essen geben, ich bin am Verhungern.“

„Guter Plan. Kommst du, Hotaru?“

„Bin da. Direkt hinter euch.“

Der rothaarige Bodyguard schloss zu ihnen auf, um aufmerksam die Umgebung um Auge zu behalten. Kou streckte die Hand nach seiner aus und zog ihn an seine andere Seite, woraufhin er ihn fragend ansah.

„Es ist wahrscheinlich weniger auffällig, wenn du ganz normal neben mir läufst, statt hinter mir wie... so wie Tetsuo das immer tut.“

Hotaru nickte zum Verständnis und blieb dicht neben ihm, während sie sich das Gelände ansahen, hier und da anhielten, um sich zu unterhalten, Flyer zu verteilen und sich einmal durch die Essensstände zu futtern. Dabei entstanden unzählige Fotos und Selfies, Nao bestand darauf, eines von den beiden zu machen, das den Aufdruck auf der Rückseite ihrer T-Shirts zeigte, was Kou schließlich nutzte, um es auf seinen Social Media Profilen zu teilen, da Hotarus Gesicht nicht darauf zu sehen war und er trotzdem Werbung für seinen Blog machen konnte. Er setzte eine Reihe von Hashtags darunter und verknüpfte den Link zum Blog in einer Instagram-Story.

Es wurde früher Nachmittag, bis sie wieder an ihrem Startpunkt ankamen. Nao ließ sich auf einen Klappstuhl fallen und legte die Füße auf eine Kiste, während er an einem Eis nuckelte. Kou und Hotaru setzten sich in Ermangelung anderer Sitzgelegenheiten auf eine breite Kühlbox, Knie an Knie, und gönnten sich ebenfalls ein regenbogenfarbiges Eis.

„Oh... dein Hintern hat schon Fans, Hotaru“, bemerkte Kou amüsiert, während er sich durch die Kommentare unter seinem Post tippte.

„Viele?“ Er lehnte sich zu ihm.

„Mhm...“ Kou runzelte die Stirn, als eine Benachrichtigung aufpoppte, dass Kazuki und Tetsuo in der Nähe waren. Er hob den Kopf und schaute sich auf dem Platz um, sah aber niemanden.

„Sie sind wahrscheinlich irgendwo bei der Bühne, mit Sayuri-nee-san“, sagte Hotaru. „Willst du sie suchen gehen?“

„Ja, wir waren schließlich verabredet.“ Kou stand auf und richtete die Gurte an seinen Beinen. „Nao, wir sind eben unterwegs.“

„Ist okay, ihr Süßen. Grüßt die Tops von mir.“ Er winkte den beiden nach.

 

Tetsuo sah sie als erster und hob den Arm, um auf sich aufmerksam zu machen, während er mit einem Auge Kazuki im Blick hielt, der sich mit dem Moderator der Talkrunde und weiteren Gästen neben der Bühne unterhielt. Die rechte Hand des dunkelhaarigen Yakuza ruhte auf Sayuris unterem Rücken, die dicht neben ihm stand und sich ruhig am Gespräch beteiligte. Es war ihr erster öffentlicher Auftritt seit sechs Wochen, in denen sie das meiste Kazuki überlassen hatte.

Der Blonde wies einen Sicherheitsmitarbeiter an, Kou und Hotaru durch die Absperrung zu lassen und schenkte ihnen ein schiefes Lächeln, als sie schließlich vor ihm stehenblieben.

„Wie lange seid ihr schon da?“ fragte er, nachdem er ihre Outfits anerkennend gemustert hatte und richtete seinen Blick auf Kou.

„Seit elf, in etwa. Nao hat… länger gebraucht, als wir geplant hatten“, antwortete dieser etwas zurückhaltend.

„Heute früh hattest du noch was anderes an. Nao war nicht zufrieden?“ Tetsuos Grinsen wurde breiter.

„Überhaupt nicht. Dass ich ein T-Shirt tragen darf, musste ich erst mit ihm aushandeln.“

„Sieht gut aus. Ihr beide.“ Er drehte sich halb zu der Gruppe um Kazuki und Sayuri um. „Boss, Yukimura ist da.“

Der Angesprochene entschuldigte sich kurz bei seinen Gesprächspartnern und wandte sich ihnen zu. Er trug einen wie immer gutsitzenden Anzug in hellem Grau, darunter ein weißes Stehkragenhemd. Kou fielen sofort die Manschettenknöpfe mit der Triskele auf, die perfekt zu dem Ring passten, den er wie versprochen täglich am linken Daumen trug, was ihn jedoch überraschte, war der längliche Anstecker in den Farben der Bisexual Pride Flag, den er an die Brusttasche seines Jacketts gepinnt hatte. In der Tasche selbst steckte ein weißes Einstecktuch, auf das kleine Regenbogen eingewebt waren, was er spontan sehr süß fand. Er schaute kurz zu Tetsuo, der seinen üblichen schwarzen Anzug trug, an der Brusttasche steckte ein formgleicher Anstecker mit Farbverlauf von grün über weiß nach schwarz, den Farben der Aromantic Pride Flag.

Kazuki musterte die Neuankömmlinge kurz, bevor er sich fasste und sie freundlich begrüßte. „Ich hoffe, ihr habt euch bis jetzt gut amüsieren können.“

„Sehr. Wir konnten sogar einige Flyer verteilen“, antwortete Kou höflich. Er war immer etwas unsicher, wie er mit Kazuki umgehen sollte, wenn sie sich in der Öffentlichkeit befanden.

„Kommst du kurz mit, Yukimura-kun? Die anderen wollten meinen Haus- und Hof-Illustrator kennenlernen, der seit letztem Jahr alle meine Wünsche erfüllt“, fragte er mit einem kleinen Schmunzeln über Kous sichtliche Irritation wegen seiner Wortwahl.

„Gern. Es ist ja noch etwas Zeit.“ Er neigte leicht den Kopf und ging dann mit ihm zu der kleinen Gruppe, um sich von Kazuki in den höchsten Tönen loben zu lassen.

„Lief alles ruhig heute?“ fragte Tetsuo Hotaru, der neben ihm stehengeblieben war.

„Sehr ruhig. Es ist einfach, auf Kou aufzupassen, weil er ständig darauf bedacht ist, mich nicht zu verlieren.“ Hotaru schob die Hände in die hinteren Taschen seiner kurzen Hose. „Fühlte sich mehr an, als wäre ich mit einem Freund auf dem Pride unterwegs als Arbeit.“

„Hmm… verstehe. Es ist hier nicht so voll, so dass Kous Nerven das auch besser mitmachen. In Okinawa nächste Woche wird das wahrscheinlich anders.“

Der Rothaarige nickte und warf einen kurzen Blick auf den Anstecker an seiner Brust und ihm wurde einiges klar. Es war nicht nur ein Spruch gewesen, dass Tetsuo noch nie in einer romantischen Beziehung gewesen war oder romantische Gefühle gehabt hatte, er hatte es tatsächlich so gemeint, auch wenn er sich kurz fragte, wo genau er sich im aromantischen Spektrum verortete. Es war jedoch nicht der richtige Zeitpunkt, ihn danach zu fragen. Innerlich schimpfte er sich selbst, dass er so schnell so völlig von ihm eingenommen gewesen war, nachdem sie sich ausgesprochen und miteinander geschlafen hatten und schob es zum Teil auf sein gebrochenes Herz, das jede Aufmerksamkeit überbewertete und seine Hormone völlig durcheinanderwarf.

„Meinetwegen kannst du öfter kurze Hosen tragen…“ sagte Tetsuo leise und grinste kurz, weil es ihn leicht aus der Fassung brachte.

„Zum Anzug, oder was? Wie sieht das denn aus, also wirklich…“ Hotaru verschränkte die Arme vor der Brust und schnaubte empört. „Du hast echt kein Stilempfinden, Tetsuo.“

„Das wäre sicher süß. Aber du musst dich wohlfühlen, deine Anzüge sind auch in Ordnung.“ Er richtete mit einer knappen Bewegung den verdrehten Gurt von Hotarus kleiner Umhängetasche.

Kou kam wenige Minuten später zurück, nachdem er höflich Fragen beantwortet und Visitenkarten ausgetauscht hatte, die er jetzt ordentlich in seiner Tasche verstaute.

„Es geht wohl gleich los. Wir suchen uns im Schatten einen Sitzplatz, ich will nicht die ganze Zeit hier rumstehen“, informierte er die beiden Bodyguards.

„In Ordnung. Sonst alles klar?“ hakte Tetsuo nach, ihm war seine Nervosität nicht entgangen.

„Ja. Ich fühle mich nur völlig falsch angezogen für das Gespräch, das ich gerade geführt habe“, entgegnete er mit einem schiefen Grinsen. „In der Regel führe ich Geschäftsgespräche nicht, während ich Hosen trage, die fast mehr von meinem Hintern zeigen, als sie verdecken.“

Der Blonde lachte kurz. „Du bist für die Veranstaltung mehr als angemessen angezogen, Kou, mach dir darüber keine Gedanken.“

Er seufzte leise. „Doch, immer.“ Er nahm Hotarus Hand und hakte sich schließlich bei ihm unter. „Wir sind dann da drüben. Wo sind eigentlich Haruka-chan und Shiro?“

„Haruka wollte Bubble Tea, also hat sie ihn und Takuya dorthin geschleppt, kaum, dass wir angekommen sind. Sie finden euch bestimmt, ihr seid ja unübersehbar.“

Kou und sein Bodyguard suchten sich einen freien Platz auf einer Bank im seitlichen Bereich vor der Bühne, wo es schattiger war, da es in der Sonne für Ende April unerträglich warm war. Nao gesellte sich kurz vor Beginn der Talkrunde zu ihnen, damit sie sie sich gemeinsam ansehen konnten.

 

Der Moderator, der einen bunten Paillettenanzug trug, begrüßte das Publikum und stellte seine Gäste kurz vor. Neben Kazuki und Sayuri, saßen noch Vertreter anderer Sponsoren und Persönlichkeiten der Tokioter LGBTQIA+ -Community auf dem hellen Sofa. Der Moderator Yuki war selbst Teil der Community und hatte seine eigene kleine Fernsehshow, bei der regelmäßig queere Themen zur Sprache brachte oder entsprechende Gäste im Studio hatte, die ihm seine nicht immer diskreten Fragen beantworten durften. Er tauschte verschiedene Fragen und Floskeln mit seinen Gästen aus, bis er sich auf seinem Sessel zurücklehnte, die Beine übereinanderschlug und Kazuki und Sayuri direkt ansah.

„Ich muss ja zugeben, Onodera-san, ich habe erwartet, Sie schicken einen ihrer PR-Leute zu dieser Runde, um uns mit den üblichen einstudierten Sätzen zu beglücken. Dass die Konzernleitung der Miyamoto Company persönlich kommt, hat mich tatsächlich überrascht. Miyamoto-san geht es hoffentlich gut?“ fragte er frech.

„Meinem Vater geht es sehr gut, Danke der Nachfrage. Aber Sie wissen ja, irgendwann ziehen die alten Leute sich zurück, um dem Nachwuchs die Führung zu überlassen“, antwortete Sayuri zwinkernd.

„Wir hielten es für das Beste, selbst zu kommen, um eben nicht den Anschein zu erwecken, das Ganze wäre reine PR für uns, um unser Karmakonto zu füllen“, fügte Kazuki erklärend hinzu.

„Ist es das nicht umso mehr, wenn Sie beide hier sitzen?“ hakte Yuki nach.

„Es ist mir bewusst, dass das so wirken könnte und man uns wie vielen anderen reines Rainbow-Washing vorwirft und man großen Konzernen die Ernsthaftigkeit beim Einsatz für Diversität und gegen Diskriminierung nicht abnimmt, weil es finanzielle Vorteile bringt, wenn man das Logo ein- oder zweimal im Jahr bunt einfärbt und nette Statements verfasst.“ Kazuki lehnte sich entspannt zurück, einen Arm auf der Rückenlehne hinter Sayuri. „Die Miyamoto Company und Onodera Real Estate setzen sich seit zwanzig Jahren dafür ein, mehr Diversität zu ermöglichen und Diskriminierung in allen Bereich einzudämmen. Wir plakatieren uns nicht damit zu, sondern setzen es um, Tag für Tag, für unsere Mitarbeitenden und unsere Kundschaft. Wo andere nur darüber reden, haben wir Regeln geschaffen, die das möglich machen.“

„Können Sie das konkretisieren, Onodera-san?“

„Wir haben die strikte Policy, für unsere Mitarbeitenden ein Arbeitsklima zu schaffen, in dem niemand auf irgendeine Weise diskriminiert wird. Es gibt Anlaufstellen für Beratung und Beschwerden, bei denen alle eingehenden Anfragen ernst genommen werden, da uns bewusst ist, dass nicht jeder aus seiner Sozialisation herauskann und es wie in jedem großen Unternehmen Reibungspunkte gibt“, antwortete Sayuri an Kazukis Stelle.

„Die Hausverwaltungen der Onodera Real Estate haben die Vorgaben, Mietinteressierte nicht nach ihren Lebensmodellen zu bewerten, sondern objektiv zu urteilen. Ich weiß, dass es in diesem Land nach wie vor üblich ist, nicht verheiratete oder gleichgeschlechtliche Paare bei der Wohnungssuche zu benachteiligen, was völlig an der Realität vorbeigeht. Unsere Mitarbeitenden wissen das und sollte es doch einmal vorkommen, dass jemand aufgrund von Sexualität oder Geschlecht benachteiligt wird, hat das weitreichende Konsequenzen bis hin zur Kündigung“, erklärte Kazuki ruhig. „Ich würde mir wünschen, andere Unternehmen würden ebenso handeln und nicht nur davon reden, die Gesellschaft zu verbessern.“

„Schön, jetzt wissen wir, wie Ihre Firmen dazu stehen. Wie sieht es mit Ihnen aus? Die Erklärung könnte ich wahrscheinlich auch auf Ihrer Website nachlesen, aber ich sehe hier ein verheiratetes Hetero-Paar, das so allen gängigen, traditionellen Klischees entspricht, inklusive hübscher Tochter und so weiter. Ich weiß, ich bin mal wieder nicht nett, aber wir haben im Vorfeld so viele kritische Nachfragen zu unseren Sponsoren bekommen, denen wir natürlich dankbar sind für die Finanzspritze, aber Sie verstehen sicher, dass die Community Antworten will.“ Yuki lehnte sich auf seinem Sessel vor und schaute die beiden abwartend an.

„Yuki-san, ich wäre nicht hier, wenn es mir nicht persönlich wichtig wäre, die Werte beider Firmen zu vertreten. Ich tue das nicht für mein Image, sondern weil ich selbst bisexuell und homoromantisch bin und genug am eigenen Leib erlebt habe, um Ihre Bedenken mehr als nachvollziehen zu können“, führte Kazuki selbstbewusst aus, ohne einmal zu zögern, obwohl er sich gerade vor hunderten Leuten und den Zuschauern des Livestreams geoutet hatte. „Es ist mir auch wichtig, meiner Tochter ein Vorbild zu sein, damit sie weiß, dass wir sie immer lieben und akzeptieren werden, unabhängig davon, wen sie liebt.“

Yuki brauchte einige Momente, um seine Überraschung zu überwinden, bevor er fragte: „Bedeutet das, dass Sie Ihre Frau nicht lieben? Die ja schließlich neben Ihnen sitzt.“

Der Dunkelhaarige schaute Sayuri mit einem Lächeln auf den Lippen an. „Sa-chan, liebe ich dich?“

Sayuri erwiderte sein Lächeln. „Wenn du das nicht auf deine Weise tun würdest, hättest du mich nicht vor fast zwanzig Jahren geheiratet, Holzkopf.“ Sie schaute zum Moderator, ernst, aber entspannt. „Natürlich liebt er mich, aber eben nicht so, wie er seinen Partner liebt. Offene Beziehung ist Ihnen ein Begriff, oder?“

Yuki blinzelte kurz, dann nickte er. „Das überrascht mich jetzt, aber im positiven Sinne. Sie führen also noch eine Beziehung neben Ihrer Ehe?“

„Wir beide. Also… nur noch er, mein Partner kam vor Kurzem bei einem Unfall ums Leben.“ Sayuri verkrampfte kurz die Hand in ihrem Schoß, bis Kazuki sie leicht drückte und die Finger mit ihren verschränkte.

„Ich weiß, das ist eine sehr persönliche Frage, Onodera-san, aber würden Sie uns einen kleinen Einblick geben, welche Erfahrungen Sie gemacht haben? Nur, wenn sie möchten, natürlich“, bat Yuki höflich.

Kazuki runzelte die Stirn und setzte sich aufrechter hin, bevor er antwortete: „Mein Vater hat mich während meines zweiten Oberschuljahres aus dem Haus geworfen und enterbt, weil ich eine Beziehung mit meinem besten Freund hatte und wir von einem Mitschüler vor der gesamten Schule geoutet wurden. Die Schule hat mich rausgeworfen, weil mein jüngeres Ich das nicht auf sich sitzen lassen wollte. Durch Kontakte, die ich hatte, konnten wir schließlich zusammenleben, aber ich weiß, dass ich deshalb in einer privilegierten Situation war und Mitte der Neunziger viele nicht dieses Glück hatten.“

„Das tut mir leid. Ich würde ja gerne sagen, dass sich die Situation verbessert hat, aber das ist häufig noch nicht so. Umso mehr verstehe ich jetzt, dass Sie sich so dafür einsetzen, dass das zumindest im Arbeitsumfeld und bei Ihren Wohnungen nicht passiert.“ Der Moderator ließ kurz den Blick über die anderen Gäste schweifen, die sichtlich betroffen waren, beim Publikum verhielt es sich kaum anders. „Aber wir sollten das hier nicht mit sowas beenden. Onodera-san, Sie haben also eine verrucht außereheliche Beziehung zu einem Mann? Seit wann? Kennt man ihn? Wie ernst ist das?“

Kazuki lachte leise über die Flut an Fragen und legte die Fingerspitzen aneinander. „Ja, habe ich, seit vergangenem Herbst.“

„Die beiden sind ja so süß zusammen, das können Sie sich kaum vorstellen. Also, wenn sie denn mal die Pfoten voneinander lassen können“, bemerkte Sayuri mit einem entspannten Kichern. „Das ist schon ziemlich ernst, denke ich.“

Der Dunkelhaarige grinste breit und knuffte sie leicht in den Arm. „Wenn ich nicht mit dir verheiratet wäre, könnte ich ja ihn fragen. Du stehst uns eindeutig im Weg, Sa-chan.“

„Pfff…“ Sie warf theatralisch die Hände in die Luft. „Du kennst die Nummer meines Anwalts, Kazuki, soll ich dir einen Termin ausmachen?“

 

„Boah, kann ich neue Eltern haben? Die sind ja sowas von peinlich…“ Haruka lehnte sich an einen Stehtisch vor dem Bubble Tea Stand und knabberte an ihrem Strohhalm. „Brennen wir durch, Shiro? Ich sollte ganz viel Abstand zwischen die und mich bringen, die sind vollkommen verrückt geworden.“

„Das wäre mein Todesurteil, wir müssen das wohl aushalten“, entgegnete ihr Freund grinsend.

„Oh man…“ Sie beugte sich nach unten und richtete ihre Pink, Gelb und Blau gestreiften Strümpfe, die sie zu Jeansrock und rosa T-Shirt mit Schmetterlingsprint trug. Die dunkelbraunen Haare hatte sie zu zwei Knödeln am Hinterkopf gebunden. Auf dem Tisch lagen einige Stifte und leere Postkarten, von denen sie eine nahm und darauf herummalte, bevor sie sie zu Shiro umdrehte: „Eltern und Freund zu verschenken. Contact me.“

„Haru… du übertreibst.“ Er legte einen Arm um ihre Schultern und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich finde es echt stark, dass Onkel Kazuki sich das getraut hat, das hätte auch nach hinten losgehen können.“

„Also… so wie, dass Kou gerade einen Nervenzusammenbruch hat?“ Sie deutete zu Kou, der zwischen Hotaru und Nao auf einer Bank saß und dem alle Farbe aus dem Gesicht gewichen war.

 

Kou fiel die Limodose aus der Hand, als Kazuki sich so entspannt offenbarte, als würde er das jeden Tag tun. Ihm wurde heiß und kalt, erstrecht nach seinem letzten Satz zu Sayuri, die auch noch darauf eingegangen war, dass sie sich theoretisch von ihm scheiden lassen würde, damit er…

„Ugh…“ Er beugte sich vor und presste die Hände auf sein Gesicht.

„Kou… hey… ruhig atmen, setz dich aufrecht hin, sonst wird das nicht besser“, sagte Nao leise und strich ihm sanft über den Rücken, bis er seiner Aufforderung Folge leistete, den Kopf hielt er nach wie vor gesenkt.

Hotaru drückte seine Hand und redete beruhigend auf ihn ein, bis er seine Atmung wieder unter Kontrolle hatte, wenn auch nicht die kleinen Tränen, die aus seinen Augen quollen. Der Rothaarige hatte selbst Mühe, seine eigene Rührung über die Situation zurückzuhalten und Naos Augen waren ebenso feucht wie seine, auch wenn er sich sehr gut unter Kontrolle hatte, um Kou nicht noch weiter zu beunruhigen. Er schaute kurz zu Tetsuo, der resigniert die Stirn auf seine Hand stützte, und den Kopf schüttelte, während Kazuki und Sayuri mit dem Moderator Smalltalk hielten. Sein Blick wanderte zur Bühne, wo sein Boss sich kurz umsah und sichtbar besorgt die Stirn runzelte, als er das Häuflein Elend namens Kou zwischen ihnen auf der Bank sitzen sah, während der Moderator mit einem der anderen Gäste beschäftigt war.

„Taschentuch… Taschentuch…“ Nao kramte in seiner Handtasche herum und reichte Kou ein Päckchen Taschentücher, damit er sich die Nase putzen und die Tränen trocknen konnte. „Das wird schon wieder, Prinzessin. Sieh es positiv, jetzt ist die Katze aus dem Sack und ihr müsst euch nicht mehr wie Fremde in der Öffentlichkeit verhalten.“

„Ja, aber… das ändert alles…“ murmelte er leise und schniefte in das Taschentuch. „Ich weiß nicht… es macht mir ebenso Sorgen, wie es mich freut, verstehst du?“

„Nein. Ganz und gar nicht. Du solltest dich nur freuen, Sorgen musst du dir keine machen, Süßer.“ Er tätschelte seine Wange und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Kann ich euch kurz allein lassen? Ich muss mal für kleine Naos und bei Hotaru bist du in besten Händen.“

„Geh nur.“ Hotaru legte einen Arm um Kous Schultern und drückte ihn sanft an sich, nachdem Nao gegangen war. „Wir kriegen das schon hin. Er hat recht, Sorgen musst du dir keine machen, darum kümmere ich mich und Tetsuo auch.“

„Danke…“

Kou lehnte den Kopf an seine Schulter und versuchte, sich zu beruhigen, während die Runde auf der Bühne langsam zu ihrem Ende fand und der Moderator sich bei allen bedankte, bevor das Publikum sich auflöste und die Bühne sich ebenfalls leerte. Er schaute mit geröteten Augen auf sein Handy, als er eine Nachricht bekam.

 

Kazuki [16:11]: Das dauert hier noch. Tut mir leid.

 

„Ich habe Feuchttücher in der Kiste mit den Flyern, wenn du dir das Gesicht reinigen möchtest, Kou“, sagte Hotaru, nachdem Kou die Nachricht gelesen hatte.

„Mhm… wir können auch da warten.“ Er hob die Dose auf, die ihm heruntergefallen war und ging zusammen mit seinem Bodyguard zurück zu dem Stand, wo sie ihre Sachen gelassen hatten.

Miyu drückte Kou, kaum dass er den Pavillon betreten hatte, als sie sein verheultes Gesicht sah.

„Alles in Ordnung, Kou? Hat dich jemand geärgert? Wen muss ich verprügeln, hm?“

„Alles gut, wirklich… das hat mich nur etwas mitgenommen“, beschwichtigte er sie und setzte sich auf den angebotenen Klappstuhl, während Hotaru nach den Tüchern und etwas zu trinken suchte.

„Oh ja, ich hatte auch ein bisschen Pipi in den Augen. Das war echt stark und mutig.“ Sie setzte sich neben ihn und tätschelte seine Hand. „Hoffentlich sehen die Aktionäre das auch so.“

„Das kriegen sie schon gelöst…“ Kou wischte sich die angetrockneten Tränen aus dem Gesicht und trank dann einen großen Schluck aus der Dose, die Hotaru ihm gereicht hatte.

„Ich bin ja keine Tratschtante…“ begann Miyu.

„Doch, das bist du!“ rief jemand aus dem hinteren Bereich des Pavillons.

„Okay, ich bin eine… aber ich würde echt gerne wissen, was für ein Typ das ist, der jemandem wie ihm den Kopf verdrehen kann.“ Sie verschränkte die Hände unter dem Kinn und stützte sich auf den Tisch vor ihr. „Nicht, dass ich je auf Kerle stehen würde, aber da gibt’s sicher genug Mädels und Jungs, die genau auf sowas abfahren.“

Kou und Hotaru warfen sich einen vielsagenden Blick zu und grinsten beide.

„Ja, gute Frage“, murmelte Kou gegen die kühle Dose an seinen Lippen.

„Ist sicher ein ganz besonderer Mensch, Onodera-san gibt sich nicht mit Mittelmaß zufrieden“, sagte Hotaru und lehnte sich von hinten an Kou, das Kinn legte er auf seinem Kopf ab.

„Was läuft da eigentlich bei euch, hm? Ihr versteht euch ja echt gut“, fragte Miyu neugierig.

„Er ist mein Bodyguard. Und ein Freund. Nicht mein Freund, dafür stehen wir beide zu sehr auf den gleichen Typ Mann und das sind keine Twinks“, antwortete Kou schmunzelnd. Die vorherige Panik war leichter Euphorie gewichen. „Dabei kennen wir uns erst seit Anfang des Monats.“

„Hmm… passt eben.“ Hotaru drückte ihn leicht. Er mochte Kou mit jedem Tag mehr, auch wenn er sich immer noch etwas komisch vorkam, dass er ihn als Freund bezeichnete, obwohl sie sich erst so kurz kannten. Er war zudem völlig hin und weg davon, wie Kazuki sich verhielt und so freimütig von seiner eigenen Sexualität und seinen Erfahrungen berichtet hatte, da er so ungefähr der letzte war, von dem er das erwartet hatte.

Da Kou sich zur Ablenkung mit Miyu unterhielt, die ihm Fotos auf ihrem Handy zeigte, erblickte er Kazuki und Tetsuo zuerst, die mit Sayuri und ihrem Bodyguard im Schlepptau über den Platz zu der Reihe mit den Ständen kamen. Haruka fing sie kurz ab und zog dann ihre Mutter an der Hand hinter sich her zur Ecke mit den Getränkeständen, so dass nur noch Kazuki und Tetsuo übrigblieben, die sie entdeckt hatten und zielstrebig auf sie zusteuerten.

„Kou…“ Hotaru lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich und drehte dann seinen Kopf sanft geradeaus.

Kous sichtbare Erleichterung und Freude spürte er bis in die Zehenspitzen, als er leiste seufzte, nachdem er seinen Partner entdeckt hatte. Er trat einen halben Schritt zurück, damit Kou aufstehen konnte und geriet sofort leicht in Panik, als sein Schützling kurzerhand über den Tisch vor ihm kletterte und von der Kante Kazuki in die Arme sprang, der mit etwas Abstand davor stehengeblieben war. Tetsuo erschreckte sich nicht weniger als Hotaru über den fliegenden Kou, der eine Wolke bunter Flyer aufwirbelte.

Kazuki drehte sich einmal mit ihm um die eigene Achse, um seinen Schwung abzufedern, damit sie nicht beide umfielen und setzte ihn dann sanft auf den Füßen ab. Kou verschränkte die Arme in seinem Nacken, die Finger in den kurzen Haaren am Hinterkopf, und küsste ihn stürmisch, ohne darüber nachzudenken, dass sie in der Öffentlichkeit waren und dutzende Augenpaare auf sie gerichtet waren.

„Kazu… du bist doch… total wahnsinnig und verrückt…“ flüsterte er gegen seine Lippen.

„Mhm… wahnsinnig verrückt nach dir…“ Er drückte ihn mit einem Arm an sich und legte die freie Hand auf seine Wange, um ihn ansehen zu können. „Tut mir leid, wenn ich dir Sorgen bereitet habe. Das war sehr spontan.“ Er küsste ihn sanft.

„Hör auf, so toll zu sein, sonst heule ich gleich wieder…“ jammerte Kou leise.

„Dafür entschuldige ich mich nicht. Ich habe nicht erwartet, dass du mich gleich anspringst… vor Publikum.“

„Hmpf… das ist allein deine Verantwortung.“

Hotaru half Miyu, die völlig hin und weg war von den beiden, die verstreuten Flyer aufzuheben und wieder auf den Tisch zu legen, bevor er sich neben Tetsuo stellte, der die Hände in den Hosentaschen hatte und mit gerunzelter Stirn zu Kazuki und Kou schaute.

„Wie viel Schadensbegrenzung müssen wir da jetzt betreiben?“ fragte er zaghaft.

Der Blonde zuckte mit den Schultern. „Warten wir mal ab. Wir können aber davon ausgehen, dass die Lokalpresse das ganz toll findet und der Vorstand eventuell nicht ganz so toll.“

„Der Clan?“

„Pff… die wissen ja schon Bescheid, sollte da jemand meckern, muss Hideyoshi das regeln.“

„Ärgert dich das?“ Hotaru schaute mit großen Augen zu ihm auf.

„Nein. Im Gegenteil, das war lange überfällig, aber ich weiß auch, wie schwer ihm das tatsächlich gefallen ist, auch wenn es nicht so aussah. Wir waren nur so spät, weil er alle Eventualitäten im Vorfeld mit Sayuri durchsprechen wollte und sich ihre Zustimmung holen, falls solche Fragen gestellt werden“, erklärte er und entspannte sich etwas, weil Kazuki und Kou aufhörten, sich Dinge zuzuflüstern, sondern sich zu ihnen umdrehten.

„Du bekommst noch Falten, wenn du immer so grimmig schaust, Tetsu“, sagte Kazuki amüsiert, einen Arm um Kous Hüfte gelegt, der sich selig an ihn schmiegte.

„Wenn, dann gehen die auf deine Kappe. Mach mir weniger Ärger, dann muss ich auch nicht so schauen.“

„Onodera-san, das… das war sehr beeindruckend und bewegend“, sagte Hotaru bewundernd. „Es ging wahrscheinlich nicht nur mir so, daher will ich mich gar nicht in den Vordergrund drängen, aber… Danke, das hat wirklich Eindruck hinterlassen.“

„Ich muss mich bedanken, dass Sie sich so gut um Kou gekümmert haben, Taniguchi.“

„Das ist mein Job. Ich bin froh, dass ich für Sie arbeiten darf und ich mir sicher sein kann, dass ich so akzeptiert werde, wie ich bin.“ Er spürte die Tränen in seine Augen steigen und ärgerte sich, weil er in den vergangenen vier Wochen mehr geweint hatte als in den Jahren davor.

Kou streckte den Arm aus, den er nicht um Kazuki geschlungen hatte und zog Hotaru in eine Umarmung, dass der dunkelhaarige Yakuza diese einfach erweiterte und dem kleinen Bodyguard beruhigend über den Rücken strich, überraschte ihn so sehr, dass die Rührung ihn überwältigte und er einige Tränen vergoss, die in Kous T-Shirt versickerten.

„Bis der Tag heute um ist, haben alle einmal geheult, oder wie?“ foppte Tetsuo ihn und zerzauste ihm die Frisur, bevor er die Arme um die drei legte und sie drückte, so dass Hotaru als Kleinster in ihrer Mitte stand, abgeschirmt von neugierigen Blicken, während er sich ausweinte.

„Das will ich sehen, wie du heute noch heulst, Blödmann…“ meckerte der Rothaarige, nachdem er sich beruhigt hatte.

„Versuchs.“ Tetsuo machte wieder einen Schritt zurück, damit er atmen konnte, dann schaute er auf seine Uhr. „Wir sollten bald los, wenn wir noch was essen und uns umziehen wollen.“

„Ja. Danke, Tetsu. Sayuri fährt bei Takuya mit, dann müssen wir nicht beim Anwesen vorbei.“ Kazuki warf einen Blick auf sein Handy, das mit Benachrichtigungen geflutet wurde.

„Wir müssen erst Nao nach Shibuya bringen, das haben wir ihm versprochen“, sagte Kou.

„Du kommst also heute Abend doch mit?“ fragte der Ältere überrascht.

„Natürlich. Jetzt kann ich ja endlich mit dir feiern gehen, das lasse ich mir nicht entgehen, Kazu.“ Er drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Wir sehen uns später.“

Chapter 101

Summary:

„Hmm... was du heute getragen hast, hat mir schon sehr gefallen. Das T-Shirt war süß, aber für heute Abend eher nicht passend...“ Er legte die Hände auf seinen Po und zog ihn so näher. „Die Hose könntest du aber wieder anziehen, die schien mir perfekt für deinen süßen Hintern, Honey.“

„U... und der Rest...?“ Kou entfuhr ein leises Stöhnen, als er mit den Zähnen an einer seiner Brustwarzen zog, während er seinen Hintern massierte.

„Überrasch mich... was ist eigentlich in dem großen Schuhkarton, den du mitgebracht hast...? Stiefel?“ Kazuki ließ die Lippen über seine Brust nach oben wandern und knabberte schließlich an seinem Hals.

„Hab... noch nicht reingesehen... Kazu... du kannst mich doch nicht... jetzt schon so scharf machen, wenn wir noch weg wollen... und ich mich irgendwie anziehen muss...“ meckerte er leise, drückte seinen Kopf aber fester an sich, so dass er ihn neu markieren konnte.

Chapter Text

„So ein Trubel... da hat dein Dom aber eine schöne Bombe platzen lassen, Prinzessin“, sagte Nao amüsiert, während sie auf der Rückbank von Hotarus Auto saßen, der routiniert von Shinjuku nach Shibuya fuhr, indem er die vollen Hauptstraßen umging und Schleichwege nahm. „Kannst du mich am Laden absetzen, Hotaru? Dann kann Kou seine Sachen holen und ihr könnt euch noch was für heute Abend mitnehmen.“

„Auf deine Rechnung, Nao?“ Hotaru schaute kurz in den Rückspiegel, um ihn anzusehen.

„Ja. Für die Tränen, die ihr heute vergossen habt, habt ihr euch das verdient. Falls jemand fragt, woher ihr eure heißen Outfits habt, wisst ihr ja, wie ihr Werbung macht.“ Er grinste breit und schlug die Beine übereinander.

„Du kommst nicht zur Party, Nao?“ fragte Kou neugierig.

„Ich war eingeladen, aber Sabu legt woanders auf und wenn ich auch mal etwas Zeit mit meinem Mann verbringen will, sollte ich dorthin gehen, statt mich euch Shinjuku unsicher zu machen.“

„Oh, also seid ihr jetzt...?“ Hotaru wurde hellhörig.

„Wie? Nein... wir sind nur dazu übergegangen, uns gegenseitig so zu nennen. So nett das Zertifikat auch ist, ist es trotzdem nicht das, was wir gerne hätten.“ Nao schüttelte leicht den Kopf, dass sein kurzer Zopf wippte. „Er hatte sogar vorgeschlagen, dass wir irgendwo ins Ausland fliegen, wo Eheschließungen für Homopaare möglich sind, die hier auch anerkannt werden, aber... ich weiß nicht, ich hätte meine Freunde schon gern dabei, versteht ihr? Ich kann ja schlecht verlangen, dass alle mit um die halbe Welt reisen, nur weil ich ihn heiraten will.“

Kou konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Das wäre aber sehr Nao, genau das zu verlangen oder einfach mit Sabus Kreditkarte zu spendieren.“

„Das könnte selbst er sich nicht leisten, ich habe viele Freunde“, entgegnete er ebenso grinsend. „Bis die alten Männer im Parlament sich dazu überwunden haben, uns das zu erlauben, werden wir einfach warten. Deiner hat da heute aber auch eine sehr deutliche Andeutung gemacht, Kou.“

Kou legte sich die Hände auf die Ohren und kniff die Augen zusammen, seine Gesichtsfarbe wechselte zu dunkelrosa. „Ich kann dich nicht hören, Nao! Keine Ahnung, wovon du sprichst!“

„Ich zieh dich nur auf. Oh, schon da? Du kennst ja echt alle geheimen Schleichwege, Hotaru.“ Nao nahm seine Handtasche und stieg aus, nachdem der Rothaarige vor dem Laden geparkt hatte.

„Berufskrankheit. Also zeig, was du uns mitgeben willst, du hast doch sicher schon was rausgelegt.“

Hotaru und Kou folgten dem älteren Freund hinein, der trippelnd im hinteren Bereich verschwand und mit zwei Tüten und einem großen, flachen Karton zurückkam.

„Ich habe es euch sogar schon eingepackt.“ Er drückte jedem eine volle Tüte in die Hand. „Wahrscheinlich zieht ihr das nicht alles heute an, aber ihr findet sicher Verwendung dafür. Die Hose und das Shirt überlasse ich dir so, Kou, und die hier.“ Er drückte ihm den Karton in die Arme. „Die habe ich für mich gekauft, aber meine Beine sind zu kurz dafür und ich wollte sie dir eigentlich erst zum Geburtstag schenken.“

„Warum dann jetzt?“ Er beäugte das Schild auf der Seite und bekam feuchte Finger, als er den Preis sah.

„Warum nicht? Bis zu deinem Geburtstag finde ich sicher noch etwas anderes.“

„Naoooo... du kannst mir doch nicht immer so teure Geschenke machen, das kann ich doch nie ausgleichen“, jammerte er.

„Du gönnst dir selbst ja selten was, also überlass das mir. Und deinem Partner, aber bei dem hast du ja noch mehr Schwierigkeiten, etwas anzunehmen.“ Nao tätschelte seine Wange.

„Ihr habt euch doch schon gegen mich verbündet. Und gegen meinen Kleiderschrank, ich weiß gar nicht, wohin mit allem und ich bin damit schon in sein Gästezimmer umgezogen.“

„Wieso das? Was ist mit dem Schrank in deiner Wohnung?“

„Den habe ich Hotaru überlassen, der hat noch mehr Klamotten als ich und der Schrank in Izumis Kinderzimmer ist viel zu klein für alles.“

„Sorry, wenn ich dir so viele Umstände gemacht habe, Kou...“ Hotaru drückte die Tüte mit den Geschenken an seine Brust.

„Hast du nicht. Die macht nur Nao, weil er mich bei jeder Gelegenheit mit Sachen bewirft.“ Kou drückte Nao kurz. "Ich liebe dich, du Chaot.“

„Ich habe einfach einiges nachzuholen, nachdem du mich so lange nicht besucht hast, weil du nur gearbeitet hast. Ich liebe dich auch, Prinzessin, und jetzt macht euch los, bevor ihr noch zu spät kommt. Habt viel Spaß heute.“ Er verabschiedete jeden mit einem kleinen Kuss und brachte sie zur Tür, in der er wartete, bis sie losgefahren waren.

 

Hotaru brachte Kou zu Kazukis Wohnung, bevor er ein Stockwerk nach unten ging, um eine Kleinigkeit zu essen, unter die Dusche zu hüpfen und sich fertig zu machen. Tetsuo kam nur mit Handtuch bekleidet aus dem Bad, während er in der Küche war und darauf wartete, dass die Mikrowelle den Rest seines Abendessens vom Vortag erwärmte.

„Ihr habt aber lange gebraucht“, bemerkte der Blonde, bevor er sich an den Küchentisch lehnte und sich eine Zigarette anzündete.

„Wir mussten ja auch erst nach Shibuya und dann hatte Nao noch Geschenke für Kou... und mich.“ Hotaru drehte sich zu ihm um und zog ihm die Zigarette aus den Fingern, um sie sich zwischen die Lippen zu klemmen. „Bleibst du so?“

Tetsuo grinste kurz. „Das hättest du wohl gerne, aber ich glaube, Kazuki hätte damit ein Problem, wenn sein Bodyguard nur mit unpraktischem Handtuch bekleidet da aufkreuzt. Es gibt keinen wirklichen Dresscode, aber wir werden es wohl dunkel halten. Pass dich an, wenn du magst. Rosa Plüsch geht aber auch, wenn du dich darin wohler fühlst.“ Er nahm ihm die Zigarette wieder ab und ließ ihn allein.

Hotaru schlang sein Abendessen herunter und schaute auf sein Handy, das eine neue Benachrichtigung hatte.

 

Kou [17:46]: Wenn du geduscht hast, bring deine Sachen mit nach oben. Ich brauche Beratung T_T

Hotaru [17:47]: Du weißt, dass ich nicht einfach so in die Wohnung oben darf.

Kou [17:47]: Außer, ich lade dich ein (^_<)〜☆

Hotaru [17:48]: Meinetwegen. Gib mir aber etwas Zeit, ich muss erst alles holen.

Kou [17:49]: Geht klar (づ◡﹏◡)づ

 

Kou nutzte die Wartezeit, um ebenfalls kurz zu duschen. Kazuki war schon fertig und saß auf dem Sofa im Wohnzimmer, wo er etwas las, während er wartete. Der Jüngere schlüpfte in einen knappen String, als er fertig war, lief ohne sonstige Kleidung durch die Wohnung ins Wohnzimmer und schlang von hinten die Arme um ihn.

„Kazu... uhm...“ Er tastete über seine Brust und fühlte festes Leder unter seinen Fingerspitzen. „Du hast nicht gesagt, dass das eine Fetischparty wird...“

Kazuki legte den Kopf in den Nacken und lächelte. „Ist es auch nicht, aber ich dachte, ich komme dir etwas entgegen. Zu viel?“

„Auf keinen Fall...“ Er stieg über die Sofalehne und ließ sich rittlings auf seinem Schoß nieder, um den Harness aus gekreuzten Lederbändern zu begutachten, der er über seinem dunkelroten Seidenhemd trug, das den gewohnten Stehkragen besaß. Der Anzug dazu war schwarz, mit einem dezenten eingewebten Muster, das bei Bewegung leicht schimmerte. „Heißt das, du erwartest ein bestimmtes Outfit von mir?“

„Hmm... was du heute getragen hast, hat mir schon sehr gefallen. Das T-Shirt war süß, aber für heute Abend eher nicht passend...“ Er legte die Hände auf seinen Po und zog ihn so näher. „Die Hose könntest du aber wieder anziehen, die schien mir perfekt für deinen süßen Hintern, Honey.“

„U... und der Rest...?“ Kou entfuhr ein leises Stöhnen, als er mit den Zähnen an einer seiner Brustwarzen zog, während er seinen Hintern massierte.

„Überrasch mich... was ist eigentlich in dem großen Schuhkarton, den du mitgebracht hast...? Stiefel?“ Kazuki ließ die Lippen über seine Brust nach oben wandern und knabberte schließlich an seinem Hals.

„Hab... noch nicht reingesehen... Kazu... du kannst mich doch nicht... jetzt schon so scharf machen, wenn wir noch weg wollen... und ich mich irgendwie anziehen muss...“ meckerte er leise, drückte seinen Kopf aber fester an sich, so dass er ihn neu markieren konnte.

„Mhm... umso besser wird es später, Kätzchen.“ Er löste die Lippen mit einem Schmatzen von seinem Hals und küsste ihn gierig. „Geh dich anziehen, ich warte hier.“

Kou rutschte mit weichen Knien von seinem Schoß, seine knappe Unterwäsche versagte komplett bei der Aufgabe, seine Erektion zu verbergen. Das Klicken des Türschlosses ließ ihn eilig im Gästezimmer verschwinden, in dem er sich mit seiner Kleidung ausgebreitet hatte. Kurz darauf betraten Tetsuo und Hotaru die Wohnung, der Kleinere trug seinen blauen Plüschbademantel und hatte einen Stapel Kleidung auf dem Arm, eine große Tasche baumelte an seiner Ellenbeuge.

„Kou hat ihn gebeten, herzukommen“, erklärte Tetsuo auf Kazukis fragenden Blick. „Ist er im Gästezimmer?“

„Ja.“ Er stand auf und ging zur kleinen Bar, wo er zwei Gläser füllte, während der Blonde Hotaru den Weg wies.

„Danke. Wir werden uns beeilen, damit Sie nicht so lange warten müssen.“ Hotaru verbeugte sich kurz vor Kazuki, dann schob er die Tür zum Gästezimmer mit dem Ellbogen auf, um sie mit dem Fuß wieder zu schließen.

„Dass Kou so dringende Beratung braucht, überrascht mich, Kazuki.“ Tetsuo nahm ein Glas Whiskey entgegen und ließ sich auf einen der Sessel fallen. Er trug einen mattschwarzen Anzug mit einem silbergrauen Seidenhemd darunter, dessen obere Knöpfe er nicht geschlossen hatte, an der Brusttasche steckte wieder der Anstecker, den er tagsüber schon getragen hatte.

„Du weißt, wie er ist. Er macht sich immer Sorgen, nicht hineinzupassen, wenn er mit mir unterwegs ist und nach heute wahrscheinlich noch etwas mehr...“ Er trank einen kleinen Schluck und seufzte. „Wenn ich geahnt hätte, wie sehr es ihn aus der Bahn wirft, hätte ich mich da anders rausgeredet.“

„Das ist aber nicht dein Stil. Du punktest mit Ehrlichkeit, nicht mit einstudierten Floskeln, die einem eh niemand glaubt und spätestens jetzt kaufen sie dir jedes Engagement ab“, sagte der Blonde nüchtern, bevor er schmunzelte. „Kou hat sich unwahrscheinlich schnell wieder gefangen. Dass er dich vor aller Augen so anspringt, habe ich nicht erwartet. Du kannst ihm ruhig mehr zutrauen, er ist kein so zartes Pflänzchen, wie es manchmal scheint und er wird es dir sagen, wenn du übertreibst.“

Kazuki nickte leicht, ganz überzeugt war er noch nicht. Nicht, weil er Kou für schwach hielt, im Gegenteil, aber er war emotional und empathisch, was ihn hin und wieder selbst überforderte.

„Was davon war eigentlich abgesprochen?“ hakte Tetsuo nach.

„Nichts. Wir wussten nicht, wie hartnäckig er sein wird und haben uns entsprechend vorbereitet, aber dass es so kommt, war nicht das, womit wir gerechnet haben, auch wenn wir über die Möglichkeit nachgedacht hatten. Es war Sayuris Vorschlag, dass ich ehrlich antworte, wenn ich es für das Richtige halte, du weißt, wie pragmatisch sie ist.“

„Mhm... und wie ernst war ihr Einwurf mit dem Anwalt? Haruka hat Shiro übrigens die Ohren vollgejammert, dass sie sich neue Eltern sucht, ihr wärt superpeinlich und untragbar.“

„Da muss sie durch.“ Kazuki grinste über die Vorstellung, wie Haruka sich aufgeregt hatte. „Sayuri und ich haben die Option schon besprochen, aber bevor die Clan- und Konzernführung nicht exakt geklärt ist, so dass sie keine Nachteile hat, bleibt alles, wie es ist. Ich kann sie nicht hängen lassen, um meinen eigenen Kopf durchzusetzen.“

„Das ist verständlich. Kou ist dir sicher auch dankbar, wenn du erstmal nicht davon sprichst, denn das ist wohl etwas, das er wirklich nicht für sich vorsieht. Oder noch nicht“, sagte Tetsuo und betrachtete die Lichtreflektion in seinem Getränk.

„Was läuft da zwischen dir und Taniguchi?“

Der Blonde schaute Kazuki erstaunt an und schüttelte dann den Kopf. „Ich habe keine Ahnung, worauf du hinauswillst. Wir verstehen uns und er ist... du weißt, worauf ich stehe, das muss ich dir nicht erklären, Kazuki. Mehr kann ich nach der kurzen Zeit nicht sagen und du interpretierst Dinge rein, die nicht da sind.“

„Also findest du ihn nur heiß?“

„Absolut. Das wird sich aber nicht auf unsere Arbeit auswirken.“

 

Kous fröhliches Kichern war durch die geschlossene Tür zu hören, da es für eine Weile nicht aufhörte, kugelte er sich wahrscheinlich mit einem seiner seltenen Lachflashs über das Bett, das dort stand, während Hotarus leise Stimme versuchte, sich zu erklären. Die Männer im Wohnzimmer konnten die Worte nicht verstehen, schmunzelten aber, weil die beiden sich offensichtlich gut verstanden. Es vergingen noch einige Minuten, bis Ruhe im Raum nebenan einkehrte und noch einige mehr, bis die Tür geöffnet wurde. Tetsuo vergaß für einen Moment, wie Trinken funktionierte, als er Kou und Hotaru aus dem Gästezimmer kommen sah und er schüttete sich den Rest seines Getränks in den offenen Kragen, statt in seinen Mund. Dass Kou gut darin war, sich aufzubrezeln, wusste er, aber in Kombination mit Hotaru war das etwas ganz anderes.

Kou trug dieselbe schwarze Hose, die er tagsüber getragen hatte, die zuvor angehängten Hosenbeine waren abgetrennt, so dass von der sehr kurzen Hose nur die Gurte abgingen, die seine Oberschenkel im oberen Bereich umfassten. Der Rest seiner Beine steckte in einem Paar glänzender Overkneestiefel mit Plateausohle, sie endeten wenige Zentimeter unterhalb der Gurte und waren durchgehend geschnürt. Um das obere Drittel der Stiefel waren ebenfalls Gurte mit Schnallen befestigt. Sein Oberkörper war bis zum unteren Rippenbogen mit einem langärmeligen Netzshirt bedeckt, das er vorher wohl unter dem T-Shirt getragen hatte, darüber trug er einen Harness aus schmalen Lederbändern, der von den Schultern bis zur Taille reichte, die mehrfach umschlungen war. Um seinen Hals schlang sich ein zweireihiges Halsband mit einem Ring daran, seitlich davon gingen ebenso schmale Lederstreifen ab, die bis zu seinen Handgelenken reichten und seine Arme an mehreren Stellen umfassten. Die langen Haare trug er offen, er hatte sie jedoch an beiden Seiten des Kopfs entlanggeflochten, so dass seine Ohren freilagen und sich kein Haar in seinen Piercings verfangen konnte. Die wie Bernstein schimmernden Augen hatte er mit geschickt platziertem Eyeliner betont, der sie etwas schmaler wirken ließ.

Hotaru trug eine kurze schwarze Bundfaltenhose, der Saum war umgeschlagen, so dass er knapp unter seinem Po endete. Seine schlanken Beine steckten in Netzstrümpfen, die ihm bis zu den Oberschenkeln reichten, schmale Bänder gingen davon nach oben und verschwanden unter der Hose. Aus dem Hosenbund kam ein ebenfalls schwarzer, am Bein hoch ausgeschnittener Neckholderbody, er bestand er aus demselben Netzstoff wie die Strümpfe und war im Nacken mit einem Knopf geschlossen. Darüber trug er ein kurzes, langärmeliges Jackett, das mit versteckten Druckknöpfen daran befestigt war und vorne mit Häkchen geschlossen wurde. Dazu trug er schwarze Sneaker-Schnürstiefel aus Veloursleder. Die dunkelrot gefärbten Haare hatte er seitlich gescheitelt, sie fielen ihm in leichten Wellen über die rechte Gesichtshälfte, so dass der Undercut links sichtbar war, die olivgrünen Augen waren mit schwarzem Kajal umrandet. Da Hotaru nicht ohne kleine Farbkleckse in seiner Garderobe auskam, hatte er eine silberne Kragenkette mit kleinen Regenbögen an das Revers seines Oberteils geheftet, durch die kleinen Tunnel in seinen Ohrläppchen hatte er dazu passende Anhänger gefädelt.

„Oh... alles in Ordnung, Tetsuo?“ fragte Hotaru überrascht, als er sah, dass er sich seinen Whiskey in den Kragen geschüttet hatte. Er lief besorgt zu ihm, zog unterwegs ein Papiertaschentuch aus einer Box und beugte sich zu ihm, um ihn trocken zu tupfen. „Du wirst doch nicht etwa krank? Soll ich lieber fahren?“

Tetsuo atmete tief ein und bereute es sofort, da er damit eine Wolke von Hotarus teurem Tom Ford Parfum einsog, die ihn für einen Moment an alles denken ließ, nur nicht an Auto fahren und arbeiten.

„Alles gut. Danke, ich kann das auch allein.“ Er nahm ihm das Taschentuch ab und beseitigte die schlimmsten Flecken selbst, der Rest würde bald getrocknet sein. „Ich fahre, du hast den Lexus noch nicht gefahren, der ist ein bisschen größer als dein Honda.“

„Alles klar, größer als die S-Klasse des Oyabun ist er aber auch nicht, oder?“ entgegnete der Kleinere zwinkernd und trat einen Schritt zurück, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.

Kazuki zwang sich, ein Lachen zu unterdrücken, weil der rothaarige Wirbelwind seinen Adjutanten so aus der Fassung brachte. Er stand auf und drehte sich zu Kou um, der immer noch zwischen Gästezimmer und Sofa stand, ein wenig unsicher, wie immer, wenn er ein neues Outfit ausprobiert hatte. Er wartete auf seine Bestätigung.

Er überwand die Distanz und blieb vor ihm stehen, um ihn sich genau anzusehen. „Du... siehst großartig aus, Honey“, sagte er schließlich mit einem Schmunzeln, weil Kou sich sofort entspannte.

„Nicht zu viel...? Ich weiß, es ist keine Fetischparty, aber Nao hat... uns einfach so viel Zeug eingepackt...“ Er spielte nervös an dem goldenen Armreif an seinem linken Handgelenk, das ebenfalls goldene Bettelarmband schlug leise klickend dagegen.

„Auf keinen Fall zu viel, wenn du dich wohlfühlst.“ Kazuki legte die Arme um seine Hüften und zog ihn an sich, um die Stirn an seine zu lehnen und ihm in die Augen zu sehen. „Du wirst alle Blicke auf dich ziehen und weißt du, was das Beste daran ist...?“

„Hmm? Was denn, Kazu?“

„Dass spätestens nachher jeder weiß, dass du mir gehörst und nur mir allein.“ Er ließ seine Finger über den glatten Stoff seiner Hose gleiten und befühlte neugierig die seitlichen Nähte. „Sag mal... sind das Reißverschlüsse statt Nähte?“

„Hmm... vielleicht...“ Kou grinste vielsagend. „Kannst du ja später herausfinden, Daddy...“

Kazuki küsste ihn gierig. „Ich kann dir nicht versprechen, dass das ein langer Abend wird... so heiß, wie du aussiehst, könnte es gut sein, dass wir nur so lange bleiben, wie es gerade noch höflich ist, bevor ich dich noch an Ort und Stelle im Club ficke, was... der völlig falsche Ort dafür ist.“

„Ohh... ja... dafür ist das die falsche Party. Aber ich kann das öfter anziehen... für die richtigen Partys.“ Er schlang die Arme um seinen Nacken und schmiegte sich an ihn. „Wir sollten wohl besser los, bevor Tetsuo noch die Sicherungen durchbrennen...“

„Das will ich sehen...“ Kazuki warf einen kurzen Blick über seine Schulter, Tetsuo war mittlerweile aufgestanden und hatte sich etwas Wasser eingeschenkt. „Besonders viel fehlt da nicht mehr.“

Kou kicherte leise, dann ging er einen Schritt zurück und konzentrierte sich darauf, dass sein Blut sich nicht in seiner Hose sammelte, was nicht einfach war, weil er sich zu gut fühlte.

„Ich hole mir noch eine Jacke, dann können wir los.“ Er drehte sich auf dem Absatz um und lief in das Gästezimmer, um sich einen kurzen Blazer zu holen, den er anzog, um nicht gleich von Anfang an so nackt zu sein. Kazukis anerkennendes, leises Grollen, nachdem er ihm den Rücken zugekehrt hatte, war ihm nicht entgangen und es löste das bekannte, wohlige Kribbeln in seinem Bauch aus.

 

Während Tetsuo den Lexus aus der Parklücke fuhr, zog Kou Hotaru neben sich, schlang einen Arm um seine Taille und machte ein Selfie von ihnen beiden im grellen Licht der Beleuchtung. Er schickte es zuerst Nao, um dann während der Fahrt nach Shinjuku einen Beitrag zu erstellen, den er auf Twitter und Instagram teilte, mit Verlinkungen auf Naos Profile, um die versprochene Werbung umzusetzen.

 

Nao [19:31]: Himmel, seht ihr scharf aus. Leben die Tops noch?

Kou [19:32]: So halb... Kazuki hat sich gut unter Kontrolle, Tetsuo hat sich den Whiskey ins Hemd geschüttet (¬‿¬ )

Nao [19:32]: Und deine Nerven? Alles gut?
Kou [19:33]: Ich werd’s überleben... Bin ja gut behütet ▓▒░(°◡°)░▒▓

 

Er lehnte sich über die Mittelkonsole zu Kazuki, wo er den Kopf an seine Schulter legte, um ein Foto zu machen, das er Nao schickte. Sein Partner hob fragend eine Augenbraue.

„Für Nao. Damit er weiß, dass alles gut ist, er macht sich Sorgen, ob ich nicht vor Angst eingehe...“ erklärte Kou. „Diese Mittelkonsole ist wirklich unpraktisch, Kazu...“

„Was macht deine Angst?“ fragte er fürsorglich, während er mit den Fingerspitzen über seine Taille strich.

„Ist aushaltbar. Ich habe ja nichts zu befürchten, wenn du bei mir bist, Liebster.“ Er drückte ihm einen Kuss auf die Wange, dann setzte er sich wieder aufrecht hin, nachdem er der störenden Mittelkonsole einen ärgerlichen Blick zugeworfen hatte.

„Man kann die übrigens hochklappen...“ Kazuki grinste breit, dann entriegelte er mit einem Handgriff die Sicherung und klappte besagtes Stück zwischen den Rücksitzen hoch. Kou schnaubte empört, weil er selbst nicht daran gedacht hatte, dass das möglich sein könnte.

 

Tetsuo hielt das Auto kurz darauf vor dem Eingang eines Clubs, der der Miyamoto Company gehörte, die durch Sayuris Einsatz die diesjährige Sponsorenparty ausrichtete. Er und Hotaru stiegen zeitgleich aus, der Kleinere ging zur hinteren Tür auf der Beifahrerseite und öffnete sie, während Tetsuo einem von Sayuris Kobun, der am Rand gewartet hatte, den Schlüssel zuwarf, damit er das Auto parkte. Kazuki stieg aus und blinzelte für einen Moment gegen die auf ihn gerichteten Kamerablitze. Es war mehr Presse da, als er erwartet hatte, anscheinend hatte sich sein Auftritt vom Nachmittag schneller rumgesprochen als gedacht. Er drehte sich halb um und reichte Kou die Hand, der über die Sitze gerutscht war, damit er nicht um das Auto herumlaufen musste. Ein leises Raunen ging durch die versammelten Menschen, als er ausstieg, einige hatten wohl noch damit gerechnet, dass Sayuri ihn begleiten würde, doch sie wollte ihm den Abend überlassen und war zurück ins Anwesen gefahren. Kou drückte seine Hand leicht, als er elegant ausstieg, soweit seine Schuhe das zuließen. Kazuki legte den Arm um seine Taille, kaum dass er aufrecht stand und brachte die Lippen dicht an sein Ohr.

„Alles okay, Honey?“ flüsterte er.

„Mhm...“ Kou strich sich eine Haarsträhne über die Schulter zurück und straffte sich, dann schenkte er ihm ein zärtliches Lächeln. „Bringen wir das hinter uns, ich will ausprobieren, wie tanztauglich Naos Stiefel sind.“

Tetsuo und Hotaru blieben mit ernsten Mienen dicht hinter ihnen, als sie den mit regenbogenfarbigem Teppich ausgelegten Zugang zum Eingang des Clubs entlanggingen. Ein Sicherheitsmitarbeiter öffnete ihnen unter den neugierigen Augen der Wartenden in der Schlange die Tür und ließ sie ein. Drinnen wurden sie von einer Mitarbeiterin des Clubs empfangen, die sie zu einem abgetrennten Bereich brachte, der den Sponsoren vorbehalten war, nicht besonders weit von der Bar und der Tanzfläche entfernt. Kou sah sich mit großen Augen um, den Club kannte er noch nicht, auch wenn er schon häufiger in Shinjuku feiern gewesen war. Vor der kompakten Bühne, auf der ein DJ sein Mischpult aufgebaut hatte, befand sich eine mittelgroße Tanzfläche, die an einer Seite von der bunt funkelnden Bar gesäumt wurde, an den anderen Rändern waren Sitzecken und Stehtische aufgebaut, von einer Empore konnte man das Treiben von oben beobachten, auch dort befanden sich offensichtlich Sitzgelegenheiten, wie er durch das Gitter des Geländers erkennen konnte. Es war noch früh, die Party hatte noch nicht offiziell begonnen, auch wenn die meisten wichtigen Gäste schon da waren. Die Personen, die vorher Tickets erworben hatten, standen noch draußen und warteten auf den Einlass.

„Holst du uns etwas zu trinken, Tetsuo?“ fragte Kazuki den Blonden, der die anderen Gäste wie immer misstrauisch beäugte.

„Klar, das übliche?“

„Ja“, antwortete er, nachdem Kou bestätigend genickt hatte.

Tetsuo überließ die beiden Hotarus aufmerksamen Augen und schlenderte zur Bar, um Drinks zu organisieren.

„Onodera-san, ich muss mich noch einmal in aller Höflichkeit für meine Fragen heute Nachmittag entschuldigen“, sagte der Moderator der Talkrunde, Yuki, nachdem er sich von einer Gruppe Gäste getrennt hatte.

„Nicht der Rede wert, es schadet nicht, wenn jemand kritisch nachhakt, vor allem bei diesem wichtigen Thema“, entgegnete Kazuki jovial. „Yukimura-sensei haben Sie heute ebenfalls schon kennengelernt. Sie verstehen sicher, weshalb das Versteckspiel bisher notwendig war.“

„Da haben Sie uns ziemlich an der Nase herumgeführt.“ Yuki lachte fröhlich. „Sie arbeiten für ihn und sind sein Partner, Yukimura-sensei? In welcher Reihenfolge?“

Kou schaute kurz zu Kazuki, der ihn aufmunternd anlächelte. „Er hat mich zuerst für Illustrationen engagiert, das andere kam später. Wenn auch nicht sehr viel...“ Er lehnte sich an seinen Partner, die Situation kam ihm nach wie vor surreal vor und er war noch nicht sicher, was er davon halten sollte.

„Ich bin ja ein neugieriger Mensch, erzählen Sie ein bisschen von sich?“ fragte der Moderator.

„Später vielleicht. Ich bin es nicht gewohnt, so im Mittelpunkt zu stehen und erzähle nur ungern von meinem Privatleben“, blockte Kou seine Frage höflich ab.

„Selbstverständlich. Ich gehe mich mal um die anderen kümmern, bevor ich Sie zu sehr in Beschlag nehme. Wir sehen uns später sicher noch einmal, Yukimura-sensei, Onodera-san.“ Yuki verabschiedete sich grinsend, dann trippelte er davon zur nächsten Gruppe.

„Irgendwann... wische ich mit seinem Gesicht irgendeinen Tisch ab...“ murrte Tetsuo leise, nachdem er außer Hörweite war. Er war mit den Getränken zurückgekommen und hatte sie auf den Tisch gestellt. Neben Whiskey für Kazuki, Gin Tonic für Kou und seinem eigenen, alkoholfreien Drink, stand eine Dose Traubenlimonade auf dem kleinen Tablett, das der Barkeeper ihm mitgegeben hatte.

„Ich würde dich nicht aufhalten...“ Kazuki lotste Kou zur gepolsterten Bank und ließ sich mit ihm darauf nieder. „Aber Sayuri mag ihn, deshalb hat sie ihn engagiert. Und er ist beliebt bei allen möglichen Leuten, weshalb es unpraktisch wäre, wenn ihm etwas passiert, nur weil du und ich ihn nicht ausstehen können.“

Tetsuo ließ sich auf die andere Seite der halbrunden Bank fallen und klopfte neben sich, damit Hotaru sich ebenfalls setzte, zwischen ihn und Kou, dann verteilte er die Getränke. Die Traubenlimonade stellte er vor dem Rothaarigen ab, der ihn überrascht ansah.

„Was? Der Barkeeper hatte eine ganze Kiste davon hinter dem Tresen stehen, du magst das ekelhafte Zeug doch.“

„Ja, schon... Danke.“ Hotaru öffnete die Dose und trank einen kleinen Schluck. „Müssen wir die jetzt den ganzen Abend ertragen?“

„Ich hoffe nicht... in der Regel verteilt sich das noch und die meisten bleiben auch nur so lange, wie sie müssen“, antwortete Kazuki routiniert. „Ihr müsst euch auch nicht zurückhalten, wenn ihr die Haltbarkeit eurer Stiefel testen wollt.“

„Wir?“ Der Rothaarige schaute ihn überrascht an.

„Wenn Kou tanzen will, müssen Sie wohl oder übel mit, Taniguchi.“ Er grinste breit.

„Kazu... hör auf, ihn aufzuziehen.“ Kou piekte ihn in die Seite. „Aber er hat recht, wäre ja zu schade, wenn dein Outfit nicht zum Einsatz kommt, Hotaru, und ich will ganz sicher nicht nur hier rumsitzen. Ich kann aber auch Tetsuo mitnehmen, wenn du gar nicht willst...“

„Nein! Also... natürlich will ich, was eine Frage. Ich zwänge meinen Arsch doch nicht in dieses gar nicht mal so bequeme Outfit, wenn ich nicht wenigstens etwas Spaß damit haben will“, entgegnete er empört. „Und ihr werdet schon sehen, dass ich beides kann. Auf Kou aufpassen UND mir die Füße wundtanzen.“

Chapter 102

Summary:

„Tut mir leid, an der Bar ist die Hölle los. Ich habe euch auch gleich noch was mitgebracht“, sagte Hotaru und stellte neue Drinks auf den Tisch. „Ich habe dir Eistee mitgebracht, damit du dich nicht völlig abschießt, Kou, du hast nicht viel gegessen heute.“

„Danke, Arulein.“ Er drehte sich auf Kazukis Schoß um und angelte sich das große Glas, in dem ein gestreifter Strohhalm steckte, mit der anderen Hand reichte er das Whiskeyglas an seinen Partner weiter.

„Ich wusste nicht, ob du das gleiche nochmal willst, also habe ich blind auf der Karte einen der Drinks ausgewählt, Tetsuo. Das war hoffentlich okay.“ Hotaru stellte einen Rob Roy auf den Tisch vor ihm. „Ich fahre zurück, du kannst dich auch etwas entspannen.“

Kou verschluckte sich an seinem Eistee und hustete lautstark, als er den Drink sah und Tetsuos irritierten Blick über die Wahl. Hotaru drehte sich besorgt zu ihm um, setzte sich dann aber auf seinen Platz, als er ihm versicherte, dass alles in Ordnung war.

„Uhm... Danke. Habt ihr euch ausgetobt?“ Tetsuo nippte an seinem Drink und lehnte sich etwas im Polster zurück.

Chapter Text

Die Tanzfläche war brechend voll, nachdem die Party offiziell eröffnet worden war und der DJ die ersten Tracks abspielte. Tanzbar, laut und zwischendurch Songs, die fast jeder kannte und die gute Laune machten. Kou hielt es nicht lange auf seinem Platz, er hatte seinen zweiten Drink schnell getrunken, seine Jacke ausgezogen und dann Hotaru an der Hand hinter sich hergezogen, um die Tanzfläche unsicher zu machen. Weit bewegten sie sich aber nicht von den Sitzplätzen fort, Kazuki und Tetsuo hatten keine Mühe, die beiden in der Menge zu erkennen, sei es, weil Kou durch seine Größe hervorstach oder die beiden sich so ins Zeug legten, dass sich bald ein kleiner Freiraum um sie gebildet hatte, damit sie mehr Platz hatten. Falls es andere gab, die Interesse daran hatten, mit ihnen zu tanzen, ließen die beiden sie gekonnt abblitzen, Kou fokussierte sich komplett auf Hotaru und übernahm die Führung. Ein kurzer Blick hin und wieder zu den älteren Yakuza, um sich zu vergewissern, dass sie ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hatten, während er jederzeit Körperkontakt zu seinem Bodyguard aufrecht erhielt, sei es durch eine Hand auf seiner Hüfte oder seinen Fingern. Kou war selbst überrascht, wie gut er beim Tanzen mit Hotaru harmonierte, ähnlich war es ihm vorher nur mit Nao ergangen, der den Spaß dabei immer in der Vordergrund stellte. Mit Nao hätte er die beiden Älteren aber kaum so beeindrucken können, wie er es jetzt mit seinem rothaarigen Bodyguard tat.

„Oh... so ganz tanztauglich ist das Outfit nicht...“ murmelte Kou gegen Hotarus Ohr, nachdem er die Arme um seinen feuchten Nacken gelegt hatte. „Ich glaube, das muss ich erst richten, bevor es sich auflöst.“

Hotaru lachte leise. „Hat wohl keiner darüber nachgedacht, dass man sich so viel darin bewegt.“ Er ließ die Hände über Kous Hüften gleiten und zupfte an den Reißverschlüssen, die seine Hose seitlich verschlossen, um sie wieder richtig zu schließen. „Noch was?“

„Stiefel... Lass uns eine kurze Pause machen.“ Er nahm seine Hand und ging mit ihm zum Rand, wo etwas mehr Luft war.

„Lass mal sehen...“ Hotaru beugte sich vor und zupfte an den Schnallen, die die Bänder um den oberen Teil von Kous Stiefel verschlossen. Sie hatten sich etwas gelöst, so dass die Bänder halb heruntergerutscht waren, also zog er sie wieder fest und schob die Endstücke darunter. Mit den Fingerspitzen strich er über die glatte Haut an seinem Oberschenkel und prüfte dabei den Sitz der Gurte, die an der Hose befestigt waren, zupfte sie etwas zurecht und richtete sich dann wieder auf.

Kou grinste breit, als er ihn ansah.

„Was...?“

„Ich glaube... du hast da gerade einen sehr guten Ausblick geliefert...“ Er schlang die Arme um ihn und legte frech kichernd die Hände auf seinen Hintern, den er etwas drückte. „Wie sehr willst du Tetsuo heute eigentlich quälen...?“

Hotaru lehnte den Kopf an seine Schulter und summte leise. „Bis ihm die Sicherungen durchbrennen? Er... hat sich wirklich sehr zurückgehalten, die ganze Woche... ich bin mir nichtmal mehr sicher, ob er mich überhaupt noch scharf findet, oder ob das eine einmalige Sache war.“

Kou bewegte leicht die Hüften im Takt, so dass Hotaru sich mitbewegen musste, die Hände weiterhin auf seinem Hintern, der von der kurzen Hose und den Strümpfen mehr als betont wurde.

„Oh... er ist da... hm... ein bisschen eigen...“ Er strich mit den Lippen über sein Ohr. „Ich helfe dir... beschwer dich aber nicht, wenn du morgen weder sitzen noch laufen kannst...“

„Kou... mach das nicht, das... hat gefährliche Auswirkungen...“ jammerte er leise, Kous samtige, leise Stimme an seinem Ohr hatte ein leichtes Kribbeln über seine Haut geschickt, das sich zwischen seinen Beinen konzentrierte.

„Sorry... wobei... tut mir gar nicht leid...“ Kou grinste frech, dann bog er Hotarus Kopf ein Stück zurück und leckte über seine leicht geöffneten Lippen, während er über ihn hinwegsah und Kazuki und Tetsuo ansah, die sie sehr genau beobachteten. Da Hotaru sich instinktiv an ihn schmiegte, küsste er ihn innig, bis sich vor Sauerstoffmangel alles drehte und sie sich atemlos voneinander trennten.

„Fuck... du legst dich ja echt ins Zeug heute...“ Der Rothaarige kicherte euphorisch und erwiderte sein Grinsen erleichtert. Sie waren sich beide klar, dass zwischen ihnen nie mehr laufen würde, aber ein bisschen Spaß war erlaubt, um die aufmerksamen Tops herauszufordern, wobei er sich nicht sicher war, wie Kazuki damit umging, wenn sein Partner einfach andere küsste. Die Markierungen auf Kous hellbrauner Haut waren deutlich sichtbar, dass beide nicht nur Blümchensex hatten, war mehr als offensichtlich.

„Wir haben ja auch eine Mission... aber jetzt brauche ich erstmal was zu trinken, holst du uns was?“

„Sofort! Wenn du sitzt, allein läufst du hier nicht rum, Kou...!“ Hotaru drohte ihm verspielt mit dem Finger, in den Kou einfach lachend reinbiss, bevor er über die Absperrung neben der Tanzfläche kletterte um den Weg zur Sitzecke abzukürzen.

Kou ließ sich rittlings auf Kazukis Schoß fallen und schlang die Arme um seinen Nacken. „Hi.“

„Hi. Hast du Spaß?“ fragte er schmunzelnd.

„Mhm... hast du doch gesehen...“ Er rutschte ein Stück vor und lehnte den Kopf an seine Schulter. „Tanzt du auch noch mit mir...?“

„Hmmm... später vielleicht.“ Kazuki legte beide Hände auf seinen Po und massierte ihn sanft. „Was war das für eine Show?“

Kou kicherte gegen seinen Hals. „Hat’s dir gefallen?“

„Mhm... weißt du, wem noch?“

„Tetsuo?“

„Sehr, auch wenn er sich alle Mühe gibt, sich nichts anmerken zu lassen.“

„Tja dann... müssen wir wohl weiter machen, bis er seine Fassade aufgibt... nicht, dass er noch platzt, weil er dauergeil ist...“ Kou zog mit den Zähnen an seinem Ohrläppchen, das kleine Löcher aufwies, wie er dank seiner Kontaktlinsen schon vor einer Weile bemerkt hatte. Er grinste vor sich hin und stellte sich seinen Partner mit Piercings in den Ohren vor. „Kazu...?“

„Was ist? Brauchst du was? Taniguchi wartet noch an der Bar, dauert wohl länger...“

„Nein, alles gut. Hattest du noch andere Piercings als in den Ohren, mein liebster Bad Boy?“ Kou fühlte sich aufgedrehter, als es von zwei Drinks allein kommen konnte. Der ganze Tag, Kazukis Outing und die Zeit mit Hotaru hatten seine Gute-Laune-Akkus wieder aufgefüllt, wo sie zuletzt sehr leer gewesen waren.

„Mhm... das ist aber ein Thema für ein anderes Mal, Honey.“ Er zog ihn am Nacken zurück und küsste ihn innig. „Habe ich dir schon gesagt, wie heiß du heute aussiehst...?“

„Du meinst außer großartig und dass du Gefahr läufst, mich hier vor allen Augen zu ficken...? Nein, aber ich füge es der heutigen Komplimente-von-Kazu-Liste hinzu.“ Kou spürte, dass seine Nähe und seine belegte, leicht heisere Stimme, die immer seine Erregung zeigten, ihn nicht kalt ließen und rieb sich sacht an ihm.

„Tut mir leid, an der Bar ist die Hölle los. Ich habe euch auch gleich noch was mitgebracht“, sagte Hotaru und stellte neue Drinks auf den Tisch. „Ich habe dir Eistee mitgebracht, damit du dich nicht völlig abschießt, Kou, du hast nicht viel gegessen heute.“

„Danke, Arulein.“ Er drehte sich auf Kazukis Schoß um und angelte sich das große Glas, in dem ein gestreifter Strohhalm steckte, mit der anderen Hand reichte er das Whiskeyglas an seinen Partner weiter.

„Ich wusste nicht, ob du das gleiche nochmal willst, also habe ich blind auf der Karte einen der Drinks ausgewählt, Tetsuo. Das war hoffentlich okay.“ Hotaru stellte einen Rob Roy auf den Tisch vor ihm. „Ich fahre zurück, du kannst dich auch etwas entspannen.“

Kou verschluckte sich an seinem Eistee und hustete lautstark, als er den Drink sah und Tetsuos irritierten Blick über die Wahl. Hotaru drehte sich besorgt zu ihm um, setzte sich dann aber auf seinen Platz, als er ihm versicherte, dass alles in Ordnung war.

„Uhm... Danke. Habt ihr euch ausgetobt?“ Tetsuo nippte an seinem Drink und lehnte sich etwas im Polster zurück.

„Das war nur die erste Runde. Kou brauchte eine Pause.“ Hotaru schlug die Beine übereinander und kippte sich pinkfarbene Limonade in ein Glas, in dem ein gedrehter Glasstrohhalm steckte. „Was ist mit dir? Willst du den ganzen Abend hier rumsitzen?“

„Mal sehen, der Abend ist ja noch nicht vorbei.“ Er stützte den Ellbogen auf die Rückenlehne und schaute ihn von der Seite an. „Dann müssten wir die beiden aber allein lassen, alleine tanzen will ich nicht.“

„Siehst du die Bannmeile um diese Ecke? Hier traut sich keiner her, solange sie sitzen bleiben und so wie das aussieht, haben sie damit auch gar kein Problem.“ Er kramte seine Zigaretten aus der kleinen Tasche, die er mitgenommen hatte und angelte sich den Aschenbecher, der auf dem Tisch stand, bevor er sich eine anzündete. „Heißt das, du willst lieber mit mir tanzen als mit irgendwem, den du sonst finden könntest?“

„Bei dir weiß ich, dass du es kannst. Andere könnten da enttäuschen.“ Der Blonde zupfte den Kragen des Rothaarigen gerade, der etwas verrutscht war. „Das ist... eine interessante Kombination.“

Hotaru schnaubte. „Du wolltest doch, dass ich kurze Hosen zum Anzug trage, das ist der Kompromiss.“

„Das ist kein Anzug, das ist...“

Olivgrüne Augen, die ihn abwartend ansahen, während er die richtigen Worte suchte.

„...besser als ein Anzug.“ Er stürzte den Rest des Drinks herunter und klemmte sich ebenfalls eine Zigarette zwischen die Lippen, die er sich anzündete, indem er sich halb von ihm wegdrehte, sein Feuerzeug versagte ihm aber den Dienst.

Hotaru zupfte an seinem Ärmel, bis er sich zu ihm drehte. „Ist dein Feuerzeug kaputt?“

„Scheint so...“

„Hotaru, kommst du... eben mit aufs Klo?“ Kou stand von Kazukis Schoß auf.

„Moment, lass mich eben...“ Der Angesprochene schaute kurz auf seine angefangene Zigarette, dann hielt er sie wortlos Tetsuo hin. „Ich nehme mir später eine von deinen.“ Er rutschte über seinen Schoß, damit er aufstehen konnte und verschwand mit Kou in Richtung der Toiletten.

 

„Du siehst aus, als hättest du wochenlang abstinent gelebt, Tetsu. So schlimm? Dabei ist es doch erst eine Woche her, seit ihr...“ Kazuki lehnte sich etwas vor und beobachtete ihn amüsiert.

Tetsuo grummelte. „Er konnte zwei Tage nicht richtig sitzen, also habe ich mich zurückgehalten... und dabei hat er fast jede Nacht bei mir geschlafen, weil sein Zimmer noch so chaotisch ist.“

„Du hast dich also selbst gefoltert, um ihn zu schonen, verstehe.“ Er nahm ihm die Zigarette aus den Fingern und zog kurz daran, bevor er sie ihm wieder zurückgab. „Warum hat er sein  Zimmer nicht aufgeräumt? Ein großer Teil davon ist doch jetzt bei Kou.“

„Eventuell habe ich ihm letzten Samstag gesagt, dass er bei mir schlafen kann, solange Chaos in seinem Zimmer herrscht. Ist ja genug Platz und Aoi stört es auch nicht...“ Der Blonde lief leicht rosa an, als wäre ihm erst jetzt etwas klar geworden. „Ugh... ich hätte mich nicht zurückhalten müssen, oder?“

Kazukis Grinsen wurde breiter, er amüsierte sich köstlich über das Dilemma seines besten Freundes.

„Du weißt, was der Drink bedeutet?“ fragte er, sich ein Lachen verkneifend.

„Natürlich. Und er ist so hart gekommen dabei. Ich bin es einfach nicht gewohnt, jemanden wie ihn ständig um mich zu haben, Kazuki.“ Er raufte sich die Haare. „Andere habe ich ein- bis dreimal gesehen und dann war es gut und jetzt... springt ein niedlicher, unverklemmter Twink seit fast einem Monat in meiner Wohnung herum und ich bin froh, wenn ich noch weiß, wie die Kaffeemaschine funktioniert.“

„Du bist es nicht gewohnt, mit dem Schwanz zu denken, ja...“ Er hob eine Augenbraue, als eine Benachrichtigung auf Tetsuos Handy aufpoppte, das auf dem Tisch lag.

Tetsuo nahm es in die Hand, entsperrte das Display und tippte auf die Nachricht. Seine Augen wurden groß und er atmete geräuschvoll durch die Nase aus. „Ich glaube... ich brauche noch einen Drink, oder zwei.“

„Zeigen.“ Kazuki tippte mit den Fingerspitzen auf den Tisch, bis er ihm das Handy reichte. Er drehte es um und ließ einen leisen Pfiff hören bei dem Anblick, der ihm präsentiert wurde. Die Nachricht war von Hotaru, mit angehängtem Bild und zeigte seinen wohlgeformten Hintern in einer knapp geschnittenen, schwarzen Unterhose, die ein Stück hochgezogen war, die Haltebänder der Netzstrümpfe verschwanden darunter und kamen oberhalb wieder heraus, wo sie an kleinen Ösen am Body befestigt waren. Auf der Stoff der Panty war ein Aufdruck in roten Buchstaben: „Take these off and FUCK me!“

„Also... soll er dich noch mit einem Zaunpfahl erschlagen oder merkst du es selbst, Tetsu?“ Er gab ihm das Handy wieder zurück.

„Da sind wir wieder“, flötete Kou fröhlich und ließ sich auf das Polster neben Kazuki fallen, Hotaru blieb stehen.

Tetsuo schluckte trocken. „Wie lange wollt ihr noch bleiben?“

Kazuki legte grinsend einen Arm um Kous Schultern und strich über seinen Oberarm, er hatte das Jackett ausgezogen, so dass der Harness mit den gekreuzten Lederbändern auf seinem dunkelroten Hemd gut sichtbar war. „So zwei bis drei Stunden kriegen wir sicher noch rum, es macht doch gerade Spaß.“

„Oh ja... Kazu war auch noch nicht mit mir tanzen, vorher gehe ich nicht.“ Kou trank den Rest seines Eistees. „Hotaru wollte auch unbedingt nochmal tanzen, wir mussten vorhin ja leider aufhören.“

„Ja, ganz genau. Du solltest Nao sagen, dass die Stiefel und die Hose nicht tanztauglich sind. Kann ja nicht sein, dass die sich einfach von selbst öffnen.“ Der Rothaarige nickte impulsiv.

„Das nächste Mal tauschen wir einfach, okay? Ich muss sagen, der Body hat was...“ Kou streckte die Hand aus und strich mit den Fingern über Hotarus Bauch, der von dem Netzstoff bedeckt war.

Tetsuo stand hastig auf und legte die Hand auf die schmale Schulter des Rothaarigen. „Wenn ihr noch tanzen wollt, solltet ihr das jetzt tun. Die Musik wird sicher nicht besser, je weiter der Abend fortschreitet.“

Hotaru schaute keck zu ihm hoch. „Und du? Spielst du Kindermädchen?“

Der Blonde erwiderte seinen Blick mit einem schiefen Grinsen. „Das kann ich auch fünf Meter von hier entfernt. Los!“ Seine Hand rutschte über seinen Rücken nach unten und schob ihn zielstrebig vor sich her zur Tanzfläche.

Kou und Kazuki folgten ihnen, da Kou sich die Chance nicht entgehen lassen wollte, mit seinem Partner zu tanzen, was er sich bei jedem seiner Partyausflüge gewünscht hatte, seit er ihn kannte, ohne zu wissen, ob er es überhaupt konnte. Doch er wurde nicht enttäuscht, Kazuki schien die Gelegenheit ebenso willkommen zu heißen wie er und strich mit den Händen über seine Taille und seine Hüften, während sie sich gemeinsam im Takt bewegten. Kou hatte nicht gedacht, dass der Tag noch besser werden konnte, aber zusammen mit ihm in einem Club zu viel zu lauten Dance-Remixes zu tanzen, setzte dem Ganzen noch die Krone auf.

Hotaru und Tetsuo gaben sich Mühe, die beiden zumindest aus dem Augenwinkel im Blick zu behalten, während sie sich von der Musik leiten ließen. Der Rothaarige ließ nicht zu, dass Tetsuo ihn auf irgendeine Weise festhielt, sondern glitt grinsend um ihn herum, sobald er es versuchte. Er war froh, dass er die flachen Stiefel angezogen hatte, so war er wendig genug, ihn einfach weiter zu locken und ihm allerhöchstens eine kleine Berührung hier oder da zukommen zu lassen. Er hatte allerdings nicht mit seinen schnellen Reflexen gerechnet, als es ihm schlussendlich zu bunt wurde und er ihn am Handgelenk festhielt, um ihn an sich zu ziehen, die andere Hand auf seinem unteren Rücken, dicht über seinem Hosenbund. Hotaru entfuhr ein leiser, überraschter Seufzer, als er von der Brust bis zur Hüfte gegen ihn stieß und er tatsächlich den Schneid besaß, eines seiner Beine zwischen seine zu schieben. Nicht fest, aber spürbar durch den weichen Stoff seiner Hose. Der Kleinere krallte die Finger in den glatten Seidenstoff seines Hemds, das dieselbe Farbe wie die Augen des Blonden hatte und überließ sich seiner Führung, als die Musik etwas langsamer wurde, dafür umso intensiver.

Erhitzte Körper, die sich aneinanderschmiegten, Tetsuos Hände brannten auf der entblößten Haut seiner Taille, es hätte Hotaru wenig gewundert, wenn er ihm an Ort und Stelle die Klamotten vom Leib gerissen hätte und über ihn hergefallen wäre, gestört hätte es ihn ebenso wenig. Selbst wenn die Anziehung rein körperlich war, überwältigte sie ihn und er hätte in diesem Moment alles mit sich machen lassen, solange nur Tetsuo es tat. Er ließ die Hüften zur Musik kreisen und versuchte gleichzeitig, sein Hirn nicht völlig von ihm einnehmen zu lassen, schließlich arbeitete er nach wie vor und hatte seine Pflicht zu erfüllen. Das erforderte so viel seiner Aufmerksamkeit, dass er überrascht aufschrie, als Tetsuo ihn mit einem ungeduldigen Grunzen hochhob und sich über die Schulter warf.

„Kazuki!“ rief er seinem Boss entgegen. „Also ich fahre jetzt. Wenn ihr mitfahren wollt, solltet ihr euch losreißen und eure Sachen holen.“

Kou lugte um Kazuki herum und musste sich ein Lachen verkneifen. Hotaru hing wie ein Sack Reis über Tetsuos Schulter und schien etwas fassungslos über den Wechsel seiner Position zu sein, so dass er nicht einmal auf die Idee kam, sich zu beschweren. Der Blonde hatte den Arm um seine Oberschenkel geschlungen und hielt ihn so fest, während er sich in Richtung Sitzecke in Bewegung setzte, wo noch ihre Taschen und Jacken lagen.

„Uhm... tanzen wir zuhause weiter, Kazu?“ Er knabberte an seiner Unterlippe.

„Wäre wohl besser, sonst muss ich morgen ein ernstes Wort mit Tetsuo reden, dass er uns wirklich einfach so hier lassen will...“

Kazuki legte den Arm um seine Taille, bevor sie Tetsuo folgten, der ihnen die Jacken und Hotarus Tasche in die Hände drückte und zielstrebig auf den Ausgang zuging. Draußen musste er den Rothaarigen notgedrungen absetzen, damit sie ins Auto steigen konnten, das auf einem Parkplatz in der Nähe stand. Hotaru streckte auffordernd die Hand in seine Richtung aus und schaute ihn abwartend an, bis er ihm den Schlüssel hineinlegte, da er als einziger keinen Alkohol getrunken hatte.

„So, rein mit euch! Mein Arsch hat offensichtlich noch die Option auf mehr Party“, sagte er kichernd, bevor er auf der Fahrerseite einstieg. „Scheiße, du bist echt viel zu groß, Tetsuo.“ Er befasste sich einen Moment mit der elektrischen Steuerung des Fahrersitzes, bis er ihn auf seine Größe eingestellt hatte und Pedale sowie Lenkrad bequem erreichen konnte.

„Fahr einfach“, brummte der Blonde ungeduldig.

„Wenn ich drankommen würde...!“ Er drohte ihm mit dem Zeigefinger, den er mit dem Mund einfing, um ihn gründlich abzulutschen.

„Fahr...!“

Kou rutschte über die Rücksitze auf Kazukis Schoß und schob ihm gierig die Zunge in den Mund, während Hotaru all seine Konzentration aufwendete, den Wagen durch die Straßen zurück nach Asakusa zu lenken.

„Kazu... Die Fahrt dauert fünfundzwanzig Minuten, wenn Hotaru sich an die Regeln hält... fick mich...“ verlangte er heiser. „Bitte, Daddy... das habe ich mir verdient...“

„Hast du das, Kätzchen...? Dreh dich um und zeig mir, was du willst...“

Kou drehte sich geschickt auf seinem Schoß um, so dass er ihm den Rücken zuwendete, er platzierte seine Unterschenkel links und rechts von ihm auf dem Sitz und beugte sich soweit vor, wie es ging, dann öffnete er die seitlichen Reißverschlüsse der kurzen Hose, so dass sie nur noch von den Gurten um seine Oberschenkel gehalten wurde und er ihm seinen nackten Hintern präsentierte. Mit einer Hand stützte er sich am Beifahrersitz vor ihm ab, mit der anderen zog er das schmale Stück Stoff seines knappen Strings zur Seite und fuhr mit den Fingerspitzen über seinen Anus, der feucht glänzte.

„Du bist vorbereitet...? Seit wann?“ Kazuki hielt sein Handgelenk fest und strich mit seinen eigenen Fingern über den weichen Muskel, bevor er mit zweien in ihn eindrang, was ihm ein leises Stöhnen entlockte.

„Bevor... wir tanzen waren... hnnn...“ Kou drückte die Stirn an seinen Unterarm und drängte sich seinen Fingern entgegen. „Hotaru hatte... Gleitgelkapseln dabei... bist du zufrieden, Daddy?“

„Mehr als das...“

Er hielt Kou im Blick, der ihn mit feuchten Bernsteinaugen über die Schulter ansah, während er mit wenigen Handgriffen seine Hose öffnete und seinen harten Penis auspackte. Sein jüngerer Partner biss sich seufzend auf die Unterlippe, als er ihn sah und zuckte leicht mit den Hüften, in Erwartung dessen, worauf er sich freuen konnte. Kazuki zog ihn an der Hüfte ein Stück zurück und dirigierte ihn über seinen Penis, den er an der nicht zu knappen Menge Gleitgel anfeuchtete, bevor er stöhnend in ihn eindrang. In Gedanken entschuldigte er sich bei Tetsuo, der sicherlich in dieser Situation mehr als litt, aber er war niemand, der sich so eine Gelegenheit entgehen ließ und Kou fühlte sich einfach zu gut an. Er hielt ihn am Oberschenkel fest, um ihn bei seinen Bewegungen zu unterstützen, allerdings erledigte Kou dies fast allein. Er bewegte geschickt die Hüften und ritt ihn stöhnend, die Lippen nach wie vor an seinen Unterarm gepresst, um nicht völlig zu eskalieren, wie er es sonst tat. Kazuki griff mit einer Hand um ihn herum und befreite seinen tropfenden Penis von dem knappen Stoff der Vorderseite, dann legte er die Finger fest um die Wurzel, streichelte sanft darüber im Rhythmus mit Kous Bewegungen. Die Aufregung des ganzen Tages und die vergangenen, intensiven Stunden, ließen sie beide innerhalb von Minuten dem Höhepunkt näher kommen. Kou zögerte es hinaus, indem er sich langsamer bewegte, was Kazuki nur ungeduldig werden ließ, so dass er schließlich die Führung übernahm und schnell und fest in ihn hineinstieß, bis sie beide heiser stöhnend kamen. Der Jüngere ergoss sich in Kazukis Hand, die er immer noch um seinen Penis gelegt hatte, während dieser sein heißes Sperma in ihn pumpte und ihn fest umschlungen hielt, bis sie beide die Wellen ihrer Erregung überwunden hatten.

„Ihr... seid wirklich unverbesserlich...“ sagte Tetsuo mit einem grollenden Unterton in der Stimme, er warf einen kurzen Blick zu Hotaru, der hochkonzentriert durch die hell erleuchteten Straßen fuhr und schließlich in die Seitenstraße abbog, in der sich die Zufahrt zur Tiefgarage des Hauses befand, in dem sie wohnten.

Der rothaarige Bodyguard parkte die Limousine auf dem Parkplatz neben dem Aufzug und ließ erleichtert stöhnend die Stirn ans Lenkrad sinken.

„Tetsuo...“ sagte er leise seinen Namen.

„Was...?“ Der Blonde warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel, um zu sehen, dass Kou und Kazuki sich notdürftig wieder anzogen, damit sie aussteigen konnten.

„Wenn du mich jetzt nicht fickst, nehme ich dir das wirklich übel...“

Chapter 103

Summary:

„Die Stiefel... lass sie an“, forderte Kazuki mit belegter Stimme, der Blick seiner dunklen Augen war intensiv und gierig.

„Ohh... du stehst drauf, Daddy...?“ Kou schmiegte sich an ihn und leckte über sein Ohr. „Willst du... mich ficken, während ich sie trage? Bist du tatsächlich so verdorben, Ka-zu-ki?“

Der Ältere griff mit beiden Händen nach seinem Po und drückte ihn fest, mit einem auffordernden Zug nach oben bedeutete er ihm, die Arme um seinen Nacken zu legen, so dass er ihn hochheben konnte, die langen Beine um seine Hüften gelegt.

„Du weißt, wie verdorben ich bin, Kätzchen...“ raunte er in sein gepierctes Ohr. „Und du bist es nicht weniger... aber du wolltest tanzen, wenn wir zuhause sind.“

„Mhm...“

Chapter Text

Kou schlug Tetsuo lachend auf den Hintern und rief ihnen ein fröhliches „Viel Spaß!“ hinterher, bevor er auf den Knopf zum Schließen der Aufzugstüren drückte. Alle vier waren froh, dass sie die Möglichkeit hatten, den Aufzug zu priorisieren, so dass er ohne Unterbrechung in die oberen beiden Stockwerke fuhr, die Kazuki und Tetsuo bewohnten, da keiner wirklich präsentabel war. Kou spürte ein dünnes Rinnsal Sperma an seinem Bein herunterlaufen, wo es in den Schaft des Stiefels sickerte, er blickte kurz in die glatt polierte Wand des Aufzugs und bemerkte grinsend, dass er so aussah, wie er sich fühlte: frisch gefickt und immer noch erregt. Kazuki schob ihn bestimmt auf den Flur, sobald sich die Türen wieder geöffnet hatten und dann in seine Wohnung, wo er sein Jackett auf einen Haken warf und die Schuhe abstreifte. Kou griff instinktiv nach unten, um den langen Reißverschluss der Stiefel zu öffnen, bis er ihn festhielt.

„Die Stiefel... lass sie an“, forderte Kazuki mit belegter Stimme, der Blick seiner dunklen Augen war intensiv und gierig.

„Ohh... du stehst drauf, Daddy...?“ Kou schmiegte sich an ihn und leckte über sein Ohr. „Willst du... mich ficken, während ich sie trage? Bist du tatsächlich so verdorben, Ka-zu-ki?“

Der Ältere griff mit beiden Händen nach seinem Po und drückte ihn fest, mit einem auffordernden Zug nach oben bedeutete er ihm, die Arme um seinen Nacken zu legen, so dass er ihn hochheben konnte, die langen Beine um seine Hüften gelegt.

„Du weißt, wie verdorben ich bin, Kätzchen...“ raunte er in sein gepierctes Ohr. „Und du bist es nicht weniger... aber du wolltest tanzen, wenn wir zuhause sind.“

„Mhm...“

Kazuki trug Kou ins Wohnzimmer, wo er ihn wieder absetzte und die oberen Knöpfe seines Hemds lockerte. Er zog das Handy aus der Hosentasche, startete eine Playlist und ging um Kou herum, der ihn aufmerksam beobachtete. Aus den klug im Raum verteilen Lautsprechern klang kurz darauf Depeche Mode, eine seiner Lieblingsbands, wenn er nicht Combichrist, Nine Inch Nails, Aesthetic Perfection oder ähnliches hörte, allerdings bisher noch nicht aktiv mit Kou zusammen, wenn man die Autofahrt nach Nagano nicht mitzählte, wo die Musik mehr Hintergrundbeschallung gewesen war als alles andere.

„Willst du noch etwas trinken?“ Er strich mit den Fingerspitzen an Kous Wirbelsäule entlang, was eine Gänsehaut bei ihm auslöste, dann schob er die langen Haare zur Seite und hauchte einen Kuss auf seinen Nacken. Die andere Hand legte er auf seine Hüfte und zog ihn an sich, so dass er seine Erektion durch den Stoff seiner Hose spüren konnte, die er gegen seinen festen Po drückte. Kazuki hatte sich lange nicht so befreit gefühlt, fast berauscht, obwohl er für seine Verhältnisse wenig getrunken hatte. Kous gute Laune war ansteckend, auch wenn er mittlerweile das Gefühl hatte, dass sie sich gegenseitig hochpushten.

„Hmmm... ein bisschen, machst du mir was...?“ Kou streckte die Arme über den Kopf und strich mit beiden Händen über den Hinterkopf des Älteren, dann bewegte er kurz die Hüften im Rhythmus der Musik, bevor er sich von ihm löste. „Ich geh kurz ins Bad.“ Er ließ ihn allein, um seine mittlerweile übervolle Blase zu leeren, sich kurz, aber gründlich, zu waschen und die Kontaktlinsen loszuwerden, da er sie nicht mehr brauchte. Die kurze Hose und das Netzshirt zog er schlussendlich aus und warf sie in einen Eimer neben dem Waschbecken, um sich am nächsten Tag um die Flecken darin zu kümmern, so dass er bei seiner Rückkehr nur noch den knappen String, Halsband und den Harness an Brust und Armen zu seinen Stiefeln trug.

Kazuki reichte ihm ein Glas Gin Tonic, da er schon getrunken hatte, war die Mischung nicht ganz so stark, wie er sie sonst machen würde. Kou schenkte ihm ein dankbares Lächeln, trank einen Schluck und schloss kurz die Augen, um die Musik auf sich wirken zu lassen. Dass Kazuki eine seiner Playlists mit ihm teilte, war bisher noch nicht vorgekommen, umso interessanter fand er es, was sein Partner so hörte. Tanzen konnte er zu allem, was er jetzt auch tat, das Glas in der einen Hand, die andere streckte er nach Kazuki aus, der sie ergriff und ihn an sich zog, während sie sich zum Takt der Musik bewegten.

 

Kou stellte sein geleertes Glas auf den Tisch, drehte sich zu ihm um und öffnete mit flinken Fingern die restlichen Knöpfe seines Hemds, bevor er es ihm umständlich über die Arme nach unten zog, damit er es ausziehen konnte, ohne den Lederharness ausziehen zu müssen, den er furchtbar heiß fand. Er strich mit den Fingerspitzen über die tätowierte Brust und die Chrysanthemen auf den Seiten, dann griff er mit den Händen nach seinem Gürtel, um seine Hose zu öffnen, die er schließlich auszog, so dass er nur noch seine Unterwäsche trug. Kazukis Hände waren überall auf seinem Oberkörper, der mittlerweile von einer dünnen Schweißschicht überzogen war. Kou schob ihn rückwärts zum Sofa, so dass er sich darauf niederließ, er selbst blieb vor ihm stehen, weiterhin in Bewegung. Kazuki legte die Arme auf der Rückenlehne ab und schmunzelte anerkennend.

„Tanzt du für mich, Kätzchen...?“ fragte er heiser.

„Mhm...“ Kou beugte sich über ihn und leckte über seine Lippen. „Eigentlich... wollte ich das erst an deinem Geburtstag tun, Daddy... aber da ich an dem Tag nicht hier bin, ziehe ich das einfach vor...“

„Wie lieb von dir...“ Er zog sacht an einem seiner Nippelpiercings, bevor der Jüngere sich wieder aufrichtete und die Hüften kreisen ließ. Das gedimmte Licht im Raum brach sich auf dem schwarzen Lack der oberschenkelhohen Stiefel, die seine langen Beine betonten, die roten Steine in den goldenen Piercings in seinen Brustwarzen funkelten mit Kous bernsteinfarbenen Augen um die Wette, der ihn keck ansah, während er für ihn tanzte und nur für ihn. Im Club hatte er ihn dabei beobachtet, wie er sich beim Tanzen nach und nach entspannte, es war offensichtlich, dass es etwas war, das ihm viel Spaß machte und wahrscheinlich die einzige Gelegenheit, bei der er kein Problem damit hatte, im Mittelpunkt zu stehen, denn das tat er, sobald er seinen Körper zu welcher Musik auch immer in Bewegung setzte.

„Woran denkst du, Daddy...?“ fragte Kou mit seiner samtigen Stimme, die rauer wurde, wenn er sich anstrengte oder erregt war und das war er, unübersehbar, da der knappe String viel zu wenig Stoff besaß, um seine Erektion zu verbergen, die vom Bund an seinen flachen Bauch gedrückt wurde.

Kazuki legte den Kopf schief und schaute ihn unter halb geschlossenen Lidern an. „Dass ich dich ficken will, bis du schreist, Kätzchen... während du diese Stiefel trägst.“

Kou grinste lüstern und rutschte halb auf seinen Schoß, um ihn mit einem mehr als heißen Lapdance noch schärfer zu machen, als er sowieso schon war. Kazuki hielt ihn mit beiden Händen an der Hüfte fest, als er ungeduldig wurde, dann zog er fest an dem dünnen Stoff des Strings, bis die Nähte mit einem reißenden Geräusch nachgaben, die Überreste warf er auf den Boden. Mit den Zähnen kratzte er über die zarte Haut von Kous Brust, dann leckte er fest über seine gepiercten Brustwarzen, was ihm ein süßes Stöhnen entlockte, das lauter wurde, je mehr er sich ihnen widmete. Er löste die Lippen mit einem leisen Schmatzen von ihm und begutachtete sein Werk zufrieden, seine Brustwarzen schimmerten rosig, nass und waren leicht geschwollen. Kous Atem ging stockend, sein harter Penis lief etwas aus und hinterließ eine feuchte Spur auf seinem Bauch. Kazuki strich mit den Händen von seiner Hüfte über seinen Rücken nach oben und fühlte stabile O-Ringe auf dem hinteren vertikalen Band seines Harness, er hatte sie schon gesehen, aber nicht erwartet, dass die Konstruktion so stabil war. Er ergriff das Band und zog Kous Oberkörper damit zurück, der sich mit den Händen auf seinen Knien abstützte.

„Hat es einen anderen Grund außer die Optik, dass du das alles angelassen hast, Kätzchen?“ fragte er leise, mit der anderen Hand strich er über seinen Arm nach unten zu seinem Handgelenk, um das sich auf beiden Seiten ein breiteres, fesselähnliches Band schlang, ebenfalls mit einem stabilen Ring versehen.

Kou erwiderte seinen Blick mit feuchten Augen. „Natürlich nicht... benutz mich, Daddy... fick mich, bis wir Sterne sehen...“

Kazuki ließ ein tiefes Grollen hören, dann stand er mit ihm zusammen auf und trug ihn mühelos ins Schlafzimmer, wo er ihn aufs Bett warf. Er entledigte sich seiner Unterhose, zog einige kurze Seile und andere Dinge aus einer Schublade daneben, dazu Gleitgel und einen verstellbaren Penisring aus festem Silikon. Er hatte noch andere, stabilere, aber es wäre unmöglich gewesen, einen von ihnen über seine mittlerweile mehr als harte Erektion zu ziehen, weshalb er sich mit der Alternative begnügte, die ihren Zweck erfüllte. Kou beobachtete ihn mit großen Augen, während er sich selbst präparierte, damit er auch wirklich so lange durchhielt, bis sich sein jüngerer Partner auf der Matratze verflüssigte.

„Umdrehen...“ befahl er leise.

„Ja, Meister...“ Kou rutschte auf die Knie und drehte ihm mit erhobenem Oberkörper den Rücken zu, die Unterarme winkelte er gehorsam hinter seinem Rücken an.

Kazuki genoss die Aussicht für eine Weile, dann fädelte er eines der Seile durch die Ringe an seinen Handgelenken, verknotete sie miteinander und zog sie dann daran hoch, bis er den obersten Ring des Harness erreichte, der sich zwischen Kous Schulterblättern befand, um das Seil daran zu befestigen, das er zusätzlich noch zweimal um seinen Oberkörper wickelte. Er ließ ihm etwas Zeit, sich an die Haltung seiner Arme zu gewöhnen, bis er ihm mit einem Piece-Zeichen das Signal gab, dass alles in Ordnung war. Mittlerweile hatte er gelernt, dass er nicht sprechen durfte, wenn er es ihm nicht erlaubte, während die Rollen eindeutig verteilt waren und meistens hielt er sich daran.

„Du bist so ein gehorsames Haustier, Kou...“ Er kniete sich hinter ihn auf die Matratze und zog ihn mit einer Hand um seinen Hals an sich. „Was würden deine Follower sagen, wenn sie dich so sehen könnten, hm? Nackt, mit absolut verbotenen Stiefeln und so erregt, dass du ausläufst und tropfst... Vollkommen verdorben...“ sprach er leise in sein Ohr. „Dein ganzes Outfit schrie so laut „Fick mich“, dass ich dich am liebsten schon gepackt hätte, als du mit Taniguchi aus dem Gästezimmer gekommen bist... völlig egal, dass wir erwartet wurden... seitdem hatte ich keinen anderen Gedanken als meinen Schwanz in deinem süßen Arsch, Kleiner...“

Das Licht im Schlafzimmer war nur schwach, dennoch konnte Kou ihre Reflektion in den Spiegeltüren des Kleiderschranks sehen, Kazuki hinter ihm, die heißen Lippen an seinem Ohr, einen Arm besitzergreifend um seine Brust geschlungen, die Finger locker um seinen Hals gelegt, so dass er mit der Position seiner Arme den Rücken durchdrückte und sein harter Penis noch mehr im Fokus stand.

„Mund auf...“

Kou gehorchte und riss überrascht die Augen auf, als er einen mit Leder umwickelten Ring zwischen seine geöffneten Lippen legte und mit zwei Bändern in seinem Nacken befestigte. Selbst wenn er gewollt hätte, hätte er seinen Mund so unmöglich schließen können, von Sprechen ganz zu schweigen, und er spürte kurz darauf, wie ihm der Speichel von den Lippen tropfte und über sein Kinn lief.

„Ahh...“ entfuhr es ihm.

„Du weißt, wie du dich meldest, wenn es zu unangenehm wird...“ erinnerte Kazuki ihn zärtlich, woraufhin Kou bestätigend nickte. „Aber tritt mich nicht zu fest, die Stiefel sind schwer...“

Kou entfuhr ein ersticktes Lachen, das sich zu einem Stöhnen wandelte, weil sein Meister mit drei angefeuchteten Fingern in ihn eindrang und seine Prostata massierte, dass er vornüber gekippt wäre, hätte er ihn nicht festgehalten. Zur Vorbereitung wäre das nicht nötig gewesen, er war mehr als bereit, ihn in sich aufzunehmen, aber Kazuki ließ sich gerne Zeit, wenn er ihm wehrlos ausgeliefert war. Er spürte einen vierten Finger in sich, nur sein Daumen lag noch stabilisierend direkt hinter seinen Hoden. Die Leere, die seine Finger in ihm hinterließen, als Kazuki seine Hand zurückzog, war spürbar. Er wimmerte leise, hungrig nach mehr, so dass er das leise Klacken nicht merkte, mit dem Kazuki einen stabilen Karabinerhaken um das Seil schloss, das seine Handgelenke verband. Der Ältere streckte sich nach oben und hakte das andere Ende in einem Stahlring im Betthimmel ein, der extra für solche Spiele dort angebracht war.

„Wie hart willst du es heute, Kou...? Hart?“ Kopfschütteln. „Härter?“ Nicken. „Brav... du bist sicher, ich lasse dich nicht fallen.“ Kazuki ließ seine Hüfte los und gab ihm einen sachten Stoß, der ihn nach vorne kippen ließ, bis die Halterung ihn auffing und sein Oberkörper dicht über der Matratze hing, die Knie nach wie vor angewinkelt auf dem Bett. Kou atmete vor Schreck scharf ein, bis er realisierte, dass die Konstruktion stabil genug war, ihn sicher zu halten. Er spürte Kazukis Hände fest auf seinem nun einladend erhobenen Hintern, die ihn spreizten und den Weg freimachten für seine heiße Zunge, die kleine Elektroschocks entlang seines Anus auslöste, bis er ungeduldig mit den Hüften zuckte.

„Hmmm... du bist ungeduldig heute... und frech...“ Kazuki beugte sich vor und strich mit den Fingern über seine nassen Lippen, schob sie durch den Ring in seinen Mund und ließ sie auf seiner Zunge liegen, dann drang er mit der Spitze seines harten Penis in ihn ein. „...und so heiß...“ Ein fester Stoß und er stieß mit einem leisen Klatschen tief in ihn, was Kou ein tiefes Stöhnen entlockte. Seine Stöße blieben langsam, aber hart, er zog seinen Penis fast ganz aus ihm heraus, um ihn dann wieder bis zum Anschlag in ihm zu versenken. Mittlerweile war seine Hand nass von Kous Speichel, der die Augen geschlossen hatte und sich ihm hingab, sich von ihm benutzen ließ, als wäre er einzig dazu da, ihn glücklich zu machen.

Ein durch die dicke Gummisohle verstärkter Tritt gegen seinen linken Oberschenkel ließ Kazuki innehalten und Kous Blick im Spiegel suchen.

„Zu viel...?“ fragte er leise. Kou nickte, während er seinen Blick erwiderte. Er löste den Verschluss des Knebels und zog ihn sanft aus seinem Mund heraus. Der Jüngere schloss und öffnete den Mund ein paar Mal, dass es in seinem Kiefer knackte, dann holte er angestrengt Luft.

„O... okay... der Rest ist grün, Meister... gib’s mir...“ Er formte seine Lippen zu einem lüsternen Grinsen.

„Nur zu gern...“ Er ließ die Hände an seinen Oberschenkeln hinabgleiten, umfasste sie dort, wo die Stiefel endeten und zog ihn bei jedem nun schneller werdenden Stoß an sich. Kou drängte sich ihm entgegen, er war nie nur passives Objekt, sondern quittierte jede seiner Bemühungen mit irgendeiner Reaktion, so dass er sich Mühe gab, mehr davon aus ihm herauszulocken. Sein Sub stöhnte laut und gern, erstrecht, wenn er wusste, dass ihn niemand hören konnte. Niemand war in diesem Fall Tetsuos Wohnung ein Stockwerk tiefer, der Blonde hatte aus Kalkül sein Schlafzimmer nicht direkt unter seinem, damit sie sich trotz guter Dämmung nicht gegenseitig störten.

 

~

 

Hotaru sprang Tetsuo an, kaum dass sie ihre Schuhe ausgezogen hatten. Er schlang Arme und Beine um ihn, so dass er ihn mit den Händen unter seinem Po festhalten musste, während sie in die Wohnung stolperten. Der Rothaarige fuhr mit beiden Händen durch die ordentlich gescheitelten, blonden Haare, brachte die Ordnung durcheinander und küsste ihn gierig. Er konnte sich nicht erklären, wie sie es geschafft hatten, die ganze Woche die Finger voneinander zu lassen, obwohl er jede Nacht in seinem Bett übernachtet hatte und sie sogar meistens zeitgleich im Bad gewesen waren, um Zeit zu sparen. Tetsuo war ein einziges, lebendes Büffet für ihn, das sich ihm aus welchem Grund auch immer verwehrt hatte, während er fast einging vor hungriger Sehnsucht nach seinem Körper, seinen Händen, seinem Mund und seinem absolut unbeschreiblichem, gepiercten Penis, der ihm mehrere Tage im Kopf herumgespukt war. Auch während der Arbeit. Unabhängig davon, dass er genau deswegen zwei Tage kaum hatte sitzen können, das war es wert gewesen und er würde es jederzeit wieder in Kauf nehmen, wenn er dafür mehr von ihm haben konnte.

Tetsuo wich geistesgegenwärtig der schimpfenden Aoi aus, die sich bei ihrem Mitternachtssnack gestört fühlte, umging haarscharf einer Kollision mit dem Aquarium und stieß Hotaru fester als beabsichtigt gegen die ausnahmsweise verschlossene Tür seines Schlafzimmers.

„Uff...“ entfuhr es dem Kleineren aufgrund des plötzlichen Stopps und dem Hindernis in seinem Rücken.

„Sorry...“

Er löste eine Hand von seinem Hintern, um die Tür zu öffnen, zwängte sich mit ihm durch den entstandenen Spalt und stieß sie wieder zu, bevor die Katze hineinflitzen konnte. Er hielt sich nicht damit auf, das Licht anzuschalten, sondern steuerte zielstrebig auf das mittig an der gegenüberliegenden Wand stehende Bett zu und ließ sich mit ihm darauf fallen. Mit einer Hand stoppte er den Fall, damit er nicht auf ihm landete und ihn verletzte, mit der anderen hielt er ihn fest, bis er ihn auf der Decke absetzen konnte. Tetsuo richtete sich auf und entledigte sich Jackett und Hemd, die er achtlos hinter sich auf den Boden warf. Hotarus Blick folgte seinen Bewegungen im Halbdunkel, in das das durch das Fenster hereinfallende Licht den Raum tauchte.

Der Blonde stützte sich mit dem Unterarm neben seinem Kopf ab, während er den Kuss wieder aufnahm. Die freie Hand glitt über Hotarus Brust nach unten, befühlte den Hakenverschluss des Bodys und den Netzstoff, der seinen Unterkörper bedeckte, bevor sie seinen Hosenbund erreichte und geschickt den Gürtel und die Knöpfe öffnete, die sie verschlossen.

„Kannst du... ja, genau...“ Er zog die Hose nach unten, nachdem Hotaru die Hüften leicht angehoben hatte, zog sie ihm ganz aus und warf sie zu seinem Kleidungsstapel auf dem Fußboden. In der Bewegung zurück strich er mit der Hand über sein Bein nach oben, erforschte das Gefühl der Netzstrümpfe unter seinen Fingern, bis er den Beinsaum seiner Unterhose erreichte.

Hotaru presste den Handrücken auf seinen Mund, um nicht jetzt schon laut zu stöhnen. Er berührte ihn nicht viel und doch trieb es ihn fast in den Wahnsinn, als hätte er die ganze Woche darauf hingearbeitet, dass er wieder seine ungeteilte Aufmerksamkeit hatte und seine Haut prickelte schon bei der leichtesten Berührung.

„Was...“ Er sah ihn überrascht an, als er von ihm abließ, sich umständlich über ihn beugte und mit einem leisen Klicken die indirekte Beleuchtung hinter dem Kopfteil anschaltete und soweit dimmte, dass sie nicht zu hell war, er aber genug sehen konnte. In der Standardeinstellung war sie hell genug zum Lesen, aber Lesen wollte Tetsuo jetzt nicht. Das zufriedene Schmunzeln auf seinen Lippen, als er ihn erfasste, wie er aufgelöst unter ihm lag, trieb Hotaru das Blut ins Gesicht. Zumindest den Rest, der sich nicht zwischen seinen Beinen befand, wo sich seine Erektion prall gegen ihr Stoffgefängnis wehrte.

„So ist es besser... ich kann mir doch nicht entgehen lassen, wie heiß du aussiehst, wenn du dich schon so aufgebrezelt hast, Aru...“ Tetsuo beugte sich dicht über ihn und strich mit dem Daumen über seine Lippen, die er willig öffnete um an seinem Finger zu lutschen. Seine Zunge malte eine heiße Spur von seinem Ohr über seinen Unterkiefer und seinen Hals nach unten. Er verteilte kleine Liebesbisse auf seinem Hals, bis er ihm seinen Daumen wieder entzog, nicht ohne fest über die feuchten Lippen zu streichen und eine Spur Speichel über sein Kinn bis zu seiner Brust zu zeichnen.

„In welcher Reihenfolge zieht man das aus...?“ fragte er neugierig und begann, die Häkchen des Jacketts zu öffnen und seine Hand darunter zu schieben, um über seine Brust zu streicheln.

„H... hab ich... vergessen...“ antwortete Hotaru stockend, es war ihm egal, wie er ihn auszog, Hauptsache er tat es... bald!

Tetsuo brummte leise zum Verständnis, dann legte er ohne Vorwarnung die flache Hand auf seinen Schritt und legte die Finger um seine Erektion, die unter der Berührung leicht zuckte.

„Vielleicht fange ich hiermit an... aber erst...“ Er drehte Hotaru mit Schwung auf den Bauch, hob seine Hüften an und betrachtete mit einem leisen Pfiff den Aufdruck auf seiner Unterhose. „Das war also kein Witz... Wer hat das Foto gemacht?“ Seine Finger fuhren die Schrift nach, bevor er beide Hände auf die Rundungen vor ihm legte und sie leicht drückte.

"Hnnn... Kou... Ich mache mit sowas keine Witze... wenn ich es nicht ernst meine, Tetsu...“ murmelte Hotaru in das Kissen vor ihm, er wackelte leicht mit dem Hintern. „Du lässt dir zu viel Zeit.“

„Entschuldige... der Anblick ist einfach zu gut, den muss ich mir einprägen...“

Hotaru spürte seinen heißen Atem auf der Haut seines unteren Rückens, dann seine Finger, die seine Unterhose am Bund bis zu den Knien nach unten zogen und schließlich ganz aus, nachdem er sie etwas angehoben hatte. Der Blonde grollte leise. Er strich am Rand des Bodys entlang, der fast obszön zwischen seinen Pobacken entlangführte, wo er hinter seinen Hoden mit Druckknöpfen geschlossen war, dann zog er Hotaru den Blazer aus, der sich mit leisem Klicken von seiner Befestigung am Body löste. Die fehlende Jacke offenbarte den tief ausgeschnittenen Rücken, was einen guten Blick auf sein Tattoo ermöglichte.

Tetsuo rutschte rückwärts vom Bett und öffnete seinen Gürtel, das Klappern der Schnalle machte Hotaru darauf aufmerksam, so dass er sich umdrehte, auf der Matratze vorrutschte und seine Hände festhielt, damit er es übernehmen konnte, ihn von seiner Hose zu trennen. Der Rothaarige biss sich leicht auf die Lippen, als die fallenden Kleidungsstücke seinen gepiercten, harten Penis entblößten. Er schaute ihn von unten an, streckte die Zunge aus und leckte zärtlich daran entlang, um dann die Lippen um die Spitze zu schließen, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Tetsuo strich mit einer Hand durch seine durcheinandergeratene Frisur und ließ sie dann locker auf seinem Hinterkopf liegen. Ein Stöhnen entfuhr ihm, weil Hotaru sich alle Mühe gab, es ihm mit dem Mund zu besorgen, sein Zungenpiercing rieb er gekonnt über seine empfindlichsten Stellen, so dass sich sein Griff in seinen Haaren bald verstärkte und er sich zurückhalten musste, nicht unkontrolliert in seinen Mund zu stoßen.

„Hnngh...“ Hotaru löste die Lippen mit einem leisen „Plopp“ von ihm und schaute ihn unter halb geschlossenen Lidern an. „Bevor du anfängst, meinen Mund zu ficken... fick lieber mich, Tetsu...“

Der Blonde beugte sich vor, um ihn zu küssen, heiß und feucht, während er ihn wieder aufs Bett schob und zwischen seinen gespreizten Beinen knien blieb.

„Ich... will dich aber nicht überfordern...“ gestand er in einer kurzen Atempause.

Der Kleinere legte beide Hände auf seinen Kopf und hielt ihn fest, so dass er ihm in die grauen Augen sehen konnte, dann grinste er breit. „Das tust du nicht. Dein... Schwanz ist es mehr als wert, einen Tag nicht laufen zu können... oder zwei. Ich will dich, jetzt... ganz und hart.“

„Verdammt...“ Tetsuo lachte leise. „Wehe, du beschwerst dich, Nervensäge...“ Er zog mit den Zähnen an seinen Lippen, dann packte er ihn an den Hüften und hob sie hoch, so dass er die Oberschenkel auf seine Schultern legen konnte und sein Schritt in Reichweite seiner Zunge war. Er schob die Finger unter den Verschluss des Bodys und öffnete ihn, der nachlassende Druck entlockte Hotaru ein leises Stöhnen, das lauter wurde, als er seine Zunge auf seiner erhitzten Haut spürte. Sie glitt über seinen Penis nach unten, Tetsuos Lippen saugten sacht an seinen Hoden, bevor er den Weg fortsetzte und mit der Zungenspitze über seinen Anus leckte.

„Hmmm...“ Er hielt inne. „Sag mal... Kou erwähnte da Gleitgelkapseln... du hast nicht zufällig...?“

„Doch! Gott...“ Hotaru rieb sich lachend über das Gesicht. „Gib mir... deine Finger und dann deinen Schwanz, du verdammter Gentleman. Ich bin ungeduldig heute...“

„Ich auch, aber... wer weiß, wann ich das wieder genießen darf...“ Tetsuo knabberte an der Haut an den Innenseiten seiner Oberschenkel.

Der Rothaarige verschränkte die Unterschenkel hinter seinem Nacken. „Ich wohne bei dir. Meinetwegen täglich“, stellte er klar. „Ich sage dir schon, wenn ich genug habe... wobei ich nicht glaube, dass das so schnell der Fall sein wird.“

Tetsuo löste den Knoten seiner Beine hinter seinem Nacken und ließ ihn herunter, um ihn auf den Bauch zu drehen. Er war völlig sprachlos, Hotaru hatte ihm das ungefähr beste Angebot gemacht, das er hätte machen können, also würde er sich Mühe geben, ihm seinen Wunsch zu erfüllen... jeden seiner Wünsche. Tetsuo griff nach Gleitgel und Kondomen, die auf dem Nachttisch lagen, befeuchtete seine Finger und nutzte sie, um ihn noch etwas vorzubereiten. Hotarus Hüften zuckten ungeduldig, sein Anus hielt seine Finger gierig fest, während er ihn stetig weitete und ihm ein süßes Stöhnen nach dem anderen entlockte. Für den Austausch seiner Finger mit seinem Penis ließ er sich nur wenig Zeit, er zog sie heraus, befeuchtete das Kondom, das er übergestreift hatte mit dem restlichen Gleitgel an seinen Fingern und drang mit einem langsamen, aber zielstrebigen Stoß in ihn ein. Hotaru wollte ihn ganz und hart, also würde er genau das bekommen.

„Tetsu... so groß... so tief...“ Er klammerte sich an das Kissen unter seiner Brust, um sich an irgendetwas festzuhalten, während der blonde Yakuza ihn zur Ekstase trieb. Er spürte seine kräftigen Hände auf seinen Hüften, seiner Taille, seinem Rücken und seinen dicken, großen Penis in sich, der ihn weiter dehnte, als jedes seiner Toys es vermochte. Und er liebte es, es lag ihm auf der Zunge, es ihm genauso zu sagen, ihm zu sagen, wie sehr er darauf stand, mit ihm Sex zu haben, wie sehr er auf ihn stand, körperlich, aber zu einem Teil auch auf emotionaler Ebene, obwohl sie sich erst seit etwas mehr als einer Woche überhaupt in einem Raum aufhalten konnten, ohne sich zu streiten. Der Grund des Streits war geklärt und seitdem war es, als wäre ein Knoten geplatzt. Hotaru war erleichtert, glücklich und hatte den besten Pride seit langem hinter sich, der nun mit absolut fantastischem Sex gekrönt wurde.

„Aru...“ Tetsuos rauchige Stimme dicht an seinem Ohr löste eine Gänsehaut entlang seiner Wirbelsäule aus, die Haut glänzte feucht. „Du... bist so heiß... und sexy...“ Er erhöhte das Tempo seiner Stöße, je näher er dem Orgasmus kam, eine Hand hatte er um Hotarus tropfenden Penis gelegt und hielt ihn fest, so dass er bei jedem von Tetsuos Stößen in seine Hand stieß. „Ich... hnnnn...“ Was auch immer er sagen wollte, wurde von einem tiefen Stöhnen verdrängt, als er kam und ihn an seine Brust drückte. Seine Zähne hinterließen hellrote Abdrücke auf seiner Schulter.

Hotaru fehlte selbst nicht mehr viel und er kam nur Sekunden später mit einem heiseren Schrei, sein Sperma spritzte über Tetsuos Hand, seinen Bauch und das Laken unter ihm. Da er sich weiter in ihm bewegte, zusätzlich zu seiner Hand um seinen Penis, hatte er das Gefühl, dass der Orgasmus kaum aufhören wollte, auch nachdem der letzte Tropfen ihn verlassen hatte.

„Tetsu... ahhh... so gut... hör nicht auf, bitte...“ Er drehte den Kopf zur Seite und suchte seine Lippen, die er ihm für einen heißen Kuss zur Verfügung stellte.

„Nur kurz...“

Tetsuo zog sich aus ihm zurück, wechselte das Kondom und drang erneut in ihn ein, nachdem er ihn auf die Seite gedreht hatte. Eins seiner Beine drückte er an seine Brust, so dass er tief in ihn stoßen konnte und dabei über die Strümpfe streicheln, die er immer noch trug, auch wenn die Halterungen sich mittlerweile gelöst hatten und der Body hochgerutscht war. Er schmiegte die Wange an seine Wade, während er ihn mit seinen grauen Augen fixierte und dabei beobachtete, wie er sich unter ihm regelrecht vor Erregung auflöste. Hotarus Bauch war von seinem eigenen Sperma befleckt, das sich mit dem Schweiß vermischte, der ihm durch die Anstrengung aus allen Poren kam. Tetsuo schob sich mit einer Hand die feuchten Haare aus der Stirn, damit sie ihm nicht in die Augen fielen und seine Sicht behinderten, während er seinen harten Penis weiter in ihn trieb, dass es leise klatschte. Das Geräusch wurde größtenteils von Hotarus und seinem eigenen Stöhnen übertönt, mit dem sie sich gegenseitig anspornten.

 

„Hmmm...“ Hotaru lehnte sich erschöpft nach hinten und legte den Kopf an Tetsuos Schulter, der die Arme auf dem Wannenrand abgelegt hatte. Sie hatten es so ausgiebig miteinander getrieben, dass ihm die Dusche danach alle Kraft aus den Beinen geraubt hatte. Damit er sich erholen konnte, hatte der Blonde vorgeschlagen, noch ein Bad zu nehmen, obwohl es mitten in der Nacht war und sie eigentlich schlafen sollten. Wobei keiner von ihnen daran glaubte, dass sie am nächsten Tag würden arbeiten müssen, Kous lautes Stöhnen war bis in Tetsuos Schlafzimmer zu hören gewesen, was wirklich selten vorkam.

„Geht’s...?“ fragte Tetsuo leise, seine Fingerspitzen malten feuchte Kringel auf Hotarus Oberarm.

„Mhm... alles gut...“ gurrte er. „Weck mich, bevor ich ertrinke...“

„Du sollst nicht einschlafen, Aru... Das kannst du im Bett tun.“

„Deinem?“ Er öffnete ein Auge und schaute ihn von unten an.

„Mhm... du hast ja nicht aufgeräumt... Eine schöne Falle, in die du mich da gelockt hast.“ Er erwiderte seinen Blick mit einem schiefen Schmunzeln.

Hotaru schob die Zunge zwischen seine Lippen und kicherte leise. „Dafür entschuldige ich mich nicht, du hast doch selbst Spaß dran, Macho...“

„Hmmm... warum auch nicht? Es hat seine Vorteile, wenn einem die Beute von selbst ins Bett springt.“ Er hielt seine Zungenspitze mit den Fingern fest. „Aufräumen solltest du aber trotzdem.“

„Jaja... Morgen...“ Er gähnte herzhaft. „Lass uns schlafen gehen, bevor wir wirklich noch ertrinken... Kou und der Boss scheinen auch fertig zu sein.“

Chapter 104

Summary:

„Kann ich dir eine Frage stellen, Hotaru?“

„Mhm, klar. Ich kann aber nicht versprechen, sie zu beantworten, wenn sie mir nicht gefällt.“ Er sprühte etwas von seiner Fleckenlösung auf den Teppich und ließ sie etwas einwirken, währenddessen setzte er sich auf die Kante des gerade gereinigten Sitzes.

„Welches Verhältnis hast oder hattest du zum Oyabun? Wir haben noch nicht richtig darüber gesprochen und... ich habe das Gefühl, dass du uns nicht alles erzählt hast“, fragte der Blonde. „Ich will dich nicht aushorchen, weil ich dir nicht vertraue, es ist nur... es macht mich stutzig, dass er ausgerechnet dich zu uns geschickt hat, wenn du einer seiner besten Männer sein sollst.“

Chapter Text

Die späte Aprilsonne malte bunte Muster an die Wand, als sie zwischen dem nicht ganz zugezogenen Vorhang in Kazukis Schlafzimmer fiel und sich in einem Glasprisma brach, das Kou an die Vorhangstange gehängt hatte, nachdem er zu Beginn der Woche sein Schlafzimmer ausgeräumt hatte, um Platz für Hotarus Sachen zu schaffen. Der Jüngere bekam davon jedoch nichts mit, er schlief noch, als Kazuki wach wurde, später als seine übliche Zeit, aber erwartbar nach dem vergangenen Abend. Er stand vorsichtig auf, um ihn nicht zu wecken und ins Bad zu gehen, wo er sich kurz unter die Dusche stellte, um den Schweiß abzuwaschen, der sich während ihrer ausgiebigen Liebesnacht auf seine Haut gelegt hatte. Die Katzenwäsche vor dem Schlafengehen hatte nur die gröbsten Flecken beseitigt, zumal er sich mehr damit beschäftigt hatte, Kou zu säubern, der sich wie so oft völlig verausgabt hatte und eingeschlafen war, während er ihn abtrocknete. Anschließend kochte er sich einen Tee und versuchte, sich einen kleinen Überblick über die eingegangenen Mails zu verschaffen, während der Tee zog. Kazuki klemmte sich sein Macbook unter den Arm, stellte Teekanne und zwei Becher auf ein kleines Tablett und trug es zurück ins Schlafzimmer.

Kou saß mit untergeschlagenen Beinen mittig auf dem Bett, die dünne Decke hing locker um seine Schultern, während er ihn mit großen Bernsteinaugen ansah.

„Du bist aufgestanden, ohne mich zu wecken, Kazu...?“ fragte er leise.

„Du hast so tief geschlafen, ich wollte dich nicht stören.“ Kazuki stellte den Tee auf dem Nachttisch ab, dann setzte er sich auf die Bettkante. „Was ist los?“

„Hmm... ich hab schlecht geträumt und du warst nicht da, als ich aufgewacht bin.“ Kou senkte den Kopf, er fühlte sich mies, weil er ihn damit belastete. „Tut mir...“

Seine Entschuldigung wurde davon unterbrochen, dass der Ältere ihn sanft auf den Mund küsste.

„Ist schon gut, dafür musst du dich nicht entschuldigen. Ich bin da, wenn du darüber reden willst, Honey.“ Er streichelte seine Wange. „Ist es wegen Okinawa?“

„Mhm...“ Er seufzte leise. „Ich weiß, dass ich gar nichts zu befürchten habe, aber... es wühlt mich trotzdem auf, verstehst du?“

„Ja. Es ist nach allem, was du mit deiner Familie erlebt hast, in Ordnung, dass es dir Sorgen bereitet, auch wenn du sie höchstwahrscheinlich nicht treffen wirst.“ Kazuki strich Kou über den Hinterkopf, nachdem er sich an ihn gelehnt hatte. „Du bist auch nicht allein dort, Taniguchi und Inoue werden dir sicher ständig an den Fersen kleben.“

„Naja... Hotaru sollte das tun, oder?“ Er kicherte leise. „Ich weiß das alles, nur mein Unterbewusstsein ärgert mich, wenn ich schlafe. Das wird auch wieder besser. Kazu?“

„Hmm?“

„Der Tag gestern war wunderbar. Ich hätte gern noch mehr davon, mit dir zusammen... ausgehen, tanzen, auf... verschiedene Partys gehen... Können wir das tun?“ Er schaute ihn von unten an, da er den Kopf an seine Schulter gelehnt hatte.

„Das tun wir. Mir hat es auch viel Spaß gemacht, aber sagtest du nicht letztes Jahr noch, du seist kein Partytier?“ erinnerte Kazuki ihn schmunzelnd.

„Ja, für solche steifen Empfänge bin ich wirklich nicht gemacht. Und jede Woche kann ich mir auch nicht die Füße wundtanzen, sonst kommte ich zu nichts, aber... bei den richtigen Partys bin ich schon ein Partytier.“

„Den richtigen, hm? Also die, die in Nichō und in Fetischclubs stattfinden?“

Kou grinste vielsagend, dann setzte er sich gerade hin und streckte sich, so dass die Decke von seinen Schultern rutschte. Über seine Brust zog sich ein horizontaler Abdruck des Seils, das Kazuki in der Nacht zuvor als Stabilisierung dort angebracht hatte, damit sein Gewicht nicht komplett von dem Harness mit den schmalen Bändern gehalten werden musste, trotzdem hatte er unterhalb der Brust und an den Schultern Abdrücke davon, ebenso an den Handgelenken und Unterarmen. Er stand auf und stieg aus dem Bett, um ebenfalls ins Bad zu gehen, nachdem er ihm einen zärtlichen Guten-Morgen-Kuss gegeben hatte.

Kazuki machte es sich auf dem Bett bequem, das Tablett mit dem Tee stellte er neben sich, dann klappte er das Macbook auf seinem Schoß auf und sortierte Mails, bis Kou zurückkam. Geduscht, mit einer Tasse Cappuccino und einem Teller mit Honigtoast, setzte er sich neben ihn, um im Bett zu frühstücken.

„Ich sollte meine Sachen sauber machen“, bemerkte er, als sein Blick auf die Stiefel fiel, die noch auf dem Boden lagen. „Können wir... heute hier bleiben? Du kannst auch arbeiten, das stört mich nicht, ich will nur so viel Zeit mit dir verbringen, wie möglich, bevor ich abreise.“ Er schmiegte sich an Kazukis Schulter und zog die Knie an.

„Können wir. Ich werde heute auch nicht viel arbeiten, Sayuri kümmert sich um das Wichtigste und hat schon ein Statement anfertigen lassen, das die Sache von gestern dem Aufsichtsrat erklärt, wenn sie es nicht selbst noch tut“, antwortete Kazuki.

„Hmmm... schon ärgerlich, dass es das überhaupt braucht. Das könnte denen ja auch einfach egal sein, was du in deinem Privatleben tust.“ Kou löffelte den Milchschaum aus seiner Tasse, die ein Becher in Form einer Ananas war, inklusive Deckel.

„Ich weiß... prinzipiell ist es ihnen auch egal, aber trotzdem sind sie noch so verstaubt, dass öffentliche Eklärungen wie meine unerwünscht sind. Es wird Zeit, dass sich das ändert, es ist anstrengend und ineffizent.“ Er rieb sich den Nasenrücken und seufzte, als noch fünf weitere Mails in seinem Postfach auftauchten.

„Es sollte einfach gar nicht mehr nötig sein, dass man sich outen muss...“ Er klopfte sich mit dem Löffel gegen die Lippen. „Ich habe noch gar nicht darüber nachgedacht, auch wenn Tetsuo sich entsprechend geäußert hat... er verortet sich im aromantischen Spektrum?“

„Mhm... er hatte schon immer Schwierigkeiten mit romantischen Gefühlen oder dem, was er dachte, was von ihm erwartet wird, das er zu fühlen hat, und war unheimlich erleichtert, als er darauf gestoßen ist. Erwähne es nicht ihm gegenüber, aber er hat nicht wenige Tränen vergossen, als er damit zu mir kam, das ist aber schon einige Jahre her“, erklärte Kazuki.

„Verstehe. Es freut mich für ihn, dass er eine Erklärung gefunden hat. Jetzt ist mir auch klar, was er während des Urlaubs meinte, dass er nicht nachfühlen kann, wie Shiro und Izumi sich fühlen mit ihrer Verliebtheit.“

„Hmm... wenn du mehr wissen willst, solltest du ihn persönlich fragen, er kann dir das wahrscheinlich besser erklären als ich. Willst du auch so einen Anstecker, Honey?“ fragte er.

„Einen Aro-Anstecker brauche ich sicher nicht.“ Kou zwinkerte grinsend.

„Das ist mir klar. Honda hat einen ganzen Karton Pride Anstecker für die Firma bestellt, als wir uns die Kampagne überlegt haben, alle konnten sich die nehmen, die ihnen am ehesten zusagten, es sind noch welche übrig.“

„Hmm... klar, warum nicht. An meiner Tasche ist noch Platz dafür.“ Er stand auf und sammelte das Geschirr ein. „Soll ich dir Frühstück machen, bevor ich meine Sachen saubermache?“

„Das wäre großartig.“

„Dann bis gleich.“

 

Hotaru hatte für sein morgendliches Stretching seine Yogamatte im Wohnzimmer vor dem Blumenfenster ausgerollt und turnte darauf herum, während Tetsuo im Bad war. Ihre innere Uhr hielt sie davon ab, wirklich lange auszuschlafen, also waren sie wie immer früh aufgestanden und in den Tag gestartet. Er grinste vor sich hin, als er an die vergangene Nacht dachte, auch wenn ihm alles wehtat, vom Tanzen und vom Sex, umso wichtiger war es, dass er den schlimmsten Muskelkater verhinderte. Etwas flauschiges an seinem Bein ließ ihn überrascht nach unten schauen. Aoi schlängelte sich zwischen seinen Beinen hindurch und ließ sich dann neben ihm auf der Matte nieder, von wo aus sie ihn neugierig beobachtete.

„Dir auch einen guten Morgen, Aoi. Willst du mitmachen?“ fragte er die Katze grinsend und streichelte ihr kurz über den Kopf, bevor er mit seinen Übungen fortfuhr.

Tetsuo kam angezogen mit Jeans und T-Shirt ins Wohnzimmer und blieb irritiert stehen. Aoi imitierte Hotaru, der sich ausgiebig auf seiner pinken Yogamatte streckte und offensichtlich nicht mitbekam, was die Katze tat. Er nahm sein Handy vom Wohnzimmertisch und filmte die beiden, bis Hotaru ihn bemerkte und sich schnaufend auf die Matte plumpsen ließ.

„Was machst du da? Material für einsame Stunden?“ fragte er frech.

„Nein, das schicke ich Kou.“

„Du schickst Kou Bilder von meinem Hintern?“ Der Rothaarige legte den Kopf schief und schaute ihn überrascht an. „Ich glaube nicht, dass er da so drauf steht.“

„Nicht von deinem Hintern. Außerdem habe ich ein Video gemacht, von dir und Aoi“, erklärte der Blonde.

„Aoi sitzt hier, was ist daran so spannend? Das tut sie öfter, weißt du?“

Tetsuo schüttelte grinsend den Kopf, dann hockte er sich vor ihn und drehte das Display in seine Richtung, um ihm das Video zu zeigen. „Sehr süß. Dir schicke ich es auch, du kannst damit machen, was du willst.“

„Awww... du bist ja so knuffig, Aoi!“ Hotaru hob die Katze hoch und drückte sie an seine Brust, was sie sich widerstrebend gefallen ließ.

„Wie kann es sein, dass sie dich und Kou nicht in Scheiben schneidet, wenn ihr das tut? Wenn ich das mache, schaut sie mich den ganzen Tag nicht an“, fragte er überrascht.

„Keine Ahnung. Vielleicht mag sie keine hypermaskulinen Machos, sondern nur süße Twinks.“ Er zwinkerte frech.

„Sie liebt Kazuki.“

„Oh... dann weiß ich es auch nicht. Du bist wohl nur Futter- und Streichelsklave, Tetsuo.“ Hotaru tätschelte seine Wange mit Aois Pfote. „Dich liebt sie auch, sonst würde sie nicht bei jeder Gelegenheit auf dir sitzen. Nur wird sie wohl nicht gerne von dir oder Shiro hochgehoben, warum auch immer. Vielleicht ein Trauma, wart ihr etwa gemein zu ihr?“

„Niemals. Wir hatten uns nur sehr oft in den Haaren, häufiger als mit Izumi, auch wenn der noch dickköpfiger als sein Bruder ist.“ Tetsuo tippte eine Nachricht auf seinem Handy an.

 

Kazuki [08:58]: Kou lässt mich heute wohl nicht aus der Wohnung, könntest du nachsehen, wie schlimm die Flecken im Auto sind?

Tetsuo [08:59]: Das stelle ich dir in Rechnung, Boss.

Kazuki [08:59]: Ich erwarte nichts anderes von dir.

 

„Ich sollte mich um das Auto kümmern. Was hast du vor?“ Er stand auf und zog Hotaru dabei auf die Füße.

„Ich kann das auch machen, ich bin gut darin, Flecken aller Art zu entfernen. Ich zieh mich nur eben um und hole meine Putzsachen...!“ Er drückte ihm die Katze in die Arme, schlängelte sich an ihm vorbei und verschwand in seinem Zimmer, um sich Hemd und Hose anzuziehen.

Aoi wand sich in Tetsuos Arm, bis er sie ein Stück hochhob, damit sie sich auf seiner Schulter abstützen und ihm einen liebevollen Kopfstoß geben konnte, um dann wohlig zu schnurren, weil er sie im Nacken kraulte. Die Katze war seit seiner Aussprache mit Hotaru auch um einiges entspannter, sie merkte, wenn ihr Futterspender nicht gut drauf war und ließ es dann zu gerne an ihm aus. Er neigte den Kopf in ihre Richtung und lehnte sich leicht an sie, lauschte für einen Moment ihrem leisen Schnurren, bis er das unverwechselbare Geräusch einer Handykamera hörte. Hotaru stand grinsend etwas entfernt, sein Handy im Anschlag.

„Was?“ fragte er frech, als er ihn stirnrunzelnd ansah. „Das ist nur fair. Ich schicke es Kou.“

„Der weiß am Ende gar nicht wohin mit so vielen Bildern...“

Tetsuo setzte Aoi auf dem Sofa ab, tätschelte sanft ihren Kopf, bevor er vergeblich versuchte, die grauen Katzenhaare von seinem T-Shirt zu streichen. Hotaru kramte in seinem Putzeimer herum, den er aus der Abstellkammer geholt hatte, dann stellte er sich vor ihn und bearbeitete seine Brust mit einer Fusselrolle.

„Kou hat einen Ordner für sowas, Dinge, die ihm gute Laune machen. In den letzten Tagen landete da aber sehr viel von uns drin“, erklärte er. Die Fusselrolle quietschte leise, während er die letzten Katzenhaare jagte.

„Hmm... wieso hast du eine Fusselrolle im Putzeimer?“

„Wieso nicht? Die ist super für Staub und eben alles, was fusselt.“ Hotaru begutachtete die Rolle, dann steckte er sie zurück in den Eimer. „Okay, kann losgehen. Schauen wir uns die Sauerei mal an.“

 

Tetsuo schüttelte resigniert den Kopf, während er ihm nach draußen folgte und sie mit dem Aufzug in die Tiefgarage fuhren. Der graue Lexus stand noch so, wie der Rothaarige ihn abgestellt hatte, etwas schief in der Parklücke, was er mit einem beschämten Grinsen quittierte. Tetsuo stieg ein und setzte das Auto zurück, so dass sie problemlos alle Türen öffnen konnten, ohne irgendwo anzustoßen. Hotaru beugte sich über den Rücksitz und beäugte die Flecken auf dem weißen Leder, dann holte er eine Sprühflasche und ein weiches Tuch aus seinem Eimer, das er einsprühte und die Flecken vorsichtig heraustupfte. Der Blonde nutzte die Zeit, um die Fußmatten auszuklopfen und das Armaturenbrett und das Lenkrad abzuwischen, besonders schmutzig war es im Auto nicht, da es kaum genutzt wurde, aber etwas Staub fand sich trotzdem hier und da.

„Sag mal... was hast du da ins Wasser gemischt? Spülmittel ist das nicht, oder?“ Er blickte ihn über die Schulter an, da er auf dem Fahrersitz saß und die Fingerabdrücke von verschiedenen Displays wischte.

„Nö, mein Duschgel. Das ist viel besser als jedes Spülmittel“, antwortete Hotaru geschäftig.

„Es riecht nach... Kaugummi? Erdbeeren?“

„Erdbeereis.“

Tetsuo drehte sich halb im Sitz um, damit er sich nicht den Hals verrenkte und schaute ihm zu, wie er das Leder trockenrieb.

„Kann ich dir eine Frage stellen, Hotaru?“

„Mhm, klar. Ich kann aber nicht versprechen, sie zu beantworten, wenn sie mir nicht gefällt.“ Er sprühte etwas von seiner Fleckenlösung auf den Teppich und ließ sie etwas einwirken, währenddessen setzte er sich auf die Kante des gerade gereinigten Sitzes.

„Welches Verhältnis hast oder hattest du zum Oyabun? Wir haben noch nicht richtig darüber gesprochen und... ich habe das Gefühl, dass du uns nicht alles erzählt hast“, fragte der Blonde. „Ich will dich nicht aushorchen, weil ich dir nicht vertraue, es ist nur... es macht mich stutzig, dass er ausgerechnet dich zu uns geschickt hat, wenn du einer seiner besten Männer sein sollst.“

Hotaru ließ die Schultern sinken und seufzte leise, mit unüberhörbarer Verbitterung in der Stimme sagte er schließlich: „Ich war sein wakashu, seit fast vier Jahren. Er hat mir das Leben gerettet, als meine geschätzten Kollegen mich aus dem Weg räumen wollten, um einen Grund zu haben, die Anti-Mafia-Bemühungen zu verstärken, dass sie mich auf der Abschussliste hatten, habe ich dir ja schon erzählt. Er hat mir ein Angebot gemacht, das ich kaum ablehnen konnte, wahrscheinlich hätte man mich mit meinen ehemaligen Kollegen aus dem Hafen fischen können, wenn ich es getan hätte, wie auch immer... Ich wurde sein Schüler, er mein Lehrer und du weißt, wie tief er den Samuraikodex für sich verinnerlicht hat. Ich will nicht sagen, dass er mich genau dafür ausgewählt hat, so berechnend ist er nicht, aber irgendwann hat er die Hinweise entsprechend gestreut und ich... hmm... ich fühlte mich ihm verbunden, auf so vielen Ebenen, es ging nie primär um Sexuelles, sondern andere Dinge. Gegenseitiges Vertrauen und Verständnis, wir haben uns Nächte mit philosophischen Diskussionen um die Ohren geschlagen und er hat mir alles beigebracht, das ich wissen muss, um in der für mich neuen Welt zu überleben.“ Er knetete das Putztuch zwischen den Fingern. „Weshalb er mich rausgeworfen hat, weiß ich nicht. Er hat für sich entschieden, unsere Verbindung zu lösen und mich von jetzt auf gleich wie jedes andere Clanmitglied behandelt, ohne mit der Wimper zu zucken oder eine Regung zu zeigen, außer beim letzten Frühstück davon genervt zu sein, dass ich mich darüber geärgert habe. Bevor er Shiro Honig um den Mund geschmiert hat, weil ihr ihm so viel Verantwortung übertragen habt..."“

"Liebst du ihn?“

„Hmm...“ Hotaru strich mit den Fingerspitzen über seine linke Ellbeuge, wo sich das Lotus-Tattoo unter dem Ärmel befand. „Ich verehre ihn, aber Liebe? Vielleicht war ich zwischenzeitlich mal in ihn verknallt, aber Shudō ist doch eine ganz andere Verbindung zwischen zwei Menschen als eine Liebesbeziehung. Nicht, dass ich da so große Erfahrungen hätte, ich verknalle mich schnell, aber eine wirkliche Beziehung hat sich da auch noch nicht draus entwickelt.“

„Wenn es wirklich so kritisch um seinen Gesundheitszustand steht, wie er Kazuki gegenüber erwähnt hat, dann wollte er dich vielleicht nur gut untergebracht wissen... und Kous Schutz war dafür eine gute Gelegenheit“, vermutete Tetsuo mitfühlend.

„Dann hätte er es mir auch so sagen können, statt mir zu befehlen, meine Sachen zu packen und zu verschwinden... aber egal, es ist, wie es ist und ich bin froh, dass Kou kein überhebliches, kleines Flittchen ist, wie andere Toyboys von Unterbossen, und wir uns so gut verstehen.“ Er drehte sich um, hockte sich in die geöffnete Tür und tupfte die Flecken vom Teppich, bis er zufrieden war.

„Was du zu Kazuki gesagt hast an deinem ersten Tag, war dann nicht ganz die Wahrheit, was?“ hakte er zwinkernd nach.

„Naja, nah dran, aber nicht ganz, ja. Ich glaube, ihr hättet mich wirklich wieder zurückgeschickt, wenn ich das in dem Moment so offengelegt hätte.“

„Kazuki hätte es getan, da bin ich mir sicher. Aus anderen Gründen, als du jetzt denkst, das kann er dir selbst irgendwann mal erklären, ich steige da nicht wirklich durch, aber er würde dir das komplette Hagakure rezitieren, wenn du ihn nachts um drei weckst und ihn danach fragst.“

„Er hat auch viel vom Oyabun gelernt, was?“ Hotaru blickte zu ihm hoch.

„Nein, das wusste er vorher schon alles. Das Daishō, das im Büro hinter seinem Schreibtisch steht, hat ihm seine Mutter zum siebzehnten Geburtstag geschenkt, von ihr hat er die Faszination dafür, sie stammt aus einer alten Samuraifamilie und hat ihn entsprechend erzogen“, erklärte er, ein wenig stolz auf seinen Boss und besten Freund. „Aber sag ihm nicht, dass du das von mir hast. Bist du fertig?“

„Ja. Keine Flecken mehr da oder willst du neue machen?“ Er stützte das Kinn auf die Hand und ginste ihn frech an.

„Dann würde er uns beide das ganze Auto mit Wattestäbchen reinigen lassen, darauf kann ich gut verzichten. Die Flecken sind mir herzlich egal.“ Er erwiderte sein Grinsen und fuhr das Auto wieder vor, nachdem Hotaru alle Türen geschlossen hatte.

Der Kleinere ging derweil zu seinem eigenen Auto, das auf dem Stellplatz stand, der zu Kous Wohnung gehörte, da dieser ihn selbst nicht brauchte, und betrachtete seufzend den langen Kratzer an hinterer Tür und Kotflügel, den er bei seiner Ankunft dort hineingemacht hatte. Er suchte in seinem Handy nach einer Werkstatt, die den Lack ausbessern konnte, als Tetsuo sich zu ihm gesellte.

„Wen hast du denn geärgert, dass er dein Auto so verschandelt?“ fragte er mit gerunzelter Stirn.

„Mein Karma. Das war ich selbst, mit meinem Tantō.“

„Wieso verkratzt du dein eigenes Auto?“

„Das war sicher keine Absicht, aber wie du dich vielleicht erinnerst, musste ich an meinem ersten Tag hier in der kleinsten Parklücke, die sich in dieser Tiefgarage findet, neben dem roten Lexus vom Boss parken“, entgegnete er schnippisch. „Ich hatte einfach vergessen, dass es da war und es war wohl besser, dass es mein Auto getroffen hat und nicht seins...“

„Mhm... da wäre er wirklich sauer geworden.“ Tetsuo stützte den Ellbogen auf der Schulter des Kleineren ab und betrachtete den Kratzer. „Ich lasse es dir reparieren. Es... war meine Idee, dass Shiro dir diesen Parkplatz anbietet, also war es wohl mein Karma, dass den Schaden angerichtet hat, nicht deins.“

„Du... WAS?! Du bist wirklich ein gemeiner Mensch, Tetsuo!“ schimpfte Hotaru ärgerlich, bis der Blonde entschuldigend den Kopf neigte.

„Es tut mir leid. Das war wirklich gemein, also lass mich den Schaden beseitigen. Gibst du mir den Schlüssel? Dann kümmere ich mich gleich darum“, bat er demütig.

„Hmpf... na, meinetwegen.“ Er drückte ihm seinen Schlüsselbund in die Hand, an dem ein quietschrosa Axolotl-Anhänger und ein abgenutztes Regenbogen-Schlüsselband hingen. „Und was mache ich so lange?“ Er schaute verdutzt auf sein Handy, als eine Nachricht von Kou einging.

 

Kou [10:12]: Weißt du, wie man Spermaflecken aus Leder bekommt? Die Stiefel und meine Hose haben doch etwas gelitten ( ̄▽ ̄*)ゞ

Hotaru [10:13]: Ja. Ich komme gleich hoch.

 

„Ich putze wohl noch Kous Klamotten.“ Hotaru piekte Tetsuo mit dem Zeigefinger in die Brust. „Wehe, meinem Baby passiert was, dann bist du fällig. Mehrfach.“

„Ich werde ganz sanft sein und es dir wohlbehalten wieder zurückbringen. Bis ihr aus Okinawa zurück seid, ist es auf jeden Fall fertig. Bis dahin kannst du den Lexus fahren, wenn Kou noch irgendwohin muss.“ Er hielt seinen Finger fest.

„Wie? Du gibst mir nicht deinen Tesla? Das hätte ich bei deinen Schuldgefühlen fast erwartet“, foppte er ihn.

„Niemals. Nur im äußersten Notfall, sonst fährt den niemand außer mir, auch Kazuki nicht“, stellte er knapp klar.

„Wow... ich erinnere dich daran, wenn du mich doch irgendwann damit fahren lässt.“ Ein Grinsen huschte über sein Gesicht, dann drückte er ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. „Danke, dass du so verständnisvoll bist, Tetsuo, das bedeutet mir viel.“ Er drehte sich um und lief Richtung Aufzug, um sich um Kous Flecken zu kümmern. „Denk dran! Ich will es ohne auch nur einen einzigen Kratzer zurück!“

„Tse...“ Tetsuo sah ihm nach, bis die Aufzugtüren sich geschlossen hatte, dann stieg er in Hotarus Auto, schob den Fahrersitz ein ganzes Stück zurück, damit seine Beine überhaupt Platz fanden und warf dem rosa, nach Zuckerwatte riechenden Anhänger am Rückspiegel einen sehr skeptischen Blick zu, bevor er sich auf den Weg zur Werkstatt machte, die sie seit Jahren aufsuchten, um Kratzer entfernen und kleinere Reparaturen an ihren Autos vornehmen zu lassen.

 

Kou füllte Kaffee in zwei große Tassen, als Hotaru in die Wohnung kam. Kazuki saß entspannt auf dem Sofa, ein abgegriffenes Buch auf dem Schoß, auf dem Tisch vor ihm stand ein Becher Tee.

„Guten Morgen, Boss“, begrüßte er ihn kurz, bevor er sich zu Kou gesellte. „Dir auch einen guten Morgen, Kou. Du bist früh auf, dafür dass es gestern so spät war.“

„Hmmm... Ich bin wach geworden, als Kazu aufgestanden ist und dann konnte nicht auch nicht mehr schlafen. Kaffee?“ Er drückte ihm eine volle Tasse in die Hand.

„Danke. Nur zur Planung, musst du vor Mittwoch noch irgendwo hin?“ Der Bodyguard schlürfte etwas von dem Kaffee, den Kou genau auf seinen Geschmack abgestimmt hatte.

„Ich glaube nicht. Es ist eigentlich alles erledigt und ich will die Zeit lieber hier verbringen, wenn wir schon so lange weg sind...“ Kou warf einen kurzen Blick zu Kazuki auf dem Sofa, der sich ganz seiner Lektüre widmete.

„Verstehe. Gut, ich habe nämlich für ein paar Tage kein Auto, Tetsuo bringt es in die Werkstatt, um den Kratzer reparieren zu lassen.“

„Oh, sehr nett von ihm, dir das abzunehmen.“

Hotaru schaute kurz zu Kazuki, bevor er leiser weitersprach: „Es war seine Idee, dass ich dort parke, sonst wäre das gar nicht passiert, also... tut er das als Wiedergutmachung.“

„So ein... er hatte wirklich keine Lust auf dich.“ Der Dunkelhaarige zwinkerte ihm verschwörerisch zu. „Dafür jetzt umso mehr, was?“

„Mhm...“ Er verbarg seine Verlegenheit damit, indem er noch etwas Kaffee trank. „Sitzen ist heute erstmal aus.“

„Oh ja... wem sagst du das...“

„Du musst auch nicht sitzen, Kou. Knien oder liegen ist völlig ausreichend...!“ rief Kazuki lachend vom Sofa.

„Lies dein Buch und belausche nicht die Gespräche anderer, Kazu...!“ Kou drohte ihm mit dem Finger, dann wendete er sich Hotaru wieder zu. „Ich habe die Sachen im Bad.“ Er ging vor, seine Kaffeetasse nahm er mit.

Er hatte seine Kleidungsstücke und die Stiefel im Bad auf die kleine Bank neben den Waschbecken gelegt, sich aber noch nicht getraut, irgendetwas zu machen, um nichts davon völlig zu ruinieren. Andere Kleidungsstücke hatte er bisher immer in die Waschmaschine geworfen, aber die Hose und die Stiefel waren dafür kaum geeignet, für die Reinigung war er zu geizig, auch wenn er wusste, dass es einfach mit auf Kazukis Rechnung landen würde, wollte er das nicht in Anspruch nehmen.

„Wow... das ist kein Bad, das ist...“ Hotaru sah sich mit großen Augen um.

„Ein Badehaus, ja.“ Kou zuckte ratlos mit den Schultern. „Kazuki ist bei der Planung wohl etwas eskaliert.“

„Das ist großartig. Im Anwesen gibt es etwas ähnliches, nur traditioneller mit Holzzubern in einem separaten Gebäude. Das ist aber der Clanführung und wichtigen Gästen vorbehalten.“ Er drehte sich zu ihm um. „Also... zeig mal her. Die Flecken sind ja recht frisch, sie sollten gut rausgehen. Ich zeige dir, wie es geht, dann kannst du es das nächste Mal selbst machen.“

Kou beobachtete ihn aufmerksam, wie er alles mit seiner Duschgel-Wasser-Mischung einsprühte und die Flecken vorsichtig entfernte. Währenddessen unterhielten sie sich etwas über die anstehende Woche, Hotaru war selbst noch nie in Okinawa gewesen und hatte keinerlei Vorstellung, was er einpacken sollte, umso dankbarer war er für Kous Ratschläge.

„Ich kann dir auch T-Shirts von mir leihen, wenn du Sorge hast, dass du dich nicht einfügen kannst“, bot der Jüngere an. „Einen Anzug brauchst du höchstwahrscheinlich nicht.“

„Ich denke, ich habe genug, das ich anziehen kann. Soo... das sollte ausreichen. Am besten hängst du es zum Trocknen auf und dann kannst du es wieder in den Schrank räumen, sauberer geht nicht.“

„Danke, Hotaru, du bist wirklich meine Rettung. Nicht auszudenken, was Nao gesagt hätte, wenn ich die neuen Sachen gleich am ersten Tag ruiniert hätte.“ Kou drückte ihn kurz und stand dann auf.

„Er hätte dich geschimpft und dann gefragt, ob du wenigstens Spaß hattest. Brauchst du mich heute noch? Sonst würde ich mich um die liegengebliebene Arbeit kümmern und die restlichen Vorbereitungen für Okinawa treffen."

„Nein, ich denke nicht.“ Kou hing Hose und Stiefel auf einen kleinen Wäscheständer, dann ging er mit Hotaru zurück ins Wohnzimmer. „Falls doch, weiß ich ja, wo ich dich finde.“

„In Ordnung. Dann wünsche ich dir noch einen schönen Tag, erhol dich etwas, gestern war anstrengend.“

„Das war mein Plan. Du solltest es heute aber auch nicht übertreiben, Hotaru.“ Er brachte ihn zur Tür und kuschelte sich anschließend zu Kazuki aufs Sofa. Er hatte nicht vor, in den nächsten zwei Tagen von seiner Seite zu weichen, um seine Akkus zu überladen, damit er in der Woche ohne ihn überstand. Es war etwas anderes, wenn Kazuki im Anwesen war, da er in weniger als einer halben Stunde bei ihm wäre, sollte er ihn brauchen, aber Okinawa war 1500 km entfernt und sein Partner war niemand, der einfach so durch die Gegend flog, weil er ihn vermisste.

„Habt ihr alles sauber bekommen?“ Kazuki legte einen Arm um ihn und kraulte seinen Nacken, da er mit dem Kopf auf seinem Schoß lag, das Gesicht zu ihm.

„Mhm... Ist es in Ordnung für dich, die Tage bis zur Abreise mit mir zu verbringen? Ich glaube, ich gehe sonst ein...“

„Selbstverständlich. Ich habe keine wichtigen Termine, du kannst dich auch mit deinen Sachen in mein Büro setzen, wenn du vorher noch arbeitest, Honey.“ Er beugte sich zu ihm herab, um ihm einen zärtlichen Kuss zu geben. „Für mich wird das auch nicht einfach, umso mehr freue ich mich auf deine Rückkehr.“

„Es ärgert mich, dass ich zu deinem Geburtstag nicht da bin, Kazu... dein Geschenk habe ich fertig, aber ich kann es dir erst danach geben. Ich weiß, ich muss dir nichts sch...“

Kazuki legte einen Finger auf seine Lippen, um ihn in seiner Rechtfertigung zu unterbrechen. „Ich freue mich darauf. Ich weiß, wie viel du zu tun hast und es bedeutet mir viel, dass du einen Teil deiner Zeit dafür geopfert hast, etwas für mich zu machen, auch wenn ich keine Vorstellung davon habe, was es sein könnte. Danke, mein süßer Kou, du weißt gar nicht, wie sehr ich dich liebe.“

„Hmmmm... mindestens so viel, wie ich dich, liebster Kazu. Gehen wir zurück ins Bett?“

„Mhm... da wolltest du den Tag doch sowieso verbringen.“ Er legte sein Buch zur Seite, schob seine Hände unter Kous Knie und Rücken, um ihn beim Aufstehen hochzuheben und ins Schlafzimmer zu tragen, wo sie den Rest des Tages mit Kuscheln, Küssen und Reden verbringen wollten.

Chapter Text

„Deine Haare sind lang geworden, Honey...“ Kazuki strich mit den Fingerspitzen über die unteren Enden von Kous langen Haaren, die bis zum Bereich zwischen seinen Schulterblättern und der Taille reichten. „Bald machst du Sayuri Konkurrenz, ist das Absicht?“ Er legte die Hände auf seine Hüften und zog ihn sacht an sich, dann schaute er ihn durch den Spiegel im Bad an, wo sie sich für den Tag fertig machten.

Kou zog die Zahnbürste aus seinem Mund und runzelte die Stirn. „Nein, an Sayuri habe ich gar nicht gedacht, ich habe auch nicht wirklich vor, meine Haare bis zur Hüfte wachsen zu lassen, das ist mir zu unpraktisch.“ Er lehnte sich an ihn. „Ich hatte nur noch keine Zeit, zum Frisör zu gehen... und keine Lust, ich finde das immer furchtbar anstrengend. Nao hat mich aber am Wochenende darauf hingewiesen, dass ich mich zumindest um die Spitzen kümmern sollte...“

„Mhm... es wundert mich, dass du bei allem so penibel bist, aber gerade das vernachlässigst.“ Kazuki nahm eine Strähne zwischen die Finger und begutachtete sie. „Ich will dir da nicht reinreden, aber Nao hat durchaus recht mit seiner Aussage.“

Der Jüngere seufzte frustriert. „Ich kriege doch nie heute noch einen Termin... sonst muss ich warten, bis wir aus Okinawa zurück sind und mich die ganze Woche darüber ärgern, dass meine Haare nicht hübsch sind.“

„Sie sind hübsch, genau wie du.“ Er küsste ihn sanft auf den Hinterkopf.

„Kannst du mir einen Frisör empfehlen, bei dem ich heute noch einen Termin bekomme? Kurzfristig?“

„Überlass das mir. Tetsuo bringt dich hin, dann kann ich noch die letzten Dinge für eure Reise mit Taniguchi klären.“

„Aber sei nett zu ihm, drohe ihm nicht und mach ihm keine Angst, Kazu.“

„Das ist nicht nötig, er weiß, was ihm blüht, wenn er versagt.“ Kazuki schmunzelte vielsagend, weil Kou ihm einen ärgerlichen Blick zuwarf. „Zieh dich an, ich kläre das mit dem Frisör. Unser Stammladen hat in der Regel immer Kapazitäten für spontane Termine, zumindest für uns.“

„Ich will da aber kein Vermögen lassen müssen... wer weiß, was das für ein Laden ist...“ Kou beendete das Zähneputzen und tapste in Unterwäsche durch die Wohnung, um sich etwas zum Anziehen zu suchen, während Kazuki zu Tetsuo ins Büro ging.

„Tetsu? Du bist mein Shion-Flüsterer, kannst du für heute noch einen Termin für Kou bei ihr, Aki oder Kei machen?“ fragte er ihn.

„Heute?“ Der Blonde warf einen Blick auf seine Uhr, es war kurz nach neun. „Ich kann es versuchen, aber nichts versprechen. Nur schneiden?“

„Ja. Schick ihr ein Bild, damit sie weiß, worum es geht und bring ihn bitte hin, wenn sie zusagt. Ich habe mit Taniguchi noch einiges zu besprechen und brauche ihn hier.“

„Geht klar. Ich schicke ihn dir hoch, wenn ich die Schlüssel hole.“ Tetsuo speicherte seinen Bericht ab und wählte dann die Nummer des Frisörladens, stellte das Handy aber auf laut, damit Kazuki mithören könnte.

„Guten Morgen, Tetsu, was kann ich für dich tun?“ klang Shions Stimme aus den Lautsprecher. „So schnell wachsen deine Haare nicht, dass du schon wieder einen Schnitt brauchst. Was ist es diesmal? Endlich Farbe für deinen Kopf?“

„Haha, nein, ich verzichte. Dir auch einen guten Morgen, Shion. Ich brauche trotzdem heute noch einen Termin bei dir oder einem deiner Männer, nicht für mich oder Kazuki, sondern für seinen Partner Kou“, entgegnete er.

„Seinen Partner? Seit wann läuft das denn und wieso weiß ich davon nichts?“ fragte sie empört.

„Seit dem Herbst, Shion. Ich bin einfach noch nicht dazu gekommen, dir davon zu erzählen, verzeih mir bitte“, beantwortete Kazuki ihre Frage.

„Kazuki, du kommst alle drei Wochen zu mir und hast seitdem nicht einmal daran gedacht, mir von ihm zu erzählen? Ich bin enttäuscht, sonst hast du selten so ein Geheimnis daraus gemacht. Muss ja sehr ernst sein, wenn du das sogar mir verschweigst.“

„Bis zum Samstag wussten auch nicht viele davon. Kannst du was für ihn freischaufeln? Sonst bläst er wohl die ganze Woche Trübsal, weil er unzufrieden mit sich selbst ist und das muss nicht sein.“

„Da soll er lieber was anderes blasen als Trübsal... hmm... mir hat vorhin eine Kundin abgesagt, ich habe also gleich einen Slot frei, wenn ihr so spontan herkommen könnt.“

„Das lässt sich einrichten. Tetsu bringt ihn dir, ich würde ihn begleiten, wenn ich nicht selbst noch einen Termin hätte“, sagte Kazuki. „Ich danke dir, Shion.“

„Keine Ursache. Deine Jungs halten meinen Laden seit über zwanzig Jahren am Laufen, was wäre ich nur ohne meine Stammkundschaft? Bis nachher, Tetsu.“

 

Kou staunte nicht schlecht, als er mit Tetsuo vor dem Frisörladen ankam. Sie waren die wenigen Minuten zu Fuß gegangen, statt das Auto zu nehmen, da Parkplätze rar gesät waren und der Aufwand kaum lohnte. Die getönten Scheiben der vorderen Fenster und der Glastür gaben nur wenig Einblick in die Räumlichkeiten dahinter, allerdings wies das Schild über der Tür eindeutig darauf hin, dass sich dahinter ein Frisör befand. Es war eine große Schere, die einem Totenkopf mit buntem Irokesenschnitt die Haare stutzte, darunter stand in lateinischen Buchstaben „Aki’s Cut“.

Tetsuo grinste über seine offensichtliche Verwirrung und öffnete die Tür, um ihn vorzulassen. Kous Verwirrung wich Faszination über die Einrichtung des Salons, der ihn mehr an ein Tattoostudio erinnerte als einen Frisörsalon, an den Wänden hingen Zeichnungen, eine Wand hinter einem gemütlich aussehenden Sofa war bis unter die Decke mit Fotos gepflastert, die Stühle vor den Spiegeln waren aus dunklem Leder, das hier und da etwas abgenutzt schien, auf den zweiten Blick war jedoch alles in makellosem Zustand, die Fliesen auf dem Fußboden hatten eine Holzoptik, waren aber leichter zu reinigen als Holz. Der Kassenbereich sah aus, als wäre er aus Paletten zusammengezimmert und dann dunkel lackiert worden. Dahinter stand eine Frau Anfang fünfzig mit mintgrün gefärbten Haaren, die zu einem dicken Zopf geflochten waren, auf der linken Kopfseite rankte sich ein filigranes Dotwork Tattoo, das einen Mond und mehrere Sterne abbildete. Weitere Tattoos zogen sich über ihre nackten Oberarme und ihr Dekolletee, im Gesicht wie an den Ohren hatte sie mehrere Piercings. Ihr leicht gelangweilter Gesichtsausdruck wich einem breiten Grinsen, als sie die beiden sah.

„Tetsu! Immer eine Freude, dich zu sehen, Kleiner.“ Sie kam um den Tresen herum und begrüßte ihn mit einer herzlichen Umarmung, sie reichte dem Blonden nicht einmal bis zur Schulter, weshalb Kou die Ansprache durchaus irritierte.

„Guten Morgen, Shion. Letzte Woche waren deine Haare noch blau, was kommt als nächstes?“

„Mal sehen, du weißt doch, ich lasse das immer Aki entscheiden, je nach Laune.“ Sie schaute neugierig zu Kou. „Ist er das?“

„Guten Morgen, Yukimura Kou“, stellte er sich höflich vor. „Vielen Dank, dass Sie das so kurzfristig einrichten konnten.“

„Ach du meine Güte, du bist ja niedlich. Ich bin Shion. Du bist also Kazukis aktueller Partner?“ fragte sie lächelnd.

Kou wurde rot, niedlich hatte ihn länger keine fremde Person mehr genannt, dann nickte er, etwas überwältigt von ihrer Energie. „Sie... Du kennst Kazuki, Shion?“ fragte er schließlich zögerlich.

„Seit fünfundzwanzig Jahren. Genau wie den Knirps hier.“ Sie zeigte auf Tetsuo, der dazu übergangen war, sein Gesicht in seine Hand zu stützen.

„Shion... ich war damals schon so groß wie du, nenn mich nicht immer Knirps“, beschwerte er sich.

„Du warst süße dreizehn Jahre alt, natürlich warst du ein Knirps.“ Sie kniff ihn in die Wange. „Mach’s dir auf dem Sofa bequem, ich kümmere mich um Kou.“ Sie hakte sich bei Kou unter und führte ihn zu einem freien Platz vor einem Spiegel.

„Das kann ja nur peinlich werden...“ murmelte Tetsuo vor sich hin und ließ sich auf das durchgesessene Ledersofa fallen.

Shion zog geschickt das Haargummi aus Kous Haaren, mit dem er sie zu einem unordentlichen Knoten gebunden hatte, dann entwirrte sie sie mit den Fingern und betrachtete die Spitzen, ihr Stirnrunzeln machte ihm etwas Sorgen.

„So schlimm?“ fragte er zaghaft.

„Oh, nein, gar nicht. Ich bin nur fasziniert von deiner Haarstruktur. Was machst du, dass sie so glatt fallen?“

„Hm... sie waren schon immer sehr glatt, ich wasche sie etwa alle drei Tage, dazu Spülung und einmal pro Woche eine Kur. Wenn ich das nicht mache, kringeln sie sich im Nacken“, erklärte er und nannte ihr die Produkte, die er nutzte.

„Hmm... das ist sehr unüblich für einen Mann, ich bin begeistert. Du musst nur aufpassen, dass du es nicht übertreibst mit der Pflege, damit sie noch etwas atmen können.“ Mit einem Kamm ordnete sie die letzten Strähnen, so dass sie über seinen Rücken fielen. „Die Spitzen müssen aber auf jeden Fall ab. Ich habe heute etwas mehr Zeit, bist du einverstanden mit einer kompletten Pflegebehandlung, damit sie länger glatt bleiben? Dann kannst du dir die Kur erstmal sparen.“

Kou dachte eine Weile nach, dann erwiderte er ihren Blick durch den Spiegel. „In Ordnung. Ich gehe davon aus, dass du in der Zeit alle Details zu Kazuki und mir wissen willst?“

Shion grinste ertappt. „Entschuldige, Berufskrankheit. Ich bin einfach furchtbar neugierig, aber alles was hier besprochen wird, bleibt auch hier. Was machst du beruflich?“ Sie ging zu einem Regal und holte einige Produkte und Utensilien, bevor sie zurückkam und ihm einen Umhang umlegte.

„Ich bin freischaffender Künstler und Mangaka. Kazuki habe ich durch einen Designauftrag für seine Sushikette in Ginza kennengelernt“, antwortete er ehrlich.

„Oh, die sind von dir? Die sind super toll geworden. Aber Arbeit ist das eine, wie kam es dazu, dass der alte Playboy dich in sein Leben gelassen hat?“

Kou zuckte ratlos mit den Schultern. „Es ist wohl einfach so passiert...? Ich weiß nicht... die Chemie hat von Anfang an gepasst und... hmm...“ Er wurde rot. „Ich fand ihn gleich schon unwahrscheinlich heiß.“

Shion lachte laut über seine Verlegenheit, dann tätschelte sie seine Schulter. „Mach dir keinen Kopf darum, du bist nicht der Erste, dem das so ging. Ich bin zehn Jahre älter als er und wenn ich meinen Mann nicht so abgöttisch lieben würde, hätte Kazuki auch mit achtzehn nur mit den Fingern schnippen müssen und ich wäre ihm ins Bett gehüpft.“ Sie grinste verschwörerisch. „Was er nie getan hätte, da war er ja mehr als ausgelastet mit...“ Sie unterbrach sich, weil sie nicht unbedingt mit seinem aktuellen Partner über seine Verflossenen reden wollte.

„Rin?“ hakte Kou nach. „Ich weiß ein bisschen, also keine Sorge, Shion. Ich bin nicht eifersüchtig auf Dinge, die lange vorbei sind.“

„Wow... da bist du wirklich der Erste, der so cool damit ist. Die beiden waren damals ein Herz und eine Seele, aber alles geht einmal zu Ende, Teenagerbeziehungen sind selten für die Ewigkeit gemacht.“ Während sie redete, teilte sie seine Haare ab, damit sie sie schneiden konnte.

„Mhm... Kazuki und Tetsuo kommen seit fünfundzwanzig Jahren zu dir?“ fragte Kou neugierig.

„Ja, mit Unterbrechungen. Rin war als Erstes bei uns, dann hat er Kazuki hergebracht und ein anderes Mal Tetsuo, der damals wie die verlorenen Kätzchen war, die er immer aufgelesen hat. Struppig und niedlich“, antwortete sie.

„Ich war nie niedlich, Shion!“ widersprach Tetsuo von seinem Platz auf dem Sofa.

„Absolut zuckersüß! Ich war es nicht, der sich auf meinem Schoß ausgeheult hat, das warst du, Kleiner.“ Sie zwinkerte dem Blonden zu, bevor sie sich weiter um Kou kümmerte. „An der Wand hängen sicher irgendwo Fotos von den dreien. Wenn du magst, können wir später danach schauen.“

Kous Augen wurden groß, er hatte Kazuki zwar schon danach gefragt, aber durch den Trubel der vergangenen Wochen war das untergegangen. „Liebend gern. Ich bin schon ein bisschen neugierig, wie sie damals ausgesehen haben...“

„Aber zurück in die Gegenwart... wie ernst ist das zwischen euch, hm?“

„Wie... ernst würdest du es einschätzen, dass ich seit Ende Januar quasi bei ihm wohne? Ich habe eine eigene Wohnung im selben Gebäude, in der ich arbeite, aber außerhalb davon bin ich bei ihm und schlafe dort...“

„Hmm... ihr kennt euch seit wann?“

„Im August habe ich den Auftrag bekommen, im September war die Eröffnungsfeier, wo wir...“ Kou biss sich auf die Unterlippe, als er sich an die überwältigende Nacht im Lemon dachte. „Kazuki hat es so geschickt eingefädelt, dass ich im November bei ihm untergekommen bin, weil meine alte Wohnung nicht bewohnbar war... seitdem können wir nicht mehr wirklich ohne einander.“

„Er ist schon gerissen, wenn er etwas will... Aber du scheinst mir kein naives Lämmchen zu sein, das ihm einfach so in die Falle gelaufen ist. Dass er mir bisher noch kein Bisschen von dir erzählt hat, spricht tatsächlich Bände. Ihm ist es auf jeden Fall ernst, und dir?“

„Sehr... es ist mir bewusst, was er tut und wo ich da hineingeraten bin, aber ich kann mir ein Leben ohne ihn auch nicht mehr vorstellen...“ Er atmete hörbar aus. „Kazuki wusste, wie schwer es mir fällt, dass wir aus unserer Beziehung so ein Geheimnis machen müssen. Ich bin nicht so, dass ich das ständig in der Öffentlichkeit ausleben muss, aber... wenigstens ein bisschen, also hat er sich beim Pride am Samstag vor Publikum geoutet, auch wenn er es nicht hätte tun müssen.“

„Das war er? Wir waren am Wochenende nicht in der Stadt, ich habe nur ein paar Gerüchte gehört. Das ist wirklich ein großes Stück, gerade in seiner Position. Ihr habt es danach hoffentlich ordentlich krachen lassen, sowas gehört gefeiert.“

„Mhm... es war großartig. Ich muss es aber erst noch etwas verdauen... Ich habe kein Problem damit, wegen meiner Arbeit Aufmerksamkeit zu bekommen, aber wenn es um mein Privatleben geht, tue ich mich schwer. Vor allem, wenn ich selbst keine Kontrolle darüber habe...“ Kou zupfte unter dem Umhang an seinen Ärmeln.

„Kazuki wird nicht zulassen, dass du irgendwelche Nachteile davon hast, da bin ich mir sicher. Er schützt, was er liebt, egal um welchen Preis.“ Shion zeigte ihm eine Haarsträhne und maß ein Stück mit den Fingern ab. „Darf ich so viel abschneiden? Dann erwische ich auf jeden Fall alles, was kaputt ist.“

Kou nickte und versuchte, sich etwas zu entspannen, während Shion mit seinen Haaren beschäftigt war. Sehr zu Tetsuos Missfallen erzählte sie ihm währenddessen ein paar harmlose Anekdoten aus der Vergangenheit, Rins Haarfarbenexperimente, wie Tetsuo sein Taschengeld aufgebessert hatte, indem er während der Ferien bei ihr im Laden kehrte und die Kasse hütete.

„Tetsu, habt ihr Kou davon eigentlich davon erzählt, wie ihr euch beide völlig betrunken habt piercen lassen? Du und Kazuki“, fragte sie grinsend, während sie eine Pflegekur in Kous Haare einarbeitete. „Mich wundert es nur, dass du das dann freiwillig wiederholt hast.“

„Nein, haben wir nicht. Kazuki trägt es auch nicht mehr, gar keines von denen, die er hatte.“ Tetsuo hatte aufgegeben, Shion davon abhalten zu wollen, irgendetwas auszuplaudern.

„Kazu... hatte wirklich mehr Piercings als die in den Ohren? Wo?“ hakte Kou überaus neugierig nach.

„Da haben wir den Salat, Shion... Großartig. Du kennst meine, Kou, rate.“ Der Blonde stützte grinsend das Kinn auf die Hand.

Er überlegte eine Weile, dann weiteten sich seine Augen und er schlug die Hand vor den Mund, als Tetsuo auf seinen fragenden Blick bestätigend nickte, entfuhr ihm ein leises Seufzen.

„Warum hat er es rausgenommen?“ fragte er, als er sein Kopfkino wieder unter Kontrolle hatte.

„Das musst du ihn selbst fragen, ich weiß es nicht.“

„Wahrscheinlich hat er sich gedacht, dass er zu all der Farbe in seiner Haut nicht noch Metall in seinem besten Stück braucht“, mutmaßte Shion. „Wobei ich das auch nicht nachvollziehen kann. So, gehen wir das mal auswaschen.“

Es dauerte länger, als Kou gedacht hatte, bis Shion mit seinen Haaren fertig war und sie gesund glänzend über seinen Rücken fielen. Während sie beschäftigt war, hatte er mehrere Selfies gemacht und sich ein bisschen um seine Social Media Konten gekümmert, da er nicht viel tun konnte, als zu warten und sich mit ihr zu unterhalten. Zwischendurch hatte sie ihm ihren Mann Aki, der den Laden seit fast dreißig Jahren führte, und ihren Sohn Kei vorgestellt, der seine Ausbildung erst ein Jahr zuvor abgeschlossen hatte und seitdem seine Eltern unterstützte. Beide waren ebenso bunt und liebenswert wie Shion, dennoch überraschte es Kou nach wie vor, dass Kazuki und Tetsuo dorthin gingen und nicht zu irgendeinem sehr viel schickeren Frisör, der ihrem Einkommen und der Branche eher angemessen war.

 

„So! Wunderschön geworden, meinst du nicht auch, Tetsu? Nimmst du ihn so mit?“ Shion klatschte freudig in die Hände und drehte sich halb zu Tetsuo um, der sich schwerfällig von dem Sofa erhob, in dem er in den vergangenen zwei Stunden versunken war.

„Hmmm...“ Der Blonde beugte sich zu Kou herunter und strich mit den Fingern durch seine Haare. „Wenn wir dich jetzt in einen von Sayuris Kimonos stecken, lässt Kazuki dich morgen nicht fliegen und nimmt sich die Woche wohl tatsächlich mal frei...“

„Das wäre aber schlecht für mich... das müssen wir dann wohl verschieben.“ Kou legte den Kopf in den Nacken und grinste ihn an.

„Das könnt ihr ja zum Sanja Matsuri machen, beteiligen sich die Phönixe wie jedes Jahr?“ fragte Shion.

„Ja. Kazuki ist an der Planung beteiligt, er wird sich aber nicht auf den Schrein stellen, wenn ich es verhindern kann, das kann Shiro tun.“ Tetsuo schob die Hände in die Hosentaschen und ging ein Stück zurück, damit Kou aufstehen konnte.

„Aber ihr seid da?“ hakte sie nach.

„Das müssen wir, ja. Die Nachbarschaft erwartet, dass Kazuki sich zeigt, also werde ich den ganzen Tag mit zwei Phönixen an ihm drankleben, damit nichts passieren kann.“

„Oh, da fällt mir ein... ich habe irgendwo ein Foto von irgendeinem Matsuri mit der Gang.“ Shion wuselte zur Fotowand, Kou folgte ihr neugierig, Tetsuo etwas besorgt.

„Shion... welches Foto?“ fragte er.

„Hey, lass mir meine Erinnerungen, es waren schöne Jahre, bevor er durchgeknallt ist, das musst selbst du zugeben.“ Sie stellte sich auf das Sofa und zog hier und da Fotos von der Wand. „Ah, hier...“

Sie stieg mit ihrem Fotostapel vom Sofa herunter und ließ sich darauf nieder, Kou setzte sich neben sie, während sie die Fotos auf ihrem Schoß ausbreitete.

„Hier... Rin hatte die brillante Idee, sich die Haare komplett blondieren zu lassen, dabei hat er Tetsu mitgebracht.“ Sie zeigte ihm ein Foto mit zwei Jungen, der eine etwas kleiner, mürrisch und naturblond, der andere fröhlich grinsend, die linke Gesichtshälfte wurde von seinem langen Pony verdeckt. „Ich weiß aber nicht, wieso Tetsu so dumm aus der Wäsche schaut.“

„Rin war wirklich... hübsch, das Blond stand ihm gut“, bemerkte Kou anerkennend.

„Oh ja, Kazuki standen die blonden Haare so gar nicht, als er sie sich für die Gang gebleicht hatte. Zum Glück hatte er das auch irgendwann eingesehen und es gelassen... ah, das hier war Sanja Matsuri, uhm...“ Sie drehte das Foto um, auf das mit Bleistift eine Jahreszahl geschrieben war. „1998, da warst du gerade im zweiten Oberstufenjahr, richtig, Tetsu?“

„Mhm... das war das Jahr, in dem sich alles änderte. Auch wenn im Mai noch alles in Ordnung war.“ Er schaute kurz zu Kou, der ihn besorgt ansah. „Alles gut. Das ist ewig her und es musste so passieren, damit wir alle unseren Weg finden konnten.“

Shion legte das Foto auf ihren Schoß, es zeigte eine Gruppe junger Männer, die außer weißen Fundoshi nichts trugen. Tetsuo und Kazuki erkannte Kou sofort, wenn nicht an dem ihnen so eigenen Grinsen, dann an den Drachentattoos auf dem jeweils linken beziehungsweise rechten Arm. Kazuki hatte den Arm um die Schultern eines anderen gelegt, der als einziger einen bunt gemusterten Kimono trug, Rin, wenn auch optisch sehr verändert zu dem auf dem anderen Foto, das fröhliche Lächeln war jedoch das gleiche. Zwischen Kazuki und Tetsuo stand ein keck grinsender, klein gewachsener, schmaler, aber durchtrainierter junger Mann mit hell blondierten Haaren, über dessen Oberkörper sich ein schwarzer Drache schlängelte. Seine Haltung und Präsenz waren selbstbewusst und einnehmend.

„Das ist Ryuji, der Boss der Gang, der Kazuki und ich seit der Oberstufe angehörten. Kazuki war sein Vize, wie er das geworden ist, ist eine ganz andere Geschichte, die er dir selbst mal erzählen kann“, erklärte Tetsuo ruhig, auch wenn er kurz die Stirn kräuselte, weil Shion ausgerechnet dieses Bild aufgehoben hatte.

„Hmm...“ Kou schaute ihn eindringlich an, dann begutachtete er das Foto. „Du mochtest ihn, oder?“

Der Blonde räusperte sich. „Ich war ein dummer Junge und habe ihn angehimmelt, weil ich ihn furchtbar cool fand. Dass er ein brutaler, rücksichtsloser Psychopath war, hat mein Teenager-Ich einfach ausgeblendet und er hat sich in jeglicher Aufmerksamkeit gesonnt.“

„Verstehe... oh, sind das Kazu, Sayuri und Haruka-chan?“ Kou zog ein weiteres Bild aus dem Stapel, das wohl an Neujahr vor dem Asakusa Schrein entstanden war. Es zeigte Kazuki und Sayuri in traditioneller Kleidung, Kazuki hielt ein in eine Decke gewickeltes Baby in den Armen.

„Ja. Kazuki hat es mir vorbeigebracht, das war Harukas erstes Neujahrsfest. Er war so selig, Vater zu sein, das war richtig niedlich und das ist nicht wirklich ein Wort, das ich mit ihm assoziiere“, erklärte Shion nostalgisch.

„Mhm... ich weiß, was du meinst.“ Kou schaute auf seine Uhr. „Wir sollten die anderen nicht zu lange warten lassen, bevor Kazuki Hotaru noch frisst.“

„Wer ist Hotaru? Habt ihr jetzt Frauen in euren Reihen?“ fragte Shion neugierig.

„Nein, Hotaru ist mein Bodyguard seit Anfang des Monats. Er wohnt bei Tetsuo.“ Er zog sein Handy aus der Tasche und zeigte ihr ein Foto von sich und Hotaru, das er am vergangenen Samstag gemacht hatte.

„Ach, der! Er war vorletzte Woche hier und hat seine Frisur auf Vordermann bringen lassen. Er schien mir etwas niedergeschlagen, du warst doch nicht etwa gemein zu ihm, Tetsu?“ Sie drohte dem Blonden mit dem Finger.

„Also... wir gehen dann besser mal. Schreib es auf unsere Rechnung, Shion, ja?“ Tetsuo nahm Kous Hand und zog ihn eilig hinter sich her.

„Uah...! Bis zum nächsten Mal, Shion! Hat mich gefreut!“ Kou winkte ihr, während er hinter ihm her stolperte.

Chapter 106

Summary:

„Du bist etwas blass, Tōru, ist alles in Ordnung?“ Kou schob seinen Rucksack mit der Technik in das Fach über der Sitzreihe, nachdem er iPad und Airpods herausgeholt hatte, dann stieg er über Tōrus Schoß auf seinen Platz am Fenster.

„Ja... alles gut...“ Er lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. Das Flugzeug stand noch am Gate, da noch nicht alle Passagiere an Bord waren, doch sein Puls raste jetzt schon, er wollte gar nicht darüber nachdenken, wie es wäre, wenn sie sich in Bewegung setzten und dann noch vom Boden abhoben.

„Tōru, lüg mich nicht an. Mein Bruder hat Flugangst, ich erkenne sowas. Willst du lieber ans Fenster? Mir macht das nichts aus.“

„Nein, das würde es nur noch schlimmer machen, glaube ich... es ist nur so... ich bin vorher noch nie geflogen“, gestand er leise.

Kou drückte seine Hand und lächelte ihn aufmunternd an. „Ich bin bei dir, wir kriegen das schon hin. Außerdem ist Hotaru noch da und Tsubaki und Yoshino habe ich vorhin auch irgendwo gesehen, sie sitzen weiter hinten, glaube ich.“

„Hmm... ja, ganz am Ende. Wie soll mir Taniguchi dabei helfen?“

Chapter Text

Kou schob das kleine Intuos Pro Grafiktablet in seinen Rucksack, wo sich schon sein Macbook und sein iPad befanden, Kabel verstaute er ordentlich zusammengebunden in einer der vorderen Taschen. Sein Koffer stand, gepackt mit Kleidung und einem großen Stapel frisch gedruckter Zeichnungen, im Flur und wartete darauf, dass Tetsuo ihn abholte, um ihn im Auto zu verstauen. Im Kopf ging er die Liste mit Dingen durch, die er unbedingt mitnehmen musste, überprüfte zum fünften Mal, ob die App für das Flugticket funktionierte und sein Ausweis immer noch in seinem Kartenetui war und schloss dann alle Reißverschlüsse, um den Rucksack zu seinem Koffer zu stellen. Für eventuelle Ausflüge hatte er eine kleinere Umhängetasche in den Koffer gepackt, den Rucksack nutzte er nur für seine Technik, die nicht in seine große Umhängetasche passte, die er im Alltag nutzte. Kou öffnete die Tür seiner Wohnung, als er Stimmen und Schritte auf dem Gang davor hörte, die ihm bekannt vorkamen. Er hatte nur mit Tetsuo gerechnet, doch er wurde von Tōru und Izumi begleitet, die beide strahlend grinsten, als sie ihn sahen.

„Guten Morgen, Kou. Du bist hoffentlich wach und fit“, flötete Izumi und begrüßte ihn wie Tōru mit einer kurzen Umarmung.

„Äh... ja... Ich hatte zwei Kaffee zum Frühstück, das sollte halbwegs geholfen haben. Guten Morgen... Dich habe ich am allerwenigsten erwartet, Izumi.“ Er lugte fragend um den Schwarzhaarigen herum.

„Ich konnte Tōru doch nicht alleine in die Höhle des Löwen fahren lassen“, antwortete dieser und deutete halb auf Tetsuo, der leicht genervt die Augen rollte. „Nein, Spaß. Tetsuo hat mich gebeten, Aoi zu ihrem jährlichen Tierarzttermin zu bringen, weil er nicht weiß, ob er rechtzeitig zurück ist und Shiro auch keine Zeit hat, also bin ich einfach gleich mitgekommen.“

„Verstehe. Wo ist dein Gepäck, Tōru?“

„Schon unten. Wir sind durch die Tiefgarage rein und ich habe meinen Kram gleich dort gelassen“, erklärte er kurz.

„Wir sollten auch bald los, hast du alles, was du brauchst, Kou?“ fragte Tetsuo und schulterte den Rucksack, bevor er nach dem Koffer griff.

„Hmm... ich denke schon. Was ich jetzt nicht habe, brauche ich wahrscheinlich auch nicht.“ Er schloss die Tür ab, nachdem sie die Wohnung verlassen hatten und schob den Schlüssel in Tetsuos Jackentasche, da er den in Okinawa sicher nicht brauchte.

Hotaru saß auf der Kofferraumkante des dunkelroten Lexus RX, Kazuki lehnte daneben und sprach leise mit ihm. Sie unterbrachen ihr Gespräch, als die vier aus dem Aufzug kamen. Kous Herz machte einen Sprung, weil sein Partner für einen normalen Arbeitstag sehr locker gekleidet war, nur mit dunkelblauer Hose und weißem Hemd, dessen obere zwei Knöpfe nicht geschlossen waren, das Jackett hatte er sich über den Arm gehängt.

„Arbeitet hier auch jemand?“ meckerte Tetsuo, dann scheuchte er Hotaru aus dem Weg, damit er Kous Koffer und Rucksack zum restlichen Gepäck einladen konnte.

„Wenn du trödelst, muss man sich ja irgendwie die Zeit vertreiben“, meckerte Hotaru zurück und piekte ihn in den Arm.

„Ach herrje...“ Izumi grinste hinter vorgehaltener Hand und lehnte sich an Tōrus Schulter. „Siehst du, was ich sehe?“

„Mhm... Kommst du wirklich ohne mich aus, Shinamon?“ fragte er leise.

„Natürlich. Ich bin schon groß, Tora, keine Sorge, ich komme gut zurecht, auch wenn ich Golden Week-Zwangsurlaub habe und kein Freund da ist, der mir die Zeit vertreibt.“ Er schlang die Arme um ihn und küsste ihn zärtlich. „Auch wenn ich dich todesvermissen werde... und mein Hintern erst, das wird schlimm.“

„Ich mach’s nächste Woche wieder gut. Versprochen.“

„Da bestehe ich drauf...“ Izumi drückte weitere Küsse auf seine Lippen, bis Tetsuo sich lautstark räusperte.

„Izumi, wenn du nicht willst, dass dein Freund nach Okinawa schwimmen muss, solltest du ihn loslassen, damit wir abfahren können.“ Er stand mit verschränkten Armen neben dem Auto, die anderen waren schon eingestiegen.

„Ah... ja, natürlich, sorry.“ Er ließ Tōru los und schaute verlegen zur Seite.

„Wir sehen uns nächste Woche wieder und du kannst mich anrufen, wenn dir zu langweilig wird. Ich liebe dich, Shinamon.“ Sein Freund strich ihm zärtlich über die Wange und ging dann zum Auto.

„Ich liebe dich viel mehr, Tora, nur damit du es weißt!“

„Oh man... seht zu, dass ihr euch da hinten irgendwie sortiert, wir haben ja einen Fahrgast mehr als geplant.“

Tetsuo stieg auf der Fahrerseite ein, während Tōru sich zu Kou und Hotaru auf die Rückbank setzte. Hotaru in der Mitte, Kou auf der Beifahrerseite, etwas vorgelehnt, um mit den Fingern Kazukis Hinterkopf zu kraulen, völlig hin und weg, dass er sie auf der Fahrt zum Flughafen Narita begleitete.

„Wir haben uns noch nicht richtig kennengelernt, Taniguchi Hotaru, freut mich“, stellte Hotaru sich Tōru kurz vor.

„Inoue Tōru. Wir haben ja bisher nur telefoniert, ich habe mir dich irgendwie größer vorgestellt...“ Er grinste kurz, weil Hotaru für einen Moment schmollte, bis er sich wieder fing. „Aber entschuldige, ich bin immer noch der Jüngste hier, darf ich überhaupt Du sagen?“

„Mhm... Du hast jetzt damit angefangen, also lassen wir es dabei, Inoue.“

Er lehnte sich zurück und versuchte, sich für die knapp einstündige Fahrt irgendwie zwischen ihm und Kou zu arrangieren, ohne sich zu sehr zu verkrampfen. Tōru lehnte sich ans Fenster und beobachtete den Verkehr, er war selbst noch furchtbar müde, da er und Izumi am vergangenen Abend noch im Club arbeiten gewesen waren und er nicht viel Schlaf bekommen hatte. Kou blieb nach vorne gebeugt sitzen, die Arme von hinten um Kazuki geschlungen, der sacht über seine Hände strich, während er sich mit Tetsuo über Organisatorisches unterhielt.

 

„Wir bringen euch nicht bis zum Check-in, das ist so schon voll genug dort“, sagte Tetsuo, nachdem er das Auto auf einem Parkplatz im Flughafenparkhaus abgestellt hatte. „Findet ihr den Weg?“

„Ja, wir sind schon groß, weißt du?“ Hotaru schulterte seine Reisetasche, einen kleinen, vollgepackten Rucksack trug er auf dem Rücken. „Außerdem haben wir noch massig Zeit.“

„Mhm...“ Kou schaute auf seine Uhr. „Wir müssen trotzdem ein gutes Stück laufen, um die Koffer und Taschen abzugeben. Ich hätte auch nichts gegen einen Kaffee vor dem Abflug.“

„Dann halten wir euch nicht länger auf, wir haben auch noch ein paar Termine heute, zu denen wir besser nicht zu spät kommen.“ Kazuki zog Kou an sich für eine Umarmung und einen Kuss, der dem Jüngeren die Kraft aus den Knien zog. „Benimm dich und hab viel Spaß, ja?“

„Natürlich... was soll ich schon anstellen mit...“ Kou schaute kurz über die Schulter zu Hotaru und Tōru, die geduldig warteten. „Einem Top und einem Versatile, mit denen ich mir ein Zimmer und zwei Betten teile, hm?“

„Kou...“ Ein leises Grollen war in Kazukis Stimme, er lächelte jedoch über die kleine Provokation. „Du weißt, was du tun darfst und was nicht, Honey.“ Er gab ihm noch einen Kuss. „Pass auf dich auf, wir sehen uns nächste Woche.“

„Ja, bis nächste Woche, Kazu. Ich liebe dich, pass du auch auf dich auf und tu nichts, was ich nicht auch tun würde.“ Er grinste breit, dann zog er seinen Koffer zu den anderen beiden. „Auf geht’s.“

 

„Du bist etwas blass, Tōru, ist alles in Ordnung?“ Kou schob seinen Rucksack mit der Technik in das Fach über der Sitzreihe, nachdem er iPad und Airpods herausgeholt hatte, dann stieg er über Tōrus Schoß auf seinen Platz am Fenster.

„Ja... alles gut...“ Er lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. Das Flugzeug stand noch am Gate, da noch nicht alle Passagiere an Bord waren, doch sein Puls raste jetzt schon, er wollte gar nicht darüber nachdenken, wie es wäre, wenn sie sich in Bewegung setzten und dann noch vom Boden abhoben.

„Tōru, lüg mich nicht an. Mein Bruder hat Flugangst, ich erkenne sowas. Willst du lieber ans Fenster? Mir macht das nichts aus.“

„Nein, das würde es nur noch schlimmer machen, glaube ich... es ist nur so... ich bin vorher noch nie geflogen“, gestand er leise.

Kou drückte seine Hand und lächelte ihn aufmunternd an. „Ich bin bei dir, wir kriegen das schon hin. Außerdem ist Hotaru noch da und Tsubaki und Yoshino habe ich vorhin auch irgendwo gesehen, sie sitzen weiter hinten, glaube ich.“

„Hmm... ja, ganz am Ende. Wie soll mir Taniguchi dabei helfen?“

„Ingwer-Minze-Bonbons, die helfen gegen Stress.“ Hotaru schob eine Bonbonpackung zwischen den Sitzen zu ihnen nach vorne. Wie auch immer er es geschafft hatte, bei dem ausgebuchten Flug so kurzfristig einen Platz direkt hinter ihnen zu bekommen, erstaunte Kou. „Ich habe die eigentlich für Kou eingepackt, aber der scheint gerade ja völlig tiefenentspannt zu sein. Wer sind Tsubaki und Yoshino?“

„Die beiden anderen Mangaka, die mit mir den Wettbewerb gewonnen haben. Sie sind nett, du lernst sie später kennen“, erklärte Kou. „Hast du die halbe Hausapotheke in deinem Rucksack, Hotaru? Und Reiseführer?“ Er spähte an Tōrus Schulter vorbei nach hinten.

„Ich bin gerne vorbereitet, besonders viel Zeit hatte ich dafür ja nicht, also gehe ich lieber auf Nummer Sicher.“

„Danke, Taniguchi. Willst du auch ein Bonbon, Kou?“ Tōru hatte die Packung geöffnet und sich, dankbar für die Ablenkung, ein Bonbon in den Mund gesteckt.

„Mhm, die sind gut.“

Er setzte sich richtig hin und schloss den Gurt, dann half er Tōru mit seinem. Das Flugzeug setzte sich in Bewegung, nachdem alle ihre Plätze eingenommen hatten und das Bordpersonal sich vergewissert hatte, dass alles ordentlich verstaut war. Kou verschränkte während des Abhebens seine Finger mit denen seines Freunds, der sich ihm schicksalsergeben anvertraute, seine Fingernägel hinterließen kleine Halbmonde auf Kous Handrücken.

Tōru ließ die Augen geschlossen, bis das leise „Pling“ ertönte, das die Passagiere darüber informierte, dass die Gurte wieder geöffnet werden durften. Er atmete tief ein und wieder aus, dann schaute er zu Kou, der ihn mitfühlend beobachtete.

„Danke...“ sagte er leise und ließ seine Hand los, die er fester gedrückt hatte, als er beabsichtigt hatte.

„Keine Ursache. Du bist schließlich auch für mich da.“ Er massierte seine eingeschlafene Hand. „Entspann dich ein bisschen. Der Flug dauert nicht lange und du siehst müde aus.“

„Wir haben letzte Nacht nicht viel Schlaf bekommen... oder die letzten Nächte. Der Club hat ab heute zwar bis Ende nächster Woche zu, aber da ich im Juli meine Eltern besuchen will, habe ich etwas vorgearbeitet, das lohnt sich direkt vor der Golden Week immer mehr“, erklärte Tōru matt, dann lehnte er sich mit dem Kopf an Kous Schulter. „Tagsüber hat Hamasaki mir das Ohr abgekaut, damit ich auch ja nichts vergesse und ihr unter meiner Aufsicht gut versorgt seid...“

„Armer Tōru. Ich bin mir sicher, dass du nichts dem Zufall überlassen hast, außerdem musst du dich ja nur um uns drei kümmern, nicht um andere.“

„Du bist pflegeleicht, Yoshino auch, Tsubaki ist anstrengend... sie hatte gefühlt zweihundert Extrawünsche wegen dem Zimmer, aber da war die Auswahl sowieso begrenzt. Es ist schon ein Wunder, dass wir direkt neben dem Convention Center ins Hotel können... nur war echt nichts mehr frei, so dass wir uns zu dritt aufs Zimmer quetschen müssen. Ist das in Ordnung für dich?“

„Ja. Wenn es in Ordnung für dich ist, dir eine Woche mit mir ein Bett zu teilen...“ Kou zwinkerte ihm zu und zerzauste ihm die rotblonden Haare. „Schlaf ein bisschen.“

Da Tōru sich an seine Schulter gelehnt hatte, konnte Kou den Flug nicht nutzen, um zu arbeiten, also verbrachte er seine Zeit damit, Manga auf seinem iPad zu lesen und Musik zu hören, schlafen konnte er nach dem XXL-Kaffee, den er am Flughafen getrunken hatte, nicht mehr. Hotaru hatte einen Reiseführer aufgeschlagen, kaum dass sie abgehoben hatten. Er war noch nie in Okinawa gewesen und musste sich zumindest einen Überblick über Naha und die umliegende Gegend verschaffen, wenn er auf Kou aufpassen wollte, da sie sicher nicht die ganze Woche im Hotel sitzen würden. Er tippte seinen Schützling an die Schulter, bis dieser sich halb zu ihm umdrehte, darauf bedacht, Tōru nicht zu wecken.

„Was gibt’s, Hotaru?“

Der rothaarige Bodyguard hatte eine Doppelseite über die Burg Shuri in Naha aufgeklappt und deutete darauf. „Willst du da hin?“

„Ich weiß noch nicht... im Oktober hat es dort gebrannt und auch wenn es wohl wieder offen ist, befindet sich die ganze Anlage im Wiederaufbau, also mehr Baustelle als alles andere.“ Er runzelte die Stirn. „Früher bin ich dort gerne gewesen, ich weiß nicht, ob ich sie mir so kaputt ansehen kann, verstehst du?“

„Ja, natürlich. Du wirst aber wahrscheinlich mitgehen, wenn Inoue und die anderen hinwollen, oder?“ hakte Hotaru nach.

Kou nickte. „Ich will mich nicht selbst ausgrenzen, nur weil es mich deprimieren könnte. Rundherum gibt es genug andere Sehenswürdigkeiten, die schön sind.“

„In Ordnung...“ Er schrieb etwas in ein Notizbuch.

„Gibt es etwas, das du dir ansehen möchtest?“

„Nicht wirklich. Ich schaue mir an, was ihr euch ansehen wollt und habe ein Auge auf dich. Die Convention findet von Freitag bis Sonntag statt?“

„Ja, bis Sonntagnachmittag. Unser Rückflug geht aber erst am... Dienstag, wenn ich es richtig im Kopf habe, wir haben also Zeit für was auch immer.“

Kou stopfte ein kleines Kissen zwischen Tōrus Kopf und seine Schulter, damit er bequemer lag, dann widmete er sich wieder seinem Manga. Er kam kaum dazu, etwas zu lesen, Serien schaute er in seinen Arbeitspausen oder ließ sie nebenher laufen, daher war es eine willkommene Abwechslung, während des zweieinhalbstündigen Flugs die Zeit dafür zu haben. Es lenkte ihn außerdem von seinen eigenen Gedanken und Sorgen ab, so ganz hatte er sich noch nicht damit arrangiert, seiner Familie so nah zu kommen, auch wenn er es geschafft hatte, sich nicht vollkommen verrückt zu machen, da er schließlich nicht allein war.

 

Kou drückte mehrere Knöpfe auf dem Getränkeautomaten, der sich in der Nähe der Toiletten befand und hielt sein Handy an den Sensor, um zu bezahlen. Er warf Hotaru eine Dose mit Traubenlimonade zu, drückte Tōru die eiskalte Cola in die Hand und öffnete sich selbst eine Dose mit kaltem, gesüßten Kaffee, dann ließ er sich rittlings auf seinem großen Koffer nieder. Sie warteten auf Tsubaki und Yoshino, die nach der Landung zur Toilette verschwunden waren, um sich frisch zu machen, da sie sich ein Taxi zum Hotel teilen wollten.

Tōru streckte sich und gähnte ausgiebig, dann rieb er sich den steifen Nacken. Er hatte den ganzen Flug über auf Kous Schulter geschlafen in einer nicht unbedingt optimalen Position, aber es ging ihm schon um einiges besser als vor dem Abflug, dennoch sehnte er sich nach einer Dusche und einem bequemen Bett, auch wenn es erst früher Nachmittag war. Hotaru tippte einen kurzen Bericht in sein Handy, den er Kazuki schicken würde, um ihn wie abgesprochen auf dem Laufenden zu halten.

„Entschuldigt, dass es länger gedauert hat. Es war so viel los, dass wir ewig warten mussten“, sagte Yoshino leise, als sie mit Tsubaki zu ihnen stieß. Beide hatten offensichtlich vorgesorgt und luftige Sommerkleider in ihrem Handgepäck verstaut, die sie während der vergangenen Minuten angezogen hatten.

„Nicht schlimm. Wir haben heute nichts mehr vor, außer unsere Zimmer zu beziehen“, antwortete Tōru und stieß sich von der Wand ab, an die er sich gelehnt hatte.

„Ich bin es gar nicht gewohnt, anderthalb halbwegs freie Tage vor einer Convention zu haben...“ Tsubaki schulterte ihre Tasche und lief neben den anderen her zum Ausgang. „Was machen wir morgen?“

„Arbeiten? Ich muss noch das Storyboard für ein Kapitel fertig machen, damit ich mit der Ausarbeitung anfangen kann und...“ Yoshino zählte auf, was sie sich für die Zeit vorgenommen hatte, in der sie nicht am Verlagsstand saßen. „Wenn ich mir einen ganzen Tag frei nehme, hänge ich zu sehr hinterher, weil ich so langsam bin.“

„Einen halben?“ Tsubaki hakte sich bei ihr unter und grinste sie fröhlich an.

„Hmmm... mal sehen, wie weit ich heute noch komme.“ Sie schaute zu Kou. „Wie sieht es bei dir aus?“

„Ich habe mein Wochenpensum schon abgearbeitet und muss nur noch hier und da nachbessern, wenn Tōru nochmal drüber geschaut hat“, entgegnete er ruhig. Dass er dafür in der vergangenen Woche mehrere Nachtschichten eingelegt hatte, um die wegen dem Pridewochenende fehlende Zeit auszugleichen, behielt er besser für sich, von dem anderen Stress mussten die beiden auch nichts wissen.

Die automatischen Türen öffneten sich vor ihnen und ihnen schlug eine Wand aus warmer, feuchter Luft entgegen, als sie die klimatisierte Halle hinter sich ließen. Fünfundzwanzig Grad und über achtzig Prozent Luftfeuchtigkeit waren sehr viel anders, als sie es aus Tokio gewohnt waren.

„Jetzt bin ich froh, dass wir nicht den Bus nehmen...“ murmelte Tsubaki und hielt Ausschau nach einem Taxi, das groß genug war für alle fünf und ihr Gepäck.

Tōru hatte jedoch schon einen kleinen Shuttlebus organisiert, der sie zum fünfzehn Kilometer entfernten Hotel brachte. Kou zupfte während der etwa dreißigminütigen Fahrt an den Bändchen seiner Jogginghose, da er seinen Pullover in seinen Koffer gestopft hatte und er nicht an den Ärmeln seines T-Shirts zupfen konnte. Er hatte seine Nervosität während des Fluges gut überspielen können, während er sich erst um Tōru gekümmert und dann gelesen hatte. Nun, da sie gelandet und auf dem Weg zum Hotel waren, in dem sie die kommenden Tage verbringen würden, holte sie ihn wieder ein und er wäre am liebsten wieder zurück zum Flughafen gefahren, um nach Hause zu fliegen. Okinawa war nicht mehr sein Zuhause, auch wenn er dort aufgewachsen war. Er liebte die Gegend nach wie vor, das Klima und die Menschen, die so ganz anders waren als die in Tokio, aber seine Familie hatte ihm jede Verbindung zu seiner Heimat so gründlich verdorben, dass ihm übel wurde, sobald er daran dachte. Er und Hotaru saßen in der hinteren Sitzreihe des Kleinbusses, Tōru auf dem Beifahrersitz, die Frauen, die sich die Nasen am Fenster platt drückten, direkt vor ihnen, während sie die Viertel am Hafen hinter sich ließen und Camp Kinser passierten, eine der vielen US-Militärbasen auf der Insel. Bevor Kou es schaffte, die Plastikkappen am Ende der Bändchen völlig zu zerstören, legte Hotaru eine Hand auf seine und drückte sie sanft, bis er die Finger mit seinen verschränkte, um sie irgendwie zu beschäftigen.

„Ich bin da und passe auf, dass dir nichts passiert, Kou“, sagte er so leise, dass nur er ihn hören konnte. „Überlass das mir. Wenn es sein muss, verteidige ich dich vor einer ganzen Armee fieser Familienmitglieder, damit du den Kopf frei hast für deine Arbeit.“

Kou nickte schwach und lehnte den Kopf an seine Schulter, um zumindest für einige Minuten etwas Halt zu finden. Es war ihm bewusst, dass ihm nichts passieren konnte und er auch nicht mehr der eingeschüchterte Teenager war, der die Insel verlassen hatte, dennoch wühlte es ihn mehr auf, als er zugeben konnte.

 

In der Lobby des Hotels, das sich in direkter Nachbarschaft des Okinawa Convention Centers befand, in dem am Wochenende die Messe stattfinden sollte, trafen sie auf weitere Mitarbeiter des Verlags, die schon am Vortag angereist waren, um beim Aufbau zu helfen. Tōru wusste, dass das Hotel komplett ausgebucht war, es war allerdings noch nicht viel los, da die meisten Besucher erst am kommenden Tag oder dem Freitag anreisen würden, um Kosten zu sparen. Er kümmerte sich um den Check-in, während die anderen beim Gepäck warteten und sich in der hell erleuchteten Lobby des 4-Sterne-Hotels umsahen.

„Wie es aussieht, müssen wir das Hotel nichtmal verlassen, um uns ein bisschen zu erholen, Yoshino“, sagte Tsubaki und blätterte in einem Infoflyer. „Wir können hier essen, es gibt Sauna, Indoor- und Outdoor-Pools...“

„Wie viel der Verpflegung geht auf den Verlag?“ fragte Yoshino zurückhaltend.

„Alles, sofern es niemand übertreibt und jeden Tag Kugelfisch und Kobe-Rind isst“, antwortete Tōru, der zurückgekommen war und die Zugangskarten verteilte. „Oder täglich die Minibar leert“, fügte er mit einem Zwinkern hinzu.

„Oh... na dann können wir ja wirklich hier essen.“ Tsubaki schob eine Broschüre in ihre Tasche, die er zusätzlich mit ausgeteilt hatte. „Sind unsere Zimmer auf demselben Flur, Inoue?“

„Ja, nebeneinander sogar, damit ich euch alle im Auge haben kann.“ Da er selbst nicht viel Gepäck hatte, nahm Tōru ihr den schweren Koffer ab und zog ihn zum Aufzug.

 

Tōru ließ sich mit dem Gesicht voran auf eines der beiden großen Betten fallen, nachdem sie ihr Gepäck an einer freien Wand abgestellt hatten. Hotaru inspizierte das Zimmer gründlich, bevor er auf den kleinen Balkon ging und sich die erste Zigarette seit dem Frühstück gönnte.

„Ich hab dir doch gesagt... Tsubaki ist anstrengend...“ murmelte Tōru in das Laken, als Kou sich neben ihn setzte und ihm fürsorglich den Kopf tätschelte.

„Ein wenig. Sie hat nicht so viel mit anderen Menschen zu tun wie du oder ich mittlerweile. Sie ist aber eine sehr angenehme Person, wenn sie sich etwas entspannt hat und du wirst am Wochenende kaum Arbeit mit ihr haben."

"Mhm...“ Tōru rollte sich halb auf die Seite, damit er ihn ansehen konnte. „Seit wann bist du so vertraut mit Taniguchi, dass du ihn beim Vornamen nennst und er dich?“

„Hmm... nicht ganz zwei Wochen. Es war... wie soll ich sagen...“

„Es hat sich so ergeben, als ich mich bei ihm ausgeheult habe“, antwortete Hotaru an seiner Stelle und setzte sich auf das zweite Bett. „War irgendwie richtig in der Situation und dann nimmt man das auch nicht mehr zurück, ohne dass es komisch wird.“

„So wie er sagt. Er ist eine schlimmere Heulsuse als ich.“ Kou grinste breit, weil Hotaru schnaubend die Arme vor der Brust verschränkte. „Aber das war eine Ausnahmesituation, die sich geklärt hat.“

„Izumi erwähnte, dass du bei Tetsuo wohnst. Wie hat der dich zum Heulen gebracht, Taniguchi?“ fragte Tōru neugierig.

„Was... wie kommst du darauf, dass er es war?“ Der rothaarige Bodyguard schaute verlegen zur Seite.

„Ach... nur so eine Vermutung.“ Er setzte sich auf und fischte sein vibrierendes Handy aus der Hosentasche, seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, als er Izumis Name auf dem Display sah. „Entschuldigt mich kurz.“ Er stand auf und ging auf den Balkon, um den Anruf entgegenzunehmen.

„Hast du eigentlich auch Freunde, die nicht so furchtbar aufmerksam sind? Das ist ja gruselig...“ Hotaru drehte sein Feuerzeug zwischen den Fingern und schaute Kou an.

„Tōru ist gut darin, Menschen zu lesen, aber er arbeitet auch seit drei Jahren als Host, ich denke, da lernt man das einfach.“ Er zog die Knie an und schlang die Arme um seine Unterschenkel. „Ihr kommt doch miteinander aus, oder?“

„Ich denke schon, er scheint nett zu sein und du magst ihn, also werde ich mich sicher nicht mit ihm anlegen. Geht’s dir gut?“

„Ich komme zurecht... Tōru will morgen sicher nicht den ganzen Tag hier rumsitzen, begleiten wir ihn?“

„Wenn du ihn begleiten möchtest, steht dem nichts im Weg. Der Boss hat die hiesigen beiden Clans informiert, dass wir in der Stadt sind, sollte es irgendwelche Probleme geben, die ich nicht allein lösen kann. Die sind zwar untereinander nicht so gut aufeinander zu sprechen, aber Onodera-san hält gute Kontakte zu den Oyabuns, daher hielt er es für angemessen, das im Vorfeld zu klären“, erklärte Hotaru ruhig. Kazuki hatte ihn am Vortag darüber informiert und ihm einige Kontaktdaten gegeben, an die er sich wenden konnte, sollte es zu größeren Schwierigkeiten kommen, auch wenn er nicht davon ausging, dass es soweit kommen würde. Er fand es nur fair, wenn Kou darüber bescheid wusste, damit er seine angespannten Nerven etwas mehr beruhigen konnte.

„Hat Kazuki das gestern mit dir besprochen, während ich mit Tetsuo beim Frisör war?“ Kou schaute ihn über seine Knie hinweg an.

„Ja, unter anderem. Du bist ihm wirklich sehr wichtig, dass er die offiziellen Kanäle dafür nutzt, für deine Sicherheit zu sorgen, Kou, ohne dass du irgendwelche Einschränkungen hast. Also, außer, dass du dich mit mir herumschlagen musst, aber das lässt sich verkraften, oder?“ Er schenkte ihm ein breites Grinsen, was sein Gegenüber ebenfalls zum Lächeln brachte.

„Tut mir leid, ich bin einfach etwas erschöpft und... ich vermisse ihn. Ich weiß, wir sind erst seit wenigen Stunden weg, aber allein der Gedanke, so weit von ihm weg zu sein...“ Kou grub die Fingerspitzen in seine Unterschenkel und atmete zittrig ein und aus, was Hotaru von seinem Platz rutschen ließ, um den Knoten zu lösen, zu dem er seine Arme und Beine gebunden hatte.

„Ist ja gut, ich verstehe das... es ist alles etwas viel gerade und du hast viel zu wenig geschlafen für die Menge, die du gearbeitet hast, Kou...“ Er strich ihm sanft über den Kopf, während sein Schützling seine ganze Konzentration aufbrachte, seine Atmung unter Kontrolle zu kriegen.

Tōru kam vom Balkon zurück, legte sein Handy auf den kleinen Tisch und setzte sich zu ihm aufs Bett, um ihm über den Rücken zu streichen und dafür zu sorgen, dass er aufrecht saß.

„Willst du kurz mit uns raus gehen?“ fragte er leise.

„Nein... ich will nicht... ich will nicht hier sein, Tōru... Nicht in dieser Stadt und nicht auf dieser Insel... Ich kann das nicht...“ sprach Kou stockend, er konnte die Tränen, die seine Panikattacke mitbrachte, nicht zurückhalten und sie rollten über seine Wangen. Er ärgerte sich über sich selbst, dass er seine Angst nicht unter Kontrolle hatte, auch wenn sein Verstand wusste, dass sie völlig unberechtigt war.

„Ich bin da, Hotaru ist auch da, um auf dich aufzupassen, es kann gar nichts passieren, Kou...“ sagte Tōru sanft. „Aber es ist in Ordnung, dass du dich so fühlst. Du darfst dich ausheulen und jammern, mach dir keine Gedanken darum, ob das angemessen ist oder nicht. Ich weiß ganz genau, dass du das gerade denkst, scheiß drauf, wenn es dir nicht gut geht, dann ist das so.“

„Tōru hat recht. Das bleibt unter uns, wenn du das möchtest.“ Hotaru hockte sich vor ihn und streichelte seine Hände. „Alternativ sagst du mir, wo deine Familie wohnt und ich kümmere mich darum, wenn dir das hilft.“

Der Vorschlag entlockte Kou den Anflug eines Lächelns, doch er schüttelte energisch den Kopf, bevor er sich an Tōrus Brust lehnte und das Gesicht in seinem T-Shirt vergrub.

„...das ist übertrieben, Hotaru... aber Danke...“ sagte er zwischen leisem Schluchzen.

Tōru legte die Arme um seinen Freund und strich ihm beruhigend über den Kopf, Hotaru hielt weiter seine Hände, während er sich den Frust von der Seele weinte, bis seine Augen brannten und er Kopfschmerzen bekam.

„Ugh...“ Kou rieb sich mit dem Handballen über die Augen und massierte sich dann die Schläfen. „Tut mir leid, ich...“

„Du musst dich für gar nichts entschuldigen. Trink erstmal was und dann ruh dich aus. Wir können auch Essen aufs Zimmer bestellen, wenn du dich nicht fit genug fühlst.“ Tōru stand kurz auf und plünderte die alkoholfreien Sachen aus der Minibar, um ihm eine Flasche Wasser zu geben, dann setzte er sich wieder neben ihn.

„Es ist noch früh. Du kannst dich nochmal aufs Ohr hauen, Tōru sieht auch nicht wirklich wach aus und ich kann mich gut selbst beschäftigen.“ Hotaru tupfte Kous Wangen mit einem Taschentuch ab, das er aus seinem Rucksack geholt hatte. „Ich habe auch irgendwo noch Gelpads, die du dir auf die Augen legen kannst, wenn sie nachher noch rot sind. Die müssen nur für ein paar Stunden in den Kühlschrank.“

„Was... hast du eigentlich nicht mitgenommen?“ Kou schaute ihn verdutzt an.

„Waffen jeglicher Art, das hätte Probleme im Flugzeug gegeben“, entgegnete er grinsend. „Wenn du willst, mache ich dir einen Tee und ich glaube, ich habe auch das Lavendelöl eingepackt, das Minzöl auch, wenn dir schlecht werden sollte.“

„Du bist echt unschlagbar, Hotaru... Danke.“ Er beugte sich vor und umarmte ihn kurz. „Ich lege mich etwas hin. Willst du auch noch Schlaf nachholen, Tōru?“

„Hmmm... schadet wahrscheinlich nicht. Ist das wirklich in Ordnung für dich?“ Tōru schaute zu Hotaru, der damit begann, den Inhalt seines Rucksacks auf dem zweiten Bett auszuleeren.

„Aber klar. Ich werde leise sein, schlaft euch aus.“ Er bekräftigte seine Zustimmung mit einem erhobenen Daumen. „Soll ich euch irgendwann wecken?“

„Spätestens, wenn du Hunger hast.“

Kou zog die lange Hose und die Socken aus, dann streckte er sich auf dem Bett aus. Tōru tat es ihm gleich und ließ sich neben ihn fallen. Sie hatten im Vorfeld geklärt, dass sie Hotaru das zweite Bett überließen und sich eines teilten, es war groß genug, dass sie problemlos zu zweit darauf Platz fanden. Zu seiner Überraschung kuschelte Kou sich an ihn, er brauchte die Nähe in diesem Moment, also legte Tōru einen Arm um ihn und drückte ihn sanft, es dauerte nicht lange, bis beide eingeschlafen waren.

Chapter 107

Summary:

„Boss, das... ist nicht zu entschuldigen...“ Miyamura verbeugte sich tief vor ihm, Noburu tat es ihm gleich. „Wir nehmen jede Strafe an.“

Kazuki zog seine Pistole aus dem Holster, schaute zu Shiro und hielt sie ihm hin. „Was meinst du, fügen sich die Kobun, wenn wir das Übel an der Wurzel packen, Shiro?“

„Unkraut gräbt man am besten aus, statt es nur zu schneiden, Boss.“ Der schwarzhaarige junge Mann ging zu ihm und nahm die Waffe entgegen. „Sollten sich die Kobun danach noch auffällig verhalten, kümmern wir uns darum.“

Chapter Text

Tetsuo trommelte im Takt zur Musik, die aus der Anlage des Autos schallte, mit den Fingern aufs Lenkrad. Viel mehr konnte er sowieso nicht tun, da der Verkehr in Tokio sich mal wieder staute und sie den Stau auch nicht umfahren konnten, die nächste Ausfahrt der Stadtautobahn lag noch ein gutes Stück entfernt. Kazuki saß wie auf der Fahrt zum Flughafen auf der Beifahrerseite, er telefonierte, seit sie dort aufgebrochen waren und gab Anweisungen an Gorou und Shiro, die mit einigen der älteren Phönixe in Shinjuku unterwegs waren, auf der Spur einer eher unbekannten Verbindung von Itsuki, die sie erst wenige Tage zuvor entdeckt hatten. Das war der ausschlaggebende Grund, weshalb er sie zum Flughafen begleitet hatte, obwohl es so nicht geplant gewesen war. Tetsuo war froh, dass er nicht noch einmal nach Asakusa fahren musste, um ihn abzuholen, sondern sie gleich nach Shinjuku fahren konnten, auch denn der dunkelrote Lexus nicht unbedingt das Auto war, mit dem sie üblicherweise Angelegenheiten für den Clan erledigten. So gut er sich fuhr, war er nicht so Eindruck hinterlassend wie der graue LS 500 oder sein schwarzer Tesla.

„Fahr da vorne raus und fahr hintenrum, Gorou schickt uns einen Standort“, sagte Kazuki, nachdem er aufgelegt hatte.

„Wie dringend?“ Der Blonde warf ihm einen kurzen Blick zu.

„Vorgestern.“

Tetsuo schaute über die Schulter nach hinten, legte den Rückwärtsgang ein, um sich etwas Platz zu verschaffen und manövrierte den SUV dann aus der entstandenen Lücke heraus nach links auf die nächstgelegene Spur. Das aufgeregte Hupen eines alten Mitsubishi ignorierte er, als er die größeren Lücken nutzte und schließlich mit quietschenden Reifen auf den Seitenstreifen wechselte, um die stehenden Autos links zu überholen und zur nächsten Ausfahrt zu fahren. Auf dem Display in der Mitte des Armaturenbretts ploppte eine Nachricht von Gorou auf, die Kazuki antippte, woraufhin sich die Karte öffnete und ihnen den Weg wies. Das unverwechselbare Geräusch einer Polizeisirene hinter ihnen, ließ ihn einen prüfenden Blick in den Rückspiegel werfen. Sein illegales Überholmanöver, um den Stau zu umgehen, war nicht unbemerkt geblieben. Er drückte das Gaspedal durch, um einen Gang herunterzuschalten und zu beschleunigen, nachdem er erkannt hatte, dass es nur ein normaler Streifenwagen war und keiner der besser ausgestatteten Autobahnpolizei, die nicht ganz so einfach abzuhängen waren. Nicht, dass sie irgendwelche Konsequenzen zu befürchten hatten, sollten sie angehalten werden, aber es würde Zeit kosten und die hatten sie offensichtlich nicht. Wenn Gorou sagte, dass etwas dringend war, ließ man ihn nicht warten und wenn es nur darum ging, dass sich kein Phönix eine blutige Nase holte, wenn man es verhindern konnte. Kurz vor der Ausfahrt machte er einen Schlenker um einen Kleinwagen, der offensichtlich eine ähnliche Idee gehabt hatte, was auch nur gut ging, da sich in diesem Moment eine größere Lücke auf der Fahrbahn öffnete, die er nutzen konnte, um ihn zu überholen, bevor er viel zu schnell auf die leicht abschüssige Ausfahrt fuhr und am Ende eine rote Ampel überfuhr, um auf eine der kleineren Straßen abseits der Stadtautobahn zu biegen. Der Kleinwagen schien den Streifenwagen aufgehalten zu haben, da ihnen sonst niemand folgte und er fuhr routiniert, etwas zu schnell, weiter Richtung Shinjuku.

 

Eine Viertelstunde später parkte er in einer Seitenstraße in Kabukichō, in der einige Motorräder und ein schwarzer 3er BMW standen, die die gesamte Straße auf zwei Seiten blockierten. Kazuki stieg aus, bevor Tetsuo um das Auto herumgelaufen war, um ihm die Tür zu öffnen. Der Dunkelhaarige zog das dunkelblaue Jackett über, nachdem er das Holster mit Hamidashi und Pistole angelegt hatte, das unter dem Sitz verstaut gewesen war.

„Boss, so schnell haben wir euch nicht erwartet.“ Gorou, der die schwarzen Haare mit den einzelnen grauen Strähnen darin ordentlich zurück gegelt hatte und wie die anderen Phönixe schwarze Cargohosen zur dunkelroten Jacke trug, kam auf sie zu und verbeugte sich knapp vor Kazuki.

„Du sagtest, es wäre dringend, Gorou. Wer wäre ich, dich warten zu lassen?“ Er schmunzelte, dann ließ er den Blick über die Straße gleiten. Mehrere der älteren Phönixe standen in Bereitschaft, ihnen gegenüber war eine breite, bunte Glasfassade einer geschlossenen Pachinkohalle, die von innen mit undurchsichtiger Abdeckfolie verdeckt war.

Shiro schlängelte sich zwischen den Fahrzeugen hindurch, ein gedrehtes, transparentes Kabel wand sich von seinem Ohr in seinen Kragen, Gorou trug ebenfalls eines.

„Alle Ausgänge sind gesichert, Boss. Sie sind da seit gestern Abend drin, veranstalten wohl irgendeine Party oder was auch immer, rausgekommen ist bisher kaum einer, außer zum Kotzen und Pissen. Um die haben wir uns gekümmert“, informierte er die älteren Männer knapp.

„Mein Informant sagte mir, seit die Halle letztes Jahr von Sayuri-nee-san geschlossen wurde, weil es nicht rentabel war, wird das Gebäude für nicht genehmigte Veranstaltungen genutzt, Hayashi hatte dazu als ihr Assistent die Erlaubnis erteilt“, fügte Gorou hinzu. „Allerdings treiben sich hier auch nur die rum, die für ihn gearbeitet haben oder mit denen er sonst wie zu tun hatte. Ehrloser Abschaum.“

„Wie viele?“ fragte Tetsuo knapp.

„Etwa fünfzehn Kobun, zwei oder drei Unterbosse und eine Hand voll Nutznießer, Zivilisten, die mit ihnen Geschäfte machen, Partygäste... ein paar Nutten oder Stripperinnen, so ganz klar war das nicht... insgesamt mindestens fünfzig Personen, wenn nicht mehr“, zählte Shiro auf. „Wir haben zwei Dutzend Phönixe um das Gebäude verteilt, ein weiteres ist auf Abruf in der Nähe.“

„Die Türen sind alle verriegelt?“ Der Blonde schaute auf seine Uhr, es war noch nicht einmal Mittag.

„Sie haben sich eingeschlossen, aber raus kommen sie auch nicht mehr. Der schwächste Punkt ist dieser hier.“

„Lasst die Zivilisten durch einen der Hintereingänge raus, wir brauchen keine Unbeteiligten, die wegen eines internen Konflikts zu Schaden kommen.“ Kazuki schob die Hände in die Hosentaschen und neigte leicht den Kopf zu seinem Adjutanten. „Tetsu sagt wahrscheinlich gleich, dass es zu gefährlich ist, aber ich wurde in meinem Zuhause von Hayashi angegriffen, der den Clan seit zehn Jahren auf mehreren Ebenen hintergangen hat. Das ist nichts, das ich euch allein überlassen kann.“

Tetsuo neigte ergeben den Kopf, es hatte keinen Sinn, ihm zu widersprechen, wenn er sich festgelegt hatte.

„Klopfen wir an?“ Gorous Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen.

„Wir klopfen an.“

Auf Kazukis Aussage hin, stiefelte Shiro zu den verriegelten Glasschiebetüren und trat so fest gegen den Rahmen in der Mitte, dass die alten Türen aus ihren Halterungen sprangen und krachend in den Raum dahinter fielen. Er rief den anwesenden Phönixen kurze Kommandos zu, so dass sie sich ihm anschlossen und das Gebäude betraten. Kazuki, Tetsuo und Gorou warteten draußen, bis sie drinnen aufgeräumt hatten, in diesem Fall die Unbeteiligten durch den Hintereingang nach draußen geschickt und die Yakuza, die sich ihnen in den Weg stellten, unschädlich gemacht hatten, um das Risiko zu minimieren.

Gorou legte kurz einen Finger auf den Knopf in seinem Ohr, dann nickte er knapp. „Du kannst rein, Boss. Shiro sagt, er hat einen überraschenden Fund gemacht.“

„Das kann bei ihm alles bedeuten.“ Tetsuo prüfte den Sitz seiner dünnen Lederhandschuhe, dann folgte er Kazuki, der mit gefurchter Stirn vorausgegangen war und sich einen Weg durch die Scherben bahnte, die die Türen hinterlassen hatten, Gorou blieb ebenfalls dicht hinter ihm.

Ein Phönix kam ihnen auf halbem Weg entgegen und führte sie in den hinteren Bereich des Gebäudes, in dem offensichtlich irgendwann eine Zwischendecke zum Untergeschoss entfernt worden war, so dass man wie von einer Empore das Geschehen darunter beobachten konnte. Im freigelegten Bereich war eine Art Club eingerichtet worden, Podeste mit Poledance-Stangen erhoben sich hier und da vom dunkel gestrichenen Betonboden, im Zentrum befand sich ein abgenutzter MMA-Käfig, in dem die Phönixe die schimpfenden Kobun eingesperrt hatten. Die von Shiro erwähnten Unterbosse sah Kazuki aus seiner Position nicht, also folgte er seinem eigenen Kobun eine Stahltreppe nach unten. Aus den an den Wänden angebrachten Boxen schallte laute Musik, Tetsuo gab ein knappes Kommando, dass jemand den Lärm ausschaltete, kurz darauf ertönte ein lautes Scheppern und die Musik verstummte.

„Scheiße... wir sind sowas von geliefert...“ murmelte einer der eingesperrten Kobun in die Stille, als er Kazuki und Tetsuo erkannte.

„Boss, die anderen haben sich im Wettbüro eingeschlossen.“ Shiro kam zu den beiden und verbeugte sich knapp. Die Geste war überflüssig, aber wirksam für den äußeren Schein.

„Die anderen? Wer?“ Kazuki ließ den Blick durch den Raum streifen, eine kleine Falte zwischen den Augenbrauen, die Sache schien größer zu sein, als er angenommen hatte.

Shiro zögerte einen Moment, bevor er antwortete: „Miyamura, Takenaka und Hayashi-sans jüngerer Bruder Noburu.“

„Hayashi Noburu ist ein Kaikei des Oyabun und untersteht Isamu, weißt du, was du da sagst, Shiro?“ fragte Tetsuo ärgerlich.

„Natürlich weiß ich das, Aniki. Miyamura ist Kyodai in Ginza, Takenaka ist seine rechte Hand und besitzt zusätzlich einige Clubs hier in Kabukichō.“ Der Schwarzhaarige straffte die Schultern und erwiderte seinen verärgerten Blick. „Dieses Gebäude hier gehört jedoch Sayuri-nee-san und wurde bis zu seinem Tod von Hayashi Itsuki verwaltet wie alle anderen im Block.“

„Miyamura untersteht mir. Wieso hat er Verbindungen zu Hayashi?“ Kazuki runzelte die Stirn.

„Das musst du ihn selbst fragen, Boss. Mit uns wollte er nicht sprechen, er hat uns ausgelacht und sich dann mit zwei Stripperinnen und den anderen beiden im Büro eingeschlossen.“

„Holt ihn da raus. Es ist mir egal, wie ihr es anstellt und wenn ihr ihn rausschleifen müsst. Die anderen ebenso, die Stripperinnen bringt ihr nach draußen und zahlt ihnen ihren Lohn aus.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und wartete.

Shiro drehte sich um und koordinierte die Phönixe, die die verriegelte, leicht rostige Stahltür mit Hilfe mehrerer Brechstangen aus den Angeln drückten und schließlich den dahinterliegenden Raum stürmten. Zwei zerrten die kreischenden Stripperinnen nach draußen und brachten sie zum Ausgang, während der Rest den Überraschungsmoment nutzte, um die drei Yakuza im Raum zu überwältigen und ebenfalls aus dem Raum zu schleifen. Ren, der Shiro überallhin begleitete, stapelte mehrere Pistolen auf seinen Arm, zwei Katana fand er ebenfalls im Büro und schob sie sich in den Gürtel, bevor er seine Fracht nach draußen brachte. Zwei Phönixe durchsuchten die mittlerweile am Boden knienden Männer und beförderten ein ganzes Sammelsurium an Messern, kleinen Pistolen und Geldbündeln ans Licht, das sie an Ren weiterreichten, der alles auf einem runden Tisch ablegte, neben den jemand einen Sessel für Kazuki geschoben hatte, auf dem dieser mittlerweile Platz genommen hatte. Tetsuo stand mit hinter dem Rücken verschränkten Armen zu seiner Rechten, Gorou auf der anderen Seite des Tischs.

„Boss... Waka, das ist nicht, wonach...“ begann Miyamura, doch Kazuki unterbrach ihn mit einer knappen Geste.

„Ich habe dir nicht erlaubt zu sprechen, Miyamura. Für mich sieht es ganz genau danach aus, was es ist.“ Er stützte die Hände auf seine Oberschenkel und schaute ihn ernst an. „Sayuri hat den Laden hier schon vor Monaten geschlossen, weil der ganze Block neu gestaltet werden soll. Stattdessen finden wir einen illegalen Fightclub inklusive Wettbüro und Stripperinnen, dazu ist die verdammte Kellerdecke herausgerissen worden, ohne dass irgendjemand davon wusste.“

„Es war alles mit meinem Bruder abgesprochen, er wusste davon“, warf Noburu verteidigend ein.

„Dein Bruder hat den Clan verraten und seine gerechte Strafe dafür erhalten und statt seine Machenschaften hier und anderswo an die Clanführung zu melden, habt ihr die letzten anderthalb Monate weitergemacht, als sei nichts passiert. Wolltest du das damit sagen, Hayashi Noburu?“ fragte Kazuki kühl, der Angesprochene senkte schuldbewusst den Kopf.

„Nein... ich...“

„Es hat doch niemandem geschadet, warum also der große Aufriss, Boss?“ Takenaka sah ihn überheblich an. "Es ist ja nicht so, dass wir sonst keine solcher Clubs betreiben.“

„Also habt ihr wie es üblich ist, euren Anteil an den Clan abgedrückt, so dass alles ordentlich erfasst ist, wie der Oyabun es verlangt? Oder habt ihr es doch selbst eingesteckt und es steht nur in den Büchern, damit niemand Fragen stellt?“ hakte Tetsuo nach, der Blick seiner grauen Augen ruhte auf Noburu, der als Buchhalter des Oyabun Zugriff auf alle Unterlagen hatte und unter seinen Fragen immer kleiner wurde. Er war nicht so stolz wie sein älterer Bruder, aber ein kluger Kopf, weshalb Isamu ihn für die Position ausgewählt hatte.

„Soweit ich weiß, gab es zuletzt neue Autos für die Abteilung in Ginza, Mercedes A 180, wie viele waren das? Zehn, zwanzig?“ Gorou schaute zu Shiro, der alle Informationen, die sie in den vergangenen Wochen gesammelt hatte, im Kopf hatte.

„Dreiundzwanzig. Bei rund sechs Millionen Yen pro Wagen macht das 138 Millionen Yen nur für Autos, ohne Versicherung und was sonst noch angeschafft wurde. Das lief nicht über die Miyamoto Company oder Onodera Real Estate“, antwortete der Angesprochene ohne zu zögern.

Nun grinste selbst Takenaka nicht mehr so überheblich wie zu Beginn, Miyamura neben ihm stand der Schweiß auf der Stirn und Noburu war blass geworden.

„Dreiundzwanzig Neuwagen, ohne dass die Clanführung davon wusste und es abgesegnet hat? Mit Geld, das der Miyamoto-kai anteilig zustand?“ Kazuki beugte sich auf seinem Sessel vor und verschränkte die Hände unter dem Kinn. „Ich sehe die Führung meiner Ginza-Abteilung und einen der obersten Buchhalter des Oyabun vor mir, die hier so viele Waffen versteckt hatten, dass man einen Bandenkrieg damit anzetteln konnte, dazu haben alle neue Autos und die teuersten Stripperinnen des Viertels an einem Vormittag mitten in der Woche in einem nicht genehmigten Club... Für mich sieht das sehr nach Verrat aus. Was meinst du, Tetsuo?“

„In Anbetracht der Dinge, die im März geschehen sind?“ Der Blonde hob fragend eine Augenbraue.

„Immer. Schließlich ist Noburu Itsukis Bruder, auch wenn wir im Clan alle Brüder sind, ist Blutsverwandtschaft ein anderes Band“, entgegnete Kazuki.

„Verrat. Verrat am Oyabun selbst und dem Clan als Ganzes, indem Gelder veruntreut und Bücher gefälscht wurden.“ Tetsuos rauchige Stimme troff vor Ablehnung, er zog das Handy aus der Tasche seines Jacketts und tippte eine kurze Nachricht, bevor er es wieder hineinschob.

„Wer weiß noch davon? Isamu?“

„Nein...! Der saiko-komon weiß absolut nichts davon, er ist dem Oyabun und dem Clan treu ergeben...“ Noburu ballte die Hände auf den Oberschenkeln und beugte sich leicht vor. „Es war alles die Idee meines Bruders, Waka.“

„Dein Bruder ist seit über sechs Wochen tot, Noburu. Wäre er allein die treibende Kraft dahinter gewesen, hätte es spätestens an diesem Tag sein Ende gefunden.“ Kazuki erhob sich von seinem Platz und schob die Hände in die Hosentaschen, dabei schob er den Saum seines Jacketts zurück und gab einen Blick auf die Waffen frei, die er darunter trug. „Ihr seid keine einfältigen Kobun, die Befehle ausführen, bis man sie zurückpfeift, sondern ranghohe Yakuza mit Verantwortung und Einfluss.“ Er deutete mit dem Kinn auf die Kobun im Käfig. „Ihr tragt eine Verantwortung für jeden einzelnen von ihnen und jeden anderen Kobun im Clan, ihr habt ihnen ein Vorbild zu sein und sie nicht für eure krummen Geschäfte zu benutzen.“

„Die Kobun standen Wache, während hier unten die Party abging“, fügte Shiro trocken hinzu, er stand mittlerweile neben Tetsuo.

„Stimmt das?“ hakte Kazuki nach.

„Ja. Die Kobun wussten keine Details...“ antwortete Miyamura matt.

„Und das soll ich dir glauben? Du hast versucht, mich mit dem ersten Satz anzulügen, Miyamura, dazu bei jeder Besprechung in den vergangenen Wochen das hier mit keinem einzigen Wort erwähnt. Ich glaube dir kein Wort.“ Der Dunkelhaarige drehte sich halb zu den Phönixen um, die den Käfig bewachten, dann schaute er zu Gorou und Tetsuo, die die Szene aufmerksam beobachteten. „Kann der Clan den Verlust von fünfzehn Kobun, die ihn verraten haben, verkraften?“

Wenn Tetsuo oder Gorou der Vorschlag nicht behagte, ließen sie sich nichts anmerken.

„Könnte er, aber das Aufräumen hinterher wird umständlich. Ein Exempel sollte ausreichen, Boss“, sagte Tetsuo schließlich.

Ein Schaben von Schuhsohlen auf dem Betonboden ließ Kazuki aufhorchen, er drehte sich in einem Sekundenbruchteil zu Takenaka um, der aufgesprungen war und ihn mit einem kurzen Aikuchi angriff, dass die Phönixe offensichtlich übersehen hatten. Mit einem geschickten Griff lenkte er die Hand mit der Klinge ab, wand sie ihm aus den Fingern, während sein Angreifer an ihm vorbeistolperte und stieß sie ihm in der folgenden Drehung von hinten in den Nacken. Takenakas Füße bewegten sich durch seinen eigenen Schwung noch etwas weiter, bevor er leblos auf den harten Boden fiel. Tetsuo und Gorou hatten kaum Zeit, zu reagieren, doch war keiner überrascht davon, dass Kazuki erneut angegriffen worden war, er selbst am wenigsten. Er und sein blonder Stellvertreter hatten in den vergangenen Wochen mehrfach für genau diesen Fall trainiert, teilweise mit Shiro oder einem anderen Phönix zur Unterstützung.

„Du bist schnell für dein Alter, Boss...“ Tetsuo stellte sich neben ihn und begutachtete einen kleinen Kratzer an seiner Hand.

„Er hat schon vor zwei Minuten an seinem Stiefel herumgefummelt, das war offensichtlich.“ Kazuki entzog ihm seine Hand und wendete sich den verbleibenden beiden zu. „Meine Geduld ist überstrapaziert. Sagt mir nicht, ihr habt das nicht mitbekommen, aufgehalten habt ihr ihn nicht, bevor er mich... euren Waka-gashira, angegriffen hat. Was seid ihr doch für geldgeiler, jämmerlicher Abschaum.“ Er beugte sich zu ihnen herab, um ihnen in die Gesichter sehen zu können. „Glaubt ihr ernsthaft, einer von euch hätte diesen Raum lebend verlassen, wenn Takenaka erfolgreich gewesen wäre? Wie verblendet seid ihr? Die Rangfolge ist festgelegt, sterbe ich, folgt Tetsuo mir nach und ihr wisst, dass er nicht der Nette von uns beiden ist.“

„Boss, das... ist nicht zu entschuldigen...“ Miyamura verbeugte sich tief vor ihm, Noburu tat es ihm gleich. „Wir nehmen jede Strafe an.“

Kazuki zog seine Pistole aus dem Holster, schaute zu Shiro und hielt sie ihm hin. „Was meinst du, fügen sich die Kobun, wenn wir das Übel an der Wurzel packen, Shiro?“

„Unkraut gräbt man am besten aus, statt es nur zu schneiden, Boss.“ Der schwarzhaarige junge Mann ging zu ihm und nahm die Waffe entgegen. „Sollten sich die Kobun danach noch auffällig verhalten, kümmern wir uns darum.“

Chapter Text

Kou und Tōru nutzten die einstündige Busfahrt vom Hotel zur Burg Shuri, die sie besichtigen wollten, um ihre Social Media Profile mit Updates zu füllen, da sie das am Vortag vor lauter Erschöpfung nicht mehr geschafft hatten. Als sie von ihrem ausgedehnten Nickerchen aufgewacht waren, hatte Hotaru sich schon um ihr Abendessen gekümmert und war einkaufen gewesen, um den Kühlschrank der Minibar mit alkoholfreien Getränken und Snacks zu füllen. Anschließend hatten sie sich noch etwas mit Tsubaki und Yoshino im Hotel und der Umgebung umgesehen, damit sie sich in den folgenden Tagen zurechtfanden und waren früh schlafen gegangen. Die beiden Frauen wollten den Donnerstag nutzen, um in Ruhe zu arbeiten und zwischendurch eine Pause am Hotelpool zu machen, also brachen sie zu dritt nach dem Frühstück in Richtung Naha auf. Einen festen Plan hatten sie nicht, aber da Tōru unbedingt die Burg sehen wollte, wollten sie damit starten und dann weiter in die Innenstadt fahren, um den Rest des Tages dort zu verbringen.

Sie saßen nebeneinander in der letzten Sitzreihe des Busses, Kou zwischen seinen beiden Begleitern, die ein wachsames Auge auf seinen Gemütszustand hatten, der sich seit dem Vorabend jedoch stabilisiert hatte.

„Tōru...?“ Kou piekte seinen rotblonden Freund in die Wange, da er für einige Minuten still aus dem Fenster gesehen hatte.

„Hmmm?“ Tōru drehte den Kopf zu ihm und biss ihn grinsend in den Finger. „Waf?“

„Machen wir ein Foto? Wenn ich schon so eine tolle Con-Begleitung habe, kann ich das auch allen mitteilen.“ Er hielt sein Handy hoch. „Also... nur wenn du magst.“

„Gern. Aber wenn du mit deiner Begleitung angeben willst, muss Taniguchi auch mit drauf“, entgegnete er, legte Kou einen Arm um die Schultern und zog Hotaru näher, so dass er sich auf Kous Oberschenkel abstützen musste, damit er nicht umkippte.

„Dann sind ja alle neidisch...“ Kou hielt sein Handy vor sich und knipste ein paar Selfies von ihnen, bis er zufrieden war. „Ist das in Ordnung für dich, wenn ich das poste, Hotaru? Ich kann auch einen Sticker auf dein Gesicht machen, wenn du lieber...“

„Ist in Ordnung. Mich kann wahrscheinlich niemand irgendwo zuordnen, also mach nur. Du musst wegen mir keine Rücksicht nehmen.“ Er zupfte einen Fussel von Kous T-Shirt und setzte sich wieder gerade hin. „Ich kann nur überhaupt nicht nachvollziehen, wieso ihr so versessen darauf seid, ständig Bilder von euch zu machen, aber das machen wohl alle so...“

„Hmm... schon. Ich habe die bis Dezember aber auch nie wirklich hochgeladen, sondern nur für mich gemacht oder verschiedene Datingapps“, gab Kou leise zu. „Aber eigentlich mache ich die gerne, auch von anderen Sachen. Ich kann aber verstehen, dass dir das komisch vorkommt, wenn du in den letzten fünf Jahren in dieser Parallelwelt gelebt hast, die das Anwesen irgendwie ist.“

„Das trifft es ganz gut. Wenn man seine Tage in diesem... täglich gleichen Ablauf verbringt, dann entgehen einem gewisse Dinge, die außerhalb passieren.“ Hotaru strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn, dann sah er zu Kou, ein Grinsen auf den Lippen. „Also ich weiß, wie man Selfies macht, ganz unwissend bin ich nicht, irgendwie muss ich mein Grindr-Profil ja auch füllen und jemand anderes kann ich die Fotos schlecht machen lassen, aber so viele Fotos wie ihr seit dem Frühstück gemacht habt, habe ich im letzten halben Jahr nicht gemacht.“

„Tōru muss aber auch immer sein Essen fotografieren. Das hat er schon getan, als wir uns das erste Mal getroffen haben, ein Früchteeisbecher war das, richtig, Tōru?“

„Das hast du dir gemerkt? Wow... aber gut, der war auch richtig hübsch und lecker, nur sollten wir uns wahrscheinlich für den nächsten Besuch dort etwas anderes anziehen, so ganz haben wir in dieses Lolita-Café nicht reingepasst...“ Der rotblonde Host verzog leicht das Gesicht, noch mehr, als er daran dachte, wie er und Kou in einem von Ayanes Lolitakleidern aussehen würden. „Wie geht es eigentlich Yukimura-chan?“

„Blendend. Sie sagt aber, dass sie es kaum erwarten kann, nicht mehr schwanger zu sein, so langsam nervt es sie. Acht Wochen muss sie aber noch aushalten, glaube ich... Sie meinte, mit ganz großem Zufall kriegt sie es an meinem Geburtstag“, antwortete Kou.

„Hast du für deinen Geburtstag schon was geplant?“

„Nicht wirklich. Ich habe ihn letztes Jahr nicht gefeiert, weil Kaoru und Ayane beide keine Zeit hatten und zu Nao hatte ich keinen Kontakt und jetzt... ich muss mit Kazuki besprechen, wie ich das am besten mache, ich würde euch schon gerne alle einladen, aber so mitten in der Woche ist es auch schwierig...“ Er nagte leicht an seiner Unterlippe, da er sich schon Gedanken dazu gemacht hatte, aber zu keinem Ergebnis gekommen war.

„Es ist ja noch Zeit, dir fällt sicher was ein.“ Tōru schaute zur Anzeigetafel im Bus. „Die nächste Haltestelle müssen wir raus.“

 

Während Tōru sich staunend im im Wiederaufbau befindlichen Innenhof der Burg Shuri umsah, hielt Kou sich mit Hotaru am Rand des Geländes auf. So sehr er sich seinem Freund ursprünglich hatte anschließen wollen, so sehr erschütterte ihn die Zerstörung der historischen Stätte. Es war zwar alles ordentlich aufgeräumt und hier und da mit Bauzäunen abgesperrt, so dass Besucher sich trotzdem sicher umsehen konnten, doch fehlten die berühmten roten Palastgebäude mit den weißen Dächern, die das Areal so interessant machten. Der rot-weiß gestreifte Hof sah in seinen Augen trostlos aus und er hatte das Gefühl, dass die meisten Besucher vor Ort nur dort waren, um sich das Ausmaß der Katastrophe vom vergangenen Oktober anzusehen. Er wusste, dass Tōru nicht deshalb dort war, er zeigte ebenfalls Bestürzung darüber, war jedoch neugierig, wie der Wiederaufbau voranschritt und geplant wurde, weshalb er das Ganze mit dem Hintergrundwissen betrachtete, das er bei einigen Architektur-Seminaren während seines Studiums mitgenommen hatte.

Tōru hielt sich nicht länger als nötig im Innenhof auf, steckte einiges an Informationsmaterial in seinen Rucksack und machte sich dann auf die Suche nach Kou und Hotaru, die ein Stück den Berg hinunter gelaufen waren und in der Nähe der Souvenirläden im Schatten eines Baumes auf ihn warteten. Er ließ sich neben Kou auf die Bank fallen und kramte nach seiner Wasserflasche.

„Wir sind noch nicht lange unterwegs und ich schmelze jetzt schon... wie hältst du das aus, Kou?“ Er schaute zu ihm, dem die feuchte Hitze kaum etwas auszumachen schien.

„Ich habe mehr als die Hälfte meines Lebens hier verbracht, ich denke, das habe ich in den Genen“, gab er zwinkernd zurück. „Ich schwitze mehr, wenn ich Stress habe oder in überhitzten Innenräumen.“

„Gut, du frierst auch schneller als alle, die ich sonst kenne.“ Tōru schaute zu Hotaru, der die locker fallenden, langen Ärmel seines schwarzen Shirts bis zu den Ellbogen hochgeschoben hatte. Nach reiflicher Überlegung hatte der rothaarige Bodyguard sich am Morgen doch dazu entschieden, eine kurze Hose zu tragen, die ihm bis zu den Knien reichte, auch wenn dadurch das Tattoo mit dem Kirschblütenzweig auf seinem linken Unterschenkel sichtbar war, auf den dunkelrot gefärbten Haaren trug er eine schwarze Basecap, die er nach hinten gedreht hatte. „Du siehst auch mehr gebacken aus als sonst, Taniguchi.“

Hotaru verzog kurz das Gesicht, dann zupfte er an der Vorderseite seines Oberteils. „Schwarz war vielleicht keine ganz so gute Idee...“ Er warf einen Blick auf seine Uhr. „Wollen wir hier oben was essen, bevor wir weitergehen? Wir haben die Wahl zwischen Soba und einem Café mit Kuchen.“

„Soba“, antworteten Kou und Tōru gleichzeitig, schauten sich an und lachten über ihren gemeinsamen Gedanken.

"Wenn dir dein Shirt zu warm ist, kannst du dir dort drüben im Souvenirladen sicher ein luftigeres T-Shirt kaufen, Hotaru. Es findet sich bestimmt eins, dessen Ärmel lang genug sind“, schlug Kou vor und stand auf, um sich zu strecken.

„Wir können uns nach dem Essen dort umsehen, das wäre echt nur die letzte Wahl, besonders modisch sind die wirklich nicht“, antwortete Hotaru amüsiert. „Wenn ich mir eins kaufe, müsst ihr auch welche kaufen, damit wir drei gleich schlecht angezogen sind.“

„Du meinst, ich sollte meiner Sammlung von Dingen, die nicht mein Stil sind, noch weitere hinzufügen?“ hakte der Dunkelhaarige nach.

„Absolut.“

„Es war schließlich dein Vorschlag, Kou. Dann musst du wohl mitziehen.“ Tōru machte ein Foto von dem Souvenirladen, der an den Hof grenzte und schickte es an Izumi, der kurz darauf antwortete. „Izumi will auch eins.“

Kou seufzte laut. „Meinetwegen. Aber erst essen wir, ich bin am Verhungern...“

Die drei verbrachten die nächste Stunde im gut klimatisierten Soba-Restaurant und stärkten sich für den weiteren Tag, währenddessen planten sie, was sie sich noch ansehen wollten und welchen Weg sie zur Innenstadt einschlagen sollten. Bei der Gelegenheit teilte Tōru einen Teil seiner und Izumis Social Media-Accounts mit Hotaru, der mehrere Minuten still und staunend damit verbrachte, sich die Fotos anzusehen, die sie auf ihren privaten und den Host-Profilen hochgeladen hatten.

„Ihr... habt echt keine Hemmungen, oder? Wann folgt Onlyfans?“ fragte er grinsend, nachdem er sein Handy wieder in seine Tasche geschoben hatte.

Tōru schnaubte und trank den letzten Rest Cola aus seinem Glas. „Ob du es glaubst oder nicht, Izumi hat das schon vor zwei Wochen vorgeschlagen, wir handeln das noch aus, aber bevor ich nicht bei ihm eingezogen bin, wird das nichts.“

„Du willst zu ihm ziehen?“ fragte Kou erstaunt.

„Schon... aber wir sind auch erst seit etwas mehr als zwei Monaten zusammen, ein bisschen Zeit brauche ich noch, auch um alles zu organisieren. Die Hälfte meiner Sachen liegt sowieso schon bei ihm“, entgegnete er mit einem schiefen Grinsen. „Du bist der Letzte, der davon überrascht sein sollte, Kou, immerhin bist du ohne Nachzudenken für einen Monat bei Onodera eingezogen, nachdem ihr wie oft miteinander in der Kiste wart? Zweimal?“

Der Angesprochene erwiderte sein schiefes Grinsen, tippte eine kurze Nachricht an Kazuki, dass er ihn furchtbar vermisste, und streckte sich ausgiebig. „Wir sollten los, bevor uns das Fresskoma überwältigt. Ich habe gesehen, draußen gibt es auch Eis und Bubble Tea. Nachtisch?“

„Du bist unverbesserlich. Ich glaube, du bist verfressener als ich“, unkte Tōru, während er seine Sachen zusammenpackte, dann folgte er den beiden nach draußen.

Im Souvenirladen kauften sie weiße T-Shirts mit aufgedruckter, roter Burg, die allen viel zu groß waren, da nur noch die größten Größen verfügbar waren. Hotaru zog sich in einer kleinen Umkleide um, das neue T-Shirt reichte ihm locker bis zu den Ellenbogen, der Saum fiel ihm bis über den Po, aber da er sowieso gerne Oversize-Shirts trug, machte ihm das nicht aus. Tōru und Kou taten es ihm gleich, auch wenn die Shirts bei ihnen nicht ganz so lang waren. Bevor sie den Weg zur Innenstadt einschlugen, kauften sie sich je ein farbenfrohes Eis, um der Hitze zumindest etwas entgegenzuwirken.

 

„Kousuke? Bist du das?“

Kou blieb stehen und schaute sich um. Sie hatten den frühen Nachmittag in einem nicht besonders spektakulären Einkaufszentrum verbracht, doch die kleinen Straßen in der Innenstadt mit den unterschiedlichen, einheimischen Läden waren sehr viel interessanter, weshalb sie ihren Plan geändert hatten und dorthin gefahren waren. Er brauchte einen Moment, um die Person auszumachen, die ihn gerufen hatte und erstarrte. Über den Vorplatz eines kleinen Supermarkts kamen ihnen drei ihm gut bekannte Männer entgegen, auch wenn er sie seit fast acht Jahren nicht mehr gesehen hatte: Akio, Shigeru und Hiroto, drei seiner Cousins aus der Familie seines Vaters, die nur wenige Jahre älter waren als er selbst, Akio war mit Kaoru zur Schule gegangen, weshalb er während seiner Kindheit häufiger mit ihnen zu tun gehabt hatte, sie wohnten damals nur wenige Häuser weiter in derselben Straße.

„Da kommst du nach acht Jahren wieder nach Hause und meldest dich nicht? Du hättest deiner Familie ruhig Bescheid sagen können, dass du kommst“, sprach Akio weiter, nachdem sie ihn und seine Begleiter erreicht hatten, ohne ihn wirklich zu grüßen.

„Ich... Ich bin zum Arbeiten hier, Akio...“ entgegnete Kou stockend, er fühlte die Panik in sich aufwallen, da genau das eingetreten war, was er unbedingt vermeiden wollte. Sein Blick huschte unstet zwischen seinen Cousins hin und her, die ihn gewohnt unfreundlich ansahen. Seine Begleiter nahmen sie offensichtlich nur am Rande zur Kenntnis, der Fokus lag eindeutig auf ihm, der sich innerhalb von Sekundenbruchteilen wieder fühlte, wie der unsichere Sechzehnjährige, der wegen seiner Sexualität von seiner Familie nicht ernstgenommen wurde.

„Nach Arbeit sieht mir das nicht aus, wenn du Zeit dafür hast, den ganzen Tag in der Stadt herumzulaufen und Fotos zu machen“, warf Shigeru ein, das Handy in der Hand, auf dessen Display das letzte Foto zu sehen war, das Kou gepostet hatte. „Wenn du dafür Zeit hast, kann diese Arbeit ja nicht so umfangreich sein. Deine Mutter würde dich sicher auch gerne mal wiedersehen, nachdem du keine ihrer Anrufe entgegennimmst und damals einfach so abgehauen bist. Das hat ihr das Herz gebrochen, weißt du?“

„Wer ist das, Kou?“ fragte Hotaru, der die Situation aufmerksam beobachtete.

„Meine Cousins...“ antwortete er tonlos. „Ich arbeite am Wochenende... der Verlag hat...“ Kou zog den Kopf zwischen die Schultern, als Hiroto ihn ärgerlich am Kragen packte und unterbrach.

„Nichts als Ausreden, Kousuke! Nichts davon, was du Arbeit nennst, ist irgendwas wert! Hör endlich auf mit deinen Träumereien, du bist kein dummer Teenager mehr“, blaffte er ihn an.

„Hey! Pfoten weg, du Hornochse!“ Hotaru schloss die Hand fest um seinen Unterarm und drückte so fest zu, dass er Kou notgedrungen loslassen musste, er hatte nicht erwartet, dass sie so aggressiv sein würden. Er schob sich zwischen seinen Schützling und die drei Männer und furchte die Stirn. „Bist du okay, Kou?“

Der Angesprochene nickte schwach und verkrampfte die Finger in Hotarus T-Shirt. Tōru stellte sich dicht neben ihm, um eingreifen zu können, sollten seine Nerven völlig versagen.

„Wenn ihr seine Cousins seid, könnt ihr nicht so mit ihm reden“, sagte der rotblonde Host ärgerlich. „Vor allem nicht, wenn ihr ernsthaft wollt, dass er euch oder seine Eltern besucht.“

„Mischt euch nicht ein, das ist eine Yukimura-Angelegenheit“, sagte Akio und baute sich vor Hotaru auf, den er jedoch nur in der Breite schlug, er war nicht größer als er. „Geh mir aus dem Weg, du Wicht. Irgendjemand muss diesem fehlgeleiteten Träumer die Augen öffnen und wenn er schon von selbst wieder nach Hause kommt, umso besser. Sind die auch so wie du, Kousuke?“

„Wie ich...?“ Kou schaute von Akio zu Tōru und dann zu Hotaru, bevor er seinen Cousin wieder ansah. "Was meinst du?“

„Du weißt, was ich meine. Sind die auch so... pervers und fehlgeleitet wie du? Hast du mit einem von denen was laufen?“

Hotaru schnaubte ärgerlich, hätte Kou ihn nicht am T-Shirt festgehalten, wäre er den dreien in diesem Moment ins Gesicht gesprungen. Er öffnete den Mund, um ihn, Tōru und sich zu verteidigen, als sein Schützling von hinten einen Arm um die Schultern legte und ihn an sich zog.

„Sind sie das? Vielleicht habe ich was mit einem laufen... vielleicht auch mit beiden“, sprach Kou leise, einen herausfordernden Unterton in der Stimme, die Gegenwart seiner Freunde gab ihm Kraft und machte ihn mutiger, sie würden ihn verteidigen, wenn es notwendig wurde.

Hotaru drehte sich halb zu ihm um, um zu sehen, ob es ihm gut ging, was er dazu nutzte, sein Gesicht am Kinn anzuheben und ihn innig zu küssen. Kaum, dass er sich von ihm gelöst hatte, wendete er sich Tōru zu, den er mit dem anderen Arm an sich zog, um ihn ebenfalls zu küssen. Das leichte Zittern seiner Finger verriet ihnen, wie angespannt er war und dass es ihn seine ganze Selbstbeherrschung kostete, nicht in Panik zu geraten. Tōru schlang einen Arm um seine Taille und stabilisierte ihn, knabberte kurz an seiner Unterlippe und lächelte ihn aufmunternd an, bevor Kou sich wieder seinen überaus schockierten und angewiderten Cousins zuwandte.

„Das ist... abartig, Kousuke“, sagte Shigeru und spuckte auf den Boden. „Du bringst mit deinem Verhalten Schande über deine ganze Familie.“

Kou legte seine Hand auf Hotarus linken Oberarm und schob seinen Ärmel bis zur Schulter hoch, um das Tattoo mit dem Löwenhund dort zu entblößen. „Ich habe eine neue Familie gefunden, die mich so akzeptiert, wie ich bin, Shigeru.“

Hotaru löste sich aus seinem Griff, rollte den rechten Ärmel ebenfalls hoch, der Koi auf seinem Oberarm tanzte, als er die Muskeln anspannte. Er schob die Hände in die Hosentaschen, beugte sich vor und schaute Kous Cousins von unten an.

„Ihr habt ihn gehört, ihr homophoben Wichser“, schnarrte er in bester, klischeehafter Yakuza-Manier. „Es ist wahrscheinlich gesünder für euch Freaks, wenn ihr jetzt ganz schnell das Weite sucht, bevor ich wirklich sauer werde. Mein Boss hat mir freie Hand gegeben, alles zu tun, wonach mir ist, wenn irgendjemand sein Eigentum bedroht.“ Er neigte den Kopf leicht zur Seite. „Ich brech‘ euch jeden Knochen einzeln, wenn ihr euch unbedingt mit mir anlegen wollt.“

Akio, Shigeru und Hiroto wurden blass, sie warfen Kou ungläubige Blicke zu, der den Kopf an Tōrus Schulter gelehnt hatte und sie mit einem leichten Grinsen auf den Lippen ansah. Um sie herum waren einige Passanten stehengeblieben und hatten die Auseinandersetzung beobachtet, den leisen Gesprächsfetzen nach zu urteilen, hielten sie das Verhalten von Kous Cousins für mehr als unangebracht.

„Wir sind noch nicht fertig mit dir, Kousuke!“ blaffte Akio, drehte sich jedoch auf dem Absatz um, seine Brüder folgten ihm dichtauf.

Tōru verstärkte den Griff um Kous Taille, als die Spannung aus ihm wich und lotste ihn zu einer Bank in der Nähe, damit er sich setzen konnte. Aus seinem Rucksack holte er eine Flasche Eistee, die er kurz zuvor gekauft hatte, schraubte sie auf und drückte sie ihm in die zitternden Hände.

„Trink ein bisschen, aber langsam, nicht, dass du dich verschluckst...“ Er hielt die Flasche fest, bis Kou sie zur Hälfte geleert hatte und stellte sie dann zur Seite, bevor er seine Hände drückte und sanft streichelte. Hotaru blieb neben den beiden stehen und schaute sich aufmerksam um, während Kou Mühe hatte, nicht in Tränen auszubrechen.

„Sie scheinen wirklich gegangen zu sein... Solche Arschgeigen“, murrte er. Er drehte sich um, als zwei Männer in locker sitzenden Anzügen und zurückgegelten Haaren zu ihnen kamen und sich höflich verbeugten.

„Ist alles in Ordnung, Taniguchi-san?“ fragte der ältere der beiden. „Gibt es Probleme, bei denen die Yoshimi-kogyo Ihnen behilflich sein kann?“

Hotaru kramte eine Zigarette aus seiner Hosentasche und zündete sie sich an, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, ich denke nicht oder willst du das Problem mit deinen lausigen Verwandten ein für alle Mal aus der Welt schaffen, Kou?“

„Was...? Nein, das ist nicht nötig... sie werden uns in Ruhe lassen, solange wir hier sind und nach Tokio werden sie nicht kommen“, antwortete er, froh um die Ablenkung. „Es weiß auch niemand von ihnen, wo ich wohne und selbst wenn... wären sie schön dumm, dort aufzukreuzen.“

Der Rothaarige lachte kurz und nickte dann. „Das wären sie, ja, auch wenn ich zu gern ihre Gesichter sehen würde, wenn sie Onodera-san und Tetsuo begegnen. Vielen Dank für die Unterstützung, wir kommen zurecht. Ich melde mich, sollte es irgendetwas geben, das ich nicht selbst lösen kann.“ Er verbeugte sich kurz vor den beiden Männern. „Meine besten Grüße an den Kumicho.“

„Wir geben das so weiter. Die Aufnahmen des Vorfalls senden wir Ihnen noch zu, wir werden trotzdem weiter ein Auge auf die drei Personen haben, bis Sie nächste Woche wieder abreisen. Der Kumicho wäre untröstlich, wenn einem von Onodera-samas Familienmitgliedern etwas zustößt“, gab der Yakuza zurück. „Wir wünschen Ihnen noch einen schönen Tag und einen angenehmen Aufenthalt in Naha, Taniguchi-san, Yukimura-sensei, Inoue-san.“

Die beiden ließen sie allein und waren kurz darauf zwischen den Passanten verschwunden.

„Ich... hinterfrage das jetzt nicht.“ Tōru trank den Rest des Eistees und schob die leere Flasche wieder in seinen Rucksack. „Geht es, Kou?“

„Können wir... weitergehen? Ich will nicht nur rumsitzen, das hilft mir nicht...“ bat Kou leise, er zupfte seit einigen Minuten nervös am Saum seines neuen T-Shirts, der davon schon ganz wellig war.

„Natürlich. Gehen wir shoppen, um dich abzulenken.“ Hotaru zog ihn an der Hand auf die Füße und hakte sich bei ihm unter. „Irgendetwas bestimmtes, auf das du Lust hast? Noch ein Eis? Bubble Tea?“

„Ich weiß es, wenn ich es sehe. Zucker hatte ich erstmal genug.“

Kou zog Tōru auf seine andere Seite, nahm seine Hand und sie setzten ihren Weg fort. Er entspannte sich, je länger sie unterwegs waren, zwischendurch Schaufenster beobachteten und sich über irgendwelche Dinge unterhielten. Hotaru und Tōru fingen irgendwann ein Gespräch über Motorräder an, dem er nur halb folgen konnte, weil er davon überhaupt keine Ahnung hatte. Er freute sich, dass die beiden sich nach so kurzer Zeit verstanden und gemeinsame Themen fanden, da er sich zwischenzeitlich Sorgen gemacht hatte, ob Hotaru sich während ihrer Reise einfügen konnte.

 

„Kou, hast du... Kou?“ Der rothaarige Bodyguard drehte sich einmal um seine eigene Achse, mit den Augen suchte er die Umgebung ab, doch sein Schützling war nirgends zu sehen. „Hast du mitbekommen, wo er hin ist, Inoue?“

„Nein, eben war er noch da. Kou?“ Tōru ging den Weg, den sie gekommen waren, einige Schritte zurück und hob etwas vom Boden auf. Es war der Gay Pride Anstecker, den Kou an seine Tasche gepinnt hatte. „So schnell kann doch niemand verschwinden...“

Hotaru spürte seine Kopfhaut kribbeln, Kazuki würde ihn häuten, wenn Kou irgendetwas passieren würde, weil er nicht aufgepasst hatte. Aber er hatte die ganze Zeit seine Hand gehalten, damit genau das nicht passierte. Er zog das Handy aus seiner Tasche, als es vibrierte und öffnete die Nachricht, die er bekommen hatte.

 

Onodera K. [16:02]: Ist alles in Ordnung? Kou geht nicht ans Telefon.

 

„Ffffuck... Ich bin so tot...“

„Wir suchen ihn, komm. Weit kann er nicht sein, wir reden hier schließlich von Kou, der rennt nicht einfach weg und verschwindet sonst wohin, vielleicht musste er nur aufs Klo.“ Tōru steckte den Anstecker in ein Fach in seinem Rucksack, auch wenn er sich furchtbare Sorgen machte, weil Kou ihnen nicht Bescheid gesagt hatte.

Eine weitere Nachricht ploppte auf Hotarus Display auf, es war eine Standortfreigabe von Kou, die er hastig annahm. Er war nicht weit entfernt, offensichtlich war ihm eingefallen, dass es klug wäre, seinem Bodyguard mitzuteilen, wo er hingegangen war. Mit gerunzelter Stirn folgten sie dem Weg, den die App ihnen wies, bis sie schließlich vor einem Tattoo- und Piercingstudio zum Stehen kamen, an dem sie einige Minuten zuvor vorbeigelaufen waren. Er zog die Tür auf und trat in den Laden.

„Kou? Was machst du... denn?“

„Euer Freund ist gleich fertig, wartet doch kurz, ja?“ Eine junge Frau an einem Tresen deutete auf zwei Sessel, dann fuhr sie damit fort, zur laufenden Musik summend Schmuck in ein Kästchen zu sortieren.

Tōru ließ sich auf der Kante eines Sessels nieder, Hotaru blieb mit verschränkten Armen daneben stehen. Es dauerte tatsächlich nur wenige Minuten, bis Kou zusammen mit einer schwarzhaarigen Frau zurückkam, die ihn grinsend für seine Tapferkeit lobte und dann zum Tresen ging, um eine kleine Tasche zu packen und etwas in die Kasse einzugeben.

„Ich gebe dir eine Anleitung mit, worauf du achten musst, Milchprodukte lass für ein paar Tage erstmal sein, ebenso Oralsex“, erklärte sie mit Blick auf die zwei besorgt aussehenden Männer im Wartebereich. „Das Spray hilft bei der Heilung, das packe ich dir ein. Wenn es Probleme geben sollte, kannst du gerne nochmal vorbeikommen, sonst gehst du zu dem Piercer in Tokio, von dem du vorhin erzählt hast.“

„Okay...“ Kou zahlte mit seinem Handy, nahm die kleine Tasche entgegen, um sie in seiner Umhängetasche zu verstauen. "Danke, dass du dir Zeit genommen hast, Chiyo.“

„Kein Ding. Wir waren zwar in der Mittelschule nicht die dicksten Freunde, aber alten Schulkameraden helfe ich gerne aus, auch wenn ich eigentlich Pause mache.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Melde dich mal, wenn es abgeheilt ist und schick mir ein Foto, ja?“

„Mache ich.“ Er verabschiedete sich mit einer kleinen Verbeugung, dann ging er mit Tōru und Hotaru nach draußen.

„Meine Güte, Kou, erschreck uns doch nicht so, indem du einfach so verschwindest...“ Hotaru verkniff sich die Standpauke, als er das aufrechte Bedauern in seinem Gesicht sah, sondern drückte ihn fest. „Was hast du machen lassen?“

Kou öffnete den Mund und zeigte ihm seine leicht geschwollene Zunge, auf der eine goldene Kugel saß. Tōru und Hotaru fingen zeitgleich an zu lachen, so sehr sie sich gesorgt hatten, war die Situation zu komisch, weil keiner erwartet hatte, dass Kou ausreißen würde, um sich piercen zu lassen.

„Geht es dir jetzt besser?“ Tōru strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus seinem Zopf gelöst hatte, woraufhin er nickte.

„Tut weh, aber... ja... ich weiß, das ist völlig daneben, aber... irgendwie habe ich das gebraucht.“ Er ließ schuldbewusst die Schultern hängen und seufzte leise. „Sorry, ich bin total durch... Können wir zurückfahren?“

„Ja, das wäre wohl das Beste. Du musst dich erstmal ausruhen, die nächsten Tage werden anstrengend. Und das... war mit Abstand die dümmste Idee, die du so kurzfristig vor einem solchen Wochenende haben konntest, Kou“, tadelte Hotaru ihn, dann ging er zur Straße und winkte ein Taxi heran. „Beschwer dich nicht, wenn dir die Zunge so wehtut, dass du nicht reden kannst und das wirst du müssen, wenn du deine Fans nicht enttäuschen willst.“

 

Sie ließen Kou den Vortritt, als erster zu duschen, nachdem sie wieder in ihrem Hotelzimmer angekommen waren. Während er im Bad war, zog Hotaru das T-Shirt von Kazuki, das Kou eingepackt hatte, über ein zusätzliches Kissen und legte es aufs Bett, die Vorhänge zog er etwas zu, damit es nicht so hell im Raum war. Kou trocknete seine Haare nur soweit, dass sie nicht mehr klatschnass waren, zog sich eine Unterhose an und schlurfte erschöpft vom Bad zum Bett, auf das er sich mit einem Seufzen fallen ließ. Das von Hotaru präparierte Kissen zog er an sich und drückte sein Gesicht dagegen, wohlig seufzend.

„Schlaf ein bisschen, Kou.“ Tōru setzte sich zu ihm an die Bettkante und strich ihm sanft über den Kopf. „Und mach dir keine Sorgen, viel schlimmer kann es nicht mehr kommen, wir halten dir den Rücken frei, egal was ist, okay?“

„Mhm... Ihr seid lieb, Danke...“ Er zog sich die Decke bis zur Schulter hoch, damit er nicht fror und fiel kurz darauf in einen unruhigen Schlaf.

„Geh ruhig zuerst duschen, Taniguchi, ich bleibe noch ein bisschen bei ihm sitzen“, sagte Tōru leise. „Ich hätte nicht erwartet, das...“

„Seine Familie so furchtbar ist?“ Hotaru zog sich das verschwitzte T-Shirt über den Kopf, er war selbst zu platt, um sich Gedanken darüber zu machen, dass Tōru so einen guten Blick auf seine Tattoos hatte. „Ich glaube, das hat nicht einmal er. So wie es aussah, haben sie uns gezielt gesucht, die Stadt ist zu groß, um irgendwem zufällig über den Weg zu laufen.“ Er tippte eine kurze Nachricht an Kazuki, dann machte er ein Foto vom schlafenden Kou, das er ihm ebenfalls schickte.

 

Hotaru [17:21]: Er schläft jetzt, es geht ihm soweit gut. Ich melde mich später mit meinem Bericht, Boss.

Onodera K. [17:22]: Ausführlich, Taniguchi. Ich will wissen, was es mit dem Video auf sich hat, dass die Yoshimi-kogyo mir geschickt hat.

Hotaru [17:23]: Selbstverständlich. Es ist alles unter Kontrolle, Inoue und ich lassen nicht zu, dass sie ihm noch einmal zu nahe kommen.

 

Hotaru grunzte frustriert, dann ging er mit einem Satz Wechselkleidung für eine kurze Dusche ins Bad. Er löste Tōru an Kous Seite ab, damit dieser ebenfalls duschen und sich umziehen konnte. Da Kou sich bis zu seiner Rückkehr etwas beruhigt hatte, ob durch die Erschöpfung oder den beruhigenden Geruch von Kazukis T-Shirt, beschlossen sie, sich auf den Balkon zu setzen, damit sie sich in normaler Lautstärke unterhalten konnten, ohne ihn zu stören.

 

Kou rollte sich über das Bett und öffnete träge die Augen, er war wach geworden, weil er durstig war, ein Blick auf sein Handydisplay neben sich offenbarte ihm, dass er nicht einmal eine Stunde geschlafen hatte. Er sah Hotaru und Tōru auf dem Balkon sitzen, in ein offensichtlich anregendes Gespräch vertieft, da sein rotblonder, bester Freund seinem Bodyguard mit Händen und Füßen etwas erklärte, während dieser ihm aufmerksam zuhörte und es grinsend kommentierte. Er hob sein Handy auf und machte ein schnelles Foto der beiden, das er in seinem Feel Good-Ordner abspeicherte, unfassbar erleichtert, dass die beiden sich so gut verstanden, dann setzte er sich gähnend auf, um etwas zu trinken. Einer der beiden hatte ihm fürsorglich eine Flasche Wasser auf den Nachttisch gestellt, daneben lagen ein Päckchen Taschentücher und die Tüte mit Hotarus Ingwer-Minze-Bonbons.

„Ist alles okay, Kou?“ Tōru schob die Balkontür mit dem Fuß auf, damit er ihn hörte.

„Ja... nur durstig.“ Er drückte das Kissen wieder an sich.

„Ich würde gleich Essen holen, hast du auf etwas Bestimmtes Lust?“ fragte er, woraufhin Kou den Kopf schüttelte.

„Entscheidet ihr, ihr müsst euch nicht ständig nach mir richten. Ihr wisst, dass ich alles esse, solange es kein Fisch ist.“

„In Ordnung, dann entscheide ich spontan und Hotaru muss sich fügen“, entgegnete er grinsend.

„Seit wann seid ihr beim Vornamen angekommen?“ Kou schaute die beiden überrascht an.

„Seit einer halben Stunde, die ganzen Förmlichkeiten fühlten sich irgendwie falsch an, da wir doch mehr gemeinsam haben, als wir dachten“, antwortete Hotaru. „Ruh dich ruhig noch etwas aus, ich wecke dich, wenn Tōru mit dem Essen zurück ist.“

„Okay...“ Er beobachtete sie über den Rand des Kissens hinweg. „Es freut mich sehr, dass ihr euch so gut versteht... das nimmt mir eine Riesenlast vom Herzen, ich hatte schon befürchtet, dass ihr gar nicht miteinander auskommt.“

„Du machst dir zu viele Gedanken, Kou. Selbst wenn wir nichts hätten, über das wir reden könnten, haben wir beide dich sehr gern, da müssen wir uns ja verstehen.“ Tōru stand auf, da er auf dem Boden gesessen hatte, betrat das Zimmer und kniff Kou sanft in die Wange. „Morgen musst du fit sein, ich werde dich nicht schonen, also Augen zu und schlaf, bis es Essen gibt.“

„Jawohl, Chef.“ Er grinste schief, dann zog er sich die Decke über den Kopf.

„Ich bin erstmal unterwegs, wenn du noch irgendwas brauchst, schreib mir, dann bringe ich es mit, Hotaru.“ Er verstaute Handy und Kartenetui in seiner Hosentasche, zog Socken an und schlüpfte in seine Schuhe, bevor er ging.

Kaum dass er das Zimmer verlassen hatte und Kou wieder eingeschlafen war, zog Hotaru die Balkontür wieder zu und wählte Kazukis Nummer. Es machte wahrscheinlich mehr Sinn, ihn direkt anzurufen, als den Umweg über Tetsuo zu gehen. Er berichtete ihm ausführlich, wie der vergangene Abend und der Tag verlaufen waren, von Kous Panikattacke nach ihrer Ankunft, dem Besuch der Burg und ihrem Bummel durch das Einkaufszentrum und die Stadt.

„Offensichtlich haben sie Kous Social Media Profile gestalked und uns so ausfindig gemacht, zufällig trifft man hier niemanden, dazu ist die Stadt zu groß und unübersichtlich. Ich habe mir das Video noch nicht angesehen, aber es war wohl gut, dass Inoue und ich da waren, wer weiß, wie sie sonst mit ihm umgesprungen wären“, erklärte er ruhig.

„Ich verstehe... Die Yoshimi-kogyo hat Kous Verwandte unter Beobachtung?“ fragte Kazuki am anderen Ende der Leitung.

„Ja. Sie werden sie im Auge behalten, solange wir hier sind, das sollte ausreichen, um sie von ihm fernzuhalten.“

„Wieso war Kou danach nicht erreichbar und nicht in Ihrer Nähe, Taniguchi?“ hakte er nach, der Tonfall ernst.

Hotaru seufzte hörbar. „Er war die ganze Zeit neben mir und plötzlich war er weg. Wir haben ihn in einem Piercingstudio gefunden, das anscheinend von einer Schulkameradin aus der Mittelschule geführt wird, aufhalten konnte ich ihn dann aber auch nicht mehr.“

„Er ist Ihnen entwischt und in ein Piercingstudio gegangen?“ Kazuki hatte Mühe, nicht zu lachen, sein angestrengter Versuch ließ Tetsuo breit grinsen, der neben ihm stand und mithörte.

„Ja... es tut mir leid, Boss, ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte. Ich kann Ihnen Kou leider nicht im selben Zustand zurückbringen, wie Sie ihn mir anvertraut haben“, antwortete er gequält. „Ich darf Ihnen aber nicht mitteilen, was er hat machen lassen, darum hat er mich gebeten und seine Wünsche sind mir heilig.“

Kazuki schnaubte leise, er war nicht zufrieden. „Er wird es mir wahrscheinlich früh genug selbst zeigen. Kou... neigt dazu, sehr spontan solche Dinge zu tun, wenn er unter Stress steht und der Vorfall mit seinen Verwandten war nicht leicht für ihn. Mir und Tetsuo ist er auch schon entwischt, weil er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, das hätten wir Ihnen sagen sollen, Taniguchi. Behalten Sie das im Hinterkopf für die nächsten Tage und lassen Sie ihn nicht aus den Augen.“

„Jawohl, Onodera-san. Die nächsten Berichte schreibe ich Ihnen, wie abgesprochen, es war mir nur wichtig, Ihnen das selbst zu erklären...“

„Mach dich nicht zu sehr verrückt, Hotaru, es ist nicht immer einfach, auf Kou aufzupassen“, ermutigte Tetsuo ihn, bevor Kazuki noch etwas sagen konnte. „Ihm tut es wahrscheinlich mehr leid als dir. Sei einfach für ihn da, aber das bist du sicherlich und Inoue auch.“

„Werde ich. Die nächsten Tage wird er Spaß haben und fröhlich sein und wenn ich selbst dafür sorgen muss, dass niemand gemein zu ihm ist.“ Er schaute auf, da Tōru mit einigen Take-Away Tüten zurückkam. „Inoue ist mit dem Essen zurück, ich mache dann Schluss.“

 

Kazuki lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück und rieb sich mit der Hand über das Gesicht. Kou war kaum zwei Tage weg und schon in Schwierigkeiten geraten. Er unterdrückte den Drang, Flugtickets nach Okinawa zu buchen, um selbst auf ihn aufpassen zu können, da er dort nur stören und ihn von der Arbeit ablenken würde, die ihm unfassbar wichtig war.

„Taniguchi regelt das schon, du kannst ihm vertrauen, Kazuki.“ Tetsuo setzte sich auf die Schreibtischkante und drehte eine Zigarette zwischen den Fingern. „Er ist kein Anfänger, aber Kou ist wahrscheinlich sehr viel schwieriger zu hüten als Oyabun Hideyoshi, der weiß, wie er sich zu verhalten hat.“

„Was schlägst du vor?“

„Wenn sie wieder zurück sind, werde ich mit Kou üben, was er in einem Notfall tun muss, um Taniguchi nicht die Arbeit unnötig schwer zu machen. Ich weiß, er kann sich verteidigen, seine Schwäche ist das Trauma, das er durch seine Familie bekommen hat und ihn völlig lähmt, wenn er mit ihnen zu tun hat“, führte er aus. „Im besten Fall trifft er niemanden von ihnen je wieder, aber er muss selbst lernen, damit umzugehen, wir können ihn nur stärken, indem wir... ihm ein sicheres Zuhause geben. Das schließt Taniguchi mit ein.“

„Du hast ihn gern, hm?“ Kazuki schaute ihn fragend an.

„Natürlich habe ich ihn gern, man kann Kou nur gern haben, wenn man ihn kennt. Und er macht dich glücklich, Aniki, das ist unübersehbar. Jeder Phönix wird ihn mit seinem Leben beschützen, ohne Rücksicht auf Verluste.“ Er stand auf und neigte grinsend den Kopf in seine Richtung. „Ramen bei Wada?“

Chapter Text

Kaum dass Kou zusammen mit Yoshino und Tsubaki in der Messehalle seinen Platz am Verlagsstand bezogen und eingerichtet hatte, fühlte er sich völlig entspannt und in seinem Element. Tōru hatte für alle drei feste Zeiten organisiert, an denen sie dort saßen, Fragen beantworten und Autogramme geben konnten, in der restlichen Zeit schauten sie sich in der vollen Messehalle um, kauften selbst einige Dinge ein und knüpften Kontakte zu anderen Künstlern. Die Convention war nach amerikanischen Vorbild organisiert, da die treibende Kraft dahinter eine in Naha und den angrenzenden Städten ansässige Fan-Community war, der nicht wenige Personen der US-amerikanischen Bevölkerung angehörten. Das Stimmengewirr war eine Mischung aus Japanisch und Englisch, Kou fungierte mehr als einmal als Übersetzer für seine beiden Kolleginnen, deren Englischkenntnisse für eine flüssige Konversation kaum ausreichten. Kous persönlich größtes Highlight war eine kleine Gruppe Cosplayerinnen, die ihn Samstagmittag am Stand besuchte und sich die Mühe gemacht hatte, die aufwändigen Outfits seiner Protagonistin Kohaku und ihrer Begleiter herzustellen.

Hotaru blieb beim Schlendern durch die Halle immer in seiner Nähe, um ein Auge auf ihn zu haben, stöberte selbst hier und da in niedlichen Dingen, auch wenn er sich eisern zurückhielt, nicht eine ganze Kofferladung voll niedlicher Katzen- und Einhornsachen zu kaufen. Eine Gruppe Attack on Titan Cosplayer blockierte für einen Moment den Weg, als sie vorbeigezogen waren, hatte er Kou und Tōru aus den Augen verloren, die ohne Tsubaki und Yoshino unterwegs waren, die sich auf die Suche nach etwas zu essen gemacht hatten.

„Das... gibt’s doch nicht“, murrte er und sah sich suchend um. Da er sie nicht sofort ausmachen konnte, zog er das Handy aus der Hosentasche und rief Kou kurzerhand an.

„Hotaru? Ist was?“ fragte Kou verwundert, nachdem er abgenommen hatte.

„Ich habe euch verloren...“ gab er frustriert zu. „Hier ist so viel los, kannst du mir sagen, wo ihr hingegangen seid?“

„Oh... warte... Wir sind vor dem Stand mit den bunten Plüschohren, den solltest du finden, wenn du von dort, wo wir uns zuletzt gesehen haben, einfach geradeaus läufst.“ Er schaute sich suchend um und hob dann die Hand, als er Hotarus dunkelrot gefärbten Schopf sah, bevor er auflegte.

Hotaru erreichte sie kurz darauf, einen zerknirschten Ausdruck auf dem Gesicht.

„Ich sollte dich anleinen, Kou, damit du nicht so schnell verschwinden kannst“, scherzte er.

„Versuchs“, gab er grinsend zurück, dann zupfte er leicht an seinem schmalen Halsband, das er häufiger trug. Sein hellblaues Free! T-Shirt war ihm ein gutes Stück zu weit, da er es am Kragen etwas weiter geschnitten hatte, war es ihm über eine Schulter gerutscht, darunter trug er ein schwarzes Trägertop. Den Saum des T-Shirts hatte er sich auf einer Seite in den Bund seiner schwarzen, kurzen Hose gesteckt, die sich eng um seinen Po und seine Oberschenkel schmiegte, die langen Haare fielen in einem lose geflochtenen Zopf über die nackte Schulter.

Hotaru schaute sich um, griff nach einer weißen Leine, die neben den bunten Plüschohren auf einem Stapel auf dem Tisch lag und klickte sie ohne weiteren Kommentar in den Ring an Kous Halsband, um dann leicht daran zu ziehen.

„Hält“, bemerkte er kurz, dann warf er der amüsiert dreinschauenden Verkäuferin einen entschuldigenden Blick zu.

Kou schaute ihn verblüfft an, er brauchte einen Moment, um zu erfassen, was Hotaru getan hatte, um dann haltlos zu kichern anzufangen, bis ihm die Tränen in die Augen stiegen. Der rothaarige Bodyguard grinste breit, ebenso wie Tōru, der den Blick über das Sortiment des Stands schweifen ließ.

„Das ist noch nicht komplett“, sagte dieser, sprach kurz mit der Verkäuferin und setzte Kou dann ein Paar schwarzer Katzenohren auf, die mit kleinen Piercings verziert waren. „Sehr viel besser, meinst du nicht auch, Hotaru?“

„Oh ja, sehr süß. Gibt’s da noch mehr?“ Er drehte sich um und zog leicht an der Leine, damit Kou näher kam, der Schwierigkeiten hatte, seine Fassung wiederzuerlangen.

„Bestimmt. Willst du auch welche?“ Tōru ließ die Finger über die verschiedenfarbigen Ohren gleiten. Die Verkäuferin schien ohne weitere Kommunikation verstanden zu haben, worauf die beiden aus waren und kramte aus einer Kiste zwei Paar Katzenohren in Dunkelrot und hellem Orange heraus, die sie ihnen reichte.

„Passen die? Ich habe auch noch farblich passende Schweife, die man an den Hosenbund binden kann“, sagte sie fröhlich.

Hotarus Augen wurden groß, er nahm die dunkelroten Ohren entgegen und setzte sie auf. Tōru beugte sich zu ihm und half ihm, sie gerade auszurichten, wobei er feststellte, dass Draht eingearbeitet war, so dass man sie auch ein bisschen biegen konnte. Im Gegenzug half er ihm mit den orangen Ohren, die ungefähr den Farbton seiner gebleichten Haare hatten.

„Brauchen wir passende Schweife? Mir würden da ja ganz andere Dinge einfallen, die man damit anstellen könnte“, sagte er keck, was der Verkäuferin das Blut ins Gesicht trieb.

„Brauchen wir!“ bestimmte Kou. „Bringen wir den anderen auch welche mit?“ Seine Bernsteinaugen funkelten aufgeregt. „Nur sehe ich Kazuki und Tetsuo wirklich nicht mit Katzenohren...“ Er legte nachdenklich den Finger ans Kinn.

„Bist du dir überhaupt sicher, dass die beiden das Mitbringsel zu schätzen wissen? Ich sehe die so gar nicht mit Plüschohren, Izumi hätte da Spaß dran, aber der ist jünger als wir und nicht... über zehn Jahre älter“, fragte Tōru skeptisch.

„Pff... müssen sie, wenn wir uns schon die Mühe machen.“ Hotaru ging am Tisch entlang, Kou zog er hinter sich her, damit er ihn wirklich nicht wieder verlieren konnte und blieb vor einer Reihe etwas größerer Ohren stehen. „Was meinst du... Silberfuchs für Tetsuo und diese Wolfsohren da für Onodera-san?“

„Hmmm... unbedingt. Auf den Schweif würde ich bei Kazuki aber verzichten, da kriege ich ihn wirklich nicht dazu.“ Kou legte das Kinn auf Hotarus Schulter ab. „Was nimmst du für Izumi, Tōru?“

„Das da.“ Der rotblonde Host zeigte auf ein Set mit langen, zimtbraunen Hasenohren und passendem Puschel.

„Du siehst Izumi als Hasen?“ fragte er überrascht.

„Mhm... so unersättlich wie er ist, absolut“, gab er schmunzelnd zurück. „Und es passt zu seinen Augen, das würde ihm sicher gut stehen.“

„Oh man... du bist so hart verliebt in deinen Freund, Tōru, das ist echt niedlich“, sagte Hotaru. „Wirklich beneidenswert...“

Kou schlang von hinten die Arme um seine Taille und drückte ihn sanft. „Nehmen wir Wolf und Fuchs für die Tops mit und dann zwingen wir sie, die zumindest einmal zu tragen?“

„Gute Idee. Wir nehmen die Schweife zu den Katzenohren, das braune Hasen-Set, Silberfuchs, Wolf und die Leine hier. Kou rennt mir eindeutig zu häufig davon“, fasste der Rothaarige zusammen.

Die Verkäuferin suchte alles zusammen, packte es in eine große Tüte und hielt ihm dann ein Kartenlesegerät entgegen, damit er den Einkauf bezahlen konnte.

„Wir rechnen das später ab, okay?“

„Ja, ist einfacher so.“ Tōru schaute auf seine Uhr. „Wir müssen für die Nachmittagsrunde in zwanzig Minuten wieder am Stand sein, willst du unterwegs noch etwas zu trinken oder Essen besorgen, Kou?“

„Kannst du das erledigen? Die Schlange war so lang vorhin, ich glaube nicht, dass ich da in zwanzig Minuten durch bin...“ Kou befestigte den dunkelroten Schweif an Hotarus Hosenbund.

„Bubble Tea und Taiyaki?“ fragte sein rotblonder Freund.

„Ja, das wäre großartig. Danke, Tōru, du bist der allerbeste. Bis gleich.“ Er drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, dann folgte er Hotaru durch die volle Halle zurück zum Verlagsstand.

 

„Oh, was seid ihr niedlich“, sagte Tsubaki, als sie die beiden zurückkommen sah. „Hat Inoue auch welche?“

„Ja. Er holt eben noch Verpflegung.“ Kou ließ sich auf seinen Stuhl fallen, den schwarzen Schweif schlang er sich um die Hüfte, damit er nicht im Weg war, dann machte er ein Selfie von sich und Hotaru, der immer noch die Leine festhielt und schickte es an Kazuki.

 

Kou [14:25]: Hotaru hat einen Weg gefunden, damit ich nicht mehr weglaufe (*μ_μ)

Kazuki [14:27]: Hilft es? Nicht, dass du wieder verloren gehst und geklaut wirst. Die Ohren sind sehr niedlich ;)

Kou [14:28]: Muss ja irgendwie (个_个) Die tragen wir jetzt, bis wir wieder nach Hause fliegen.

Kazuki [14:30]: Es freut mich, dass du Spaß hast, Honey.

Kou [14:31]: Habe ich (≧◡≦) Ich vermisse dich trotzdem furchtbar. Hast du dir den Tag freigenommen oder arbeitest du?

Kazuki [14:32]: Weder noch. Wir sind mit Shiro unterwegs, seit heute Früh.

 

Im Anhang der Nachricht schickte Kazuki ihm ein Foto von einem ordentlichen Raum mit Tatamiboden, Shiro lag auf dem Bauch, die Hände hatte er unter dem Kinn verschränkt, ein älterer Mann hatte sich halb über ihn gebeugt und trieb mit an einem Bambusstab befestigten Nadeln Farbe in die Freiflächen zwischen dem gewundenen Drachentattoo auf seinem Rücken. Feine Outlines waren schon fertig und zeigten einen Phönix, der mit dem Drachen tanzte. Hotaru schaute Kou über die Schulter und blies anerkennend die Luft durch die Nase.

 

Kou [14:34]: Oh wow... Shiro muss ja überglücklich sein. Ich muss hier weitermachen, ich melde mich heute Abend, ja?

Kazuki [14:36]: Ist er. Bis heute Abend.

 

„Shiro dachte, er bekommt keins mehr“, erklärte Kou Hotaru leise. „Aber das... ich glaube, er wird uns allen mit seiner guten Laune gewaltig auf die Nerven gehen.“ Er grinste schief, was sein Bodyguard nur erwidern konnte, da Shiros oft sehr gute Laune anstrengend sein konnte.

„Er hat es sich verdient. Soll ich die Leine abmachen, während du arbeitest?“

„Hm... nein, lass nur.“ Er nahm das Endstück entgegen und steckte es sich in den Hosenbund. „Ist doch süß. Willst du dich wieder nach hinten setzen oder hier warten, bis Tōru da ist?“

„Ich gehe nach hinten, um dich nicht abzulenken.“

Hotaru stand von dem Klappstuhl neben ihm auf, drückte kurz seine Schulter und ging in den hinteren Bereich, wo ihre Taschen lagen und er trotzdem einen guten Blick auf Kou hatte, der routiniert Fragen von Besuchern beantwortete, die im Laufe des Nachmittags an den Stand kamen. Tōru setzte sich neben ihn, nachdem er Kou mit den gewünschten Snacks versorgt hatte, als Organisator hielt er sich lieber im Hintergrund, auch wenn er ebenso Künstler war und die drei in ihrer alltäglichen Arbeit unterstützte. Er nutzte die Zeit, um einige Fotos auf seinem persönlichen Account und dem gemeinsamen mit Izumi hochzuladen.

„Ich bin auf dem Weg hierher sicher fünfmal von irgendwem angehalten worden, weil sie die Ohren so toll fanden“, sagte er, den Kopf an die Wand hinter sich gelehnt. „Oder mich mit den Ohren.“

„Die sehen auch toll aus. Was hast du im Kopf? Ich sehe dir doch an, dass du über irgendwas nachdenkst, Tōru...“ Hotaru schaute ihn von der Seite an. Sie hatten am Abend nach dem ersten Convention-Tag viel geredet, während sie auf Kous Macbook Anime geschaut hatten, was etwas war, das er seit der Schulzeit nicht mehr getan hatte und da auch nicht so intensiv wie Kou und Tōru. Sein Schützling hatte sich irgendwann zwischen sie gekuschelt, die Arme um seinen besten Freund geschlungen und war eingedöst, während sie die Zeit genutzt hatten, etwas mehr voneinander zu erfahren.

„Ich sage es dir, wenn ich den Gedanken abgeschlossen habe. Spätestens heute Abend, wenn wir zurück sind“, wich der Rotblonde seiner Frage aus, dann schaute er zu Kou, dem der Stift aus der Hand gefallen war. „Wer ist der Blondschopf da bei Kou?“

„Keine Ahnung...“ Hotaru stand von seinem Platz auf, Tōru folgte ihm neugierig, bis sie in Hörweite waren.

 

„Your hair got even longer since we saw each other last time, Kou“, sagte er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen, das breiter wurde, als Kou vor Überraschung den Stift fallen ließ und ihn mit großen Augen ansah.

„J... Jake? Oh... oh my...“ Er war so überrumpelt, dass ihm die Worte fehlten und er starrte ihn einfach nur mit offenem Mund an. Jake trug die weißblonden Haare in einem ordentlich frisierten Fasson-Schnitt, seine helle Haut war leicht gebräunt, die jadegrünen Augen beobachteten ihn aufmerksam. In schlichtem T-Shirt und Jeanshorts sah er ein wenig fehl am Platz aus, allerdings befand sich auf seinem linken Unterarm ein aufwändig konstruiertes Tattoo der wichtigsten Charaktere aus Chihiros Reise ins Zauberland.

„Entschuldige, wenn ich dich erschreckt habe, Kou, das war nicht meine Absicht“, fuhr er in fast akzentfreiem Japanisch fort. „Ich hatte in der Ankündigung gelesen, dass du als Gast hier bist und naja...“ Er rieb sich mit der rechten Hand über den Hinterkopf, als ihm ebenfalls die Worte ausgingen.

„Nein, du... du hast mich nicht erschreckt, ich bin nur unfassbar überrascht, dich zu sehen, damit habe ich wirklich nicht gerechnet“, entgegnete Kou, dann schaute er sich um. Jake war der letzte in der Schlange, die Zeit für ihre Nachmittagsrunde war auch fast um. „Wenn du kurz wartest, können wir in Ruhe reden, ich muss nur... meinen beiden Schatten da hinten Bescheid sagen, bevor sie auf falsche Gedanken kommen.“

„Deine beiden...“ Jake hob den Kopf und nahm Tōru und Hotaru jetzt erst wahr, die die Szene angespannt beobachteten. „Welcher von denen ist dein Partner?“

„Haha... keiner von beiden. Sie sind meine Freunde und passen diese Woche auf mich auf, weil mein Partner in Tokio sonst keine ruhige Minute hat.“ Kou zwinkerte ihm zu, dann stand er auf und ging zu den beiden.

„Wer ist das, Kou? Ist er gemein zu dir?“ Hotaru schaute ihn besorgt an. „Nein, du lächelst. Wer zum Henker bringt dich so zum Grinsen, hm?“

Der Dunkelhaarige atmete langsam ein und wieder aus, bevor er antwortete. „Jake ist... war... uhm... sowas wie mein erster Freund? Ich wusste nicht, dass er in Japan ist, wir haben uns seit dem Ende der Mittelschule nicht mehr gesehen.“

„Das ist...? Meine Güte, ein bisschen viel deiner Vergangenheit für so wenige Tage, Kou...“ Tōru legte eine Hand auf seinen Arm. „Geht’s?“

„Ja, alles gut. Ich würde gerne mit ihm reden, ihr könnt auch mitkommen, da ihr mich ja sowieso nicht allein lasst, aber...“ Er schaute kurz über die Schulter, Jake wartete geduldig vor dem Stand, die Hände in die Hosentaschen geschoben.

„Schon gut, wir sind zwar superneugierig, aber wir halten uns zurück“, beruhigte Hotaru ihn.

„Danke. Ihr seid großartig.“ Kou drückte die beiden kurz, dann ging er um die Tische herum zurück zu Jake. Hotaru und Tōru folgten ihm mit etwas Abstand.

„Bist du so prominent oder so gefährdet, dass du zwei Aufpasser brauchst, Kou?“ fragte Jake amüsiert.

„Das... ist eine lange Geschichte. Ich freue mich unglaublich, dich zu sehen.“ Er konnte nicht anders, als seinen alten Freund zu umarmen und an sich zu drücken. „Dann auch noch hier, bist du zu Besuch?“

„Gehen wir ein Stück? Im Sitzbereich dort drüben ist weniger los als hier, da lässt es sich besser reden“, schlug er vor.

„Gern.“

Kou schlenderte neben ihm her, er konnte kaum die Augen von ihm lassen, so sehr freute er sich. Nicht, weil er ihrer Teenagerbeziehung in irgendeiner Form hinterhertrauerte, aber sie hatte so viel verbunden, dass er Schwierigkeiten hatte, zu realisieren, ihn nach so langer Zeit wiederzusehen.

Jake ging vor zu einem gemütlich angelegten Ruhebereich, in dem Picknickdecken auf dem Boden ausgebreitet waren, wo sie sich auf einer davon niederließen. Kou streckte seufzend die Beine aus und schaute ihn an, während er auf eine Antwort wartete.

„Ich bin nicht zu Besuch, tatsächlich lebe ich schon seit zwei Jahren hier“, erklärte der Blonde. „Ich arbeite seit meinem Studienabschluss als Dolmetscher für die Air Force, erst in den Staaten und seit zwei Jahren hier, weil ich hier nützlicher bin als dort.“

„Das ist ja großartig. Also hast du wie geplant Japanisch studiert?“

„Ja. Meine Schulzeit hier hat wohl so viel bleibenden Eindruck hinterlassen, dass ich gar nicht anders konnte, als mich weiter damit zu beschäftigen.“ Er lächelte bei der Erinnerung daran. „Wie ist es dir ergangen, seit wir den Kontakt verloren haben?“

„Puh... Ich habe Kunst an der Geidai studiert, ich weiß gar nicht, wie ich in der Vorbereitung für die Aufnahmeprüfung den Schulstoff und den Hauch eines Privatlebens hinbekommen habe, aber das war wahrscheinlich auch der Grund, weshalb ich alle Kontakte habe schleifen lassen bis auf die wenigen, die ich in Tokio geknüpft hatte und die regelmäßig vor meiner Tür standen... Zu meiner Familie habe ich den Kontakt so gut wie abgebrochen, Kaoru lebt immer noch in Tokio.“ Kou legte den Kopf schief und dachte nach. „Seit dem Abschluss arbeite ich als Illustrator, Manga zeichne ich ja schon immer, nur hat es sich letztes Jahr ergeben, dass ich für den Profi-Vertrag an einem Wettbewerb teilnehmen konnte.“

„Mhm... das habe ich mitbekommen, eher zufällig, nicht dass du denkst, ich hätte dich absichtlich ausspioniert.“ Jakes Blick fiel auf den Ring an Kous rechtem Daumen und den Armreif links. „Du bist in einer festen Beziehung?“

„Hmmm... ja, er ist... puh... ich weiß gar nicht, wie ich das erklären soll... einfach großartig. Das geht aber noch kein Jahr, er hat mich für einen Illustrationsauftrag angeheuert und dann kam eins zum anderen...“

„Du siehst glücklich aus, das freut mich sehr.“ Er verschränkte die Hände unter dem Kinn. „Ich hatte häufiger überlegt, ob ich dir schreibe, Social Media macht es ja einfach, andere zu finden, aber ich war mir nicht sicher, ob das nicht unangemessen gewesen wäre... wahrscheinlich hätte ich es einfach tun sollen, oder?“

Kou lachte leise über seine Unsicherheit. „Ja, daran ist nichts unangemessen. Es ist ja nicht so, dass wir im Streit auseinander sind. Ist das ein Ehering an deinem Finger?“

„Der...? Ja. Ich bin seit dreieinhalb Jahren verheiratet und wir haben zwei...“ Er schaute auf, weil ein Junge von etwa acht Jahren zu ihnen kam und sich schmollend auf seinem Schoß niederließ.

„Dad! Ami kept all the cookies for herself and didn’t share them with me, she’s so annoying!“ Der Junge schob sich schnaubend die hellbraunen Haare aus dem Gesicht, die sich aus dem seitlich am Kopf entlang geflochtenen Zopf gelöst hatten, dann schaute er zu Kou. „Who’s that?“

„Keigo, wir haben doch schon darüber gesprochen, dass du Japanisch sprichst, wenn wir nicht zuhause sind. Auch, wenn du dich über deine kleine Schwester aufregst“, mahnte Jake ihn geduldig.

„Ja, aber...“ Keigo biss sich auf die Unterlippe und verschränkte die Arme vor der Brust. „Auf Japanisch kann ich nicht schimpfen, Dad.“

„Umso besser.“ Er löste den durcheinandergeratenen Zopf und flocht ihn neu. „Das ist Yukimura Kou, wir kennen uns seit der Mittelschule. Damals waren wir sehr gute Freunde. Kou, das ist Keigo, mein überaus impulsiver Sohn. Wir haben ihn und seine Schwester vor drei Jahren adoptiert, nachdem ihre Eltern bei einem Einsatz ums Leben gekommen waren.“

„Oh... das tut mir leid, aber es ist großartig, dass ihr den beiden ein Zuhause geben konntet.“ Kou war tatsächlich erstaunt, wie locker Jake darüber sprach und es Kei auch nichts auszumachen schien.

„Das ist es. Die zwei sind unser ganzer Lebensinhalt, wenn wir nicht gerade arbeiten. Wo sind Ami und Alec, Keigo?“ fragte er den Jungen.

Keigo streckte die Hand aus und deutete zum Eingang des Ruhebereichs, durch den ein schlanker, dunkelhäutiger Mann mit der eindeutigen Haltung eines Soldaten kam, auf dem Arm ein sechsjähriges Mädchen, das dem Jungen ähnlich sah. Sein nackter Arm war vom Ellbogen bis zur Hand mit Narbengewebe überzogen, wie von einer schlimmen Verbrennung. Die beiden blieben neben der Decke stehen, wo der Mann das Mädchen herunterließ und Kou einen neugierigen Blick zuwarf.

„Kou, das ist Alec, mein Ehemann und Komplize dabei, diese beiden Chaoten zu erziehen“, stellte Jake ihn grinsend vor. „Alec, das ist Kou, ich habe dir von ihm erzählt.“

„Ah, ich erinnere mich. Freut mich, dich kennenzulernen.“ Alec nickte Kou zu, dann setzte er sich neben Jake und legte ihm einen Arm um die Schultern, Ami kletterte auf seinen Schoß und kuschelte sich an ihn, während ihr Bruder ihr giftige Blicke zuwarf.

„Die Freude ist ganz meinerseits. Da treffe ich Jake nach über zwölf Jahren wieder und dann bringt er seine Familie mit, das... ist wirklich unerwartet in so vielen Punkten.“ Er schlug die Beine unter und warf einen kurzen Blick über die Schulter, Hotaru und Tōru saßen in der Nähe und beobachteten sie aufmerksam. „Die beiden neugierigen Wesen da drüben sind Inoue Tōru und Taniguchi Hotaru. Tōru ist mein bester Freund, seit ich ihm das Herz gebrochen habe und Hotaru mein Bodyguard, ohne den mein Partner mich nirgends hinlässt. Und auch irgendwie sowas wie ein Freund.“ Er grinste schief, weil Tōru mit einem peinlich berührten Seufzen das Gesicht in den Händen vergrub und Hotaru angestrengt in eine andere Richtung sah.

„Das ist eine interessante Konstellation. Wieso lässt dein Partner dich nur mit Bodyguard vor die Tür, Kou?“ hakte Jake neugierig nach.

„Er will nicht, dass mir etwas passiert. Hotaru arbeitet für ihn und da er nicht wenig Einfluss in Tokio hat, war es notwendig, dass er mich begleitet. Seit Anfang April sitzt er also bei mir im Arbeitszimmer, erledigt seine Sachen und kümmert sich um mich, damit ich mich nicht nur von Junkfood und Kaffee ernähre“, erklärte Kou grinsend. „Es hätte schlimmer kommen können, wir kommen gut miteinander aus.“

„Ich verstehe. Du hast wahrscheinlich auch viel mit deiner Arbeit zu tun, arbeitest du allein?“

„Größtenteils, ja. Tōru assistiert mir hier und da, der Verlag hat ihn Anfang des Jahres fest eingestellt und ihn dem Newcomer-Label zugeteilt, so dass er Tsubaki, Yoshino und mich unterstützen kann, sollte es nötig sein. Ich mache das ja schon immer so, daher komme ich damit gut zurecht, zumal ich nur noch für Kazuki – meinen Partner – Illustrationsaufträge ausführe und mich sonst um meinen Manga kümmere, mit beidem bin ich gut ausgelastet. Was macht ihr beide?“

„Wenn ich nicht dolmetsche, unterrichte ich Japanisch und Englisch in der Mittelschule der Kadena Air Base, Alec arbeitet im Verwaltungsstab der Leitung, seit er aus dem aktiven Dienst entlassen wurde“, antwortete Jake. „Damit kommen wir ganz gut zurecht und wir laufen beide nicht Gefahr, irgendwohin versetzt zu werden, wenn wir es nicht wollen. Stabilität ist für die Kids wichtig, daher richten wir uns ganz nach ihnen.“ Er kramte eine Packung Kekse aus seiner Tasche und drückte sie Keigo in die Hand, der mit strahlendem Gesicht die Tüte aufriss und sich den Keksen widmete.

„Ich hätte nie gedacht, dass du so ein Familienmensch bist, Jake... das ist irgendwie süß“, sagte Kou, woraufhin Jake lachte.

„Danke, das habe ich auch nicht gedacht, bis wir die beiden getroffen haben, aber es funktioniert, mehr können wir uns nicht wünschen.“

„Daddy, I’m tired...“ murmelte Ami und gähnte ausgiebig, bevor sie sich enger an Alecs Brust kuschelte.

„Hmm... ich unterbreche euer Wiedersehen ja nur ungern, aber wir sollten langsam aufbrechen“, sagte dieser, nachdem er auf seine Uhr gesehen hatte. „Wir haben später noch eine Verabredung, zu der wir besser nicht zu spät kommen.“

Jake verdrehte die Augen und salutierte halbherzig. „Jawohl, Dinner mit dem Colonel! Kann ich mich da wirklich nicht drücken?“

„Nope, diesmal nicht.“ Alec drückte ihm einen Kuss auf die Wange und stand dann auf, Ami hob er wieder hoch. „Es hat mich sehr gefreut, dich kennenzulernen, Kou. Vielleicht trifft man sich mal wieder.“

„Das lässt sich bestimmt irgendwie organisieren, dafür müsstet ihr aber nach Tokio kommen, nach Okinawa kehre ich nicht mehr zurück, wenn es sich vermeiden lässt“, antwortete Kou offen, nachdem er ebenfalls aufgestanden war.

„Also steht es so schlimm mit deiner Familie?“ Jake runzelte besorgt die Stirn. „Ich hatte gehofft, dass sie sich über die Jahre damit arrangieren.“

„Es ist eher noch schlimmer geworden, ich erzähle dir das gerne ein anderes Mal, heute will ich nicht darüber nachdenken.“ Er zog sein Handy aus der Tasche, um Kontaktdaten mit seinem alten Freund auszutauschen, damit sie sich nicht wieder aus den Augen verlieren konnten. „Solltet ihr nach Tokio kommen wollen, sagt Bescheid, dann schaufle ich mir den Terminkalender frei.“

„Das werden wir. So weit ist es ja nicht und für ein paar Tage lässt sich das sicher einrichten. Es war schön, dich endlich wieder getroffen zu haben, Kou, wenn auch nur kurz.“ Jake drückte ihn fest und musste sich zusammenreißen, nicht doch noch emotional zu werden. „Du scheinst mir in sehr guten Händen zu sein, da muss ich mir wohl keine Sorgen machen, was?“

„In den besten... Sorgen sind völlig unnötig, ich habe meine eigene Familie gefunden, auch wenn sie etwas unkonventionell ist. Das nächste Mal stelle ich sie dir vor.“

„Geht klar. So... haben wir alles? Taschen, Kinder...“ Jake zählte durch.

„Alles da, Dad. Wir können los.“ Keigo schob seine Finger in seine Hand, dann schenkte er Kou ein breites Grinsen. „Sayonara, Kou-san.“

„Mach’s gut, kleiner Keigo. Pass gut auf deine Dads und deine Schwester auf, ja?“

„Wird gemacht!“ Der Junge salutierte, immer noch grinsend.

Jake und Alec verabschiedeten sich auch von Tōru und Hotaru, bevor sie winkend zum Ausgang der Halle gingen.

Kou ließ sich zwischen die beiden fallen und lehnte sich an Tōrus Schulter, Hotaru zog er mit dem freien Arm an sich.

„Alles gut, Kou?“ fragte der Rothaarige.

„Ja... gehen wir zurück ins Hotel? Ich habe Hunger und eine Dusche wäre gut.“

Chapter Text

„Uff... was bin ich voll...“ Tsubaki lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und rieb sich über den Bauch, kleine Teller des All-you-can-eat Büffets waren vor ihr aufgestapelt. „Aber das war gut und notwendig nach dem Tag.“

„Mhm... Yukimura, die Cosplayerinnen heute waren ja echt super, ich bin ein bisschen neidisch...“ sagte Yoshino mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.

„Sagt ruhig Kou“, entgegnete er. „Die waren wirklich toll. Du vergisst aber, dass ich NoPriWo schon vorher kapitelweise auf der Comiket veröffentlicht habe, kein Grund neidisch zu sein, Yoshino.“

„Jaaa, schon... ich hoffe, dass irgendjemand meinen Manga auch so mag, dass er oder sie ein Cosplay daraus macht, das wäre wirklich toll“, schwärmte sie.

„Das wäre die Krönung, wobei... ein Anime wäre noch besser“, fügte Tsubaki hinzu. „Hast du da nicht ein paar Kontakte, Inoue?“

„Ein paar, aber ohne offizielles Okay vom Verlag kann ich da nicht vermitteln, ihr seid viel zu ungeduldig.“ Tōru trank sein restliches Bier und grinste die drei Mangaka an.

„Man wird ja noch träumen dürfen. Hattest du nicht in irgendeinem Interview erwähnt, dass genau das deine Wunschvorstellung für NoPriWo ist, Kou?“ Tsubaki füllte ihr Glas aus dem Krug Bier erneut.

„Ja, aber dafür ist noch Zeit und wenn es nicht passiert, ist es auch nicht schlimm. Ich habe noch Ideen für viele weitere Kapitel und andere Geschichten, der Stoff geht mir also nicht aus.“ Kou schob eine Garnele, die sich auf seinen Teller verirrt hatte, auf Tōrus, der neben ihm saß. „Was wollte Hamasaki-san vorhin von dir, Tōru?“

„Ach... diese Sklaventreiberin... Für das Interview der Abschlussveranstaltung morgen ist wohl jemand krank geworden und sie suchten Ersatz. Sie haben dich angefragt, weil du von hier bist und die Lokalpresse da anscheinend total mit draufhängt...“ antwortete der Rotblonde matt. „Du musst aber nicht, wenn dir das zu viel ist, es ist auch sehr kurzfristig und die geplanten Fragen schicken sie mir erst morgen Früh.“

„Ich weiß nicht... ich will nicht allen so die Show stehlen, nur weil ich hier geboren und aufgewachsen bin.“ Kou nippte an seinem Eistee, den Hotaru ihm bestellt hatte, damit er sich nicht unnötig mit Bier betrank.

Hotaru verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihn an. „Das wäre die Gelegenheit, deiner Familie zu zeigen, dass du eben doch richtig arbeitest und damit erfolgreich bist, auch wenn das nicht deren Vorstellung von Arbeit entspricht.“ Er schnaubte leise. „Wahrscheinlich verdienst du im Jahr mehr als irgendeiner deiner Cousins.“

Kou runzelte die Stirn und schob ein Reiskorn über seinen Teller.

„Kou, du musst nicht immer so viel Rücksicht auf uns nehmen, wir nehmen dir es nicht krumm, wenn du nach Interviews gefragt wirst“, sagte Yoshino mitfühlend. „Von denen haben wir zuhause selbst genug, seien es Blogs oder Lokalzeitungen, die in meinem Viertel haben mich auch schon dreimal angerufen.“

„Was Yoshino sagt. Es wundert mich ja eh, dass sie dich nicht gleich eingeplant haben, soweit ich weiß bist du dieses Wochenende der einzige eingeladene Profi, der von hier stammt. Die interessieren sich nicht für zwei Mädels aus Tokio, du bist viel spannender“, bestätigte Tsubaki. „Mach das ruhig, wir feuern dich auch gerne an, wenn du noch Unterstützung brauchst, allen zu zeigen, wie cool du bist.“

„Bis wann muss ich mir das überlegt haben, Tōru?“

„Denen reicht es, wenn sie es bis morgen Früh wissen, also bis wir schlafen gehen, hast du Zeit, es dir zu überlegen.“ Tōru warf einen Blick auf sein Handy, das auf dem Tisch lag und leise vibrierte, ein Anruf von Izumi. "Es ist schon spät. Wir sollten uns ausruhen, ihr wolltet noch ein bisschen arbeiten, oder?“

„Ein wenig. Aber ich falle wahrscheinlich ins Bett, kaum dass ich gebadet habe.“ Yoshino streckte sich und gähnte ausgiebig. Es war noch nicht ganz acht Uhr abends, aber da alle seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen waren und selten so viele soziale Interaktionen an einem Tag hatten, waren sie entsprechend erschöpft.

„Lass deinen Freund nicht warten, Inoue, er wirkt mir nicht wie jemand, der sich darüber freut, wenn du seinen Anruf ignorierst.“ Tsubaki grinste breit, bevor sie zusammenpackten und sich vom Hotelrestaurant auf den Weg in ihre Zimmer machten.

 

„Tora, hast du mich eben ignoriert?“ Izumis Stimme klang empört aus dem Lautsprecher seines Handys.

„Wir waren noch beim Essen, Shinamon, da konnte ich nicht rangehen... also ich hätte es tun können, mit der Gefahr, dass die Mädels das sehen, was ich jetzt sehe.“ Tōru saß auf der Bettkante und schmunzelte anerkennend, da Izumi weder Oberteil noch Hose trug, im unteren Bildrand war gerade so der Bund seiner Unterhose zu sehen. „Und alle anderen, die im Restaurant in Sichtweite waren.“

„Du weißt, dass mich das nicht stört, dich etwa?“ Er legte den Kopf schief und grinste ihn keck an.

„Tōru, sollen wir eine Runde spazieren gehen und euch allein lassen?“ Kou kniete sich hinter seinen besten Freund und legte das Kinn auf seine Schulter. „Hallo Izumi.“

„Guten Abend, Kou, die Ohren sind ja süß... meinetwegen müsst ihr nicht gehen, ich habe nichts gegen Publikum“, gurrte Izumi und knabberte an seinem Zeigefinger.

„Oh...“ Kou bemerkte erst jetzt, dass er immer noch die Plüschohren trug und zog sie sich leicht beschämt vom Kopf.

„Izumi...“ grollte Tōru leise. „Du kannst ihm doch nicht so ein Angebot machen.“ Er drehte kurz den Kopf, da Hotaru aus dem Bad kam und sich auf das andere Bett fallen ließ, dabei stieß er mit der Nase an Kous Wange.

„Schau ihn dir doch an, er sieht nicht so aus, als würde es ihm missfallen.“

Kou stöhnte frustriert und drückte sein Gesicht an Tōrus Schulter. Es war zum Teil wahr, dass er zumindest für einen kurzen Moment darüber nachgedacht hatte, zuzusehen, wie Tōru und Izumi ihre allabendliche Facetime verbrachten, aber das würde seinen eigenen Bedürfnissen kaum gerecht werden. Er hielt sich seit vier Tagen eisern zurück, da er seine Begleiter nicht stören wollte, mit dem Ergebnis, dass allein der Gedanke an irgendwelche nur zum Teil erotischen Dinge eine direkte Reaktion bei ihm auslöste.

„Das Bad ist frei, Tōru. Ihr quält Kou besser nicht noch länger, bevor er noch platzt“, sagte Hotaru amüsiert, der erst jetzt die Zeit fand, seine über den Tag eingegangenen Nachrichten zu lesen.

Izumi kippte sein Handy ein wenig und gab den Blick frei auf das, was sich in seiner Unterhose befand, direkt neben seiner unübersehbaren Erektion hatte er seinen Lieblingsdildo auf seinem Bauch abgelegt. Kou kippte vornüber auf die Matratze, als Tōru hastig aufstand und ins Bad ging, bevor sein unersättlicher Freund wirklich noch auf die Idee kam, mehr als nur ein paar Anspielungen zu machen.

Kou schnaubte leise, dann zog er sein Macbook zu sich, stützte sich auf die Ellenbogen und versuchte, einige Kommentare zu beantworten. Er schaute auf, als Hotaru ein überraschtes Seufzen hören ließ und sich ertappt die Hand auf den Mund presste.

„Alles okay?“

„Mhm... völlig... okay... Scheiße...“ Er zog sich den Kragen seines T-Shirts vors Gesicht und ließ ein frustriertes, aber gleichzeitig wohliges Stöhnen hören. „Der macht mich fertig...“

„Was? Wer?“

Kou schob das Gerät zur Seite, dann krabbelte er auf Hotarus Bett, das sie im Verlauf der vergangenen Tage an das Bett geschoben hatten, das er sich mit Tōru teilte, da sie für ihre abendlichen Gespräche oft den ganzen Platz beanspruchten. Er beugte sich zu ihm, um sich anzusehen, was Hotaru sich überhaupt ansah und biss sich auf die Unterlippe. Tetsuo hatte dem rothaarigen Bodyguard am späten Nachmittag ein Selfie geschickt, dass er offensichtlich im Kraftraum des Dōjō vor dem Spiegel dort aufgenommen hatte. Mit seinem typischen, herausfordernden Schmunzeln auf den Lippen hatte er sein Oberteil hochgezogen um den verschwitzten, muskulösen Oberkörper und die tätowierten Arme zu präsentieren, die knielange Sporthose hing ihm so tief auf den Hüften, dass der dunkelblonde Pleasuretrail sich schon wieder verbreiterte und Kou genau wusste, dass nicht mehr viel fehlte bis zu dem Stück, das Hotaru mehrere schlaflose Nächte bereitet hatte. Er wischte vorsichtig über das Display und scrollte durch den Chatverlauf der vergangenen Tage, zwischen kurzen Updates zu Kous Befinden und Fotos von den Axolotl und Aoi, befanden sich mehrere zweideutige Anspielungen, die zugenommen hatten, je länger sie in Okinawa waren. Hotaru hatte am Morgen nach seinem täglichen Stretching ein Foto an Tetsuo geschickt, das der Antwort in nichts nach stand.

„Soweit seid ihr schon, dass ihr euch solche Appetizer schickt?“ fragte Kou schließlich.

„Was heißt weit? Das ist... ugh... ich habe keine Ahnung, wie das überhaupt angefangen hat und er springt voll drauf an. Was ist das? Was bedeutet das? Soll ich darauf antworten?“ jammerte Hotaru in sein T-Shirt. „Vor allem... wie?!“

Kou setzte zu einer Antwort an und hielt dann inne, da eindeutiges, leises Stöhnen aus dem Bad zu hören war. Er griff nach seinem eigenen Handy und startete irgendeine seiner Playlists, um Tōru zu übertönen, damit er nicht zu sehr abgelenkt wurde.

„Du könntest einfach ehrlich sein, Hotaru... sag ihm doch, was das mit dir macht oder zeig es ihm“, schlug er vor. „Wir reden hier von Tetsuo, der weiß ganz genau, was sowas auslöst und dass er das nur für dich gemacht hat und nicht für sein Grindr-Profil, ist offensichtlich.“

„Nur für mich...?“ Hotarus Ohren wurden heiß und nahmen die Farbe seiner Haare an. „Aber...“

Kou strich ihm fürsorglich über den Kopf. „Zerdenke das nicht. Kazuki hat mir ein bisschen davon erzählt, wie schwer Tetsuo sich in Bezug auf Gefühle tut, die über Freundschaft und Verlangen hinausgehen. Er mag dich, vielleicht nicht so wie du ihn...“ Hotaru wurde noch röter, was ihn kurz grinsen ließ. „Gib ihm Zeit und bis dahin nimm alles, was er dir gibt. Darauf zu verzichten, wäre, als würdest du ein gratis Wagyu-Steak ablehnen.“

Der Rothaarige atmete geräuschvoll durch die Nase aus, dann sah er Kou mit feuchten Augen an. „Ist es so offensichtlich, dass ich in ihn verknallt bin?“

„Nur für die, die euch kennen. Also... was schreiben wir ihm zurück?“ Er lehnte sich mit dem Kopf an seine Schulter und nahm ihm das Handy aus der Hand. „Oder willst du ihm gleich ein Foto zur Antwort schicken?“

„Ein Foto? Nur Text reicht da als Antwort nicht, Kou... aber was?“

„Hmmm...“ Er grinste breit, setzte sich auf und rutschte breitbeinig auf Hotarus Schoß, die Handykamera im Anschlag. „Was würdest du tun, wenn du jetzt allein wärst, Arulein?“

„Äh... ich wollte gleich duschen gehen, wenn Tōru fertig ist, aber...“ Er blinzelte irritiert, dann riss er die Augen auf, als ihm eine Idee kam. „Dann brauche ich mein Handy.“

„Kriegst du gleich... schicken wir ihm eine Vorspeise? Bis jetzt müsste er ja Feierabend gemacht haben und entweder bei Kazu sein oder allein in seiner Wohnung.“ Kou strich mit den Fingerspitzen über Hotarus Brust nach unten bis zum Saum seines T-Shirts, der ein Stück hochgerutscht war und seine festen Bauchmuskeln entblößte, nicht so prägnant wie bei Kazuki oder Tetsuo, aber sichtbar definiert.

„Kou... du bist doch selbst horny wie sonst was, das ist nicht gut für dich“, protestierte Hotaru leise.

„Mhm... und ich hatte zu viel Bier zum Abendessen. Ganz gefährlich...“ Er schob die Finger unter das Shirt und es damit nach oben, bis sein Bodyguard seine Hand festhielt und ihn eindringlich ansah.

„Beide Hände ans Handy, Kou, bevor wir noch irgendwas vollkommen Dummes tun und der Boss mich vierteilt. Du machst Fotos, ich mache den Rest... okay?“

„...ist wahrscheinlich besser so...“

Kou rutschte ein Stück auf Hotarus Oberschenkeln zurück, damit er mehr Platz hatte und aktivierte die Handykamera, mit der er seine Hände verfolgte, die über seinen Oberkörper strichen, nachdem er sein T-Shirt ausgezogen hatte. Er nagte an seiner Unterlippe, als Hotaru eine Hand in seine bequemen Shorts schob und seine Erektion umfasste, ohne mehr zu entblößen als notwendig. Er machte eine ganze Reihe von Bildern, entschied sich gegen ein Video, um Tetsuo nicht zu viel Futter vor die Füße zu werfen, er würde nur eine kleine Auswahl bekommen. Bevor Hotaru sich zu sehr in seiner Erregung verlor, umfasste Kou sein Handgelenk und zog die Hand aus seiner Hose, was ihn ärgerlich schnauben ließ.

„Kou... du bist gemein...“ jammerte er, einen Unterarm über sein Gesicht gelegt.

„Ich will dir nicht zusehen, wie du es dir selbst machst, Hotaru... dann kann ich für gar nichts mehr garantieren...“ Er beugte sich über ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. „Soll ich die Bilder auswählen oder machst du das selbst?“

„Mach du... ich brauche einen Moment...“

 

Tetsuos Handy vibrierte auf dem Tisch vor ihm, er lehnte sich vor und öffnete die Nachricht, während er noch einen Schluck aus seinem Glas nahm. Aoi auf seinem Schoß fauchte ihn empört an und sprang auf, als er einen kleinen Schluck Whiskey auf ihren Kopf schüttete, weil er für den Moment vergaß, wie trinken funktionierte. Hotaru hatte ihm als Antwort auf sein Gym-Selfie eine ganze Reihe von Fotos geschickt mit der kurzen Erklärung, was solche Fotos von ihm mit ihm machten. Er wand sich auf dem Bett, die Hände auf seinem Oberkörper, bis eine von ihnen schließlich in seinem Hosenbund verschwand, seine Erektion sichtbar durch den dünnen Stoff seiner Hose. Da beide seiner Hände im Bild waren, konnte der Blonde nur raten, wer die Fotos aufgenommen hatte, es war ihm in diesem Moment auch herzlich egal. Er hatte mit einer frechen Antwort gerechnet, doch was er stattdessen bekommen hatte, spürte er genau dort, wo Hotaru seine Hand bei sich selbst hatte. Sein Daumen schwebte über dem Anruf-Symbol, er zögerte für einen Moment, dann tippte er es an.

 

„Ich bin fertig, das Bad ist frei.“ Tōru kam zurück ins Zimmer, nur ein Handtuch um die schmalen Hüften gewickelt und blieb irritiert stehen, als er Kou auf Hotarus Schoß sitzen sah. „Was macht ihr da?“

„G... gar nichts!“ Der rothaarige Bodyguard schob seinen Schützling von sich herunter und nahm ihm das Handy aus den Händen, das in dieser Sekunde mit einem Anruf klingelte. Kou rollte sich breit grinsend über das Laken und verfolgte Hotaru mit den Augen, der eilig im Bad verschwand und hinter sich abschloss.

„Kou...?“ Tōru beugte sich über seinen besten Freund und sah ihn fragend an. „Ihr wart doch brav?“

„Mhm... klar“, gluckste er. „Ich habe nur etwas nachgeholfen... Soll ich wegschauen, wenn du dich anziehst?“

„Nichts, was du noch nicht gesehen hast.“ Er schnippte ihn leicht gegen die Stirn, dann ging er zu seinem Koffer, um nach einer Unterhose zu suchen, das Handtuch warf er über einen Stuhl. „Wolltest du nicht arbeiten?“

„Kann nicht... mein Hirn ist voll mit Sex...“ Kou rutschte auf die Knie und zupfte am Saum der kurzen, bequemen Shorts, die er angezogen hatte. „Ich... hmm... du hast bisher jeden Abend mit Izumi...“ druckste er, ungewohnt zurückhaltend.

„Ja, wir hatten jeden Abend Telefonsex und Hotaru hat sicher auch mehr als eine Möglichkeit in der Dusche genutzt, Druck abzubauen, was kein Wunder ist, bei den Häppchen, die er den Tag über so von Tetsuo bekommen hat. Wieso?“ Tōru setzte sich zu ihm und schaute ihn an, nachdem er die Hose angezogen hatte.

„Woher weißt du, was Hotaru von Tetsuo bekommen hat?“

„Er hat es mir gesagt. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, während du beschäftigt warst.“ Er schob eine lose Haarsträhne hinter Kous Ohr. „Was ist los?“

Kou biss sich auf die Unterlippe und senkte den Kopf, ein leises Stöhnen unterdrückend, da allein diese kleine Berührung überall spürbar war. „Kazuki und ich... sind nicht so aktiv, wenn es um Telefonsex geht... also haben wir nur geredet und ich...“ Er wurde immer leiser, aus irgendeinem Grund schämte er sich dafür. „Ich habe seit Mittwochmorgen nichts gemacht und ich platze fast. Ich wäre fast mit dir mitgegangen, nachdem Izumi vorhin so viel gezeigt hat... und dann zeigt Hotaru mir noch, was Tetsuo ihm geschickt hat. Mein Hirn ist kurz vor dem Durchbrennen, Tōru...“ Er zog sein T-Shirt über seine Knie, um seine hartnäckige Erektion zu verbergen, die ihn quälte, seit Tōru für sein Gespräch ins Bad gegangen war.

„Und du hast dir bildlich vorgestellt, was Izumi mir zeigt? Und anderes? Hast du deshalb auf Hotarus Schoß gesessen und Fotos von ihm für Tetsuo gemacht?“ hakte Tōru amüsiert nach.

„Ja...“ Kou lehnte die Stirn an seine Schulter.

„Du folterst dich gern selbst, was?“ Er strich ihm fürsorglich über den Rücken, seine Frage ließ Kou leise lachen.

„Gerade stelle ich mir vor, was Hotaru da drin macht... Der Anruf war von Tetsuo...“

 

„Warte kurz...“ Hotaru stellte das Handy auf der Ablage vor dem Spiegel ab und zog sich die verschwitzte Kleidung aus, die Kamera hatte er noch nicht eingeschaltet.

„Worauf? Zeigst du mir mehr als das, was ich gerade schon zu sehen bekommen habe, Aru...?“ klang Tetsuos rauchige Stimme aus dem Lautsprecher.

„Mhm... du kannst mir doch nicht sowas schicken, das... das ist kontraproduktiv, Blödmann.“

„Kontraproduktiv für was? Es hat dir doch offensichtlich gefallen, Kleiner.“

„Kou...! Wenn der beim Essen mehr getrunken hätte, wäre er wahrscheinlich über mich hergefallen, der ist völlig... äh... untervögelt“, entgegnete er empört, dann nahm er das Handy in die Hand und platzierte es auf einem Hocker im Duschbereich.

„Kou? Der Arme...“ Tetsuo lachte leise. „Solange du ihn nicht fickst, wird Kazuki dir nichts tun.“

„Ich will jetzt nicht über Kou reden... also nicht mehr, Tetsu...“ Hotaru tippte das Videosymbol an und sah kurz darauf das amüsierte Gesicht des Blonden vor sich, der anerkennend eine Augenbraue hob, als er sah, dass er nackt war.

„Wir können gern über etwas anderes reden, bist du im Bad?“

„Mhm... ich wollte duschen und daran kann ich dich genauso gut teilhaben lassen...“

Er richtete das Handy etwas aus, so dass er ihn gut sehen konnte und stellte dann das Wasser der Dusche an. Er gab eine großzügige Portion Duschgel auf seine Hand und begann, sich langsam und gründlich damit einzureiben, seine Konzentration, sich zu waschen, ging völlig dabei verloren, da er nur noch im Kopf hatte, wie es sich anfühlte, wenn Tetsuo das für ihn tat und nicht er selbst. Der Blonde ließ ein anerkennendes Grummeln hören, er beobachtete ihn genau durch die Kamera.

„Ich würde das nur zu gern für dich übernehmen, Aru...“ raunte er. „Deine Haut unter meinen Fingern spüren, während ich dich gründlich wasche... überall...“

„Oh ja... das wäre großartig...“ Hotaru lehnte sich an die geflieste Wand, stützte sich etwas ab und schloss die vom Schaum glitschige Hand um seinen harten Penis, den er ihm so präsentierte. „Ich... ich will aber mehr, als dass du mich nur wäschst, Tetsu...“

„Was denn, Kleiner...?“

„D... Deinen... hnnn... deinen Schwanz... dich... tief in mir...“ murmelte er stockend. „Zeigst du ihn mir... bitte?“

„Zu gern...“ Tetsuo lehnte sein Handy an sein Glas auf dem Tisch vor ihm, dann entledigte er sich seiner Hose. Hotaru zog scharf die Luft ein, als er seinen harten, gepiercten Penis sah, der sich so gut in ihm anfühlte. „Gefällt dir, was du siehst?“

„Sehr...“

„Zeigst du mir, wo du ihn gerne hättest... in deinem Mund? Oder deinem süßen Arsch, Aru?“

„H... hier...“ Er rutschte auf den Boden, spreizte die Beine und strich mit den Fingerspitzen über seinen Anus, in den er dann mit zwei Fingern eindrang. „Siehst du es...?“

„Rutsch ein bisschen tiefer und... so ist gut, zeig es mir, wie sehr du ihn willst, mein Kleiner...“

Hotaru zog den Hocker mit dem Fuß näher, so dass er einen besseren Blick auf das Display hatte – ein Hoch auf wasserdichte Handys – dann richtete er es so aus, dass die Kamera seine Hand erfasste, mit der er sich selbst befriedigte. Er umfasste seinen tropfenden Penis mit der anderen Hand, während er seine Finger tief in sich hineinstieß, sie etwas spreizte und einen dritten hinzufügte, um zumindest ansatzweise das Gefühl zu imitieren, das Tetsuos Penis in ihm auslöste.

„Ich... hätte irgendwelche Toys einpacken sollen... meine Finger sind kaum ausreichend... das ist so gut, Tetsu...“ Er lehnte den Kopf an die Wand hinter sich, die Augen halb geschlossen und stöhnte leise, die Hüften bewegte er leicht, um in seine geschlossene Hand zu stoßen.

„Du machst das sehr gut... mein Schwanz vermisst deinen süßen Arsch, Aru...“ Tetsuo strich fest mit den Fingern über seine Piercings bis hoch zur empfindlichen Eichel, die feucht glänzte vor ausgetretenen Lusttropfen. „Meinst du... wir schaffen es, zusammen zu kommen...?“ Seine Stimme war rau vor Erregung, sein Atem ging stoßweise, während er sich darauf konzentrierte, seiner Lust nicht zu schnell nachzugeben.

„Ahh... versuchen wir es... ich brauche nicht mehr lange, Tetsu...“

Hotarus Stöhnen wurde lauter, je weiter er sich seinem Höhepunkt näherte. Das Wasser prickelte auf seiner Haut, er wusste, dass Tetsuo ihn mindestens so genau beobachtete wie er ihn und es machte ihn mehr an, als er in diesem Moment zugeben konnte. Er presste die Hand auf den Mund, als er schließlich kam, sein Sperma spritzte bis zu seiner Brust und er streichelte sich durch den Orgasmus hindurch, bis kein Tropfen mehr aus ihm herauskam. Tetsuos Penis zuckte in seiner kräftigen Hand, als er fast zeitgleich kam, die dicke Flüssigkeit rann über ihn nach unten, da er die Handfläche darauf gedrückt hielt, um sich nicht so zu treffen wie Hotaru sich selbst. Hotaru leckte sich über die Lippen, er hätte ihn nur zu gern sauber gemacht und war ein wenig traurig, dass nun alles in einem Taschentuch landen würde.

Der Blonde grummelte wohlig. „Das war gut... heute Nacht schlafe ich sicher großartig.“ Er beseitigte die Flecken und nahm das Handy wieder in die Hand, die grauen Augen hatte er halb geschlossen, als er ihm entspannt dabei zusah, wie er sich fertig wusch und dann nach einem Handtuch suchte.

„Mhm... sehr gut.“ Hotaru hockte sich vor sein Handy und stützte den Kopf auf die Hand. „Am Dienstag fliegen wir zurück, ich schreibe dir noch, wann wir genau ankommen, damit du uns abholen kannst.“

„Bis dahin ist auch noch etwas hin. Kommst du gut zurecht mit Kou und Inoue?“

„Ja... das habe ich dir auch schon geschrieben, wirst du langsam alt und vergesslich?“ Er zwinkerte ihm frech zu.

„Mit alten Männern kennst du dich ja aus, Nervensäge.“ Tetsuo grinste breit, als er empört schnaubte, aber dann wieder lächelte. „Ich wollte es nur einmal von dir hören und dich dabei sehen, geschrieben ist so etwas immer schnell.“

Hotaru drehte empört den Kopf zur Seite. „Du bist doof. Ich glaube, ich ficke lieber dich, wenn ich wieder zurück bin, als du mich, um dir zu zeigen, dass du so nicht mit mir umspringen kannst, Macho.“

„Da bin ich aber gespannt...“ Der Blonde schaute auf und verzog das Gesicht. „Tut mir leid, Aoi kotzt gerade in den Flur, ich muss das Schlimmste verhindern. Sie ist beleidigt, weil sie vorhin einen Tropfen Whiskey auf den Kopf bekommen hat.“

„Ohje... dann kümmere dich besser darum, bevor das Parkett leidet. Knuddel sie von mir, ja?“

„Du willst wirklich, dass ich leide... schlaf gut, Aru.“

 

Kou zwängte sich mit einem „Endlich!“ an Hotaru vorbei, als er aus dem Bad kam und zog die Tür hinter sich zu. Tōru lehnte grinsend am Kopfteil des Betts, die Arme hinter dem Kopf verschränkt.

„Was hat er?“ fragte der Rothaarige irritiert.

„Er musste dringend pinkeln, aber da er seit... viel zu lange einen Ständer hat, wollte er nicht zu Yoshino und Tsubaki nach drüben gehen. Und er leidet unter Überdruck, wusstest du, dass er seit Mittwochmorgen seine Finger von sich gelassen und er nicht ein einziges Toy eingepackt hat?“

„Wir reden hier schon von Kou, oder? Der mit der großen Toy-Kiste im Schrank, die er nur zu gern benutzt, wenn er nicht sowieso täglich Sex hat?“ Hotaru rubbelte sich trocken, setzte sich aufs Bett und begann, sich einzucremen.

„Mhm... er wollte uns nicht damit belästigen, aber ich glaube, er hat es völlig verplant und unterschätzt, wie sehr er das braucht.“ Er drehte sich auf die Seite und schaute Hotaru zu, wie er die Bodylotion verteilte. „Das wird ja nicht besser bei ihm und morgen muss er den Kopf frei haben.“

„Was ist dein Vorschlag? Ich habe nichts eingepackt, das ihm helfen könnte.“

„Aber ich... also Izumi hat es eingepackt, ich habe es zufällig gefunden. Keine Ahnung, wann er das in meine Tasche geschmuggelt hat, aber das wäre wahrscheinlich erstmal ausreichend, bevor er noch irgendwen anspringt.“ Er setzte sich auf und kramte in seiner Tasche herum, die neben dem Bett stand. Heraus holte er einen Stoffbeutel, der mit einem mittelgroßen Dildo gefüllt war, dazu eine Tube Gleitgel.

„Es wundert mich, dass Izumi dir sowas einpackt, du bist doch der Top in eurer Beziehung, oder?“ Hotaru nahm den Beutel entgegen und lugte neugierig hinein.

„Schon, was nicht heißt, dass ich keinen Spaß mit mir selbst haben kann.“ Tōru legte den Kopf schief und beobachtete ihn. „Shinya ist versatile, daher habe ich durchaus Bottom-Erfahrung, auch wenn ich es nicht bevorzuge.“

„Tōru, hast du das nochmal gemacht, seit Shinya sich hat von Tetsuo ficken lassen?“ überraschte Kou sie mit seiner Frage, er lehnte in der Badtür, die Stirn gerunzelt.

„Ja, ein oder zweimal, aber puh... an den kommt auch kaum einer ran.“ Er grinste breit. „Wie geht’s dir?“

Kou holte tief Luft, bereute es sofort wieder und deutete angestrengt ins Bad. „Da drin riecht es so hart nach Sex, das ist ja furchtbar!“

„Also nicht gut.“ Der Rotblonde nahm dem verdutzten Hotaru den Beutel aus der Hand, stand auf und ging zu Kou, dann holte er den Inhalt heraus, den er ihm in die Hände drückte. „Hier. Ich teile mit dir, nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst. Dein Handy, den hier, Gleitgel... ruf ihn an und zeig ihm, wie sehr du ohne seinen Schwanz leidest, Kou. Ist desinfiziert, aber so wie du aussiehst, ist dir das im Moment auch egal.“

„Aber... ich...“ Kou riss erstaunt die Augen auf, als Tōru den Arm an der Wand über ihm abstützte und ihn mit der Hand an der Hüfte näher zog.

„Geh... sonst müssen Hotaru und ich dir helfen und glaub mir, das wäre furchtbar geil, aber nicht das, was du gerade brauchst...“ raunte er in sein Ohr. „Uns stört es nicht, wenn du dabei etwas lauter bist, sollte sich jemand beschweren, finde ich dafür eine Erklärung.“

„Tōru... du bist... uah!“

„Der beste Freund, den man sich wünschen kann, ich weiß.“ Tōru schob ihn durch die Badtür und zog sie hinter ihm zu. „Viel Spaß! Lass dir Zeit, wir kriegen uns schon beschäftigt.“

„Du... also deine Host-Identität hatte Sex mit Tetsuo? Wann?“ Hotaru sah ihn mit großen Augen an.

„Im September. Aber wie sein Schwanz sich anfühlt, weißt du sicher besser als ich.“ Er setzte sich zu ihm aufs Bett, gab etwas Lotion auf seine Hand und begann, sie auf seinem Rücken zu verteilen.

„Hmm... du weißt davon?“

„Ja. Seinen Arsch durfte ich aber noch nicht testen, da musst du Kou fragen, der hatte als einziger von uns schon das Vergnügen, an Tetsuos Geburtstag glaube ich.“ Er strich mit den Fingern fest von seinen Schultern zu seiner Wirbelsäule und dann daran entlang nach unten. „Soweit ich weiß, war das ein mehr als heißer Dreier mit Onodera.“

„Kou erwähnte da was... aber dass er das macht, ist unerwartet...“ Hotaru schnurrte leise, weil Tōru genau die Stellen fand, die verspannt waren.

„Auch nur das eine Mal, da sein Arsch seinem Partner gehört... oder seinem Schwanz und seinem Mund, Kou erzählt das gerne, wenn er zu viel getrunken hat. Finger und Toys dürfen wohl auch andere... und Blowjobs sind Küsse.“

„Blowjobs sind Küsse? Das ist... interessant. Sag mir nicht, du bist immer noch horny, Tōru.“ Er legte den Kopf in den Nacken und grinste ihn an. „Ist Izumi nicht eifersüchtig, wenn du solche Sachen denkst?“

„Nein, wir sind da klar. Er war auch gestern feiern und hat irgendwen abgeschleppt, weil ihm sonst die Decke auf den Kopf fällt. Er ist Host, der seinen Job so liebt, dass er Langeweile hat, wenn er nicht arbeiten kann. Ich weiß, dass sein Herz nur mir gehört und meines gehört ihm, Eifersucht wäre da völlig fehl am Platz, auch wenn ich ihn wirklich ungern teile...“ Tōru verrieb die restliche Lotion auf Hotarus Brust und Bauch. „Nur Kou würde mich wahrscheinlich schlachten, wenn ich mit seinem Bodyguard rummache, unabhängig davon, wie horny ich noch bin. Das lässt auch wieder nach.“

Hotaru kicherte leise, weil er ihn kitzelte, dann rutschte er ein Stück von ihm weg, um sich selbst fertig einzucremen. „Das wäre möglich, ja. Auch wenn ich mir meine Partner immer noch selbst aussuche.“

 

„Honey, ich habe mich schon gefragt, wann du dich meldest. Ist alles in Ordnung? Du bist ganz rot im Gesicht...“ Kazuki runzelte besorgt die Stirn, nachdem Kou ihn per Videocall angerufen hatte.

„Kazu... ich vermisse dich so... dich und deinen Schwanz und alles...“ Er lehnte den Kopf an den Wannenrand hinter sich, seine Kleidung hatte er schon ausgezogen, und strich mit den Fingerspitzen über seinen tropfenden Penis, was Kazuki nicht sehen konnte.

„So horny, Kätzchen?“

„J... Ja... Tōru hat mich ins Bad gesperrt, damit ich mich darum kümmere... ich war artig seit Mittwoch, aber es geht nicht mehr, Daddy...“ Kou hatte das geliehene Spielzeug neben sich gelegt und nahm es jetzt in die Hand. Der erwartete Dildo hatte sich als Vibrator entpuppt, wasserdicht und hochklassig, etwa so lang wie seine Hand und so dick wie drei seiner Finger. „Darf ich...?“

„Hmmm... was hast du da? Zeigst du es mir?“ Der Jüngere sah, wie Kazuki den dünnen Kimono, den er oft nach dem Baden trug, öffnete und seine Brust entblößte, er stellte sich vor, wie sein Partner sich so anfasste wie er selbst, während er auf dem großen Bett lag.

„Das ist... ich weiß es nicht... Tōru hat ihn mir gegeben, weil mir meine Finger nicht reichen. Er vibriert...“ Er zeigte ihm das mattschwarze Spielzeug, leckte kurz darüber und fixierte ihn dabei mit seinen Bernsteinaugen. „Darf ich damit spielen, Daddy...?“

„Ja, wenn du es mir zeigst... und mir sagst, wie es sich anfühlt, Vibes haben wir noch nicht wirklich benutzt, oder?“ Kazuki stützte den Kopf auf eine Hand, nachdem er sein Handy neben sich abgestellt hatte und beobachtete ihn.

„Nein, bisher nicht...“ Kou schaltete ihn auf die kleinste Stufe und strich damit über seine Brust nach unten, umkreiste eine seiner gepiercten Brustwarzen und drückte ihn dann leicht dagegen. Er stöhnte leise auf, die leichte Vibration steigerte seine Erregung mehr, als er erwartet hatte, aber er zögerte, ihn stärker zu stellen. „Das fühlt sich gut an... anders...“

„Stöhn für mich, Kätzchen, ich will hören, wie gut sich das anfühlt... du musst dir mir zuliebe keine Zeit lassen, besorg’s dir...“

Kou lehnte sein Handy an den kleinen Hocker vor sich, so dass Kazuki einen guten Blick auf ihn hatte und er beide Hände frei, dann verteilte er eine ausreichende Menge Gleitgel auf seinen Fingern, um sich ungeduldig vorzubereiten. Er konnte nicht verhindern, dass er allein davon schon kam, so empfindlich war er, doch seine Erregung ließ kaum nach. Seine Gedanken kreisten zu einem Teil darum, was seine beiden Begleiter vor ihm getan hatten, der Rest davon gehörte allein Kazuki, der ihn mit leiser Stimme anspornte und ihm zusah. Mit dem immer noch leicht vibrierenden Toy strich er über seinen nun klebrigen, immer noch harten Penis nach unten, er verteilte das restliche Gleitgel- und Sperma-Gemisch von seinen Fingern darauf, um es dann zügig in sich hineinzuschieben. Kou stöhnte laut auf, als er damit gegen seine Prostata stieß, er brauchte einen Moment, um sich an das Gefühl zu gewöhnen.

„Kou... du bist zu zaghaft...“ klang Kazukis Stimme an sein Ohr. „Stell es höher, Kätzchen. Ich will dich schreien hören...“

„Kazu... das... das ist zu viel...“

„Nein. Tu es, ich kann es nicht für dich tun...“

Kous glitschige Finger strichen über die Knöpfe für die Einstellung, er drückte wahllos darauf herum und ließ ein tiefes Stöhnen hören, als die ans Maximum gesteigerte Vibration kleine Schocks in seine Nervenenden schickte. Sein Kopf war wie leergefegt, er spürte nur noch das sehr aktive Toy in sich, das ihn an den Rand der Ekstase trieb. Damit er nicht auf dem feuchten Fliesenboden wegrutschte, hielt er sich mit einer Hand an der Wanne hinter sich fest, während er es tiefer in sich hineinschob, um das Gefühl so gut wie möglich auszukosten. Den darauffolgenden Orgasmus spürte er bis in die Zehenspitzen, seine Kopfhaut kribbelte und sowieso alles. Er brauchte mehrere Minuten, um sich schwer atmend davon zu erholen, der Vibrator war aus ihm herausgerutscht und er schaltete ihn hastig aus, bevor er albern über den Boden rutschen konnte.

„Geht es dir jetzt besser, mein kleiner Kou...?“ fragte Kazuki, nachdem seine Atmung sich beruhigt hatte.

„Ja... sehr viel besser...“ Kou wischte sich die Hände an einem Handtuch ab, bevor er sein Handy wieder hochnahm. „Hat es dir gefallen, Kazu?“

„Sehr... das war ein schönes Geburtstagsgeschenk, Honey.“ Er zwinkerte ihm zu, da die Uhr wenige Minuten zuvor Mitternacht überschritten hatte.

„Oh... Happy Birthday, liebster Kazu...“ Er sendete ihm eine Kusshand. „Wenn ich zurück bin, holen wir das alles nach, ja?“

„Natürlich. Und Kou?“

„Ja?“

„Du musst dich nicht so sehr zurückhalten, wenn wir uns nicht sehen können, erstrecht nicht, wenn du viel Stress hast... Ich weiß, wie gut es dir tut, so Stress abzubauen, du musst dich nicht foltern, nur weil du mir gehörst, Honey...“ erklärte er ruhig, auch wenn Kou sah, dass es ihm nicht ganz leicht fiel, da er wusste, wie sehr es Kazuki gefiel, wenn er sich für ihn zurückhielt.

„Was meinst du damit?“ Er schaute ihn eindringlich an.

„Du weißt, was du tun darfst. Dein süßer Hintern gehört mir, du gehörst mir, aber wie du selbst schon sagtest... Blowjobs sind auch Küssen.“ Er schmunzelte schief. „Und du küsst deine Freunde nicht gerade selten. Das ist kein Freifahrtschein, aber ich möchte nicht, dass du beim Arbeiten unkonzentriert bist, weil du nur an Sex denkst.“

„Kazu... ich liebe dich so sehr... und ich gehöre dir, für immer.“ Kou brauchte einen Moment, sein klopfendes Herz zu beruhigen.

„Ich liebe dich auch, Honey. Das nächste Mal warte bitte nicht so lange, Tetsuo hat mir schon geschrieben, dass Taniguchi sich Sorgen macht, weil du dir die Zeit dafür nicht genommen hast.“

„Hotaru hat...? Oh Gott... wie peinlich...“

„Es ist spät, geh schlafen und ruh dich aus, damit du morgen fit bist. Gute Nacht, mein süßer Kou.“

„Gute Nacht, Kazu... schlaf gut.“

 

Kou duschte sich schnell ab und wickelte sich in sein Handtuch, bevor er Tōrus Toy ordentlich reinigte und zum Trocknen auf die Ablage unter dem Spiegel legte, dann schlurfte er selig grinsend zurück ins Zimmer. Seine beiden Begleiter saßen auf dem Bett, Tōru zeigte Hotaru etwas auf seinem iPad, so dass er sich hinter sie kniete und beide umarmte.

„Ich hab euch lieb...“ murmelte er leise. „Danke.“

„Nichts zu danken, Kou.“ Hotaru drückte ihm einen Kuss auf die Wange, Tōru auf die andere.

„Wenn du dich nochmal so quälst, kann ich nicht versprechen, mich nicht selbst darum zu kümmern“, drohte Tōru grinsend. „Gehen wir schlafen?“

„Mhm... ich bin total erledigt.“ Er rutschte vom Bett, zog sich eine Unterhose an und kroch dann wieder darauf, nachdem Hotaru Platz gemacht hatte. „Gute Nacht...“

Chapter Text

„Das Interview ist auf der Hauptbühne und wird live gestreamt?“ fragte Kou Tōru, nachdem sie aufgestanden waren und er vor seinem geöffneten Koffer hockte. Kurz nachdem er sich zum Schlafen hingelegt hatte, war ihm eingefallen, dass er ihm noch keine Antwort dazu gegeben hatte und hatte ihn geweckt, um es ihm mitzuteilen.

„Ja... besonders groß ist die nicht und die Zuschauerzahlen werden sich in Grenzen halten. Die meisten, die sich das ansehen, wohnen sowieso hier oder in Fukuoka. Es kann sein, dass die Sitzplätze alle belegt sind, aber du bist kein Anfänger, Kou, du schaffst das“, munterte er ihn auf.

„Ja, schon, das weiß ich, aber was soll ich anziehen? Ich habe nur... oh man, in welchem Zustand habe ich bitte meinen Koffer gepackt?“ Er warf einen Stapel Anime Shirts zurück in den Koffer und lehnte sich frustriert an das Bett hinter ihm.

„Nicht mit dem Gedanken an potenzielle Interviews vor Live-Publikum. Tut mir leid, dass ich daran auch nicht gedacht habe.“

„Was spricht dagegen, einfach eines von denen anzuziehen? Du hattest es doch sowieso vor und das Publikum ist die richtige Zielgruppe dafür.“ Hotaru zog ein schwarzes T-Shirt aus dem Stapel, auf dem Makkachin aus Yuri on Ice aufgedruckt war. „Und das hier ist wirklich süß.“

Kou seufzte leise. „Es ist nur...“

„Du musst dich nicht verstellen, um deiner Familie irgendetwas zu beweisen, Kou.“ Tōru legte von hinten die Arme um ihn. „Zieh an, worin du dich wohlfühlst, nicht worin du für sie oder wen auch immer vorzeigbar aussiehst und dann rockst du das. Ich habe ein Auge darauf, dass sie keine unangemessenen Fragen stellen, die schaue ich mir nachher noch an und korrigiere, wenn nötig, okay?“

„Mhm... Lasst uns erstmal frühstücken, ich brauche Kaffee und etwas zu essen, vorher kann ich sowieso nicht denken.“ Kou zog das T-Shirt über, das Hotaru herausgesucht hatte, dann band er seine Haare zu einem Zopf zusammen, um die Hüfte schlang er eine kleine Tasche, die sein Handy und anderen Kleinkram enthielt, den er tagsüber brauchte, die Pride-Anstecker von Kazuki hatte er dort wieder angebracht, nachdem Tōru ihn repariert hatte.

„Kou?“ Tōru hielt ihn an einer Gürtelschlaufe fest, bis er sich zu ihm umdrehte. „Das wird schon und wenn wir heute durch sind, gehen wir shoppen. Es gibt da einen Laden, der genau das hat, was du brauchst.“

„Was für einen...?“

„Siehst du dann.“

 

Das Moderatorenteam hopste in Team Rocket Cosplays über die Bühne und unterhielt seit Beginn der Abschiedsveranstaltung das Publikum, das den Raum bis zum letzten Platz besetzt hatte. Kurz zuvor hatte der Cosplay-Wettbewerb stattgefunden und während die Jury sich ausführlich beriet, wurde die Zeit mit verschiedenen Programmpunkten gefüllt.

„Wir mussten unseren Ablauf ja leider etwas ändern, weil Mirai-chan mit Erkältung flachliegt. Gute Besserung von uns, Mirai-chan!“ sagte Jessie in ihr Mikrofon, was das Publikum aufnahm und der ausgefallenen Künstlerin über den Stream ebenfalls gute Besserung wünschte.

„Aaaber, wir haben uns natürlich um adäquaten Ersatz gekümmert, damit ihr euch nicht langweilt“, führte James weiter. „Ich weiß ja nicht, ob ihr ihn kennt, nach heute werdet ihr ihn aber sicher kennen und hoffentlich alle seinen Manga kaufen, denn der ist unfassbar gut.“

„Seit wann liest du Shoujo, James?“ Jessie schaute ihn skeptisch von der Seite an.

„Schon seit ich ein kleines Mädchen war, zieh mich nicht auf!“ Er verschränkte schmollend die Arme vor der Brust.

„Wie auch immer. Bevor wir ihn da hinten zu lange warten lassen und er vor lauter Nervosität doch noch davonläuft, begrüßt mit uns den talentiertesten Export, den Okinawa in den letzten Jahren vorzuzeigen hatte...“

„Und heißesten!“ warf James dazwischen, bis Jessie ihm das Mikrofon aus der Hand nahm.

„Yukimura Kou! Komm doch bitte zu uns.“ Sie ging einen Schritt zur Seite um Kou am Rand der Bühne in Empfang zu nehmen und zu einem quietschrosa Sofa zu führen, das dort aufgebaut war.

Kou verbeugte sich kurz höflich vor dem Publikum, bevor er sich setzte und die Beine übereinanderschlug. Tōru hatte ihm bis zuletzt Mut zugesprochen, doch kaum dass er auf die Bühne getreten war, war seine Aufregung einer entspannten Entschlossenheit gewichen. Kneifen konnte er nicht mehr, also blieb ihm nichts anderes übrig, als es durchzuziehen und das so gut wie möglich, so wie er es immer schon getan hatte, wenn er vor Herausforderungen gestellt wurde.

„Ich freu mich ja so sehr, dass du so kurzfristig eingesprungen bist, Yukimura-sensei. Darf ich Kou sagen?“ Jessie ließ sich neben ihm auf dem Sofa nieder und schaute ihn von der Seite an, sie sprach mit einem leichten amerikanischen Akzent.

Kou stützte den Ellbogen auf die Armlehne und den Kopf auf seine Hand, dann sah er sie amüsiert an, was ihr das Blut ins Gesicht trieb. „Weil du es bist, darfst du auch Kou sagen, Jessie.“

„S... Sehr gut! Also Kou, erzähl doch mal, du hattest letzten Monat dein Buchdebüt, nachdem die Newcomer-Reihe in der ShouCa ja schon supergut lief. Wie ist das so?“ fragte sie quirlig.

„Großartig. Ich freue mich sehr, dass Yayoi mir und meinen Kolleginnen die Chance dazu gegeben hat, unsere Geschichten als Manga herauszubringen, auch wenn die zweiwöchentliche Veröffentlichung im Magazin Vorrang hat“, antwortete er ruhig.

„Ich stell mir das ja total anstrengend vor, alle zwei Wochen ein ganzes Kapitel fertig zu stellen, ich bin ja schon froh, wenn ich ein einziges Bild in der Zeit fertig bekomme“, sagte James, der sich auf einen gepolsterten Hocker gesetzt hatte.

„Ich zeichne schon seit der Schulzeit und seit dem Studium mache ich nichts anderes, entweder arbeite Vollzeit ich an meinen eigenen Projekten oder an Illustrations-Aufträgen für Kunden, da mir das die Miete zahlt.“ Kou schmunzelte leicht, er war froh, dass er so frei sprechen konnte. „Mindestens acht Stunden am Tag, sechs Tage in der Woche, manchmal auch sieben. Der zweiwöchige Rhythmus der ShouCa ist gut zu schaffen, wöchentlich wie bei der Jump oder anderen könnte tatsächlich stressig werden.“

„Arbeitest du allein oder hast du eine Armee von Assistenten, die dir helfen? Deine Stil ist ja sehr detailreich...“ Jessie schaute zur Leinwand hinter ihnen, für die das Team sehr kurzfristig noch eine Bilderstrecke mit einigen von Kous Werken und Ausschnitten aus seinem Manga zusammengestellt hatte, mit freundlicher Erlaubnis von Yayoi – in diesem Fall Tōru, der dafür am Morgen kurz Rücksprache mit der Editorin gehalten hatte.

„Ich arbeite allein, eine Armee von Assistenten, geschweige denn einen einzelnen, kann ich mir nicht leisten und solange ich so gut zurecht komme, wird mir der Verlag auch niemanden zuteilen. Allerdings bekommen wir jede Hilfe, die wir benötigen und seit dem Herbst frage ich hin und wieder meinen besten Freund Tōru um Rat, der selbst Zeichner ist und mittlerweile für Yayoi arbeitet.“

„Das ist der Süße mit den gebleichten Haaren, der dich das ganze Wochenende schon überallhin begleitet, richtig?“ fragte James neugierig.

„Haha, ja... Aber schau nicht so, er ist in festen Händen, James.“ Kou lachte und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel, da der Moderator schmollend das Gesicht verzog.

„Wo wir gerade bei privaten Dingen sind“, begann Jessie, „ich habe mir deine Social Media Accounts angeschaut, die du da fleißig fütterst seit der letzten Comiket, ohne zu viel zu verraten. Okay, das klingt creepy, wie auch immer... du bist nicht der, der den süßen Tōru in den Händen hält, oder?“

„Nein, wir sind nur sehr gute Freunde, so gut, dass wir uns tatsächlich die ganze Woche ein Hotelbett teilen, weil das Hotel ausgebucht ist. Er schnarcht zumindest nicht. Mein Partner ist nicht mitgekommen.“ Er schaute kurz zu Tōru, der am Rand der Bühne stand und peinlich berührt die Hand vor das Gesicht geschlagen hatte. Yoshino und Tsubaki grinsten breit vor sich hin, während Hotaru aufmerksam die Umgebung im Blick hielt, um ihn notfalls von der Bühne zu schleifen, wie er es am Morgen angedroht hatte.

„Hat dein Partner auch in der Branche zu tun oder ist Künstler wie du? Wie habt ihr euch kennengelernt?“ James stützte das Kinn auf die Hände und schaute ihn mit großen Augen an.

Kou schüttelte leicht den Kopf, lächelte aber. „So gar nicht, er ist begabt in anderen Dingen, aber ich bin mir nicht sicher, ob er mehr als Strichmännchen zeichnen kann. Er leitet ein größeres Immobilien-Unternehmen in Tokio und hat mich für eine Kampagne angeworben, für die ich die Illustrationen machen sollte. Dabei hat es doch sehr heftig zwischen uns gefunkt...“

„Ahh, das klingt großartig und so romantisch, Liebe auf den ersten Blick?“ Jessies Augen funkelten freudig.

„Bei ihm war es wohl nah dran, ich habe etwas länger gebraucht, bin aber trotzdem nach kurzer Zeit mehr oder weniger bei ihm eingezogen. Mein älterer Bruder fand das gar nicht toll, aber er will mich auch nur beschützen, wie er das schon immer getan hat. Aktuell wohl vor mir selbst.“ Er lehnte sich entspannt auf dem Sofa zurück.

„Du stammst ja von hier, erzählst du uns und dem Publikum kurz, wo du aufgewachsen bist und wie es dich nach Tokio verschlagen hat?“

Kou zögerte für einen Moment und legte sich die Worte zurecht, bevor er schließlich sprach: „Ich bin in Itoman aufgewachsen, meine Eltern haben ein Haus in Maezato, auch wenn ich oft bei meinen Großeltern in Nashiro war, meine Baa-chan lebt dort immer noch in einem kleinen Haus mit Blick aufs Meer.“ Er verschränkte die Hände ineinander, damit er nicht an seinem T-Shirt zupfen konnte. „Ich bin niemand, der in der Öffentlichkeit schlecht über andere spricht, es war jedoch so, dass meine Familie mir keine andere Wahl gelassen hatte, als Okinawa zu verlassen und nach Tokio zu gehen, wo mein Bruder schon studierte. Das war in den Sommerferien nach meinem sechzehnten Geburtstag, vor fast zwölf Jahren.“

„Magst du uns erzählen, was dich dazu bewogen hat? Nur, wenn es für dich in Ordnung ist.“ Jessie tätschelte sanft seine Schulter, sie warf einen kurzen Blick ins Publikum, das gespannt wartete.

„Kurzgesagt... wir haben unüberbrückbare Differenzen, weil ich schwul bin und meine Geld damit verdiene, das zu tun, was mich erfüllt und was mir Spaß macht“, antwortete er knapp. „Und das gelingt mir doch recht beständig und gut, dazu ist es unwahrscheinlich erfüllend, wenn mir Personen schreiben oder zu mir kommen, um mir zu sagen, wie glücklich sie meine Arbeit macht. Mehr kann ich mir als Künstler gar nicht wünschen.“ Er lächelte, er freute sich wirklich über jede einzelne Nachricht und diejenigen, die ihn an den vergangenen Tagen am Stand besucht hatten.

„Wie ärgerlich, dabei bist du so ein netter Mensch, Kou. Das findet ihr doch auch, oder?“ James erhob sich von seinem Platz und sprach das Publikum direkt an, das ihm jubelnd zustimmte. „Hast du eine Botschaft an unser tolles Publikum und die, die uns über den Stream zuschauen, Kou?“

„Hmm... Ich finde, es sollte unerheblich sein, wen jemand liebt oder einfach nur anziehend findet, wenn es um die eigene Zukunftsplanung oder Karriere geht. Ob ich auch Männer oder Frauen stehe hat nichts damit zu tun, ob ich in meinem Job gut bin und niemand sollte sich wegen veralteter Vorstellungen in seiner Freiheit einschränken lassen. Steht zu euch selbst, sucht euch Freunde, die euch kompromisslos unterstützen und euch auch einmal die Meinung sagen, wenn ihr über das Ziel hinausschießt, wenn die Familie das nicht tut. Geht auch den unbequemen Weg um zu eurem Ziel zu kommen“, führte Kou mit ruhiger Stimme aus. „Jeder scheitert irgendwann einmal oder rennt gegen eine Wand. Steht auf, sucht euch einen Weg um die Wand herum und geht weiter. Auch wenn das jetzt klingt wie aus einem Manga oder Anime... glaubt an eure Träume, die kann euch niemand absprechen, denn es sind eure eigenen. Nicht alle gehen in Erfüllung, dafür finden sich neue, bessere, die sich verändern, wie ihr selbst auch. Ich bin nicht mehr der Junge, der ich war, als ich Okinawa verlassen habe, auch wenn es schwer ist, nicht wieder in dieselben Verhaltensmuster zu fallen, wenn ich gewissen Personen begegne. Ich habe einige Träume aufgeben müssen, um an diesen Punkt zu gelangen, an dem ich jetzt bin und habe eine neue Familie gefunden, die mich so liebt und akzeptiert, wie ich bin, wir sind nicht blutsverwandt, aber ich möchte keinen von ihnen je wieder loslassen.“

Er kramte ein Taschentuchpäckchen aus seinem Beutel und reichte eines davon Jessie, die sich neben ihm eine kleine Träne aus dem Augenwinkel wischte.

„Danke...“ Sie tupfte sich die Augen und die Nase trocken, die sie lautstark hochzog. „Das ist wirklich inspirierend, Kou, vielen Dank dafür. Ich würde so gern noch weiter mit dir plaudern, unser Publikum sicher auch, aber uns läuft leider die Zeit davon. Wirst du uns wieder hier besuchen? Nächstes Jahr vielleicht?“

„Wenn Yayoi mich noch einmal herschicken möchte, denke ich darüber nach. Dieses Wochenende hat mir zu den vielen negativen Erinnerungen an Okinawa sehr viele positive beschert und ich bin froh, dass ich herkommen durfte“, antwortete er und stand auf, als Jessie ebenfalls aufstand.

„Dann müssen wir also dafür sorgen, dass dein Manga ein Erfolg wird, damit sie dich weiter auf Cons schicken, um... was machst du da, James?“ Sie schaute zu ihrem Co-Moderator, der ein Handy in der Hand hielt und darauf herumtippte.

„Großbestellung von No Princess in Wonderland beim Buchhändler meines Vertrauens, damit ich mir in jeden Raum meiner Wohnung ein Exemplar legen kann“, entgegnete er grinsend.

„Du wohnst in einem Ein-Zimmer-Apartment mit Gemeinschaftsbad...“

Das Publikum lachte über den Schlagabtausch der beiden, auch Kou konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Wir hoffen, dass wir dich nächstes Jahr wieder hier sehen, Kou. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, ein bisschen mit uns zu plaudern.“ Jessie drehte sich zum Publikum um. „Yukimura Kou, meine Lieben! Schaut unbedingt mal in seinen Manga rein, folgt ihm, wo auch immer ihr möchtet und lasst für seine beiden niedlichen Kolleginnen vom ShouCa-Newcomer-Label auch ein bisschen Liebe da, die beiden stehen ihm in nichts nach.“

Kou verabschiedete sich mit einer kleinen Verbeugung und verließ die Bühne über die seitliche Treppe, wo Tōru und Hotaru auf ihn warteten. Tsubaki und Yoshino hatten ihre Plätze in der ersten Reihe ebenfalls verlassen und umarmten ihn zu seiner Überraschung fest, bevor Tōru und Hotaru das tun konnten.

„Oh man... das war großartig, Kou. Wir hätten das nicht ansatzweise so rocken können, wie du“, murmelte Tsubaki und rieb sich mit dem Handballen über die Augen.

„Mhm... Danke, dass du uns auch nicht vergessen hast, auch wenn du das nicht hättest tun müssen. Du bist echt cool... und hast jetzt sicher einen ganzen Haufen Fans mehr“, sagte Yoshino wortreich, was ihn fast noch mehr überraschte als die Umarmung.

„Nicht doch... ich... hab nur gesagt, was mir in den Sinn gekommen ist... Tut mir leid, dass ich mich nicht ans Skript gehalten habe, Tōru...“

„Achwas... das war viel besser.“ Er legte einen Arm um seine Schultern und drückte ihn an sich. „Deine Familie wird sich jetzt hoffentlich zweimal überlegen, dich nochmal so anzugehen.“

„Das hoffe ich auch... zur Not habe ich ja noch Hotaru.“

Der rothaarige Bodyguard lächelte schief, er konnte kaum erwarten, dass sie nicht mehr unter so vielen Menschen waren, da er ständig erwartete, dass irgendjemand Kou in Gefahr bringen konnte.

„Wir gehen schonmal, Tsubaki möchte mir ein paar Leute vorstellen, mit denen wir heute Essen gehen. Was macht ihr heute noch?“ fragte Yoshino neugierig.

„Wir machen noch einen kleinen Shoppingtrip in die Stadt und gehen wohl dort was essen. Morgen ist Ausruhen angesagt, also kriegt niemand meinen Hintern von einer Liege am Hotelpool runter, ich bleibe da einfach und lasse mich braten“, antwortet Tōru breit grinsend.

„Dann viel Spaß, Jungs. Ausruhen morgen klingt großartig. Wir sehen uns nach dem Frühstück!“ Tsubaki hakte sich bei Yoshino unter, die während des Wochenendes aufgeblüht war und zog sie mit sich.

 

„Tōru...? Was sollen wir hier?“ Kou schaute die unscheinbare Tür des Ladens skeptisch an, zu dem Tōru sie geführt hatte. Da Hotaru keine Einwände hatte, schien er eingeweiht zu sein, die olivgrünen Augen des Rothaarigen funkelten neugierig.

„Wart’s ab... Komm.“ Er zog die Tür auf und ging vor.

Kou stockte der Atem, als sich hinter der Tür ein mehr als gut ausgestatteter Sexshop auftat. Sie waren nicht die einzigen Kunden, aber er hätte von der unscheinbaren äußeren Erscheinung nicht erwartet, dass Tōru sie zum Shoppen in einen Sexshop schleppte.

„Du hattest gestern so viel Spaß, Kou... du musst deiner tollen Kiste wohl noch etwas hinzufügen“, sagte der rotblonde Host grinsend. „Die Kette gibt’s auch in Tokio, nur schaffst du es dann wahrscheinlich vor lauter Arbeit nicht.“

„Wow... das ist... wann hast du dir das überlegt?“ Er ging zwischen den Regalen entlang und sah sich um, Hotaru folgte ihnen mit großen Augen.

„Gestern Abend, während du deinen Spaß im Bad hattest. Hotaru fand die Idee auch unwahrscheinlich gut, nicht?“

„J... Ja. Ich sollte meine Auswahl wohl auch etwas erweitern, meine sind alle etwas, naja... klein?“ Er blieb vor einer Wand mit Dildos in unterschiedlichen Farben und Größen stehen, Kou und Tōru stellten sich neben ihn.

„Wie klein?“ fragte Kou, woraufhin er auf einen Dildo deutete, der knapp fünfzehn Zentimeter lang und schlank war. „Ja gut... den meisten reicht das.“

Tōru schnaubte amüsiert. „Willst du üben, Hotaru?“

„Mhm... ich war doch etwas überfordert damit, wie groß er ist, also für das, was ich gewohnt war“, gab er leise zu.

„Wie häufig hattest du in den letzten Jahren Sex, seit du der Familie beigetreten bist, Hotaru?“ Kou schaute ihn von der Seite an.

„Uhm... in dieser Beziehung drehte es nicht so häufig um Sex, vielleicht ein bis zweimal im Jahr in den letzten fünf Jahren?“ Er ließ die Fingerspitzen über die Reihe vor sich gleiten.

Tōru und Kou schauten ihn ungläubig an.

„Das ist ja, als hättest du gar keinen Sex gehabt... und wenn deine Toys alle nicht größer sind als das da, ist es kein Wunder, dass du überfordert warst“, sagte Tōru mitleidig. „Wir sollten ihm helfen, oder?“

„Absolut... kann ja nicht sein, dass ihm die Hälfte vom Spaß entgeht, weil er überfordert ist...“ Kou ließ den Blick über die Auswahl schweifen, dann deutete er auf einen Dildo, der etwas weniger als zwanzig Zentimeter lang war und dicker als der Durchschnitt. „Der da?“

„Hmm... in etwa, aber ich würde die Größe direkt daneben nehmen, die passt besser vom Verhältnis her...“ Er legte die Finger ans Kinn und überlegte, bis Kou sich einfach streckte und die beiden Ansichtsexemplare vom Regal nahm.

„Also...“ Er hielt je einen in der Hand und drehte sie hin und her, Hotaru neben ihm beobachtete ihn neugierig, aber auch etwas beschämt, weil die beiden sich so ausführlich berieten. „Was meinst du, Hotaru? Welcher entspricht Tetsuo eher? Ich konnte ihn mir ja nur einmal genauer ansehen, Tōru auch. Deine Erinnerung ist da frischer.“

„Uff... ich weiß nicht... der da?“ Er deutete auf den, den Tōru ausgewählt hatte.

„Okay, dann suchen wir dir was, das dem entspricht und du kannst üben.“ Tōru verschwand im nächsten Gang, während Kou und Hotaru sich weiter die Auslage ansahen.

„Ich will ja nicht zu neugierig sein, Kou... aber wo rangiert der Boss in der Auswahl?“ fragte Hotaru leise.

„Da.“ Kou deutete auf die nächsthöhere Reihe, über der 8 Inch stand, was seinem Bodyguard ein leises Wimmern entlockte. „Ich habe aber auch mehrere Toys, die da in etwa rankommen, daher war ich das gewohnt. Ich kann dir welche mit Saugnapf empfehlen, die kannst du nutzen und hast gleichzeitig die Hände frei."

"Du bist echt schmerzfrei bei sowas, oder? Tōru auch...“ Er schaute sich um. „Ich bin so aus der Übung, dass ich mich gerade fühle wie ein unerfahrener Teenager.“

„Ach nein, du zerdenkst das, Hotaru. Du bist nicht unerfahren, nur etwas eingerostet.“ Kou legte ihm den Arm um die Schultern. „Gehen wir zu den Vibes? Davon habe ich tatsächlich keine Ahnung, weil ich die bisher nie gebraucht habe.“

„Hast du nicht? Ohje, da gibt es so viel... kriegen wir Ärger, wenn wir einen Koffer voll mit Sextoys nach Hause bringen?“

Hotaru kicherte, als Kou das Gesicht verzog und ebenfalls lachte, während sie weiter durch den Laden schlenderten. Sie verbrachten den Rest des frühen Abends dort, stöberten durch das Sortiment und unterhielten sich entspannt über die Vor- und Nachteile verschiedener Toys, von denen nicht wenige in ihren Einkaufskörben landeten.

„Das frisst mein ganzes Spaß-Budget für diesen Monat... und den nächsten...“ jammerte Kou, als er durch seinen Korb stöberte, er hatte jedoch auch keine Lust, irgendetwas davon auszuräumen, der Inhalt seiner Kiste brauchte ein Update und es tat ihm gut, einfach mal nicht an seine Sorgen zu denken und Spaß zu haben.

„Kou?“ Hotaru lehnte sich zu ihm und flüsterte leise in sein Ohr. „Spesenkarte... Der Boss gibt mir freie Hand, dir alles zu kaufen, was dich glücklich macht, damit du nicht vom Geld ausgeben unglücklich wirst. Bisher war das nur Essen, aber sieh es als... uhm... von Daddy Kazuki spendiert.“

„Er hat... was? Das kann ich nicht annehmen, Hotaru, das wäre...“ protestierte er leise.

„Genau das, was du brauchst, oder? Du sollst Spaß damit haben und er wird auch etwas davon haben, Win-win.“ Er nahm ihm den Korb aus der Hand und ging damit zur Kasse, wo Tōru schon mit der Verkäuferin sprach.

„Oh wow... das ist ja eine komplette Neuausstattung, Jungs“, sagte sie freudig, während sie die Tüten füllte und noch einige Zusatzartikel hineinlegte, bevor die beiden bezahlen konnten. „Aber nicht alles auf einmal benutzen, ja?“ Sie zwinkerte ihnen zu und reichte die vollen Tüten über den Tresen.

„Das wäre eine Herausforderung, aber sicher schaffbar mit genug Zeit“, entgegnete Tōru grinsend. „Danke für die Beratung, bis zum nächsten Mal.“

„Bye bye.“ Sie winkte ihnen nach, als sie nach draußen gingen.

„Ich bin am Verhungern... aber ich habe nicht wirklich Lust, irgendwo essen zu gehen“, sagte Kou. „Ich will ja nicht wie der letzte Stubenhocker klingen, aber bestellen wir uns Pizza und essen die im Zimmer?“

„Großartiger Plan, Kou. Pizza-Party zum Abschluss des Wochenendes, wir brauchen aber noch Bier.“ Tōru rief über sein Handy ein Taxi, das sie zum Hotel brachte, mit Zwischenstopp in einem Convini, damit sie sich dort mit allem nötigen versorgen konnten.

Chapter 112

Summary:

Kou spreizte die Finger und beäugte verwirrt das weiße Spitzenhöschen, das sich in der Schachtel verborgen hatte, neben Tōru lagen noch weitere Schachteln, die ähnlich aussahen.

„Was machen wir damit? Wäre ja schade, wenn es im Müll landet, ich weiß aber nicht, ob Tsubaki und Yoshino sowas tragen... dann müssten wir denen auch noch erklären, wo wir das herhaben“, fragte er leise.

Eine schlanke Hand griff von der Seite ins Bild und nahm es ihm ab.

„Wir ziehen die an, was sonst?“ fragte Hotaru amüsiert. „Viel anders als das, was ich sonst so trage, ist das auch nicht.“

Chapter Text

„Nee, also wenn ihr schon shoppen wart, dann müsst ihr mir das auch zeigen“, sagte Izumi empört. Er hockte auf dem Sofa in seiner Wohnung, was auf Tōrus iPad gut sichtbar war, ein Glas Wein in einer Hand, mit der anderen gestikulierte er, dass die Ringe an seinen Fingern im gedimmten Licht funkelten.

„Was willst du sehen, Shinamon? Alles?“ Tōru streckte sich über Kous Schoß und zog die volle Tüte aufs Bett, auf dem sie es sich mit ihrem Abendessen bequem gemacht hatten.

„Natürlich will ich alles sehen, Tora, wir könnten es streamen. Also... nur wenn ihr wollt.“ Er legte den Kopf schief und grinste sie verschmitzt an. „Live mit Toorumi, du müsstest dich nur mit deinem eigenen Account dazuschalten, Tora.

„Uhm... Kou?“ Der rotblonde Host schaute den neben ihm sitzenden Freund an, der einen Strohhalm in seine Chūhai-Dose gesteckt hatte und daran nuckelte.

„Hmm? Ein Unboxing der etwas anderen Art? Hätte der Verlag ein Problem damit?“

„Ich denke nicht, wir drehen ja keinen Porno und selbst wenn...“ Tōru grinste breit, woraufhin Kou ihn in die Wange kniff. „Dafür ist das die falsche Plattform. Wir packen die aus, freuen uns drüber, verknüpfen es mit ein paar Infos, damit es lehrreich bleibt und das war‘s dann wahrscheinlich, richtig, Shinamon?“

„Ja, so in etwa. Ich will nur einfach nicht bis Dienstag warten und mir ist langweilig.“ Er beugte sich vor und tippte auf seinem Laptop herum, um alles einzurichten. „Willst du das iPad nutzen? Nicht, dass es mittendrin heißläuft.“

„Mehr habe ich nicht eingepackt, das sollte reichen.“ Er platzierte das Tablet etwas weiter von sich und Kou weg. „Machst du mit, Hotaru? Oder lieber nicht?“

„Hmm... macht ihr mal, ich schaue zu“, entgegnete der Angesprochene und lehnte sich in ein großes Kissen zurück, während er seinen Bericht tippte.

„Darf ich irgendwas von dir verlinken, Kou?“ fragte Izumi.

„Meinen Privataccount, der hat genug... Content von mir selbst, dass das passt.“ Kou fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und band sie dann locker zusammen, damit sie nicht störten.

„Nach dem Foto von deinem so hübsch gefesselten Oberschenkel sowieso... so, Post ist raus, dann legen wir gleich los. Wenn einer von euch noch aufs Klo muss, sollte er jetzt gehen.“

 

„Kaum zu glauben, was? Da ist mein Tora ohne mich in Okinawa und dann geht er auch noch auf eigene Faust Toys shoppen“, plapperte Izumi fröhlich. „Und das nicht einmal allein, nein, er hat noch Freunde mitgenommen. Heute sind wir also nicht zu zweit, sondern haben uns Verstärkung geholt. Ich hoffe, das funktioniert so, da ich super allein in Tokio sitze und mein Herr Freund Pizza-Party im Hotelzimmer in Okinawa macht.“

„Wir versuchen es zumindest, das irgendwie am Laufen zu halten. Das nächste Mal kommst du mit, Izumi, ich arbeite und du brätst dich am Hotelpool, okay?“ Tōru zwinkerte in die Kamera woraufhin Izumi breit grinste.

„Damit kann ich leben. Unser süßer Gast heute ist Kou, der statt mir schon seit Mittwoch in einem Bett mit Tōru schlafen darf. Wie ist das so, Kou? Benimmt er sich? Bei mir tut er das ja eher selten...“

Kou verschluckte sich an seinem Getränk, weil er lachen musste. „Abgesehen von unvermeidbaren Kuschelattacken...“

„Die meistens von dir ausgingen, Kou...“ warf Tōru ein.

„Abgesehen davon und dass wir uns zu dritt zwei Betten teilen und ich der einzige Bottom hier bin, war Tōru bis gestern Abend sehr brav, aber er hat sich zurückgehalten und mich stattdessen mit seinem Spielzeug ins Bad gesperrt“, antwortete er ehrlich, der vorangegangene Abend war im Nachhinein so absurd gewesen, dass er das erzählen konnte. „Das du ihm eingepackt hast, richtig Izumi? Danke dafür!“

„Nichts zu danken. Hat das den Ausschlag gegeben, dass ihr heute noch shoppen wart?“ Der Schwarzhaarige füllte sein Weinglas erneut und lehnte sich wieder auf dem Sofa zurück.

„Kou und Hotaru sind ohne Toys hergekommen und mussten dringend ihren Fundus erweitern“, antwortete Tōru, der einen Arm um Kous Taille gelegt hatte, damit sie besser gemeinsam vor die Kamera passten. „Wusstest du, dass Kou bisher kaum Erfahrung mit Vibes hat, Shinamon? Und Hotaru hat nur Standardgrößen in seiner geheimen Schublade, die sind gar nicht ausreichend für das, womit er sich aktuell so rumschlägt.“

Izumi hob überrascht eine Augenbraue, dann stützte er das Kinn auf eine Hand. „Ja, Standardgrößen sind DA auf keinen Fall ausreichend. Für euch da draußen, Hotaru ist ein Freund von Kou, der gerade bei der Person wohnt, die mich aufgezogen hat und sich wohl ausgiebig von ihm flachlegen lässt. Er überlässt den beiden heute das Rampenlicht. Habt ihr was gefunden, das da besser passt? Unser Publikum ist sicher neugierig.“

„Haben wir, aber sollen wir gleich mit dem besten Teil anfangen?“ Tōru griff wahllos in den Berg aus Schachteln und Tüten neben sich und zog irgendetwas heraus, es war einer von Kous neuen Vibratoren.

„Du bist der Boss, entscheide du.“

„Dann machen wir das so, wie wir dazu kommen. Kou? Das hier war von dir, oder?“ Der Rotblonde hielt die Schachtel in die Kamera.

„Hmm... ja. Das war ein ganzes Set mit verschiedenen Größen und Formen. Bei Sparangeboten kann ich einfach nicht nein sagen.“ Kou verzog das Gesicht und wurde rot.

„Nachvollziehbar, die sind auch großartig. Davon haben wir einige zuhause.“ Er öffnete die Schachtel und holte eine Analkette aus Silikon heraus, die etwa halb so lang wie sein Unterarm war, die Kugeln waren alle gleich groß. „Okay... die haben wir nicht. Die macht sicher auch ohne Vibration Spaß, hm?“

„Ich hoffe es...“ Kou nahm sie ihm aus der Hand und ließ sie durch die Finger gleiten. „Ich will ja nicht sagen, dass deine Leihgabe mich angefixt hat, aber... es schadet sicher nicht, das Sortiment zu erweitern.“

Tōru packte grinsend einige andere von Kous Einkäufen aus und legte sie auf seinen Schoß, darunter waren unterschiedlich große Vibratoren, aber auch einige neue Dildos und Analplugs, damit er die in seiner Kiste austauschen konnte, während sie sich etwas darüber unterhielten. Er hielt einen vor sich, der aus kristallklarem Silikon war und vom Saugnapf bis zur Spitze rund fünfundzwanzig Zentimeter maß, bei einem Durchmesser von etwas mehr als fünf Zentimetern. Da Kou dabei kaum eine Miene verzog, sondern das Toy eher sehnsüchtig ansah, warf er ihm einen irritierten Blick zu.

„Sag... schaffst du den?“ fragte er so zaghaft, dass Izumi sich vor Lachen auf seinem Sofa kringelte.

„Selbstverständlich. Mit guter Vorbereitung und genügend Gleitgel.“ Kou knabberte an seinem Strohhalm. „Mein Partner ist nicht ganz so monströs ausgestattet, aber was sind schon fünf Zentimeter...“ Er zwinkerte ihm zu.

„Moment... von deinem Partner bis zu dem hier sind es fünf Zentimeter? Oh... wow... das ist ja...“ Er maß am unteren Ende circa fünf Zentimeter ab und fuhr die restliche Länge mit der Fingerspitze entlang. „Beeindruckend.“

„Neidisch?“

„Eingeschüchtert? Da hätte ich ja nie im Leben mithalten können und ich liege schon über dem Durchschnitt“, jammerte er gespielt und legte den Kopf auf seine Schulter.

„Ach Tōru... die Größe ist doch gar nicht so wichtig, eher das, was du damit machst.“ Kou tätschelte seinen Kopf und piekte ihn dann mit dem Dildo in die Wange. „Izumi reichst du sicher mehr als genug."

„Absolut! Auch wenn du mir ruhig so einen Großen mitbringen kannst, Tora, den würde ich gerne mal testen. Was ist das in den kleinen Schachteln, die da noch neben dir liegen?“

„Uhm... keine Ahnung, ich kann mich nicht erinnern, das eingekauft zu haben.“ Er streckte sich und öffnete neugierig eine der Schachteln.

„Die Verkäuferin hat uns einige Gratisartikel dazugelegt, weil wir so viel Geld dagelassen haben. Für jeden von uns, aber das...“ Kou nahm es ihm aus den Fingern und hob es hoch. „Ich glaube nicht, dass sie da richtig lag. Oder sie hat sich vertan, weil du sie abgelenkt hast, Tōru, du flirtest ja, kaum dass du den Mund aufmachst.“

„Gar nicht wahr, wir haben uns nur nett unterhalten.“

Kou spreizte die Finger und beäugte verwirrt das weiße Spitzenhöschen, das sich in der Schachtel verborgen hatte, neben Tōru lagen noch weitere Schachteln, die ähnlich aussahen.

„Was machen wir damit? Wäre ja schade, wenn es im Müll landet, ich weiß aber nicht, ob Tsubaki und Yoshino sowas tragen... dann müssten wir denen auch noch erklären, wo wir das herhaben“, fragte er leise.

Eine schlanke Hand griff von der Seite ins Bild und nahm es ihm ab.

„Wir ziehen die an, was sonst?“ fragte Hotaru amüsiert. „Viel anders als das, was ich sonst so trage, ist das auch nicht.“

„Gute Idee! Wenn für jeden eines dabei ist, können wir ja später schauen, wem es am besten steht.“ Izumi beugte sich vor und drehte eine Haarsträhne um seinen Zeigefinger. „Wir lassen unsere lieben Follower entscheiden, wer den süßesten Hintern von euch hat.“

„Oh man... ihr macht mich fertig. Wir ziehen uns aber nicht im Stream um, das wäre zu viel“, sagte Tōru, den Kopf immer noch an Kous Schulter gelehnt, da ihm der Alkohol etwas zu Kopf stieg.

„Natürlich nicht. Wir sind für heute durch, meine Lieben. Der Rest folgt später auf unseren Accounts, lasst Kou und dem Shop einen Like da, aber benehmt euch, Dickpicks ahndet Kous Partner persönlich und mit dem würde ich mich nicht anlegen wollen, obwohl ich ihn schon seit der Mittelschule kenne“, sagte Izumi und drohte gespielt mit den Finger. „Gute Nacht, habt noch Spaß und schlaft gut. Bis zum nächsten Mal.“

 

„Ich weiß echt nicht, ob das passt...“ Kou beäugte skeptisch das Spitzenhöschen, das er in den Fingern hielt.

"So riesig ist dein Hintern nun wirklich nicht. Du weißt erst, ob es passt, wenn du es anziehst, Kou“, sagte Hotaru neben ihm, sprang aufs andere Bett und entledigte sich seiner Hose, um umständlich in das identisch aussehende Höschen zu schlüpfen, das in seiner Tüte gelegen hatte.

„Du bist ja auch winzig, Hotaru.“ Tōru zögerte selbst noch, auch wenn er zumindest schon seine Shorts ausgezogen hatte.

„Nur unterdurchschnittlich groß, nicht winzig!“ fauchte der Rothaarige zurück, während er mit geschickten Handgriffen alles in dem halbtransparenten Stoff zu verstauen versuchte. „Ja gut... die sind wirklich anders geschnitten als die, die ich sonst trage.“

„Du trägst Spitzenunterwäsche?“ Der rotblonde Host schaute zu ihm hoch.

„Für besondere Anlässe, warum nicht? Darin sieht mein Hintern erstrecht zum Anbeißen aus.“ Er klopfte sich auf besagtes Körperteil und grinste ihn frech an.

Kou stand schwankend auf, Alkohol und die weiche Matratze machten es ihm etwas schwer, einen festen Stand zu finden, also ließ er sich wieder auf den Hintern fallen und zog umständlich seine Hose samt Unterhose aus, die im hohen Bogen auf dem Fußboden landeten, bevor er das weiße Höschen anzog. Da er sich überwunden hatte, tat Tōru es ihm gleich um nicht als einziger zu kneifen, so dass sie kurz darauf die knappen Höschen zu ihren locker fallenden T-Shirts trugen.

„Wäre gut, wenn jetzt keiner klopft und irgendwas will...“ Er schaute kurz zur Tür, dann streckte er sich über das Bett um sein Handy zu holen. „Kriegen wir es hin, ein Foto von uns zu machen, ohne uns zu sehr zu verrenken?“

„Tsubaki und Yoshino können wir ja schlecht fragen, oder?“ Kou grinste breit.

„Du hast die längsten Arme, Tōru, du schaffst das schon.“

Hotaru zog Kou an der Hand vom Bett und stellte sich neben ihn. Tōru stellte sich auf Kous andere Seite und bog seinen rechten Arm mit dem Handy in der Hand so nach hinten, dass er ihre in Spitze verpackten Hintern gut erfassen konnte. Kou schob die Hände unter sein und Hotarus T-Shirt, um sie etwas anzuheben, während Hotaru aufpasste, dass das des Dunkelhaarigen nichts verdeckte.

„Ich hoffe echt, das klappt... he, du sollst mich nicht angrabbeln, Kou...!“

„Bist du etwa kitzlig?“ Er strich mit den Fingern über die Haut direkt über Tōrus Hosenbund. „Da?“

„L... Lass...!“

Er wand sich aus seinem Griff und sendete die Bilder an Izumi, damit er den Post verfassen konnte, dann nutzte er die Chance, ein Foto von den beiden zu machen, die nach wie vor verglichen, wem das Höschen besser stand, bis Kou sich kichernd neben die Toys aufs Bett fallen ließ, sich dann aber aufsetzte und die Knie anzog.

Hotaru kletterte neben ihn und beäugte neugierig den transparenten Dildo, der noch größer war als der, den er für sich gekauft hatte.

„Sag mal Kou... wenn du dir sicher bist, den hier ohne Probleme zu schaffen... was war das Größte, das du bisher in deinem Hintern hattest?“ fragte er neugierig, selbst drei Dosen seines süßen Chūhai intus.

„Kazukis Faust bis zu seinem Unterarm...“ antwortete er prompt, ein Schmunzeln auf den Lippen. Er konnte nicht leugnen, dass das Reden über ihre neuen Toys ihn erregt hatte, dazu der Alkohol in seinem Blut, der ihn sowieso immer etwas mutiger machte.

„Seine... Faust?“ Hotarus Augen weiteten sich, er schaute auf seine eigenen, schmalen Hände, ballte sie zu Fäusten und dachte dann an Kazukis im Verhältnis dazu große Hände mit den kräftigen, langen Fingern. „Uff... hat das nicht wehgetan?“

„Doch... etwas, aber ehrlich gesagt war ich in dem Moment so verdammt horny, dass es mir egal war. Er hat da sowieso mit mir gemacht, was er wollte, weil ich mich daneben benommen habe... naja, Nao hat sich daneben benommen und ich musste es ausbaden.“ Kou zupfte an seinem Kragen, ihm war warm und er war froh, dass sein T-Shirt lang genug war, seine halbe Erektion zu verbergen.

„Hast du auch solche Geschichten zu erzählen, Tōru? Als Host hast du da ja sicher mehr erlebt“, fragte Hotaru ihn, er hatte sich ebenfalls wieder aufs Bett gesetzt und sich an ein Kissen gelehnt.

„Von mir selbst nicht, mein Hintern ist froh, wenn er was Normales schafft, wobei Tetsuo schon eine interessante Erfahrung war... letzten Freitag hatten wir ein Extra-Date mit einem von Izumis Stammkunden und... wie soll ich sagen... ich habe Töne von meinem Shinamon gehört, als er zwei Schwänze im Hintern hatte, die kannte ich noch nicht“, entgegnete er grinsend. „Der Kunde kam aber auch eher an mich ran, größer und es hätte wahrscheinlich nicht gepasst oder ich wäre einfach sofort gekommen.“

„Z... Zwei...? Und ich beschwere mich, weil ich kaum sitzen kann, wenn er mit mir fertig ist...“ Der Rothaarige legte eine Hand auf sein Gesicht und stöhnte frustriert.

„Das wird schon noch... du hast ja jetzt genug zum Üben und außerdem ist Tetsuo flexibel wie du, du musst ja nicht immer der Bottom sein“, munterte Tōru ihn auf.

„Ich... ja, ich weiß das, aber... ich hätte schon gern, dass er mich einfach packt und nimmt, so wie er will. Er ist so rücksichtsvoll, eben weil ich seine Größe kaum schaffe, aber ich will nicht immer mit Samthandschuhen angepackt werden, nicht von ihm.“

„Du möchtest also, dass ihm einfach wieder die Sicherungen durchbrennen wie beim Pride?“ Kou legte den Kopf schief und grinste breit.

„Ja! Aber selbst da war er rücksichtsvoll, ich bin fast geplatzt vor Ungeduld.“ Hotaru warf die Hände in die Luft und schob sich dann die Haare aus dem Gesicht.

„Dann musst du die Führung übernehmen und ihn so wahnsinnig machen. Tetsuo ist ein Härtefall, der sich selbst noch beherrschen kann, wenn er fast platzt... das musst du überwinden, wenn du die Erfüllung deiner feuchten Träume suchst.“ Tōru setzte sich auf und rutschte neben ihn.

„Und wie? Es ist ja nicht so, dass ich völlig unerfahren bin... nur bin ich dann selbst wohl zu ungeduldig.“

„Soll ich dir dabei helfen? Ich kann es dir zeigen, was auf jeden Fall bei ihm wirkt und er wird völlig flüssig werden.“ Der rotblonde Host legte einen Arm um seine Schulter und raunte in sein Ohr. „Die Shinya-Spezialtechnik...“

„Zeigen...?“ Hotaru sah ihn mit großen Augen an, rot bis zu den Ohren.

„Mhm... du kannst zusehen, Kou, ich kann mir vorstellen, dass Onodera sicher auch den ein oder anderen Schwachpunkt hat, den du damit finden kannst, wenn du ihn nicht sofort die Kontrolle übernehmen lässt.“

„Zusehen...? Du willst...? Mit Hotaru?“ Kou legte die Hand auf den Mund und unterdrückte ein Seufzen, das Ziehen in seiner Lendengegend wurde stärker. „Du bist wirklich unersättlich, Tōru.“

„Mhm... ich habe wahrscheinlich selbst nicht wenig nachzuholen, auch wenn Izumi sehr fordernd ist. Freunden helfe ich sowieso gern, also...?“ Tōru strich mit den Fingerspitzen über Hotarus nackten Oberschenkel.

„Okay... brauchen wir irgendwas davon?“ Er deutete fragend auf die auf dem Bett verstreuten Toys.

„Nein. Nur das Gleitgel, dich, mich, meinen Mund und meine Finger.“ Er zog sich das dünne T-Shirt über den Kopf, bevor er am Saum von Hotarus Top zog, um es ihm ebenfalls auszuziehen und beides auf den Boden zu werfen. „Schaffst du es, dich nicht anzufassen, Kou? Oder müssen wir dich daran hindern? Schließlich sollst du was lernen.“

Kou ließ einen gequälten Laut hören, er presste die Hände zwischen seine Beine und schaute Tōru mit feuchten Augen an. „Du bist ein Monster, Tōru.“

„Ach was...“ Er drehte sich zu ihm um und zog ihn mit einem festen Griff am Nacken zu sich, um ihm über die Lippen zu lecken. „Shinya ist das Monster, Tōru ist lieb und nett. Ich bin kein Dom wie dein Partner, aber ich kann trotzdem nicht zulassen, dass du dich selbst ablenkst, indem du dich anfasst, Kou...“ Er nutzte Kous T-Shirt, das er ihm über die Arme nach unten schob, um diese zu fixieren, indem er es um seine Handgelenke wickelte und die Ärmel verknotete. „Das sollte ausreichen, wenns dir zu viel wird, sag Bescheid, ja?“

„Mhm...“ Er zog kurz mit den Zähnen an seiner Unterlippe, bevor er ein Stück nach hinten rutschte und die Toys mit den Füßen zur Seite schob, damit die beiden mehr Platz hatten.

Bis Tōru sich zu ihm umgedreht hatte, hatte Hotaru schon seine Hände am Hosenbund, die er festhielt, um ihm mit einem Grinsen die Unterhose selbst auszuziehen. Seine eigene behielt er an, auch wenn sie kaum seine Erektion verbarg.

„Du bist wirklich ungeduldig, Hotaru...“

Er beugte sich über ihn und strich mit den Lippen über seine Brust, knabberte sanft an seinen Brustwarzen und hielt ihn mit einer Hand an der Hüfte fest, damit er nicht davonrutschten konnte. Hotaru stützte sich auf den Händen ab, ließ sich aber kurz darauf auf die Ellenbogen fallen, da Tōrus Zunge sich einen Weg über seine Bauchmuskeln nach unten suchte, was ihn schaudern ließ. Es kitzelte nicht, war aber nah dran und ließ seine Haut prickeln. Seine Hand strich über die Innenseiten seiner Oberschenkel, die Finger berührten nur kurz seine Hoden, bevor sie ihren Weg bis zurück zu seinem Knie fortführten, dabei schob er sein Bein zur Seite, um mehr Platz zu haben.

„Ist es okay für dich, wenn wir das so tun...?“ Er hielt inne, bevor er seinen Penis erreichte und schaute ihn abwartend an. „Im Club machen wir regelmäßig Tests und von Kou weiß ich, dass das bei euch auch eher üblich ist.“

„Mhm... mein letzter ist zwei Wochen alt... halt... heißt das, Tetsuo hat immer einen aktuellen Test und ich hätte mich nicht selbst zerfleischen müssen, weil ich ihm ohne Gummi einen geblasen habe?“ Hotaru setzte sich halb auf und sah irritiert von Kou zu Tōru und wieder zurück.

„Genau das. Dass du selbst einen gemacht und ihn nicht gefragt hast, wundert mich aber schon, Hotaru. Das war unverantwortlich.“ Kou neigte den Kopf und runzelte tadelnd die Stirn.

„Ich weiß... aber... du weißt doch selbst, wie großartig sein Schwanz ist, den konnte ich doch nicht einfach so, äh... liegen lassen, ohne ihn zumindest einmal probiert zu haben.“ Er schaute beschämt zur Seite.

„Dann war es sowieso zu spät. Passiert. Kazuki hat gleich beim ersten Mal darauf verzichtet und ich war so betrunken und erregt, dass ich überhaupt nicht darüber nachgedacht habe...“ Er zuckte mit den Schultern. „Mach dir nichts draus, du weißt ja jetzt, dass du dir nichts hättest einfangen können.“

„Hmm... also, Tōru... du weißt Bescheid. Du kannst weitermachen.“

Ein leises Stöhnen entfloh Hotarus Lippen, als Tōrus Zungenspitze seinen Penis erreichte und sanft darüberleckte. Er erhöhte den Druck fast sofort, glitt über die empfindlichen Stellen, die er erst kennenlernen musste anhand der Reaktionen, die Kous Bodyguard von sich gab. Mit einem zufriedenen Grummeln schloss er die Lippen um die Spitze und ließ seinen Kopf ein Stück sinken, um ihn zur Hälfte in seinen Mund aufzunehmen, während er mit der Zunge fest über die Unterseite strich.

„F... Fuck... Tōru...“ Der Rothaarige ließ sich auf den Rücken fallen, spreizte seine Beine ein Stück weiter und legte einen Arm auf seine Augen, sein Atem ging stoßweise, so sehr brachte der Jüngere ihn aus dem Konzept.

„Mhm...“ Er löste noch einmal kurz die Lippen von ihm. „Du darfst deine Hände auf meinen Kopf legen, wenn du dich irgendwo festhalten willst, die Führung überlass aber mir, Kleiner...“ Er strich mit einem feuchten Finger über Hotarus Penis nach unten, dann stieß er damit gegen seinen Anus, umkreiste ihn und drang dann langsam in ihn ein, während er wieder die Lippen um den harten Schaft vor sich schloss.

Hotaru vergrub eine Hand in den rotblonden, strubbeligen Haaren, er warf einen kurzen Blick zu Kou, der unübersehbar erregt neben ihnen saß und sie beobachtete. Da seine Arme hinter seinem Rücken fixiert waren, konnte er nichts tun, außer zusehen, doch allein das hatte seinen Effekt auf ihn und es dauerte nicht lange, bis die ersten Tropfen feuchte Flecken auf dem hellen Spitzenstoff des Höschens hinterließen.

Tōru bog seinen Finger in Hotaru und strich über seine Prostata, drückte darauf und fügte einen zweiten Finger hinzu, als er genug Platz hatte. Der Rothaarige grub vor Erregung Zehen und Finger ins Laken unter ihm. Was der Jüngere mit ihm tat fühlte sich so viel anders an, als das was Tetsuo mit ihm gemacht hatte und brachte ihn an den Rand der Ekstase, doch nie genug, dass er tatsächlich kam, da der Host und Künstler seine Bewegungen verlangsamte, wenn er spürte, dass er kurz davor war, um die Welle wieder abflachen zu lassen. Tōru legte die Finger der freien Hand fest um die Basis von Hotarus zuckendem Penis, erhöhte den Druck, bevor er ihn tiefer in den Mund nahm und seine Zunge geschickt um ihn wand. Hotaru presste eine Hand auf den Mund, um nicht so laut zu stöhnen, dass er noch zwei Zimmer weiter gehört wurde, was durchaus hätte passieren können, als er einen weiteren Finger in sich eindringen spürte, der ihn spreizte und zusammen mit den anderen ausfüllte, dass ihm der Atem stockte.

„Hnnmmm...“

Tōru ließ ein wohliges Grummeln hören, als der Rothaarige die Finger fester in seinen Haaren vergrub und leicht daran zog, je näher er dem unausweichlichen Orgsamus kam. Seine Hüften zuckten, er hatte Schwierigkeiten, mit den Füßen Halt auf der Matratze zu finden und sein ganzer Körper zitterte leicht. Mit einem tiefen Stöhnen, das er und Kou ihm bei seiner hellen Stimme kaum zugetraut hatten, drückte Hotaru den Rücken durch und kam so plötzlich, dass Tōru kaum Zeit hatte, sich zurückzuziehen, weshalb er sich kurzfristig dazu entschloss, alles zu schlucken, was er ihm gab.

 

„Ohh... verdammt... tut mir leid, Tōru, das... war einfach zu gut...“ Hotaru legte beide Hände auf sein Gesicht und wimmerte leise, weil er ihn hatte vorwarnen wollen und es nicht geschafft hatte.

Tōru setzte sich auf seine Fersen und schaute ihn mit einem Schmunzeln auf den Lippen an, nachdem er sich Speichel und Sperma vom Mundwinkel gewischt hatte.

„Ich nehme das als Kompliment...“ Er strich mit den Fingerspitzen über den tätowierten Kirschzweig auf seinem linken Unterschenkel. „Ich hoffe, du kannst dir etwas davon behalten, sonst... musst du irgendwann mal in den Club kommen und ich zeige es dir noch einmal. Au! Kou...!“

Kou hatte ihn leicht gegen den Oberschenkel getreten, seine gerunzelte Stirn stand jedoch im harten Kontrast zu seinem geröteten Gesicht und Hals und seiner unübersehbaren Erektion.

„Reiß nicht noch meinen Bodyguard auf, Tōru...! Du hast genug Kunden, mit denen du Spaß haben kannst. Hotaru ist mir.“ Er schaute beschämt zur Seite. „Also... du weißt, wie ich das meine.“

„Tu ich das?“ Er beugte sich zu ihm und drehte sein Gesicht mit der Hand am Kinn zu sich. „Bist du so besitzergreifend, Kou...?“ Seine Lippen berührten ihn nur sanft, weiter würde Tōru von sich aus bei ihm nie gehen, um sich nicht völlig in Schwierigkeiten zu bringen, dann schaute er zu Hotaru, der einen irritierten Blick von seinem immer noch halbharten Penis zu ihm warf, nachdem er sich beruhigt hatte. „Willst du ausprobieren, ob du dir was behalten hast, Hotaru?“

„Ausprobieren? Hmm... an dir?“ Er grinste ihn an, seine Augen weiteten sich, als der Rotblonde leicht den Kopf schüttelte und mit den Fingern über Kous Brust nach unten strich. „Kou?“

„Hmmm? I... Ich bin hier...“ Der Angesprochene lehnte sich sehnsüchtig gegen Tōrus Berührung.

„Soll... Darf ich...?“ Hotaru rollte sich auf die Knie und rutschte zu ihm. „Wir können dich doch nicht so lassen... das wäre mehr als gemein. Dann kannst du selbst spüren, wie sich so ein Zungenpiercing anfühlt, das du dir ohne Nachdenken hast machen lassen...“ Er streckte die Zunge aus und leckte über seine Wange, bis zu seinem Ohr. „Deine Entscheidung, sonst muss Tōru dran glauben, wobei ich ja denke, dass der noch was ganz anderes will...“

„Bitte... tu irgendwas, ich platze sonst...“ bat Kou leise. „Und macht das ab, ich... will irgendwas anfassen können, bitte...“

Tōru griff um ihn herum und löste den Knoten, den er in sein T-Shirt gemacht hatte, dann zog er es ganz ab und warf es auf den Fußboden. Kou schlang die Arme um beide und küsste sie abwechselnd, gierig, dass der rotblonde Host seine Finger von ihm lösen musste, damit er etwas Raum zum Atmen hatte. Er strich mit der Hand über Hotarus Schulter über das Tattoo auf seinem Rücken bis zu seinem Po, den er einladend erhoben hatte, während er auf allen Vieren vor Kou kniete. Hotaru sah ihn mit einem frechen Grinsen an.

„Gefällt dir, was du siehst?“

„Sehr... würde es dir etwas ausmachen, wenn ich...“

Der Rothaarige schnurrte leise, als er die Rundung seines Pos nachfuhr. „Bei der Arbeit, die du dir schon gemacht hast...? Ganz und gar nicht, aber lass mich mich erstmal um unseren süßen Kou kümmern, bevor der einen von uns anspringt und sich in Schwierigkeiten bringt...“

Er drückte Kou mit der flachen Hand auf der Brust zurück gegen das Kissen und befreite ihn von der viel zu knappen Unterhose. „Die brauchen wir nicht mehr... Kein Wunder, dass du allen den Kopf verdrehst, Kou, du bist einfach zu niedlich, wenn du horny bist. Und heiß...“ Er beugte sich vor und leckte leicht über seine gepiercten Brustwarzen mit den schwarzen Kunststoffpiercings, die er für die Reise angebracht hatte, was seinem Schützling ein leises Wimmern entlockte, das zu einem leisen Stöhnen wurde, als er mit der Kugel seines Zungenpiercings wiederholt darüberstrich. Kou stöhnte gegen seinen Unterarm, dann schob er Hotaru mit einer Hand auf dem Kopf weiter nach unten, er war ungeduldig und wollte mehr.

„Blowjobs... sind auch Küssen...“ sagte er leise. „Küssen ist erlaubt...“

„So...? Wie nett... hoffen wir einfach, dass er sich das nicht noch einmal anders überlegt und uns alle häutet...“

Hotaru rutschte zwischen seinen Beinen in eine bequeme Position, dann erkundete er seinen tropfenden Penis mit der Zunge. Kou reagierte auf jedes Darüberstreichen mit einem leisen Stöhnen, das lauter wurde, wenn er die Stellen traf, an denen er empfindlich war. Das leise Klicken einer Gleitgeltube veranlasste ihn, seine rechte Hand in Tōrus Richtung zu strecken, der ihm wortlos einen Klecks auf die Finger gab und ihn für ihn darauf verteilte. Er murmelte ein „Danke“, dann widmete er sich Kous Anus, so wie Tōru es zuvor bei ihm getan hatte, während er seinen Penis mit seinem Mund verwöhnte.

„Arulein, ich... hnnnah...!“ Kou kam, kaum dass er mit einem Finger in ihn eingedrungen war, er war vom Zusehen zu empfindlich und verteilte sein Sperma auf seinem Bauch, da Hotaru rechtzeitig den Kopf zurückgezogen hatte. „Sorry...“

„Achwas... dafür hast du jetzt umso länger Spaß...“ Er grinste breit, entfernte die gröbsten Flecken von Kous Bauch, bevor er damit weitermachte, womit er aufgehört hatte, nun mutiger, da er sicher noch eine Weile bis zu seinem nächsten Orgasmus brauchte.

Tōru nagte an seiner Unterlippe, während er den beiden zusah. Er wusste, dass Hotaru nicht völlig unerfahren war, nur etwas unsicher aufgrund seiner langen Pause, weshalb er sich ein wenig freute, wie gut er seine Anleitung umsetzte. Kou verflüssigte sich fast in das Kissen, auf dem er lag und wäre nicht wirklich alles zwischen ihnen geklärt gewesen, wäre es genau das gewesen, was er sich immer gewünscht hatte, seit er ihn kannte. Umso mehr genoss er, was er sah. Er zog die enge Unterhose aus, stützte sich auf einer Hand hinter sich ab und schloss die andere um seinen Penis, um sich selbst zu streicheln, während Hotaru mit Kou beschäftigt war.

„Hmmmnn... Tōru...“ Hotaru legte den Kopf schief und schaute ihn an, sein Blick glitt von seiner Brust über seine leichten Bauchmuskeln nach unten zu seinem Penis in seiner Hand. „Das reicht dir doch nicht, oder?“

„Auf keinen Fall... Aber es ist dein Arsch, ich tue nichts, bis du es mir erlaubst...“ Er strich mit dem Daumen über seine Eichel.

„Wie freundlich...“ Der Rothaarige suchte mit der freien Hand nach einem der Kondompäckchen, die sie bei ihrem Einkauf dazubekommen hatten, bis Kou ihm mehrere in die Hand drückte.

„Viel Spaß, aber vergiss mich nicht...“ sagte er grinsend.

„Auf keinen Fall...“ Hotaru reichte die Kondome an Tōru weiter, dann stülpte er seine Lippen um Kous Penis und nahm ihn so tief in den Mund, dass er laut aufstöhnte.

Tōru rutschte hinter ihn, tätschelte seinen Po und rollte vorsichtig eines der überaus glitschigen Kondome über seinen Penis, mit den Fingern verteilte er einen kleinen Klecks Gleitgel auf seinem Ziel, dann stieß er zärtlich dagegen.

„Darf ich...?“

„Ja, bitte... ich glaube kaum, dass das Shinya-Spezial mit so einem göttlichen Blowjob zu Ende ist“, entgegnete Hotaru amüsiert.

„Auf keinen Fall...“ Er legte die Hände auf seine Hüften und drang mit einem langsamen Stoß in ihn ein.

Kou legte den Kopf zurück, eine Hand locker auf Hotarus Scheitel, während er seinen besten Freund dabei beobachtete, wie er mit halb geschlossenen Lidern seinen süßen Bodyguard fickte. Er war fasziniert davon, wie konzentriert Tōru dabei war, er ließ ihn nicht aus den Augen, strich mit den Händen über seinen Rücken und seine Seiten, um schließlich eine Hand um seinen Penis zu legen und darauf zu achten, nicht so fest in ihn zu stoßen, dass Hotaru sich nicht mehr um Kou kümmern konnte, auch wenn es diesem schon schwer fiel, sich nicht sabbernd und stöhnend an ihn zu drücken.

Tōrus Bewegungen wurden nach und nach schneller, je näher er seinem eigenen Orgasmus kam, den er jedoch hinauszögerte, bis er es fast nicht mehr aushielt. Kou verzog die Lippen zu einem wissenden Grinsen, als er erkannte, dass sein bester Freund auf die Überstimulation stand, die damit einherging, dass er sich weiter in ihm bewegte, nachdem er mit einem tiefen Stöhnen gekommen war. Langsamer und vorsichtig, während er sich um Hotarus Erektion kümmerte, bis dieser zitternd in seiner Hand kam.

„Hey Kou... brauchst du noch ein bisschen mehr...?“ Tōru rutschte neben ihn, nachdem er sich grob gesäubert hatte und beugte sich über ihn, mit den Fingern strich er über seine Brust und umkreiste dann seine Brustwarzen. „Oder hältst du dich absichtlich zurück?“

„Mehr bitte... ich brauche nicht mehr lange, aber... das fühlt sich so gut an, ich will noch nicht, dass es aufhört...“ Er zog ihn mit der Hand im Nacken zu sich herab, küsste ihn gierig und schob seine Lippen dann in Richtung seiner Brust, damit er sich um seine empfindlichen Brustwarzen kümmern konnte, während Hotaru sich alle Mühe gab, es ihm mit Mund und Fingern zu besorgen.

Kou strich fest über Hotarus Kopfhaut, als er kurz davor war, zu kommen, um ihm die Möglichkeit zu geben, seinen Kopf zurückzuziehen, da er kaum noch in der Lage war, ihn mit Worten vorzuwarnen. Er dämpfte sein Stöhnen mit seinem Unterarm und ergoss sich über seinen Bauch und Hotarus Hand, die er um seinen Penis geschlossen hatte.

 

„Hmmm... jetzt ist Tōru nur einmal gekommen und wir beide zweimal“, murmelte Kou, nachdem sie geduscht, aufgeräumt und sich zusammen aufs Bett gekuschelt hatten, Tōru in ihrer Mitte.

„Das ist okay... ich zähle das nicht wirklich und ich hatte meinen Spaß, Kou...“ Er kraulte seinen Hinterkopf, da er mit der Wange auf seiner Brust lag. „Ich bin völlig erledigt... wie spät ist es eigentlich?“

„...als ich vorhin geschaut habe, war es zwei Uhr oder so...“ sprach Hotaru leise gegen Tōrus Schulter, er hatte sich an seinen Arm gekuschelt und nutzte ihn zum Teil as Kissen.

„Frühstück gibt es bis elf... mehr als ausreichend. Wieso liege ich eigentlich in der Mitte?“

„Weil du der Größte von uns bist... die süßen Twinks liegen außen und nutzen dich als Kissen, ist doch klar, oder?“ Hotaru kicherte leise, dann zog er die dünne Decke über sie. „Gute Nacht. Morgen tun wir einfach nichts, okay?“

„Klingt... nach einem Plan... Gute Nacht...“ Kou drückte sein Kissen an sich, das mit einem T-Shirt von Kazuki bezogen war und war innerhalb von Sekunden fest eingeschlafen.

Chapter 113

Summary:

„Kazuki...?“ fragte sie mit verschwörerischem Unterton in der Stimme. „Wollen wir... deinem süßen Kou ein kleines Geschenk machen? Damit?“ Sie schüttelte die Schachtel leicht.

Er runzelte die Stirn und sah zu Tetsuo, der wissend grinste, aufstand und zum Sideboard ging, in dem Sayuri Desinfektionsmittel und eine Erste-Hilfe-Kiste verstaut hatte.

„Das Füchschen hat’s verstanden, sehr gut. Also, Kazuki? Deine Chance... du musst nichtmal die Hosen runterlassen, da du sowieso keine trägst.“ Sie warf den goldenen Hufeisenring mit den fünf Millimeter großen Kugeln in ein Schnapsglas und schüttete das Desinfektionsmittel darauf, das Tetsuo ihr gegeben hatte.

Notes:

Ich versuche, ein bisschen aktiver auf Twitter zu sein, um während des Schreibens an neuen Kapitel ein paar Inisghts und Headcanons zu teilen. Wenn ich es organisiert bekomme, gibt es auch eine kleine Frage-Antwort-Runde mit meinen Jungs, das setzt natürlich voraus, dass mir mehr meiner Lesenden folgen, also lasst mir nen Follow da, wenn ihr Interesse dran habt :3

Chapter Text

„Guten Abend, Waka. Oyabun Hideyoshi erwartet Euch schon, soll ich Euch zu ihm bringen?“ fragte der Kobun am Eingang mit einer höflichen Verbeugung.

„Ich finde den Weg selbst, Danke. Ist Mori-san schon eingetroffen?“ Kazuki streifte die Schuhe ab und überließ es dem Kobun, sie zu Sayuris Wohnung zu bringen. Tetsuo und Shiro taten nach ihm dasselbe.

„Mori-san und seine Frau sind schon vor einer halben Stunde eingetroffen, Waka.“ Der Kobun stapelte die Schuhe in eine Kiste, getrennt mit dünnen Stofftüchern, damit sie nicht schmutzig wurden.

Kazuki nickte ihm zu, dann ging er über den Korridor in den Bereich für die Clanmitglieder, wo die Büros der Buchhalter waren, aber auch die Besprechungsräume und der große Raum, in dem die offiziellen Versammlungen abgehalten wurden. Zu seinem Geburtstag waren die ranghohen Clanmitglieder zu einem umfangreichen Abendessen eingeladen worden, um ihn zu ehren und in geselliger Runde beisammen zu sitzen. Viele brachten ihre Ehefrauen mit, so dass Sayuri im Laufe der Woche ihre und Hideyoshis Angestellte koordiniert hatte, um die schlussendlich gut fünfzig Personen satt zu kriegen. Die wenigsten würden länger bleiben, als es der Anstand erlaubte, die Kobun würden wie immer am Rand sitzen und leere Gläser füllen und Kazuki hatte absolut keine Lust darauf. Er fand die erzwungene Geselligkeit anstrengend und unnötig, da genügend dabei waren, die ihn nur achteten, weil Hideyoshi ihn zum Waka ernannt hatte und nicht aufgrund seiner eigenen Verdienste oder seines Charakters, aber er fügte sich, um den Frieden im Clan zu wahren.

Er schob die Tür zum Versammlungsraum auf, den Sayuri vorbereitet hatte, weil man von dort einen guten Blick auf den Garten hatte und sich zwischendurch die Beine vertreten konnte. Was er zumindest für seinen Geburtstag hatte durchsetzen können, war das Unterlassen der steifen Etikette ihm gegenüber, so dass sich nicht alle bis zum Tatamiboden verbeugten, als er den Raum betrat, sondern die Anwesenden ihn mit einem lautstarken „Alles Gute zum Geburtstag, Waka!“ begrüßten. Er ging am Tisch entlang und ließ sich am Kopfende neben Hideyoshi nieder, der ihm väterlich auf den Rücken klopfte. Tetsuo und Shiro setzten sich auf zwei freie Plätze auf der rechten Seite, nur Sayuri und Haruka saßen noch zwischen ihnen, neben Shiro saß Gorou, der seine Frau Sakura mitgebracht hatte, eine ehemalige Geisha aus Asakusa.

„Ich freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Ich will euch gar nicht zu lange aufhalten, wir sind zum Essen und Trinken hier, also lasst es euch schmecken, bevor es kalt wird und Sayuri mich schimpft, weil ich zu viel rede“, begrüßte er die Anwesenden mit einem schiefen Grinsen, alle lachten, als Sayuri ihn schmollend in die Wange kniff und dann seinen und Hideyoshis Becher mit Sake füllte.

Kazuki erhob zeitgleich mit seinem Schwiegervater den Becher und prostete seinen Gästen zu, die es ihm gleich taten, bevor sie sich über die auf dem langen Tisch aufgereihten Speisen hermachten. Die Kobun eilten im Hintergrund umher, brachten Getränke und Nachschub aus der Küche, wenn etwas leer wurde. Das allgemein Stimmengewirr war fröhlich, die meisten sahen sich nur bei den offiziellen Anlässen und hatten entsprechend viel Redebedarf mit ihren Clanbrüdern, nur Tetsuo, Shiro und Gorou konnten sich nicht ganz entspannen.

„Was ist mit dir und deinen Männern, Kazuki? Ist etwas vorgefallen?“ fragte Hideyoshi leise, auf seiner linken Seite unterhielten sich seine Brüder Daichi und Isamu mit einem Kyodai, der länger nicht im Anwesen gewesen war.

„Ja.“ Kazuki leerte seinen Becher und stellte ihn etwas zu fest auf den Tisch vor sich, dann sprach er ebenso leise weiter. „Ich berichte dir morgen ausführlich davon, Oyaji, heute würde das nur zu Streit und schlechter Laune führen.“

„Ich verstehe. Kommt zu mir, wenn ihr gefrühstückt habt, aber lass dir heute davon nicht die Laune verderben, Sayuri hat sich sehr viel Mühe gegeben, alles zu organisieren.“

„Meine Laune ist bestens.“ Er legte seine Hand auf Sayuris, die locker auf dem Tisch ruhte und drückte sie sanft, bevor er sich zu ihr beugte und einen Kuss auf ihre Fingerspitzen hauchte. „Danke für die Organisation, Liebes. Wieso habt ihr euch eigentlich so schick gemacht?“

„Dürfen wir das denn nicht zu deinem Geburtstag, Kazuki?“ Sie zwinkerte ihm zu. Haruka neben ihr trug noch einen Haori über ihrer roten Furisode, der fast alles davon verdeckte, die Haare hatten beide aufwändig hochgesteckt.

"Von dir kenne ich das ja, aber Haru-chan?“

„Hmmm...? Ist was, Too-san?“ Haruka schob sich ein kleines Stück Gemüsetempura zwischen die rot geschminkten Lippen, dann lächelte sie ihn an. „Was schaust du so?“

„Ihr seht großartig aus. Ist dir nicht zu warm?“ Er deutete auf den dunkelblauen Haori.

„Doch, furchtbar. Aber das würde ja die Überraschung verderben, wenn ich den ausziehe“, entgegnete sie und zwinkerte ihm zu. „Wie lange noch, Kaa-san?“

„Hmm... nicht mehr lange. Warte noch die Runde ab, bis alle soweit satt sind.“ Sayuri lehnte sich zu ihr und befreite ihren langen Ohrring, der sich in ihrem Kragen verfangen hatte.

„Nagut...“

Tetsuo tauschte die Plätze mit Shiro, damit er sich mit Gorou und seiner Frau unterhalten konnte, was Haruka mehr als nur zu freuen schien. Sie strahlte den Schwarzhaarigen an, der noch Schwierigkeiten hatte, sich in seiner neuen Rolle zurechtzufinden und nicht mit den Kobun den Service zu übernehmen, wie er es gewohnt war.

Kazuki lauschte den Gesprächen um ihn herum, beteiligte sich hier und da, wenn er angesprochen wurde, sonst versuchte er, sich zu entspannen und seine Sorgen von sich zu schieben. Sein Geburtstag hatte bis zur Ankunft im Anwesen aus Arbeit bestanden, da er und Tetsuo alle Informationen zusammengetragen hatten, die sie Hideyoshi und seinen Beratern am nächsten Tag zeigen wollten.

„Kazuki...?“ Sayuri zupfte ihn am Ärmel, um seine Aufmerksamkeit auf sich lenken. „Haru-chan hat ein Geschenk für dich, das möchte sie dir gerne zeigen.“

Er schaute mit gerunzelter Stirn zu Haruka, dann zu Shiro, der hastig den Kopf schüttelte, als er das erriet, woran er kurz gedacht hatte, seine Tochter verdrehte die Augen und erhob sich von ihrem Platz.

„Also echt mal, Too-san, was denkst du von mir?“ schimpfte sie leise. „Doch nicht an deinem Geburtstag und bevor ich irgendeine Ausbildung abgeschlossen habe, ich bin doch nicht von vorgestern.“ Sie trippelte zu ihm, beugte sich zu ihm herunter und küsste ihn auf die Wange. „Alles Gute zum Geburtstag, bester Too-san der Welt. Schau gut zu, ja?“

Sayuri und Sakura standen ebenfalls auf und folgten dem Mädchen zum freigelassenen Platz am Ende des Tischs. Der Raum war so groß, dass die Gesellschaft kaum die Hälfte belegte, so dass der Rest anders genutzt werden konnte. Sakura trug einen aufwändig verzierten, dunkelgrünen Kimono, wie Kazuki jetzt erst bemerkte. Sie kniete sich vor einen Instrumentenkoffer, klappte ihn auf und holte eine Shamisen heraus, die sie kurz stimmte, bevor sie die Finger auf die Saiten legte. Sayuri kniete sich aufrecht neben sie, während Haruka sich in die Mitte stellte, die Hände in die weiten Ärmel ihrer Kleidung geschoben.

Die Gespräche verstummten, als der erste Ton des Instruments erklang, das Mädchen atmete tief durch und begann mit ihrem einstudierten Tanz. Der Stoff der Furisode raschelte leise bei den fließenden Bewegungen, ein Raunen ging durch den Raum, als sie zwei Fächer aus ihren Ärmeln zog, einer dunkelrot mit stilisierten Flammen, der andere dunkelblau mit filigranem Wellenmuster, und sie in ihren schneller werdenden Tanz einfügte. Kazukis Herz quoll über vor Zuneigung, als Sayuri die Shamisen mit glasklarem Gesang begleitete. Es war geplant und einstudiert, über Wochen, um ihm eine Freude zu machen, zumal er wusste, wie schwer Haruka sich damit tat.

Haruka wirbelte herum, klappte die Fächer ein und ließ den schlichten Haori über ihre Arme nach unten gleiten, so dass er hinter ihr auf den Boden fiel. Ihre Furisode war nicht nur rot, sondern im Rücken schräg geteilt, die andere Hälfte war blau. Die Trennung der beiden Farben verlief über ein Spiel von Flammen und Wellen, die in den Stoff eingewebt waren, das Beeindruckende dabei waren die aufgebrachten Stickereien, die sich über das gesamte Kleidungsstück zogen: Ein goldener Phönix, der mit einem silbernen Wels tanzte. Der Obi war schwarz mit ähnlichen Stickereien darauf.

Die Melodie der Shamisen veränderte sich, wurde moderner, Kazuki erkannte einige Takte von Popsongs, die Haruka gern hörte, perfekt angepasst an das traditionelle Instrument. Sie bewegte sich nun weniger steif zur Musik, klappte die Fächer wieder auf und strahlte ihn über den Rand hinweg an, nachdem sie sich umgedreht hatte. Der zweite Teil ihrer Vorführung war kürzer, sie hielt die letzte Position etwas länger, dann verbeugte sie sich tief vor ihren Zuschauern, die ihr begeistert Beifall klatschten.

Kazuki stand auf, ging um den Tisch herum und drückte Haruka an sich, die vor Anstrengung schwer atmete.

„Meine Kleine... das war großartig, vielen Dank“, sagte er so leise, dass nur sie es hören konnte.

„Für dich immer, Too-san...“ Sie schlang die Arme um seine Taille und schmiegte das Gesicht an seine Brust. „Ich hab dich lieb. Pass nur auf, dass die mir jetzt nicht alle ihre Söhne und Enkel andrehen wollen, ich will keinen von denen.“

Kazuki lachte leise und küsste sie auf den Scheitel. „Ich will auch keinen von denen, ganz egal, wie oft sie anfragen.“

„Sehr gut. Ich... gehe mich umziehen, ich bin nass geschwitzt und das ist eklig. Wir sehen uns später.“

Haruka löste sich aus seiner Umarmung, hob den Haori auf und verließ dann mit Sayuri und Sakura im Schlepptau den Raum. Kazuki setzte sich wieder auf seinen Platz neben Hideyoshi, der alles mit größter Zufriedenheit beobachtet hatte.

„Wusstest du davon?“ fragte er seinen Schwiegervater leise.

„Ich weiß alles, was in diesem Haus vor sich geht“, antwortete er mit einem Lächeln. „Ich war in den vergangenen Wochen oft genug bei Sayuri, um es mitzubekommen. Haruka-chan ist ein großartiges Kind, die perfekte Kombination aus Phönix und Wels, meinst du nicht auch?“

„Die Furisode...“

„Habe ich in Auftrag gegeben. Passender wäre es gewesen, bis zu ihrem zwanzigsten Geburtstag zu warten, aber...“

„Ich verstehe... Vielen Dank, Oyaji.“

 

„So ein verliebter Trottel, das ist ja kaum mitanzusehen“, meckerte Tetsuo und zerzauste Shiro die ordentliche Frisur, der neben ihm auf der Veranda vor dem Versammlungsraum saß und eine Zigarette zwischen den Fingern drehte.

Gorou hatte sich an einen Pfosten gelehnt und lachte laut über das gerötete Gesicht des Jüngeren, der während Harukas Vorführung kaum geblinzelt hatte, um nichts zu verpassen. Im Anschluss war er etwas abwesend gewesen, bis sie sich umgezogen und sich ihnen mit einem schlichteren Kimono wieder angeschlossen hatte. Die meisten Gäste waren wie erwartet gegangen, als der Anstand es zuließ, so dass nur noch die da waren, die sowieso im Anwesen wohnten oder in der direkten Nachbarschaft. Haruka saß bei Sayuri und Sakura, die ihr einige Griffe auf der Shamisen erklärte. Kazuki sprach leise mit Hideyoshi und Isamu, er informierte sie wie abgesprochen schon knapp über die Vorkommnisse, weil er sie nicht am nächsten Tag damit überrumpeln wollte, während die drei Phönixe auf der Veranda rauchten.

„Na, immerhin weeß ick noch, wie die Kaffeemaschine funktioniert, wenn se in meener Nähe ist“, gab der Schwarzhaarige in breitem Kansai zurück und zündete sich die Zigarette an. „Aber ick denk auch nich mit meenem Schwanz, Aniki. Nich nur.“

Tetsuo schaute seinen Ziehsohn verblüfft an, damit hatte er nicht gerechnet, dann grinste er breit. „Gut gekontert, Hitzkopf. Vielleicht ist es besser so, dass du das bei ihr nicht tust, wenn dir dein Schwanz wichtig ist.“

„Mhm... wer sagt, dass ick das nich tu? Nur nich ständig.“

„Was tust du nicht ständig, Shiro?“

Kazukis ernste Stimme erschreckte ihn so, dass ihm die Zigarette aus den Fingern auf den Kiesweg vor der Veranda fiel. Er rutschte herunter und suchte im schwachen Licht danach, da er unmöglich zulassen konnte, dass irgendwo Müll herumlag.

Tetsuo legte den Kopf in den Nacken und sah Kazuki an. „Mit seinem Schwanz denken, wenn er in Harukas Nähe ist, weil er den dann sehr schnell los ist“, sagte er trocken. „Seid ihr fertig?“

„Ich würde lügen, wenn ich das mit vierundzwanzig nicht auch ständig getan hätte, nur war ich da verheiratet und durfte das.“ Er schmunzelte über Shiros frustriertes Stöhnen. „Wir sind fertig. Sa-chan?“

„Ja?“ Sie drehte sich halb zu ihm um.

„Gehen wir zu dir? Die alten Männer wollen ins Bett und wir sollten sie nicht stören“, fragte Kazuki, die Hände in den Hosentaschen.

„Du willst schon schlafen gehen?“

Sie quiekte laut, als er sie an der Taille hochhob und sie sich über die Schulter warf, um sie nach draußen zu tragen. Da sie außer einigen Angestellten die letzten im Raum waren, konnte er das tun, ohne irgendwen zu brüskieren.

„Ich erinnere dich daran, dass du in vier Monaten vierzig wirst, Sa-chan, sei lieber nicht zu frech, sonst kriegst du das dann alles zurück.“ Er tätschelte ihren Po, während sie mit den Fäusten leicht gegen seinen Rücken schlug.

„Du bist gemein, Kazuki“, jammerte sie leise. „Wir können später zu mir gehen, geh zum Badehaus, das können wir heute nutzen.“

„Wie hast du ihn dazu überredet?“

„Entschuldige mal, ich habe mir die ganze Woche den Hintern aufgerissen um dir einen perfekten Geburtstag zu organisieren, Waka, das Badehaus ist nur der letzte Programmpunkt. Als ob mein Vater mir das verwehrt.“ Sie hob den Kopf und winkte den anderen, ihnen zu folgen. „Es wissen sowieso alle Bescheid, außer du. Eine perfekte Überraschung.“

„Mhm... Hast du sehr gut gemacht, Liebes.“ Kazuki setzte sie vor dem Badehaus ab, das so alt war wie das gesamte Anwesen, dann küsste er sie sanft auf die Stirn. „Kou hast du aber nicht aus Okinawa hergezaubert, oder?“

„Nein, leider nicht. Zwei Nächte musst du noch ohne deinen süßen Prinzen aushalten, mein Lieber. Heute ist dein Tag, genieß ihn, später bekommst du auch noch dein Geschenk von mir.“

„Wie viel Sake hast du organisiert, Sayuri-nee?“ fragte Tetsuo im Vorbeigehen.

„Genug für euch Saufnasen, dass mir nur keiner in dem Bottich ertrinkt.“ Sie lugte um Kazukis Arm herum und sah Haruka Shiro an der Hand hinter sich herziehen, um in Richtung der Wohnung zu verschwinden. „Dann sind wir wohl nur zu fünft...“

„Sie benehmen sich doch, oder?“ fragte er leise.

„Shiro verhält sich vorbildlich, er ist sehr vernünftig und aufmerksam, auch wenn er ein unverbesserlicher Hitzkopf ist. Du musst dir überhaupt keine Sorgen machen, Kazuki, ihr habt ihn gut erzogen. Haru hat ihren eigenen Kopf, aber sie ist wahrscheinlich vernünftiger als wir beide in ihrem Alter.“ Sie kicherte bei der Erinnerung an ihre eigenen Eskapaden. „Also... Baden?“

 

Sayuri stolperte auf dem Weg vom Badehaus zu ihrer Wohnung über ihre eigenen Füße, so dass sie sich bei Kazuki und Tetsuo einhakte, um nicht zu fallen. Sie hatten die leeren Sakeflaschen ordentlich auf dem Rand der Wanne aufgereiht, soweit es ihnen möglich gewesen war. Um niemanden zu wecken, betraten die fünf das Wohnzimmer über die Veranda. Gorou ließ sich mit einem Seufzen auf Harukas Sitzsack fallen und zog Sakura auf seinen Schoß, die angeheitert kicherte.

„Ich glaube... die letzte Flasche war eine zu viel“, bemerkte Sayuri, nachdem sie sich auf ein Sitzkissen gesetzt hatte, den dünnen Yukata schob sie ordentlich zurecht.

„Schwächelst du?“ Kazuki stützte das Kinn auf der Hand ab und grinste sie an.

„Ich werde auch nicht jünger, weißt du“, gab sie zurück und füllte sich ein Glas mit Wasser.

„Du erwähntest etwas von einem Geschenk, Sa-chan...“ erinnerte er sie.

„Hmmm... ja... aber heute kannst du dir das gar nicht mehr richtig ansehen, das wäre unverantwortlich." Sie drehte sich halb um und holte ein kleines Holzkästchen aus einem Regal, das sie ihm über den Tisch schob. „Alles Gute zum Geburtstag und... unserem zwanzigsten Hochzeitstag, Holzkopf.“

„Du hast aber nicht das Gefühl, irgendwas wieder gut machen zu müssen, weil ihr den die letzten Jahre einfach ignoriert habt, oder Sayuri-nee?“ fragte Tetsuo, der sich mit dem Rücken an die Tür zu Veranda gesetzt hatte und rauchte.

Sie schaute beschämt zur Seite und wartete, bis Kazuki das Kästchen geöffnet hatte. Für einen Moment sagte er nichts, sondern sah nur vom Inhalt zu ihr und wieder zurück. Da es selten für ihn war, wirklich sprachlos zu sein, schauten Tetsuo und Gorou ihm neugierig über die Schulter.

„Wo, Sa-chan?“ fragte er schließlich.

„In der Garage, in der du die Motorräder untergebracht hattest. Die war ja leer bis auf ein bisschen Gerümpel... Du willst doch nicht jetzt...?“

Kazuki stand leicht schwankend auf und holte den Autoschlüssel aus dem Kästchen.

„Ich will es mir wenigstens ansehen, Sa-chan. Du weißt, dass ich nur nüchtern fahre.“

„Ihr kennt den Weg... ich bewege mich hier nicht weg.“ Sie scheuchte die Männer mit der Hand nach draußen, Sakura ließ sich mit einem heiteren Kichern neben ihr nieder.

„Du hast ihm wirklich das Auto geschenkt?“ fragte sie.

„Hmm... Tetsuo hat Recht, ich fühle mich schuldig, weil ich ihn wegen Itsuki so ignoriert habe und alles so... ich weiß auch nicht... kompliziert geworden ist?“

„Er weiß es sicher zu schätzen, meine Liebe. Den Kater morgen wahrscheinlich weniger, aber da müssen wir wohl alle durch..." Sie trank einen Schluck Wasser aus Sayuris Glas.

 

Kazuki lief durch den Garten, die Sandalen klapperten leise auf den steinernen Gehwegplatten, die zur Garage am Rand des Grundstücks führten. Tetsuo und Gorou folgten ihm neugierig. Er öffnete die Seitentür über einen Pincode und trat dann ein, die Neonröhren an der Decke brauchten eine Weile, bis sie richtig an waren und den Raum erhellten. Mittig stand ein Auto, abgedeckt mit einer schwarzen Schutzhaube aus Stoff, ein Porsche-Logo war auf Höhe der Motorhaube aufgedruckt. So vorsichtig er es in seinem betrunkenen Zustand konnte, zog er den Stoff ab und bestaunte für eine Weile das Auto darunter, dessen kirschroter Metalliclack im hellen Licht schimmerte: Taycan Turbo S stand in mattschwarzem Schriftzug auf dem Heck.

„Aniki...“ Tetsuo zupfte ihn sacht am Ärmel, die Augen ähnlich groß wie seine über Sayuris extravagantes Geschenk. „Wir... fahren erstmal nur noch damit, okay?“

„Geht klar...“ Kazuki neigte den Kopf und zog eine Grimasse. „Glaubt es oder nicht, ich habe absolut nichts für sie organisiert, weil ich den Tag einfach vergessen habe.“

„Der war in den letzten zehn Jahren ja auch nicht unbedingt Thema... und dieses Jahr auch nicht“, sagte Gorou. „Du kennst sie, sie will wahrscheinlich gar nichts von dir, außer dem, das du ihr schon gegeben hast.“

„Hmm... wir sollten sie nicht länger warten lassen, bevor sie doch noch schlafen geht...“ Er stopfte die Plane in eine leere Kiste an der Wand, weil er sich nicht mehr zutraute, sie unfallfrei über das Auto zu legen, dann machten sie sich auf den Rückweg.

Sayuri und Sakura unterhielten sich kichernd über irgendetwas, als sie zurückkamen. Kazuki hockte sich neben seine Ehefrau und drückte sie etwas ungeschickt an sich, so dass sie halb auf seinem Schoß lag und ihn grinsend ansah.

„Danke, Liebes. Jetzt habe ich gar nichts für dich...“

„Unsinn... du gibst mir so viel mehr, als es unser Arrangement erwarten lässt. Du bist mein bester Freund, mehr will ich gar nicht für mich.“ Sie zerzauste ihm die dunklen Haare und küsste ihn auf die Wange. „Freut mich, dass es dir gefällt.“

„Sehr. Tetsu würde dafür auch seinen geliebten Tesla verraten.“ Er schmunzelte kurz, dann fiel sein Blick auf einen Umzugskarton, der neben der Tür stand. „Was ist mit dem Karton?“

„Ach der...“ Sayuri setzte sich auf und streckte sich. „Da sind Sachen von dir drin, habe ich beim Aufräumen in der Abstellkammer gefunden. Fotoalben und anderes Zeug, das du nie mitgenommen hast.“

„Oh... da sind die, ich habe sie schon gesucht.“ Er schob den Karton zum Tisch und öffnete ihn, um hineinzusehen.

„Willst du das jetzt durchsehen?“ Tetsuo hob fragend eine Augenbraue.

„Warum nicht? Hast du Angst, dass wir peinliche Fotos von dir finden, Tetsu?“

Der Blonde schaute ihn leicht panisch an, als ob er wusste, welche Fotos sich in Kazukis Fotoalben befanden und betete still, dass er sie nicht alle durchsehen wollte.

„Also ja. Was finden wir da? Klein-Tetsuo mit Pickeln im Gesicht?“ unkte Sakura und fischte ein abgegriffenes Album vom Stapel, den Kazuki auf den Tisch gelegt hatte.

Während die Frauen durch das Album blätterten, räumte Kazuki die Kiste komplett aus, bis zu einer kleinen Schachtel, in der es leise klapperte. Er stellte sie zu den anderen Sachen auf den Tisch und überlegte, womit er zuerst anfangen sollte, was nicht einfach war, da der Alkohol seine Gedanken träge machte.

„Was ist da drin, Kazuki?“ fragte Gorou neugierig und deutete auf die Schachtel, die der Angesprochene schließlich öffnete.

„Oh... meine alten Piercings. Ich hatte völlig vergessen, dass ich die aufgehoben habe...“ Er schob den Schmuck mit dem Zeigefinger durch die Gegend, bis Sayuri sie ihm aus der Hand nahm.

„Kazuki...?“ fragte sie mit verschwörerischem Unterton in der Stimme. „Wollen wir... deinem süßen Kou ein kleines Geschenk machen? Damit?“ Sie schüttelte die Schachtel leicht.

Er runzelte die Stirn und sah zu Tetsuo, der wissend grinste, aufstand und zum Sideboard ging, in dem Sayuri Desinfektionsmittel und eine Erste-Hilfe-Kiste verstaut hatte.

„Das Füchschen hat’s verstanden, sehr gut. Also, Kazuki? Deine Chance... du musst nichtmal die Hosen runterlassen, da du sowieso keine trägst.“ Sie warf den goldenen Hufeisenring mit den fünf Millimeter großen Kugeln in ein Schnapsglas und schüttete das Desinfektionsmittel darauf, das Tetsuo ihr gegeben hatte.

„Habe ich da überhaupt ein Mitspracherecht?“ Kazuki setzte sich bequemer hin, legte die Hände auf seine Knöchel und schaute die beiden fragend an.

„Natürlich. Geht ja um deinen Schwanz, nicht meinen“, entgegnete sie breit grinsend. „Heißt nicht, dass wir deine Wünsche auch respektieren, Waka.“

„Also... wenn ihr mir jetzt das Ding da durch den Schwanz stechen wollt, brauche ich erst noch was zu trinken, um das irgendwie zu ertragen.“

Gorou stellte ihm ein großes Glas auf den Tisch und füllte es zur Hälfte mit Sake. „Na dann los, runter damit, Boss.“

Kazuki zog eine Grimasse und leerte das Glas mit einem Schluck, dann lehnte er sich mit dem Rücken an den Tisch. Gorou schob Gläser und Flaschen zur Seite, um sich hinter ihn zu setzen und seine Arme und Beine zu fixieren, damit er es sich nicht noch einmal anders überlegen konnte, während Tetsuo sich vor ihn auf den Boden kniete und verschiedene Dinge neben sich legte, die er brauchte, während die Frauen ihnen neugierig zusahen. Da der Stichkanal nach wie vor vorhanden war und nur leicht zugewachsen, würde er nur etwas Geschick brauchen, um ihn wieder zu öffnen, soweit er das in seinem betrunkenen Zustand überhaupt schaffte. Ohne sich weiter aufzuhalten, öffnete er Kazukis Yukata am Gürtel und schob den Stoff zur Seite, dann desinfizierte er seine Hände.

„Ich kann dir nicht sagen, wie weh das jetzt tut... im besten Fall zwickt es nur kurz, aber schlimmer als neu stechen ist es sicher nicht“, sagte er grinsend.

 

Die Tür zum Wohnzimmer wurde aufgeschoben und Haruka schaute herein, hielt inne und ließ ein frustriertes Grunzen hören, als sie die Erwachsenen vor dem Tisch sitzen sah, ihr Vater so gut wie nackt, Tetsuo in schwer zu deutender Mission vor ihm.

„Ist was, Haru-chan?“ fragte Sayuri fröhlich.

„Nein... also... wollte nur fragen...“ Sie rieb sich über das Gesicht. „Darf Shiro...“

„Klar, Liebes. Du weißt, ich vertraue dir und ihm auch. Schlaft gut“, flötete ihre Mutter.

„Gute... Nacht, oder so...“ Sie schob die Tür wieder zu und drehte sich zu Shiro um, der im Flur gewartet hatte. "Ich habe keine Ahnung, was ich da gerade gesehen habe und ich will es auch nicht wissen. Du darfst auch hier duschen... wobei ich mir sicher bin, dass sie an etwas völlig anderes gedacht hat. Die sind hackedicht.“

Shiro grinste breit, dann zog er sie an sich und küsste sie zärtlich. „Woran hat sie denn gedacht, Haru...?“

„...du weißt ganz genau, woran sie gedacht hat...“

„Mhm... aber wir erzählen ihr besser nicht zu viel, so sehr ich Sayuri-nee schätze, verlasse ich mich ungern auf ihr Urteil, wenn sie nicht nüchtern ist.“ Er zog sie mit sich zum Bad. „Du hast auch noch nicht geduscht, oder?“

„Nö... wann denn?“

 

Kazuki lehnte den Hinterkopf gegen Gorous Brust, während Tetsuo hochkonzentriert an seinem Penis herumfummelte, um den offenen Ring durch die dünne Haut zu stechen, die den Stichkanal seines Prince-Albert-Piercings in den vergangenen Jahren verschlossen hatte. Es tat nicht wirklich weh, drückte etwas, allerdings schob er die leichte Taubheit auf den Alkohol, den er im Laufe des Abends in sich hineingeschüttet hatte. Er lachte leise, als er daran dachte, dass er beim ersten Mal ähnlich betrunken gewesen war und jeder andere Piercer als Ely hätte ihn zum Ausnüchtern nach Hause geschickt, statt ihm einen Ring und Tetsuo einen Stab durch den Penis zu stechen. Das Desinfektionsspray fühlte sich kalt an, als der Blonde seine Haut damit einsprühte, nachdem er die Verschlusskugeln aufgeschraubt hatte.

„Geht’s, Aniki?“ fragte er besorgt.

„Mhm... frag mich morgen nochmal. Ich hasse euch für solche Ideen...“ Kazuki rieb sich mit dem Handballen über die Augen. „Ich liebe euch aber noch viel mehr.“

„Jetzt werd nicht sentimental, Holzkopf. Wir lieben dich auch.“ Sayuri schlange die Arme um ihn. „Du bist so dicht...“ Sie kicherte leise. „Du bist ein schlechtes Vorbild für die Kobun, Waka.“

„Es sind keine hier...“ Er zog den Yukata wieder zu und band einen lockeren Knoten in den Gürtel. „Ich glaube kaum, dass ich noch länger durchhalte.“

„Wenn wir nach dem Frühstück zu Hideyoshi sollen, sollten wir zumindest noch etwas schlafen... Es ist fast drei Uhr“, sagte Gorou.

Tetsuo zog Kazuki auf die Beine und stabilisierte ihn, als er etwas das Gleichgewicht verlor. „Ich bringe dich ins Bett. Ihr findet euch ja zurecht, oder?“ Er schaute zu Gorou und Sakura.

„Ja, mach dir keine Umstände, Tetsuo. Sayuri hat uns schon das Gästezimmer gezeigt und ich bin nicht das erste Mal hier“, entgegnete Sakura lächelnd.

„Schlaft gut, Jungs. Hab euch lieb.“

Sayuri küsste Tetsuo und Kazuki auf die Wange, dann ging sie vor, um ihren Gästen den Weg zu zeigen. Der Blonde legte einen Arm um die Taille des Dunkelhaarigen, dem der Alkohol plötzlich sehr zu schaffen machte – oder der körperliche Stress durch die Piercing-Aktion – und brachte ihn zu seinem Schlafzimmer, wo er ihn schnaufend auf dem Bett absetzte und sich neben ihn fallen ließ.

„Stört’s dich, wenn ich einfach hier schlafe? Ich bin zu faul, den Futon auszurollen...“ murmelte er in das kühle Laken.

„Nein, ist ja genug Platz...“ Kazuki warf einen kurzen Blick auf sein Handy, er hatte noch keine Nachricht von Kou, dafür einen ausführlichen Bericht von Hotaru, den er am nächsten Tag lesen würde. Er war zu müde, um sich weiter Gedanken darüber zu machen, Kou war wahrscheinlich früh schlafen gegangen oder amüsierte sich mit seinen Freunden, was er ihm gönnte, auch wenn er sich über eine kurze Nachricht gefreut hätte. Er warf Tetsuo ein Kissen zu, dann streckte er sich auf seiner Seite aus und schlief kurze Zeit später ein.

Chapter Text

Sayuri ging leise in Kazukis Schlafzimmer, um ihn und Tetsuo für das Frühstück zu wecken, da sie sich noch nicht gerührt hatten. Sie blieb vor dem Bett stehen, das die beiden sich geteilt hatten und in dem sie jetzt dicht aneinandergeschmiegt schliefen, Stirn an Stirn, Kazuki lag mit dem Kopf auf Tetsuos Oberarm, dessen andere Hand entspannt auf der Taille des Älteren ruhte. Ihre Yukatas waren verrutscht, so dass sie quasi nackt waren, aber Sayuri wusste, dass die beiden das noch nie gestört hatte. Sie zog ihr Handy aus dem Obi und machte ein Foto der schlafenden Männer, das sie Kou schickte.

 

Sayuri [8:48]: Mein Ehemann hat offensichtlich schon Ersatz für dich gefunden. ;D

 

Sie beugte sich über die beiden und strich sanft über Kazukis Oberarm, um ihn zu wecken.

„Aufstehen, ihr Schlafmützen, das Frühstück ist fertig“, sagte sie leise.

Der Dunkelhaarige rollte sich grummelnd auf den Rücken und rieb sich die Augen, die er schließlich zusammenkniff, weil das frühe Sonnenlicht einen stechenden Schmerz in seine Stirn schickte.

„Wie spät ist es...?“ murmelte er.

„Fast neun. Ich habe meinem Vater gesagt, dass es bei uns später wird, wir sollen in Ruhe frühstücken und dann zu ihm kommen“, antwortete sie sanft. „Aspirin liegen im Wohnzimmer.“

„Tetsu...?“

„Hmmmm...? Kann ich blau machen...?“ Tetsuo zog sich das Kissen über den Kopf und grunzte leise.

„Nein? Dein Kater kann nicht schlimmer sein als meiner und dir tut sicher nicht der Schwanz weh, weil... wer ist eigentlich auf diese Idee gekommen?“ Kazuki zog den Stoff in seinem Schoß zur Seite und sah sich das neue alte Piercing an. „Sayuri?“

„Was? Ich schau mal nach dem Tee!“ Sie lief eilig aus dem Raum, kichernd.

„Du hast dich auch nicht gewehrt.“ Der Blonde setzte sich auf und fuhr sich mit beiden Händen durch die von Pomade verklebten Haare. „Willst du zuerst duschen?“

„Sag nicht, du hast jetzt Hemmungen, Tetsu. Das Bad ist groß genug, es kostet nur unnötig Zeit, wenn wir nacheinander duschen.“ Kazuki stand auf und suchte frische Kleidung aus dem Schrank, einen Satz warf er Tetsuo zu, der der Einfachheit halber ein paar Sachen dort deponiert hatte.

„Uhm... nein.“ Er schaute kurz auf sein Handy, auf dem er eine Nachricht von Izumi hatte. „Was zum... Wir hatten wohl nicht als einzige Spaß gestern.“ Er zeigte Kazuki ein Foto von Kous und Hotarus Hintern in knappen Spitzenhöschen.

„Woher hat Izumi das?“

„Von Inoue. Willst du es haben?“

„Da fragst du noch? Kou wird mir wahrscheinlich erzählen, wie das entstanden ist.“

Tetsuo folgte ihm zum Bad, während er noch etwas auf seinem Handy las. „Sie waren wohl shoppen und hatten die als Gratis-Beigabe. Ich weiß nicht, wie viel sie getrunken haben, dass sie – oder Izumi – auf die Idee kamen, Twitter darüber abstimmen zu lassen, wem die Teile besser stehen, aber gut...“

„Und, was meint dein geschultes Auge, wo du zwei von drei Hintern persönlich kennst?“

„Der, mit dem ich mich morgen ausgiebig beschäftigen werde“, gab er zwinkernd zurück.

 

„Unseren Recherchen zufolge hat Hayashi einige Kyodai und Shatei mit Versprechungen von schnellem, unkompliziertem Geld und anderen Annehmlichkeiten überredet, ihn bei seinen Unternehmungen zu unterstützen, die er alle unter dem Deckmantel seiner Assistenztätigkeiten für Sayuri organisiert hat. Da er es war, der es in die Wege geleitet hat, hat niemand hinterfragt, woher das Geld kommt und was damit passiert. Sein Bruder Noburu, der als Shingiin für Isamu gearbeitet hat, hat die Einkünfte vertuscht, so dass es auch nicht aufgefallen ist, dass kein Anteil an den Clan abgeführt wurde, wie es Vorschrift ist“, führte Kazuki ruhig aus, während sie in Hideyoshis Besprechungszimmer saßen. Isamu und Daichi saßen neben dem Oyabun und hörten angespannt zu.

„Nach Hayashis Ableben führten sie die Geschäfte in seinem Sinne weiter, da sonst niemand in Sayuris Abteilung davon wusste und es daher niemand unterbinden konnte. Mori-san und Shiro spürten sie am Dienstagabend in einer stillgelegten Pachinko-Halle in Kabukichō auf, am Mittwoch war ich selbst vor Ort. Zu meinem Bedauern fanden wir nicht nur Hayashi Noburu, sondern Miyamura und Takenaka, die eine Gruppe in Ginza anführten, die mir untersteht.“ Er ballte kurz die Fäuste auf seinen Oberschenkeln, entspannte seine Hände aber kurz darauf wieder, dann sah er zu dem jungen Phönix-Anführer. „Shiro hat mehr Informationen darüber.“

„Miyamura war Kyodai der Ginza-Gruppe, Takenaka sein Stellvertreter, der selbst einige Clubs in Kabukichō betrieben hat.“ Shiro drückte den Rücken durch und berichtete mit klarer Stimme. „Dienstag auf Mittwoch veranstalteten sie in der stillgelegten und umgebauten Pachinko-Halle eine Party mit illegalen MMA-Kämpfen und Wetten, bei denen sie hohe Summen eingenommen hatten. Im Wettbüro fanden wir zudem mehrere Waffen und eine mittlere Menge Ecstasy sowie Kokain, zu viel für den Eigengebrauch oder einen Partyabend.“

Die Erwähnung der Drogen ließ die älteren Männer leise schimpfen, bis Hideyoshi ihnen mit einer Geste zu verstehen gab, Shiro ausreden zu lassen.

„Wir trafen beide zusammen mit Hayashi Noburu an, dazu etwa ein Dutzend Kobun aus Ginza und Shinjuku, von denen einige zuvor Hayashi Itsuki unterstellt waren. Alle drei waren ebenfalls bewaffnet, als wir sie durchsuchten. Der Waka hat sie zur Rede gestellt, jedoch weder eine Erklärung noch eine ernstgemeinte Entschuldigung erhalten, stattdessen hat Tanaka ihn angegriffen und wurde von ihm selbst zur Strecke gebracht.“

„Was ist mit Miyamura und Noburu? Und den Kobun?“ fragte Isamu, sichtlich verärgert.

„Miyamura und Noburu wurden ihrer gerechten Strafe für den Verrat an der Miyamoto-kai zugeführt“, antwortete Shiro ernst. „Ihre Leichen wurden von unseren Cleanern entsorgt, die Familien der beiden erhalten in den kommenden Tagen eine Abfindung für den Verlust. Die Kobun aus Ginza werden bis zur weiteren Klärung ihrer Verstrickungen unter die Aufsicht der Asakusa Phönixe gestellt, die aus Shinjuku, die zu Itsuki gehörten, wurden vom Waka vor die Wahl gestellt, die Miyamoto-kai auf die ein oder andere Weise zu verlassen. Wer nicht freiwillig ging oder sich aufmüpfig verhielt, folgte den Kyodai.“

Hideyoshi runzelte die Stirn, die Hände in den Ärmeln seines Haori verborgen, während er über das Gehörte nachdachte. Isamu und Daichi diskutierten leise mit ihm.

„Isamu, Hayashi Noburu war einer deiner Buchhalter, wie konnten die gefälschten Einträge nicht auffallen?“ fragte er schließlich.

„Noburu hat seit über zehn Jahren für den Clan gearbeitet, er war fleißig und gründlich, ein schlauer Kopf, der selten mit seinem leiblichen Bruder zu tun hatte. Ich habe ihn nach Itsukis Tod befragt und er versicherte mir, dass er dem Clan treu ergeben sei, es gab keinen Grund, seine Arbeit zusätzlich zu überprüfen“, antwortete sein jüngster Bruder.

„Was ist mit dem Gebäude in Kabukichō? Das ist eines von deinen, oder Sayuri?“ fragte Daichi.

„Ja. Ich habe die Halle letztes Jahr schließen lassen, weil das Gebäude alt ist und Pachinko mehr kostet als es einbringt.“ Sie warf einen Blick auf die Fotos auf ihrem Tablet, die Tetsuo ihr geschickt hatte. „Nach diesen Beschädigungen werden wir es sobald wie möglich abreißen müssen. Die Statik ist nicht mehr gewährleistet, ein mittleres Beben und der ganze Block könnte in Mitleidenschaft gezogen werden, im schlimmsten Fall werden Unbeteiligte verletzt.“

„Die gefundenen Drogen habt ihr entsorgt?“ Hideyoshi notierte sich etwas in einem Notizbuch.

„Ja, Oyabun. Niemand soll der Miyamoto-kai anhängen, mit Drogen zu handeln. Da wir erst seit vergangener Woche wissen, wie konkret das alles ist, sind wir noch in der Aufklärung der Zusammenhänge. Wir benötigen dazu auch Einblick in die Bücher und Konten, auf die Noburu Zugriff hatte.“ Tetsuo schaute zu Isamu.

„Den sollt ihr bekommen. Ich überlasse deinem Clan die Aufklärung, Kazuki. Hayashi sowie Takenaka haben dich angegriffen, offensichtlich wollten sie mehr dir als dem Clan schaden, auch wenn mir schleierhaft ist, wie sie denken konnten, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat“, sagte Hideyoshi. „Isamu, nimm Mori-san und Shiro mit und gib ihnen alles, was sie benötigen. Daichi, suche bitte die Listen der Kobun heraus, damit wir später vermerken können, welche wir verloren haben.“

„Selbstverständlich, Oyabun“, entgegneten die beiden synchron, dann erhoben sie sich, um voranzugehen. Gorou und Shiro folgten ihnen, nachdem sie sich von ihm verabschiedet hatten.

 

„Welche Aufgaben erfüllt Taniguchi-kun für dich, außer auf Yukimura-sensei aufzupassen, Kazuki?“ fragte Hideyoshi, nachdem die anderen außer Hörweite waren.

„Honda hat ihm einige kleinere Aufgaben zugeteilt, bis jetzt hat er Listen vervollständigt und auf ihre Richtigkeit überprüft. Wir wollten ihm keine tiefgreifenden Zugriffsrechte geben, bevor wir nicht wussten, ob er bleibt“, erklärte Kazuki.

„Ich verstehe... wie ist der Monat verlaufen? Kommt Yukimura-sensei mit ihm zurecht?“

„Sie verstehen sich blendend, aber Kou ist das Ganze pragmatischer angegangen als wir es erwartet oder selbst getan haben.“ Er runzelte die Stirn, als er daran dachte, wie Kou ihnen den Kopf gewaschen hatte. „Taniguchi bewohnt nach wie vor ein Zimmer bei Tetsuo, da im Gebäude keine Wohnung frei ist. Mittlerweile schreien sie sich nicht mehr täglich an, sie machen eher andere Dinge.“

Tetsuo blies empört die Luft durch die Nase, woraufhin Hideyoshi ihn überrascht ansah.

„Oyaji, das letzte Mal bist du mir ausgewichen, aber Taniguchi war nicht nur dein persönlicher Assistent. Es ist deine Entscheidung, wen du in deinem Haushalt leben lässt, aber so verletzt und gekränkt wie er war, war da mehr, nicht wahr?“ hakte Kazuki nach.

„Jetzt sag es ihnen schon, Otoo-san“, verlangte Sayuri ärgerlich. „Und dann findest du besser noch eine Erklärung dafür, weshalb du Taniguchi ohne ein Wort des Abschieds vor die Tür gesetzt hast, als sei er ein Haustier, das du nicht mehr haben wolltest. So wird er sich wahrscheinlich auch gefühlt haben. Dass du dich erst jetzt nach ihm erkundigst, ist ja schon fast schäbig.“

Hideyoshi seufzte resigniert. „Ihr wisst, dass ich Taniguchi-kun in meinen Haushalt aufgenommen habe, nachdem er zu uns übergelaufen ist. Um ihn zu schützen und auszubilden, als meinen Schüler und... im Laufe der Jahre entwickelte sich eine enge Bindung zwischen uns, er wurde mein Wakashu.“ Er legte die Handfläche auf seine linke Seite, wo sich der weiße Lotus befand, der dem auf Hotarus Unterarm wie ein Zwilling glich. Kazuki kannte den Lotus auf Hideyoshis Oberkörper, hatte ihm aber nicht viel Bedeutung beigemessen in dem ganzen Kunstwerk, das seine Tattoos mittlerweile bildeten.

Tetsuo ließ einen fast schmerzhaften Laut hören, als ihm bewusst wurde, dass er Sex mit so etwas wie dem Partner des Oyabun gehabt hatte. Und haben wollte.

„Was hast du, Tetsuo? Geht es dir nicht gut?“ fragte Hideyoshi besorgt.

„Alles... gut, Oyabun. Ich geh mich einfach vor den nächsten LKW werfen...“ murmelte er so leise, dass nur Kazuki es hören konnte.

„Willst du damit sagen, du hast deinen Wakashu, deinen Gefährten der letzten Jahre, der dir in Ergebenheit und Treue verbunden war, einfach so rausgeworfen? Die Verbindung von dir aus getrennt und es ihm nicht einmal erklärt?“ Kazuki runzelte verstimmt die Stirn. Shudō war zwar eine recht veraltete Art der Partnerschaft zwischen zwei Männern – einem Wakashu und seinem Lehrer –  aber ihm nicht unbekannt, da er sich wie Hideyoshi mit den Lehren der Samurai auseinandergesetzt hatte.

„Er wäre nicht gegangen, wenn ich es ihm erklärt hätte...“ widersprach der ältere Mann. „Tani... Hotaru wäre bei mir geblieben, ganz egal wie krank ich bin und wie schlimm es ausgeht, bis zum letzten Tag und dann... wäre niemand da gewesen, um ihn zu beschützen.“

„Jeder weiß, dass er zu deinem Haushalt gehörte, weshalb denkst du das, Otoo-san?“ fragte Sayuri, die Arme vor der Brust verschränkt.

„Für die meisten hier und Kazuki ebenfalls ist und war er der übergelaufene Ex-Cop, niemand, dem man unbedingt vertrauen kann, auch wenn er das loyalste Mitglied ist, das ich bisher kennengelernt habe. Er wäre als einer der ersten unter die Räder gekommen, wenn es zu Schwierigkeiten bei Kazukis Übernahme der Clanführung kommen sollte“, erklärte er.

„Trotzdem... er weiß, wie krank du bist und er verehrt dich wie kein zweiter und du... du brichst ihm einfach so das Herz und schiebst ihn nach Asakusa ab. Wahrscheinlich hat er gedacht, er hat dich in irgendeiner Weise gekränkt und weiß gar nicht, dass du nur seine Sicherheit im Kopf hattest.“ Sayuris Stimme war scharf, sie war sauer, dass ihr Vater sich so unlogisch verhalten hatte. Sie hatten schon darüber gesprochen, aber da weder Kazuki noch Tetsuo davon gewusst hatten, wühlte es sie erneut auf. „Zum Glück ist Kou so ein herzensguter Mensch und hat ihn sofort aufgenommen, Kazuki und Tetsuo haben Taniguchi ja auch eher das Leben schwer gemacht, als freundlich zu ihm zu sein. Weil du alle im Unklaren über deine Beweggründe gelassen hast. Was ist los mit dir? Wirst du auf deine alten Tage senil?“

Tetsuo wünschte sich, im Boden zu versinken oder sich einfach aufzulösen. Er malte sich aus, was Hideyoshi mit ihm anstellen würde, wenn er herausfand, was er getan hatte und verzog das Gesicht vor imaginären Schmerzen.

„Sayuri...“ Kazuki strich ihr beruhigend über den Rücken. „Jeder von uns hat aus Zuneigung zu jemandem schon eine Fehlentscheidung getroffen, das schließt deinen Vater nicht aus. Oyaji, verstehe ich das richtig, dass eure Shudō-Verbindung mit deiner Entscheidung aufgelöst ist und Taniguchi dir über seinen Treueschwur hinaus zu nichts verpflichtet ist?“

„Ja. Diese Verbindung existiert nicht mehr. Weshalb fragst du?“

„Du solltest es ihm erklären, das bist du ihm schuldig, um einen Schlussstrich zu ziehen. Und Tetsuo keine Angst mehr haben muss, dass du ihn häutest oder andere Dinge mit ihm anstellst, weil er Taniguchi flachgelegt hat, nachdem sie sich nicht mehr gegenseitig an die Gurgel gehen wollten“, fügte er mit einem Schmunzeln hinzu.

„Selbst wenn sie noch existieren würde, ich habe ihm nie verboten, Sex mit anderen zu haben. Es ist mir völlig bewusst, dass ich unmöglich das erfüllen konnte, was er an körperlicher Zuneigung braucht.“ Hideyoshi neigte leicht den Kopf in Tetsuos Richtung, der immer noch aussah, als hätte er Schmerzen. „Es freut mich, dass ihr euch so gut versteht. Dennoch habe ich ihn wohl sehr unglücklich gemacht.“

„Und wie du das hast... Shiro hat Haru-chan erzählt, wie schlecht alle seit Anfang April drauf waren“, sagte Sayuri, dann tippte sie eine Nachricht auf ihren Tablet an, eine Antwort von Kou auf ihre vom Vormittag.

 

Kou [14:04]: Okay, damit kann ich leben, dann ist Hotaru ja jetzt frei ╮( ̄~ ̄)╭

 

Im Bildanhang war ein Selfie, das Kou zwischen Tōru und Hotaru zeigte, die ihn auf je eine Wange küssten, alle drei grinsend und offensichtlich gut drauf, während sie am Hotelpool saßen.

 

„Du kannst froh sein, dass Taniguchi so anpassungsfähig ist und Kou so liebenswürdig. Schau, so gut verstehen sie sich.“ Sie drehte das Tablet um und zeigte ihrem Vater das Bild der drei. „Mit Kous Freunden scheint er sich auch zu verstehen.“

Hideyoshi schloss kurz die Augen und seufzte, dann lächelte er Sayuri sanft an. „Sieh dir an, wie fröhlich er aussieht, das habe ich ihm nicht bieten können. Nicht so. Aber ihr habt recht, ich sollte es ihm in Ruhe erklären, wenn sie wieder zurück sind.“

„Ich werde Taniguchi andere Aufgaben geben, die er für mich erledigen kann. Ich nehme an, er hat einen guten Überblick über die internen Clan-Prozesse und die Organisation? Kann ich ihm zutrauen, die Prüfung der Bücher zu übernehmen?“ lenkte Kazuki das Thema auf den eigentlichen Grund ihres Gesprächs.

„Hat er. Damit hatte er zwar nicht direkt zu tun, aber er kennt das System und wird Unstimmigkeiten finden, wenn du ihm die Zeit dazu gibst. Zusätzlich kennt er jedes höhere Clanmitglied inklusive Informationen, die meisten der Kobun kann er ebenfalls zuordnen. Darüber hinaus hast du sein Dossier, du weißt, welche Fähigkeiten er hat.“

„In Ordnung. Tetsuo wird sich um die Organisation von allem kümmern. Taniguchi arbeitet dir direkt zu, Tetsu“, beschloss er.

„Ja. Entschuldigt mich.“ Tetsuo verbeugte sich höflich vor Hideyoshi, dann stand er auf und verließ eilig den Raum.

„Was ist mit ihm? Bin ich wirklich so bedrohlich für ihn?“ fragte der ältere Mann und rieb sich das Kinn.

„Das gibt sich wieder. Er ist massiv verkatert, nachdem es gestern noch etwas eskaliert ist und...“ Kazuki schmunzelte. „Taniguchi bringt ihn völlig aus dem Konzept, das ist er nicht gewohnt, aber sie verstehen sich gut und er ist nicht mehr ganz so einsam wie zuletzt.“

„Das freut mich... wenn es sonst nichts mehr gibt, würde ich mich jetzt zurückziehen und ihr habt Arbeit zu erledigen.“ Hideyoshi erhob sich steif von seinem Platz, Sayuri ging zu ihm und stützte ihn etwas. „Danke, mein Kind, es geht schon.“ Er tätschelte ihre Hand.

„Das war eine lange Besprechung, ich bringe dich in deine Räume, Otoo-san.“ Sie schob seinen Arm unter ihrem durch und hielt ihn fest, dann brachte sie ihn nach draußen.

 

„Heute? Seit wann wisst ihr das? Hmm... ja, wir waren in einer Besprechung, sonst hätte ich dich zurückgerufen.“ Tetsuo lehnte rauchend an einem Pfosten der Veranda und telefonierte, als Kazuki ihn auf halbem Weg zu Sayuris Wohnung fand. „Nein, das lässt sich einrichten, Hotaru. Wir holen euch ab, schickst du mir noch die Flugdetails? In Ordnung, dann bis heute Abend.“

„Ist etwas passiert?“

„Offensichtlich gab es ein Problem bei ihrer Hotelbuchung, so dass sie heute schon auschecken und ihren Flug umbuchen mussten. Taniguchi wusste auch nicht, was genau falsch gelaufen ist, wahrscheinlich ein Fehler im Buchungssystem des Hotels, es war wohl alles etwas chaotisch heute Vormittag“, antwortete er. „Sie kommen heute Abend spät in Haneda an, als müssen wir nicht bis raus nach Narita.“

„Geht es Kou gut?“ Sie gingen zusammen zurück zu Sayuris Wohnung, um ihre Sachen zu holen.

„Gestresst, sie haben ihn zwar ganz gut ablenken können bis zur Abreise, aber Taniguchi meinte, ein Tag Erholung hätte ihm gut getan nach diesem Wochenende.“ Er schob die Hände in die Hosentaschen. „Offensichtlich hat er ein paar fiese Sprachnachrichten von Verwandten bekommen, nachdem er gestern für eine andere Künstlerin eingesprungen ist und ein Live-Interview bei der Abschlussveranstaltung gegeben hat. Er hat die Konten blockiert, aber du weißt, wie er ist... das belastet ihn sehr.“

„Verstehe...“ Kazuki ging über den Flur ins Wohnzimmer, um seine Sachen zurück in den Karton zu legen, den sie am Abend ausgeräumt hatten. „Ich weiß nicht, wie viel Arbeit Kou in den nächsten Tagen zu tun hat, aber ich werde mir zwei oder drei Tage frei nehmen, um für ihn da zu sein. Du kannst Taniguchi in die neuen Aufgaben einarbeiten, wenn er sich soweit erholt hat, die Woche wird für ihn auch anstrengend gewesen sein."

"Ja. Zur Not machen wir das bei mir auf dem Sofa, wie es ihm am besten passt. Es hilft keinem, wenn er sich überarbeitet.“ Tetsuo hob den Schlüssel des neuen Porsche auf. „Wer fährt zurück?“

„Ich? Lass Shiro den Tesla zurückfahren, du fährst bei mir mit.“ Er nahm ihm den Schlüssel ab und schob ihn in seine Hosentasche. „Es wird sicher noch eine Weile dauern, bis er alle Unterlagen von Isamu bekommen hat, die er braucht und wenn wir heute noch zum Flughafen wollen, können wir nicht auf ihn warten.“

Tetsuo verzog das Gesicht, er ließ ungern andere mit seinem Auto fahren, aber die Aussicht, in Kazukis neuem Auto mitzufahren oder es selbst fahren zu dürfen, ließ ihn schwach werden, zudem war Shiro niemand, der unvorsichtig fuhr, er würde den Tesla wohlbehalten zurück nach Asakusa bringen.

„Seid ihr fertig mit eurer Besprechung?“ Haruka schaute kurz zum Wohnzimmer hinein, in den Armen trug sie eine Schüssel mit frischgebackenen Keksen.

„Ja, Shiro und Gorou sind noch bei Isamu, um Unterlagen mitzunehmen. Kannst du Shiro den Schlüssel für Tetsuos Auto geben, wenn er damit fertig ist?“ Kazuki stibitzte einen Keks aus der Schüssel und steckte ihn sich in den Mund. Die Besprechung hatte so lange gedauert, dass sie das Mittagessen hatten ausfallen lassen und er nun doch etwas hungrig war.

„Kann ich machen. Ich habe viel zu viele Kekse gebacken, wollt ihr welche mitnehmen?“

„Ist das Hinakos Rezept?“ fragte Tetsuo, der sich ebenfalls einen Keks genommen hatte und konzentriert darauf herumkaute.

„Ja, Oma hat es mir geschickt, weil keins von meinen so gut gelungen ist. Sie meinte, ihr würdet keine anderen Kekse essen als diese... stimmt das?“ Sie sah die beiden fragend an.

„Nicht ganz, aber die sind auf jeden Fall immer zu bevorzugen“, antwortete Kazuki schmunzelnd.

„Oh, dann muss ich das Kou geben, damit er dir immer welche backen kann, Too-san“, sagte sie strahlend, dann runzelte sie dennoch die Stirn und drückte die Schüssel fester an sich. „Bist du mir böse, wenn... also... Shiro und ich... nicht bis zu meinem Geburtstag warten?“

Er schaute seine Tochter für einen Moment irritiert an, der Themenwechsel überraschte ihn, aber sie schien sich ernsthaft Gedanken darüber gemacht zu haben.

„Ich will nicht, dass du denkst, dass ich das nur machen will, weil meine Klassenkameradinnen das alle mit ihren Freunden tun, es ist nur... ich hab ihn wirklich, wirklich gern und ich will nicht, dass er Ärger von euch bekommt, weil...“ Sie wurde rosa um die Nase. „Weil er seine Finger nicht von mir lassen kann und umgekehrt.“

„Haru-chan... warum sollte ich dir deshalb böse sein, hm? Du kannst das sehr gut selbst für dich entscheiden, nur lass dich zu nichts drängen, das du nicht willst. Ich weiß, dass du schon Dinge mit deinen Freundinnen ausprobiert hast, du bist da nicht völlig unschuldig wie mir scheint, aber rede mit Shiro darüber, wie ihr das für euch löst. Shiro betet dich an, er würde sich eher noch den Rest seines kleinen Fingers abschneiden, als irgendetwas zu tun, das du nicht willst, weshalb er keine Angst haben muss, dass er Ärger von uns bekommt.“ Kazuki legte einen Arm um ihre Schultern und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. „Wenn du Fragen hast, egal zu was, kannst du immer zu mir oder deiner Mutter kommen, wir beantworten dir jede davon. Ich sage Takuya, dass Shiro jederzeit herkommen und dich besuchen darf und er euch nicht stört.“

„Das würdest du...? Du bist der allerbeste, Too-san!“

„Shiro bekommt nur Ärger von uns, wenn er dir wehtut, aber das wird er nicht, wenn er es verhindern kann“, fügte Tetsuo grinsend hinzu. „Du bist sehr viel vernünftiger als deine Mutter in deinem Alter oder irgendeiner von uns, Haru. Irgendwas haben deine Eltern wohl doch richtig gemacht.“

Haruka schaute ihn verblüfft an, dann erwiderte sie sein Grinsen. „Ich packe euch welche von den Keksen ein, wartet noch so lange, ja?“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste jeden auf die Wange, dann flitzte sie über den Flur in die Küche.

„Packst du den Rest ein, Tetsu? Ich rede eben mit Takuya.“

Kazuki gab ihm den Schlüssel für den Taycan, dann machte er sich auf die Suche nach Harukas Bodyguard, den er bei ihr in der Küche fand, wo er einige der misslungenen Kekse aß, die sie aussortiert hatte. Der junge Mann stand hastig auf, als er den Raum betrat und verbeugte sich höflich.

„Takuya“, sprach er ihn ernst an. „Shiro darf Haruka ab sofort jederzeit besuchen, unabhängig von der Uhrzeit und Dauer. Wenn er da ist, kannst du dich zurückziehen und die beiden allein lassen, sie brauchen niemanden, der auf sie aufpasst, damit sie nichts anstellen. Du begleitest sie nur, wenn sie das Anwesen verlassen, Shiro ist zwar durchaus in der Lage, auf Haruka aufzupassen, aber er ist ihr Freund und nicht ihr Bodyguard.“

„In Ordnung, Waka. Sayuri-nee-san hat mir einige kleinere Aufgaben im Haushalt übertragen, darf ich denen in der Zeit nachgehen?“ fragte er.

„Ja, unterstütze sie, wenn sie dich darum bittet. Sie ist sicher froh, dass es jemanden in ihrem Haushalt gibt, der so kompetent ist wie du.“ Er klopfte ihm anerkennend auf die Schulter, dann nahm er die Box mit den Keksen von Haruka entgegen.

„Takuya ist immer sehr zuvorkommend, Too-san. Und wir verstehen uns gut, auch wenn er manchmal etwas angespannt ist. Er hilft mir auch bei meinem Training, damit ich selbst auf mich aufpassen kann, wenn es nötig sein sollte“, informierte sie ihn. „Ich kann mir gar keinen besseren Bodyguard wünschen. In der Schule sind auch alle ganz hin und weg von ihm.“

Der schwarzhaarige Kobun verzog leicht das Gesicht, es war ihm unangenehm, dass Haruka ihn so lobte.

„Sag das deiner Mutter, sie hat ihn ausgewählt. Wir fahren dann, Kou kommt heute Abend schon zurück und wir müssen vorher noch nach Asakusa.“ Kazuki wischte ihr etwas Mehl von der Wange und schenkte ihr ein sanftes Lächeln. „Bis dann, meine Kleine.“

„Grüß Kou und Taniguchi von mir, ich sage Mama, dass ihr schon los seid.“ Sie begleitete ihn zur Wohnungstür und winkte ihm nach, während er Tetsuo folgte, der schon zur Garage vorgegangen war.

Chapter Text

„Wenn ich nicht wüsste, dass wir das Gepäck hier nie unterkriegen und es unfair wäre, Inoue mit der Bahn nach Hause fahren zu lassen, weil nur zwei Personen auf die Rückbank passen, würde ich ja vorschlagen, wir holen sie mit dem Porsche ab...“ sagte Kazuki wehmütig, nachdem sie einen langen Umweg über die Stadtautobahn zurück nach Asakusa gefahren waren und auf dem zweiten Stellplatz neben dem Aufzug in der Tiefgarage standen.

„Wem sagst du das... ich werde noch neidisch auf das Teil, halt mich bitte davon ab, mir auch einen zu kaufen.“ Tetsuo lehnte sich im Beifahrersitz zurück und strich mit den Fingerspitzen über die Türverkleidung. „Ich kümmere mich morgen darum, dass die Wallbox zum Laden montiert wird, solange kannst du meine benutzen.“

„Ich würde dich nie aufhalten, wenn du dir ein neues Auto kaufen willst, Tetsu. Wir müssen nur schauen, wo wir die alle unterkriegen.“

„Was ist mit deinen Plänen, den Parkplatz neben dem Anwesen aufzureißen und dort eine Hochsicherheitstiefgarage zu bauen? Der Hohlraum unter dem Grundstück sollte dafür doch nutzbar sein.“

„Die habe ich nicht verworfen, aber Hideyoshi war bisher dagegen. Die Höhle ist über den Keller zugänglich, aber er meinte, noch wären wir nicht so weit, dass wir uns eine Bathöhle einrichten müssen“, antwortete Kazuki grinsend.

„Nicht? Er ist doch der große Batman-Fan von uns, das ist sein Kindheitstraum, nicht unserer. Dort wäre auf jeden Fall genug Platz um alles unterzubringen und den Parkplatz ökologisch sinnvoller zu nutzen als den hässlichen Betonfleck, der er jetzt ist“, schlug der Blonde vor, vor seinem inneren Auge sah er die Fläche schon begrünt mit nur einer Aus- und Einfahrt für die Tiefgarage.

„Spätestens wenn ich ihm nachfolge, gehört das Grundstück mir und ich kann damit machen, was ich will. Mir wäre es nur lieber, wenn er vorher schon seine Zustimmung gibt, damit wir planen können. Das ganze Anwesen muss auch dringend saniert werden, es ist im Sommer viel zu heiß und im Winter zu kalt und kaum effizient zu heizen. Die Raumaufteilung kann meinetwegen so bleiben, aber eigentlich muss alles getauscht werden, was getauscht werden kann, so wie wir es bei Sayuris Wohnung gemacht haben.“ Kazuki hatte umfassende Pläne für die Modernisierung des Anwesens, mit der er schon längst begonnen hätte, wenn die alten Männer der Clanführung sich nicht dagegen sträuben würden, weil sie befürchteten, dass der Charme des alten Gebäudes verloren ging und sie durch Bauarbeiten gestört werden würden. „Eine bessere Schalldämmung wäre auch nicht verkehrt.“

„Du willst nur, dass nicht jeder Kou schreien hört, wenn du es mit ihm treibst...“, gab Tetsuo grinsend zurück. „Brauchst du alle Räume, die Hideyoshi aktuell nutzt?“

„Nein, nicht wirklich. Die meisten stehen ungenutzt leer und der Clanbereich könnte auch verkleinert oder optimiert werden. Willst du einen Teil davon? Oder das obere Stockwerk?“ Er sah seinen Stellvertreter von der Seite an.

„Wenn es soweit ist... ich muss mich immer noch damit abfinden, dass du Miyamura so unter die Nase gerieben hast, dass ich dir nachfolge, wenn dir etwas passiert. Das sollte doch nur der Plan B sein, Kazuki...“ Er runzelte die Stirn, da er sehr zufrieden damit war, Kazuki zu unterstützen und auf ihn aufzupassen, Waka wollte er nicht unbedingt werden, auch wenn er in Bezug auf die Phönixe schon genau das war.

„Plan B wurde zu Plan A, du bist der Einzige, dem ich diese Verantwortung zumuten kann und es wird sich zu jetzt nicht viel ändern, außer dass uns hin und wieder ein oder zwei ausgewählte Kobun begleiten, um für die Sicherheit zu sorgen. Du weißt, dass ich kein Fan davon bin, von einer ganzen Fußballmannschaft an Speichelleckern begleitet zu werden.“ Kazuki knuffte ihn gegen den Arm und stieg dann aus. „Wir sollten uns umziehen und etwas essen, bevor wir uns auf den Weg zum Flughafen machen.“

 

Tetsuo stieg ebenfalls aus und folgte ihm zum Aufzug, mit dem sie zu Kazukis Wohnung fuhren. Der Einfachheit halber hatten sie die Woche über immer zusammen gegessen und waren nur zum Schlafen allein gewesen. Mit dem Kochen hatten sie sich abgewechselt oder etwas bestellt, wenn keine Zeit dafür gewesen war. Der Blonde war froh darüber, hatten sie doch lange nicht mehr so viel Zeit außerhalb der Arbeit miteinander verbracht, erstrecht nicht, seit Kou in ihr Leben gestolpert war.

„Kazuki... wegen diesem Shudō... der Anfang davon muss vom Jüngeren, dem Wakashu ausgehen, richtig? Wie kann es dann sein, dass die Verbindung einseitig aufgelöst wird?“ fragte Tetsuo, während der Dunkelhaarige am Herd stand und darauf wartete, dass das Fleisch gar wurde.

„Eigentlich gar nicht. Laut Tradition endet die Verbindung mit dem Ende der Ausbildung des Wakashu oder dem Tod einer der beiden. Es kann sein, dass Hideyoshi es so ihm gegenüber formuliert hat, nur sollte der Punkt erreicht sein, dass beiden klar ist, dass es vorbei ist und nicht einer das für beide entscheiden“, erklärte er mit gerunzelter Stirn. „Aber es ist eine völlig veraltete Tradition, die seit der Meiji-Restauration kaum noch im Kopf der Leute ist. Wie auch, sie wurde damals verboten, wie alles, was irgendwie eine potenziell sexuelle Beziehung zwischen zwei Männern sein konnte. Es wundert mich aber nicht, dass Hideyoshi jemanden dafür gefunden hat, er interessierte sich schon immer dafür und so gesehen ist es die perfekte Verbindung neben einer Ehe. Liebe spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle, es hat mehr mit Loyalität und Lehrer-Schüler-Verhältnis zu tun, selbst Sex ist optional.“

„So ähnlich hat Taniguchi es auch formuliert, als ich ihn danach gefragt habe, ob er Hideyoshi liebt oder geliebt hat... es ist nur... du bist der Profi in diesen Samurai-Dingen, ich bin nur das Balg einer Koksnutte, das das Glück hatte, von dir aufgesammelt zu werden.“ Tetsuo drehte eine Zigarette zwischen seinen Fingern hin und her.

„Für Hideyoshi ist die Verbindung aufgehoben, seit er Taniguchi das so gesagt hat. Du musst dir keine Gedanken machen, ob du die Finger an das Eigentum eines anderen gelegt hast, das hast du nicht. Er hätte das auch nicht zugelassen, wäre die Sache nicht völlig klar gewesen, Taniguchi scheint mir in der Hinsicht sehr informiert zu sein. Hideyoshi hat ihn gut ausgebildet in allen Dingen, die nötig sind, sonst wäre es erst gar nicht dazu gekommen.“ Kazuki beugte sich über den Küchentresen und schnippte ihn gegen die Stirn. „Du zerdenkst das, kleiner Bruder, hör auf damit. Deine Gefühle kennst nur du und niemand erwartet irgendetwas von dir, das du für dich selbst nicht richtig findest. Gib dem Ganzen noch etwas mehr Zeit als zwei Wochen, meinetwegen können wir in einem halben Jahr noch einmal darüber sprechen, Sache ist, dass ihr euch versteht und wenn der Sex gut ist, umso besser. Er ist kein Dummkopf, er verbringt seine Freizeit damit, queeren Kids zu helfen, also weiß er zumindest im Ansatz, wie er dich einordnen kann und wird dir sicher nichts aufzwingen, was du nicht willst.“

„Das hat Kou dir erzählt, oder?“ Er stützte das Kinn auf seine Hand und seufzte leise. „Die beiden verstehen sich besser, als ich erwartet habe, sie ticken ähnlich. Und das hier...“ Er zeigte ihm das Foto, das Izumi ihm geschickt hatte. „Wird mein neuer Homescreen, du hast hoffentlich nichts dagegen.“

Kazuki lachte über Tetsuos verzweifelten Gesichtsausdruck, dann verteilte er das Essen auf zwei Teller. „Ganz und gar nicht. Du solltest eher die beiden fragen, ob sie ein Problem damit haben, statt mich, sind schließlich ihre Hintern, die du da mit dir herumträgst.“

„Pff... Kou ist das wahrscheinlich erstmal peinlich und Ho... Taniguchi wird mich fragen, ob mir seiner allein nicht ausreicht.“

„Es stört mich nicht, wenn du ihn weiterhin beim Vornamen nennst, Tetsu. Nur weil ich das nicht tue, musst du dich mir nicht anpassen, schließlich seid ihr schon weiter als das. Iss, wir hatten beide nur Frühstück heute und haben viel zu wenig geschlafen für die Menge, die wir gestern getrunken haben.“ Er setzte sich neben ihn auf einen Barhocker und widmete sich seinem Abendessen.

 

Kou zog die Bündchen seines Pullovers über seine Finger und zupfte daran, während er krampfhaft versuchte, sich abzulenken. Sie saßen seit einer Weile im Flugzeug, jeder in einer anderen Reihe, da sie durch die spontane Umbuchung keine Plätze zusammen bekommen hatten. Tōru hatte ihm versichert, dass er seine Flugangst unter Kontrolle hatte, da sie nur durch seine Unerfahrenheit gekommen war und er war sowieso so erledigt, dass er daran nicht einmal einen Gedanken verschwenden wollte. Hotaru saß einige Reihen hinter ihm, er hatte nicht besonders glücklich ausgesehen, dass er ihn für den zweieinhalbstündigen Flug allein lassen musste, aber Kou saß zwischen zwei freundlichen älteren Damen, die sich über seinen Schoß hinweg über ihre Enkel unterhielten und ihm zwischendurch einen Keks zusteckten, was ihn tatsächlich etwas ablenkte. Sie hatten gemerkt, dass er nicht gut drauf war und belästigten ihn nicht mit Fragen, versicherten sich aber alle dreißig Minuten, dass es ihm gut ging. Dennoch lauerte die ständige Angst in Kous Hinterkopf, dass das Flugzeug aus welchem Grund auch immer umdrehen und ihn wieder zurück nach Okinawa bringen würde, wo seine Angehörigen lebten, die ihm am Morgen aufdringliche und beleidigende Sprachnachrichten auf Instagram geschickt hatten, nachdem die Lokalpresse sein Interview vom Vortag aufgegriffen und teilweise wiedergegeben hatte. Zu einem Teil war er froh, dass sie schon eher abreisen mussten, zum anderen hätte er sich gern noch einen Tag im Hotel erholt. Das Hotelpersonal hatte es ihnen ermöglicht, die Zeit bis zur Abreise am Hotelpool zu verbringen, Hotaru, Tsubaki und Yoshino hatten ihn permanent beschäftigt, während Tōru für alle fünf den Rückflug umbuchte. Die beiden Frauen hatten Platz in einem späteren Flieger gefunden, so dass sie sich in Naha am Flughafen voneinander verabschiedet hatten.

„Sehr geehrte Fluggäste, wir haben heute Rückenwind, so dass wir eher als geplant Tokio Haneda erreichen. Wir leiten gleich den Landeanflug ein, bitte klappen Sie die Tische hoch und bringen Sie ihre Sitze in eine aufrechte Position“, schallte die Durchsage des Piloten durch die Kabine. Die ältere Dame rechts von Kou tippte ihn vorsichtig an, da er wegen seiner Kopfhörer nichts gehört hatte und sagte ihm leise Bescheid, nachdem er einen davon aus seinen Ohren gezogen hatte.

„Vielen Dank...“ Er verstaute seine Technik in seinem Rucksack vor sich, dann half er seiner Sitznachbarin mit ihrem Gurt, der ein wenig klemmte.

„Wenn Sie zuhause sind, schlafen Sie sich erstmal richtig aus, junger Mann, ja?“ Sie tätschelte seine rechte Hand und zwinkerte ihm aufmunternd zu. „Haben Sie jemanden, der zuhause auf Sie wartet?“

„Ja, meinen Partner.“ Kou atmete tief durch. „Wir waren bisher noch nicht so lange voneinander getrennt, räumlich vor allem.“

„Dann sehen Sie ihn bald wieder, freuen Sie sich darauf. Ganz egal wie anstrengend Ihre Reise war, wenn man nach Hause kommt, wird alles wieder gut.“

 

Kaum dass das Flugzeug am Gate stand, zog Hotaru sein Handy aus der Hosentasche und wählte Tetsuos Nummer, während er seinen Rucksack schulterte und darauf wartete, das Flugzeug verlassen zu können. Er hatte Kou gesagt, dass er warten sollte, bis er bei ihm war und sein Schützling schien sich daran zu halten, nachdem er die älteren Damen in seiner Reihe herausgelassen hatte.

„Ich bin’s. Wir hatten Rückenwind und sind zwanzig Minuten früher gelandet als geplant, seid ihr schon unterwegs?“ sprach er leise, um die Passagiere um ihn herum nicht zu stören.

„Wir sind gerade losgefahren, es gibt aber wegen eines Unfalls Stau auf der Strecke. Ich versuche, den zu umfahren, es kann aber noch mindestens eine halbe Stunde dauern, bis wir da sind“, antwortete Tetsuo ruhig. „Wir holen euch am Terminal ab, wartet dort einfach.“

„Okay. Dann bis später.“ Hotaru schlängelte sich durch den schmalen Gang und zupfte Kou am Ärmel, damit er ihm nach draußen folgte. Tōrus rotblonden Wuschelkopf hatte er aus den Augen verloren, sie würden sich spätestens an der Gepäckausgabe treffen. „Komm, wir sind bald zuhause. Tetsuo und Onodera-san sind auf dem Weg, um uns abzuholen.“

Kou nickte und drückte seinen Technikrucksack an sich, während er ihm aus dem Flugzeug folgte. Der Weg bis zur Gepäckausgabe war nicht weit, Tōru winkte ihnen, als er sie sah, er sah mindestens so erschöpft aus, wie Kou sich fühlte.

„Ich kümmere mich um das Gepäck, setzt euch doch schon in den Wartebereich“, bot Tōru an und gähnte herzhaft. „Schau nicht so, Kou, keine Widerrede. Das sollte nur ein paar Minuten dauern und ich habe sogar schon einen Gepäckwagen organisiert. Wenn ich mich jetzt setze, schlafe ich sofort ein.“

„Meinetwegen... du sagst aber, wenn du Hilfe brauchst, ja?“ Er zupfte am T-Shirt seines Freunds und schaute ihn besorgt an.

„Natürlich. Nimm ihn mit, Hotaru, da vorne sind Getränkeautomaten.“ Er legte Kous Hand in Hotarus und schob den leeren Gepäckwagen dann zum Band, um ihre Koffer zu holen, sobald sie ausgeladen waren.

Hotaru zog Kou sanft hinter sich her. Sie blieben vor den Getränkeautomaten stehen und er kaufte ihnen Energydrinks und eine Dose Kaffee für seinen Schützling, an der dieser sich festhielt, als würde er davontreiben, wenn er sie losließ. Sie setzten sich auf eine Bank in der Nähe, um dort auf Tōru zu warten. Kou stellte seine hastig geleerte Dose auf den Boden, dann bettete er seinen Kopf auf Hotarus Schoß und zog die Knie an.

„Tetsuo sagte am Telefon, dass sie im Stau stehen und etwas später kommen. Mach ruhig die Augen zu, ich wecke dich, wenn sie da sind.“ Er kraulte seinen Kopf und trank seinen Energydrink, um nicht selbst einzuschlafen. Er war völlig erledigt von der Woche, dem Wochenende und dem unnötig anstrengenden Tag. Während Kou mit Tsubaki und Yoshino im Pool gewesen war, hatte Hotaru die Zeit damit zugebracht, alle Konten zu melden und auf Kous Accounts zu blockieren, die seine Angehörigen genutzt hatten, um ihn zu beleidigen. Es bestand zwar immer noch die Chance, dass sie neue erstellten, aber er hatte ihm die Login-Daten gegeben, damit er zusätzlich ein Auge darauf haben konnte und ihm bei der Moderation half. Hotaru hatte sich am Vormittag geschworen, dass er nie wieder zulassen würde, Kou so niedergeschlagen zu sehen, weil ihm jemand Hassnachrichten sendete. Er würde unbedingt mit Kazuki und Tetsuo darüber sprechen müssen, was vorgefallen war, um ihn besser schützen zu können.

Tōru schob den Gepäckwagen fünfzehn Minuten später neben sie und ließ sich darauf nieder, da Kou die ganze Bank belegte. Er nahm den Energydrink dankend von Hotaru entgegen und leerte ihn zur Hälfte mit einem langen Schluck.

„Mir ist eben eingefallen, dass ich meinen Haustürschlüssel bei Izumi liegengelassen habe... meinst du, Tetsuo kann mich in Hamachō absetzen statt in Shinbashi?“

„Bestimmt, es liegt ja beides auf dem Weg. Izumi freut sich bestimmt auch, dich heute schon zu sehen.“

„Mhm...“

Er lehnte sich an den Griff hinter sich und versuchte, nicht einzuschlafen, während sie warteten. Da das Flugzeug früher als geplant gelandet war, war die Ankunftshalle noch entsprechend voll mit Passagieren, die ebenfalls darauf warteten, abgeholt zu werden. Eine halbe Stunde später traten Kazuki und Tetsuo durch die automatischen Türen, in gewohnt perfekt sitzenden Anzügen und dunklen Sonnenbrillen, obwohl es schon Abend war und keine Sonne zu sehen. Hotaru drückte Kous Arm, um ihn zu wecken. Er rieb sich die Augen und setzte sich gähnend auf, dann schaute er sich suchend um.

Die beiden älteren Männer hatten sie längst entdeckt und kamen zielstrebig auf sie zu, Kou ließ seinen Rucksack bei Hotaru und lief ihnen entgegen, um sich in Kazukis Arme zu werfen, kaum dass er ihn erreicht hatte.

„Kazu...“ murmelte er und klammerte sich an ihm fest.

„Entschuldigt die Verspätung, die Straße war gesperrt und wir mussten einen Umweg fahren. Habt ihr sehr lange gewartet?“ Tetsuo nahm Hotaru Kous Rucksack ab und hing ihn sich über die Schulter.

„Seit wir aus dem Flugzeug raus sind ist eine Stunde vergangen, also etwas“, antwortete der Rothaarige. „Was sollen die Sonnenbrillen?“

„Für das Men in Black-Image“, gab der Blonde grinsend zurück, dann nahm er die Brille ab und schob sie sich in die Brusttasche. „Es ist gestern etwas spät geworden.“

„Meine Güte... und ich dachte, wir hätten Augenringe des Todes. Was habt ihr bitte gemacht?“

„Frag nicht... brauchst du Hilfe damit, Inoue?“ Tetsuo drehte sich zu Tōru um, der sich träge an den Gepäckwagen gelehnt hatte.

„Nein, geht schon. Ich habe nur das dringende Bedürfnis nach einem Bett und zwei Tagen Schlaf“, sagte er gähnend.

„Es ist alles gut, Honey, du bist wieder zuhause.“ Kazuki strich Kou über den Kopf und küsste ihn sanft auf den Scheitel. „Du musst mich loslassen, damit wir zum Auto gehen können. Es ist nicht weit.“

„Ich will nicht... Ich lasse dich nie wieder los, Kazu...“ murmelte er und verstärkte seinen Griff.

„Soll ich dich tragen? Das würde zwar für etwas Aufsehen sorgen...“

„Ja. Tut mir leid, ich... ich verhalte mich furchtbar...“

„Unsinn. Komm, es wäre ja nicht das erste Mal, dass ich dich irgendwohin trage.“ Er löste seine Arme von sich, drehte sich um und ging ein Stück in die Hocke, damit er auf seinen Rücken steigen konnte, dann stand er mit ihm zusammen auf, als würde er kaum etwas wiegen.

Tetsuo löste Tōru dennoch ab, das Gepäck zum Auto zu bringen und lud es in den Kofferraum.

„Wieso habt ihr mehr Koffer dabei als auf der Hinreise? Was habt ihr bitte gemacht?“ fragte er Hotaru, der neben ihm stand und rauchte, während er zusah.

„Wir waren shoppen und es hat einfach nicht alles in meine Tasche gepasst, da musste ich noch den kleinen Koffer kaufen“, erklärte er grinsend. „Ich zeige dir morgen, was ich gekauft habe. Vielleicht.“

Kou zog Kazuki neben sich auf die Rückbank auf der Beifahrerseite, während Tōru auf der anderen Seite einstieg, so dass Hotaru sich nach vorne setzen musste. Kaum dass Kou sich angeschnallt hatte, lehnte er sich zu Kazuki und bettete den Kopf auf seinem Schoß.

„Ist dir das nicht zu unbequem, Kou?“ fragte Kazuki leise.

„Nein. Es ist ja nicht weit und ich bin furchtbar müde... Hast du genug Platz, Tōru?“ fragte er leise.

„Ja, alles gut. Du kannst deine Füße auf meinen Schoß legen, wenn das für dich bequemer ist. Könnt ihr mich bei Izumi in Hamachō absetzen? Mein Schlüssel liegt noch bei ihm.“

„Können wir machen.“

Tetsuo tippte auf das Display des Navis und gab Izumis Adresse ein. Er wusste zwar den Weg, wollte aber nicht zu sehr darüber nachdenken, wie er wegen der Straßensperrung fahren musste, dann fuhr er den RX aus der Parklücke heraus. Hotaru saß steif auf dem Beifahrersitz und strengte sich an, die Augen offen zu halten. Er hatte während des Fluges kein Auge zugetan, um irgendwie auf Kou aufpassen zu können und war furchtbar erschöpft. Er zuckte leicht zusammen, als er Tetsuos Hand auf seinem Unterarm spürte, die ihn leicht drückte.

„Du kannst ruhig die Augen zu machen, bis wir in Asakusa sind. Mach Pause, Hotaru“, sagte er ruhig, im Rückspiegel sah er Kazuki schmunzeln.

„Aber...“

„Soll ich es dir befehlen?“

Hotaru ließ einen frustrierten Laut hören, dann schloss er demonstrativ die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. Er nickte kurz darauf ein und wachte schreckhaft wieder auf, als Tetsuo vor dem Gebäude anhielt, in dem Izumi wohnte und das Auto verließ, um Tōrus Gepäck auszuladen und ihm eine gute Nacht zu wünschen, Asakusa erreichten sie zehn Minuten später.

Kazuki half Kou auszusteigen und legte ihm einen Arm um die Taille, da er so erschöpft war, dass er kaum stehen konnte. „Könnt ihr euch um das Gepäck kümmern? Ich bringe ihn besser gleich hoch.“

„Natürlich. Ist ja nicht so viel, ich bringe Kous Sachen in seine Wohnung und lege seinen Schlüssel bei dir ins Wohnzimmer. Geh schonmal vor, Hotaru, ich mache den Rest.“ Tetsuo drückte Hotaru seinen Rucksack in die Hand, Tasche und Koffer würde er ihm mitbringen, wenn er Kous Gepäck weggebracht hatte.

„Danke...“ Er folgte Kazuki und Kou zum Aufzug, um ein Auge auf sie zu haben, bis er auf dem Stockwerk von Tetsuos Wohnung aussteigen konnte.

 

Kazuki setzte Kou auf dem Bett ab, half ihm aus seiner Kleidung und ließ ihn sich hinlegen, bevor er etwas zu trinken aus der Küche holte und sich selbst auszog, um sich neben ihn zu legen und an sich zu drücken. Kou klammerte sich an ihn, als würde er davontreiben, wenn er es nicht tat und schmiegte den Kopf an seine Brust. Er strich ihm beruhigend über den Rücken, während der Jüngere sich wortlos in den Schlaf weinte. Für Erklärungen war in den nächsten Tagen noch genug Zeit, also hielt er ihn, bis er gleichmäßig und ruhig atmete, völlig erschöpft von den vergangenen Tagen und der Reise.

 

Tetsuo legte Kous Wohnungsschlüssel in das für Schlüssel vorgesehene Schälchen in Kazukis Wohnzimmer, dann ging er ein Stockwerk tiefer in seine Wohnung. Aoi begrüßte ihn maunzend, sie saß auf der Sofalehne und ließ sich kurz von ihm streicheln, bevor sie in die Küche davonhuschte, um ihr spätes Abendessen einzunehmen. Hotaru hatte sich der Länge nach aufs Sofa fallen lassen, nachdem er die Schuhe ausgezogen hatte. Er war eingenickt, kaum dass er das Polster berührt hatte, so dass Tetsuo ihn einen Moment beobachten konnte, bevor er ihn sanft weckte.

„Aru, hey... dir tut morgen alles weh, wenn du hier schläfst“, sagte er leise.

„Hmmm... braucht Kou mich noch?“ murmelte Hotaru leise, dann rieb er sich mit beiden Händen über das Gesicht.

„Nein, heute nicht mehr. Morgen sicher auch nicht, du kannst also ausschlafen, bevor du uns Bericht erstattest.“ Tetsuo hielt ihm die Hand hin und half ihm auf die Füße. „Willst du noch duschen?“

„Nee... viel zu müde. Du musst mich wohl stinkend ertragen“, entgegnete er frech.

„Damit kann ich leben. Du kannst natürlich auch in deinem Bett schlafen, wenn dir das lieber ist.“

„Sicher nicht.“ Er grub die Finger in Tetsuos Hemd. „Ich... war zwar nicht allein, aber Kou und Tōru sind nicht so tolle Bettgenossen wie du.“

Der Blonde drückt ihn mit einem Arm an sich und legte das Kinn auf seinen Kopf. „Mein Bett war sehr leer ohne dich... Aoi hat sich furchtbar breit gemacht und alles eingefusselt.“

„Das ist ihre Hauptaufgabe... alles einfusseln. Gehen wir schlafen oder musst du noch was erledigen?“

„Nichts, was nicht bis morgen warten kann. Ich habe, wenn überhaupt, nur fünf Stunden wirklich geschlafen und saß dann bis zu unserem Telefonat in einer Besprechung. Viel zu wenig für das, womit Sayuri uns gestern abgefüllt hat...“ Er zog Hotaru mit sich, als er den Weg zum Schlafzimmer einschlug.

Chapter Text

Kou wachte mitten in der Nacht auf und brauchte eine Weile, um sich zu orientieren. Kazuki lag auf dem Rücken schlafend neben ihm, einen Arm unter seinen Kopf geschoben, die andere Hand ruhte auf seinem Bauch. Er rieb sich mit dem Handrücken über die juckenden Augen, sie fühlten sich trocken an und vom Weinen waren seine Wimpern leicht verklebt, insgesamt fühlte er sich furchtbar klebrig und schwitzig, also stand er leise auf und tapste durch die dunkle Wohnung ins Bad. Dort dimmte er das Licht herunter, damit es ihn nicht blendete und stellte sich unter die Dusche, um sich gründlich zu waschen. Das Weinen hatte Kou gut getan, er fühlte sich bei Weitem nicht mehr so angespannt wie den ganzen vergangenen Tag und während des Rückflugs, der seine letzten Energiereserven aufgebraucht hatte. Er konnte sich kaum daran erinnern, wie sie vom Flughafen nach Hause gefahren und er in Kazukis Bett gekommen war, nur daran, dass sein Partner ihn festgehalten hatte, bis er eingeschlafen war, nachdem er sich die Anspannung und den Frust von der Seele geweint hatte.

Nachdem er geduscht und seine Haare halbwegs getrocknet hatte, tapste er nackt in die Küche, um eine Kleinigkeit zu essen und ein großes Glas Wasser zu trinken. Die kleinen Lampen im Dachgarten leuchteten schwach wie Glühwürmchen oder heruntergefallene Sterne und Kou genoss für eine Weile den Ausblick und die Stille. Im Hotel war es nie wirklich still gewesen, wenn man nicht leise Gespräche aus anderen Zimmern gehört hatte, rauschten entweder die Klimaanlage oder die leichte Brandung des Meers, das nur wenige hundert Meter entfernt gewesen war. In Kazukis Wohnung gab es zwar ebenfallse eine Klimaanlage, aber sie war nicht hörbar.

„Kou...? Ist alles in Ordnung?“ Kazuki kam aus dem Schlafzimmer, er war aufgestanden, als er gemerkt hatte, dass Kou nicht mehr neben ihm lag.

„Ja... ich war duschen und dann hatte ich Hunger“, gab er leise zurück, die Stirn an die kühle Scheibe der Balkontür gelehnt, zu der er mittlerweile gegangen war, um einen besseren Blick auf den Garten zu haben.

Der dunkelhaarige Yakuza legte von hinten die Arme um seine Taille und stützte das Kinn auf seine Schulter, so standen sie eine Weile, nur die Gegenwart des anderen genießend, bis Kou sich in seinen Armen umdrehte und ihn ansah.

„Kazu... ich war so neben mir, dass ich dich noch gar nicht geküsst habe, seit ich wieder da bin...“ bemerkte er mit leiser Empörung in der Stimme.

„Mhm... wirklich schlimm, dass du das vergessen hast. Willst du das jetzt nachholen?“ Er strich eine Haarsträhne hinter sein Ohr und ließ die Hand auf seiner Wange liegen. „Oder kommst du wieder mit ins Bett und wir machen das da?“

„Nein... jetzt.“

Kou hob den Kopf an und drückte die Lippen an seine, strich mit der Zungenspitze lockend darüber, bis sein Partner ihm entgegenkam und den Kuss erwiderte. Kazuki hielt verwundert inne, als er die kleine Kugel auf seiner Zunge spürte, doch Kou ließ ihm keine Gelegenheit, sich von ihm zurückzuziehen und küsste ihn gierig, als hätte er die Küsse einer ganzen Woche nachzuholen. Er spürte die Scheibe an seiner nackten Haut, da sein Partner ihn dagegendrückte, dessen Hände glitten von seinen Hüften zu seinem Po, den er fest massierte, während sie sich gegenseitig den Atem stahlen.

„Kou...“ flüsterte Kazuki mit belegter Stimme. „Wenn... du jetzt nicht mitkommst... muss ich dich hier auf dem Fußboden flachlegen... das wäre für uns beide mehr als unbequem...“

„Hnnmm... nagut...“

Kou löste sich von ihm, entschlüpfte seinem Griff und tapste kichernd voran ins Schlafzimmer, sein Partner folgte ihm mit langen Schritten und holte ihn ein, kaum dass er das Bett erreicht hatte. Er hielt ihn an den Hüften fest und schob ihn vorwärts auf die Matratze, hob seinen Po etwas an, um schließlich einmal mit seiner Zunge über seinen Anus zu lecken, was ihn leise wimmern ließ.

„Kazu... das ist... unfair...“

„Ist es das...? Ich denke nicht...“ Er entlockte ihm ein süßes Stöhnen, indem er mit seiner Zunge in ihn eindrang und über die empfindliche Innenseite strich. Kou zitterte vor Erregung, während er ihn so vorbereitete.

„Bitte... ich will... dich ansehen können...“ bat er ungeduldig und drehte sich halb auf den Rücken, kaum, dass er ihn losgelassen hatte.

Kazuki zog seine kurze Schlafhose aus und fischte das Gleitgel vom Nachtschränkchen, doch bevor er sich damit einreiben konnte, strich Kou mit den Fingerspitzen über seine Erektion und stieß schließlich neugierig gegen das Piercing, das durch Eichel und Harnröhre gestochen war.

„Kazu...? Was ist das?“

„Das... war eine der Schnapsideen, die Sayuri gestern hatte...“ erklärte er gepresst, Kous Finger machten ihn fast wahnsinnig. „Als Überraschung für dich...“

„Oh... Shion und Tetsuo hatten sich darüber unterhalten, aber ich dachte... du würdest das nicht mehr wollen...“ Er setzte sich auf, dann strich er mit den Lippen darüber, was seinen Partner leise stöhnen ließ.

„Ich... hatte nicht wirklich eine Wahl... es war vier gegen einen...“ Kazuki legte eine Hand auf Kous Hinterkopf und drückte ihn sacht an sich, was ihn dazu ermutigte, über seinen harten Penis zu lecken. „Du hast auch eine Überraschung für mich...?“

„Mhm... meine Zunge tut immer noch weh... also sei sanft mit mir, Liebster...“ Er sah ihn von unten an, das gedimmte Licht im Schlafzimmer ließ seine Augen in einem dunklen Goldton funkeln, während er mit der Zungenspitze am Piercing spielte.

„Dann sind wir beide etwas eingeschränkt... ich muss mich erst wieder daran gewöhnen...“ Er zog ihn von sich weg und legte sich dann neben ihn, um ihn zu küssen, während er mit der Hand über seine Brust nach unten strich und sie schließlich um seinen tropfenden Penis legte. „Ich werde es mir trotzdem nicht nehmen lassen, dich zu ficken, mein kleiner Kou... ich will dich spüren...“

„Hnn... ja bitte... Kazu...“

Kou zog ihm die Flasche mit dem Gleitgel aus der Hand und verteilte etwas davon auf seinen Fingern, mit denen er eine feuchte Spur über seine Hoden bis zu seinem Eingang zog, den er gründlich befeuchtete und noch etwas weitete. Er legte ein Bein über Kazukis Oberschenkel, damit er mehr Platz hatte, den ihm zugewandten Arm legte er um seinen Nacken und sie sich weiter küssen konnten. Kazuki verteilte den Rest von seinen Fingern auf seinem Penis, dann drang er langsam, fast vorsichtig von hinten in ihn ein, eine Hand fest auf seinen Oberschenkel gelegt, an dem er ihn an sich zog. Kou stöhnte gegen seine Lippen, als er die Kugeln, die den offenen Ring des Piercings verschlossen, in sich spürte. Er stieß langsam und tief in ihn, bewegte sich dabei nur wenige Zentimeter, während er ihn an sich drückte, um so viel von ihm spüren zu können, wie nur möglich.

„Du bist so heiß... ich liebe dich, Honey... so sehr...“ murmelte er in sein Ohr, an dem er zärtlich knabberte. „Ich lasse dich nie wieder allein so lange verreisen... ohne... dass ich dich beschützen kann...“

„Ahhh... Kazu... ich liebe dich auch...“ Kou legte den Kopf in den Nacken und drückte den Rücken durch, als seine Erregung so sehr zunahm, dass er fast gekommen wäre, hätte Kazuki nicht kurz inne gehalten, damit genau das nicht passierte. Er wollte es solange auskosten, wie es nur ging.

Kazuki verschränkte die Finger seiner rechten Hand mit Kous, mit der linken strich er von seinem Oberschenkel über seine Brust, er beobachtete ihn aufmerksam, wie er unter seinen Berührungen schmolz und sich ihm hingab, bis er es selbst kaum noch aushielt. Kou kam kurz darauf mit seinem Namen auf den Lippen, was zu seinem eigenen Orgasmus eine Welle an Zuneigung auslöste, die ihm für einen Moment den Atem verschlug. Er strich mit der freien Hand sanft über seine Wange, bis er ihn mit feuchten Augen ansah.

„Was ist, Kazu...?“ fragte er Jüngere, da er zögerte.

„Kou... bleib bei mir... für immer“, sagte er leise, als traute er seiner eigenen Stimme nicht. „Lass mich dich für immer lieben und beschützen... für dich sorgen, damit du das tun kannst, was dir Freude bereitet... verlass mich nicht, ohne dich... ohne dich bin ich nicht komplett, mein süßer Prinz...“ Mit dem Daumen fing er eine Träne auf, die von Kous Wimpern perlte.

„Kazuki... wie könnte ich dich verlassen...? Mein Herz gehört dir, es war die ganze Zeit bei dir, während ich in Okinawa war...“ flüsterte Kou, weitere kleine Tränen folgten der ersten. „Ich kann gar nicht anders, als bei dir zu bleiben... mit allen Konsequenzen, die das nach sich zieht, also... ja?“ Er grinste schief, als er einen Schwall Sperma aus sich herauslaufen spürte, da Kazuki ihn zu sich drehte um ihn an sich zu drücken und Küsse auf seine Wangen und seine Lippen zu drücken.

„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich mich das macht, Honey...“ Er knabberte sanft an seinen Lippen. „Ich liebe dich... für immer...“

„Hmmm... ich dich auch, Kazu...“ Kou kraulte seinen Hinterkopf. „Noch mehr, wenn du mich ins Bad bringst, damit ich mich nochmal waschen kann, bevor wir weiterschlafen... ich werde das Bett heute nicht verlassen, aber in deiner Spermapfütze will ich nicht schlafen...“

Kazuki grunzte amüsiert, dann rollte er sich mit ihm aus dem Bett und trug ihn auf den Armen ins Bad.

 

Kou hielt sich an sein Vorhaben, das Bett nicht zu verlassen. Er schlief bis zum frühen Nachmittag, nur unterbrochen von einem kleinen Frühstück, das Kazuki ihm ans Bett brachte und döste bis zum Abend vor sich hin, nachdem er seine Editorin angerufen hatte, um ihr mitzuteilen, dass er erst Ende der Woche wieder erreichbar war, um sich von der anstrengenden Reise zu erholen. Das wollte er tun, da seine Akkus komplett leer waren und er nicht einmal Muße zum Arbeiten hatte.

Hotaru schaute zwischendurch bei ihm vorbei und brachte ihm grinsend die Tüte mit seinen Einkäufen, damit er dafür nicht in seine Wohnung musste.

„Ich habe deine Wäsche ausgeräumt und den Koffer wieder in den Schrank gepackt, dein Tablet liegt im Wohnzimmer, wenn du doch ein bisschen arbeiten willst“, erzählte er pflichtbewusst, während er auf der Bettkante neben ihm saß. „Wenn dir danach ist, kannst du die ganzen liebevollen Kommentare unter deinen letzten Posts lesen, du hast auch ein paar Mails von deinen Fans, die sind alle so zuckersüß, davon bekommt man Karies.“

„Danke, Hotaru... später vielleicht. Hast du genug geschlafen?“

„Oh ja, mach dir darum keine Gedanken. Ich wurde mit dem Angebot von Kaffee und Frühstück im Bett geweckt und... ein Wunder, dass wir heute überhaupt noch zum Arbeiten gekommen sind“, gab er zurück, ein verträumtes Grinsen auf den Lippen. „Tetsuo hat nun ein Foto von unseren Hintern in diesen Höschen als Homescreen. Izumi hat es ihm geschickt.“

„Oh Gott... das ist voll peinlich...“ Kou zog sich das Kissen über den Kopf.

„Ich muss Onodera-san noch Bericht erstatten, ich wollte aber erst bei dir vorbeischauen. Offensichtlich habe ich mich aber gut geschlagen, wenn er mir erlaubt, sein Schlafzimmer zu betreten.“ Hotaru ließ den Blick durch den Raum schweifen, er war begeistert davon, wie viel Stilbewusstsein sein neuer Boss hatte, alles hatte seinen Platz, es war ordentlich und trug dennoch seine eigene Handschrift mit ein bisschen Kou, der hier und da etwas ergänzt hatte.

„Dann lässt er dich hoffentlich nicht weiter Excel-Listen bearbeiten... soll ich mit ihm reden, wenn doch?"

"Tetsuo hat heute Morgen etwas angedeutet, dass sich das ändern wird. Mehr weiß ich aber noch nicht, nur hat Shiro eine ganze Kofferraumladung Unterlagen in sein Arbeitszimmer gebracht, mit denen werden wir uns wohl beide beschäftigen müssen.“ Er stand auf und strich seinen Anzug glatt. „Ich sollte sie nicht zu lange warten lassen. Darf ich ihnen alles berichten, was vorgefallen ist?“

„Hm... ja... ich habe keine Geheimnisse vor Kazuki und Tetsuo.“ Kou setzte sich auf und trank einen Schluck kalten Tee. „Also auch Sonntagabend.“

„Bist du dir sicher? Nicht, dass... naja... meine Hände sind mir schon wichtig, weißt du?“

Er kicherte über Hotarus leichte Panik. „Mach dir keine Gedanken darüber. Blowjobs sind Küssen und Küssen ist erlaubt. Kazukis Worte. Ist ja nicht so, dass wir Sex hatten, den hattest du. Mit Tōru. Weiß Tetsuo davon?“

„Pfff... ich kann Sex haben, mit wem ich will, wir sind ja nicht exklusiv. Ich glaube, damit hätte er sowieso ein Problem und ich... mir ist es egal, ich habe so viel nachzuholen, dass ich insgesamt erstmal darauf klar kommen muss, überhaupt wieder so aktiv zu sein.“

„Das schaffst du schon, du hast ja jetzt genug Dinge, mit denen du üben kannst. Wir sehen uns später oder morgen, lass dich nicht von ihnen fressen, sie sehen nur gemein aus“, ermunterte Kou ihn und winkte ihm nach, als er den Raum verließ, bevor er sich wieder unter der Bettdecke zusammenrollte, um weiterzudösen.

 

„Wie ich es schon in meinem schriftlichen Bericht erwähnte habe, haben Kous Angehörige, Cousins väterlicherseits, soweit ich weiß, ihn über seine Social Media Profile gestalked und während unseres Ausflugs nach Naha am Donnerstag aufgespürt, um ihn zu bedrohen“, führte Hotaru aus, während er auf einem der Sessel in Kazukis Büro saß, der ihm angeboten worden war, damit er nicht die ganze Zeit stehen musste. Kazuki saß ihm gegenüber auf dem Sofa, Tetsuo lehnte an der Wand daneben, die Arme vor der Brust verschränkt und die Stirn gerunzelt. „Das Video, dass die Kobun der Yoshimi-kogyo gemacht haben, kennen Sie ja schon. Wir hatten gehofft, dass die Androhung weiterer Konsequenzen und die Beobachtung ausreichen würde, dass sie Kou in Ruhe lassen, doch kam es gestern Vormittag dazu, dass ihm von mehreren Konten auf Instagram beleidigende Sprachnachrichten geschickt wurden, nachdem die Lokalpresse sein Interview auf der Abschlussveranstaltung am Sonntag aufgegriffen hatte. Der Bericht war insgesamt sehr positiv und etwas bedauernd, dass er wegen dem, was ihn ausmacht, so schlecht von seinen Angehörigen behandelt wurde. Das hat denen offenbar nicht geschmeckt und sie haben diese Aktion abgezogen.“

„Haben wir Möglichkeiten, das zu unterbinden, damit er nicht weiter von ihnen belästigt wird?“ fragte Kazuki ernst.

„Er hat mir die Zugangsdaten für seine Konten gegeben, damit ich ein Auge darauf haben kann. Bis jetzt habe ich die betreffenden Konten gemeldet und blockiert, die Nachrichten habe ich aber gespeichert, damit wir im Fall weiterer Belästigungen etwas haben, das wir gegen sie verwenden können.“ Hotaru blätterte durch sein Notizbuch. „Kou hat es abgelehnt, dass ich deshalb mit dem Verlag spreche, da sein Bruder Kaoru dort in der Rechtsabteilung arbeitet und er nicht möchte, dass er sich damit befassen muss und es am Ende zu noch mehr Streit in der Familie kommt. Ich denke aber, dass sie sich erstmal zurückhalten werden, da wir nicht weiter darauf reagiert haben, dass es ihn so aus der Bahn geworfen hat, müssen sie nicht wissen. Wäre er nicht sowieso so erschöpft gewesen, hätte er das sicher besser weggesteckt und solange er zuhause ist, ist er stark genug, sich davon nicht beeinflussen zu lassen.“

„Die Veranstaltung selbst verlief gut?“ fragte Tetsuo.

„Ja, da gab es keine besonderen Vorkommnisse, es war voll und laut, aber Kou war sehr gut drauf und es ist bewundernswert, mit wie viel Energie er mit denen spricht, die ihn am Verlagsstand besucht haben. Inoue hat dafür gesorgt, dass er und die anderen beiden sich allein auf ihre Arbeit konzentrieren konnten und im Hintergrund alles am Laufen gehalten, dass wir gestern noch einen Flug bekommen haben, hatten wir auch ihm zu verdanken“, antwortete Hotaru ausführlich. „Kou vertraut ihm bedingungslos, die beiden sind sich auf platonischer Ebene unwahrscheinlich nah, das habe ich selbst nicht so erwartet nach allem, was ich über ihn wusste. Inoue ist in jeder Situation sein emotionaler Support gewesen, ohne ihn wäre Kou wahrscheinlich am Donnerstagabend schon wieder abgereist oder gar nicht erst hingeflogen.“

„Du bist also ebenfalls der Ansicht, dass man Inoue vertrauen kann?“ hakte der Blonde nach.

„Absolut. Er mag eine große Klappe haben und alles anflirten, was nicht schnell genug weglaufen kann, aber Kou ist bei ihm in guten Händen. Es gab genug Gelegenheiten, die er hätte ausnutzen können, aber ob nun am Samstag oder am Sonntag, er hat brav seine Finger von ihm gelassen, auch wenn Kou maximal horny war, alles was zwischen ihnen passiert ist, ging von Kou aus.“ Hotaru hielt inne, als die beiden Älteren ihn fragend ansahen.

„Was am Samstag war, wissen wir. Was war am Sonntag?“ Kazuki stützte die Ellbogen auf seine Knie und legte die Fingerspitzen aneinander, während er ihn so ernst ansah, dass er für einen Moment feuchte Hände bekam.

„Nun... nachdem die Veranstaltung zu Ende war, waren wir noch in der Stadt zum Shoppen, da Inoue Kou etwas ablenken wollte. In einem Sexshop, da weder er noch ich irgendwelche Toys eingepackt hatten, um Druck abzulassen. Gut, er hätte selbst auch nichts dabei gehabt, wenn Izumi es ihm nicht eingepackt hätte, aber das ist eine andere Geschichte...“ Hotaru trank einen Schluck kalten Tee aus seinem Glas, bevor er fortfuhr: „Izumi kam am Abend auf die glorreiche Idee, er und Inoue könnten einen ihrer Livestreams machen, während sein Freund und Kou unsere Einkäufe auspacken. Es war an diesem Abend viel zu viel Alkohol im Spiel, auf beiden Seiten, aber es war harmlos und lustig. Die Fotos mit den Spitzenhöschen sind dabei auch entstanden. Kou haben der Alkohol, das Gerede über die Einkäufe und was man damit machen könnte aber nicht unbedingt kalt gelassen, eigentlich keinen von uns, aber er ist empfindlicher, erstrecht, wenn er gestresst ist.“

„Gibt es eine Aufzeichnung von diesem Livestream?“ fragte Kazuki schmunzelnd, er wollte Hotaru nicht unbedingt in Bedrängnis bringen, indem er von dem Abend berichtete, aber er war neugierig.

„Bestimmt, da fragen Sie am besten Izumi, Onodera-san.“

„Was ist danach passiert? Sie müssen das nicht detailliert ausführen, wenn Sie nicht möchten, eine grobe Zusammenfassung ist ausreichend.“

Der Rothaarige nagte für einen Moment an seiner Unterlippe, er warf Tetsuo einen unsicheren Blick zu, der nicht weniger grinste als Kazuki, dann fasste er seinen ganzen Mut zusammen, um ehrlich zu antworten: „Wir haben uns anschließend noch über unterschiedliche Dinge unterhalten, Inoue hat von seiner Arbeit als Host erzählt und angeboten, uns einige seiner Geheimtipps zu zeigen. Da niemand Dinge mit Kou machen darf, die Sie nicht erlaubt haben, und er sich auch brav daran hält, musste ich dafür herhalten mit dem Ergebnis... dass Inoue und ich Sex hatten und ich das, was er mir beigebracht hat, an Kou ausprobiert habe, damit er nicht untätig zusehen muss. Blowjobs sind auch Küssen, richtig?“ Er neigte den Kopf und zog ihn ein wenig zwischen seine Schultern, da er fast erwartete, dass Kazuki ihm eben genau diesen abschlug für seinen Bericht.

Der dunkelhaarige Yakuza schaute ihn mit unbewegter Miene an, nachdem er seinen Bericht beendet hatte, es war Tetsuo der sich nicht mehr beherrschen konnte und anfing, laut zu lachen, weil Hotaru die Anspannung anzusehen war. Das brachte auch Kazukis Beherrschung ins Wanken und er senkte prustend den Kopf, während er sich mit den Fingern den Nasenrücken rieb.

„Ihr hattet also ausreichend Spaß, ja?“ fragte er schließlich, während er versuchte, nicht ebenso zu lachen wie Tetsuo.

„Äh... schon?“ Hotaru lockerte den Knoten seiner Krawatte, damit er besser atmen konnte. „Jedem von uns war bewusst, wie weit er gehen durfte. Bevor ich es vergesse... Kou wurde am Samstag nicht nur von Fans besucht, sondern auch von einem gewissen Jake, seinem ersten Freund aus der Mittelschule, wenn ich es richtig verstanden habe.“

„Er hat mir einmal von ihm erzählt, ich wusste nicht, dass er wieder in Japan ist.“ Kazuki runzelte kurz die Stirn. „Wie lief das?“

„Sehr gut. Jake kam mit Ehemann und zwei wirklich süßen Kindern zur Veranstaltung, sie haben sich unterhalten, bis die vier gehen mussten. Kou hat damit völlig abgeschlossen, er war aber sehr froh, ihn zu sehen und sie werden wohl häufiger in Kontakt treten und sich treffen, wenn sie irgendwann mal nach Tokio kommen. Das wird er Ihnen dann aber sicher selbst noch erzählen“, erklärte er.

„In Ordnung. Sie müssen darüber nicht noch einen Bericht schreiben, das reicht mir aus und alles weitere erzählt Kou mir, wenn er dazu in der Lage ist.“ Er nahm ein Tablet von Tetsuo entgegen und reicht es dann an Hotaru weiter. „Bevor wir zu Ihren weiteren Aufgaben kommen, Taniguchi-san, muss ich um Verzeihung bitten, dass wir Sie so unfreundlich aufgenommen haben. Da Hideyoshi uns über seine Motive, Sie herzuschicken, völlig im Unklaren gelassen hat, waren wir übermäßig misstrauisch, auch wenn das rückblickend nicht notwendig gewesen wäre.“

Der Jüngere hob abwehrend die Hände und schüttelte den Kopf. „Nicht doch, Onodera-san, es war Ihr gutes Recht, misstrauisch zu sein, ich hätte an Ihrer Stelle nicht anders gehandelt, schließlich ging es um Kous Sicherheit und er ist jemand, den man um jeden Preis beschützen will. Ich nehme Ihre Entschuldigung aber an."

"Danke. Von Hideyoshi weiß ich, dass Sie einen umfassenden Überblick über Struktur und Organisation des Clans haben, dieses Wissen brauche ich, um das zu überprüfen, was wir in den vergangenen Wochen in Bezug auf Hayashi Itsuki herausgefunden haben. Die Verstrickungen führen soweit, dass sein Bruder Noburu, der Buchhalter von Isamu war, ebenfalls involviert war und offenbar nicht geringe, illegale Einnahmen vertuscht hat“, führte Kazuki aus.

„Verstehe ich das richtig, Noburu „war“ Buchhalter von Isamu-sama?“ hakte Hotaru nach.

„Ja. Noburu, sowie Miyamura und Takenaka der Ginza-Abteilung und einige der ehemaligen Kobun von Itsuki haben den Clan verraten und wurden vergangenen Mittwoch ihrer Strafe zugeführt. Die Details wird Tetsuo Ihnen noch erläutern, wenn Sie Wert darauflegen.“ Er tippte das Tablet an, das er ihm gegeben hatte. „Ihre neue Aufgabe wird es sein, die von Noburu gefälschten Bücher und Konten zu überprüfen, ebenso wie seine Verbindungen innerhalb der Miyamoto-kai. Sie haben nach Itsukis Angriff auf mich schon in Hideyoshis Auftrag Nachforschungen betrieben, die Unterlagen dazu hat er uns überlassen, sowie alles andere, was wir benötigen. Die Aufklärung obliegt allein den Asakusa Phönixen und denen, die sonst noch für mich arbeiten. Sie bekommen umfangreichen Zugriff auf alle relevanten Systeme, Tetsuo hat das schon in die Wege geleitet, sollte noch etwas fehlen, kümmert er sich darum.“

Der Rothaarige schaute ihn mit offenem Mund an, bevor er sich besann und ihn hastig zuklappte. „Was ist mit Honda-sans Tabellen?“ fragte er schließlich perplex.

„Um die kann sie sich selbst kümmern. In der Zeit, in der Kou Sie nicht braucht, arbeiten Sie daran und erstatten Tetsuo oder mir Bericht. Tetsuo arbeitet Sie ein, wo Sie das tun, ist mir gleichgültig“ antwortete Kazuki und stand auf. „Und Taniguchi-san...“

„Ja, Boss?“ Hotaru stand ebenfalls auf und klemmte sich das Tablet unter den Arm.

„Gut gemacht.“ Er legte die Hand auf seine Schulter und drückte sie sanft. „Ich könnte mir neben Tetsuo und Shiro keinen besseren vorstellen, dem ich Kous Leben anvertrauen würde. Tetsu, du kümmerst dich um den Rest. Wir sehen uns morgen.“

„Geht klar.“

Chapter Text

Tetsuo und Hotaru sahen ihm nach, bis er das Büro durch die Seitentür verlassen hatte, dann ließ der Rothaarige sich seufzend in den Sessel fallen.

„Oh Gott... ich dachte wirklich, er zieht mir die Haut ab. Das hat er voll mit Absicht gemacht, oder?“ fragte er stöhnend.

„Absolut. Du hast den Test bestanden. Je ehrlicher du ihm etwas berichtest oder ihm antwortest, umso besser, er legt keinen Wert darauf, dass Dinge beschönigt werden.“ Er zerzauste ihm die Haare und legte ihm einen Arm um die Schultern, nachdem er wieder aufgestanden war und sie zurück zu seiner Wohnung gingen. „Du hattest also Sex mit Inoue?“

„Ugh... ja? Und? Bist du etwa eifersüchtig?“

„Nein. Ist er so gut, wie Izumi immer schwärmt oder übertreibt er völlig?“

„Ich glaube, da fragst du den Falschen... ich kann ihn aktuell nur mit dir vergleichen und das ist kein Vergleich, der fair wäre...“ Hotaru drehte beschämt den Kopf zur Seite und streifte die Schuhe von seinen Füßen, um sie ordentlich auf das Regal im Flur zu stellen.

„Dann muss ich es selbst ausprobieren?“ fragte der Blonde grinsend.

„Tu dir keinen Zwang an, du weißt ja, wo und wann du ihn findest“, gab er zurück und streckte ihm die Zunge heraus. „Du ziehst mich schon wieder auf, ich merke das! Ich glaube, ich benutze das Geschenk, das ich dir mitgebracht habe, einfach selbst!“

„Du hast mir ein Geschenk mitgebracht?“

„Natürlich, sogar mehr als eins. Alles mir, wenn ich es dir nicht gebe.“

„Aru... komm schon...“ Tetsuo strich mit den Fingerspitzen über seinen ausrasierten Nacken, was ihm eine Gänsehaut bescherte. „Ich kümmere mich um das Abendessen, okay? Ich liebe Geschenke... dich nehme ich aber auch.“

„Tetsu, du spielst nicht fair“, jammerte er.

„Du auch nicht, das gleicht es aus“, hauchte er in sein Ohr. „Baden nach dem Essen? Du bist ganz verspannt und immer noch nicht erholt.“

Hotaru ließ einen gequälten Laut hören, dann entfernte er sich zwei Schritte von ihm und verschränkte die Arme vor der Brust. "Nagut! Du machst Essen und lässt mir ein Bad ein, in der Zeit hole ich deine Geschenke und wehe, sie gefallen dir nicht...!“

 

„Hmm...“

Tetsuo spielte mit dem Zippo-Feuerzeug, das Hotaru ihm aus Okinawa mitgebracht hatte, es war silberfarben und mit einem dunkelgrauen, aufwändig modellierten Fuchs mit funkelnden Augen aus roten Edelsteinen verziert, dann zündete er ihm die Zigarette an, die er sich zwischen die Lippen geklemmt hatte, während er sich in der geräumigen Badewanne treiben ließ. Auf dem Kopf des Blonden saß ein Paar grauer Plüschohren, den dazu passenden Fuchsschweif, den Hotaru später noch besorgt hatte, hatte er sich in den Hosenbund gesteckt, damit er auf dem feuchten Boden im Bad nicht nass wurde.

„Das wäre wirklich nicht nötig gewesen, Aru... das war sicher nicht billig...“ sagte er schließlich, völlig perplex über das sorgfältig ausgewählte Geschenk.

„Aber dein Feuerzeug war kaputt und ich konnte da unmöglich dran vorbeigehen“, antwortete Hotaru träge. „Ich habe dir auch neue Kondome mitgebracht und du darfst dich gerne an den anderen Einkäufen bedienen, nur der hier ist mir ganz allein.“ Er tippte den großen Dildo an, den er aus reinem Spaß mit dem Saugfuß neben sich an den Fliesen befestigt hatte.

„Wieso das?“ Tetsuo schob das Feuerzeug in seine Hosentasche und verschränkte die Arme auf dem Wannenrand, den Kopf legte er darauf ab und sah ihn an.

„Na, um zu üben.“ Der Rothaarige grinste breit und trank dann noch einen Schluck von seinem Chūhai, das Tetsuo für ihn eingekauft hatte, ebenso wie einen ganzen Karton mit Traubenlimonade. „Ich... will schließlich noch mehr Spaß mit dir haben, aber dafür muss ich üben. Kou und Tōru haben mich ausführlich beraten.“ Er zupfte an einem von Tetsuos Plüschohren. „Für mich habe ich auch Kondome gekauft, wir können tauschen, wenn mein Hintern eine Pause braucht... nur wenn du willst.“

Tetsuo prustete amüsiert und rieb sich mit der Hand über das vom Wasserdampf feuchte Gesicht. „Sag nicht, ihr habt die ganze Zeit nur über mich gelästert.“

„Gelästert haben wir nicht, wir haben uns ausgiebig über deinen Schwanz unterhalten...“

„So...?“ Er hob fragend eine Augenbraue. „Was ist denn an meinem Schwanz so toll, dass ihr drei genug Gesprächsstoff hattet?“

„Du meinst, abgesehen davon, dass er riesig ist und es absolut beeindruckend ist, was du damit anstellst?“ stellte Hotaru die Gegenfrage, ein freches Grinsen auf den Lippen.

„Für das Erste kann ich nichts und das Zweite ist nur Übung...“ Er tippte das rosa Quietsche-Einhorn an, das Hotaru von einem seiner Einkäufe mitgebracht hatte und nun im Wasser trieb. „Außerdem weiß Kou gar nicht, was ich damit anstellen kann.“

„Er kann es sich wahrscheinlich denken. Es gab sonst keinen anderen Grund und es hat ihn abgelenkt, dass wir einfach über Sachen gesprochen haben, die wir alle drei kennen.“ Er blies den Rauch in die Luft, wo er sich unter der Decke mit dem Wasserdampf vermischte. „Wenn er mich gelassen hätte, hätte ich diesen drei Pappnasen von Cousins dermaßen den Arsch aufgerissen, dass sie sich gewünscht hätten, nie geboren zu sein... Du hättest ihn sehen sollen, das Video erfasst das nicht richtig, er war völlig erstarrt, als die aufgekreuzt sind und dabei lief der Tag bis dahin so gut. Und dann büxt er mir aus und lässt sich die Zunge piercen, ich bin fast gestorben vor Sorge!“

„Ich hätte dir sagen sollen, dass Kou manchmal solche spontanen Aktionen macht, wenn er unter Stress steht, das ist seine Art, die Kontrolle wiederzuerlangen. Das Industrial hat er sich stechen lassen, als Kazuki verletzt war, wo er fast eingegangen ist, weil er ihm kaum helfen konnte“, erklärte Tetsuo ruhig. „Die Piercings im linken Ohr waren auch spontan, aber da war er insgesamt etwas aufgedreht. Kazuki war furchtbar besorgt, weil Kou mich eigentlich nur etwas fragen wollte und dann hatte er sich das so in den Kopf gesetzt, dass ich ihn zu Ely, unserem Piercer, gebracht habe, damit er es sich anders überlegt. Das Ende vom Lied war, dass er sechs Löcher im Ohr hatte und wir erst über eine Stunde später wieder zurück waren.“

„Dann wundert es mich, dass er nicht noch mehr davon hat oder Tattoos.“

„Er hatte bis Anfang des Jahres Angst vor Nadeln und hat sich damit schockgeheilt, nachdem Kazuki ihm den Floh ins Ohr gesetzt hatte. In den vergangenen Jahren wird er solchen Stress damit kompensiert haben, bis zum Umfallen zu arbeiten oder sich von irgendwelchen Kerlen abschleppen und durchficken zu lassen.“

„Naja... dafür hat er jetzt den Boss... ein Wunder, dass das nie schiefgegangen ist bei seinen Neigungen.“ Hotaru setzte sich auf und streckte sich. „Warum reden wir eigentlich über Kou?“

„Du hattest offensichtlich Redebedarf“, sagte Tetsuo grinsend. „Mach dir keine Sorgen, hier werden Kous Angehörige nicht aufkreuzen und ihm Ärger machen, sie wären auch schön blöd, wenn sie das tun würden.“

„Darf ich sie dann verprügeln?“

„Wenn es notwendig ist. Kou erwähnte, dass sein Großvater ein Karate-Dōjō führt, sie werden das alle können und sicher nicht schlecht. Unterschätze sie nicht, nur weil sie dich nerven.“

„Alles klar, Chef. Wäre ja auch langweilig, wenn der Gegner schwächer ist als ich.“ Er drehte sich in der Wanne um, so dass er Tetsuo gegenüber saß. „Ich hätte nicht erwartet, dass du die einfach so anziehst.“ Er deutete auf die Plüschohren.

„Wieso nicht? Du hast sie ausgesucht, oder?“ Er strich mit den Fingern über ein Ohr und knickte es ein bisschen nach vorne. „Nicht unbedingt mein Stil, aber ich hinterfrage deine Kinks nicht, Aru.“

Hotaru schnaubte empört. „Es war nicht meine Idee, aber es wäre langweilig gewesen, wenn nur wir uns welche gekauft und euch nichts mitgebracht hätten. Als ob ich einen Kink für sowas hätte, echt mal.“ Er verschränkte so hastig die Arme vor der Brust, dass das Wasser über den Rand der Wanne schwappte und Tetsuo von der Brust bis zum Hosenbund durchnässte.

Der Blonde räusperte sich, beugte sich ein Stück zurück und zupfte an seinem nassen, weißen T-Shirt, dann zog er es sich kurzerhand über den Kopf und warf es Hotaru ins Gesicht, bevor er sorgfältig die Plüschohren wieder richtete.

„Na großartig... jetzt sieht es aus, als hätte ich mich eingepinkelt. Danke, Aru...“ Er schaute auf seine graue Jogginghose, die mit feuchten Flecken bedeckt war.

„Selbst schuld, wenn du so blöde Dinge annimmst und im Gefahrenbereich sitzt!“

Ein weiterer Schwall Wasser folgte dem T-Shirt, das der Rothaarige zurückgeworfen hatte. Tetsuo rutschte beim Versuch, aufzustehen, aus und landete auf dem Hintern, nur um noch eine Welle abzubekommen, die seine Hose endgültig durchnässte. Er stützte sich mit den Händen hinter sich auf dem Fußboden ab und sah Hotaru mit erhobenen Augenbrauen an, dem die Schimpftirade im Hals stecken geblieben war. Der Blonde war von der Brust bis zu den Knien nass, einzelne Wassertropfen hatten sich in seinen Haaren verfangen, die vom Ausziehen des T-Shirts etwas durcheinandergeraten waren. Der graue Plüschschweif lag neben seiner Hüfte in einer Pfütze.

„Oh... also...“

„Soll ich den Rest auch noch ausziehen?“ fragte Tetsuo schmunzelnd und zupfte am Bund seiner Hose.

„Naja... wenn du dich nicht erkälten willst, solltest du das wohl tun...“ Hotaru schaute beschämt zur Seite und stieß mit der Nase gegen den Dildo, der immer noch an der Wand befestigt war, was seinen Gegenüber laut lachen ließ.

„Ich kann dich auch mit deinem neuen Spielzeug allein lassen.“ Er stand vorsichtig auf und zog die nasse Hose aus, um sie zum Trocknen über einen Handtuchhalter zu hängen, nachdem er das Feuerzeug auf ein Regal gelegt hatte, die feuchte Unterhose ließ er an.

„Was? Nein!“ Der Rothaarige hielt ihn am Bund seiner Unterhose fest, bevor er sich umdrehen konnte, dann schaute er mit großen Augen von seiner Hand zu ihm hoch. „Sorry, ich...“

„Nicht...?“ Er beugte sich zu ihm herab und strich ihm eine feuchte Strähne aus dem Gesicht. „Soll ich zusehen? Willst du mir zeigen, ob er in dich reinpasst, Aru...?“

Hotarus Gesichtsfarbe näherte sich seiner Haarfarbe, er druckste herum, auf der Suche nach Worten.

„Oder soll ich dir dabei helfen, wenn du dir unsicher bist...? Ich bin auch vorsichtig...“

Tetsuos Atem löste ein Kribbeln auf Hotarus Lippen aus, von dem in seinem Bauch ganz zu schweigen. Er sah ihn mit großen, olivgrünen Augen an, während er immer noch in der Wanne saß und war für einen Moment froh darüber, dass das Wasser seine Reaktion darauf verbarg.

„Aber... nicht hier...“ flüsterte der Kleinere. „Ich bin schon ganz schrumpelig...“

„Du kennst den Weg, ich warte auf dich...“ Seine Finger hinterließen eine nasse Spur auf Hotarus Wange, als er sich aufrichtete und ihn schließlich allein ließ, der Plüschschweif schlug beim Gehen von hinten gegen seine Oberschenkel.

 

Tetsuo fütterte Aoi, damit sie beschäftigt war und stellte ihr ein kleines Schälchen Trockenfutter neben den großen Napf, das sie über Nacht knuspern konnte, wenn ihr danach war. Er streichelte ihr über den Kopf, bis sie genervt maunzte, dann ging er in sein Schlafzimmer und ließ sich aufs Bett fallen, nachdem er die feuchte Unterhose ausgezogen hatte. Hotaru hatte seine neuen Errungenschaften bis auf den großen Dildo noch nicht ausgepackt, ihm aber die neuen Kondome und dazu passendes Gleitgel auf den Nachttisch gestellt, nachdem er seinen Koffer auf einer Hälfte des Bettes ausgeleert hatte. Er warf einen kurzen Blick auf sein Handy, das aber keine neuen Nachrichten aufwies, und hob den Kopf, als er Hotaru leise prusten hörte.

„Was ist?“

„Du hast dich ausgezogen, aber... das hast du angelassen?“ Der Rothaarige, in seinen blauen Plüschbademantel gekleidet, deutete auf die Ohren und den Schweif, den er sich um die Hüfte gebunden hatte, in der anderen Hand hielt er den Dildo.

„Du kannst es mir ja ausziehen, wenn es dich so stört.“ Er legte den Kopf schief und grinste ihn herausfordernd an.

„Pff...“ Er stieß die Tür mit dem Fuß zu, ließ den Bademantel von den Schultern gleiten und kletterte zu ihm aufs Bett, um sich rittlings auf seine Oberschenkel zu setzen. „Warum soll ich hiermit spielen, wenn ich das Original haben kann?“ Er stupste Tetsuos Penis mit dem Dildo an.

„Das frage ich dich, du hast ihn schließlich gekauft...“ Er nahm ihm das schwarze Silikon aus der Hand und legte es zum Vergleich neben seine Erektion. „Der ist sogar größer... wenn du den schaffst, hast du mit mir keine Probleme mehr.“

„Aber... nur ein kleines bisschen größer...“ Hotaru ließ die Fingerspitzen darüber gleiten und strich dann über die Piercings auf Tetsuos Penis. Er war unentschlossen, wofür er sich entscheiden sollte, schließlich hatte er das Toy extra dafür gekauft, um zu üben und seine Grenzen zu testen und Tetsuo wäre sicher beleidigt, wenn er es ihm vorziehen würde. In Okinawa klang die Idee noch großartig, aber da war sein Mitbewohner weit weg gewesen.

Tetsuo setzte sich auf, nahm ihm den Dildo aus der Hand und legte ihn zur Seite. „Ich bin nicht eifersüchtig auf ein Stück Plastik, wenn du damit spielen willst, aber du musst es ja nicht sofort ausprobieren, oder?“ Er hauchte einen Kuss auf seinen Hals, während er mit den Händen über seinen Rücken nach unten strich. „Du kannst deinen süßen Arsch auch ein bisschen schonen, heute Morgen hatte er ja schon was...“

„Tetsu...“ Hotaru zog ihm die Ohren vom Kopf, damit er ungestört mit den Fingern durch seine Haare fahren konnte, um sein Gesicht anzuheben und ihn zu küssen. „Du bist viel zu... großartig...“

Er rutschte ein Stück zurück und drückte ihn dann mit dem Rücken in das Kissen hinter ihm. Mit den Lippen erkundete er die Kontur seines Kinns, glitt über seinen Hals nach unten zu seiner Brust und zog sacht mit den Zähnen an den Piercings in seinen Brustwarzen, was Tetsuo leise stöhnen ließ. Die Reaktion faszinierte ihn so sehr, dass er sich ausgiebiger damit beschäftigte, während er mit den Fingern über seine Bauchmuskeln strich und den Knoten des Bands löste, an dem der Plüschschweif befestigt war. Er zog ihn unter ihm heraus und warf ihn auf die andere Seite des Betts, bevor er weiter nach unten rutschte und schließlich sanft über die gesamte Länge seiner Erektion leckte.

„Wo wir bei Kinks waren...“ sagte er leise. „Ich glaube... du bist ganz oben auf der Liste...“

„Personen können keine Kinks sein, Aru...“ Tetsuo strich mit den Fingerspitzen über seine Ohrmuschel.

„Aber... dein Schwanz ist keine Person...“

Der Blonde lachte. „Aha... und was hat er für Vorteile deinem neuen Spielzeug gegenüber?“

"Hmm... er riecht besser, er schmeckt besser und der beste Vorteil: er hängt an dir dran...“ Hotaru schloss mit einem zufriedenen Grummeln die Lippen um die Spitze, die Finger schloss er um die Basis, um ihn aufrecht zu halten, dann schob er seinen Kopf ein Stück nach unten, um ihn tiefer in den Mund zu nehmen. Wo sie nach dem Aufstehen und ihrem kleinen Frühstück ungeduldig übereinander hergefallen waren, konnte Hotaru sich jetzt Zeit lassen. Tetsuo war auf seine Art auf sein Angebot eingegangen, er musste ihn nicht soweit bringen, dass er die Kontrolle aufgab, noch nicht. Nichtsdestotrotz schadete es sicher nicht, etwas von dem auszuprobieren, das Tōru ihm beigebracht hatte.

Er ließ kurz von ihm ab und fischte das neue Gleitgel vom Schränkchen neben dem Bett, bevor er sich wieder zwischen seine Beine kniete, seine Finger damit benetzte und damit fortfuhr, an seinem Penis zu lutschen. Tetsuo stellte ein Bein auf, damit er mehr Platz hatte, als er mit einem glitschigen Finger neugierig über seinen Anus strich und ihn dann langsam hineinschob, ihn etwas bog und dann nach dem kleinen Nervenknoten tastete, der die Extraportion Spaß bedeutete, die er ihm bescheren wollte.

„Aru... du musst nicht so vorsichtig sein...“ murmelte Tetsuo.

„Willst du mehr...?“ Hotaru knabberte leicht an seiner Eichel.

„Mhm... bitte...“ Er schob einen Arm unter sein Kissen und lehnte sich entspannt zurück, während er sich ihm überließ. Er stöhnte auf, als Hotaru mit dem zweiten Finger in ihn eindrang und beide etwas spreizte, um zu schauen, wie weit er gehen konnte.

„Hmmnn... sag Tetsu... wie oft hast du hier was drin, hm...?“ fragte der Rothaarige, während er ausgiebig über seinen Penis leckte.

„...oft? Keine Ahnung... meine Finger, wenn ich’s mir selbst mache... Toys, wenn ich mir viel Zeit nehme...“

Hotaru schnurrte anerkennend und nahm einen dritten Finger dazu, Tetsuos Reaktion darauf schmeckte er, bevor er sie hörte. Er stützte sich mit einem Arm auf seinem Oberschenkel ab, hielt seinen Penis weiterhin fest und konzentrierte sich dann darauf, es ihm allein mit seinen Fingern zu besorgen. Der Blonde zitterte leicht unter seinen Bemühungen, die Muskeln in seinen Beinen und seinem Bauch spannten sich sichtbar an, bevor er mit einem tiefen Stöhnen kam und sein Sperma zwischen Hotarus Fingern herausquoll.

„Wow... das war viel, Tetsu... so gut?“ Er leckte etwas von seinen Fingern und sah ihn aufmerksam an.

Tetsuo erwiderte seinen Blick, ein seliges Grinsen auf den Lippen. „Bist du dir sicher, dass dir das reicht?“

„Himmel, nein, natürlich nicht. Dir?“

„Ganz sicher nicht...“ Er setzte sich auf und zog ihn für einen Moment auf seinen Schoß, um ihn zu küssen. Mit den Fingern strich er über Hotarus Erektion, drückte sie dann an seine eigene und umfasste beide mit einer Hand. „Gibst du mir mehr von dir...? Wo du schon so eine Vorarbeit geleistet hast, Kleiner...“ Er knabberte an seiner Unterlippe und strich mit der Hand über ihre Penisse.

„Wenn du das willst... gern...“ Hotaru rutschte auf seinem Schoß rückwärts und sah sich suchend um, da er den Inhalt der Einkaufstüte zuvor aufs Bett gekippt hatte, ohne fertig aufzuräumen. „Ah, da...“ Er streckte sich und fischte die Packung mit den Kondomen in seiner Größe aus dem unordentlichen Haufen.

„Du bist bist wirklich ein Chaot...“ Tetsuo ließ sich wieder rückwärts in sein Kissen fallen und zog ihn mit, um ihn kurz an sich zu drücken.

„Hey, Tetsu... ist alles okay? Wir müssen nicht, wenn du...“ begann der Rothaarige besorgt.

„Doch, entschuldige... die letzte Woche war so unnötig anstrengend, ich brauche die Ablenkung und dich dafür...“ Er zwinkerte ihm zu und ließ ihn los, damit er sich aufsetzen konnte.

„Mich...?“ Er hielt inne, das Kondomtütchen aufzureißen und sah ihn verwundert an.

„Ja... dich und deinen Schwanz, Aru...“

Hotaru ließ sich kein zweites Mal bitten, fuhr damit fort, seinen harten Penis in das extra glitschige Latex zu kleiden und kniete sich zwischen die Beine des Blonden. Da er schon mehr als genug Gleitgel in ihm verteilt hatte, stieß er ohne weitere Vorbereitung gegen seinen weichen Anus und drang langsam in ihn ein, mit den Händen hielt er seine Oberschenkel fest. Tetsuo grub eine Hand wieder in das Kissen unter seinem Kopf, die andere verschränkte er mit Hotarus Hand auf seinem Bein und zog es so noch ein bisschen hoch, damit er mehr Platz hatte.

„Tetsu... hnn... ich bewege mich jetzt, okay...?“

„Bitte... halt dich nicht zurück...“ Seine asphaltgrauen Augen waren zur Hälfte von seinen Lidern mit den hellen Wimpern verdeckt, er beobachtete ihn, während er in ihn hineinstieß, erst langsam, dann schneller, nachdem sie ihren gemeinsamen Rhythmus gefunden hatten.

Hotaru beugte sich über ihn, küsste über seine Brust und seinen Hals, ohne seine Bewegung zu unterbrechen. Mit einer Hand strich er über seine Seite nach oben, fühlte die warme Haut unter den Fingerspitzen, die leichte Gänsehaut, die sie überzog, wenn Tetsuo erregt war und er war der Einzige, der es sehen und fühlen konnte. Er hatte gewusst, dass sein blonder Mitbewohner – und Hauptdarsteller seiner feuchten Träume – versatile war, hatte aber nicht erwartet, dass sie so schnell die Rollen tauschen würden. Hotaru gab sich Mühe, es solange wie möglich auszukosten und ihm zuzusehen, wie er unter ihm nach und nach die Beherrschung verlor, anders, als wenn er oben war, doch spürte er, dass sich seine eigene Erregung unaufhaltsam dem Höhepunkt näherte.

„Fuck... du fühlst dich so gut an... du bist so heiß...“ flüsterte er stöhnend. „Alles an dir...“

„Aru... Komm, wenn dir danach ist... du bist so sexy, wenn du kommst...“ Tetsuo richtete sich halb auf, damit er ihn küssen konnte und Hotarus Grinsen an seinen Lippen erwidern. „Gib’s mir, Kleiner... dein Schwanz ist großartig...“

„Hnngh... du bist gemein... sag das doch n...“

Das letzte Wort ging verloren, da er so hastig über die Kante stolperte, dass er selbst davon überrascht war und den Blonden fest an sich drückte, als er so hart kam, dass er für einen Moment Sterne sah. Er spürte zwei starke Arme, die ihn festhielten, während er am ganzen Körper zitterte und einige Atemzüge brauchte, bis er wieder klar denken konnte.

„Du... stehst wohl drauf, wenn man deinen Schwanz lobt, was...?“ sagte Tetsuo amüsiert und küsste eine kleine Träne von Hotarus Augenwinkel.

„Fick dich...“

„Das hast du gerade schon getan, Danke dafür...“

Hotarus Lachen resultierte in einem Grunzen, was ihn schließlich haltlos kichern ließ. Er lehnte den Kopf an Tetsuos Schulter und genoss es, dass er ihm über den Rücken strich, bis er sich beruhigt hatte. Sein tiefes Seufzen ließ ihn überrascht aufschauen.

„Was ist...? Alles okay?“ Er strich ihm die hellen Haare aus der Stirn und drückte einen Kuss darauf, als sein Gegenüber sacht den Kopf schüttelte. „Warte kurz... ich muss nur... bevor es eine riesige Sauerei gibt...“ Er wand sich kurz aus seinen Armen, um das Kondom zu entsorgen und ihn und sich mit einigen Taschentüchern sauber zu machen, dann rutschte er auf seinen Schoß und schlang die Arme um ihn. „Sag doch, dass du lieber kuscheln willst, du großer Klopskopf...“

„Mein Kopf ist nicht groß...“ meckerte Tetsuo leise, drückte ihn jedoch mit beiden Armen an sich und drückte das Gesicht in seine Halsbeuge. „Ich... wollte nicht lieber kuscheln, dazu steh ich zu sehr auf Sex mit dir, es ist nur... ich hätte dich letzte Woche gut hier gebrauchen können, Aru...“ Er ließ sich mit ihm auf die Seite fallen, so dass ihre Beine miteinander verknotet waren.

„Wieso das? Was ist passiert, Tetsu...?“ Er kraulte seinen Nacken.

„Du hast die Unterlagen noch nicht gesehen... die Ginza-Abteilung unter Miyamura hat den Clan verraten, sie haben mit Itsuki zusammengearbeitet und wir mussten uns darum kümmern...“ erzählte er leise. „Scheiße... Kazuki hat Miyamura eine Chance gegeben und er hat es ihm gedankt, indem er für ein bisschen mehr Geld Drogen vertickt und mit diesem Schwein gemeinsame Sache gemacht hat. Zu guter Letzt hat Takenaka Kazuki angegriffen... und jetzt sind sieben Männer tot... vier Kobun haben nicht eingesehen, dass sie besser freiwillig gehen und Ärger gemacht...“

„Uff... ich hätte nicht gedacht, dass dich das so mitnimmt...“

Tetsuo schnaubte leise. „Es ärgert mich, weil es so unnötig war. Und für Shiro war es der Punkt, an dem er seine Stellung innerhalb des Clans festigen konnte. Kazuki hat es ihm überlassen, mit seiner Waffe...“

„Hmmm... ich dachte, ihr hättet Shiro genau dafür erzogen“, wunderte Hotaru sich.

„Um die Phönixe zu leiten, ja, wenn er es will... aber nicht... es sollte einfach nicht mehr nötig sein, das zu tun, nicht für die Jungs...“

„Ich bin mir nicht sicher, ob es viel gebracht hätte, die Betreffenden zu exkommunizieren, ohne ihnen alle Konten zu sperren und sie auf irgendeiner einsamen Insel abzusetzen... Sie wussten zu viel, wenn sie damit für die Aussicht auf noch mehr Geld zu den Gangs oder, noch schlimmer, den Triaden gelaufen wären, hätte es völlig eskalieren können.“ Er schlang ein Bein um Tetsuos Hüfte, da das für ihn bequemer war. „Wofür hättest du mich letzte Woche gebraucht?“

„Ich weiß...“ Der Blonde legte die Hand auf seinen Oberschenkel. „Einfach, damit ich nicht allein bin mit meinen Gedanken... Aoi ist nicht unbedingt die beste Gesprächspartnerin und Kazuki hat genug eigene Sorgen deswegen. Zum Reden, Kuscheln so wie jetzt... kaum jemand erwartet das von mir, aber ich brauche das wie jeder andere auch.“

„Mhm... du bist sehr anhänglich, dafür, dass du so ein eiskalter Macho bist.“ Hotaru gähnte ausgiebig und kuschelte sich an ihn. „Aber du bist eine lebende Wärmflasche, damit kuschle ich gern...“

„Pass auf, dass du dich nicht verbrennst, Nervensäge“, gab Tetsuo zurück und zog die dünne Decke bis zur Hüfte hoch. „Musst du nochmal ins Bad?“

„Nein... ich will einfach schlafen. Ich habe das Gefühl, tagelang durchschlafen zu können um diese Woche irgendwie wieder reinzuholen, aber das ist unmöglich... arbeitest du mich morgen im Bett ein? Oder auf dem Sofa?“

„Sofa... Wenn wir das Bett gar nicht verlassen, ist das kontraproduktiv.“

„Das ist plausibel. Schlaf gut, Tetsu.“ Er küsste ihn auf die Nasenspitze.

„Du auch, Aru...“

Chapter Text

Kou gab einen gequälten Laut von sich, den man mit viel Fantasie als „Kazu“ interpretieren konnte, da seine Zunge fest zwischen Daumen und Zeigefinger seines Partners eingeklemmt war, der mit gerunzelter Stirn sein neues Zungenpiercing betrachtete. Er kniete auf allen Vieren auf dem Bett, nur mit einer Unterhose bekleidet und hatte eigentlich vorgehabt, sich etwas anzuziehen und zumindest ein bisschen zu arbeiten, nachdem er sich zwei Tage von der Woche in Okinawa erholt hatte. Doch da er wieder auf dem Damm war, hatte Kazuki keinen Grund mehr, ihn zu schonen und nicht ganz genau nachzufragen, was er angestellt hatte.

„Also... du bist Taniguchi ausgerissen, um dir die Zunge piercen zu lassen...?“ fragte er ernst.

Kou nickte, Speichel tropfte ihm vom Kinn, da er nicht schlucken konnte.

„Und dir ist nicht die Idee gekommen, ihm zumindest kurz bescheid zu sagen? Oder meinen Anruf entgegenzunehmen?“ hakte er nach.

Der Jüngere schüttelte sacht den Kopf und schlug die Augen nieder. Er hätte sich dafür in den Hintern beißen können, weil er so spontan gehandelt und Hotaru und Tōru Sorgen bereitet hatte.

„Ich will nicht sagen, dass ich es schlimm finde, dass du dich hast piercen lassen, aber wenn ich schon alles dafür tue, dass dir nichts passieren kann, dann solltest du ein wenig Rücksicht auf deinen Bodyguard nehmen, Honey.“ Kazuki strich ihm die Haare aus der Stirn und ließ die Hand auf seinem Kopf liegen, dann beugte er sich über ihn, wobei er seinen Kopf ein Stück zurückbog, seine Zunge ließ er los. „Lass den Mund auf...“

„Kazu, ich...“

„Nicht reden. Mund auf.“ Er zog den Verschluss von einer Sprühflasche, hielt Kous Zungenspitze wieder fest und sprühte von oben und unten ein bitter schmeckendes Wundspray auf das nicht ganz eine Woche alte Piercing. „Du warst so durcheinander von allem, dass du das vergessen hast. Es lag in deinem Koffer, Taniguchi hat es mir gebracht. Damit heilt es besser.“

Kou sah ihn schmollend an. Er hatte sich schon ausgiebig bei Hotaru und Tōru für sein Verhalten entschuldigt, dass Kazuki ihn auch noch tadelte, passte ihm nicht. Er wischte sich den Speichel vom Kinn und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Kou... ich mache mir nur Sorgen, wenn du sowas machst. Ich weiß, dass das nicht deine Absicht war und das deine Art ist, mit Situationen umzugehen, die du nicht kontrollieren kannst, aber es ist wichtig, dass du dich an die Regeln hältst, wenn du mit Taniguchi unterwegs bist.“ Kazuki setzte sich neben ihn und legte ihm einen Arm um die Taille. „Es ist mein Versäumnis, dass ich dir nicht gezeigt habe, wie du dich verhalten musst. Für dich ist das alles neu, ich habe das vergessen, verzeih mir bitte.“ Er drückte ihm einen Kuss auf den Scheitel.

„Ich bin kein kleines Kind, das nicht auf sich aufpassen kann, Kazu...“ gab Kou zurück.

„Ich weiß, gerade deshalb ist es wichtig, dass du Taniguchi nicht behinderst, wenn es zu Schwierigkeiten kommt. Du kannst dich verteidigen und das sehr gut, aber er ist der, der in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf behalten und dich beschützen muss“, erklärte er geduldig.

„So wie Tetsuo und Shiro bei dir?“

„Ja. Im Gegensatz zu dir habe ich aber fünfundzwanzig Jahre Erfahrung darin, zu beschützen und beschützt zu werden und wenn du Tetsuo fragst, wird er dir sagen, dass es ein Krampf ist, auf mich aufzupassen, weil ich stur und eigensinnig bin und alles besser weiß.“

Kou schnaubte amüsiert, dann kuschelte er sich auf Kazukis Schoß und schnurrte leise, als er ihm den Kopf kraulte.

„Und was ist die Lösung für das Problem? Ich will Hotaru ja wirklich keine zusätzliche Arbeit machen, aber ich kann auch nicht nur zuhause herumsitzen...“

„Wir bringen dir bei, worauf du zu achten hast. Da du Kampfsporterfahrung hast, sind deine Reflexe gut und du stolperst in der Regel nicht blind in etwas, das dir schadet. Woran du arbeiten musst, sind deine Kurzschlussreaktionen, spontan zu verschwinden, weil dir irgendetwas eingefallen ist“, führte Kazuki aus. „Ich gehe nicht davon aus, dass du in nächster Zeit mit deinen Angehörigen zu tun haben wirst, aber für den Fall, dass es passiert, musst du lernen, nicht in dein Teenager-Verhaltensmuster zu fallen, sondern dich daran zu erinnern, was du bisher geschafft hast und dass keiner von ihnen dir irgendetwas zu sagen hat. Ich bin der Einzige, auf den du hören musst.“

„Hmm... ich weiß das, aber ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass sie immer noch so fies zu mir sind...“ Kou rollte sich auf den Rücken, den Kopf auf Kazukis Schoß, und schaute ihn von unten an. „Was wird das dann? Selbstbehauptungskurs?“

„So in der Art. Du kannst dich behaupten, sehr gut sogar, das hast du bei Yuuta im November mehr als eindringlich gezeigt. Daran musst du anknüpfen, auch wenn Taniguchi dich in den meisten Fällen verteidigen wird, ist es gut, wenn du weißt, was du tun musst, wenn er oder einer von uns einmal nicht da oder sonstwie verhindert ist.“ Er legte eine Hand auf seine Brust und strich sanft darüber. „Wir werden mit dir üben, also hauptsächlich Taniguchi und Tetsuo, da ich noch einige Termine habe, die ich nicht ausfallen lassen kann, aber wenn ich es schaffe, helfe ich aus. Du wolltest doch sowieso häufiger mit uns trainieren, sieh es als Ansporn.“

„Du weißt schon, dass Hotaru nur sabbernd zusieht, wenn er mit euch trainiert?“

„Ja. Willst du nicht?“ Er grinste ihn an und küsste ihn sanft auf den Mund, als er schnaubend protestierte.

„Was sind das für Termine, die du noch hast? Wenn du Tetsuo dafür nicht brauchst...“

„Die letzten Vorbereitungen für Sanja Matsuri nächste Woche. Ich nehme Shiro mit, da er die Phönixe koordiniert und ich bin im Festkomittee, das für die Gesamtplanung verantwortlich ist“, antwortete er.

„Hmm...“ Kou hatte Bilder und Videos von dem dreitägigen Matsuri gesehen, an dem bis zu zwei Millionen Besucher teilnahmen und verzog das Gesicht, so große Menschenmassen waren ihm eindeutig zu viel. „Muss ich da mit?“

„Zu den Besprechungen nicht, zum Matsuri nur, wenn du willst, ich bestehe nicht darauf. Es würde mich aber freuen, wenn du zumindest einmal deinen Elfenbeinturm verlässt, abends ist auch nicht so viel los wie tagsüber. Taniguchi bekommt noch einen Ablaufplan, damit er weiß, wann wir wo zu finden sind.“

„Ugh... dann habe ich noch eine Woche Zeit, meinen Kimono zu finden und zu hoffen, dass die Motten ihn nicht gefressen haben. Sonst hat Hotaru sicher etwas, das er mir leihen kann, er hat so viele Kartons mit traditioneller Kleidung in seinem Schrank, das ist Wahnsinn.“ Kous Augen funkelten aufgeregt, obwohl er noch unsicher war, ob er wirklich hingehen sollte, aber wenn Hotaru auf ihn aufpasste und er bis dahin lernte, wie er sich zu verhalten hatte, sollte er das auch schaffen.

„Du hast einen Kimono? Ich habe nicht unbedingt damit gerechnet, dass du sowas überhaupt besitzt, Kou“, gestand Kazuki.

„Naja, einen sollte jeder haben, oder? Oder eben Hakama und was dazu gehört. Ayane hat ihn mir geschenkt, sie hat den Stoff gefunden und fand ihn so passend, dass sie eine Kommilitonin bequatscht und bezahlt hat, einen für mich zu nähen. Oh... oh!“ Er setzte sich hastig auf und sprang vom Bett. „Ich habe vollkommen etwas vergessen, hast du noch ein bisschen Zeit?“

„Ich habe bis heute Nachmittag keine Termine, also ja. Wo willst du hin?“

„Nur was holen, in meiner Wohnung. Dein... uhm... Geburtstagsgeschenk? Ich weiß, das ist gerade völlig unpassend, aber wenn ich es nicht gleich tue, vergesse ich es wieder und dann ist dein Geburtstag so lange her und...“

Kazuki hielt ihn an der Hand fest und zog ihn an sich. „Ist in Ordnung. Zieh dich erstmal an und atme durch, Kou. Ich laufe nicht weg, bevor du es mir gegeben hast.“

„Ich ärgere mich einfach, dass ich nicht da war... und ihr hattet so viel Spaß. Haruka-chan hat mich angerufen und mir erzählt, was sie dir geschenkt hat und ich hätte es wirklich gern gesehen... also, nachdem sie sich beschwert hat, dass Sayuri dir ein überteuertes Auto geschenkt hat und sie immer noch mit euch verhandelt, überhaupt einen Führerschein machen zu dürfen.“ Kou legte die Arme um seinen Nacken und rutschte halb auf seinen Schoß.

„Das ist Sayuris Art, mir zu danken. Ihr hattet auch nicht wenig Spaß, ich denke, das kann man kaum miteinander vergleichen.“ Kazuki gab ihm einen Kuss und einen Klaps auf den Po. „Geh, ich warte im Wohnzimmer auf dich, Honey.“

„Bis gleich!“

 

Kazuki fehlten die Worte, als Kou mit einer sechzig mal neunzig Zentimeter großen Zeichenmappe zurückkam und sie auf den Esstisch legte, nachdem er eine Vase zur Seite geschoben hatte. Er hatte das Band, das sie verschloss, zu einer kleinen Schleife gebunden und überließ es ihm, sie zu öffnen und den Inhalt freizulegen. In der Mappe befand sich ein nur wenig kleinerer Zeichenkarton, der mit einem Blatt Seidenpapier bedeckt war, damit das Bild darunter nicht beschädigt wurde. Kazuki zog das Papier zur Seite und fühlte ein wohliges Kribbeln in seinem Bauch, als er Kous Geschenk sah. Es war eine detaillierte Aquarellzeichnung von einem Samurai in dunkelrotem Hakama und schwarzer Jacke, der inmitten blühender Kirschbäume einen imaginären Gegner bekämpfte. Auf den ersten Blick wirkte das Bild verträumt schlicht, doch schaute man genauer hin, erkannte man kleine Details, die alle eine Verbindung zu ihm selbst hatten. Ein rotes Seil, das kunstvoll um einen der Kirschbäume geschlungen war, ein Ende war um einen faustgroßen Bernstein geknotet. Ein grauer Fuchs hockte neben einem Stein und beobachtete ihn aufmerksam. Auf einem Torii, das wie beiläufig in den Hintergrund eingefügt war, saß ein Phönix, der bunt gefiederte Schweif kringelte sich um einen der Torpfosten. Im kleinen Teich, der sich im Vordergrund befand, schwammen drei Welse, ein großer und zwei kleinere, von denen einer goldene Flossen hatte, die dem Gefieder des Phönix ähnelten, eine Eidechse, die große Ähnlichkeit mit einem grünen Drachen hatte, sonnte sich auf einem Stein neben dem Teich. Trotz der vielen Details war das Bild harmonisch aufgebaut und strahlte eine ähnliche Ruhe aus wie die, die Kazuki spürte, wenn er sein morgendliches Training absolvierte, allein im Garten oder im Dōjō, wie Hideyoshi es ihm beigebracht hatte.

„Alles Gute zum Geburtstag, liebster Kazu... nachträglich“, sagte Kou mit einem schiefen Grinsen, er war auf der anderen Seite des Tischs stehengeblieben und hatte ihn aufmerksam beobachtet.

„Kou, das ist... mir fehlen die Worte... das muss doch Stunden gedauert haben...“ sagte er leise und strich mit den Fingerspitzen über das Bild.

„Ich habe sie nicht gezählt, aber mit jedem Pinselstrich habe ich an dich gedacht und... uhm... das klingt jetzt wirklich kitschig, Kazu...“ Er zupfte nervös an einer Haarsträhne. „Jede Sekunde, die dort hineingeflossen ist, habe ich daran gedacht, wie sehr ich dich liebe und dass ich sonst nichts zu geben habe, außer eben... naja... meinen Gefühlen für dich und meiner Zeit...“

Kazuki stand auf, ging um den Tisch herum und zog den Jüngeren an sich. „Ich liebe es, es ist das beste Geschenk, das ich je bekommen habe, Honey...“ Er hob sein Kinn an und küsste ihn zärtlich. „Danke... Dich liebe ich noch viel mehr, mit jedem Tag, den du bei mir bist.“

„Das beste...? Naja... ich weiß nicht, hast du nicht mal erzählt, dass deine Mutter dir zum siebzehnten Geburtstag das Daishō im Büro geschenkt hat? Das ist schon ein sehr großartiges Geschenk...“ warf Kou ein.

„Das ist mehr ein Erbe als ein Geschenk... und ich musste es selbst auf dem Dachboden suchen und entstauben, das zählt nicht.“ Kazuki grinste gegen seine Lippen. „Auch wenn wir das meiner Mutter besser nicht sagen, sie hält es nach wie vor für ein tolles Geschenk.“

„Erinnere mich daran, sollte ich sie je kennenlernen...“ Er piekte ihn in die Brust. „Kazu...? Erzählen wir irgendwem von unserer... Vereinbarung? Ich meine, solange du noch mit Sayuri verheiratet bist, ist das ja nur ein mündliches Versprechen und...“ Er atmete hörbar aus. „Tut mir leid, ich kann das noch nicht ganz einordnen.“

„Nicht, solange du es nicht möchtest. Das bleibt unter uns, es reicht, wenn wir davon wissen und alles andere findet sich, wenn es soweit ist.“ Er strich ihm sanft über den Rücken. „Verzeih mir, wenn ich dich damit überrumpelt habe, Kou.“

„Nein, alles gut... es gibt nichts zu verzeihen, außerdem habe ich dir ja schon einen Ring geschenkt, die Reihenfolge ist nur falsch.“ Kou drückte eine Reihe von Küssen auf seine Lippen. „Ich gehe jetzt arbeiten. Du kannst dir überlegen, wie du das Bild aufbewahren möchtest, ein schlichter Rahmen passt sicher gut.“

„Darf ich es Tetsuo zeigen?“

„Du darfst es jedem zeigen, dem du es zeigen möchtest, Kazu. Es gehört schließlich dir.“

 

~

 

Einige Tage später waren sie seit dem späten Vormittag im Dōjō, um Kou beizubringen, wie er sich in einem Notfall verhalten musste. Nachdem er und Tetsuo dem Künstler erst eine ausführliche Unterrichtsstunde in verbaler Selbstbehauptung gegeben und ihn aufgebaut hatten, damit er nicht wieder einknickte, sobald er den Mitgliedern seiner Familie begegnete, die ihn schlecht behandelten, verbrachten sie die Zeit seit dem Mittagessen damit, verschiedene Szenarien durchzuspielen. Kou war durchaus in der Lage, sich gegen einen Gegner zu verteidigen, bei mehreren fehlte ihm die Erfahrung, weshalb Hotaru und Tetsuo ihm einige Kniffe beigebracht hatten, sich zumindest zu befreien, sollte er festgehalten werden. Unterstützt wurden sie durch eine Handvoll Phönix-Kobun, die sowieso zum Trainieren im angrenzenden Kraftraum gewesen waren und die Tetsuo kurzfristig rekrutiert hatte, damit sie selbst noch etwas lernten. Kazuki war kurz zuvor mit Shiro von einer Besprechung zurückgekommen und stand aufmerksam am Rand, während Hotaru im nächsten Abschnitt verhindern sollte, dass irgendwer Hand an Kou legte.

Hotaru schob Kou hinter sich und schaute die beiden Kobun an, die ihm überheblich grinsend gegenüberstanden.

„Meinst du nicht, dass das ein bisschen unfair ist, Tetsuo?“ fragte er frech. Tetsuo stand etwas entfernt und beobachtete die Szene.

„Keine Sorge, Taniguchi-san, wir sind auch ganz zärtlich“, sagte einer der Kobun überheblich, er war etwas größer und massiger als der rothaarige Bodyguard.

„Labert nicht rum, fangt an“, meckerte der Blonde und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Bleib hinter mir, Kou. Den zwei Pappnasen wird das Grinsen gleich noch vergehen.“

Hotaru blockierte den beiden Kobun den Weg, die ihn gleichzeitig von zwei Seiten angriffen, um ihn im besten Fall zu umgehen und Kou zu erreichen. Er griff den ersten am Arm, drehte sich mit ihm herum und stieß ihn gegen den zweiten, um sie beide zu Fall zu bringen. Die beiden sprangen sofort wieder auf und begannen einen neuen Angriff, der ebenso abgewehrt wurde, wie auch die darauf folgenden. Hotaru war die Barriere, die sie nicht überwinden konnten. Beim nächsten Versuch, packte er sie beide, nutzte ihren Schwung aus, um sie auf die Matte zu werfen, ihre Arme fixierte er übereinander und hielt sie mit seinem eigenen Gewicht am Boden, während er zwischen ihnen kniete.

„Auu... okay, okay! Wir geben auf, Taniguchi-san!“ jammerte der Kobun und verzog das Gesicht, weil er in einer unangenehm verdrehten Position auf dem Boden lag, wie auch sein Bruder.

„Ich hab doch gesagt, das ist unfair.“ Hotaru stand geschickt auf und zog die beiden auf die Füße. „Legt euch nicht mit Cops an, Jungs. Oder Ex-Cops.“ Er grinste breit und klopfte ihnen imaginären Staub von den T-Shirts.

Tetsuo grummelte unzufrieden, dann verpasste er beiden Kobun eine Kopfnuss. „Habt ihr eigentlich nichts gelernt, ihr Chaoten? Was haben wir euch dazu beigebracht, Gegner nicht wegen ihrer Größe oder Statur zu unterschätzen? So dämlich wie ihr euch angestellt habt, hätte Kou euch auch allein fertig gemacht.“

„Ja, Aniki. Tut uns leid, Aniki.“ Die beiden senkten betrübt die Köpfe.

„Die Situation war auch ein wenig unfair, da hat Taniguchi schon recht“, sagte Kazuki vom Rand. „Zwei Kobun gegen einen ausgebildeten Polizisten und Bodyguard ist kein fairer Kampf. Sie haben das Taiho Jutsu nach dem Wechsel zu uns weiter verfeinert, wie es aussieht, Taniguchi.“

Hotaru neigte leicht den Kopf. „Ja, das habe ich. Oyabun Hideyoshi hat großen Wert darauf gelegt, dass ich meine Fähigkeiten weiter ausbaue und neue dazulerne, Boss.“

Kazuki stieß sich von der Wand ab und zog sein Jackett und sein Hemd aus, die er einem der dort sitzenden Kobun in die Hand drückte. Shiro bedeutete er mit einem Nicken, ihm zu folgen.

„Oh...“ Kou stellte sich dicht hinter Hotaru und schaute ihm über die Schulter. „Du hast die Minibosse besiegt, jetzt darfst du dich wohl doch mit dem Endboss schlagen, Hotaru.“

„Halt die Augen auf, Kou, ich glaube nicht, dass die das nur zu zweit machen. Tetsuo guckt auch schon wieder so ernst.“ Er schob sich die Haare aus der Stirn und verschränkte dann die Arme vor der Brust. „Was ist der Vorschlag, Boss?“

„Ich will sehen, wie lange Sie gegen ernstzunehmende Gegner durchhalten. Sobald durchsickert, dass Kou kein wehrloses Lämmchen ist und er von Ihnen beschützt wird, wird niemand zwanzigjährige Kobun losschicken, um sich mit Ihnen anzulegen“, antwortete Kazuki. „Kou, du darfst dich verteidigen, halt dich nicht zurück, Sie auch nicht, Taniguchi. Ein paar blaue Flecken schaden uns nicht.“

„Ich nehme an, Sie halten sich auch nicht zurück?“ hakte Hotaru nach.

„Absolut nicht. Es hilft niemanden, wenn Sie entschärfte Situationen üben und der Ernstfall ganz anders aussieht. Wir sollten nur aufpassen, dass keiner ernsthaft verletzt wird, gebrochene Knochen kann niemand von uns gebrauchen.“

Kaum, dass Kazuki seinen Satz beendet hatte, löste Tetsuo sich von seiner Position und ging schnellen Schrittes auf Hotaru zu, der für einen Moment zurückwich und dann realisierte, dass die Übung schon längst begonnen hatte. Er lenkte einen Schlag ab, der ihn von den Füßen gerissen hätte, wenn er ihn getroffen hätte und rief Kou ein Kommando zu, in seiner Nähe zu bleiben, so dass sie nicht getrennt wurden, bevor er seinerseits den Blonden mit einem Schlag vor die Brust ein Stück zurückdrängte. Viel Zeit zum Orientieren hatte er nicht, da Kazuki ihn aus Testuos Deckung heraus angriff, während Shiro um sie herumgegangen war und sich auf Kou konzentrierte. Da Hotaru wusste, dass Kou zwar Shiro für eine Weile beschäftigen, aber unmöglich gegen zwei erfahrene Yakuza bestehen konnte, konzentrierte er sich darauf, Kazuki und Tetsu so zu beschäftigen, dass sie keine Gelegenheit hatten, ihre Aufmerksamkeit auf Kou zu richten.

Kou merkte daran, wie Shiro seine Angriffe ausrichtete, dass er sich sehr wohl zurückhielt, um ihn nicht zu verletzen, dennoch war er ein ernstzunehmender Gegner und kein Vergleich zu Yuuta, gegen den er im November gekämpft hatte. Es war offensichtlich, dass Tetsuo ihn ausgebildet hatte und das sehr effektiv, er ließ ihm kaum eine Möglichkeit, selbst anzugreifen, so dass er seine Attacken nur abwehren und im besten Fall kontern konnte, um sich den schwarzhaarigen jungen Mann vom Leib zu halten. Was Shiro nach einer Weile aus dem Konzept brachte, war Hotaru, der gegen ihn stolperte und sie zusammen auf den Boden fielen, nachdem der Rothaarige einem Tritt ausgewichen war. Kazuki nutzte die Gelegenheit, nach Kou zu greifen und ihn am Arm festzuhalten, der Jüngere verlor keine Zeit, sich mit einer geschickten Drehung aus seinem Griff zu befreien und eine Verteidigungshaltung einzunehmen, während Hotaru sich mit Shiro auf dem Boden wälzte, der sein Möglichstes tat, ihn davon abzuhalten, Kou zu Hilfe zu kommen.

Tetsuo schlang von hinten beide Arme um ihn und hob ihn ein Stück hoch, so dass er den Boden unter den Füßen verlor, was Kou allerdings dazu nutzte, Kazuki so auf Distanz zu halten und sich mit den Füßen von seiner Brust nach hinten wegzudrücken, um den Blonden aus der Balance zu bringen. Allerdings stand Tetsuo stabiler als ein Baum und rührte sich nicht, ebenso wie Kazuki, der Kous Knöchel festhielt und ihn so daran hinderte, sich irgendwie zu bewegen.

„Maaaaan, das ist unfair“, meckerte er und zappelte in Tetsuos Griff.

„Kleiner Tipp...“ raunter er in sein Ohr. „Verkrampf dich nicht so, lass locker und überrasche deinen Gegner damit, dass du dich für einen Moment nicht wehrst und dein Schwerpunkt sich verlagert.“

„So?“ Kou entspannte sich und rutschte tatsächlich in seinen Armen ein Stück nach unten, bis er ihn wieder festhielt, damit er nicht hinfiel.

„Ja. Mach Dinge, die keiner von dir erwartet. Wobei das mit deinen Füßen schon gut war, bei kleineren, weniger starken Gegnern klappt das sicher.“

„Hmm... lasst ihr mich wieder runter? Bitte?“ Er schaute von Tetsuo zu Kazuki, der mit den Daumen über seine nackten Knöchel strich und sie dann losließ, damit er ihn wieder herunterlassen konnte.

„Also...“ sagte Hotaru schnaufend, er hockte auf Shiros Rücken, den er schließlich doch überwältigt hatte, „das war ein gutes Ablenkungsmanöver, Boss.“

„Ihr habt euch gut geschlagen. In einer anderen Situation hättet ihr so auf jeden Fall Zeit gewinnen können, kaum jemand macht sich die Mühe, sich so lange mit seinem Opfer anzulegen“, sagte Kazuki zufrieden.

„Naja, die meisten setzen einfach Waffen ein und dann sieht das schon wieder anders aus.“ Hotaru stand auf und zog Shiro auf die Füße, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Schulter rieb.

„Deshalb gehst du nicht unbewaffnet raus, Hotaru, solange nicht geklärt ist, wer noch mit Itsuki unter einer Decke steckte“, entgegnete Tetsuo. „Was ist mit deiner Schulter, Shiro?“

„Alles gut. Nur etwas überdehnt. Nichts, was ein Bad nicht wieder regelt. Braucht ihr mich noch?“ Er wischte sich mit dem Saum seines T-Shirts den Schweiß aus dem Gesicht.

„Ich muss für das Wochenende noch ein paar Dinge mit dir besprechen, Organisatorisches,“ sagte Kazuki. „Baden kannst du bei mir, da ist genug Platz.“

Shiro schaute ihn mit großen Augen an. „Willst du die Besprechung im Bad abhalten, Boss?“

„Warum nicht? Ein Bad haben wir uns wohl alle verdient.“ Er schaute Tetsuo nach, der die Kobun für den Rest des Tages nach Hause schickte. „Sie können sich uns auch anschließen, Taniguchi.“

 

Kou summte wohlig und sank bis zu den Schultern ins heiße Wasser, das Kazuki mit einer großzügigen Portion eines Mineralpulvers versehen hatte, um Verspannungen und ausgeprägten blauen Flecken von ihrem Training vorzubeugen. Er war als erster mit Duschen fertig gewesen und hatte sich den besten Platz im Becken gesichert, während die vier anderen sich noch sortierten. Hotaru hatte das Angebot breit grinsend angenommen, ein besseres Zeichen, dass Kazuki ihn respektierte und akzeptierte, gab es kaum, weshalb es in seinen Augen unmöglich gewesen war, abzulehnen.

„Wow, Shiro, das ist wirklich großartig geworden“, bemerkte Kou staunend mit Blick auf die Erweiterung des Tattoos auf seinem Rücken. Der rot-goldene Phönix füllte die freie Fläche neben dem Drachen auf seinem Rücken, es sah tatsächlich so aus, als würden sie miteinander tanzen statt gegeneinander kämpfen.

„Danke, Kou. Ich bin echt froh, dass das so gut geklappt hat“, gab er mit einem Lächeln zurück und ließ sich etwas entfernt von ihm nieder.

„Er hat keine Miene verzogen und die ganze Zeit Nachrichten an Haru-chan geschrieben. Sie wollte unbedingt mit, aber Sayuri hatte sie für die Vorbereitung im Anwesen eingespannt und sie konnte dort nicht weg.“ Kazuki setzte sich neben Kou und legte ihm unter Wasser den Arm um die Taille. „Du musst es nur sagen, dann entwirft dir der Horishi sicher auch eins, Honey.“

Kou schnaubte amüsiert. „Nein Danke, ich bin ganz zufrieden, wie es gerade ist. Ich bin auch kein Mitglied deines Clans, das wäre nicht... uhm... angemessen.“

Der Ältere neigte kurz den Kopf zu ihm und hauchte ihm einen Kuss aufs Ohr. „Noch nicht...“

Kou lief dunkelrot an und vergrub stöhnend das Gesicht in den Händen.

„Kazuki, ärger ihn doch nicht, du weißt jetzt, dass er sich verteidigen kann. Nicht, dass zu den blauen Flecken noch welche hinzukommen“, unkte Tetsuo, der sich im Becken neben Hotaru ausgestreckt hatte. „Oder er den Spieß mal umdreht, wenn du zu gemein zu ihm bist.“

„Hmm... ich denke nicht, das überlasse ich euch“, gab er zurück und grinste seinen Adjutanten breit an.

Hotaru hörte angestrengt weg. Er fühlte sich nicht in der Position, solche Gespräche mit Kazuki zu führen und versuchte, seine schmerzenden Muskeln zu entspannen, ohne sich zu sehr ablenken zu lassen, auch wenn er schließlich mit halben Ohr zuhörte, was sein Boss mit Shiro und Tetsuo für das kommende Sanja Matsuri besprach. Er selbst hatte den Ablaufplan schon bekommen und würde wissen, wo sie zu finden sein würden, sollte Kou sich entscheiden, am Wochenende vor die Tür zu gehen, was nach wie vor zur Debatte stand, da sein Schützling so große Menschenmassen mied.

 

Er fühlte sich schwerelos und seine Wange berührte warme Haut, als er blinzelnd die Augen aufschlug.

„Uh... Tetsu?“

„Hey.“ Tetsuo schaute ihn mit einem frechen Schmunzeln an. „Du bist im Bad eingeschlafen und fast untergegangen, Nervensäge.“

„Oh... tut mir leid. Ist Onodera-san böse auf mich?“ Hotaru merkte jetzt erst, dass Tetsuo ihn zurück in seine Wohnung trug, auf den Armen, nicht Huckepack, wie er es erwartete hätte. Nicht einmal das, er hätte ihn auch wecken können, damit er auf seinen eigenen Beinen zurückgehen konnte.

„Nein. Es war ein langer Tag, wir sind alle müde. Es hat nur für etwas Erheiterung gesorgt, weil du plötzlich weggerutscht bist“, entgegnete er, dann schob er die Wohnungstür mit dem Fuß auf. „Willst du noch was essen? Oder schlafen?“

„Schlafen... das Bad hat mir echt den Rest gegeben. Du hättest mich auch einfach wecken können, weißt du?“

„Hätte ich, aber so ist es effizienter.“ Tetsuo trug ihn direkt ins Schlafzimmer, um ihn auf dem Bett abzusetzen. „Ruh dich aus, ich erledige noch ein paar Dinge.“

„Mhm... Gute Nacht...“ Hotaru tauschte Handtuch gegen Bettdecke, rollte sich darin ein und schloss die Augen.

Chapter 119

Summary:

„Mhm... Sayuri sagte heute Vormittag, dass Kazuki den ganzen Tag nur Fundoshi trägt, so wie viele der Träger und Taiko-Trommler. Tetsuo auch?“ Kou lehnte sich mit den Unterarmen auf das Geländer und schaute Hotaru von der Seite an, der ebenso neugierig das Treiben unter ihnen beobachtete.

„Ja, die beiden sind heute sehr früh los, nur mit Fundoshi und Phönix-Happi bekleidet. Er hat seinen Yukata auf dem Bett liegen lassen, kann also sein, dass ich ihm den später noch bringe, wenn es kühler wird.“ Hotaru zündete sich eine Zigarette an. „Kommst du mit? Immerhin hast du deinen Kimono schon rausgesucht.“

„Hmmmm... ich weiß nicht, es ist wirklich voll und...“ Vor Kous innerem Auge manifestierte sich ein Bild von Kazuki, der nur den weißen Fundoshi trug und die Farben seiner Tattoos im Sonnenlicht bunt leuchteten. „Ugh... ich kann mir das doch nicht entgehen lassen, Hotaru. Wer weiß, wann er das nochmal trägt.“

Chapter Text

Die Sonne schien durch den Spalt im Vorhang in Kazukis Schlafzimmer, der sich nie so richtig schließen ließ, und warf bunte Muster an die gegenüberliegende Wand. Kou beobachtete die regenbogenfarbigen Flecken für eine Weile, während er langsam wach wurde und aus seinem Wohlfühltraum erwachte. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, was er geträumt hatte, aber es hatte sich gut angefühlt und er war erholt und fit, obwohl er zwischendurch kurz wach geworden war, als Kazuki in den frühen Morgenstunden so leise wie möglich aufgestanden war, um sich für den Tag fertig zu machen. Es war Samstag, der zweite Tag des Sanja Matsuri, an dem die Mikoshi, kleine, tragbare Schreine, von ihren kleinen Tempeln durch die Straßen von Asakusa zum großen Senso-ji Tempel getragen wurden, um dort gesegnet zu werden und anschließend ging es wieder zurück. Kazuki war schon am Vortag den ganzen Tag unterwegs gewesen, so wie er die ganze Woche bis über beide Ohren in der Abschlussplanung gesteckt hatte, da er nicht nur im Festkomitee war, sondern dort sogar eine Leitungsfunktion hatte, wie er Kou erklärt hatte. Der Künstler war begeistert gewesen, dass sein Partner sich so engagierte und er hatte eine Stunde damit verbracht, seine Schränke und seine Wohnung nach der Kiste mit seinem Kimono zu durchsuchen. Er würde zwar erst noch arbeiten, aber wenn es zum Abend hin ruhiger wurde, wollte er sich in Hotarus Begleitung vor die Tür wagen, um das Matsuri doch etwas zu genießen und natürlich Kazuki und Tetsuo zu suchen. Er hatte die Kiste auch gefunden, doch Hotaru hatte sie ihm abgenommen und ihn aus dem Raum geschoben, um sich darum zu kümmern, dass er bis zum Abend auch hübsch und faltenfrei war, so seine Aussage.

Kou rollte sich im Bett herum, sein mit Otabek bezogenes Dakimakura mit sich ziehend und setzte sich schließlich gähnend auf. Ein kurzer Blick auf sein Handydisplay sagte ihm, dass es kurz nach zehn Uhr war, später, als er eigentlich hatte aufstehen wollen, aber er hatte noch gearbeitet, bis Kazuki spät am Abend zurückgekommen war und sie gingen nie einfach so schlafen. Egal wie lang ihr Tag gewesen war, Zeit für Zärtlichkeiten nahmen sie sich immer, erstrecht, wenn sie sich nur abends sahen.

„Ach Mist... Ich hätte mir einen Wecker stellen sollen...“ murmelte er gegen das Kissen, dann tippte er eine kurze Nachricht an Hotaru.

 

Kou [10:06]: Sorry, ich habe verschlafen (⇀‸↼‶)

Hotaru [10:07]: Kein Ding, wir lassen es heute ruhig angehen. Soll ich dir Frühstück machen?

Kou [10:08]: Nein, das schaffe ich noch selbst. Ich mache mich fertig und komme dann runter.

Hotaru [10:10]: Oki, bis später (^_−)☆

 

Nackt, wie er vom Schlafen noch war, tapste Kou ins angrenzende Wohnzimmer, das wie so oft sonnendurchflutet war. Die Ausrichtung des Raums – und des Gartens – nach Südosten sorgte dafür, dass schon morgens die Sonne durch die große Fensterfront hineinschien und alles in helles, aber gemütliches Licht tauchte. Kou streckte sich und genoss die Wärme auf seiner Haut.

„Guten Morgen, Kou.“

Er drehte den Kopf und sah Haruka auf dem Sofa sitzen, sie trug einen violetten, bestickten Hakama und ein mit Kirschblüten gemustertes Kimono-Oberteil dazu. Die dunkelbraunen Haare hatte sie wie so oft zu einem halben Zopf am Hinterkopf gebunden, nur dass sie zusätzlich noch eine Haarspange mit Kirschblüten aus Stoff trug. Neben ihr stand eine Kameratasche, die Kamera hatte sie in den Händen und auf ihn gerichtet.

„H... Haruka-chan? Was machst du denn hier?“ Kou schaute an sich herab, dann drehte er sich hastig um und eilte zurück ins Schlafzimmer, um sich eine Hose anzuziehen. Das helle Lachen des Mädchens hallte durch den Raum.

„Mir macht das nichts aus, Kou. Wir waren doch schon alle gemeinsam baden, als wir im Februar im Urlaub waren, da habe ich mehr gesehen, als mir lieb war“, sagte sie kichernd, nachdem er zurückgekommen war. „Ich warte auf Mama. Takuya ist krank und da Shiro bei der Parade dabei ist, darf ich ja nirgends ohne sie hin. Dabei würde ich so gern zusehen, wenn ich noch länger hier rumsitze, verpasse ich ja das Beste.“

„Du weißt besser als ich, dass es wahrscheinlich keine gute Idee ist, wenn du allein losziehst.“ Er ging zur Küchenzeile und drückte auf dem Display der Kaffeemaschine herum, bis sie das ausspuckte, das er haben wollte. „Entschuldige mich kurz, ich gehe eben ins Bad.“

„Mhm... ich laufe nicht weg.“ Sie lehnte sich im Sofa zurück, dann fiel ihr ein, dass das Bad gar nicht frei war, doch Kou war schon durch die Tür verschwunden.

Er zog die Tür hinter sich zu und wollte gerade seine Hose ausziehen, als er wahrscheinlich noch verwirrter inne hielt als vorher im Wohnzimmer. Sayuri stand, nur mit einem weißen Fundoshi bekleidet, vor dem großen Spiegel beim Waschbecken und zog sich mit konzentrierter Ruhe einen Lidstrich. Die hüftlangen Haare hatte sie hochgesteckt, so dass der tätowierte Rücken frei war. Kou wartete, bis sie den Eyeliner abgesetzt hatte, dann räusperte er sich leise.

„Oh, Kou!“ Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Guten Morgen. Verzeih bitte, wenn wir uns hier so breit machen, aber so war es einfacher.“

„Einfacher? Wofür?“ fragte er verwirrt.

„Hmm... Im Anwesen muss niemand wissen, dass Haruka und ich zum Matsuri gehen und Kazuki war so nett, uns anzubieten, dass wir uns hier fertig machen. Wir haben dich doch nicht geweckt?“ Sie drehte sich zu ihm um, die Piercings in ihren Brustwarzen und ihrem Bauchnabel funkelten im Licht.

„Nein, ich bin von selbst wach geworden.“ Kou verzog das Gesicht. „Tut mir leid, aber Haruka-chan hat mich wohl nackt gesehen...“

Sayuri sah ihn verblüfft an, dann fing sie an zu lachen. „Dein Verantwortungsgefühl in allen Ehren, aber uns war beiden bewusst, dass das wahrscheinlich passiert, wenn du denkst, dass du allein bist. Haru-chan macht sich da nichts draus, für sie gibt es im Moment nur Shiro.“

„Das hat sie auch gesagt... Warum bist du noch nicht angezogen?“ Er stellte sich neben sie und gab etwas Zahnpasta auf seine Zahnbürste.

„Viel mehr ziehe ich nicht an. Es ist nur...“ Sie sah etwas beschämt zur Seite. „Es ist schon so lange her, dass ich so auf einem Matsuri war, dass ich es einfach nicht hinbekomme, den Sarashi richtig zu wickeln.“

„Brauchst du Hilfe dabei? Warum fragst du nicht Haruka-chan?“

„Sie weiß auch nicht, wie es geht. Außerdem ist sie bockig, weil ich sie nicht allein gehen lasse und Takuya mit Grippe flach liegt.“ Sie ließ das breite, weiße Stoffband durch die Finger gleiten.

„Soll ich dir helfen? Ich habe mich in der Theorie schon damit beschäftigt, weil ich es mal gezeichnet habe.“

Sayuri drehte den Kopf und sah ihn mit großen Augen an. „Würdest du? Als Plan B habe ich ein Bikinioberteil eingepackt, aber...“

„Aber das ist nicht das Richtige für dich, richtig?“ Kou spülte sich den Mund aus, kämmte seine Haare und band sie dann zusammen, bevor er die Hand ausstreckte, damit sie ihm das Band hineinlegen konnte. „Ich kann nicht versprechen, dass es hübsch wird, aber wir versuchen es einfach mal, okay?“

„Ja, das ist... Vielen Dank, Kou.“

„Bedank dich besser erst, wenn ich fertig bin... wer weiß, ob das überhaupt klappt.“

Er stellte sich vor sie und begann, das Band um ihre Brüste zu wickeln, die Zungenspitze zwischen die Lippen gesteckt, während er versuchte, es fest zu ziehen, ohne alles platt zu drücken. Sayuri erklärte ihm geduldig, worauf er achten musste, so dass er einige Minuten später die Enden verknotete und noch eine kleine Falte herauszog, damit es ordentlich aussah. Sie hob die Arme und drehte sich vor dem Spiegel, um sein Werk zu begutachten, hielt aber verwundert still, als er ein dunkelblaues, schmales Seidenband nahm, das sie in ihrer Tasche liegen hatte und damit die Bandage mit einer Schleife am Rücken zusammenband, damit sie dort nicht so breit war und das Tattoo verdeckte.

„Das ist eine wunderbare Idee. Du hast ein gutes Auge für Details, Kou. Danke.“ Sayuri streckte sich ein Stück und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Leistest du uns heute Gesellschaft? Sakura, ich und ein paar andere Ehefrauen und Partnerinnen wollten den Tag gemeinsam verbringen.“

„Nein danke, aber macht ihr mal euren Mädelstag. Ich will heute noch arbeiten, es ist mir viel zu voll draußen." Er zupfte ein loses Haar aus ihrer sonst perfekt sitzenden Frisur. „Wenn Hotaru heute Abend noch rausgehen will, begleite ich ihn vielleicht, aber das weiß ich jetzt noch nicht.“

„Verstehe. Das ist nachvollziehbar.“ Sie schlüpfte in einen hüftlangen, dunkelblauen Happi, suchte ihre Sachen zusammen und stapelte sie auf ihrem Arm. „Ich wünsche dir trotzdem einen schönen Tag, Kou. Vielleicht sehen wir uns ja doch nochmal. Haru-chan nehme ich mit, sie wollte heute Abend aber zu Kazuki und dann wahrscheinlich hier übernachten. Ist das in Ordnung für dich?“

„Da habe ich kein Mitspracherecht. Sie sieht ihn so selten, dass ich das sowieso nicht abschlagen würde, das Gästezimmer ist ja wieder frei.“

„Großartig. Ach, falls du noch einen Motivationsschub brauchst, deine Wohnung heute zu verlassen... Kazuki sieht rattenscharf aus in Fundoshi und sonst nichts, weil er ein furchtbarer Angeber ist, wenn Matsuri ist. Das solltest du dir nicht entgehen lassen.“ Sayuri zwinkerte ihm zu, dann ließ sie ihn im Bad allein, um Haruka einzusammeln und sich mit ihrem eigenen Bodyguard im Schlepptau ins Gewühl auf den Straßen zu werfen.

 

Hotaru kringelte sich vor Lachen, als Kou ihm von seiner morgendlichen Überraschung in Wohnzimmer und Bad erzählte, einen großen Becher frischen Kaffee in den Händen. Der Bodyguard hatte es sich nicht nehmen lassen, ihm trotzdem ein ausgewogenes Frühstück zuzubereiten, da Kou in der Regel nur Toast frühstückte und das reichte nicht aus für den langen Tag, den sie vor sich hatten. Er war nach der morgendlichen Dusche in bequemer Kleidung in seine Wohnung gekommen und hatte seinen zuvor angestellten Kaffee in Kazukis Küche völlig vergessen, ebenso sein eigentlich geplantes Frühstück, so sehr hatten Sayuri und Haruka ihn aus dem Konzept gebracht.

Von seinem Arbeitsplatz am bodentiefen Fenster hatte Kou einen guten Blick auf die vollen Straßen von Asakusa. Die Routen der Mikoshi waren im Vorfeld für den Autoverkehr abgesperrt worden, aber auch rundherum war alles voll und aus der ganzen Stadt strömten Besucher und Touristen in das alte Viertel, um sich das Spektakel anzusehen und das Fest zu genießen. Wobei Kou sich nicht sicher war, wie viel man davon genießen konnte, wenn die Straßen bis zu den Häusern auf den Seiten mit Menschen vollgestopft waren und die Träger Mühe hatten, einen Weg hindurchzufinden. Er stützte sich mit den Händen auf seinem kleinen Tisch ab und beugte sich darüber, um neugierig aus dem Fenster zu sehen.

„Wir können uns das auch vom Balkon aus ansehen, Kou“, sagte Hotaru amüsiert, der am Schreibtisch saß und einen Bericht für Kazuki tippte.

„Hmm... weißt du, welche Route sie nehmen? Kommen sie hier vorbei?“ fragte der Künstler und erhob sich steif von seinem Platz.

„Auf dem Rückweg.“ Er schaute auf seine Armbanduhr. „Also in ein zwei oder drei Stunden, damit sie im Schrein des Blocks sind, bevor es dunkel ist. Besonders schnell geht’s ja nicht voran.“

„Wie viel wiegt so ein Mikoshi? Ich habe mich noch nie damit beschäftigt.“

Kou nahm seine Kaffeetasse mit, füllte sie in der Küche wieder auf und schlurfte voran auf den Balkon, Hotaru folgte ihm wie immer ohne weitere Aufforderung. Der Klang von Taiko-Trommeln, Flöten, religiösen Gesängen, den Rufen der Träger und dem Publikum, das sie anfeuerte, erfüllte die warme Luft des Maitags und schallte bis zum Balkon hoch. Das Gebäude war nicht weit vom Senso-ji Tempel entfernt, der Dreh- und Angelpunkt des Sanja Matsuri war, auch wenn das gesamte Viertel involviert war.

„Hmm... gut eine Tonne, glaube ich. Die drei großen aus dem Tempel, die morgen herausgeholt werden, müssen von vierzig Trägern getragen werden, aber die wechseln sich auch ab, so dass es unzählige Träger gibt“, führte der rothaarige Bodyguard aus. „Eine logistische Meisterleistung, dass das immer klappt.“

„Mhm... Sayuri sagte heute Vormittag, dass Kazuki den ganzen Tag nur Fundoshi trägt, so wie viele der Träger und Taiko-Trommler. Tetsuo auch?“ Kou lehnte sich mit den Unterarmen auf das Geländer und schaute Hotaru von der Seite an, der ebenso neugierig das Treiben unter ihnen beobachtete.

„Ja, die beiden sind heute sehr früh los, nur mit Fundoshi und Phönix-Happi bekleidet. Er hat seinen Yukata auf dem Bett liegen lassen, kann also sein, dass ich ihm den später noch bringe, wenn es kühler wird.“ Hotaru zündete sich eine Zigarette an. „Kommst du mit? Immerhin hast du deinen Kimono schon rausgesucht.“

„Hmmmm... ich weiß nicht, es ist wirklich voll und...“ Vor Kous innerem Auge manifestierte sich ein Bild von Kazuki, der nur den weißen Fundoshi trug und die Farben seiner Tattoos im Sonnenlicht bunt leuchteten. „Ugh... ich kann mir das doch nicht entgehen lassen, Hotaru. Wer weiß, wann er das nochmal trägt.“

Hotaru lachte laut, Sayuri wusste ganz genau, weshalb sie Kou das Detail erzählt hatte. „Oh man, Sayuri-nee-san ist wirklich völlig anders, als sie im Anwesen wirkt. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so cool drauf ist“, sagte er, nachdem er sich beruhigt hatte und Kou schmunzelnd den Rest seines Obstsalats aß. „Ich wusste gar nicht, dass sie so viele Kontakte zu den Clanfrauen in Asakusa hat.“

„Hmm... ich glaube, das ist auch erst in den letzten Wochen wieder mehr geworden. Itsuki hat sie da doch sehr eingeschränkt, soweit ich das mitbekommen habe...“ Er knabberte an einem Apfelstück. „Sie ist viel moderner, als man denkt, wenn man sie in Kimono und dieser zurückhaltenden Art im Anwesen sieht.“

„Ich hatte in meiner Zeit dort nicht viel mit ihr zu tun, aber sie ist unglaublich willensstark und so hübsch“, schwärmte Hotaru. „Sayuri-nee-san steckt die ganzen alten Männer in der Clanführung in die Tasche, Hideyoshi hat sie wie einen Sohn erzogen, dass sie sich so entfalten konnte, und das, ohne ihre... hmm... Weiblichkeit einzubüßen. Komm, ziehen wir uns um und gehen raus, nicht erst heute Abend, sondern heute Nachmittag schon!“

Er nahm Kous Hand und zog ihn hinter sich her in das Zimmer, in dem er seine Kleidung untergebracht hatte. Auf einem Ständer hatte er Kous Kimono am Abend aufgehängt, damit der Stoff sich von allein glätten konnte, da er durch die Lagerung etwas zerknittert gewesen war. Der lindgrüne Seidenstoff mit den bunten Libellen darauf schimmerte sanft im Licht, das durch das Fenster hereinfiel. Auf einem Hocker daneben lag der cremefarbene, schlichte Obi, den Ayane Kou dazugekauft hatte.

„Hmm... so habe ich den Kimono noch nie aufgehängt, weil mir immer der Platz gefehlt hat...“ Kou strich mit den Fingern über den glatten, weich fallenden Stoff.

„Dafür hast du jetzt mich. Er ist wunderschön, deine Schwägerin kennt dich wirklich gut und hat eine gute Wahl getroffen, aber... den Obi kannst du heute nicht tragen“, sagte Hotaru und hob den Gürtel hoch, um ihn auseinanderzufalten. Auf dem hellen Seidenstoff waren einige Verfärbungen zu sehen.

„Oh... wie ist das denn passiert?“ Der Künstler nahm ihn ihm ab und schaute sich die Misere bestürzt an.

„Er muss feucht geworden sein, vielleicht bei der Lagerung im Herbst, als deine Wohnung saniert wurde, aber mach dir keine Gedanken, ich habe sicher einen, der gut dazu passt.“

Der Rothaarige wirbelte herum und öffnete den Schrank, in dem er die Kisten mit der traditionellen Kleidung untergebracht hatte und holte einige davon heraus, die er auf dem Boden stapelte.

„Du hast wirklich viel davon, oder?“ Kou ließ sich daneben nieder und öffnete neugierig eine der Kisten. „Darf ich?“

„Klar, schau ruhig, du kannst auch was von mir anziehen, wenn dir irgendwas ganz besonders gut gefällt“, gab er zurück und öffnete selbst eine Schachtel, von der er nicht genau wusste, was sich darin befand, da sie alle ähnlich aussahen.

Der dunkelhaarige Künstler schaute fragend zu ihm, als er plötzlich still wurde und dann einen gequälten Laut von sich gab, der tiefen Schmerz ausdrückte. Hotaru hatte eine Hand vor den Mund gepresst, in der anderen hielt er einen dicht beschriebenen Brief, den er auf dem reich bestickten Seidenstoff eines schwarz-roten Furisode gefunden hatte.

„Hotaru...? Alles okay?“ Kou rutschte zu ihm und berührte ihn sanft an der Schulter, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Er schaute ihn mit feuchten Augen an, die im nächsten Moment mit Tränen überquollen, so dass er die Arme um ihn legte und ihn an sich drückte.

„Hide... Hideyoshi hat mir einen Brief geschrieben und ihn in den Karton gelegt... mit der Furisode, den er mir geschenkt hat...“ erklärte der Rothaarige zwischen herzzerreißendem Schluchzen. „Er... er hat mich einfach rausgeworfen und...“

„Was steht in dem Brief, Hotaru?“ fragte Kou ruhig.

„Eine Entschuldigung... den Ansatz einer Erklärung, er ist sehr krank, weißt du...? Ich hätte mich um ihn gekümmert, bis zum Schluss, aber er hat sich anders entschieden, er hat es für uns anders entschieden...“ Hotaru strich mit den Fingerspitzen über das Blatt auf seinem Schoß. Der Brief war auf Hideyoshis edlem Briefpapier geschrieben, in seiner schönsten Handschrift, am Ende befanden sich drei Zeilen eines Haikus. „ Tsugi no yo mo / aitaki hito to / hotaru no yo - Möcht‘ sie wiedersehen, auch in der nächsten Welt. Leuchtkäfernacht“, las er leise vor.

„Du bist ihm sehr wichtig... Ihr habt viel Zeit miteinander verbracht und er hat dir mit seinem Verhalten sehr weh getan. Ich glaube, er weiß das sehr gut und hat dir deshalb diesen Brief geschrieben, um dich nicht völlig ohne Erklärung zu lassen, auch wenn er es dir nicht persönlich sagen konnte.“ Kou strich ihm beruhigend über den Kopf. „Geht es...?“

„Mhm... Danke, Kou. Komm, wir müssen noch einen Obi für dich suchen.“ Nachdem er sich ausgeweint hatte, faltete Hotaru den Brief zusammen und schob ihn in die Tasche seines Jacketts, trocknete sich die Wangen und hob den Deckel von der nächsten Kiste. „Wagen wir etwas Farbe? Rot?“

„Hmm... Rot? Ich weiß nicht...“ Er schielte zu dem hellen Grün des Kimonos. „Warum eigentlich nicht? Hast du was passendes?“

„Ja, für heute wird es reichen, auch wenn es thematisch nicht ganz passt. Das sollte aber keinem auffallen, weil niemand nah genug an dich herankommen wird, um das zu sehen.“ Er grinste verwegen, dann zog er einen Obi in einem kräftigen Rot aus einer Kiste, in den Ahornblätter aus einem etwas helleren Rot eingewebt waren. „Und dazu...“

Kou schaute ihm aufmerksam zu, während er Accessoires zusammensuchte und auf den Hocker neben dem Kimono legte. Er atmete tief durch, dann stand er auf und zog sich bis auf die Unterwäsche aus. Hotaru verschränkte die Arme vor der Brust und schaute zweifelnd auf seine Unterhose.

„Runter damit. Heute gibt’s das ganze Paket.“ Er zupfte an dem Gummibund.

„Kopierst du etwa Nao?“ Die Unterhose folgte der restlichen Kleidung.

„Nur ein bisschen!“ Hotaru tänzelte um ihn herum und fädelte den weißen Stoff des neuen Fundoshi zwischen den Beinen hindurch, den er dann um seine Hüften schlang und ordentlich befestigte. „Du hast Sayuri-nee-san heute Morgen beim Anziehen geholfen?“

„Ja, sie hatte Schwierigkeiten, den Sarashi allein anzulegen, weil sie auf keinen Fall einen Bikini tragen wollte. Sie ist da eigen...“

„Das wirkt auch ganz anders.“ Er legte ihm den weißen Juban um die Schultern und schloss ihn vorne. „Setz dich, ich kümmere mich erst um deine Haare, bevor wir dich fertig anziehen. Du verstehst dich gut mit Sayuri-nee-san, oder?“

„Ja, schon irgendwie.“ Kou setzte sich auf den Boden, so dass Hotaru sich mit einem Kamm und Haarnadeln um seine Haare kümmern konnte. „Sie ist beeindruckend. Als ich sie das erste Mal getroffen habe, war sie so elegant und streng, dass ich beim nächsten Mal völlig eingeschüchtert war und dann... hat sie mich an der Hand genommen und mit mir Tee getrunken“, erzählte er mit der Erinnerung an den Urlaub in Nagano. „Ich kann verstehen, wieso viele denken, dass sie und Kazuki so ein perfektes Paar sind, sie sind großartig zusammen, ein tolles Team.“

„Ja, aber du bist es, den er von ganzem Herzen liebt.“ Hotaru strich über seine Schulter. „Du und der Boss seid auch ein tolles Team, obwohl ihr so unterschiedlich seid. Es ist beeindruckend, wie er sich in deiner Gegenwart verhält, man sieht und spürt, dass du ihm unfassbar wichtig bist.“

„Hotaru... ich weiß nicht, ob ich dir das sagen darf, aber du behältst es für dich, ja?“ Er nagte nervös an seiner Unterlippe und wartete, bis er genickt hatte, da er sich vor ihn gehockt hatte, um zu schauen, was er mit den kürzeren Strähnen machen konnte, die sein Gesicht einrahmten. „Letzte Woche, nachdem wir zurückgekommen waren und in der Nacht noch Sex hatten, oh der war so gut... Kazuki hat seit seinem Geburtstag wieder ein Prince Albert-Piercing...“

„Kou, lenk nicht vom Thema ab“, erinnerte er ihn grinsend.

„Er... puh... er hat mich gebeten, für immer bei ihm zu bleiben...“ Er schlug die Augen nieder, weil es ihn auch nach fast zwei Wochen noch verunsicherte.

„Der Boss hat dir einen Antrag gemacht? Echt jetzt? Das ist ja großartig!“ Er ging wieder um ihn herum und band einen Teil seiner langen Haare zu einem ordentlichen Knoten auf dem Hinterkopf, den er mit einem schlichten Band und Haarnadeln befestigte.

„Kann man das so nennen...? Ich meine, er steckte noch in mir drin und Kazuki ist manchmal so emotional nach dem Sex, ganz anders...“

„Ganz anders, als man es von ihm erwarten würde... So wie ihr alle. Wirklich, ihr habt mich überrascht.“

„Wie meinst du das?“ Er drehte sich halb zu ihm um.

„Ich wurde hierher geschickt und habe es gehasst. Ich war so wütend und der Boss und Tetsuo waren wirklich gemein an diesem Tag... und dann kamst du, völlig verheddert in deinem Pullover und beide sind aufgetaut und haben sich um dich gesorgt, es war so niedlich.“ Er strich ihm eine kurze Strähne hinters Ohr. „Du warst sofort neugierig und hast mich freundlich aufgenommen, den beiden den Kopf gewaschen, weil ich so niedergeschlagen war... Das hat alles verändert, Kou, du hast alles verändert. Ohne dich würden Tetsuo und ich uns wahrscheinlich immer noch jeden Tag anschreien und... ich weiß nicht, wo das hingeht, aber ich freue mich sehr auf das, was noch kommt. Ich bin dir wirklich dankbar, dass ich nicht nur dein Bodyguard sein darf, sondern auch dein Freund.“

„Oh... Hotaru, das ist doch selbstverständlich.“ Kou ließ einen überraschten Laut hören, weil Hotaru ihn von hinten umarmte und fest drückte, dann lehnte er den Kopf zurück und küsste ihn auf die Wange. „Ich hab dich wirklich gern, einen besseren Bodyguard kann ich mir nicht wünschen. Kazuki kriegen wir auch noch dazu, dass er dich mag.“

Hotaru lachte leise, die Nase an seine Halsbeuge gedrückt. „Ich kann schon verstehen, wieso der Boss dich für immer bei sich haben will. Du liebst ihn um seiner selbst willen, nicht sein Geld oder die Gefahr, die seine Stellung mit sich bringt. Und das tust du bei jedem, den du an dich heranlässt, sei es nun Tōru, Nao oder Tetsuo...“

„Und bei dir, vergiss das nicht. Weil du großartig bist und ein guter Mensch.“ Er zerzauste ihm die Haare. „Jetzt sollten wir uns aber fertig machen, sonst ist der Tag um und wir sitzen immer noch hier und heulen.“

„Ja, natürlich. Der Boss wird Augen machen, wenn er dich sieht.“

Er stand auf und zog Kou dabei auf die Füße, dann holte er den Kimono, um ihm dabei zu helfen, ihn anzuziehen. Die leichte Seide fühlte sich kühl an unter seinen Fingern, perfekt für das warme Wetter, für das auch ein Yukata ausgereicht hätte, aber Hotaru hatte sich in den Kopf gesetzt, dass Kou den Kimono tragen sollte und sich keinen Yukata von ihm leihen, weil er so gut zu ihm passte. Dem Künstler war es gleich, aber seine bernsteinfarbenen Augen funkelten aufgeregt, je weiter die Ankleideprozedur voranschritt. Mit geschickten Fingern schlang er den roten Obi um seine schmale Taille und verschloss ihn im Rücken mit einem einfacheren Knoten, als er es bei einer Frau getan hatte. Um das Libellenthema des Kimonos aufzugreifen, steckte er eine goldene Brosche in Form einer Libelle an die Vorderseite des Obi, so dass es aussah, als wäre sie dort für eine kurze Pause gelandet. Vom Stapel mit den Accessoires wählte er eine Haarnadel aus, von der hellgrüne Stoffblüten baumelten und schob sie unter das Band, mit dem er Kous Dutt befestigt hatte, dann ging er einen Schritt zurück und begutachtete sein Werk.

„Und...?“ Kou hob fragend die Arme mit den halblangen Ärmeln und drehte sich einmal im Kreis.

„Socken fehlen noch. Du trägst keinen Kimono ohne Socken.“ Er zog ein Paar weißer Tabisocken aus einer Kiste, kniete sich vor ihn und zog sie ihm an, dann grinste er zufrieden. „Perfekt.“

„Ich merke schon, du hast da wirklich Spaß dran... Was ziehst du an?“

Hotaru schälte sich aus seinem Anzug, wickelte sich ebenfalls in einen Fundoshi und befestigte sein Tantō mit einer Halterung an seinem rechten Oberschenkel, bevor er einen dünnen, schwarzen Yukata mit feinem geometrischem Muster anzog und darüber einen schwarzen Hakama. Seine Haare strich er mit einer Portion Haarwachs mit den Händen nach hinten, so dass der Undercut auf seinen Kopfseiten gut zu sehen war. Handy und Schlüssel schob er in eine verborgene Tasche in der Hose.

„Wow... das ist schlicht, aber so cool, Hotaru. Du wirkst ganz anders als mit dem Anzug. Wie... hmm... ein Ninja?“ Kou stützte das Kinn auf eine Hand und dachte nach.

„Du bist so ein Nerd“, lachte der Rothaarige. „Aber du liegst nicht ganz falsch, ich bin wahrscheinlich mehr Ninja als Samurai, ich bin gut darin, mich unsichtbar zu machen.“

„Heute sollst du aber nicht unsichtbar sein. Müssen wir noch was mitnehmen?“

„Tetsuos Yukata und ich glaube, dabei liegt auch noch einer für den Boss, damit er nicht den ganzen Abend halbnackt durch die Gegend laufen muss. Darum kümmere ich mich, du kannst auch nochmal ins Bad, wenn du magst...“

„Hast du noch welche von den Gleitgelkapseln?“ fragte Kou leicht rosa um die Nase.

„Packe ich ein.“

Der Künstler schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, dann ging er ins Bad, um die Brille gegen Kontaktlinsen zu tauschen und sich noch ein wenig vorzubereiten. Den Kimono richtete er anschließend ordentlich vor dem Spiegel und bestaunte für einen Moment, was Hotaru mit seinen Haaren gemacht hatte, bevor er darauf wartete, dass er ihn abholte, nachdem er Kazukis und Tetsuos Yukata in eine Tasche gepackt hatte.

Chapter Text

„Haru-chan, siehst du überhaupt was, wenn du ständig auf das Display deiner Kamera schaust?“ fragte Sayuri ihre Tochter, die mit funkelnden Augen neben ihr stand und jeden Moment einfing, der ihr vor die Linse kam.

„Natürlich. So viel! Aber ich würde noch viel mehr sehen, wenn ich da hoch könnte und nicht ständig Köpfe und Rücken vor mir hätte“, antwortete das Mädchen und zeigte auf einen stabil aussehenden Stromkasten, der neben einer Straßenlaterne stand. „Du willst doch auch sehen, wie Too-sans Jungs sich schlagen? Wo ist er eigentlich schon wieder hin?“

„Keine Ahnung, eben war er noch da.“

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und hielt Ausschau nach Kazuki und Tetsuo, die sie kurz zuvor getroffen hatten und die schon wieder mit dem Kobun, der sie begleitete, in der Menge verschwunden waren. Kazuki kannte gefühlt jeden, den sie trafen und wurde permanent in Gespräche verwickelt oder auf einen Sake eingeladen, so dass er kaum drei Meter gehen konnte, ohne angehalten zu werden. Die kleine Gruppe Frauen, mit der sie sich getroffen hatten, stand schwatzend neben ihnen, Sakura hatte sich bei Sayuri untergehakt, damit sie nicht getrennt wurden.

„Gorou hat ihn entführt. Ich habe keine Ahnung, was die Männer schon wieder aushecken, aber wenn ich das richtig höre, kommt unser Mikoshi gleich hier vorbei“, sagte sie angeheitert.

„Oh, er wird doch nicht...“ Sayuri runzelte die Stirn. „Tetsuo wird ihn hoffentlich davor bewahren, irgendeine Dummheit zu begehen, dieser verfluchte Angeber. Das ist viel zu gefährlich.“

„Lass ihnen doch ihren Spaß, wie oft können sie das schon tun, hm?“ Sie kniff sie sacht in die Wange.

„Und hepp! Danke, Shinsuke-san!“ rief Haruka dem Bodyguard ihrer Mutter zu, nachdem sie stabil auf dem Stromkasten stand und einen Arm um die Laterne daneben geschlungen hatte, um sich festzuhalten. Der stille Kobun hatte sie hochgehoben und hielt sie nun mit einer Hand um den Knöchel fest, damit sie nicht herunterfiel.

„Du bist doch völlig wahnsinnig, Haru-chan. Nicht, dass du dir noch den Hals brichst!“

„Ach Mama, ich bin doch keine Anfängerin mehr“, gab sie grinsend zurück, Socken und Geta hatte sie an ihre Kameratasche gebunden, so dass sie barfuß auf dem Kasten stand.

Sakura kicherte, bis ihr die Tränen kamen über Sayuris angefressenes Gesicht. „Deine Tochter kommt ganz nach ihren Eltern, Sa-chan. Du hättest in ihrem Alter genau dasselbe getan oder dich gleich mit auf den Mikoshi gestellt, so wie die Männer das tun.“

„Damals war ich auch sehr viel dümmer als ich es jetzt bin...“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust, löste sie aber gleich wieder, als ihre Freundin ihr einen Becher Sake in die Hand drückte.

Haruka nutzte ihre erhöhte Position aus, um noch mehr Fotos zu machen. Sie waren schon den ganzen Tag unterwegs, es wurde langsam dunkel und das Fest war in vollem Gange, alle warteten darauf, dass der Mikoshi des Blocks vorbeizog, getragen von Nachbarn und den Mitgliedern von Kazukis Phönix-Gang. Sie hatte schon so viel Material gesammelt, das sie für ihr Portfolio nutzen wollte, um sich im Winter für das Fotografie-Studium zu bewerben, dass sie Wochen brauchen würde, um alles zu sichten und auszuwählen und es würde noch mehr dazukommen, dessen war sie sich sicher.

Sie ließ den Blick über die Menge unter ihr schweifen, die sich langsam an den Rand verteilte, um Platz zu schaffen für die Parade. Begleitet von Taiko-Trommlern, tanzenden und singenden Menschen kam schwankend der im Licht der untergehenden Sonne golden strahlende Mikoshi in Sicht. Haruka stellte sich auf die Zehenspitzen, um noch besser sehen zu können und sah Shiro mit nacktem Oberkörper und einem gedrehten Tuch um den Kopf vor den Trägern herlaufen und sie lautstark anfeuern, der Schweiß rann ihm über die von der Sonne gebräunte Haut, unter der sich jeder Muskel abzeichnete, als hätte er im Vorfeld noch mehr trainiert als sonst, um gut auszusehen. Der nur zwei Wochen alte Phönix auf seinem Rücken strahlte in leuchtenden Farben, sie wusste, dass er das frische Tattoo am Morgen extra dick mit Sonnencreme bedeckt hatte, aber die war entweder schon komplett eingezogen oder einfach mit dem Schweiß davongelaufen. Ein bisschen hatte sie erwartet, dass er auf den Tragebalken stehen würde, doch so schnell und hektisch, wie die Träger diese auf und ab bewegten, war es viel zu riskant. Harukas Herz lief über vor Zuneigung, als sie ihn so sah, völlig in seinem Element und gut gelaunt. Sie unterdrückte ein sehnsüchtiges Seufzen, das ihre Mutter sicher kommentiert hätte und darauf hatte sie an diesem Tag so gar keine Lust, stattdessen nutzte sie die Gelegenheit, unzählige Fotos von ihrem gut aussehenden Freund zu machen, um sie ihm später alle zu zeigen.

„HARU!“

Shiros Stimme riss sie aus ihrer Konzentration und sie senkte die Kamera, um ihn in der Menge auszumachen. Ihr war gar nicht aufgefallen, wie nah die Prozession schon gekommen war und wie schmal die Straße, so dass sie nur wenige Meter trennten. Shiro grinste breit, als sich ihre Blicke trafen, er gab den Trägern hinter sich ein Kommando und sie hörten fast dankbar damit auf, den Schrein so hektisch zu bewegen, dann stützte er sich auf Rens Schultern ab und kletterte geschickt auf die Tragebalken. Seinen besten Freund zog er zu sich hoch, als er halbwegs sicher stand.

Haruka hob eine Hand, um ihm zu winken, doch er schüttelte, weiterhin grinsend, den Kopf und deutete auf den Balken unter seinen nackten Füßen und dann auf sie.

„Traust du dich?!“ rief er ihr zu.

Sie schaute für einen Moment unsicher hinter sich, wo Sayuri in ein Gespräch mit Sakura und einer weiteren Frau vertieft war, deren Namen sie schon wieder vergessen hatte, dann verstaute sie die Kamera in ihrer Tasche und beugte sich zu Shinsuke herunter, um sie ihm zu geben.

„Passen Sie bitte gut drauf auf, ja? Da steckt meine ganze Zukunft drin“, sagte sie leise zu ihm, dann entzog sie ihren Knöchel seinem sichernden Griff und balancierte über die Schultern der bereitstehenden Phönixe zum Mikoshi in der Mitte der Straße, wo Shiro ihr die Hand entgegenstreckte und auf den Balken neben sich zog, das Kunstturnen in der Schule hatte doch seine Vorteile. „Hi...“

„Fräulein Haruka?!“ rief Shinsuke ihr völlig überrumpelt hinterher, es waren nur wenige Sekunden vergangen, in denen sie sich aus seiner Reichweite gebracht hatte.

„Alles gut! Ich glaube, hier bin ich gut aufgehoben!“ rief sie zurück und hielt sich an Shiros Arm fest, als der Schrein bedrohlich schwankte, während die erschöpften Träger wechselten.

„Sayuri-nee-san wird mich häuten...“ murmelte Shiro grinsend, nachdem er sie näher gezogen und den Arm um ihre Taille gelegt hatte, um sie festzuhalten.

„Oh, mich auch. Dann sterben wir beide für die Aktion“, gab sie ebenso grinsend zurück und schmiegte sich an ihn. „Wie weit ist es noch?“

„Ein paar hundert Meter, aber die Jungs sind platt, deshalb wird’s ab hier ruhiger“, antwortete er, die Lippen dicht an ihrem Ohr, weil es so laut rundherum war, dass man sich sonst kaum unterhalten konnte. „Du bist wunderschön heute, Haru, du strahlst richtig.“

„Shirooo...! Nicht hier, das ist...“ Sie schlug die freie Hand vor das Gesicht, als sie von dem Kompliment rot anlief.

„Hmm? Du bist die Hübscheste und Süßeste, die ich heute den ganzen Tag gesehen habe und weißt du was das Beste daran ist?“ sprach er leise weiter und lachte leise, als sie beschämt den Kopf schüttelte. „Dass du meine Freundin bist und ich mir keine bessere wünschen kann.“

„Pass auf, dass du auf deiner Schleimspur nicht ausrutschst, Aniki“, unkte Ren von der Seite, er stand nah genug, um zumindest einen Teil hören zu können.

„Ruhe auf den billigen Plätzen, Ren!“ Shiro prustete, als er ihm den Inhalt seiner Wasserflasche über den Kopf schüttete, damit er abkühlte, Haruka quiekte überrascht, weil sie selbst nicht wenig davon abbekam, kicherte dann aber heiter.

„Du bist der lustigste und beste Freund, den ich mir wünschen kann, Shi-chan.“ Sie kniff ihn in die Wange und zog ihn dann ein Stück zu sich herunter, um ihn zu küssen. Es war ihr egal, ob halb Asakusa sie dabei sehen konnte und jeder wusste, wer sie war und wer Shiro war. Sie war so unfassbar glücklich an diesem Tag, dass sie es mit allen teilen wollte, mit den Konsequenzen konnte sie sich später noch auseinandersetzen.

 

„Bist du von allen guten Geistern verlassen, Haruka?“ schimpfte Sayuri, nachdem der Mikoshi eine Stunde später im Schrein des Blocks angekommen war und die meisten der Träger in den umliegenden Gassen verschwunden waren, um weiter zu feiern. „Kaum ist Takuya nicht da, um auf dich aufzupassen, benimmst du dich völlig daneben. Das war gefährlich!“ Sie hatte den dunkelblauen Happi wieder angezogen und mit dem Gürtel geschlossen, so dass er ihren Oberkörper bis zum Po bedeckte.

Haruka senkte niedergeschlagen den Kopf, ihre Mutter hatte vollkommen recht, aber Shiro hatte wie immer ein Auge auf sie gehabt und sie hatte sich den ganzen Tag nicht so sicher gefühlt, wie an seiner Seite. Ihr Freund stand auch jetzt neben ihr, um sich seine Standpauke abzuholen, weil er die Aktion überhaupt erst möglich gemacht hatte.

„Kaa-san, ich... es tut mir leid... wirklich“, antwortete das Mädchen leise. „Aber... ich wollte das wenigstens einmal gemacht haben. Du... du und Too-san habt das in meinem Alter auch gemacht und euch nichts vorschreiben lassen, also lass mir wenigstens einmal diese Freiheit.“

„Meine Kleine, darum geht es doch gar nicht.“ Sayuri strich ihr sanft über den Kopf, sie war seit Itsukis Tod sehr viel weniger streng. „Es wäre mir nur lieb gewesen, du hättest das vorher mit mir besprochen, damit ich keinen Herzinfarkt bekomme, weil du plötzlich weg bist.“

„Du... bist nicht sauer?“ Haruka schaute ihre Mutter mit großen Augen an.

„Doch, natürlich bin ich sauer, Haruka, aber ich kann es auch nicht rückgängig machen. Mir ist nur wichtig, dass du weißt, dass das so nicht in Ordnung war und du dich unnötig in Gefahr gebracht hast. Und du...“ Sie wendete sich an Shiro, der ergeben den Kopf gesenkt hatte. „Bist ein furchtbarer Hitzkopf, aber ein verantwortungsbewusster Hitzkopf, daher lasse ich dir das gerade so noch einmal durchgehen. Ich kann aber nicht versprechen, dass Kazuki und Tetsuo dich dafür nicht vierteilen.“

„Danke, Sayuri-nee-san, das weiß ich zu schätzen“, gab er ruhig zurück.

„Sa-chan, kommst du? Die Kinder kommen auch einmal ohne Aufsicht zurecht, außerdem passen die Jungs gut auf Haru-chan auf.“ Sakura hakte sich bei ihr unter und zog sie mit sich. „Wenn du noch länger trödelst, ist das Essen kalt und der Sake leer, weil die Mädels nicht warten können.“

„Bis morgen, Kaa-san!“ Haruka winkte ihr nach, denn drehte sie sich zu Shiro um. „Was machen wir jetzt?“

„Die Phönixe verbringen den Abend traditionsgemäß mit Grillen und Bier im Park. Auf dem Weg dorthin... willst du noch was anderes essen?“

„Hmmm... mal sehen, was wir unterwegs finden. Das ist mein erstes Matsuri ohne Eltern oder Bodyguard, was gibt’s sonst noch so?“ Sie hakte sich bei ihm unter und kuschelte sich an seinen Arm.

„Okay, dann gibt’s das ganze Programm für dich. Zuckerwatte, Luftballons, wir finden bestimmt noch eine süße Kitsune-Maske für dich.“ Shiro richtete den Kragen seines dunkelblauen, karierten Yukata, der etwas an seiner feuchten Haut klebte, nachdem er ihn angezogen hatte. „Ist das dann ein Date?“

„Argh... Shi-chan, du bist so ein Doofkopf, natürlich ist es das!“ meckerte sie lachend. „Aber Ren darf auch mit, damit er nicht so allein ist.“

„Wir haben sowieso denselben Weg, Haruka-chan“, sagte der junge Kobun und schloss sich ihnen an.

 

Haruka hielt einen Yakitori-Spieß und einen Spieß mit dreifarbigen Dango in je einer Hand und beäugte beides skeptisch, da sie nicht wusste, womit sie anfangen sollte. Seitlich auf ihrem Kopf saß eine rot-weiße Fuchsmaske, die zusätzlich mit einem Blütenmuster dekoriert war. Sie hatten sich auf dem Weg zum Park auf eine Bank gesetzt, um eine kleine Pause zu machen, Ren war schon vorgegangen.

„Du könntest abwechselnd davon essen, Haru“, schlug Shiro vor.

„Nein, das geht nicht, dann kann ich gar nichts davon genießen.“

„Mach den Mund auf.“ Er wartete, bis sie seiner Aufforderung gefolgt war und steckte ihr sein Taiyaki zwischen die Lippen. „Wenn du dich nicht entscheiden kannst, nimm die dritte Option.“

„Hmmm...“ Sie biss ein großes Stück davon ab, so dass er es wieder an sich nehmen konnte. „Daf ift...“ Sie kaute angestrengt und schloss für einen Moment die Augen, um die süße Ankofüllung zu genießen. „Auch eine gute Option. Teilen wir?“

„Mhm...“ Er legte die Finger um ihre Hand, die die Dangos hielt und führte sie zu seinem Mund.

Haruka schaute zu ihm hoch und wartete, bis er mit den Zähnen eines von den Dangos vom Spieß gezogen hatte. „Die sind klebrig, pass auf.“

„Furchtbar...“ Shiro leckte sich etwas von der Mochimasse von den Lippen und schmunzelte leicht, so dass es Haruka das Blut ins Gesicht trieb. Seine zimtbraunen Augen funkelten fröhlich über ihre Reaktion. „Willst du doch nichts mehr?“

„Ich... äh... habe vergessen, wie man isst. Hör auf, so heiß zu sein, Shi-chan.“

Sie legte beide Spieße auf dem Schälchen ab, in dem sie es dorthin getragen hatten, damit sie beide Hände frei hatte, um sich an seinem Kragen festzuhalten, zögerte allerdings einen Moment, so dass Shiro eine Hand auf ihre Wange legte und sich zu ihr herabbeugte um sie zärtlich zu küssen. Mit dem freien Arm zog er sie näher an sich, bis sie schließlich auf seinen Schoß rutschte und die Arme um seinen Nacken legte, ohne die Lippen von seinen zu trennen.

„Ich liebe dich, meine süße Haru...“

„Shi-chan...“ flüsterte sie gegen seine Lippen. „Ich liebe dich auch... so sehr... meinst du... wir können Too-san überreden, dass ich... uhm... heute bei dir...“

„Ich frage ihn... und jetzt iss deinen Spieß. Für jedes Stück gibt es einen Kuss.“ Er nahm den Yakitori-Spieß in die Hand und hielt ihn ihr hin.

Haruka kicherte fröhlich, während er sie fütterte und wie versprochen zwischendurch küsste. Sie waren kaum fertig, als Kou und Hotaru den Weg entlangkamen.

„Das ist ja eine Überraschung“, sagte Kou, als er die beiden auf der Bank sah. „Wir stören doch nicht, oder?“

„Oh... Oh! Das ist nicht, wonach es aussieht, Kou!“ plapperte Haruka aufgeregt, konnte aber nicht von Shiros Schoß rutschen, weil er sie festhielt.

„Das ist genau, wonach es aussieht“, widersprach ihr Freund grinsend. „Wir wollten uns aber gleich auf den Weg machen. So wie ihr ausseht, seid ihr auch nicht direkt von zuhause hergekommen, oder?“

„Ach... wir haben uns nur ein bisschen umgesehen...“ Kou zupfte an dem Hasenballon, der an seinem Handgelenk hing und grinste schief.

„Da waren so viele Essensstände unterwegs, da konnten wir ja unmöglich einfach so dran vorbeigehen“, fügte Hotaru hinzu und zupfte etwas hellblaue Zuckerwatte von dem Stab in Kous Hand, die er sich in den Mund steckte.

Haruka rutschte von Shiros Schoß und nahm sich die Zeit, Kous Kimono im Licht der Laterne zu bewundern. „Wow... Der Kimono ist wunderschön, Kou. Ich habe wirklich nicht erwartet, dass du sowas hast, sondern eher sowas langweilig normales wie Shiro trägt.“

„He! Der ist nicht langweilig, der hat Karos!“ widersprach Shiro empört.

„Okay, dunkel, schlicht, männlich. Besser, Shi-chan?“ gab sie zurück.

„Unterstreich das männlich.“ Er stellte sich hinter sie und legte die Arme um ihre Taille.

„Pff... das nächste Mal trägst du rosa und Blumen.“ Haruka piekte ihn in die Wange. „Also... wo war ich... du bist so hübsch heute, Kou. Ich weiß, das Licht hier ist furchtbar, aber... darf ich ein Foto von dir machen oder gleich zehn?“ Sie zog die Kamera aus ihrer Tasche und schaltete sie ein.

„Du akzeptierst sowieso kein Nein, Haruka-chan, aber wenn es dich glücklich macht, darfst du das gerne tun.“ Kou reichte seinem Bodyguard die Zuckerwatte, schob sich eine lose Strähne hinters Ohr, die aus dem Zopf gerutscht war, den Hotaru gebunden hatte. „Die anderen können auch noch einen Moment warten.“

Haruka nahm ihn an der Hand und zog ihn mit zu einer Stelle, in der das Licht etwas vorteilhafter war, Shiro und Hotaru blieben bei der Bank stehen und hatten ein wachsames Auge auf die beiden, während sie sich mit der Kamera austobte und die unterschiedlichsten Fotos von ihm machte. Der Rothaarige nutzte die kurze Pause, um sich eine Zigarette anzuzünden und dem Jüngeren ebenfalls eine anzubieten, die er dankbar annahm.

„Akiyama-kun, ich... bin noch nicht dazu gekommen, mich bei dir für mein Verhalten zu entschuldigen“, sagte Hotaru zwischen zwei Zügen. „Ich war sehr unhöflich an meinen ersten Tagen hier. Das tut mir wirklich leid.“

„Schon vergessen, es war nicht einfach für Sie, Taniguchi-san, ich verstehe das“, antwortete er. „Wenn Sie aber das Bedürfnis haben, es irgendwie wiedergutzumachen, würden Haru und ich uns über einen Besuch bei Ihren Axolotl freuen.“

„Hahaha! Das ist drin, du kannst jederzeit vorbeikommen, um sie dir anzusehen.“

Haruka stellte sich dicht zu Kou und zeigte ihm die Fotos auf dem Kameradisplay, sie klickte sich bis zum Anfang hindurch und zeigte ihm etwas beschämt das, das sie am Vormittag von ihm gemacht hatte, als er nackt aus dem Schlafzimmer gekommen war. Der fedrige Zweig einer Bergpalme, die im Wohnzimmer stand, um für etwas mehr Wohnlichkeit zu sorgen, verdeckte die wichtigsten Stellen in seinem Schritt, so dass es zusammen mit dem einfallenden Licht ein ruhiges, ästhetisches Bild war.

„Du... warst so entspannt, dass ich das unmöglich nicht fotografieren konnte. Und das Licht, das war so wunderschön. Tut mir leid, dass ich nicht gleich was gesagt habe, aber ich liebe es, ungestellte Fotos zu machen“, erklärte sie leise.

„Das ist... Wow... Was hast du damit vor, Haruka-chan?“ fragte Kou neugierig.

„Hmm... Wenn du es erlaubst, würde ich es gerne in mein Portfolio aufnehmen, ich stelle es dir aber auch gerne zur Verfügung für egal, was du damit vorhast. Too-san würde sich bestimmt auch darüber freuen“, antwortete sie schmunzelnd.

„Dann müssen wir ihm aber erklären, wieso du mich nackt gesehen hast und ich weiß nicht, ob er da so cool reagiert wie Sayuri...“

„Ich glaube, er würde darüber lachen. Du kennst ihn doch, er betüdelt mich nur, wenn es um Männer geht, dir mir gefährlich werden könnten.“

„Auf deine Verantwortung, hm?“ Er zupfte ein einzelnes Blütenblatt von ihrer Schulter.

„Muss wohl, ich habe dir schließlich aufgelauert und auf den Auslöser gedrückt.“ Sie hakte sich bei ihm unter. „Wir sollten weitergehen, bevor Shiro kein Bier mehr bekommt und bockig wird.“

Chapter 121

Summary:

„Meinetwegen kannst du dich häufiger so anziehen...“ Seine Hände strichen über seinen Rücken und blieben auf seinem Hintern liegen, um ihn sanft zu kneten.

„Hmmm... ich habe aber nur den einen Kimono, nicht mehr... Und du musst vorsichtig damit sein, er ist ein Einzelstück...“ Kou hob die Arme und legte sie um seinen Nacken, um ihn gierig zu küssen. „Aber nur ein bisschen vorsichtig... Samurai...“

Kazuki knurrte gegen seine Lippen und glitt mit den Händen von vorne in die Öffnung des Kimonos, um sie dann wieder auf seinen Hintern zu legen.

Chapter Text

Haruka löste sich von Kous Arm, kaum dass sie den freien Bereich im Park erreicht hatten, in dem die Phönixe mehrere Grills für alle Helfer und Träger aufgebaut hatten, die teilgenommen hatten. Zwischen den Bäumen waren in Feuerschalen kleine, gemütliche Lagerfeuer entzündet worden, die ein warmes Licht verströmten. In den Ästen hingen bunte Lampions und Lichterketten, die zur gemütlichen Atmosphäre beitrugen, die bunten Tattoos der umherstehenden Männer, die in den meisten Fällen nur kurze Hosen oder Fundoshi trugen, wiederholten die Farben der Lichter. Irgendwo spielte jemand auf einer kleinen Taiko-Trommel, der Klang vermischte sich mit Musik, die aus verteilten Lautsprechern tönte und dem heiteren Stimmengewirr. Das Mädchen zückte ihre Kamera und mischte sich unter die Menschen, Shiro folgte ihr aufmerksam, auch wenn ihr dort nichts passieren konnte, wollte er ein Auge auf sie haben.

„Hmm... siehst du Kazuki und Tetsuo irgendwo, Hotaru?“ fragte Kou, etwas verunsichert von den vielen Menschen, die er nicht kannte.

„Noch nicht, suchen wir sie.“

Der Bodyguard nahm seine Hand, dann gingen sie über die Wiese. Mehr als ein Kopf drehte sich neugierig in ihre Richtung. Kou war durch die hölzernen Sandalen ein Stück größer als sonst schon und hielt sich aufrecht, obwohl er sich ein wenig unsicher fühlte, aber mit dem Kimono und so wie Hotaru ihn ausstaffiert hatte, konnte er nicht anders. Seine Augen wanderten über die Umgebung, als er den vertrauten bunten Phönix auf Kazukis breitem Rücken sah, hielt er an und ließ Hotarus Hand los. Kazuki war in ein Gespräch mit Gorou vertieft, der ihn mit einem Nicken auf seinen Partner aufmerksam machte, da er Kou und Hotaru als erstes gesehen hatte. Bis er sich umgedreht hatte, war Kou schon bis auf zwei Meter zu ihm gelaufen. Der Blick, mit dem Kazuki ihn musterte, war voll Überraschung und Bewunderung, als hätte es ihm die Sprache verschlagen. Kou überbrückte die Distanz und blieb dicht vor ihm stehen.

„Hmm... Überraschung?“ sagte er mit einem schüchternen Lächeln.

„Kou... das...“ begann Kazuki, dann fehlten ihm tatsächlich die Worte.

Kou trat einen Schritt zurück und drehte sich einmal im Kreis, damit er seinen Kimono bewundern konnte.  „Gefällt es dir, Kazu? Hotaru hat mir den Obi geliehen und den Haarschmuck...“ Er zupfte an den hellen Blüten in seinem Haar.

„Du bist wunderschön, Honey...“ Er zog ihn an den Händen zu sich und strich mit den Fingerspitzen über den hellgrünen Stoff seines Ärmels. „Der Luftballon ist auch sehr niedlich. Hattet ihr Spaß?“

„Danke, ja... Hotaru hat mich überredet, doch schon eher loszugehen. Wir haben uns ein wenig umgesehen und alles Mögliche gegessen, das wir gefunden haben.“ Kou ließ den Blick über seinen nackten Oberkörper nach unten wandern. „Uhm... tut mir leid, aber das ist noch viel heißer, als Sayuri versprochen hat... Das steht dir so gut...“

„Das? Das ist nur eine traditionelle Unterhose, Kou...“

„Das reicht... Und die sind so bequem...“ Er kicherte leise über Kazukis fragendes Gesicht. „Wo ist Tetsuo eigentlich? Hallo Gorou-san.“

„Guten Abend, Yukimura-sensei, Sie sehen großartig aus“, erwiderte Gorou seine Begrüßung.

„Tetsuo sollte irgendwo in der Nähe sein, er wollte Getränke holen“, antwortete Kazuki, dann legte er einen Arm um Kous Taille und zog ihn an sich, woraufhin er ihn fragend ansah. „Wir sind hier unter Freunden und wenn mein wunderschöner, eleganter, heißer Partner extra seinen Elfenbeinturm verlässt, lasse ich es mir nicht nehmen, ihn ganz nah bei mir zu haben.“

Der Jüngere strich ihm über die Wange und drückte ihm einen Kuss darauf. „Offenbar seid ihr heute alle sehr anhänglich, das gefällt mir. Ist dir nicht kalt?“ Er fuhr mit den Fingerspitzen über die leichte Gänsehaut auf seinem Arm.

„Ein wenig. Frag mich aber nicht, wo ich meinen Happi gelassen habe, ich weiß es nicht“, entgegnete er schmunzelnd.

„Hotaru hat eure Yukata eingepackt, so heiß das aussieht, will ich nicht, dass du dich erkältest, Kazu.“

Er winkte Hotaru, der zögerlich näher kam und sich dann höflich vor Kazuki verbeugte.

„Guten Abend, Boss. Ich hoffe, Sie hatten einen schönen Tag“, sagte er zurückhaltend, dann stellte er seine Umhängetasche auf dem Boden ab, um Kazukis Yukata und schmalen Obi herauszuholen. „Tetsuo hatte den mit auf sein Bett gelegt, aber dann wohl vergessen.“

„Guten Abend, Taniguchi. Der Tag war außerordentlich.“ Kazuki nahm den dunkelroten Yukata entgegen, in die schlicht wirkende Baumwolle war ein feines Muster eingewebt, das im Licht leicht schimmerte.

Tetsuos Schimpfen ließ sie aufschauen, Shiro stand neben ihm und rieb sich den Hinterkopf, während er die verdiente Rüge über sich ergehen ließ. Der Blonde knuffte ihn abschließend gegen den Arm und ermahnte ihn, ja ein Auge auf Haruka zu haben, dann kam er mit mehreren Dosen Bier in den Händen zu ihnen.

„Diesem Bengel geht es wirklich zu gut“, meckerte er, das leichte Grinsen auf seinen Lippen widersprach seinen ärgerlichen Worten jedoch etwas.

„Dir auch einen schönen Abend, Tetsuo“, sagte Kou amüsiert. „Was hat der arme Shiro denn angestellt, dass du ihn schimpfen musst?“

„Zuerst...“ Er verteilte das Bier an die Umstehenden und drückte auch Kou und Hotaru je eine in die Hand. „Du siehst umwerfend aus, Kou.“

„Danke, du ebenfalls, auch wenn du eigentlich nichts trägst...“ Er nippte grinsend an seinem Bier.

„Shiro kam gegen Ende der Parade auf die glorreiche Idee, Haruka mit auf den Mikoshi zu nehmen. Nicht, dass das für die Jungs schon gefährlich genug ist, aber Haruka...“ begann Tetsuo und verschluckte sich dann an seinen Worten, als sein Blick auf Hotaru fiel, der seine Dose auf den Boden gestellt hatte und konzentriert den Yukata aus seinem Hakama zupfte, um ihn schließlich auszuziehen und ordentlich zusammenzufalten.

„Haruka macht seit Jahren Kunstturnen in der Schule, sie kann wahrscheinlich besser als jeder Phönix das Gleichgewicht auf einem schwankenden Balken halten“, kommentierte der Rothaarige seinen Bericht, wobei er sich darauf konzentrierte, ihn nicht zu sehr anzustarren.

„Wie kommt es, dass du dich gar nicht darüber aufregst, Kazu?“ fragte Kou neugierig.

„Weil ich Shiro vertraue, er würde nichts tun, das Haru-chan nicht schafft. Und sieh sie dir an, sie ist fröhlich und eine wunderschöne junge Dame, sie hat ein bisschen Freiheit verdient, meinst du nicht auch?“ Kazuki strich mit den Lippen über seine Schläfe und schaute zu Haruka, die mit ihrer Kamera auf der Jagd nach neuen Motiven war und dann zielstrebig auf sie zukam.

„Too-san, du bist schwerer zu finden als eine bestimmte Stecknadel in einem Stecknadelhaufen und das, obwohl ihr alle so bunt seid“, schimpfte sie grinsend, dann schlang sie die Arme um seine Taille und drückte ihn. „Du hast Gänsehaut, ist dir kalt?“

„Jetzt nicht mehr, wenn ich von zwei Seiten von den zwei schönsten Personen hier gewärmt werde“, gab er schmunzelnd zurück und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. „Hattest du heute Spaß, meine Kleine?“

„Japp, sehr viel Spaß. Du bist uns nicht böse, weil wir Unsinn gemacht haben?“

„Nein. Tetsuo erledigt das für mich, ich brauche heute keine schlechte Laune, außerdem geht es dir gut und mehr will ich nicht.“

Haruka schaute ihn mit großen Augen an, dann nahm sie ihre Kamera in die Hand. „Bevor du dich anziehst, darf ich...? Ich habe schon welche von Kou, von dir noch nicht... und von Tetsuo auch nicht. Oh und... Taniguchi-san? Das sieht so cool aus mit den Haaren und dem schwarzen Hakama und...“

Sie wartete nicht ab, sondern scheuchte die Männer kurzerhand vor sich her zum nächsten Lagerfeuer, um mehrere Minuten damit zu verbringen, Fotos von ihnen zu machen. Anschließend bedankte sie sich überschwänglich und flitzte wieder zu Shiro, der mit etwas Abstand gewartet hatte, auch wenn sie sich gleich wieder auf die Suche nach neuen Motiven machte. Weit musste sie dafür nicht gehen, sie fokussierte sich auf die Gruppe um ihren Vater und machte Schnappschüsse.

Tetsuo nahm seinen dunkelgrauen Yukata von Hotaru entgegen und band ihn locker zusammen, so dass der Rothaarige ihm auf die Finger schlug und das Binden des Obi selbst übernahm, damit er ordentlich saß.

„So, sehr viel besser...“ Er zupfte den Kragen zurecht und klopfte dann sacht darauf.

„Nein, du kannst nicht oben ohne hier stehen und mich so einwickeln, Hotaru“, gab Tetsuo mürrisch zurück, dann schlüpfte er aus den Ärmeln und ließ den Stoff über den Gürtel nach unten fallen. „Viel besser.“

„Du bist so ein Angeber, Tetsuo.“ Hotaru piekte ihn in die nackte Brust.

„Ach? Wer hat sich denn halb ausgezogen, kaum dass er hier war?“ gab der Blonde zurück.

Kou schlang die Arme um Kazuki, der sich ebenfalls angezogen hatte, auch wenn ein Teil der Tattoos auf seiner Brust und den Unterarmen noch sichtbar war, da er den Yukata etwas lockerer gebunden hatte.

„Kazu...? Hast du ein paar Minuten?“

„Nur ein paar? Oder mehr?“ fragte er mit rauer Stimme.

„Es hilft nichts, dass du dich angezogen hast, du bist einfach zu heiß... weil ich weiß, was du drunter trägst...“

„Verschwinden wir, solange die beiden abgelenkt sind.“ Kazuki legte einen Finger auf Kous Lippen, damit er still war und zog ihn mit sich, kurz darauf waren sie in den Schatten außerhalb des Feuerscheins verschwunden.

 

„Kazu, warte, nicht so schnell, dazu habe ich nicht genug Erfahrung mit den Schuhen...“ Kou klammerte sich an seinem Arm fest, damit er nicht stolperte. Es war nicht komplett dunkel, da der Park hier und da beleuchtet war und die Lampen und Lagerfeuer einen schwachen Lichtschein warfen.

„Das ist vorhin nicht aufgefallen, du hast dich so bewegt, als würdest du sie jeden Tag tragen, Honey.“ Er blieb stehen und drehte ihn zu sich, um ihn an sich zu drücken. „Meinetwegen kannst du dich häufiger so anziehen...“ Seine Hände strichen über seinen Rücken und blieben auf seinem Hintern liegen, um ihn sanft zu kneten.

„Hmmm... ich habe aber nur den einen Kimono, nicht mehr... Und du musst vorsichtig damit sein, er ist ein Einzelstück...“ Kou hob die Arme und legte sie um seinen Nacken, um ihn gierig zu küssen. „Aber nur ein bisschen vorsichtig... Samurai...“

Kazuki knurrte gegen seine Lippen und glitt mit den Händen von vorne in die Öffnung des Kimonos, um sie dann wieder auf seinen Hintern zu legen. Er grub die Fingerspitzen in die nackte Haut, schob sie dann unter den gedrehten Stoff des Fundoshi und rieb fast ungeduldig über seinen Anus.

„Kou... Du bist vorbereitet...?“ fragte er überrascht.

„Mhm... Du glaubst doch nicht, dass ich mir das entgehen lasse, wenn du das Heißeste und... uhm... Männlichste im ganzen Umkreis bist...“ entgegnete er mit einem lüsternen Grinsen. „Ich habe den ganzen Tag daran gedacht, wie scharf du heute aussiehst und als ich dich vorhin gesehen habe... war es so viel besser, als ich es mir ausgemalt habe...“

Mit einem geübten Griff löste Kazuki den Knoten seines Obi, zog seinen Yukata wieder aus und legte ihn auf das weiche Gras, dann drückte er Kou bestimmt auf die Knie. Er strich sofort mit den Lippen und der Nasenspitze über seine Erektion unter dem weißen Stoff, der sie bedeckte, die schlanken Finger legte er auf seine tätowierten Oberschenkel, um sich zu stabilisieren. Der Ältere legte die Hand in seinen Nacken, dicht unterhalb des Haaransatzes, darauf bedacht, seine Frisur nicht völlig zu ruinieren, dann drückte er ihn fester an sich.

„Willst du ihn...?“ Seine Stimme war rau vor Erregung.

„Ja, bitte... Gib ihn mir...“ Kous Zunge hinterließ feuchte Flecken auf dem Stoff, seine Hände blieben aber wo sie waren.

Kazuki schob die freie Hand unter den Fundoshi und ihn dabei etwas zur Seite, um seinen harten Penis daraus zu befreien. Er hätte Kou am liebsten sofort nach seiner Ankunft über die Schulter geworfen und entführt, um das mit ihm zu machen, was sie in diesem Moment taten, so sehr gefiel es ihm, wie er sich herausgeputzt hatte. Kou leckte zärtlich über die gesamte Länge und schloss dann die Lippen um die gepiercte Spitze, an der er sacht saugte und weiter darüber leckte, so dass die kleine Kugel in seiner Zunge zusätzlichen Druck ausübte. So ungeduldig Kazuki war, ließ er ihm die Zeit, ihm mit seinem Mund zu zeigen, wie sehr er ihn wollte. Er schaute auf ihn herab und Kou erwiderte seinen Blick, die Augen halb verdeckt von seinen langen, federweichen Wimpern.

Eine schlanke Hand strich über sein Bein nach oben und schloss sich schließlich um die Basis seines Penis, um ihn festzuhalten, während er den Kopf weiter nach vorne schob und ihn schließlich fast komplett in den Mund nahm. Kazuki unterdrückte ein Stöhnen, als er gegen seine Kehle stieß und Kou ein wohliges Grummeln von sich gab, den Kopf wieder zurückzog und die Prozedur ein paar Mal wiederholte.

„Das machst du gut, mein süßer Prinz... Sehr gut...“ lobte er ihn leise, dann erhöhte er den Druck seiner Hand auf seinem Nacken und stieß, übermannt von seiner eigenen Ungeduld, in seinen Mund. Tiefer, als Kou es selbst getan hatte, so dass seine Nase gegen die kurz getrimmten Haare oberhalb seines Penis stieß und er die Fingernägel in seine Oberschenkel grub. Es dauerte nicht lange, bis er davon kam und sich tief in seiner Kehle ergoss, Kous Namen auf den Lippen.

Der Jüngere atmete konzentriert durch die Nase, während er geduldig darauf wartete, dass er sich aus ihm zurückzog und ihn den Rest schlucken ließ, die Augen feucht und die Wangen gerötet. Kazuki genoss den Anblick für einen kurzen Moment, dann ließ er seinen Nacken los, damit er seinen Kopf zurückziehen konnte. Er war immer noch halb hart, als er sich zu ihm auf den Boden niederließ und ihn gierig küsste, während er mit einer Hand die Knoten und versteckten Schleifen seiner Kleidung lockerte, schob die Ärmel von den Schultern und legte seinen Oberkörper frei. Kazuki drückte Kou auf den Rücken, der ungeduldig die Beine spreizte, damit er Platz hatte für alles, was er mit ihm vorhatte. Der weiße Stoff des Fundoshi hob sich leuchtend hell von seiner hellbraunen Haut ab, trotz des schwachen Lichts, das die Dunkelheit um sie herum erhellte.

„Kazu... bitte... lass dir nicht zu viel Zeit...“ bat er heiser.

„Ich lasse mir so viel Zeit, bis du bettelst...“ entgegnete er schmunzelnd, dann verteilte er heiße Küsse auf seinem Hals und seiner Brust, saugte und knabberte schließlich ausgiebig an seinen gepiercten Brustwarzen, bis Kou beide Hände auf seinen Mund presste, um nicht laut zu stöhnen.

Er drängte sich ihm entgegen, als er den Stoff zur Seite schob und seinen harten Penis mit der Hand umfasste. Kou war wie so oft hungrig nach seinen Berührungen, die ungewohnte Situation, dass sie sich in der Öffentlichkeit befanden, wenn auch in einem abgelegenen, etwas von Büschen abgetrennten Bereich des Parks, ließ sein Herz vor Aufregung klopfen und machte ihn ungeduldig, die leise Furcht, dass sie jemand finden konnte, im Hinterkopf. Kazuki sorgte sich weniger um seiner selbst willen, doch er spürte, dass Kou noch aufgeregter war als sonst, auch wenn die Lust in diesem Moment die Oberhand hatte. Je länger sie fort waren, umso mehr erhöhte sich die Chance, dass Tetsuo und Hotaru sie suchten, im schlimmsten Fall noch andere, doch er wollte die gemeinsame Zeit so lange wie möglich auskosten und es verinnerlichen, dass sein Partner sich nur für ihn so hübsch angezogen und sich seiner Scheu vor Menschenmengen gestellt hatte, um den Abend mit ihm zu verbringen. Kazuki fehlten nach wie vor die Worte um auszudrücken, wie sehr es ihn freute, dass er an diesem ihm selbst so wichtigen Teil seines Lebens teilhaben wollte und er würde ihn dafür so verwöhnen, dass er sich unter ihm verflüssigte.

Mit dem Daumen strich er fest über die gesamte Länge von Kous hartem Penis, der ungeduldig in seiner Hand zuckte, Zeige- und Mittelfinger schob er unter den Stoff zwischen seinen Pobacken, befeuchtete sie etwas an dem Überschuss des geschmolzenen Gleitgels auf seiner Haut und drang mit beiden in ihn ein. Er spürte, dass seine gründliche Vorbereitung schon eine Weile zurücklag, er war eng, heiß und hatte mit den kleinen Kapseln völlig übertrieben.

„Du fühlst dich so gut an...“ raunte Kazuki in sein Ohr, nachdem er sich mit dem Arm neben seinem Kopf abgestützt hatte, um ihm näher zu sein. Kou presste die Hände weiterhin auf seinen Mund, löste jedoch eine davon und schob die Finger in die kurzen Haare an seinem Hinterkopf, ein herausforderndes Funkeln in den Bernsteinaugen. „Was...? Forderst du mich heraus, dass ich nachgebe, bevor du bettelst, mein kleines, freches Kätzchen...?“

Auf die Frage folgte ein zögerliches Nicken und ein gedämpftes Stöhnen, weil er in diesem Moment fest mit beiden Fingern über seine Prostata strich. Kazuki drückte mit dem Daumen auf die kaum spürbare Einbuchtung auf halber Strecke zwischen Hoden und Anus, dann schob er den Ringfinger zu den beiden anderen hinzu und bog alle drei in ihm. Kou drückte den Rücken durch, seine Zehen gruben sich in den dünnen Stoff des Yukata unter ihm, als der trockene Orgasmus ihn überrollte, den allein seine Finger in ihm auslösten.

„Hnnn... bitte... gib mir mehr...“ Kous Stimme war ein leises Flehen, auch wenn seine Augen frech funkelten. „Lass mich... Lass mich dein Schwert spüren, großer Samurai...“

Kazuki presste das Gesicht an seinen Hals und versuchte erfolglos, ein Lachen zu unterdrücken, in das Kou mit einem haltlosen Kichern einfiel. Er drückte den Jüngeren an sich, der Mühe hatte, sich wieder einzukriegen und verschloss seine nun frei liegenden Lippen mit einem Kuss, bis er sich beruhigte.

„Sorry... zu viel...?“ fragte er, immer noch leise kichernd.

„Ein wenig... Dafür musst du dich nicht entschuldigen, Honey. Ich liebe dich und ich bin gerne dein starker Samurai, wenn du das brauchst, aber du musst mein übergroßes Ego nicht noch weiter aufblasen, indem du meinen Schwanz als Schwert bezeichnest...“ Er schnaubte leise, es gefiel ihm dennoch, auch wenn es vollkommen übertrieben war.

„Ich liebe dich auch, liebster Kazu... und noch mehr, wenn du mich jetzt fickst, weil das war mir noch nicht genug...“ Kou küsste ihn stürmisch, um ihm zu zeigen, wie sehr er ihn wollte.

Kazuki verschwendete keine weitere Zeit, zog seine Finger aus ihm heraus und ersetzte sie mit seinem harten Penis, den er mit dem Rest Gleitgel auf den Fingern noch etwas anfeuchtete, um es für sie beide angenehmer zu machen. Er legte die Hände unter Kous Po und hob ihn ein wenig an, um dann tief in ihn hineinzustoßen, der Jüngere schlang die Beine um seine Hüften und drückte ihn so bei jedem Stoß an sich. Sein unüberhörbares Stöhnen dämpfte Kazuki mit heißen Küssen, die ihnen beiden den Atem raubten.

 

Hotaru sah sich mit einem Anflug von Panik im Gesicht um, als sie bemerkt hatten, dass Kou und Kazuki verschwunden waren. Spurlos, selbst Gorou hatte nicht mitbekommen, wo sie hingegangen waren. Der rosa Hasenballon, den er Kou gekauft hatte, hing an einem Campingstuhl in der Nähe.

„Das kann doch nicht sein, sie waren doch eben noch direkt neben uns“, schimpfte er leise. „Ich kann Kou doch nicht ständig verlieren.“

„Weit können sie nicht sein. Kazuki hat sein Handy zuhause gelassen, also kann ich ihn nicht anrufen und das da ist Kous, oder?“ Tetsuo deutete auf das Handy in der stabilen Hülle in Hotarus Hand, das zuvor in seiner Tasche gewesen war.

„Ja, er hat er mir gegeben, damit er es im Trubel nicht verliert... Wie kannst du so gelassen sein, du hast den Waka verloren, Tetsuo!“ Hotaru verstaute Kous Handy wieder in der Geheimtasche seines Hakama und warf empört die Arme in die Luft.

„Sieh dich mal um... Hier sind nur Phönixe, Nachbarn aus dem Viertel, Freunde, der sicherste Ort außerhalb seiner Wohnung. Im Anwesen gibt es mehr Menschen, denen ich nicht traue, als hier“, entgegnete er schmunzelnd, sein Gesicht war vom Alkohol leicht gerötet, den er über den Tag und den Abend getrunken hatte. „Es ist süß, wie du dir Sorgen machst, aber Kazuki würde nicht einfach verschwinden, wenn es nicht einen Grund dafür gibt.“

„Und der wäre? Und nenn mich nicht süß vor allen Leuten, Tetsuo! Das untergräbt meine Autorität!“ meckerte der Rothaarige, wurde jedoch ein bisschen rosa dabei.

„Du bist süß, mit deiner Autorität hat das wenig zu tun.“ Der Blonde schnippte ihm mit den Fingern gegen die Stirn. „Das intensiviert sie nur noch, weil du süß und sexy und stark bist.“

Hotaru lief dunkelrot an und drehte sich demonstrativ um, für solche Komplimente hatten sie eindeutig zu viel Publikum. Er quiekte erschrocken, weil Tetsuo mit den Fingerspitzen über seine Wirbelsäule nach unten strich und so dem Verlauf des tätowierten Schwerts folgte, bis er den Bund des Hakama erreichte. Er spürte die Wärme, die von ihm ausging, als er sich dicht hinter ihn stellte und die Hand in die seitliche Öffnung an seiner Hüfte schob. Die warmen Finger auf seinem Oberschenkel lösten eine Gänsehaut aus und noch ganz andere Dinge, bei denen er froh war, dass seine Kleidung sie verdeckte.

„Tantō?“ Tetsuos raue Stimme war nur ein Flüstern. Er befühlte die Halterung an seinem Bein und die lackierte Scheide des langen Dolchs. „Du überraschst mich immer wieder, Aru...“

„...Gute Vorbereitung ist alles“, gab er ebenso leise zurück. „Du... kannst mich doch nicht vor allen Leuten befummeln, Tetsu...“

„Kann ich nicht...? Das interessiert niemanden... die meisten sind betrunken und kümmern sich um ihren Kram, außerdem... sieht keiner, was ich hier mache...“ Er schob die linke Hand in die Öffnung der anderen Seite und zog ihn dicht an sich, beide Hände auf dem Ansatz seiner Oberschenkel. „Der Vorteil, wenn man groß und breit ist... man verdeckt alles, solange niemand von vorne schaut. Du siehst mir nicht aus, als hättest du so viel dagegen, Aru...“

Hotaru entfuhr ein leises Stöhnen, weil er mit den Fingerspitzen gegen seine Erektion stieß, die Tetsuo nur durch seine Anwesenheit und Direktheit bei ihm ausgelöst hatte. Der blonde Yakuza brachte ihn völlig aus dem Konzept, er sollte Kou suchen, auf ihn aufpassen, doch da der Größere keine Anstalten machte, ihn loszulassen und seinen eigenen Schützling zu suchen, war er hin und hergerissen zwischen Pflichterfüllung und seinem eigenen Verlangen.

„Tetsu... du bist echt unglaublich...“

„Unglaublich...? Toll? Heiß?“

Hotaru schnaubte amüsiert, dann legte er den Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen. „Fühl dich nicht unter Druck gesetzt, aber... wenn du so weitermachst, verliebe ich mich noch in dich, Macho...“ Allerdings war er sich nicht sicher, ob das nicht schon längst passiert war, so sehr wie sein Herz Saltos schlug, kaum dass er in seiner Nähe war. So dumm es war, da sie sich noch keine zwei Monate kannten und er verfluchte sich dafür, dass er diese Gefühle so schnell entwickelte und es sogar ausgesprochen hatte.

Tetsuo ließ ihn nicht los, doch seine Hände zitterten kaum merklich, als er seine Worte durch die leichte Schwammigkeit in seinem Kopf erfasste. Er atmete tief ein, dabei nahm er den Geruch von Hotarus Shampoo und Haarwachs wahr, den er so mochte, da sich sein Kopf direkt vor seiner Nase befand.

„Ich weiß...“ sagte er schließlich, als er seine Worte wiedergefunden hatte. Er zog die Hände von seinen Oberschenkeln und legte die Arme um ihn, die Hände auf seinen Unterarmen, das Kinn stützte er auf seinem Scheitel ab. „Sag mir bitte Bescheid, wenn ich dir wehtue, denn das will ich auf keinen Fall, Aru...“

„Ist okay, Großer.“ Er befreite einen Arm aus seinem Griff und zerzauste ihm die hellen Haare. „Es ändert sich nichts und ich sage dir Bescheid, bevor das passieren kann, damit du dich nicht schlecht fühlst. Das will ich nämlich nicht...“

„Mhm... Danke...“ Der Blonde lehnte sich für einen Moment gegen seine Hand und genoss die sanfte Berührung.

„Ich habe erwartet, dass ihr uns panisch sucht und den halben Park auf den Kopf stellt, stattdessen steht ihr hier rum und fummelt...“ riss Kazukis amüsierter Tonfall sie aus ihrer Zweisamkeit, er hatte einen Arm um Kous Taille gelegt, der Hotarus Haarnadel in seinen Obi gesteckt hatte, die langen Haare fielen ihm offen über die Schultern.

„Wir wollten euch noch etwas Zeit lassen, bevor wir das tun und so knallrot, wie Haruka vorhin aus der Richtung der Toiletten gekommen ist, war mir das Antwort genug, was ihr tut...“ gab Tetsuo breit grinsend zurück.

„Was? Das hast du mir aber nicht gesagt, Tetsuo!“ Hotaru verschränkte schmollend die Arme vor der Brust, so dass er sie auf seinen Unterarmen abstützen konnte, die er immer noch um ihn gelegt hatte.

„Entschuldige... So weit war ich noch nicht, du hast mich abgelenkt, Nervensäge.“

„Oh... Arme Haruka-chan, da hat sie heute wohl viel zu viel von uns gesehen...“ Kou drückte beschämt das Gesicht an Kazukis Ärmel. „Heute Vormittag hat sie mir im Wohnzimmer aufgelauert, als ich nichtsahnend und nackt aus dem Schlafzimmer kam, Kazu... Und Sayuri stand halbnackt in deinem Bad...“

„Verzeih, Kou, ich hätte dir Bescheid sagen sollen, dass sie vorbeikommen.“ Er strich ihm zärtlich über den Kopf. „Ich rede mit Haru-chan, damit sie keine Alpträume bekommt. Willst du mitkommen?“

„Ja. Weil ich dich heute nicht mehr loslasse, großer Samurai“, antwortete er grinsend, dann zwinkerte er Hotaru zu, bevor er mit Kazuki zu Haruka ging, die mit Shiro neben einer Feuerschale stand.

„Die sind unersättlich, was?“ fragte der Rothaarige irritiert.

„Schlimm, richtig schlimm. Sie laden sich gegenseitig auf, als würde man zwei Powerbanks aneinander anschließen. Davon bekommt man Karies beim Zuschauen. Du solltest sehen, wie sie sind, wenn Kou zwischendurch ins Büro kommt, um ihm ein paar Minuten seiner Zeit zu stehlen, da bleibst du ja meistens unten“, sagte Tetsuo mit gequältem Gesichtsausdruck. „Seit letzter Woche ist das nur noch schlimmer geworden...“

„Hmmm... Der Boss will Kou eben gar nicht mehr missen, das ist doch furchtbar romantisch.“

„Halt. Weißt du etwas, von dem ich nichts weiß?“ Er drehte ihn zu sich um und schaute ihn fragend an.

„Ja, aber ich habe versprochen, nichts zu sagen, Macho. Das schließt auch dich mit ein.“ Hotaru schaute kurz zu den anderen, wo Haruka ihren Vater lange drückte und sich dann bei Shiro unterhakte, der höflich den Kopf vor seinem Boss neigte. „Sammeln wir die Ausreißer ein und bringen sie nach Hause? Ich habe nämlich nicht vor, hierzubleiben, bis du dich so sehr betrunken hast, dass du zu nichts mehr zu gebrauchen bist und das...“ Er zupfte an seinem Yukata. „Ziehst du aus, sobald wir zurück sind.“

Chapter 122

Summary:

Hotaru war noch damit beschäftigt, seine Tasche im Flur abzustellen, als Tetsuos Yukata an ihm vorbeiflog und in einem unordentlichen Knäuel auf dem Fußboden landete. Er schaute ihn überrascht an und biss sich auf die Unterlippe, weil er so gut wie nackt vor ihm stand, ein herausforderndes Grinsen auf den Lippen.

„Was...? Du wolltest doch, dass ich ihn ausziehe, sobald wir zurück sind, Aru“, sagte er frech. „Doch nicht?“

Chapter Text

Kou strahlte den gesamten Rückweg vom Park nach Hause, während sein Partner ihm süße Komplimente ins Ohr flüsterte. Die Stimmung im Viertel war gelöst und heiter, nicht wenige kannten Kazuki und hielten die Vier für ein kurzes Gespräch oder einen Gruß an, obwohl es schon so spät war. Der dunkelhaarige Yakuza hielt ihn die ganze Zeit dicht bei sich, stellte ihn vor, wenn jemand nach ihm fragte und schien völlig in seinem Element. Hotaru und Tetsuo hatten ihre Kleidung vor dem Aufbruch wieder gerichtet, so dass die Tattoos kaum bis gar nicht sichtbar waren. Die halblangen Ärmel von Hotarus Yukata reichten bis zu seinen Ellenbogen, Tetsuos Ärmel waren ein wenig länger, entblößten jedoch seine tätowierten Unterarme, die er beim Gehen locker hinter dem Rücken verschränkt hatte. Die beiden hielten sich wenige Schritte hinter Kou und Kazuki, auch wenn Kou immer mal wieder einen Blick über die Schulter warf, um zu sehen, dass sie sich nicht verloren.

„Wie hast du Kou vor die Tür bekommen?“ fragte Tetsuo neugierig.

„Ich war das nicht... Bedank dich bei Sayuri, die ihm wohl im Detail erzählt hat, wie heiß ihr in Fundoshi ausseht und das hat ihn den ganzen Tag nicht losgelassen. Ich habe ihm nur den letzten Schubs gegeben und ihm beim Anziehen geholfen“, entgegnete Hotaru amüsiert. „Und ihm die Haare gemacht, nur damit der Boss alles durcheinanderbringt, er sah so süß aus.“ Er schnaubte leise, was den Blonden leise lachen ließ.

„Du hast doch nicht erwartet, dass er die Finger von ihm lässt, wenn du ihn in diesem Aufzug mitbringst?“ Er erfasste Kou mit einer lockeren Handbewegung, im Licht der Festivalbeleuchtung hob sich der rote Obi dunkel vom hellgrünen Kimono ab. „Das lässt sich nur mit einer Furisode toppen, Kazuki steht auf sowas, hatte seit damals aber niemanden mehr, der das für ihn getan hat. Sayuri ausgenommen, aber bei ihr gehört das zur Standardausstattung.“

„Seit damals?“ hakte der Kleinere nach.

„Kazukis erster Freund, Rin, er... hmm... wie formuliere ich das... er war experimentierfreudig, was seine Kleidung betraf. Einmal trug er zu Neujahr eine bunte Furisode mit Pelzstola und Geta mit Glöckchen dran, die Haare hatte er so hell blondiert, dass so viele dachten, er sei meine große Schwester.“ Tetsuo lächelte sanft bei der Erinnerung daran. „Er spielte damit, hätte es damals schon Smartphones, Instagram und TikTok gegeben, wäre er damit wahrscheinlich durchaus erfolgreich gewesen.“

„Der erste Freund vom Boss war... sowas wie ein Femboy?“ Hotaru schaute ihn mit großen Augen an. „Das habe ich nicht erwartet.“

„Nur nach außen hin und auch nicht immer. Sein Kleiderschrank hatte eine Reichweite von Schlabberlook, Grunge über Visual-kei bis hin zu glitzernden Partykleidern und Kimonos, mit seiner Haarfarbe hat er genauso viel experimentiert. Aber fluchen konnte er schlimmer als ein Dockarbeiter.“ Er neigte den Kopf zu ihm. „Und er ist kleiner als du, ganze fünf Zentimeter, weshalb er damals oft Plateauschuhe und Stiefel getragen hat, rate, woher Kazuki dieses Faible hat. Und ich.“

„Du...? Aber... er war doch sein Freund, nicht deiner.“

„Rin war für viele Dinge meine Bezugsperson, wirklich mehr eine große Schwester als ein großer Bruder wie Kazuki und wir haben viel Zeit miteinander verbracht. Irgendwas musste mich ja prägen, meine Mutter ist gestorben als ich dreizehn war, sie war es glücklicherweise nicht.“ Tetsuo hakte die Daumen in seinen Obi um seine Hände irgendwie zu beschäftigen. „Wenn du das nächste Mal bei Shion und Aki bist, frag sie ruhig danach. Sie werden die peinlichsten Geschichten auspacken und dir jedes Foto von uns auf der Fotowand zeigen.“

„Hmm... Ich will nicht zu neugierig sein...“ Er nagte an seiner Unterlippe und schaute ihn von der Seite an.

„Nein, ich habe nie mit ihm geschlafen“, erriet Tetsuo seine unausgesprochene Frage. „Ich glaube, dann hätte Kazuki mich eigenhändig kastriert, bei Rin war er besitzergreifender als bei Kou jetzt, zumindest was das betraf. Rin hat mir nur Küssen beigebracht und in der Theorie, was ich sonst noch wissen musste.“

„Das hat der Boss zugelassen? Wenn er doch so besitzergreifend war...“

„Es war sein Vorschlag. Die Person, mit der ich damals... was laufen hatte, stand nicht so sehr auf Küssen und irgendwie musste ich ja üben.“ Er legte einen Arm um seine Taille und schob ihn ein Stück zur Seite, da der Weg sich wegen eines Takoyaki-Stands verschmälerte und ihnen Menschen entgegenkamen. „Wer weiß, wie das jetzt wäre, wenn ich die Möglichkeit zum Üben nicht gehabt hätte... sicher nicht so gut“, raunte er leise in sein Ohr, dass Hotaru es bis in die Zehenspitzen spürte.

„Er... hat aber nicht dabei zugesehen, oder?“

„Manchmal... War ja seine Wohnung, aber da ist nichts passiert. Was die beiden gemacht haben, wenn ich weg war, stand auf einem ganz anderen Blatt...“ Tetsuos Fingerspitzen strichen über den dünnen Stoff, der Hotarus Oberschenkel unter dem Hakama bedeckte. „Wenn wir bei Kleidung bleiben, gefällt mir das, was du trägst aber sehr viel besser...“

„J... Jetzt das oder...?“ fragte er leise, die Nähe brachte ihn mehr durcheinander, als es gut war.

„Egal was oder nichts“, antwortete er, amüsiert über seine Nervosität.

„Wie viel hast du getrunken, Tetsuo...? Du redest Unsinn“, versuchte Hotaru seine aufkommende Erregung zu überspielen.

„Genug, um zu wissen, dass ich keinen Unsinn rede, nur die Wahrheit...“ Er schob im Gehen die Hand an seinem Oberschenkel vor und zog sie dann wieder zurück, da Kazuki sich zu ihnen umdrehte.

„Geht’s euch zu langsam? Du musst nur etwas sagen, Tetsu, dann gehen wir ohne Umwege nach Hause“, fragte er Ältere schmunzelnd, eine Hand auf Kous Hüfte.

„Mich wundert’s ja, dass ihr das aushaltet. Sag mir nicht, ihr hattet im Gebüsch schon genug Spaß für einen Abend“, konterte Tetsuo trocken.

„Ich kann mich zurückhalten, wenn es sein...“ Kazuki unterbrach sich, da Kou eine schlanke Hand in den Kragen seines Yukata schob und über die Haut darunter strich.

„Ich mich aber nicht, Kazu... Ich verstehe ja, dass du Verpflichtungen hast, aber... wenn wir noch länger brauchen, platze ich“, sagte Kou leise, den Kopf an seine Schulter gelehnt. „Ich habe auch völlig die Orientierung verloren, dass ich nicht einmal allein nach Hause finden würde, weil ich ständig nur daran denke, dass du so verdammt heiß bist...“

Kazuki räusperte sich, seine Finger gruben sich sichtbar in den hellgrünen Stoff seines Kimonos, dann drehte er sich mit Kou um und gab den beiden Bodyguards ein knappes Handzeichen, ihnen zu folgen.

 

Hotaru war noch damit beschäftigt, seine Tasche im Flur abzustellen, als Tetsuos Yukata an ihm vorbeiflog und in einem unordentlichen Knäuel auf dem Fußboden landete. Er schaute ihn überrascht an und biss sich auf die Unterlippe, weil er so gut wie nackt vor ihm stand, ein herausforderndes Grinsen auf den Lippen.

„Was...? Du wolltest doch, dass ich ihn ausziehe, sobald wir zurück sind, Aru“, sagte er frech. „Doch nicht?“

Der Rothaarige ließ seine Tasche fallen und zog ihn am Bund des Fundoshi zu sich, legte die flache Hand auf seinen Schritt und leckte über seine Brust nach oben, bevor er sich leicht streckte, um ihn zu küssen. Er spürte die Reaktion unter seinen Fingern, Tetsuo legte die Arme um ihn, eine Hand in seinem Nacken, um ihn dichter an sich zu ziehen, während ihre Zungen sich hungrig umeinander wanden. Der Blonde zupfte am Knoten, der den Hakama zusammenhielt, löste ihn so und das Kleidungsstück fiel mit einem Rascheln auf den Boden, so dass er die Möglichkeit hatte, beide Hände unter den kurzen Kimono zu schieben, den er trug und auf seinen festen Po zu legen. Er schob ihn rückwärts, bis Hotaru gegen die Sofalehne stieß und er halb darauf Platz nehmen konnte. Tetsuo nutzte die Gelegenheit, um über seinen Oberschenkel nach unten zu streichen und sich das Bein um die Hüfte zu legen, bevor er dazu kam, das mit seinem anderen Bein auch noch zu machen, hielt Hotaru seine Hand fest.

„Du... klebst und schmeckst nach Schweiß und Sonnencreme, Tetsu... Geh duschen, ich warte drüben auf dich“, murmelte er gegen seine Lippen.

„Und du...?“ kam die Gegenfrage.

„Ich war duschen, bevor wir los sind. Ich bin sauber. Überall.“ Er schlüpfte aus seinem Griff und schlug ihm mit der flachen Hand auf den nackten Hintern, bevor er kichernd im Schlafzimmer verschwand.

Tetsuo seufzte ergeben, da Hotaru durchaus recht damit hatte, dass er nicht mehr ganz so frisch war. Er füllte Aois Futternapf mit ihrem verspäteten Abendessen, dann eilte er ins Bad um sich Schweiß und was sonst noch an ihm klebte, abzuwaschen.

 

Das indirekte Licht hinter dem Kopfteil war auf eine angenehme Helligkeit gedimmt, nicht zu hell, aber ausreichend, um alles sehen zu können. Hotaru saß mit seitlich untergeschlagenen Beinen auf dem Bett, der kurze Kimono war ihm halb über die Schultern nach unten gerutscht, die Unterwäsche hatte er ausgezogen. Er schaute Tetsuo mit großen Augen an, der frisch geduscht dicht vor ihm stehengeblieben war, sein leicht erigierter Penis direkt vor ihm. Er strich mit den Fingerspitzen darüber, leckte sich angetan über die Lippen, die er zu einem lüsternen Lächeln verzog.

„Aufs Bett mit dir, Großer“, gurrte er und rutschte ein wenig zur Seite, um ihm Platz zu machen.

Tetsuo ließ ein leises Lachen hören, bevor er sich neben ihn auf die Matratze kniete und ihn mit einer starken Hand an sich zog, um ihn gierig zu küssen. Hotarus schlanke Hände strichen über seine Brust nach unten, er ließ sie auf seinen Oberschenkeln liegen und grub die Fingerspitzen in die festen Muskeln, während er in den Kuss sank, den er bis in die letzten Nervenenden spürte. Sein blonder Mitbewohner konnte unbestreitbar gut küssen, neben seinen anderen Qualitäten, und brachte ihn damit fast von seinem eigentlichen Plan ab. Er hatte ihn geärgert, ihn in aller Öffentlichkeit befummelt und ihm Informationen vorenthalten, der überhebliche Macho. Hotaru schob beide Hände wieder nach oben und drückte ihn bestimmt von sich weg, um tief Luft zu holen.

„Du küsst wie der Teufel, Tetsu... Du bekommst jetzt Küss-Verbot von mir, weil du mich damit ganz durcheinander bringst“, sagte er frech.

Tetsuo hob skeptisch die Augenbrauen. „Das hältst du doch nie im Leben aus, Aru.“ Er biss sich leicht auf die Unterlippe, dann stöhnte er leise, weil der Rothaarige mit den Fingerspitzen an seinen Nippelpiercings zog.

„Was sagst du...? Ich denke schon... zumindest vorerst.“

Hotaru knabberte an seiner Halsbeuge, saugte an der von der Sonne leicht geröteten Haut, während er ausgiebig die Empfindlichkeit von Tetsuos Brustwarzen testete, die durch die Ringe daran gut greifbar waren. Er schob seinen Oberschenkel zwischen seine Beine und drückte ihn gegen seine Erektion, was den Blonden dazu brachte, sich an ihm zu reiben, beide Hände auf seinem nackten Hintern, um ihn festzuhalten. Mit einem für ihn so typischen ärgerlichen Schnaufen, gab Hotaru ihm einen Stoß, so dass er rückwärts in sein Kissen fiel und ihn mitzog. Der Kleinere zog seine Hände von seinem Hintern und drückte sie seitlich neben ihm auf das Laken, während er seine Brust mit seiner Zunge erkundete, mit den Zähnen an seinen Piercings zog und an der tätowieren Haut darum saugte.

„Aru... Ich hab’s verstanden... Ich lasse meine Hände bei mir, bis du mir erlaubst, dich anzufassen...“ sagte Tetsuo, unterbrochen von leisem Stöhnen.

Hotaru summte zustimmend, ließ seine Arme los und griff nach dem Gleitgel, das auf dem Nachttisch stand. In der Bewegung zurück drückte er ihm einen Kuss auf die Nasenspitze, dann machte er es sich zwischen seinen Beinen bequem. Seine olivgrünen Augen schimmerten dunkel im schwachen Licht, als er den Blick über ihn gleiten ließ, von den breiten Schultern über seinen muskulösen Oberkörper nach unten bis zu seinem harten, gepiercten Penis, der einladend auf seinem Bauch ruhte. Er ließ sich Zeit, um den Anblick auszukosten, beugte sich dann vor und glitt mit der Zungenspitze über die gesamte Länge von oben nach unten und wieder zurück. Die kleine Kugel in seiner Zunge klickte kaum hörbar gegen Tetsuos Dolphin-Piercing, als er darüber leckte und die Prozedur wiederholte. Mit einem zufriedenen Grummeln schloss er die Lippen um die Spitze, saugte leicht daran und schob dann seinen Kopf weiter nach unten, um ihn tiefer in den Mund zu nehmen, bis er selbst an seine Grenzen kam. Tetsuos Penis war weniger einfach in seinem Mund zu platzieren als Kous, der nicht nur kleiner, sondern auch schlanker war. Er verteilte blind eine kleine Portion Gleitgel auf seinen Fingern, mit denen er dann über Tetsuos Anus strich und mit Zeige- und Mittelfinger nacheinander in ihn eindrang, die freie Hand nutzte er, um ihn mit festem Griff an der Hüfte davon abzuhalten, unkontrolliert in seinen Mund zu stoßen.

„Hnnmmm...“ Hotaru hielt die Augen geschlossen, konzentrierte sich gänzlich darauf, es ihm mit Mund und Fingern zu besorgen. Die Knöchel von Ringfinger und kleinem Finger stießen gegen ihn, als er tiefer in ihn eindrang, mit dem Daumen rieb er geschickt über sein Perineum, was es für Tetsuo noch intensiver machte, der sich mit beiden Händen an seinem Kissen festhielt und laut stöhnte.

„Das... Das ist so gut, Aru...“ lobte Tetsuo ihn. „Ich komme gleich... wenn du so weiter machst...“

Der Rothaarige ließ brummte leise zum Verständnis und intensivierte seine Bemühungen noch einmal, die Fingerspitzen strichen unaufhörlich über seine Prostata, was ihn in Kombination mit dem tiefen Blowjob kurz darauf zum Höhepunkt brachte. Tetsuo überließ es ihm, zu entscheiden, was er tat und ergoss sich mit einem fast überraschten Stöhnen in seinem Mund.

Er zog eine Hand vom Kissen und strich mit den Fingerspitzen eine dunkelrote Strähne aus Hotarus Stirn, woraufhin dieser ihn fast überrascht ansah, den Mund nach wie vor um seinen Penis geschlossen. „Ich will dich anfassen... mehr von dir...“

Hotarus Lippen lösten sich mit einem lauten Schmatzen von ihm, er brauchte einen Moment, um seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen und das restliche Sperma zu schlucken, dann lehnte er sich mit der Wange gegen seinen nach wie vor harten Penis, den er mit einer Hand aufrecht hielt.

„Ich... Ich will dich, Tetsu... So sehr...“ flüsterte er, als traute er seiner eigenen Stimme nicht. „Du bist so heiß und... dein Schwanz ist so großartig, dass ich nicht genug davon bekomme...“

„Zeig mir, wie sehr du mich willst, Kleiner...“ Tetsuo fuhr die Kontur seines Kiefers entlang, strich über seine feuchten Lippen, die seinen Fingerspitzen folgten, um sie sanft zu küssen.

Hotaru richtete sich auf, ließ den Kimono über seine Arme nach unten gleiten und streifte ihn schließlich ab, damit er nicht im Weg war. Er beugte sich über ihn, stahl ihm einen Kuss, bei dem er ihn sacht in die Unterlippe biss, dann drehte er sich auf seinem Schoß um und präsentierte ihm seinen festen Po, indem er beide Hände darauflegte und sich vorbeugte, damit er einen besseren Blick hatte. Tetsuo pfiff leise durch die Zähne, als er den flachen Fuß des schwarzen Analplugs sah, in dessen Mitte ein in Regenbogenfarben schimmernder Stein eingesetzt war, der im Licht bunt funkelte.

„Darf ich...?“ fragte der Blonde leise und tippte den Stein mit dem Finger an.

Hotaru stöhnte auf und kippte vorwärts, als er damit die Vibrationsfunktion aktivierte, womit er so gar nicht gerechnet hatte. „Tetsuuu... fies...“ jammerte er und quiekte laut, weil Tetsuo mit breitem Grinsen noch einmal auf den Knopf drückte und so die nächste Stufe auswählte.

„Das erste war keine Absicht“, entschuldigte er sich halbherzig. „Das zweite schon... ist der neu? Der ist süß... Genau wie du.“ Er strich mit den Fingerspitzen von dem Plug über seine Hoden nach unten und umfasste schließlich Hotarus harten Penis, der in seiner Hand zuckte. „Willst du kommen, Aru?“

„Ja... Bitte...“

Tetsuo zog ihn an den Oberschenkeln näher zu sich, so dass er unter ihn rutschen und über seinen Penis lecken konnte, die Hände ließ er auf seinem Hintern liegen, um mit den Fingern an dem Plug zu spielen. Er kam kaum dazu, ihm aus der Position heraus ebenfalls einen zu blasen, als Hotaru laut stöhnend kam, zu empfindlich durch die vorherige Stimulation. Sein Sperma verteilte sich über sein Kinn und seine Brust.

„Hmmm... Das ging schnell...“ bemerkte der Blonde amüsiert. „Geht’s dir jetzt besser?“

„Mhm...“ Hotaru rutschte wieder vor, spreizte seine Pobacken und zog den vibrierenden Plug langsam aus sich heraus. Bevor er ihn zur Seite legte, schaltete er ihn mit einem leicht empörten Blick auf Tetsuo aus. „Das war wirklich fies, das hatte ich so nicht vor, weißt du. Ich hab den nur genommen, weil er die perfekte Größe hat.“

„Sorry... Aber du kannst nicht behaupten, dass es dir nicht gefallen hat, Nervensäge.“ Tetsuo wischte sich das Sperma von der Haut und lehnte sich entspannt zurück. „Hast du schon genug?“

„Auf keinen Fall. Jetzt haben wir beide Druck abgelassen, Zeit für das Hauptmenü“, gurrte der Rothaarige, der mit den Fingerspitzen über seinen gedehnten Eingang stich. „Du wolltest doch wissen, wie sehr ich dich will... So sehr... dass ich mir gewünscht habe, du hättest mich vorhin auch einfach in irgendeine Hecke gezerrt und dort flachgelegt...“ Er drang mit drei Fingern in seinen Anus ein, der von dem vielen Gleitgel, das er zuvor benutzt hatte, nass glänzte und spreizte sie etwas, um sich noch mehr zu dehnen. Der Blonde beobachtete ihn aufmerksam, die Hände auf seinen Unterschenkeln abgelegt, die er sanft streichelte, um ihm bei der Entspannung zu helfen.

„Das nächste Mal werde ich das tun...“, entgegnete er leise, ließ ihn kurz los und fischte ein Kondomtütchen vom Nachttisch, das er ihm hinhielt.

„Mhmm...“ Hotaru nahm das Kondom entgegen, hielt es kurz fest und warf es dann neben sich. „Das brauchen wir heute nicht. Ich will mehr, Tetsu... ich will dich richtig spüren... Ist das in Ordnung für dich?“ Er sah ihn etwas unsicher über die Schulter an.

Tetsuo klappte den Mund zu, als ihm auffiel, dass er offen stand und er den Kleineren für einen Moment einfach nur fassungslos angestarrt hatte, der über sein Zögern fragend die Stirn runzelte und sich dann zur Seite beugte, um das Kondompäckchen wieder aufzuheben. Der Blonde hielt sein Handgelenk fest und zog es ihm aus den Fingern, dann legte er es zur Seite.

„Das ist mehr als in Ordnung für mich. Laut meinem letzten Test hatte ich auch noch nie Sex...“ sagte er grinsend und wiederholte damit das, was Hotaru ihm an ihrem ersten gemeinsamen Abend an den Kopf geworfen hatte.

Der Rothaarige prustete hinter vorgehaltener Hand, die Ohren so dunkelrosa wie sein Gesicht.

„Brauchst du Hilfe? Oder schaffst du das allein?“ Tetsuo strich mit den Fingerspitzen wie zuvor im Park entlang seiner Wirbelsäule nach unten, was eine Gänsehaut bei ihm auslöste und ihn wohlig schaudern ließ.

Hotaru hob seinen Hintern ein wenig an, damit er mehr Platz hatte, verteilte eine großzügige Menge Gleitgel auf dem prallen Penis des Blonden und zögerte kurz. „Kannst du... ihn festhalten? Ich brauche meine Hände für was anderes...“

„Mhmm... so?“ Er legte Daumen und Zeigefinger um die Basis, womit er ihn aufrecht hielt, mit der Spitze klopfte er leicht gegen Hotarus Po.

„Ja... Perfekt...“

Er griff seine Pobacken mit beiden Händen, zog sie auseinander, um ihm einen mehr als guten Blick zu bieten, bevor er sich langsam auf ihm niederließ. Tetsuo brummte angetan von der Aussicht, die sich ihm bot, er sah und spürte, wie er Zentimeter um Zentimeter in ihn eindrang. Hotaru war um einiges entspannter als zu Beginn ihrer gemeinsamen Nächte, doch immer noch spürbar eng. Und heiß, so unglaublich heiß, dass er sich zurückhalten musste, nicht ungeduldig in ihn zu stoßen. Es war offensichtlich, dass er die Führung übernommen hatte und Tetsuo überließ sich ihm nur zu gern. Wie zuvor strich er mit den Händen über seine Unterschenkel, seine Lippen formten leise Worte der Bewunderung, weil er ihn so gut in sich aufnahm.

Hotaru zog eine Hand von seinem Po und drückte sie sich auf den Mund, dämpfte so ein überraschtes, lautes Stöhnen, weil die obere Kugel des Dolphin-Piercings über seine Prostata strich und ihm halb den Verstand raubte, die zweite würde unweigerlich in wenigen Zentimetern folgen. Die beiden Dydoe-Piercings auf der Oberseite der Eichel spürte er ebenfalls über sein Innerstes reiben. Es war so viel intensiver als mit Kondom, alles daran, die Hitze, die Tetsuo ausstrahlte, die Oberfläche seiner Haut, die Piercings. Er stützte sich mit beiden Händen auf den Oberschenkeln des Blonden ab, dann drückte er in einem Anflug von Ungeduld seine Hüften nach unten, bis sein Po seinen Bauch berührte. Hotaru stöhnte laut, als er ihn so sehr ausfüllte, dass er sich kaum vorstellen konnte, wie er überhaupt in ihn hineinpasste und er war froh, dass er schon einmal gekommen war, sonst wäre das genau in diesem Moment unweigerlich passiert.

„Das machst du so gut, Aru... Mein Schwanz sieht perfekt aus in deinem süßen Arsch...“ raunte Tetsuo mit rauchiger Stimme, seine Hände schob er an seinen Beinen nach oben und legte sie links und rechts auf besagtem Po ab, um über die glatte Haut zu streichen. „Beweg dich, wenn du soweit bist... Benutz ihn, um deinen Spaß zu haben, mein Kleiner...“

„Ahh... So groß... Das fühlt sich so... so gut an, Tetsu...“ Hotaru legte den Kopf in den Nacken, seine Worte wurden von seinem Stöhnen unterbrochen, das lauter wurde, sobald er begann, seine Hüften zu bewegen. Langsam erst, in fließenden, kreisenden Bewegungen, bis er sich daran gewöhnt hatte und sich mutig schneller bewegte.

Tetsuo setzte sich auf, um ihn zu umarmen, mit den Händen strich er über seine Brust und widmete sich seinen rosafarbenen Brustwarzen, während er an der feuchten Haut in seinem Nacken knabberte. Der Kleinere bog die Arme nach hinten, legte die Hände auf seinen Hinterkopf und drückte den Rücken durch, ohne in seinen Bewegungen innezuhalten. Er bekam kaum ein gerades Wort heraus, stöhnte seinen Namen, als er seinen etwas vernachlässigten, lustfeuchten Penis umfasste und ihn so auf dem Weg zu seinem Orgasmus unterstützte.

„Komm für mich, Aru... Lass mich hören und spüren, wie geil du das findest...“ Tetsuos Lippen waren heiß an seinem Ohr, seine Stimme nur ein raues Flüstern, das ein wohliges Kribbeln in seinem Bauch auslöste.

„Tetsu... Ich... Hnnahh...!“ Hotaru kam mit einem lustvollen Schrei, seine Fingernägel hinterließen rote Halbmonde auf Tetsuos Nacken, als er sich an ihm festhielt, um nicht vornüber zu kippen. Er lehnte sich keuchend an ihn, die Wellen der Erregung flauten nur langsam ab.

„Weißt du eigentlich, wie scharf du bist, wenn du dich so fallen lässt...?“ Der Blonde strich mit spermaverschmierten Händen über seinen Brustkorb nach oben und stieß leicht in ihn, da er selbst noch nicht genug hatte.

„Wa... Warte... Lass mich...“ Er befreite sich aus seiner Umarmung, hob die Hüften an, so dass sein Penis aus ihm herausflutschte und drehte sich auf seinem Schoß um, um ihn ansehen zu können, während er sich wieder auf ihm niederließ. Er verschränkte die Hände in seinem Nacken und schaute ihn unter halb geschlossenen Lidern an, Tetsuo fühlte sich noch größer an als vor seinen Orgasmus. „Jetzt darfst du...“

Tetsuo ließ sich nicht zweimal bitten, er grub die Finger in die Haut an seinen Hüften und stieß langsam, aber tief in ihn. Hotaru schlang die Beine um ihn, ließ sich ein wenig zurückfallen und gab ihm so die Möglichkeit, ihn so zu nehmen, wie er es brauchte. Er leckte die von ihm selbst verteilten Spermareste von seiner Brust, um ihn dann gierig zu küssen, dabei beschleunigte er seine Stöße. Sein Höhepunkt ließ nicht lange auf sich warten, da der Kleinere sich so an ihn klammerte, konnte er sich nicht vorher aus ihm zurückziehen und ergoss sich mit einem tiefen Stöhnen gegen seine Lippen in ihm.

„Aru... Fuck... Tut mir leid...“ flüsterte er eine Entschuldigung.

Hotaru schüttelte sacht den Kopf. „Alles gut... Wenn ich das nicht gewollt hätte, wäre das nicht passiert, Klopskopf.“ Er bettete die Wange an seiner Schulter und schaute ihn von der Seite an, sein Herz klopfte ihm bis zum Hals und er hoffte, dass Tetsuo nicht merkte, wie komplett verknallt er in ihn war.

„Was ist...? Alles in Ordnung?“

„Mhm... Alles bestens. Ich... geh nur mal schnell ins Bad, glaube ich...“ Der Rothaarige rutschte hastig von seinem Schoß und flitzte dann mit vor den Hintern gehaltenen Händen aus dem Raum. Tetsuos Lachen hörte er bis in den Flur.

 

„Danke, dass du deinen letzten Test von dir aus erwähnt hast...“ sagte Hotaru schläfrig. Er lag der Länge nach auf Tetsuo, der ihn sacht an sich drückte. Kuscheln nach dem Sex war so viel besser als allein schlafen zu gehen.

„Wieso...?“

„Weil ich dich schon viel eher danach hätte fragen sollen... Ich glaub’s kaum, dass ich dir nach dem ersten Mal einen geblasen habe, ohne überhaupt sicher zu sein, dass du sauber bist...“

Hotaru spürte Tetsuos breites Grinsen, ohne es sehen zu müssen. „Ich hätte das nicht zugelassen, wenn für dich irgendeine Gefahr bestanden hätte. Ist dir das vorher noch nicht passiert?“

„Noch nie! Das liegt an dir, Mr. Lächerlich Sexy!“ meckerte er. „Du bringst mich völlig durcheinander und ich halte meine eigenen Regeln nicht ein.“

„Mhm... und du bist ein sehr begabter Anfänger, dass du laut deinem eigenen Test auch noch nie Sex hattest“, zog er ihn auf.

„Ich heul gleich, Tetsu! Ich hatte echt noch nie... vor dir...“

„Sex?“

„Neien! Blowjobs und Sex ohne Gummi! SO! Jetzt ist’s raus!“ Er rollte sich schmollend von ihm herunter und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das war immer meine Regel, nie ohne Gummi und dann kommst du daher und puff, alles egal, mein Hirn setzt einfach aus und mein Schwanz übernimmt das Denken.“

„Oder dein Arsch...“ Tetsuo rollte sich auf die Seite, schlang einen Arm um ihn und zog ihn dicht an sich. „Ich fühle mich geehrt, dass du mir so sehr vertraust, Aru...“ Er küsste ihn zärtlich, doch für Hotaru fühlte es sich so intensiv an, dass sein ganzer Ärger sich in Luft auflöste und er an seine Lippen schmolz.

„Tetsu... Bist du mir böse, wenn... Wenn ich... dich...“ druckste er, da er sich nicht traute, die Worte auszusprechen, die er fühlte, um ihn nicht zu verschrecken oder unter Druck zu setzen.

„Nein... Ich kann dir für deine Gefühle nicht böse sein, auch wenn ich sie nicht nachempfinden kann...“ Er drückte ihn etwas fester an sich. „Bei dir spüre ich die Angst nicht, dass du mich dafür hasst, weil das so ist...“ gestand er leise.

„Bist du... hmm... zufrieden und glücklich...?“ fragte Hotaru, seine Finger malten Kringel auf seinem Rücken.

„Was ist das für eine Frage...?“

„Antworte einfach.“

„Ja, ich denke schon.“

„Das reicht mir. Ich kann nicht verlangen, dass du dasselbe fühlst wie ich, aber wenn du zufrieden und glücklich bist, ist das alles, was ich mir wünschen kann, Großer.“ Er schmiegte sich an seine Brust und schloss die Augen. „Und Schlaf. Ich bin so erledigt... Gute Nacht, Tetsu.“

Tetsuo schob mit der Nasenspitze ein paar Haare von Hotarus Stirn und drückte sanft die Lippen darauf. „Schlaf gut, Kleiner.“

Chapter Text

Kou lehnte sich seufzend gegen das große Sitzkissen, das er umgedreht hatte, so dass die Rückenlehne zwischen seinen Bauch und seinen Arbeitstisch war und tippte lustlos auf seinem Grafiktablett umher. Er hatte am Tag zuvor drei ganze Kapitel und einige fertige Artworks an den Verlag geschickt, an denen er in den drei Wochen seit der Rückkehr aus Okinawa fast ununterbrochen gearbeitet hatte und fühlte sich etwas ausgelaugt, nun da der Druck der Deadline nicht mehr da war. Hotaru kam mit einem Teller geschnittenem Obst, einem Krug selbstgemachtem Eistee und zwei Gläsern ins Arbeitszimmer und stellte alles auf dem Schreibtisch ab, auf dem er sich mit seiner eigenen Arbeit ausgebreitet hatte. Kou öffnete die geheime Galerie auf seinem Handy und wischte sich durch die darin befindlichen Fotos, die meisten waren von Kazuki. Es waren auch welche von ihm selbst darin, die sein Partner während einer Shibari-Session einige Tage zuvor gemacht hatte, weil er besonders stolz auf die Fesselung gewesen war. In einer neuen Datei fertigte er anhand der Fotos einige grobe Skizzen an, um wenigstens etwas zu machen.

„Das scheint mir aber nicht so passend für deinen Manga zu sein, Kou...“ bemerkte Hotaru, der sich hinter ihn gestellt hatte und ihm über die Schulter sah.

„Mhm... ich habe etwas Luft, bevor ich damit weitermachen muss und ich muss zur Abwechslung mal irgendwas anderes zeichnen, üben... Meine Charaktere sind immer angezogen, über Anatomie an gewissen Stellen muss ich mir keine Gedanken machen, aber es schadet nicht, das auch zu können“, antwortete Kou leise, dann lehnte er sich zurück und schaute ihn von unten an. „Besonders motiviert bin ich heute aber nicht. Ich habe das Gefühl, seit Okinawa nur drinnen zu sitzen und selbst das Matsuri ist schon wieder eine Woche her. Mir fällt die Decke auf den Kopf, Hotaru...“

„Dann lass uns raus gehen. Willst du dich mit irgendwem verabreden? Nao besuchen?“ schlug er vor.

„Nao ist bis Mitte nächster Woche im Urlaub, Saburo hat ihn damit überrascht. Hawaii glaube ich... Siehst du, nichtmal das weiß ich, mein ältester Freund ist im Urlaub und ich habe keine Ahnung, wohin, obwohl er es mir gesagt hat, als wir telefoniert haben.“ Er raufte sich die Haare und drückte dann das Kissen wieder an sich. „Tōru überarbeitet wahrscheinlich das, was ich gestern fertig gemacht habe oder erledigt was für Yoshino, er hat also auch keine Zeit, an einem Mittwochvormittag irgendwas zu unternehmen.“

„Dann gehen wir zwei eben aus. Ich wollte ein paar Dinge einkaufen und es schadet uns beiden nicht, wenn wir uns mit dem Viertel vertraut machen. Du lebst schon länger hier als ich und kennst dich noch weniger aus, das sollten wir ändern, Kou“, sagte Hotaru aufmunternd, während er ihm die zerzausten, langen Haare wieder ordnete und zu einem Zopf flocht.

„Das macht dir Spaß, hm?“ Kou betrachtete den ordentlichen Zopf, nachdem er ihn mit einem hellgrünen Haargummi zusammengebunden hatte.

„Deine Haare machen einem das so leicht, tut mir leid, wenn ich es übertrieben habe.“

„Mach dir keine Gedanken darum, mich stört das nicht. Was wolltest du einkaufen?“ Er stand auf und streckte sich.

Hotaru zählte an den Fingern ab. „Ich wollte zur Einkaufsstraße und frisches Gemüse und Fleisch kaufen, Obst für deinen Obstsalat, zur Drogerie und in den Gartenfachmarkt, weil Tetsuos Balkon so nackt ist. Drinnen hat er alles grün und auf dem Balkon steht eine einsame Bananenpflanze und sonst nichts! Das geht gar nicht.“

Kou zuckte mit den Schultern. „Ich brauche nichts, aber ich komme gerne mit. Das Wetter ist so schön heute, viel zu schade, um nur drinnen zu sitzen.“

 

Hotaru zog den faltbaren Bollerwagen hinter sich her, den er für Einkaufstouren angeschafft hatte, damit er für größere Einkäufe nicht das Auto nehmen musste, die altertümliche Einkaufsstraße befand sich nicht weit entfernt. Kou lief neben ihm, die Augen auf sein Handydisplay gerichtet, auf dem sich die Einkaufsliste befand, die sein Bodyguard angelegt hatte und fügte noch einige Dinge hinzu, die ihm spontan eingefallen waren.

„Was willst du beim Töpfer, Hotaru?“ fragte er neugierig.

Der Angesprochene schnaufte leise, bevor er antwortete: „Erinnerst du dich an die Tasse, die ich Tetsuo an den Kopf geworfen habe?"

„Ja. Er hatte sie schon ewig, ein wirklich hässliches Ding... wenn auch niedlich mit dem Fuchs drauf.“

„Ich will sie reparieren. Ich hatte nur bisher noch keine Zeit und ich wollte den Töpfer fragen, ob er mir einen Tipp geben kann oder sie für mich reparieren kann...“

Kou schaute ihn überrascht an. „Ich dachte, du hättest die Scherben schon längst weggeworfen.“

„Tetsuo hat sie weggeworfen, ich habe sie wieder aus dem Müll gefischt, weil ich mich so schlecht gefühlt habe... Seitdem habe ich sie in dem Karton dort aufbewahrt, aber ich bin kein Handwerker, ich habe keine Ahnung, wie man sowas repariert, ohne dass es aussieht, als hätte es ein Grundschüler gemacht.“ Hotaru deutete auf den kleinen Karton, der im Bollerwagen neben der Kühlbox für das Fleisch stand, es war ihm anzusehen, wie sehr es ihn beschäftigte.

„Dann gehen wir zuerst dorthin“, beschloss der Schwarzhaarige. „Ich weiß, was du brauchst und ich helfe dir dabei.“

„Du kannst Tassen reparieren, Kou? Was kannst du eigentlich nicht?“ Er beschleunigte seine Schritte, als könnte er nicht schnell genug zum Töpfer kommen, der einen kleinen, traditionellen Laden in der Nähe führte.

„Naja... es gibt vieles, das ich nicht kann, Autofahren zum Beispiel, aber wenn es irgendetwas mit Kunst zu tun hat, bin ich da nicht untalentiert“, gab er grinsend zurück.

Sie stellten den Bollerwagen neben dem Eingang ab, Hotaru nahm den Karton an sich und folgte Kou in die Töpferei, in deren Verkaufsraum sich die unterschiedlichsten Ton- und Lackwaren stapelten. Der Künstler ließ staunend den Blick schweifen, jede Schale und jeder Teller waren eindeutig handgemachte Einzelstücke, zum alltäglichen Gebrauch gefertigt, so dass die Preise niedriger waren, als er es erwartet hätte. Er blieb vor einem Set mit cremefarbenen Teebechern stehen, die mit feinen goldenen Linien verziert waren, als wären sie gesprungen und wieder zusammengeklebt worden.

„Oh, die sind wunderschön...“ flüsterte Hotaru neben ihm. „Was hat der Boss eigentlich zu dem Tee gesagt, den du ihm von Okinawa mitgebracht hast?“

„Das... habe ich völlig vergessen, er steht immer noch in meiner Küche...“ Kou strich mit den Fingerspitzen über die Oberfläche eines Bechers. „Meinst du... die würden ihm gefallen?“

„Bestimmt. Als Verlobungsgeschenk?“ unkte der Bodyguard.

„Hotaruuu... wir sind nicht... nicht wirklich... du weißt schon...“ Er drehte den Kopf, als ein älterer Mann aus dem hinteren Bereich kam, der eine vom Arbeiten fleckige Schürze trug und sie abnahm, als er die beiden sah.

„Oh, guten Morgen. Kann ich Ihnen helfen?“ fragte er höflich.

„Guten Morgen. Wir sind auf der Suche nach Kintsugi-Materialien, um eine Tasse zu reparieren, verkaufen Sie sowas zufällig?“ fragte Kou, nachdem er sich vor ihm verbeugt hatte.

„Sie sehen nicht aus, als hätten Sie Erfahrung damit“, bemerkte der Töpfer, winkte sie jedoch näher heran zum Tresen, der den Bereich des Ladens von der Töpferei abtrennte.

„Ein wenig. Ich habe japanische Kunst an der Geidai studiert, da ist es Teil des Lehrplans“, entgegnete er, Hotarus Karton stellte er vor sich auf den Tresen und öffnete ihn. „Allerdings habe ich keine Materialien dafür zuhause.“

Der Töpfer warf einen Blick in den Karton und runzelte fragend die Stirn, als er die Scherben der Fuchstasse sah. „Sind Sie sich sicher, dass...“

„Ja, wir sind uns sicher“, unterbrach Hotaru ihn, es ärgerte ihn, dass er die Tasse offensichtlich nicht für reparaturwürdig hielt.

„Ich weiß, es ist ein wenig unüblich, aber die Tasse bedeutet seinem Mitbewohner sehr viel und es wäre nur förderlich für ihr weiteres Zusammenleben, wenn wir sie wieder reparieren“, erklärte Kou ruhig.

Der ältere Mann seufzte resigniert, dann zog er eine Schublade unterhalb des Tresens auf und holte einige Dinge heraus. „Wenn Sie das länger nicht gemacht haben, sollten Sie es vorher an einem anderen Stück üben. Ich gebe Ihnen genug mit für mehrere. Üblich ist, es mit Goldpulver zu machen, davon habe ich aber nicht mehr viel, meine Lieferung kommt erst Ende der Woche. Ich könnte Ihnen Silber anbieten, das ist auch günstiger.“

„Hotaru? Silber passt besser zu Tetsuo als Gold, oder?“ fragte Kou seinen Bodyguard.

„Auf jeden Fall. Ich bin mir gar nicht sicher, ob er irgendetwas besitzt, das goldfarben ist... Das ist eher was für Onodera-san.“ Sein Blick huschte kurz zu den cremefarbenen Teebechern. „Nimmst du die Becher für ihn mit, Kou?“

„Ja, ich denke schon.“ Er wendete sich wieder dem Töpfer zu, der ihr kurzes Gespräch mit großen Augen beobachtet hatte. „Wir nehmen das Silberpulver und die Teebecher dort vorne.“

„Bitte verzeihen Sie es mir, wenn ich unhöflich war. Sie haben mit Onodera-san zu tun?“ fragte der Töpfer, während er die benötigten Sachen einpackte und die Teebecher holte, um sie ebenfalls ordentlich einzupacken.

Kou schaute kurz zu Hotaru, ein wenig unsicher, bis dieser ihn aufmunternd anlächelte.

„Ja, wir arbeiten für ihn. Ich bin Illustrator und Mangaka, Hotaru passt auf mich auf, damit mir nichts passiert“, antwortete er ausweichend, es behagte ihm nicht, einem Fremden auf die Nase zu binden, dass er mit Kazuki zusammen war.

„Oh, Sie sind Yukimura-sensei?“ Das grummelige Gesicht des Töpfers hellte sich auf, als Kou nickte. „Die Nachbarn erzählen sich seit dem Matsuri nichts anderes, Sie und Onodera-san sind ein Paar?“

Kou lief rot an, dass die Nachbarn im Viertel offenbar seit einer Woche kein anderes Gesprächsthema als ihn und Kazuki hatten, war ihm peinlich.

Der Töpfer legte ihre Einkäufe in einen kleinen Karton, wickelte ihn in bedrucktes Packpapier und schlang eine Paketschnur herum, die er mit einer kleinen Schleife schloss.

„Bitte fühlen Sie sich nicht angegriffen, Yukimura-sensei. Jeder hier freut sich für Onodera-san, wenn er jemanden gefunden hat, der ihn glücklich macht, unabhängig vom Geschlecht. Sayuri-san ist eine wunderbare Frau, aber es spricht Bände, dass er seit neun Jahren wieder in Asakusa lebt und nicht bei ihr“, erklärte er freundlich.

„Uhm... Sie kennen Kazuki schon länger?“ fragte Kou neugierig.

„Ich führe diese Töpferei seit dreißig Jahren, jeder, der hier seit den Neunzigern ein Geschäft hat oder hier lebt, kennt ihn“, entgegnete er mit einem Lächeln. „Onodera-san hat viel für das Viertel getan, er ist ein guter Mensch, deshalb wünschen ihm alle nur das Beste.“

„Ich wusste nicht, dass hier jeder so gut Bescheid weiß...“

„Asakusa ist ein Dorf, Kou. Hier kennt jeder jeden und Neuigkeiten verbreiten sich schnell.“ Hotaru kramte seine Geldbörse aus seiner Hosentasche. „Was macht das, guter Mann?“

Der Töpfer nannte ihm einen Preis, den er mit seiner Kreditkarte bezahlte, dann klemmte er sich den Karton unter den Arm. Kou verabschiedete sich höflich, immer noch überaus irritiert über das Gespräch, so dass Hotaru ihn am Handgelenk hinter sich her nach draußen zog, nachdem er sich ebenfalls verabschiedet hatte.

"Hast du jetzt alles bezahlt?“ fragte Kou, als sie draußen in der Sonne standen. „Ich wollte die Becher schon selbst kaufen, weißt du...“

„Du kannst mir das Geld nachher schicken. Ich übernehme sicher nicht die Kosten für deine Geschenke an den Boss“, entgegnete er zwinkernd. „Gehen wir weiter?“

„Hotaru... Du bist doch häufiger zum Einkaufen unterwegs... Sind die alle so? Ich bin das einfach nicht gewohnt, dass... naja... Nachbarn mich kennen und irgendwie alles wissen. In Adachi hat man sich mal gegrüßt, aber das war es auch schon...“ Er zupfte nervös am Saum seines T-Shirts.

„Viele der Geschäfte hier existieren seit Jahrzehnten, das ist natürlich gewachsen, die kennen sich alle und ich gehe fast davon aus, die sitzen abends alle zusammen und spielen Bingo oder so... Also ich finde es ganz herzlich, ein bisschen Smalltalk, während man Äpfel aussucht und ich habe schon herausgefunden, dass es sich durchaus auf den Preis auswirkt, wenn man sich nach den Enkelkindern erkundigt.“ Er verstaute den Karton im Bollerwagen.

 

Kou staunte nicht schlecht, als Hotaru jeden der Ladenbesitzer mit Namen begrüßte, bei denen sie einkauften, und sich nach Gesundheit, Kindern und Enkelkindern erkundigte. Da vormittags fast nur Senioren unterwegs waren, die ihre Einkäufe erledigten, fielen die beiden Männer umso mehr auf und es dauerte nicht lange, bis sich herumgesprochen hatte, dass Kazukis junger Partner mit seinem Bodyguard unterwegs war, so dass sie bald darauf ebenfalls mit Namen gegrüßt wurden. Kou taute mit jedem Gespräch mehr auf, unterhielt sich höflich mit den Leuten, denen sie begegneten und begann langsam zu verstehen, was Hotaru damit meinte, das Viertel wäre ein Dorf.

Nachdem Hotaru alle Lebensmittel von seiner Liste abgehakt hatte und sie einen kurzen Abstecher in die Drogerie gemacht hatten, in der Kou durch seine höfliche Art sich bei einer Gruppe Seniorinnen beliebt machte, weil er ihnen half, einige Kartons Weichspüler vom obersten Boden eines Regals zu heben, an das sie nicht herankamen, steuerten sie ihr letztes Einkaufsziel an: Einen Gartenfachmarkt, der neben Blumen auch Gemüsepflanzen verkaufte. Der rothaarige Bodyguard stromerte durch die Gänge, Kou dicht hinter ihm, lud hier und da ein Pflanzentöpfchen in den Einkaufswagen, dazu Dünger, eine Blumenschaufel mit quietschrosa Griff und gemusterte Handschuhe, da seine Hände zu schmal für die einfarbigen Männergrößen waren. Er blieb mit gerunzelter Stirn vor einem Regal voll unterschiedlichster Chilipflanzen stehen und sondierte die Sorten, um nur die schärfsten mitzunehmen, die er fand.

„Willst du einen Gemüsegarten auf Tetsuos Balkon einrichten?“ fragte Kou neugierig, er trug einen Wunderstrauch vor sich her, den er sich wegen seiner bunten Blätter ins Arbeitszimmer stellen wollte.

„Naja, bis jetzt habe ich nur Kräuter, Paprika und Chilis... Aber man könnte den Platz dort besser nutzen, wir gehen ja nur zum Rauchen raus und das war es auch schon“, entgegnete er und überlegte, ob er überhaupt alles zurück transportiert bekam. „Die Kräuter stelle ich aber in die Küche, wenn sie da genug Licht bekommen.“

„Wieso so viele Chilis?“

„Tetsuo liebt Chilis, er tötet sein Essen mit Chilipulver und da dachte ich, ein paar frische schaden ihm nicht. Die sind auch recht pflegeleicht.“ Hotaru zuckte mit den Schultern.

„Das klingt nach einer großartigen Idee. Darüber freut er sich bestimmt.“ Er grinste schief, als sein Magen laut knurrte. „Sorry.“

„Ich glaube, ich habe alles. Mittagessen, bevor wir zurückgehen? Dann können wir in Ruhe auspacken, wenn wir angekommen sind und... uns heute schon um die Tasse kümmern?“

„Mhm, machen wir so. Ich bin froh, wenn ich mal etwas anderes machen kann, als nur zeichnen.“ Kou ging voran zur Kasse. „Versteh mich nicht falsch, ich liebe Zeichnen und brauche es, wie die Luft zum Atmen, aber hin und wieder müssen meine Hände was anderes machen, als einen Stift halten.“

„Deine Hände machen oft genug was anderes, als einen Stift zu halten“, scherzte der Rothaarige, dass sein Schützling laut losprustete.

Vom Gartenfachmarkt liefen sie nicht weit zum nächsten Café, bei dem sie draußen sitzen und ihre Einkäufe neben dem Tisch parken konnten. Seine neue Pflanze stellte Kou neben sich auf die Bank, Hotaru saß auf seiner anderen Seite. Sie bestellten sich gefüllte Waffeln und Kaffee für ihr nicht ganz vernünftiges Mittagessen. Während sie warteten, tippte Kou auf seinem Handy herum und postete Fotos von ihren Einkäufen.

„Oh, Nao hat geschrieben. Sie sind wohl wirklich auf Hawaii... Er lässt sich wie ein Brathähnchen durchbraten und Saburo sieht echt scharf aus mit Surfboard. Ich wusste gar nicht, dass er das kann“, bemerkte er bewundernd.

„Wendet er sich auch regelmäßig?“ fragte Hotaru, seine E-Zigarette in der Hand.

„Er hat sich wahrscheinlich einen Timer gestellt und trägt den knappsten String, den er in seinem Schrank hat, um so gut wie nahtlos braun zu werden...“ entgegnete Kou trocken. „Du kennst Nao.“

„Auch wieder wahr... Du weißt, wie ich Nao kennengelernt habe. Wie hast du ihn kennengelernt? Du wirst nicht wie ich einfach in seinen Laden gestiefelt sein, um einzukaufen.“

Kou stützte das Kinn auf die Hand und dachte nach. „Nao hat mich vor einem Kerl gerettet, der mich in einem Club angegraben hat, als ich nicht wirklich in der Lage war, mich zu wehren. Da war ich kurz vorher achtzehn geworden... schon fast zehn Jahre her, wow.“

„Du kannst Karate und warst damals sicher nicht viel kleiner als jetzt, wieso konntest du dich nicht wehren?“ hakte Hotaru nach. „Warst du so betrunken?“

„Nein, ein bisschen angetrunken vielleicht, es hatte andere Gründe.“ Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee. „Der Kerl, mit dem ich damals schon ein Jahr zusammen war, hat mich dorthin mitgenommen, ich wäre mit achtzehn kaum in einen Underground-Club in Nichō gekommen, aber er war zwei Jahre älter als ich und kannte den Türsteher. Es war toll, aufregend, bis ich ihn mit einer Bekannten von ihm erwischt habe, sie saß schon mit hochgeschobenem Rock auf seinem Schoß, bereit, sich von ihm im Club flachlegen zu lassen. Wahrscheinlich hat er das auch an dem Abend noch getan, aber das habe ich dann nicht mitbekommen.“

„Waaas? So ein Arschloch, wieso warst du ein Jahr mit so einem zusammen?“

„Ich habe ihn im Vorbereitungskurs für die Kunstuni kennengelernt, er war dort Mentor für die jüngeren Schüler, hat aber auch selbst an den Kursen teilgenommen, um sich für einen Studienplatz zu bewerben. Wir haben uns gut verstanden, oft zusammen länger dort gesessen und gemalt, uns unterhalten und das irgendwann in seine Wohnung verlegt. Ich war ziemlich in ihn verschossen, der Sex war gut, er war so viel erfahrener als die, mit denen ich vorher was hatte.“ Kou schnaubte leise, es klang etwas amüsiert über seine eigene Naivität damals. „Er war nie gemein zu mir oder so, ich habe neben der Schule und dem Vorbereitungskurs noch gejobbt, wir haben uns nicht täglich getroffen, aber ich habe mich immer gefreut, wenn er Zeit für mich hatte. Im Nachhinein habe ich viele Dinge erfahren, die ich während der Beziehung nicht gesehen habe. Auch Dank Nao... Jedenfalls saß ich heulend im Flur bei den Toiletten, weil ich ja unmöglich mit Riku, so hieß er, wieder nach Hause gehen konnte und wurde da von einem älteren Kerl angegraben. Nao kam eher zufällig vorbei, hat das gesehen und dem Kerl den Kopf gewaschen, bevor er sich um mich gekümmert hat, weil er gemerkt hat, dass ich mit allem überfordert war.“

„Wie hat er sich um dich gekümmert? Bei Nao fallen mir da mehrere Möglichkeiten ein...“ Hotaru beobachtete ihn aufmerksam.

„Er hat mich mit zur Bar und dort in den Pausenraum für die Mitarbeiter genommen, weil er den Barkeeper kannte, hat mir einen Kaffee und Kekse organisiert und ist bei mir geblieben, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Dann hat er mich in ein Taxi nach Hause gesetzt, es bezahlt und mir das Angebot gemacht, ihn am nächsten Tag zu treffen, um einen STD-Test machen zu lassen... Er kennt ja die Stellen, wo das anonym geht“, erzählte er.

„Einen Test? Wegen diesem... Riku?“

„Mhm... Er hat mich die ganze Zeit über betrogen und obwohl wir immer Sex mit Gummi hatten, waren es die Blowjobs nicht und zu unserem Einjährigen haben wir die Gummis ganz weggelassen. Es war meine Entscheidung, aber es war genau das, was er wollte, da hatte er die ganze Zeit drauf hingearbeitet. Nao hat mich an dem Abend danach gefragt, sogar er wusste, dass mein Ex ein Aufreißer war, alles schienen es zu wissen, nur ich nicht. Und Teenager denken an alles, nur nicht an Geschlechtskrankheiten und Tests.“ Er machte eine kurze Pause, um etwas zu essen. „Der Test war negativ. Nao war wirklich fürsorglich, ohne aufdringlich zu sein und mir das Angebot gemacht, dass ich immer zu ihm kommen konnte, wenn ich wegen irgendwas Fragen hätte oder einen schwulen Freund brauche, der einfach nur zuhört. Der Rest ist Geschichte, ich war während meinem letzten Oberschuljahr wahrscheinlich häufiger bei Nao als in meinem Zimmer im Sharehouse der Schule und er hatte nur eine kleine Zweizimmerwohnung in Shibuya. Er wurde mein bester Freund und mein Mentor in allem, was Sex und Kinks betrifft.“

„In allem? Wie sehr?“ Hotaru trank schuldbewusst einen Schluck von seinem nur noch lauwarmen Kaffee, so spannend fand er Kous Erzählung.

Kou verzog die Lippen zu einem zweideutigen Grinsen. „Nao ist ewiger Bottom wie ich, wir haben nie penetrativen Sex gehabt, aber dass ich von meiner Prostata weiß, habe ich ihm zu verdanken und er ist ein guter Lehrer, wenn es um Blowjobs geht. Als er von meinem Masochismus erfahren hat, hat er mich an die Hand genommen und der BDSM-Szene näher gebracht, Schritt für Schritt. Dass ich mein Studium überhaupt finanzieren konnte, habe ich ihm auch zu verdanken... Die Geidai ist zwar eine öffentliche Uni, aber nicht kostenlos. Ich konnte gar nicht so viel jobben, wie ich für die Gebühren und meine Miete gebraucht hätte und war kurz davor, alles hinzuschmeißen, dann hat er mir einen sehr fürsorglichen Gönner aus dem Hut gezaubert, der mich dabei unterstützt hat.“

Der Bodyguard verschüttete fast seinen Kaffee, als er sich näher zu ihm beugte und ihn mit großen Augen ansah. „Du hast dir das Studium von einem Sugardaddy finanzieren lassen? Echt jetzt? Weiß der Boss davon?“

„Ja und nein, er weiß es nicht, weil es noch nie Thema war. Aber sollte er irgendwann fragen, woher meine Kinks kommen, werde ich es ihm erzählen, es ist nichts, wofür ich mich schäme.“ Kou drehte eine Haarsträhne um seinen Zeigefinger. „Nao hat mich in die Szene gebracht, mein Daddy hat mir die Techniken beigebracht. Es war tatsächlich alles mehr zu meinen Gunsten als seinen und lief auch nur knapp zwei Jahre, bis er beruflich ins Ausland musste, das Studium hat er mir aber bis zum Abschluss bezahlt. Ich weiß tatsächlich nicht, ob er mittlerweile wieder hier ist, es ist auch nicht wichtig. Das ganze war eine Geschäftsbeziehung, keine Liebesbeziehung, wir waren auch nicht exklusiv.“

Hotaru war wirklich baff, dass Kou experimentierfreudig war, wusste er, aber dass er so früh damit angefangen hatte, hatte er nicht erwartet.

„Jetzt wundert es mich nicht mehr, dass du so entspannt bist, bei allem, was Sex betrifft. Du und Tōru wart so routiniert in diesem Sexshop in Okinawa, als würdet ihr Schuhe kaufen und euch nicht über die Vorzüge von Sextoys unterhalten. Das hat mich ein wenig verunsichert, weil ich älter bin als ihr und mich so unerfahren fühle...“ sagte er leise.

Kou legte eine Hand auf seinen Kopf und strich sanft darüber. „Vergleich dich bitte nicht mit Tōru oder mir. Tōru ist seit drei Jahren Host und ich bin verdorben bis ins Mark, da hinkt jeder Vergleich. Du warst in den letzten fünf Jahren in einer anderen Art von Beziehung, ob du da viel Sex hattest oder nicht, ist völlig unerheblich. Den hast du offensichtlich jetzt und ich verstehe, dass dich das überfordert, Hotaru, aber ich bin mir sicher, dass Tetsuo da am wenigsten Probleme hat, sich auf deinen Erfahrungsstand einzulassen, oder?“

„Mhm... Tetsuo war... ist... Er ist...“ Hotaru wurde rot und war froh, dass außer ihnen sonst niemand auf der Terrasse des Cafés saß. „Er ist der erste, mit dem ich ohne Gummi Sex hatte... oder Blowjobs... Rimjobs... Ich habe das alles nie gemacht, weil ich meine eigene Sicherheit vorangestellt habe und dann kommt er daher und ich lasse alle Vorsicht fahren.“

„Aber du weißt, dass er sich regelmäßig testen lässt, wo ist das Problem?“

„Das wusste ich aber nicht, als ich ihm das erste Mal einen geblasen habe... und ich hätte letzte Woche ohne Gummi Sex mit ihm gehabt, ohne nach seinem Test zu fragen. Den hat er von sich aus erwähnt und mich damit aufgezogen, weil ich ihm meinen im April so unter die Nase gerieben habe.“ Er seufzte leise. „Der bringt mich völlig aus dem Konzept, Kou...“

„Das ist doch normal, wenn man verliebt ist, oder? Tetsuo scheint mir auch niemand, der sowas zulässt, wenn es nicht sicher wäre, immerhin ist Sicherheit sein zweiter Vorname... Weiß er es?“ Kou rutschte näher zu ihm und legte ihm sanft einen Arm um die Schultern.

„Ja... Er weiß es. Ich habe es nicht in Worte gefasst, aber er weiß es und er ist okay damit, davor hatte ich echt Angst, dass er einen Rückzieher macht, weil meine Gefühle ein Eigenleben führen. Er sagte sogar, dass er zufrieden und glücklich ist und das macht mich furchtbar froh...“ Er lehnte seinen Kopf an Kous Schulter. „Ich fühle mich, als wäre ich endlich angekommen und ich will, dass er weiterhin glücklich ist. Also bringe ich ihm Chilis und Kräuter mit, um noch besseres Essen zu kochen. Du hast nicht zufällig das Keksrezept von Haruka-chan?“

„Doch, sie hat es mir letzte Woche geschickt. Es ist von Kazukis Mutter, soweit ich weiß“, antwortete er. „Ich kann es dir geben, wenn wir zurück sind.“

„Das wäre großartig, das sind die einzigen Kekse, die Tetsuo isst, dieser Fitness-Freak. Er trinkt seinen Kaffee schwarz, ohne Zucker, kannst du dir das vorstellen?“

Kou verzog das Gesicht. Er trank seinen Kaffee zuhause zwar auch oft ohne Milch, aber Zucker musste sein, damit er überhaupt etwas davon trinken konnte. „Tetsuos Geschmack ist völlig daneben. Auf die Kekse schüttet er aber kein Chilipulver, oder?“

„Das soll er einmal versuchen, dann werfe ich ihn eigenhändig vom Balkon...!“

 

Auf dem Weg nach Hause kamen sie an einem Geschäft vorbei, das Vintage Kimonos und andere traditionelle Kleidung führte. Kou blieb stehen und warf einen neugierigen Blick auf das Schaufenster. Auf einem Ständer war ein cremefarbener Kimono aus fein schimmernder Seide drapiert, auf den langen Ärmeln und der unteren Hälfte befanden sich rote Chrysanthemen und golden leuchtende Laternen. Der dazugehörige Obi hatte einen orangeroten Farbverlauf und war auf einem Ständer daneben aufgehängt. Er zupfte Hotaru am Ärmel, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

„Hotaru... leihst du mir etwas, damit ich mir den da kaufen kann?“ fragte er, völlig verzaubert von dem schlichten, aber so passenden Design. „Du kriegst es nächste Woche zurück, wenn ich mein Honorar bekommen habe.“

„Ich kümmere mich darum. Du bewegst dich nicht vom Fleck und passt auf unsere Einkäufe auf, ja?“ Hotaru drückte ihm den Griff des Bollerwagens in die Hand und flitzte in den Laden, da es dort drin so eng und vollgestellt war, dass er ihn kaum mit hineinnehmen konnte. Es dauerte keine fünf Minuten, bis er wieder zurückkam. „Sie packen ihn für uns ein, wenn sie heute Feierabend machen, damit sie nicht im laufenden Betrieb das Schaufenster umdekorieren müssen. Ich hole ihn im Laufe der Woche ab, okay?“

Kou nickte, er fühlte ein wohliges Kribbeln in seinem Bauch, als er daran dachte, was Kazuki sagen würde, wenn er ihn damit sah. Egal zu welchem Anlass, er würde ihn auch zuhause tragen, wenn Hotaru ihm beim Anziehen half.

Chapter Text

Während Hotaru die Einkäufe wegräumte und die eingekauften Pflanzen in einen Bottich auf Tetsuos Balkon stellte, um sie zu wässern, suchte Kou im Schrank in seinem Arbeitszimmer nach dem Kintsugi-Zubehör, das er für den Töpferkurs in der Uni gekauft hatte. Er trug alles mit einer Auswahl an Pinseln aus seiner Schublade ins Wohnzimmer, deckte den Tisch ab, damit er nicht schmutzig wurde und legte alles zurecht, das sie für ihr Vorhaben, Tetsuos Tasse zu reparieren, brauchen würden. Die Teebecher für Kazuki trug er in die Küche und stellte sie zusammen mit dem auf Okinawa gekauften Sanpin-Cha, einem für die Inselgruppe typischen, intensiven Jasmintee, in einen kleinen Korb, um sie später mit nach oben zu nehmen. Da er kein kaputtes Geschirr hatte, mit dem sie üben konnten, holte er kurzerhand eine Kaffeetasse und einen Teller aus seinem Schrank und pfefferte sie nacheinander in die Spüle, um sie zu zerbrechen. Sie waren nicht teuer gewesen und er hatte das einfache Geschirr seit seinem Einzug kaum benutzt, so dass er auf zwei Teile davon verzichten konnte. Kou zuckte mit einem erschrockenen Schrei zusammen, als er eine warme Hand auf der Schulter spürte, er hatte nicht gehört, dass jemand hereingekommen war.

„Ist etwas passiert, Honey, oder warum zerschlägst du dein Geschirr?“ hörte er Kazukis tiefe Stimme besorgt fragen, bevor er sich umdrehte.

„Kazu...! Hast du mich erschreckt“, sagte er überrascht.

„Verzeih mir, ich wollte klopfen, aber dann habe ich den Lärm gehört und mir Sorgen gemacht.“ Kazuki nahm seine linke Hand und hielt sie hoch, von seinem Zeigefinger perlte ein kleiner Tropfen Blut. „Du hast dich verletzt. Was hat dein Geschirr dir getan, hm?“ Er schloss die Lippen um Kous Finger, um die Blutung zu stillen.

„Kazuuu... Das geht auch anders, weißt du?“ Kou spürte die Hitze seines Munds noch an einer ganz anderen Stelle und grub die Finger der rechten Hand in das Hemd seines Partners. „Hotaru und ich brauchen Scherben, um... zu üben, wie man etwas im Kintsugi-Stil repariert. Er möchte Tetsuos Tasse reparieren, die er kaputt gemacht hat...“ Er atmete geräuschvoll aus, die Stirn an seine Schulter gelehnt.

„Hmmmhm... Verstehe... Und dafür zerschlägst du dein Geschirr? Hast du das nicht im Winter erst gekauft?“ fragte er, nachdem er die Lippen von seinem Finger gelöst hatte und die Wunde begutachtete.

„Mhm... Ich kann ja schlecht deins nehmen, da kostet ein Teller so viel, wie mein ganzes Set...“ Kou schob ein Bein zwischen seine und drückte seinen Schritt an seinen Oberschenkel, damit er spürte, was er mit seiner Wundversorgung ausgelöst hatte. „Kümmerst du dich darum...?“

„Um deinen Finger? Willst du doch noch ein Pflaster?“ Kazuki hielt seine Hand weiter umschlossen, mit dem freien Arm drückte er ihn fester an sich, so dass er auf seinem angewinkelten Oberschenkel nach oben rutschte.

„Nein... Nicht den Finger...“ Er presste die Lippen aufeinander, um nicht zu stöhnen, es brauchte nur Kazukis Anwesenheit, dass er halb den Verstand verlor und kurz davor war, sich die Kleidung vom Körper zu reißen und ihn anzuspringen. „Du... riechst so gut... ist das ein neues Parfum?“

„Nein, eigentlich nicht... Eine Mischung aus meinem und deinem, weil ich mich heute Früh vergriffen habe...“ Der Ältere legte die linke Hand auf Kous Po, um ihn zu massieren. „Hast du schon gegessen...? Ich bin eigentlich nur hier, weil ich mit dir zusammen essen wollte...“ Er zog mit den Zähnen an seinem Ohrläppchen, was ihm nun doch ein Stöhnen entlockte.

„Wir... haben unterwegs gegessen... tut mir...“

Die Entschuldigung wurde mit einem heißen Kuss unterbrochen. Kazuki hob ihn ein Stück hoch, um ihn gegen den kleinen Küchentisch zu drücken, neben dem sie standen, mit flinken Fingern öffnete er den Verschluss von Kous Hose und legte die Hand um seine Erektion.

„Dann esse ich einfach dich, mein süßes Kätzchen...“ raunte er gegen seine Lippen, ging vor ihm auf die Knie, zog ihm dabei die Hose herunter und nahm seinen harten Penis in den Mund.

 

„Sorry, Kou, hat länger gedauert. Tetsuo war wegen der Chilis viel zu... neugierig.“

Hotaru blieb wie angewurzelt im Durchgang zur Küche stehen. Er hatte Kazukis Schuhe zwar bemerkt, aber nicht erwartet, was er in diesem Moment sah. Kou stützte sich mit beiden Händen an der Kante des Küchentischs ab, auf dem er halb saß, den Kopf in den Nacken gelegt, während Kazuki ihn gekonnt mit dem Mund an den Rand der Ekstase brachte. Sein Schützling war so davon eingenommen, dass er ihn nicht einmal bemerkte, nur sein Boss ließ kurz den Blick zu ihm schweifen und zwinkerte ihm zu, bevor er sich offenbar extra ins Zeug legte, um Kou ein weiteres süßes Stöhnen zu entlocken. Hotaru drehte sich hastig um und überlegte, ob er bleiben sollte oder noch einmal nach oben gehen, um irgendetwas anderes zu tun, während die beiden beschäftigt waren. Er ging jedoch zuerst ins Wohnzimmer und stellte den Karton mit den Scherben von Tetsuos Tasse auf den kleinen Tisch, den Kou schon vorbereitet hatte. Statt die Wohnung wieder zu verlassen, ging er auf den Balkon und zog die Tür hinter sich zu, um dort zu rauchen.

Jemand klopfte ans Glas der Tür, als er gerade die dritte Zigarette im Aschenbecher ausgedrückt hatte, Hotaru drehte sich um und sah Kazuki davor stehen, der die Tür öffnete und zu ihm nach draußen trat.

„Sie haben sich hoffentlich nicht zu sehr erschrocken, Taniguchi-san“, sagte er mit einem Schmunzeln. „Kou ist kurz im Bad.“

„Nein, machen Sie sich keine Gedanken darum, Boss. Nach dem Pride schockiert mich so schnell nichts mehr“, gab Hotaru höflich zurück. „Nicht, dass mich das schockiert hätte, es war nur... unerwartet.“

Kazuki lehnte sich mit dem Rücken an das Balkongeländer und sah ihn von der Seite an, schwieg jedoch, was den Rothaarigen ein wenig nervös machte. Er drehte sein Feuerzeug zwischen den Fingern und ließ es fast fallen, als Kou ebenfalls auf den Balkon kam und beide Arme um seinen Partner schlang.

„Sorry, Hotaru. Kazuki ist einfach über mich hergefallen...“ Er zog den Kopf ein, als Kazuki empört schnaubte, und grinste seinen Bodyguard verschwörerisch an.

„Ich will dich daran erinnern, dass du mich angesprungen hast, Kou... Ich wollte nur deinen Finger verarzten“, widersprach Kazuki sanft. „Was ist eigentlich mit dem Tee und den Bechern in deiner Küche?“

„Oh, das... bringe ich später nach oben. Den Tee habe ich in Naha gekauft und ganz vergessen, bis Hotaru mich heute wieder daran erinnert hat... für dich. Die Becher habe ich beim Töpfer gesehen und fand sie sehr hübsch, wenn sie dir aber nicht gefallen, ist das auch in Ordnung, dann bleiben sie einfach im Schrank...“ sprudelte es aus Kou heraus. Er war aufgedreht, nachdem sie am Vormittag schon so viel unternommen hatten.

Kazuki legte eine Hand auf seine Wange und küsste ihn auf die Stirn, was ihn dazu brachte, ihn verblüfft anzusehen. „Sie sind sehr hübsch, ich schaue sie mir gerne heute Abend in Ruhe an, Honey. Ich lasse euch besser allein und esse vor dem nächsten Meeting noch etwas, das nicht nur aus Eiweiß besteht“, sagte er schmunzelnd. „Ihr hattet auch noch Pläne für heute, richtig?“

„Ja. Ich weiß nicht, wie lange das dauert, aber ich komme hoch, wenn wir damit fertig sind.“ Kou zupfte am glatten Stoff von Kazukis Hemd.

„Lasst euch so viel Zeit, wie ihr dafür braucht. Tetsuo wird sich sehr über seine reparierte Tasse freuen.“ Er gab ihm noch einen Kuss, verabschiedete sich von Hotaru und ließ sie allein.

„Wenn dir das heute zu viel ist, können wir das auch verschieben, Kou...“ sagte Hotaru fürsorglich. „Ob er sie nun heute oder nächste Woche bekommt, macht wirklich keinen Unterschied.“

„Doch, wir machen das heute. Es ist nur... Kazuki und ich hatten vor Monaten schon besprochen, dass wir uns mehr Zeit für uns nehmen, Dates oder einfach nur arbeitsfreie Tage, aber seit Itsuki ihn...“ Er unterbrach sich und konzentrierte sich auf seine Atmung, als er vor seinem inneren Auge Kazuki im Krankenhausbett liegen sah, bevor er leise weitersprach. „Es ist irgendwie wieder im Alltag untergegangen.“

„Dann sag es ihm, redet miteinander. So wie ich ihn einschätze, ist ihm das ebenso wichtig wie dir. Ihr arbeitet beide sieben Tage in der Woche, das ist auf Dauer nicht gesund, auch wenn ihr euch eure Zeit selbst einteilen könnt.“ Hotaru drückte sanft seine Hand, die auf dem Geländer lag. „Nehmt euch einen Tag in der Woche für euch, meinetwegen auch zwei. Tetsuo wäre wahrscheinlich heilfroh, wenn der Boss weniger arbeitet und ihr euch an eurem KaKou-Tag das Hirn rausvögelt.“

„KaKou...?“ Kou schaute seinen Bodyguard perplex an.

„Ja, Kazuki und Kou. KaKou. Was? Tōru und Izumi haben ihre gemeinsamen Social Media Konten Toorumi genannt, Pärchennamen sind wohl irgendwie voll im Trend...“

„Uns muss man aber nicht mehr shippen, die beiden auch nicht. Was seid ihr dann? Tetsaru?“ gab der Künstler grinsend zurück.

„Das sollte wechseln, je nachdem, wer von uns oben ist. Hotsuo klingt doch viel besser!“ fabulierte Hotaru, stieß sich vom Geländer ab und ging nach drinnen.

„Hotsuo? Nein, auf keinen Fall. Das klingt noch schlimmer als dein Grindr-Name, Hotaru.“ Kou folgte ihm kichernd.

„Quark, Hot-Aru ist genau das, was es ist. Tetsuos ist so viel mehr cringe, sprich ihn besser nicht darauf an. Wie lautet eigentlich deiner?“

„Das ist ein Geheimnis! Ich brauche ihn ja auch nicht mehr, also vergessen wir das einfach“, wich er seiner Frage aus, flitzte in die Küche, um die Scherben zum Üben zu holen und ließ sich dann damit am Wohnzimmertisch nieder.

 

Hotaru hatte beim Üben an Kous zerschlagener Tasse festgestellt, dass er so gar kein Talent dafür hatte, die mit Porzellankleber und Kitt gefüllten und glattgeschliffenen Risse mit dem Lack nachzumalen, ohne dass zu viel daneben ging, weshalb er Kou gebeten hatte, das für ihn zu tun. Er hatte es sich jedoch nicht nehmen lassen, die Einzelteile ordentlich zusammenzukleben, alle größeren Lücken mit Kitt zu füllen und abzuschleifen, so dass die Tasse wieder gleichmäßig glatt war. Die Lackierung war nur die Kür, die Kou zu gern für ihn übernahm. Hotaru sah ihm aufmerksam dabei zu, er fand es faszinierend, wie konzentriert und ruhig war, wenn er Kunstwerke mit seinen Händen schuf, wo er zuvor noch aufgedreht und nervös gewesen war.

Es war schon dunkel, als Kou die hellgrüne Tasse mit dem orangen Fuchs vorsichtig auf ein Stück Alufolie stellte, nachdem er den letzten geflickten Riss mit dem silbernen Lack bepinselt hatte. Er atmete langsam ein und wieder aus, als wäre er aus einer Trance erwacht und rieb sich dann den Nacken.

„Das wär’s... Der Lack muss noch trocknen, zwei Tage laut der Anleitung, die der Töpfer uns eingepackt hat. Die Methode ist ein bisschen amateurfreundlicher als die, die er wahrscheinlich nutzt, sonst bräuchten wir zwei Wochen dafür“, sagte er zu Hotaru, der das Kinn auf die Hände gestützt hatte und die reparierte Tasse mit leuchtenden Augen bewunderte.

„Das ist so hübsch geworden, Kou. So gut hätte ich das nie im Leben hinbekommen“, lobte er ihn. „Kann ich sie gleich schon mitnehmen? Ich passe auch auf, dass er sie nicht antatscht und alles verschmiert.“

„Ja. Er wird wahrscheinlich eher dich antatschen, aber das ist dir ganz recht, nicht wahr?“ Kou stellte die Tasse mit der Alufolie zurück in den Karton, damit er sie transportieren konnte.

„Hmm... Schuldig im Sinne der Anklage.“ Er stand auf und streckte sich. „Geh ruhig schon hoch, ich räume noch auf. Und vergiss den Tee nicht.“

 

Das Licht im Wohnzimmer war auf eine angenehme Helligkeit gedimmt, Depeche Mode klang aus den Lautsprechern und Kazuki saß entspannt auf dem Sofa, den Kopf an die Rückenlehne gelehnt. In seiner Hand hielt er ein Glas Whiskey, der honigfarben schimmerte, das weiße Hemd hatte er bis zur Brust aufgeknöpft, während er der Musik lauschte und leise mitsummte. Kou streifte vorsichtig die Schuhe von den Füßen, um ihn nicht zu erschrecken, lief barfuß über die glatten Holzdielen und blieb neben dem Sofa stehen, den kleinen Korb mit dem Tee und den Bechern in den Händen. Sein Partner sah ihn voller Zuneigung an und streckte die Hand nach ihm aus, damit er sich zu ihm setzte. Der Jüngere stellte seine Fracht ab und setzte sich rittlings auf seinen Schoß, statt sich neben ihn zu setzen, die Lippen fast sofort auf seinen. Der Kuss schmeckte nach Whiskey, den Kou selbst nicht trank, aber er liebte es, ihm das Aroma von den Lippen und der Zunge zu stehlen. Sie trennten sich nach einer gefühlten Ewigkeit, um grinsend Luft zu holen.

„Wartest du schon lange...?“ fragte er leise, die Wange an seine Schulter geschmiegt, nachdem er es sich auf seinem Schoß etwas bequemer gemacht hatte.

„Ich habe vor zwei Stunden Feierabend gemacht, mit Tetsuo etwas gegessen und sitze seit... etwa einer Stunde hier.“ Kazuki stellte sein Glas zur Seite, damit er ihn mit beiden Armen umfassen konnte.

„Hmm... Wie heißt der Song, den du gehört hast, als ich reingekommen bin, Kazu?“

„I feel you. Einer meiner Lieblingssongs... Aber das ganze Album ist wunderbar, ich höre es gern, um zu entspannen“, antwortete er, seine Finger strichen leicht über die weiche Haut von Kous unterem Rücken, was ihn leise schnurren ließ.

„Wenn du magst, können wir das... naja... öfter zusammen hören? Wir haben in dem ganzen Chaos ganz vergessen, dass wir uns mehr Zeit für uns nehmen wollten...“

„Das klingt nach einer großartigen Idee, Honey. Du hast recht, das ist untergegangen in... allem. Die Session letzte Woche passte auch nur, weil ein Meeting abgesagt wurde und du kurz davor warst, die Wände hochzugehen...“ Er hob seinen Kopf am Kinn an, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. „Was schlägst du vor?“

„Hotaru meinte, wir sollten uns einen Tag in der Woche nur für uns freihalten. Andere haben ein Wochenende, an dem sie nicht arbeiten müssen und Zeit füreinander haben und wir... arbeiten ständig, egal welcher Wochentag ist. Das ist nicht gut und schon gar nicht gesund“, erklärte er mit leichter Frustration in der Stimme. „Wir brauchen einen KaKou-Tag, Liebster.“

„Sag mir nicht, dass diese Benennung von dir stammt...“

„Nein, das war Hotarus Idee, aber egal... Was sagst du dazu? Finden wir einen Tag für uns?“ Kou schaute ihn mit geröteten Augen an, das konzentrierte Arbeiten, um die Tasse zu reparieren, war anstrengend gewesen.

„Für dich nehme ich mir auch zwei Tage in der Woche frei, Honey. Tetsuo hat mich auch schon ganz empört ermahnt, weil ich gestern noch bis abends im Büro war, während du an deiner Abgabe gesessen hast.“ Kazuki beugte sich mit ihm vor, nahm sein Handy vom Tisch und öffnete den Kalender. „Deine Deadlines sind in der Regel freitags, richtig?“

Kou nickte matt, er rieb sich die trockenen Augen und gähnte.

„Es spricht eigentlich nichts dagegen, dass wir uns das Wochenende freihalten. Wenn du doch mehr Arbeit hast und keine zwei Tage aussetzen willst, ist das in Ordnung, aber lass uns das anpeilen, okay, Honey?“ fragte er sanft.

„Kannst du dir denn zwei Tage freinehmen, ohne dass die Firma brennt oder der Clan aus dem Ruder läuft?“ Er strich ihm mit den Fingerspitzen über die nackte Brust.

„Es gibt zum Glück noch andere, die solche Katastrophen ohne mich verhindern können. Ich kann meinen Angestellten auch nichts von Work-Life-Balance erzählen, wenn ich mich selbst nicht daran halte, das wäre etwas heuchlerisch.“

„Dann versuchen wir es. Samstag und Sonntag, ja? Nur wir zwei? Hotaru und Tetsuo können andere Dinge tun, allein oder miteinander, und wir haben unsere Ruhe vor ihnen?“ Kou setzte sich aufrechter hin, die Arme auf seinen Schultern abgelegt und strahlte ihn an.

„Mhm... Zeigst du mir, was du mitgebracht hast?“

Der Jüngere rutschte rückwärts von seinem Schoß, um den Korb vom Tisch zu nehmen und ihm zu überreichen. „Sanpin-Cha aus einem sehr urigen Teegeschäft in der Altstadt von Naha. Ich weiß nicht, ob du den magst, du hast sonst nur chinesischen Jasmintee... und die Becher sind mir heute Morgen sofort ins Auge gesprungen, darin sieht der Tee sicher schön aus“, erklärte er ein wenig unsicher. So gern er anderen Geschenke machte, so schwer fiel es ihm bei Kazuki, dessen Geschmack sehr speziell war und oft Dinge umfasste, die Kous Budget weit überschritten.

Kazuki nahm einen Becher in die Hand, der eher einer Teetasse ohne Henkel glich und betrachtete ihn im gedimmten Licht. Die feinen Kintsugi-Linien schimmerten golden und harmonierten mit dem cremefarbenen Porzellan. Er drehte ihn etwas und erkannte an zwei größeren Flecken, dass er wohl tatsächlich mal eine Tasse mit Henkel gewesen war, der Künstler sich aber dafür entschieden hatte, diese nicht mehr anzubringen. Kou wartete mit leichter Ungeduld, die sich darin äußerte, dass er am Saum seines T-Shirts zupfte.

„Sie sind sehr hübsch, Kou. Vielen Dank dafür“, sagte er lächelnd, den Becher stellte er wieder in den Korb, dann stand er auf. „Du machst dir zu viele Sorgen, dass mir deine Geschenke nicht gut genug sind, mein süßer Prinz. Es ist für mich nicht wichtig, was auf dem Preisschild steht, solange sie von dir kommen, wie das Bild, das du mir zum Geburtstag geschenkt hast.“

„Wirklich...? Ich zerdenke das zu sehr, oder?“ Kou schnaubte leise.

„Ja, aber ich verstehe das. Ich werde dich bei Gelegenheit wieder daran erinnern. Gehen wir schlafen? Es ist spät und du siehst müde aus, Honey.“ Kazuki zog ihm die Brille von der Nase, legte sie zur Seite und strich sanft mit den Daumen über seine Lider. „Du hast in letzter Zeit oft gerötete Augen, arbeitest du zu viel oder ist deine Brille zu schwach?“

„Hmmm... beides? Ich weiß nicht... Ich habe sie schon eine Weile und schaue ja den ganzen Tag auf das Display, vielleicht sind meine Augen schlechter geworden, seit ich sie habe“, entgegnete er schulterzuckend.

„Dann lass das besser prüfen, bevor es schlimmer wird. Willst du noch baden?“

„Nein... heute nicht. Ich bin völlig erledigt, ich dusche morgen nach dem Aufstehen.“

Kou zog sich auf dem Weg ins Schlafzimmer das T-Shirt über den Kopf und warf es in den Wäschekorb, der neben dem Kleiderschrank stand, die kurze Hose, sowie seine Unterhose folgten, dann ließ er sich mit einem wohligen Seufzen vorwärts aufs Bett fallen. Kazuki leerte sein Glas, zog sich ebenfalls aus und legte sich dann zu Kou, der schon halb eingeschlafen war, als er ihn an sich drückte.

 

„Nur gucken, nicht anfassen, Tetsuo. Kou und ich haben da sehr viel Arbeit reingesteckt und wir sind dir auf ewig böse, wenn du es mit deinen Pranken ruinierst“, sagte Hotaru streng, während Tetsuo den Deckel vom Karton hob und verwundert zu ihm sah, nachdem er die reparierte Tasse entdeckt hatte.

„Ihr habt die repariert? Ich dachte, ich hätte die Scherben weggeworfen...“ Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben.

„Hast du, aber ich habe sie am nächsten Morgen wieder rausgefischt... Hatte ja frei und war allein hier, während ich mich in meinem Selbstmitleid gesuhlt habe“, antwortete er zerknirscht. „Nimm es als Erweiterung meiner Entschuldigung, dass ich sie kaputt gemacht habe, weil du mich so aufgeregt hast...“

Tetsuo legte den Deckel wieder auf den Karton, damit keine Katzenhaare in dem frischen Lack landeten, dann drehte er sich zu Hotaru um und zog ihn in eine feste Umarmung. „Danke, das bedeutet mir viel“, sagte er leise. „Es ist vielleicht nur eine wirklich hässliche Tasse, aber sie war das erste Geschenk, das ich von Hinako bekommen habe, nachdem meine Mutter gestorben war.“

„Hinako...?“

„Hinako ist Kazukis Mutter und meine Pflegemutter, sie hat mich aufgenommen, als ich sonst nirgends hinkonnte und sich um mich gekümmert, bis ich alt genug war, mich um mich selbst zu kümmern“, erklärte der Blonde. „Sie ist nach Harukas Geburt wieder nach Nara gezogen, zu einer ihrer Schwestern. Ohne sie... wären wir alle nicht dort, wo wir jetzt sind, seien es Kazuki und ich oder Shiro und Izumi. Sie hat die Zwillinge damals zu uns geschickt, damit sie nicht den Gläubigern ihrer Eltern in die Hände fallen.“

„Wow... Sie muss eine großartige Frau sein, wenn sie so einen Einfluss auf euch hatte.“ Hotaru schob seine Hände in die hinteren Taschen von Tetsuos Jeans. „Und so ein tolles Keksrezept hat. Es ist hoffentlich in Ordnung, dass Kou es mir gegeben hat... Er hat es von Haruka.“

„Ich glaube kaum, dass es ein Geheimrezept ist, sie sagte immer, ein Rezept ist nur gut, wenn es auch benutzt wird.“ Er stützte schmunzelnd das Kinn auf seinem Scheitel ab. „Sie kann es aber auswendig und wiegt alles nach Gefühl ab. Sie ist blind, das war sie damals schon fast, als ich bei ihr wohnte und trotzdem hat sie den Haushalt geschmissen und einen kleinen Gemischtwarenladen geführt.“

„Dann kannst du ihr die reparierte Tasse ja gar nicht zeigen...“ Der Rothaarige nagte bestürzt an seiner Unterlippe.

„Ich beschreibe es ihr und erzähle ihr, dass du die Scherben über einen Monat lang aufgehoben hast, um sie wieder zusammenzukleben. Ist sie eigentlich wieder dicht?“

„Keine Ahnung. Kou meinte, wir müssten es testen, wenn alles trocken ist, sonst nutzt du sie für etwas anderes oder stellst sie dir als Deko ins Regal.“

Er ließ den Blick durch die Küche schweifen, in der sie standen, während seiner Abwesenheit hatte Tetsuo die kleinen Kräutertöpfe auf ein Stufenregal neben der Arbeitsplatte gestellt, auf dem er vorher Tassen aufbewahrt hatte. Die Tassen standen im aufgeräumten Fach über der Kaffeemaschine, griffbereit für ihr Frühstück, Tetsuos Tassen neben denen, die Hotaru mitgebracht hatte.

„Wo hast du den Kram hin, der über der Kaffeemaschine stand?“ fragte er neugierig.

„Aufgeräumt. Die Bohnen sind im Schrank, das Zubehör auch, und was da sonst noch stand... keine Ahnung, wo die Instantkaffee-Tütchen herkamen, die habe ich weggeworfen. Ich glaube, die waren noch von Shiro.“ Tetsuo ließ ihn los, um stolz eine Schranktür zu öffnen, hinter der sich ein ordentlich aufgeräumter Vorratsschrank offenbarte. „Ich kann doch aufräumen, wenn ich einen Anlass dazu habe. Und ein wenig Zeit.“

„Was wäre der Anlass? Ich meine... ist deine Bude, du kannst so viel Chaos in deinen Schränken haben, wie du willst.“ Hotaru drehte eine Zigarette zwischen seinen Fingern und betrachtete das Basilikumtöpfchen.

„Du wohnst aber auch seit fast zwei Monaten hier, da sollte es etwas strukturierter sein.“ Er lehnte sich an die Anrichte und schaute ihn an. „Ich weiß, es war nur als Übergangslösung gedacht, aber hier im Gebäude wird auf absehbare Zeit nichts frei und... ich hätte nichts dagegen, wenn du bleibst, solange du mich noch erträgst.“

Olivgrüne Augen schauten ihn verblüfft an. „Was meinst du damit, solange ich dich noch ertrage?“

Der Blonde seufzte. „Du weißt, wie ich das meine, Hotaru. Ich... weiß nicht, ob ich deine Gefühle je so erwidern kann, wie du es vielleicht gerne hättest. Das hat mir schon mehr als einmal Probleme bereitet und in diesen Fällen lebte die andere Person aber nicht bei mir, so dass ich sie in bester Arschloch-Manier einfach nicht mehr kontaktiert habe. Ich weiß, dass ich da ein... Defizit habe und deshalb schon viele verletzt habe, weil ich die Erwartungen nicht erfüllen konnte.“ Die Anspannung in seinem Kiefer verriet Hotaru, wie sehr es ihn beschäftigte.

„Ich habe keine Erwartungen an deine Gefühle, Tetsuo. Und du hast ganz bestimmt kein Defizit, so ein Unsinn.“ Er stellte sich vor ihn, die Hände auf die Hüften gestützt. „Du bist, wie du bist. Ein fürsorglicher, liebenswürdiger, intelligenter, heißer und unfassbar scharfer Macho. Ich hätte noch mehr Chilis für dich gekauft, wenn in meinem Bollerwagen mehr Platz gewesen wäre, weil ich weiß, dass du die magst und ich will scharfes Essen für dich kochen. Als dein Mitbewohner und dein... was auch immer das zwischen uns ist, aber es ist gut so, wie es ist. Nur weil meine Gefühle in deiner Nähe Achterbahn fahren, heißt das nicht, dass deine das auch tun müssen, mir reicht es, wenn du glücklich bist. Ich verlange nur, dass du es mir sagst, wenn es nicht mehr so ist.“ Hotaru schaute ihm von unten ins Gesicht. „Soll ich... dir Miete zahlen?“

Tetsuo lachte leise und zerzauste ihm die Frisur. „Nein. Du beteiligst dich schon an den Einkäufen, das ist völlig ausreichend. Danke.“

„Du musst nicht immer meine Frisur ruinieren, Tetsuooo!“ Er ging einen Schritt zurück und versuchte, mit den Fingern das Chaos zu ordnen, das er auf seinem Kopf veranstaltet hatte.

„Doch, weil du dich immer so süß aufregst. Ich gehe noch baden, kommst du mit?“

Hotaru schnaubte empört, folgte ihm aber dann doch ins Bad.

Chapter Text

Es war ungewöhnlich, dass Kou vor Kazuki wach wurde, doch ein penetranter Sonnenstrahl schien direkt auf sein Kissen und blendete ihn. Er setzte sich gähnend auf und warf einen kurzen Blick auf sein Handydisplay, das auf dem Nachttisch neben dem Bett lag. Die Ziffern der Uhr waren groß genug, dass er sie ohne seine Brille lesen konnte, die direkt daneben lag.

„Uh... viel zu früh...“ murmelte er.

Acht Uhr war wirklich nicht seine bevorzugte Zeit, aufzuwachen oder aufzustehen, aber sie waren am Abend früh schlafen gegangen, nachdem sie sich auf dem großen Fernseher einen alten Film angesehen hatten. Kazuki hatte eine ganze Auswahl an Samurai-Filmen der vergangenen sechzig Jahre Filmgeschichte, die er in dem Sideboard im Wohnzimmer aufbewahrte, das Kou bisher nur als Ablage für das Daishō betrachtet hatte, das sein Partner von Hideyoshi zur Hochzeit geschenkt bekommen hatte. Hinter den geschnitzten Schiebetüren verbargen sich jedoch eine umfangreiche Filmsammlung und ein Bluray-Player. Kou hatte wahllos einen Film ausgesucht, nachdem Kazuki vorgeschlagen hatte, dass sie sich einen gemütlichen Abend machten, um ihr freies Wochenende einzuläuten.

Er trank einen Schluck Wasser aus der bedruckten Glasflasche, die neben dem Bett stand, dann warf er einen Blick auf seinen offenbar noch tief schlafenden Partner. Kazuki hatte seine immerzu präsente Smartwatch vor dem Schlafengehen abgelegt, damit ihn wirklich nichts wecken konnte, bevor er ausgeschlafen hatte. Sie lag auf ihrer Ladestation auf dem Sideboard neben der Tür, ebenso wie sein Handy, das er tatsächlich ausgeschaltet hatte. In der Regel stand er pünktlich um sechs Uhr auf, wenn sein Wecker ihn mit penetrantem Vibrieren der Uhr weckte, Kou bekam es nur mit, wenn er mit seinem Kopf direkt darauf lag oder Arme und Beine im Schlaf um ihn geschlungen hatte und er sich von ihm befreien musste, bevor er überhaupt aufstehen konnte. Es faszinierte Kou, dass er offenbar doch länger schlafen konnte, wenn er von nichts geweckt wurde und er schlug die Beine unter, um ihn zu beobachten.

Kazuki lag wie so oft auf dem Rücken, einen Arm unter sein Kissen geschoben, die andere Hand ruhte auf seinem Bauch. Die dunkelbraunen Haare fielen ihm unordentlich in die Stirn und Kou wünschte sich für einen Moment, dass er sie öfter so trug statt ordentlich mit Pomade gescheitelt und zurückgekämmt. Da er ihm wie immer die dünne Decke gemopst und sie sich um die Schultern gelegt hatte, war sein Partner völlig nackt. Kou zwang sich, ihn nicht anzufassen, um ihn nicht zu wecken, auch wenn er zu gerne mit den Fingern über die Tattoos gestrichen hätte, die einen großen Teil seiner Haut bedeckten. Er fand immer wieder neue Details, die er vorher noch nicht wahrgenommen hatte, wenn er sie sich ansah und war begeistert davon, wie durchdacht Kazukis Horishi es gestaltet hatte. Er setzte seine Brille auf, um besser zu sehen, kramte einen Zeichenblock und eine Handvoll Stifte aus einer Schublade des Nachttischs und begann, grobe Skizzen anzufertigen. Um nicht ganz durcheinander zu geraten, konzentrierte er sich auf sein entspanntes Gesicht, das er schon bei ihrem ersten Treffen interessant gefunden hatte. Er hatte ebenmäßige Züge, die Wangenknochen hoch, Kiefer und Kinn kantig. Kou kamen die Worte eines seiner Professoren in den Sinn, der seine ganze Erscheinung von Gesicht, Körperbau und Haltung als edel bezeichnet hätte, aber der hatte ebenso ein Faible für Samurai wie Kazuki, so dass die Studenten sich immer ein wenig über ihn amüsiert hatten, wenn er anfing, darüber zu referieren. Sein Partner würde ihm wahrscheinlich mit seinem üblichen Schmunzeln zustimmen, sein strahlendes Ego hörte sowas gern.

Er runzelte die Stirn und betrachtete die gerade Nase, er wusste von Kazuki selbst, dass sie mindestens einmal gebrochen gewesen war und es war offensichtlich, dass er sie hatte richten lassen, damit nichts das Bild störte, es wäre ihm aber auch nicht aufgefallen, wenn er es ihm nicht gesagt hätte. Der leichte Bartschatten störte die Perfektion ein wenig, die mit der morgendlichen Rasur wiederhergestellt werden würde. Im Großen und Ganzen hatte Kazuki wenig Körperbehaarung, wirklich sichtbar war sie nur an seinen Unterschenkeln und der sorgfältig getrimmten Intimbehaarung, die sich dunkel von seinem Bauchnabel nach unten zu seinem Penis zog. Die Haare an seinen Unterarmen waren hell und dünn, mehr spürbar als sichtbar, die Achseln rasierte er aus ästhetischen Gründen, damit sich nichts auf die Präsentation der Tattoos auswirkte, auch wenn die außer ihm selbst, Tetsuo und Kou kaum jemand sah.

Kou setzte seine Skizzen fort, froh über die Möglichkeit, ein wenig üben zu können und nicht nur Fotos abzuzeichnen, Kazuki war aber auch das beste Model, das er sich für seine Anatomiestudien wünschen konnte.

„Gefällt dir, was du siehst, Honey...?“

„Mhm... Sehr...“ gab er leise zurück, die Überraschung, dass Kazuki doch wach war, verbarg er, indem er den Block halb vor sein Gesicht hielt und eine Linie überprüfte.

Der Ältere drehte sich auf die Seite, stützte seinen Kopf mit einer Hand ab und sah ihn mit einem Lächeln an, das Kou nun doch das Blut ins Gesicht trieb.

„Du wolltest doch heute nicht arbeiten.“

„Tu ich auch nicht, das ist reines Vergnügen... und ein wenig Übung. Es ist so viel besser, ein Model zum Anfassen zu haben als nur Fotos...“ Er beugte sich ein Stück vor und strich mit den Fingerspitzen über seine Bauchmuskeln, die an den Seiten von den Blütenblättern der roten und violetten Chrysanthemen berührt wurden. „Sag, Kazu, kommt zu deinem Tattoo noch mehr dazu oder ist es fertig?“

Kazuki hielt seine Hand fest, zog sie zu seinem Mund und drückte kleine Küsse auf seine Knöchel. „Es ist noch nicht fertig. Tatsächlich habe ich demnächst noch einen Termin bei meinem Horishi für eine Ergänzung.“

„Oh... wann ist das? Kann ich... dich begleiten? Das würde ich zu gerne einmal sehen, aus rein künstlerischer Sicht.“ Kou rutschte näher zu ihm, so dass er auf allen Vieren, minus der Hand, die er noch hielt, vor ihm kniete und ihn mit leuchtenden Augen ansah.

„An deinem Geburtstag, es war der einzige freie Tag, den er noch hatte. Ich glaube, da hast du andere Dinge zu tun, als mich dorthin zu begleiten“, antwortete er, seine Lippen immer noch dicht an seinen Fingern.

Die Enttäuschung war dem Jüngeren anzusehen, er schlug die Augen nieder und zog mit den Zähnen an seiner Unterlippe. „Dann... bist du an meinem Geburtstag den ganzen Tag nicht da?“

„Ich bin nur vormittags weg, es ist keine große Ergänzung, die dauert nicht lange.“ Er strich mit dem Daumen über seinen Handrücken. „Ich versuche, mir den Rest des Tages freizuhalten. Hast du etwas geplant? Mit deinen Freunden?“

Kou schüttelte den Kopf. „Ich habe so gar keine Ahnung, was ich machen soll... Das ist das erste Mal, dass ich... naja... so viele Menschen habe, die ich einladen könnte und auch den Platz dazu, dass ich damit überfordert bin.“

„Ein bisschen Zeit hast du ja bis dahin noch, dir fällt sicher etwas ein“, munterte Kazuki ihn auf. „Es stört mich auch nicht, wenn du das Wohnzimmer hier oben dafür nutzen willst und nicht das unten. Schließlich wohnst du hier ebenso wie ich.“

„Was sagt denn der Sicherheitschef dazu...?“

„Tetsuo sagt das dazu, was ich ihm anordne. Es sind deine Freunde, es spricht nichts dagegen, wenn du sie einlädst, sie wissen schließlich alle über uns Bescheid, oder?“

„Hmm... nicht alle, Shizuru und Iori haben keine Ahnung, sie sind Tōrus Freundinnen, aber ich würde sie auch einladen, weil sie furchtbar nett sind. Und meinen Bruder...“ Kou ließ einen gequälten Laut hören. „Ich wundere mich ja, dass er mich noch nicht gehäutet hat, weil ich dich ihm immer noch nicht vorgestellt habe.“

Kazuki lachte leise. „Deine Schwägerin wird ihm genug erzählt haben, dass er dich noch nicht dazu drängen wollte. Die beiden werden auch genug mit der Schwangerschaft und der kleinen Saki zu tun haben, als sich noch um deine Beziehung zu kümmern. Ich hätte aber nichts dagegen, ihn kennenzulernen, er ist schließlich deine Familie.“

„Ich denke darüber nach... Nao hat Hotaru und mich nächste Woche Freitag eingeladen, um seinen Geburtstag nachzufeiern und uns die neue Wohnung zu zeigen, er hat sicher auch eine Idee, was ich machen könnte.“ Er legte seinen Block und die Stifte zur Seite, dann kuschelte er sich an ihn, so dass er einen Arm um ihn legen und ihn an sich drücken konnte.

„Nao zieht um? Gibt es Probleme mit Saburo-san?“ fragte Kazuki überrascht.

„Nein, im Gegenteil, es würde mich nicht wundern, wenn sie von Hawaii zurückkommen und verheiratet sind, sie sind wie füreinander geschaffen“, antwortete Kou, die Nasenspitze an die glatte Haut seiner Brust gedrückt. „Saburo hat einen lukrativen Vertrag abgeschlossen und das Penthouse im oberen Stockwerk des Gebäudes gekauft, in dem sie bisher gewohnt haben. Während sie im Urlaub sind, lassen sie alles renovieren und ihre Sachen umräumen.“

„Taniguchi ist auch eingeladen? Kennt er Nao so gut?“

„Mhm... also nicht so gut wie ich, aber sie kennen sich tatsächlich schon seit er noch bei der Polizei war, gemeinsame Interessen. Wir bräuchten dann jemanden, der uns hinbringt und wieder abholt, weil Nao uns sicher mit Cocktails bewerfen wird und dann kann Hotaru auf keinen Fall mehr Auto fahren.“ Kou drückte kleine Küsse auf seine Brust.

„Hmmm... Ich rede mit Tetsuo, es findet sich jemand. Hättest du ein Problem damit, oder Nao, wenn ich euch einen Kobun mitschicke, der für die Sicherheit sorgt?“ Kazuki kraulte seinen Nacken, er genoss es sichtlich, zu kuscheln und solche Gespräche zu führen.

„Das überlasse ich ganz dir, Nao dürfte nichts dagegen haben, wenn du es für notwendig hältst... Was machen wir heute noch, Kazu? Also ich hätte nichts dagegen, wenn wir einfach im Bett bleiben und kuscheln und reden, aber wenn du eine bessere Idee hast...“ Er hob den Kopf und schaute ihn an.

„Mhm... Ich würde gerne mit dir shoppen gehen, du brauchst eine neue Brille, und nein, es gibt keine andere Option, Honey. Ich will nicht, dass deine Augen schlechter werden und du darunter leidest“, antwortete er ernst. „Wenn du noch andere Dinge brauchst, können wir die auch kaufen. Neue Unterwäsche? Etwas, das du anziehen kannst, wenn wir ausgehen?“

Kou ließ einen gequälten Laut hören. Er hasste es, Brillen zu kaufen, weil er sich nie entscheiden konnte. „Aber Kazu... ich habe einen ganzen Schrank voll Klamotten, wo willst du denn mit mir hingehen, dass ich da noch mehr brauche?“

„Ich will mit dir essen gehen und ich werde so oft auf irgendwelche steifen Empfänge und Partys eingeladen, dass ich gerne eine Begleitung hätte, die mich etwas ablenkt. Dich. Du bist mein plus eins, nicht Sayuri.“ Er hielt ihn am Kinn fest, um ihn zu küssen. „Ich will aber auch nicht, dass du dich verkleidest, wenn du keine Anzüge magst, ist das in Ordnung für mich. Wir finden etwas, mit dem du dich wohlfühlst.“

„Muss ich...?“

„Du musst nie, aber ich würde mich sehr darüber freuen. Außerdem will ich mit meinem wunderschönen, talentierten und beneidenswert heißen Partner angeben, der nur mir ganz allein gehört...“

„Kazuuu... Du weißt wirklich, wie du mich rumkriegst, was?“ Kou kicherte gegen seine Lippen. „Meinetwegen, aber wenn ich nichts finde, das mir gefällt, wird das nichts.“

„Du weißt schon, dass ich mindestens fünf Schneider kenne, die alles entwerfen und für dich anpassen, was dir in den Sinn kommt?“

„Du willst mich doch nur in irgendwelchen überteuerten Designerklamotten sehen, gib’s zu...“

„Jein... Aber Nao würde mir da sicher zustimmen, dass du mehr davon tragen kannst, zu den richtigen Anlässen.“ Kazuki strich mit dem Daumen über seine Wange und ließ ihn dann fest auf seinen Lippen liegen. „Lass mich dich ein bisschen verwöhnen, Honey... Wenn wir uns schon die Zeit für uns nehmen. Ich verspreche dir, ich werde es nicht übertreiben.“

„Hnn... kay...“ Kou schloss die Lippen um seinen Daumen und saugte leicht daran, ein freches Funkeln in den Augen.

 

Kou hatte eine Weile staunend vor dem dunkelroten Porsche Taycan gestanden, den er in den vergangenen drei Wochen noch nicht richtig wahrgenommen hatte. Wenn er mit Hotaru unterwegs gewesen war, dann zu Fuß, so dass er selten in der Tiefgarage war. Er und Kazuki hatten nach dem Aufstehen gemeinsam trainiert und ausgiebig gefrühstückt, da die Einkaufszentren in der Regel nicht vor elf Uhr öffneten und deshalb genug Zeit dafür gewesen war.

„Ginza oder Yurakucho, Boss?“ fragte Tetsuo, nachdem alle eingestiegen waren und er den Taycan aus der Tiefgarage fuhr. Hotaru saß, ebenso im schwarzen Anzug wie er, auf dem Beifahrersitz, eine Sonnenbrille steckte in seiner Brusttasche.

„Yurakucho, sollten wir doch noch nach Ginza wollen, können wir von dort aus zu Fuß gehen“, gab Kazuki zurück, er verschränkte die Finger seiner rechten Hand mit Kous linker und drückte sie sanft. „Ist alles in Ordnung, Honey?“

„Mhm... Ich war noch nie in Yurakucho einkaufen, in Ginza nur bei Uniqlo“, gab er kleinlaut zu, ein wenig war er eingeschüchtert von Kazukis Plan, mit ihm shoppen zu gehen.

„Mach dir keine Gedanken, wenn du nichts findest, ist das auch in Ordnung. Genieß einfach den Tag und überlass alles andere mir.“ Er beugte sich zu ihm, um seine Finger zu küssen. „Morgen bleiben wir zuhause und wenn du dich gut anstellst, bekommst du eine Belohnung.“

„Und wenn nicht...?“

„Dann haben wir trotzdem unseren Spaß, ich würde dir aber viel lieber deine Belohnung geben, Kätzchen“, antwortete er so leise, dass nur Kou es hören konnte, der purpurrot anlief.

Sie erreichten Yurakucho rund zehn Minuten später, Tetsuo parkte im Parkhaus in der Nähe des Lumine Einkaufszentrums, dann öffneten er und Hotaru die hinteren Türen, um ihre Schützlinge aussteigen zu lassen. Kou lief neben Kazuki, der vorging, als wäre er schon unzählige Male dort gewesen, was er wahrscheinlich auch war und zögerte, seine Hand zu nehmen. Es war etwas anderes, wenn sie in Asakusa oder Nichō waren oder ganz außerhalb der Stadt, wo sie niemand kannte, aber Yurakucho war mitten in Tokyo und er wusste nicht, ob es in Ordnung war, wenn sie ihre Partnerschaft so offen zeigten.

Sie umrundeten den Komplex, bis sie am Haupteingang ankamen, über dem eine große Uhr angebracht war. Kou hatte gelesen, dass sich dahinter ein Glockenspiel befand, das zur vollen Stunde spielte, doch um es zu sehen, hätten sie fast eine Stunde warten müssen, daher nahm er sich vor, das später am Tag nachzuholen. Statt nach rechts ins Lumine zu gehen, hielt Kazuki sich links, wo sich das Hankyu Men’s befand, der Teil des Komplexes, in dem es fast ausschließlich Geschäfte für Herrenbekleidung gab.

„Kazuki, warte.“ Kou hielt ihn am Ärmel fest, so dass er sich fragend zu ihm umwandte. „Können wir erst nach meiner Brille schauen? Im Lumine gibt es einen Optiker, der eine größere Auswahl hat. Steht auf dem Schild dort.“

„Selbstverständlich. Verzeih, ich war etwas im Autopilot.“ Er neigte entschuldigend den Kopf und folgte Kou, der vorausging, um das leidige Brillenthema hinter sich zu bringen. Tetsuo und Hotaru hielten sich dezent im Hintergrund, immer ein Auge auf die beiden und die Umgebung.

Kou steuerte zielstrebig den Optiker an, unzählige Brillengestelle waren an den Wänden und Auslagen aufgereiht und er blieb etwas überfordert direkt am Eingang stehen, so dass Kazuki ihn sanft am Arm nahm und weiter hineinschob, damit er sich umsehen konnte. Eine Angestellte kam mit freundlichem Lächeln auf sie zu, wartete aber einen Moment, bis Kou sich etwas entspannt hatte, bevor sie sie ansprach.

„Guten Tag, kann ich Ihnen behilflich sein?“ fragte sie mit einer kleinen Verbeugung.

Kou atmete tief durch, er war schließlich kein unbedarfter Teenager mehr, der sich eine neue Brille kaufen musste, sondern ein erwachsener Mann.

„Ich brauche eine neue Brille, da diese hier nicht mehr ausreicht“, sagte er, dabei deutete er auf seine silberne Brille, die ihn die letzten Jahre begleitet hatte.

„In Ordnung. Wir sollten zuerst einen Sehtest machen, wie lange liegt der letzte zurück?“ Sie bedeutete ihm, ihr zu einer mit einem Vorhang abgetrennten Bereich zu folgen.

„Sechs oder sieben Jahre. Seit ich diese Brille habe, glaube ich. Ich hatte bisher auch keine Probleme, aber in letzter Zeit habe ich öfter trockene Augen und Kopfschmerzen.“

„Darf ich fragen, was Sie arbeiten? Nur, wenn das nicht zu persönlich ist.“ Sie deutete auf einen Hocker, auf dem er Platz nahm, dann holte sie ein Kästchen mit Linsen und ein Gestell für Sehtests aus einer Schublade.

„Ich bin Zeichner, sitze also viel vor dem Bildschirm oder einem Blatt Papier.“

Kou nahm seine Brille ab, die sie sich kurz ansah, indem sie sie gegen das Licht hielt, dann setzte sie ihm die Messbrille auf. „Sie sind weitsichtig? Okay... Dann schauen wir mal...“

Er ließ den kurzen Test über sich ergehen, seine Augen hatten sich tatsächlich um ein halbes Dioptrien seit dem letzten Test verschlechtert, so dass er um eine neue Brille nicht herumkam. Die Optikerin fragte ihn nach seinen Vorlieben aus, welche Art von Brille er sich vorstellen konnte und ob er Erfahrungen mit Kontaktlinsen hatte. Kou mochte es schlicht, er konnte sich nicht vorstellen, eine Brille zu haben, die sein Gesicht dominierte oder bei der er Schwierigkeiten hatte, seine Kleidung dazu anzupassen, allerdings störte ihn der silberne Rahmen von der, die er bisher hatte, da er so gar nicht mehr zu ihm passte.

„Also schlicht... Eher Gold, statt dem Silber? Damit sie zu Ihrem Schmuck und Ihrem Hautton passt?“ hakte sie nach.

„Ja. Kontaktlinsen sind mir für jeden Tag zu umständlich, ich trage die Brille gern, nur... sie beißt sich mit allem, was ich regelmäßig trage“, antwortete er und schob sich eine Haarsträhne hinter das Ohr.

„In Ordnung. Nehmen Sie ruhig Platz, ich suche Ihnen ein paar Modelle raus, bei denen ich denke, dass Sie ihnen gut stehen würden. Möchten Sie und Ihre Begleitung in der Zeit etwas trinken, Kaffee oder Wasser?“

„Wasser klingt nicht schlecht, es ist furchtbar warm heute. Kazuki?“ Kou schaute zu seinem Partner, der in der Nähe wartete.

„Dem schließe ich mich an.“

„Kommt sofort.“ Sie ließ die beiden allein, brachte ihnen zwei Gläser und zwei kleine Flaschen Wasser, dann machte sie sich mit einem Tablett auf den Weg durch den Laden, um Brillen für Kou auszusuchen.

Kazuki drückte Kous Hand, der nach wie vor nervös war, nachdem sie sich auf die gepolsterten Hocker vor dem langen Tisch gesetzt hatten.

„So schlimm?“ fragte er leise. Er füllte die Gläser und hielt ihm seines hin, damit er etwas trank.

Kou schüttelte den Kopf. „Nein... ein halbes Dioptrien in dieser Zeit ist völlig in Ordnung. Ich finde Einkaufszentren nur sehr überwältigend, zumindest anfangs. Danke.“

„Hast du das deshalb so lange vor dir hergeschoben?“

„Ich war zu geizig. Eine Brille ist teuer, wenn sie nicht gleich kaputt gehen und vernünftige Gläser haben soll. Ich weiß ja, dass ich gerade meine Augen besser behandeln sollte, aber ich wollte das Geld dafür nicht ausgeben.“ Er trank einen großen Schluck aus seinem Glas. „Es sträubt sich immer noch alles, aber du hast Recht, es hilft nichts, wenn ich es noch länger hinauszögere.“

„Sehr vernünftig. Über die Kosten mach dir keine Gedanken, such dir das aus, was dir gefällt.“ Er schaute auf, als die Optikerin zu ihnen kam und das Tablett mit ihrer Auswahl auf den Tisch stellte.

„Ich habe zusätzlich auch ein paar Sonnenbrillen mitgebracht, falls Sie eine benötigen, wir haben da Kombiangebote, die es etwas günstiger machen“, sagte sie und stellte sich ihnen gegenüber auf die andere Seite des Tischs.

Kou betrachtete die Auswahl, es waren nicht nur goldfarbene Brillengestelle dabei, auch welche in Schwarz und Bronze. Er sortierte die aus, die ihm auf Anhieb nicht gefielen, er mochte runde Brillen lieber als eckige, so dass sich die Auswahl schnell auf ein wenige Modelle verkleinerte. Er betrachtete die restlichen, die vor ihm lagen, alle waren mehr oder weniger rund und schimmerten in unterschiedlichen Goldtönen, die Schwarze hatte er aber auch dabei gelassen, um sie zu testen.

Er probierte sie nacheinander an, betrachtete sie im Spiegel und machte Selfies, um sie im Anschluss direkt miteinander vergleichen zu können. Kazuki saß dabei und beobachtete ihn, ein klein wenig stolz auf ihn, dass er offenbar mit Eifer bei der Sache war.

Kou wischte sich durch die Fotos, die er gemacht hatte und nuckelte dabei konzentriert an seiner Unterlippe, dann seufzte er leise. „Ich kann mich nicht entscheiden, Kazuki. Diese, diese oder doch die hier?“ Er zeigte ihm drei Fotos hintereinander. „Die schwarze ist auch nicht schlecht, aber irgendwie zu krass nach der silbernen.“

„Hmmm... Wirklich unterschiedlich sind die nicht, Kou.“ Kazuki setzte ihm die Brillen nacheinander nochmal auf und betrachtete sie von allen Seiten. „Du musst wissen, wie sie sich anfühlen. Nicht, dass irgendwas drückt oder du dich anders unwohl fühlst.“

„Die hier ist sehr leicht, die spüre ich kaum. Sind die geschliffenen Gläser ähnlich schwer wie die Testgläser?“ fragte er die Optikerin.

„Wenn Sie die dünneren Premiumgläser auswählen sogar noch etwas leichter.“ Sie deutete auf ihre eigene Brille und lächelte. „Die ist so leicht, dass ich manchmal vergesse, dass ich sie trage. Bis ich unter der Dusche stehe und Tropfen auf dem Glas habe.“

„Hmm... dann nehme ich die.“ Kou schaute zu Kazuki, der ihn ebenfalls lächelnd betrachtete. „Sag was...“

„Die steht dir wunderbar. Willst du nur die eine? Das ist dasselbe Modell wie die schwarze, oder?“

Die Optikerin bejahte und räumte schon etwas auf.

„Naja... hast du den Preis gesehen? Mehr als eine ist echt nicht...“ begann der Jüngere, doch Kazuki legte ihm einen Finger auf die Lippen.

„Du hast mir vorhin nicht zugehört. Mach dir über die Kosten keine Gedanken, wenn du zwei willst oder drei, dann nimm sie. Du hast auch keine Sonnenbrille in deiner Stärke, oder?“

„Nein...“

„Machen wir einen Deal. Du zahlst den Grundpreis der Gläser, ich den Aufpreis, das Gestell und was du sonst noch brauchst. Kontaktlinsen, die besser sind als die aus der Drogerie, die du zurzeit nutzt? Übernehme ich. Wenn ich dir das allein überlasse, nimmst du nur die Sparversion und du verdienst nur das Beste, das du bekommen kannst“, führte er aus, dann wandte er sich der Optikerin zu. „Er braucht einen Blaulichtfilter, damit er sich die Augen beim Arbeiten nicht noch weiter schädigt, der darf sich aber nicht auf die Farbwiedergabe auswirken.“

„Das ist kein Problem. Die Technik, die wir benutzen, wirkt sich nicht darauf aus“, antwortete sie, dann notierte sie sich etwas auf einem Tablet. „Entspiegelt, die dünnen Premiumgläser... Sonnenbrille?“

„Ja. Diese.“ Kou zeigte auf ein Modell, das der ausgesuchten, goldgerahmten Brille ähnlich war, aber nur einen halben Rahmen in Schwarz besaß. „Und... die mit dem schwarzen Rahmen, bitte.“

„Sie erwähnten Kontaktlinsen... hart oder weich?“

„Weich, mit denen komme ich besser zurecht, ich brauche die auch nicht so oft, da reichen Tageslinsen.“ Er drückte Kazukis Hand unter dem Tisch.

„In Ordnung. Ich mache das soweit fertig, es dauert etwa eine Woche, bis die Gläser fertig sind. Wir würden Sie anrufen, dann können Sie alles abholen und noch einmal anprobieren.“

Sie trug die Brillengestelle und ihre Notizen zur Kasse, um dort alles einzutippen. Kazuki folgte ihr und bezahlte den Einkauf, ohne mit der Wimper zu zucken, während Kou neben ihm hart schluckte, als er den Endpreis sah und das war erst der Beginn ihres Ausflugs.

 

Hotaru zog das Handy aus der Hosentasche und las die Nachricht, die Kazuki in die Gruppe geschickt hatte, in der er mit ihm und Tetsuo war, um solche Ausflüge zu koordinieren. Es war eine kurze Liste mit Dingen, die er für ihn besorgen sollte, während sein Boss mit Kou die Geschäfte des Einkaufszentrums abklapperte. Ingweröl, latexsicheres Gleitgel und Kondome, Trojan Magnum Bareskin. Er ließ einen leisen Pfiff hören, als ihm in den Sinn kam, was er damit vorhaben könnte und tippte Tetsuo gegen den Arm, um ihm zu signalisieren, dass er sich auf den Weg machte, das Gewünschte zu organisieren.

„Weißt du, wo du hinmusst?“ fragte der Blonde leise.

„Ja, ist nicht weit. Sag Bescheid, wenn ihr noch woanders hingeht, damit ich euch finde.“ Er hob die Hand zum Abschied und schlängelte sich zwischen den Einkaufenden hindurch zum Ausgang.

Tetsuo ging zu Kazuki, der darauf wartete, dass Kou etwas anprobierte und stellte sich dicht zu ihm.

„Hotaru ist unterwegs. Wozu brauchst du bitte Ingweröl?“

„Denk scharf nach, du weißt, wozu... Das sieht großartig aus, Kou.“

Er wandte sich seinem Partner zu, der mit einem am Rücken tief ausgeschnittenen Oberteil aus der Kabine kam, es war weiß und sah von vorne aus wie eine Bluse mit Biesen, der schmale Kragen war im Nacken zusätzlich mit einem Druckknopf geschlossen, um das Anziehen einfacher zu machen. Damit es besser saß, war der Saum an eine Art Höschen mit Verschluss im Schritt angenäht. Kou hatte jedoch seine Hose darüber gezogen, um nicht zu viel zu zeigen. Er streckte die Arme zur Seite aus und drehte sich vor ihm, die langen Haare hatte er zu einem Zopf gebunden, damit sie ihn nicht störten.

„Findest du? Die Ärmel sind ein wenig lang...“ Er schob die Manschetten der leichten Ballonärmel über seine Hände zurück, sie reichten ihm bis zu den Fingerknöcheln.

„Das kann man ändern lassen. Wie fühlst du dich damit? Abgesehen von den Ärmeln.“

„Hmm... Ich finde es interessant, sonst hätte ich es nicht ausgesucht. Es ist nicht wie ein normales Hemd und mir fallen spontan mehrere Hosen ein, die ich dazu anziehen könnte oder... das hier.“ Kou schlang testweise die schmale Corsage um seine Taille, die er zuvor in einem anderen Laden gefunden hatte. „Zu einer Hose natürlich. Das Oberteil gibt es auch in schwarz.“

„Was meinst du, Tetsu...?“ Da Tetsuo noch neben ihm stand, nutzte Kazuki die Gelegenheit, ihn nach seiner Meinung zu fragen.

„Nach allem, was ihr heute schon angeschaut habt, schreit das am meisten Kou. Könnte auch aus Naos Laden sein“, antwortete er grinsend. „Wenn du es nicht nimmst, muss ich es wohl Hotaru kaufen, mit dem offenen Rücken ist das unbeschreiblich heiß.“

„Bei ihm wären die Ärmel ja noch länger als bei mir...“ Kou zog die Hände weiter zurück, so dass sie in den Ärmeln verschwanden. „In etwa so. Dann nehme ich es wohl, Hotaru hat genug tolle Sachen, er braucht nichts Neues.“ Er drehte sich um und verschwand wieder in der Umkleidekabine.

„Sehe ich das richtig, dass er nur einen kleinen Stoß gebraucht hat, um dich doch alles bezahlen zu lassen?“ fragte der Blonde skeptisch.

„Nicht unbedingt. Ich zahle und er wird einen Teil davon übernehmen wollen, wie viel das ist, handeln wir noch aus. Hundert Yen, mehr lasse ich nicht zu.“

„Was ist daran aushandeln, wenn du es schon beschlossen hast?“

„Das weiß er noch nicht. Aushandeln muss ich mit ihm, dass er das zulässt, also spätestens heute Abend.“ Kazuki schaute seinen blonden Adjutanten an. „Du solltest mittlerweile wissen, dass Kou mich nicht ausnutzt, Tetsu, und ich übernehme das gern für ihn.“

„Hast du ihm schon gesagt, wie teuer der Armreif war, den du ihm im November geschenkt hast? Anderthalb Millionen Yen... davon bekommt man einen Kleinwagen oder ein Motorrad, Kazuki...“

„Er musste stabil sein und die entsprechende Qualität haben. Ich bin da auch nicht allein... Sein Bettelarmband ist von Tiffany, das hat Nao ihm geschenkt, jedes Jahr gibt es einen Anhänger dazu, soviel weiß ich mittlerweile, auch wenn er sie nie alle trägt“, sagte er leise. „Wenn du nach Zahlen gehst, trägt Kou mehr als einen Kleinwagen an seinem linken Handgelenk und ich bin mir sicher, dass er es weiß, aber er schätzt beides als die Geschenke, die sie waren, nicht den Preis.“

Tetsuo seufzte resigniert. „Ist dein Geld, tu damit, was du willst. Ich denke zu viel darüber nach, dich vor dir selbst zu beschützen, tut mir leid.“

„Entschuldigung angenommen, kleiner Bruder.“ Kazuki drückte seine Schulter, dann folgte er Kou, der mit einem Stapel Kleidung auf den Armen zur nächsten Kasse marschierte.

„Kazuki...“ Kou zupfte seinen Partner am Ärmel seines Jacketts und sah ihn mit großen Augen an. „Ich habe eine Sache komplett vergessen. Ich habe immer noch kein Geschenk für Ayane und das Baby, wenn es kommt. Irgendwann in den nächsten drei bis vier Wochen.“

„Hast du schon eine Idee? Ich beteilige mich daran, wenn es dir nichts ausmacht, dann ist es von uns beiden.“ Er strich ihm die Haare glatt, die etwas zerzaust vom vielen Umziehen von seinem Kopf abstanden.

„Ja. Dafür müssen wir aber hier raus und in einen anderen Laden auf der anderen Straßenseite. Und ich hoffe, dass sie es da haben... sonst muss ich es bestellen. Und danach würde ich gern etwas essen, ich bin am Verhungern.“ Er grinste verlegen.

 

Kazuki betrachtete den hellgrünen Frosch mit den großen Augen und dem rosa Body, den Kou ausgesucht hatte. Sie standen mitten im rosa und weiß dekorierten Sanrio Store, der sich gegenüber des Einkaufszentrums befand und somit schon in Ginza. Kou hatte er zwischen den Regalen aus den Augen verloren, nachdem dieser ihm den Frosch, Keroppi, in die Hand gedrückt hatte, und sich dann auf die Suche nach weiteren Geschenken für seine Schwägerin machte. Tetsuo hatte sich geweigert, den Laden zu betreten und stand draußen in der Nähe des Eingangs, wo er rauchend auf Hotaru wartete, der immer noch mit seinem Auftrag unterwegs war.

„Kou? Hast du gefunden, was du gesucht hast?“ Er fand ihn vor einem Regal mit bunt bedruckten Rucksäcken und Taschen, die man miteinander kombinieren konnte.

„Ja, aber die sind teurer, als ich erwartet habe...“ Kou deutete auf einen rosa Wickelrucksack, der mit Hello Kitty und Kirschblüten bedruckt war. „Aya-chan wünscht sich so einen schon, seit sie mit Saki schwanger war. Die haben viel Stauraum, sind waschbar und auch für andere Dinge nutzbar, wenn die Kinder trocken sind. Ich glaube nicht, dass Kaoru daran gedacht hat, sie meinte letztens, sie hat noch keinen neuen und wird erstmal auf die alte Wickeltasche zurückgreifen.“

„Dann nehmen wir den. Deine Schwägerin steht auf sowas, oder?“

„Aya-chan liebt Hello Kitty, Rüschen und andere niedliche Dinge. Sie hat einen ganzen Schrank voll Gothic Lolita Kleider, die sie trägt, wenn sie etwas unternimmt... Also, bevor sie schwanger war“, erklärte Kou. „Sie würde sich riesig darüber freuen.“

„Mhm...“ Kazuki setzte den Frosch in den Einkaufskorb, den sie am Eingang mitgenommen hatten, dann wählte er zu Kous Erstaunen noch weitere zum Rucksack passende Accessoires aus, eine kleine Kühltasche, ein rundes Täschchen, in das zwei Schnuller passten und zu guter Letzt eine kleine Umhängetasche.

„Für wen ist die kleine Tasche?“ fragte Kou neugierig.

„Saki-chan. Sie freut sich bestimmt, wenn sie auch etwas bekommt und aus eigener Erfahrung weiß ich, wie sehr kleine Mädchen es lieben, dieselben Sachen wie ihre Mutter zu haben oder ähnliche“, gab er grinsend zurück.

Der Jüngere seufzte leise und lehnte sich für einen Moment an seine Schulter. „Manchmal vergesse ich, dass du Vater bist und Erfahrung mit sowas hast. Tut mir leid.“

„Das muss es nicht. Haru-chan ist fast erwachsen, das ist etwas anderes, als wenn man ein kleines Kind hat, um das man sich kümmern muss.“ Er drückte ihn mit dem freien Arm an sich. „Gehen wir hier etwas essen oder in Asakusa?“

„Hmm... Zuhause.“

Kazukis Herz machte einen Sprung, jedes Mal, wenn Kou Asakusa als sein Zuhause bezeichnete. Oder seine Wohnung. Er war glücklich, ihm ein neues Zuhause gegeben zu haben, in dem er sich wohlfühlte und sich gerne aufhielt.

Chapter Text

„Hmm...“ Kou klopfte sich mit seinen Stäbchen gegen die Lippen, er hatte das Essen vor sich kaum angerührt.

"Ist etwas? Schmeckt es dir nicht?“ fragte Kazuki besorgt, sie saßen einander gegenüber am Esstisch in Kazukis Wohnung, ihr verspätetes Mittagessen hatten sie unterwegs besorgt.

„Kazu... Ich weiß, wir haben heute schon viel unternommen, aber würde es dir etwas ausmachen, wenn wir heute Nachmittag Kaoru und Ayane besuchen?“ bat der Jüngere leise, ein Blick auf seine Armbanduhr hatte ihm verraten, dass es gerade einmal halb vier war, sie waren mit ihrem Shoppingtrip sehr viel schneller fertig gewesen, als er es erwartet hatte.

„Nein, das macht mir nichts aus. Mich wundert es nur, dass du heute so unternehmenslustig bist, ich habe erwartet, du rollst dich nach dem Essen auf dem Sofa zusammen und genießt die Ruhe.“ Er legte seine Stäbchen zur Seite und strich über Kous Hand, die auf dem Tisch lag.

„Glaub mir, alles in mir schreit danach, das zu tun, aber... ich habe Aya-chan viel zu lange nicht gesehen und wenn das Baby da ist, herrscht wahrscheinlich furchtbares Chaos und da will ich sie auch nicht stören...“

„Ich bezweifle, dass du sie jemals stören kannst. Sie wird dir das Baby eher sofort in die Arme drücken, damit sie für fünf Minuten Ruhe hat. Sayuri hat sich über jeden Besuch nach Haru-chans Geburt gefreut, der in der Lage war, ein Baby zu halten, damit sie ein paar Minuten für sich hatte. Sie hat sich aber auch strikt geweigert, jemanden anzustellen, der ihr mit ihr hilft“, erklärte Kazuki mit einem nostalgischen Lächeln. „Iss auf, ich kläre das Organisatorische mit Tetsuo und Taniguchi.“

„Machst du dir keine Gedanken darüber, dass Kaoru dich eventuell nicht ausstehen kann?“ fragte Kou unvermittelt, nachdem der Ältere aufgestanden war.

„Nein. Er muss mich nicht mögen, es reicht, wenn er mich als deinen Partner akzeptiert. Es ist, wie du selbst schon sagtest, längst überfällig, dass du mich deiner Familie vorstellst. Meine kennst du ja schon.“ Er drückte ihm einen Kuss auf den Scheitel, dann ließ er ihn allein, um Tetsuo und Hotaru zu informieren, dass sie doch noch einmal weg wollten.

 

„Kous Familie in Nerima? Da ist es eher ungut, wenn wir auch mitkommen, das wird viel zu voll und auffällig.“ Tetsuo lehnte sich im Stuhl zurück und sah Kazuki an, der sie bei ihrer eigenen Essenspause gestört hatte. „Wir können euch aber auch nicht allein dorthin lassen, das ist viel zu riskant, solange wir nicht wissen, wer noch mit Itsuki zusammengearbeitet hat. So ganz glaube ich nicht, dass er der Drahtzieher des Ganzen war.“

„Ich auch nicht. Was schlägst du vor?“ Kazuki lehnte an der Arbeitsplatte neben dem Kühlschrank. „Wenn Sie auch einen Vorschlag haben, Taniguchi, dann nur raus damit.“

Hotaru öffnete die Kartenapp auf seinem Handy und schaute sich dort die Umgebung der Adresse an, an der Kous Bruder wohnte, dann tippte er auf ein Symbol. „Eine Straße weiter ist ein kleines Café, wir könnten dort auf Sie warten. Dann sind wir in der Nähe, aber nicht so auffällig, als wenn wir im Auto auf der anderen Straßenseite warten, dafür ist es auch viel zu warm.“

Der Dunkelhaarige nickte. „Ein guter Vorschlag. Seid ihr damit einverstanden, wenn wir mit zwei Autos fahren? Es muss nicht unbedingt danach aussehen, dass wir nicht allein sind, wenn wir dort ankommen, es ist schließlich ein ruhiges Wohngebiet.“

Tetsuo verzog das Gesicht, ganz behagte es ihm nicht. „Meinetwegen... wir sind Undercover, ziehen uns vorher noch um und wir nehmen dein Auto, Hotaru, das ist weniger auffällig als meins.“

„Oh, welche Ehre, großer Tetsuo, dass du dich dazu herablässt, dich in mein Baby zu setzen. Aber ich fahre“, feixte der Rothaarige, leerte seinen Teller und zündete sich zum Abschluss eine Zigarette an. „Wann soll’s losgehen, Boss?“

„Sobald ihr fertig seid. Kou zieht sich wahrscheinlich auch noch um, sagen wir in zehn Minuten?“

Hotaru hob den Daumen zum Verständnis, woraufhin Kazuki sie mit einem kurzen Gruß allein ließ.

 

Kou hielt die Schachtel mit den Törtchen, die sie unterwegs in seiner neuen Lieblingsbäckerei gekauft hatten, auf seinem Schoß fest, während Kazuki den immer noch nach Neuwagen riechenden Porsche entspannt und flott über die Stadtautobahn steuerte. Die Fahrt nach Nerima dauerte eine halbe Stunde und er war ein wenig aufgeregt, da er es bisher aktiv vermieden hatte, Kazuki seinem Bruder vorzustellen, der keine besonders gute Meinung von Yakuza hatte. Zurecht, schließlich war Kaoru Anwalt und der rechtschaffenste Mensch, den Kou kannte, und auch wenn Kazukis Firma sicherlich jeder Prüfung standhielt, wusste er, dass es Bereiche in seinem Leben gab, die nicht legal waren.

„Wenn die Einfahrt frei ist, kannst du dort parken, Kazu. Aya-chan hat ihr kleines Auto verkauft, so dass sie nur noch eins haben und das steht meistens in der Garage“, informierte er ihn, als er in die Straße bog, in der sich das Haus befand.

„Sie brauchen die zwei Autos wahrscheinlich auch eher selten gleichzeitig, oder?“

„Ja. Kaoru nimmt meistens die Bahn ins Büro, die Haltestelle ist nur ein paar Minuten zu Fuß entfernt, das Auto nehmen sie für größere Einkäufe oder wenn sie aus der Stadt rausfahren. Mit zwei Kindern ist Kaorus größeres Auto sicherlich auch besser. Da vorne links.“

Kazuki war froh darüber, dass die Einfahrt tatsächlich frei war und er sein Auto nicht an der Seite der schmalen Straße parken musste. Sie stiegen aus und er schaute kurz zu dem grauen Honda Civic R, der ihnen gefolgt war und nun kurz anhielt. Tetsuo ließ das Fenster auf der Beifahrerseite herunter und gab ihm ein Zeichen, dann fuhren sie weiter und waren kurz darauf außer Sicht. Aus dem Kofferraum holte er die hübsch verpackten Geschenke, die in einer großen, mit Hello Kitty bedruckten Papiertüte waren, dann folgte er Kou, der vor der Haustür auf ihn wartete.

„Kaoru-Schatz, wieso steht da ein Porsche in unserer Einfahrt? Haben die Nachbarn schon wieder seltsamen Besuch?“ fragte Ayane, nachdem sie einen kurzen Blick aus dem Küchenfenster geworfen hatte, von dem aus die Haustür nicht einsehbar war.

„Ich habe keine Ahnung, Aya.“ Kaoru schaute über ihre Schulter nach draußen und zuckte zusammen, als es an der Tür klingelte. „Erwartest du jemanden?“

„Nein, eigentlich nicht. Ich geh mal, pass du auf, dass die Milch nicht anbrennt.“ Sie küsste ihn auf die Wange, schob sich an ihm vorbei und lief in den Flur, um die Haustür zu öffnen. „Kou-chan?! So eine Überraschung!“

„Hallo, Aya-chan“, begrüßte Kou sie und umarmte sie, soweit ihr voluminöser Babybauch es zuließ, die Törtchen hielt er mit einer Hand fest, damit sie nicht zerdrückt wurden. „Wir stören hoffentlich nicht, es war eine recht spontane Idee.“

„Was? Nein, du störst nie, Kou-chan.“ Sie schmiegte sich kurz an ihn, dann schaute sie über seine Schulter zu Kazuki, der höflich wartete. „Du bist heute also nicht allein. Herzlich Willkommen, Onodera-san, das ist wirklich eine schöne Überraschung.“

„Bitte entschuldigen Sie den Überfall, aber Kou war es ein Bedürfnis, Sie zu besuchen und mich mitzunehmen. Es geht Ihnen hoffentlich gut, Yukimura-san.“ Kazuki begrüßte sie mit einer kleinen Verbeugung, bevor er aus seinen Schuhen schlüpfte und sie neben die von Kou stellte.

„Prächtig! So prächtig, wie es einem gehen kann, wenn einem keine Schuhe passen und man seine eigenen Füße auch nicht sieht“, erwiderte sie mit einem frustrierten Stöhnen. „Glauben Sie mir, ich bin froh, wenn ich das hinter mir habe. Kommt doch rein, Kaoru ist in der Küche.“ Sie ging vor, so dass die beiden ihr folgen mussten.

„Wer ist es, Aya?“ Kaoru stellte die erhitzte Milch zur Seite, dann kam er ihnen im Wohnzimmer entgegen, wo Saki auf dem Sofa ein Nickerchen machte.

„Hallo, Kaoru-nii. Überraschung“, sagte Kou mit einem Grinsen und umarmte seinen großen Bruder, dem es für einen Moment die Sprache verschlagen hatte. „Wir haben Törtchen mitgebracht und Geschenke.“

„Ich nehm die mal...“ Ayane nahm ihm die Schachtel mit den Törtchen aus der Hand und ließ die Männer allein.

„Wir wurden einander noch nicht vorgestellt. Onodera Kazuki, Kou hat mir schon viel von Ihnen erzählt, Yukimura-san“, ergriff Kazuki das Wort und reichte Kaoru die Hand, der den Händedruck fest erwiderte.

„Yukimura Kaoru. Umgekehrt hat Kou sich doch sehr bedeckt gehalten, was seine Beziehung betrifft.“ Kaorus Tonfall war höflich, aber distanziert, es war ihm anzusehen, dass er nicht besonders erfreut darüber war, dass sein kleiner Bruder in einer Beziehung mit einem der einflussreichsten Unternehmer der Stadt war.

„Das bedaure ich sehr. Wir mussten erst für uns selbst herausfinden, wie wir damit umgehen, doch es ist nur fair, wenn seine Familie mich ebenfalls kennt, so wie meine ihn“, antwortete der Ältere mit dem Hauch eines Lächelns. „Ich versichere Ihnen, dass Kou bei mir sehr gut aufgehoben ist und mir nicht im Traum einfallen würde, ihn in irgendeiner Weise zu gefährden.“

Kou räusperte sich, so dass die beiden ihn fragend ansahen. „Also, ihr zwei Alphamännchen, würdet ihr euch bitte zusammenreißen und diese Machtspielchen lassen?“ Er bog ihre Finger auseinander und nahm ihre Hände in seine. „Ich weiß, du bist nicht froh darüber, dass ausgerechnet Kazuki mein Partner ist, Kaoru-nii, aber... ich bin unwahrscheinlich glücklich mit ihm und würde das gern bleiben. Kazuki war nicht dafür verantwortlich, dass ich mir im Herbst den Arm verletzt habe, das war meine eigene Dummheit. Wäre es nach ihm gegangen, wäre es gar nicht so weit gekommen, also trag ihm das bitte nicht nach.“ Er zögerte kurz und sah von seinem Bruder zu Kazuki. „Ich könnte mir keinen besseren Partner vorstellen und wenn du mir diese eine Frage nochmal stellst, wenn das Rechtliche geregelt ist, kennst du meine Antwort schon. Unter der Voraussetzung, dass du nicht weiter versuchst, meinen Bruder einzuschüchtern, das zieht bei ihm nicht und ist albern.“

„Wa... Was? Welche Frage, Kou?“ hakte Kaoru verwirrt nach und zog den Kopf ein, weil Ayane ihm mit einer zusammengerollten Zeitung einen Klaps gab.

„Du Dussel, Kaoru! Du weißt, welche Frage“, schimpfte sie scherzhaft, dann zog sie ihn grinsend am Ohr hinter sich her. „Hilfst du mir eben in der Küche, Liebling?“

Kazuki schaute den beiden irritiert nach, dann lachte er leise, die Anspannung war komplett verflogen. Kou schlang die Arme um seine Taille und schaute ihn an.

„Ich meine das so, verstanden? Sei gemein zu meinem Bruder und ich überlege mir das nochmal.“

„Mhm... völlig nachvollziehbar, ich werde nett sein, Honey.“ Er küsste ihn sanft, auch wenn er nach Kous Ansprache das Bedürfnis hatte, ihn noch viel mehr zu küssen und festzuhalten, war es eindeutig der falsche Ort und die falsche Zeit dafür. „Ich liebe dich...“ flüsterte er kaum hörbar, als sie ihre Lippen wieder voneinander trennten.

„Schau sie dir an, Kaoru, hast du Kou jemals so entspannt und glücklich gesehen?“ fragte Ayane leise, von der Küche hatten sie einen guten Blick ins Wohnzimmer.

„Nein... Aber ich werde mir doch Sorgen um ihn machen dürfen, oder?“ Kaoru stellte Tassen, einen Krug mit Kakao und eine Kanne Tee auf ein Tablett, auf dem schon ein Teller mit den Törtchen stand.

„Natürlich, aber in diesem Fall besteht wirklich kein Grund zur Sorge. Mach dir lieber Sorgen darum, dass er sich nicht überarbeitet, weil er Miho als Editorin zufriedenstellen will. Er braucht einen festen Assistenten, damit er nicht alles allein machen muss“, entgegnete sie ernst. „Ich habe mit Tanemura-chan telefoniert, sie sagte, dass er seit Okinawa drei ganze Kapitel und farbige Illustrationen angefertigt hat, eingereicht hat er sie letzten Dienstag. Du weißt, wie er arbeitet, auch wenn er fitter wirkt als letztes Jahr, wo er genauso viel gearbeitet hat.“

„Ich rede mit Miho, wenn ich sie sehe. Aber heute reden wir nicht über die Arbeit, Aya, es ist Wochenende.“ Er zwinkerte ihr zu, dann trug er das Tablett ins Wohnzimmer, wo Kou und Kazuki es sich auf den Sitzkissen auf dem Fußboden bequem gemacht hatten. „Aya hat den Kaffee aus der Küche verbannt, also haben wir nur noch Kakao und Früchtetee.“

„Ich hatte heute schon genug Kaffee, als wir einkaufen waren. Tee, Kazu?“ Kou verteilte die Tassen und schenkte seinem Partner etwas von dem roten Tee ein, nachdem dieser genickt hatte.

„Ihr wart einkaufen? Wäre mir gar nicht aufgefallen...“ Ayane ließ sich auf dem Sofa nieder und beäugte die große Tasche, die danebenstand.

„Der ursprüngliche Plan war, Kou eine neue Brille zu kaufen, aus irgendeinem Grund war der Kofferraum dann aber voll, als wir zurückgefahren sind“, sagte Kazuki amüsiert.

Sein Partner nippte an seinem Kakao und warf ihm einen empörten Blick zu.

„Pff... Es war dein Vorschlag, dass wir nach mehr schauen als nur einer Brille für mich. Wären wir bei Nao gewesen, hätte das nur halb so lange gedauert“, meckerte er.

„Dieselbe Menge in der Hälfte der Zeit? Davon bin ich überzeugt. Dann brauchst du wohl doch einen neuen Kleiderschrank, Honey“, neckte er ihn.

Kou streckte ihm die Zunge heraus, dann stand er auf und setzte sich mit seiner Tasse neben Ayane, um ihr die Geschenke zu geben. „Du sagtest damals, dass du gerne einen von denen hättest, weil sie so praktisch sind, nur waren wir alle viel zu pleite dafür... also mit etwas Verspätung bekommst du sie jetzt und rechtzeitig für den nächsten Einsatz.“ Er holte den in eine Schachtel eingepackten Rucksack heraus und reichte ihn ihr, die anderen Päckchen legte er oben drauf, nur das kleinere für Saki behielt er vorerst. „Von Kazuki und mir.“

„Oh, Kou-chan. Das ist... vielen Dank!“ Ayane packte alles aus und hielt den Rucksack vor sich. „Der ist so großartig, sieh nur, Kaoru. Den wünsche ich mir schon, seit es ihn gibt.“

„Der ist wirklich... ja... ähm... großartig... rosa.“ Der Angesprochene versuchte angestrengt, begeistert zu klingen.

„Damit bist du der Hit, wenn du mit den Kindern in den Park gehst, glaub mir, Liebling.“ Sie strahlte ihn an, woraufhin er frustriert stöhnte. „Ist das kleinere Päckchen für Saki-chan?“

„Ja. Es wundert mich, dass sie noch nicht wach geworden ist, geht’s ihr gut?“ Kou schaute um seine Schwägerin herum zur schlafenden Saki.

„Sie war den ganzen Tag mit Kaoru draußen auf dem Abenteuerspielplatz. Sie schläft, seit sie eine halbe Stunde vor euch zurückgekommen sind.“

„Oh, also völlig erledigt. Wir bleiben eine Weile, wenn es euch nichts ausmacht. Die Törtchen sind von einem Bäcker bei uns in der Nähe, die sind so gut, Hotaru hat sie entdeckt und bringt sie immer mit, wenn er einkaufen geht.“ Er stellte zwei Stück auf einen Teller und reichte ihn ihr. „Willst du auch Kakao, Aya-chan?“

„Oh ja, bitte. Wer ist Hotaru, Kou-chan?“ Sie biss abwechselnd von den Törtchen ab und spülte die Bissen mit Kakao herunter.

„Hotaru arbeitet für Kazuki und ist sowas wie mein Bodyguard.“

„Ah, ist das der mit dem süßen Hintern und den dunkelroten Haaren?“

„Ja, genau der.“

„Mhmm... Und er geht für dich einkaufen? Was macht er noch, außer auf dich aufpassen?“

„Hmm... Er erledigt seine eigene Arbeit, während ich arbeite, zwischendurch kümmert er sich darum, dass ich mich gesund ernähre, Pausen mache und genug trinke. Er macht besseren Obstsalat als ich und gibt sich immer so viel Mühe und er hat einen ganzen Schrank voll traditioneller Kleidung, da ist einfach alles dabei vom Hakama bis zur Furisode“, erzählte Kou mit strahlenden Augen. „Ihr würdet euch bestimmt prima verstehen.“

„Da bin ich mir sicher. Wenn das Küken da ist, kommen wir euch besuchen. Ich weiß noch nicht, ob wir es zu deinem Geburtstag schaffen, der ist in drei Wochen und naja... ich habe noch zwei bis vier Wochen, wenn’s gut läuft.“ Sie schaute auf ihren Bauch und verzog etwas das Gesicht, als es darin rumorte. „Willst du mal fühlen? Er tanzt da drin Tango oder so.“

„Darf ich?“ Kou stellte Teller und Tassen zur Seite.

„Sonst würde ich nicht fragen, Kou-chan. Also... da, schau...“ Sie nahm seine Hand und legte sie flach auf ihren Bauch, so dass er die Bewegungen spüren konnte. „Krass, oder? Wie ein Alien. Nur frisst er sich hoffentlich nicht von innen raus...“

„Aya...“ tadelte Kaoru leise. „Bezeichne unser Kind nicht als Alien, das ist wirklich schräg.“

„Das wird dann aber ein niedliches Alien, so wie Saki-chan.“ Kou strich vorsichtig über Ayanes Bauch, ein fasziniertes Funkeln in den Augen. „Oh, bevor ich es vergesse...“ Er griff noch einmal in die Tasche und holte das Frosch-Plüschtier heraus, das er auf der Wölbung ablegte.. „Der ist für das kleine Alien.“

„Ohh... Das ist so süß, Kou-chan. Er wird es hoffentlich so lieben wie Saki-chan ihren Hasen.“ Sie zog ihn mit beiden Armen an sich und drückte ihn fest. „Danke. Du bist der beste Onkel, den sich meine Kinder wünschen können, weißt du das?“

„Hmm... Ich hoffe es. Du weißt, ich bin immer da, wenn ihr mich braucht. Wir beide.“ Er küsste sie auf die Wange und sah dann zu Kazuki, der ihn mit einem zärtlichen Blick betrachtete.

„Oohh... Besuch!“ quiekte Saki fröhlich, als sie aufwachte und sofort auf den Füßen war. Sie sprang vom Sofa, lief um Ayane herum und kletterte auf Kous Schoß, um ihn überschwänglich zu drücken. „Kouji-chan! Du bist... klein geworden!“

„Haha, du bist wohl eher größer geworden, Saki-chan“, sagte er lachend und legte beide Hände auf ihre Wangen, um ihr einen Kuss auf die Nasenspitze zu drücken. „Hast du dich ausgeschlafen?“

„Jau! Ist Keroppi für das Baby? So wie Hasi für mich?“ fragte sie neugierig.

„Ja. Damit du aber nicht leer ausgehst und weil du bald eine große Schwester bist, hat Kazuki dir auch noch etwas ausgesucht, damit du mit Mama und Papa mithalten kannst“, erklärte Kou sanft.

„Darf ich?“ Sie deutete auf das kleinere Päckchen und wartete, bis er es ihr in den Schoß legte, damit sie es aufmachen konnte. Ihre Augen wurden noch größer, als sie die kleine Tasche herausholte, die genau die richtige Größe für sie hatte. „Ohh, wow... Wie Mamas Rucksack! Dankeschön!“ Sie drückte die Tasche an sich und schaute dann zu Kazuki, den sie bisher nur einmal gesehen hatte und brauchte eine Weile, sich an ihn zu erinnern.

„Saki-chan, Kazuki hat dir vor einiger Zeit den Garten mit den hübschen Lichtern gezeigt, falls du dich daran erinnerst“, half Kou ihr auf die Sprünge.

„Hmm... Ah! Da war ich die Deckenraupe! Richtig?“ Saki schaute Kou an, der ihr über den Kopf strich und nickte.

„Ganz genau.“

Das kleine Mädchen rutschte von seinem Schoß und lief zu Kazuki, vor dem sie mit gerunzelter Stirn stehenblieb. Der ältere Mann hielt ihr die Hand entgegen und lächelte freundlich.

„Guten Tag, junge Dame, ich bin Kazuki. Freut mich, dich wiederzusehen, du bist wirklich groß geworden, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.“

Saki legte ganz verblüfft eine kleine Hand in seine, die er leicht schüttelte, um sie zu begrüßen.

„Bist du... äh... Kouji-chans Freund?“ fragte sie unverblümt.

„So kann man das sagen, ja. Er wohnt bei mir, so wie deine Mama und dein Papa zusammenwohnen“, antwortete er offen.

„Hmm...“ Sie drehte seine linke Hand mit beiden Händen und schaute sich den Ring an seinem Daumen an, dann schaute sie zu Kou, der denselben am rechten Daumen trug. „So wie Mama und Papa? So richtig? Die haben auch Ringe, die gleich aussehen. Aber nicht am Daumen.“

„Noch nicht ganz. Aber ähnlich. Gefällt dir deine Tasche?“

„Au ja! Die ist super! Vielen Dank, Onkel Kazuki!“

Zu Kazukis Verblüffung stieg sie auf seinen Schoß und schlang die Arme um seinen Hals, um ihn zu drücken. Er strich ihr leicht über den Rücken, bis sie ihn wieder losließ und es sich dann auf seinen Beinen bequem machte, die großen Augen, die nur ein wenig dunkler waren als Kous, auf die Törtchen gerichtet, von denen sie sich eins auf einen Teller legte. Sie aß es vorsichtig, um nicht Kazukis Anzughose vollzukrümeln.

„Äh... Sie hat ihn gerade adoptiert, oder?“ fragte Kou leise.

„Jap. Absolut. Wenn Saki ihn mag, kann selbst Kaoru nichts mehr gegen ihn sagen.“ Ayane zuckte amüsiert die Schultern, dann kuschelte sie sich mit dem Kopf an ihn.

„Kou, ich habe eine Bitte“, sagte Kaoru unvermittelt. „Ayanes Eltern sind ab nächster Woche im Urlaub und wir wissen nicht, ob sie rechtzeitig zur Geburt zurück sind, wir wollten aber nicht von ihnen verlangen, den Urlaub abzusagen, weil sie seit zwei Jahren dafür sparen. Würdest du dich um Saki kümmern, wenn es soweit ist? Der Kindergarten ist wegen Baumängeln bis nach den Sommerferien geschlossen und wenn es so umständlich wird wie bei Sakis Geburt, weiß ich nicht, ob ich mich richtig um sie kümmern kann.“ Er wirkte angespannt, als wäre es ihm unangenehm, darum zu bitten. „Ich weiß, du hast selbst viel...“

„Selbstverständlich kümmere ich mich um sie, Kaoru-nii“, unterbrach Kou ihn. „Ihr könnt sie jederzeit zu mir bringen und wenn das nicht klappt, holen wir sie ab. Nicht wahr, Kazuki?“

Sein Partner nickte. „Saki-chan ist bei uns immer willkommen, so wie jeder von euch. Sie kann im Gästezimmer schlafen und es ist kein Umstand, die Wohnung kindersicher zu machen. Da wir beide in der Regel zuhause arbeiten, ist immer jemand da, der ein Auge auf sie haben kann.“

Es war Kaoru anzusehen, wie erleichtert er darüber war. Er entspannte sich sichtlich, als wäre ihm ein Stein, groß wie der Fuji, vom Herzen gefallen. Er schaute zu Ayane, die erschöpft an Kous Schulter lehnte und die Augen geschlossen hatte.

„Sollen wir noch ein wenig bleiben und euch etwas Arbeit abnehmen? Ihr seht beide nicht besonders fit aus, wenn ich das so sagen darf“, bemerkte Kou besorgt. „Wenn Saki jetzt Törtchen isst, wird sie wahrscheinlich zum Abendessen keinen Hunger mehr haben, aber ihr könnt sicher noch was vertragen. Ruht euch aus, wir machen das.“

„Du bist so ein Engel, Kou-chan.“ Ayane zog die Beine an und legte sich aufs Sofa, nachdem er aufgestanden war.

 

Kou und Kazuki breiteten sich in der Küche aus. Saki lief hinter ihnen her, nachdem sie noch zwei weitere Törtchen verdrückt hatte und schaute neugierig zu, wie sie ein leichtes Abendessen zubereiteten, das auch noch am nächsten Tag schmeckte, wenn es kühl stand. Kazuki schnitt Gemüse in feine Streifen, während Kou zusammen mit Saki den Reiskocher befüllte und anschaltete. Im Kühlschrank fanden sie Räuchertofu, der mit dem Gemüse in die Pfanne kam. Kazuki setzte Saki neben dem Herd auf die Arbeitsplatte, zog ihr eine Schürze und die Topfhandschuhe an, damit sie sich nicht aus Versehen verbrannte und dünstete unter ihren wachsamen Augen das Gemüse. Kou reichte ihm Gewürze und Sojasoße von der anderen Seite, so dass es bald herrlich duftete.

„Willst du probieren, Saki-chan?“ fragte Kazuki das kleine Mädchen nach einer Weile.

„Au ja. Aber ist heiß, oder?“

Er gab etwas von dem Gemüse aus der Pfanne auf einen kleinen Teller, verteilte es dort und fächerte etwas Luft darüber und probierte selbst etwas, um die Temperatur zu überprüfen. Nach einer Minute weiterer Luftzufuhr war es soweit abgekühlt, dass er es mit einem Stäbchenpaar aufheben und ihr hinhalten konnte. Mit einem lauten „Aaah“ verputzte Saki das angebotene Gemüse und kaute genüsslich.

„Eins A, Onkel Kazuki!“ Sie klatschte freudig in die Hände. „Das ist superlecker! Aber ich bin satt, mehr für Mama und Papa.“

Kou zupfte Kazuki am Ärmel, den Mund abwartend geöffnet, so dass er ihm auch eine Portion anbot, die er grinsend probierte. „Ja, wirklich sehr gut. Du bist ein guter Koch, Kazu.“

„Wenn du willst, koche ich das morgen für uns“, bot er an.

„Unbedingt. Hilfst du mir spülen, Saki-chan? Und dann ist es schon Zeit für ein Bad und dein Bett, glaube ich.“

Er hob Saki von der Arbeitsplatte, sammelte die Schneidebretter und die Messer ein, um alles zur Spüle zu bringen. Die Messer spülte er unter ihren wachsamen Augen, sie wusste, dass sie die Messer nicht anfassen durfte, weil sie scharf waren, sagte ihm aber, wo sie hingehörten, nachdem er sie abgetrocknet hatte.

„Kaoru-Schatz... Sehe ich das richtig...? Da steht Kous persönlicher Yakuza in unserer Küche und kocht unser Abendessen? Verkehrte Welt...“ Ayane kraulte Kaorus Kopf, der sich vor ihr an das Sofa gelehnt hatte.

„Mhm... Er ist doch kein so übler Kerl, wie ich dachte...“

„Sag ich dir die ganze Zeit, Dusselchen, aber du wolltest ja nicht auf mich hören.“

„Sorry, Aya...“ Er zog ihre Hand von seinem Kopf und drückte einen Kuss darauf.

Kazuki füllte zwei Teller mit Reis und Gemüse, die er den beiden ins Wohnzimmer brachte, dazu Früchtetee auf Eis, den er mit Edelstahlstrohhalmen bestückt hatte, als wären es Cocktails.

„Ich erinnere mich noch daran, wie anstrengend die letzten Wochen der Schwangerschaft für meine Frau waren. Wie Sie sicherlich wissen, wird es erstmal noch anstrengender, aber gönnen Sie sich die kurze Pause“, sagte er, während er die Überreste des vorherigen Snacks zusammenräumte.

„Das ist sehr nett, vielen Dank.“ Ayane stellte sich den Teller auf den Schoß, trank aber erst einen Schluck von dem Tee. „Oh, ich dachte, das ist nur Tee, das schmeckt großartig. Was haben Sie da noch reingetan?“

„Ich habe im Schrank Erdbeersirup gefunden und etwas Minze vom Kräuterregal genommen, das macht es etwas frischer.“

Kazuki schaute zur Küche, in der es platschte und Saki haltlos kicherte. Kurz darauf kam Kou ins Wohnzimmer, er hatte sich das tropfnasse Mädchen unter den Arm geklemmt, das T-Shirt klebte ihm nass an der Brust.

„Wir gehen jetzt schon baden und dann stecke ich dieses kleine Alien hier ins Bett. Kann ich mir ein trockenes T-Shirt von dir leihen, Kaoru-nii?“ fragte er zerknirscht.

„Was... äh, ja, mach nur.“

Die drei im Wohnzimmer sahen den beiden nach, bis sie nach oben verschwunden waren.

„Ich räume noch etwas auf, lassen Sie sich von mir nicht stören.“

Kazuki nahm das Tablett mit, räumte in der Küche auf und wischte sogar die Pfützen auf, die Saki verursacht hatte und das, ohne nur einen Fleck auf seinen Anzug zu machen. Da Kou eine halbe Stunde später noch nicht wieder zurück war, bat er Ayane und Kaoru um Erlaubnis, nach ihm suchen zu dürfen. Er würde nie einfach so in einem fremden Haus herumlaufen und nach dem Kinderzimmer suchen, ohne die Erlaubnis der Eltern zu haben. Er stieg die Treppe nach oben, aus einem Zimmer am Ende des Flurs schien schwaches Licht, weshalb er es ansteuerte, auf dem Schild auf der Tür stand „Saki“. Kazuki schob die Tür leise auf und warf einen Blick hinein. Saki schlief tief und fest, einen hellblauen Plüschhasen an sich gedrückt. Kou kniete mit trockenem T-Shirt auf dem Fußboden vor dem Bett, das Buch, aus dem er ihr vorgelesen hatte, lag aufgeschlagen auf seinem Schoß, die Arme hatte er auf der Bettkante verschränkt und den Kopf darauf abgelegt. Die gleichmäßige Bewegung seines Brustkorbs ließ Kazuki sofort erkennen, dass er ebenfalls eingeschlafen war, erschöpft vom aufregenden Tag.

Er hockte sich neben ihn und strich ihm sanft über die Wange, um ihn zu wecken. „Hey... Wollen wir nach Hause fahren, Honey?“

„Hmmm... ja... tut mir leid, ich bin so erledigt...“ Kou rieb sich mit den Handballen über die Augen und gähnte herzhaft. „Dabei ist es noch gar nicht so spät.“

Kazuki zog ihn auf die Füße und drückte ihn für einen Moment an sich. Der Jüngere schlang die Arme um seine Taille und erwiderte seine Umarmung, bevor sie leise aus dem Zimmer gingen und die Tür hinter sich zuzogen. Ayane und Kaoru waren froh, dass Saki schon schlief und sie den Abend in Ruhe gemeinsam verbringen konnten. Kou verabschiedete sich mit einer langen Umarmung von beiden, während Kazuki Tetsuo anrief, um ihm zu sagen, dass sie aufbrachen. Bis sie sich endgültig verabschiedet hatten und ins Auto gestiegen waren, stand Hotarus grauer Honda Civic in der Straße und wartete darauf, dass sie losfuhren.

Chapter Text

Das glatte Leder fühlte sich kühl an, als er mit den Fingerspitzen darüberstrich und die einzelnen Stränge ordnete, die von dem hölzernen Griff herabhingen. Kou war im Bad, bereitete sich auf seine Bitte hin gründlich vor für das, was er für den Tag geplant hatte. Ursprünglich hatte Kazuki vorgehabt, es noch am Abend durchzuführen, aber Kou war nach dem Tag im Einkaufszentrum und dann bei seiner Familie zu erschöpft gewesen für ein ausgiebiges Spiel, so dass sie es auf den Sonntag verschieben mussten. Der dunkelhaarige Yakuza hatte dafür gesorgt, dass Kou ausreichend frühstückte, nicht zu schwer, aber voller Energie und Vitamine, damit er fit war. Statt Kaffee hatte es Tee dazugegeben, was für seinen jüngeren Partner eine Umstellung war, denn ohne Kaffee wurde er in der Regel nicht wach, die Aussicht auf eine Belohnung für sein Durchhaltevermögen am Vortag ließ ihn jedoch gehorchen und den erfrischenden Tee genießen, den er für ihn ausgewählt hatte.

Kazuki legte den Flogger wieder zurück in die Schublade und ordnete den nächsten. Insgesamt drei lagen darin, von weichem Veloursleder über glatte Lederstreifen bis hin zu geflochtenen Lederschnüren, die am Ende abgeschrägt waren, war die Auswahl groß genug, um seinem Sub die Belohnung zu geben, die er verdiente. Er war sich nicht sicher, ob er die Peitsche mit dem nach unten spitz zulaufenden Lederstück brauchen würde, der Dragon’s Tail tat anders weh und so masochistisch Kou war, wusste er nicht, ob er daran noch Spaß hatte. Er legte ihn trotzdem daneben, ebenso die Gerte, die er vor einer Weile in Roppongi gekauft hatte, bevor er die Schublade wieder schloss. Kou sollte nicht wissen, was er für ihn geplant hatte, bis es soweit war.

Das von Hotaru besorgte Ingweröl, in Pumpspray und Spender, da er nicht gewusst hatte, welches genau er brauchte, stellte er auf ein dunkel lackiertes Holztablett auf der Kommode, dazu einige der Kondome. Kazuki hatte einmal den Fehler begangen, Ingweröl auf seinem Penis zu verteilen und so sehr er Extreme mochte, stand er nicht auf die Schmerzen, die es verursachte, aber Kou würde höchstwahrscheinlich seinen Spaß daran haben. Auf dem Bett hatte er mehrere weiße und rote Seilbündel abgelegt, daneben lag eine stabile Holzstange, an deren Enden Stahlringe angebracht waren. Kazuki stieg aufs Bett und kontrollierte die Querstangen, die in die Ösen an der Seite des Betthimmels eingehängt waren, indem er sich kurz daran festhielt, wenn sie sein Gewicht hielten, dann auch Kous.

„Hast du nicht heute Morgen schon trainiert, Kazu...?“ hörte er Kous amüsierte Stimme.

„Ein wenig mehr schadet nie“, gab er grinsend zurück und stieg elegant von der Matratze. „Ich hatte letztens das Gefühl, dass die Stangen etwas locker waren und bevor du mir abstürzt, dachte ich, ich kontrolliere sie besser noch einmal.“ Er legte eine Hand auf Kous Wange und küsste ihn zärtlich.

„Die sind nicht nur die Halterungen für den Stoff, den du da durchgefädelt hast, damit es gemütlicher ist?“ fragte der Jüngere verwundert.

„Nein, absolut nicht. Jede Strebe an diesem Bett hat einen Nutzen...“ Mit den Zähnen zog er an Kous Unterlippe, der nackt vor ihm stand. „Fühlst du dich fit?“

„Mhm... Sehr fit nach diesem Frühstück für Champions...“

Kazuki ließ ein leises Knurren hören, zog ihn mit beiden Händen auf dem Po fest an sich und biss ihn in die Halsbeuge. Kou keuchte überrascht, seine Finger gruben sich in den glatten Stoff seines Hemds.

„Du warst sehr artig in den letzten Tagen und gestern warst du großartig, mein süßer Kou...“ raunte er mit tiefer Stimme in sein Ohr. „Nur gestern Nachmittag warst du etwas frech... Soll ich dir das nachsehen und dich trotzdem belohnen? Du darfst antworten.“

„Wann... war ich gestern frech, Meister...? Wenn es so war, dann tut es mir leid...“ Er schaute ihn mit dem süßesten Dackelblick an, den er auf Lager hatte.

„Du hast mir die Zunge herausgestreckt... Gar nicht artig.“

Kou grinste kurz, bevor er antwortete: „Ich bin auch nicht immer artig, Meister... Vielleicht solltest du mich besser bestrafen als belohnen...“

Kazuki ließ ihn los, ging um ihn herum, um ihm das lederne Halsband anzulegen, dann schlug er ihm ohne Vorwarnung mit der flachen Hand auf den nackten Hintern, dass es laut klatschte. Der Jüngere ließ ein lautes Quieken hören, dann funkelte er ihn empört über die Schulter an, schloss jedoch den Mund mit seiner Beschwerde, als er seinen strengen Blick sah, der keine Widerworte zuließ. Ein weiterer Schlag folgte, dann schob Kazuki ihn nachdrücklich zum Bett.

„Du willst bestraft werden? Dreh dich um und schau mich an“, verlangte er ernst.

Kou gehorchte, das Kinn leicht erhoben, um ihm in die Augen sehen zu können, dann wartete er geduldig. Sein Blick huschte für einen Moment nach unten, als Kazuki seinen nicht ganz erigierten Penis in die Finger nahm und ein verstellbares Silikonband um die Wurzel schlang, es mit der ersten Perle festzog und die zweite Schlaufe um seine Hoden legte, um es dahinter ebenfalls festzuziehen. Der Jüngere wimmerte leise, als er den leichten Druck spürte, den das Band ausübte und allein davon härter wurde.

„Meine Augen sind hier oben, Sub.“

Kou schaute ihn wieder an, beobachtete ihn, wie er konzentriert ein rotes Seil entrollte, es durch die Finger gleiten ließ und dann seine Handgelenke vor dem Körper zusammenband. Kazuki hielt das Seilende direkt unterhalb seiner Hände fest, ging um ihn herum und zog ihn hinter sich her aufs Bett. Bevor er stolpern konnte, zog er ihn mit einem Ruck auf die feste Matratze, so dass er nur auf den Knien landete und nicht der Länge nach umkippte. Der Ältere positionierte ihn so, wie er ihn haben wollte, mit dem Blick zum verspiegelten Schrank, sein Rücken in Richtung des geschnitzten Sessels vor dem Fenster, dann zog er seine Arme am Seil nach oben und schlang es um eine der Querstangen, die er zuvor getestet hatte. Er zog daran, bis Kou mit aufrechtem Oberkörper vor ihm kniete, aber noch ein wenig Spielraum hatte, so dass seine Arme nicht überstrapaziert wurden, dann fixierte er es mit einem Knoten.

„Schau dich an... Allein die Vorstellung davon, dass ich dich bestrafe, lässt dich hart werden, Kleiner. Du bist wirklich bis ins Mark verdorben“, sagte er mit rauer Stimme, die seine eigene Erregung kaum verbergen konnte, nachdem er um ihn herum und hinter ihm in die Hocke gegangen war, so dass Kou sich selbst im Spiegel sah.

Er zog testweise an seinen Fesseln und nickte kaum merkbar, um seinem Meister zu signalisieren, dass alles in Ordnung war und er fortfahren konnte, da er ihm nicht die Erlaubnis zum Sprechen gegeben hatte. Zu seiner Verwunderung strich Kazuki ihm mit beiden Händen durch die offenen Haare, fasste sie dann zu einem Zopf zusammen, den er mit mit stiller Konzentration zusammenflocht, das Ende verschloss er mit einem Haargummi, dann ließ er ihn durch die Finger gleiten. Er nahm ein kürzeres Seil, diesmal in Weiß, und knotete es kunstvoll um den Zopf, als würde er ihn schmücken, nur um ihn dann nach oben zu ziehen und mit einer Schleife an der Fesselung seiner Handgelenke zu befestigen. Kou presste leise wimmernd die Lippen aufeinander, der Zug an seiner Kopfhaut war ungewohnt, aber nicht unangenehm.

„So sehr ich deine Haare liebe, müssen sie heute gebändigt bleiben“, erklärte Kazuki den Schritt. Er hätte es nicht tun müssen, aber es war neu und Kous Überraschung war ihm anzusehen. Das nächste rote Seil schlang er hinter seinem Nacken um seine erhobenen Oberarme, dicht über den Schultern, um seine Arme weiter zu fixieren und ihm zusätzlich die Möglichkeit zu nehmen, seinen Kopf nach hinten zu beugen.

Von seinen Oberarmen strich er mit beiden Händen über seine Schultern und den Rücken nach unten, Kous so wunderbar geformten Po ließ er aus und führte seine Hände stattdessen über seine Hüften und seine Oberschenkel bis zu seinen Knien, mit denen er sich stabilisierte. Die Berührung löste eine leichte Gänsehaut bei seinem Sub aus, der nicht wusste, was er noch mit ihm vorhatte. Seine Bitte um Bestrafung änderte nichts an seinem Plan, es war reine Interpretationssache, ob es eine Bestrafung oder eine Belohnung war, das Ergebnis würde dasselbe sein: Dass Kou genau das bekam, das er schon lange wollte. Den harten, unbarmherzigen Krieger. Ungezügelt nicht unbedingt, denn er musste die Kontrolle stets aufrecht erhalten, um ihn nicht ernsthaft zu verletzen, aber für Kou würde es sich genauso anfühlen und das war das Wichtigste.

„Weißt du, wie ungezogene Haustiere bestraft werden, süßer Kou...?“ fragte er ruhig, mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme.

Er umfasste seinen linken Knöchel, schlang das Ende des neuen Seils darum und band ihn an den äußeren Ring der Holzstange. Sie hatte die perfekte Länge, um seine Füße zu fixieren, so dass sein Po frei zugänglich war und er in seiner Bewegung so eingeschränkt, dass er nicht einmal vor ihm davonkriechen konnte. Kou schüttelte den Kopf, soweit es ihm möglich war, seine Lippen verließ ein gepresster Laut, als er den rechten Knöchel am anderen Ende der Stange befestigte und er nun gezwungen war, mit gespreizten Beinen auf dem Bett zu knien. Zu reinen Dekorationszwecken und für sein eigenes Vergnügen, knotete Kazuki ein weißes Seil um Kous Hüften und den Ansatz seiner Oberschenkel, so dass sein Po davon eingerahmt wurde und noch runder wirkte, als er eigentlich war.

„Lass es mich für dich beantworten...“ Er beugte sich dicht zu ihm, seine Lippen strichen heiß über seine Ohrmuschel. „Sie werden geschlagen... Ausgepeitscht, wenn sie unartig sind und nicht gehorchen. Die Autorität ihres Herrchens in Frage stellen... Warst du ein ungezogenes Haustier, Kou? Antworte.“

„V... Vielleicht ein kleines Bisschen...?“ antwortete er zögerlich, sein Herz schlug aufgeregt in seiner Brust. Hatte Kazuki wirklich etwas von Auspeitschen gesagt?

„Hmm... Du hast mir gedroht, weil ich deinen Bruder eingeschüchtert habe... Dachtest du wirklich, das lasse ich einfach so auf mir sitzen?“ Kazuki griff mit beiden Händen um ihn herum und zog fest an seinen gepiercten Brustwarzen, bis er laut aufstöhnte. „So einfach lasse ich dich nicht davonkommen. Du wolltest doch den Krieger in mir kennenlernen... Er ist gemein und unbarmherzig, wenn er sein unartiges Haustier bestraft.“

Er ließ ruckartig von ihm ab, bevor Kou sich mit dem Po an seinem Schritt reiben konnte, er hatte die Bewegung gespürt und noch musste er nicht wissen, wie sehr es ihn selbst anmachte, so mit ihm zu spielen. Seine schwarze Anzughose verbarg seine Erektion, wenn man nicht genau hinsah und das konnte Kou nicht ohne seine Brille und aus seiner Position. Kazuki stieg rückwärts vom Bett, dann öffnete er die vorbereitete Schublade der Kommode und holte den Flogger mit den weichen Velourlederstreifen heraus. Er war schwarz, der Griff wie sein altes Bokutō aus teurem, polierten Sunuke-Holz. Die Griffe der Gegenstände in der Schublade waren Maßanfertigungen und er hatte die Möglichkeit, die Lederstreifen auszutauschen, wenn sie abgenutzt waren, ohne die Griffe ebenfalls ersetzen zu müssen.

 

Kous Bernsteinaugen weiteten sich, als er im Spiegel sah, was Kazuki aus der Schublade geholt hatte. Um Details zu erkennen, war es zu dunkel, die Vorhänge waren geschlossen und die Beleuchtung gedimmt, Duftkerzen erfüllten den Raum mit schwerem Zedernholzduft, der ihm fast allein schon die Sinne vernebelte. Sein Meister trat ans Bett heran, hob den Arm und ließ die Enden des Floggers über seine Schultern streichen, entlang seiner Wirbelsäule nach unten bis zu seinem Po. Kou atmete hörbar durch die Nase aus, alle Sinne geschärft für das, was er erwartete. Er hörte das Pfeifen, bevor er irgendetwas spürte. Kazuki holte nur aus dem Handgelenk aus, aber er wusste, wie viel Kraft er hatte, so dass er sich auf das Schlimmste gefasst machte, doch als die weichen Lederstreifen ihn trafen, machte sich leise Enttäuschung in ihm breit, es war mehr ein Streicheln, weit entfernt von jeglichem Schmerz. Das höhnische Schmunzeln des Mannes hinter ihm war eindeutig und Kou standen seine Gedanken wie so oft ins Gesicht geschrieben.

„Oh... Hast du etwas anderes erwartet, Sub?“ Er schlug die weiche Peitsche erneut auf seinen Po bis die Haut leicht gerötet war. Dieselbe Prozedur wiederholte er auf seinem Rücken, traf seine Schultern und seine Rippen, bis Kou sich ungeduldig in seiner Fesselung wand.

„Hnn... Meister, bitte... Bestraf mich richtig...“ bat er gepresst.

„Habe ich dir erlaubt zu sprechen?“

Kou schüttelte vorsichtig den Kopf, den er nicht einmal hängen lassen konnte, da sein Zopf an seine Handgelenke gebunden war. Er quiekte, als Kazuki mit den Fingernägeln über die gerötete Haut an seinem Po strich. Für einen Moment wünschte er sich, er würde die metallenen Krallen tragen, mit denen er ihn schon einmal fast in den Wahnsinn getrieben hatte, bevor er ihm die Brustwarzen gepierct hatte, doch was auch immer Kazuki noch in seiner Schublade hatte, ließ ihn neugierig werden. Bis jetzt hatte er ihn noch nie enttäuscht.

„Ich will dich nicht knebeln müssen, Sub. Schweig und lass mich nur dein Stöhnen und deine Schreie hören“, befahl Kazuki kühl. Er drehte sich zur Seite, um sein Werkzeug zu tauschen. Die Lederstreifen des zweiten Floggers waren aus festem Leder, kein dünnes, weiches Leder, sondern stabil und etwas dicker. Er schwang ihn durch die Luft, was das typische Geräusch verursachte, doch statt Kous Po oder Rücken traf er seine Oberschenkel, was dem Jüngeren ein überraschtes Keuchen entlockte.

Es war ein leicht brennender Schmerz, der sich schnell wieder verflüchtigte. Kou griff mit den Händen um das Halteseil, bei jedem Treffer keuchte er hörbar. Nicht zu wissen, welche Stelle Kazuki als nächstes anpeilte, machte es umso aufregender, weil er sich nicht drauf vorbereiten konnte. Bald kribbelte seine Haut von den Schultern bis zu den Oberschenkeln, im Spiegel sah er Kazukis konzentriertes Gesicht, der ihn mit kühler Ruhe züchtigte. Kou ließ seinen Blick nach unten gleiten und sah, dass sich die ersten Tropfen an seinem Penis bildeten. Er fühlte sich erregt, doch nicht so sehr, dass er es nicht mehr aushielt. Die Aufregung über den neuen Zusatz zu ihren Sessions hatte noch die Überhand, so dass ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen lag, als Kazuki sich wieder seiner Schublade zuwendete.

Er ließ die geflochtenen Stränge für einen Moment durch die Finger gleiten, dann strich er damit über Kous Rücken, der erwartungsvoll schauderte, als er das feste Material spürte.

„Melde dich, wenn es zu unangenehm ist...“

Auf Kous erhobenen Daumen hin, schlug er damit zu, der leise Schrei, der ihm entfuhr, löste ein warmes Kribbeln in Kazukis Bauch aus. Er konzentrierte sich darauf, die Schläge gleichmäßig auf seinem oberen Rücken und seinem Po zu verteilen, die Oberschenkel traf er nur am Rand. Kous Füße zuckten in ihrer Fixierung, jedes Mal, wenn er ihn traf. Er drückte den Rücken durch und bot ihm so seinen Po an, zeigte ihm, wo es ihm am besten gefiel und wo er mehr wollte. Jeder Treffer wurde mit einem Keuchen oder Stöhnen belohnt, es gefiel ihm offenbar so sehr, dass die Vorboten seiner Lust schon von seinem Penis perlten, wie er im Spiegel sah.

Kous hellbraune Haut war gerötet, als Kazuki beschloss, aufzuhören, den Flogger zu benutzen. Er ging um das Bett herum, kniete sich vor ihn und schaute ihm ins Gesicht, das ebenso gerötet war, vor Erregung feuchte Bernsteinaugen sahen ihn ergeben an. Er legte eine Hand an seine Wange, strich mit dem Daumen über seine Lippen, an dem Kou fast sofort lutschte.

„Wie geht es dir?“ fragte er sanft, Kou wusste, dass er diese Frage immer beantworten musste, ohne extra dazu aufgefordert zu werden.

„G... Gut...“ Kous Blick huschte nach unten, seine Lippen verzogen sich zu einem lüsternen Lächeln, als er sah, wie das weiße Hemd an Kazukis feuchter Haut klebte, Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. „Dir auch...?“

„Ja. Sehr gut.“ Er leckte ihm etwas Speichel von den Lippen und teilte ihn mit ihm, indem er ihn küsste. „Ich habe noch zwei Sachen zur Auswahl, beides wäre zu viel für dich, ich will dich nicht überfordern. Soll ich wählen oder willst du das tun?“

Kous Augen wurden groß und die Erregung, die allein die Vorstellung in ihm auslöste, ließ seine Haut kribbeln. Ein leichtes Zucken mit dem Unterleib verriet seinem Partner, wie sehr er sich darauf freute.

„Was ist es...?“ fragte er leise.

„Gerte und Dragon’s Tail“, antwortete er, in der Hoffnung, dass Kou wusste, wovon er sprach.

„...Dragon’s Tail. Tu mir weh, Meister...“

Kazuki legte die Hand fest um sein Kinn und zwang ihn so, ihn anzusehen. „Sag mir eine Zahl, wenn du dir sicher bist. Wie viele Schläge traust du dir zu?“

„Elf“, kam die Antwort innerhalb eines Sekundenbruchteils.

Der Ältere ließ ihn los, stand auf und stieg hinter ihn, mit den Fingern strich er kurz über seinen Kopf, bevor er vom Bett sprang und, wie von ihm gewünscht, den Dragon’s Tail aus der Schublade holte. Diesmal zeigte er ihn Kou, bevor er anfing, bis dieser ihm mit beiden Daumen zeigte, dass er bereit war.

Kou schrie schon beim ersten Treffer auf seinen Po. Der zweite landete auf der anderen Seite, so dass ihn zwei dunkelrote Striemen zierten. Drei und Vier setzten das Muster fort, Kous Gesicht war tränennass, sein Mund geöffnet, um seine lusterfüllten Schreie freizulassen. Fünf und Sechs raubten ihm die Kraft, die er noch in den Beinen hatte, so dass er sich gänzlich in seine Fesselung hängte, die Kazuki im Auge hatte, damit er seine Arme nicht überdehnte. Sieben ließ ihn erschaudern, sein Körper zuckte von dem Orgasmus, der ihn überkam, dickes Sperma spritzte auf das Laken vor ihm, die letzten Tropfen holte der achte Schlag aus ihm heraus.

„Gelb...!“ rief Kou heiser.

Kazuki senkte den Arm sofort und legte die Peitsche zur Seite. Der Jüngere zog kraftlos an seinen Fesseln, unfähig, sich in Worten zu äußern, so dass er zu ihm aufs Bett stieg und den Knoten löste, der seine Arme am Betthimmel fixierte. Er hielt ihn fest, damit er nicht vornüberkippte und strich ihm beruhigend über den Rücken.

„Shh... Ich bin da, alles gut...“ sprach er mit ruhiger Stimme. „Soll ich die Fesseln abnehmen?“

„Nur... meine Haare und das an den Oberarmen, der Rest ist grün...“ antwortete Kou stockend, er bewegte die Finger, um die Durchblutung anzuregen, während Kazuki seinen Wunsch befolgte. „Tut mir leid... Ich schaffe keine elf Schläge, Meister...“

„Das war auch sehr ambitioniert von dir. Acht ist schon überragend, mein süßer Kou...“ Kazuki strich vorsichtig über die geröteten Stellen auf Kous Haut, der die Ellbogen angewinkelt hatte und sich den Kopf massierte. „Brauchst du eine kurze Pause?“

„Das ist genug Pause...“ Er drehte den Kopf zu ihm und schaute ihn an. „Kannst du... mich bitte endlich ficken? Ich will deinen Schwanz, Meister... War ich ein braves Haustier?“

„Mhm... Sehr brav, das hast du sehr gut gemacht. Traust du dir noch einen kleinen Bonus zu? Ich weiß, du hast eine hohe Schmerztoleranz, aber ich will dich nicht überreizen...“ Seine Finger glitten zwischen seine erhobenen Pobacken und umkreisten seinen Anus, der von seiner Vorbereitung weich und locker war.

„Für dich immer, Meister... Gib’s mir, du hattest einen Plan, oder?“

„Du bist unglaublich, weißt du das?“ Kazuki lachte leise, drückte ihm einen Kuss auf die Schulter und stieg vor ihm vom Bett. Unter Kous wachsamem Blick entledigte er sich seines durchgeschwitzten Hemds und seiner Hose, die Unterhose zog er langsamer aus, als dem Jüngeren beim Anblick seiner Erektion ein sehnsüchtiges Wimmern entfuhr.

„Es ist selten... dass du auch ausläufst...“ bemerkte er. „Du bist wirklich ein Sadist, Meister...“

„Willst du es...?“ Er stellte sich vor ihn, Kou stützte sich auf seine gefesselten Hände, so dass er auf allen Vieren kniete und leckte genüsslich über die gesamte Länge seines Penis, bis er jeden Tropfen erwischt hatte. „So ist gut... Du hast dir eine kleine Belohnung verdient...“

Der Jüngere wackelte ungeduldig mit den Hüften, bis er ums Bett herumgegangen war und ihn mit einer Hand festhielt. Von der Kommode nahm er das Tablett mit dem Ingweröl und den Kondomen, stellte es neben sich. Um mehr Platz zu haben, knotete er die Stange von seinen Knöcheln und legte sie zur Seite, dann verteilte er etwas von dem Öl auf seinen Fingern.

„Wir müssen dich noch etwas vorbereiten, mein Kleiner... Damit es sich gut anfühlt...“

In seiner Erregung entging Kou entging der hämische Unterton in Kazukis Stimme, er drängte sich ungeduldig seinen glitschigen Fingern entgegen, von denen er zwei in ihn einführte und bereute es fast sofort. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sich die brennende Hitze in ihm ausbreitete, er biss in das Seil um seine Handgelenke, um sein Stöhnen zu dämpfen, doch schien die Reaktion den Älteren nur noch mehr anzuspornen. Es waren nur zwei Finger, doch es schien, als wären sie überall gleichzeitig, verteilten das stimulierende Öl in ihm und rieben erbarmungslos über seine Prostata, was ihn an den Rand seines nächsten Orgasmus brachte. Das Brennen lenkte ihn jedoch genug ab, dass er ihn noch hinauszögern konnte. Kou wusste in diesem Moment nicht, was er wollte, mehr oder dass es aufhörte, beides waren verlockende Optionen.

„Hnnnah... bitte... mehr...“ bettelte er schließlich. Denken war aus, er wollte, dass Kazuki in benutzte und seinen Plan zu Ende brachte.

Er spürte, wie sich die Matratze hinter ihm absenkte, die warmen Beine seines Partners zwischen seinen eigenen, dann seine Hände auf den Hüften, die sie noch etwas anhoben, bevor er mit seinem so unfassbar harten und heißen Penis in ihn eindrang. Kazuki schonte ihn nicht, sondern jagte seinem eigenen Orgasmus hinterher, der mit schnellen, festen Stößen nicht lange auf sich warten ließ. Seine Finger gruben sich in die gerötete Haut seines Pos, als er ihn mit tiefem Stöhnen an sich zog und das Kondom füllte, das er übergezogen hatte. Als er sich aus ihm zurückzog, war er immer noch hart, der Penisring, den er vor Beginn übergestreift hatte, erfüllte seinen Zweck und verhinderte ein Abschwellen, so dass er geschickt das Kondom wechselte und Kous sich ungeduldig windenden Po wieder füllte, um fortzufahren.

Kazuki griff mit beiden Armen um ihn, zog seinen Oberkörper hoch und drückte ihn an sich, während er nun langsamer in ihn stieß, doch fest und tief. Eine Hand legte er auf seinen Halsansatz, die andere um seine tropfnasse Erektion, die in seiner Hand zuckte. Sein eigenes Keuchen vermischte sich mit Kous haltlosem Stöhnen, die Musik, die im Hintergrund lief, hörte er nicht mehr, so sehr war er von dem eingenommen, was er fühlte und welche Reaktionen er von seinem Partner erhielt.

 

Kou lag bäuchlings auf einem Handtuch, das Kazuki auf den Rand des Beckens im Bad gelegt hatte. Er hatte ihn gewaschen und die Überreste des Ingweröls aus ihm herausgespült, auch wenn der Jüngere sich furchtbar geschämt hatte, dass er das für ihn machte, weil er selbst nicht einmal in der Lage war, die Handbrause der Dusche festzuhalten. Er kniete sich neben ihn, verteilte eine kühlende Lotion in seinen Händen und trug sie zärtlich auf seiner geschundenen Rückseite auf. Kou schnurrte leise, so entspannt hatte er sich lange nicht gefühlt.

„Was möchtest du heute Abend essen, Honey?“ fragte Kazuki fürsorglich.

„Hmm... Kannst du das Gemüse machen, das du gestern bei Kaoru und Aya gemacht hast? Das war toll... Hühnchen dazu?“ Er drehte den Kopf auf seinen verschränkten Armen und sah ihn über die Schulter an.

„In Ordnung. Matcha-Eis zum Dessert? Taniguchi hatte welches gemacht und bei uns eingefroren, richtig?“

„Ja, das klingt großartig, Kazu. Schauen wir heute Abend noch einen Film? Wir müssen deine Filmsammlung noch durchsehen, die ist riesig...“ Kou stupste seinen Arm mit dem Fuß an und grinste.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du auf alte Samurai-Filme stehst, Kou.“ Er hielt seinen Fuß fest und drückte einen Kuss darauf, dann fuhr er damit fort, die Lotion einzumassieren.

„Ich stehe auf dich und du stehst auf diese Filme, also schaue ich sie mit dir, wenn sie dir Freude bereiten. Ich finde sie... hm... naja, altbacken? Das Storytelling ist verwirrend und nicht immer logisch, aber die Actionszenen sind sehr gut, wenn auch ein wenig übertrieben, aber das ist jeder andere Actionfilm auch...“ führte er aus.

Kazuki schaute ihn verblüfft an. „Nach dieser Argumentation sollte ich wohl auch etwas von den Sachen schauen, die du magst, oder?“

Kou fiel fast in das Becken neben ihm, als er sich so hastig aufrichtete, dass er abrutschte und sich gerade noch so festhalten konnte. „Würdest du?! Wirklich? Oh... Oh, da fällt mir so viel ein, das wir schauen können. Magst du Eiskunstlauf?“

Chapter Text

„Ugh...“

Hotaru verzog das Gesicht und stand sofort wieder auf, statt es sich wie sonst auch auf Kous Bürostuhl bequem zu machen, um zu arbeiten. Kou hatte sein Sitzkissen umgedreht, so dass er sich mit der Brust an die verlängerte Seite lehnen konnte, die ihm sonst als Rückenstütze diente, die Beine links und rechts davon angewinkelt, so dass kein Druck auf seinen Rücken, seinen Po und seine Oberschenkel ausgeübt wurde. Er trug ein locker fallendes T-Shirt und weiche, weite Yogapants, die an den Knöcheln mit einem breiten Bündchen abschlossen.

„Brauchst du ein Kissen, Hotaru?“ fragte er besorgt.

„...ja, ich glaube schon...“ Der Rothaarige widerstand dem Drang, sich über den Hintern zu reiben, denn das hätte es nur schlimmer gemacht und holte sich eines der unfassbar weichen Sofakissen aus dem Wohnzimmer, das er auf den Stuhl legte, bevor er sich vorsichtig wieder setzte.

„Wir wissen beide, wieso ich nicht sitzen kann, weshalb kannst du nicht sitzen?“ Kou drehte sich halb zu ihm um, ein Grinsen auf den Lippen.

„Also... das war so... du warst wirklich furchtbar laut und Tetsuo...“ druckste er, „also ich... habe wohl irgendwas davon gesagt, dass ich nichts dagegen hätte, wenn er mich auch mal härter anfasst und dann kam eines zum anderen und er hat mir so effizient den Hintern versohlt, dass ich auf dem Bauch schlafen musste.“ Hotaru lief dunkelrot an und schlug die Hände vors Gesicht. „So! Jetzt ist es raus.“

„Und dann kannst du immer noch nicht sitzen? Das ist ja schon einige Stunden her...“ Der Schwarzhaarige hob skeptisch die Augenbrauen und Hotaru ließ ein resigniertes Wimmern hören.

„Wenn das nur alles gewesen wäre, Kou...“

.

.

.

Hotaru setzte die letzte Chilipflanze vorsichtig in ihren neuen Topf und schaufelte dann frische Blumenerde rundherum, die er leicht andrückte. Tetsuo sah ihm prüfend über die Schulter, während er selbst noch überlegte, wie sie die Töpfe mit den verschiedenen Pflanzen am besten auf dem Balkon verteilten. Die anderen, die sie schon umgetopft hatten, standen auf einem niedrigen Regal vor dem breiten Fenster, wo sie genug Sonne abbekamen und doch windgeschützt standen. Die große Bananenpflanze hatte er in eine Ecke geschoben, so dass sie der kleinen Sitzecke mit den zwei Stühlen und dem runden Holztisch Schatten spendete. Sie hatten den freien Vormittag damit verbracht, sich um die von Hotaru gekauften Pflanzen zu kümmern, da die Plastiktöpfchen, in denen sie zuvor gewesen waren, viel zu klein gewesen waren und sie sich dort nicht hätten entfalten können. Tetsuo hatte die Gelegenheit genutzt, ihm ein paar grundlegende Sachen zur Pflege von verschiedenen Pflanzen beizubringen und während der Rothaarige sich um die Chilis kümmerte, hatte er den rosa blühenden Azaleen-Bonsai gestutzt, der im Sommer wieder auf den Balkon zog.

„Oh... die Gießkanne ist leer. Bin gleich wieder da.“ Hotaru stand auf und verschwand mit der kleinen Blechgießkanne nach drinnen, um sie in der Küche aufzufüllen.

Der Blonde setzte sich auf den Boden, lehnte sich mit dem Rücken ans Geländer und sah ihm nach. Er war es so gewohnt, ständig zu arbeiten, auf Kazuki aufzupassen und ihn zu unterstützen, dass er sich seltsam fühlte, so viel Zeit für sich selbst zu haben. Es war ihm bewusst, dass es keinem half, wenn sich irgendeiner von ihnen überarbeitete, aber im Büro türmten sich die Unterlagen, die sie noch durchgehen mussten, um die Spur zu denen zu finden, die Itsuki im Hintergrund unterstützt hatten und solange das nicht geschehen war, war Kazuki außerhalb seiner Wohnung alles andere als sicher. Es rieb Tetsuo auf, dass er nicht mehr wusste, wem er außerhalb ihres engsten Kreises noch trauen konnte. Er stöhnte frustriert, als er daran dachte, dass er tatsächlich Kous Absichten infrage gestellt hatte, weil er sich nicht mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hatte, dass Kazuki ihm die Shoppingtour bezahlte, dabei wusste er, dass Kou der letzte war, der irgendwen ausnutzen würde und Kazuki schon gar nicht.

„Tetsuo? Alles okay?“ Hotaru hockte sich vor ihn, die Ellbogen auf die Knie gestützt und sah ihn besorgt an. „Du wirkst angespannt. Ich dachte, Gartenarbeit entspannt dich...“

„Tut es auch... Ich bin es nur nicht gewohnt, einen wirklich freien Tag zu haben. Kazuki wird mich heute nicht brauchen, so gar nicht, und das kommt so selten vor, dass ich mich ein wenig nutzlos fühle“, antwortete Tetsuo ehrlich. „Ich weiß, dass uns allen eine kleine Pause gut tut, aber du weißt, wie sehr sich die Arbeit stapelt und mit jedem Tag, der verstreicht, haben Itsukis Hintermänner mehr Zeit, dem Clan weiter zu schaden...“

„Selbst die arbeiten nicht rund um die Uhr, Tetsuo. Es hilft keinem, wenn sich einer von uns überarbeitet. Deshalb ist heute Entspannung angesagt“, entgegnete Hotaru mit einem Lächeln auf den Lippen, er kniff die Augen zusammen, als der Blonde ihm etwas Erde von der Wange strich.

„Du solltest nur die Chilis umtopfen, nicht dich selbst in einen Blumentopf verwandeln, Aru...“ sprach er sanft und ein wenig amüsiert, über Hotarus Grimasse. „Das üben wir noch.“

„Ich bin eben immer voll bei der Sache, egal bei was“, gab er zurück. „Haben die beiden oben die Balkontür auf...?“

Tetsuo konzentrierte sich auf die Geräusche, die vom Stockwerk über ihnen kamen. Für mehr frische Luft ließ Kazuki oft die Balkontür im Schlafzimmer einen Spalt offen, auch wenn er die Vorhänge wahrscheinlich geschlossen hatte, so dass die Geräusche nur gedämpft nach unten drangen: Kous eindeutiges Stöhnen und leise Schreie in unregelmäßigen Abständen.

„Mhm... Haben sie. Stört es dich?“ Er sah den Rothaarigen an, der dicht vor ihm kniete, eine feine Röte im Gesicht.

„Nein, aber mir wird es zu warm hier draußen und wir sind beide schmutzig. Baden?“

„Dir ist hier zu warm und du willst baden? Mittags?“ Tetsuo lachte leise, dann zog er ihn näher, bis seine Lippen nur Millimeter von den seinen entfernt waren. „Du willst doch nicht nur baden, oder?“

„Hmm... Vielleicht. Aber du bist total angespannt und... da hilft ein Bad...“ Hotaru stützte sich mit beiden Händen am Balkongeländer ab und neigte den Kopf, um ihn zu küssen. „...wenn das nicht hilft, fällt mir sicher noch etwas anderes ein...“

Der Blonde grub die Finger der linken Hand in Hotarus buntes Oversize-Shirt und hielt ihn fest, so dass er ihn weiter küssen konnte. Der Kleinere zog mit den Zähnen an seiner Unterlippe, löste seine Hand vom Stoff und stand auf, damit sie nicht Gefahr liefen, auf dem Balkon übereinander herzufallen. Da es sommerlich warm war, trug er zu seinem Shirt nur kurze Sportshorts, die gerade so seinen Po bedeckten. Er drehte sich um und ging nach drinnen, auf dem Weg ins Bad zog er sich das Shirt über den Kopf, er grinste in sich hinein, als Tetsuo polternd aufstand und ihm hastig folgte. Seine Hände waren auf Hotarus schmalen Hüften, kaum dass sie im Bad angekommen waren, er hielt ihn fest und zog ihn an sich, so dass er nicht weitergehen konnte oder sich fertig ausziehen.

„Tetsuuu... Wir haben den ganzen Tag Zeit. Duschen, dann baden und du bekommst eine Massage von mir, damit du dich entspannst, okay?“ Hotaru legte den Kopf in den Nacken und sah ihn an. „Und dann... sehen wir weiter.“

„Und wenn mir die Reihenfolge nicht gefällt?“ fragte Tetsuo zurück. Er strich mit den Lippen über Hotarus gepierctes Ohr und knabberte sacht daran.

„Ist das dein Problem, Macho. Duschen müssen wir, wir stinken nach Schweiß und Erde. Nicht sexy.“ Er drehte sich in seinen Armen um und kniff ihn mit beiden Händen in die Wangen. „Du bist ein Sturkopf, aber ein liebenswerter Sturkopf.“

Statt zu antworten, schob Tetsuo ihn zum Duschbereich und stellte das Wasser an. Dass sie beide noch teilweise angezogen waren, interessierte ihn in diesem Moment nicht. Hotaru sah ihn verblüfft an, als er begann, Shampoo sanft in seine Haare einzumassieren. Da er nicht viel tun konnte, zupfte er fragend am nassen T-Shirt des Blonden, der den Kopf schüttelte und erst den Schaum gründlich auswusch, bevor er es sich über den Kopf zog und in eine Ecke warf.

„Besser. Wet T-Shirt-Contest funktioniert nur, wenn alle Beteiligten eins tragen“, scherzte Hotaru grinsend. „Tetsu warte... das... kann ich auch selbst...!“

„Du redest zu viel, Nervensäge...“ brummte Tetsuo ungeduldig. Er hatte Hotarus Shorts mitsamt Unterhose heruntergeschoben, damit er sie ausziehen konnte, verteilte Duschgel auf seinen Händen und strich damit über den Oberkörper des Rothaarigen nach unten, bis er an seinem Po angekommen war. Er grifft mit einem Arm um ihn herum, hielt ihn fest und säuberte ihn gründlich mit den Fingern zwischen seinen Pobacken, wartete jedoch auf sein Einverständnis, bevor er mit einem Finger in ihn eindrang, um ihn auch von innen zu säubern.

„Fuck... Kannst du... eigentlich Gedanken lesen...?“ fragte Hotaru stockend, nachdem er genickt hatte und er seinen Finger in sich spürte.

„Wie meinst du das...?“

„Naja... Ich hatte schon darüber nachgedacht, dass du... hmm... dir einfach nimmst, was du willst... mich...“ antwortete er leise. „Ich hätte auch nichts dagegen, wenn du mich härter anfasst, also... du weißt schon... Ich halte das aus, wenn du das mal brauchst.“

„Verstehe... Die angekündigte Massage klingt aber auch nicht schlecht...“ Tetsuos Lippen strichen sanft über Hotarus, es war nah dran an einem Kuss, aber nicht wirklich ein Kuss. „Alles, was mich entspannt, Aru...?“

„Alles... Was dir dabei hilft...“ Hotaru schlang beide Arme um seinen Nacken, um sich an ihm festzuhalten, während er ihn weiter wusch. „Du bist unerträglich, wenn du so angespannt bist... Gestern war ganz schlimm.“

„Tut mir leid... Ich muss mich auch noch bei Kou entschuldigen, ich war nicht fair zu ihm...“ gab der Blonde zu, zog seinen Finger aus ihm heraus und drückte ihn leicht.

„Das kannst du morgen tun. Aber jetzt... Hose aus, waschen und ich lasse solange das Wasser in die Wanne.“

Hotaru wand sich aus seinem Griff, tätschelte seinen durch das Ausziehen seiner Hose entblößten Po und lief zur geräumigen Badewanne, um sie zu füllen. Während das Wasser plätscherte, suchte er in einem Schrankfach nach dem von ihm dort deponierten Massageöl, dimmte das Licht und startete seine Entspannungsplaylist auf dem im Spiegel verborgenen Display.

Gewaschen und ein wenig neugierig auf das, was Hotaru mit ihm vorhatte, stieg Tetsuo in die Badewanne und setzte sich ins heiße Wasser. Der Rothaarige scheuchte ihn ein Stück vor, damit er sich hinter ihn knien konnte.

„Heute bin ich dein Kissen, Großer“, scherzte er, verteilte etwas vom Massageöl auf seinen Händen und strich damit über die verspannten Nackenmuskeln des Blonden vor ihm. „Entspann dich einfach und lass mich machen...“

Tetsuo legte die Arme auf dem Wannenrand ab und lehnte sich ein wenig zurück, während Hotaru seinen Nacken und seine Schultern ordentlich durchknetete. Das Öl roch angenehm nach Mandeln, nicht zu streng, sondern beruhigend, so dass er sich zusammen mit der sanften Musik tatsächlich entspannte. Er schloss die Augen und überließ sich Hotarus fähigen Händen.

„Du machst das gut...“ murmelte er wohlig.

„Danke...“ Hotaru schob die vom Öl glitschigen Hände nach vorn, so dass er sich mit dem Rücken an ihn lehnen konnte, dann strich er mit den Fingerspitzen über seine Brust, tippte die Nippelpiercings an, was den Blonden ein kaum hörbares Stöhnen entlockte, so dass er sich einen Moment Zeit nahm, damit zu spielen. „Du bist da empfindlich...“

„Mhm... Blitzmerker. Mach weiter, bitte...“ Tetsuo senkte die Arme ins Wasser, legte eine Hand um seine beginnende Erektion und streichelte sich selbst, während Hotaru sich auf seine Brustwarzen konzentrierte.

„Lass mich das für dich tun, Tetsu... Ich bin heute dafür da, dass du Druck ablassen kannst“, flüsterte Hotaru in sein Ohr, die Lippen strichen sanft über seine Ohrmuschel, so dass der Ältere trotz der Wärme eine leichte Gänsehaut bekam. Er ließ die linke Hand auf seiner Brust liegen, die Rechte glitt über seinen Bauch nach unten zu seinem Penis, den er ihm nur zu gern überließ.

Tetsuo reagierte wie so oft direkt auf seine Berührungen, er hatte die Fähigkeit, sich in Situationen wie diesen komplett fallen zu lassen und alles andere auszublenden. Sein harter Penis schmiegte sich in Hotarus schmale, aber kräftige Hand, die ihn geschickt streichelte und durch die Reste des Massageöls leichter darüber glitt.

Der Blonde drehte sich halb zu ihm, um ihn stöhnend zu küssen, so hungrig nach seiner Berührung und Aufmerksamkeit, dass er ihnen damit den Atem stahl. Hotaru hielt seinen Kopf fest, damit er ihn nicht wegdrehte, als sie kurz Luft holten, bevor sie den Kuss fortsetzten. Er spürte am leichten Zucken von Tetsuos Bauchmuskeln, dass dieser kurz davor war zu kommen und intensivierte die Bewegungen seiner Hand, um ihm dabei zu helfen, den ersehnten Höhepunkt zu erreichen, der nicht lange auf sich warten ließ. Tetsuo stieß ungeduldig in seine Hand, um etwas nachzuhelfen und hielt sich an seinem Arm fest, als er mit tiefem Stöhnen kam.

 

Hotaru summte leise vor sich hin, während er seine duftende Bodylotion auf seiner noch leicht feuchten Haut verteilte und Tetsuo die Wanne von Spermaresten befreite. Da der Rothaarige sich viel Zeit ließ, hatte er genug Zeit, ihn dabei zu beobachten, nachdem er damit fertig war. Es kam ihm in den Sinn, was er beim Duschen gesagt hatte. Tetsuo zögerte für einen Moment, doch Hotarus fester Hintern war einfach zu einladend, während er vornübergebeugt auf den Fliesen stand und sich die Unterschenkel eincremte. Das laute Klatschen seiner flachen Hand auf der hellen Haut übertönte die immer noch im Hintergrund laufende Meditationsmusik, nur Hotarus überraschtes Quieken war lauter. Der Rothaarige hielt die Flasche mit der Lotion mit beiden Händen fest und schaute ihn empört über die Schulter an, die Wangen gerötet.

„Zu fest...?“ fragte Tetsuo unsicher, da er nicht wusste, ob er es nicht doch übertrieben hatte.

„Öh... Versuch’s nochmal, ich bin mir nicht sicher“, antwortete er mit einem frechen Grinsen und wackelte mit den Hüften. „Stehst du auf sowas...?“

„Manchmal...“ Tetsuos Stimme war etwas belegt, das war neu für sie beide. Nicht, dass er selbst das noch nie getan hatte, aber bei Hotaru war er sich nicht sicher. „Du wolltest doch, dass ich dich härter anfasse, Aru...“

Hotaru lachte leise, dann sah er ihn mit einem Funkeln in den Augen an. „Hmmm... Spank me, Daddy?“

Die Hand des Blonden hinterließ einen roten Abdruck auf seinem Po, als er ihn für den Spruch ein wenig härter traf als beim ersten Mal. Hotaru sprang vor Schreck ein Stück vor, doch er konnte dem Größeren nicht entkommen, der ihn einfing, hochhob, als würde er kaum etwas wiegen und ihn sich wie einen Sack Reis über die Schulter warf.

„Du spielst mit dem Feuer, Kleiner. Provozier mich besser nicht...“ raunte er gegen seinen Oberschenkel, bevor er hineinbiss.

„Nyah...! Und wenn das genau meine Absicht ist?“ gab der Rothaarige frech zurück, so leicht ließ er sich nicht einschüchtern.

„Dann muss ich mich wohl darum kümmern und dir das austreiben. Dich übers Knie legen, damit du lernst, dass du dir nicht alles erlauben kannst.“

Tetsuo grub die Finger in die Haut direkt unterhalb seines Pos, um ihn festzuhalten und ins Schlafzimmer zu tragen. Hotaru streckte sich und zog ihm unterwegs das Handtuch aus, das er sich um die Hüften geschlungen hatte, so dass er nackt vor dem Bett stand, nachdem er ihn darauf abgesetzt hatte. Olivgrüne Augen sahen ihn neugierig von unten an, der Kleinere streckte die Hand aus, um nach seinem halb erigierten Penis zu greifen, den er so faszinierend fand, doch er zog ihn daran hoch, setzte sich mit überkreuzten Beinen auf die Matratze und hievte ihn auf seinen Schoß, so dass er mit dem Bauch darauf lag.

„Brauche ich ein Safeword?“ fragte Hotaru, nun doch ein wenig unsicher.

„Stop reicht aus.“

„Okay... Leg los“, bestätigte er mit erhobenem Daumen.

Der Blonde hielt ihn mit einem Arm um seine Taille fest, während er mit der linken Hand gezielte Schläge verteilte. Es war lauter, als es Schmerzen verursachte, er wusste, was er tat und doch brannte Hotarus Haut nach kurzer Zeit heiß und war leuchtend rot. Er lag wimmernd auf seinem Schoß, unfähig, noch einen frechen Spruch über die Lippen zu bringen. Hotaru krallte sich mit den Händen im Laken fest, je mehr Tetsuos flache Hand auf seinen erhobenen Hintern und den Ansatz seiner Oberschenkel traf. Er hätte nie gedacht, dass ihm das tatsächlich gefallen könnte, doch seine verräterische Erektion drückte gegen Tetsuos Bein und rieb bei jedem Schlag darüber.

„Tss... Sieh dich an...“ raunte Tetsuo heiser. „Steckt da etwa doch ein kleiner Masochist in dir, Arulein...?“ Seine Fingerspitze hinterließ eine helle Linie, als er damit über die gerötete Rundung strich, was Hotaru ein Stöhnen entlockte, das lauter wurde, je näher er seinem beim Duschen schon etwas vorbereiteten Anus kam.

„E... Ein ganz kleiner... Vielleicht...“ gab er stockend zurück, seine Hüften zuckten leicht, während er versuchte, sich an ihm zu reiben.

„Willst du mehr...? Mehr als das... Dein süßer Arsch sieht so einsam aus...“ Es war keine Frage, Tetsuo wusste ganz genau, dass Hotaru nur mit Ja antworten würde, was er mit einem hastigen Nicken auch tat. Er angelte sich das Gleitgel vom Nachttisch, öffnete die Flasche mit einer Hand und tropfte eine großzügige Menge des kühlen Gels auf die erhitzte Haut.

„Ahh... kalt...“

Hotaru schloss die Augen und drängte sich mit einem genüsslichen Stöhnen an seine Hand, die die Flüssigkeit auf seiner Haut und zwischen seinen Pobacken verteilte. Er spreizte die Beine ein wenig, damit er mehr Platz hatte und mit zwei glitschigen Fingern in ihn eindringen konnte, um ihn weiter vorzubereiten. Es fiel dem Rothaarigen mittlerweile sehr viel leichter, sich zu entspannen, um ihn in sich aufzunehmen, weshalb er sich Tetsuo völlig überließ, wenn er ihn selbst lockerte und seine Erregung allein mit seinen Fingern weiter steigerte.

„Sag mal... Hast du dein neues Spielzeug aus Okinawa eigentlich schon ausprobiert...? Ob er überhaupt passt?“ fragte Tetsuo unvermittelt, während er den dritten Finger in ihn schob und alle drei etwas spreizte, was Hotaru fast über die Kante stieß.

„Wa... Was...?“ fragte er verwirrt. Er brauchte einen Moment, um zu erfassen, was er meinte. „Nein, noch nicht... Du hast mich genug beschäftigt“, beantwortete er die Frage.

„So eine Schande... Das sollten wir nachholen.“ Der Blonde beugte sich dicht über ihn. „Du glaubst doch nicht, dass ich dir so einfach meinen Schwanz gebe, so frech wie du ständig bist, Kleiner... Dein Spielzeug ist gerade so ausreichend für dich.“

Tetsuo hielt ihn weiterhin fest, zog die Finger aus ihm heraus, um in der Kiste unter dem Bett nach besagtem Dildo zu suchen, den Hotaru dort deponiert hatte. Er klopfte ihn leicht auf die Gleitgelreste auf seinem Po, rieb mit der Spitze über seinen gelockerten Eingang, was dem Rothaarigen die erwünschte Reaktion entlockte. Er drückte sich unbewusst dagegen, wollte spüren, ob er in ihn passte, obwohl er größer war als Tetsuos Penis, der bisher das größte war, das er in sich gehabt hatte.

Hotarus Stöhnen wurde heiserer, je weiter er das feste und doch flexible Silikon in ihn schob. Sein Körper zitterte vor Erregung, Tetsuo spürte die ersten feuchten Tropfen auf seinem Bein, gegen das der harte Penis des Rothaarigen stieß.

„Tetsu... Ahh... Bitte... Ich will kommen...“ bettelte Hotaru stockend. „Beweg ihn...“

„Er ist fast ganz in dir drin, so lange hältst du noch aus... Das sieht so heiß aus, Aru...“

Er hielt den flachen Fuß fest, als der Kleinere seine Hüften gegen das Toy drückte und sich selbst bewegte, weil es ihm zu langsam ging, die Knie stützte er auf der Matratze ab, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben, nachdem Tetsuo ihn nur noch stabilisierte und nicht mehr festhielt.

„So ist gut... Besorgs dir selbst, Kleiner“, spornte er ihn an, seine eigene Erregung bereitete ihm Schwierigkeiten, sich zurückzuhalten und nicht über Hotaru herzufallen, bevor er seinen Spaß gehabt hatte.

Er zog den Dildo zur Hälfte aus ihm heraus, so dass er ihn entgegen seinen Bewegungen wieder in ihn stoßen konnte. Es dauerte nicht lange, bis Hotaru laut stöhnend kam, sein Sperma verteilte sich auf Tetsuos Beinen und dem Laken darunter. Der Blonde hielt ihn fest, damit er nicht in die Pfütze fiel, zog den Dildo vorsichtig aus ihm heraus und drückte ihm zärtliche Küsse in den Nacken, während er darauf wartete, dass die Wellen der Erregung abflachten.

Hotaru richtete sich schwer atmend auf, um sich rittlings auf seinen Schoß zu setzen, die Arme um ihn zu schlingen und ihn leidenschaftlich zu küssen.

„Tetsu...“ flüsterte er in einer Atempause gegen seine Lippen. „Ich... Ich liebe dich... Ich weiß, dass dir das schwerfällt, aber...“

„Shhh... Ich weiß...“ unterbrach Tetsuo ihn sanft, zog ihn an den Hüften näher, den unterbrochenen Kuss setzte er fort.

„Mehr... bitte... ich will dich spüren, Tetsu...“ Er rieb sich ungeduldig an ihm. „Dir ist das doch auch nicht genug...“

„Mhm...“

Der Blonde drehte sich mit ihm auf dem Schoß um, so dass Hotaru auf dem Rücken lag und ihn mit vor Erregung feuchten Augen ansah. Sein Blick glitt von seinem Gesicht nach unten zu seiner Erektion, er biss sich auf die Lippen und schüttelte den Kopf, als Tetsuo nach den Kondomen griff. Worte waren überflüssig. Der Blonde positionierte sich zwischen seinen Beinen und ließ sich nicht viel Zeit, komplett in ihn einzudringen, was durch die vorherige Behandlung um einiges einfacher war als sonst. Mit einer Hand fixierte er seine Handgelenke über seinem Kopf, während er sich dicht über ihn beugte, um ihn weiter zu küssen, die andere nutzte er, um sein Bein weiter anzuwinkeln, damit er tiefer in ihn eindringen konnte. Hotaru verstand den versteckten Hinweis und schlang die Beine locker um seine Hüften. Tetsuos Stöße waren hart und tief, beide waren durch ihre gegenseitige Vorarbeit ausdauernder, so dass sie sich ganz darauf konzentrieren konnten, einander zu spüren. Seine Brust drückte auf Hotarus Oberkörper, der unter ihm in die Matratze schmolz und sich ihm hingab, zwischen abgehacktem Stöhnen seinen Namen flüsterte und was er für ihn empfand.

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Kou verteilte sanft etwas von dem kühlenden Gel auf Hotarus Po, nachdem er ihn genötigt hatte, sich bäuchlings aufs Sofa zu legen und die Hose herunterzuziehen, während er ihm vom vergangenen Tag erzählte.

„Du hast ihm jetzt erst gesagt, dass du ihn liebst...?“ fragte er einfühlsam.

„Mhm... So direkt noch nicht...“ antwortete er leise. „Er weiß es seit dem Matsuri, auch wenn ich denke, dass er es vorher schon geahnt hat.“

„Hat er was dazu gesagt?“

„Außer Han Solos „Ich weiß“? Hmm... nicht direkt, aber... ich weiß auch nicht, es war anders, nachdem ich es ihm gesagt habe. Als wäre ein Knoten geplatzt, verstehst du?“ Hotaru schaute Kou über die Schulter an, der verständnisvoll nickte. „Und ich habe die ganze Zeit Angst gehabt, dass er mittendrin aufhört und geht, um auf dem Sofa zu schlafen oder was weiß ich... Stattdessen hat er mich so hart gefickt, dass mein Hintern sicher einen bleibenden Abdruck in der Matratze hinterlassen hat.“

„Und sitzen kannst du auch nicht. Armer Hotaru.“ Kou tätschelte grinsend seinen Po, bevor er seine Unterhose wieder hochzog. „Dann machen wir heute einen ruhigen Tag. Mails und Nachrichten kann ich auch im Liegen beantworten und du ruhst dich aus.“

„Bleibt mir wohl nichts anderes übrig, wenn du das so beschließt...“

 

Tetsuo fluchte leise und hob den Stylus mit der rechten Hand auf, der ihm aus den Fingern der linken gerutscht war, dann gab er ihn Kazuki, damit er ihn wieder an sein Tablet klemmen konnte.

„Ist alles in Ordnung, Tetsu?“ fragte der Dunkelhaarige besorgt.

„Ja. Ich habe es gestern wohl etwas übertrieben“, antwortete er ruhig, während er seine linke Hand knetete, die sich etwas taub anfühlte.

„Übertrieben? Womit?“

Tetsuo atmete hörbar aus. „Er hat drum gebeten, das war nicht nur meine Idee.“

„Spuck’s aus, kleiner Bruder.“

„Also... „Spank me, Daddy“ ist doch eine Bitte, oder? Und halbe Zustimmung...“

Der Blonde sah Kazuki ärgerlich an, als dieser sich laut lachend den Bauch hielt.

„Wenn du keinen Stift halten kannst, hast du es wohl wirklich übertrieben, ja“, sagte er amüsiert, nachdem er sich beruhigt hatte. „Kou schrieb vorhin, dass Taniguchi nicht sitzen kann. Ich bin heute wohl der einzige, der arbeiten kann.“

Tetsuo schnaubte, nahm den Stylus demonstrativ mit der rechten Hand, öffnete die App für Notizen und schrieb in etwas unordentlichen Zeichen „Unterschätz mich nicht, Aniki.“ Dazu malte er einen grimmigen Smiley.

„Für immer zwölf und sechzehn, was?“ Kazuki grinste über seine Entschlossenheit. Auch wenn es Tetsuo selbst wohl noch nicht aufgefallen war, tat Hotarus Anwesenheit ihm sichtbar gut und er freute sich für seinen kleinen Bruder.

Chapter Text

„Wann erwartet Nao uns heute?“ fragte Hotaru, füllte Kous Kaffeetasse und schob sie ihm über den Tresen in Kazukis Küche. Er hatte ihn geweckt, da sie vor ihrem Besuch bei Nao noch Kous neue Brille abholen wollten, den im Vintage Laden gekauften Kimono hatte er zwei Tage zuvor abgeholt. Er hing seitdem zum Lüften auf dem Ständer in Kous altem Schlafzimmer.

„Er sagte, wir können irgendwann um die Mittagszeit kommen. Wenn wir vorher nichts essen, sollen wir ihm Bescheid sagen, dann würde er sich darum kümmern, dass wir nicht verhungern...“ antwortete Kou gähnend, dann trank er einen großen Schluck von seinem Kaffee. Er hatte am Vorabend noch bis spät an seinem aktuellen Kapitel gesessen, damit es rechtzeitig zur Deadline fertig wurde und er den Tag bei Nao ohne Arbeit im Hinterkopf genießen konnte.

„Shiro fährt uns. Tetsuo hat sich das durch den Kopf gehen lassen und entschieden, dass wir bei Nao sicher genug sind und keinen Kobun brauchen, der auf uns aufpasst. Er holt uns auch wieder ab“, informierte der Rothaarige ihn.

„Oh, ich habe wirklich erwartet, er schickt jemanden mit, aber Kazuki hat sich dazu auch nicht mehr geäußert, deshalb habe ich ihn nicht gefragt... Ist das wirklich in Ordnung?“

Hotaru nickte. „Der Boss ist in größerer Gefahr als du. Die meisten, die ein Problem mit ihm haben, haben dich gar nicht auf dem Schirm. Da geht es um ganz andere Dinge als sein Privatleben... oder deins.“

Kou rutschte unruhig auf dem Barhocker herum. „Ich weiß, es geht mich nichts an, aber... habt ihr schon etwas herausgefunden? Ihr wälzt seit über einem Monat Unterlagen.“

„Wir haben eine Richtung und die bereitet uns allen Bauchschmerzen. Mehr kann ich dir dazu nicht sagen, Kou, um dich da nicht mit reinzuziehen. Befehl vom Boss selbst, auch wenn du wahrscheinlich der Letzte bist, der irgendetwas ausplaudert, weil du sowieso niemanden kennst“, erklärte sein Gegenüber mit gerunzelter Stirn.

„Hmm... Ich verstehe das. Kazuki wird es mir sagen, wenn er denkt, dass der richtige Zeitpunkt ist, ich will mich da nicht einmischen.“ Kou nagte an seiner Unterlippe. „Es werden doch nicht noch mehr Menschen zu Schaden kommen, oder?“

Der Rothaarige ging um den Tresen herum, legte die Arme um ihn und drückte ihn sanft. „Genau das versuchen wir zu verhindern, aber du kannst dir sicher sein, dass Tetsuo und ich alles dafür tun werden, dass dem Boss nichts passiert, egal was passiert.“

„Okay... Ich ziehe mich fertig an, dann können wir los. Essen wir bei Nao?“

„Klingt gut. Ich sage ihm Bescheid, damit er etwas organisieren kann. Geht’s dir gut, Kou? Mach dir keine Sorgen wegen den Clan-Dingen, wir haben das im Griff.“ Hotaru drückte seine Hand, um ihn festzuhalten, als Kou schon halb auf dem Weg ins Gästezimmer war, um seine Kleidung für den Tag zu holen.

„Es geht mir gut, aber ich mache mir trotzdem Sorgen, das kann mir keiner von euch abnehmen. Und heute haben wir Spaß bei Nao, ich bin so gespannt auf die neue Wohnung“, erwiderte er grinsend, entschlüpfte seinem Griff und ging nach nebenan.

 

„Muss noch etwas angepasst werden, Yukimura-san?“ fragte die Optikerin, während Kou nacheinander die fertigen Brillen aufsetzte und vor dem Spiegel überprüfte.

„Hmm... Die hier sitzt ein bisschen schief.“ Er reichte ihr die goldgerahmte Brille.

„Ich kümmere mich darum, einen Moment.“ Sie nahm die Brille an sich und ging in einen Nebenraum.

Hotaru betrachtete die Auslage mit hinter dem Rücken verschränkten Armen. Er brauchte keine Brille, trug aber für die Büroarbeit eine Bildschirmbrille, die für seinen Geschmack viel zu langweilig war. Er setzte probeweise ein Brille mit geschwungenem, schwarzen Rand auf, dann drehte er sich zu Kou um.

„Was meinst du? Steht mir die?“ fragte er mit einem frechen Grinsen.

Kou erwiderte sein Grinsen. „Ungewohnt. Gibt’s die auch mit dünnerem Rahmen? Die dominiert dein Gesicht etwas zu sehr.“

„Ach bestimmt...“ Der Rothaarige drehte sich schwungvoll zum Regal um und ließ den Blick über die weiteren Tom Ford-Brillenmodelle schweifen, bis er fündig wurde. „Die hier?“

Die ausgewählte Brille hatte noch eine ähnliche Katzenaugen-Form, der schwarze Rahmen war jedoch nur wenige Millimeter dünn.

„Die ist super. Wozu brauchst du eine Brille, Hotaru?“

„Blaulichtfilter. Wenn ich den ganzen Tag auf den Bildschirm schaue, mache ich mir nur die Augen kaputt. Tetsuo hat auch eine, wusstest du das? Also nicht so eine, seine ist sehr... daddylike männlich“, erklärte er und wurde etwas rot um die Nasenspitze.

„Dich hat’s wirklich voll erwischt, hm?“ fragte der Schwarzhaarige amüsiert, während er die von der Optikerin korrigierte Brille anprobierte.

„Kann ich Ihnen mit der Brille behilflich sein?“ Die Optikerin deutete lächelnd auf das Gestell auf Hotarus Nase.

„Oh ja, ich nehme die. Superleichte Gläser, Blaulichtfilter, entspiegelt und sonstigen Schnickschnack, nur Stärke brauche ich keine“, antwortete er grinsend, bevor er sie abnahm und ihr gab.

Er hob sich seine Antwort auf, bis alles bezahlt und eingepackt war, mit einer Auswahl an Brillenketten als zusätzliche Accessoires, die die beiden sich nicht entgehen lassen konnten. Kou friemelte während der Fahrt zu Nao eine goldene Kette mit kleinen Goldperlen an seine neue Brille.

„Also... Hat er die Woche noch etwas gesagt zu deinem Geständnis?“ fragte er.

„Du weißt doch, wie er ist, Kou. Es würde mich unfassbar glücklich machen, wenn er seine Gefühle irgendwie in Worte packen könnte, aber es reicht mir auch, wenn er sich wohlfühlt und ich ihm etwas Gutes tun kann. Also... so wie er mir gut tut.“

„Kazuki hat es anfangs vermieden, mir zu sagen, dass er mich liebt. Ich habe es auch nicht gesagt, bis... uff... ich weiß gar nicht mehr, wann das war, aber es war uns beiden trotzdem klar, wie wir füreinander empfinden. Ich wollte meine Freiheit und Unabhängigkeit nicht für eine Beziehung aufgeben und wo bin ich jetzt, kein Jahr später?“ Er setzte seine Brille wieder auf und kontrollierte den Look mit der Frontkamera seines Handys. „In einer Beziehung, in der ich nicht einmal arbeiten müsste und trotzdem alles hätte, was ich mir wünsche, und die offenbar genau das ist, worauf ich gewartet habe. Worauf Kazuki und ich gewartet haben, denn es geht ihm nicht anders. Nicht, dass ich mich von ihm aushalten lassen will, auf keinen Fall, ich würde auch ohne ihn zurechtkommen, aber... ich will gar nicht mehr ohne ihn sein."

„Du meinst also, ich soll einfach noch etwas Geduld haben?“

„Bei Tetsuo scheint mir Geduld genau das zu sein, was du brauchst. Er hat sicher seine Gründe, dass er sich damit so schwer tut und ich würde ihn auch nicht zu irgendetwas drängen wollen, er muss das erstmal für sich selbst verstehen und einordnen. Ich habe aber null Ahnung von Aromantik, außer dem, was ich hier und da gelesen habe...“

„Ja, wirklich viel weiß ich darüber auch nicht und ich will ja nicht, dass er morgen früh aufsteht und mir kitschige Liebesschwüre ins Ohr flüstert, das wäre gar nicht sein Stil.“ Hotaru seufzte und hielt aus Gewohnheit Ausschau nach einer freien Parklücke, auch wenn er gar nicht selbst fuhr, sondern Shiro, der ihrem Gespräch aufmerksam lauschte. „Wenn du Tetsuo irgendein Wort erzählst, Shiro...“

„Tu ich nicht. Das ist euer Ding und geht mich gar nichts an“, gab der Jüngere grinsend zurück. „Ich verstehe Tetsuo noch weniger als ihr, seine romantischen Gefühle oder die Abwesenheit davon waren nie Thema bei uns und er würde mich einen Kopf kürzer machen, wenn ich nur ein Wort ausplaudere. Diskretion ist das Wichtigste.“

„Ihr Phönixe seid besser ausgebildet als jeder Kobun im Anwesen... Da vorne ist es, halte einfach kurz, dann springen wir raus.“

„Kannst du die Tüte vom Optiker in Kazukis Wohnung bringen, Shiro?“ fragte Kou, bevor er ausstieg.

„Mache ich. Viel Spaß, meldet euch, wenn ihr abgeholt werden wollt.“

 

Nao empfing die beiden am Eingang zu dem modernen Gebäude, in dem er seit längerem mit Saburo wohnte, eine große Takeaway-Tüte in der bunt manikürten Hand.

„Perfektes Timing, ihr Süßen.“ Er begrüßte sie strahlend mit je einem Kuss auf den Mund. „Ihr seht wie immer großartig aus, ist die Brille neu, Prinzessin?“

„Ja. Ich brauchte unbedingt eine neue, also waren Kazuki und ich letztes Wochenende einkaufen.“ Kou hakte sich bei ihm unter und nahm ihm die Tüte ab, während sie zusammen zum Aufzug gingen. „Was hast du besorgt?“

„Oh, Verschiedenes. Ich wusste nicht, wie groß euer Hunger ist, also gibt es Yakisoba für jeden für uns und wenn das nicht reicht, Sushi von meinem Lieblingsladen. Ohne Fisch für dich, Kou, und die haben so unfassbar gute Mochi, hausgemacht“, antwortete er, kramte eine Schlüsselkarte aus seiner Handtasche und entsperrte damit den Aufzug, bevor er auf einen Knopf für das oberste Stockwerk drückte. „Ihr glaubt gar nicht, wie oft ich mich diese Woche schon vertan und auf den falschen Knopf gedrückt habe.“

Die Aufzugtüren öffneten sich nur wenig später zu einem mit hellen Marmorfliesen ausgelegten Eingangsbereich, der in einen Flur überging, an dessen Ende eine lebensgroße Replik von Donatellos David stand, dem jemand – wahrscheinlich Nao – eine weiße Federboa umgelegt hatte. Nao hing seine Handtasche auf einen Haken, den Kou und Hotaru etwas perplex ansahen, während ihr Freund aus seinen Schuhen schlüpfte.

„Ist was?“

„Nao... Ist das ein Penis?“ fragte Kou, als er seine Stimme wiedergefunden hatte.

„Ja, Penishaken, die sind großartig, nicht?“

„Äh... Hattest du die in der alten Wohnung auch?“ Hotaru sah fragend zu ihm.

„Nee, die alte Wohnung hat Sabu allein eingerichtet, ich bin da ja nur eingezogen, aber das hier... ist unser gemeinsames Ding, da sind wir hier und da ein wenig eskaliert...“ Nao grinste verschwörerisch. „Ich bin ja ein bisschen betrübt, nicht hier gewesen zu sein, als die Handwerker alles fertig gemacht haben. Ich hätte so gern ihre Gesichter gesehen.“

Kou und Hotaru folgten ihm kopfschüttelnd und staunend, nachdem sie ebenfalls ihre Schuhe ausgezogen hatten. Nao stellte die Tüte mit dem Essen in der Küche ab, die durch ein bodentiefes, breites Fenster hell erleuchtet war, die Schränke waren schwarz mit hellgrauer Arbeitsplatte in Betonoptik. Ein Kräuterregal bedeckte eine quadratische Fläche an der Wand neben dem Fenster und brachte zusammen mit einem bunten Obstkorb Farbtupfer in die sonst monochrom gehaltene Küche. Ein Durchgang führte in einen Essbereich, der an das gemütlich eingerichtete Wohnzimmer grenzte, das von einer Designer-Wohnlandschaft mit weißem Lederbezug dominiert wurde, auf der mehrere Personen gemütlich Platz fanden. Die Wand, an der man einen Fernseher vermuten würde, wurde von einem Schwarzweißfoto bedeckt, das einen liegenden Mann im Profil zeigte, der den Rücken durchgedrückt hatte und bis auf ein metallenes Halsband und mit Nieten besetzte Highheels nichts trug, Schritt und Gesicht lagen im Schatten, so dass nicht auf den ersten Blick ersichtlich war, wer das Model war. Kou blieb mit gerunzelter Stirn davor stehen, während Hotaru zur breiten, offen stehenden Terrassentür ging, um sich weiter umzusehen.

„Dein Ego hätte ich manchmal gerne, Nao... War es deine oder Saburos Idee, ein Aktfoto von dir ins Wohnzimmer zu hängen?“ fragte Kou seinen Mentor, der ihr Essen auf dem Glastisch vor dem Sofa anrichtete.

„Sabus. Ich habe es ihm mit einigen anderen zu unserem letzten Jahrestag geschenkt und irgendwann fragte er mich, ob ich ein Problem damit hätte, wenn er es auf eine Leinwand drucken lässt“, antwortete dieser. „Da habe ich aber nicht erwartet, dass es so groß wird. Den Rahmen habe ich ausgesucht.“ Er deutete auf den silbernen Barockrahmen, der eine verspielte Note hinzufügte.

„Ihr habt einen Pool? Was arbeitet dein Partner nochmal, Nao?“ rief Hotaru von draußen. Er stand am Rand des nicht gefüllten Beckens, das einen großen Teil der Terrasse einnahm.

„Er ist DJ und Musikproduzent bei einem kleinen Label, bei dem er seit Anfang des Jahres einer der Eigentümer ist. Deshalb auch das Upgrade der Wohnung, die alte war für uns beide etwas klein“, antwortete der Ältere. „Schau nicht so, Kou, ich weiß, dass die alte Wohnung nicht klein war, aber Sabu braucht ein funktionales Studio zuhause und ich ein ganzes Zimmer nur für meine Klamotten und Schuhe, in dem ich auch noch Platz zum Designen habe. Dazu haben wir jetzt endlich ein Gästezimmer, das Schlafzimmer ist großartig, das Bad ist komplett neu, wofür eine Wand raus musste und wir das Kinderzimmer geopfert haben, aber gut, niemand von uns braucht ein Kinderzimmer. Oh... und Sabu hat endlich seinen Pleasure Room, den er schon ewig wollte, der ist aber noch nicht fertig, weil er noch auf Lieferungen wartet.“

Kou ließ sich neben ihn aufs Sofa fallen. „Pleasure Room?“

Nao grinste vielsagend zur Antwort, klappte eine Box mit Yakisoba auf und stopfte sich eine größere Menge Nudeln in den Mund. Hotaru setzte sich auf Kous andere Seite und nahm sich ebenfalls eine Portion.

„Wozu braucht Saburo noch einen Raum für sich? Er kann sich doch auch hier Filme ansehen.“ Der Rothaarige deutete auf den Beamer, der an der Decke angebracht war, die dazugehörige Leinwand war einige Meter davon entfernt ebenfalls an der Decke montiert und ausfahrbar.

„Hotaru... Es ist immer wieder erstaunlich, wie unschuldig du bist“, sagte Kou grinsend.

„Was? Unschuldig? Ich? Wie meinst du das?“

„Oh, du bist so süß, Hotaru. Vielleicht sagt dir Playroom eher was?“ Nao stützte das Kinn auf seine Hand.

„Oh... OH! Jetzt verstehe ich es! Sagt das doch gleich“, jammerte Hotaru, der dunkelrot angelaufen war, weil das Kino in seinem Kopf eingesetzt hatte. „Ihr macht mich fertig. Können wir ihn trotzdem sehen?“

„Hmmm... Das muss Sabu entscheiden, der ist wirklich noch eine halbe Baustelle, nicht besonders spektakulär. Was schon da ist, steht gerade im Schlafzimmer und meinem Ankleidezimmer, das kann ich euch aber erst zeigen, wenn er wach ist, er hat bis Sonnenaufgang in Roppongi aufgelegt. Wir haben also noch Zeit zum Essen“, erklärte Nao.

Nach ihrem Mittagessen zeigte Nao ihnen Fotos vom Urlaub auf Hawaii, wohin Saburo ihn für seinen Geburtstag entführt hatte. Sehr viele zeigten ihn selbst in den knappsten Badehosen, die er offenbar hatte finden können, sein Partner war nicht auf vielen Fotos zu sehen, aber Kou wusste, dass er sich hinter der Kamera wohler fühlte als davor. Wenn sie die Tage nicht am Strand oder dem Pool ihres kleinen Ferienhauses verbracht hatten, waren sie unterwegs gewesen, um die Sehenswürdigkeiten zu erkunden und abends hatten sie die Clubs unsicher gemacht. Nao erzählte strahlend davon, er war zwar immer etwas aufgedreht und redete viel, doch der Urlaub hatte ihm und der Beziehung der beiden gutgetan.

 

„Aber genug von mir, wie läuft es bei euch?“ fragte Nao, nachdem er das Tablet weggelegt hatte.

„Hmm... Großartig, auch wenn ich zwei Tage diese Woche nicht sitzen konnte und Hotaru zumindest am Montag nicht“, antwortete Kou grinsend.

„Erinner mich nicht dran...“ Hotaru vergrub das Gesicht an Kous Oberarm und stöhnte frustriert, so dass er ihm mitfühlend über den Kopf streichelte.

„Bei Hotaru läuft es auch gut“, erklärte er auf Naos fragend erhobene Augenbraue. „Immerhin weiß Tetsuo jetzt, dass er total in ihn verschossen ist und er hat zumindest nichts dagegen.“

„Das klingt doch schonmal positiv. Warum konntet ihr nicht sitzen?“

„Kazuki und ich hatten unser erstes wirklich freies Wochenende und außer zum Shoppen haben wir es ausgiebig genutzt. Das hat Tetsuo und Hotaru wohl inspiriert...“

„Du hast immer noch Striemen auf dem Hintern, Kou... Ich bin ja schon froh, dass Tetsuo nur seine Hand benutzt hat, das war mehr als genug“, jammerte der Rothaarige.

„Striemen? Hose runter, Kou. Wir sind unter uns, also will ich es sehen“, verlangte Nao ernst.

Kou seufzte ergeben, stand auf und schob seine Shorts bis zu den Knien herunter, darunter trug er einen bequemen String, so dass Nao einen guten Blick auf seinen nackten Hintern hatte, ohne dass er sich komplett ausziehen musste. Er schauderte, als Nao die noch leicht dunkel verfärbten Striemen auf seiner Haut mit dem Finger nachfuhr, sorgsam darauf bedacht, ihn mit seinen Nägeln nicht zu kratzen.

„Das war keine Gerte, oder?“ fragte er schließlich.

„Dragon’s Tail. Nachdem er mich mit drei unterschiedlichen Floggern soweit gebracht hat, dass ich darum gebettelt habe, mir wehzutun.“

Nao ließ ein anerkennendes Grummeln hören, drückte einen sanften Kuss auf seine Haut und tätschelte seinen Po, bevor Kou die Hose wieder hochzog und sich zwischen sie setzte. Sie kamen nicht dazu, Hotarus Tetsuo-Dilemma weiter zu besprechen, da Saburo gähnend ins Wohnzimmer geschlurft kam, nur mit schwarzen Boxershorts bekleidet. Die längeren schwarzen Haare mit dem Undercut, der sich von den Seiten bis zum Hinterkopf zog, hatte er zu einem unordentlichen Knoten gebunden, an den Wangen über dem gestutzten Bart, der Kinn und seinen kantigen Kiefer bis zu den Ohren bedeckte, und auf der Oberlippe waren einige dunkle Stoppeln zu sehen.

„Waren wir zu laut, Sabu-Schatz?“ fragte Nao besorgt.

„Nein, mein Wecker“, antwortete er etwas grummelig, seine Miene hellte sich jedoch auf, als er die drei auf dem Sofa sitzen sah. Er ging zu ihnen, beugte sich zu Nao herunter und küsste ihn innig, während er ihn an seinem schmalen Halsreif festhielt. „Guten Morgen, Cupcake...“

„Guten Morgen... Hast du gut geschlafen?“ Er kraulte die Haare auf seiner Brust.

„Sehr gut. Hallo Kou.“ Saburo begrüßte ihn mit einem sanften Kuss auf den Mund, Hotaru bekam einen auf die Stirn. „Dich kenne ich noch nicht, aber du bist sehr niedlich.“

„Das ist Hotaru, ich habe dir von ihm erzählt“, klärte Nao ihn auf.

Hotaru fehlten für einen Moment die Worte, die Begrüßung irritierte ihn ein wenig, ebenso wie Saburos ganze Erscheinung. Er wusste nicht, was er überhaupt erwartet hatte, aber aus irgendeinem Grund keinen breit gebauten, eins neunzig großen Kerl mit Bart, fluffig weich aussehender Brustbehaarung und sanften Augen.

„Äh... Guten Morgen, Saburo-san“, begrüßte er ihn perplex, er wusste nicht einmal seinen Nachnamen.

„Saburo reicht aus. Fühlt euch ganz wie zuhause und lasst euch von mir nicht stören. So wie Nao aussieht, kann er es kaum erwarten, mit seinem Kleiderschrank...zimmer anzugeben. Nicht wahr, Liebling?“

„Du kennst mich zu gut. Dein Frühstück steht im Kühlschrank“, gab Nao grinsend zurück. „Du bringst Hotaru ganz durcheinander, zieh dir was an. Nicht, dass er vor so viel Männlichkeit noch seinen blonden Mitbewohner vergisst.“

„Ich glaube kaum, dass man den vergessen kann. Hast du später ein paar Minuten für mich, Kou?“ fragte Saburo höflich.

„Klar. Wir sind ja noch den ganzen Tag hier und je nachdem, wie Nao uns noch abfüllt, auch länger.“ Kou legte einen Arm um Naos Schultern und lehnte den Kopf an seinen. „Meinetwegen musst du dich aber nicht anziehen, das da ist vollkommen ausreichend.“

„Frech. Ich sollte das deinem Partner bei der nächsten Gelegenheit wohl erzählen, hm?“ Er strich mit den Fingern durch Kous offene Haare.

„Dann nimmt er das nächste Mal wirklich die Gerte. Nicht, dass mich das stören würde...“ Er schmiegte sich kurz an seine Hand und grinste ihn frech an. „Aber nicht dafür, gucken darf ich, solange ich zuhause esse.“

„Brav. Wir reden später, ich brauchte erstmal Kaffee und Frühstück.“

Saburo gab Nao noch einen Kuss, dann ließ er sie allein, um in der Küche herumzuklappern.

Hotaru atmete geräuschvoll aus, er hatte gar nicht mitbekommen, dass er die Luft angehalten hatte, und ließ sich nach hinten gegen die Sofalehne sinken. „Also... Wow... Da hast du echt einen guten Fang gemacht, Nao.“

Nao prustete lauthals los und kicherte über Hotarus Aussage, bis ihm die Tränen kamen. „Hihihi, entschuldige, aber... in dem Fall war eher ich der Fang und Kou die Angel.“

Kou reichte ihm ein Taschentuch, damit er sich die Wangen trocknen konnte. „Nao hat Saburo durch mich kennengelernt oder eher durch ehemalige Kommilitonen von mir, die an der Musikfakultät waren, an der Saburo auch studiert hat. Er hat ihre Debütsingle produziert und sie brauchten einen bezahlbaren Stylisten und Klamotten für ein Musikvideo. Da sie wussten, dass ich in der Richtung mehr Kontakte habe, haben sie mich gefragt, ich habe Nao gefragt und es hat keine Woche gedauert, bis die zwei nach dem Dreh was laufen hatten, das ist etwa fünf Jahre her.“

„Hast du irgendwo Wingman auf deiner Seele stehen, Kou?“ Hotaru legte den Kopf schief und sah ihn amüsiert an. „Wen hast du alles verkuppelt? Deinen Bruder und deine Schwägerin, Nao und Saburo, irgendwie Tōru und Izumi und wenn du Tetsuo nicht so den Kopf gewaschen hättest, wären wir auch nicht da, wo wir jetzt sind...“

„Oh, sicher noch mehr, die du nicht kennst. Kou ist der beste Wingman, den man sich vorstellen kann, nicht wahr, Prinzessin?“ Nao schlang die Arme um ihn und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange. „Dafür bin ich dir auf ewig dankbar.“

Chapter Text

Ren, der Shiro bei allen möglichen Aufgaben assistierte, brachte die Geschäftspartner nach unten, mit denen Kazuki zuvor seit dem späten Vormittag über eine Beteiligung an verschiedenen Projekten verhandelt hatte. Knallhart, wie immer, doch am Ende waren alle zufrieden gewesen und hatten sich höflich verabschiedet. Tetsuo nahm sein privates Handy in die Hand und deaktivierte den Flugmodus, den er vor dem Meeting eingeschaltet hatte, damit es keine Störung gab. Es dauerte nicht lange, bis es mehrfach hintereinander vibrierte, da einige Nachrichten eingingen, die er offenbar verpasst hatte. Kazuki sah ihn fragend an, als er sich neben ihn auf das kleine Sofa fallen ließ und die Nachrichten öffnete.

 

Hotaru [12:34]: Der Aufzug zum Penthouse muss mit einer Keycard entsperrt oder von oben freigegeben werden. Hier kommt niemand rein, der nicht hier sein soll.

 

Hotaru [15:41]: Hast du Kou und Nao schon einmal zusammen erlebt? Die sind völlig irre T_T

 

„Offenbar haben sie Spaß und die Wohnung ist in etwa so sicher wie deine“, erklärte der Blonde mit Blick auf Hotarus halb verzweifelte Nachrichten. Eine weitere Nachricht folgte, diesmal mit Bildanhang.

Kazuki ließ einen leisen Pfiff hören, als er es sah. Hotarus Beine lagen angewinkelt auf der hinteren Lehne einer schwarzen Tantraliege, die Füße steckten in einem Paar raffinierter Plateaupumps, die über und über mit schwarzen Federn dekoriert waren. Das Foto hatte er offenbar nicht selbst gemacht, wenn man den Winkel berücksichtigte. Kurz darauf folgte ein zweites Bild, Hotarus Beine lagen noch an derselben Position wie zuvor, doch war Kou zu ihm auf die Liege gestiegen, die Knie angewinkelt, so dass die Fersen an seinen Hintern gedrückt waren, der von funkelnden Glitzershorts bedeckt war, die Schuhe ähnelten denen von Hotaru, nur dass sie weiß waren. Im Hintergrund standen Cocktailgläser auf einer Kommode.

„Das sieht durchaus nach Spaß aus...“ sagte Kazuki amüsiert.

„Du lässt ihm das durchgehen?“

„Solange es bei harmlosen Albereien bleibt, ja. Kou weiß, was er darf und daran hält er sich und du weißt, dass er bei seinen Freunden keine Hemmungen hat. Und du musst zugeben, dass das ein sehr heißer Anblick ist... Bist du etwa eifersüchtig, kleiner Bruder?“

Tetsuo schnaubte empört, dann schob er das Handy in seine Tasche. „Ich bin nicht eifersüchtig. Hotaru kann tun und lassen, was er will und es war abzusehen, dass Nao sie abfüllt und sie sich einmal durch seinen Kleiderschrank probieren, wenn sie dort sind.“

„Abendessen bei Wada? Besprechungen wie diese machen hungrig und du wirst unleidlich, wenn du zu wenig gegessen hast“, schlug Kazuki vor und stand auf. „Wir müssen auch nicht den Abend zuhause sitzen, wenn die beiden nicht da sind. Wir waren länger nicht in Ginza, um dort nach dem Rechten zu sehen.“

„Das klingt nicht schlecht... Fährst du?“ Tetsuo legte den Kopf in den Nacken und grinste ihn an. „Was machst du da?“

Kazuki tippte schmunzelnd auf seinem Handy herum. „In meinen Kalender eintragen, dass du mich ernsthaft gefragt hast, ob ich fahre, statt darauf zu bestehen, dass du es tust, weil das dein Job sei. Sonst geht es dir gut?“

„Ja, großartig. Ginza sollte sicher genug sein, dass das nicht nötig ist und zur Not kann uns ein Phönix nach Hause fahren.“

 

„Naolein, was ist mit dem ganzen Kram da?“ Kou lag bäuchlings über der höheren Lehne der Tantraliege, nachdem Hotaru unter ihm herausgepurzelt war, er deutete auf zwei mobile Kleidungsständer, die voll mit den unterschiedlichsten Sachen hingen. Sie standen neben Naos treuer Nähmaschine, mit der er seine eigenen Kreationen verwirklichte.

„Aussortiert, weil ich fett geworden bin, Prinzessin, das passt mir alles nicht mehr“, antwortete Nao, der eine neue Runde Cocktails an seine Gäste verteilte und Kous Hintern tätschelte, der immer noch in den Glitzershorts steckte.

„Wo bist du fett geworden? Das ist allerhöchstens ein bisschen Wohlfühlspeck, der steht dir.“ Er strich mit der flachen Hand über Naos weichen Bauch. „Was hast du mit den aussortierten Sachen vor? Spenden?“

„Hmmm... Das meiste davon ist nicht zum Spenden geeignet. Ihr könnt euch gerne etwas aussuchen.“

Hotaru stakste auf den ungewohnt hohen Schuhen durch den Raum und sondierte die Auswahl. Aus einem Lautsprecher dudelte Naos Pride Playlist, die so wunderbar zu den Cocktails und ihrer ausgelassenen Stimmung passte. Kou hatte die Highheels schon wieder ausgezogen, da er damit keinen halben Meter laufen konnte, rutschte von der Liege und tänzelte barfuß mit seinem Glas in der Hand zwischen der Kommode in der Mitte und den deckenhohen Schränken hindurch. Er zog Nao an der Hand mit sich, so dass sie bald herumalbernd zu RuPaul durch den Raum tanzten. Sie wurden erst unterbrochen, als sie gemeinsam gegen Saburo prallten, der unbemerkt hereingekommen und neben dem Durchgang zum luxuriös ausgestatteten Schlafzimmer stehengeblieben war.

„Oh...! Sorry!“ entschuldigte sich Kou kichernd und hielt sein Glas zur Seite, damit er ihm den Inhalt nicht über das T-Shirt kippte.

„Upsi!“ Nao schlang einen Arm um die Taille seines Partners, streckte sich und küsste ihn auf die Wange. „Brauchst du was, Sabu-Schatz?“

„Mhm... Kou.“ Saburo sah die drei nacheinander an. „Was habt ihr da eigentlich an?“

„Oh, hmm... Hotaru stehen die Schuhe wirklich gut, oder?“ lenkte Nao ab, um nicht auf ihre wild zusammengewürfelten Outfits einzugehen, die im Großen und Ganzen nur aus glitzernden Shorts in unterschiedlichen Farben und bauchfreien oder transparenten Oberteilen bestanden.

„Sehr gut. Kannst du darin laufen, Hotaru?“

Hotaru drehte sich zu ihnen um und lief ein paar etwas steife Schritte in ihre Richtung. „Hmm... Naja, mit etwas Übung sicherlich. Ist länger her, dass ich so hohe Absätze anhatte. Die sind aber nicht unbedingt mein Stil.“

„Wozu brauchst du mich, Saburo?“ fragte Kou, der sich leicht schwankend an seinen Arm schmiegte. „Du hast hoffentlich keinen geheimen Schweinkram mit mir vor.“

Saburo lachte laut über seine Aussage, schlang den Arm um seine Taille und stabilisierte ihn. „Nein, ganz sicher nicht. Ich will mich auch nicht unbedingt mit deinem Partner anlegen. Fühlst du dich fit genug, dass wir etwas besprechen können?“

„Klar. Mit einem Kaffee umso mehr, lassen wir die zwei allein und besprechen diese furchtbar geheimen Dinge, die du besprechen willst.“

„Er will nur ein neues Logo von dir, Kou, das ist nichts Geheimes“, erklärte Nao grinsend.

„Doch, sowas ist furchtbar geheim bis ich damit fertig bin. Du weißt aber schon, dass ich sehr viel zu tun habe und meine Preise für Logos gestiegen sind?“

„Mhm und du weißt, dass ich jeden Preis zahle, den du verlangst, Kleiner“, entgegnete Saburo, dann zog er ihn sanft mit sich, während Nao und Hotaru sich weiter damit beschäftigten, die aussortierten Klamotten durchzusehen.

 

Saburo füllte einen großen Becher mit Kaffee für Kou, dann führte er ihn in sein schallgedämmtes Studio, wo sie es sich auf dem kleinen Sofa dort bequem machten. Der Künstler trank wohlig einen großen Schluck und genoss für einen Moment die Bitterkeit, die etwas gegen den Alkohol in seinem Kopf wirkte, so dass er wieder klarer denken konnte.

„Stimmt etwas nicht mit dem Logo, das ich dir letztes Jahr entworfen habe?“ fragte er besorgt.

„Damit ist alles in Ordnung, keine Sorge“, beruhigte der Ältere ihn. „Tut mir leid, dass ich mir diese Geschichte ausdenken musste, aber Nao darf nicht wissen, was wir besprechen.“

„Du hast Geheimnisse vor Nao? Das ist aber ganz was Neues.“ Kou rutschte näher zu ihm und sah ihn mit funkelnden Augen an. „Erzähl mir mehr.“

„Nur eine Überraschung für ihn, bis dahin muss es ein Geheimnis bleiben.“ Saburo seufzte und drehte den Ring an seinem linken Ringfinger, der einem Ehering so ähnlich war und doch keiner war. „Du weißt wahrscheinlich schon, dass Nao sich in den Kopf gesetzt hat, zu warten, bis die Regierung sich endlich dazu durchgerungen hat, jedem Paar die Ehe zu ermöglichen, nicht nur Heteros, aber das kann noch Jahre dauern... Ich war so kurz davor, in auf Hawaii zum nächsten Standesamt zu tragen, um ihn dort zu heiraten, aber es hätte ihn unglücklich gemacht, weil er mindestens seine engsten Freunde dabei haben will“, führte er aus.

„Hmm... Ja, er meinte nach dem Pride, dass er zu viele Freunde hat, so dass es zu teuer werden würde, alle dafür ins Ausland zu fliegen... Und du hast auch nicht wenige Freunde und Bekannte, die dir wichtig sind“, sagte Kou verständnisvoll.

„Meinetwegen muss keiner von denen anwesend sein, die Feier kann man nachholen. Ich will nur... Ich will, dass er abgesichert ist, egal für welchen Fall. Ich will es nicht beschwören, aber sollte mir irgendetwas passieren, es reicht schon, dass ich nach einem Gig über ein Kabel stolpere und unglücklich falle, dann hat er keine Rechte mich betreffend und alles, was mir gehört, erbt irgendwer aus meiner Familie.“ Saburo verschränkte die Hände auf dem Schoß. „Nao ist meine Familie, nicht die, bei denen ich aufgewachsen bin. Sie haben mich immer unterstützt, aber die meisten von ihnen habe ich seit Jahren nicht gesehen.“

„Ich verstehe... Was ist dein Plan?“ Der Jüngere drückte sanft seine Hand.

„Hanabi... uhm... Takashi hat angeboten, die nötigen Papiere für das Partnerschaftszertifikat vom Bezirksamt mitzubringen, er arbeitet dort und wir wissen alle, dass Nao sich mit Händen und Füßen wehren würde, dafür dorthin zu gehen. Die haben ihm damals schon genug Probleme gemacht, als er die Genehmigungen für seinen Laden brauchte...“

Kou nickte. „Das war wirklich nicht schön. Geht das denn, wenn Hanabi die Papiere einfach so mitbringt?“ fragte er, bewusst den Dragnamen von Naos Kumpel benutzend, da er ihn so kennengelernt hatte.

„Ja, er hat die Befugnis dazu, das durchzuführen, es müssen ja nur Unterschriften drauf und ein Stempel der Stadt, sobald alle Einverständniserklärungen vorliegen.“

„Gibt’s da irgendwelche Probleme?“

„Nein. Ich habe alles, was ich brauche, außer Nao, der dazu bereit ist. Wobei das falsch ist, er ist mehr als bereit dazu, aber er steht sich mit seinem Perfektionismus selbst im Weg. Ich würde ihm gerne die Traumhochzeit ausrichten, die er sich wünscht, seit er ein Kind war, aber das können wir nachholen, bis dahin muss er sich mit der Sparversion begnügen.“ Saburo grinste kurz, weil Kou unruhig auf seinem Platz herumrutschte und gespannt darauf wartete, dass er ihm seinen Plan enthüllte. „Wenn die Wohnung komplett fertig ist, es stehen noch einige Renovierungen aus, vor allem die Terrasse muss in den nächsten Wochen noch bearbeitet werden, wollen wir eine Einweihungsparty für unsere Freunde ausrichten. Also Naos Drag-Clique, die Mädels, die für ihn arbeiten, du, Hotaru und eine Handvoll meiner Freunde und Musikkollegen, Partner sind gerne gesehen. Und ich dachte mir...“

„Wenn sowieso alle da sind, könnt ihr bei der Gelegenheit auch heiraten? Also... das Zertifikat ausstellen lassen“, vervollständigte Kou seinen Satz.

„Genau, aber das kriege ich nicht allein hin. Nao wird die ganze Party planen wollen, also kriegt er alles mit, was ich zusätzlich mache, dafür brauche ich euch. Deko, Essen, was man so braucht... Und wir müssen das in die Wohnung kriegen, ohne dass Nao davon Wind bekommt.“ Er rieb sich das bärtige Kinn. „Bist du dabei?“

„Aber natürlich. Darf ich Hotaru einweihen?“

„Unbedingt. Ich kenne ihn zwar erst seit heute, aber Nao hat schon viel von ihm erzählt und er ist ihm wichtig. Meinetwegen könnt ihr auch euren Partnern davon erzählen, die werden sicher nichts ausplaudern und dann wissen sie, was sie erwartet, falls sie euch begleiten.“

„Kazuki kommt sicher mit, wenn ich ihm rechtzeitig davon erzähle. Wann soll das stattfinden?“ Kou kramte sein Handy aus dem Hosenbund und öffnete seinen Kalender.

„Am ersten Augustwochenende, bis dahin sind es noch zwei Monate und genug Zeit, alles fertigzustellen.“

„Wenn Kazuki und ich es schaffen, arbeiten wir an Wochenenden tatsächlich nicht und haben Zeit für sowas. Aber ob wir Tetsuo als Hotarus Partner bezeichnen können... Dafür würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen, es ist ein bisschen kompliziert mit den beiden“, gab er grinsend zurück.

„Nur klebt Tetsuo an deinem Partner wie ein Schatten, für die Planung ist es einfacher, ihn als Hotarus Begleitung zu deklarieren...“

„Auch wieder wahr. Du weißt gut Bescheid, Saburo.“

„Onodera ist kein Unbekannter, selbst in der Szene nicht. Wir sind uns schon öfter über den Weg gelaufen und da war Tetsuo immer in seiner Nähe, auch wenn wir bisher noch nicht wirklich miteinander Kontakt hatten“, erklärte der Ältere.

„Wie ich Hanabi kenne, haben die Mädels eine Planungsgruppe erstellt, oder? Ich schreibe ihm später oder morgen, dass er mich einplanen kann.“ Kou leerte seinen Kaffee. „Und wie halten wir die Fassade aufrecht? Nao erwartet jetzt sicher, dass ich dir ein neues Logo entwerfe. Soll ich das Alte ein wenig überarbeiten?“

„Wenn du etwas daran findest, das du für verbesserungswürdig hältst. Schreib mir dann eine Rechnung, ja?“ Saburo lehnte sich erleichtert im Polster zurück.

„Wir kriegen das schon hin und Nao wird sich unheimlich freuen, glaub mir. Und heulen, furchtbar viel, wahrscheinlich wir alle, aber das ist es wert.“ Kou drückte ihn fest und küsste ihn auf die Wange. „Ich sollte die beiden nicht zu lange warten lassen, wenn ich mich nicht irre, hat Nao vorhin das Heißwachs aus dem Bad geholt und uns geschickt mit Cocktails abgelenkt. Ich ahne schlimmes...“

„Ihr überlebt das schon. Wenn ich das aushalte, dann ihr erstrecht“, entgegnete er grinsend, schwieg sich aber darüber aus, an welcher Körperstelle Nao mit dem Wachs experimentiert hatte. „Nao hat sich für heute Abend Pizza gewünscht, gibt es irgendetwas, das ihr nicht mögt?“

„Dass ich keinen Fisch esse, weißt du, sonst gibt’s da keine Einschränkungen.“ Er stand auf und streckte sich. „Bis später, ich gehe Hotaru retten.“

 

Hotaru saß schmollend auf dem Sofa im Wohnzimmer, einen Eisbeutel auf dem Schoß, die Haut an den Oberschenkeln war leicht gerötet.

„Kou!“ jammerte er. „Wo warst du so lange? Nao ist wirklich ein Monster und... bleib mir weg mit dem Wachs!“

„Papperlapapp, da ist noch eine Stelle, die wir übersehen haben“, sagte Nao gelassen, hielt Hotarus Fuß fest und strich summend mit einem Spatel warmes Wachs auf sein Schienbein. „Du willst das doch nicht so lassen, oder?“

„Das hast du vor einer halben Stunde auch schon gesagt, als du bei meinem Oberschenkel angefangen hast...!“ Er drückte sich jammernd ein Kissen aufs Gesicht und quiekte, als der Ältere den Stoffstreifen ruckartig abzog.

„So... Babyglatt.“ Nao strich mit den Fingerspitzen darüber. „Überall.“

„Überall? Wo habt ihr nach den Oberschenkeln weitergemacht?“ fragte Kou neugierig und ließ sich neben Hotaru aufs Sofa fallen, dann nahm er einen Schluck aus dem Glas seines Bodyguards.

„Da wo du schon gelasert bist. Stoppeln sind da echt nicht toll, Hotaru. Das piekt doch. Und vorne rum.“

„Ich hätte mich doch noch drum gekümmert... morgen oder so...“ Hotaru kuschelte sich an Kou und ließ sich von ihm den Kopf kraulen.

„Du bist wirklich süß, wenn du angetrunken bist, Arulein, aber du jammerst wegen etwas Wachs und hast den ganzen Rücken und die Arme tätowiert? Das hat doch sicher mehr wehgetan...“

„Jein... Anders. Da war ich auch nicht betrunken... Der Horishi schickt jeden weg, der nicht nüchtern ist“, antwortete er.

„So!“ Nao klatschte in die Hände, woraufhin die beiden auf dem Sofa zusammenzuckten. „Runter mit der Hose, Kou, du bist dran. Du hast dir den Rest sicher noch nicht lasern lassen.“

„Wa... Nao! Da ist nichts, das ist alles glatt genug!“ Kou zog die Knie an und presste die Hände in seinen Schritt, um ihn vor seinem Wachs zu schützen.

„Aha... Und das hier? Stoppeln an deinen Beinen?“ Er strich mit den Fingerspitzen über seinen Unterschenkel.

„Ich hatte noch keine Zeit...“ Der Schwarzhaarige stöhnte frustriert, als er die warme Paste auf seiner Haut spürte.

„Ich kann euch auch die Nummer meiner Dermatologin geben, die kümmert sich gerne darum. Dauerhaft. Manchmal gibt’s auch Gruppenrabatt, also wenn ihr noch stoppelige Bekannte habt... Tōru und Izumi?“

„Du bist wirklich ein Sadist, Nao...“ Kou ließ sich ebenso schmollend wie Hotaru von seiner Hose befreien, so dass er nur noch sein Shirt trug.

„Ach was... Ich bin nur darauf bedacht, dass meine liebsten Freunde gut aussehen und ihre Haut nicht mit ewigen Rasuren belasten. Ist das ein Rasierpickel, Prinzessin?“

„Der ist winzig, kaum vorhanden...“

„Nao, wo hast du die Hefe...“ Saburo kam aus der Küche ins Wohnzimmer und blieb irritiert stehen, weil sein Partner mit konzentriertem Gesichtsausdruck zwischen Kous Beinen hockte und Wachs auf seinen Lendenbereich auftrug. „Mach dir nichts draus, ich finde sie auch so, Cupcake.“ Er drehte sich um und ging kopfschüttelnd zurück in die Küche.

„Weißt du, Prinzessin... dafür, dass du dich gerade so beschwerst, gefällt dir das ein bisschen zu gut. Reiß dich zusammen“, feixte Nao, dann tippte er Kous halbe Erektion mit dem Fingernagel an.

„Fass ihn doch nicht noch an... ugh... Das ist so peinlich, echt mal...“ jammerte er, lehnte den Kopf zurück und verbarg sein dunkelrot angelaufenes Gesicht hinter seinen Händen, während Nao jedes noch so kleine Härchen entfernte, das er fand. Was das Wachs nicht erwischte, zupfte er mit einer Pinzette aus.

„Perfekt. Da werden sich eure Tops freuen“, sagte der Ältere grinsend, dann räumte er alles zusammen, um Platz für das von Saburo zubereitete Abendessen zu machen.

„Tetsuo ist kein Top... Nicht immer jedenfalls“, widersprach Hotaru, schob sich den nur noch kühlen Eisbeutel in die Hose, damit er die Hände frei hatte und nahm dankend einen gefüllten Teller von Saburo entgegen.

„Versatile? Das habe ich nicht erwartet, also auch wenn Kou mir von seinem speziellen Geburtstagsgeschenk erzählt hat, dachte ich, dass das eine einmalige Sache gewesen war...“ Nao las die grüne Peperoni von seinem Pizzastück herunter und schob sie auf Saburos Teller neben sich.

„Für mich war es das, für ihn... nicht unbedingt“, entgegnete Kou schmunzelnd. „Aber davon kann Hotaru mehr erzählen als ich.“

„Naja... Was soll es da zu erzählen geben? Wir sind da beide flexibel, also je nach Laune.“ Hotaru zuckte mit den Schultern, weil er nicht wusste, was er dazu noch sagen sollte. Der Alkohol von Naos exzellenten Drinks hatte sein Hirn etwas matschig gemacht, umso mehr freute er sich über die Stärkung, da es abzusehen war, dass Nao noch mehr seiner Kreationen an ihnen testen würde.

Saburo legte einen Arm um die Schultern seines Partners und flüsterte ihm etwas ins Ohr, das ihn breit grinsen und nicken ließ.

„Da ich euch vorhin so gequält habe, wird der Rest von Naos Beauty-Programm angenehmer, versprochen. Peeling und Dusche, um die kleinen Wachsreste zu entfernen, danach... hmm... ist der Whirlpool schon einsatzbereit, Schatz?“ Er schaute zu ihm.

„Bis ihr damit fertig seid auf jeden Fall, ich kümmere mich darum. Also... Wenn ihr wollt“, sagte Saburo mit Blick zu Kou und Hotaru, die innerhalb von Sekunden ihre etwas angefressene Laune wegen Naos Waxing-Party über Bord warfen und ihn mit leuchtenden Augen ansahen.

„Whirlpool? Unbedingt! Wenn wir schonmal hier sind, oder...?“ Kou lehnte sich an Hotaru, der hastig nickte, bis sich alles drehte und er sich an seinem Schützling festhalten musste, damit er nicht vom Sofa rutschte.

Nao sprang von seinem Platz auf, nachdem alle satt waren. „Großartig! Dann los! Das dauert sicher eine Weile, Sabu-Schatz, du musst dich nicht hetzen.“

„Hmmm... Viel Spaß und lass deine Finger bei dir, Cupcake.“

„Nur ein bisschen!“ Er nahm Kou und Hotaru an den Händen, dann zog er sie mit sich ins geräumige Bad.

 

Das Wasser im neuen Whirlpool auf der Terrasse dampfte und blubberte, als die drei gepeelt und frisch geduscht nach draußen kamen. Mit strahlend frischer Gesichtshaut, da Nao jedem nach dem Peeling eine Feuchtigkeitsmaske aufs Gesicht gepinselt hatte, damit sie entspannt, gepflegt und immer noch beschwipst den Abend ausklingen lassen konnten. Saburo mixte eine weitere Runde Cocktails, während sie sich wohlig seufzend ins warme Wasser setzten, das durch mehrere einstellbare LED im Becken beleuchtet war, die Ecke, in der es stand, war mit Lichterketten dekoriert, die ein warmes Licht zauberten.

„Daran könnte ich mich gewöhnen... Kazuki sollte sich genau so ein Teil in den Garten stellen, aber ich glaube, er will den Platz dort lieber für sein Training nutzen“, murmelte Kou leise.

„Tetsuos Badewanne hat eine Whirlpool Funktion, du kannst immer vorbeikommen, wenn du sowas brauchst, Kou“, sagte Hotaru, der bis zum Kinn im Wasser versunken war, den Kopf an den Rand gelehnt.

„Ich komme darauf zurück, aber unter freiem Himmel ist das so viel besser...“

„Ich sehe schon, du verbringst den Sommer bei uns, Kou?“ scherzte Saburo, der mit einem Tablett und vier vollen Gläsern zurückkam, das er auf einem kleinen Tisch abstellte, bevor er sich von seinen Shorts trennte, um ihnen Gesellschaft zu leisten.

„Mhm... Ist das neu?“ Kou folgte ihm mit den Augen, den Blick auf die Piercings in seinem Penis gerichtet.

„Nicht so neu, aber du kennst es noch nicht, glaube ich.“ Er deutete auf das Ampallang-Piercing, das horizontal durch seine Eichel gestochen war und das Prince Albert-Piercing mit dem rund 6 Millimeter dicken Ring ergänzte, bevor er sich setzte. „War Naos Idee.“

„Die beste Idee, die ich seit Jahren hatte.“ Nao rutschte zwischen seine Beine, kuschelte sich mit dem Rücken an seine Brust und strich mit den Fingern über seine mit Tribals tätowierten Oberarme, die er sanft um ihn legte. „Sag mal, Prinzessin... Was hast du an deinem Geburtstag vor?“

Kou seufzte laut. „Ich habe keine Ahnung. Es ist mitten in der Woche, ich will mir den Tag freihalten, aber ich kann nicht von meinen Freunden verlangen, sich freizunehmen...“

„Ach Unsinn, für dich tun wir das alle gern. Soll ich dir mit der Planung helfen?“ bot er an. „Alkoholfreie Cocktails, unter der Woche muss sich keiner abschießen und wir haben einfach nur ein bisschen Spaß und feiern dich.“

„Würdest du? Das nimmt mir wirklich... so viel Druck ab, Danke, Naolein.“ Er rutschte nach vorn, stützte sich auf Naos Oberschenkeln ab und küsste ihn auf die Wange.

„Mach ich doch gern, Süßer.“

Ein Handy piepte, es war Kous, das er auf den Tisch neben dem Whirlpool gelegt hatte. Hotaru streckte sich, um es aufzuheben und ihm zu geben, damit er die eingegangene Nachricht lesen konnte, nachdem er sich wieder gesetzt hatte, einen himmelblauen Cocktail in der anderen Hand.

 

Kazuki [23:04]: Geht’s euch gut? Es ist unüblich für dich, einen ganzen Tag nichts zu posten.

Kou [23:06]: Stalkst du mich? ( ̄ω ̄;)

Kazuki [23:06]: Nein, aber 0 Benachrichtigungen von Kou sind selten. ;)

 

„Kann ich ein Foto von uns machen? Kazuki fragt, ob es uns gut geht“, fragte er die anderen.

Hotaru hob einen Daumen, nuckelte an seinem Strohhalm, die Arme auf dem Rand verschränkt und ließ sich von den Blubberblasen tragen, so dass sein Hintern halb aus dem Wasser ragte. Nao und Saburo kuschelten grinsend in der Ecke, in der sie es sich bequem gemacht hatten und hatten auch keine Einwände, so dass Kou sich etwas streckte, um mit einem Bild alle vier zu erfassen, breit grinsend und zwinkernd, sein Glas drückte er sich an die Wange.

 

Kou [23:10]: So gut geht es uns (^_<)〜☆

Kou [23:11]: Allzu lange wollten wir aber nicht mehr bleiben, bevor Hotaru noch ertrinkt und SabuNao Schweinkram machen. Ist Shiro noch wach?

 

„Ooooh, ist der heiße Typ Naos Partner?“ fragte Izumi, der sich neugierig über die Lehne des Sofas beugte, auf dem Kazuki und Tetsuo bei ihrer Runde durch ihre Clubs in Ginza gelandet waren. Aus irgendeinem Grund endeten diese Abende oft im Lemon, Kazuki mochte die Atmosphäre dort und Yagate war einer der besten Barkeeper, die für ihn arbeiteten.

„Ja, Saburo“, antwortete Kazuki schmunzelnd. Kou hatte offensichtlich Spaß, er war sich für den Moment nur nicht sicher, ob er nicht ein wenig zu viel Spaß hatte.

„Mit dem würde ich auch gern mal baden... Hyah!“ Er rutschte vornüber, weil Shinya ihm im Vorbeigehen fest auf den Hintern geschlagen hatte und ihn herausfordernd angrinste, als er sich empört zu ihm umdrehte.

„Da hat wohl jemand was dagegen, hm?“ Kazuki zupfte einen Fussel von Izumis Hemdkragen. „Lass dich nicht von uns ablenken, hattest du nicht Gäste heute, Izumi?“

„Oh ja... Grüß Kou und Hotaru von mir, ja?“ Er schlang von hinten die Arme um ihn, um in seiner Rolle zu bleiben, da im Club niemand außer Shinya von seiner Verbindung zu Kazuki wusste, dann sah er zur Seite, wo Tetsuo mit einem Glas Whiskey in der Hand saß. „Tetsuo sieht nicht mehr so fit aus, geht’s ihm gut?“

„Zu gut wahrscheinlich. Ich bringe ihn nach Hause, unterwegs sollte ich die anderen beiden Saufnasen abholen.“ Der Ältere kraulte Izumis Hinterkopf, bis dieser ihn mit einem leisen Schnurren wieder losließ. Seinetwegen durfte jeder wissen, dass er unter seinem Schutz stand, was andere hineininterpretierten, war ihnen beiden ziemlich egal, für Izumi hatte es nur Vorteile.

„Es geht mir gut, Aniki, wirklich“, widersprach Tetsuo seinem Plan.

„Das sehe ich. Trink aus, bevor Yagate dir einen Kaffee machen muss“, drohte er ihm grinsend.

Kazuki stand auf, nachdem Izumi sich verabschiedet hatte und weiter zu seinen wartenden Stammgästen ging, um sie für den Rest des Abends zu unterhalten. Tetsuo leerte grummelnd sein Glas, um dann leicht schwankend aufzustehen. Der Dunkelhaarige hielt ihn im Auge, als sie zusammen nach draußen gingen, nachdem er sich vom Geschäftsführer des Clubs verabschiedet hatte. Er hatte den dunkelroten Porsche nicht weit entfernt geparkt, für ihn gab es immer einen Parkplatz in der Nähe seiner Clubs.

 

Kazuki [23:30]: Verzeih, ich wurde von Izumi abgelenkt. Wir holen euch selbst ab, Shiro ist noch in Shinjuku unterwegs.

Kou [23:31]: Okay! Bis dann! (つ≧▽≦)つ

 

Es dauerte etwas, bis jemand auf Kazukis Klingeln reagierte und den Aufzug für ihn freischaltete, damit er bis ins oberste Stockwerk fahren konnte. Er hatte Tetsuo im Auto gelassen, der völlig erledigt auf dem Rücksitz saß und halb döste. Es kam selten vor, dass er sich so gehen ließ und sich betrank, aber wenn sie sich vorher abgesprochen hatten, sah er kein Problem darin. Saburo empfing ihn im Eingangsbereich, mit Shorts und T-Shirt, auch wenn es Kazuki kaum gewundert hätte, wenn er nur ein Handtuch oder gar nichts getragen hätte.

„Guten Abend, Onodera-san“, begrüßte er ihn höflich. „Die Jungs suchen gerade ihre Sachen zusammen, kommen Sie doch rein.“

„Guten Abend, Nakai-san.“ Kazuki neigte leicht den Kopf, bevor er ihm folgte, dem David im Flur warf er einen leicht irritierten Blick zu.

„Kazu!“ Kou rutschte von der Sofalehne, auf der er halb gesessen und Hotaru dabei zugesehen hatte, wie er sorgfältig die von Nao aussortierten Sachen in eine Tasche packte, flitzte durch den Raum und sprang ihm in die Arme.

„Woah, Vorsicht, Honey...!“ Er hielt ihn mit den Händen unter seinem Hintern fest, damit er nicht abrutschte, der stürmische Kuss schmeckte nach zuckrigen Cocktails.

„So eine Überraschung... Ich habe mit Tetsuo gerechnet, nicht mit dir. Allein...“ Er knabberte an Kazukis Unterlippe.

„Boss...! Ist etwas mit Tetsuo?“ fragte Hotaru, als er ihn bemerkte.

„Betrunken ist er, aber dem steht ihr ja in nichts nach. Er wartet im Auto“, antwortete er. „Habt ihr alles?“

„Trägst du mich...?“ Kou schmiegte sich an ihn, er hatte nicht vor, ihn loszulassen.

„Ich kann dir deine Sachen auch zu deinem Geburtstag mitbringen, Prinzessin. Dein Partner hat offenbar alle Hände voll... mit deinem Hintern“, feixte Nao grinsend.

„Ich bringe euch runter. Nao, du weißt, wo du wartest.“ Saburo nahm Kous Tasche und die von Hotaru in eine Hand, dann bot er dem Rothaarigen seinen Arm an, damit er heil bis zum Aufzug kam und dann bis zum Auto, während Kazuki Kou trug.

„Bye bye~ schlaft gut, ihr Süßen“, flötete Nao zum Abschied.

„Entschuldigen Sie die Umstände, der letzte Drink hat den beiden offenbar den Rest gegeben und der war von mir“, sagte Saburo, nachdem er die Taschen in den Kofferraum gestellt hatte und Kou und Hotaru sich im Auto sortierten.

„Ich habe nichts anderes erwartet. Es ist nicht das erste Mal, dass ich Kou von einem Treffen mit Nao abhole, bei dem es Cocktails gab und solange sie Spaß hatten, ist das völlig in Ordnung. Mit dem Kater müssen die beiden morgen selbst zurechtkommen.“ Kazuki reichte ihm schmunzelnd die Hand, die sein Gegenüber fest, aber herzlich drückte. „Sie sollten Nao nicht zu lange warten lassen, er scheint mir ein Sub zu sein, der viel Aufmerksamkeit braucht.“

„Das ist er. Kommen Sie gut nach Hause und gute Nacht.“ Er wartete, bis Kazuki ins Auto gestiegen war, dann ging er wieder nach drinnen.

„Ohh... dass ich das mal erleben darf, Tetsuo ist hackedicht“, kicherte Kou, der auf dem Beifahrersitz kniete und über die Lehne nach hinten schaute.

„Kou...“ Kazukis Stimme grollte leicht ungeduldig, doch Kou fuhr damit fort, sich zu amüsieren, bis er ihn am Hosenbund packte und nach hinten zog, damit er sich hinsetzte. „Setz dich gerade hin und schnall dich an. Bitte.“

„Uah! Aber klar doch, Kazulein.“

Der Jüngere war ein wenig damit überfordert, sich anzuschnallen, so dass er ihm helfen musste. Er strich ihm sanft über die Wange, sah kurz nach hinten, doch Hotaru hatte es geschafft, sich anzuschnallen, bevor er erschöpft gegen Tetsuos Schulter gerutscht war, der offenbar schlief. Kazuki manövrierte den Porsche aus der Parklücke heraus, um dann zurück nach Asakusa zu fahren und die drei ins Bett zu bringen, damit sie ihren Rausch ausschlafen konnten.

Chapter Text

Das Abendessen stand dampfend auf dem Tisch im Wohnzimmer, Kaoru füllte Sakis bedruckte Schüssel mit einer Portion Reis, auf die er etwas von dem milden Curry gab, das er gekocht hatte, dem Lieblingsessen seiner kleiner Tochter. Wenn es nach ihr gehen würde, gäbe es jeden Tag Curry, aber das konnten er und Ayane bisher erfolgreich verhindern, darum freute sich Saki umso mehr, wenn es am Wochenende Curry gab.

„Ohh... So duftig, Papa!“ rief sie strahlend, schnupperte an dem Essen vor ihr, einen Löffel in der Hand.

„Warte noch etwas, Saki-chan, bis es abgekühlt ist, ja?“ Er fuhr damit fort, Ayanes Teller zu füllen und dann seinen eigenen, hielt jedoch inne, da seine Frau das Gesicht verzog und eine Hand auf ihren Bauch legte. „Ist alles in Ordnung, Aya?“

„Mhm... Ich glaube...“ Sie nahm ihren Teller entgegen, den sie auf das kleine Tischchen neben dem Sofa stellte, da sie dort bequemer saß als auf dem Fußboden.

„Darf ich jetzt, Papa?“ Saki zupfte an Kaorus Ärmel.

Er probierte etwas mit seinem eigenen Löffel, dann nickte er. „Ja, aber iss langsam, nicht, dass du dich doch verbrennst, Liebes.“

„Oki!“ Das kleine Mädchen schob ihren Löffel in die Reis-Curry-Mischung in ihrer Schüssel und diese dann in ihren weit geöffneten Mund. „Hmmmmmmm!“

Ein unterdrücktes Fluchen kam vom Sofa, Ayane stand auf und lief langsam durch den Raum, während sie sich auf ihre Atmung konzentrierte.

„Aya?“ Kaoru sah sie besorgt an. „War das Essen zu scharf?“

„Alles gut, es ist nur... Ich glaube, da will jemand raus“, antwortete sie gepresst, dann schenkte sie ihm ein gequältes Lächeln. „Bald.“

Kaoru brauchte einige Sekunden, um zu verarbeiten, was sie damit meinte. Er wusste es, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass es jetzt schon so weit war, da der errechnete Termin noch über eine Woche entfernt war, sie hatten sogar schon darüber gescherzt, dass das Baby an Kous Geburtstag kam. Er stand auf, ging zu Ayane, um ihr einen zärtlichen Kuss zu geben, mit der Hand strich er über ihren gewölbten Bauch.

„Du hast alles gepackt, oder?“ fragte er leise.

„Mhm... Sakis Tasche?“ Sie sah ihn mit von unten an.

„Steht im Flur. Ich rufe Kou an, sobald wir im Krankenhaus sind und du versorgt bist, Liebste.“

„Mami? Tut dir was weh?“ fragte Saki, die ihr Essen unterbrochen hatte.

„Nur ein bisschen, meine Kleine, aber dein Bruder will uns wohl bald Gesellschaft leisten...“ Ayane sog scharf die Luft ein und drückte Kaorus Arm, der noch neben ihr stand. „Sehr bald, Kaoru... Wir müssen los. Jetzt!“

Saki schob sich noch einen Löffel Essen in den Mund, dann sprang sie auf und lief zu ihren Eltern, einen besorgten Ausdruck im Gesicht. „Saki auch?“

„Ja, du kommst mit. Kannst du schon deine Schuhe anziehen, Saki-chan, während ich Mami helfe?“ Kaoru beugte sich zu ihr herab und strich ihr über den Kopf.

„O... Okay... Hab noch nicht aufgegessen, ist das schlimm?“

„Gar nicht. Kouji-chan bringt dir bestimmt etwas mit, wenn er später kommt, um dich abzuholen. Du erinnerst dich, dass wir darüber gesprochen haben, dass du Urlaub bei ihm machst, wenn das Baby kommt, Saki-chan?“ fragte er. Saki nickte zur Antwort, dann flitzte sie in den Flur, um ihre Schuhe anzuziehen.

„Kaoru... Ich habe ein bisschen Angst...“ sagte Ayane mit feuchten Augen. „Was ist, wenn... wenn...“

„Shh... Es wird alles gut, komm.“

Kaoru hatte selbst Mühe, seine Nervosität zu überspielen, um Saki nicht zu beunruhigen, Ayane war seit Tagen etwas angeschlagen und fühlte sich nicht wohl, was ihm Sorgen bereitete. Er stabilisierte sie, während sie in ihre bequemen Schuhe schlüpfte, zog seine eigenen an und hob Saki auf den Arm, um sie beide zum Auto zu bringen, das seit Tagen in der Einfahrt stand und nicht in der Garage. Ayane rutschte seufzend auf den Beifahrersitz, während er Saki im Kindersitz auf der Rückbank anschnallte.

„Oh, ist es soweit, Kaoru?“ rief eine Nachbarin über den Zaun ihres Vorgartens.

„Offenbar“, antwortete er knapp, er hatte jetzt so gar keine Lust und Zeit, sich mit der geschwätzigen Nachbarin auseinanderzusetzen.

„Habt ihr ein Kissen dabei, damit der Gurt nicht so drückt?“ fragte sie. „Ich kann noch schnell eins holen.“

„Wir haben alles, Honoka, Danke.“ Er sah auf seine Uhr, dann ging er noch einmal kurz nach drinnen, um die Taschen zu holen und sie in den Kofferraum zu werfen, dann stieg er ins Auto.

„Hilfst du mir, Kaoru...? Ich schaff das gerade nicht.“ Ayane kämpfte mit dem Gurt, so dass er sich zu ihr beugte, um ihr beim Anschnallen zu helfen.

„Papa...? Papa!“ rief Saki vom Rücksitz.

„Was ist, Saki-chan?“

„Hasi ist nicht da. Hast du Hasi gesehen?“ fragte sie aufgeregt.

„Hasi ist bestimmt in deiner Tasche, Liebes. Hast du den Hasen eingepackt, Kaoru?“

Er hielt inne und überlegte angestrengt, wann er den blauen Plüschhasen zuletzt gesehen hatte und konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, dann schüttelte er den Kopf. „Ich weiß es nicht.“

„Ich kann nicht ohne Hasi zu Kouji-chan!“

„Saki-chan, Kou hat sicher noch ein Plüschtier für dich, mit dem du spielen kannst“, antwortete er bemüht ruhig.

„Nein! Ich will Hasi! Hasi kann nicht... Hasi kann nicht ohne Saki sein!“ Das kleine Mädchen rutschte unruhig in ihrem Kindersitz umher und trat gegen den Sitz vor ihr, das Gesicht vor Ärger gerötet, dicke Tränen kullerten über ihre Wangen. „HASI! ICH WILL HASI!“

„Wir haben keine Zeit dafür, Saki.“ Kaoru klickte Ayanes Gurt ein, dann setzte er sich auf und griff nach seinem eigenen.

„Kaoru. Geh und such den Hasen, sofort“, unterbrach Ayanes Stimme ihn in seinem Vorhaben, ernst und gepresst, da eine neue Schmerzwelle durch ihren Körper zog. „Los!“

„Bist du sicher?“

„Ja! Jetzt mach hin!“

Ihre laute Stimme ließ Saki nur noch mehr schluchzen und schreien, sie war überfordert mit dem Stress der ungewohnten Situation, so dass Kaoru wieder ausstieg, zuerst im Kofferraum in Sakis Tasche nach dem Hasen suchte und dann noch einmal ins Haus ging, um ihn dort zu suchen. Es dauerte einige Minuten, bis er ihn unter Sakis Bettdecke in ihrem Zimmer fand, wo sie ihn nach ihrem Mittagsschlaf vergessen hatte. Er eilte die Treppe nach unten, steckte im Vorbeigehen den zweiten Hausschlüssel ein und ging wieder nach draußen. Saki hielt das Plüschtier im Klammergriff fest, nachdem er ihn ihr gegeben hatte, immer noch schluchzend, aber ein wenig beruhigt. Ayane strich ihm sanft über den Oberschenkel, ein Lächeln auf den Lippen, als er das Auto vom Hof fuhr um endlich zum nahegelegenen Krankenhaus zu fahren.

 

Sie hatten kaum den Empfangsbereich des Universitätskrankenhauses betreten, als ihnen schon eine Krankenschwester entgegenkam und Ayane in einen Rollstuhl bugsierte, damit sie nicht den ganzen Weg laufen musste. Sie nahm Kaoru die Tasche mit der Wechselkleidung ab, dann überließ sie ihm die Anmeldeformalitäten, um seine hochschwangere Frau schon zur Entbindungsstation zu bringen. Es ging so schnell, dass Ayane kaum Zeit hatte, es Saki zu erklären, die ihr ängstlich und unsicher hinterher sah.

„Mami...?! Wo geht Mami hin, Papa?“ fragte sie, der nächste Weinkrampf kündigte sich schon wieder an.

Kaoru hob sie auf seinen Arm, damit sie sich an ihn kuscheln konnte, während er darauf wartete, aufgerufen zu werden. „Die Schwester zeigt Mami nur schon ihr Zimmer, wo wir gleich auch hingehen.“

„Ist Mami krank, Papa? Wenn man krank ist, muss man ins Krankenhaus, oder...?“ Das kleine Mädchen schluchzte herzzerreißend.

Er strich ihr beruhigend über den Rücken, dann beeilte er sich, die nötigen Formulare auszufüllen, bevor Saki den ganzen Wartebereich zusammenschrie und er mit ihr zu Ayane gehen konnte, was sie wahrscheinlich eher beruhigte, wenn er versuchte, es ihr zu erklären. Erklärungen halfen nicht viel, wenn sie so weinte.

„Bitte verzeihen Sie den Aufruhr“, entschuldigte er sich höflich bei dem Mitarbeiter hinter dem Schalter, als er ihm die Unterlagen zurückgab.

„Das ist in Ordnung, machen Sie sich keine Gedanken darum“, antwortete er mitfühlend, dann reichte er ihm einige Ausdrucke und einen eingepackten, regenbogenfarbigen Lolli. „Geben Sie das auf der Station ab, dann können Sie zu Ihrer Frau. Alles Gute, Yukimura-san.“

„Vielen Dank. Wollen wir nach Mami suchen, Saki-chan?“

Saki nickte wimmernd, drückte das Gesicht an seine Halsbeuge und ihren Hasen mit einer Hand an sich, während er mit ihr auf dem Arm durch die langen Flure zur Entbindungsstation ging. Bis er dort angekommen war, hatte sie sich ein wenig beruhigt. Ayane lief in ihrem Krankenzimmer umher, als er es betrat, eine Hebamme notierte etwas auf einem Tablet.

„Das ging aber flott, Liebling“, sagte sie erleichtert. „Tut mir leid, die Krankenschwester war etwas übereifrig...“

„Schau mal Saki-chan, Mami geht es gut, sie ist nicht krank“, sagte er leise zu seiner kleinen Tochter.

„Nicht?“

„Manchmal geht man auch ins Krankenhaus, um nicht krank zu werden, weißt du? Oder, wenn Babys auf die Welt kommen wollen, dann gehen viele Mamis ins Krankenhaus dafür“, erklärte er sanft.

„Oh... Hat Mami ein Zimmer ganz für sich?“ fragte Saki neugierig, sie sah sich mit großen Augen im Raum um.

„Ja, dann kann sie sich ausruhen und das Baby auch, wenn es da ist.“ Kaoru setzte sie auf dem Bett ab, auf dessen Kante sich Ayane gesetzt hatte, und gab ihr den Lolli, den ihre Mutter ihr auspackte. „Kann ich dich kurz allein lassen, um Kou anzurufen?“

„Klar. So schnell passiert hier nichts...“

Er gab ihr einen Kuss, dann ging er nach draußen, um zu telefonieren.

 

„Noch Nachschlag, Yukimura-kun?“ fragte Wada, der Koch des kleinen Ramen-Restaurants an der Ecke des Gebäudes, in dem sie wohnten.

„Das wäre großartig, vielen Dank.“

Kou schob ihm seine Schüssel entgegen, in der sich nur noch Brühe und Gemüse befanden, da er seine Udon-Nudeln schon restlos aufgegessen hatte, damit er ihm noch eine Portion Nudeln hineintun konnte. Kazuki saß neben ihm, einen Teller Edamame und Gyoza vor sich, für Suppe war es ihn zu warm. Er stützte den Kopf auf der Hand ab und sah seinen jüngeren Partner schmunzelnd an, der sich hungrig auf seine zweite Nudelportion stürzte.

„Waf...?“ fragte Kou irritiert, schluckte, bevor er weitersprach: „Ich habe eben Hunger, wenn du mich so forderst, Kazuki.“

„Ich sage doch gar nichts. Es freut mich, dass du so großen Appetit hast, Honey“, entgegnete er lächelnd, dann zog er ihm eine Haarsträhne aus einem Ohrring, die sich dort verfangen hatte. „Was willst du heute Abend noch machen?“

„Schlafen? Ich bin so erl...“ Seine Antwort wurde vom Klingeln seines Handys unterbrochen, das auf dem Tresen neben seinem Eistee-Glas lag. Er legte seine Stäbchen zur Seite und nahm den Anruf seines Bruders an. „Oh, Kaoru-nii? So früh? Ich dachte, es wäre noch etwas Zeit? Verstehe... Nein, alles gut, wir sitzen beim Essen.“

Während Kou seinem Bruder zuhörte, der ihm erklärte, in welchem Krankenhaus sie waren, notierte er die wichtigsten Dinge auf seinem kleinen Skizzenblock, den er immer mit sich herumtrug. Er schob ihn zu Kazuki und schrieb „Wehen“ auf eine Ecke der Seite, was seinen Partner veranlasste, sein eigenes Handy aus der Tasche zu ziehen und Tetsuo anzurufen. Sie waren in der vergangenen Woche noch einmal bei Kaoru und Ayane gewesen, um zu besprechen, wie der Ablauf war, sobald Ayanes Wehen einsetzten und Saki für ein paar Tage bei ihnen wohnen würde, damit die beiden den Kopf frei hatten.

„Kannst du uns die Reste einpacken, Wada?“ fragte Kazuki den Koch, während er Tetsuo mit einem Ohr zuhörte, der ihm erklärte, dass er Hotaru nach oben in die Wohnung schicken würde, damit er das Gästezimmer für Saki vorbereiten konnte, während sie unterwegs waren.

„Aber klar.“ Wada kümmerte sich um das Essen, legte wie so oft noch eine Box mit Extras obendrauf und verpackte alles in einer stabilen Papiertüte.

„Wir machen uns gleich auf den Weg, Kaoru-nii. Grüß Aya-chan von mir, ich melde mich, wenn wir da sind.“ Kou legte auf, verdrückte seine restlichen Nudeln, trank die Brühe und seinen Eistee, da Wada wohlweislich nur Kazukis Portion eingepackt hatte. „Das war wunderbar wie immer, Wada-san.“

„Dein Lob geht runter wie Öl, Yukimura-kun. Ihr lasst deinen Bruder besser nicht zu lange warten, bis zum nächsten Mal.“

„Tetsuo wartet in der Tiefgarage auf uns, Taniguchi kümmert sich darum, dass das Gästezimmer ordentlich ist“, informierte Kazuki ihn, stand auf und nahm die Tüte mit dem Essen an sich. „Wada, du versuchst es immer wieder, was?“ Er legte grinsend einige Münzen auf den Tresen, um ihm auch die zusätzlichen Beilagen zu bezahlen, wie er es immer tat.

„Seit fünfundzwanzig Jahren, irgendwann krieg ich dich, Kazuki-kun. Fahrt vorsichtig.“

 

Tetsuo lehnte an seinem Tesla, als die beiden über die Treppe in die Tiefgarage kamen, er trug Jeans und ein weißes Hemd mit schmalen, grauen Streifen, die hellen Haare hatte er nur nachlässig in Form gebracht.

„Hotaru ist oben und räumt auf, damit Saki-chan im Gästezimmer schlafen kann“, informierte er sie, dann öffnete er die hintere Tür, damit Kou dort einsteigen konnte, Kazuki nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Auf der Rückbank hinter dem Fahrersitz war ein Kindersitz befestigt, den Kazuki in der vergangenen Woche gekauft hatte, damit Saki jederzeit bei ihnen mitfahren konnte.

„Sie sind im Universitätskrankenhaus in Nerima, brauchst du die Adresse?“ fragte Kou, sein Handy in der Hand.

„Ich suche sie raus, mach dir keine Umstände.“ Der Blonde tippte auf das große Display und suchte im Navigationssystem nach ihrem Ziel.

Während er noch damit beschäftigt war, legte Kou von hinten die Arme um Kazuki, beugte sich vor und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Warum seid ihr eigentlich so entspannt? Das wart ihr letzte Woche auch schon, als wir bei Nao waren und Tetsuo sich betrunken hat.“

„Hmmm... Wir haben einige Dinge herausgefunden und festgestellt, dass uns momentan keine große Gefahr droht. Itsukis Hintermänner haben offenbar die Hosen voll und halten sich bedeckt, seit Hideyoshi uns die Unterlagen überlassen hat“, erklärte er. „Es sollte nicht mehr lange dauern, bis das Problem endgültig gelöst ist.“

„Das klingt gut. Wird Hotaru dann überflüssig?“ fragte er besorgt.

„Nein. Du musst trotzdem geschützt werden, so wie Haruka und Sayuri ihre Bodyguards haben, auch wenn ihnen kaum Gefahr droht. Es ist... eine reine Vorsichtsmaßnahme.“ Kazuki küsste seine Fingerspitzen, bevor Kou sich setzte und anschnallte, damit sie aufbrechen konnten.

 

Kaoru kam ihnen im Flur vor dem Eingang zur Entbindungsstation entgegen, nachdem er Kou eine Nachricht geschrieben hatte, wie sie von der Tiefgarage des Krankenhauses dorthin kamen. Er begrüßte seinen kleinen Bruder mit einer Umarmung, Kazuki und Tetsuo, der sie begleitet hatte, nickte er kurz zu.

„Wie geht es Aya-chan?“ fragte Kou besorgt. „Ich habe nicht erwartet, dass es doch schon so schnell geht.“

„Soweit ganz gut, es dauert wohl doch noch etwas länger, aber ihre Ärztin will sie hierbehalten, um sie zu beobachten, da es bei Saki schon so kompliziert war“, antwortete Kaoru mit einem schiefen Grinsen. „Aya sagt ja immer, sie sei zu klein und zu schmal, um effizient Kinder zu bekommen.“

„Sie trägt es mit Humor, hm?“ Der Jüngere erwiderte sein Grinsen.

„Immer, du weißt, wie sie ist. Ich weiß nicht, ob ihr alle drei mit rein dürft, oder ob es dann zu voll wird.“ Kaoru schaute zu Kazuki und Tetsuo, die darauf warteten, dass die beiden ihr Gespräch beendeten.

„Wir sind ja nur hier, um Saki-chan abzuholen. Wartet ihr eben? Das sollte nicht lange dauern, ich will Aya-chan kurz drücken gehen“, fragte Kou.

„Selbstverständlich. Wir warten hier, lass dir Zeit, Kou“, entgegnete Kazuki, auch wenn Tetsuo nicht wirklich begeistert aussah, Kou so komplett ohne Aufsicht zu lassen.

„Bis gleich.“

„Oh, schau mal, wer da ist, Saki-chan.“ Ayane strich dem kleinen Mädchen über den Kopf, das mit dem Lolli beschäftigt war und akribisch mit der Zungenspitze probierte, ob jede Farbe anders schmeckte.

„Hmm? Oh! Kouji-chan!“

Kou hatte nach Kaoru das Krankenzimmer betreten, der sich neben Ayane auf die Bettkante setzte. Er selbst blieb davor stehen, um seine Schwägerin vorsichtig zu umarmen.

„Du siehst müde aus, Aya-chan. Geht’s dir gut?“ fragte er besorgt.

„Ich bin müde, aber es geht mir gut. Ich bin ein wenig besorgt, das ist normal.“ Sie hielt ihn fest, um die Umarmung so lange wie möglich auszukosten. „Kümmerst du dich um meine Kleine, Kou-chan?“

„Selbstverständlich. Es ist alles vorbereitet, dass sie so lange bei uns bleiben kann, wie es nötig ist.“

Sie seufzte erleichtert. „Passt das denn mit deiner Arbeit? Du hast ja nicht wenig zu tun...“

„Keine Sorge, ich komme gut voran und habe vorgearbeitet, um mir zwischendurch Zeit für Saki nehmen zu können, außerdem bin ich ja nicht allein.“ Kou befreite sich aus Ayanes Klammergriff und wandte sich Saki zu. „Hey, Saki-chan, wie wäre es, wenn wir deine Mami jetzt allein lassen, damit sie sich ausruhen kann? Bei mir zuhause wartet ein ganz großes Bett auf dich, in dem du schlafen kannst, solange du bei mir Urlaub machst, wie klingt das?“

„Hmm... Ist Mami okay?“ fragte Saki mit großen Augen.

„Mami ist okay, mach dir keine Sorgen, meine Kleine.“ Ayane drückte sie sacht an sich und küsste sie auf den Scheitel. „Wenn wir uns wiedersehen, ist dein kleiner Bruder auch da. Freust du dich schon?“

„Au ja! Aber... Kann ich nicht bleiben?“ Sie zupfte an Ayanes Ärmel. „Ist doch Platz.“

„Ach, Saki-chan... Wir haben doch darüber gesprochen. Hier kannst du gar nicht spielen und es ist wirklich superlangweilig, bei Kou-chan kannst du ganz viel machen, mit ihm malen und basteln und er backt sicher auch mit dir, wenn du das möchtest“, erklärte ihre Mutter sanft, es war ihr anzusehen, dass sie sie ebenso ungern gehen ließ.

„Ich mache dir einen Vorschlag, Saki-chan.“ Kou hockte sich vors Bett, um sie besser ansehen zu können. „Wenn du deine Mami und deinen Papa vermisst, können wir sie anrufen und du kannst sie im Handy sehen und mit ihnen reden. Und wenn dein kleiner Bruder da ist, kommen wir auf jeden Fall wieder her, um sie zu besuchen, bis dahin machen wir eine ganz lange Übernachtungsparty bei mir.“

Saki drückte ihren Plüschhasen an sich und überlegte. „Nagut... Willst du den Lolli, Kouji-chan?“ Sie hielt ihm den halb angelutschten Lolli entgegen, um ihn ihm in den Mund zu stecken, nachdem er genickt hatte.

„Ich komme kurz mit runter, Sakis Tasche ist noch im Auto. Und der Kindersitz.“ Kaoru stand auf, nachdem Kou das Mädchen hochgehoben hatte, das sich an ihn kuschelte.

„Wir haben einen Kindersitz. Kazuki hat einen gekauft, weil es ja sein kann, dass Saki häufiger bei uns ist, dann müssen wir nicht immer daran denken“, informierte Kou ihn auf dem Weg zurück.

„Das habe ich nicht erwartet... Ich bin positiv überrascht“, gestand der Ältere.

„Es war eine eher spontane Idee in der letzten Woche, nachdem wir telefoniert hatten“, sagte Kazuki, während sie mit dem Aufzug zur Tiefgarage fuhren.

Kaoru nickte, er ging vor zu seinem dunkelblauen Mazda 3, um Sakis Tasche aus dem Kofferraum zu holen, die Kous Partner ihm abnahm.

„Papa? Was... ist mit dem Curry?“ fragte Saki unvermittelt, als wäre ihr das nicht vollendete Abendessen erst jetzt wieder eingefallen. „Wer isst das jetzt?“

„Das Curry... Das habe ich vollkommen vergessen.“ Kaoru rieb sich die Nasenwurzel und seufzte. „Wir saßen beim Abendessen, als die Wehen angefangen haben, ich habe Curry gekocht und natürlich alles auf dem Tisch stehen lassen...“

„Wir kümmern uns darum. Hast du noch den Ersatzschlüssel, den du mir geben wolltest?“ fragte Kou fürsorglich. „Kann ja nicht sein, dass Sakis Lieblingscurry schlecht wird.“

„Ja, hier, aber macht euch bitte nicht zu viele Umstände, es ist schon spät und...“

„Kaoru-nii, es ist kein großer Umweg, wir tun das gern, nicht?“ Er schaute zu Kazuki und Tetsuo.

„Wir fahren auf dem Rückweg dort vorbei, das ist wirklich kein Umweg, machen Sie sich keine Gedanken darum“, stimmte Tetsuo ihm zu.

„Danke... Das nimmt uns wirklich eine große Last ab. Nicht, dass Saki eine Last wäre, aber bei euch ist sie erstmal besser aufgehoben, da ich auch nicht weiß, wann ich zuhause bin und hierbleiben kann sie nicht.“

„Denk nicht so viel darüber nach, Kaoru-nii. Geh zu Aya-chan, sie braucht dich jetzt und Saki wird den besten Urlaub der Welt haben. Pfannkuchen zum Frühstück morgen, Saki-chan?“ fragte Kou das Mädchen.

„Mhm...“ antwortete sie matt, sie schlief schon halb auf seinem Arm.

„Du erreichst mich jederzeit, wenn irgendwas sein sollte, Kou, aber wahrscheinlich wirst du die meisten Probleme selbst lösen können, so wie immer.“ Kaoru drückte Saki einen Kuss auf die Wange, umarmte sie zusammen mit Kou, dann verabschiedete er sich, um wieder zu Ayane zu gehen.

 

Kou hockte etwas ratlos vor dem Kindersitz, nachdem Saki hineingeklettert war. Er war zwar schon bei Ayane mitgefahren, wenn Saki dabei war, aber sie hatte die Gurte immer so schnell zusammengefügt, dass er nie mitbekommen hatte, wie das funktionierte. Er schaute fragend zu Kazuki, der ihn schmunzelnd bei seinem Dilemma beobachtete.

„Soll ich dir helfen?“ fragte er amüsiert.

„Ja... Sonst stehen wir morgen früh noch hier. Ich habe keine Ahnung, wie das funktioniert, Superdad“, antwortete er und machte ihm Platz.

Kazuki beugte sich über Saki, zog ihr kurz den Plüschhasen aus den Armen, damit er ihn nicht mitanschnallte, und schloss die Gurte des Kindersitzes. Den Hasen gab er ihr danach wieder zurück. Kou stieg derweil auf der anderen Seite ein, während Tetsuo im Navigationsgerät die Adresse ihres nächsten Ziels eingab.

„So. Hast du zugesehen, Kou?“ fragte Kazuki ihn.

„Nein? Zeig mir das in den nächsten Tagen nochmal, wenn es heller ist und ich nicht so müde bin. Bitte“, gab er gähnend zurück.

Der Ältere schüttelte grinsend den Kopf, dann stieg er selbst ein, damit Tetsuo losfahren konnte. Im Haus der Yukimuras räumten er und der Blonde das Essen im Wohnzimmer auf, füllten die Reste in Frischhalteboxen, um sie mitnehmen zu können, da Kaoru voraussichtlich bei Ayane im Krankenhaus bleiben würde und stellten die Spülmaschine an, damit er nicht noch spülen musste, wenn er nach Hause kam. Bis sie damit fertig waren, dösten Kou und Saki im Auto, so dass die Rückfahrt sehr ruhig verlief. Kazuki weckte seinen jüngeren Partner erst, als sie in Asakusa angekommen waren. Kou hob Saki aus dem Kindersitz, die sich schläfrig an ihn kuschelte, so dass er sie bis in die Wohnung tragen musste.

„Hotaru sollte alles vorbereitet haben. Braucht ihr uns heute noch?“ fragte Tetsuo, der an der Wohnungstür stehengeblieben war.

„Nein. Geh ruhig schlafen, wir sehen uns morgen Früh, Tetsu. Richte Taniguchi unseren Dank aus“, entgegnete Kazuki, er sah Kou kurz nach, der Saki ins Gästezimmer trug.

Tetsuo nickte, wünschte ihm eine gute Nacht und ging. Kou kam erst einige Minuten später aus dem Gästezimmer, schlang die Arme um Kazukis Taille, der in der Küche etwas aufräumte und seufzte tief.

„Ich bin so erledigt... Ist es okay für dich, wenn ich schon schlafen gehe, Kazu?“ fragte er.

„Selbstverständlich. Ich werde noch etwas lesen, stört dich das, Honey?“

„Nein. Solange ich mich an dich kuscheln kann, kannst du so viel lesen, wie du willst. Das Licht stört mich nicht.“

Kou küsste ihn sanft, dann schlurfte er erst ins Bad und dann ins Schlafzimmer, wo er sich ins Bett fallen ließ und sich an Kazuki kuschelte, sobald er sich zu ihm setzte. Die Leselampe spendete gerade soviel Licht, dass er entspannt lesen konnte, ohne dass es zu hell war.

Der Jüngere schlief tief und fest, als er ein leises Wimmern aus dem Gästezimmer hörte, kaum hörbar durch die geschlossenen Türen und die Entfernung, aber da es sonst still war, nahm er es trotzdem wahr. Er legte das Buch zur Seite, befreite sich aus Kous Klammergriff und ging leise durch die dunkle Wohnung zum Gästezimmer, wo er die Tür einen Spalt aufschob. Saki saß bitterlich weinend auf dem großen Bett, ihren Plüschhasen drückte sie an sich, auch wenn er sie kaum trösten konnte.

„Mami... Papa...“ schluchzte sie.

„Saki-chan...?“ Kazuki klickte die kleine Lampe an, die auf dem Sideboard stand, auf dem Kou die Kästchen mit seinem Schmuck aufbewahrte, damit es nicht ganz so dunkel war und sie ihn sehen konnte.

„Onkel Kazu... Ich will zu meiner Mami...“ Sie sah ihn mit großen, tränennassen Augen an.

Er setzte sich zu ihr auf die Bettkante, zögerte kurz und strich ihr dann sanft über den Kopf, als sie auf seinen Schoß kletterte und sich an ihn kuschelte, froh darum, eine vertraute Person in der ungewohnten Umgebung zu sehen.

„Ich weiß, Saki-chan. Das geht jetzt erstmal nicht, auch wenn deine Mami dich sicher genauso vermisst wie du sie...“ erklärte er sanft. „Sie freut sich aber sicher, wenn du sie morgen anrufst und ihr erzählst, dass du ganz allein, wie ein großes Mädchen, im großen Bett geschlafen hast.“

„Ich bin aber kein großes Mädchen... Ich bin noch klein“, wiedersprach sie schniefend. „Wo ist Kouji-chan?“

„Kou schläft schon ganz fest in unserem Bett.“

„Ist das groß?“ fragte das Mädchen.

„Ja, etwas größer als das hier“, antwortete er ehrlich.

„Hmm... Ist da Platz für Saki?“ Sie sah ihn von unten an. „Ich... mag nicht allein schlafen. Hasi ist da, aber Hasi ist ein Angsthase, kein Muthase. Du siehst mutiger aus als Saki und Hasi, Onkel Kazu...“

Kazuki seufzte leise, er trocknete Sakis Wangen mit dem Zipfel der Bettdecke, dann stand er mit ihr zusammen auf. „Aber nur ausnahmsweise, Saki-chan. Du bist alt genug, um in einem eigenen Bett zu schlafen.“

„Ja. Nur eine Ausnahme, Onkel Kazu. Ich will nur... Heute nicht... Okay?“

Er nickte und trug sie ins Schlafzimmer, wo Kou zu seiner Überraschung aufgewacht war und sich gähnend die Augen rieb, als er mit Saki eintrat.

„Oh... Also habe ich mich nicht verhört. Ist alles in Ordnung, Saki-chan?“ fragte er leise.

„Sie hat Heimweh und möchte nicht allein sein“, erklärte Kazuki, bevor er das Mädchen auf dem Bett absetzte, das sich sofort an Kou kuschelte, dann ging er noch einmal zurück ins Gästezimmer, um Kissen und Bettdecke zu holen, die mit einem quietschbunten Axolotl-Bezug bezogen waren, eindeutig Hotarus Auswahl.

„Kouji-chan... Darf ich bei dir schlafen? Bitte?“ fragte sie.

„Darfst du, du bekommst eine ganze Betthälfte für dich, Saki-chan. Kazu und ich teilen uns die andere.“ Kou strich ihr sanft über den Kopf, während sie darauf warteten, dass Kazuki Kissen und Decke ausgebreitet hatte.

„Oki. Das ist fair. Mami und Papa machen das auch immer so.“ Sie nickte, dass ihre schulterlangen Locken wippten. „Hasi und Saki eine Hälfte, Kouji-chan und Onkel Kazu die andere.“ Sie krabbelte unter die aufgeschlagene Bettdecke, legte sich hin und strahlte Kou an, als er sie ordentlich zudeckte.

„Schlaf gut, Saki-chan. Hasi ist auch schon ganz müde, halten wir ihn besser nicht zu lange wach, ja?“ sagte er gähnend.

„Jau. Gute Nacht, Kouji-chan, Onkel Kazu...“

Es dauerte kaum zwei Minuten bis sie eingeschlafen war. Kou drehte sich zu Kazuki, der sich hinter ihn gelegt hatte, um ihn zu küssen und sich dann mit dem Rücken an ihn zu kuscheln. Seinen Arm drückte er an seine Brust.

„Danke... Dass du aufgestanden bist, um zu ihr zu gehen... Ich hätte es wahrscheinlich nicht gehört“, murmelte er schläfrig.

„Keine Ursache, Honey. Schlaf gut, ich liebe dich.“ Kazuki drückte ihn an sich, eine Wange an seinen Hinterkopf geschmiegt.

„Ich liebe dich auch, Kazu... Gute Nacht...“

Chapter Text

Der Duft frischer Pfannkuchen erfüllte die Wohnung. Saki schlief noch als Kou aufgestanden war, sie war nachvollziehbar erschöpft von den Aufregungen des vorherigen Tages und den Tagen davor, an denen sich viel um Ayanes Schwangerschaft gedreht hatte. Er stapelte die fertigen Pfannkuchen auf einen Teller, um etwas davon zu Kazuki zu bringen, der direkt nach dem Aufstehen selten viel aß und mittlerweile hungrig sein musste. Den Teller stellte er auf den Tresen, der zum Wohnzimmer hin offen war, dann kümmerte er sich um den Obstsalat, den er immer dazu machte und schaltete den Wasserkocher an, um Tee zu kochen, zwischendurch nahm er einen großen Schluck aus seiner Kaffeetasse.

„Hmm... Ich kann mich daran erinnern, dass auf dem Teller gerade noch sechs Pfannkuchen lagen, jetzt sind es fünf. Wo ist der nur hin?“ sagte er laut, ein Schälchen mit Obstsalat in der Hand. „Ich glaube, wir haben hier Geister. Kleine, verfressene Geister.“

Zur Antwort kam ein leises Kichern.

„Was macht man mit Geistern...? Braucht man da einen Kammerjäger? Oder kann man die vertreiben, indem man sie durchkitzelt?“ sprach er weiter, ein Grinsen auf den Lippen. „Ich frage besser Kazuki, der weiß sicher, was man da macht...“

Er klapperte etwas mit der Teekanne, so dass der kleine Geist davon ausgehen konnte, dass er beschäftigt war. Eine kleine Hand schob sich über den Rand des Tresens, gefolgt von einem zerzausten, dunkelbraunen Lockenkopf und hellbraunen, großen Augen, die die Pfannkuchen staunend betrachteten. Mit der Hand zog Saki einen weiteren Pfannkuchen vom Teller, mit dem sie zwischen den Barhockern verschwand. Sie war so abgelenkt von ihrer Beute, dass sie nicht bemerkte, dass Kou den Tresen umrundet hatte und sich nun hinter sie hockte.

„Aha! Ein Geist! Verfressen und niedlich noch dazu!“ rief er triumphierend.

„Uah! Kein Geist! Nur Saki!“ Saki deutete hastig auf ihren blauen Plüschhasen, dem sie die Reste des geklauten Pfannkuchens in die Pfoten drückte. „Hasi wars!“

„Saki-chan... Weißt du, wie man Geister loswird?“ Kou stützte das Kinn auf die Hand und sah sie grinsend an.

„Nein...?“

„Meinst du, kitzeln hilft? Oder füttern?“

„Drücken?“ machte das kleine Mädchen einen weiteren Vorschlag.

„Daran habe ich gar nicht gedacht, meinst du echt, das hilft?“ Er breitete die Arme aus, in die sie sich schmiegte, damit er sie drücken konnte.

„Ja, das hilft. Kitzeln ist doof“, antwortete sie.

„Okay, das verstehe ich, ich mag das auch nicht.“ Er ordnete ihre zerzausten Haare mit den Fingern. „Willst du die restlichen Pfannkuchen noch essen? Kakao dazu? Kazu braucht dann wohl eine neue Portion...“

„Darf ich? Du bist nicht böse auf Saki, Kouji-chan?“

„Natürlich darfst du. Wenn du Hunger hast, bekommst du so viele Pfannkuchen und Obstsalat bis du satt bist, aber du hättest auch einfach etwas sagen können.“ Kou hielt sie sanft fest und sah sie an. „Hast du gut geschlafen, Saki-chan?“

„Mhm! Supigut! Aber... Ähm...“ Sie sah auf ihre Füße und druckste herum. „Zeigst du mir erst das Bad, Kouji-chan? Ich weiß nicht mehr, wo das ist...“

„Aber klar doch. Komm, erst ins Bad, dann gibt’s Frühstück.“

Er stand auf und reichte ihr die Hand, um mit ihr ins Bad zu gehen und ihr anschließend die Haare zu kämmen und zu zwei fluffigen Zöpfen zu binden. Zurück im Wohnzimmer setzte er sie auf einen der Barhocker am Küchentresen, damit sie ihr Frühstück essen konnte, während er Kakao kochte und noch eine Portion Pfannkuchen für sich selbst und Kazuki zubereitete. Den Kakao ließ er ein wenig abkühlen, dann gab er ihn in einen rosa Becher, der mit einem Deckel mit Katzengesicht verschlossen war, der ein Loch für einen Strohhalm hatte. Damit Saki sich nicht verletzte, nahm er einen Silikonstrohhalm statt einen aus Edelstahl, wie er es sonst tat.

„Bitteschön, kleiner Geist. Trink langsam, nicht, dass du dich verschluckst.“ Er räumte etwas auf und stellte Eier und Milch wieder in den Kühlschrank, während Saki ihren Kakao genoss.

„So lecker, Kouji-chan!“ gluckste sie strahlend.

„Guten Morgen, Sonnenschein!“ Hotaru streifte die Schuhe von den Füßen und kam in die Wohnung, blieb dann vor der Küche stehen. „Oh, du bist tatsächlich schon wach, Kou. Hat dein kleiner Gast dich geweckt?“

„Nein, ich bin einfach früh ins Bett. Kazuki hat mich kurz geweckt, als er aufgestanden ist, dann konnte ich auch nicht mehr lange schlafen“, antwortete Kou gähnend.

Saki beäugte den rothaarigen Bodyguard neugierig, während sie an ihrem Strohhalm nuckelte, bis dieser sich ihr zuwandte und leicht vor ihr verbeugte.

„Dir auch einen wunderschönen guten Morgen, kleine Saki. Ich bin Hotaru, freut mich, dich kennenzulernen“, begrüßte er sie grinsend.

„Guten Morgen...“ Saki konnte die Augen kaum abwenden von seinen dunkelroten Haaren, die er zwei Tage zuvor frisch gefärbt hatte.. „Darf ich... ähm...“ Sie streckte eine kleine Hand aus und deutete auf seine Haare.

„Sie will deine Haare anfassen. Das macht sie seit einer Weile bei jedem, den sie interessant findet, hat mein Bruder erzählt“, erklärte Kou die Absicht des Mädchens.

„Du bist sehr neugierig, hm? Tu dir keinen Zwang an.“ Hotaru neigte den Kopf, damit sie herankam und vorsichtig seine Haare befühlen konnte.

„Ganz weich... und duftig! Tolles Shampoo, Hotaru-san!“ Saki zog ihre Hand wieder zurück und griff nach ihrem Becher, um den Rest ihres Kakaos zu trinken. „Was machen wir heute, Kouji-chan?“

„Zuerst ziehen wir dir etwas an, du kannst nicht den ganzen Tag im Schlafanzug herumlaufen. Kannst du Kazuki das Frühstück bringen, bevor es kalt ist, Hotaru? Er wartet wahrscheinlich schon...“ Kou sah zu seinem Bodyguard, der sich grinsend an den Tresen lehnte, er holte ihn fast immer zur selben Zeit ab, damit er nicht bis mittags schlief und dann bis nachts arbeitete.

„Klar. Das Tablett?“ Er hob es hoch, nachdem Kou genickt hatte. „Wir müssen auf dem Weg nach unten nochmal bei mir vorbei, ich habe mein Handy vergessen.“

„Okay. Komm Saki-chan, packen wir erstmal deine Tasche aus und schauen, was dein Papa dir eingepackt hat.“ Kou hob das Mädchen von dem hohen Hocker herunter, das sofort ins Gästezimmer flitzte.

 

Hotaru klopfte leise an die Zwischentür zum Büro, dann schob er sie langsam auf, das Tablett trug er geschickt auf einer Hand. Kazuki saß an seinem Schreibtisch vor der Phönixflagge und hörte konzentriert den Erläuterungen eines Geschäftspartners zu, mit dem er zusammen mit einigen anderen in einem der üblichen Montagsmeetings saß. Da alle von ihnen entweder in der Stadt oder im ganzen Land verteilt waren, hielten sie die Meetings in der Regel digital ab, so dass keine Zeit für Anreise und Smalltalk verschwendet wurde. Der Dunkelhaarige schaute kurz auf, als Hotaru das Tablett am Rand des Schreibtischs abstellte, etwas Tee in einen der cremefarbenen Kintsugibecher schüttete, die Kou gekauft hatte, und ihm zusammen mit einer Stoffserviette reichte.

„Kou ist noch mit Saki-chan beschäftigt, daher bat er mich, Ihnen das Frühstück zu bringen, Boss“, erklärte er leise seine Anwesenheit.

„Danke, Taniguchi. Geht es der Kleinen gut?“ fragte er interessiert.

„Ich denke schon. Sie scheint mir ein neugieriger Wirbelwind zu sein, Boss. Wie lange bleibt sie? Steht das schon fest?“

Kazuki schüttelte den Kopf. „Eine Woche, eventuell etwas länger, das kommt darauf an, wann das Baby kommt und ihre Mutter aus dem Krankenhaus. Kaoru rief mich vorhin an und sagte, dass es wohl wirklich länger dauert...“ Er trank einen Schluck Tee, er musste den Erläuterungen bei dem Meeting nur zuhören, in der Regel saß er nur dabei und ließ seine Entscheidungen über seine Büroleiterin Honda Akiko weiterleiten, die dem Meeting von der Firmenzentrale aus beiwohnte, so dass er sich weiter mit Hotaru unterhalten konnte.

„Ich verstehe. Dann werde ich alles dafür tun, Saki-chans Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Fehlt noch etwas, das ich einkaufen muss?“ Hotaru füllte pflichtbewusst den Becher nach, bevor er die gusseiserne Teekanne wieder auf das kleine Stövchen auf dem Tablett stellte.

„Das klären Sie besser mit Kou, er hat wohl eine ganze Kiste mit Stiften und Bastelsachen in seinem Arbeitszimmer, die er für sie zusammengesucht hat. Ein Platz, an dem sie im Arbeitszimmer sitzen kann?“ überlegte Kazuki laut.

„Das lässt sich einrichten, ich kümmere mich umgehend darum, Boss.“

Die Zwischentür ging auf und Kou kam herein, Saki an der Hand, die sich staunend umsah. Er hatte ihr nach dem Anziehen und Zähneputzen die Wohnung gezeigt, damit sie sich zurechtfand, Kazukis Büro war die letzte Station.

„Hast du die Kamera an, Kazuki?“ fragte er leise und kam näher, nachdem sein Partner verneint hatte, um ihm einen Kuss zu geben. „Guten Morgen nochmal. Ist der Tee richtig so?“

„Guten Morgen, Honey. Der Tee ist großartig. Dir auch einen guten Morgen, Saki-chan.“ Kazuki schaute um Kou herum und schenkte dem kleinen Mädchen ein Lächeln.

„Guten Morgen, Onkel Kazu“, antwortete sie höflich, dann deutete sie auf die Bücherregale, die eine Wand bedeckten. „Alles deine Bücher? So viele!“

„Ja, die sind alle mir. Ich fürchte nur, da ist keins dabei, das dir gefallen würde, Saki-chan.“

„Kouji-chan hat gesagt, wir malen heute. Kouji-chan malt und Saki auch. Hasi kann nicht malen, kann keinen Stift halten“ plapperte sie fröhlich weiter, ihren hellblauen Plüschhasen, der sie überallhin begleitete, hielt sie mit einem Arm fest an sich gedrückt.

„Ich würde gleich noch Einkaufen fahren, brauchst du noch etwas, Kou?“ fragte Hotaru, er zog sein Arbeitshandy aus der Hosentasche und öffnete die App für Notizen, um sich eine Liste zu machen.

„Kannst du beim Buchladen vorbei und meine Bestellung abholen? Bilderbücher für Saki, die sie auch zuhause hat, damit sie etwas hat, das sie kennt und ein paar neue. Die anderen Sachen schicke ich dir gleich, ich habe sie aufgeschrieben“, antwortete er, das kleine Mädchen hielt er unauffällig am T-Shirt fest, damit sie nicht davonflitzte und Kazukis Büro auf den Kopf stellte.

„Geht klar. Ich bringe euch runter, dann mache ich mich auf den Weg.“

 

Hotaru war bis nach dem Mittagessen unterwegs, um seine Besorgungen zu erledigen. Nach dem Abstecher zur Buchhandlung hatte er in einem Möbelgeschäft einen klappbaren Kindertisch mit eingebauter Bank gekauft, an dem Saki einen festen Platz in Kous Arbeitszimmer hatte, auf dem sie sich ausbreiten konnte und sie nicht allein im Wohnzimmer sitzen musste. Im Supermarkt kaufte er das ein, was sonst noch benötigt wurde, dazu einen ganzen Korb voll Obst für seinen Obstsalat.

Kou saß allein an seinem Arbeitsplatz, als er vollbepackt zurückkam, vertieft in eine detaillierte Doppelseite seines Manga, während er leise die Musik mitsummte, die er beim Arbeiten hörte. Hotaru berührte ihn leicht an der Schulter, um ihn nicht zu erschrecken, der Dunkelhaarige legte den Kopf in den Nacken und zog einen Airpod aus dem Ohr.

„Du warst aber lange weg, Hotaru“, sagte er lächelnd. „Hast du alles bekommen, was du wolltest?“

„Ja. Wo ist Saki-chan?“ Der Rothaarige schob den Schreibtisch, an dem er normalerweise saß, etwas zur Seite, um Platz für Sakis Kindertisch zu schaffen.

„Mittagsschlaf. Sie hat eine riesige Portion von Kaorus Curry verdrückt und schläft oben. Kazuki hat die Zwischentür zum Büro auf, damit er sie hört, wenn sie aufwacht“, antwortete Kou. „Er bringt sie dann runter. Was hast du da?“

„Saki-chan braucht einen Tisch, an dem sie malen und basteln kann, also habe ich einen gekauft. Mal schauen, ob ich das zusammengeschraubt bekomme, sonst muss ich Tetsuo fragen...“

Hotaru setzte sich mit der Bauanleitung auf den Fußboden und studierte sie gründlich, bevor er sich mit Schraubenzieher bewaffnet daran machte, das Möbelstück zusammenzubauen. Kou arbeitete in der Zeit weiter, da er am Vormittag nicht so viel geschafft hatte, wie er sich vorgenommen hatte. Saki nebenher zu betreuen, war anders gewesen, als er es sich vorgestellt hatte. Auch wenn seine kleine Nichte sich Mühe gegeben hatte, ihn nicht zu sehr zu stören, benötigte sie ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit und Beschäftigung. Sie hatte mit einer Auswahl an Buntstiften und einem Zeichenblock neben ihm auf einem Kissen gesessen und selbst gemalt, während er an seinem Storyboard gearbeitet hatte. Zwischendurch hatte sie ihm staunend zugesehen oder ihm ihre Kreationen gezeigt, damit er sie wie sonst auch nach ihren Anweisungen vervollständigte. Ein Stapel an bunt bemalter Blätter lag neben ihm auf dem Fußboden.

Hotaru schob den zusammengebauten Tisch mit der daran befestigten Bank an den freien Platz an der Wand, dann stellte er die Kiste mit den Bastelsachen, die Kou besorgt hatte, darunter. Die Box mit den Stiften und den stabilen Zeichenblock legte er auf die Tischplatte, damit sie gleich weitermachen konnte, wenn sie wach war.

„Kou? Wo soll ich die Bücher hinlegen?“ fragte er, nachdem er mit der Einrichtung des Tischs zufrieden war.

„Hmm... Dort im Regal ist noch Platz, leg sie erstmal dorthin, ich nehme sie später mit nach oben.“ Kou drehte sich auf seinem Sitzkissen um. „Der Tisch ist großartig. Ich erinnere mich daran, dass ich so einen bei meinen Großeltern in Okinawa hatte, als ich klein war. Er stand im Wohnzimmer, Gramps hat gelesen und ich habe gemalt. Irgendwann war ich zu groß dafür, so dass ich auf dem Boden sitzen musste, um darauf zu malen“, erzählte er nostalgisch.

„Gramps ist der Vater deiner Mutter?“ fragte Hotaru neugierig.

„War. Er ist kurz vor meinem zwanzigsten Geburtstag gestorben...“ Der Dunkelhaarige umfasste die Knöchel seiner überkreuzten Beine mit den Händen und seufzte leise. „Ich weiß nicht, ob einfach alle so bestürzt darüber waren, aber mein Besuch verlief damals wirklich nicht gut. Ich bin auf Kaorus Bitte bis zu meinem Geburtstag dort geblieben, obwohl ich nur zur Beerdigung wollte und es ist so eskaliert, dass ich ohne ein weiteres Wort abgereist bin. Baa-chan hatte noch so vieles, das sie mir mitgeben und sagen wollte und ich habe meine Sachen gepackt und bin zum Flughafen gefahren, bevor alle wach waren.“

„War es schlimmer als das, was deine Cousins von sich gegeben haben?“

Kou zuckte mit den Schultern und nagte an seiner Unterlippe. „Ich möchte nicht darüber reden, Hotaru. Ich erzähle dir gern von Gramps und Baa-chan, aber nicht... nicht davon. Es gibt Gründe, weshalb ich mit dem Rest meiner Familie nichts zu tun haben will, das muss reichen.“

„Ich verstehe, aber ich bin da, wenn du darüber reden willst, ja?“ Hotaru hockte sich vor ihn und drückte seine Hand.

„Danke. Gramps und Baa-chan waren so ein wundervolles Paar, ein großartiges Team, auch wenn sie es nicht immer einfach hatten. Baa-chan hat es uns gegenüber nie erwähnt, aber nicht wenige Nachbarn waren anfangs sehr feindselig Gramps und auch ihr gegenüber, weil sie es gewagt hatte, einen Besatzer zu heiraten. Gramps hat es mir erzählt, weil ich ihn irgendwann einmal gefragt habe, weshalb einige der älteren Nachbarn so unterkühlt mit ihm reden“, erzählte er mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen. „Ich glaube, sie wären besser damit klargekommen, wenn er ausgesehen hätte wie James Dean, damals in den Fünfzigern, als sie sich kennengelernt haben, aber er war ein eins fünfundneunzig großer Schwarzer mit dem breitesten Grinsen, das man sich vorstellen kann. Ich erinnere mich nicht daran, dass er jemals schlechte Laune hatte, er hatte immer einen aufmunternden Spruch parat. Baa-chan war winzig neben ihm, sie ist ungefähr so groß wie Ayane. Ich konnte immer zu ihnen gehen, wenn ich Streit mit meinen Eltern hatte.“

„Wenn deine Großeltern so großartig waren beziehungsweise sind, wieso sind deine Eltern dann so... intolerant?“ hakte Hotaru nach, es machte ihn etwas stutzig.

„Unsere Mutter hat sich als Kind schon darauf versteift, sich anzupassen. Sie ist dunkler als Kaoru und ich, hat Locken und ist größer als die meisten Japanerinnen, sie fällt optisch also auf, zumindest denkt sie das. Ich weiß nicht, was in ihrer Kindheit passiert ist, weil sie nie mit uns darüber gesprochen hat, aber sie hat in eine der konservativsten Familien im Ort eingeheiratet. Too-san ist ein Bürohengst, er ist nicht besonders dominant, aber er betet sie an. Ich kann dir nichtmal sagen, was er wirklich darüber denkt, was ich tue oder wie ich bin, weil wir nie diese Gespräche geführt haben. Gramps war meine Vaterfigur, nicht mein Vater, der oft Überstunden gemacht hat, um seinen Vorgesetzten in den Arsch zu kriechen...“ Kou zog die Knie an und schlang die Arme um seine Unterschenkel. „Er gibt sehr viel auf die Meinung seiner Brüder und seines Vaters, der ein großes Karate-Dōjō im Ort führt. Er ist der Jüngste von ihnen, der Fußabtreter von allen, umso mehr haben unsere Eltern sich in Zeug gelegt, dass wir schon früh so viel lernen und erfolgreich sind, damit die Familie zufrieden ist. Und dann hat meine beste Freundin mich vor meiner Mutter geoutet und das wars dann für mich...“

„Uff... Das war aber wirklich uncool von ihr“, bemerkte Hotaru zerknirscht.

„Sie hat es nur gut gemeint, weil ich so fertig war, dass Jake umzieht und meine Mutter es sonst nicht verstanden hätte, ich trage es ihr nicht nach.“ Der Dunkelhaarige schüttelte leicht den Kopf, um seine Antwort zu unterstreichen. „Aoi war der aufrichtigste Mensch, den ich damals kannte. Sie hat sich tausendfach dafür bei mir entschuldigt und wir haben uns ausgesprochen. Sie hätte den Jungs auf der Oberschule auch mit Freuden den Arsch aufgerissen, wenn sie ebenfalls dort gewesen wäre.“

„Aoi? Deine beste Freundin in Okinawa heißt Aoi?“ Hotaru musste grinsen, da er an Tetsuos Katze Aoi in Schuluniform denken musste.

„Mhm... Sie hatte damals mehr Temperament als Tetsuos Katze, die beiden sind sich überhaupt nicht ähnlich, Hotaru.“ Kou erwiderte sein Grinsen, als er seinen Gedanken erriet.

Die beiden sahen auf, als es leise am Türrahmen klopfte. Kazuki schaute herein, Saki an der Hand, die mit großen Augen zu dem neuen Tisch schaute, auf dem ihre Malsachen lagen.

„Kazu... Stehst du schon lange da?“ fragte Kou überrascht.

„Tatsächlich nicht. Habt ihr geheime Dinge besprochen?“ entgegnete der Ältere schmunzelnd.

„Nein, du weißt, dass ich keine Geheimnisse vor dir habe, Liebster.“ Er stand auf, streckte sich und ging zu ihm, um ihn zu umarmen und seine Akkus wiederaufzuladen, die das Nachdenken über seine Familie etwas entleert hatten. Er lachte leise, weil Saki sein Bein umklammerte, um ihn ebenfalls zu drücken.

„Kouji-chan okay? Willst du auch Mittagsschlaf machen?“ fragte sie besorgt.

„Alles okay, Saki-chan.“ Kou streichelte über ihren Kopf. „Hast du dich ausgeschlafen? Schau mal, Hotaru hat dir etwas mitgebracht, er zeigt dir das sicher gern.“

„Für mich? Kann Saki jetzt auch Homeoffice arbeiten wie Papa?“ Sie schaute von Kou zu ihrem Tisch und dann zu Hotaru, der sie aufmerksam beobachtete.

„Du musst noch nicht arbeiten, Saki-chan, aber du kannst uns Gesellschaft leisten und an deinem eigenen Tisch so viel malen und basteln, wie du willst“, erklärte Hotaru ihr. „Willst du ihn mal ausprobieren?"

"Au ja!“

Saki ließ Kou und Kazuki los, um zu Hotaru zu flitzen und sich von ihm den Tisch zeigen zu lassen. Kou zupfte an Kazukis Hemd, um ihn nach nebenan in die Küche zu ziehen, wo er ihn wieder umarmte und den Kopf an seine Schulter lehnte.

„Was ist los, Honey...?“ Kazuki kraulte seinen Nacken, was ihn immer beruhigte.

„Ich bin ein wenig überfordert... und Hotaru hat unabsichtlich Dinge aufgewühlt, die ich eigentlich vergessen wollte“, antwortete er leise. „Frag nicht danach, ich erzähle es dir irgendwann, ich brauche dich gerade einfach nur.“

„In Ordnung.“ Der Ältere drückte einen Kuss auf seine Schläfe. „Du weißt, dass ich dich vor allem und jedem verteidige, der dir schaden will...“

„Mhm... Das wird hoffentlich nie notwendig sein.“ Kou schlang die Arme um seinen Nacken und küsste ihn zärtlich. „Ich liebe dich, Kazu...“

„Ich dich auch, Kou. Wenn es dir zu viel ist, nebenher auf Saki aufzupassen, kann sie auch einen Teil des Tages bei mir sein, mir macht das nichts aus, so viele Termine habe ich diese Woche nicht, zur Not kann Tetsuo die übernehmen“, bot Kazuki an.

„Ich will sie aber nicht bei dir parken...“

„Wir kümmern uns gemeinsam um sie, solange Kaoru und Ayane das nicht können, du parkst sie nicht bei mir, Honey. Ich will dir nur nicht die ganze Arbeit überlassen und so ein bisschen kenne ich mich mit Kindererziehung aus, falls du es vergessen hast“, sagte er grinsend. „Zerdenke das nicht, aber wenn du mir dafür unendlich dankbar sein willst, darfst du das gerne sein.“

Kou schnaubte amüsiert. „Nagut, Superdad. Kann sie morgen bei dir bleiben? Ich habe mir heute Vormittag überlegt, dass Hotaru und ich bei ihnen zuhause vorbeifahren, um dort etwas Ordnung zu schaffen. Ayane hat letzte Woche schon gesagt, dass sie zu kaum etwas kommen und wenn das Baby da ist, wahrscheinlich noch weniger.“

„Kein Problem. Ihr könnt euch Zeit lassen, ich kümmere mich um sie und sie wird Phönix-Ehrenmitglied.“ Kazukis Grinsen wurde breiter.

„Kazuuu... Untersteh dich. Gibt es da nicht ein Mindestalter?“ Der Jüngere piekte ihn in die Brust.

Kazuki hielt seine Hand fest und nahm seinen Finger zwischen die Lippen. „Nicht für Ehrenmitglieder, aber gut... Das war auch nur ein Spaß, um dich aufzuheitern.“

„Ich will meine Seite noch fertig bekommen. Du hast doch sicher auch noch zu tun, oder?“

„Ja, je eher du fertig wirst, umso mehr Zeit haben wir heute Abend noch für uns. Saki hat mir vorhin versprochen, dass sie heute allein im Gästezimmer schlafen will, wie ein großes Mädchen. Wir sehen uns später, Honey.“ Er legte eine Hand auf Kous Wange, um ihn für einen intensiven Kuss an sich zu ziehen, bevor er ihn allein ließ, um ebenfalls weiterzuarbeiten.

 

Saki flitzte kichernd im Schlafanzug aus dem Bad ins Wohnzimmer, bevor Kou ihr nach dem Baden die Haare föhnen konnte. Weit kam sie nicht, da Kazuki ihr den Weg versperrte und sie im Lauf einfing, um sie hochzuheben und zurück ins Bad zu tragen.

„Wo willst du denn hin, Saki-chan?“ fragte er ernst.

„Spielen!“ rief sie fröhlich.

„Mit nassen Haaren? Ich glaube, das Spielen muss noch ein bisschen warten.“ Er setzte sie auf der Bank im Bad ab, neben der Kou mit verschränkten Armen stand. „Ich habe eine Ausreißerin gefunden.“

„Ich habe ihr nur für eine Sekunde den Rücken zugedreht, dann ist sie einfach ausgebüxt, Kazu...!“ jammerte Kou.

„Aber der Föhn ist laut! Ich mag das nicht!“ schimpfte Saki, die sich die Hände auf die Ohren drückte.

Kou hockte sich vor sie, den modernen, für seinen Geschmack viel zu teuren Föhn, den Kazuki vor Kurzem gekauft hatte, hielt er ihr entgegen. „Ich verspreche dir, der ist nicht so laut, wie du denkst. Und vorher rubbeln wir deine Haare mit dem Handtuch trocken, dann sind wir viel schneller fertig, okay? Du darfst das auch erst bei mir ausprobieren, Saki-chan.“

Saki nahm den Föhn neugierig mit beiden Händen entgegen, schaute durch die Öffnung in der Mitte und gluckste leise, da das Teil so gar nicht wie der Föhn aussah, den sie kannte. Kou kramte derweil in der Kiste mit dem Zubehör nach dem Diffusor-Aufsatz, der für Sakis Locken besser war als der, den er normalerweise für seine glatten Haare verwendete. Nachdem das kleine Mädchen das neuartige Gerät fleißig ausprobiert hatte, überließ sie es ihm, damit er ihr schließlich doch noch die Haare trocknen konnte. Kazuki blieb im Bad, um zuzusehen und Saki bei Bedarf wieder einzufangen, doch sie hopste nur von der Bank zu dem Hocker vor den Waschbecken, um ihre nun trockene Lockenpracht im Spiegel zu bewundern.

„Woah... So hübsch geworden, Kouji-chan! Dankeschön!“ rief sie, dann lief sie zu Kou zurück, um ihn zu drücken.

„Gerne doch, Saki-chan. So... Es ist schon längst Zeit fürs Bett, soll ich dir noch was vorlesen?“ fragte er, während er mit ihr an der Hand zum Gästezimmer ging.

„Hmmm... Ja! Eine neue Geschichte!“ Sie zog eines der neuen Bücher von dem Stapel, der neben dem Bett lag und hielt es ihm hin, bevor sie aufs Bett kletterte, auf dem ihr Plüschhase schon lag. „Will Onkel Kazu auch zuhören? Kouji-chan ist der allerbeste Vorleser! Noch besser als Papa!“

„Da bin ich aber gespannt.“ Kazuki setzte sich, lehnte sich an einen der Bettpfosten am Fußende des Betts und sah Kou auffordernd an, der Saki zudeckte, sich neben sie setzte und das Buch aufschlug.

„Zweifelst du etwa an mir, Kazu?“

„Niemals.“ Der Ältere zog Kous Füße auf seinen Schoß, um sie zu massieren, während der Jüngere lächelnd mit dem Vorlesen der Geschichte begann, die von zwei männlichen Pinguinen handelte, die zusammen im New Yorker Zoo ein Pinguin-Baby aufzogen.

Noch bevor Kou bei der Hälfte angekommen war, war Saki an seine Seite gekuschelt eingeschlafen. Er löste sie vorsichtig von sich, schob sie sanft auf das Kissen und deckte sie richtig zu, ohne sie dabei zu wecken, dann folgte er Kazuki nach draußen.

„Du bist ein großartiger Onkel, Honey“, sagte dieser, nachdem Kou die Tür geschlossen hatte.

„Ach... Bei Saki ist das einfach, sie ist pflegeleicht.“ Er schob sich geschmeichelt eine Haarsträhne hinters Ohr.

„Sei nicht so bescheiden, du kannst wirklich gut mit Kindern umgehen.“ Kazuki zog ihn an der Hüfte an sich. „Das ist schon ein bisschen heiß...“

„Heiß...? Kazu, du spinnst ja.“

„Mhm, ein wenig vielleicht, weil ich alles heiß finde, was du tust...“ Er strich mit den Lippen über sein Ohr. „Ich weiß, Saki ist noch bis nächste Woche hier, aber... würdest du am Freitag mit mir ausgehen? In einen Club? Sofern sie sich bis dahin hier sicher genug fühlt und Tetsuo und Taniguchi für einen Abend auf sie aufpassen können.“

„Gern... Was soll ich anziehen?“ Kou schob seine Hände unter Kazukis Hemd.

„Wenig... Ich habe etwas für dich bestellt, worin du unfassbar sexy aussehen wirst...“, antwortete der Ältere, dann zog er ihn hinter sich her ins Bad, damit sie ebenfalls noch baden und ungestört Zeit miteinander verbringen konnten.

Chapter Text

„Richtig so, Kouji-chan?“ fragte Saki und zeigte ihm das Reisbällchen, das sie mit den Händen geformt hatte.

„Hmm... Sieht schon gut aus, aber drücke es etwas fester zusammen, damit es nicht auseinanderfällt.“ Kou stellte sich hinter sie, legte die Hände um ihre und half ihr dabei, den klebrigen Reis zu einem kleinen, etwas schiefen Dreieck zu formen.

Es war noch früher Vormittag. Während er mit seiner Nichte gefrühstückt hatte, hatte er im Reiskocher eine große Menge Reis zubereitet, den sie nun zu einer großen Portion Onigiri verarbeiteten. Saki hatte ihre eigene Schüssel vor sich stehen, in die er nach ihren Wünschen weitere Zutaten mit dem Reis vermischt hatte, hauptsächlich Furikake in allen Regenbogenfarben, dazu etwas Thunfisch aus der Dose, der ihn nach wie vor an Aois Katzenfutter erinnerte. Er selbst füllte die Onigiri für Kazuki und Tetsuo mit eingelegten Pflaumen, Gurke und gebratener Putenbrust und reihte sie ordentlich auf einem rechteckigen Teller auf, den er im Schrank gefunden hatte.

„Dreiecke sind schwer... uff...“ jammerte Saki, dann schob sie die Zungenspitze zwischen ihre Lippen und formte konzentriert weitere handliche Reisbällchen.

„Du schaffst das, Saki-chan. Wenn es dir zu schwer ist, kannst du sie auch rund machen.“

Er drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel, dann widmete er sich wieder seiner Portion, damit er fertig war, bis Hotaru ihn abholte und sie zusammen zu den Yukimuras nach Hause fuhren, um dort sauber zu machen und aufzuräumen. Es würde mindestens den halben Tag in Anspruch nehmen, weshalb er früh aufgestanden war, um das Mittagessen vorzubereiten, damit Kazuki sich nicht während der Arbeit darum kümmern musste und Saki ebenfalls versorgt war, auf die sein Partner während des Tages aufpassen würde.

„Guten Morgen, Sonnenschein“, grüßte Hotaru die beiden, nachdem er einen Korb mit Sakis Malsachen im Wohnzimmer abgestellt hatte. „Macht Saki-chan dich noch zum Frühaufsteher, Kou?“

Kou schnaubte amüsiert, kratzte mit den Fingern den letzten Rest von seinem Reis aus der Schüssel und formte daraus ein Onigiri, das nur halb so groß war, wie die anderen. Er legte es auf einen Teller, den er Hotaru über den Tresen schob, bevor er sich die Hände wusch.

„Ich schlafe die ganze nächste Woche durch, wenn das so weitergeht. Und es ist gerade mal der zweite Tag“, gab er gähnend zurück. „Ich bin nicht dafür gemacht, vor neun Uhr aufzustehen.“

„Nächste Woche wachst du wahrscheinlich von allein so früh auf, weil dein Körper sich daran gewöhnt hat und du fällst wie ein Normalo um zehn Uhr ins Bett.“ Hotaru lehnte sich an den Tresen und schob sich das Reisbällchen in den Mund, nur um kurz darauf das Gesicht zu verziehen, da Kou ihn mit einer Umeboshi gefüllt hatte. „Uäh... Die sind echt nicht mein Ding.“

„Meins auch nicht, aber Kazuki findet sie großartig. Frag nicht, ich kann es auch nicht nachvollziehen...“ Kou hob Saki von ihrem Hocker, schob diesen mit dem Fuß bis zur Spüle und stellte das Mädchen dort wieder ab, damit sie sich die Hände waschen konnte.

„Kouji-chan?“

„Was ist, Saki-chan?“

„Kann ich die Sticker haben? Bitte?“ Sie deutete mit einem Finger auf die geöffnete Schachtel mit den unterschiedlichen Furikake-Tütchen, die sie verwendet hatten, auf der Außenseite waren die niedlichen Sumikko Gurashi Figuren abgebildet.

„Natürlich. Willst du sie auf die Mappe für deine Bilder kleben?“

Er fischte den Stickerbogen aus der Schachtel heraus und gab ihn ihr, woraufhin sie ihn mit leuchtenden Augen ansah und heftig nickte, bevor sie von ihrem Hocker sprang und davonflitzte, um ihr Vorhaben sofort in die Tat umzusetzen. Sie zog die Mappe aus hellblauem, halbtransparentem Kunststoff aus dem Korb, den Hotaru mitgebracht hatte, setzte sich damit auf den Fußboden und klebte die glitzernden Sticker akribisch auf die Vorderseite.

„Ich habe alles, was wir brauchen könnten, in mein Auto geladen. Wann brechen wir auf?“ fragte Hotaru, der Saki nicht aus den Augen ließ, damit sie nichts anstellte, während Kou noch in der Küche beschäftigt war.

„Wenn ich hier aufgeräumt und Saki-chan zu Kazuki gebracht habe. Je eher wir anfangen, desto eher sind wir fertig und wieder zurück“, antwortete er geschäftig und schob die fertigen Onigiri in ein leeres Fach im unteren Bereich Kühlschrank, bevor er sich daran machte, das Geschirr in die Spülmaschine zu räumen.

Hotaru vergewisserte sich, dass Saki sich von allen scharfen Kanten im Wohnzimmer fern hielt, dann ging er um den Tresen herum, um ihm zu helfen. Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie fertig waren. Saki hatte zu ihrer Verwunderung den Korb nicht ausgeräumt sondern saß abwartend daneben, ihren blauen Plüschhasen auf dem Schoß, dem sie erklärte, wie man Reisbällchen mit den Händen formte.

„Hmm... Kouji-chan? Kann Hasi auch Onigiri mach’n? Nächstes Mal?“ fragte sie, als ihr Onkel sich neben sie hockte.

„Hasi hat gar keine Hände, Saki-chan, wie soll er das machen? Das nächste Mal kann er zusehen, wir finden sicher auch noch eine Schürze für ihn, damit er nicht schmutzig wird.“

„Mami zieht Hasi immer eine... äh... Plastiktüte an. Bis zum Hals!“ Das Mädchen hielt ihm den Hasen entgegen, damit er ihn nehmen und sie entschlossen nach dem Korb greifen konnte, den sie anschließend über den Boden bis zur Bürotür zog. Sie drückte die Klinke nach unten und sah die Tür empört an, als sie sich nicht öffnete.

„Saki-chan, versuch es einmal mit klopfen. Die Tür ist zu schwer für dich.“

Kou war ihr gefolgt, blieb jedoch hinter hier stehen, damit sie es selbst versuchte. Saki klopfte mit ihrer kleinen Hand an die Tür, es war jedoch kaum hörbar, so dass sie verzweifelt zu ihm sah.

„Kannst du... aufmachen?“

Er strich ihr zärtlich über den Kopf, dann schob er die Tür auf, nachdem er selbst noch einmal geklopft hatte. Kazuki saß wie erwartet an seinem Schreibtisch und las etwas auf seinem Tablet, das er zur Seite legte, als sie hereinkamen.

„Guten Morgen. Alles bereit für euren Plan heute, Honey?“ fragte er, nachdem Kou ihm einen Kuss gegeben hatte.

„Ja. Essen steht im Kühlschrank, davon solltet ihr mehr als satt werden. Ist es wirklich in Ordnung, wenn Saki den ganzen Tag bei dir bleibt? Du erwähntest eine Besprechung...“ Der Jüngere sah ihn besorgt an, so dass er sich mit seinem Stuhl zu ihm umdrehte und ihn auf seinen Schoß zog, während Hotaru Saki dabei half, ihre Malsachen auf dem niedrigen Tisch vor der Couch auszubreiten.

„Ist es, mach dir darum keine Gedanken. Tetsuo kommt später auch noch und wir beide werden sicher mit ihr fertig. So wichtig ist die Besprechung auch nicht, dass sie dabei stören könnte“, versicherte Kazuki ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe. „Was habt ihr denn gekocht?“

„Onigiri! Ganz viele!“ rief Saki zur Antwort, dann flitzte sie um den Schreibtisch herum, um neben ihm stehenzubleiben. „Saki-chan hat auch geholfen. Aber Hasi nicht.“

„Dann essen wir die nachher zusammen, in Ordnung, Saki-chan? Meinst du, es sind genug, dass Tetsuo auch satt wird?“ Er hob sie mit einem Arm hoch, so dass sie schließlich auf Kous Schoß saß.

„Aber klar! Kouji-chan hat extra viele gemacht, für Onkel Kazu und Tetsuo.“

Alle sahen zur Tür, als sie sich öffnete und der blonde Yakuza hereinkam, ein Macbook unter den Arm geklemmt und seine von Hotaru und Kou reparierte Fuchstasse in der Hand. Er schob die Tür mit dem Fuß zu, nachdem er den Kobun im Vorraum eine Frage beantwortet hatte und trug sein Gepäck zu dem zweiten Schreibtisch im Raum, der quer zu Kazukis am Fenster stand.

„Guten Morgen. Ihr seid noch nicht weg?“ fragte er verwundert, dann sah er auf seine Uhr.

„Gleich. Kou und Saki waren noch nicht fertig damit, euer Mittagessen vorzubereiten“, beantwortete Hotaru seine Frage. Er ging zu ihm und zupfte einige hellgraue Katzenhaare von seinem schwarzen Jackett. „Hat Aoi dich überfallen?“

„Mhm. Sie hielt es für eine gute Idee, auf meiner Schulter zu liegen und mir beim Arbeiten zuzusehen, ihre Art...“

„...nach Futter zu betteln“, vervollständigte der Rothaarige seinen Satz. „So, das sollten alle gewesen sein. Meine Fusselrolle habe ich im Auto, ich mache das heute Abend noch richtig sauber.“

„Fürs Erste ist das in Ordnung, Danke A... Hotaru.“ Tetsuo sah zu Kazuki, Kou und Saki, die nicht einmal versuchten, sie unauffällig zu beobachten. „Was?“

„Ach, gar nichts“, gab Kou grinsend zurück, dann stand er auf und stellte Saki auf den Fußboden. „Hotaru und ich sind den ganzen Tag nicht da, das habe ich dir ja schon erklärt, Saki-chan. Aber Kazu und Tetsuo sind hier, um auf dich aufzupassen.“

„Oki. Ich male ganz viele Bilder, bis du wieder da bist, Kouji-chan.“ Sie grinste ihn an und hob einen Daumen, um ihre Aussage zu bekräftigen. „Überlass das mir.“

 

Damit Kou es sich nicht noch anders überlegte und Saki mitnahm, zog Hotaru ihn kurzerhand am Ärmel hinter sich her aus dem Raum, so dass sie aufbrechen und sich ihrem Plan widmen konnten. Saki winkte ihnen, dann wuselte sie zum Sofa, schob das Sitzkissen, das Hotaru ihr mitgebracht hatte, näher an den Tisch und setzte sich darauf, um sich mit ihren Stiften zu beschäftigen.

„Brauchst du noch etwas, Saki-chan?“ fragte Kazuki von seinem Platz aus.

„Hmm...“ Sie sah sich um, stellte ihre rosa Trinkflasche auf den Tisch, die Kou mit kaltem Tee gefüllt hatte, dann schüttelte sie den Kopf, dass ihre Zöpfe wippten. „Habe alles, Onkel Kazu. Hasi hat auch alles.“

„Gut. Sag Bescheid, wenn irgendetwas ist.“ Er wendete sich Tetsuo zu, der an seinem eigenen Tisch saß und etwas tippte. „Kannst du Akiko bitten, uns noch den Entwurf für den Vertrag zu schicken, damit ich den nachher habe? Was ist eigentlich mit dieser Tasse?“

„Schon erledigt, sie kümmert sich drum. Du kennst die Tasse, Aniki, deine Mutter hat sie mir geschenkt.“ Der Blonde trank einen Schluck Kaffee aus der in seiner Hand klein wirkenden Fuchstasse.

"War die schon immer so hässlich?"

"Ja. Hotaru und Kou haben sie mit der Reparatur aufgewertet, meinst du nicht auch?“ Er drehte die Tasse, so dass die feinen silbernen Kintsugi-Linien im Licht schimmerten.

„Um die beiden nicht zu beleidigen, werde ich darauf nicht antworten...“ Kazuki stand auf und ging zur vorderen Ecke seines großen Schreibtischs, um sich etwas Tee nachzuschenken, der dort in seiner Kanne auf einem Stövchen stand. „Wäre es für dich in Ordnung, für Taniguchi selbstverständlich auch, am Freitagabend und voraussichtlich auch am Samstag auf Saki-chan aufzupassen?“

Tetsuo sah von seinem Bildschirm auf, erst zu dem kleinen Mädchen, dann zu Kazuki. „Ist das für Kou in Ordnung und die Eltern der Kleinen? Immerhin haben sie sie ihm und dir anvertraut, nicht mir. Und sie muss auch einverstanden sein, wenn sie nicht bei uns bleiben will, hat das von vorneherein keinen Sinn.“

„Für Kou ist es in Ordnung, er hat seinem Bruder geschrieben und er hatte keine Einwände, er vertraut uns in dieser Hinsicht. Das Baby kann jederzeit kommen, weshalb ich ihn noch nicht anrufen konnte, Ayane sowieso nicht.“ Kazuki seufzte leise, was Tetsuo fragend eine Augenbraue heben ließ. „Denk darüber nach, ja? Wenn du dich absolut nicht damit anfreunden kannst, ist das auch in Ordnung und ich verschiebe unsere Pläne auf einen anderen Tag.“

Der Jüngere furchte die Stirn, dann nickte er. „Wir kriegen das hin. Bis Freitag hat sie sich wahrscheinlich genug eingelebt, dass sie eine Nacht bei uns schlafen kann, Hotaru hat sicherlich nichts dagegen. Er ist hin und weg von ihr.“

„Ist er?“ Kazuki war sichtlich überrascht.

„Wie sagte er gestern Abend... Saki-chan ist wie Kou, nur kleiner und niedlicher“, antwortete Tetsuo amüsiert. „Was hast du vor, dass der Babysitter einen Babysitter organisieren muss?“

Der Dunkelhaarige setzte sich wieder an seinen Platz und schob einen Stapel Zettel zusammen. „Ich will Kou im Seven Ravens vorstellen. Er hat beim Pride schon gesagt, dass er gern öfter mit mir ausgehen möchte und dort ist es wohl am sichersten.“

„Da warst du ewig nicht. Erstrecht nicht mit Partner, aber wenn du denkst, dass es der richtige Zeitpunkt ist, will ich dir nicht im Weg stehen, Aniki. Ogawa hat übrigens angerufen und mitgeteilt, dass deine Bestellung rechtzeitig zu Kous Geburtstag nächste Woche ankommen wird. Er bringt es selbst vorbei, da er geschäftlich in Tokio zu tun hat“, informierte Tetsuo ihn schmunzelnd.

„Sehr gut. Es ist nicht zu viel, oder? Kous Geschenk, meine ich...“

„Es ist untypisch für dich, so unsicher zu sein. Kou wird sich riesig darüber freuen, wenn er erstmal überwunden hat, wie sehr du ihn verwöhnst. Du weißt, dass es ihm wahrscheinlich reicht, Zeit mit dir zu verbringen, aber wenn du ihm statt einem Ring goldene Fesseln schenken willst, ist das völlig in Ordnung, Aniki.“ Das Schmunzeln verzog sich zu einem breiten Grinsen, was Kazuki resigniert den Kopf schütteln ließ.

„Wenn er einen Ring haben will, bekommt er ihn, es ist nur nicht der richtige Zeitpunkt. Solange ich noch mit Sayuri verheiratet bin und Hideyoshi... Er ist auf unserer Seite, nur gibt es gerade wichtigeres als mein Gefühlsleben oder welchen Stempel ich dieser Beziehung aufdrücke“, erklärte er leise.

„Ich ziehe dich nur auf. Ich freue mich für dich, dass Kou dir so wichtig ist und du bist es auch für ihn. Ich weiß, du hasst es, wenn ich ihn erwähne, aber seit Rin damals weg ist, warst du nicht mehr so... wie du jetzt bist. Sicher, du warst eine Weile mit Sayuri-nee glücklich und Haruka ist dein ganzer Stolz, aber deine Gefühle blieben immer auf der Strecke, weil sie seit ihm keiner mehr zu schätzen wusste, da jeder Typ, mit dem du seitdem was hattest, nur deine Fassade und dein Bankkonto gesehen hat.“ Tetsuo verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Kou ist anders, das weiß ich jetzt. Der würde dich auch nehmen, wenn du dir nur einen Spielzeugring aus dem Kaugummiautomaten leisten könntest.“

„Aber er ist nicht wie Rin...“

„Das habe ich auch nie behauptet. Er ist ihm in manchen Dingen ähnlich, aber sie könnten unterschiedlicher kaum sein.“ Ein Signalton ließ ihn auf das Display seines Macbooks schauen. „Da ist der Vertrag.“

 

Die nächsten Stunden bis zur Mittagszeit verbrachte Kazuki in einer Videokonferenz, der Tetsuo nur am Rande lauschte, da er nach wie vor damit beschäftigt war, die restlichen Verknüpfungen von Itsukis Hintermännern zu prüfen. Zwischendurch hatte er die Zwischentür zur Wohnung geöffnet, damit Saki ins Bad konnte, ohne einen von ihnen fragen zu müssen, ihr die Tür zu öffnen. Es war ein normaler Dienstag, der einzige Unterschied war das kleine Mädchen im Büro, das sich zu ihrer beider Erstaunen sehr gut selbst beschäftigen konnte, sei es, dass sie Bilder malte oder ihrem Plüschhasen ein Bilderbuch vorlas.

Tetsuo telefonierte leise mit Kazukis Büroleiterin, als Saki durch die geöffnete Tür in der Wohnung verschwand, wie er mit einem kurzen Blick registrierte. Sie blieb einige Minuten weg, länger als sie für einen Besuch im Bad brauchte, so dass er kurz überlegte, ihr nachzugehen und zu schauen, ob alles in Ordnung war, da Kazuki konzentriert den Ausführungen eines Geschäftspartners lauschte.

„Tetsuo, hörst du mir zu?“ hörte er Akikos Stimme aus dem Headset.

„Ja, selbstverständlich. Ich habe nur kurz darüber nachgedacht, ob Kous Nichte die Wohnung zerlegt, während wir beschäftigt sind, aber... sie war wohl nur in der Küche und hat Essen geholt“, erklärte er ihr amüsiert.

„Sie ist ja nicht du, sondern mit Kou verwandt. Es ist auch schon längst Zeit für meine Mittagspause, wir reden später weiter.“

Tetsuo zog das kleine Headset vom Ohr, als Saki ihm einen großzügig mit Onigiri gefüllten Teller auf den Schreibtisch schob. Ein abgezählter Stapel vorgeschnittener Nori-Blätter lag daneben, damit er sie selbst um den Reis wickeln konnte. Das Mädchen flitzte wieder zurück in die Wohnung, um zwei weitere Teller zu holen, die sie auf Kazukis Schreibtisch schob. Einen Stapel Servietten hatte sie sich in den Gummibund ihrer Shorts gesteckt, um sie unterwegs nicht zu verlieren, von diesen drückte sie Tetsuo einige in die Hand, dann ging sie um die Schreibtische herum und zupfte Kazuki am Ärmel, bis sie seine Aufmerksamkeit hatte.

„Einen Moment...“ Er entschuldigte sich kurz bei seinen Gesprächspartnern, dann wandte er sich ihr zu. „Ist etwas, Saki-chan?“

„Zeit für eine Pause, Onkel Kazu. Die Uhr sagt, es ist Zeit für Mittagessen und Sakis Bauch sagt das auch“, antwortete sie so bestimmt, dass Tetsuo sich an seinem Wasser verschluckte, das er sich zwischenzeitlich geholt hatte.

„Ist es schon so... Oh, wirklich, schon so spät. Verzeih mir, Saki-chan, ich habe nicht auf die Uhrzeit geachtet.“ Kazuki neigte entschuldigend den Kopf in ihre Richtung. „Ich bin hier aber noch nicht fertig.“

„Ich will aber nicht allein essen...“ Saki verzog schmollend das Gesicht. „Mami sagt immer, eine Mittagspause ist wichtig.“

Kazuki rutschte ein Stück mit seinem Stuhl zurück und hob das Mädchen auf seinen Schoß, dann zog er die Teller näher, so dass sie dort essen konnte, was sie auch sogleich tat und einen großen Bissen von einem ihrer bunten Onigiri nahm.

„Du hast vollkommen recht, Saki-chan. Lass mich das eben...“ Er sah etwas verdutzt auf seinen Bildschirm, auf dem ihm die wohlwollend feixenden Gesichter seiner Geschäftspartner entgegengrinsten, da er offenbar vergessen hatte, Mikrofon und Kamera zu deaktivieren. „Verzeihen Sie die Störung, meine Herren. Sayuri, geht’s dir gut?“ Er sah fragend zu dem kleinen Ausschnitt, der seine Frau zeigte, die das Gesicht in die Hände gestützt hatte und krampfhaft versuchte, nicht zu lachen.

„Ja... Alles gut...“, antwortete sie kichernd. „Vielleicht legen wir besser eine Pause ein, damit wir alle etwas essen können.“

Saki beäugte neugierig die Personen auf dem Bildschirm, da die meisten von ihnen lächelten, grinste sie breit zurück und winkte kurz mit der freien Hand, bevor sie sich weiter ihrem Essen widmete. Kazuki rieb sich die Nasenwurzel, es war ihm unangenehm, dass er es versäumt hatte, das Gespräch stummzuschalten.

„Onodera-san, machen sie sich nichts draus. Die kleine Dame hat recht, eine Mittagspause ist wichtig“, sagte einer der zugeschalteten Geschäftspartner, der schon ein Stäbchenpaar in der Hand hatte und ein Stück Fisch aß, nachdem er seinen Satz beendet hatte.

„Siehst du, Onkel Kazu. Meine Mami hat nämlich immer recht“, bestätigte Saki die Aussage mit vollem Mund, woraufhin Tetsuo neben ihnen hastig die Hand vor den Mund schlug, um nicht vor Lachen sein Essen auszuspucken.

„Deine Mami ist eine kluge Frau, Saki-chan. Hast du deine selbst gemacht?“ fragte Kazuki, nachdem er es aufgegeben hatte, seine Fassung wiederzuerlangen, griff eines der von Kou geformten Onigiri mit einem Nori-Blatt und biss hinein.

„Jau. Ganz allein, Kouji-chan hat mir gezeigt, wie man das macht. Aber die von Saki sind nicht so hübsch wie die von Kouji-chan...“ Sie legte eins von ihren kleinen Reisbällchen auf seinen Teller, um sie zu vergleichen. „Schmeckt trotzdem gut. Hübsch ist nicht alles, sagt Mami immer.“

„Trotzdem beeindruckend für ein kleines Mädchen“, bemerkte ein anderer. „Meine Enkelin schafft das noch nicht. Ihre Nichte, Onodera-san? Ich wusste gar nicht, dass Sie Geschwister haben.“

Kazuki schüttelte den Kopf, da er nicht sprechen wollte, bevor sein Mund leer war. „Die Nichte meines Partners, wir kümmern uns ein paar Tage um sie, während ihre Eltern damit beschäftigt sind, das Geschwisterchen auf die Welt zu bringen“, erklärte er schließlich, da er nur mit seinen engsten Geschäftspartnern konferierte und von diesen selbst genug private Dinge kannte, konnte er ihnen das ohne Bedenken erzählen. Seit seinem öffentlichen Coming-out lagen die Karten sowieso auf dem Tisch.

„Das Baby trödelt! Deshalb ist Mami im Krankenhaus, aber es geht ihr gut, ja“, fügte Saki hinzu.

„Die Kleine scheint mir ein aufgeweckter Wirbelwind zu sein, ich hoffe, sie bringt nicht zu viel durcheinander, Onodera-san“, sagte der vorherige Geschäftspartner.

„Saki ist nicht klein. Ich bin schon fast viereinhalb! Ein großes Mädchen, das allein im großen Bett schläft“, schimpfte das Mädchen leise. „Nicht wahr, Onkel Kazu?“

„Allerdings. Ein bisschen Trubel schadet uns hier nicht, wir kommen gut zurecht.“ Kazuki fing den Reis auf, der Saki aus den Fingern fiel, bevor er auf seiner Hose landen konnte und legte ihn zurück auf den Teller, dann nahm er einen Löffel vom Tablett, auf dem er zuvor seinen Tee transportiert hatte und drückte ihn ihr in die Hand. „Du musst die lockeren Reste nicht mit den Fingern essen, Saki-chan, nimm den Löffel.“

„Oki. Vielen Dank, Onkel Kazu.“ Saki zog den Teller näher zu sich und aß alles bis auf den letzten Krümel auf, dann trank sie einen großen Schluck Tee aus ihrer Trinkflasche.

Nachdem er selbst seine Portion beendet hatte, säuberte er seine Finger mit einem Feuchttuch, von denen er immer welche in einer Schreibtischschublade hatte, dann die von Saki, bevor sie sich schläfrig an ihn kuschelte. Tetsuo stand auf, um die Teller wegzuräumen, dabei hob er den Plüschhasen vom Sofa auf, um ihn Kazuki zu geben, der ihn Saki in die Arme drückte.

„Willst du dich für deinen Mittagsschlaf nicht lieber ins Bett legen, Saki-chan?“ fragte Kazuki leise. „Nicht, dass dir noch kalt wird.“

„Hmm... Nö, du bist kuschelig warm, Onkel Kazu...“

Tetsuo brachte aus der Wohnung eine dünne Decke mit, mit der Kazuki Saki auf seinem Schoß zumindest ein wenig zudecken konnte, da sie nur Shorts und ein T-Shirt trug und die Klimatisierung die sommerliche Wärme draußen hielt. Saki war innerhalb von Minuten tief eingeschlafen, um sie nicht zu wecken, setzte legte Kazuki den Ton der Konferenz auf sein kleines Headset und sprach nur leise, wenn er überhaupt etwas sagen musste, die Kamera schaltete er aus.

Chapter Text

„Puh, ich glaube, das war der letzte Rest Wäsche, der noch übrig war“, sagte Kou, während er in die Küche ging, in der Hotaru damit beschäftigt war, den grundgereinigten Kühlschrank zu befüllen. „Es ist wirklich ein Unterschied, ob man alles selbst bügelt oder die Sachen zur Reinigung bringt, wie ihr das tut.“

„Das stimmt. Kein Wunder, dass es liegengeblieben ist.“ Hotaru beäugte eine Soßenflasche, deren aufgedrucktes Mindesthaltbarkeitsdatum noch vor Sakis Geburt lag.

„Die ist aufgefüllt mit Baa-chans Spezialsoße, müsste vom November sein“, erklärte der Dunkelhaarige auf sein fragendes Gesicht, woraufhin er sie zu den anderen in den Kühlschrank stellte und diesen schloss.

Sie waren seit dem Vormittag bei Kaoru und Ayane zuhause, um die Wohnung von oben bis unten zu putzen, die Wäsche zu machen und in der Küche für Ordnung zu sorgen. Kou hatte mit dem nettesten Lächeln, zu dem er imstande war, die Nachbarin dazu überredet, ihren Sohn vorbeizuschicken, damit er den Rasen des kleinen Gartens mähte, da sie beide keinerlei Erfahrung mit Rasenmähern hatten. Für ein zusätzliches Taschengeld hatte der Student ebenfalls die Hecke geschnitten und alles zusammengerecht, so dass der Garten gepflegt aussah, während Kou und Hotaru im Haus herumwerkelten. Die Nachbarin hatte ihnen nachmittags selbstgebackene Törtchen und Tee vorbeigebracht, da sie kaum Zeit fanden, eine Pause zu machen, um wirklich bis zum Abend mit allem fertig zu werden. Kou lehnte sich an die Arbeitsplatte neben dem Kühlschrank und schob sich ein halbes Törtchen in den Mund, von denen noch einige übrig waren, obwohl schon längst Zeit fürs Abendessen war, Hotaru tat es ihm gleich und sie genossen für einen Moment die Ruhe und das Gefühl, wirklich viel geschafft zu haben.

„Was ist eigentlich mit den Kartons neben dem Aquarium?“ fragte Hotaru nach einer Weile. Sie hatten diese nicht angerührt, sondern nur umhergeschoben, wenn sie beim Staubsaugen im Weg gewesen waren.

„Das ist das Zubehör und die Einrichtung für das Aquarium, Kaoru wollte ein Meerwasser-Aquarium einrichten, damit sie zumindest irgendwelche Haustiere haben und es mit Fischen aus Okinawa füllen“, erklärte Kou und streckte sich.

„Ein Meerwasser-Aquarium ist viel Arbeit, aber wenn es richtig befüllt ist, sieht es wunderschön aus. Weißt du, was er sich überlegt hat?“ Der Rothaarige nahm seine Kaffeetasse mit und ging ins Wohnzimmer, wo die Kartons standen. Das große Aquarium bildete eine Trennwand zwischen Wohnzimmer und Küche.

Kou folgte ihm, zog sein Handy aus der Hosentasche und öffnete eine Bildergalerie. „Ja, er hat mich gebeten, es so zu gestalten, dass es gut aussieht und ähnlich wie die Riffe, in denen wir als Kinder schnorcheln waren.“ Er reichte Hotaru das Handy mit dem geöffneten Bild. „Ich weiß nicht, was er damit beabsichtigt hat, aber er versucht immer mal wieder, mich unserer Heimat näher zu bringen.“

Hotaru summte zustimmend. „Vielleicht wollte er damit einfach etwas haben, das ihn an Okinawa und dich erinnert, wenn ihr euch schon so selten seht. Ich kenne deinen Bruder nicht, aber er muss dich sehr lieben und dir vertrauen, wenn er dir seine Tochter für eine Woche anvertraut, ohne irgendwelche Bedenken zu haben. Deine Schwägerin natürlich auch.“

Der Künstler hockte sich hin, um einen der Kartons zu öffnen und die Nachbildung einer bunten Koralle herauszuholen, die er nachdenklich von allen Seiten betrachtete. „Hotaru, du... kennst dich doch mit Aquarien aus, oder?“

„Naja, ein wenig, soweit ich es für meine beiden Spanner wissen muss. Wir haben noch Zeit, ich schreibe Tetsuo, dass wir länger brauchen.“

Kou strahlte ihn an, dann begann er, die Kartons auszuräumen und die verschiedenen Einzelteile auf dem Fußboden zu sortieren, mit denen sie das Aquarium füllen würden, während Hotaru Tetsuo und Kazuki in ihrer Chatgruppe schrieb, dass sie noch dringend etwas erledigen mussten, bevor sie zurückfahren konnten. Hotaru setzte sich mit der komplizierten Filteranlage auseinander und Kou lief in Kaorus Büro, um die Skizze für die Einrichtung des Aquariums auszudrucken, damit er den Akku seines Handy etwas schonen konnte und das Bild größer war. Den Zettel klebte er mit Klebeband an das Glas, damit er sich daran orientieren konnte, während er die Steine, künstlichen Korallen und anderen Dinge darin verteilte. Es fehlten nur die Pflanzen, die Kaoru noch nicht bestellt hatte, damit sie nicht eingingen, bis er die Zeit dafür fand, es zu füllen.

 

„Danke, Hotaru, ohne dich hätte das dreimal so lange gedauert.“

Kou legte seinem Bodyguard einen Arm um die Schultern und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Sie waren schneller fertig geworden, als ursprünglich gedacht, hatten die Kartons noch zerkleinert und einen regenbogenfarbigen Geschenkekorb im Wohnzimmer zurückgelassen, um Ayane nicht im Krankenhaus damit zu belasten. Auf dem Rückweg hatten sie sich zur Belohnung für die harte Arbeit Fastfood geholt, das sie jedoch zuhause essen wollten, um Kazuki und Tetsuo nicht noch länger mit Saki allein zu lassen.

„Da ich dich nicht allein losziehen lassen darf, wäre es ja unfair gewesen, wenn ich nur rumgesessen hätte, während du arbeitest und außerdem liebe ich putzen“, gab Hotaru grinsend zurück und schlüpfte aus seinen Schuhen, nachdem sie in Kazukis Wohnung angekommen war.

„Wir sind wieder da“, rief Kou leise, um niemanden zu erschrecken oder Saki zu wecken, sollte sie schon schlafen.

„Kouji-chan! Willst du auch Tee?!“ quäkte Saki quer durchs Wohnzimmer, als sie ihn hörte.

„Tee? Später vielleicht, wenn wir gegessen haben“, antwortete er und lief um die vor Kurzem eingebaute Trennwand, damit das Wohnzimmer nicht so direkt vom Eingang aus einsehbar war. „Was macht ihr denn da?“

„Teeparty!“ Das kleine Mädchen kicherte vergnügt und goss dann konzentriert roten Früchtetee in die Tasse, die vor Kazuki auf dem Wohnzimmertisch stand.

„Teeparty?“

Hotaru blieb neben Kou stehen, dann legte er eine Hand auf seinen Mund, um sein breites Grinsen zu verbergen. Um den Wohnzimmertisch verteilt saßen Saki, Kazuki, Tetsuo und der blaue Plüschhase auf dem Fußboden, alle mit kleinen Tellern und Teetassen vor sich. Auf einer Etagère waren unterschiedliche Kekse verteilt, der Tee war in einer Glaskanne, die Kou irgendwo in einer hinteren Ecke von Kazukis Küchenschrank gesehen hatte. Auf Sakis Kopf saß ein kleines Krönchen, Kazuki und Tetsuo trugen die Wolfs- und Fuchsohren, die sie ihnen von Okinawa mitgebracht hatten.

„Seid ihr mit allem fertig geworden, was ihr euch vorgenommen hattet?“ fragte Kazuki, eine Teetasse in der Hand.

„Ja. Es glänzt alles und sogar der Garten sieht nicht mehr aus wie ein Urwald, dank der Nachbarn. Ich bin am Verhungern, haben die Onigiri euch gereicht?“ Kou ließ sich auf das Sofa fallen und breitete sein Abendessen auf seinem Schoß aus, Hotaru setzte sich neben ihn, nicht weniger hungrig, sie hatten allerdings Mühe, die Plüschohren nicht zu kommentieren und stattdessen zu essen.

„Es waren mehr als genug, sie haben auch für Sakis Abendessen gereicht, Tetsuo und ich hatten Steak.“ Kazuki beugte sich zu Kou, um ihm eine Pommes zu klauen, dann widmete er sich wieder seinem Tee.

„Onkel Kazu hat die Onigiri in die Pfanne gemacht und gebraten. Das war soooo lecker!“ schwärmte Saki mit leuchtenden Augen. „Willst du noch Tee, Tetsuo?“

„Nein, danke, das reicht mir.“

Der Blonde schob seine Tasse aus Sakis Reichweite. Es war ihm anzusehen, dass er nicht ganz so viel Spaß an dem Spiel hatte wie das Mädchen oder Kazuki, sehr zu Hotarus Vergnügen, der grinsend in seinen Burger biss, ohne die drei am Tisch aus den Augen zu lassen. Saki erzählte den beiden Neuankömmlingen fröhlich von ihrem Tag, während sie ihr spätes Abendessen verdrückten.

„Wie war das eigentlich mit abends Kekse essen, Saki-chan?“ fragte Kou amüsiert, da Ayane eine Liste von Anweisungen geschrieben hatte.

Saki schaute ihn mit großen Augen an, dann schob sie sich schuldbewusst noch einen Keks in den Mund. „If hab nof nif...“ Sie schluckte angestrengt und spülte die Krümel mit einem großen Schluck Tee hinunter. „Zähne geputzt. Nur gebadet. Die sind so lecker, Onkel Kazu...!“

„Die Verantwortung dafür geht auf mich, Honey. Saki-chan war vorbildlich heute, hat meine ganze Konferenz zum Lachen gebracht und sonst sehr brav, da dachte ich, dass sie sich eine Belohnung verdient hat“, warf Kazuki entschuldigend ein. „Es sind die Kekse, die du nach dem Rezept meiner Mutter gebacken hast, die sind nicht so süß, wie du selbst weißt.“

„Du verwöhnst sie noch, Kazu...“ Kou stand vom Sofa auf und ließ sich neben seinem Partner auf den Boden fallen, dann lehnte er sich an ihn. „Aber dafür sind Onkel da, nicht?“

„Absolut. Deshalb ist Haru-chan in Saki-chans Alter auch immer zu Tetsuo geschlichen, wenn sie mitten in der Nacht Kekse wollte.“ Der Ältere küsste Kou auf die Schläfe und drückte ihn sanft an sich, nachdem er ihm die schwarzen Katzenohren aufgesetzt hatte, damit er dazu passte.

„Als ob die Göre je von mir nachts Kekse bekommen hätte, also wirklich, du überschätzt mich, Kazuki“, gab Tetsuo schmunzelnd zurück. „Dafür Eis.“

„Es gibt Eis?“ plapperte Saki dazwischen.

„Heute nicht mehr, Saki-chan. Ich glaube, wenn du zu den Keksen noch Eis isst, bekommst du Bauchschmerzen und kannst nicht schlafen“, sagte Kou und nahm sich den letzten Keks vom Teller.

„Das klingt vernünftig, ja.“ Das Mädchen nickte bestätigend.

Hotaru sammelte die Fastfood Verpackungen ein, um sie in der Küche in den Müll zu werfen, blieb auf dem Rückweg jedoch etwas entfernt vom Sofa stehen, da er sich für den Moment etwas fehl am Platz fühlte.

„Kou, brauchst du mich heute noch? Sonst würde ich dann Feierabend machen...“ fragte er ruhig.

„Hmmm... Ich glaube nicht, nein. Ich bewege mich heute nur noch ins Bad und dann ins Bett“, antwortete der Angesprochene gähnend.

„Wenn du fertig bist mit Arbeit, kannst du auch Tee trinken, Hotaru! Kekse sind aber leer...“ sagte Saki strahlend. „Ist auch noch Platz.“

„Danke, Saki-chan, aber ich will wirklich nicht stören...“ sagte Hotaru und hob seine Tasche vom Sofa auf, um zu gehen. Er kam jedoch nicht weit, da Tetsuo ihn am Hosenbein festhielt und auffordernd daran zupfte.

„Setz dich. Du kannst nicht so ein Gesicht ziehen und dich dann allein unten verkriechen, Aru. Wir müssen auch noch etwas besprechen.“ Er sah ihn von unten an. „Bitte?“

Der Rothaarige sah ihn irritiert an, da er ihn mit seinem Kosenamen angesprochen hatte und ließ sich schließlich neben ihm nieder. Saki schob ihm eine gefüllte Teetasse über den Tisch und Tetsuo setzte ihm ein Paar dunkelroter Katzenohren auf den Kopf, bevor er ihm einen Arm um die Schultern legte. Hotaru schmiegte sich mit einem leisen Seufzen an ihn, als weder Kazuki noch Kou es kommentierten.

„Ist alles okay, Nervensäge...?“ fragte Tetsuo leise, die Lippen dicht an seinem Ohr, das rot glühte, die Stimme rauer als üblich, da er offenbar seinen Feierabendwhiskey zusammen mit dem Tee getrunken hatte.

„Ja... Der Tag war anstrengend, das ist alles... Was wollt ihr noch besprechen?“ hakte Hotaru nach, immer noch unsicher, ob er überhaupt an dem familiären Beisammensein teilhaben sollte.

„Nur eine Bitte von mir, Tetsuo weiß schon bescheid, aber wenn Sie dagegen sind, Taniguchi, werde ich umplanen“, begann Kazuki, was den Rothaarigen dazu brachte, sich etwas zu versteifen. „Ich weiß, unsere normale Wochenendplanung geht durch Saki-chans Anwesenheit nicht, aber ich würde am Freitagabend gern mit Kou ausgehen, was heißt, dass wir über Nacht wegbleiben und gegebenenfalls auch den ganzen Samstag. Wäre es in Ordnung für Sie, in der Zeit auf Saki-chan aufzupassen?“

„War das dieses Wochenende, Kazu? Das habe ich ja total vergessen...“ Kou zog sein Handy aus der Hosentasche und öffnete den Kalender, in den er alle gemeinsamen Termine mit Kazuki eintrug, auch wenn er nicht genau wusste, was sein Partner geplant hatte. „Tatsächlich... Ohje...“

In Hotarus Kopf ratterte es, ob er Kazuki, seinem Waka, überhaupt eine Absage erteilen konnte, ohne ihn zu verärgern. Es war nicht so, dass er dagegen war, aber er fühlte sich mehr als ungeeignet, auf ein Kleinkind aufzupassen und wenn es noch so nett und pflegeleicht war wie Saki.

„Oh, ich darf bei Tetsuo und Hotaru übernachten? Ja? Ist das dann... eine Übernachtungsparty in der Übernachtungsparty?“ fragte Saki glucksend, sie kletterte auf Kous Schoß und kuschelte sich an ihn.

„So in der Art“, antwortete ihr Onkel. „Aber das liegt ganz an euch. Wenn das zu viel ist, ich weiß, es ist viel verlangt, dann kann Kazu das sicher umplanen und wir machen das ein anderes Mal.“

Hotaru sah zu Tetsuo, der den Kopf an seinen gelehnt hatte und seinen Blick schmunzelnd erwiderte.

„Fühl dich nicht genötigt, zuzusagen, nur weil Kazuki dich fragt, obwohl du nicht willst“, sagte er leise. „Ich wollte das nicht ohne dich entscheiden, mir ist es gleich, du scheinst mir nur eher der Mensch zu sein, der lieber auf Kinder aufpasst als ich.“

„Aber... Du hast viel mehr Erfahrung damit als ich, immerhin hast du schon auf Haruka-chan aufgepasst und da habe ich nur die... aufregendsten Geschichten gehört“, warf Hotaru ein.

„Der ganze Clan hat auf Haru aufgepasst, das ist ganz was anderes. Die brauchte ein ganzes Bataillon, damit sie nicht aus Versehen das Anwesen anzündet oder in die Molchzucht einsteigt, Saki-chan scheint mir da um einiges pflegeleichter“, gab der Blonde amüsiert zurück. „Im schlimmsten Fall parken wir sie vor dem Aquarium, das sollte sie eine Weile beschäftigen.“

Hotaru seufzte tief und sah zu Saki, die breit grinste, dann nickte er. „In Ordnung. Ich will wirklich nicht, dass ihr umplanen müsst und wir haben für das Wochenende nichts fest geplant, das sollte also passen. Ich muss nur... morgen einkaufen, das Zimmer aufräumen und die Wohnung kindersicher machen... Kann ich mir dafür einen halben Tag frei nehmen?“

„Danke, Hotaru. Du kannst dir auch den ganzen Tag frei nehmen, wenn du ihn brauchst. Ich arbeite hier oben.“ Kou schlug dankbar die Handflächen zusammen und verbeugte sich knapp, dann sah er zu Kazuki, der sich mit dem Rücken ans Sofa gelehnt hatte und zufrieden lächelte.

„Das sollte in Ordnung sein. Sie haben etwas bei mir gut, Taniguchi“, sagte Kazuki mit leichtem Nicken in Hotarus Richtung. „Sag mal, Tetsu... Du bist ja ganz besonders anhänglich heute...“

„Du bist immer anhänglich, also darfst du gar nicht urteilen, Aniki“, entgegnete Tetsuo, der Hotaru noch nicht losgelassen hatte und mit der Nasenspitze über dessen Schläfe strich, um schließlich einen Kuss darauf zu hauchen, was Hotaru das Blut ins Gesicht trieb. „Hast du deine Fusselrolle wieder mitgebracht...?“

„Mhm... Brauchst du sie noch?“ fragte der Rothaarige leise.

„Aoi hat mich vorhin überfallen, ich bin furchtbar fusselig. Überall.“

„Na dann...“

„Ihr könnt ruhig gehen, wir bringen Saki ins Bett“, sagte Kazuki grinsend. „Bevor die Fussel noch an meinem Teppich hängen.“

„Das wäre ungut.“ Tetsuo stand auf, den verwirrten Hotaru zog er an den Hand auf die Füße. „Gute Nacht.“

„Schlaft gut!“ Saki winkte ihnen nach, als sie zur Wohnungstür gingen, nachdem sie sich verabschiedet hatten.

 

Tetsuo legte die Arme um Hotaru und drückte ihn sanft an sich, kaum dass sie in ihrer Wohnung angekommen waren, das Kinn legte er auf seinem Scheitel ab, so dass der Kleinere sich nicht umdrehen konnte um ihn anzusehen. Hotaru war sich allerdings nicht sicher, ob das so besser war, denn seinem aufgeregt klopfenden Herzen half es nicht, Tetsuo nicht ansehen zu können um zumindest zu erahnen, was in seinem Kopf vorging, dass er gerade vor Kazuki und Kou so anhänglich war, war wirklich unüblich für ihn.

„Tetsu... Wie viel von deinem Feierabendwhiskey war in deinem Tee?“ fragte er, nachdem sie eine Weile still im Eingangsbereich standen.

„Genug... Nur hat Saki so unfassbar viel Zucker in den Tee geschüttet, dass die Kombination direkt ins Blut ist“, antwortete der Blonde leise. „Tut mir leid, wenn das eben etwas zu viel war, aber du... hast so verloren ausgesehen...“

Hotaru schnaubte leise und schmiegte sich mit dem Rücken an seine Brust. „Ich weiß nie, wie ich mich in seiner Gegenwart verhalten soll... Er ist mein Waka, mein Boss und ihr seid seine Familie, ich gehöre nicht dazu...“

„Unsinn... Kazuki ist nicht so steif und abgehoben, wie es manchmal wirkt, im Gegenteil. Er war sehr unsicher heute Vormittag, als er mich gefragt hat, ob wir auf Saki aufpassen können und wenn du Nein gesagt hättest, wäre das für ihn in Ordnung gewesen“, widersprach Tetsuo ruhig. „Er kennt dich nur nicht gut genug, um dir das Gefühl zu geben, dass du zu uns gehörst, das hat nichts mit dir zu tun, nur mit ihm selbst. Er ist vorsichtig bei denen, die er in sein Leben lässt... wenn er sie nicht flachlegen kann oder sich Hals über Kopf in sie verliebt.“

„So wie Kou?“

„So wie Kou... Oder andere vor ihm. Da Hideyoshi dich ausgebildet und zu uns geschickt hat, weiß er, dass du vertrauenswürdig bist und mir bist du sehr wichtig, das weiß er ebenfalls.“ Hotaru spürte Tetsuos Lippen an seinem Hinterkopf, bevor er weitersprach. „Es gab nur noch keine Gelegenheit, dass er dich richtig kennenlernen kann, damit er sich ein eigenes Bild von dir machen kann, was ihm sehr wichtig ist. Es hilft aber auch nicht, wenn du in deinen Arbeitsmodus fällst, wenn du mit ihm allein bist.“

„Wir werden einfach nicht warm miteinander, er und ich...“

Tetsuo drehte Hotaru um, so dass er ihn ansehen konnte und schnippte ihn mit den Fingerspitzen gegen die Stirn, woraufhin der Rothaarige ihn ärgerlich ansah und zu einer Beschwerde ansetzte, die er mit einem Finger auf seinen Lippen unterband.

„Sei nicht so negativ, Kleiner. Kazuki hat eine sehr hohe Meinung von dir, weil Kou dich mag, Saki findet dich großartig, das hat sie heute mehrfach erwähnt und meine Meinung ist ihm ebenfalls wichtig“, sagte er schmunzelnd.

Hotaru leckte über seinen Finger, damit er ihn wegzog, stattdessen schob er ihn zwischen seine Lippen und ließ ihn daran lutschen, während er ihn dichter an sich zog, um an seinem gepiercten Ohr zu knabbern.

„Und... Was du vielleicht nicht weißt...“ raunte er leise, was dem Kleineren einen Schauer über den Rücken jagte. „Du fällst maximal in sein Beuteschema. Er findet dich heiß und wer weiß, ständen die Dinge anders, hätte er sicherlich versucht dich aufzureißen, in einem Club, über Grindr... Oder wir beide gemeinsam, wie findest du die Vorstellung...?“

„Tetsu...“ Hotaru hielt sich mit beiden Händen an seinem Hemd fest, er wurde immer schwach, wenn Tetsuo versuchte, ihn allein mit Worten scharf zu machen. „Heißt das... Du hast Lust auf...“

„Dreier? Sicher... Wenn du auch willst. Nicht unbedingt mit Kazuki, auch wenn Kou sehr heiß war, so zwischen uns, an meinem Geburtstag letztes Jahr...“ Der Blonde legte eine Hand unter Hotarus Kinn und küsste ihn innig. „Für den Moment reichst du mir... Ich will dich gerade nicht teilen...“

„Die Vorstellung... ist schon ziemlich heiß... Erzähl mir mehr davon... Im Schlafzimmer...“ flüsterte Hotaru gegen seine Lippen, unterbrochen von heißen Küssen, dann zog er ihn hinter sich her durch die Wohnung.

 

Es war noch früh am nächsten Morgen, als Hotarus Handy leise piepte. Er befreite einen Arm aus Tetsuos schläfrigem Klammergriff, um sein Handy von der Ablage zu fischen und die Nachricht zu öffnen, eine Nachricht von Kou mit Bildanhang.

 

Kou [5:51]: Darf ich vorstellen, Baby Sora, zwei Stunden alt (((o(*°▽°*)o)))

Kou [5:52]: Ich bin seit ein Uhr wach, weil Kaoru moralische Unterstützung am Telefon brauchte, sie haben ihn wegen dem Kaiserschnitt nicht mit reingelassen.

Kou [5:53]: Ich hole jetzt meinen Schlaf nach, Kazu hat Saki-Dienst (x . x) ~~zzZ

 

Hotaru öffnete das Bild, das zwei völlig erledigte Eltern und ein etwas schrumpeliges, schlafendes Neugeborenes zeigte. Tetsuo grummelte gegen seinen Hinterkopf, es waren noch ein paar Minuten, bis ihr Wecker klingelte, weshalb er sich noch einmal an ihn kuschelte, um die Ruhe zu genießen.

 

Um Ayane und Kaoru etwas Ruhe zu gönnen, machte Kou mit ihnen aus, sie erst am nächsten Tag im Krankenhaus zu besuchen, wo Ayane und das Baby noch bis zum Wochenende bleiben würden. Saki war ein wenig quengelig gewesen, weil sie das Baby unbedingt sofort hatte sehen wollen, als sie aufgestanden war, doch Kazuki hatte sie damit ablenken können, sie an seinem morgendlichen Training teilhaben zu lassen und ihr etwas beizubringen, so dass Kou ausschlafen konnte. Sie hatten dem Mädchen später erklärt, dass Ayane und Sora sich erst etwas ausruhen mussten, bevor sie sie besuchen konnten, was sie ein wenig beruhigt hatte, auch wenn sie den ganzen Tag kein anderes Thema hatte.

Saki war die erste, die am Donnerstag abfahrbereit auf dem Sofa saß, kaum dass sie gefrühstückt hatten und wartete ungeduldig darauf, dass die Erwachsenen ihre Erwachsenendinge erledigten, damit sie ins Krankenhaus fahren konnten.

„Kouji-chan? Können wir los?“ fragte sie ungeduldig.

„Gleich, Saki-chan. Kazu muss noch kurz telefonieren, dann können wir los.“ Kou hockte sich vor sie und tippte sie auf die Nase. „Dein Papa hat mich gefragt, ob du noch bis zu meinem Geburtstag nächste Woche bei mir bleiben kannst, damit deine Mama und dein kleiner Bruder sich noch ein bisschen ausruhen können. Ist das okay für dich?“

„Mhmm... Holen Papa und Mami mich dann ab? Mit dem Baby?“ fragte Saki mit großen Augen.

„Bestimmt. Ich habe sie immerhin eingeladen, um Kuchen zu essen. Und morgen übernachtest du bei Hotaru und Tetsuo, das wird bestimmt lustig. Hotaru hat sich ganz viele Dinge für dich überlegt und das Gästezimmer dekoriert, damit du da schlafen kannst“, erzählte er ihr, um sie zu beschäftigen. „Es glitzert ganz furchtbar. Sie haben auch eine Katze, Aoi, und zwei Axolotl in einem Aquarium, die sind superniedlich, die gefallen dir bestimmt.“

„Hotaru ist lieb, ich mag Hotaru. Tetsuo ist immer grummelig, aber auch lieb. Saki ist auch lieb, das passt also“, gab sie grinsend zurück, dann drückte sie Kou fest. „Onkel Kazu telefoniert aber lang...“

„Entschuldigt, ich musste einen Termin verschieben. Taniguchi fährt uns, Tetsuo nimmt für mich an dem Meeting teil“, sagte Kazuki, nachdem er aus dem Büro gekommen war. „Seid ihr fertig?“

„Wir warten nur auf dich, Kazu. Saki-chan ist schon seit einer halben Stunde fertig.“ Kou stand auf und nahm Sakis Hand, in der anderen Hand hielt sie ihren Plüschhasen.

„Verzeih, Honey.“ Kazuki küsste ihn zärtlich und strich Saki über den Kopf. „Taniguchi wartet unten, wir fahren aber nicht mit seinem Honda, oder?“

Kou rollte mit den Augen und zog Saki die Schuhe an, bevor er in seine eigenen schlüpfte und sie zusammen mit dem Aufzug in die Tiefgarage fuhren. Hotaru stand neben der Motorhaube des dunkelgrauen Lexus, den Kazuki für geschäftliche Fahrten nutzte, wenn Tetsuo ihn nicht in seinem Tesla durch die Gegend fuhr. Kou konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, als sein Partner sich sichtlich entspannte, weil Hotaru nicht darauf bestand, sein eigenes Auto zu benutzen. Auf dem Rücksitz war Sakis Kindersitz befestigt, in den sie von selbst kletterte und sich anschnallte, bevor die Erwachsenen überhaupt eingestiegen waren.

„Willkommen an Bord, bitte schnallen Sie sich an und dann fliegen wir los“, sagte Hotaru mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.

„Angeschnallt! Losfliegen!“ rief Saki von hinten, sie war so aufgeregt, dass sie in ihrem Sitz herumrutschte.

Kazuki tippte auf dem Display des Bordcomputers herum, damit die automatische Kopplung mit seinem Handy nicht seine übliche Playlist abspielte, um niemanden zu erschrecken, bevor er die Anzeige wieder auf das Navi stellte, damit Hotaru den Weg fand. Der Rothaarige hatte einen kurzen Blick auf die Vorschau erhascht und warf ihm einen überraschten Blick zu, den dieser mit einem Schmunzeln erwiderte.

 

Im Krankenhaus hielt Saki sich an Kous Hand fest, während sie einer Krankenschwester zur Station folgten, in der Ayanes Zimmer war. Sie riss sich jedoch los, kaum dass sie am Zimmer angekommen waren und sie ihre Mutter sah, die auf der Bettkante saß, eine kleine Kinderwiege stand neben dem Bett.

„Mami!“ rief Saki und kletterte auf ihren Schoß, um sie fest zu drücken. „Hab dich so vermisst!“

„Oh, meine Kleine. Ich hab dich auch vermisst. Geht’s dir gut?“ Ayane drückte kleine Küsse auf Sakis Stirn, während sie sie knuddelte.

„Supi gut! Dir auch?“

„Mhm, großartig.“ Ayane schaute zur Tür und strahlte den Besuch an, der dort stehengeblieben war, um die beiden nicht zu stören. „Steht doch nicht so rum wie bestellt und nicht abgeholt, kommt rein. Kaoru ist Tee und Snacks holen.“

„Mami? Kann ich das Baby sehen? Bitte?“ fragte Saki aufgeregt.

Ihre Mutter nickte und setzte Saki neben sich aufs Bett, damit sie einen guten Blick in die Wiege hatte. Sora schlief selig, völlig ungerührt von dem Trubel um ihn herum.

„Er schläft, seit ich ihn vorhin gefüttert habe, also sei ein bisschen leise, ja?“ Sie drückte Saki mit einem Arm an sich.

„Oki... Ich bin ganz leise“, antwortete das Mädchen und drückte sich eine Hand auf den Mund, während sie das Baby mit großen Augen bestaunte.

„Aya-chan, ich freu mich so für euch“, sagte Kou gerührt und setzte sich auf ihre andere Seite, um sie zu drücken.

„Du bist eine Heulsuse, Kou-chan. Du freust dich doch schon für uns, seit du es weißt“, antwortete sie grinsend und küsste ihn auf die Wange. „Aber danke. Kaoru hat mir erzählt, was ihr bei uns zuhause gemacht habt, ihr seid großartig.“

„Das war ich nicht allein, Hotaru hat mir geholfen. Du kennst ihn noch nicht, oder?“ Kou winkte Hotaru näher, der sich im Hintergrund gehalten hatte.

„Nur seinen Hintern.“ Ayane zwinkerte frech und hielt Hotaru eine kleine Hand hin, um ihn zu begrüßen. „Ich habe nur die besten Sachen von dir gehört, Taniguchi-kun. Saki hat Kaoru von deinen Obsttieren erzählt, die du für sie machst.“

„Ach, die... Das ist wirklich nichts weltbewegendes, Yukimura-san“, gab Hotaru bescheiden zurück.

„Ayane oder Aya. Bei so vielen Yukimuras im Raum ist das immer verwirrend“, unterbrach sie ihn grinsend. „Jeder, der es schafft, meiner Tochter Obst und Gemüse einzuflößen, hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Und vielen Dank, dass du auf meinen Kou aufpasst, wenn er sich schon mit so zwielichtigen Gestalten wie euch einlassen muss.“

„Der Seitenhieb saß, Ayane“, sagte Kazuki amüsiert. „Ich nehme den Präsentkorb wohl wieder mit.“

„Nichts da, den kannst du schön hierlassen“, schimpfte sie grinsend, dann seufzte sie erleichtert. „Ich bin so froh, das hinter mir zu haben. Und dass es meiner kleinen Saki gut geht und... Danke für alles.“

Kazuki drückte ihre Hand, stellte sich dann jedoch ans Fenster, damit nicht alle das Bett belagerten. Sora wachte auf, als Kaoru mit Tee und Snacks zurückkam, die er auf dem kleinen Tisch abstellte, bevor er die Anwesenden begrüßte. Kou drückte er fest und flüsterte ihm mit feuchten Augen zu, wie dankbar er war, ihn als kleinen Bruder zu haben, Hotaru reichte den beiden aufmerksam Taschentücher, damit sie sich die Nasen putzen konnten. Da Sora wach war, hob Ayane ihn aus der Wiege heraus und hielt ihn, damit Saki ihren kleinen Bruder neugierig betrachten und sich vorstellen konnte.

„Hotaru, willst du auch gucken?“ fragte das Mädchen aufmerksam, da Hotaru seine Schwierigkeiten hatte, so zu tun, als wäre er teil des Mobiliars. „Komm. Sora ist so süß, nicht?“

Ayane sah neugierig von Saki zu Hotaru, der sich zögerlich vor sie stellte und dann in die Hocke ging, um einen besseren Blick zu haben, was Saki zum Anlass nahm, ihm über die dunkelroten Haare zu streichen.

„Wirklich süß, da hast du recht, Saki-chan“, sagte er leise, seine Augen leuchteten kaum weniger als die des kleinen Mädchens.

„Willst du ihn kurz halten? Dann kann ich mal für kleine Mamis und Kaoru wird nicht dabei gestört, Kou über den Klee zu loben“, fragte Ayane leise.

„I... Ich? Ich weiß nicht... Ist das wirklich in Ordnung?“ Hotaru sah sie überrascht an.

„Klar. Je eher er sich an unterschiedliche Menschen gewöhnt, desto besser, und du riechst wie ein Marshmallow, ich glaube, das gefällt ihm.“

Sie wartete nicht lange ab, sondern drückte ihm das eingewickelte Baby in die Arme, kaum dass er wieder stand, sortierte seine Hände so, dass Sora richtig lag und verabschiedete sich feixend für einen Besuch im Bad. Hotaru setzte sich auf die Bettkante, das Baby auf dem Arm und Saki, die sich an seinen anderen Arm lehnte um zu schauen, dass es Sora auch gut ging. Das leise Klicken einer Handykamera nahm er nur mit Verzögerung wahr, so fasziniert war er von dem kleinen Menschen, der sich schläfrig umsah. Er sah auf und sah einen breit grinsenden Kou vor sich.

„Das... kommt in meinen Feel Good-Ordner, nachdem ich es Tetsuo geschickt habe“, sagte der Jüngere grinsend. „Hotaru, kurz vor Eisprung.“

„Kou...! Tu das nicht...!“ mahnte er leise, um Sora nicht zu erschrecken.

„Zu spät.“ Er setzte sich neben ihn und zeigte ihm das Foto auf seinem Display. „Das ist zu süß, um es nicht mit dem großen Grummelkopf zu teilen, oder?“

„Hmm... Ja, schon...“ Hotaru reichte das Baby an Kaoru, als Sora anfing, zu quengeln, damit er ihn durch die Gegend tragen konnte, bis Ayane wieder da war. „Nicht, dass er noch auf falsche Gedanken kommt.“

„Ich glaube nicht. Aya-chan hat dich adoptiert. Ich bin fast ein bisschen neidisch, dass du meinen Neffen vor mir halten durftest“, feixte Kou und piekte ihn in die Wange. „Deine Familie wird immer größer, so wie meine. Schön, oder?“

„Mhm...“

Chapter Text

Der Krankenhausbesuch hatte sich länger hingezogen als geplant, da Ayane das Baby jedem Anwesenden in die Arme gedrückt hatte, damit sie sich vorstellen konnten, was Sora gleichmütig – Kou vermutete, dass sein Neffe einfach müde gewesen war – über sich hatte ergehen lassen. Sie hatten sich erst verabschiedet, als es Zeit fürs frühe Abendessen war und Saki hungrig quengelte. Nach Abendessen und Bad war das Mädchen auf Kazukis Schoß eingeschlafen, so dass sie sie früh ins Bett gebracht hatten und den Abend gemeinsam auf dem Sofa hatten ausklingen lassen, jeder mit einem Buch vor der Nase.

Saki war wie immer früh wach gewesen und hatte den ganzen Freitagvormittag kein anderes Thema als ihren kleinen Bruder, sie plapperte fröhlich vor sich hin, kaum dass sie aufgestanden war. Kou klingelten die Ohren und so sehr er seine Nichte liebte und es mochte, dass sie so lebhaft war, freute er sich ein wenig, dass Hotaru und Tetsuo sich bereit erklärt hatten, für zwei Tage auf sie aufzupassen. Sein Bodyguard war noch besser drauf als sonst schon, es war offensichtlich, wie sehr er Kinder mochte und dass Ayane ihn das Baby hatte halten lassen, obwohl sie sich erst wenige Minuten kannten, hatte ihn nachhaltig beeindruckt. Hotaru hatte in Sakis Schwärmereien eingestimmt und sich mit ihr beschäftigt, damit Kou bis zum frühen Nachmittag halbwegs in Ruhe arbeiten konnte, um sein liegengebliebenes Pensum nachzuholen. Er steckte in den Comiket-Vorbereitungen, bei denen der Verlag ihm eine knappe Deadline gesetzt hatte, damit alles rechtzeitig gedruckt werden konnte. Einen kleinen Teaser hatte er schon abgegeben, damit die Werbung geschaltet werden konnte, doch er hatte noch eine detailreiche Illustration und ein kleines Special zur Vorstellung seiner Charaktere anzufertigen, neben seinem aktuellen Kapitel, das er noch überarbeiten musste. Noch lag er gut in der Zeit, trotz Sakis Besuch und Tōru half ihm von seiner Wohnung aus, da Miho ihm seinen besten Freund als Assistenten zur Seite gestellt hatte, damit er nicht in Arbeit unterging.

Der Ton seines Handyweckers erinnerte ihn daran, Feierabend zu machen, da Kazuki ihren gemeinsamen Abend früher beginnen wollte als sonst. Saki steckte grinsend den Kopf zur Tür herein, die Backen voll mit Apfelstücken, die Hotaru für sie geschnitten hatte. Kou schob sich schuldbewusst die letzten drei auf seinem Teller in den Mund, die er ganz vergessen hatte, zu essen.

„Fertig, Kouji-chan?“ fragte das Mädchen, nachdem sie ihren Mund geleert hatte.

„Für heute, ja“, antwortete Kou und streckte sich ausgiebig, bis es in seinem Rücken knackte.

„Brauchst du eine Massage, bevor du hochgehst?“ Hotaru sah ihn besorgt an, er war Saki gefolgt, die Hemdärmel hatte er hochgeschoben, um Geschirr spülen zu können.

„Nein, geht schon. Kazuki macht das auch gern, wenn ich ihn danach frage, aber eine heiße Dusche reicht wahrscheinlich aus.“

Kou stand auf, schob sich sein Handy in die Hosentasche und folgte den beiden ins Wohnzimmer nebenan, wo Sakis Tasche für die Übernachtungsparty bei Hotaru und Tetsuo stand. Das Mädchen flitzte, ihren Plüschhasen unter einen Arm geklemmt, zur Wohnungstür und schlüpfte in ihre Sandalen, die rosa Hausschuhe im Einhorndesign drückte sie Kou in die Hand, damit er sie zusammen mit ihrer Tasche den kurzen Weg zur anderen Wohnung tragen konnte. Saki sah die beiden mit strahlenden Augen an, während sie mit dem Aufzug nach oben fuhren, sie war die ganze Woche nur in Kazukis und Kous Wohnungen gewesen, die von Tetsuo hatte sie noch nicht gesehen, hatte sich aber gemerkt, dass irgendwer eine Katze und ein Aquarium erwähnt hatte, auf die sie unfassbar neugierig war. Kou grinste in sich hinein, es war ihr anzusehen, wie sehr sie sich zusammenriss, nicht vor Aufregung loszublubbern und versuchte, sich soweit es ging, zu benehmen.

Hotaru ging vor, um die Wohnungstür zu öffnen, Tetsuos Schuhe standen auf dem Regal im Eingang, er war an dem Tag nur kurz bei Kazuki gewesen, um etwas mit ihm zu besprechen und hatte seitdem in seinem Arbeitszimmer in der Wohnung gesessen und dort Unterlagen gewälzt. Die Tür des Arbeitszimmers war jedoch geschlossen, was hieß, dass er schon Feierabend gemacht hatte, da sie sonst immer zumindest einen Spalt offenstand, damit Aoi ihn dort besuchen konnte, wenn ihr danach war.

„Wir sind da, Tetsuo“, rief Hotaru leise und ging ins Wohnzimmer, während Kou Saki mit den Schuhen half.

„So früh habe ich euch gar nicht erwartet, wie hast du Kou von seinem Schreibtisch lösen können?“ klang Tetsuos rauchige Stimme vom Fenster her, die Balkontür war geöffnet und ließ kühle Luft herein, da es seit dem Morgen regnete. Er hob den Bonsai, den er fein säuberlich geschnitten hatte, wieder auf das niedrige Regal vor dem Fenster, bevor er sich die Hände an der Jeans abwischte und sich den Dreien zuwandte.

„Das habe ich selbst geschafft, heute lag ich gut in der Zeit“, antwortete Kou an Hotarus Stelle, Saki hielt er an einer Hand fest, damit sie nicht davonflitzte, um sich umzusehen.

Saki sah sich staunend um, mit offen stehendem Mund versuchte sie, die fremde Wohnung zu erfassen. Sie wusste nicht, wo sie zuerst hinsehen sollte, das Aquarium war mindestens genauso interessant wie die graue Katze auf der Rückenlehne des Sofas und die unterschiedlichen Bonsais und Blumen vor dem Fenster und auf dem Balkon. Sie zog an Kous Hand, damit er zumindest mitkam, wenn er sie schon nicht losließ, damit er ihr die Wohnung zeigte.

„Hey, Saki-chan, vielleicht lässt du dir besser von Hotaru alles zeigen, ich bin hier auch nicht so oft“, schlug Kou grinsend vor.

„Uh... Ja, das ist logisch, Kouji-chan. Hotaru?“ Sie sah unsicher von Kou zu Hotaru.

„Wo wollen wir anfangen, Saki-chan? Willst du erstmal wissen, wo das Bad ist und wo du schläfst? Dann hast du genug Zeit für die ganzen anderen Sachen.“ Der Rothaarige hockte sich vor sie und lächelte sie aufmunternd an.

„Au ja!“

Das kleine Mädchen nahm seine ausgestreckte Hand und lief fröhlich grinsend hinter ihm her, damit er ihr die Wohnung zeigen konnte. Er zeigte ihr zuerst die Küche, da sie am nächsten zum Wohnzimmer lag, dann das Badezimmer mit der geräumigen Badewanne, nach einem kurzen Blick in Tetsuos Schlafzimmer durchquerten sie das Wohnzimmer zu Hotarus Zimmer, das mittlerweile als Gästezimmer fungierte. Kou kraulte Aoi, während er wartete, er wollte Saki nicht einfach nur absetzen und gleich wieder verschwinden, ohne zu wissen, dass sie sich wohl fühlte.

Saki quiekte fröhlich, als sie das für sie vorbereitete Zimmer sah, so dass Kou ihnen neugierig folgte um zu sehen, was Hotaru sich ausgedacht hatte. Auf dem Bett war die zweite Variante der Axolotl-Bettwäsche, die er schon für das Gästebett in Kazukis Wohnung organisiert hatte, diesmal in hellblau. Über dem Bett hatte er einen Betthimmel aus Tüll aufgehängt, an dem bunte Einhörner befestigt waren, auf der Ablage daneben stand ein Nachtlicht in Form eines dicken Einhorns, dazu lag ein großes rosafarbenes Axolotl Plüschtier auf der Bettdecke und grinste sie an. Kou lugte um Hotaru herum, der in der Tür stehengeblieben war und sah noch zwei weitere kleinere Axolotl am Fußende des Betts sitzen, in grau und rosa wie Pocky und Oreo, die im Aquarium wohnten. Das Bett war nichts anderes als eine Reizüberflutung in Rosa, Hellblau und Niedlichkeit, was Sakis Augen funkeln ließ.

„Uff...“ hörte Kou Tetsuo hinter sich, der schnaubend das Kinn auf seiner Schulter ablegte. „Das ist ja absolut... widerlich niedlich“, sagte er amüsiert, woraufhin Kou leise lachte.

„Furchtbar niedlich, ja“, stimmte er ihm zu und sah zu Hotaru, der aufpasste, dass Saki nicht vom Bett fiel, als sie darauf kletterte und das große Axolotl an sich drückte. „Kommt ihr zurecht? Kazuki kann das immer noch canceln, weißt du...“

„Wir kommen zurecht, so ganz unerfahren bin ich nicht im Kinder hüten“, antwortete Tetsuo leise. „Und ich weiß, wie wichtig es Kazuki ist, dass ihr das heute macht. Ich will dir nicht zu viel verraten, aber er hat etwas für dich bestellt und das ist gestern gerade so rechtzeitig angekommen. Ich kann mir vorstellen, dass er aufgeregter ist als du, auch wenn er sich das wie immer nicht anmerken lässt.“

„Meinst du...?“ Kou drehte den Kopf zu ihm und sah den Blonden an.

„Ich kenne meinen großen Bruder, es gibt tatsächlich Dinge, die ihn nervös machen und viele davon betreffen dich, Kou. Wenn du mehr wissen willst, erzähle ich dir das gerne ein anderes Mal, wenn wir mehr Zeit haben“, schlug er vor, drückte ihn kurz und ließ ihn dann los. „Lass ihn nicht zu lange warten.“

„Ja, du hast recht. Danke, Tetsuo.“

Kou schenkte ihm ein Lächeln, dann setzte er sich zu Hotaru und Saki aufs Bett.

„Kouji-chan, schau mal! Hotaru hat das alles für mich und Hasi gemacht! So schön, oder?“ sagte sie aufgeregt und zeigte auf die Bettwäsche und den Betthimmel.

„Unfassbar schön, Saki-chan“, stimmte er ihr zu. „Kann ich dich mit Hotaru und Tetsuo allein lassen? Kazuki und ich sind dann erst morgen wieder da, okay?“

„Hmm... Okay, Kouji-chan! Ich bin schon groß und schaffe das und Hotaru hat gesagt, ich darf Eis essen, wenn ich traurig bin.“ Sie schlang ihre Ärmchen trotzdem um Kous Hals und drückte ihn fest. „Aber nix Mami sagen.“

„Ich verrate nichts, versprochen.“ Kou drückte sie ebenfalls und stand dann wieder auf.

„Ach, Kou, bevor du gehst...“ begann Hotaru vorsichtig. „Ist es in Ordnung, wenn Saki-chan bei uns badet? Du weißt ja, wie viel sie tobt und wenn wir morgen den ganzen Tag unterwegs sind, braucht sie spätestens danach ein Bad.“

„Aya und Kaoru haben kein Problem damit, ich auch nicht, aber wenn Saki nicht will, muss sie sich selbst waschen und baden fällt dann flach, weil sie dabei nicht allein bleiben kann“, antwortete er. „Also am besten fragst du sie, wenn es soweit ist, ihre Eltern haben ihr beigebracht, dass sie sowas selbst entscheiden muss.“

„Das ist vorbildlich... Danke, das nimmt mir eine Sorge ab. Habt viel Spaß heute, ja? Und ihr müsst euch morgen nicht hetzen, nehmt euch die Zeit, die ihr braucht, was auch immer der Boss geplant hat.“

„Werden wir. Wir sehen uns morgen, bis dann, Saki-chan“, verabschiedete Kou sich und ließ die drei allein, um nach oben zu Kazuki zu gehen, der schon auf ihn wartete.

 

„Kann ich die Tiere sehen, bitte?“ fragte Saki, kaum dass Kou gegangen war.

„Aber klar doch, die sind auch schon ganz neugierig auf dich.“

Hotaru hob Saki vom Bett und ließ sie vorangehen, Tetsuo hatte sich wieder zu seinen Bonsais verdrückt, die er regelmäßig stutzte, damit sie nicht zu groß wurden und so wuchsen, wie er es wollte. Da Aoi in der Küche mit ihrem Futter beschäftigt war, zeigte Hotaru dem kleinen Mädchen zuerst das Aquarium mit den beiden Axolotl, die neugierig an die Scheibe geschwommen kamen, kaum, dass sie davor standen.

„Ohh... Das sind aber komische Fische, Hotaru.“ Saki legte beide Hände auf das Glas und sah die beiden Lurche staunend an.

„Sie sind auch keine Fische, auch wenn sie in einem Aquarium leben. Man nennt sie Axolotl, hmm... Lurche, so wie Salamander oder Molche, nur dass sie immer im Wasser leben“, erklärte Hotaru. „Die beiden heißen Pocky und Oreo.“

„Oh! Wie Süßigkeiten. Pocky ist rosa und Oreo grau?“ Sie sah ihn von unten an.

„Genau, du bist wirklich klug, Saki-chan.“

Saki machte große Augen, als Pocky eine kleine Pfote an die Scheibe legte, wo sie ihre Finger hatte. Sie blieb mehrere Minuten staunend vor dem Aquarium stehen, bis Aoi aus der Küche kam und sich maunzend um ihre Beine herumschlängelte, als wollte sie ihre Aufmerksamkeit erregen.

„Miezi! Oh... Hm...“ Saki hockte sich hin und hielt Aoi eine kleine Hand entgegen, um sich vorzustellen. „Hallo du, ich bin Saki, wie heißt du?“

Hotaru brauchte eine Weile, seine Überraschung zu überwinden, dass Saki mit viereinhalb Jahren wusste, wie sie sich fremden Tieren gegenüber zu verhalten hatte, obwohl die Yukimuras keine eigenen Haustiere hatten.

„Ihr Name ist Aoi. Sie ist Tetsuos Katze, die Axolotl habe ich mitgebracht, als ich hier eingezogen bin“, beantwortete er ihre Frage.

„Ah... Tetsuo? Darf ich Aoi streicheln, bitte?“ fragte Saki höflich.

„Äh...“ Tetsuo sah von seinem Bonsai auf und drehte sich halb zu ihnen um. „Wenn sie dir erlaubt, dass du sie streichelst, dann darfst du das gerne tun, Saki-chan. Pass aber auf, sie ist manchmal frech.“

„Oki. Darf ich dich streicheln, Aoi?“ fragte sie stattdessen die graue Katze, die ihren Kopf an ihrer Hand rieb. „Da? Am Kopf? Oki. Am Rücken auch? So flauschig...“

Hotaru ließ Saki für einen Moment mit Aoi allein, um Tetsuo über die Schulter zu schauen, der konzentriert trockene Äste aus der pink blühenden Satsuki Azalee schnitt, die ihm bis zum Oberschenkel reichte. Der Blonde trug zu seiner ausgewaschenen Jeans ein altes T-Shirt, das hier und da Erdflecken hatte.

„Brauchst du gleich Hilfe, sie wieder an ihren Platz zu stellen, Tetsu?“ fragte er neugierig.

„Mhm... Runter geht immer leichter als hoch. Vielleicht stelle ich sie auch für den Sommer raus, was meinst du? Passt sie noch auf den Balkon, nachdem du diese riesige Hängematte da hingestellt hast?“

„Du kannst nicht leugnen, dass das Teil großartig ist, immerhin hast du letztes Wochenende drin geschlafen“, gab Hotaru frech zurück. „Für die Azalee ist da auch noch Platz, direkt neben der Tür?“

„Klingt gut, ich brauche aber noch, bis ich fertig bin.“ Tetsuo griff nach dem nächsten Werkzeug, einer noch kleineren Astschere und erschrak, weil Saki direkt neben ihm stand, Aoi trug sie wie eine Puppe vor sich her. „Saki-chan, du schleichst ja noch leiser als Aoi“, sagte er grinsend, nachdem er seinen Schreck überwunden hatte.

„Saki ist ein Ninja, sagt Mami immer. Super leise, jap“, sagte sie ernst. „Was machst du da?“

Der Blonde sah sie für einen Moment erstaunt an, Aoi hing entspannt auf ihren Unterarmen, ohne auch nur ein Anzeichen davon, dass es für sie unangenehm war, sie schnurrte sogar leise, was sie sonst kaum tat.

„Also...“ Tetsuo sah zu Hotaru, der breit grinste. „Das muss in der Familie liegen, dass dieses Vieh so auf sie abfährt.“

„Wenn du das sagst. Ich gehe mich umziehen, ihr kommt zurecht?“

Der Rothaarige wartete nicht auf eine Antwort, sondern ließ sie allein, um ins Schlafzimmer zu gehen und den Anzug gegen Shorts und T-Shirt zu tauschen. Er ließ sich extra viel Zeit, da es Tetsuo nur gut tat, wenn er sich alleine mit Saki beschäftigen musste. Aoi kam ihm im Flur vor dem Bad entgegen, als er wieder zurückging und neugierig im Wohnzimmer stehenblieb, da Tetsuo Saki ruhig erklärte, weshalb er die Äste des kleinen Baums schnitt und warum es wichtig war, dass er das regelmäßig tat. Das kleine Mädchen hörte aufmerksam zu und Hotaru verkniff sich ein verliebtes Seufzen, als der Blonde ihr eine kleine Zange in die Hand drückte und diese führte, damit sie selbst die letzten trockenen Zweige abschneiden konnte. So sehr Tetsuo sich anfangs gesträubt hatte, sich überhaupt mit Kous kleiner Nichte zu befassen, umso mehr freute es Hotaru, dass er offenbar sehr gut mit Kindern umgehen konnte und sie ernst genug nahm, um sie an dem teilhaben zu lassen, was er zum Ausgleich in seiner Freizeit machte.

„Hmhm...“ machte Saki und sammelte die trockenen Blätter und Zweige auf, um sie in den kleinen Eimer zu werfen, den Tetsuo für die Schnittabfälle benutzte. „Tetsuo, was ist damit? Muss das noch weg?“ Sie deutete auf eine Reihe kleinerer Pflanzen in Plastiktöpfen, die zum wässern in einer niedrigen Schale standen.

„Nein, nicht weg, die müssen noch eingepflanzt werden. Das sind Erdbeeren, die später auf den Balkon sollen“, antwortete er.

„Erdbeeren? Oh, die sind lecker. Jetzt einpflanzen? Oder später?“

„Wenn du magst, können wir das gleich machen, wenn Hotaru mir mit der Azalee geholfen hat. Haben wir eine Schürze für sie, damit sie sich nicht zu sehr schmutzig macht?“ Tetsuo stand auf und sah zu Hotaru, der Mühe hatte, sein rotes Gesicht zu verbergen. „Ist was?“

„Nein, äh... alles gut. Du bist nur unfassbar... uhm... toll“, druckste der Rothaarige und wurde noch röter im Gesicht, als der Ältere zu ihm kam und eine Hand auf seine Stirn legte.

„Fieber hast du nicht. Geht’s?“

„Ja...“ entfuhr es Hotaru gequält, er grub die Hände in Tetsuos schmutziges T-Shirt und küsste ihn zärtlich. „Du bist wirklich großartig. Ich helfe dir und dann räume ich etwas auf, bis ihr mit den Erdbeeren fertig seid.“

„Okay, Nervensäge. Benimm dich, es sind Kinder anwesend“, scherzte der Blonde, dann zog er ihn an der Hand hinter sich her, damit sie gemeinsam die Azalee in ihrer flachen Schale auf den Balkon tragen konnten.

In Ermangelung einer Schürze, die klein genug für ein Kleinkind war, holte Hotaru kurzerhand ein altes T-Shirt von sich, das er sonst für diverse Hausarbeit nutzte, es hatte Farbkleckse und reichte Saki bis zu den Knien, als er es ihr überzog. Die Ärmel band er mit einem schmalen Tasuki-Band hoch, das er immer in der Schublade hatte, so dass sie nicht störten, da sie zu lang und zu breit für sie waren. Er ließ die beiden allein mit den Erdbeerpflanzen und der Blumenerde, um in der Wohnung aufzuräumen, was über die Woche angefallen war.

 

Tetsuo ging schnell duschen, nachdem alle Erdbeeren eingepflanzt und an ihren Platz auf den Balkon gestellt waren. Zuvor hatte er Sakis Hände sauber geschrubbt, da sie bis zu den Ellbogen voll mit Erde war und sie dann in Hotarus Obhut überlassen, bis er fertig war.

„Ich glaube, du brauchst auch ein Bad, Saki-chan oder zumindest eine Dusche. Warum hast du Erde hinter den Ohren, hm?“ fragte Hotaru kichernd.

„Vielleicht wollen Erdbeeren da auch wachsen? Wer weiß!“ gluckste sie mit erhobenem Zeigefinger. „Ich habe Hunger, Hotaru, was essen wir?“

„Hmm... Hältst du es noch ein bisschen aus, bis du auch sauber bist? In der Zeit kann Tetsuo etwas kochen oder etwas holen“, schlug er vor.

„Oki, das geht.“ Saki nickte, dass ihre Zöpfe wippten.

„Das Bad ist frei. Was wollt ihr essen?“ fragte Tetsuo, der in Shorts und T-Shirt aus dem Bad kam.

„Curry!“ rief Saki.

„Hmm... Das dauert zu lange, ein anderes Mal gerne. Katsudon? Das geht schneller und es ist alles im Kühlschrank“, schlug er vor.

„Au ja! Aber du musst das für Saki klein schneiden, sonst kann ich es nicht essen“, erklärte sie.

„In Ordnung. Kümmerst du dich um sie, Aru?“

„Klar. Bist du einverstanden, wenn ich mit ins Bad komme und dir helfe, Saki-chan?“ fragte Hotaru das kleine Mädchen.

Saki nickte. „Einverstanden! Auch Haare waschen? Ist dein Fön laut oder leise?“

„Ganz leise. Du kannst dir aber auch die Ohren zuhalten, wenn er dir immer noch zu laut ist, ich verstehe das.“

Saki folgte ihm ins Bad, damit er ein Auge auf sie haben und ihre Haare waschen konnte, die mehr Erde enthielten, als er geahnt hatte. Saki kicherte fröhlich, als sie den Schaumberg auf ihrem Kopf im Spiegel sah, bevor er dazu kam, ihn auszuwaschen.

Tetsuo kümmerte sich derweil um das Abendessen. Normalerweise aßen sie freitags bei Wada Ramen, aber da es immer noch regnete und kühl war, mussten sie das auf einen anderen Tag verschieben. Ob Saki dabei war oder nicht, machte keinen Unterschied, da Wada tatsächlich Kinderportionen anbot, die für kleine, wuselige Mädchen geeignet waren. So neugierig Saki war, würde sie sicherlich alles testen, was man ihr vorsetzte, er hatte sie auf dem Balkon gerade so rechtzeitig davon abhalten können, sich eine rote Chilischote in den Mund zu stecken. Von der milden Sorte, die kaum scharf war, schnitt er trotzdem eine in die Soße für das Katsudon und verzichtete darauf, für sich selbst eine extra scharfe Version zuzubereiten. Aoi kletterte auf seine Schultern, sobald er sich mit dem Fleisch beschäftigte und schaute neugierig zu, wie er es panierte und in der Pfanne frittierte.

„Nein, Aoi, du kriegst kein rohes Schweinefleisch, egal wie viel du bettelst“, sagte er leise zu ihr, als sie maunzend bettelte, warf jedoch einige schmale Streifen ohne Panade und Würzung in die Pfanne, nachdem er mit ihren Portionen fertig war. Er fischte sie aus dem Fett, als sie gar waren und ließ sie auf einem Teller abkühlen, während er die Schüsseln anrichtete, womit er pünktlich fertig war, als Hotaru mit Saki aus dem Bad kam. Die abgekühlten Streifen schnitt er klein und stellte den Teller neben Aois Futternapf, damit sie auch etwas davon hatte.

„Oh, das riecht so lecker, Tetsuo!“ rief Saki und kletterte auf einen Stuhl am Küchentisch.

„Hoffentlich schmeckt es dir auch. Extra klein geschnitten für kleine Glitzerfeen“, antwortete er amüsiert mit Blick auf ihren Schlafanzug, der mit bunten Glitzerpunkten bedruckt war, die nach dem Föhnen wilden Locken auf ihrem Kopf hatte Hotaru mit einer großen Haarspange zurückgeschoben.

„Bestimmt! Vielen Dank!“

„Das riecht wirklich großartig, Tetsu, Danke“, sagte Hotaru mit Blick auf seine volle Schüssel.

„Willst du nach dem Essen duschen, Aru?“ fragte Tetsuo zwischen zwei Bissen.

„Mhm... Gott, das ist großartig, da könnte ich mich reinsetzen. Warum machst du das nicht öfter?“ schwärmte er mit vollen Backen.

„Weil wir beide nicht genug trainieren können um das auszugleichen.“

„Du vielleicht, mein Stoffwechsel lässt nicht zu, dass ich zunehme“, gab er zwinkernd zurück.

 

Hotaru huschte nach dem Essen ins Bad, um zu duschen, während Tetsuo Saki auf dem Sofa parkte und sich um den Abwasch kümmerte. Das kleine Mädchen blieb nicht lange allein dort, da Aoi sich zu ihr setzte und sich von ihr streicheln ließ, was sie lange genug beschäftigte, bis Tetsuo fertig war.

„Tetsu? Ist es okay, wenn ich noch bade? Ich bin total verspannt“, rief Hotaru aus dem Bad.

„Mach, wir kommen zurecht.“

Der Blonde füllte Sakis Trinkflasche mit kaltem Früchtetee und nahm sich selbst ein Bier aus dem Kühlschrank, bevor er sich zu ihr aufs Sofa setzte. Saki war still geworden und hatte die Stirn gerunzelt, während sie die Hände in Aois grauem Fell vergraben hatte.

„Ist alles in Ordnung, Saki-chan? Bedrückt dich was?“ fragte er besorgt.

„Hmm... Tetsuo...? Was soll ich machen, wenn... Ich einen bösen Traum habe oder...“ druckste sie herum. „Weil Kouji-chan und Onkel Kazu nicht da sind...“

Tetsuo strich ihr sanft über den Kopf, als er die Tränen in ihren Augen sah. „Du bist nicht allein, Saki-chan. Aoi passt auf dich auf und vertreibt die bösen Träume, das kann sie gut, weißt du. Sie schläft immer auf meiner Brust und wenn sie das tut, träume ich nicht schlecht. Wenn du sie fragst, schläft sie vielleicht bei dir“, sagte er ruhig. „Und wenn das nicht hilft, kannst du mich wecken. Oder Hotaru. Kou hat mir gesagt, dass du die Regeln kennst, wenn Schlafzimmertüren geschlossen sind und du dann nur reinkommen darfst, wenn es wirklich nicht anders geht.“

„Mhm... Mami und Papa brauchen auch Saki-frei, wenn Saki schlafen soll“, stimmte sie nickend zu. „Aber wenn die Tür einen Spalt hat, darf ich immer rein.“

„Dann machen wir das so, okay? Wenn die Tür zu ist, wartest du und wenn sie offen ist, darfst du mich oder Hotaru wecken“, schlug er vor.

Saki wischte sich mit ihrem Ärmel über die Augen und nickte, dann kletterte sie auf seinen Schoß um ihn zu drücken. „Danke, Tetsuo. Du bist lieb, auch wenn du grummelig aussiehst.“

„Ich schätze, das ist ein Kompliment?“ Er hob fragend eine Augenbraue, was ihr ein Grinsen aufs Gesicht zauberte.

„Hmhm. Du und Hotaru, seid ihr... hmm... so wie Mami und Papa und Kouji-chan und Onkel Kazu? Schlaft ihr in einem Bett?“ fragte sie neugierig.

„Ähnlich, nicht genauso. Du bist wirklich sehr neugierig, Kleine.“

„Neugierig ist mein zweiter Vorname, sagt Papa immer. Hast du Hotaru lieb? Ganz doll?“

Tetsuo wurde einer Antwort enthoben, da Hotaru in einer Dampfwolke aus dem Bad kam, sich seufzend streckte und sich ebenfalls ein Bier aus dem Kühlschrank holte, bevor er sich zu ihnen aufs Sofa fallen ließ.

„Ach, großartig. Jetzt geht’s mir besser“, murmelte er. „Schauen wir noch einen Film? Vorschläge? Frozen?“

Chapter Text

Kou stolperte fast über seine eigenen Füße, als er in Kazukis Wohnung kam, nachdem er Saki bei Hotaru und Tetsuo abgesetzt hatte. Auf dem Wohnzimmertisch stand eine aufwändig verzierte Schachtel, die sofort seine Aufmerksamkeit fesselte. Sein Partner stand mit dem Rücken zum Fenster und sah ihn mit dem für ihn typischen Schmunzeln an.

„Ist es das, was ich denke, was es ist, Kazu...?“ fragte Kou mit großen Augen. Er blieb vor dem Tisch stehen und strich mit den Fingerspitzen über den geprägten Karton, kleine Raben waren darauf abgebildet und hoben sich glänzend vom matten Hintergrund ab.

„Mhm... Geh duschen, Honey, lass mich nicht noch länger warten“, entgegnete der Ältere, ging zu ihm und zog seine neugierigen Finger von der Schachtel weg. „Der Inhalt gehört mir, dein Geburtstag ist erst nächste Woche und dafür habe ich etwas anderes für dich.“

„Willst du es anziehen?“ Der Jüngere konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.

„Ich ziehe es dir an, mein süßer Kou...“ Kazuki strich mit den Fingerspitzen über seine Wange und seine Lippen. „Schließlich gehörst du mir ebenso, nicht wahr?“

„Wie... gründlich soll ich duschen, Kazu?“ Kou schmiegte sich an ihn, beide Hände auf seiner breiten Brust und sah ihn mit leicht geröteten Wangen an.

„Das volle Programm. Lass dir Zeit, es ist noch früh. Creme dich aber nicht ein, ich habe etwas anderes für dich.“ Er drückte ihn kurz an sich, um ihn zärtlich zu küssen und ließ ihn dann los. „Ich mache uns in der Zeit etwas zu essen.“

Kou zog sich auf dem Weg ins Bad aus, so eilig hatte er es, sich für den Abend vorzubereiten. Er war aufgeregt und gespannt darauf, was Kazuki bestellt hatte, nachdem sie einige Wochen zuvor darüber gesprochen hatten, was Kou über Latex dachte. Sein Partner war positiv überrascht gewesen, als er ihm eröffnet hatte, dass er es liebte und nur nichts besaß, weil er es sich nicht hatte leisten können. Kous Kopfhaut kribbelte angenehm vor Aufregung, er summte leise vor sich hin, während er unter der Dusche stand und sich von oben bis unten gründlich wusch. Um sicher zu gehen, dass er auch von innen sauber genug war für was auch immer Kazuki mit ihm vorhatte, füllte er seine handliche Analdusche mehrfach auf um alles aus sich herauszuspülen, was stören könnte. Anschließend rasierte er jedes noch so kleine Härchen, das seit Naos Waxing Überfall nachgewachsen war.

Zum Schluss rubbelte er sich mit dem flauschigsten Handtuch trocken, das er besaß, seine schwarzbraunen Haare föhnte er mithilfe einer Bürste glatt, bis sie seidig schimmernd über seinen Rücken fielen und verteilte einige Tropfen seines Parfums auf Hals und Handgelenken.

 

Das Abendessen war nur leicht, aber nahrhaft, wie immer, wenn Kazuki eine umfangreiche Session für sie geplant hatte, damit Kou satt war, aber nicht Gefahr lief, dass ihm schlecht wurde, sollte es etwas härter zu gehen. Der Jüngere aß alles auf, was er ihm hinstellte, in seinen übergroßen Bademantel gewickelt, damit er nicht auskühlte, da es noch nicht an der Zeit war, dass er sich anzog – von seinem Partner angezogen wurde. Kazuki räumte die leeren Teller in die Küche, geduscht hatte er schon, bevor Kou angekommen war, so dass er ihm seine ganze Aufmerksamkeit widmen konnte.

„Wartest du bitte im Schlafzimmer, Honey?“ bat er ihn.

„Ganz wie du möchtest, Liebster. Nackt?“ Kou zwinkerte ihm grinsend zu, als er amüsiert schnaubte und ließ den Bademantel auf dem Weg ins Schlafzimmer von den Schultern gleiten.

Kazuki ging noch einmal ins Bad um Kous Make-up Täschchen, seine Haarbürste und einige Haargummis zu holen, so sehr er es liebte, wenn er die Haare offen trug, musste er sie an diesem Abend zusammenbinden. Als er ins Schlafzimmer kam und die Hemdärmel hochkrempelte, damit sie keine Flecken bekamen, saß sein jüngerer Partner abwartend auf der Bettkante, die er mit einem Handtuch bedeckt hatte. Den Bettvorhang auf der Schrankseite hatte er zuvor zugezogen, damit er nicht zum Spiegel sehen konnte. Kou sah ihm neugierig dabei zu, wie er verschiedene Dinge auf einem Holztablett zurechtlegte, eine Flasche mit Mandelöl, Kous Eyeliner und einige Lippenstifte aus dem Täschchen und, zu seiner Verwunderung, schwarzen Nagellack.

„Kazu...? Was hast du vor?“ fragte er verwundert.

Kazuki kniete sich vor ihm auf den Fußboden, strich mit den Fingerspitzen über sein Schienbein nach unten, um dann seinen linken Fuß anzuheben und einen Kuss auf die Oberseite zu drücken. „Dich vorbereiten und anziehen, mein kleines Kätzchen. Heute gehörst du ganz mir und jeder wird es sehen...“ antwortete er, das leise Grollen in seiner Stimme verriet Kou, das ihr Spiel schon begonnen hatte und es löste ein Kribbeln in seinem Bauch aus. „Bist du damit einverstanden?“

„Ja. Ich vertraue dir, Meister.“

Kous Fuß verblieb in Kazukis Hand, während er konzentriert den Nagellack auf die Zehennägel auftrug, nachdem er wie selbstverständlich einen rosafarbenen Schaumstoff-Zehentrenner angebracht hatte, damit nichts verschmieren konnte. Mit dem rechten Fuß verfuhr er ebenso und Kou erwischte sich bei dem Gedanken, ob es überhaupt etwas gab, bei dem sein Partner nicht unfassbar gut und heiß aussah. Kazuki hielt seine Hände sanft fest, während er die Fingernägel lackierte, strich dabei mit dem Daumen über seinen Handrücken, ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen.

„Bleib sitzen, nicht, dass es verschmiert“, sagte er leise, stieg mit Haarbürste, Haargummis und dem Mandelöl aufs Bett und kniete sich hinter ihn.

„Ja... Darf ich sprechen, Meister?“

„Was möchtest du sagen, Kou?“ Kazuki verteilte etwas Öl auf seinen Händen, bevor er mit seinen Fingern durch die langen Haare fuhr, um sie in Form zu bringen.

„Ich liebe dich... und das riecht unfassbar gut“, antwortete Kou, er sog den warmen Duft des Öls ein und schmiegte sich kurz an seine Hand, als er ihm über die Wange strich.

„Ich liebe dich auch. Halt still.“

Der Ältere fuhr damit fort, die langen schwarzbraunen Haare zurückzukämmen und mit einem Haargummi zu einem hohen Pferdeschwanz zu binden, so dass sein Rücken frei war. Den Zopf teilte er in zwei Strähnen, die er geschickt miteinander verdrehte und am unteren Ende zusammenband. Was Kou nicht sah, war das schmale dunkelrote Seil, das er um die Basis gewickelt und mit in den Zopf gewebt hatte, um am Ende das Haargummi mit einem aufwändigen Knoten zu verbergen.

Er stieg vom Bett herunter, legte die Sachen auf die Kommode und wischte sich die Hände an einem Tuch ab, dann stellte er sich vor ihn und hob Kous Gesicht mit den Fingerspitzen unter dem Kinn an. Die Kappe des wasserfesten Gel-Eyeliners zog er kurzerhand mit den Zähnen ab, um ihn nicht loslassen zu müssen. Kou schloss ergeben die Augen, damit er einen geschwungenen Lidstrich ziehen konnte, der aussah, wie mit Tusche gemalt. Bevor er seine Lippen mit dem dunkelroten Liptint bestrich, den Kou von Nao bekommen hatte, zog Kazuki ihn für einen intensiven Kuss an sich, der Kou gegen seine Lippen seufzen ließ.

Kazuki erwärmte das Silikonöl, das er aus der Schachtel mit der Bestellung genommen hatte, mit den Händen, dann rieb er den Körper seines Subs damit ein. Er begann an seinen Füßen, an denen der Nagellack in der Zwischenzeit getrocknet war, strich über seine schlanken Beine nach oben bis zu seiner Hüfte. Mit einem knappen Befehl ließ er ihn aufstehen, damit er um ihn herumgreifen und seinen festen Po ebenfalls einölen konnte. Kazuki erhob sich, um an seiner Taille und den Armen weiterzumachen, Brust und Rücken ließ er frei, da er dort kein Latex tragen würde.

Es war Kou anzusehen, wie sehr er sich zusammenriss, seiner aufkeimenden Erregung nicht nachzugeben. Er konzentrierte sich auf seine Atmung und das Gefühl von Kazukis Händen auf seiner Haut, so dass er kaum mitbekam, wie sein Partner ihn auffordernd ansah, eine kurze Hose aus schwarzem Latex in den Händen.

„Du bist unaufmerksam, Kätzchen...“ raunte er, dann tippte er seine Füße an, damit Kou sie abwechselnd anhob und er die Hose darüber ziehen konnte.

„Verzeihung, Meister... Ich bin nur so aufgeregt und es fühlt sich so gut an, wenn du mich überall berührst“, rechtfertigte Kou sich leise.

„Ich merke mir das...“

Kazuki zog die Hose nach oben, der Bund reichte Kou bis zur Taille, der leise stöhnte, als er hineingriff, um seine Hoden und seine halbe Erektion bequem auszurichten, bevor er sich darum kümmerte, dass das Material seinen Po richtig in Szene setzte. Kou spürte eine metallene Schnalle etwas oberhalb seines Steißbeins, die sein Partner gewissenhaft schloss, der davon abgehende schmale Streifen schmiegte sich zwischen seinen Pobacken an seine Haut und akzentuierte sie wie ein String. Die kurzen Hosenbeine endeten direkt unterhalb seines Pos, bedeckten ihn jedoch nicht komplett, sondern ließen die größte Fläche frei, wie er an dem kühlen Lufthauch an seiner Haut spürte.

Kazuki grummelte anerkennend, als er zufrieden damit war, wie der Schnitt Kous Po betonte, den er kurz tätschelte, bevor er das nächste Stück aus der Schachtel mit den Raben holte. Er hatte lange überlegt, was er für ihn bestellen sollte und sich dann für Stücke entschieden, die seine Vorzüge hervorhoben. Er griff um ihn herum, um die Corsage um seinen Oberkörper zu legen, sie endete unterhalb seiner Brust und war vorne mit goldenen Haken geschlossen. Auf ein Kommando drehte Kou sich um, so dass er die Schnürung aus dunkelroter Kordel an seinem Rücken festziehen konnte, damit sie eng anlag. Um seine schmale Taille legte er zusätzlich einen stabilen Bondage Gürtel, aus festerem Latex, an den Seiten waren goldene Stahlringe angebracht, die Vorderseite zierte ein ins Material geprägter Vogel, der seine Schwingen zur Seite hin ausbreitete.

„Wie fühlst du dich?“ fragte Kazuki leise, während er zur Schachtel ging und die nächsten Stücke herausholte, lange Strümpfe und Armstulpen, die Zehen, Fersen und Finger freiließen.

„Gut...“ antwortete Kou, dann setzte er sich auf die Bettkante, damit der Ältere ihm die Strümpfe anziehen konnte, die bis zu seinen Oberschenkeln reichten. Die Armstulpen schmiegten sich wie eine zweite Haut bis zu den Oberarmen um seine Arme, an der Hand wurden sie mit einzelnen Ringen um seine Mittelfinger gehalten, der ebenfalls mit einem Vogel geprägt waren, wie er im gedimmten Licht erkennen konnte, als er die linke Hand hob um seinen Arm zu betrachten. Seine goldenen Armreifen hoben sich hell vom schwarzen Material ab und klimperten leise.

Kazuki nahm ein Tuch und eine weitere Flasche aus der Schachtel, um die nächsten Minuten damit zu verbringen, das Latex von außen einzureiben, damit es glänzte. Anschließend nahm er eine schmale, goldene Kette vom Tablett, die er an Kous Nippelpiercings befestigte, der Anhänger in Form einer Feder baumelte kaum spürbar oberhalb des Gürtels. Kou folgte ihm mit den Augen, als er zur Kommode ging, in der er seine Bondage-Utensilien aufbewahrte und spürte seine Kopfhaut kribbeln, als er das feste Halsband mit der roten Prägung herausnahm, das er im vergangenen November für ihn hatte anfertigen lassen. Es trug seine Handschrift und wies den Träger als sein Eigentum aus.

„Kopf hoch...“ befahl Kazuki leise. Er legte das Halsband um seinen Hals, als er seiner Aufforderung nachkam und schloss es in seinem Nacken, nachdem er den Sitz mit den Fingern geprüft hatte. „Braves Kätzchen... Warte hier, bis ich mich fertig gemacht habe. Du bleibst sitzen und schaust weder in den Spiegel noch suchst du deine Reflektion im Fenster, verstanden?“

„Ja, Meister, ich habe verstanden.“ Kou schmiegte die Wange an seine Hand, als er darüber strich, dann legte er die Hände in den Schoß und wartete.

 

Kazuki ließ ihn allein, um ins Bad zu gehen und einige Dinge in eine Tasche einzupacken. Kous Brille lag auf der Ablage über dem Waschbecken in ihrem Etui, er packte sie ebenfalls ein, da er nicht plante, an diesem Abend zurückzukommen. Er prüfte den Sitz seiner Haare im Spiegel, die er nach dem Duschen schon in Form gebracht hatte, sie waren seitlich gescheitelt und streng mit Pomade nach hinten gekämmt. Die sich so oft widerspenstig aus seiner Frisur lösende Strähne schob er mit den Fingerspitzen aus seiner Stirn, auch wenn er wusste, dass sie in wenigen Minuten wieder dort sein würde. Sein Hemd ließ er im Wäschekorb im Bad, verteilte zwei Sprühstöße seines Parfums auf Hals und Brust, dann ging er zurück ins Schlafzimmer.

Kou saß auf der Bettkante, wie er ihn zurückgelassen hatte, als er zu seinem Kleiderschrank ging, um sich anzuziehen. Er hatte schon alles zurechtgelegt, jedes Teil dem Anlass entsprechend ausgewählt, auch wenn er wusste, dass Kou alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, sobald er ihn vorführte. Kazuki schmunzelte vor sich hin, während er den Jockstrap aus dünnem Leder anzog, Penis und Hoden durch den maßgefertigten Ring schob und den Sitz prüfte, bevor er die vordere Lasche hochzog und mit Druckknöpfen befestigte. Der glatte Stoff der schwarzen Anzughose legte sich kühl auf seine Haut, ebenso wie das fein schimmernde schwarze Seidenhemd mit Stehkragen, das er mit Bedacht zuknöpfte und in den Bund steckte. Die Schnalle des Gürtels war aus vergoldetem Metall, graviert mit einem Phönix, dessen Augen mit dunklen Rubinen besetzt waren. Über das Hemd zog er eine schwarze Weste mit dunkelrotem Jaquardmuster, sie saß eng und war im Rücken geschnürt wie eine Corsage, so dass sie seinen Oberkörper zusätzlich betonte. Aus einer Schublade nahm er eine goldene Armbanduhr, die keinen anderen Nutzen hatte, als Status auszudrücken, für den Alltag reichte ihm seine Apple Watch, bei der ihm Funktion über Design ging. Kazuki schob den Ring, den Kou ihm am Valentinstag geschenkt hatte, auf seinem linken Daumen zurecht, ein Siegelring mit einem dunkelroten Stein folgte auf den Zeigefinger derselben Hand, eine Maßanfertigung, die nur an Mitglieder des Clubs ausgegeben wurde, zu dem sie an diesem Abend gehen würden. Unter dem Stein war ein Chip eingearbeitet, der die nötigen Daten des Mitglieds enthielt und dazu diente, sich am Eingang auszuweisen und unkompliziert die Rechnung zu begleichen. Socken und schwarzes Jackett zog er zum Schluss an, sein Handy sowie Kartenetui und Autoschlüssel schob er in die Innentasche des Jacketts. Aus einem Fach im Schrank nahm er ein Paar auf Hochglanz polierte Anzugschuhe und eine Schachtel mit Schuhen für Kou, die er schon vor Längerem aus einer Laune heraus für ihn gekauft hatte, ohne sie ihm zu geben, da sein Partner sich mit Geschenken schwer tat.

Bernsteinfarbene Augen sahen ihn aufmerksam und ergeben an, als er vor ihm in die Hocke ging, den Karton öffnete und die Stiefeletten aus schwarzem Lackmaterial herausholte, das ebenso glänzte wie das geölte Latex an seinen Beinen. Anders als Kous übliche Stiefel hatten sie einen rund zehn Zentimeter hohen Blockabsatz und eine dünne Plateausohle, so dass er damit so groß sein würde wie Kazuki. Er zog sie ihm über die Füße und schloss die Reißverschlüsse, nachdem er sichergestellt hatte, dass sie sich nicht in seinen Strümpfen verhakten.

„Passen sie?“ fragte Kazuki, die Hände auf Kous Knöcheln.

„Ja, perfekt... Hast du sie extra für mich gekauft, Meister?“

„Ja. Sie stehen dir, mein süßer Kou.“ Der Ältere stand auf und reichte ihm die Hand, damit er ebenfalls aufstehen konnte, dann legte er ihm ein Cape um die Schultern, das ihm bis zu den Knien reichte und statt Ärmeln zwei Schlitze für die Arme hatte. „Damit du nicht frierst, es ist kühl draußen. Und niemand dich sieht, bevor es an der Zeit ist“, erklärte er, während er es vorne schloss.

Kazuki schob Kous Handy und Kartenetui in die Tasche, die er gepackt hatte, schlüpfte in seine Schuhe und führte seinen Sub zur Tür, um mit ihm in die Tiefgarage zu fahren, wo der dunkelrote Porsche Taycan auf seinem Parkplatz stand. Zwei Kobun in schwarzer Motorradkleidung verbeugten sich tief, als sie aus dem Aufzug traten.

„Guten Abend, Waka. Das Auto ist aufgeladen, die Straßen sind frei und die Route nach Roppongi ist schon eingegeben“, informierte ihn einer der beiden, während der andere um das Auto herumlief und Fahrer- sowie Beifahrertür öffnete, damit sie einsteigen konnten.

„Danke, Shun. Ihr habt den Plan, das Hotel ist soweit sicher, ihr könnt in der Lobby warten, wenn wir angekommen sind, wie wir es besprochen haben“, entgegnete Kazuki, er führte Kou zur Beifahrerseite und hielt seine Hand, bis er eingestiegen war. „Wir bleiben über Nacht. Ich informiere euch, sobald wir im Zimmer sind, dann könnt ihr auf eure Posten, damit Tetsuo nicht die Wände hochgeht.“

Der Kobun grinste kurz, dann nickte er zum Verständnis und setzte seinen Helm auf, sein Clanbruder tat es ihm gleich. Ihre Motorräder standen in der gegenüberliegenden Parklücke. „Wir halten uns dicht hinter Euch, Waka.“

 

Die Fahrt nach Roppongi dauerte eine halbe Stunde, in der Kou aus dem Fenster sah und die vorbeiziehenden Häuser beobachtete. Da es Mitte Juni war, war es noch hell und es kam ihm etwas surreal vor, in seinem Latex-Outfit bei Tageslicht zu einem Club unterwegs zu sein, den er nicht kannte und den Kazuki ausgesucht hatte. Er vertraute ihm bedingungslos, doch kribbelte seine Kopfhaut vor Aufregung, da er nicht wusste, was ihn erwartete. Kazuki schien seine Aufregung zu spüren, da er die linke Hand auf seinen Oberschenkel legte und beruhigend darüberstrich, während er der Route im Navi folgte.

„Du weißt, wenn es dir zu viel wird, musst du nur etwas sagen und wir brechen ab, Kou“, sagte er ruhig.

„Ich weiß, es ist alles gut, mach dir keine Gedanken.“ Kou sah ihn mit einem Lächeln an, das er erwiderte und seine Hand ergriff, um sie an seine Lippen zu führen.

„Ich mache mir immer Gedanken.“

„Deshalb vertraue ich dir. Aber es ist wirklich alles in Ordnung, lass mir meine Aufregung, weil du mich irgendwohin entführst, Liebster.“

Kazukis Griff um seine Hand verstärkte sich, er ließ sie jedoch los, um sich aufs Autofahren konzentrieren zu können und nicht davon abgelenkt zu werden, dass sich das glatte Material seiner Armstulpen so gut anfühlte und er kaum an etwas anderes denken konnte, als ihn weiter zu berühren.

Er stoppte den Wagen kurz darauf vor dem überdachten Eingang des Hotels, in dem sich der Privatclub befand, was jedoch nur Eingeweihte wussten. Für andere war es nur eines von vielen Luxushotels in der Gegend, das für seine Diskretion bekannt war. Ein Portier wartete beflissen, bis Kazuki ausgestiegen war und Kou herausgeholfen hatte, die gepackte Tasche holte er selbst aus dem Kofferraum, da er sie nicht aus der Hand geben wollte. Dem Portier warf er den Autoschlüssel zu, damit er den Porsche auf dem Parkplatz des Hotels abstellen konnte, die beiden Kobun hatten ihre Motorräder in der Nähe abgestellt und schlossen sich ihnen an, sobald sie an der Eingangstür angekommen waren.

Kou versuchte, sein Staunen zu unterdrücken und sich nicht wie ein Kind im Süßigkeitenladen in der Lobby des Hotels umzusehen, die für ihn wie eine andere Welt schien. Kazuki bewegte sich jedoch so routiniert, als würde er jeden Tag in Luxushotels einchecken und die unterwürfige Höflichkeit der Angestellten nur noch am Rande wahrnehmen. Er konnte sich nach wie vor noch nicht vorstellen, was Kazuki mit ihm vorhatte, für ein Date in einem Hotel hätten sie nicht bis nach Roppongi fahren müssen. Sein Partner legte einen Arm um seine Taille, um ihn zum Aufzug zu führen, der sie in eines der oberen Stockwerke brachte, in dem sich die gebuchte Suite befand. Kou hätte sich denken können, dass Kazuki nicht einfach nur ein Zimmer buchte, sondern immer mehr als das. Es gab keinen Balkon, doch die bodentiefen Fenster im Wohnbereich und dem angrenzenden Schlafzimmer boten einen atemberaubenden Ausblick über die Stadt, da die untergehende Sonne alles in orangerotes Licht tauchte. Kazuki ließ ihm keine Zeit, den Ausblick noch länger zu genießen, sondern zog ihn an der Hand ins Schlafzimmer, das von einem breiten Bett dominiert wurde. Die Wand gegenüber dem Fußende des Betts war von einem großen Spiegel bedeckt, vor dem Kazuki mit ihm stehenblieb, nachdem er die Tasche auf dem Bett abgestellt hatte.

„Schließe deine Augen“, bat der Ältere, während er sich am Verschluss von Kous Cape zu schaffen machte.

„Ja, Meister...“

Kou gehorchte und konzentrierte sich auf seine Hände, die das Kleidungsstück von seinen Schultern streiften und es zur Seite legten, nicht, ohne ihn hier und da zärtlich zu berühren. Kazuki ging um ihn herum, um sich hinter ihn zu stellen, seine Hände strichen über seine Seiten nach unten, um auf seinen Hüften liegen zu bleiben, seine Lippen strichen über seine Ohrmuschel, was Kou schaudern ließ.

„Du darfst die Augen öffnen, mein kleines Kätzchen...“ raunte er mit tiefer Stimme in sein Ohr.

Kou entfuhr ein überraschter Laut, als er die Augen öffnete und sich selbst im Spiegel sah. Es war etwas anderes, die Kleidungsstücke auf seiner Haut zu fühlen, doch er hatte keine Vorstellung davon, wie sie zusammen aussahen und was Kazuki mit seinen Haaren und dem Make-up gemacht hatte, wusste er erstrecht nicht. Sie standen dicht genug vor dem Spiegel, dass er die Details sehen konnte, ohne näher gehen zu müssen. Das glänzende Latex schmiegte sich an seine Haut und saß so perfekt, dass ihm die Worte fehlten. Akzentuiert mit goldenen Details wie die stabilen Ringe am Gürtel und die Kette, die an seinen Piercings hing, dazu das Rot des Seils, das Kazuki in seine Haare eingeflochten hatte und der Kordel der Corsage, wiederholte es die Farben, die Kazuki selbst trug. Neugierig geworden, drehte Kou sich trotzdem um, um sich von hinten zu betrachten. So angezogen er von vorne aussah, umso enthüllender war die Rückseite, da die Hose tatsächlich seinen Po komplett freiließ und ihn in Szene setzte, der untere Teil nur von einem schmalen Streifen zwischen seinen Pobacken in Position gehalten.

„Das ist... Wow...“ Ihm fehlten die Worte, er wusste nicht einmal, wie er die kreative Hose beschreiben sollte.

„Gefällt es dir...?“ Kazuki sah ihn abwartend an.

„Mein Arsch hat noch nie so gut ausgesehen, glaube ich...“ murmelte Kou schmunzelnd. „Es gefällt mir sehr gut und ich fühle mich großartig, aber... was mache ich, wenn ich pinkeln muss?“

Kazuki blinzelte ihn irritiert an, dann lachte er zu Kous Überraschung und küsste ihn auf die Wange.

„Du solltest die Hose für den Zweck im Schritt zur Seite schieben können. Wenn das nicht klappt, helfe ich dir gern...“ antwortete er amüsiert.

„Das sollte ich hinbekommen.“ Er strich mit den Fingerspitzen über Kazukis gemusterte Weste. „Kazu... Meister, was hast du heute Abend mit mir vor?“

„Wir gehen in meinen Lieblingsclub. Es wird Zeit, dass ich dich als meinen Sub vorstelle, sieh es als eine Art Debut für dich. Es klingt steifer, als es ist. Abgesehen von der Exklusivität, geht es dort nicht anders zu als in anderen Szene-Clubs“, erklärte Kazuki. „Wenn du tanzen willst, kannst du das tun, ich werde es nutzen, um alte Bekannte wiederzusehen und meinen Spaß mit dir zu haben... Denn du wirst der heißeste und schärfste Sub heute Abend sein und gehörst ganz allein mir, mein süßer Kou.“

Er legte beide Hände auf Kous freiliegenden Po und drückte ihn so an sich, um ihn innig zu küssen. So, wie Kou sich an ihn schmiegte, gefiel ihm der Gedanke, zumindest für einen Abend im Mittelpunkt zu stehen, auch wenn er es sonst nicht gerne tat.

„Ich habe aber noch etwas für dich, vorher können wir nicht gehen. Brauchst du eine kurze Badpause?“

„Mhm... Ich bin gleich wieder da, nicht weglaufen.“ Kou drückte ihm noch einen Kuss auf die Lippen, dann lief er eilig ins angrenzende Bad.

Kazuki nutzte die Zeit, die Tasche auszuräumen und zwei Masken aus geschnittenem und geprägtem Goldblech sowie eine Leine herauszuholen. Seine Maske kannte Kou schon, doch es war ihm wichtig gewesen, dass sein Sub eine passende hatte, mit der er seine Identität verschleiern konnte, weshalb er sie für ihn hatte anfertigen lassen. Er strich mit den Fingerspitzen über die feinen Details, an einzelnen Stellen waren dunkelrote Granate eingefügt, die das Muster hervorhoben, kleine, stilisierte Libellen waren in das Metall geschnitten, das Kous Gesicht von der Stirn bis zur Nase bedecken sollte.

„Ist die für mich?“ riss Kous sanfte Stimme ihn aus seinen Gedanken.

„Ja.“ Kazuki wandte sich ihm zu, um ihm die Maske anzulegen und am Hinterkopf mit einer Schleife festzubinden. „Dein Gesicht sehe heute Abend nur ich.“

Er hatte nicht erwartet, dass Kou die Maske so gut stand, sie bildete einen warmen Kontrast zu seiner hellbraunen Haut und den bernsteinfarbenen Augen, die ihn aufmerksam beobachteten, während er seine eigene Maske anlegte, die einem Phönix mit ausgebreiteten Schwingen nachempfunden war, dessen Schweife sich unterhalb seiner Augen kringelten. Sie bedeckte sein halbes Gesicht und war, wie die von Kou, mit einem Band um seinen Kopf gebunden, das er wie bei einer Meditation mit Bedacht verknotete. Der Karabinerhaken an der geflochtenen Leine klickte leise, als er ihn im Ring von Kous Halsband einhakte und ihn daran näher zu sich zog.

„Du sprichst nur, wenn ich es dir erlaube und bleibst in meiner Nähe, kleines Kätzchen. Du darfst tanzen, soweit die Leine reicht“, raunte er, die Lippen so dicht an Kous, dass er die Vibration seiner Stimme spürte.

Kou nickte zum Verständnis, stahl sich jedoch mit einem frechen Grinsen einen Kuss von ihm, was sein Partner mit einem gezielten Schlag auf seinen nackten Hintern quittierte. Er spürte seine Nägel über die leicht gerötete Haut kratzen, was ihm ein leises Wimmern entlockte.

„Ich habe kein Problem damit, dir vor allen Anwesenden den Hintern zu versohlen, Sub... Bis du schreist. Also benimm dich“, befahl Kazuki streng, dann ließ er ihn los und zog ihn an der Leine hinter sich her zur Tür.

„Ja, Meister...“

Chapter Text

Kou betete den ganzen Weg über den Flur zum Aufzug, dass niemand aus seinem Zimmer kam und ihn so sah, doch sie begegneten keiner Menschenseele. Der Club „Seven Ravens“ befand sich im Untergeschoss des Hotels, das über einen anderen Aufzug zu erreichen war als der, den sie in der Lobby genommen hatten. Über den Chip in seinem Siegelring entsperrte Kazuki den Zugang zum Aufzug und den Knopf für das Untergeschoss, auf den ein Rabe geprägt war. Kaum, dass sie unten angekommen waren, legte er eine Hand auf Kous Hüfte und führte ihn in den Empfangsbereich des Clubs, der mit dunkelblauem Teppich ausgelegt war, an den Wänden hingen aufwändig gestaltete Lampen, die ein dezentes Licht verströmten. Es war hell, aber nicht so hell, dass es das Ambiente gestört hätte. Aus dem Augenwinkel nahm Kou einen weiteren Aufzug und eine Tür zu einem Treppenhaus wahr, es gab offenbar auch einen direkten Zugang von der Hotellobby aus für Gäste, die kein Zimmer gebucht hatten, sein Blick war jedoch gehorsam ein wenig nach unten gerichtet, wie es sich für einen guten Sub gehörte.

Ein Angestellter des Clubs in einer Livree aus halbtransparentem Stoff und kurzer Hose begrüßte Kazuki mit einem Lächeln: „Guten Abend, Kyōi-sama. Wir freuen uns, Euch wieder im Seven Ravens begrüßen zu können. Ist das Zimmer zu Eurer Zufriedenheit?“

„Ist es. Wurde meine andere Anfrage übermittelt?“ fragte Kazuki kühl, er hielt dem Angestellten die linke Hand mit dem Ring entgegen, damit er den Chip scannen konnte.

„Wurde sie. Es liegt alles zu Eurer Verfügung bereit. Karasu-sama hat veranlasst, dass Ihr an Eurem üblichen Platz sitzen könnt, wenn ihr schon Euren neuen Sub mitbringt“, antwortete der Angestellte mit einem Zwinkern in Kous Richtung. „Folgt mir bitte.“

Sie folgten ihm in den eigentlichen Bereich des Clubs, der sich hinter zwei verzierten Türen befand. Kou benötigte eine Weile, sich an die dunklere Beleuchtung im Club zu gewöhnen, Kazuki ließ ihm jedoch keine Zeit, sich umzusehen, da er ihn bestimmt hinter sich herzog und er ihm nur folgen konnte, wenn er ihn nicht verärgern wollte. Er spürte die neugierigen Blicke der anderen Gäste auf sich, als sie zwischen Ledersesseln, Tischen und den unterschiedlichsten, geschmackvoll im Raum verteilten BDSM-Möbeln hindurch gingen. Von dem, was er sah, erinnerte ihn das Design an einen verruchten Gentlemen‘s Club, mehr ein Dungeon, auch durch die Lage im Untergeschoss und dem damit einhergehenden Mangel an Fenstern. Der Angestellte brachte sie zu einer Sitzecke mit breiten Ledersesseln, vor denen ein runder Tisch aus Stahl und beleuchtetem Glas stand, mit der polierten Stange in der Mitte erinnerte er mehr an ein Podest als einen Tisch. Ein Mann mit graumeliertem Haar, in einem mattschwarzen Anzug und einer schwarzglänzenden Vogelmaske gekleidet, erhob sich von seinem Sitzplatz auf einem der Sessel, um Kazuki mit Handschlag und einer kurzen Umarmung zu begrüßen.

„Kyōi, mein Freund, wie schön, dass du uns mal wieder beehrst.“

„Ich hätte nicht gedacht, dass du heute hier bist, Karasu“, sagte Kazuki verwundert.

„Wenn du dich schon ankündigst und deinen...“ Karasu sah zu Kou, der mit respektvollem Abstand hinter Kazuki stehengeblieben war. „Überaus scharfen Sub mitbringst, kann ich unmöglich nicht herkommen. Es ist immerhin sein Debut und das kommt nicht so häufig vor. Ich war so frei und habe dir deinen Lieblingswhiskey mitgebracht, setz dich.“

Der ältere Mann deutete auf einen Sessel neben seinem, bevor er sich selbst wieder setzte und zwei Gläser mit Whiskey füllte. Kazuki nahm Platz und zog Kou auf seinen Oberschenkel, so dass er nicht stehen musste, während er sich an die Umgebung gewöhnte. Es dauerte nicht lange, bis ein Kellner in einem ähnlichen Outfit wie der vorherige Angestellte ein weiteres Getränk auf einem Tablett brachte, einen Cocktail in einem hohen Glas, garniert mit einer kunstvoll gedrehten Grapefruit-Zeste und einem schwarzen Edelstahlstrohhalm. Kazuki griff danach und drückte das Glas dem verdutzten Kou in die Hände, bevor er mit Karasu anstieß.

„Schau nicht so, Kleiner, du bekommst heute keinen Alkohol, aber verdursten lasse ich dich auch nicht“, sagte er schmunzelnd, als Kou zaghaft seinen Drink probierte, dann wandte er sich Karasu zu. „Er ist unberechenbar, wenn er getrunken hat.“

„Oh, das würde ich zu gerne sehen, aber vielleicht besser an einem anderen Abend“, gab der Mann in der Vogelmaske zurück. „Du hast deinen blonden Schatten heute gar nicht dabei, geht’s ihm gut?“

Kazuki nickte. „Er hat das Wochenende frei und andere Dinge zu tun. Bist du heute allein?“

Kou hörte nur mit einem Ohr zu, während Kazuki sich mit Karasu unterhielt. Er nuckelte an seinem Drink und ließ den Blick durch den Club schweifen, der zu seiner Überraschung gut gefüllt war. Männer und Frauen in teuren Anzügen und Kleidern, es hätte ein Club wie jeder andere sein können, wenn die Szene-Details nicht so offensichtlich ins Auge stechen würden. Dominante und submissive Personen waren eindeutig voneinander zu unterscheiden, wobei erstere überwogen. Nicht alle schienen gebunden und genossen offenbar einfach das Ambiente mit allem, was in einem Club, der mit allerhand BDSM-Extras ausgestattet war, noch passieren konnte. Von Kazukis Platz aus, hatte man einen guten Überblick vom Raum, der hier und da in privatere Bereiche abgeteilt war, doch Zusehen war jederzeit möglich. Es gab eine gut ausgestattete Bar und eine kleine Tanzfläche, die in diesem Moment eher an eine Spielwiese erinnerte, da der Boden gepolstert war und eine Handvoll Subs darauf herumtollte, deren Doms am Rand saßen und sie beobachteten. Kous Fuß wippte zur Musik, je mehr er sich entspannte, Kazukis warme Hand strich beiläufig über seine Hüfte, er hielt ihn fester, als der Jüngere sich vorbeugte, um sein Glas auf dem Tisch abzustellen, damit er die Hände frei hatte.

„Sind das die Sachen, die du bei mir bestellt hast, Kyōi?“ fragte Karasu interessiert, ohne Kou aus den Augen zu lassen.

„Ja. Steh auf und zeig es ihm, Kleiner. Karasu gehört auch der Laden, in dem ich das Outfit für dich bestellt habe.“

Kazuki schob Kou von seinem Bein, so dass er aufstehen konnte, er stellte sich hinter seinen Sub und zog dessen Arme hinter seinen Kopf, damit Karasu einen guten Blick auf seine Vorderseite hatte. Die goldene Kette zwischen seinen Nippelpiercings funkelte bei der Bewegung, durch die Haltung seiner Arme musste Kou den Rücken durchdrücken, so dass sein Oberkörper schutzlos war. Karasu stellte sich dicht vor ihn, um ihn zu begutachten, wobei Kou sich nicht sicher war, ob er ihn betrachtete oder das Latex, das seine Haut umschloss. Kazuki schob eine Hand unter sein Kinn, um es anzuheben, so dass das geprägte Halsband ebenfalls sichtbar war. Karasu summte sichtlich angetan, dann fiel sein Blick auf die Stiefeletten, die Kou trug.

„Die passen wirklich gut dazu, aber hast du etwas dagegen, wenn ich sie ihm ausziehe? Der Teppich ist sauber und die schönen Strümpfe kommen sonst gar nicht zur Geltung, Kyōi“, bemerkte er mit einem leichten Lächeln auf den schmalen Lippen.

„Heb deinen Fuß, kleine Libelle“, raunte Kazuki in Kous Ohr. „Kriegst du ihn hoch genug, dass Karasu-sama sich nicht bücken muss?“

„Ja, Meister...“

Er verlagerte sein Gewicht auf den linken Fuß, um das rechte Bein anzuheben, bis sein Fuß hoch genug war, dass der ältere Mann vor ihm ihn bequem in die Hand nehmen konnte, um den Reißverschluss des Schuhs zu öffnen und ihn ihm auszuziehen. Dasselbe wiederholte er mit dem anderen Bein. Karasu hielt seinen linken Fuß oberhalb des Knöchels fest, nachdem er ihm den Schuh ausgezogen hatte und richtete eine kleine Falte in seinem Strumpf.

„So süße Füße. Vielen Dank, Kyōi und dir auch, kleine Libelle“, sagte Karasu leise, strich mit den Fingerspitzen über Kous Fußsohle und ließ ihn los.

Kou entfuhr ein leises Quieken, da er genau über die Stelle gestrichen hatte, an denen er kitzlig war, sein Fuß kribbelte noch, als er ihn absetzte und sich auf die Unterlippe biss, da er sich so hatte überraschen lassen. Kazukis Griff um seine Handgelenke wurde fester, es gefiel ihm offenbar nicht, dass Karasu ihn berührt hatte.

„...den nächsten, der dich ohne meine Erlaubnis berührt, darfst du treten...“ flüsterte er so leise in Kous Ohr, dass nur er es hören konnte, dann ließ er ihn los, um sich wieder zu setzen.

 

Die Männer unterhielten sich eine Weile, ein Kellner brachte auf Karasus Zeichen hin eine Tablett mit Zigarren, offenbar aus Karasus eigenem Vorrat, den dieser mit seinem Gast teilte. Kou nahm auf einem Polster auf dem Fußboden zwischen den Sesseln Platz, auch wenn Kou es in den Fingern kribbelte, zu tanzen und nicht nur herumzusitzen. Er zupfte an der Leine, die nach wie vor in Kazukis Hand ruhte, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

„Willst du etwas, mein Kleiner?“ fragte Kazuki, Zigarre und Whiskeyglas in der anderen Hand, woraufhin Kou nickte. „Sprich.“

„Darf ich... tanzen, Meister? Du hast es mir versprochen...“ Kou rutschte auf die Knie, legte die Hände auf die Armlehne des Sessels und sah ihn abwartend an, seine Füße zuckten im Takt der leise von der Tanzfläche zu ihnen herüberklingenden Musik.

Kazuki seufzte, leerte sein Glas und kniff Kou leicht in die Wange. „Du glaubst doch nicht, dass ich dich allein dorthin lasse?“

„Nur solang die Leine ist... Du musst wohl mitkommen“, gab Kou mit einem frechen Grinsen zurück. „Oder... Willst du wie ein alter Mann hier sitzen bleiben?“

Kou rutschte vorwärts über die Armlehne, als Kazuki fest an der Leine zog und ihn mit einem Griff an den stabilen Gürtel auf seinen Schoß hievte, um die flache Hand zweimal fest auf seinen nackten Hintern klatschen zu lassen.

„Wie war das...? Du wirst ein wenig übermütig, Kleiner“, tadelte er ihn, dann wies er auf den Bereich vor ihnen. „Du darfst tanzen. Hier. Es ist genug Platz, aber die Tanzfläche wirst du heute nicht betreten.“

„Hnnn... Ja, Meister...“

Karasu lachte leise, nahm ein Tablet von einem kleinen Tisch neben sich und tippte darauf herum, um die einzeln ansteuerbaren Lautsprecher zu aktivieren, so dass die Musik an ihrem Platz lauter wurde, aber nicht so laut, dass man sich nicht mehr unterhalten konnte. Kou stand auf, rieb sich über den geröteten Po und ging zur freien Fläche in Kazukis Nähe, da dieser die geflochtene Leine nach wie vor nicht losließ. Sie war jedoch länger als die üblichen Bondage-Leinen, die selten einen Meter lang waren, so dass er etwas mehr Bewegungsfreiheit hatte, während er sich zur Musik bewegte, er musste nur darauf achten, sich nicht um seine eigene Achse zu drehen, wenn er sich nicht verletzen wollte, was sich als schwieriger entpuppte als gedacht.

Mit einem frustrierten Schnauben ließ Kou sich zwischen Kazukis Beine auf die Knie fallen, die Hände auf seinen Oberschenkeln und sah ihn mit erhobenem Kinn an.

„Du willst, dass ich sie abnehme?“ fragte Kazuki schmunzelnd.

„Ja, Meister. Sie stört mich. Ich will richtig für dich tanzen können, das geht so nicht“, entgegnete er mit leiser Empörung in der Stimme. „Du magst es doch, wenn ich für dich tanze, oder?“

„Und wie ich das tue. Du verlässt den Bereich nicht, du willst nicht, dass ich dich einfangen muss, weil du zu weit weg gehst, verstanden?“ Der Ältere klinkte die Leine aus und strich ihm dann mit dem Daumen über Kous dunkelrot geschminkten Lippen. „Tanz für mich, mein Kleiner, zeig mir, wie gut du dich in deinen neuen Sachen bewegen kannst.“

Kou leckte kurz über den Finger, dann stand er auf, streckte sich und ließ die Hüften zur Musik kreisen. Von der Leine befreit, fühlte er sich freier, auch wenn er den leichten Druck der Corsage und des Gürtels auf seiner Taille spürte, schränkte es ihn nicht ein. Er tänzelte auf Zehenspitzen über den samtigen Teppich und wusste, dass Kazuki ihn aufmerksam beobachtete. Mehr noch, Karasu ebenfalls und alle, die ihn sonst sehen konnten. Kous Blick fiel auf den Tisch, auf dem ihre Gläser und die Flasche mit dem Whiskey standen, die polierte Stange in der Mitte sah stabil genug aus, um an ihr zu tanzen, er durfte nur nichts von dem umwerfen, was auf dem Tisch stand. Das Öl auf seiner Kleidung verhinderte, dass er übermäßig kreativ damit werden konnte, aber sie würde ihren Zweck erfüllen, um Kazuki die Show zu bieten, die er von ihm erwartete.

Er stieg in einer Bewegung von der freien Seite her auf den Tisch, umfasste die Stange mit einer Hand und ließ sich einmal herumgleiten, um zu testen, wie stabil sie war. Er wandte sich Kazuki zu, der breitbeinig im Sessel saß, bequem zurückgelehnt, die Zigarre für einen Zug zwischen die Lippen geklemmt, den intensiven Blick aus seinen dunklen Augen spürte Kou bis in die Lenden.

„Mutig, mein Kleiner, nicht, dass du noch etwas umwirfst“, sagte er mit tiefer Stimme, die seine Erregung nur schwer verbarg. Er hatte sein Jackett ausgezogen, so dass die Beule in seiner perfekt sitzenden Hose durch seine Sitzhaltung unübersehbar war.

Kou nagte an seiner Unterlippe, unterdrückte den Drang, sich auf seinen Schoß zu setzen und ihn durch die Schichten ihrer Kleidung zu spüren und verstärkte den Griff um die Stange, die er zur Stabilisierung seiner Bewegungen nutzte. Das Latex schmiegte sich so perfekt an seine Haut, dass er es kaum spürte, auch wenn er wusste, dass er angezogen war, vor allem, da ihm heiß war und er dort schwitzte, wo seine Haut keine Luft berührte. Die Stange war im Vergleich dazu kalt, als er sich daran herab in die Hocke gleiten ließ, sich drehte, um ihnen seinen Hintern zu präsentieren und seinen Fuß gerade rechtzeitig hob, um kein Glas oder die Whiskeyflasche umzuwerfen. Er hatte das Label darauf gesehen und wusste, wie teuer sie war, sie zu verschütten würde sicherlich eine Strafe nach sich ziehen.

Karasu beugte sich zu Kazuki, um ihm etwas zuzuraunen, was ihn schmunzeln ließ. Sie beugten sich fast zeitgleich vor, um ihre gefüllten Gläser weiter in die Mitte des Tischs zu schieben. Kou kam ein wenig aus dem Takt, da er ausweichen musste, er warf Kazuki einen empörten Blick zu, den dieser nur grinsend erwiderte.

„Was ist? Du schaffst das sicher, nichts umzuwerfen, kleine Libelle. Flatter darüber hinweg“, entgegnete er amüsiert, dann legte er die Hand auf seinen Schritt, direkt neben seine Erektion, um sie hervorzuheben. „Wenn du es schaffst, bekommst du eine Belohnung.“

Kou unterdrückte den Drang, seine Hände an seiner Kleidung abzuwischen, da es sie nur noch rutschiger gemacht hätte, er hoffte einfach, dass er nicht abrutschen und auf die Gläser fallen würde, verletzen wollte er sich nicht, nur weil die beiden sich ihren Spaß mit ihm erlaubten. Er atmete tief durch, bevor er weitertanzte. Die Luft war erfüllt von Tabakrauch, dem Geruch unterschiedlicher Menschen mit teuren Parfums und Sex, da nicht wenige Gäste die Möblierung des Clubs zu ihrem Vergnügen nutzten. Kou konnte nicht abstreiten, dass es ihm gefiel, die Aufmerksamkeit zu haben, das Ambiente des Clubs war einschüchternd gewesen, doch je länger er dort war, desto wohler fühlte er sich, auch wenn so viele Blicke auf ihn gerichtet waren. Seine eigene Aufmerksamkeit galt Kazuki, ihn wollte er beeindrucken, sonst niemanden.

Sein Fuß streifte den Rand eines Glases, als sie plötzlich näher standen, als er sich erinnerte, er konnte es mit einem schnellen Griff stabilisieren und ein wenig zur Seite schieben, damit er es nicht doch noch umwarf. Seine Aufmerksamkeit auf die Gläser gerichtet, entging ihm die Flasche, die Kazuki mit der Schuhspitze näherschob, nur ihm zu ärgern. Kou drehte sich in der Hocke um und stieß mit dem Po direkt auf den flachen Deckel der Flasche, er quiekte, weniger vor Schmerz als vor Schreck, verlor das Gleichgewicht und warf Flasche sowie alle Gläser um, die zu seinem Glück nicht kaputt gingen, sondern nur ihren Inhalt auf dem Tisch verteilten. Er selbst landete in der entstandenen Pfütze, dass er nicht auf seiner polierten Hose vom Glas rutschte, war nur Kazukis Reaktion geschuldet, der aufsprang und ihn vorne am breiten Halsband festhielt.

„Hoppla. Da warst du wohl etwas unvorsichtig, Kleiner“, sagte Kazuki grinsend, beugte sich über Kou, der sich mühsam am Rand des Tisches stabilisierte, und zog ihn am Ring des Halsbands etwas höher. „Dein Glück, dass die Flasche nicht kaputt gegangen ist, stell dir vor, was für eine Verschwendung das gewesen wäre...“

„Das... hast du mit Absicht gemacht...“ entfuhr es Kou. Er stöhnte auf, als Kazuki an der Kette zwischen seinen Nippeln zog, während er ihn weiterhin festhielt.

„Habe ich? Ich kann mit meinem Sub spielen, wie es mir gefällt, dafür bist du da. Mein Spielzeug, mein Eigentum...“ knurrte er. „Oder hast du gedacht, wir alten Männer lassen dich einfach so dein Ding durchziehen?“

Kou wurde heiß, der Blick, mit dem Kazuki ihn durch die Maske ansah, hatte etwas Raubtierhaftes und er hielt ihn mit Leichtigkeit am Ring des Halsbands fest als wäre er tatsächlich nur ein Spielzeug. Der Ältere ließ die dünne Kette an seinen Piercings los, um die Hand in eine Schlaufe an Kous Gürtel zu schieben und ihn daran auf die Knie zu ziehen, so dass er nicht mehr halb auf dem Tisch lag. Er ließ ihn nicht los, als er sich wieder auf seinen Sessel zurückfallen ließ, so dass Kou hinter ihm her stolperte und in seine Arme fiel, da er seine Beine so schnell gar nicht entknoten konnte. Kazuki griff ohne große Umschweife an seinen Po, seine Finger hinterließen rote Striemen auf seiner hellbraunen Haut, als er ihn mit beiden Händen darauf auf seinen Schoß zog und ihn fest knetete. Kou stützte sich mit an seinen Schultern ab, er stöhnte hörbar, als er mit dem Schritt gegen Kazukis Gürtelschnalle stieß.

„Rutsch rüber...“ verlangte Kazuki grollend. „Du hast unsere Getränke umgestoßen, das war nicht nett von dir, Kleiner...“

Er zog eines von Kous Beinen zur Seite, bis er schließlich quer über seinem Schoß lag, die Knie auf einer der Armlehnen, so dass sein Po in perfekter Reichweite für Kazukis Hand war, die er laut klatschend darauf niederfahren ließ, nachdem er die Schnalle geöffnet hatte, die den Streifen zwischen seinen Pobacken fixierte. Kou drückte den Mund gegen seine Unterarme auf der anderen Armlehne, um sein Stöhnen zu dämpfen, da er sonst den halben Club auf sie aufmerksam gemacht hätte. Kazuki schonte ihn nicht, die geschickte Aussparung der kurzen Hose war prädestiniert dafür, ihn zu disziplinieren. Als er merkte, dass Kou sich hinter seinen Unterarmen versteckte, zog er seinen Kopf an der Basis seines Zopfs zurück, so dass er sein Stöhnen nicht mehr dämpfen konnte, wenn er nicht das Gleichgewicht verlieren wollte. Durch seine Position konnte er sich nicht umsehen, doch Karasu saß auf dem Sessel direkt neben ihnen, nur getrennt durch das Sitzpolster auf dem Boden und ein kleines Tischchen, so dass er Kous Blickfeld einnahm, als er die Augen halb öffnete. Er hatte die Wange auf seine Hand gestützt und sah ihnen mit einem kaum deutbaren Lächeln auf den Lippen zu.

Kou wimmerte, als er kühles, fast flüssiges Gleitgel auf seiner von Kazukis Schlägen erhitzten Haut spürte, das sich einen Weg zwischen seine Pobacken suchte. Kazukis Finger waren noch kälter, als hätte er sie für einen Moment in den Eiswürfeleimer neben seinem Sessel getaucht, als er das Gel verteilte und mit zwei Fingern in ihn eindrang. Er war schon vorbereitet, so dass er nicht viel tun musste, doch was er mit seinen Fingern in Kous Anus tat, ließ diesen auf seinem Schoß zucken, sein Stöhnen hatte er kaum noch unter Kontrolle. Es wurde zu einem frustrierten Laut, als Kazuki seine Finger aus ihm herauszog, seinen Po tätschelte und seine hilflose Position ausnutzte, um zwei Fesseln um seine Oberschenkel zu schlingen, die er so fest zog, dass sie nicht verrutschen konnten. Er hievte ihn in eine aufrechte Position, so dass er mit dem Rücken zu ihm auf seinem Schoß saß, die Beine spreizte er mit indem er seine Oberschenkel auseinanderdrückte, so dass seine Erektion unter dem dünnen Latex seiner Hose weithin sichtbar war.

„Oh, hast du etwa gedacht, du bekommst eine Belohnung, kleine Libelle?“ raunte Kazuki in sein Ohr, an dem er leicht mit den Zähnen zog. Er strich mit warmen Händen über die glatten Strümpfe, für Kou fühlte sich die Berührung heiß an, obwohl er seine Haut nicht direkt berührte.

„Hnnn... Das war doch nur, weil... Meister, bitte...“ flehte Kou und rieb seinen Hintern an seinem Schritt, seine Hände strichen fahrig über Kazukis Unterarme.

„Bitte, was...? Was willst du, mein Kleiner?“ Er fuhr mit den Händen über seine Seiten nach oben, strich mit den Fingerspitzen über die gepiercten und vor Erregung harten Brustwarzen, zog leicht daran, bis Kou sich auf seinem Schoß wandte.

„Mehr... Ich... es tut mir leid... Ich wollte nichts umwerfen...“ stöhnte er abgehackt. „Ich will deinen Schwanz, Meister... Gib ihn mir...“

Kazukis Hände strichen weiter nach oben bis zu seinen Schultern, dann über seine Arme bis zu seinen Handgelenken, um die er ebenfalls Fesseln schlang, die er ordentlich festzog. In der Bewegung zurück zog er Kous Hände bis hinter seinen Kopf, wo er die Fesseln in einem Ring auf der Rückseite des Halsbands einklickte, so dass er weder sich selbst noch Kazuki anfassen konnte. Kou spürte das kühle Metall von Kazukis Maske an der empfindlichen Haut seines Oberarms, als er sich dagegen lehnte, um um ihn herumsehen zu können, da er noch nicht fertig damit war, ihn an unkontrollierten Bewegungen zu hindern. In Kou wuchs der Drang, weiter zu betteln, da sein Dom sich zu seiner Bitte nicht äußerte, sondern konzentriert Verbindungsstücke aus Haken und dunkelrotem Leder in die Fesseln an seinen Oberschenkeln einklickte, um sie dann am Gürtel um seine Taille zu befestigen, so dass seine Beine weiterhin gespreizt waren und er sie nicht festhalten musste.

„Meinen Schwanz, hmm?“

Kazukis Stimme war rau vor Erregung. Er schob Kou ein Stück vor, um seine Hose mit wenigen Handgriffen zu öffnen, es klickte leise, als er die Druckknöpfe des vorderen Teils des ledernen Jockstraps öffnete, um seinen harten Penis zu befreien, dem es dort trotz Maßanfertigung zu eng war. Er rieb ihn über Kous nass glänzenden Eingang, bis sein Sub erneut darum bettelte, dass er ihn ihm gab und er in ihn eindrang, indem er seine Hüften nach unten zog, bis er wieder bequem auf seinem Schoß saß.

„Wärme ihn ein bisschen für mich, mein kleines Haustier, du hast jetzt, was du wolltest“, sagte Kazuki schmunzelnd, Kou spürte sein Lächeln an seinem Arm. „Du bist so heiß und eng, perfekt für meinen Schwanz. Nicht bewegen...“

„Wa... Meister... Bitte...“ Kou schmiegte sich an ihn und sah ihn mit feuchten Augen an.

„Du hast deinen Wunsch geäußert, es ist nicht meine Schuld, wenn du dich nicht deutlich ausdrückst, Sub...“

„Da war wohl jemand gierig, bevor er zu Ende gedacht hat...“ bemerkte Karasu amüsiert. „Es macht dir nichts aus, wenn ich euch zusehe, oder Kyōi?“

„Sicher nicht, sonst wären wir nicht hier...“

Kazuki sah etwas zerknirscht zu den nun außerhalb seiner Reichweite stehenden Gläsern. Karasu folgte seinem Blick, beugte sich vor und füllte ihre Gläser neu, bevor er eines davon Kazuki gab. Er stand auf, drehte den freien auf Kazukis anderer Seite stehenden Sessel mit Schwung um, so dass er direkt vor ihnen stand und ließ sich darauf nieder.

Kou drückte den Rücken durch, um seine Arme bequemer hinter seinem Kopf zu positionieren und sich an Kazukis Schulter zu lehnen, wodurch sein Oberkörper schutzlos den Blicken aller ausgeliefert war, deren Aufmerksamkeit sie erregt hatten. Kazuki hatte einen Arm um ihn geschlungen, er spielte mit der Feder, die an der Kette zwischen seinen Piercings hing, zupfte daran und steigerte dadurch Kous Erregung, während er an seinem Glas nippte. Kous Unterschenkel und Füße schwebten frei in der Luft, sein gesamtes Gewicht war auf seinen Unterleib verlagert, so dass er Kazuki wirklich tief in sich spürte, erstrecht, als sich seine Muskeln anspannten und ihn fast in den Wahnsinn trieben. So sehr er sich anstrengte, er konnte nicht verhindern, dass er stöhnend kam, was Kazuki überrascht keuchen ließ.

„Hnnahh...“ Kou legte den Kopf in den Nacken und ließ den Orgasmus über sich hinwegrollen, der sich nur intensivierte, als Kazuki fest an der Kette zog, um seine eigene Erregung zu kontrollieren.

„Unartiger, kleiner Sub... Und du bist immer noch hart, stehst du so sehr darauf?“ raunte Kazuki, mit den Fingerspitzen strich er über Kous hartnäckige Erektion in der engen Hose. „Dass dir alle zusehen können, wie du auf meinem Schoß flüssig wirst? Völlig wehrlos? Was würdest du sagen, wenn ich Karasu-sama deine süßen Füße überlasse, hm? Er kann ja jetzt schon kaum die Augen davon lassen...“

„...ich bin kitzlig... an den Füßen...“ gestand Kou leise. „Aber wenn du es so entscheidest, Meister... dann füge ich mich... Ich gehöre dir.“

Kazuki drehte Kous Oberkörper so zu sich, dass er ihn küssen konnte. Tief und lang, es war ihm für den Moment egal, dass es nicht ganz zu seiner Rolle passte, aber jedes Mal, wenn er ihm sagte, dass er ihm gehörte, wusste er kaum noch wohin mit seinen Gefühlen für ihn. Der Jüngere schmolz an seine Lippen, er vertraute ihm bedingungslos, wenn er es für richtig hielt, seine Füße mit seinem alten Bekannten zu teilen, dann hatte er keine Einwände.

Kou bekam nicht mit, wie Kazuki Karasu signalisierte, dass er ihn berühren durfte, weshalb er kurz erschrak, als er fremde Fingerspitzen an seinem linken Fuß spürte. Er zitterte leicht, als es kitzelte, doch Karasu wusste, wie er ihn anfassen musste, um das unangenehme Gefühl zu verringern. Kazuki lenkte ihn ein wenig damit ab, dass er ihn weiter küsste, seine Lippen, seine Ohren und seine Oberarme und seinem eigenen Verlangen nachgab, langsam in ihn zu stoßen.

„Sieh dich an, kleine Libelle… wie du flatterst und zappelst…“ murmelte Karasu, der konzentriert über Kous Fußsohlen strich, was ihm einen Schauer nach dem nächsten durch den Körper jagte. Er brachte seine Lippen dicht an seine Zehen, die sich vor Erregung krümmten, und küsste sie nacheinander, während er beide Füße festhielt und streichelte.

Kazuki strich mit den Fingerspitzen über Kous halb geöffnete, feuchte Lippen, bis der Jüngere an seinen Fingern leckte und er sie ihm auf die Zunge legen konnte. Er hörte ihn zu gern stöhnen, als dass er ihn in diesem Moment noch geknebelt hätte, auch wenn er dafür Vorbereitungen getroffen hatte, doch zwei Finger auf seiner Zunge hatten einen ähnlichen Effekt, da Kous Kinn bald nass vor Speichel war. Er wusste, dass es seinen Sub nur noch mehr erregte, wenn er ihn so einschränkte und wäre Kou nicht zuvor schon einmal gekommen, hätte er das nicht lange durchgehalten. Doch so konnten sie ihren Spaß mit ihm haben, ihn immer weiter reizen, ohne dass es zu schnell vorbei war.

Karasu griff nach seinem Glas, stellte betrübt fest, dass es fast leer war und entkorkte stattdessen die Flasche. Der gläserne Deckel kullerte über den Boden, als er ihn unachtsam neben sich warf und den Inhalt über Kous zuckende Füße goss, Whiskey im Wert eines halben Monatsgehalts rann über seine Haut, das glänzende Latex an Füßen und Unterschenkeln und tropfte auf den Boden und Karasus Hose. Der Mann mit der Vogelmaske beugte sich vor, um den Alkohol tief seufzend abzulecken und an seinen Zehen zu lutschen.

Kou sah unter halb geschlossenen Lidern zu ihm herab, es war unübersehbar, wie sehr es den grauhaarigen Mann erregte, doch er widmete sich komplett seinen Füßen, ohne sich selbst zu berühren. Zusammen mit Kazukis großem Penis in sich, seinen Händen auf seinem Körper, die jede freiliegende, empfindliche Stelle berührten, steigerte sich seine Erregung so sehr, dass er es kaum noch aushielt. Er ballte die Hände hinter seinem Nacken zu Fäusten, drückte den Rücken durch, soweit Kazukis eiserne Umarmung es zuließ und hätte Karasu getreten, wenn dieser seine Füße nicht festgehalten hätte, da Kou keine Kontrolle mehr über seine Muskeln hatte. Sein tiefes Stöhnen, als er so hart kam, dass er sprichwörtlich Sterne sah, hörte der halbe Club. Kazukis Zähne hinterließen tiefrote Abdrücke auf seiner Schulter, da Kous Orgasmus ihn schneller über die Kante stieß, als er es beabsichtigt hatte und er sich knurrend in ihm ergoss.

 

Kazuki löste die Fesseln, die Kous Arme und Beine fixierten, während Karasu seine Füße mit einem feuchten Handtuch reinigte. Ein zweites reichte er Kazuki, der zuerst vorsichtig Kous Speichel und Tränen von seinem Gesicht tupfte, nachdem er kurz seine Maske hochgeschoben hatte, um dann sich selbst und ihn damit von den gröbsten Spermaspuren zu befreien. Karasu nahm das Handtuch wieder entgegen, um es in einen Eimer unter dem Tisch zu werfen, während Kazuki seinen Partner quer auf seinen Schoß zog, um ihn zärtlich zu halten und ihm dabei zu helfen, sich zu entspannen.

„Ich bin stolz auf dich, Honey…“ flüsterte er so leise, dass nur Kou es hören konnte. „Wie geht es dir?“

„Großartig… Ich habe Durst, kann ich noch etwas zu trinken haben?“ entgegnete Kou heiser.

„Selbstverständlich. Hast du einen Wunsch?“

„Nein, such du aus…“

Kou zog die Beine an und schmiegte sich an seine Brust, während Kazuki über das Tablet auf dem Beistelltisch neue Getränke bestellte. Er döste auf seinem Schoß ein, nachdem er sein Glas Eistee komplett ausgetrunken hatte, so dass die beiden älteren Männer sich nur leise unterhielten, um ihn nicht zu stören. Kazuki zog es jedoch nicht unnötig in die Länge, er hatte Karasu zwar länger nicht gesehen, doch er war froh darüber, dass Kou sich offenbar im Club wohlfühlte, was bedeutete, dass sie öfter dorthin gehen konnten, wenn ihnen danach war. Er weckte seinen jüngeren Partner, damit er von seinem Schoß aufstand und hing ihm sein Jackett über die Schultern, so dass er nicht auskühlte.

„Wir sehen uns nächste Woche, Karasu. Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass es schon Zeit für die jährliche Gründerfeier ist, verzeih mir bitte“, sagte Kazuki zu dem Grauhaarigen, der ebenfalls aufgestanden war.

„Mach dir nichts draus, du hast viel um die Ohren. Ich freue mich, wenn du – ihr – kommt, wenn nicht, ist es auch nicht tragisch“, gab Karasu mit einem Zwinkern zurück, dann nahm er Kous Hand und drückte mit einer leichten Verbeugung einen Kuss darauf. „Es war mir eine Freude, dich kennenzulernen, kleine Libelle.“

Kou sah ihn perplex an. „Äh... Die Freude ist ganz meinerseits, Karasu-sama“, entgegnete er höflich, dann hakte er sich bei Kazuki unter und schmiegte den Kopf an seine Schulter. „Gute Nacht.“

Chapter Text

Im Hotelzimmer war es dank der dicken Vorhänge vor den Fenstern fast dunkel, bis auf einen schmalen Lichtstreif auf dem dunklen Teppichboden. Einzelne Staubkörner tanzten im Sonnenlicht als würden sie nur dort existieren und nicht überall in der Luft. Die dünne Decke raschelte leise, als Kou sich im Schlaf umdrehte und sich seufzend an Kazuki schmiegte, dessen innere Uhr ihn nicht wirklich ausschlafen ließ. Er legte einen Arm um seinen Partner, der nach dem langen, vorangegangenen Tag und der anstrengenden Woche seinen verdienten Schlaf nachholte und lauschte seiner gleichmäßigen Atmung. Kazuki war unfassbar stolz auf ihn, er hatte sich am Abend zuvor besser geschlagen, als er von ihm erwartet hatte und war nicht umhin zu kommen, ihn während der ausgiebigen Nachsorge in der Dusche und der Badewanne dafür zu loben, bis Kou ihn so stürmisch geküsst hatte, dass ihm die Luft wegblieb. Auch wenn Kou während ihrer Sessions danach lechzte, für sein gutes Verhalten gelobt zu werden, tat er sich schwer damit, außerhalb davon Lob anzunehmen, weshalb Kazuki sich vornahm, das häufiger zu tun, bis er sich daran gewöhnt hatte. Der Sex danach war für ihre Verhältnisse sanft gewesen, er hatte ihn nicht überfordern wollen, wollte aber nicht darauf verzichten, ihn noch einmal zu spüren und dabei anzusehen.

Kazuki strich mit den Fingerspitzen über Kous Rücken, er wollte ihn nicht wecken, doch reichte es ihm nicht, ihn nur zu umarmen. Seine Haut war warm und weich, die feinen Härchen direkt über seinem Po kaum spürbar, sichtbar schon gar nicht, da sie so hell waren, dass sie nicht auffielen. Er folgte der Kuhle seiner Wirbelsäule nach oben bis zu seinem Nacken, der vor dem Schlafengehen einen leichten Abdruck des Halsbands aufgewiesen hatte, es war zu dunkel, um nachzusehen, ob er immer noch dort war.

„Hmmm... Mach weiter...“ murmelte Kou wohlig schnurrend. „Das fühlt sich gut an...“

„Verzeih mir, wenn ich dich geweckt habe, Honey...“ antwortete Kazuki leise, die Lippen dicht an seinem Ohr.

„Schon gut... Es war ein sehr sanftes Wecken...“

Kou drehte den Kopf etwas, so dass er ihn küssen konnte, woraufhin der Ältere die Hand in seinen langen Haaren vergrub und ihn festhielt, bis ihnen die Luft ausging und sie sich schwer atmend voneinander trennten. In der Dunkelheit des Zimmers kam es ihnen nicht so vor, als wäre der neue Tag schon längst angebrochen, so dass es sich anfühlte, als hätten sie nur eine ausgedehnte Pause gemacht, um dort weiterzumachen, wo sie erschöpft aufgehört hatten. Kou schob ein Bein über Kazukis Hüfte, um ihm näher sein zu können, seine Lippen fuhren die Kontur seines Kiefers nach und er ließ es sich nicht nehmen, kleine Liebesbisse auf seinem Hals und seiner Brust zu verteilen, so wie er es bei ihm sonst immer tat. Kazuki drehte sich auf den Rücken und zog ihn mit der Hand auf seinem Oberschenkel mit sich, so dass er auf ihm lag, die Knie neben seiner Hüfte, und damit fortfahren konnte, ihn überall zu küssen. Seine Zunge malte eine feuchte Spur über die Kontur der tätowierten Schwingen auf seiner Brust, strich fest über seine Brustwarzen, was ihm ein leises Keuchen entlockte, da sein Körper sich nicht weniger nach Berührung sehnte als Kous. Schlanke Finger strichen über seinen Oberkörper, während Kous Mund sich ausgiebig mit der neu entdeckten empfindlichen Stelle befasste, daran knabberte und saugte, bis er seinen Kopf davon wegzog.

„Hnnah...“ Kou sah ihn mit feuchten Lippen an, die Augen schimmerten in einem dunklen Goldton. „Zu viel, Kazu...?“

„Ungewohnt...“ gab er leise zu, woraufhin der Jüngere nickte. „Würdest du mir einen blasen, Honey?“

„Gern...“ antwortete Kou lächelnd.

Er rutschte zwischen seine Beine, nicht ohne, eine Spur aus heißen Küssen auf seinen Bauchmuskeln zu hinterlassen, die er verlängerte bis er an seiner Erektion angekommen war. Da Kazuki nicht wie sonst die Hand auf seinen Kopf legte, sah er ihn fragend an.

„Kazu...? Alles in Ordnung? Willst du doch nicht?“ fragte er verwirrt.

„Doch, nur... mach es so wie im März, als ich verletzt war... In der Dusche“, erklärte er stockend, Kous Atem auf seiner Haut ließ ihn vor Erregung und Zuneigung schaudern. „Ich behalte meine Hände bei mir.“

„Du lässt mich... Alles? Genauso?“ Die samtige Stimme klang aufgeregt. „Du weißt, dass ich... uhm... Tōru hat uns seine Geheimtechnik gezeigt, als wir in Okinawa waren...“

„Ich weiß...“ Kazuki schob das Kissen in seinem Rücken zurecht, damit er etwas bequemer lag und strich Kou sanft über den Kopf. „Du vertraust mir immer bedingungslos. Ich sollte lernen, das ebenfalls zu tun und mich dir auch einmal zu überlassen, ohne immer die Kontrolle haben zu müssen. Bitte, Honey... Erfülle mir diesen Wunsch.“

Kou schob sich über ihn, um ihn küssen zu können, da ihm die Worte fehlten, um auszudrücken, wie viel ihm das bedeutete. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er hätte Freudensprünge machen können, weil Kazuki sich ihm so anvertraute, was bisher nur vorgekommen war, als er verletzt gewesen und sonst nichts anderes hatte tun können. Der Ältere legte eine Hand in seinen Nacken und kraulte ihn dort, als ihre Lippen aneinander schmolzen.

„Kazu... Ich liebe dich so sehr...“ flüsterte Kou atemlos. „Überlass das ganz mir, Liebster... Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du das nicht mehr missen wollen...“

Kazuki grinste gegen seine Lippen. „Ich habe volles Vertrauen in deine Fähigkeiten... Ich liebe dich auch, mein süßer Prinz...“

Kou rutschte wieder zwischen seine Beine, die Kazuki etwas aufstellte, damit der Jüngere mehr Platz hatte. Er nutzte die Gelegenheit, heiße Küsse auf den tätowierten Oberschenkeln zu verteilen, die er für seinen Geschmack viel zu selten aus der Nähe zu Gesicht bekam. Kou hätte nicht sagen können, was er nicht faszinierend an seinem Partner fand, sein durchtrainierter Körper war ein einziges Kunstwerk und er hätte Stunden damit verbringen können, jedes Detail seiner Tattoos zu erfassen.

In diesem Moment wurde seine Aufmerksamkeit jedoch unweigerlich von seinem harten Penis angezogen, der direkt vor ihm auf Kazukis Bauch ruhte. Der goldene Hufeisenring in seiner Eichel schimmerte sanft im Halbdunkel des Zimmers. Kou legte die Hand um die Basis, um ihn aufrecht zu halten und leckte zärtlich mit der Zungenspitze über die Unterseite bis er die Verschlusskugeln des Piercings spürte.

„Hmm... Kazu... Dein Piercing passt so gut zu meinem, findest du nicht auch...?“ fragte er keck, drückte die Kugel seines Zungenpiercings fest gegen den harten Schaft und sah ihn herausfordernd an.

„Perfekt... Gib mir deinen Mund, Honey, bitte...“ bat Kazuki leise, er hatte die Hände im Kissen verkrampft, um sein Versprechen halten zu können, nicht wieder die Führung zu übernehmen.

Kou sah ihn kurz verwundert an, seinen Partner so zurückhaltend zu erleben, war etwas völlig Neues, von dem er noch nicht wusste, was er davon halten sollte. Er glitt mit der Zunge über die Eichel, drückte feuchte Küsse darauf, um dann die Lippen darum zu legen und sanft daran zu saugen. Mit der freien Hand umfasste er seine Hoden, um sie zusätzlich zu massieren, was Kazuki ein gepresstes Stöhnen entlockte. Kou ließ sich Zeit, wenn sein Partner ihn schon darum bat, etwas für ihn zu tun, wollte er das auskosten und es ihm so gut besorgen, dass er es öfter machen durfte.

 

Er spürte, wie Kazuki sich leicht verkrampfte, als er mit dem Zeigefinger über seinen Anus strich, und sah ihn fragend an, die feuchten Lippen nach wie vor mit seinem Penis beschäftigt. Der Ältere erwiderte seinen Blick, die Erregung stand ihm ins Gesicht geschrieben, griff nach dem Fläschchen mit dem Gleitgel auf dem Nachttisch und reichte es ihm.

„Ich liebe deinen Mund, Kou...“ sagte er mit rauer Stimme. „...und deine Hände. Alles an dir...“

Kou brummte leise als Antwort, befeuchtete die Finger seiner linken Hand mit dem Gleitgel und drang langsam mit einem in ihn ein, während er mit der rechten Kazukis Penis streichelte, damit er sich entspannte. Doch das trat nicht ein, im Gegenteil, er verkrampfte sich nur noch mehr, bis Kazuki sich einige Zentimeter von ihm zurückzog und sich aufsetzte. Zu Kous Überraschung zog er die Beine an und schlang die Arme um seine Unterschenkel, dann sah er ihn entschuldigend an.

„Verzeih mir, ich... kann das nicht, Honey...“ flüsterte er.

„Kazu...“ Kou wischte seine Finger am Laken ab und rutschte dicht vor ihm, die Hände legte er auf seine Unterarme, die er sanft streichelte. „Das ist in Ordnung... Ich bin für dich da, wenn du darüber sprechen willst und wenn nicht, bin ich trotzdem für dich da.“

Da Kazuki noch mit sich selbst haderte, strich Kou mit den Fingerspitzen über die bunten Linien auf seinem linken Unterarm, den grimmig aussehenden Samurai in der roten Rüstung, bis zum Ring an seinem Daumen, den er ihm geschenkt hatte. Sein eigener Ring klickte leise dagegen, als er die rechte Hand auf seine Finger legte und sie sanft drückte.

„Du sagtest, ich soll dich nicht ausschließen, wenn mich etwas bedrückt...“ murmelte Kazuki gegen seine Knie. „Also sollte ich reden, oder?“

„Das hast du falsch verstanden, Liebster.“ Kou schüttelte den Kopf und lächelte. „Das gilt nur für Dinge, die auch mich betreffen könnten oder deine Sicherheit. Du musst mir nichts von deiner Vergangenheit erzählen, wenn dir nicht danach ist. Von meiner weißt du schließlich auch nicht alles.“

„Aber... Betrifft dich... uns das nicht, wenn ich Schwierigkeiten habe, mich dir...“ Er wurde unterbrochen, weil Kou ihn gegen die Stirn schnippte. „Wofür war das jetzt?“

„Kazu...“ Der Jüngere faltete die Hände auf Kazukis Knien und legte sein Kinn darauf ab, ihre Nasenspitzen waren nur Millimeter voneinander entfernt. „Ich liebe dich so sehr, dass es mich nicht stört, ob du auf Finger in deinem Hintern stehst oder nicht. Ich dränge dich zu nichts, nur weil ich etwas ausprobieren möchte, wir tun das nur, soweit du dich wohlfühlst. Wenn das nicht der Fall ist, lassen wir es, egal was der Grund ist.“ Er hauchte ihm einen Kuss auf die Nasenspitze und lehnte sich mit der Stirn an die seines Partners. „Okay?“

Kazuki entknotete sich, um ihn auf seinen Schoß ziehen und an sich drücken zu können. Kou schlang Arme und Beine um ihn, die Hände legte er auf seinen Hinterkopf, um ihn dort sanft zu kraulen, während der Ältere das Gesicht an seine Halsbeuge schmiegte und sich in die intime Nähe sinken ließ. Kous Geruch beruhigte ihn, mittlerweile wusste er, woher sein Duft nach Honig und Gewürzen kam, es hatte ihn überrascht, dass er für ein Parfum so viel Geld ausgab, aber es passte so gut zu ihm, dass er nicht genug davon bekam. Dass sein jüngerer Partner dazu Honig und seinen unverzichtbaren Kurkumatee liebte, führte dazu, dass alles an ihm danach roch, gemischt mit dem Hibiskus-Duft seines Shampoos war es betörend und beruhigend zugleich.

„Bevor Hideyoshi mich... in den Clan aufgenommen hat...“ begann Kazuki leise, „war ich im Gefängnis. Achtundneunzig, für ein paar Monate... Hideyoshi hat mich von seinem besten Anwalt rausboxen lassen, weil er mich nützlich und interessant fand, der Clanbeitritt war die Bedingung.“

„Ich verstehe... Weshalb warst du im Gefängnis, Kazu?“ Kous Stimme war kaum lauter als ein Flüstern.

Der Ältere schnaubte leise, bevor er antwortete: „Wegen vielen Dingen und nichts, ich wurde nie offiziell angeklagt, weil sie mir nichts nachweisen konnten... Mord, Erpressung, schwere Körperverletzung, Zuhälterei... Ich war Vize der größten Gang in Asakusa, sie haben alle Gründe gesammelt, um uns irgendwie unschädlich zu machen und ich... war dumm und verzweifelt genug, mich schnappen zu lassen. Im Krankenhaus haben sie die Polizei gerufen, weil ich blutverschmiert und ohne wirkliche Verletzungen dort aufgekreuzt bin, um Rinrin... Rin hinzubringen, der schwer verletzt worden war, weil ich nicht aufgepasst habe, weil ich... meinen Boss unterschätzt und vor allem falsch eingeschätzt habe.“

Kazukis Erzählung war stockend, es fiel ihm schwer, darüber zu reden. Kou drängte ihn nicht, er kraulte weiter seinen Kopf und seinen Nacken und hörte ihm zu.

„In dieser Nacht ist alles in sich zusammengefallen, was ich mir aufgebaut hatte... Die Gang, meine Hoffnung, Ryuji irgendwie bändigen zu können, Rin, meine Familie vor ihm zu beschützen. Ryuji ist komplett ausgerastet, weil er sich hintergangen fühlte und nicht die Aufmerksamkeit bekam, die er gewohnt war, von mir und Tetsu... Also hat er sich Rin geholt und ihn misshandelt. Wir haben ihm vertraut und ihn unterschätzt, ich habe mir nichts dabei gedacht, dass Rin bei ihm war, sie verstanden sich gut. Es war meine Schuld, dass Rin so schwer verletzt und traumatisiert wurde. Bis auf wenige Narben sind die körperlichen Verletzungen verheilt, aber ich konnte nicht bei ihm sein, um ihn aufzufangen, als es ihm schlecht ging... weil ich im Gefängnis war, festgenommen mit Ryujis Blut an meinen Händen.“ Er verkrampfte seine Hände auf Kous Hüften, seine Finger hinterließen helle Striemen auf seiner Haut.

„Ich bin da, Kazu... Es tut mir so leid, dass ich das aufgewühlt habe, Liebster...“

„Nein, entschuldige dich nicht, du konntest es nicht wissen...“ Kazuki küsste ihn sanft auf die Wange, dann schmiegte er seinen Kopf wieder an seine Halsbeuge. „Die Gang war berüchtigt in der ganzen Stadt, im Gefängnis war ich Freiwild. Zu viele Yakuza, denen wir einen Teil vom Gangster-Kuchen gestohlen haben, Mitglieder anderer Gangs, die gegen uns nichts ausrichten konnten, sie haben es gefeiert, dass der Kopf des Drachen abgeschlagen wurde und sein rechter Arm plötzlich angreifbar war.“

„Hast du deshalb das Drachentattoo auf dem rechten Arm? Und Tetsuo auf dem linken?“ fragte Kou neugierig.

„Mhm... Ich habe es bekommen, bevor ich sein Vize war und Tetsu... das kann er dir selbst erzählen, die Geschichte ist zu privat, als dass ich das Recht hätte, ohne seine Erlaubnis darüber zu sprechen“, antwortete Kazuki.

„In Ordnung. Erzählst du mir, was im Gefängnis passiert ist? Du musst nicht, wenn du nicht willst...“

„Du hast sicher genug Ideen in deinem Kopf, was mit jemandem im Gefängnis passiert, den alle hassen und von dem jeder weiß, dass er mehr auf Männer als auf Frauen steht... Nichts anderes als das. Wenn sie mich nicht verprügelt haben, sind sie anders über mich hergefallen, irgendwer hatte immer etwas Öl in der Zelle, falls es überhaupt zum Einsatz kam...“ Er schwieg für einen Moment und Kou merkte, wie tief das Trauma saß, das er bisher immer gut eingeschlossen hatte. „Irgendwann habe ich mich durchsetzen können, Verbündete gefunden, vielleicht hat Hideyoshi sie auch angewiesen, mir beizustehen, ich weiß es bis heute nicht... Es wurde besser, auch wenn mein Gewissen sich für eine Weile mit dem Gedanken anfreunden konnte, dort zu bleiben, aufzugeben und für alles, was ich getan habe, zu büßen. Meine Mutter, Rin, Tetsu und Hideyoshis Anwalt waren anderer Meinung und haben mir mehr als einmal den Kopf gewaschen, bis ich das Angebot angenommen habe...“

„Rin wollte sicher nicht, dass du für immer eingesperrt bleibst... oder Schlimmeres...“ Kou schob den Gedanken an eine potenzielle Todesstrafe für Mord zur Seite, da er ihm Bauchschmerzen bereitete. „Wenn du ihn schon als Familie bezeichnest...“

„Er war mein ein und alles... Damals. Aber etwas ist irreparabel in ihm zerbrochen oder in uns, es war nie wieder wie vorher. Er hat mich verlassen... Für seine Karriere, ohne mir die Chance zu geben, es irgendwie möglich zu machen, dass beides geht, dass er... bei mir bleiben kann oder ich bei ihm. Er war der einzige, der mich glücklich gemacht hat, den ich aus tiefstem Herzen lieben konnte... Bis du in mein Leben getreten bist, mein süßer Kou...“

Kazuki richtete sich auf, um ihn anzusehen, seine Augen schimmerten feucht, was Kou einen leichten Stich versetzte. Er wollte nicht, dass er litt, auch wenn er ihm dankbar war, dass er sich ihm so geöffnet hatte.

„Kazu... Es tut mir so leid... Kann ich etwas für dich tun, damit du dich besser fühlst?“ fragte er besorgt, mit den Fingerspitzen fing er eine einzelne Träne aus Kazukis Augenwinkel auf. Auch wenn seine eigenen Augen nicht weniger feucht waren, bemühte er sich, nicht zu weinen, um ihn nicht mit seinem eigenen Schmerz zu belasten.

Kazuki schmiegte die Wange an seine Hand und schüttelte leicht den Kopf, er schloss die Augen und genoss die sanfte Berührung. „Du bist da, das reicht mir gerade... Verzeih mir, dass ich dir solche Sorgen bereite, Honey.“

Kou legte die zweite Hand auf seine andere Wange und zog ihn näher für einen zärtlichen Kuss. „Es gibt nichts zu verzeihen, Liebster... Ich liebe dich so wie du bist, so wie dich jedes Puzzleteil in deinem Leben zu dem gemacht hat, der du jetzt bist und noch wirst...“ Er küsste ihn erneut. „Und ich habe dir gesagt, ich bin für dich da, wenn du dich schwach und verletzlich fühlst, so wie du für mich da bist, wenn ich dich brauche. Ich gehöre dir und du gehörst mir.“

„Kou... Ich liebe dich so sehr, mein süßer Prinz...“

Kazuki drückte ihn fester an sich, der Kuss wurde intensiver, gefühlvoller, da Worte nicht ausreichten, um dem anderen mitzuteilen, wie tief ihre Gefühle füreinander waren. Er hatte sich immer zurückgehalten und nur wenig mit Kou geteilt, was ihn beschäftigte und belastete, um ihm keine Sorgen zu bereiten oder ihn zu verschrecken. Doch war Kous Reaktion darauf so viel besser als er erwartet hatte, es erinnerte ihn an Stunden voller tiefer Gespräche, die über zwanzig Jahre zurücklagen und auch wenn es ihn schmerzte, sich daran zu erinnern, machte es ihn glücklich, dass er in Kou das gefunden hatte, was er so lange vermisst hatte.

„Kazu... Das Gleitgel liegt irgendwo hinter mir...“ gurrte Kou gegen seine Lippen, als er seine Erektion zwischen seinen Beinen spürte.

Der Jüngere gab einen Ton zwischen überraschtem Quieken und Kichern von sich, als Kazuki sich mit ihm vorbeugte, um nach der Flasche zu suchen. Er hielt ihn fest, damit er ihm nicht vom Schoß rutschte, öffnete die gefundene Flasche mit dem Daumen und goss eine großzügige Menge vom Inhalt auf seinen harten Penis. Als er ihn ein Stück anhob, griff Kou mit einer Hand unter sich, um ihn in die richtige Position zu bringen, damit er mit einem erleichterten Stöhnen in ihn eindringen konnte. Kou war enger, als wenn er richtig vorbereitet war, aber nachdem sie am Abend zuvor mehrfach miteinander geschlafen hatten, war er locker genug, dass es nicht unangenehm für ihn war. Kazuki zog mit den Zähnen an seiner Unterlippe, sein Atem ging stoßweise, im Rhythmus der knappen Bewegungen, die er nutzte, um Stück für Stück tiefer in ihn einzudringen, bis Kous Po auf seine Oberschenkel traf. Er stöhnte in den Kuss, bei dem Kou sich wie ein Ertrinkender an ihn klammerte, ihre Zungen und Lippen schmolzen aneinander, unmöglich voneinander zu trennen.

Kazukis Stöße waren langsam und tief, er wollte ihm etwas dafür zurückgeben, dass er ihm sein Herz geschenkt hatte und ihm so sehr vertraute, auch wenn es ihm schwer fiel, ihn nicht in die Laken zu drücken und seinem Verlangen nachzugeben. In den Atempausen ihrer Küsse stöhnte Kou atemlos seinen Namen, lauter, je fester und schneller er in ihn stieß und sie ihren gemeinsamen Rhythmus fanden, der sie beide in wenigen Minuten zum Höhepunkt brachte. Kazuki fügte den Spuren an Kous Hals und Schultern eine weitere hinzu, als er tief in ihm kam, nur Sekundenbruchteilen nach ihm, diesmal spürte er jedoch Kous Zähne an seinem eigenen Hals, die dort eigene Spuren hinterließen, während er sich weiter auf ihm bewegte, um die letzten Tropfen aus ihm herauszuholen.

 

„Kou... Du bist großartig...“ sagte Kazuki leise, er hätte nichts dagegen gehabt, noch eine Runde anzuhängen, doch sein Penis war anderer Meinung und rutschte erschlafft mit einem Schwall Sperma aus Kou heraus.

„Hmmm... So eine Sauerei...“ Kou kicherte gegen seinen Hals. „Ich habe Hunger, was ist mit dir...?“

„So sehr ich das gerne fortführen würde... Frühstück klingt nicht schlecht, bevor ich dich anknabbere...“ gab er schmunzelnd zurück. „Hast du einen Wunsch?“

„Nein... Entscheide du, zeig mir besser nicht die Karte, ich will gar nicht wissen, was das kostet“, antwortete der Jüngere und rutschte vorsichtig von seinem Schoß, um nicht noch mehr Sauerei zu machen. „Ich gehe duschen, kommst du nach?“

„Ja, gleich.“

Kazuki tippte sich durch das Menu des Zimmerservices und stellte ihr Frühstück zusammen, während Kou im Badezimmer war. Er nutzte die Gelegenheit, um ein umfangreiches Wellness-Programm für sie beide zu buchen, damit sie den Tag zum Entspannen nutzen konnten, was sie viel zu selten taten, bevor er sich für eine kurze Dusche zu ihm gesellte. Damit sie sich auch wirklich entspannen konnten, hatten sie ihre Handys ausgeschaltet, bei einem Notfall wusste Tetsuo, wie er sie erreichen konnte. Er hatte die Suite für zwei Nächte gebucht, Tetsuo und Hotaru wussten Bescheid, dass sie länger wegblieben und würden Saki beschäftigen, dass sie gar nicht dazu kam, ihren geliebten Onkel zu vermissen.

Nach dem umfangreichen Frühstück schickte er die Kobun, die vor der Zimmertür Wache standen, nach Hause, damit sie sich ausruhen konnten. Das Hotel war sicher genug, dafür sorgte Karasu als Besitzer und Unterboss des in Roppongi ansässigen Sakamoto-Clans, zu dem er seit Jahren enge Verbindungen pflegte. Es würde ausreichen, wenn sie am nächsten Tag für die Rückfahrt wieder da waren, damit Tetsuo beruhigt war.

Kou war erwartungsgemäß erst überfordert und dann selig, dass sie den ganzen Tag und noch eine weitere Nacht zusammen im Hotel verbringen konnten. Er genoss die gemeinsame Zeit in vollen Zügen, freute sich mit strahlenden Augen darüber, dass Kazuki seine Badehose eingepackt hatte, damit er im Hotelpool ungestört seine Bahnen ziehen konnte, bevor sie das Wellness-Programm in Anspruch nahmen. Am Abend waren sie so tiefenentspannt, dass sie im Bett aneinander gekuschelt einschliefen, nachdem sie in einem der Hotelrestaurants zu Abend gegessen hatten, obwohl sie sich noch einen Film hatten ansehen wollen.

Chapter Text

„Kouji-chan! Du bist wieder da!“ quiekte Saki, rutschte vom Sofa, auf dem sie seit dem Frühstück mit Aoi gekuschelt hatte und flitzte so schnell sie ihre kleinen Füße trugen den beiden Neuankömmlingen entgegen, um Kou in die Arme zu springen, sobald er in die Hocke gegangen war. „Ich hab dich vermisst! Hast du Spaß gehabt? Ich hatte ganz viel Spaß! So viel!“

„Ich habe dich auch vermisst, Saki-chan. Hast du Hotaru und Tetsuo auch keinen Ärger gemacht?“

Kou hob sie hoch und trug sie zurück ins Wohnzimmer, wo die beiden Bewohner der Wohnung auf dem Sofa saßen. Hotaru hatte eine große Tasse Kaffee in den Händen, Tetsuo hatte die Füße auf seinen Schoß gelegt und sah Kou und Kazuki leicht zerknirscht an.

„Du siehst aus als hättest du zwei Tage nicht geschlafen, Tetsu. So schlimm?“ neckte Kazuki ihn und zerzauste ihm die blonden Haare.

Tetsuo prustete empört, während er versuchte, seine Frisur wieder zu richten. „So schlimm war es nicht. Saki-chan hat nur... sehr viel Energie.“

„Unfassbar viel Energie...“ stimmte Hotaru ihm zu, während er an seinem Kaffee nippte.

„Was habt ihr gestern gemacht? Ich habe mein Handy noch nicht wieder eingeschaltet, Kazuki hat es immer noch konfisziert“, sagte Kou mit Blick auf seinen Partner, der schmunzelnd auf der Armlehne des Sofas saß und Aoi streichelte, die halb auf seinem Bein stand, um ihn zu begrüßen.

„Disneyland!“ rief Saki, bevor einer der beiden antworten konnte. „Den ganzen Tag und ich hab so viel g’macht und die Parade, da war Elsa, Kouji-chan! Kannst du das glauben? Hab sie gesehen, ganz wirklich. Onkel Tetsu hat mich hochgehoben, damit ich alles seh.“

Kou setzte sich mit ihr auf Hotarus Sitzsack, in dem er halb versank. „Wirklich? Das klingt ja großartig, Saki-chan. Was habt ihr denn alles gemacht?“

„Oh, so viel, Kouji-chan! Onkel Aru hat ganz viele Bilder gemacht! Wir sind U-Bahn gefahren, weil Onkel Tetsu nicht... äh... Parkplatz suchen wollte und ich hab meinen liebsten Regenbogenglitzertüllrock angehabt!“ Das kleine Mädchen rutschte aufgeregt auf seinem Schoß hin und her, während sie erzählte. „Onkel Aru hat auch Regenbogensachen, wusstest du das?“

„Ja, sehr viele sogar“, entgegnete Kou grinsend. „Du hast Fotos gemacht, Onkel Aru?“

Hotaru grunzte verlegen, schob Tetsuos Füße von seinem Schoß und stand auf, um sein Tablet zu holen, da es besser war, um Fotos anzusehen. Tetsuo nahm es ihm aus der Hand, schaltete den Fernseher ein und koppelte die Geräte, damit sie die Fotos dort ansehen konnten, er hatte es aufgegeben, sich gegen eventuelle Peinlichkeiten zu wehren oder war einfach zu erschöpft, um es zu tun.

„Danke, Tetsu... Also, ja, ich habe Fotos gemacht. Ich musste zwischendurch sogar mein Handy wieder aufladen, weil der Akku leer war, eventuell bin ich etwas eskaliert... aber nur ein bisschen!“ warnte der Rothaarige.

„Wie viele Fotos, Taniguchi?“ fragte Kazuki schmunzelnd.

„Uhm...“ Hotaru sah verschämt auf die Zahl in der Ecke der Bildergalerie, die im unteren dreistelligen Bereich war. „Nicht alle davon sind gut geworden. Tut mir leid, ich...“

„Jetzt lass uns nicht warten, Hotaru, Kazuki zieht dich nur auf. Benimm dich, Kazu.“ Kou drohte seinem Partner mit dem Finger, was Saki grinsend nachahmte.

Während Hotaru durch die Fotos navigierte, erzählte Saki aufgeregt vom vergangenen Tag, den sie vom späten Vormittag bis zur Parade am frühen Abend im Park verbracht hatten. Das kleine Mädchen hatte ihre beiden Aufpasser schwer auf Trab gehalten, hatte jede Attraktion mitgenommen, für die sie groß genug war und sie hatten sich irgendwann damit abgewechselt, auf die Taschen aufzupassen, damit immer einer mit ihr mitfahren konnte und sie nicht allein war. Nicht wenige Fotos zeigten sie beim Essen, es sah fast so aus, als hätten sie sich durch alle Angebote gefuttert und Hotaru blühte etwas dabei auf, sie bei ihrem Bericht zu unterstützen. Kou und Kazuki lauschten ihnen gespannt und kommentierten die Fotos, die auffallend häufig Tetsuo zusammen mit Saki abbildeten, da Hotaru die meisten Bilder gemacht hatte. Saki auf Tetsuos Schultern, Saki an Tetsuos Hand, während sie auf ihr Eis warteten, Sakis Eis auf Tetsuos T-Shirt und eine Saki mit dicken Tränen in den Augen, weil sie nicht aufgepasst hatte, Saki mit Tetsuos Eis, der schief grinste über den rosafarbenen Fleck auf seinem weißen T-Shirt.

„Da das kurz nach dem Mittagessen war, mussten wir wohl oder übel shoppen gehen und Tetsuo ein neues Shirt kaufen“, erklärte Hotaru grinsend. „Dabei haben wir für alle Souvenirs gekauft, wer weiß, wann wir da wieder hinkommen.“

Die nächsten Fotos zeigten Tetsuo mit einem hellbraunen Herkules-Shirt und Saki und Hotaru mit glitzernden Mäuseohren, die versuchten, Tetsuo ebenfalls ein Paar Ohren aufzusetzen. Die folgenden Fotos bewiesen, dass sie es geschafft hatten und ein etwas grummeliger Tetsuo trug zu seinem neuen T-Shirt schwarze Mickey Mouse-Ohren. Den Abschluss machte eine Reihe Fotos von einer staunenden Saki, die auf Tetsuos Schultern saß und die Parade beobachtete. Es endete mit einer völlig erschöpften Saki, die auf Hotarus Schoß in der U-Bahn schlief, der Rothaarige sah selbst auch nicht weniger erschöpft aus und hatte die Augen geschlossen, als Tetsuo das Foto gemacht hatte.

„Dafür, dass sie Freitag auf Samstag zusammen mit Aoi zu uns ins Bett gekommen war, weil sie Alpträume hatte, hat sie gestern schon kurz nach dem Baden geschlafen wie ein Stein. Auf Tetsuos Brust hier auf dem Sofa, weil sie eigentlich noch etwas vorgelesen haben wollte, als ich mit dem Kakao aus der Küche kam, schliefen beide“, fügte Hotaru grinsend hinzu. „Heute Morgen war sie vor uns wach, hat ganz allein Aoi gefüttert und dann in ihrem Bilderbuch gelesen, bis wir aus dem Bett gefallen sind.“

„Saki ist auch schon ein großes Mädchen. Und die Tür war zu, das heißt, Saki darf nicht stören“, sagte das Mädchen ernst. „Außer es ist ein Notfall.“

„Ihr seid also gut zurechtgekommen?“ fragte Kou überrascht.

„Sehr gut. Willst du mir noch helfen, Pocky und Oreo zu füttern, Saki-chan?“ fragte Hotaru und stand auf.

„Au ja! Lurchl füttern! Die sind so niedlich, Kouji-chan!“

Saki rutschte von Kous Schoß und flitzte hinter Hotaru her, der das Futter für die beiden Axolotl aus dem Kühlschrank holte. Sie sah ihm zu, wie er die Mehlwürmer in einer Schale zerdrückte, die sie dann ohne das geringste Anzeichen von Ekel zum Aquarium trug. Er hob sie auf einen Schemel, damit sie an die Öffnung herankam und streute nach seiner Anweisung die Mehlwürmer hinein, die die beiden Lurche in den nächsten Minuten restlos verspeisten.

„Saki hat wirklich viel Energie, ihr wart unter der Woche nicht wirklich mit ihr draußen, oder?“ fragte Tetsuo Kou.

„Wir haben sie nur zum Einkaufen mitgenommen, aber toben konnte sie da nicht wirklich. Ich weiß, dass Kaoru oft mit ihr auf den Spielplatz geht, es gibt einen Abenteuerspielplatz in Nerima, den sie liebt“, antwortete Kou. „Das Wetter war auch die ganze Woche nicht so gut.“

Tetsuo nickte. „Ich glaube, Saki ist wasserfest, sie löst sich bei Regen nicht auf.“

„Heute scheint die Sonne, das sollten wir ausnutzen, bevor wir alle morgen wieder arbeiten und du deinen Geburtstag vorbereitest, Kou“, schlug Kazuki vor. „Ich will mich noch umziehen, treffen wir uns in einer halben Stunde unten?“

„Was hast du vor, Kazu?“ Kou kletterte umständlich aus Hotarus Sitzsack und streckte sich.

„Wir gehen auf den Spielplatz, was sonst? Wir können Kaoru und Ayane kein zappeliges Kind zurückbringen, weil Saki nicht dazu kam, sich auszutoben, wie sie es gewohnt ist“, antwortete er schmunzelnd. „Uns schadet ein bisschen Sonne auch nicht.“

 

Saki hüpfte an Kous Hand bis zum Spielplatz in der Nähe, der bei strahlendem Sonnenschein von vielen Kindern mit ihren Eltern oder Geschwistern besucht war. Hotaru und Tetsuo verschafften sich einen Überblick, waren jedoch so locker gekleidet, als würden sie wirklich nur einen Familienausflug machen und nicht gleichzeitig ein Auge auf Kazukis und Kous Sicherheit haben. Diese war in der direkten Nachbarschaft und in Asakusa zwar weniger gefährdet, aber sie konnten ihre Aufgabe nicht einfach so vernachlässigen. Tetsuo trug Basketballshorts und ein weites T-Shirt, das seine Arme nur bis zur Hälfte bedeckte, er machte sich selten wegen seiner Tattoos Gedanken, anders als Kazuki, der trotz des warmen Wetters ein langärmeliges, blassrosa Leinenhemd und eine schlichte Jeans trug. Da Hotarus Arme nur bis zu den Ellenbogen tätowiert waren, hatte er bei seinen Oberteilen weniger Einschränkungen, er hatte sich ein bequemes bedrucktes T-Shirt und eine kurze Hose angezogen, so dass er neben Kou nicht auffiel, der selbst nur T-Shirt und Shorts trug.

Saki hatten sie überreden können, nicht ihren geliebten Tüllrock zu tragen, sondern etwas praktischeres, das schmutzig werden konnte, so dass sie in T-Shirt, kurzer Latzhose und Sandalen durch die Gegend sauste, kaum dass Kou ihre Hand losgelassen hatte.

„Saki-chan, lauf nicht zu weit weg“, erinnerte Kou sie besorgt.

„Alles klar, Kouji-chan!“

Saki machte einen Bogen um die große Rutsche und das Klettergerüst, um sich dann auf einen wippenden Hasen zu setzen, den sie fröhlich glucksend ritt, während Hotaru eine Picknickdecke auf dem Rasen ausbreitete, da keine Bank mehr frei war, auf die sie sich hätten setzen können. Es herrschte eine entspannte, ausgelassene Stimmung auf dem Spielplatz, Kinder rannten lachend umher, spielten im Sandkasten oder auf den Spielgeräten, hin und wieder ermahnt von ihren Eltern, die sie aufmerksam beobachteten.

„So viel Trubel...“ sagte Kou überrascht, er war länger nicht auf einem Spielplatz gewesen und ein wenig überfordert.

„Entspann dich, Honey. Wir haben auch ein Auge auf Saki, du bist nicht allein für sie verantwortlich“, erinnerte Kazuki ihn sanft und küsste ihn auf die Wange, ein seltenes Zeichen von Zuneigung in der Öffentlichkeit.

Tetsuo warf seinen Rucksack auf die Decke und holte einen Basketball heraus, den er geschickt auf dem Zeigefinger drehen ließ. „Ich gehe da drüben ein paar Körbe werfen, Hotaru, bleibst du hier?“

„Klaro, überlass das mir. Ich beschütze den Boss vor schmutzigen Kinderhänden und Matschkuchen“, entgegnete Hotaru grinsend.

„Warte, ich komme mit.“

Kou drückte Kazuki seine Tasche in die Hände und lief Tetsuo nach, der tobenden Kindern auswich, um zum angrenzenden Basketballplatz zu gehen. Dort saßen nur ein paar rauchende Teenager herum, die der Blonde mit einem strengen Blick vertrieb, bevor er Kou den Ball zuwarf, um sich ein wenig aufzuwärmen.

„Du spielst Basketball?“ fragte er interessiert.

„Ja, weißt du, ich kann nicht nur Karate“, gab der Dunkelhaarige zurück, legte den Ball vorsichtig auf den Boden, um sich selbst aufzuwärmen.

„Dass du mehr als Karate kannst, war mir klar. Du hast aber mal erzählt, dass du in der Schule nur im nerdigen Manga-Club warst, von Sport hast du nichts erwähnt.“ Tetsuo hob den Ball wieder auf und sah Kou an.

„War ich. Aber ich war immer größer als meine Klassenkameraden, sportlich, obwohl ich ein furchtbarer Nerd war, im Sportunterricht haben sie sich tatsächlich darum gerissen, dass ich in ihrer Mannschaft spiele oder in einen Club aushelfe, wenn ihnen jemand zum Training gefehlt hat“, antwortete Kou grinsend.

„Also wie bei mir... Nur war ich nie in einem Club, wegen der Gang hatte ich auch keine Zeit dafür, meine Nachmittage freiwillig in der Schule zu verbringen“, sagte der Blonde und dribbelte ein bisschen, um ein Gefühl für den Ball zu bekommen.

„Seit wann warst du in der Gang?“

„Offiziell... seit dem ersten Tag der Oberstufe, da war ich fünfzehn. Ryuji hatte diese eine Regel, dass er niemanden aufnimmt, der nicht mindestens in der Oberstufe ist, er wollte keine unreifen Kinder in der Gang.“

„Und Inoffiziell?“ hakte Kou nach.

„Mit dreizehneinhalb, nachdem meine Mutter vom damaligen Vize ermordet worden war. Ehrenmitglied, Maskottchen, ich hatte nicht alle Rechte und Pflichten wie die richtigen Mitglieder, aber wenn ich während der Mittelstufe nicht zuhause oder in der Schule war, war ich in der Regel bei Ryuji oder Kazuki“, antwortete Tetsuo offen.

„Wieso... Hat Ryuji das getan? Wenn sein Vize deine Mutter getötet hat, hättest du allen Grund gehabt, nichts damit zu tun haben zu wollen.“

Sie dribbelten während ihres Gesprächs über den Platz. Kou war überrascht, dass Tetsuo so offen mit ihm sprach, vor allem, nachdem Kazuki am Tag zuvor nur wenig mit ihm geteilt hatte und so gut wie gar nicht über seine Gang-Vergangenheit sprach.

„Weil ich im jugendlichen Leichtsinn dachte, ich könnte Shota allein aus dem Weg räumen.“ Tetsuo rieb sich über die Schusswunde an seiner Schulter, die ein Erinnerungsstück an diesen Tag war. „Das hat Ryuji beeindruckt und er... wie soll ich das sagen... wäre sein Leben anders verlaufen, wäre er kein schlechter Kerl gewesen und da meine Mutter für die Gang angeschafft hat, hatte ich während meiner Kindheit häufiger mit ihnen zu tun. Ich fand ihn cool, er hatte Einfluss, schwamm im Geld und war gerade einmal zwanzig, die Gang hatte er mit dreizehn oder vierzehn gegründet, so genau weiß ich das nicht.“

„Mochte er dich? Also...“

„Nein, Ryuji stand nicht auf Kinder, er war zwar ein Psychopath und wirklich vollkommen wahnsinnig, aber er zog eine strikte Grenze.“ Tetsuo schlug Kou den Ball aus der Hand und warf einen Korb. „Er stand auf Typen wie Kazuki, auch wenn er pansexuell war und oft genug seinen Spaß mit irgendwelchen Nutten hatte. Der Kinderficker war sein ehemaliger Vize und jeder war froh, als er nur noch ein Häufchen Asche war.“

„Tetsuo... Mich wundert es gerade, dass du so offen darüber sprichst. Kazuki...“

„Redet so gut wie gar nicht darüber, ich weiß. Er hadert nach wie vor damit, dass er keine andere Wahl hatte, als diesen Weg einzuschlagen und schließt es deshalb tief in sich ein. Ich hatte die Wahl und habe mich dafür entschieden, auch wenn er stinksauer auf mich war“, entgegnete der Blonde grinsend.

„Gestern hat er mir erzählt, was damals im Gefängnis passiert ist und weshalb Rin ihn verlassen hat...“ sagte Kou leise, er hielt den Ball fest und drückte ihn an sich, als würde er ihm Halt geben. „Kazuki... Es scheint mir, als hätte er das nicht wirklich verwunden.“

Tetsuo legte die Arme um ihn und drückte ihn sanft an sich. „Was hat er dir erzählt, Kou?“

„Es war meine Schuld, ich wollte etwas neues ausprobieren, Shinyas Spezialtechnik und er... er sah aus, als hätte er Flashbacks und war so verletzlich, das kenne ich nicht von ihm, Tetsuo...“ erzählte er stockend, während er nur mit Mühe seine Tränen unterdrückte.

„Ich weiß auch keine Details, aber ich kann es mir denken... Es war eine beschissene Zeit damals, Rin war verletzt, Kazuki im Gefängnis, Ryuji tot und die Gang zersplitterte. Bis er zurückkam, habe ich mit ein paar anderen versucht, irgendwie die Ordnung aufrechtzuerhalten, obwohl ich noch zur Schule ging, weil Hinako mir die Ohren langgezogen hätte, wenn ich das vernachlässigt hätte“, erklärte Tetsuo ruhig. „Ich weiß selbst nicht, wie viel Rin überhaupt wusste, bevor er gegangen ist. Er hat mir später erklärt, weshalb er ihn verlassen hat, aber es hatte völlig andere Gründe, als ich zuerst dachte und Kazuki wahrscheinlich immer noch denkt. Das ist ewig her, aber, wie Shion schon sagte, sie waren ein Herz und eine Seele, Kazuki war nicht komplett ohne ihn und Rin hat sich das auch nicht leichtgemacht.“

„Ich bin nicht eifersüchtig auf Rin, es ist lange her und lange vorbei, aber... ich will nicht, dass Kazuki so leidet, Tetsuo...“ Kou rieb sich mit dem Handrücken über die Augen.

„Du tust ihm gut, das sieht jeder, der euch beide kennt, aber mein Aniki ist einfach ein großer Sturkopf, wenn es um unangenehme Dinge geht, er steht das durch, schluckt es runter und gräbt es ein, damit es niemand findet, statt sich einfach mal wirklich aufzuregen...“ Der Blonde strich Kou über den Kopf und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Das wird schon, Kou. Gib ihm etwas Zeit, dass er dir überhaupt davon erzählt hat, ist ein großer Schritt.“

„Danke. Wie läuft es zwischen dir und Hotaru? Was sagt dein Herz?“ Der Dunkelhaarige sah ihn mit einem Grinsen an, als er das Thema wechselte.

„Es ist... verwirrt. Keine Ahnung, lass uns ein anderes Mal darüber reden, okay?“ wich Tetsuo seiner Frage aus und ließ ihn los, um ihm den Ball aus den Händen zu ziehen. „Schaffst du es, mich zu besiegen?“

„Wenn du dich nicht wie beim letzten Mal zurückhältst... Sicher.“

 

„Ich fang dich auf, Saki-chan, hab keine Angst. Das sieht von da oben nur höher aus, weil du größer bist, als du es gewohnt bist“, sagte Hotaru aufmunternd.

Er hockte am Fuß der großen Rutsche und sah zu Saki hoch, die zögerlich am oberen Ende stand. Die Rutsche war größer als die, die sie kannte und sie hatte Angst.

„Und... Und wenn ich rausfalle?“ fragte sie ängstlich.

„Das passiert nicht und falls doch, bin ich schnell wie ein Ninja und fange dich, bevor du dir wehtust. Ich habe nämlich Superkräfte, weißt du?“ Er wischte etwas Sand vom Ende der Rutsche.

„Kannst du... mit mir zusammen rutschen, Onkel Aru? Einmal?“ bat Saki und ging einen Schritt zurück, um ein anderes Kind vorzulassen, das lachend herunterrutschte und in den Sand purzelte, da Hotaru zur Seite gegangen war.

„Aber nur einmal und dann versuchst du es selbst, Deal?“

„Deal!“

Saki hob einen kleinen Daumen und wartete geduldig, bis Hotaru auf das Spielgerüst geklettert war, um ihr beizustehen. Sie ließen eine ganze Reihe älterer Kinder vor, dann setzte sich Hotaru auf den oberen Rand und nahm Saki auf den Schoß. Kazuki sah ihnen vom Rand des Sandkastens zu, in dem die Rutsche aufgebaut war, da Hotaru ihn gebeten hatte, in der Nähe zu bleiben, während Saki seine Aufmerksamkeit einforderte. Er unterhielt sich mit einer älteren Frau, die ihre Enkel auf den Spielplatz begleitet hatte.

„Es ist schon ewig nicht mehr vorgekommen, dass Sie auf dem Spielplatz waren, Onodera-san“, sagte sie verwundert. „Haben Sie noch ein Kind, von dem niemand etwas weiß?“

Kazuki lachte leise. „Nein, ich habe nach wie vor nur eines und sie würde mich auslachen, wenn ich mit ihr auf den Spielplatz gehen würde, sie wird im November achtzehn. Die Kleine ist die Nichte meines Partners, wir passen seit einer Woche auf sie auf, weil ihr Geschwisterchen diese Woche auf die Welt gekommen ist.“

„Ist das der hübsche Rothaarige?“ fragte sie neugierig mit Blick zu Hotaru, der lachend mit Saki rutschte.

„Nein, er arbeitet für mich. Sie wissen doch, dass Tetsuo mich ohne Babysitter nirgends hinlässt. Kou ist vorhin mit Tetsuo Basketball spielen gegangen, Sie haben ihn sicher schon einmal gesehen, Kimiko-san. Groß, dunkler Teint, lange, schwarzbraune Haare und Bernsteinaugen, die in der Sonne leuchten“, antwortete er entspannt. Kazuki kannte fast jeden, der schon länger in Asakusa wohnte, vor allem die Ladenbesitzer und älteren Leute, er unterhielt sich gerne mit ihnen, es war seit Jahren seine Art, Informationen zu erhalten, weshalb er gerne etwas von sich selbst teilte, damit sie ihm wohlgesonnen waren. Tatsächlich wussten viele im Viertel, dass er von Sayuri getrennt lebte und eher auf Männer stand, was zu seiner Verwunderung für die meisten kein Problem darstellte.

„Ah, ich glaube, er war vor einer Weile mit dem Rotschopf in der Gärtnerei, um Pflanzen zu kaufen. So einen hübschen jungen Mann vergisst man nicht so schnell, da haben Sie aber einen guten Fang gemacht, Onodera-san“, sagte sie. „Hiro, hör auf, deine Schwester an den Haaren zu ziehen! Entschuldigen Sie mich, die beiden streiten sich zurzeit ständig.“

Sie ließ ihn allein, um ihre Enkel zu trennen, die sich um einen Eimer zankten. Kazuki sah wieder zu Hotaru, der Saki dazu gebracht hatte, allein zu rutschen, was sie auch fröhlich tat, bis sie Durst bekam.

„Hast du gesehen, Onkel Kazu? Ich hab das ganz allein hinbekommen!“ plapperte sie, als sie zusammen zur Picknickdecke gingen, auf der die Tasche mit der Verpflegung für Saki stand.

„Ich habe alles gesehen, Saki-chan. Das hast du sehr gut gemacht.“ Er strich ihr über den Kopf und reichte ihr die Trinkflasche, mit der sie sich auf seinen Schoß setzte.

„Bäh... Das ist warm“, beschwerte Saki sich und verzog das Gesicht.

„Ohje... Wir hätten wohl besser eine Kühltasche mitnehmen sollen.“ Hotaru schob die Tasche in den Schatten, auch wenn das kaum helfen würde. „Soll ich schnell etwas anderes zu trinken holen, Boss?“

„Sie wollen Tetsuos Anweisung missachten und uns allein lassen? Mutig.“ Kazuki sah ihn amüsiert an, nickte dann aber. „Hier sollte mir nichts passieren, gegen ein paar Kinder und ihre Mütter sollte ich mich noch verteidigen können, außerdem ist Tetsuo nicht weit. Bringen Sie den beiden aber auch etwas mit, auch wenn es so aussieht, als wären sie noch eine Weile mit ihrem Match beschäftigt.“

„Geht in Ordnung. Ich bin gleich wieder da, nicht weglaufen und... Danke für das Vertrauen, Boss.“

Hotaru verbeugte sich knapp und flitzte davon. Er musste nicht weit laufen bis zu dem kleinen Bubbletea-Laden, bei dem er häufiger für sich und Kou etwas einkaufte, musste allerdings anstehen, da sich eine kleine Schlange davor gebildet hatte. Er nutzte die Zeit, um sich zu überlegen, was er jedem mitbrachte, Saki würde sich an den kleinen Kugeln sicher verschlucken, sodass ihr ein Früchte-Eistee reichen würde, Kazuki kam ihm nicht vor wie jemand, der auf bunte Sachen stand und es lieber klassisch hielt, Tetsuo war nach dem Zuckerschock vom Vortag wieder auf seiner Kaffee-und-null-Zucker-Diät, so dass die Wahl für ihn einfach war. Kou trank alles, was er ihm mitbrachte, wie er mittlerweile herausgefunden hatte, er hatte absolut keine Scham bei der Kombination der Zutaten.

Er teilte der Mitarbeiterin seine Bestellung mit und war kurz darauf mit fünf vollen Bechern und zwei eiskalten Wasserflaschen auf dem Rückweg. Kazuki und Saki saßen dort, wo er sie zurückgelassen hatte, sein Boss zeigte dem Mädchen, wie man aus Gänseblümchen eine Krone flocht, so dass er die Gelegenheit nutzte, um Kou und Tetsuo ihre Getränke zu bringen.

„Du hast Getränke geholt, Hotaru?“ Tetsuo sah ihn streng an.

„Mit Erlaubnis vom Boss, ich war nur wenige Minuten weg und du hattest ihn von hier aus auch im Blick, Tetsuo“, antwortete Hotaru ärgerlich. „Ein Danke hätte auch gereicht.“

„Danke, Hotaru“, sagte Kou stattdessen und hielt sich den kühlen Becher an die Wange. „Ist es in Ordnung, wenn wir noch eine Weile hierbleiben? Wir haben noch keinen Sieger ermitteln können.“

„Klar. Wir sind schließlich hier, um uns zu erholen und zu bewegen.“

Hotaru drückte Tetsuo Wasserflasche und den Becher mit dem extrastarken Cold-Brew-Boba in die Hände, drehte sich um und kam nicht weit, da der Blonde ihn mit dem Arm einfing und kurz drückte.

„Danke, Aru. Entschuldige, ich sollte deine Einschätzung nicht infrage stellen, du bist kein Anfänger mehr“, flüsterte er in sein Ohr.

„Ist okay. Ich muss zurück, bevor mein Tee warm wird.“

 

Der Rothaarige ließ sich mit einem Seufzen auf der Decke nieder, stach den dicken Strohhalm durch die Schutzfolie und trank einen großen Schluck seines Mango-Erdbeere-Bubbleteas.

„Oh, da sind ja rosa Kugeln drin, Onkel Aru“, sagte Saki staunend. „Schmecken die?“

„Ja, nach Erdbeeren. Du bist aber noch ein bisschen zu klein dafür. Schmeckt dir dein Eistee, Saki-chan?“

„Jau! Kalt und superlecker!“ Sie nuckelte an ihrem Strohhalm und strahlte ihn an. „Weißt du, Onkel Kazu, Onkel Aru macht immer Obst und... äh... Snacks, die aussehen wie süße Tiere. Für Saki und Kouji-chan, weil Vitamine sind wichtig“, erklärte sie fröhlich. „Und mein Bett ist so hübsch und bunt. Ich habe auch neue Lurchl-Freunde. Die können aber nicht auf den Spielplatz und Hasi ist in den Kakao gefallen, deshalb ist er noch nass.“

„Kou hat mir erzählt, wie Sie das Gästezimmer für Saki hergerichtet haben, sehr bunt und fröhlich“, sagte Kazuki zu Hotaru, der verlegen an seinem Strohhalm kaute. „Sie kommen gut mit Kindern aus, oder?“

„Hmm... Ja. Schon immer. Ich glaube, meine Eltern haben damals erwartet, dass ich einen ganzen Stall süßer Kinder in die Welt setze, weil ich so gut mit ihnen auskomme... Ich hatte eine Cousine, die in Sakis Alter war, als ich häufiger auf sie aufgepasst habe“, erklärte er ruhig.

„Sie hatten? Was ist mit ihr passiert?“ hakte Kazuki nach.

„Nichts. Aber Kobayashi Hotaru ist bei einem Einsatz ums Leben gekommen und deshalb hat Taniguchi Hotaru keine Cousine mehr oder andere Familienangehörige. Für sie bin ich tot und wenn ich es recht überlege, war das meinen Eltern sicher ganz recht... Schließlich war ich der perverse Schandfleck in ihrem Hochglanzleben.“ Hotaru verschränkte die Arme auf den Knien und sah Kazuki von der Seite an. „Ich will Sie wirklich nicht mit meiner Vergangenheit nerven.“

„Das tun Sie nicht. Ich weiß nichts darüber, wer Sie waren, bevor Hideyoshi Sie aufgenommen hat und wir können unsere Vergangenheit nicht einfach so abschütteln, sie macht uns zu dem, was wir heute sind, auf die eine oder andere Weise“, antwortete der Ältere und stellte Sakis Becher zur Seite, als sie fertig war und sich schläfrig auf seinem Schoß zusammenrollte.

„Ich war ein Einzelkind, der größte Stolz meiner Eltern, die immer das perfekte Familienbild nach außen gaben, sie waren recht erfolgreich, besaßen ein Waisenhaus, auch wenn sie dafür außer Verwaltung nichts taten. Sie waren keine Pädagogen, sondern Geschäftsleute und viel beschäftigt, weshalb ich oft bei meinem Onkel war, wenn sie unterwegs waren“, erzählte Hotaru offen. „Dabei habe ich oft auf meine Cousine aufgepasst, sie war ein Wirbelwind wie Saki und zuckersüß. Das fand allerdings sein Ende, nachdem ich mein Coming-out hatte. Jemand wie ich konnte unmöglich auf ein kleines Kind aufpassen, sagten sie, auch wenn sie mich nicht gleich rauswarfen, weil ich noch in der Mittelschule war und sie waren sehr auf ihre Reputation bedacht.“

„Ich verstehe... Das tut mir leid, Taniguchi.“ Kazuki sah ihn mitfühlend an.

„Sie können ja nichts dafür... Ich habe alles getan, um es ihnen recht zu machen, gelernt, gute Noten nach Hause gebracht, ich habe mich für den Polizeidienst beworben, weil sie es so wollten... auch wenn wir da schon nicht mehr miteinander gesprochen haben.“ Hotaru fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Ich wurde gesehen, wie ich mit einem Mitschüler rumgemacht habe, jemand hat meinen Vater darauf angesprochen und als ich an dem Tag nach Hause kam, hat er mich vor die Tür gesetzt. Vorher hat er mich windelweich geschlagen, das hat er nach meinem Coming-out zwei Jahre zuvor auch schon getan, als würde es dagegen helfen... Ich hatte keine Familie mehr, seit sie wussten, dass ich schwul bin, das war nur noch eine Zweckgemeinschaft.“

„Ich verstehe jetzt, weshalb Sie beim Rainbow Pride so auf mein Coming-out reagiert haben. Im Clan ist jeder für mich ein Familienmitglied, einige enger, andere weniger, aber eine Familie ohne Blutsbande, sondern auf Basis von Respekt und Vertrauen. Einige würden noch etwas von Ehre reden, aber Ehre ohne das andere ist nutzlos“, antwortete Kazuki nachdenklich, er gab dem Drang nach, Hotaru väterlich über den Kopf zu streichen, woraufhin der Rothaarige sich ein wenig entspannte.

„Das Absurde an der ganzen Geschichte ist ja, dass ich mein erstes Mal nicht mit einem Mitschüler hatte, sondern mit meinem Onkel, der mir für die Aufnahmeprüfung der Oberstufe Nachhilfe gegeben hat, weil meine Eltern mich nicht in eine Paukschule schicken wollten...“ sagte er schließlich mit leicht bitterem Tonfall. „Ich habe es meinem Vater gesagt, als er mich rausgeworfen hat. Dafür habe ich mir noch eine gefangen und für meinen Onkel hatte es keine Konsequenzen, er hat es geleugnet und ich war das um Aufmerksamkeit bettelnde Kind.“

„Ihre Eltern haben Sie nie als Sohn verdient, Taniguchi. Es tut mir leid, wenn mein Schwiegervater Ihnen ein ähnliches Gefühl gegeben hat, wie Ihr Vater damals, als wären Sie nicht mehr erwünscht gewesen. Haben Sie seitdem noch einmal mit Hideyoshi gesprochen?“ bemerkte der Ältere, als ihm bewusst wurde, weshalb Hotaru bei seiner Ankunft so verletzt und verzweifelt gewesen war.

„Nein, ich war nicht mehr im Anwesen. Er wird seine Gründe haben, dass er so gehandelt hat, auch wenn es wehgetan hat, respektiere ich seine Entscheidung und muss zugeben, dass ich jetzt sehr viel glücklicher bin...“

Der Rothaarige sah auf, als ein langer Schatten auf ihn fiel und lächelte, da Tetsuo vor ihm stehengeblieben war. Kou hockte sich neben ihn und kramte ein Ersatzshirt aus seiner Tasche, dass er überzog, nachdem er sein verschwitztes T-Shirt ausgezogen hatte.

„Wer hat denn gewonnen?“ fragte Hotaru neugierig.

„Unentschieden. Wenn wir das noch länger gemacht hätten, wäre der Sieger allein durch seine Ausdauer zum Sieg gekommen und bevor Kou mir umkippt, haben wir aufgehört“, antwortete Tetsuo grinsend.

„Ich bin völlig erledigt... Und habe Hunger“, sagte Kou und lehnte sich an Kazukis Schulter.

„Dann packen wir zusammen und gehen etwas essen. Wada hat sicher etwas für euch Sportskanonen, das euch wieder auf die Beine bringt“, schlug Kazuki vor, Saki hörte nur das Wort Essen und war schon wieder auf den Beinen.

„Saki hat auch Hunger, wer ist Wada?“ fragte das kleine Mädchen und hüpfte auf der Stelle herum, während die Männer alles einpackten.

 

„Saki-chan, sag doch was, wenn dir das mit den Stäbchen zu kompliziert ist, dann schneide ich dir die Nudeln klein und du kannst einen Löffel benutzen“, sagte Kou leise zu seiner Nichte, die kurzerhand mit einer Hand in ihre Schüssel mit sommerlicher Nudelsuppe gegriffen hatte, um die Nudeln herauszufischen.

„Aber Kouji-chan, Nudeln sind nur lang gut und... ich hab echt so großen Hunger. Stäbchen sind kompliziert“, jammerte sie mit vollem Mund.

Hotaru, Tetsuo und Kazuki hatten Mühe, sich zu beherrschen und nicht über Kous verdattertes Gesicht und Sakis pragmatische Aktion zu lachen.

„Wada-san, es tut mir leid, sie hat eine anstrengende Woche hinter sich“, entschuldigte Kou sich beim Koch, der am Tresen lehnte und sie amüsiert beobachtete.

„Mach dir keine Gedanken darum, Yukimura. Hauptsache, es schmeckt ihr und mein Enkel macht das ganz genauso“, antwortete er entspannt. „Schmeckt’s dir, Saki-chan?“

„Jau! Ramen ist fast so gut wie Curry“, antwortete sie grinsend und schob sich die nächste Ladung Nudeln in den Mund, die sie konzentriert kaute.

„Ugh... Kazu, es tut mir leid, aber ich bin mir sicher, ich will wirklich keine eigenen Kinder...“ jammerte Kou, der sich an die Schulter seines Partners lehnte. „Onkel sein ist schwer genug.“

„Du denkst über Dinge nach, die ich noch gar nicht in Betracht gezogen habe, Honey. Mach dich nicht verrückt, du weißt doch, wie sie ist“, beruhigte Kazuki ihn. „Nachher schläft sie tief und fest, aber vielleicht spritzen wir sie vorher mit dem Wasserschlauch ab, so dreckig wie sie ist. Immerhin sind ihre Hände sauber...“

„Nicht mehr, jetzt ist Suppe dran...“

Chapter Text

„Du darfst die Erdbeeren festhalten, Saki-chan, aber nicht aufessen, okay?“ sagte Kou, der eine Schale Erdbeeren in den Einkaufswagen legte, in dem Saki saß, damit sie im Supermarkt nicht verloren ging oder Dinge anschleppte, die sie nicht brauchten.

„Oki, Kouji-chan! Eine vielleicht?“ fragte sie mit Dackelblick.

„Du bekommst zuhause eine, wenn sie gewaschen sind. Versprochen.“

Kou strich ihr über den Kopf und drehte sich zu Hotaru um, der vor dem Gemüseregal stand und Gurken miteinander verglich.

„Hat Nao eine Vorliebe, wie groß die Gurken für seine Cocktails sein sollen?“ fragte er und hielt ihm zwei entgegen.

„Dick und groß“, antwortete Kou, grinste und brachte damit auch Hotaru zum Grinsen. „Nimm einfach beide. Die kriegen wir schon leer.“

„Gut. Wir brauchen noch Tofu für die Gyoza und Bananen. Fleisch hole ich gleich noch...“ Hotaru sah auf seine Einkaufsliste, während Kou drei Bündel Bananen holte. „Saki-chan, was hatte Kou wegen der Erdbeeren gesagt?“

„Erst waschen, dann zuhause essen“, antwortete sie glucksend.

„Warum hast du dann eine im Mund?“

„Aber Onkel Aru, die sind so duftig und hübsch, die werden auch nicht besser, weißt du?“

Hotaru zog ihr die Schale mit den Erdbeeren aus den Händen, steckte den Einkaufszettel in seine Hosentasche und hob das kleine Mädchen kurzerhand aus dem Einkaufswagen heraus, so dass sie nicht mehr an die leckeren Früchte herankam. Saki zog eine Schnute, die Lippen von der dicken Erdbeere, die sie gegessen hatte, rot eingefärbt. Kou stellte eine zweite Schale mit Erdbeeren in den Wagen und zwinkerte ihr zu, dann nahm er sie an die Hand.

„Wollen wir noch Kuchen holen, Saki-chan? Ich habe welchen gesehen, der war ganz bunt“, schlug er vor. „Ist das okay, Hotaru? Wir gehen nur zwei Gänge weiter.“

„Ja, ich komme gleich nach.“

„Kuchen! Au ja! Aber backen wir nicht? Ist doch dein Geburtstag, Kouji-chan.“ Saki hüpfte neben ihm her zur Abteilung mit dem Gebäck.

„Hotaru hat gestern schon gebacken, leckere Cupcakes. Du kannst ihm dann noch helfen sie zu dekorieren, damit wir sie später essen können. Aber ein Kuchen mehr schadet nicht, oder?“

„Oh ja, das klingt supi“, rief sie, löste sich von seiner Hand und flitzte zur Kuchentheke, an der sie sich die Nase platt drückte. „Können wir den da nehmen, Kouji-chan? Den bunten?“ Sie zeigte auf eine Mirror Glaze Torte, deren Guss in allen Regenbogenfarben leuchtete.

Kou sah den Preis und schauderte, bat die Verkäuferin hinter der Theke jedoch, den Kuchen einzupacken, woraufhin Saki ihn fest drückte.

„Weißt du, Kouji-chan, das ist voll toll, dass du auch bunte Sachen und Glitzer magst. Und Onkel Aru auch! Wenn Sora größer ist, soll er auch Glitzer mögen, das wäre toll, oder?“

„Das wäre es, aber wenn er es nicht mag, ist das auch in Ordnung, Saki-chan. Aber lieb von dir, dass du dir jetzt schon Gedanken darüber machst, was dein kleiner Bruder einmal mögen könnte“, sagte er sanft und trug den Karton mit dem Kuchen zum Einkaufswagen.

„Ich brauche noch Seife und neue Rasierklingen, wenn wir sowieso gerade hier sind“, bemerkte Hotaru mit Blick auf seinen Zettel. „Brauchst du noch was? Essen haben wir, Getränke sind schon da und den Rest bringt Nao mit.“

„Duschseife und Shampoo, meins ist leer und ich wollte ein festes Shampoo ausprobieren, das hat Shion mir empfohlen, weil es weniger Zusatzstoffe hat“, antwortete Kou.

Sie schlenderten durch die Regalreihen des neuen, großen Supermarkts, der erst vor kurzem geöffnet hatte, er hatte die Dimensionen eines kleinen Einkaufszentrums, sehr zum Verdruss der Inhaber kleinerer Geschäfte, bei denen sie sonst einkaufen gingen. Da Kou am Vortag lange gearbeitet hatte, um für seinen Geburtstag einen Puffer aufzubauen und ein kleines Extrabild für seine Follower zu zeichnen, während Hotaru mit Backen beschäftigt gewesen war, waren sie nicht zum Einkaufen gekommen, bevor die Läden geschlossen hatten. Deshalb mussten sie die Einkäufe auf den Vormittag legen, um rechtzeitig alles zu bekommen, was noch fehlte.

Es dauerte etwas, bis sie das gefunden hatten, was sie suchten, währenddessen schaute Saki sich in der Nähe um und blieb mit großen Augen vor einem Regal voll Nagellack stehen. Sie sah zu ihrem Onkel und wieder zum Nagellack, dann fasste sie sich ein Herz und flitzte zu ihm, um an seinem T-Shirt zu zupfen.

„Kouji-chan?“ fragte sie zuckersüß.

„Was gibt’s Saki-chan? Hast du etwas gefunden, das dir gefällt?“ Er sah grinsend zum bunten Regal.

„Ja, also... Darf ich? Nur einen, Mami sagt immer, ich soll mich... äh... nur eins nehmen, nicht alles“, druckste sie herum, da ihr nicht die richtigen Worte einfielen.

„Lass uns mal schauen, das sind wirklich viele Farben“, antwortete Kou und ging mit ihr zurück. „Welche ist deine Lieblingsfarbe, Saki-chan?“

„Öh... Glitzer! Nein... hm... Glitzer ist keine Farbe. Blau? Hasi ist auch blau.“

„Glitzer kann jede Farbe sein, also ist Glitzer auch irgendwie eine Farbe.“ Kou grinste und entschuldigte sich in Gedanken bei seinem Uniprofessor für Farbenlehre, der dazu sicher eine ganz andere Meinung hatte. „Schau dich um und such etwas aus, das dir gefällt. Wenn es mehrere sind, bringst du sie mit und dann musst du dich entscheiden, okay?“

Saki ließ sich Zeit, alles ganz genau zu studieren, zog hier und da ein Fläschchen aus dem Regal, um es genauer zu betrachten und kam dann mit vollen Händen zurück zu Kou. Hotaru sah aufmerksam dabei zu, wie sie ihre Auswahl noch einmal reduzierte, die Fläschchen brav wieder zurückstellte, bis nur noch zwei übrig waren: Blauer Glitzernagellack und ein silberner Lack, der holografisch schimmerte.

„Hm... Hmmm... Ich kann mich nicht entscheiden, Kouji-chan“, jammerte sie mit Tränen in den Augen. „Mag beide...“

„Hotaru, welchen würdest du nehmen, wenn du dich entscheiden müsstest?“ fragte Kou seinen Bodyguard.

„Holo“, kam es wie aus der Pistole geschossen zurück.

„Gut. Dann nehmen wir den und du bekommst den blauen, Saki-chan. Wenn du nachher ganz lieb fragst, darfst du den sicher auch benutzen und wer weiß, vielleicht liegt er in deiner Tasche, wenn deine Mami sie morgen zuhause auspackt“, sagte der Dunkelhaarige grinsend und legte beide Nagellacke in den Einkaufswagen.

„Danke, Kouji-chan! Onkel Aru!“ Saki drückte beide fest. „Ihr seid toll.“

 

„Kou, also... Es war Sakis Idee, Tetsuo und mich Onkel zu nennen, nicht dass du denkst, sie hätte das von uns...“ druckste Hotaru, als sie zwei Stunden später in Kazukis Küche standen und die Gyoza für den Abend vorbereiteten. „Aru hat sie sich wohl von ihm abgeschaut, aber sonst... Wir wollen uns da wirklich nicht irgendwie reindrängen.“

„Der Gedanke ist mir gar nicht gekommen, Hotaru. Es freut mich, dass Saki euch so gern hat, dass sie euch so nennt, das macht sie nur bei denen, die sie mag und denen sie vertraut“, antwortete Kou lächelnd. „Sie kann das schon gut differenzieren und ich bin schon immer ihr Kouji-chan, nicht Onkel Kou.“

„Oh... tut mir leid, irgendwie hat mich das beschäftigt, seit du das am Sonntag extra so betont hast...“

„Ich finde es süß. Und du warst am Sonntag genauso begeistert wie sie, als ihr von eurem Ausflug erzählt habt, das war wunderbar. Ich habe mir Sorgen gemacht, ob sie sich bei euch wohlfühlt, aber wenn sie euch schon Spitznamen gibt und zu euch geht, wenn sie Alpträume hat, war das wirklich unbegründet. Und es war herzallerliebst, wie sie auf deinem Schoß in der U-Bahn geschlafen hat. Das kommt in meinen Feel Good-Ordner, die anderen Bilder auch.“

Hotaru musste selbst grinsen über Kous entspannte Art, er hatte sich völlig umsonst Sorgen gemacht. Sie verbrachten den Rest des Vormittags bis über die Mittagszeit hinaus damit, Snacks für den Abend vorzubereiten. Kou hatte sich dazu durchgerungen, seine Freunde zu seinem Geburtstag einzuladen und Kazukis Angebot anzunehmen, seine kleine Feier im großen Wohnzimmer auszurichten statt in der kleineren Wohnung, in der er arbeitete. Kou musste sich in Gedanken immer wieder daran erinnern, das Penthouse nicht immer als Kazukis Wohnung zu bezeichnen, da sie beide dort wohnten und die meisten seiner Sachen sich mittlerweile dort befanden. Kazuki hatte ihn am Wochenende noch einmal daran erinnert, dass er über die Räume verfügen konnte, wie er wollte und selbstverständlich seine Freunde dorthin einladen durfte. Einzige Bedingung war, dass er Tetsuo Bescheid sagte, damit ein Kobun seine Gäste am Eingang abholte und nach oben brachte, wenn er es nicht selbst tat.

Saki flitzte zum Eingangsbereich der Wohnung, als die Tür geöffnet wurde und Shiro hereinkam, der eine schwere Kiste trug, die er auf der kleinen Stufe abstellte, um seine Schuhe auszuziehen.

„Pass auf, dass du dich nicht verhebst, Süßer, die ist wirklich schwer“, sagte Nao amüsiert, der direkt hinter ihm in die Wohnung kam, eine gut gefüllte Tasche über der Schulter.

„Keine Sorge, Chiba-san, das sollte ich gerade noch hinkriegen. Hallo Saki-chan“, begrüßte Shiro das kleine Mädchen, das jedes Mal staunend das Drachentattoo auf seinem Kopf bewunderte, wenn es ihn sah. Shiro strich ihr im Vorbeigehen über den Kopf und trug die Kiste in die Küche.

„Shiro! Kouji-chan! Onkel Aru! Shiro ist da!” rief sie laut, woraufhin Kou und Hotaru aus dem Gästezimmer kamen, wo sie sich umgezogen hatten.

„Nao, du bist aber früh“, bemerkte Kou und nahm seinem Mentor die Tasche ab, damit er die Verschlüsse seiner Schuhe öffnen konnte, ohne umzukippen.

„Ich habe ein Taxi genommen statt der Bahn, weil ich doch mehr eingepackt habe als geplant, das war dann sehr flott“, antwortete er grinsend. „Alles Gute zum Geburtstag, Prinzessin.“

Solange er noch in seinen Schuhen stand, war er so groß wie Kou, weshalb er die Gelegenheit nutzte, um ihn zu umarmen und zu küssen, was Saki überrascht kichern ließ. Sie staunte nicht schlecht, als Nao die Schuhe auszog und plötzlich so viel kleiner war.

„Was hast du alles in der Tasche, Nao? Deine halbe Bar von zuhause?“ fragte Hotaru, hob die Tasche hoch und trug sie ebenfalls nach drinnen, Saki tapste hinter ihm her.

„Ach, dies und das. Ich wusste ja nicht, wie gut Kazuki ausgestattet ist, da wollte ich lieber auf Nummer Sicher gehen. Führst du mich rum, Prinzessin? Bisher hast du mich ja noch nicht eingeladen. Ist Kazuki auch da?“ fragte Nao Kou.

„Kazu und Tetsuo sind noch unterwegs, sie müssten aber bald kommen, außer er verlängert seinen Tattoo-Termin doch noch“, antwortete er und nahm seine Hand.

„Er lässt sich an deinem Geburtstag tätowieren? Mutig“, bemerkte der Ältere überrascht, dann sah er sich im geräumigen Wohnzimmer um. „Es ist genauso, wie ich es mir vorgestellt habe. Man sieht, dass er es eher schlicht und elegant mag, mit einem Hauch Kou. Ist das ein traditioneller Garten mit Bachlauf?“

„Ja. Ich glaube, der Architekt hatte ursprünglich einen Pool geplant, aber Kazu war dagegen und hat es ändern lassen. Es sind nicht so viele Zimmer wie bei euch, die Küche siehst du, da drüben sind das Schlafzimmer und der Durchgang zum Büro, das Gästezimmer ist auf der anderen Seite und das Bad dort hinten“, erklärte Kou. „Ich arbeite in meiner Wohnung, so dass ich morgens tatsächlich einen Arbeitsweg habe. Also mit dem Aufzug oder der Treppe nach unten.“

„Dann habt ihr ja gar keinen Platz für einen schönen Playroom oder baut ihr das Gästezimmer noch um?“ fragte Nao feixend.

„Ich denke nicht, der Kleiderschrank im Gästezimmer ist voll mit meinen Sachen und es wird sonst auch genutzt. Saki schläft dort seit letzter Woche und wenn Haruka-chan zu Besuch ist, macht sie sich in der Regel auch dort breit“, antwortete Kou und sah Saki dabei zu, wie sie auf dem Fußboden vor dem Fenster auf dem Zeichenblock malte, den er ihr gegeben hatte. „Wenn sie nicht bei Shiro übernachtet, der eine Wohnung im ersten Stock hat.“

„Ich glaube, Onkel Kazuki ist es nach wie vor lieber, wenn sie hier schläft, als bei mir“, sagte Shiro, der auf Hotarus Anweisung die Kiste mit den Getränken im Wohnzimmer abstellte und neben der kleinen Bar auf einen zusätzlichen Tisch ausräumte. „Takuya bringt sie nach der Schule vorbei, ist das okay für dich, Kou?“

„Natürlich, für Haruka-chan ist immer Platz und dich auch, Shiro. Ich weiß nicht, ob Kazu damit einverstanden ist, wenn ich dir das Schlafzimmer zeige, Naolein, aber Gästezimmer und Bad kann ich dir zeigen.“

Sie gingen zusammen die Räume ansehen, Nao war erwartungsgemäß begeistert vom Bad und schlug grinsend vor, dass sie die Party auch direkt dorthin verlegen konnten. Zurück im Wohnzimmer, sortierte Nao die Utensilien für seine berühmten Cocktails auf den Tisch, Saki brachte ihm einen Kübel für Eis und das eingekaufte Obst mit einem kleinen Rollwagen, den Kou in der Abstellkammer gefunden hatte. Sie flitzte zurück in die Küche und kam mit zwei von Hotaru dekorierten Cupcakes zurück, von denen sie einen Nao hinstellte, bevor sie sich wieder entfernte und ihn mit großen Augen vom Sofa aus beobachtete.

„Danke, meine Kleine. Hast du die Cupcakes gebacken?“ fragte Nao grinsend, brach ein Stück ab und steckte es sich in den Mund.

„Das war Onkel Aru. Er kann gut backen, weißt du?“ antwortete sie, während sie an ihrem eigenen Cupcake knabberte.

„Das wusste ich nicht, davon hat er mir noch gar nichts erzählt. Du bist Saki-chan, oder?“ Er setzte sich zu ihr aufs Sofa.

„Jap. Ich mache Urlaub bei Kouji-chan und Onkel Kazu. Und Onkel Aru und Onkel Tetsu waren mit mir in Disneyland! Das war so toll!“ erzählte sie ihm fröhlich, dann sah sie ihn ernst an. „Duu? Magst du Glitzer und bunte Sachen?“

Nao erwiderte ihren Blick überrascht und sah an sich herab, er trug einen Jumpsuit aus ausgebleichtem Jeansstoff, den er mit einem auffälligen Gürtel und bunten Strasssteinen am Kragen und den Taschen aufgepeppt hatte, seine langen Nägel waren dunkelrosa mit silbernem Glitzer an den Spitzen, die kinnlangen Haare platinblond und mit einer Vivienne Westwood Haarspange zusammengehalten.

„Also... Ich will ja nicht übertreiben, aber ich bin der König des Glitzers und der bunten Sachen, Saki-chan“, erwiderte er grinsend.

„Ohh, echt?“ Saki rutschte dichter neben ihn, die Augen groß. „Darf ich... Darf ich die Glitzerprinzessin sein? Bitte?“

Nao sah Saki prüfend an, dann schüttelte er den Kopf, woraufhin das kleine Mädchen eine Schnute zog.

„Dafür brauchst du mehr Glitzer. Noch glitzerst du nicht genug, Saki-chan“, sagte er und tippte ihre ordentlich geschnittenen Fingernägel an. „Hast du was da?“

„Oh ja! Kouji-chan hat mir was gekauft! Bin gleich wieder da, nicht weglaufen Glitzerkönig Nao!“

Saki stellte ihren angebissenen Cupcake vorsichtig auf dem Wohnzimmertisch ab, dann rutschte sie vom Sofa und flitzte mit wippenden Zöpfen ins Gästezimmer, wo ihre Sachen lagen. Kou kam mit einem Tablett Gläser und Tassen aus der Küche und sah ihr irritiert nach.

„Was hat sie?“ fragte er seinen ältesten Freund.

„Sie holt Glitzerutensilien. Da wir noch ein wenig Zeit haben, können wir aus Saki-chan auch eine richtige Glitzerprinzessin machen. Du bist doch damit einverstanden, wenn ich ihr dein Krönchen gebe, oder?“ Nao kramte in seiner großen Handtasche herum und holte eine kleine, auf einem Haarreif befestigte Krone heraus.

„Mein Krönchen?“

„Na, zum Geburtstag brauchst du ein Krönchen, Prinzessin. Aber ich glaube, Saki-chan steht es doch besser als dir.“

Saki kam mit ihrem Regenbogenglitzertüllrock, einem Paillettenshirt und ihrem neuen Nagellack zurück ins Wohnzimmer, ihre fluffigen Zöpfe hatte Kou am Morgen schon mit glitzernden Haargummis zusammengebunden. Sie drückte Nao den Nagellack in die Hände und setzte sich wieder aufs Sofa, von wo aus sie ihn abwartend ansah. Der Blonde schob die Teller auf dem Tisch zur Seite, setzte sich ihr gegenüber und lackierte ihre Nägel abwechselnd mit dem blauen Glitzer- und dem holografischen Nagellack, anschließend setzte er ihr das Krönchen auf den Kopf. Da er noch nicht ganz zufrieden war, holte er einen schimmernden Highlighter aus seiner Tasche, von dem er etwas auf ihre Wangen und ihre Nasenspitze tupfte.

„Sehr viel besser. Du musst deine Finger noch ein bisschen stillhalten, schaffst du das?“ fragte er lächelnd.

„Ja, das schaff ich schon. Eine Glitzerprinzessin muss auch stillhalten können. So hübsch geworden, wirklich.“ Sie bestaunte ihre funkelnden Fingernägel, gab sich jedoch Mühe, damit nirgends anzustoßen, bevor der Lack getrocknet war.

Während Saki wartete, sah sich Nao den vorhandenen Vorrat in Kazukis Bar an, nahm sich aber vor, Kazuki erst zu fragen, was er davon benutzen durfte, sofern überhaupt jemand Alkohol trank. Kou und Hotaru kümmerten sich um die Vorbereitung der Snacks, fürs Abendessen hatten sie Pizza vorbestellt, so dass sie nicht zu lange in der Küche stehen mussten.

 

„Kouji-chan, dein Handy piept!” rief Saki aufgeregt, zog es von der Anrichte und brachte es Kou, der mit Nao auf dem Sofa saß und einen seiner alkoholfreien Drinks probierte, während sie die Ruhe genossen, bevor die anderen Gäste eintrafen.

„Danke, Saki-chan.“ Kou stellte sein Glas zur Seite, so dass Saki sich auf seinen Schoß setzen konnte. „Oh, das ist Jake.“ Er nahm den Videocall an und sah kurz darauf das typische Grinsen seines Schulfreunds auf dem Display.

„Hallo Kou, happy Birthday. Feierst du schön?” fragte er lächelnd, die hellblonden Haare fielen ihm etwas unordentlich in die Stirn.

„Hallo Jake. Noch nicht ganz, wir sind noch in der Vorbereitung, meine Freunde wollten später vorbeikommen“, antwortete der Dunkelhaarige und grinste ebenfalls, da er sich so freute, dass Jake an seinen Geburtstag gedacht hatte.

„Hallo! Ich bin Saki!“ quakte Saki dazwischen und zog Kous Arm ein wenig herunter, damit die Kamera sie ebenfalls einfing.

„Oh, hallo, junge Dame. Hast du dich für Kous Geburtstag extra hübsch gemacht?“ ging Jake auf ihr Outfit ein.

„Jap! Glitzerkönig Nao hat mir geholfen, ich bin schon viereinhalb!“ Sie zeigte ihm stolz ihre lackierten Nägel.

„Das sieht wirklich großartig aus, Saki-chan. Meine Tochter Ami liebt Glitzer wie nichts anderes, ihr würdet euch bestimmt gut verstehen.“

„Oh! Noch eine Glitzerprinzessin! Kouji-chan? Können wir Ami-chan besuchen?“ fragte Saki ihren Onkel mit leuchtenden Augen. „Morgen?“

Kou schüttelte lachend den Kopf. „Das geht leider nicht, Saki-chan. Jake wohnt mit seiner Familie in Okinawa, das ist ein bisschen weit für einen Tagesausflug.“ Er strich ihr über den Kopf, als sie kurz schmollte. „Saki ist Kaorus Tochter, wir passen seit letzter Woche auf sie auf, während er und seine Frau sich um den neuesten Yukimura-Zuwachs kümmern“, erklärte er Jake.

„Dann richte ihm bitte meine Glückwünsche aus, ihn habe ich ja noch länger nicht gesehen, aber wenn ihr ein so gutes Verhältnis habt, dass er dir seine Tochter anvertraut, scheint er wirklich in Ordnung zu sein.“ Jake legte den Kopf schief. „Ich will nicht zu neugierig sein, aber wer ist Glitzerkönig Nao?“

„Das wäre dann wohl ich.“ Nao legte den Kopf auf Kous Schulter, um noch irgendwie ins Bild zu passen. „Hallo, unbekannter Fremder. Du kennst echt nur heiße Typen, oder Kou?“

„Ich kenne dich, das reicht doch“, scherzte Kou, woraufhin Nao amüsiert schnaubte. „Nao ist mein ältester Freund hier in Tokio. Nächsten Monat kennen wir uns zehn Jahre. Naolein, das ist Jake, mein erster Freund, mit dem ich in der Mittelschule zusammen war.“

„Ahh... Das erklärt einiges. Dann bist du mir doch nicht so unbekannt, Kou hat eine Menge von dir erzählt“, sagte er zwinkernd.

„Bist du allein oder ist Alec auch in der Nähe, Jake?“ fragte Kou verwundert.

„Alec ist noch im Dienst, die Kids in der Betreuung und ich habe eben erst Feierabend gemacht, muss aber nachher nochmal los. Elternabend.“ Jake verdrehte genervt die Augen. „Es war mir wichtig, mich bei dir zu melden, wenn wir schon wieder Kontakt haben. Du siehst glücklich aus.“

„Das bin ich.“ Kou schaute irritiert nach oben, weil Hotaru ihm ein Schälchen Erdbeeren auf den Kopf gestellt hatte.

„Die sind wirklich lecker, Kou. Gut, dass wir mehr davon gekauft haben und Saki-chan nicht alle auf einmal verputzen kann, ohne Bauchschmerzen zu kriegen“, sagte der Rothaarige grinsend, beugte sich zu ihm herunter und winkte in die Kamera. „Hi, Jake.“

„Der rothaarige Schatten“, sagte Jake amüsiert. „Hi, Hotaru.“

„Ich will auch Erdbeeren!“ Saki rutschte von Kous Schoß, rannte ums Sofa herum und zupfte ungeduldig an Hotarus Ärmel. „Bitte, bitte, bitte, Onkel Aru!“

„Dann schauen wir mal, ob wir noch welche für dich finden, Saki-chan.“ Hotaru nahm ihre Hand, um mit ihr zurück in die Küche zu gehen.

Kou seufzte hörbar. „Saki bringt sehr viel Wind hier rein, ich bin ein bisschen froh, wenn Kaoru sie später wieder mitnimmt und ich morgen ausschlafen kann.“

„Stell dir zwei davon vor und sei willkommen in meiner Welt“, entgegnete der Blonde grinsend. „Ich dachte, das wächst sich aus, aber nein, noch lange nicht. Ich bereue es keinen Tag.“

„Das kann ich mir vorstellen, Ami und Keigo sind wirklich süß. Für mich ist das trotzdem nichts, ich bin gerne Onkel, aber mehr... Nein, da sehe ich mich nicht.“

Kou schaute zur Wohnungstür, die geöffnet worden war und Kazuki zusammen mit Tetsuo hereinkam. Sein Partner war so früh zu seinem Termin aufgebrochen, dass sie am Morgen kaum Zeit füreinander gehabt hatten, es wäre übertrieben, wenn er sagen würde, dass er ihn vermisst hatte, aber er musste sich zusammenreißen, nicht aufzuspringen und zu ihm zu gehen, um ihn zu begrüßen.

„Alles in Ordnung, Kou?“ kam Jakes besorgte Stimme aus dem Lautsprecher des Handys.

„Oh, ja, entschuldige. Kazuki und Tetsuo sind gerade gekommen“, erklärte er knapp und hielt dann inne, da sein Partner zielstrebig zum Sofa kam, die Arme von hinten um ihn legte und ihm einen Kuss auf die Schläfe drückte.

„Verzeih, wir wurden aufgehalten, Honey...“ sagte Kazuki leise, dann sah er nach vorn auf das Handydisplay. „Störe ich?“

„Nein, du störst nicht, Kazu. Jake hat angerufen, um mir zum Geburtstag zu gratulieren“, erklärte Kou die Situation. „Jake, das ist Onodera Kazuki, mein Partner, von dem ich dir erzählt habe.“

„Jake West, freut mich, Sie kennenzulernen, Onodera-san“, stellte Jake sich höflich vor. „Kou hat mir erzählt, dass Sie ihn glücklich machen und viel mehr kann ich mir für ihn gar nicht wünschen. Passen Sie gut auf ihn auf.“

„Das werde ich“, antwortete Kazuki schmunzelnd.

„Ich will dich nicht länger aufhalten, Kou, wir schreiben und wenn wir es schaffen, mit den Kids nach Tokio zu kommen, sage ich dir rechtzeitig Bescheid. Hab noch einen schönen Tag“, verabschiedete Jake sich.

„Du auch, grüß Alec und die Kids von mir.“

Kou beendete den Anruf und legte das Handy auf den Tisch, dann sah er Kazuki von unten an, der immer noch hinter dem Sofa stand.

„Ich mache dich also glücklich, hm?“ fragte der Ältere schmunzelnd und strich ihm mit den Fingerspitzen über die Stirn.

„Unfassbar. Ihr wart lange weg für einen Tattoo-Termin. Wie groß ist es bitte geworden?“ fragte der Jüngere neugierig.

„Der Termin selbst hat gar nicht so lange gedauert, aber als wir ankamen, haben wir alte Bekannte getroffen und wie das eben so ist... Die alten Männer reden immer viel und gern und wenn man sie nicht brüskieren will, hört man zu und nickt“, erklärte Kazuki zerknirscht.

„Zeigst du es mir?“ Kou zupfte an seinem Jackett.

„Später. Hallo Nao, ich sehe, du hast dich schon eingerichtet?“ Der Yakuza ließ den Blick über Naos aufgebaute Erweiterung seiner Bar schweifen.

„Allerdings. Gibt es etwas in deiner Bar, dass ich nicht anrühren darf?“ fragte Nao neugierig.

„Das untere Regal. Am oberen kannst du dich bedienen, wenn du noch etwas brauchst. Hat Kou dir alles gezeigt?“

„Fast. Euer Schlafzimmer wollte er mir ohne deine Erlaubnis nicht zeigen“, gab der Kleinere schmollend zurück. „Und dabei kennt er unseres.“

„Du hast es ihm nicht gezeigt, Honey?“ fragte Kazuki überrascht.

„Naja... Du warst nicht da und wir haben das vorher nicht besprochen, da wollte ich das nicht einfach so entscheiden“, antwortete Kou unsicher.

„Komm mit, du kannst es dir ansehen. Und du bleibst hier, trinkst deinen Cocktail und entspannst dich, Honey. Wie ich dich kenne, hast du bis eben in der Küche gestanden und Taniguchi geholfen, richtig?“

Kazuki strich mit den Händen über Kous Schultern, damit er auch wirklich sitzen blieb, auch wenn ihm die Beschwerde darüber schon auf den Lippen lag. Nao drückte ihm sein Glas in die Hände, stellte die Schale mit den Erdbeeren auf seinen Schoß und folgte Kazuki grinsend zum Schlafzimmer. Kurz darauf war sein fachmännisches Staunen durch die geöffnete Tür zu hören, so angetan war er von dem, das Kazuki ihm zeigte. Es dauerte einige Minuten, bis die beiden wieder zurückkamen. Kazuki hatte das Jackett im Schlafzimmer gelassen und trug nur das dunkelgraue Stehkragenhemd zur sommerlichen Anzughose, als er sich neben Kou aufs Sofa fallen ließ.

„Wenn ihr uns das nächste Mal besucht, ist Sabus Playroom fertig, den müsst ihr euch dann unbedingt ansehen“, sagte Nao aufgeregt, er setzte sich auf die Armlehne neben Kou und zupfte ein loses Haar von dessen Schulter. „Am ersten August ist unsere Einweihungsparty, haltet euch den Tag frei, ja?“

„Ist schon eingetragen. Dresscode?“ fragte Kazuki schmunzelnd.

„Nackt bitte. Badehosen sind auch in Ordnung, wenn sie sexy sind.“

Kou verkniff sich ein verzweifeltes Stöhnen. Er war froh, dass Kazuki und Nao sich verstanden, aber sie waren beide auf ihre Art daran interessiert, ihn zu quälen und er schob den Gedanken an die geplante Einweihungsfeier von Naos und Saburos neuer Wohnung weit von sich, während die beiden miteinander redeten.

Chapter Text

„Shiro, holst du Izumi und die anderen unten ab? Er hat keine Freigabe für das Penthouse“, bat Tetsuo seinen Ziehsohn, nachdem er eine Nachricht von Izumi auf dem Handy gelesen hatte.

Sie standen auf Kazukis Veranda, um zu rauchen, da in der Wohnung nach wie vor striktes Rauchverbot herrschte, erstrecht, seit Saki da war.

„Mhm, sofort...“ Shiro sah kurz zu Haruka, die kurz zuvor angekommen war und mit Saki auf dem Teppich im Wohnzimmer saß, wo das kleine Mädchen ihre Stofftiere um ein zu einem Teetisch umfunktioniertes Tablett gesetzt hatte. „Ich hätte nicht gedacht, dass Haru sich so gut mit Saki-chan versteht.“

Tetsuo folgte seinem Blick und schmunzelte. „Haru war in Sakis Alter genauso ein Wirbelwind, du weißt selbst, dass sie nur Unsinn im Kopf hatte. Im Vergleich zu ihr ist Saki wirklich brav und höflich.“

„Meinst du... Onkel Kazuki erlaubt ihr heute, bei mir zu übernachten statt hier?“ fragte der Schwarzhaarige ein wenig unsicher.

„Fragt ihn, er hat heute wirklich gute Laune und ich habe eine Ahnung, dass er heute Abend sicher keine minderjährigen Zuhörerinnen haben möchte, wenn er Kou sein Geschenk gibt. Lass Izumi nicht warten, Hitzkopf.“

Shiro drückte seine Zigarette aus und ging hinein, um seinen Zwillingsbruder und Tōru im Erdgeschoss abzuholen. Bis er dort ankam, waren auch Kaoru und Ayane samt Baby Sora eingetroffen, so dass er nicht noch einmal hinunter musste.

Kaoru und Tōru blieben gleichermaßen beeindruckt im Eingangsbereich stehen, nachdem Shiro sie eingelassen hatte, anders als Izumi und Ayane kannten sie Kazukis Wohnung noch nicht. Ayane zupfte ihren Mann am Ärmel, damit er ihr half, die Schuhe auszuziehen, da sie das Baby in einem Tragetuch vor der Brust trug und ihre Füße nicht sah.

„Ich habe dir doch erzählt, wie groß sie ist, Kaoru, jetzt tu nicht so überrascht“, tadelte sie ihn grinsend.

„In echt ist das was völlig anderes“, gab Kaoru zurück und stellte ihre Schuhe zu den anderen.

„Papa! Mami!“ Saki schlängelte sich zwischen den Neuankömmlingen hindurch und schmiegte sich an Kaorus Bein, bevor er sie auf den Arm nahm und ihr einen Kuss auf die Wange drückte.

„Hallo, meine Kleine. Hast du uns vermisst?“ fragte er, als sie die Arme um seinen Hals schlang und sich an ihn kuschelte.

„Voll! Aber nicht immer. Ist das schlimm?“

„Gar nicht. Ich freue mich sehr, dass du so viel Spaß hattest und uns dabei nicht vermisst hast, Saki-chan“, sagte ihre Mutter und drückte ihr einen Kuss auf die andere Wange. „Aber ich habe dich ganz furchtbar vermisst, mein Engel. Hast du Kou-chan auch keinen Ärger gemacht?“

„Überhaupt nicht. Also... Abgesehen davon, dass ich keinen Tag ausschlafen konnte und wir uns benehmen mussten“, antwortete Kou grinsend an Sakis Stelle.

Er kam nicht dazu, seinen Bruder und seine Schwägerin richtig zu begrüßen, da Tōru und Izumi ihn gleichzeitig umarmten.

„Alles Gute zum Geburtstag, Kou“, sagten sie unisono, Tōru küsste ihn auf den Mund, während Izumi ihn auf die Wange küsste.

„Hmm... Danke“, gab er ein wenig überrumpelt zurück, hielt die zwei aber noch einen Moment fest, da er sich aufrichtig freute, sie zu sehen.

„Wir lassen dich mal deine Familie begrüßen“, sagte Izumi schmunzelnd. „Ich kümmere mich darum, dass Tora sich hier nicht verläuft.“

Izumi nahm seinen Freund an die Hand, um ihn weiter hineinzuführen. Das mitgebrachte Geschenk legten sie zu den anderen auf den kleinen Tisch, den Hotaru vorbereitet hatte. Dieser war nach Harukas Ankunft kurz in Tetsuos Wohnung gewesen, um ihre Geschenke für Kou und die letzten von Sakis Sachen zu holen, damit nichts vergessen wurde, wenn sie später mit ihren Eltern nach Hause fuhr.

Kaoru stellte Saki wieder ab, um Kou in eine feste Umarmung zu ziehen, Ayane schmiegte sich an seine Seite und legte einen Arm um Kou.

„Happy Birthday, kleiner Bruder“, flüsterte der Ältere leise, ungewohnt gerührt.

„Danke, Kaoru-nii. Ich bin ein bisschen überfordert... So viele Leute waren lange nicht mehr nur für meinen Geburtstag da“, gestand Kou ebenso leise. „Ich bin so froh, dass ihr da seid.“

„Ein Glück ist Sora schon letzte Woche geschlüpft, sonst wäre das eng geworden“, scherzte Ayane. „Das konnten wir uns doch nicht entgegen lassen, wenn du dich schon überwindest, alle einzuladen, Kou-chan. Happy Birthday und wir lieben dich unfassbar viel, vergiss das nicht.“

„Ich liebe euch auch... Und jetzt hört auf, bevor ich noch anfange zu heulen.“

Er befreite sich aus ihrer Umarmung und wischte sich mit dem Ärmel seines dünnen Shirts über die Augen, bevor er sich umdrehte und sprachlos stehenblieb. Seine Freunde und neue Wahlfamilie um Kazuki hatten sich im Wohnzimmer verteil. Saki zog Ayane zu einem Sessel, den Hotaru mit einem zusätzlichen weichen Kissen präpariert hatte, damit sie nicht stehen musste, Kaoru setzte sich auf die Armlehne davon. Nao lief mit einem Tablett durch den Raum und drückte jedem einen alkoholfreien Cocktail in die Hand, bis er bei Kou ankam, dem immer noch die Worte fehlten.

„Alles okay, Prinzessin?“ fragte er gleichzeitig amüsiert und besorgt, woraufhin der Dunkelhaarige nur nickte.

„Ich glaube, Kou ist ein wenig überfordert. Komm her, Honey, es gibt keinen Grund, so nervös zu sein“, sagte Kazuki und streckte eine Hand nach ihm aus.

Kou nahm den Cocktail von Nao entgegen, dann lief er zu Kazuki und schmiegte sich an ihn, nachdem er seine Hand ergriffen hatte. Der Ältere legte einen Arm um ihn, drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe und wandte sich dann an die Anwesenden.

„Da Kou seine Zunge verschluckt hat, möchte ich euch an seiner Stelle dafür danken, dass ihr euch die Zeit genommen habt, heute herzukommen, um seinen Geburtstag zu feiern. Er hat mir erzählt, dass er niemanden unter der Woche damit belästigen wollte, da es ja nur sein Geburtstag ist und er die letzten auch allein verbracht hat, aber irgendwie fühlte sich das nicht richtig an“, erzählte Kazuki mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen. „Meine Mutter hat mir einmal gesagt, dass sie an Geburtstagen von geliebten Menschen immer dankbar ist, dass wegen dieses Tages diese Personen da sind und sie diese Dankbarkeit von anderen an ihrem Geburtstag spürt. Es braucht dafür keine große Feier oder Geschenke, nur die Menschen, die man liebt, seien es Familienmitglieder oder Freunde. Ich kann nur für mich sprechen und nicht für euch, auch wenn ich denke, dass ihr das ähnlich seht, aber ich könnte nicht dankbarer für mein liebstes Nervenbündel sein, das mein Leben in den letzten Monaten um einiges lebenswerter und fröhlicher gemacht hat. Ich kann mir kaum vorstellen, ohne ihn neben mir aufzuwachen, auch wenn er das selten mitbekommt, weil er um sechs Uhr morgens nicht wirklich funktionstüchtig ist.“

Kou schnaubte empört, da seine Gäste darüber lachten, sah Kazuki jedoch mit vor Rührung feuchten Augen an, als er weitersprach.

„Danke, dass du da bist, Kou. Du bist das Beste, das mir seit einer halben Ewigkeit passiert ist und ich will... auch noch neben dir aufwachen, wenn ich alt und grau bin. Ich weiß, wie schwer du dich mit Geschenken – erstrecht von mir – tust, deshalb schenke ich dir das, was mit keinem Geld der Welt kaufbar ist: Meine ewige Liebe und Verehrung. Ich liebe dich, mein süßer Prinz.“ Die letzten Worte flüsterte Kazuki kaum hörbar, da er ihn so sonst nur nannte, wenn sie ungestört waren.

„Kazu... Ich liebe dich auch, so sehr... Danke...“ sagte Kou, überwältigt von seiner Liebeserklärung.

„Für dich tue ich alles, vergiss das nicht...“ Kazuki wischte mit dem Daumen ein paar vereinzelte Tränen von Kous Wange und küsste ihn sanft.

Sie wurden davon unterbrochen, dass Nao sich geräuschvoll schnäuzte und sich dann die Augen mit dem trockenen Zipfel seines Taschentuchs abtupfte.

„Ich würde ja sagen, wir lassen euch Turteltauben allein, aber ich habe nicht den ganzen Krempel hergeschleppt, nur um ihn wieder mit nach Hause zu nehmen und irgendwer muss diese furchtbar leckeren Gyoza essen, die Kou und Hotaru gemacht haben“, schimpfte er grinsend. „Ich glaube, deiner Ansprache hat niemand mehr viel hinzuzufügen, Kazuki. Kou, wir sind nur wegen dir hier, weil wir dich lieben und, frei nach Kazukis Mutter, froh und dankbar sind, dass es dich gibt. Auf dich, Prinzessin.“

Sie prosteten Kou zu, der sich nach wie vor an Kazuki festhielt und sein Glück kaum fassen konnte. Seit er sich nach seinem Abschluss selbstständig gemacht hatte, hatte er nach und nach den Kontakt zu seinen wenigen Freunden verloren und selbst Nao vernachlässigt, nur um weniger als ein Jahr nachdem er Kazuki und Tōru kennengelernt hatte, von geliebten Menschen umringt zu sein, die nur seinetwegen in ihrem Wohnzimmer saßen und Spaß hatten. Nao mixte Cocktails mit und ohne Alkohol, die fürs Abendessen bestellte Pizza stand auf dem Esstisch, so dass sich jeder daran bedienen konnte, wie er wollte, während seine Freunde sich unterhielten und Spaß hatten.

 

„Ohh...? Hmmm...“ Saki sah verwirrt und neugierig von Shiro zu Izumi, die nebeneinander auf dem Sofa saßen, dann lief sie zu ihnen, bis sie an ihre Knie stieß. „Shiro, warum gibt’s dich zweimal?“

„Ich glaube, es wäre zu viel für die Welt, wenn es den da zweimal gäbe, Saki-chan“, antwortete Izumi grinsend.

Shiro grinste schief und knuffte seinen Zwillingsbruder in die Seite. „Weißt du, was Zwillinge sind, Saki-chan?“ fragte er sie.

„Hmm... Im Kindergarten sind auch Zwillinge, aber das sind ein Junge und ein Mädchen. Ihr seid Jungs. Werden Mädchen bei Zwillingen wenn sie groß sind zu Jungs?“ Saki sah die beiden ernst an.

„Nein. Wir waren schon immer Jungs, Zwillinge heißt nur, dass wir gemeinsam im Bauch von unserer Mama waren und fast gleichzeitig auf die Welt gekommen bin“, erklärte Shiro.

„Was ist fast gleichzeitig?“ fragte das Mädchen.

„Das heißt... puh... das ist wie, wenn man im Supermarkt an der Kasse steht, da geht es auch immer der Reihe nach, weil nicht alle nur selben Zeit dran kommen können. So ist das bei Zwillingen auch, erst kommt ein Baby und dann das zweite ein paar Minuten später“, setzte er seine Erklärung fort.

„Ah... Oki. Aber ganz gleich seht ihr nicht aus. Deine Haare sind andersrum, Izumi“, stellte sie fest und deutete auf seinen Scheitel, den er anders als Shiro auf der linken Seite trug.

„Ja. Bei Zwillingen ist nicht immer alles ganz genau gleich, sonst könnte man sie ja nicht auseinanderhalten“, antwortete er, ein wenig überfordert, wie er mit Saki sprechen sollte, ohne sie zu überfordern. „Bei uns hat sich das aber erledigt, seit Shiro das Tattoo auf dem Kopf hat.“

„Aber... Hmm... Ihr seid trotzdem gleich hübsch! Mit Locken, fast wie Saki.“ Sie deutete auf ihre Löckchen und dann auf die gewellten Haare der Zwillinge.

Tōru setzte sich mit zwei Cupcakes auf einem Teller neben Izumi und küsste ihn auf die Wange, sah dann aber grinsend zu Saki, da sie ihn mit funkelnden Augen ansah oder eher seine rotblonden Haare, die sich hell von seinem dunkelbraunen Undercut abhoben.

„Äh... Darf ich... Deine Haare fühlen? Die sind... so hübschig“, fragte sie zögerlich, hatte die kleine Hand aber schon halb ausgestreckt.

„So? Findest du? Hmm... Findest du meine Haare auch hübschig, Shinamon?“ Tōru hob Saki aufs Sofa, so dass sie neben ihm stehen und staunend seine blondierten Haare befühlen konnte.

„Hübschig ist kein Wort, das ich dafür verwenden würde, Tora. Ist der zweite Cupcake für mich?“

„Beide sind für dich. Bist du zufrieden mit deiner Untersuchung, Saki-chan?“ Er sah zu ihr und lächelte, als sie heftig nickte und sich neben ihn setzte.

„Deine Haare sind nicht so weich wie die von Kouji-chan oder Onkel Aru, Tōru. Du musst sie mehr pflegen“, fasste sie ihr Urteil zusammen.

„Danke, für deinen Rat, Saki-chan. Hast du einen Tipp für mich?“ fragte er amüsiert.

„Nein. Glitzerkönig Nao hat auch ganz weiche Haare, er weiß viel mehr als Glitzerprinzessin Saki“, antwortete sie und gähnte herzhaft, die kleine Krone auf ihrem Kopf saß vom Toben ein wenig schief, so dass Tōru sie etwas richtete. „Tōru, warum hast du Kouji-chan auf den Mund geküsst? Nao hat das auch. Ich versteh das nicht, das macht man doch nur, wenn man sich so lieb hat, wie Mami und Papa.“

„Wir machen das, weil wir sehr gute Freunde sind. Nao und ich haben Kou auch sehr lieb, nicht so, wie deine Eltern einander, aber trotzdem sehr“, versuchte Tōru, es ihr zu erklären, damit sie es verstand. „Es ist vielleicht ungewohnt, aber wir finden, dass Freunde sich auch küssen und umarmen dürfen, auch wenn sie kein Liebespaar sind. Natürlich müssen alle damit einverstanden sein, einfach so jemanden küssen, ohne dass er es will, geht nicht.“

„Hmm... Oki.“

Saki nickte, rutschte vom Sofa und flitzte davon, um sich mit etwas anderem zu beschäftigen. Der Platz neben Tōru blieb nicht lange leer, da Hotaru sich in die Sofaecke quetschte und wohlig seufzte, da er das erste Mal seit Stunden sitzen konnte. Er war Nao zur Hand gegangen, nachdem er die Pizza entgegengenommen und auf dem Esstisch verteilt hatte, Tetsuo saß bei Kazuki, der sich mit Kaoru unterhielt, während Kou zusammen mit Haruka Sora bewunderte, der auf Ayanes Schoß schlief, nachdem er sich satt getrunken hatte.

„Alles okay, Hotaru?“ fragte Tōru besorgt.

„Mhm... Ich muss nur einen Moment sitzen“, antwortete er matt.

Er rutschte jedoch noch ein Stück von ihm weg, als Izumi ihn neugierig beobachtete. Der schwarzhaarige Host lugte um Tōru herum und ließ Hotaru nicht aus den Augen.

„Ist etwas?“ fragte Hotaru irritiert.

„Du bist niedlicher, als ich dich in Erinnerung hatte“, stellte Izumi verwundert fest. „Kein Wunder, dass Tetsuo einen Narren an dir gefressen hat.“

„Äh... Danke?“

„Versteh mich nicht falsch, ich meine das nur positiv. Du kannst kein übler Kerl sein, wenn Kou und mein Tora dich mögen und mit dir rumgemacht haben. Ich... will nur nicht, dass jemand Tetsuo wehtut, er ist wirklich ein guter Mensch, wenn auch ein Sturkopf und absolut unfähig, was Gefühle betrifft“, erklärte er ernst. „Er ist sensibler als er aussieht, tu ihm nicht weh, ja?“

„Ich gebe mein Bestes, dass das nicht passiert, mach dir keine Sorgen“, antwortete Hotaru mit Blick auf Tetsuo. „Er weiß, wie es um meine Gefühle steht, aber ich dränge ihn zu nichts, wozu er nicht bereit ist. Ich bin zufrieden, wie es gerade ist und er scheint es auch zu sein.“

„Das reicht mir, Danke.“

„Onkel Aru?“ Saki tauchte unvermittelt vor ihnen auf und zupfte Hotaru am Ärmel. „Kannst du... Äh... Ich muss mal, aber das Bad ist zu.“

„Soll ich mit dir nach unten gehen?“ fragte der Rothaarige sanft. „Ist es sehr eilig?“
Saki nickte heftig, so dass er aufstand und sie der Einfachheit halber hochnahm und sich auf die Hüfte setzte, bevor er mit ihr zur Wohnungstür ging, damit sie in Tetsuos Wohnung auf die Toilette gehen konnte.

„Du bist sehr... beschützend, wenn es um Tetsuo geht, Shinamon“, stellte Tōru fest und kraulte Izumis Nacken.

„Hmm... Ich will einfach, dass er glücklich ist, er hat so viel für uns getan, das hat er sich verdient.“ Izumi brach ein Stück von seinem Cupcake ab und schob es zwischen Tōrus Lippen. „Ich esse die ganz sicher nicht allein, sonst passt mir mein Anzug morgen nicht mehr. Die sind riesig und furchtbar süß.“

 

Saki lief zu Kaoru und kuschelte sich auf seinen Schoß, um sich dort auszuruhen, kaum dass sie mit Hotaru wieder zurück war.

„Sag mal Kou-chan“, begann Ayane grinsend, „willst du deine Geschenke eigentlich den ganzen Abend ignorieren? Wir wissen ja, wie schwer dir das fällt, aber wäre doch schade drum, wenn sich alle so viel Mühe gegeben haben, dir etwas mitzubringen.“

Kou lief dunkelrot an und schaute ertappt zum Tisch mit den Geschenken.

„Ich hatte ja gehofft, Saki-chan könnte dir eins nach dem anderen bringen, aber ich glaube, sie ist ausgeknockt“, sagte Kaoru mit Blick auf Saki, die auf seinem Schoß eingeschlafen war. „Du musst sie wohl selbst holen.“

„Sorry, ich... Ihr habt recht, ich sollte sie wirklich nicht ignorieren, auch wenn das gar nicht nötig gewesen wäre...“

Kou stand von seinem Platz auf dem Fußboden auf, streckte sich und ging zu dem kleinen Tisch, der neben dem Fenster stand. Seine Gäste unterbrachen ihre Gespräche und schauten ihm aufmerksam zu, wie er sich das kleinste Geschenk aussuchte, das in buntes Glitzerpapier eingepackt war und von einer Schleife zusammengehalten wurde. Er löste die Schleife und zog das Papier vorsichtig ab, darunter verbarg sich eine kleine Schmuckschatulle, die er neugierig öffnete.

„Oh Nao... Zwei?“ fragte er überrascht, als er die zwei Anhänger für sein Bettelarmband sah, eine Libelle aus goldbraunem Bernstein und ein kleines, goldenes Krönchen.

„Natürlich zwei, ich habe dir doch gesagt, du bekommst jedes Jahr eins zum Geburtstag und letztes Jahr haben wir uns nicht gesehen“, antwortete Nao gewohnt fröhlich. „Deshalb gibt es dieses Jahr zwei.“

Kou ging zu ihm, um ihn zu drücken. „Danke, sie sind wunderschön.“

„Ich habe sie ausgesucht, klar sind sie das. Soll ich dir damit helfen?“

Nao deutete auf sein Armband und befestigte die neuen Anhänger daran, nachdem Kou genickt hatte. Er trug nie alle gleichzeitig, da es mit den neuesten beiden neun Stück gewesen wären und bewahrte die anderen in einer kleinen Schachtel bei seinem Schmuck auf.

Er ging zurück zum Tisch und nahm das nächste in die Hand, das mit demselben Papier wie das vorherige eingepackt war und sah fragend zu Nao.

„Das ist von Sabu. Er ist die ganze Woche unterwegs und hat mich gebeten, es dir mitzubringen. Schau nicht so, mach es auf, ich verrate dir sicher nicht vorher, was es ist, Prinzessin“, antwortete der Blonde und knabberte schmunzelnd an seinem Strohhalm.

Kou zog das Papier ab und strich mit den Fingerspitzen über das glatte Leder des unscheinbaren Etuis. Sobald er es gesehen hatte und wusste, von wem es war, konnte er sich denken, was sich darin befand und er zögerte, den Reißverschluss zu öffnen, um es sich anzusehen.

„Egal, wie pervers es ist, was da drin sein könnte, Kou-chan, vor uns musst du dich wirklich nicht schämen“, munterte Ayane ihn auf. „Haruka-chan halten wir einfach die Augen zu und Saki schläft, wobei sie wahrscheinlich sowieso nichts damit anfangen könnte.“

„Nicht nötig, Aya, ich weiß, was Sextoys sind“, sagte Haruka grinsend. „Ich kenne die Schubladen meiner Mutter, viel schlimmer als das, was da drin ist, kann das jetzt auch nicht sein, Kou. Die von Too-san kenne ich auch.“

Kazuki verschluckte sich an seinem Whiskey und stellte ihn vorsichtshalber zur Seite, bevor er Haruka einen strengen Blick zuwarf, den sie mit einem süßen Grinsen erwiderte. Kou lief mit seinem Geschenk zu Kazuki und setzte sich auf seinen Schoß, um es dort zu öffnen. Ordentlich aufgereiht und von Gummibändern gehalten befanden sich darin eine großzügige Auswahl unterschiedlicher Harnröhren-Dilatoren aus vergoldetem Edelstahl, in unterschiedlichen Durchmessern und Design. Bevor er das Etui wieder zuklappen konnte, hatte sein Partner es ihm aus den Händen gezogen und sah ihn fragend an.

„Also... Alle meine Kinks kennst du noch nicht, Kazu...“ druckste Kou zur Antwort und quiekte überrascht, als der Ältere ihn mit einem Arm fest an sich zog, um ihn leicht in den Nacken zu beißen.

„Ich richte Sabu aus, dass sein Geschenk nicht nur bei dir Anklang gefunden hat“, feixte Nao und übernahm es, Kou das nächste Geschenk zu bringen, da Kazuki ihn vorerst nicht losließ.

„Was macht man damit?“ fragte Haruka neugierig, nachdem sie einen Blick auf den Inhalt erhascht hatte. „Für Dildos sind die ein wenig dünn.“

„Die kommen auch nicht dahin, woran du jetzt gerade denkst. Man desinfiziert sie ordentlich und schiebt sie sich – oder dem Partner – in den Schwanz, was je nach Ausführung verhindert, dass man abspritzt, zusätzlich zur Stimulation von innen“, erklärte Tetsuo direkt. „Erfordert ein bisschen Fingerspitzengefühl und Übung und kann eine Menge Spaß machen.“

Haruka sah ihn für einen Moment verdattert an, dann wurde sie rot und noch dunkler, nachdem sie kurz zu Shiro gesehen hatte, der aussah, als müsste er sich hinter sich selbst verstecken. Izumi verlor die Fassung und fing an, schallend zu lachen, was die etwas angespannte Situation auflockerte und jedem ein zumindest peinlich berührtes Grinsen ins Gesicht zauberte.

„Tetsuo, das kannst du doch den Kindern nicht so unverblümt erzählen, die kriegen noch Alpträume“, kicherte der Schwarzhaarige.

„Du bist nach Haru der Jüngste hier, Izumi“, widersprach Shiro.

„Auf die zehn Minuten kommt es nun auch nicht an, Shiro-nii. Du solltest das wirklich mal ausprobieren, ist gar nicht so übel, wenn man sich dran gewöhnt hat“, entgegnete Izumi grinsend. „Oh, das ist von uns. Mach es auf, Kou.“

„Von euch? Das ist aber ein sehr großes Paket, Izumi...“

Unter dem Geschenkpapier fand Kou einen Pappkarton, in dem er eine rund zwanzig Zentimeter große Stoffpuppe seines Lieblingscharakters Otabek aus Yuri on Ice fand. Er schaute gewohnt mürrisch und trug einen kleinen Motorradhelm und eine Lederjacke.

„Oh, Tōru... Wie hast du den denn noch bekommen? Der war doch furchtbar limitiert...“ Kou setzte den kleinen Otabek neben sich auf Kazukis anderes Bein und hob die unverdächtig aussehende Schachtel darunter aus dem Karton.

„Das bleibt mein Geheimnis. Ich habe gesehen, dass du Yurio hast, aber da er kein Motorrad fahren kann, braucht er Otabek als Fahrer“, antwortete Tōru lächelnd. „Das andere hat Izumi ausgesucht.“

Kou öffnete die Schachtel und sah kurz überrascht zu Izumi, dann holte er den transparenten, schlanken Dildo heraus, der am unteren Ende mit einem Gewinde versehen war, mit dem man ihn auf einen Duschschlauch schrauben konnte.

„Tora hat mir erzählt, dass du immer noch so ein nachfüllbares, mobiles Ding benutzt und da ich – wir – auf das Ding schwören, dachte ich, dass du es sicher gut gebrauchen kannst“, erklärte Izumi sein Geschenk. „Einen passenden Schlauch müsstest du aber selbst organisieren oder ihr habt noch einen da.“

„Danke, Izumi. Ich habe selbst schon darüber nachgedacht, aber es gab so viel Auswahl, dass ich mich nicht entscheiden konnte“, sagte Kou und verstaute alles wieder im Karton.

„Brauchst du dafür auch eine Erklärung, Haru?“ fragte Tetsuo grinsend.

„Nein danke, das kann ich mir denken.“ Sie verschränkte schmollend die Arme vor der Brust und schnaubte empört.

Das nächste Päckchen war weich und nicht ganz so ordentlich eingepackt wie die anderen. Tetsuo zwinkerte Kou zu, als er es von Nao entgegennahm und neugierig öffnete. Zum Vorschein kam dunkelroter, leicht glänzender Stoff mit einem aufgesticktem Phönix, der sich als eine der für die Gang typischen Jacken entpuppte, nur mit goldgelben Bündchen statt der üblichen schwarzen.

„Tetsuo... Vielen Dank. Geht das wirklich in Ordnung?“ Kou schaute von Tetsuo zu Shiro und dann zu Kazuki, der nicht weniger überrascht von dem Geschenk schien als er.

„Ja. Mir zwitscherte ein großer Phönix, dass dir Shiros Jacke sehr gut stand und da wir sowieso neue bestellen mussten, war das kein großer Aufwand. Die anderen Bündchen waren Shiros Idee, damit man dich als Phönix-Ehrenmitglied von den anderen unterscheiden kann“, erklärte Tetsuo. „Sie ist von Shiro und mir.“

Kou stand auf und zog die Jacke über, um zu sehen, ob sie ihm passte, dann lief er zu Tetsuo und Shiro, die nebeneinander auf dem Sofa saßen, um sie beide zu drücken. Auf dem Rückweg zu seinem Platz auf Kazukis Schoß nahm er eine nur mit einer Schleife verzierte Holzkiste mit, die er nicht weniger neugierig als zuvor öffnete. Unter dem aufklappbaren Deckel fand er erneut dunkelroten Stoff, feste Seide mit eingewebten Chrysanthemen, die im Licht sanft schimmerten, darauf lag eine gedrehte, honigfarbene Kordel. Er stellte die Kiste auf den Fußboden, um den Inhalt herausholen zu können und breitete den hochwertigen Obi auf seinem Schoß aus, bevor er sich im Raum umsah, um herauszufinden, von wem das Geschenk war. Haruka schüttelte den Kopf, als er sie ansah, Kaoru und Ayane hatten ihm schon gesagt, dass sie keine Zeit gefunden hatten, ihm ein Geschenk zu organisieren und sie das nachholen würden, also blieben nur noch Kazuki und Hotaru. Letzterer lächelte, als er ihn ansah und neigte kurz den Kopf.

„Ich war noch einmal in dem Vintage-Laden und die wirklich süße Besitzerin hat ihn für mich organisiert und die Stickereien hinzugefügt, damit jeder weiß, dass es deiner ist“, erklärte Hotaru schmunzelnd. „Gefällt er dir?“

„Sehr! Er ist wunderschön und passt sicher gut zu meinem Kimono und dem anderen, den wir gekauft haben.“ Kou widerstand dem Bedürfnis, den Stoff zu sehr zu drücken, da ihm schon wieder die Tränen kamen und er ihn nicht ruinieren wollte. „Danke, Hotaru... Ihr habt euch alle so viele Gedanken gemacht, das rührt mich sehr.“

„Eins fehlt noch, dann darfst du weinen, Kou.“ Haruka stand auf und holte das letzte Geschenk vom Tisch, um es ihm zu geben. Es war ein in ein gemustertes Stofftuch gewickeltes Buch.

„Haruka-chan... Ist das vom Matsuri?“

Kou schlug das Buch auf, es enthielt hochauflösende Fotos, die hier und da gekonnt nachbearbeitet waren. Er hatte ganz vergessen, dass Haruka während des Sanja Matsuri mit der Kamera herumgelaufen war, um Fotos zu machen, es fiel ihm jedoch wieder ein, als er sich selbst sah, wie sie ihn unter dem Licht der Laternen der kleinen Allee zum Park in seinem hellgrünen Kimono fotografiert hatte.

„Ja.“ Haruka blätterte bis zum Ende des Buchs, wo sich ein Umschlag befand, in dem mehrere Fotos lagen. „Ich wollte das von dir am Morgen nicht mit abdrucken, deshalb kriegst du es so. Die anderen sind Abzüge von den Fotos, die wir im November für das Schulprojekt gemacht haben und hinter dem QR Code hier findest du alles nochmal digital. Du darfst sie gern als Referenz benutzen und auch posten, wenn du mich mit verlinkst. Ich habe für jedes Familienmitglied ein Buch bestellt, damit wir eine Erinnerung daran haben. Und du gehörst zur Familie, deshalb brauchst du natürlich auch eins.“

Ein leises Schluchzen ließ Kou und Haruka überrascht aufschauen, Ayane hatte sich eine Hand vor den Mund gepresst, dicke Tränen liefen über ihre Wangen.

„Aya-chan, alles in Ordnung?“ fragte Kou besorgt, seine Augen waren nicht viel weniger feucht.

„Ja, alles super, Hormone und so... Ich freue mich so für dich, Kou-chan. Du warst vor einem Jahr so unglücklich und einsam und jetzt hast du so wunderbare Freunde und eine Familie gefunden, die dich alle so sehr lieben“, schluchzte sie und lehnte sich an Kaoru. „Das ist so wunderschön. Tut mir leid, wenn ich deshalb heule...“

„Nicht doch, entschuldige dich doch nicht dafür, Aya-chan. Ich heule doch selbst schon wieder“, antwortete Kou verlegen und wischte sich über die Augen. „Ihr seid auch meine Familie, daran ändert sich nichts.“

„Ich weiß doch, aber deine Familie ist gewachsen, ohne dass wir was dafür tun mussten, außer dich aufzubauen, wenn du heulend bei uns gesessen hast“, sprach sie weiter.

„Naja... Du sagst doch immer, du hast drei Kinder. Jetzt vier.“ Er rutschte zu ihr, um sie sanft zu drücken.

„Doch, es hat sich was geändert“, sagte Haruka lächelnd. „Unsere Familie ist auch größer geworden und so viel wie Saki-chan mir heute erzählt hat, habt ihr vier hier auch immer jemanden, der für euch da ist. Stimmt doch, oder, Too-san?“

„Ja. Die, die Kou als seine Familie ansieht, sind hier immer willkommen. Gerade Saki-chan wird sicher noch häufiger bei uns Urlaub machen wollen, wenn ihr etwas Zeit für euch braucht“, stimmte Kazuki seiner Tochter zu. „Natürlich nur, wenn ihr das wollt, die Entscheidung liegt bei euch.“

„Pass bloß auf, sonst ist Saki jedes Wochenende bei euch und ihr habt keine Ruhe mehr“, drohte Ayane grinsend. „Danke, Kazuki, das bedeutet uns viel. Darf ich mir die Bilder ansehen? Die sind sicher großartig geworden, wenn Haruka-chan sie gemacht hat.“

„Klaro. Willst du auch die Bonusbilder sehen? Die sind mir echt gut gelungen.“ Haruka kniete sich neben sie und hielt das Buch fest, damit sie darin blättern konnte. „Deins liegt in deinem Wohnzimmer, Tetsuo."

„Okay. Hast du noch was stärkeres als diese Mädchendrinks, Nao?“ Tetsuo schaute in sein leeres Glas.

„Für dich immer, Süßer. So wenig bunt wie möglich?“ Nao tänzelte barfuß zu seiner Bar und gab Eis in einen Shaker.

„Ich bitte darum, das Bunte überlasse ich Hotaru.“

„Für mich bitte sehr bunt mit Glitzer, Nao, Danke“, fügte Hotaru grinsend hinzu.

 

Kou rutschte auf Knien über den Teppich, bis er vor Kazuki hockte und den Kopf auf seinem Bein ablegen konnte. Der Ältere strich ihm zärtlich über den Kopf.

„Bist du müde, Honey? Du bist heute schon früh aufgestanden“, fragte er sanft.

„Erschöpft trifft es eher, um müde zu sein bin ich zu aufgekratzt“, antwortete Kou. „Sag mal... Es war doch nicht dein Ernst, dass du kein Geschenk außer deiner Liebe für mich hast, oder?“

Kazuki lachte leise, beugte sich zu ihm herab und küsste ihn auf die Wange. „Du kennst mich, wer wäre ich, wenn ich dich nicht von Kopf bis Fuß verwöhnen würde, mein kleines Kätzchen?“

Seine tiefe Stimme sendete eine Gänsehaut über seine Wirbelsäule nach unten und ließ ihn wohlig schaudern. Wenn er es so ausdrückte, war Kou mehr als gespannt, was ihn noch erwartete.

„Machst du mir einen Tee, damit ich nicht einschlafe, bevor du mir dein Geschenk geben kannst, Liebster?“ Kou sah ihn an und hatte Mühe, seine aufkeimende Erregung zu unterdrücken, die in diesem Moment mehr als unangebracht gewesen wäre.

„Selbstverständlich. Keinen Alkohol mehr für dich heute.“

Kazuki stand auf, um in die Küche zu gehen, während Kou es sich auf dem von ihm vorgewärmten Sessel bequem machte. Nao quetschte sich zu ihm und legte ihm einen Arm um die Schultern.

„Du musst nur was sagen, dann fege ich alle raus und ihr habt eure Ruhe, Prinzessin“, sagte er leise, den Kopf an Kous Wange gelehnt.

„Ein bisschen noch... Deine Cocktails sind wie immer großartig, Naolein. Danke für deine Mühe.“

„Für dich doch gern. Schade, dass Sabu nicht da sein konnte, das hätte ihm bestimmt gefallen, er mag es ja, wenn alles so familiär und gemütlich ist.“

Nao zog sein Handy aus der Hosentasche, entsperrte es und machte ein Selfie von sich und Kou, um es seinem Partner zu schicken. Saburo sendete eines von sich zurück, auf dem er ein wenig schmollte und offenbar immer noch im Studio saß.

„Kou-chan? Ich glaube, wir machen uns so langsam auf den Weg, bevor Kaorus Beine noch einschlafen, weil Saki sie als Matratze benutzt“, sagte Ayane schmunzelnd, stand auf und drückte Kou Sora in die Arme. „Halt ihn bitte kurz, ich muss vorher auf jeden Fall noch mal aufs Klo.“

„Okay... Kannst du aufstehen, Kaoru-nii?“ Kou sah zu seinem Bruder, der versuchte, Saki zu wecken.

„Ich denke schon. Saki kann wirklich überall schlafen. Sie hat ein Bett, ein Sofa und einen weichen Teppich zur Verfügung und wo schläft sie? Auf mir...“ Kaoru stöhnte frustriert. „Hey, Saki-chan, wach auf, wir wollen nach Hause fahren und du willst dich doch sicher noch von Kou und den anderen verabschieden.“

„Hmmm... So müde, Papa...“ murmelte Saki schläfrig, rutschte aber mit etwas Hilfe rückwärts von Kaorus Schoß und gähnte herzhaft.

„Ihr geht schon?“ Kazuki kam mit zwei Tassen Tee aus der Küche zurück, die er auf dem Tisch abstellte, da Kou beide Hände voll Baby hatte.

„Ja, die Kinder müssen ins Bett und wir auch. Danke nochmal, dass ihr auf Saki aufgepasst habt und dann auch noch so lange“, sagte Kaoru.

„Keine Ursache, wir mussten uns zwar etwas umstellen, aber sind gut zurecht gekommen, als sie sich eingelebt hatte“, antwortete Kazuki bescheiden.

„Wenn gerade sowieso Aufbruchsstimmung herrscht, verkrümeln wir uns vielleicht besser auch“, sagte Tōru grinsend, ihm war nicht entgangen, dass Kou eigentlich nur darauf wartete, mit Kazuki allein zu sein. „Ich muss morgen auch wieder früh raus, habe noch einen Termin mit meinem Vermieter.“

„Nochmal? Was will er denn noch?“ Kou sah ihn überrascht an. „Ich dachte es wäre alles geklärt mit deinem Nachmieter.“

„Keine Ahnung, er ist furchtbar pingelig. Ich bin echt froh, wenn ich nächste Woche meine restlichen Sachen abholen kann und mich nicht mehr damit befassen muss...“ antwortete er und strich sich mit der Hand durch die Haare. „Teilen wir uns ein Taxi, Nao? Izumis Wohnung liegt ja auf deinem Weg.“

„Können wir machen, wenn ihr Süßen mir beim Packen und Tragen helft. Und mir irgendjemand hier raus hilft, der Sessel ist nicht für zwei Twinks und ein Baby gemacht.“

Nao streckte ein wenig hilflos die Hände aus und ließ sich von Izumi und Tōru beim Aufstehen helfen. Sie sortierten die Flaschen und Utensilien, die Nao wieder mitnehmen würde, in eine Kiste und seine Tasche. Hotaru, Tetsuo und Shiro kamen von der Veranda herein, auf die sie sich für eine Raucherpause zurückgezogen hatten. Kaoru nahm Kou das Baby ab, damit er auch aufstehen und sich von Saki verabschieden konnte, die sich an sein Bein klammerte.

„Kommst du mit nach Hause, Kouji-chan?“ fragte sie.

„Nein, heute nicht. Freust du dich schon auf dein Zuhause und ganz viel Zeit mit Mama und Papa, Saki-chan?“ Er hockte sich vor sie und strich ihr über den Kopf. „Hotaru hat alle deine Sachen eingepackt und die beiden Axolotl, damit sie bei dir wohnen können.“

„Ich glaube nicht, dass Papa damit einverstanden ist, wenn Pocky und Oreo ins Aquarium ziehen, Kouji-chan“, widersprach sie, dann sah sie ihn jedoch mit großen Augen an. „Die plüschigen Lurchl?“

„Genau die. Der große wartet zusammen mit dem Einhorn Nachtlicht hier, bis du uns wieder besuchen kommst, aber die kleinen kannst du mit nach Hause nehmen“, erklärte er ihr.

„Toll! Danke fürs Packen, Onkel Aru!“ quiekte sie fröhlich.

„Gerne doch, Saki-chan.“ Hotaru hockte sich ebenfalls hin, damit sie ihn drücken konnte, die beiden Taschen mit ihren Sachen hatte er schon zur Wohnungstür gebracht. „Vergiss Hasi nicht.“

„Auf keinen Fall. Du holst ihn und ich sage allen Tschüss, Deal?“ Saki hielt eine Hand hoch, damit er einschlagen konnte.

„Deal.“

Ayane kam mit einem entschuldigenden Lächeln aus dem Bad, schlang sich das Tragetuch wieder um und setzte Sora hinein, damit sie die Hände frei hatte und er in ihrer Nähe war, dann drückte sie Kou herzlich.

„Feier noch schön, Kou-chan. Wenn du morgen noch sitzen kannst, macht Kazuki was falsch“, scherzte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Haha, ich glaube, er kriegt das schon ganz gut hin, Aya-chan. Soll ich euch noch runter bringen?“ Kou sah zu, wie Saki jeden Anwesenden drückte, Hasi bei Hotaru abholte und mit ihm zur Wohnungstür flitzte, um ihre Schuhe anzuziehen, plötzlich wieder voll Energie.

„Mach dir keine Mühe, wir leihen uns Tōru aus, um Kind und Gepäck zum Auto zu tragen. Wir sollten alle in den Aufzug passen“, antwortete sie. „Ich schreibe dir, wenn wir angekommen sind.“

Tōru umarmte Kou zum Abschied, von Nao bekam er einen Kuss und Izumi drückte ihn ebenfalls kurz, bevor sie sich auf den Weg machten.

Chapter Text

Hotaru sammelte Gläser und Teller ein, um sie in die Küche zu tragen, Tetsuo half ihm, damit es schneller ging, während Shiro und Haruka im Wohnzimmer blieben.

„Too-san, darf ich heute bei Shiro übernachten?“, fragte Haruka direkt. „Ihr wollt sicher eure Ruhe haben und ich schlafen, wenn ich morgen wieder in die Schule muss. Takuya holt mich morgen Früh ab und bringt mich hin.“

Kazuki sah ernst von ihr zu Shiro und wieder zurück. „Und wer garantiert mir, dass du auch wirklich schläfst, Haru-chan?“

„Naja, bei ihm sicher mehr als hier. Ihr seid nicht wirklich leise...“ Sie legte den Kopf schief und sah ihn schmunzelnd an. „Bitte?“

„Meinetwegen. Du sorgst dafür, dass sie genug schläft und nicht die halbe Nacht andere Dinge tut, Shiro. Morgen Früh seid ihr beide zum Frühstück hier, in Ordnung?“ antwortete Kazuki resigniert.

„Selbstverständlich, Kazuki. Und danke, wir halten uns an die Abmachung, die wir getroffen haben, mach dir deshalb keine Sorgen“, entgegnete Shiro höflich, was Haruka mit einem Nicken bestätigte.

„Ein Wunder, dass Sayuri und du es geschafft haben, so ein verantwortungsbewusstes Kind großzuziehen, Kazuki“, unkte Tetsuo, nachdem die beiden sich verabschiedet hatten. „Ihr konntet beide doch kaum abwarten, irgendwen flachzulegen und Haru wartet brav, bis sie achtzehn ist, bevor sie ihm das erlaubt.“

„Sagt der Richtige, du warst doch selbst kaum sechzehn, bevor du es nicht mehr ausgehalten hast, Tetsu“, konterte Kazuki grinsend.

„Touché. Ich konnte die Jungs aber auch nicht davon abhalten, ihre Schwänze irgendwo reinzustecken, bevor sie alt genug waren, dafür die Verantwortung zu übernehmen.“ Der Blonde grinste ebenfalls, er hatte mehr als einen von Naos starken Cocktails getrunken.

„Vergleicht ihr jetzt, wer von euch eher Sex hatte? Wirklich?“ Kou sah die beiden amüsiert an.

Kazuki zog ihn an sich und küsste ihn auf die Schläfe. „Das ist kein wirklicher Vergleich, Honey, den schlechten Einfluss auf ihn hatte ich.“

„Das klingt schräg, Kazu... Dann bin ich wohl gegen euch voll der Spätzünder, ich war schon siebzehn, bevor da mehr lief als nur Fummeln und Küssen“, antwortete der Jüngere. „Wie alt warst du bei deinem ersten Mal, Hotaru?“

Hotaru sah die drei überrascht an und stellte den kleinen Eimer mit dem Putzwasser auf dem Tisch ab, bevor er antwortete: „Vierzehn. Was? Ich war nach meinem Coming-out völlig hormonüberflutet und neugierig, da probiert man Dinge aus. Ob die im Nachhinein so klug waren, ist eine andere Sache.“

„Willst du jetzt wirklich noch putzen, Aru?“ Tetsuo sah ihn fragend an.

„Nur ein bisschen, ich kann das doch nicht so...“

„Die Haushälterin kommt morgen früh, lass es, wie es ist. Kazuki und Kou wollen sicher nicht warten, bis du damit fertig bist.“

Kou stieß Kazuki leicht mit dem Ellbogen in die Seite und grinste ihn an. „Ich gehe duschen. Kommst du mit?“

„Mhm... Diskutiert das ohne uns aus, aber übertreibt es nicht, ja? Gute Nacht.“ Kazuki schob Kou zum Bad.

 

Hotaru schnaubte und sah Tetsuo ärgerlich an, schluckte seine Schimpftirade aber herunter, da er ihn eindringlich ansah. Er kam nicht dazu, den Eimer noch in die Küche zurückzutragen, da der Blonde ihn am Handgelenk hinter sich herzog und erst wieder losließ, als sie in ihrer Wohnung angekommen waren.

„War das wirklich nötig, Tetsu? Du bist doch sonst nicht so... machohaft“, fragte der Rothaarige verärgert und rieb sich das Handgelenk.

„Nicht? Dabei nennst du mich doch immer so“, gab Tetsuo zurück und stieß ihn leicht gegen die nächste Wand.

Mit einer Hand auf seiner Hüfte und der anderen über seinem Kopf hielt er ihn dort fest und ließ ihn nicht aus den Augen. Hotaru erwiderte seinen Blick, ihm waren für den Moment die Worte ausgegangen, da er das so nicht erwartet hatte. Tetsuo schob eine Hand in seinen Nacken und beugte sich vor, um ihn zu küssen.

„Du machst mich wahnsinnig, Aru...“ raunte er gegen seine Lippen. „Du schmeckst nach deinem Cocktail...“

„Und du bist betrunken, Tetsu...“ kicherte Hotaru zur Antwort. „Es ist ja noch nicht spät, mach dir einen Kaffee und ich gehe solange duschen, Klopskopf. Ich fühle mich ganz zuckrig und klebrig. Und dann darfst du mit mir machen, was du willst.“

„Hmmm... Klingt großartig.“

Tetsuo ließ ihn los und schlurfte in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen, unterwegs zog er sein Hemd aus und warf es auf den Fußboden. Hotaru hob es auf seinem Weg ins Bad auf, um es dort in den Wäschekorb zu werfen, bevor er unter die Dusche hüpfte und sich gründlich wusch. Er ließ sich Zeit dabei, damit Tetsuo Gelegenheit hatte, zumindest ein bisschen auszunüchtern.

Der Blonde saß auf der Rückenlehne des Sofas, als er zurückkam und sah sich gedruckte Fotos aus einem Umschlag an, der offenbar in Harukas Fotobuch gelegen hatte, da es neben ihm auf der breiten Lehne lag.

„Was schaust du dir da an? Hat Haruka für dich auch Bonusbilder?“ fragte Hotaru neugierig und ging zu ihm, nur in seinen Bademantel gewickelt.

„Mhm... Ich zeige sie dir aber nicht“, entgegnete Tetsuo grinsend und hielt sie aus seiner Reichweite.

„Tetsu, zeig schon. Wenn sie vom Matsuri sind, kannst du sie mir doch zeigen“, schimpfte der Rothaarige und stützte sich kurzerhand auf ihm ab, um ihm die Fotos aus den Fingern zu ziehen.

Hotaru ging einen Schritt zurück, um sich die Bilder anzusehen. Es waren verschiedene Schnappschüsse vom Abend im Park, von ihm und Tetsuo nachdem Kou und Kazuki sich aus dem Staub gemacht hatten. Er erinnerte sich noch gut daran, wie sein Mitbewohner ihn festgehalten und die Hände in seinen Hakama geschoben hatte, während sie leise geflirtet und über seine Gefühle gesprochen hatten. Anders als Tetsuo dabei behauptet hatte, waren sie sehr wohl beobachtet worden und er fühlte Ärger in sich aufwallen, dass sein Mitbewohner so locker damit umging.

„Du hast doch gesagt, uns sieht keiner oder es interessiert sich niemand dafür, Tetsu“, schimpfte er. „Aber das zeigt doch, dass wir sehr wohl beobachtet wurden und dann noch von Haruka. Schlimmer geht’s wirklich nicht.“

„So? Warst du nicht derjenige, der mir kurz darauf gesagt hat, er hätte sich gewünscht, dass ich ihn einfach ins nächste Gebüsch gezogen und dort flachgelegt hätte? Ganz egal, ob uns jemand gehört oder gesehen hätte?“ gab Tetsuo zurück und zog ihm die Fotos aus den Fingern, bevor er sie zerknicken konnte. „Haru hat uns sicher nicht fotografiert, um uns bloßzustellen, so ist sie nicht.“

„Aber wenn sie es gesehen hat, haben es auch andere gesehen...! Und... Und...“

„Und...?“ Der Blonde legte den Kopf schief und sah ihn mit einem fast lüsternen Schmunzeln an, die Fotos hatte er zur Seite gelegt und zupfte beiläufig am Gürtel von Hotarus Bademantel.

Hotaru biss sich auf die Unterlippe und senkte den Kopf. „Ich will einfach nicht, dass du einen Nachteil davon hast... oder irgendwer auf die Idee kommt, ich würde mich im Clan hochschlafen wollen...“ sagte er leise. „Du bist der nächste Waka, Tetsu, jeder weiß das und ich... ich bin...“

„Ach Unsinn, Aru“, unterbrach Tetsuo ihn und zog ihn näher, dass er zwischen seinen Beinen stand. „Zuerst... Du bist kein Clanmitglied von niederem Rang, du bist Hisho, warst Hideyoshis persönlicher Sekretär und ihm sehr wichtig, bist es wahrscheinlich noch, sonst wärst du nicht hier. Ohne dich und deine Fähigkeiten wären wir mit unseren Nachforschungen nicht so weit, wie wir es jetzt sind und dafür sind Kazuki und ich wirklich dankbar... Wen ich ficke, geht niemanden etwas an und beim Matsuri war niemand von den Klatschweibern aus dem Anwesen, nur loyale Phönixe und wohlgesonnene Nachbarn.“ Er hob seinen Kopf am Kinn an und sah ihm in die Augen, auch wenn er wegen des Alkohols in seinem Blut noch immer Schwierigkeiten hatte, sich zu konzentrieren. „Kazuki hat dir das anvertraut, was ihm am wichtigsten ist: Kou und irgendwie auch mich. Sollte irgendjemand Gerüchte über dich verbreiten, bringt er den nächsten Oyabun gegen sich auf und das wird sich jeder zweimal überlegen... Verstanden?“

Hotaru nickte und versuchte vergeblich, die Tränen aus seinen Augen wegzublinzeln, er hatte eindeutig zu wenig geschlafen und zu viel getrunken, um seine übliche Fassung aufrechtzuerhalten. Tetsuo grinste schief, zog ihn näher, um ihn zu küssen und festzuhalten.

„Du bist nicht allein, mein kleines Glühwürmchen... Und so heiß wie du an dem Abend ausgesehen hast und sogar in deinem niedlichen Bademantel aussiehst, wird jeder verstehen, weshalb ich meine Finger nicht von dir lassen kann...“ flüsterte der Blonde gegen seine Lippen.

„Kannst du nicht...?“ fragte Hotaru ebenso leise, mit den Fingern strich er über Tetsuos Gürtel.

„So gar nicht... Ich muss schon aufpassen, dass ich dich nicht während der Arbeit antatsche oder mich von meinen Gedanken ablenken lasse...“

„Zeig mir... Wie heiß du mich findest, Tetsu...“

Tetsuo nahm Hotarus Hand und drückte sie gegen seinen Schritt, unter dem Stoff der Anzughose konnte er seine Erektion fühlen. Der Blonde knurrte leise, als er seine Hand tiefer schob, die Finger um seine Hoden bog und leicht zudrückte. Hotarus blauer Plüschbademantel rutschte bis zu seinen Ellbogen herunter, da Tetsuo ihn ihm über die Schulter schob, um heiße Küsse auf seinen Hals und seine Schultern zu verteilen, bevor er erneut seine Lippen suchte, um ihn gierig zu küssen.

„Aru... Verzeih mir, ich rede dummes Zeug, wenn ich betrunken bin, aber... Du bist so heiß und süß und sexy, dass ich dich am liebsten aufessen würde...“ raunte er zwischen seinen Küssen. „Dich zumindest ablecken und schmecken, ob du überall so süß bist...“

Er stand auf, drehte sich mit Hotaru um und hob ihn auf die Lehne, auf der er vorher gesessen hatte. Mit einem leisen Rascheln öffnete er seine Hose, während er seine Lippen und seine Zunge über Hotarus Oberkörper nach unten gleiten ließ, bis er schließlich vor ihm kniete und einen Kuss auf seinen harten Penis hauchte.

„Tetsu... Du hast echt ein Talent, jede Situation zu deinem Vorteil zu drehen...“ Hotaru fuhr mit einer Hand durch den blonden Haarschopf vor sich. „Ich war doch sauer auf dich...“

„Betonung auf war... Außerdem hast du doch auch etwas davon...“ Tetsuo sah ihn von unten an, die Wange an seinen Oberschenkel geschmiegt. „Entspann dich...“

Er legte Daumen und Zeigefinger um die Basis von Hotarus Penis, bog ihn ein Stück in seine Richtung und schloss die Lippen um die Spitze, die anderen Finger der Hand legte er um seine Hoden, um sie zu massieren, während er ihm einen blies. Der Kleinere stellte die Füße auf seine Schultern, damit er mehr Platz hatte und hielt sich mit beiden Händen an der Sofalehne fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Tetsuo legte die andere Hand auf seinen Oberschenkel, um ihn festzuhalten, bevor er seinen Kopf senkte, um seinen Penis tiefer in den Mund zu nehmen und gekonnt an ihm zu lutschen.

Seine Zunge erkundete jeden Millimeter, strich mal fest, mal zärtlicher über die Stellen, an denen Hotaru am empfindlichsten war, was ihn leise stöhnen ließ. Er konzentrierte sich so sehr darauf, was Tetsuos Mund mit ihm anstellte, dass er sich leicht erschrak, als er einen von seinen speichelfeuchten Fingern über seinen Anus streichen fühlte. Der Blonde kommentierte es mit einem amüsierten Schnauben, unterbrach sein Vorhaben jedoch nicht und lockte ihn weiter mit seinem Finger.

„Hnnn... Tetsu... Nicht ärgern...“ bat Hotaru stockend. „Mach weiter, ich... ich will in deinem Mund kommen...“

„Mhmm...“

Er umfasste seinen Penis fester, bewegte seine Hand zusammen mit seiner Zunge und seinem Kopf, bis Hotaru es nicht mehr aushielt und laut stöhnend kam. Der Rothaarige hatte unterschätzt, wie nötig er es gehabt hatte, sich nicht zurückhalten zu müssen und kippte überrascht nach hinten, als seine Bauchmuskeln ihm für einen Moment den Dienst versagten. Tetsuo zog den Kopf zurück, um ihn nicht zu verletzen, landete selbst auf dem Hintern und sah überrascht nach oben, wo er nur noch Hotarus Beine und seinen Hintern sah.

„Alles in Ordnung, Aru?“ fragte er besorgt, auch wenn die Situation so komisch war, dass er nur mit Mühe sein Lachen unterdrückte.

„Ha... Hahaha... Ja, bin weich gefallen...“ kam es kichernd zurück.

Tetsuo stand auf und sah ihn an, wie er sich Lachtränen aus den Augenwinkeln strich und seinen Blick zwinkernd erwiderte. Hotaru piekte ihn mit den Zehen in die Brust, fuhr die Linie zwischen seinen Bauchmuskeln entlang nach unten bis zu seinem geöffneten Hosenbund, wo er mit der Ferse gegen seine Erektion drückte.

„Willst du auch noch was...?“ fragte Hotaru lüstern. „Ich habe noch nicht genug, wir haben was nachzuholen...“

„Als ob mir das reicht...“

Der Blonde umfasste Hotarus Oberschenkel und zog sein Becken ein Stück höher, so dass er bequem an seinen Hintern kam, wenn er sich wieder hinkniete, was er kurz darauf tat und mit einem wohligen Grummeln von seinen Hoden abwärts leckte, bis er an seinem Anus ankam. Hotaru stöhnte tief, als er mit der Zungenspitze in ihn eindrang und sie nutzte, um ihn vorzubereiten und weiter anzuturnen. Er wechselte seine Zunge mit seinen Fingern ab, bis Hotaru locker genug war und darum bettelte, dass er ihn nicht länger warten ließ.

„Tetsu... Ich... Ich will dich spüren... Fick mich endlich, du gemeiner Macho...!“ verlangte er heiser und warf ihm die Flasche mit dem Massageöl entgegen, die hinter ihm auf dem Wohnzimmertisch stand, seit er ihn zwei Abende zuvor damit massiert hatte.

Tetsuo fing die Flasche geschickt, schob seine Hose samt Unterhose nachlässig nach unten und tropfte eine kleine Menge des Öls auf seine Erektion, so dass Hotaru ihn dabei beobachten konnte. Er grinste ihn lüstern an, während er das Öl langsam darauf verteilte.

„Schau dich an, Kleiner... So gierig auf meinen Schwanz, hm?“ sagte er mit tiefer Stimme.

Er ließ ihm keine Zeit zu antworten, sondern zog ihn ein Stück näher, brachte seinen harten Penis in die richtige Position und drang mit einem Stoß in ihn ein. Hotaru stützte sich mit den Händen neben seinem Kopf ab, damit Tetsuo ihn nicht alleine festhalten musste und verhinderte, dass er vom Sofa rutschte, viel mehr konnte er von seiner Position aus nicht tun, die Beine schlang er um seine Hüften, so dass er sich nicht zu weit aus ihm zurückziehen konnte, um ihn am Ende noch mehr zu ärgern. Er wollte ihn so tief und lange wie möglich in sich spüren und Tetsuo schien ihm auch ohne weitere Worte genau diesen Wunsch zu erfüllen. Die Luft war erfüllt von ihrem Stöhnen, mit dem sie sich gegenseitig aufheizten, Tetsuo war nie leise, wenn er seinen Spaß mit ihm hatte, erstrecht nicht, wenn er getrunken hatte, und Hotaru ließ sich mit ihm treiben, seine anfängliche Scheu legte er schnell ab und stöhnte bei jedem tiefen Stoß laut auf, um ihm mitzuteilen, wie sehr es ihm gefiel.

„Du bist so heiß, Aru... Dein Arsch fühlt sich so gut an, dass ich gar nicht aufhören will...“ sagte Tetsuo heiser. „Kann ich... Fuck...“ Er hielt für einen Moment inne, da Hotaru seine Muskeln angespannt hatte und ihn herausfordernd angrinste.

„Du kannst... In mir kommen. Gib mir alles, Großer...“ beantwortete Hotaru seine nicht fertig ausgesprochene Frage lüstern.

Der Blonde brummte zustimmend, umfasste seine Hüften fester und beschleunigte seine Stöße, um sich kurz darauf laut stöhnend in ihm zu ergießen. Er hätte auch kaum eine andere Wahl gehabt, da Hotaru den Klammergriff seiner Beine nicht löste und ihn an sich drückte, bis die Wellen seines Orgasmus abflachten, während er eine Hand um seine tropfende Erektion gelegt hatte und sich selbst streichelte, bis er wenig später selbst kam und sein Sperma über seinen Bauch und seine Brust verteilte.

Tetsuo zog sich aus ihm zurück und streckte eine Hand aus, um Hotaru wieder in eine sitzende Position zu ziehen, so dass er ihn zärtlich küssen und an sich drücken konnte.

„Hmmm... Ich liebe dich, Klopskopf...“ flüsterte Hotaru gegen seine Lippen.

Die Umarmung wurde spürbar fester, Tetsuo knabberte sanft an seiner Unterlippe und nickte leicht. „Ich... kann mir wirklich keinen besseren Langzeit-Mitbewohner vorstellen als dich, Aru... Bettgefährte... Liebhaber... Freund?“ Er lachte leise über die Worte, die ihm in den Kopf kamen. „Du bedeutest mir viel... Tut mir leid, wenn ich nicht...“

„Shhh... Ich bin sehr gerne dein Lover und Bettgefährten-Mitbewohner, Tetsu... Alles, was du passend findest“, unterbrach Hotaru ihn mit einem Finger auf den Lippen. „Du musst dich für deine Gefühle nicht entschuldigen, ich erwarte nicht, dass du genauso fühlst wie ich... Aber ich bin froh, dass ich dir so viel bedeute, dass du Beziehungsworte in den Mund nimmst.“ Er kicherte kurz und küsste ihn auf die Nasenspitze.

„Warum nicht...? Ich meine... Jeder andere würde das so nennen, was wir haben... oder?“

„Mhm... Aber nur weil andere das so nennen, müssen wir das nicht tun, außer du willst es...“ Hotaru kraulte Tetsuos Nacken, während er auf eine Antwort wartete.

Der Blonde atmete tief ein und wieder aus. „Willst du es denn...?“

„Schon... Aber die Entscheidung liegt bei dir, ich will dich zu nichts drängen, bei dem du dich unwohl fühlst. Es ändert sich auch nichts, wenn wir dem einen Namen geben“, antwortete er leise.

„Aru... Ich würde es gern versuchen... Dieses Beziehungsding... Egal, wie wir es nennen“, sagte Tetsuo kaum hörbar. „Wir müssen nicht exklusiv sein, darauf lege ich keinen Wert, aber...“

„Aber... du hättest es gerne, dass das irgendwie was festeres ist, als nur Mitbewohner mit Privilegien?" vervollständige Hotaru seinen Satz mit einer Frage.

„Ja... Du bist mehr als mein Mitbewohner...“

„In Ordnung. Versuchen wir es. Sei mein fester Freund, Tetsu...“

Tetsuo schmiegte das Gesicht an Hotarus Halsbeuge und hielt ihn fest, während der Kleinere ihm zärtlich den Kopf kraulte.

„Wir sollten nochmal duschen...“ bemerkte er wenig später, als das Sperma zwischen ihnen anfing, klebrig zu werden. „Du klebst, Aru...“

„Das passiert eben, wenn man so großartig gefickt wird, dass man sich selbst von unten bis oben einsaut. Trägst du mich, Tetsulein?“

Chapter Text

Kou zog sein Shirt aus, kaum dass sie das Bad betreten hatten. Sein Kopf schwirrte von den vielen Gesprächen, der Aufregung und Naos unvergleichlichen Cocktails, er war erschöpft, fühlte sich aber gleichzeitig aufgedreht und glücklich. Er schlüpfte aus seiner Hose und hielt inne, da Kazuki keine Anstalten machte, sich von seiner Kleidung zu trennen.

„Kazu? Alles in Ordnung?“ fragte er besorgt und drehte sich zu ihm um. „Willst du nicht duschen?“

„Doch, es ist alles in Ordnung“, antwortete der Ältere, nahm seine Hände und führte sie zu seinen Lippen, um leichte Küsse auf seine Finger zu drücken, die vom Zeichnen Druckstellen hatten. „Ich dachte nur, du willst einen Teil deines Geschenks lieber selbst auspacken, Honey.“

Kou lachte leise und sah ihn fragend an: „Du bist mein Geschenk? Ich dachte, du gehörst mir schon längst. Oder nicht?“

„So wie du mir...“ flüsterte Kazuki und sah ihn zärtlich an. „Ich wollte dir das eigentlich nicht hier im Bad sagen, das hatte ich anders geplant, aber...“

„Dann sag es mir später, so wie du es geplant hast. Ich will deinen Plan nicht durcheinanderbringen, Kazu“, unterbrach der Jüngere ihn. „Auspacken darf ich dich aber trotzdem, oder?“

Kazuki ließ seine Hände los, so dass er ihm das Hemd aus der Hose ziehen und die kleinen Knöpfe öffnen konnte. Er ließ sich Zeit dabei, öffnete jeden Knopf langsam und schob ihm dann vorsichtig das Hemd von den breiten Schultern, als könnte er etwas kaputt machen. Statt es ihm ganz auszuziehen, ließ er es los, so dass es hinter Kazuki auf den Boden fiel, da Kou von der neuen Erweiterung seines Tattoos auf der linken Brust wie gefangen war. Er sah ihn kurz an und strich dann zögerlich über das mit einer dünnen Folie bedeckte Tattoo auf seiner Brust. Nur am Rand von den Flügelfedern des Phönix bedeckt, befand sich ein honigfarbener Bernstein von der Größe eines Hühnereis, es schien, als würden die Federn ihn halten und davor beschützen, zu fallen. Im Bernstein selbst war eine Libelle eingeschlossen wie in einem Kokon.

„Kazu... Das...“ Kou fehlten die Worte, er war fasziniert davon, wie filigran das Tattoo gestochen war und gleichzeitig überwältigt, dass Kazuki sich etwas hatte tätowieren lassen, das ihm so nah kam.

„Kou, ich habe dir versprochen, dich zu beschützen und was ich heute Nachmittag gesagt habe, habe ich genau so gemeint... Um mich selbst daran zu erinnern, bat ich meinen Horishi darum, seinen Entwurf für mich anzupassen, damit du auch einen Platz darin hast“, erklärte Kazuki ruhig, er legte seine Hand auf Kous, die noch auf seiner Brust lag und hielt sie dort fest. „Gefällt es dir?“

„Ja... Es ist wunderschön. Danke, Kazu...“ Kou wischte sich mit der freien Hand über die Augen. „Jetzt heule ich schon wieder... Tut mir leid, ich bin einfach so gerührt davon und von dem ganzen Tag heute...“

Kazuki zog ihn an sich, um ihn zu umarmen und die Tränen von seinen Wangen und seinen Lippen zu küssen. „Ich liebe dich, Kou... Ein Geschenk habe ich noch für dich, das bekommst du, wenn wir geduscht haben. Oder willst du noch baden?“

„Duschen reicht mir heute. Ich bin ungeduldig, ich kann doch nicht in der Wanne sitzen, wenn noch ein Geschenk von dir auf mich wartet, Liebster“, antwortete der Jüngere grinsend. „Wäschst du mich?“

„Als zusätzliches Geburtstagsgeschenk?“ Er zog Hose und Unterwäsche aus und legte alles zusammen mit dem Hemd auf die kleine Bank, auf die Kou schon seine Kleidung geworfen hatte.

„Nein, weil du mich liebst.“

Kou zwinkerte ihm zu, schlüpfte aus Unterhose und Socken und flitzte zur Dusche, um sie anzustellen. Kazuki drückte ihn an die geflieste Wand, kaum dass er ihn eingeholt hatte, griff blind nach der neuen Duschseife und rieb ihn damit ein, während er ihn innig küsste, seine Hände hielt er über seinem Kopf fest, da Kou die Arme schon von selbst gehoben hatte, damit er genau das tat.

Der Jüngere stöhnte leise in den Kuss, als er Kazukis Finger zwischen seinen Pobacken spürte, sie waren von der Seife glitschig und er steuerte zielstrebig seinen Anus an, um ihn auch dort zu waschen, von außen und von innen.

„Sag mal Kou... Izumis Geschenk liegt noch im Wohnzimmer, oder?“ raunte Kazuki.

„J... Ja... Wieso...?“ Kou war halb auf seinen Oberschenkel gerutscht, um sich an ihm zu reiben, während er ihn wusch.

„Fühlst du dich fit genug, es heute auszuprobieren?“

„Nein... Ich will mit dir schlafen, aber das... ein anderes Mal, okay?“ Er drückte seinen Po Kazukis Hand entgegen. „Lass uns nicht zu lange in der Dusche bleiben, bevor wir aufweichen oder die Folie sich ablöst, Kazu... Das soll ordentlich heilen.“

Der Ältere knabberte an seiner Halsbeuge, brummte aber zustimmend. Er wusch erst Kou und sich die Haare, bevor er Shampoo und Seife gründlich von ihnen abspülte und seinen Partner in ein flauschiges Handtuch hüllte, um ihn abzutrocknen. Aus seinen Haaren drückte er das Wasser vorsichtig heraus, kämmte sie mit einem groben Kamm und überließ es Kou, sie zu föhnen, während er sich selbst abtrocknete und sich die Zähne putzte.

 

Kazuki ging schon vor, so dass er genug Zeit hatte, mit Kerzen und leiser Musik für eine romantische Stimmung im Schlafzimmer zu sorgen, bis Kou seine Haare zu seiner Zufriedenheit getrocknet hatte und ihm nachfolgte. Er saß auf dem Bett, als er hereinkam, eine quadratische Kiste aus dunkel lackiertem Holz vor sich und bedeutete ihm mit einem Lächeln, sich zu ihm zu setzen. Das warme Kerzenlicht zauberte einen bronzefarbenen Schimmer auf Kous hellbraune Haut und ließ seine Bernsteinaugen funkeln, als er sich ihm gegenüber setzte.

„Kazu... Du bist ein furchtbarer Romantiker, weißt du...?“ bemerkte Kou ein wenig unsicher, er hatte immer noch Schwierigkeiten, mit so viel Aufmerksamkeit umzugehen.

„Selbstverständlich weiß ich das... Ich habe aber auf die Rosen verzichtet und die Musik hören wir sonst auch, das ist nichts neues für dich, Honey“, entgegnete Kazuki schmunzelnd, rutschte auf die Knie und beugte sich über die Kiste zwischen ihnen, um ihn zu küssen. „Ich kam heute noch nicht dazu, dir richtig zu gratulieren, Kou. Alles Gute zum Geburtstag.“

„Hmmm... Danke, Kazu.“ Sein Blick fiel auf die Kiste. „Ist das mein zweites Geschenk?“

„Ist es. Willst du es öffnen?“

„Darf ich? Die Kiste sieht ein bisschen aus wie die mit dem Obi von Hotaru, aber du schenkst mir nicht auch noch einen Obi, oder? Für einen Kimono ist sie ein bisschen klein...“

„Nichts dergleichen. Sieh es dir selbst an, ich hoffe wirklich, dass es dir gefällt und ich nicht komplett danebenliege...“ Kazuki setzte sich ihm wieder gegenüber. „Den Deckel kannst du einfach abheben.“

Kou öffnete die Kiste, den Deckel legte er vorsichtig zur Seite und hob dann das schützende, dünne Polster aus dunkelrotem Seidensatin an, unter dem sich der Inhalt befand. In vorgeformten Ausbuchtungen lag ein Set aus hochwertigen Hand- und Fußfesseln aus schwarzem Leder, die mit vergoldetem Edelstahl umfasst waren. Das polierte Metall war mit einer feinen Gravur versehen, die der auf seinem Armreif ähnelte, diesmal war der Phönix jedoch von Chrysanthemen umgeben, um die Fläche zu füllen. In der Mitte des Polsters lag ein geschwungen geformter Halsreif, der vorne leicht spitz nach unten zulief und mit einem stabilen Ring versehen war, am Verschluss befand sich ein ähnliches Schloss wie an seinem Armreif.

Kou hickste leise und drückte sich die Hand vor den Mund, bevor er Kazuki mit Tränen in den Augen ansah.

„Zu viel...? Gefällt es dir nicht, Honey?“ fragte Kazuki besorgt, er wusste, dass er sich mit der Idee und der Bestellung des maßgefertigten Sets weit aus dem Fenster gelehnt hatte.

„Doch... es ist... wunderschön, Kazu...“ Der Jüngere rieb sich mit den Handballen über die Augen. „Ich habe das nur ganz und gar nicht erwartet und... Das muss doch furchtbar teuer gewesen sein...“

„Günstig war es nicht, aber du bist es mir wert, Kou. Ich weiß, ich habe dir schon ein Halsband geschenkt und wir werden das auch weiterhin benutzen, wenn es sich anbietet, nur... ich möchte, dass du etwas schöneres trägst, wenn wir ausgehen, das jedem eindeutig zeigt, wem du gehörst, mehr als nur dein Armreif. Zuhause kannst du den Halsreif auch tragen, er ist weniger einschränkend als das breite Halsband“, erklärte Kazuki, plötzlich ein wenig unsicher, wie er es formulieren sollte, obwohl er sich vorher alles zurechtgelegt hatte. „Wir haben nie über Regeln oder einen Vertrag gesprochen und ich denke auch nicht, dass es notwendig ist, es funktioniert zwischen uns gut so, wie es ist. Ich wünsche mir nur, dass du regelmäßig ein Halsband oder einen Halsreif trägst.“

Kou nickte, schob die Hände unter seine Haare und hob sie an, so dass sein Nacken frei war. „Legst du ihn mir an, Meister?“

Kazuki hob den Halsreif aus der Kiste, schob sie ein wenig zur Seite, damit er sich vor ihn knien konnte und legte ihm das kühle Metall um den schlanken Hals, bevor er es im Nacken verschloss. Er strich mit den Fingerspitzen darüber, es schmiegte sich so perfekt um Kous Halsansatz, wie er es sich vorgestellt hatte, dann zog er ihn am Ring ein Stück näher, um ihn zärtlich zu küssen.

„Es steht dir großartig, mein Kleiner... Aber bevor wir spielen, muss ich dir etwas erklären, Kou.“

„Was denn, Kazu? Ist alles in Ordnung?“

„Ja, ist es. Wobei, nein... nicht so, wie ich es gerne hätte.“ Kazuki setzte sich und zog Kou auf seinen Schoß, damit er ihm näher war. „Du weißt, wie sehr ich dich liebe und was ich heute Nachmittag gesagt habe, meinte ich so. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als mein Leben mit dir zu verbringen und jeden Morgen neben dir aufzuwachen, mein süßer Prinz. Ich würde dir alles geben, dir einen richtigen Antrag machen mit Ring und was du sonst möchtest, weil ich weiß, dass du nicht weniger romantisch bist als ich, auch wenn du das gerne herunterspielst.“ Er küsste ihn zärtlich auf die Nasenspitze. „Ich kann es aber mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, das zu tun, solange ich noch mit Sayuri verheiratet bin.“

„Was hindert euch an der Scheidung, Kazu? Ihr habt das doch sicher schon besprochen...“ fragte Kou leise.

„Der Clan oder eher die Dinge, die vorher geregelt und festgelegt werden müssen. Doch wir stecken immer noch mitten in den Nachforschungen zu Itsukis Hintermännern, auch wenn wir kurz vor dem Abschluss stehen, und solange das nicht geregelt ist, braucht Sayuri meinen Schutz. Sie würde das selbst lieber eher als später hinter sich bringen, es schränkt sie viel mehr ein als mich, aber wir haben es durchgesprochen, Verträge aufsetzen lassen, um die zukünftige Clanführung zu regeln. Für die Firma ist es sehr viel einfacher, glaub mir...“ erklärte Kazuki überraschend offen. „Hideyoshi unterstützt unsere Entscheidung, aber es geht ihm stetig schlechter und wir wissen nicht, wie lange er noch zu leben hat... Es ist so viel, das bedacht werden muss, bevor wir diesen Schritt gehen können. Verzeih mir, ich will nicht, dass du denkst, ich habe das damals nur so gesagt, weil ich dich vermisst hatte und der Sex so gut war.“

Kou legte die Arme um Kazukis Nacken. „Ich kann warten, Kazu... Wir sind noch kein Jahr zusammen und auch wenn ich genauso fühle, wie du und mir das sehr gut vorstellen kann, eilt es nicht. Ich bleibe bei dir, ob mit oder ohne Ring. Du hast mir den Armreif geschenkt und jetzt das, das ist schon mehr, als ich je von einem Partner erwartet oder bekommen habe... Und eine Familie noch dazu.“

„Das bedeutet mir viel, Honey...“

 

Kazuki strich mit den Händen über seine Oberschenkel nach oben, umfasste dann seine Pobacken und drückte sie fest. „Du bist so heiß, mein kleines Kätzchen. Ich würde gern alles von deinem Geschenk ausprobieren... und dich ficken, bis du schreist...“ raunte er mit vor Erregung tiefer Stimme, die eine Gänsehaut bei Kou auslöste.

„Hmmm... zu gern, Daddy...“

Kou rutschte rückwärts von seinem Schoß und blieb auf den Knien sitzen, die Hände legte er auf seinen Oberschenkeln ab. Kazuki nahm die Handgelenkfesseln aus der Kiste, um sie ihm anzulegen und festzuziehen, dass sie weder zu locker noch zu fest saßen und sich auch nicht mit seinem Armreif verhakten.

„Dreh dich um, Kätzchen“, befahl er leise, aber deutlich und wartete, bis der Jüngere seinem Befehl Folge leistete, dann legte er ihm die Fußfesseln um. „Nicht bewegen.“

Kazuki stand auf, stellte die nun leere Kiste auf das Sideboard neben dem Bett und holte weitere Utensilien aus der Schublade, in der er sein Bondage-Equipment aufbewahrte. Kou sah brav geradeaus, auch wenn es ihn in den Fingerspitzen kribbelte, zur Seite zu schielen und zu sehen, was sein Partner holte. Der Ältere blieb neben ihm stehen, nahm ihm die Brille ab, damit sie nicht zu Schaden kam und strich ihm sanft über die Wange, bevor er sich hinter ihn kniete. Er fuhr mit der Hand über Kous rechten Oberarm zu seinem Handgelenk, zog es weiter nach unten und verband die Fessel mit der um seinen rechten Knöchel. Dasselbe wiederholte er auf der linken Seite, so dass Kou mit geradem Rücken vor ihm kniete. Er schob seine Haare über seine Schulter nach vorn, so dass er einen freien Blick auf seinen Rücken hatte, der hier und da mit verblassenden Abdrücken vom vergangenen Wochenende geziert war. Nachdem er sich selbst mit einem stabilen Penisring ausgestattet hatte, schob er bedächtig die goldenen Krallen auf seine Fingerspitzen, bis alle Finger präpariert waren, während er die Aussicht genoss. Kou erschauderte und machte ein Hohlkreuz, als er leicht mit den Krallen über seine Wirbelsäule nach unten bis zu seinem Steißbein strich. Direkt darunter glänzte seine Haut feucht vom Gleitgel, das er für die Vorbereitung nach dem Duschen verwendet hatte, er hatte sich offenbar nicht nur die Haare geföhnt, nachdem Kazuki ihn allein gelassen hatte.

„Sieh dich an, Kleiner... Hast du dich ohne meine Erlaubnis vorbereitet?“ fragte er, woraufhin Kou zögerlich nickte, da er ihm nicht erlaubt hatte, zu sprechen. Es verursachte ein wohliges Gefühl in Kazukis Brust, dass Kou sich mittlerweile so sehr seinen Regeln unterworfen hatte, dass er ihn im Spiel kaum noch korrigieren musste. „Du hast es offenbar wirklich nötig, hm?“

Kazuki wartete nicht auf eine Reaktion von ihm, sondern drückte ihn mit der Hand zwischen seinen Schulterblättern nach vorn, so dass er mit der Brust auf einem Kissen lag und sein wohlgeformter Hintern durch die Haltung seiner Beine in die Luft ragte. Um es bequemer zu haben, zog Kou seine Unterschenkel an die Oberschenkel und spreizte dabei die Beine etwas mehr, was seinem Dom ein anerkennendes Grummeln entlockte.

„So ist gut... Zeig mir deinen süßen Arsch.“ Er legte beide Hände auf Kous Po und spreizte ihn, was den Jüngeren leise stöhnen ließ. „Lauter, Kätzchen, es ist niemand mehr da, der dich hören könnte...“

Kou rutschte etwas mit den Knien umher, bis er es bequemer hatte, dabei drückte er seinen Hintern Kazuki entgegen, dessen krallenbewährte Finger rote Abdrücke auf seiner Haut hinterließen, als er ihn fester packte und ihm zuraunte, wie toll er seinen Hintern fand.

„Daddy, bitte...“ bat er mit leichter Ungeduld in der Stimme. „Quäl mich nicht so, es ist schließlich mein Geburtstag...“

Kazuki lachte leise, ließ ihn los und tropfte eine großzügige Menge Gleitgel auf Kous leicht gedehnten Anus. Das warme Kribbeln, das es auslöste, ließ seinen Sub in das Kissen unter ihm stöhnen und Kazuki freute sich sichtlich, dass es seinen Zweck nicht verfehlte. Sie hatten das wärmende Gel länger nicht benutzt, so empfindlich wie Kou war, wollte er nicht, dass er sich daran gewöhnte und der Effekt nachließ, doch für diesen Abend schien es ihm genau das Richtige zu sein. Er rutschte näher an ihn heran, brachte seinen harten Penis in Position und drang mit einem Stoß tief in ihn ein. Kazuki wusste, wie das wärmende Gel sich anfühlte, doch Kou war nicht so gründlich vorbereitet, wie er gedacht hatte, sodass ihm für einen kurzen Moment die Luft wegblieb und sein Plan, mit ihm zu spielen, von seiner eigenen Lust bedroht wurde. Er war eng und durch das Gel heißer als sonst, das Stöhnen, das seine Lippen verließ, klang erleichtert, sexy und einen Hauch triumphierend, was Kazuki so von Kou nicht kannte.

„Hnaahh... Du... bist so tief in mir, Daddy... So groß und heiß...“ sagte Kou mit vor Lust triefender Samtstimme. „Füll mich mit noch mehr von dir... Bitte...“

„Du... fühlst dich so verdammt gut an, Honey...“ flüsterte Kazuki, da er seiner Stimme nicht traute.

Sein Plan hatte sich vollends verabschiedet, sein Domspace, der ihn im Spiel die Kontrolle behalten ließ, folgte direkt hinterher und machte seinen Gefühlen für Kou Platz, die er kaum in Worte fassen konnte. Er beugte sich über ihn, mit einer Hand stützte er sich neben Kous Kopf ab, während er die andere auf seiner Hüfte liegen ließ, um ihn bei seinen langsamen Stößen an sich zu ziehen. Seine Lippen strichen sanft über die Kuhle zwischen seinen Schulterblättern bis zu seinem Nacken, auf dem das vergoldete Metall des Halsreifs im Kerzenlicht sanft schimmerte und er an der nur noch leicht markierte Haut knabbern konnte.

„K... Kazu... fester... ich will dich spüren, überall...“ verlangte Kou heiser.

„Warte... Gib mir einen Moment...“

Kazuki atmete tief ein, um sich zu sammeln, doch Kous Duft vernebelte ihm die Sinne, so dass er kurz darauf knurrend kam. Er zog ihn dabei fest an sich, die Krallen an seinen Fingern bohrten sich in die weiche Haut an Kous Hüfte, was ihm einen überraschten Schmerzenslaut entlockte. Der Ältere schmiegte schwer atmend das Gesicht zwischen seine Schulterblätter, er wartete darauf, dass das Gefühl seines Orgasmus nachließ, damit er weitermachen konnte, der Penisring ließ ihn hart bleiben, so dass er Kous Muskelzuckungen spürte.

„Du bist... einfach großartig, Kou... Und verdorben bis ins Mark...“ sagte er amüsiert, da Kou sich ein wenig anspannte, um die letzten Tropfen aus ihm herauszudrücken, damit sie weitermachen konnten. „Ich liebe dich so sehr...“

„Hnnn... Ich liebe dich auch, liebster Kazu...“ Kou drehte den Kopf ein wenig in seine Richtung. „Du wolltest mich ficken, bis ich schreie... Tu es, bitte... Fick mich, bis ich nicht mehr kann, ich brauche das jetzt...“

„Ganz wie du willst, mein süßer Prinz...“

Chapter Text

Kazuki tippte schläfrig sein Handy an, das auf dem Nachttisch lag und leise vibrierte, damit es nicht noch anfing zu piepen, um ihn zu wecken, dann kuschelte er sich wieder an Kou, der neben ihm schlief. Er strich mit der Hand über seine Brust und seinen Bauch nach unten, bis er Kous Penis erreichte, der von seiner beginnenden Morgenlatte halb hart war und in seiner Hand schnell weiter anschwoll. Kou schmiegte sich im Schlaf weiter an ihn, bis sein Po die perfekte Position an seinem Schritt eingenommen hatte. Es wäre ein Leichtes gewesen, das auszunutzen und Sex mit ihm zu haben während er noch schlief, aber Kazuki schob den Gedanken zur Seite, da Kou das sicher nicht gewollt hätte, stattdessen konzentrierte er sich darauf, ihn durch Streicheln und zärtliche Küsse auf seinen Nacken langsam zu wecken.

„Hmmm... Kazu... Es ist zu früh...“ murmelte Kou schläfrig und schielte zum geschlossenen Vorhang, unter dem die Morgensonne zu erahnen war.

„Es ist kurz nach sechs. Ich weiß, dass du nie so früh aufstehst und dir deinen Schlaf verdient hast, aber...“ Kazuki strich mit den Lippen über sein Ohr. „Dein Schwanz scheint mir schon ganz wach zu sein, Honey...“

Kou ließ ein leicht frustriertes Stöhnen hören, als er über den Rand seiner Eichel strich und drehte sich halb zu ihm um, um ihn zu küssen, während er Kazukis Hand mit leichten Bewegungen seiner Hüften entgegenkam. Er stöhnte in den Kuss, ein leises Wimmern verließ seine Lippen, da Kazuki ihn losließ und nicht damit fortfuhr, ihm einen runterzuholen.

„Kazu... Du bist gemein...“ jammerte Kou, öffnete die Augen einen Spalt und sah ihn verstimmt an.

„Bin ich das...? Du kannst mehr haben als meine Hand, Kou...“

Der Ältere schmunzelte anzüglich, drehte ihn ganz auf den Rücken und beugte sich über ihn, nur um mit der dünnen Decke rückwärts zu rutschen. Kou folgte ihm mit den Augen und drückte eine Hand auf seinen Mund, als sein Partner genüsslich über seine Erektion leckte und sie schließlich in den Mund nahm. Seine Hand dämpfte sein Stöhnen nur wenig, es kam selten vor, dass Kazuki ihn mit dem Mund befriedigte, umso mehr freute es ihn, wenn er es tat.

„Hnn... So gut, Kazu...“ keuchte Kou zwischen seinen Fingern hindurch, die Finger der anderen Hand gruben sich in Kazukis dunkelbraune Haare. Es würde ihm nicht im Traum einfallen, ihn damit zu führen, aber er zeigte ihm so, wie sehr es ihm gefiel, was er tat.

Kazuki brummte anerkennend, die Lippen fest um Kous harten Penis geschlossen, der sich in seinem Mund so wohl fühlte, dass er auslief, wie er am leicht salzigen Geschmack feststellte. Kou bemühte sich, ihm die Führung zu überlassen, doch das Zucken seiner Hüften, das er immer schwerer kontrollieren konnte, war eindeutig. Es dauerte nur wenige Minuten, bis er mit einem tiefen Stöhnen kam, das von den Wänden des Schlafzimmers widerhallte und sich in seinem Mund ergoss, da Kazuki seine Hüften festhielt und sich nicht von ihm zurückzog, bis er alles geschluckt und ihn gründlich saubergeleckt hatte.

„Danke, mein süßer Prinz...“ raunte Kazuki gegen Kous Lippen, nachdem er sich über ihn gebeugt und ihm einen Kuss gestohlen hatte.

„Hmmm... warum bedankst du dich? Das sollte ich eher tun, Kazu...“ Der Jüngere sah ihn verwundert an.

„Einfach so. Dafür, dass du da bist und mich liebst, trotz allem, was eine Beziehung mit mir mit sich bringt“, antwortete er sanft und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, das er mittlerweile in und auswendig kannte. „Frühstück?“

Kou zog eine Grimasse, nickte aber und rutschte unter ihm heraus, um sich ausgiebig zu strecken. Es erinnerte Kazuki immer an eine Katze, wenn er sich nach dem Aufstehen streckte und dehnte, nur ein leichtes Stretching um wach zu werden.

„Willst du nichts, Kazu?“ fragte er und deutete mit einer leichten Bewegung seines Kinns auf Kazukis halbe Erektion.

„Im Moment nicht, er braucht eine kleine Pause nach letzter Nacht“, gab Kazuki grinsend zurück, was Kou amüsiert schnauben ließ.

„Nutze die Zeit, bevor Haruka und Shiro zum Frühstück kommen, Liebster, ich kümmere mich um das Essen. Reis und Suppe kann ich für dich machen, deinen Fisch kannst du dir selbst braten, wenn du deine Kata gemacht hast.“ Kou ging zum Kleiderschrank, um sich etwas zum Anziehen herauszuholen, dabei erhaschte er einen Blick auf seine von Kazukis Krallen gezeichneten Hüften, sein Hintern sah nicht viel besser aus. „Oh... Hmm... Dann lieber eine weiche Hose...“

Kazuki strich sanft über die markierte Haut, bevor er sich selbst etwas anzog. „Ich lege dir die Salbe im Bad heraus, dann heilt es besser. Die Krallen lasse ich erst einmal weg.“

„Nein! Also... Das ist schon in Ordnung so, Kazu. Ich liebe deine Krallen, alles, was du mit mir machst“, sagte Kou und schmiegte sich für einen Moment an ihn. „Ich mag es, wenn du mich so markierst... Und andere es sehen können. Überlässt du mir die Outfitwahl für die Party am Samstag?“

„Das freut mich.“ Kazuki küsste ihn sanft auf die Schläfe. „Dein Outfit muss schwarz oder weiß sein, Taniguchi braucht auch etwas passendes, er und Tetsuo werden uns begleiten.“

„Ich überlege mir etwas, lass dich überraschen, Daddy.“

 

Tetsuo zog grummelnd das Handy vom Nachttisch und schaute auf das Display, um eine Nachricht von Kazuki zu lesen.

 

Kazuki [06:45]: Shiro begleitet mich heute, Kou wird sich nach dem Frühstück sicher nochmal hinlegen. Nehmt euch den Tag frei und schlaft aus. ;)

 

„Ist irgendwas...?“ fragte Hotaru neben ihm.

„Nein, alles in Ordnung. Wir dürfen ausschlafen“, antwortete der Blonde, schaltete den Wecker aus und rollte sich auf die Seite, um sich an ihn zu kuscheln.

„Luxus... Womit haben wir das verdient?“

„Wir fragen besser nicht zu genau nach, bevor er es sich anders überlegt...“ murmelte Tetsuo schläfrig. „Gehen wir später laufen...?“

„Mhm...“ Hotaru zog Tetsuos Arm dichter an sich und genoss die Wärme, die er ausstrahlte, bevor er wieder eindöste.

Auch wenn sie beide eher Frühaufsteher waren, hatten sie die Chance genutzt, wirklich auszuschlafen, so dass sie erst gegen zehn Uhr aus dem Bett fielen. Das Thermometer zeigte etwas über 27°C an, als sie sich nach einem leichten Frühstück, Kaffee und der ersten Zigarette des Tages für ihre übliche Laufrunde anzogen. Tetsuo steckte den Kopf ins Bad, wo Hotaru sich bemühte, seine Haare zurückzubinden, dass sie ihn beim Laufen nicht störten, widerspenstige Strähnen fixierte er mit schwarzen Haarklammern.

„Hast du meine Laufshorts gesehen, Aru? Die dunkelblauen“, fragte er, während er ein eng anliegendes Sporttop anzog, das sich wie eine zweite Haut über seinen Oberkörper legte.

„Die sind in der Wäsche, in deinem Schrank sind noch die... hellgrauen...“ Hotaru sah ihn mit großen Augen an, die oberschenkellangen Kompressionsshorts, die der Blonde trug, überließen nichts dem Zufall. „Scheiße, Tetsu, hast du nichts engeres?“

„Die trage ich immer...? Deshalb brauche ich ja die Shorts, sonst verursacht noch jemand einen Unfall“, gab er grinsend zurück. „Bleibst du so?“

„Oh ja. Mehr und ich schmelze da draußen, das ist ja der reinste Backofen.“

Hotaru zupfte seine kurzen Shorts zurecht, darüber trug er ein ähnliches Top wie Tetsuo, um das Tattoo auf seinem Rücken zu verdecken, die Arme waren bis auf ein Schweißband um das Lotus Tattoo auf dem linken Unterarm frei. Er bückte sich, um seine Kniestrümpfe zu richten, mit denen er das Tattoo auf seinem Unterschenkel verdeckte. Tetsuo blieb einen Moment in der Badtür stehen, um ihn zu beobachten, noch war er sich nicht sicher, ob er nicht völlig übertrieben hatte, sich auf das Beziehungsding einzulassen, doch das freche Grinsen, mit dem Hotaru ihn bedachte, weil er ihn anstarrte, fegte die Unsicherheit vorerst weg.

„Auspacken darfst du später, Klopskopf, nicht glotzen“, tadelte er ihn grinsend, ging an ihm vorbei und schlug ihm mit Schwung auf den Hintern. „Findest du deine Shorts selbst?“

Tetsuo drehte sich um und zahlte ihm den Klaps zurück, so dass Hotaru quiekend einen Satz ins Wohnzimmer machte, bevor er ins Schlafzimmer ging, um seine Shorts zu holen, damit sie sich auf den Weg machen konnten.

 

Um den vielen Fußgängern und der Hitze zwischen den Häusern zu entgehen, verlegten sie ihre Laufrunde an den Fluss, wo es vormittags ruhiger und vor allem etwas kühler war. Den wenigen Spaziergängern konnten sie dort problemlos ausweichen. Sie liefen still nebeneinander her, Tetsuo genoss es, mit Hotaru laufen zu gehen, da er dabei, wie er selbst, seinen eigenen Gedanken nachhing und nur wenig sprach, um sich den Atem zu sparen und sich auf das Training zu konzentrieren. Er merkte jedoch, wie ihm der Vortag und Naos Cocktails nach wie vor zu schaffen machten, viel geschlafen hatten sie beide nicht und die Möglichkeit, länger liegen zu bleiben, hatte nur ihren Rhythmus durcheinandergebracht. Tetsuo hatte noch wachgelegen, nachdem Hotaru eingeschlafen war, und halbwegs versucht, zu begreifen, was er ihm da angeboten hatte. Es beschäftigte ihn sehr viel mehr, als er zugeben wollte, er war schließlich achtunddreißig und nicht mehr achtzehn, wo es noch nachvollziehbar gewesen wäre, wenn eine Beziehung ihn verunsicherte, die mehr war, als eine reine Fickbeziehung. Und genau das Mehr sein davon war es, was ihn verwirrte und beschäftigte, ohne dass er es wirklich benennen konnte.

„Tetsu...?“ riss Hotarus Stimme ihn aus seinen Grübeleien. „Du siehst so müde aus, wie ich mich fühle, machen wir eine Pause?“

Tetsuo blieb stehen und schob sich die hellen Haare aus der schweißbedeckten Stirn. „Ja, Pause klingt gut. Kaffee? Kalt?“ Er deutete mit dem Kinn auf einen kleinen Kaffeestand am Rand des nahegelegenen Parks.

Hotaru lachte, nickte und ging vor. Aus einem Getränkeautomaten holten sie sich zwei Flaschen eines Sportdrinks, bevor sie sich in die lange Schlange vor dem Kaffeestand stellten, um die verlorene Flüssigkeit auszugleichen, bevor sie ihre Körper mit dem benötigten Koffein füllten. Tetsuo blieb hinter ihm stehen, damit er etwas Schatten hatte und sie niemandem im Weg standen, während sie warteten.

„Kann ich dich mieten, um mir weiter Schatten zu spenden, Großer?“ scherzte Hotaru und sah ihn von unten an, da er sich an ihn gelehnt hatte.

„Ich weiß nicht, ob du dir das leisten kannst, ich bin nicht günstig, Knirps“, gab Tetsuo leise und schmunzelnd zurück. „Und ich weiß, was du verdienst...“

„Genug, um dir deinen Kaffee zu kaufen, Boss. Cold Brew extra stark und ohne Zucker, richtig? Du kannst ruhig da drüben im Schatten warten, ich kümmere mich um... alles okay?“

Der Rothaarige unterbrach sich, da sein Freund zusammenzuckte, ärgerlich die Stirn runzelte und sich hastig umdrehte, um der Person, die hinter ihm stand, eine Ansage zu machen.

„Sag mal, geht’s noch...?“ meckerte er, bevor ihm die Worte im Hals stecken blieben. „Eiko? Was zum Teufel machst du hier?“

„Oh, so begrüßt du mich, Tetsu? Ich dachte, du freust dich etwas mehr, mich zu sehen“, antwortete die Frau, die hinter ihm stand, schob sich eine hellbraun gebleichte Haarsträhne hinter ein Ohr und sah ihn mit großen Rehaugen an, mit der anderen Hand strich sie über seine Hüfte zu seinem Hintern, den sie kurz zuvor schon ausgiebig befühlt hatte, was seine Reaktion ausgelöst hatte.

„S... Sicher nicht, nimm deine Hand da weg.“

Tetsuo ballte die Hände zu Fäusten und senkte seine Stimme, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Bevor er ihre Hand selbst wegziehen konnte, war Hotaru um ihn herumgetreten und hatte Eikos Hand von ihm gelöst.

„Ich denke, du hast ihn gehört. Wäre es umgekehrt und er würde dich so in aller Öffentlichkeit angrabschen, wäre das Geschrei groß, sexuelle Belästigung geht in beide Richtungen“, sagte der Rothaarige ernst.

Eiko neigte den Kopf zur Seite und sah ihn überheblich an. „Er steht drauf. Wer bist du, dass du dich einmischst, wenn Erwachsene sich unterhalten, Kleiner?“

Tetsuo grunzte genervt, griff beide am Oberarm und schob sie ein Stück zur Seite, damit sie die Schlange vor dem Kaffeestand nicht aufhielten oder belästigten. Er ließ sie erst wieder los, als sie im Schatten eines Baumes angekommen waren, Hotaru und Eiko warfen sich giftige Blicke zu.

„Was sollte das, Tetsu? Das hat wehgetan, du Grobian“, jammerte sie und rieb sich den Arm, sie trug eine ärmellose Bluse zu einem dunkelgrauen Bleistiftrock und Pumps, von ihren Ohren baumelten funkelnde Ohrringe.

„Deine Krallen in meinem Hintern ebenfalls“, blaffte Tetsuo zurück und streifte ihre langen, manikürten Nägel mit einem kurzen, abfälligen Blick.

„Sonst haben die dich auch nicht gestört.“ Eiko schmiegte sich an seinen linken Arm und strich mit den Nägeln die Windungen des grünen Drachens entlang. „Ich habe dich vermisst, weißt du? Die Kerle in London sind einfach nicht so wie du.“

Der Blonde war überfordert mit der Situation, er schaute entschuldigend zu Hotaru, der aussah, als hätte er saure Milch getrunken.

„Hör mal, Eiko oder wie auch immer du heißt, Tetsuo hat offenbar so gar keinen Bock auf dich und deine Anmachversuche, also nimm deine Pfoten von ihm, bevor ich wirklich schlechte Laune bekomme“, sagte der Rothaarige kühl, die Arme vor der Brust verschränkt, so dass die Tattoos auf seinen trainierten Oberarmen präsenter waren.

Eiko kicherte, sie nahm Hotaru nicht wirklich ernst. „Ist ja süß. Seit wann gibst du dich in deiner Freizeit mit Kobun ab, Tetsulein? Ist das ein neuer Fetisch von dir?“ Sie sah zu Hotaru. „Ich wiederhole mich nur ungern, wer bist du, Kleiner?“

Er schnaubte aufgebracht, um sich die Worte richtig zurechtzulegen fehlte ihm die Geduld: „Ich bin Tetsuos Bettgefährten-Mitbewohner, du aufdringliche Tussi. Jetzt lass ihn los und verzieh dich, ja?“

„Sein was? Was soll das sein?“ Sie schien verwirrt.

„Hotaru ist mein fester Freund, Eiko, und mein Mitbewohner“, erklärte Tetsuo, bog ihre Finger von seinem Arm und ging einen Schritt zur Seite, um Abstand zwischen sie und sich zu bringen.

Eiko sah ihn entgeistert und verletzt an, sie nagte an ihrer rötlich geschminkten Unterlippe und verschränkte die Arme vor der Brust, bevor sie leise sprach: „Warum nicht ich, Tetsu? Es lief doch so gut und... ich habe mir eine Beziehung mit dir wirklich gewünscht, so sehr wie ich dich geliebt habe...“

Der Blonde rieb sich die Nasenwurzel und schüttelte den Kopf. „Ich habe es dir erklärt, Eiko, bevor du ein riesiges Drama veranstaltet hast und nach London gegangen bist um dort was auch immer zu tun. Du warst die einzige, die diese Beziehung wollte, weil du in guten Sex etwas reininterpretiert hast, das nie da war. Geliebt habe ich dich nie und daran wird sich auch nichts ändern, wenn du mich über ein Jahr später am helllichten Tag im Park belästigst.“

„Aber ihn liebst du genug, dass du jetzt eine Beziehung hast, obwohl du immer behauptet hast, du wirst nie eine haben? Und ihn auch noch bei dir wohnen lässt?“ fragte sie aufgebracht und deutete auf Hotaru.

„Nein, ich liebe ihn nicht. Dass er bei mir wohnt hat völlig andere Gründe, die dich nichts angehen“, antwortete Tetsuo ernst.

„Ich verstehe das nicht... Warum konntest du dann nicht mit mir zusammen sein, wenn das offenbar auch geht, wenn du jemanden nicht liebst?“

Bevor sich das Gespräch weiter im Kreis drehte, mischte Hotaru sich ein, da er langsam die Geduld verlor und Eiko am liebsten ins Gesicht gesprungen wäre, weil sie ihn nicht ernst nahm und Tetsuo belästigte. Er trat einen halben Schritt vor, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

„Warum ich mit ihm zusammen bin und du nicht? Weil er mich nicht lieben muss, damit ich glücklich mit ihm bin. Er ist perfekt so wie er ist“, erklärte er mit einem Hauch Stolz in der Stimme. „Ich liebe ihn, aber ich würde diese Gefühle nie von ihm verlangen oder ihn damit unter Druck setzen. Mir reicht es, dass Tetsuo sich mit mir wohlfühlt und ja, der Sex ist fantastisch, nicht nur gut, egal in welcher Position“, fügte er grinsend hinzu.

Eiko schäumte sichtlich über die Zurückweisung und Hotarus Erklärung. Sie kam jedoch nicht dazu, noch irgendetwas dazu zu sagen, da der Rothaarige Tetsuos Hand nahm und ihn mit einem Zwinkern und einem geflöteten „Schönen Tag noch!“ hinter sich herzog.

 

Der Blonde war so verdattert, dass er gar nicht wusste, was er dazu sagen sollte und schweigend hinter Hotaru herlief, bis sie zuhause ankamen. Der Kleinere kickte die Turnschuhe unter das Schuhregal, mit einem aufgebrachtes Schnauben machte er seinem Ärger Luft, den er bisher für sich behalten hatte.

„Was zum Geier war das denn für eine, Tetsu?“ schimpfte er und drehte sich zu ihm um.

Tetsuo schlüpfte aus seinen Schuhen, ging an ihm vorbei und ließ sich mit einem Seufzen aufs Sofa fallen, wo er sich mit den Händen über das Gesicht fuhr.

„Wir hatten Anfang letzten Jahres was miteinander, nur Sex, mal eine Party hier, ein Essen da, aber sie ist eine von denen, die in die Regelmäßigkeit mehr interpretiert haben...“ erklärte er leise. „Eiko hat es nicht verstanden, ich hatte ja nicht nur mit ihr was in der Zeit, sie hat ein riesiges Drama gemacht, als hätte ich sie betrogen und ausgenutzt... Ich habe ihr irgendwann nicht mehr geantwortet und ihre Anrufe ignoriert, weil es echt nichts gebracht hätte, es ihr wieder und wieder zu erklären. Sie hat es nicht verstanden, dass ich einfach nicht zu normalen Gefühlen fähig bin...“

Hotaru setzte sich neben ihn aufs Sofa und zog seine Hände von seinem Gesicht, um ihn anzusehen. Tetsuos Augen waren gerötet, er drehte den Kopf zur Seite als schämte er sich für seine Emotionen.

„Tetsu... Du bist sehr wohl zu normalen Gefühlen fähig, wie auch immer man dieses „normal“ interpretiert, und sicher kein gefühlloser Eisklotz, im Gegenteil“, sagte Hotaru sanft. „Deinen Mangel an romantischen Gefühlen gleichst du mit einer Wagenladung anderer Gefühle aus und ich meinte das so, wie ich es ihr gesagt habe. Du musst mich nicht lieben, so wie ich dich, darauf lege ich keinen Wert, du gibst mir viel mehr als das... Sowas wie eine Familie, ein Zuhause und einen Safespace, in dem ich so sein kann, wie ich bin, was sind da schon romantische Gefühle, die sind völlig überbewertet. Außerdem wäre ich ja dumm, wenn ich wegen sowas auf diesen fantastischen Sex verzichten müsste.“

Der Blonde prustete amüsiert, mit dem Handballen rieb er sich über die Augenwinkel und sah Hotaru schmunzelnd an. „Du bist echt bescheuert, weißt du das?“

„Oh ja. Und weißt du was? Ich bin DEIN bescheuerter Freund, vergiss das nicht, Klopskopf.“ Hotaru rutschte kurzerhand längs auf ihn und küsste ihn auf die Nasenspitze. „Ich liebe dich, Tetsu, ganz egal, wie du dazu stehst.“

„Danke, Aru... Du bist ein großartiger, bescheuerter Freund.“ Er schlang die Arme um ihn und drückte ihn an sich, sein Ärger über Eiko und seine eigene Unfähigkeit, der erwarteten Norm zu entsprechen, wurde von Hotarus unkomplizierter Herangehensweise weggewischt.

„Dafür bin ich da und, um allen weiteren deiner nervigen Ex-Dates den Arsch aufzureißen, wenn sie ihre Flossen nicht von dir lassen können. Sind das sehr viele, du alter Aufreißer?“ Der Rothaarige piekte ihn mit den Fingerspitzen in die Wangen, da er ihn immer noch festhielt und er sich nicht bewegen konnte.

„Mhmm... Ein paar, aber die wenigsten sind so penetrant wie Eiko“, antwortete Tetsuo leise. „Ich glaube auch nicht, dass sie es nach deiner Aktion heute noch einmal versucht, das war mehr als deutlich...“

„Ich hoffe es. Für sie. Ich bin nicht eifersüchtig, aber...“ Hotaru schnaubte, er ärgerte sich immer noch. „Hat die mich doch echt für einen unreifen Kobun gehalten. Nur weil ich klein bin!“

„Und niedlich... Furchtbar niedlich. Vor allem, wenn du dich aufregst, wie ein kleiner Oni, dir fehlen nur die Hörner.“ Tetsuo grinste über sein aufgebrachtes Gesicht und drehte zwei seiner Haarsträhnen zu kleinen Hörnern.

„Na hör mal, ich versuche hier, dich aufzuheitern und du machst dich über mich lustig...?“ Hotaru setzte sich auf, damit er nicht mehr an seine Haare herankam und richtete seine Frisur mit den Fingern. „Du bist blöd, Klopskopf. Super blöd. He! Das kitzelt! Pfoten weg, Tetsu! Uah!“

Er rutschte über Tetsuos Beine rückwärts, um seinen Fingern zu entkommen, die er unter sein Shirt geschoben hatte, um ihn in die Seite zu pieken, als er gemerkt hatte, dass er dort kitzlig war. Der Blonde folgte ihm kurzerhand, hielt ihn fest und piekte ihn weiter, bis Hotaru Tränen lachte und halbherzig versuchte, ihn von sich wegzuschieben. Tetsuo hörte erst auf, als Aoi ihm auf den Rücken sprang, um ihren rothaarigen Streichelsklaven zu verteidigen und sie beide daran zu erinnern, dass sie noch kein Mittagessen hatte.

 

„Au... Ich sag dir, sie hasst mich, Aru, dafür liebt sie dich umso mehr“, jammerte Tetsuo, während Hotaru ein Pflaster auf einen von Aoi verursachten Kratzer auf seinem Rücken klebte, nachdem sie kurz geduscht hatten.

„Sie dachte, du bringst mich um, sie wollte dich nur aufhalten, Tetsu. So, das sollte halten.“ Hotaru räumte die Pflasterschachtel in ihre Schublade zurück. „Ich gehe kurz nach Kou schauen. Tōru wollte heute herkommen, um etwas zu besprechen und auch wenn der Boss uns freigegeben hat, will ich ihn nicht den ganzen Tag allein lassen. Außerdem... Äh... haben wir Dinge zu besprechen. Kommst du zurecht?“

„Ja. Es geht mir gut, Aru, mach dir keine Gedanken.“ Der Blonde richtete sein T-Shirt, bevor er ihn für einen kurzen Kuss an sich zog. „Danke, dass du da bist. Ich weiß, ich bin nicht einfach, sag es mir bitte, wenn ich die Dinge zerdenke.“

„Geht klar. Ich habe nicht mehr Ahnung von Beziehungen als du, wir müssen das wohl gemeinsam lernen, Großer. Wir sehen uns später und trink deinen Kaffee, Aru-Spezial nur für dich.“

Er zwinkerte ihm zu, schlüpfte in seine Schuhe und ließ ihn allein, um nach Kou zu sehen und ihm höchstwahrscheinlich brühwarm zu erzählen, was der neueste Stand seiner Gefühlswelt war. Tetsuo ging mit seinem Kaffeebecher und seinen Zigaretten auf den Balkon, wo er sich zwischen den Chilipflanzen auf einen der bequemen Sessel setzte, die Hotaru zusätzlich zur Hängematte angeschafft hatte, um seinen Gedanken allein nachzuhängen. Er fühlte sich ein wenig schlecht, dass er nicht so frei über seine Gefühle reden konnte, wie Hotaru oder Kou, auch wenn er häufig darüber nachdachte und sie analysierte, ohne zu einem wirklichen Schluss zu kommen, da ihm die Erfahrung fehlte.

Das Klicken des Türschlosses riss ihn aus seinen Grübeleien, er drehte sich jedoch nicht um, da Hotaru sicher nur etwas vergessen hatte und gleich wieder verschwand. Womit er nicht gerechnet war, dass Aoi auf den Balkon getapst kam, dicht gefolgt von Kazuki, der ihn verschmitzt angrinste und ein Sixpack kaltes Bier auf den kleinen Balkontisch stellte.

„Hast du in deinem Dschungel noch Platz für mich, Tetsu?“ fragte er mit Blick auf die Pflanzen.

„Du hast freie Platzwahl, bei der Hängematte kann ich aber nicht garantieren, dass du da heute wieder rauskommst, die ist gefährlich bequem“, antwortete er nicht weniger grinsend. „Kann ich etwas für dich tun, wenn du schon extra herkommst, nachdem du mir freigegeben hast?“

Kazuki setzte sich in den zweiten Sessel, rollte die Ärmel seines Hemds hoch, zog eine Dose aus der Packung und öffnete sie mit einer Hand, bevor er ihm antwortete: „Nein, nicht unbedingt. Wie geht es dir? Ich habe Taniguchi im Treppenhaus getroffen, er war noch besser drauf als sonst.“

„Deshalb bist du hier?“ Tetsuo rieb sich mit der Hand über das Gesicht und seufzte, als sein Gegenüber nickte. „Ich habe keine Ahnung, wie es mir geht. Ich stehe völlig neben mir und gestern Abend war ich so... hormongeladen und dicht, dass ich ihn ernsthaft gefragt habe, ob er sich auf eine feste Beziehung mit mir einlässt...“

Kazukis dunkle Augenbrauen hoben sich erstaunt, er sagte jedoch nichts, sondern wartete darauf, dass Tetsuo weitersprach.

„Ich will es nicht auf den Alkohol schieben, das wäre zu einfach und so viel habe ich gar nicht getrunken, als dass ich keine Kontrolle mehr gehabt hätte... Das ist auch zu ernst, um es im Vollrausch zu sagen und am nächsten Tag wieder zu vergessen.“ Der Blonde nahm sich ebenfalls ein Bier, da er seinen Kaffee schon geleert hatte und ihm viel zu warm war. „Ich weiß einfach nicht... ob das so eine gute Idee war, Aniki...“

„Das ist es selten. Bist du denn glücklich, Tetsu?“ fragte Kazuki mitfühlend.

„Schon... Wir verstehen uns gut, ich habe einen wunderbaren Trainingspartner und der Sex ist...“ Er unterbrach sich, weil er schon wieder um den heißen Brei herumredete und nur das nannte, was Kazuki sowieso schon wusste. „Ich weiß einfach nicht, ob ich genug für ihn bin. Er hat jemand Besseres verdient als mich... Heute Vormittag haben wir Eiko im Park getroffen, sie ist wieder in der Stadt.“ Er fasste ihm kurz zusammen, was passiert war und wie Hotaru ihn verteidigt hatte.

„Ich denke, sie wird dich in Ruhe lassen, Taniguchi kann sehr überzeugend sein, wenn er ernst macht.“ Der Ältere kraulte Aoi, die sich auf seinem Schoß zusammengerollt hatte und leise schnurrte. „Ich denke ständig, dass Kou viel zu gut für mich ist, Tetsu. Er ist nicht naiv, aber im Vergleich zu uns unschuldig und ein wenig unbedarft, selbst Taniguchi kennt nicht alle Abgründe, die wir für uns behalten. Aber zum einen dürfen wir uns den kleinen Luxus erlauben, einen Partner zu haben, den wir anbeten und zum anderen liegt die Entscheidung gar nicht bei uns. Taniguchis Herz hat sich dich ausgesucht, so wie das von Kou sich mich ausgesucht hat und ich bin mir sicher, dass deine kleine Nervensäge mit deinen Macken mehr als gut zurechtkommt...“

„Du warst Hals über Kopf in Kou verschossen, kaum, dass du ihn gesehen hast... Ich glaube nicht, dass man das in dem Fall vergleichen kann, Aniki“, widersprach Tetsuo. „Ihr seid beneidenswert harmonisch miteinander, du liebst Kou und ich... Hotaru bedeutet mir viel, sonst hätte ich das gar nicht erst vorgeschlagen, aber ich... ich weiß nicht, ob ich je dasselbe fühlen kann wie er...“

„Versteif dich nicht zu sehr darauf, Tetsu. So wie ich Taniguchi kenne, reicht ihm, dass du glücklich bist, und er hat dir das sicher auch schon gesagt. Gefühle sind individuell verschieden, du musst nicht versuchen, ein bestimmtes Label dafür zu nutzen, weil die Mehrheit das tut“, erklärte Kazuki ruhig.

„Es wäre aber einfacher...“ Er kramte eine Zigarette aus der Schachtel auf dem Tisch und zündete sie sich an.

„Einfach war noch nie deins. Du bist zu ehrlich, was deine Gefühle betrifft, als dass du irgendetwas sagen würdest, nur um den Schein zu wahren.“ Der Ältere zog ihm die Zigarette aus den Fingern, so dass Tetsuo sich eine neue nehmen musste. „Du würdest nie jemandem sagen, dass du ihn liebst, wenn du dir nicht sicher bist, es auch so zu fühlen.“

„Ich kann es ja sagen... Über dich, die Zwillinge, Hinako... Ich liebe euch alle, aber bei Hotaru ist das einfach anders...“

„Wir sind deine Familie, das ist etwas anderes. Romantische Gefühle sind viel komplizierter, dräng dich nicht dazu, wenn du noch nicht soweit bist und wenn es nie so sein wird, dann ist das ebenfalls in Ordnung“, entgegnete Kazuki einfühlsam. „Lass es einfach auf dich zukommen, Kou hat sicher auch ein offenes Ohr für dich, wenn du jemanden zum reden brauchst, der dich nicht seit einer halben Ewigkeit kennt und weiß, was du schon alles durchgemacht hast.“

„Meinst du...? Hotaru ist den ganzen Tag bei ihm und abends ist er bei dir, ich will ihn wirklich nicht damit belästigen, Aniki.“

„Ich werde Taniguchi übernächste Woche mit ins Anwesen nehmen, Hideyoshi hat nach ihm gefragt, als ich heute bei ihm war und sie müssen sich aussprechen, bevor er... zu schwach dafür ist.“ Kazuki runzelte die Stirn, als er daran dachte, wie sehr sein Schwiegervater abgebaut hatte. „Er möchte ihn vor der Glühwürmchennacht sehen.“

Tetsuo schnaubte leise, dann nickte er. „Es ist passend für den Oyabun, sein Glühwürmchen genau dann noch einmal sehen zu wollen.“

„Er ist jetzt dein Glühwürmchen, Tetsu. Hideyoshi sieht das ebenso, er will nur die Dinge nicht ungeklärt lassen. Wir wären an dem Wochenende sowieso im Anwesen, ich fahre freitags mit ihm hin, du kannst am Samstag mit Kou nachkommen und die Gelegenheit nutzen, mit ihm ungestört zu sein, wenn du das möchtest.“

„Danke, Aniki. Wie verkraftest du es, dass es Hideyoshi so schlecht geht?“ wechselte der Blonde das Thema, da er sah, wie sehr es Kazuki belastete, dass sich ihr Leben vor Jahresende drastisch ändern würde.

„Er ist wie ein Vater für mich, es tut weh, ihn so zu sehen und ich weiß, was er von mir verlangen wird, wenn es soweit ist... Ich werde häufiger im Dōjō trainieren, allein, kannst du dafür sorgen, dass es jederzeit frei ist?“

„Selbstverständlich, ich kümmere mich darum.“

Chapter Text

Kou stand vor seinem Kleiderschrank im Gästezimmer und wühlte sich durch den dritten Regalboden, der bis zum Rand mit schwarzer Fetischkleidung gefüllt war. Da Kazuki ihm gesagt hatte, dass er sich auf weiß oder schwarz beschränken musste, war er bei weißer Kleidung schnell an die Grenzen der Partytauglichkeit gestoßen, dafür war der Großteil seiner Sachen schwarz und er hatte die Qual der Wahl, was er anziehen sollte. Auf dem Gästebett türmten sich mehrere Stapel, als Hotaru wenig später in den Raum kam, selbst einen großen Stapel Kleidung auf den Armen.

„Mistest du aus oder sondierst du noch, was du heute Abend anziehst?“ fragte er schmunzelnd.

„Ich sondiere. Ich habe gestern Abend schon durchgeschaut, aber irgendwie war ich nicht zufrieden, also muss ich mir etwas anderes überlegen“, antwortete Kou und hielt eine knapp geschnittene kurze Hose aus Stretchstoff hoch, bevor er sie neben sich auf den Boden fallen ließ. „Hast du eine Idee, Hotaru? Ich habe zu viele und kann mich nicht entscheiden.“

„Was bevorzugt der Boss? Letzte Woche hat er dir Latex angezogen, oder?“ Hotaru legte seine Fracht auf einer freien Fläche auf dem Bett ab und zog neugierig einige Kleidungsstücke aus Kous Stapel.

„Ja, aber ich will das ganze Outfit nicht direkt nochmal anziehen, auch wenn es wirklich großartig ist...“ Er zog eine Packung Netzstrumpfhosen aus einer Schublade und sah sie mit gerunzelter Stirn an, dann drehte er sich zu Hotaru um. „Ziehen wir ähnliche Sachen an?“

„Können wir tun, Tetsuo hat einen weißen und einen schwarzen Anzug am Schrank hängen, ich glaube, sie richten sich heute nach uns. Hast du einen spontanen Einfall?“

„Oh ja, ich glaube, ich habe genau das Richtige für uns, das sollte dir auch passen, ich habe das Teil schon etwas länger.“ Kou grinste verschwörerisch.

 

Kazuki klopfte an die Tür, bis Kou sie einen Spalt öffnete und ihn angrinste. „Ihr seid seit zwei Stunden im Gästezimmer, ist alles in Ordnung?“ fragte er besorgt.

„Alles großartig, Kazu. Wir haben uns übrigens für Schwarz entschieden“, antwortete der Jüngere strahlend.

„In Ordnung. Wir brechen in einer halben Stunde auf, weil wir vorher noch im Anwesen vorbeimüssen. Seid ihr bis dahin fertig mit Packen?“ Kazuki erhaschte einen Blick auf das Chaos im Zimmer hinter Kou und runzelte die Stirn.

„Wir haben es fast, Boss, keine Sorge“, beantwortete Hotaru die Frage und zog den Reißverschluss des kleinen Koffers zu, in dem er ihre Kleidung und Accessoires verstaut hatte.

„Weshalb müssen wir im Anwesen vorbei, Kazu?“ fragte Kou verwundert, während er ihm ins Wohnzimmer folgte. Hotaru kümmerte sich um ihr Gepäck.

„Sayuri abholen. Sie hat die jährlichen Gründerpartys seit Jahren verpasst, weil Itsuki nicht wollte, dass sie hingeht, auch wenn Karasu sie immer eingeladen hat“, erklärte Kazuki ernst, der Anzug, den er am Abend tragen würde, lag in einem Kleidersack über der Sofalehne. „Itsuki hatte nicht viel übrig für unsere Kinks und erstrecht nicht dafür, dass Sayuri kein Sub ist.“

„Sayuri ist eine Domme?“ Kou war sichtlich überrascht.

„Ja, auch wenn sie sich selbst eher als Queen bezeichnet, aber das ist ihr Ego.“

„Wie... hat das mit euch dann funktioniert?“

„Gar nicht, zumindest nicht, wenn wir nur zu zweit waren. Wir haben uns Subs geteilt und sie ist ebenso gern Rope Bunny wie sie Riggerin ist, binden lassen hat sie sich aber nur von mir.“ Der Ältere lehnte sich an die Sofalehne und sah Kou aufmerksam an, dem die Emotionen wie so oft ins Gesicht geschrieben standen.

Kou hob eine Hand ans Kinn und runzelte die Stirn. „Verstehe ich das richtig, dass sie ihre Kinks seit dem Beginn ihrer Beziehung mit Itsuki nur kaum oder gar nicht ausleben konnte, weil er sie darin eingeschränkt hat?“

„Schleichend, aber ja.“

„Wie grausam. Wir müssen sie unbedingt mitnehmen, damit sie wieder die richtigen Leute trifft und nicht im Anwesen versumpft“, stellte er empört fest, was Kazuki leise lachen ließ. „Was soll sie anziehen?“

„Darum habe ich mich gekümmert. Karasu war mehr als angetan, etwas für sie anzufertigen, auch wenn es sehr kurzfristig war. Wir müssen sie nur aus ihrer Wohnung entführen und ins Hotel bringen“, entgegnete Kazuki schmunzelnd, dann zog er Kou zu sich, um ihn zu küssen. „Du bist großartig, Honey.“

„Nur ein bisschen...“ Kou grinste gegen seine Lippen, dann zupfte er mit den Fingern an Kazukis Hemd. „Ich hoffe, dir gefällt, was wir für heute Abend ausgesucht haben. Es ist ein bisschen... anders als sonst. Du sagtest ja, ich darf mich austoben...“

„Mhm... Ich vertraue ganz auf dein Urteil und Taniguchis Geschmack ist ebenfalls nicht schlecht, er hätte dich sicher aufgehalten, wenn du komplett danebengelegen hättest, Kou.“

„Dann... überraschen wir uns gegenseitig?“ Bernsteinfarbene Augen sahen ihn aufgeregt an.

„Ja, wenn du nichts verrätst, verrate ich auch nichts und wir sehen später, wofür wir uns entschieden haben. Willst du vorher noch etwas essen? Es wird heute Abend auch ein Buffet geben, falls du jetzt keinen Hunger hast, Honey“, sagte er leise, da Kou dicht vor ihm stand und er die Nähe nicht dadurch stören wollte.

Der Jüngere schüttelte den Kopf. „Ich bin gerade viel zu aufgeregt, um etwas zu essen. Ich hole noch meine Sachen aus dem Bad, dann können wir gleich los.“

 

„Wartet hier, ich bin gleich wieder da.“

Der Kies auf dem Hof des Anwesens knirschte leise unter seinen Sohlen, als Kazuki aus dem Auto stieg und sich aufrichtete. Tetsuo öffnete die Fahrertür seines schwarzen Teslas und stieg ebenfalls aus, um sich eine Zigarette anzuzünden, Hotaru und Kou saßen auf der Rückbank. Sie sahen Kazuki neugierig nach, als er unter den Augen der sich höflich verneigenden Kobun am Eingang des Anwesens an diesem vorbeiging, um über schmalen Kiesweg an der Garage entlang zu Sayuris Wohnung weiter hinten auf dem Gelände zu gehen. Er wusste, dass sie samstags nicht selbst kochte und Essen bestellte, um den Abend mit Haruka oder allein zu verbringen, wenn ihre Tochter anderweitig beschäftigt war, so dass sie höchstwahrscheinlich im Wohnzimmer war, um etwas zu lesen. Die Türen zum Garten hin waren geschlossen, um die sommerliche Hitze auszusperren, so dass er aus seinen Schuhen schlüpfte und über die Veranda um das separate Gebäude herumging, um die Wohnung durch die Eingangstür zu betreten, die tagsüber nicht abgeschlossen war, da immer eine Wache in der Nähe war, um den Eingang im Auge zu behalten. Der Kobun verneigte sich knapp vor ihm, bevor er sich wieder an den Pfosten lehnte und Kazuki die Tür hinter sich zuzog.

„Oh, Too-san, du hier?“ Haruka kam ihm im Flur entgegen, die Haare mit einem plüschigen Haarband mit glitzernder Schleife aus der Stirn geschoben, auf dem Gesicht trug sie eine rosafarbene Tuchmaske, die zur Farbe ihrer Frotteeshorts passte. Auf ihrem übergroßen T-Shirt war ein Tiger aufgedruckt, eindeutig eines von Shiros Shirts. „Ist irgendwas? Mama ist im Wohnzimmer.“

„Sehr gut. Ich bin nur hier, um deine Mutter zu entführen, sonst ist nichts, meine Kleine“, antwortete Kazuki grinsend, legte ihr kurz einen Arm um die Schultern, um ihr einen Kuss auf die Schläfe zu drücken und ging weiter zu seinem Ziel.

„Wie...? Too-san, bist du betrunken?“ Sie folgte ihm verwirrt.

„Fahren würde ich nicht mehr, aber nein, ich bin nicht betrunken, Haru-chan.“

Er schob die Tür zum Wohnzimmer auf, wo Sayuri auf dem Fußboden saß, ein Tablet in der Hand und eine hellgrüne Tuchmaske auf dem Gesicht, die langen Haare hatte sie zu einem unordentlichen Knäuel auf dem Kopf zusammengebunden, neben ihr auf dem Tisch stand ein Glas Rotwein.

„Du trinkst Wein vor dem Essen, Sa-chan?“ Er blieb vor ihr stehen und sah schmunzelnd auf sie herab.

„Ich hatte vorhin einen Snack, verehrter Gatte. Was gibt’s, dass du uns an einem Samstag beehrst? Ist das Wochenende nicht Kou vorbehalten?“ fragte Sayuri nicht weniger schmunzelnd, den Kopf in den Nacken gelegt.

„Kou ist im Auto, du fehlst uns heute noch, damit der Abend gut wird“, gab er zurück, nahm ihr das Tablet aus der Hand und zog sie am Handgelenk auf die Füße. „Ich bin hier, um dich zu entführen, Sa-chan.“

„Du bist nicht betrunken, oder? Hast du dir den Kopf angeschlagen? Bist du high?“ fragte sie amüsiert und tätschelte seinen Kopf. „Haru und ich wollten einen Filmabend machen, ich kann nicht weg.“

„Du kannst und du wirst. Karasu hat dich eingeladen und diesmal wirst du mitkommen, du hast die Seven Ravens-Gründerparty viel zu lange nicht mit deiner Anwesenheit beehrt, Kiyohime-sama.“

Kazuki wartete nicht auf ihre Antwort, sondern nahm ihre kurze Verwirrung zum Anlass, sie ohne große Umschweife hochzuheben und sie sich über die Schulter zu werfen. Sayuri quiekte überrascht und hielt sich an ihm fest, da sie ein wenig nach hinten rutschte, bis er sie sicher an den Oberschenkeln festhielt. Haruka sah die beiden kopfschüttelnd an und zog ihr Handy aus der Hosentasche, um ein Foto davon zu machen.

„Haru! Fotografier das nicht auch noch...!“ schimpfte Sayuri. „Lass mich runter, Kazuki, ich habe gar nichts anzuziehen und ich war ewig nicht...“

„Du musst dich um gar nichts kümmern, Sa-chan, das habe ich getan. Alles, was du tun musst, ist mitkommen, dich hübsch machen lassen und heute Abend Spaß haben“, entgegnete er ernst, Haruka zwinkerte er zu. „Shiro hat heute Abend frei, wenn du noch jemanden brauchst, damit euer bestelltes Essen nicht kalt wird.“

„Äh...“ Haruka lief dunkelrot an, dann öffnete sie den beiden die Tür zur Veranda. „Viel Spaß, ich mach hinter euch zu! Tob dich aus, Kaa-san!“

 

Sie entsperrte ihr Handy und rief Shiro an, nachdem sie die Tür und den Vorhang hinter den beiden zugezogen hatte.

„Shi-chan...? Ich habe zwei riesige Pizzen und sturmfrei bis morgen, kommst du vorbei?“ fragte sie zuckersüß, nachdem ihr Freund den Anruf angenommen hatte.

„Wieso hast du sturmfrei? Was ist mit dem Filmabend mit Sayuri-nee-san passiert?“ hakte Shiro überrascht nach, im Hintergrund waren Männerstimmen zu hören.

„Too-san war gerade hier und hat sie entführt, irgendwas von Seven Ravens, einer Party und einem Karasu, keine Ahnung, aber sie wird wohl vor morgen nicht hier sein. Ich schaffe auf keinen Fall zwei Pizzen, so verfressen bin ich nicht und wäre schade, wenn ich eine wegwerfen müsste...“ Haruka ließ sich mit einem Seufzen auf ihren Sitzsack fallen und zog ein Knie an. „Kannst du deinen Männerabend einmal für deine süße Freundin sausen lassen? Bitte?“

„Was ist mit Takuya?“ Leises Rascheln und das Klacken einer Bierflasche war zu hören, als Shiro aufstand.

„Der ist in seinem Zimmer, an unserem Filmabend hat er immer frei. Du weißt, dass er uns sicher nicht stört, Shi-chan... Too-san hat uns mitten in unserem Beauty-Programm gestört, ich bin ganz weich und zart, überall...“ säuselte sie ins Handy, ein leichtes Grinsen auf den Lippen.

„O... Okay... Ich bin in fünfzehn Minuten da, nicht weglaufen, Haru. Eventuell auch in zehn... Sorry, Jungs, ich muss weg...“

„Fahr vorsichtig, Shi-chan“, sprach Haruka leise, wovon er nichts mehr mitbekam, da er schon aufgelegt und sich das Handy in die Jackentasche geschoben hatte. Sie grinste in sich hinein, sprang von ihrem Platz auf und flitzte ins Bad, um ihr Gesicht von der Tuchmaske zu befreien und sich etwas vorzeigbarer zu machen.

 

Bis Kazuki mit Sayuri am Auto ankam, stand Hotaru rauchend neben Tetsuo am Auto, die Türen hatten sie wegen der sommerlichen Hitze geöffnet, damit sie im Auto nicht gebacken wurden. Tetsuo grinste breit, als er Sayuri über Kazukis Schulter hängen sah, wo sie ihn verfluchte und schimpfte, weil er sie einfach mitnahm. Die Kobun am Eingang wussten nicht so recht, was sie mit der Situation anfangen sollten, es war ihr Job, zu verhindern, dass Sayuri entführt wurde, aber wenn der Entführer ihr Waka und Ehemann war, waren sie sich nicht ganz sicher, ob sie überhaupt eingreifen durften.

„Bleibt da, es ist alles in Ordnung“, informierte Kazuki sie grinsend. „Sayuri hat vergessen, dass sie auf eine Party eingeladen war, wir holen sie nur ab.“

„In Ordnung, Waka. Wir wünschen Euch einen schönen Abend“, antworteten die Kobun folgsam und gingen zur Eingangstür zurück.

„Kazuki, lass mich runter, das ist albern und peinlich und...“

Sayuris Schimpftirade wurde dadurch unterbrochen, dass er sie auf dem Kies des Hofs abstellte, seitlich auf die Rückbank setzte und sich vor sie hockte, um ihr ein Paar Sandalen anzuziehen, die er aus ihrem Schuhregal mitgenommen hatte. Sie trat ihm mit dem nackten Fuß gegen das Schienbein, bevor er diesen festhielt und den zweiten Schuh anzog.

„Vertrau mir, Sa-chan.“ Kazuki strich ihr über die Hand und sah sie versöhnlich an, während sie schmollte. „Wir lieben dich viel zu sehr, als dass wir dich mit sowas ärgern würden.“

„Ich habe wohl keine andere Wahl, was?“ fragte sie seufzend.

„Heute nicht. Wenn du weglaufen willst, fangen wir dich wieder ein und stecken dich notfalls in den Kofferraum, aber dann erklären sie uns wirklich für völlig wahnsinnig“, feixte Tetsuo und stieg auf der Fahrerseite ein, seine gerade begonnene Zigarette im Mundwinkel. „Steigt ein, sonst kommen wir zu spät.“

Sayuri rutschte grummelnd auf den mittleren Sitz, damit Kazuki neben ihr einsteigen konnte, Hotaru nahm auf der Beifahrerseite Platz. Kou drückte ihre Hand, kaum dass sie sich angeschnallt hatte und lächelte sie aufmunternd an, auch wenn er sich das Grinsen über ihre unordentliche Frisur und die hellgrüne Tuchmaske in ihrem Gesicht kaum verkneifen konnte.

„Tut mir leid, ich...“ Er prustete leise und deutete dann auf ihr Gesicht. „Darf ich?“

„Oh Gott... Ja, bitte. Ich habe nichtmal einen Spiegel dabei...“

Sie warf Kazuki einen ärgerlichen Blick zu, bevor sie sich zu Kou drehte, der ihr die Tuchmaske vorsichtig vom Gesicht zog, während Tetsuo den Tesla vom Hof fuhr. Von vorne reichte Hotaru eine Packung Feuchttücher nach hinten, mit denen Kou ihr Gesicht reinigte, bevor er die leichte Feuchtigkeitscreme auftrug, die er immer in seiner Tasche hatte. Sayuri seufzte leise unter der sanften Berührung, die Creme roch schwach nach Hibiskus und fühlte sich gut an.

„So... Das sollte reichen, bis wir angekommen sind.“

„Danke, Kou... Du bist wirklich ein Engel.“ Sie schmiegte sich an seinen Arm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Immerhin einer, der nett ist, wobei, du auch, Taniguchi, danke für die Tücher.“

„Nichts zu danken, Sayuri-nee-san. Bei den Machos muss man immer vorbereitet sein, die denken ja nicht an sowas“, antwortete Hotaru grinsend, er hatte sich halb nach hinten gedreht und nahm die Packung mit den Tüchern wieder zurück, um sie im Handschuhfach zu verstauen.

„Werd nicht frech, Hotaru, sonst kannst du laufen“, meckerte Tetsuo, zog sich die Zigarette aus dem Mund und reichte sie Sayuri nach hinten, als sie an einer Ampel standen. „Ich weiß, du hast wie Kazuki aufgehört, aber du siehst aus, als könntest du die jetzt gebrauchen, Sayuri-nee.“

„Danke, Füchschen.“ Sie nahm die Zigarette entgegen und zog daran, mit einem Seitenblick auf Kazuki, der nur leicht die Stirn runzelte und das Fenster ein Stück öffnete, damit der Rauch nach draußen ziehen konnte. „Seit wann weißt du, dass Karasu mich eingeladen hat?“

„Er hat mir letzte Woche davon erzählt und es bedauert, dass du die letzten Jahre nicht mehr im Club warst. Du weißt, wie sehr er dich schätzt“, antwortete Kazuki schmunzelnd. „Kou und ich waren letzten Freitag im Club für sein Debut als mein Sub. Er hat sich großartig geschlagen und Karasu war ganz hin und weg von ihm.“

„Du meinst, von meinen Füßen, Kazu...“ bemerkte Kou grinsend.

„Das auch, aber er hat mir selbst noch einmal gesagt, wie wunderbar er dich fand in dem Outfit, das er gemacht hat. Es freut ihn immer, die Dinge getragen zu sehen, die er in seiner Werkstatt zusammenklebt.“

„Ohh... Das hätte ich zu gern gesehen. Ziehst du es für mich noch einmal an, Kou?“ fragte Sayuri mit einem Funkeln in den Augen.

„Heute nicht, nur etwas davon. Lass dich überraschen.“ Er schob einen Arm um ihre Taille und drückte sie. „Ich bin froh, dass du Kazu nicht häutest, weil er dich entführt hat, Sayuri. Wir haben es besprochen, du brauchst einen Abend, an dem du Spaß hast und du selbst sein kannst. Seine Kinks zu vernachlässigen ist ungesund.“

„Ob ich ihn noch häute, habe ich noch nicht entschieden, aber wenn du so süß bist, kann ich das gar nicht tun, Kou. Du hast recht, ich habe das viel zu lange vernachlässigt“, antwortete sie leise. „Zu schade, dass ich nicht mit dir spielen kann, du bringst viel von dem mit, was ich mag.“

„Sa-chan... Denk gar nicht daran, Kou kriegst du nicht. Es werden genug Subs da sein, mit denen du dich austoben kannst, dafür brauchst du nicht meinen“, intervenierte Kazuki von ihrer anderen Seite, woraufhin sie ihn nur lüstern angrinste, was bei ihrem Gammeloutfit und dem unordentlichen Dutt ein wenig albern wirkte.

 

Tetsuo ließ seine vier Passagiere vor dem Eingang des Hotels aussteigen, um sein Auto dann selbst auf den Parkplatz zu fahren und das Gepäck zur gebuchten Suite zu bringen. Kazuki kümmerte sich um den Check-in, Hotaru hatte ein wachsames Auge auf die Umgebung, doch die Sicherheitsvorkehrungen im Hotel waren wegen der Gründerparty um einiges höher als üblich, wie er zufrieden feststellte, nachdem er sich einmal umgesehen hatte. Sayuri stach zwischen den elegant gekleideten Gästen in der Lobby heraus wie ein Pfau in einem Hühnerstall, doch sie verhielt sich kaum anders als sonst. Ändern konnte sie an ihrer Erscheinung in diesem Moment wenig, so dass sie sich bei Kou unterhakte und wartete, bis Kazuki fertig war und mit mehreren Schlüsselkarten in der Hand zu ihnen kam.

„Du hast eine Suite für dich allein, Sa-chan. Ich habe zwei Phönixe herbestellt, die unsere Türen bewachen, sie sollten schon oben sein. Tetsuo und Taniguchi haben frei, sobald wir oben sind“, erklärte er und führte sie zum Aufzug.

„Oh, ihr seid heute nicht die grimmigen Aufpasser, Taniguchi?“ fragte Sayuri verwundert. „Was habe ich verpasst?“

„Das weißt du ja noch gar nicht, also... das ist so...“ begann Kou grinsend, bis Hotaru ihm hastig eine Hand vor den Mund hielt, damit er nichts ausplaudern konnte.

„Kou, ich pieke dich, bis du schreist, wenn du das ausplauderst“, warnte er ihn, rot bis zu den Ohren, er zog die Hand wieder weg, weil Kou über seine Handfläche geleckt hatte.

„Tetsu ist nicht mehr der ewige Single“, erklärte Kazuki an Kous Stelle, woraufhin der Rothaarige schnaufend die Hände vors Gesicht drückte und sie erst wegzog, als die Türen des Aufzugs sich mit einem leisen „Pling“ öffneten.

Tetsuo lehnte an der gegenüberliegenden Wand, er hatte einen anderen Aufzug genommen und war kurz vor ihnen angekommen. Er sah von Hotaru, der immer noch rot im Gesicht war, zu den anderen, die hinter ihm aus dem Aufzug traten. Hotaru blieb vor ihm stehen und lehnte sich seufzend mit der Stirn an seine Brust.

„Der Boss hats ausgeplaudert, Tetsu...“ jammerte er leise.

„Naja... So schlimm ist es nicht, wenn Sayuri es weiß. Ist ja nicht so, dass wir da ein Geheimnis draus gemacht haben, oder?“ Der Blonde drückte ihn kurz an sich. „Deine Suite ist direkt neben unserer, Sayuri-nee, die Wände sollten aber schalldicht genug sein, dass Kou dich nicht wachhält, wenn er schreit.“

„Sehr rücksichtsvoll von dir, Tetsuo, danke.“ Sayuri sah überrascht zu Kazuki, der die Hand auf ihren unteren Rücken legte.

„Ich begleite dich kurz, Sa-chan. Ihr könnt euch schon fertig machen, wie ich euch kenne, braucht ihr länger dafür und je eher ihr anfangt, desto besser“, sagte er.

Kazuki führte sie zu ihrer Suite, nachdem er Tetsuo die Schlüsselkarten für die Suite gegeben hatte, die sie sich teilten. Er hielt ihr die Tür offen, damit sie hineingehen konnte, weit kam sie jedoch nicht, da sie überrascht stehenblieb, weil die Suite nicht leer war. Neben dem Tisch im Wohnbereich stand eine junge Frau, auf dem Tisch waren ein beleuchteter Spiegel und Make-up-Utensilien aufgebaut. Auf dem von dort aus einsehbaren Bereich des Betts im abgetrennten Schlafbereich sah sie eine Kiste mit einer großen Schleife darum stehen.

„Kazuki, was...“ Sayuri hob die Hände vor den Mund und sah ihn mit feuchten Augen an.

„Wie ich sagte, ich habe mich um alles gekümmert. Noriko-san sorgt dafür, dass du wie gewohnt wunderschön aussiehst und damit du nicht nackt zur Party musst, habe ich Karasu etwas nur für dich anfertigen lassen“, erklärte Kazuki sanft, nickte Noriko zu und führte seine Frau in den Schlafbereich.

Neben dem Bett stand ein Kleiderständer, an dem ein einzelnes Kleid auf einem Bügel hing. Das perlweiße Latex schimmerte sanft im Licht, es war großzügig gepudert, so dass es noch etwas matt war, passendes Öl stand auf einem Tischchen in der Nähe. Das Kleid selbst war tief ausgeschnitten und würde Sayuri bis zu den Knien reichen, eng anliegend wie eine zweite Haut. Rund um den tiefen Ausschnitt waren in zwei übereinanderliegenden Reihen voluminöse Rüschen angebracht, die ihren Oberkörper bis zu den Seiten bedecken würden, Schultern und Rücken waren bis zum Poansatz frei, da es nur mit einer Schleife im Nacken geschlossen war. Unter dem Kleid stand ein Paar weißer Plateaustiefeletten mit schwarzer Schnürung und schwarzer Sohle.

„Karasu entschuldigt sich im Vorfeld, wenn es nicht perfekt funktioniert, er hatte nur wenige Tage für die Umsetzung“, fügte er seiner Erklärung hinzu. „Dafür sollte es passen.“

„Maßanfertigung, Kazuki? Wie?“ Sie ging zu dem Kleid und strich ehrfürchtig mit den Fingerspitzen darüber.

„Haru hat mir geholfen, sie war die einzige, die ohne dein Misstrauen an deine aktuellen Maße kommen konnte“, gab er mit einem schiefen Grinsen zu. „Für die Lüge, weshalb sie deine Maße braucht, musste ich Shiro heute freigeben.“

„Ich wundere mich über nichts mehr... Sie ist schließlich unsere Tochter. Das ist wunderschön, Kazuki... Vielen Dank, du bist großartig.“ Sayuri ging zu ihm zurück um ihn zu umarmen. „Was ist in der Kiste auf dem Bett?“

„Eine komplett neue Bondage-Ausstattung und einige Spielzeuge nur für dich, die ich ausgewählt habe, Kiyohime-sama. Deine alten Sachen sind sicher nicht mehr im besten Zustand und damit du neu anfangen kannst, brauchst du ein Starterpaket. Du kannst es nachher auspacken, wenn du allein bist und gleich ausprobieren, wenn du magst, es ist alles einsatzbereit. Dein Mitgliedsring für den Club liegt auch dabei, der war noch bei mir.“ Kazuki drückte sie fest und küsste sie auf die Stirn. „Sieh es als nachträgliches Geschenk zu unserem zwanzigsten Hochzeitstag, den ich Holzkopf verplant habe. Ich hätte den nie vergessen dürfen, verzeih mir bitte.“

„Ach Unsinn... Du hattest ganz andere Dinge im Kopf. Ich bin dir sehr dankbar, für alles, liebster Ehemann“, antwortete sie und drückte ihn sanft von sich weg. „Lass deinen süßen Prinzen nicht warten, ich brauche auch etwas Zeit, um mich fertig zu machen, wir sehen uns nachher und dann haben wir Spaß, ja?“

„Selbstverständlich, Liebes.“

 

Kazuki und Tetsuo standen vor dem Spiegel im großen Bad der Suite und richteten ihre Frisuren und Hemdkrägen. Kou und Hotaru hatten das zweite Bad und das angrenzende Schlafzimmer belagert, um sich fertig zu machen, sie hörten sie leise kichern, als hätten sie dabei nicht wenig Spaß.

„Ich habe keinen blassen Schimmer, was die beiden sich überlegt haben“, murmelte Tetsuo und öffnete noch einen Knopf seines dunkelgrau schimmernden Seidenhemds, dessen Kragen er sich über das Revers seines weißen Blazers gezogen hatte.

„Ich auch nicht. Ich weiß nur, dass Kou sich die Latexstrümpfe und Armstulpen geholt hat, die er letzte Woche getragen hatte.“ Kazuki trug ein schwarzes Jacquard-Hemd mit eingewebten Streifen zu seinem weißen Nadelstreifenanzug, der perfekt saß. Unter seinem Hemd blitzte ein Harness aus gekreuzten Lederriemen hervor, da er es wie sein blonder Stellvertreter bis zur Brust geöffnet hatte, die dunkelbraunen Haare hatte er streng gescheitelt und mit Pomade zurück gestrichen.

„Ich komme mir wie verkleidet vor, Aniki...“

„Wieso? Wir sehen aus wie zwei Gangster aus den Zwanzigern, das ist doch genau das, was wir ständig versuchen, nur mit weniger Stil als damals“, gab der Ältere grinsend zurück. „Fehlt nur ein Hut.“

„Die anderen, wir sicher nicht und wehe, du packst noch Hüte für uns aus, vollkommen lächerlich will ich mich nicht machen“, meckerte der Blonde, wusch sich die Hände und trat einen Schritt zurück.

„Du bist angespannt, Tetsu, dazu besteht kein Grund. Hast du daran gedacht, etwas für Taniguchi einzupacken, damit er nicht geklaut wird?“

„Ja. Wäre ja noch schöner, wenn irgendeiner von den anderen denkt, er wäre frei und verfügbar. Es ist sein erstes Mal in einem BDSM-Club, da muss er nicht gleich verschreckt werden.“ Er kramte ein schmales Halsband mit einem silbernen Anhänger in Form einer Kitsunemaske aus seiner Hosentasche, ein umfunktionierter Schlüsselanhänger, da er so kurzfristig nichts neues hatte besorgen können.

„Das ist hübsch, auch wenn es improvisiert ist“, sagte Kazuki anerkennend, zog zwei goldene Ketten mit Anhängern in Form von Phönixen aus einer Schachtel, von der er eine anlegte, so dass sie zwischen den Enden der tätowierten Schwingen auf seiner Brust lag, die zweite behielt er in der Hand, um sie Kou zu geben, sobald er fertig war.

„Kou weiß gar nicht wohin mit allem, wenn du ihn so sehr beschenkst, Aniki“, bemerkte Tetsuo grinsend, zog ihm die Kette aus der Hand und betrachtete den etwa drei Zentimeter großen Anhänger.

„Ich weiß, dass es in der letzten Woche etwas viel war, aber ich habe ihm ebenso viel zugemutet und er hat sich großartig geschlagen... So langsam gewöhnt er sich daran, dass ich ihm damit einfach nur eine Freude bereiten möchte, ich muss mir seine Liebe nicht erkaufen“, antwortete er schmunzelnd und nahm die Kette wieder an sich. „Das mit der Kette ist mir auch erst vorgestern eingefallen, da es bei dieser Party immer etwas lockerer zugeht und wenn er sich umsehen will, kann er das tun, ohne dass ich ihn begleite. Da ist es besser, er ist markiert, noch wissen nicht alle, dass er mir gehört.“

„Nachvollziehbar.“ Tetsuo schaute zur offenen Badtür, da er die Tür des zweiten Schlafzimmers gehört hatte. „Sie sind wohl fertig. Gehen wir?“

Kazuki hatte sich umgedreht, kaum dass er das Klacken der Türklinke gehört hatte, verließ das Bad und durchquerte das große Schlafzimmer zum Wohnbereich, wo er wie angewurzelt im Türrahmen stehenblieb. Tetsuo lief fast in ihn hinein, so eilig war er ihm gefolgt.

Kou und Hotaru standen nebeneinander im Raum, beide sahen etwas unsicher aus der Wäsche, da sie sich plötzlich nicht mehr sicher waren, ob ihre Idee so gut war, da die beiden älteren Männer so elegant und cool aussahen.

„Überraschung“, flötete Kou mit einem schiefen Grinsen und zupfte den Stoff seines schwarzen Vinylbodys zurecht, der seinen Po nur halb bedeckte. Seine Oberschenkel zierten immer noch die Kratzer von Kazukis Krallen, der Rest seiner Beine steckte in seinen neuen Latexstrümpfen, die vom Öl ähnlich glänzten wie der im Nacken geschlossene Body und die Latexarmstulpen. Die langen, schwarzbraunen Haare hatte er an den Kopfseiten geflochten und zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden, damit die Markierungen, die Kazuki auf seinem Rücken hinterlassen hatte,  durch den grob geschnürten Rückenausschnitt sichtbar waren. Der goldene Halsreif schmiegte sich über dem Kragen des Bodys um seinen Hals. In der Hand hielt er ein Paar Schnürstiefel.

Hotaru trug einen ähnlichen Body aus stretchigem, leicht schimmernden Kunstleder, der aus demselben Material war wie seine oberschenkelhohen Stiefel, die seine schlanken Beine betonten. Der dünne Stoff schmiegte sich an seinen Oberkörper, bedeckte Brust und Rücken bis zum Hals, darüber trug er eine kurze weiße Weste, um den kreisförmigen Ausschnitt am Rücken unter dem Verschluss zu verdecken, damit sein Tattoo nicht sichtbar war. An den Armen trug er fingerlose lange Handschuhe, die ihm bis über die Ellbogen reichten. Seine dunkelrot gefärbten Haare waren locker nach hinten gestrichen, so dass der frische Undercut sichtbar war und die Piercings in seinen Ohren zur Geltung kamen.

„Kou, wir haben etwas vergessen...“ Hotaru drehte sich um, flitzte ins angrenzende Zimmer und kam kurz darauf mit ihren in Okinawa gekauften Katzenohren zurück, von denen er Kou das schwarze Paar aufsetzte, bevor er sich seine eigenen auf den Kopf setzte. „Miau.“

Tetsuo schob sich an Kazuki vorbei und blieb dicht vor den beiden stehen, um ihre Ohren gerade zu rücken und Hotaru dann das schmale Halsband anzulegen, das er für ihn vorbereitet hatte.

„Damit du nicht geklaut wirst, Aru. Du kannst es behalten, wenn es dir gefällt, wenn nicht, wirf es zuhause einfach wieder in meine Schublade...“ erklärte er mit belegter Stimme. „Ihr seht großartig aus.“

„Oh, danke...“ Hotaru befühlte den Anhänger staunend. „Soll ich dich heute Meister nennen, Tetsu?“

„Ganz wie du willst...“

„Kazu...?“ Kou sah unsicher zu seinem Partner, dem die Worte fehlten. „Gefällt es dir nicht?“

„Doch... Sehr. Müssen wir das Zimmer wirklich verlassen oder können wir einfach hier feiern? Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinsehen soll, Kou, du... ihr beide seht großartig aus.“

Kazuki verließ seinen Platz an der Tür und stellte sich vor ihn. Er strich ihm über die Wange, dann löste er den Anhänger von der Kette, die er für ihn gekauft hatte und klemmte ihn mit einem kleinen, goldenen Karabiner an die Öse seines Halsreifs, so dass er direkt darunter auf seinem Halsansatz lag.

„Sieh es als hübschere Hundemarke, Honey... Damit jeder weiß, dass du mir gehörst, auch wenn ich nicht in deiner Nähe bin“, erklärte er.

„Hmmm... Du trägst denselben?“ Kou strich mit den Fingerspitzen über den Anhänger auf Kazukis Brust, was eine Gänsehaut bei dem Älteren auslöste.

„Ja, so hat jeder dem anderen etwas geschenkt, das wir beide tragen können.“

„Jungs! Wenn ihr noch länger braucht, gehe ich allein“, hörten sie Sayuris Stimme durch die Tür zur Suite, an die sie ungeduldig klopfte. „Diese Party feiert sich nicht von allein.“

Kazuki küsste Kou zärtlich, bevor er einen Arm um seine Taille legte und ihn zur Tür schob, wo der Jüngere geschickt in seine Stiefel schlüpfte und sie zuschnürte. Tetsuo und Hotaru folgten ihnen, nachdem sie ebenfalls einen kleinen Kuss ausgetauscht hatten, da Hotaru Mühe hatte, seine Aufregung im Zaum zu halten. Er wusste nicht, was ihn erwartete, dass seine Begleiter jedoch sehr entspannt waren, beruhigte ihn ein wenig. Sayuri erwartete sie auf dem Flur, das weiße Latexkleid schmiegte sich an ihren Körper und betonte ihre schlanke Figur, die Tattoos auf ihren Armen und dem Rücken leuchteten im Kontrast umso mehr. Ihre hüftlangen, dunkelbraunen Haare waren zu einem hohen geflochtenen Pferdeschwanz gebunden, was ihr Gesicht strenger aussehen ließ, als es normalerweise war. Ihr breites Grinsen ließ von der erwarteten Strenge jedoch nichts erkennen.

„Himmel, seht ihr scharf aus. Ich nehme die Twinks, ihr könnt euch irgendwo an den Rand stellen, Jungs“, sagte sie grinsend, zog Kou und Hotaru an den Handgelenken zu sich und drückte jedem von ihnen einen Kuss auf die Wange, ihr dunkelroter Lippenstift hinterließ nur leichte Spuren auf ihrer Haut.

„Du siehst fantastisch aus, Sayuri. Wie fühlst du dich?“ fragte Kou fröhlich.

„Wunderbar. Okay, ich hatte eventuell ein, zwei Gläser Champagner, während Noriko mich angepinselt hat, aber gut... Gehen wir?"

„Eher eine halbe Flasche...“ unkte Tetsuo, woraufhin er sich von Kazuki einen Stoß in die Rippen einfing.

„Shhht, sonst häutet sie dich... oder peitscht dich aus, du weißt, dass sie da Spaß dran hat“, warnte der Ältere ihn.

„Gehen wir, Sayuri-nee-san, die beiden müssen sich erst noch sammeln, glaube ich...“ Hotaru bot ihr seinen Arm an, Kou flankierte sie von der anderen Seite.

„Du bist wirklich höflich, Hotaru. Ich darf doch Hotaru sagen, oder?“ Sie sah ihn neugierig an, schob ihre Hände unter den Armen der beiden hindurch und ließ sie auf ihren zur Hälfte entblößten Hintern liegen.

„Du hast deine Hand schon auf meinem Hintern, ich glaube, da kann ich jetzt auch nicht mehr ablehnen... Sayuri“, antwortete er schmunzelnd.

Sayuri schenkte ihm ein Lächeln, Kou ebenfalls, dann zog sie die beiden mit sich, so dass Kazuki und Tetsuo nichts anderes übrig blieb, als ihnen kopfschüttelnd zu folgen und die Aussicht zu genießen.

Chapter Text

Der Club war heller, als Kou ihn in Erinnerung hatte und das Mobiliar so gestellt, dass der Raum um einiges offener wirkte und sich alles um die Tanzfläche herum drapierte. Längs zur auf Hochglanz polierten Bar war ein Buffet aufgebaut, das keine Wünsche offen ließ und Kou den Gedanken an die Kosten des Ganzen in seinem Kopf ganz weit nach hinten schob. Die Mitarbeitenden des Clubs liefen in ihren halbtransparenten Livreen umher, verteilten Getränke und Häppchen an die schon anwesenden Gäste, auch wenn es noch früh war und Kazuki einige bekannte Gesichter vermisste, die mit Sicherheit später auftauchen würden.

Sayuri war mit ihren leichtbekleideten Begleitern direkt am Eingang stehengeblieben und zögerte, während sie sich umsah. Sie war so lange nicht dort gewesen, dass es sich seltsam anfühlte und sie für den Moment nicht wusste, wie sie sich verhalten sollte.

Kazuki schob ihr von hinten die Hände auf die Taille und lehnte sich an sie, um sie zu ermutigen: „Entspann dich, Sa-chan. Lass es ganz langsam angehen und gewöhne dich erst wieder daran, du weißt, wie es geht und ich bin mir sicher, du findest so schnell Anschluss wie früher.“

„Du hast ja recht... Sind heute alle ohne Maske da?“ fragte sie neugierig und drehte den Kopf leicht zu ihm.

„Ja, wie immer. Nur geladene, verschwiegene Gäste, deshalb können wir darauf verzichten.“

„Großartig. Ich sehe mich um, die beiden lasse ich bei dir“, antwortete sie, schob Kous und Hotarus Hände in Kazukis und ließ sie mit einem Zwinkern stehen, bevor sie quer durch den Raum lief, da sie jemanden gesehen hatte, den sie kannte.

„Ich gehe Drinks organisieren und Kou etwas zu essen, bevor er sich zu schnell abschießt“, bemerkte Tetsuo schmunzelnd, tätschelte Hotarus Hintern und steuerte die Bar an, wie er es gewohnt war.

„Uhm... Sollte ich ihm vielleicht zur Hand gehen?“ fragte Hotaru leise, da er sich kaum vorstellen konnte, wie Tetsuo vier Drinks und einen Teller Essen transportieren wollte.

„Das schafft er schon, keine Sorge. Kou?“ Kazuki zog Kou näher zu sich und hielt ihn mit einem Arm um die Taille fest.

„Ja, Daddy?“ Kou sah ihn durch seine runden, goldgerahmten Brillengläser an, da er sich an diesem Abend gegen Kontaktlinsen entschieden hatte.

„Du musst heute nicht ständig in meiner Nähe sein, Hotaru bleibt bei dir, aber ihr könnt euch umsehen und Spaß haben. Du kommst zu mir, wenn ich dich rufe, verstanden? Verbal oder nonverbal, du wirst es wissen, wenn ich dich bei mir haben will“, raunte er in sein gepierctes Ohr, dass es Kou einen Schauer über den Rücken jagte. Er ließ Hotarus Hand los, dann zog er die kleine Fernbedienung für den vibrierenden Plug aus der Tasche seines Jacketts, die Kou ihm noch in der Suite unauffällig zugeschoben hatte und zeigte sie ihm. „Benimm dich, wie der gute Sub, der du bist, dann bekommst du eine Belohnung, Kätzchen...“

„In Ordnung, Daddy... Bekommt Hotaru auch eine Belohnung, wenn er sich gut benimmt?“ Kou strich mit den Fingerspitzen über Kazukis freiliegende Brust und sah kurz zu seinem rothaarigen Bodyguard.

Der Ältere sah zu Hotaru und lächelte begierig. „Wenn er das will, bekommt er auch eine Belohnung.“ Er steckte die Fernbedienung wieder ein, zog den Kleineren näher und hob sein Kinn mit den Fingern an, damit er ihn ansah, die olivgrünen Augen groß und neugierig. „Ich bin mir sicher, dass du dich wie immer vorbildlich benimmst, Hotaru. Du darfst dir aussuchen, von wem du deine Belohnung bekommst, wenn der Abend fortgeschritten ist.“

Hotaru schlug die Augen nieder, bevor er den Blick wieder auf ihn richtete und leicht nickte. „Das ist zu gütig, Boss... Ich werde darauf achten, dass Kou sich benimmt, damit du uns beide belohnen kannst.“

„Sehr gut...“ Kazuki strich mit dem Daumen über Hotarus Unterlippe, ließ ihn jedoch los, als Tetsuo zurückkam, ohne Drinks oder Essen. „Sind die Drinks schon aus, Tetsu?“

„Unsinn, sie werden zu unserem Tisch gebracht. Karasu hat dir wieder deinen Stammplatz reserviert“, antwortete er brüsk, dann legte er einen Arm um Hotarus Taille und zog ihn von Kazuki weg und an seine Seite. „Du hast deinen eigenen Sub, begrabsch nicht gleich in der ersten Minute meinen...“

Das leise Grollen in Tetsuos Stimme ließ Kazuki wissend grinsen, sein kleiner Ziehbruder konnte überraschend besitzergreifend sein, auch wenn er oft anders tat. Allerdings gehörte das Verhalten zur Rolle, die der Blonde sich für den Club zurechtgelegt hatte, wenn er nicht sein stiller Schatten war, sondern aktiv am Geschehen teilnahm. Er schob seine Hand auf Kous Hüfte, befühlte die weiche Haut unter dem Beinausschnitt des Bodys und ließ den Blick durch den Raum schweifen. In der Nähe seines üblichen Sitzplatzes sah er Karasu stehen, der Clubbesitzer überschüttete Sayuri mit Komplimenten, neben ihm kniete ein junger Sub barfuß auf dem Fußboden, dessen Leine er locker in der Hand hielt. Der ältere Mann drehte sich halb zu ihnen um, nachdem Sayuri in ihre Richtung gewiesen hatte und winkte sie zu sich, Kazuki folgte der Aufforderung nur zu gern, Tetsuo folgte ihm mit Hotaru am Arm.

„Kyōi, alter Freund, du bringst heute nicht nur eine Überraschung mit, wie ich sehe, sondern gleich mehrere“, begrüßte Karasu ihn, der ohne Maske etwas anders aussah, als Kou ihn sich vorgestellt hatte. Die graumelierten Haare hatte er wie die anderen Männer ordentlich frisiert, was die Narbe, die sich von seinem rechten Auge zu seinem Mundwinkel zog nur noch mehr betonte, über dem rechten Auge trug er eine hochwertig gearbeitete lederne Augenklappe mit einem aufgeprägten, silbernen Raben. Das linke Auge hatte im gedimmten Licht des Clubs die Farbe von schwarzem Kaffee und beobachtete die Neuankömmlinge aufmerksam. Er trug wieder einen mattschwarzen Anzug, darunter ein weißes Latexhemd mit passender Fliege, seine Hände steckten in dünnen Lederhandschuhen.

„Wenn du uns schon so explizit einlädst, kann ich mich ja nicht darum drücken, Karasu“, entgegnete Kazuki schmunzelnd. „Meine kleine Libelle kennst du, Kitsune ebenfalls. Für seinen süßen Begleiter ist es eine Premiere, das kleine Glühwürmchen ist neu in der Szene. Kiyohime hast du schon gefunden, wie ich sehe.“

„Sehr schön, wirklich.“ Karasu nahm Kous Hand und hauchte einen Kuss auf seinen latexbedeckten Handrücken. „Ich freue mich, dich wiederzusehen, kleine Libelle, dazu noch in diesen wunderschönen Stücken. Du siehst großartig aus.“

„Vielen Dank, Karasu-sama, wir haben uns heute besonders viel Mühe gegeben, das Glühwürmchen und ich“, antwortete Kou höflich, die bunten Tattoos, die unter Karasus Latexhemd durchschienen, waren ihm nicht entgangen.

„Das sehe ich.“ Er wendete sich Tetsuo und Hotaru zu, nickte dem Blonden anerkennend zu und hob Hotarus Gesicht wie Kazuki zuvor am Kinn an, um ihn anzusehen. „Du bist überaus niedlich, kleines Glühwürmchen. Da hat unser Fuchsgeist einen sehr guten Fang gemacht, du wirkst mir aber nicht wie der typische Bottom-Sub, Kleiner, habe ich recht?“

„Ich bin in der Hinsicht flexibel, Karasu-sama... ganz wie mein Besitzer mich haben möchte“, gab Hotaru leise zurück, ein freches Funkeln in den olivgrünen Augen, was seinen Gegenüber schmunzeln ließ.

„Das dachte ich mir. Kitsune ist ja immer für eine besondere Herausforderung zu haben, die scheinst du ihm zu bieten. Ich wünsche dir heute Abend viel Spaß, wir beißen alle nicht, außer du willst es.“

Karasu ließ ihn los und sah kurz zu dem Sub, der immer noch still neben ihm kniete.

„Kiyohime, hast du immer noch Interesse an aufmüpfigen Subs, die du zähmen kannst oder willst du es fürs Erste ruhig angehen?“ fragte er Sayuri, die an einem Glas Champagner nippte.

„Ich mag Herausforderungen, ist der Kleine der, von dem du mir vorhin erzählt hast?“ Sie ging um ihn herum und blieb direkt vor dem jungen Mann am Boden stehen, der den Kopf gesenkt hatte, seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt, außer einer enganliegenden Latexhose trug er ein stabiles Halsband, an dem die Leine befestigt war, die Karasu hielt.

„Ja. Er ist noch nicht lange bei uns, wir werfen niemanden raus, nur weil es mit dem Partner nicht funktioniert, sein Dom war mit ihm überfordert, die Chemie stimmte einfach nicht“, erklärte Karasu. „Er ist bi, vielleicht braucht er einfach eine erfahrene Queen wie dich, die ihm zeigt, wo sein Platz ist, Kiyohime.“

Sayuri leckte sich über die Lippen, während sie den Sub vor sich auf dem Boden betrachtete, dann streckte sie die frisch manikürte Hand aus, in die Karasu die Leine legte. Sie wickelte sich das dünne Leder um die Hand und zog den jungen Mann daran ein Stück näher und nach oben, so dass er sie unweigerlich ansehen musste.

„Hast du einen Namen, Kleiner?“ fragte sie kühl.

„Wie immer Ihr mich nennen wollt, Herrin...“ antwortete er unterwürfig, Karasus Behandlung hatte ihm sichtlich den Wind aus den Segeln genommen.

„Oh, aufmerksamkeitsbedürftig wie ein kleines Hündchen, was? Du bist mir ja ein niedlicher Welpe.“ Sie wendete sich Karasu wieder zu, ein anzügliches Schmunzeln auf den Lippen. „Ich werde heute sicher meinen Spaß mit ihm haben.“

„Wunderbar, ich bin froh, dir eine Freude mit ihm zu machen, meine Liebe“, entgegnete der ältere Mann, dann wies er mit der Hand auf die großzügige Sitzecke, die mit einer Couch und mehreren Sesseln ausgestattet war. „Nehmt Platz, eure Drinks sollten unterwegs sein. Whiskey für euch, Kyōi und Kitsune?“

„Gern.“

Kazuki ließ sich auf einem der ledernen Sessel nieder und zog Kou auf seinen Schoß, Tetsuo nahm den Sessel direkt daneben, ließ Hotaru aber vorerst nur auf der Armlehne platznehmen. Sayuri machte es sich mit ihrem neuen Spielzeug auf der Couch bequem, der Sub blieb brav auf dem Fußboden davor knien und sah sie unterwürfig an, bis sie ihm schmunzelnd über den Kopf strich und ihm erlaubte, diesen auf ihrem Knie abzulegen, nachdem Karasu ihr Champagnerglas neu gefüllt hatte.

„Ich komme später wieder zu euch, nicht, dass die anderen noch eifersüchtig werden, weil ich euch zu viel Aufmerksamkeit schenke“, sagte Karasu zwinkernd, reichte Kou noch den Teller mit den fischfreien Köstlichkeiten vom Buffet und verabschiedete sich mit einer angedeuteten Verbeugung, um sich um die anderen Gäste zu kümmern, die nach und nach eintrafen.

Hotaru rutschte ein wenig unruhig auf seinem Platz umher, bis Tetsuo ihm eine Hand auf den Oberschenkel legte.

„Ist etwas?“

„Nur eine Frage... Karasu-sama spricht euch alle mit Decknamen an, soll ich das auch tun? Also... Kou nicht Kou nennen sondern Libelle?“ fragte Hotaru unsicher.

„Untereinander könnt ihr euch nennen, wie ihr wollt, uns sprich bitte mit diesen Namen an und andere mit welchem sie sich dir vorstellen, es dient der Anonymität, auch wenn zum Beispiel Karasu ganz genau weiß, wer wir sind“, beantwortete Kazuki seine Frage. „Es ist mein Versäumnis, dir das vorher nicht gesagt zu haben.“

„Verstehe... Verzeiht mir, wenn ich Fehler mache“, sagte er leise und zupfte am Saum eines Stiefels.

„Jeder macht Fehler, niemand erwartet von dir, dass du dich perfekt verhältst, Arulein, das muss man erst lernen“, ermutigte Kou ihn, bevor er sich ein Häppchen in den Mund schob und genüsslich darauf herumkaute. „Das ist unfassbar gut, willst du auch was, Daddy?“

„Mhm... Ein Stück.“

Mit dem Mund zog Kazuki ihm ein mit Trüffel gefülltes Maki aus den Fingern und ließ es sich nicht nehmen, an seinen Fingern zu knabbern. Kou hatte danach etwas Mühe, seinen Teller zu leeren, bevor er sich mit rotem Kopf seinem Drink widmete.

„Vielleicht hilft es dir, wenn ihr euch ein wenig umseht und du andere kennenlernst, Aru, um ein Gefühl für alles zu bekommen“, schlug Tetsuo vor, seine Finger strichen sanft über Hotarus Oberschenkel. „Primär ist es immer noch eine Party, es geht nicht so streng und sexuell aufgeladen zu wie sonst, auch wenn nichts ausgeschlossen werden kann. Ihr könnt tanzen gehen oder euch durch das Buffet probieren, ganz wir ihr wollt.“

„Das klingt großartig. Ich bin es gar nicht mehr gewohnt, einmal nicht aufpassen und arbeiten zu müssen, wenn wir gemeinsam unterwegs sind. Tanzen ist eine sehr gute Option, sich zu entspannen, auch wenn mir noch andere Möglichkeiten einfallen, mein Großer...“ entgegnete Hotaru schmunzelnd, rutschte halb auf seinen Schoß und strich mit den Lippen über sein Ohr. „Aber dafür ist später auch noch Zeit, denke ich.“

Tetsuo legte eine Hand auf seinen Po, drückte fest zu und brummte angetan von der Idee: „Später... Wir sind gerade erst angekommen und wir haben Zeit, mein Kleiner...“

Der Rothaarige kicherte leise, windete sich aus seinem Griff und stand auf, wo er seine Kleidung ausgiebig richtete, bevor er sich zu Kou beugte, der nicht weniger ungeduldig war, sich zu bewegen und Spaß zu haben. Er nahm ihm den leeren Teller ab und ergriff dann seine Hand, um ihn mit Kazukis Erlaubnis von seinem Schoß zu ziehen, damit sie sich umsehen konnten.

 

„Die beiden haben euch ganz schön in der Hand, Jungs...“ bemerkte Sayuri amüsiert.

„Kou hat sich nach der Woche ein paar Freiheiten verdient und du weißt selbst, dass wir im größeren Kontext auch nur unseren Subs dienen und nicht sie uns.“

Kazuki prostete ihr zu, bevor er einen Schluck von seinem Whiskey nahm, zuversichtlich, wie gut der Abend noch für sie verlaufen würde. Tetsuo entspannte sich zusehends, wie er bemerkte, er bereute nicht, die Einladung auf Hotaru ausgeweitet zu haben, da der kleine Bodyguard selten von Kous Seite wich und keine ruhige Minute gehabt hätte, wenn er allein zuhause geblieben wäre. Umso besser, dass Tetsuo endlich über seinen Schatten gesprungen war und eine Beziehung wagte, so dass er ihre unübersehbar enge Verbindung benennen konnte, ohne über seine eigene Zunge zu stolpern.

Sie blieben nicht lange auf ihren Plätzen sitzen, sondern schlenderten durch den Club, nachdem alle erwarteten Gäste eingetroffen waren und die Party richtig startete. Die Musik war laut genug, dass man tanzen konnte, wenn man das wollte, was hauptsächlich die anwesenden Subs nutzten, aber nicht so laut, dass man sich nicht mehr entspannt unterhalten konnte. Kazuki genoss es, sich hin und wieder mit Menschen auszutauschen, die seine Kinks und Ansichten teilten, außerhalb des Clans hatte er sonst niemanden dafür, innerhalb nur Sayuri und zu einem gewissen Grad noch Tetsuo, mit denen er darüber sprechen konnte.

Er hatte keine Schwierigkeiten, Kou im Auge zu behalten, der fast schon von sich aus darauf achtete, dass er noch in Rufweite blieb oder sie ohne Weiteres Blickkontakt aufbauen konnten. Sein Partner saß nach einer ausgiebigen Runde auf der Tanzfläche mit anderen Subs und Hotaru zusammen auf der gepolsterten Spielwiese, auf der zusätzlich Sitzkissen verteilt waren, wo sie sich austauschten und gegenseitig ihre Markierungen bewunderten. Kou kniete auf einem Pouf, die schweren Schnürstiefel hatte er zuvor ausgezogen, so dass sein Po ansehnlich auf seine nackten Fersen drückte. Hotaru saß neben ihm und hörte den anderen staunend zu, die Wangen leicht gerötet. Kazuki wusste, dass der Rothaarige alles andere als ein Unschuldslamm war, dafür hatte er ihn und Tetsuo oft genug gehört, doch die neuen Einblicke trieben ihm das Blut in die Wangen und ließen ihn noch niedlicher aussehen als sonst. Er drehte sich für einen Moment weg, um einem Kellner sein leeres Glas aufs Tablett zu stellen, als er Kou erschrocken quieken hörte.

 

„Uah!“

Kou quiekte laut, als er unbekannte Finger an seinem nackten Rücken spürte und fiel fast vornüber von seinem Sitzplatz.

„Verzeih, Täubchen, ich wollte dich nicht erschrecken“, hörte er eine entfernt vertraute Stimme hinter sich. „Wie ich sehe, hast du mittlerweile fliegen gelernt.“

Er drehte sich so hastig um, dass er tatsächlich seitwärts von dem Pouf rutschte, fing sich jedoch und stand halbwegs elegant auf, die bernsteinfarbenen Augen hinter seiner Brille groß vor Überraschung.

„Da... Hayate?“

Kou schlug die Hände vor den Mund, als er merkte, wie laut er war, ohne den Blick von dem älteren Mann abzuwenden, der in einen schwarzen maßgeschneiderten Cutaway mit grauer, fein gemusterter Ascot Tie gekleidet war, die ein wenig dunkler war als seine grauen, kurzen Haare. Die Lachfalten um seine dunkelbraunen Augen wurden tiefer, als er sanft lächelte und eine Hand auf Kous Kopf legte, bevor er ihn in eine freundschaftliche Umarmung zog.

„Du bist groß geworden, kleines Täubchen. Ich bin überrascht, dich hier zu sehen“, sagte Hayate leise.

Kou schlang beide Arme um seine Taille und hielt sich an ihm fest, da er für den Moment einfach nur froh war, ihn zu sehen. Er brauchte etwas, sich zu sammeln und ihn mit feuchten Augen anzusehen, seine Mundwinkel zogen sich zu einem breiten Lächeln.

„Und ich erst, Hayate. Oder hast du hier einen anderen Namen, den ich nicht kenne?“ fragte er grinsend.

Bevor Hayate antworten konnte, spürte Kou eine warme, schwere Hand auf seiner Schulter, die ihn langsam, aber bestimmt von seinem alten Bekannten fortzog. Kazukis Finger schlossen sich fest um seinen Oberarm, als er ihn dicht an seine Seite zog und den grauhaarigen Mann ernst ansah.

„Ich wusste nicht, dass du wieder im Land bist, Taka“, sagte Kazuki betont höflich, das leise Grollen in seiner Stimme ließ Kou ahnen, dass er sauer war. „Ich bin mir nicht sicher, wie es im Ausland ist, aber ich denke, auch da gibt es Regeln, die das Anfassen der Subs anderer betreffen.“

Hayate neigte entschuldigend den Kopf. „Verzeih, Kyōi, ich wurde von meiner eigenen Nostalgie übermannt, als ich Kou erkannt habe.“

Kazuki sah Kou fragend an, der trocken schluckte und angestrengt überlegte, wie er ihm das am besten erklärte.

„Sag es einfach, wie es ist, Kätzchen“, verlangte Kazuki kühl.

„Hayate... Taka-sama hat mir damals mein Studium finanziert, Nao hat uns bekannt gemacht. Er... nun... war sowas wie mein erster Dom, auch wenn das nie exklusiv war und, also...“ druckste Kou mit hochrotem Kopf.

„Ich war sein... Mäzen, auch wenn es sich rein auf seine Studiengebühren bezog und er fest darauf bestand, sich seine Miete und alles rundherum selbst zu verdienen. Mit Vorteilen für uns beide, er war ein sehr guter Schüler“, erklärte Hayate, als Kou die Worte ausgingen und sie ein wenig zur Seite gegangen waren, um die Umstehenden nicht mit ihrem Privatgespräch zu belästigen. „Ich habe ihm in den zwei Jahren auch nur die Grundlagen beigebracht, die größte Mühe hat sich Nao gegeben, ihn zu einem offenbar wunderbaren Sub zu machen, wenn du ihn für dich beanspruchst, Kyōi.“

Kazuki runzelte die Stirn. „Zwei Jahre nur? Was war mit der restlichen Zeit deines Studiums, Kou?“

„Der Vertrag lautete, dass er mir bis zum Abschluss die Gebühren zahlt, aber er wurde ins Ausland versetzt und auch wenn ich es vollkommen verstanden hätte, wenn wir den Vertrag eher beendet hätten, hat Taka-sama darauf bestanden, seinen Teil zu erfüllen, auch wenn er selbst nichts davon hatte, weil wir uns nicht sehen konnten“, erklärte Kou, etwas selbstbewusster als zuvor, Hotaru hatte sich auf seine andere Seite gestellt und drückte sanft seine Hand, schwieg jedoch.

Hayate nickte zustimmend. „Es war nicht seine Schuld, dass ich nicht hierbleiben konnte, deshalb musste er nicht darunter leiden. Wir haben uns das letzte Mal bei seinem Abschluss gesehen, da ich es mir nicht nehmen lassen wollte, dabei zu sein, wenn außer seinem Bruder sonst niemand von seiner Familie anwesend war.“

Kou presste die Lippen aufeinander und seufzte leise, dann sah er Kazuki an. „Ich habe dir nicht davon erzählt, weil es nie Thema war und ich das Kapitel längst abgeschlossen habe. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er das für mich getan hat, aber sonst verbindet uns nichts mehr. Was nicht heißt, dass ich mich nicht freue, es ist eine schöne Überraschung.“

Kazukis Griff an Kous Oberarm lockerte sich etwas, er zog ihn trotzdem dichter an sich und drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe. „Ich verstehe, verzeih mir, wenn ich überreagiert habe, Honey“, sagte er so leise, dass nur Kou es hören konnte.

Hayate lächelte wohlwollend, drehte sich halb um, um nach seinem eigenen Sub Ausschau zu halten, der mit einem Drink auf der Couch saß, wo er ihn zurückgelassen hatte.

„Ich sehe, du bist in besten Händen, kleine Libelle. Ich wollte auch nur kurz Hallo sagen und euch nicht weiter belästigen. Mein Sub wartet auch darauf, dass ich wieder zu ihm zurückgehe, er ist ein wenig ungeduldig heute“, sagte der ältere Mann und drückte Kous Hand, Kazuki nickte er zu. „Wir laufen uns sicher das eine oder andere Mal wieder über den Weg, habt noch einen schönen Abend.“

„Den werden wir haben“, entgegnete Kazuki schmunzelnd, er hatte Kou losgelassen, damit er Hayate noch einmal kurz umarmen konnte. „Dir auch noch einen schönen Abend, Taka.“

Kou seufzte tief, dann drehte er sich ganz zu Kazuki um und schmiegte sich an ihn, so dass sein Partner ihn umarmen konnte.

„Tut mir leid, Daddy, ich war so überrascht, dass ich nicht nachgedacht habe...“ entschuldigte er sich leise.

„Unsinn. Du hast nichts falsch gemacht, Kätzchen. Du konntest nicht ahnen, dass er hier ist. Nichtmal ich wusste, dass er wieder in der Stadt ist und selbst wenn ich es gewusst hätte, wusste ich nicht, dass die Information für dich wichtig sein könnte“, beschwichtige Kazuki ihn. „Geht’s wieder?“

„Ja... Sollen wir mit zu dir kommen?“ fragte Kou, während er sich vorsichtig über die Augen wischte, um seinen Eyeliner nicht zu verschmieren.

„Nur wenn ihr möchtet. Ihr wart im Gespräch mit den anderen, das könnt ihr gerne fortführen und solange Kitsune sich noch darum drückt, seinen Abend mit seiner Begleitung zu verbringen...“ entgegnete Kazuki amüsiert.

Tetsuo saß auf seinem Sessel, rauchte und hörte Karasu und Sayuri mit halbem Ohr zu, während seine dunkelgrauen Augen den Raum sondierten und an den dreien hängen blieben. Er hob fragend eine Augenbraue, als Kazukis Blick den seinen traf.

„Hmmm... Ich glaube, wir brauchen eine kleine Pause vom vielen Reden, Kyōi-sama“, sagte Hotaru, hakte sich auf Kazukis anderer Seite unter und grinste ihn an. „Wir können ihn auch nicht so lange allein lassen, wer weiß, welche Flausen Kiyohime-sama ihm noch in den Kopf setzt.“

Kazuki lachte leise, was auch Kou sichtlich entspannte. „Ich merke schon, du hast wirklich keine Anpassungsschwierigkeiten, Glühwürmchen.“

„Wie auch, bei so toller Gesellschaft?“

Chapter Text

Sayuri und Karasu kamen ihnen entgegen, als sie zurück zu ihrem Platz gingen. Kazukis Frau zog ihr neues Spielzeug an der Leine hinter sich her, ein süffisantes Grinsen auf den Lippen. Sie zwinkerte den dreien zu und folgte Karasu dann zu einer Gruppe Männer und Frauen, die an einem Tisch saßen und den beiden nur zu gern noch etwas Platz machten.

Tetsuo drückte seine Zigarette im Aschenbecher neben sich aus, dann lehnte er sich in seinem Sessel zurück und sah Kazuki ernst an, der mit Kou und Hotaru an den Armen vor ihm stehenblieb.

„Bist du fertig mit deiner Runde, Aniki?“ fragte er spöttisch.

„Ja, alle sind glücklich, dass ich sie mit meiner Aufmerksamkeit beehrt habe. Jetzt kann ich mich um die wichtigen Dinge kümmern“, antwortete Kazuki schmunzelnd, löste sich aus Hotarus Griff und zog Kou mit sich auf den Sessel neben dem Blonden, wo er ihn festhielt um mit der Zunge ausgiebig seinen Mund zu erforschen.  

Bevor Tetsuo noch etwas sagen konnte, war Hotaru auf seinen Schoß gerutscht, so dass er links und rechts neben seinen Oberschenkeln auf dem Polster kniete und schlang die Arme um seinen Nacken, um ihn innig zu küssen. Er legte die Hände auf seinen Po und zog ihn fest an sich, während der Kleinere seinen Kopf mit leichtem Zug an seinen Haaren weiter nach hinten beugte, um seinen Kuss zu intensivieren.

„Hnmm...“ Hotaru löste seine feuchten Lippen schwer atmend von seinen und sah ihn mit geröteten Wangen an. „Das tat gut... Hast du mich vermisst, mein Großer?“

„Sehr... Hattest du Spaß mit Kou und den anderen, mein Kleiner?“ Der Blonde schob die Fingerspitzen unter den Saum des Bodys an seinem Hintern und strich über die weiche Haut darunter, die vom Tanzen und Sitzen leicht feucht war.

„Oh ja... Ich habe viel gelernt. Sie waren alle auch sehr gesprächig und haben viel erklärt, wie lange waren wir eigentlich weg...?“ Der Rothaarige zupfte an den kurzen Haaren in Tetsuos Nacken und leckte ihm den Geschmack des Whiskeys von den Lippen.

„Hmmm... fast zwei Stunden. Ich wollte euch nicht stören, um dich zu holen, es ist wichtig, dass du erst die Basics lernst...“ antwortete Tetsuo leise. „Aber ich bin sehr froh, dass du wieder da bist.“

„Wie froh, mein Großer?“ gurrte Hotaru.

„So sehr...“ Er drückt ihn ein wenig nach unten, so dass er mit dem Schritt gegen die Erektion in seiner weißen Anzughose stieß. „...dass ich am liebsten jetzt schon meinen Spaß mit dir hätte, weil du in deinem Outfit heute so unfassbar sexy bist, mein Kleiner.“

„Ja...? Was hält dich auf?“ Hotaru schob eine Hand nach unten und legte sie fest auf Tetsuos Erektion, was dem Blonden ein gepresstes Stöhnen entlockte.

Weiter kamen sie nicht, da Kou überrascht aufstöhnte und ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Er klammerte sich an Kazuki, auf dessen rechtem Bein er saß und schmiegte das Gesicht an seine Halsbeuge, während der Ältere süffisant schmunzelte und an einem Rädchen an einer handlichen, schwarzen Fernbedienung drehte, die rechte Hand lag auf seinem unteren Rücken. Kou zitterte leicht, während er versuchte, die Fassung zu bewahren. Was auch immer Kazuki mit ihm tat, hatte einen sichtbaren Effekt, seine Erektion zeichnete sich trotz Shapewear unter seinem engen Body ab, gut sichtbar für Hotaru und Tetsuo, die auf Kazukis linker Seite saßen.

„D... Daddy... Das ist gemein...“ jammerte Kou leise, die Finger in Kazukis Hemd vergraben.

„Ich bin auch nicht nett, Kätzchen... Brauchst du mehr? Du bist so leise...“

Der Jüngere schüttelte den Kopf und presste die Lippen zusammen.

„Du willst nicht? Dein Daddy will dich aber hören, kleines Kätzchen und wenn du nicht willst, dass ich ganz gemein werde, öffnest du jetzt besser deinen süßen Mund und lässt uns deine Stimme hören...“ raunte Kazuki in seinem üblichen Tonfall, wenn er in seinem Domspace war. „Das Publikum hat dich letzte Woche auch nicht gestört, da hast du dich sogar genau hier von mir ficken lassen...“

„Ja, aber...“ Kou sah zu Tetsuo und Hotaru, die eine Woche zuvor nicht dabei gewesen waren, dazu war Hayate mindestens in Hörweite und Sayuri war auch nicht weit.

„Jeder hier weiß, wie verdorben du bist, kein Grund, schüchtern zu sein.“

Kazuki schob die Hand auf Kous Rücken tiefer, fuhr mit den Fingern fest über die Naht zwischen seinen Pobacken, bis er den Fuß des ferngesteuerten Vibrators fühlte, den Kou noch vor der Party dort versteckt hatte. So wie er gebogen war, lag der äußere Teil auf seinem Perineum, der innere drückte zielgenau auf seine Prostata und er war beeindruckt davon, dass Kou sich bis zu diesem Zeitpunkt so beherrscht hatte, da der Plug auch ohne Vibration durchaus spürbar war, erstrecht wenn er saß. Er drückte den Vibrator durch den Stoff tiefer in ihn, während er die Intensität mit der Fernbedienung erhöhte. Kou kippte laut stöhnend nach vorn, stützte sich mit beiden Händen auf Kazukis anderem Bein ab und machte ein Hohlkreuz, um seinen Hintern seiner Hand entgegenzudrücken.

„Daddy... Das ist so gut...“ wimmerte er, nicht mehr in der Lage, seine Stimme wirklich leise zu halten.

„Sehr gut, zeig uns, wie sehr dir das gefällt...“

Tetsuo zupfte mit den Zähnen an Hotarus Ohrläppchen, da er ihm sein Ohr zugewandt hatte, um Kou und Kazuki zu beobachten.

„So geil das gerade ist... musst du mich kurz aufstehen lassen, Aru, sonst macht uns meine Blase einen Strich durch die Rechnung“, flüsterte er, als er seine Aufmerksamkeit hatte.

Hotaru lachte leise, dann rutschte er rückwärts von seinem Schoß, damit er aufstehen konnte, ließ sich aber gleich wieder auf dem Sessel nieder, während Tetsuo in Richtung der Toiletten ging. Kazuki sah zu Hotaru und drehte die Vibration ein wenig herunter, was ein empörtes Wimmern von Kou zur Folge hatte.

„Sollen wir uns Zeit lassen, bis er zurück ist...?“ fragte er den Rothaarigen schmunzelnd.

„Oh, so sehr ich davon überzeugt bin, dass ihn das freuen würde, musst du Kou wirklich nicht so quälen, Kyōi“, antwortete dieser ebenfalls schmunzelnd. „Nicht, dass er noch weint.“

„Du könntest ihm helfen“, schlug Kazuki vor.

Hotaru überlegte kurz, dann stand er auf, löste Kous Hände von Kazukis linkem Oberschenkel und setzte sich genau dorthin, wo sie vorher gewesen waren. Kazuki zog ihn mit dem linken Arm ein wenig näher, so dass er bequemer saß, die Hand mit der Fernbedienung legte er auf Hotarus Hüfte. Kou stützte sich mit den Händen stattdessen auf Hotarus Beinen ab, er wagte es nicht, sich weiter aufzusetzen, um nicht zu schnell zu kommen. Er sah seinen rothaarigen Bodyguard mit vor Erregung feuchten Augen an. Dieser legte die Handflächen auf seine Wangen und zog ihn näher für einen zärtlichen Kuss, ohne sich noch einmal bei Kazuki zu versichern, ob es in Ordnung war, da es offensichtlich war, dass er nicht geplant hatte, ihn einfach nur so dort sitzen zu lassen. Das leise Brummen des Älteren bestätigte ihm, dass seine Intuition richtig war.

Kou schmolz förmlich an seine Lippen, seine Fingernägel hinterließen kleine Halbmonde auf seinen Oberschenkeln, als er sich an ihm festklammerte, da die Vibration des Toys zwar schwächer, aber nach wie vor intensiv war. Kazukis Griff auf seiner Hüfte wurde fester, er zog ihn damit etwas näher zu sich, damit sein Gewicht besser auf seinem Bein verteilt war, ließ ihn aber auch nicht los, sondern strich mit den Fingerspitzen über die Haut seiner Oberschenkel, während er ihnen zusah.

Hotaru legte eine Hand in Kous Nacken, um ihn festzuhalten, mit den Fingerspitzen der anderen Hand strich er über seine Brust nach unten, bis er die kleinen Erhöhungen seiner Nippelpiercings spürte. Er umkreiste sie zuerst, dann rieb er fest darüber, was seinen Gegenüber in ihren Kuss stöhnen ließ. Der Rothaarige wusste, dass Kou dort empfindlich war, die Reaktion hatte er jedoch nicht erwartet. Er grinste gegen seine Lippen, dann legte er Daumen und Zeigefinger um eine seiner Brustwarzen und drückte sie zusammen.

„Du kannst ihn ruhig fester anfassen, Glühwürmchen...“ ermutigte Kazuki ihn mit leisem Grollen in der Stimme.

„Fester, Kou...?“ fragte Hotaru leise, er zog leicht an Kous Brustwarze.

„Ahh... Ja, bitte... Tu mir weh, Arulein...“

Da er seine Hand in seinem Nacken hatte, war es ein Leichtes, die zwei Druckknöpfe zu öffnen, die Kous Body dort geschlossen hielten. Er zog das glatte Material unter seinem Halsreif heraus und soweit herunter, bis seine Brust frei lag, die roten Steine der Piercings in seinen geschwollenen Brustwarzen funkelten im warmen Licht der Lampen um sie herum.

 

Tetsuo kam zurück, blieb für einen kurzen Moment mit fragendem Blick vor ihnen stehen, dann zog er sich den anderen Sessel so, dass er Kazuki direkt gegenüber stand und ließ sich schmunzelnd darauf nieder.

„Die beiden wollten nicht warten, Kitsune“, erklärte Kazuki die Situation, ein lüsternes Grinsen auf den Lippen.

„Das habe ich fast schon erwartet...“ Er rückte näher, bis seine Knie die von Kazuki fast berührten und stützte das Kinn auf eine Hand. „Lass dich nicht aufhalten, mein Kleiner, zeig uns, was du mit ihm vorhattest.“

„Als ob ich damit jetzt aufhören würde“, gab Hotaru frech zurück.

Er drückte Kous Oberkörper mit der Hand an der Schulter nach hinten, beugte sich vor und stieß mit der Zungenspitze gegen eine Brustwarze, leckte fest darüber, bevor er die Lippen darum schloss, um abwechselnd daran zu saugen und zu knabbern. Ein Knie schob er zwischen seine Beine, so dass es gegen seinen Schritt drückte, Kous Knie spürte er an seinem eigenen Schritt. Kazukis Hand auf seiner Hüfte strich über seinen Po, er ließ sie auf der ihm zugewandten Seite liegen, während Tetsuos Hand ihren Platz auf der anderen Hälfte einnahm, nachdem dieser sich vorgebeugt hatte. Ein kurzer Blick zur Seite offenbarte Hotaru, dass jeder von ihnen je eine Hand auf seinem und Kous Po liegen hatte, der dünne Stoff ihrer Bodys zusammengeschoben, so dass die Haut frei lag und sie sich ausgiebig damit beschäftigen konnten, sie zu berühren.

Kou hob eine Hand zu seinem Mund, um sein lauter werdendes Stöhnen zu dämpfen, Kazuki hatte die Vibration wieder stärker gestellt und es fehlte ihm nicht mehr viel, um seinen Orgasmus zu erreichen. Er hielt sich eisern zurück, da er nicht sicher war, ob er überhaupt kommen durfte, da sein Partner sich nicht dazu geäußert hatte, auch wenn es ihm von Sekunde zu Sekunde schwerer fiel. Er spürte Hotarus Zähne an seinen Brustwarzen ziehen, Kazukis und Tetsuos Hände an seinem Po, wo sie abwechselnd mit dem vibrierenden Plug spielten, was ihn fast in den Wahnsinn trieb.

„D... Daddy... Ich... darf ich...“ stammelte er, da er kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte, aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass sie durchaus etwas Aufmerksamkeit erregten, wenn auch nicht negativ.

„Hmmm... Ein bisschen hältst du es sicher noch aus, Kätzchen...“ entgegnete Kazuki neckend.

Kou schüttelte angestrengt den Kopf, er spürte Finger an seinem Anus, die direkt neben dem Plug über seinen Eingang strichen. Allein die Vorstellung davon, noch mehr ausgefüllt zu sein, ließ seinen letzten Rest Selbstbeherrschung in sich zusammenfallen und er kam zitternd, um nicht den ganzen Club zusammenzuschreien, presste er die Hand auf seinen Mund.

Er sank schwer atmend gegen Kazukis Brust, nachdem Hotaru ihn losgelassen hatte. Der Ältere hob sein Gesicht am Kinn an, mit dem Daumen strich er über seine feuchten, leicht geschwollenen Lippen.

„Du hast lange durchgehalten, Kätzchen...“ lobte er ihn leise.

„Ich habe mir Mühe gegeben, aber... ich konnte nicht mehr länger, Daddy...“ entgegnete Kou unterwürfig, eine Entschuldigung verkniff er sich, auch wenn sie ihm auf der Zunge lag.

„Mhm... Hattest du auch deinen Spaß, Hotaru?“ fragte Kazuki den Rothaarigen.

„Oh ja, gegen etwas mehr Spaß habe ich aber auch nichts einzuwenden.“

Hotaru neigte den Kopf und sah ihn direkt an, woraufhin er ihn für einen feuchten Kuss zur Belohnung näher zog, was Tetsuo auf seinem Platz amüsiert schnauben ließ. Kazuki sah den Blonden fragend an, die Arme um die beiden jüngeren Männer auf seinem Schoß gelegt, die sich beide an seine Brust lehnten, um zu Atem zu kommen.

„Du sagtest letztens, du wärst uns etwas schuldig dafür, dass wir auf die Kleine aufgepasst haben, während ihr hier euren Spaß hattet, Aniki...“ begann Tetsuo gedehnt, er lehnte sich auf dem Sessel zurück, eine Hand lag in seinem Schoß direkt neben seiner unter dem Stoff seiner Hose sichtbaren Erektion.

„Das habe ich gesagt, ja, worauf willst du hinaus?“ hakte Kazuki neugierig nach.

Der Blonde deutete mit dem Kinn auf Kou, der sich langsam wieder sammelte. „Wir wollen mit ihm spielen.“

„Ihr beide oder du, Kitsune?“

„Ich kann nicht für mein Glühwürmchen sprechen, aber ich gehe davon aus, dass er durchaus angetan ist, mehr von deiner kleinen Libelle zu haben...“ antwortete er schmunzelnd, sein Blick war intensiv und Kazuki hätte schwören können, dass er Kou allein mit den Augen schon vom Rest seiner Kleidung befreite und Hotaru gleich dazu. „Selbstverständlich nicht ohne dich, er ist schließlich dein Sub, du weißt am besten, wie viel er schafft und worauf er steht.“

„Darauf könnte ich mich einlassen... Aber nicht hier, noch mehr Publikum brauchen wir nicht.“

Kazuki dirigierte Kou und Hotaru von seinem Schoß, schlüpfte aus seinem Jackett und legte es Kou um die Schultern, nachdem er selbst aufgestanden war, damit sein Sub nicht halbnackt zurück zur Suite gehen musste. Hotaru versank halb in Tetsuos Jackett, schenkte ihm jedoch einen dankbaren Blick, da es seine sonst im engen Body unübersehbare Erektion verdeckte, da sie so schnell auch nicht nachlassen würde. Auf dem Weg nach draußen nickte Sayuri ihnen kurz anerkennend zu, sie hatte sich in der Zwischenzeit einen zweiten Sub angelacht, eine Frau in ihrem Alter, die gehorsam neben ihrem Sessel stand.

 

Kou verzog ein wenig beschämt das Gesicht, als Hotaru und Tetsuo ihn aus seinem Vinylbody und dem eng sitzenden Dancebelt darunter schälten, beides feucht von Schweiß und Sperma. Hotaru hatte die Weste ausgezogen, die er den ganzen Abend über seinem Body getragen hatte, kaum, dass sie in der Suite angekommen waren, kämpfte jedoch mit dem darunterliegenden Kleidungsstück, bis Kazuki ihm zur Hilfe kam und den Reißverschluss am Rücken öffnete, damit er sich ebenfalls ausziehen konnte. Stiefel und Armstulpen ließ er auf eine geraunte Bitte des dunkelhaarigen Yakuza an, so dass er wie Kou Beine und Arme zu einem Teil bedeckt hatte und sonst nackt war. Zusammen mit Kou befreite er Tetsuo von jeglicher Kleidung, die in einem unordentlichen Haufen auf dem Fußboden landete, nur unterbrochen von gierigen Küssen, die sie untereinander austauschten.

Da Kazuki sein Einverständnis gegeben hatte, dass sie ihren Spaß mit Kou haben durften, verschwendeten sie keine Zeit, genau dies zu tun.

Sie landeten auf dem großen Bett, Tetsuo zog die beiden je auf ein Bein, bis sie mit ihren Oberschenkeln an seine Erektion stießen. Er legte die Hände fest auf ihre Hintern, Hotaru zog sein Gesicht näher, um ihn weiter zu küssen, während Kou am Hals des Blonden knabberte und seine Finger über seine Brust nach unten wandern ließ.

„Du bist ungeduldig, Kou...“ raunte Tetsuo schmunzelnd, hielt seine Hand fest, bevor sie seinen Penis erreichen konnte und zog sie nach oben, um an seinen Fingern zu knabbern, da Hotaru von seinem Schoß gerutscht war.

„Du wolltest doch mit mir spielen...“ entgegnete Kou heiser, er rieb sich leicht an seinem Oberschenkel. „Du kannst doch nicht so ein Angebot machen und mich dann davon abhalten, dir deinen Wunsch zu erfüllen...“

Tetsuo lachte leise, zog Kou ganz auf seinen Schoß, so dass er die Beine um ihn schlingen konnte und ihre harten Penisse aneinander stießen. Mit den Fingerspitzen strich er über den Fuß des Plugs, der immer noch an seinem Platz im Po des Jüngeren war, ein testweises Betätigen des Power-Knopfs löste nur eine leichte, letzte Vibration aus, bevor der Akku vollends leer war. Kou legte die Arme um seinen Nacken und hob seinen Po ein wenig an, damit er besser herankam und stöhnte tief, als er ihn langsam aus ihm herauszog und neben sich ablegte. Der Blonde sah zur Seite, wo Kazuki es sich in der Nähe des Betts auf einem luxuriösen Kanapee bequem gemacht hatte und sie beobachtete, sichtlich angetan von dem, was er sah. Er strich Hotaru über die Wange, der hinter ihm kniete, seit er Kou Platz gemacht hatte.

„Hilfst du Kazuki aus seinem Anzug, Aru? Wenn er schon so großzügig ist, sollten wir ihn nicht außen vor lassen...“ fragte er leise, mit den Fingern seiner anderen Hand rieb er über Kous gelockerten, vom Gleitgel feuchten Anus.

„Aber selbstverständlich doch...“

Hotaru küsste ihn und Kou noch einmal, stand auf und lief zu Kazuki, der breitbeinig auf dem Polster saß, die Arme entspannt auf der etwas niedrigeren Rückenlehne abgelegt. Der Dunkelhaarige sah schmunzelnd zu ihm hoch, als er vor ihm stehenblieb.

„Kann ich etwas für dich tun, Hotaru?“ fragte Kazuki mit leisem Grollen in der Stimme, das dem Rothaarigen einen wohligen Schauer über den Rücken jagte.

„Es kann nicht sein, dass du als einziger noch angezogen bist“, antwortete er nach einer kurzen Pause, es war ungewohnt für ihn, von Kazuki mit Vornamen angesprochen zu werden. „Lass mich dir helfen.“

Hotaru wartete nicht lange, beugte sich über ihn und knöpfte mit geschickten Fingern das schwarze Hemd auf, das er trug. Er zog es über seine Arme nach unten, faltete es ordentlich zusammen und legte es über die Armlehne, zögerte kurz und ließ sich dann zwischen seinen Beinen auf die Knie fallen, um seine Hose zu öffnen. Er verlor kurz das Gleichgewicht, als Kazuki aufstand, damit er ihm die Hose auch ausziehen konnte, nachdem er sie geöffnet hatte, schob die Fingerspitzen in den Bund seiner Unterhose und zog sie mitsamt der weißen Hose nach unten, die er ihm inklusive der Socken auszog.

„Oh... wow...“

Mehr fiel Hotaru nicht ein, als er Kazukis Erektion direkt vor der Nase hatte. Kazuki legte eine Hand unter sein Kinn, hob es ein wenig an und strich ihm mit dem Daumen über die weichen Lippen, den er dazwischen schob, nachdem Hotaru seinen Mund leicht geöffnet hatte.

„Wie wäre es, wenn ich dich aufs Bett zurück begleite und du dir deine Belohnung von Tetsu abholst, kleines Glühwürmchen?“ fragte der Ältere leise.

„Hnnmm...“ Der Rothaarige stimmte summend zu, während er an seinem Daumen lutschte, sein Blick wanderte von Kazukis hartem Penis nach oben, um ihn anzusehen.

„Sehr gut... Komm.“

Kazuki half ihm auf die Füße, mit einer Hand auf seinem Hintern dirigierte er ihn zurück zum Bett, auf dem Tetsuo sich auf ein Kissen zurückgelehnt hatte, während Kou zwischen seine Beine gerutscht war, um seinen gepiercten Penis zu bewundern. Hotaru krabbelte neben den Blonden, zog ihm mit einem frechen Grinsen das Kissen unter dem Rücken heraus, so dass er flach lag und kletterte auf ihn, so dass er auf seiner Brust saß, den Hintern dicht vor seinem Gesicht, aber nicht so dicht, dass er an ihn herankam. Kazuki kniete sich mit ein wenig Abstand neben Tetsuo auf die Matratze.

„Daddy, uhm...“ Kou sah ein wenig unsicher von Tetsuos Penis zu seinem Partner, er wartete auf eine weitere Erlaubnis.

„Worauf wartest du, Kätzchen? Du darfst mit ihnen spielen, ohne, dass du für sowas meine Erlaubnis brauchst“, erklärte er, da Kou jedoch noch zögerte, rutschte er ein Stück vor, griff Tetsuos harten, schon leicht tropfenden Penis direkt über der Basis und richtete ihn auf, so dass er gegen Kous Lippen stieß. „Lutsch ihn, Kleiner, ich weiß, wie sehr du das willst.“

Kou leckte zärtlich einige Tropfen auf, dann schloss er wohlig schnurrend die Lippen um die gepiercte Spitze und senkte den Kopf, Kazukis Arm hielt er am Handgelenk fest, damit er ihn nicht wegziehen konnte. Tetsuo stöhnte hörbar, als er Kous heißen Mund spürte, Kazukis Finger umschlossen ihn fest, aber locker genug, dass er problemlos kommen konnte, wenn er soweit war. Seine Hände strichen über Hotarus Oberschenkel zu seinem Po, bis dieser sie mit seinen Unterschenkeln neben seinem Kopf auf der Matratze fixierte und zurückrutschte, so dass er mit der Zunge an ihn herankam, wenn er sich anstrengte.

„Ohh... Willst du ihn, mein Großer?“ gurrte der Rothaarige, legte beide Hände auf seinen Po und spreizte ihn, damit er einen besseren Blick hatte.

„J... Ja, bitte... Gib mir deinen süßen Arsch, Aru...“ bat Tetsuo atemlos. „Lass mich... dich belohnen, wie Kazuki es dir versprochen hat.“

Hotaru senkte seine Hüften ein wenig, so dass er mit Lippen und Zunge an ihn herankam und ihn lecken konnte. Tetsuo zog seine Arme unter den Beinen seines Partners heraus, um ihn näher zu ziehen und an der Hüfte festzuhalten. Eine Hand schob er um ihn herum, um sie um seine etwas vernachlässigte Erektion zu legen. Hotaru beugte sich vor und unterstützte Kou dabei, Tetsuo einen zu blasen, was den Blonden hörbar aus der Fassung brachte. Er stöhnte laut, während die beiden abwechselnd an seinem Penis lutschten und konnte sich nur schwer darauf konzentrieren, was er mit Hotaru tun wollte. Was sie taten, konnte er nicht sehen, da Hotarus Hintern ihm die Sicht versperrte, auch wenn die Aussicht ihm mehr als gefiel. Er zog ihn an der Hüfte ein Stück zurück, damit er ihn weiter mit seiner Zunge und seiner Hand befriedigen konnte, was der Rothaarige empört schnaubend zum Anlass nahm, sich für einen Moment ganz auf sein Gesicht zu setzen und ihm die Luft zu rauben, während er und Kou einen feuchten Kuss austauschten, Tetsuos Penis zwischen ihren Zungen.

Tetsuo grub die Fingerspitzen in Hotarus Hüften, unfähig, etwas zu sagen oder sie vorzuwarnen, und kam kurz darauf mit einem tiefen, gedämpften Stöhnen. Die Überraschung über seinen explosionsartigen Orgasmus spürte er mehr als er es hörte, Hotaru rutschte reflexartig ein Stück zurück, so dass er wieder atmen konnte, Kou war zwischen seinen Beinen ebenfalls ein Stück zurückgerutscht.

„Haaa... Tut mir leid, das... war zu gut...“ murmelte der Blonde heiser.

„Hmmmm... Wofür entschuldigst du dich, mein Großer?“

Hotaru stieg von ihm herab und drehte sich um, damit er ihn ansehen konnte, das niedliche Gesicht bis zum Haaransatz mit dickflüssigem Sperma befleckt, die dunkelroten Katzenohren saßen schief auf seinem Kopf. Ein kurzer Blick um ihn herum offenbarte ihm, dass Kou nicht viel besser aussah und ihm fiel jetzt erst auf, dass Kou noch seine Brille trug, von der sein Sperma nun tropfte.

„Das war viel...“ bemerkte Kou leise, zog die Brille aus und betrachtete sie stirnrunzelnd. „War das so gut, Tetsuo?“

„Unfassbar... Ihr seid großartig“, antwortete Tetsuo, setzte sich auf und zog die beiden näher, um sie nacheinander zu küssen und ihnen einige Tropfen von den Wangen zu lecken. „Danke. Was ist mit deiner Belohnung, Aru...?“

„M... Meine Belohnung? Oh... Hmm...“ Hotaru zögerte, es hatte ihm gefallen, was Tetsuo gemacht hatte, aber es reichte ihm bei Weitem nicht, um an diesem Abend auf seine Kosten zu kommen.

„Arulein... Du läufst aus...“ gurrte Kou in sein Ohr, legte einen Arm um seine Taille und glitt mit den Fingerspitzen über die gesamte Länge seines harten Penis. „Du siehst aus, als würde dir nicht mehr viel fehlen... Das ist doch Folter, wenn du das ständig unterbrichst...“

„Du musst das offenbar noch lernen, Hotaru...“ Kazuki war fast unbemerkt hinter ihn gerutscht, griff um ihn herum und schloss die Hand um seinen harten Penis, der voller Erwartung zuckte. „Wenn ich dir sage, dass du dir eine Belohnung abholen darfst, dann bekommst du die auch...“

Hotaru klammerte sich zitternd und stöhnend an Kou und Tetsuo, da Kazuki die Kontrolle übernommen hatte und es ihm gekonnt mit der Hand besorgte. Er spürte seine Erektion gegen seinen Hintern drücken und wünschte sich für einen kurzen Moment, ihn zumindest einmal zu spüren, um zu wissen, wie es sich sonst für Kou anfühlte, auch wenn er wusste, dass das für den Abend wahrscheinlich nicht geplant war.

„So ist gut, Aru... Entspann dich und komm für uns...“ raunte Tetsuo mit rauer Stimme, die dem Rothaarigen einen Schauer über den Rücken jagte.

Ein Sturm fegte durch Hotarus Kopf, als der Orgasmus ihn überrollte und er wäre kraftlos nach vorne gekippt, wenn Kazuki ihn nicht festgehalten hätte. Sein Sperma traf Kou und Tetsuo, die vor ihm saßen und ihn die ganze Zeit aufmerksam beobachtet hatten.

„Besser...?“ fragte Kazuki so leise, dass nur er es hören konnte.

„Ahh... Ja... Aber sorry, ich... bin immer noch hart...“ antwortete Hotaru stockend, woraufhin Kazuki sanft lachte.

„Wir sind auch noch nicht fertig... Ich brauche deine Hilfe, kleines Glühwürmchen, was meinst du, wie viele deiner Finger passen in Kou?“

Der rothaarige Bodyguard sah ihn mit großen Augen an, Kou und Tetsuo waren schon wieder miteinander beschäftigt und hatten offenbar nichts mitbekommen, aus dem Augenwinkel sah er, wie Kou eine nicht gerade kleine Menge Gleitgel auf den wieder harten Penis des Blonden gab und sie verteilte. Er quiekte mehr als er stöhnte, als Tetsuo ihn schnaubend packte und ein kleines Stück in ihn eindrang, um ihm zu zeigen, worauf er sich freuen konnte.

Hotaru sah von Kazuki auf seine Hand und wieder zurück zu ihm, ein freches Grinsen auf den Lippen. „Wieso nur meine Finger?“

„Das wollte ich hören... Kou, noch sind wir nicht soweit, runter da“, befahl Kazuki mit leisem Grollen in der Stimme.

„Hnnahh... Aber Daddy...“ jammerte der Angesprochene, der in diesem Moment ein ganzes Stück tiefer auf Tetsuos Penis sank, auf dessen Schoß er wieder saß.

Kazuki zwinkerte Hotaru zu, erhob sich halb und rutschte hinter Kou, um ihn ohne Umschweife an der Hüfte anzuheben. Tetsuo und der Künstler grunzten beide in leichter Frustration, als sie voneinander getrennt wurden, gefolgt von einem leisen Schrei von Kou, da Kazuki ihm einen gut gezielten Klaps auf den Po gegeben hatte.

„Dreh dich um, Kätzchen...“

Ein zweiter Klaps, da Kou nicht sofort reagierte. Er hob die Hand für einen dritten, als sein Sub sich hastig auf Tetsuos Schoß umdrehte und sich mit dem Rücken an seine Brust lehnte. Statt ihn noch einmal zu schlagen, nutzte er die erhobene Hand um sein Gesicht von unten zu umfassen und ihn ernst anzusehen.

„Du kennst die Regeln, Kätzchen. Dein Arsch gehört mir und nur ich entscheide, wer oder was dort noch Zugang hat, verstanden?“

„J... Ja, Daddy... Verzeih mir, ich bin einfach so... Verdammt geil und du hast selbst gesagt, ich darf mit ihm spielen“, gab Kou leicht trotzig zurück. „Darf ich ihn haben, bitte?“

„Später... Du bist noch nicht ganz bereit dafür und wir wollen ja nicht, dass du Schmerzen hast, die du nicht magst, mein Süßer“, entgegnete Kazuki schmunzelnd. „Lehn dich zurück und entspann dich... Zeig uns deinen gierigen, schwanzgeilen Arsch.“

 

Tetsuo schob die Hände unter Kous Oberschenkel und ließ sich mit ihm zurückfallen, so dass er mit dem Rücken auf seiner Brust lag, die Beine gespreizt und das Becken angehoben durch den festen Griff, mit dem er seine Oberschenkel festhielt. Kou schlug in einem Anflug von Schamgefühl die Hände auf sein Gesicht, dass Hotaru ihn so genau beobachtete, machte ihn nervös. Kazuki machte dem Rothaarigen Platz, damit er sich zwischen Tetsuos und Kous Beine knien konnte, blieb jedoch selbst auch direkt hinter ihm, um ihm leise Anweisungen ins Ohr zu flüstern. Kou lugte zwischen seinen Fingern hindurch, er fühlte sich ihnen völlig ausgeliefert und es ließ seine Haut kribbeln. Was Kazuki zuvor gesagt hatte, sickerte nur langsam in seinen vor Erregung und Alkohol getrübten Verstand, was meinte er mit Schmerzen, die er nicht mochte?

„Hmmm... Ich kann mir einen besseren Nutzen für Tetsus Hände vorstellen, was meinst du? Sollen wir ihm die Arbeit abnehmen?“ fragte Kazuki Hotaru leise, der kaum die Augen von den beiden vor ihm liegenden Männern abwenden konnte, die unterschiedlicher kaum sein konnten.

„Mhm... Er kann seine Hände wirklich besser einsetzen“, antwortete er.

Kazuki stieg kurz vom Bett, um eine Tasche zu holen, die er daneben abgestellt hatte. Es klapperte leicht darin, als er sie öffnete, um den Inhalt herausholen zu können. Kou wimmerte leise, als er die Fuß- und Oberschenkelgurte seiner neuen Fesseln sah, die Kazuki ihm zum Geburtstag geschenkt hatte, das goldfarbene, polierte Metall glänzte im gedimmten Licht des Zimmers noch dekadenter, als er es in Erinnerung hatte. Der dunkelhaarige Yakuza reichte die Fesseln an Hotaru weiter, der sie Kou gewissenhaft anlegte, sie aber erst schloss, nachdem Kazuki den Sitz geprüft hatte, damit sie nicht zu fest oder zu locker waren. Da Tetsuo Kous Beine noch hielt, war es nicht schwierig, seine Knöchel mit einem kurzen Verbindungsstück an seinen Oberschenkeln zu fixieren, so dass er die Beine weiterhin gespreizt halten musste, auch wenn der Blonde ihn losließ, um seine Hände sinnvoller einzusetzen. Nachdem Hotaru seine Arbeit zu Kazukis Zufriedenheit beendet hatte, legte der Ältere ein verstellbares Silikonband um die Basis von Kous hartem Penis und zog es so fest, dass er auf keinen Fall abspritzen konnte, wenn er kam.

„Dein Herz schlägt so schnell, Kou, bist du so aufgeregt...?“ raunte Tetsuo in Kous Ohr. „Nur noch ein kleines Bisschen, dann kriegst du meinen Schwanz wieder, der hat nämlich noch nicht genug von deinem heißen Arsch...“

Er strich mit den Händen über seine Brust nach oben, legte eine direkt unter seinem Kinn auf seinen Hals, um seinen Kopf ein wenig nach hinten zu strecken, mit der anderen hielt er ihn fest, damit er nicht von ihm herunterrutschen konnte, mit zwei Fingern rieb er über Kous Lippen, die sich fast sofort um sie schlossen, um an ihnen zu lutschen.

Kazuki ermunterte Hotaru leise, nicht zu lange zu zögern, nachdem er das Gleitgel auf seinen Fingern verteilt hatte. Der Rothaarige nickte, dann strich er neugierig mit den Fingerspitzen über Kous lockeren und noch von Tetsuos Penis leicht gedehnten Anus. Er hielt sich nicht damit auf, es langsam anzugehen, sondern entschloss sich, mit drei Fingern gleichzeitig in ihn einzudringen, was dem Künstler ein überraschtes Stöhnen entlockte.

„Wow... Du saugst meine Finger förmlich ein, Kou... So heiß, willst du mehr?“

Hotaru krümmte seine Finger in ihm, strich abwechselnd über seine Prostata und dicht daneben her, bevor er seine Finger ein wenig spreizte. Kou windete sich stöhnend vor ihm, nur gehalten von Tetsuos starken Armen.

„J... Ja... Bitte... Gib mir mehr, Arulein...“ bat Kou begierig.

Ein vierter Finger folgte, so dass nur noch sein Daumen außerhalb war, mit dem er von außen auf sein Perineum drückte, während er die vier Finger tief in ihn stieß.

„Gib ihm alles...“ befahl Kazuki hinter ihm, die tiefe Stimme nur ein leises Grollen.

Ein Zittern durchfuhr Kous schlanken Körper, als Hotaru den Daumen zu den restlichen Fingern seiner Hand schob und bis zum Handgelenk in ihn eindrang. Er spürte, wie seine Muskeln sich zusammenzogen, es fehlte nur ein kleiner Stupser, bis er seinen Orgasmus erreichte.

„Das machst du so gut, Kou... Komm für uns, zeig uns, wie geil du das findest.“

Tetsuo knabberte an seinem gepiercten Ohrläppchen, mit den Fingerspitzen rieb er fest über seine empfindlichen Brustwarzen, umfasste sie schließlich und zog daran. Der Orgasmus überrollte Kou, der den Rücken durchdrückte und seine Lust herausschrie, als seine Muskeln sich zusammenzogen. Er endete mit einem frustrierten Schnauben, da der Druck alles andere als nachgelassen hatte, zu dem feuchten Fleck auf seinem Bauch war kein neuer dazugekommen und sein Penis war nach wie vor schmerzhaft hart. Doch Kou mochte den süßen Schmerz, den der hinausgezögerte Orgasmus mit sich brachte, umso mehr freute er sich auf die Erlösung am Ende des Abends.

Hotaru zog seine Hand aus ihm heraus, wischte sie an seinem Tuch ab, das Kazuki ihm reichte und rutschte umständlich über seinen Schützling, um ihn zärtlich zu küssen, die Beine links und rechts von ihm und Tetsuo.

„Du bist großartig, Kou...“ flüsterte er gegen seine Lippen.

„Du auch, Arulein...“

Kou schlang die Arme um ihn und hielt ihn fest, um ihn weiter zu küssen, während Tetsuo die Chance ergriff, sich endlich seinen Wunsch zu erfüllen. Er griff unter Kou hindurch, um seinen Penis in die richtige Position zu bringen und drang mit einem Ruck in ihn ein. Mit den Händen auf seinen Oberschenkeln drückte er Kou bei jedem aufwärts gerichteten Stoß nach unten, um tief in ihn zu dringen und ihn in den Genuss seiner Piercings kommen zu lassen, auf die er nur für den Abend größere Kugeln geschraubt hatte.

Hotaru stöhnte gegen Kous Lippen, als er erst einen und dann zwei Finger an seinem Anus spürte, die in ihn eindrangen. Kazukis freie Hand strich über seinen Po, um ihn zu stabilisieren, während er ihn so gründlich vorbereitete, dass Hotaru sich bald an Kou klammerte und von seiner ursprünglichen Zurückhaltung nichts mehr vorhanden war. Er stöhnte mit Kou und Tetsuo um die Wette und schaute irritiert und flehend über seine Schulter zurück, da Kazuki seine Finger für seinen Geschmack viel zu früh aus seinem Hintern zog. Kazuki rutschte auf Knien näher, bis er dicht an Kou und Tetsuo war, richtete sich etwas auf und dirigierte Hotaru ein Stück nach hinten, ein begieriges Schmunzeln auf den Lippen. Der Rothaarige setzte sich halb auf, so dass er ihm näher war, in der Hoffnung, doch noch etwas Besonderes von ihm zu bekommen.

„Hmmm... So heiß dein Arsch ist, kleines Glühwürmchen, diesen Wunsch kann ich dir nicht erfüllen“, beantwortete Kazuki seine unausgesprochene Frage schmunzelnd. „Mein Schwanz gehört Kou allein, aber seiner steht zur freien Verfügung.“

„Seiner...? Kazuki, ist das wirklich in O... Ohhh... Fuck...“

Hotaru fluchte stöhnend, da Kazuki nicht zögerte und ihn stattdessen gekonnt auf Kous tropfendem, harten Penis platzierte und nach unten drückte, so dass sein Hintern klatschend auf seiner schweißfeuchter Haut aufschlug und er tief in ihn eindrang. Kou grub die Finger ins Laken unter sich, die unerwartete Stimulation ließ ihn laut stöhnen, auch wenn seine Erfahrung mit Kazuki ihm in einer Ecke seines Verstands zuflüsterte, dass sein Partner es sicher nicht allein dabei belassen würde.

„Du bist so sexy, Kou... Wie fühlt Arus süßer Arsch sich an?“ fragte Tetsuo unter ihm, eine Hand schob er nach unten, um sie um Hotarus Penis zu legen.

„H... Heiß... So heiß...“ stöhnte Kou zur Antwort, er hatte noch so viele andere Worte im Kopf, die er nicht ausformulieren konnte: Eng, großartig, er wollte mehr davon, auch wenn es ungewohnt für ihn war, seinen Penis so zu benutzen.

Hotaru gab sein Bestes, nicht zu viel Gewicht auf Kou zu verlagern, während er sich entgegen Tetsuos Stößen auf ihm bewegte. Kazuki stabilisierte ihn mit einer Hand an der Taille, seine Zähne kratzten über seinen Nacken, als er sich dichter hinter ihn schob und Kou sowie Tetsuo intensiv beobachtete. Kous Augen waren halb hinter seinen weichen, langen Wimpern verborgen, als er seinen Blick erwiderte. So sehr er auch von seiner Lust eingenommen war, suchte er jederzeit Kazukis Bestätigung und Aufmerksamkeit und wenn es nur durch einen kurzen Blick war, bevor er den Kopf leicht drehte und Tetsuos Lippen für einen feuchten Kuss suchte. Der Blonde sah Kazuki für einen kurzen Moment herausfordernd an, hielt Kous Kopf fest, um ihn weiter zu küssen und stieß demonstrativ fester in ihn.

Nur Hotaru merkte, wie Kazuki eine große Menge Gleitgel auf seiner Erektion verteilte, er hielt selbst für einen Moment inne, als ihm dämmerte, was er vorhatte und weshalb er Kou so gründlich vorbereiten sollte. Tetsuo gab einen gedämpften Laut von sich, da der Ältere seinen Penis festhielt, als er sich fast ganz aus Kou zurückgezogen hatte, um erneut in ihn zu stoßen. Er spürte den harten Schaft an seinem eigenen, Kazukis Hand war um sie beide gelegt, um sie in der richtigen Position zu halten, bevor er zusammen mit ihm in Kous nass tropfenden Anus eindrang. Ungeduldig, nicht so langsam, wie Tetsuo es erwartet hatte, und mit einem tiefen Stöhnen stieß Kazuki in seinen Partner, der kaum wusste, wie ihm geschah. Tetsuo blieb für einen Moment die Luft weg und so wie Kazuki die Stirn an Hotarus Schulter lehnte, ging es ihm nicht besser, noch weniger, da er sicher seine Piercings spürte, sobald er sich auch nur einen Millimeter bewegte.

Ein leicht hysterisches Hicksen kam über Kous Lippen, sein Gesicht war tränennass, was nichts Neues war, wenn er Sex hatte, sein Körper zitterte vor Erregung, Finger und Zehen waren angespannt. Hotaru beugte sich zu ihm herab und wischte ihm mit dem Stoff seiner Armstulpen die Nase, damit er besser atmen konnte und trocknete seine Tränen, dann legte er ihm zärtlich die Hände auf die Wangen.

„Shhh... Du machst das großartig, süßer Kou...“ gurrte er leise, um ihn zu beruhigen. „Nur noch ein bisschen... Ich kann mir kaum vorstellen, wie geil sich das anfühlen muss, so ausgefüllt zu sein...“

Kou wimmerte und stöhnte, sein harter Penis zuckte in Hotaru, es war offensichtlich, dass er in seinem trockenen Orgasmus gefangen war und kaum noch in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen oder sich zu artikulieren. Sein Körper hob sich ein wenig, als Kazuki begann, langsam und unweigerlich tief in ihn zu stoßen, Tetsuo passte sich ihm an, da ihm selbst wenig anderes übrig blieb. Kazuki zog Hotaru bei jedem Stoß nach unten, so dass er Kou tiefer in sich spürte, wie dieser ihre Partner im selben Moment.

„F... Fuck...“ fluchte Tetsuo leise. „Du bist so... eng, Kou... Dein Arsch... ist der beste... einfach furchtbar... geil...“

Er drückte Kou an seine Brust, knabberte an seiner Schulter und dämpfte so ein wenig sein Stöhnen, als er kam und sich in ihm ergoss. Kazukis Beherrschung, die er den ganzen Abend aufrecht erhalten hatte, fiel innerhalb kürzester Zeit in sich zusammen, das Zucken von Tetsuos Penis stieß ihn selbst über die Kante und sein Sperma mischte sich mit dem des Blonden. Er zog die drei vor sich fest an sich, während er weiter in Kou stieß, eine Hand legte sich über Tetsuos, die Hotarus Penis immer noch umfasste, um ihn zu seinem zweiten Orgasmus an diesem Abend zu bringen.

Hotaru lehnte sich an den dunkelhaarigen Mann hinter sich und ließ sich durch seine Erregung treiben, ein Auge auf Kou, der sich zwischen ihnen verflüssigt hatte. Er spürte Kazukis andere Hand direkt unter sich, mit der er den Verschluss von Kous Penisring öffnete. Der nachlassende Druck sendete einen Schauer durch dessen Körper, es dauerte nur Sekunden, bis er mit einem heiseren Stöhnen kam, zu mehr Lautstärke war er nicht mehr in der Lage, sein Kopf war wie leergefegt. Kazukis und Tetsuos Hände streichelten Hotaru so geschickt, dass er selbst nicht mehr lange brauchte und sich über ihre tätowierten Unterarme ergoss.

 

Kazuki zog sich vorsichtig aus Kou zurück, Tetsuos Penis folgte seinem mit einem Schwall Sperma, während er schon dabei war, den stabilen Penisring abzustreifen, den er nicht mehr brauchte. Hotaru stieg mit zitternden Knien von Kou und ließ sich ohne Rücksicht auf Körperflüssigkeiten seufzend neben ihn und Tetsuo auf die Matratze fallen. Der Blonde hielt Kou mit einem Arm fest, als er sich vorsichtig aufsetzte und ihn Kazuki übergab, der seinen jüngeren Partner wie ein rohes Ei quer auf seinen Schoß zog. Er strich ihm sanft die feuchten Haare aus der Stirn, küsste ihn zärtlich und schob einen Arm unter seinen Beinen hindurch, um ihn zu halten und notfalls sofort hochheben und ins Bad tragen zu können.

„Ich bin so stolz auf dich, mein süßer Prinz...“ flüsterte er gegen seine Lippen. „Du hast dich großartig geschlagen... Ich liebe dich so sehr...“

„Kazu...“ murmelte Kou leise, schmiegte sich an seine Brust und versuchte, seinen Verstand wieder zusammenzusetzen.

„Wie geht es dir?“

„Weiß nicht... Frag mich später nochmal... Ich laufe aus, Kazu...“

„Kannst du stehen, wenn ich dich halte?“ fragte Kazuki leise, Besorgnis in der tiefen Stimme.

„Mhm... Wenn du mich hältst... Können wir baden?“

„Alles, was du willst. Wir gehen duschen, kommt ihr nach?“ Er sah zu Tetsuo und Hotaru, die wie erschlagen auf dem Bett lagen.

„Ja... Gleich, wenn ich meine Beine wieder spüre“, gab Tetsuo zurück, Hotaru hob nur einen Daumen, bevor er sich schnaufend auf den Blonden rollte, um ihn zu drücken.

„Übertreibt es nicht.“

Kazuki lachte leise über Tetsuos empörtes Schnauben, hob Kou hoch und trug ihn ins angrenzende Bad, um ihn und sich zu waschen.

„Kous Arsch ist der beste, ja?“ wiederholte Hotaru Tetsuos Aussage und piekte seinen Freund in die Wange.

„Mhm... Und deiner ist der allerbeste, wie gemacht für meinen Schwanz, Aru...“ entgegnete er grinsend. „Nur heute rührt sich da nichts mehr, ich bin ausgepresst wie eine Orange.“

„Dito... Trägst du mich? Ich glaube nicht, dass ich gerade stehen kann...“

„Ich kann dich hinter mir her schleifen, wenn ich ins Bad krieche, Deal?“

„Du bist so unromantisch, Tetsu... Ich krieche selbst.“ Hotaru stützte sich neben seinem Kopf ab, beugte sich zu ihm herab und küsste ihn. „Ich liebe dich trotzdem, Klopskopf.“

„Hmmm... Danke, Nervensäge.“

 

Feiner Wasserdampf stieg über dem Whirlpool auf, der auf der zur Suite gehörigen Terrasse stand, das von unten beleuchtete Wasser blubberte nur sanft, um Kou und Hotaru nicht zu überreizen. Kou rutschte dennoch auf Kazukis Schoß, da selbst die kleinsten Bläschen zu viel für seinen Hintern waren und Kazukis Oberschenkel ihn ein wenig davon abschirmten. Hotaru war bis zum Kinn ins Wasser gesunken und seufzte leise, während seine Muskeln sich nach und nach entspannten. Tetsuo saß zwischen ihm und Kazuki und leerte eine Flasche Wasser mit einem Zug, bevor er sie auf die Ablage daneben stellte.

„Tetsu, ich muss mich bei dir entschuldigen...“ sagte Kazuki unvermittelt, was den Blonden dazu brachte, ihn verwundert anzusehen.

„Für was? Mir fällt nichts ein, für das das notwendig wäre, Aniki.“

„Ich... habe dich jahrelang in eine Schublade gesteckt, von der ich dachte, sie sei deine genauso wie sie meine ist. Ohne je mit dir darüber zu reden, ob du dich in der dominanten Rolle wohlfühlst, wenn wir in Clubs wie diesem unterwegs waren. Das tut mir leid, verzeih mir bitte“, erklärte der Ältere sichtlich zerknirscht.

„Oh... Naja... Ich habe auch nie etwas gesagt, oder? Dass ich mich nicht immer in dieser Rolle sehe und... wie soll ich das sagen...“ Tetsuo legte den Kopf in den Nacken und suchte nach den richtigen Worten, Kazuki hatte ihn mit seiner Entschuldigung überrascht. „Ich wollte nicht, dass du mich für unmännlich hältst, wenn ich in der Szene nicht immer dominant auftrete, sei es als dein Schatten, Kitsune oder einfach Tetsuo.“

„Du findest, Subs sind unmännlich?“ hakte Kou nach, die Stirn gerunzelt.

„Nein, auf keinen Fall.“ Tetsuo schüttelte den Kopf. „Es geht dabei nur um mich, Kazuki und wie wir nach außen wirken oder wirken wollen. Es war schon schwer für mich, mir einzugestehen, dass ich hin und wieder Bottom sein möchte, mich zu unterwerfen fiel mir umso schwerer, da ich... wir so aufgewachsen sind, dass Dominanz untrennbar von unserer Glaubwürdigkeit und Männlichkeit ist. Oder ganz stumpf für unser Überleben unumgänglich ist.“

„Ich verstehe...“ Kou rutschte von Kazukis Schoß und setzte sich auf seine Hände, um die Blasen zu dämpfen. „Du solltest ihn drücken, Kazu. Tetsuo sieht aus, als würde er gleich heulen.“

„Unsinn, Kou... Es geht mir gut. Ich bin nur erschöpft und... Das ist wirklich nicht nötig, Aniki.“

Kazuki war zu Tetsuo gerutscht und hatte ihn ohne weitere Worte an sich gezogen, um ihn fest zu drücken.

„Es ist nötig... Wir sind alle erschöpft, aber es ist mir wichtig, dass du weißt, dass es nicht viel gibt, für das du in meinen Augen unmännlich wärst und nichts davon hast du je getan. Wenn du switchen willst, dann tu es, Tetsu. Ganz so, wie du es möchtest, meine Unterstützung hast du immer, kleiner Bruder“, sagte Kazuki aufmunternd.

„Es klingt ein wenig komisch, wenn du mich so nennst, nachdem wir beide sehr erfolgreich deinen Fast-Verlobten gefickt haben... Aniki“, feixte der Blonde grinsend.

„Alle Anwesenden wissen, wie ich das meine“, entgegnete der Ältere nicht weniger grinsend. „Mit Hotaru hast du offenbar jemanden gefunden, der deine Vorlieben so flexibel teilt, wie du es brauchst.“

„Noch haben wir das nicht endgültig ausgelotet, das ist neues Terrain für ihn und ein wenig auch für mich. Bisher... war ich nur bei Frauen submissiv, die Dinge, die ich in meiner Freizeit getan habe, von denen du nichts weißt“, erklärte Tetsuo entspannt. „Aru? Alles in Ordnung?“

„Mhm... Könnte nur sein, dass ich gleich einschlafe und absaufe.“

Hotaru hatte Mühe, die Augen offen zu halten, der Abend war aufregend, anstrengend und absolut befriedigend gewesen, er sehnte sich nach einem weichen Bett und Tetsuo als Kissen. Kou rutschte vorsichtig neben ihn, schob einen Arm unter seinen hindurch und hielt ihn somit aufrecht, während er sich an ihn lehnte.

„Ich glaube, unser Bett ist völlig eingesaut, können wir bei euch schlafen? Sonst müssten wir mitten in der Nacht den Zimmerservice rufen, dass sie die Laken wechseln und ich glaube nicht, dass ich solange durchhalte..." sagte er gähnend.

„Hmmm... Meinetwegen... Gruppenkuscheln, süße Twinks in der Mitte.“ Er drückte Kou einen Kuss auf die Wange, dann stand er umständlich auf. „Wir gehen schonmal vor. Ihr wisst, wo ihr uns findet.“

Chapter Text

Kazuki wischte sich einen Schweißtropfen von der Stirn, bevor er ihm ins Auge laufen konnte. Es war noch früh, doch die sommerliche Morgensonne erwärmte die schwüle Luft schon so sehr, dass ihm auf der Terrasse der Suite warm wurde, während er sein tägliches Training absolvierte. Ohne Schwert konnte er keine Kenjutsu-Kata machen, wie er es sonst tat, deshalb fokussierte er sich auf die gewissenhafte Ausführung der Jiu Jitsu-Kata, die er üblicherweise mit Tetsuo trainierte, der jedoch noch tief und fest schlief. Hotaru war ebenfalls schon wach und hatte ein weiches Handtuch auf dem Boden in seiner Nähe ausgebreitet, auf dem er seine Yoga-Übungen machte, um seine Muskeln nach dem anstrengenden Abend zu lockern und sich auf den Tag vorzubereiten.

Hotaru war vor Kazuki fertig, setzte sich auf das Handtuch und sah seinem Boss dabei zu, wie er die festgelegten Bewegungen mit höchster Präzision ausführte, die bunt tätowierte Haut spannte sich über den Muskeln seines Oberkörpers, da er bis auf eine leichte Stoffhose unbekleidet war. Der Rothaarige nutzte die seltene Gelegenheit, seine Tätowierungen zu bewundern, die sehr viel weniger dunkel gefüllte Zwischenflächen hatten als die von Hideyoshi, was das ganze Kunstwerk moderner wirken ließ, auch wenn er wusste, dass es noch nicht vollendet war. Der Bernstein mit der kleinen Libelle auf seiner Brust war ihm am Abend nicht aufgefallen, die Haut war von einer dünnen Fettschicht bedeckt, da Kazuki sie offenbar direkt nach dem Aufstehen eingecremt hatte, damit die Stelle während der Heilung nicht austrocknete.

Kazuki beendete seine Übung mit einer Verbeugung vor seinem imaginären Gegner, streckte sich ausgiebig und griff nach der Wasserflasche, die er in den Schatten neben der Terrassentür gestellt hatte. Er trank einen Schluck, bevor er Hotaru ansah, der aufgestanden war und das Handtuch zusammenfaltete.

„Frühstück?“ fragte der Jüngere, als er seinen Blick bemerkte.

„Tee und einen kleinen Imbiss, mit dem Frühstück sollten wir warten, bis Kou und Tetsu ausgeschlafen haben“, entgegnete er. „Kümmerst du dich darum? Ich gehe duschen.“

„Selbstverständlich... Boss“, fügte Hotaru nach einer kurzen Pause hinzu, in der er überlegt hatte, wie er ihn nach dem Abend ansprechen sollte, das zustimmende Nicken des zukünftigen Oyabun bestätigte ihm, dass er zumindest nichts falsch gemacht hatte.

Während Kazuki im Bad war, bestellte Hotaru Obst, Kaffee und Tee beim Zimmerservice, was nur wenig später von den zwei Kobun, die vor der Tür Wache hielten, in die Suite gebracht und auf dem Tisch im geräumigen Wohnbereich angerichtet wurde. Das Aufgießen des Tees übernahm Hotaru selbst, da er wusste, wie anspruchsvoll Kazuki war. Er war fertig damit, als sein Boss, in eine schlichte Anzughose und ein Leinenhemd gekleidet, zurück kam, die Kobun hatten ihren Posten vor der Tür wieder bezogen, so dass sie allein waren.

„Du musst nicht dort stehenbleiben, Hotaru. Setz dich, es ist dein freier Tag“, erinnerte Kazuki ihn schmunzelnd, nachdem er auf einem der bequemen, gepolsterten Stühle Platz genommen hatte.

„Entschuldige, Boss, reine Gewohnheit. Brauchst du noch etwas?“ fragte Hotaru, woraufhin der Dunkelhaarige den Kopf schüttelte und ihn mit einer Geste aufforderte, sich endlich hinzusetzen.

„Schlafen Kou und Tetsuo immer noch?“

„Ja, tief und fest. Als ich vorhin nachgesehen habe, lag Kou halb auf ihm und hat ihn als Kissen benutzt.“

Hotaru machte es sich auf dem kleinen Sofa bequem, das auf der anderen Seite des Tischs stand, schlug die Beine unter und trank wohlig seufzend einen Schluck seines Milchkaffees mit Extraportion Milchschaum.

„Es sei ihnen gegönnt, die Woche war anstrengend für Kou. Konnte er seinen Rückstand von Saki-chans Besuch wieder aufholen?“ fragte Kazuki interessiert, da Hotaru wahrscheinlich am Besten wusste, wie es um Kous Arbeitspensum stand. „Der Tee ist übrigens perfekt.“

„Teilweise, er meinte aber, dass es kein Problem sei und er bis zur Deadline fertig wird, wenn sonst nichts mehr dazwischen kommt. Tōru ist ihm auch eine große Hilfe, er war am Donnerstag da, um ihm zu assistieren. Der Verlag hat ihn Kou fast komplett zugeteilt, da die anderen beiden im Newcomer-Label viel weniger detailliert arbeiten und nur hin und wieder Unterstützung brauchen, wenn überhaupt“, erklärte Hotaru ehrlich, das Kompliment über den Tee ließ ihn förmlich strahlen. „Ich war erstaunt, wie effizient sie zusammenarbeiten, obwohl sie sich dabei so viel unterhalten, sie haben eine Menge Interessen gemeinsam.“

Kazuki runzelte für einen Moment die Stirn, nahm sich einen Löffel und eine halbe Grapefruit und aß etwas davon, bevor er weitersprach: „Ist deine Einschätzung Inoue betreffend immer noch dieselbe?“

„Absolut, er ist keine Gefahr für Kou, Boss. Tōru ist sehr glücklich mit Izumi-kun, die zwei sind schlimmer verknallt als... als...“ Hotaru druckst herum, da er nicht wusste, ob er Kazuki nicht mit jedem Vergleich, der ihm einfiel, irgendwie beleidigen würde.

„Als Kou und ich oder Haru-chan und Shiro?“ hakte dieser schmunzelnd nach, als er erraten hatte, woran er dachte.

„J... Ja. Verzeih, ich wollte nicht unhöflich sein.“

„Unsinn, du musst nicht so zurückhaltend sein, Hotaru. Es gibt nicht viel, womit man mich beleidigen kann und sicher nicht damit, dass man meine Gefühle erwähnt oder die meiner Tochter, denen bin ich mir sehr bewusst. Wie steht es mit deinen? Tetsuo gegenüber.“

Hotaru lief dunkelrot an und verbarg seine Verlegenheit damit, einen sehr großen Schluck seines Kaffees zu trinken. Da Kazuki ihn weiter ansah und offensichtlich auf eine Antwort wartete, versuchte er, sich die Worte zumindest ein bisschen zurechtzulegen, bevor er sprach.

„Ich bin annähernd so sehr in ihn verknallt wie Tōru in Izumi, nur erzähle ich das nicht jedem“, antwortete er leise. „Er weiß es, aber ich würde mir eher die Hand abhacken, als dieselben Gefühle von ihm zu verlangen. Ich weiß, dass er seine Schwierigkeiten damit hat und... es reicht mir, wenn er glücklich ist.“

Der Ältere trank mit einem zufriedenen Seufzen einen Schluck von seinem Tee, schloss für einen Moment die Augen und sah ihn dann wieder an.

„Ich will ehrlich zu dir sein, Hotaru. Ich war besorgt, als ich gemerkt habe, dass mehr zwischen euch ist als Sex oder eher, dass du ihn liebst. Ich habe schon damit gerechnet, dass er zu mir kommt und mich bittet, irgendeine Lösung zu finden, dich zu versetzen oder dir zumindest eine andere Wohnung zu organisieren, aber nichts dergleichen ist passiert. Im Gegenteil, er hat mir gesagt, dir wahrscheinlich auch, dass er gerne mit dir zusammenwohnt und er ist tatsächlich glücklich“, gestand Kazuki offener, als Hotaru es erwartet hatte. „Ich weiß nicht, wie du das angestellt hast, aber ich bin froh, dass mein kleiner Bruder jemanden gefunden hat, der ihn so akzeptiert wie er ist. Vielen Dank dafür, Hotaru.“

Hotaru hob abwehrend die Hände. „Dafür musst du dich wirklich nicht bedanken, Boss. Ich habe zu danken, dass... naja... ihr mich trotz aller Schwierigkeiten behalten und mir ein neues Zuhause gegeben habt. Und... wegen gestern... Ich habe nicht erwartet, dass du mich so sehr daran teilhaben lässt, es war großartig.“

„Das war es...“ Er stützte das Kinn auf eine Hand, schwenkte den Tee in seiner Tasse, ohne ihn aus den Augen zu lassen. „Du switchst wie Tetsuo?“

„Hmm... Ehrlich gesagt, habe ich noch nie so genau darüber nachgedacht. Wir sind beide versatile, aber so wirklich haben wir unsere Kinks noch nicht erforscht. Für mich war es auch neu, dass er so sehr darauf abfährt, nicht die Kontrolle zu haben und ich... Ich will nicht sagen, dass ich mich ihm anpasse, wir sind da einfach sehr flexibel“, antwortete Hotaru zögerlich. „Ich bin selbst überrascht, wie viel Spaß ich daran hatte, mit deinen Anweisungen die Kontrolle zu haben. Das werden wir bestimmt weiter ausprobieren.“

„Wenn du Fragen hast, egal zu welcher Seite, kannst du sie immer stellen“, bot Kazuki an. „Kou wird dir wahrscheinlich zu gern zeigen, worauf es ankommt und dein Vorteil ist, dass du Nao und seinen Partner ebenfalls kennst.“

„Das ist ein großzügiges Angebot, Boss. Ich komme darauf zurück, wenn es sich ergibt.“

Hotaru sah auf, als die Tür des kleineren Schlafzimmers geöffnet wurde und Tetsuo gähnend heraustrat. Er trug nur eine Unterhose, in der Hand hielt er eine Schachtel Zigaretten. Er blieb hinter der niedrigen Lehne des Sofas stehen, auf dem Hotaru saß, beugte sich darüber und stützte schnaufend das Kinn auf seiner Schulter ab.

„Guten Morgen... Du bist ohne mich aufgestanden, Nervensäge...?“ fragte er matt.

„Natürlich, wenn ich zu viel schlafe bekomme ich Falten, Klopskopf“, gab der Rothaarige zurück und zerzauste ihm mit einer Hand die hellblonden Haare. „Außerdem hast du tief und fest geschlafen und Kou festgehalten, kaum, dass ich aufgestanden war.“

„Oh... Ich dachte, du bist das, aber er riecht ganz anders als du“, gab Tetsuo zurück, drückte ihn kurz und zog ihm dann den Kaffeebecher aus den Fingern. „Ich bin eine rauchen.“

Er grummelte ein weiteres „Guten Morgen“ in Kazukis Richtung, bevor er mit Hotarus Tasse und seinen Zigaretten nach draußen ging. Hotaru sah ihm zugleich verdattert und sehnsüchtig hinterher, was Kazuki in seine Teetasse grinsen ließ.

Es dauerte nicht lange bis Tetsuo mit miesepetrigem Gesichtsausdruck wieder nach drinnen kam und Hotarus Kaffee auf den Tisch stellte.

„Ist ja widerlich, gibt’s auch irgendwas mit Kaffee?“ brummte er.

„Da IST Kaffee drin...!“ schimpfte Hotaru empört und piekte ihn in die Seite. „Selbst schuld, wenn du meinen Kaffee klaust, statt dir eine eigene Tasse einzuschenken, Klopskopf!“

„Hmm... Irgendwo ist da Kaffee drin, unter dem ganzen Zucker und dem halben Liter Milch...“ murmelte Kou, der in den Raum geschlurft war, ohne dass sie ihn bemerkt hatten. Er hatte einen nicht gerade kleinen Schluck aus Hotarus Tasse genommen, um seine Aussage zu überprüfen.

Hotaru ließ einen gequälten Laut hören, als Kou die nun fast leere Tasse zurück auf den Tisch stellte, um diesen herum ging und sich schnurrend auf Kazukis Schoß niederließ. Er trug nichts außer Kazukis schwarzes Hemd vom Vorabend, das er schief und nur halbherzig zugeknöpft hatte, es bedeckte gerade so seinen Po, als er saß.

„Guten Morgen, Honey“, begrüßte Kazuki ihn. „Gut geschlafen?“

„Mhm... Ich bin wach geworden, weil Tetsuo furchtbar hastig aufgestanden ist, als würde es brennen... Und dann geflucht hat“, antwortete er gähnend, bevor er seinem Partner einen Kuss gab. „Guten Morgen, liebster Kazu.“

„Was hat dich geweckt, Tetsu?“ fragte Kazuki den Blonden, der halb auf der Terrasse stand und rauchte.

„Shiro“, gab er grummelig zurück.

„Ich dachte, dein Handy wäre am Wochenende stumm geschaltet?“

„Ist es auch, aber Shiro hat Sonderrechte wie du, damit er mich immer erreichen kann. Und dann weckt dieser Hitzkopf mich, indem er mir ein verdammtes Video von seinen Katzen schickt...! Ich dachte, es ist sonst was los, weil es mehrere Nachrichten waren, aber nein... er wollte es Haru schicken, statt es ihr zu zeigen, wenn er doch sowieso schon in ihrem Bett übernachtet hat“, schimpfte Tetsuo weiter, drückte seine Zigarette fest im Aschenbecher auf dem Terrassentisch aus und ließ sich schnaufend neben Hotaru auf das kleine Sofa fallen.

Der Rothaarige nahm zwei frische Tassen vom Tablett und füllte sie fast bis zum Rand mit Kaffee, eine gab er Tetsuo, in Kous schaufelte er drei Löffel Zucker, bevor er sie über den Tisch schob.

„Und dann entschuldigt er sich in fünf einzelnen Nachrichten“, meckerte der Blonde weiter, nachdem er einen großen Schluck schwarzen Kaffee getrunken hatte.

Kou drehte sich auf Kazukis Schoß um, angelte sich seine Tasse und nippte daran, während er sich an Kazukis Brust kuschelte, der ihn mit beiden Armen um die Taille festhielt und das Kinn auf seiner Schulter abgelegt hatte.

„Geht natürlich gar nicht, dass dein Sohn deinen Schönheitsschlaf stört, Tetsu“, feixte der Ältere. „Ich hätte euch sowieso bald geweckt, bevor der Zimmerservice uns rauskehrt oder Karasu die Rechnung um einen Tag erweitert. Sayuri hat sich von einem Kobun abholen lassen, sie hat heute Vormittag noch einen Termin.“

Tetsuo brummte nur zur Antwort, angelte sich das Tablet vom Tisch und übernahm die Bestellung des Frühstücks, da ihm die Obstplatte und Kaffee bei weitem nicht ausreichten, um seine Energiereserven wieder aufzufüllen. Hotaru zog es ihm aus der Hand, bevor er die Bestellung abschicken konnte, damit er noch was hinzufügen und es an Kou und Kazuki weiterreichen konnte.

„Du bist grummelig, Klopskopf, dabei hast du länger geschlafen als sonst“, schimpfte er ihn grinsend und kniff ihn leicht in die Wange. „So ein furchtbarer Morgenmuffel bist du sonst nicht, färbt Kou ab?“

„Ich bin völlig ausgelaugt...“ antwortete der Blonde leise, hielt seine Hand fest und lehnte den Kopf an seine Schulter.

„Du? Frag mich mal...“ Kou rutschte auf Kazukis Schoß herum, bis er etwas bequemer saß und sein Gewicht nicht direkt auf seinem Hintern lag. „Ich glaube, ich brauche ein paar Tage, bis mein Hintern wieder einsatzbereit ist, Kazu...“

„Mach dir keinen Kopf, ich kümmere mich solange um dich, Honey.“ Kazuki küsste ihn auf den Hinterkopf und hielt ihn weiter fest, als hätte er ihn nicht die ganze Nacht schon dicht an sich gedrückt gehalten. „Hotaru und ich haben vorhin über Inoue gesprochen. Wie geht es Izumi, Tetsu?“

„Das weiß Kou wahrscheinlich besser als ich, sein Freund wird wahrscheinlich ständig über ihn reden und umgekehrt hat Izumi auch kaum ein anderes Thema, wenn er sich mal meldet. Er ist... Wie soll ich sagen... Er wirkt sehr viel weniger einsam als vorher, wo er auch jeden Kontakt zu uns gemieden hat, außer zu Shiro. Jetzt meldet er sich in unregelmäßigen Abständen auch bei mir und wenn es nur irgendeine kitschige Nachricht darüber ist, wie großartig Inoue ist“, antwortete Tetsuo mit leicht gerunzelter Stirn. „Shiro hilft ihm am Dienstag beim Umzug, es ist praktischer für beide, wenn sie zusammenziehen, weil sie sowieso ständig Zeit miteinander verbringen und Izumis Wohnung ist perfekt für zwei Personen.“

„Hat er dir den Kredit schon zurückgezahlt?“ hakte Kazuki nach, da er sich erinnerte, dass Tetsuo seinem Ziehsohn Geld geliehen hatte, um seine Wohnung kaufen zu können.

„Mhm, komplett mit Zinsen. Er arbeitet hart, bevor er mit Inoue zusammen war, war er sechs Tage im Club und manchmal auch an seinem freien Tag, weil ihm zuhause die Decke auf den Kopf gefallen ist... Es hat nicht lange gedauert, bis er nach Hiros Ausscheiden die Nummer Eins im Club geworden ist, die Kunden lieben ihn, wie Tanaka in seinem Bericht geschrieben hat.“ Er schob sich eine helle Haarsträhne aus der Stirn und grinste leicht. „Im Club weiß immer noch niemand, dass er mein Adoptivsohn und entfernt mit dir verwandt ist, Kazuki.“

„Das sollte auch so bleiben, bevor er davon nur Nachteile hat oder irgendjemand noch auf die Idee kommt, er wäre nur an der Spitze, weil wir ihn protegieren...“ Kazuki sah auf, als die zwei Kobun mit ihrem Frühstück hereinkamen und es geschickt auf dem Tisch verteilten, bevor sie sich höflich wieder zurückzogen.

„Tut ihr das nicht?“ fragte Kou neugierig, verteilte Sirup auf seinem Pfannkuchen und schnitt sich ein großes Stück ab.

„Tatsächlich nicht. Izumi arbeitet dort nicht, weil es mein Club ist, das hat er erst später herausgefunden und selbst ich hätte eine Begründung gebraucht, weshalb er dort nicht hätte arbeiten sollen, wenn er perfekt für den Job ist. Seine Kundschaft hat er allein durch seine Fähigkeiten erhalten, wir haben über Tanaka nur ein Auge darauf, dass sich niemand überarbeitet und Regeln festgelegt, die für alle gelten“, erklärte der Ältere.

Kou nickte zum Verständnis, er kaute mit vollen Backen auf seinem Pfannkuchen, auf den er zu dem Sirup noch Bananenscheiben gelegt hatte. Tetsuo hatte einen Berg Rührei mit Bacon auf seinem Teller, Hotaru mit Obst und Sahne gefüllte Waffeln, wogegen Kazukis traditionell japanisches Frühstück aus Reis, gebratenem Fisch und Misosuppe irgendwie fehl am Platz wirkte. Essen konnte er nicht, solange Kou auf seinem Schoß saß, weshalb er sich nur die Schale mit der Suppe nahm, um sie zu trinken. Tetsuo klemmte Hotarus Unterlippe zwischen seinen Stäbchen ein und zog daran, nachdem dieser pfeilschnell einen Streifen Bacon von seinem Teller geklaut und ihn sich in den Mund geschoben hatte.

„Du hast dein eigenes Frühstück, Aru, das ist meins“, meckerte er. „Du hättest dir den Bacon selbst bestellen können.“

„Awa... Dasch war Rache für den Kaffee! Lasch mich losch Tetschu...!“

Hotarus olivgrüne Augen sprühten Funken, da Tetsuo ihn nicht losließ und stattdessen die Hand, in der er die Waffel hielt, näher zog und ein großes Stück davon abbiss. Er löste die Stäbchen von der Unterlippe des Kleineren und wich geschickt dem schlecht gezielten Klaps aus, mit dem er nur knapp seinen Hinterkopf verfehlte, bevor er seinen Bacon so schnell verdrückte, dass Hotaru ihm nicht noch etwas davon klauen konnte.

„Wie ein altes Ehepaar...“ murmelte Kou leise, was nur Kazuki hörte und mit Mühe ein Lachen unterdrückte. „Ist doch so...“

„Braucht ihr noch etwas Zeit für euch, um das zu klären?“ fragte Kazuki grinsend. „Wir können auch schonmal nach Hause fahren und ihr kommt später nach.“

„Als ob, Kazuki, du willst nur den Tesla fahren und wir sollen die Bahn nehmen? Ganz sicher nicht...!“ entgegnete Tetsuo aufgebracht. „Ich fahre und ihr beiden geht keinen Schritt ohne uns irgendwohin. Wenn wir gefrühstückt und uns angezogen haben.“

„Alles klar, großer Sicherheitschef. Wo willst du hin, Honey?“ Er sah Kou an, der aufgestanden war und sich streckte.

„Mich anziehen und dir Platz machen, damit du frühstücken kannst, bevor es ganz kalt wird. Ich glaube, deine Kobun haben eben ein wenig mehr von mir gesehen, als ihnen lieb war“, antwortete er und zupfte das Hemd zurecht, das er trug und nur gerade so über seinen nackten Po reichte, bevor er ins große Schlafzimmer ging, in dem seine Tasche stand.

 

Tetsuo und Hotaru kabbelten sich noch während der Rückfahrt über Kaffee und Bacon, Kou lag halb auf Kazukis Schoß, da er nicht aufrecht sitzen konnte und hatte seine Airpods in den Ohren, um sich ein wenig zu entspannen. Kazuki kraulte seinen Rücken und hing seinen Gedanken nach. Der vergangene Abend hätte kaum besser laufen können, auch wenn er das schwache Gefühl hatte, dass Tetsuo ihn ein wenig anders geplant hatte und vor allem mehr von Hotaru hatte haben wollen. Spaß hatten sie mehr als genug gehabt und er nahm zufrieden zur Kenntnis, dass sein kleiner Ziehbruder mit Hotaru jemanden gefunden hatte, der ihn samt seiner Fehler und Macken akzeptierte, auch wenn sie sich schon den ganzen Morgen wegen Kleinigkeiten zankten. Kazuki mochte diesen Tetsuo um einiges mehr als den mürrischen, in sich gekehrten Tetsuo, der niemanden mit seinen Gedanken und Sorgen belasten wollte und oft abweisend kalt wirkte.

„Brauchst du uns heute noch, Kazuki?“ fragte Tetsuo, nachdem er das Auto auf seinem Stellplatz in der Tiefgarage geparkt hatte.

„Nein. Ihr habt den Tag frei, ruht euch noch etwas aus oder macht, wonach euch der Sinn steht“, antwortete der Angesprochene und half Kou beim Aussteigen.

„Ich bringe euer Gepäck noch hoch.“ Hotaru schulterte die Taschen und lief zum Aufzug vor, den er mit seiner Schlüsselkarte öffnete. „Du kannst schonmal Aoi füttern, Tetsu, bevor sie noch deine Bonsais frisst.“

„Das überlegt sie sich zweimal.“

Tetsuo nahm die Treppe, während die drei mit dem Aufzug nach oben fuhren. Aoi erwartete ihn mit einem empörten Maunzen im Flur seiner Wohnung, dann flitzte sie in die Küche, um dort auf dem Tisch auf ihr verspätetes Frühstück zu warten. Er kraulte ihren Nacken, während sie das Futter herunterschlang, als Hotaru zurückkam und sich seufzend an ihn lehnte.

„Gehen wir wieder ins Bett, Tetsu?“

„Hast du dich beruhigt?“

„Pff... Du hast meinen Kaffee getrunken, du Dödel.“

„Hat Kou auch.“

„Kou darf das auch! Dem kann man auch nicht böse sein.“

„Aber mir? Wie unfair, Aru... Du hast dich gestern wohl nicht genug verausgabt, was?“

Tetsuo schob seine Hand unter Hotarus T-Shirt und kratzte mit den Fingernägeln über seine Wirbelsäule, was ihn erschaudern ließ. Da der Rothaarige nur bequeme Shorts trug, hatte er keine Mühe, seine Hand in seinen Hosenbund zu schieben und sie auf seinen Po zu legen.

„Tetsu, ich bin noch nicht fertig mit dir, Kaffeedieb...!“

„Mhm... Ich glaube kaum, dass du mir weiter böse sein kannst, wenn ich nachher mit dir fertig bin, mein Kleiner...“ raunte er mit leise grollender Stimme in sein Ohr.

 

„Hmm... Tetsuo ist ausdauernd, dass er jetzt schon wieder Energie für die nächste Runde hat“, bemerkte Kou leise, als er Hotarus Stöhnen von unten hörte. Er lag mit dem Kopf auf Kazukis Schoß, scrollte durch seine Social Media Feeds und ließ sich von seinem Partner den Rücken kraulen, der in der anderen Hand sein Tablet hielt und etwas las.

„Ich denke, das liegt ganz allein an Hotaru“, antwortete Kazuki amüsiert.

„Tetsuo ist völlig in ihn verschossen, oder?“ Kou drehte sich auf den Rücken und sah ihn an.

„Ja. Er hat das nur selbst noch nicht erkannt, weil er das anders angeht. Wie ich ihn kenne wird es auch noch eine Weile dauern, bis er sich das eingesteht und dann noch etwas länger, bis er das auch kommunizieren kann.“ Der Ältere strich Kou über die Wange. „Wir sprechen ihn besser nicht darauf an, er muss es selbst merken.“

„Geht klar, romantische Gefühle funktionieren auf dem Aro-Spektrum ganz anders. Was hat Sayuri dir da geschrieben?“

Kou drehte Kazukis Tablet in seine Richtung, um die Nachrichten zu lesen, die er geöffnet hatte.

 

Sa-chan [11:43]: Unser kleines Mädchen wird erwachsen (。T ω T。)

Sa-chan [11:44]: Sie und Shiro standen heute Morgen in der Küche, als ich nach Hause gekommen bin, er am Herd und sie an ihn geschmiegt. Haru hat ihn so sehr angeschmachtet, noch mehr als sonst. So viel zu unserer Vereinbarung (。T ω T。)

Sa-chan [11:46]: Die Kondome – PLURAL! – waren im Mülleimer im Bad

 

„Ah... Ich bin überrascht, dass sie so lange durchgehalten haben“, sagte Kou schmunzelnd. „Du bist aber sehr entspannt, Kazu.“

„Ich kenne die beiden zu gut, um wirklich geglaubt zu haben, dass sie so lange durchhalten, wie sie es sich vorgenommen haben“, antwortete Kazuki mit einem leisen Seufzen. „Sayuri denkt da eigentlich wie ich, aber es ist für sie sicher etwas anderes, da sie Haru-chan jeden Tag sieht und zurecht befürchtet, dass sich etwas ändert.“

„Verstehe... Sie lässt Shiro aber am Leben, oder? Was kostet das? Den ganzen Finger? Oder... Hoffentlich nicht mehr...“ Kous blühende Fantasie ging mit ihm durch, was ihm im Gesicht anzusehen war.

„Es kostet ihn gar nichts. Er hat geschworen, nichts zu tun, was Haru-chan nicht will und sie ist durchaus in der Lage, sich zu verteidigen. Ich gehe eher davon aus, dass die Initiative von ihr ausging und ich bin zu einem Teil dafür verantwortlich, weil ich Shiro das Wochenende freigegeben habe...“

Kazuki verzog das Gesicht, als ihm bewusst wurde, dass Haruka ihn mit ihrer Forderung Shiro freizugeben, wenn sie ihm Sayuris Maße besorgt, in die Falle gelockt und genau das bekommen hatte, was sie wollte. Ihren Freund komplett für sich allein, ohne Störung und ohne Hemmungen.

„Hoffen wir einfach, dass Sayuri nicht darauf kommt und die Strafe an dir auslässt, Liebster“, kicherte Kou, richtete sich ein wenig auf und küsste ihn sanft. „Ich bin nicht so gut darin, andere zu verteidigen und gegen Sayuri habe ich sowieso keine Chance.“

Chapter Text

In der darauffolgenden Woche stand Kou für seine Verhältnisse früh auf, um effizient an seinem Backlog zu arbeiten und die letzten Comiket-Vorbereitungen neben dem nächsten Kapitel seines Mangas abzuschließen. Für eine Sonderbeilage der ShouCa und einer limitierten Auflage an Postern und Postkarten arbeiteten er, Tsubaki und Yoshino an aufwändig gestalteten Artworks, die zeitgleich als Werbekampagne für den nächsten Newcomer-Wettbewerb benutzt werden sollten. Hätte er nur daran arbeiten müssen, wäre es für ihn kein Problem gewesen, es zu seiner Zufriedenheit weit vor der Deadline fertigzustellen, doch die Überarbeitung der nächsten Kapitel und die Erstellung von Storyboards und das sinnvolle Fortschreiben seiner Geschichte fraßen einen Großteil seiner Zeit, so dass er nur im Schneckentempo an dem Artwork arbeiten konnte. Sehr zu seinem Verdruss, Kou liebte es, große Bilder voller Details zu malen, aber damit verdiente er kein Geld, so dass er die Arbeit daran in die Abendstunden verlegte, wenn er mit seinem Plan für den Tag fertig war. Tōru konnte ihm wegen seines Umzugs zu Izumi nicht den ganzen Tag helfen, setzte sich abends jedoch ein paar Stunden vor seinen PC und korrigierte das, was Kou ihm zur Überprüfung geschickt hatte, wenn Izumi im Lemon arbeiten war.

Kazuki ließ seinem Partner den Freiraum, den er für seine Arbeit brauchte, da er wusste, wie viel Zeit Sakis Besuch in Anspruch genommen hatte und er hinterherhing. Er saß deshalb selbst oft bis spät im Büro oder trainierte im Dōjō, um sich auf die Veränderungen vorzubereiten, die unweigerlich auf ihn zukamen und von denen Kou allerhöchstens etwas ahnte. Kazuki wollte ihn nicht damit belasten, solange es noch unabwägbar war, wann es soweit sein würde und behielt seine Sorgen für sich, Tetsuo, Hotaru und die Phönixe nutzten fast jede ihnen zur Verfügung stehende Minute, um Itsukis Hintermänner ausfindig zu machen, was sich als komplizierter herausstellte, als sie zuerst gedacht hatten. Es lief sogar darauf hinaus, dass sie ihre guten Kontakte zu anderen Clans nutzen musste, um an für sie wichtige Hinweise zu kommen. Nach außen hin gab er es ungern zu, dass es in der Miyamoto-kai Verräter gab, es ließ den Clan schwächer wirken, als er war, doch es blieb ihm nichts anderes übrig, wenn er die Sache erledigt haben wollte, bevor Hideyoshis Zustand sich noch mehr verschlimmerte. Er und Tetsuo verbrachten auch das Wochenende damit, sich mit ihren Geschäftspartnern zu treffen, für den Montag darauf hatte er einen Besuch mit dem Oberhaupt der Sakamoto-kai in Roppongi geplant, zu dem er seit zwanzig Jahren eine gute Beziehung pflegte.

 

Kou kam gähnend aus dem Schlafzimmer geschlurft, als er am Montagmorgen kurz davor war, sich mit Tetsuo, Shiro und zwei Kobun als zusätzliche Begleitung auf den Weg nach Roppongi zu machen.

„Hmm... Ich habe gar nicht mitbekommen, dass du aufgestanden bist, Kazu“, murmelte Kou und lehnte sich verschlafen an seine Brust, so dass er ihn umarmen konnte.

„Du hast tief und fest geschlafen, ich wollte dich nicht wecken. Du warst gestern erst spät fertig, du brauchst jeden Schlaf, den du bekommen kannst, Honey“, entgegnete Kazuki zärtlich, während er ihm den Nacken kraulte, so dass er wohlig brummte.

„Ich brauche aber nicht nur Schlaf, Kazu, dich brauche ich auch...“

Der Jüngere strich eine kleine Falte in Kazukis weißem Hemd glatt, dann streckte er sich und stahl sich einen Guten-Morgen-Kuss. Weil er so viel arbeitete, um rechtzeitig für seine Deadlines fertig zu werden, hatten sie in der vergangenen Woche kaum Zeit füreinander gehabt, ihr gemeinsames Wochenende war dem ebenso zum Opfer gefallen. Er stand auf, frühstückte und arbeitete, bis er zu müde dazu war. Hotaru achtete penibel darauf, dass er genug aß und trank, versorgte ihn auch spät abends noch mit gesunden Snacks und Getränken, auch wenn Kou sich schlecht fühlte, dass er seinen Feierabend wegen ihm nicht genießen konnte. Kou konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt so viel Obst gegessen hatte, aber er sah ein, dass es ihm mehr half als Junkfood in sich hineinzustopfen wie er es getan hatte, wenn er nur für sich allein gearbeitet hatte.

„Mir geht es ebenso, mein süßer Prinz. Wir holen das nach, wenn du deine Verpflichtungen hinter dir hast.“ Kazuki erwiderte den Kuss und hielt ihn fest, um seine leeren Akkus ebenso aufzufüllen wie Kou die seinen. „Ich dachte daran, dass wir ein paar Tage in Nagano verbringen oder etwas länger, ganz wie du magst. Ende August oder im September? Sayuris Geburtstag ist im September, dafür fahren wir auf jeden Fall nach Nagano, aber ich möchte Zeit nur mit dir verbringen, Kou.“

„Vergiss Tetsuo und Hotaru nicht, Liebster. Die würden uns auf keinen Fall allein nach Nagano fahren lassen“, erinnerte Kou ihn schmunzelnd.

Kazuki zog eine Grimasse und drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe. „Wie könnte ich unsere Schatten vergessen? Sag mir, wann es dir am liebsten ist, dann kümmere ich mich um den Rest.“

„Kann ich tun, wenn Hamasaki-san mir den Plan für die nächsten Monate geschickt hat. Sie ist genauso im Stress wie wir alle, wahrscheinlich noch mehr“, antwortete er, seine Finger strichen über Kazukis gestärktes Hemd und das dunkelgraue Jackett mit feinem Fischgrätmuster. „Du bist umwerfend gut angezogen heute, Kazu. Hast du einen wichtigen Termin?“

„Ja, sehr wichtig. Tetsuo und Shiro warten schon unten, ich sollte sie nicht zu lange warten lassen, auch wenn ich eine gute Ausrede habe, mich zu verspäten.“ Kazuki nahm seine Hände und drückte kleine Küsse auf seine Fingerspitzen. „Wir sehen uns heute Abend, Honey. Wenn du möchtest, setze ich mich auch zu dir und leiste dir Gesellschaft, während du arbeitest. Dann kann Hotaru eher Feierabend machen und ich koche uns etwas.“

Kous Augen leuchteten freudig auf. „Das wäre großartig, Kazu. Lass deine beiden Kindermädchen nicht zu lange warten und viel Erfolg bei deinem Termin, Liebster. Ich gehe duschen, frühstücke und arbeite dann weiter.“

 

Nachdem Kazuki ihn mit einem weiteren, innigen Kuss alleingelassen hatte, sprang Kou unter die Dusche, summte leise das Ending von Free! vor sich hin, da die kurze Zeit mit Kazuki seine Laune maßgeblich verbessert hatte und genehmigte sich im Anschluss eine große Portion Obstsalat mit Jogurt zum Frühstück, dazu die übliche Menge Kaffee in seinem geliebten Ananas-Becher. Hotaru kam ihm auf dem Weg nach unten entgegen, um zumindest etwas Bewegung zu haben, nahm Kou seit einer Woche die Treppe statt des Aufzugs.

„Guten Morgen, Sonnenschein. Du siehst erholt aus“, begrüßte Hotaru ihn und schloss sich ihm auf dem Weg nach unten an.

„Guten Morgen. Ich habe sehr gut geschlafen und so fest, dass ich nicht gemerkt habe, wann Kazuki aufgestanden ist. Und ich habe einen Regenbogen gesehen, heute wird ein guter Tag“, entgegnete Kou grinsend, dann schloss er die Tür zu seiner Arbeitswohnung auf.

„Schade, dass es später wieder regnen soll, etwas Sonne täte uns allen gut. Sind der Boss und Tetsuo schon aufgebrochen?“

„Ja. Weißt du, wo sie hin wollten? Sie waren das ganze Wochenende schon unterwegs und Kazuki hat mir nicht erzählt, wo sie waren. Hat es etwas mit dem Clan und Miyamoto-san zu tun?“

Kou ließ sich auf den Sitzsack vor seinem Arbeitstisch fallen und sah Hotaru fragend an, der einen Stapel Papier auf dem Schreibtisch ordnete.

„Ich weiß es, aber ich darf es dir nicht sagen, tut mir leid. Du hast aber richtig geraten, dass es um den Clan und den Oyabun geht. Nichts, womit du dich belasten musst, Kou, der Boss wird dich einweihen, sobald es nötig ist, denke ich“, antwortete Hotaru ausweichend, dann setzte er sich und strich die Weste glatt, die er unter seinem Jackett trug, eine silberne Kette verband die Zipfel seines Hemdkragens miteinander und lag auf einer dunkelblau gemusterten Krawatte.

„Belastet es dich?“ hakte Kou besorgt nach.

„Lass uns ein anderes Mal darüber reden, ja? Du hast viel zu tun und das kann ich dir nicht abnehmen.“

Hotaru deutete auf Kous vollgeschriebenen Kalender, in dem er sich seinen Arbeitsplan notiert hatte, damit er immer sichtbar war, zusätzlich zur digitalen Version davon und unzähligen Post-its, die er überall hin geklebt hatte, damit er nichts vergaß. Der rothaarige Bodyguard war überrascht gewesen, wie strukturiert das Chaos um Kou herum war, alles war an seinem Platz, jede Notiz auf einen Blick einsehbar, obwohl es für Außenstehende im ersten Moment völlig unerklärlich war, wie der Künstler den Überblick behielt.

Kou drehte sich mit einem gequälten Laut mit seinem Sitzsack um, stellte seinen Kaffeebecher auf die kleine USB-Warmhalteplatte neben seinem Macbook und öffnete die Datei, an der er als nächstes weiterarbeiten musste. Innerhalb von Minuten versank er komplett in seiner Arbeit, seine Konzentration war wie eine Trance, bei der er alles um sich herum ausblendete und Hotaru war schnell klar geworden, weshalb er darüber hinaus vergaß zu essen und zu trinken. Kou hatte ihm erzählt, wie solche Crunch-Phasen vor seinem Umzug nach Asakusa abgelaufen waren und er konnte es sich mittlerweile bildlich vorstellen, weshalb er und auch sein Schützling froh waren, dass er darauf achtete, dass dieser sich richtig ernährte und zwischendurch kleine Bewegungspausen machte. Hotaru widmete sich derweil seiner eigenen Arbeit, auch wenn er mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache war. Kazuki hatte ihm mitgeteilt, dass er ihn am Ende der Woche ins Anwesen begleiten sollte, da er einen Termin mit Hideyoshi hatte und Tetsuo und Shiro ihn wegen eines anderen Auftrags nicht begleiten konnten. Es gab keinen Grund, seinem Wunsch nicht nachzukommen, auf Kou konnte auch ein Phönix für einige Stunden aufpassen, trotzdem beschäftigte es Hotaru mehr, als ihm lieb war. Er wollte sich professionell verhalten und nicht beim Aufeinandertreffen mit Hideyoshi den ganzen Schmerz erneut fühlen, den er ihm mit seiner Entscheidung zugefügt hatte.

„Hmmmm...!“ Kous Seufzen und ausgiebiges Strecken riss Hotaru aus seinen Gedanken. „Hotaru?“

„Was ist, Kou? Brauchst du was?“ Der Rothaarige stand auf und streckte sich ebenfalls ein wenig, als ihm auffiel, dass es schon fast Mittag war und sie sich beide seit Stunden nicht bewegt hatten.

„Erdbeeren. Ich habe furchtbare Lust auf Erdbeeren und ich brauche welche als Referenz, Bilder sind einfach nicht gut genug“, antwortete Kou, erhob sich steif von seinem Platz und knetete seine Finger.

„Soll ich kurz einkaufen und welche holen? Ich wollte heute sowieso einkaufen, dann mache ich das gleich und nicht erst heute Abend“, bot Hotaru an. „Eine Pause tut uns beiden sicher gut, ich bin heute nicht so wirklich bei der Sache.“

„Das hast du sehr gut erkannt, du seufzt sonst mit Abstand nicht so viel.“ Kou ging zu ihm und umarmte ihn. „Ich weiß nicht, was los ist, aber du kannst immer mit mir reden, wenn dich was bedrückt. Auch, wenn ich zu tun habe, dafür kann ich mir Zeit nehmen, Hotaru, verstanden?“

„Das ist lieb von dir, Kou. Es ist alles gut, mach dir keine Gedanken, wir haben gerade einfach nur viel zu tun und ich brauche dringend eine ausgiebige Massage von Tetsuo, der kann das richtig gut“, antwortete er, während er die Umarmung erwiderte. „Brauchst du noch etwas anderes als Erdbeeren?“

„Nein, der Rest steht schon auf der Einkaufsliste. Ich mache meine Kata, während du weg bist, damit ich nicht Gefahr laufe, auf dem Sofa zu schlafen und hinterher nicht mehr denken kann.“

Kou grinste schuldbewusst, zog ein Haargummi von seinem Handgelenk und band sich damit die Haare zu einem ordentlichen Zopf zusammen, damit sie ihn nicht störten. Hotaru schob sich Handy und Kartenetui in die Hosentasche, dann ging er zur Tür, wo er sich Einkaufstasche und Regenschirm unter den Arm klemmte, nachdem er in seine Schuhe geschlüpft war.

 

Kou dehnte sich auf der Bambusmatte, die er vor seinem Balkon ausgerollt hatte, um dann seine Karate-Übungen zu machen, damit er etwas Bewegung bekam. Er ließ sich Zeit damit, spürte wie seine Muskeln die über Jahre hinweg erlernten Bewegungsabläufe ausführten und schaltete den Kopf dabei ab. Seit er wieder ernsthaft damit angefangen hatte, merkte er, wie sehr es ihm half, fokussiert zu bleiben und er fühlte sich insgesamt ausgeglichener. Auch wenn er wegen seiner Deadline mehr als angespannt war, kam es ihm nicht so vor, er würde die Kontrolle verlieren und es nicht schaffen. Sich nicht um Alltagsdinge wie Einkauf und Haushalt kümmern zu müssen, war ein Bonus, den er sehr schätzte, auch wenn er immer noch seine Schwierigkeiten damit hatte, es anzunehmen. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er daran dachte, dass Kazuki ihm Gesellschaft leisten würde, sobald er zurück war und für sie kochen wollte, worauf er sich besonders freute. Jede Minute, die er mit seinem Partner verbrachte, bereitete ihm Freude, er bekam kaum genug von ihm, umso mehr, dass er trotzdem auf eigenen Füßen stehen konnte und nicht von ihm abhängig war. Kous Bauch kribbelte jedes Mal, wenn er an Kazuki dachte oder ihn sah, er konnte es manchmal kaum fassen, dass er ihn für sich allein hatte und er ihn ebenso liebte, sogar so sehr, dass er es in Betracht zog, ihn zu heiraten, soweit es rechtlich möglich war. Er ließ sich mit einem wohligen Seufzen aufs Sofa fallen und umarmte ein dickes Kissen mit Katzenohren, bevor er leise gegen den Stoff quietschte. Er verstand, weshalb Kazuki zögerte, es offiziell zu machen, dennoch war er ungeduldig und würde es am liebsten jedem auf die Nase binden, dass er nur ihm gehörte und das für immer.

Die Türklingel unterbrach ihn in seiner Schwärmerei, so dass er sich aufsetzte, seine Brille auf seiner Nase zurechtrückte und aufstand, um zur Wohnungstür zu gehen. Er erwartete kein Paket, nahm also an, dass Hotaru seinen Schlüssel vergessen hatte und öffnete die Tür, ohne vorher durch den Türspion geschaut zu haben.

„Hast du deinen Schlüssel verge... ssen...?“

Kou blieben die Worte im Hals stecken und ihm wurde gleichzeitig heiß und kalt. Seine Hand verkrampfte sich um den Türgriff, um die Tür wieder zu schließen und zu verriegeln, doch sie wurde ihm aus der Hand gerissen und weiter nach außen geöffnet, so dass er nicht mehr herankam, ohne den halbwegs sicheren Bereich seiner Türschwelle zu verlassen.

„Hallo, Kousuke“, begrüßte ihn die dunkelhäutige Frau mit den von einigen grauen Strähnen durchzogenen, schwarzen Locken, deren Augen denselben Bernsteinton hatten wie seine eigenen. „Willst du deine Mutter nicht hereinbitten?“

Chapter Text

Kous Hals wurde trocken, er schluckte angestrengt und verkrampfte die nun freien Hände in seinem weiten T-Shirt, das ihm halb über eine Schulter gerutscht war und einen guten Blick auf sein schmales, schwarzes Halsband mit dem kleinen Phönixanhänger freigab. Er verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust, um nicht weiter an dem Stoff zu zupfen und instinktiv seine aus einer Laune heraus schwarz und golden lackierten Nägel zu verbergen. Er trug nur sehr kurze, bequeme Shorts, weshalb er einen kühlen Luftzug an seinen nackten Beinen spürte, da offenbar eines der Fenster am Ende des Flurs gekippt war und die vom Regen abgekühlte Luft hereinkam. So wohl er sich noch am Morgen mit seinem Outfit gefühlt hatte, da es perfekt war für die wechselhaft warmen und feuchten Sommertage, umso unwohler fühlte er sich in diesem Moment, da seine Mutter ihn gewohnt abschätzig ansah. Sein Blick fiel auf die Person, die ihm die Wohnungstür aus der Hand gezogen hatte, sein Cousin Akio, der ihm schon im Mai in Naha aufgelauert hatte, um ihn und seine Freunde zu belästigen, sonst sah er jedoch niemandem im Flur, da seine Nachbarn zu dieser Zeit alle arbeiten waren.

„Hast du deine Erziehung vergessen, Kousuke? Oder begrüßt man im feinen Tokio seine Mutter nicht mehr?“ maulte Akio und baute sich vor ihm auf. „Tante Nanako ist den ganzen Weg hergekommen, um dich zu besuchen, also zeig ein wenig Respekt...!“

Kou atmete angestrengt durch die Nase aus und sah die beiden ernst an. „Ich habe weder dich noch Nanako gebeten, mich zu besuchen, Akio. Ich lege keinen Wert auf euren Besuch“, entgegnete er so ruhig, wie es ihm möglich war, auch wenn er das leichte Zittern in seiner Stimme nicht verhindern konnte. Er lehnte sich vermeintlich entspannt an den Türrahmen, so dass er mit der linken Hand nach seinem Notfallpieper greifen konnte, der zusammen mit seinem Schlüssel in einer Schale lag. „Ihr habt euch die Mühe umsonst gemacht, bitte geht jetzt.“

„So habe ich dich nicht erzogen, Kousuke. Ich habe dich seit acht Jahren nicht gesehen, nicht einmal gesprochen, weil du dickköpfig und stur bist und deine Träumereien vor deine Familie stellst“, sagte Nanako verärgert. „Es wäre das Mindeste, wenn du uns hereinlässt und deinen Gästen einen Tee anbietest, so wie du es gelernt hast.“

Kou schüttelte den Kopf, er konnte nicht einmal die Tür schließen, weil Akio sie blockierte und er wusste nicht, was er noch sagen sollte, um sie zu überzeugen, ihn in Frieden zu lassen. Er fühlte sich plötzlich wieder verletzlich und unsicher, so wie er sich mit sechzehn gefühlt hatte, als ihn niemand in seiner Familie ernst genommen hatte.

„Ich... Bitte... Lasst mich...“ flehte er und schlug Nanakos Hand weg, mit der sie nach seinem Handgelenk griff.

Er wusste kaum wie ihm geschah, Akio packte ihn so schnell am Kragen seines Shirts, dass er kaum reagieren konnte. Er stolperte rückwärts in seine Wohnung, als sein Cousin ihn fluchend hineinschob, Nanako folgte ihnen und schloss die Tür.

„Hast du Watte in den Ohren, oder was?!“ brüllte Akio ihn an, stieß Kou von sich, so dass er noch einige Schritte rückwärts taumelte und sich gerade so an der Sofalehne festhielt, bevor er über den dort stehenden Tisch fallen konnte. „Nicht das geringste Maß an Höflichkeit, hat dir deine perverse Ader noch den letzten Rest Anstand genommen?“

„Akio, bitte reg dich nicht so auf, das ist es nicht wert“, beschwichtigte Nanako ihn und sah sich dabei in der ordentlich eingerichteten und dekorierten Wohnung um.

Da Hotaru seine Pausen oft damit verbrachte, sauber zu machen, fand sich kaum ein Staubkorn irgendwo und alles stand an seinem Platz. Kou mochte seine Wohnung, auch wenn er sie nur zum Arbeiten benutzte, sein erstes, selbst gekauftes Sofa liebte er besonders, es war modern, bequem und bot Platz für alle seine Freunde, sollten sie ihn irgendwann einmal gleichzeitig besuchen. Sein Blick huschte zum Arbeitszimmer, dessen Tür er aus Gewohnheit für seine Pause geschlossen hatte und er betete still, dass Akio in seiner Rage nicht auf die Idee kam, hineinzugehen.

Nanakos Blick fiel wieder auf Kou, der still und mit Tränen in den Augen neben seinem Sofa stand und sich klein und schwach fühlte.

„Wie siehst du eigentlich schon wieder aus? Halbnackt und dann bist du mitten am Tag zuhause, statt wie andere Menschen arbeiten zu gehen und einen nützlichen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten“, sprach sie abschätzig, stellte sich direkt vor ihn und zupfte an seinem locker fallenden Shirt, das egal in welcher Position immer mindestens eine Schulter entblößte. „Du läufst rum wie ein Stricher, Kousuke. Hast du in achtundzwanzig Jahren immer noch nicht gelernt, wie sich ein Mann, der ernst genommen werden will, zu kleiden hat? Und was ist das? Willst du lieber eine Frau sein, wenn du dir die Haare so lang wachsen lässt?“

Sie schlang sich Kous langen Zopf um eine Hand und zog leicht daran, so dass er mit einem leisen Schmerzenslaut leicht in die Knie ging.

„Erzähl mir nicht, dass du dein Geld mit ehrlicher Arbeit verdienst. Diese Wohnung kann sich ein kleiner, nutzloser Träumer wie du doch gar nicht leisten“, giftete sie weiter. „Wir hätten dich als Kind nicht so verhätscheln und dich viel häufiger zu deinem Großvater ins Dōjō schicken sollen, damit du lernst, wie ein Mann sich verhält statt dich mit Stiften spielen zu lassen wie ein Mädchen.“

„Nanako... Kaa-san, bitte... Lass mich los”, flehte Kou, die Stimme nur ein Flüstern. „Du tust mir weh...“

Sie ließ ihn tatsächlich los, ging einen Schritt zurück und musterte ihn angewidert, als würde sie alles, nur nicht ihren Sohn sehen. Kou zog das Haargummi aus seinen Haaren, um den Druck auf seine Kopfhaut zu lösen, das amüsierte Schnauben, das Akio entfuhr, als die langen Haare ihm über die Schulter fielen, tat ihm fast körperlich weh.

„Wie kannst du dir das alles leisten, hm?“ wollte Akio wissen. „Gibt es hier so viele perverse Freaks wie dich, die auf so dürre, magersüchtige Mannsweiber wie dich stehen oder ziehst du dir noch ein hübsches Kleidchen an, damit sie extra was springen lassen? Du bist ja ausstaffiert wie ne Edelnutte, kleine Schwuchtel.“

Akio griff nach Kous linkem Unterarm, um sich seinen Schmuck anzusehen, doch Kou wich ihm aus und verschränkte die Arme so fest vor seiner Brust, dass sein Handgelenk außer seiner Reichweite war.

„Fass das nicht an...!“ fauchte er ihn an, die Angst, dass sein Cousin seine ihm wichtigsten Besitztümer beschädigen könnte, mobilisierte die letzten Funken seines Widerstands, auch wenn seine Wangen mittlerweile tränennass waren. „Verschwindet endlich!“

„Och, heul doch nicht, war doch nur Spaß“, scherzte Akio und grinste überheblich.

„Du bist verdorben und verkorkst wie eh und je, Kousuke. Ich hatte wirklich gehofft, du wärst mittlerweile zur Vernunft gekommen, aber offenbar ist es hier nur noch schlimmer geworden“, stellte Nanako fest. „Es war abzusehen, dass du deinen Körper verkaufen musst, um hier über die Runden zu kommen, aber das war auch nicht anders zu erwarten, bei dem, was du dir für deine „Karriere“ vorgestellt hast. Künstler, Mangazeichner, dass ich nicht lache. Für wen machst du die Beine breit, hm? Der muss ja genauso pervers sein wie du.“

„Das wäre dann wohl ich“, beantwortete Kazuki ihre Frage kühl, nachdem er sich neben den wie Espenlaub zitternden Kou gestellt hatte. Er legte einen Arm um seine Taille, zog ihn an seine Seite und neigte den Kopf in seine Richtung, um ihm etwas zuzuflüstern und einen zärtlichen Kuss auf die Schläfe zu drücken: „Ich bin da, Kou, du musst keine Angst mehr haben.“

Kou schlang beide Arme um Kazukis Taille, er verschwand halb unter dem vom Regen leicht feuchten Mantel, den er sich über die Schultern gelegt hatte, als er sich an ihn schmiegte und das Gesicht an seine Schulter drückte. Akio sah sich erschrocken um, auch Nanako sah mehr als überrascht aus, da Kazuki fast lautlos in die Wohnung gekommen war. Tetsuo, Shiro und Hotaru hatten sich hinter ihnen im Durchgang zum Wohnzimmer aufgebaut, alle drei in perfekt sitzenden schwarzen Anzügen und mit ernsten Gesichtern, auch wenn Hotaru die Sorge um Kou anzusehen war, wenn man ihn besser kannte.

Zwischen Kazukis Augenbrauen bildete sich eine kleine Falte, als er Nanako und Akio verärgert ansah. „Würden Sie mir erklären, was das hier soll?“ fragte er mit leisem Grollen in der Stimme.

„Ich wüsste nicht, was Sie es angeht, wenn ich meinen Sohn besuche“, erwiderte Nanako pikiert. „Wer sind Sie überhaupt?“

„Oh, ich denke, das geht mich sehr wohl etwas an, Yukimura-san, schließlich ist Kou mein Lebensgefährte“, entgegnete Kazuki, der sich bedrohlich vor ihnen aufbaute und durch den Mantel auf seinen Schultern noch breiter aussah, als er sonst schon war. „Onodera Kazuki. Ich würde gerne sagen, dass ich mich freue, Sie kennenzulernen, aber das trifft in diesem Fall alles andere als zu. Kou hat Sie aufgefordert zu gehen, ich kann das nur wiederholen.“

„Hören Sie, ich kann meinen Sohn sehen wann immer ich will“, insistierte Nanako.

Akio unterdrückte einen überraschten Laut, als er Hotaru als den erkannte, der Kou in Okinawa begleitet und ihm und seinen Brüdern eine sehr deutliche Ansage gemacht hatte, auch wenn sie sie ihm nicht geglaubt hatten. In schickem Anzug und zurückgegelten Haaren hatte er ihn zuerst nicht erkannt, aber die zusammengekniffenen, olivgrünen Augen im niedlichen Gesicht riefen ihm wieder ins Gedächtnis, was er ihnen wenige Monate zuvor gesagt und gezeigt hatte.

„Tante... Ich habe dir doch erzählt, was Kous schwuchtelige Begleiter in Naha gesagt hatten, erinnerst du dich?“ fragte er leise.

„Ja, und? Wir waren uns doch alle einig, dass das nur dummes Geschwätz war.“

Akio schüttelte heftig den Kopf. „Ich glaube, wir lagen komplett daneben.“

Nanako sah ihren Neffen zweifelnd an, bevor sie etwas erwiderte: „Akio, du glaubst doch nicht wirklich, dass Kousuke auch nur irgendetwas mit Yakuza zu tun hat?“

Tetsuo hatte Mühe, die Fassung zu behalten. Er wusste, wie Kous Cousins im Mai mit ihm umgesprungen waren, weshalb er keine Sekunde gezögert hatte, als Kous Notruf und die Übertragung der Überwachungskameras im Flur auf ihren Handys eingegangen waren. Er verbarg seine Wut hinter seiner antrainierten, kühlen Fassade, doch er spürte, wie Hotaru neben ihm zuckte und kurz davor war, Akio die versprochene Abreibung zu verpassen, weshalb er ihm eine Hand auf die Schulter legte und sacht den Kopf schüttelte. Es war Kazukis Aufgabe, die ungebetenen Gäste hinauszukomplimentieren.

„Yukimura-san, ich wiederhole mich nur ungern. Ich muss sie bitten, Kous Wohnung und dieses Gebäude zu verlassen, sonst bleibt mir nichts anderes übrig, als sie hinausbringen zu lassen oder die Polizei zu rufen“, sprach Kazuki sie erneut an, sein Ärger über die Situation war hörbar. „Hotaru, geh nach oben und kontaktiere meine Anwälte.“

„Jawohl, Boss!“ Der Rothaarige verbeugte sich knapp, drehte sich auf dem Absatz um und eilte nach draußen.

„Wir sind noch nicht fertig hier“, beschloss Nanako stur.

„Aber wir sind fertig mit Ihnen! Sie kommen in mein Haus, verschaffen sich gewaltsam Zutritt zur Wohnung meines Partners und besitzen nicht einmal einen Funken Anstand, um zu sehen, was Sie ihm damit antun! Sie haben nicht das Recht, noch irgendein Wort über Familie zu verlieren, denn Sie sind nicht Kous Familie! Verschwinden Sie, bevor ich mich vergesse!“

Kou zuckte zusammen, als Kazuki laut wurde. Akio machte einen großen Schritt zurück und zog Nanako ein wenig mit sich, da die Stimmung schlagartig gekippt war.

„Boss! Ich habe die Polizei am Telefon, sie wollen wissen, ob sie noch kommen müssen oder ob wir uns selbst darum kümmern“, fragte ein Phönix-Kobun, der vor der Tür gestanden hatte und hereinkam, ein Handy am Ohr.

„Wir kümmern uns selbst darum, richte Miura-san meine Grüße aus“, antwortete Kazuki knapp.

„Sehr wohl, Boss! Wird erledigt.“ Der Kobun verneigte sich tief und eilte nach draußen.

Nanako wurde blass, als ihr klar wurde, in welche Situation sie geraten waren. Sie schulterte ihre Handtasche und warf einen giftigen Blick in Kous Richtung, der in seiner Panikattacke kaum noch etwas mitbekam. Kazuki wendete sich Kou zu und hob ihn kurzerhand auf seine Arme, da er schluchzte und zitterte, er stand völlig neben sich.

„Begleitet sie nach draußen“, befahl er knapp und schob sich mit Kou auf den Armen an Akio und Nanako vorbei, blieb jedoch kurz bei Tetsuo und Shiro stehen, um dem Blonden etwas zuzuraunen. „Er braucht einen Arzt, ich weiß nicht, ob ich ihn beruhigen kann.“

„Ich kümmere mich darum, sobald die beiden vor der Tür sind.“

Tetsuo warf einen kurzen Blick auf Kou, dann ruckte er mit dem Kinn in Shiros Richtung, der mit zwei Schritt bei Akio war und ihm den Arm auf den Rücken drehte, um ihn aus der Wohnung zu schieben, nachdem Kazuki außer Sicht war.

„Boss, warte!“ Ren, der mit den anderen Kobun vor der Tür gewartet hatte, flitzte hinter Kazuki her, hob unterwegs den Mantel auf, der ihm von den Schultern gerutscht war, legte ihn über Kou und stopfte ihn ordentlich fest, damit er auf dem kurzen Weg nach oben nicht fror und sich geborgen fühlte. „Er wird doch wieder, oder?“

„Er braucht Ruhe. Geh Shiro helfen, Kous Cousin ist Kampfsportler, kein Schwächling.“

Kazuki sah Ren kurz nach, während er auf den Aufzug wartete, es interessierte ihn jedoch nur minimal, wie seine Untergebenen mit Kous Verwandten umgingen, sie hatten sich jede Chance auf eine höfliche Behandlung verspielt.

 

„Pfoten weg!“ schimpfte Akio.

Shiro hielt seinen Unterarm hinter seinem Rücken fest, so dass er sich nicht so leicht befreien konnte. Tetsuo öffnete ihnen die Tür zum Treppenhaus, Nanako bedeutete er mit einem strengen Blick, sich zu beeilen und blieb dann dicht hinter ihr, damit sie nicht auf dumme Ideen kam. Ren schlüpfte geschickt an ihnen vorbei und half Shiro, Akio unter Kontrolle zu halten, der sich mit aller Kraft gegen die grobe Behandlung wehrte und lauthals schimpfte.

„Halt still, Arschloch!“ entgegnete Shiro ärgerlich, schob ihn mit Schwung um den Treppenabsatz, ohne darauf zu achten, dass Kous Cousin dabei unsanft an die Wand und einen Feuerlöscher-Kasten stieß. Das passierte auf dem Weg nach unten noch ein paar Mal. Bis sie vor dem Gebäude angekommen waren, hatte Akio nicht wenige Schrammen im Gesicht und eine angebrochene Nase, dazu mehrere Prellungen an Armen und Oberkörper. Shiro stieß ihn gegen eine Bank, die auf dem Gehweg stand, über die er stolperte und mit einem Schmerzenslaut halb auf dem Pflaster aufschlug. Bevor Akio sich wieder aufrappeln konnte, versperrten Ren und ein anderer Kobun ihm den Weg.

„Das können Sie nicht einfach so machen, das ist Körperverletzung!“ schimpfte Nanako, als sie ihren Mut wiedergefunden hatte.

„Oh doch, das können wir.“ Tetsuo legte ihr eine Hand auf die Schulter und beugte sich zu ihr herab, die dunkelgrauen Augen zusammengekniffen und kalt. „Wir hatten Ungeziefer im Haus und das haben wir nach draußen gebracht, dabei waren wir noch nett. In anderen Fällen wird Ungeziefer viel schneller entsorgt, per Schwerkraft.“

Nanako setzte zu einer Erwiderung an, doch der Blonde unterbrach sie mit einem scharfen Laut. „Ich weiß nicht, wer Ihnen ins Hirn geschissen hat, Lady, aber im ach so feinen Tokio sind Hausfriedensbruch und Belästigung illegal und sie können froh sein, dass der Kumicho darauf verzichtet hat, die Polizei zu rufen, damit die sich um Sie kümmern. Kou gehört zu seiner Familie, unserer Familie, und wer die Familie bedroht, kann froh sein, wenn er mit heiler Haut davonkommt, ganz egal, ob blutsverwandt oder nicht.“ Er fasste sie fest am Kinn, damit sie den Blick nicht abwenden konnte. „Sie haben jedes Recht auf nur eine Sekunde von Kous Zeit verspielt, Yukimura-san. Wir wissen, was Sie ihm angetan haben als er Ihre Unterstützung gebraucht hat und hätten wir gewusst, dass Sie in der Stadt sind, hätten Sie keinen Fuß nach Asakusa gesetzt. Fliegen Sie zurück nach Okinawa und denken Sie nicht einmal daran, wieder herzukommen, das nächste Mal sind wir nicht so nett.“

Tetsuo ließ sie los, packte sie unsanft am Oberarm und schob sie zum Taxi, das einer der Kobun in der Zwischenzeit gerufen hatte. Shiro beugte sich zum Fahrer herunter, sprach kurz mit ihm und drückte ihm dann ein zusammengerolltes Bündel Scheine in die Hand, während die anderen die ungebetenen Gäste auf die Rückbank verfrachteten.

„Bringen Sie die beiden dorthin und lassen Sie sie unterwegs nicht aussteigen, guter Mann“, wies Shiro hin an, ging dann einen Schritt zurück und klopfte kurz aufs Autodach, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Akio und Nanako saßen und die Türen von innen verriegelt waren, so dass der Taxifahrer losfahren konnte.

„Wir brauchen keine Blutflecken im Treppenhaus“, bemerkte Tetsuo knapp, sein Blick streifte seinen schwarzen Tesla, den er in ihrer Eile quer auf dem Gehweg geparkt hatte.

„Ich weise die Kobun an, sie zu entfernen. Ein Phönix-Kommando sichert das Gebäude und lässt niemanden rein, der nicht freigegeben ist. Sie erklären die Situation den anderen Mietern, damit kein Unmut aufkommt“, entgegnete Shiro sachlich, auch wenn er die Hände zu Fäusten geballt hatte und kaum weniger sauer war als sein Ziehvater. „Soll ich den Tesla wegfahren, Aniki?“

„Tu das. Komm hoch, wenn du das erledigt hast, ich brauche dich und Ren oben.“

 

Kazuki stellte Kou für einen kleinen Moment vor der Wohnungstür ab, um diese zu öffnen, dann brachte er seinen völlig aufgelösten Partner zum Wohnzimmer, damit er sich setzen konnte. Kou verkrampfte die Hände in Kazukis Mantel, mit dem Ren ihn zuvor zugedeckt hatte, zog die Beine an und weinte bitterlich, unterbrochen von herzzerreißendem Schluchzen. Kazuki ging vor ihm in die Hocke und strich ihm über die Wange, um ihn irgendwie zu beruhigen, doch Kou war weit davon entfernt.

„E... Es... es tut mir leid, ich... Sei nicht böse, Kazu... Ich... Ich... Ich wollte nicht...“ versuchte Kou sich zu erklären, seine Atmung ging schnell.

„Shh... Ich bin nicht böse auf dich, Kou. Ich bin da, alles wird gut...“

Kazuki setzte sich neben ihn, öffnete den Verschluss des Halsreifs, um ihn abzunehmen, dann legte er sanft einen Arm um ihn und hielt ihn, während er sich an ihn schmiegte und sich immer weiter in seine Panik hineinsteigerte. Der Tag hatte wunderbar angefangen, er hatte wirklich gute Laune gehabt und dann waren die Personen seiner Familie, die er nie hatte wiedersehen wollen, in sein Zuhause eingedrungen, um ihn zu drangsalieren und wieder an den Punkt des sechzehnjährigen Kou zu bringen, der lächerlich gemacht und von niemandem ernst genommen wurde, weil seine Ziele, sein Äußeres und seine Sexualität nicht in ihr Bild von Männlichkeit passten. Seine Mutter so unvorbereitet zu sehen, hatte ihm den Boden unter den Füßen weggezogen, mit Akio allein wäre er fertig geworden, doch Nanako hatte ihre eigene Art, ihn klein zu machen. Kous flatternde Gedanken sprangen hin und her, es war, als fühlte er die zwölf und acht Jahre zurückliegenden Demütigungen erneut auf sich einprasseln, seine vor ihm liegende Deadline schien ihm unerreichbar und Kazuki war laut geworden, weil er es nicht geschafft hatte, seine Mutter und seinen Cousin allein loszuwerden. Weil er sich nicht selbst hatte helfen können, schon wieder nicht, obwohl sie mit ihm trainiert und ihn auf so eine Situation vorbereitet hatten. Er hatte versagt, seine Familie hielt ihn für einen Perversen und Versager, Kazuki hatte noch nie so laut geschimpft, seit er ihn kannte. Vor Kous Augen flimmerte es, er atmete und doch fühlte er sich, als würde der Fuji auf seine Brust drücken und verhindern, dass die Luft seine Lungen erreichte, so dass er immer hastiger nach Luft schnappte, während ihm die Tränen über das Gesicht liefen.

Hotaru kam mit schnellen Schritten aus Kazukis Büro, erfasste die Situation mit einem Blick und lief mit Schuhen über den hellen Teppich zum Sofa, auf dem die beiden saßen. Kazuki versuchte sein Bestes, Kou zu beruhigen, doch er hatte keine Erfahrung mit schweren Panikattacken und in ihm brodelte es, da er Akio und Nanako am liebsten direkt über den Balkon nach draußen gebracht hätte. Er sah Hotaru überrascht an, als dieser ihn kurzerhand zur Seite schob, Kou unter den Achseln anhob und ihn zwischen den Beinen des Älteren platzierte, so dass er mit dem Rücken an seiner Brust lehnte. Der rothaarige Bodyguard zog Kou den Mantel aus den Händen, legte ihn mit dem Versprechen, ihn ihm gleich wieder zu geben, zur Seite und machte sich daran, seine Arme und Beine zu entknoten, bevor er sich kurzerhand auf den niedrigen Tisch vor ihnen setzte, um seinen Schützling direkt anzusehen.

„Kou... Hey... Wir sind für dich da und passen auf dich auf, hörst du?“ sprach er ruhig und mitfühlend, er nahm seine Hände und rieb ihm sanft mit den Daumen über den Handrücken, so wie Tōru es ihm gezeigt hatte. „Keiner von uns ist böse auf dich... Konzentrier dich auf Kazukis Nähe, spürst du, wie ruhig er atmet und wie warm er ist?“

Kazuki verstand, was Hotaru versuchte und sammelte sich, um sich für Kou selbst zu beruhigen, damit er weder sein vor Ärger rasendes Herz noch seine deshalb schnellere Atmung bemerkte. Er zog Kou ein wenig näher zu sich, die Hände legte er locker auf seinen Oberschenkeln ab, um ihn nicht einzuschränken, aber ihm etwas Geborgenheit zu geben.

Kou atmete zittrig ein, er verkrampfte seine Finger in Hotarus Händen und schüttelte heftig den Kopf, bevor er abgehackt sprach: „Ich... Ich muss... meine Deadline... Ich kann nicht...!“

„Kou... Du kannst so unmöglich arbeiten...“ versuchte Kazuki, ihn leise zu beschwichtigen.

„Nein! Niemand... Niemand kann das außer mir! Ich habe keinen Ersatz, ich muss das tun! Nur ich!“ Kous Stimme war schrill, die Angst zu versagen, nicht einmal das Mindeste zu schaffen, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, wie seine Mutter ihm seit seiner Kindheit vorhielt, seit er sich vorgenommen hatte, Künstler zu werden, fegte jede Rationalität aus seinem Kopf. Er riss seine Hände aus Hotarus lockerem Griff und zog die Beine wieder an, um sich zu schützen, während er laut schluchzend die Fingernägel in seine nackten Unterschenkel grub. Er verstand nicht, weshalb sie ihn nicht gehen ließen, damit er allen beweisen konnte, dass er es wert war, ernst genommen zu werden.

Kazuki und Hotaru sahen auf, als Tetsuo in Begleitung einer Frau Ende Dreißig hereinkam, die einen altmodischen Arztkoffer in der Hand hatte. Hotaru warf noch einen prüfenden Blick auf Kou, dann stand er auf und ging zu den beiden Neuankömmlingen.

„Tetsuo hat mich auf dem Weg nach oben informiert“, sagte die Ärztin knapp, bevor Hotaru auch nur irgendetwas sagen konnte. „Was habt ihr bisher versucht?“

„Versucht, mit ihm zu sprechen und Körperkontakt hergestellt, damit er seine Atmung beruhigen kann, aber er ist völlig festgefahren, wenn nichtmal Kazukis Nähe ihm hilft“, erläuterte der Rothaarige kurz. „Er will unbedingt arbeiten.“

Tetsuo schnaubte. „Das ist unmöglich. Soll ich Inoue anrufen? Vielleicht beruhigt ihn das...“

Hotaru nickte, drückte ihm sein Handy in die Hand, da der Blonde Tōrus Nummer nicht hatte, dann sah er der Ärztin nach, die sich auf seinen vorherigen Platz setzte, kurz einige Worte mit Kazuki wechselte und Kous Puls fühlte, soweit es möglich war. Um nicht nur herumzustehen, ging er in die Küche, füllte den Wasserkocher und warf Teeblätter in eine Kanne. Tetsuo folgte ihm, wählte Tōrus Kontakt in Hotarus Handy aus und rief ihn direkt an.

„Was gibt’s Hotaru?“ fragte Tōru, kaum, dass er den Anruf angenommen hatte.

„Akiyama Tetsu, Hotaru hat mir sein Handy gegeben. Es geht um Kou. Seine Mutter ist hier aufgekreuzt und er...“ Der Blonde wurde von Kous panischem Wimmern unterbrochen.

„Ich komme sofort. Seht zu, dass er atmet und nicht komplett hyperventiliert“, antwortete Tōru, ohne darauf zu warten, dass Tetsuo seinen Satz beendete.

„Unsere Ärztin ist da.“

„Umso besser, sie wird wissen, was zu tun ist. Ich bin in höchstens fünfzehn Minuten bei euch, wäre gut, wenn mich jemand reinlässt.“

„Ich will nichts! Ich nehme das nicht!“ schrie Kou mit seinen letzten Energiereserven.

Die Ärztin stand seufzend auf, tätschelte mitfühlend Kous Hand und ging zu Hotaru und Tetsuo in die Küche.

„Ich kann ihn nicht zwingen, etwas zu nehmen, das er nicht will. Es ist grenzwertig, aber noch nicht gefährlich, ich fürchte aber, dass allein meine Anwesenheit es nicht besser machen wird, da er mich nicht kennt und mir schon gar nicht vertraut“, erklärte sie den beiden, außerhalb von Kous und Kazukis Hörweite, dann stellte sie ein kleines Fläschchen auf die Anrichte. „Maximal zwanzig Tropfen, das beruhigt ihn und löst die Muskelverspannungen. Auf keinen Fall mehr, sonst haut es ihn komplett aus den Socken und das ist ohne medizinische Überwachung zu riskant. Wie ihr es anstellt, überlasse ich euch, ich muss los.“

 

Hotaru trug ein Tablett mit Tee und den Kintsugi-Bechern, die Kou Kazuki geschenkt hatte, ins Wohnzimmer. Kou schien sich ein wenig beruhigt zu haben, er hatte sich auf Kazukis Schoß zusammengerollt, schluchzte jedoch nach wie vor, auch wenn seine geröteten Augen keine Tränen mehr produzierten und atmete hektisch ein und aus.

„Kou...? Hey... Wir lassen dich arbeiten, Tōru kommt vorbei und hilft dir. Vorher trinkst du aber bitte etwas, ja? Du hast so viel geweint, du bekommst nur Kopfschmerzen, wenn du nichts trinkst“, sprach Hotaru zaghaft, nachdem er sich wieder auf den Tisch gesetzt hatte und nahm einen der Becher in die Hand. „Der Tee duftet wunderbar, nicht?“

Es dauerte eine Weile, bis Kou sich erweichen ließ, etwas zu trinken. Kazuki nahm den Becher von Hotaru entgegen, schob ihn sanft in Kous Hände und hielt ihn weiterhin fest, da er immer noch leicht zitterte. Kou leerte drei Becher hintereinander, als er merkte, wie durstig er war, der Tee war fast zu heiß und brannte leicht in seiner Kehle, die Flüssigkeit tat jedoch gut. Er schmiegte sich wieder an Kazukis Brust, der die Arme um ihn legte und ihm leise Worte zuflüsterte, die sein aufgewühltes Hirn kaum verstand. Eine dumpfe Mattigkeit legte sich über ihn, die ihn leichter atmen ließ, seine in seinem T-Shirt verkrampften Finger lösten sich langsam und er fühlte sich schläfrig.

„Ich bin da, Honey, und passe auf dich auf. Ruh dich ein bisschen aus, wir kümmern uns um alles“, drang Kazukis tiefe Stimme wie von fern an sein Ohr, als ihm die Augen zufielen und er langsam wegdriftete.

Chapter Text

Es tat Hotaru in der Seele weh, seinem Schützling die Beruhigungstropfen ohne dessen Wissen verabreicht zu haben, auch wenn er wusste, dass es die einzige Möglichkeit gewesen war, ihn aus seiner Panikattacke zu befreien. Kazuki hatte die sonst so glatte Stirn gerunzelt, er saß im Schneidersitz auf dem Sofa und hatte Kou quer auf seinen Schoß gezogen, damit er seine Nähe spürte, während er schlief, mit den Fingerspitzen strich er sanft über seine Wange.

„Inoue ist unterwegs“, informierte Tetsuo sie leise. „Findet er sich unten zurecht?“

„Ja. Er kennt Kous Arbeitsweise und ich erkläre ihm die Details, wenn er ankommt“, antwortete Hotaru. „Die Anwälte sind informiert, Kazuki, es wird aber spät werden, bis sie heute herkommen können, weil sie auf einer Tagung in Nagoya waren und noch auf dem Rückweg sind. Soll ich irgendetwas vorbereiten?“

 „Du hast heute schon genug getan, Hotaru. Alles weitere ergibt sich, wenn sie da sind, ich weiß gerade selbst nicht... Was ich überhaupt von ihnen will“, gestand er niedergeschlagen, den Blick sorgenvoll auf Kou gerichtet.

„Wie lief es in Roppongi?“ fragte Hotaru, um seinen Kopf abzulenken und sich nicht in seinen Schuldgefühlen zu verlieren, weil er Kou alleingelassen hatte.

Tetsuo setzte sich auf die Sofalehne und verschränkte die Arme. „Bescheiden. Sakamoto weiß von nichts, er fragte aber nach den ganz geheimen Konten, die in keiner offiziellen Liste aufgeführt sind. Du kennst dich da besser aus, sind die dir bekannt?“

„Nein. Ich erinnere mich auch nicht, irgendwo eine entsprechende Liste gesehen zu haben. Falls eine existiert, haben Isamu und Hideyoshi Zugriff darauf...“ Der Rothaarige dachte angestrengt nach, dann sah er zu Kazuki, der den Kopf schüttelte.

„Ich habe nicht auf alles Zugriff, aber es gibt ein Verzeichnis über unsere privaten Konten, die nicht im Clan-Haushalt vermerkt sind. Ich frage Hideyoshi danach.“

Verärgert darüber, dass er nicht schon eher daran gedacht hatte, zog er sein Handy aus der Innentasche seines Jacketts und entsperrte es. Bevor er Hideyoshis Nummer wählen konnte, zog Tetsuo es ihm aus der Hand und ließ es in seiner eigenen Tasche verschwinden.

„Überlass das mir, Aniki. Wir müssen uns nicht jetzt darum kümmern, das hat noch Zeit bis morgen“, beschloss der Blonde und deutete auf Kou. „Wir haben eine viel akutere Baustelle, Kou braucht uns, dich vor allem, sei für ihn da. Du siehst kaum weniger fertig aus als er, ruh dich aus, wir haben alles unter Kontrolle.“

„Lässt du mir mein privates Handy, damit ich Kaoru anrufen kann?“ fragte Kazuki ihn mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen. „Er muss wissen, was vorgefallen ist, soweit ich weiß, sind die beiden wegen Sora in der Stadt und nicht wegen Kou. Bevor sie wieder in Nerima sind und ihm irgendwelche Märchen erzählen.“

Tetsuo seufzte laut, nickte jedoch und stand von seinem Platz auf, um die Wohnungstür zu öffnen, da jemand von außen leise geklopft hatte. Hotaru goss Tee für Kazuki in den zweiten Becher, den von Kou brachte er in die Küche, spülte ihn aus und suchte im Kühlschrank nach weiteren Getränken.

„Wie geht es ihm?“ fragte Tōru, ohne sich lange mit einer Begrüßung aufzuhalten, nachdem Tetsuo ihn eingelassen hatte, ein Kobun hatte Kous rotblonden Freund direkt nach oben gebracht.

„Er schläft. Die Ärztin hat Diazepam-Tropfen dagelassen, ganz freiwillig hat er sie aber nicht genommen“, antwortete Tetsuo ehrlich, nachdem er Tōrus besorgtes Gesicht gesehen hatte.

„Ich verstehe... Das Zeug ist furchtbar, aber manchmal notwendig.“

Er stellte seine Tasche neben seinen Schuhen im Eingangsbereich ab, dann folgte er dem Blonden ins Wohnzimmer, wo Kazuki noch zögerte, Kaoru anzurufen. Tōru grüßte den Älteren mit einem Nicken, dann hockte er sich vors Sofa und strich sanft über Kous Wange.

„Du warst schneller als fünfzehn Minuten, Inoue“, stellte Kazuki fest, so ganz warm wurde er mit Kous bestem Freund immer noch nicht.

„Die Strafzettel waren es mir wert. Ich kann nicht trödeln, wenn es meinem Freund schlecht geht...“ entgegnete er trotzig. „Ich störe euch nicht lange und mache mich gleich an die Arbeit. Soll ich im Verlag Bescheid sagen? Es ändert nichts an der Deadline, aber es würde mögliche Qualitätsabstriche erklären.“

„Reduziere es auf das Nötigste, sie müssen nicht jedes Detail wissen. Ich denke aber nicht, dass dein Einsatz die Qualität mindert, Inoue. Kou schwärmt ständig von deinem Können“, versuchte Kazuki ihn ein wenig zu motivieren.

„Das bedeutet mir viel. Sie sollten sich ebenfalls ausruhen, für das Umfeld ist so eine Attacke auch nicht einfach.“ Tōru stand wieder auf und sah zu Hotaru, der auf ihn wartete. „Wir sehen uns später.“

 

Saki fischte Kaorus Handy vom Wohnzimmertisch, als es klingelte, während ihre Eltern in der Küche waren und die Einkäufe wegräumten. Sie ignorierte den fragenden Blick ihres Opas, der mit Sora auf dem Arm durchs Wohnzimmer lief und sich ein wenig wunderte, dass das kleine Mädchen den Schneid besaß, das Handy ihres Vaters zu nehmen und den Anruf anzunehmen. Im selben Moment klingelte es an der Tür, so dass Ayane aus der Küche zur Haustür eilte, um ihrer Schwiegermutter zu öffnen, die sie schon durch das Küchenfenster gesehen hatte.

„Onkel Kazu!“ begrüßte Saki Kazuki freudig, nachdem sie den Anruf angenommen hatte, da sie die Schriftzeichen für seinen Namen auswendig gelernt hatte. Sie drückte auf das kleine Videosymbol neben dem Hörer, damit sie ihn auch sehen konnte. Das Lächeln wich aber sofort aus ihrem Gesicht, als sie Kazukis nur mühsam unterdrückte Sorge erkannte. „Was ist los, Onkel Kazu?“

„Saki-chan, ist dein Papa auch in der Nähe? Ich muss ihn dringend sprechen“, fragte Kazuki und drehte die Kamera so, dass Kous schlafendes, aber sichtbar erschöpftes Gesicht nicht mehr im Ausschnitt zu sehen war.

„Ist was mit Kouji-chan, Onkel Kazu? Ist er krank?“ fragte sie besorgt.

„Saki-chan, wie war das mit dem Telefon?“ tadelte Kaoru seine Tochter und zog ihr das Handy aus der Hand, um das Gespräch fortzuführen. Saki klebte jedoch so neugierig an ihm, dass er sie auf Schoß zog, nachdem er sich auf einen der beiden Sessel gesetzt hatte. „Kazuki?“

„Ich komme gleich zum Punkt. Eure Mutter war hier, zusammen mit diesem Akio, um Kou zu belästigen. Kannst du mir erklären, woher sie wissen, wo er wohnt?“ fragte Kazuki verärgert.

„Sie... Bitte was?! Ich habe keinen Schimmer, woher sie das weiß, von uns haben sie seine Adresse sicher nicht. Warte kurz, ja?“

Kaoru sah auf, als Nanako schimpfend ins Wohnzimmer gestürmt kam, Akio mit lädiertem Gesicht direkt hinterher, so angefressen Ayane aussah, hatten die beiden sie im Flur förmlich über den Haufen gerannt.

„Dieser Taugenichts! Erst ist er frech und unhöflich und dann heult er rum wie ein Kind“, schimpfte Nanako wutschnaubend. „Anstatt sich darüber zu freuen, seine Mutter zu sehen, nachdem wir uns jahrelang nicht gesehen haben.“

Kenichi, Kaorus und Kous Vater legte Sora in der Wiege ab, die im Wohnzimmer stand, und kam in den vorderen Bereich, um zu sehen, was los war.

„Was ist dir denn passiert, Akio? Wolltet ihr nicht in die Stadt?“ fragte er bestürzt.

„Rausgeprügelt haben sie uns! Die Handlanger von seinem... „Lebensgefährten“, wie er sich selbst vorgestellt hat. Am Arsch, wahrscheinlich ist er sein Zuhälter, sonst könnte sich die kleine Schwuchtel diese Bude sicher nicht leisten“, blaffte Akio, setzte sich auf den Fußboden und befühlte seine geschwollene Nase.

„Das sagt man nicht!“ meckerte Saki, als sie die homophobe Beleidigung hörte, rutschte von Kaorus Schoß und baute sich vor Akio auf. „Nimm das zurück!“

„Saki-chan, geh in deinem Zimmer spielen, während die Erwachsenen sich unterhalten, ja? Dein Onkel Kou ist krank und verwirrt“, sagte Nanako und griff nach ihrem Arm, um sie von Akio wegzuziehen.

„Lass mich los! Du bist verwirrt, nicht Kouji-chan, Oma! Kouji-chan ist lieb und nett, du bist immer gemein! Und du auch!“ Das kleine Mädchen zeigte auf Akio, dann schlüpfte sie zwischen ihnen hindurch und versteckte sich hinter Ayane, die ärgerlich die Arme vor der Brust verschränkt hatte.

Bevor noch irgendjemand etwas sagen konnte, räusperte Kaoru sich lautstark: „Was zum Geier geht hier eigentlich vor? Ihr sagtet mir heute Früh, dass ihr euch Tempel ansehen wollt, während wir auf dem Spielplatz sind und kaum, dass wir zurück sind, ruft Kazuki an und sagt mir, ihr wärt bei Kou gewesen?! Wie?! Seid ihr noch bei Trost? Woher wusstet ihr überhaupt, wo er wohnt?“

„Kazuki? Wer?“ hakte Nanako nach.

„Ich hatte mich Ihnen eigentlich vorgestellt, offenbar haben Sie das in Ihrer Rage nicht mitbekommen, Yukimura-san“, klang Kazukis Stimme kühl aus Kaorus Handylautsprecher, da keiner von ihnen aufgelegt hatte, während im Wohnzimmer das Chaos ausgebrochen war. „Glauben Sie mir, Kou verdient mehr als genug in seinem Beruf, dass er nicht für mich anschaffen gehen muss und ganz einfach mein geliebter Partner sein kann.“

Nanako und Akio wurden blass, keiner von ihnen war auf die Idee gekommen, dass Kazuki und Kaoru Kontakt miteinander hatten und Kous Partner dessen Bruder direkt anrufen könnte. Ayane verkniff sich ein triumphierendes Grinsen, dazu war die Situation zu ernst.

„Kazuki, kannst du uns kurz zusammenfassen, was passiert ist und wie es Kou geht?“ fragte Kaoru bemüht ruhig und stand von seine, Platz auf.

Kazuki brummte zustimmend und berichtete ihnen, was sich zugetragen hatte und dass der übergriffige Besuch Kou derart aus der Bahn geworfen hatte, dass es nötig gewesen war, einen Arzt zu rufen, um ihn zu medikamentös zu beruhigen. Kaorus Gesichtsausdruck verfinsterte sich mit jedem Satz mehr, Ayane ging mit Saki an der Hand zu ihm, um sich dicht neben ihn zu stellen und einen Arm um seine Taille zu legen, auch wenn es ihr nicht viel besser ging als ihrem Mann.

„Das wäre alles soweit. Hotaru hat meine Anwälte informiert, sie kommen heute Abend noch vorbei, um die Optionen zu besprechen, die dir sicherlich geläufig sind, Kaoru. Ich kann nicht sagen, wie Kou dazu steht, doch es ist mein Gebäude und die Wohnung gehört mir ebenfalls, so dass Hausfriedensbruch auf jeden Fall abgedeckt ist...“ schloss Kazuki seinen Bericht. „Du kennst Kou besser, ich weiß nicht, ob er bisher jemals so eine starke Panikattacke hatte. Ich mache mir Sorgen, Kaoru.“

„Er hatte sie während der Schulzeit häufiger, aber nie so schlimm, dass ein Arzt notwendig war, zumindest weiß ich nichts davon. Sag ihm, dass wir immer auf seiner Seite sind, Aya und ich, wenn er wieder wach und zurechnungsfähig ist“, antwortete Kaoru. „Und melde dich, wenn du noch irgendetwas brauchst.“

„Danke. Ich überlasse dir den unangenehmen Teil. Und drücke Saki von mir, sie hat mehr Anstand und Moral als so manche Erwachsene.“

„Mach’s gut, Onkel Kazu!“ quäkte Saki, bevor Kaoru auflegte und das Handy auf eine Anrichte hinter sich legte.

„Du lässt zu, dass deine Tochter mit solchen Leuten Kontakt hat, Kaoru?“ fragte Nanako pikiert.

„Unsere Tochter hat durchaus sehr viel Kontakt mit den unterschiedlichsten Menschen und vor allem zu ihrem Onkel und seinem Partner, die sie beide sehr liebt“, antwortete Ayane an Kaorus Stelle. „Stell dir vor, sie haben zehn Tage auf sie aufgepasst, während wir wegen Sora im Krankenhaus waren und Saki hatte dort sehr viel Spaß.“

„Soooo viel Spaß!“ kicherte das kleine Mädchen grinsend.

Akio erhob sich vor seinem Platz und stellte sich dicht vor Ayane, die er mitleidig ansah: „Du weißt, was Abschaum wie die mit kleinen Kindern macht, oder, Mädchen?“

„Hör mal zu, du aufgeblasene Arschgeige“, plusterte Ayane sich auf. „In diesem Haus wird niemand aufgrund seiner Sexualität oder seines Geschlechts beleidigt oder diskriminiert, egal ob anwesend oder nicht. Deine hinterwäldlerischen Ansichten kannst du dir sonst wohin stecken, die sind völlig überholt und falsch! Und wenn du mich noch einmal Mädchen nennst, du scheiß Macho, kannst du dir einen anderen Platz zum Schlafen suchen, bevor euer Flieger geht!“

„Und was willst du tun, um das durchzusetzen, Mädchen?“ fragte er spöttisch.

Ayane schnaufte genervt, packte den Größeren am Ohr, zerrte ihn mit unerwarteter Kraft hinter sich her und stieß ihn durch die geöffnete Terrassentür in den Garten. Die Tür zog sie hinter sich zu und verriegelte sie von innen.

„So, jetzt wo der Bengel draußen ist, können wir uns wie Erwachsene unterhalten, richtig?“

Sie ging zur Wiege, in der Sora quengelte und hob ihn heraus, um ihn ins Tragetuch zu wickeln, damit er in ihrer Nähe war und sich beruhigen konnte.

„Du kannst ihn ruhig ein wenig quengeln lassen, dann lernt er, dass nicht immer jemand springt“, warf Nanako ein, die immer alles kommentierte, was Ayane tat oder nicht tat.

„Nanako, er ist drei Wochen alt, ich lasse ihn sicher nicht quengeln, wenn er mich braucht. Ich habe das bei Saki so gemacht und werde es bei ihm auch machen, meine Hebamme stimmt mir da zu“, entgegnete Ayane ärgerlich. Ihre Schwiegereltern waren erst wenige Tage da und sie war genervt davon, dass Nanako keine Gelegenheit ausließ, sie oder ihren Erziehungsstil zu kritisieren. „Aber ich weiß ja, dass ich dir sowieso nichts recht machen kann, deshalb lassen wir das einfach.“

„Nana, du lenkst vom Thema ab“, warf Kenichi ein, die Stirn gerunzelt. Er war eine ruhige Person, die Konflikte verabscheute, doch dass seine Frau sich so verbissen daran festhielt, Kou zu bekehren, erschütterte ihn. „Warum hast du nicht gesagt, dass du Kousuke besuchen möchtest? Dann hätten wir ihn vorher fragen können oder Kaoru hätte das tun können, da weder du noch ich seine Kontaktdaten haben.“

„Dann hätte er sich wieder herausgeredet, wie immer. Ich bin seine Mutter, ich habe ein Recht, ihn zu sehen“, entgegnete sie trotzig.

„Du hast überhaupt kein Recht dazu, Kaa-san. Kou hat es mehr als einmal sehr deutlich gemacht, dass er euch weder sehen noch sprechen will, was du getan hast ist einfach nur schäbig und übergriffig“, sagte Kaoru verärgert. „Wie kommst du überhaupt zu seiner Adresse? Die neue hat nichtmal Baa-chan, die haben nur wir... Nein, du warst in meinem Arbeitszimmer? An meinen Unterlagen?“

Nanako setzte sich aufs Sofa und schwieg, die Hände auf dem Schoß verschränkt.

„Nana? Antworte ihm oder willst du noch einen Sohn vergraulen, weil du keine Grenzen respektierst?" Kenichi klang enttäuscht, weniger verärgert.

„Ich war kurz drin, weil Saki sich dort versteckt hat. Die Zettel lagen offen auf dem Tisch“, antwortete sie zerknirscht.

„Gar nicht! Saki geht nicht in Papas Zimmer, wenn Papa nicht drin ist!“ beschwerte sich das kleine Mädchen. „Du lügst, Oma! Du bist gemein, ich mag dich gar nicht!“ Dicke Tränen kullerten über ihre Wangen, weil die angespannte Situation sie aufregte und sie nicht alles verstand, was los war, nur, dass es Kou wegen ihrer Oma nicht gut ging und alle verärgert waren.

„Shsh... Komm zu Mami, Saki-chan“, gurrte Ayane, setzte sich auf den Fußboden und zog Saki auf ihren Schoß, wo sie sich weinend an sie kuschelte. „Es wird alles wieder gut, meine Kleine. Morgen rufen wir Kouji-chan an und fragen ihn, ob wir ihm einen Kuchen backen sollen, ja? Damit er wieder glücklich ist.“

„Ich fasse es nicht. Wir kaputt bist du, Kaa-san? Nicht nur, dass du Kous Selbstvertrauen seit jeher mit Füßen trittst, nein, du lässt auch jetzt nicht locker, wo er endlich glücklich und zufrieden ist und seinen Platz in der Branche gefunden hat, in der er schon immer arbeiten wollte?“ schimpfte Kaoru. „Du unterstellst ihm nicht nur, sein Leben nicht auf die Reihe zu bekommen, sondern behauptest auch noch, er würde sich verkaufen, um sich das alles leisten zu können! Du spinnst ja völlig!“

„Kaoru...“

„Nein, lass mich ausreden, Mutter! Kou bekommt seit zwölf Jahren sein Leben sehr viel besser auf die Reihe als jeder einzelne von uns, weil ihr ihn nicht ernst genommen habt! Er hat keinen Yen von euch gesehen, um sich hier irgendwas leisten zu können, ihm habt ihr die Ausbildung nicht bezahlt so wie mir und trotzdem war er in der Schule Klassenbester und hat seinen Uni-Abschluss mit Auszeichnung gemacht! Nicht wegen euch, sondern trotz eurem miserablen Verhalten ihm gegenüber! Alles, was du bei ihm gesehen hast, hat er durch seine eigene Arbeit in den letzten sechs Jahren verdient. Ja, das Gebäude gehört Kazuki, er ist Kous Vermieter und sein Partner, aber Kou zahlt seine Miete mit Geld, nicht mit seinem Körper, dasselbe, was seine Nachbarn auch zahlen. Er hat es nicht nötig, sich irgendwelche Annehmlichkeiten so zu verdienen, wie du es von ihm denkst“, führte Kaoru seine Tirade fort. „Allein durch die Arbeit als freier Illustrator für Kazukis Firma verdient er im Monat mehr als Too-san je verdient hat, wenn du das nicht glaubst, kannst du dir gern die Unterlagen noch einmal ansehen. Er hat mich gebeten, ihm bei seiner Steuererklärung zu helfen und ich weiß, wie viel er verdient. Legal, vertraglich geregelt, weil ich seine Verträge geprüft oder selbst aufgesetzt habe.“

„Das stimmt nicht ganz, Kaoru“, warf Kenichi ein. „Kousuke hatte finanzielle Unterstützung, nicht so viel wie du, aber etwas. Ein Teil des Geldes, das eure Großeltern ihm geschickt haben, während er noch zur Schule ging, war von mir.“

„Weiß er das?“ Kenichi schüttelte den Kopf, woraufhin Kaoru frustriert stöhnte. „Euch ist echt nicht mehr zu helfen. Und du, Kaa-san, siehst gefälligst davon ab, ständig an Ayane herumzumäkeln. Sie ist meine Frau und die Mutter meiner Kinder, ich liebe sie seit Kou uns einander vorgestellt hat, und der einzige, der irgendwas an ihr kritisieren darf, bin ich.“

„Du darfst es versuchen, Liebling“, feixte Ayane, die Saki auf ihrem Schoß den Kopf kraulte, um sie zu beruhigen. „Ich liebe dich auch.“

„Siehst du, Kousuke bringt die ganze Familie auseinander! Wenn sogar Ken mir verschweigt, dass er ihm über meine Eltern Geld geschickt hat“, jammerte Nanako.

„Du hast ja nicht mit dir reden lassen, Nana. Ich bin auch nicht froh darüber, dass Kousuke ausgerissen ist, statt es durchzustehen, wie andere vor ihm, aber er hat sich nicht unterkriegen lassen und ist nicht gescheitert nach Hause gekommen“, sagte Kenichi bedrückt. „Weil wir ihm kein Zuhause gegeben haben.“

„Unsinn! Er hätte nur mit diesem Irrsinn aufhören müssen.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah die anderen ärgerlich an.

„Gramps hatte nie ein Problem damit, dass Kou andere Interessen hat, er hat ihn immer unterstützt, wie er mich und auch dich unterstützt hat, Kaa-san. Weil er wusste, dass es nicht wichtig ist, wen man liebt, wenn man ein guter Mensch ist. Bei dir hat er sich aber wohl geirrt.“ Kaorus Tonfall war bitter. „Du magst Kou ein wenig finanziell unterstützt haben, Too-san, aber mehr als Geld hat er Eltern gebraucht, die für ihn da sind, eine Familie. Er hat hier in Tokio eine neue Familie gefunden, die ihn so liebt, wie er ist. Auch wenn ich anfangs meine Differenzen mit Kazuki hatte, kann ich mir keinen besseren Partner für Kou vorstellen. Es hätte mich aber nicht gewundert, wenn Akio mehr passiert wäre als eine gebrochene Nase und ein paar Prellungen, Kazuki versteht keinen Spaß, wenn es um den Schutz seiner Familie geht. Sucht euch bitte für den Rest eures Aufenthalts ein Hotel, ich will euch nicht mehr in meinem Haus haben. Keinen von euch.“

Chapter Text

„Der Kühlschrank ist voll, Abendessen bringe ich dir später, brauchst du sonst noch etwas, Tōru?“ fragte Hotaru geschäftig, während Tōru sich mit Kous Arbeitsplatz vertraut machte.

„Nein, ich komme zurecht. Ich verschaffe mir erst einen Überblick, um zu sehen, welche Arbeit ich ihm abnehmen kann, Hamasaki rufe ich gleich an, dann weiß zumindest sie Bescheid...“ Er sah zu Hotaru, der nervös in der Tür stand und nicht so recht wusste, wohin mit sich. „Ich weiß, du willst dich nur nützlich machen und allen helfen, aber pass auf, dass du dich dabei nicht selbst vergisst, Hotaru. Ich habe es vorhin Onodera auch gesagt, sowas betrifft nicht nur den, der die Panikattacke hat, sondern auch die ihm nahestehenden Personen. Du siehst ziemlich fertig aus, wenn ich das so sagen darf...“

Der Rothaarige biss sich auf die Unterlippe, um zu verhindern, dass sie zitterte, er ballte die Hände zu Fäusten und schüttelte den Kopf, konnte jedoch nicht verhindern, dass ihm die Tränen über die Wangen liefen. Tōru stellte seine Tasche auf Kous Sitzsack, ging zu ihm und zog ihn in eine Umarmung, mit einer Hand strich er ihm sanft über den Hinterkopf.

„Ist in Ordnung, Hotaru... Heul dich ruhig aus, ich bin da“, sprach er beruhigend, während der Kleinere sich an ihn schmiegte und leise weinte.

„Es... Es ist meine Schuld...“ schluchzte er. „Kou wollte Erdbeeren und ich dachte, wenn ich sowieso dafür losgehe, kann ich auch den Rest noch einkaufen, was viel länger gedauert hat... Wenn ich rechtzeitig zurück gewesen wäre...“

„Dann wären die trotzdem aufgekreuzt und hätten Ärger gemacht. Die haben sich so darin verbissen, auf Kou rumzuhacken, dass sie ihren Weg dafür gefunden hätten und was hätte es geholfen, wenn du da gewesen wärst?“ fragte Tōru leise. „Der Umstand, dass sie wissen, wo Kou wohnt, ist wahrscheinlich Grund genug für ihn, die Fassung zu verlieren. Er hat sich sicher gefühlt, erstrecht seit seinem Umzug hierher und sie haben ihn trotzdem gefunden... Das ist so schäbig, dass mir schlecht wird.“

„Aber... Ich sollte auf ihn aufpassen und dann habe ich ihm noch die Tropfen in den Tee gemischt, obwohl er sie nicht nehmen wollte, Tōru... Ich fühle mich, als hätte ich ihn verraten.“

Tōru wischte ihm die Tränen mit einem Zipfel seines Ärmels aus dem Gesicht und sah ihn direkt an. „Es war notwendig, um ihn vor sich selbst zu schützen. Es wäre nicht besser geworden und am Ende hättet ihr einen Krankenwagen rufen müssen, was sehr viel mehr Stress für ihn bedeutet hätte... Dazu der offizielle Eintrag in seiner Krankenakte, dass er wegen eines psychischen Ausnahmezustands eingeliefert wurde, das kann ziemlich nach hinten losgehen. Kou wird es verstehen, es ist aber möglich, dass er ein bisschen sauer auf dich ist.“

„Du kennst dich gut aus, Tōru...“ Hotaru runzelte die Stirn, als er den Schmerz in seinen graublauen Augen sah.

„Airi, meine kleine Schwester, hat eine Angststörung. Sie hatte in der Grundschule und teilweise noch in der Mittelschule wirklich schwere Panikattacken, ich weiß also, wie sich das anfühlt, wenn es einer geliebten Person so geht“, erklärte er ruhig. „Du darfst dich auch ein bisschen ausruhen, Onodera sollte das auch tun. Ihr helft niemandem, wenn ihr euch übernehmt und eure Nerven überstrapaziert. Und komm mir nicht damit, dass ihr mit schweren Situationen umgehen könnt, das ist mir völlig klar. Nehmt euch eine oder zwei Stunden, um selbst wieder runterzukommen.“

„Ist das ein Befehl?“ fragte Hotaru leicht amüsiert.

„Eine Bitte von einem Freund.“ Tōru küsste ihn auf die Wange. „Ich melde mich bei dir, wenn ich deine Hilfe brauche. Nimm Otabek und Yurio mit, die passen auf Kou auf, wenn er schläft.“ Er holte die beiden Plüschis aus Kous Bücherregal und drückte sie Hotaru in die Hände.

Hotaru zögerte einen Moment, bevor er sprach: „Vielleicht bestellen wir heute auch einfach Essen oder holen etwas bei Wadas Ramenladen. Ich sage dir Bescheid, wenn ich mehr weiß, okay?“

„Ich bin nicht wählerisch, wenn ich nicht selbst kochen muss. Und jetzt, raus mit dir, ich habe zu tun.“

Tōru scheuchte Hotaru grinsend aus dem Raum, holte sich noch etwas zu trinken in der Küche und pflanzte sich vor Kous Arbeitstisch, um dort so lange auszuhelfen, bis Kou die Arbeit selbst wieder übernehmen konnte.

 

Kazuki saß auf der Bettkante, als Hotaru neugierig zur Schlafzimmertür hereinsah. Er hatte das Jackett ausgezogen und die oberen Knöpfe seines Hemds gelockert, den Kopf hatte er auf eine Hand gestützt, während er mit der anderen Kous Finger hielt, der tief schlafend auf dem Bett lag.

„Kazuki...?“ fragte der Rothaarige leise, bevor er vorsichtig eintrat. „Tōru hat mit die beiden hier mitgegeben, damit sie auf Kou aufpassen.“

Der Ältere sah auf, die Stirn besorgt gerunzelt, doch schlich sich der Hauch eines Lächelns auf seine Lippen, als er die Plüschis in Hotarus Armen sah.

„Sie sitzen sonst in Kous Arbeitszimmer, oder?“ fragte er leise.

„Ja. Sie sind ihm sehr wichtig. Als wir in Okinawa waren, haben er und Tōru mich genötigt, den Anime dazu zu sehen, sie kennen ihn beide auswendig, glaube ich.“ Hotaru ging vor dem Bett in die Hocke, um Otabek und Yurio neben Kou zu setzen. „Kennst du ihn schon?“

„Nein, wir kamen noch nicht dazu. Ist es der mit dem Eiskunstlauf?“ Kazuki strich mit den Fingerspitzen über die kleinen Motorradhelme aus Kunstleder, die die beiden trugen.

„Genau. Ich glaube, wenn alles geregelt ist und es Kou wieder besser geht, solltest du ihn auf einen Ausflug mit dem Motorrad mitnehmen... Ich überzeuge Tetsuo noch, damit er sich nicht aufregt, wir können euch auch begleiten“, schlug der Rothaarige leise vor. „Boss, ich...“

„Du hast keinen Fehler gemacht. Es war nicht das erste Mal, dass du für Kou einkaufen gegangen bist und du wirst das auch weiterhin tun, es ändert sich dahingehend nichts“, unterbrach Kazuki ihn strenger, als er beabsichtigt hatte. „Verzeih, ich kann mit den schlimmsten Dingen umgehen, aber wenn es Kou schlecht geht, gehen mir die Nerven durch.“

„Ruh dich aus, Aniki. Wir haben alles im Griff und ich wecke dich, wenn die Anwälte da sind.“ Tetsuo war leise in den Raum gekommen. „Du kannst gerade nicht rational denken, was verständlich ist, aber später musst du das wieder können, sonst machst du nur Unsinn.“

„Ich mache nie Unsinn“, widersprach Kazuki matt, woraufhin Tetsuo ihn gegen die Stirn schnippte. „Au...!“

„Leg dich hin, Kou braucht deine Nähe mehr als alles andere. Du bist sein Safespace, bei dir fühlt er sich geborgen, also ist das jetzt deine Aufgabe, Aniki“, beschloss der Blonde ernst, Hotaru reichte er die Hand, um ihm beim Aufstehen zu helfen. „Das Gebäude ist gesichert, es kommt niemand rein, der nicht reinkommen darf.“

„Danke, Tetsu. Du hast wahrscheinlich wie immer recht.“

Kazuki wartete, bis die beiden gegangen waren, bevor er sich bis auf die Unterhose auszog und sich hinter Kou ins Bett legte, zu ihm unter die dünne Decke, obwohl ihm selbst warm genug war, doch Kou hatte eine leichte Gänsehaut. Er legte einen Arm um ihn und schloss die Augen, um zumindest zu versuchen, sich auszuruhen.

 

„Ach Scheiße!“ fluchte Hotaru, als er in Kazukis Küche etwas aufräumte und ihm ein Teller aus der Hand rutschte. Er hatte ihn gerade so auffangen können, doch er schnitt sich dabei den Finger an einem kleinen Messer, das noch in der Spüle lag.

„Alles okay, Aru?“ Tetsuo beugte sich vom Wohnzimmer aus über den Küchentresen und sah ihn besorgt an.

„Gar nichts ist okay...! Ich fühle mich wie der letzte Versager, weil ich Kou nicht vor seinen Verwandten beschützen konnte“, schimpfte der Rothaarige, während er sich ein Stofftaschentuch um den Finger wickelte, um die Blutung zu stillen. „Weil die mich schon in Okinawa nicht ernst genommen haben, sonst hätten die sich gar nicht erst her getraut!“

Der Blonde ging um den Tresen herum, zog das Erste-Hilfe-Set aus einem der Hängeschränke und nahm Hotarus Hand, um das Taschentuch wieder abzuwickeln und den kleinen Schnitt richtig zu versorgen. Er war weder tief noch blutete er stark, so dass ein Pflaster und etwas Druck ausreichten, um ihn zu verbinden.

„Ich glaube...“ Er hielt seine Hand noch ein wenig fest und strich mit dem Daumen über seine schlanken Finger. „Die sind einfach ganz besonders dämlich und so von sich eingenommen, dass die das nicht einmal Kazuki geglaubt hätten, wäre er dabei gewesen.“

„Doch! Ihm und dir und sogar Shiro hätten sie es abgekauft, weil ihr groß seid und breit und gemein aussehen könnt...! Und ich... ich bin klein und schmal und...“

„Und süß, niedlich, kratzbürstig, frech...“ führte Tetsuo die Liste schmunzelnd fort.

„Ja, genau! Kein Wunder, dass sie mich nicht ernst genommen haben! Hätten sie das getan, dann... dann würde es Kou jetzt nicht so schlecht gehen... Wenn ich größer und breiter wäre, so wie du oder Kazuki, dann hätten die sich gar nicht getraut, so mit Kou umzuspringen“, schimpfte er mit Tränen in den Augen weiter.

„Aru... Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“

„Das ist mir egal! Boah, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie gern ich diesem aufgeblasenen Wichser die Fresse poliert hätte! Aber Kazuki hat mich weggeschickt...“

„Ja, weißt du warum?“ Der Blonde wischte Hotaru eine Träne von der Wange, der leicht den Kopf schüttelte. „Er weiß, was du drauf hast, bei deinen Kampffähigkeiten stehst du uns in nichts nach. Er hätte auch mich oder Shiro schicken können, um seine Anwälte anzurufen, aber er hat dich geschickt, weil du für ihn eine ebenso wichtige Position einnimmst. Er vertraut dir, du kannst dich professionell verhalten, egal wie stressig die Situation ist, wir waren in der Situation nur die Rausschmeißer, deine Aufgabe war viel wichtiger, Aru.“

„Und dann habe ich Kou hintergangen...“ Hotaru nagte an seiner Unterlippe, weitere Tränen folgten den ersten.

„Shhh... Das waren wir beide, Aru. Ich hätte dich aufhalten können, wenn es falsch gewesen wäre, also muss Kou auf uns beide sauer sein, wenn er das mit dem Diazepam herausfindet.“ Tetsuo drückte ihn sanft und küsste ihn auf die Stirn. „Kommst du mit ins Dōjō? Bevor die Paragrafenreiter hier sind, braucht uns niemand.“

„Jetzt?“

„Du musst deinen Frust ablassen, sonst platzt du noch oder heulst noch mehr“, antwortete er. „Oder machst doch noch einen von Kazukis furchtbar teuren Tellern kaputt.“

Hotaru grunzte frustriert, nickte jedoch und folgte ihm nach draußen. Auf dem Weg zum Dōjō zogen sie sich kurz um, da es sich im Anzug nicht gut trainieren ließ. Im Dōjō angekommen, klebte Tetsuo einen Zettel mit einem aufgemalten Gesicht auf den Kopf einer Übungspuppe, die er dann etwas weiter in den Raum zog, damit Hotaru mehr Platz hatte. Der Rothaarige sah ihm mit gerunzelter Stirn zu, als er zu einer Wand ging und verschiedene Kampfstäbe von einer Halterung holte, um sie Hotaru zu bringen.

„Tob dich aus, Nervensäge. Aber wenn du jemanden schlagen willst, mach das mit der Puppe, okay? Schau, die sieht so aus wie Kous dämlicher Cousin“, erklärte Tetsuo grinsend. Er würde zwar nicht behaupten, dass es ihm besser ging als Hotaru, aber er konnte seinen Frust verstehen und dagegen half nichts besser, als sich einmal richtig zu verausgaben.

„Und was machst du solange?“ Hotaru nahm zwei Tanbō aus dem Sammelsurium, das sein Partner geholt hatte und wog sie in der Hand.

„Mich dran aufgeilen, dir zuzusehen?“ scherzte Tetsuo und wich einen Schritt zurück, als der Rothaarige nach ihm schlug.

„Du bist so blöd, Klopskopf! Vielleicht sollte ich dich schlagen statt dem Strohmann da!“

„Versuchs doch! Im Gegensatz zu dem wehre ich mich aber!“

Tetsuo warf seine Fracht bis auf einen Jō auf den Boden, schob alles mit dem Fuß zur Seite und legte sich den langen Kampfstab auf die nackte Schulter, da er zu seiner kurzen Sporthose auf ein Oberteil verzichtet hatte. Hotaru warf ihm giftige Blicke zu, schaute von der Strohpuppe zu ihm und wieder zurück, bevor er sich ihm ganz zuwandte. Sich mit ihm zu messen, statt stumpf auf ein Objekt einzuschlagen, das sich nicht wehrte, war sehr viel verlockender, als er zuerst angenommen hatte. Der Blonde sah überheblich auf ihn herab, ein herausforderndes Schmunzeln auf den Lippen, das Hotaru massiv ärgerte. Nicht viel anders hatte Kous Cousin ausgesehen, als er ihn nicht ernst genommen hatte und er nahm sich vor, Tetsuo das dumme Grinsen vom Gesicht zu prügeln. Ernsthaft verletzen wollte er ihn nicht, aber sie waren beide mehr als fähig, sich einen anspruchsvollen Kampf zu liefern, weshalb er keine Zeit verlor und sich mit einem Kampfschrei auf ihn stürzte. Tetsuo parierte seine schnellen Schläge gekonnt, bevor er zum Gegenangriff überging und Hotaru in die Defensive drängte, der seinen Frust darüber lautstark herausließ. Das Stakkato der aufeinandertreffenden Holzstäbe und ihre Kampfschreie erfüllten die immer etwas muffige Luft des Dōjō, während sie sich mit Angriff und Verteidigung abwechselten wie bei einem Tanz, bei dem es keine vorgefertigte Choreografie gab.

 

Tetsuo lenkte einen Angriff von Hotaru mit seinem Stab zur Seite ab, schritt um ihn herum, während er seinen Arm festhielt und ihm dann in der Drehung die Füße wegzog. Die Tanbō rutschten klappernd aus den Händen des Rothaarigen, als er hart mit dem nackten Rücken auf dem Boden aufschlug. Er hatte kurz nach Beginn ihres Sparrings sein Oberteil ausgezogen, da es ihm innerhalb kürzester Zeit am Oberkörper geklebt hatte, mit dem Ergebnis, dass er sich in diesem Moment fühlte, er würde am Holzboden festkleben. Das Ende von Tetsuos Jō knallte laut direkt neben seinem Kopf auf die Dielen, als der Blonde sich auf ihn warf, um ihn mit seinem Gewicht allein bewegungsunfähig zu machen. Er hielt Hotarus Arm immer noch fest, den er über seinem Kopf auf den Boden drückte, seine Beine fixierte er, indem er sich auf seine Oberschenkel kniete.

„F... Fuck!“ schimpfte Hotaru und versuchte, ihn mit der freien Hand von sich zu schieben.

Tetsuo lachte nur leise, warf seinen Stab zur Seite und fing seine Hand ein, die er neben der anderen auf den Boden drückte, so dass Hotaru wehrlos unter ihm lag, schwer atmend und mit gerötetem Gesicht.

„Ich würde sagen, ich habe gewonnen...“ raunte er, nachdem er sich dichter über ihn gebeugt hatte, so dass sein Atem Hotarus erhitzte Wangen streifte.

Hotaru entfuhr ein leises Stöhnen, als er zwischen ihnen hindurch schielte und die Ausbuchtung in Tetsuos Shorts spürte, da der Blonde so dicht über ihm war, dass sein Schritt gegen ihn drückte. Er hob sein Becken an, soweit es ihm möglich war, um sich leicht an ihm zu reiben, er war nicht weniger hart als er, konnte sich aber nicht erinnern, wie lange schon.

„Verdammt, Tetsu... Ich will dich... So sehr“, hauchte er, da er seiner Stimme nicht traute, wenn Tetsuo ihn so dominierte.

„Ist das mein Preis fürs Gewinnen? Du?“ fragte Tetsuo grinsend, fasste seine Handgelenke mit einer Hand, um mit der anderen zwischen sie zu greifen und ohne große Umschweife ihre Hosen soweit herunterzuziehen, dass ihre Penisse freilagen. „Ich dachte, du gehörst mir schon...“

Hotaru legte den Kopf in den Nacken und stöhnte, als er sie beide umfasste und aneinanderdrückte, so dass er die beiden Kugeln seines Piercings spürte, die sich im Vergleich zu seiner Haut kühl anfühlten.

„J... Ja...“ war alles, was ihm zur Antwort einfiel, da sich seine Fähigkeit zu denken verabschiedet hatte.

Tetsuo knurrte leise, rutschte mit den Beinen von Hotarus Oberschenkeln, um sein Becken näher an sein eigenes zu bringen und seine Handbewegungen mit leichten Stößen zu unterstützen. Er zog mit den Zähnen an Hotarus Unterlippe, bevor sich ihre Zungen trafen und sie in einen tiefen Kuss sanken, mit dem sie sich gegenseitig den Atem stahlen. Er verstärkte den Griff um sie beide, so dass sie sich besser spüren konnten, die Reibung wurde nach und nach durch zunehmende Lusttropfen vermindert, was das Gefühl umso besser machte.

„Tetsu...“ gurrte Hotaru gegen seine Lippen, als sie ihren Kuss für eine kurze Atempause unterbrachen. „Dein Schwanz fühlt sich so... unfassbar gut an...“

„Mhmm... Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich gerade ficken will, Aru...“ entgegnete Tetsuo heiser. „Du bist so heiß, mein Kleiner... Stöhn für mich, lass es raus...“

Hotaru schlang die Beine um seine Hüften, um ihn noch dichter an sich zu ziehen und sich seinen Stößen anzupassen, während er seine Lust mit seinem Stöhnen mitteilte. Er spürte, wie sich die Erregung unaufhaltsam aufbaute, Tetsuos Gesichtsausdruck nach zu urteilen, ging es diesem nicht viel besser. Er hatte die dunkelgrauen Augen halb geschlossen, um sich darauf zu konzentrierten, was er spürte und war selbst nicht viel leiser als Hotaru, so dass sie sich gegenseitig mit ihrem Stöhnen und gemurmelten Komplimenten dem Höhepunkt entgegen trieben.

Tetsuos Bewegungen wurden unkoordinierter und hastiger, bevor er sich mit einem gepressten „Aru...!“ auf seinem Bauch ergoss. Hotaru kam kurz darauf laut stöhnend, sein Sperma vermischte sich mit dem von Tetsuo, der sich schwer atmend über ihm abstützte, nachdem er seine Hände losgelassen hatte.

„Hnnn... Ich liebe dich... Tetsu...?“

Hotaru sah dem hellblonden Schopf erstaunt nach, als Tetsuo mit Lippen und Zunge über seinen verschwitzten Oberkörper nach unten strich und zärtlich die Spermaflecken von seiner Haut und seinem Penis leckte. Er schob sich wieder über ihn und teilte die Reste mit ihm, indem er ihn innig küsste.

„Ich mag dich auch sehr, Aru...“ flüsterte Tetsuo, bevor er ihn weiter küsste.

Hotaru schlang die Arme um seinen Nacken und hielt ihn fest, damit er ihn weiter küssen konnte, sein Herz raste und es war ihm in diesem Moment egal, dass sie verschwitzt auf den abgenutzten Holzdielen des Dōjō lagen, er wollte ihn nicht mehr loslassen.

„...So gern ich dich küsse, wir sollten dich vom Boden ablösen und duschen gehen“, warf Tetsuo schmunzelnd ein. „Geht’s dir besser?“

„Ja, viel besser. Danke, Tetsu... Du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet, dass du da bist und alles...“ druckste Hotaru, er war immer noch hin und weg von dem, was er gesagt hatte.

„Ich denke, ich weiß es...“ Er küsste ihn sanft auf die Nasenspitze. „Mein Schwanz und dein Arsch haben ein Date, wenn wir den Tag heute hinter uns gebracht haben, Kleiner. Ich bestehe darauf.“

Der Rothaarige schnaubte amüsiert und hielt Tetsuo seine Hand entgegen, nachdem dieser aufgestanden war, damit er ihm auf die Füße half. Sein Rücken löste sich mit einem feuchten Geräusch vom Boden, was ihn schaudern ließ, ebenso der kühle Luftzug, der vom Kraftraum hereinkam, nachdem Tetsuo die Tür geöffnet hatte. Der Blonde kam mit einer Trainingsjacke zurück, die er ihm über die Schultern legte, damit er sich nicht verkühlte und seine Tattoos verdeckt waren, da er wusste, wie ungern er sie anderen zeigte und es war nie auszuschließen, auf dem Gang vor dem Dōjō Personen zu begegnen, die nichts mit dem Clan zu tun hatten. Der dankbare Blick, mit dem Hotaru ihn bedachte, löste ein Kribbeln in seiner Brust aus. Er schenkte dem Kleineren ein Lächeln und legte ihm einen Arm um die Taille, um mit ihm in ihre Wohnung zu gehen, nachdem sie die Waffen an ihren Platz geräumt hatten. Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass sie gerade noch genug Zeit für eine schnelle Dusche und einen kleinen Imbiss hatten, bevor er Kazuki wecken musste, damit er wach und konzentriert genug für das Gespräch mit seinen Anwälten war.

Chapter Text

Kou wachte mit stechenden Kopfschmerzen und einem unangenehmen Druck auf der Blase auf. Im Schlafzimmer war es dämmrig, aber nicht komplett dunkel, so dass er sich orientieren konnte, ohne Licht zu machen. Bis auf das Otabek-Dakimakura, das dicht an seinem Rücken gelegen hatte, und die üblichen Kissen und Decken war das Bett leer, Kazukis Kissen war vorsichtig aufgeschüttelt worden und lag ordentlich auf dessen Hälfte des Betts. Das helle Licht im Wohnzimmer stach in seinen trockenen Augen und verstärkte seine Kopfschmerzen nur noch mehr, als er aus dem Schlafzimmer trat, um zum Bad zu gehen. Es war blendend hell, die Sonne schickte ihre Strahlen durch die breite Fensterfront. Ein angestrengter Blick auf die Uhr, die an der Wand oberhalb des Küchentresens hing, verriet ihm, dass es kurz vor zehn Uhr war, vormittags. Er schirmte seine Augen ein wenig vor dem Licht ab und tapste barfuß zum Bad, das auf der anderen Seite der Wohnung lag, wobei er innerlich denjenigen verfluchte, der es so geplant hatte, auch wenn ihm der etwas weitere Weg sonst nichts ausmachte. Seine Augen gewöhnten sich nur langsam an die Helligkeit, während er wie erschlagen auf der Toilette saß und die leichte Übelkeit unterdrückte, die sein leerer Magen von sich gab. Sie wurde besser, nachdem er sich die Zähne geputzt hatte, der Weg zurück ins Wohnzimmer und die angrenzende Küche fiel ihm schon ein bisschen leichter, auch wenn seine Kopfschmerzen ihn über Gebühr plagten. Kou nahm sich ein Glas aus dem Schrank, das er mit Leitungswasser füllte, um eine halbe Kopfschmerztablette zu nehmen in der Hoffnung, dass sie ausreichte, da er ungern Schmerzmittel nahm und generell nicht auf leeren Magen. Auf der Suche nach einer Kleinigkeit, die er essen konnte, öffnete er den Kühlschrank, der wie gewohnt gut gefüllt war. Sein Blick fiel auf einen großen Trinkbecher aus transparentem Kunststoff, er war ein Mitbringsel von irgendeinem Pride, in Regenbogenfarben eingefärbt mit Glitzerpartikeln. Der Becher war bis zum Rand gefüllt und mit dem passenden Deckel verschlossen, der dazugehörige Strohhalm steckte im Deckel. Am Becher selbst hing ein hellgrünes Post-it mit seinem Namen und einem aufgemalten Herzchen, Hotarus ordentliche Handschrift, ein Pfeil zur Seite wies auf den vollen Krug grünen, selbstgemachten Eistee, für den Fall, dass er mehr wollte. Ein weiteres Post-it klebte auf einem abgedeckten Teller mit unterschiedlichen Sandwiches, die mit Obst oder Gemüse belegt waren.

Mit dem vollen Becher in der einen Hand und einem mit Sahne und Erdbeeren gefüllten Sandwich auf einem kleinen Teller schlich Kou zurück ins Schlafzimmer in der Hoffnung, dass niemand durch die offene Bürotür mitbekommen hatte, dass er wach war, da er niemanden sprechen oder sehen wollte, dazu fühlte er sich nicht in der Lage. Er stellte seine Verpflegung auf sein Nachtschränkchen und bückte sich, um die beiden Plüschis aufzuheben, die ihm vorher in seiner Hast nicht aufgefallen waren: Otabek und Yurio, die normalerweise nebeneinander im Bücherregal in seinem Atelier saßen. Jemand musste sie geholt und zu ihm gelegt haben, als er geschlafen hatte, nur mit Mühe erinnerte er sich daran, dass Hotaru oder Tetsuo Tōru erwähnt hatten, aber er war sich nicht sicher, wann das gewesen war, da jeder kleinste Gedanke an den zurückliegenden Tag die Panik aufsteigen ließ. Kou konnte das Schluchzen nicht verhindern, das seine Kehle emporkroch, so dass er wieder ins Bett krabbelte, sich die Decke bis zu den Schultern hochzog und die beiden Plüschis mit angezogenen Knien an sich drückte, während er den Tränen nachgab, ohne etwas getrunken oder gegessen zu haben.

Er zuckte zusammen, als er eine leichte Berührung an der Schulter spürte, den Kopf zu heben und zu schauen, wer ihn besuchte, fiel ihm unglaublich schwer. Kou hatte alles erwartet, Kazuki, Hotaru, Tetsuo, in seiner Angst sogar seine Mutter oder Akio, doch nicht Shiro, der ihn mit zimtfarbenen Augen ansah. Der Jüngere hielt respektvoll Abstand, hatte nur die Hand ausgestreckt, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, er trug seine üblichen schwarzen Cargohosen und ein weißes T-Shirt.

„...Shiro?“ krächzte Kou, der erst jetzt merkte, wie trocken sein Hals war.

Shiro lächelte, als würde er sich freuen, dass er ihn erkannte. „Ich möchte dich nicht länger stören als nötig, Kou, aber da Onkel Kazuki und die anderen beschäftigt sind, wollte ich nach dir sehen“, erklärte er seine Anwesenheit, statt sich auf die Bettkante zu setzen, ging er davor in die Hocke, um halbwegs mit Kou auf Augenhöhe zu sein.

„...wie du siehst, lebe ich noch...“ entgegnete Kou matt und rieb sich mit dem Handballen über die geröteten Augen.

„Ich bin nicht in der Position, dir Anweisungen zu geben, aber du solltest etwas trinken und essen, Kou“, sprach Shiro sanft. „Zumindest trinken, auch wenn das Erdbeersandwich wirklich lecker aussieht.“

Kou grummelte genervt, griff jedoch nach dem Becher und trank einen großzügigen Schluck des selbstgemachten Eistees, der sich darin befand. Er war ein wenig gesüßt, was er lieber mochte als die ungezuckerte Version, die Kazuki in der Regel trank, und floss angenehm sanft über seine ausgetrockneten Schleimhäute. Er konnte das erleichterte Seufzen nicht verhindern, als er die Lippen vom Strohhalm löste und Shiro ihm den Becher abnahm, um ihn zur Seite zu stellen, bevor er ihm aus den Händen rutschte. Der Schwarzhaarige deutete fragend auf das Sandwich und reichte ihm den Teller, nachdem Kou sich zu einem halben Nicken durchgerungen hatte. Er biss vorsichtig davon ab, damit die Sahnefüllung nicht auf die Decke tropfte, kam aber nur bis zur ersten Erdbeere, bevor sein aufgewühlter Magen sich beschwerte und er Shiro den Teller zurückgab.

„Soll ich dir etwas anderes bringen, das nicht so fettig und süß ist?“ fragte er besorgt.

Kou schüttelte den Kopf. „Nein... Ich möchte nichts...“ Sein Blick wanderte zu Kazukis Seite des Betts. „Wo ist...“

„Onkel Kazuki ist in seinem Büro. Er hatte wegen unseres Termins gestern Vormittag einige Meetings verschoben, die er wahrnehmen muss, sonst wäre er sicher bei dir“, antwortete Shiro auf seine nicht beendete Frage.

Kou schniefte. „Ich brauche keinen Babysitter, der mir die Hand hält... Kazuki soll arbeiten, das ist wichtig, ich... ich will nur meine Ruhe haben... Gehst du bitte?“

„Natürlich. Soll ich die Tür schließen oder offen lassen?“

Shiro stand auf und strich seine Hose glatt, doch Kou hatte sich schon von ihm weggedreht und sich die Decke über den Kopf gezogen, um ihn auszuschließen. Er ließ ihn mit einem leisen Seufzen allein, die Tür lehnte er an, so dass die Geräusche aus der Wohnung nur gedämpft ins Schlafzimmer kamen, er aber nicht komplett abgeschottet war.

 

Das Geräusch eines Staubsaugers weckte Kou aus seinem Dämmerzustand, in den er wieder gefallen war, nachdem Shiro gegangen war. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch viel konnte es nicht gewesen sein, da die Haushälterin in der Regel um die Mittagszeit fertig mit ihrer Runde durch Tetsuos und Kazukis Wohnung war. Er lugte aus seinem Deckenkokon heraus, als das Geräusch lauter wurde und sah die ältere, quirlige Frau ins Schlafzimmer kommen, wo sie überrascht in der Tür stehenblieb, als sie ihn entdeckte. Sie schenkte ihm ein fröhliches Lächeln, deutete auf den Staubsauger und erfasste dann das Bett mit einer Geste, die ihm bedeutete, dass sie alles frisch machen wollte. Kou wollte ihr nicht zur Last fallen, so gern er im Bett geblieben wäre, um sich dort zu verstecken, setzte er sich träge auf, drückte die Plüschis und sein Dakimakura mit einem Arm an sich, damit er den Trinkbecher unfallfrei mit der freien Hand tragen konnte, bevor er mühsam aufstand. Sie kam auf ihn zu, einen besorgten Ausdruck aus dem Gesicht, als sie sah, wie unwohl er sich fühlte und zog seine petrolfarbene Kuscheldecke aus einer Schublade, wo er sie für den Sommer verstaut hatte, um sie ihm über die Schultern zu legen, bevor sie ihn zum Sofa im Wohnzimmer brachte. Kou wusste kaum, wie ihm geschah, doch wenig später saß er eingewickelt in seine Decke, inklusive Dakimakura und der Plüschis, auf dem Sofa, mit dem Rücken zum Rest der Wohnung, so dass er aus dem Fenster in den Garten sehen konnte, wenn ihm danach war. Die stumme Haushälterin tätschelte ihm die Wange, stellte den Trinkbecher in seine Reichweite, auch wenn Kou Schwierigkeiten hatte, seine Arme aus der festgesteckten Decke zu befreien, und verschwand wieder im Schlafzimmer, um ihre Arbeit fortzuführen. Als sie zwanzig Minuten später damit fertig war, brachte sie ihm seine Brille und sein Handy, die beide noch im Schlafzimmer gelegen hatten, räumte den Staubsauger weg und verabschiedete sich mit einem großen Sack Wäsche, den sie mit anderen Sachen zur Wäscherei in der Nachbarschaft bringen würde.

Kou brütete vor sich hin, seine Füße wurden von einem Sonnenstrahl gewärmt, während der Rest von ihm im Schatten saß. Er fühlte sich verletzlich, alles in ihm schrie danach, sich wieder im Schlafzimmer zu verkriechen, aber er konnte ebenso wenig die Kraft aufbringen, sich aus seinem wohligen Deckenkokon zu befreien, um dorthin zurückzugehen. Die Tür zum Büro war fast geschlossen, angelehnt, um die Geräusche aus der Wohnung auszuschließen, während die Haushälterin gestaubsaugt hatte. Kou hörte nur leise Stimmen aus dem Raum, es war ihm jedoch zu anstrengend, sich darauf zu konzentrieren, so dass er sich mit dem Gesicht zur Lehne zusammenrollte und versuchte, den Rest des Tages zu verschlafen, um nicht denken oder fühlen zu müssen.

 

„Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Suzuki-san“, bedanke Kazuki sich höflich bei seinem Geschäftspartner, mit dem er den halben Vormittag gesprochen hatte.

Er wartete, bis er sich verabschiedet und den Videocall beendet hatte, bevor er sich seufzend in seinem Stuhl zurücklehnte und sich die Nasenwurzel rieb, während er die oberen Knöpfe seines Hemds öffnete, um besser atmen zu können. Er hatte für seine Verhältnisse zu wenig geschlafen für langwierige Gespräche mit Hideyoshis alten Bekannten, die so ganz anders dachten und handelten als er, so dass er ein leichtes Stechen hinter der Stirn spürte. Kou hatte nachts eine weitere Panikattacke gehabt, ausgelöst durch einen Alptraum, weshalb Kazuki wach geblieben war, um ihn zu beruhigen und über ihn zu wachen, nachdem er ihm zur Beruhigung weitere fünf Tropfen Diazepam mit einem Schluck Wasser verabreicht hatte. Er sah zur Tür, die zur Wohnung führte und die Tetsuo eine Stunde zuvor in weiser Voraussicht beigezogen hatte, damit sie nicht gestört wurden, doch es kribbelte ihn in den Fingern, zu sehen, was dort vor sich ging und ob Kou mittlerweile aufgestanden war. Shiro war bei ihm gewesen und hatte ihm nur eine kurze Notiz auf den Tisch gelegt, dass Kou etwas getrunken und wenig gegessen hatte, bevor er ihn rausgeworfen hatte und Kazuki hoffte, dass Kou vernünftig genug war, den Rest des Tees zu trinken, den Hotaru ihm vorbereitet hatte und etwas zu essen. Er stand so hektisch auf, dass Tetsuo und Hotaru fragend von ihren Bildschirmen aufsahen. Kous Bodyguard hatte sich mit seinem Laptop auf das Sofa im Büro gesetzt, um dort zu arbeiten, damit er nah genug an Kou war, aber nicht wie eine Glucke an ihm dranhing, da er sich nach wie vor Vorwürfe machte, nicht gut genug auf ihn aufgepasst zu haben.

„Ich schaue kurz nach ihm...“ erklärte Kazuki, ging um seinen Schreibtisch herum und verschwand durch die Tür zur Wohnung, die gewohnt still war. Jemand hatte die leichten Vorhänge vor der breiten Fensterfront soweit zugezogen, dass das Sofa nicht direkt im Sonnenlicht stand, eine petrolfarbene Deckenraupe lag zusammengerollt darauf, Kous schwarzbrauner Haarschopf schaute unordentlich daraus hervor. Er beugte sich über ihn und strich ihm sanft über die Wange, woraufhin Kou schwerfällig den Kopf drehte und ihn mit geröteten Augen ansah.

„Kazu...“ murmelte er matt, er hatte sichtlich Schwierigkeiten, sich aus seiner festgesteckten Decke zu befreien.

„Guten Morgen, Honey. Fühlst du dich etwas besser?“ fragte Kazuki, während er ihm aus der Decke half, damit er sich aufsetzen konnte.

Kou schüttelte den Kopf und sah beschämt zur Seite. Er fühlte sich schlecht, weil er allen Sorgen bereitete und ihnen zur Last fiel, was das letzte war, das er wollte. Kazuki setzte sich neben ihn, nachdem der Otabek und Yurio auf den Tisch gelegt hatte. Er war sich unsicher, wie viel Nähe Kou ertrug, doch sein jüngerer Partner schmiegte sich an ihn, kaum dass er saß, woraufhin er einen Arm um ihn legte und ihn sanft an seine Brust drückte.

„Kazu...? Sind sie weg?“ fragte er leise.

„Ja. Tetsuo und Shiro haben sie nach draußen gebracht. Ich habe gestern mit Kaoru telefoniert...“

„Kaoru? Du hast ihn angerufen? Wieso? Er... Er soll doch nicht...“ Ein panisches Hicksen entfuhr Kous Kehle, die aufkommenden Tränen brannten heiß in seinen Augen.

„Kou, ich weiß, du willst nicht, dass dein Bruder sich mit genau denen überwirft, die dir seit Jahren schaden, aber er hat ein Recht darauf, es zu erfahren, erstrecht seit gestern“, unterbrach Kazuki ihn ernst. „Du bist ihm sehr wichtig und er wusste nicht, wie sehr sie es auf dich abgesehen haben, Honey. Er musste von mir hören, was vorgefallen ist, deine Mutter hätte ihm nur Lügen erzählt...“

Die Erwähnung seiner Mutter ließ Kous Anspannung steigen, seine Finger krampften sich in Kazukis Hemd und er schluchzte leise. Kazuki legte eine Hand auf seine Finger, die er sanft streichelte, bis sie sich wieder entspannten.

„Du bist hier sicher, Kou. Ich kümmere mich darum, dass du es bist, ganz egal, was es mich kostet, du bist es mir wert.“

„Boss, hast du einen Moment?“ Tetsuos förmliche Ansprache lenkte Kazukis Aufmerksamkeit auf den Blonden, der mit geradem Rücken und ernstem Gesichtsausdruck in der Tür zum Büro stand. „Shiro bringt einen Gast nach oben.“

„Einen Gast?“ echote Kazuki, löste Kous Finger vorsichtig von ihm und stand ebenso vorsichtig auf, um ihn nicht zu verschrecken.

Tetsuo nickte, sein Blick ruhte für einen Moment auf Kou, der die Beine anzog und die Arme darum schlang, um sich so klein wie möglich zu machen.

„Ich komme sofort. Kou? Versprichst du mir, etwas zu trinken und zu essen, bis ich wiederkomme?“

„Ja... Lass den Gast nicht warten, Kazu...“ murmelte der Jüngere gegen seine Knie.

Chapter Text

Kazuki lehnte sich an seinen Schreibtisch, da Tetsuo ihm nicht mitgeteilt hatte, was für einen Gast Shiro nach oben brachte. Er hatte die Tür zur Wohnung nicht geschlossen, so dass er Kou aus dem Augenwinkel beobachten konnte, der tatsächlich folgsam von seinem Tee trank. Tetsuo zog die Tür jedoch weiter zu und wies Hotaru mit einem Kopfnicken an, sich davor zu positionieren, bevor er sich neben Kazuki stellte, der ihn stirnrunzelnd ansah. Eine Antwort blieb aus, da die Eingangstür zum Büro geöffnet wurde und Shiro einen älteren Mann hindurch schob, dessen ordentliche Frisur ein wenig durcheinandergeraten war, die Haare mehr grau als schwarzbraun. Auf seiner schlanken Nase saß eine einfache, eckige Brille, die seine braunen Augen größer erscheinen ließ, gekleidet war er in ein hellblaues, kurzärmeliges Hemd, das in einer beigen Chinohose steckte. Er war trotz seiner leicht eingeschüchterten Haltung fast so groß wie Shiro, überdurchschnittlich groß für einen Japaner.

Kazuki hob abwartend eine Augenbraue, die Arme hatte er vor der Brust verschränkt.

„Er stand vor der Tür und wollte dich unbedingt sprechen, Boss“, erklärte Shiro ernst, schob den Mann weiter in den Raum, bevor er sich mit dem Rücken zur Tür stellte.

„Und Sie sind...?“ fragte Kazuki skeptisch.

Der Mann zögerte für einen Moment, bevor er sich tief verbeugte und mit ruhiger Stimme sprach: „Mein Name ist Yukimura Kenichi, ich... ich bin hier, um Sie für das Verhalten meiner Frau und meines Neffen um Verzeihung zu bitten.“

„Mich? Sie kommen hierher angekrochen und wollen mich um Verzeihung bitten?“ hakte Kazuki nach, er hatte Schwierigkeiten, seine Stimme unter Kontrolle zu halten, so sehr verärgerte es ihn.

„Ja. Sie hätten nicht ungefragt herkommen und Kousuke belästigen dürfen, das war nicht in Ordnung“, erläuterte Kenichi seine Entschuldigung, er sprach mit leichtem Dialekt, wie er für Okinawa üblich war.

„Ihre Ehefrau und Ihr Neffe können froh sein, dass sie noch an einem Stück sind“, entgegnete Kazuki, richtete sich ein Stück auf und sah auf Kous Vater herab, der unter seinem Blick kleiner zu werden schien. „Sie sind in mein Haus eingedrungen, aber sie haben Kou beleidigt und belästigt, nicht mich, weshalb mir schleierhaft ist, weshalb Sie gerade mich sprechen wollten.“

„Kaoru sagte... Sie sagten, Sie wären Kousukes Lebensgefährte, daher dachte ich...“ begann Kenichi stockend, sich zu erklären.

„Sie dachten WAS? Dass ich für ihn spreche? Dass es reicht, mich um Verzeihung zu bitten, nachdem Sie ihn, Ihren Sohn, jahrelang vernachlässigt und aufs schlimmste beleidigt haben? Was sollte mich davon abhalten, Sie direkt wieder rauszuwerfen?“

Kenichi zuckte zusammen, als Kazuki die Stimme erhob. Dieser fing sich jedoch sofort wieder, zog eine Zigarette aus der Schachtel in Tetsuos Jacketttasche und ließ sie sich von ihm anzünden. Er nahm eine Handvoll Züge, blies den Rauch mehr in Kenichis Richtung als woanders in den Raum und ließ ihn schmoren, während er nachdachte. Seine Anwälte hatten umfangreiche Vertrags- und Klageunterlagen vorbereitet, auf denen nur noch Unterschriften fehlten, er hatte noch darüber nachdenken wollen, was das Beste für ihre Situation war.

„Sie sollten Kou um Verzeihung bitten, nicht mich, Yukimura-san“, beschloss er ernst. „Ich weiß allerdings nicht, ob er irgendjemanden aus Ihrer Familie jemals wiedersehen will, geschweige denn sprechen.“

„Ich bin sein Vater... Er sollte...“ begann Kenichi, bevor Kazuki ihn mit einer Geste unterbrach.

„Sie sind sein Vater? Sie haben ihn gezeugt, doch um sein Vater zu sein, haben Sie auf ganzer Linie versagt...!“ Der dunkelhaarige Yakuza drückte die Zigarette ärgerlich in einem Aschenbecher aus, drehte einen den Monitore auf seinem Schreibtisch um und wählte über die Tastatur eine Datei aus, die er auf dem Desktop abgelegt hatte. „Welcher Vater lässt zu, dass seinem Kind so etwas zustößt?“

Auf dem Monitor öffnete sich ein Videoplayer, der das Handyvideo abspielte, das ihm aus Okinawa geschickt worden war und deutlich zeigte, wie Akio und seine Brüder Kou belästigt hatten. Kazuki konnte es kaum mit ansehen, auch wenn er es sich unzählige Male angesehen hatte, widerte es ihn nach wie vor an. Er beobachtete Kenichi, der schockiert aussah, als hätte er bis zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst, was Anfang Mai vorgefallen war, auch wenn er irritiert die Stirn runzelte, als Kou Tōru und Hotaru nacheinander küsste, um seine Cousins zu provozieren. Kazuki ließ ihn nicht vom Haken, er startete das Überwachungsvideo vom Vortag, das im Flur aufgezeichnet worden war, es hatte ebenfalls Ton, der den Wortwechsel vor Kous Wohnungstür wiedergab und dessen klare Bitte, dass Nanako und Akio gehen sollten, bevor sie sich Zutritt verschafften. Direkt danach folgten die von Hotaru gespeicherten Sprachnachrichten und Screenshots der Nachrichten, die Kou nach seinem Interview in Okinawa bekommen hatte, die alle eindeutigen Bezug zu dem hatten, was er deren Meinung nach seiner Familie mit seinem Verhalten antat.

„Das... Das wurde mir ganz anders berichtet...“ gab Kenichi leise zu. „Sie sagten, sie hätten Kousuke zufällig in der Stadt getroffen und er habe sie beleidigt, nachdem sie ihn angesprochen hatten.“

„Sie haben offenbar einen Haufen Lügner in Ihrer Familie, Yukimura-san“, entfuhr es Hotaru ärgerlich. „Lügner und Feiglinge.“

„Kousuke... Wie geht es ihm?“ fragte Kenichi, sichtlich erschüttert.

Kazuki stieß sich von seinem Platz am Tisch ab, schob die Hände in die Hosentaschen und sah den älteren Mann verärgert und mit einer Spur Mitleid an. „Ich frage ihn, ob er Sie sehen möchte.“

 

Kou hob den Kopf, als Kazuki aus dem Büro kam, die Tür ließ er hinter sich offen stehen. Es war dem Älteren anzusehen, dass er verärgert war und Kou rutschte instinktiv tiefer in die Sofaecke, in der er saß. Kazuki seufzte tief, setzte sich zu ihm auf die Kante und drückte sanft seine Hand.

„Kou?“

„Was ist, Kazu...? Hab ich... Bist du böse auf mich?“ fragte er leise.

„Nein, ganz und gar nicht. Ich könnte nie auf dich böse sein, Honey“, antwortete er beruhigend, dann warf er einen kurzen Blick zur geöffneten Tür, in der Hotaru aufmerksam stand, die Stirn besorgt gerunzelt. „Dein... Vater ist hier. Er möchte dich gerne sprechen, um dich um Verzeihung zu bitten.“

Kou blinzelte irritiert, es dauerte einen Moment, bis er ganz erfasst hatte, was Kazuki ihm sagte.

„Wieso ist er bei dir?“ fragte er kühl.

„Er hielt es offenbar für eine gute Idee, mich um Verzeihung zu bitten für das, was gestern passiert ist.“

„Dich?! Das ist wohl ein Scherz, Kazuki!“ Kous sonst so ruhige Stimme wurde laut, fast schrill. „Er... Er kommt JETZT hierher und bittet DICH um Verzeihung?! Was soll das?! Bin ich in den Augen meiner Familie nicht männlich genug, dass sie direkt zu dir gehen?!“ Seine Augen quollen über mit Tränen, das Gesicht war wutverzerrt.

Kazuki hielt seine Hände fest, damit er nicht um sich schlagen konnte und drückte sie an seine Brust. „Das habe ich ihn auch gefragt. Ich bürde dir das nicht auf, wenn du es nicht willst, Kou“, sprach er bemüht ruhig weiter, um ihn nicht weiter aufzuregen.

Kous Stimme überschlug sich: „Nie, NIE! Hat er auch nur einen Finger gerührt oder ein Wort gesagt! Damals nicht, als sie mich in der Schule...! Als mich niemand ernst genommen hat! Und an meinem zwanzigsten Geburtstag auch nicht! Sie alle... Sie alle haben mich lächerlich gemacht, mich aufgezogen und... und er war nie da! Ich... Ich will ihn nicht sehen! Niemanden!“

Er entzog ihm seine Hände, stolperte fast über die um seine Beine gewickelte Decke als er hastig aufstand und floh ins Schlafzimmer, wo er die Tür hinter sich zustieß, dass sie hörbar ins Schloss fiel. Kazukis Miene war sturmumwölkt, als er zurück ins Büro ging, er war wütend, dass Kou wegen seinen uneinsichtigen Verwandten so litt und hatte das große Bedürfnis, sich einmal nicht zu beherrschen.

„Sieh nach ihm, Hotaru. Wir haben Dinge zu besprechen“, befahl er dem Rothaarigen, der ihm hastig aus dem Weg getreten war.

„Jawohl, Boss!“

Kazuki wartete, bis Hotaru um die Ecke zum Schlafzimmer gelaufen war, bevor er die Bürotür heftiger als nötig schloss, der Schlag der schweren Tür ließ Kenichi zusammenzucken. Shiro hatte sich hinter ihn gestellt, die Arme hinter dem Rücken verschränkt und wartete auf Befehle. Tetsuo fing Kazukis Jackett auf, als er es auszog und die Ärmel hochrollte, bevor er sich vor Kenichi aufbaute und ihn allein mit Blicken in die Knie zwang.

„Wie Sie sicherlich gehört haben, hat Kou keinerlei Interesse, Sie oder irgendjemanden aus Ihrer Familie zu sehen oder zu sprechen“, grollte er mit tiefer Stimme. „Noch schlimmer, er hat panische Angst davor.“

Er hielt inne, als er Kous gedämpftes, wütendes Schreien aus dem angrenzenden Schlafzimmer hörte, das trotz dazwischenliegendem Kleiderschrank und gut gedämmter Wand zu ihnen drang. Kazuki vertraute Hotaru genug, dass er ihm zumuten konnte, mit Kous Wutausbruch umzugehen, ihn zu beruhigen und für ihn da zu sein, da er es in diesem Moment nicht tun konnte. So nervös und besorgt Hotaru am Abend und den ganzen Vormittag gewesen war, war es auch für ihn das Beste, sich um Kou zu kümmern, damit er sich nicht weiter die Schuld am Vorfall gab.

„Er braucht Hilfe, sagte meine Frau...“ sprach Kenichi leise, auch wenn es nicht so klang, als glaubte er es selbst.

„Reden Sie doch keinen Unsinn!“ unterbrach Tetsuo ihn ärgerlich. „Wir kennen Kou seit fast einem Jahr, seine Freunde und seine Familie hier haben ihn seit Jahren nicht so erlebt! Diese Panik hat er nur, wenn es um die geht, die Sie Familie nennen! In Okinawa, nicht in Tokio. Fragen Sie Kaoru, er wird es Ihnen bestätigen können.“

„Kaoru spricht nicht mehr mit uns... Er hat uns gestern aus seinem Haus geworfen, meinen Neffen habe ich heute Früh zum Flughafen gebracht, damit er nach Hause fliegt“, antwortete Kous Vater bedrückt.

Kazuki hockte sich vor ihn, legte die Fingerspitzen aneinander und strich fast beiläufig über den Ring an seinem linken Daumen, dessen Gegenstück Kou trug. Er hob die linke Hand, seine Unterarme waren bis zum Ellenbogen entblößt, so dass links der rote Samurai und rechts der schwarz-rote Drache sichtbar waren, ebenso der Ansatz des Tattoos auf seiner Brust. Kenichi zuckte zusammen, als er die Hand drehte, um ihm den Ring zu zeigen.

„Kou hat seine Ersparnisse genutzt, um mir diesen Ring zu schenken, als ein Zeichen, dass er mir gehört und ich ihm, er trägt das Gegenstück. Er bedeutet mir mehr, als ich in Worte fassen kann, mein Schwiegervater ist eher der Poet in meiner Familie...“ sprach er mehr zu sich selbst als zu dem Mann vor ihm.

„Ihr Schwiegervater...?“

Kazuki nickte. „Noch bin ich verheiratet, auch wenn sich außer rechtlichen Dingen nichts zwischen mir und meiner Frau ändert, sollten wir uns scheiden lassen, wir leben seit zehn Jahren getrennt. Unsere Tochter wird im November achtzehn, sie ist mein Ein und Alles und sie versteht sich wunderbar mit Kou, was bei Teenagern sicher nicht selbstverständlich ist“, erklärte er mit einem Hauch Stolz in der Stimme. „Sie sehen, ich bin selbst Vater, dennoch würde es mir nicht im Traum einfallen, meiner Tochter so in den Rücken zu fallen, wie Sie es bei Kou getan haben. Ich stehe immer hinter ihr, unabhängig davon, was sie anstellt oder wen sie liebt. Weil sie meine Tochter ist, mein Kind, selbes gilt für jede andere Person, die meinem Clan angehört. Sie sind meine Kinder, auch wenn wir nicht blutsverwandt sind, bin ich als ihr Kumicho für sie verantwortlich und für jeden anderen, der zu meiner Familie und meinem Clan gehört. So wurde es mir von meinem Schwiegervater beigebracht, denn mein eigener Vater war ein ähnlich feiges Stück Abschaum wie Sie, Yukimura-san...“

Kazukis Stimme troff so vor Ablehnung, dass es Shiro kalt den Rücken herunterlief, selbst Tetsuo versteifte sich etwas, da er seinen Aniki lange nicht so hatte reden hören. Der dunkelhaarige Yakuza sah Kenichi abfällig an, als überlegte er sich, wie er ihn am besten in handliche Stücke schnitt, um ihn spurlos zu entsorgen.

„Im Gegensatz zu Ihnen besaß mein Vater jedoch den „Anstand“, sich selbst von dieser Welt zu tilgen, weil er sich selbst nicht mehr ertrug. Ihnen fehlt jede Einsicht für Ihr Verhalten und jeder Funken Ehre, Sie sind nicht besser als eine Made unter meinem Schuh, Yukimura-san“, zischte Kazuki, ein leichter Kansai-Dialekt war aus seinen Worten herauszuhören. Er stand so schnell auf, dass Kenichi das Gleichgewicht verlor und auf dem Hintern landete. „Sie haben nicht das Recht, sich als Kous Vater zu bezeichnen, Yukimura-san. Kaoru hat diese Rolle in den vergangenen zwölf Jahren besser erfüllt als Sie in Kous ganzem Leben, aber er hat seine eigene Familie und sollte sich nicht weiter um seinen kleinen Bruder kümmern müssen.“

Kenichi brauchte einen Moment, bis er sich traute, etwas zu sagen: „Was schlagen Sie vor, Onodera-san...?“

„Sie haben zwei Möglichkeiten.“ Kazuki verschränkte die Arme vor der breiten Brust und sah wieder auf ihn herab. „Ich habe meine Anwälte einen Vertrag aufsetzen und prüfen lassen, der jede Verantwortung, die Sie als Eltern noch für Kou haben, auf mich überträgt, da unsere Gesetze es nach wie vor vorsehen, dass diese Verantwortung erst dann erlischt, wenn ein Kind heiratet und Kinder bekommt oder die Eltern sterben. Falls es Ihnen entgangen ist, kann er nicht im herkömmlichen Sinne heiraten und ich bin selbst noch auf unabsehbare Zeit gebunden, so dass Sie die Entscheidung über ihn haben, sollte ihm etwas zustoßen, nicht ich als sein Partner. Wir sind uns sicherlich einig, dass es nicht in Kous Sinne ist, wenn Sie über seine Behandlung oder sein Leben entscheiden, da Sie sich noch nie für das interessiert haben, was ihn ausmacht.“

„Und... Die zweite Möglichkeit?“

„Wir verklagen Sie, Ihre Frau und Ihre Neffen wegen Hausfriedensbruch, Beleidigung, tätlichem Angriff, Misshandlung Schutzbefohlener und Vernachlässigung, da Sie es in Kauf genommen haben, dass Kou an seiner alten Schule missbraucht wurde und dann in Tokio auf sich allein gestellt war“, antwortete Kazuki kühl. „Die Liste ist noch nicht abgeschlossen, uns fällt sicherlich noch etwas ein und ich gehe davon aus, dass Kaoru uns dabei unterstützt, denn er scheint neben Kous Großmutter der einzige lebende Blutsverwandte zu sein, der sich ernsthaft um ihn sorgt. Alternativ könnte es passieren, dass mehr als ein Mitglied Ihrer Familie einen Unfall hat, der nicht glimpflich ausgeht, das wäre die nicht erwähnte dritte Option, sollten alle Stricke reißen und Sie sich für keine der beiden ersten Möglichkeiten entscheiden“, fügte er hinzu.

„Wa... Was? Das können Sie nicht tun...!“

„Ich kann und ich werde, sollten Sie Kou weiterhin schaden und ihn nicht in Ruhe lassen! Er gehört zu meiner Familie, zu mir und ich werde ihn beschützen, wenn er es selbst nicht kann!“ Kazuki schlug mit der Faust auf die massive Schreibtischplatte. „Nun...?“

Als Kenichi erneut sprach, klang seine Stimme leise und geschlagen: „Was benötigen Sie für den Abschluss des Vertrags...?“

„Ihre Unterschrift und die Ihrer Frau, für die Sie rein rechtlich auch stellvertretend unterschreiben können. Mir ist es gleich, allerdings kann ich für nichts garantieren, sollte mir Ihre Frau noch einmal unter die Augen treten“, entgegnete Kazuki herablassend, er unterbrach Kenichi mit einer Handbewegung, bevor er etwas dazu sagen konnte. „Es interessiert mich nicht, was Ihrer Frau in ihrer Kindheit aufgrund ihrer Herkunft passiert ist, es rechtfertigt ihr Verhalten gegenüber Kou kein Stück, zumal es offensichtlich ist, dass es allein mit seiner Sexualität und seiner künstlerischen Ader zu tun hat, was nicht in ihren Plan für ihre Vorzeigesöhne passt.“

Auf ein Nicken von Kazuki, zog Tetsuo eine feste Mappe aus einer Schublade des Schreibtischs und reichte sie ihm mit einem Stift, seinem registriertem Namensstempel und einer Dose roter Stempelfarbe auf einem kleinen Tablett. Kazuki schlug die Mappe auf, um sie Kenichi zusammen mit dem Stift hinzuhalten, der beides entgegennahm, den Text kurz studierte und dann seinen Namen daruntersetzte. Zu Kazukis Überraschung zog er ein kleines Kästchen aus der Tasche, die er dabei hatte, holte einen quadratischen Stempel heraus und setzte den Abdruck neben seine Unterschrift, mit routinierter Handschrift füllte er den dem Vertrag beiliegenden Zettel mit den nötigen Daten zu seinem Stempel aus, um zu verifizieren, dass es seiner war, bevor er Stift und Vertrag wieder an ihn zurückgab. Kazuki wiederholte dieselbe Prozedur mit seiner Unterschrift, sein Stempel, der aus schwarzem Marmor geschnitten war, fühlte sich kühl in seinen Fingern an, als er ihn erst in die rote Farbe und dann auf das Papier drückte.

„Sie erhalten eine Kopie per Post, sobald meine Anwälte Ihre Angaben geprüft haben, Yukimura-san. Shiro, bring ihn nach draußen und sorge dafür, dass er sein Hotel sicher erreicht“, wies Kazuki den jungen Shatei an.

„Wie du befiehlst, Boss.“

Shiro zog Kenichi auf die Füße und geleitete ihn zur Tür. Kazuki seufzte tief, nachdem sie den Raum verlassen hatten und stützte das Gesicht auf eine Hand, der gequälte Laut, den er von sich gab, ließ Tetsuo ihn besorgt an der Schulter berühren.

„Aniki... Ist ihm bewusst, dass der Vertrag das Papier nicht wert ist, solange Kou nicht ausdrücklich zustimmt?“ fragte er mit gerunzelter Stirn.

„Nein. Das muss er auch nicht wissen, bis es ihm auffällt, wird es erledigt sein. Kou erkläre ich es nachher... Habe ich übertrieben, Tetsu?“

„In Anbetracht der Umstände... Nein, ich wundere mich immer noch, dass du ihn nicht einfach wieder vor die Tür gesetzt hast, als er hier aufgetaucht ist. Das hätte ich nur zu gern für dich getan“, antwortete der Blonde schmunzelnd. „Mit Nachdruck.“

 

Es schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen, bis Kou sich beruhigte und nur noch leise schluchzte. Hotaru strich ihm sanft über Rücken und Hinterkopf, er summte leise eine Melodie, die er irgendwo aufgeschnappt hatte und als beruhigend empfand. Es hatte ihn erschüttert, wie verzweifelt und wütend Kou wegen des Auftauchens seines Vaters gewesen war, er hätte nie erwartet, ihn jemals so aufgeregt zu sehen. Umso mehr hatte er sich Mühe gegeben, für ihn da zu sein und ihm die Möglichkeit zu geben, sich bei ihm auszuweinen, statt seine Wut mit sich selbst auszumachen, auch wenn es nicht einfach gewesen war, da Kou keine Gesellschaft hatte haben wollen und nicht müde wurde, ihm das in aller Deutlichkeit an den Kopf zu werfen. Bis er schließlich eingeknickt war und sich von Hotaru hatte umarmen lassen, während er sich an seine Brust schmiegte und seine Tränen sein Hemd durchnässten. Hotaru hatte es nicht verhindern können, selbst nicht wenige Tränen zu vergießen, Kou bedeutete ihm so viel, dass er mitlitt, vor allem, da er seinen Schmerz nur zu gut nachfühlen konnte.

„Arulein... Tut mir leid, ich...“ begann Kou leise, die Stimme rau vom Schreien und Weinen.

„Shhh... Du musst dich für gar nichts entschuldigen, Kou.“ Hotaru rutschte ein wenig im Kissen zurecht, da Kou halb zwischen seinen Beinen lag. „Ich bin da, wenn du mich brauchst, auch wenn du schimpfen willst.“

„Danke... Ich bin so müde...“ murmelte der Dunkelhaarige und schmiegte sich an ihn.

„Ruh dich aus, ich bleibe hier, solange du willst... Wir sind alle für dich da, hörst du? Um dich zu beschützen, mit dir zu weinen und zu lachen“, sprach Hotaru weiter. „Weil wir dich furchtbar lieb haben, Kou.“

„...Ich hab euch auch lieb...“

Hotaru kraulte seinen Nacken, bis Kou auf ihm eingeschlafen war. Es machte ihm nichts aus, dass er sich kaum bewegen konnte und ihm langsam die Beine einschliefen, solange Kou sich sicher genug fühlte, zu schlafen, was in seiner Situation das Beste war. Er sah zur Schlafzimmertür, als Kazuki einige Zeit später leise eintrat und die Tür hinter sich zuzog, damit das Dämmerlicht im Raum nicht heller wurde als nötig. Der Ältere sah besorgt aber auch ein wenig erleichtert aus, als er sah, dass Kou tief und fest schlief.

„Hat er eingewilligt?“ Hotarus Stimme war nur ein Flüstern, um Kou nicht zu wecken.

Kazuki nickte zur Antwort, er kam zum Bett und hockte sich davor, so dass er mit Kou und Hotaru gleichauf war, mit den Fingerspitzen strich er Kou eine zerzauste Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Er hatte sogar seinen Jitsuin dabei, ganz der Verwaltungsmensch...“ Sein Blick huschte kurz zum Nachttisch, in dem das Fläschchen mit dem Diazepam lag. „Hast du...?“

„Nein, das war nicht nötig“, antwortete Hotaru weiterhin flüsternd. „Kou musste sich nur ausheulen und seinen Frust rauslassen, dafür bin ich gerne da.“

„Hotaru, würdest du... Ich weiß nicht, wie Kou es aufnimmt, du weißt, wie sehr er seine Unabhängigkeit schätzt...“ druckste Kazuki überraschend unsicher, es war ihm anzusehen, wie sehr ihm die vergangenen Tage zugesetzt hatten. „Würdest du es ihm erklären, wenn ich es nicht kann? Weshalb ich es tun musste und... es das einzig Richtige für uns ist? Du kennst beide Seiten, seine und meine... Ich weiß nicht, ob ich mich genug in ihn hineinversetzen kann, um es ihm verständlich zu machen... Zumindest nicht im Moment.“

Der rothaarige Bodyguard blinzelte überrascht, dann lächelte er sanft und nickte: „Selbstverständlich tue ich das. Wenn du möchtest, bringe ich ihm alles bei, was er wissen muss, um dich zu verstehen... und die Traditionen, die er kennen muss, um ein Leben lang an deiner Seite zu stehen.“ Den letzten Part unterstrich er mit einem Zwinkern.

Kazuki sah ihn so irritiert an, dass Hotaru befürchtete, er hätte seinen Boss kaputt gemacht.

„Verzeih, Kazuki, Kou hat mir im Vertrauen von eurer Vereinbarung erzählt... Ich hätte das nicht sagen sollen“, entschuldigte er sich hastig flüsternd.

„Nein, es ist in Ordnung. Ich war nur überrascht, dass er dir davon erzählt hat.“ Der dunkelhaarige Yakuza bedachte Kou mit einem zärtlichen Blick. „Ich fühle mich schlecht, ihn so lange warten zu lassen, dabei ist er...“ Er unterbrach sich, als Kou sich sacht rührte und angestrengt die Augen aufschlug.

„Hmm... Kazu...? Ist es schon Morgen?“ fragte er verschlafen.

„Es ist noch nicht einmal Abend, Honey“, antwortete Kazuki schmunzelnd. „Lässt du Hotaru frei, damit er sich um andere Dinge kümmern kann?“

Kou grummelte leise, löste seinen Klammergriff von Hotaru und rollte unwillig von seinem warmen Kissen herunter. Hotaru seufzte dankbar und stand mit wackligen Knien auf, da seine Beine tatsächlich eingeschlafen waren.

„Tetsuo sieht noch einmal die Unterlagen durch, dazu braucht er mich nicht. Er vertritt mich morgen, da er meint, dass ich einen freien Tag brauche, bevor ich etwas noch Dümmeres anstelle“, informierte Kazuki den Rothaarigen, der schon halb auf dem Weg zur Tür war, da er zu allem Übel unbedingt ins Bad musste.

„In Ordnung. Ich organisiere Abendessen und bringe euch noch Tee, Kou hat viel zu wenig getrunken. Ruht euch aus, ihr beide, sonst petze ich es Tetsuo.“ Hotaru grinste, verbeugte sich knapp und ließ die beiden allein.

Kou schmiegte sich an Kazuki, kaum dass dieser sich auf die Bettkante gesetzt hatte. Er zupfte leicht an seinem Hemd, das er schließlich aus der Hose zupfte, die er ergeben auszog, um sich zu ihm zu legen. Kou schob die kühlen Hände unter sein Hemd auf seine Brust, um sich etwas von seiner Wärme zu stehlen und lehnte den Kopf an seine Brust. Kazukis Gegenwart beruhigte ihn jedes Mal, auch wenn er unter seinen Fingerspitzen seinen Herzschlag spürte, der schneller war als sonst.

„Kazu? Ist irgendwas...? Was hast du mit Hotaru besprochen?“ fragte er leise.

„Hmm... Wir reden später darüber, wenn du dich ausgeruht hast, Honey... Nichts, das eilt, deine Gesundheit hat Vorrang“, antwortete Kazuki ruhig. „Hast du noch Tee in deinem Becher?“

„Nö, der ist leer, wie versprochen, aber... wenn ich noch mehr trinke, muss ich ständig pinkeln und kann nicht schlafen...“

Kou drückte die Nasenspitze an Kazukis Brust, wo sein geöffneter Hemdkragen die Haut freigab, er seufzte leise, als sein Partner einen Arm um ihn legte, um ihn sanft zu drücken. Kazuki schob die Hand unter Kous T-Shirt, um sie auf seinem Rücken liegen zu lassen und mehr von ihm zu spüren, während er ihn hielt. Es dauerte nicht lange, bis Kou wieder eingeschlafen war, so dass er nicht mitbekam, wie Kazuki mit feuchten Augen schwor, ihn für immer zu beschützen.

Chapter Text

Der Duft von Pfannkuchen hing in der Luft, als Kou frisch geduscht und butterweich eingecremt aus dem Bad kam. Nachdem er sich in Kazukis Armen bis abends ausgeschlafen hatte, ging es ihm schon sehr viel besser und er war duschen gegangen, während sein Partner sich um das späte Abendessen kümmerte. Mit Pfannkuchen hatte er allerdings nicht gerechnet und er tapste, immer der Nase nach, barfuß in die Küche.

„Pfannkuchen? Zum Abendessen?“ fragte er erstaunt, während er von hinten die Arme um Kazukis Taille schlang, sich an ihn schmiegte und die Nase an seinen Nacken drückte, mit den Lippen zupfte er an der dünnen Goldkette, an der er den Phönixanhänger befestigt hatte.

„Du isst die gern, oder?“ entgegnete Kazuki sanft, dann schwenkte er die Pfanne, um den Pfannkuchen darin zu wenden.

„Sehr... Machst du die extra für mich? Was isst du?“

Kou wusste, dass Kazuki ähnlich wie Tetsuo wenig Zucker und Kohlenhydrate aß, außer es handelte sich um Wadas Spezial-Ramen, weshalb er nicht erwartete, dass er auch etwas von den Pfannkuchen essen würde. Umso überraschter war er, als er auf einen zweiten Teller zeigte, auf dem ein kleinerer Stapel Pfannkuchen war.

„Zugegeben, es passt nicht ganz in meinen Plan, aber ich hatte heute keine Lust, zwei verschiedene Dinge zu kochen. Ein wenig Abwechslung schadet nicht.“ Kazuki stapelte einen weiteren Pfannkuchen auf Kous Teller, platzierte ein Stück Butter darauf, damit es schmolz und drehte sich dann zu ihm um. „Sirup oder Puderzucker?“

„Beides?“ gab Kou grinsend zurück.

Er neigte den Kopf ein wenig und wartete darauf, dass er ihn küsste, was Kazuki mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen tat. Kou seufzte so erleichtert in den Kuss, dass der Ältere ihn mit beiden Händen auf seinem unteren Rücken an sich drückte und den Kuss intensivierte. Bis auf ein kleines Küsschen auf Kous Schläfe, als Kazuki aufgestanden war, um das Essen vorzubereiten, hatten sie sich seit dem Morgen am Vortag nicht geküsst. Kou war auch kaum in der Lage gewesen, es zuzulassen, umso mehr freute es Kazuki, dass er von sich aus darum bat.

„...bald bestehst du nur noch aus Zucker, wenn du so viel davon isst, Honey...“ raunte Kazuki gegen seine Lippen.

„Ich muss mich doch deinem Kosenamen für mich anpassen, Kazu... Außerdem bin ich furchtbar hungrig, da hilft nur Zucker“, kicherte Kou leise, das Geräusch löste ein wohliges Kribbeln in Kazukis Brust aus.

„Essen wir, bevor es kalt wird. Im Wohnzimmer?“

Der Ältere löste sich nur widerwillig von ihm, um ihre Teller, Besteck, Gläser, eine Schale Obstsalat, sowie Ahornsirup und Puderzucker auf ein Tablett zu stellen, das er ins Wohnzimmer trug, wohin Kou vorlief. Dieser trug nach dem Duschen nur ein T-Shirt, das er sich von ihm geliehen hatte und ihm mehrere Nummern zu groß war, so dass es knapp bis über seinen Po reichte und seiner Fantasie überließ, was er darunter trug. Bevor er ganz vergaß, dass sie essen wollten, verteilte er das Geschirr auf dem niedrigen Tisch im Wohnzimmer und ließ sich Kou gegenüber auf dem Fußboden nieder, der sich mit dem Rücken ans Sofa setzte und die Beine unterschlug, die bernsteinfarbenen Augen auf den großen Pfannkuchenberg auf seinem Teller gerichtet. Kous Pfannkuchen verschwanden kurz darauf unter einer Flut Ahornsirup, der den darübergestreuten Puderzucker direkt aufsaugte.

Kazuki ließ sich Zeit mit seiner Mahlzeit, während Kou ausgehungert über seine Portion herfiel, auch wenn er sich Mühe gab, nicht zu schlingen und nicht mit vollen Backen zu kauen. Das selige Seufzen, das seine Lippen zwischen jedem zweiten Bissen verließ, ließ Kazuki hoffen, dass Kou nach dem Essen in guter Verfassung sein würde, um sich seinen Vorschlag anzuhören und ihm dafür nicht den Kopf abzureißen. Nachdem der Jüngere seinen Teller bis auf den letzten Bissen geleert hatte, lehnte er sich mit einem Schälchen Obstsalat ans Sofa und streckte die Beine unter dem Tisch aus.

„Schmeckt es dir nicht, Kazu?“ fragte er mit Blick auf Kazukis nur halb gegessene Portion.

„Doch, ich fand es zu faszinierend, dir zuzusehen, Honey. Es freut mich, dass du wieder Appetit hast und es dir schmeckt, auch wenn meine Pfannkuchen kaum an deine heranreichen“, antwortete Kazuki erleichtert.

Kou schüttelte den Kopf, strich sich eine noch leicht feuchte Haarsträhne hinters Ohr und lächelte. „Sie sind großartig, weil du sie für mich gemacht hast. Danke, Kazu, für alles. Es tut mir leid, dass ich so... dass mich das so aus der Bahn geworfen hat. Ich könnte platzen, wenn ich nur daran denke...“

„Es ist verständlich, dass du wütend und verletzt bist, Kou, das darfst du auch sein.“ Kazuki rutschte um den Tisch herum und setzte sich neben Kou, der sich an ihn lehnte, während er langsam seinen Obstsalat aß.

„Ich... Hmm... Ich habe eine Lösung für das Problem mit deinen Eltern gefunden, so dass sie keine Entscheidungsgewalt mehr über dein Leben haben, solltest du aus welchem Grund auch immer, das nicht für dich selbst können“, fuhr er fort.

„Hast du?“ Kou spürte, wie ihm das Herz bis zum Hals schlug und er stellte seine Schüssel vorsichtshalber vor sich auf den Tisch. Es gab nur eine Sache, die ihm einfiel, was dazu führen könnte, doch das bedeutete, dass Kazuki die Scheidung von Sayuri vorziehen musste, um...

„Ja. Ich habe mit meinen Anwälten einen Vertrag ausgearbeitet, mit dem deine Eltern jede Verantwortung auf mich übertragen. Das bedeutet, die gesamte Entscheidungsgewalt liegt bei mir, sollte dir etwas zustoßen.“ Kazuki streckte sich und zog eine lederne Mappe vom Sofa, die Kou zuvor schon aufgefallen war, er hatte sich jedoch keine Gedanken darüber gemacht. „Ich habe ihn deinem Vater vorgelegt und er hat zugestimmt, auch im Namen deiner Mutter.“

Der Blick, mit dem Kou ihn ansah, war irgendwo zwischen Verwirrung und Unglauben. Er schluckte die Reste in seinem Mund herunter, bevor er schließlich sprach: „Du willst mich verarschen, oder?“

„Nein, ganz und gar nicht, Kou. Es ist die einzige Möglichk...“

„Indem DU für mich entscheidest, was das Beste ist, ohne mich auch nur einmal nach meiner Meinung zu fragen?“

„Honey, versteh doch, es muss jemanden geben, der in deinem Sinne entscheidet, sollte irgendetwas sein“, versuchte, Kazuki sich zu erklären.

„Wie wäre es mit mir? Weshalb sollte ich jemanden brauchen, der das für mich tut?“ gab Kou verärgert zurück. Er wurde nicht laut, aber sein Tonfall war scharf. „Für wie viel hat mein Vater mich an dich verkauft? Denn offenbar ist das nichts anderes als ein Kaufvertrag, der Gegenstand – in diesem Fall ich – geht von A nach B.“

„Du bist für kein Geld der Welt kaufbar, Kou, du übertreibst“, widersprach der Ältere verstimmt.

„Ach, ICH übertreibe? Wer von uns beiden nutzt denn seine ganze patriarchale Macht, um alles allein zu entscheiden und mich vor vollendete Tatsachen zu stellen, Herr Yakuza-Boss?“

„Wenn du mich ausreden lassen würdest, könnte ich es dir erklären, Kou...!“

Kou zuckte leicht zusammen, als Kazuki die Stimme erhob, wich seinem Blick jedoch nicht aus und zeigte anders als einen halben Tag zu vor keine Spur der Panik, die ihn erfasst hatte, als es um die Konfrontation mit seinem Vater ging. Kazuki wartete einen Moment, während dem er Kous Gesichtszüge eingehend studierte, der Jüngere hatte die schmalen Augenbrauen ärgerlich zusammengezogen und die Lippen zusammengepresst.

„Es ist nicht so, dass ich das geplant habe, es war eine lose Idee, die ich hatte und der Vorfall gestern hat sie wieder hervorgebracht“, setzte Kazuki seine Erklärung fort, ohne den Blick von ihm abzuwenden. „Ich kann dich unmöglich in einem Notfall der Entscheidung deiner Eltern überlassen, da Kaoru das nur übergangsweise übernehmen dürfte. Die Alternative wäre eine gerichtliche Entscheidung, die für alle Beteiligten langwierig und teuer werden würde, und der Ausgang wäre unvorhersehbar, selbst mit meinen Kontakten. Ich hätte dich gefragt, wenn du in der Lage gewesen wärst, eine rationale Entscheidung zu treffen, aber das warst du nicht, Kou.“

„Und trotzdem hast du einfach so Nägel mit Köpfen gemacht und mich übergangen...“ meckerte Kou leise.

„Ich kann verstehen, weshalb du das so siehst, aber ich musste so handeln, erstrecht, da dein Vater freiwillig hier war und mehr als willig, zu unterschreiben, nachdem er die anderen Optionen gehört hatte.“ Kazuki legte eine Hand auf Kous Wange und strich sanft darüber. „Ich liebe dich und würde nie wissentlich etwas tun, das dir schadet, Honey, aber der Gedanke, nicht zu dir zu können, wenn irgendetwas ist, weil ich vor dem Gesetz höchstens dein Vermieter und dein Auftraggeber bin, lässt mich nicht schlafen. Ich hatte gestern furchtbare Angst, dass die Ärztin entscheidet, dich ins Krankenhaus bringen zu lassen und auch wenn sie uns kennt, hätte sie nichts ausrichten können und du wärst allein dort gewesen... mit deinen Eltern in der Stadt, die dich im schlimmsten Fall mit zurück nach Okinawa genommen hätten...“

„Jetzt übertreibst du, Kazu... Ich habe hier einen Arbeitsvertrag und eine Wohnung, ganz so einfach hätten sie das nicht tun können.“

„Ich weiß, aber... Ich will dich beschützen und mich um dich kümmern, wenn du es nicht kannst und solange wir keine andere Möglichkeit haben, ist das die beste Option. Der Vertrag ist ohne deine Zustimmung nicht gültig, du hast die alleinige Entscheidung darüber, ob er gültig wird oder nicht“, schloss er seine Erklärung, bevor seine Emotionen die Oberhand erhielten.

Kous nach wie vor ärgerlicher, aber aufmerksamer Blick durchbrach die seit dem Vortag bröckelnde Fassade, die Kazuki sonst aufrechterhielt. Er wusste, dass er ihn mit seinem Handeln verletzt hatte, es war ihm in jeder Sekunde bewusst, seit er die Entscheidung getroffen hatte, es Kenichi vorzuschlagen, ohne Kou noch einmal in einer ruhigen Minute danach zu fragen. Zu sehr hatte er gefürchtet, dass seine Eltern abreisten, bevor er sie dazu überreden konnte oder sie darauf bestanden hätten, ihn persönlich zu sprechen, was Kou nicht gutgetan hätte, so dass er voreilig gehandelt hatte. Kazuki war sich sicher, dass keiner von ihnen Nachteile dadurch hatte, aber den Ärger und Schmerz in seinem Gesicht zu sehen, tat ihm körperlich weh. Er wendete den Blick ab, damit Kou nicht sah, wie sehr ihm die vergangenen zwei Tage zugesetzt hatten, die Tränen, die sich in seinen Augenwinkeln sammelten, hielt er nur mit Mühe zurück.

Kou schob seine Finger zwischen Kazukis, die auf dem Teppich zwischen ihnen lagen und drückte sanft seine Hand. Sein Ärger war fast völlig verflogen, als er gemerkt hatte, wie viele Gedanken sich sein Partner gemacht hatte und wie nah es ihm ging. Was nicht hieß, dass er es ihm nicht trotzdem ein wenig übel nahm und er sein Verhalten alles andere als in Ordnung fand, aber um das auszudiskutieren, war es nicht der richtige Zeitpunkt. Da Kazuki seinen Kopf weggedreht hatte und irgendeinen nicht definierbaren Punkt in der Wohnung fixierte, rutschte Kou kurzerhand rittlings auf seinen Schoß und drehte seinen Kopf mit beiden Händen auf seinen Wangen zu sich.

„Ich will mich nicht streiten, Kazu... Ich verstehe, dass du das nicht leichtfertig getan hast, aber verstehe bitte auch, dass ich absolut nicht damit einverstanden bin, wie es abgelaufen ist“, sprach er sanft, mit dem Daumen fing er vorsichtig eine kleine Träne auf, die sich aus Kazukis linkem Auge gestohlen hatte. „Bevor ich irgendeine Entscheidung treffe, will ich ausgeschlafen sein und in Ruhe diesen Vertrag gelesen haben.“

„In Ordnung... Verzeih mir bitte, Kou... Ich weiß einfach nicht, was ich ohne dich tun soll...“ gestand Kazuki leise.

„Mhm... Schon geschehen. Ich will nicht sagen, dass ich deine emotionale Seite nicht mag, aber es ist ungewohnt, dich so zu sehen. Mach dir nicht so viele Sorgen um mich, es geht mir gut, Liebster.“

Kou schmiegte sich an Kazuki und platzierte seine Hände auf seinem Rücken, damit er ihn umarmte, während er kleine Küsse auf seine Lippen und seine Wangen hauchte. „Ich liebe dich, Ka-zu-ki...“

 

Dass Kou ihm nicht böse war und kein nach der Aufregung der vergangenen Tage verständliches Drama veranstaltete, erleichterte Kazuki mehr, als er in Worte fassen konnte. Er fühlte sich, als wäre eine große Last von ihm abgefallen, unabhängig davon, wie Kou sich schlussendlich entschied, würden sie gemeinsam eine Lösung finden können. Seine Küsse fühlten sich daher umso süßer an, was aber auch an den Sirupresten an seinen Lippen liegen konnte, die er kaum von seinen eigenen löste, während er auf seinem Schoß saß. Kazuki schob seine Hände unter das locker um Kous schmalen Oberkörper fallende T-Shirt, um über seine weiche Haut zu streichen. Kou stöhnte leise in ihren innigen Kuss, als er mit den Fingernägeln über seine Wirbelsäule nach unten kratzte, bis er am Bund seiner Unterhose angekommen war. Er befühlte die schmalen Bänder, die leicht in die Haut an seiner Hüfte schnitten, eines verschwand zwischen seinen freiliegenden Pobacken, um den dünnen Stoff der Vorderseite zu halten. Ein leichter Zug daran ließ Kou sich näher an ihn schmiegen, so dass er seine Erektion deutlicher gegen seinen Schritt drücken spürte.

„Kazu... Du bist hart...“ bemerkte der Jüngere leise, ohne die Lippen wirklich von ihm zu lösen.

„Wie könnte ich nicht, wenn du so süß und heiß auf meinem Schoß sitzt, Kätzchen...? Es wundert mich, dass du überhaupt Unterwäsche trägst...“

Kou kicherte leise. „Du musst schließlich auch etwas zum auspacken haben... Daddy...“ gurrte er honigsüß, seine Hände zupften an seinem Hemd. „Darf ich dich auspacken?“

„Versuchs... Du wirst deinen Platz so schnell nicht verlassen, Süßer“, gab Kazuki schmunzelnd zurück, griff seinen Po mit beiden Händen und massierte ihn, mit den Fingerspitzen strich er wie beiläufig über seinen weichen Anus. „Du bist vorbereitet...?“

„Mhm... Ich war in der Dusche unartig, Daddy.“ Kou öffnete die kleinen Knöpfe, die sein Hemd verschlossen, für jeden geöffneten Knopf drückte er einen Kuss auf seinen Hals. „Sehr...“

„Hat es dir geholfen?“ fragte er und lächelte, als Kou nickte. „Dann ist es diesmal in Ordnung. Du siehst aber nicht so aus, als würde dir das reichen. Willst du mehr, Kätzchen?“

„Ja, bitte... Ich will dich spüren...“

Kou schob ihm das Hemd von den Schultern und zog es ihm ganz aus, sein T-Shirt folgte kurz darauf, so dass er nur noch den knappen, schwarzen String trug, der gerade so Platz für seinen Penis bot, wenn er nicht hart war. Kazuki schob den Wohnzimmertisch kurzerhand mit dem Fuß nach hinten, um mehr Platz zu schaffen, ließ Kou sich kurz auf den Knien aufrichten und befreite sich umständlich von seiner Hose, damit sie nicht im Weg war oder Flecken bekam. Den Stoff von Kous String schob er zur Seite, um ihre harten Penisse mit einer Hand zu umfassen und aneinander zu drücken. Er war immer wieder erstaunt, wie schnell die Lusttropfen Kous Penis verließen, so dass sie beide wenig später davon bedeckt waren, auch wenn es kaum ausreichte, ihnen das ersehnte Vergnügen zu ermöglichen. Ein Gedankenblitz erinnerte Kazuki daran, dass sich zwischen den Sofapolstern irgendwo eine kleine Flasche Gleitgel befand, die Kou dort versteckt hatte. Ohne ihre Penisse loszulassen, streckte er den anderen Arm aus, um das Fläschchen nach kurzem Suchen zwischen Polster und Armlehne herauszuziehen.

„Daddy... Lass mich nicht länger warten, ich will dich so sehr... Ich brauche dich... in mir“, bettelte Kou heiser, da Kazuki sich für seinen Geschmack zu viel Zeit ließ. Er stöhnte auf, als er die kühlen Tropfen des Gleitgels auf seiner Erektion spürte, da Kazuki es kurzerhand auf ihnen beiden verteilte.

„Du bist ungeduldig heute, Kätzchen... Du bekommst schon noch, was du willst, nur Geduld“, entgegnete er mit leisem Grollen in der Stimme.

Kazuki schlang einen Arm um Kous Taille, hob ihn so ein wenig an und brachte mit der freien Hand seinen harten Penis in Position, um langsam in ihn einzudringen. Kou schien für einen Moment irritiert, dass er ihre Stellung auf dem Fußboden nicht änderte und ihn tatsächlich oben sein ließ. Er schlang die Arme um seinen Nacken, um sich an ihm festzuhalten, während er sein Becken nach unten drückte. Kazuki stieß leicht nach oben, um ihm entgegenzukommen, was Kou ein tiefes Stöhnen entlockte, als gäbe es nichts Besseres als ihn in sich zu spüren.

„Beweg dich, Süßer, zeig mir, wie sehr du mich willst...“ raunte er mit tiefer Stimme in sein gepierctes Ohr, er spürte sofort, wie sehr es Kou anmachte, wenn er so mit ihm sprach.

Er strich mit dem Daumen über Kous Unterlippe, der daraufhin den Mund öffnete und gierig an dem Finger lutschte und saugte, bevor er ihn nutzte, um seine Zunge nach unten zu drücken, so dass ihm bald der Speichel vom Kinn tropfte. Kous Fingernägel gruben sich in seine Schultern, als er sich an ihnen abstützte, um sein Gleichgewicht besser halten zu können, während er die Hüften in schneller werdendem Rhythmus auf und ab bewegte. Kazuki legte die freie Hand auf Kous Oberschenkel, um ihm zu einem gewissen Grad die Kontrolle zu überlassen, das hatte er sich nach dem ganzen Stress mehr als verdient. Er spürte, wie Kous tropfnasse Erektion über seinen Bauch rieb, die zusätzliche Stimulation ließ seinen Partner hin und wieder aus dem Takt kommen, es war ihm anzusehen, wie viel Mühe er sich gab, nicht vor ihm zu kommen.

Kou wusste, was er tun musste, um ihn zum Höhepunkt zu bringen, er umschloss ihn heiß und eng, wobei er die Muskelspannung seinen Bewegungen anpasste, was Kazuki mehr als einmal gepresst stöhnen ließ, seine Finger hinterließen rote Abdrücke auf seinem Oberschenkel, was Kou nur noch mehr anspornte.

„Dein Arsch fühlt sich so gut an, Kätzchen...“ lobte Kazuki ihn heiser, zog den Daumen aus Kous Mund, um beide Hände auf seinen Po zu legen und seinen Bewegungen mit festen Stößen entgegenzukommen. Er lehnte den Kopf zurück gegen das Polster, was Kou zum Anlass nahm, ohne Rücksicht an seinem Hals zu knabbern, mit den Fingernägeln kratzte er über Kazukis Brust, um sich dann neugierig mit seinen Brustwarzen zu beschäftigen, auch wenn sein Verstand sich völlig in seinen Unterleib verabschiedet hatte.

„Ahh... Daddy... Bitte... Ich spüre doch, dass du es nicht mehr aushältst...“ bettelte Kou stöhnend gegen seinen Hals. „Gib’s mir, füll mich mit allem, was du hast...“

Kous flehender, vor Erregung stockender Tonfall gab Kazuki den Rest, den er noch gebraucht hatte. Er grub die Finger fest in seinen Po und zog ihn für zwei schnelle, harte Stöße an sich, bevor er sich tief stöhnend in ihm ergoss. Kou klammerte sich an ihn, sein stürmischer Kuss raubte ihm den Atem, als er die Lippen auf seine presste und zitternd kam, ausgelöst durch Kazukis zuckenden Penis tief in ihm. Es fühlte sich an wie eine halbe Ewigkeit, bis die Wellen der Erregung abflachten, Kazuki konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt so hart gekommen war, dass sein Kopf wirklich wie leer gefegt war. Er schlang beide Arme um Kou und hielt ihn an sich gedrückt, das Gesicht schmiegte er an seine schweißfeuchte Halsbeuge, während der Jüngere dasselbe tat und sie langsam wieder zu Atem kamen.

„Ich liebe dich so unfassbar viel, Kou... Bitte lass mich... Lass mich für dich sorgen und dich vor allem beschützen, bis...“ Kazuki schluckte die aufkommenden Tränen herunter, er fühlte sich völlig überwältigt. „...bis ich dir einen richtigen Antrag machen kann, offiziell... mit allem, was dazugehört...“

Kou drückte die Nase gegen Kazukis Hals, im Gegensatz zu ihm konnte er die Tränen nicht aufhalten, die aus seinen Bernsteinaugen quollen. „Ja“, schluchzte er leise. „Ich... ich will den Vertrag trotzdem erst durchlesen...“

„Selbstverständlich, Honey... Fühl dich bitte nicht von mir gedrängt, ich gebe dir alle Zeit, die du dafür brauchst...“ Er küsste ihn zärtlich, nachdem er ihm die Tränen von den Wangen gewischt hatte. „Du glaubst gar nicht, wie glücklich mich das macht...“

Kou schnaubte amüsiert, zog mit den Zähnen an seiner Unterlippe und grinste ihn an. „Das höre ich gern, Liebster. Meinetwegen kannst du das so oft wiederholen, wie du möchtest, solange... du irgendwann einen Ring an meinen Finger steckst.“

„Du meinst den, den ich schon gekauft habe, damit er da ist, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist...?“ gab Kazuki schmunzelnd zurück. Kous verdatterter Blick war Gold wert, er lief dunkelrot an und schmiegte das Gesicht wieder an seinen Hals, um es zu verbergen. „Nein, ich werde ihn dir nicht vorher zeigen.“

„Du bist gemein, Kazu...“ jammerte Kou leise.

„Ich weiß. Das darfst du gerne so oft wiederholen, wie du möchtest, solange du dann immer noch ja sagst.“

„Während du in mir drin steckst...?“

„Auf die eine oder andere Weise, aber ich fühle mich in dir sehr wohl. So sehr, dass ich gerne im Bett weitermachen möchte... Wir haben etwas nachzuholen“, flüsterte er in sein gerötetes Ohr.

Chapter Text

Das Gleichgewicht der festen Matratze in ihrem Bett änderte sich etwas, der Hauch eines Dufts wie Potpourri kitzelte Kous Nase, bevor er träge die Augen öffnete und in Hotarus olivgrüne Augen blickte.

„Guten Morgen, Liebling, gut geschlafen?“ gurrte er grinsend und drückte ihm einen Kuss auf die Nase, dann setzte er sich wieder auf und klopfte Kazukis Kissen zurecht.

„Großartig... Nicht mehr Sonnenschein?“ Kou rieb sich den Schlaf aus den Augen und sah ihm lächelnd dabei zu, wie er das Laken auf Kazukis Seite glatt strich.

„Das bringt dich nicht so sehr zum Grinsen wie Liebling“, entgegnete Hotaru, lief um das Bett herum und pflanzte sich auf die Bettkante. „Kazuki bat mich, dir einige Dinge zu erklären. Wieso er gestern so gehandelt hat und dass es für ihn selbstverständlich ist, so etwas zu tun, hat seine Gründe. Den Vertrag habe ich dir auch mitgebracht, du kannst ihn in Ruhe durchlesen, wenn dir danach ist.“

„Du weißt davon?“ fragte Kou, nachdem er sich aufgesetzt hatte und seine Haare mit dein Fingern entwirrte.

„Ja. Es war nicht meine Aufgabe, dir davon zu erzählen, verzeih mir bitte, dass ich dich nicht vorgewarnt habe und...“ Der Rothaarige unterbrach sich und sah mit gerunzelter Stirn auf seine Hände. „Ich hätte besser auf dich aufpassen müssen, Kou...“

Kou rutschte hinter ihn und umarmte ihn, die Hände legte er auf seine, um sie sanft zu drücken.

„Mach dir bitte keine Vorwürfe, Arulein“, sagte er leise. „Kazuki hat mir erzählt, wie sehr es dir anzusehen war, dass du die beiden am liebsten selbst nach draußen gebracht hättest und wie fleißig du dich um alles gekümmert hast. Ich bin sehr dankbar, dass du da bist.“

„Aber Kou, ich... ich habe...“

„Ich weiß. Ich habe die Tropfen im Nachtschränkchen gefunden und Kazuki danach gefragt, er hat es mir erklärt“, unterbrach Kou ihn. „Ich bin dir nicht böse, auch nicht enttäuscht, du hast es nur gut gemeint und es war nicht deine Entscheidung allein, Kazuki und Tetsuo hätten dich beide aufhalten können, wenn sie so sehr dagegen gewesen wären... Es ärgert mich eher, dass es überhaupt nötig war.“

„Du bist viel zu gut...“ Hotaru lehnte sich an ihn, drehte den Kopf ein wenig und küsste ihn auf die Wange. „Ich hab dich wirklich gern, weißt du das?“

„Mhm... Ich dich auch, Arulein. Ich möchte nach dem Frühstück etwas arbeiten, es macht mich unruhig, alles Tōru zu überlassen, auch wenn ich ihm vertraue, ich will ihn nicht ausnutzen“, erklärte Kou.

„Ist in Ordnung. Unser Plan ist variabel. Was ist eigentlich das?“ Er deutete auf eine leicht verlaufene Linie aus blauer Tinte, die einmal um Kous linken Ringfinger verlief.

Der Schwarzhaarige schnaubte, bevor er antwortete: „Kazuki hat mich geärgert. Okay, vielleicht habe ich nicht locker gelassen, nachdem er mir erzählt hat, dass er schon einen Ring gekauft hat... Aber weil er mir den auf keinen Fall zeigen will, hat er meine Hände festgebunden und mit seinem Füller das hier aufgemalt.“

Hotaru konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Das ist unerwartet süß von ihm. Er liebt dich wirklich sehr. So, Frühstück, dann Arbeit. Kazuki hat sich heute freigenommen, er ist mit Tetsuo im Dōjō, bis der ihn wieder gehen lässt, haben wir Zeit.“

„Er hat sich freigenommen? Wieso das?“ Kou zog sich an, während er hinter Hotaru herlief.

„Um Zeit mit dir zu verbringen oder sich einfach einmal auszuruhen. Am Wochenende sind wir im Anwesen und so sehr es Familie für ihn ist, ist es doch keine Entspannung, zumindest nicht im Moment...“

„Ihr seid am Wochenende gar nicht da?“ fragte der Schwarzhaarige überrascht.

„Ich begleite Kazuki am Freitag, Tetsuo passt auf dich auf und bringt dich am Samstag mit. Wir sind also alle dort, auch du.“ Hotaru stellte ihm sein Frühstück und einen vollen Kaffeebecher auf den Tresen, bevor er mit leichter Bitterkeit in der Stimme weitersprach. „Glühwürmchennacht... Hotaru no yo...“

„Stand das nicht in dem Haiku, das Miyamoto-san dir geschrieben hat?“

„Ja... Ich weiß, dass es nicht von ihm stammt, es ist alt, aber... Es ist sicher kein Zufall, dass ich Kazuki ausgerechnet dieses Wochenende begleiten soll, wenn er hinfährt, um ihn zu sprechen und sich die ganze Familie zum Glühwürmchen beobachten trifft. Sie machen das jedes Jahr, es ist nichts Besonderes...“

„Dieses Jahr ist es das. Für jeden von uns und so wie ich Kazukis kryptische Aussagen verstanden habe, wird Miyamoto-san es nächstes Jahr nicht mehr erleben, oder?“

Kou sah seinen Bodyguard besorgt an, als dieser nur nickte und die Gegenstände auf dem Tresen ordentlich arrangierte, darunter ein kleiner Bücherstapel, der eine abgegriffene Hagakure-Ausgabe enthielt und andere Bücher über japanische und chinesische Philosophie.

„Ich schaue nur kurz nach Tōru, dann können wir anfangen. Ich glaube, ich sollte mir wirklich etwas Zeit nehmen, damit du mir ein paar Dinge erklären kannst.“

 

Kou rutschte von seinem Platz, verstaute sein Handy in der Hosentasche und hakte sich bei Hotaru unter, damit sie gemeinsam in seine Wohnung gehen konnten, wo Tōru den dritten Tag sein Bestes gab, Kou zu unterstützen, bis es ihm wieder besser ging. Je näher sie dem vierten Stockwerk kamen, umso nervöser wurde er, auch wenn er versuchte, das drückende Gefühl zu ignorieren, denn es war seine Wohnung, in der sich sein Arbeitsplatz befand und in der er sich wohlfühlte. Da er immer noch bei Hotaru untergehakt war, folgte er ihm aus dem Aufzug zur Wohnungstür, die sein Bodyguard öffnete, nachdem er ihn losgelassen hatte. Tōru kam ihnen mit breitem Lächeln entgegen, doch Kous Füße waren vor der Türschwelle wie festgefroren, er versteifte sich und konnte sich nicht überwinden, die dahinterliegende Wohnung zu betreten, in die seine Mutter und sein Cousin zwei Tage zuvor gegen seinen Willen eingedrungen waren.

„Kou? Alles in Ordnung?“ fragte Tōru besorgt und reichte ihm die Hand, die Kou nicht nahm, da er seine Hände schützend vor seine Brust hielt.

„Ich... Ich kann... Ich kann nicht...“ flüsterte er kaum hörbar, die Erinnerung an den Vorfall kroch hervor und streckte die Finger nach seinem Verstand aus. Er machte einen halben Schritt zurück und sah sich hektisch um, als würde er erwarten, dass es sich wiederholte.

„Hey... Ist gut, es zwingt dich niemand, wir können auch erst etwas anderes machen, bis es dir besser geht“, sagte Hotaru sanft, zog Tōru hinter sich her, bis sie alle drei im Flur vor der Wohnung standen.

„Hotaru hat recht. Ich freue mich, dass du gekommen bist, um zu schauen, wie ich mich schlage, aber ich kann dir auch alles später oben zeigen, wenn du dich noch nicht bereit fühlst, hineinzugehen“, stimmte der rotblonde Host ihm zu und strich ihm zärtlich über die Wange, so dass Kou den Kopf an seine warme Hand schmiegte. „Du musst dich auch nicht schlecht fühlen, weil du gerade nicht arbeiten kannst, wir liegen perfekt im Zeitplan.“

„Aber ich... Ich kann dich doch nicht alles allein machen lassen, Tōru...“ warf Kou leise ein.

„Es ist gerade einmal der dritte Tag, mein Lieber, du übertreibst“, meckerte Tōru schmunzelnd, zupfte sacht an seinem Ärmel und umarmte ihn fest, als er sich an ihn schmiegte. „Ich tue das gern für dich, okay? Ich arbeite viel lieber mit dir zusammen als mit den anderen, weil wir eine ähnliche Arbeitsweise haben und ich bin verliebt in deinen Stil, Kou. Er ist wunderschön und wenn ich nur ein kleines Bisschen dazu beitragen kann, dass das Ergebnis so perfekt wird, wie du es dir vorstellst, dann arbeite ich auch rund um die Uhr daran. Und mit Hotarus großartigen Snacks fällt mir das auch gar nicht so schwer...“

Kou schnaubte amüsiert und rieb sich mit dem Handrücken über die Augen. „Die sind wirklich toll, ja... Bist du seit vorgestern hier?“

„Mhm... Ich schlafe auf deinem Sofa, Futons sind nicht so mein Ding.“

„Und Izumi? Du bist erst letzte Woche bei ihm eingezogen...“

„Er vermisst mich schrecklich und ich ihn, aber er kommt in der Regel nach Hause, kurz bevor ich aufstehe, so dass wir nichts davon hätten, wenn ich abends nach Hause fahre“, erklärte Tōru ein wenig wehmütig. „Heute hat er frei, er wird wahrscheinlich hier aufschlagen, sobald er aufgestanden ist.“

„Tut mir leid, Tōru...“ flüsterte Kou niedergeschlagen.

„Unsinn. Du weißt, wie wir uns austauschen, wenn wir uns nicht sehen können und das machen wir nach wie vor“, gab er mit einem anzüglichen Grinsen zurück. „Er war es, der mir Helm und Schlüssel in die Hand gedrückt hat, nachdem Tetsuo mich angerufen hat.“

„Ihr seid alle viel zu lieb... Das habe ich gar nicht...“

Kous Beschwerde wurde davon unterbrochen, dass Tōru ihn sanft auf den Mund küsste, so wie er es sonst bei ihm tat, wenn sie sich trafen oder verabschiedeten.

„Davon will ich nichts hören, Kou. Du hast alles Glück und unsere Liebe mehr als verdient und Hotaru hat mir erzählt, dass du nicht einfach klein bei gegeben hast, sondern deine Grenzen deutlich formuliert hast. Es ist nicht deine Schuld, dass das passiert ist, hörst du?“ Er legte beide Hände auf seine Wangen und drückte sie leicht zusammen. „Du darfst dich ärgern und wütend sein, aber auf sie, nicht auf dich selbst. Lass dich wenigstens einmal von uns in Watte packen und genieße es, dass du dich um nichts kümmern musst.“

Tōru quetschte und zog noch ein wenig an Kous Wangen, bis sein Senpai seine Hände festhielt und einen Kuss auf jede Handfläche drückte.

„Okay... Aber sag Bescheid, wenn ich irgendwas tun kann, ja?“

„Natürlich. Hotaru, nimmst du ihn erstmal wieder mit?“ fragte Tōru Kous Bodyguard, der still danebengestanden hatte.

„Ja. Wir wollten sowieso noch etwas besprechen, vielleicht hilft das, deine Nerven ein wenig zu beruhigen, Kou.“

 

Kou hielt seinen Trinkbecher mit der linken Hand, während er mit der rechten in einem Notizbuch kritzelte. Hotaru hatte ihm ausführlich erklärt, dass Kazukis Stellung als Waka der Miyamoto-kai und die des Kumicho der Asakusa Phönixe mit der Selbstverständlichkeit einherging, dass er täglich Entscheidungen für das Wohl seines Clans und seiner Familie treffen musste, selbiges tat er in Zusammenarbeit mit Sayuri für die Firmen, denen sie vorstanden. Da er Kou zu seiner engsten Familie zählte, sah er sich in der Verantwortung, in einer Ausnahmesituation für ihn zu entscheiden, vor allem, wenn er diese Entscheidung nicht selbst treffen konnte. Hotaru hatte dabei weit ausgeholt und ihm den grundlegenden Aufbau der Clans erklärt, den Kou zum besseren Verständnis in seinem Notizbuch aufgezeichnet hatte, bevor er ihm erklärte, wie Hideyoshi ihm und damals auch Kazuki nach ihrer Aufnahme in den Clan die Philosophie der Samurai beigebracht hatte, nach der er selbst lebte. Bei Kazuki ging es noch tiefer, da er einen Teil des Wissens schon früher von seiner Mutter gelernt hatte, es war ein Teil von ihm, so dass es sein Handeln jederzeit beeinflusste. Kou wusste zwar, dass sein Partner traditionsbewusst und sehr rational war, doch dass er sich so nach den alten Lehren richtete, war ihm nie bewusst gewesen, da er selbst wenig Ahnung davon hatte. Sein Großvater hatte seinen Karate-Schülern zwar hin und wieder Auszüge des Bushidō um die Ohren geschlagen, auch wenn Kou sicher war, dass niemand in seiner Familie es wirklich verinnerlicht hatte, sie hielten es nur gerne hoch, um zu beweisen, wie traditionell japanisch sie waren. Kou hatte es nur soweit interessiert, wie es seiner Kunst geholfen hatte und sich nie näher damit beschäftigt.

„Verzeih, dir raucht jetzt sicher der Kopf“, entschuldigte Hotaru sich leise, er saß ihm gegenüber auf dem Fußboden, zwischen ihnen ein Kalligrafie-Tischchen mit den Büchern, die er zuvor mitgebracht hatte.

„Ein wenig. Ich muss das erstmal sacken lassen, das war wirklich viel... Kazuki hat mir noch nicht viel erklärt, ich habe aber auch nie nachgefragt, weil ich immer dachte, es reicht mir, ihn zu lieben und nicht viel vom Clan zu wissen“, antwortete Kou und trank einen Schluck von seinem Eistee.

„Wegen der Gefahren, die es mit sich bringt?“ traf Hotarus Frage direkt ins Schwarze.

„Ja. Kazuki sollte wissen, dass ich ihn liebe und nicht das, wofür er steht. Er erwähnte einmal, dass andere vor mir genau darauf scharf waren, auf das, was er verkörpert und nicht den Menschen sahen, der er ist. Aber offenbar ist das untrennbar miteinander verbunden.“ Er seufzte tief und sah Hotaru an. „Versteh mich nicht falsch, ich könnte Kazuki kaum weniger lieben, eher hast du mir eine ganze neue Welt eröffnet, die mich ihm näher bringt. Danke, Hotaru.“

„Das freut mich. Glaub mir, für mich war es auch nicht einfach, das alles zu lernen und nicht nur die potenziellen Kriminellen zu sehen, die ich während meiner Zeit als Polizist hinter Gittern bringen wollte. Es ist mehr als das, mehr als einem Filme und Klischees verkaufen wollen und mehr, als einige meiner ehemaligen Kollegen glauben wollten.“ Der Rothaarige sortierte den Bücherstapel vor sich und legte eine neuwertig aussehende Ausgabe des Hagakure direkt vor Kou. „Wir haben nur in meinem Hagakure geblättert, aber das hier ist für dich allein. Wenn du dich näher damit beschäftigen willst, ist das deine beste Quelle. Kazuki hat auch noch viel mehr Bücher dazu in seiner Bibliothek im Büro, die sind manchmal hilfreicher als Google.“

„Für mich? Hast du es extra gekauft?“ Kou hob das kleine, gebundene Buch hoch und blätterte durch die Seiten.

„Ja, du sollst ein eigenes haben. Kazuki kann es auswendig, zumindest meinte Tetsuo das einmal zu mir, er wird dir sicher jede Frage beantworten, die du dazu noch hast.“ Hotaru grinste breit. „Das war Lektion eins. Um die nächsten Lektionen kümmern wir uns, wenn wir Zeit dazu haben. Wie fit bist du mit Teezeremonie?“

„W... Was?“

Kou sah ihn verwirrt an, Hotarus Grinsen wurde breiter, er kam jedoch nicht dazu, näher darauf einzugehen, da Kazuki und Tetsuo verschwitzt von ihrem ausgiebigen Training in die Wohnung kamen und ihre Lehrstunde unterbrachen. Kou legte sein Hagakure zusammen mit seinem Notizbuch zur Seite, sprang auf und begrüßte Kazuki mit einem innigen Kuss, bei dem er sich am Kragen seiner Uwagi-Jacke festhielt, die er immer zum Training trug.

„Hi...“ flüsterte er nur gegen seine Lippen, die der Ältere zu einem Schmunzeln verzog.

„Ich sehe, dir geht es besser, Honey? Was habt ihr gemacht?“ Kazuki sah kurz zu Hotaru, der das kleine Tischchen kurzerhand mit den Büchern darauf hochhob, um es nach draußen zu tragen.

„Gelernt. Hotaru hat mir viel erklärt, du hast ihn darum gebeten, richtig?“

„Mhm. Verzeih, dass ich es auf ihn abgewälzt habe, aber er schien mir der bessere Kandidat dafür, da er noch nicht so tief in unseren Strukturen verankert ist wie Tetsuo oder ich“, erklärte Kazuki leise. „Ich bin auch nicht der beste Lehrer.“

„Du kannst mir andere Dinge beibringen, Kazu, Hotaru ist für die Basics zuständig“, gab Kou lächelnd zurück. „Geh duschen, Mittagessen danach?“

„Auswärts. Wenn du solange warten kannst. Das Wetter ist schön heute und du kannst nicht ständig nur drinnen sitzen, Honey.“

Kazuki löste seine Finger von seinem Kragen, drückte auf jeden einen Kuss und raunte Tetsuo im Vorbeigehen etwas zu, das Kou nicht verstehen konnte. Der Blonde antwortete mit einem leisen „Wir kümmern uns darum, Aniki“, dann nahm er Hotaru den kleinen Tisch ab, um ihm nach draußen zu folgen.

 

„Was wollte Kazuki von dir, Tetsu?“ fragte der Rothaarige, als sie auf dem Weg nach unten waren.

„Wir haben eben bei Inoue vorbeigeschaut, er hat uns berichtet, dass Kou seine Wohnung nicht betreten konnte“, beantwortete der Angesprochene seine Frage.

„Ja. Ich wollte es euch noch sagen, aber er war wohl schneller.“ Hotaru hielt die Wohnungstür für ihn offen.

„Ich habe einen Auftrag für dich, Aru. Nimm dir ein paar Kobun und finde eine Möglichkeit, Kous Atelier oben im Gästezimmer einzurichten. Wir wissen nicht, wie lange er braucht, um den Schock zu überwinden und Inoue kann ihn nicht ewig ersetzen. Er schien sehr besorgt und ist sicher bereit, mit dir einen Schlachtplan auszuarbeiten“, erklärte Tetsuo und hielt inne, als er Izumi auf seinem Sofa sitzen sah. „Was machst du denn hier?“

„Meine Katze besuchen“, gab Izumi grinsend zurück, da Aoi auf seinem Schoß saß. „Nein, natürlich nicht. Tōru hat mich hochgeschickt, weil er noch etwas fertig machen wollte, wir haben uns wohl knapp verpasst, Dadsuo. Hallo Hotaru.“

Tetsuo stöhnte frustriert, stellte den Tisch im Flur ab und zerzauste seinem Ziehsohn auf dem Weg ins Bad die schwarzen Haare. Hotaru grüßte Izumi kurz und folgte dem Blonden, der sich unterwegs halb auszog.

„Warte kurz. Wie viel Zeit haben wir? Kou hat wirklich viel Kram in seinem Atelier und du weißt, wie voll das Gästezimmer oben ist“, hielt er ihn auf.

„Bis wir von unserem Ausflug zurück sind. Kou soll davon nichts mitbekommen, bis es fertig ist. Kazuki und ich werden ihn so lange wie möglich beschäftigen und wenn wir ihm jeden Winkel des Viertels zeigen, den er noch nicht kennt. Sechs Stunden?“ Tetsuo drehte sich mit bittendem Tonfall zu ihm um.

„Wir sind in fünf fertig. Ich borge mir Izumi und Tōru aus, denen traue ich eher zu, ordentlich mit Kous Schätzen umzugehen als den Kobun, die können die schweren Sachen erledigen.“ Hotaru streckte sich, um ihn zu küssen. „Auch wenn mir gerade ganz andere Dinge einfallen, wenn ich dich so sehe, verschwitzt und halbnackt, Tetsu... Wir verschieben das auf später, ja?“

„Und wie wir das tun. Melde dich, wenn es Probleme gibt.“

 

Die Kobun im Vorzimmer von Kazukis Büro zuckten überrascht zusammen, als Hotaru in den Raum kam. Kazuki und Kou waren kurz zuvor mit Tetsuos Begleitung aufgebrochen für ein Mittagessen und einen ausgedehnten Spaziergang durch das Viertel, so dass die jungen Männer nicht damit gerechnet hatten, an diesem Tag noch irgendetwas tun zu müssen.

„Schön, ihr seid noch da“, flötete Hotaru übertrieben freundlich, was bei die sechs jungen Männer nichts gutes erahnen ließ. „Ich habe einen Auftrag für euch. Die Jacken könnt ihr hierlassen, ihr werdet wahrscheinlich ins Schwitzen kommen.“ Er deutete auf den kleinsten und jüngsten von ihnen, der vor Kurzem achtzehn geworden war. „Nimm die Spesenkarte und geh für alle Essen holen, Haruto. Onigiri, Sandwiches, irgendwas, das nicht zu schwer ist. Und Getränke, Limonade, Wasser und was dir noch einfällt.“

Der junge Kobun verbeugte sich tief und nahm die Kreditkarte von ihm, die er sicher in seinem Portemonnaie verstaute. „Selbstverständlich, Taniguchi-san! Wie viele Personen?“

„Neun, mach zehn draus, falls Shiro irgendwann noch auftaucht.“

Haruto nickte heftig, grinste bis zu beiden Ohren, da er ganz allein einen Auftrag erfüllen durfte und lief los, während die anderen fünf noch nicht wussten, was Hotaru mit ihnen vorhatte.

„Der Plan ist folgender: Wir haben maximal sechs Stunden, um Yukimura-senseis Atelier von der Wohnung unten ins Gästezimmer hier oben zu verlegen. Mit allen Möbeln und Dingen, die sich dort befinden, da er tatsächlich alles davon zum Arbeiten braucht. Ich packe zusammen mit Inoue und Akiyama-kun unten alles zusammen, Kisten haben wir irgendwo noch. Ihr sorgt dafür, dass hier oben das Bett abgebaut und genug Platz für alles ist. Das Gästezimmer ist größer als sein Arbeitszimmer unten, so dass der Schreibtisch, der Kleiderschrank und die Kommoden dort bleiben können, wo sie sind, die andere Hälfte des Raums muss leer und sauber sein, verstanden?“

„Jawohl, Taniguchi-san“, antwortete Ren, der in den vergangenen Monaten fitter geworden war und oft die Leitung über die Kobun im Vorraum übernahm. „Wo sollen wir das Bett hin räumen?“

Hotaru überlegte kurz, bevor er antwortete: „In der großen Abstellkammer müsste Platz dafür sein, der Boss wird noch entscheiden, was damit passiert. Wenn ihr damit fertig seid, transportiert ihr die Möbel und Kisten von unten hier hoch.“

Er ließ die Kobun in die Wohnung, damit sie seinen Auftrag ausführen konnten, dann fuhr er mit dem Aufzug nach unten in den vierten Stock, wo Izumi Tōru schon über den Plan informiert hatte. Die beiden waren dabei, Kous Technik abzubauen und in eine Kiste zu räumen, als Hotaru ankam.

„Ihr fackelt nicht lange, was?“ bemerkte er erstaunt, sein Blick huschte kurz zu dem hellroten Knutschfleck an Tōrus Hals.

„So sind wir eben. Wir haben welche von deinen leeren Umzugskartons genommen, war das so geplant?“ fragte Tōru und schob Kous Laptop und anderen Kleinkram in dessen gepolsterten Rucksack, der sonst immer an der Tür hing, um ihn dann in den Karton zu stellen.

„Ja. Danke fürs Mitdenken, Tōru. Die Jungs kommen runter, wenn sie oben fertig sind.“

„Ich hatte eigentlich nicht geplant, schon wieder Kisten packen zu müssen und das noch an meinem freien Tag“, jammerte Izumi grinsend. „Aber ich kann euch ja nicht die ganze Arbeit allein machen lassen.“

„Sehr großzügig von dir, Shinamon.“

Tōru strich ihm im Vorbeigehen über die Wange und widmete sich Kous vollem Bücherregal, während Hotaru Fotos von jedem Detail machte, damit sie alles wieder genauso aufbauen konnten. Tōru hatte dasselbe mit Kous Arbeitsplatz gemacht, bevor sie angefangen hatten, ihn abzubauen und jedes Post-it sorgfältig in ein Notizbuch geklebt, damit sie nicht verloren gingen. Sie arbeiteten routiniert Hand in Hand, gefüllte Kisten stellten sie ins Wohnzimmer, damit sie nicht im Weg waren, Tōru legte grinsend Kous Katzenkissen vom Sofa oben auf den Stapel, damit es mit nach oben kam, da er wusste, dass Kou es oft umarmte, wenn er eine Denkpause machte. Sie waren kaum damit fertig, als drei der fünf Kobun höflich in die Wohnung kamen.

„Das Bett ist abgebaut und verstaut, das Zimmer machen die anderen noch fertig sauber“, informierte Ren sie. „Womit sollen wir anfangen, Taniguchi-san?“

Hotaru schob sich eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht, seine Haare waren länger geworden und er hatte so schnell auch nicht vor, sie zu schneiden, außer den Undercut regelmäßig zu stutzen, auch wenn es ihn in diesem Moment nervte, dass sie trotz Haarwachs nicht an ihrem Platz blieben. Er sondierte für einen Moment die Kisten und deutete dann auf Kous Arbeitstisch und die drumherum stehenden Möbel.

„Zuerst die Möbel, dann können wir sofort einräumen, wenn sie an ihrem Platz stehen. Ich komme mit und zeige euch, wo sie hin müssen. Ihr zwei kümmert euch um den Kleinkram, ja?“ Er dirigierte die Kobun und sah zu Tōru und Izumi, die Kous Figuren in eine Klappkiste stellten und sie für den kurzen Weg mit Handtüchern polsterten, damit sie nicht beschädigt wurden.

„Geht klar. Ich habe farbige Post-its auf die Kisten geklebt, die blauen können die Jungs mitnehmen, die roten trage ich“, antwortete Tōru und klebte einen roten Klebezettel auf die Klappkiste.

Hotaru gab die Info an die Kobun weiter, die sich mittlerweile zu fünft an den Transport der Möbel machten. Der Aufzug war glücklicherweise groß genug, dass sie nichts auseinanderbauen mussten. Hotaru nahm die Treppe nach oben in den zwölften Stock, während die jungen Männer den Aufzug beluden, um die Türen von Kazukis Wohnung zu öffnen, so dass sie alles direkt hineintragen konnten. Haruto kam kurz nach ihm oben an, da er ebenfalls die Treppe hatte nehmen müssen, bepackt mit zwei großen Taschen voll Essen und einem Rucksack voll Getränke.

„Wo... Wo soll...“ begann er schnaufend und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht.

„Stell es dort auf den Tresen und mach erstmal Pause. Du kannst helfen, wenn du wieder Luft hast“, wies Hotaru ihn an und machte sich in Gedanken eine Notiz, die Kobun bei Kazuki zu loben.

„O... Okay... Taniguchi-san.“ Er stellte die Boxen mit dem Essen auf den Tresen, die Flaschen mit den Getränken ebenfalls und holte aus der Küche mehrere Gläser, die er mit farbigen Gummibändern versah, damit man sie auseinanderhalten konnte, bevor er sich mit einem Glas Eistee auf einen der Hocker setzte und eine kurze Verschnaufpause einlegte.

Im Gästezimmer verschaffte Hotaru sich einen kurzen Überblick und dirigierte dann Ren und die anderen vier Kobun, damit sie die Möbel direkt dort hinstellten, wo er sie haben wollte. Sie konnten Kous Atelier nicht eins zu eins nachbauen, aber er war sich sicher, dass er den Blick in den Garten während der Arbeit wertschätzen würde, so dass sie den niedrigen Arbeitstisch vor dem bodentiefen Fenster aufbauten und die Tür sich noch öffnen ließ, um für eine kurze Pause hinauszugehen. Das Bücherregal wanderte an die Wand in der Nähe, seinen eigenen Arbeitsplatz wollte Hotaru auf dem Schreibtisch einrichten, der noch von Kous Besuch im November dort stand, quer zur Wand, damit er sich nicht selbst im Licht saß. So wie er es geplant hatte, war die Anordnung nicht viel anders als in Kous altem Arbeitszimmer, nur dass es gerade einmal die Hälfte des Gästezimmers einnahm. Tōru und Izumi brachten die rot markierten Kisten, während die Kobun noch mit Möbelrücken beschäftigt waren und stellten sie fürs Erste auf den großen Tisch im Esszimmer, den Kazuki und Kou kaum nutzten.

„Macht eine kurze Pause, wir liegen sehr gut in der Zeit. Nicht, dass Tetsuo mich vierteilt, weil ihr euch überarbeitet“, scherzte Hotaru und scheuchte die Kobun zur Küche, wo sie sich dankbar am Essen bedienten, das Haruto organisiert hatte. Er folgte ihnen kurz darauf, während Izumi und Tōru einige Bücher ins Regal sortierten.

„Also, Tora... Ich weiß jetzt, warum du ihn flachgelegt hast“, murmelte Izumi dicht neben dem Rotblonden. „Er ist schon heiß... und süß.“

Tōru legte ihm grinsend einen Arm um die Taille und küsste ihn auf die Wange. „Willst du auch? Er ist heiß und süß und sein Arsch ist großartig. Und er ist versatile, du könntest also voll auf deine Kosten kommen, Shinamon.“

„Nein, also... Das wäre zu schräg, er ist Tetsuos Freund. Und Tetsuo ist sowas wie mein Vater“, entgegnete der Schwarzhaarige und linste kurz in einen Hokusai-Bildband, bevor er ihn zu den anderen Büchern ins Regal schob, dann grunzte er frustriert. „Ich würde, okay? Wenn die Konstellation eine andere wäre.“

„Zu schade. Ich würde das gern sehen, Shinamon“, raunte Tōru in sein Ohr, seine Hand strich leicht über seinen Hintern. „Ich kann dir aber gerne nochmal davon erzählen, wenn du willst.“

„Tora...“ warnte Izumi ihn grollend. „Du bist gemein, aber ich liebe dich trotzdem.“

„Ich weiß. Lass uns auch eine kurze Pause machen und etwas essen, ich hatte kein Mittagessen und verhungere.“

Tōru schob ihn in Richtung Küche, wo die Kobun sich in der Nähe des Tresens auf dem Fußboden verteilt hatten und sich stärkten. Hotaru tippte eine Nachricht, um Tetsuo auf dem Laufenden zu halten, als die beiden sich auf freie Hocker neben ihm setzten.

„Greift zu, Haruto hat mehr als genug organisiert“, sagte er, ohne aufzusehen, er grinste kurz über die Antwort, die Tetsuo ihm sendete. „Wir sind übrigens nicht exklusiv, Izumi. Nur keine falsche Zurückhaltung.“

Izumi verschluckte sich fast an seinem Onigiri. „Du... Du hast das gehört?“

„Ich wollte euch rufen, aber eurem Gespräch zu lauschen war sehr viel interessanter. Sorry.“ Hotaru grinste über sein gerötetes Gesicht.

„Ugh... Du kannst mich ja mal im Club besuchen, wir werden uns sicher einig“, entgegnete der Schwarzhaarige schmunzelnd, nachdem er seine Fassung wiedererlangt hatte.

„Ich komme darauf zurück. Ich weiß nicht, wie spät das heute noch wird, Kou wird wahrscheinlich vor Freude heulen und ich bestelle Pizza für die Jungs. Du willst sicher noch arbeiten und ihn auf den neuesten Stand bringen, Tōru“, sprach der Rothaarige weiter.

„Ja, ich unterstütze ihn auch noch die nächsten Tage, damit er nicht gleich alles alleine machen muss“, antwortete Tōru ernst.

„Ihr könnt beide hier übernachten, unten bei uns. Dein altes Zimmer ist jetzt unser Gästezimmer, Izumi, viel geändert haben wir nicht, dein altes Bett steht noch drin und dein Schrank, auch wenn da meine Sachen drin sind“, bot Hotaru an. „Dann spart ihr euch die Fahrerei und seid nicht so lange getrennt.“

„Oh, das ist wirklich nett, Hotaru. Mein altes Bett ist aber nicht besonders breit, das wird kuschelig, Tora.“ Izumi zupfte an Tōrus T-Shirt und grinste ihn an. „Falls ich dich schlafen lasse.“

Chapter Text

Kazuki gab sich Mühe, Kou abzulenken und sie liefen nach ihrem Mittagessen in einem Luxus-Restaurant in der Nähe durch die Teile von Asakusa, die Kou noch nicht kannte. Unter der Woche war rund um den Sensō-ji Tempel nicht so viel los, den der Künstler sonst nur an Neujahr besuchte, so dass er sich mit großen Augen umsehen konnte, ohne zu sehr von den Menschenmassen eingeschränkt zu sein, die sich dort an Feiertagen tummelten. Kou blieb staunend vor der großen Laterne des Hōzōmon-Tors stehen, er drehte sein Handy in den Fingern und sah dann fragend zu Kazuki, der neben ihm stehengeblieben war, Tetsuo hielt sich in ihrer Nähe auf, ließ ihnen jedoch ihren Freiraum.

„Willst du ein Foto machen, Kou?“ fragte der Ältere schmunzelnd.

„Schon... Aber...“ Er zögerte und sah sich unsicher um. „Ich will nicht nur Fotos von mir oder der Gegend machen, Kazu...“ sprach er leise, er hatte seit ihrem Aufbruch schon mehrere Selfies und Fotos von interessanten Dingen gemacht, darunter seinem Mittagessen.

Kazuki zog ihm das Handy aus den Fingern, schlang einen Arm um seine Taille und zog ihn an sich, um ein Selfie von ihnen zusammen mit der Laterne im Hintergrund zu machen. Kou sah darauf so verdattert aus, dass er mehrere Anläufe brauchte, um eines zu machen, mit dem sie beide zufrieden waren. Er drückte einen Kuss auf seine Schläfe, bevor er ihm grinsend das Handy zurückgab.

„Besser?“ fragte er, amüsiert über Kous rot angelaufenes Gesicht.

„Du... Du kannst doch nicht... Wenn uns jemand sieht?“ Kou drückte das Handy an seine Brust und schielte zu Tetsuo, der nicht weniger breit grinste als sein Partner.

„Dann sieht uns jemand“, entgegnete Kazuki schulterzuckend. „Verzeih mir, wenn ich dir das Gefühl gegeben habe, dass du dich wegen mir zurückhalten musst, Honey. Seit dem Pride und dem Matsuri ist das wahrscheinlich nicht mehr wirklich nötig, in Asakusa sowieso nicht. Sollte sich jemand daran stören, kümmere ich mich darum.“

Er drückte Kou an sich, der die Finger in sein Leinenhemd grub und sich mit einem leisen Seufzen an ihn schmiegte.

„Tut mir leid, Kazu... Ich bin noch nicht ganz auf der Höhe, glaube ich. Kannst du mich noch ein bisschen drücken, bevor wir weitergehen?“ murmelte Kou gegen seine Brust.

„Natürlich. Ich bin für dich da, vergiss das nicht. Willst du dir die Pagode von innen ansehen? Oder nochmal die Stände? Du hast noch gar nichts gekauft...“

Kazuki kraulte seinen Nacken, die Lippen dicht an seinem Ohr, mit einem kurzen Blick signalisierte er Tetsuo, dass alles in Ordnung war und sie noch etwas Zeit brauchten.

„Von innen? Aber ist die heute nicht geschlossen?“

„Ich kenne den Priester, der dafür verantwortlich ist. So viel, wie ich dem Tempel spende, sollte er eine Ausnahme machen können...“

„Hmm...“ Kou überlegte einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. „Ich will das nicht ausnutzen, aber wieso spendest du dem Tempel so viel?“

Er sah Kazuki neugierig an, der ihn sacht zu einer Bank unter einer mit Blauregen bewachsenen Pergola führte, damit sie sich in den Schatten der grünen Blätter setzen konnten, da die Sonne unbarmherzig brannte. Tetsuo lehnte sich an einen Pfosten der Pergola und zündete sich eine Zigarette an, nachdem er sein schwarzes Jackett ausgezogen hatte, er bereute es schon seit einer Stunde, nicht etwas für das Wetter angemesseneres angezogen zu haben, aber Arbeit war Arbeit und er hatte einen Ruf zu verteidigen.

„Auch wenn ich es nicht so oft zeige, bin ich ein religiöser Mensch und mache mir über viele Dinge Gedanken. Meine Eltern haben es mir so beigebracht, meine Mutter eher als mein Vater, es gehört für sie zum Leben dazu und ich habe es so übernommen. Die Mönche und Priester hier waren immer verständnisvoll und gütig mir gegenüber, egal, mit welchen Problemen ich zu ihnen kam“, sprach Kazuki ruhig. „Ich habe in meinem Leben viel Leid verursacht, das ich nicht ungeschehen machen kann, also nutze ich die Mittel, die mir zur Verfügung stehen, um denen unter die Arme zu greifen, die damit Gutes tun. Zu einem gewissen Grad sicherlich auch, um mein eigenes Gewissen zu erleichtern und mir das Wohlwollen der Götter zu erkaufen, damit ich im nächsten Leben nicht mehr als nötig dafür bestraft werde...“

„Du bist sehr pflichtbewusst, Kazu... aber dass du religiös bist, ist mir wirklich nicht aufgefallen. Ich habe dich nie beten sehen und einen Hausschrein hast du auch nicht im Wohnzimmer“, bemerkte Kou skeptisch, woraufhin Kazuki ihm ein verständnisvolles Lächeln schenkte.

„Ich bete vor und während meinem morgendlichen Training, der Hausschrein ist nicht mit umgezogen, da ich keinen eigenen habe. Meine Mutter lebt noch, meine Großeltern habe ich nicht wirklich gekannt und für meinen Vater zünde ich kein Räucherwerk an. Meine Ahnen sind sehr... diffus für mich, das ist etwas, das ich nie wirklich nachvollziehen konnte, sehr zum Unmut meiner Mutter“, erklärte er aufrichtig, mit den Fingerspitzen strich er über Kous Hand, die auf seinem Oberschenkel ruhte. „Du warst Neujahr nur hier, weil es irgendwie Tradition von Ayanes Familie ist, oder?“

Kou nickte. „Es ist besser, als allein zuhause zu sitzen. Versteh mich nicht falsch, es ist eine schöne Tradition, sich am ersten Tag des Jahres mit Familie oder Freunden zu treffen und sich etwas für seine Zukunft zu wünschen, aber ich bin nicht so gläubig oder abergläubisch, es ernst zu nehmen. Dafür wurden meine Gebete und Wünsche als Kind zu oft nicht erhört“, antwortete er mit ruhiger Stimme. „Wenn ich mich darüber geärgert habe, hieß es, dass ich nicht folgsam oder fleißig genug war und wenn es nur um Gehorsam und Fleiß geht, brauche ich für meinen Erfolg nicht zu beten.“

„Ich verstehe... Ich will dich nicht zu irgendetwas drängen, indem ich dich hergebracht habe, Kou.“ Kazuki hob die Hand seines Partners an seine Lippen.

„Das sehe ich so auch nicht, keine Sorge. Ich schaue mir gerne Tempel an, ich mag die Ruhe und die Architektur und die Tatsache, dass es so viele Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen anzieht und nur, weil ich nicht an die Wirkung von Gebeten glaube, heißt das nicht, dass ich Atheist bin. Ich sehe das alles nur etwas nüchterner, denke ich...“ Kou grinste schief. „Und soweit ich es verstanden habe, würden Buddha und alle Götter unser Verbindung weniger im Weg stehen als unsere Regierung.“

Kazuki lachte leise über seine Aussage, dann drückte er ihn fest an sich. „Das stimmt wohl. Du hast dich informiert?“

„Natürlich. Ich kann ja nicht alles dir überlassen, Liebster. Aber alles zu seiner Zeit... Wenn wir wieder zurück sind, unterschreibe ich den Vertrag. Ich vertraue dir, Kazuki, du sorgst in jeder Minute für mein Wohl, ohne mich unter Druck zu setzen oder mehr von mir zu verlangen als meine aufrichtigen Gefühle für dich... Ich könnte mir echt keinen besseren Partner wünschen und... naja... vielleicht sehe ich den Vertrag einfach als Vorstufe für das, was noch kommt...“

Kou schob sich nervös eine lose Haarsträhne hinter ein Ohr und sah ihn mit geröteten Wangen an, ein einzelner Sonnenstrahl, der durch das dichte Blätterdach fiel, ließ den Phönix-Anhänger an seinem schmalen Halsreif golden funkeln. Kazuki war sprachlos, er hatte erwartet, dass Kou wegen des Vertrags mehr Zeit brauchen würde und dass er sich selbst schon darüber informiert hatte, dass es die Möglichkeit gab, ihre Verbindung in einer buddhistischen Zeremonie legitimieren zu lassen, ließ sein Herz spürbar schneller schlagen.

„Du... überraschst mich immer wieder, Kou“, gestand er leise, hob sein Gesicht am Kinn an und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, nachdem er sich kurz umgesehen hatte.

 

Die meisten Tempelbesucher waren mit der spektakulären Umgebung beschäftigt und achteten nicht auf die, die unter der schattigen Pergola eine Pause machten. Kou schenkte ihm ein zärtliches Lächeln, drückte sich kurz an seinen Arm und stand dann auf, um sich so ausgiebig zu strecken, dass sein T-Shirt einen Streifen Haut über seinem Hosenbund preisgab.

„Ich habe Durst und mir ist warm, holen wir uns ein Eis? Ich habe vorhin einen Stand gesehen“, fragte er schmunzelnd.

„Das schadet nicht, vor allem schmilzt Tetsu uns sonst noch zu einer grummeligen Pfütze zusammen“, feixte Kazuki mit Blick auf seinen blonden Stellvertreter, der die Stirn gerunzelt hatte, während er die Umgebung im Auge behielt.

„Ich bade heute Abend einfach kalt...“ entgegnete Tetsuo, warf sich das Jackett über die Schulter und zupfte ein heruntergefallenes Blatt von Kous Schulter. „Geht’s dir sonst gut, Kou?“

„Mir geht es prima, danke, Tetsuo. Ich glaube, Hotaru hätte etwas dagegen, wenn du kalt badest, er ist bei Badewasser eine schlimmere Frostbeule als ich, richtig?“ Kou hakte sich bei ihm und Kazuki unter, so dass sie nebeneinander herlaufen konnten.

„Es gibt Möglichkeiten, dass er nicht friert.“ Er grinste breit, zog sein Handy aus der Hosentasche und machte ein Foto von ihnen zusammen.

Er sendete es wenig später an Hotaru mit der Bitte um ein Status-Update der Umräumaktion, während Kou und Kazuki in der Schlange vor dem Eisstand warteten, die er vom gegenüberliegenden Zaun im Auge behielt. Die Antwort kam prompt zurück, offenbar machten sie eine Pause und Hotaru teilte ihm mit einer Flut grinsender Emojis mit, dass sie bis auf Kleinigkeiten fast fertig waren, die Möbel standen an ihrem Platz und mussten nur noch eingeräumt werden. Tetsuo fiel ein Stein vom Herzen, er hatte sich Sorgen gemacht, ob ihr Plan so gut funktionieren würde, wie sie es sich vorstellten, aber offenbar hatte Hotaru die Kobun gut im Griff und sogar Izumi half tatkräftig mit, obwohl er sich als Teenager immer um alles gedrückt hatte, wobei er irgendetwas heben musste, das nicht Aoi war. Er tippte eine kurze Nachricht als Antwort, um ihm mitzuteilen, dass sie sicher noch zwei Stunden unterwegs waren, die Hotaru mit einem grinsenden Axolotl Sticker beantwortete.

„Yuzu für dich, Tetsuo“, sagte Kou sanft und hielt dem Blonden einen mehr als vollen Becher Kakigōri vor die Nase, er selbst hatte ein Sammelsurium bunter Sirupsorten auf seinem Eis, Kazukis war grün.

„Du darfst auch Tetsu sagen, weißt du?“ entgegnete Tetsuo, nachdem er das Eis entgegengenommen hatte und schmunzelte über Kous verdattertes Gesicht.

„Aber... Naja... Das sagen doch nur Kazu und Hotaru und ich...“

Der Schwarzhaarige schob sich nervös eine Haarsträhne hinter ein Ohr und sah auf seinen eigenen Eisbecher, bis sein Gegenüber ihm sanft über die Wange strich, so dass er ihn wieder ansah.

„Du gehörst zur Familie, Kou, und ich habe dich mindestens so gern wie Hotaru dich gern hat, wenn nicht ein bisschen mehr, weil ich weiß, wie gut du meinem Aniki tust“, gestand er unerwartet offen. „Es ist nur fair, wenn du mich so nennst wie alle, die mir viel bedeuten.“

Kou schmiegte sich mit einem leisen Seufzen an seine Hand, dann nickte er sacht und sah ihn besorgt an. „Bist du dir sicher, dass du keinen Hitzschlag hast, Tetsu? So viel Gefühlsduselei kenne ich von dir sonst nicht. Sollen wir zurück?“

Tetsuos Konter wurde von Kazuki unterbrochen, der neben ihnen stand und herzlich lachte.

„Der hätte von mir sein können, Honey“, sagte er grinsend, bemüht, nicht sein Eis fallen zu lassen. „Ich hätte dir das schon längst gesagt, aber es war doch Tetsus Aufgabe, dir das anzubieten, dass es so ausführlich wird, habe ich aber nicht erwartet. Bist du sicher, dass es dir gut geht?“

„Mir geht es blendend. So ein bisschen Sonne schadet mir nicht“, gab Tetsuo empört zurück, zog Kou mit dem freien Arm an sich und drückte ihm einen Kuss auf den Scheitel. „Ich bin immer für dich da, auch wenn du dich über Kazuki beschweren willst, dann lästern wir beide über ihn, diesen aufgeblasenen Macho.“

„Tetsu...“ Kazukis Stimme grollte warnend, das Grinsen war aber nicht aus seinem Gesicht gewichen, er freute sich, dass die wichtigsten Menschen in seinem Leben sich so gut miteinander verstanden.

„Klingt gut. Du kannst auch immer zu mir kommen, wenn du reden willst, egal über was“, bot Kou strahlend an. „Willst du dein Jackett in meine Tasche stecken? Dann musst du es nicht tragen und du schmilzt nicht.“ Er klopfte auf seine Umhängetasche, ohne die er selten das Haus verließ.

Tetsuo nickte, nahm Kous Eis für einen Moment entgegen, während der Schwarzhaarige das schwarze Jackett ordentlich faltete und in seiner Tasche verstaute.

 

Das Eis war schnell gegessen, bevor es in der sommerlichen Hitze schmelzen konnte. Kou jammerte leise über Hirnfrost, während er die letzten Reste aus seinem Becher kratzte, woraufhin er von beiden Begleitern je eine warme Hand auf den Kopf gelegt bekam, da er zwischen ihnen auf einer niedrigen Mauer saß.

„Eure Hände sind warm...“

„Zu warm?“ fragte Kazuki.

„Noch nicht. Das hilft, Danke.“

„Bist du fertig?“ Tetsuo deutete auf seinen leeren Becher.

„Ja. Was machen wir noch? Das Wetter ist so toll und ich war so lange nicht draußen, dass ich noch nicht zurück will.“

Kou gab Tetsuo seinen leeren Becher, der zum Mülleimer neben dem Eisstand lief, um sie zu entsorgen, ohne die beiden aus den Augen zu lassen.

„Für Abendessen ist es noch zu früh, ich bin auch noch nicht hungrig, du wahrscheinlich auch nicht. Willst du dir noch etwas ansehen?“

Kazuki drückte Kous Hand und verschränkte die Finger mit seinen. Der Jüngere ließ den Blick schweifen und überlegte angestrengt, dann lehnte er sich an seine Schulter.

„Ich habe darüber nachgedacht, dass ich viel zu wenige traditionelle Sachen habe außer meinem Kimono, vor allem, nachdem ich gesehen habe, wie viel allein Hotaru hat, du sowieso und wahrscheinlich hat sogar Tetsu mehr als ich...“ begann er leise.

„Willst du shoppen gehen?“ fragte Kazuki erstaunt.

„Ja. Der Sommer wird heiß, ist es jetzt schon und ich will etwas Neues ausprobieren, außerdem brauche ich noch etwas für kommendes Wochenende...“

„Du musst am Wochenende keinen Kimono tragen, Honey.“

„Will ich aber. Haruka-chan hat mir eine Nachricht geschrieben, dass sie einen neuen, hübschen Yukata hat und ihn anziehen will, um Shiro zu überraschen, Sayuri trägt im Anwesen doch auch nur traditionelle Kleidung und wie ich dich kenne, lässt du dir das auch nicht nehmen, Kazu.“ Kou schaute kurz zu Tetsuo, der vor ihnen stehengeblieben war. „Was ziehst du am Wochenende an?“

„Nichts. Ich gehe nackt“, entgegnete der Blonde trocken.

„Du warst eindeutig zu lange in der Sonne, Tetsu.“ Kazuki schüttelte resigniert den Kopf. „Ich weiß, wo wir das bekommen, was du brauchst, Honey. Es ist nicht weit von hier und da gibt es sicher auch ein kühles Handtuch für Tetsu, damit das nicht noch schlimmer wird.“

 

Hotaru warf einen kurzen Blick auf das Display seines Handys, auf dem eine Nachricht von Tetsuo war, dass sie vor dem Gebäude waren. Er zog die Tür des Vorzimmers zum Büro zu, in dem die Kobun sich ihre versprochene Pizza gönnten, nach Hause schickte er sie noch nicht, bevor er Kazuki nicht berichtet hatte, wie gut sie sich geschlagen hatten. Die Aufzugtüren öffneten sich, bevor er an der Wohnungstür angekommen war und er sah die drei mit einem Lächeln an, als sie heraustraten. Kou strahlte, die Sonne hatte seine hellbraune Haut ein wenig nachgedunkelt, seine Wangen leuchteten rosig. Tetsuo hatte die Hände voll mit mehreren großen Stofftaschen, die mit dem Logo eines Geschäfts für Kimonos bedruckt waren, Kazukis rechte Hand ruhte auf Kous Hüfte.

„Willkommen zurück“, begrüßte Hotaru sie und öffnete die Wohnungstür, um sie ihnen offen zu halten. „Ihr wart länger weg, als ich erwartet habe.“

„Das Wetter war so schön und ich habe gar nicht gemerkt, wie sehr ich es vermisst habe, einfach draußen zu bummeln und mir die Gegend anzusehen“, antwortete Kou, bevor er ihn zur Begrüßung umarmte. „Du hast dich ohne uns hoffentlich nicht gelangweilt. Was hast du gemacht?“

„Das zeige ich dir gleich. Kommt erstmal an, habt ihr schon gegessen?“ Hotaru nahm Tetsuo einige der Taschen ab und lugte vorsichtig hinein. „Ihr wart shoppen? Das ist aber nicht alles für dich, oder, Tetsu?“

„Das gehört alles Kou. Ich bin heute nur Packesel.“

Tetsuo stellte ihre Schuhe ordentlich aufs Schuhregal und folgte ihnen weiter hinein. Kou entschuldigte sich und flitzte zum Bad, während Kazuki sich mit gerunzelter Stirn im Wohnzimmer umsah. Es sah nicht anders aus als vor ihrem Ausflug, alles war ordentlich aufgeräumt.

„Tetsu wollte mir nicht sagen, wie ihr vorankommt. Es hat doch alles geklappt?“ fragte er Hotaru, der die Taschen auf dem Sofa abgestellt hatte.

„Wir sind vor einer Stunde fertig geworden, ich habe noch aufgeräumt und geputzt, wenn so viele Personen durch die Gegend laufen, sieht man das irgendwann doch“, antwortete der Rothaarige. „Tōru und Izumi sind im Gästezimmer, so als Überraschung. Sie übernachten heute bei uns, Tetsu, das ist doch in Ordnung, oder?“

„Natürlich. Besser sie schlafen bei uns als bei Shiro, der am Ende gar nicht schlafen kann, weil die beiden unmöglich ihre Finger bei sich behalten können“, gab Tetsuo schmunzelnd zurück.

„Die Kobun haben sich ordentlich benommen?“ hakte Kazuki ernst nach.

„Unfassbar, ja. Keiner hat gemurrt, obwohl es keine leichte Arbeit war und der junge Haruto hat sich von seiner allerbesten Seite gezeigt, er war für die Verpflegung zuständig und hat später seinen Brüdern geholfen“, berichtete Hotaru. „Sie sitzen drüben und essen Pizza, die haben sie sich nach dem Tag verdient.“

„Haruto? Gorous Ältester?“ Kazuki hob fragend eine Augenbraue und sah zu Tetsuo, der knapp nickte.

„Shiro hielt es für den richtigen Zeitpunkt, dass er von seinen Brüdern lernt, die zurzeit vor deinem Büro sitzen. Nur für ein paar Wochen, aber du weißt selbst, wie die jüngeren Kobun durch die Abteilungen rotieren“, erklärte der Blonde. „Wie schlägt Ren sich als Anführer der Jungs?“

„Sehr gut. Er hat alle gut motivieren können und alles koordiniert, er hat einen guten Überblick. Wollt ihr noch mit ihnen sprechen, bevor sie nach Hause gehen?“

„Später. Sie sollen in Ruhe essen und sich noch etwas ausruhen, Kou wird wahrscheinlich etwas Zeit brauchen. Gegessen haben wir nur eine Kleinigkeit, das reicht bei dem Wetter aber auch“, antwortete Kazuki und drehte sich halb um, als Kou vom Bad zurückkam.

„Ist irgendwas, dass ihr so steif herumsteht?“ fragte er neugierig.

„Nein, alles in Ordnung. Geht es dir besser, Kou?“ Hotaru sah ihm prüfend ins Gesicht. „Du hast Geld ausgegeben, offensichtlich nicht wenig, so schlecht kann es dir nicht gehen. War es deins oder Kazukis?“

Kou stieß resigniert die Luft auf und schürzte die Lippen zu einem Schmollmund. „Du glaubst doch nicht, dass Kazuki mich irgendetwas bezahlen lässt, wenn wir unterwegs sind und ich etwas kaufen möchte, oder?“

Hotaru grinste kurz, dann schüttelte er den Kopf. „Du darfst dich auch mal verwöhnen lassen, deshalb geht das gleich weiter. Ich, nein, wir haben eine Überraschung für dich.“

„Eine Überraschung? Für mich? Mein Geburtstag war aber schon...“

„Egal. Komm mit, es ist nicht weit.“

Der Rothaarige nahm Kous Hand und führte ihn  zur geschlossenen Tür des Gästezimmers, die nur angelehnt war, so dass er sie leise aufschieben konnte. Er betete kurz, dass Tōru und Izumi in der Zeit, die sie allein gewesen waren, nicht übereinander hergefallen waren, doch die beiden saßen zusammen vor Kous Arbeitsplatz und sprangen auf, als er mit Kou hereinkam.

„Überraschung!“ flötete Izumi fröhlich und grinste breit.

„Wa... Was? Wie? Wann habt ihr...?“

Kou war sprachlos, als er das umgestaltete Gästezimmer sah, in dem sein ganzes Atelier bis auf die letzte Kleinigkeit im Regal eingerichtet worden war. Ein Regal, das sonst neben Hotarus Schreibtisch gestanden hatte, diente als Raumtrenner zum vorderen Bereich, in dem der Schrank und die Kommoden mit seinen Sachen standen. Er ließ sich von Hotaru weiter in den Raum führen, bis sie vor Tōru und Izumi angekommen waren.

Tōru drückte Kous freie Hand und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, als er die Tränen in seinen Augen funkeln sah.

„Du warst heute Morgen so niedergeschlagen, weil du nicht arbeiten konntest. Niemand von uns wollte, dass du dich in einer Umgebung zum Arbeiten zwingst, in der du dich nicht wohlfühlst, weil du dich dort nicht mehr sicher fühlst, also haben wir deinen Arbeitsplatz dorthin gebracht, wo du dich sicher fühlst“, erklärte der Rotblonde sanft. „Temporär, solange du es so lassen willst und wenn du ihn wieder nach unten verlagern willst, finden wir sicher genug helfende Hände dafür.“

Kou konnte die Tränen beim besten Willen nicht mehr zurückhalten, sie quollen aus seinen Augen und rollten über seine Wangen, so gerührt war er davon. Er lehnte sich an Tōru, der ihn mit beiden Armen an sich drücke und ihm beruhigend über den Rücken strich, während er weinte.

„Shh... Es ist wirklich keine so große Sache, Kou, du hast keinen Grund zu weinen“, murmelte Tōru in sein Ohr. „Für keinen von uns war das eine Last, es ist selbstverständlich, dass wir alles dafür tun, dass du glücklich bist und das bist du nur, wenn du arbeiten kannst.“

„Tōru... Ich habe euch alle so lieb...“ schniefte Kou. „Habt ihr drei das allein...?“

„Nicht ganz. Wir hatten Hilfe von sechs ganz eifrigen Jungs, die sich wahrscheinlich sehr gerne ihre Fleißbienchen von Onkel Kazuki und Dadsuo abholen wollen, wenn sie sich nicht an ihrer Belohnungspizza überfressen haben“, antwortete Izumi grinsend, stellte sich dazu und drückte Kou, nachdem er Hotaru näher gezogen hatte, damit dieser ihn ebenfalls umarmen konnte.

Kou schielte zu Kazuki und Tetsuo, die an der Tür stehengeblieben waren. „Wart ihr deshalb mit mir unterwegs...?“

„Auch. Du hättest es nicht zugelassen, wenn du hier gewesen wärst und abgesehen davon hat dir der Ausflug gutgetan, Honey“, erklärte Kazuki liebevoll. „Den Ausflug hätten wir so oder so gemacht.“

„Danke... Ihr seid großartig, ihr alle.“ Er wischte sich die Tränen mit einem Taschentuch, das Hotaru ihm reichte, aus dem Gesicht und putzte sich gründlich die Nase. „Tōru schimpft mich, wenn ich sage, dass ich das gar nicht verdiene, also sage ich es nicht...“ Er verzog das Gesicht, als der Genannte ihn in die Wange kniff und empört schnaubte. „Ich muss lernen, das anzunehmen und nicht immer alles allein zu schultern. Ich bin so dankbar, dass mir die Worte fehlen...“

„Wir tun das gern für dich, Kou. Für uns würdest du das auch tun und genau betrachtet, hast du für uns schon so viel getan, ohne es beabsichtigt zu haben“, sagte Hotaru schmunzelnd, er hatte selbst feuchte Augen, Izumi ging es nicht viel anders. „Du bist dafür verantwortlich, dass wir alle hier im Raum so viel glücklicher sind als zu der Zeit, bevor wir dich kannten.“

„Bin ich?“ Kou sah ihn verwundert an.

„Ja? Du hast das Talent, ewige Singles zu verkuppeln, ohne, dass sie es merken, allein dafür verdienst du einen Orden und alles, was du dir wünschst.“ Hotaru drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Im Kühlschrank stehen frischer Eistee und Sandwiches, ich nehme an, du willst dich von Tōru auf den aktuellsten Stand bringen lassen, statt dich auszuruhen?“

„Mhm...“ Kou schaute zu Kazuki. „Ist das in Ordnung...?“

„Selbstverständlich. Du kannst sonst nicht schlafen und Schlaf ist genau das, was du brauchst, wenn du deine Gedanken geordnet hast, Honey. Wir stören euch nicht länger“, antwortete Kazuki und neigte leicht den Kopf in Tōrus Richtung.

Kou löste sich von Hotaru, Tōru und Izumi, lief zu seinem Partner und hielt ihn am Kragen fest, um ihn innig zu küssen. „Danke, Kazu. Ich liebe dich.“

„Ich liebe dich auch, Kou. Mach nicht zu lang, ich warte auf dich.“

Chapter Text

Es wurde schon dunkel, als Tōru und Kou beschlossen, Feierabend zu machen, damit sie sich von dem langen Tag erholen konnten. Izumi und Hotaru hatten sie in Ruhe arbeiten lassen und waren in Tetsuos Wohnung gegangen um dort was auch immer zu tun, worum Tōru sich ein wenig sorgte, da Izumi zwar offen und bei vielen Dingen gelassen war, seinen Ziehvater wollte er jedoch um jeden Preis beschützen. Kou tippte seinen besten Freund gegen die Schulter, als er abwesend aus dem Fenster in den schwach beleuchteten Garten sah und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Lass uns für heute Schluss machen, Tōru. Du hast wegen mir schon so wenig Zeit für Izumi, da will ich die nicht noch mehr beschneiden“, sagte er leise an seine Schulter gelehnt. „Ich kann mich auch nicht mehr wirklich konzentrieren.“

„Es war eine anstrengende und lange Woche für dich, dabei ist erst Mittwoch“, entgegnete Tōru und seufzte. „Sie werden sich nicht streiten, oder? Wegen Tetsuo.“

„Izumi und Hotaru? Ich glaube nicht. Sie wollen beide das Beste für ihn und ich glaube, sich zu streiten, steht dem völlig entgegen. Auch wenn ich es zu gerne sehen würde, wie er sie beide maßregelt, weil sie sich um ihn streiten wie zwei Katzen ums Futter.“ Kou kicherte leise, dann stand er auf, um sich ausgiebig zu strecken. „Du stellst dir die beiden jetzt nicht als Katzen vor, die Tetsuo im Genick packt, oder?“

„Vielleicht? Eine schwarze und eine rote Katze, das wäre doch niedlich.“ Tōru riss einen Zettel von Kous Notizblock ab, kritzelte kurz darauf herum und reichte ihm das Ergebnis. Ein böse schauender Tetsuo, erkennbar an seinem schwarzen Anzug, der in jeder Hand eine zappelnde Katze hielt.

„Du bist so doof, Tōru!“ Er konnte sich das Lachen nicht verkneifen, nahm ihm den Stift aus der Hand und ergänzte den gezeichneten Tetsuo mit einem buschigen Fuchsschweif und passenden Ohren. „Wenn du es schaffst, es an ihren Kühlschrank zu pinnen, bist du mein Held des Tages.“

„Bin ich das nicht eh schon?“ gab der Rotblonde zwinkernd zurück, erhob sich steif von seinem Sitzplatz auf dem Boden und zog ihm den Zettel wieder aus den Fingern. „Ich kümmere mich noch um die geplanten Postings für die nächsten Tage, dann hast du den Kopf frei und musst dich nicht noch mit Social Media herumschlagen.“

„Würdest du...? Mir macht das schon Spaß, aber es lenkt mich auch immer so sehr ab und wenn ich rechtzeitig fertig werden will, sollte ich das reduzieren...“ Kou unterdrückte ein Gähnen.

„Wenn Izumi mir hilft, bin ich schneller fertig. Wenn du es erlaubst.“

„Selbstverständlich. Lass ihn nicht warten, damit ihr noch etwas Zeit für euch habt.“

Sie verließen zusammen das Zimmer und Kou brachte Tōru zur Wohnungstür. Er überlegte für einen Moment, ob er ihn nach unten bringen sollte, da er sicher keinen Zugangscode für Tetsuos Wohnung hatte, als der Blonde aus Kazukis Büro kam und sie überrascht ansah.

„Habt ihr bis jetzt gearbeitet?“ fragte Tetsuo.

„Ja, aber für heute reicht es. Ist Kazu noch im Büro?“ wollte Kou wissen.

„Nein. Er wollte sich ausruhen, nachdem wir mit den Kobun gesprochen hatten, ich habe noch ein paar Dinge erledigt und war gerade erstaunt, wie spät es schon ist“, entgegnete Tetsuo ertappt, ein kleines Schmunzeln umspielte seine schmalen Lippen. „Soll ich dich nach unten begleiten, Inoue? Dann können wir uns zusammen Hotarus Schimpftirade stellen, dass wir so lange gearbeitet haben.“

„Das wäre großartig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Hotaru wegen sowas schimpft, er ist doch selbst ein Workaholic.“ Tōru drückte Kou kurz, verabschiedete sich mit einem Kuss und ging vor auf den Flur. „Schlaf gut, Kou.“

„Ihr auch. Wir sehen uns morgen.“

Nachdem auch Tetsuo sich verabschiedet hatte, ging Kou ins Bad, um kurz zu duschen und sich frisch zu machen. Kazuki hatte gesagt, dass er auf ihn warten wollte, weshalb er sich sicher war, dass sie vor dem Schlafengehen noch etwas Zeit für Zärtlichkeiten und mehr hatten. Während er sich die Haare föhnte, ließ er den Tag Revue passieren, er fühlte sich so sehr geliebt wie lange nicht und das Gefühl zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht, das er den ganzen Abend nicht davon hatte verbannen können.

Auf dem Weg durchs Wohnzimmer fiel ihm der Vertrag ein, den er noch unterzeichnen wollte. Die Mappe lag seit dem Vorabend auf dem niedrigen Tisch, so dass er sie aufhob, in sein Atelier trug, um ihn dort zu unterzeichnen und zusätzlich seinen Stempel hinzuzufügen. Bevor er schlussendlich ins Schlafzimmer ging, öffnete er vorsichtig die Tür zu Kazukis Büro, um die Mappe dort auf den Schreibtisch zu legen, damit sein Partner sie am nächsten Morgen gleich dort fand und sich um alles Weitere kümmern konnte.

 

„Kazu...? Entschuldige, es hat länger gedauert, wir hatten so viel zu besprechen“, sagte Kou leise, als er ins Schlafzimmer ging.

Er schob die Tür hinter sich zu und sah sich im nur von der Leselampe am Bett beleuchteten Raum um. Er hatte erwartet, dass Kazuki in dem geschnitzten Sessel saß und las, wie er es sonst oft tat, wenn er auf ihn wartete, doch der Platz war leer. Stattdessen hatte Kazuki es sich zum Lesen im Bett bequem gemacht, das Kopfkissen in seinem Rücken, um halbwegs aufrecht zu sitzen. Kou tapste leise zum Bett, als er sah, dass Kazuki über seinem Buch eingeschlafen war, das aufgeklappt auf seinem nackten Bauch lag. Er trug wie so oft nur eine kurze Schlafhose aus leichtem Stoff, die er meistens auszog, sobald Kou ins Bett kam, da sie kaum die Finger voneinander lassen konnten und sie sich komplett spüren wollten, wenn sie einmal keinen Sex hatten.

Kou zog ihm das Buch aus den Fingern, legte das flache Lederband hinein, das er als Lesezeichen benutzte, bevor er es auf dem Nachttisch ablegte. Dass Kazuki allein davon nicht wach wurde, faszinierte ihn so wie es ihn ein wenig besorgte. Es war selten, dass sein Partner vor ihm schlief und wenn doch, wachte er in der Regel auf, sobald er zu ihm kam. Er wusste nicht im Detail, womit er sich in Bezug auf den Clan und seine alltägliche Arbeit herumschlug, aber es war ihm anzusehen, dass es ihn belastete und dazu die Sorgen um Kou, die er sich zusätzlich noch machte.

Kou beugte sich über ihn, zog ihm vorsichtig die Lesebrille aus, die er tatsächlich nur trug, wenn er im Bett bei schlechtem Licht las, und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf die kleine Falte zwischen seinen Augenbrauen. Kazuki kräuselte die Nase, als eine von Kous Haarsträhnen sie berührte, es dauerte jedoch noch einige Sekunden, bis er die dunkelbraunen Augen aufschlug, um ihn anzusehen.

„Entschuldige, habe ich dich geweckt, Kazu...?“ fragte Kou sanft, seine Finger strichen federleicht über Kazukis Schläfe.

„Mhm... Ein sehr sanftes Wecken, aber nicht schlimm. Schlimmer wäre es, wenn ich länger so geschlafen hätte, Honey“, gab Kazuki schmunzelnd zurück, setzte sich richtig hin und legte sein Kopfkissen wieder flach hin. „Ihr habt lange gebraucht.“

„Hmm... Bis es dunkel wurde, aber ich war noch duschen und dann ist mir der Vertrag wieder eingefallen, das wollte ich noch erledigen“, plapperte Kou, er setzte an zu einer Entschuldigung, als Kazuki ihn sanft neben sich aufs Bett zog, so dass sie beide auf seinem Kissen lagen.

„Ich bin hundemüde... Verzeih mir, dass ich eingeschlafen bin, obwohl ich auf dich warten wollte, Honey“, raunte er leise und hauchte einen Kuss auf seine weichen Lippen.

Der Jüngere schlang die Arme um ihn, um seinen Nacken zu kraulen, während er den Kuss erwiderte. Kazukis warme Hand lag zwischen seinen Schulterblättern und drückte ihn an sich, so dass sie von der Brust bis zu den Knien aneinander lagen.

„Auch du brauchst deinen Schlaf und deine Erholung, du hast viel gearbeitet und ich merke doch, dass du mehr mit dir herumschleppst, als du mir erzählt hast“, flüsterte Kou heiser, als Kazuki zu einer Erklärung ansetzte, legte er ihm einen schlanken Finger auf die Lippen. „Ist schon gut. Ich brauche jetzt keine Erklärung dafür, wenn du eigentlich zu müde bist. Erzähl es mir, wenn wir beide wacher sind.“

„Danke... Ist es in Ordnung für dich, wenn wir einfach schlafen?“ fragte Kazuki mit leichter Unsicherheit in der Stimme, da er spürte, was der Kuss allein bei Kou ausgelöst hatte.

„Ist es... Ich sterbe nicht, nur weil ich einmal ohne Orgasmus ins Bett muss, Kazu...“ antwortete er leise kichernd, schob ein Bein über Kazukis Hüfte und kuschelte sich an ihn. „Ich bin voll und ganz zufrieden damit, mit dir zu kuscheln und dabei einzuschlafen.“

Kazuki streckte sich, um das Licht auszuschalten, dann zog er Kou fest an sich, der sich mit der Wange an seine Brust schmiegte und wenig später eingeschlafen war.

 

~

 

Das Wohnzimmer war nur durch das Licht im Axolotl-Aquarium beleuchtet, als Tetsuo und Tōru die Wohnung des Blonden betraten. Ganz wohl fühlte Tōru sich nach wie vor nicht in Gegenwart des blonden Yakuza oder allgemein im Haus, das sowas wie die Basis des Asakusa-Zweigs der Miyamoto-kai war. Dass Tetsuo Izumis Adoptivvater war und somit irgendwie sein Schwiegervater, sollte es zwischen ihnen ernster werden, machte Tōru dagegen wenig aus, damit kam er zurecht, auch wenn er nicht wusste, worüber er mit dem Blonden hätte reden sollen, so dass sie auf dem kurzen Weg nach unten geschwiegen hatten. Ganz sicher nicht über die Arbeit, so viel war klar.

Leise Stimmen drangen durch die geöffnete Balkontür nach drinnen, so dass Tetsuo nur kurz schmunzelte, bevor er in Richtung der Küche verschwand.

„Bier?“ rief er Tōru zu, während er um die Ecke bog, der rotblonde Künstler war vor dem Aquarium stehengeblieben und bestaunte die beiden Axolotl darin, die neugierig zur Scheibe geschwommen kamen.

„Gern.“

Er hockte sich vor das Aquarium und kraulte Aoi, die sich um seine Beine schlängelte, um den unbekannten Gast zu begrüßen. Eine von Kondenswasser feuchte Bierdose erschien in seinem Sichtfeld, die er dankend annahm und mit einer Hand öffnete, bevor er einen großen Schluck nahm.

„Hat Aoi kein Problem mit dem Aquarium?“ fragte Tōru neugierig, da Tetsuo neben ihm stehengeblieben war.

„Nicht wirklich. Die beiden sind ein wenig zu groß, als dass sie sie als Futter ansieht, in der Regel interessiert es sie auch nicht“, antwortete er ruhig.

Der Rotblonde stand auf und sah sich im Wohnzimmer um, da Tetsuo das Licht angeschaltet hatte, sein Blick blieb an der beeindruckenden Bonsai-Sammlung vor dem Fenster hängen. Die Menge an ordentlich gepflegten Pflanzen hatte er bei jemandem wie Tetsuo nicht erwartet, andererseits war es ebenso eines der wenigen Hobbys von Izumi und er hatte erwähnt, dass er es von seinem Adoptivvater gelernt hatte.

„Tetsuuu... Lass doch das Licht aus, sonst kommen die ganzen Mücken rein und fressen mich im Schlaf auf“, meckerte Hotaru, der mit zwei leeren Gläsern vom Balkon nach drinnen kam.

„Solange sie dich fressen und nicht mich, ist doch alles in Ordnung, Nervensäge“, gab Tetsuo grinsend zurück. „Izumi hat dich am Leben gelassen?“

Der Rothaarige hob fragend eine Augenbraue. „Warum auch nicht? Wir verstehen uns blendend. So viele peinliche Geschichten, wie er über dich auf Lager hat, habe ich nicht erwartet, Klopskopf.“

Er floh in die Küche, als sein Partner empört schnaubte und ihm folgte, was Tōru zum Anlass nahm, mit seinem Bier nach draußen auf den Balkon zu gehen, wo Izumi entspannt im Schneidersitz auf einem Korbsessel saß und etwas auf seinem Handy las.

„Ist bei dir noch Platz für mich, Shinamon?“ fragte er leise, woraufhin ihn zwei zimtfarbene Augen anstrahlten.

„Selbstverständlich, geliebter Tora. Du kannst dich neben mich quetschen oder dich auf meinen Schoß setzen“, antwortete der Schwarzhaarige grinsend und streckte die wie immer mit mehreren Ringen geschmückte Hand nach ihm aus.

Tōru machte es sich in der Kuhle zwischen seinen untergeschlagenen Beinen bequem und kuschelte sich an ihn, da Izumi beide Arme um ihn legte, um ihn an sich zu drücken.

„Ich muss gleich noch etwas arbeiten, das dauert aber nicht lange“, informierte Tōru ihn.

„Ist okay, solange du dabei in meiner Nähe bist...“ hauchte Izumi in sein Ohr. „Ich habe schon geduscht, Hotaru hat es mir angeboten. Du kannst sicher auch gleich gehen, Gäste sind zuerst dran.“

„Das wäre großartig... Ich fühle mich klebrig, aber das unangenehme klebrig“, gab er grinsend zurück, strich Izumi mit der Hand über die Wange und drehte sich ein wenig zu ihm um, um ihn zu küssen.

Sie lösten sich erst voneinander, als Hotaru mit Tetsuo im Schlepptau nach draußen kam. Immer noch schimpfend, bis Tetsuo mit erhobenen Augenbrauen demonstrativ den über der Balkontür aufgerollten Fliegenvorhang entrollte und etwas glatt strich, damit die Magnete der mittleren Öffnung einander auch erreichen konnten.

„Oh... War das schon immer da?“ fragte Hotaru staunend.

„Ja. Aoi findet ihn nur nicht wirklich toll, deshalb habe ich ihn nicht ausgerollt. Sie vergisst immer, wie er funktioniert“, antwortete der Blonde, dann ließ er sich auf den zweiten Korbsessel fallen, den Hotaru vorher belegt hatte, wenn man nach der Zigarettenpackung auf dem Tisch ging.

Hotaru stellt die für ihn und Izumi neu gefüllten Gläser auf den Tisch, rosafarbenes Chūhai auf Eis, dann sah er Tetsuo empört an.

„Das war mein Platz.“

„Weggegangen, Platz vergangen. Du kannst die Hängematte nehmen, Nervensäge.“ Tetsuo fischte eine Zigarette aus der Packung und zündete sie sich an, ohne Hotaru aus den Augen zu lassen.

Der Rothaarige schnaubte, zog ihm die Zigarette aus den Fingern und ließ sich auf seinen Schoß fallen. Den leeren Dosen in der Küche nach zu urteilen, hatte er schon mindestens zwei davon geleert und war entsprechend angetrunken.

„Ich sagte doch, mein Platz“, stellte er fest, dann sah er zu Tōru und Izumi, die sich ihr Grinsen kaum verkneifen konnten. „Entschuldige, Tōru, er ist nicht immer so, nur meistens. Das Bad ist frei und steht dir zur Verfügung. Der Tag war anstrengend und du willst sicher bald ins Bett.“

„Danke. Ins Bett noch nicht, ich bin nicht müde, aber duschen sollte ich, wenn ich das hier leer habe.“ Tōru beugte sich vor, um Izumi das zweite Glas zu geben, das Hotaru mitgebracht hatte. „Danke, dass wir hier übernachten können und nicht auf Kous Sofa schlafen müssen, Akiyama-san.“

Tetsuo hob aufgrund der höflichen Ansprache eine Augenbraue, er wartete jedoch, ob Hotaru oder Izumi etwas dazu sagten, die sich nur angrinsten und schwiegen, so dass er grummelnd einen Schluck von seinem Bier nahm, bevor er sprach.

„Inoue... Nein, Tōru... Ich denke, wir sind schon weit genug, dass wir die Höflichkeiten lassen können“, sagte er gedehnt, der rotblonde Host und Künstler sah ihn mit einem Hauch Unsicherheit an. „Du bist immerhin derjenige, der mit jedem der Anwesenden im Bett gewesen ist, da wäre es nur fair, wenn du mich ebenfalls beim Vornamen nennst.“

Tōru lief dunkelrot an. „A... Aber... das mit dir war im Job und...“

„Nicht wichtig. Ich fühle mich furchtbar alt, wenn ich so höflich mit meinem Nachnamen angesprochen werde, da mich jeder, wirklich jeder, Tetsuo nennt“, unterbrach Tetsuo ihn, dann verzog er die Lippen zu einem Schmunzeln. „Immerhin habe ich den anderen beiden etwas voraus und durfte schon meinen Spaß mit deinem Arsch haben.“

„Wie kannst du dir so sicher sein, dass das wirklich so ist, Dadsuo?“ sprang Izumi seinem Freund zu Hilfe, dem durch Tetsuos Direktheit die Worte fehlten, woraufhin der Blonde nur weiter grinste.

„Das ist mein Geheimnis.“ Er leerte seine Dose, ohne die beiden aus den Augen zu lassen.

Tōru schüttelte mit einem leichten Grinsen den Kopf, trank den letzten Rest aus seiner Dose und stand schwungvoll von Izumis Schoß auf, nachdem er sie auf den Tisch gestellt hatte.

„Entschuldigt mich, die Dusche ruft nach mir. Handtücher...“

„Ich habe dir eins rausgelegt, es liegt im Bad. Du kannst dich bei allem bedienen, was in der Dusche steht, Neunzig Prozent davon sind sowieso von mir und das, was übelst männlich aussieht und riecht, ist von Tetsu“, beantwortete Hotaru seine Frage, eine Hand in Tetsuos hellen Haaren vergraben, der das Kinn auf seiner Schulter abgelegt hatte.

„Danke. Ich beeile mich, ihr wollt sicher auch noch duschen, bevor ihr schlafen geht.“

 

„Du kannst doch nicht so gemein zu meinem Freund sein, Dadsuo“, meckerte Izumi schmollend, während er an seinem Edelstahl-Strohhalm herumspielte.

„Für noch mehr Dadsuos bin ich extra gemein, Izumi“, entgegnete Tetsuo trocken. „Außerdem kam er mir nicht vor, als würde ihn das ärgern, er hat es eher nicht erwartet.“

Izumi schnaubte, zog die Beine an, die in sehr kurzen Shorts steckten und warf ihm einen warnenden Blick zu.

„Du... Du sollst ihn einfach nicht verschrecken, ja? Ich habe ihn wirklich gern“, murmelte er kaum hörbar. „Ich weiß, du hast das noch nie gemacht, aber... Du weißt schon.“

„Ich weiß, Izumi, aber Tōru ist nicht irgendwer. Er ist Kous bester Freund, obwohl der ihn abserviert hat und er ist bei dir geblieben, obwohl du nicht gleich alle Karten auf den Tisch gelegt hast. Er arbeitet lange genug im Lemon, um zu wissen, dass in unserer Welt nicht alles schwarz und weiß ist und er hat eine sehr gute Menschenkenntnis“, sagte Tetsuo versöhnlich. „Er ist ein guter Mensch und mir würde im Traum nicht einfallen, ihn zu verschrecken, nur um dich zu beschützen. Das kannst du sehr gut allein. Er hat dich wirklich noch nicht an seinen Arsch gelassen?“

„Tetsuuu...! Hat dir die Sonne heute den letzten Rest Anstand aus dem Hirn gebrannt?“ schimpfte Hotaru und kniff ihn in die Wange, was der Blonde zum Anlass nahm, ihm das Glas aus der Hand zu winden und mit einem Zug zu leeren. „Hey! Meins!“

„Du hattest genug heute, Aru. Wenn du noch mehr trinkst, schläfst du mir ein, kaum dass du im Bett bist und das... kann ich wirklich nicht zulassen.“

Tetsuo zog Hotaru auf seinem Schoß zurecht und strich mit den Lippen über sein Ohr. In Gedanken hoffte er, dass Tōru sich nicht zu viel Zeit im Bad ließ und sie auch endlich duschen konnten und das tun, was er sonst noch im Sinn hatte. Izumi hatte die Wange auf die Hand gestützt und sah ihnen schmunzelnd dabei zu, wie sie miteinander flirteten.

„Hat er wirklich noch nicht. Er ist nur im Job Versatile, sonst ist Tōru ein sehr fürsorglicher Top. Noch“, beantwortete er Tetsuos Frage. „Ich lasse euch allein, er wird gleich fertig sein, dann könnt ihr ins Bad und wir gehen ins Gästezimmer. Danke, dass du neutrale Bettwäsche rausgesucht hast, Hotaru, Einhörner hätte ich Tōru kaum erklären können.“

Hotaru grinste vielsagend, sie waren sich einig gewesen, dass Einhörner zwar niedlich, aber alles andere als sexy waren und sie sich nicht so fühlen sollten, als würden sie wirklich in Izumis Kinderzimmer übernachten. Izumi nahm die leeren Gläser und Dosen mit nach drinnen, um sie in die Küche zu bringen und Aoi zu füttern, die sich freudig an seinem Bein rieb, während er ihren Napf füllte. Er war gerade damit fertig, als Tōru frisch geduscht und mit feuchten Haaren aus dem Bad kam.

„Hast du dich extra beeilt, Tora?“ fragte der Schwarzhaarige keck. „Nur für mich?“

„Auch für dich. Ich wollte das Bad nicht länger als nötig belegen, damit die beiden auch ihren Schlaf bekommen. Immerhin hatte Hotaru heute die meiste Arbeit von uns.“

„Das stimmt. Was wolltest du noch arbeiten, wofür du Kou nicht brauchst?“

Izumi hakte sich bei Tōru unter, während sie zusammen durchs dunkle Wohnzimmer zu seinem alten Kinderzimmer gingen, das Hotaru zum Gästezimmer umfunktioniert hatte. Den glitzernden Baldachin und alles, was an Sakis Besuch erinnerte, hatte er in einen Schrank geräumt, damit sie sich dort wohlfühlen konnten. Einzig der große Axolotl lag noch auf einem Regal und beobachtete, was im Raum vor sich ging.

„Einige Social Media Posts für ihn vorbereiten und planen, damit er sich bis zur Deadline nicht darum kümmern muss oder nur wenig. Wir schreiben ähnlich und er hat mir neulich schon einen ganzen Ordner mit Bildern freigegeben, die ich dafür nutzen kann, als er gemerkt hat, dass ich darin etwas fitter bin als er“, antwortete Tōru, zog sein Macbook aus seinem Rucksack, der auf dem kleinen Schreibtisch lag und setzte sich damit aufs Bett. „Du kannst mir helfen, wenn du magst, dann bin ich schneller fertig.“

„Hmmm... Nö. Mach du mal, ich kümmere mich um meine Accounts.“

Der Schwarzhaarige wartete, bis Tōru es sich am Kopfteil des Bettes bequem gemacht hatte, beugte sich über ihn, um ihn zärtlich zu küssen und kletterte dann ebenfalls aufs Bett, nur um sich umgekehrt längs auf ihn zu legen, so dass er sein iPad mitsamt Tastatur zwischen seinen Beinen auf der Bettdecke abstellen konnte. Tōru tätschelte seinen Po, bevor er sein Macbook darauf abstellte, es öffnete und sich für die nächste Stunde um Kous geplante Postings kümmerte.“

Chapter Text

„Das war gute Arbeit heute, Aru. Ich denke, es war genau das Richtige für Kou, alles nach oben zu räumen, auch wenn er das vor ein paar Monaten noch nicht wollte...“ murmelte Tetsuo, die Arme immer noch um Hotaru geschlungen, der auf seinem Schoß saß. „Für Kou und Kazuki. Sie sind beide besser drauf, wenn sie sich häufiger sehen können.“

„Mhm... Wir uns dann auch?“ Hotaru drehte den Kopf zur Seite und lächelte ihn an.

„Hin und wieder für eine kurze Pause, sicher... Duschen? Willst du noch baden?“ Der Blonde strich mit den Lippe über seine Wange. „Egal, wie müde du bist, ich lasse dich ganz sicher noch nicht schlafen, mein Kleiner.“

Hotaru schnurrte angetan, dann windete er sich aus seinem Griff, stand auf und streckte sich so ausgiebig, dass sein T-Shirt die Haut direkt über seinem Hosenbund entblößte.

„Baden klingt gut, ich bin total verspannt. Kisten schleppen ist viel anstrengender als jedes Training mit dir.“

Tetsuo folgte ihm dichtauf, als er ins Bad ging und sich auf dem Weg dorthin auszog. Hemd, T-Shirt und Hose landeten im Wäschekorb neben dem Waschbecken, der Blonde kämpfte noch mit seiner Unterhose, als Hotaru ihm seine eigene kichernd an den Kopf warf und das Wasser der Dusche anstellte. Er stellte sich dicht hinter ihn, nachdem er es geschafft hatte, sich ganz auszuziehen, und zog ihn an den Hüften näher, so dass er mit dem Hintern gegen seinen Schritt stieß.

„Lass mich das machen, du entspannst dich einfach, Aru...“ raunte er in Hotarus Ohr.

Tetsuo nahm eine Duschgel Flasche von der Ablage, gab eine großzügige Menge des Gels auf seine Hand und wärmte es kurz an, bevor er beide Handflächen über Hotarus Brust gleiten ließ. Der duftende Schaum bildete sich schnell zwischen seinen Fingern, die keinen Zentimeter seiner Haut ausließen, die sich weich unter seinen Fingerspitzen anfühlte. Der Rothaarige ließ sich wohlig seufzend von ihm vom Hals bis zu den Füßen einseifen, wofür Tetsuo vor ihm in die Hocke gehen musste, um seine Füße auch zwischen den Zehen zu reinigen.

„Gefällt dir das so gut...?“ fragte er schmunzelnd und strich mit zwei Fingern über Hotarus Erektion, was den Kleineren leise aufstöhnen ließ.

„Fühlt sich... eben gut an, wenn du mich überall berührst...“ antwortete er leise, dann legte er eine Hand auf seine Lippen, um sein Stöhnen zu dämpfen, da Tetsuo sich ausgiebig damit beschäftigte, seinen Penis mit Schaum zu bedecken. „Fuck, Tetsu...“

Tetsuo stand wieder auf, zog ihn wieder an sich, um ihn zu küssen, während er mit beiden Händen seinen Hintern massierte. Hotaru drängte sich seinen Händen entgegen, mit den Zähnen knabberte er an seiner Unterlippe und zog daran, als er zwei vom Seifenschaum glitschige Finger über seinen Eingang reiben spürte.

„Tetsu... Lass... Lass mich dich auch waschen, bevor du da weitermachst...“ bat Hotaru stockend, er konnte vor Erregung und Herzklopfen kaum klar denken.

„Mhm... Gründlich?“ Der Blonde löste sich nur widerwillig von ihm, damit er Platz hatte, Duschgel auf seiner Brust zu verteilen.

„Sehr gründlich...“

Während seine Hände über Tetsuos Körper strichen, die Konturen seiner Muskeln entlangfuhren, ließ Hotaru es sich nicht nehmen, mit den Lippen über seiner Brustwarzen zu streichen und leicht an den Ringen zu ziehen, die der Größere als Piercingschmuck trug. Das leise Keuchen, das er als Reaktion bekam, spornte ihn nur weiter an, er ließ jedoch für einen Moment davon ab, um sich wie Tetsuo zuvor, hinzuhocken, um seine Beine und seine Füße zu waschen, bevor er sich mit halb geschlossenen Augen um die gründliche Reinigung seines Penis kümmerte. Hotaru strich vorsichtig über das Dolphin-Piercing auf der Unterseite, er fühlte den Stab, der in der Harnröhre lag, wenn er fester darüber rieb, was Tetsuo ein Stöhnen entlockte und seine Erektion noch härter werden ließ. Ohne Tetsuos Penis loszulassen, schob er eine Hand über dessen Hoden, um sie zu umfassen und mit den Fingerspitzen über sein Perineum zu streichen.

„Aru... Steh auf...“ bat der Blonde atemlos, er hatte Mühe, sich zu beherrschen und den Kleineren nicht an Ort und Stelle zu nehmen.

Hotaru erhob sich, ohne die Hände von ihm zu nehmen, die er schließlich auf seinem Hintern liegen ließ, ein herausforderndes Schmunzeln auf den Lippen.

„Ja...?“ fragte er frech, seine Fingerspitzen bohrten sich in seine Haut.

„Gründlich waschen, hm?“

Tetsuo tat es ihm gleich, hielt ihn mit einer Hand auf dem unteren Rücken fest an sich gedrückt, während er mit der anderen zwischen seine Pobacken glitt, um dort weiterzumachen, wo er zuvor aufgehört hatte. Er drang mit einem Finger in ihn ein und schob einen zweiten dazu, als Hotaru dasselbe bei ihm tat, um ihn gründlich von innen wie von außen zu reinigen und vorzubereiten. Er lehnte die Stirn an seine, ohne ihn aus den Augen zu lassen, in Gedanken schon dabei, wie er sich anfühlte, auch wenn er sich noch nicht sicher war, auf welche Art er den Rothaarigen an diesem Abend spüren wollte. Hotaru neigte den Kopf, um sich einen Kuss von ihm zu stehlen, dann zog er die Finger aus ihm heraus, hielt sich an ihm fest und drängte sich seinen Fingern stöhnend entgegen.

„Tetsu... Tiefer bitte... Das ist so gut...“

„Ich hätte etwas Besseres für dich, Aru... Aber wolltest du nicht baden...?“ gab Tetsuo leise zurück, erfüllte ihm jedoch seinen Wunsch und schob seine Finger tiefer in ihn.

Hotaru nickte, hin und hergerissen zwischen dem Wunsch nach Entspannung im Bad und dem, Tetsuo in sich zu spüren. Der Blonde nahm ihm die Entscheidung ab, indem er ihn losließ, einen Schritt zurücktrat und das Wasser der Badewanne anstellte, um sie zu füllen. Während sie darauf warteten, befreiten sie sich gegenseitig vom restlichen Seifenschaum und wuschen sich die Haare, um mehr als sauber in die Wanne steigen zu können. Tetsuo stieg zuerst hinein, die Augen auf Hotaru geheftet, der in einer Schublade nach dem silikonbasierten Gleitgel suchte, bevor er zu ihm ins warme Wasser kletterte und sich vor ihm niederließ.

„Du bist ungeduldig, mein Kleiner...“ raunte Tetsuo, nahm ihm die Tube ab und verbrachte die nächsten Minuten damit, seine Schultern und seinen Rücken zu massieren, nachdem er sich grummelnd umgedreht hatte.

„Das liegt an dir, mein Großer, ich... ich bin furchtbar horny...“ gestand der Rothaarige leise, schnurrte jedoch angetan von der ausgiebigen Massage, die die Verhärtungen in seinen Schultern löste.

„Wie hättest du es denn gerne...? Soll ich... dich von hinten nehmen oder...“ Tetsuos Lippen strichen heiß über Hotarus gepierctes Ohr, seine Fingerspitzen berührten seine Brust federleicht, nachdem er die Arme um ihn gelegt hatte.

„Nein, du... machst gar nichts, Tetsu... Überlass mir die restliche Abendgestaltung, okay...?“ gab Hotaru leise zurück, drehte sich in seiner Umarmung um und küsste ihn gierig.

 

Der Blonde hob erstaunt eine Augenbraue, ließ ihn los und lehnte sich in der Wanne zurück, als er ihn sanft von sich drückte, die Arme legte er auf dem Wannenrand ab. Hotaru rutschte rittlings auf seinen Schoß, hob sein Becken aus dem Wasser, um sich selbst mit einer großzügigen Portion des Gleitgels vorzubereiten, den Rest an seiner Hand verteilte er unter Wasser auf Tetsuos Erektion, bevor er sie quälend langsam in sich einführte. Er ließ sich Zeit damit, ihn komplett in sich aufzunehmen, auch wenn er das ungeduldige Zucken von Tetsuos Hüften spürte, hielt dieser sich zurück und überließ ihm tatsächlich die Führung, den Blick seiner dunkelgrauen Augen auf ihn geheftet, damit ihm keine noch so kleine Regung des Rothaarigen entging.

„Du bist so heiß, Aru... Und eng... Das machst du gut...“ hauchte Tetsuo, während er mit den Fingerspitzen über Hotarus Seiten strich, was eine Gänsehaut bei dem Kleineren auslöste.

Hotaru stützte sich mit beiden Händen auf seinen breiten Schultern ab, als er bedächtig die Hüften bewegte, nicht viel, stattdessen spannte er seinen Beckenboden an, um ihm mit unverhohlener Lust zu zeigen, wie eng er werden konnte. Der Blonde legte stöhnend den Kopf in den Nacken, seine Finger gruben sich in die weiche Haut an Hotarus Hüften, den festen Stoß nach oben, um seinen Bewegungen entgegenzukommen, konnte er nicht verhindern, was seinen Freund laut aufstöhnen ließ, da er nicht erwartet hatte, ihn so tief ihn sich zu spüren.

„Tetsu... So gut...“

Hotaru legte eine Hand auf seinen Mund, um nicht zu laut zu sein, und konzentrierte sich auf jedes Detail, das er von Tetsuos Penis in sich spürte, die geschickt platzierten Piercings, die je nach Anspannung mehr oder weniger über sein Innerstes rieben, gepaart mit der überdurchschnittlichen Größe und Dicke, die ihn so sehr ausfüllte, das er kaum noch klar denken konnte. Es kostete ihn jeden noch verbleibenden Funken seines Verstands, um sich zu kontrollieren und sich nicht schneller zu bewegen, um es so lange wie möglich auszukosten und nicht zu kommen, bevor er es wollte.

„Ohh, lass mich dich hören, mein Kleiner...“ Tetsuo zog die Hand von Hotarus Mund weg und hielt sie fest, damit er sein Stöhnen nicht weiter dämpfen konnte. „Komm schon, stöhn für mich und zeig mir, wie sehr du es liebst... Ich kann mir kaum etwas Besseres vorstellen, als meinen Schwanz in deinem süßen Arsch so wie jetzt...“ Seine rauchige Stimme grollte leise vor Erregung, die Worte unterbrochen von tiefem Stöhnen, das er so wenig zurückhielt wie sonst, wenn niemand anderes in der Wohnung war.

Der Kleinere beugte sich vor, um ihn zu küssen, während er seine Hüften soweit anhob, dass Tetsuos Penis fast aus ihm herausrutschte, bevor er sie so schnell wieder nach unten drückte, dass das Wasser aus der Wanne spritzte. Seine Beherrschung verabschiedete sich völlig, als der Blonde eine Hand fest um seine vernachlässigte Erektion schloss, um sie geschickt zu streicheln und seine Erregung weiter zu steigern. Er spürte seinen Daumen über den Rand seiner Eichel streichen, die restlichen Finger pumpten ihn entgegen seinen Hüftbewegungen, so dass es sich anfühlte, als würde er bei jeder Aufwärtsbewegung in Tetsuos Hand stoßen. Hotaru stöhnte in den tiefen Kuss, in dem ihre Lippen und Zungen gefangen waren, als er sich seinem Orgasmus rasch näherte. Tetsuo antwortete mit einem nicht weniger heißen und begierigen Stöhnen, drückte ihn an sich und stieß rasch und tief in ihn hinein, während der Kleinere von seinem Orgasmus überrollt wurde. Sein Beckenboden zog sich so fest zusammen, dass der Blonde nicht viel länger brauchte, um selbst zu kommen und sich tief in ihm zu ergießen.

„Tetsu... Ich will mehr... Mehr von dir...“ flüsterte Hotaru gegen seine Lippen. „Ich will dich auch so spüren wie du mich... Ich liebe dich so sehr...“

„Aru... Du bist so süß... und unersättlich“, gab Tetsuo schmunzelnd zurück. „Bist du nicht müde? Es war ein langer Tag...“

„So gar nicht... Und du musst für heute auch noch belohnt werden, mein Großer. Ohne deine Hilfe hätte das gar nicht funktioniert und nein, sag nicht, dass du nur auf sie aufgepasst hast, das ist viel Arbeit, gerade bei dem Wetter...“ antwortete der Rothaarige mit einem sanften Lächeln und küsste ihn auf die Nasenspitze. „Aber nicht hier, sonst weichen wir noch auf und werden schrumpelig.“

„Du solltest dich nochmal waschen...“ bemerkte der Blonde grinsend und strich mit den Fingerspitzen über Hotarus tropfenden Anus, nachdem dieser sich halb erhoben hatte.

„Mhm... Geh ruhig schon vor und mach es dir im Bett bequem, ich komme gleich nach.“

 

Während Hotaru noch im Bad war, schob Tetsuo Decken und Kissen so zurecht, dass sie nicht im Weg waren und fast die ganze Fläche der Matratze nutzbar war, dann machte er es sich nach seiner Anweisung an das Kopfteil gelehnt im Bett bequem. Ungeduldig, weil sein Freund länger brauchte, wahrscheinlich kümmerte er sich noch um die entstandenen Wasserlachen im Bad, rollte Tetsuo sich auf den Bauch und kramte in der Schublade seines Nachtschränkchens herum, in dem sie ihre Toys aufbewahrten. Gleitgel stand immer auf dem Schränkchen, doch er suchte nach zwei seiner Analdildos, die er am liebsten zur Vorbereitung verwendete.

„Hmmm... Bleib genauso“, hörte er Hotaru süße Stimme von der Tür, die er leise hinter sich schloss, damit Aoi sie nicht stören konnte.

Die Matratze senkte sich hinter ihm ab, bis Hotaru zu ihm gekrochen war und sich über ihn beugte, seine Lippen hinterließen eine Spur feuchter Küsse von seinem Steißbein bis zu seinem Nacken, bevor er sanft über die Helix seines rechten Ohrs leckte.

„Die brauchen wir heute nicht, mein Großer...“ raunte er kaum hörbar in sein Ohr, zog ihm die beiden Dildos aus der Hand, um sie zurück in die Schublade fallen zu lassen. „Ich sagte doch, ich kümmere mich heute um die weitere Abendplanung.“

Tetsuo wandte sich halb zu ihm um, einen fragenden Ausdruck auf dem Gesicht, den Hotaru mit einem lasziven Lächeln und einem heißen Kuss beantwortete, der ihm die Sinne vernebelte. Der Kleinere hielt seinen Kopf am Kinn fest, strich mit seiner Zunge über Tetsuos und hielt den Kuss so lange aufrecht, bis ihnen die Luft ausging und sie sich keuchend voneinander trennten, ein dünner Speichelfaden zog sich zwischen ihren Zungenspitzen. Hotaru strich sich die mittlerweile kinnlangen Haare aus der Stirn, dann folgte er dem Weg, den seine Lippen zuvor über Tetsuos Rücken genommen hatten gleichermaßen zurück bis zu seinem Poansatz, auf dem sich die Pfoten des grauen Kitsune seines Tattoos befanden. Mit seinen Händen strich er über Tetsuos feste Oberschenkel nach oben, signalisierte ihm, dass er sein Becken anheben sollte. Der Blonde folgte er Aufforderung willig, zog die Beine etwas an, so dass er kniete und schob sich ein Kissen unter die Brust, sein harter Penis hing schwer und tropfend im entstandenen Freiraum zwischen seinem Bauch und dem Laken.

„Hmmm... Sehr gut, mein Großer“, gurrte Hotaru gegen die Haut direkt oberhalb seines Steißbeins, seine Hände strichen fest über seinen Po, massierten ihn und spreizten ihn ein wenig, um ihn zu reizen.

Tetsuo keuchte unter der Berührung, die fest und intensiv war, anders, als er es von ihm gewohnt war, da er sich in der Regel selbst um den Großteil der Vorbereitung kümmerte, wenn er für Hotaru Bottom war. Er spürte seine Daumen, die sich zwischen seine Pobacken schoben, um sie weiter spreizen, wobei sie wie beiläufig über den Rand seines Eingangs strichen, was ihn unbewusst dazu brachte, seine Beine weiter auseinanderzuschieben, damit Hotaru mehr Platz hinter ihm hatte, was dieser mit einem anerkennenden Grummeln quittierte.

„Aru... Was hast du vor...?“ fragte Tetsuo heiser, auch wenn er sicher war, wie die Antwort lautete.

Der Rothaarige schnaufte leise, amüsiert über seine leichte Unsicherheit, bevor er antwortete: „Dich für deine gute Arbeit heute belohnen, Boss... Ich schulde dir auch noch etwas...“

Kaum, dass er seinen Satz beendet hatte, strich Hotaru mit der Zungenspitze ab Tetsuos Steißbein weiter nach unten, über seinen freiliegenden, leicht gespreizten Anus bis er an seinen Hoden ankam. Die Prozedur wiederholte er mehrfach, bis der Größere sein Becken leicht zitternd in seine Richtung schob, um ihm deutlich zu machen, dass er ihn nicht ärgern sollte. Hotaru kicherte leise, saugte leicht an seinen Hoden und strich mit den Fingerspitzen über die gesamte Länge der daran anschließenden Erektion, bis Tetsuo ungeduldig grummelte.

„So ungeduldig... Wir haben Zeit, Tetsu...“ raunte er gegen die feuchte Haut, dass der Blonde die Vibration spürte. „Dein Arsch sieht großartig aus, wenn du so vor mir kniest, mein Großer... Fest und rund, sehr appetitlich.“

Tetsuo sog die Luft ein, als Hotarus Zungenspitze wieder über seinen Anus strich, mehrfach mit unterschiedlicher Intensität, bis er leicht in ihn eindrang und mit den Lippen an die Außenseite stieß. Er ließ sich Zeit, wechselte ab zwischen Lecken, Saugen und Küssen, bis er genug gelockert war, dass er ihn weiter spreizen konnte, um seine Zunge tiefer in ihn zu schieben. Sein Speichel rann über Tetsuos Hoden und Penis und perlte von der Spitze, die vor Erregung dunkel war. Der Blonde reagierte hörbar auf seine Bemühungen, ließ sich völlig gehen und stöhnte laut, je länger er ihn mit dem Mund verwöhnte.

Hotaru spürte, wie er bebte und sich tiefer in das Kissen unter seiner Brust sinken ließ, um ihm seinen Hintern zu präsentieren, von dem er nur widerwillig die Lippen zog und sein Werk betrachtete. Tetsuos Anus glänze nass von seinem Speichel, leicht gerötet und geschwollen zuckte er unter der Berührung seiner Fingerspitzen. Der Rothaarige öffnete einhändig die Gleitgeltube und ließ etwas vom Inhalt auf die erhitzte Haut des Muskels tropfen, was den Mann vor ihm schaudern und dann erneut laut stöhnen ließ, als er zwei seiner Finger tief in ihn schob. Ein dritter folgte direkt darauf, als er merkte, dass er dafür entspannt genug war. Er bewegte sie nur langsam, strich geschickt über seine Prostata, während er seine Hand mit dem Daumen auf seinem Perineum stabilisierte und ihn gleichzeitig damit daran hinderte, zu früh zu kommen.

„Dein heißer Arsch saugt meine Finger regelrecht ein, mein Großer...“ sagte Hotaru angetan. „Was meinst du... Schaffst du noch einen?“ Mit dem kleinen Finger piekte er ihn sacht in die rechte Pobacke.

„Hnnnn... Bestimmt... Deine Finger sind schlank, Aru...“ entgegnete Tetsuo abgehackt, er hatte Mühe, zu erfassen, wie viele von Hotarus Fingern überhaupt schon in ihm waren und es war ihm auch egal, solange er mehr von ihm bekam.

„So gierig...“ Hotaru feuchtete den vierten Finger an, dann schob er ihn zusammen mit den restlichen drei so tief in ihn, bis sein Daumen flach auf seinem Perineum lag. „Hmmmm... Das nächste Mal kriegst du meine ganze Hand, mein Großer... Was meinst du, bis zum Handgelenk...?“

„Aru... Bitte...“ Die Stimme des Blonden klang flehend, sein schweißbedeckter Körper zuckte wie sein Innerstes, über das Hotaru seine Fingerspitzen rieb, die Spitze seiner Erektion rieb über das Laken unter ihm, so wenig konnte er sich unter seiner Behandlung noch aufrechthalten, darunter ein von Lusttropfen feuchter Fleck. „Fick mich endlich... Ich brauche dich... in mir... alles von dir...“

Bevor der Rothaarige seine Finger aus ihm herauszog, rieb er noch einmal fest über seine Schleimhäute, dann platzierte er sich hinter ihm. Es gefiel ihm, wie flüssig Tetsuo vor ihm lag, den Hintern genau auf der richtigen Höhe für ihn, dass er seinen harten Penis bequem darauf ablegen und über die großzügig von ihm verteilten Gleitgelreste reiben konnte. Mehr war auch nicht nötig, so dass er seinen Anus mit den Daumen weiter spreizte und mühelos mit einem Stoß in ihn eindrang. So gut und ausgiebig er ihn vorbereitet hatte, fühlte er, wie Tetsuos Innerstes sich heiß und wie für seinen Penis gemacht, fest um ihn schloss. Als wäre ein mühsam stabil gehaltener Knoten geplatzt, spannte der Blonde sich unter ihm an und kam mit einem tiefen Stöhnen, kaum dass er seinen Rhythmus gefunden hatte. Hotaru beugte sich dicht über ihn, küsste und streichelte seinen Rücken, während er durch den Orgasmus hindurch langsam in ihn stieß und genoss, wie er sich dabei anfühlte. Es war, als würden die Wellen von Tetsuos Erregung kaum abflachen, solange er sich bewegte, was eine überraschend neue Erfahrung war. Neu und viel zu gut, seine Stöße wurden ungleichmäßig, je näher er seinem eigenen Höhepunkt kam, seine Fingernägel hinterließen kleine Halbmonde auf Tetsuos Taille, als er ihn oder vielmehr sich selbst daran festhielt, bevor er sich laut stöhnend in ihm ergoss.

 

Hotaru blieb flach auf Tetsuos Rücken liegen, als diesem die Beine versagten und er mit dem Bauch in seiner eigenen Spermapfütze landete, beide schwer atmend und mit post-koitaler Leere im Kopf.

„Hmmm... Ich liebe dich, Tetsu...“ murmelte der Kleinere gegen den Kopf des Kitsune auf seinem Rücken.

„...ich dich auch...“ kam es leise zurück, ins Kissen unter seinem Kopf geflüstert.

Hotaru kuschelte sich an ihn und blieb für einige Minuten liegen, bis er sich schwerfällig erhob und einen großen Schluck Wasser aus der Flasche neben dem Bett trank. Er reichte sie an Tetsuo weiter, der sich nicht die Mühe machte, sich aufzusetzen, sondern sich nur auf die Seite drehte, um etwas zu trinken und dann dem Fleck auf und unter seinem Bauch einen irritierten Blick zuzuwerfen.

„Lass, ich kümmere mich darum“, bot der Rothaarige an, küsste ihn auf die Wange und lief nackt wie er war ins Bad, um ein feuchtes und ein trockenes Handtuch zu holen, nachdem er sich schnell gewaschen hatte. Bis er zurückkam, hatte Tetsuo sich auf die trockene Seite des Betts gerollt, einen Arm über sein Gesicht gelegt, als wäre ihm das schwache Licht im Raum zu hell. Hotaru wischte die Reste von Tetsuos Sperma mit einigen Papiertüchern vom Laken, dann legte er das trockene Handtuch darauf, bevor er sich daranmachte, seinen Freund von den gröbsten Flecken und Schweiß zu befreien.

„Soo... Das sollte alles sein. Kannst du so schlafen?“ fragte er fürsorglich und strich Tetsuo über die Wange, da er immer noch den Arm über seinen Augen liegen hatte.

„Mhmm... Wenn du noch zu mir kommst, auf jeden Fall...“ antwortete er matt.

Hotaru kicherte leise, warf das Handtuch über einen Hocker und kletterte zu ihm ins Bett, um sich an seine Seite zu kuscheln.

„Alles in Ordnung, Tetsu?“

Der Blonde zögerte einen Moment, bevor er sprach: „Ja... Danke, Aru, das war großartig...“

„Ich wusste nicht, dass du so sehr darauf stehst, sonst hätte ich das schon viel eher versucht“, entgegnete der Kleinere und malte mit dem Zeigefinger Kringel um den Daruma auf seiner linken Brust. „Ein ganz flüssiger Tetsu...“

„Bisher konnte ich das auch nicht wirklich ausleben... Wir können das gern wiederholen, Kleiner.“ Tetsuo rollte sich auf die Seite und zog ihn mit beiden Armen an sich, so dass er sich näher an ihn kuscheln konnte. „Ich bin froh, dass du bei mir bist...“

„Etwas Besseres hätte mir auch kaum passieren können, Klopskopf. Lass uns schlafen, die Nacht ist schon kurz genug...“ murmelte Hotaru gegen seine Brust. „Ich liebe dich... wirklich sehr...“

Tetsuos gleichmäßige Atmung signalisierte ihm, dass der Blonde schon eingeschlafen war, was ein kleines Schmunzeln auf seine Lippen zauberte, bevor er selbst vor Erschöpfung einschlief.

Chapter Text

Izumi summte leise vor sich hin, während er durch seine Social Media Feeds scrollte und Tōru die Finger über die Tastatur seines Macbooks fliegen ließ, um wie versprochen einige Posts für Kou vorzubereiten. Der Schwarzhaarige lag mit seinem Schritt nur wenige Zentimeter vor dem seines Freunds, die Knie leicht angewinkelt, um die Unterschenkel bequem links und rechts neben ihm an das Kopfteil des Betts zu lehnen. Er rutschte sich etwas bequemer zurecht, fischte sein Handy von der Bettdecke neben sich und machte mehrere Selfies von sich mit einem konzentrierten Tōru im Hintergrund.

„Hmm... Mein Arsch sieht gut aus mit deinem Macbook drauf, Tora“, bemerkte Izumi grinsend, dann sendete er ihm eines der Fotos, um es ihm zu zeigen.

„Dein Arsch sieht immer gut aus, Shinamon“, kam die Antwort zurück, kaum dass Tōru sich das Bild angesehen hatte. Er hatte sein Handy mit einem flexiblen Stativ an das Kopfteil hinter sich geklemmt, um die Hände frei zu haben und es dabei aufzuladen, da sein Ladekabel zu kurz war, um es gleichzeitig nutzen zu können und den Akku des Macbooks zu schonen.

„Nein, sonst sieht er großartig aus“, widersprach der Jüngere, wackelte mit besagtem Körperteil und quiekte, als Tōru ihn in den Oberschenkel kniff.

„Wolltest du nicht deine Accounts aufräumen?“ fragte der Rotblonde schmunzelnd, während er nach einem passenden Bild suchte, um es an den Post anzuhängen.

„Mhmm... Brauchst du noch lange, Tora?“

Izumi drehte sich halb zu ihm um und sah ihn mit großen, zimtbraunen Augen an. Er hatte ihn in den vergangenen zwei Tagen furchtbar vermisst, seit sie zusammen waren hatte er sich so sehr daran gewöhnt, nicht allein in seiner Wohnung aufzuwachen, dass es ihm komisch vorgekommen war, die Zeit ohne Tōru zu verbringen. Auch wenn sie den ganzen Tag miteinander verbracht hatten, um Kous Atelier umzuräumen, war es ihm nicht genug, um seine Akkus aufzufüllen. Da Tōru nicht gleich antwortete, biss er sich auf die Unterlippe und ärgerte sich über sich selbst, so anhänglich zu sein, er war schließlich erwachsen, ein erfahrener Host und kein verknallter Teenager, der ohne seinen Freund nicht leben konnte, auch wenn er sicher war, dass er ohne Tōru nicht komplett war. Tōrus Fingerspitzen auf seinem Oberschenkel rissen ihn aus seiner Grübelei, das Blut stieg ihm in die Wangen, als er ihm in die graublauen Augen blickte und nichts anderes sah als tiefe Zuneigung.

„Ich beeile mich, Shinamon. Oder bist du so müde, dass du lieber schlafen willst? Dann beende ich das morgen früh“, schlug Tōru fürsorglich vor.

„Nein, ich bin nicht müde, Tora. Es ist nur... Ich habe dich so furchtbar vermisst und... ugh... Ich werde in diesem Zimmer viel zu sentimental.“ Izumi schob iPad und Handy von sich, dann verschränkte er die Arme unter seinem Kinn und seufzte tief. „Ich will dich nicht hetzen, nimm dir die Zeit, die du brauchst, du hast es Kou immerhin versprochen.“

„Bist du sicher, dass deine Sentimentalität am Zimmer liegt oder an den drei Chūhai, die du dir hast von Hotaru einflößen lassen?“

Tōrus amüsierter Tonfall ließ den Schwarzhaarigen empört schnauben, er vertrug einiges, auch wenn er nicht leugnen konnte, dass ihm Zucker und Alkohol ein wenig zu Kopf gestiegen waren und er froh war, dass er bequem zwischen den Beinen seines Freunds auf dem Bauch liegen konnte, ohne sich zu viel zu bewegen.

„Du willst mich doch nur ärgern, um mich aufzuheitern...“ meckerte er schmollend.

„Das würde mir im Traum nicht einfallen, liebster Izumi. Wirst du gerade hart?“

„M... Möglicherweise...? Die beiden sind ja kaum zu überhören...“

Izumi rutschte ein wenig unruhig umher, schob eine Hand unter sich und griff in seine Shorts, um seine wachsende Erektion in eine bequemere Position zu bringen, dabei ließ er es sich nicht nehmen, mit den Fingerspitzen über den Inhalt von Tōrus Boxershorts zu streichen. Er hatte versucht, es auszublenden, aber was auch immer Tetsuo und Hotaru nach ihrem nur leise hörbaren Aufenthalt im Bad nun im Schlafzimmer fortführten, hatte einen spürbaren Effekt auf ihn. Er schob die Hand wieder unter sein Kinn, bevor er sich nicht beherrschen konnte und Tōru vom Arbeiten abhielt, verfluchte sich jedoch im selben Moment, da sein Penis durch die neue Position nur noch mehr gegen die Matratze drückte.

„Mhm... Sie sind beide nicht gerade leise, wenn sie Spaß haben...“ stimmte der Rotblonde ihm zu. „Was denkst du, was sie tun...?“

„Das ist nicht hilfreich, Tora... Ich weiß, was sie tun, weil Hotaru redet, wenn er getrunken hat und sich wohlfühlt... Er hat mir erzählt, was er mit Tetsuo vorhat.“

Izumi lauschte weiterhin den Geräuschen, die aus dem Schlafzimmer zu ihnen drangen, so dass er nur am Rande mitbekam, wie Tōru das Macbook zuklappte, hinter sich ins Regal legte und sein T-Shirt auszog. Er keuchte erschrocken, als er am Becken weiter nach hinten gezogen wurde und mit dem Schritt direkt auf Tōrus liegenblieb, der ein wenig nach unten gerutscht war, um es bequemer zu haben. Sein Freund war nicht weniger hart als er selbst, er spürte die von ihm ausgehende Hitze durch drei dünne Stoffschichten und biss sich auf die Unterlippe, um sich nicht an ihm zu reiben.

Er sah irritiert auf, als sein iPad und Handy gleichzeitig wegen eines LINE-Videocalls klingelten, noch verwirrter war er, als er Tōrus Name auf dem Display sah, so dass er den Anruf schmunzelnd annahm. Auf dem großen Display seines iPads erschien jedoch nicht Tōrus Gesicht, sondern ein ansprechender Ausblick auf seinen eigenen Hintern, der durch seine Position ein wenig angespannt war, seine sehr kurzen Shorts ließen das untere Drittel seines Pos frei, Tōrus Hände lagen direkt darunter auf seinen Oberschenkeln.

„Tora...? Was hast du vor?“ fragte er überrascht, aus reiner Gewohnheit durch ihre Videocalls der letzten Tage drehte er sich nicht um, sondern sah in sein eigenes Gesicht, das in einem kleinen Ausschnitt auf seinem Display sichtbar war.

„Hmmm... Ein wenig Spaß mit dir haben, Shinamon... Reicht dein Akku für eine Aufnahme von deinem hübschen Gesicht, während du mir zusiehst?“ fragte Tōru bemüht beherrscht, auch wenn er seine Schwierigkeiten hatte, Izumi nicht weiter anzufassen, wenn sein Hintern schon so appetitlich vor ihm lag.

„Ja... Powerbank ist dran, die ist voll“, entgegnete Izumi leise, schloss für einen Moment die Anzeige mit dem Anruf, um die App zu öffnen, mit der er häufiger Videoaufzeichnungen machte und sie einzustellen, bevor er wieder zurück in den Anruf ging. „Fertig...“

„Sehr gut... Also... Was hat Hotaru dir erzählt, Süßer?“ Tōru strich mit den Fingerspitzen über Izumis nackte Oberschenkel bis er den Rand seiner Shorts erreichte, wo er seine Hände fest auf den entblößten Part seines Pos legte.

„Ahh... Er... Er meinte, er schuldet ihm noch einen Rimjob und hat überlegt, wie er... das am besten anstellt, ohne zu direkt zu sein...“ antwortete der Schwarzhaarige stockend. „Und wie er selbst noch seinen Spaß als Bottom hat, weil... Weil er so sehr auf seinen Schwanz steht...“

„Oh ja, Tetsuos Schwanz ist wirklich großartig... Stellst du es dir vor, was sie drüben tun...?“

„Ein wenig, du...?“

„Mhm... Allerdings scheint mir dein süßer Hintern gerade sehr viel interessanter, Shinamon“, raunte Tōru. „Die Shorts kenne ich gar nicht, sind die neu?“

Izumi schüttelte den Kopf. „Hotaru hat sie mir gegeben, sie sind ein bisschen knapp, aber ich darf sie behalten, wenn ich will...“

„Ich finde, sie sind genau richtig...“

Der lüsterne Tonfall des Rotblonden sendete einen wohligen Schauer über Izumis Rücken, der oberhalb des Hosenbunds entblößt war, da sein T-Shirt durch das vorherige Zurückziehen etwas hochgerutscht war, wie er am leicht kühlen Hauch der Klimaanlage spürte. Er sah und spürte, wie Tōru seine Hände anerkennend über die Rundung seines Hinterns gleiten ließ, wie er ihn knetete und mit seinen Daumen dicht neben dem schmäleren Stoffstück direkt zwischen seinen Beinen entlangfuhr. Der Stoff spannte sich über seinen Hoden und drückte auf seine Erektion, als Tōru die Shorts am Beinausschnitt weiter nach oben schob, um mehr von seinem Po zu entblößen, so dass es fast aussah, als trüge er einen Tanga aus hellblauem Sweatshirt Stoff, statt Shorts. Der Druck auf seiner Erektion ließ Izumi leise stöhnen, er konnte nicht verhindern, dass er sich leicht daran rieb um seine Erregung zu steigern.

„Sieh dich an, Shinamon... Ich mache kaum etwas und du bist schon so horny, dass du dich nicht kontrollieren kannst... Du bist so verdorben, nicht wahr?“ Tōrus Stimme klang tiefer als sonst, seine eigene Erregung war herauszuhören.

„J... Ja... Ich steh so sehr darauf, wenn du mich berührst, Tora...“ entgegnete der Schwarzhaarige leise. „Hör nicht auf...“

„Auf keinen Fall... So scharf ich deine neuen Shorts finde, muss ich sie dir wohl doch ausziehen, langsam...“

Der Rotblonde klemmte die Finger unter den Bund und zog die Shorts soweit herab, wie es mit Izumis Position auf seinem Schoß möglich war und sein Po durch den Gummibund direkt darunter betont wurde. Unter den Shorts trug Izumi einen weißen String mit schmalen Bändchen an den Seiten, was seinem Freund ein anerkennendes Grummeln entlockte, da es einer von denen war, die er ihm bei einem sonntäglichen Shoppingtrip gekauft hatte.

„Dein Arsch sieht so noch sehr viel besser aus, meinst du nicht auch...? Was denkst du, teilen wir das Video mit deinen Fans, damit sie sehen, wie heiß du bist?“ fragte Tōru schmunzelnd, während er Izumis Po weiter massierte.

„Tora... Hnnn... Ich... Ich bin empfindlich da...“

„Das war keine Antwort auf meine Frage, Shinamon...“ Er schob einen Daumen unter den schmalen Stoffstreifen zwischen seinen Pobacken, wickelte ihn einmal darum und zog daran, was Izumi ein heiseres Keuchen entlockte.

„A... Alles was du willst... Heißt das, du... bist einverstanden mit dem OnlyFans Account?“ fragte Izumi hoffnungsvoll.

„Mhm... Bei dem Videomaterial, das du bisher fabriziert hast, weil du so sehr darauf stehst, beobachtet zu werden und zu beobachten, wäre es nur fair, wenn ich dir bei deinem Wunsch entgegenkomme...“

Während Tōru sprach, strich er weiter über Izumis Po, achtete auf jede Regung seines Freunds, der sich mit einem zufriedenen Schnurren an seine Hände drückte, als er seine Antwort vernommen hatte. Die anfangs nur zum Spaß besprochene Idee, dass Izumi einen OnlyFans Account eröffnen konnte, da er viel zu häufig anzügliche Selfies von sich machte und diese mit ihren Followern teilte, die davon nicht genug bekamen, hatte sich in den vergangenen Wochen konkretisiert und Tōru hatte es sich ernsthaft durch den Kopf gehen lassen. Nicht für das mögliche Geld, das sie damit verdienen konnten, sie verdienten beide mehr als genug, aber für den Spaß, den sie damit haben konnten und der Möglichkeit, ihre Vorlieben miteinander und mit anderen zu teilen. Sie nutzten ihre unregelmäßigen Streams schon dazu, darüber zu reden, so dass es nur der nächste Schritt war, mehr zu teilen, was auf YouTube und Instagram kaum möglich war. Tōru hatte vor seiner Beziehung mit Izumi nicht wirklich darüber nachgedacht, das zu tun, auch wenn er wusste, dass nicht wenige seiner eigenen Follower auf den verschiedenen Plattformen nur da waren, weil sie ihn heiß fanden und das oft genug kundtaten, bei Shinya war es nicht besser.

 

„Hmmm... Shinamon... Was ist das?“ fragte Tōru neugierig, da er eine ungewöhnliche, schmale Ausbuchtung unter dem Stoff von Izumis String entdeckt hatte. Er zog ihn ganz zur Seite und strich mit den Fingerspitzen über das runde Silikonband, das von seinem Anus bis zu seinen Hoden führe und sich wie ein Ring um sie legte, was sie mehr als sonst betonte.

„Ahh... Eine... Überraschung für dich?“ gab Izumi stockend zurück, die leichte Berührung spürte er in seinem ganzen Unterleib.

„Oh Baby... Kannst du...“ Er zog den String zusammen mit den Shorts weiter nach unten, so dass Izumi umständlich erst ein Bein und dann das andere daraus befreien konnte, bevor er ihn wieder wie zuvor vor sich platzierte, ihre harten Penisse nur noch getrennt durch seine Boxershorts. „Sehr gut, Danke...“

Izumi stöhnte leise durch die direkte Reibung auf seiner Erektion, Tōrus Hände auf seinem Po spreizten diesen, um einen besseren Blick auf das von ihm nach dem Duschen dort verstecke Spielzeug zu werfen und er konnte es selbst sehen, da Tōru die Kamera seines Handys so geschickt platziert hatte, dass ihm nichts entging. Das rosafarbene, transparente Silikon des Spielzeugs glänzte auf seiner hellen Haut, es war eines der unzähligen Zusendungen gewesen, die sie für ihren Kanal testeten und er hatte es erst am Morgen in der Post gefunden und in seine Tasche geworfen, bevor er nach Asakusa aufgebrochen war.

„Kein Wunder, dass du schon so horny bist, Baby...“ sprach Tōru weiter, er schob einen Finger unter das Verbindungsstück und zog leicht daran, bis die erste Kugel der daran anschließenden Analkette zum Vorschein kam, was Izumi ein süßes Wimmern entlockte. „Lass mich mehr hören, gefällt dir das so gut...?“

Er ließ das Stück los und wiederholte die Prozedur mehrfach, zog die Kugel immer ein Stück weiter heraus, um sie dann wieder von Izumis Anus zurückziehen zu lassen. Sie maß etwa drei Zentimeter im Durchmesser und Tōru konnte sich gut vorstellen, wie es sich anfühlen musste, wenn sie den Muskel dehnte. Die Töne, die Izumi von sich gab, brachten seine Selbstbeherrschung stark ins Wanken, so dass er die erste Kugel der Analkette schließlich aus ihm herauszog und seine Pobacken großzügig spreizte, damit die Kamera den Anblick gut erfassen konnte. Tōru spürte jedes Zucken von Izumis Erektion an seiner eigenen, die schmerzhaft hart war. Es sich nur selbst zu machen, während sie telefonierten reichte einfach nicht an ihre gemeinsame Zeit heran, er war unbefriedigt und ein wenig neidisch auf seinen Freund, dass er in den vergangenen beiden Tagen im Job seinen Spaß hatte haben können.

„Tora... Du quälst mich...“ wimmerte Izumi, er hob sein Becken etwas an um ihm zu signalisieren, dass er mehr wollte.

„Ich quäle mich sehr viel mehr, mein Süßer... Daran zu denken, wie viel Spaß du die letzten Tage im Job hattest und ich hatte nur meine Hand, nichtmal irgendein Toy, um mir die Zeit zu vertreiben...“ raunte Tōru heiser, beugte sich vor und leckte kurz über den leicht geschwollenen Rand von Izumis Anus, bevor er die Finger wieder unter das Verbindungsstück schob, um weiter daran zu ziehen.

„Hnaah... Hatte... hatte ich nicht... keinen Sex... nur Standarddrinks...“ antwortete der Schwarzhaarige laut stöhnend. „Verdammt, Tora... Ich bin so hart... du auch...“

„Mhmm... Ich kann mir gerade nichts besseres vorstellen, als dich zu ficken... Wenn du dich schon so für mich vorbereitet hast...“

Nach und nach rutschten die weiteren Kugeln der Analkette aus Izumi heraus, immer kleiner werdend, bis das etwa dreißig Zentimeter lange Spielzeug auf seinen Bauch rutschte, nur noch gehalten vom festen Ring um Izumis Hoden, den er fürs Erste dort lassen würde. Tōru nutzte den Freiraum, den Izumi ihm ließ, da er das Becken noch angehoben hatte, um seine Boxershorts herunterzuschieben und dirigierte ihn etwas weiter vor sich, um Platz für seine Erektion zu schaffen. Der Schwarzhaarige rieb sich an ihm, kaum dass er mit der Spitze seines harten Penis über seinen gelockerten Anus rieb, um ihn etwas anzufeuchten. Auch wenn es für seinen Geschmack nicht genug Gleitgel war, genoss er für einen Moment, dass Izumi ihn so sehr wollte. Er griff hinter sich ins Regal, tastete blind nach der kleinen Tasche, die Izumi dort abgelegt hatte und holte das Fläschchen mit dem Gleitgel heraus, um eine ausreichende Menge davon auf seinen Penis zu tropfen, den er dafür extra präsentierte. Er kam nicht umhin, für sich selbst zuzugeben, dass ihn der Gedanke anmachte, dass andere ebenfalls sehen konnten, was er mit seinem süßen Freund tat und spürte, wie er in seiner Hand noch ein wenig härter wurde.

Izumi stützte sich mit den Schultern auf dem Bett ab und griff mit seinen Händen nach hinten, um sie auf seinen Po zu legen und ihn für Tōru zu spreizen, damit er noch besser sehen konnte, wo er ihn haben wollte. Er stöhnte tief, als der Rotblonde ihn an den Hüften zurück und nach unten zog, um so mit einer Bewegung bis zum Anschlag in ihn einzudringen. Um nicht umzukippen, stützte er sich ein wenig vorgebeugt auf seinen Oberschenkeln ab, auf dem Display seines iPads sah er wie Tōrus Penis in ihm verschwand und sein eigener den Platz seines Gesichts in der Vorschau einnahm. Er hob sein Becken ein wenig an, als er merkte, dass Tōru von seiner Position aus kaum in ihn stoßen konnte und übernahm es, sich auf ihm bewegen.

„Ahhh... So ist gut, Baby... Fick dich selbst mit meinem Schwanz...“ raunte Tōru gepresst, er hatte Mühe, nicht zu früh zu kommen, da Izumi sich zu gut anfühlte.

„Du bist so tief, Tora... Das fühlt sich so gut an...“

Izumi stöhnte mehr, als er sprach, seine Bewegungen wurden schneller je mehr er merkte, dass Tōru nicht mehr lange durchhielt. Er wusste, dass es für seinen Freund nur die erste Runde war und die zweite ihm noch mehr Lust bereitete, weshalb er wohlig schauderte, als er spürte, wie er sich laut stöhnend in ihm ergoss, ohne viel an Härte zu verlieren. Die folgende Überstimulation war das, was Tōru richtig anmachte, weshalb er die Hüften kreisen ließ und sich langsam in seine eigene Erregung hineinsteigerte.

Tōru hielt ihn für einen Moment fest, als er die Hüften angehoben hatte und zog den Ring der Analkette so schnell von seinen Hoden, dass Izumi laut keuchte. Er fasste um ihn herum, strich nur wie beiläufig über seinen harten Penis, bevor er mit den Fingerspitzen über seinen Bauch nach oben fuhr, bis er seine Brust erreicht hatte, um dort mit seinen harten Brustwarzen zu spielen. Der Schwarzhaarige stöhnte tief, als er sich wieder auf ihn sinken ließ, er saß in einer Pfütze aus Gleitgel und Sperma, die aus ihm herausgelaufen war und fuhr damit fort, ihn zu reiten.

„Tora... Hnnn... Bitte...“ Izumi atmete stockend, kaum in der Lage, ein gerades Wort zu formen oder zu denken. „Ich... Ich will kommen... Darf ich...?“ Er schob eine Hand zwischen seine Beine und umfasste seinen Penis an der Wurzel, da er nur allein durch die Penetration nicht zum Höhepunkt kommen konnte.

„Ein bisschen hältst du es noch aus, Baby... Ich brauche nicht mehr lange...“ entgegnete Tōru heiser.

Er kam ihm mit Stößen von unten entgegen und zog Izumis Hand von ihrer Position, um sie mit seiner eigenen zu ersetzen, nur so fest, dass er nicht so schnell kommen konnte, wie er wollte. Izumi grunzte ungeduldig, ein gieriger Laut zwischen seinem für Tōrus Ohren süßen Stöhnen, er bewegte sich hastig auf ihm, ungleichmäßig und der Rotblonde wusste, dass sein Freund an seine Grenzen kam und nicht mehr lange durchhielt. Er lockerte seinen Griff, schob seine Hand nach oben und streichelte nur Izumis empfindliche Eichel.

„Verdammt... Tora, ich... ich... hnnaaahh...!“

Izumi kam laut stöhnend und so hart, dass er vornübergekippt wäre, hätte Tōru ihn nicht festgehalten, sein Sperma spritzte zwischen dessen Fingern hindurch und traf punktgenau die Frontkamera des iPads vor ihm. Seine Muskeln zogen sich fest zusammen, was Tōru selbst über die Kante stieß, so dass er mit einem gepressten Knurren kam und sich über seinen Po ergoss, da Izumi von seinem Penis heruntergerutscht war und sich atemlos keuchend auf der Matratze abstützte.

 

„So eine Sauerei, Shinamon...“ sagte Tōru amüsiert, als er auf seinem Handy sah, wie verschmiert die andere Kamera war.

Er nahm es aus der Halterung heraus, beendete den Anruf und machte mehrere Fotos von Izumis spermaverschmierten Hintern. Der Schwarzhaarige zitterte leicht, als er seinen Anus mit dem Daumen spreizte, damit noch etwas von dem restlichen Sperma seines ersten Orgasmus herauslaufen konnte, was er ebenfalls fotografierte. Tōru hielt ihn mit einem Arm um die Taille fest, als er sich aufsetzte und mit dem Rücken an seine Brust zog, um sanft an seinem Nacken zu knabbern.

„Ich liebe dich, Shinamon...“ hauchte er in sein Ohr.

„Ich liebe dich auch, Tora... Fuck, das war so gut...“ Izumi schmiegte sich an ihn, zog seine Hand nach oben und lutschte einen Finger nach dem anderen sauber. „Was fotografierst du da...?“

„Dich... und dein Gesicht, du siehst so heiß und zerstört aus, wenn du so hart gekommen bist...“

Der Schwarzhaarige schnaubte empört, drehte sich halb zu ihm um und küsste ihn innig, um die Spermareste auf seiner Zunge mit ihm zu teilen. Wenn sie nicht den halben Tag damit verbracht hätten, einen kompletten Raum von A nach B zu transportieren und einzuräumen, hätte er nichts gegen eine weitere Runde gehabt und das ließ er Tōru mit seinen Küssen spüren. Tōru drückte ihn fest an sich, damit er ihn weiter küssen konnte, bis ihnen die Luft ausging und die Flüssigkeit auf ihrer Haut klebrig wurde.

„Shinamon... Vielleicht sollten wir nochmal kurz duschen gehen, bevor wir schlafen...“ bemerkte der Rotblonde schmunzelnd.

„Nackt? So wie wir sind?“ Ein Paar zimtbrauner Augen sah ihn leicht schockiert an.

„Nackt. Ich glaube nicht, dass wir irgendwen damit stören oder überraschen und ich mache jetzt sicher nicht noch mehr schmutzig, nur damit uns niemand sieht“, entgegnete Tōru nun breit grinsend. „Tetsuo läuft heute sicher nirgends mehr hin und vor Hotaru müssen wir uns auch nicht schämen, sollten wir ihm begegnen.“

„Hmmm... Das klingt einleuchtend. Zum Glück wohnt mein Bruder nicht mehr hier, das wäre sonst wirklich peinlich geworden...“

Izumi stand steif auf und zog seinen Freund an der Hand auf die Füße, dann huschten sie durch die dunkle Wohnung ins Bad, um sich kurz zu waschen. Sie begegneten niemandem, die Schlafzimmertür war geschlossen, Aoi schlief auf dem Sofa und die Axolotl dümpelten im dunklen Aquarium, so dass der Rückweg weniger hastig ablief.

Bevor sie ins Bett gingen, wischte Izumi sein iPad mit einem Reinigungstuch ab und räumte alles auf den Schreibtisch, was sie nicht zum Schlafen brauchten. Das Bett war schmal, aber da sie kaum schliefen, ohne irgendwie miteinander verschlungen zu sein, fiel es ihnen nicht schwer, Platz darin zu finden. Tōru kraulte Izumis Brust, nachdem er sich an seinen Rücken gekuschelt hatte, ein Bein über seine Beine gelegt, um ihm näher zu sein, mit den Lippen strich er über seinen Nacken.

„Schlaf gut, mein süßes Zimtbrötchen...“ murmelte er schläfrig.

„Schlaf gut, mein Tiger...“ kam die ebenso schläfrige Antwort zurück.

 

~Bonus~

 

Aoi maunzte laut vor der Badtür, während Tetsuo unter der Dusche stand und Hotaru auf dem Balkon mit seinem morgendlichen Stretching beschäftigt war. Die Balkontür hatte er geschlossen, damit es in der Wohnung nicht zu warm wurde, was Aoi überhaupt nicht gefiel.

„Du bist ein schrecklich ungeduldiges Plüschvieh, Aoi“, meckerte Tetsuo, während er nur in ein Handtuch gewickelt die Badtür aufriss. Er hielt inne, die Katze zu schimpfen, weil Izumi direkt davorstand, Aoi auf dem Arm. „Entschuldige, sie jammert einfach schon seit fünfzehn Minuten.“

„Oh, alles gut, ich weiß doch, wie wehleidig sie morgens ist, wenn ihr Napf nur noch trockene Krümel enthält, nicht wahr, meine Kleine?“ Izumi kraulte die Katze ausgiebig am Kinn, woraufhin sie sich schnurrend an ihn schmiegte.

„Ist Tōru schon auf?“ fragte der Blonde neugierig, während er Izumi in Richtung Küche folgte, um Aoi zu füttern, bevor sie noch mehr Ärger machte.

„Er zieht sich gerade an. Lass mich das machen und zieh du dir auch etwas an, nicht, dass du meinen Freund noch ablenkst, wenn du halbnackt in der Küche stehst, Dadsuo“, entgegnete der Jüngere, zog ihm die Futterdose aus der Hand und schlug ihm mit der flachen Hand auf den nackten Rücken, dass es klatschte.

„Izumi...“ Tetsuos Stimme grollte warnend, er zerzauste dem breit grinsenden Host die ordentlich gekämmten Haare und ließ ihn allein, um sich etwas anzuziehen.

Hotaru kam in die Küche, während Izumi eine Tasse mit Kaffee für Tōru füllte, der mit seinem Handy am Küchentisch saß und eine Mail las, Aoi auf dem Schoß, die offenbar einen Narren an dem Rotblonden gefressen hatte.

„Oh, guten Morgen“, flötete Hotaru, holte zwei weitere Tassen aus dem Schrank und stellte sie neben die Kaffeemaschine, dann suchte er im Kühlschrank zusammen, was er für die Zubereitung des Frühstücks brauchte. „Habt ihr gut geschlafen?“

„Dir auch einen guten Morgen, Hotaru“, antwortete Izumi strahlend. Er setzte sich neben Tōru und lehnte sich grinsend an seine Schulter. „Großartig haben wir geschlafen. Wir waren auch furchtbar erledigt, so guten S...“

Sein Satz wurde davon unterbrochen, dass sein Freund ihm die Hand auf den Mund legte und bestimmt den Kopf schüttelte, bevor er Hotaru und dem in diesem Moment reinkommenden Tetsuo davon erzählte, wie gut ihr Sex gewesen war.

„Wir haben gut geschlafen, Danke, auch wenn es etwas eng war“, beantwortete Tōru die Frage, dann zog er Izumi die Kaffeetasse aus der Hand, um einen großen Schluck davon zu trinken.

Tetsuo murmelte ein „Guten Morgen“, knöpfte sein Hemd zu, dann lehnte er sich von hinten an Hotaru, der mehrere Eier in eine Pfanne schlug, um sie zu Rührei zu verarbeiten.

„Du bist vor mir aufgestanden, mein Kleiner...“ sagte er leise, die Arme legte er locker um seine Taille.

„Du hast so friedlich geschlafen und ich wollte dich nicht wecken, mein Großer“, gab Hotaru sanft zurück und legte einige Scheiben Bacon in eine weitere Pfanne. „Wollt ihr Obstsalat oder reicht es euch, wenn ich Häppchen mache?“ fragte er an Tōru und Izumi gerichtet.

„Du musst nicht alles allein machen, Hotaru, wir helfen, dann geht es schneller“, bot Tōru an, Izumi war schon aufgestanden und suchte Messer und Schneidbretter zusammen, um Obst für einen Obstsalat kleinzuschneiden.

Tetsuo nahm Hotaru die Pfanne mit dem Rührei ab, als es fertig war und stellte sie zusammen mit dem Bacon auf den Tisch, dann stellte er sich wieder hinter ihn, um ihm dabei zuzusehen, wie er kleine Pfannkuchen briet, die besser zum Obstsalat passten. Izumi grinste breit, als er sah, wie anhänglich der Blonde war, das kannte er von ihm noch nicht, er wollte es nicht kommentieren, konnte sich das Seufzen jedoch nicht verkneifen.

„Lass dich nicht verwirren, Izumi. So anhänglich ist er nur, wenn er guten Sex hatte“, kommentierte Hotaru sein Grinsen. „Und noch zu müde ist, um grumpy zu sein. Nicht wahr, mein Großer?“

Tetsuo grummelte leise, er hatte das Kinn auf seiner Schulter abgelegt und die Augen geschlossen. „Es ist viel zu früh... Kommst du wieder mit ins Bett, Aru...?“ murmelte er schläfrig.

„Tetsuuu... Du bist vor mir eingeschlafen, wie kann es sein, dass du noch so müde bist, hm? Wirst du krank?“ Hotaru schaufelte die fertigen Pfannkuchen auf einen Teller, schaltete den Herd aus und drehte sich mit einem besorgten Ausdruck im Gesicht zu ihm um. „Doch zu viel Sonne gestern?“

Der Blonde schüttelte den Kopf, folgte ihm zum Tisch und trank einen großen Schluck schwarzen Kaffee, den der Rothaarige ihm schon hingestellt hatte. Er seufzte tief, als die drei ihn besorgt ansahen und schmunzelte kurz in seine Tasse, bevor er sich im Stuhl zurücklehnte.

„Gib’s zu, du bist wieder aufgewacht und konntest dann nicht einschlafen, weil du am Handy gedaddelt hast“, warf Izumi in den Raum, woraufhin Tetsuo ihn skeptisch ansah.

„Ich bin nicht du, aber ja, so ungefähr“, antwortete er auf seine Spekulation.

„War der Sex zu gut? Falls es das überhaupt gibt...“ Tōru fühlte sich noch nicht ganz wohl in Tetsuos Gegenwart, vor allem nicht so früh am Morgen, wo er sich ganz anders verhielt, als er ihn kannte.

Hotaru lief dunkelrot an und stierte in seinen Kaffeebecher. „Ihr habt uns nicht gehört, oder?“

Tōrus Mundwinkel verzogen sich zu einem anzüglichen Grinsen. „Oh doch, und wie wir das haben...“

Tetsuo schnaufte, legte einen Arm auf die Rückenlehne von Hotarus Stuhl und zupfte an den längeren Haaren, die sich aus seinem Zopf gelöst hatten.

„Ich habe schlecht geträumt und konnte dann nicht mehr einschlafen“, sagte er schließlich. „Irgendwann wohl doch, aber wahrscheinlich habe ich nicht länger als drei oder vier Stunden geschlafen und noch bin ich kein Übermensch wie Kazuki, dem das tatsächlich reicht.“ Dass er stattdessen darüber nachgedacht hatte, was er für Hotaru empfand, behielt er für sich.

„Ich kann dich heute auch vertreten, wenn du dich nicht fit fühlst, Tetsu. Kou braucht wahrscheinlich keinen Aufpasser, wenn er mit Tōru oben ist und wenn, bin ich auch nicht weit“, bot Hotaru an. „Wie ist dein Plan für heute, Izumi?“

„Hmmm... Ich muss erst heute Abend wieder arbeiten, also fahre ich nachher wieder nach Hause, um mich noch etwas auszuruhen. Ich will Tora und Kou nicht bei der Arbeit stören und so toll es ist, mit Aoi zu kuscheln, will ich das nicht den ganzen Tag machen“, antwortete der Schwarzhaarige zwischen zwei Bissen Pfannkuchen mit Obst.

„Ich spreche nach dem Frühstück mit Kazuki, der ist...“ Tetsuo sah stirnrunzelnd auf sein Handy. „Selbstverständlich schon wach und im Büro, dieser Workaholic...“

„Iss erstmal was, ich bringe Tōru hoch und schaue, ob Kou auch schon wach ist. Mein Rührei schmeckt nicht mehr so gut, wenn es kalt ist, Klopskopf.“ Hotaru tätschelte seinen Oberschenkel und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, woraufhin er zustimmend brummte.

 

Izumi blieb in der Küche sitzen, nachdem Hotaru sich für den Tag angezogen und mit Tōru aufgebrochen war. Er stützte das Kinn auf eine Hand und sah Tetsuo eindringlich an.

„Sag nichts, Izumi, ich bin nicht in der Stimmung, mein Gefühlsleben mit dir zu besprechen, dafür ist es zu früh und ich bin mir nicht sicher, ob du der richtige Gesprächspartner dafür bist“, sagte Tetsuo, bevor er die Frage stellen konnte, die ihm auf der Zunge lag.

„Ich weiß, das konntest du mit mir zwar immer besser als mit Shiro, aber wir... uhm... Ich muss mich auch erst wieder daran gewöhnen, dich außerhalb der Arbeit zu sehen...“ gab Izumi leise zu. „Hast du denn jemanden, mit dem du darüber sprechen kannst und der Hotaru und dich gut genug kennt?“

Der Blonde verschränkte die Arme vor der Brust, die Stirn gerunzelt, dann nickte er. „Ich hatte in den letzten Jahren nur Kazuki, mit dem ich über sowas sprechen konnte, aber er... ist nicht immer in der Lage, sich in andere hineinzuversetzen, also bleibt nur...“

„Kou?“

„Ja. Ohne ihn wäre ich gar nicht erst in dieser Situation, aber... wie soll ich das sagen, vielleicht ist es gut so. Hotaru hat es gestern richtig ausgedrückt, ohne ihn wären wir alle nicht einmal ansatzweise so glücklich, wie wir es jetzt sind...“

„Du bist also glücklich, Dadsuo?“ Izumi hob amüsiert eine Augenbraue und sah ihn über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg an.

Tetsuo schnaubte, lächelte jedoch. „Ja, stell dir vor, auch wenn ich lange Zeit nicht mehr daran geglaubt oder es erwartet habe.“

„Das freut mich. Weißt du... Ich bin auch sehr glücklich mit Tōru, er versteht mich wie niemand vor ihm und lässt mir meine Freiheiten, auch wenn ich die alle aufgeben würde, wenn er mich darum bäte. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, ohne ihn zu leben...“

„Ich denke, ihm geht es ähnlich. Er sieht dich noch verliebter an als Kazuki Kou und bis gestern habe ich nicht geglaubt, dass das überhaupt möglich ist. Ihr passt gut zusammen und er scheint mir in Ordnung zu sein“, entgegnete der Blonde ruhig.

Izumis Lächeln wurde breiter. „Du gibst uns deinen Segen?“

„Meinetwegen könnt ihr machen, was ihr wollt, Izumi. Er ist gerade erst bei dir eingezogen, warte noch ein bisschen, bevor du mit der Tür ins Haus fällst. H... He!“

Izumi war aufgesprungen, um den Tisch herumgelaufen und hatte sich auf Hotarus Stuhl fallen lassen, um ihn fest zu drücken. Tetsuo blieb nichts anderes übrig, als seine Umarmung zu erwidern und ihm wie über sechs Jahre zuvor über den Kopf zu streicheln, da er wusste, dass Izumi es mochte.

„Ich entschuldige mich nicht dafür, dass ich mich von euch ferngehalten habe...“ murmelte der Schwarzhaarige gegen seinen Hemdkragen. „Aber Danke, dass du mir nicht grollst und ich könnte mir keinen besseren Dadsuo vorstellen.“

„Wir haben schon darüber gesprochen, es ist in Ordnung. Ich habe dich auch lieb, Izumi. Nur das Dadsuo gewöhne dir endlich ab, damit fühle ich mich furchtbar alt“, entgegnete er leise.

Chapter Text

Kazuki war überrascht, als Hotaru mit Tee auf einem Tablett und dem Arbeitslaptop unter dem Arm in sein Büro kam.

„Ist etwas nicht in Ordnung, Hotaru?“ fragte er verwundert, während er der Konferenz auf seinem Bildschirm mit einem Ohr folgte.

„Tetsuo fühlt sich nicht gut, war wohl etwas zu viel Sonne gestern. Ich vertrete ihn heute, wenn es für dich in Ordnung ist“, antwortete der Rothaarige mit einem Lächeln und stellte das Tablett auf dem großen Schreibtisch ab. „Kou und Tōru arbeiten auch schon fleißig, seit wann ist Kou denn wach?“

„Er ist mit mir aufgestanden, so motiviert war er, in seinem neuen Atelier zu arbeiten“, entgegnete Kazuki schmunzelnd und nickte im dankbar zu, nachdem er ihm etwas Tee eingeschenkt hatte. „Du kannst dich an Tetsuos Platz setzen, ich füge dich zur Konferenz hinzu, damit du weißt, worum es geht. Hat er sich nochmal hingelegt?“

„Als ich los bin, um Tōru herzubringen, saß er noch mit Izumi in der Küche.“ Er sah auf sein Handy, als es wegen einer Nachricht vibrierte. „Hm… Er bringt ihn wohl nach Hause, damit er nicht mit der vollen Bahn fahren muss. Danach ruht er sich hoffentlich aus.“

Hotaru richtete sich auf Tetsuos üblichem Arbeitsplatz ein, klemmte sich das kleine Headset ans Ohr und trat der Konferenz ohne Video bei. Kazuki erklärte den Teilnehmenden kurz, dass er seinen Assistenten hinzugefügt hatte, bevor er sein Mikrofon wieder stumm schaltete.

„Muss ich für das Wochenende noch etwas vorbereiten?“ fragte Hotaru nach einer Weile.

„Nein, ich denke nicht. Hideyoshi wird nicht viel besprechen wollen, die Unterlagen für Isamu hat Tetsuo schon vorbereitet. Du kennst den Ablauf der Glühwürmchennacht?“ antwortete Kazuki ruhig.

„Ja, auch wenn ich bisher nie teilgenommen habe. Soll ich bei der Vorbereitung helfen?“

Der Rothaarige klappte sein Notizbuch auf, um sich Kazukis Anweisungen zu notieren, der fragend eine Augenbraue hob, so dass sie sich für einen Moment schweigend ansahen.

„Nicht…? Ich dachte nur, weil ich dich morgen begleiten soll und…“ begann Hotaru verwirrt, woraufhin der Dunkelhaarige den Kopf schüttelte.

„Du begleitest mich morgen, weil Hideyoshi darum gebeten hat. Nicht befohlen. Die Entscheidung lag allein bei mir, ihr müsst euch aussprechen, bevor…“

Kazuki unterbrach sich und bevor er weitersprechen konnte, wurde seine Aufmerksamkeit von der Konferenz beansprucht. Hotaru starrte ihn einfach nur an. Er hatte Oyabun Hideyoshi seit drei Monaten nicht gesehen, da es für ihn keinen Grund gegeben hatte, das Miyamoto-Anwesen zu besuchen. Kazukis Formulierung ließ einen kalten Knoten in seiner Brust wachsen, er wusste, dass Hideyoshi krank war, aber nicht, wie sehr sich sein Zustand mittlerweile verschlechtert hatte.

 

Bis Kou gegen Mittag den Kopf zur Bürotür hereinsteckte, sprachen sie nicht mehr darüber und Hotaru lenkte sich damit ab, die Konferenz zu protokollieren, damit nichts unterging. Er wusste nicht, ob Tetsuo das sonst auch tat, aber es beschäftigte ihn und half ihm dabei, nicht über den nächsten Tag nachzudenken. Der Rothaarige schaute von seinem Monitor auf, als Kou mit einem Lächeln auf den Lippen barfuß in den Raum getapst kam, um seinem hochkonzentrierten Partner einen Kuss auf die Wange zu hauchen, nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Kamera aus war.

„Hi…“ flüsterte der Schwarzhaarige leise, als Kazuki ihn ohne weiteren Kommentar auf seinen Schoß zog und ihn mit einem Arm an sich drücke, bevor er seiner Büroleiterin am anderen Ende der Leitung die letzten Anweisungen für den zuvor ausgehandelten Geschäftsabschluss gab.

„Du musst mich nicht informieren, wenn es erledigt ist, Akiko. Ich lese den Bericht am Montag, wenn wir wieder zurück sind“, sprach er ungerührt weiter, während er eine von Kous gelösten Haarsträhnen um einen Zeigefinger wickelte. „Selbstverständlich grüße ich ihn von dir, das freut ihn sicherlich. Bis nächste Woche.“

„Shiro hat einen der Jungs mit Mittagessen vorbeigeschickt, es steht in der Küche“, informierte Kou sie, er drehte sich halb zu Hotaru um, um ihn anzusehen. „Fühlt Tetsuo sich immer noch schlecht?“

„Ich weiß es nicht. Er wollte sich ausruhen, nachdem er Izumi nach Hause gefahren hat“, antwortete Hotaru und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Mittagessen klingt gut, soll ich euch allein lassen?“

„Nein, wir essen zusammen. Tōru hat den Tisch gedeckt, damit wir nicht am Schreibtisch essen und ihr solltet das auch nicht tun, das ist ungesund.“ Kou zupfte Kazukis Hemdkragen zurecht und sah ernst von einem zum anderen, bis sie resigniert seufzten.

„Du hast viel Energie heute, Honey. Geht es dir gut?“ fragte der Ältere besorgt, mit den Fingerspitzen strich er sanft über seine Wange.

„Sehr gut. Wir kommen so gut voran, es ist unglaublich, ohne Tōru wäre ich echt aufgeschmissen, er hat einen besseren Überblick über meinen Plan als ich“, entgegnete er aufgeregt. „Wenn wir so weitermachen, haben wir den Rückstand morgen aufgeholt und ich werde nächste Woche noch vor der Deadline fertig. Ich kann mir aber nur einen Tag freinehmen, nicht das ganze Wochenende, Kazu…“

„Das ist in Ordnung. Du kannst den halben Samstag arbeiten, Tetsuo bringt dich rechtzeitig zum Anwesen und am Sonntag fahren wir nach dem Frühstück zurück. Reicht dir das?“

„Ja.“

Kou schmiegte sich an Kazuki, um ihn zärtlich zu küssen, nachdem Hotaru schon vorgegangen war, um Tōru gegebenenfalls zu helfen. Auch wenn er zuvor gesagt hatte, dass der Rothaarige sie nicht allein lassen musste, sog er jede Minute, die er tagsüber allein mit Kazuki verbringen konnte, in sich auf, um seine immer noch nicht ganz gefüllten Akkus wiederaufzuladen. Er seufzte leise in den Kuss, als der Ältere ihn fester an sich zog, eine Hand auf seinem nackten Oberschenkel, die andere auf seinem Rücken.

„Kazu… Das Essen wird kalt… und ich horny, wenn du mich so drückst und küsst…“ flüsterte Kou atemlos.

„Verzeih, ich habe das Bedürfnis, dich zu berühren, Honey… Die Woche fühlt sich sehr viel länger an als dreieinhalb Tage“, raunte Kazuki gegen seine Lippen.

„Weil wir kein freies Wochenende hatten… Du warst unterwegs, arbeiten oder…“

„Keine Arbeit, es betrifft den Clan und Anbetracht der Umstände hätte ich tatsächlich lieber gearbeitet…“ unterbrach er ihn leise, die Stirn gerunzelt. „Es ist zermürbend, wir treten auf der Stelle und ich weiß manchmal nicht, wem ich noch trauen kann… Entweder weiß niemand etwas oder sie haben sich alle gegen mich verschworen.“

„Du weißt, wem du trauen kannst, Kazu. Jeder Phönix steht hinter dir, genau wie Sayuri und die, die ihr unterstehen. Ich weiß am wenigsten von allen, wo Itsuki seine Finger drin hatte, um dir zu schaden, aber wenn sein Einfluss so groß gewesen wäre, hätten sie mehr versucht und… darüber bin ich wirklich froh“, sagte Kou ernst. „Hotaru ist bei uns, um mich zu beschützen und bisher war das nur zweimal nötig, beide Situationen hatten nichts mit dem Clan zu tun. Ich will nicht sagen, dass ich nicht in Gefahr bin, bis ihr es aufgeklärt habt, aber mir scheint, dass Itsuki und seine Verbündeten mich nicht so sehr auf dem Schirm hatten, wie ihr es angenommen habt.“

„Du hast dir viele Gedanken darüber gemacht, oder?“

„Natürlich. Es geht um deine Sicherheit und auch wenn du mich raushalten willst, kann ich die Dinge miteinander verknüpfen, die ich weiß. Hotaru erzählt mir nichts, wenn ich danach frage, aber selbst das ist irgendwie eine Antwort…“ Er strich mit dem Fingernagel über die verdeckte Knopfleiste von Kazukis Hemd. „Das ist nicht das einzige, das dich beschäftigt, oder?“

„Nein… Ich glaube, Hotaru grollt mir, weil ich entschieden habe, dass er mich morgen begleitet, damit er und Hideyoshi sich aussprechen können“, antwortete er zerknirscht.

„Kazu.“ Kous Tonfall war so tadelnd, dass er ihn überrascht ansah. „Miyamoto-san bedeutet euch beiden sehr viel, so viel weiß ich mittlerweile. Lenk nicht ab, wenn ich wissen will, was dich beschäftigt und nicht erst, seit du entschieden hast, dass Hotaru dich an Tetsuos Stelle morgen begleitet.“

Kazuki lehnte den Kopf mit einem tiefen Seufzen zurück. Er umschiffte seit Wochen, darüber zu reden, wie sehr es ihn belastete, dass es Hideyoshi zusehends schlechter ging und er sich alles andere als bereit fühlte, in seine Fußstapfen zu treten. Sein Schwiegervater hatte bei vielen Gesprächen angedeutet, dass er nicht vorhatte, auf dem Krankenbett zu sterben, auch wenn er es ihm gegenüber noch nicht direkt ausgesprochen hatte, ahnte er, dass er es ihm bald mitteilen würde, voraussichtlich am nächsten Tag, da er explizit ihn zu sich gebeten hatte. Die Bitte um Hotarus Besuch hatte er so vorsichtig geäußert, dass deutlich geworden war, wie eng die Bindung zwischen dem Oyabun und dem Rothaarigen war, so dass er beschlossen hatte, ihm die Entscheidung abzunehmen. Er wusste, dass Kou auf eine Antwort wartete, aber er fühlte sich kaum in der Lage, es auszusprechen, als würde es so lange nicht geschehen, wie er sich darum drückte.

„Hideyoshi… ist für mich mehr ein Vater als es mein leiblicher Vater je gewesen ist…“ überwand er sich schließlich zu sagen, da er Kous besorgten Blick auf sich spürte. „Es tut weh, bei jedem Besuch zu sehen, wie viel schlechter es ihm geht und wie er abbaut, auch wenn er zäh ist und nicht einfach aufgibt, dazu ist er zu stur…“

„Und du wolltest mich nicht auch noch mit deinen Sorgen belasten, da ich mit meinen eigenen genug zu tun habe… Richtig?“ hakte der Jüngere sanft nach.

„Nein, das ist es nicht. Ich kann nur schwer darüber sprechen, egal mit wem… Tetsuo kennt ihn ebenso lange wie ich und selbst mit ihm kann ich nicht wirklich sprechen, obwohl er weiß, wie es um ihn steht“, entgegnete Kazuki, Kous Blick immer noch ausweichend. „Ich soll den Clan nach ihm führen und statt mich der Herausforderung zu stellen, drücke ich mich darum, weil ich nicht will, dass sich etwas ändert. Ich fühle mich nicht bereit dazu, Kou… Und ich will meinen Oyaji nicht verlieren.“

„Jetzt sprichst du darüber… Ich bin für dich da, Kazu, und ich bin der Letzte, der dich dafür verurteilt, weil du deshalb emotional wirst. Du darfst traurig und überfordert sein, das ist völlig normal. Mir fehlt die Vaterfigur, der ich solche Gefühle entgegenbringen kann, aber ich kann mir gut vorstellen, wie Miyamoto-san diese Rolle ausfüllt, für dich und andere.“

Kou fing eine kleine Träne mit dem Zeigefinger auf, die sich aus seinem Augenwinkel gestohlen hatte, dann sah er zur Tür, in der Hotaru schweigend stand, da er sie daran erinnern wollte, dass das Mittagessen noch auf sie wartete.

„Entschuldige, Hotaru, es dauert doch länger“, sagte er reuevoll, stand jedoch auf, als er den Schmerz in Hotarus Gesicht sah. „Hotaru...?“

„I... Ich... entschuldigt mich...!“

Der Rothaarige drehte sich auf dem Absatz um und floh aus dem Raum. Er hatte nicht lauschen wollen, nur Kou und Kazuki holen, damit das Essen nicht kalt wurde. Seine Augen brannten, als sich die Tränen ankündigten, die er mühevoll unterdrückte, während er an Tōru vorbei zur Wohnungstür eilte. Weit kam er nicht, da dieser ihm am Ärmel festhielt und zu sich umdrehte.

„Was ist denn los, Hotaru?“ fragte Tōru besorgt, sein Blick huschte zur offenstehenden Bürotür, durch die Kou mit Kazuki im Schlepptau kam.

„N... Nichts, ich... ich brauche einen Moment für mich...“ antwortete Hotaru gepresst.

Er wollte nicht vor ihnen weinen, nicht zulassen, dass sie merkten, wie sehr ihn mitnahm, was er gehört hatte. Er fürchtete, dass Kazuki von seinem Plan absah, ihn mitzunehmen, wenn er heulend zusammenbrach. Er spürte Tōrus warme Hand, die sanft über seinen Handrücken strich und ihn dann losließ und so sehr er sich darüber freute, dass Kous bester Freund sich um ihn sorgte, war es nicht das, was er in diesem Moment brauchte. Ohne Kazuki und Kou noch einmal anzusehen, schlüpfte Hotaru aus der Wohnungstür und stieß sie fester als beabsichtigt hinter sich ins Schloss.

Kazuki grunzte frustriert und rieb sich die Nasenwurzel. „Willst du ihm nachgehen, Honey?“

„Nein. Ich glaube nicht, dass er mich jetzt braucht, dafür ist jemand anderes da“, antwortete Kou sanft. „Dafür müsste ich dich auch allein lassen und das werde ich ganz sicher nicht, Kazu.“

„Was ist eigentlich los? Ich dachte, es wäre alles wieder in Ordnung...“ Tōru verschränkte die Arme vor der Brust und sah die beiden mehr verwirrt als verärgert an.

„Das ist... irgendwie kompliziert“, antwortete Kazuki, bevor Kou die Situation erklären konnte. „Ich versuche, es dir beim Essen zu erklären, Inoue.“

 

Aoi flitzte mit einem empörten Maunzen vom Sofa, als Hotarus Jackett auf ihr landete, das er von sich geworfen hatte, kaum dass er das Wohnzimmer betreten hatte. Er hatte es nicht geschafft, die Tränen zurückzuhalten, bevor er in seiner und Tetsuos Wohnung angekommen war, weshalb er sich ungeduldig mit dem Ärmel über die Augen rieb, um sie irgendwie zu stoppen. Sein Blick war verschwommen, als er sich im dämmrigen Raum umsah. Tetsuo hatte die Jalousien in den Fenstern halb heruntergelassen, damit es den Pflanzen auf der Fensterbank nicht zu warm wurde, die Balkontür war nur einen Spalt geöffnet, durch den Aoi sich hindurchzwängte, um sich draußen auf ihrem schattigen Liegeplatz niederzulassen. Hotaru folgte ihr, ohne zu wissen, ob er Tetsuo dort fand, falls nicht, konnte er immerhin rauchen, um seine Nerven irgendwie zu beruhigen.

„Du musst nicht nach mir sehen, Nervensäge, ich ruhe mich aus, wie versprochen“, sagte Tetsuo leicht genervt.

Er hatte sich auf der breiten Hängematte ausgestreckt, mit bequemen Shorts und einem luftigen Tanktop bekleidet, die vielen Pflanzen, die sie zusammen angepflanzt hatten, spendeten genug Schatten, dass der Schirm am Geländer fast überflüssig war. Hotaru konnte das wohlige Gefühl nicht unterdrücken, das ihn überkam, als er ihn sah, ein Buch auf dem Schoß und die dunkelgrauen Augen halb geschlossen, als hätte er gedöst, bevor er ihn gestört hatte. Tetsuos genervter Blick wich leichter Besorgnis, als er Hotarus Zögern bemerkte, der Rothaarige stand unschlüssig neben der Tür und nagte an seiner Unterlippe, die Augen gerötet und feucht.

„Aru...? Hey, was ist los?“

Der Blonde legte das Buch zur Seite und streckte eine Hand aus, die der Kleinere ergriff, bevor er umständlich zu ihm auf die Hängematte kletterte, um sich leise schniefend an ihn zu schmiegen. Hotaru sagte nichts, er drückte sein Gesicht gegen Tetsuos Brust, seine Finger gruben sich in den dünnen Stoff des Tanktops, als er seinen so vertrauten Duft einsog. Er spürte, wie er sich mit jedem Atemzug weiter beruhigte, Tetsuo legte beide Arme um ihn, um ihn festzuhalten und ihm Halt zu geben.

„War Kazuki gemein zu dir? Einer der Kobun?“ fragte der Blonde leise, da Hotaru weiterhin schwieg. „Kou?“

Hotaru schnaubte empört, als er den Namen seines Schützlings hörte, den er in den vergangenen drei Monaten nicht einmal gemein erlebt hatte.

„Nein... Niemand war gemein...“ antwortete er schließlich, die Stimme gedämpft durch Tetsuos Brust direkt vor seinem Gesicht. „Mir... Mir sind die Nerven durchgegangen... Ich glaube, ich habe ihn beleidigt und...“

„Wen?“

„Den Waka...“

Tetsuo sah den Kleineren überrascht an, wobei er nicht viel mehr sah als den dunklen Ansatz seiner

dunkelrot gefärbten Haare, die sich aus seinem kurzen Zopf gelöst hatten. Er rutschte in der Hängematte etwas bequemer zurecht, schob seine Beine über Hotarus und zog ihn näher an sich, um ihm einen Kuss auf den Scheitel zu drücken.

„Aru... Mir fällt nicht viel ein, mit dem du Kazuki beleidigen könntest, er ist da wirklich resistent“, sagte er beruhigend. „Was ist passiert?“

„Kazuki will, dass der Oyabun und ich uns... hm... aussprechen... Bevor er...“ Hotarus Worte wurden von Hicksen unterbrochen, er versuchte angestrengt, nicht wieder zu weinen. „U... Und ich habe ihn und Kou belauscht... unabsichtlich... er sagte... Hides Zustand sei so schlecht... Ich will ihn nicht verlieren, Tetsu...“

„Shhh... Ich bin da, Aru...“ Tetsuo kraulte sanft seinen Nacken, um ihn zu beruhigen. „Bist du deshalb runtergekommen?“

„Ja... Ich musste weg, ich habe es nicht ausgehalten...“

Unter leisem Schluchzen erzählte er ihm, worüber Kazuki und Kou gesprochen hatten. Er wusste, dass Tetsuo es für sich behalten würde, auch wenn er sich nicht sicher war, wie viel der Blonde über Kazukis Sorgen und Ängste wusste. Tetsuo hielt ihn so fest, dass er sich kaum rühren konnte, er fühlte sich geborgen und beruhigte sich etwas, während er seine Tränen an seinem Tanktop trocknete.

„Er bedeutet dir viel“, stellte der Blonde nüchtern fest, nachdem Hotaru still geworden war.

„Mhm... Er... hat mir das Leben gerettet und mich immer beschützt, ich weiß nicht, was ich ohne ihn machen soll, Tetsu... Ich habe Angst...“ entgegnete er, Tetsuos leises Lachen ließ ihn mühsam den Kopf heben.

„Aru... Er wird es dir sicher selbst auch noch sagen, wenn du morgen mit ihm sprichst, aber Hideyoshi hat dich zu uns geschickt, um dich zu beschützen. Damit Kazuki und ich auf dich aufpassen, wenn er es nicht mehr tun kann“, erklärte der Blonde, ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. „Er hat es uns gesagt, nachdem Sayuri ihm die Meinung gegeigt hat, sehr deutlich. Wir haben dir nichts gesagt, weil es nicht unsere Aufgabe war, das zu tun.“

„Er hat...? Aber ich dachte, ich soll Kou beschützen...“ Hotaru sah ihn verwirrt an.

„Das tust du auch hervorragend, einen besseren Bodyguard könnten wir uns für Kou wirklich nicht wünschen, auch wenn wir unsere Startschwierigkeiten hatten.“ Tetsuo hob sein Gesicht am Kinn an und küsste ihn auf die Nasenspitze. „Du musst dir keine Sorgen machen, mein Kleiner, ich beschütze dich, wenn Hideyoshi es nicht mehr kann, egal vor wem. Auch vor Kazuki, wenn du ihn wirklich beleidigt haben solltest...“

„Ich fühle mich so mies und dann bin ich weggelaufen, wie ein Kind.“ Hotaru verzog das Gesicht, er schämte sich furchtbar dafür, sich nicht professionell genug verhalten zu haben.

„Es war eine harte Woche für uns alle... Erst hast du dich um Kou gesorgt und dich deshalb schon schlecht gefühlt und jetzt sorgst du dich um Hideyoshi. Es ist voll normal, dass du überfordert bist, Aru. Sei nicht zu hart zu dir.“ Er strich ihm sanft über die Wange. „Nimm dir den Rest des Tages frei, ich übernehme ab jetzt. Du ruhst dich aus, damit du morgen fit bist.“

„Aber Tetsu, das geht doch nicht und so wie ich aussehe, kann ich Hide unmöglich unter die Augen treten“, jammerte der Rothaarige und zupfte an einer längeren Haarsträhne, um ihn auf seinen deutlich sichtbaren Ansatz aufmerksam zu machen.

„Und wie das geht. Ich kann es dir auch befehlen, wenn dir das lieber ist.“

Tetsuo schaute ihn skeptisch an, nachdem er sich aus seiner Umarmung gelöst hatte und in der Spiegelung des Fensters das Chaos auf seinem Kopf begutachtete. Mit einem genervten Grunzen streckte er sich, fischte sein Handy vom Balkontisch und rief kurzerhand bei ihrer Stammfrisörin an.

„Was kann ich für dich tun, Tetsulein?“ kam Shions helle Stimme kurz darauf aus dem Lautsprecher, den er sich ans Ohr hielt.

„Für mich nichts, liebste Shion, nur indirekt. Wir haben einen zeitlichen Notfall, der sich auf dem Kopf meines Freunds befindet und mit dem er morgen Früh unmöglich vor den Oyabun treten kann. Bevor er sich die Haare aus reiner Verzweiflung komplett abschneidet, könntest du...?“ erklärte er mit dem spielerischsten Unterton, den Hotaru je außerhalb des Schlafzimmers von ihm gehört hatte.

„Dein Freund? Ich weiß, ich werde alt, Tetsulein, aber wiederhole das nochmal, falls ich mich verhört habe“, entgegnete Shion gespielt empört, woraufhin der Blonde die Augen verdrehte und Hotaru wieder an sich zog, bevor er kurzerhand den Anruf zu einem Videocall machte. „Oh, den Kopf kenne ich.“

„Hotarus Kopf braucht deine rettenden Hände, Shion. Wenn du ihm zu viel abschneidest, bekommst du Ärger mit mir“, schnarrte Tetsuo in bester Yakuza-Manier, sein breites Grinsen widersprach der Drohung jedoch. „Kannst du spontan etwas frei machen?“

„Das berechne ich dir extra, Kleiner. Du kannst herkommen, sobald du kannst, Hotaru, aber bring etwas Zeit mit, ich muss dich zwischen mehrere Termine schieben“, sagte sie, nachdem sie mit gerunzelter Stirn in ihrem Terminkalender geblättert hatte.

„Okay... Vielen Dank, Shion-san...“ murmelte Hotaru gegen Tetsuos Hals, da sein Freund ihn so festhielt, dass er sich nicht zum Handy umdrehen konnte.

Der Blonde beendete das Gespräch und drückte ihn, das Handy immer noch in einer Hand.

„Lass dich von ihr ablenken und etwas verwöhnen. Egal, was du machen lassen willst, sie soll es auf meine Rechnung schreiben, ich übernehme das heute“, raunte er in sein gerötetes Ohr. „Ich gehe mich umziehen, brauchst du noch etwas?“

„Mhm... Einen Kuss?“

Der Kuss, den Tetsuo ihm gab, war zärtlich und zugleich so intensiv, dass Hotaru ihn bis in die Zehenspitzen spürte. Seine Fingernägel hinterließen rote Abdrücke auf Tetsuos Brust, während er an seine Lippen schmolz und leise seufzte, als er merkte, wie seine Anspannung noch ein wenig mehr nachließ. Es fühlte sich an wie eine halbe Ewigkeit, bis der Blonde sich wieder von ihm löste und den Kuss mit einem kleineren auf seine Lippen beendete.

„Iss etwas, bevor du losgehst. Im Kühlschrank sind Sandwiches, die ich auf dem Rückweg von Izumi geholt habe. Wir sehen uns heute Abend, Nervensäge.“

Tetsuo rollte sich unter ihm heraus, stieg geschickt von der Hängematte und streckte sich ausgiebig, bevor er nach drinnen ging, um Shorts und Tanktop gegen seinen Anzug zu tauschen. Hotaru genoss noch etwas die angenehme Wärme und Ruhe in ihrer kleinen Oase, bis Tetsuo die Wohnung verlassen hatte und er sich ebenfalls schnell umzog. Ein Sandwich schlang er herunter, bevor er sich auf den Weg zum Frisör machte.

 

Kazuki saß auf dem Sofa im Büro und las etwas, als Tetsuo hereinkam, um seinen Platz wieder einzunehmen.

„Geht es dir besser, Tetsu?“ fragte der Dunkelhaarige, ohne von seinem Buch aufzusehen.

„Ja. Entschuldige, dass ich dir nicht selbst Bescheid gesagt habe, Hotaru war sehr deutlich damit gewesen, dass ich mich ausruhe“, antwortete der Angesprochene. „Ich habe ihm den Rest des Tages freigegeben, er braucht eine Auszeit, bevor er dich morgen begleitet.“

Kazuki legte das Buch zur Seite und rieb sich die Stirn. „Ich habe unterschätzt, wie viel Hideyoshi ihm bedeutet und ihn mit meiner Entscheidung übergangen. Ich wollte Hideyoshi entgegenkommen und habe Hotaru dabei völlig vergessen, Kou hat mich beim Mittagessen darauf hingewiesen.“

„Hat er dich darauf hingewiesen oder dich geschimpft, weil du ein alter Sturkopf bist wie der Oyabun?“ entgegnete Tetsuo schmunzelnd.

„Sayuri hätte mich geschimpft, Kou argumentiert so mitfühlend und ehrlich, dass ich mir kurz gewünscht habe, er hätte mich geschimpft und mir gesagt, wie blöd ich bin... Inoue weiß jetzt mehr, als er erwartet hat.“

„Hotaru denkt, er hätte dich beleidigt, weil er zu mir geflohen ist.“

„Unsinn... Seine Reaktion hat mir erst bewusst gemacht, wie ihn das mitnimmt. Er ist auch nur ein Mensch und ich kann ihn verstehen. Nur kann ich nicht davor fliehen, sondern darf alles davor und danach noch organisieren...“ Kazuki beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel. „Ich habe alle weiteren Termine für heute auf nächste Woche verschoben, ich kann es gerade nicht verantworten, irgendwelche Entscheidungen zu treffen.“

„Wenn du dich doch dafür rächen willst, dass Kous Familie uns die Woche so grandios verhagelt hat, während wir schon genug andere Probleme haben, musst du nur etwas sagen. Ein Anruf in Naha und die Sache ist erledigt“, sagte Tetsuo ernst, dann ließ er sich neben ihn aufs Sofa fallen. „Die Entscheidung kann ich auch für dich treffen.“

„Das ist nicht nötig, wir sollten Kou nicht noch mehr Sorgen bereiten. Sie sind immer noch seine und Kaorus Familie, so furchtbar sie sich auch verhalten haben. Kümmern wir uns lieber um unsere eigene.“

„Denkst du, Hideyoshi hat doch noch Informationen, die uns hilfreich sein könnten?“ hakte der Blonde nach.

„Auf seine Art. Ich will nicht sagen, dass er sie uns bewusst vorenthalten hat, aber ich werde ihn nach den Unterlagen fragen, auf die nur er Zugriff hat, weil sie den engsten Kreis betreffen. Hotaru weiß, dass sie existieren, aber nicht, was sie beinhalten oder wo sie aufbewahrt werden“, antwortete der Ältere ruhig. „Hideyoshi kann nicht einfach so abtreten, ohne sie mir auszuhändigen.“

„Mhm... Was denkst du, wie lange er noch durchhält?“

„Ich weiß es nicht. Er hat gute und schlechte Tage, aber du weißt selbst, wie zäh und stur er ist. Er würde es schon deshalb nicht zulassen, weil nicht alles geklärt ist und er keinen internen Clankrieg will, mit dem ich mich dann herumschlagen müsste.“ Kazuki schnaubte. „Vielleicht noch drei Monate, je nachdem wie die Medikamente wirken, ich will aber nicht spekulieren. Mir bleibt so oder so nichts anderes übrig, als mich darauf vorzubereiten.“

Chapter Text

Hotaru klopfte den Staub vom schwarzen Ärmel seines Jacketts, den die Nagelfeile dort hinterlassen hatte, mit der er seine Nägel kurz zuvor akkurat in Form gebracht hatte, dann griff er nach der Fusselrolle, die auf der Ablage neben dem großen Spiegel im Eingangsbereich lag und entfernte die letzten fast unsichtbaren Fussel und grauen Katzenhaare von seiner Kleidung. Er war nervös und hatte nicht gemerkt, wie feucht seine Hände waren, bis die Fusselrolle ihm aus den Fingern rutschte und Tetsuo sie auffing, bevor sie auf den Boden fallen konnte.

„Wenn du dich noch mehr entfusselst, ist von deinem Anzug nichts mehr übrig, Aru“, bemerkte er schmunzelnd, legte die Rolle auf die Ablage und zupfte ein einzelnes Haar aus Hotarus Helix-Piercing.

Der Rothaarige wischte die Hände an seiner Hose ab und nickte stumm, er traute seiner Stimme an diesem Morgen nicht und hatte die vergangene Nacht kaum geschlafen. Das Grübeln hatte nichts geholfen, er wusste immer noch nicht, wie er Hideyoshi entgegentreten sollte, was er sagen und wie er sich verhalten sollte wusste er ebenfalls nicht und er fürchtete, in Tränen auszubrechen, sobald er ihn sah. Er ärgerte sich über sich selbst, dass er nicht so cool und abgeklärt sein konnte, wie es von ihm erwartet wurde. Als hätte Tetsuo gespürt, was in ihm vorging, legte der Blonde ihm einen Arm um die Schultern und zog ihn an sich, die Lippen drückte er sanft auf seine Schläfe.

„Mach dich nicht verrückt, Nervensäge. Hideyoshi hat dich rausgeworfen, Kazuki ist jetzt dein Kumicho und steht hinter dir, sollte der alte Mann wegen deinem Verhalten irgendwie beleidigt sein. Du kannst nichts falsch machen, er darf ruhig merken, wie sehr er dich verletzt hat“, sagte Tetsuo leise, seine Fingerspitzen strichen leicht über Hotarus frisch ausrasierten Nacken. „Wenn es zu schlimm ist, ruf mich an und ich löse dich ab.“

„Ich schaffe das schon… Aber Danke“, murmelte Hotaru gegen seine Brust, an die er sein Gesicht schmiegte. „Pass du auf Kou auf, ja?“

„Shiro und ich haben erst noch einen Termin in Ginza. Kou weiß Bescheid und wird beschäftigt genug sein, seinen Bodyguard nicht zu vermissen“, informierte der Blonde ihn. „Lass Kazuki nicht warten.“

„Jawohl, Boss.“ Der Rothaarige streckte sich, stahl sich einen Kuss von ihm, schnappte sich seine Tasche und machte sich dann auf den Weg in Kazukis Büro, um einiges entspannter, als er es wenige Minuten zuvor gewesen war.

 

Die Kobun im Vorraum sprangen erschrocken von ihren Plätzen, als Hotaru hineinstapfte und verbeugten sich aus Reflex so tief, wie sie es sonst vor Tetsuo taten.

„Guten Morgen, Taniguchi-san!“ begrüßten die fünf jungen Männer ihn ihm Chor, bevor sie sich verwirrt ansahen.

Hotaru ließ sich seine eigene Verwirrung nicht anmerken, es war noch nicht vorgekommen, dass sie ihn so korrekt und höflich begrüßt hatten. Er grinste kurz in sich hinein, dass er offenbar Eindruck bei den jungen Phönixen hinterlassen hatte, gefiel ihm. Ein knappes Nicken in die Richtung der Kobun, dann setzte er seinen Weg in Kazukis Büro fort. Sein Boss saß halb auf der Ecke seines Schreibtischs, das Handy in der Hand, welches er in die Innentasche seines dunkelroten Jacketts gleiten ließ, sobald Hotaru die Tür hinter sich geschlossen hatte.

„Guten Morgen, Boss“, begrüßte Hotaru ihn mit einer Verbeugung, sich an das Protokoll zu halten, half ihm, seine Gedanken zu ordnen.

„Guten Morgen, Hotaru. Wir haben noch ein paar Minuten, bevor wir los müssen“, entgegnete Kazuki mit einem kleinen Schmunzeln auf den schmalen Lippen. „Möchtest du noch einen Tee?“

„Nein, Danke. Wenn ich jetzt Tee trinke, werde ich nur noch nervöser“, antwortete der Rothaarige ehrlich. Er ließ die olivgrünen Augen durch den Raum wandern, der aussah wie immer, ordentlich und schlicht, ohne das kleinste Staubkorn irgendwo. „Ist dein Gepäck noch drüben?“

„Das hat ein Kobun vorhin ins Auto gebracht. Du bist heute mein Assistent und mein Bodyguard, nicht mein Gepäckträger.“

Kazuki richtete sich auf und strich das Jackett glatt, bevor er es zuknöpfte, zweireihig, mit Knöpfen aus dunklem Perlmutt, wie Hotaru mit Bewunderung feststellte, das cremefarbene Hemd mit kleinem Stehkragen, das er darunter trug, war aus sanft schimmernder Seide, die einen Kontrast zum matten Burgunderrot des Anzugs bildete. Die schwarzen Lederschuhe waren auf Hochglanz poliert. Der Ältere strahlte eine fast hypnotisierende Ruhe aus, es war nichts Besonderes für ihn, ins Anwesen zu fahren und Hideyoshi zu treffen, er sah seinen Schwiegervater mindestens einmal in der Woche, so dass es für ihn keinen Grund gab, nervös zu sein.

Hotaru atmete geräuschvoll aus, als er merkte, dass er die Luft angehalten hatte, so dass Kazuki ihn fragend ansah, woraufhin der Rothaarige nur sacht den Kopf schüttelte.

„Es ist nichts. Ich bin nur ein wenig nervös, das gibt sich“, erklärte er betont ruhig, zog sein eigenes Handy aus der Innentasche seines schwarzen Jacketts, um sich kurz den Zeitplan für den Tag einzuprägen. „Der Lexus ist vollgetankt und aufgeladen, wir können los, wenn du soweit bist, Boss.“

„Einen Moment noch“, gab Kazuki zurück, stellte sich dicht vor ihn und hob beide Hände, um Hotarus Krawatte mit schimmerndem schwarz-roten Streifenmuster zu richten und die silberne Kragenkette ordentlich darüberzulegen.

Mit einem anerkennenden Nicken segnete er den Rest von Hotarus Erscheinung ab, dessen Weste dasselbe Muster wie die Krawatte hatte, das weiße Hemd darunter wies keine Falte auf, ebenso wenig der maßgeschneiderte schwarze Anzug. Die von Shion am Vortag frisch gefärbten, dunkelroten Haare hatte er mit Pomade zurückgekämmt und am Hinterkopf zu einem kurzen Zopf gefasst, so dass der wenige Millimeter kurze Undercut sein schmales Gesicht betonte.

„Nicht, dass du Tetsuo noch die Show stiehlst, wenn du so gut aussiehst, Hotaru“, scherzte der Dunkelhaarige, nachdem er ihn ausgiebig betrachtet hatte.

Hotaru verzog die Lippen zu einem schiefen Grinsen. „Tetsuo hat seinen eigenen Stil, der ihm sehr gut steht. Das würde einfach nicht zu ihm passen, wenn er so aufträgt wie ich.“

„Auch wieder wahr. Er würde sich wahrscheinlich auch den ganzen Tag beschweren, dass ihn irgendetwas stört oder er sich fühlt wie ein herausgeputzter Pfau.“

„Und wie er das würde“, stimmte Hotaru ihm zu und lachte leise bei der Vorstellung, Tetsuo in einen seiner Anzüge inklusive aller Accessoires zu stecken. „Können wir los?“

Kazuki nickte, legte den Schlüssel für den dunkelgrauen Lexus in seine Hand und ging voran, um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln.

 

Hotaru schnaubte leise, als sie vor dem Tor des Anwesens warten mussten, bis es geöffnet worden war, obwohl sie pünktlich auf die Minute angekommen waren. Wenn er den Oyabun gefahren hatte, war das kein einziges Mal vorgekommen, dass die wachhabenden Kobun am Tor den Waka warten ließen, fand er unmöglich. Ein kurzer Blick in den Rückspiegel verriet ihm, dass Kazuki ebenso wenig erfreut darüber war, eine kleine, kaum sichtbare Falte hatte sich zwischen seinen Augenbrauen gebildet, die dunkelbraunen Augen erwiderten seinen Blick ernst. Das elektrische Tor schob sich geräuschlos zur Seite und Hotaru fuhr den Lexus hindurch, sobald es weit genug offen war, dass er ohne Schäden hindurchpasste. Er hörte den Kies unter den Reifen knirschen, als er eine halbe Runde durch den Hof drehte und den Wagen direkt vor dem Eingang zum Haupthaus zum Stillstand brachte. Es gab Parkplätze am Rand des Hofs, mindestens einer war für den Waka vorgesehen, aber Hotaru dachte nicht im Traum daran, Kazuki weiter laufen zu lassen als nötig. Er schob sich die dunkle, verspiegelte Sonnenbrille auf die Nase, die bis zu diesem Zeitpunkt in der Brusttasche seines Jacketts gesteckt hatte, stieg beherrscht aus und lief zielstrebig um das Auto herum, um Kazuki die hintere Tür zu öffnen, damit er aussteigen konnte. Sie hatten nicht darüber gesprochen, wie sehr sie sich an die Etikette halten wollten und Hotaru wusste, dass Tetsuo sich oft genug nicht daran hielt, doch sie waren sich auch ohne Worte darüber einig, dass es nur von Vorteil war, wenn jeder Handgriff und jede Bewegung des Rothaarigen saß, wie er es über die vergangenen Jahre in Hideyoshis Diensten gelernt hatte.

Die Wachen am Eingang verbeugten sich tief, bevor Kazuki überhaupt ausgestiegen war. Sie grüßten ihn mit einem höflichen „Guten Morgen, Waka!“ und behielten die Position bei, bis der Dunkelhaarige an ihnen vorbei nach drinnen gegangen war. Hotaru hielt sich dicht hinter ihm, seinen Drang, ihre Schuhe ordentlich ins Regal im geräumigen Eingangsbereich zu räumen, unterdrückte er nur mühsam. Es war nicht sein Job, dafür gab es andere, ebenso für die Aufgabe, den Lexus auf seinen Parkplatz zu fahren und ihr Gepäck in Sayuris Wohnung zu bringen, weshalb er den Schlüssel in der Schale neben ihren Schuhen liegen ließ.

Die Blicke der Clanmitglieder, die ihnen auf dem Weg zu Hideyoshis Räumlichkeiten begegneten, entgingen ihm nicht. Nicht wenige sahen ihm staunend nach, sobald die Höflichkeit es zuließ, das leise Raunen drang an seine gepiercten Ohren, die jedes noch so kleine Geräusch auffingen, um Kazuki den Rücken freizuhalten. Sie waren sichtlich überrascht, Hotaru im Anwesen zu sehen, es hatte die Runde gemacht, dass Hideyoshi ihn rausgeworfen hatte, auch wenn niemand wusste, weshalb. Er konnte sich denken, wie sehr die Gerüchteküche in den vergangenen Monaten gebrodelt hatte, dass er jetzt mit dem Waka im Anwesen auftauchte, als Tetsuos Vertretung, verwirrte die kleingeistigen Kobun und Shatei. Während er Kazuki durch den langen Flur folgte, straffte Hotaru seine Schultern noch etwas mehr, um ihnen allen zu zeigen, dass es sein gutes Recht war, dort zu sein, weil er dem Waka bewiesen hatte, dass er fähig war, ihn zu begleiten und ihn zu beschützen.

Vor der mit aufwändig bemalter Seide bespannten Zwischentür zu Hideyoshis Privaträumen blieb Kazuki stehen, öffnete sein Jackett und zog Tantō und Pistole aus dem Holster, das er immer darunter trug, sobald er das Haus verließ, um beides auf den lackierten Tisch neben dem wachhabenden Kobun zu legen. Er bückte sich, um ein kleines Messer aus einem Gurt um seinen rechten Knöchel zu ziehen, dann sah er kurz zu Hotaru, der sein Tantō von seinem Gürtel löste, wo es unter seinem Jackett verborgen gewesen war. Aus seiner Hosentasche zog der Rothaarige einen metallenen Zylinder, der auf Knopfdruck zu einem etwa einen Meter langen Kampfstab ausfuhr, was die umstehenden Kobun kurz zusammenzucken ließ. Da Hotaru wusste, wie neugierig und unvorsichtig einige der Kobun sein konnten, wollte er seine handliche Waffe nicht verriegelt in ihrer Obhut lassen, bevor sich noch jemand verletzte. Er lehnte den Stab neben dem Tisch an die Wand, nachdem er sein Tantō neben das von Kazuki gelegt hatte und nickte dem Älteren knapp zu.

Die Räumlichkeiten hinter der Zwischentür weckten eine wehmütige Nostalgie in Hotaru, die er tief in sich vergrub, damit seine Konzentration nicht nachließ. Es roch so, wie er es in Erinnerung hatte, ein angenehmer Geruch nach Holzwachs, altem Papier und Yuzu. Der feine Duft von Rosen kitzelte seine Nase, als sie vor Hideyoshis privatem Arbeitszimmer ankamen, im Garten vor der Veranda, deren Tür höchstwahrscheinlich offen stand, befanden sich mehrere Rosenbüsche, deren Duft vom leichten Luftzug ins Haus getragen wurde.

Kazuki klopfte sacht an den Rahmen der dünnen Papiertür, dann schob er sie auf und verneigte sich knapp, Hotaru bedeutete er mit einer Geste, ihm in den Raum zu folgen, in dem Isamu und Daichi in ihrer Funktion als Hideyoshis Berater schon an ihren Plätzen saßen. Der Rothaarige hielt den Blick auf den Boden vor sich gerichtet, begrüßte die Anwesenden mit einer tiefen Verbeugung, bevor er neben Isamus Sekretär auf dem Fußboden an der Wand Platz nahm. Es war eine offizielle Besprechung der Clanführung, wenn auch in den Privaträumen des Oyabun, so dass Hotaru nichts anderes übrig blieb, als seine Aufgabe als Kazukis Assistent zu erfüllen, Notizen zu machen und ihm die von Tetsuo vorbereiteten Unterlagen zu reichen, wenn er sie verlangte. Nachdem sie zwei Stunden über Organisatorisches gesprochen hatten, informierte Kazuki die älteren Männer über den Stand ihrer Ermittlungen zu Itsukis Hintermännern, an denen Hotaru nicht weniger als Tetsuo beteiligt war, was er zur Freude des Rothaarigen in seinem Bericht erwähnte.

„Sakamoto fragte mich am Montag nach der Aufstellung der geheimen Konten der Clanführung und ihrer Familien. Die befindet sich nicht in den Unterlagen, die wir von Isamu im Mai bekommen haben, gibt es dafür eine Erklärung, Oyaji?“ fragte Kazuki Hideyoshi, der seinem Bericht schweigend gelauscht hatte.

„Weil Isamu diese Liste nicht hat, Kazuki“, antwortete der ältere Mann ruhig, führte seinen lackierten Teebecher mit beiden Händen an den Mund und trank einen kleinen Schluck, bevor er weitersprach. „Vermutest du finanzielle Verbindungen zur Clanführung, wenn du danach fragst?“

„Ich vermute es nicht, ich möchte allen Richtungen nachgehen. Es widerstrebt mir nicht weniger als euch, überhaupt daran zu denken, dass jemand aus dem inneren Kreis daran beteiligt war, dennoch hatte Itsuki in seiner Funktion als dein Rechtsberater und Sayuris Assistent genug Kontakte zu unseren Familien, dass wir das nicht einfach übergehen können“, erklärte der dunkelhaarige Waka ernst.

„Du verlangst eine Offenlegung unserer privaten Konten, Kazuki? Was erhoffst du dir dadurch? Willst du jeder Transaktion nachgehen wie die Polizei? Du allein oder wie viele deiner treuen Phönixe?“ hakte Daichi nach, er von der Forderung alles andere als begeistert. Der kurze Blick, den er Hotaru zuwarf, fiel kaum auf, dennoch spannte der Rothaarige den Kiefer an und fixierte einen Punkt auf dem Fußboden vor sich.

„Meine Phönixe sind mir und dem Clan treu ergeben, keiner von ihnen würde die Informationen ausnutzen, zumal die meisten von ihnen nicht ein Stück davon zu sehen bekommen werden. Kannst du das von deinem Familienclan ebenso behaupten, Daichi?“ entgegnete Kazuki kühl. „Es ist mir egal, wie viel deine Frau für ihre Schönheitsoperationen ausgibt, es geht mir einzig und allein um Verbindungen zu Itsuki und den Verrätern, die wir in Kabukichō ausfindig gemacht haben.“

Hideyoshi unterbrach den aufgebrachten Konter seines jüngeren Bruders mit einer knappen Handbewegung und sah seinen Nachfolger ernst an.

„Als Waka hast du jedes Recht, danach zu fragen und Einsicht zu erhalten, wie ich sie habe. Verzeih mir, dass mir das selbst entfallen ist, es ist nicht so, dass ich die Liste regelmäßig kontrolliere oder meiner Familie auf die Finger schaue, was sie mit ihrem Geld macht“, sagte er ruhig. „Bis heute Abend hast du sie, Kazuki. Reicht dir das?“

„Selbstverständlich, Oyaji. Vielen Dank.“ Kazuki neigte leicht den Kopf in seine Richtung.

Daichi schnaubte ärgerlich und schob einige Papierstapel zusammen. „Gibt es sonst noch etwas zu besprechen?“

„Ich denke nicht.“ Isamu warf einen Blick in sein Notizbuch und schüttelte den Kopf. „Beenden wir die Besprechung für heute, sollte sich noch etwas ergeben, schickt mein Assistent euch einen Termin.“

Hideyoshi entließ seine Berater mit einem Nicken. Sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatten und außer Kazuki und Hotaru niemand mehr im Raum war, lehnte er sich mit einem angestrengten Seufzen an die Rückenlehne seines Zaisu, die Beine streckte er vor sich aus.

„Sieh es Daichi nach, dass er so aufgebracht ist, er hat sich noch nie gerne in die Karten sehen lassen“, erklärte er mit einem schiefen Lächeln.

„Das tut niemand von uns, aber er wäre nicht er, wenn er sich nicht einmal pro Besprechung über irgendetwas aufregen würde, Oyaji“, entgegnete Kazuki schmunzelnd. Er stand auf, um zwei Teebecher von einem Regal zu holen und sie zu füllen, einen gab er Hotaru, mit dem anderen setzte er sich wieder auf den Fußboden zu Hideyoshi. „Möchtest du auch noch etwas Tee?“

„Fürs Erste nicht.“ Hideyoshi sah zu Hotaru, der sein Bestes gab, so unsichtbar wie möglich zu sein. „Würdest du uns für einen Moment allein lassen, Hotaru? Ich muss etwas Persönliches mit Kazuki besprechen. Den Tee kannst du mitnehmen, warte solange auf der Veranda.“

Der Rothaarige zuckte leicht zusammen, da er nicht damit gerechnet hatte, dass Hideyoshi ihn direkt ansprechen würde und dann noch mit seinem Vornamen, wo er bei ihrer letzten Begegnung mehr als distanziert gewesen war. Er hielt den Teebecher krampfhaft mit einer Hand fest, während er mit der anderen seine Unterlagen zusammenschob und in seine Tasche stopfte, um sie mit nach draußen zu nehmen.

„Selbstverständlich, Oyabun. Soll ich die Tür hinter mir schließen?“ fragte er höflich, auch wenn es ihm vorkam, als würde jemand völlig anderes diese Worte sagen.

„Lass sie offen. Ich vertraue auf deine Diskretion, dass du unser Gespräch nicht unnötig belauschst“, antwortete der ältere Mann ruhig.

„In Ordnung. Ich... bin dann draußen.“

Hotaru trug Teebecher und Tasche nach draußen, wo er am Rand der Veranda stehenblieb, mit dem Rücken zur geöffneten Tür.

 

Auf der Veranda war der Duft der Rosen noch intensiver als im Zimmer, er ließ den Blick schweifen und beobachtete eine Biene dabei, wie sie von Blüte zu Blüte flog und leise summte. Der Tee in schmeckte frisch, ganz so wie Hideyoshi es mochte und er genoss es, den Becher mit kleinen Schlucken zu leeren, um länger etwas davon zu haben. Kazuki und Hideyoshi unterhielten sich ruhig, Hotaru hätte ihnen zuhören können, schließlich war er nur wenige Meter von ihnen entfernt, er hatte jedoch in den vergangenen Jahren gelernt, wegzuhören, wenn ihn ein Gespräch nichts anging.

An einen Pfosten des Verandadachs gelehnt, ließ er die Ruhe von Hideyoshis Garten auf sich wirken, die Stimmen hinter ihm ein eintöniges Rauschen. So oft wie er sich in den vergangenen Tagen in klimatisierten Räumen aufgehalten hatte, empfand er die sommerliche Wärme als unangenehm, je länger er dort stand und wartete, bis die beiden ihr Gespräch beendet hatten. Es wehte zwar eine leichte Brise, trotzdem wünschte Hotaru sich ein Eis und ein kühles Getränk, um der Hitze entgegenzuwirken.

Er sah auf, als Kazuki neben ihn trat, einen angespannten Ausdruck im Gesicht.

„Seid ihr fertig?“ fragte Hotaru, ein Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, dass es schon weit nach Mittag war und die beiden fast zwei Stunden geredet hatten.

„Fürs Erste“, antwortete Kazuki knapp, dann seufzte er leise und rieb sich die Nasenwurzel, eine Angewohnheit von ihm, wenn er angespannt war oder Kopfschmerzen hatte. „Hideyoshi möchte dich sprechen, allein. Ich hole mir in der Küche etwas zu trinken und einen Imbiss, warte dann aber hier auf dich.“

Der Rothaarige runzelte die Stirn und sah ihn ernst an. „Hide... Der Oyabun hatte seit dem Beginn der Besprechung heute Früh keine Pause, ist das wirklich in Ordnung? Ich meine... wir sind ja länger da und...“

„Während unserem Gespräch hat er etwas gegessen und getrunken, es waren keine komplizierten Angelegenheiten, nur private Dinge“, unterbrach der Ältere ihn schmunzelnd, auch wenn das Lächeln seine Augen nicht erreichte. „Wir haben auch nichts Neues besprochen, nur einiges konkretisiert, worüber wir uns vor Längerem schon einmal unterhalten haben. Er wünscht, dich zu sehen, jetzt, nicht später, Hotaru. Lass ihn nicht warten.“

Hotaru zögerte, sein Blick wanderte von Kazuki zu Hideyoshis Arbeitszimmer hinter ihnen, wo der große Bonsai den Blick auf den halben Raum versperrte.

„Selbstverständlich, Boss“, sagte er schließlich, richtete seine Krawatte und ging mitsamt Teebecher und Aktentasche hinein.

 

Er blieb kurz stehen, da Kazuki die Tür hinter ihm schloss und es plötzlich sehr viel dämmriger im Raum war, so dass seine Augen sich erst daran gewöhnen mussten, bevor er um den Bonsai herumging und sich höflich vor Hideyoshi verbeugte, der bequem auf dem Fußboden saß.

„Ihr wolltet mich sprechen, Oyabun?“ fragte Hotaru zögerlich, als würde er seiner eigenen Stimme nicht trauen.

Hideyoshi wies mit einer dünnen Hand auf die auf dem Boden verteilten Sitzkissen. „Setz dich, Hotaru.“

Der Rothaarige folgte der Aufforderung und kniete sich auf das Kissen, das am weitesten von ihm entfernt war, Tasche und Becher stellte er neben sich ab, bevor er die Hände auf den Oberschenkeln ablegte. Die von ihm gewählte Position ließ Hideyoshi fragend eine Augenbraue heben, dann neigte er leicht den Kopf und strich sich die silbergrauen Haare aus dem Gesicht, die sich aus seiner Frisur gelöst hatten.

„Das habe ich wohl verdient“, sprach er leise, mit einem Hauch Zynismus in der Stimme.

Hotaru spannte den Kiefer an, er sah Hideyoshi nicht an, sondern fixierte einen Punkt an der Wand hinter ihm. Es war ihm nicht entgangen, wie sehr der Oyabun in den vergangenen drei Monaten abgebaut hatte, der für fünf Jahre sein Lehrer und Gefährte gewesen war. Es war nicht so schlimm, wie er sich in seinen Alpträumen ausgemalt hatte, er hielt sich nach wie vor aufrecht, mit wachem Blick, auch wenn der dunkelblaue Kimono etwas zu weit für seine schmal gewordenen Schultern war und seine sonst so kräftigen Hände aussahen, wie die eines Greises, das Weiß seiner Augäpfel hatte einen leichten Gelbstich, den er noch nicht kannte. Hotaru wusste von Hideyoshis Krankheit, Bauchspeicheldrüsenkrebs, schließlich hatte er ihn zu seinen Arztterminen begleitet, als noch nicht klar war, wie weit fortgeschritten die Erkrankung war.

Ein Rascheln von Kleidung ließ ihn den Kopf senken, Hideyoshi hatte sich vorgebeugt, die Hände flach auf den Boden und den Kopf gesenkt.

„Ich bitte dich um Verzeihung, Hotaru. Ich habe mich nicht angemessen verhalten und dich damit verletzt, das tut mir aufrichtig leid, mein kleiner Lotus...“, sagte er mit Bedauern in der Stimme. „Ich kann verstehen, wenn du deshalb nichts mehr mit mir zu tun haben willst.“

Hotaru rutschte über den Boden, um ihm aufzuhelfen, als er merkte, dass Hideyoshi Schwierigkeiten hatte, sich allein wieder aufzurichten. Der Silberhaarige hatte das Gesicht vor Schmerz verzerrt und legte eine Hand auf seinen Bauch, gab jedoch keinen Laut von sich.

„Hide...! Mach das doch nicht, wenn es dir Schmerzen bereitet“, tadelte der Jüngere ihn leise, zog ein sauberes Stofftaschentuch aus seiner Hosentasche und tupfte ihm damit den Schweiß von der Stirn.

„Das ist nichts... Gegen den Schmerz, den ich dir bereitet habe... uns beiden“, entgegnete Hideyoshi angestrengt. „Ich habe mich schäbig verhalten. In der Absicht, dich zu beschützen und den Übergang für alle einfacher zu machen, habe ich vorschnell und unüberlegt gehandelt. Es war... unehrenhaft von mir, euch alle so vor den Kopf zu stoßen, dich im Besonderen.“

„Du hättest es mir erklären können... An dem Tag, an dem du mir befohlen hast, meine Sachen zu packen. Du hast es einfach so entschieden, ohne mich einzubeziehen, dabei hast du mir beigebracht, dass unsere Verbindung nur einseitig gelöst werden kann, wenn einer von uns stirbt“, sagte Hotaru leise, seine Finger verkrampften sich im dünnen Stoff von Hideyoshis Ärmel, da er ihn immer noch stützte. „Ich weiß, es ist völlig veraltet, aber wir hatten uns darauf geeinigt und du... du hast mich einfach so weggeworfen, Hide...“

„Wärst du gegangen, wenn ich es dir erklärt hätte? Dass ich dich in Sicherheit wissen wollte, bei Kazuki und seinen Phönixen, bevor ich sterbe, damit du nicht unter die Räder gerätst, sollte es zu Problemen kommen?“ fragte Hideyoshi matt. „Hayashi hat seinen Clan verraten, seinen Waka angegriffen, ihn lebensbedrohlich verletzt und meine Tochter in Gefahr gebracht, um sein Ego durchzusetzen. Ich habe es nicht gemerkt und es gibt genügend andere, die in Kazuki nur einen Emporkömmling sehen, seit ich ihn in den Clan aufgenommen habe. Ich weiß, wie viele hier im Anwesen über dich denken, sie trauen dir nicht, obwohl du zu meinem Haushalt gehört hast. Ich konnte nicht zulassen, dass dir etwas zustößt, Hotaru...“ Er griff nach seinem Glas und trank einen Schluck Wasser, die Anstrengung war ihm anzusehen.

„Nein, ich wäre nicht gegangen“, antwortete der Rothaarige ernst. „Ich habe dir geschworen, bis zum Ende bei dir zu bleiben, ganz egal, wie oder wann das passiert. Ich... Ich hätte dich gepflegt und...“ Er wischte sich ärgerlich mit dem Ärmel über die Augen, aus denen Tränen quollen. „Und ich hätte mich schon durchgesetzt, ich bin Hisho der Miyamoto-kai, kein Polizist mehr oder was auch immer sie in mir sehen...“

„Verstehst du, weshalb ich so entscheiden musste?“ Der ältere Mann legte sanft eine Hand auf seine Wange und fing die Tränen mit dem Daumen auf. „Du gehörst zu den wichtigsten Menschen in meinem Leben, Hotaru. Es wäre unverantwortlich von mir, dich einfach so den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen.“

„Ich verstehe den Grund, aber nicht deine Umsetzung...“ gab Hotaru zurück, die Lippen geschürzt, schmiegte sich jedoch leicht an seine Hand. „Das passt nicht zu dir.“

Hideyoshi schmunzelte leicht über sein trotziges Gesicht. „Liebe macht Menschen zu den größten Dummköpfen. Ich bereue die Entscheidung jedoch nicht. Sag, mein kleiner Lotus, würdest du es ändern wollen? Oder bist du zufrieden damit, wie es jetzt ist?“

Der Rothaarige schlug die Augen nieder, er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg und dass Hideyoshi ihn so eindringlich ansah, machte es nicht besser. Er wusste nicht, was die richtige Antwort war, ob es überhaupt eine richtige Antwort gab, weshalb er an seiner Unterlippe nagte und zögerte, etwas zu sagen.

„Es gibt keine richtige oder falsche Antwort darauf, Hotaru. Sei einfach ehrlich“, beantwortete der Ältere die kreisenden Gedanken in seinem Kopf.

„Ich... Uff... Stell mir doch nicht solche Fragen, wenn ich sauer auf dich bin...“ meckerte er, bevor sich ein Lächeln auf seine Lippen schlich. „Ich wünsche mir schon, es wäre anders abgelaufen, besser, aber das können wir nicht mehr ändern. Vielleicht war es auch gut so, wer weiß, ob es so gekommen wäre, wie es jetzt ist... Ich will damit nicht sagen, dass ich es überwunden habe, aber es tut nicht mehr so weh wie anfangs.“ Er strich eine Falte in Hideyoshis Ärmel glatt. „Ich denke, ich bin zufrieden, sehr sogar...“

„Das freut mich zu hören. Verzeihst du mir altem Dummkopf?“

„Mhm... Schon längst geschehen.“ Hotaru legte vorsichtig die Arme um ihn und schmiegte sich an seine Schulter. „Du liebst mich also?“

„Sehr, jedoch anders, als du einen gewissen blonden Sturkopf und zukünftigen Waka“, entgegnete Hideyoshi lächelnd, er strich ihm sanft über den Hinterkopf und lehnte die Wange an seine Schläfe.

Hotaru lief rot an und quiekte ertappt, was dem Älteren ein leises Lachen entlockte.

„Du... weißt davon?“ fragte er überrascht.

„Ich weiß fast alles, was hier vor sich geht. Sieh es Kazuki nach, er musste mir erklären, weshalb Tetsuo mich zu gern mit Blicken töten wollte und er hat mir berichtet, wie du dich in Asakusa schlägst. Nachdem Sayuri und er mir die Hölle heiß gemacht haben, weil ich dich so schlecht behandelt habe...“ erklärte Hideyoshi zerknirscht.

„Oh Gott...“ Hotaru drückte das Gesicht an seinen Ärmel.

„Kazuki hat mir ebenfalls von euren Startschwierigkeiten erzählt und wie wichtig du für seine Familie in Asakusa geworden bist. Er schätzt dich sehr, sonst hätte er dich heute nicht mitgebracht, er vertraut niemandem einfach so sein Leben an. Wie ernst ist das zwischen dir und Tetsuo?“

Der Rothaarige schnaubte leise, drehte den Kopf und sah ihn von unten an, ein seliges Lächeln auf den Lippen. „Sehr. Ich bin sehr glücklich mit ihm und er ist es auch, soweit ich es weiß. Versteh mich nicht falsch, ich schätze unsere Verbindung sehr und alles, was wir bisher geteilt haben, aber bei Tetsuo fühle ich mich... hmm... vollständig. Ich kann bei ihm so sein, wie ich bin, mit allen Macken und komischen Angewohnheiten, die ich hier nicht unbedingt so ausleben konnte. Nicht, dass ich es hier vermisst hätte, es ist nur... anders.“

„Mir ist bewusst, dass meine Lebensweise und die strikten Regeln des Clans nicht unbedingt förderlich sind für individuelle Entfaltung. Wären wir Insekten, wären wir langweilige braune Motten und du ein bunter Schmetterling in einem Glas, der endlich in Freiheit ist, mein kleiner Lotus. Man sieht es dir an, dass du dich wohlfühlst.“ Hideyoshi hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Zu wissen, dass du glücklich bist, auch wenn ich dich verletzt habe, lässt mich sehr viel leichter meinen Frieden mit diesem Leben machen.“

„Hide... Wie schlimm ist es wirklich?“ fragte Hotaru besorgt, woraufhin der Ältere die Stirn runzelte.

„Schlimmer, als die Ärzte anfangs vermutet haben. Du weißt, dass im Gespräch war, den Tumor operativ zu entfernen, bei einer weiteren Untersuchung im Mai stellte es sich heraus, dass das nicht möglich ist, so dass... sich die anfängliche Prognose von einem bis maximal fünf Jahren Überlebenswahrscheinlichkeit auf wenige Monate reduziert hat...“ Er strich mit dem Zeigefinger über die Piercings in Hotarus rechtem Ohr. „Sieh mich nicht so an, Hotaru. Sayuri hat auf mich eingeredet, dass ich es mit der Chemotherapie versuche, ganz so einfach gebe ich nicht auf. Ich kann auch nicht gehen, solange gewisse Probleme nicht geklärt sind... Ich mache es Kazuki schon schwer genug.“

„Was meinst du damit? Ich weiß erst seit gestern, wie wichtig du für ihn bist, aber...“ Hotaru setzte sich aufrecht hin, nahm seine Hände und streichelte sie sanft, als er merkte, wie sie zu zittern anfingen.

„Ich werde mich nicht von dieser Krankheit schlagen und im Schlaf holen lassen...“ antwortete Hideyoshi ernst. „Keiner meiner Vorgänger ist im Krankenbett gestorben, sie fielen im Kampf oder... durch ihre eigene Klinge, um ihre Ehre zu beweisen. Der Krebs ist mein Gegner und bevor er mich holt, nehme ich es lieber selbst in die Hand. Für das korrekte Prozedere benötige ich einen Sekundanten...“

„Kazuki?“ hakte Hotaru tonlos nach, er versuchte, die blanke Panik über die Vorstellung, dass Hideyoshi seinen eigenen Tod plante, zu unterdrücken, ganz gelang es ihm jedoch nicht.

„Kazuki“, bestätigte der Ältere seine Frage. „Er ist der Einzige, dem ich diese Verantwortung anvertrauen kann... Ich weiß, dass es viel verlangt ist, jedoch wird er als mein Nachfolger mit schlimmeren Problemen zu tun haben, wenn wir diese Demonstration von Ehre und Stärke nicht durchführen.“

„Das ist... furchtbar, Hide. Alles daran... Ich... Ich kann nichts tun, oder...? Es lässt sich nicht verhindern.“ Der Rothaarige schniefte lautstark in sein Taschentuch, mit dem er dann noch versuchte, seine Tränen zu trocknen, die erneut aus seinen Augen quollen.

„Es ist furchtbar und es lässt sich nicht verhindern, sterben werde ich so oder so, ich möchte den Weg nur lieber selbst wählen, statt es dem Schicksal zu überlassen. Du kannst jedoch etwas tun.“

„Was denn?“ schniefte Hotaru.

„Unterstütze ihn. Kazuki braucht jede Unterstützung, die er bekommen kann. Ich weiß nicht, ob und wie er es Yukimura-sensei beibringt, er ist mit unseren Traditionen nicht vertraut und eine sehr sanfte Person, aber irgendwann wird er es ihm sagen müssen. Bis dahin und auch danach ist es eure Aufgabe, deine, Tetsuos und Sayuris, ihm den Halt zu geben, den er für die Erfüllung seiner Aufgaben braucht, als Mitglieder des Clans und als seine Familie. So hart er immer tut, wird er das nicht allein schaffen und das muss er auch nicht“, erklärte Hideyoshi mitfühlend.

„Ich verstehe... Die anderen wissen schon von deinem Plan?“ Hotaru atmete tief durch, um sich zu beruhigen und den Oyabun nicht unnötig mit seiner Trauer zu belasten.

„Ja. Es bedarf einiger Vorbereitung, unterstütze sie dabei, so gut du es kannst.“

„Darf ich... Darf ich dich besuchen? Häufiger? Auch wenn es dir nicht gut geht, bin ich da und wenn wir nur schweigen und... Ich möchte einfach noch etwas Zeit mit dir verbringen, Hide...“

Hideyoshi nickte lächelnd, dann zog er ihn in eine sanfte Umarmung.

„Du darfst mich so oft besuchen, wie du möchtest, mein kleiner Lotus, solange du deine Aufgaben dabei nicht vernachlässigst. Und die, denen du wichtig bist. Nicht, dass Tetsuo mir grollt, weil ich dich zu sehr in Beschlag nehme.“

„Wird er nicht. Und wenn doch, kriegt er Ärger mit mir“, entgegnete Hotaru trotzig. „Danke, Hide, das bedeutet mir viel.“

Hideyoshi entließ Hotaru aus seiner Umarmung, als die Tür zum Arbeitszimmer aufgeschoben wurde und Sayuri den Kopf in den Raum streckte.

„Verzeiht die Störung“, sagte sie überrascht, dann schenkte sie Hotaru ein freundliches Lächeln. „Hallo Hotaru. Ich werfe dich nur ungern raus, aber es ist Zeit für Otoo-sans Medikamente und er braucht etwas Ruhe, die er sich nie gönnt, weil er ein schlimmeres Arbeitstier ist als Kazuki und ich zusammen.“

„Ist es schon so spät?“ Hideyoshi sah erstaunt auf seine Uhr und sah entschuldigend zu dem Rothaarigen, der elegant aufstand und sich Jackett und Hose glattstrich.

„Ich denke, ich habe deine Zeit mehr als genug in Anspruch genommen, Hide. Wir sollten auf Sayuri-nee-san hören, bevor sie noch wütend wird“, antwortete dieser grinsend.

„Immerhin einer, der freiwillig vor meinem Zorn kapituliert. Du bist gut erzogen, Hotaru“, scherzte Sayuri, ging in die Hocke und stapelte das Geschirr auf ein Tablett, das sie auf den Schreibtisch stellte. „Ihr könnt euch das ganze Wochenende noch sehen und austauschen, Otoo-san. So schnell verschwindet Hotaru nicht. Außer er bekommt nichts zu essen, weil ihr nur am Reden seid und er verhungert.“

Hotaru legte sich unweigerlich die Hand auf den leeren Magen, der spürbar dabei war, sich selbst zu verdauen, dann grinste er schief. „Ich komme dich morgen wieder besuchen, Hide. Nimm bitte deine Medikamente und ruhe dich aus, das ist das Wichtigste.“

„Das werde ich.“

Hideyoshi entließ ihn mit einer leichten Neigung des Kopfes, was Hotaru zum Anlass nahm, den Raum durch die Tür zur Veranda zu verlassen, da Kazuki dort auf ihn warten wollte. Bevor er die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte, hörte er Sayuri leise schimpfen, weil Hideyoshis Beine vom langen Sitzen eingeschlafen waren und er nicht aufstehen konnte, um sie in sein Schlafzimmer zu begleiten, bevor sich das Problem gelöst hatte.

Er schob die Tür fest zu und spürte, wie seine mühsam aufrechterhaltene Selbstbeherrschung in sich zusammenfiel und den Tränen Platz machte, von denen er für seinen Geschmack viel zu viele vergoss. Hotaru hatte Kazuki nicht am vereinbarten Platz auf der Veranda stehen sehen, so viel er durch den Tränenschleier überhaupt sehen konnte, lief auf Socken über die Dielen nach links, da sich rechts nur der Garten anschloss und bog wenig später um die Ecke, ohne wirklich darauf zu achten, wo er hinlief.

 

Kazuki hatte es nicht ausgehalten, direkt vor Hideyoshis Arbeitszimmer zu warten, wo er ihr Gespräch hätte mitanhören können, weshalb er die Zeit genutzt hatte, um über die Veranda zu spazieren, immer darauf bedacht, dem Raum nicht zu nahe zu kommen. Er hörte jedoch, wie jemand die Tür zur Veranda öffnete und dann fest wieder schloss, leise Schritte, die sich ihm näherten, eindeutig Hotaru. Kazuki drehte sich in Richtung der Schritte, damit sein Ersatz-Bodyguard ihn nicht schimpfen konnte, dass er zu weit weggelaufen war, obwohl er in Hideyoshis Bereich kaum sicherer hätte sein können, nur um in derselben Sekunde fast von dem Rothaarigen umgerannt zu werden. Damit der Kleinere nicht über seine eigenen Füße stolperte, hielt er ihn fest und drückte ihn an sich, als er bitterlich zu weinen anfing.

„Hey... Ich bin da, Hotaru, alles wird gut...“ raunte er leise, während Hotaru gegen seine Brust schluchzte und seinem Schmerz nachgab.

Chapter Text

Hotaru klammerte sich an Kazukis Jackett fest, das Gesicht drückte er an seine Brust und weinte so herzzerreißend, dass es dem Dunkelhaarigen schwer fiel, nicht selbst feuchte Augen zu bekommen. Was der Kleinere zwischen seinen Schluchzern murmelte, konnte er nicht verstehen, es war auch nicht notwendig, es war offensichtlich, dass er um seinen schwerkranken, ehemaligen Gefährten weinte und um alles, was noch auf ihn zukommen würde. Es dauerte mehrere Minuten, bis Hotaru sich halbwegs beruhigt hatte, der Weinkrampf schüttelte ihn nicht mehr durch, doch als er Kazuki beschämt ansah, quollen die Tränen nach wie vor aus seinen olivgrünen Augen.

„T... Tut mir leid...“ wimmerte er, als ihm bewusst wurde, wie jämmerlich er aussehen musste, ein erwachsener Mann, der sich an der Brust seines Waka ausheulte wie ein Kleinkind.

Kazuki zog ein Taschentuch aus der Innentasche seines Jacketts, schüttelte es auseinander und trocknete damit Hotarus Tränen.

„Es gibt nichts zu entschuldigen, Hotaru“, sagte er sanft.

„Aber...“

„Kein aber. Du darfst trauern und weinen, ich verurteile dich dafür nicht“, unterbrach der Ältere ihn, legte eine Hand auf seinen Kopf und drückte ihn noch einmal. „Wenn du nicht nur für dich weinst, ist das auch in Ordnung. Ich bin nicht gut darin, das zu tun, ich beneide dich dafür, dass du dazu fähig bist.“

„Kazuki... Hide hat angedeutet, was... was er von dir verlangt...“ murmelte Hotaru gegen den feuchten Stoff von Kazukis Hemd.

„Nicht hier. Hier gibt es zu viele Ohren...“ Kazuki schob ihn etwas von sich weg, dann drückte er ihm das mit einem bunten Phönix bestickte Taschentuch in die Hand, damit er sich die Nase putzen konnte. „So gern ich außen rum gehen würde, müssen wir wohl oder übel noch einmal nach drinnen, um unsere Waffen zu holen. Die will ich dort nicht liegen lassen, du auch nicht, oder?“

Hotaru schüttelte den Kopf. Er wollte sich nicht vorstellen, wie aufgequollen er vom vielen Weinen aussah, aber damit würde er wohl leben müssen und damit, was die Clanmitglieder von ihm dachten, denen sie auf dem Weg begegnen würden. Zu seiner Überraschung legte Kazuki einen Arm um seine Schultern, bevor sie losgingen, so dass er dicht neben ihm durch einen leeren Raum und dann über den innenliegenden Flur durch Hideyoshis Wohnung lief. Die wenigen Männer, denen sie begegneten, schauten ihnen zwar nach, doch wagte niemand in Gegenwart des Waka zu tuscheln oder irgendwie das Gesicht zu verziehen. So ernst wie Kazuki schaute, fürchteten sie die schlimmsten Strafen, sollten sie ihn auf irgendeine Weise beleidigen und wenn sie nur falsch atmeten.

Hotaru spürte an Kazukis verkrampften Fingern um seinen Oberarm, dass er die kühle, ernste Fassade nur aufgesetzt hatte, damit ihm niemand vorwerfen konnte, schwach zu sein. Er ließ ihn erst los, als sie vor Hideyoshis Arbeitszimmer angekommen waren und ihre zuvor abgelegten Waffen wieder an sich nahmen. Kazuki verstaute die Gegenstände gewissenhaft an ihrem Platz, es hatte etwas meditatives, wie er mit ruhigen Handgriffen prüfte, ob alles richtig saß, während Hotaru sich abmühte, seinen Kampfstab wieder zusammenzuschieben, um ihn dann an seinen Gürtel zu hängen.

 

Der Weg durch das Anwesen zu Sayuris Wohnung war Hotaru noch nie so lang vorgekommen, auch wenn sie niemand unterwegs aufhielt, fühlte es sich an wie eine Ewigkeit, bis Harukas Bodyguard Takuya sie am Eingang des Nebengebäudes begrüßte und einließ.

„Sayuri-nee-sama hat mir aufgetragen, Euch mitzuteilen, dass Essen im Kühlschrank steht, da Ihr nach der langen Besprechung sicher hungrig seid, Waka“, informierte Takuya sie höflich.

„Danke, Takuya. Zeige Taniguchi das Gästezimmer und das Bad, während ich mich frisch mache. Wir treffen uns dann im Wohnzimmer“, wies Kazuki Takuya und Hotaru an, bevor er die beiden allein ließ.

In seinem Schlafzimmer angekommen, warf er das Jackett aufs Bett und öffnete hastig die Knöpfe seines Hemds, um es ebenfalls auszuziehen. Der Stehkragen engte ihn ein, dass es von Hotarus Tränen feucht war, störte ihn tatsächlich weniger. Er zog sich bis auf die Unterhose aus, ging kurz ins danebenliegende Bad und wusch sich den Schweiß mit einem feuchten Lappen vom Körper, bevor er zurückging um in einen leichten, dunkelgrauen Yukata zu schlüpfen, der für das heiße Juliwetter sehr viel angenehmer war als ein dreiteiliger Anzug aus Wolle.

Kazuki setzte sich für einen Moment aufs Bett, um einen Blick auf sein Handy zu werfen. Kou hatte ihm ein Foto von seinem Mittagessen geschickt, offenbar hatte Tetsuo ihn und Tōru dafür mit zu Wada genommen, da das zweite Foto die drei zusammen mit Shiro an der langen Theke zeigten, jeder eine Schüssel Ramen vor sich. Er tippte eine kurze Nachricht als Antwort, löschte sie jedoch wieder, bevor er sie abschickte, da ihm nichts passend erschien, zu sehr lastete das Gespräch mit Hideyoshi auf ihm. Stattdessen rief er Kou an.

„Kazu? Hey...“ hörte er die samtige Stimme seines Partners kurz darauf aus dem Lautsprecher, sein Gesicht erschien auf dem Display, nachdem er die Kamera angeschaltet hatte. „Fertig mit den Besprechungen?“

„Ja. Es gab viel zu bereden“, antwortete Kazuki ruhig, Kous Lächeln beruhigte ihn spürbar.

„Ist alles in Ordnung? Du siehst angespannt aus, Liebster“, bemerkte der Jüngere und runzelte besorgt die Stirn. „Muss ich jemanden schimpfen? Hotaru?“

Kazuki lachte leise. „Nein, musst du nicht. Hotaru verhält sich wie immer vorbildlich. Es ist furchtbar heiß hier und die Besprechungen waren... umfangreich.“ Er lehnte sich im Bett auf einen Arm zurück, ohne Kou aus den Augen zu lassen. „Ich vermisse dich jetzt schon. Hast du schon mit Tetsuo besprochen, wann ihr morgen herkommt?"

„Noch nicht. Das machen wir heute Abend. Stell dir vor, er hat mich eingeladen, dass wir einen Film schauen und Eis essen“, erzählte Kou amüsiert. „Vorher müssen Tōru und ich aber noch dieses Kapitel fertig überarbeiten, sonst wird es knapp mit der Deadline.“

„Wir sind auf der letzten Seite, Kou, so lange dauert das auch nicht mehr“, tönte Tōrus Stimme aus dem Hintergrund.

„Sagst du und dann finden wir noch etwas, das nicht perfekt ist und ich muss alles neu machen“, jammerte der Schwarzhaarige übertrieben.

„Du übertreibst. Das ist jetzt schon perfekt, was wir hier machen ist nur Schönheitskorrektur“, gab Tōru zurück und kniff ihn von der Seite in die Wange.

Kazuki hörte ihrer Frotzelei eine Weile zu, es lenkte ihn von seinen eigenen Gedanken ab. Ein leichtes Klopfen an seiner Tür ließ ihn sich aufsetzen und aufschauen.

„Ich habe Taniguchi ins Wohnzimmer gebracht, Waka“, sagte Takuya durch die Tür, ohne sie zu öffnen.

„Ich komme sofort. Danke, Takuya.“ Kazuki fuhr sich mit der Hand durch die Haare, um seine Frisur etwas zu lockern. Der geschäftliche Teil war für den Tag erledigt, also musste er nicht mehr perfekt aussehen. „Kou?“

„Ja, liebster Kazu?“

„Ich muss auflegen, bevor Hotaru verhungert. Wir konnten noch nichts essen, seit wir hier sind.“

„Oh, dann macht das besser. Grüß ihn von mir und sei nett zu ihm, Tetsuo hat mir erzählt, wie nervös er heute Morgen war.“ Kou kniff die bernsteinfarbenen Augen leicht zusammen und sah ihn ernst an.

„Mache ich. Ich liebe dich, Honey. Wir sehen uns morgen, hab viel Spaß heute Abend mit Tetsuo.“

„Ich liebe dich auch, Kazu.“ Der Jüngere sendete ihm zwinkernd einen Handkuss durch die Kamera, bevor er auflegte.

 

Hotaru saß etwas steif am Wohnzimmertisch, der ihnen auch als Esstisch diente, als er den Raum kurz darauf betrat. Er trug immer noch seinen Anzug, hatte die Krawatte jedoch etwas gelockert und ein großes Glas Eistee vor sich.

„Du hast dich umgezogen?“ fragte der Rothaarige erstaunt und schlug kurz die Augen nieder, offenbar hatte er selbst gar nicht daran gedacht, dass er das auch hätte tun können.

„Ja. Mein Hemd war nass.“ Kazuki schmunzelte kurz über seine Reaktion. „Hunger?“

„Ich verhungere... Ich war so nervös, dass ich nichts frühstücken konnte“, antwortete Hotaru leise.

Kazuki holte zwei große Portionen kalte gebratene Nudeln mit Gemüse und Fleisch aus der Küche, mit denen sie ihre leeren Mägen füllten. Hotaru holte sich noch einen Nachschlag und ließ sich nach dem Essen auf den Rücken fallen, um die satte Trägheit auf sich wirken zu lassen. Er warf einen kurzen Blick auf seine Uhr, das gedachte Mittagessen war mittlerweile ein Abendessen, da es schon längst Abend war und er fragte sich für einen Moment, wo die Zeit hin verschwunden war.

„Du kannst dich auch umziehen“, schlug Kazuki vor, nachdem er den Tisch abgeräumt hatte. „Du hattest genügend Kleidung eingepackt, oder?“

„Ja. Was hast du heute noch vor? Kommt Sayuri-nee-san bald zurück?“ Hotaru setzte sich wieder auf und streckte sich kurz.

„Ich hatte nicht unbedingt vor, meinen Abend mit ihr zu verbringen. Hideyoshi hat mir erzählt, du spielst Shōgi?“ Der Dunkelhaarige stützte das Kinn auf eine Hand und sah ihn direkt an.

„Ich war die letzten Jahre sein regelmäßiger Spielpartner, also... ja?“ Hotaru gab den Blick überrascht zurück.

„Dann haben wir das heute noch vor. Mit Tetsuo kann ich es nicht spielen, er ist zu ungeduldig und Kou kann es nicht. Sayuri wird sicher noch Dinge für morgen vorbereiten und dabei kann sie in der Regel niemanden gebrauchen“, antwortete Kazuki bestimmt.

„Bestimmst du schon wieder über andere, Waka?“ fragte Sayuri amüsiert, als sie in den Raum kam. Sie zwinkerte Hotaru zu, beugte sich zu Kazuki herab und küsste ihn auf die Wange. „Habt ihr euch etwas entspannen können? Habt ihr gegessen?“

„Ich kann schlecht mit mir selbst spielen. Gegessen haben wir, Liebes, die Entspannung lässt noch auf sich warten.“ Kazuki sah ihr kurz nach, als sie in die angrenzende Küche ging.

„Dann geht euch entspannen. Ich muss noch aufräumen und Ordnung reinbringen, bevor hier morgen zu viele Leute wieder alles durcheinanderbringen“, entgegnete sie geschäftig. „Draußen.“

„Entschuldigt mich kurz, ich gehe mich frisch machen und umziehen.“ Hotaru sprang auf und flitzte aus dem Raum.

„Sa-chan, sei ehrlich... Nimmt Hideyoshi die Chemo-Medikamente?“ fragte Kazuki, nachdem Hotaru außer Hörweite war.

„Nein. Er verträgt sie nicht.“ Sayuri lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen zur Küche. „Schmerzmittel, CBD gegen die Krämpfe und Übelkeit. Sonst nichts. Sein Arzt war nicht begeistert, aber Otoo-san will keinen Tod auf Raten, wenn es bedeutet, dass es ihm durch die Medikamente nur schlechter geht und das für drei oder vier Monate länger.“

„Ich verstehe... Das hat er mir heute nicht gesagt, Hotaru auch nicht.“ Er strich sich mit der Hand über das Gesicht. „Was ist mit deinem Geburtstag im September?“

„Das sehen wir im September. Ich plane nichts, nichts Großes jedenfalls. Wenn es sich einrichten lässt, fahren wir für das Wochenende nach Nagano, sonst bleiben wir hier. Feiern kann ich auch irgendwann noch, das ist mir gerade nicht wichtig“, antwortete sie bedrückt.

„Kommst du zurecht? Wenn du Hilfe brauchst...“ begann Kazuki.

„Ich habe hier genug Unterstützung, glaub mir. Kaum muss ich Tochter-Dinge erledigen, kommen meine Tanten und Cousinen wieder aus ihren Löchern gekrochen und bieten ihre Unterstützung an, wo sie mich ewig nicht mit dem Arsch angeschaut haben.“ Sie schnaubte ärgerlich, stieß sich von ihrem Platz ab und ging zu ihm, um sich kurzerhand rittlings auf seinen Schoß zu setzen. „Und du? Kommst du zurecht?“

Er verzog das Gesicht und sah zur Seite. „Ich muss. Ich bereite mich vor, gehe zu den Besprechungen, das Organisatorische übernimmt Isamu, Daichi tut, was er immer tut.“

„Meckern?“

„Auch. Mir bleibt nichts anderes übrig, als zu trainieren und mich mental darauf vorzubereiten, meinem Oyaji den Kopf abzuschlagen...“

„Du weißt, dass du das nicht tun musst, Kazuki... Er würde es dir nicht übel nehmen, wenn du ablehnst“, sagte sie mitfühlend.

„Ich tue es für ihn und für den Clan. Was ich dabei fühle ist zweitranging, Sa-chan“, entgegnete Kazuki leise, so überzeugt er davon war, klang es nicht unbedingt so.

Sayuri legte die Arme um seinen Nacken und drückte ihn fest. „Wann erzählst du es Kou?“

„...hinterher? Wir haben zwar ausgemacht, dass ich ihn nicht ausschließe, aber das... das ist zu viel, ich weiß nicht, ob er es versteht.“

Bevor Sayuri ihn für diese Entscheidung kritisieren konnte, kam Hotaru zurück und sie stand auf, ohne noch etwas dazu zu sagen. Sie strich ihrem Mann mit einem Lächeln über den Kopf, dann ging sie wieder in die Küche, um aufzuräumen.

 

Kazuki stand auf, schmunzelte Hotaru anerkennend zu, der einen gestreiften Yukata trug, die strikte Frisur ebenfalls etwas gelockert, nachdem er sich frisch gemacht hatte. Er ging kurz in die Küche, um Wasser, Sake, Becher und Snacks in einen Korb zu räumen, bevor er aus einem Schrank im Wohnzimmer die Kiste mit dem Shōgi-Brett und den dazu passenden Spielsteinen holte, die er Hotaru in die Arme drückte.

„Sayuri wirft uns raus, wir müssen uns wohl draußen einen Platz zum Spielen suchen“, sagte er grinsend. „Reichen dir Wasser und Sake oder möchtest du etwas anderes trinken? Es müsste auch noch Bier da sein.“

„Beides ist vollkommen in Ordnung, Danke.“ Hotaru folgte ihm über die Veranda nach draußen. „Hast du einen Plan, wo wir spielen können, ohne von Mücken gefressen zu werden?“

„Ja und nein. Es gibt einen Ort, aber das mit den Mücken kann ich nicht versprechen, außer jemand hat die Räucherstäbchen aufgefüllt.“

Der Dunkelhaarige stieg die Stufen in den Garten hinab und folgte einem schmalen Weg aus Steinplatten unter den alten Bäumen hindurch in den hinteren Bereich des Gartens, der an das Dōjō grenzte, das zu dieser Uhrzeit verwaist war. Über eine steinerne Brücke überquerten sie den kleinen Bachlauf, der das Grundstück durchzog und sich kurz darauf in einem kleinen Teich sammelte, neben dem eine von Blauregen überwucherte Pergola stand. Die Fläche darunter war nicht groß, auf dem festgetretenen Boden stand ein abgenutzter, stabiler Holztisch unter dem Kazuki zwei Tatami-Sitzkissen hervorzog und je eines auf die gegenüberliegenden Seiten legte. Den Korb mit ihren Getränken und den Snacks stellte er daneben ab, bevor er sich setzte und Hotaru den anderen Platz anbot.

„Hier hinten war ich noch nie...“ bemerkte der Rothaarige staunend. Die dichten Büsche und das Blätterdach des Blauregens dämpften jedes Geräusch, das von außerhalb des Grundstücks zu ihnen dringen könnte.

„Es weiß auch kaum jemand von diesem Ort, dafür liegt er zu weit vom Haupthaus weg“, antwortete Kazuki entspannt und zwinkerte ihm zu. „Ich bin hier gerne, wenn mich niemand finden soll.“

Hotaru hob schmunzelnd die Augenbrauen. „Hast du ihn Kou schon gezeigt? Von hier hinten hört ihn sicher niemand...“

„Noch nicht. Tetsuo kennt den Ort hier auch, solltet ihr etwas Privatsphäre brauchen, wenn er da ist.“ Kazuki kümmerte sich um den Aufbau des Spielbretts und verteilte die Spielsteine.

„Vielleicht komme ich darauf zurück.“ Während Kazuki aufbaute, füllte Hotaru die Becher und nahm einen kleinen Schluck vom Sake, nachdem der Ältere ihm zugeprostet hatte. „Oh, der ist großartig...“

„Ist er. Sayuri hat mehrere Kisten davon gekauft, es ist ihre Lieblingssorte.“

Sie begannen ihr Spiel konzentriert, die Ruhe und die taktischen Überlegungen halfen ihnen, die Anspannung des Tages zu verarbeiten. Kazuki war erstaunt, wie geschickt Hotaru seine Spielsteine setzte, andererseits war Hideyoshi sein Lehrer gewesen und der hatte ihm ebenfalls Shōgi beigebracht, um einen Spielpartner zu haben, der anders tickte als seine Brüder, mit denen er sonst spielte.

„Kazuki, zu meiner Frage von vorhin...“ begann Hotaru leise, während sie über ihren Spielzügen brüteten. „Habe ich es richtig verstanden, dass Hide Seppuku ins Auge gefasst hat? Wenn er dich als Sekundanten braucht...“

„Ja“, war Kazukis knappe Antwort, er hatte die Augen zusammengekniffen, setzte einen Spielstein um und stand dann auf, um die unter der Pergola verteilten Öllampen zu entzünden, damit sie nicht völlig im Dunkeln saßen, sobald die Sonne untergegangen war. Hotaru sah ihn mit einer Mischung aus Besorgnis und Anteilnahme an, kein Mitleid, da er wusste, wie viel Stärke es kostete, die Bitte nicht abzulehnen. Er kannte Kazuki mittlerweile gut genug, dass er nicht überrascht war, dass er seinem Schwiegervater diesen Dienst erweisen würde und dabei nichts dem Zufall überließ.

Der Dunkelhaarige ließ sich wieder auf seinem Platz nieder, trank einen Schluck und sah Hotaru direkt an, bevor er weitersprach: „Verzeih, wenn es mir schwer fällt, darüber zu reden. Ich weiß, was meine Pflicht ist, aber ich versuche, so wenig wie möglich darüber nachzudenken... Allein bei dem Gedanken, das Schwert gegen ihn zu führen, wird mir übel...“ gab er leise zu.

Hotaru nickte schwach. Er wusste in der Theorie, wie das verbotene Suizid-Ritual ablief und der Sekundant – kaishakunin – dafür verantwortlich war, für einen so gut wie schmerzlosen, schnellen Tod zu sorgen und dabei allerhand Regeln zu beachten, immer die Schande im Hinterkopf, die ihn verfolgen würde, sollte er einen Fehler machen.

„Ich weiß, was du denkst. Du denkst daran, was im Hagakure steht und das war auch mein erster Gedanke, als Hideyoshi mich darum gebeten hat“, sagte Kazuki ernst, aber mit einem Hauch Wehmut in der Stimme. „Er sieht es nicht so. Er erklärte mir, dass es für meinen Stand im Clan nur von Vorteil ist, wenn ich ihm diese letzte Ehre erweise, weil er es nur mir zutraut, die Prozedur nach seinen Wünschen durchzuführen. Perfekt, schnell, ehrenvoll und ohne Drama.“

„Das passt zu ihm“, stellte Hotaru fest, es hätte ihn auch gewundert, wenn der Oyabun einmal nicht seinen Kopf durchgesetzt hätte.

„Sag mal... Hast du deine Zigaretten heute Morgen zuhause vergessen oder hältst du dich absichtlich zurück?“ fragte der Dunkelhaarige unvermittelt und wechselte damit das Thema, woraufhin sein Gegenüber ihn mit großen Augen ansah.

„Ich hatte noch keine wirkliche Pause dafür“, antwortete er ehrlich, es wäre ihm nicht im Traum eingefallen, auf der Veranda vor Hideyoshis Arbeitszimmer zu rauchen. „Willst du eine?“

„Das wäre großartig. Der Tag schreit irgendwie danach.“

Kazuki grinste ertappt, als Hotaru die Schachtel aus seinem Ärmel zog, ihm eine Zigarette reichte, und sich über den Tisch beugte, um sie ihm anzuzünden. Er wartete, bis der Ältere sich mit einem erleichterten Seufzen zurücklehnte, bevor er es wagte, sich ebenfalls eine Zigarette anzuzünden – die zweite seit dem Aufstehen.

Hotaru nutzte die Pause, ihre Becher erneut mit Sayuris teurem Sake zu füllen und einen Blick auf sein Handy zu werfen. Tetsuo hatte eine Nachricht in ihre gemeinsame LINE-Gruppe geschickt, dazu ein Foto, auf dem er zusammen mit Kou auf dem Sofa saß, jeder eine große Schüssel Eis mit unterschiedlichen Toppings in der Hand. Kou hatte sich grinsend an die Schulter des Blonden gelehnt, die langen Haare zu einem unordentlichen Knoten auf dem Kopf gebunden, damit sie ihn nicht störten.

 

Tetsuo [19:58]: Feierabend ((ΦωΦ))

Kou [19:59]: Wir plündern deinen Eisvorrat, Arulein, sorry! (/▽\)

 

Kazuki las die Nachrichten auf seinem eigenen Handy und warf seinem Gegenüber einen auffordernden Blick zu. „Wir sollten ihnen auch eins schicken, oder? Zum Ausgleich.“

„Unbedingt.“

Hotaru rutschte um den Tisch herum, die Zigarette zwischen den Lippen und seinen Sakebecher in der Hand, das Fotografieren überließ er Kazuki, da er die längeren Arme hatte. Der Ältere zog ihn ein Stück näher, damit sie beide zusammen mit dem Shōgi-Brett auf das Bild passten und machte mehrere Fotos, damit Hotaru eines auswählen konnte, das sie den beiden schickten.

 

Hotaru [22:03]: Feierabend  (=^-ω-^=)

Hotaru [22:04]: Wenn du mein Eis leer machst, Klopskopf, musst du neues kaufen...!

Tetsuo [22:06]: Kou macht es leer, für den kaufst du ein, Nervensäge.

Kazuki [22:07]: Wann ist die Hochzeit?

Kou [22:08]: o(≧▽≦)o

Tetsuo [22:09]: Plan erstmal deine eigene, Kazuki! ┌∩┐(◣_◢)┌∩┐

 

„Oh mein Gott... Tut mir leid“, murmelte Hotaru mit rotem Kopf und schob das Handy zurück in seinen Gürtel, bevor es noch mehr eskalierte.

„Du entschuldigst dich heute oft, das ist nicht nötig. Tetsuo bekommt seine Abreibung morgen, das lasse ich ihm nicht einfach so durchgehen“, entgegnete Kazuki grinsend. „Es freut mich, dass ihr euch so gut versteht.“

„Hmm... Ja, wäre anfangs kaum denkbar gewesen, was?“ Der Rothaarige erwiderte sein Grinsen, stützte das Kinn auf die Hand und sah ihn an. „Tetsuo ist... großartig.“

„Auf seine Art. Er bedeutet dir viel.“ Eine Feststellung, keine Frage.

„Ja. Ich liebe ihn furchtbar, aber er muss das nicht erwidern, solange er glücklich ist. Bei ihm kann ich so sein, wie ich bin, ich muss mich nicht verstellen und er ist da, wenn es mir nicht gut geht... Umgekehrt bin ich für ihn da“, erzählte Hotaru unerwartet offen, der Alkohol war ihm ein wenig zu Kopf gestiegen, weshalb er einen Schluck Wasser nahm und zögerte, ob er weiterreden sollte.

„Du kannst offen mit mir sprechen, ich verurteile dich sicher nicht dafür, dass du meinen kleinen Bruder liebst, im Gegenteil. Du tust ihm gut und er dir wohl auch“, sagte der Dunkelhaarige ruhig. „Ich kann mir vorstellen, dass Tetsuo sich in deiner Gegenwart ähnlich fühlt wie du in seiner und rein körperlich seit ihr offenbar komplett auf einer Wellenlänge, was?“

„Naja... Schon... Es passt einfach. Ich habe mich ewig nicht so... komplett gefühlt. Verstehst du, was ich meine?“

Kazuki nickte. „Mir geht es mit Kou ähnlich. Nur haben wir uns nicht angeschrien, sondern er hat mich gleich beim ersten Treffen völlig verzaubert.“

„Kou ist wunderbar. Er fühlt sich bei dir so sicher, hat er mir erzählt...“

„Ich weiß, du kannst gut auf dich selbst aufpassen, aber ich bin neugierig... Wieso Tetsuo?“ hakte der Dunkelhaarige nach.

„Hmmm... Weil er da war?“ Hotaru grinste frech. „Ich weiß nicht, ob sich das so einfach benennen lässt, aber er gibt mir etwas, das ich lange vermisst habe. Mit Hide war es wunderbar, aber... es fehlte immer etwas, das Körperliche, die Leidenschaft?“ Er zündete sich noch eine Zigarette an und pustete den Rauch in die Luft. „Auch wenn ich jetzt erfahrener bin, fühle ich mich bei ihm manchmal wie der rollige Teenager, der ich nach meinem Coming Out war, nur ohne die homophoben Eltern und Mitschüler.“

„Du erwähntest letztens deinen Onkel...“ Kazuki ließ ihn nicht aus den Augen, es stimmte, was Kou ihm erzählt hatte, Hotaru wurde redselig, wenn er getrunken hatte. Nicht, dass es sein Ziel gewesen war, um so mehr über ihn und seine Gefühlswelt zu erfahren, aber er freute sich darüber, dass er ihm soweit vertraute, sich ihm zu öffnen.

„Mhm... Wenn meine Eltern nicht da waren, war ich oft bei ihm und meiner Tante, habe auf meine kleine Cousine aufgepasst und er hat mir Nachhilfe gegeben, damit ich es auf die Oberschule schaffe“, erklärte Hotaru ruhig, füllte ihre Becher wieder auf und sah in die klare Flüssigkeit in seinem eigenen. „Ich habe mich bei ihnen wohler gefühlt als bei mir zuhause. Sie waren so herzlich, ich konnte mit jedem Problem zu meinem Onkel kommen, also war er es auch, bei dem ich mein Coming Out zuerst hatte. Ich war gerade vierzehn geworden, überquellend mit Hormonen und wusste nichts. Nichts übers Schwulsein, nichts darüber, was zwei Männer miteinander tun können und er... hat mir Dinge erzählt, gezeigt, Pornos und anderes, weil ich so neugierig war.“

Kazuki hörte ihm aufmerksam zu, er wollte ihn nicht drängen, ihm etwas zu erzählen, das er nicht erzählen wollte, daher zog er sich noch eine Zigarette aus der Schachtel, zündete sie an und wartete darauf, dass er fortfuhr.

„Wie soll ich das sagen... Ich fand ihn so klasse, dass ich mich an ihn rangemacht habe, als ich mehr wollte als nur Bilder und Videos schauen. Er sah gut aus, war intelligent, Dozent an der Uni, ich war so furchtbar verknallt in ihn, dass ich... alles zugelassen habe, was ihm und mir in den Sinn kam“, sprach er leise. „Es hat Jahre gedauert, bis mir bewusst geworden war, dass er mich nach meinem Coming Out manipuliert hat, um seine Bisexualität an mir zu erforschen. Das krude daran ist, dass meine Tante ihm verziehen hat – sie ist eine Schwester meiner Mutter – und sich für ihn nichts geändert hat, nur mich haben sie nach dem Schulabschluss rausgeworfen und nichts, was ich versucht habe, seien es gute Noten oder meine Polizeiausbildung, hat sie davon überzeugen können, mich zu akzeptieren... Mir zu verzeihen.“

„Du hast nichts falsch gemacht, Hotaru“, sagte Kazuki nach einer Weile, in der er das Gehörte verarbeitete. „Dein Onkel hat dich manipuliert und missbraucht, auch wenn du damals dachtest, es sei in Ordnung so. Deine Eltern hätten eher dich um Verzeihung bitten müssen, weil sie dich so behandelt haben.“

„Es ist in Ordnung. Hide hat es mir einfach gemacht, mich völlig von diesem Leben und ihnen zu trennen, sie würden mich wahrscheinlich nichtmal auf der Straße erkennen, sollten sie mir begegnen“, entgegnete der Rothaarige schmunzelnd. „Dennoch hätte ich mir als Teenager jemanden gewünscht, der so ist wie du und sich beim Pride auf die Bühne stellt, um sich zu Outen. Live, vor Publikum, jemand, der jedem Klischee – sorry dafür – von Männlichkeit entspricht und durch seine Leistungen von der Gesellschaft anerkannt wird, unabhängig davon, mit wem er Sex hat. Deshalb hat mich das so beeindruckt“, fügte er etwas kleinlaut hinzu.

„Ich habe es zwar nicht dafür getan, um anderen ein Vorbild zu sein, aber wenn ein Teenager sich dadurch besser fühlt oder Eltern ihre Einstellung noch einmal überdenken, reicht mir das.“

„Wir hätten Kous Eltern zwingen sollen, euer Interview vom Pride zu sehen. Und was auch immer davon aufgezeichnet wurde, wie er dich anspringt.“ Hotaru grinste breit, bei der Vorstellung, auch Kazuki konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

„Das hebe ich mir für das nächste Mal auf.“

„Entschuldige mich für einen Moment, bin kurz für kleine Glühwürmchen.“

 

Kazuki sah ihm nach, wie er in der Dunkelheit verschwand, die Taschenlampe seines Handys vor sich, damit er sich nicht verlief. Er warf einen Blick auf ihre Spielpartie auf dem Tisch, die sie während ihres Gesprächs fortgesetzt hatten. Hotaru war ein anspruchsvoller Spielpartner, der seine Züge gewissenhaft setzte, auch wenn er ebenso viel getrunken hatte wie er und beim Aufstehen kurz geschwankt hatte, als der Alkohol sich bemerkbar machte. Er hob den Kopf, als er Schritte hörte und Takuya mit einem Tablett ins Licht trat.

„Sayuri-nee-sama sagte mir, dass ich Euch hier finde, Waka.“ Er stellte das Tablett auf den Boden und verneigte sich tief vor Kazuki. „Soll ich als Zeuge bleiben?“

„Ja, damit alles seine Richtigkeit hat.“

Hotaru blieb überrascht stehen, als er einige Minuten später zurückkam und Kazuki nicht allein vorfand, er entspannte sich jedoch, als er Takuya erkannte, der höflich den Kopf neigte.

„Gibt es ein Problem?“ fragte er neugierig, sein Blick erfasste die verschobenen Sitzkissen und das kleine Tablett innerhalb von Sekundenbruchteilen.

„Nein, Takuya hat mir nur noch etwas gebracht, das ich vorhin vergessen habe. Setz dich, Hotaru.“ Kazuki wies auf sein Sitzkissen, dass Takuya etwas zur Seite geschoben hatte, damit sie sich ohne Hindernis gegenübersitzen konnten. Der Rothaarige setzte sich, es dauerte einen Moment, bis er durch den Alkohol in seinem Kopf erfasst hatte, was der Aufbau bedeuten könnte. Oder Kazuki wollte ihm einfach noch einen teuren Sake zeigen, der sich in einer dunkelroten Tonflasche mit aufgemaltem goldenen Phönix befand, ein passender Becher stand auf dem schwarz lackierten Tablett neben der Flasche.

Der Dunkelhaarige rutschte auf Knien auf seinem eigenen Sitzkissen herum, bis er es bequem genug fand, Hotaru rutschte ebenfalls auf die Knie, da er unmöglich im Schneidersitz sitzen konnte, wenn Kazuki kniete.

„Taniguchi Hotaru, du hast Oyabun Hideyoshi die Treue geschworen wie ich auch, doch bist vor drei Monaten meinem Clan überstellt worden“, sprach Kazuki bedächtig, während er konzentriert den kleinen Becher füllte, was bei seinem Alkoholpegel und der Dunkelheit kein einfaches Unterfangen war. „Du hast deine Familie verloren, um bei mir in Asakusa eine neue zu finden und doch bist du noch kein vollwertiger Phönix. Das möchte ich nachholen, indem ich dich offiziell in meinen Clan und meine Familie aufnehme. Takuya ist mein Zeuge, dass ich als Kumicho für dich sorgen werde und dir ein Zuhause gebe, das dir Sicherheit und eine Zukunft gibt. Dafür verlange ich nicht mehr als deine Treue und Loyalität.“

Hotaru schluckte. Er wischte sich die Hände am Stoff des Yukata ab, dann nahm er den Becher entgegen, den Kazuki ihm reichte, nachdem er einen kleinen Schluck davon genommen hatte.

„Ich, Taniguchi Hotaru, schwöre, dir treu und loyal zu dienen, mein Leben gehört dir und deinem Phönix-Clan, Kumicho“, entgegnete er feierlich, obwohl er Mühe hatte, seine Rührung für sich zu behalten, dann leerte er den Becher mit einem Schluck. Kein Sake, sondern Shōchū, Reisschnaps, der süß auf seiner Zunge brannte.

„Zu stark?“ fragte Kazuki schmunzelnd, als Hotaru das Gesicht verzog.

„Nein. Unerwartet. Wie das Ganze hier, du hättest mich ruhig vorwarnen können“, schimpfte er leise, dann wischte er sich mit dem Ärmel über die Augen. „Danke...“

„Soll ich das Tablett wieder mitnehmen, Waka?“ fragte Takuya beflissen. „Sayuri-nee-sama benötigt noch meine Hilfe.“

„So spät noch?“ Kazuki hob fragend eine Augenbraue, woraufhin der junge Kobun nur nickte. „Lass es hier, wäre schade um den Shōchū, wenn wir ihn nicht trinken.

„Ganz wie Ihr wünscht, Waka. Ich wünsche Euch eine gute Nacht, Ihnen ebenfalls, Taniguchi-san.“

Takuya verabschiedete sich mit einer Verbeugung, dann verschwand er leise in der Dunkelheit des Gartens. Kazuki schob das Tablett zur Seite, kaum dass er außer Sicht war und rutschte ein Stück vor, um Hotaru fest zu umarmen, dem vor Rührung die Tränen kamen.

„Ich habe das schon viel zu lange vor mir hergeschoben. Verzeih mir bitte, dass es so spontan und unzeremoniell war, du hast viel mehr verdient, Hotaru“, sagte er leise und strich ihm sanft über den Kopf. „Zumindest hätte Tetsuo dabei sein sollen.“

„Nein, also... das wäre schön gewesen, aber so ist es auch gut. Wir erzählen es ihm einfach morgen...“ schniefte Hotaru leise. „Vielen Dank, Kazuki... Ich werde dir keine Schande bereiten und ein guter Phönix sein.“

„Selbstverständlich wirst du das, daran besteht kein Zweifel.“

„Beenden wir unsere Partie? Noch steht es unentschieden und ich werde es dir nicht leicht machen, nur weil du jetzt ganz offiziell mein Kumicho bist“, fragte der Rothaarige frech und zwinkerte ihm zu. „Die Flasche leeren wir trotzdem, halbe halbe, damit es fair bleibt.“

„Nicht, dass du später nicht mehr laufen kannst...“ Kazuki erwiderte sein Grinsen und rutschte zurück auf seinen Platz, damit sie weiterspielen konnten.

Chapter Text

Kou verabschiedete sich mit einer langen Umarmung von Tōru, nachdem sie ihre Ziele für den Tag erreicht hatten.

„Ich schulde dir etwas, Tōru... Ohne dich hätte ich das niemals geschafft“, murmelte er gerührt, als sein Freund seine Umarmung fest erwiderte.

„Du schuldest mir nichts, ich habe das gern getan und außerdem ist es mein Job, dir zu helfen, schon vergessen?“ antwortete der Rotblonde schmunzelnd. „Ich muss los, wenn ich noch rechtzeitig im Club sein will. Entspann dich heute und mach morgen nicht zu viel, bevor du ausbrennst, Kou.“

„Mhm... Heute mache ich nicht mehr viel, versprochen.“

Er küsste ihn kurz auf den Mund und winkte ihm nach, als er zum Aufzug eilte, da Kou ihn ohne Bodyguard in der Nähe nicht in die Tiefgarage begleiten konnte, was eine Anweisung von Tetsuo gewesen war, der nach ihrem Mittagessen in einer Telefonkonferenz versunken war.

Auf seinem Weg ins Bad streckte Kou sich ausgiebig, er fühlte sich verspannt vom langen Sitzen vor seinem Arbeitstisch, er war die ganze Woche nicht dazu gekommen, seine gewohnten Übungen zu machen, zuletzt bevor seine Mutter bei ihm eingefallen war. Die kurze Dusche half nicht viel, so dass er sich selbst die Schultern knetete, bevor er in ein lockeres T-Shirt und bequeme Shorts schlüpfte und einen Blick auf sein Handy warf. Kazuki hatte sich seit ihrem kurzen Telefonat nicht mehr gemeldet, er war wahrscheinlich beschäftigt, wie immer, wenn er im Anwesen war, dafür hatte Tetsuo ihm geschrieben, dass er in seine Wohnung kommen sollte, wenn er fertig war.

Der Blonde öffnete ihm die Tür, kaum dass er angeklopft hatte, die Haare noch feucht vom Duschen, gekleidet in Basketballshorts und Tanktop.

„Da bin ich“, grüßte Kou ihn grinsend.

„Komm rein. Tut mir leid, dass ich dir nur geschrieben habe, du warst im Bad, als ich eben nach dir sehen wollte“, entgegnete Tetsuo, während er zurück in die Wohnung ging.

„Das ist okay, mach dir keine Gedanken darum. Ich wäre auch ohne deine Nachricht bald hergekommen, schließlich waren wir verabredet.“ Er hockte sich hin, um Aoi zu begrüßen, die ihm um die Beine lief, sobald sie ihn gesehen hatte. „Oh ja, du kriegst viel zu wenig Aufmerksamkeit, Aoi, ich weiß. Niemand da, der dich so viel flauscht, wie du es verdienst“, gurrte er und wuschelte die graue Katze gründlich durch, bis sie laut schnurrte.

„Du weißt schon, dass sie nur so tut, oder? Seit Hotaru hier ist, kann sie sich vor Streicheleinheiten kaum retten“, bemerkte Tetsuo schmunzelnd.

„Natürlich weiß ich das.“ Beim Aufstehen hob Kou die Katze hoch und hielt sie so fest, dass sie halb auf seine Schulter steigen konnte, um sich an seiner Wange zu reiben. „Sie ist wie du. Grummelig nach außen, aber unwahrscheinlich liebesbedürftig.“

„Du übertreibst. Willst du etwas bestimmtes essen? Wir könnten Pizza bestellen.“

„Hmm... Ich bin noch satt von dieser riesigen Portion Ramen, die Wada mir angedreht hat. Später vielleicht, ein Eis reicht mir aber auch. Hotaru erzählte mir, er hätte euren Gefrierschrank vollgepackt mit Eis.“ Mit Aoi auf dem Arm lief er ihm in die Küche nach.

„Ein Eis? Nur eins?“ Tetsuo hielt ihm amüsiert ein einzeln abgepacktes Wassereis entgegen, obwohl zwei Schubladen im Gefrierschrank voll Boxen mit unterschiedlichen Eissorten waren.

„Tetsu...! Du weißt was ich meine. Eine Schüssel, Eis rein, Topping drauf – ein Eis.“

Kou setzte die Katze auf dem Kopf des Blonden ab, dann suchte er in den Küchenschränken nach zwei ausreichend großen Schüsseln und Zutaten, mit denen er das Eis dekorieren konnte. Neben Schokostreuseln, bunten Zuckerstreuseln, Sprühsahne und Schokoladensoße fand er im Kühlschrank eine angebrochene Flasche Baileys, die er auf der Anrichte abstellte, bevor er die Auswahl an Eissorten im Gefrierschrank sondierte.

„Du planst mich mit ein?“ Tetsuo hob fragend eine Augenbraue.

„Wenn du schon Pizza vorschlägst, wirst du heute nicht auf deine Ernährung achten und wenn wir ein Film-Date haben, brauchen wir Eis, viel davon.“ Kou stapelte mehrere Sorten aufeinander, die er zu den anderen Sachen stellte, dann seufzte er leise. „Ich brauche das heute jedenfalls. Die Woche war furchtbar, ich will einfach unvernünftige Dinge tun, mich dabei entspannen und an nichts denken, das mir schlechte Laune macht.“

„Verständlich. Wenn du reden willst, höre ich dir gern zu.“

„Danke, das ist lieb von dir. Welche Sorten möchtest du?“ Er sah ihn fragend an, nachdem er die Deckel von einem halben Dutzend Eisboxen geöffnet hatte.

„Das überlasse ich dir, ich esse jede Sorte.“

 

Während Kou ihre Schüsseln mit einer wilden Mischung aus Eis und Toppings füllte, die er anschließend mit mehr als genug Baileys übergoss, fütterte Tetsuo Aoi, die anklagend vor ihrem leeren Napf saß. Zusammen mit einem großen Krug Eistee und zwei Gläsern trugen sie alles ins Wohnzimmer, wo sie es sich auf dem Sofa bequem machten. Kou setzte sich aus Gewohnheit in die Ecke des L-förmigen Sofas, schlug die Beine unter und angelte sich sein Eis vom Tisch, hielt jedoch inne, als Tetsuo ihn irritiert ansah.

„Oh... Ist das dein Platz? Sorry, ich bin das so gewohnt...“

Er machte Anstalten, zur Seite zu rutschen, doch Tetsuo ließ sich neben ihn auf das längere Stück fallen, so dass er mit ihm kollidierte.

„Es ist mein Platz, aber ich überlasse ihn dir heute. Du bist mein Gast, also bekommst du den besten Platz“, sagte der Blonde schmunzelnd, dann schaltete er den Fernseher ein. „Eine Idee, was wir uns ansehen könnten?“

„Du lädst mich zu einem Filmabend ein und hast keine Idee, was wir uns ansehen könnten? Du bist aber schlecht vorbereitet, Tetsu.“ Kou rutschte dicht neben ihn. „Nimm was, das du magst. Nur keinen Horror bitte.“

Tetsuo lehnte sich bequem zurück, einen Arm auf der Sofalehne hinter Kou, und zog sein Handy aus der Hosentasche, bevor er sich überlegte, welchen Film sie schauen könnten.

„Was hast du vor?“ fragte der Jüngere neugierig, einen Löffel voll Eis auf halbem Weg zu seinem Mund.

„Ein Foto machen, damit Kazuki und Hotaru wissen, dass es dir gut geht“, entgegnete er und suchte nach dem besten Winkel, ein Selfie von ihnen zu machen.

„Dein Eis muss auch ins Bild, warte, ich mache das.“

Kou steckte seinen Löffel wieder zurück in seine Schüssel, nahm die von Tetsuo in die andere Hand und rutschte so zurecht, dass die Kamera sie beide erfasste – inklusive ihres Abendessens. Tetsuo machte mehrere Bilder, von denen er eines auswählte und es in ihre gemeinsame LINE-Gruppe schickte.

 

Tetsuo [19:58]: Feierabend ((ΦωΦ))

 

Der Schwarzhaarige drückte ihm sein Eis in die Hände, nahm sein eigenes Handy und schaute sich das Bild dort an, bevor er ebenfalls eine Nachricht schrieb, da er plötzlich unsicher war, ob Hotaru es so gut fand, wenn sie sein ganzes Eis aufaßen.

 

Kou [19:59]: Wir plündern deinen Eisvorrat, Arulein, sorry! (/▽\)

 

Tetsuo öffnete derweil seine digitale Filmbibliothek und startete „John Wick“. Er hatte ihn länger nicht gesehen und da Kou nur Horror ausgeschlossen hatte, hatte er wahrscheinlich kein Problem mit einem Actionfilm. Kazuki hatte ihm erzählt, dass sie dabei waren, sich durch seine umfangreiche Sammlung an Samurai-Filmen zu schauen und so sanft und empathisch Kou war, sah er ihn nicht dabei, romantische Komödien zu bevorzugen, die der Blonde verabscheute wie sonst kein anderes Filmgenre. Er legte die Fernbedienung zur Seite, dimmte das Licht, indem er die elektrischen Rollläden vor den Fenstern zu zwei Dritteln herunterließ und machte es sich etwas bequemer, um von seinem Eis zu probieren, bevor es schmolz. Sofort wurden seine Geschmacksnerven von einer Explosion unterschiedlicher Geschmäcker bombardiert, Minze, Pistazie, Zitrone, Schokolade, Erdbeere und ein Hauch Vanille irgendwo dazwischen, dazu der sahnig-süße Geschmack von Baileys und Schlagsahne. Es überraschte ihn, von jeder Eissorte etwas zu schmecken, ohne dass alles zu einer homogenen Zucker- und Fettmasse fusionierte, Hotaru hatte nicht das billigste Eis gekauft. Er brauchte eine Weile, um sich daran zu gewöhnen, nur Zucker und Fett in seinem Mund zu haben, bevor er schluckte und alles mit einem Schluck Eistee herunterzuspülen.

„Alles in Ordnung?“ fragte Kou aufmerksam, er hatte seine Schüssel schon zur Hälfte geleert, machte aber offenbar eine kurze Pause, da er die Stirn leicht gerunzelt hatte, wie immer, wenn er vom Eis essen leichte Kopfschmerzen bekam.

„Ja, es ist nur... echt viel“, entgegnete der Blonde.

„Schmeckt es dir nicht?“ Der Jüngere sah ihn an, seine Brillengläser reflektierten etwas den Fernseher.

„Doch. Es ist überraschend gut. Hast du den kompletten Baileys-Rest auf beide Schüsseln verteilt?“ Er hob fragend eine Augenbraue und schmunzelte, als Kou ertappt grinste. „Nicht, dass dir schlecht wird.“

„Ich halte das schon aus, wenn ich eins vertrage, dann Zucker, Fett und Alkohol.“ Sein Blick huschte zum Fernseher. „Der arme Hund... Die Rache wird grausam sein.“

Tetsuo schnaubte und widmete sich wieder seinem Eis, das überraschend gut dabei half, die Sorgen der Woche und der vergangenen beiden Tage, in denen er sich um Hotaru gesorgt hatte, zur Seite zu schieben. Kou jammerte leise über Hirnfrost, aß jedoch seufzend weiter, den Schmerz ignorierend, weil der Geschmack so viel besser war. Er leerte die Schüssel in Rekordzeit bis auf den letzten Rest, löffelte das Eis-Baileys-Gemisch akribisch vom Boden und rieb sich dann den Bauch. Tetsuo brauchte etwas länger für seine Portion, er spürte, wie der Zucker den Alkohol in Rekordzeit in seine Blutbahn brachte und warf einen prüfenden Blick auf Kou, dessen Wangen leicht gerötet waren. Der Schwarzhaarige erwiderte seinen Blick mit einem Lächeln, streckte die langen Beine auf dem Sofa aus und lehnte sich an seine Schulter.

 

„Du hast Hotaru sehr gern, oder?“ fragte er nach einer Weile, etwas, das ihm schon länger durch den Kopf ging, er Tetsuo aber noch nicht hatte fragen können.

Tetsuo zögerte, die Frage hatte er nicht erwartet, erstrecht nicht so direkt und ohne Vorwarnung. Er stellte seine Schüssel auf den Tisch und dachte darüber nach, was er ihm antworten sollte. Ob er ihm antworten sollte. Es war ein Unterschied, ob er Hotaru direkt sagte oder zeigte, wie wichtig er ihm war oder ob er es gegenüber anderen äußerte, zu leicht kam es zu Missverständnissen und er fühlte sich, als wäre Hotaru der Einzige, der nichts von ihm erwartete, außer glücklich zu sein. Kazuki hatte das zwar auch gesagt, aber es war Kazuki, sein Aniki, der ihn kannte, seit er zwölf war und wusste, wie sehr er schon immer mit seinen Gefühlen kämpfte.

Kou spürte seine Zurückhaltung und ärgerte sich über sich selbst, so direkt gefragt zu haben, weil seine Neugierde zu groß war. Aoi erregte seine Aufmerksamkeit, weil sie auf Tetsuos anderer Seite aufs Sofa sprang und sich dort demonstrativ auf ein Kissen setzte, um ihnen Gesellschaft zu leisten. Er lehnte sich über Tetsuos Schoß, um sie zu streicheln.

„Entschuldige, wenn ich damit einen Nerv getroffen habe, Tetsu. Ich bin manchmal viel zu neugierig“, sagte er reumütig. „Du musst nicht antworten, wenn du nicht möchtest.“

„Es ist nicht...“ Der Blonde raufte sich die Haare mit einer Hand. „Du hast nichts falsch gemacht, du hast mich nur überrascht... Hat Hotaru dir nicht alles schon erzählt?“

„Er kann mir nur erzählen, was er fühlt, nicht was du fühlst. Aber lass dich nicht von mir unter Druck setzen, ich weiß gar nicht, warum ich überhaupt gefragt habe...“

Um Aoi weiter streicheln zu können, legte Kou sich quer auf Tetsuos Schoß, was den blonden Yakuza nicht zu stören schien. Er kraulte die Katze fasziniert mit beiden Händen, die ihm schnurrend ihren Bauch präsentierte, damit er sie genau dort streicheln konnte. Tetsuos Hand auf seinem nackten Oberschenkel ließ ihn leise quieken, er hatte genau die Stelle erwischt, an der er kitzlig war, was den Älteren dazu brachte, seine Hand fester auf die Haut zu legen.

„Du bist ganz verkrampft, Kou. Ist das wirklich bequem?“ fragte er besorgt, befühlte die verhärteten Muskeln unter seinen Fingern.

„Ja, es ist nicht unbequem. Verkrampft bin ich vom vielen Sitzen beim Arbeiten. Mir tut von den Oberschenkeln bis zu den Schultern alles weh...“ jammerte Kou leise.

„Deine Arbeitshaltung ist auch nicht die beste, wenn ich das anmerken darf...“

Kou schnaubte zur Antwort, er wusste, dass er wie ein Shrimp vor seinem Arbeitstisch auf dem Boden saß, aber anders konnte er nicht arbeiten und es war sonst auch nicht so schlimm, wenn er sich täglich dehnte. Eine Gänsehaut überzog seine Haut, als der Blonde die Finger in seinen Oberschenkel grub, um ihn leicht zu massieren. Seine Hände waren warm, ein wenig rau, und fanden die nervigen Verhärtungen sofort, um sie nach und nach zu lösen.

„Du brauchst eine Massage, Kou. Hotaru bittet mich regelmäßig darum, ich habe also etwas Erfahrung“, sagte er amüsiert, als der Jüngere sich halb zu ihm umdrehte, um ihn anzusehen. „Massage, für deine Muskeln, nicht, was du gerade denkst.“

„Das, woran ich denke, ist auch ein Muskel.“

Tetsuo schnippte ihn gegen die Stirn. „Du bist verdorben, heb dir das auf, bis du Kazuki wiedersiehst.“

„Morgen?“

„Morgen.“

„Nicht, dass du es noch bereust“, gab Kou frech grinsend zurück, er war sichtlich angetrunken und wackelte mit dem Hintern, bis Tetsuo ihn an der Hüfte festhielt.

„Du bist unverbesserlich, Kleiner.“

Er gab ihm einen kleinen Klaps auf den Po, dann rutschte er unter ihm heraus, um sich über ihn zu knien und fischte das Massageöl vom Beistelltisch neben dem Sofa, das er und Hotaru sonst benutzten – nicht nur für Massagen, aber das dachte Kou sich wahrscheinlich schon, so wissend, wie er ihn angrinste. Der Schwarzhaarige stützte sich auf die Ellbogen und zog sich das T-Shirt über den Kopf, damit es keine Flecken bekam. Aoi verlegte ihren Liegeplatz vom Sofa auf Hotarus Sitzsack, da die beiden Futter- und Streichelsklaven ihr zu viel Tumult machten. Tetsuo gab eine kleine Menge des Öls auf seine Hände, um es anzuwärmen und legte sie dann auf Kous Taille, um mit den Daumen die Verspannung seines unteren Rückens zu lösen. Kou seufzte wohlig gegen seine Unterarme, die er unter seinem Kinn gefaltet hatte.

„Hmm... Genau da...“ murmelte er, als der Blonde genau die Stelle traf, die ihm schon seit dem Morgen wehtat.

„Ich... habe Hotaru sehr gern, um deine Frage von vorhin zu beantworten...“ sprach Tetsuo ruhig, er ließ den Blick über Kous Rücken wandern. So oft er es mit Yakuza zu tun hatte, die wie er den kompletten Rücken und mehr tätowiert hatten, fand er Kous schmalen Rücken faszinierend. Die hellbraune Haut war makellos bis auf die verblassenden Spuren von Kazukis Mund und Händen, die vor allem den Bereich an seinen Schultern und seinem Nacken zierten. „Aber ich weiß nicht, wie ich es benennen soll...“

„Weil du auf dem aromantischen Spektrum bist?“ hakte Kou sanft nach, die samtige Stimme nur ein Flüstern gegen den Ton des Films auf dem Fernseher, der nur noch Hintergrundbeschallung war.

„Mhm... Ich habe noch nie so für jemanden empfunden, dass es passt und alles...“ Der Blonde zögerte und zupfte ein loses Haar von Kous Schulter, damit es nicht im Öl kleben blieb. „Ähnlich, einmal, das ist aber schon ewig her und nachträglich war es vielleicht nicht mehr als kindische Schwärmerei für jemanden, der unerreichbar war.“

„Rin?“

„Nein. Rin gehörte für mich immer zu Kazuki, ihn habe ich nie so gesehen, auch wenn er mich oft genug in hormonelle Schwierigkeiten gebracht hat, weil er wie du keine Berührungsängste bei denen hatte, die er mochte“, antwortete er amüsiert beim Gedanken daran, wie oft Rin auf seinem Schoß gesessen und sein Teenager-Ich durcheinander gebracht hatte.

„Wer dann? Wenn du darüber sprechen möchtest...“

„Der faszinierendste und zugleich schlimmste Mensch, den ich damals kannte... Shion hat dir die Fotos gezeigt, du hast ihn gesehen.“ Tetsuo ließ die Hände Kous Rücken hinaufgleiten und begann, seine Schultern zu massieren. „Ich war wirklich scharf auf Ryuji, verknallt, habe fast alles getan, um seine Aufmerksamkeit zu erregen und er mich nicht mehr als nettes Maskottchen ansieht. Kazuki war sein Typ und ich war zwar groß, aber eher ein Spargeltarzan.“

„Du sagtest, er stand nicht auf Kinder...“

„Tat er auch nicht. Ich habe in den Sommerferien des ersten Oberstufenjahrs mit dem Training angefangen, um ihn davon zu überzeugen, dass ich kein Kind mehr war. Alles, was nach meinem sechzehnten Geburtstag zwischen uns passiert ist, ging von mir aus... Vielleicht war er froh, dass er die Aufmerksamkeit von mir bekommen hatte, da Kazuki zu der Zeit sehr viel mehr an Rin hing. Es lief gut mit der Gang, vielleicht zu gut und Ryuji hatte ein großes Ego, das gestreichelt werden wollte“, erklärte Tetsuo. „Wahrscheinlich hat das Einfluss darauf gehabt, auf welche Männer ich stehe...“

„Tätowierte Twinks mit großer Klappe?“ traf Kou direkt ins Schwarze.

„Mhm... Obwohl ich irgendwie in ihn verknallt war, war das keine Beziehung im eigentlichen Sinne. Ich hatte danach auch keine, die man irgendwie so nennen konnte, ob es nun rein körperlich oder emotional war. Bis jetzt...“

Bevor er weitersprechen konnte, piepten ihre Handys mit einer Gruppennachricht. Er stand auf, um ein Handtuch zu holen, an dem er sich die Hände abwischen konnte, bevor er die eingegangenen Nachrichten lesen konnte.

 

Hotaru [22:03]: Feierabend  (=^-ω-^=)

Hotaru [22:04]: Wenn du mein Eis leer machst, Klopskopf, musst du neues kaufen...!

 

Tetsuo schnaubte ärgerlich und tippte hastig eine Antwort ein.

 

Tetsuo [22:06]: Kou macht es leer, für den kaufst du ein, Nervensäge.

Kazuki [22:07]: Wann ist die Hochzeit?

 

Kou verfolgte den Chat auf seinem eigenen Handy, sah den Blonden grinsend an und fing an, laut zu lachen, als er dessen Gesichtsausdruck sah – eine Mischung aus Ärger, Scham und etwas, das er nicht unbedingt deuten konnte.

 

Kou [22:08]: o(≧▽≦)o

Tetsuo [22:09]: Plan erstmal deine eigene, Kazuki! ┌∩┐(◣_◢)┌∩┐

 

„Dieser...“

Der Blonde warf sein Handy auf die andere Hälfte des Sofas, wo es zwischen zwei Kissen verschwand, dann rutschte er auf Kous Beinen rückwärts, um mit seiner Massage fortzufahren und sich um seine Oberschenkel zu kümmern.

„Kazu scheint gut drauf zu sein...“ bemerkte Kou, immer noch kichernd, er quiekte laut, als Tetsuo ihn in den Po kniff.

„Er weiß, wie sehr mich sowas ärgert... Und trotzdem tut er es...“ murmelte er, die Stirn gerunzelt.

„Deshalb kneifst du mich?“ Der Schwarzhaarige drehte sich halb um und hob fragend eine Augenbraue.

„Wie soll ich sagen... Das fällt mir wirklich schwer, Kou. Über meine Gefühle zu reden, sie in Worte zu fassen und in eine Schublade zu stecken...“ gab Tetsuo leise zu. „Hat es weh getan?“

„Nein, du hast mich nur überrascht. So schnell gehe ich nicht kaputt, den blauen Fleck kannst du Kazu dann morgen erklären.“ Kou rieb sich demonstrativ den Hintern, bevor er sich auf den Rücken drehte, damit er ihn besser ansehen konnte. „Hör zu. Nur weil ich dich danach gefragt habe, musst du dich nicht zwingen, irgendwas in Worte zu fassen, wenn es dir schwer fällt. Wenn du magst, kann ich Kazu morgen sagen, dass es dir unangenehm ist, wenn er sowas sagt oder schreibt.“

Tetsuo schüttelte den Kopf, dann schob er sich die blonden Haare aus der Stirn. „Ich kann ihm das auch selbst sagen. Es ist nur so... Dass ich das Gefühl habe, etwas verpasst zu haben, weil ich das so lange nicht erleben durfte und alle um mich herum völlig am Rad drehen wegen ihren Beziehungen.“ Er schaute zur Seite, als im Film irgendetwas explodierte, so dass er zu spät mitbekam, wie Kou seine Beine unter ihm herauszog, die Arme ausstreckte und ihn an sich zog, um ihn mit Armen und Beinen zu umklammern. „Kou?“

„Ich glaube, du zerdenkst das viel zu sehr und, ohne dir zu nahe zu treten, du bist der, der ein furchtbares Drama daraus macht, statt es einfach so anzunehmen wie es ist“, sage Kou leise, mit den Fingerspitzen strich er über seinen Hinterkopf. „Ich kann nicht nachvollziehen, wie du dich fühlst, aber ich habe gelernt, dass es nicht immer so kompliziert ist, wie es die Gesellschaft oder die Medien gerne darstellen. Du brauchst nicht für alles ein Label oder eine Schublade und ich weiß, dass Hotaru dir das so schon gesagt hat. Hauptsache, du bist glücklich, Tetsu.“

Tetsuo schmiegte das Gesicht an seine Halsbeuge, sagte jedoch nichts dazu. Der Jüngere kraulte weiter seinen Nacken und Hinterkopf, die Unterschenkel hatte er um seine Taille geschlungen, damit er nicht einfach fliehen konnte.

„...bin ich dir nicht zu schwer...?“ fragte der Blonde leise, da er fast komplett auf ihm lag.

„Nein. Ich habe es mir ja ausgesucht und du musst heute gedrückt werden, Tetsu. Wäre nur peinlich, wenn dich das anmacht...“

Tetsuo grunzte amüsiert, biss ihn leicht in die weiche Haut seiner Halsbeuge und drückte dann einen Kuss auf seine Wange. „Tut es nicht, nicht im Moment jedenfalls. Danke, Kou.“

„Dafür musst du dich nicht bedanken. Es ist selbstverständlich, dass ich dich drücke, wenn du nicht gut drauf bist... Oder du bist zu gut drauf und kommst nicht drauf klar, weil es neu für dich ist.“ Er zupfte an seinem Ohr. „Du bist so ein großer, starker Kerl, aber machst dich klein, wenn es um deine Gefühle geht. Egal welche, seien es die für Hotaru oder die für die Zwillinge, als würdest du einen Kokon um dich spinnen, um dich zu schützen. Dabei ist es nicht schlimm, Gefühle zu zeigen, egal welche, das macht einen menschlich.“

Der Blonde drehte sich mit Kou auf die Seite, damit er nicht länger auf ihm lag und ihn seinerseits umarmen konnte. Das Sofa war groß genug, dass sie dicht nebeneinander liegen und er sein Gesicht weiterhin an seinen Hals schmiegen konnte.

Kou sprach leise weiter: „Wenn du mit mir über deine Gefühle sprechen willst, bleibt das unter uns, Tetsu. Ich erzähle es weder Kazu noch Hotaru oder sonst jemandem. Weißt du... So sehr ich mich darüber freue, dass Kazu mich für immer bei sich haben will und alles in die Wege leitet, sobald die Scheidung durch ist, macht es mir eine Heidenangst, was sich danach alles verändern wird. Es hat sich schon so viel verändert im vergangenen Jahr, seit ich euch getroffen habe und es wird sich noch mehr ändern, wenn Kazu Miyamoto-san nachfolgt...“

„Das wird es... Sehr viel sogar, für jeden von uns“, stimmte Tetsuo ihm zu.

„Aber auch wenn ich Angst davor habe, weiß ich, dass ich glücklich sein werde. Weil Kazu dafür sorgt, weil ihr da seid und ich euch alle furchtbar lieb habe. Nichts mehr wünsche ich mir für dich und Hotaru, dass ihr glücklich seid, egal, wie ihr eure Gefühle benennt oder nicht“, fuhr Kou leise fort.

„Ich habe auch Angst, dass sich etwas ändert... Nicht vor dem, was den Clan betrifft, das steht seit Jahren fest“, sagte der Blonde gegen seinen Hals. „Ich mag es so, wie es gerade ist, mit Hotaru und mir. Ihn zu fragen, ob wir dieses Beziehungsding probieren, war schon schlimm genug. Ich will nicht, dass es anders wird, wenn ich ihm sage, dass ich ihn liebe... Nicht, nachdem ich ständig darüber rede, dass ich das nicht kann, romantische Gefühle haben und all das.“

Kou drückte ihn fester, als er spürte, wie sehr es ihn aufwühlte. „Es ist in Ordnung, glaub mir. Du musst es ihm nicht sagen, wenn du nicht bereit dazu bist. Hotaru nimmt es dir bestimmt nicht übel, wenn du dir die Zeit nimmst, die du dafür brauchst, Tetsu.“

„Und andere...? Kazuki?“

„Das kann dir egal sein. Kazu ist manchmal ein Holzkopf und nicht der empathischste Mensch, den ich kenne, das weißt du besser als ich. Er wird es aber verstehen, wenn du es ihm so erklärst wie mir gerade, solltet ihr darüber sprechen, da er sich sehr um dich sorgt und auch nur will, dass du glücklich bist.“

Tetsuo hob den Kopf und sah ihn an, ein kleines Lächeln auf den Lippen. „Manchmal... erinnerst du mich an Rin. Kazuki will das nicht hören, weil er nicht will, dass jemand denkt, du wärst sein Ersatz, weil ihr euch ein bisschen ähnlich seid.“

Kou verdrehte die Augen und seufzte, erwiderte sein Lächeln aber. „Kazu ist nicht weniger unsicher als du, nur auf eine andere Art. Was haben Rin und ich denn gemeinsam?“

„Hmm... Ihr riecht beide großartig.“ Er rieb die Nase an seinem Hals. „Die Empathie, die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und nicht zu urteilen, sondern den Menschen hinter der Fassade zu sehen. Ihr seid beide viel stärker als Kazuki oder ich, könnt mit euren Traumata besser umgehen, statt sie hinter einer kühlen Fassade zu verstecken. Ich kenne dich nicht so gut wie ihn, aber du scheinst mir genauso wenig eifersüchtig zu sein, weil du volles Vertrauen in die hast, die du liebst.“

„Ich halte nicht viel von Eifersucht, ich spreche Dinge lieber an und mache meine Grenzen klar, auf Augenhöhe mit meinem Partner“, entgegnete der Schwarzhaarige ernst, bevor sich das Lächeln wieder auf seine Lippen schlich. „Kazu scheint einen guten Geschmack zu haben, was die Wahl seiner Partner betrifft.“

Tetsuo schnaubte, dann lachte er laut und rieb sich mit dem Handballen über die Augen. In der Bewegung schob er Kou etwas von sich weg, der daraufhin rückwärts von der Sofakante rutschte und mit einem überraschten „Uah!“ auf dem Teppich davor landete, zwischen Sofa und Tisch. Der Blonde setzte sich halb auf, um zu sehen, ob er sich etwas getan hatte, doch Kou kicherte haltlos, kaum in der Lage sich aufzusetzen.

„Kazuki hatte zwischen Rin, Sayuri und dir den schlimmsten Geschmack überhaupt“, sagte der Blonde, als er wieder in der Lage war, klare Worte zu sprechen, ohne vom Lachen durchgeschüttelt zu werden. „Optisch großartig, Charakter unterste Schublade. Es hatte einen Grund, weshalb ich anfangs bei dir skeptisch war, du passtest zu sehr in sein übliches Beuteschema, hast meine Befürchtungen aber kein Stück erfüllt.“

Kou holte angestrengt Luft, setzte sich auf und trank einen großen Schluck Eistee, dann lehnte er sich mit dem Rücken an den Wohnzimmertisch und sah ihn von unten an.

„Wir machen alle Fehler, wenn wir versuchen, ein Loch zu füllen. Ich habe nicht viel mehr Beziehungserfahrung als du, Tetsu, es gab nichts wirklich Festes in den letzten Jahren, das man Beziehung hätte nennen können“, sagte er schließlich. „Ich war selbst ziemlich überrascht, dass es mit Kazu so gut klappt... Wahrscheinlich genauso wie du mit Hotaru. Es passt einfach, wir müssen keine Begründung dafür finden, solange wir glücklich sind.“

„Möchtest du noch etwas anderes trinken als Eistee?“

„Was immer du hast. Schießen wir uns ab und reden weiter über unsere Gefühle, während wir Keanu Reeves dabei zusehen, wie er andere umlegt?“ Kou legte den Kopf schief und grinste Tetsuo an, als er nickte und aufstand, um seine Bar zu plündern.

Chapter Text

Noch zu müde, die Augen aufzuschlagen, kuschelte Kou sich an den Arm, der unter seinem Kopf lag. Er seufzte wohlig, als er fester an den warmen Körper hinter sich gezogen wurde und drückte den leicht schmerzenden Hintern instinktiv an die spürbare Morgenlatte, seine Beine waren unter einem kräftigen, nackten Oberschenkel fixiert, so dass er in einer sehr warmen und engen Umarmung gefangen war. Warme Lippen strichen über seinen Nacken, während eine Hand über seine Brust nach unten glitt, raue Fingerspitzen umkreisten seinen Bauchnabel, dann legte sich die Hand flach auf seinen Bauch.

„Du klebst...“ raunte Tetsuo, die Lippen nur Millimeter von Kous empfindlicher Haut direkt unter dem Ohr entfernt.

„Hmm... Und wessen Schuld war das...?“ gab er kaum lauter zurück, die verkaterte Müdigkeit hing schwer in seinem Kopf.

Tetsuo kicherte leise, die Vibration löste eine Gänsehaut an Kous Nacken aus. „Sorry...“ Er zog sein Bein von ihm, um sich etwas bequemer hinzulegen und die heruntergerutschte dünne Decke wieder über sie zu ziehen. „Soll ich es ablecken?“

Kou grunzte amüsiert. „Du wirst jetzt kein angetrocknetes Eis von meinem Bauch lecken, Tetsu...!“

„Nicht? Bist du etwa kitzlig, Kou...?“ neckte der Blonde ihn. Er zog den halb eingeschlafenen Arm unter seinem Kopf heraus und drehte ihn kurzerhand auf den Rücken, um sich den klebrigen Fleck bei dem dämmrigen Tageslicht anzusehen, in das sein Schlafzimmer getaucht war.

„Tetsu, wag es ja nicht“, drohte Kou halbherzig.

„Was?“ Er beugte sich vor und leckte mit der Zungenspitze über seine angespannten Bauchmuskeln. „Das...?“

Kou schlug beide Hände auf den Mund, um nicht haltlos zu kichern. Da Tetsuo ihn an der Hüfte festhielt und ihn weiter ärgerte, indem er wie eine Katze über seinen Bauch leckte, schaffte er es nicht lange und lachte lauthals los. Er griff nach dem erstbesten Kissen in seiner Reichweite, das er dem Blonden auf den Kopf schlug, bis dieser ihn losließ und er sich in sichere Entfernung bringen konnte. Tetsuos übertrieben schmollendes Gesicht ließ ihn Tränen lachen.

„Hahahaha! Du solltest dein Gesicht sehen!“ gluckste Kou, kaum in der Lage, sich zu beruhigen, was den Blonden ebenfalls zum Lachen brachte.

Der Jüngere fiel mehr als dass er aus dem Bett stieg, fing sich gerade so mit einem Griff an den Bettpfosten ab und richtete sich mühsam auf. Sein Steißbein tat von seinem Sturz vom Sofa am Vorabend ein wenig weh, von seinem Lachanfall so durchgeschüttelt zu werden, machte es nicht besser, so dass er in Richtung Tür gestikulierte und aus dem Raum floh, nachdem Tetsuo ein Kissen nach ihm geworfen hatte.

Im Wohnzimmer angekommen, tapste Kou zur Balkontür und legte Stirn und Hände an das kühle Glas, bis er sich beruhigt hatte. Aoi strich um seine Beine herum, maunzte empört, da sie noch kein Frühstück bekommen hatte und setzte sich dann demonstrativ auf seine nackten Füße.

„Ich kann dich nicht füttern, wenn du da sitzt, Aoi...“ gurrte er leise, die graue Katze sah ihn nur vorwurfsvoll an.

„Lebst du noch?“ fragte Tetsuo vorsichtig, als er kurz darauf aus dem Schlafzimmer kam.

„Ja. Gerade so“, gab der Schwarzhaarige zurück. „Mein Bauch klebt jetzt noch mehr als vorher.“

„Du kannst duschen gehen, während ich Frühstück mache.“ Der Blonde warf einen Blick auf die Uhr. „Wohl eher Brunch.“

„Ugh... Wie spät ist es?“

Kou drehte sich um und ließ den Blick durch das Wohnzimmer schweifen, Aoi flitzte maunzend in Richtung Küche. Auf dem Tisch vor dem Sofa standen mehrere leere Flaschen und Gläser, Schüsseln mit Eisresten und ein Pizzakarton, kleine angetrocknete Pfützen verschiedener Flüssigkeiten bedeckten die Fläche dazwischen.

„Fast elf“, gab Tetsuo zurück. „Ich weiß, du wolltest noch arbeiten, bevor wir fahren. Tut mir leid, ich hätte...“

„Nein, du musst dich nicht entschuldigen, Tetsu“, unterbrach Kou ihn. „Ich bin alt genug, mir einen Wecker zu stellen, wenn ich mich bei Filmen und Eis abschieße. Wenn ich das vergesse, ist es meine eigene Verantwortung, nicht deine.“ Er ging zu ihm und küsste ihn auf die Wange. „Duschen und Frühstück klingen allerdings großartig. Ich bin gleich wieder da.“

„Handtücher liegen im Regal“, rief der Blonde ihm nach, bevor er in die Küche ging um Aoi zu füttern und sich um ihr Frühstück zu kümmern.

 

Kou lugte verwundert in die leere Küche, als er aus dem Bad zurückkam. Der Tisch war nicht gedeckt, doch er roch Kaffee, gebratene Eier und frisch aufgebackene Brötchen, so dass er seiner Nase auf den Balkon folgte, wo Tetsuo am Geländer lehnte und rauchte, eine Tasse Kaffee in der Hand.

„Ich dachte, solange wir hier noch nicht von der Sonne gebraten werden, können wir auch draußen frühstücken“, erklärte er, als Kou den gedeckten Balkontisch mit großen Augen betrachtete. „Hotarus Bademantel?“

Der Schwarzhaarige ließ sich auf einen Korbsessel fallen, griff nach der mit dampfendem Kaffee gefüllten Einhorntasse und schlug die Beine unter, die langen Haare lagen zusammengerollt in der neonblauen Kapuze mit den Katzenohren.

„Ich habe keine Wechselkleidung eingepackt und wollte mich jetzt nicht nackt zu dir an den Tisch setzen“, antwortete er, nachdem er seufzend einen Schluck Kaffee getrunken hatte. „Hotarus Bademantel war unübersehbar... blau.“

„Das ist er. Nichts gegen dich, aber ihm steht er besser.“ Tetsuo drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, dann setzte er sich ihm gegenüber. „Ist es für dich in Ordnung, wenn wir spätestens um eins losfahren?“

„Mhm. Ich habe darüber nachgedacht und werde dort noch etwas arbeiten, zeichnen muss ich heute nicht unbedingt, aber ich sollte mich um meine Social Media Accounts kümmern, die habe ich die ganze Woche vernachlässigt“, antwortete Kou zwischen zwei Bissen Marmeladen-Croissant. „Dazu brauche ich nur mein iPad.“

„Das lässt sich sicher einrichten. Vor dem Abendessen passiert sowieso nichts und in Kazukis Zimmer kannst du in Ruhe arbeiten, ohne dass dich jemand stört.“

„Gut. Ich will niemandem irgendwelche Umstände machen...“ Der Jüngere seufzte leise. „Ich bin so froh, dass Hotaru mir den Kimono und das Zubehör schon rausgelegt hat. Ohne ihn wäre ich völlig aufgeschmissen...“

„Irgendwann weißt du, was du brauchst und hast einen besseren Überblick. Er erklärt dir das sicher noch oft genug.“ Tetsuo stapelte Rührei und Bacon auf seinem Eiweißbrötchen. „Mach dich nicht verrückt, niemand erwartet von irgendwem, dass er heute Abend traditionelle Kleidung trägt. Es ist nur eine Angewohnheit von Sayuri das zu tun und wir haben uns angepasst. Und Kazuki lässt gern den Samurai raushängen, wenn er im Anwesen ist.“

„Ich hatte bisher aber noch keine Gelegenheit diesen Kimono anzuziehen und er ist perfekt für das Wetter.“ Kou sah ihn über den Rand seiner Tasse hinweg an. „Kazuki kennt ihn noch nicht. Ich will ihn überraschen.“

„Dann kann ich dir nicht versprechen, dass der Kimono morgen noch in einem Stück ist“, entgegnete der Blonde trocken, doch mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen.

Kous Augen weiteten sich. „Ich hoffe doch, er ist vintage.“

„Das sagst du ihm besser vorher.“

Tetsuo zog sein Handy vom Ladekabel auf der Fensterbank und schaltete es an, sogleich piepte es mehrfach, um ihn auf entgangene Nachrichten hinzuweisen. Von Hotaru hatte er mehrere Sprachnachrichten bekommen, die er ohne Zögern antippte, da es für seinen Freund eher unüblich war und er sich sorgte.

 

Hotaru [02:24]: „Tetschuuu...!“ Ein kleines Hicksen. „Isch... Ischwilldirnursag’n... Isch lieb‘ dich so doll, das isch‘ voll... Hihi, das reimt sich“, lallte er ins Mikrophon seines Handys. „Jed’nfalls... Woah, nich‘ zu schnell beweg’n. Also... Wir sinnnd jetz‘ Brüder, so ganz offi... richtig! Kazuki hat Schnaps mi’mir geteilt und... Isch hab dich so lieb und vermisch dich, Tetschulein.“

 

Kou prustete in seinen Kaffee, da Tetsuo sein Handy nur entgeistert anstarrte und nicht wusste, was er dazu sagen sollte. Die nächste Sprachnachricht startete direkt nach der ersten.

 

Hotaru [02:27]: „Wenn ich ein Vöglein wär', und auch zwei Flüglein hätt', flög' ich zu dir. Weil es aber nicht kann sein, bleib' ich allhier.“

Hotaru [02:29]: „Phönix-Aru fllliegt noch nich... Fliegen kannich nur mit dir...“

 

Bevor Tetsuo das Handy ausschalten konnte, zog Kou es ihm aus den Fingern und startete breit grinsend die nächste Sprachnachricht, nicht mehr von der vergangenen Nacht sondern von morgens.

 

Hotaru [09:13]: „Tetsuuu...! Warn mich doch mal vor, dass Kazuki einen abfüllt, als gäb’s kein Morgen, wenn er die Gelegenheit dazu bekommt! Ugh... Mein Kopf fühlt sich an wie doppelt so groß. Dreimal! Und dann weckt Sayuri-nee uns um halb neun, diese... furchtbare Frau. Sie ist nicht furchtbar, du weißt, wie ich das meine...“

 

„Kou, was machst du da?“ Tetsuo musste sich über den Tisch beugen, um sein Handy erreichen zu können, da Kou sich zurückgelehnt hatte und kichernd auf dem Display herumtippte.

„Das muss für die Ewigkeit gespeichert werden, das ist einfach zu gut“, gluckste er. „Ich nutze es nur für mich, versprochen.“

„Dein Feel Good-Ordner platzt doch schon aus allen Nähten.“

„Ich habe mehrere.“

Der Blonde verkniff sich grunzend ein Lachen, streckte die Hand aus und wartete, bis Kou sich die Nachrichten weitergeleitet und ihm das Handy zurückgegeben hatte.

„Das kannst du Hotaru selbst erzählen, wenn ich das tue, lässt er mich wahrscheinlich nicht mehr ins Schlafzimmer. Oder in die Wohnung“, sagte er, nachdem er das Gerät in die Tasche seiner Shorts geschoben hatte.

„So gemein ist er nicht.“ Der Schwarzhaarige schob sich den Rest seines dritten Aufback-Croissants in den Mund und spülte es mit einer halben Tasse Kaffee herunter. „Ich gehe mich anziehen und packen. Oder soll ich dir noch beim Aufräumen helfen?“

„Geh nur, das ist schnell aufgeräumt. Ich hole dich später oben ab.“

 

Hotaru kniff die Augen zusammen und rieb sich die dumpf schmerzende Stirn, Kazuki saß neben ihm in Hideyoshis Arbeitszimmer und sah ähnlich unfit aus wie er sich fühlte, auch wenn er offenbar besser darin war, es zu verbergen, die kleine Falte zwischen seinen Augenbrauen verriet ihn. Der Rothaarige hatte den alten Laptop vor sich aufgeklappt, den Hideyoshis neuer Assistent ihnen nach dem Frühstück gegeben hatte. Einen Laptop und ein Ladekabel, dazu eine von Hideyoshi kryptisch verfasste Nachricht an seinen Nachfolger: „Das benötigte Wissen hast du schon seit drei Monaten bei dir.“

Sie hatten trotz Kater nicht lange gebraucht, herauszufinden, was der Oyabun damit meinte. Hotaru war es wie Schuppen von den Augen gefallen, als Kazuki ihm den Laptop in die Hände gedrückt hatte. Er war fünf Jahre lang von Hideyoshi ausgebildet worden und sein Assistent gewesen, er wusste jedes wichtige Passwort auswendig und das für den Laptop, der als einziger Zugriff auf die mehr oder wenigen geheimen, internen Datenbanken hatte, wussten nicht einmal seine Brüder.

Hotarus Finger flogen über die Tastatur und gaben das lange Passwort ein, nachdem er weit genug aufgeladen war. Kazuki hob fragend eine Augenbraue, als er nur durch die Reihenfolge der Tasten bemerkte, was er eingab: Den vollen Namen von Hideyoshis verstorbener Ehefrau, den außer ihm vielleicht noch Sayuri wusste.

„Das dauert eine Weile, das Ding ist doch ziemlich verstaubt...“ sagte Hotaru, ohne den Ladebalken aus den Augen zu lassen.

„Was denkst du, wie lange die Auswertung dauern wird?“ fragte Kazuki ernst, er wollte ihn nicht drängen, doch mittlerweile klammerte er sich an jeden Strohhalm, um die Sache endlich abhaken zu können.

„Ich weiß es nicht, aber sicher zwei oder drei Tage. Der Zeitraum ist nicht so groß, ich will mir nicht alles der letzten zehn Jahre ansehen, so wie der illegale Club in Kabukichō ausgesehen hat, reicht wahrscheinlich ein Jahr, vielleicht zwei“, antwortete der Jüngere. „Hide hat angeordnet, dass niemand hier reinkommt, der uns stören könnte. Vertraust du mir genug, mir das zu überlassen, Boss?"

„Wenn ich dir nicht vertrauen würde, wärst du kein Phönix und nicht hier, Hotaru. Anders als Tetsuo oder ich hast du schon mit dem Programm gearbeitet und weißt, wie es funktioniert. Das spart uns Zeit, die wir nicht haben.“ Kazuki erhob sich von seinem Platz, strich den Stoff seines dunkelroten Yukata glatt und sah sich im Raum um, ohne wirklich etwas anzusehen. „Verschaffe dir einen Überblick, ich erwarte für heute keine Ergebnisse, du sollst deine erste Glühwürmchennacht nicht mit Arbeiten verbringen.“

„In Ordnung. Danke für dein Vertrauen, ich werde dich nicht enttäuschen und komme spätestens zum Abendessen rüber.“

„Vor dem Abendessen. Du willst dich sicher noch umziehen oder willst du den Abend im Anzug verbringen?“ Kazuki schmunzelte über Hotarus ertapptes Grinsen. „Ich sage Tetsuo, dass du hier bist, wenn er später ankommt.“

„Der soll seinen freien Tag genießen, er soll bloß nicht herkommen, sonst arbeiten wir wirklich die Nacht durch“, entgegnete der Rothaarige schnaubend. „Wir sehen uns später, Boss.“

 

Als Kazuki seine Runde durch das Anwesen gedreht hatte und durch den Garten zurück zu Sayuris Wohnung ging, hörte er schon Tetsuos rauchige Stimme durch die offenstehende Verandatür des Wohnzimmers.

„Kaum bist du hier, schimpfst du, Tetsu. Was ist es diesmal?“ neckte Kazuki ihn, als er auf die Veranda stieg.

„Ich schimpfe nicht, Aniki. Sollte ich Sayuri-nee jemals schimpfen, versenkt sie mich wahrscheinlich im Koiteich“, entgegnete der Blonde grummelnd.

„Wir diskutieren liebevoll, wie immer, verehrter Gatte“, fügte Sayuri grinsend hinzu. „Kou ist mit seinem Gepäck in deinem Zimmer, er wollte noch etwas arbeiten. Nimmst du ihm etwas vom Eistee mit?“

„Hast du später ein paar Minuten, Kazuki? Ich... muss etwas mit dir besprechen.“ Tetsuo streckte sich und holte eine Kiste vom hohen Wohnzimmerschrank, an die Sayuri nicht herankam, während er auf eine Antwort von Kazuki wartete.

„Ja, selbstverständlich. Ich will Kou auch nicht lange stören.“

Kazuki nahm den Eisteekrug und ein Glas von Sayuri entgegen, nickte den beiden zu und machte sich auf den Weg in sein Schlaf- und Arbeitszimmer.

Kou stand vor dem Bett und warf hektisch die Decke über den Kleidungsstapel, den er darauf ausgebreitet hatte, als er eintrat.

„Kazu...“ Er wartete kaum darauf, dass er Krug und Glas abgestellt hatte, bevor er sich an ihn schmiegte und ihn zur Begrüßung stürmisch küsste. „Ich habe dich so vermisst...“

„Es war doch nur ein Tag, Honey... So schlimm?“

„Ganz schlimm. Hast du meine Nachricht gelesen?“ Kou knabberte an Kazukis Unterlippe.

„Die mit Hotarus Bademantel? Mhm... Du bist wirklich unartig, Kätzchen.“

Kazuki legte beide Hände auf Kous Hintern, der in luftigen Laufshorts steckte und drückte ihn an sich, während er ihn tief küsste. Der Jüngere klammerte sich seufzend an ihn, als hätte er nur darauf gewartet, seine volle Aufmerksamkeit zu haben. Er spürte seine Erektion durch den dünnen Stoff seiner Shorts, als er den Oberschenkel zwischen seine Beine drückte, was Kou ein leises Stöhnen entlockte. Seine Wangen waren gerötet, die Bernsteinaugen feucht, als er die Lippen von ihm löste, um ihn anzusehen.

„Sayuri sagte, du wolltest noch etwas arbeiten...?“ raunte er gegen Kous vom Kuss leicht geschwollene Lippen.

„Mhm... Wir sind erst spät aufgestanden...“

„Dann will ich dich nicht länger stören, Kätzchen. Wenn du artig bist, bekommst du heute Abend mehr.“ Kazuki grub die Finger in seinen Po, dann ließ er ihn los und ging einen halben Schritt zurück.

„Und... wenn nicht?“ Kou sah ihn mit frechem Funkeln in den Augen an.

„Dann bekommst du etwas anderes. Ich kann dir aber nicht versprechen, dass du dann morgen arbeiten kannst, Kleiner...“ gab Kazuki grollend zurück. „Du weißt, dass es mir egal ist, ob dich irgendwer hören kann.“

„Dann strenge ich mich an, deine Erwartungen zu erfüllen, Daddy...“

Kou stahl ihm noch einen Kuss, dann wirbelte er auf den Zehenspitzen herum und ging zum Schreibtisch, auf dem er sein iPad abgelegt hatte. Kazuki folgte ihm, um sich dicht hinter ihn zu stellen und ihn an sich zu drücken, die Hände auf seiner Hüfte, das Gesicht schmiegte er an seine Halsbeuge.

„Ich bin froh, dass du hier bist, Kou...“ murmelte er mit belegter Stimme. „Ich liebe dich.“

Der Jüngere strich sanft über seinen Kopf und schmiegte sich an ihn. „Selbstverständlich bin ich hier, Kazu... Was ist los? Du bist sonst nicht so anhänglich, Liebster.“

„Es ist gerade viel los und ich... bin furchtbar verkatert. Hotaru und ich haben gestern zu wenig gegessen für den Sake, den wir in uns reingeschüttet haben“, gestand der Ältere leise. „Ich lasse dich gleich in Ruhe arbeiten, gib mir nur noch einen Moment, um meine Akkus aufzuladen...“

Kou lachte leise, seine Finger kraulten seinen Nacken und halfen ihm, die Spannung in seinem Kopf etwas zu lösen.

„Weißt du, weshalb Tetsuo mit mir sprechen will...?“

„Ja, aber es ist nicht meine Aufgabe, es dir zu sagen. Das kann er selbst“, entgegnete er ruhig. „Lass ihn nicht warten, es ist ihm sehr wichtig. Wir haben später noch mehr als genug Zeit für uns.“

„Mhm... Melde dich, wenn du etwas brauchst. Ich bin nicht weit weg.“

Kazuki ließ ihn los, nachdem er ihn leicht in den Nacken gebissen hatte, was Kou ein wohliges Grummeln entlockte, dann ließ er ihn allein, um ihn nicht weiter zu stören.

 

Tetsuo saß im Schatten der Veranda vor dem Wohnzimmer, die Ärmel seines weißen Hemds hochgekrempelt und die obligatorische Krawatte gelockert, und drehte eine Zigarette zwischen den Fingern hin und her, als würde er überlegen, ob er sie anzünden sollte. Er sah zur Seite, als Kazuki sich neben ihm niederließ und sich mit einem Grunzen an den Pfosten lehnte, der das Dach hielt.

„Du siehst nicht besonders frisch aus, Aniki“, triezte der Blonde ihn grinsend.

„Danke, Knirps. Du dafür besonders, ein Wunder bei dem Zeug, das ihr gestern offenbar vernichtet habt. Kou hat mir ein Foto von dem Schlachtfeld auf deinem Wohnzimmertisch geschickt“, entgegnete Kazuki mit gerunzelter Stirn. Er vertraute Tetsuo und Kou in jeder Hinsicht, doch meldete sich die unterschwellige Eifersucht, da er wusste, dass sein Ziehbruder und sein Partner einander attraktiv fanden.

„Eis und Pizza, viel davon. Wir hatten die Kohlenhydrate beide bitter nötig.“ Tetsuo kannte ihn gut genug, um zu wissen, was hinter seiner Stirn vorging, die er leicht gerunzelt hatte, weshalb er es direkt ansprach: „Ich bin kein triebgesteuertes Monster, Kazuki. Kou ist dein Partner und so ungehemmt er ist, wenn er betrunken ist, hatten wir beide ganz andere Sachen im Kopf als miteinander rumzumachen. Wir haben geredet, viel... Nicht anders als Hotaru und du, nur bequemer und mit besserer Unterhaltung als Shōgi.“

„Ich weiß... Verzeih, Tetsu, es ist unfair von mir, überhaupt daran zu denken. Hat dir das Gespräch mit Kou geholfen?“

„Ja. Uns beiden, denke ich.“ Tetsuo kramte das Zippo mit dem modellierten Fuchs, das Hotaru ihm aus Okinawa mitgebracht hatte, aus der Tasche und zündete seine Zigarette an, nahm einen Zug und reichte sie an Kazuki weiter, der ihm die Hand auffordernd entgegenhielt. „Seit wann rauchst du wieder?“

„Nachwirkungen von gestern. Noch schnorre ich mich zu sehr durch, um das wirklich rauchen nennen zu können. Du wolltest mir etwas sagen?“

„Mhm...“ Eine neue Zigarette wanderte zwischen Tetsuos Lippen und er ordnete seine Gedanken, während er sie anzündete und den Rauch inhalierte. „Die Nachricht, die du gestern in unsere Gruppe geschrieben hast, die mit... der Hochzeit... Ich weiß, du hast es nicht böse gemeint, aber der Spruch war mir unangenehm.“

Der Dunkelhaarige setzte sich aufrechter hin und beobachtete seinen blonden Ziehbruder, der sichtlich mit den Worten rang.

„Du weißt besser als jeder andere, wie schwer es mir fällt, Gefühle... Nähe zuzulassen, erstrecht wenn sie einen Partner betreffen, der mehr ist als eine reine Fickbekanntschaft. Ich habe meine... erste Beziehung seit...“ Er unterbrach sich, da er nicht mehr sicher war, ob es richtig war, auszusprechen, was in seinem Kopf vorging.

„Seit Ryuji?“ half Kazuki ihm auf die Sprünge. „Wir haben nicht viel darüber gesprochen, du hast dich damals Rin anvertraut, aber für dich war es das, oder? Eine Beziehung.“

„Rückblickend weniger, damals schon... Aber darauf will ich nicht hinaus, es geht nicht um Ryuji. Hotaru gibt mir so viel mehr als er mir je hätte geben können. Ich will es nicht kaputt machen... Vor allem nicht, weil du irgendwelche Ideen in den Raum wirfst, die für dich großartig sind, aber für mich... völlig undenkbar“, erklärte Tetsuo ernst.

„Ich verstehe. Verzeih, Tetsu, das war unangebracht von mir. Aber du musst zugeben, dass ihr schon wie ein altes Ehepaar zankt, du und Hotaru.“

Der Blonde stöhnte frustriert und überlegte, seinem Aniki die Zigarettenschachtel oder gleich einen Stein an den Kopf zu werfen, als Sayuri auf die Veranda trat und Kazuki an seiner Stelle eine gut gezielte Kopfnuss verpasste.

„Du bist so ein Holzkopf, Kazuki“, schimpfte sie empört.

„Au... Du hast gelauscht?“ Kazuki rieb sich die schmerzende Stelle.

„Zufällig. Ihr hättet die Tür schließen sollen, wenn ihr keine Zuhörer wolltet“, entgegnete sie schnippisch, ging hinter Tetsuo in die Hocke und legte sanft die Arme auf seine Schultern. „Lass dich nicht von ihm ärgern, Füchschen, du weißt doch wie er ist.“

„Ja, leider. Ich kann ihn nicht mehr umtauschen, oder?“

„Nein, da ist jede Frist abgelaufen, tut mir leid.“ Sayuri zerzauste ihm zärtlich die hellen Haare. „Ich denke nicht, dass Hotaru sich von dem da irgendwelche komischen Ideen für die Zukunft eurer Beziehung in den Kopf setzen lässt, dazu ist er viel zu schlau. Ich weiß aber nicht, was ich davon halten soll, dass die beiden mitten in der Nacht sturzbetrunken in Kazukis Schlafzimmer gestolpert sind und ich sie heute Früh in seinem Bett gefunden habe.“

„Angezogen, Sa-chan, angezogen...! Er hätte euch alle geweckt, wenn er in dem Zustand bis ins Gästezimmer gestolpert wäre, ich konnte ja selbst kaum geradeaus laufen“, verteidigte Kazuki sich halbherzig, was sie nur tadelnd eine schmale Augenbraue heben ließ.

„So... Dann sind wir wohl quitt“, stellte Tetsuo feixend fest. „Kou ist ein gutes Kuschelkissen, sehr weich und warm.“

Kazuki rutschte von seinem Platz dicht neben ihn, schob einen Arm unter Sayuris hindurch und zog Tetsuo an der Schulter näher, um die Lippen dicht an sein Ohr zu bringen: „Sind wir nicht. Noch so ein Spruch, wie du als Antwort geschickt hast und ich schleiche mich nachts in dein Schlafzimmer und rasiere dir die Augenbrauen. Für heute lasse ich dich nochmal damit davonkommen, Nervensäge.“

Tetsuo schluckte, dann nickte er. „Selbstverständlich, Boss. Kommt nicht wieder vor.“

„Ihr seid beide Holzköpfe“, stellte Sayuri resigniert fest, kniff beide in die Wange und stand auf. „Oh, Hotaru. Ich habe dich gar nicht hereinkommen hören.“

Tetsuo und Kazuki drehten sich gleichzeitig um, wobei sie fast von der Veranda rutschten und sahen an ihr vorbei ins Wohnzimmer, in dem Hotaru vor seiner Tasche hockte und ein Brillenetui herauszog.

„Ich bewege mich in der Regel leise, wenn ich nicht von deinem Ehemann abgefüllt werde, Sayuri-nee-san“, entgegnete der Rothaarige schmunzelnd. „Ich wollte nur meine Bildschirmbrille holen, damit ich mir an dem alten Laptop nicht die Augen ruiniere.“ Er sah kurz zu Tetsuo und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.

„Brauchst du Hilfe?“ fragte der Blonde und war schon aufstanden, als Hotaru abwehrend eine Hand hob.

„Nein. Ich mache nur eine grobe Sichtung, du hast frei und ruhst dich aus, Tetsu. Wir sehen uns später.“ Er wuselte zur Tür, drehte sich aber noch einmal um und deutete auf seine Kleidung. „Lässt du das an?“

„Nein, ich dachte daran, gar nichts zu tragen. So als Kontrast“, entgegnete Tetsuo mit breitem Grinsen, was Hotaru die Schamesröte ins Gesicht trieb. Er sah ihm an, dass ihm eine schnippische Erwiderung auf der Zunge lag, die er mühsam herunterschluckte, um sich nicht zu blamieren.

„Großartig. Haruka-chan und Shiro haben sicher ihren Spaß dabei“, sagte er stattdessen mit dem süßesten Lächeln, zwinkerte Sayuri zu, die Mühe hatte, sich das Lachen zu verkneifen und ließ die drei allein.

„Es ist noch Zeit bis zum Abendessen, geht draußen spielen, wenn ihr euren freien Tag genießen wollt“, sagte Sayuri, nachdem sie sich beruhigt hatte. „Oder ihr helft mir, es ist noch ein bisschen was vorzubereiten.“

Kazuki und Tetsuo sahen sich an, grinsten wissend und sprangen fast gleichzeitig von der Veranda in den Garten.

„Wir wollen dir wirklich nicht im Weg herumstehen, Sa-chan, wir sehen uns später“, sagte Kazuki grinsend, während er die Füße in die Sandalen schob, die er dort hatte stehen lassen, dann ging er vor in Richtung Dōjō.

Chapter Text

Kou entfuhr ein frustriertes Grunzen, als ihm der glatte, feste Stoff des dunkelroten Obi, den Hotaru ihm zum Geburtstag geschenkt hatte, zum wiederholten Mal aus den Fingern glitt und über seine Hüfte nach unten rutschte. Der glatte Stoff des cremefarbenen Seidenkimonos verschob sich dabei auch wieder, so dass er umständlich herumfummelte und im Spiegel prüfte, dass der Kragen flach lag und keine Falten warf, während er den Obi mit den Zähnen an einem Ende festhielt. Er zuckte zusammen, als die Tür zu Kazukis Schlafzimmer nach leisem Klopfen aufgeschoben wurde und Haruka hereinschaute.

„Oh, entschuldige, Kou. Ich habe dich fluchen hören und wollte schauen, ob alles in Ordnung ist“, sagte sie mit einem schiefen Grinsen, das dem von Kazuki nahe kam, wenn Kou sich in einer misslichen Lage befand. „Brauchst du Hilfe?“

„Ich weiß nicht. Das ist so... viel komplizierter, als einen Yukata mit einfachem Gürtel anzuziehen und ich wollte unbedingt fertig sein, bevor Kazuki aus dem Bad kommt“, antwortete Kou mit leiser Verzweiflung in der Stimme, während er einen Blick auf den Wecker auf dem Nachttisch warf.

Haruka betrat den Raum und zog die Tür hinter sich zu. Sie trug einen hellblauen Yukata mit leuchtend gelben Sonnenblumen und farblich passendem Obi, die schulterlangen Haare hatte sie zu zwei Space Buns frisiert, die Spitzen ihres fransigen Ponys waren gerade so lang, dass sie sich nicht in ihren verlängerten Wimpern verhakten.

„Du brauchst eindeutig Hilfe“, stellte sie fest. „Mama ist auch noch nicht fertig, sie kann dir bestimmt helfen. Ich lenke Too-san ab, damit er dich nicht sieht und du gehst schnell hoch zu ihr. Ich komme nach, sobald die Luft rein ist.“ Sie sah sich im Raum um und suchte eilig alle Accessoires zusammen, die Kou auf jeden Fall brauchte, um sie zusammen mit dem Obi auf seine Arme zu stapeln. „Der Kimono ist wunderschön, Too-san freut sich bestimmt riesig, wenn er dich später sieht.“

„Danke. Ist Sayuri in ihrem Schlafzimmer?“

„Ja. Entweder dort oder im Ankleidezimmer daneben, es gibt eine Verbindungstür von ihrem Schlafzimmer aus. Den Weg kennst du?“

Haruka schob die Zimmertür einen Spalt auf, um zu sehen, ob die Luft rein war und winkte ihn nach draußen, nachdem er genickt hatte. Sie schob ihn in Richtung der Treppe in den ersten Stock und bog selbst in die entgegengesetzte Richtung ab, um Kazuki abzufangen, der im selben Moment aus dem nur zwei Räume weiter gelegenen Bad kam.

„Too-san!“ rief sie grinsend und schlang die Arme um seine Taille, um ihn strahlend von unten anzusehen. „Ich habe dich den ganzen Tag noch nicht gesehen, du bist besser im Verstecken als Shi-chans Katzen.“

Kazuki schmunzelte über den Vergleich und erwiderte die Umarmung seiner Tochter. „Deine Mutter hat uns vor die Wahl gestellt, ihr helfen oder aus dem Haus verschwinden, also entschieden Tetsu und ich uns für Option B“, antwortete er ehrlich.

„Oh, die Wahl hatte ich nicht“, entgegnete sie empört, dann schielte sie auf den tätowierten Bernstein auf seiner Brust, da er außer einem Handtuch um die Hüften nichts trug. „Ist das neu? Das kenne ich noch gar nicht.“

„Ist es.“

Bevor Kazuki es weiter erläutern konnte, kicherte sie leise, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „ Es ist wirklich hübsch. Hat Kou sich darüber gefreut?“

„Woher wusstest du, dass es für Kou steht?“ fragte er leicht überrascht.

„Der Bernstein hat dieselbe Farbe wie seine Augen und Libellen sind seine Lieblingstiere. Oh, bevor ich es vergesse und es später zu dunkel ist! Wie findest du meinen neuen Yukata?“ Haruka ging einen Schritt zurück und drehte sich mit ausgebreiteten Armen.

„Er ist sehr hübsch und steht dir großartig, Haru-chan. Wolltest du ihn mir wirklich zeigen oder gehörte das du deinem Ablenkungsmanöver, um Kou an mir vorbei zu schmuggeln, damit er ungesehen nach oben gehen kann?“ Kazuki verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie schmunzelnd an, seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, als Haruka ertappt die Hände vor den Mund schlug und ihn mit dem süßesten Welpenblick ansah, zu dem sie imstande war.

„Also... uhm... vielleicht? Also ich wollte ihn dir zeigen, aber... Wir sehen uns später, ich muss los und Mama helfen!“

Sie drehte sich hastig um und flitzte durch den Flur davon, um kurz darauf die Treppe ins Obergeschoss der Wohnung hinauf zu poltern, wo sich die Schlaf- und Gästezimmer befanden. Kazukis Schlafzimmer befand sich nur im Erdgeschoss, da es sein früheres Arbeitszimmer gewesen war, bevor er es umgestaltet hatte, um Sayuri und Itsuki mehr Privatsphäre zu ermöglichen. Dem unteren Badezimmer war ein kleinerer Aufenthaltsraum für Angestellte zum Opfer gefallen, den niemand von ihnen wirklich genutzt hatte.

Im oberen Flur lief Haruka fast Takuya um, der ihr aus seinem Zimmer entgegenkam und damit beschäftigt war, sein Handy in der Tasche seines schwarzen Hakama, zu dem er einen dunkelblauen Yukata trug, zu verstauen. Er fing sie mit dem freien Arm ab, bevor sie stolpern konnte.

„Ich bin nicht in der Position, dich zu maßregeln, aber wie war das mit rennen im Kimono, Haruka-sama?“ fragte ihr Bodyguard tadelnd.

„Besser nicht und schon gar nicht im Haus, ich weiß, ich weiß“, wiegelte sie ab und verdrehte leicht genervt die Augen. „Tut mir leid, Takuya, hast du dich verletzt?“

„Nein, du?“ Der Schwarzhaarige ließ sie los, nachdem sie den Kopf geschüttelt hatte und richtete die verschobene Haarnadel, die sich aus einem ihrer Haarknoten gelöst hatte. „Deine Mutter und Yukimura-sensei sind im Ankleidezimmer, falls du sie suchst. Soll ich hier oben warten oder schauen, dass deine Tapioka-Perlen nicht anbrennen?“

„Oh! Würdest du? Die habe ich total vergessen, aber Mama wollte mir noch beim Make-up helfen und... ugh...“

„Ich kümmere mich darum. Ist Shiro schon wieder zurück?“ Takuya schenkte ihr ein kleines Lächeln, dann ging er zur Seite, damit sie an ihm vorbei konnte.

„Danke, Takuya, du bist mein Lebensretter“, antwortete Haruka erleichtert. „Shi-chan ist angekommen, als ich in der Küche war. Er wollte sich umziehen.“

„Das ist mein Job, schon vergessen? Ruf mich, wenn du mich brauchst, ich bin in Hörweite.“

 

Kou saß in seinem Unterkimono auf einem Hocker vor dem Schminktisch in Sayuris Ankleidezimmer, in dem zwei Wände komplett aus Einbauschränken mit Schiebetüren bestanden, die sich nahtlos in das traditionelle Konzept ihrer Wohnung einfügten. Der Schminktisch stand neben dem Fenster, ein weißer Papierrollo verhinderte, dass direkte Sonneneinstrahlung in den Raum fiel, aber genug Licht hineingelassen wurde, dass der Raum nicht dunkel wirkte. Sayuri war mit den letzten Feinheiten ihrer Hochsteckfrisur beschäftigt gewesen, als er zaghaft an der Tür geklopft hatte, um sie um Hilfe beim Anziehen zu bitten. Sie hatte seinen Kimono und den Obi über einen Ständer ausgebreitet, den er schon von Hotaru kannte und glättete einige Falten in der Seide mit einer kabellosen Dampfbürste, als Haruka in den Raum kam.

„Ich habe Too-san erfolgreich abgelenkt, aber ich glaube, er hat mich trotzdem durchschaut“, jammerte sie und fischte sich ein Minzbonbon aus dem Glas, das auf der Kommode neben der Tür stand.

„Er hat Kou nicht gesehen, oder?“ hakte Sayuri nach, strich mit perfekt manikürten Fingerspitzen über den cremefarbenen Stoff, bevor sie die Dampfbürste ausschaltete und zur Seite stellte.

„Ich glaube nicht. Er weiß, dass wir was aushecken, aber nicht, was. Eine Überraschung wird es so oder so“, entgegnete Haruka und zwinkerte Kou zu, der etwas verloren wirkte.

„Es ist nicht leicht, etwas vor Kazuki zu verheimlichen, er kennt alle Tricks, aber er wird sich hüten, selbst nachzusehen, wenn er sich nicht mit mir anlegen will.“ Sayuri drehte sich zu Kou um, ein Lächeln auf den rot geschminkten Lippen, die Hände auf dem hellrosa Obi gefaltet, der mit dem Blau ihres Seidenkimonos kontrastierte, rote Pfingstrosen und rosa Kirschblüten wanden sich vom Saum bis zu den langen Ärmeln.  „Hast du Concealer und Puder dabei?“

„Habe ich.“ Er rutschte ein Stück zur Seite, als sie sich neben ihn stellte. „Was hast du vor?“

„Du siehst ein wenig müde aus, mein lieber Kou. Du hast mich um Hilfe gebeten und wenn du Kazuki wirklich überraschen willst, kannst du ein bisschen mehr auftragen, als nur einen neuen Kimono zu tragen“, erklärte sie schmunzelnd. „Und dazu meiner Familie gleich noch zeigen, wie sehr er dich liebt, denn er wird weder Augen noch Finger von dir lassen, wenn wir hier fertig sind.“

„D... Deiner Familie? Aber dein Vater kennt mich doch schon...“

„Dieses Jahr wird die Feier ein wenig größer als sonst. Er hat meine Onkel und ihre Kinder und Enkel eingeladen, deshalb bin ich auch schon seit Tagen an den Vorbereitungen und nicht erst seit gestern.“ Sayuri seufzte, dann sprach sie weiter: „Verzeih mir, Kou, ich hätte dich vorwarnen sollen. Kazuki hat gerade so viel um die Ohren, dass er es wahrscheinlich ausgeblendet und vergessen hat. Wie ich sie kenne, bleiben sie nach dem Essen auch nicht sehr lang und sie sind in Ordnung, wenn auch etwas altmodisch.“

„Oh ja, sehr verstaubt in manchen Dingen“, bestätigte Haruka und packte das nächste Minzbonbon aus.

„Hör auf Bonbons zu essen, Haru-chan, und komm her, wenn du noch etwas lernen willst. Du wolltest, dass ich dir mit deinem Make-up helfe“, sagte Sayuri streng, dann suchte sie in Kous Kulturbeutel nach Concealer und Puder, die für seinen Hautton besser geeignet waren als das, was sie besaß.

Kou sah ihr dabei zu, wie sie Pinsel und Make-up Döschen auf dem Tisch anordnete, Haruka stellte sich hinter ihn und ordnete seine langen Haare mit einem Kamm.

„Ihr habt das schon länger geplant, oder?“ fragte er, erstaunt darüber, wie die beiden ohne wirkliche Absprache arbeiteten.

„Wir haben nach dem Matsuri darüber gesprochen, dass es interessant wäre, dich einmal komplett herauszuputzen.“ Sayuri hob sein Gesicht am Kinn an, um seinen Concealer auf die leichten Schatten unter seinen Augen zu tupfen. „Es war nicht unbedingt für heute geplant, aber es ist nichts, das große Vorbereitung benötigt. Du hast schließlich alles mitgebracht, was du brauchst.“

„Ihr habt damit gerechnet, dass ich allein mit dem Obi überfordert bin, oder?“

„Nicht unbedingt. Ich ging davon aus, dass Hotaru dir hilft, aber da er seit heute Vormittag bis über beide Ohren in Arbeit steckt und Tetsuo ihn holen musste, damit er sich vor dem Essen noch umziehen kann, mussten wir improvisieren.“ Sie puderte sein Gesicht großzügig ab, nachdem sie mit der Deckkraft des Concealers zufrieden war. „Verzeih mir, dass ich es dir nicht gleich angeboten habe. Wir stehen gerade alle etwas neben uns.“

„Ich verstehe. Mach dir keine Gedanken darum, Sayuri, ich hätte dich auch fragen können, anstatt daran zu verzweifeln, es selbst zu versuchen.“ Er nagte leicht an seiner Unterlippe und erntete einen tadelnden Blick von ihr. „Ich bin manchmal noch zu sehr festgefahren, alles allein zu machen, statt um Hilfe zu bitten. Kazuki erinnert mich oft daran, ich lerne das noch.“

„Du kannst jeden von uns immer um Hilfe bitten, egal bei was, Kou. Du gehörst zur Familie und niemand urteilt, wenn du etwas nicht kannst. So perfekt wir immer wirken, haben wir einige Dinge, die wir auch nicht können.“ Sayuri schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, dann öffnete sie ein Döschen mit cremiger, roter Paste. „Ich bin dazu erzogen worden, die perfekte Ehefrau des Clanoberhaupts zu sein, habe alles lernen müssen, was meine Mutter, meine Tanten und alle meine Vorfahrinnen haben lernen müssen, aber ich kann beispielweise nicht Fahrrad fahren, weil das als unwichtig angesehen wurde. Es war nicht notwendig, dass ich es lerne, also habe ich es nicht gelernt.“

„Dafür kannst du Motorrad fahren und fährst mit dem Auto halsbrecherischer als Tetsuo, wenn er es eilig hat, weil Too-san wieder auf eigene Faust unterwegs ist“, warf Haruka ein. „Und mich habt ihr immer noch nicht in der Fahrschule angemeldet.“

„Weil es momentan zu unsicher ist. Du hast zwei fähige Männer, die dich überall hinfahren, Haru-chan. Gedulde dich noch ein wenig, ja?“

Auf ein Zeichen von Sayuri schloss Kou die Augen, damit sie mit einem Pinsel etwas von der roten Paste auftragen konnte, um seine Augen zu betonen. Er fragte nicht nach, was ihr Plan war, sondern ließ sie machen, Harukas Hände waren mit seinen Haaren beschäftigt und frisierten sie, während ihre Mutter ihn gekonnt schminkte. Nach dem Rot folgte ein schwarzer Lidstrich, den sie ein wenig über den Augenwinkel hinaus zog. Mit einem breiteren Pinsel verteilte sie großflächig rotes Puder von seinen Wangenknochen bis zu den Schläfen.

„Ärgere dich nicht, Haruka-chan. Ich habe auch keinen Führerschein und hatte bisher nicht das Gefühl, einen zu brauchen“, sagte er, während Sayuri in einer Schublade nach dem passenden Lippenstift suchte.

„Ich weiß, aber... bisher konntest du auch allein Bahn fahren, ohne dass du erst um Erlaubnis bitten musstest. Und Taniguchi-san hat wahrscheinlich auch kein Problem damit, dich dabei zu begleiten, oder?“ Der Verdruss war aus Harukas Stimme herauszuhören.

„Mhm... Ich habe nicht das Gefühl, dass deine Eltern es dir komplett verbieten wollen, nur sind sie gerade sicher froh, dich nicht in unnötiger Gefahr zu wissen und wenn es nur der städtische Straßenverkehr ist“, entgegnete Kou versöhnlich.
„Es wäre auch heuchlerisch, wenn wir das tun würden. Es gibt keinen Grund, dass du keinen Führerschein machst, Haru-chan, nur jetzt nicht. Wir haben nichts dagegen, wenn Takuya oder Shiro dir Fahrstunden geben, wenn sich die Gelegenheit bietet, sie würden dich nicht leichtsinnig in Gefahr bringen. Öffne deine Lippen bitte ein wenig, Kou...“

 

„Echt mal, Tetsu, du hättest mich nicht hertragen müssen, das war sowas von peinlich“, meckerte Hotaru, während er den Kragen seines dunkelblauen Yukata vor dem Spiegel im unteren Gästezimmer richtete, in das Tetsuo tagsüber seine Sachen geräumt hatte, um in Kazukis Nähe bleiben zu können.

„Hätte ich das nicht getan, hättest du dich wieder an die Arbeit gesetzt und ich hatte den Befehl, dich rechtzeitig vor dem Abendessen abzuholen“, entgegnete Tetsuo auf dem Bett sitzend, fertig angezogen mit dunkelgrauem Hakama und blassgrünem Yukata, in den ein dunkelgrünes Rautenmuster eingewebt war.

„Befehl von wem?“ hakte der Rothaarige nach.

„Mir selbst.“

Die Antwort entlockte Hotaru ein Augenrollen und Schnauben, bevor er sich zu ihm umdrehte und die Arme vor der Brust verschränkte.

„Du bist unverbesserlich.“ Er zögerte einen Moment, was Tetsuo fragend eine Augenbraue heben ließ. „Also... ich habe heute Mittag mit Hide gesprochen und... das Shudō aufgelöst. Traditionell kann es nur vom jüngeren Partner aufgelöst werden, so wie er es gemacht hat, war es nicht richtig, aber wir sind uns einig, dass es so besser ist. Für alle Beteiligten...“

„Belastet es dich, Aru?“ fragte der Blonde mitfühlend und streckte eine Hand nach ihm aus, um ihn am Ärmel näher zu ziehen.

„Schon... Aber nicht so sehr wie im April. Es macht mir mehr zu schaffen, dass es ihm so schlecht geht und trotzdem keine Anstrengung scheut, um heute teilzunehmen, als wäre sonst nichts. Ich will nicht, dass er sich überanstrengt, verstehst du?“

Hotaru lehnte sich an ihn, so dass er ihn umarmen konnte und stützte das Kinn auf seinem Kopf ab.

„Mhm... Das will niemand von uns, aber Hideyoshi ist ein alter Sturkopf und wird es so machen, wie er es für richtig hält. Die Familie ist ihm sehr wichtig und er will es nicht versäumen, einen entspannten Abend mit allen zu verbringen, die er liebt“, entgegnete Tetsuo ruhig.

„Tetsu... uhm... wie verhalten wir uns heute Abend...?“ fragte Hotaru leise, die Ohren rot bei dem Gedanken, dass irgendjemand herausfinden könnte, dass sie ein Paar waren, auch wenn es kein wirkliches Geheimnis war.

Bevor Tetsuo antworten konnte, klopfte es an der Tür.

„Seid ihr fertig? Der Boss drängt, dass wir uns beeilen, damit wir nicht als letzte beim Essen sind“, hörten sie Shiros Stimme durch die Tür. „Allerdings sind Sayuri-nee-san, Haru und Kou auch noch nicht fertig.“

„Wir sind fertig, Shiro. Wir kommen sofort. Sag Kazuki, er soll tief durchatmen, niemand wird Kou fressen außer ihm“, antwortete der Blonde, nachdem er die Tür geöffnet und seinen Ziehsohn kurz gemustert hatte.

Shiro trug einen blauen Kimono mit einem Muster aus weißen Streifen, Bambus und Drachen, dazu einen schwarzen Hakama wie Takuya, der neben der Treppe ins Obergeschoss an der Wand lehnte und auf seine Armbanduhr schaute.

„Ich glaube, das sagst du ihm lieber selbst, bevor er seine Drohung, mich das Bad mit der Zahnbürste putzen zu lassen, doch noch wahr werden lässt.“ Shiro zog eine Grimasse, dann zwinkerte er Hotaru zu, der hinter Tetsuo aus dem Raum kam. „Guten Abend, Taniguchi.“

„Guten Abend, Shiro. Dir auch, Takuya“, grüßte Hotaru zurück. „Waren wir nicht schon so weit, dass du mich beim Vornamen nennst, Shiro?“

„Waren wir, doch heben wir uns das lieber für zuhause auf, bevor wir noch irgendwen verärgern“, sagte der Schwarzhaarige und schob sich eine lose Haarsträhne hinter das linke Ohr. „Anweisung vom Boss.“

„Verstehe, das ist sinnvoll.“ Er sah zu Tetsuo, der in traditioneller Kleidung noch größer wirkte als sonst schon.

Der Blonde erwiderte seinen Blick mit einem kleinen Schmunzeln. „Mach dir keinen Kopf, Kleiner, verhalte dich ganz normal. Sollte irgendjemand gemein zu dir sein, versenke ich ihn im Koiteich, immerhin bist du jetzt ein vollwertiger Phönix und stehst unter meinem Schutz.“

„Oh, hat der Boss dich richtig aufgenommen?“ hakte Shiro nach, der den beiden nach draußen in den Garten folgte, wo Kazuki mit einem von Hideyoshis Bodyguards wartete.

„Hat er. Gestern Abend.“ Hotaru spürte die Nachwirkungen von der kurzen Nacht und dem vielen Alkohol immer noch, allerdings ebenfalls ein Gefühl von Erleichterung, da es vieles vereinfachen würde.

„Aniki, wir haben noch eine Menge Zeit, wieso schickst du uns Shiro als Kindermädchen?“

Tetsuo ging zu Kazuki und knuffte ihn leicht gegen den Arm, was der Ältere ebenso zurückgab.

„Damit ihr noch Zeit habt, euch wieder anzuziehen, falls er euch gestört hätte“, gab Kazuki zurück und schob die Hände zurück in die Ärmel seines schlichten, dunkelroten Yukata, der mit einem schmalen, schwarzen Obi geschlossen war. „Sayuri hat mir geschrieben, sie sind gleich fertig. Du kannst gehen, Atsushi. Richte dem Oyabun aus, dass wir uns ihm in Kürze anschließen.“

„Jawohl, Waka. Ich wünsche Euch einen angenehmen Abend.“ Der Bodyguard verneigte sich tief, dann ließ er sie allein.

„Die Sicherheit übernehmen heute Sayuris Kobun und Shatei, sie hat jeden selbst ausgesucht und gebrieft. Hideyoshi Bodyguards schützen ihn wie immer und so ungern ich davon ausgehe, dass irgendjemand aus seiner Familie mir ernsthaft an den Kragen will, gehe ich lieber auf Nummer Sicher“, erläuterte Kazuki leise, sobald Atsushi außer Hörweite war. „Ihr drei könnt euch entspannen, Takuya wird uns Gesellschaft leisten, damit es nicht ganz so auffällig ist, dass die Dinge anders sind, er weicht Haruka sonst auch kaum von der Seite.“

„Hast du ihn eingeweiht?“ fragte Tetsuo.

„Sayuri. Sie hat ihm Harukas Leben anvertraut, wäre er nicht vertrauenswürdig, hätte sie das nicht getan.“

Der Blonde zog ein metallenes Zigarettenetui aus dem Bund seines Hakama, klappte es auf und fischte eine Zigarette heraus, die er mit dem Feuerzeug anzündete, das Hotaru ihm geschenkt hatte. Dem Rothaarigen entging es nicht und er freute sich, dass er sein Geschenk tatsächlich benutzte und es nicht in irgendeiner Schublade verschwunden war. Er sah ihn überrascht an, als er ihm die Zigarette vor die Nase hielt und sich selbst eine neue anzündete.

„Nimm, du hast wahrscheinlich den ganzen Tag nicht geraucht und ich brauche dich entspannt, Hotaru“, erklärte Tetsuo bestimmt. „Kazuki hat dir letzte Nacht wahrscheinlich die halbe Schachtel weggeraucht, oder?“

Hotaru schüttelte den Kopf, nachdem er die angebotene Zigarette angenommen hatte. „Nein, so viele waren es dann nicht. Danke.“

„Sayuri hat durchgesetzt, dass beim Essen nicht geraucht wird, erstrecht nicht, wenn Kinder dabei sind. Wer weiß, wann wir heute wieder dazu kommen.“ Tetsuo sah zu Kazuki. „Du auch?“

„Nein, Danke. Sollte sie mich mit einer Zigarette erwischen, zieht sie mir die Haut ab und Kou mag es ebenfalls nicht so sehr.“ Kazuki hob den Kopf und sah zum Eingang von Sayuris Wohnung, aus dem Takuya herauskam, gefolgt von Haruka, Sayuri und Kou. „Was habt ihr so lange noch gemacht... Kou?“

Der Angesprochene schlüpfte geschickt in das Paar Geta, das er von drinnen mit nach draußen gebracht hatte und reichte Sayuri die Hand, damit sie ebenfalls in ihre Schuhe, keilförmige Zori aus dunkel lackiertem Holz, schlüpfen konnte, ohne das Gleichgewicht zu verlieren.

„Einen Moment, Kazu... Geht’s, Sayuri?“ fragte er besorgt, da sie mehr mit den Riemen der Schuhe kämpfte als erwartet.

„Ja, die sind...“

„Der Riemen hat sich verdreht, Sayuri-nee-sama. Wartet kurz...“ Takuya ging vor ihr auf ein Knie, stellte sich ihren Fuß auf den Oberschenkel, damit er nicht schmutzig wurde, und richtete den verdrehten Riemen der Sandale, bevor er sie ihr vorsichtig anzog und eine Falte aus ihrer Tabi-Socke strich. „Besser so?“

„Ja, umso mehr, wenn du meinen Fuß loslässt, Takuya“, gab Sayuri mit einem kleinen Lächeln zurück, es wurde breiter, als er mit gesenktem Kopf eine Entschuldigung murmelte und ihren Fuß wieder auf den Boden stellte. „Danke, Kou. Ich kann jetzt allein stehen. Geh zu Kazuki, bevor er noch denkt, er träumt. Zumindest schaut er so.“

Kazuki sah wirklich etwas verwundert aus, als Kou zu ihm ging und mit etwas Abstand vor ihm stehenblieb. Durch die Geta war er etwas größer als sonst, so dass er den Kopf nur leicht heben musste, um seinen Partner anzusehen.

„Geht es dir gut, Kazu? Du siehst ein wenig schockiert aus...“ fragte er leise.

Der Dunkelhaarige schluckte trocken, dann nahm er Kous Hände in seine, um sie nacheinander an seine Lippen zu führen und sie zärtlich zu küssen.

„Es geht mir großartig, Honey. Du... siehst so wunderschön aus, dass es mir für einen Moment die Sprache verschlagen hat“, antwortete er mit belegter Stimme.

„Oh... Überraschung?“ Kou grinste ihn an, dann entzog er ihm seine Hände, um einen Schritt zurückzugehen und sich einmal um die eigene Achse zu drehen. „Gefällt es dir?“

Kazuki nahm sich Zeit, ihn zu betrachten, wie er sich in der Abendsonne drehte. Der cremefarbene Seidenkimono war mit roten Chrysanthemen und golden leuchtenden Laternen geschmückt, auf dem dunkelroten Obi schimmerten ebenfalls Chrysanthemen, neben den Knoten der honigfarbenen Obijime-Kordel steckte eine bunte Libellenbrosche. Kous schwarzbraune Haare waren mit einem roten Stoffband zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden, die vordere Haarpartie etwas antoupiert, und festgesteckt, bevor sie mit den restlichen Haaren zusammengebunden worden war, um eine moderne Version einer Wakashu-Stirnlocke zu schaffen. Rot zeigte sich ebenfalls in seinem Gesicht, um seine Augen und hohen Wangenknochen zu betonen, die Lippen waren dezenter geschminkt als bei Sayuri, die sich selten ohne roten Lippenstift in der Öffentlichkeit zeigte.

„Ich sage das wahrscheinlich eher selten, aber ich fühle mich spontan underdressed“, scherzte Kazuki, nachdem er Kou zu sich gezogen hatte und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Es gefällt mir so gut, dass ich gerade schon überlege, wie ich dieses Essen umgehen und dich irgendwohin entführen kann, um dich ganz für mich zu haben, Honey...“

„Kazu... Das freut mich sehr, aber... uhm... der Kimono ist vintage, bei dem musst du vorsichtig sein...“ Kou schmiegte sich an ihn und strich mit den Händen über den Kragen seines Yukata. „Du siehst auch nicht schlecht aus...“

Sie trennten sich nur widerwillig voneinander, als Sayuri sich laut räusperte und Kazuki in den Oberarm piekte.

„So sehr ich dich gerade nachvollziehen kann, werter Gatte, wir werden erwartet und wir sollten da sein, bevor die anderen eintreffen. Der Waka verspätet sich nicht“, insistierte sie mit gerunzelter Stirn.

„Du hast Recht, Sa-chan, wie so oft“, gab Kazuki nach, zog sie jedoch mit dem freien Arm an sich, um ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Du bist ebenfalls wunderschön, Liebes. Unsere Tochter auch. Ich bin sehr froh, dass ihr Kou so akzeptiert, wie ihr es tut. Danke dafür.“

„Nicht dafür, mein liebster Holzkopf. Kou gehört zur Familie, weil du das so beschlossen hast und er dich glücklich macht. In unserer Familie gibt es kein Drama wegen so etwas. Und Kou ist wunderbar“, gab Sayuri zurück. Sie schenkte beiden ein herzliches Lächeln, dann drehte sie sich aus Kazukis Arm und bedeutete allen, ihr zu folgen.

Chapter Text

Lampions und Lichterketten erhellten die mit Picknickdecken und niedrigen, runden Tischen bedeckte Wiese unter der großen Zierkirsche, die tagsüber viel Schatten gespendet hatte, so dass die abendliche Wärme darunter erträglich war. Oyabun Hideyoshi saß auf einem bequemen Sitzkissen am zentralen Tisch und neigte grüßend den Kopf, als sie die Wiese betraten, außer ihm waren nur noch ein älterer Mann mit wenigen grauen Strähnen im schwarzen Haar und eine ältere Frau anwesend, die Kou beide nicht kannte.

Sayuri beugte sich zu ihrem Vater herab, um ihn sanft auf die Wange zu küssen. „Guten Abend, Otoo-san. Verzeih die Verspätung, wir mussten etwas umdisponieren.“

„So spät seid ihr nicht, mein Kind. Was hat euch denn aufgehalten?“ Hideyoshi strich ihr über die Hand und sah dann an ihr vorbei. „Guten Abend allerseits. Setzt euch, wohin ihr möchtet, es gibt keine besondere Sitzordnung.“

„Kou hat unsere Unterstützung gebraucht und wenn wir mal die Gelegenheit dazu haben, geben wir dafür natürlich unser Bestes, Ojii-san“, antwortete Haruka an Sayuris Stelle, schenkte ihrem Großvater ein breites Lächeln und setzte sich mit etwas Abstand auf die Decke, Shiro und Takuya zog sie neben sich, die ihn ebenfalls höflich gegrüßt hatten. „Guten Abend, Isamu-oji-san und Hinata-oba-san.“

„Kou...? Oh, Yukimura-sensei, ich hatte Sie fast nicht erkannt. Wolltest du ihn vor mir verstecken, Kazuki?“ Hideyoshi zwinkerte Kazuki zu, der sich tatsächlich ein wenig vor Kou gestellt hatte, auch wenn es keinen wirklichen Grund dafür gab.

„Nicht direkt, Oyaji. Ich hatte erwartet, dass schon mehr Familienmitglieder anwesend sind und wollte ihn nicht überfordern“, entgegnete der Angesprochene und drückte Kous Hand.

„Das ist lieb von dir, Kazu, aber ich denke nicht, dass das heute ein Problem ist. Meine Familie kennst du ja schon, da ist es nur richtig, wenn ich den Rest von deiner Familie auch noch kennenlerne.“ Kou schmiegte sich kurz an seinen Arm, bevor er sich Hideyoshi zuwendete. „Guten Abend, Miyamoto-san, ich hoffe, es geht Ihnen den Umständen entsprechend gut.“

„Es geht mir sehr gut, wenn ich meine Familie sehen kann. Setzen Sie sich, Yukimura-sensei“, entgegnete der alte Mann und klopfte auf den freien Platz zu seiner Rechten. Er wartete, bis Kou und Kazuki sich gesetzt hatten, bevor er weitersprach, dann wies er auf den älteren Mann an seiner linken Seite. „Meinen jüngsten Bruder Isamu kennen Sie noch nicht, richtig? Und seine Frau Hinata. Sie führt einen Laden für maßgefertigte Kimonos. Sayuri dürfte den Großteil ihrer Garderobe von ihr haben, wenn ich mich nicht irre.“

„Einiges, aber ich bezweifle, dass es der Großteil ist“, gab Hinata schmunzelnd zurück und neigte den Kopf in Kous Richtung. „Das ist eine wunderbare Kombination, die Sie tragen, Yukimura-sensei, aber nicht neu, richtig?“

„Oh, das...“ Kou hob etwas die Arme, um die langen Ärmel zu entfalten. „Ich habe ihn vor einer Weile in einem Vintage-Laden in Asakusa gefunden und war begeistert davon. Den Obi hat mir Hotaru zum Geburtstag geschenkt. Und das hier...“ Er deutete auf sein Gesicht und seine Frisur. „Habe ich Sayuri und Haruka-chan zu verdanken.“

„Hotaru...?“ hakte Hinata nach und folgte Kous Blick zu dem Rothaarigen, der nicht weit entfernt neben Tetsuo und Sayuri saß und dem Gespräch aufmerksam folgte. „Ah, Taniguchi-kun. Geht es Ihnen gut, Taniguchi-kun? Sie sehen ein wenig blass aus, bekommen Sie in Asakusa ausreichend zu essen?“

Hotaru nickte höflich. „Es geht mir sehr gut, Hinata-sama. Da ich meistens selbst koche, kann ich mich über das Essen nicht beklagen.“

„In der letzten Woche gab es mehr Takeaway-Futter und in der Woche davor habe ich häufiger gekocht als du“, warf Tetsuo ein und wich grinsend dem Schlag aus, den der Kleinere gegen seinen Arm gezielt hatte.

„Gut...“ Hotaru atmete tief durch. „Da wir meistens selbst kochen, wenn wir die Zeit dazu haben, kann ich mich über das Essen nicht beklagen. Auch wenn ich zugeben muss, das Essen hier zu vermissen.“

„Dann schlagen Sie heute Abend ordentlich zu, Taniguchi-kun. Sollten Reste übrig bleiben, können Sie sicher welche mitnehmen, damit Tetsuo-kun auch länger etwas davon hat“, entgegnete sie wohlwollend.

 

Stimmengewirr schallte vom Durchgang zwischen den Gebäuden in den Garten, kurz darauf betraten mehrere Personen die Wiese, Männer, Frauen und Kinder unterschiedlichen Alters, alle in bequemer traditioneller Kleidung. Der älteste von ihnen, ein grauhaariger, etwas untersetzter Mann, der Hideyoshi und Isamu sehr ähnlich sah, blieb kurz mit irritiertem Gesichtsausdruck stehen, als er Kou und Kazuki rechts von Hideyoshi sitzen sah. Kou spürte die fragenden Blicke auf sich und rutschte etwas unsicher auf seinem Platz herum, doch Hideyoshi legte ihm beruhigend die Hand auf den Unterarm, Kazukis linke Hand ruhte auf seiner Hüfte und drückte ihn leicht.

„Daichi, wie schön, dass du alle mitgebracht hast“, grüßte Hideyoshi seinen Bruder fröhlich, dann sah er zu Isamu: „Haben wir genug Platz, wenn eure Töchter mit ihren Familien auch kommen?“

Isamu nickte: „Wenn alle etwas zusammenrutschen, dann bestimmt. Die Kinder können sich die Decke dort drüben teilen.“

„Yoshiro sitzt bei seinen Brüdern, nicht bei den Kindern“, sagte Daichi bestimmt und wies einen etwas schüchtern wirkenden Teenager an, sich zu den beiden Männern um die Vierzig zu setzen, die die Anwesenden gegrüßt hatten, wie es die Höflichkeit erforderte und bereits die Getränke verteilten.

„Verzeih Daichis Grummeligkeit, Hideyoshi, er hat den ganzen Tag schon furchtbare Blähungen“, merkte die elegante Frau Ende Vierzig an seiner Seite mit einem Zwinkern an, dann sah sie zu Kou und Kazuki. „Wer ist die Schönheit an deiner Seite, Kazuki?“

„Das ist Yukimura Kou, mein Partner“, stellte Kazuki ihn kurz vor. „Sonst bist du doch auch besser informiert, Sumire, es wundert mich, dass du fragst.“

Sumire hob erstaunt die Hand vor den Mund, bevor sie leicht den Kopf neigte. „Oh, Verzeihung. Ich habe Sie wirklich nicht erkannt, Yukimura-sensei. Sie sehen heute Abend wirklich großartig aus.“

Kou hob abwehrend die Hände und lächelte. „Keine Ursache. Ich habe mich selbst vor dem Spiegel kaum erkannt, nachdem Sayuri und Haruka-chan mit mir fertig waren. Vielen Dank für das Kompliment.“

Während sich die Neuankömmlinge sortierten, lehnte Kazuki sich dichter zu Kou und raunte ihm die Namen ins Ohr, damit er jeden zuordnen konnte: „Sumire ist Daichis zweite Frau, sie war Model, bevor sie ihn geheiratet hat. Der junge Yoshiro ist ihr Sohn, er dürfte nächstes Jahr in die Oberstufe kommen. Die Ehe mit Daichis erster Frau Kaede wurde kurz nach meiner und Sayuris Hochzeit geschieden. Die beiden Männer dort sind Daichis älteste Söhne, Kazuhiko und Hiroshi, sie sind je ein Jahr älter und jünger als Sayuri. Die Frau im violetten Yukata bei den Kindern ist Fumiko, Hiroshis Frau, ihre drei Kinder sind die Zwillinge Chiharu, im rosa Yukata, und Reika, im gelben Yukata, der Junge heißt Tadashi.“

„Was ist mit Kazuhikos Familie? Er trägt einen Ehering“, bemerkte Kou flüsterleise.

„Die Details kennt Sayuri besser als ich, aber seine Frau Natsumi, die er vor rund zehn Jahren geheiratet hat, hat ihn offenbar verlassen und den Sohn Shinobu mitgenommen“, erklärte sein Partner ebenso leise, dann sah er auf, als die nächste Gruppe Personen ankam: zwei Paare mit drei Kindern, eine der Frauen war schwanger und trug ein luftiges Sommerkleid statt einem Yukata.

Zu Kous Überraschung stand Takuya auf und begrüßte einen der Männer mit einer festen Umarmung, bevor der Ältere Harukas Bodyguard lachend von sich schob und ihm herzlich auf die Schulter klopfte.

„Wer ist das?“ fragte er leise.

„Shiratori Hajime, Takuyas älterer Bruder. Sie dürften um die sechs Jahre auseinander sein. Hajime ist Kyodai in Chūō und selten im Anwesen, tatsächlich sehe ich ihn häufiger als er seinen Bruder“, erklärte Kazuki ruhig. „Seine Frau Tomiko, die Schwangere neben ihm, ist Isamus jüngste Tochter, das Kleinkind ist ihre Tochter Chiyoko. Die anderen sind Yamaguchi Takuma und Ema, Isamus älteste Tochter, mit ihren Kindern Hibiki und Mitsuaki. Hibiki ist in der Grundschule, Mitsuaki dürfte etwas älter als Saki-chan sein.“

„So viele Personen...“ staunte Kou, ein wenig überfordert von den vielen Namen.

„Niemand erwartet, dass Sie sich alle am ersten Abend merken, Yukimura-sensei“, sagte Hideyoshi schmunzelnd, während er dabei zusah, wie man sich begrüßte und auf den ausgebreiteten Decken verteilte. „Sie haben später noch genug Gelegenheiten, alle kennenzulernen.“

„Wenn meine Verwandten in Okinawa zusammenkommen, dann sind es ähnlich viele Personen, das war in meiner Kindheit häufiger der Fall. Seitdem... kenne ich das so nicht, meine Familie hier in Tokyo ist eher klein“, erzählte Kou leise, während er den Blick über die versammelten Personen schweifen ließ.

„Ihr Bruder lebt mit Frau und Kindern hier, richtig?“ hakte Isamu nach.

„Ja. Meine Schwägerin Ayane kommt aus Tokio, mein Bruder hatte nicht viele Gründe, nach seinem Studium wieder zurück nach Okinawa zu gehen, deshalb ist er hier geblieben.“

„Eine kleinere Familie zu haben, kann auch schön sein. Umso weniger Geburtstage muss man sich merken“, fügte Hideyoshi zwinkernd hinzu. „Und wehe man vergisst einen oder kauft das falsche Geschenk...“

„Otoo-san, es sollten jetzt alle da sein“, meldete Sayuri sich zu Wort.

 

Hideyoshi sah sich um und wartete, bis es etwas ruhiger geworden war und er die Aufmerksamkeit aller Anwesenden hatte. Er trank einen Schluck gekühlten Tee, bevor er mit ruhiger, kräftiger Stimme zu sprechen begann: „Es erfüllt mich mit Freude, dass ihr alle trotz der kurzfristigen Einladung heute hergefunden habt. Es erinnert mich an die Zeit, in der Shizuko noch bei uns war und sie jedes Jahr zur Glühwürmchennacht eine Feier für die Familie ausgerichtet hat, weil sie es liebte, die Glühwürmchen zu beobachten und ihre Freude darüber mit anderen zu teilen. Seit sie vor fast fünfundzwanzig Jahren von uns gegangen ist, ist diese Tradition mehr und mehr im Schatten verschwunden, so dass sie bis vergangenes Jahr von Sayuri nur für ihre engste Familie ausgerichtet wurde.“ Er machte eine kurze Pause und sah zu seiner Tochter, die aufrecht neben Hotaru und Tetsuo an einem anderen Tisch saß und leicht den Kopf neigte, als sie ihren Namen hörte. „Ihr gebührt auch der Dank für den heutigen Abend, ohne ihr Planungstalent würden wir wohl auf der Wiese sitzen und weißen Reis essen, wenn überhaupt.“ Leises Lachen ging durch die Reihen, da er dabei etwas angewidert das Gesicht verzog, als wäre es undenkbar, das zu tun.

„Du übertreibst, Otoo-san. Deine Köchin hätte es gar nicht so weit kommen lassen. Sobald sie davon wusste, hat sie schon die halbe Einkaufsliste geschrieben, bevor ich überhaupt die Details mit ihr besprechen konnte“, widersprach Sayuri kichernd.

„Ein Glück für uns. Ich möchte euch auch gar nicht zu lange mit dem Geschwafel eines alten Mannes aufhalten, bevor wir essen können, doch ist es mir wichtig, einige Worte an euch zu richten, wenn schon einmal alle zusammen sind“, sprach Hideyoshi weiter und ließ den Blick schweifen. „Dein Bruder hat mich angerufen und mir erklärt, dass er wegen seines Dienstplans nicht kommen kann, Shiro-kun.“

„Das ist gut. Ich hatte es zwar weitergeleitet, aber wusste nicht, ob Izumi es schafft, sich so kurzfristig freizunehmen“, antwortete Shiro höflich.

„Es ist schön zu hören, dass ihr euch wieder näher steht. Eine Familie muss zusammenhalten, auch wenn es hin und wieder Differenzen gibt, die dazu führen, dass man sich voneinander entfernt“, fuhr der Ältere fort. „Das führt mich zu dem, was ich sagen wollte. Das Herzstück des Miyamoto-Clans war seit seiner Gründung die Familie des Oyabun. Der Clan ist aus dieser Familie entstanden und gewachsen zu dem, was er heute ist, doch ohne den Kern wäre er nie so weit gekommen. Mein Vater und mein Großvater haben mich gelehrt, dass Familienzusammenhalt das wichtigste ist und es ohne diesen Zusammenhalt keinen langfristigen Erfolg gibt. Sie ist das Fundament des Clans, bröckelt es, gibt es keine Stabilität, die für jeden von uns von unschätzbarer Wichtigkeit ist. Nicht jedes Familienmitglied ist Teil des Clans, weshalb es heute keine der üblichen Formalitäten gibt und jeder dort sitzen darf, wo er oder sie es möchte. Eine Familienfeier, wie Shizuko sie mochte, und keine steife Clanfeier.“ Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen, er trank einen kleinen Schluck aus seinem Becher, bevor er weitersprach: „Alle, die heute mit uns hier sitzen, zähle ich zur Familie, seien sie nun gebürtige Miyamotos oder durch andere Wege zu uns gestoßen. Mein Großvater wurde selbst von meinem Urgroßvater adoptiert, er war nicht sein leiblicher Sohn, sondern der seiner zweiten Frau. In seinen Adern floss zwar altes Blut, aber kein Miyamoto-Blut, weshalb ich die Fixierung auf Blutlinien in der heutigen Zeit mehr als überholt finde. Es ist mir bewusst, dass nicht jeder das so sieht und meine Ansicht teilt, doch zählt es mehr, für welche Werte jemand einsteht und wie er sich in die Familie einbringt, als welches Blut durch seine Adern fließt. Der Schutz der Familie und die Aufrechterhaltung ihrer Grundwerte ist die Aufgabe eines jeden Familienmitglieds. Für die, die ebenfalls dem Clan angehören, zählt dies doppelt, denn dem Clan verdanken wir unseren Wohlstand und Einfluss. Respekt, Vertrauen, Aufrichtigkeit und Loyalität sind die Vorrausetzungen für eine funktionierende Familie. Mir ist bewusst, dass es in jeder Familie zu Meinungsverschiedenheiten kommt, Ansichten zu gewissen Dingen nicht geteilt werden, weil unterschiedliche Generationen anders sozialisiert sind und man sich daran aufreiben kann. Dennoch sind wir eine Familie, die Miyamoto-Familie, auch wenn nicht alle denselben Nachnamen tragen.“

Er machte eine kurze Pause, um noch etwas zu trinken und durchzuatmen, feine Schweißperlen standen auf seiner Stirn.

„Meine Tage in diesem Leben sind fast gezählt, wie ihr wisst. Seit dem Tod meines Vaters war ich als Familienoberhaupt und Oyabun des Clans der zentrale Pfeiler von beiden, doch besteht kein Haus nur aus einem Pfeiler, ein Tau nicht nur aus einem Faden. Familienoberhaupt ist traditionell das älteste Familienmitglied und der Oyabun des Clans der, der dazu bestimmt wird, Erbrecht hatten wir in diesem Fall noch nie und es ist auch nicht vorgesehen. Dass in meinem Fall beides in einer Person vereint ist, bedeutet nicht, dass es so weitergeht, wenn ich nicht mehr da bin. Ein Haus steht sicherer auf zwei oder mehr Pfeilern, je mehr Fäden ein Tau hat, desto stärker ist es. Ich wünsche mir für die Zukunft der Familie, dass ihr unsere Grundwerte lebt und die, die das Glück hatten, in diese Familie hineingeboren zu sein, diejenigen, die auf andere Weise Teil unserer Familie wurden, gleichfalls wie ihre Schwestern und Brüder behandeln.“

Hideyoshi nahm sich die Zeit, während seiner Rede jeden einzelnen anzusehen, sein Blick verweilte etwas länger auf Tetsuo, Shiro und Hotaru, bevor er damit endete, dass er kaum wahrnehmbar den Kopf in Kazukis und Kous Richtung neigte.

„Und nun... trinkt und esst und genießt die Zeit, die wir miteinander verbringen können. Die Glühwürmchen sehen wir hoffentlich, wenn es dunkel wird“, schloss er seine Ausführungen, hob seinen Sakebecher, den er bisher nicht angerührt hatte und prostete allen zu.

 

Das vorbereitete Essen wurde von dafür abgestellten Kobun in den Garten getragen, verschiedenste Gerichte, in handlichen Häppchen angerichtet, in großen, lackierten Bento-Boxen auf den niedrigen Tischen verteilt, so dass es tatsächlich wie ein Picknick anmutete, wie Kou feststellte. Zu seiner Überraschung wurde eine kleinere Box mit fischfreien Versionen direkt vor ihn gestellt, Sayuri hatte daran gedacht, dass er keinen Fisch aß und an den üblichen sehr Fisch lastigen Gerichten keine Freude haben würde. Die Auswahl an Getränken war im Vergleich gering, gekühlter Tee, Bier und Sake standen zur Auswahl und die Männer, die Kazuki als Daichis Söhne Kazuhiko und Hiroshi vorgestellt hatte, blieben direkt beim Reiswein, kaum dass sie mit dem Essen begonnen hatten. Kou selbst hatte mit den Personen an seinem Tisch angestoßen, aber nur einen kleinen Schluck aus seinem Sakebecher getrunken, da er ihn nicht gut vertrug und auf leeren Magen schon gar nicht.

 

Eine leichte Berührung an seinem rechten Arm während des Essens ließ Kou den Kopf zu Kazuki drehen, der sich zu ihm beugte, um ihm etwas zuzuraunen: „Hideyoshis Becher ist leer, würdest du...?“

Sein Blick huschte von seinem Partner zu Hideyoshi zu seiner Linken, der die Hände auf dem Schoß gefaltet hatte und den Gesprächen um ihn herum lauschte, Tee- und Sakebecher waren leer, sein Essen hatte er kaum angerührt. Neben dem fein gearbeiteten Sakebecher stand eine dazu passende Tonflasche. Aufmerksam darauf bedacht, keinen seiner langen Kimonoärmel im Essen zu ruinieren, beugte Kou sich ein wenig vor, um den kleinen Becher mit dem Inhalt der Tonflasche zu füllen, den Teebecher füllte er mit etwas Tee aus dem Krug, der in der Mitte des Tischs stand.

„Reicht Ihnen das so, Miyamoto-san? Brauchen Sie noch etwas? Sie haben bisher kaum etwas gegessen“, erkundigte er sich höflich und etwas besorgt, dass die Rede den alten Mann erschöpft hatte, war ihm anzusehen.

„Vielen Dank, Yukimura-sensei, ich bin rundum zufrieden“, entgegnete Hideyoshi. „Ich habe nicht besonders viel Appetit, aber machen Sie sich deshalb keine Sorgen, spätestens zum Dessert sollte er zurück sein.“

„Also sollte ich dafür noch etwas Platz lassen?“ hakte Kou schmunzelnd nach.

„Unbedingt.“ Hideyoshi hob den Sakebecher mit beiden Händen hoch und schnupperte leicht am Inhalt. „So sehr verdünnt, dass es fast Wasser ist.“ Er seufzte kaum hörbar. „Ich war nie der größte Liebhaber von Sake, aber seit ich gezwungenermaßen darauf verzichten muss, fehlt er mir.“

„Der Inhalt in Ihrer Flasche ist verdünnt?“

„Ja. Aber erzählen Sie das niemandem, sonst verliere ich meinen Ruf, ganz besonders trinkfest zu sein“, antwortete er verschwörerisch. „Sie haben von Ihrem aber auch nicht viel getrunken.“

„Ich wollte erst etwas essen und vertrage ihn nicht gut. Anderen Alkohol schon, nur Sake mag mein Körper nicht“, erklärte Kou leise, dazu rutschte er etwas näher an ihn heran, damit er ihn besser verstand. „Den Tee finde ich besser, gerade zum Essen.“

„Das stimmt, er ist ausgezeichnet. Meine Lieblingssorte. Deine ebenfalls, nicht wahr, Kazuki?“ bezog Hideyoshi seinen Nachfolger ins Gespräch mit ein.

„Eine von meinen Lieblingssorten. Ich habe vor einer Weile einen noch besseren Tee entdeckt und Kou hat mir ganz wunderbaren Sanpin-Cha aus Okinawa mitgebracht, der herrlich duftet. Ich kann dir das nächste Mal etwas davon mitbringen, Oyaji“, antwortete Kazuki lächelnd. Er schob seinen linken Arm wieder um Kous Taille, da er schon fertig mit essen war und zog seinen Partner etwas näher zu sich. „Möchtest du etwas anderes trinken, Honey? Wir müssen uns nicht auf Tee, Bier und Sake beschränken.“

„Später vielleicht, Kazu. Der Tee ist sehr erfrischend, das ist heute sehr passend, finde ich. Haruka-chan hatte noch etwas gekocht, bevor wir uns umgezogen haben. Weißt du was?“

„Tapioka-Perlen, soweit ich weiß. Sie probiert sich seit einer Weile an den verschiedensten Bubble Tea Kreationen, da sie das Zeug offenbar atmet und nicht so oft welchen kaufen kann. Alkohol gibt es dazu aber keinen“, entgegnete er.

„Ich will mich heute nicht abschießen, Kazuuu... Das haben Tetsuo und ich gestern schon getan und du offenbar auch mit Hotaru. Für zwei Abende ist das wirklich zu viel, wobei... Tetsuo ist wirklich trinkfest, oder?“

Kou sah zum Tisch, an dem Tetsuo und Hotaru zusammen mit Sayuri, Haruka, Shiro und Takuya saßen und hob fragend die Augenbrauen aufgrund der zahlreichen Flaschen auf dem Tisch.

„Ich glaube, Haru-chan ist die einzig nüchterne Person an diesem Tisch. Tetsuo kennt seine Grenzen, er wird es nicht soweit übertreiben, dass er nicht mehr zurechnungsfähig ist.“ Kazuki lehnte den Kopf gegen Kous Schläfe und seufzte leise. „Ich kann dir nicht versprechen, dass ich heute besonders nüchtern bleibe, Honey. Mein Becher füllt sich ständig von selbst.“

Kou sah um ihn herum und begegnete Sumires Blick, die ertappt die Sakeflasche auf den Tisch stellte, nachdem sie Kazukis Becher erneut gefüllt hatte, da dieser ihn zuvor in einem Zug geleert hatte.

„Kazuki verträgt das schon. Du hast gut gegessen, mein Lieber. Hattest du heute noch nichts?“ fragte sie Kazuki amüsiert.

„Nur Frühstück und dann war der Tag schneller um als gedacht.“

Er setzte an, sie etwas zu fragen, als er von Daichi unterbrochen wurde, der seinen leeren Sakebecher fest auf den Tisch stellte und ein „Mein Becher ist leer“ brummte. Hinata, die zuvor rechts von ihm gesessen hatte, war aufgestanden, um mit der kleinen Chiyoko nach drinnen zu gehen, Isamu zum angrenzenden Tisch gegangen, um ein paar Worte mit seinen Schwiegersöhnen zu wechseln, weshalb niemand mehr auf seiner rechten Seite saß um ihm den Becher zu füllen.

„Die Flasche steht zehn Zentimeter von deinem Becher entfernt, Daichi, du wirst es schon selbst schaffen, deinen Becher zu füllen“, bemerkte Kazuki tadelnd. „Du hast mich unterbrochen. Wo war ich... Wie geht es deiner Mu...“

„Sumire. Mein Becher“, unterbrach Daichi ihn erneut und hielt seinen Becher auffordernd seiner Frau entgegen.

Kazuki lag eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, die er nur mühsam herunterschluckte, als Kou eine Hand auf seinen Oberschenkel legte. Der schwarzhaarige Künstler rutschte von seiner bequemeren Sitzposition auf die Knie, streckte sich etwas, um nach der halbvollen Sakeflasche auf dem Tisch zu greifen und damit geschickt Daichis Becher bis zum Rand zu füllen ohne einen Tropfen zu verschütten.

„Bitte sehr, Miyamoto-san. Ich hoffe, das ist genug, alternativ können Sie auch den Teebecher benutzen, der leert sich nicht so schnell wie der kleine Sakebecher“, sagte Kou mit samtiger Stimme und so höflich, dass es kurz davor war, übertrieben zu wirken. „Benötigen Sie noch etwas?“

Der Shateigashira sah ihn verdutzt an, Sumire verkniff sich hinter vorgehaltener Hand ein Lachen.

„Nein Danke“, kam die knappe Antwort, nach der Daichi seinen Becher wieder auf dem Tisch abstellte, als hätte Kou ihn mit Gift statt Sake gefüllt.

In der Bewegung, sich wieder bequem hinzusetzen, blieb Kou mit einem langen Ärmel seines Kimonos an seinen eigenen Bechern hängen, wobei er beide umwarf und sie den kleinen Rest ihres Inhalts über der polierten Tischplatte verteilten.

„Oh nein. Verzeihung...“ Kou versuchte, die Flüssigkeit mit der Stoffserviette aufzusaugen, die unter seinen Stäbchen gelegen hatte, bis Kazuki sie ihm aus den Fingern zog.

„Es ist nur Tee und etwas Sake, Honey. Das macht nichts“, sprach er ruhig und wartete, bis er sich gesetzt hatte, bevor er mit seiner eigenen unbenutzten Serviette einen Zipfel von Kous Ärmel trocken tupfte, Daichi ignorierte er bewusst. „Möchtest du noch etwas?“

„Machen Sie sich nichts daraus, Yukimura-sensei. Diese Becher fallen wirklich leicht um“, bemerkte Hideyoshi fürsorglich und tätschelte Kous Schulter, bevor er ihm beide Becher mit ruhiger Hand füllte, den Sake goss er ihm aus seiner eigenen Flasche nach. „Wo bleibt eigentlich das Dessert?“

Chapter Text

„Dieser... verstockte, arrogante Hornochse...“ zischte Sayuri kaum hörbar in ihren Teebecher, den sie mit Bier gefüllt hatte, nachdem das Essen abgeräumt worden war.

„Hmm? Hast du etwas gesagt, Sayuri-nee-san?“ fragte Hotaru, der zwischen ihr und Tetsuo saß, die Beine bequem untergeschlagen.

Sie atmete angestrengt aus, zupfte mit gerunzelter Stirn an einer Haarnadel, um sie etwas zu lockern, bevor sie ihren Becher leerte und bestimmt auf den Tisch stellte.

„Sayuri reicht aus, wenn wir unter uns sind, Hotaru“, sagte sie sanft, dann lehnte sie sich näher zu ihm, um nicht lauter als nötig sprechen zu müssen. „Mein Onkel hat den Becher, den Kou ihm gefüllt hat, seit einer Stunde nicht angerührt.“

Der Rothaarige runzelte die Stirn und sah zum anderen Tisch, an dem Kou aufmerksam den Gesprächen lauschte und hin und wieder eine Frage beantwortete. Daichi hatte sich wie alle nach dem Essen entspannter hingesetzt und hielt eine Flasche Bier in der Hand, der randvolle Sakebecher war so weit von ihm weggeschoben, dass offensichtlich war, dass er ihn weder anfassen noch austrinken würde. Er unterhielt sich hauptsächlich mit Isamu und Hideyoshi, für Kazuki hatte er nur knappe Sätze übrig, was offenbar auf Gegenseitigkeit beruhte, Kou ignorierte er so gut es ging.

„Höflichkeit ist tatsächlich keine seiner Stärken...“ murmelte Hotaru zur Antwort, selbst verblüfft, wie feindselig der Shateigashira sich verhielt.

„Es ist ein Unding... Otoo-san und Kou haben sich gegenseitig eingeschenkt und Daichi verhält sich, als wäre er etwas besseres...“ meckerte sie leise weiter, die sonst so glatte Stirn gerunzelt. „Er beleidigt damit nicht nur Kou.“

Tetsuo stützte sich hinter Hotaru ab und beugte sich zu den beiden, um sich am Gespräch zu beteiligen.

„Kou weiß nicht genug von den Sitten der Familie um es als Beleidigung zu erkennen, aber Kazuki ist kurz davor, zu platzen...“ sprach er ebenso leise. „Niemand braucht heute Abend Streit, weil Daichi Verstopfung hat.“

Sayuri prustete hinter vorgehaltener Hand und hatte Mühe, nicht laut loszulachen, was Hotaru und Tetsuo grinsen ließ.

„Hast du eine Idee, wie wir Kazuki davor bewahren, ihm den Kopf abzureißen, Großer?“ fragte Hotaru schmunzelnd, der Alkohol war ihm wie seinen Sitznachbarn etwas zu Kopf gestiegen.

Der Blonde leerte sein Bier mit einem langen Zug, dann sondierte er die Flaschen auf dem Tisch, die alle mehr oder weniger leer waren. Den letzten Rest aus der großen Sakeflasche verteilte Shiro in diesem Moment in seinen und Takuyas Becher, Haruka saß zwischen ihnen mit einem großen Becher selbstgemachtem Bubble Tea in den manikürten Händen, den sie sich nach dem Essen aus dem Kühlschrank in Sayuris Küche geholt hatte. An Hideyoshis Tisch waren Sumire und Hinata aufgestanden, um sich die Füße zu vertreten und sich mit Fumiko zu unterhalten, die bei den Kindern saß und sich dort sichtlich wohler fühlte als an der Seite ihres Ehemanns Hiroshi. Vom Nachbartisch, an dem Daichis Söhne mit ihren Cousinen und deren Ehemännern saßen, drang lautes Lachen, dazwischen die leise Stimme von Yoshiro, der vergeblich dagegen protestierte, was seine großen Brüder ihm einschenkten.

„Drüben haben sie noch Sake, oder?“ fragte Tetsuo, ohne den Blick vom anderen Tisch abzuwenden.

„Ja, sieht so aus“, antwortete Sayuri schmunzelnd. „Woran denkst du?“

„Setzen wir uns um...“ Er stand auf, half ihr und Hotaru auf die Füße und fuhr sich dann mit einer Hand durch die hellen Haare. „Ich mache einen kurzen Umweg.“

Er ließ die beiden stehen, ging ohne weitere Verzögerung zum Nachbartisch und zog Yoshiro den von seinen erwachsenen Brüdern gut gefüllten Sakebecher aus den zitternden Fingern, um ihn selbst zu leeren. Die Anspannung des Jungen war greifbar, weshalb er ihm aufmunternd die Schulter drückte und den Becher in seinen Gürtel schob.

„Ich denke nicht, dass der Knirps schon kräftig genug ist, Alkohol zu vertragen“, brummte der Blonde mit gerunzelter Stirn. „Wie alt bist du nochmal, Yoshiro?“

„F... Fünfzehn, Tetsuo-san“, kam die eingeschüchterte Antwort des Jungen, der den Kopf gesenkt hatte und sich nicht traute, irgendeinen der Erwachsenen anzusehen. „V...Verzei...“

„Du musst dich für gar nichts entschuldigen, Knirps“, unterbrach Tetsuo ihn, dann sah er zu Kazuhiko, der seinen Blick angesäuert erwiderte, ihm fiel erneut auf, wie ähnlich er seinem Vater Daichi sah. „Was sagt deine Stiefmutter eigentlich dazu, wenn du versuchst, deinen minderjährigen Bruder abzufüllen? Würdest du das mit deinem Sohn auch machen, wenn er in seinem Alter ist?“

Kazuhiko stellte seinen Becher fest auf den Tisch, bevor er ihm antwortete: „Bitte was? Das sind völlig unterschiedliche Dinge, Tetsuo. Ein bisschen Sake schadet ihm nicht, hat es uns auch nicht in seinem Alter. Dir etwa? Oder hast du gleich mit härterem Zeug angefangen, du hast ja an der Quelle gesessen?“ Er lehnte sich etwas zurück und sah ihn herausfordernd an.

„Mein hübsches Näschen ist nie mit Koks in Berührung gekommen, wenn du darauf hinauswillst. Schließ nicht von dir auf andere, Kazuhiko“, gab Tetsuo ungerührt zurück, es war nicht der richtige Zeitpunkt, sich von ihm provozieren zu lassen. „Du kennst die Regeln des Clans, kein Alkohol für Minderjährige, ganz egal, ob das vor fünfundzwanzig Jahren anders war.“

Seinem Gesprächspartner entfuhr ein leises Zischen, bevor er antwortete: „Spiel dich nicht so auf, noch bis du nicht Waka und hast mir gar nichts zu sagen.“

„Bin ich nicht, richtig erkannt, aber hättest du Hideyoshi vorhin zugehört, wüsstest du, dass wir eine Familie sind und in einer Familie gibt man aufeinander Acht, statt einander zu schaden, Aniki.“ Das letzte Wort betonte Tetsuo deutlich und er genoss es ein wenig, mit anzusehen, wie es in Kazuhiko brodelte. „Wir brauchen keinen Streit heute, den Sake nehme ich mit. Vielen Dank.“

Er beugte sich über Yoshiro, der ihn mit offenem Mund anstarrte, nahm zwei volle Sakeflaschen vom Tisch und grinste die gegenüber sitzenden Schwiegersöhne von Isamu an, die sich aus gutem Grund gegenüber Kazuhiko zurückgehalten hatten. Er konnte es nachvollziehen, niemand von niedrigerem Rang als Daichis Söhne legte sich freiwillig mit ihnen an, Familienfeier hin oder her. Tetsuo wusste, dass seine Position es ihm erlaubte, sich einzumischen und er hätte es in jedem anderen Fall auch getan, da Kazuki ihm immer den Rücken freihielt, sollte es unangenehm enden.

„Trinkt nicht so viel, sonst verpasst ihr die Glühwürmchen“, sagte er, bevor er sich umdrehte und zu Hotaru und Sayuri ging, die auf ihn warteten. „Habe Nachschub gefunden.“

„Braves Füchschen, hast du gut gemacht“, scherzte Sayuri und tätschelte seinen Kopf, bevor sie sich für den kurzen Weg zu Hideyoshis Tisch bei ihm unterhakte, Hotaru folgte ihnen grinsend.

 

„Ist für uns noch Platz, Otoo-san?“ fragte sie verschmitzt und ließ sich neben Kazuki nieder, nachdem Hideyoshi lächelnd genickt hatte.

Hotaru und Tetsuo setzten sich zwischen sie und Daichi, so dass ihr Onkel grummelnd nach rechts rutschen musste. Er stieß gegen Sumire, die mit Hinata zurückgekommen war und sich kurzerhand auf seine andere Seite gesetzt hatte, um sich weiter mit ihr unterhalten zu können. Hinata flüsterte Isamu etwas zu und rutschte kichernd zwischen seine untergeschlagenen Beine, damit sie nicht Ellbogen an Ellbogen saßen und Hideyoshi auf der anderen Seite noch Platz zum Atmen hatte, dabei nutzte sie ihren Mann als praktische Rückenlehne.

„Ich befürchte, die Glühwürmchen lassen uns heute im Stich“, sagte Sayuri bedrückt, während sie die mitgenommenen Becher an Hotaru und Tetsuo weiterreichte. „Aber wenn wir schon einmal alle zusammen sind, sollten wir das feiern. Würdest du, Füchschen?“

„Nur, wenn du aufhörst, mich vor allen anderen so zu nennen, Sayuri-nee“, gab Tetsuo feixend zurück, entkorkte die Flasche mit dem teuren Sake und füllte die leeren Becher am Tisch. „Du hast ja noch was, Daichi. Schmeckt er dir nicht? Ist doch deine Lieblingssorte, oder?“

Kazuki stützte das Kinn auf die Hand und sah die beiden an. „Ja, Daichi, vorhin hat er dir doch gut gemundet. Ist eine Fliege hineingefallen?“

Bevor Daichi etwas erwidern konnte, griff Tetsuo nach seinem randvollen Becher und trank ihn restlos aus, um ihn dann wieder mit frischem Sake aus der neuen Flasche zu füllen.

„Jede Fliege stirbt da erst an Alkoholvergiftung bevor sie ertrinkt. Und ist desinfiziert“, bemerkte der Blonde mit etwas schwerer Zunge, der Alkohol machte sich bemerkbar. „Bitte sehr, ganz frisch. Kann ja nicht sein, dass du nichts hast, um mit uns anzustoßen.“

„Worauf stoßen wir an?“ fragte Sumire von Daichis anderer Seite.

„Auf die Familie“, sprach Hideyoshi mit ruhiger Stimme, auch wenn die Freude über das Geplänkel herauszuhören war. „Schenkst du mir bitte auch etwas davon ein, Tetsuo-kun? Ich will wenigstens einen richtigen Sake heute Abend trinken.“

„Selbstverständlich. Kou, gibst du mir eben... Danke.“

Hotaru nahm Hideyoshis Becher von Kou entgegen und hielt ihn, während Tetsuo ihn bis knapp unter den Rand füllte und er wieder denselben Weg zurück zu Hideyoshis nehmen konnte.

„Sind alle versorgt?“ Das Familienoberhaupt sah sich am Tisch um und wartete, bis alle ihre Becher in der Hand hielten. „Sehr gut. Stoßen wir an auf die Familie und alle, die uns wichtig sind. Kanpai.“

Das darauffolgende Anstoßen erwies sich als etwas schwieriger, da Tetsuo und Hotarus Arme aneinanderstießen und sie etwas Sake über die Hände in der Nähe verschütteten bei dem Versuch, das Gleichgewicht zu halten. Tetsuo stieß mit dem rechten Knie an Daichis Oberschenkel, als er sich etwas bequemer hinsetzte, nachdem die Becher ausgetrunken waren.

„Es wird eng am Tisch der Familie, wenn sich so viele Außenstehende dazu quetschen“, bemerkte Daichi mürrisch und wischte seine feuchte Hand an einer Serviette ab, sein Blick wanderte deutlich von Kou über Kazuki und Hotaru zu Tetsuo.

„Ich sehe keine Außenstehenden an diesem Tisch, Daichi. Nur Familie“, entgegnete Kazuki mit leichtem Schmunzeln auf den Lippen, den linken Arm hatte er nach wie vor um Kous Taille gelegt. „Du hast Hide doch gehört. Familienmitglieder müssen nicht blutsverwandt mit ihm sein, um dazuzugehören, wichtig ist die Verbindung zu unseren Werten.“

„Oder die Verbindung zu einem Mitglied der Familie. Ehepartner, unverheiratete Partner...“ fügte Tetsuo hinzu. Er stützte sich mit der linken Hand hinter Hotaru ab, um ihm etwas näher sein zu können und sah Daichi von der Seite an. „Sonst wären Sumire und Hinata auch keine Familienmitglieder. Willst du sie ausschließen oder bringst du den Clan mit der Familie durcheinander?“

„Tsk... Was macht er dann hier?“ maulte Daichi und deutete mit dem von Tetsuo wieder gefüllten Sakebecher auf Hotaru, der neugierig lauschte, während er an einem von einem Zahnstocher aufgespießten Mochi kaute.

„Er ist mein Partner“, entgegnete der Blonde unbeeindruckt.

„Dass ihr zusammen für Kazuki arbeitet, weiß ich. Was hat das mit der Familie zu tun?“ Der Ältere runzelte ärgerlich die Stirn.

Tetsuo seufzte angestrengt. „Ich bin als Kazukis Ziehbruder seit zwanzig Jahren Teil dieser Familie und Hotaru ist mein Freund, wir haben eine Beziehung, stell dich nicht dümmer als du bist, Daichi.“

„E... Eine Beziehung?“

„Ja.“ Er nickte deutlich und musste sich kurz am Tisch festhalten, weil sich alles drehte. „Mit allem, was dazugehört. Wir wohnen zusammen, trainieren zusammen, schlafen im selben Bett, haben fantastischen Sex, gehen uns gegenseitig auf die Nerven und halten keinen Tag ohne den anderen aus. Hast du es jetzt verstanden?“

Daichi stand die Verwirrung und gleichzeitige Abscheu ins Gesicht geschrieben, er stellte seinen Becher auf den Tisch zurück und sah aus, als würde er überlegen, wie er den von Tetsuo eingeschenkten Sake wieder aus seinem Magen bekommen könnte. Sayuri prustete gegen ihre Hand und versagte dabei, ihr Kichern zu unterdrücken. Kazuki tätschelte ihr den Rücken, um zu verhindern, dass sie bei dem Versuch erstickte, selbst ein breites Grinsen im Gesicht. Kou schien erst jetzt verstehen, weshalb Daichi den Sake zuvor nicht getrunken hatte und runzelte die Stirn, da er nicht sicher war, wie er darauf reagieren sollte, zumal alle um ihn herum sich köstlich amüsierten, selbst Hideyoshi lachte laut über den angesäuerten Gesichtsausdruck seines jüngeren Bruders. Hotaru starrte Tetsuo mit roten Ohren und offenem Mund an.

„Alles in Ordnung, Aru? Nicht, dass du dich an deinem Mochi verschluckst“, bemerkte Tetsuo aufmerksam und wischte ihm etwas klebrige Soße vom Mundwinkel.

„Du... hältst es keinen Tag ohne mich aus...?“ wiederholte Hotaru den letzten Teil seiner Ausführung fragend.

„Das merkst du erst jetzt?“

Er lehnte sich zu ihm, doch bevor er ihn vor allen küssen konnte, unterbrach Kou die heitere Stimmung mit einem empörten Schnauben.

„Bei allem Respekt, Sie sind ein furchtbar homophobes Arschloch, Miyamoto-san, dass Sie Ihren Anstand und jegliche Gastfreundschaft über Bord werfen, nur weil ich Ihnen eingeschenkt habe“, sagte er verärgert. „Und dann auch noch so... Sie denken wohl, sie könnten sich alles erlauben, nur weil wir nicht der „Norm“ entsprechen und Sie so privilegiert sind, dass Ihnen niemand widerspricht, wenn Sie sich so verhalten.“ Er spürte heiße Tränen in seine Augen steigen, mehr vor Wut als Schmerz, und rutschte unruhig auf seinem Platz herum. „Entschuldigt mich, ich...“

Hideyoshi legte mitfühlend eine Hand auf Kous, bevor dieser aufstehen konnte. „Einen Moment noch, Yukimura-sensei, bitte.“ Er sah zu Daichi, der wegen Kous Ansprache dunkelrot angelaufen war und kurz davor war, den jungen Künstler anzubrüllen, weil er ihn beleidigt hatte. „Jeder hier am Tisch kennt deine Vorbehalte und meinetwegen kannst du diese auch haben, du wirst deine Gründe haben. Doch dulde ich nicht, dass du deshalb Familienmitglieder schlecht behandelst und aufs Tiefste beleidigst, unsere Eltern haben uns besser erzogen als das. Zumal... zumindest an diesem Tisch, die „Norm“ dann doch ist, was du so verabscheust. Meines Wissens bist du der einzige unter uns, der noch nie gleichgeschlechtlichen Sex hatte.“ Er machte eine kurze Pause, um etwas Wasser zu trinken. „Du weißt, wie Hotaru und ich zueinander standen, bevor ich ihn nach Asakusa geschickt habe. Wenn du Getränke von Yukimura-sensei und Tetsuo-kun verschmähst, weshalb sitzt du dann an meinem Tisch und nimmst Dinge zu dir, die ich dir als Gastgeber anbiete? Das Essen meiner Köchin hast du bisher auch nicht abgelehnt, ihre Partnerin ist für die Logistik der Küche zuständig, was du weißt, da du die Personalunterlagen kennst.“

Daichi schnaubte, erhob sich ruckartig und strich seinen Yukata glatt. „Das muss ich mir nicht gefallen lassen. Auch nicht von dir, Hide. Wir gehen, Sumire.“

Sumire blieb auf ihrem Platz sitzen und sah ihn mitleidig an. „Ich bleibe noch, es war gerade so schön und Yoshiro hat etwas Abwechslung von Zuhause. Hide leiht mir sicher einen Kobun, der uns später nach Hause bringt.“

„Du widersprichst mir?“ Daichis Stimme war nur noch ein Grollen.

„Du hast getrunken und schlechte Laune, Daichi. Damit kannst du alleine nach Hause fahren und dich beruhigen, weder Yoshiro noch ich haben etwas davon, wenn wir dich jetzt begleiten“, beharrte sie ernst.

Isamu schob Hinata sanft von seinem Schoß um aufzustehen und sich zwischen seinen Bruder und Sumire zu stellen.

„Gehen wir ein Stück, Daichi. Allein“, sagte er bestimmt, dann griff er ihn am Ärmel und dirigierte ihn am Rand der Wiese entlang zum Haus.

Sumire seufzte leise, sah kurz zu Yoshiro, der seinen Brüdern entkommen war und nun bei Haruka, Shiro und Takuya saß, die mit ihm Karten spielten, bevor sie sich Kou zuwendete: „Ich bitte Sie aufrichtig um Verzeihung für das Verhalten meines sturen Ehemanns, Yukimura-sensei. Dich auch, Tetsuo-kun. Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist, jegliche Etikette zu missachten, es tut mir furchtbar leid.“

Kou nagte an seiner Unterlippe, er ärgerte sich, dass die gute Stimmung ruiniert war, weil er sich nicht hatte zurückhalten können.

„Honey, es ist dir anzusehen, was du gerade denkst und nein, es ist nicht deine Schuld, dass die Stimmung gerade im Keller ist“, sagte Kazuki leise, nachdem er ihn an sich gezogen hatte. „Es war richtig, ihn in die Schranken zu weisen. Verzeih mir, dass ich nicht schon eher eingegriffen habe.“

„Der Kern liegt tiefer, Kazuki“, bemerkte Hideyoshi zerknirscht. „Ich habe es zu verantworten, dass er denkt, er könnte sich das erlauben. Machen Sie sich bitte nicht zu viele Gedanken, Yukimura-sensei, Sie haben jedes Recht, ihre Meinung zu äußern, egal wie direkt.“

„Wollen wir ein Stück gehen, Kou?“ fragte Hotaru besorgt. Er war aufgestanden und hockte sich nun hinter Kou, um ihm beizustehen. „Vielleicht finden wir ja doch noch ein paar Glühwürmchen.“

„Du bist doch da, mehr als genug Glühwürmchen“, entgegnete Kou schmunzelnd und piekte ihn in die Wange. „Du strahlst.“

„Pff... Beschwer dich bei dem da. Kaum ist er betrunken, schwärmt er rum und wird schnulzig“, meckerte Hotaru und zeigte auf Tetsuo, der den beiden zuzwinkerte.

„Ist doch süß.“ Er seufzte leise. „Ein bisschen Gehen schadet aber sicher nicht. Sagt meine Blase. Begleitest du mich, Hotaru?“

„Sehr gern.“ Der Rothaarige half ihm beim Aufstehen.
„Kou? Ist wirklich alles in Ordnung?“ fragte Sayuri besorgt.

„Ja, mach dir keine Gedanken. Ich... brauche einfach ein paar Minuten, dann ist alles wieder gut. Ich will niemandem den Abend verderben.“ Kou hakte sich bei Hotaru unter. „Wir sind gleich wieder da.“

 

„Ich muss mich bei dir entschuldigen, Kou“, sagte Hotaru, nachdem sie eine Weile durch den Garten gegangen und die Stimmen der versammelten Familie leiser geworden waren.

„Weshalb? Du hast doch nichts falsch gemacht...“

„Doch, also... ich hätte dir sagen sollen, was für ein Mensch Daichi ist und habe es vergessen. Wir kennen ihn alle seit Jahren und wissen, wie er tickt, aber du eben nicht und ich hätte dich besser vorbereiten sollen, das ist schließlich irgendwie mein Job“, sprach er weiter und blieb vor Sayuris ordentlichem Zen-Garten stehen. „Ich muss aber zugeben, dass ich nicht erwartet habe, dass er sich so daneben benimmt.“

„Du meinst... Er ist immer ein Arschloch, nur heute war es noch schlimmer?“ hakte Kou nach.

„Ja. Tut mir leid. Du hast nach dieser Woche einen schönen Abend verdient und keine Konfrontation mit einem verstaubten, homophoben alten Sack, der seine Unzufriedenheit an jedem auslässt, den er für weniger wichtig hält als sich selbst...“ Er zögerte einen Moment, bevor er weitersprach. „Die anderen haben gewettet, wie lange es heute dauert, bis er pampig wird und geht. Ich glaube, Sayuri hat am besten geschätzt.“

„Sie haben gewettet? Echt jetzt? Ugh...“ Kou setzte sich halb auf die Veranda von Sayuris Wohnzimmer und sah seinen Bodyguard an. „Ich muss mich wohl daran gewöhnen, was?“

„Nein, musst du nicht. Hide hatte schon recht damit, du darfst und sollst immer deine Meinung äußern, erstrecht, wenn dich jemand so beleidigt wie Daichi es getan hat. Man gewöhnt sich viel zu leicht an, die Klappe zu halten und den Sturm vorbeiziehen zu lassen, aber gut ist es nicht...“ Hotaru lehnte sich neben ihm an die Veranda und verschränkte die Arme vor der Brust. „Vielleicht ist es gut, dass du unsere Strukturen nicht verinnerlicht hast und Dinge objektiver betrachten kannst. Familie hin oder her, der Clan steckt so tief in uns drin, dass wir es uns dreimal überlegen, einem ranghöheren oder älteren Clanmitglied so direkt die Meinung zu sagen wie du es getan hast. Tetsu... sieht das offenbar sehr viel lockerer, er kann das trennen. Er war so cool, oder?“

Kou schnaubte amüsiert und legte dem Rothaarigen einen Arm um die Schulter. „Oh ja. Als er aufgestanden ist und Kazuhiko davon abgehalten hat, Yoshiro Sake zu geben... das war sehr cool. Für den Burn hätte er Eis gebraucht, Tetsu ist auf seine Provokation gar nicht eingegangen und das bei dem Alkoholspiegel.“

„Hihi, ja. Ich hätte auch nicht gedacht, dass er... nun ja... dann noch einfach so über unsere Beziehung spricht, als wäre es das Normalste auf der Welt.“ Hotaru bekam das Grinsen kaum noch aus dem Gesicht. „Ich hätte ihn in dem Moment am liebsten abgeknutscht.“

„Er wollte dich küssen, oder? Bevor ich...“

„Ich glaube, ja. Aber das lässt sich nachholen, mach dir keinen Kopf. Wir teilen uns immerhin ein Zimmer und wenn er nachher noch stehen kann, kriegt er eine Belohnung für die Rettung des Abends.“

„Arulein...?“

„Ja, Koulein?“

Sie prusteten beide über die Verniedlichung.

„Sind das da Glühwürmchen oder habe ich Flecken auf der Brille?“

Hotarus Blick folgte Kous ausgestreckter Hand und er entdeckte tatsächlich vereinzelte Leuchtkäfer in der angrenzenden Hecke.

„Tatsächlich, sind es... Willst du näher ran?“

„Nein. Von hier aus ist es schön genug. Ich glaube, auf der Wiese war es ihnen zu laut und zu hell. Sie können ihre Partner ja nicht anlocken, wenn überall Licht ist, dann sieht sie ja niemand...“ Kou lehnte den Kopf an Hotarus Schläfe. „Ich bin froh, dass du da bist. Ihr alle. Mit euch fühle ich mich stark und beschützt. Hast du... eventuell welche von den Gleitgelkapseln dabei?“

Hotaru kicherte leise, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und stieg auf die Veranda hinter ihnen. „Habe ich. Sie sind drinnen. Du wolltest sowieso nochmal zur Toilette, oder?“

„Ja. Lassen wir die Glühwürmchen in Ruhe ihre Partner suchen und unsere nicht zu lange warten.“

Kou grinste verschmitzt und folgte ihm nach drinnen.

Chapter Text

„Otoo-san, du siehst müde aus. Geht es dir gut?“ fragte Sayuri besorgt, da Hideyoshi sich eine Weile nicht an den Gesprächen am Tisch beteiligt hatte.

„Es geht mir blendend, mein Kind. Haru-chans Bubble Tea scheint heilende Kräfte zu haben“, scherzte er zur Antwort und trank verschmitzt grinsend etwas von dem ungezuckerten Bubbletea, den Haruka ihm von ihrer zweiten Runde zur Küche mitgebracht hatte.

Sie hatte nicht nur ihn, sondern jeden mit Bubble Tea versorgt, der sich nicht davor retten konnte. Kou und Hotaru hatte sie auf dem Weg zur Wohnung abgefangen und sie ohne Mühe überzeugen können, ihr zur Hand zu gehen, weshalb mehrere Glasbecher mit Deckel und Strohhalm auf den zwei Tischen standen, die sie kurzerhand nebeneinander geschoben hatten, nachdem Daichis Söhne und Isamus Töchter sich mit Anhang verabschiedet hatten, da es für die Kinder Zeit fürs Bett wurde und niemand von ihnen geplant hatte, länger als notwendig zu bleiben.

Tetsuo hatte sich auf einen Stapel Sitzkissen zurückgelehnt und schlürfte hörbar die letzten Tapiokaperlen aus seinem Becher, der mit Kaffee statt Tee gefüllt gewesen war, die freie Hand strich über Hotarus Knöchel, da er nach wie vor neben ihm kniete und Hideyoshi nicht weniger besorgt betrachtete als Sayuri.

„Du musst nicht uns zuliebe so lange hier sitzen bleiben, Oyaji“, fügte Kazuki hinzu. „Wir sehen uns in den nächsten Tagen noch oft genug.“

„Wir werden auch nicht viel länger bleiben“, sagte Sumire und zerzauste Yoshiro neben ihr die strubbeligen Haare. „Können wir uns einen Kobun leihen, der uns nach Hause fährt, Isamu?“

„Selbstverständlich. Ich kümmere mich sofort darum“, antwortete der Angesprochene, während er von seinem Platz aufstand. „Wir sollten die jungen Leute nicht zu lange aufhalten, Hide-nii. Sie können ja jetzt schon kaum die Finger voneinander lassen.“

Kou lief dunkelrot an und zog ertappt die Hand zwischen den Stoffschichten von Kazukis Yukata zurück, wo er sie auf seinem Oberschenkel abgelegt hatte.

Hideyoshi seufzte ergeben. „Ich weiß, ihr meint es nur gut und es ist auch schon spät, nur... habe ich noch kein Glühwürmchen gesehen heute. Haben wir uns im Tag vertan?“

„So viele wie letztes Jahr scheinen es diesmal nicht zu sein“, entgegnete Sayuri mitfühlend. „Dafür haben wir ein großes Glühwürmchen am Tisch.“ Sie hakte sich bei Hotaru unter und piekte ihn grinsend in die Wange, was Hideyoshi sanft lächeln ließ.

„In der Hecke hinter deinem Zen Garten waren vorhin ein paar Glühwürmchen zu sehen, Sayuri“, erzählte Kou. „Vielleicht brauchen sie noch etwas, es war diese Woche auch nicht besonders warm.“

„Lass uns morgen Abend nochmal nach ihnen Ausschau halten, Ojii-san. Wir können einen Spaziergang durch den Garten machen, wenn es dunkel wird“, schlug Haruka vor. „Und du hast einen ganzen Tag, um dich auszuruhen.“

„Das klingt wunderbar. Auch wenn wir keine Glühwürmchen gesehen haben, war es ein angenehmer Abend“, sprach Hideyoshi weiter. „Es war schön, dass wir alle so noch einmal zusammenkommen konnten. Dennoch muss ich Sie erneut um Verzeihung für das Verhalten meines Bruders bitten, Yukimura-sensei. Ich werde in den nächsten Tagen mit ihm darüber sprechen und ihn an unsere Familienwerte erinnern.“

Kou schüttelte lächelnd den Kopf. „Es wäre mir nicht aufgefallen, wenn Tetsuo ihn nicht so deutlich auf den Sake angesprochen hätte. Nach dieser Woche weiß ich einfach umso mehr, dass man manche Menschen nicht ändern kann, so sehr sie auch zur Familie gehören. Er wird sich an mich gewöhnen müssen und ich mich an ihn, aber ich denke nicht, dass wir besonders häufig miteinander zu tun haben werden.“

„Und er wird sich zweimal überlegen, Kazuki so zu behandeln, wenn er dir nachfolgt, Hide, oder es noch einmal in deiner Gegenwart zu tun. Du warst sehr deutlich“, sagte Hotaru ernst. „Wenn er es jetzt nicht verstanden hat, versteht er es auch nicht bei einem zweiten Gespräch. Trotzdem Danke dafür, dass du dich so für uns einsetzt.“

Hideyoshi neigte den Kopf in seine Richtung. „Das begleicht bei Weitem nicht die Schuld, in der ich bei dir stehe, Hotaru, aber ich bemühe mich, ein guter... wie sagt man... Ally zu sein.“

„Es ist spät geworden. Isamu wird den Kobun sicher schon Bescheid gegeben haben, da lassen wir sie besser nicht länger warten“, sagte Hinata und stand auf, was auch Sumire dazu veranlasste, ihren Sitzplatz zu verlassen und Yoshiro leicht die Schulter zu drücken, damit er ebenfalls aufstand. „Ich wünsche euch allen eine gute Nacht, schlaft auch ein bisschen, ja?“

„Wir geben unser Bestes, Hinata“, entgegnete Kazuki schmunzelnd. „Du weißt, wie du mich erreichst, sollte es Probleme mit Daichi geben, Sumire. Ich denke, ich spreche auch für Sayuri, ihr seid hier immer willkommen, solltet ihr es in seinem Haus nicht aushalten.“

Sayuri nickte bestätigend. „Wir haben genug Platz und sichere Wohnungen.“

„Danke, das bedeutet mir viel. Weißt du, wie es Natsumi und Shinobu geht, Sayuri?“ fragte Sumire bedrückt.

„Sie sind sicher und es geht ihnen soweit gut. Versteh bitte, dass ich dir nichts über ihren Aufenthaltsort sagen kann, ich habe es ihr versprochen“, antwortete sie, bevor sie leicht schwankend aufstand. „Hui... Das war wohl etwas viel Sake.“

„Geht es, Sayuri-nee-sama?“ fragte Takuya besorgt und war schon halb aufgestanden, um sie notfalls zu stützen.

„Ja, alles gut, ich war nur zu schnell.“

„Ich verstehe das. Es reicht mir zu wissen, dass es ihnen gut geht. Hast du alles, Yoshiro?“ Sumire drehte sich zu ihrem Sohn, der etwas unschlüssig auf seinen nur zur Hälfte geleerten Bubble Tea schaute.

„Du kannst den Becher ruhig mitnehmen, Yoshi-kun. Bring ihn mir einfach ein anderes Mal vorbei, wenn du in der Nähe bist“, sagte Haruka grinsend. „Wäre ja schade, wenn das nicht getrunken wird.“

„Hmm... Danke, Haruka-chan. Ich werde es nicht vergessen und... und können wir ein anderes Mal wieder Karten spielen? Das hat Spaß gemacht“, sprudelte es aus ihm heraus.

„Aber klar, machen wir. Du musst schließlich noch alle geheimen Onodera-Tricks lernen, die es bei diesem Spiel gibt.“

„Super. Habe alles, Mama“, sagte Yoshiro grinsend und bot seiner Mutter höflich den Arm an, in den sie sich einhakte, da sie selbst nicht mehr ganz so sicher auf den Beinen war.

„Kommt gut nach Hause. Ich rufe Daichi morgen selbst an, du musst ihm nicht sagen, dass ich mit ihm sprechen möchte, Sumire.“ Hideyoshi erhob sich selbst schwerfällig von seinem Platz, wobei er sich auf Kazukis Schulter stützte, der neben ihm saß, seitdem Kou mit Hotaru unterwegs gewesen war.

„In Ordnung. Aber übernimm dich nicht, er kann ruhig noch ein paar Tage schmollen, das tut ihm nur gut. Gute Nacht. Wir sehen uns sicher noch öfter, Yukimura-sensei.“ Sumire schenkte ihnen ein Lächeln und eine kleine Verbeugung, dann folgte sie Hinata zusammen mit Yoshiro zum Ausgang des Gartens.

„Ich bringe dich in deine Räume, Otoo-san. Wobei du gerade sicherer stehst als ich. Wie oft hast du mir bitte nachgeschenkt, Füchschen?“ Sayuri sah ärgerlich zu Tetsuo, der nur verschmitzt grinste.

„Du wirst wohl alt und verträgst nichts mehr, Sayuri-nee“, feixte er und wich nur knapp ihrem Fächer aus, den sie nach ihm geworfen hatte.

„Du bist unverbesserlich, Tetsu. Ich begleite euch, wenn ich darf.“ Hotaru hob Sayuris Fächer auf und lief um den Tisch herum, um Hideyoshi von der anderen Seite zu stützen. „Geht es so?“

„Ja, es geht mir gut. Die paar Meter schaffe ich schon, keine Sorge“, gab Hideyoshi etwas zerknirscht zurück, drückte jedoch die Hand, die er ihm angeboten hatte. „Gute Nacht allerseits.“

Unter verschiedenen Gute Nacht-Wünschen ließ Hideyoshi sich von Sayuri und Hotaru zum Gebäude führen, Tetsuo und Hideyoshis Bodyguards folgten ihnen mit etwas Abstand. Takuya und Shiro halfen sich glucksend gegenseitig auf die Füße, nur um von Haruka mit leeren Bechern beladen zu werden, die nicht in die große Küche des Anwesens gebracht werden sollten.

„Wehe, ihr lasst was fallen. Das verzeihe ich euch nie“, warnte sie die beiden, als sie sich auf den Weg zu Sayuris Wohnung machten. „Gute Nacht, Too-san und Kou! Wir sehen uns morgen!“

 

Kazuki lehnte sich im Gras zurück und sah Kou von der Seite an, der Haruka nachwinkte, bis sie zwischen den Gebäuden verschwunden war.

„Nun... Jetzt sind wir allein. Fast jedenfalls...“ bemerkte Kazuki, während er dem Personal zusah, das dabei war, Geschirr und Tische aufzuräumen.

„Nicht allein. Können wir... Einen Spaziergang machen?“

„Selbstverständlich. Wir können eine der Laternen mitnehmen, die sind akkubetrieben, dann haben wir Licht.“

Kazuki zog Kou auf die Füße, schlang einen Arm um seine Taille und hob mit der freien Hand eine der auf den Tischen stehende Laternen auf, die am oberen Ende einen Ring zum Tragen hatte. „So haben wir etwas Licht, sonst kann ich dir nur die Taschenlampe von meinem Handy anbieten, Honey.“

„Das ist ausreichend, der Mond gibt uns auch Licht. Wo führst du mich hin?“

Kou sah sich staunend um, während Kazuki ihn über einen schmalen Weg zwischen den Bäumen und Hecken im Garten führte. Er wusste, dass das Anwesen mit einer hohen Mauer umgeben war, die neugierige Blicke abschirmte, doch fühlte es sich, erstrecht im Dunkeln, durch die Gestaltung des Gartens so an, als wären sie in einem kleinen, lichten Wald.

„Was ist das dort für ein Gebäude, Kazu?“ fragte er leise und deutete auf einen dunkleren Schatten zwischen den Bäumen.

„Das Dōjō des Anwesens. Dort wollen wir aber nicht hin, sondern zu einem Platz, der dahinter liegt. Ich war dort gestern Abend mit Hotaru und er meinte, ich sollte ihn dir auch zeigen“, erklärte Kazuki ebenso leise, die Lippen dicht an seinem Ohr. „Aber mit dir gehe ich nicht zum Shōgi spielen dorthin.“

„Weshalb dann?“

„Weil dich dort niemand hört, wenn du schreist, Kätzchen...“

Kou ließ ein Schnurren hören, griff fester in den Stoff von Kazukis Yukata und schmiegte sich beim Gehen an ihn.

„Entführst du mich an einen geheimen, dunklen Ort, Daddy? Um dort Dinge mit mir zu tun? Schmutzige Dinge?“

„Mhm...“

„Aber sagtest du nicht, es ist dir egal, ob mich jemand schreien hört?“ hakte er schmunzelnd nach.

„Habe ich, aber ich will dich für mich allein haben und dazu gehören auch die Töne, die du von dir gibst, wenn mein Schwanz in dir steckt, mein verdorbenes Kätzchen.“

Sie hatten das Dōjō passiert und traten über die schmale, steinerne Brücke auf den angelegten Bereich, der aus der bewachsenen Pergola und dem kleinen Teich bestand. Zwischen den weißen Seerosen, die die Wasseroberfläche bedeckten, ragten einzelne aufgestellte Felsen hervor, auf denen sanft leuchtende Laternen standen. Kazuki stellte die mitgebrachte Laterne auf den Tisch, dann zündete er einige der Laternen unter der Pergola an, die ihnen mehr Licht schenkten. Mit gerunzelter Stirn nahm er den Stapel Decken zur Kenntnis, den jemand auf ein am Vorabend noch nicht da gewesenes verziertes Holzschränkchen gelegt hatte, der festgetretene Boden war gefegt und die geflochtenen Sitzkissen durch neue ausgetauscht worden. Er nahm eine der Decken, um sie auf dem Boden auszubreiten und sah zu Kou, der aus den Geta schlüpfte, um sich mit Socken auf die Decke zu stellen.

„Es ist wunderschön hier...“ hauchte der Jüngere beeindruckt, während er sich weiter umsah.

„Du bist wunderschön...“ gab Kazuki mit rauer Stimme zurück, drehte ihn zu sich und hob sein Gesicht am Kinn an, um ihm die Brille abzunehmen und ihm in die golden schimmernden Augen zu sehen, bevor er seine Lippen mit einem Kuss verschloss.

Er strich über den glatten, feinen Stoff von Kous Kimono, ohne den Kuss zu unterbrechen bei dem Kou förmlich an ihn schmolz, seine Finger schob er zwischen die Schichten des Obi an seinem Rücken, um die Schleifen der Bänder zu lösen, die den langen Gürtel an seinem Platz hielten. Er wickelte ihn vorsichtig von Kous Taille und ließ ihn neben sich auf den Boden fallen, bevor er sich mit dem nächsten Hindernis seiner Kleidung beschäftigte, dem dünnen Seidenkimono selbst, der sich trotz der immer noch anhaltenden Sommerwärme kühl unter seinen Fingerspitzen anfühlte. Nachdem er die beiden seitlichen Verschlussbänder aufgezogen hatte, öffnete sich der Kragen fast wie von selbst und gab den Blick auf den leichten, weißen Unterkimono preis, den Kou trug.

Kazukis Hände glitten zwischen die Stoffschichten, befühlten kurz den etwas klammen Stoff auf der Höhe seiner Taille, bevor er sie weiter nach unten wandern ließ, um sie auf seinem Po abzulegen. Der Unterkimono war kurz, reichte Kou nur bis zu den Oberschenkeln und Kazuki wusste, ohne hinzusehen, wie verboten lang seine schlanken Beine darin aussahen. Er löste sich von seinen Lippen, zog ihn mit festem Griff an sich und leckte etwas salzigen Schweiß von seinem Hals, was Kou ein wohliges Brummen entlockte.

„Kazu... Pass bitte auf, dass...“ begann er und wurde davon unterbrochen, dass sein Partner mit den Zähnen über seine Halsbeuge kratzte, direkt neben dem hellen Kragen.

„Mhm... Keine Sorge, mein süßes Kätzchen...“ beruhigte Kazuki ihn mit den Lippen noch immer auf seiner Haut. „Ich kümmere mich darum, dass nichts beschädigt wird.“

Ohne die Hände von ihm zu nehmen, ging er vor ihm auf ein Knie, strich über seine langen Beine nach unten, bis er an seinen Knöcheln angekommen war und zog ihm zärtlich eine Tabi-Socke nach der anderen aus.

„Sind deine Beine länger geworden, Kätzchen?“ fragte er mit Erregung in der Stimme, während er die glatte, hellbraune Haut von Kous Oberschenkeln liebkoste.

Kou kicherte leise, bevor er antwortete: „Nein, die sind schon immer so. Du bist betrunken, Daddy...“

„Oh ja...“

Kazuki stand langsam auf, wartete einen Moment, in dem er Kou ins an diesem Abend sehr hübsche Gesicht sah, bevor er ihm den cremefarbenen Kimono von den Schultern schob. Er wollte sich Zeit lassen, ihn wie ein Geschenk Stück für Stück auspacken, wenn er sich schon so viel Mühe dabei gegeben hatte, sich für ihn herauszuputzen, allerdings kämpfte sein Drang, ihm die Kleidung vom Leib zu reißen und ihn zu nehmen bis er vor Lust schrie, einen harten Kampf mit seiner Geduld. Er faltete die Seide so ordentlich zusammen, wie es ihm in diesem Moment möglich war und legte Kimono und Obi zusammen mit Kous Brille auf das an der Seite stehende Schränkchen.

„Kommt hier wirklich niemand vorbei...?“ fragte Kou zaghaft, als sein Partner wieder vor ihm stand und ihn förmlich mit Blicken auffraß.

„Niemand... und selbst wenn, hat niemand etwas gesehen...“ entgegnete Kazuki ruhig, zog ihn fest an sich und küsste ihn gierig, während er die Hände unter den Unterkimono auf seinen Po schob, um ihn zu kneten. Dass Kou keine Unterwäsche trug, war ihm kurz zuvor nicht aufgefallen, die Entdeckung entlockte ihm ein anerkennendes Brummen.

Kous Hände suchten auf seinem Rücken den Weg zum Knoten, der den schmalen Obi von Kazukis Yukata hielt und zerrten ungeduldig daran, bis er sich löste und ihm die Möglichkeit gab, ihm den dunkelroten Stoff von den tätowierten Schultern zu schieben. Er stöhnte auf, als Kazuki ein Bein zwischen seine Beine schob und ihn auf seinen Oberschenkel zog, bis er die Erektion in seiner Unterhose an seiner eigenen spürte, die tropfend am Stoff seiner verbliebenen Kleidung rieb.

 

Aufgeregtes Quaken und Platschen lenkte Kous Aufmerksamkeit auf den schwach beleuchteten Teich, während Kazuki damit beschäftigt war, heiße Küsse auf seinem Hals zu verteilen, nachdem er ihm den Unterkimono halb über die Schultern nach unten gezogen hatte. Aus dem Augenwinkel nahm er das Glitzern heftig schlagender, nasser Insektenflügel wahr, die vergeblich versuchten, das dazugehörige, grün schimmernde Insekt vor den Kröten im Teich zu retten.

„Kazuuu... Warte... Halt“, sagte Kou bestimmt, was Kazuki verwirrt inne halten ließ.

„Was ist, Honey? War das unangenehm...?“ Der Ältere richtete sich auf und wartete auf eine Antwort.

„Nein, überhaupt nicht, aber ich muss... ganz kurz... die Libelle im Teich retten.“

Kou glitt aus seinem Griff, lief die wenigen Schritte zum Teich und stieg ohne Zögern in das kühle Wasser. Er spürte, wie seine Füße etwas im schlammigen Boden einsanken, doch hielt es ihn nicht auf, zum großen Stein in der Mitte des Teichs zu waten, wo die hungrigen Kröten vor ihm die Flucht ergriffen und unter die Blätter der Seerosen verschwanden. Vorsichtig schob er seine Hand unter die mühsam schwimmende Libelle, um sie aus dem Wasser zu heben und sie vor dem sicheren Tod als Kröten-Mitternachtssnack zu bewahren. Er ließ ihr etwas Zeit, sich auf seiner warmen Hand zu erholen, bevor er zum gegenüberliegenden Rand des Teichs watete, wo hohes Schilf das Ufer begrenzte und die Libelle sich für die Nacht ausruhen konnte, nachdem er sie behutsam auf einem Halm abgesetzt hatte. Auf dem Rückweg umrundete er den mittleren Stein auf der anderen Seite und hielt sich nur mit Mühe daran fest, als er plötzlich mit einem Fuß tiefer einsank und kurz das Gleichgewicht verlor.

Er zog seinen Fuß aus der schlammigen Vertiefung und watete, nun vorsichtiger, zum flacheren Rand des Teichs, an dem Kazuki mit ernstem Gesicht und verschränkten Armen wartete. Er blieb unsicher im flacheren Bereich stehen und sah zu seinem Partner, dem nicht anzusehen war, ob er sauer war oder sich Sorgen machte.

„Kazu? Ich... also...“ Kou machte einen kleinen Schritt nach vorn, um aus dem Teich herauszusteigen. „Tut mir- uah!“

Abgelenkt von Kazukis strengem Blick hatte er nicht gemerkt, dass die Steine unter der dünnen Schlammschicht am Rand locker waren, bis sie unter seinem Gewicht nachgaben und er mit einem erschrockenen Laut rückwärts zwischen die Seerosen fiel. Er tauchte für einen Sekundenbruchteil unter, bis seine Hände Halt auf dem Boden fanden und er sich aufsetzen konnte. Wasser spritzte ihm ins Gesicht, als Kazuki mit großen Schritten zu ihm in den Teich stieg.

„Bist du in Ordnung, Honey? Hast du dich verletzt?“ fragte er besorgt.

„Nein... Also ja... Ich meine... Mir geht’s gut, nur etwas nass“, entgegnete Kou, schob sich die tropfenden Haare aus dem Gesicht und sah grinsend zu ihm hoch. „Etwas sehr nass.“

Kazuki schüttelte seufzend den Kopf, dann reichte er ihm schmunzelnd die Hand. „Kannst du aufstehen?“

Kous Grinsen wurde breiter, er griff nach Kazukis Hand und statt sich von ihm aufhelfen zu lassen, zog er ihn in seine Richtung, so dass der Ältere selbst das Gleichgewicht verlor und platschend auf ihn fiel. Eine hastig hinter seinen Rücken geschobene Hand verhinderte, dass Kazuki ihn komplett unter Wasser drückte, stattdessen drückte er ihn an seine Brust und hielt ihn fest, während er sich mit den Knien im glitschigen Teichboden stabilisierte.

„Upsi...“ kicherte Kou ausgelassen, als sein Partner ihn mit fragend erhobener Augenbraue ansah, was allerdings nur halb so beeindruckend war wie sonst, da ihm die nun nassen Haare in die Stirn fielen.

„Kou...“ grollte Kazuki drohend, seine Finger gruben sich in den Stoff an Kous Rücken.

„Jaaa, liebster Kazu?“

Er hatte Mühe, sich zu beherrschen und das glucksende Kichern nicht zu einem Lachanfall werden zu lassen, aber Kazukis Gesichtsausdruck war einfach zu komisch. Da er ihn festhielt, schlang Kou beide Arme um seinen Nacken und drückte seine Nasenspitze mit einem „Boop!“ an die seines Partners. Kazukis Beherrschung fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen und er fiel in Kous Kichern ein bis er schließlich laut lachte. Damit sie nicht doch noch im Wasser untergingen, setzte er sich auf seine Fersen und zog Kou mit sich, bis sie sich gegenüber knieten und über die absurde Situation lachten, bis ihnen die Luft ausging.

„Sag, Honey... Bist du betrunken oder high?“ fragte Kazuki kichernd.

„Alsooo... Da stand eine Flasche Gin in Sayuris Küche, als wir die Bubble Teas gemacht haben und vielleicht, nur vielleicht! Landete etwas davon in meinem Becher. So viel etwas“, erklärte Kou und deutete eine nicht wirklich kleine Menge mit Daumen und Zeigefinger an.

„Du wolltest heute nicht viel trinken und hast dann deinen Becher zu einem Drittel mit Sayuris Gin gefüllt?“ hakte der Ältere nach, die Lippen zu einem breiten Grinsen verzogen.

„Jepp!“ Kou beugte sich vor und stützte sich dabei auf Kazukis Oberschenkeln ab. „Sorry... Bist du sauer?“

„Nein.“ Er strich ihm sanft eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht und ließ die Hand auf seiner Wange liegen. „Was nicht heißt, dass ich dich nicht bestrafen werde für dein Verhalten, Kleiner. Du hast mich einfach stehenlassen...“

„Oh... Hmm... Dagegen habe ich nichts“, erwiderte er und schmiegte sich an seine Hand. „Jetzt gleich?“

„Zuerst... Steigen wir aus dem Wasser und sehen zu, dass wir dich trocken kriegen, bevor du dich erkältest.“

 

Kazuki hielt Kou fest und zog ihn beim Aufstehen auf die Füße, bevor er ihn auf die Arme hob, so dass er unmöglich noch einmal ausrutschen konnte. Mit zwei großen Schritten stieg er aus dem Teich, trug ihn zur bewachsenen Pergola und setzte ihn auf dem niedrigen Tisch ab, auf dem er am Abend zuvor mit Hotaru Shōgi gespielt hatte. Kous Unterkimono war ihm von den Schultern gerutscht, die Knoten der durchnässten Verschlussbänder an der Seite hatten sich so festgezogen, dass Kazuki sie mit feuchten Fingern nicht aufdröseln konnte, so dass er kurzerhand fest am Stoff zog und ihn auseinander riss, um seinen frechen Partner vom nassen Stoff zu befreien.

„Der ist hoffentlich nicht auch Vintage...“ murmelte er entschuldigend, während er ihn auszog und den nassen Stoff nutzte, Kou und sich selbst vom Teichschlamm zu befreien.

„Ist er nicht, er war nicht teuer. Du kannst mir aber einen neuen kaufen, Daddy...“ gurrte Kou und stellte einen nun sauberen Fuß auf Kazukis Schulter, der vor ihm hockte.

„Was immer du möchtest, Kätzchen...“ raunte er, strich mit den Lippen über Kous Wade und biss hinein. „Allerdings ist Daddy nicht glücklich über dein Verhalten. Ist dir warm genug?“

„Ja. Mir könnte aber noch wärmer sein... Hier...“

Ohne Kazuki aus den Augen zu lassen, lehnte Kou sich auf dem Tisch etwas zurück, spreizte das andere Bein ab und strich mit den Fingerspitzen über seine noch feuchte Haut nach unten, bis er zwischen seinen Beinen angekommen war, wo er mit dem Zeigefinger in sich eindrang. Er war auf Nummer Sicher gegangen und hatte mehrere von Hotarus Gleitgelkapseln eingeführt, nachdem er sich zuvor kurz gereinigt hatte, so dass er immer noch feucht davon war. Er zog den Finger wieder heraus und zeigte seinem Partner, wie die Rückstände des Gleitgels darauf glänzten.

Kazuki hielt seine Hand fest, bevor er sich wieder selbst anfassen konnte, die andere Hand schnappte er sich ebenfalls und schob beide hinter Kous Rücken, als er ihm so nah kam, dass er seinen Atem auf den Lippen spüren konnte.

„Du bist frech, vorlaut und ungezogen. Dachtest du, du kriegst einfach so, was du willst, wenn du dich so schamlos verhältst?“ Seine Stimme grollte, dass Kou ein wohliger Schauer über den Rücken lief. „Du wirst dich nicht mehr ohne meine Erlaubnis anfassen. Dein Arsch und dein Schwanz gehören mir, genauso wie der Rest von dir, verstanden, kleine Libelle?“

„J... Ja, Meister“, hauchte Kou zur Antwort, der plötzliche Stimmungswechsel löste ein Kribbeln auf seiner Kopfhaut aus.

„Sprich lauter“, forderte Kazuki streng.

„Jawohl, Meister. Ich habe verstanden, ich gehöre dir und werde nichts tun, was du mir nicht erlaubst“, antwortete er deutlich hörbar.

Der Ältere stand ruckartig auf, dabei zog er ihn am Handgelenk auf die Füße und dirigierte ihn zurück zur Decke, die er auf dem Boden ausgebreitet hatte.

„Auf die Knie. Hände hinter den Rücken“, befahl er und wartete, bis Kou Folge leistete.

Kou sah nicht, was Kazuki hinter ihm tat, er schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, gleichmäßig zu atmen und etwas nüchterner zu werden, um seinem Partner ein guter Sub zu sein und die verdiente Strafe anzunehmen. Warme Hände strichen über seine hinter dem Rücken gefalteten Arme, zogen sie gerade, bis die Handgelenke parallel nebeneinander lagen, bevor ein geschmeidiges Seil sie fest miteinander verband. Kazukis Hand hielt seine Handgelenke auch danach noch fest umschlossen.

„Vorbeugen, zeig mir deinen hübschen Arsch, kleine Libelle...“

„Ja, Meister.“ Kou schob seine Knie weiter auseinander, damit er besser das Gleichgewicht halten konnte, dann beugte er sich langsam vor, bis sein Oberkörper fast parallel zum Boden war.

„Weiter, ganz runter, oder ist dir der Boden nicht weich genug?“

Er schüttelte den Kopf, atmete hörbar aus und ließ sich weiter sinken, bis seine Schultern den Boden berührten und sein Hintern in die Luft ragte. Kazuki ließ seine Handgelenke los, als er sicher war, dass Kou nicht umkippen würde und stand auf, um ihn ausgiebig zu betrachten.

„Sieh dich an, die Beine so schamlos gespreizt, als könntest du es kaum erwarten, dass jeder sieht, wie verdorben du bist.“ Er strich fest mit den Fingernägeln über die Rundung von Kous Po, so dass sie eine hellrote Spur hinterließen. „Und du läufst aus... Du hast dich ohne meine Erlaubnis so gründlich vorbereitet, welch eine Verschwendung, wenn du nicht bekommst, was du willst, weil du ungezogen warst...“

Kou wimmerte, als er seine Finger dicht neben seinem Anus spürte, sie umkreisten ihn, tippten ihn an und es machte ihn fast wahnsinnig. Er wünschte sich nichts mehr als Kazukis Finger und mehr von ihm in sich zu spüren, allein der Gedanke daran ließ seinen anschwellenden Penis zucken. Der klatschende Schlag auf seine linke Pobacke traf ihn unvorbereitet, er spürte die Vibration bis in den Bauch und unterdrückte nur mit Mühe einen Schmerzenslaut. Der nächste Schlag traf die andere Seite, ebenso fest und hörbar.

„Das waren zwei. Schaffst du zwanzig? Zähl mit, laut“, befahl Kazuki.

„Ja, Meister...“ Die leicht feuchte Haut kribbelte, wo Kazukis flache Hand ihn getroffen hatte und er ließ ihm nur so viel Pause, bis das Kribbeln gerade so nachgelassen hatte, um den nächsten gut platzierten Schlag folgen zu lassen. „Drei.“

Das Kribbeln steigerte sich zu einem Brennen mit jedem weiteren Schlag, den Kazuki ihm zuteilwerden ließ, kontrolliert und ohne Hast, so dass Kou den Schmerz auskosten konnte. Da er laut mitzählen musste, fiel es ihm umso schwerer, still zu bleiben und er konnte sein Stöhnen nicht mehr verhindern.

„Hnnah... F... Fünfzehn...“ Kou leckte sich über die Lippen, als er merkte, dass er sabberte, er blinzelte Tränen aus den Wimpern und wappnete sich für den nächsten Schlag, der jedoch nicht kam. „Meister...?“

„Du hast dich verzählt, kleine Libelle. Zweimal Fünfzehn hintereinander?“ Kazukis Stimme war rau, die Erregung hörbar, trotz des strengen Tonfalls, den er in seinem Domspace hatte.

„Wa...“ Er wollte widersprechen, doch dann dachte er angestrengt nach und stellte erschrocken fest, dass er sich tatsächlich verzählt hatte. „Verzeih mir, Meister, das wollte ich nicht. Sechzehn...?“

Kazuki schnalzte leicht mit der Zunge, drückte den Daumen fest in Kous gerötete Haut und sprach schließlich mit unüberhörbarem Sadismus: „Du fängst von vorne an. Bei Eins, bis Zwanzig. Diesmal verzählst du dich nicht, kleine Libelle, sonst müssen wir solange weitermachen, bis du es schaffst. Wir haben die ganze Nacht Zeit.“

„Ah... Ganz wie... wie du befiehlst, Meister. Verzeih mir meine Unaufmerksamkeit“, sprach Kou unterwürfig, auch wenn er nicht wusste, wie er es schaffen sollte, überhaupt noch bis zehn zu zählen ohne seine Finger dafür zu benutzen. Beim nächsten Schlag spürte er, wie hart er selbst war, Kazuki hatte tiefer gezielt, um nicht immer dieselbe Stelle zu treffen und der Aufprall vibrierte bis in seine Erektion. „Eins...“

 

Kous Haut fühlte sich von seinem Po bis zu seinen Oberschenkeln an wie Lava, seine Bauchmuskeln brannten von der angespannten Haltung und seine Zunge war schwer, als er ein gequältes „Zwanzig...“ von sich gab. Er zuckte zusammen, als er Kazukis Hand erneut auf seinem Po spürte, diesmal war es jedoch nur ein sanftes Tätscheln.

„Das hast du sehr gut gemacht, meine kleine Libelle“, lobte er ihn. „Dein süßer Arsch sieht zum Anbeißen aus... Unwiderstehlich...“

„Meister...“ wimmerte Kou, „Verzeih mir bitte, dass ich... ungezogen war...“

„Habe ich dir erlaubt zu sprechen?“ Kazuki strich fester über die Rundung seines Pos, spreizte etwas die Finger und zog Kous linke Pobacke zur Seite, um ihn genauer zu betrachten.

„Nein, Meister... Ich bitte um Vergebung...“ Er drückte sich unbewusst an seine Hand, sehnte sich nach sanfteren Berührungen.

„Hmmm...“

Kazukis Daumen strich über den Rand von Kous Anus, dann schob er ihn komplett hinein, was seinen Sub stöhnen ließ. Er war heiß und immer noch leicht feucht von den benutzten Gleitgelkapseln, der Muskel zuckte spürbar, als er mit dem Finger über die Innenseite rieb. Von seiner Unterhose hatte er sich schon vor einer Weile befreit, so dass er ohne Probleme die freie Hand um seinen harten Penis legen konnte, um sich selbst zu streicheln, während er Kous Eingang mit dem Daumen bearbeitete.

„Du bist so heiß, meine kleine Libelle...“ raunte er erregt, rutschte auf Knien hinter ihn und rieb die geschwollene, gepiercte Eichel zwischen seinen Pobacken. „Du gehörst nur mir und ich kann und werde dich benutzen, wie ich es für richtig halte. Verstanden?“

„J... Ja, Meister... Ahh...“

Kous Gehirn machte Freudensprünge, als er Kazukis Penis in sich eindringen spürte. Die Strafe war vorbei und er bekam was er wollte. Umso schlimmer fühlte sich die Frustration an, als er sich wieder zurückzog und allerhöchstens mit der Spitze an ihn stieß, um ihn zu reizen. Das Blut rauschte in Kous Ohren, sein Körper schrie förmlich danach, ihn zu spüren und Erlösung zu finden, doch Kazuki war gnadenlos, er gab ihm nicht, was er sich wünschte, stattdessen hörte Kou ihn leise stöhnen und das unverwechselbare Geräusch von Kazukis schnellen Handbewegungen an seiner angefeuchteten Erektion.

„Fuck...“ Kazuki sog scharf die Luft ein, als seine Erregung schneller zunahm, als er es beabsichtigt hatte. Er hatte kaum angefangen und war schon fast an seinem Limit, spürte, wie seine Bauchmuskeln sich zusammenzogen und den nahenden Orgasmus ankündigten. Seine dunklen Augen betrachteten Kou vor sich, der vor Erregung schwer atmete und dessen Anus nach dem kurzen Besuch zuvor erwartungsvoll zuckte. Die glatte Haut seines Pos war bis zu den Oberschenkeln gerötet, Abdrücke seiner Finger zeichneten sich hell davon ab, als er sie in das weiche Fleisch grub, um sich etwas zu stabilisieren. Er beschleunigte die Handbewegungen und kam kurz darauf mit einem tiefen Stöhnen, verteilte dickflüssiges Sperma bis über Kous zusammengebundene Unterarme, das meiste landete jedoch auf seinem erhobenen Po und malte weiße Flecken auf die gerötete Haut.

Kazuki bewunderte sein Werk, während er sich weiter streichelte und die letzten Tropfen auf ihm verrieb. Er war noch nicht fertig mit seinem Kou und lobte sich still für seine Ausdauer, die es ihm ermöglichte, wieder hart zu werden, damit er weiter seinen Spaß mit ihm haben konnte.

„D... Darf ich sprechen, Meister?“ fragte Kou flehend.

„Sprich.“

„War... War ich so ungezogen, dass... dass du schon genug von mir hast...?“ Tränen brannten in seinen Augen, er ärgerte sich über sich selbst, dass er es offenbar übertrieben hatte und dass er nach Kazukis Orgasmus noch erregter war als vorher, machte es nicht besser.

„Kennst du mich so schlecht, meine kleine Libelle?“ entgegnete Kazuki streng.

Kou spürte, wie er sich erneut von hinten an ihn drückte. Die beeindruckende Erektion zwischen seine Pobacken geschoben, griff er um ihn herum und zog ihn mit einem Arm um seine Brust in eine aufrechte Position.

„Antworte.“

„Nein... Ich... Ich weiß nicht, Meister... Mein Hirn hat schon Feierabend...“ wimmerte Kou, er fühlte sich schon damit überfordert, zu sprechen.

„Dann... muss ich es dir wohl zeigen...“

Der Ältere verteilte mit der freien Hand Sperma auf seinem Penis, brachte ihn in die richtige Position und stieß dann fest und tief in ihn. Kous Stimme überschlug sich fast, als er die plötzliche Dehnung spürte, die glühende Hitze, die von ihm ausging, in ihm und in seinem Rücken, da Kazuki ihn an seine Brust drückte.

„Du bist so heiß... und eng... so perfekt für meinen Schwanz... meine kleine, so verdorbene Libelle...“ raunte er so gierig in sein Ohr, dass Kou es bis in die Zehenspitzen spürte. „Du gehörst mir... und kommst nur, wenn ich es dir erlaube.“

Kazukis Stöße waren hart und schnell, während er die Lippen an seinem Ohr hatte, um ihn zusätzlich mit Worten um den Verstand zu bringen. Er schloss die Finger fest um die Basis von Kous hartem Penis, damit er weiter die Kontrolle behalten konnte, die andere Hand legte er auf seinen Halsansatz um den sich der schmale, goldene Halsreif schmiegte, den er ihm als Day Collar geschenkt hatte, um ihn als seinen Sub zu markieren. Er jagte seinem nächsten Orgasmus hinterher, es gab keinen Grund für ihn, sich Zeit zu lassen und so sehr er es liebte, Kou betteln und winseln zu hören, musste er ihn nicht unnötig an seine Grenzen bringen.

„M... Meister... Bitte... Ich bin so hart... und geil... lass mich...“ flehte Kou, unterbrochen von atemlosem Keuchen und Stöhnen, seine Hände waren zu Fäusten geballt und er rollte die Zehen ein, so sehr spürte er seine eigene Erregung.

„Shhh... Ein wenig hältst du noch aus... Ich brauche selbst nicht mehr lang, dein Arsch fühlt sich so gut an...“ gurrte Kazuki, den Kopf leer bis auf das was er fühlte und Kou so dicht vor ihm, dass er sich nicht mehr vorstellen konnte, je weiter von ihm getrennt zu sein als wenige Millimeter.

Er spürte am Zucken von Kous Muskulatur, dass er trotz Verbot kurz davor war, zu kommen und er wusste, dass er ihn nur bis zu einem gewissen Grad edgen konnte, bevor er das Unvermeidliche nicht mehr aufhalten konnte. Nur musste Kou das in diesem Moment nicht wissen. Er verlangsamte für einen Moment seine Stöße, was Kou ein frustriertes Wimmern entlockte, dann nahm er das Tempo wieder auf, um ihm schließlich die ersehnte Erlösung zu gewähren.

„Komm für mich...“ flüsterte Kazuki in sein gepierctes Ohr und lockerte den Griff um seine Erektion.

Kou stöhnte gegen die Hand, die sein Partner reflexartig vor seinen Mund gelegt hatte, damit er nicht das halbe Anwesen zusammenschrie, als er im selben Moment kam. Ein tiefes Wimmern entsprang Kazukis Kehle, gedämpft dadurch, dass er Kou fest in den Nacken biss, als er nur einen Sekundenbruchteil nach ihm kam und sich tief in ihm ergoss, während er die Hand um Kous Penis weiter bewegte, um ihn weiter zu stimulieren. Der Jüngere zitterte vor Erregung, die Muskeln angespannt, als weitere, heiße Flüssigkeit seinem auf der Decke verteilten Sperma folgte, sein Stöhnen wandelte sich in verzweifelt klingendes Winseln als Reaktion auf die Überstimulation und die Tatsache, dass er keine Kontrolle über seine Blase hatte.

 

Kazuki spürte, dass Kou am Limit seiner Kräfte angekommen war, als die Anspannung schlagartig nachließ und er in seinen Armen zusammensackte, angestrengt nach Luft schnappend, als hätte er einen Marathon hinter sich gebracht. Mit wenigen Handgriffen löste er den Knoten der Kordel, mit der er seine Handgelenke gefesselt hatte, bevor er sich aus ihm zurückzog, gefolgt von einem Schwall Sperma, der aus ihm heraus und an seinen Oberschenkeln herablief. Er setzte sich hin und zog ihn quer auf seinen Schoß, um seine Handgelenke zu massieren, die dunkle Abdrücke von der Kordel aufwiesen und ihm die Möglichkeit zu geben, wieder zu Atem zu kommen. Dass er sich selbst in diesem Moment nicht besonders stark fühlte und er nicht wusste, ob er überhaupt hätte stehen können, so weich sich seine eigenen Knie anfühlten, ließ er seinen Partner nicht wissen, wichtig war nur, dass es ihm gut ging, so hart wie er mit ihm umgesprungen war.

„Meister...?“ sprach Kou leise, als er seine Stimme wiedergefunden hatte.

„Möchtest du etwas sagen, kleine Libelle?“

„Hmmm... Liebst du mich?“ fragte er ebenso leise.

„Ich liebe dich so sehr, dass ich es kaum in Worte fassen kein, mein wunderschöner Prinz“, antwortete Kazuki sanft. „Und mit jedem Tag mehr, mit jeder neuen Seite, die ich an dir entdecke.“ Er drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Du warst großartig heute. Ich hatte es nicht so geplant, aber du hast dich wunderbar darauf eingelassen. Vielen Dank dafür, Honey.“

„Du hast doch gesagt, ich gehöre dir und du kannst mir mir machen, was du willst... Ich widerspreche dem nicht, liebster Kazu...“ Kou schielte zur Seite und verzog etwas das Gesicht, als er die großen Flecken auf der Decke sah. „Tut mir leid... Das ist mir wirklich peinlich.“

Der Ältere lachte leise und strich ihm die verschwitzten Haare aus dem Gesicht, die sich aus seiner Frisur gelöst hatten. „Muss es nicht. Ehrlich gesagt... Fand ich es sehr heiß, dass dir das passiert ist und ich es geschafft habe, dass du dich so gehenlassen kannst. Wenn ich dich nicht festhalten müsste, würde ich mir dafür selbst auf die Schulter klopfen.“

Kou schnaubte, zog einen Arm aus Kazukis sanftem Griff und erledigte es für ihn, ihm die schweißfeuchte Schulter zu tätscheln, was seinem Partner ein weiteres Lachen entlockte.

„Ich liebe dich auch, liebster Kazu. Ich glaube, ich kann jetzt aufstehen, du kannst mich loslassen.“

Kazuki erhob sich langsam mit ihm auf den Armen, stellte ihn dann auf dem Boden ab, ohne ihn loszulassen. Er wartete, bis er sicher stand, dann holte er Kous durchnässten Unterkimono, um ihn und sich damit von den gröbsten Spuren zu befreien. Sie würden auf jeden Fall noch duschen, aber spermaverschmiert mussten sie nicht zurück laufen, wenn es sich vermeiden ließ. Als er fertig war, warf er den schmutzigen Stoff auf die fleckige Decke und holte eine weitere Decke vom Stapel auf dem Schränkchen, um Kou darin einzuwickeln, bevor er sich selbst wieder anzog, ohne sich besondere Mühe beim Binden des langen Gürtels seines Yukata zu geben, Hauptsache, er verlor ihn nicht auf dem Rückweg. Kou sah ihm aufmerksam dabei zu, wie er etwas aufräumte, die verschmutzten Sachen auf einen Haufen warf und Kous Kimono mit allem Zubehör ordentlich auf dem Tisch platzierte.

„Ich lasse die Sachen abholen“, informierte Kazuki ihn, während er die Decke fester um ihn wickelte, bis er sich kaum noch darin bewegen konnte und eingepackt war wie in einen Kokon aus dem nur sein Kopf und seine Füße herausschauten.

„Praktisch... Ich kann aber auch laufen und sie tragen, Kazu...“

„Ich will aber nicht, dass du den ganzen Weg läufst, Honey. Du bist ein wenig blass, ich will nicht, dass du dich verletzt.“

Bevor Kou protestieren konnte, hob Kazuki ihn auf seine Arme, als würde er nichts wiegen und trug ihn über den schmalen Pfad durch den Garten. Es war sehr viel dunkler als auf dem Hinweg, da sie keine Laterne dabei hatten, aber Kazuki schien den Weg und jede Unebenheit auswendig zu kennen, so dass sie unfallfrei auf dem Gartenabschnitt vor Sayuris Wohnung ankamen.

 

Tetsuo und Hotaru saßen auf der Veranda, jeder eine Zigarette und eine Dose Bier in den Händen, Tetsuo hatte seine Füße über die von Hotaru gelegt, der vor ihm zwischen seinen Beinen saß und sich an ihn lehnte. Die entspannt geschlossenen Augen öffnete der Rothaarige langsam, als er Kazukis Schritte auf dem Kiesweg hörte.

„Ihr seid schon zurück?“ fragte Kazuki überrascht, da er sicher gewesen war, dass die beiden ihre Zweisamkeit ebenso ausgiebig hatten nutzen wollen wie er und Kou.

„Jup. Ich musste Aru fast aus Hides Schlafzimmer tragen, weil er unbedingt sicher gehen wollte, dass er gut einschläft“, entgegnete Tetsuo gedehnt. „Wir haben uns dann... kurz im Garten verlaufen, richtig dunkel da.“

„Hee...! Du übertreibst, Tetsu“, protestierte Hotaru und piekte ihn in die Wange.

Kazuki setzte sich ebenfalls auf die Veranda und ließ Kou es sich auf seinem Schoß bequem machen, eingekuschelt in die Decke, die Augen vor Erschöpfung geschlossen.

„So lange sind wir noch nicht zurück, Aniki. Das ist meine erste Zigarette“, erklärte der Blonde und zeigte ihm die nur halb gerauchte Zigarette, die der Ältere ihm grinsend aus den Fingern zog, um selbst daran zu ziehen.

„Was habt ihr gemacht, nachdem ihr Hide ins Bett gebracht habt?“ fragte Kazuki neugierig, die beiden sahen genauso ordentlich aus wie zu dem Zeitpunkt, an dem er sie zuletzt gesehen hatte.

„Herausgefunden, dass ich kommen kann ohne abzuspritzen, mit der richtigen Mund-Finger-Technik“, gab Tetsuo trocken zurück, auch wenn sich ein Schmunzeln auf seinen Lippen ankündigte.

Hotaru schnaubte empört, wusste aber nicht, wie er das weiter ausführen sollte.

„Interessant. Wieso war das nötig?“ hakte der Dunkelhaarige nach.

„Weil mein Schwanz ebenso betrunken war wie ich und den Dienst verweigert hat. Hätte ich vorher wissen können, war... interessant und sehr gut, wie mein Glühwürmchen die Situation gelöst hat.“ Tetsuo drückte Hotaru fester an sich und legte das Kinn auf seinem Kopf ab. „Und ihr? Warum sind eure Haare nass?“

Kazuki fasste ihnen knapp zusammen, was passiert war und ließ nicht aus, welche Strafe Kou für sein Verhalten bekommen hatte, verschwieg jedoch, wie hart Kou gekommen war, da es nicht seine Aufgabe war, es ihnen zu erzählen. Das konnte sein Partner selbst tun, wenn er darüber sprechen wollte. Kou grummelte nur leise zur Bestätigung, er war kurz davor, einzudösen. Hotarus Augen leuchteten bei der Beschreibung der Strafe, Tetsuo ließ sich nicht unbedingt anmerken, was er davon hielt, auch wenn Kazuki sicher war, dass seine Neugier damit zum Teil befriedigt war und er es sich durchaus vorstellte.

„Es ist spät, der Tag war lang. Wir gehen noch duschen und dann schlafen. Bleibt ihr noch auf?“ Kazuki stand auf, half Kou auf die Füße und hielt ihn mit einem Arm um die Taille fest, damit er nicht stolperte.

„Nein. Wir haben nur gewartet, bis ihr zurück seid, damit wir sicher sein konnten, dass es euch gut geht. Wir duschen nach euch, aber lasst euch Zeit“, antwortete Tetsuo, bevor er sich gähnend streckte. „Tut mir leid, Aru, ich glaube, ich bin zu erledigt, um mich heute noch für den großartigen Blowjob zu bedanken. Wir holen das morgen früh nach, okay?“

„Mhm... Das ist okay. Ich bin froh, dass du deinen Spaß hattest, Klopskopf. Und schließlich war es deine Belohnung für dein heldenhaftes Verhalten heute Abend“, gab Hotaru zurück, drehte sich halb zu ihm um, um ihm einen Kuss zu stehlen und dann ebenfalls aufzustehen. „Gute Nacht euch beiden. Ruft uns, wenn ihr euch in der Dusche nicht fit fühlt, ihr seht beide etwas erschlagen aus.“

„Danke, Hotaru. Euch auch eine gute Nacht. Wir sehen uns zum Frühstück.“

Kazuki schob Kou durch die geöffnete Schiebetür ins Wohnzimmer, nachdem dieser ein kurzes „Gute Nacht“ gemurmelt hatte, um ihn ins Bad zu lotsen. Tetsuo stützte sich auf Hotarus Schulter ab, als er aufgestanden war und flüsterte ihm etwas ins Ohr, das Hotaru dunkelrot anlaufen ließ, er verkniff sich jedoch eine Antwort, da sie ihre Kräfte schonen sollten und wirklich schlafen gehen, bevor sie die ganze Nacht mit anderen Dingen verbrachten.

Chapter Text

Shinjuku, am nächsten Morgen

„Wo ist der Junge schon wieder? Er weiß doch, wann es Frühstück gibt“, hörte Yoshiro die meckernde Stimme seines Vaters Daichi aus dem Esszimmer.

„Ja, in einer Minute, Daichi. Es ist erst eins vor neun“, antwortete Sumire mit dem für sie typischen amüsierten, aber liebevollen Tonfall, begleitet vom leisen Klappern des Geschirrs.

Yoshiro bremste seinen Schritt, bevor er an der Treppe ins Erdgeschoss ankam, um sie so leise wie möglich herunterzugehen und nicht zu trampeln, auch wenn er wirklich spät dran war und sich besser beeilen sollte. Daichi hasste Unpünktlichkeit wie die Pest und forderte sie von jedem in seinem Umfeld aufs Genaueste ein, auch von seinem fünfzehnjährigen Sohn an einem Sonntagmorgen. Und so wie er klang, hatte er immer noch schlechte Laune und war sicher vom Vorabend verkatert, da er nicht mehr so viel vertrug, wie er es gewohnt war.

„Guten Morgen, Otoo-san, guten Morgen, Okaa-san“, grüßte Yoshiro seine Eltern, als er in den Raum kam, sich eilig auf seinen Platz setzte und die Beine in der bunt gemusterten Spongebob Schwammkopf-Jogginghose unterschlug, vor ihm das übliche traditionelle Frühstück aus Misosuppe, gebratenem Fisch und Reis.

„Guten Morgen, mein Schatz. Hast du gut geschlafen?“ fragte Sumire freundlich zwinkernd, während sie dampfenden Tee in seinen Becher goss. „Oder hast du doch noch die ganze Nacht gelesen?“

Yoshiro kniff ertappt die Lippen zusammen und faltete die Hände im Schoß, er machte sich auf die Rüge gefasst, nicht von seiner Mutter, aber von seinem Vater, der ihn eindringlich ansah.

„Wir hatten doch darüber gesprochen, Yoshiro. Ich erwarte, dass du pünktlich zum Frühstück aufstehst und nicht die ganze Nacht mit was auch immer du da immer liest verbringst. Und präsentabel beim Frühstück bist, es könnte schließlich sein, dass wir Gäste haben“, begann Daichi zu schimpfen. „Stattdessen kommst du im Schlafanzug herunter und weshalb trägst du schon wieder diese Brille? Hat dein Kopf heute schon eine Haarbürste gesehen?“

Der Junge erwiderte seinen Blick und schwieg. Sie hatten seit Jahren keine Gäste an einem Sonntagmorgen gehabt, die nicht zur Familie gehörten. Oft genug war sein Vater zur üblichen Frühstückszeit selbst nicht da, weil er zu Hideyoshi ins Anwesen musste oder direkt dort übernachtet hat, wenn eine Besprechung oder was auch immer die alten Männer im Clan so taten länger gedauert hatte. Doch wenn er da war, verlangte er die unmöglichsten Dinge.

„Daichi... Sei nicht immer so streng mit ihm, er ist fünfzehn, da verschläft man mal oder vergisst, rechtzeitig ins Bett zu gehen“, schaltete Sumire sich schlichtend ein und schob ihrem Mann ein Glas mit einer sich auflösenden Brausetablette zu. „Gegen deine Kopfschmerzen. Sind deine Blähungen von gestern besser geworden?“

„D... Das ist kein Schlafanzug, ich habe mich umgezogen“, meldete Yoshiro sich stockend zu Wort und strich sich über den Kopf, seine schwarzen Haare irgendwie zu ordnen. „Aber es ist Sonntag und ich habe keine Schule und Gäste sind auch nicht da. Außerdem ist es bequemer so und du trägst doch auch etwas bequemes und keinen Anzug, Otoo-san.“ Er deutete auf den dunklen Leinenkimono, den Daichi trug.

„So redest du nicht mit mir, Sohn. Deine Brüder...“ begann Daichi, der ärgerlich die Stirn gerunzelt hatte.

„Seine Brüder sind nicht hier“, unterbrach Sumire ihn streng. „Erzähl mir nicht, dass Kazuhiko und Hiroshi sich mit fünfzehn immer wie die braven Engel verhalten haben. Da habe ich ganz andere Dinge gehört. Ihr werdet euch nicht beim Frühstück streiten, dafür ist es zu früh und wenn darüber die Suppe kalt wird, für die ich heute extra früher aufgestanden bin, trage ich euch das nach. Ich brauche auch meinen Schönheitsschlaf.“

„Aber er... er hackt immer auf mir rum und vergleicht mich mit ihnen“, beschwerte der Junge sich, er hatte eindeutig zu wenig geschlafen für irgendeinen Funken Geduld. „Das ist unfair.“

„Das Leben ist nicht fair. Lerne, damit umzugehen, Yoshiro, oder willst du dich jedes Mal beschweren, wenn jemand dich nicht in Watte packt?“ blaffte Daichi ihn an, nahm seine Suppenschüssel in die Hand und schlürfte etwas vom Inhalt.

Sie kniff die Augen zusammen, als sie Mann und Sohn nacheinander ansah und seufzte dann laut. „Du sollst ihn unterstützen und ihm nicht immer noch eins reinwürgen, werter Gatte. Lasst uns heute Abend in Ruhe darüber reden, ja? Nicht beim Frühstück, wenn wir alle hungrig sind und niemand denken kann.“

Daichi brummte sein Einverständnis, Yoshiro grummelte in seine Reisschüssel, sie würden sich wie zuletzt sehr häufig, den ganzen Tag aus dem Weg gehen und ihren Ärger über den anderen herunterschlucken.

„Ich bin bis zum Nachmittag nicht da, der Termin im Salon wird länger dauern und anschließend treffe ich mich mit einer Freundin in einem Café“, informierte Sumire sie, als sie fertig gefrühstückt hatten und der Tisch abgeräumt war. „Welche Pläne habt ihr heute?“

„Ich bleibe heute hier. Du hast nicht Unrecht damit, dass ich mich etwas ausruhen sollte, Liebling“, antwortete Daichi, besänftigt durch Kopfschmerztablette und Frühstück.

„Gute Entscheidung. Was hast du vor, Yoshiro? Denk dran, dass du Haruka-chan noch den Becher zurückbringen musst, er ist gespült und steht in der Küche.“

Der Junge nickte. „Ich denke dran, aber ich glaube nicht, dass sie erwartet, dass ich den heute schon wieder vorbei bringe. Ich will erst mein Zimmer aufräumen und Bücher sortieren, das kann aber den ganzen Tag dauern...“

„Das klingt gut, aber versuche, auch noch etwas rauszugehen und nicht den ganzen Tag drinnen zu sitzen, mein Schatz.“

„Natürlich, Okaa-san. Ich kann später eine Runde mit Momo gehen, darf ich?“ Er sah zur auf ihrem Kissen dösenden Jack Russell Terrier-Hündin.

„Du weißt, dass du nicht fragen musst. Wir sehen uns heute Nachmittag. Habt einen schönen Tag und seid nett zueinander.“

Sumire stand auf, gab jedem einen Kuss und ließ sie allein, um sich auf den Weg zu ihrem Termin zu machen. Yoshiro wartete still auf seinem Platz, bis Daichi sich entschied, aufzustehen, doch sein Vater schien sich extra viel Zeit zu nehmen, um die Tageszeitung zu lesen und bevor er ihn entließ, wagte der Junge es nicht, zu gehen.

„Wolltest du nicht dein Zimmer aufräumen?“ fragte Daichi nach einer Weile, in der Yoshiro die Webreihen der Tischdecke gezählt hatte.

„Ja, Otoo-san. Ich dachte nur... Ich bleibe noch, falls du mich noch für etwas brauchst...“ antwortete er ruhig.

„Nein, ich denke nicht, dass du mir bei irgendetwas helfen kannst. Geh, du musst nicht hier herumsitzen.“

„Danke. Wir... äh... sehen uns später, Otoo-san. Hab einen schönen Tag.“

 

Yoshiro stand von seinem Platz auf, verbeugte sich kurz und machte einen Abstecher in die Küche, um sich etwas zu trinken aus dem Kühlschrank zu holen und Harukas Becher mitzunehmen, bevor er in sein Zimmer ging, die Tür schloss er hinter sich ab. Er ließ sich mit einem „Uff“ aufs Bett fallen und zog sich die dünne Decke über den Kopf. Die Erlebnisse des Vorabends hatten ihn nicht schlafen lassen, weshalb er die halbe Nacht damit verbracht hatte, seine Gedanken zu ordnen, bis er sie schließlich in sein Tagebuch geschrieben hatte, was ihm immer half, etwas zu verarbeiten. Da er den Text nicht einfach so hatte stehenlassen können, hat er ihn mit kleinen Zeichnungen, Stickern und selbst ausgedruckten Fotos verziert bis es draußen hell wurde.

Er hatte tagsüber Bauchschmerzen gehabt, da er es hasste, zu Familienfeiern zu gehen oder jede Veranstaltung, bei der seine älteren Brüder anwesend waren, aber Hideyoshi hatte ausdrücklich darum gebeten, dass alle kommen, die nicht anderweitig verhindert waren, so dass er sich nicht drücken konnte. Sein Vater hätte Bauchschmerzen nicht als Ausrede durchgehen lassen und es war zurzeit nicht klug, sich mehr als nötig mit ihm anzulegen, die schlechte Laune war greifbar und Yoshiro hatte keine Ahnung, weshalb. Der Abend hatte einige Dinge klarer werden lassen, dass seine älteren Brüder Arschlöcher waren, hatte er schon gewusst, aber dass sein Vater so homophob war, kam unerwartet. Umso mehr hatte es ihn überrascht, wie souverän alle anderen damit umgegangen waren und ihn in seine Schranken gewiesen hatten, ohne Yoshiro und seine Mutter anders als sonst zu behandeln. Der Junge musste grinsen, als er an das Kartenspiel mit Haruka, Shiro und Takuya dachte, das furchtbar chaotisch gewesen war, aber lustig und er hatte seine Sorgen für eine Weile vergessen können. Er ärgerte sich aber auch etwas darüber, dass es nicht öfter so war und Daichi sie so vom Rest der Familie isolierte, dass er sie gar nicht richtig kannte. Stattdessen bekam er nur mit, wie sein Vater sich über die anderen Männer im Clan ausließ, nicht unbedingt über Hideyoshi oder Isamu, über seine Brüder verlor er nie ein schlechtes Wort, umso mehr schimpfte er über Kazuki, von dem Yoshiro selbst auch eher wenig gehalten hatte, bis er ihn am Abend erlebt hatte. Er hatte nicht gewusst, dass der Waka das Clans in einer sehr ernsthaften Beziehung mit Kou war. Sein Vater hatte es immer anders ausgedrückt, da er Kou offenbar für nicht mehr als eine Affäre hielt, aber selbst mit seinen fünfzehn Jahren wusste Yoshiro, dass man eine Affäre nicht zu einer Familienfeier bringt und ganz sicher nicht so anschaut, wie Kazuki Kou angesehen hatte. Niemand außer Daichi schien ein Problem damit zu haben, selbst Sayuri nicht, die logischerweise das größte Recht hätte, sich darüber zu beschweren. Wieso das so war, verstand er nicht wirklich, aber er freute sich darüber, dass in der Familie und im Clan nicht alle so konservativ und verstockt wie sein Vater waren, sondern überraschend offen und tolerant, selbst seine Onkel, von denen er es am wenigsten erwartet hatte.

Sein Held des Abends war allerdings Tetsuo, der sich mit Kazuhiko angelegt hatte, um ihn zu beschützen, bevor seine Brüder ihn hatten abfüllen können, was nicht das erste Mal gewesen wäre. Yoshiro hasste es, doch gegen sie konnte er sich kaum wehren und er wäre dem großen Blonden fast vor Dankbarkeit um den Hals gesprungen, wenn es in der Situation nicht vollkommen fehl am Platz gewesen wäre. Dass er dann noch Daichi so souverän vorgeführt hatte, war das Sahnehäubchen gewesen, Yoshiro hatte sich dabei fast an seinem Tee verschluckt und innerlich gejubelt, als sein Vater wutentbrannt davongestürmt war.

Er rollte sich auf die Seite und drückte das große Regenbogen-Kissen an sich, das seine beste Freundin ihm zum Geburtstag geschenkt hatte. Sie und ein paar Klassenkameraden aus der Mittelstufe hatten zwischen den Prüfungen im Januar eine kleine Geburtstagsfeier für ihn in einem Clubraum der Mittelschule organisiert, da er niemanden hatte einladen dürfen. Dabei hatte er das Kissen und eine ganze Tasche voll bunter Sachen bekommen, die er hütete wie einen Schatz. Sollte sein Vater jemals den Nagellack und die Make-up Palette finden oder ihn damit sehen, würde er ihn wahrscheinlich mitten im Schuljahr auf die Jungenschule schicken, also musste Yoshiro darauf achten, in seiner Gegenwart immer Socken zu tragen, damit er die lackierten Zehnägel nicht sah.

Es hatte ihm die Sprache verschlagen, als er Kou mit dem femininen Kimono und dem Make-up gesehen hatte und er wünschte sich nichts mehr, als ebenso selbstbewusst und stark zu sein, sich behaupten zu können und das zu tun, worauf er Lust hatte. Stattdessen trug er die schwarzen Haare kurz, unauffällige Kleidung und versuchte, nicht anzuecken, wenn er zuhause war. Selbst in der Schule war er mehr er selbst als zuhause, was ihm absurd vorkam, da die meisten seiner Mitschüler es genau andersherum machten.

 

Laute Stimmen weckten Yoshiro so plötzlich, dass er vor Schreck mit dem Kopf gegen das Regal über seinem Bett stieß. Er zog sich die Decke vom Kopf und lauschte, wer im Haus so laut war: seine älteren Brüder und sein Vater, die über irgendetwas diskutierten. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Wenn seine Brüder einmal da waren, gingen sie selten vor dem Abendessen nach Hause und er hatte sie schon am Tag zuvor ertragen müssen, dass er so gar keine Lust darauf hatte, ihnen zu begegnen. Allerdings drückte seine Blase und er stieg aus seinem Bett, um ins Bad zu gehen, das am Ende des Flurs neben der Treppe ins Erdgeschoss lag. Er beeilte sich, um so schnell wie möglich wieder in sein Zimmer zu verschwinden, bevor jemand auf die Idee kam, nach ihm zu sehen, doch hörte er Daichis Schimpfen selbst durch die geschlossene Toilettentür. Neugieriger als wahrscheinlich klug war, schlich Yoshiro die Treppe nach unten und drückte sich neben der Kommode im Flur an die Wand, von wo aus er ins Wohnzimmer schauen konnte, ohne selbst gesehen zu werden.

„Dieser verfluchte Emporkömmling und seine perversen Anhängsel! Habt ihr nicht endlich einen Weg gefunden, das ein für alle Mal zu beenden? Hayashi ist seit Monaten tot und seitdem ist nichts passiert!“ Daichi lief im Wohnzimmer auf und ab, das Gesicht vor Zorn gerötet.

„Entspann dich, Otoo-san, wir haben alles im Griff“, bemerkte Hiroshi, der mit verschränkten Armen auf der Sofalehne saß. „Es ist nur nicht ganz so einfach, an ihn heranzukommen, wenn ihm ständig jemand an den Fersen klebt und das ist seit Hayashis bescheuertem Angriff nur noch schlimmer geworden.“

„Also wartet ihr ab, bis was passiert? Hide stirbt und er den verdammten Clan erbt, der uns zusteht?!“

„Unsere Sponsoren stehen hinter uns, nicht nur mit Geld, sondern auch mit Männern, sollten wir sie brauchen. Kazuki hat uns einen empfindlichen Schlag verpasst, als er Ende April Miyamura und Takenaka aus dem Weg geräumt hat. Ihre Gebiete werden jetzt von seinen Leuten kontrolliert und er hat zusätzlich noch Hajime als Kyodai eingesetzt, der die Treue zum Clan wie sein kleiner Bruder schon mit der Muttermilch aufgesogen hat. Der ist unbestechlich“, fügte Kazuhiko hinzu. „Glaub mir, mir passt das alles auch ganz und gar nicht und ich könnte platzen.“

„Dann ändere etwas daran, Kazuhiko! Oder willst du wieder so vorgeführt werden wie gestern Abend? Von diesem blonden Gaijin-Bastard, der jetzt auch noch Hides ehemaliges Polizisten-Bürschchen fickt?“ zeterte Daichi weiter, was Kazuhiko dazu brachte, ärgerlich auf den Tisch zu schlagen, der vor ihm stand.

„Ganz sicher nicht! In jeder anderen Situation hätte ich ihm gezeigt, wo sein Platz ist! Noch ist er nicht Waka und kann sich mir gegenüber gar nichts erlauben!“

Hiroshi neigte den Kopf zur Seite und sah die beiden an. „Er hat nicht nur Kazuhiko beleidigt, sondern auch dich, Otoo-san.“

„Tse... Sonst wagt er das nicht, aber seit Kazuki diesen weibischen Künstler angeschleppt hat, scheint man es mit Respekt und Moral in seiner Familie nicht mehr besonders ernst zu nehmen“, erwiderte Daichi sichtlich angewidert. „Er ist wohl doch nicht nur ein kleines Flittchen, das er sich angelacht hat, um Spaß zu haben, wenn er ihn schon mit zur Familienfeier bringt und sich von Hide einen Bodyguard für ihn aufschwatzen lässt.“

„So?“ Kazuhiko runzelte die Stirn. „Kazuki ist nicht fähig für solide Beziehungen, der fickt doch alles, was er in die Griffel kriegt, auch als er noch mit Sayuri zusammengelebt hat. Und jetzt hat er eben ein neues Spielzeug, das er bald wieder wegwirft wie die anderen vor ihm.“

„Du verstehst es nicht, Kazuhiko. Aber wie auch, du warst nie wirklich verliebt und weißt nicht, wie ein Mann aussieht, der sein Herz komplett an eine andere Person verschenkt hat.“ Daichi schob die Hände in die Ärmel seines Kimonos und sah ihn mit einer Spur Mitleid an. „Werdet ihn los.“

„Kazuki? Darüber haben wir doch schon gesprochen“, hakte Hiroshi nach.

„Nein, du Idiot. Yukimura. Er ist Kazukis Schwachpunkt, es wird ihn zerstören, wenn der Schwuchtel was zustößt.“

Yoshiro schlug beide Hände vor den Mund, um bloß keinen Ton von sich zu geben.

„Wie stellst du dir das vor? Hideyoshi hat Kazuki nicht umsonst die Bullen-Schwuchtel geschickt, damit er auf ihn aufpasst. Der Kerl lässt ihn nicht aus den Augen, wahrscheinlich nichtmal beim Scheißen“, warf Kazuhiko ein.

„Dann räumt ihn ebenfalls aus dem Weg. Der ist mir schon ein Dorn im Auge, seit Hide ihn damals angeschleppt und ihn sogar noch in seinen Haushalt aufgenommen hat. Je weniger von diesen Perversen im Clan raumlaufen, umso besser“, sagte Daichi ärgerlich. „Wenn ihr das selbst nicht hinbekommt, dann bittet die Chinesen um Hilfe. Denen kann es auch nur recht sein, je eher sie das kriegen, was wir ihnen versprochen haben.“

„Wir kümmern uns drum, Otoo-san.“ Kazuhiko lachte leise. „Sowas Bescheuertes. Wir hatten Kazukis Flittchen die ganze Zeit nicht auf dem Schirm und trotzdem hat Hideyoshi ihn beschützen lassen. Er ahnt aber nichts, oder?“

„Kein Stück. Sie stochern im Dunkeln und das wird auch so bleiben.“

 

Während die Männer im Wohnzimmer lachten, kroch Yoshiro aus seinem Versteck und eilte so leise wie möglich, die Treppe nach oben. In seinem Zimmer angekommen, zog er sich um, da er unmöglich weiter in Jogginghose und altem T-Shirt herumlaufen konnte. Sein Herz pochte und seine Gedanken rasten, als er über das Gehörte nachdachte. Sie wollten Kou und Hotaru töten? Wieso? Was planten seine Brüder und sein Vater mit dem Clan, dass sie solche Gespräche führten? Er setzte sich auf sein Bett, drückte das Regenbogenkissen und versuchte, sich zu beruhigen und seine Gedanken in geordnete Bahnen zu lenken. Panik half niemandem und er musste überlegen, was er mit den Informationen anstellte, es ging immerhin um seine Familie und er hatte gelernt, dass Treue gegenüber der Familie das Wichtigste war. Andererseits hatte Hideyoshi am Abend gesagt, dass sie alle eine Familie waren, jeder, den er eingeladen hatte, gehörte dazu, also auch Kazuki, Tetsuo, Kou und Hotaru, die mit niemandem von ihnen blutsverwandt waren. Hieß das nicht, dass er auch ihnen zur Treue verpflichtet war und er alles tun musste, um sie zu beschützen? Yoshiro wollte nicht, dass einem von ihnen etwas passierte, am wenigsten Kou, der nicht einmal etwas mit dem Clan zu tun hatte, sondern nur Kazukis Partner war, den dieser unübersehbar liebte. Auch wenn Yoshiro zu jung war, um Clanmitglied zu sein, wusste er, dass es Regeln gab und Außenstehende auf keinen Fall in interne Streitigkeiten hineingezogen werden durften, dass sein Vater genau das von seinen Brüdern verlangte, bedeutete, dass er sich über die von Hideyoshi festgelegten Regeln hinwegsetzte, weil Kou ihm wegen welchen Plänen auch immer im Weg stand.

Ihm rauchte der Kopf, würde ihm überhaupt jemand zuhören, wenn er damit ins Anwesen ging? An wen sollte er sich wenden? Hideyoshi war schwer krank und vom vorherigen Tag sicher erschöpft, Isamu würde Anschuldigungen gegen seinen Bruder und seine Neffen kaum glauben und Kazuki war sicher schon wieder zurück in Asakusa. Sein Blick fiel auf den Becher, den er von Haruka ausgeliehen hatte und nach dem Frühstück auf seinen Schreibtisch gestellt hatte. Er streckte sich, um sein Handy vom Tisch zu fischen, das direkt neben dem Becher auf dem Ladepad lag und öffnete Harukas Kontakt in LINE.

 

Yoshi [12:07]: Hallo Haruka-chan. Bist du zuhause?

 

Während er auf eine Antwort wartete, überlegte Yoshiro angestrengt, wie er das Haus verlassen könnte, ohne dass jemand Fragen stellte, wo er hinging. Sein Vater wusste zwar, dass er den Becher zurückbringen sollte, aber es könnte auffällig sein, wenn er direkt nach dem Besuch von Kazuhiko und Hiroshi ins Anwesen ging. Andererseits konnte er es ihm auch nicht verbieten und er wusste nicht, dass er gelauscht hatte. Er beschloss, es darauf ankommen zu lassen. Sein Handy vibrierte mit einer neuen Nachricht.

 

Haruka [12:10]: Hey Yoshi-kun (✯◡✯) Ich bin zuhause. Was gibt’s?

Yoshi [12:11]: Ich habe noch deinen Becher. Kann ich ihn vorbeibringen?

Haruka [12:11]: Klar. Ich bin den ganzen Tag zuhause, komm einfach vorbei (≧◡≦)

Yoshi [12:12]: Okay. Bis später dann (◕‿◕)

 

Yoshiro zog seinen Rucksack unter dem Bett hervor, wickelte den Becher in ein T-Shirt, damit er unterwegs nicht kaputt ging und stopfte ihn in den Rucksack, den er sich über die Schulter warf. Bevor er sein Zimmer verließ, warf er einen kurzen Blick in den Spiegel und strich sich die Haare nochmal glatt, auch wenn sie sich sofort wieder aufstellten, als hätten sie ihren eigenen Kopf. Daichi, Kazuhiko und Hiroshi waren immer noch im Wohnzimmer, als er nach unten kam.

„Wo willst du hin, Yoshiro?“ fragte sein Vater streng, als er ihn mit Rucksack durch den Flur gehen sah.

„Ma... Okaa-san hat doch gesagt, ich soll nochmal raus gehen, also bringe ich Haruka-chan ihren Becher zurück und fahre eine Runde mit dem Fahrrad“, antwortete Yoshiro mit leicht eingezogenen Schultern.

„Ganz das Mamasöhnchen“, feixte Kazuhiko. „Machst du immer alles, was deine Mami dir sagt, Yoshiro?“

Der Junge schluckte, dann schüttelte er den Kopf. „Natürlich nicht, Onii-san. Du etwa?“

Kazuhiko lachte laut, stand von seinem Platz auf und ging zu ihm, um ihm auf die Schulter zu klopfen, die Hand ließ er dort liegen und grub die Finger in den dünnen Stoff seines T-Shirts.

„Sicher nicht. Aber das lassen wir unsere Mütter besser nicht wissen, was?“

„Ist... Ist wohl besser so“, krächzte er zur Antwort, dann sah er seinen Vater an. „Darf ich gehen? Ich würde auch noch kurz bei Onkel Hideyoshi vorbeischauen, wenn ich darf.“

„Natürlich, geh nur. Bis zum Abendessen bist du zurück. Und nimm den Hund mit, ja?“ Daichi entließ ihn mit einem ungeduldigen Winken und pfiff Kazuhiko zurück. „Mach ihm nicht immer solche Angst, Kazuhiko, du weißt doch, was für ein Feigling er ist.“

„Jaja... Mamasöhnchen, sage ich doch.“

Yoshiro duckte sich vor seiner Hand davon, verabschiede sich knapp und schnappte sich Hundeleine und Fahrradhelm von der Garderobe bei der Tür. Momo kam aus dem Wohnzimmer geflitzt, als sie das Klappern der Leine hörte und wartete schwanzwedelnd, bis er ihr das Geschirr angelegt hatte. Er stopfte Mülltüten, Wasserflasche und faltbaren Trinknapf ebenfalls in seinen Rucksack, dann verließ er das Haus.

Chapter Text

Tetsuo wachte mit dickem Brummschädel auf. Ein angestrengter Blick aufs Display seines Handys zeigte ihm, dass es schon fast zehn Uhr war und er weder seinen Wecker gehört hatte noch von Hotaru geweckt worden war, der offenbar schon länger wach war, so kalt wie sich die Matratze neben ihm anfühlte. Er setzte sich gähnend auf und bemerkte eine Flasche Wasser und ein Blister Aspirin auf dem Nachttisch, an der Flasche hing ein Post-it mit einem aufgemalten Herzchen und dem Wort „Katerfrühstück“ in Hotarus Handschrift. Er öffnete eine Nachricht von seinem Freund, der ihm am Morgen geschrieben hatte.

 

Hotaru [7:31]: Guten Morgen, Tetsulein! (◕‿◕)♡

Hotaru [7:32]: Ich konnte nicht mehr schlafen und bin schon aufgestanden, du hast so tief geschlafen, dass ich dich nicht wecken wollte. Bin in Hides Arbeitszimmer, wenn du Sehnsucht nach mir hast (^.~)☆

 

Tetsuo fiel mit etwas Verzögerung auf, dass er grinste, während er die Nachricht las und das Foto ansah, das Hotaru ihm dazu geschickt hatte. Es zeigte ihn im Yukata vor Hideyoshis Bonsai, die wie ein Regenbogen schimmernde Bildschirmbrille auf der niedlichen Nase. Er rieb sich die Nasenwurzel, dann hob er die dünne Decke an und warf einen zerknirschten Blick auf seine Morgenlatte. Den Morgen hatte er anders geplant, zusammen mit Hotaru wach werden, etwas Frühsport im Bett und dann gemeinsam frühstücken, bevor sie sich an die Arbeit machten.

„Dann muss ich mich wohl allein darum kümmern...“ murmelte er, schob die Decke zur Seite und umschloss seine Erektion mit einer Hand. Einer Eingebung folgend, machte er ein Foto von dem Anblick und sendete es an Hotaru mit einem zwinkernden Smiley.

 

Tetsuo [9:52]: Hier vermisst dich jemand...

 

Er berührte sich weiter selbst, langsam, um das Gefühl ein wenig auszukosten, bis sein Handy vibrierte.

 

Hotaru [9:56]: („ಡωಡ„)

Hotaru [9:56]: Tut mir leid, ich kann hier gerade nicht weg...

Tetsuo [9:57]: Dann muss er mit meiner Hand Vorlieb nehmen...

Hotaru [9:58]: Ich bin neidisch (〃>_<;〃)

Tetsuo [9:58]: Tja... (¬‿¬ )

 

Tetsuo lehnte sich im Kissen zurück und beobachtete seine Hand um seinen harten Penis, während er sich streichelte. Er musste nicht die Augen schließen, um sich Hotaru vorzustellen, der am Vorabend so geschickt an ihm gelutscht hatte, dass er auch ohne Alkohol im Blutkreislauf weiche Knie bekommen hätte. Er unterdrückte ein Stöhnen, als er merkte, wie seine Erregung allein bei dem Gedanken zunahm, mit dem Daumen rieb er über die Eichel, verteilte die austretenden Lusttropfen darauf und schoss ein weiteres Foto für Hotaru. Es war nicht das erste Mal, dass er das tat, auch wenn sie sehr viel Zeit miteinander verbrachten, taten sie es nicht rund um die Uhr und Sexting war ihr Ding seit dem ungeplanten Grindr-Chat vor ihrer ersten gemeinsamen Nacht. Hotarus Reaktion ließ nicht lange auf sich warten, eine Flut von errötenden und sabbernden Emojis, die ihn anspornten, weil er wusste, was im Kopf des Rothaarigen gerade vorging, ohne dass dieser die Möglichkeit hatte, sich selbst Erleichterung zu verschaffen. Etwas Trotz regte sich in Tetsuo, schließlich hätte Hotaru all das haben können, hätte er ihn geweckt, aber so musste sein Freund ein wenig leiden. Er legte das Handy für einen Moment zur Seite und umfasste fest seine Hoden, dann beschleunigte er seine Handbewegungen um den harten Schaft, bis er kurz darauf keuchend kam und sich über seinen Bauch ergoss. Er streichelte sich weiter, bis die Wellen der Erregung abgeklungen waren und schoss ein Foto vom Ergebnis für Hotaru, bevor er Hand und Bauch von Sperma befreite, sich etwas überzog und duschen ging.

 

Der Blick, der sich Tetsuo in Sayuris Wohn- und Esszimmer bot war ohne Übertreibung ein Abbild seltsamen WG-Lebens, ohne dass sie eine WG bildeten. Sayuri saß auf dem Fußboden, mit dem Rücken an das neu angeschaffte Sofa gelehnt und wedelte sich mit einem Fächer Luft zu, sie trug einen dünnen Leinen-Yukata, den sie mit einem schmalen Gürtel gebunden hatte und so locker, dass der Ausschnitt bis zwischen ihre Brüste reichte. Kazuki saß mit einem Buch auf dem Sofa, seinen Yukata hatte er im Gegensatz zu seiner Frau ordentlich gebunden, allerdings hing sein Blick nicht an den Buchseiten sondern an Kous Hintern. Der Künstler lag bäuchlings auf einem großen Sitzkissen, nur in die knappen Laufshorts vom Vortag und ein luftiges Top gekleidet, während er sich vom Ventilator anblasen ließ und auf der Tastatur von seinem iPad tippte, das er vor sich auf den Boden gestellt hatte. Harukas Hose war nicht länger als die von Kou, dazu ein Croptop und die Haare zu zwei Zöpfen am Hinterkopf gebunden, sie klapperte in der angrenzenden Küche mit ihren Bubble Tea-Bechern. Der einzige, der neben Tetsuo selbst für ihre Verhältnisse normal gekleidet war, war Takuya, der in Anzughose und weißem Hemd neben der Tür saß und an einem Wassereis lutschte.

„Was ist denn mit euch los? War irgendwas im Essen?“ fragte Tetsuo verwirrt.

„Die Klimaanlage ist ausgefallen und draußen ist es schon höllisch heiß“, antwortete Sayuri grummelnd. „Irgendjemand hat letzte Nacht die Türen und Fenster offen gelassen, so dass die Hitze jetzt auch hier drin ist.“

„Der Techniker ist informiert, um die Klimaanlage zu reparieren, er kommt im Laufe des Tages“, informierte Takuya ihn. „Auch ein Eis, Tetsuo-san?“

„Ich ziehe Frühstück vor. Ist noch was da?“

„Im Kühlschrank. Guten Morgen übrigens, Tetsu.“ Kazuki sah ihn an, einen warnenden Ausdruck im Gesicht, dass er bloß nicht ihr nächtliches Treffen in der Küche erwähnte, bei dem Tetsuo ihn dabei erwischt hatte, wie er seine Hand im Eisfach kühlte, da sie nach dem ausgiebigen Spanking mindestens so schmerzte wie Kous Hintern und Oberschenkel.

„Dir auch einen wunderschönen guten Morgen, Aniki. Wie geht’s der Hand?“ feixte er und floh vor Kazukis mit Sicherheit tödlichem Blick in die Küche.

„Was ist mit deiner Hand, Kazu? Tut sie weh?“ Kou kniete sich vorsichtig hin und rieb sich über die immer noch geröteten Oberschenkel und den Po.

„Nicht mehr, es ist alles gut. Tetsuo geht es heute offenbar zu gut, nachdem er länger ausgeschlafen hat als alle anderen. Du wirst wohl alt, Knirps...!“ Kazuki legte das Buch zur Seite, stand auf und streckte sich.

Tetsuo kam mit einem Teller voll Reste vom Abendessen und einem Becher Kaffee zurück mit dem er sich an den Tisch setzte.

„Du bist immer noch älter als ich, also wirst du vor mir alt“, gab er trocken zurück, bevor er sich seinem Frühstück widmete. „Wolltet ihr nicht zurück nach Hause?“

„Heute Abend. Es sind noch so viele Reste übrig, dass wir noch bis zum Abendessen bleiben, ich habe auch noch etwas mit Isamu zu besprechen“, antwortete der Ältere und zerzauste ihm im Vorbeigehen die feuchten Haare. „Hotaru ist in Hides Arbeitszimmer. Bringst du ihm etwas zu essen und Kaffee?“

„Mhm. Ist er ohne Frühstück los?“

„Er hatte nur eine Kleinigkeit nachdem er aufgestanden ist“, antwortete Haruka an Kazukis Stelle, sie ließ sich auf der anderen Seite des Tischs auf einem rosa Sitzkissen nieder.

„Wieso warst du eigentlich schon so früh wach, Haru-chan?“ fragte Sayuri neugierig.

„Shi-chans Wecker hat mich geweckt und ich hatte Durst, also bin ich mit ihm aufgestanden“, entgegnete sie, auf dem Tisch vor ihr lag ein dickes Buch über Fotografie. „Nicht jeder von uns hat die halbe Nacht mit Ferkelzeug verbracht.“

„Hat dich was gestochen oder woher kommt der blaue Fleck an deinem Hals, Sayuri-nee?“ Tetsuo schien aufrichtig besorgt. „Du solltest das untersuchen lassen, wenn du auf Mückenstiche so reagierst.“

„Eine große Mücke...“ unkte Kou und quiekte erschrocken, weil Sayuri ihm einen leichten Klaps auf den Po gegeben hatte.

„Sagen die, die selbst so gefleckt wie ein Dalmatiner sind.“ Sie beugte sich über Kou und strich mit der Fingerspitze über den Bissabdruck in seinem Nacken. „Ich lege dir eine Salbe raus, die verhindert, dass sich das entzündet, auch wenn Kazuki es sicher schon desinfiziert hat.“

„Danke, Sayuri.“ Kou schenkte ihr ein Lächeln, dann widmete er sich weiter seiner Arbeit.

„Also... Das sieht nicht aus wie ein Mückenstich...“ stellte Kazuki fest, der sich vor sie gestellt hatte und den blauen Fleck an ihrem Halsansatz begutachtete. „Wenn du nicht willst, dass es jemand sieht, solltest du deinen Yukata fester binden.“

„Meine Güte, seid ihr neugierig“, beschwerte sie sich und schob ihn zur Seite.

„Möchte noch jemand ein Eis?“ fragte Takuya, der hastig aufgesprungen war und mit geröteten Ohren in die Küche eilte, ohne auf eine Antwort zu warten.

Kazukis wissendes Grinsen sprach Bände, Haruka ließ ein entnervtes Grummeln hören und unterstrich eine Notiz auf dem Block, der neben dem Buch auf dem Tisch lag.

„Verstehe... Ich kommentiere das nicht, du wirst wissen, was du tust, Sayuri-nee“, sagte Tetsuo mit gerunzelter Stirn.

„Ja, weiß ich. Alle Beteiligten sind erwachsen und in der Lage, ihr Einverständnis zu geben. Du solltest mich besser kennen, Tetsuo, ich nutze kein Machtgefälle aus, nicht so, wie es vielleicht aussieht.“

Sayuri verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn ärgerlich an.

„Ich bin der letzte, der dich für irgendetwas verurteilt. Entschuldige, wenn das so rüberkam, wir sind alle etwas angespannt.“ Der Blonde stand auf, ging um den Tisch herum und drückte sie kurz mit einem Arm an sich. „Wir waren uns nicht immer einig, aber du bist mir wichtig, Sayuri-nee, ich will nur, dass du glücklich bist, wie alle anderen auch.“

„Danke, Füchschen.“ Sie erwiderte seine Umarmung. „Essen und Getränke für Hotaru stehen im Kühlschrank ganz unten. Er vermisst dich sicher schon.“

„Hmm... Oh ja, das tut er.“

„Oh man, seid ihr schlimm. Alle. Ich lerne in meinem Zimmer weiter“, meckerte Haruka genervt, stapelte ihre Sachen auf einem Arm und verließ den Raum.

„Dabei hätte sie gleich ihre Ruhe gehabt und den Ventilator nur noch mit Kou teilen müssen...“ Kazuki sah ihr schmunzelnd hinterher. „Ich bin bei Isamu, solltet ihr mich suchen. Hide wollte sich ausruhen und irgendjemand muss einen Stapel Beschwerden sichten. Der Clan ist schlimmer als jede Firma.“

„Viel schlimmer. Sag Bescheid, wenn du Unterstützung brauchst, werter Gatte.“ Sayuri tätschelte seinen Arm. „Soll ich dir die Inventurlisten der Küche auch gleich bringen, wenn ich sie mit der Köchin durchgegangen bin?“

„Bitte nicht. Isamu hat sicher einen Stapel dafür.“

„Geordnet nach Alphabet und Priorität.“

Kazuki gab Kou einen Kuss, dann verließ er die Wohnung über die Veranda, Sayuri ging nach oben, um sich umzuziehen, während Tetsuo einen Korb mit Verpflegung für Hotaru füllte.

„Kommst du allein zurecht, Kou?“ fragte er, bevor er sich auf den Weg machte.

„Ja. Es ist ja nicht so, dass ich wirklich allein bin, Takuya ist noch hier und Haruka-chan oben. Ich mache das beste aus der Zeit und arbeite“, antwortete er grinsend.

 

Hotaru rieb sich die Schläfen, fuhr dann mit beiden Händen durch seine dunkelroten Haare und band sie am Hinterkopf zu einem kurzen Zöpfchen zusammen, damit sie ihm nicht weiter ins Gesicht fielen. Er setzte die Bildschirmbrille wieder auf, sie hatte einen Cateye-Look, der leichte Metallrahmen schimmerte wie ein Regenbogen. Hotaru besaß auch eine unauffälligere Bildschirmbrille, doch hatte er vor Nervosität beim Packen das falsche Etui eingepackt und musste nun damit leben, dass die Kobun im Anwesen ihn irritiert ansahen, wenn er den Raum für kurze Pausen verließ und die Brille nicht vorher abgenommen hatte.

Er zuckte zusammen, als die Tür zur Veranda aufgeschoben wurde, alle hatten die Anweisung, ihn nicht zu stören und den Raum nicht zu betreten, entspannte sich jedoch sofort, als er Tetsuos blonden Schopf hinter dem Bonsai hervorschauen sah.

„Phönix-Catering, persönliche Lieferung für das frisch geschlüpfte Küken“, meldete Tetsuo sich grinsend und stellte den Korb neben Hotaru auf den Fußboden. „Guten Morgen, Aru.“

„Guten Morgen, Tetsu. Hast du ausgeschlafen?“

„Ausgiebig. Du hättest mich ruhig wecken können, Nervensäge.“ Er setzte sich neben ihn und stellte ihm einen großen Becher Eiskaffee auf den Tisch, dann klappte er sein Macbook auf, das er am Vortag schon dort deponiert hatte. „Kommst du voran?“

„Langsam. Ich sortiere noch, auch wenn ich gestern schon eine Prioritäten-Liste erstellt habe, damit das einfacher geht. Momentan liegt mein Fokus auf den hochrangigen Kyodai, die den Hayashi-Brüdern nahestanden, die engste Familie habe ich ausgeschlossen. Isamu und Daichi beraten Hide seit Jahrzehnten, sie haben jede Entscheidung abgesegnet, auch Kazukis Ernennung zum Waka“, erläuterte Hotaru und tippte mit dem Zeigefinger auf einen Stapel Dokumente auf dem Tisch, die alle sehr offiziell aussahen. „Ich bezweifle, dass sie oder ihre Familienmitglieder dazu fähig sind.“

„Mhm... Daichi ist ein Arschloch, aber so sehr dann auch wieder nicht. Der Clan ist ihm wichtig.“ Tetsuo öffnete einige Dokumente auf seinem Macbook, die Kazuki ihm geschickt hatte, darunter Listen mit Verbindungsdaten der für Clanmitglieder beschafften Handys. „Wir nehmen uns so viel Zeit, wie wir brauchen, um die Verräter zu finden. Kazuki hat uns dafür von unseren üblichen Pflichten freigestellt.“

„Wer passt solange auf ihn und Kou auf?“

„Phönixe. Shiro organisiert das gerade, aber da sie beide bis zum Abendessen bleiben, hat er genug Zeit, sich darum zu kümmern.“

„Oh, wie findet Kou das? Er hat eine Deadline Ende der Woche und nur sein iPad dabei.“ Hotarus Finger flogen über die Tastatur seines eigenen Macbooks, das er neben den alten Laptop mit den internen Clan-Dateien gestellt hatte, um sich besser zugängliche Notizen zu machen.

„Vorhin kam er mir entspannt vor. Er scheint aber so gut wie fertig zu sein und wartet wohl noch auf Rückmeldung von Tōru wegen Korrekturen.“

„Gut. Er braucht nach der Woche nicht noch mehr Stress wegen Dingen, die ihn gar nicht betreffen... Nicht, dass er mit dem Verlag Probleme bekommt.“

 

Mit vollen Akkus Dank Kaffee und Snacks, arbeiteten sie in den nächsten Stunden gemeinsam Listen durch. Hotaru fand es hilfreich, seine Gedanken mit Tetsuo teilen zu können, da er einen anderen Blick auf die Dinge hatte und er befürchtete, dass ihm etwas entging, wenn er ganz allein arbeitete. Sie sahen sich überrascht an, als ihre Handys zeitgleich piepten und eine Benachrichtigung einer „My Lunatics“ benannten LINE-Gruppe auf dem Sperrbildschirm angezeigt wurde, die Sayuri vor Kurzem erstellt hatte, um Organisatorisches zu klären, sollten sie alle in ihrer Wohnung unterkommen. Hotaru war am späten Abend noch von ihr hinzugefügt worden.

 

Sayuri [14:15]: Treffen im Wohnzimmer in 15 Minuten. Alle Erwachsenen.

 

„Nanu? Weißt du, was los ist, Tetsu? Essen gibt’s doch erst heute Abend.“ Hotaru tippte die Nachricht an, um zu bestätigen, dass er sie gelesen hatte.

„Nein. Keine Ahnung. Wenn sie uns schon so herbeizitiert, geht es nicht um etwas Belangloses“, entgegnete der Blonde, klappte das Macbook zu und streckte sich, dass die verspannten Schultern knackten.

„Das klang aber nicht gut, Klopskopf. Brauchst du eine Massage?“

„Später. Ich habe seit zwei Tagen keinen Sport gemacht, mein Körper verfällt.“

Er wartete, bis Hotaru alles gesichert hatte, dann legte er ihm einen Arm um die Schultern und sie machten sich gemeinsam auf den Weg zu Sayuris Wohnung.

„Warst du gestern nicht mit Kazuki im Dōjō?“ hakte Hotaru nach.

„Waren wir. Aber wir haben den Kobun beim Training zugesehen und Organisatorisches besprochen, fit genug für mehr waren wir beide nicht.“ Tetsuo zog zwei Zigaretten aus der Schachtel in seiner Hemdtasche. „Wir haben noch Zeit für eine Raucherpause.“

Die beiden setzten sich auf die Veranda vor Sayuris Wohnzimmer, um zu rauchen. Kazuki kam zusammen mit Kou durch den Garten zum Haus, er sah nicht weniger ratlos aus, als Hotaru und Tetsuo waren.

„Wisst ihr, worum es geht?“ fragte er mit gerunzelter Stirn.

„Nein. Habt ihr einen Spaziergang gemacht?“ Hotaru sah zu ihnen auf.

„Ich wollte den Garten und den Teich nochmal bei Tageslicht sehen und brauchte eine Bildschirmpause“, erklärte Kou. „Es ist so wunderschön und friedlich dort.“

„Oh ja, das ist es. Eine sehr schöne Ecke.“

Die Tür zum Wohnzimmer wurde aufgeschoben und Sayuri trat mit ernstem Gesicht auf die Dielen der Veranda.

„Ihr seid alle da, schön.“ Sie sah auf ihre Uhr. „Raucht fertig, wir reden drinnen.“

Das Knirschen von Stiefelsohlen auf dem Kiesweg zur Garage ließ sie den Kopf drehen. Shiro kam im Eilschritt zwischen den Gebäuden hervor, den Motorradhelm in einer Hand, in der anderen einen Rucksack.

„Entschuldige, falls ich zu spät bin, Sayuri. Ich habe die Nachricht erst gelesen, als ich an einer Ampel stand“, sagte er hastig. „Ist etwas passiert?“

„Noch nicht. Da wir jetzt vollzählig sind, kommt bitte rein und schließt die Tür hinter euch. Wir brauchen keine zusätzlichen Ohren.“

Sie drehte sich um und ging ins kühlere Wohnzimmer, die Klimaanlage schien wieder zu funktionieren und brummte leise, während sie ihren Dienst tat. Takuya stand neben der geschlossenen Wohnzimmertür, selbst die Durchgangstür zur Küche war geschlossen, er schenkte Shiro ein schiefes Grinsen, bevor er die Arme hinter dem Rücken verschränkte. Sayuri wartete, bis alle um den Tisch herum Platz genommen hatten, Shiro seine Lederjacke ausgezogen und etwas von den auf dem Tisch stehenden Getränken getrunken hatte, bevor sie das Wort ergriff.

„Verzeiht mir, dass ich euch so kurzfristig hergerufen habe, aber da bis auf Shiro alle im Anwesen waren, hielt ich es für das Beste, es sofort zu tun“, sprach sie ruhig, auch wenn die kleine Falte zwischen ihren Augenbrauen verriet, dass sie innerlich alles andere als ruhig war.

„Worum geht es, Sa-chan? Ist etwas mit Hide?“ fragte Kazuki besorgt.

„Nein, ihm geht es soweit gut. Er muss in die Sache auch gar nicht involviert werden, wenn es sich vermeiden lässt, zumindest vorerst.“ Sie zögerte einen Moment, bevor sie weitersprach. „Mir wurden vorhin sehr heikle Informationen zugetragen, die diesen Raum nicht verlassen dürfen, ehe sie überprüft sind. Das bedeutet nicht, dass ich sie anzweifle, umso eher befürchte ich, dass eine Überprüfung sie bestätigen wird und das... zerreißt mir das Herz.“

„Spuck’s aus, Sayuri-nee. Bitte“, bat Tetsuo angespannt.

„Haruka bekam heute Mittag Besuch von Yoshiro. Er hat den Vorwand, ihren Becher zurückzubringen, genutzt, um herkommen zu dürfen. Sie hat mich angerufen, während ich noch drüben mit der Köchin gesprochen habe, dass ich unbedingt herkommen müsse.“ Sie trank einen Schluck Eistee. „Yoshiro war aufgelöst, es hat etwas gedauert, bis ich ihn beruhigen konnte und er mir von einem Gespräch zwischen Daichi, Kazuhiko und Hiroshi berichtete, das er heute zufällig mitangehört hat. Mein Onkel war offenbar sehr aufgebracht, darüber, was gestern passiert ist und wie es im Clan läuft und... wie es mit dem läuft, in das Itsuki und die Clanbrüder involviert waren, die ihr Ende April in Kabukichō hochgenommen habt.“

„Willst du damit sagen...“ begann Hotaru leise und unterbrach sich, als sie die Hand hob, damit er sie fortfahren ließ.

„So wie Yoshiro es verstanden hat, planen sie seit längerem, Kazuki aus dem Weg zu räumen, um die Nachfolge im Clan neu zu regeln. Was bisher nicht funktioniert hat, weil er so gut von euch geschützt wird. Über dich hat er sich auch umfassend ausgelassen, Tetsuo, du bist Daichi und Kazuhiko gestern gewaltig auf die Füße getreten“, sprach sie weiter.

Tetsuo schnaubte: „Zurecht. Diese aufgeblasenen Wichte...“

„Daichis Homophobie ist nicht zu leugnen, meine Cousins denken offenbar nicht anders. Yoshiro berichtete mir ebenfalls, dass es bei dem Gespräch nicht nur um euch beide ging... Ich erzähle es euch so, wie mein kleiner Cousin es mir berichtet hat. Daichi hat von Kazuhiko und Hiroshi verlangt, Kou aus dem Weg zu schaffen, um Kazuki zu schaden und ihn ungeeignet für die Nachfolge meines Vaters zu machen. Hotaru ebenfalls, da er Kou kaum von der Seite weicht, seit mein Vater ihn zu euch geschickt hat. Laut Yoshiro, ist es Daichi nur recht, wenn weniger queere, insbesondere schwule Männer, im Clan sind. Er hat es anders formuliert, aber ich möchte es nicht unbedingt wiederholen.“

„Wiederhole es bitte, Sa-chan.“ Kazukis Stimme war angestrengt ruhig, sein Gesichtsausdruck ernst, er hatte die Hände vor sich auf dem Tisch gefaltet.

„Je weniger von diesen Perversen im Clan raumlaufen, umso besser. Kou ist laut ihm dein kleines Flittchen, an das du dummerweise dein Herz verschenkt hast“, antwortete sie kühl. „Sollten Kazuhiko und Hiroshi es selbst nicht auf die Reihe kriegen, sollen sie ihre Kontakte zu den Chinesen nutzen, um es zu erledigen. Kazuhiko hat noch etwas von Sponsoren mit Geld und Männern erwähnt, die sie unterstützen würden...“

Ein Glas krachte klirrend gegen die Wand, als Tetsuo es mit einem Wutschrei von sich warf. Er war aufgesprungen, hatte die Hände zu Fäusten geballt und wäre mit Sicherheit aus dem Raum gestürmt, um sich selbst um die mutmaßlichen Verräter zu kümmern, hätte Hotaru nicht eine Hand auf seinen Unterarm gelegt und ihn wieder auf den Platz neben sich gezogen. Kazuki starrte mit angespanntem Kiefer auf den Tisch vor sich, er wurde stiller als während Sayuris Bericht, die Augen dunkel vor mühsam unterdrücktem Zorn. Hotaru war blass geworden, es war ihm jedoch anzusehen, dass es in seinem Kopf ratterte und er die bisher gesammelten Informationen zusammen puzzelte.

„Ist Yoshiro noch hier?“ fragte Shiro in die eingetretene Stille.

„Ich habe Haruka mit ihm in ihr Zimmer geschickt. Er hat Sumires Hündin dabei, die sollte ihn ein wenig ablenken“, antwortete Sayuri mitfühlend. „Ihr versteht, dass ich es nicht erlauben konnte, dass er es euch selbst berichtet. Er ist noch ein Kind und weiß gar nicht, was vor sich geht. Er ist seinem Bauchgefühl gefolgt, es uns direkt mitzuteilen, aber für ihn ist es, als hätte er seine Familie verraten.“

Ein leises Hicksen lenkte ihre Aufmerksamkeit auf Kou, der neben Kazuki saß und mühsam versuchte, das Gehörte einzuordnen. Die Tränen konnte er nicht aufhalten, als die Verwirrung und die Angst überhandnahmen, auch wenn er versuchte, sie mit den Handballen wegzuwischen.

„Was... Was hat das denn alles mit mir zu tun?“ fragte er schluchzend. „Ich habe doch niemandem etwas getan...“

Hotaru sprang auf, umrundete den Tisch und hockte sich neben seinen Schützling, um ihn zu umarmen und zu trösten.

„Shhh... Du hast niemandem etwas getan, das ist richtig, Kou“, sprach er leise. „Wir prüfen das, klären es und beschützen dich, bis alles wieder in Ordnung ist.“

Kazuki nahm Kous rechte Hand in seine linke und drückte einen Kuss darauf.

„Es verstößt gegen jede Clan-Ehre, bewusst Außenstehende in interne Angelegenheiten hineinzuziehen“, sagte er mit leisem Grollen in der Stimme. „Kou ist mein Partner, kein Mitglied des Clans. Ich bin es gewohnt, dass mein Leben wegen meiner Stellung eher gefährdet ist, aber Kou hat damit absolut nichts zu tun.“

„Ich sehe das genauso. Es gibt diese Regel nicht ohne Grund, keine Außenstehenden und in jedem anderen Fall hätte ich Kou auch nicht zu dieser Besprechung zugelassen, doch da es insbesondere ihn betrifft, musste er wissen, was los ist“, erklärte Sayuri. „Vor allem, da wir keine weitere Gefährdung zulassen können.“

„Gib mir fünf Minuten mit denen und ich regle das“, grollte Tetsuo.

„Ohne Absicherung lasse ich keinen von euch in ihre Nähe“, stellte sie klar. „Und ohne Überprüfung der Vorwürfe schon gar nicht. Ich weiß, ich war bisher nicht in eure Untersuchungen involviert und weiß auch nicht, wie weit ihr damit seid.“

Kazuki löste Hotaru ab, Kou zu trösten und drückte ihn an sich, während der Rothaarige angespannt neben ihnen stehenblieb.

„Darf ich einen Vorschlag machen, Sayuri?“ meldete Hotaru sich zu Wort.

„Nur zu.“

„Tetsuo und ich setzen unsere Nachforschungen fort, mit Fokus auf das, was ich bisher ausgeschlossen hatte: die engste Familie. Es ist mein Versäumnis, sie trotz aller Differenzen nicht verdächtigt zu haben, aber wenn wir wissen, wonach wir suchen müssen, sollten wir schnell Antworten haben. Aus Sicherheitsgründen schlage ich vor, dass wir bis dahin alle im Anwesen bleiben. Es ist sicher, deine und Hides Untergebene sind vertrauenswürdig und weder Daichi noch seine Söhne würden es wagen, hier irgendetwas zu versuchen, allein schon, um ihre eigene Stellung im Clan nicht zu gefährden. Wir können das Gebäude in Asakusa nicht so sehr absichern und es leben dort zu viele Außenstehende, die nicht hineingezogen werden dürfen“, führte er aus. „Habe ich etwas vergessen, Boss?“

„Nein. Dein Vorschlag ist sinnvoll.“ Kazuki sah von Hotaru zu Tetsuo, der immer noch aussah, als würde er gleich platzen. „Ich will bis morgen Früh Ergebnisse haben und die Sache in den nächsten Tagen aus der Welt schaffen, Tetsu. Mit so wenigen Verlusten wie möglich, die Informationen behalten wir bis dahin für uns.“

„Jawohl, Aniki.“

„Kannst du mit Sumire sprechen, dass Yoshiro vorerst hier bleibt, Sa-chan? Ich möchte nicht, dass er zwischen die Fronten gerät und in einer Woche beginnen die Sommerferien, er wird ein paar Tage fehlen können, ohne dass er Probleme bekommt.“

„Ich rufe sie nachher an.“

Kou räusperte sich, wischte sich die Wangen trocken und sah Kazuki an.

„Ich kann nicht hier bleiben, Kazu. Ich muss arbeiten, hier habe ich nur mein iPad und am Freitag ist die Deadline. Tōru wollte morgen vorbeikommen, um die letzten Details mit mir durchzugehen, weil es am Freitag noch nicht so war, dass ich zufrieden war“, sagte er mit leiser Verzweiflung in der Stimme.

„Verzeih mir, Honey, aber es ist unmöglich, dass du zuhause arbeitest“, entgegnete Kazuki mitfühlend, aber bestimmt. „Ich verstehe, dass du nach der vergangenen Woche nicht noch mehr Drama willst und Ruhe zum Arbeiten brauchst und ich würde es sofort ändern, wenn ich es könnte.“

„Es wird nicht für lange sein, Kou. Ein paar Tage, eine Woche, nicht mehr.“ Tetsuo war aufgestanden. „Shiro.“

„Ja, Aniki?“ Der Angesprochene sprang beflissen auf die Füße.

„Aois Futterautomat muss aufgefüllt und die Axolotl gefüttert werden, wir brauchen Wechselkleidung und Kou alles, was er zum Arbeiten braucht. Mach eine Liste, du bist persönlich dafür verantwortlich, dass Kou in den nächsten Tagen arbeiten kann. Sollte Tōru ihn treffen müssen, holst du ihn ab und bringst ihn her“, befahl er knapp.

„Zu Befehl. Wollen wir rüber gehen und du schreibst mir auf, was du alles brauchst, Kou? Das lenkt dich etwas ab und die anderen können besprechen, was noch zu besprechen ist.“ Shiro reichte Kou die Hand und half ihm beim Aufstehen.

„In Ordnung. Kazu?“

„Ja, Honey?“

„Kommst du rüber, wenn ihr fertig seid?“

„Natürlich. Ich bin den ganzen restlichen Tag für dich da.“

Kou lächelte erleichtert, dann folgte er Shiro aus dem Raum.

„Was sagen wir Hide?“ fragte Hotaru, als die beiden außer Hörweite waren.

„Vorerst nichts. Daichi ist sein Bruder, er liebt ihn trotz aller Fehler und es würde ihn zu sehr aufwühlen, wenn wir ihm davon erzählen, bevor wir selbst alle Fakten kennen“, erklärte Sayuri. „Wenn er fragt, welche Listen ihr euch anseht, müsst ihr ihn aber nicht belügen. Er weiß, dass ihr alles genau prüft, sonst hätte er es euch nicht möglich gemacht.“

„Gut. Wenn sonst nichts ist, schreibe ich Shiro noch eine Anleitung wie Pocky und Oreo gefüttert werden müssen, bevor wir uns wieder an die Arbeit machen. Wie Aois Futterautomat funktioniert weiß er, Tetsu?“ Hotaru tippte eine Notiz in seinem Handy.

„Ja, er hat denselben für seine Katzen“, antwortete Tetsuo. „Möchtest du Phönixe im Anwesen stationiert haben, Kazuki?“

„Nein, das wäre zu auffällig, wenn Daichi morgen für die üblichen Besprechungen herkommt.“ Kazuki schüttelte den Kopf. „Wir halten uns bedeckt und du reißt ihm nicht den Kopf ab, wenn du ihn siehst. Verhalte dich wie immer. Shiro und Gorou stehen dir mit den Phönixen in Asakusa zur Verfügung, sobald du sie brauchst.“

„Verstanden.“ Ein reuevoller Ausdruck schlich sich für einen Moment auf sein Gesicht. „Aniki, es tut mir leid, ich hätte schon eher...“

„Unsinn“, unterbrach der Ältere ihn. „Damit hat niemand gerechnet, umso schwerwiegender sind die Informationen, die Yoshiro Sayuri mitgeteilt hat. Ihr prüft es, berichtet mir und dann entscheiden wir, wie wir vorgehen. Macht euch an die Arbeit, ich sollte Kou nicht zu lange warten lassen, er braucht mich jetzt.“

„Ich bringe euch gleich noch Verpflegung und Getränke. Ich gehe nicht davon aus, dass ihr zum Abendessen herkommt, oder?“ Sayuri sah Hotaru und Tetsuo an, die schon halb auf dem Weg zum Ausgang waren.

„Wir sollten die Zeit nutzen, die das Abendessen hier sonst kosten würde. Danke für die Unterstützung, Sayuri“, entgegnete der Rothaarige und verbeugte sich kurz. „Wir sehen uns später, Kazuki. Drück Kou von mir, ja?“

„Mache ich. Denkt daran, hin und wieder eine Pause zu machen, es hilft niemandem, wenn ihr euch überarbeitet und dann nicht fit seid, wenn es brenzlig wird.“

Tetsuo nickte knapp, dann folgte er Hotaru nach draußen.

„Du reißt Daichi bitte auch nicht den Kopf ab, wenn du ihn siehst, Kazuki“, mahnte Sayuri. „Und jetzt geh zu Kou. Ich rufe euch beide, wenn es Zeit fürs Abendessen ist.“

 

„Das sollte alles sein. Es liegt alles auf meinem Schreibtisch, von den Post-its kannst du mir einfach ein Foto machen. Wenn du dir unsicher bist, ruf mich an und ich erkläre es dir noch einmal“, sagte Kou, nachdem er Shiro eine ausführliche Liste mit den Dingen geschrieben hatte, die er in den nächsten Tagen zum Arbeiten benötigte.

„Okay. Möchtest du bestimmte Sachen zum Wechseln haben oder soll ich einfach irgendwas einpacken?“ hakte Shiro nach.

„Alltagskleidung liegt im linken Schrank. Du weißt, wie das Wetter wird, such einfach was raus, was du denkst. Unterwäsche ist in der Kommode auf der mein Schmuck liegt.“ Er sah zur Tür, als Kazuki den Raum betrat. „Brauchst du noch etwas von zuhause, Kazu? Kleidung hast du ja hier.“

„Ja. Ich habe dir eine Nachricht geschrieben, Shiro. Nimm den Lexus, um die Sachen zu holen, dein Auto ist noch in der Werkstatt, richtig?“

„Jup. Sollte morgen fertig sein. Danke, Boss. Ich beeile mich.“

„Lass dir Zeit, bevor du etwas vergisst und fahr vorsichtig. Auf ein oder zwei Stunden kommt es nicht an, wir laufen nicht weg.“

Kazuki klopfte ihm anerkennend auf die Schulter, was Shiro strahlen ließ. Der Jüngere verbeugte sich, verabschiedete sich von ihnen und schloss die Tür hinter sich, nachdem er den Raum verlassen hatte.

Kou ließ sich mit einem Seufzen aufs Bett fallen. Er wollte sich schon die Decke über den Kopf ziehen, als Kazuki sich neben ihn setzte, den Rücken ans Kopfteil gelehnt. Er löste seine Finger von der Decke, klopfte auf seinen Oberschenkel, damit Kou es sich zwischen seinen Beinen bequem machen konnte und drückte ihn dann mit beiden Armen an sich, nachdem er die Decke über ihn gezogen hatte.

„Verzeih mir, dass ich dich in diese Situation gebracht habe, Honey...“ murmelte er bedrückt.

„Du kannst doch nichts dafür... Glaube ich jedenfalls...“ entgegnete Kou leise und schmiegte sich an ihn. „Ich habe Angst. Ich verstehe nicht wirklich, was los ist und was das mit mir zu tun hat...“

„Es hat nichts mit dir zu tun. Es ist eine Sache, die schon häufiger zu Streit geführt hat, aber selbst ich dachte, es hat sich gelegt. Dass du jetzt bedroht wirst, scheint eher damit zu tun zu haben, dass sie dich gestern überhaupt erst wahrgenommen haben als den, der du für mich bist“, sagte Kazuki ebenso leise. „Mein Ein und Alles und mein Schwachpunkt, in ihren Augen jedenfalls.“

„Wenn das bisher nicht notwendig war, wieso ist Hotaru dann schon seit April mein Bodyguard?“

„Weil Hide es so entschieden hat. Es war sein Vorschlag, dich beschützen zu lassen und ihn zu uns zu schicken. Dass er damit auch Hotaru beschützen wollte vor möglichen Konflikten nach seinem Tod, hat er uns erst kürzlich mitgeteilt. Ich weiß nicht, ob er etwas ahnt, immerhin ist Daichi sein Bruder und er kennt ihn am besten von uns allen...“

„Hmm...“

„Wenn dir das zu viel ist... Es wird an meiner Seite immer eine gewisse Bedrohung geben...“

„Kazuki, rede keinen Unsinn“, unterbrach Kou ihn ernst. „Ich wäre nicht hier, wenn mir das nicht bewusst wäre. Es ist nur... überwältigend, wenn es nicht mehr nur hypothetisch ist, sondern real. Gib mir etwas Zeit, das zu verarbeiten, die ganze Woche war pures Drama und ich bin ein wenig am Ende meiner Kräfte.“

„In Ordnung. Wir sind alle für dich da, wenn du jemanden zum Reden brauchst. Möchtest du dich bis zum Abendessen ausruhen?“ Er hauchte einen Kuss auf Kous Lippen.

„Ja. Und du auch. Ich brauche dich jetzt, sonst treibe ich weg und wenn du mich hältst, ist das Gefühl nicht ganz so stark. Bei dir fühle ich mich sicher, Liebster...“

Er schob eine Hand in Kazukis Nacken und hielt ihn fest, um den Kuss zu vertiefen.

Chapter Text

Das laute Grillenzirpen im Garten vor Hideyoshis Arbeitszimmer war verstummt, stattdessen erfüllte das schnellen Klackern von Tastaturen die Stille im Raum. Hotarus Finger flogen über die Tastatur, um seine handschriftlichen Notizen zu digitalisieren und sie dabei zu ordnen, während Tetsuo neben ihm saß und schon den Bericht tippte, den Kazuki am nächsten Morgen von ihnen haben wollte. Leere Energydrink-Dosen lagen im Stoffkorb, in dem Sayuri ihnen am Nachtmittag Essen und Getränke gebracht hatte. Die Dosen hatte Shiro von seinem Trip nach Asakusa mitgebracht, da er wusste, dass Kaffee und Tee allein sie nicht konzentriert genug halten würde und hatte seinen eigenen Vorrat geplündert, damit er nicht noch einmal einkaufen musste. Bis auf obligatorische Zigaretten- und Pinkelpausen hatten sie seit dem Nachmittag die ihnen vorliegenden Listen und Dateien durchforstet. Mit dem Wissen, auf welche Personen sie es eingrenzen mussten, kamen sie viel schneller voran als Hotaru am Morgen noch gedacht hatte und auch wenn sie nur Transaktionen und Verbindungsdaten prüfen konnten, setzte sich das Puzzle nach und nach zusammen.

Tetsuo grunzte ärgerlich, tippte ihn an und deutete auf eine Handynummer, die sie schon vor Stunden den Triaden zugeordnet hatten und die in den vergangenen Wochen häufiger in den Anruflisten von Kazuhikos Handynummer vorgekommen war, der dazu häufig direkt im Anschluss Hiroshi oder Daichi kontaktiert hatte. Zeitlich überschnitten sich die Kontaktaufnahmen mit Geldeingängen auf seinem privaten Konto, von dem er sicherlich nicht wusste, dass der Clan Einsicht in die Transaktionen hatte. Mal waren es Bareinzahlungen, mal Überweisungen von unterschiedlichen Konten, doch immer derselben internationalen Bank. Hotaru rollte grummelnd mit den Augen, schob die fertig gestellten Notizen in ihre gemeinsame Datei, damit Tetsuo sie in seinen Bericht einfügen konnte. So hatten sie es abgesprochen, Hotaru sortierte die gesammelten Informationen und Tetsuo fertigte den Bericht für Kazuki an, da er im Schlaf wusste, wie ihr Boss die Informationen aufbereitet haben wollte. Da Sayuri verboten hatte, dass irgendetwas von den Enthüllungen nach außen drang, besprachen sie nur das nötigste, die meiste Kommunikation zwischen ihnen lief still ab, durch Gesten oder eine schnell getippte Notiz, die ebenso schnell wieder gelöscht war.

Tetsuos Handy piepte mit einer Nachricht.

 

Kazuki [00:34]: Wir gehen schlafen. Denkt dran, Pausen zu machen und arbeitet nicht die ganze Nacht durch. Ich brauche keinen perfekten Bericht, solange wir genug Informationen zusammen haben.

 

„Oh... Ist es schon so spät?“ fragte Hotaru überrascht, nachdem er einen kurzen Blick auf die Uhrzeit geworfen hatte.

„Offenbar. Als ich das letzte Mal auf die Uhr geschaut habe, war es noch nicht einmal zehn.“ Tetsuo knetete seine Finger und ließ die Fingerknöchel knacken, bevor er sich streckte. „Kazuki bekommt seinen Bericht in der gewohnten Qualität. So viel Schlaf brauche ich nicht.“

„Mhm... Es wäre fatal, wenn wir etwas übersehen.“

 

Tetsuo [00:38]: Schlaft gut. Wir machen Pausen, aber schlafen gehen wir erst, wenn wir fertig sind.

Kazuki [00:39]: In Ordnung. Übertreibt es nicht, ich brauche euch fit.

Tetsuo [00:39]: Aye aye, Captain. ( ̄^ ̄)ゞ

 

Hotaru öffnete sich eine weitere Dose Energydrink, nahm einen großen Schluck und lehnte sich mit einem leisen Seufzen an den Balken hinter sich, der Teil des massiven Regals war, das in die Wand hinter dem Tisch eingebaut war. Er nahm die Brille ab und rieb sich den Nasenrücken, eine kurze Pause schien nicht verkehrt, nachdem er in Höchstgeschwindigkeit alle Notizen abgetippt hatte. Tetsuo schob zwei Screenshots in den Bericht, um die Verbindung zwischen Telefonaten und Geldtransfer zu verdeutlichen, fluchte leise, als die Bilder ihm die Formatierung zerlegten und er einige Klicks benötigte, wieder alles an seinen Platz zu schieben. Er drehte sich zu Hotaru um, als dieser ihn mit dem Fuß antippte.

„Pause?“ fragte der Rothaarige. „Ich muss mal für ein paar Minuten etwas anderes ansehen als Zahlen und Buchstaben auf einem Bildschirm.“

Tetsuo speicherte die Datei und rutschte etwas zurück, bis er neben Hotaru an der Wand lehnte.

„Eine kleine Pause...“ Er nahm ihm Dose und Brille aus den Händen, legte beides auf dem Tisch ab, dann beugte er sich zu ihm und küsste ihn zärtlich. „Der erste seit dem Aufstehen. Du hast dich ja einfach davongeschlichen...“

„Hmm... Tut mir leid...“ Hotaru hielt ihn am gelockerten Hemdkragen fest, um ihn weiter zu küssen. „Das nächste Mal wecke ich dich... Egal wie früh es ist...“

„Mhmm... Ich bitte darum, kleines Glühwürmchen...“

Tetsuo rutschte auf die Knie und zwischen seine Beine, ohne die Lippen von seinen zu lösen. Er lockte ihn, indem er mit der Zungenspitze über die weiche Innenseiten seiner Lippen strich bis Hotaru den Mund öffnete, um ihn einzulassen. Er schmeckte nach dem Energydrink, den er zuvor getrunken hatte, süß, etwas nach Kaugummi und Tetsuo ließ sich tiefer in den Kuss sinken, als würde er jedes Bisschen des Geschmacks von seiner Zunge lecken wollen. Der Rothaarige seufzte leise, drängte sich an seine Hände, die er auf seine schmale Taille gelegt hatte und schlang die Arme um seinen Nacken.

„Tetsu...“ wimmerte er. „Das reicht mir nicht...“

„Möchtest du eine längere Pause, Kleiner...?“ raunte der Blonde gegen seine Lippen.

Statt zu antworten, schob Hotaru seine Hände über Tetsuos breiten Rücken nach unten, bis er an seinem Hosenbund angekommen war. Er folgte dem Gürtel nach vorne, öffnete ihn geschickt, danach Knopf und Reißverschluss, um ihm schließlich die Hose samt Unterhose bis zu den Oberschenkeln nach unten zu schieben. Tetsuo knurrte leise, als er die schlanken Finger um seinen Penis legte, der unter der Berührung schnell hart wurde.

„Hmmm... Hallo, Großer“, gurrte Hotaru lustvoll.

„Fuck... Aru...“ Er stützte sich mit einer Hand hinter ihm an der Wand ab, als der Kleinere begann, seinen Penis zu streicheln, bis die ersten Lusttropfen die Spitze benetzten. „Sag nicht... Dass dir das reicht...“

„Auf keinen Fall...“ Hotaru zog mit den Zähnen an Tetsuos Unterlippe. „Setz dich...“

Der Blonde löste sich nur widerwillig von ihm, um sich mit dem Rücken zum Tisch zu setzen. Hotaru folgte ihm ohne zu zögern, rutschte rittlings auf seinen Schoß und küsste ihn stürmisch, während er hastig seinen Yukata lockerte, um seine Erektion an Tetsuos drücken zu können, nur getrennt vom dünnen Stoff seiner Unterhose. Tetsuo schob beide Hände über seine seidig weichen Oberschenkel zu seinem Po, drückte ihn fester an sich und stöhnte leise, als sich ihre Lippen für einen Atemzug trennten. Er befühlte den schmalen Stoffstreifen zwischen Hotarus Pobacken, glitt mit den Fingerspitzen darunter und strich sanft über die haarlose Haut neben seinem Anus. Der Rothaarige griff zwischen sie, schob den vorderen Teil seines Strings zur Seite, um seinen Penis zu befreien und umfasste ihn zusammen mit Tetsuos mit beiden Händen, um sie aneinander zu reiben.

„Aru... Das ist so gut...“ raunte der Blonde, zog eine Hand von seinem Po, um ihm den Yukata etwas von den Schultern zu schieben und heiße Küsse von seinem Kinn bis zu seinem Halsansatz zu verteilen.

Hotarus lustvolles Wimmern, als er mit den Zähnen über die empfindliche Haut direkt über seinem Schlüsselbein kratzte, ließ ihn schmerzhaft härter werden. Die Handbewegungen des Kleineren wurden ungleichmäßiger, je mehr sich seine Erregung steigerte. Da er beide Hände brauchte, um sie beide zu umfassen, konnte er die Geräusche, die er von sich gab, nur schwer dämpfen, auch wenn er sich Mühe gab, nicht zu laut zu sein.

„Tetsu... Ich... hnn... ich will... dich so sehr...“ flüsterte Hotaru atemlos in sein Ohr, das Beben in seiner Stimme ließ erahnen, dass er kurz davor war, zu kommen.

„Hmmm... Du bist so heiß, wenn du dich fallen lässt...“

Tetsuo kratzte seine letzten Gehirnzellen zusammen, um sein Hemd mit flinken Fingern zu öffnen, damit es nicht mehr Flecken als nötig bekam, dann legte er die Hand auf Hotarus Hände, um ihn zu unterstützen. Dem Rothaarigen entfuhr ein überraschter Laut, er spannte sich an und bewegte die Hüften entgegen ihren Handbewegungen, bevor er mit einem mühsam unterdrückten Stöhnen kam und sich gegen Tetsuos Handfläche und dessen Erektion ergoss. Hätte Tetsuo ihn nicht mit dem Arm um die Taille gehalten, wäre er sicherlich rückwärts von seinem Schoß gefallen, so sehr überrollte ihn der längst überfällige Orgasmus.

„Du solltest das nicht wörtlich nehmen, mein Kleiner“, raunte der Blonde amüsiert und nicht weniger erregt, während er mit der verschmierten Hand über seinen harten Penis rieb und Hotarus Sperma gründlich darauf verteilte.

Hotaru prustete amüsiert, warf ihm dann einen warnenden Blick zu und murmelte: „Sehr witzig... Leck mich doch, Macho...“

„Ein anderes Mal mache ich das gern, jetzt habe ich etwas anderes für dich, Nervensäge...“ entgegnete Tetsuo schmunzelnd, strich mit dem Daumen über seine Eichel und hob dann die Finger an seine Lippen, um etwas von Hotarus Sperma zu kosten, ohne ihn aus den Augen zu lassen. „Oder willst du nicht...?“

Hotaru schüttelte den Kopf, dann nickte er und gab ein gequältes Grummeln von sich. Er richtete sich auf, legte beide Arme um Tetsuos Nacken und kam ihm so nah, dass sein Atem über seine Lippen strich.

„Und wie ich es will... Wir können dich ja schlecht so lassen...“ gurrte er. „Fick mich, Tetsu...“

Er wartete, bis Tetsuo seine Erektion unter ihm festhielt und ausrichtete, bevor er sich langsam auf ihn herabließ. Damit er nicht störte, zog der Blonde Hotarus String mit der anderen Hand zur Seite, die er dann auf seinem Po liegen ließ, um ihn zu stabilisieren, während er Stück für Stück in ihn eindrang. Nur mit einer großzügigen Portion Sperma und seinen eigenen Lusttropfen als Gleitmittel fühlte es sich anders an als mit dem üblichen Gleitgel, heißer und enger ohne die Vorbereitung, die sie gewohnt waren. Tetsuo ließ Hotaru nicht aus den Augen, als dieser begann, sich auf ihm zu bewegen. Er grub die Finger in das weiche und doch feste Fleisch seines Pos und zog ihn bei jeder Abwärtsbewegung nach unten, wenn es ihm nicht schnell genug ging.

Hotaru schob die Hände in Tetsuos Hemd, seine Fingernägel kratzten über seinen Rücken und er suchte hungrig nach seinen Lippen für weitere heiße und feuchte Küsse. Wenn er ihn küsste, passierte es nicht so schnell, dass sie zu laut wurden. Andererseits ließ die Möglichkeit, erwischt zu werden, Hotarus Kopfhaut vor Aufregung kribbeln und es spornte ihn an, Tetsuo das zu geben, was er haben wollte. Tetsuos Mund strich erneut über seinen Kiefer zu seinem Hals, um dort brennende Liebesbisse zu verteilen und selbst dafür zu sorgen, dass er nicht zu laut war, was ihm sichtlich schwer fiel. Er stöhnte gedämpft gegen Hotarus Hals, als der Kleinere eine Hand in seinen Nacken legte und ihn fester an sich drückte, ihm die Erlaubnis gab, ihn zu markieren, wie es ihm beliebte.

Durch halb geschlossene Lider nahm Hotaru eine Veränderung auf der anderen Seite des Raums wahr. Die Tür zu Hideyoshis Schlafzimmer, das sich nebenan befand, war einen Spalt geöffnet worden, schwacher Lichtschein, vermutlich von seiner Leselampe, ließ nur erahnen, ob sie einen Zuschauer hatten. Andererseits gab es nur eine Person, die die Tür zu dieser Zeit hätte öffnen können und ein Schmunzeln schlich sich auf Hotarus Lippen. Er spannte seinen Beckenboden an und ging dazu über, seine Hüften kreisen zu lassen, während Tetsuos Penis tief in ihm war. Er war für einen Moment selbst überwältigt, wie deutlich er seine Piercings spürte, hielt jedoch nur kurz inne, bevor er fortfuhr, Tetsuo an seine Grenzen zu bringen. Es brauchte nicht viel, bis die Selbstbeherrschung des Blonden in sich zusammenfiel und er ein tiefes Stöhnen hören ließ.

„Ahh... Aru... Hör nicht auf...“ bat er heiser. „Du fühlst dich... so gut an...“

„Tetsu... Du bist so hart... Halt dich nicht zurück...“

Hotaru zog seinen Kopf zurück und leckte ihm über die halb geöffneten Lippen, zog leicht mit den Zähnen daran, was Tetsuo fast wahnsinnig machte, da er ihm den ersehnten Kuss verwehrte. Tetsuos Atem ging stoßweise, er wusste, dass er nicht mehr lange brauchte und ihm selbst ging es nicht anders. Seine eigene Erektion rieb an Tetsuos angespannten Bauchmuskeln, er spürte, wie die Erregung sich aufbaute. Sein Blick huschte zur gegenüberliegenden Tür, dann verschloss er Tetsuos Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss, der dem Blonden den Rest gab. Er drückte Hotaru an sich und hielt ihn fest, während er zitternd in ihm kam, ein tiefes Knurren in der Kehle. Das Pulsieren seines Penis tief in ihm und der Gedanke, dass Tetsuo ihn so sehr wollte, dass er jede Vorsicht fahren ließ, stießen Hotaru über die Kante und er kam kurz darauf mit einem erleichterten Seufzen gegen Tetsuos Lippen.

 

„Ich liebe dich, Tetsu... So sehr...“ flüsterte Hotaru, als er wieder in der Lage war, Worte zu bilden.

Tetsuo drückte ihn schwer atmend an sich, die Stirn an seine Schulter gelehnt. „Mhm... Du... bist mir unfassbar wichtig, Aru...“ sagte er kaum hörbar.

„Wir sollten unsere Pause beenden... Das ist...“ Ihm fehlten die Worte.

„Etwas eskaliert?“ vervollständigte der Blonde seinen Satz und kicherte leise.

„Ja... Irgendwie... Oh Gott... Kazuki wird uns häuten, wenn wir nicht fertig werden...“ Hotaru löste sich von ihm und schauderte, als er spürte, wie heißes Sperma an seinem Oberschenkel herablief. „Ich sollte einen kurzen Abstecher ins Bad machen...“

„Tu das. Ich mache hier sauber, dann arbeiten wir weiter. Fühlst du dich fit genug?“ Tetsuo hielt ihn an der Hand fest und sah ihn besorgt an.

„Ja. Das... hat gut getan. Ich bin gleich wieder da, geliebter Klopskopf.“ Er hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, richtete seine Kleidung so gut es ging und eilte aus dem Raum.

Tetsuo bediente sich an den auf dem Regal stehenden Taschentüchern und Feuchttüchern, um sich von Sperma zu befreien und die kleinen Flecken auf dem Sitzkissen zu entfernen, die sie hinterlassen hatten. Er war dabei, sein Hemd wieder ordentlich zuzuknöpfen, als er hinter sich ein Räuspern hörte. Das Herz sank ihm in die Hose, hatten sie Hideyoshi geweckt? Er drehte sich langsam um und sah den Oyabun in der Tür zum angrenzenden Schlafzimmer stehen.

„Komm einen Moment zu mir, wenn du dich fertig angezogen hast, Tetsuo“, verlangte Hideyoshi ernst, drehte sich langsam um und ging zurück ins Zimmer.

„Jawohl, Oyabun.“

Tetsuo beeilte sich, sein Hemd bis zum obersten Knopf zu schließen, strich die Falten in der Hose glatt und richtete seine Haare, bevor er ihm folgte.

„Schließ die Tür, sei so gut.“ Hideyoshi hatte auf seinem Futon platzgenommen, neben dem eine Leselampe brannte, das Deckenlicht im Raum war gedimmt. Er wartete, bis der Blonde seiner Bitte Folge geleistet hatte, dann wies er auf den Boden. „Setz dich.“

Tetsuo ließ sich mit höflichem Abstand von ihm auf dem Fußboden nieder, die Beine untergeschlagen, denn hätte der alte Mann gewollt, dass er sich hinkniet, hätte er es so formuliert. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn, Hideyoshi hatte ihn bisher nur allein zu sich zitiert, um ihn zu rügen und das war Jahre her, sonst war Kazuki immer anwesend gewesen. Er malte sich die schlimmsten Dinge aus, die der Oyabun ihm sagen konnte, ihn tadeln, weil er nicht einmal bei der Arbeit die Finger von Hotaru lassen konnte und in seinen Privaträumen über ihn hergefallen war, gerade einmal einen Tag nachdem die Verbindung der beiden offiziell gelöst worden war. Würde er ihn bei Kazuki verpetzen? Ihn von seinen Aufgaben entbinden? Ihn degradieren?

Er zuckte zusammen, als Hideyoshi das Wort ergriff: „Wir konnten uns seit dem offiziellen Beschluss, dass du Kazukis Waka sein wirst, noch nicht richtig unterhalten, Tetsuo. Die Stellung des Waka ist im Clan von essenzieller Bedeutung, mit viel Verantwortung, denn er ist der, der dem Oyabun am nächsten steht. Er ist sein wichtigster Berater, sein Vertreter in offiziellen Angelegenheiten und verantwortlich für die Führung aller Kyodai, Shatei und Kobun des Clans. Daher ist es wichtig, dass er seine Pflichten kennt und sich ihnen entsprechend verhält...“

Tetsuo wurde blass. War er ungeeignet, weil er in Hotarus Nähe seinem Penis das Denken überließ und darüber hinaus noch eine Beziehung mit einem Untergebenen führte? Denn das war Hotaru technisch gesehen, in der Hierarchie stand er unter ihm.

„Oyabun, ich...“

„Lass mich bitte ausreden, ich bin noch nicht fertig.“ Hideyoshi unterbrach ihn mit einer Handbewegung.

„Selbstverständlich, ich bitte um Verzeihung...“

„Soviel ich weiß, erfüllst du diese Aufgabe seit fast zwanzig Jahren für Kazuki in seinem Phönix-Clan, auch wenn du in den Rängen der Miyamoto-kai nur sein Fuku-honbucho bist, sein engster Assistent und Berater, dazu sein Sicherheitschef und Bodyguard. Du tust viel mehr für ihn als du tun müsstest, ihn beschützen könnten andere, die du selbst ausgebildet hast. Ich kenne dich ebenso lange wie ich ihn kenne. Trotz der Differenzen, die ihr zwischendurch hattet, verbindet euch etwas, um das viele euch beneiden: Absolute Treue und Loyalität zueinander. Ihr seid nicht blutsverwandt und doch nennt Kazuki dich Bruder, du gehörst zu seiner Familie wie seine Mutter, Sayuri, Haruka-chan und Yukimura-sensei.“ Hideyoshis Blick war sanft, als er ihn ansah. „Ich könnte mir keinen besseren Waka für ihn vorstellen. Und auch keinen besseren Partner für unser kleines Glühwürmchen.“

Tetsuo war verwirrt über den Wechsel zu Hotaru. „Wie?“

„Ich muss um Verzeihung bitten, wenn ich dir einen Schrecken eingejagt habe, Tetsuo. Deine Reaktion hat mich amüsiert.“ Er zog eine Mappe von einem Aktenstapel neben dem Bett. „Ich habe dir schon vor einiger Zeit gesagt, dass ich jedes Recht verloren habe, noch irgendetwas von Hotaru zu verlangen. Wir haben uns ausgesprochen, gestern erst, und das Shudō gelöst, wie er dir sicherlich berichtet hat. Dabei sagte er mir, wie viel du ihm bedeutest und wie herzlich ihr ihn in Asakusa und die Phönixe aufgenommen habt, nachdem die anfänglichen Differenzen geklärt waren. Er hat eine neue Familie gefunden als er sie brauchte, einen Partner, der ihn so sein lässt, wie er ist, mit all seinen Eigenheiten, die er in den fünf Jahren hier nie ausleben konnte.“

Tetsuo entspannte sich etwas, auch wenn ihm die Situation komisch vorkam. „Das stimmt, aber es entschuldigt trotzdem nicht, dass wir...“

„Unsinn. Ihr hattet Spaß und habt Entspannung aneinander gesucht, das ist nur nachvollziehbar. Ich muss zugeben, es war schön mitanzusehen, dass Hotaru sich bei dir so fallen lassen kann.“

„Ihr... Ihr habt zugesehen?“ Er spürte seine Ohren heiß werden.

„Unabsichtlich, zuerst. Ich wollte nachsehen, ob alles in Ordnung ist und dann klemmte die Tür, wie du eben sicherlich festgestellt hast.“ Ein Schmunzeln umspielte Hideyoshis Lippen, er strich sich mit einer Hand über den Bart, der Oberlippe und Kinn bedeckte. „Ich mag alt und krank sein, dennoch bin ich nicht prüde und habe Freude daran, zuzusehen. Du solltest es verstehen, nicht wahr?“

Tetsuo nickte. „Das tue ich. Es ist nur... überraschend. Es wäre in jedem anderen Raum passiert, in dem wir hätten arbeiten können, dass es Euer Arbeitszimmer getroffen hat, war Zufall... Haben wir Euch geweckt, Hideyoshi-sama?“

„Nein, mach dir keine Gedanken darum. Ich schlafe nicht viel und war schon länger wach.“ Er strich mit den Fingerspitzen über die Mappe auf seinem Schoß. „Ich habe dich allein hereingebeten, weil ich dir etwas geben möchte. Ich hätte es schon längst tun können, aber für Hotarus Überstellung nach Asakusa war es nicht unbedingt wichtig und dann hatte ich andere Dinge um die Ohren.“

Tetsuo lehnte sich vor, um die Mappe entgegenzunehmen, als er sie ihm reichte. Auf der Vorderseite stand in Isamus ordentlicher Handschrift: „Kobayashi Hotaru – Junsa Bucho/Police Sergeant, Sondereinheit Gangkriminalität, Tokyo Metropolitan Police“. Er klappte die Mappe auf, angeheftet an die Innenseite war ein offizielles Foto von Hotaru in Polizeiuniform, das den Abzeichen nach zu seiner Beförderung gemacht worden war. Er sah so ernst in die Kamera, als wäre die Milch in seinem Kaffee sauer gewesen, die dunkelbraunen, wahrscheinlich schulterlangen Haare hatte er im Nacken zu einem Zopf gebunden.

„Was ist das?“ fragte er, nachdem er die Informationen auf der ersten Seite überflogen hatte.

„Das Dossier, das ich damals über Hotaru anfertigen ließ. Insider in der Abteilung für organisierte Kriminalität haben uns über ihn informiert, wie er zu uns kam, weißt du mittlerweile“, antwortete Hideyoshi. „Anders als einige im Clan denken, nehme ich keine Polizisten in unsere Ränge auf, bevor ich sie habe komplett durchleuchten lassen. Die gesammelten Informationen sind in dieser Mappe.“

„Hmm... Sein Geburtstag ist gar nicht am ersten April?“ hakte Tetsuo verwundert nach.

„Mit der neuen Identität gab es auch einen neuen Geburtstag, das Jahr ist dasselbe. Die Personen, die damals dafür verantwortlich waren, hielten sich für besonders humorvoll, ihm diesen Geburtstag zu verpassen.“ Hideyoshi runzelte kurz die Stirn. „Hotaru war es einerlei. Wie er mir damals sagte, legte er so oder so nicht viel Wert auf seinen Geburtstag. Informationen über seine Angehörigen habe ich ebenfalls zusammentragen lassen, auch um sicher zu gehen, dass es da keine Schwierigkeiten gibt.“

„Ich verstehe... Weshalb gebt Ihr es mir?“

„Bei dir ist es in den richtigen Händen. Du kannst entscheiden, was du damit machst. Es vernichten, ihm geben, es aufbewahren, wie du möchtest. Ich möchte nicht, dass es in die falschen Hände gerät und jemand mit den Informationen darin Hotaru schadet“, entgegnete Hideyoshi. „Damit hast du alles, was ich noch von ihm hatte. Es klingt veraltet, aber ich gebe ihn in deine Obhut, weil ich nicht mehr auf ihn aufpassen kann. Ich weiß nicht, wie lange ich noch habe und ich möchte diese Dinge vorher geregelt haben... Deshalb macht Kazuki euch auch solchen Druck, die Informationen zu beschaffen, um die Verräter zu finden.“

Tetsuo klappte die Mappe wieder zu und legte sie neben sich auf den Boden. „Ich werde Hotaru beschützen, so gut ich kann, Oyabun. Ebenso den Clan und Kazuki, wenn er Euch nachfolgt. Das schwöre ich bei meinem Leben und meiner Ehre.“

Es klopfte leise an der Zwischentür, bevor sie aufgeschoben wurde und Hotaru den Kopf hereinschob.

„Ach, hier bist du, Tetsu, ich hatte schon befürchtet, du bist geflohen“, scherzte er, zwinkerte Hideyoshi zu und trat ein.

„Weshalb sollte ich fliehen?“ Tetsuo sah ihn an.

„Du hast ihn hoffentlich nicht zu sehr leiden lassen, Hide.“ Hotaru setzte sich neben Tetsuo auf den Boden und lächelte den alten Mann an.

„Nur ein wenig. Ich denke, wir haben alles geklärt. Ich habe Tetsuo das alte Dossier über dich gegeben. Bei ihm sind deine Informationen besser aufgehoben als bei mir, kleiner Lotus.“ Hideyoshi unterdrückte ein Gähnen. „Ich weiß, ihr habt eure Befehle von Kazuki, doch ist es spät und ihr habt den ganzen Tag und die halbe Nacht gearbeitet. Wenn ihr nicht noch Unmengen an Daten auswerten müsst, möchte ich euch bitten, ebenfalls schlafen zu gehen. Es hilft niemandem, wenn ihr euch überarbeitet und es schläft sich nicht gut mit dem Klappern von Tastaturen in den Ohren.“

„Wir sind tatsächlich schon sehr weit und Tetsuo hat den Bericht für Kazuki zum größten Teil fertig, wenn ich es vorhin richtig gesehen habe“, sagte Hotaru. „Was noch zu tun ist, können wir morgen Früh noch tun oder drüben bei Sayuri, damit wir dich nicht stören, Hide.“

„Das ist erfreulich zu hören. Ich will keine Details, es ist Kazukis Untersuchung und er wird mir das Ergebnis mitteilen, wenn er es für richtig hält. Ihr könnt gehen. Ich wünsche euch eine gute Nacht, wir sehen uns sicherlich morgen.“ Er entließ sie mit einem Nicken.

„Euch auch eine gute Nacht, Oyabun.“ Tetsuo klemmte sich die Mappe unter den Arm und verbeugte sich, nachdem er aufgestanden war.

„Brauchst du noch etwas, bevor wir gehen?“ fragte Hotaru besorgt.

„Nein, ich habe alles.“

„In Ordnung. Gute Nacht, Hide, bis morgen.“

Hotaru folgte Tetsuo aus dem Raum und zog die Zwischentür leise hinter sich zu. Er musste grinsen, als Tetsuo erleichtert ausatmete und die Anspannung sichtlich nachließ.

„War er sehr gemein zu dir, Tetsu?“

„Furchtbar. Ich dachte, er spricht mir jedes Verantwortungsbewusstsein ab und wirft mich raus...“

„Hide hat dir also das alte Dossier über mich gegeben?“ fragte der Rothaarige und deutete auf die Mappe in Tetsuos Hand.

„Ja... Ich... weiß noch nicht, was ich damit mache“, antwortete der Blonde ehrlich. „Ist das in Ordnung für dich?“

„Ja, schon... Es ist nur... da steht wirklich viel über mich drin und...“ druckste Hotaru, plötzlich unsicher. „Nicht, dass du mich nicht mehr magst, wenn du es gelesen hast.“

„Quatsch. Das passiert nicht so schnell. Du bist der, der du jetzt bist, nicht der, der du damals warst. Und den Hotaru, der du jetzt bist, finde ich sehr in Ordnung.“ Tetsuo zog ihn an sich und küsste ihn auf die Nasenspitze. „Packen wir zusammen, gehen duschen und arbeiten im Bett weiter?“

„Hmmm... Klingt großartig.“

Chapter Text

Bunkyo, Miyamoto-Anwesen

Tetsuo füllte seine und Hotarus Tasse mit frischem Kaffee aus der Kanne auf dem Tisch, fügte Milch und Zucker für Hotaru hinzu, bevor er einen großen Schluck aus seiner Tasse nahm. Es war still am Frühstückstisch, die Atmosphäre angespannt, außer Haruka sah niemand besonders ausgeschlafen aus. Yoshiro saß blass neben ihr und kaute an einem Buttertoast. Es war ihm anzusehen, wie unwohl er sich in der Gegenwart der Erwachsenen fühlte, denen er mit dem, was er gehört hatte, eine schlaflose Nacht bereitet hatte. Kazuki kam aus der angrenzenden Küche, einen Teller frische Pfannkuchen und eine große Tasse Milchkaffee auf einem Tablett, das er mit einer Hand trug, mit der anderen zerzauste er dem Jungen im Vorbeigehen die dunklen Haare.

„Niemand hier grollt dir, Yoshiro“, sagte er verständnisvoll. „Du bist hier sicher.“

„Ich weiß, es ist nur...“ begann Yoshiro und biss sich auf die Unterlippe, als er die Tränen in seinen Augen spürte. Er hatte nicht schlafen können, weil er sich Sorgen um seine Mutter machte, die ihm am Abend eine Tasche mit Wechselkleidung und seine Schulsachen vorbeigebracht hatte, bevor sie wieder nach Hause gefahren war.

Sayuri drückte sanft seine Hand, als sie ihm ansah, was er dachte. „Sumire passiert nichts. Sie ist deinem Vater sehr wichtig und er wird dafür Sorge tragen, dass sie sicher ist, auch wenn sein Verhalten für den Clan eine Katastrophe ist.“

„Versprichst du mir das, Cousine Sayuri?“ fragte der Junge leise.

„Ja. Und wenn er es nicht tut, weiß sie, wohin sie sich wenden kann.“

„Wenn ihr fertig gefrühstückt habt, kommt in mein Zimmer“, sagte Kazuki zu Tetsuo, Hotaru und Shiro, der zum Frühstück ins Anwesen gekommen war. „Lasst euch Zeit, ich muss erst Kou wach kriegen und füttern.“

„Mhm... Füttern...“ unkte Tetsuo und erwiderte seinen tadelnden Blick mit einem frechen Grinsen.

„Du bist besser ganz still, Tetsu. Ich hoffe für dich, dein Bericht ist fertig und vollständig, wenn du Zeit für andere Dinge hattest. Das untere Gästezimmer liegt meinem direkt gegenüber“, erwiderte Kazuki kühl, auch wenn sich kurz ein Schmunzeln auf seine Lippen schlich, als der Blonde rote Ohren bekam.

„Er ist fertig und vollständig, Boss“, antwortete Hotaru an Tetsuos Stelle, eine Hand auf dessen Oberschenkel. „Du verstehst sicher, dass es besser ist, den Druck rechtzeitig abzubauen, bevor die Konzentration leidet.“

Yoshiro lehnte sich zu Haruka und fragte flüstern: „Wovon sprechen die?“

„Sex“, antwortete mit einem Schulterzucken, dann biss sie genüsslich in ihr dick mit Marmelade beschmiertes Croissant.

„Oh... Oh! Also... äh...“ Der Junge sah mit hochrotem Kopf zu Tetsuo und Hotaru und dann zu Kazuki, der resigniert seufzte und den Raum verließ, um Kou sein Frühstück zu bringen.

„Ich sorge dafür, dass ihr ungestört seid, wenn ihr zu Kazuki geht. In seinem Zimmer sollte euch niemand stören, aber man weiß ja nie...“ sagte Sayuri ruhig, zupfte eine Weintraube von der Rispe auf ihrem Teller und schob sie sich in den Mund. „Um die Sicherheit hier kümmere ich mich, ihr habt genug anderes zu tun. Lasst Kazuki nicht zu lange warten, er wird Kou sicher nicht mit seinem Schwanz wecken, wenn er auf euren Bericht wartet.“

 

Kazuki stand an der Balkontür und sah nach draußen, als Tetsuo, Hotaru und Shiro in sein Schlaf- und Arbeitszimmer traten. Kou war ihnen gähnend auf dem Flur entgegengekommen, angezogen und die Tasche mit seinen Arbeitsgeräten unter den Arm geklemmt, um vorerst im Wohnzimmer zu arbeiten und ihnen die nötige Privatsphäre für ihre Besprechung zu lassen. Shiro schloss die Tür von innen ab und positionierte sich davor, während Hotaru die Datei mit dem Bericht auf seinem iPad öffnete, damit Kazuki ihn lesen konnte.

„Kurzfassung?“ Der Dunkelhaarige drehte sich zu ihnen um, nachdem er die Vorhänge geschlossen hatte, nahm das Gerät von Hotaru entgegen und überflog die erste Seite.

„Mit den Informationen von Yoshiro haben wir speziell die Kontoaktivitäten und Mobilverbindungen von Daichi, Kazuhiko und Hiroshi sowie deren engsten Untergebenen überprüft“, begann Tetsuo die Kurzfassung des Berichts. „Es stellte sich heraus, dass es in den vergangenen Monaten vermehrt hohe Geldeingänge auf den Privatkonten von Kazuhiko und Hiroshi gab, die nicht mit ihren Aufgaben innerhalb des Clans oder der Company in Verbindung gebracht werden konnten. Die meisten waren Bareinzahlungen, die später wieder auf andere Konten verschoben oder abgehoben wurden. Parallel dazu gab es Telefonate mit Nummern, die ich schon vor einiger Zeit den Triaden zugeordnet habe, zum Teil durch Informanten, zum Teil dadurch, dass diese dreisten Witzfiguren uns damit kontaktiert haben, um unverschämte Angebote zu machen. Es gab nur nie eine wirkliche Verbindung zu einem von uns, denn bisher war der Konsens in der Clanführung, dass wir keine Geschäfte mit den Triaden machen und Kontaktaufnahmen geblockt werden. Da Kazuhiko vor allem eine dieser Nummern jedoch selbst angerufen hat und nicht nur angerufen wurde, scheint er sich nicht daran zu halten. Im Anschluss hat er oft Hiroshi oder Daichi kontaktiert, möglicherweise um das weitere Vorgehen zu besprechen. Ich bezweifle, dass es zusätzliche, eindeutige Textnachrichten gibt. Solange wie sie es vor uns verheimlichen konnten, beweist, wie vorsichtig sie sind, aber so große Egos wie sie haben, mussten sie irgendwann Fehler machen.“

„Die Dinge, die Yoshiro uns berichtet hat, speziell das Hinzuziehen der Chinesen, um Kou und mich aus dem Weg zu räumen, bestärken die Annahme, dass Kazuhiko und Hiroshi einen Deal mit ihnen haben und Daichi zumindest davon weiß und es billigt“, fügte Hotaru hinzu. „Seine Konten sind sauber, es gibt keine Unregelmäßigkeiten wie bei den anderen beiden, außer er hortet das Bargeld in seinem Haus, was wir nicht überprüfen können.“

„Wo ist die Verbindung zu Itsuki?“ hakte Kazuki nach.

Tetsuo zögerte für einen Moment, bevor er antwortete: „Rein spekulativ durch die Mobilverbindungen... Er hat den Kontakt zu den Triaden hergestellt. Höchstwahrscheinlich haben sie gedacht, dass wir die Untersuchungen beenden, nachdem wir seinen Bruder und die anderen in dem illegalen Club in Kabukichō hochgenommen hatten. Es gab eine kurze Pause der Geldeingänge, viele Telefonate zwischen den Beteiligten, bevor die Zahlungen vor einigen Wochen wieder aufgenommen wurden. Offenbar haben sie die Triaden überzeugen können, dass die Investition es wert ist.“

„Weitere Auffälligkeiten?“

„Im Vergleich zum Rest ist es ein kleiner Betrag, aber jede Woche montags und donnerstags geht eine höhere Summe von Kazuhikos Kreditkarte an Pizza Hut. Pizza für sicher ein Dutzend Personen. Weißt du etwas darüber, Shiro? Du hörst doch öfter etwas, wenn du hier bist, im Dōjō oder so.“ Der Blonde drehte sich zu seinen Ziehsohn um, der nachdenklich die Stirn gerunzelt hatte.

„Es ist nur ein Gerücht, das sich die Kobun hier seit einiger Zeit hinter vorgehaltener Hand erzählen. Kazuhiko und Hiroshi sind spendabel, schmeißen Partys für einen ausgewählten Personenkreis unter der Woche, mit Nutten, jeder Menge Alkohol und... Drogen. Erstrecht seit Kazuhikos Frau ihn verlassen hat“, erzählte Shiro ernst. „Dass sie da überteuerte amerikanische Pizza bestellen liegt nah.“

„In Kazuhikos Haus?“ Hotaru notierte sich etwas, während er auf eine Antwort wartete.

„Ich gehe davon aus. Sicher nicht bei Hiroshi mit den drei Kindern zuhause.“

Kazuki legte das iPad zur Seite und verschränkte die Arme vor der Brust. „Allein der regelmäßige Kontakt zu den Triaden stellt einen Verrat am Clan dar. Weder Hideyoshi noch ich wurden darüber informiert, Daichi hat allein nicht die Befugnis, das zu entscheiden, sollte er sich herausreden wollen. Die Summen sind eindeutig Schmiergeld, für welche Dienste auch immer, aber ich gehe davon aus, dass die Drogen und Waffen in Kabukichō nur ein kleiner Teil von dem waren, was die Triaden in unseren Gebieten verkaufen wollen.“

„Sollen wir Kazuhiko einen Besuch abstatten?“ fragte Tetsuo.

„Ja. Du weißt, wie aufgeblasen er ist, es ist wahrscheinlich keine Schwierigkeit, die Antworten von ihm zu bekommen, die wir haben wollen. Ich will Hideyoshi heraushalten, solange es möglich ist. Es ist meine Aufgabe, für Ordnung im Clan zu sorgen.“

„Wir gehen. Du bleibst hier und nimmst an deinen Terminen teil wie immer, Aniki. So sehr ich nachvollziehen kann, dass du dich selbst drum kümmern willst, ist es zu gefährlich und zu auffällig, wenn du uns begleitest“, beschloss der Blonde. „Ich brauche dich, um Daichi hier festzuhalten, bevor der noch auf dumme Gedanken kommt.“

„Fahrt nach Asakusa, holt etwas Schlaf nach und bereitet euch dann auf alle Eventualitäten vor. Nimm so viele Phönixe mit, wie du brauchst, Tetsu. Wie ich Gorou kenne, hat er schon längst eine Vorauswahl getroffen und kümmert sich um die Vorbereitung. Kazuhiko ist kein Anfänger, Hiroshi ebenfalls nicht. Ihre Untergebenen sind brutal und skrupellos.“ Kazuki drückte Tetsuos Schulter, seine Stimme war ein bedrohliches Grollen. „Tu, was immer du für nötig hältst. Sie haben Kou bedroht und den Clan verraten, es gibt keine Gnade für Verräter.“

„Jawohl, Waka.“ Der Blonde verbeugte sich knapp, bevor er Hotaru und Shiro einen Wink gab, damit sie ihm nach draußen folgten.

 

~

 

Asakusa, Tetsuos Wohnung

Tetsuo nahm einen Schluck vom starken Kaffee, den Hotaru nach dem Duschen gekocht hatte. Sie hatten sich nach der Rückkehr nach Asakusa ausgeruht und Schlaf nachgeholt, wie von Kazuki angeordnet, während Gorou die Vorbereitungen für die geplante Konfrontation am Abend leitete. Hotaru stand neben ihm auf dem Balkon, blies den Rauch seiner Zigarette in die heiße Sommerluft, bevor er ebenfalls etwas Kaffee trank.

„Gorou hat geschrieben, dass Haruto in Erfahrung bringen konnte, in welchem Laden und für welche Uhrzeit sie ihre Pizza bestellen“, sprach Tetsuo ruhig. Das Aufdecken der Informationen hatte den Ärger vom Vortag kühler Entschlossenheit weichen lassen.

„Wie das?“ hakte der Rothaarige nach.

„Auf die altmodische Art...“ Er schnaubte amüsiert. „Er ist mit dem Motorrad hingefahren und hat vor Ort gefragt, ihnen eine Geschichte vorgejammert, dass er für seinen Chef das erste Mal Pizza bestellen soll, weil der übliche krank ist, er aber nicht weiß, zu welcher Uhrzeit das normalerweise ist.“

„Und das hat funktioniert?“ Hotaru sah ihn erstaunt von der Seite an.

„Offenbar. Die Details bekommen wir nachher oben.“ Tetsuo drückte seine eigene Zigarette im Aschenbecher aus, leerte seinen Kaffee und hob Aoi auf, die auf seinen Füßen saß. „Wir sollten uns fertig machen. Hast du die Konzertkarten organisiert?“

„Alibi-Konzertkarten sind gekauft und die Jungs, die für uns hingehen, freuen sich schon. Ich muss noch was im Gästezimmerschrank holen und komme gleich nach.“

 

Tetsuo setzte Aoi auf dem Kratzbaum ab, kraulte sie kurz zwischen den Ohren und ging dann ins Schlafzimmer, wo er die Schiebetür der Seite des Kleiderschranks öffnete, in der er seine Gürtel, Uhren und Krawatten aufbewahrte. Er klappte die Abdeckung eines Regalbodens zur Seite, unter der sich ein Tastenfeld befand, über das er einen Code eingab und anschließend seinen Daumenabdruck scannte. Mit einem leisen Surren entriegelten sich mehrere Schlösser und er konnte den Schrankteil vorziehen und wie eine Tür aufklappen, um an den dahinterliegenden Waffenschrank zu kommen.

Ein anerkennender Pfiff lenkte seine Aufmerksamkeit auf Hotaru, der mit einer großen, glitzernden Holzkiste hereingekommen war.

„Du hast einen Geheimschrank? Bist du James Bond?“ fragte der Rothaarige grinsend, stellte die Kiste auf dem Bett ab und begann, Plüschtiere auszuräumen.

„Kazuki hat auch so einen. Es ist sicherer als irgendwo einen Schrank hinzustellen, der jedem sagt, dass es ein Waffenschrank ist“, entgegnete Tetsuo, zog eine schwarze Hose an, die er zuvor schon herausgelegt hatte und griff nach einem T-Shirt aus festem Stoff, das neben einer dickeren kugelsicheren Weste im Waffenschrank hing.

„Ihr wollt nur angeben...“ Hotaru schlug fest gegen den Boden der geleerten Kiste und hebelte so die Platte heraus, die das Geheimfach darin verbarg. „Schnittschutzshirt?“

„Mhm... Hast du eins?“

„Nein. Ich habe es nicht mitgenommen, weil es nicht mir gehört hat.“

Er holte eine Pistole, Munition, ein Messer und die dazugehörigen Holster aus der Kiste, legte alles ordentlich aufs Bett und zog sich an: Schwarze, schmale Bundfaltenhose und ein schwarzes T-Shirt. Während er den Gürtel durch die Schlaufen fädelte, zog Tetsuo ein schwarzes Hemd über das zuvor angezogene Shirt und steckte es ordentlich in die Hose. Darüber folgte ein Schulterholster aus schwarzem Leder, in das er rechts eine silberne Beretta 92 mit etwas längerem Lauf schob, zwei Magazine verstaute er auf der gegenüberliegenden Seite des Holsters, ein abgegriffenes Springmesser ließ er in seine Hosentasche gleiten. Hotaru befestigte Pistole und Magazin seitlich am Gürtel, das Messer schob er in ein Holster an seinem Knöchel, sein Tantō kam an die übliche Halterung horizontal an seinen hinteren Hosenbund.

Tetsuo ging zur Kommode, auf der ein Spiegel stand, überprüfte seine mit Pomade zurückgekämmten Haare und legte eine goldene Armbanduhr sowie eine goldene Kette an, die er im halb geöffneten Kragen platzierte. Hotaru stellte sich neben ihn, um seine Frisur noch einmal zu richten, er hatte die längeren Haare zu einem Zopf gebunden, so dass seine ausrasierten Seiten und die gepiercten Ohren zur Geltung kamen.

„Wie lange willst du sie im Glauben lassen, dass wir nicht wissen, was sie getan haben?“ fragte Hotaru mit Blick auf Tetsuos protzige Accessoires.

„Eine Weile. Wir kommen zum Reden... Zumindest ein wenig. Die nehmen einen doch nicht ernst, wenn man nicht ansatzweise so angibt wie sie“, antwortete er schmunzelnd und griff nach seinem ebenfalls schwarzen Jackett. „Ich habe auch noch etwas für dich.“

„Für mich?“

Hotaru sah ihm nach, als er eine andere Schranktür öffnete und eine Papiertasche herausholte, die er ihm in die Hand drückte.

„Für dich, Phönixküken.“

Der Rothaarige machte große Augen, als er die dunkelrote, bestickte Bomberjacke in der Tasche fand, die jeder Phönix besaß und zu allen möglichen Gelegenheiten trug. Er schlüpfte hinein und betrachtete sich für einen Moment sprachlos im Spiegel.

„Du kannst sie wenden, wenn du lieber ganz schwarz tragen willst. Das Futter ist schwarz und es ist nur ein kleiner Phönix direkt unter dem Kragen, der kaum auffällt“, erklärte Tetsuo. „Alle außer mir werden sie tragen.“

„Und wenn sie schmutzig wird? Oder kaputt geht?“

„Mach dir darum keine Gedanken, Aru. Sie ist dazu da, getragen zu werden. Wäre schade, wenn sie nur im Schrank hängt.“ Er strich ihm ein loses Haar aus der Stirn. „Sie steht dir großartig, mein Kleiner.“

„Danke... Boss.“ Mit der Hand in seinem Nacken, zog Hotaru ihn zu sich herunter und küsste ihn zärtlich. „Wir sollten die anderen nicht warten lassen. Die Zeit wartet heute nicht auf uns.“

„Mhm.“ Tetsuo zog sein Jackett an, stellte sicher, dass das Holster darunter richtig saß und schob Zigaretten und Feuerzeug in die Innentasche. „Hast du alles?“

„Ja.“

 

Gorou, Shiro und zwei weitere hochrangige Phönixe, Jun und Masato, warteten im Vorraum von Kazukis Büro, als die beiden nach oben kamen. Tetsuo schloss die Tür auf und ließ sie ein, bevor er die Tür fest hinter sich zuzog und durch den Raum zum Schreibtisch ging, an den er sich anlehnte, während die anderen vor ihm Aufstellung nahmen.

„Wie ich dir schon geschrieben habe, haben wir in Erfahrung bringen können, bei welcher Filiale Kazuhiko regelmäßig bestellt. Montags immer für fünfzehn bis zwanzig Personen, Lieferzeit um zweiundzwanzig Uhr“, berichtete Gorou. „Wir haben zwei dutzend Phönixe bereitstehen und würden ein weiteres Dutzend in der näheren Umgebung positionieren, um diese zu sichern und uns vorzuwarnen, sollte die Polizei auf uns aufmerksam werden.“

„Die Nachbarschaft von Kazuhikos Villa ist dicht bebaut, die Straßen schmal. Das Grundstück ist mit einem etwa zwei Meter hohen Zaun umgeben, der nicht schwer zu überwinden ist, Kameras gibt es nur am Eingang. Die Technik ist schon älter, das Funksignal der Kameras war leicht zu knacken, wir können es problemlos stören, sollte es nötig sein“, fügte Shiro hinzu. „Jun und Masato übernehmen die Koordinierung der Phönixe, Gorou-san und ich begleiten euch beide mit so vielen, wie du dabei haben möchtest, Aniki.“

Tetsuo zündete sich eine Zigarette an. „Wie kommen wir rein? Die werden uns nicht einfach so reinlassen, wenn wir klingeln.“

„Mit der Pizza. Wir fangen den Lieferanten ab und erleichtern ihn um seine Fracht. So häufig wie die Fahrer wechseln, wird es nicht auffallen, wenn jemand anderes die Lieferung übernimmt“, antwortete Gorou. „Taniguchi, würdest du das übernehmen? Dich werden Kazuhikos Kobun nicht so schnell erkennen, ich bin zu alt, um als Lieferant glaubwürdig zu sein und Shiro ist zu auffällig.“

„Überlasst das mir. Die werden gar nicht merken, was los ist, bis es zu spät ist.“ Hotaru verschränkte die Arme vor der Brust.

„Sehr gut. Wir waren uns nicht sicher, wie gut du ausgerüstet bist, deshalb haben wir dir ein Schnittschutzshirt in deiner Größe besorgt.“ Gorou zog besagtes Shirt aus der Sporttasche, die er auf die Couch gestellt hatte. „Es ist nicht besonders bequem bei den Temperaturen, aber besser so als sich mit Schnittwunden herumschlagen. Waffen scheinst du genug zu haben.“

„Ihr seid fast besser vorbereitet als die Polizei“, bemerkte der Rothaarige staunend, zog Jacke und T-Shirt aus, um die Schutzkleidung anzuziehen.

„Bedank dich bei ihm.“ Der ältere Mann deutete auf Tetsuo, der einen Grundriss auf dem iPad studierte, das Shiro ihm gegeben hatte. „Er hat ein halbes Vermögen ausgegeben, um jeden Phönix mit dem nötigsten auszustatten, bis ihn zu Stiefeln und stabiler Kleidung.“

„Das Nest ist vorbereitet, sollte es Verletzte geben“, informierte Shiro Tetsuo, der zustimmend brummte.

„Das Nest?“ hakte Hotaru nach, während er sich wieder anzog, die Jacke wendete er, so dass die schwarze Seite außen war, wie Tetsuo es ihm vorgeschlagen hatte.

„Das Phönix-Safehouse. Es ist zu einem Teil Jugendzentrum, zum anderen Teil Basis und Rückzugsort für die Phönixe, wenn es Aktionen gab wie die heute oder im April in Kabukichō. Den Namen hat es von Tetsuo“, erklärte Shiro grinsend. „Ich zeige es dir gern, wenn wir da heute an einem Stück rauskommen.“

„Die Autos stehen hinter dem Haus bereit. Nicht zurückzuverfolgen, nicht so sehr Schrott, dass sie auseinanderfallen, aber motorisiert genug, um vor der Polizei zu fliehen, sollte es nötig sein. Die Phönixe teilen sich auf Motorräder und Autos auf“, berichtete Gorou.

„Gut.“ Tetsuo legte das Tablet hinter sich auf den Tisch. „Wir vier gehen mit vier Phönixen vorne rein. Hotaru klingelt und schaltet aus, wer auch immer die Tür öffnet. Wir halten uns im toten Winkel der Kamera, bis die Tür offen ist. Der Rest verteilt sich wie schon besprochen ums Haus. Ich will den Hinterausgang, den Garten und die Garage gesichert haben. Wir können es uns nicht leisten, dass irgendeiner abhaut und Alarm schlägt, sollte das passieren, müssen die, die rund um den Block verteilt sind, den Flüchtigen aufhalten. Jun, Masato, sammelt die Jungs ein, wir treffen uns eine Stunde vor der Essenszeit am vereinbarten Treffpunkt.“

„Jawohl, Boss!“ antworteten Jun und Masato synchron, verbeugten sich vor ihm und eilten aus dem Raum.

„Schreib Kazuki, dass wir uns auf den Weg zum Konzert machen, Hotaru“, wies der Blonde ihn an, drückte seine Zigarette im Aschenbecher auf dem Tisch aus und zog seine dünnen, schwarzen Lederhandschuhe aus der Hosentasche, um sie anzuziehen.

 

~

 

Bunkyo, Miyamoto-Anwesen

Kazukis Handy vibrierte in seiner Hemdtasche, er zog es heraus und las schmunzelnd die Nachricht, die Hotaru ihm geschickt hatte.

 

Hotaru [20:18]: Wir machen uns auf den Weg zum Konzert. Tetsu und Shiro sind schon ganz aufgeregt (✧ω✧)

 

„Wer schreibt dir, Kazuki? Vermisst dich dein kleines Bettspielzeug zuhause?“ fragte Daichi gehässig, der auf Hideyoshis Bitte zum Abendessen geblieben war und sich ihrer üblichen Sake- und Mah-Jongg-Runde nicht hatte entziehen können.

„Ich werde immerhin vermisst“, gab Kazuki unbeeindruckt zurück. „Mein Partner vermisst mich sicher, aber er war es nicht, der mir geschrieben hat.“ Er beobachtete Isamus Spielzug aufmerksam. „Tetsuo, Shiro und Hotaru haben sich heute Abend freigenommen, um auf ein Konzert zu gehen.“

„So? Dann ist er also ganz allein zuhause?“ Daichi warf einen Blick auf das Display seines Handys, das neben ihm auf dem Fußboden lag.

„Nein, sicher nicht“, entgegnete der Jüngere, ohne weiter darauf einzugehen.

Daichi musste nicht wissen, dass Kou ebenfalls nicht zuhause war, sondern in Sayuris Wohnung und sich dort die Zeit vertrieb, nachdem er seine noch ausstehenden Arbeiten an den Verlag geschickt hatte. Tōru hatte sich den halben Tag Zeit genommen, um per Videochat die letzten Details an dem Kapitel und dem Artwork zu besprechen, die Kou spätestens Ende der Woche fertig haben musste. Bei einem kurzen Besuch in seinem Schlafzimmer hatte Kazuki mitgehört, dass Tōru in den kommenden Tagen in den Urlaub fahren wollte, um seine Eltern zu besuchen und dieser sehr froh war, dass Kou rechtzeitig fertig geworden war.

„Schlaf nicht, Kazuki“, riss Hideyoshis Stimme ihn aus seinen Gedanken.

Kazuki nickte, trank einen Schluck Sake und beteiligte sich weiter am Spiel.

„Ich muss dich für Tetsuos Verhalten am Samstag um Verzeihung bitten, Daichi“, sprach Kazuki nach einer Weile. „Er hat es übertrieben, es war unangebracht, dich und Kazuhiko so vorzuführen.“

Daichi fielen vor Überraschung fast die Steine aus der Hand, die er gerade auf die Tischplatte legen wollte, er fasste sich jedoch sofort wieder und schnaubte ärgerlich.

„Und das konnte er nicht selbst tun?“ fragte er.

„Er untersteht mir, ich bin für ihn verantwortlich, deshalb ist es mein Versäumnis, ihn nicht eher gebremst zu haben“, erklärte Kazuki ungerührt. „Ich bezweifle auch, dass du ihn überhaupt empfangen hättest, wenn er deshalb zu dir gekommen wäre.“

„Es ist sehr nobel von dir, diesen Schritt zu gehen, Kazuki“, bemerkte Hideyoshi anerkennend. „Ich weiß, ihr werdet nie die besten Freunde werden, aber es wäre kindisch, die Entschuldigung nicht anzunehmen, Daichi.“

„Meinetwegen...“ Der Shateigashira rutschte auf seinem Platz zurück. „Entschuldigt mich für einen Moment.“

Er stand auf und verließ den Raum, Hideyoshis Wohnzimmer, in Richtung Bad. Kazuki rieb sich mit einem leisen Brummen die Nasenwurzel, stand ebenfalls auf und öffnete die Schiebetür zur Veranda, um etwas frische Luft hereinzulassen und sich eine Zigarette anzuzünden, die er noch von Hotaru in der Tasche hatte.

„Du rauchst wieder, Kazuki?“ fragte Isamu überrascht.

„Temporär. Es hilft mir gerade beim Stressabbau... Kou findet es furchtbar, also höre ich so bald wie möglich wieder damit auf“, antwortete er mit einem schiefen Grinsen, was die beiden älteren Männer zum Lachen brachte.

 

Daichi prüfte, dass die Tür zum Bad auch wirklich verschlossen war, bevor er Kazuhikos Nummer wählte.

„Was kann ich für dich tun, Otoo-san?“ meldete sein ältester Sohn sich nach einer gefühlten halben Ewigkeit, im Hintergrund war lautes Lachen und Musik zu hören.

„Ich habe Neuigkeiten zu Kazukis Anhang“, sprach Daichi leise. „Ich habe nur seine Aussage, aber offenbar sind Tetsuo, sein Adoptivbengel und Hides ehemaliges Haustier heute Abend auf einem Konzert und Yukimura nicht von ihnen beschützt.“

„Kazuki würde ihn kaum ungeschützt lassen...“ kam es von Kazuhiko zurück.

„Das ist mir auch bewusst, aber mit ein paar halbstarken Bengeln aus Kazukis Gang kommen deine Jungs doch sicher zurecht. Kümmere dich darum.“

„Ich denke später darüber nach, Otoo-san. Wir haben Essen bestellt und auf dem Arsch vor mir wartet eine ganz wunderbare Line Koks auf mich, die ich sicher nicht verschwenden will.“

„Ich erwarte, dass du dich heute noch darum kümmerst, Kazuhiko“, sagte Daichi ernst. „Melde dich bei mir, wenn es erledigt ist.“

Chapter Text

Östliches Shinjuku

„Der Lieferant biegt gerade von der Hauptstraße in eure Richtung ab“, hörten sie die Stimme eines Phönix über die Funkgeräte, mit denen sie in Kontakt blieben. „Er müsste in zwei Minuten bei euch sein. Unübersehbar.“

„Verstanden.“

Tetsuo sah zur Ecke der Straße, an der sie mit drei Motorrädern eine Sperre errichtet hatten, um den Lieferanten problemlos abfangen zu können. Das unverwechselbare Brummen des Rollers war unüberhörbar trotz des permanenten Geräuschpegels der Stadt. Als sie näher kamen, erhellten die Scheinwerfer eine Mauer, die Reifen quietschten über den Asphalt, als der Roller wegen der Straßensperre hastig angehalten wurde.

„Was soll das denn?“ schimpfte die Fahrerin. „Ich habe eine Lieferung zu erledigen.“

Hotaru stieß sich von einem der geparkten Motorräder ab und ging lächelnd auf sie zu, Tetsuo, Gorou und Shiro hielten wachsam Abstand.

„Yo, tut uns wirklich leid, Kleine, aber die Lieferung geht heute an uns“, sagte er mit einem freundlichen Lächeln.

Sie hob skeptisch eine Augenbraue und verschränkte die Arme vor der Brust. „Schicken sie dich, weil du hübsch und niedlich bist, damit ich keine Angst habe? Ich habe Pfefferspray und kann Karate.“

Hotarus Augenwinkel zuckte, als ihm bewusst wurde, dass er wahrscheinlich deshalb dafür ausgewählt wurde, weil er nicht halb so bedrohlich aussah wie alle anderen. Er fing sich sofort wieder und schüttelte leicht den Kopf.

„Du musst wirklich keine Angst haben. Ich muss mir nur für einen Moment deinen Roller und deine Cap ausleihen, die Lieferung stellen wir zu“, erklärte er und zog ein Bündel Scheine aus der Jackentasche. „Für die Umstände bekommst du ein großzügiges Trinkgeld und zwei der Jungs passen auf dich auf, damit dir nichts passiert, bis du deine Sachen wieder bekommst.“

„Du meinst, sie passen auf, dass ich nicht abhaue und euch an die Bullen verpfeife?“ hakte sie nach, ob sie unsicher war, ließ sie sich nicht anmerken.

„Die ist gar nicht mal so dumm“, bemerkte einer der Phönixe, die bei den Motorrädern warteten. „Bist du sicher, dass wir ihr trotz Trinkgeld trauen können, Boss?“

„Wenn sie klug ist, können wir ihr trauen“, entgegnete Tetsuo. „Beeilt euch, die Pizza soll nicht zu spät geliefert werden, weil ihr rumdiskutiert.“

Die Lieferantin stieg seufzend von ihrem Roller, ging zu Hotaru und tauschte das Geld in seiner Hand gegen ihre Pizza Hut Cap, die sie in der Jackentasche verstaut hatte, ihren Helm klemmte sie sich unter den Arm.

„Mein Vermieter hat mir letzte Woche die Miete erhöht, wäre dumm von mir, das hier nicht zu nehmen“, sagte sie und fächerte sich mit den Geldscheinen Luft zu. „Meine Oma hat mir beigebracht, solchen wie euch nicht im Weg zu stehen und ein großzügiges Trinkgeld lehnt man nicht ab.“

„Kluges Mädchen.“ Gorou winkte zwei Phönixe nach vorn. „Passt auf sie auf und belästigt sie nicht, sonst dürft ihr euch morgen mit meiner Frau unterhalten.“

„Selbstverständlich, Aniki!“

Die beiden gingen zu ihr und wussten für einen Moment nicht wohin mit sich, als sie sich breit grinsend bei ihnen unterhakte.

„Schön brav sein, Jungs. Wenn er euch so droht, muss seine Frau ja bedrohlich sein. Ist sie heiß?“ scherzte sie und befühlte die Oberarme der beiden. „Seid ihr alle so gut gebaut?“

 

Hotaru schwang sich auf den Roller, setzte die Cap auf seine dunkelrot gefärbten Haare und fuhr ihn langsam durch die Lücke zwischen den Motorrädern zum weiter hinten in der Straße gelegenen Haus. Tetsuo, Gorou und Shiro folgten ihm mit einigen Phönixen zu Fuß. Der Roller machte in der offenen Hofeinfahrt so viel Krach, dass er die Schritte der anderen übertönte und sie sich unauffällig im Schatten der Mauer zur Haustür vorarbeiten konnten. Er parkte den Roller zwischen den auf dem Hof stehenden Autos, lud die Pizzen aus der Warmhaltebox und balancierte sie zur Haustür. Tetsuo verbarg sich im toten Winkel der Kamera neben der Tür und nickte ihm zu, dass er bereit war.

Hotaru atmete tief ein, um sich zu sammeln, dann drückte er auf die Klingel. Es dauerte nicht lange, bis sich eine schroffe Stimme meldete.

„Ja? Was gibt’s?“

„Pizza Hut Delivery! Ihre Pizza ist da!” flötete Hotaru lächelnd in die Gegensprechanlage, die Cap hatte er so tief ins Gesicht gezogen, dass das Logo darauf gut zu sehen war, von seinem Gesicht nur die untere Hälfte.

Er trat einen Schritt zurück, als die Tür kurz darauf mit Schwung nach außen geöffnet wurde. Vor ihm ragte ein Schrank von einem Yakuza auf, tätowiert von den Fingerspitzen bis zum Hals, die dunklen Haare mit so viel Gel nach hinten gekämmt, dass sie nass glänzten. Er sah mit zusammengekniffenen Augen auf ihn herab, musterte erst ihn, dann die Pizza auf seinen Händen.

„Du bist nicht die Tussi, die sonst liefert“, knurrte der Mann vor ihm.

„Ich bin für sie eingesprungen. Sommergrippe, echt kein Spaß, sage ich Ihnen“, antwortete Hotaru.

Der Yakuza brummte zustimmend und nahm die Pizza entgegen, so dass er beide Hände voll hatte und mit dem Fuß nach der Tür angelte, um sie zuzuziehen. Tetsuo legte die Hand um den Rand der Tür und zog sie weiter auf, so dass der andere nicht an die Tür herankam. Er trat neben Hotaru, der einen halben Schritt zur Seite wich.

„Guten Abend, Kenzo. Dein Boss ist auch da, nehme ich an?“ Der Blonde neigte den Kopf zur Seite, hinter ihm traten Shiro, Gorou und die vier Phönixe ins Licht.

„T... Tetsuo? Was zum Fick hast du hier zu suchen, he?!“ schimpfte Kenzo, versuchte, hektisch nach dem Messer an seinem Gürtel zu greifen, ohne dabei die Pizza auf den Boden fallen zu lassen.

Er kam nicht dazu, da Hotaru ihm auf einen leisen Befehl von Tetsuo die Kartons aus der Hand schlug, sich unter dem Konter hindurch duckte und ihm gezielt von unten mit der Faust gegen den Kehlkopf schlug, was den Größeren röchelnd von den Füßen riss.

„Deinen Boss natürlich. Ich unterhalte mich nicht mit Fußvolk“, entgegnete Tetsuo trocken.

Er wartete, bis die Phönixe, Shiro und Gorou an ihm vorbei nach drinnen gegangen waren, zwinkerte Hotaru zu und folgte seiner Vorhut ins Haus. Hotaru hielt sich dicht hinter ihm, um ihn nach hinten abzusichern, sollte jemand auf die Idee kommen, sich anzuschleichen. Im Vorbeigehen zählte er die Schuhe im Eingangsbereich, um sich ein ungefähres Bild zu machen, mit wie vielen Personen sie zu rechnen hatten.

„Mindestens vierzehn, mehr, falls Kazuhiko Männer hier hat, die ihre Schuhe im Schrank aufbewahren. Und drei oder vier Frauen“, raunte er Tetsuo zu.

„Mhm...“

Der Blonde hielt kurz im Flur vor dem großen Wohnzimmer an, in dem offenbar die Party stattfand. Er wartete darauf, wie die Reaktion auf den Phönix-Besuch ausfiel.

 

„War das endlich die Pizza, was da geklingelt hat?“ fragte Kazuhiko ungeduldig, als die Tür zum Wohnzimmer geöffnet wurde. „Kenzo?“

Er fiel fast vom Sofa, auf dem er halb gelegen hatte, als statt seinem Türsteher Gorou und Shiro eintraten, gefolgt von vier grimmig aussehenden Phönixen, erkennbar an den fast einer Uniform gleichenden Outfits aus schweren Stiefeln, schwarzen Cargo-Hosen und den dunkelroten Bomberjacken mit der aufwändigen Stickerei. Die im Raum anwesenden Männer reagierten aufgebracht, doch Kazuhiko brachte sie mit einer Geste zum Schweigen.

„Was habt ihr hier verloren? Wo ist Kenzo?“ Er stand schwankend vom Sofa auf, die junge Frau, die vorher auf seinem Schoß gesessen hatte, wich ängstlich zurück.

„Der macht wohl ein Nickerchen“, antwortete Tetsuo, während er zwischen den Männern hindurchschritt, die links und rechts von der Tür Aufstellung genommen hatten, Gorou und Shiro bauten sich hinter ihm auf, während Hotaru sich rechts von ihm hielt. „Du solltest deinen Männern mehr Pausen gönnen, Kazuhiko, nicht, dass sie sich überarbeiten.“

„Du...! Du hast hier nichts zu suchen, Tetsuo!“ blaffte Hiroshi, der mit offenem Hemd auf einem Sessel saß.

„Weiß deine Frau, dass du dich mit Nutten vergnügst, Hiroshi? Die Information hätte sie sicher gern“, entgegnete der Blonde kühl, schob die Hände in die Hosentaschen und beugte sich ein wenig vor. „Und du hast deine Frau ja schnell ersetzt, Kazuhiko. Wenn ich du wäre, würde ich ganz schnell das Weite suchen, Süße. Der Kerl ist nicht gut für dich, egal wie gut er zahlt. Sein Schwanz ist auch winzig. Bringt die Damen nach draußen und entlohnt sie, das hier hat nichts mit ihnen zu tun.“ Er wies zwei Phönixe an, die Frauen nach draußen zu begleiten.

„Und deiner ist größer, oder was?!“ schimpfte Kazuhiko, das Gesicht rot vor Zorn. „Was fällt dir ein, mich in meinem Haus zu beleidigen, Gaijin-Bastard? Hast du keinen Respekt gelernt, wenn du mit Schuhen hier reinspazierst.“

„Und wie meiner größer ist.“ Tetsuo grinste schief, selbst Hotaru hatte Mühe, die ernste Miene aufrechtzuerhalten. „Du hast meinen Respekt nicht verdient, Kazuhiko. Den hast du verspielt, als du beschlossen hast, den Clan zu verraten. Deinen Oyabun zu verraten, der zufällig auch dein Onkel ist, von deinem Blut, das ist euch doch so wichtig. Und das Haus gehört der Miyamoto-kai, nicht dir.“

„Der Clan hat es mir überlassen. Es ist mein Haus“, widersprach Kazuhiko aufgebracht.

Tetsuo schnalzte ärgerlich mit der Zunge. „Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so verblendet ist wie du. Dein Haus? Am besten noch dein Clan? Oder was habt ihr den Triaden erzählt, dass sie euch für wichtig genug halten, euch Wichsern Geld zu geben, damit sie in den Gebieten des Clans, die ihr verwaltet, ihre illegale Scheiße veranstalten können?!“

Kazuhiko verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn überheblich an, die Pupillen so geweitet, dass Tetsuo sich sicher war, dass er in diesem Moment die Tragweite der Situation nicht ansatzweise einschätzen konnte.

„Du denkst doch nicht im Ernst, dass ihr – dass Kazuki – den Clan halten kann, wenn Hideyoshi abtritt? Hat dieser Emporkömmling euch geschickt? Seine kleine Privatarmee und seinen treuen Wachhund?“ fragte Kazuhiko überheblich. „Es war ein Fehler, dass Hideyoshi ihn zum Waka ernannt hat und den Posten meinem Vater weggenommen hat, um ihn ihm zu unterstellen. Einem Jüngeren! Der immer so rechtschaffen tut und den Clan Milliarden kostet. Wir könnten viel mehr Einfluss in der Stadt, in ganz Japan haben, wenn wir uns mit den Triaden verbünden.“

„Kazuki hat seit jeher Hideyoshis Interessen vertreten, das umgesetzt, was der Oyabun sich für die Zukunft des Clans vorstellt. Und das schließt jede, absolut JEDE Zusammenarbeit mit den Triaden aus!“ entgegnete Tetsuo bestimmt. „Ihr habt den Oyabun verraten, Gelder veruntreut und jeglichen Einfluss im Clan verspielt. Kazuki, der euer Waka ist wie meiner, wolltet ihr aus dem Weg räumen lassen um was zu tun? Ihn beerben? Denkt ihr ernsthaft, Hideyoshi hätte einen von euch zu seinem Nachfolger ernannt? Eher würde er alle Regeln ändern und Sayuri als nächsten Oyabun benennen, als einem von euch Verlierern den Clan zu überlassen.“

„Was fällt dir ein, so mit unserem Boss zu reden, Gaijin-Bastard?!“ schimpfte einer von Kazuhikos Männern und stürzte sich auf Tetsuo.

Der Blonde wich seinem Angriff geschickt aus und schickte ihn mit einem gezielten Schlag in die Magengrube zu Boden. Er stieß ihn von sich weg und sah die Brüder grimmig an.

„Ich war noch nicht fertig...“ sprach er weiter, die Stimme gefährlich ruhig. „Nicht nur, dass ihr den Clan hintergangen habt und Kazuki töten lassen wolltet, habt ihr euch ein weiteres Opfer für eure widerwärtigen Pläne gesucht. Einen Außenstehenden, der nichts mit dem Clan zu tun hat und seine einzige Verbindung zu uns ist, dass er Kazukis Partner ist. Ihr dachtet doch nicht etwa, ihr würdet damit durchkommen, einen Unschuldigen töten zu wollen und Kazuki damit zu schaden? Für wie schwach haltet ihr ihn? Ihr bedroht seine Familie und nun... müsst ihr mit den Konsequenzen rechnen...“ Er knetete seine Hände, dass die Lederhandschuhe knarzten und die Fingerknöchel knackten.

„Ha... Halt! Warte!“ rief Hiroshi dazwischen. „Das war die Idee unseres Vaters, nicht unsere! Er will Yukimura aus dem Weg schaffen, weil er ihn beleidigt hat, wir haben nichts damit zu tun!“

„Bullshit!“ entfuhr es Hotaru ärgerlich. „Das ehrlose Arschloch, das ihr Vater nennt, hat ihn und jeden von uns zuerst beleidigt.“

„Pfeif dein kleines Spielzeug zurück, Tetsuo. Das ist ein Gespräch zwischen uns Männern“, sagte Kazuhiko mit Blick auf Hotaru.

„Ich sehe hier kein Spielzeug. Eure Spielzeuge haben wir nach draußen geschickt“, entgegnete Tetsuo schmunzelnd. „Oh, du meinst Taniguchi, der deinen ach so starken Kenzo mit einem Schlag auf die Bretter geschickt hat? Ihr bedroht seinen Schützling, denkst du, ich würde ihn da zurückpfeifen?“ Er ging auf Kazuhiko zu, bis er dicht vor ihm stand, griff ihn am Kragen und sah auf ihn herab. „Du bist ehrloser Abschaum, Kazuhiko. Wie dein Vater und dein Bruder da drüben. Dachtet ihr, ihr kommt damit durch? Haltet ihr Hideyoshi für so blöd?“

Tetsuo schob sein Jackett etwas zur Seite, damit sein Gegenüber die Pistole sehen konnte. Der Ältere wurde etwas bleich und schluckte angestrengt, es war ihm anzusehen, dass er nach einem Ausweg suchte. Welches Zeichen er oder Hiroshi ihren Handlangern gaben, entging Tetsuo, doch brach kurz darauf das Chaos aus. Kazuhiko wand sich aus seinem Griff, hielt seinen linken Arm fest und schlug mit der Klinge eines Messers, das er in seinem Ärmel verborgen hatte, nach seinem Gesicht. Der Blonde wich um Haaresbreite aus, die Spitze verfehlte sein Auge nur um Millimeter und strich über seine Wange, wo sie einen hellroten Kratzer hinterließ. Mit der Rechten griff er nach Kazuhikos Handgelenk, verdrehte es so ruckartig, dass es mit einem lauten Knacken brach und er das Messer mit einem Schmerzenslaut fallen ließ. Um ihm keine weitere Gelegenheit zu bieten, ihn erneut anzugreifen, schlug er ihm mit der Faust ins Gesicht, so dass er rückwärts stolperte und unweigerlich seine linke Hand losließ. Rund um sie herum stürzten sich Kazuhikos und Hiroshis Handlanger auf die Phönixe, die ihm den Rücken freihielten, damit er seine Aufmerksamkeit ganz auf Daichis ältesten Sohn richten konnte. Auf ein Funksignal von Gorou eilten weitere Phönixe ins Haus, um sie zu unterstützen.

 

Tetsuo stieg über den Couchtisch, über den Kazuhiko gestolpert war. Er trat ihm zwischen die Schulterblätter, bevor er ihn am Hinterkopf griff und hochzog, um ihn mit dem Gesicht voran auf die Glasplatte des Tischs zu stoßen. Kazuhiko griff panisch um sich, um irgendwie Halt zu finden und sich gegen ihn zu wehren. Er fand ein schweres Whiskeyglas, das noch nicht heruntergefallen war, schnappte es mit der unverletzten Hand, rollte sich halb aus Tetsuos Griff und schlug es ihm gegen den Kopf, was den Blonden dazu brachte, ihn für einen Moment loszulassen, so dass er von ihm davonkriechen konnte.

„So nicht! Hiergeblieben, Verräter!“ schimpfte Tetsuo.

Er schob den Tisch mit dem Fuß zur Seite und zog Kazuhiko am Arm zu sich, um ihm das Knie in den Unterleib zu stoßen, was ihn zu Boden sinken ließ. Er kniete sich über ihn, hielt ihn am Hals fest, dann schlug er weiter mit der Faust auf ihn ein. Kazuhiko hatte ihn mit dem Messer überrascht, aber das schien mehr ein verzweifelter Versuch gewesen sein, ihn zu verletzen als wirklich durchdacht. Sein Gegner war zu betrunken und high, um sich richtig wehren zu können. Nicht, dass es Tetsuo etwas ausmachte, die Chance auf einen fairen Kampf hatte Kazuhiko mit seinem Verrat verspielt, umso mehr reizte ihn der Gedanke, nach ihm mit Hiroshi und später Daichi weiterzumachen und sie alle zu verprügeln, bis sie nicht einmal mehr um Vergebung winseln konnten.

Er hielt inne, um sich mit dem Handrücken das Blut aus dem Auge zu wischen, das von der Platzwunde von seiner Stirn über sein Gesicht lief, ein kurzer Blick zu Hotaru, um festzustellen, dass er wenig Probleme hatte, sich gegen Kazuhikos Handlanger zur Wehr zu setzen. Rücken an Rücken mit Gorou hielt er sie davon ab, Tetsuo zu nah und Kazuhiko zu Hilfe zu kommen, wie es abgesprochen war. Der Blonde setzte gerade dazu an, Daichis ältestem Sohn weiter zu schlagen, als etwas hartes mit voller Wucht auf seinen Rücken schlug. Da Kazuhiko die Hände in seinem Hemd verkrampft hatte, konnte er nicht wirklich ausweichen, als der zweite Schlag auf ihn einging und seine Rippen traf statt seiner Wirbelsäule. Der dritte Schlag streifte spürbar seine linke Schulter, als sein Angreifer von einem wütend brüllenden Shiro von ihm weggestoßen wurde.

„Du scheiß Wichser! Feigling! Dein Gegner bin ich!“ brüllte er Hiroshi an, dem er den Baseballschläger aus den Händen trat, bevor er ihn mit gezielten Schlägen und Tritten bis zur Terrassentür trieb.

„Nein... Nein! Warte! Ich ergebe mich!“ rief Hiroshi, die Hände vor dem Oberkörper erhoben, um sich zu schützen.

„Am Arsch! Mit deinen zwei Speichelleckern bin ich schon fertig, du bist der nächste!“

Shiro trat ihn mit Schwung durch die geöffnete Tür, so dass er rückwärts die Stufe zur Terrasse hinunterfiel. Bevor er hinterherspringen konnte, lenkten ein Schrei und ein Schuss kurz darauf die Aufmerksamkeit auf Hotaru, der seine Pistole in den Händen hielt und sie langsam senkte, nachdem er den Yakuza, der Tetsuo von hinten mit einem Messer hatte angreifen wollen, außer Gefecht gesetzt hatte. Die Sekunden, in denen alle abgelenkt waren, nutzte Hiroshi, um sich aufzurappeln und über die Terrasse zum Zaun zu sprinten, der das Grundstück vom dahinterliegenden Parkplatz trennte, auf dem er und Kazuhikos andere Gäste ihre Autos geparkt hatten.

„Fuck! Hiergeblieben!“ rief Shiro ihm nach, zögerte jedoch, da er nicht den Befehl hatte, ihn außerhalb des Hauses zu verfolgen.

„Hinterher! Lasst diesen Wichser bloß nicht entkommen!“ befahl Tetsuo lautstark. „Und wenn ihr in in Einzelteilen zurückbringt!“

„Jawohl, Boss!“

Shiro pfiff einige Phönixe zu sich, bevor er durch die Dunkelheit des Gartens rannte und über den niedrigen Zaun hechtete. „Grüner Lamborghini!“ sprach er ins Mikrofon seines Funkgeräts, als er Hiroshi davonfahren sah. „Wo auch immer er hinwill, fangt ihn ab! Wir sind direkt hinter euch!“ Er flitzte zwischen den Gebäuden hindurch zu den geparkten Motorrädern, um die Verfolgung aufzunehmen.

 

Tetsuo zerrte Kazuhiko an den Haaren auf die Knie und hielt ihn daran fest, damit er nicht wieder umfiel. Er zog die Pistole aus dem Holster und drückte sie ihm an die Schläfe.

„Dein Bruder ist ein Feigling, Kazuhiko“, schnarrte er, „liegt wohl in der Familie, was?“

Kazuhiko spuckte zwei lose Zähne aus und ließ ein überhebliches Lachen hören.

„Denkt... Denkt ihr echt, ihr kommt damit durch?“ fragte er stockend, den Blick auf den Mann gerichtet, der in seinem eigenen Blut lag und sich nicht mehr rührte. „Greift Clanbrüder an, tötet sie sogar und Hideyoshi soll das gutheißen? Oder der Rest des Clans? Wer ist hier der Verräter?“

„Versuch nicht, uns mit so einem Scheiß einzuschüchtern, wenn die Beweise für euren Verrat mittlerweile sicher auf Hideyoshis Tisch liegen. Oder kannst du mir plausibel erklären, wo das ganze Bargeld herkommt, das du auf deine Konten eingezahlt hast? Das, was da drüben auf dem Tisch liegt... Die Drogen? Die Nutten vorhin waren Chinesinnen, ein Geschenk eurer großzügigen Sponsoren?“ entgegnete Tetsuo unbeeindruckt. „Die, die ihr zur Hilfe holen wolltet, um unseren süßen, unschuldigen Kou aus dem Weg zu räumen, weil ihr zu unfähig dazu seid? Zu unfähig, eure eigenen Spuren zu verwischen, weil ihr zu überheblich wurdet.“

„Nichts als Gerüchte! Ihr habt keine Beweise für die Pläne mit Yukimura!“

„Dein eigener Bruder hat es vorhin zugegeben, die Idee eurem Vater zugeschoben, aber ihr gehorcht dem alten Sack doch aufs Wort, nicht wahr? Erledigt seine Drecksarbeit“, sagte Hotaru ärgerlich. „Jeder weiß, dass er euch schickt, wenn er etwas erledigt haben will. Selbst Hideyoshi weiß das.“

„Sprich nicht so über ihn! Er wird Hideyoshi überzeugen, dass es kein Verrat war und nur im Sinne des Clans! Damit er wachsen kann und zu alter Größe kommt!“ rief Kazuhiko heiser.

„Du sagst also...“ sprach Hotaru gedehnt weiter, „dass der Clan unter Oyabun Hideyoshis Führung schwach geworden ist? Du? Der wie die Made im Speck lebt?“ Er lachte leise, dann sah er Tetsuo an. „Ich habe sein Gelaber langsam satt, Boss.“

„Oh, nicht nur du...“ Tetsuo bog Kazuhikos Kopf ein Stück zurück. „Hast du immer noch Hoffnung, hier lebend raus zu kommen, um deine Ehre wiederherzustellen?“

„So ist der Kodex des Clans! Die Chance hat jeder verdient!“ Kazuhikos Stimme war weinerlich.

„Du hast Monate Zeit gehabt, dich zu stellen und deine Ehre zu retten, du kleiner Scheißer. Du hast keine Chance mehr, keiner von euch. Nicht du, nicht dein Bruder, dein Vater schon gar nicht und deine Männer auch nicht.“ Er sah zu Gorou, der routiniert einen Schalldämpfer auf seine Pistole schraubte. „Erledige sie. Alle.“

Der ältere Mann nickte, bevor er zu jedem einzelnen der noch lebenden Handlanger von Kazuhiko und Hiroshi ging, um sie ohne größere Regung zu erschießen. Kazuhiko wurde mit jedem Schuss bleicher, er wimmerte als Gorou vor ihm stehenblieb und die Pistole auf seine Stirn richtete. Der Abzug klickte, doch war sein Magazin leer und er sah mit einem Ausdruck aus Bedauern und Schadenfreude auf ihn herab.

„Oh, da habe ich mich wohl verzählt, Boss. Entschuldige“, sagte er zu Tetsuo, bevor er zurücktrat und sich neben Hotaru stellte, der Kazuhiko mit Blicken tötete.

„Dann haben wir noch etwas Zeit miteinander. Ist das deins, Kazuhiko?“ Tetsuo hob ein Smartphone vom Fußboden auf, das vom Tisch gerutscht war, dann entsperrte er es mit Kazuhikos Daumen. „Sieh einer an, eine Nachricht von Papa Daichi. Dass du deinen Auftrag, die Schwuchtel aus dem Weg zu räumen, nicht vergisst.“

„Es ist nicht...“

„Halt’s Maul!“ Er zog ihn unsanft an den Haaren. „Rufen wir ihn an und erzählen ihm, wie erfolgreich du warst...“

 

~

 

Bunkyō, Miyamoto-Anwesen

Isamu sortierte die Spielsteine zurück in den Kasten, während Kazuki die Sakebecher erneut füllte als Daichis Handy klingelte, das auf dem Tisch lag. Der Shateigashira sah mit einem Ausdruck von Überraschung und Genugtuung auf das Display, das Kazuhikos Namen anzeigte. Er sah zu Kazuki, bevor er den Anruf annahm und sich das Handy ans Ohr hielt.

„Ist es erledigt, Kazuhiko?“ fragte er, ohne darauf zu warten, dass der Anrufer sich zuerst melden konnte. „Verlief der Besuch in Asakusa erfolgreich?“

Die drei Männer am Tisch hielten in ihrem Tun inne und sahen ihn fragend an, da Kazuhiko sich in der Regel von Asakusa fernhielt, das Kazukis Gebiet war. Daichi wurde blass, als er die Stimme hörte, die ihm antwortete.

„Wäre Kazuhiko in Asakusa gewesen, hätten wir gar nicht ausschlafen können, andererseits hätten wir uns den Weg nach Shinjuku sparen können...“ klang Tetsuos rauchige Stimme aus dem Lautsprecher des Hörers.

„E... Entschuldigt mich...“ stammelte Daichi, erhob sich schwankend von seinem Platz und eilte aus dem Raum.

Kazuki stand ebenfalls auf und folgte ihm bis an die Tür, wo er die zwei Kobun zu sich winkte, die dort immer standen, wenn sie in Hideyoshis Wohnzimmer waren. „Lasst ihn nicht aus den Augen, er hat das Anwesen nicht zu verlassen bis Tetsuo zurück ist.“

„Jawohl, Waka.“ Die beiden folgten Daichi bis zum Bad, in das er sich wieder zurückgezogen hatte, wohl wissend, dass aus dem dortigen Fenster niemand fliehen konnte, da es von außen vergittert war.

„Hat’s dir die Sprache verschlagen, Daichi? Du würdest wohl lieber mit deinem Sohn sprechen?“ fragte Tetsuo, weil Daichi nichts sagte.

„Wo ist er?“

„Direkt hier vor mir. Das Sprechen fällt ihm aber etwas schwer, willst du ihm etwas sagen?“ Die Veränderung des Tons zeigte an, dass er auf Lautsprecher gestellt hatte.

„Was zum Teufel hast du bei ihm zu suchen, Tetsuo?“ schimpfte der Ältere leise.

„Das weißt du nur zu gut. Er zog es wohl vor, mit seinen chinesischen Nutten und dem Koks zu spielen, als seinen Abend vergeblich in Asakusa zu verbringen...“

„Hau dort ab, Otoo-san! Sie wissen alles! Kazuki wird...“ rief Kazuhiko dazwischen, ein Schlag mit dem Griff von Tetsuos Pistole ließ ihn mit einem Schmerzenslaut aufschreien.

„Ich hab dir gesagt, du sollst den Mund halten, verräterischer Abschaum“, bemerkte Tetsuo trocken. „Du hast ihn gehört, alter Mann. Kazuki wird Hideyoshi den Bericht schon gegeben haben. Wenn er bis jetzt noch nichts gesagt hat, hat er mehr Mitleid mit dir, als ich es erwartet habe. Deine Söhne haben zugegeben, dass du Yukimura und Taniguchi auf die Abschussliste gesetzt hast... Alle.“

„A... Alle? Ihr habt doch nicht... Yoshiro?“ Daichi hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. „Du bist ein Monster, Tetsuo.“

„Das sagen manche, ja, aber an Kindern vergreife ich mich nicht. Er ist sicher in der Obhut des Clans. Zurück zum Thema. Willst du deinem Sohn noch etwas sagen?“

„Was...? Tu ihm nichts, bitte... ich übernehme die Verantwortung für alles“, bat er. „Es ist mein Vorschlag gewesen, Yukimura...“

„Das kannst du gerne tun. Geh zurück zu Hideyoshi und bettle um Verzeihung für dein Handeln, an Kazuhikos Schicksal ändert es nichts, er hat sein Leben verwirkt.“ Tetsuos Stimme war kühl. „Dein und mein Waka hat es in Hideyoshis Namen befohlen, Verräter werden bestraft und auf Verrat steht der Tod.“

Kazuhikos verzweifeltes Betteln um Gnade wurde von einem Schuss unterbrochen, umso hörbarer war Daichis schmerzvolles Wimmern im Anschluss.

„Du solltest dir überlegen, was du mit dem Rest deines Lebens noch anstellst, Daichi. Ich bezweifle, dass Hideyoshi dir diesmal verzeiht...“ sagte Tetsuo und legte auf.

 

„Ist etwas mit Kazuhiko, Daichi-nii?“ fragte Isamu neugierig, als Daichi in Begleitung der beiden Kobun zurückkam.

Der Ältere setzte sich kreidebleich an seinen Platz, leerte seinen Becher in einem Zug und schüttelte stumm den Kopf. Kazuki saß ihm gegenüber, die Arme vor der Brust verschränkt und ein wissendes Schmunzeln auf den Lippen.

„Fühlst du dich nicht wohl, Daichi?“ fragte Hideyoshi besorgt. „Kazuki erzählte uns gerade, dass die Hitze anstrengend ist und Yukimura-sensei schon seit dem Nachmittag vor dem Ventilator in Sayuris Wohnzimmer sitzt, um nicht zu zerfließen.“

„Yukimura ist hier?“ Daichi sah überrascht von Hideyoshi zu Kazuki. „Muss er nicht zum Arbeiten nach Asakusa?“

„Muss er nicht. Ich hielt es für besser, wenn er hierbleibt solange ich hier bin. Wir können ohne den anderen nicht gut schlafen und guter Schlaf ist wichtig.“ Kazukis Blick wurde überheblich. „Dachtest du, ich schicke ihn ohne Schutz nach Hause?“

„Nein... Natürlich nicht... Ich...“

„Ich lasse dir einen Tee bringen, macht dein Magen noch Probleme?“ Isamu stand auf, um in der Küche Bescheid zu geben. „Möchte noch jemand etwas aus der Küche? Einen Snack, Hide-nii?“

„Gern. Wir sind schließlich noch eine Weile hier... Du hattest noch etwas, das du uns sagen wolltest, Kazuki? Zu deiner Untersuchung?“ Hideyoshis Ton wurde ernst.

„Ja.“ Der Angesprochene las eine Nachricht auf seinem Handy. „Aber lass uns warten, bis Isamu zurück ist und eventuell sind Tetsuo und Taniguchi dann auch hier, um von ihrer Arbeit zu berichten.“

 

~

 

Östliches Shinjuku

„Beenden wir das hier.“ Tetsuo hob eine noch halb gefüllte Schnapsflasche auf und goss den Inhalt über Kazuhikos Körper, bevor er eine dicke Kerze auf dem Sideboard neben dem Durchgang zur Küche anzündete. „Verteilt den Rest, wenn ihr Geld und Technik eingepackt habt und lasst das Gas in der Küche an.“

„Jawohl, Boss.“ Gorou trieb die Phönixe zur Eile an. „Lasst Kazuki nicht zu lange warten, ich kümmere mich um den Rest. Klingt so, als wäre Shiro schon wieder zurück.“

„Melde dich, wenn ihr im Nest seid“, entgegnete Tetsuo, gab Hotaru ein Zeichen, ihm zu folgen und verließ die Villa durch die Haustür, durch die sie gekommen waren.

Shiro wartete neben einem der Autos, mit denen sie angekommen waren, die Arme vor der Brust verschränkt.

„Du bist schon zurück?“ fragte der Blonde überrascht.

„Er ist nicht weit gekommen. Hat die Karre an einem Brückenpfeiler zerlegt, weil er die Kontrolle verloren hat. Italienische Autos sind nicht so stabil, was?“ antwortete Shiro, dann gab er ihm eine Kette und einen Ring, ohne die Hiroshi nie anzutreffen war. „Er ist tot. Kazuhiko?“

„Ebenfalls. Kazuki wartet, wir fahren zurück.“

Bevor Tetsuo sich auf den Fahrersitz schwingen konnte, hielt Hotaru ihn am Arm fest.

„Ich fahre. Du kannst unmöglich jetzt noch fahren, Tetsu. Und vorher versorgen wir diese Platzwunde, bevor du das ganze Auto vollblutest“, sagte er bestimmt.

„Das geht schon, mach nicht so einen Aufstand, Kleiner“, widersprach der Blonde, doch Shiro stellte sich ihm in den Weg.

„Hör auf ihn. Bitte. Außerdem lässt du Kazuki auch nie fahren, wenn es sich vermeiden lässt. Du bist schließlich der Boss heute.“ Er nahm das T-Shirt entgegen, das Hotaru kurzerhand ausgezogen hatte, da sie keine sauberen Tücher dabei hatten, um die Blutung zu stillen. „Drück dir das gegen die Stirn, dann fahren wir los.“

„Das kriegt ihr beide zurück“, drohte Tetsuo, knüllte das T-Shirt zusammen und presste es sich gehorsam gegen die Stirn, nachdem er sich grob das Blut aus dem Gesicht gewischt hatte.

Er stieg auf der Beifahrerseite ein und verzog das Gesicht, als sein Rücken den Sitz berührte, da ihm alles wehtat. Hotaru warf ihm einen besorgten Blick zu, wartete, bis Shiro es sich auf der Rückbank bequem gemacht hatte und startete den Motor, damit sie zurück fahren konnten.

 

„Danke... Euch beiden“, murmelte Tetsuo in das Shirt vor seinem Gesicht, das viel zu gut nach Hotaru roch, als er in dem Moment gebrauchen konnte.

„Wofür?“ Der Rothaarige fuhr das unauffällige Auto ebenso unauffällig durch die nächtlichen Straßen der Stadt.

„Fürs... Arsch retten. Ich habe mich zu sehr ablenken lassen von diesem... Wichser...“

„Tetsuo? Alles okay?“ Shiro beugte sich auf dem Sitz vor und strich mit den Fingerspitzen über seinen Nacken. „Deine Haut ist nass und kalt. Fahr kurz ran, Hotaru.“

„Du fährst weiter zum Anwesen. Dafür ist keine Zeit“, widersprach Tetsuo und versuchte, tief einzuatmen, um sich zu sammeln, was nur zu einem stechenden Schmerz in seinem Rücken führte. „Fuck...“

„Wir sind in fünf Minuten da.“ Hotaru beschleunigte und überholte einen LKW. „Füße hoch aufs Armaturenbrett. Klapp den Sitz zurück, Shiro. Das sollte bei dem Auto gehen.“

Shiro schnallte sich ab, beugte sich vor und griff über Tetsuo hinweg an die Seite des Beifahrersitzes, um ihn flach nach hinten zu klappen. Da der Blonde sich sträubte, packte er seine Beine unter den Knien und hob die Füße aufs Armaturenbrett, um zu verhindern, dass sein Kreislauf sich völlig verabschiedete.

 

Bunkyō, Miyamoto-Anwesen

Die Reifen knirschten auf dem Kies des Hofs, als Hotaru hart bremste. Er sprang aus dem Auto, eilte um es herum und öffnete die Beifahrertür, um Tetsuo mit einem geübten Griff um den Brustkorb beim Aussteigen zu helfen. Der Blonde fluchte gedämpft, stützte sich jedoch auf ihm ab, um sein Gleichgewicht wieder zu finden, da sein Sichtfeld von der Bewegung flackerte. Shiro ging auf seine andere Seite, damit er sich nicht mit seinem ganzen Gewicht auf Hotaru stützen musste.

„Hör zu, wir können Kazuki auch ohne dich berichten, Tetsu. Du brauchst einen Arzt“, sagte der Rothaarige, während sie zum Eingang gingen, der von den wachhabenden Kobun geöffnet wurde.

Im Eingangsbereich überließ er Tetsuo kurz Shiro, hockte sich hin, um seine Stiefel auszuziehen und dann Tetsuo und Shiro aus den Schuhen zu helfen.

„Ach herrje, wie sehr ihr denn aus?“ Sayuri kam ihnen vom Flur entgegen und stellte beflissen die Schuhe zur Seite, damit sie nicht darüber stolpern konnten. „Kazuki ist bei meinem Vater im Wohnzimmer.“

„Sehr gut, dann ist der Weg nicht so weit... Ich kann laufen, wie sieht das denn aus, wenn ihr mich bis dahin halb tragt?“

Tetsuo entzog sich den helfenden Händen und lief selbstständig, als er sich schon etwas fitter als eine Minute zuvor fühlte. Er fixierte Sayuris schmalen Rücken, um einen Fokuspunkt zu haben, während sie zu Hideyoshis Wohnzimmer vorging.

„Weshalb bist du denn hier, Sayuri-nee-san?“ fragte Hotaru neugierig, da sie spät abends in der Regel in ihrer Wohnung war.

„Kazuki hat mich gebeten, rüberzukommen. Die Nachricht klang dringend und ich befürchte, es hat etwas mit euch zu tun?“ Sie drehte sich im Gehen halb um und sah die drei an, Shiro und Hotaru sahen nicht ganz so mitgenommen aus wie Tetsuo, doch auch sie hatten Spuren von ihrem Auftrag davongetragen. „Egal, was gleich ist, ihr kommt später mit zu mir, damit ich euch verarzten kann.“

„Du kannst mich nicht gegen meinen Willen hier festhalten, Kazuki!“ hörten sie Daichis aufgebrachte Stimme bis auf den Flur.

„Und wie ich das kann! Also setz dich wieder hin, bevor ich mich vergesse!“ kam Kazukis nicht weniger aufgebrachte Antwort zurück.

Sayuri schob kurzerhand die Tür auf, ohne anzuklopfen und ging hinein, Tetsuo, Shiro und Hotaru folgten ihr mit finsteren Mienen.

„Man hört euch bis auf den Flur. Nicht, dass da viel los wäre...“ bemerkte sie und ging um den Tisch herum, um sich zwischen Kazuki und Hideyoshi zu setzen. „Du siehst blass aus, Otoo-san. Mute dir nicht zu viel zu, ja?“

„Es geht schon. Du hast den Waka gehört, Daichi. Setz dich, du machst es nicht besser, indem du dich so aufführst“, sagte Hideyoshi streng, dann sah er zu den drei Neuankömmlingen, die sich höflich vor ihm verbeugten, nachdem sie die Tür geschlossen hatten. „Ihr habt den Auftrag erfolgreich ausgeführt, mit dem Kazuki euch betraut hat? Nehmt Platz und berichtet.“

„Jawohl, Oyabun Hideyoshi.“ Tetsuo ließ sich die Schmerzen nicht anmerken, als er sich auf den Fußboden setzte, Hotaru und Shiro nahmen neben ihm Platz.

Hotaru übernahm nach einem kleinen Nicken von Tetsuo das Wort: „Ich fasse mich kurz: Ihr wisst, dass wir interne Nachforschungen angestellt haben, um an die Drahtzieher vom Verrat der Hayashi-Brüder und ihrer Mitverschwörer zu kommen. Nach einem vertraulichen Hinweis, der eine große Bedrohung nicht nur für den Waka, sondern auch für seinen Partner und mich offenlegte, haben Tetsuo und ich unseren Fokus auf den innersten Kreis des Clans gelegt, den wir zuvor ausgeschlossen hatten.“ Er sah für einen Sekundenbruchteil zu Daichi, der stumm auf die Tischplatte vor sich starrte. „Es stellte sich heraus, dass es häufige Kontaktaufnahmen von Kazuhiko und Hiroshi zu Telefonnummern gab, die wir mit den Triaden in Verbindung bringen, dazu hohe Bargeldeinzahlungen auf ihre Privatkonten, in die der Clan Einsicht hat. Durch die zeitige Nähe der Telefonate zu Anrufen beim Shateigashira und Hayashi Itsuki vor seinem Tod, kamen wir zu dem Schluss, dass diese involviert waren oder zumindest Bescheid wussten.“

„Woher kam der Hinweis gestern?“ hakte Isamu nach.

„Er wurde mir zugetragen und aufgrund der Schwere der Vorwürfe, bleibt die Quelle vorerst anonym. Ich kann euch aber versichern, dass sie vertrauenswürdig ist und die Informationen glaubwürdig“, antwortete Sayuri. „Es wurden Drohungen geäußert, Yukimura-sensei und im selben Zug Taniguchi-kun zu töten, um den Waka zu schwächen, damit er nicht mehr in der Lage ist, den Clan nach meinem Vater zu führen.“

Isamu runzelte die Stirn, sah von ihr zu Daichi, dem die Schuld ins Gesicht geschrieben stand.

„Du? Du bedrohst Yukimura-sensei? Weshalb? Weil er dir am Samstag die längst überfällige Meinung gesagt hat?“ fragte er ihn aufgebracht. „Und setzt deine Söhne auf ihn an, damit du dir nicht selbst die Hände schmutzig machen musst?“

„Ich... Ich wollte das so nicht...“ murmelte Daichi matt. „Ich war verärgert und...“

„Du magst ein Hitzkopf sein, aber selbst du äußerst so etwas nicht, wenn du es nicht genau so meinst, Bruder!“

„Fahr bitte fort, Taniguchi-kun“, bat Hideyoshi, nachdem er Isamu eine Hand auf den Arm gelegt hatte, um ihn davon abzuhalten, Daichi den Kopf abzureißen.

„Der Waka bat uns, rasch zu handeln und den Informationen auf den Grund zu gehen, also sind wir mit einigen Phönixen zur Absicherung zu Kazuhikos Haus nach Shinjuku gefahren, um ihn zur Rede zu stellen.“ Hotaru machte eine kurze Pause, er sah Hideyoshi an, dass er am Ende seiner Kräfte für den Tag war. „Er und Hiroshi haben alles gestanden und ebenfalls bestätigt, dass der Shateigashira Yukimura-sensei und mich eher früher als später aus dem Weg geräumt haben wollte. Wir haben eine große Menge Bargeld und Drogen im Haus gefunden, die das untermauern.“

„Wo sind Kazuhiko und Hiroshi jetzt?“ fragte Daichi tonlos.

„Tot.“ Tetsuos Stimme war schneidend. „Sie haben ihren Verrat gestanden und die Regeln des Clans auf Verrat sind eindeutig, Familienzugehörigkeit hin oder her. Wir waren darauf vorbereitet, doch der Angriff ging von ihnen aus. Kazuhiko starb durch meine Hand, Hiroshi wollte fliehen und hatte einen fatalen Autounfall. Die Polizei wird sich deshalb sicher bald melden.“

„Das war dir nur recht, was?! Du hast Kazuhiko schon immer gehasst, verfluchter Gaijin-Bastard!“ keifte Daichi in einem Anflug von Verzweiflung.

„Du hast mir selbst vor nicht einmal einer Stunde gestanden, dass der Vorschlag, Yukimura-sensei zu töten, von dir kam, alter Mann! Und du hast um Kazuhikos Leben gebettelt wie der ehrlose Hund, der du bist! Also tu nicht so, als wärst du das Opfer hier!“ blaffte Tetsuo zurück und erhob sich halb, die Hände zu Fäusten geballt.

„Ich habe genug gehört“, sagte Hideyoshi ernst. „Hast du noch irgendetwas dazu zu sagen, Daichi?“

„Es wurde alles gesagt...“ Daichi saß zusammengesunken auf seinem Platz. „Ich habe kein Recht mehr, dich um Verzeihung zu bitten, für dieses Verhalten gibt es keine Absolution. Erlaubst du mir zu gehen? Ich habe meine Söhne verloren und... muss für Sumire sorgen.“

„Du bist aus dem Clan verstoßen. Du kennst den einzigen Weg, deine Ehre und die deiner Familie zu retten. Geh und tritt mir nie wieder unter die Augen“, befahl der Oyabun mit schneidender Stimme, dann drehte er sich demonstrativ auf seinem Platz um, um seinen jüngeren Bruder nicht mehr ansehen zu müssen. Daichi stand zitternd auf und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort.

 

„Sayuri, ruf bitte... einen Krankenwagen. Ich kann nicht...“ murmelte Hideyoshi schwach, das Gesicht vor Schmerzen verzogen und mit Tränen in den Augen, bevor er kraftlos zusammensackte.

Es polterte leise, als Tetsuo mit dem Gesicht voran auf den Tatami-Boden des Zimmers fiel, statt aufzustehen und wie alle anderen dem Oyabun zur Hilfe zu eilen.

„Zwei Krankenwagen, Sa-chan!“

Chapter Text

Tōru schob die Bildschirmbrille auf seinem Nasenrücken zurecht und fokussierte sich auf den Bildschirm vor ihm, auf dem nach und nach ein detaillierter Hintergrund für ein Mangapanel entstand. Kou steckte mitten in den Vorbereitungen für die Comiket im kommenden Monat, weshalb seine Editorin ihn beauftragt hatte, ihn bei der Überarbeitung seiner Mangakapitel zu unterstützen. Sie waren zwar schon fertig, aber da Kou so perfektionistisch war, gab es immer etwas, wo er noch nachbessern wollte. Bevor er sich in endloser Detailarbeit verlor, war es Tōrus Aufgabe, hier und da kleinere Fehler auszumerzen, damit sein Senpai Zeit für die Dinge hatte, die er für die Comiket beenden musste, was er am Tag zuvor mit seiner Unterstützung geschafft hatte und sich hoffentlich einen Tag Pause gönnte, bevor er weiterarbeitete. Er brach mit den Fingerspitzen ein Stück der Zimtschnecke ab, die Izumi nach seiner Schicht im Lemon mitgebracht hatte und steckte es sich in den Mund, während er den Stylus über das Grafiktablet gleiten ließ. Sein Freund hatte tief und fest geschlafen, als Tōru aufgestanden war, um zu arbeiten.

Izumi hatte den kleinen Raum, den er bisher als Abstellkammer und Gästezimmer genutzt hatte für ihn freigeräumt, als sie sich einen Monat zuvor dazu durchgerungen hatten, zusammenzuziehen. Tōru hatte trotzdem den ganzen Juni gebraucht, alle Formalitäten zu erledigen und einen Nachmieter für seine alte Wohnung zu finden, damit er nicht noch drei Monate lang Miete zahlen musste, bis sie gekündigt werden konnte. Der Umzug selbst hatte nur wenige Tage in Anspruch genommen, da Izumi kurzerhand seinen Zwillingsbruder Shiro und Tōrus Freunde aus dem Zirkel mobilisiert hatte, um ihnen zu helfen. Tōru hatte sich geweigert, allzu viel Hilfe von Kou und Kazuki anzunehmen, Shiro war der Kompromiss, da er einen Transporter organisieren konnte, die Jungs, die für ihn arbeiteten, brachte er zu seiner Erleichterung jedoch nicht mit. Er hatte nach wie vor seine Schwierigkeiten damit, dass sein bester Freund und sein Partner so enge Verbindung zur Yakuza hatten, auch wenn er selbst indirekt für Kazuki im Club arbeitete, war das eine ganz andere Dimension, mit der er sich nur schwer arrangierte.

Tōru speicherte seine Arbeit ab, als er damit zufrieden war, und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Der Geruch von frischer Blumenerde stieg ihm in die Nase, da Izumi am Wochenende einige seiner Pflanzen umgetopft und sie ihm ins Arbeitszimmer gestellt hatte, damit es nicht ganz so sehr nach Arbeit aussah. In einem Regal neben der Tür bewahrte er nach wie vor die Utensilien auf, die er für die Pflege der Pflanzen brauchte, so dass er ihn dort öfter besuchen würde, um etwas zu holen oder ihm an seinem freien Tag Gesellschaft zu leisten. Tōrus andere Sachen waren in der ganzen Wohnung verteilt, so dass sie um einiges wohnlicher geworden war, seit er ihn im Februar das erste Mal dort besucht hatte. Das große Makkachin-Plüschtier lag auf dem Sofa und leistete ihnen Gesellschaft, wenn sie sich dort aufhielten.

 

Er spülte das Gebäck in seinem Mund mit einem Schluck kaltem Kaffee herunter, als sein Handy klingelte und er den Anruf seines Vaters entgegennahm.

„Hallo, Paps. Was gibt’s?“ begrüßte er ihn und befestigte das Handy in der Halterung auf dem Tisch, damit er weiteressen konnte. Im Display sah er das Gesicht seines Vaters, dem etwas der Schweiß auf der Stirn stand, nachdem er wahrscheinlich in der sommerlichen Hitze etwas für die Gäste in seinem Ryokan erledigt hatte.

„Hallo Tōru. Geht es dir gut?“ fragte er ihn.

„Ja, sehr gut.“ Tōru musste sich beherrschen, nicht zu breit zu grinsen.

„Deine Schwester ist seit gestern hier und erzählte uns, du wärst umgezogen. Davon hast du uns noch gar nichts gesagt“, sagte er mit einem Hauch Besorgnis in der Stimme. „Was stimmte denn nicht mit deiner Wohnung in Shinbashi? War sie doch zu teuer?“

„Wie hat Airi das denn formuliert, dass du dir tatsächlich Sorgen machst, Paps?“ Er hob fragend die Augenbrauen, es überraschte ihn, dass sein Vater so interessiert daran war.

„Sie sagte nur, dass du Schwierigkeiten wegen eines Nachmieters gehabt hättest, weil du nicht für die Dauer der Kündigungsfrist noch Miete zahlen wolltest, daher klang es so, dass du finanzielle Probleme hast“, erklärte er.

Tōru atmete geräuschvoll durch die Nase aus, er würde seiner kleinen Schwester bei der nächsten Gelegenheit den Mund zukleben, damit sie nicht so viel tratschen konnte.

„Ich habe keine finanziellen Probleme, Paps. Tatsächlich läuft es gerade wirklich gut, ich habe vom Verlag aus viel zu tun und bei dem anderen Job läuft es auch, da bin ich aber nur noch an zwei bis drei Abenden in der Woche.“

„Wieso bist du dann umgezogen?“

„Weil ich seit Monaten kaum noch dort geschlafen habe und nur zum Arbeiten dort war. Es hat sich einfach nicht mehr gelohnt, dafür weiter Miete zu zahlen.“

„Also hast du endlich jemanden gefunden? Sehr gut. Besuchst du uns noch in deinen freien Tagen? Du kannst sie auch mitbringen." Das Gesicht seines Vaters hellte sich auf, er freute sich offensichtlich, dass Tōru sein ewiges Singledasein aufgegeben hatte.

„Ja, habe ich. Der Plan steht nach wie vor, dass ich euch nächste Woche besuche, und wenn du so sehr darauf bestehst, bringe ich die Person mit, wenn sie nichts dagegen hat und sich so kurzfristig freinehmen kann. Bisher haben wir nicht darüber gesprochen.“ Er schob sich den Rest seiner Zimtschnecke in den Mund. „Ich will aber Urlaub machen und nicht arbeiten, wenn ich bei euch bin, Paps.“

„Wenn du allein kommen würdest, hätte ich sicher die ein oder andere Aufgabe für dich, damit du nicht vergisst, wie man ein Ryokan führt, Tōru“, entgegnete sein Vater. „Aber wenn du jemanden mitbringst, lasse ich mit mir reden.“

Tōru schnaubte und fuhr sich mit der Hand durch seine strubbeligen Haare. „Ich werde dich daran erinnern.“ Er schaute über die Schulter, als er Izumi aus dem Schlafzimmer kommen hörte. „Ich melde mich nochmal, wenn ich weiß, ob ich allein komme oder nicht.“

„Tu das. Wir freuen uns, dich endlich mal wiederzusehen, Tōru.“

Er legte auf und der Rotblonde erhob sich von seinem Platz, um seinem Freund in der Küche Gesellschaft zu leisten.

„Habe ich dich geweckt? Ich hätte die Tür schließen sollen...“ Er drückte die Nase in Izumis Nacken, nachdem er die Arme um seine Taille gelegt hatte.

„Nö, mein Wecker hat mich geweckt. Mit wem hast du telefoniert, Tora?“ Der Schwarzhaarige füllte Kaffee in seine Regenbogentasse, während er sich an ihn schmiegte.

„Meinem Vater. Airi, meine kleine Schwester, hat meinen Eltern erzählt, dass ich umgezogen bin und er hat wohl gehofft, dass ich so in finanziellen Schwierigkeiten bin, dass ich zurück nach Ōdate gehe, weil mir die große Stadt zu teuer wird... stattdessen darf er sich jetzt freuen, dass ich nicht mehr Single bin“, antwortete er.

„Du hast es ihm bisher noch nicht erzählt?“ Er warf ihm einen überraschten Blick zu.

„Nein, war einfach noch keine Gelegenheit. Es wundert mich ja, dass Airi ihm nichts erzählt hat, aber sie weiß, was sie erzählen darf, auch wenn sie gerne tratscht. Er hat angeboten, dass die andere Hälfte meiner Beziehung ebenfalls willkommen ist, wenn ich nächste Woche hinfahre...“

„Hmmm... Willst du denn, dass ich mitkomme?“ fragte Izumi neugierig.

„Ich kann mir kaum vorstellen, nochmal länger als einen Tag von dir getrennt zu sein, also... ja? Sofern du es einrichten kannst.“ Tōru drehte ihn um und lehnte die Stirn an seine.

„Ich frage den Chef, ob ich meinen Urlaub umlegen kann. Mittlerweile weiß er ja von uns, deshalb glaube ich nicht, dass er da irgendwelche Einwände hat. Wie viele Details hast du deinem Vater erzählt?“

„Keine. Er hält mich ja immer noch für hetero und meinetwegen darf er das glauben, bis wir da sind. Dass die Person, mit der ich so unbeschreiblich glücklich bin, männlich ist und das Heißeste, das Tokio zu bieten hat, muss er jetzt noch nicht wissen“, sagte er grinsend. „Soll ich uns dann Zugtickets buchen?“

„Hast du das noch nicht getan?“ Izumi lehnte sich ein Stück zurück, damit er etwas von seinem Kaffee trinken konnte. „Für dich, meine ich.“

„Ich hätte das Motorrad genommen. Es sind zwar über 700 Kilometer, wenn ich über Niigata fahre, aber wäre nicht das erste Mal und die Strecke ist schöner als die kürzere über Sendai. Alleine Zug fahren finde ich unbeschreiblich langweilig, das verleitet mich immer zum Arbeiten und das will ich in meinem Urlaub nicht tun.“

„Lass das mit der Buchung. Ich rufe den Chef gleich an und frage ihn, dann... sollte ich Shiro besuchen und ihn fragen, was er mit meiner Ninja gemacht hat. Hoffentlich nicht verkauft...“ Er schaute ihn leicht panisch über den Rand seiner Kaffeetasse an.

„Du hast ein Motorrad? Davon hast du mir noch gar nichts erzählt, Shinamon.“

„Es steht auch nicht hier, weil zur Wohnung keine Garage gehört und ich es normalerweise nicht brauche. Ich habe es bei meinem Bruder untergebracht, als ich hierhergezogen bin und der...“ Izumi seufzte resigniert. „Am besten rufe ich gleich Tetsuo oder Onkel Kazuki an, die wissen wahrscheinlich eher, wo sie steht.“

„Bist du dir sicher? Nachdem, was Kou erzählt hat, vergessen die alle gerne mal, wo welches Auto steht, weil sie zu viele haben und zu wenig Platz in Asakusa, bei Motorrädern wird das sicher nicht anders sein.“ Tōru hob amüsiert die Augenbrauen.

„Nicht bei Motorrädern, die hütet Kazuki wie einen Schatz. Ich habe ihn nur einmal richtig sauer auf uns erlebt und das war, weil Shiro aus purer Neugier die Schutzplane von seiner 83er Kawasaki Z440 gezogen hatte und dadurch ein Mikrokratzer auf den Tank kam, den er selbst lackiert hat. Und weil ich danebenstand, habe ich das ebenso abbekommen wie mein hitzköpfiger Bruder“, erklärte er mit einem leichten Grinsen.

„Was hat er gemacht...? Kazuki, meine ich.“

„Uns die Standpauke unseres Lebens gehalten bezüglich des Anfassens von Dingen, die anderen gehören. Ich geb’s zu, die Garage war eigentlich abgeschlossen gewesen und wir haben uns durchs Fenster reingeschlichen, einfach weil er so viele coole und alte Motorräder hat, dass wir neugierig waren. Dass er uns erwischt, war nicht geplant.“ Izumi zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Haruka hat Shiro den Floh ins Ohr gesetzt, das konnte sie schon immer gut und er hat ihr aus der Hand gefressen, kaum dass wir Teil dieser Familie wurden. Wirklich geändert hat sich das offenbar nicht, aber sie ist ein guter Mensch wie ihr Vater, nur furchtbar verwöhnt.“

Tōru schaute Izumi an, während dieser seinen Kaffee trank und an einer Zimtschnecke knabberte. Das Herz klopft ihm bis zum Hals, weil er so spontan bereit war, ihn zu begleiten und seine Eltern kennenzulernen ungeachtet aller Probleme, die das mit sich bringen könnte. Sich ihn in Motorradkleidung vorzustellen, machte jedoch auch noch ganz andere Dinge mit ihm.

„Erde an Tōru, alles klar?“ Der Schwarzhaarige piekte ihn sanft in die Wange.

„J... Ja. Lass uns den Urlaub genießen, ich... plane die Route um und wir legen irgendwo einen Zwischenstopp ein, okay?“ Tōru leckte einen Krümel von seinen Lippen und ließ ihn dann los, bevor er seine Pause noch mehr verlängerte, als er sollte.

„Klingt großartig. Geh du weiter arbeiten, Tora, ich gehe telefonieren“, entgegnete Izumi, tätschelte seinen Po, nachdem er sich umgedreht hatte und ging mit Kaffee und einer weiteren Zimtschnecke ins Wohnzimmer, um ihren Chef anzurufen.

 

Tōru zuckte zusammen, als Izumi ihn etwas später sanft auf die Schulter tippte. Er zog die Noise Cancelling Kopfhörer von den Ohren und drehte sich zu ihm um.

„Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken, Tora“, gurrte Izumi, rutschte rittlings auf seinen Schoß und küsste ihn auf die Nasenspitze.

„Schon in Ordnung. Hast du den Chef erreicht?“ Er legte beide Hände auf seinen Po, der in einer hellblauen Leinenhose steckte.

„Ja. Er ist einverstanden, dass ich meinen Urlaub vorziehe. Ich habe für nächste Woche auch keine festen Termine mit Kundschaft ausgemacht, daher muss ich auch nichts verschieben.“ Izumis zimtbraune Augen funkelten freudig. „Weißt du, ob Kou und die anderen noch im Miyamoto-Anwesen sind? Du sagtest gestern, er wäre doch länger dort, weshalb du hier geblieben bist, statt nach Asakusa zu fahren.“

„Ich weiß es nicht. Er hat mir auch nicht gesagt, weshalb sie länger bleiben, irgendwas mit Problemen im Clan, ins Detail wollte er nicht gehen, damit ich mir keine Sorgen mache...“ Tōru runzelte die Stirn.

„Hast du dir Sorgen gemacht, Tora?“

„Natürlich. Er war unkonzentriert und hat Sachen dreimal überarbeitet, die eigentlich am Freitag schon fertig waren, nur um dann das Backup vom Freitag an den Verlag zu schicken, nachdem ich ihm gesagt habe, er soll es nicht verschlimmbessern...“ Er strich mit den Fingerspitzen über den glatten Stoff von Izumis Hose. „Ich bin froh, dass er schon fertig ist und nicht noch bis Freitag an dem Zeug sitzt. Er braucht eine Pause nach der letzten Woche.“

„Allerdings. Und dann musste er sich am Samstag noch mit der ganzen Miyamoto-Familie rumschlagen. So gern ich wegen Hideyoshi dabei gewesen wäre, bin ich doch ganz froh, dass wir arbeiten mussten und drum herum gekommen sind“, sagte Izumi leicht bedrückt. „Shiro hat mir geschrieben, dass es wohl Ärger mit Daichi gab, er ist einer von Hideyoshis jüngeren Brüdern. Ich kenne ihn nicht gut, aber er ist sehr konservativ und mit queeren Menschen kommt er gar nicht zurecht. Ein richtiges Ekel.“

„Ohje... Armer Kou. Ich rufe ihn später an, um zu hören, wie es ihm geht und ob er sich auch ausruht. Apropos Shiro... Rufst du ihn noch an wegen deinem Motorrad oder fährst du direkt hin?“

„Ich rufe ihn noch an. Am Ende ist niemand zuhause und ich bin nur hingefahren, um Aoi zu streicheln und Axolotl zu begutachten. Was an jedem anderen Tag ein valider Grund wäre, aber nicht heute“, antwortete der Schwarzhaarige grinsend, rutschte von seinem Schoß und strich sich die Hose glatt, in die er ein schmal geschnittenes, weißes T-Shirt gesteckt hatte. „Ich sage dir Bescheid, bevor ich gehe.“

 

~

 

„Ist das gut so? Nicht zu fest oder zu locker?“ fragte Shiro, während er die Bandage um Tetsuos Brust wickelte, damit die zwei gebrochenen Rippen etwas gestützt wurden.

„Passt...“ entgegnete der Blonde matt, er kraulte Aoi, die sich auf seinen Schoß gesetzt hatte, kaum dass er nach der überfälligen Dusche auf dem Sofa Platz genommen hatte.

Er spannte den Kiefer an, als Shiro die Bandage zum Befestigen etwas anzog und ihn dann besorgt ansah, die Haare noch feucht von der kurzen Dusche, während Tetsuo sich abgetrocknet und eine Hose angezogen hatte.

„Willst du dich lieber hinlegen?“ Der Schwarzhaarige hatte die Stirn gerunzelt, es war ihm anzusehen, dass er alles andere als einverstanden damit war, dass er sich nach nur einer Nacht im Krankenhaus selbst entlassen hatte.

„Ich habe fürs Erste genug gelegen, sitzen ist gerade angenehmer. Krankenhausbetten sind unbequem.“ Tetsuo grinste schief. „Hat der Arzt noch was zu dir gesagt, bevor wir weg sind? Während ich bei Hideyoshi war?“

„Ja. Er hat dir absolute Ruhe verordnet, keine übermäßigen Anstrengungen, viel Schlaf und in den ersten Tagen nur leichte Bewegungen. Und Schmerzmittel, Schonhaltung führt nur zu mehr Beschwerden, du bist immerhin nicht mehr der Jüngste“, erklärte Shiro mit einem Grinsen, dann stand er auf und holte ihm eine Flasche Wasser aus der Küche, damit er die unterwegs in der Apotheke abgeholten Schmerztabletten nehmen konnte.

„Werd nicht zu frech, Hitzkopf“, warnte er ihn, bevor er eine Tablette nahm. „Was ist mit dir? Nur Kratzer?“

„Kratzer, ein paar Prellungen und eine leichte Schnittwunde am Arm, die nicht genäht werden musste. Bei den Jungs sieht es ähnlich aus, wir hatten Glück, dass keiner von denen Schusswaffen dabei hatte, sonst wäre es wahrscheinlich schlimmer ausgegangen.“ Er setzte sich neben ihn aufs Sofa und zog sein Handy aus der Hosentasche. „Ich habe Onkel Kazuki informiert, dass ich dich nach Hause gebracht habe. Er klang gestresst und war sehr kurz angebunden.“

„Im Anwesen muss die Hölle los sein... Und ich kann ihm nicht helfen, weil dieser Feigling mich mit einem Baseballschläger zu Brei schlagen wollte...“ Tetsuo rieb sich die Stirn, dann befühlte er den mit Wundnahtstreifen versorgten Schnitt unterhalb seines rechten Auges, die Haut rundherum war empfindlich und zu einem ordentlichen Veilchen verfärbt, wie er im Spiegel gesehen hatte. „Sonst irgendwelche Infos?“

„Nein, bis jetzt noch nicht. Es ist auch gerade mal Mittag, die werden genug zu tun haben.“ Shiro gähnte herzhaft, er hatte in der vergangenen Nacht nicht wirklich geschlafen, um ein Auge auf seinen Ziehvater zu haben und nebenher Haruka zu beruhigen, die sich große Sorgen gemacht hatte, so dass sie stundenlang telefoniert hatten.

„Du musst nicht hier sitzen bleiben, Shiro. Ich komme allein zurecht, zwei gebrochene Rippen machen mich nicht zum Krüppel.“ Der Blonde strich ihm über die Schulter. „Und da du immer so gut mitdenkst, habe ich sogar Essen da, um nicht zu verhungern. Geh in deine Wohnung und leg dich schlafen.“

„Es geht schon. Ich lasse dich jetzt sicher nicht allein.“

„Ich bin nicht allein, Aoi ist da.“

„Aoi nagt dich wahrscheinlich an, wenn du umkippst, weil du dich übernimmst. Bevor du nicht sicher im Bett bist, gehe ich nirgendwo hin und da du da gerade nicht hinwillst...“

Tetsuo grunzte amüsiert, Aoi sah Shiro misstrauisch an und stellte sich dann mit den Vorderpfoten auf Tetsuos Schulter, um schnurrend den Kopf an seinem Kinn zu reiben, bevor sie von ihm herunterhüpfte und zur Wohnungstür trabte. Sie wartete mit freudig aufgestelltem Schweif bis die Wohnungstür geöffnet wurde und Hotaru hereinkam, der zwei vollgepackte Reisetaschen vom Wochenende auf den Fußboden fallen ließ, bevor er die Tür hinter sich zuschob und die graue Katze begrüßte.

„Hallo, du flauschiges, süßes Wesen“, gurrte er, ging in die Hocke und kraulte sie zwischen den Ohren, als sie sich schnurrend an seine Hand schmiegte. „Ich habe dich auch vermisst, Aoi-chan.“

Der Rothaarige zog die Schuhe aus und betrat die Wohnung, Aoi blieb ihm dicht auf den Fersen bis er im Wohnzimmer stehenblieb und Tetsuo und Shiro ernst ansah.

„Hey“, grüßte Tetsuo ihn mit einem schiefen Lächeln.

„Bist du eigentlich völlig bescheuert, Tetsuo?!“ blaffte Hotaru ihn an, ohne auf seine Begrüßung einzugehen. „Du kannst dich doch nicht nach nur einer Nacht im Krankenhaus selbst entlassen, nach allem, was du gestern abgekriegt hast!“

„Sie haben mich geröntgt und untersucht, es sind nur zwei gebrochene Rippen, Aru und ein paar Kratzer“, gab Tetsuo zurück, irritiert von seinem Ausbruch.

„Nur? NUR? Das ist keine Lappalie, sondern eine ernstzunehmende Verletzung! Wer soll sich um dich kümmern, wenn du hier zuhause bist? Ich muss dich bei Kazuki vertreten, der bleibt bis auf Weiteres im Anwesen, solange Hide im Krankenhaus ist“, schimpfte der Rothaarige weiter.

Bevor er weiter meckern konnte, klingelte Shiros Handy. Der Schwarzhaarige stand auf, ging ein paar Schritte und nahm den Anruf entgegen: „Was kann ich für dich tun, Izumi?“

„Das ist unverantwortlich von dir, Tetsuo! Und von dir auch, Shiro! Du hättest ihn davon abhalten sollen!“ Hotaru hatte die Hände verärgert in die Hüften gestemmt und die Augenbrauen zusammengezogen, ein Pflaster bedeckte eine Schramme an seinem Kieferknochen.

„Warte kurz, Izumi“, sagte Shiro ruhig, dann sah er zu Hotaru. „Es tut mir leid, aber was denkst du, was ich hätte tun sollen? Ich bin für die Visite aus dem Zimmer gegangen und als ich zurückkam, hatte er schon alles unterschrieben und war dabei, sich anzuziehen. Ich bin der letzte, auf den er in so einem Fall hört. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihn nach Hause zu bringen, bevor er sich ein Taxi ruft und sich allein auf den Heimweg macht.“

„Wie gut, dass ich mir das Geld fürs Taxi sparen konnte“, bemerkte Tetsuo und stand mühsam auf. „Hör mal, Aru, es ist nicht das erste Mal, dass ich mir die Rippen bei einem Kampf gebrochen habe...“

„Umso schlimmer! Das wird doch nicht besser mit jedem Mal!“ Er stellte sich vor ihn und piekte ihn mit dem Zeigefinger in die Brust. „Du bist ein schlimmerer Hitzkopf als Shiro und ein Trottel und ein Idiot und verantwortungslos! Du bist nicht mehr zwanzig, Tetsuo! Du kannst deine Gesundheit nicht so leichtsinnig aufs Spiel setzen! Kazuki braucht dich, ich kann deinen Platz nicht einnehmen! Hast du überhaupt darüber nachgedacht oder denkst du nur an dich selbst, du blöder Macho?!“

Der Blonde spannte den Kiefer an und schwieg. Er zog Hotarus Hand von seiner Brust weg, schob sich an ihm vorbei und ging zum Schlafzimmer, dessen Tür er hinter sich zuwarf. Hotaru schnaubte ärgerlich, dann trug er die Taschen ins Bad, um die Wäsche in die dort stehenden Körbe zu sortieren, sein Schimpfen über Tetsuo war weiterhin zu hören.

„Wow, ist ja richtig dicke Luft bei euch, Shiro-nii. Was ist passiert?“ klang Izumis Stimme aus Shiros Handy, das dieser auf laut gestellt hatte, damit Izumi mithören konnte.

„Clan-Dinge“, entgegnete Shiro knapp, er überlegte, wie er die Situation seinem Zwillingsbruder erklären sollte. „Die offizielle Version ist, dass wir in eine Kneipenschlägerei geraten sind und Tetsuo hat sich dabei zwei Rippen gebrochen.“

„Die inoffizielle will ich nicht wissen. Wie geht’s ihm?“

„Angeschlagen, aber das wird schon wieder. Du weißt, wie er ist.“ Shiro ließ sich aufs Sofa fallen und rieb sich mit der Hand über das Gesicht. „Hideyoshi ist auch im Krankenhaus, es war gestern alles zu viel für ihn. Wahrscheinlich das ganze Wochenende.“

„Hmm... Wegen Daichi?“

„Auch. Weshalb hast du angerufen, Izumi?“, fragte Shiro gähnend.

„Tōru hat mich spontan eingeladen, nächste Woche mit zu seinen Eltern zu fahren und ich brauche meine Ninja. Geht’s ihr gut oder hast du sie ausgeschlachtet?“ plapperte Izumi fröhlich.

„Sie ist in einem makellosen Zustand, soweit ich weiß. Sie steht mit unseren Bikes in der Garage und bekommt dieselbe Pflege wie alle anderen“, antwortete er schmunzelnd. „Wohnen Tōrus Eltern nicht in Akita?“

„Ja, Ōdate um genau zu sein. Sie haben dort ein Ryokan, das seit Ewigkeiten in Familienbesitz ist.“

„Bist du dir sicher, dass du die Strecke mit dem Motorrad fahren willst? Du bist wie lange nicht gefahren? Zwei Jahre?“

„Das passt schon. Ich habe ja noch eine Woche, um zu üben. Und mir neue Klamotten zu kaufen... Und Transport Cases, ich kriege nie alles in einen Rucksack, was ich mitnehmen will.“ Izumi grunzte frustriert.

„Ich habe noch die Cases von meiner alten Ninja, die sollten an deine passen. Kannst du gerne haben, dann musst du keine neuen kaufen.“

„Du bist der beste Bruder der Welt. Wann kann ich sie abholen? Ich brauche eine halbe Stunde mit der Bahn.“

„Hmmm... Ich kann sie dir auch vorbeibringen“, schlug Shiro vor.

„Nichts da, Shiro“, sagte Hotaru, der aus dem Bad zurück war und ihr Gespräch offenbar mitgehört hatte. „Du bist völlig übermüdet, du fährst heute nirgendwo hin und den einzigen Weg, den du noch gehst, ist der in dein Bett. Kannst du deinen Besuch auf morgen verschieben, Izumi?“

„Aber klar. Morgen ist mein freier Tag und heute scheint ihr alle etwas angespannt zu sein, da will ich mich nicht aufdrängen“, antwortete Izumi verständnisvoll. „Hör auf unseren Stiefaru, wenn er dich ins Bett schickt, Shiro-nii.“

Shiro lachte leise. „Ich bin morgen den ganzen Tag hier, Izumi. Komm einfach vorbei.“

„Geht klar. Dann sehen wir uns morgen.“

„Brauchst du noch etwas, bevor ich gehe, Hotaru?“ Der Schwarzhaarige stand auf, nachdem er aufgelegt hatte.

„Nein. Ich fahre auch gleich wieder, wollte nur die Wäsche herbringen und mir was Frisches zum anziehen holen. Kou ist oben, er packt etwas für Kazuki ein und bleibt dann hier“, informierte Hotaru ihn. „Es stehen zwei Phönixe vor Kazukis Wohnungstür, damit Kou geschützt ist, auch wenn ich bezweifle, dass das jetzt noch nötig ist... Er wollte sich ebenfalls ausruhen, wenn du magst, kannst du nach ihm schauen, wenn du ausgeschlafen hast.“

„Mache ich. Gibt es neue Informationen seit gestern Abend?“ fragte er, während er sich die Schuhe anzog.

„Nicht wirklich. Wir hatten gleich heute Früh die Polizei auf der Matte stehen. Kazuki hat bis zum Mittagessen als Hides Vertreter mit ihnen gesprochen“, antwortete er. „Sie scheinen die offiziellen Erklärungen geschluckt zu haben, er weiß, wie er mit ihnen reden muss.“

„Mhm... Hotaru, entschuldige, wenn ich mich einmische, aber sei nicht zu hart zu Tetsuo, ja?“

Der Angesprochene schnaubte ärgerlich. „Das hat er sich selbst zuzuschreiben. Jetzt geh, bevor du im Stehen einschläfst.“

„Jawohl.“ Shiro verbeugte knapp mit einem kleinen Grinsen, dann ließ er ihn allein.

Hotaru füllte Aois Näpfe auf, bevor er frische Kleidung in seine Tasche packte, die er im Schrank im Gästezimmer hatte, so dass er nicht zu Tetsuo ins Schlafzimmer musste, um sie zu holen. So gern er seinem Partner noch einmal deutlich machen wollte, wie dämlich er sich verhalten hatte, wusste er, dass es rein gar nichts bringen würde. Er wollte Kazuki auch nicht zu lange warten lassen, da er sich nur für eine Stunde abgemeldet hatte, um Kou nach Hause zu bringen und die Sachen zu holen. Allerdings machte sich das schlechte Gewissen bemerkbar, Tetsuo so angefahren zu haben, kaum dass er die Wohnungstür hinter sich zugezogen hatte.

Chapter Text

Kazuki lehnte sich seufzend auf die Ellbogen zurück und schloss für einen Moment die Augen, nachdem der letzte Kyodai, der unbedingt seine Treue zum Clan und seine Bestürzung über Kazuhikos und Hiroshis Verrat persönlich beteuern wollte, das Besprechungszimmer verlassen hatte. Nicht wenige hochrangige Männer des Clans waren seit dem frühen Nachmittag vorstellig geworden, um zu verhindern, dass irgendjemand auf den Verdacht kommen könnte, sie hätten von dem Verrat gewusst oder ihn unterstützt. Hotarus Finger klapperten auf der Tastatur seines Laptops, über den er die claninterne Datenbank mit den Informationen fütterte, die sie zuletzt gehört hatten. Hideyoshi führte penibel Buch, wer ihm was erzählte, um stets auf dem Laufenden zu sein und in gewissen Fällen etwas gegen die in der Hand zu haben, die nicht den Idealen des Clans folgten. Nur der Oyabun und seine engsten Assistenten hatten Zugriff auf die Datenbank, damit sonst niemand etwas damit anstellen konnte und seit diesem Tag auch Kazuki als sein Waka, da er ihn auf unabsehbare Zeit vertreten musste. Kazuki war dankbar, dass Hotaru sich ohne zu zögern bereit erklärt hatte, ihm zu assistieren, da er sich mit allem auskannte und Kazuki Hideyoshis neuen Assistenten nicht wirklich kannte. Dieser hatte ihnen den Laptop und die nötigen Unterlagen gebracht und ihnen weitere Hilfe angeboten, sollten sie noch Fragen haben, bevor er sich in sein Büro zurückgezogen hatte.

„Das sollte alles sein…“ sagte Hotaru erleichtert, als er damit fertig war, alles einzugeben. „Willst du nochmal drüber schauen, Kazuki?“

„Nein, du hast selbst alles gehört, ich denke nicht, dass ich dich kontrollieren muss“, antwortete Kazuki matt, dann stand er auf und streckte sich, dass es in seinem Rücken knackte. „Wir haben das Abendessen verpasst.“

„Sayuri hat uns sicher etwas aufgehoben.“ Hotaru klappte den Laptop zu, stapelte seine Notizen darauf und erhob sich ebenfalls. „Soll ich dir nach dem Essen ein Bad einlassen? Eine Massage? Minzöl gegen Kopfschmerzen? Tee?“

Der Ältere grunzte amüsiert, öffnete die oberen beiden Hemdknöpfe und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Alles davon? Du bist ein sehr fürsorglicher Assistent, Hotaru, übernimm dich nicht. Du hast dir auch eine Pause verdient.“

„Mach dir darum keine Gedanken. Ich kann erst Pause machen, wenn ich weiß, dass du alles hast, was du brauchst.“

„Kou?“

Hotaru grinste, dann legte er den Kopf schief und sah ihn an. „Ich überlege mir etwas, wie ich dich hier rausschmuggeln und zu Kou bringen kann. Er wird so schnell nicht hierherkommen wollen. Heute wird das aber eher nichts mehr.“

„Tetsuo erzählen wir das besser nicht, sonst hält er uns noch für verantwortungslos.“ Er legte ihm einen Arm um die Schultern und drückte ihn kurz, als er die Lippen zusammenpresste und nichts darauf sagte. „Er wird schon wieder, so eine Verletzung wirft ihn nicht aus der Bahn.“

Sie verließen den Besprechungsraum über die Veranda, um durch den Garten zu Sayuris Wohnung zu gehen.

„Ich weiß… Er hätte trotzdem noch ein paar Tage im…“ begann Hotaru, wurde aber unterbrochen, als Sayuri ihnen mit ernstem Gesicht entgegenkam. „Sayuri? Ist etwas passiert? Hide…?“

„Meinem Vater geht es gut, keine Sorge“, beschwichtigte sie ihn. „Es ist etwas anderes… Sumire hat mich gerade angerufen.“

„Soll Yoshiro nach Hause?“ fragte Kazuki ernst.

„Heute nicht mehr, das ist sicher auch besser so.“ Sie zupfte an ihren Ärmeln, bevor sie schließlich die Arme vor der Brust verschränkte. „Daichi ist tot. Sie hat ihn in seinem Arbeitszimmer gefunden, nachdem sie von Fumiko zurückgekommen war.“

„Suizid?“ hakte Kazuki nach, woraufhin Sayuri nur nickte. „Weiß Yoshiro es schon?“

„Noch nicht. Es ist eine Sache, seine Halbbrüder zu verlieren, die einem fremd waren, als seinen Vater… Sumire hat den Notruf gewählt und wird vorerst nicht zuhause wegkönnen. Wir müssen es ihm sagen… Es wäre grausam, es ihm vorzuenthalten, damit er es erst morgen erfährt“, antwortete Sayuri bedrückt.

Kazuki rieb sich mit der Hand über das Gesicht, Abendessen und Bad mussten wohl warten, bis er das hinter sich gebracht hatte. Er bot Sayuri seinen Arm an, den sie dankend annahm, so wenig sie es sich anmerken ließ, musste sie der Verlust in ihrer Familie schmerzen und sie war froh über die aufmerksame Geste. Sie schmiegte sich während des Rückwegs zu ihrer Wohnung an ihn, um Kraft zu sammeln, Yoshiro die schlechte Nachricht zu überbringen.

 

„Haru-chan, Yoshiro-kun, kommt ihr bitte für einen Moment nach unten?“ rief Sayuri vom Fuß der Treppe ins Obergeschoss.

Prompt hörte sie Füße auf den Holzdielen im Flur trappeln und die zwei Teenager am oberen Ende der Treppe auftauchen.

„Was gibt’s, Mama? Hast du doch noch Nachtisch?“ fragte Haruka grinsend und lief vor dem kopfschüttelnden Yoshiro nach unten.

„Später vielleicht.“

Sayuri ging voran ins Wohnzimmer, in dem Kazuki mit ernster Miene am Tisch saß, Hotaru saß mit untergeschlagenen Beinen etwas entfernt. Haruka zog Yoshiro neben sich auf den Fußboden und sah ihre Eltern erwartungsvoll an, Takuya, der auch zuhause stets in ihrer Nähe war, setzte sich zu Hotaru.

Kazuki wartete, bis Sayuri ebenfalls Platz genommen hatte, räusperte sich und sprach mit aufrichtigem Bedauern in der Stimme: „Yoshiro-kun, die vergangenen beiden Tage waren voll schlechter Nachrichten für dich, doch leider muss ich dir noch eine weitere schlechte Nachricht überbringen.“ Er sah dem Jungen an, dass es in seinem Kopf ratterte, was folgen würde. „Dein Vater Daichi ist tot. Er hat angesichts der Vorkommnisse der vergangenen Tage entschieden, sein Leben zu beenden. Es… tut mir aufrichtig leid, Yoshiro-kun…“

„Wa… Was…? Das kann nicht… Er…“ druckste Yoshiro, dicke Tränen quollen ihm aus den Augen und er schlug die Hände vor den Mund, um ein Schluchzen zu ersticken. „Er hat… das getan und sich so vor der Verantwortung gedrückt…? Was ist mit meiner Mutter?“

„Sumire hat ihn gefunden“, antwortete Sayuri leise. „Sie wird sich melden, wenn alles soweit geregelt ist und morgen herkommen.“

Haruka legte die Arme um Yoshiro und drückte ihn, während sie selbst Mühe hatte, die Tränen zurückzuhalten. Sie wollte nicht noch mehr weinen, als sie es an diesem Tag schon getan hatte, aus Sorge um ihren Großvater und Trauer um ihre Onkel, unabhängig davon, was sie getan hatten, um ihr Schicksal zu verdienen. Es gelang ihr allerdings nicht, so dass ihre Wangen bald ebenso nass waren wie seine.

„Ist noch Eis im Gefrierschrank, Sayuri?“ fragte Hotaru und stand auf.

„Ja. Mehr als genug. Findest du es allein?“ Sie war um den Tisch gerutscht und strich den beiden Teenagern beruhigend über den Rücken.

„Bestimmt, Takuya hilft mir aber sicher gern, ich habe auch nur zwei Hände, die reichen nicht für eine Portion für jeden.“ Der Rothaarige zwinkerte Harukas Bodyguard zu, der ihm beflissen in die Küche folgte und die Zwischentür hinter sich zuzog, damit die vier etwas Zeit für sich hatten.

Kazuki stand auf, nachdem die Tür geschlossen war, um sich schließlich neben Yoshiro zu hocken und ihm väterlich die Schulter zu drücken. Die leichte Berührung ließ den Jungen laut schluchzen und sich an ihn schmiegen, nachdem Haruka ihn losgelassen hatte, um sich die laufende Nase zu putzen. Der Ältere setzte sich hin, umarmte ihn und kraulte ihm beruhigend den Hinterkopf, während er sich mehrere Minuten lang an seiner Brust ausweinte.

„T… tut mir leid…“ schluchzte Yoshiro und versuchte vergeblich, die Tränen mit den Handrücken zu trocknen.

„Shhh… Es ist in Ordnung, lass es nur raus“, sagte Kazuki sanft, reichte ihm jedoch ein Taschentuch aus der Packung, die auf dem Tisch lag. „Du hast einen sehr schweren Verlust erlitten, Yoshiro-kun, du darfst weinen, wenn du traurig bist. Und schimpfen, wenn du wütend darüber bist. Niemand verurteilt dich dafür, wenn du deine Emotionen zulässt…“

„Aber… Männer weinen nicht…“ flüsterte er kaum hörbar, was Kazuki ein Schnauben entlockte.

„Unsinn.“ Er strich ihm über den Kopf und wischte sich dann selbst eine kleine Träne aus dem Augenwinkel, da ihn die Trauer seiner Familie nicht kalt ließ. „Tränen kennen kein Geschlecht, wenn sie rauswollen, dann hat das immer einen Grund. Seien es Tränen aus Trauer oder Freudentränen, sich dafür zu schämen schadet uns nur. Und unter uns… Nur schwache Männer haben Angst vor ihren Gefühlen und davor, sie zu zeigen. Mit Männlichkeit hat das nichts zu tun.“

„Wirklich…? Und du… du weinst auch, Cousin Kazuki?“ hakte Yoshiro nach, er sah ihn mit großen Augen an, woraufhin Kazuki nickte. „Wann zuletzt?“

„Letzte Nacht, nachdem hier etwas Ruhe eingekehrt war und Shiro mich angerufen hat, um mir mitzuteilen, dass es Tetsuo und Hideyoshi den Umständen entsprechend gut geht…“ antwortete er aufrichtig.

„Ich verstehe…“ Der Junge knetete das Taschentuch zwischen seinen Fingern. „Was passiert jetzt…? Mit meiner Familie… und dem Clan?“

„Nichts. Ihr seid weiterhin Miyamotos und solltest du dich irgendwann entscheiden, Teil des Clans zu werden, steht dir das offen“, sagte Sayuri an Kazukis Stelle. „Was dein Vater und deine Brüder getan haben, hat nichts mit dir, deiner Mutter oder deinen Schwägerinnen und ihren Kindern zu tun. Ihr dürft trauern, wie es üblich ist, wenn ihr das wollt, aber das wird sich in den nächsten Tagen klären und Sumire wird sicher mit dir darüber sprechen.“

Die Zwischentür zur Küche wurde wieder geöffnet und Hotaru kam mit einem Tablett herein, auf dem mehrere großzügig gefüllte Schüsseln mit Eis standen, Takuya brachte kalten Tee und Gläser mit. Sie stellten alles auf den Tisch und Hotaru verteilte lächelnd das Eis.

„Entschuldige, wenn ich dich unterbrochen habe, Sayuri, aber das Eis schmilzt sonst“, sprach er reumütig, nachdem er sich gesetzt hatte. „Wenn noch jemand Schokoladensoße oder Karamellsoße möchte, kann ich sie noch holen.“

„Du meinst… Noch mehr Soße?“ fragte Sayuri mit skeptisch erhobenen Augenbrauen, während sie ihre Schüssel beäugte, die mit mehreren Sorten Eis, Sahne, bunten Streuseln und mindestens drei verschiedenen Soßen gefüllt war.

„Für die Erwachsenen bietet sich auch Baileys an…“ gab der Rothaarige grinsend zurück.

„Ich bitte darum.“ Sie probierte etwas vom Eis, fasziniert von seiner Kreation.

„Ich hole es, bleib sitzen, Taniguchi.“ Takuya flitzte zurück in die Küche und kam wenig später mit dem eisgekühlten Likör und einer Flasche von Kazukis Lieblingswhiskey zurück, für den er dann noch Gläser aus einem Sideboard holte.

„Sehr aufmerksam, danke, Takuya.“ Kazuki nahm die Flasche entgegen und füllte vier Gläser.

Yoshiro wagte kaum, etwas von dem Eis zu essen, um das Kunstwerk in seiner Schüssel nicht zu zerstören. Hotaru hatte die bunten Streusel wie Regenbögen angeordnet, die auf einer Sahnewolke schwebten. Ein Foto konnte er davon auch nicht machen, weil er sein Handy in Harukas Zimmer liegengelassen hatte, er wusste auch nicht, ob es angemessen gewesen wäre. Neben ihm klickte die Kamera von Harukas Handy, die ihr Eis aus verschiedenen Winkeln fotografierte, bis sie zufrieden war.

„Ich schicke sie dir später, Yoshi-kun“, sagte sie auf sein fragendes Gesicht, bevor sie sich Hotaru zuwendete. „Das ist das mit Abstand schwulste Eis, das ich je gegessen habe, Hotaru.“

Der Rothaarige verschluckte sich kichernd an seinem Whiskey, dann strich er sich affektiert die Haare aus dem Gesicht und stützte das Kinn auf die Hand. „Ich fühle mich geehrt, Cutiepie. Bei so vielen heulenden Queers am Tisch wäre alles andere zu wenig gewesen. Denk dran, mich zu verlinken, wenn du das postest.“

„Wird gemacht!“ Haruka salutierte übertrieben, dann löffelte sie erleichtert seufzend das Eis. „Lecker ist es auch. Lass es nicht schmelzen, Yoshi-kun. Wäre schade drum.“

„O… Okay… Vielen Dank für die Mühe, Taniguchi. Und… hmm… Die Ablenkung…“ sagte Yoshiro leise.

„Gerne doch. Manchmal hilft nichts besser, als sich ordentlich auszuheulen und danach so viel Eis zu essen, bis man Kopfschmerzen bekommt“, entgegnete Hotaru mit einem Lächeln. „Ich kaufe euch neue Zuckerstreusel, Sayuri, ich glaube, die sind jetzt so gut wie leer.“

„Mach dir keine Mühe deswegen. Sie sind ja dazu da, um gegessen zu werden.“ Sayuri winkte ab. „Seid ihr zwei denn sicher, dass euch das als Abendessen reicht? Was ist mit deinem Ernährungsplan, Kazuki?“

„Cheat Day ist vorgezogen, ich kann das doch nicht dir überlassen, das wäre unverantwortlich, Liebes.“

Kazuki verzog das Gesicht, als er einen stechenden Schmerz hinter seiner Stirn fühlte, löffelte jedoch weiter sein Eis. Die Ablenkung tat wirklich gut, Hotaru hatte es mit wenig Aufwand geschafft, die Anspannung im Raum zu lösen und ein wenig Freude in die nachvollziehbar traurige Stimmung zu bringen. Yoshiro würde noch genug Zeit für seine Trauer haben, das Eis und die familiäre Runde halfen ihm dabei, die schlechten Nachrichten besser zu verarbeiten und gaben ihm hoffentlich das Gefühl, dass er nicht allein dabei war.

 

„Es ist spät und ihr seid sicher erschöpft, ihr solltet schlafen gehen“, sagte Sayuri zu Haruka und Yoshiro, nachdem die Eisschüsseln geleert waren.

„Hmmm… Ich bin noch nicht wirklich müde“, entgegnete Haruka, streckte sich und gähne herzhaft, woraufhin ihre Mutter amüsiert eine Augenbraue hob.

„Ich auch nicht… Ich denke auch nicht, dass ich jetzt schlafen kann…“ Yoshiro schob mit der Fingerspitze einen einzelnen Zuckerstreusel über die Tischplatte. „Cousine Sayuri… uhm… würdest du mir von meinem Vater und meinen Brüdern erzählen? Von Früher? Also nur, wenn es dir nichts ausmacht und du nicht zu müde bist…“

„Das mache ich gern.“ Sayuri strich ihm über den Kopf. „Aber das machen wir oben, damit Kazuki, Hotaru und Takuya auch endlich Feierabend machen können.“

„Okay. Vielen Dank.“

Der Junge stand auf und wartete an der Tür auf Haruka, die kurz Kazuki drückte, um ihm eine gute Nacht zu wünschen. Takuya folgte den Teenagern nach draußen, um sie nach oben zu bringen und sich dann in sein Zimmer zurückzuziehen.

„Sagt ihr Tetsuo noch Bescheid? Er sollte davon wissen, auch wenn es an der Situation gerade nicht viel ändert“, bat Sayuri, während sie das Geschirr zusammenräumte, um es in die Küche zu bringen, Hotaru hielt sie mit einer Geste davon ab, ihr das abzunehmen. „Du hast genug getan, Hotaru. Ihr habt euch eine Dusche und ein Bad verdient. Ich lasse das Wasser ein, bevor ich nach oben gehe.“

Hotaru ließ sich wieder auf das Kissen fallen, auf dem er gesessen hatte und rieb sich die müden Augen. „Das ist sehr aufmerksam von dir, Sayuri. Danke.“

„Nicht dafür. Schlaft gut, wir sehen uns morgen Früh.“

Sie verschwand im Durchgang zur Küche, klapperte noch etwas mit dem Geschirr, bevor sie sich mit leisen Schritten über den Flur entfernte und Stille einkehrte.

„Kannst du Tetsuo informieren?“ fragte Kazuki, während er durch die Nachrichten scrollte, die Kou ihm tagsüber geschickt hatte. „Ich muss Kou anrufen, bevor er noch denkt, ich habe ihn vergessen.“

Hotaru zögerte, bevor er antwortete: „Ich schicke ihm eine Nachricht, wenn er weiß, was gut für ihn ist, schläft er schon.“

Der Dunkelhaarige sah auf die Uhr, dann zu seinem Assistenten, dessen Finger zögerlich über dem Display seines Handys schwebten.

„Wenn er den ganzen Tag geschlafen hat, dann sollte er jetzt wach sein. Und selbst wenn nicht, das ist keine Nachricht, die man per Textnachricht überbringt.“

Hotaru presste die Lippen aufeinander und spannte den Kiefer an, er wusste, dass Kazukis Bitte einem Befehl ähnlich war, dennoch sträubte sich alles in ihm, Tetsuo anzurufen. Er zuckte zusammen, als Kazuki ihn sanft an der Wange berührte und eine kleine Träne auffing, die sich selbstständig gemacht hatte.

„Was ist los, Hotaru? Stimmt etwas nicht?“ Er sah ihn besorgt an.

„Ich... Ich komme mir so blöd vor“, schniefte Hotaru und wischte sich ärgerlich die Tränen von den Wangen. „Tetsuo wurde verletzt und mir fiel heute Mittag nichts Besseres ein, als ihn zu schimpfen und anzuschreien, weil er nicht im Krankenhaus geblieben ist. Und... anstatt wie sonst zurückzumeckern, hat er mich einfach stehen lassen und ist ins Schlafzimmer gegangen, die Tür hat er hinter sich zugeworfen... Dabei habe ich mir doch nur Sorgen um ihn gemacht. Und um Hide... um alle...“

„Hast du es ihm gesagt? Dass du dir Sorgen machst?“ hakte Kazuki nach.

„Nein. Ich war so sauer! Er war keine zwölf Stunden im Krankenhaus, was wenn doch noch etwas ist, das sie übersehen haben und keiner bei ihm ist, um ihm zu helfen? Nur weil dieser blöde Sturkopf unbedingt nach Hause musste...!“ entgegnete der Rothaarige aufgebracht, auch wenn seine Stimme sofort wieder leiser wurde, als ihm bewusst wurde, mit wem er sprach und wo er sich befand. „Tut mir leid...“

„Bei mir musst du dich nicht entschuldigen, ich verstehe dich nur zu gut. Ich erkläre dir nachher gern, was es damit auf sich hat, dass Tetsuo das getan hat, aber jetzt ruf ihn an und berichte ihm. Ich rufe Kou vom Bad aus an und du kannst duschen, sobald du möchtest.“ Kazuki stand auf und zwinkerte ihm aufmunternd zu. „Auch wenn ich noch im Bad bin. Ich werde es ausnutzen, wenn Sayuri sich bemüht, für andere Badewasser einzulassen, das kommt nicht oft vor.“

„Sollte ich mich jetzt bei ihm entschuldigen? Am Telefon?“ Hotaru knetete unsicher seine Finger.

„Wie du möchtest. Aber du weißt selbst, wie stur er ist, bei ihm bringt es oft mehr, sich persönlich zu entschuldigen, damit er merkt, wie leid es einem tut. Zerdenk es nicht, ja?“

„Ich versuche es... Geh ins Bad, bevor die Wanne überläuft, ich kümmere mich um den Rest.“

Hotaru wartete, bis Kazuki den Raum verlassen hatte, um sich zu sammeln und schließlich Tetsuo anzurufen. Es dauerte eine Weile und er dachte schon, sein Partner würde doch schon schlafen oder – schlimmer – ihn ignorieren, als sich Tetsuos rauchige Stimme meldete.

„Ja? Was gibt’s?“ brummte der Blonde, im Hintergrund war der Fernseher zu hören.

„Ich bins...“ sprach Hotaru leise und ärgerte sich im selben Moment dafür, weil Tetsuo sicher gesehen hatte, wer ihn anrief.

„Ich kann lesen.“

„Das weiß ich auch, Tetsu.“ Er unterdrückte ein frustriertes Stöhnen. „Kazuki bat mich, dich anzurufen, um dir zu berichten.“

„Und? Was ist es?“ Der Ton des Fernsehers wurde stummgeschaltet.

„Daichi ist tot. Suizid, laut Sayuri, die von Sumire angerufen wurde.“

„Sehr gut, wurde auch Zeit.“ Tetsuo schnaubte. „Dann hat er Hideyoshis letzten Befehl befolgt und die Ehre seiner Familie oder dem, was noch davon übrig ist, wiederhergestellt.“

„Ja, offenbar. Ich weiß nicht, ob es so etwas wie einen Abschiedsbrief gibt...“

„Selbst wenn, was würde es ändern? So aufgeblasen, wie er war, wird er sich darin als Opfer hinstellen und groß jammern, um uns selbst im Tod noch auf den Sack zu gehen“, sagte Tetsuo ärgerlich. „Wir können froh sein, dass wir ihn los sind.“

„Du findest das überhaupt nicht bedauerlich?“ hakte Hotaru verwundert nach.

„So gar nicht. Ich hätte es selbst getan, wenn man mich gelassen hätte. Er wollte allen schaden, die mir wichtig sind, er war ein Arschloch und ein Verräter.“ Er machte eine kurze Pause. „War das alles?“

„Ja, alles, was er mir aufgetragen hat. Es war ein langer Tag, es gibt sonst nichts berichtenswertes.“ Der Rothaarige strich mit dem Zeigefinger über eine kleine Kerbe in der Tischkante vor sich. „Tetsu, ich...“

„Gut, wenn das alles ist, können wir das Gespräch beenden. Ich verpasse die Quizfragen“, unterbrach Tetsuo ihn. „Gute Nacht.“

Hotaru sah irritiert auf das Display seines Handys, da Tetsuo aufgelegt hatte, ohne auf eine Antwort zu warten. „Was zum...?“

 

„Ich liebe dich, Honey. Ja, ich vermisse dich auch sehr. Wir sehen uns bald, Hotaru lässt sich bestimmt etwas einfallen“, sprach Kazuki ruhig ins Handy, dass er sich ans Ohr hielt, während er in der dampfenden Badewanne saß.

Er sah kurz auf, als Hotaru leise die Zwischentür aus Milchglas zum Dusch- und Badebereich des luxuriösen Badezimmers aufschob. Es war nicht so geräumig wie das in Asakusa, aber mit den modernsten Annehmlichkeiten ausgestattet, die es gab, als er es hatte renovieren lassen.

„Hotaru ist gerade ins Bad gekommen, wir teilen es uns heute. Mache ich und du geh ins Bett und schlaf dich aus. Gute Nacht, mein süßer Prinz.“ Er legte auf und platzierte das Handy auf der trockenen Ablage neben der Wanne. „Alles erledigt?“

„Ja. Er war noch wach und hat eine Quizshow geschaut.“

Hotaru legte sein Handtuch auf einem Hocker ab und stellte sich seufzend unter die Dusche. Das kühle Wasser prickelte auf seiner Haut, bis er es wärmer stellte, um seine Muskeln zu lockern, die vom stundenlangen Sitzen verspannt waren. Er seifte sich von oben bis unten ein und massierte sich Kopfhaut und Nacken, während er sich die Haare wusch, konzentrierte sich auf seine Finger, um sich nicht weiter über Tetsuo zu ärgern, da er in diesem Moment nichts an der Situation ändern konnte.

„Darf ich dich etwas fragen, Hotaru?“ riss Kazukis Stimme ihn aus seiner Grübelei, in die er versunken war, als er dem Schaum zusah, wie er über seinen Körper hinablief.

„Selbstverständlich. Worum geht es?“ Er schob sich die nassen Haare aus dem Gesicht und drehte sich halb zu ihm um.

„Woher hast du die Narbe an der Taille? Von einem Messer, wenn ich es richtig deute?“

„Ja. Ist im Dienst passiert, als ich Lockvogel für meine Einheit war und keine Schutzkleidung getragen habe“, antwortete Hotaru ehrlich. „Der Typ, an dem ich dran war, hatte ein Faustmesser, das ich vorher nicht gesehen habe und hat mich damit erwischt, bevor ich ihn überwältigen konnte.“

„Tief? Faustmesser können gefährlich sein“, hakte Kazuki nach.

„Nicht sehr. Er konnte damit nicht umgehen und ich bin ausgewichen, bevor er richtig damit zustoßen konnte...“ Hotaru strich mit den Fingerspitzen über die längliche Narbe. „Rufst du mich, wenn du mit deinem Bad fertig bist? Ich habe dir eine Massage versprochen.“

„Willst du nicht baden? Du siehst immer noch so verspannt aus wie ich mich fühle.“ Der Dunkelhaarige wies schmunzelnd mit einer tropfenden Hand auf die ihm gegenüberliegende Seite der geräumigen Wanne. „Mach es dir bequem, es ist genug Platz für zwei.“

Der Kleinere lief rot an und war für einen Moment sprachlos, er hatte angefangen, sich abzutrocknen.

„Es wäre schade drum, wenn nur ich das Wasser benutze. Sayuri hat nicht gespart am Entspannungs-Badeöl“, sprach Kazuki weiter.

„Nagut, wenn du darauf bestehst...“

„Das tue ich.“ Er stützte den Ellbogen auf den Wannenrand und lehnte den Kopf an seine Hand. „Ich kann mir gerade auch nicht vorstellen, allein zu sein. Ich bin es so gewohnt, abends in Gesellschaft zu sein, dass es mir komisch vorkommt, wenn es nicht so ist.“

Hotaru stieg geschickt in die Wanne und machte es sich neben Kazukis Füßen bequem, es war wirklich mehr als genug Platz für zwei Personen. Er lehnte sich mit einem wohligen Brummen zurück und streckte die Beine aus.

„Ich verstehe, was du meinst... Umso mehr ärgert es mich, dass Tetsuo jetzt allein zuhause ist“, gab er leise zu. „Und sauer auf mich.“

„Es schadet ihm nicht, wenn er etwas schmollt. Tetsuo ist nicht nachtragend, morgen sieht das Ganze sicher anders aus“, entgegnete Kazuki. „Er ist empfindlich, wenn es um Krankenhäuser geht. Ich will nicht sagen, dass er Krankenhauspanik hat, aber es ist nah dran. Er hält es dort nie länger als nötig aus...“

„War das schon immer so?“

„So genau weiß ich es nicht. Er war nach dem Tod seiner Mutter über eine Woche im Krankenhaus, besonders schlimm schien er es nicht gefunden zu haben, aber er hatte größere Sorgen als das.“ Kazuki rieb sich die Stirn, während er überlegte. „Über die Jahre gab es immer große Veränderungen für ihn, wenn er im Krankenhaus war oder jemand, der ihm wichtig war. Die Angst, jemanden zu verlieren, wieder allein zu sein, wird sich nach und nach aufgebaut haben und seit er Verantwortung für mehr als nur sich selbst trägt, greift das auch auf ihn selbst zurück. Andere im Stich zu lassen, weil er Mist gebaut hat, ist etwas, mit dem er nur schwer umgehen kann.“

„War er so oft im Krankenhaus? Oder du? Wenn er deshalb so sensibel geworden ist...“ Hotaru sah ihn unter halb geschlossenen Lidern an, es war so angenehm in der Wanne, dass er Mühe hatte, die Augen offen zu halten.

„Ein paar Mal, wir beide. Seine früheren Krankenhausaufenthalte waren meist, weil er übermütig war und dabei Körperteile geopfert hat. Hat er dir bisher schon erzählt, weshalb er beschnitten ist?“ Kazuki konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.

„Nein. Ich dachte, er hätte das bewusst machen lassen wegen der Piercings und habe ihn nicht danach gefragt.“

„Dann... Frag ihn danach, ich bin nicht in der Position, seine peinlichen Geschichten zu erzählen. Also doch, bin ich, aber nicht, wenn er nicht dabei ist, dann ist es nicht lustig.“ Er hob Hotarus Füße auf seine Oberschenkel und begann, sie zu massieren, um seine Hände zu beschäftigen. „Als er sich damals das Stück vom kleinen Finger abgeschnitten hat, hätte Sayuri ihn fast aus dem Clan werfen lassen, weil ich deshalb nicht bei Haru-chans Geburt dabei sein konnte. Sie hat es ihm ewig nachgetragen und ihm eine Weile das Leben zur Hölle gemacht. Die anderen Male waren Ergebnisse aus Schlägereien, in die er geraten ist oder wir beide, weil wir damals für Hideyoshi Drecksarbeit erledigt haben.“

„Hmmm... Das tut gut...“ Hotaru schnurrte leise, bevor er den Gesprächsfaden wieder aufnahm. „Und die Angst, jemanden zu verlieren durch einen Krankenhausaufenthalt?“

„Wir hatten ihm nach dem Tod seiner Mutter ein stabiles, soziales Umfeld aufgebaut, eine Art Ersatzfamilie. Bis unser alter Gangboss durchgedreht ist und meinen damaligen Partner schwer verletzt hat. Kurz zusammengefasst... Ich wurde von der Polizei aufgegriffen, als ich Rin ins Krankenhaus gebracht hatte und da seine Eltern zu dem Zeitpunkt für eine Reise im Ausland waren, konnte niemand zu ihm, da er sonst keine Verwandten hatte, die in der Nähe lebten. Rin war Tetsuos Anker, mehr als ich, er wusste nicht, was los ist und ich war im Gefängnis und konnte ihm auch nicht helfen“, erzählte Kazuki ruhig. „Er hatte regelrecht Panik, uns beide zu verlieren. Meine Mutter, bei der er lebte, konnte ihn wegen ihrer Krankheit auch nicht so unterstützen, wie er es gebraucht hätte, auch wenn sie ihm ein liebevolles Zuhause gegeben hatte.“

„Oh... Wie tragisch. Mein Beileid, auch wenn es schon ewig her ist...“

„Das ist nicht notwendig. Rin hat es überlebt. Mit Spuren, aber soweit ich weiß, geht es ihm gut. Tetsuo weiß da mehr als ich, er hat noch Kontakt zu ihm.“ Er fuhr damit fort, Hotarus Waden zu massieren. „Ich hoffe, es erklärt dir ein wenig, weshalb er es in Krankenhäusern nicht aushält. Er ist allerdings nicht völlig verantwortungslos, wäre der Arzt absolut dagegen gewesen, hätte er sich auch nicht entlassen. Redet darüber, sage ihm, welche Sorgen du dir gemacht hast und dass dir die Nerven durchgegangen sind. Es ist nur verständlich nach dem Chaos der letzten Tage. Wahrscheinlich ist er am meisten deshalb schlecht drauf, weil du mit allem Recht hast und ihm vor Augen geführt hast, wie dumm er sich verhalten hat.“

Hotaru seufzte, setzte sich etwas auf und knetete sich mit einer Hand die rechte Schulter. „Wir haben uns wahrscheinlich beide nicht korrekt verhalten. Dieses Beziehungsding ist neu für uns, bei dir und Kou sieht es so einfach aus, ihr seid die personifizierte Harmonie und wir das komplette Gegenteil.“

„Es sieht einfach aus, aber es ist alles andere als einfach, für keinen von uns. Ich habe ständig Angst, ihn zu verlieren und er sucht noch nach der Balance zwischen seiner Unabhängigkeit und der Bindung an mich“, erklärte Kazuki schmunzelnd. „Dreh dich um, ich helfe dir mit deiner Schulter.“

„Sollte ich dich nicht massieren?“ Der Rothaarige drehte sich gehorsam um und rutschte zwischen seine Beine, damit er gut an ihn herankam.

„Später. Du kannst mich nicht massieren, wenn dir selbst alles wehtut und solange wir uns hier einweichen, kann ich dir auch damit helfen...“ Er strich mit beiden Händen über seinen Rücken und seine Schultern, bevor er die Massage an seinem Nacken begann. „Kou und ich reden viel, über unsere Sorgen und Ängste, damit wir einander besser verstehen lernen. Zugegeben, es hat von Anfang an gut funktioniert, aber wir finden immer noch Seiten am anderen, die wir bisher noch nicht kannten.“

„Kou ist... ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll... Ich war so nervös, als Hide mich nach Asakusa geschickt hat, um auf ihn aufzupassen“, sprach Hotaru fröhlich. „Jeder kennt die Geschichten über die Partner, die du seit der Trennung von Sayuri hattest. Ich befürchtete, er sei nichts weiter als der nächste affektierte Toyboy, den du dir angelacht hast, um dein Bett zu wärmen und dann ist er... das komplette Gegenteil. Warmherzig, offen, bescheiden und so liebenswert. Du bist ganz anders, wenn du über ihn sprichst oder in seiner Nähe bist, viel mehr... hmm... du selbst, als die Rolle, die du spielst, um deine Stellung zu wahren. Verzeih, wenn das zu offen ist...“

„Hmmm... Du hast eine gute Beobachtungsgabe, Hotaru. Mir ist bewusst, dass die Wahl meiner Partner in den vergangenen Jahren nicht die Beste war. Als Kou mir begegnete war das nicht in der Absicht, ihn ins Bett zu kriegen“, gab Kazuki zu. „Zumindest nicht ursprünglich. Dann schon... Ich wollte ihn für mich haben, ihn erobern und mir ist erst später bewusst geworden, dass ich mich Hals über Kopf in ihn verliebt habe, ohne es selbst zu merken.“

„Mhm... Man merkt, wie ihr füreinander empfindet, wenn man euch besser kennt und im Alltag erlebt... Ah... Genau da, etwas fester bitte, so zerbrechlich bin ich nicht...“

Der Dunkelhaarige knetete Hotarus Schultern durch, bis dieser wohlig seufzte.

 

„Ohje, ich bin ganz schrumpelig...“ jammert Hotaru, während er sich abtrocknete und begutachtete schockiert seine Finger.

„Dann hat es sich gelohnt.“ Kazuki reichte ihm einen dünnen, kurzen Yukata, den er sich überziehen konnte, nachdem er sich selbst nachlässig abgetrocknet und sich das Handtuch um die Hüften gewickelt hatte. „Ich habe Massageöl in meinem Zimmer. Ist es in Ordnung für dich, wenn du mich dort massierst?“

„Wo immer du dich am besten entspannen kannst. Wenn du dabei einschläfst, ist das für mich auch in Ordnung.“ Er holte ein sauberes Handtuch aus dem Schrank im Bad, um keine Ölflecken zu machen, wo auch immer Kazuki massiert werden wollte.

„Dann komm mit.“

Kazuki ging voran in sein Zimmer, dimmte das Licht herunter, nachdem er es angeschaltet hatte und ging zum Bett, um dort Decken und Kissen zur Seite zu schieben. Während Hotaru das mitgebrachte Handtuch auf der festen Matratze ausbreitete, suchte er nach dem passenden Massageöl in der danebenstehenden Kommode.

„Du hast wirklich eine große Auswahl... Hast du die alle auch zuhause?“ fragte Hotaru, da er sich neugierig neben ihn gestellt hatte, um einen Blick in die geöffnete Schublade zu werfen.

„Nicht alle. Einige hat Sayuri hier abgestellt, da sie sie nicht mag oder nicht verträgt. Sie hat empfindliche Haut und bekommt ständig Dinge geschenkt, mit denen sie nichts anfangen kann, also landen sie hier“, antwortete Kazuki und entschied sich schließlich für ein wenig duftendes Massageöl in einer dunkelblauen Flasche, die er ihm in die Hand drückte.

Hotaru schnupperte daran und wartete geduldig, bis er das feuchte Handtuch über einen Stuhl gehängt und es sich auf dem Bett bequem gemacht hatte. Er kam nicht umhin, das Muskelspiel von Kazukis tätowiertem Rücken zu beobachten, der goldene Phönix tanzte, wenn er sich streckte. Er stellte sich neben das Bett und gab eine großzügige Menge Massageöl auf seine Hand, um es anzuwärmen, bevor er es auf seinem Rücken verteilte.

„Wo bist du am häufigsten verspannt, Kazuki?“ fragte er ruhig, während er mit den Fingerspitzen nach den Verspannungen suchte.

„Im Nacken und den Schultern... Wenn es zu schlimm ist, bekomme ich Kopfschmerzen, vor allem nach langen Sitzungen“, antwortete der Angesprochene matt, die Stimme gedämpft vom halbrunden Kissen, auf dem er mit dem Gesicht lag.

„Ich verstehe... Dann fange ich da an und arbeite mich nach unten vor...“

Kazuki grummelte wohlig und entspannte sich spürbar, je länger Hotaru ihn massierte. Sie unterhielten sich dabei nicht, bis auf kleine Anweisungen und Nachfragen die Massage betreffend. Hotaru kamen Erinnerungen daran hoch, wie er Hideyoshi mit ähnlichen Verspannungen geholfen hatte, mit ausgiebigen Massagen nach langen Arbeitstagen, damit er nicht mit Kopf- oder Rückenschmerzen schlafen gehen musste. Es war fast meditativ, die ausgeprägten Muskeln nacheinander zu bearbeiten und sich von seinem Nacken und den Schultern über den Rücken und die Beine bis zu seinen Füßen vorzuarbeiten. Kazuki döste halb, als er fertig war, tiefenentspannt und erschöpft vom langen Tag.

„Wenn du mich kurz das Handtuch und das Kissen unter dir rausziehen lässt, kannst du gleich schlafen, Kazuki“, sagte Hotaru sanft und tippte ihn leicht an, damit er sich zur Seite rollte. „Soll ich dich morgen wecken?“

„Hmm... Ich habe meinen Wecker gestellt, du musst das nicht tun. Steh so auf, wie du es immer tust“, brummte Kazuki schläfrig, zog sich die dünne Decke über die Hüfte, um sich nicht zu verkühlen und stopfte eines der Kopfkissen unter seinen Kopf.

„In Ordnung. Gute Nacht.“

„Gute Nacht, Hotaru... Du bist ein sehr guter Assistent und ein noch besserer Freund...“

Kazuki war eingeschlafen, kaum dass er den Satz beendet hatte und ließ Hotaru irritiert zurück. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, er zupfte die Decke noch etwas zurecht und schaltete das Licht aus, bevor er die Tür leise hinter sich zuzog, um sich ins Gästezimmer zurückzuziehen und selbst schlafen zu gehen.

Chapter Text

Der Verrat von Kazuhiko und Hiroshi und Daichis anschließender Suizid, dazu die Tatsache, dass Hideyoshi so plötzlich ins Krankenhaus gekommen war, führte nicht nur zu Aufruhr im Clan, sondern auch zu Sorgen und Unsicherheit innerhalb der Familie. Der Standpunkt des Clans zu Verrat war klar, unabhängig davon, welche Verwandtschaftsverhältnisse bestanden, doch für die Familienmitglieder, die nur wenige Tage zuvor zusammen im großen Garten gefeiert hatten, war der Verlust schmerzhaft. Kazuki und Hotaru hatten kaum ihr Frühstück beendet, als Sayuri mit zerknirschtem Gesichtsausdruck in den Raum kam und sich laut seufzend zwischen ihnen niederließ, ihr Tablet in der Hand, das sie auf laut gestellt hatte. In der Konferenzschaltung diskutierten Isamus Töchter und Schwiegersöhne mit Isamu und Hinata über die Teilnahme an der traditionell am Abend stattfindenden Trauerfeier, da es keinen Grund gab, diese länger als nötig hinauszuzögern. Sumire hatte Yoshiro in den frühen Morgenstunden abgeholt, nur kurz mit Sayuri gesprochen und sich dann verabschiedet, um Trauerfeier und die anschließende Einäscherung vorzubereiten.

Kazuki nippte an seinem Tee und lauschte der Diskussion, in der er primär darum ging, ob und wenn ja, wer aus der Familie an der Trauerfeier teilnahm und welche Wirkung es hatte, wenn zu viele Mitglieder des Clans vertreten waren, Familie hin oder her. Isamus Schwiegersöhne waren zurecht zornig über den Verrat, für sie stand es außer Frage, sich zu einem so offiziellen Anlass blicken zu lassen, seine Töchter stimmten ihren Männern prinzipiell zu, haderten jedoch damit, die übrig gebliebenen Familienmitglieder so im Stich zu lassen. Isamu, der einen Bruder verloren hatte und um den anderen bangte, der im Krankenhaus war, wusste um die Bedeutung, wenn er als ranghohes Clanmitglied zur Trauerfeier ging, doch war er zugleich das älteste, verfügbare Familienmitglied und sah es als seine Pflicht an, die Hinterbliebenen zu unterstützen. Die Diskussion wurde hitzig, bis Kazuki sich einschaltete, weil Sayuri nicht schlichten konnte.

„Dürfte ich euch bitten, euch für einen Moment zu beruhigen und beim Wesentlichen zu bleiben?“ fragte er schneidend, nachdem er Sayuri das Tablet aus der Hand genommen hatte. „Es hilft niemandem, wenn ihr einander Vorwürfe macht, weil ihr eure Standpunkte dazu habt. Das ist keine Diskussion, die man morgens um sieben über Facetime führt. Und verflucht nochmal, gönnt eurem Vater ein wenig Ruhe, er hat seit Tagen kaum geschlafen und trauert.“

Die Teilnehmenden sahen ihn verdutzt über ihre Kameras an und wurden tatsächlich still und etwas kleinlaut.

„Isamu, du wolltest Hide heute noch besuchen?“ fragte Kazuki versöhnlich.

„Ja, es geht ihm soweit gut, auch wenn ihn die Nachricht gestern Abend sehr bestürzt hat“, antwortete der Saiko-komon.

„Ruh dich bitte aus, bevor du zu ihm fährst, Hotaru wird dich begleiten. Ich möchte vorher mit dir sprechen, wenn ich mir Gedanken um die offizielle Haltung des Clans gemacht habe, damit du es Hideyoshi mitteilen kannst.“ Er machte eine kurze Pause, um etwas Tee zu trinken, bevor er kalt wurde. „Ich stehe nur dem Clan vor, nicht der Familie, deshalb habe ich in dieser Hinsicht keine Entscheidungsgewalt und würde es mir auch nicht anmaßen, irgendwem vorzuschreiben, wie er mit seiner Trauer umzugehen hat. Deshalb macht euch bitte Gedanken darum, ob es sinnvoll ist, noch mehr Streit in die Familie zu bringen und was euch wichtig ist.“

„Das klingt einleuchtend...“ sagte Ema, Isamus älteste Tochter, bedrückt. „Du informierst alle, sobald du für den Clan entschieden hast, Kazuki?“

„Selbstverständlich. Nur möchte ich erst fertig frühstücken und einige Gespräche führen. Länger als bis heute Mittag wird es aber nicht dauern.“

Die Gesprächsteilnehmenden verabschiedeten sich nach und nach, Isamu versprach ihm, sich noch etwas hinzulegen und später vorbeizukommen, bevor er das Gespräch beendete und Kazuki das Tablet zur Seite legen konnte. Sayuri lehnte sich matt an seine Schulter und schloss die Augen, die Wimpern feucht von zurückgehaltenen Tränen.

„Danke...“ flüsterte sie. „Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte, um sie zu beruhigen.“

„Das ist nur nachvollziehbar, Liebes. Hast du schon gefrühstückt?“ Kazuki legte den Arm um ihre Taille und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. „Du solltest dir heute etwas Ruhe gönnen, bevor du vor lauter Sorgen noch graue Haare bekommst.“

Sayuri schnaubte und unterdrückte ein Kichern, dann schüttelte sie den Kopf. „Nur eine Kleinigkeit. Ich habe den ganzen Vormittag Termine, die ich nicht verschieben oder delegieren kann. Ich sollte mich auch langsam fertig machen, sonst komme ich zu spät.“

„Dein erster Termin ist auch bald, Kazuki“, erinnerte Hotaru ihn, der einen Blick auf seinen Terminkalender geworfen hatte. „Soll ich dir für unterwegs etwas einpacken, Sayuri? Dann kannst du dich in Ruhe fertig machen und wir haben es ja nicht weit.“

„Das wäre wunderbar, Hotaru, Danke. Aber nicht zu viel, ich esse vormittags nur wenig, ein Smoothie reicht. Das Rezept hängt hinter dem Mixer an der Wand.“ Sie drückte die beiden kurz, dann ließ sie sie allein, um sich umzuziehen.

„Ich habe erwartet, dass sie ablehnt... Sie muss wirklich gestresst sein“, bemerkte der Rothaarige verdutzt. „Möchtest du noch einen Tee, wenn ich sowieso in die Küche gehe?“

„Gern. Ich denke eher, sie sieht dich als Teil des Rudels an, dann ist sie lockerer und lässt sowas eher zu“, erklärte Kazuki schmunzelnd.

„Rudel? Naja... Ich weiß nicht...“ Hotaru kratzte sich verlegen am Kopf, dann sammelte er das Geschirr ein und ging in die Küche nebenan, um sich um Tee und Smoothie zu kümmern.

„Sie hat uns irgendwann einmal so genannt, seitdem ist es hängen geblieben. Tetsuo würde es wahrscheinlich anders kommentieren: Teil der Crew, Teil des Schiffs“, sprach der Dunkelhaarige weiter, da die Zwischentür offen stand und Hotaru ihn hören konnte.

„Tetsuo ist ein furchtbarer Film-Nerd. Ich glaube, wenn man ihn lassen würde, dann würde er ständig irgendwelche Film-Zitate rauslassen... oder schlechte Dad-Jokes.“

„Das ist gut möglich. Kann ich dich bitten, heute nach ihm zu sehen? Wenn du mit Isamu zurück bist.“

Das Geräusch des Mixers übertönte für einen Moment die Stille, es dauerte etwas, bis Hotaru aus der Küche zurückkam, einen Becher Tee für Kazuki in der Hand, in der anderen eine mit Smoothie gefüllte Trinkflasche, die er auf dem Tisch abstellte. Kazuki setzte an, seine Frage zu wiederholen, doch Hotaru kam ihm zuvor.

„Das hatte ich vor, darum musst du mich nicht bitten, Kazuki. Ich will den Ärger nicht zu lange ungeklärt zwischen uns lassen und nach Kou wollte ich auch sehen. Wobei er sicherlich ganz froh ist, etwas Zeit und Ruhe für sich zu haben“, sagte er bestimmt, dann warf er einen Blick auf seine Uhr. „Wir sollten los, wenn du nicht zu spät zu deinem ersten Termin kommen willst, Waka.“

„Danke für die Erinnerung.“ Kazuki stand auf, nahm den Teebecher entgegen und trat auf die Veranda, um sich auf den Weg in den Besprechungsraum zu machen. „Kannst du für mich nachsehen, ob Sayuri heute Nachmittag Termine hat? Wenn sie nichts eingetragen hat, blockiere den Nachmittag bei ihr und mir. Ich muss etwas mit ihr besprechen.“

„Selbstverständlich. Soll ich deine Termine absagen oder nur verschieben?“ Hotaru lief neben ihm her und tippte im Gehen auf seinem Arbeitstablet durch die verschiedenen Kalender.

„Das überlasse ich deiner Einschätzung. Ab Morgen sollten sich die spontanen Besuche auf ein Minimum reduzieren, wer unangekündigt erscheint, soll nicht vorgelassen werden und einen Termin ausmachen.“ Der Dunkelhaarige nippte an seinem Tee. „Nur weil ich Hideyoshi vertrete, heißt es nicht, dass seine Regeln plötzlich nicht mehr gelten.“

„Ich kümmere mich darum und weise die Männer am Tor darauf hin. Die Infos für die Termine heute Vormittag habe ich dir schon geschickt.“ Der Kleinere zögerte einen Augenblick. „Kazuki... Bist du dir sicher, dass ich Isamu heute zu Hide begleiten soll?“

„Danke und ja, ich bin mir sicher. Du würdest ihn sonst aus lauter Pflichtgefühl mir gegenüber nicht besuchen und ich brauche dich nicht rund um die Uhr, so angenehm das auch ist. Mit Isamu kannst du zu ihm und dich auf die Besucherliste eintragen lassen, damit du ihn jederzeit besuchen kannst“, entgegnete Kazuki, er lächelte über Hotarus verdattertes Gesicht, dann schob er die Tür zum Besprechungsraum auf, in dem er von zwei älteren Kobun begrüßt wurde, die während des Vormittags für die Sicherheit sorgen würden.

 

Isamu kam am späten Vormittag in den Besprechungsraum, sichtlich erholter als bei der morgendlichen Videokonferenz, wenn auch noch etwas blass. Hotaru bot ihm beflissen seinen eigenen, vorgewärmten Platz an, bevor er kurz im Nebenraum verschwand, um ihm ein Glas gekühlten, ungesüßten Eistee zu holen, der bei den sommerlichen Temperaturen besser passte als heißer Grüntee.

„Vielen Dank, Taniguchi.“ Isamu neigte dankbar den Kopf, dann wies er mit der Hand auf den freien Platz ihm gegenüber. „Setz dich ruhig, kein Grund, so steif zu sein.“

Hotaru nickte, ließ sich auf den angebotenen Platz fallen, zog seine Unterlagen über den Tisch zu sich und öffnete eine neue Datei auf dem Laptop, um ein Protokoll der Besprechung zu führen.

„Konntest du dich noch etwas erholen, Isamu?“ fragte Kazuki aufmerksam.

„Etwas. Hinata hat mir mit Liebesentzug gedroht, wenn ich nicht mindestens zwei Stunden schlafe, da konnte ich mich schlecht widersetzen“, antwortete Isamu mit einem schiefen Grinsen. „Konntest du dir bei deinem vollen Terminkalender Gedanken zu unserem Problem machen?“

„Ja.“ Kazuki stützte die Ellbogen auf den Tisch und presste die Fingerspitzen aneinander. „Ich habe auch schon die halbe Nacht darüber nachgedacht, die heutigen Termine haben mir bei der Entscheidungsfindung tatsächlich geholfen.“

„Eins vorweg, Kazuki. Als Waka vertrittst du den Oyabun und auch wenn wir bisher viele Entscheidungen für den Clan in gemeinsamer Runde getroffen haben, ist dies eine, die du allein treffen musst. Ich kann dir in meiner Funktion als Berater und Saiko-komon nicht zur Seite stehen, da ich selbst zu sehr zwischen den Stühlen sitze“, sprach der Ältere ruhig, mit der ihm üblichen Klarheit. „Du triffst die Entscheidung für den Clan, dieser ordne ich mich unter, ob sie mir gefällt oder nicht. Also lass dich nicht beeinflussen von familiären Gefühlen, diese sind hier zweitrangig.“

„Du bestätigst mir nur, was ich selbst schon gedacht habe, Isamu. Ich kenne dich schon lange genug, um zu wissen, dass du genau das von mir erwartest.“ Er sah kurz zu Hotaru, der ihnen aufmerksam zuhörte, dann atmete er geräuschvoll aus. „Als Waka der Miyamoto-kai, in Vertretung von Oyabun Hideyoshi, erkläre ich Miyamoto Daichi, Miyamoto Kazuhiko und Miyamoto Hiroshi offiziell zu Verrätern des Clans und verbiete jedem geschworenem Clanmitglied die Teilnahme an Trauerfeiern und Beisetzungen der drei genannten Personen. Angehörigen, die nicht Teil des Clans sind, ist die Teilnahme nach eigenem Ermessen erlaubt. In Folge der Ereignisse und bis die noch offenen Fragen geklärt sind, werden die Geschäftskonten Onodera Sayuri zur Verwaltung übertragen, alle Buchungen über einem Betrag von 150 Tausend Yen müssen von ihr oder mir genehmigt werden. Verstöße werden abhängig vom Schweregrad mit Entzug von Privilegien, Degradierung bis hin zu Exkommunikation bestraft.“ Er machte eine kurze Pause. „Verfasse das als offizielle Anweisung der Clanführung, Hotaru, und gib es mir zur Unterschrift. Isamu und dich trag als Zeugen ein.“

„Mich?“ hakte Hotaru nach.

„Ja, dich. Du bist Hisho und als Tetsuos Vertretung hier, du bist befugt dazu.“

„Verstanden. Ich erledige das sofort.“

Der Rothaarige runzelte konzentriert die Stirn, während er die Anweisung tippte, für die es seit Jahren eine ganz bürokratische Vorlage gab. Kazuki und Isamu schienen mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt zu sein und ließen Hotaru in Ruhe arbeiten, um die Aufgabe zügig zu erledigen. Er flitzte zum Drucker im Nebenraum, um die ausgedruckte Anweisung zu holen, zusammen mit Kazukis und Isamus offiziellen Stempeln, die dort sicher verstaut waren. Zu seiner Überraschung fand er im selben Schrank das Kästchen mit seinem eigenen Stempel, den er als Hideyoshis Assistent genutzt und bei seinem übereilten Auszug vergessen hatte. Zurück im Besprechungsraum legte er den Ausdruck vor Kazuki und bereitete die Stempel und Kazukis Füllfederhalter vor, während der Waka den Text noch einmal las. Sobald die Anweisung von ihnen gestempelt und unterschrieben war, scannte er sie und sendete sie per Mail an alle Kyodai und Shatei, damit diese ihre Gruppen informieren konnten, anders war es kaum möglich, alle Clanmitglieder zeitnah und umfassend zu erreichen.

„Das mit den Konten wird einigen nicht gefallen“, merkte Isamu an.

„Ich weiß, aber damit müssen sie leben. Sayuri verwaltet seit Jahren einen Teil der Finanzen, ab jetzt eben alles. Ihr wird es am wenigsten gefallen, ich rede später mit ihr darüber“, antwortete Kazuki ernst. „Wann willst du zu Hideyoshi aufbrechen?“

„Sobald du uns entlässt. Ich habe die Köchin gebeten, uns ein Bento zu machen, damit wir gemeinsam mit Hide zu Mittag essen können. Er verabscheut das Essen im Krankenhaus.“ Isamu setzte sich bequemer hin und sah zu Hotaru, der ihm gegenüber saß. „Er wird sich freuen, dich zu sehen.“

„Wenn es ihm nicht zu viel wird. Ich möchte nicht, dass er sich überanstrengt“, sagte Hotaru leise, auch wenn er sich freute, dass Isamu so dachte.

„Ich denke, es wird eine schöne Überraschung für ihn.“

„Ich will euch auch nicht länger aufhalten. Grüßt Hideyoshi von mir, ich werde ihn besuchen, sobald ich die Zeit dazu finde.“ Kazuki stand auf. „Lasst euch Zeit, ich brauche dich heute nicht mehr, Hotaru. Wenn ihr zurück seid, kannst du nach Asakusa fahren und nach Kou und Tetsuo sehen, wie wir heute Morgen besprochen haben.“

„In Ordnung. Du weißt, wie du mich erreichst, wenn du mich doch noch brauchen solltest.“

 

Sayuri stützte das Kinn auf eine Hand und rieb sich mit der anderen seufzend die Schläfe. Haruka hatte kurz zuvor den Raum verlassen, um sich, gesättigt vom großzügigen Mittagessen, das Hideyoshis Köchin ihnen gebracht hatte, wieder in ihr Zimmer zurückzuziehen.

„Kopfschmerzen?“ fragte Kazuki fürsorglich, er stand an der Tür zur Veranda. „Soll ich dir eine Tablette holen?“

„Nachdem du sie mir verursacht hast? Wie nett...“ gab sie schnippisch zurück, bevor sie ruhiger fortfuhr. „Verzeih, du hast viel mehr Arbeit und Verantwortung als ich, ich sollte nicht sauer auf dich sein, weil du mir etwas davon abgibst.“

„Bist du aber dennoch“, entgegnete er schmunzelnd, ging in die Küche und kam kurz darauf mit einer eingeschweißten Kopfschmerztablette und einem Glas Wasser zurück. „Ich war so frei, uns den Rest des Tages freizuhalten, damit du deinen Ärger an mir auslassen kannst und nicht an unschuldigen Kobun.“

Sayuri schnaubte, nahm Tablette und Wasser entgegen und sah ihn abwartend an, nachdem sie beides zu sich genommen hatte.

„Wir brauchen beide eine Pause. Es hilft niemandem, wenn wir uns überarbeiten und die wichtigsten Dinge sind fürs Erste erledigt“, erklärte Kazuki, hielt ihr die Hand entgegen und half ihr beim Aufstehen. „Möchtest du noch einen Tee, Liebes?“

Sie schüttelte den Kopf, dann schlang sie die Arme um seine Taille und drückte das Gesicht an seine Brust. „Du bist blöd, Kazuki. Arbeit lenkt mich ab, es ist viel schlimmer, nichts zu tun und... und...“ Ein leises Schluchzen unterbrach ihren Satz.

„Ich weiß. Wir tun auch nicht nichts. Ich bin für dich da, wenn du reden willst, Sa-chan. Auch wenn du nicht reden willst“, sprach er beruhigend, während er ihr zärtlich über den Rücken streichelte. „Du darfst trauern und dir Sorgen um deinen Vater machen. Das ist nur menschlich.“

„Ist nicht reden dann nicht Nichtstun?“ fragte sie leise gegen seine Brust, sie hielt sich an ihm fest, als würde sie ohne ihn nicht aufrecht stehen können.

„Ich würde sagen, es ist Auslegungssache. Fakt ist, dass du dich ausruhen solltest, ich fühle mich auch nicht besonders fit. Und wie ich dich kenne, willst du Rock und Bluse nicht länger als nötig tragen, oder?“ Kazuki zupfte am Kragen ihrer eleganten Bluse, zu der sie einen wie angegossen sitzenden, knielangen Bleistiftrock trug.

„Mhm... So gut es aussieht, es ist furchtbar unbequem. Kommst du mit hoch?“ Sayuri ließ ihn los und ging einen halben Schritt zurück. „Ist das für Kou in Ordnung?“

„Liebes, deine Sorge um Kous Gefühle ehrt dich, aber ich denke nicht, dass er ein Problem damit hat, wenn ich mich darum kümmere, dass du dich ausruhst und dir dabei Gesellschaft leiste.“ Er strich ihr über die Wange. „Ich kann auch warten, bis du dich umgezogen hast.“

Sie schnaubte leise, dann schüttelte sie den Kopf. „Da gibt es nichts, was du nicht schon gesehen hast und die Zeiten, in denen wir die Finger nicht voneinander lassen konnten, sind längst vorbei.“

„Ganz wie du willst. Aber zuerst... Dein Handy und deine Smartwatch bitte, die brauchst du jetzt nicht.“

Kazuki hielt die Hand offen und wartete, bis sie ihm zähneknirschend beides gegeben hatte, dann legte er die Sachen auf das lackierte Sideboard neben dem Durchgang zur Küche, seine eigenen zwei Handys und seine Uhr legte er dazu, nachdem er Kou eine kurze Nachricht geschrieben hatte, dass er sich abends bei ihm melden würde und bis dahin nicht erreichbar war. Sayuri warf ihm einen erstaunten Blick zu. Dass er sich selbst Ruhe verordnete und nicht erreichbar war, kam selten vor, aber er konnte schlecht etwas von ihr verlangen, ohne sich selbst daran zu halten.

Sie gingen gemeinsam nach oben, aus Harukas Zimmer klang leise Musik, Takuya saß auf einem Sessel in der kleinen Ruhenische vor dem Fenster in der Nähe der Treppe und las etwas. Er sah auf, als er die beiden hörte.

„Ist alles in Ordnung, Waka, Sayuri-nee-sama?“ fragte er beflissen und klappte das Buch auf seinem Schoß zu, bevor er sich gerade hinsetzte.

„Bleib sitzen, Takuya. Es ist alles in Ordnung, wir drücken uns nur vor unseren Pflichten“, gab Kazuki schmunzelnd zurück, er sah Sayuri kurz nach, die mit den Augen rollte und auf dem Weg in ihr Schlafzimmer die strenge Hochsteckfrisur löste. „Ich habe die Anweisung gegeben, uns den Rest des Tages nicht zu stören, außer es ist wirklich wichtig. Hab bitte ein Auge darauf, dass die Kobun sich daran halten.“

„Jawohl, Waka. Ich erinnere sie noch einmal daran, wenn ich nach unten gehe. Braucht Ihr sonst noch etwas?“

„Vorerst nicht.“

Kazuki folgte Sayuri ins Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. Mit einem leisen Seufzen lockerte er den Hemdkragen und ließ sich rückwärts auf das ordentlich gemachte Bett fallen. Er betrachtete die mit geschnitzten Details versehene Holzdecke, während Sayuri sich umzog. Er rutschte etwas zur Seite, als sie sich kurz darauf mit einem luftigen Yukata bekleidet neben ihn legte und an seinen Arm kuschelte.

„In deiner Anweisung hieß es, Angehörige, die keine Clanmitglieder sind, dürfen an der Trauerfeier teilnehmen...“ murmelte sie.

„Ja. Willst du hingehen?“

„Nein. Für mich gilt es nicht, auch wenn ich offiziell kein Clanmitglied bin. Ich bin die Tochter des Oyabun und die Ehefrau des Waka, es wäre ein völlig falsches Signal.“ Sayuri hob den Kopf und sah ihn mit gerunzelter Stirn an. „Das war sehr nachsichtig von dir.“

„Es ist ein Kompromiss. Die meisten werden es so auslegen wie du, gerade die Ehefrauen. So leid es mir für Sumire und ihre Schwiegertöchter tut, heute und morgen auf die Unterstützung verzichten zu müssen, werden sie es verstehen“, erklärte Kazuki leise, schob den freien Arm unter seinen Kopf und schloss die Augen.

„Ich besuche sie am Wochenende, vorher habe ich auch keine Zeit“, murmelte sie gegen seine Schulter. „Kazuki...?“

„Hm...?“

„Danke... Dass du da bist und mich zu dieser Pause zwingst, ich denke, die habe ich wirklich nötig...“ Sie gähnte herzhaft, streckte sich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Mhm... Es ist stressig und viel Schlaf bekommst du seit Kurzem ja auch nicht.“ Er grinste so breit, dass sie ihn kurzerhand leicht in die Wange biss. „Takuya, hm?“

„Sag nichts... Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist“, gab sie zurück, leicht empört über seine Reaktion.

„Natürlich weißt du, wie das passiert ist“, widersprach er, immer noch grinsend. „Dir passiert nichts einfach so und niemand landet zufällig in deinem Bett.“

„Jein... So würde ich das nicht sagen, werter Gatte. Es war jedenfalls nicht geplant, ich habe ihn nur als Harukas Bodyguard eingesetzt, nicht, um mir das Bett zu wärmen. Das hätte Itsuki auch gar nicht zugelassen...“

„Das ist mir klar, wie ist es dann dazu gekommen?“ hakte Kazuki nach, er war wirklich neugierig und das Thema lenkte gut von den Sorgen ab, die sie beide hatten.

„Du erinnerst dich, dass ich am Sonntag nachdem ihr mich ins Seven Ravens entführt habt, noch einen Geschäftstermin hatte?“ begann sie und fuhr fort, nachdem er genickt hatte. „Ich war etwas spät dran und habe die tollen neuen Latexsachen nur aufs Bett geworfen, bin kurz duschen gegangen und habe mich für den Termin angezogen. Als ich los wollte, fiel mir auf, dass ich meine Uhr liegengelassen hatte und Takuya hat mir angeboten, sie zu holen.“

„Und zum Dank hast du ihn flachgelegt?“

„Nein, du Holzkopf, natürlich nicht. Er ließ auf sich warten, also bin ich nochmal hoch, um zu sehen, wo er bleibt, und habe ihn dabei erwischt, wie er das Latex und die Stiefelletten ausgiebig befühlt hat, die Nase ganz dicht dran“, erklärte sie schmunzelnd.

„Also... Hat er einen Schuhfetisch und du hast in deiner Eile nicht aufgeräumt, was ihm die Synapsen durcheinander gebracht hat? Er ist doch sonst so pflichtbewusst...“

„Er steht nicht auf Schuhe, zumindest nicht, wenn es nicht meine sind. Er ist vor Schreck fast aus seinem Anzug gesprungen, als er mich bemerkt hat und hat sich überschwänglich entschuldigt, so glaubwürdig eine Entschuldigung ist, wenn die gut geschnittene Hose nichts verbirgt...“

„Mhm... Takuya ist gut gebaut, überall. Wäre ich nicht in meiner Position und er interessiert, würde ich ihn ganz sicher nicht verschmähen, aber er ist hetero, oder?“ Kazuki zog seinen Arm aus ihrem Klammergriff und rollte sich auf die Seite, um sie bequemer ansehen zu können.

„Soweit ich es weiß, wir haben bisher nicht wirklich darüber gesprochen. Ich hoffe, du verurteilst mich nicht dafür...“ Sie sah zur Seite, eine feine Röte überzog ihre Wangen. „Ich weiß nicht, weshalb ich es getan habe, vielleicht war ich von dem Abend noch inspiriert, aber ich habe ihn getestet, ihn herausgefordert, ob er drauf anspringt...“

„Was hast du getan, Sa-chan?“

„Unter dem Vorwand, nochmal ins Bad zu müssen, habe ich ihn vor der Tür warten lassen, mein Höschen ausgezogen und es ihm dann zum „Dank“, dass er meine Tasche gehalten hat, in die Hosentasche gesteckt... Ich weiß wirklich nicht, was in mich gefahren ist, solche Sachen habe ich vor zwanzig Jahren gemacht, als ich es noch nicht besser wusste.“ Sayuri verbarg das Gesicht an seiner Brust und gab ein frustriertes Schnauben von sich.

„Und? Du musst nicht immer perfekt und vernünftig sein, Liebes.“

„Weiß ich doch... Er hatte an dem Tag frei, weil Shiro hier war und Haruka ihn nicht gebraucht hat. Als ich abends vom Termin zurück kam, war er in seinem Zimmer und so sehr damit beschäftigt, es sich selbst zu besorgen, dass er nicht gleich gemerkt hat, dass ich reingekommen bin. Normalerweise tut das niemand von uns, sein Zimmer ist sein Rückzugsort und wir lassen ihn in Ruhe, wenn er frei hat, aber ich war neugierig auf seine Reaktion.“

„Du hast ihn also effizient um den kleinen Finger gewickelt? Das hast du offenbar nicht verlernt“, entgegnete Kazuki amüsiert.

„Du hast deinen Sub, der glücklicherweise auch noch dein Partner ist, Kazuki. Ich habe jetzt zumindest wieder einen Sub, auch wenn er noch viel lernen muss...“ Sie zwinkerte ihm zu.

„Takuya ist dein Sub? Also ist er nicht nur dein Bettwärmer und er ist mehr kinky, als dass er an deinen Schuhen schnüffelt?“

„Das macht er nicht mehr ohne Erlaubnis, er leckt sie ab, wenn ich ihn darum bitte. Er ist so gehorsam und geschickt und hat sehr viel Potential. Wer weiß... Vielleicht nehme ich ihn irgendwann mit in den Club, nur um mit ihm anzugeben.“

„Es freut mich, dass du einen neuen Sub gefunden hast. Brave, passive Ehefrau passt einfach nicht zu dir, Sa-chan.“ Kazuki strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste sie zärtlich auf die Stirn. „Ich fühle mich mitschuldig, dass Itsuki dich so behandelt hat, das hätte mir eher auffallen müssen.“

„Unsinn. Ich war glücklich mit ihm, auch wenn er mich mehr eingeschränkt hat, als ich je wieder zulassen werde. Liebe macht doch ein wenig blind. Genug von ihm, ich kann dir dafür gerne erzählen, wie großartig Takuyas Schwanz ist oder interessiert dich eher sein Hintern?“

Kazuki grunzte, als er sein Lachen nur halbherzig zurückhielt, dann drückte er Sayuri fest, bis sie sich kichernd beschwerte, dass sie kaum atmen konnte. Sie sahen beide überrascht auf, als die Tür geöffnet wurde und Haruka zögerlich eintrat, ein großes Bubble Tea-Plüschtier an sich gedrückt.

„Oh, Haru-chan. Ist etwas?“ Sayuri setzte sich halb auf und sah ihre Tochter besorgt an.

„Ich... will gerade nicht allein sein...“ murmelte Haruka bedrückt. „Störe ich?“

„Du störst nie, meine Kleine. Willst du zu uns kommen? Wenn dein Vater etwas rutscht, ist hier sicher noch Platz für dich“, bot sie an.

Haruka zog die Tür hinter sich zu, dann kletterte sie zu ihren Eltern aufs Bett und kuschelte sich kurzerhand zwischen sie. Kazuki legte einen Arm um sie und die Hand auf Sayuris Taille, um beide zu umarmen. Es dauerte nicht lange, bis der Teenager eingedöst war, erschöpft von ihrer Trauer und der Sorge um die, die ihr wichtig waren.

Chapter Text

„Shouhei, halt bitte erst bei Lawson, bevor du uns zum Krankenhaus fährst“, bat Isamu den am Steuer sitzenden Kobun, dann zwinkerte er Hotaru verschwörerisch zu, der neben ihm auf der Rückbank des Mercedes saß. „Wir können schließlich nicht mit leeren Händen bei Hide aufkreuzen.“

„Aber wir haben doch das selbstgemachte Bentō“, warf Hotaru ein, bevor sich sein Gesicht aufhellte, als ihm dämmerte, was Isamu vor hatte. „Passt das denn in seinen Ernährungsplan?“

„Ich denke, er darf den auch mal außer Acht lassen.“ Der ältere Mann sah kurz aus dem Fenster, als Shouhei auf dem Parkplatz des dem Anwesen am nächsten liegenden Lawson hielt. „Holst du die Schmuggelware für Hide, Hotaru? Du weißt am besten, was ihm eine Freude macht.“

„Selbstverständlich, ich bin gleich wieder da. Und ihr passt auf Isamu-sama auf, verstanden?“ Der Rothaarige mahnte die beiden vorne sitzenden Kobun und stieg aus, nachdem sie seine Anweisung folgsam bestätigt hatten.

„Er ist ein wenig übereifrig, Boss“, bemerkte Shouhei schmunzelnd und drehte sich halb nach hinten um, nachdem Hotaru im Laden verschwunden war.

„Er nimmt seine Pflichten nur sehr ernst, mein Bruder hat ihn hervorragend ausgebildet“, antwortete Isamu. „Sei nicht zu streng mit ihm, ihr solltet euch besser verstehen.“

„Bin ich nicht. Mir ist es auch lieber so, wenn ich weiß, dass ich Euch mit ihm allein lassen kann. Oyabun Hideyoshi hat nicht gern zu viele Personen im Raum, wir bleiben vor der Tür.“

Isamu nickte und sah still aus dem Fenster, bis Hotaru mit einer gut gefüllten Einkaufstasche zurück kam, die er zwischen sie auf den Rücksitz stellte, damit der Ältere einen Blick hineinwerfen konnte.

„Ich weiß nicht, bei welcher Ausgabe Hide zuletzt war, aber wenn er noch länger im Krankenhaus bleibt, braucht er sicher etwas zum Lesen“, erklärte Hotaru seinen Einkauf und deutete auf die Auswahl amerikanischer Comics, die sich in der Tasche befanden. „Und Snacks für die Laune. Das sagen wir Sayuri-nee-sama besser nicht.“

„Solange er nicht alles auf einmal isst, wird sie nichts dagegen haben. Zwar mit tadelnd erhobener Augenbraue, aber sie wird es ihm nicht wegnehmen“, entgegnete Isamu, nachdem er Shouhei ein Zeichen gegeben hatte, dass er zum Krankenhaus fahren konnte.

 

Hideyoshi hatte eine aufgeschlagene Tageszeitung auf dem Schoß, als Isamu mit Hotaru im Schlepptau ins Krankenzimmer kam, weitere Zeitungen lagen auf einem ordentlichen Stapel neben ihm. Er sah auf und zog die Lesebrille von seiner Nase, als er seinen jüngeren Bruder sah, die Augen weiteten sich vor Überraschung, als er Hotaru sah, der grinsend um Isamu herumlugte.

„Das ist wirklich eine Überraschung“, sagte er mit etwas kratziger Stimme, „wie bist du Kazuki entkommen, Hotaru?“

„Es war seine Idee, dass ich Isamu-sama begleite und dich besuche, Hide“, antwortete Hotaru.

Er stellte die Einkaufstasche neben dem Bett ab, dann schob er den Besuchersessel näher, damit Isamu sich setzen konnte und nahm sich selbst einen Stuhl, den er auf die andere Seite des Betts stellte. Isamu sah kurz zum Tablett mit dem Mittagessen des Krankenhauses, das noch auf dem kleinen Tisch stand, ein Zettel darauf listete die magere Schonkost für den Patienten auf, von der er wusste, dass Hideyoshi sie nur aus Höflichkeit aß, auch wenn sie ihm nicht schmeckte.

„Wie war dein Mittagessen, Hide-nii?“ fragte er schmunzelnd.

„Furchtbar, ich habe immer noch Hunger, obwohl ich zuhause selten mehr esse“, kam die Antwort, gefolgt von Papierrascheln, als Hideyoshi die Zeitungen zusammenfaltete und sie zur Seite legte.

„Dann wirst du dich freuen, dass wir dir etwas mitgebracht haben. Taniguchi und ich haben noch nicht zu Mittag gegessen, wir sind direkt nach der Besprechung mit Kazuki aufgebrochen. Rie-san hat für uns Bentōs gepackt.“

„Und wenn du danach noch Appetit hast, gibt es noch Nachtisch“, fügte Hotaru hinzu, dann holte er die Bentōboxen aus der mitgebrachten Tasche sowie eine Thermoskanne Tee und ein gemustertes Tuch, das er auf der Bettdecke ausbreitete.

„Das war sehr aufmerksam von Rie-san. Ihr nehmt es mir hoffentlich nicht übel, wenn ich nicht alles davon schaffe.“ Hideyoshi nahm ein handliches Onigiri aus der vor ihm stehenden Box und biss wohlig grummelnd hinein. „Niemand kocht Reis so gut wie sie.“

„Iss so viel du schaffst, Hide-nii, die Reste schaffen wir sicher auch noch.“ Isamu schlug die Beine unter und stellte seine Bentōbox auf seinen Schoß, um bequemer essen zu können. „Wie geht es dir heute?“

Hideyoshi seufzte leise. „Ich komme zurecht. Die Medikamente helfen dabei, dass mir nicht alles wehtut und mir dauerhaft übel ist. Schlafen konnte ich auch, ich fühle mich dennoch etwas schwach. Wie schlägt Kazuki sich?“

„Hervorragend. Du weißt, wie fähig er ist und er hat durch Tetsuos verletzungsbedingten Ausfall den besten Assistenten an seiner Seite, den er sich wünschen kann“, antwortete Isamu und zwinkerte Hotaru zu, der sich bei dem Lob fast an seinem Essen verschluckte. „Taniguchi kennt alle Tricks und Kniffe, wie man mit den Kyodai umzugehen hat, sogar besser als ich.“

„Tetsuo ist so verletzt, dass er nicht arbeiten kann?“ hakte Hideyoshi nach, die Stirn irritiert gerunzelt. „Gestern Vormittag war er kurz hier und sagte mir, er hätte nur ein paar Kratzer und Prellungen, nichts schlimmes.“

Bevor Isamu antworten kann, schnaubte Hotaru empört, so dass die beiden älteren Männer ihn verwundert ansahen.

„Tetsuo hat zwei Rippen gebrochen, eine ist angebrochen und wäre sein Rücken nicht tätowiert, würde man die Prellungen auch sehen sehen“, erklärte der Rothaarige ärgerlich. „Shiro hat mir geschrieben, dass er auch eine leichte Gehirnerschütterung hat, was sein absolut verantwortungsloses Verhalten erklären würde. Ein paar Kratzer und Prellungen ist die Untertreibung des Jahrtausends. Er kann froh sein, dass er laufen kann und noch beide Augen hat.“

„Nun...“ Hideyoshi unterdrückte nur mit Mühe ein Grinsen. „Ich werde ihn nicht dafür rügen, dass er mich angelogen hat, er ist niemand, der jemandem etwas vorjammert, dem es noch schlechter geht als ihm.“

„Ich bin mir sicher, Taniguchi übernimmt das nur zu gern für dich“, unkte Isamu.

„Es ist vielleicht ganz gut, dass Tetsuo jemanden hat, der ihm den Kopf gerade rückt, wenn er unvorsichtig handelt.“ Hideyoshi bedachte Hotaru mit einem sanften Blick, den dieser nicht sah, weil er beide Hände vors knallrote Gesicht gelegt hatte und sich wünschte, im Erdboden zu versinken. „Verzeih, wenn dir das unangenehm ist, dass wir dich ein wenig aufziehen.“

„Schon in Ordnung... Ich weiß ja, dass ihr das nur nett meint.“ Hotaru seufzte leise, trank einen Schluck vom Tee und sah seinen alten Partner an. „Sag bitte rechtzeitig, wenn es dir zu viel wird und du Ruhe haben möchtest, Hide, ja?“

„Mach dir darum keine Sorgen. Ich habe lieber etwas Gesellschaft als allein mit der Stille des Raums zu sein, hier ist das bedrückend.“ Er strich beiläufig über Hotarus Hand, die auf der Decke lag. „Ich kann Tetsuo verstehen, dass er so schnell wie möglich von hier verschwinden wollte.“

Isamu räumte die leeren Bentōboxen zusammen und zurück in die Tasche, sie hatten während des Gesprächs weitergegessen und auch noch Hideyoshis Reste geleert, damit nichts übrig blieb, dann legte er Hotarus Einkauf aufs Bett.

„Vielleicht verstecken wir einen Teil davon im Nachtschrank, bevor ihn dir jemand wegnimmt, Hide-nii. Und bevor du alles auf einmal aufisst und Bauchschmerzen bekommst“, scherzte er mit Blick auf die Packungen mit Minzschokolade und Keksen.

„Ich bezweifle, dass meine Bauchschmerzen noch schlimmer werden können, als sie sonst schon sind, kleiner Bruder. Ich werde sie mir jedoch einteilen und gerade bin ich satt genug, keinen Nachtisch zu brauchen. Räumst du sie bitte weg?“ entgegnete Hideyoshi lächelnd, dann zog er die Comics näher, um sie durchzublättern.

„Ich wusste nicht, welche du schon gelesen hast und habe einfach von jedem eines mitgebracht, das sie hatten. Die Batman-Ausgabe ist aber ganz neu laut der Verkäuferin“, erklärte Hotaru fröhlich, nur wenige wussten von Hideyoshis Faible für amerikanische Comics, insbesondere Batman hatte es ihm seit seiner Kindheit angetan.

„Ich hatte nicht wirklich Zeit, neue Ausgaben zu lesen oder sie zu kaufen. Meinen besten Comic-Schmuggler habe ich ja an Kazuki verschenkt. Danke dafür, Hotaru, das wird mich eine Weile beschäftigen.“

„Entschuldigt mich, ich gehe mir etwas die Beine vertreten. Soll ich dir einen Kaffee aus der Cafeteria mitbringen, wenn ich mir einen hole, Taniguchi?“ Isamu stand vom Sessel auf und streckte sich, dass es in seinem Rücken knackte. „Besonders gut ist der aber nicht.“

„Ja, tu das. Mit viel Milch und noch mehr Zucker, gesättigte Zuckerlösung“, antwortete Hideyoshi grinsend, bevor Hotaru aus Gewohnheit höflich ablehnen konnte. „Grüner Tee reicht ihm nicht, um sein ganzes Potential auszuschöpfen, nicht wahr, kleiner Lotus?“  

„Ist notiert. Ab morgen dann eine Kaffeemaschine im Nebenraum des Besprechungsraums, damit es nicht nur Tee gibt“, schlussfolgerte Isamu und verabschiedete sich, um den beiden etwas Zeit allein zu geben.

Hotaru stand grummelnd von seinem Platz auf und setzte sich auf die Bettkante, nachdem Hideyoshi ihm etwas Platz gemacht hatte. Er griff seine inzwischen viel zu dünne Hand, streichelte sanft über den von einer Infusionsnadel verursachten Bluterguss auf dem Handrücken und legte sie sich schließlich an die Wange, um sich an seine Handfläche zu schmiegen, wie er es in den vergangenen fünf Jahren oft getan hatte.

„Was bedrückt dich, Hotaru?“ fragte Hideyoshi, die Stirn besorgt gerunzelt.

„Du, dein Zustand... Um Tetsuo sorge ich mich auch, aber nicht im Moment“, antwortete der Jüngere aufrichtig. „Kazuki hat mir gegenüber erwähnt, dass du nicht im Krankenbett sterben willst und du ihn gebeten hast, dir zu assistieren...“

„Habe ich... Fühlst du dich übergangen?“

„Nein, das ist es nicht. Er ist der einzige, der das für dich so tun kann, wie du es wünschst. Es ist nur...“ Er zögerte kurz. „Du warst in einer schweren Zeit mein Begleiter, mein Gefährte und hast mir zur Seite gestanden, nun lass mich bitte das Gleiche für dich tun, schließ mich nicht aus, dich auf deinem letzten Weg zu begleiten.“

„Du willst dabei sein? Bist du dir wirklich sicher, Hotaru?“

„Ja. Nur wird das nicht möglich sein, bevor du es anordnest. Ich weiß, ich verlange viel und wir haben unsere Verbindung gelöst, so dass wir einander zu nichts mehr verpflichtet sind, was keine Clanangelegenheiten betrifft.“

Hideyoshi strich mit den Fingerspitzen über Hotarus Wange. „Da hast du recht, dennoch hätte ich dich einweihen sollen, als wir uns ausgesprochen haben. Ich lasse Kazuki und Sayuri wissen, dass du dabei sein sollst. Ich hatte darüber nachgedacht, wusste jedoch nicht, ob ich es dir zumuten darf...“

„Darfst du, es ist mir eine Ehre, den Samurai von Ginza auf seinem letzten Weg zu begleiten, wenn es soweit ist.“ Hotaru drückte seine Hand und lächelte leicht, auch wenn der Schmerz in seinen Augen unübersehbar war. „Darf ich dich häufiger besuchen kommen, solange du hier bist?“

„Das würde mich sehr freuen, aber vernachlässige meinetwegen nicht deine Pflichten. Kazuki braucht dich und deine Expertise, sei ihm ein guter Assistent, ja?“

„Er ist dir in manchen Dingen ähnlich, weißt du? Sehr gewissenhaft und ernst, wenn es um den Clan geht, liebevoll gegenüber seiner Familie. Nur nicht so feingeistig wie du...“

„Wenn du dich da mal nicht irrst, kleiner Lotus. Hat er dir noch nichts von seiner Faszination für Kabuki erzählt? Der arme Tetsuo muss ihn immer begleiten, er ist der, der weniger feingeistig von beiden ist, Kazuki ist mir sehr viel ähnlicher, als viele denken“, entgegnete Hideyoshi amüsiert. „Wenn du morgen dazu kommst, frag Juro nach den Theater-Karten. Sie wurden mir von Geschäftspartnern geschickt, wie sonst auch, und ich werde nicht hingehen können, Kazuki kann mich vertreten.“

„Das mache ich, auch wenn ich nicht denke, dass er geht, wenn Tetsuo ihn nicht begleiten kann...“

Bevor er weitersprechen oder Hideyoshi etwas dazu sagen konnte, ging die Tür auf und Isamu kam herein, gefolgt von einer Krankenschwester.

„Ich muss Ihren Besuch leider bitten, zu gehen, die Besuchszeit ist für heute bald um und Sie sollten sich nicht überanstrengen, Miyamoto-san“, sagte sie höflich, warf einen kurzen Blick auf den Überwachungsmonitor, an den er mit mehreren Kabeln angeschlossen war und hob dann das Tablett auf dem Beistelltisch auf. „Morgen kann gerne wieder jemand vorbeikommen.“

„Aber natürlich doch, Shiori-san.“ Hideyoshi neigte zwinkernd den Kopf, was ihr ein wenig das Blut in die Wangen trieb, bevor sie sich verabschiedete und das Zimmer eilig verließ.

„Hide-nii, du sollst doch nicht mit den Krankenschwestern flirten“, tadelte Isamu ihn scherzend.

„Ich bin nur höflich.“ Der Ältere lachte leise, als sein jüngerer Bruder die Augen verdrehte und Hotaru resigniert den Kopf schüttelte.

„Deinen Kaffee musst du wohl auf dem Rückweg trinken, Taniguchi.“ Isamu reicht dem Rothaarigen einen Mehrwegbecher mit duftendem Kaffee. „Wir lassen dich dann für heute allein, Hide-nii. Wenn du noch etwas brauchst, lass es uns oder Sayuri wissen, die Jungs draußen organisieren dir aber wahrscheinlich auch alles, was du haben willst.“

„Das würden sie sicher tun, wenn ich sie darum bäte. Kommt gut nach Hause.“ Hideyoshi sah ihnen dabei zu, wie sie zur Tür gingen. „Ach, Hotaru?“

„Ja, Hide?“

„Sei nicht zu streng mit Tetsuo. Er ist ein Sturkopf, aber auch nur, weil er ein stolzer Krieger ist, der ungern seine eigene Schwäche zugibt. Er ist ein guter Mann, einer der besten.“

Hotaru nickte. „Ich werde es versuchen. Mit sturen, stolzen Kriegern habe ich ja meine Erfahrung.“

 

Kou legte sein Skizzenbuch zur Seite und streckte sich gähnend. Er saß im Wohnzimmer auf dem Fußboden vor den bodentiefen Fenstern in der Sonne, die an der Westseite der Terrasse angekommen war und bald hinter dem Haus verschwinden würde, auch wenn es noch länger hell blieb. Die Klimaanlage hatte er nicht so kalt eingestellt, wie Kazuki es normalerweise tat, um Wärme und Sonne zu tanken, ohne sich in die brütende Sommerhitze auf der Veranda setzen zu müssen, für frische Luft hatte er die gläserne Schiebetür einen Spalt geöffnet.

Die vergangenen Tage hatten ihn ausgelaugt und er war froh um die Ruhe und darüber, für eine kurze Zeit keine nahende Deadline zu haben und seine Gedanken ordnen zu können. Ohne wirkliches Ziel sein Skizzenbuch zu füllen war entspannend und erfrischend, dazu seine Lieblingsmusik in der ganzen Wohnung hören zu können eine Abwechslung, die er nur zu gern begrüßte. So sehr er sich nach Kazuki sehnte, genoss er die Einsamkeit, die es mit sich brachte, dass sein Partner seinen Pflichten im Anwesen erfüllte und nicht bei ihm sein konnte.

Er nahm sein Handy, rollte sich auf den Rücken und öffnete den Chat mit Kazuki, um ihm eine kurze Nachricht zu schreiben, dass er ihn vermisste, um dann verwundert festzustellen, dass sie nicht wie sonst sofort zugestellt wurde.

„Hmm... Handy aus oder keinen Empfang?“ murmelte Kou vor sich hin und dachte kurz darüber nach, ihn anzurufen, um herauszufinden, ob alles in Ordnung war.

Das Geräusch der sich öffnenden Wohnungstür ließ ihn sich hastig aufsetzen und halb aufstehen in der Hoffnung, dass Kazuki spontan nach Hause kam, er setzte sich jedoch wieder hin, als stattdessen Hotaru mit einer gefüllten Einkaufstasche hereinkam.

„Ah... Du bist es nur“, entfuhr es Kou ein wenig enttäuscht. „Ich dachte für einen Moment, Kazuki kommt herein.“

„Leider nicht, es ist gerade nicht einfach, ihn aus dem Anwesen herauszubekommen“, entgegnete Hotaru während er seine Schuhe auszog. „Ich war so frei, für dich einzukaufen, als ich vorhin im Supermarkt war.“

„Danke, Arulein. Entschuldige, ich freue mich natürlich auch, dich zu sehen.“ Kou stand auf, um ihm mit den Einkäufen zu helfen. „Habt ihr so viel zu tun? Wie geht es Miyamoto-san?“

„Wir haben heute die Regeln etwas geändert, damit wir nicht mehr ganz so viel zu tun haben und Kazuki hat sich den halben Tag freigenommen, um Sayuri und Haruka-chan beim Trauern beizustehen.“ Hotaru hielt inne und sah erschrocken zu Kou, der noch gar nicht wissen konnte, was passiert war, da weder Kazuki noch er selbst Zeit gehabt hatten, es ihm mitzuteilen.

„Tetsuo hat es mir heute Mittag erzählt“, beruhigte Kou ihn. „Ich habe nach ihm gesehen und weil ich sehr besorgt über seinen Zustand war, hat er mir kurz zusammengefasst, was passiert ist. Also... Weshalb ihr am Montagabend in Shinjuku wart und dass Daichi Suizid begangen hat.“

„Tut mir leid, dass wir es dir nicht gleich mitgeteilt haben, es war ein einziges Chaos gestern.“ Hotaru lehnte sich an die Anrichte neben dem Kühlschrank und seufzte tief.

„Ist in Ordnung, ich verstehe das. Es muss viel sein für Sayuri und Haruka-chan, so viele Familienmitglieder in kurzer Zeit zu verlieren und dann noch die Sorge um Miyamoto-san.“ Kou legte ihm mitfühlend einen Arm um die Schulter. „Ist Kazuki deshalb heute nicht erreichbar? Meine Nachrichten kommen nicht bei ihm an.“

„Ah, ja. Er wird sein Handy ausgeschaltet haben, damit er nicht abgelenkt wird. Ich habe nach dem Besuch im Krankenhaus kurz mit ihm gesprochen, er hat das mit dem Ausruhen wohl sehr ernst genommen, auch damit Sayuri sich ausruht. Offenbar haben sie den ganzen Nachmittag in ihrem Schlafzimmer verbracht“, erklärte Hotaru, bevor er hastig hinzufügte: „Haruka-chan auch. Familiendings, reden, kuscheln, dösen.“

Der Schwarzhaarige grinste über seine Erklärung. „Ich vertraue Kazuki und ich weiß, wie nah er Sayuri steht. Wenn ihnen Nähe hilft, die Trauer zu bewältigen, dann macht mich das nicht nervös oder eifersüchtig. Du warst also im Krankenhaus?“

„Ja. Kazuki hat mich Isamu begleiten lassen, damit ich Hide besuchen kann. Er ist geschwächt, aber er hat sich über unseren Besuch gefreut. Ich besuche ihn ab jetzt regelmäßig, wenn ich die Zeit dazu finde.“

„Das klingt gut. Warst du schon bei Tetsuo?“

Kou füllte zwei Gläser mit kaltem Tee und reichte eines Hotaru, der es dankend annahm.

„Nein. Ich wollte dir erst die Einkäufe bringen, aber...“ Er zögerte. „Wir sind gestern so aneinander geraten, dass ich mich noch ein wenig darum drücke.“

„Mhm... Seine Laune war heute unterirdisch. Ich glaube ja, er hat mir die Details nur erzählt, damit ich ihn so schnell wie möglich in Ruhe lasse und ihn nicht weiter bemuttern kann. Ich habe ihm was von meinem Mittagessen gebracht, meine Reste reichen aber nur noch für eine Portion heute Abend. Als ich gegangen bin, wollte er im Schlafzimmer lesen.“

„Ich wollte sowieso kochen. Kazuki braucht mich vor morgen nicht, also wollte ich hier übernachten.“ Er drehte nervös sein Glas in den Händen. „Kann ich hier schlafen, wenn Tetsuo immer noch sauer auf mich ist?“

Kou prustete amüsiert und hielt sich die Hand vor die Nase, weil etwas Tee mitkam, den er hastig mit einem Geschirrtuch abwischte, bevor er antwortete. „An alternativen Schlafplätzen mangelt es uns nicht. Du kannst aber gerne zu mir kommen, wenn du nicht alleine im Gästezimmer oder in meiner Wohnung unten schlafen willst, im Bett ist genug Platz.“

„Ich komme darauf zurück, wenn er meine Entschuldigung nicht annimmt... Ich würde es ihm nicht verübeln, ich war wirklich unfair und gemein.“

„Arulein...“ gurrte Kou und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, um ihn aufzuheitern. „Es würde mich wundern, wenn er deine Entschuldigung nicht annimmt. Tetsuo ist grummelig und stur, aber kein Idiot und du bedeutest ihm zu viel, als dass er es dir nachträgt, ihm die Meinung gegeigt zu haben.“

Hotaru lehnte sich an ihn und ließ sich noch ein wenig drücken, um Energie und Mut zu sammeln, Tetsuo gegenüberzutreten. Kous Zuversicht war ansteckend und die Gewissheit, ihn als Rückzugsmöglichkeit zu haben, erleichterte ihn sehr, auch wenn sich kurz der Gedanke in seinen Kopf schlich, dass Kou Tetsuo wahrscheinlich schimpfen würde, wenn er ihm nicht verzieh. Kou begleitete ihn mit aufmunternden Worten zur Wohnungstür, nachdem er sicher war, gestärkt genug für die Konfrontation zu sein und sah ihm nach, bis die Aufzugtüren sich hinter ihm geschlossen hatten.

 

Die Wohnung war still, als Hotaru die Tür öffnete. Er stellte die Tasche mit den Einkäufen für ihn, Tetsuo und Aoi in die Küche, um sie später auszuräumen und lief zielstrebiger, als er es sich zuvor zugetraut hatte, zur angelehnten Schlafzimmertür, die er vorsichtig aufschob. Der erste Blick fiel auf das leere Bett, die dünne Bettdecke war ans Fußende geschoben, wie Tetsuo es oft tat, wenn ihm zu warm war, dafür hatte er mehrere Kissen am Kopfende aufeinandergestapelt. Hotaru trat ein und ließ den Blick durch den großzügig geschnittenen Raum schweifen. Ein leises Gurren lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Fensterseite, die wie im Wohnzimmer mit Grünpflanzen vollgestellt war, davor stand auf einem schlichten Teppich ein bequemer Lesesessel mit weichem Polster und Schaukelfunktion, in dem man kuschelig einsinken konnte, um sich bei einem guten Buch zu entspannen. Aoi saß auf Tetsuos Beinen und sah Hotaru an. Ihr blondes Herrchen hatte die Augen geschlossen und rührte sich nicht, als sie aufstand, sich streckte und zu Hotaru trippelte, um ihn schnurrend zu begrüßen.

„Na, hast du auf Tetsu aufgepasst, Aoi?“ fragte der Rothaarige, während er sie am Kinn kraulte, wo sie es am liebsten hatte. „Braves Kätzchen.“

Er ging um die Katze herum zum Sessel und atmete erleichtert auf, als er sah, dass Tetsuos Brust sich sacht hob und senkte, er schien beim Lesen eingeschlafen zu sein, das aufgeschlagene Buch lag auf seinem Bauch. Hotaru runzelte besorgt die Stirn, da sein Partner blass und erschöpft aussah, ein dünner Schweißfilm bedeckte seine Stirn, einzelne helle Haarsträhnen klebten daran. Er beugte sich vor, um ihm zärtlich über die unverletzte Wange zu streichen, um ihn zu wecken, ohne ihn zu erschrecken. Tetsuos Augen öffneten sich langsam, er brauchte einen Moment, um sich zu orientieren und Hotaru wahrzunehmen, der sich leicht über ihn gebeugt hatte.

„...Aru?“ sprach er tonlos, dann räusperte er sich, um der Trockenheit in seiner Kehle entgegenzuwirken. „Was machst du hier?“

„Nach dir sehen, Klopskopf. Dich kann man in deinem Zustand unmöglich allein lassen“, kam die schnippische Antwort, entschärft durch ein sanftes Lächeln. „Wie geht es dir?“

„Großartig... Wenn ich aufstehen könnte.“ Tetsuo grunzte resigniert. „Ich bin in diesem Ding gefangen, seit Kou weg ist. War keine gute Idee, hier zu lesen...“

„Warum hast du ihn nicht angerufen, damit er dir hilft?“ Hotaru konnte sich das Grinsen über Tetsuos hilflose Situation nicht verkneifen.

Der Blonde deutete stumm auf sein Handy, das außer Reichweite auf dem Bett lag, seine Smartwatch trug er auch nicht. Er grinste ebenfalls schief, amüsiert über seine eigene Schusseligkeit, so sehr ihn die Situation ärgerte, dass er vor Schmerzen nicht aufstehen konnte.

„Ich habe unterschätzt, wie eingeschränkt ich bin... Und wie scheiße weh es tut, wenn ich den Oberkörper anspanne, um aufzustehen“, gestand er kleinlaut, die dunkelgrauen Augen schmal, als besagter Schmerz sich bemerkbar machte.

„Dann ist es ja gut, dass dein Aru hergekommen ist und dir helfen kann.“

Bevor Hotaru sich aufrichten konnte, um sein Jackett auszuziehen, damit er beweglicher war, hielt Tetsuo ihn am Revers fest und zog ihn näher, bis ihre Nasenspitzen sich berührten.

„Verzeih mir, Aru... Ich hätte dich gestern nicht so stehenlassen dürfen und dich am Telefon auch nicht so abwürgen...“ flüsterte er. „Du hattest mit allem recht.“

„Nein, mir tut es leid...“ erwiderte Hotaru ebenso leise. „Ich habe meinen ganzen Frust und meine Sorgen an dir ausgelassen, ohne dich einmal zu fragen, wie es dir geht, Tetsu. Das war unfair von mir. Kazuki hat mir erzählt, weshalb du Krankenhäuser so verabscheust... Ich war gestern einfach nicht ich selbst und du hattest jeden Grund, sauer auf mich zu sein. Sorry...“

Tetsuo schnaubte, dann küsste er ihn kurz auf den Mund. „Wir waren beide nicht wir selbst. Sind wir quitt?“

„Mhm... Ich habe dir Sachen aus der Apotheke mitgebracht, Kühlpflaster, eine Kühlweste, neue Bandagen und Schmerzmittel. Oh... und sie hatten alkoholfreien Whiskey im Supermarkt, wohl ganz neu, damit du dir einen Drink machen kannst, ohne dass es Probleme mit dem Schmerzmittel gibt“, plapperte Hotaru, erleichtert über ihre unproblematische Versöhnung.

„Das klingt großartig, aber hilfst du mir erst hier raus? Ich muss seit zwei Stunden pissen und du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass du hier bist...“

Der Rothaarige kicherte, dann schlang er vorsichtig die Arme um Tetsuos Oberkörper, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Er stabilisierte ihn für einen Moment, bis er sicher stand und sah ihm dann grinsend nach, als er so eilig zum Bad lief, wie sein Zustand es zuließ. Er selbst ging in die Küche, um die Einkäufe einzuräumen und die Zutaten fürs Abendessen herauszulegen, mit dessen Zubereitung er begann, sobald er sich von seinem Anzug befreit hatte und in Shorts und ein übergroßes T-Shirt geschlüpft war, was für die hochsommerlichen Temperaturen angemessener war. Aoi schlich um seine Beine, um etwas vom Lachsfilet zu erbetteln, das er gekauft hatte.

„Mal sehen, ob wir für dich auch was übrig haben, kleine Diva“, gurrte er und teilte den Fisch in zwei große und ein kleines Stück, das er klein würfelte und auf einen Teller legte, den er neben ihren Futterplatz stellte. Sofort machte sich die graue Katze schmatzend über die Leckerbissen her, was Hotaru die Möglichkeit gab, das Abendessen ungestört zuzubereiten.

„Hmmm... Lachs auf Reis?“ vibrierte Tetsuos raue Stimme an seinem Ohr, als dieser sich dicht hinter ihn stellte und das Kinn auf seiner Schulter bettete.

„Und Gemüse. Vitamine für dich, Klopskopf.“ Hotaru schmiegte sich vorsichtig an ihn, was einen festeren Griff auf seinen Hüften zur Folge hatte.

„Eiweiß und Vitamine, sehr gut. Extraeiweiß zum Nachtisch?“ Seine Lippen zupften am gepiercten Ohrläppchen des Rothaarigen. „Ich brauche meinen Aru...“

Chapter Text

„Mach’s dir bequem, Tetsu...“ gurrte Hotaru, richtete ein Kissen hinter Tetsuos Rücken und half ihm, sich anzulehnen. „Gut so?“

„Mhm...“

Tetsuo hielt Hotarus Hand fest, bevor er aus seiner Reichweite gehen konnte und drückte die Lippen an seine Fingerspitzen. Seine Hand roch leicht nach seiner Bodylotion, mit der er sich nach dem Duschen eingecremt hatte, und dem Menthol der Kühlpflaster, die er großzügig auf seinem lädierten Brustkorb verteilt hatte. Gesichert wurden sie und seine gebrochenen Rippen von einer festen Bandage, die Hotaru ihm angelegt hatte, nachdem er ihm beim Duschen und Rasieren geholfen hatte.

„Wirkt das Schmerzmittel schon?“ fragte der Rothaarige neugierig und setzte sich auf die Bettkante, da Tetsuo seine Hand nicht losließ.

„Etwas. Ich nehme später noch eine kleine Dosis, es macht mich müde und müde sein will ich jetzt nicht“, antwortete der Blonde, dessen Lippen zärtlich von seiner Hand über seinen Unterarm wanderten bis er am weißen Lotustattoo in seiner Ellenbeuge angekommen war. „Ich will dich, Aru... Keine Ahnung, wie wir das anstellen, aber ich will dich spüren.“

„Überlass das mir, mein Großer. Du musst gar nichts machen, wenn es dir zu anstrengend ist.“

Hotaru entzog ihm seinen Arm, dann stieg er zu ihm aufs Bett und machte es sich zwischen seinen Beinen bequem. Auf Kleidung hatten sie nach der Dusche verzichtet, so dass er sich nicht noch die Mühe machen musste, seinen Freund auszuziehen, der ihn unter halb geschlossenen Lidern beobachtete. Er strich mit den Händen über Tetsuos Oberschenkel, die sich auf der Außenseite ein wenig kühl anfühlten, innen allerdings umso wärmer waren, je näher er seinem Schritt kam. Gänsehaut überzog seine Haut, als er leicht mit den Fingernägeln darüber kratzte, ein leises Keuchen kam über Tetsuos Lippen.

„Oh... Bist du da empfindlich, Tetsu?“ Der Rothaarige kratzte noch einmal über die Stelle am oberen, inneren Ende seines Oberschenkels, was seinen Freund dazu brachte, etwas tiefer im Kissen zu rutschen und die Beine etwas weiter zu spreizen, damit er besser herankam. „Hmmm... Danke...“

Hotaru beugte sich vor und verteilte zärtliche Küsse auf der warmen Haut, die feinen Haare kitzelten auf seinen Lippen. Tetsuos Bein zuckte leicht, als er sanft hineinbiss, an den Stellen knabberte und leckte, die er zuvor geküsst hatte, bis er mit der Nasenspitze an seine Hoden stieß. Er ließ seine Lippen weiter wandern, zupfte an der frisch rasierten Haut, was dem Blonden ein wohliges Brummen entlockte. Hotaru ließ sich Zeit, ihn mit dem Mund zu erkunden, bevor er sich seinem Penis zuwendete, der hart auf Tetsuos leicht angespannten Bauchmuskeln lag und hin und wieder zuckte, wenn seinem Besitzer etwas gut gefiel.

„Aru...“ raunte Tetsuo mit leicht ungeduldigem Tonfall, die Finger der rechten Hand strichen drängend über Hotarus Kopf, um ihn näher zu ziehen. „Quäl mich nicht so...“

„Hmmm... Doch, ein bisschen...“ gluckste der Rothaarige zur Antwort, schmiegte sich an seine Hand und strich nur mit der äußersten Spitze seiner Zunge über die Länge seiner Erektion. „Du willst doch nicht, dass es zu schnell vorbei ist, oder Tetsu?“

„Du bist grausam...“ beschwerte er sich, schob die Hand in Hotarus Nacken und drückte ihn näher dorthin, wo er ihn haben wollte.

„Mhmmm... Sag Bitte, mein Großer...“

„Aru... Bitte...?“

 

Mit einem feuchten Tuch tupfte Hotaru den Schweiß von Tetsuos Stirn und Brust und trocknete ihn anschließend mit einem kleinen Handtuch ab, damit er sich nicht erkältete.

„Tut mir leid, Aru...“ murmelte der Blonde zerknirscht.

„Es gibt nichts, dass dir noch leidtun müsste, Tetsu. Du bist verletzt und alles andere als fit, es gibt Wichtigeres als Sex und meinen Orgasmus“, entgegnete Hotaru, dann leckte er sich grinsend etwas angetrocknetes Sperma vom Mundwinkel. „Ich bin froh, dass ich dir immerhin etwas bei der Entspannung helfen konnte.“

„Du erzählst aber niemandem, dass ich... dabei kurz ohnmächtig geworden bin, oder?“ Tetsuo zog die dünne Decke bis zum Kinn, verkniff es sich jedoch, sie sich vor Scham über den Kopf zu ziehen.

„Das ist eine Sache zwischen dir und mir, davon erfährt niemand, dem du es nicht selbst erzählst. Mach dich deshalb nicht verrückt, Klopskopf, du bist deshalb nicht weniger männlich.“ Er küsste ihn sanft, dann stieg er über ihn, um sich rechts von ihm hinzulegen und sich an seine Seite zu kuscheln. „Ist das so in Ordnung für dich? Ich kann auch wegrutschen, wenn du Schmerzen hast.“

„Nein, bleib bitte.“ Tetsuo zog seinen rechten Arm zwischen ihnen heraus und legte ihn um seinen Freund, um ihn an sich zu drücken. „Ich habe dich gerne ganz nah bei mir.“

Hotaru schob ein Bein über seine Beine, um ihm noch näher zu sein, und legte vorsichtig den Arm auf seinen Bauch. „Nah genug?“

„Nie nah genug... Aru, ich...“ Tetsuo unterbrach sich, er brachte es auf Teufel kommt raus nicht zustande, sein stetig wachsendes Gefühlschaos in Worte zu fassen.

Der Kleinere richtete sich etwas auf, küsste ihn auf die Wange und drückte ihn vorsichtig, nachdem er sich wieder an ihn geschmiegt hatte. „Schon gut, zwing dich zu nichts. Ich habe dich auch gerne ganz nah bei mir, Klopskopf.“

Tetsuo grummelte leise und schlief langsam ein, erschöpft von seiner Verletzung und den Schmerzmitteln, von denen er zwar nur die Minimaldosis genommen hatte, sie allerdings nicht gut vertrug, weshalb Hotaru wartete, bis er ruhig und gleichmäßig atmete, bevor er sich entspannte, um selbst schlafen zu können.

 

Es fühlte sich an, als wären nur Minuten vergangen, als Hotarus Wecker ihn aus dem Schlaf holte. Er streckte sich gähnend und fischte sein Handy vom Ladepad, um den Wecker auszustellen, damit Tetsuo nicht geweckt wurde.

„Ist es schon Morgen?“ fragte eine verschlafene, rauchige Stimme.

„Mhm... Sechs Uhr. Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe.“ Hotaru drehte sich zu ihm um und kuschelte sich noch einmal an ihn. „Ich will nicht im Stau stehen, wenn ich ins Anwesen fahre.“

„Verständlich... Denk dran, dass der Lexus heute einen Inspektionstermin hat, du musst dein Auto nehmen“, entgegnete Tetsuo leise, als würde er nur halbherzig gegen den Schlaf ankämpfen.

„Danke für die Erinnerung... Deinen Tesla kriege ich nicht?“ hakte der Rothaarige schmunzelnd nach und kicherte leise, als Tetsuo nur grunzte. „Mein Auto ist gut genug. Du hast selbst gesagt, es fährt sich gut.“

„Habe ich.“ Er drückte den Kleineren an sich. „Kommst du heute Abend wieder her oder bleibst du im Anwesen?“

„Ich komme wieder her. Ich kann dich unmöglich so lange allein lassen, dafür bist du viel zu sehr Pflegefall und Kou will ich nicht als deinen Krankenpfleger einspannen.“ Hotaru löste sich aus seiner Umarmung und setzte sich auf. „Ich bringe Abendessen mit. Und Kazuki, wenn er sich überreden lässt. Es tut ihm nicht gut, so lange ohne Kou zu sein und es ist ja nicht so, dass wir hier komplett aus der Welt sind, sollte es einen Notfall geben.“

„Ihr versteht euch gut, hm? Du und Kazuki.“

„Wir haben viel reden können... Er nimmt seine Aufgabe sehr ernst und ist sehr pflichtbewusst, die Kyodai und Shatei respektieren ihn, die Kobun sowieso, aber wenn man ihn nicht daran erinnert, dass er auch ein Privatleben haben darf, würde er rund um die Uhr arbeiten“, erklärte der Rothaarige, während er durchs Schlafzimmer lief, um sich anzuziehen. „Wir haben gestern angefangen, Hideyoshis Regeln anzuwenden, damit nicht ständig jemand unangekündigt auf der Matte steht. Es war wirklich anstrengend, wie sie alle angekrochen kamen um ihre Loyalität zu beschwören und Kazuki hat es stoisch hinter sich gebracht.“

„Ich kann es mir vorstellen... Er hat wahrscheinlich keine Miene verzogen, sich ihre Beteuerungen angehört und sich im Kopf Notizen gemacht.“ Tetsuo sah ihm im Halbdunkel nach.

„Unter anderem, ja. Du kannst die Berichte lesen, wenn du wieder arbeitsfähig bist. Bis dahin ruhst du dich aus und erholst dich, Klopskopf.“ Hotaru blieb vor dem Bett stehen, band routiniert seine Krawatte und beugte sich zu ihm herab für einen Kuss, bevor er sie ordentlich festzog. „Du weißt, wie du mich erreichst, wenn irgendetwas ist. Kou ist auch da, er sieht bestimmt später nach dir. Ich füttere Aoi, bevor ich gehe.“

„Mhm... Wir sehen uns später, Nervensäge.“

 

Tetsuo schlief wieder ein, kaum dass Hotaru die Wohnung verlassen hatte. Geweckt wurde er am späten Vormittag von Aoi, die ihm auf seiner Brust sitzend fürsorglich das Gesicht putzte.

„Schwer... Noch gründlicher und du leckst mir die Haut vom Gesicht, Aoi“, brummte er, kraulte die Katze jedoch im Nacken und genoss ihr lautes Schnurren, bevor er sie von sich herunterschob um aufzustehen.

Er brauchte einen Moment, um sich gerade aufzurichten, der Schmerz in seinem Brustkorb ließ ihn scharf die Luft einziehen. Aoi schlich um seine Füße herum und wartete, bis er soweit war, dann trippelte sie voran in die Küche, um anklagend neben ihrem fast leeren Napf zu warten.

„Gib mir ein paar Minuten, du gefräßiges Monster, dann bekommst du dein Mittagessen.“

Tetsuo schmunzelte, als er den Zettel am Kühlschrank sah, den Hotaru dort hingehängt hatte, um ihm mitzuteilen, dass er die Katzenklos gesäubert, neue Kühlpacks ins Gefrierfach gelegt und die Kaffeemaschine vorbereitet hatte, so dass er sich darum nicht kümmern musste. Unter dem Text war ein breit grinsender Smiley. Er ging kurz ins Bad, um sich frisch zu machen, zog sich an und ging dann zurück in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen und Aoi zu füttern. Um sich nicht bücken zu müssen, was nur weitere Schmerzen nach sich gezogen hatte, stellte er den frischen Napf mit ihrem Lieblingsfutter auf die Arbeitsplatte neben dem Tassenregal. Die graue Katze sprang auf die Arbeitsplatte, nachdem er ihr es erlaubt hatte, um sich schmatzend ihrem Mittagessen zu widmen. Tetsuo sah ihr dabei zu, während er seinen Kaffee trank und die Benachrichtigungen auf seinem Handy durchging. Izumi hatte ihm geschrieben, um sich nach seinem Zustand zu erkundigen und seinen Besuch anzukündigen. Mit einem Stirnrunzeln nahm er die seit dem Wochenende ungelesene Benachrichtigung wahr, die ihn an Rins Geburtstag erinnerte, den er im Stress völlig vergessen hatte. Er legte sich eine Erinnerung für den späten Nachmittag an, damit er es nicht wieder vergaß und suchte im Kühlschrank nach etwas zu essen. Bevor er eine Entscheidung getroffen hatte, was er sich zubereiten wollte, wurde die Wohnungstür geöffnet und er hörte Kous samtige Stimme.

„Bist du wach, Tetsu?“

„Ja. Ich kann schließlich nicht den ganzen Tag im Bett liegen, so bequem es auch ist“, entgegnete der Blonde und verließ die Küche, um ihn zu begrüßen. Er stutze, da Izumi neben Kou stand und ihn mit besorgt gerunzelter Stirn ansah. „Wolltest du nicht erst später herkommen, Izumi?“

„Ich hatte Hummeln im Hintern, weil du mir seit gestern nicht geantwortet hast. Hotaru auch nicht und Shiro ist auch nicht erreichbar, nur Kou.“ Izumi deutete auf den Künstler neben sich, der nun ebenfalls die Stirn runzelte.

„Tut mir leid, ich wollte dir noch antworten. Als du gestern angerufen hast, lag mein Handy außerhalb meiner Reichweite“, erklärte Tetsuo zerknirscht. „Aber wie du siehst, lebe ich noch.“

„Unkraut vergeht nicht.“ Der schwarzhaarige Host lächelte sanft. „Wie geht es dir, Dadsuo? Ich habe dir Snacks mitgebracht, Kou hat gekocht.“

„Blendend. Passt dein Essen zu Kaffee, Kou?“ Er hob seine Kaffeetasse hoch und trank einen Schluck.

„Es ist Tacoreis, nach dem Rezept meiner Baa-chan. Du kannst dazu trinken, was du möchtest, Izumi und ich nehmen uns was von Hotarus Limonade. Für dich habe ich extra scharfe Salsa gemacht“, erklärte der Angesprochene und trug das Tablett mit den unterschiedlichen Schüsseln in die Küche.

„Setz dich, wir kümmern uns um alles. Ist Hotaru auch da? Und viel wichtiger: Habt ihr euch wieder vertragen?“ fragte Izumi, folgte Kou und Tetsuo in die Küche und suchte nach zusammenpassenden Stäbchen, um den Tisch zu decken.

„Wir haben uns wieder vertragen, mach dir keine Gedanken darum. Es war nur ein Missverständnis.“ Tetsuo ließ es sich nicht zweimal sagen, sich zu setzen und es den beiden zu überlassen, sich ums Mittagessen zu kümmern. „Wieso bist du eigentlich hier, Izumi?“

„Uff... Also... Ich wollte eigentlich gestern schon herkommen, um meine Ninja abzuholen, aber Shiro war nicht zu erreichen und als ich ihn endlich erreicht hatte, war er mit irgendwas wichtigem beschäftigt. Dich habe ich auch nicht erreicht, also dachte ich, ich störe besser nicht und war stattdessen shoppen. Ich kann mein Motorrad ja ohne neue, passende Schutzkleidung nicht fahren“, erzählte Izumi und deutete mit dem Kinn auf seine vollgepackte Tasche, die er im Wohnzimmer abgestellt hatte.

„Was ist mit deinen alten Sachen?“ Der Blonde nahm dankend einen gut gefüllten Teller von Kou entgegen.

„Qualitativ minderwertig und unbequem. Ich kann doch nicht das tragen, was ich in meinem ersten Studienjahr von meinem mickrigen Gehalt gekauft habe, wenn ich mit meinem Freund zu seinen Eltern fahre. Einen neuen Helm habe ich so oder so gebraucht, also habe ich dazu passende Klamotten gekauft. Oh, das riecht wirklich lecker, Kou.“

„Danke. Ich gebe dir gern das Rezept, Tōru hat das während unseres Besuchs in Okinawa gegessen und mochte es sehr.“ Kou setzte sich zu ihnen, eine Dose mit Traubenlimonade gab er Izumi, die zweite öffnete er für sich. „Du siehst sehr viel entspannter aus als gestern, Tetsu. Habt ihr euch gut aussprechen können? Hotaru war sehr unsicher deshalb.“

Tetsuo nickte. „Wie schon gesagt, es war ein Missverständnis und uns beiden hat es gleich leidgetan. Das ganze Beziehungsding ist noch neu für mich und ich... wir müssen uns erst noch daran gewöhnen, dass der andere sich Sorgen um einen macht und das nicht immer so ausdrücken kann, wie es sinnvoll wäre.“ Er zögerte, da die beiden Jüngeren ihn aufmerksam ansahen. „Hat Hotaru euch irgendwas erzählt?“

„Nö, er schrieb mir nur, dass ihr euch vertragen habt und ich mir keine Sorgen machen oder dich schimpfen muss“, antwortete Kou grinsend. „Und dann hat er sich entschuldigt, dass er Kazuki heute nicht mit nach Hause bringen kann, weil er spät noch einen Besprechungstermin hat, bei dem er nicht weiß, wie lange er dauert.“ Er seufzte leise, bevor er weiter aß.

„Er wollte es versuchen, aber Kazuki ist manchmal zu pflichtbewusst. Er ruft dich sicher später noch an und erklärt es dir, wie ich ihn kenne, vermisst er dich ebenso wie du ihn“, sprach Tetsuo aufmunternd. „Ich habe es vorgestern nicht wirklich mitbekommen, du fährst mit Tōru in den Urlaub, um seine Eltern zu besuchen, Izumi? Du willst freiwillig die Eltern deines Partners kennenlernen? Bist du krank? Wurdest du von Aliens entführt und ausgetauscht?“

Izumi schnaubte empört, kaute hastig und spülte die Reste mit einem großen Schluck Limonade herunter, bevor er antworten konnte. „Quark. Tōru hat mich gefragt und ich bin einfach froh um die Möglichkeit, nicht eine ganze Woche von ihm getrennt zu sein, das überlebe ich einfach nicht. Ich muss aber sagen, ein wenig Sorgen mache ich mir schon...“

„Wieso? Tōru hat bisher immer gut von seinen Eltern und seiner Schwester gesprochen, wenn wir auf das Thema kamen“, hakte Kou nach.

„Sie wissen aber nicht, dass er schwul ist. So gar nicht. Seine Schwester weiß es, aber seine Eltern nicht und er weiß selbst nicht, wie sie auf die Neuigkeit reagieren...“ Izumi kaute an einem Stäbchen, bis Tetsuo es ihm abnahm und zur Seite legte. „Nach dem Fiasko mit deiner Mutter, Kou, sind wir beide etwas angespannt. Klar, ich habe ihm gesagt, dass wir sofort abreisen, sollten sie sich auch nur ansatzweise so verhalten, aber... ugh... ich will gar nicht erst drüber nachdenken.“

„Ich denke schon, dass Tōru gut einschätzen kann, ob es funktioniert, sonst hätte er dich nicht gefragt, ob du ihn begleitest“, bemerkte Tetsuo. „Du wirst sie im Handumdrehen von dir überzeugen, glaub mir, du hast ein Händchen für den Umgang mit den verschiedensten Menschen, sonst wärst du nicht so erfolgreich in deinem Job. Und wenn es schief geht, macht ihr euch eine schöne Woche zu zweit. So oder so hast du nichts zu verlieren.“

„Auch wieder wahr... Tōru macht sich wahrscheinlich viel mehr Sorgen als ich, ich sollte für ihn da sein und mich nicht schon im Vorfeld verrückt machen.“ Er lehnte sich im Stuhl zurück. „Ist Shiro heute da? Er wollte mir zeigen, wo die Ninja steht und mir noch was geben.“

„Er müsste unterwegs sein. Ich zeige es dir später, etwas Bewegung schadet mir nicht und wie ich ihn kenne, hat er alles vorbereitet und du musst nur noch losfahren“, antwortete der Blonde, griff wie gewohnt nach seinen Zigaretten und hielt inne, dann legte er die Packung zur Seite. „Und es lenkt mich ab, unsere Ärztin hat mir Zigaretten und Alkohol verboten, bis ich keine Schmerzmittel mehr brauche.“

„Das ist auch besser so, du solltest auf sie hören.“ Kou räumte die leeren Teller ab, um sie in die Spülmaschine zu stellen und noch etwas in der Küche aufzuräumen. „Ich gehe gleich wieder hoch, ich habe noch eine Besprechung mit meiner Editorin. Sag mir Bescheid, wenn du noch etwas brauchst, Tetsu, dann kümmere ich mich nachher darum.“

„Ich bin wunschlos glücklich, Kou, aber sollte mir etwas einfallen, sage ich es dir.“

„In Ordnung. Dann sehen wir uns später und du fahr vorsichtig mit deinem Motorrad, Izumi.“

Kou drückte beiden je einen Kuss auf die Wange, kraulte Aoi im Vorbeigehen und ließ sie allein, um weiterzuarbeiten.

„Geht es dir wirklich gut oder sagst du das nur, damit sich niemand Sorgen macht?“ fragte Izumi ernst, nachdem Kou die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte.

„Den Umständen entsprechend, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass ich sehr viel Glück hatte und außer zwei gebrochenen Rippen und einigen Prellungen keine schlimmeren Verletzungen habe“, antwortete Tetsuo zerknirscht, dann befühlte er den mit Nahtpflastern versorgten Schnitt in seinem Gesicht. „Das hier wird spurlos abheilen, aber selbst, wenn nicht, es wäre nicht die erste Narbe, die ich habe.“

Izumi schnaufte, stand auf, ging um den Tisch herum und legte vorsichtig die Arme um seinen Ziehvater, um ihn sanft zu drücken.

„Ich will aber nicht, dass du noch mehr Narben kriegst, Dadsuo“, murmelte er fast lautlos. „Oder dich in Gefahr bringst und verletzt wirst...“

„Das war so auch nicht geplant. Glaub mir, besonders toll finde ich das nicht und ich hasse es, deshalb so eingeschränkt zu sein und Hotaru meinen Job machen lassen zu müssen.“ Der Blonde zerzauste ihm die Haare mit der rechten Hand und erwiderte seine Umarmung. „Niemand von uns geht unvorbereitet in solche Auseinandersetzungen, weder ich noch Shiro. Wir können dir ja schlecht einfach so unser ganzes Geld überlassen, das würde dir nur zu Kopf steigen, Kleiner.“

„Du bist doof. Ich habe dich trotzdem lieb und Shiro auch. Bist du fit genug, mir zu zeigen, wo mein Motorrad steht? Ich will dir nicht zu lange auf die Nerven gehen und ich muss später noch arbeiten.“

„Dafür auf jeden Fall. Etwas Bewegung schadet mir auch nicht, bevor ich noch einroste.“

 

Nachdem er Izumi zu seinem schon von Shiro vorbereiteten Motorrad gebracht hatte, das wie ihre anderen Motorräder im separaten Raum in der Tiefgarage hinter dem Rolltor gestanden hatte, räumte Tetsuo in der kleinen Werkstatt noch etwas auf. Die Phönixe durften die Werkstatt jederzeit nutzen, nicht alle legten die Sachen wieder an ihren Platz zurück und wenn man sich nicht regelmäßig darum kümmerte, wurde es unordentlich. Er würde Shiro bitten, die jüngeren Mitglieder daran zu erinnern, hinter sich aufzuräumen, aber es war nicht so schlimm, dass es weiterer Maßnahmen bedarf. Einer Eingebung folgend zog er eine Schutzplane von einem seiner Motorräder ab, das er länger nicht genutzt hatte und auch nicht mehr nutzen würde, da er ein anderes mit mehr Leistung gekauft hatte. Er strich mit den Fingern über den schwarz lackierten Tank der Suzuki GSX-S1000 und dachte darüber nach, dass es schade war, dass sie nur herumstand, weil sie keinen Fahrer hatte. Sein Handy vibrierte in seiner Hosentasche mit einem Anruf, es war Hotaru.

„Hey, was gibt’s, Aru?“ fragte er, nachdem er abgenommen hatte.

„Ich wollte nur hören, wie es dir geht. Izumi hat versucht, mich zu erreichen, aber wir waren bis eben in einem Termin und jetzt erreiche ich ihn nicht“, antwortete Hotaru leicht zerknirscht.

„Izumi ist wahrscheinlich noch damit beschäftigt, einen Parkplatz für sein Motorrad zu finden, das er hier abgeholt hat. Er will nächste Woche mit Tōru in den Urlaub fahren und braucht es dafür“, erklärte der Blonde.

„Der Glückliche, ein bisschen neidisch bin ich ja schon.“ Ein leises Pusten war zu hören, offenbar machte Hotaru seine wohlverdiente Raucherpause. „Ich hatte hier im Anwesen ein Motorrad, aber es hat nie wirklich mir gehört und jetzt habe ich keins mehr. Urlaub wäre auch großartig.“

„Hmmm... Du weißt schon, dass wir mehr als genug Motorräder haben? Du kannst dir davon gerne eins aussuchen.“

„Das wäre dann aber auch nicht meins, sondern von dir oder Kazuki. So lieb gemeint das Angebot ist, ich will eins für mich, das ich so lieb haben kann wie mein Auto, verstehst du?“

„Ich verstehe das, Aru. Wir können uns gern nach einem umsehen, wenn ich wieder fit bin, außer, du willst das allein machen...“ Tetsuos Blick schweifte zu dem Motorrad, das fast wie neu neben ihm stand.

„Das können wir gerne tun, Klopskopf. Du hast wahrscheinlich viel mehr Ahnung und Erfahrung damit als ich.“ Der Rothaarige gluckste amüsiert. „Und nein, ich will damit nicht sagen, dass du alt bist.“

„Und wie du das willst. Ich mache mir eine Liste, Nervensäge, und du kriegst alles zurück. Irgendwann. Wenn ich wieder schmerzlos atmen kann.“

„Ohje, ich zittere. Nimm deine Schmerzmittel, Tetsu, du musst das nicht aushalten, hörst du? Ich komme heute zum Abendessen nach Hause, Kazuki hat noch Familientermine und bleibt im Anwesen.“

„Familientermine?“ hakte Tetsuo nach.

„Kondolenzbesuch bei Sumire. Isamu hat ihn darum gebeten, jetzt wo Trauerfeier und Beisetzung um sind. Sayuri kümmert sich um die Sicherheit, es ist im kleinen Kreis und ich habe da wirklich nichts verloren. Ich bringe ihn dann morgen mit, aber sag Kou nichts, ja? Es soll eine Überraschung werden.“

„In Ordnung.“

„Wo bist du gerade? Es klingt anders, als wenn du in der Wohnung bist“, fragte Hotaru neugierig.

„Im Motorrad-Abteil der Tiefgarage. Ich habe die Werkstatt aufgeräumt, nachdem Izumi weg war und ein bisschen die Zeit vergessen.“ Er atmete geräuschvoll aus. „Ich bin froh, dass wir einen Aufzug haben und ich nicht die ganzen Treppen bis nach oben laufen muss.“

„Das wäre sonst schon sehr sportlich. Übernimm dich nicht, ich muss wieder rein. Bis heute Abend, Tetsu.“

Tetsuo zog die Plane wieder ordentlich über das Motorrad, nachdem er sich ebenfalls verabschiedet und aufgelegt hatte, mit dem Plan im Hinterkopf, noch einmal ins Dossier über Hotaru zu sehen um sich seinen richtigen Geburtstag in den Kalender einzutragen und ihm diesmal ein Geschenk zu machen, über das er sich freuen konnte, dann machte er sich auf den Rückweg in seine Wohnung.

 

Eine Schmerztablette und ein großes Glas Wasser später setzte er sich mit einem großen, weichen Kissen für seinen Rücken aufs Sofa und tippte Rins Kontakt auf seinem Display an, um ihn endlich anzurufen. Direkt mit Videocall, da außer Aoi niemand in der Nähe war und es hoffentlich verhinderte, dass sein ältester Freund neben Kazuki ihn schimpfte, weil er ihm nicht zum Geburtstag gratuliert hatte. Es klingelte eine Weile, bis der Anruf angenommen wurde und ein schmales Gesicht mit den jadegrünen Augen auf seinem Display erschien, schwarze, glatte Haare fielen ihm bis zum Kinn.

„Bei allen Göttern, wie siehst du denn aus, Tetsu?“ fragte Rin überrascht.

„Dir auch einen schönen Tag, Rin.“ Tetsuo zog eine Grimasse. „Bevor ich deine Frage beantworte: Alles Gute zum Geburtstag nachträglich, wie ich sehe, bist du keinen Tag älter als neunundzwanzig oder deine Filler sind frisch.“

„Das ist alles so, wie es sein soll, gute Ernährung, gute Hautpflege, viel Hunde kuscheln und noch mehr Sex“, gab Rin feixend zurück. „Also, was ist passiert? Muss ich nach Tokio kommen und jemanden verprügeln?“

„Dann müsstest du ihre Asche verprügeln, das könnte schwierig werden.“ Der Blonde rieb sich die Stirn. „Es waren Maßnahmen notwendig, um claninterne Schwierigkeiten zu lösen, das ist etwas eskaliert und ich habe mir zwei Rippen gebrochen und dieses hübsche Souvenir dazu bekommen.“ Er deutete auf seine Wange und die verfärbte Haut um sein Auge.

Sein Gesprächspartner runzelte die Stirn, dann nickte er. „Ich verstehe. Sayuri hat etwas erwähnt, jetzt ergibt es Sinn. Sie hat mir übrigens von deinem „Freund“ erzählt. Wie ist das denn passiert, hm?“

„Sayuri redet mit dir über Hotaru? Echt jetzt?“

„Wir reden über viele Dinge, über die meisten darf ich wegen der ärztlichen Schweigepflicht nichts sagen, aber das ist kein Geheimnis. Nun?“ Rin machte es sich auf seinem Sessel bequem. „Ich habe heute übrigens keine Termine mehr und Zeit, dir alles aus der Nase zu ziehen, wenn es sein muss.“

Tetsuo seufzte ergeben, dann fasste er ihm die vergangenen Monate mit Hotaru zusammen, von seinem Einzug bis zu ihrem Streit zwei Tage zuvor. Er ließ nicht aus, über seine eigene Unsicherheit zu sprechen, Rin wusste schon lange von seinen Schwierigkeiten mit romantischen Gefühlen und hatte ihn dabei immer unterstützt. Er erzählte viel über Hotaru und seine Art, damit Rin sich ein Bild machen konnte, etwas zu euphorisch eventuell, was ihm erst auffiel, als der Schwarzhaarige wissend schmunzelte und Tetsuo mitten im Satz abbrach.

„Was? War irgendetwas lustig, Rin?“ fragte er, öffnete die neben ihm stehende Sportflasche und trank einen Schluck kalten Tee, weil sein Hals sich trocken anfühlte.

„Mhm... Du. Urkomisch bist du.“ Rin bedachte ihn mit einem liebevollen Blick. „Ich denke, du hast die Schmetterlingsphase so gut wie übersprungen, weshalb du mit deinem Buchwissen einfach nicht merkst, was mit dir los ist.“

„Ich wollte jetzt keine Analyse von dir...“

„Entschuldige, Berufskrankheit. Lass es mich anders formulieren... Du bist kein Dummkopf, du weißt selbst, dass nicht alles ein Label braucht und so sehr wie andere mit Liebesbekundungen um sich werfen, hältst du dich zurück. Du hattest schon immer deine Schwierigkeiten damit und hätte ich damals gewusst, was ich heute weiß, hätte ich dich besser unterstützen können. Aromantik ist nicht schwarz und weiß, Tetsu, es ist ein Spektrum. Also ist es nicht ausgeschlossen, dass du romantische Gefühle entwickeln kannst, wenn du jemanden an dich heranlässt und eine Bindung zu ihm aufbaust.“ Rin machte eine kurze Pause. „Was du seit damals nicht getan hast. Du hast keinen Partner an dich rangelassen, Sex war gut, aber Gefühle nicht dein Ding. Vollkommen in Ordnung. In der Welt, in der wir uns bewegen, können Beziehungen schwierig sein. Aber jetzt hast du jemanden, den du sogar von dir aus gefragt hast, ob ihre eure Beziehung auf ein neues Level bringen wollt und selbst wenn du sagst, dass du keine romantischen Gefühle für ihn hast, fällt dir bei einem „Ich liebe dich“ nicht die Zunge aus dem Mund. Das ist aber nur meine Beobachtung, ich will dich sicher nicht zu irgendetwas drängen, was du nicht willst, Knirps.“

„Ich... sehe mich einfach nicht, diese Worte zu sagen und dabei so viel rumzuturteln wie Kazuki und Kou das tun“, entgegnete Tetsuo nach einem Moment, in dem er Rins Worte verarbeitet hatte. „Hotaru ist mir sehr wichtig, ich vermisse ihn, wenn er nicht hier ist, was in den letzten Tagen aber auch an meinem Allgemeinzustand liegen könnte... Versteh mich nicht falsch, ich kann lieben, Kazuki, meine Jungs, dich, Hinako und irgendwie auch Kou, weil ich mir unser Leben nicht mehr ohne ihn vorstellen kann.“

„Kannst du dir dein oder euer Leben ohne Hotaru vorstellen?“

„Nein. Er ist in kurzer Zeit ein Teil von uns geworden und nicht mehr wegzudenken.“

„Dann ist doch nichts dabei, wenn du ihn in deine Aufzählung einfügst, oder?“ Rin neigte leicht den Kopf zur Seite, ohne ihn aus den Augen zu lassen. „Ganz logisch betrachtet. Du liebst Menschen, ohne die du dir dein Leben nicht mehr vorstellen kannst. Mal außer Acht gelassen, dass du on top noch Sex mit ihm hast und er dein Boyfriend ist.“

„Ich muss darüber erstmal nachdenken... Danke für den Input, Rin.“

„Liebend gern, wir reden viel zu selten miteinander. Ich nehme an, ich lerne deinen Hotaru und Kazukis Kou an Sayuris Geburtstag kennen? Sie hat uns eingeladen und bis jetzt spricht nichts dagegen, dass wir dafür nach Nagano fahren.“

„Kou geht hin, wo Kazuki hingeht und Hotaru geht dorthin, wo Kou ist und ich bin, wo Kazuki ist. Also ja... Wir sehen uns wahrscheinlich dort. Weiß Kazuki, dass du kommst?“ Tetsuo runzelte die Stirn, Kazuki hatte ihm gegenüber nichts erwähnt und seit über zwanzig Jahren nicht mit Rin gesprochen.

„Das weiß ich nicht“, antwortet Rin. „Es ist Sayuris Aufgabe, ihre Gästeliste mit ihm zu teilen, nicht meine oder deine. Aber wir sind alle erwachsen, ich bin mit meiner besten Freundin verheiratet und glücklich mit meinem Partner. Nicht viel anders als Kazuki, wenn ich es so betrachte... Wie dem auch sei, es sollte in Ordnung sein und kein Drama geben, so jemand ist Kazuki nicht.“

„Auch wieder wahr. Aoi bettelt nach Aufmerksamkeit und Snacks, ich mache erstmal Schluss, wenn es für dich in Ordnung ist. Wir hören voneinander, Rin.“

„Ja, mach dir keine Gedanken. Meine Fellbabys scharren auch schon an der Tür, ich muss mich darum kümmern. Bis zum nächsten Mal und spätestens im September, Tetsu.“

Chapter Text

Kazuki blieb etwas irritiert auf der untersten Stufe der kurzen Treppe des Eingangsbereichs des Anwesens stehen und sah Hotaru nach, der seine Tasche im Kofferraum des rauchgrauen Honda Civic R verstaute. Er sah sich um, ob er seinen Lexus oder Tetsuos Tesla irgendwo sah, doch Fehlanzeige, nur Hotarus Auto stand zur Verfügung, um nach Hause zu fahren.

„Hast du etwas vergessen, Boss?“ fragte Hotaru verwundert, die frühabendliche Sommersonne ließ seine dunkelrot gefärbten Haare leuchten.

„Sag mir nicht, du bist mit deinem Auto hergekommen statt dem Lexus?“ fragte Kazuki direkt.

Die Augen des Jüngeren weiteten sich für einen Moment, dann verzog er seine Lippen zu einem Lächeln. „Doch, das muss ich dir leider sagen. Der Lexus war gestern in der Werkstatt und Shiro hatte die Schlüssel bis heute Morgen nicht wiedergebracht. Irgendwie musste ich ja herkommen und du weißt, wie ungern Tetsu seinen Tesla hergibt.“

Dem Älteren entfuhr ein resigniertes Grunzen, er bedachte das Auto mit einem mitleidigen Blick und schob sich auf den Rücksitz, nachdem Hotaru ihm zuvorkommend die hintere Tür auf der Beifahrerseite geöffnet hatte. Damit er mehr Beinfreiheit hatte, schob der Rothaarige den Beifahrersitz mit einem geübten Griff nach vorn, dann lief er um das Auto herum, um auf der Fahrerseite einzusteigen.

„Es ist geräumiger, als ich erwartet habe“, gestand Kazuki, während Hotaru noch mit seinem Gurt hantierte. „Du hast die äußere Verkleidung ändern lassen?“ Mit einer Handbewegung umfasste er die auffallend sportliche Ausstattung der R-Variante des Honda Civic.

„Ja. Es ist so unauffälliger und was wirklich zählt, ist doch, was unter der Haube steckt und nicht, ob es einen protzigen Heckspoiler hat“, beantwortete er seine Frage, dann tippte er auf dem Display des Bordcomputers herum. „Du kannst dein Handy verbinden, wenn du deine Musik hören möchtest.“

Kazuki ließ sich nicht lange bitten, koppelte sein Handy per Bluetooth mit dem Multimediasystem und kurz darauf schallte Aesthetic Perfection aus den Lautsprechern.

„Hast du Kou und Tetsuo gefragt, was sie zum Abendessen haben wollen?“ fragte Kazuki, während Hotaru das Auto vom Hof auf die schmale Straße davor manövrierte.

„Ja, beide sind einverstanden mit Pizza. Sie haben mir ihre Wünsche schon geschickt und die Pizza ist zur Abholung bestellt.“ Hotaru warf ihm einen Blick durch den Rückspiegel zu, der mit einem rosafarbenen Dufteinhorn dekoriert war. „Noch etwas anderes?“

„Halte vorher beim Floristen. Ich habe etwas bestellt, das mir erst gestern Abend eingefallen ist, nachdem du schon weg warst. Ich sende dir die Adresse.“

„Blumen? Oh... Für Kou?“ Die olivgrünen Augen des Jüngeren funkelten freudig.

„Ja. Ich weiß, er ist nicht der größte Fan von Schnittblumen, aber...“

„Er wird sich trotzdem darüber freuen, weil sie von dir sind. Also erst Florist, dann Pizza, dann nach Hause.“

„Du hast frei, sobald wir zuhause sind. Ein freies Wochenende haben wir uns verdient, Hideyoshis Assistent regelt alle Anfragen, die bis Montag eingehen und kontaktiert mich, sollte es einen Notfall geben“, sprach Kazuki weiter. „Wovon ich nicht ausgehe.“

„Das ist sehr großzügig von dir, ich bin dennoch verfügbar, solltest du mich brauchen. Oder Kou.“

„Ich denke nicht, dass einer von uns dich brauchen wird.“ Er neigte den Kopf zur Seite und sah Hotaru durch den Rückspiegel an, ein vielsagendes Schmunzeln auf den Lippen, sein Zeigefinger tippte im Takt zur Musik auf sein Knie. „Kou wird sich nicht weiter als eine Leinenlänge von mir entfernen, falls überhaupt.“

„Darüber wird er sich freuen.“ Hotaru erwiderte sein Schmunzeln.

Wenig später parkte er in einer Parklücke vor dem Floristengeschäft, das Kazuki ihm genannt hatte.

„Warte. Sie nimmt nur Bargeld.“ Kazuki reichte ihm ein dickes Bündel Geldscheine nach vorn, bevor er aussteigen konnte. „Das sollte ausreichend sein.“

Hotaru blätterte mit dem Daumen durch die Scheine und sah ihn mit großen Augen an. „Wie viele Blumen hast du bitte bestellt?“

„Genug, um es hoffentlich wieder gut zu machen, dass ich Kou die ganze Woche allein gelassen habe und auch vorher kaum Zeit für ihn hatte...“

„Ich bin gleich wieder da, nicht weglaufen.“

Kazuki las etwas auf dem Handy, um sich die Zeit zu vertreiben, bis Hotaru wieder zurück war. Es dauerte jedoch nur wenige Minuten, bis er aus dem Laden herauskam, wobei er halb hinter einem voluminösen Blumenstrauß verschwand, den er so vorsichtig trug, als sei er zerbrechlich. Kazuki öffnete ihm die hintere Tür von innen und nahm den Strauß entgegen, um ihn vorsichtig neben sich auf den Sitz zu legen.

„Die Floristin bittet um Entschuldigung, da sie nicht so viele langstielige, rote Rosen organisieren konnte, wie du bestellt hattest. Sie hat die Rosen mit weißen Lilien ergänzt, da sie gut zusammenpassen“, erklärte Hotaru, nachdem er sich wieder auf den Fahrersitz gesetzt und ihm das übrige Bargeld gegeben hatte. „Wie viele hast du denn bestellt?“

„Lass mich überlegen... Ich denke, die höchste Zahl in der App war mit 100 angegeben, die habe ich ausgewählt.“ Kazuki strich mit den Fingerspitzen über die samtigen Blütenköpfe der roten Rosen. „Es war schon spät und ganz nüchtern war ich auch nicht mehr.“

„Und du hast dir keine Gedanken darüber gemacht, wie wir einen Strauß von einhundert Rosen ins Auto bekommen?“ Er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, als Kazuki schuldbewusst den Kopf schüttelte, bevor er ebenfalls grinste.

„Uns wäre schon etwas eingefallen. Fahr da vorne links, es ist eine Abkürzung zur Pizzeria, bei der wir bestellt haben.“

Der Rothaarige salutierte scherzhaft, bog in die schmale Seitenstraße ein und sprang aus dem Auto, sobald sie den Parkplatz vor der Pizzeria erreicht hatten, die Tetsuo empfohlen hatte. Das Abholen der dampfenden Pizza dauerte nicht länger als das Abholen der Blumen, sodass er kurz darauf in die nicht weit entfernte Tiefgarage ihres Zuhauses fahren konnte.

 

Kou sah auf die Uhr, als er frisch geduscht und von vorne bis hinten gepflegt aus dem Bad kam. Hotaru hatte ihm gesagt, wann er zuhause sein wollte, ihm aber gleichzeitig mitgeteilt, oben auf ihn zu warten und nicht schon nach unten zu Tetsuo zu gehen, so dass der Schwarzhaarige sich ungeduldig auf die Sofalehne setzte. Es fiel ihm beim besten Willen nicht ein, weshalb er dort auf ihn warten sollte, schließlich war Tetsuos Wohnung nur ein Stockwerk weiter unten und er war in den vergangenen Tagen täglich bei dem Blonden gewesen, um nach ihm zu sehen, ohne einen Bodyguard an seinen Fersen kleben zu haben. Er war kurz davor, Hotaru zu schreiben, dass er schon vor gehen würde und halb in der Bewegung, von der Sofalehne aufzustehen, als die Wohnungstür entriegelt und geöffnet wurde.

„Hotaru, ich brauche keinen Babysitter, der mich zu Tetsuo bringt, so weit ist das... echt... nicht...“ begann Kou ärgerlich und stockte, als Kazuki hinter Hotaru durch die Tür trat. „Kazu?“

„Überraschung! Ich bringe euer Essen eben in die Küche, dann lasse ich euch allein. Ich bin gar nicht da“, flötete Hotaru und flitzte in die Küche, um Kazuki das Feld zu überlassen.

Kou sprang von seinem Platz auf und umarmte Kazuki, kaum dass dieser seine Schuhe abgestreift hatte. Er hatte sich gerade noch zurückhalten können, ihn anzuspringen, da er gesehen hatte, dass er nur eine Hand frei hatte und so stark er auch war, wollte er ihm nicht zumuten, ihn mit einem Arm aufzufangen und festzuhalten. Stattdessen schlang er beide Arme um seinen Nacken und schmiegte sich dicht an ihn, während er ihn küsste, als hinge sein Leben davon ab. Es kostete Kazuki ein gutes Stück Kraft und Überwindung, ihn für einen kurzen Moment von sich zu lösen, um nicht zu ersticken und ihn ansehen zu können.

„Guten Abend, Honey...“ flüsterte er kaum hörbar, die freie Hand auf Kous Wange. Er nickte Hotaru kurz zu, der leise an ihnen vorbeiging und die Wohnungstür hinter sich schloss. „Ich habe dich schrecklich vermisst... Und ich habe dir etwas mitgebracht, um dich um Verzeihung zu bitten, weil ich so wenig Zeit für dich hatte.“

„Du hast mir dich mitgebracht, das reicht mir, Kazu...“ murmelte Kou, er wartete dennoch mit leichter Ungeduld darauf, dass sein Partner ihm zeigte, was er ihm mitgebracht hatte.

Den Arm um seine Taille gelegt, schob Kazuki ihn weiter ins Wohnzimmer hinein, damit sie nicht noch länger im Eingangsbereich standen und drehte sich dann zu ihm um, den Blumenstrauß zog er in derselben Bewegung hinter seinem Rücken hervor. Kou schlug mit einem überraschten Quieken beide Hände vor den Mund, die bernsteinfarbenen Augen weiteten sich staunend. Der Blumenstrauß bestand aus mehreren Dutzend langstieliger Rosen, deren Rotton dem von Kazukis Shibari-Seilen ähnlich war, umrahmt von weißen Lilien, die einen Kontrast dazu bildeten. Gehalten wurde der Strauß von einem schlichten roten Samtband.

„Gefallen sie dir? Ich weiß, du magst Schnittblumen nicht so sehr, aber...“ begann Kazuki, leicht unsicher, da es Kou die Sprache verschlagen hatte.

„Kazu, das ist... Ich weiß nicht, was ich sagen soll...“ Er hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten, die sich vor Rührung über die Geste in seinen Augen sammelten. „Das ist so... wunderschön und aufmerksam und... Ich habe noch nie, wirklich niemals, so einen tollen Blumenstrauß bekommen...“

Kou streckte beide Hände aus und nahm den Strauß vorsichtig entgegen, um sich nicht an den vereinzelten Dornen zu stechen. Die Rosen reichten ihm bis zu beiden Schultern, als er daran schnupperte und wohlig seufzte.

„Vielen Dank, Kazu... Dabei war ich gar nicht sauer auf dich...“

„Aber ich auf mich.“ Kazuki stellte sich dicht vor ihn und strich ihm eine lose Haarsträhne hinters Ohr, damit sie sich nicht in den Blumen verhaken konnte. „Neben gestern gab es nicht viele Gründe, über Nacht im Anwesen zu bleiben, außer meinem Pflichtgefühl dem Clan gegenüber... Verzeih mir, dass ich so stur war. Ich versuche, das in Zukunft besser zu machen.“

„Ich mache dir keine Vorwürfe, Kazu. Ich weiß doch, dass dir das wichtig ist und es in absehbarer Zeit deine Aufgabe sein wird, sehen wir das als... hm... Probelauf?“ Kou schmiegte sich an seine Handfläche. „Bleibst du das ganze Wochenende?“

„Mhm... Vor Montag erwartet mich niemand irgendwo, wir haben genug Zeit für uns, Honey.“ Er erwiderte Kous Lächeln, strich mit dem Daumen die Kontur seiner Oberlippe entlang und ließ ihn dann auf seiner Unterlippe liegen. „Wie hungrig bist du, Kätzchen?“

„Ich muss jetzt nichts essen, aber ich bin hungrig auf alles, was du mir gibst, Daddy...“ kam die Antwort zurück, eine freche Zungenspitze strich über seinen Daumen. „Wir sollten nur erst eine Vase für die Blumen finden...“

Kazuki löste sich von ihm, ging in die Küche und holte etwas aus dem Schrank, das er mit Wasser füllte. Kou staunte nicht schlecht, als er mit einem Champagnerkühler statt einer großen Vase zurückkam, um den Blumenstrauß hineinzustellen, die improvisierte Vase platzierte er anschließend auf dem Esszimmertisch.

„Das ging schneller, als die Vasen zu suchen, von denen ich ehrlich gesagt nicht weiß, wo sie sind“, erklärte er mit einem schiefen Grinsen, auf das Kou sich ein Kichern verkneifen musste. „Warte hier, ich bin sofort wieder zurück.“

„Wie du willst, Daddy, ich warte.“

Kou verschränkte locker die Arme hinter seinem Rücken und versuchte, seine Aufregung zu kontrollieren. Sie hatten seit fast einer Woche keine Zeit füreinander gehabt und er sehnte sich nach Kazuki, seinen Berührungen und schlichtweg Sex, es sich allein selbst zu machen war keine ausreichende Alternative, wie er schmerzlich hatte feststellen müssen. Es kam ihm vor wie eine halbe Ewigkeit, bis Kazuki aus dem Schlafzimmer zurückkam, Jackett, Gürtel und Krawatte hatte er offensichtlich dort gelassen, die oberen Hemdknöpfe soweit geöffnet, dass sie den Ansatz der Phönixschwingen auf seiner Brust erkennen ließen. In der linken Hand hielt er das breite schwarz-rote Lederhalsband und Kou spürte ein freudiges Kribbeln in seinem Bauch, als er es sah. Ohne weitere Aufforderung als einen vielsagenden Blick von seinem Partner, fasste er seine langen Haare mit einem Haargummi zu einem unordentlichen Knoten zusammen, so dass sein Hals frei lag, nur umschlossen von dem schmalen Goldreif seines Day Collar.

Kazuki runzelte die Stirn, als er Kous Schultern und Hals sah, die frei von jeglichen Spuren waren, die sich sonst darauf befanden. Statt ihm wie geplant erst das Halsband anzulegen, zog er ihn mit der rechten Hand um die Taille an sich und knabberte an der Haut seiner Halsbeuge, erst zärtlich, dann fester, als Kou sich leise stöhnend an ihn schmiegte.

„F... Fester... bitte...“ flehte Kou heiser, eine Hand legte er auf Kazukis Hinterkopf und gab seiner Bitte so etwas Nachdruck. „Markiere mich, Alpha...“

Kazuki zögerte eine Sekunde wegen der ungewohnten Ansprache, doch ließ sich kein zweites Mal bitten. Er biss ihn so fest, dass sein Sub leise vor Schmerz wimmerte, mit der Zunge strich er anschließend über die Abdrücke seiner Zähne, um ihm etwas vom Schmerz zu nehmen. Er hatte gelernt, wie fest er Kou beißen konnte, ohne ihn ernsthaft zu verletzen, die Grenze war schmal, mehr als einmal hatte er unbeabsichtigt Blut geschmeckt, doch ein Blick in Kous vor Erregung leicht glasige Augen verriet ihm, dass alles in Ordnung war. Als hätte es nur das gebraucht, den Jüngeren in seinen Subspace zu bringen, zog dieser die Hand aus seinen Haaren zurück und verschränkte erneut die Arme unterwürfig hinter seinem Rücken, das Kinn hob er leicht an, um ihm seinen Hals zu präsentieren, der nun mit rötlichen Malen gefleckt war.

„Sieh dich an, Kleiner... Hast du deinen Meister so vermisst?“ Kazuki hielt sein Kinn fest und sah ihn mit einem wollüstigen Schmunzeln an, bis er die Augen niederschlug.

„Ja, Meister... So sehr...“ hauchte Kou zur Antwort.

„Zieh dich aus. Deine Kleidung brauchst du heute nicht mehr“, befahl er, ließ ihn los und verschränkte die Arme vor der Brust, das Halsband weiterhin in der linken Hand.

Kou zog sich das lockere T-Shirt über den Kopf und ließ es neben sich auf den Boden fallen, zögerte jedoch, bevor er sich langsam von seinen Shorts und dem String darunter trennte. Er spürte den leichten Lufthauch der Klimaanlage auf seiner Haut, über die sich eine leichte Gänsehaut zog, als Kazuki mit dem Fingernagel über eine seiner harten Brustwarzen kratzte.

„Du trägst heute andere Piercings als sonst“, bemerkte Kazuki mit leisem Grollen in der Stimme und zupfte leicht an dem goldenen Ring mit funkelndem Steinanhänger, was Kou ein Stöhnen entlockte. „Die sind hübsch.“

„Danke, Meister.“

Der Blick des Älteren war intensiv, als er ihm schließlich das Halsband anlegte, das sich gewohnt eng um seinen Hals schmiegte. Kou brauchte immer einige Sekunden, um sich daran zu gewöhnen, noch was das Leder etwas kühl, doch es dauerte nicht lange, bis es sich der Temperatur seiner Haut angepasst hatte und er nur noch den leichten Druck spürte. Er atmete tief ein und wieder aus, dann gab er Kazuki mit einem Nicken das Zeichen, dass er bereit war für was auch immer, sein Dom mit ihm vorhatte.

Kou stützte sich hektisch auf der Tischplatte hinter ihm ab, als Kazuki ihn kurzerhand darauf schob und eines seiner Beine anhob, um mehr Platz zu haben. Er unterdrückte ein Stöhnen, da er für einen Moment direkt auf dem schmalen Fuß des schweren Analplugs saß, den er zur Vorbereitung auf einen Abend allein mit sich und seinen Toys nach dem Duschen eingeführt und in den vergangenen Minuten völlig vergessen hatte. Kazuki zog seine Hüften zurück an die Tischkante, so dass er besser an ihn herankam und holte eine kleine Flasche Gleitgel aus der Hosentasche, bevor er sich von seiner Hose trennte. Sein Hemd zog er sich ungeduldig über den Kopf, was seine ordentliche Frisur durcheinander brachte, die er mit einer ungeduldigen Geste halbwegs wieder in Form brachte, bevor er den Klickverschluss des Gleitgels öffnete und eine großzügige Portion davon auf seiner Erektion verteilte. Bevor Kou etwas sagen konnte, stieß er mit der Spitze seines harten Penis gegen das unerwartete Hindernis.

„Was zum...“ Kazuki ging einen halben Schritt zurück und sah zwischen Kous gespreizte Beine, wo der schwarze Fuß des Plugs nun gut sichtbar war.

„Ich... Ich kann das erklären, Meister, ich...“ sprudelte es hastig aus Kou heraus, auch wenn die restlichen Worte in undeutlichem Gestammel endeten, da Kazuki den Plug ohne Vorwarnung aus ihm herauszog. „Hnnahh...!“

Der Ältere wog das Toy in der Hand, das in etwa den Umfang seiner eigenen Erektion hatte, aber nur halb so lang war und schwerer als andere Plugs, die sie sonst benutzten.

„Ich wüsste nicht, was du mir dazu noch erklären solltest.“ Er legte den Plug auf den Tisch und sah Kou mit gierigem Funkeln in den Augen an. „Wenn du dich schon so gut vorbereitet hast, kann ich dich auch benutzen wie das verdorbene Stück, das du offenbar bist...“

Er hielt sein Bein nach wie vor fest, damit er nicht vom Tisch fallen konnte und platzierte die Spitze seiner Erektion dort, wo der Plug sich zuvor befunden hatte. Kous Anus war locker genug, dass er problemlos in ihn stoßen konnte, doch Kazuki wollte sich Zeit lassen und seinen aufmüpfigen Sub ein wenig quälen, solange er es selbst noch aushielt, ihn nicht komplett zu spüren.

„Sieh dich an...“ raunte er in Kous gerötetes Ohr. „Dein Arsch ist heiß und zuckt, als könnte er es kaum erwarten, mit meinem Schwanz gefüllt zu sein, mein süßer Kou.“

Kazuki kratzte mit den Zähnen über seinen Hals, während er sich soweit aus ihm zurückzog, dass er fast herausrutschte, um dann langsam wieder nur ein kleines Stück in ihn einzudringen, um den empfindlichen Muskel mit seinem Piercing zu reizen. Er wiederholte die Prozedur mehrere Male, bis Kou vor Erregung wimmerte und kleine Tränen an seine weichen Wimpern hingen.

„Meister, bitte... Quäl mich nicht so...“ murmelte Kou zwischen nur schwer zurückgehaltenem Stöhnen. „Ich... Ich habe dich so vermisst...“

Kazuki strich fest mit dem Daumen über Kous Lippen und hielt sein Kinn fest, als er versuchte, an seinem Finger zu lecken.

„Ich quäle dich so, wie ich es möchte. Du gehörst mir, meine kleine Libelle und ganz egal, wie viel du flehst und flatterst, du bekommst, was du verdienst...“

Er hielt inne, bewegte seine Hüften etwas zurück und stieß dann tief in ihn, was Kou ein überraschtes Keuchen entlockte. Er drückte seinen Sub flach mit dem Rücken auf den Tisch, schob seine Beine weiter auseinander, um tiefer in ihn zu kommen und beugte sich mit einem gönnerhaften Schmunzeln über ihn.

„Du kannst ihn ein bisschen warm halten, solange ich mit dir beschäftigt bin... Je mehr du dich bewegst, umso härter fällt deine Strafe aus, verstanden?“

„Hnn... Ja, ich habe verstanden, Meister...“ Kou erwiderte seinen Blick mit feuchten Augen und geröteten Wangen, er biss sich leicht auf die Unterlippe, um sich besser konzentrieren zu können. Sein lockerer Zopf hatte sich gelöst und die langen, schwarzbraunen Haare lagen um seinen Kopf verteilt auf der polierten Tischplatte.

„Die Hände über den Kopf, Kou... Glaub nicht, dass ich es nicht mitbekomme, wie du dich anfassen willst...“ befahl Kazuki mit rauer Stimme, dann zog er Kous Hände über seinen Kopf, da er sich für seinen Geschmack zu langsam bewegte. „Dein Pech, dass ich nichts hier habe, um deine frechen Hände zu fesseln...“

Er hielt seine Handgelenke mit einer Hand umschlossen, um sie zu fixieren, mit den Fingern der anderen strich er über seinen Hals nach unten über seine Brust, kratzte leicht über seine Seite hinab zur Hüfte und wieder nach oben, bis er an eine gepiercte Brustwarze stieß. Ein leichtes Schnipsen dagegen ließ Kou zucken.

„M... Meister... Haargummi... Fessel mich damit...“ murmelte Kou, der kaum einen klaren Gedanken fassen konnte, so erregt war er.

„Hmmm... Wie brav von dir, so mitzudenken, kleine Libelle...“

Kazuki sah sich um und entdeckte Kous weiches Haargummi unter dessen Schulter, wo es aus seinen glatten Haaren gerutscht war. Er zog es heraus, testete die Dehnbarkeit mit Daumen und Mittelfinger, bevor er es über Kous Hände zog. Es war bei weitem kein Gegenstand, um seine Beweglichkeit vollkommen einzuschränken, doch erfüllte es für den Moment den Zweck, ihm das Gefühl zu geben, gefesselt zu sein. Er strich mit beiden Händen über Kous Arme nach unten, seine Fingernägel hinterließen helle Striche auf seiner Haut, die schnell wieder verschwanden. Kou windete sich unter ihm, als es kitzelte und spannte sich leicht an, als er fest mit den Daumen über seine harten Brustwarzen rieb. Kazuki hielt ihn mit sanftem Druck auf dem Tisch, während er Daumen und Zeigefinger nutzte, ihn weiter zu stimulieren. Jede Berührung und Veränderung der Intensität entlockte seinem Sub eine Reaktion, die hörbar und für ihn spürbar war.

„Du fühlst dich so gut an... Der perfekte Ort für meinen Schwanz...“ raunte Kazuki, die Lippen nur Millimeter von Kous erhitzter Haut entfernt.

Er leckte einen Schweißtropfen von Kous Brustbein und ließ die Zunge weiter wandern, bis er eine seiner Brustwarzen erreicht hatte. Der Jüngere drängte sich ihm stöhnend entgegen, als er mit den Zähnen an seinem Piercing zog, ohne die andere Seite zu vernachlässigen, die er weiterhin mit den Fingern bearbeitete, sie kniff und daran zog, was ihn fast wahnsinnig machte. Kou schlang die Unterschenkel um seine Hüften und drückte ihn fester an sich, während er an seiner Brustwarze und der Haut darum saugte und seine Zähne tiefe Abdrücke hinterließen.

Kazuki spürte, wie nah Kou seinem Orgasmus war und fühlte sich selbst nicht weit von seinem eigenen entfernt, doch er wollte es so weit wie möglich hinauszögern, es auskosten, wie sehr Kou sich unter ihm windete, völlig versunken in seiner Erregung und seinen Namen stöhnend.

„K... Kazu... Meister... Ahhh... Ich...“ stammelte Kou, der sich nur schwer zurückhalten konnte, nicht ohne seine Erlaubnis zu kommen. „Bitte... Ich kann nicht... mehr...“

Kazuki löste Lippen und Finger von seinen Brustwarzen, strich mit dem Daumen etwas Speichel von Kous Kinn, bevor er ihn gierig küsste und dem Drang nachgab, tief, hart und schnell in ihn zu stoßen. Es brauchte nur zwei Stöße, Kou über die Kante zu katapultieren und wenige weitere, um ihn selbst zum Höhepunkt zu bringen, umschlossen von Kous zuckendem Inneren, das ihn festhielt, während er sich mit tiefem, für ihn unüblich lautem Stöhnen gegen seine Lippen in ihm ergoss.

 

Kazuki schmiegte das Gesicht an Kous schweißfeuchten Hals, während sie schwer atmend die letzten Wellen ihrer abflauenden Erregung genossen. Er brummte wohlig, als er seine Fingerspitzen am Hinterkopf spürte, die ihn sanft kraulten, die eigenen Hände lagen auf Kous Hüften, um ihn festzuhalten, bevor er aus ihm herausrutschen konnte.

„Du hast dich selbst befreit, mein kleine Libelle...?“ fragte er leise, ohne aufzusehen, zur Antwort bekam er ein leises Kichern. „Du möchtest offenbar, dass ich dich sehr hart bestrafe, hm?“

„Hmmm... Vielleicht...“ hörte er Kous atemlose Stimme. „Du hast doch gesagt, du hast das ganze Wochenende Zeit für mich... Meister...“

„Nicht, dass du es bereust.“ Kazuki richtete sich nun doch etwas auf und leckte über seine feuchte Unterlippe, die von seinen Küssen etwas geschwollen war. „Ich brauche ein Bad. Sei ein guter Sklave und kümmere dich um deinen Meister, Kou.“

„Ja, Meister. Aber... Wir sollten keine Flecken auf das Parkett machen...“

Der Ältere grunzte amüsiert, schob die Hände unter Kous Po und hob ihn vom Tisch, ohne sich aus ihm zurückzuziehen. Er war nicht mehr so hart wie zuvor, doch immer noch erregt von ihrem Spiel und der Tatsache, dass er fast eine ganze Woche auf ihn hatte verzichten müssen. Kou schlang die Arme um seinen Nacken, damit er nicht von seinen Händen rutschen konnte und stahl sich einen Kuss, während er von ihm ins Bad getragen wurde.

„Verzeih mir bitte, wenn ich unartig bin, liebster Meister... Ich habe dich nur so vermisst...“ murmelte er gegen seine Lippen.

„Mhmm... Du weißt, dass ich dir immer verzeihe, mein Süßer... und dich bestrafe, wenn du es verdient hast...“

Kazuki verstärkte den Griff unter seinem Po und drückte ihn mit dem Rücken an die Wand, als sie im Duschbereich angekommen waren. Er stellte das Wasser mit einem routinierten Griff an, das sofort lauwarm auf sie herab prasselte, und nutzte die Position, erneut in Kou zu stoßen, der sich mit überraschtem Quieken an ihm festklammerte. Gerade, als Kou dachte, er würde ihm eine weitere Runde auf seinem Penis gönnen, hörte er auf, zog sich aus ihm zurück und stellte seinen überraschten Sub auf die Füße.

„Wasch mich. Ich fühle mich schmutzig“, befahl Kazuki streng, auch wenn er das Schmunzeln über Kous verdattertes Gesicht nicht unterdrücken konnte. Er strich ihm die nassen Haare hinters Ohr, bevor er weitersprach. „Sei ein guter Sub, du weißt, dass ich dich ebenso gern belohne, wie ich dich bestrafe.“

Kou schmiegte kurz die Wange an seine Hand, dann schlug er die Augen nieder. „Ja, Meister, ganz wie du es wünschst.“

Er ging um ihn herum, um Kazukis Shampoo und Duschgel vom Regal zu holen, in dem er alles aufbewahrte.

„Den Rasierer ebenfalls“, sagte Kazuki, eine Hand um seine Erektion gelegt und Kou nicht aus den Augen lassend.

Kou stellte die Flaschen mit Duschgel und Shampoo auf der kleinen Ablage im Duschbereich ab, bevor er zum Regal zurückging und Trimmer, Nassrasierer und Rasiergel zu holen. Als er alles zurechtgelegt hatte, ließ Kazuki sich auf dem niedrigen Hocker nieder, damit er ihm die Haare waschen konnte. Er lehnte sich leise seufzend an seine geschickten Hände, die genau die richtige Menge Shampoo in seine Haare einmassierten und dabei neben der hartnäckigen Pomade direkt einige Verspannungen lösten, die ihn schon den ganzen Tag quälten. Kou zog seinen Kopf zärtlich am Kinn zurück, damit er alles gründlich ausspülen konnte, ohne dass er etwas vom Schaum in die Augen bekam und strich ihm dann die nassen Haare nach hinten, bevor er das Shampoo mit dem Duschgel ersetzte. Er hockte sich hinter ihn, um seinen Rücken und seine Arme zu waschen, nicht, ohne seine Schultern dabei ordentlich durchzukneten, dann rutschte er um ihn herum, um seine Brust und seinen Bauch zu waschen.

„Bitte steh auf, Meister, damit ich den Rest von dir auch noch waschen kann“, bat Kou unterwürfig und wartete, bis er sich erhoben und den Hocker mit dem Fuß zur Seite geschoben hatte. „Vielen Dank, Meister.“

Er gab eine weitere Portion Duschgel auf seine Hand, welches er zärtlich auf seinen Beinen bis hinab zu den Füßen verteilte, die er gründlich einseifte und sofort wieder abspülte, damit er nicht ausrutschen konnte. Anschließend kümmerte er sich um seinen Hüftbereich, verteilte den Schaum auf und zwischen seinen Pobacken und ließ die Hände dann nach vorne gleiten, um seine Hoden und seine Erektion zu waschen. Als er sicher war, dass er alle Stellen erreicht hatte, stand er auf und spülte den Schaum gründlich mit der Handbrause ab, auch wenn die Regendusche schon einen Teil seiner Arbeit erledigt hatte.

„Wo soll ich dich rasieren, Meister? Das hast du noch nicht gesagt und ich habe keine störenden Stoppeln in deinem Gesicht gesehen.“ Kou hing die Handbrause zurück an ihren Platz.

„Du weißt wo... Dafür musst du wieder auf die Knie gehen, kleine Libelle. Brauchst du deine Brille dafür?“

Kou schüttelte den Kopf. „Ich mache das wie bei mir nach Gefühl, wenn du mir vertraust, Meister.“

„Würde ich dir nicht vertrauen, wären wir nicht hier.“ Kazuki zog ihn für einen zärtlichen Kuss mit der Hand im Nacken zu sich. „Das hast du sehr gut gemacht, ich freue mich auf den Rest.“

Der Jüngere schenkte ihm ein Lächeln, dann kniete er sich vor ihn, die benötigten Utensilien legte er neben sich. Kazuki stellte das Wasser aus, damit es ihn nicht störte und sah ihm mit leicht ungewohnter Aufregung im Bauch dabei zu, wie er seine Intimbehaarung auf eine nicht störende Länge trimmte, die Fingerspitzen der freien Hand immer dicht neben dem Trimmer, damit er die Richtung nicht verlor. Als er damit zufrieden war, griff Kou nach Rasiergel und Nassrasierer, um zuerst die Stoppeln von seinen Hoden zu entfernen und sich dann mit geübter Raffinesse um die feinen Härchen auf seinem Penis zu kümmern, der nach wie vor hart war. Die Reste von Rasiergel und einzelnen Haaren spülte er wieder mit der Handbrause ab. Nachdem Kou sein Werk beendet hatte, schob er alles zur Seite und sah ihn abwartend von unten an.

„Bist du fertig?“ fragte Kazuki mit unüberhörbarer Erregung in der Stimme, es hatte ihn überrascht, wie sehr es ihn anmachte, sich Kou so auszuliefern.

„Ja, Meister.“

„Du solltest prüfen, ob du wirklich gründlich gearbeitet hast. Nein, nicht mit den Fingern, Kou... Deine Zunge und deine Lippen sind viel besser dazu geeignet.“

„Selbstverständlich, Meister, verzeih mir...“

Kous Zunge fühlte sich heiß an auf seiner frisch rasierten Haut, die Lippen noch weicher, als er sie in Erinnerung hatte. Er strich zärtlich mit den Lippen über seine gesamte Länge, nippte leicht an der Haut und prüfte jeden Millimeter seiner Erektion, bevor er dasselbe an seinen Hoden fortsetzte. Wenn er noch hartnäckige Härchen fand, entfernte er sie sofort mit dem Rasierer. Abschließend schloss er die Lippen um seine gepiercte Eichel und schob seinen Kopf langsam vor, bis Kazukis Erektion zur Hälfte in seinem Mund war und er ihn mit einer Hand auf dem Kopf aufhielt, sie tiefer in den Mund zu nehmen.

„Zufrieden, Kleiner?“ fragte er heiser, woraufhin Kou zustimmend brummte, die Vibration seiner Stimme spürte er bis in die Fingerspitzen. „Dann hast du dir deine kleine Belohnung verdient.“

Kazuki schob seine Hand in Kous feuchte Haare, um ihn so zu führen, wie er es brauchte, um gleichmäßig in seinen Mund zu stoßen. Kous Lider flatterten leicht von der Anstrengung, er erwiderte seinen Blick jedoch konstant und beobachtete seinen Dom dabei, wie er sich schrittweise seinem zweiten Orgasmus an diesem Abend näherte.

„Mein süßer Kou... Gib mir etwas mehr von deiner Zunge... Genau so... So ist gut...“ wies er ihn an. „Ich brauche nicht mehr viel... Schluck schön für mich...“

Kou gab ihn mit einem Zwinkern ein Zeichen, dass er einverstanden war, seine schlanken Finger gruben sich in Kazukis Oberschenkel, um sich etwas zu stabilisieren und zu verhindern, dass er sich selbst anfasste. Kazuki benötigte nicht mehr viel, ein fester Druck mit der Zunge gegen die Unterseite seiner Eichel als Aufforderung, ihm zu geben, was er hatte, ließ ihn kurz darauf keuchend in Kous Mund kommen. Sein Sub lutschte zärtlich an ihm, bis er die letzten Tropfen mit ihm geteilt hatte und leckte ihn gründlich sauber, nachdem er alles geschluckt hatte.

„Danke, Meister... Du schmeckst gut...“ gurrte Kou und lehnte sich atemlos an sein Bein. „Darf ich mich auch waschen, bevor wir aufweichen?“

Kazuki zog ihn auf die Füße, drückte ihn fest an sich und küsste ihn zur Antwort, während er das Wasser wieder anstellte und sich mehrere Minuten darum kümmerte, Kou von den Resten des Sex zuvor zu befreien. Kou klammerte sich an ihn, die eigene Erektion zwischen ihnen gefangen und drängte sich an die zwei Finger, die er zur mehr als gründlichen Reinigung in ihn geschoben hatte. Es dauerte nicht lange, bis sich sein Sperma zwischen ihren Bäuchen verteilte und Kazuki sie auch vorne erneut waschen musste.

 

„Entschuldige, meine Finger sind etwas schrumpelig...“ hauchte Kou mit honigweicher Stimme.

Er saß rittlings auf Kazukis Schoß auf dem Sofa und verteilte das Anti-Aging Serum sanft auf seinem Gesicht. Sie hatten nach ihrer Dusche ein kurzes Entspannungsbad genommen, das sie hauptsächlich mit Küssen verbracht hatten, bevor sie sich abgetrocknet und in ihre Bademäntel gehüllt hatten. Kous lange Haare waren trotz Föhnen noch etwas feucht, was Kazuki nicht daran hinderte, damit zu spielen, während sein Partner sich um seine abendliche Hautpflege kümmerte. Kazuki genoss die sanften Berührungen, die sich wie der perfekte Ausklang ihrer Spielsession anfühlten, auch wenn die Nachsorge schon im Bad stattgefunden hatte.

„An dir ist nichts schrumpelig, mein süßer Prinz“, sagte er leise. „Ich liebe dich aber auch schrumpelig..."

„Hmmm... Ich liebe dich auch schrumpelig, geliebter Kazu“, antwortete Kou amüsiert, griff nach dem Tiegel mit der Nachtcreme und schnupperte am Inhalt, während das Serum in Kazukis Haut einzog, die goldgerahmte Brille wieder auf der Nase. „Die Creme riecht sehr gut. Ist sie teurer als meine Miete?“

„Nein. Sie ist eine Empfehlung des Dermatologen, bei dem ich die Collagen-Filler machen lasse. Nicht die teuerste, die er im Sortiment hat, eher passend für mich.“

„Wie gut, dass du kein Stückchen eitel bist“, unkte Kou und tupfte mehrere Punkte der Creme auf Kazukis Gesicht. „Würdest du nicht so viel grübeln, bräuchtest du auch keine Filler, Liebster.“ Er strich über seine glatte Stirn, die sich leicht runzelte, als Kazuki eine Augenbraue hob und ihn skeptisch ansah.

„Mein Vater sah mit Ende Dreißig aus wie Mitte Fünfzig, ich sorge lieber vor“, entgegnete Kazuki schmunzelnd, er hatte Kou gegenüber nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er dem unvermeidlichen Altern etwas mehr als gute Ernährung und Sport entgegensetzte.

„Ich bin der Letzte, der dich dafür verurteilt. Aber ich sollte aufpassen, dass ich dich nicht aufesse, weil du mit der Creme so gut riechst...“ Kou biss ihn kichernd in die Nasenspitze, nachdem er fertig mit Eincremen war.

„Du kannst nachher gern noch mehr von mir haben, aber zuerst sollten wir dich und mich füttern. Es wäre schade um die Pizza, wenn wir sie ganz vergessen, weil wir nur Sex im Kopf haben, Honey.“ Kazuki hob ihn von seinem Schoß und stand auf. „Ich schiebe sie noch einmal in den Ofen, damit sie warm ist. Suchst du einen Film aus?“

„Gern. Film, Pizza, Drinks?“

„Perfekt.“

Chapter Text

Die Vormittagssonne, die ihre Strahlen durch die bodentiefen Fenster zum Dachgarten warf, betonte die dunkel verfärbten Markierungen auf Kous hellbrauner Haut. Knutschflecken, feine Kratzer, Bissspuren und Abdrücke von Fingern, die sich in der Nacht zuvor in sein Fleisch gedrückt hatten, als Kazuki sich nach ihrem entspannten Filmabend im Schlafzimmer an ihm ausgetobt hatte. Es hatte schon gedämmert, als sie aneinander gekuschelt eingeschlafen waren, weshalb sie erst spät aufgestanden waren und bei einem leichten Frühstück den Verlauf des Tages besprochen hatten. Kazuki ließ das weiße Seil durch seine Hände gleiten, um es zu zwei parallel nebeneinander verlaufenden Strängen zu sortieren, ohne Kou aus den Augen zu lassen, der nackt auf dem mit einer Decke gepolsterten Wohnzimmertisch saß und darauf wartete, dass er damit fortfuhr, ihn zu fesseln. Die Hände waren bereits hinter seinem Rücken fixiert, die Oberarme mit dem Seil um seine Brust eng an seine Seiten gepresst, nur die untere Hälfte seines Körpers war noch frei.

„Knie dich hin, aufrecht“, befahl Kazuki mit ruhiger Stimme, sie hatten Zeit und es war ihm wichtiger, dass Kou sich wohlfühlte, solange es möglich war.

Kou sortierte seine Beine unter sich, bevor er sich auf den Knien aufrichtete, damit sein Partner damit beginnen konnte, das Seil von seiner Taille abwärts zwischen seinen Beinen entlangzuführen, seine Hände im Rücken zusätzlich zu fixieren und es schließlich so um den Ansatz seiner Oberschenkel zu wickeln, dass sein Po extra betont wurde. Der Ältere rutschte um den Tisch herum, um das Seil gerade zu ziehen, wo es sich leicht verdreht hatte, damit der Druck gleichmäßig ausgeübt wurde und keine unerwünschten Druckstellen entstanden. Er ließ es sich nicht nehmen, Kous Po dabei ausgiebig zu befühlen und leicht mit dem Daumen gegen den Fuß des Analplugs zu drücken, den er zu Beginn ihrer Session dort platziert hatte. Kou wimmerte leise, er hatte ihm nicht erlaubt, zu sprechen, wenn es nicht unbedingt notwendig war, weshalb er sich nicht über die kleine Gemeinheit beschweren konnte.

„Tu nicht so, als würde es dir nicht gefallen, kleine Libelle. Er ist weder so groß noch so schwer wie der, den du gestern vor mir verheimlichen wolltest...“ raunte er von hinten ihn sein Ohr, während er sich dicht an ihn schmiegte und mit den Fingerspitzen über das glatte Seil strich. „Er ist nur dort, um dich daran zu erinnern, was dich erwartet, wenn du heute ein braver und tapferer Sub bist. Ein kleiner Vorgeschmack auf deine Belohnung... Du darfst dich wieder setzen. Vorerst.“

Er biss ihn leicht in die Ohrmuschel, bevor er sich wieder seinem Seilstapel zuwendete und das nächste Bündel entrollte. Kou schloss die Augen und konzentrierte sich auf seine Atmung, um der aufwallenden Erregung entgegenzuwirken. Es half jedoch nicht viel, da Kazuki wie beiläufig mit dem Handrücken über seine leichte Erektion strich, nachdem er das Seil an seinem linken Knöchel befestigt hatte und es dann über seinen Oberschenkel legte. Mit einem festen Zug am Seil und der Hand an seinem Knöchel, zog er Kous Fuß an seinen Oberschenkel, um ihn mit einer stabilen wie dekorativen Wicklung zu fixieren, die fast bis zu seinem Knie reichte. Dasselbe wiederholte er mit dem rechten Bein, so dass Kou mit angewinkelten, gespreizten Beinen auf dem Tisch saß und sich nur mit Mühe aufrecht hielt, da er sich nicht abstützen konnte. Kazuki stabilisierte ihn mit einer Hand, während er noch einmal die Seile kontrollierte, bevor er aufstand und um ihn herumging. Kou entfuhr ein Keuchen, als Kazuki ihn an der geknoteten Konstruktion in seinem Rücken hochhob und das Seil auf seine Brust drückte. Er wurde kurz darauf auf den Schienbeinen abgesetzt und der Druck auf seine Brust ließ nach.

Kazuki hockte sich vor ihn und hob sein Gesicht am Kinn an. „Du darfst sprechen. Sag mir, ob sich etwas unangenehm anfühlt und ich mich darum kümmern soll.“

„Am linken Schienbein ist eine Falte in der Decke...“ sprach Kou leise, nachdem er etwas hin und her gewackelt war, um sich bequemer hinzuknien.

„Lehn dich an mich, ich streiche sie glatt.“

Kazuki zog ihn ein Stück hoch, so dass er auf den Knien stand und sich an ihn lehnen konnte, dann griff er um ihn herum und strich die Falte aus der Decke, die er neu gekauft hatte. Weich und wasserabweisend, die zweite davon hatte er am Abend über das Bett ausgebreitet, um das Laken vor Flecken zu schützen, sie befand sich in diesem Moment in der Waschmaschine. Er setzte Kou wieder ab und gab ihm etwas Zeit, sich an seine Situation zu gewöhnen.

„Wir haben beim Frühstück darüber gesprochen und die Entscheidung liegt bei dir. Möchtest du die Augenbinde tragen, kleine Libelle?“ Kazuki ließ die seidene Augenbinde durch die Finger gleiten und dann über die Haut von Kous Oberschenkel. „Wenn du nicht möchtest, ist das in Ordnung.“

„Doch. Ich... will es versuchen. Ich sage es dir, wenn es mir zu viel wird...“

„Sehr gut. Ich bin stolz auf dich.“ Er legte die Augenbinde auf Kous Augen und verschloss sie unterhalb seines Zopfs mit einer Schleife, dann nahm er sein Gesicht zwischen beide Hände. „Ab jetzt ist Sprechen wieder verboten, außer es geht dir nicht gut und du möchtest etwas ändern oder abbrechen. Ich muss dich nicht wirklich daran erinnern, aber du musst dich nicht zwingen durchzuhalten, um mir einen Gefallen zu tun. Es ist ein Ausdauertest für dich, nicht für mich. Du musst niemandem etwas beweisen, mein Süßer.“

Kou nickte zum Verständnis, Kazuki küsste ihn zärtlich auf den Mund, dann ließ er ihn los und stand auf. „Ich bleibe in deiner Nähe und lasse dich nicht allein.“ Er nahm Kous auf der Sofalehne liegendes iPad und setzte sich auf seinen Lieblingsplatz auf dem Sofa. „Du sagtest gestern, dass du abends viel gelesen hast, es macht dir sicher nichts aus, wenn ich es ebenfalls lese, oder?“

Kous Kinn ruckte hoch und er drehte den Kopf in Kazukis Richtung, öffnete den Mund, um etwas zu sagen und schloss ihn sofort wieder, da er ihm nicht explizit erlaubt hatte, zu sprechen. Die Frage erwartete auch keine Antwort, sie war rein rhetorisch und er hörte das leise Vibrieren des Geräts, als es entsperrt wurde. Es war nicht so, dass er Geheimnisse vor Kazuki hatte oder ein Problem damit, wenn er sein iPad benutzte, das tat er regelmäßig, wenn sie auf dem Sofa entspannten und Kou es nicht brauchte. Er spürte jedoch einen Anflug von Scham, wenn er darüber nachdachte, was er in den vergangenen Tagen ausgiebig gelesen hatte und dass sein Partner es auch lesen wollte. Sein Backlog an Omegaverse-Fanfiction war groß gewesen, da er vor der großen Deadline wenig Zeit zum Lesen gefunden hatte, umso mehr hatte er alles inhaliert, was er sich im Vorfeld abgespeichert hatte. In Kous Kopf arbeitete es: Wusste Kazuki, was Omegaverse war? Oder Fanfiction? Er war zwar so etwas wie ein Geschichts-Nerd, aber er las weder Manga, noch schaute er Anime, außer Kou überredete ihn dazu, Videospiele spielte er auch nicht. Kou suchte still in seinem Kopf nach einer für seinen Dom verständlichen Erklärung, sollte er ihn fragen, was er da überhaupt las.

„Ich höre dich bis hierhin denken, Kou. Entspann dich, ich bin durchaus in der Lage, Google zu benutzen um mir aufkommende Fragen selbst zu beantworten“, hörte er Kazukis tiefe Stimme, aus der sein amüsiertes Schmunzeln herauszuhören war. „Oder möchtest du mir meine Fragen lieber beantworten? Sprich.“

„Also... Ich weiß nicht, ob ich es besser erklären kann als Google, Meister...“ antwortete Kou leise, er spürte seine Ohren heiß werden, weil Kazuki ihn lesen konnte wie ein offenes Buch.

„Ist es dir peinlich? Dir? Du bist perverser als die meisten Personen, die ich kenne, kleine Libelle...“ Kazukis Stimme war dicht an seinem linken Ohr. „Es überrascht mich, wie zurückhaltend du sein kannst... Dabei bist du nackt, mitten auf dem Tisch, wo dich jeder sehen kann, der hereinkommt und wenn ich mir dich so ansehe...“ Eine Berührung an seiner linken Brustwarze ließ Kou schaudern. „Stehst du drauf.“

„Ich will nicht...“ Kous Stimme wurde mitten im Satz leiser, „dass du mich verurteilst, für das, was ich lese...“ Er biss sich auf die Unterlippe und senkte den Kopf.

„Mein süßer, kleiner Kou“, raunte Kazuki mit leicht rauer Stimme, die er häufig in seinem Domspace hatte, „du könntest den verdorbensten Schund lesen und es würde mich nicht im Traum einfallen, dich dafür zu verurteilen.“ Er legte die Finger unter sein Kinn und hob seinen Kopf an, bis die Haarspitzen von Kous Pferdeschwanz über seine auf dem Rücken verschränkten Unterarme strichen und sein Hals gestreckt war. „Teile deine Fantasien lieber mit mir, ich bin neugierig darauf, womit du deine Freizeit verbringst und was dich anmacht, egal wie schmutzig...“

Kous Lippen entsprang ein leises Keuchen, da Kazuki die Hand auf seinen Hals legte und seinen Kopf weiter in der gestreckten Position hielt, ein leichter Druck auf seiner Luftröhre als Erinnerung daran, wie sehr er ihm ausgeliefert war. Seine kreisenden Gedanken beruhigten sich etwas, es war immerhin Kazuki, sein Partner und Dom, mit dem er es zu tun hatte und kein Fremder, vor dem er sich für seine Lektüre rechtfertigen musste. Die vorher nicht bemerkte Anspannung wich aus seinem Körper und er lehnte sich leicht an Kazuki, der hinter ihm auf dem Tisch kniete.

„So ist es gut...“ lobte Kazuki ihn sanft. „Vergiss nicht, es ist auch ein Training für dich, deine Hemmungen abzubauen. Du bist sicher bei mir, in jeglicher Hinsicht, Kou. Geht es dir gut?“

„Ja, Meister, es geht mir gut. Und... Danke“, antwortete Kou.

Der Ältere hielt ihn noch einen Moment in dieser Position, dann ließ er ihn los und stand wieder auf. Kou hörte das leise Rascheln von Blättern, als Kazuki eine Rose aus der Vase zog, die er vor dem Frühstück im Flurschrank gefunden hatte, und spürte kurz darauf diese Blätter über seine Haut streichen, da er sie unter ein Seil auf seiner Brust schob. Er spürte keine der Dornen, die am Abend auf seiner Haut gebrannt hatten, bereitete sich dennoch auf den Schmerz vor, während Kazuki die Rose sicher befestigte.

„Ich habe die Dornen abgebrochen, um dich nicht zu überfordern“, informierte Kazuki ihn, damit er sich weiter entspannen konnte. „Du bekommst eine Rose für jede halbe Stunde, die du aushältst.“

Er setzte sich wieder auf das Sofa, um seine geplante Lektüre fortzusetzen. So ungern er es zugab, war er tatsächlich neugierig, was Kou abends auf seinem iPad las, wenn er die Nase nicht in einem Zeichenbuch oder Manga hatte oder eines seiner Skizzenbücher füllte. Zwar hatte er ihm hin und wieder über die Schulter geschaut und einen Blick auf das Display erhascht, doch ohne Kontext hatte er mit den Absätzen, die er gesehen hatte, wenig anfangen können. Kazuki scrollte durch die Titel in Kous Archive of Our Own-Leseverlauf, der noch in einem Tab offen war, so dass er nicht seinen Browserverlauf durchsehen musste. Er las quer über die mehrsprachigen Titel, angegebenen Tags und Inhaltsangaben, bevor er wieder ganz nach oben scrollte und den japanischen Titel antippte, den Kou zuletzt gelesen hatte. Laut der Beschreibung handelte er von Otabek Altin und Yuri Plisetsky, womit er etwas mehr anfangen konnte als mit den anderen Titeln, deren Charaktere ihm völlig fremd waren, die beiden Namen hatte er zumindest schon einmal gehört und wusste, wie sie aussahen, da sie den Hintergrund vom Homescreen des iPads ausfüllten.

 

„Tetsu? Wo willst du hin?“ fragte Hotaru, während Tetsuo umständlich versuchte, seine Schuhe zu binden.

Der Blonde schnaufte, kickte die Turnschuhe frustriert unter das Schuhregal und schlüpfte stattdessen in ein Paar limettengrüner Crocs, die er sonst auf dem Balkon trug.

„Zu Kazuki“, antwortete er knapp, dann drehte er sich zu ihm um und hob fragend eine Augenbraue, da Hotaru ihn mit vor der Brust verschränkten Armen ernst ansah. „Ich nehme den Aufzug, keine Sorge. Er hat mich gebeten, kurz nach oben zu kommen und er wird heute sicher nicht herkommen, um mir einen Krankenbesuch abzustatten.“

„Bist du sicher, dass du das schaffst?“

„Aru... Ich roste völlig ein, wenn ich nicht ein bisschen Bewegung bekomme und ich bin nur bei Kazuki, nicht am anderen Ende der Stadt.“ Tetsuo schenkte ihm ein schiefes Lächeln, er fühlte sich durch seine Sorge mehr geschmeichelt als genervt. „Du kannst mich auch begleiten, ich kann dir aber nicht versichern, dass beide angezogen sind.“

Hotaru schüttelte den Kopf. „Nein, ist schon gut. Kazuki hat dich zu sich bestellt, nicht mich. Übernimm dich bitte nicht, ja?“

„Ich will auch nicht länger ausfallen als nötig, Nervensäge. Mach dir keine Sorgen, wahrscheinlich will er nur wissen, wie es mir geht.“

Tetsuo verließ seine Wohnung und lief aus Gewohnheit erst am Aufzug vorbei zur Treppe bis er sich besann und sich auf dem Absatz umdrehte, um wie versprochen den Aufzug ins nächste Stockwerk zu nehmen. Kazuki hatte ihm nicht mitgeteilt, weshalb er ihn sehen wollte, andererseits war das nichts Neues für ihn und er würde die Antwort früh genug erfahren.

Im Flur vor Kazukis Wohnung war es gewohnt ruhig, ein Phönix lehnte lässig neben der Wohnungstür und straffte sich hastig, als er ihn sah, bevor er sich schließlich knapp verbeugte.

„Guten Tag, Tetsuo-san“, begrüßte der junge Mann ihn höflich.

„Entspann dich, Akira. Lagebericht?“

„Alles ruhig. Die anderen Jungs sind wie angeordnet zuhause oder trainieren. Dürfte ich kurz zur Toilette, solange du hier bist?“

„Ja, hol dir noch einen Snack und geh eine rauchen. Ich bleibe etwas länger hier oben.“

Tetsuo entließ ihn mit einem Nicken, bevor er die Tür mit seinem Daumenabdruck entriegelte und aufzog.

Es überraschte ihn etwas, dass es nicht so kühl in der Wohnung war, wie er es sonst von Kazuki kannte, doch beantwortete sich die Frage von selbst, als er Kou nackt, gefesselt und mit vier Rosen geschmückt, auf dem Wohnzimmertisch knien sah. Kazuki stand vom Sofa auf, kaum dass er in den Raum gekommen war, er trug einen bequemen Jinbei aus dunkelblauem Leinen.

„Verzeih, dass ich dich so spontan hergebeten habe, Tetsu“, sagte Kazuki leicht zerknirscht. „Du solltest dich ausruhen und dich nicht von mir ausnutzen lassen.“

„Unsinn. Ich bin nicht bettlägerig und kann gehen. Mir geht es auch schon viel besser, Hotaru hat sich gestern und heute gut um mich gekümmert“, entgegnete Tetsuo. „Wozu brauchst du mich, Aniki?“

„Würdest du für einen Moment auf Kou aufpassen, während ich im Bad bin? Er sollte nicht allein sein“, bat der Ältere.

„Natürlich. Lass dir Zeit, ich habe ein Auge auf ihn.“

Kazuki nickte dankbar, bevor er in Richtung Bad ging, Tetsuo setzte sich auf den Sessel, der in direkter Nähe des Wohnzimmertischs stand, auf dem Kou kniete. Auf einem Beistelltisch stand ein bunter Trinkbecher mit Strohhalm, nicht mehr ganz gefüllt, auf einem Teller daneben lagen Mandarinen und ein kleiner Hügel Mandarinenschalen. Kou hielt den Kopf gesenkt und atmete gleichmäßig, die Augen verdeckt von einer seidenen Augenbinde. Man hätte denken können, dass er schlief, doch bewegte er in regelmäßigen Abständen Finger und Zehen, um die Durchblutung anzuregen, er neigte ebenfalls leicht den Kopf in Tetsuos Richtung, als er hörte, dass er sich in seiner Nähe bewegte.

„Kazuki hat dich sicher informiert, dass er kurz ins Bad ist und ich solange auf dich aufpasse, richtig?“ fragte Tetsuo ruhig, um ihn nicht zu erschrecken.

Kou nickte zur Antwort. Er leckte sich über die Lippen und atmete hörbar durch die Nase aus.

„Durst?“

Wieder ein Nicken.

Der Blonde stand von seinem Platz auf, nahm den Trinkbecher vom Beistelltisch und hockte sich vor Kou, mit den Strohhalm strich er leicht über seine Lippen, die dieser schließlich öffnete, um einen kleinen Schluck zu trinken. Er zog den Kopf zurück um ihm zu signalisieren, dass er genug getrunken hatte. Tetsuo stellte den Becher zur Seite und betrachtete Kou eine Weile, bis er Kazukis Schritte hörte.

„Sammelst du Inspiration?“ fragte Kazuki, nachdem er neben ihm stehengeblieben war.

„Hmm... Ich bin mit dem Seil bei weitem nicht so talentiert wie du, Aniki.“ Tetsuo erhob sich schwerfällig und sah den Älteren prüfend an. „Dein Outfit sagt mir, dass du wirklich nicht planst, heute deine Wohnung zu verlassen. Das wäre der Skandal des Jahres, Onodera Kazuki im Schlafanzug in der Öffentlichkeit.“

Kazuki schnaubte amüsiert. „Ich denke, bei den Temperaturen würde mir das keiner verübeln. Wie geht es dir?“

„Es zwickt und drückt und ich kann kaum liegen, ohne dass es wehtut, aber es ist um einiges besser als vor einigen Tagen“, antwortete Tetsuo aufrichtig, es gab keinen Grund, sich vor Kazuki aufzuspielen. „Hotaru hat eine halbe Apotheke eingekauft, um es erträglicher zu machen.“

„Es wundert mich, dass er dich hat allein gehen lassen. Wollte er dich nicht begleiten?“ Kazuki fädelte eine weitere Rose zwischen die Seile, dann ließ er sich auf dem Sofa nieder und lud ihn mit einer Geste ein, sich zu ihm zu setzen.

„Ein Teil von ihm wollte das sicherlich, aber der pflichtbewusste Teil hat ihn daran gehindert. Immerhin hast du ihn nicht konkret herbeizitiert, nur mich, Waka. Noch ist er nicht soweit, dass er ohne Einladung herkommt, Kazuki.“ Er sah zu Kou. „Ich bin auch nicht sicher, ob er damit zurechtkommt. Wie lange ist Kou schon so?“

„Pro Rose eine halbe Stunde. Etwas mehr, wenn wir die Vorbereitung mit einbeziehen. Du denkst, Kou so zu sehen wäre zu viel für Hotaru? Ich denke, du unterschätzt ihn.“

„Ihm fehlt die Erfahrung.“ Tetsuo sah auf das eingeschaltete Display des iPads, das neben Kazuki auf dem Polster lag. „Liest du etwa, um dir die Zeit zu vertreiben?“

„Unter anderem. Es ist Kous iPad und sein Leseverlauf. Ich habe ihm etwas davon vorgelesen, damit ihm nicht langweilig wird“, erklärte Kazuki schmunzelnd und schob das Gerät zu Tetsuo, damit er einen Blick darauf werfen konnte.

„Was zum...“ Der Blonde sah kurz zu Kou, der nervös auf seiner Unterlippe kaute, dann grinste er breit. „Oh, yes, breed me, Alpha~“ begann er und las einen kurzen Abschnitt aus der geöffneten, englischsprachigen Fanfiction vor. Kou gab ein empörtes Geräusch von sich, die Ohren dunkelrot vor Scham. Es war ihm anzusehen, wie viel Überwindung es ihn kostete, nicht gegen den Schweigebefehl zu verstoßen und Tetsuo davon abzuhalten, weiterzulesen.

„Ich muss zugeben...“ unterbrach Tetsuo seine Lektüre, „das ist schon heiß und gut geschrieben. Dein Meister hat sicher nichts dagegen, dir diese Fantasien zu erfüllen.“ Er gab Kazuki das iPad zurück, stand auf, ging zu Kou und strich ihm mit den Fingerspitzen über die Wange. „Du weißt selbst, wie verdorben du bist, vor uns muss dir das nicht peinlich sein, kleine Libelle.“

Kou lehnte sich leicht in Richtung der Berührung und schmiegte sich an seine Hand, die er nicht weggezogen hatte.

„Was du allerdings nicht weißt, ist, wie scharf du aussiehst, jetzt im Moment, eingeschnürt wie ein hübsches Paket und dekoriert mit den teuersten Rosen, die man in Tokio kriegen kann...“ raunte der Blonde mit seiner rauchigen Stimme. „Was denkst du? Soll ich deinen Meister für dich bitten, dich fotografieren zu dürfen, damit du es dir später ansehen kannst? Oder ich es Hotaru zeigen kann, damit er lernt, was für Dinge man mit ein paar Seilen anstellen kann?“

Ein Schauder durchfuhr Kous Körper, er öffnete die Lippen und ließ ein leises Seufzen hören, wie sehr in der Gedanke erregte, dass sein Ausdauertest für einen späteren Zeitpunkt festgehalten werden könnte, zeigte sich im Anschwellen seines Penis, der vom Seil eingerahmt war und durch seine Haltung unübersehbar.

„Oh... Ist das ein ja, Kleiner?“ sprach Tetsuo weiter, dann sah er zu Kazuki, der die Szene wohlwollend beobachtete. „Erlaubst du es?“

„Nur zu. Kou war den ganzen Tag schon sehr gehorsam, er hat sich eine kleine Belohnung verdient“, antwortete Kazuki, dann reichte er ihm sein Handy. „Tob dich aus. Ich sende dir später eine Auswahl.“

Tetsuo bedankte sich mit einem Nicken, entsperrte das Handy und öffnete die Kamera-App, um Kou aus allen Winkeln zu fotografieren. Die sichtbare Erregung des gefesselten Subs nahm zu, je mehr er vom unmissverständlichen Geräuschs der Kamera hörte, dass Tetsuo sich nicht nur mit einem Foto von jeder Seite zufrieden gab. Er nagte an seiner feuchten, leicht geschwollenen Unterlippe und ließ den Kopf in den Nacken sinken, gab sich ganz seinem Kopfkino hin, das die Situation auslöste, während der Blonde um ihn herumging und Fotos machte.

 „Sieh dich an, kleine Libelle...“ Kazukis tiefe Stimme entlockte Kou ein flehendes Wimmern. „Niemand berührt dich und du tropfst, als könntest du es kaum erwarten zu kommen, nur durch deine verdorbene Fantasie, dass andere dich so sehen könnten, wie du jetzt bist. Danke, Tetsu, das sollte genug sein.“

Tetsuo gab Kazuki das Handy zurück und griff kurz in seine tief sitzenden Basketballshorts, um seine halbe Erektion zu richten, bevor es unbequem wurde. Der Ältere wischte schmunzelnd durch die Aufnahmen, wählte einige aus und leitete sie an Tetsuo weiter, damit er sie Hotaru zeigen konnte, wenn er es für richtig hielt.

Der Blonde fischte sein Handy aus der Hosentasche und pfiff leise durch die Zähne aufgrund der Auswahl, die er für ihn getroffen hatte. „Das ist sehr großzügig von dir, Aniki. Ich darf alles davon Hotaru zeigen?“

„Nach deinem Ermessen.“ Kazuki nickte. „Hotaru hat Interesse an unserer Dynamik gezeigt, als wir gemeinsam im Seven Ravens waren. Es ist nur der nächste Schritt, ihn damit vertraut zu machen, was dir sicherlich auch nicht schaden wird. Triffst du deine Domme noch?“

Tetsuo fiel fast das Handy aus der Hand, er fing es umständlich auf und sah ihn erstaunt an. „Eine Domme, nicht meine. Sie hat keinen festen Sub, soweit ich weiß, ich war länger nicht bei ihr“, erklärte er, nachdem er sich wieder gefasst hatte. „Hat Sayuri geplaudert?“

„Nicht direkt. Du hast es im Seven Ravens angedeutet und sie hat meine Vermutung nur bestätigt, ohne Namen zu nennen. Es gibt nur wenige, denen du dich so ausliefern würdest und diese sind alles andere als günstig.“

„Gut kombiniert, Sherlock. Sayuri hat nur den Kontakt hergestellt, sie war sonst nicht involviert. Das hätte Itsuki auch nicht zugelassen...“ Der Blonde sah auf seine Uhr. „Ich sollte Hotaru nicht zu lange warten lassen, bevor er noch eine Furche ins Parkett läuft. Melde dich, wenn du wieder eine Pinkelpause machen willst.“

„Werde ich. Danke, Tetsu.“

 

Hotaru langte träge nach seinem Handy auf dem niedrigen Tisch, ohne seine liegende Position auf dem Sofa zu verlassen, als es mit einer Benachrichtigung piepte. Er hatte sein sorgenvolles Umherlaufen aufgegeben und es sich auf dem Sofa bequem gemacht, wo er sich vom Ventilator anpusten ließ.

 

Kazuki [14:46]: Ich habe versäumt, dir mitzuteilen, dass es kein Verbot mehr für dich gibt, meine Wohnung ohne ausdrückliche Aufforderung zu betreten. Du darfst Tetsu begleiten oder uns besuchen, wann immer du möchtest.

 

Hotaru fiel vor Überraschung das Handy mitten ins Gesicht, was ihn dazu brachte, sich mit einem Schmerzenslaut hastig aufzusetzen, sein Handy rutschte von ihm herunter und landete auf dem Teppich unter dem Tisch.

„Alles in Ordnung, Aru?“ kam Tetsuos fragende Stimme von der Wohnungstür, die er in diesem Moment hinter sich zuzog.

„Ah... Au... Ja.“ Der Rothaarige rieb sich die Stirn, drückte ein Sofakissen an sich und sah ihn an, als er in den Raum kam. „Kazuki hat mir gerade geschrieben und das Verbot aufgehoben, ohne Erlaubnis in seine Wohnung zu gehen. Habe ich das dir zu verdanken, Klopskopf?“

„Das hast du dir selbst zu verdanken, Nervensäge. Ich habe ihn nur daran erinnert“, entgegnete Tetsuo mit einem schiefen Grinsen, bevor er sich mit einem Glas kaltem Tee neben ihn setzte. „Ich habe dir etwas mitgebracht... Von Kazuki. Vielleicht war es gut, dass du vorhin nicht mit hoch gekommen bist, so ohne Vorbereitung und...“

Tetsuo zögerte kurz, trank einen Schluck, dann berichtete er ihm, wie er die beiden vorgefunden hatte oder eher, wie er Kou vorgefunden hatte, nackt und gefesselt auf dem Wohnzimmertisch und das seit fast drei Stunden. Hotaru hörte ihm aufmerksam zu, die Stirn sorgenvoll gerunzelt, als er versuchte, es sich vorzustellen und sich zu erklären, weshalb jemand so etwas tun sollte.

„Wieso? Also... Weshalb verbringt man freiwillig Stunden in einer unbequemen Straffesselung?“ formulierte er seine Frage schließlich laut.

„Es sah nicht übermäßig unbequem aus und war keine Strafe. Kinbaku ist anders als die Straffesselungen, die im Clan manchmal durchgeführt werden, um Störenfriede zu disziplinieren“, erklärte Tetsuo. „Kazuki kann dir das besser erklären, aber... Kou ist Masochist, er hat keinen Spaß daran, wenn er nicht wenigstens ein bisschen leidet und heute das ist offenbar als Ausdauertest gedacht.“ Er sah zu Hotaru, der ihm aufmerksam zuhörte, zugleich besorgt und leicht rosa um die Nase. „Kazuki hat mir erlaubt, ihn zu fotografieren und mir eine Auswahl geschickt, wenn du es sehen möchtest. Du kannst mich später auch begleiten, er braucht sicher noch eine Pinkelpause.“

„Hmm... Es schadet sicher nicht, die Fotos anzusehen...“ sprach Hotaru leise und rutschte näher an seinen Freund heran, der mit einem kleinen Lächeln sein Handy entsperrte und die Nachricht mit den angehängten Bildern öffnete, die Kazuki ihm geschickt hatte. „Oh... Wow... Also... Uhm... Er sieht wirklich nicht aus, als würde er leiden... Im Gegenteil...“ Er zog mit den Zähnen an seiner Unterlippe und schmiegte sich an Tetsuos rechten Arm. „Kou... ist aber nicht seit drei Stunden dauergeil, oder?“

„Nicht in dem Umfang. Das war die Reaktion auf die Situation und eventuell habe ich ihn ein wenig geärgert, mit Worten, mehr als seine Wange habe ich nicht angefasst, das hätte Kazuki auch nicht erlaubt“, gab Tetsuo zurück. „Was denkst du? Kommst du später mit?“

„Ich denke noch darüber nach...“ Hotarus rechter Zeigefinger strich über Tetsuos mit einem Tanktop bedeckte Brust nach unten zu seinem Hosenbund. „Sag mir nicht, dass dich das kalt gelassen hat, Tetsu.“

„Sicher nicht... Was hast du vor, Aru?“

Der Rothaarige sagte nichts, sondern grinste ihn nur vielsagend an, bevor er am Gummibund zog, um seinen Penis herauszuholen, der kurz darauf zwischen seinen weichen Lippen verschwand.

 

Kazuki richtete gerade den hellen Vorhang, der die grelle Nachmittagssonne aussperrte, ohne den Raum zu sehr abzudunkeln, als Hotaru etwas mehr als eine Stunde später in sein Wohnzimmer kam.

„Du bist allein? Wollte Tetsuo nicht?“ fragte er den Rothaarigen.

„Er schläft. Es war ein bisschen zu anstrengend für ihn“, antwortete Hotaru, schmunzelte leicht und leckte mit der Zungenspitze über seinen Mundwinkel, um zu kontrollieren, ob sich dort eventuell noch Spermareste befanden.

Die Geste entlockte Kazuki ein wissendes Grinsen. „Verstehe. Kou, ich bin noch einmal kurz im Bad, Hotaru passt solange auf dich auf. In Ordnung?“

Kou nickte, blieb sonst jedoch still. Hotaru hockte sich vor ihn, nachdem Kazuki gegangen war und sah ihn aufmerksam an. Er wirkte entspannter als auf den Fotos, die Tetsuo ihm gezeigt hatte, die Flecken, die sich zwischen seinen Beinen auf der Decke befanden, waren jedoch aussagekräftig genug.

„Geht es dir gut, Kou?“ fragte er sanft, um ihn nicht zu erschrecken, als Antwort erhielt er ein zögerliches Nicken.

Er nutzte die Zeit, bis Kazuki zurückkam, um sich die kunstvolle Fesselung genauer anzusehen und jede noch so kleine Regung von Kou zu beobachten. So sehr es ihm fremd war, faszinierte es ihn gleichermaßen, aber auch, weil sein Schützling sich wohlzufühlen schien und ganz in seiner eigenen Gedankenwelt versunken war.

„Ich habe erwartet, du schimpfst mich aus, weil ich ihm das antue“, bemerkte Kazuki, nachdem er zurückgekommen war und schob die kleine Plastikwanne, die er zuvor mit ins Bad genommen hatte, wieder unter den Tisch.

„Tetsuo hat es mir erklärt, im Ansatz zumindest. Du würdest nichts tun, das Kou schadet, das weiß ich. Er ist auch niemand, der das mit sich machen lässt.“ Die Aussage zauberte Kou ein kleines Lächeln auf die Lippen, wie Hotaru freudig feststellte. „Eine Frage habe ich aber.“ Er sah Kazuki direkt an, der seinen Blick erwiderte. „Was ist, wenn er pinkeln muss? Der Becher sagt mir, dass du ihn nicht verdursten lässt, aber die Flüssigkeit muss ja irgendwohin.“

Die Frage entlockte Kou ein gequältes Geräusch und ließ Kazuki breit grinsen, er deutete auf die kleine Plastikwanne, die unter dem Tisch stand, bevor er antwortete: „Es hat ihn sehr viel Überwindung gekostet, aber eine Pause machen, um ins Bad zu gehen, war keine Option. Schlussendlich hört Kou immer auf seinen Meister.“

Hotaru nickte zum Verständnis, er hätte es sich auch denken können, Kazukis Erklärung erleichterte ihn dennoch. „Darf ich noch etwas bleiben?“

„Selbstverständlich. Wie geht es dir, Kou? Du darfst sprechen.“

„Ja, Meister... Ich bin durstig. Meine Füße kribbeln“, antwortete Kou leise.

„Deine Hände?“

„Etwas kalt, sonst gut.“ Er bewegte zur Bestätigung die Finger und ballte die Hände kurz zu Fäusten, um die Durchblutung anzuregen.

Kazuki runzelte die Stirn, ging um Kou herum und warf einen Blick auf seine Füße und Hände, bevor er sich schließlich vor ihn hockte und begann, die Verschnürung seiner Beine zu lösen.

„Meister, ich... es geht schon, wir müssen nicht abbrechen“, sagte Kou mit leiser Verzweiflung in der Stimme, als hätte er mit seiner ehrlichen Aussage alles ruiniert.

„Wir brechen auch nicht ab, solange es dir insgesamt gut geht, Kou. Deine Arme bleiben, wo sie sind, aber ich riskiere nicht, dass dir die Beine noch weiter einschlafen“, erklärte Kazuki ernst, während er methodisch und kontrolliert die Fesselung löste. „Ich löse die Knoten nicht einfach so, sondern baue die Fesselung so zurück, wie ich sie aufgebaut habe“, sprach er weiter, diesmal an Hotaru gerichtet, der ihm aufmerksam zusah. „Das Seil immer unter Spannung, die Kontrolle habe immer noch ich und Kou darf das nicht vergessen.“

„In jedem Fall? Auch einem Notfall?“ fragte der Rothaarige, ohne seine Hände aus den Augen zu lassen.

„Dann nicht. Je nach Notfall arbeite ich schneller oder nutze eine Schere, Kous Sicherheit ist wichtiger als ein Seil.“ Er deutete kurz auf die Sicherheitsschere, die auf dem Beistelltisch bei den Getränken lag, dann zog er das Seil unter Kous linkem Bein heraus, bevor er sich um das andere Bein kümmerte. „Wir mussten die Schere aber noch nicht benutzen, bisher ging es immer so.“

Es dauerte noch einige Minuten, bis er sich halb aufrichtete und Kou mit einem Arm stabilisierte, damit er die eingeschlafenen Beine unter ihm herausziehen und ausstrecken konnte. Kou seufzte mit einer Mischung aus Erleichterung und Unbehagen, als Kazuki fest mit den Daumen über seine Fußsohlen strich und ihm gekonnt die Füße massierte, um die Durchblutung wieder anzuregen.

„Wenn du mir helfen willst, kannst du dich hinter ihn setzen und ihn etwas stützen, damit er nicht umkippt, bis ich hier fertig bin“, schlug Kazuki Hotaru vor.

„Gern. Tetsuo hätte das wahrscheinlich ohne Aufforderung getan, oder?“ Der Angesprochene kniete sich hinter Kou und zog seinen Oberkörper sanft zurück, damit er sich an seine Brust lehnen konnte.

„Tetsuo hat sehr viel mehr Erfahrung damit als du. In der Regel kümmere ich mich allein um Kou, Unterstützung ist nie notwendig, aber nicht unerwünscht, wenn sie verfügbar ist“, antwortete der Ältere. „Zu sehen, was erforderlich ist, kommt mit der Zeit, vorher bricht mir die Bitte nach Unterstützung auch keinen Zacken aus der Krone. Wir starten alle mit wenig Wissen und lernen stetig dazu.“

„Arulein... Niemand erwartet Perfektion und wir bringen dir gerne alles bei, was du wissen willst“, sprach Kou ruhig und schmiegte den Kopf an seine Schulter. „Vielleicht nicht jetzt, aber zu einem anderen Zeitpunkt gern...“ Er quiekte überrascht, als Kazuki sich zwischen seinen Beinen abstützte und sich über ihn beugte, die Lippen dicht an seinem Ohr.

„Das nächste Mal bekommst du einen Knebel, kleine Libelle. Du sprichst nur, wenn ich es dir erlaube, unabhängig davon, wie viele Personen sich im Raum befinden, verstanden?“

Kou nickte hastig, öffnete kurz den Mund und schloss ihn wieder.

„Willst du noch etwas sagen? Sprich.“

„Es tut mir leid, Meister. Würdest du bitte die Augenbinde abnehmen? Ich weiß nicht, wie lange ich noch durchhalte, aber es ist anstrengend, nichts zu sehen...“

„Du hast sie sehr viel länger ausgehalten, als ich erwartet habe. Das hast du gut gemacht, mein süßer Kou...“ raunte Kazuki, entfernte sich ein Stück von ihm und griff hinter seinen Kopf, um den Knoten der Augenbinde zu lösen, nachdem er Hotaru zugezwinkert hatte. „Augen auf.“

Kou blinzelte angestrengt, kniff die Augen zusammen, als er merkte, wie hell es im Raum war und brauchte etwas, bis er sie ganz öffnen konnte. Er lächelte dankbar, als er Kazuki vor sich erkannte, wenn auch verschwommen, da er ohne seine Brille auf die kurze Distanz nur schlecht sah. Hotaru strich ihm fürsorglich einige Haare aus dem Gesicht, die sich aus seinem Zopf gelöst hatten und beobachtete Kazuki dabei, wir er sich wieder vor den Tisch hockte, um Kous Beine weiter zu massieren, bis er zufrieden war und Kou die Möglichkeit gab, sich bequemer hinzusetzen.

„Ich will euch nicht länger stören als notwendig“, sagte Hotaru schließlich und stand auf, nachdem er sichergestellt hatte, dass Kou nicht umfallen konnte. „Ich danke dir, für die ausführlichen Erklärungen, Kazuki. Sag Bescheid, wenn du mich heute noch einmal brauchst und... uhm... ich werde auf das Angebot zum Lernen zurückkommen, denke ich...“

„Danke für deine Hilfe. Denk darüber nach. Tetsuo wäre dem sicher auch nicht abgeneigt“, entgegnete Kazuki schmunzelnd und entließ ihn mit einem Nicken.

 

Eine Benachrichtigung ließ Tetsuos Handy auf dem Nachtschränkchen vibrieren, so dass Hotaru über ihn griff und es ihm gab, damit er die halbwegs bequeme Liegeposition auf seinem Kissenberg nicht aufgeben musste.

„Von Kazuki“, murmelte der Blonde schläfrig, der von seinem Nickerchen auf dem Sofa nach dem Abendessen direkt ins Bett gegangen war, um dort den Rest des Abends in Hotarus Gesellschaft vor dem Fernseher zu verbringen.

 

Kazuki [22:37]: Ich habe vergessen, etwas für das Frühstück morgen zu organisieren, mein Kühlschrank ist erschreckend leer. (¬_¬;)

Tetsuo [22:38]: Wir kümmern uns darum. Frühstück bei uns. Kommt einfach runter, wenn ihr wach seid, ist einfacher, als alles zu euch zu tragen.

Kazuki [22:40]: Danke. Gute Nacht.

 

„Wir frühstücken morgen zu viert.“ Tetsuo gab Hotaru sein Handy, damit er es wieder zurücklegen konnte.

„Wahrscheinlich eher Brunch, Kou wird nicht zu unserer Frühstückszeit wach und ansprechbar sein“, entgegnete Hotaru kichernd, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Fernseher lenkte.

„Mhm...“

Chapter Text

„Hast du an den Bacon gedacht, Aru?“ fragte Tetsuo, während er die Einkaufstasche ausräumte, die Hotaru auf den Küchentisch gestellt hatte.

„Selbstverständlich. Mehr als genug, um zwei fleischfressende Raubtiere mit Proteinen und Fett zu versorgen, Klopskopf.“

Hotaru sortierte die Sachen, die er spontan für ihr gemeinsames Frühstück besorgt hatte, auf der Arbeitsplatte, um sicherzustellen, dass er wirklich nichts vergessen hatte. Tetsuo hatte ihm zuvor noch eine Nachricht mit Erweiterungen der Einkaufsliste geschickt, nachdem er Kazuki beim morgendlichen Training im Dōjō aufgesucht hatte.

„Willst du für Kou Pfannkuchen machen?“ fragte der Blonde, während er Aoi mit ihrem zweiten kleinen Frühstück versorgte.

„Nein. Sonst ernährt er sich nur von Pfannkuchen, aber es gab so viel Auswahl beim Bäcker, dass ich Melonenbrötchen, Anpan und französische Croissants geholt habe. Und die Eiweißbrötchen, die du so toll findest.“ Er legte das Gebäck in eine große Schale, die er auf den Küchentisch stellte und mit einem Tuch abdeckte. „Ich bin eben eine rauchen, Eier und Bacon sind dein Fachgebiet.“

„Bevor die beiden hier sind, brauche ich damit nicht anfangen.“ Tetsuo folgte ihm auf den Balkon und lehnte sich von hinten an ihn, das Kinn stützte er auf seinem Kopf ab, bevor er die Zigaretten aus seiner Hosentasche kramte. „Feuer?“

„Hast du schon vergessen, dass die Ärztin dir Rauchverbot erteilt hat?“ Hotaru legte den Kopf in den Nacken und sah ihn umständlich von unten an. „Ich habe dir eine sehr männliche E-Zigarette mitgebracht, damit du nicht riechen musst wie ein 100 Yen Puff.“ Er zog den schlanken schwarzen Riegel aus seiner Hosentasche und reichte ihm Tetsuo.

„Danke... Nikotinkaugummis sind echt keine Alternative, aber das einzige, das mir diese Hexe von Ärztin erlaubt hat.“

„Du Armer. Das Ding sollte ausreichen, bis du wieder rauchen darfst. Übertreib es aber nicht, für die Heilung ist es trotzdem nicht besonders gut.“

Tetsuo grummelte, was zugleich Zustimmung und Unmut ausdrückte und schob sich das Endstück der E-Zigarette zwischen die Lippen, nachdem er sie angeschaltet hatte.
Die Morgensonne war weit genug fortgeschritten, um den Balkon fast komplett zu beleuchten, nur der Bereich direkt vor den Balkontür lag noch im Schatten, so dass die sommerliche Hitze noch nicht zu sehr spürbar war, während sie dort standen. Der Blonde verließ seinen Platz direkt hinter Hotaru nicht, mit der linken Hand stützte er sich am Balkongeländer ab, was angenehmer war, als sie zum rauchen zu benutzen. Hotaru beobachtete, wie die Sonne am Geländer entlangwanderte und strich beiläufig mit den Fingerspitzen über Tetsuos dort liegende Hand, die Narbe vom fehlenden Fingerglied am kleinen Finger war überraschend weich und nicht so hart, wie er gedacht hatte. Er schnaubte leise, als ihm bewusst wurde, dass er diese Stelle an Tetsuos Körper bisher noch nicht so bewusst wahrgenommen hatte, und befühlte sie weiter.

„Hast du etwas Interessantes gefunden, Aru?“ fragte Tetsuo leise, sein Finger zuckte leicht, da die Berührung kitzelte.

„Hmmm... Wie viel spürst du da?“ entgegnete der Rothaarige.

„Es kitzelt etwas... Sonst spüre ich da, was ich mit den anderen Fingern spüre, nur etwas stumpfer.“

„Stumpf, hm?“ Hotaru prustete amüsiert, drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, der auf einem kleinen Regal neben ihnen stand und drehte sich zu ihm um, ein schelmisches Funkeln in den olivgrünen Augen.

„Das findest auch nur du lustig, Nervensäge“, gab Tetsuo trocken zurück. „Ich bin zu jung für Dadjokes.“

„Du könntest wenigstens ein bisschen darüber lachen, Klopskopf“, beschwerte der Kleinere sich und piekte ihn in die rechte Brust. „Du musst zugeben...“

Sein Protest wurde unterbrochen, da der Blonde ihn mit der Hand im Nacken näher zu sich zog und seine Lippen mit einem Kuss verschloss. Er spürte sein breites Grinsen, war jedoch so perplex vom plötzlichen Stimmungswechsel, dass er sich mit beiden Händen an Tetsuos T-Shirt festhielt und an seine Lippen schmolz. Er seufzte leise, als er seinen Oberschenkel zwischen seinen Beinen spürte, die Hand mit dem fehlenden Fingerglied strich unter seinem T-Shirt über seine Taille und zog ihn näher an seinen Freund, der ihn so gierig küsste, als bräuchte er keine Luft zum atmen.

 

„Es sieht so aus, als bräuchtet ihr kein Gebäck zum Frühstück, sondern eher ein Zimmer“, hörten sie Kazukis amüsierte Stimme hinter ihnen. „Auch wenn es euer Balkon ist und ihr auch gerne die Nachbarn unterhalten könnt, wenn ihr direkt hier übereinander herfallt.“

„Kazu... Zieh sie doch nicht noch auf“, schimpfte Kou.

Tetsuo löste sich widerwillig und schwer atmend von Hotarus Lippen, der ihn mit gerötetem Gesicht ansah und Schwierigkeiten hatte, seinen Verstand zu sortieren. Er strich ihm zärtlich etwas Speichel vom Kinn, leckte den Finger mit einem Zwinkern ab, bevor er sich zu Kazuki umdrehte, der schmunzelnd am Rahmen der Balkontür lehnte.

„Also so wie du? Wenn ihr es bei offenem Fenster treibt, hört man es bis runter auf die Straße, Aniki“, gab Tetsuo zurück, der amüsierte Tonfall nahm den Worten die Schärfe. „Guten Morgen, Kou, hast du gut geschlafen?“

„Wie ein Stein. Ich fühle mich auch wie ein Stein.“ Kou streckte sich etwas steif und rieb sich die verspannte Schulter. „Ein hohler, hungriger Stein.“

„Dann ist es gut, dass Aru noch einkaufen war. Nach dem Frühstück kannst du dich von Kazuki nach oben rollen lassen.“ Der Blonde strich Kou ihm Vorbeigehen eine lose Wimper von der Wange. „Ich kümmere mich um Eier und Bacon, macht es euch solange bequem. Tee oder Kaffee, Kazuki?“

„Kaffee, ich hatte nach den Kata schon einen Tee. Mach dir keine Umstände.“
Kazuki folgte ihm in die Küche, Kou trat auf den Balkon und ließ kurz den Blick über die vielen Pflanzen wandern, die ihn in eine kleine Oase verwandelten, bevor er sich zu Hotaru stellte, der immer noch etwas verdattert und peinlich berührt wirkte.

„Alles in Ordnung, Arulein?“ fragte er sanft.

Hotaru atmete hörbar durch die Nase aus, dann nickte er. „Entschuldige, ich habe nicht damit gerechnet, dass er das tut...“ Er zog etwas an seinem T-Shirt, um die Erektion in seinen Shorts zu verbergen und hoffte, dass sie schnell nachließ.

„Du musst dich nicht dafür entschuldigen. Ich kann mir vorstellen, dass es für euch gerade nicht einfach ist.“
Kou stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Balkongeländer ab und sah ihn von der Seite an. Die Sonne ließ seine hellbraune Haut schimmern und zauberte bronzefarbene Reflexe in seine schwarzbraunen Haare, die er zu einem lockeren Knoten zusammengebunden hatte, einzelne Haare klebten an der Haut in seinem Nacken. Das locker fallende Tanktop und die Shorts, die er trug, verbargen nichts von den dunkel verfärbten Spuren, die Kazuki auf seiner Haut hinterlassen hatte. Knutschflecken, leichte Bissspuren und die Ropemarks vom Vortag zeichneten sich deutlich ab. Hotaru strich mit dem Zeigefinger über die quer über Kous Oberarm verlaufende Seilspur, was eine leichte Gänsehaut bei dem Künstler auslöste, er hielt ihn jedoch nicht davon ab, die Markierung weiter zu erkunden.

„Tut das weh?“ fragte der Rothaarige neugierig.

„Nein. Es ist etwas empfindlich, aber das ist normal nach einer so langen Session wie gestern. Morgen sollten sie kaum noch sichtbar sein“, erklärte Kou. „In der Regel verschwinden sie in ein paar Stunden oder über Nacht, unsere üblichen Shibari-Sessions dauern selten länger als zwei Stunden mit Vorbereitung und Entfesseln. Was danach passiert kann auch mal länger dauern“, fügte er schmunzelnd hinzu.

Kazuki kam mit einem Tablett auf den Balkon, um den Tisch für ihr spätes Frühstück zu decken. Die Markise fuhr mit leisem Surren aus, damit sie Schatten hatten, bevor Tetsuo mit zwei Tellern voll Rührei und Bacon in den Händen nach draußen kam, die Hotaru ihm geistesgegenwärtig abnahm und zum Tisch trug.

„Sag doch was, Klopskopf. Nicht, dass du dich übernimmst“, schimpfte er ihn, da er gemerkt hatte, wie sehr der Blonde sich dabei angespannt hatte, da sein linker Arm immer noch eingeschränkt war.

„Halb so wild, Aru, aber danke.“

Tetsuo wartete, bis Kou und Kazuki es sich auf der mit Kissen gepolsterten Rattancouch bequem gemacht hatten, bevor er sich auf einen der beiden Korbsessel setzte. Hotaru pflückte noch schnell einige Erdbeeren, die in mehreren Töpfen auf dem Pflanzregal an der Wand wuchsen, stellte sie auf den Tisch und setzte sich neben Tetsuo, der sich mit dem Frühstück keine Zeit ließ, war es doch um einiges später, als sie sonst frühstückten.

„Die Couch ist neu, oder?“ fragte Kazuki, der den Platz genutzt hatte, um ein Bein unterzuschlagen, der mit Ei, Bacon und einem Eiweißbrötchen gefüllte Teller stand auf seinem Oberschenkel.

„Mhm“, bestätigte Tetsuo kauend. „Nachdem Izumi und Tōru hier waren, mussten wir aufrüsten. Zwei Sessel sind zu wenig, wenn wir mehr als zwei Personen und eine Katze sind. Die Jungs haben sie diese Woche geholt und hergebracht, Shiro hat das organisiert.“

„Es ist wunderschön geworden“, bemerkte Kou, bevor er wohlig seufzend in sein drittes mit Marmelade bestrichenes Croissant biss. „Wir brauchen bei uns auch etwas, damit man sich draußen hinsetzen kann, Kazu.“

„Bis jetzt hat dir die Veranda ausgereicht.“ Kazuki leckte einen Krümel von Kous Mundwinkel, als dieser ihn mit gerunzelter Stirn ansah. „Ich sehe, was sich machen lässt, Honey. Es sollte ins Konzept passen.“

„In Ordnung. Kann ich noch einen Kaffee haben? Intravenös? Ich bin so erledigt...“ Der Schwarzhaarige gähnte hinter vorgehaltener Hand.

„Intravenös kann ich dir nicht anbieten, aber so viele Tassenfüllung, wie du möchtest.“ Hotaru nahm die leeren Kaffeebecher mit nach drinnen, um sie erneut zu füllen, während die anderen sich weiter ihrem Frühstück widmeten. Aoi kam nach draußen getapst und sprang zu Kazuki und Kou auf die Couch, wo sie es sich neben Kazuki bequem machte, ohne den knusprig gebratenen Bacon aus den Augen zu lassen.
„Hmmm... Oral reicht mir auch“, murmelte Kou grinsend, als Hotaru wieder zurückkam und ihm seine neu gefüllte Tasse reichte.

„Ist mir klar, dass dir das reicht.“ Der Rothaarige erwiderte sein Grinsen und pustete sacht in seine Einhorntasse. „Eine anale Option gibt es nicht.“

„Schade.“ Er lehnte sich in die Kissen zurück, um sich seinem Kaffee zu widmen. „Ist vielleicht auch besser so. Am Ende schlafe ich drei Tage nicht.“

 

Kou stapelte die leeren Teller auf das Tablett, als sein Handy klingelte, das er neben sich auf die Couch gelegt hatte. Er warf einen Blick auf das Display, bevor er den Videocall annahm.
„Hallo Hanabi. Du siehst besorgt aus, was ist los?“ fragte er und schob sich eine Erdbeere zwischen die Lippen.

„Das sind die überfälligen Filler, keine Sorgen“, kam die Antwort zurück, die Stimme sanft und leicht gedämpft durch einen Mundschutz. „Ich brauche dennoch deine Hilfe, Kou.“
Kou hob fragend eine Augenbraue, schlug die Beine unter und warf Hotaru einen entschuldigenden Blick zu, der an seiner Stelle den Tisch fertig abräumte.

„Mein Mann ist heute Vormittag von einer Geschäftsreise zurückgekommen und hat eine ordentliche Sommergrippe mitgebracht. Wir wollten uns morgen bei mir treffen, um die letzten Details für Naos und Saburos Party zu besprechen, aber das kann ich euch auf keinen Fall zumuten“, erklärte Hanabi, Kou erinnerte sich, dass sie sich im Gruppenchat zur Partyplanung auf den Termin geeinigt hatten. „Es bringt auch nicht so viel, wenn wir das über einen Gruppencall besprechen.“
„Was ist mit den anderen? Geht es bei denen nicht?“

„Prinzipiell schon, aber Ai hat Besuch von Verwandten und du weißt, wie winzig die Wohnung von Yoshie und Yuuki ist. Es wäre auch sinnvoller, wir ziehen das Treffen vor, bevor ich mich bei Shigeo anstecke und dann euch.“ Er zögerte kurz. „Ich weiß, es ist super spontan, aber können wir uns heute Nachmittag bei dir treffen?“

Kou sah vom Display auf und sah zu Kazuki, der neben ihm saß und mitgehört hatte. In Gedanken ging er durch, was sie sich für heute noch vorgenommen hatten, um den freien Tag gemeinsam zu verbringen.

„Uhm... Also...“ Er fühlte sich etwas überrumpelt. Ein Jahr zuvor wäre es kein Problem gewesen, sich so spontan mit Freunden zu treffen, seit er mit Kazuki zusammen war, sah das komplett anders aus.

Kazuki legte die Hand auf Kous Oberschenkel, strich sanft darüber und nickte, um ihn zu ermutigen, zuzusagen.

„Aber, Kazu... Wir hatten Pläne heute“, sagte Kou zerknirscht.

„Nichts, was wir nicht nachholen können. Wenn du morgen nicht weg musst, verschieben wir das auf morgen, ich nehme mir noch einen Tag frei“, entgegnete der Ältere. „Die Partyplanung hat im Moment etwas höhere Priorität, denke ich. Es bedeutet auch nicht, dass du heute gar nichts von mir hast. Immerhin trefft ihr euch in der Wohnung, in der ich auch lebe.“

„Wir werden das Treffen auch nicht ewig in die Länge ziehen, Kou. Sieh es positiv, du musst die ganzen Bastelsachen, die du organisiert hast, nicht zu mir transportieren“, meldete Hanabi sich zu Wort. „Passt es für Hotaru auch?“

Hotaru quetschte sich mit auf die Couch und winkte kurz in die Kamera. „Hallo Hanabi. Ich stoße später dazu. Ich habe vorher noch einen Termin, den ich nicht verschieben kann.“

Kou seufzte gequält, kuschelte sich an Kazukis Schulter und rang sich zu einem Nicken durch. „Dann treffen wir uns hier. Ich schicke die Adresse in den Chat, am besten meldet ihr euch, wenn ihr da seid, damit ich euch unten abholen kann.“

 

Kou stapelte Gläser auf ein Tablett, auf dem schon zwei Teller mit Snacks standen, um es anschließend zum großen Esstisch zu tragen, auf dem immer noch der große Rosenstrauß stand, wenn auch etwas weniger voluminös als zwei Tage zuvor. Im Kühlschrank waren zwei große Krüge mit kaltem Tee vorbereitet, die er erst holen würde, wenn seine Gäste angekommen waren. Er warf einen Blick auf sein Handy, um nachzusehen, ob es eine neue Nachricht im Gruppenchat gab, dann lief er in sein Atelier, um die Kiste mit den Bastelsachen – buntes Papier, schimmernde Folien, Scheren und Kleber – zu holen, mit denen sie noch etwas Dekoration für die Party basteln wollten.

„Hast du dich umgezogen, Honey?“ fragte Kazuki, als er von seinem Büro in den Wohnbereich kam.

Kou nickte und sah an sich herab, er hatte das lockere Top und die sehr kurzen Shorts durch ein T-Shirt und Shorts ersetzt, die ihm bis zur Mitte der Oberschenkel reichten.

„Das heute Morgen hatte ich nur an, weil ich schlecht nackt zum Frühstück gehen konnte“, entgegnete er schmunzelnd, stellte die Kiste auf den Tisch und ging zu seinem Partner, um sich an ihn zu schmiegen. „Und ich weiß, wie gern du es hast, wenn ich diese Laufshorts trage.“

Kazuki legte die Hände fest auf seinen Po und zog ihn näher, statt ihm den erwarteten Kuss zu gewähren, leckte er mit der Zungenspitze über seine Ohrmuschel. „Und wie gern ich es habe. Es gibt aber nichts, was mir an dir nicht gefällt, mein liebster Kou. Auch deine schlimmsten Gammelklamotten, die du manchmal zum Arbeiten trägst, darin bist du sehr süß.“

„Kazuuu... Niemals bin ich darin süß. Und neben dir fühle ich mich immer etwas underdressed, selbst wenn wir beide nackt sind.“ Kou zog eine Schnute und zupfte an Kazukis kurzärmeligem Seidenhemd, dessen Stoff so fein war, dass er sich kühl unter seinen Fingern anfühlte und die aufwändigen Tattoos leicht durchschienen. „Ist es in Ordnung, wenn sie deine Tattoos sehen?“

„Ich bezweifle, dass es sie überrascht. Es sind deine und Naos Freunde.“ Er lehnte die Stirn an Kous. „Und wie ich ihn einschätze, hat er sowieso schon alles ausgeplaudert, was über uns zu wissen ist, du wirst es sicher nicht getan haben.“

„Sorry...“

„Es ist in Ordnung, Honey. Es ist schließlich kein Geheimnis und wenn sie ein Problem damit hätten, hätten sie nicht gefragt, ob ihr euch hier treffen könnt.“ Kazuki legte die Finger unter Kous Kinn, damit er ihn ansah. „Es gibt keinen Grund, sich schlecht zu fühlen. Wir haben heute noch den ganzen Abend für uns und ich denke nicht, dass ich dich früh schlafen lassen werde. Ob du nun weiter so artig bist oder nicht. Verstanden?“

Kou öffnete und schloss den Mund stumm, auf der Suche nach Worten. Er spürte, wie seine Ohren heiß wurden, da Kazukis Blick kaum weniger intensiv war, als wenn er in seinem Domspace war. Mehr als ein leises „J... Ja...“ kam nicht über seine Lippen, bevor sein Partner diese mit einem Kuss verschloss, den er bis in die Zehenspitzen spürte und er froh war, dass er sich an ihm festhalten konnte.

Kazuki löste sich von ihm und betrachtete für einen Moment sein gerötetes Gesicht.
„Braves Kätzchen...“, sagte er, wischte etwas Speichel von Kous Unterlippe und sah dann in Richtung Eingangsbereich, in dem Tetsuo zusammen mit Kous vier Gästen stand. „Wie lange steht ihr da schon? Tetsuo?“

Der Blonde grinste breit, die vier Personen in seiner Begleitung ebenfalls. „Lange genug. Es wundert mich, dass er es sich verkniffen hat, dich Daddy zu nennen, Boss.“

Kou ließ einen verzweifelten Laut hören, der seine Scham über die Situation zum Ausdruck brachte und vergrub das knallrote Gesicht in den Händen. „So war das nicht geplant...“

„Verzeih, Honey. Ich habe Tetsuo gebeten, unten auf sie zu warten“, erklärte Kazuki, zog Kous Hände von seinem Gesicht und küsste seine Fingerspitzen. „Du weißt doch, in seinem Alter ist es nicht gut, wann man mit Verletzungen zu viel herumsitzt, etwas Bewegung tut ihm nur gut.“

Der Jüngere schnaubte amüsiert, hauchte ihm einen Kuss auf den Mund und löste sich dann von ihm, um seine Freunde zu begrüßen. Tetsuo schlurfte zum Sofa und ließ sich betont entspannt darauf fallen, Kazuki warf er einen warnenden Blick zu, den dieser nur breit grinsend erwiderte.

 

„Entschuldigt das Chaos, die beiden hatten heute für ihre Verhältnisse zu viel Kaffee und zu viel Zucker“, sagte Kou, kaum dass er die vier Neuankömmlinge mit Umarmungen und Küsschen begrüßt hatte.

„Ich sehe kein Chaos, nur sehr entspannte Menschen, Kou“, entgegnete Hanabi, der ihn als letztes fest umarmte. „Danke, dass das wir hier sein dürfen, Prinzessin.“

„Dann essen wir den Kuchen besser selbst, bevor noch jemand einen Zuckerschock bekommt“, unkte Ai, der eine Tüte der Konditorei dabei hatte, in der er arbeitete.

Yoshie und Yuuki sahen sich mit großen Augen um, Kou sah ihnen an, dass es ihnen ähnlich ging wie ihm, als er das erste Mal in Kazukis Wohnung war. Sie trugen wie so oft ähnliche Kleidung, diesmal Crop Tops und knielange, locker fallende Hosen, die am Saum mit einem Band enger gezogen waren, die blondierten Haare mit Wolf Cut hatten bunte Spitzen in rosa und hellblau, was seit Jahren ihr Erkennungsmerkmal war. Hanabi und Ai waren im Vergleich zu ihnen unauffällig.

Hanabi trug ein schlichtes T-Shirt zur luftigen, langen Stoffhose, die schwarzen Haare waren zu einem modischen Bowlcut frisiert, der ihn um einiges jünger aussehen ließ als vierunddreißig. Als einziger aus der Clique war er fast so groß wie Kou, aber nicht ganz so schmal gebaut.

Ai hatte sich aufgrund der Hitze für Cargoshorts und ein ärmelloses Shirt entschieden, was Kou nur nachvollziehen konnte und er wollte sich gar nicht vorstellen, wie warm es am Vormittag in der Backstube gewesen war, in der Ai arbeitete. Ais Haare waren hellbraun gebleicht und fielen in leichten Wellen bis zu seinem rundlichen Kinn, ein kurzer Zopf hielt sie von seinem Nacken fern.

„Stellst du uns vor, Kou?“ fragte Yoshie aufgeregt.

„Und führst du uns rum? Nicht, dass wir uns hier auf dem Weg zum Klo verlaufen“, fügte Yuuki grinsend hinzu.

Beide hakten sich giggelnd bei ihm unter, als er resigniert zustimmte. Kazuki erhob sich von der Sofalehne, auf die er sich halb gesetzt hatte, um zu sehen, wie es Tetsuo ging, der spontan beschlossen hatte, für eine Weile bei ihnen zu bleiben anstatt zurück in seine Wohnung zu gehen.

„Also...“ begann Kou, war allerdings für den Moment überfordert mit der Situation.

„Onodera Kazuki. Es freut mich sehr, Sie alle kennenzulernen und hier begrüßen zu dürfen“, übernahm Kazuki die Vorstellungsrunde. „Fühlen Sie sich ganz wie zuhause.“

Yoshie und Yuuki sahen ihn mit großen Augen an, es dauerte einen Moment, bis sie die richtigen Worte gefunden hatten.

„Ich bin Yoshie und das hier ist Yuuki. Vielen Dank, dass wir hier sein dürfen“, sagte Yoshie höflich, ein wenig eingeschüchtert von seiner Präsenz.

Hanabi und Ai stellten sich amüsiert dazu, um sich ebenfalls vorzustellen.

„Yamamoto Takashi, ich höre aber auch auf Hanabi, beides ist in Ordnung“, stellte Hanabi sich vor.

Ai schloss sich an: „Nozawa Kaito, Ai ist mir allerdings sehr viel lieber. Ich denke nicht, dass wir so förmlich sein müssen. Ist Kazuki in Ordnung?“

Kazuki grinste kurz, dann nickte er. „Selbstverständlich. Der blonde Grummelkopf hat sich euch sicher schon vorgestellt.“

„Jepp. Ich bin ein höflicher Mensch, Kazuki, wie du weißt.“ Tetsuo drehte sich halb auf dem Sofa um, soweit seine Verletzung es zuließ. „Hotaru versucht, nicht zu lange wegzubleiben.“

„Wo ist Hotaru eigentlich? Er drückt sich doch nicht, oder?“ fragte Yuuki neugierig.

„Er besucht seinen Ex-Partner und Kazukis Noch-Schwiegervater im Krankenhaus“, sagte Tetsuo, bevor sonst jemand antworten konnte.

„Bewundernswert, dass er beide besucht“, bemerkte Yuuki, woraufhin Tetsuo und Kazuki nur breit grinsten. „Was ist so lustig?“

„Also... Es ist nur eine Person. Hotarus Ex und Kazus Schwiegervater“, erklärte Kou, da die beiden älteren sich nicht um Klärung bemühten.

„Mo... Moment! Von welchem Altersunterschied reden wir hier? Sag mir nicht, Hotaru ist schon doppelt so alt wie wir, Kou.“

„Nein. Hotaru ist dreißig. Miyamoto-san ist... uhm... wie alt ist er, Kazu?“

„Siebzig. Ich denke nicht, dass wir das weiter ausführen müssen. Hotaru wird euch sicher alle Fragen beantworten, wenn er da ist.“ Kazuki setzte sich wieder auf die Lehne des Sofas. „Du kannst ihnen alles zeigen, was du ihnen zeigen möchtest, wenn du sie herumführst, Kou. Falls du dir Gedanken gemacht hast, welche Räume tabu sind.“

Kou entspannte sich sichtlich. Er hatte sich tatsächlich schon den Kopf darüber zerbrochen, auch wenn er wusste, dass er in dieser Wohnung ebenso zuhause war wie Kazuki.

 

 

Kou streckte sich und lehnte sich auf seinem Sitzplatz zurück, nachdem er damit fertig war, eine Packung Strasssteine auf Schmetterlinge und Einhörner aus buntem Papier zu kleben, die Ai als Dekoration für die Cupcakes nutzen wollte, die sie für die Party backen würde. Der Esstisch war bedeckt mit Bastelpapier, einzelnen Strasssteinen und Zetteln mit verschiedenen Skizzen, dazwischen standen Trinkgläser auf Untersetzern und Teller mit Kuchenkrümeln. Kazuki legte sein Handy zur Seite, auf dem er etwas gelesen hatte und hauchte einen Kuss auf Kous Nacken.

„Geht’s, Honey? Oder brauchst du eine Massage?“ fragte er sanft.

„Es geht. Sind dir die Beine noch nicht eingeschlafen?“ Kou drehte sich halb auf seinem Schoß um und sah ihn besorgt an, da er schon seit zwei Stunden dort saß.

„Es ist alles in Ordnung. Ich habe dir doch gesagt, dass ich den ganzen Tag in deiner Nähe bleibe“, entgegnete Kazuki schmunzelnd, dann wackelte er etwas mit den Füßen, um die Durchblutung anzuregen. „Ich hätte allerdings nichts gegen eine kurze Pinkelpause.“

Kou erhob sich, damit er aufstehen konnte. Er quiekte leise, als sein Partner ihn leicht in den Po kniff, bevor er in Richtung Bad ging.

„Brauchst du noch etwas, Tetsuo? Tee oder Kuchen? Ein bisschen Kuchen ist noch da“, fragte Yoshie fürsorglich. Er und Yuuki hatten sich links und rechts von Tetsuo gesetzt, nachdem dieser zu dem Schluss gekommen war, dass es für seine lädierten Rippen besser war, auf einem Stuhl statt auf dem Sofa zu sitzen. Nachdem er kurz erklärt hatte, dass er sich zwei Rippen gebrochen hatte, hatten sie es sich zur Aufgabe gemacht, sich um ihn zu kümmern.

„Nichts da, der restliche Kuchen ist für Hotaru“, intervenierte Ai und klappte den Deckel der Pappschachtel zu, in der er den Kuchen mitgebracht hatte.

„Aber Ai-chan, schau dir doch an wie sehr er leidet. Da hilft nur Kuchen“, sagte Yuuki und tätschelte Tetsuos rechten Oberarm, um den sich der Ärmel seines atmungsaktiven Laufshirts wie eine zweite Haut schmiegte.

Der Blonde grunzte amüsiert, bevor er etwas dazu sagte: „Ich sollte aufpassen, dass ich mich nicht mit Kuchen überfresse, wenn ich ihn nicht abtrainieren kann. Hotaru liebt Kuchen noch mehr als mich. Mehr vom Tee nehme ich aber gern.“

„Kommt sofort!“ Yoshie sprang von seinem Platz auf, nahm den leeren Krug vom Tisch und flitzte in die Küche, um ihn gegen einen vollen Krug zu tauschen. Kou folgte ihm, um ihn direkt wieder zu füllen, damit genug Nachschub da war.

„Also, Prinzessin, da hast du dir ja einen richtig tollen Top geangelt“, gurrte er, während sie zusammen in der Küche waren. „Und Tetsuo dazu... Wie hältst du das aus, jeden Tag so scharfe Kerle um dich zu haben, hm?“

„Ich habe keine Ahnung, wie ich das aushalte, Yoshie. Manchmal muss ich mich selbst kneifen“, entgegnete Kou schmunzelnd und lehnte sich an den Kleineren, der ihm einen Arm um die Taille legte. „Ist nicht so, dass das beabsichtigt war. Es ist einfach passiert und jetzt bin ich hier...“

„...mit dem heißesten Unternehmer der Stadt, der dir offensichtlich zu Füßen liegt. Und dabei bist du der Bottom-Sub hier.“

„Irgendwie schon... Wie läuft es bei dir und Yuuki?“

„Wie immer. Yuuki ist mein Seelenzwilling. Wenn man mir in der Mittelschule gesagt hätte, dass ich einmal eine queerplatonische Beziehung mit Benefits mit einem Quatschkopf wie ihm führen würde und das seit... uhm... fast zehn Jahren? Ich hätte die Person für völlig bescheuert erklärt.“ Yoshie kicherte leise. „Gut, damals hatte ich auch noch Möpse.“

„Yuuki würde das wahrscheinlich genauso beantworten, nur ohne Möpse“, unkte Kou.

„Sowas von. So, ich bringe Tetsuo besser seinen Tee, bevor Yuuki ihn noch zu sehr in Beschlag nimmt. Der denkt schon die ganze Zeit nur mit seinem Schwanz.“ Er drückte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor er zurück zum großen Esstisch ging.

„Yuuki oder Tetsuo?“ hakte Kou nach.

„Beide!“

 

Die Wohnungstür wurde geöffnet und Hotaru kam herein. Er streifte die Anzugschuhe von den Füßen und lockerte die Krawatte, während er den Wohnbereich betrat.

„Entschuldigt die Verspätung. Kaum wird es warm, kann niemand mehr Auto fahren.“ Er blieb hinter Tetsuo stehen und küsste ihn zur Begrüßung, nachdem dieser sich ihm zugewandt hatte. „Ich habe dich unten gesucht, Klopskopf.“

„Es war mir zu langweilig, allein unten zu sitzen, Nervensäge. Hier habe ich bessere Gesellschaft.“

Der Rothaarige schaute von Tetsuo zu Yoshie und Yuuki und wieder zurück, dann hob er amüsiert die Augenbrauen. „Ich verstehe. Hallo zusammen, ich bin Hotaru. Schön, euch persönlich kennenzulernen.“

Kous Freunde stellten sich kurz vor und rückten zusammen, damit Hotaru sich dazusetzen konnte, nachdem er sich von Jackett, Weste und Hemd getrennt hatte, so dass er nur noch seine Anzughose und ein Tanktop trug. Er aß die Reste des Kuchens, während er sich von den anderen auf den aktuellen Stand bringen ließ. Die meisten Sachen waren schon erledigt, es fehlten nur noch die letzten Details, vor allem die Lösung des Problems, alles in Saburos und Naos Wohnung zu bringen, ohne dass Nao es mitbekam.

„Können wir Nao irgendwie ablenken? Die Wohnung ist groß und wenn einer von uns ihn im Schlafzimmer oder dem Ankleidezimmer beschäftigt, sollten die anderen die Sachen reinbringen können“, überlegte Hotaru laut, mit Ablenkungsmanövern hatte er Erfahrung. „Saburo müsste uns dann nur die Schlüsselkarte für den Aufzug geben. Nao ahnt wahrscheinlich am wenigsten, wenn Saburo uns bei der Ablenkung unterstützt.“

„Wie ich Nao kenne, hat er den kompletten Überblick über alles und jeden.“ Hanabi notierte etwas auf einem Zettel. „So chaotisch er manchmal ist, er ist der perfekte Gastgeber. Es könnte schwierig sein, ihn von der Party draußen wegzuholen.“

„Ich denke nicht, dass es so schwierig sein wird.“ Kazuki zog Kou auf seinem Schoß in eine für ihn bequemere Position, bevor er weitersprach. „Involviert Saburo. Er ist der einzige, auf den Nao in jeder Situation kompromisslos hört, weil das ein großer Teil ihrer Beziehung ist.“

„Das ist ein guter Punkt, Kazu.“ Kou tippte sich mit dem Finger gegen die Lippen. „Überlasst Naos Ablenkung uns. Wir brauchen dann einfach eine Führung durch den Playroom, das können nur die beiden für uns machen. Sollte das Thema vorher aufkommen, fällt uns sicher etwas ein, bis der Zeitpunkt günstiger ist.“

„Gute Idee. Immerhin ist es ja ihre offizielle Einweihungsfeier, da ist es nicht unüblich, sich auch die Räume zeigen zu lassen und gerade den Raum werden sie sicher nicht jedem unter die Nase reiben“, Sagte Yoshie und lehnte sich über Tetsuo, um Yuuki das letzte rote Gummibärchen aus der kleinen Schale vor ihm zu klauen. „Passt nur auf, dass ihr da nicht länger als nötig drin bleibt und plötzlich rumferkelt.“

„Nicht jeder hat so eine kurze Zündschnur wie du, Yoshie“, entgegnete Yuuki mit breitem Grinsen.

„Hallo? Wir reden hier von Kou und Nao in Verbindung mit Alkohol und Sextoys. Ganz gefährliche Mischung.“ Yoshie stützte sich kurz auf Tetsuos Oberschenkeln ab, bevor er sich auf seinen Platz zurückschob. „Entschuldige, war das unangenehm, Tetsuo?“

„Ganz und gar nicht. Meine Beine sind unverletzt, alles unterhalb meiner Rippen eigentlich.“ Tetsuo zupfte beiläufig seine Basketballshorts zurecht. „Warum hast du deine alten Freunde bisher noch nie eingeladen, Kou? Hey!“

Kou hatte einen Eiswürfel aus seinem Glas gefischt und ihn gezielt in Tetsuos Schritt geworfen, er fischte schon nach dem nächsten, als Kazuki das Glas aus seiner Reichweite schob. Hotaru gluckste neben ihm hinter vorgehaltener Hand und hatte Mühe, sein Lachen zu unterdrücken.

„Sollen wir euch drei für einen Moment allein lassen, Tetsu? Du hast offenbar etwas Überdruck“, feixte Kazuki, was Tetsuo, Yuuki und Yoshie die Schamesröte ins Gesicht trieb.

„Also wirklich, Tetsu...“ gurrte Hotaru, stützte das Kinn auf die Hand und sah ihn grinsend über den Tisch hinweg an.

„Ihr übertreibt...“ brummte der Blonde. „Was grinst du so?“

„Ach nichts... Ich überlege nur, was ich verlangen kann, wenn ich dich für ein Wochenende an die zwei ausleihe. Du bist der größte Twinkmagnet, wäre ja schade, das nicht für irgendwas zu nutzen“, entgegnete der Rothaarige, bevor er anfing, haltlos über Tetsuos verdattertes Gesicht zu kichern.

„Also... uhm... in seinem Zustand wäre das vielleicht etwas zu viel“, sagte Yoshie. „Nicht, dass er sich übernimmt und sich noch mehr verletzt.“

„Wir können aber nochmal drüber sprechen, wenn du wieder fit bist, Großer“, fügte Yuuki hinzu und tätschelte sein Bein.

„Haben wir sonst noch etwas zu besprechen?“ wechselte Ai geschickt das Thema. „Sonst könnten wir aufräumen und so langsam sollte ich mich auch auf den Weg machen. Ich muss morgen früh raus.“

„Ich denke, wir haben alles soweit geklärt.“ Hanabi warf einen Blick auf seine Notizen. „Wenn uns noch etwas einfällt, besprechen wir das im Gruppenchat.“

„Klingt gut. Wir bringen die Deko am Samstag mit, dann müsst ihr die jetzt nicht mit der Bahn transportieren. Braucht ihr noch einen Kübel Eis für die zwei?“ Kou rutschte von Kazukis Schoß, um beim Aufräumen zu helfen.

„Das hört auf, sobald sie bis zur Haltestelle laufen müssen. Dann beschweren sie sich über die Sonne und haben keine Energie mehr, um an Sex zu denken“, antwortete Hanabi schmunzelnd. „Am Samstag binden wir sie am besten irgendwo im Schatten an.“

„Und dann sag mir nochmal einer, du wärst nicht kinky, Hanabi!“ schimpfte Yuuki, während er Papierschnipsel zusammenwischte, um sie in den Papierkorb zu schieben, ein paar gingen daneben und er zupfte sie von Tetsuos Hose. „Sorry...“

„Lass dich nicht ärgern, Kleiner.“ Der Blonde zerzauste ihm die Haare, bevor er aufstand und die Schnipsel von seiner Hose wischte, um die Schwerkraft die Arbeit machen zu lassen. „Der Staubsauger kümmert sich um den Rest.“

 

Es dauerte nicht lange, bis der Tisch aufgeräumt und das Geschirr in die Küche gebracht war. Hotaru wischte Krümel und Kleberreste mit einem Lappen von der Tischplatte, während Kou seine Freunde zur Tür brachte und verabschiedete. Nachdem die vier gegangen waren, ließ Kou sich mit einem erleichterten Seufzen vorwärts aufs Sofa fallen, das Gesicht direkt in ein weiches Kissen. Kazuki hockte sich neben ihn auf den Boden und strich ihm zärtlich über den Rücken.

„Anstrengend?“

„Anstrengend... Versteh mich nicht falsch, ich bin froh, dass sie hier waren und alles so gut geklappt war, aber... ich habe mir so viele Gedanken darüber gemacht, ob ihr euch versteht und wie sie auf dich reagieren, dass ich die ganze Zeit angespannt war, Kazu...“

„Ich verstehe... Es ist nicht immer einfach, seinen Partner seinen alten Freunden vorzustellen. Wie ist deine Einschätzung?“

Kou drehte sich auf die Seite, um ihn anzusehen. „Ich denke, sie mögen dich. Und Tetsu. Ohne ihn wäre es nur halb so entspannt gewesen, er war der Puffer, damit sie dich nicht zu sehr unter die Lupe nehmen.“

„Das ist mein Job, schon vergessen?“ scherzte der Blonde, der es sich auf einem Sessel bequem gemacht hatte. „Wieso hast du dir solche Sorgen gemacht, Kou? Es war doch alles gut.“

„Weil... sie Saburo damals komplett abgelehnt haben. Ein ehemaliger Freund aus unserer Clique hatte einen riesigen Crush auf Nao und hat nichts unversucht gelassen, Saburo allen madig zu machen. Sie haben das Konzept ihrer Beziehung nicht verstanden und nicht verstehen wollen, dass er so viel Macht über Nao hat, weil Nao es ihm erlaubt hat. Mittlerweile wissen sie sehr viel mehr über BDSM und sind toleranter, sie verstehen sich jetzt auch sehr gut mit Saburo“, erklärte Kou ernst und immer noch ein wenig unsicher. „Ich bin total erledigt...“

„Wir lassen euch dann allein. Tetsu braucht Ruhe und ich eine Dusche.“ Hotaru sammelte seine Kleidung zusammen und half Tetsuo beim Aufstehen. „Wir sehen uns morgen. Sagst du mir Bescheid, wenn du ins Anwesen willst, Kazuki?“

„Ja. Rechne damit, dass es eher nicht dazu kommt und wenn, dann nicht besonders früh. Du kannst ausschlafen.“

„Sehr gut. Gute Nacht.“

Tetsuo wünschte ihnen ebenfalls eine gute Nacht und folgte Hotaru nach draußen. Kazuki strich mit den Fingerspitzen über Kous Hand, bevor er sie festhielt.

„Kou?“
„Ja, Kazu?“
„Wir haben nie offiziell darüber gesprochen, sondern es ist irgendwie so gewachsen, aber würdest du bei mir einziehen? So richtig. Mit deinem Namen an meinem... unserem Briefkasten und Klingelschild? Die meisten deiner Sachen sind sowieso schon hier und du könntest dir die Miete für die Wohnung unten sparen.“ Kazuki zog Kous Hand näher zu sich und legte sie sich an die Wange. „Ich weiß, du hast auf deine eigene Wohnung bestanden, um deine Unabhängigkeit zu behalten, aber es würde mir viel bedeuten, wenn du mein Zuhause auch als dein Zuhause ansehen würdest.“

Kou sah ihn für einen Moment perplex an, dann nickte er heftig und rutschte beim Versuch, ihn zu umarmen, vom Sofa, so dass sie beide auf den Teppich davor fielen.

„Ja. Ich ziehe gerne bei dir ein, Kazu“, sagte er leise. „Es hat sich so viel geändert in den letzten Monaten, dass ich nicht mehr das Gefühl habe, eine eigene Wohnung zu brauchen. Ich will nie wieder weg von dir.“ Er küsste ihn zärtlich auf den Mund. „Heißt das, ich muss die Wohnung unten räumen?“

„Hmmm... Damit kannst du dir noch etwas Zeit lassen. Hotaru braucht auch erst Stauraum für seine Sachen, aber darum kümmert sich Tetsuo schon. Er hatte offenbar so viel Langeweile in den letzten Tagen, dass er Izumis altes Zimmer komplett umgeplant und neue Möbel bestellt hat. Hauptsächlich Schränke.“

„Gut. Dann gehen wir das langsam an.“ Kou schmiegte sich an ihn. „Gehen wir baden und dann ins Bett? Ich brauche heute noch mehr Kazu-Zeit.“

„Sehr gern.“

Chapter Text

Izumi streckte sich, bis es in seinen Schultern knackte, nachdem er für ihren zweiten Tankstopp etwa eine Stunde nördlich von Niigata von seinem Motorrad gestiegen war. Sie waren fünf Stunden zuvor in Tokio losgefahren und hatten etwas mehr als die Hälfte der Strecke nach Ōdate hinter sich gebracht.
Die Julihitze war drückend und er fühlte sich, als wäre er in einen Backofen gekleidet. Er warf einen Blick zu Tōru, dem der Schweiß auf der Stirn stand, während er sein Motorrad auftankte und ähnlich gebacken aussah, wie er sich fühlte.

„Ich hole uns was zu trinken, kümmerst du dich um den Rest?“ fragte Izumi ihn und legte seinen Helm auf den Sitz, bevor er den Reißverschluss seiner Motorradjacke komplett öffnete.

„Ja. Ich könnte ein Eis vertragen, bringst du mir eins mit?“ Tōru fuhr sich mit der Hand durch die schweißnassen rotblonden Haare, so dass sie nicht mehr völlig zerzaust von seinem Kopf abstanden.

„Das überlege ich mir noch. Vielleicht esse ich einfach alles Eis alleine auf, das sie haben.“ Er strich ihm im Vorbeigehen mit den Fingerspitzen über die Wange und zwinkerte ihm zu, bevor er den klimatisierten Laden der Tankstelle betrat. Er blieb für einen Moment im Eingangsbereich stehen, um sich von der kalten Luft anblasen zu lassen, dann ging er zielstrebig zu einem Getränkekühlschrank, holte zwei Flaschen gekühlten Grüntee heraus, aus der Eistruhe daneben fischte er zwei Wassereis und trug alles zur Kasse.

„Furchtbar heiß heute, nicht?“ bemerkte die junge Verkäuferin hinter dem Tresen, während sie die Sachen einscannte.

„Unerträglich. Ich glaube, ich zerfließe einfach zu einer Pfütze, wenn ich irgendwas von meinen Sachen ausziehe“, entgegnete er grinsend. „Erstrecht, wenn ich sie noch länger tragen muss.“

„Wo geht die Reise denn hin?“ Sie hatte Mühe, den Blick von ihm abzuwenden, nachdem er am Kragen seines hellen T-Shirts gezogen hatte, das er unter seiner Jacke trug und ihm nass geschwitzt am Oberkörper klebte.

„Ōdate. Ich war da noch nie, habe mir aber sagen lassen, dass es eine Menge heißer Quellen gibt, also lasse ich mich in den nächsten Tagen wohl noch mehr kochen.“ Izumi hielt sein Handy an den Scanner, um seinen Einkauf zu bezahlen. „Waren Sie da schonmal?“

Die Verkäuferin schüttelte den Kopf. „Bisher noch nicht.“

„Bringst du schon wieder hübsche Frauen durcheinander, Shinamon?“ Tōru legte eine Hand auf Izumis Hüfte, nachdem er sich neben ihn gestellt hatte. „Ich schmelze draußen und du stehst hier rum und flirtest? Wie gemein von dir.“

„Ich habe dir Eis gekauft, Tora, und wir haben uns nett unterhalten“, entgegnete der Schwarzhaarige schmollend. „Ich flirte doch nicht, während du auf mich wartest.“

Tōru neigte entschuldigend den Kopf in Richtung der Verkäuferin. „Ich hoffe, mein Freund hat Sie nicht unnötig belästigt. Er kann ziemlich viel reden, wenn er Aufmerksamkeit bekommt.“

„Äh... Also... Nein, überhaupt nicht.“ Sie senkte errötend den Kopf und hob entschuldigend die Hände. „Es tut mir leid, wenn es danach aussah, als hätten wir...“

„Wenn, dann mache ich ihn allein dafür verantwortlich.“ Er schenkte ihr ein verschmitztes Lächeln und nahm Izumi eine Flasche und ein Eis aus den Händen.

„Uhm...“ Das Drucksen der Verkäuferin ließ die beiden innehalten und sie fragend ansehen. „Ich glaube... ich folge euch auf Instagram...“ Sie zupfte nervös am Saum ihrer Schürze. „Ihr seid Tōru und Izumi, oder? Toorumi...?“

Tōru hob überrascht die Augenbrauen, während Izumi sie strahlend ansah, bevor er antwortete: „Gut erkannt. Tut mir leid, wenn ich Sie aus dem Konzept gebracht habe. Berufskrankheit.“

„Schon gut... Ich war nur so verwirrt, weil mir das Gesicht bekannt vorkam. Ich finde euren Content toll, macht weiter so“, sagte sie fröhlich. „Und genießt euren Urlaub, den habt ihr euch verdient.“

„Wie lieb. Das werden wir.“

Der Schwarzhaarige schaute zu Tōru, der seinen Blick so zärtlich erwiderte, dass ihm flau im Magen wurde. Sie verabschiedeten sich und gingen zurück zu ihren Motorrädern, die Tōru auf den Parkplatz geschoben hatte, damit sie nicht die Zapfsäule blockierten. Sie setzten sich in den Schatten daneben, die schweren Jacken zogen sie aus und ließen sich von der leichten Meeresbrise trocknen, während sie ihr Eis aßen.

 

„Was sagt das Navi, wie lange wir noch unterwegs sind?“ fragte Izumi und wischte die klebrigen Finger mit einem Feuchttuch sauber, das er aus einer Packung in seinem Rucksack gezogen hatte.

Tōru zog das Handy aus seiner Hosentasche und öffnete die Kartenapp. „Etwas weniger als fünf Stunden, wenn wir nicht mehr halten, aber mindestens eine Pause sollten wir noch machen, so heiß wie es ist. Dann wären wir zum Abendessen da.“

„Hmm...“ Izumi legte die Arme um seine Knie und dachte nach. Sie waren seit dem frühen Morgen unterwegs, um dem schlimmsten Berufsverkehr in der Stadt zu entgehen. Es war schon länger her, dass er so lange am Stück Motorrad gefahren war und die Erschöpfung machte sich bemerkbar. „Wäre es für dich in Ordnung, wenn wir irgendwo hier übernachten und morgen weiterfahren? Ich weiß, es ist erst Mittag, aber das ist echt anstrengend, Tora, wie schaffst du das sonst?“

„Keine Ahnung, ich denke nicht so viel darüber nach und fahre einfach. In der Regel besuche ich meine Familie aber auch nicht im Sommer.“ Er legte seine vom Eis gekühlten Finger in Izumis Nacken, was diesen wohlig schaudern ließ. „Wir können uns gerne etwas zum Übernachten suchen. Wie wir unseren Urlaub gestalten, ist unsere Sache und nur weil meine Eltern auf uns warten, müssen wir uns nicht quälen.“

„Großartig... Ich brauche unbedingt eine Dusche und mehr zu essen als ein Eis.“ Der Schwarzhaarige schmiegte sich kurz an seine Hand, bevor er aufstand und sich streckte, dann zog er sein eigenes Handy aus der Hosentasche und suchte nach einem Hotel, das ihm zusagte. „Zimmer mit Meerblick?“

„Klingt gut, Shinamon.“ Tōru stand ebenfalls auf und schaute ihm über die Schulter. „Und was machen wir den Rest des Tages?“

„Uns ausruhen? Wir können uns auch am Strand braten lassen. Du hast doch deine Badehose eingepackt?“

„So wie du. Nimm das da, ich will eine eigenes Onsen zum Zimmer mit Ausblick.“ Er schaute sich kurz um, dass niemand in Sichtweite war, dann legte er beide Hände auf Izumis Hüften und zog ihn fest an sich, mit der Zunge strich er sanft über die empfindliche Haut hinter seinem linken Ohr, auf die er sich 虎, das Zeichen für tora hatte tätowieren lassen. „Wenn wir schon so viel ungestörte Zeit für uns haben, sollten wir das ausnutzen...“

„L... Lass mich das erstmal buchen, bevor du über mich herfällst...“ Seine Finger flitzten hastig über das Display, bis er das gewünschte Zimmer gebucht hatte. „Wir brauchen fünfzehn Minuten bis dorthin, hältst du es so lange aus?“

„Ich ja... Und du?“

 

Izumi biss in Tōrus Hand auf seinem Mund und stöhnte gegen die Barriere, während er sich mit beiden Händen am Rand der quadratischen Holzwanne festhielt, die auf dem kleinen Balkon stand, der zu ihrem Hotelzimmer gehörte. Sie hatten es nicht lange am Strand ausgehalten, ohne die Finger voneinander zu lassen und hatten sich nach einem leichten, frühen Abendessen im Restaurant des Hotels ins Zimmer zurückgezogen, um sich dort miteinander zu beschäftigen.
Izumi hatte das Gefühl zu verglühen, die Luft war nach wie vor sommerlich warm, das heiße Wasser wärmte sie zusätzlich und Tōrus Brust an seinem Rücken war ebenso heiß, ganz zu schweigen von seinem harten Penis tief in ihm. Er liebte es, sich so stürmisch von ihm nehmen zu lassen, wenn er heiser seinen Namen flüsterte und seine Lippen leichte Spuren auf seinem Nacken hinterließen, was unvorstellbar war, wenn sie im Club arbeiteten. Der Ältere schob zwei Finger in seinen Mund, damit er sich damit beschäftigen konnte und sein Stöhnen trotzdem gedämpft war. Izumi strich mit der Zunge über die Fingerglieder, Tōrus Hand auf seiner Hüfte glitt um ihn herum und umfasste seinen tropfenden Penis, um ihm zu helfen, seinem Orgasmus entgegenzuarbeiten.

„Tora... Ich... so gut...“ flüsterte er, nachdem er die Lippen von seinen Fingern gelöst hatte. Er spürte, wie der Druck sich immer weiter aufbaute, bis es kaum noch auszuhalten war. „Ich ko... hnnnngh...!“ Ein Sturm fegte durch seinen Kopf, als er kam und sich in mehreren Wellen über Tōrus Hand ergoss.

Tōru kam nur wenige Sekunden später, die Anspannung, die Izumis Orgasmus mit sich brachte, war der letzte Rest, den er gebraucht hatte. Er drückte ihn an sich und hielt ihn fest, während er sein Sperma in ihn pumpte und mit der Hand die letzten Tropfen aus ihm herausdrückte.
Er hielt ihn in seiner Umarmung, bis ihre Atmung sich normalisiert hatte und sie beide wieder die Kraft hatten, ohne den anderen zu stehen. Den Schwall Sperma, der aus Izumi herauslief, nachdem er sich aus ihm zurückgezogen hatte, fing er mit der Hand auf, bevor noch mehr davon im Wasser landen konnte.

„Oh... Das war viel... Tut mir leid, Shinamon“, sagte er amüsiert.

„Tut dir gar nicht leid...“ Izumi schaute ihn über die Schulter an und wackelte grinsend mit dem Hintern. „Du Tier... Jetzt müssen wir uns nochmal waschen.“

„Ich helfe dir gern...“ Tōru tätschelte sanft seinen Po. Er war immer noch so glücklich, dass Izumi ihn begleitete, dass er kaum die Finger von ihm lassen konnte. Es lenkte ihn auch von seinen Sorgen ab, die er sich über die Reaktion seines Vaters machte. Eine Woche zuvor hatte die Idee, ihn einfach mitzubringen und seine Eltern vor vollendete Tatsachen zu stellen, sehr gut geklungen, doch je näher sie ihrem Ziel gekommen waren, umso mehr sorgte er sich, dass sie ein Problem damit haben könnten.

„Das ist auch das Mindeste...“ Izumi stand mit weichen Knien auf und stieg ungelenk aus der Wanne. „Komm, bevor wir aufweichen. Ich bin zu jung für schrumpelige Haut.“

„Izumi?“ Tōru setzte sich auf den Rand der Wanne und hielt ihn am Handgelenk fest, so dass er ihn fragend ansah. „Kannst du... nochmal sagen, dass du mich liebst?“

„Oh...“ Er wandte sich ihm zu und legte die Arme um seinen Nacken, dann lehnte er die Stirn an seine. „Ich liebe dich, Tora. So unwahrscheinlich doll, dass ich dir das ständig sagen könnte und es jedem anderen sagen und zeigen. Was ist los, hm? Machst du dir wegen irgendetwas Sorgen?“

Tōru seufzte leise. „Ich habe Angst vor der Reaktion meiner Eltern... Mein Vater hat sich nie wirklich für meine Gefühlswelt interessiert und meine Mutter hofft, wie er, dass ich irgendwann zurückkomme und das Ryokan übernehme, was nie passieren wird. Ich fühle mich wie ein absoluter Fehlschlag, weil ich ihre Anforderungen nicht erfüllen kann und will...“

„Sie werden es akzeptieren müssen, dass du andere Pläne hast als sie. Du bist so unwahrscheinlich talentiert und fleißig, dass sie das nicht übersehen können“, entgegnete Izumi, seine Finger strichen sanft durch die kurzen Haare in seinem Nacken. „Euer größtes Problem scheint mir, dass ihr nicht miteinander kommuniziert, aber ich will nicht urteilen, bevor ich sie kennengelernt habe. Schlimmer als Kous Eltern können sie nicht sein... Hoffe ich jedenfalls.“

„Erinnere mich nicht daran... Sollte mein Vater so eine Seite zeigen, reisen wir sofort wieder ab.“ Tōru schnaubte ärgerlich. „Ich denke aber nicht, dass es so weit kommt. Er hat sich nie negativ darüber geäußert, es war aber auch nie Thema bei uns.“

„Ich fühle mich ein wenig schlecht, weil ich trotz aller Umstände so offen erzogen wurde. So verbissen und ernst Tetsuo und Onkel Kazuki oft scheinen, so offen sind sie gegenüber allem, was nicht der Norm entspricht.“ Der Schwarzhaarige zog Tōru an der Hand mit ins Zimmer und schloss die Tür hinter ihnen, damit nicht doch noch jemand mithören konnte. Er setzte sich auf ein Handtuch, das auf dem Bett lag und klopfte neben sich, damit sein Freund sich ebenfalls setzte, dann legte er einen Arm um ihn. „Du lebst seit deinem Schulabschluss in Tokio, das ist wie lange? Sieben Jahre? Wenn das alles nichts für dich wäre, wärst du schon längst wieder zurück gegangen.“

„Ich weiß... Es ist nur... Keine Ahnung, wahrscheinlich zerdenke ich es einfach, weil ich nicht möchte, dass während unserem ersten gemeinsamen Urlaub irgendetwas schief geht...“

„Setz dich nicht so unter Druck, Tora. Du kannst mir auch etwas überlassen. Du musst dich nicht um alles kümmern, nur weil es deine Idee war.“ Izumi drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe. „Lass uns früh schlafen gehen. Der Tag war anstrengend und morgen wird es sicher auch anstrengend. Und wenn du nicht aufhörst, unnötigerweise vor dich hinzugrübeln, fick ich dich, ob du willst oder nicht. Du wirst schon sehen, irgendwann gehört dein Arsch auch mir.“

„Ist das eine Drohung oder ein Versprechen, Shinamon?“

„Beides!“ Er rollte sich auf ihn und piekte ihn in die Seite, bis er Tränen lachte.

Tōru schlang beide Arme um Izumi, damit er ihn nicht weiter kitzeln konnte und küsste ihn zärtlich. „Danke, Shinamon“, hauchte er gegen seine Lippen. „Wir müssen nochmal unter die Dusche, Liebster, du läufst aus.“

Izumi knabberte kichernd an seiner Unterlippe. „Alles deins. Übernimm die Verantwortung, Tora.“

Tōru setzte sich mit ihm auf, sodass der Schwarzhaarige es sich auf seinem Schoß bequem machen und die Beine um ihn schlingen konnte. Er löste den Griff um seine Arme und ließ seine Hände über seinen Rücken bis zu seinem Po gleiten.

„Bis wir früh schlafen gehen können, haben wir noch etwas Zeit... Und wir haben noch ein zweites Bett, auf dem wir schlafen können, wenn das hier Flecken bekommt“, raunte er, mit den Lippen strich er über Izumis feuchten Hals. „Ich brauche noch etwas Ablenkung, Shinamon.“

Izumi grub eine Hand in seine rotblonden Haare, bog seinen Kopf etwas zurück und küsste ihn gierig, während er die schlanken Finger der anderen Hand um Tōrus wachsende Erektion legte, um sich um die gewünschte Ablenkung zu kümmern.

 

~

 

Es regnete in Strömen, als Tōru und Izumi auf den Parkplatz vor dem Ryokan der Inoues fuhren. Da es laut Wetterbericht für mehrere Stunden nicht aufhören sollte, hatten sie beschlossen, weiterzufahren und nicht auf das Ende des Sommerregens zu warten. Kaum, dass sie ihre Motorräder auf dem überdachten Motorradstellplatz geparkt hatten, zerriss Donnergrollen das monotone Rauschen des Regens.

„Das war knapp“, bemerkte Izumi schaudernd. Er löste die beiden Gepäckcases von den Seiten seines Motorrads und befestigte sie an seinem Rucksack.

„Ich habe die ganze Zeit schon darauf gewartet. Ein Glück, dass wir es noch vor dem Gewitter geschafft haben.“ Tōru strich ihm eine feuchte Haarsträhne hinters Ohr und drückte ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. „Dafür, dass du seit Ewigkeiten nicht Motorrad gefahren bist, bist du bei dem Mistwetter wirklich gut gefahren, Shinamon.“

„Während der Oberstufe und meinem Studium war ich jeden Tag damit unterwegs, das ist wie Fahrradfahren, das verlernt man nicht so schnell“, entgegnete er grinsend. „Der Vorteil, wenn man bei Motorradverrückten aufwächst.“

Das freudige Bellen eines Hundes ließ sie aufschauen. Am überdachten Eingang stand ein sandfarbener Akita Inu, der aufgeregt mit der Rute wedelte, als er Tōru erkannte, daneben eine etwas pummelige, junge Frau mit schulterlang gestuften, schwarzen Haaren und blondierten Spitzen. Der Rotblonde schulterte seinen Rucksack und nahm Izumis freie Hand, bevor er mit ihm durch den Regen zum Eingang lief. Da sie sowieso schon bis auf die Haut durchnässt waren, machte der kurze Weg auch keinen Unterschied mehr.

„Perfektes Timing, Tōru-nii. Ich habe schon befürchtet, ihr verspätet euch wegen dem Wetter“, sagte die junge Frau, nachdem sie sie erreicht hatten, dann schaute sie neugierig zu Izumi. „Hi, ich bin Airi, Tōrus kleine Schwester. Das Plüschmonster hier ist Ume.“

Besagte Hündin stieß mit dem Kopf gegen Tōrus Hüfte, bis er sein Gepäck abstellte und sich zu ihr herunterbeugte, um sie gründlich mit beiden Händen durchzuwuscheln.

„Akiyama Masaru, aber alle nennen mich Izumi, das gefällt mir besser“, stellte Izumi sich höflich vor. „Ich bin Tōrus Freund.“

„Okay, dann nenne ich dich auch Izumi. Kommt doch erstmal rein, bevor ihr noch aufweicht.“ Airi ging vor, Ume folgte ihr, kaum dass sie sich umgedreht hatte.

„Sind Paps und Mama nicht da?“ fragte Tōru.

„Sie sind einkaufen. Ihr habt also noch ein bisschen Zeit, trocken zu werden und euch umzuziehen. Wollt ihr etwas essen?“
„Liebend gern. Wir haben seit dem Frühstück nichts gegessen und hatten zwischendurch nur kurze Pausen“, antwortete Izumi, der sich neugierig umsah, während er den Geschwistern hinterherlief. Nachdem sie eine Treppe in den ersten Stock genommen hatten, liefen sie durch einen schmalen Flur zu Tōrus altem Kinderzimmer, das im privaten Bereich des Ryokan lag. Die dunklen Holzverkleidungen und der ordentlich polierte Fußboden im Flur erinnerten ihn an das Miyamoto-Anwesen, auch wenn die Räume nicht so groß waren und alles einladender wirkte. Er fühlte sich sofort wohl, obwohl er noch nicht alle kennengelernt hatte, aber er machte sich keine Sorgen darüber, dass sich das ändern würde. Airi schien als einzige aus Tōrus Familie von seiner Homosexualität zu wissen und kein Problem damit zu haben, was ihn hoffen ließ, dass seine Eltern weniger engstirnig waren, als Tōru befürchtete.
Tōrus altes Zimmer war gemütlich eingerichtet, auch wenn die Regale bis auf ein paar alte Schulbücher leer waren. Auf dem Tatamiboden lagen zwei Futons mit gemusterten Decken, frische Handtücher befanden sich in zwei kleinen Stapeln auf dem Schreibtisch vor dem Fenster, auf dem sonst nur eine Leselampe und ein paar Blumentöpfe mit Setzlingen standen, die sich bei gutem Wetter sicher über das Tageslicht freuten.  

„Ich mache euch was Kleines. Zeigst du Izumi das Bad, Tōru-nii? Falls du noch weißt, wo das ist.“ Airi knuffte ihren älteren Bruder in den Arm, dann ließ sie die beiden allein, Ume blieb in Erwartung weiterer Streicheleinheiten neben der Tür sitzen.

„Sie ist wirklich nett“, bemerkte der Schwarzhaarige, dann streckte er seine Hand in Richtung der Hündin aus, damit sie sie beschnuppern konnte.

„Airi oder Ume?“ hakte Tōru amüsiert nach, während er sich aus seiner nassen Kleidung schälte.

„Deine Schwester. Ume hat noch nicht viel von sich gegeben, damit ich das einschätzen kann.“ Er kraulte die Hündin hinter den Ohren.

„Ich war mir nicht sicher, ob du Hunde magst. Bisher habe ich dich nur mit Katzen und Pflanzen gesehen... und Hotarus Axolotl.“ Er hockte sich neben ihm und legte ihm ein Handtuch über den Kopf. „Zieh dich um, bevor du dich erkältest, Shinamon.“

„Ich liebe Tiere, egal welche. Und Hotarus Axolotl sind so unfassbar niedlich, die muss man einfach mögen. Persönlich habe ich Tiere mit Fell aber lieber, die man kraulen und knuddeln kann.“ Izumi stand auf und zog sich ebenfalls die nassen Sachen aus. „Hat dein Rucksack den Regen überlebt?“

„Ja, halbwegs. Ich habe aber immer etwas hier, das ich anziehen kann, auch wenn das nicht mehr das modernste ist“, entgegnete er, bevor er zu einer Kommode ging und zwei trockene T-Shirts und Shorts herausholte. „Sollte dir auch passen.“

„Wäre sonst das erste Mal, dass mir deine Sachen nicht passen, Tora. Danke.“ Er trocknete sich ab, schlüpfte in eine trockene Unterhose, dann nahm er die Kleidung entgegen. Dem Anime-Print auf dem T-Shirt warf er einen kurzen, skeptischen Blick zu, bevor er es sich über den Kopf zog und die bequemen Shorts anzog. „Ich bin wirklich froh, dass dein Modegeschmack sich verbessert hat.“

„Ich kenne die Modesünden in deinem Kleiderschrank, du darfst gar nicht urteilen.“ Tōru legte die Hände auf seinen Po und zog ihn an sich für einen zärtlichen Kuss. „Unserem Kleiderschrank...“

„Mhm...“
Izumi erwiderte den Kuss innig. Er schlang die Arme um seinen Nacken und hielt sich an ihm fest, während er an seine Lippen schmolz. Seit er Tōru das erste Mal geküsst hatte, bei einem betrunkenen Ausklingen ihrer Schicht über ein Jahr zuvor, sehnte er sich nach ihm, seinen Küssen und seinen Händen auf seinem Körper. Dass er ihn seit fast einem halben Jahr für sich allein hatte, ließ ihn immer noch regelmäßig vor Glück grinsen und die Schmetterlinge in seinem Bauch tanzen. „Ich liebe dich, Tora, so sehr...“ flüsterte er leise zwischen zwei Küssen, mit den Fingerspitzen strich er über die Stelle hinter Tōrus linkem Ohr, die wie bei ihm mit einem kleinen Schriftzeichen tätowiert war: 泉 izumi, was sehr viel eindeutiger war als das tora bei ihm, aber Tōru hatte keine Sekunde gezögert und es von sich aus vorgeschlagen, als sie aus einer Laune heraus während einer Shoppingtour in einem Tattoo Studio gelandet waren und sich sowas wie ein Partnertattoo hatten stechen lassen.

„...das kitzelt...“ Tōru zog mit den Zähnen an seiner Unterlippe und ließ dann von ihm ab, als sie Airi von unten rufen hörten, dass das Essen fertig wäre. „Wir haben später noch Zeit für mehr, Shinamon.“

„Hmmm... Erstmal zeigst du mir alles, das Bad und... es gibt eine heiße Quelle, habe ich unten gelesen?“ Izumi hakte sich bei ihm unter, während sie zusammen nach unten gingen. Das Bad befand sich direkt gegenüber von Tōrus Zimmer, so dass er es ihm im Vorbeigehen zeigen konnte.

„Ja. Die ist für alle zugänglich, Gäste und uns. Wir werden auch meistens im großen Raum unten essen, meine Mutter nutzt die private Küche so gut wie gar nicht mehr“, erklärte er.

„Sie kocht allein für alle Gäste?“

„Nein, sie hat ein paar Angestellte, die ihr in der Küche helfen, das variiert je nach Auslastung. Im Winter ist hier mehr los als im Sommer.“

 

Airi hatte Teller mit Onigiri und geschnittener Wassermelone auf einen der Tische im großen Aufenthaltsraum gestellt.

„Es sind zurzeit kaum Gäste da. Die meisten sind im Nationalpark unterwegs, am Wochenende kommen wieder mehr“, informierte sie die beiden, nachdem sie sich gesetzt hatten. „Ihr habt die Quelle also für euch, unsere Eltern nutzen die ja nicht wirklich.“

„Du bist gut informiert, Airi. Tōru sagte, du lebst eigentlich in Sapporo?“ fragte Izumi zwischen zwei gefüllten Reisbällchen.

„Ja, ich verbringe die Sommerferien immer hier, auch wenn ich wahrscheinlich besser nach Jobs suchen sollte“, antwortete sie und knabberte am Strohhalm in ihrem Glas.

„Airi studiert Biologie in Sapporo. Willst du nicht mehr ins Graduiertenprogramm nach deinem Abschluss oder warum meinst du, dass du dich jetzt schon nach Jobs umsehen solltest?“ Tōru schaute seine kleine Schwester fragend an.

„Nur als Plan B. Paps meinte, ich sollte mich nicht zu sehr darauf festlegen, weil die Plätze so begrenzt sind. Mein Prof hat aber schon gesagt, dass ich gute Chancen habe, wenn ich mich weiter so einbringe wie jetzt.“ Airi stützte das Kinn auf eine Hand und erwiderte seinen Blick. Izumi fiel auf, dass sie beide dieselben blaugrauen Augen hatte.

„Du weißt, wie Paps ist, der geht immer auf Nummer sicher und scheut jedes Risiko. Setz dir das Graduiertenprogramm als Ziel, nicht irgendeinen Plan B. Den Plan B habe ich genommen, weil Paps mir keinen Yen zum Studium dazugegeben hat, weil er es nicht nützlich fand. Mach es nicht wie ich“, entgegnete der Ältere mit leichter Frustration in der Stimme.

„Du kannst das doch noch nachholen, Tōru-nii, wenn es dir so wichtig ist.“

„Der Zug ist abgefahren. Ich kann und weiß mittlerweile mehr, als ich dabei gelernt hätte und nur für ein Zeugnis, das mir bescheinigt, dass ich es gemacht habe, ist der Aufwand zu hoch. Ich bin gerade sehr zufrieden mit dem, wie es ist.“ Er lächelte breit und schaute kurz zu Izumi, der dem Gespräch aufmerksam folgte.

„Tōru hat einen unbefristeten Vertrag bei Yayoi, die finden ihn ziemlich klasse und überschütten ihn mit Arbeit, trotzdem hat er noch Zeit für seine eigenen Sachen und den Zirkel“, warf der Schwarzhaarige bewundernd ein.

„Das klingt großartig. Das freut mich so sehr für dich, Tōru-nii.“

Die drei schauten zum Eingang als Tōrus Vater den Raum betrat. Er stellte einen Nachfülltank für den Wasserspender auf den Fußboden, bevor er sich ihnen zuwendete.

„Ah, Tōru, ich habe bei dem Wetter nicht damit gerechnet, dass du schon da bist“, begrüßte er ihn. Er hielt irritiert inne, als er Izumi sah, der neugierig um seinen Sohn herumlugte. „Guten Tag. Sie sind ein Freund von Tōru?“

„Izumi ist mein Freund, nicht nur ein Freund, Paps. Ich habe dir doch erzählt, dass ich jemanden gefunden habe, als wir letzte Woche telefoniert haben“, beantwortete Tōru die Frage, seine Anspannung war fast greifbar.

„Du... Oh... Du hast nie etwas gesagt“, sagte sein Vater sichtlich überrascht.

„Du hast nie gefragt...“ Er nagte nervös an seiner Unterlippe.

Sein Vater kam zum Tisch, hockte sich neben ihn und schloss ihn zu ihrer aller Überraschung in die Arme. „Du siehst glücklich aus, Tōru. Bist du es?“

Tōru spürte die Tränen in seinen Augen aufsteigen und schließlich über seine Wangen laufen. Er schlang die Arme um ihn und zog lautstark die Nase hoch. „Ja, unwahrscheinlich glücklich, Paps...“

„Dann ist doch alles gut, mein Sohn.“

Airi grinste bis zu den Ohren und hob triumphierend den Daumen in Izumis Richtung. Tōru brauchte eine Weile, bis er sich soweit gefasst hatte, dass er sich das Gesicht trocknen und die Nase mit einem Taschentuch putzen konnte, das Izumi ihm reichte.

„Danke, Shinamon. Paps, das ist Izumi, mein ein und alles“, stellte er seinen Freund vor, dabei drückte er seine Hand.

„Das ist wirklich eine Überraschung. Inoue Ryouichi, aber bleiben wir gleich beim Du. Wenn ihr schon zusammenwohnt, gehörst du ja irgendwie zur Familie, Izumi“, sagte Tōrus Vater versöhnlich.

„Hört, hört. Bei keinem meiner Freunde warst du so nett, Paps. Ich erinnere dich beim nächsten Mal daran“, maulte Airi von der anderen Seite des Tisches, das Grinsen auf ihrem Gesicht schwand jedoch nicht.

„Das ist sehr nett, vielen Dank. Siehst du, Tora, war gar nicht so schlimm, wie du dir ausgemalt hast.“ Izumi legte die Arme um Tōrus Taille und stützte das Kinn auf seine Schulter. „Du musst wissen, Ryouichi, Tōru war die ganze Woche furchtbar nervös und gestern umso mehr, weil er Angst hatte, dass du ihn nicht so akzeptierst, wie er ist, dass du uns nicht akzeptierst“, führte er offen aus, er hatte eine Ahnung, dass es in diesem Moment genau das richtige war.

„Wirklich? Aber wieso denn, Tōru? Dafür gab es doch nie einen Grund.“

„Na weil... du mir nie zugehört hast, wenn ich es dir sagen wollte, immer gab es Wichtigeres und...“ Er schnaubte leise. „...Du warst so sehr davon überzeugt, dass ich irgendwann ein Mädel mitbringe, dass ich dachte, es wäre das einzige, das du akzeptieren würdest. Du tust dich ja schon schwer damit, meine berufliche Laufbahn zu akzeptieren, die nicht das ist, was du dir für mich vorgestellt hast...“

Es war Ryouichi anzusehen, wie es in ihm arbeitete, er furchte die Stirn und dachte mehrere Minuten angestrengt nach. Tōru beobachtete ihn aufmerksam. Es war die längste Zeit, die sein Vater in seiner Gegenwart wirklich über etwas nachzudenken schien, das er gesagt hatte, also wartete er geduldig, auch wenn es ihn in den Fingern kribbelte, eine Antwort zu verlangen. Der ältere Mann seufzte schließlich leise und schaute seinen Sohn zerknirscht an.

„Ich denke, ich muss mich bei dir entschuldigen, Tōru. Deine Mutter hat mich deshalb auch schon geschimpft, dass ich mit dir nur über das Ryokan rede und nicht darüber, was dich interessiert und was deine Ziele sind“, gestand er. „Ich war noch nie gut darin, über Gefühle zu reden, den Part überlasse ich immer deiner Mutter und habe das bei dir noch mehr vermieden als bei Airi. Es tut mir leid, dass ich dir das Gefühl gegeben habe, ich würde dich und deine Sexualität nicht akzeptieren. Das ist nicht so, ich...“ Er machte eine kurze Pause, die zeigte, wie schwer es ihm fiel, seinen Fehler zuzugeben. „Ich bin unwahrscheinlich stolz auf dich, dass du dein Leben seit deinem Schulabschluss selbstständig meisterst und deine Träume so erfolgreich verfolgst. Du weißt, dass es mir nicht gefällt, womit du deine Miete verdienst, aber ich bin nicht in der Position, dich dafür zu verurteilen, wenn es etwas ist, das dir Freude bereitet. Allerdings mache ich mir Sorgen um die Zukunft des Ryokan, wenn niemand aus der Familie es fortführt, aber das ist nichts, worüber du dir Gedanken machen musst. Dafür finden wir auch eine Lösung.“

Tōru klappte hörbar den Mund zu, als ihm auffiel, dass er offenstand. Er starrte seinen Vater sprachlos an, unfähig, irgendetwas darauf zu erwidern, wenn er nicht wieder weinen wollte, weil es ihn so sehr bewegte. Sein Herz machte einen Sprung, als Ryouichi ihm mit einem sanften Lächeln über den Kopf strich, eine Geste, die väterliche Zuneigung ausdrückte, bevor er aufstand und etwas unbehaglich zur Tür schaute. Tōrus Mutter Noriko stand breit grinsend im Türrahmen, zwei große Einkaufstaschen zu ihren Füßen.

„Da wundere ich mich, wo mein geschätzter Gatte bleibt um mit mir weiter bei diesem Mistwetter das Auto auszuräumen und dann sitzt er hier und hält ein Schwätzchen mit seinem Sohn“, sagte sie tadelnd. Sie trug eine knielange Jeans und ein schlichtes T-Shirt, die schwarzen Haare mit einzelnen grauen Strähnen hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. „Da ihr alle da seid und nichts zu tun habt, könnt ihr Männer gern den Rest erledigen. Ich nehme an, der hübsche junge Mann ist dein Freund, Tōru?“

Der Angesprochene nickte, immer noch sprachlos. Noriko kam zum Tisch und schenkte ihnen ein warmes Lächeln.

„Freut mich, dich kennenzulernen, ich bin Noriko. Ich hoffe doch, Ryou war nicht zu unhöflich, er ist ein grober Klotz, aber liebenswert, wenn er sich Mühe gibt“, stellte sie sich vor.

„Er war sehr höflich. Ich bin Izumi.“ Der Schwarzhaarige erwiderte ihr Lächeln fröhlich. „Du scheinst gar nicht überrascht zu sein, Noriko. Wer hat dich eingeweiht?“

„Meine Tochter ist eine Tratschtante. Wir dachten nur, wir lassen Ryou unwissend, bis er es selbst herausfindet, das hilft bei ihm mehr, als wenn man ihm irgendetwas sagt“, antwortete sie ehrlich.

„Mama...! Du hättest was sagen können, ich habe die ganze Woche schlecht geschlafen, weil ich dachte, ihr werft mich gleich wieder raus...“ jammerte Tōru und schürzte die Lippen.

„‘Tschuldigung. Zur Entschädigung gibt’s heute Abend Feuertopf. Ich wollte eigentlich grillen, aber wenn es so regnet, macht das auch keinen Spaß“, sagte Noriko versöhnlich. „Vorher müsst ihr mir aber die Einkäufe reintragen, sonst wird das nichts.“

„Pff... Ich habe Urlaub.“ Er verschränkte demonstrativ die Arme, er war beleidigt, weil Airi und Noriko ihn so im Unklaren gelassen hatten.

Izumi ließ ihn los und stand auf, dann zog er ihn grinsend am Ohr, bis er jammernd ebenfalls aufstand. „Sei nicht so bockig, Tora, es hat sich doch alles geklärt. Wir helfen gern, Noriko. Wo sollen die Sachen hin?“

„In die Küche. Tōru kennt den Weg.“

 

Es wurde spät, bis Tōru und Izumi satt, müde und angetrunken in Tōrus Zimmer stolperten, um schlafen zu gehen. Sie waren kurz vorher noch im Onsen baden gewesen, da aber auch Gäste die heiße Quelle zur abendlichen Entspannung genutzt hatten, hatten sie sich benommen und sich im heißen Wasser von der langen Anreise erholt.
Izumi schlang von hinten die Arme um seinen Freund, der eine kurze Nachricht an Kou schrieb, um ihm mitzuteilen, wie es gelaufen war. Mit den Händen fuhr er zwischen die Stoffschichten des dünnen Yukata, den er trug und strich über die glatte Haut seiner Brust.

„Tōru... Ist jetzt später und Zeit für mehr...?“ hauchte er in sein gepierctes Ohr. „Oder bist du zu müde? Es war ein langer Tag... und dann haben wir deinen Vater unter den Tisch getrunken, das war nicht wirklich fair von uns...“

„Das war es wirklich nicht...“

Tōru lachte leise, er fühlte sich völlig entspannt und erleichtert, euphorisch sogar, dass der Tag entgegen seinen Befürchtungen so gut verlaufen war. Er legte das Handy auf den Schreibtisch, drehte sich, um Izumi zu küssen und schob zeitgleich seine Hände tiefer, dabei löste sich der locker gebundene Gürtel, der den Yukata zusammenhielt. Eine schlanke, kühle Hand strich über seinen Penis und ergriff ihn, als er schnell hart wurde. Mit den Fingerspitzen strich Izumi über die weiche Spitze, was seinem Freund ein leises Stöhnen entlockte.

„Ich... bin stolz auf dich, Tora, dass du das einfach so durchgezogen hast... Ohne Rücksicht auf Verluste...“ Er leckte zärtlich über seinen Hals nach unten, nachdem er den Stoff etwas zur Seite geschoben hatte. „Das war furchtbar heiß...“

„Wäre... ja voll dumm gewesen, mich schon wieder drum zu drücken...“ Tōru fuhr mit den Fingern durch Izumis noch leicht feuchte Haare. „Ohne dich hätte ich das aber nicht geschafft, Shinamon... Nur mit dir bin ich... mutig genug, mich allen Hindernissen zu stellen...“

„Du bist so süß...“ Izumi zog ihn fester an sich, drückte seine eigene Erektion an ihn. „Ich... unterstütze dich gerne, wenn du mich brauchst... Dafür sind Partner da...“ Er intensivierte die Bemühungen seiner Hand, was den Älteren heiser stöhnen ließ, dann ließ er ihn los und streifte den Yukata von seinen Schultern, der Stoff fiel leise raschelnd auf den Fußboden.

„Izumi... Wir müssen leise sein, wenn wir... Was tust du...?“

Es polterte gedämpft, als der Schwarzhaarige ihn auf einen der Futons auf dem Boden zog und sich über ihn kniete, um ihn gierig zu küssen. Seinen Yukata warf er hinter sich, bevor er Tōrus definierten Oberkörper erkundete, auf dem er seit dem Beginn ihres Urlaubs mit Lippen und Zähnen schon mehrere Spuren hinterlassen hatte. Izumi kannte jeden Zentimeter von ihm und doch fand er immer wieder neue Stellen, an denen er empfindlich war. Tōru stöhnte leise gegen seinen Handrücken, den er sich gegen die Lippen presste. Er war in der Regel lauter, sie beide, doch die Wände des alten Gebäudes waren dünn und die Schlafzimmer der anderen Familienmitglieder auf demselben Flur.
Izumis Zunge glitt nass und heiß über die gesamte Länge von Tōrus Penis, der unter der Berührung leicht zuckte, dann weiter über seine Hoden nach unten, um sanft daran zu saugen.

Mit einem leisen Schmatzen löste er die Lippen von ihm und schaute ihn unter halb geschlossenen Lidern an, die Wangen vor Erregung gerötet, die Augen feucht.

„Tōru... Ich will dich... Ich will wissen, wie du dich anfühlst... Hier...“ Er strich mit einem schlanken Finger über seine Hoden nach unten und umkreiste seinen Anus. „...erlaubst du es mir...?“

Mit einem Kribbeln im Bauch setzte Tōru sich auf und zog ihn näher, um ihn leidenschaftlich zu küssen, eine Hand legte er um Izumis harten Penis und streichelte ihn sanft, während ihre Zungen sich feucht umeinanderwanden.

„Du weißt, dass ich... das überhaupt nicht gewohnt bin, Shinamon...“ flüsterte er in einer kurzen Atempause.

„Mhm... Ich will dich nicht drängen, es ist nur... Du bist so niedlich heute und... ich will sehen, wie du unter mir flüssig wirst, anders als sonst...“ Izumi fuhr mit beiden Händen durch Tōrus strubbelige Haare. „Lass mich die Führung übernehmen, Tora... Bitte...“

„Izumi... Wie könnte ich ablehnen, wenn du so lieb darum bittest...“ Er knabberte an seiner Unterlippe. „Sei zärtlich...“

Der Schwarzhaarige ließ ein wohliges Schnurren hören, dann ließ er kurz von ihm ab, um Gleitgel und Kondome aus einer Seitentasche seines Rucksacks zu holen. Er legte alles neben sich auf das Laken, rutschte wieder zwischen Tōrus Beine und beugte sich über ihn. Izumis weiche Lippen strichen sanft über seine, beschäftigten sie, während er ohne hinzusehen etwas Gleitgel auf seinen Fingern verteilte. Der Rotblonde stöhnte leise, als er das kühle Gel auf seiner Haut spürte und er vorsichtig mit einem Finger erst über die Außenseite des Muskels strich, bevor er langsam in ihn eindrang. Tōru ließ sich auf das Kissen sinken, da er sich unmöglich noch länger mit den Ellbogen oben halten konnte, während sein Freund ihn geduldig vorbereitete. Er drückte wie zuvor den Handrücken gegen seinen Mund. Izumi war zwar wie verlangt zärtlich, aber nicht übervorsichtig. Mit der Fingerspitze strich er fast beiläufig über seine Prostata, was jedes Mal seine Hüften zucken ließ, seine Lippen waren mit seinen Brustwarzen beschäftigt und Tōru wusste kaum, worauf er sich konzentrieren sollte. Sein Körper glühte vor Erregung, Izumi ging es kaum anders, davon zeugten die wohligen Seufzer, die er von sich gab. Er wusste, dass er sich zurückhielt, um ihn nicht zu überfordern und Tōrus Herzschlag beschleunigte sich noch mehr. Er legte die freie Hand auf Izumis Kopf, grub die Finger in die schwarzen Locken und zog ihn ein Stück näher, um ihn gierig zu küssen. In diesem Moment drang Izumi mit einem zweiten Finger in ihn ein, scheinbar mühelos bewegte er beide in ihm, spreizte sie leicht, was dem Älteren ein tiefes Stöhnen entlockte, das von ihrem Kuss gedämpft wurde.

„Du... bist so heiß, Tora...“ flüsterte Izumi heiser. „Meinst du... das reicht dir...? Ich kann nicht länger warten...“

„Hnnn... Versuch’s...“ Tōru schauderte, als er seine Finger aus ihm herauszog. Er hielt seine Hand fest, als er nach der Kondompackung greifen wollte, die neben ihm lag. „Das brauchst du nicht, wenn du mich so sehr spüren willst, Shinamon...“

„Aber... ich weiß nicht, ob ich es schaffe, vorher...“ Izumi runzelte leicht die Stirn.

„Musst du nicht... Mach dir darüber keine Gedanken, so ein kompletter Anfänger bin ich auch nicht“, entgegnete er, amüsiert über seine Rücksicht.

Die Augen des Schwarzhaarigen weiteten sich überrascht, bevor sein Gesichtsausdruck völliger Zuneigung und Hingabe wich. „Ich liebe dich immer mehr, Tora...“ Er verteilte eine großzügige Portion Gleitgel auf seinem harten Penis und rutschte etwas vor, so dass er mit den Oberschenkeln unter Tōrus Hüfte war und ihn damit etwas anhob. „Ist das okay so für dich...?“

„Mhm... Ich will dich ansehen können...“ Tōrus helle Augen schimmerten feucht im schwachen Licht der Leselampe auf dem Schreibtisch, es war hell genug, dass sie jede Regung im Gesicht des anderen sehen konnten, ohne dass es blendete.

Izumi brachte seinen Penis in die richtige Position, dann drang er langsam in ihn ein, eine Hand auf seinem Oberschenkel. Sein Freund war trotz seiner geduldigen Vorbereitung eng, er machte sich für einen Moment Sorgen, ob er sich noch etwas mehr Zeit hätte nehmen sollen, doch ein Blick in Tōrus vor Erregung gerötetes Gesicht, das kein bisschen Unbehagen zeigte, versicherte ihm, dass alles in Ordnung war. Er gab ihm etwas Zeit, sich an ihn zu gewöhnen, bevor er die letzten Zentimeter in ihn hineinstieß, übermannt von seiner eigenen Ungeduld. Tōru stöhnte überrascht auf, die Hand, die er wieder auf seinen Mund gelegt hatte, dämpfte den Ton nur wenig.

„Ich weiß... ich wiederhole mich... aber du bist so verdammt heiß, Tōru...“ Izumi begann, sich langsam in ihm zu bewegen. „Du... fühlst dich so geil an... Geht’s dir gut...?“

„Ahh... ja... alles gut... gib... gib mir mehr, Izumi... Dein Schwanz fühlt sich gut an...“ antwortete er stockend, sein Atem ging stoßweise im Rhythmus seiner Bewegungen.

Izumi stützte sich mit beiden Händen neben ihm ab, als er die Intensität seiner Stöße erhöhte, Schweiß tropfte von seiner Nasenspitze auf Tōrus ebenfalls schweißbedeckte Brust, eine Strähne seiner gewellten Haare klebte ihm an der Stirn. Der Ältere strich sie zärtlich zur Seite, dann legte er die Hand auf seine Wange, mit dem Daumen fuhr er über seine Lippen, bis er sie darum schloss und daran lutschte.
Die feuchtwarme Luft des Raums war bald erfüllt von ihrem leisen Stöhnen und dem Geräusch aufeinandertreffender, feuchter Haut. Tōru zerfloss förmlich unter Izumi, er gab sich ihm kompromisslos hin und nahm ihn bereitwillig in sich auf, passte sich seinen Bewegungen an, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Izumi erwiderte seinen Blick aufmerksam, er prägte sich jede Regung in seinem Gesicht ein, wie er immer mehr die Kontrolle verlor, je näher er dem Höhepunkt kam. Er verlagerte sein Gewicht auf einen Arm, mit der nun freien Hand umschloss er Tōrus tropfenden Penis, der sich zuckend an seine Finger schmiegte, als wären sie nur dafür gemacht. Der Rotblonde drückte den Rücken durch, unfähig, seine Muskulatur zu kontrollieren, die dazu beitrug, seine Erregung nur noch mehr zu steigern. Er biss in ein Kissen, um das tiefe Stöhnen zu dämpfen, das seiner Kehle entfuhr, als er über die Kante flog und so intensiv kam, dass Izumi für einen Moment die Luft wegblieb. Er hatte sich so darauf konzentriert, dass Tōru auf seine Kosten kam, dass er selbst noch nicht so weit war, also griff er ihn fest an den Oberschenkeln und stieß hart und schnell in ihn. Tōru wand sich unter ihm, sein Inneres zuckte vor Überstimulation und Izumi wusste, wie sehr sein Freund darauf stand, wenn er nach seinem Orgasmus noch weiter an den Rand der Ekstase gebracht wurde, nur diesmal hatte er die Kontrolle darüber, wie lange es dauerte. Er spürte, wie er selbst an sein Limit kam und ergoss sich in ihm, als Tōrus Muskeln sich für einen weiteren, langanhaltenden Orgasmus zusammenzogen.

 

Tōru lag mit dem Kopf auf Izumis Brust, dieser hatte die Arme um ihn gelegt und kraulte sanft seinen Hinterkopf. Sie lagen frisch geduscht und erschöpft auf dem zweiten Futon, da der andere zum Trocknen auf dem überdachten kleinen Balkon vor dem Fenster hing.

„Das war... unbeschreiblich, Shinamon...“ murmelte Tōru matt.

„Mhm... Du... Tōru...?“

Der Angesprochene hob den Kopf und schaute ihn fragend an, leicht irritiert darüber, dass er ihn nicht mit seinem Kosenamen ansprach.

„Danke... für alles... Dass du da bist und mich aus meiner Einsamkeit befreit hast...“ flüsterte Izumi, er traute seiner Stimme nicht weit genug, um lauter zu sprechen. „Ich... liebe dich so sehr, ich weiß nicht, ob ich vorher schon einmal jemanden so angebetet habe, wie dich... und ich bin erleichtert, dass deine Familie so nett ist...“

„Izumi...“ Tōru stützte sich auf einen Ellbogen, um ihn besser ansehen zu können. „Du bist großartig...“ Er küsste ihn auf die Wange. „Liebenswert.“ Ein weiterer Kuss folgte. „Verdammt sexy.“ Seine Lippen strichen über die seinen. „Und mein ein und alles... Ich kann mir nicht mehr vorstellen, ohne dich zu sein, Shinamon, mein kleines Zimtbrötchen. Ich liebe dich...“

 

Chapter Text

Das leise Klicken einer Handykamera weckte Tōru aus seinem Dämmerschlaf. Er öffnete träge die Augen und warf einen Blick auf seine Armbanduhr, blinzelte und setzte sich dann hastig auf. Es war schon nach zehn Uhr vormittags und viel später, als er üblicherweise aufstand. Einige Momente später erinnerte er sich jedoch daran, dass er Urlaub hatte, nicht arbeiten musste und so ausschlafen konnte, wie sein Körper es für nötig hielt. Izumis amüsiertes Schnauben ließ ihn sich halb umdrehen, um nachzusehen, wo sein Freund sich befand, da er nicht mehr neben ihm lag.

„Guten Morgen, Schlafmütze“, begrüßte Izumi ihn mit einem zärtlichen Lächeln, er saß auf der Fensterbank vor dem geöffneten Fenster, das auf den kleinen überdachten Balkon führte, auf dem sie am Abend zuvor den zweiten Futon zum Trocknen aufgehängt hatten.

Tōru räusperte sich und trank einen Schluck Wasser aus der Flasche neben sich, bevor er sprach: „Guten Morgen, Shinamon. Wie lange bist du schon wach?“ Er hatte gehofft, mit Izumi in den Armen aufzuwachen, der wie er selbst nackt geschlafen hatte, doch zu seiner Enttäuschung war der Schwarzhaarige angezogen und hatte eine Tasse Kaffee in der Hand.

„Etwas über eine Stunde. Du hast so tief geschlafen, dich hätte nicht einmal ein Erdbeben wecken können, Tora, und ich wollte dir die Ruhe nicht nehmen“, antwortete er, nippte an seinem Kaffee und schoss ein Selfie mit den bewaldeten Bergen im Hintergrund. „Für dich war der Tag gestern sicher anstrengend. Fühlst du dich wach und erholt?“

Tōru fuhr sich mit beiden Händen durch die rotblonden Haare, die in alle Richtungen abstanden und gähnte ausgiebig. „Ich brauche noch etwas, um richtig wach zu werden, aber ich habe genug geschlafen. Was ist?“

Izumi hatte Tasse und Handy zur Seite gelegt und hockte sich mit leicht gerunzelter Stirn vor ihn, mit den Fingerspitzen strich er zärtlich über seine Wange.

„Geht es dir gut? Tut dir etwas weh?“ Er schlug für einen Sekundenbruchteil die Augen nieder, bevor er weitersprach, um sich zu erklären, da Tōru ihn verwirrt ansah. „Ich fühle mich mies, weil ich so ungeduldig war und mir keine Zeit genommen habe, dich...“

„Shhhh...“ Tōru legte einen Zeigefinger auf seine Lippen, um ihn zu unterbrechen. „Du musst dich nicht mies fühlen, Shinamon. Es geht mir gut, mein Hintern tut nicht weh und du warst der zärtlichste und wunderbarste Top, den ich bisher hatte. Ich hätte es dir mitgeteilt, wenn es mir zu viel gewesen wäre. Bist du dir sicher, dass du genug geschlafen hast?“

Izumi seufzte tief, schlang die Arme um Tōrus Nacken und rutschte auf seinen Schoß, um sich von ihm drücken zu lassen.

„Ja. Ich habe mir nur Sorgen gemacht, das ist alles. Gehen wir frühstücken? Ich hatte nur den Kaffee und mein Magen verdaut sich gerade selbst. Airi wollte uns etwas vom Frühstück zur Seite stellen, als ich ihr erzählt habe, dass du ausschlafen willst.“

„Frühstück klingt gut. Währenddessen können wir überlegen, wie wir die Woche verbringen. Ich will meinem Vater keine Gelegenheit geben, mir irgendeine Arbeit aufzubrummen, nur weil wir zu lange hier herumsitzen und nichts zu tun haben.“

 

Der große Aufenthaltsraum war so gut wie leer, als sie nach unten kamen. Nur Airi saß mit einem Stapel Bücher und einem Laptop an einem der Tische an der Fensterfront, die zum Hof hinausführte und summte leise die Musik mit, die sie über Kopfhörer hörte. Sie sah auf, als die beiden sich mit ihrem späten Frühstück zu ihr setzten.

„Naaa, Tōru-nii, ausgeschlafen?“ fragte sie mit verschmitztem Grinsen, nachdem sie die Kopfhörer von den Ohren geschoben hatte. „Konntest du nicht einschlafen?“

„Oh, ich konnte sehr gut einschlafen, danke der Nachfrage, Schwesterchen“, entgegnete Tōru, bevor er einen Schluck seiner aufgewärmten Misosuppe trank.

Airi stützte das Kinn auf eine Hand und sah ihn weiterhin grinsend an, ohne etwas zu sagen. Izumi verkniff sich einen Kommentar, er wollte die Geschwister nicht stören, die sich wortlos anstarrten, auch wenn Tōru sich alle Mühe gab, sein Frühstück zu essen und nicht auf Airis kleine Provokation einzugehen. Es dauerte nur so lange, bis der Rotblonde seine Suppe und die Hälfte seines Kaffees geleert hatte.

„Wie viel hast du gehört?“ fragte Tōru resigniert, die Ohren gerötet. Er sah sich unauffällig im Raum um, ob sie wirklich allein waren.

„Die Wände sind dünn, mein liebster großer Bruder. Frag mich lieber, was ich nicht gehört habe.“

Airi kicherte, als ihr Bruder rot anlief und Schwierigkeiten hatte, die richtigen Worte zu finden. Tōru sah etwas hilflos zu Izumi, der schmunzelnd mit den Schultern zuckte und unter dem Tisch seine Hand drückte.

„Airi...“ begann Tōru warnend, als seine kleine Schwester den Mund öffnete, um weiterzusprechen.

„Tōru-nii“, entgegnete sie versöhnlich. „Ihr wart gar nicht so laut, dass ich irgendetwas hätte verstehen können, was ihr gesagt habt. Aber der Rest war lauter als der Regen. Heimlichen Sex im Kinderzimmer müsst ihr noch üben.“ Sie machte eine kurze Pause, in der sie Tōru beobachtete, wie er versuchte, nicht aus der Fassung zu geraten. „Mama hat mich gefragt, wieso ein Futon auf dem Balkon vor deinem Zimmer hängt.“

„Was hast du ihr gesagt?“

„Dass ich es nicht weiß. Wir sind alle erwachsen, sie hat sich bestimmt ihren Teil gedacht. Was denkst du? Dass ich ihr beim Frühstück brühwarm erzähle, dass ihr zwei bis spät in die Nacht Sex hattet?“ Airi tätschelte Tōrus Kopf. „Ich wohne in einem gemischten Studentenwohnheim, sowas ist nicht neu für mich, unsere Eltern geht das aber wirklich nichts an. Ihr müsst euch wegen mir nicht zurückhalten, nur weil ihr jetzt wisst, dass ich euch gehört habe. Ich gehe heute einfach mit Ohrstöpseln schlafen, dann höre ich nichts.“

Sie hörten Norikos Stimme im Eingangsbereich, wo sie einem Übernachtungsgast etwas erklärte und ihn für den Rest des Tages verabschiedete, kurz darauf kam sie in den Aufenthaltsraum. Tōru legte aus Reflex seiner Schwester die Hand auf den Mund, bevor sie ihre Abendplanung weiter ausführen konnte.

„Oh, guten Morgen ihr zwei.“ Noriko sah kurz auf die Uhr und lächelte. „Später Morgen, aber noch vor Mittag. Habt ihr gut geschlafen? Was machst du da mit deiner Schwester, Tōru?“

„Wir haben sehr gut geschlafen, Noriko“, antwortete Izumi strahlend. „Ich bin es gar nicht gewohnt, dass es so ruhig sein kann und habe geschlafen wie ein Stein. Tōru wohl auch, dabei steht er sonst immer vor mir auf.“

„Das freut mich zu hören, Izumi.“ Sie sah zu ihren Kindern, Airi piekte Tōru in die Wange und zog mit der anderen Hand an seinem Arm, da er ihr immer noch den Mund zuhielt. „Ich muss nochmal einkaufen fahren, braucht ihr etwas? Kondome? Gleitgel? Ohrstöpsel für kleine Schwestern?“

„Alles davon!“ rief Airi, nachdem sie sich aus Tōrus Griff befreit hatte. „Bitte!“

„Nur Ohrstöpsel und einen Knebel für Airi“, widersprach der Rotblonde schmollend. „Wir haben alles, was wir brauchen. Ausreichend.“

Noriko ging zu ihm, drückte ihn an sich und strich ihm beruhigend über den Kopf, bis Tōru leise grummelte.

„Davon bin ich ausgegangen. Wenn euch eines der Gästezimmer lieber ist – ohne direkte Nachbarn – dann sagt Bescheid. Ihr müsst nicht in deinem Kinderzimmer übernachten, wenn es euch unangenehm ist, Tōru“, sagte sie versöhnlich.

Er schüttelte den Kopf. „Passt schon. Airi und ich müssen nur die Grenzen neu ausloten. Danke für das Angebot.“

Izumi knipste schmunzelnd ein Foto von den dreien. „Nur für unseren Urlaubsordner“, erklärte er, da er damit ihre Aufmerksamkeit erregte. „Wir sind hier, um euch zu besuchen, nicht um unseren Urlaub mit wildem Sex zu verbringen. Davon haben wir zuhause auch mehr als genug, etwas Mäßigung schadet uns nicht.“

„Ich erinnere dich bei der nächsten Gelegenheit an diese Worte, Shinamon“, entgegnete Tōru breit grinsend, dann wendete er sich seiner Mutter zu. „Sollten wir noch etwas einkaufen müssen, erledigen wir das selbst. Ich wollte Izumi heute die Gegend zeigen.“

 

~

 

Da Tōru in Ōdate aufgewachsen war, überließ er es Izumi, auszuwählen, was sie sich während ihres Urlaubs ansahen, so dass sie bei gutem Wetter tagsüber mit den Motorrädern unterwegs und meist erst für ein spätes Abendessen zurück waren. Abgesehen von Izumis Idee, alle Inari-Schreine der Umgebung abzuklappern, machten sie sich keine festen Pläne, sondern entschieden morgens nur die Richtung, in die sie aufbrachen und der Schwarzhaarige wählte einige Sehenswürdigkeiten aus, die ihm interessant schienen. Nicht alles entpuppte sich als spannend und Tōru hatte nach fünf Tagen das Gefühl, genug Fuchsstatuen und Wasserfälle für den Rest seines Lebens gesehen zu haben, aber die Auszeit von der Großstadt tat ihm gut und Izumi hatte sichtlich Spaß daran, auf Erkundungstour im Wald zu gehen.

Die verstrichenen Tage kamen ihnen wie ein Wimpernschlag vor, als sie sich am Ende ihrer Urlaubswoche bei einem reichhaltigen Frühstück von seiner Familie verabschiedeten, um sich auf den Heimweg zu machen, diesmal mit einer fest eingeplanten Übernachtung unterwegs. Airi hatte ihnen vom Kamo Aquarium erzählt, das etwa auf halber Strecke nach Niigata lag und eine Vielzahl unterschiedlicher Quallen beherbergte. Tōru war daraufhin nicht weniger neugierig gewesen als Izumi, weshalb sie dort unbedingt einen Stop einlegen wollten.

„Habt ihr alles eingepackt?“ fragte Noriko fürsorglich, während Tōru die Befestigung der Gepäckcases an seinem Motorrad noch einmal prüfte. Izumi saß schon auf seinem eigenen Bike und gab die Route in sein Navigationsgerät ein.

„Ich denke schon. Wenn wir doch was vergessen haben, schick es uns einfach nach, die Adresse hast du ja.“ Tōru drückte seine Mutter fest, sein Vater und Airi waren nach dem Frühstück aufgebrochen, um eine Gruppe Gäste zum Bahnhof zu fahren. „Drück Paps und Airi nochmal von mir, das ist vorhin etwas kurz gekommen.“

„Mache ich.“ Noriko strich ihm über den Kopf und ging einen Schritt zurück, nachdem er sie losgelassen hatte. „Fahrt vorsichtig und meldet euch, wenn ihr angekommen seid.“

„Immer doch. Wir haben keinen Zeitdruck.“

Er stieg auf sein Motorrad, tippte die von Izumi geteilte Route auf seinem eigenen Navigationsgerät und schaltete das Funkgerät an seinem Helm ein, bevor er ihn aufsetzte und die Handschuhe anzog.

„Tiger an Zimtbrötchen, hörst du mich?“

„Klar und deutlich.“ Izumi tippte an seinen Helm, neigte kurz den Kopf in Norikos Richtung und ließ dann den Motor an. „Auf geht’s, die Quallen warten auf uns.“

 

Es war fast Mittag, als Tōru und Izumi ihre Motorräder auf dem Parkplatz des Aquariums parkten, das direkt am Meer lag. Izumi streckte sich ausgiebig, nachdem er abgestiegen war und genoss die frische Brise, die seine leicht feuchten Haare trocknete, bis Tōru sich neben ihn stellte und ihm einen Kuss auf die Wange drückte.

„Geht’s dir gut, Shinamon?“ fragte er besorgt, da der Schwarzhaarige die Stirn runzelte.

„Mir geht’s prima. Ich könnte aber ein frisches T-Shirt und einen Happen zu essen vertragen, was ist mir dir?“ Izumi schob seine Finger zwischen Tōrus und drückte seine Hand, ohne den Blick vom Meer abzuwenden, das in der Mittagssonne funkelte.

„Geht mir genauso. Ich habe gestern Abend gelesen, dass das Restaurant im Aquarium Fugu anbietet. Das würde ich zu gern probieren.“ Er grinste verschmitzt, als sein Freund ihn mit fragend erhobener Augenbraue von der Seite ansah. „Was ist? Traust du dich nicht?“

Izumi schnaubte amüsiert. „Es wäre nicht das erste Mal, dass ich Fugu esse. Ich habe sehr spendable Kunden, wie du weißt. Lädst du mich ein?“

„Mhm... Gibt’s für die Einladung den Izumi-Spezialservice?“ Tōru sah kurz über seine Schulter, dann zog er ihn an sich und küsste ihn zärtlich. „Oder kostet der extra?“

„Für dich gibt’s den immer gratis, Tora. Du darfst mich trotzdem einladen und verwöhnen, wenn dir danach ist, darauf stehe ich.“

„Ich weiß...“ Ein weiterer Kuss folgte. „Dann sei heute mein Gast und genieße dein ganz persönliches Tōru-Verwöhnprogramm, beginnend mit Mittagessen und Eis als Nachtisch.“

Sie liefen den kurzen Weg zum Aquarium, wechselten ihre verschwitzten T-Shirts auf der Toilette und verstauten Rucksäcke, Helme und Jacken in Schließfächern, nachdem Tōru ihre Tickets bezahlt hatte. Die Mitarbeiterin am Eingang erklärte ihnen den Weg zum Restaurant, in dem sie noch einen Platz an der Fensterseite bekamen, so dass sie während ihres Mittagessens die Aussicht genießen konnten. Izumi kicherte hinter vorgehaltener Hand, da die Spezialität der Region Torafugu war, Tigerkugelfisch.

„Torafugu für meinen Tora“, unkte er, nachdem sie ihr Essen gegessen hatten, eine Auswahl verschiedener Fugu-Spezialitäten, dazu Suppe und Reis. „Nur bist du im Vergleich mit keiner Faser giftig.“

„Das wäre auch eher unpraktisch.“ Tōru blätterte durch eine Broschüre, die er sich am Eingang mitgenommen hatte. „Möchtest du erst zum Souvenirladen oder später?“

„Hmmm... Jetzt gleich, dann können wir uns für die Quallen so viel Zeit nehmen, bis sie uns rauskehren. Willst du für alle Souvenirs kaufen?“

„Nur, wenn ich etwas finde, das mir gefällt. Wir haben schon mehr als genug Souvenirs aus Akita im Gepäck, wenn ich dich daran erinnern darf, Shinamon.“

Izumi zog eine Schnute, da er während der vergangenen Woche bei jeder Gelegenheit kleine Andenken gekauft hatte, so dass er beim Packen mit Platzproblemen konfrontiert gewesen war.

„Ich werde schon nicht den ganzen Shop leer kaufen, aber ein paar Kleinigkeiten müssen sein.“

Während Tōru ihr Essen bezahlte, nutzte er die Gelegenheit, Bilder von ihrem Essen und ein kurzes Video der Aussicht auf ihren gemeinsamen Instagram-Account hochzuladen. Um die im Laufe des Vormittags eingegangenen Benachrichtigungen auf den kurzen Teaser aus dem Onsen vom Abend zuvor würde er sich später kümmern, wenn sie im Hotel waren. Tōru hatte sich beim Frühstück eine nicht ganz ernst gemeinte Standpauke seiner Mutter anhören dürfen, dass sie spät abends nicht besonders jugendfreie Dinge im Onsen des Ryokan getan hatten, von denen es auch noch Foto- und Videomaterial gab. Allerdings war es so spät gewesen, dass kein Gast mehr den Weg dorthin gesucht hätte und da sie sich die ganze Woche zurückgehalten hatten, hatten sie den letzten Abend unbedingt noch für etwas Content und Spaß zu zweit nutzen wollen.

 

Der kleine Einkaufskorb, den Izumi sich am Eingang des Souvenirladens mitgenommen hatte, war zur Hälfte gefüllt, bis sie sich entschieden, den Weg zur Kasse einzuschlagen. Da sich eine kleine Schlange gebildet hatte, nutzten sie die Wartezeit, die Aufsteller mit unterschiedlichem, günstigen Schmuck anzusehen, der eher für Kinder gedacht war. Izumi drehte den Aufsteller neben sich neugierig und griff nach einem niedlichen Ring, den er sich genauer ansehen wollte. Seine Finger kollidierten mit denen von Tōru, der offenbar dieselbe Idee hatte und stattdessen seine Hand umfasste, etwas rosa um die Nase.

„Also...“ druckste der Rotblonde. „Gefällt der dir?“

Izumi sah seinen Freund an, selbst etwas überrascht, dass sie beide dasselbe ausgesucht hatten. „Schon... Dir auch?“

Tōru nickte, dann zog er zwei identische Ringe – verstellbare Ringe aus Silber mit je einer schillernden Qualle aus Plastik auf der Oberseite – vom Aufsteller und legte sie zu ihren anderen Sachen in den Korb, bevor sie die Schlange unnötig aufhielten. Zu seiner Erleichterung kommentierte die Mitarbeiterin an der Kasse ihre Einkäufe nicht, sondern packte alles mit einem freundlichen Lächeln in eine wiederverwendbare Tragetasche. Izumi nahm die Tasche an sich, um sie auf dem Weg zum Rundgang durch das Aquarium zu ihren anderen Sachen in ein Schließfach zu legen, damit sie sie nicht mit sich herumtragen mussten.

„Ich glaube, mit etwas Tetris habe ich in meinem Rucksack noch Platz für alles“, erklärte er, nachdem das Schließfach wieder ordentlich verschlossen war, und nahm Tōrus Hand. „Auf geht’s, gehen wir uns Quallen ansehen.“

Sie verbrachten den Nachmittag damit, durch das Aquarium zu schlendern, sich die verschiedenen Fische und Quallen anzusehen, deren Vielfalt sie mehr als einmal überraschte. Das Highlight, das weltweit bekannte Jellyfish Dream Theater mit unzähligen Quallen, die sanft im schwach beleuchteten Aquarium schimmerten, hoben sie sich für den Schluss ihres Rundgangs auf.

Tōru blieb staunend vor der über fünf Meter hohen Scheibe stehen, es war nicht mehr viel los, weshalb er nicht Gefahr lief, irgendwem die Sicht zu blockieren.

„Wow...“ murmelte Tōru beeindruckt. „Ich habe Bilder gesehen, aber das... ist in echt so viel besser.“

„Mhm... Wir sollten Airi für den Tipp danken.“ Izumi hakte sich bei ihm unter und schmiegte sich an seinen Arm, nicht weniger beeindruckt als sein Freund. „Setzen wir uns?“

Tōru warf einen kurzen Blick auf die hinter ihnen im Raum verteilten Sitzbänke, dann nickte er. „Tun dir die Füße weh, Shinamon?“

„Nur ein bisschen. Ich möchte einfach etwas länger die Aussicht genießen und wenn es schon Sitzgelegenheiten gibt, können wir die auch nutzen“, entgegnete der Schwarzhaarige schmunzelnd, bevor er ihn zu einer Bank im hinteren Bereich zog, der wie eine Tribüne aufgebaut war, so dass man von jedem Platz aus einen guten Blick hatte.

Sein Freund setzte sich neben ihn und unterdrückte ein Gähnen. Er lehnte sich an ihn und genoss die Ruhe, die die im Wasser schwebenden Quallen ausstrahlten, kombiniert mit der leisen klassischen Musik, die den Raum erfüllte.

„Tora?“ fragte Izumi leise.

„Hmm?“

„Warum hast du vorhin nach dem Ring mit der dicken Qualle gegriffen?“

Tōru zögerte, bevor er ehrlich antwortete: „Ich fand ihn niedlich und wollte ihn dir schenken, als Andenken. Was war dein Gedanke?“

„Also... Ich hatte dieselbe Idee.“ Er kicherte kaum hörbar. „Das könnte aus einem Buch oder Anime sein, voll das Klischee.“

„Manchmal sind Klischees in Ordnung, wenn alle Beteiligten glücklich sind. Bist du es, Shinamon? Glücklich?“ Mit mir? fügte er in Gedanken hinzu.

„Ja, sehr. Ich habe einen Freund, einen Partner, auf den ich mich verlassen kann und der sich auf mich verlässt...“ Izumi strich mit den Fingerspitzen über Tōrus Hand, die auf seinem Oberschenkel lag. „Bei dir kann ich so sein, wie ich bin, ohne Angst haben zu müssen, dass du mich verurteilst und ich weiß gar nicht mehr, ob ich je einen Urlaub so genossen habe. Ich könnte nicht glücklicher sein als ich es jetzt bin, Tora. Mit dir.“

Tōru drehte sich zu ihm um, legte eine Hand auf seine Wange und zog ihn zu sich, um ihn innig zu küssen, ihm fehlten die Worte nach Izumis Erklärung. Der Jüngere grub die Finger in sein T-Shirt, als er den Kuss erwiderte, bevor er schließlich rittlings auf seinen Schoß rutschte, da es dunkel genug war, nicht direkt aufzufallen.

„...Ich liebe dich, Tora, so sehr“, hauchte Izumi gegen seine Lippen, als sie ihren Kuss atemlos unterbrachen. „Bist du denn glücklich?“

„Mhm... Ich liebe dich auch sehr, Shinamon“, entgegnete Tōru ebenso leise. „Du siehst die Quallen gar nicht, wenn du so sitzt.“

„Die können warten, außerdem haben wir eigene Quallen.“ Er kramte in seiner Hosentasche, bis er die zwei Ringe gefunden hatte, die sie zuvor gekauft hatten. „Sieh mich nicht so an, Tora, das wird kein Antrag, aber... ich finde die Idee mit den Ringen schön.“

„Die passen uns auch nur am kleinen Finger...“ Der Rotblonde sah ihm amüsiert dabei zu, wie er die Ringe etwas aufbog, bevor er eine seiner Hände nahm und einen der Ringe auf seinen kleinen Finger schob. Den zweiten Ring nahm er ihm ab, um ihn ihm ebenfalls anzustecken. „Sollten wir... uns noch länger aushalten wollen, machen wir das ordentlich.“ Er drückte einen Kuss auf Izumis Handfläche.

„Ja.“ Der Schwarzhaarige betrachtete die schimmernde dicke Qualle auf seinem Ring. „Ich weiß deine Ringgröße schon, soll ich dir meine bei Gelegenheit aufschreiben?“

Tōru schnaubte amüsiert. „Du solltest mich besser kennen, Shinamon. Du hast so viele Ringe, ich wäre ein schlechter Freund, wenn ich die Größe nicht schon längst wüsste.“

 

Frisch geduscht und nur mit einem Handtuch um die Hüften, ließ Tōru sich auf das breite Hotelbett fallen, auf dem Izumi es sich schon mit seinem iPad, einem Glas Wein und einer Tüte Chips bequem gemacht hatte. Auf dem Fernseher lief eine von Izumis Lieblingssoaps, die er schon ein halbes Dutzend Mal gesehen hatte, die perfekte Hintergrundbeschallung für die Pflege ihrer Social Media Accounts.

„Dein Handy ist noch aus, Tora“, erinnerte der Schwarzhaarige ihn, während er ihm das Gerät in die ausgestreckte Hand drückte.

„Hmmm...“ grummelte Tōru, er stützte sich gähnend auf die Ellbogen und schaltete sein Handy ein, dessen Akku bei ihrer Ankunft im Hotel in Niigata komplett leer gewesen war. „Ich sollte den Akku tauschen lassen, der ist durch.“

Er stand noch einmal auf, um sich auch etwas vom Wein einzuschenken, dann setzte er sich neben Izumi, der fleißig Kommentare und Nachrichten beantwortete.

„Die drehen völlig durch, weil wir das Foto mit den Ringen gepostet haben...“ Izumi zeigte ihm die Kommentare unter dem Foto, das sie nach ihrem Besuch im Aquarium gemacht hatten. „Dabei sieht man doch, dass das Spielzeugringe sind.“

„Du bist der größere Romantiker von uns beiden, Shinamon, du weißt, dass du ganz genau so reagiert hättest.“ Tōru drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Lass ihnen doch ihren Spaß, wenn wir das nicht erwartet hätten, hätten wir das gar nicht erst gepostet.“

„Jaaa... Ich weiß doch.“ Er spielte mit der Qualle auf seinem Ring, die sich auf ihrer Fassung drehte, wie er zufällig herausgefunden hatte. „Oh... Eine Like-Flut von Kou? Der war die letzten Tage auffällig abwesend. Er hat nichtmal die Nachrichten in unserem Gruppenchat gelesen.“

„Jetzt hat er sie gelesen.“ Tōru zeigte ihm die Lesebestätigung von Kous Avatar im Gruppenchat, in dem seit ihrer Reise nach Okinawa auch Hotaru war, wenn auch eher stiller Mitleser. Es folgte eine Flut von begeisterten Emojis von Kou, als Reaktion auf die Nachrichten und Fotos, die sie aus ihrem Urlaub mit den beiden geteilt hatten.

 

Tōru [00:08]: Es lebt! ヽ(°〇°)ノ

Tōru [00:08]: War dein Handy tot?

Kou [00:13]: Nein, mein Handy wurde konfisziert .・゚゚・(/ω\)・゚゚・.

Kou [00:13]: Habe es wieder, die Strafe ist vorbei.

Izumi [00:15]: Wofür wurdest du bestraft? Handyverbot ist ja furchtbar 〣( ºΔº )〣

 

Statt einer geschriebenen Antwort, sendete Kou ein Foto von seinem Lendenbereich. Er hatte die Hose so tief heruntergezogen, dass der Ansatz seines Penis zu sehen war, direkt darüber prangte ein frisch gestochenes Pubic Piercing, zwei goldene Kugeln saßen mit einer Daumenbreite Abstand voneinander auf der feucht glänzenden Haut.

Tōru und Izumi sahen sich grinsend an, sie konnten sich denken, wer die Strafe initiiert hatte.

 

Tōru [00:19]: Lass mich raten, du hast das vorher nicht abgesprochen?

Kou [00:20]: ( ̄ω ̄;)

Kou [00:21]: @Hotaru hat sich den Schwanz piercen lassen, der ist gar nicht bestraft worden. Unfair o(TヘTo)

Hotaru [00:23]: Pinkel mal damit, das ist Strafe genug. Tetsu lacht immer noch...

Izumi [00:24]: Wie? Ich meine... Wieso geht ihr los und lasst euch Intimpiercings stechen? Seid ihr nicht am Wochenende auf eine Pool Party eingeladen?

Hotaru [00:27]: Das war nicht ganz zu Ende gedacht (¯ . ¯;)

Kou [00:27]: Ich musste mal raus, also sind wir am Montag bummeln gewesen und irgendwie sind wir in Elys Studio gelandet (¯ . ¯;)

Kou [00:28]: Hotaru hat angefangen, ich war nur zum Händchenhalten mit, aber Ely kann sehr überzeugend sein ( ̄ω ̄;)

Hotaru [00:30]: Es war deine Idee, da überhaupt erst reinzugehen, um nach Schmuck zu schauen

Kou [00:31]: Ist schon spät, ich sollte ins Bett. Schlaft gut, ihr Süßen ε=ε=ε=ヾ(; ̄▽ ̄)ノ

 

„Gehen wir auch schlafen, Tora?“ Izumi leerte sein Glas und nahm Tōrus entgegen, das dieser ebenfalls ausgetrunken hatte, um sie zusammen mit der leeren Chipstüte wegzuräumen.

„Mhm... Wir müssen morgen ausgeruht sein, aber wir haben auch keinen Zeitdruck.“ Tōru schob Decken und Kissen zurecht, bevor er Izumi neben sich zog und ihn an sich drückte. „Kuscheln, dann schlafen, Shinamon.“

„Damit bin ich einverstanden.“

Er knipste das Licht aus und kuschelte sich unter der dünnen Decke an ihn, es dauerte nur Minuten, bis beide fest eingeschlafen waren.

Chapter Text

Das leise Summen der Klimaanlage kam Kou lauter vor als zu Beginn des Tages, nachdem seine Noise Cancelling Kopfhörer mit einem Piepen verkündeten, dass ihr Akku leer war und sich abschalteten. Er schob die Polster von den Ohren, um sie abzusetzen und nahm ein leises Geräusch von der Tür zu seinem Atelier in Kazukis Wohnung wahr, das Klicken des Türschlosses, als sie wieder vorsichtig zugezogen wurde.

„Kazu?“ fragte er verwundert, erhob sich mühsam von seinem Sitzplatz auf dem Fußboden und machte schon einen Schritt zur Tür, als sie wieder geöffnet wurde und Kazuki hereinkam. „Entschuldige, ich habe dich wohl nicht gehört.“

Sein Partner schien frisch geduscht zu sein, er hatte die feuchten Haare zurückgekämmt und trug nur einen seidenen Morgenmantel, der sich hier und da an seine Haut schmiegte, als sei sie ebenfalls noch leicht feucht. Anders als sonst lehnte er nicht lässig am Türrahmen, wenn er Kou an seinem Arbeitsplatz besuchte, sondern stand gerade im Durchgang, der Gesichtsausdruck ernst und im Blick etwas Raubtierhaftes. Dass er nicht sofort etwas sagte, verunsicherte Kou und er wappnete sich innerlich auf die nächste schlechte Nachricht, von denen es in den vergangenen Wochen mehr als genug gegeben hatte. Kazuki musste ihm die Unsicherheit angesehen haben, denn sein Blick wurde ein wenig sanfter und er näherte sich ihm bis auf wenige Zentimeter.

„Vorweg: Es gibt nichts außerhalb unserer Wohnung, das dir im Moment Sorgen bereiten sollte, Kou“, erklärte Kazuki mit beruhigendem Tonfall.

„U... Und innerhalb?“ Kou nagte leicht an seiner Unterlippe, die Erklärung hatte ihn nicht weniger verunsichert als seine Haltung zuvor.

Eine warme Hand legte sich auf seine Wange und hob seinen Kopf so an, dass er seinen Partner ansehen musste.

„Innerhalb gibt es nur uns beide.“ Kazukis tiefe Stimme vibrierte in Kous Ohren. „Ich habe gesehen, dass du allein zu Abend gegessen hast, während ich weg war. Sehr gut. Bist du fertig für heute? Fühlst du dich gut?“

„Ja. Ohne Musik kann ich nicht arbeiten, also... kann ich für heute auch Feierabend machen. Und ich fühle mich gut.“
Die Frage nach seinem Wohlbefinden ließ Kous Kopfhaut kribbeln. Hatte Kazuki beschlossen, dass genug Zeit seit seinem neuen Piercing vergangen war und sie endlich wieder eine Session machen konnten? Härterer Sex statt dem Vanilla-Sex der vergangenen zehn Tage? Aufregung blubberte in ihm hoch und er wollte ihm direkt sagen, was ihm durch den Kopf ging, als Kazuki den Daumen auf seine Lippen legte und sie verschloss, bevor er nur ein Wort formen konnte.

„Kein Wort. Speichere deine Arbeit, dann geh duschen, gründlich. Ich erwarte dich im Schlafzimmer.“

Keine Bitte, ein Befehl. Kou unterdrückte ein wohliges Schnurren, auch wenn er den Drang danach verspürte, ihm mitzuteilen, wie sehr es ihn freute – und erregte, ohne dass mehr passiert war, als seine Fantasie anzuregen.

„Ja, Meister...“ hauchte der Jüngere, nachdem seine Lippen frei von Kazukis Daumen waren.

 

Die Sonne war schon untergegangen, als Kou aus dem Bad kam. Er hatte darauf verzichtet, seine Haare zu waschen und stattdessen die Zeit effizient genutzt und sich gründlich vorbereitet. Kazuki hatte nicht genau bestimmt, ob er angezogen zu ihm kommen sollte, weshalb er ohne Unterwäsche in den dünnen, kurzen Unterkimono geschlüpft war, den er in den vergangenen Tagen häufiger getragen hatte, da die glatte Seide sich bei der sommerlichen Hitze so angenehm auf der Haut anfühlte.

Kou machte einen kurzen Stopp in der Küche, um etwas zu trinken, bevor er seinen Weg durch die dämmrige Wohnung ins Schlafzimmer fortsetzte. Die Tür war nur angelehnt, so dass er sie aufschob und leise eintrat, bevor er sie hinter sich schloss, denn unabhängig davon, ob sie allein in der Wohnung waren, bestand Kazuki darauf, dass die Schlafzimmertür während einer Session geschlossen war. Im Vergleich zur restlichen Wohnung kam ihm die Ambientebeleuchtung im Schlafzimmer hell vor und er benötigte einen Moment, um sich daran zu gewöhnen, während er den Blick durch den Raum schweifen ließ um einen Hinweis darauf zu erhaschen, was Kazuki für den Abend geplant hatte.

Die Vorhänge waren zugezogen, eine leichte Bewegung ließ darauf schließen, dass die Balkontür ein wenig geöffnet war, um frische Luft hereinzulassen. Kou blinzelte irritiert, als er bemerkte, dass weder die üblichen Kerzen brannten noch ein Räucherstäbchen angezündet war, um zur üblichen anregenden Stimmung beizutragen. Sein Blick fiel auf Kazuki, der auf dem geschnitzten Holzsessel mit dem schwarzen Lederpolster saß, beide Füße fest auf dem Boden, und ihn abwartend und streng ansah. Er trug immer noch den seidenen Morgenmantel, als hätte er sich nicht die Mühe machen wollen, den Hakama anzuziehen, den er sonst trug. Als wäre Kou noch nicht irritiert genug, trug Kazuki eine schwarze Ledermaske, die Augenpartie und Nasenrücken bedeckte – sie war ungewohnt schlicht für ihn und Kou hatte sie noch nie an ihm gesehen.

„Bist du fertig damit, Löcher in die Luft zu starren?“ fragte Kazuki so kühlem Unterton in der Stimme, dass Kou eine leichte Gänsehaut verspürte.

„Ja, Meister, verzeih mir, Meister“, antwortete Kou hastig und senkte den Kopf.

„Komm näher. Oder willst du dort Wurzeln schlagen?“

Kou hauchte ein „Ja, Meister“, bevor er seinen Platz an der Tür verließ und durch den Raum zu ihm ging. Er blieb mit einem Schritt Abstand vor ihm stehen, ruckartig, da Kazuki mit der Gerte in seiner Hand, die ihm vorher nicht aufgefallen war, knapp vor seinen nackten Zehen auf den Tatamiboden schlug. So dicht, dass Kou den schneidenden Lufthauch spürte, bevor er das klatschende Geräusch hörte.

„Deine Antwort war nicht korrekt. Dein Verhalten entspricht nicht deiner Antwort.“ Die Strenge der Worte ließ Kou schaudern. „Du bist unkonzentriert, kleine Libelle.“

„V... Verzeih mir, Meister. Ich...“ Kou zögerte, er wusste nicht, ob er weitersprechen durfte.

„Sprich.“

„Es... war die Antwort auf deinen Befehl, nicht auf die Frage...“ setzte er seine Erklärung fort. „Selbstverständlich will ich keine Wurzeln neben der Schlafzimmertür schlagen.“

„Du bist ungezogen heute...“ sprach Kazuki gefährlich ruhig.

Kou spürte die kühle Spitze der Gerte an der Innenseite seines linken Beins entlang gleiten.

„Du klopfst nicht an...“

Ein Klaps gegen sein linkes Knie.

„Grüßt mich nicht...“

Ein Klaps gegen sein rechtes Knie.

„Bist besserwisserisch...“

Die Gerte drückte gegen die Innenseite seines Oberschenkels.

„Und zu allem Überfluss tauchst du hier auf mit nichts als diesem Kimono, der so kurz ist, dass er den Namen kaum noch verdient. Denkst du, es reicht, wenn du mir deinen Körper so präsentierst und ich tue, was du willst, kleine Libelle?“

Es klatschte leise, als die Gerte die leicht feuchte Haut seiner Hoden berührte. Ein leichter Klaps, der nicht wehtat, dennoch war es eine Warnung, dass er sich gut überlegen sollte ob und was er darauf antwortete. Kou öffnete den Mund, um sich zu erklären, doch der Blick aus Kazukis braunen Augen, die durch den Schatten der Maske fast schwarz wirkten, war so streng, dass er sich auf die Zunge biss und demütig den Kopf neigte.

„Sieh dich an... Kaum berührt man dich, wirst du hart. Du bist wirklich verdorben.“

Kou entfuhr ein leises Keuchen, als Kazuki die Gerte unter dem Stoff des Kimonos über seine Hoden nach oben führte und dann über die Länge seiner verräterischen Erektion strich. Er zog sie mit einem kleinen Ruck zurück, so dass die flache Lederspitze kurz gegen die Unterseite seiner Eichel schnippte, was ihm einen überraschten Laut entlockte.

„Aber nichts davon ist der Grund, weshalb du hier bist“, sprach Kazuki mit kühlem Tonfall weiter.

Er schob die Gerte unter den lockeren Knoten des Stoffgürtels, mit dem Kou den Kimono lose zusammengebunden hatte, ein leichter Zug daran öffnete ihn und gab den Blick auf seine Vorderseite frei. Mit der Gerte strich er über Kous angespannte Bauchmuskeln nach unten, bis er die Stelle seines neuen Piercings erreicht hatte, das horizontal durch die glatte, weiche Haut direkt über seinem Penis gestochen worden war. Er hielt kurz davor an, dann umkreiste er die Stelle, die Kou nach dem Duschen mit Wundspray behandelt hatte und feucht glänzte, bevor er die Gerte ganz.

Kou presste die Lippen aufeinander. Er hätte es sich denken können, dass Kazuki den Umstand, dass er sich aus einer Laune heraus – schon wieder – ein Piercing hatte stechen lassen, ohne es vorher mit ihm zu besprechen, nicht auf sich sitzen lassen würde.

„Du bist zu Ely gegangen und hast dir dieses Piercing stechen lassen, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, mich anzurufen und mich um Erlaubnis zu bitten. Ohne darüber nachzudenken, dass du auf eine Poolparty deines besten Freundes eingeladen bist, an der du damit aus hygienischen Gründen nicht vollumfänglich teilhaben kannst“, führte Kazuki aus, was er ihm zehn Tage zuvor schon erläutert hatte, als er mit Eisbeutel im Schritt auf dem Sofa gesessen hatte, diesmal jedoch mit dem Nachdruck eines verärgerten Doms und nicht des geliebten Partners, der sich Sorgen um sein Wohlbefinden machte. „Dazu noch ein Piercing, dass dir als Bottom außer hübscher Dekoration nichts bringt. Aus einer Laune heraus, für den Kick, kurz Schmerz zu verspüren...“

Kazuki erhob sich vom Sessel, so dass er dicht vor Kou stand. Er drückte die Gerte von unten gegen sein Kinn und hob so seinen Kopf an, den er reumütig gesenkt hatte, um ihm ins Gesicht zu sehen.

„Wie lange hält dieser Kick an, bis du den nächsten brauchst?“ Sein Atem strich heiß über Kous Wangen. „Schmerzen kannst du auch von mir bekommen. So oft und so viele du willst und brauchst.“

„M... Meister... Es tut mir leid...“ flüsterte Kou.

„Ich weiß... und es wird dir noch mehr leid tun, wenn ich dich für deinen Ungehorsam bestraft habe, Kleiner.“ Kazuki ließ ihn los. „Zieh dich aus und warte dort.“

„Ja, Meister...“

 

Kou befolgte den Befehl mit einem Gefühl von Unsicherheit und Erregung zugleich. Er zog den Kimono aus, faltete ihn ordentlich zusammen, bevor er ihn aufs Bett legte, dann stellte er sich gehorsam dorthin, wo er zuvor gestanden hatte, die Arme verschränkte er unterwürfig hinter seinem Rücken. In derselben Zeit hatte Kazuki eine längliche Schachtel auf der Kommode neben dem Bett geöffnet, auf dem dunkelblauen Deckel, den er an das Möbelstück lehnte, war eine Goldprägung eines stilisierten ägyptischen Gotts – Osiris, wenn Kou sich richtig an das Archäologie-Seminar während seines Studiums erinnerte. Er konnte sich nicht erinnern, die Kiste schon einmal gesehen zu haben und hatte daher keine Idee, was sich darin befinden konnte und bevor Kazuki das Geheimnis lüftete, drehte er sich mit zwei Seilbündeln in der Hand zu ihm um.

„Hände nach vorn und Beine zusammen, Kou.“

Kazuki band ihm zuerst die Handgelenke aneinander, dann fesselte er seine Unterarme mit dem restlichen Seil des ersten Seilbündels, so dass er sie nicht mehr wirklich bewegen konnte und ihm nur die Mobilität seiner Hände blieb. Mit dem zweiten Seilbündel ging er hinter ihm in die Hocke, um seine Oberschenkel aneinander zu fesseln, Penis und Hoden fügte er in die Fesselung ein, so dass sie nach unten an die Vorderseite seiner Oberschenkel gedrückt wurden. Er arbeitete schnell und präzise, die Fesselung nicht der Plan des Abends, sondern nur ein Mittel zum Zweck, seinen Sub unter Kontrolle zu halten.

„Auf die Knie und zeig mir deinen Arsch“, befahl Kazuki, als er mit seiner Fesselung zufrieden war und wieder stand.

„Ja, Meister.“

Kou sank langsam auf die Knie, etwas eingeschränkt durch die miteinander verbundenen Oberschenkel, dann stützte er sich mit den Händen auf dem Boden ab und beugte sich noch etwas vor, um Kazuki wie gewünscht seinen Hintern zu präsentieren, die offenen langen Haare fielen ihm dabei ins Gesicht.

Es folgte kein Lob, nur ein anerkennendes Brummen, bevor Kazuki zur Kommode ging und einen blau-goldenen Flogger aus der blauen Schachtel herausholte, dessen geflochtene Lederriemen dabei leise raschelten. Er wog ihn kurz in der Hand, dann ging er langsam zurück, wobei er den Flogger über Kous Körper streichen ließ, von seinem gesenkten Kopf bis zu seinem emporgereckten Hintern. Kou konnte nicht verhindern, dass er sich leicht anspannte, als die Spitzen der Lederriemen auf seinem Po tanzen spürte, bevor sie ihn verließen und kurz darauf mit dem ihnen eigenen Geräusch zurückkamen, um seine Haut brennen zu lassen. Einmal, zweimal, dreimal auf seinen Po, bevor Kazuki schweigend den Winkel änderte, um die empfindliche Rückseite seiner Oberschenkel ebenso zum glühen zu bringen.

Kou entfuhr ein Wimmern, als ein Schlag überraschend seine Fußsohlen traf, der nächste klatschte wieder auf seinen Hintern, der bis dahin nur noch leicht gekribbelt hatte. Er ließ sich auf die Unterarme sinken, als die durch die Schläge verstärkte Erregung ihm die Kraft raubte, und atmete geräuschvoll durch die Nase aus, um sich für den nächsten Schlag zu wappnen. Dieser blieb jedoch aus, stattdessen drang Kazukis verärgertes Schnauben an seine Ohren.

„Verlässt dich schon die Kraft, Kleiner? Ich habe dir nicht erlaubt, deine Position zu ändern“, sprach Kazuki streng. „Hoch mit dir oder soll ich nachhelfen?“

Ein gut gezielter Schlag mit dem Griff des Floggers gegen seine linke Pobacke ließ Kou seine Kraft sammeln und sich hastig wieder auf die Hände aufrichten, die Vibration des Schlags machte ihm seine pochende Erektion umso mehr bewusst.

„Du bist sehr ruhig heute, kleine Libelle. Ist dir der Flogger nicht gut genug für eine Bestrafung?“ hörte Kou Kazukis Stimme dicht neben sich, was ihm bewusst machte, dass er die Augen geschlossen hatte, um sich besser konzentrieren zu können.

„Nein, Meister... Ich nehme jede Bestrafung an, die du für richtig hältst...“ entgegnete Kou unterwürfig.

„Jede?“

„Ja, Meister. Du hast jedes Recht, mich für meinen Ungehorsam zu bestrafen.“

Er neigte instinktiv den Kopf in Kazukis Richtung, der sich neben ihm aufrichtete, ohne eine weitere Bestätigung zur Absicherung von ihm einzuholen. Kou sah durch den Schleier seiner offenen Haare nicht, gegen was Kazuki den Flogger tauschte, den er wieder in die blaue Kiste legte. Es war so ungewöhnlich still im Raum, dass er meinte, seinen eigenen Herzschlag zu hören, denn Kazukis nackte Füße machten keinen Laut auf dem Tatamiboden, als er langsam durch den Raum ging, als hätte er alle Zeit der Welt, seine Bestrafung durchzuführen.

Ein zischendes Geräusch ließ Kou den Kopf heben und zur Seite schauen, aus der er es wahrgenommen hatte. Kazuki hielt sich jedoch außerhalb seines Sichtfelds auf, als das Geräusch – lauter nun – die Luft zerschnitt.

„Augen nach vorn.“

Kazuki tippte Kous Kopf leicht mit dem Ende des Rohrstocks an, gegen den er die Gerte getauscht hatte. Der Jüngere gehorchte sofort, ein aufgeregtes Kribbeln im Bauch. Es wurde ihm schlagartig bewusst, dass der kurze Einsatz des Floggers nur dazu gedient hatte, Haut und Muskeln aufzuwärmen, um ihn auf die eigentliche Bestrafung vorzubereiten. Kou hörte das Zischen erneut, die Stille danach war wie eine Frage nach seiner Zustimmung, die er nur zu bereitwillig gab, indem er Kazuki seinen Hintern ein kleines Stück mehr entgegenreckte.

 

Der Aufprall des ersten Schlags ließ Kou laut aufstöhnen, der stechende Schmerz zog sich quer über seinen gesamten Po. Er kam kaum zum Luftholen, als er den zweiten Schlag spürte, nur wenige Zentimeter von der Platzierung des ersten entfernt. Kazuki ließ ihm nur wenig Zeit, sich zwischen den einzelnen, präzisen Schlägen zu erholen oder an den Schmerz zu gewöhnen, der sich über seinen Po und den Ansatz seiner Oberschenkel ausbreitete. Seine Arme gaben nach, so dass er erneut auf die Unterarme sank, die Stirn drückte er an seine verkrampften Hände, während er sich keine Mühe mehr gab, sein Stöhnen zurückzuhalten. Kou zitterte vor Schmerz und Erregung, seine Augen tränten und Speichel rann ihm übers Kinn, da er spontan vergessen hatte, wie man schluckte oder den Mund schloss. Er spürte heißes Sperma an seinen gefesselten Oberschenkeln herablaufen, die Intensität seines Höhepunkts war im brennenden Schmerz untergegangen und brachte ihm nicht die übliche Erleichterung, sondern machte ihn nur noch empfindlicher für jeden Aufprall des Rohrstocks.

Kou hatte das Gefühl, nur noch aus rohem Fleisch zu bestehen, sein Safeword saß schon auf seiner Zunge, als Kazuki die Schläge einstellte. Mit einem leisen Klappern fiel der Rohrstock auf den Boden, dann spürte er leicht feuchte, warme Hände auf seiner glühenden Haut. Der glatte Stoff von Kazukis Morgenmantel, der ihn streifte, fühlte sich dagegen kalt an und ließ ihn schaudern. Kou spürte mehr das Gewicht von Kazukis Penis als die davon ausgehende Wärme, als dieser ihn zwischen seine Pobacken drückte und sich über ihn beugte.

„Du hast deine Bestrafung so gut durchgehalten, meine kleine Libelle...“ vibrierte Kazukis tiefe, leicht heisere Stimme in seinem Ohr. „Du hast dir eine Belohnung verdient.“

„Hnnn... Meister... Danke, Meister...“ flossen die Worte aus Kous Mund, von denen er sich nicht sicher war, ob sein Partner sie überhaupt verstehen konnte.

Er stöhnte laut auf, als Kazuki mit einem Stoß in ihn eindrang, das benutzte Gleitgel war eiskalt und wurde sofort von der ihm bekannten Hitze verdrängt, die ihn so sehr ausfüllte, dass ihm für einen Moment die Luft wegblieb. Kou atmete röchelnd ein, verschluckte sich an seinem eigenen Speichel und rang kurz nach Luft, bis Kazuki ihn mit dem Arm um die Brust aufrichtete und ihm mit einem Zipfel seines Morgenmantels das Gesicht abwischte und ihm die Gelegenheit gab, seine Nase zu schnäuzen.

Kazuki hielt ihn, bewegte sich nicht in ihm und wartete, bis er mehrmals tief ein- und ausgeatmet und sich etwas beruhigt hatte, bevor er sich erneut mit ihm vorbeugte, um schnell und hart in ihn stoßen zu können. Er hielt Kous Hüften in einem eisernen Griff und jagte seinem eigenen Höhepunkt nach, als würde er um sein Leben rennen. Ein kurzer Sprint, bevor er ihn für einen letzten Stoß an sich zog und sich mit einem tiefen Stöhnen in ihm ergoss, die Stirn zwischen Kous Schulterblätter gedrückt, der durch die Intensität von Kazukis Orgasmus erneut über die Kante stolperte. Kazuki blieb eine Weile in dieser Position, schwer atmend, als wäre er durch die Bestrafung ebenso erschöpft wie Kou.

 

„Meister... Meine Hände werden kalt“, sprach Kou leise, die Zunge schwer vor Erschöpfung.

Kazuki zog sich langsam aus ihm zurück, half ihm, sich aufrecht hinzuknien und löste das Seil um seine Unterarme und Handgelenke mit wenigen Handgriffen, bevor er die Fesselung seiner Oberschenkel entfernte. Er warf die von verschiedenen Körperflüssigkeiten feuchten Seile zur Seite, seine Maske folgte im hohen Bogen, dann schlang er beide Arme um Kou und drückte die Stirn an seine Schulter.

„Ich liebe dich, Kou... So sehr...“ flüsterte er heiser. „Ich will dich so sehr für mich allein und dich beschützen, dass ich es nicht ertrage, wenn du ein solches Risiko eingehst... Und wenn du nicht mit mir sprichst, wenn dich etwas belastet, verletzt mich das...“

„Kazu... Was ist los...?“

„Ich war so enttäuscht, dass du unsere Abmachung bezüglich deiner Übersprungshandlungen nicht eingehalten hast“, sprach Kazuki weiter. „Es geht mir nicht um das Piercing selbst, ich habe dir schon gesagt, dass ich es schön finde, aber... ich will nicht, dass du mich ausschließt, wenn du Schmerz suchst, um dich zu erden. Dafür bin ich da, das ist meine Aufgabe als dein Dom und dein Partner, du kannst deshalb jederzeit zu mir kommen.“

Kou legte die Hände auf Kazukis Arme und schmiegte sich an ihn, auch sich seine Beine wie Pudding anfühlten, wollte er den Moment nicht deshalb stören.

„Ich verstehe...“ sagte er leiste. „Verzeih mir bitte, liebster Kazu. Ich wollte dich damit nie verletzen, aber es war mein Fehler, dass ich nicht darüber nachgedacht habe, wie du dich fühlen musst, wenn ich so handle.“

„Ich habe dir schon längst verziehen, Honey.“ Kazuki hauchte ihm einen Kuss auf den schweißnassen Nacken. „Ich weiß, du wolltest mir eine Freude machen, aber in Zukunft ruf mich bitte vorher an und besprich es mit mir...“

„Kannst du mich kurz loslassen? Ich möchte dich ansehen.“

Statt ihn loszulassen, schob Kazuki kurzerhand einen Arm unter Kous angewinkelte Beine, hob ihn hoch und trug ihn zum Bett, wo er sich mit ihm niederließ, ungeachtet dessen, dass sie beide verschwitzt und klebrig waren. Er legte sich neben ihn und legte die Hand auf seine Hüfte, zog ihn jedoch nicht zu nah an sich heran, damit Kou ihn auch ohne Brille ansehen konnte, ohne davon Kopfschmerzen zu bekommen.

„Ich denke nicht, dass du im Moment sitzen oder hocken kannst...“ erklärte er sein Handeln, ein kleines Schmunzeln huschte über seine Lippen. „Ich kümmere mich gleich darum.“

Kou strich mit den Fingerspitzen über Kazukis Wange, die nicht nur vom Schweiß feucht war, wie er an seinen leicht geröteten Augen erkannte.

„Kazu... Was hat es mit der Maske auf sich? Sie ist anders als die, die du im Seven Ravens getragen hast“, fragte er sanft.

Kazuki zögerte, er genoss die Berührung mit geschlossenen Augen, bevor er die richtige Antwort fand.

„Sie ist mein Schutz. Die Phönix-Maske ist nicht die richtige, um dich zu bestrafen, dafür benötige ich eine andere, um... die nötige emotionale Distanz aufzubauen“, antwortete er schließlich. „Die Ledermaske fühlte sich dafür richtig an.“

„Emotionale Distanz für die Bestrafung?“ hakte Kou nach, ein wenig verwirrt.

Kazuki legte seine eigene Hand auf die von Kou auf seiner Wange und hielt sie fest. „Ich liebe dich so sehr, dass ich es mir anders nie verzeihen würde, dir so wehzutun, wie ich es getan habe. Ich muss diese Barriere aufbauen, mit so wenig direktem Körperkontakt wie möglich, in eine andere Rolle schlüpfen als die, die ich sonst als dein Dom inne habe. Hätte ich meine Handschuhe gefunden, hätte ich sie ebenfalls angezogen.“

„Damals im Velvet hattest du diese Maske nicht, aber die Handschuhe... War die Gerte heute der Ersatz?“

„Ich habe die Ledermaske damals auf die Schnelle nicht gefunden, allerdings trage ich sie auch nicht unbedingt in Clubs, egal aus welchem Grund ich dort bin. Kyōi hat schließlich einen Ruf zu verlieren. So wusste jeder, wem du gehörst und dass du dich mir unterworfen hast.“ Kazuki schmunzelte bei der Erinnerung an die Nacht kurz nach Weihnachten. „Die Gerte hätte ich auch mit Handschuhen verwendet, ich brauchte heute extra viel Distanz, sonst hätte ich es nicht durchgezogen.“

Kou sah ihn aufmerksam an. Er war erstaunt und froh über Kazukis Offenheit, die Verletzlichkeit überraschte ihn und er ärgerte sich ein wenig, dass er bisher nie darüber nachgedacht hatte, wie Kazuki ihre Sessions verarbeitete, da er immer alles unter Kontrolle zu haben schien. Er nagte an seiner Unterlippe, unsicher, was er dazu sagen sollte, auch wenn es ihm sonst nie an mitfühlenden Worten mangelte.

„Honey, zerdenke es nicht.“ Kazuki küsste seine Handfläche. „Sag mir nur eins... Habe ich es übertrieben? Du wirst in den nächsten Tagen einen furchtbar blauen Hintern haben und dazu sicher Fragen beantworten müssen... Nao häutet mich dafür nicht, oder?“

Kou schüttelte den Kopf. „Es könnte so wirken, dass du überreagiert hast, aber ich sehe das nicht so. Ich habe Bockmist gebaut und mein Dom hat mich dafür bestraft. Du hast gewartet, bis mein Körper sich genug vom Piercing erholt hatte und wahrscheinlich die ganze Woche geplant, was du mit mir anstellst, weil du nichts ohne Planung tust, aber auch weißt, was du mir zutrauen kannst. Ich war allerdings an meinem Limit, als du aufgehört hast, mehr hätte ich nicht ausgehalten.“

Kazuki nickte zum Verständnis, der Blick sanft und so voller Liebe, dass es ein Kribbeln in Kous Bauch auslöste.

„Du bist großartig, Honey. Und so verschmiert wie du bist, ist das nicht nur mein Sperma an deinen Beinen...“

„Das wäre selbst für dich etwas viel, ja.“ Kou kicherte leise. „Nao wird dich nicht häuten, eher wird er mir noch eins drauf geben, weil ich die Bestrafung verdient habe. Ich kann dir aber nicht sagen, was Hotaru davon hält, du hast seinen Schützling beschädigt.“

Der Ältere grunzte amüsiert, zog ihn schließlich an sich und küsste ihn innig.

„Ich sollte mich um den Rest der Nachsorge kümmern... Verzeih, ich stehe heute etwas neben mir...“

„Es gehört auch zur Nachsorge, über Gefühle und Sorgen zu sprechen, Kazu. Es ist alles gut und du hattest in letzter Zeit viel um die Ohren, du brauchst auch Nachsorge, nicht nur ich.“ Kou kraulte seinen Nacken. „Lass uns duschen, dann solltest du meinen Hintern mit irgendeinem Wundermittel einreiben, damit ich schlafen kann. Auf dem Bauch, auf dir, weil ich brauche dich ebenso sehr wie du mich brauchst, Liebster und ich bin gerne deine Gewichtsdecke.“

„Du bist schwerer als jede Gewichtsdecke, das weißt du schon, oder?“ entgegnete Kazuki amüsiert, rollte sich aus dem Bett und half ihm beim Aufstehen.

„Premium Gewichtsdecke mit eingebauter Wärmefunktion.“ Kou schmiegte sich an ihn. „Ich glaube, du musst mich tragen, meine Beine sind immer noch Pudding.“

„Alles, was du dir wünschst, mein süßer Prinz.“

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